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Meldungen zu Phosphor-Rückgewinnung aus Klärschlamm 2018

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August 2018
Zum Status quo der Phosphat-Rückgewinnung aus Klärschlamm 
Bericht Verfahrenstechnische Marktanalyse für die Phosphorrückgewinnung aus dem Abwasserpfad (revidierte Version Juli 2018) Schweiz 
Kennblätter zur Phosphor-Rückgewinnung überreicht 
Zweites „Leben“ für Phosphor: Wie Phönix aus der Klärschlammasche 
DBU fördert Verfahren zur Rückgewinnung von Phosphor aus Klärschlammasche 
Bericht Verfahrenstechnische Marktanalyse für die Phosphorrückgewinnung aus dem Abwasserpfad (Mai 2018)
Projekt zu Kleinkläranlagen zur Phosphorrückgewinnung  
Nachhaltige Rohstoffquelle: Phosphor aus Klärschlamm 
DDP: Phosphor-Rückgewinnung auf Klär-Anlagen über Abwassergebühren finanzierbar 
Rückgewinnung aus Abwasserströmen  
Januar 2018
Kommunaler Klärschlamm als klimaneutraler Energieträger und Phosphor-Ressource für Mittelhessen 
deutsche-phosphor-plattform: Bericht zum Besuch bei der Schmelzvergasungs-Anlage in Nürnberg
Phosphatrückgewinnung – ein Weg zur strategischen Rohstoffsicherung
Umweltministerium fördert Projekt zur Phosphorrückgewinnung

Zum Status quo der Phosphat-Rückgewinnung aus Klärschlamm

Auch wenn der für 2030 angekündigte „Peak Phosphorous“ (ab diesem Zeitpunkt soll die Förderung von natürlichem Phosphorit abnehmen) vielen Fachleuten zufolge einer sachlichen Grundlage entbehrt, ist die Rückgewinnung von Phosphor aus abwassertechnischen Anlagen sowohl aus strategischen Gründen als auch hinsichtlich der Qualität der Phosphate sinnvoll. Gegenwärtig existieren rund 70 Verfahren.
Um einerseits die strategische Abhängigkeit zu reduzieren, andererseits der zunehmenden Schwermetallbelastung von Rohphosphaten zu begegnen, setzen Deutschland und die Schweiz vermehrt auf die Rückgewinnung von Phosphaten aus Klärschlamm. Welche Verfahren dafür zur Verfügung stehen beschreibt das Statuspapier „Phosphatrückgewinnung“, das die Processnet-Fachgruppe „Rohstoffe“ erarbeitet hat. Dabei geht es sowohl um die unterschiedlichen technologischen Methoden, von denen derzeit nur wenige im industriellen Maßstab verfügbar sind, wie auch um Fragen der Wirtschaftlichkeit und der gesetzlichen Voraussetzungen.

Klärschlamm als sekundäre Phosphat-Rohstoffquelle
Zunächst ein Blick auf die chemisch-physikalischen Gegebenheiten: Ein Großteil des in die Nahrungskette eingespeisten Phosphats liegt als Phytat (C6H18O24P6) vor, aus dem es in Ermangelung des Enzyms Phytase vom menschlichen Organismus nicht abgespalten werden kann. In der …mehr:

https://www.process.vogel.de/zum-status-quo-der-phosphat-rueckgewinnung-aus-klaerschlamm-a-708769/?cmp=nl-254&uuid=1DC4B9E7-1718-4A70-B3EA-0C6A17F0F654

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Bericht Verfahrenstechnische Marktanalyse für die Phosphorrückgewinnung aus dem Abwasserpfad (revidierte Version Juli 2018) Schweiz

Die seit 2016 geltende Verordnung über die Vermeidung und die Entsorgung von Abfällen (VVEA) schreibt vor, dass Phosphor aus Abwasser bis spätestens 2026 zurückgewonnen werden muss. Dazu bieten sich verschiedene Technologien an, von denen bis heute allerdings noch keine realisiert ist.
Damit die Schweiz effiziente Verfahren für die Rückgewinnung von Phosphor erhält, wurde im Herbst 2017 eine Plattform für den Dialog interessierter Kreise geschaffen. Dazu gehören die Betreiber von ARAs und Klärschlammverbrennungsanlagen, welche mehr als 60% des Schweizer Klärschlammanfalls repräsentieren, und auch betroffene Verbände. Die Plattform will den Betroffenen Grundlagen für die anstehenden Verfahrensentscheide liefern und hat dazu eine «Verfahrenstechnische Marktanalyse für die Phosphorrückgewinnung aus dem Abwasserpfad», kurz VTMA, durchgeführt. Der Schlussbericht zur VTMA steht hier zum Download zur Verfügung.

https://www.vsa.ch/startseite/schnelleinstieg/

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Kennblätter zur Phosphor-Rückgewinnung überreicht

Im Rahmen der IFAT wurden am 17.05.2018 die Verfahrenskennblätter zur Phosphor-Rückgewinnung der Staatssekretärin aus dem hessischen Umweltministerium, Dr. Beatrix Tappeser und dem Staatssekretär aus dem rheinland-pfälzischen Umweltministerium, Dr. Thomas Griese überreicht. Die Verfahrenskennblätter wurden im Rahmen des DBU-Vorhabens „Phosphorrückgewinnung: wer, wie, was? – Umsetzung einer zielgruppenorientierten Kommunikationsstrategie“ entwickelt und wurden auf der IFAT das erste Mal vorgestellt.
Neben Informationen zu den aktuell verfügbaren Technologien der Phosphor-Rückgewinnung aus Klärschlamm und -aschen sind Angaben zu bereits realisierten Referenzanlagen und den erzeugten Phosphor-Rezyklaten enthalten. Die Datenblätter werden ab jetzt laufend in Zusammenarbeit mit Experten von Ingenieurbüros und den Verfahrensanbietern auf den neuesten Stand gebracht. Damit steht den Betreibern von Kläranlagen, die künftig zur Phosphor-Rückgewinnung verpflichtet sind, ein stets marktaktuelles Kompendium zur Verfügung, das als Entscheidungsgrundlage für die Auswahl des geeigneten Rückgewinnungsverfahrens dienen soll.
Staatssekretärin Dr. Tappeser bedankte sich für die Ausarbeitung der DPP: „Phosphor ist ein endlicher Stoff und gleichzeitig für alle Lebensprozesse essentiell. Kommunen, die sich um die Rückgewinnung von Phosphor bemühen, schonen unsere natürlichen Ressourcen und gehen damit einen zukunftsweisenden Weg. In Hessen stehen wir in engem Austausch mit den Betreibern von Kläranlagen, Klärschlammverbrennungs- und Phosphorrückgewinnungsanlagen. Ziel ist es, gemeinsam kluge regionalbezogene Lösungen zu finden und die anfallenden Klärschlämme als Rohstoffquelle für Phosphor zu etablieren. Dabei sind die technischen Kennblätter eine gute ergänzende Hilfe.“ …mehr:

https://www.deutsche-phosphor-plattform.de/pressemitteilung-kennblaetter-zur-phosphor-rueckgewinnung-ueberreicht/

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Zweites „Leben“ für Phosphor: Wie Phönix aus der Klärschlammasche

DBU unterstützt Verfahren zur Düngergewinnung mit 119.000 Euro – Als fertiges Produkt einsetzbar
Phosphor fördert in Form von Phosphat das Pflanzenwachstum und ist oft die Basis für Dünger. Doch der Abbau des Mineralstoffs birgt viele Probleme. Das macht die rund zwei Millionen Tonnen Klärschlamm, die in Deutschland pro Jahr anfallen und recyclingfähiges Phosphor enthalten, zu einer wichtigen Quelle. Mit der Firma Seraplant (Haldensleben) und der Materialforschungs- und Prüfanstalt an der Bauhaus-Universität Weimar hat die Firma Glatt Ingenieurtechnik (Weimar) eine Möglichkeit gefunden, phosphorhaltigen Dünger aus der Asche verbrannten Klärschlamms zu erzeugen. Dabei wird in einem zweistufigen Verfahren aus der Asche ein pflanzenverfügbares Düngergranulat gefertigt. So lässt sich der Kreislauf des Phosphors schließen. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) unterstützt das Projekt fachlich und finanziell mit rund 119.000 Euro. DBU-Experte Dr. Maximilian Hempel: „Hier zeigt sich, wie Phosphor nicht nur umweltverträglich zurückgewonnen, sondern in Form eines marktfähigen Produktes direkt eingesetzt werden kann.“

Von der Klärschlammasche zum Dünger in zwei Schritten
Würde der in Deutschland anfallende Klärschlamm getrocknet, läge sein Gewicht bei rund zwei Millionen Tonnen pro Jahr – rund 60.000 Tonnen davon seien Phosphor, der lebensnotwendige Stoff für alle Organismen. „Bisher wird jedoch weniger als die Hälfte des Klärschlamms und damit seiner wertvollen Inhaltsstoffe genutzt. Das wollen wir mit unserem Verfahren ändern“, so Projektleiter Dr. Lars Leidolph von Glatt Ingenieurtechnik. In dem von seiner Firma entwickelten Verfahren wird in zwei Hauptverfahrensschritten aus der Asche des verbrannten Klärschlamms einsatzbereiter Standarddünger. Zunächst wird der Asche Phosphorsäure hinzugefügt, um die Phosphatumwandlung anzustoßen. Ohne diesen Schritt könnten die in der Asche enthaltenen Nährstoffe nicht von den Pflanzen aufgenommen werden. Indem die Minerale mit der Säure reagieren, entstehen für Pflanzen verfügbare und daher für die Düngemittelindustrie interessante Phosphate. Der Mischung aus Feststoff und Flüssigkeit (Suspension) können bei Bedarf weitere Nährstoffe in flüssiger sowie fester Form oder zusätzliche Phosphatquellen zugesetzt werden. Zudem ist das Verfahren für unterschiedliche Aschen geeignet. Anschließend wird die Suspension granuliert, sodass am Ende phosphorhaltiger Dünger entsteht. „Der so gewonnene Dünger entspricht den gesetzlichen Anforderungen und kann direkt in der Landwirtschaft verwendet werden“, so Leidolph weiter.

Bisherige Probleme durch zweistufiges Verfahren gelöst
Ein wichtiger Vorteil des Verfahrens sei die einfache technische Umsetzbarkeit. Zudem würde kein Rohphosphat sowie weniger Energie benötigt, und es entstünden keine Abfälle. Hempel: „Die Grundidee des Verfahrens wird schon länger getestet. Doch bisher verhinderten technische Probleme, dass es auch eingesetzt wird.“ Unkontrollierte Reaktionen der einzelnen Bestandteile, die schwankende Qualität des Düngers und schneller verschleißende Anlagen hätten aufgrund des zweistufigen Aufbaus im Rahmen des Projektes beseitigt werden können. Darüber hinaus können Schwankungen in der Zusammensetzung der Klärschlammaschen einfach ausgeglichen werden, indem die Rezeptur angepasst werde. Das sichere eine gleichbleibend hohe Qualität. Nun seien die Projektpartner dabei, das Verfahren in die industrielle Anwendung zu überführen. Zudem soll getestet werden, ob beispielsweise auch Gülle oder andere Stoffe mithilfe des Verfahrens in Dünger umgewandelt werden können. „Mit dem neuen Verfahren kann wirkungsvoll eine Lücke im Phosphor-Kreislauf geschlossen werden, die einen nachhaltigen Umgang mit dem Stoff bisher erschwert hat“, fasst Hempel zusammen.

Zum Hintergrund:
Phosphor ist Teil unserer Lebensgrundlage und kann nicht durch andere Stoffe ersetzt werden. Er fördert beispielsweise das Wachstum von Pflanzen, weshalb große Mengen davon als Dünger in der Landwirtschaft eingesetzt werden. Bisher wird Phosphor im Tagebau abgebaut. Doch das hat große Auswirkungen auf die Umwelt, findet häufig in Ländern mit schwieriger politischer Lage statt und benötigt viel Energie. Zudem ist er häufig mit Schadstoffen belastet. Über unsere Nahrung landet ein großer Teil des Phosphors schließlich im Klärschlamm. Dieser kann jedoch nicht mehr ohne weiteres in der Landwirtschaft wiederverwendet werden, da er häufig zu viele Schadstoffe enthält. Zwar gibt es alternative Rückgewinnungs-Verfahren. Sie benötigen bisher jedoch große Mengen Chemikalien und Energie.
So lange Phosphor nicht wiederverwendet wird, besteht die Gefahr, eine der von internationalen Experten definierten Belastungsgrenzen des Erdsystems zu überschreiten und die Chance zu verpassen, die 2015 beschlossenen globalen nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen langfristig zu erreichen. Sie sollen eine nachhaltige Entwicklung auf ökonomischer, sozialer sowie ökologischer Ebene sichern.

Weitere Informationen:
https://www.dbu.de/123artikel37663_2442.html

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DBU fördert Verfahren zur Rückgewinnung von Phosphor aus Klärschlammasche

Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) unterstützt ein Verfahren zur Phosphorrückgewinnung aus Klärschlammasche mit rund 119.000 Euro. Mit der Firma Seraplant aus Haldensleben und der Materialforschungs- und Prüfanstalt an der Bauhaus-Universität Weimar hat die Firma Glatt Ingenieurtechnik aus Weimar eine Möglichkeit gefunden, phosphorhaltigen Dünger aus der Asche zu erzeugen, teilte die DBU mit. Dabei werde in einem zweistufigen Verfahren ein pflanzenverfügbares Düngergranulat gefertigt.
Würde der in Deutschland anfallende Klärschlamm getrocknet, läge sein Gewicht bei rund zwei Millionen Tonnen pro Jahr…mehr:

https://www.euwid-wasser.de/news/wirtschaft/einzelansicht/Artikel/dbu-foerdert-verfahren-zur-rueckgewinnung-von-phosphor-aus-klaerschlammasche.html

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Bericht Verfahrenstechnische Marktanalyse für die Phosphorrückgewinnung aus dem Abwasserpfad (Mai 2018)

Die seit 2016 geltende Verordnung über die Vermeidung und die Entsorgung von Abfällen (VVEA) schreibt vor, dass Phosphor aus Abwasser bis spätestens 2026 zurückgewonnen werden muss. Dazu bieten sich verschiedene Technologien an, von denen bis heute allerdings noch keine realisiert ist.
Damit die Schweiz effiziente Verfahren für die Rückgewinnung von Phosphor erhält, wurde im Herbst 2017 eine Plattform für den Dialog interessierter Kreise geschaffen. Dazu gehören die Betreiber von ARAs und Klärschlammverbrennungsanlagen, welche mehr als 60% des Schweizer Klärschlammanfalls repräsentieren, und auch betroffene Verbände. Die Plattform will den Betroffenen Grundlagen für die anstehenden Verfahrensentscheide liefern und hat dazu eine «Verfahrenstechnische Marktanalyse für die Phosphorrückgewinnung aus dem Abwasserpfad», kurz VTMA, durchgeführt. Der Schlussbericht zur VTMA steht hier: https://www.vsa.ch/de/publikationen/gratis-download/ zur Verfügung zum Download zur Verfügung.

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Projekt zu Kleinkläranlagen zur Phosphorrückgewinnung

Kleinkläranlagen neuen Typs sollen den Menschen im westafrikanischen Burkina Faso bald eine deutliche Verbesserung ihrer Lebenssituation bringen.Mithilfe von Pflanzenkohle soll Phosphor aus dem Abwasser zurückgewonnen und als Bodendünger verwendet werden.Entwickelt und umgesetzt hat das Konzept die Firma Ökoservice (Denkendorf) gemeinsam mit der TU Hamburg-Harburg (TUHH) und lokalen Partnern vor Ort wie ClimateSol.Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) fördert sie dabei fachlich und finanziell mit rund 121 000 Euro.
Bei diesem Typ von Kleinkläranlangen könne generell auf die Vorklärung verzichtet werden, weshalb dort kein hochbelasteter Fäkalschlamm anfalle.Da somit die Nachbehandlung entfalle und die Anlage außerdem deutlich kompakter als andere gebaut werden könne, würden sich deutliche Kostenvorteile und ein geringerer ökologischer Fußabdruck ergeben, erläutert Projektleiter Jörg Fingas von der TUHH.Im Rahmen des Projektes sei eine bestehende Anlage an die speziellen Bedürfnisse in Burkina Faso angepasst worden.„Das Besondere ist, dass wir dem Klärschlamm regionale Pflanzenkohle hinzugegeben haben.Die bleibt beim Kochen über, wird aus den Schalen des Wüstendattelbaums gewonnen und ist ein Abfallprodukt der Ölherstellung“, so Fingas weiter.Auf der Kohle lagere sich der im Schmutzwasser enthaltene Phosphor und Biomasse ab.Deshalb könne sie anschließend gezielt als Dünger eingesetzt werden und nährstoffarme Böden wieder fruchtbarer machen.Das Wasser sei am Ende soweit gereinigt, das damit
Abwasserpakt verstärkt, der ebenfalls am 15.Mai Felder bewässert werden können.Ausgelegt sei die getestete Anlage für einen Haushalt mit bis zu zwölf Personen.Es sei jedoch möglich, sie in Größen für bis zu 5000 Menschen zu bauen.

Den ganzen Artikel lesen Sie In der Korrespondenz Abwasser Heft 6-2018

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Nachhaltige Rohstoffquelle: Phosphor aus Klärschlamm

Dünger der Zukunft

Obwohl Phosphor ein wertvoller und begrenzter Rohstoff ist, wird er in großen Mengen als Bestandteil von Klärschlammaschen deponiert. Die Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) entwickelt thermochemische Verfahren, mit denen der Nährstoff aus Klärschlammasche zurückgewonnen und in modernen Düngemitteln wiederverwendet werden kann.
Auf der Hannover Messe präsentierten die Wissenschaftler ihre Ergebnisse und erklärten, dass thermisch aufbereiteter Klärschlamm sich besonders gut zur Rückgewinnung von Phosphor eigne. Klärschlamm enthält hohe Konzentrationen des Nährstoffs und lässt sich gut recyceln, so BAM-Wissenschaftler Dr. Christian …mehr:

https://www.laborpraxis.vogel.de/nachhaltige-rohstoffquelle-phosphor-aus-klaerschlamm-a-710787/?cmp=nl-297&uuid=1DC4B9E7-1718-4A70-B3EA-0C6A17F0F654

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DDP: Phosphor-Rückgewinnung auf Klär-Anlagen über Abwassergebühren finanzierbar

Am 3. Oktober 2017 trat mit Veröffentlichung im Bundesgesetzblatt die neue Klärschlammverordnung in Kraft. Für die Deutsche Phosphor-Plattform DPP e.V. sind allerdings noch zahlreiche Fragestellungen zur Umsetzung auch hinsichtlich der Finanzierung der für die Phosphor-Rückgewinnung erforderlichen Maßnahmen offen.
Die Neufassung der Verordnung verpflichtet ab dem Jahr 2029 Kläranlagen mit einer Ausbaugröße von mindestens 100.000 Einwohnerwerten (EW) und ab 2032 Anlagen mit einer Ausbaugröße über 50.000 EW zur Phosphor-Rückgewinnung aus dem Klärschlamm. Diesen Kläranlagen ist dann auch die Verwertung von Klärschlamm in der Landwirtschaft bzw. im Landschaftsbau untersagt. Bis Ende…mehr:

http://recyclingportal.eu/Archive/37709

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Rückgewinnung aus Abwasserströmen

Aktuelle Veröffentlichung der INCOPA in englischer Sprache zum Thema
Phosphat – Rückgewinnung aus Abwasserströmen („Recover nutrient from waste streams“)
Juni 2017.
http://incopa.org/images/Documents/Recover_nutrient_process_and_product_criteria_needed_June2017.pdf
Eine deutsche Übersetzung befindet sich in Arbeit und wird an dieser Stelle veröffentlicht.
Nähere Informationen geben wir Ihnen gerne auf Anfrage !
http://www.kronosecochem.com/ehome_de.nsf/Kontakt?OpenForm&ParentUNID=EA333D0B52EFC59A85258146004E1A5F

http://www.kronosecochem.com/ehome_de.nsf/index?OpenFrameset

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Kommunaler Klärschlamm als klimaneutraler Energieträger und Phosphor-Ressource für Mittelhessen

Die Präsentation lesel Sie unter:
https://umwelt.hessen.de/sites/default/files/media/hmuelv/theilen_wetzlar_giessen_schlitz_2folien.pdf

Autoren:
Prof. Dr.-Ing. Ulf Theilen, THM
Prof. Dr. Harald Weigand, THM
Dipl.-Ing. Clemens Abel, MWB
Dipl.-Ing. Matthias Funk, SWG

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deutsche-phosphor-plattform: Bericht zum Besuch bei der Schmelzvergasungs-Anlage in Nürnberg

Am 27.09.2017 fand in Nürnberg die Besichtigung der Schmelzvergasungs-Demoanlage statt.
Das Klärwerk 1 ist das größere der beiden Nürnberger Großklärwerke. Es ist auf 1,4 Millionen Einwohnerwerte ausgelegt und wurde im Jahr 1931 in Betrieb genommen. Ab 1956 gab es laufende Erweiterungen und Anpassungen zur Erhöhung der Reinigungsleistung. Heute ist das Klärwerk 1 eine zweistufige biologische Kläranlage (Belebung/Belebung) mit nachgeschaltetem Abwasserfilter

Seit Juli 2016 läuft am Standort der Kläranlage die Demoanlage der Schmelzvergasung. Der getrocknete und brikettierte Klärschlamm wird bei 1750-1900°C zu Eisen und Schlacke geschmolzen. Mit der Pilotanlage soll die technische und betriebliche Umsetzbarkeit des Verfahrens überprüft und die Basisdaten für den Bau einer Großanlage ermittelt werden. Ziel ist es, neben den optimalen Betriebsparametern auch die Wirtschaftlichkeit des Verfahrens zu bestätigen. Auf der Grundlage der ermittelten Daten lässt sich dann eine Entscheidung zum Bau einer Großanlage zur Verwertung des in Nürnberg und den Städtepartnern Erlangen, Fürth, Schwabach und der übrigen Region anfallenden Klärschlamms treffen.
Der Testlauf wurde abgeschlossen, aktuell wird innerhalb des Konsortiums des ‚Klärschlammverwertung Region Nürnberg [KRN-MephRec]‘ Forschungsvorhabens über das weitere Vorgehen diskutiert.

https://www.deutsche-phosphor-plattform.de/dpp-vor-ort-nuernberg/

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Phosphatrückgewinnung – ein Weg zur strategischen Rohstoffsicherung

Um einerseits die strategische Abhängigkeit zu reduzieren, andererseits der zunehmenden Schwermetallbelastung von Rohphosphaten zu begegnen, setzen Deutschland und die Schweiz vermehrt auf die Rückgewinnung von Phosphaten aus Klärschlamm, aber auch tierischen Nebenprodukten. Welche Technologien dafür zur Verfügung stehen, beschreibt das Statuspapier „Phosphatrückgewinnung“, das die ProcessNet-Fachgruppe „Rohstoffe“ erarbeitet hat. Voraussetzung für die Umsetzung ist das Zusammenwirken aller Akteure vom Gesetzgeber über die Landwirtschaft bis zum Technologieentwickler.

Phosphat ist ein essentieller Rohstoff für die Landwirtschaft. Deutschland verfügt jedoch nicht über eigene Ressourcen. Der Ausstieg Deutschlands aus der bodenbezogenen Klärschlammverwertung und die Rückgewinnung von Phosphor zur Nutzung heimischer Phosphatquellen ist nicht nur ein Beitrag zur Kreislaufwirtschaft und Ressourcenschonung. Auch, wenn der für 2030 angekündigte „Peak Phosphorous“, nach dem die Förderung abnehmen soll, den Experten zufolge einer sachlichen, lagerstättenkundlichen Grundlage entbehrt, ist die Rückgewinnung von Phosphor sowohl aus strategischen Gründen als auch hinsichtlich der Qualität der Phosphate sehr sinnvoll.

Das Papier, an dessen Erarbeitung Experten aus Forschung und Industrie beteiligt waren, umreißt die Anforderungen, die ein zukunftssicherer ganzheitlicher Ansatz dafür erfüllen muss. Er setzt die Zusammenarbeit aller beteiligten Akteure vom Gesetzgeber über die Landwirte und die Abwasserwirtschaft bis zu den Forschern und Technologieentwicklern voraus. Dabei geht es sowohl um technologische Methoden, von denen derzeit nur wenige im industriellen Maßstab verfügbar sind, wie auch um Fragen der Wirtschaftlichkeit und der gesetzlichen Voraussetzungen.

Zwar steht gerade in der Klärschlammaufarbeitung eine breite Palette an Technologien zur Verfügung; doch um qualitativ hochwertige Dünger zu produzieren, müssen einerseits alle Verunreinigungen – neben Schwermetallen auch organische Spurenverbindungen etc. – entfernt werden, andererseits muss die Bioverfügbarkeit der Produkte gegeben sein. Das heißt, Pflanzen müssen in der Lage sein, die Verbindungen aufzunehmen und zu verwerten. Zu den technischen Herausforderungen kommen gesetzliche Rahmenbedingungen. Während die gerade in Kraft getretene neue Klärschlammverordnung die technischen Aufbereitungswege weitgehend offenlässt, müssen die Produkte die Zulassung gemäß der Düngemittelverordnung durchlaufen.

ProcessNet ist die deutsche Plattform für Verfahrenstechnik Chemieingenieurwesen und Technische Chemie. Hier treffen sich über 5.000 Mitglieder aus Wissenschaft, Wirtschaft und Verwaltung, um Erfahrungen auszutauschen, aktuelle Fragestellungen zu diskutieren und neue wissenschaftliche Trends zu identifizieren. ProcessNet ist eine gemeinsame Initiative von DECHEMA und VDI-GVC. Mehr unter www.processnet.org

Weitere Informationen:
http://www.dechema.de/studien – kostenfreier Download des Statuspapiers

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Umweltministerium fördert Projekt zur Phosphorrückgewinnung

Für Betreiber von Klärschlammanlagen wird es zukünftig immer wichtiger, den im Klärschlamm enthaltenen Phosphor zurückzugewinnen.
Das Bundesumweltministerium fördert ein Pilotprojekt zur Rückgewinnung von Phosphor aus der Klärschlammverbrennung. Das Hamburger Unternehmen Vera Klärschlammverbrennung erhält mehr als 3 Millionen Euro aus dem Umweltinnovationsprogramm, um jedes Jahr rund 1.600 t Phosphor aus Klärschlammasche zurückzugewinnen.
Hamburg – Ab 2029 sind Kläranlagen mit einem Volumen ab 50.000 Einwohnern zur Phosphorrückgewinnung aus ihren Anlagen verpflichtet. Die gesamte Abwasserbranche muss sich deshalb in den nächsten Jahren mit Projekten wie dem von Vera Klarschlammverbrennung auseinandersetzen. In der Verbrennungsanlage des Unternehmens werden etwa 125.000 t Klärschlamm pro Jahr verbrannt. Mehr:

https://www.process.vogel.de/umweltministerium-foerdert-projekt-zur-phosphorrueckgewinnung-a-652768/?cmp=nl-254&uuid=1DC4B9E7-1718-4A70-B3EA-0C6A17F0F654

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Meldungen zur Spurenstoff-Elimination 2018

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Dezember 2018
BDEW-Studie: Alternative zur 4. Reinigungsstufe 
Welcher Biotest für hormonaktive Stoffe im Gewässerschutzlabor? 
Oktober 2018
DDD: Abgabe soll 4. Klärstufe in Kläranlagen finanzieren 
Projekt CWPharma untersucht Auswirkungen von Arzneimitteleinträgen in die Ostsee 
Vierte Reinigungsstufe in der Abwasserreinigung 
Untersuchungen zur PAKDosierung vor einen MBBR in Schweden  
Schlussbericht Pilotversuch STEP de Penthaz  
VSAEmpfehlung „Definition und Standardisierung von Kennzahlen für Verfahren zur Elimination von organischen Spurenstoffen in ARA“ ist publiziert  
Projekte zur Aktivkohle  
Verfahrensüberblick zur Abtrennung der Aktivkohle in Arbeit  
Umfassender Verfahrensüberblick zur biologischen Nachbehandlung bei der Ozonung publiziert  
ReTREAT-Projekt abgeschlossen und Schlussberichte publiziert  
Erarbeitung Überwachungskonzept Ozonung  
Planung des Kantons Tessin zur Elimination von Mikroverunreinigungen  
PAK aus Trinkwasseraufbereitung wiederverwerten auf ARA  
VSA-Fachtagung „Abwassermesstechnik im Zeitalter der Digitalisierung“  
August 2018
Umweltbelastung durch Spurenstoffe des täglichen Lebens: Welche Klärtechnik hilft? 
EAWAG: Granulierte Aktivkohle als attraktive Alternative  
Spurenschadstoffe im Wasser: Welche Klärtechniken Fischen helfen 
Mikroschadstoffe in Gewässern: Reduzieren, doch wie finanzieren? 
Neue Hochrechnung: So teuer wird die 4. Reinigungsstufe 
UBA stellt Empfehlungen gegen Mikroverunreinigungen in Gewässern vor 
Forscher entdecken Abbau des Arzneimittels Diclofenac in Bodenproben 
Mai 2018
Mit Ozon und Aktivkohle gegen Mikroschadstoffe  
Elimination von Mikroverunreinigungen auf ARA -Einflüsse auf die Verfahrenswahl
Was kostet die 4. Reinigungsstufe in Kläranlagen wirklich? 
Biologische Nachbehandlung von kommunalem Abwasser nach Ozonung – ReTREAT 
Betriebserfahrungen mit Aktivkohleanlagen 
Neue IOW-Studie: Birgt Mikroplastik zusätzliche Gefahren durch Besiedlung mit schädlichen Bakterien? 
Januar 2018
Der Pilotversuch auf der ARA Fribourg (PAK-Dosierung auf den nitrifizierenden Biofilter) ist abgeschlossen.  
Artikel „Elimination von Mikroverunreinigungen auf ARA – aktueller Stand der Verfahren und künftige Entwicklungen“
Hochleistungsadsorbenzien im kontinuierlichen Prozess als nachhaltige Alternative für die vierte Reinigungsstufe

 


BDEW-Studie: Alternative zur 4. Reinigungsstufe

Wie lassen sich Spurenstoffe im Wasser reduzieren? Bisher ist die Antwort darauf deutschlandweit eine 4. Reinigungsstufe in Kläranlagen zu installieren. Die Beratungsgesellschaft Civity Management stellt nun in einer neuen Studie eine Alternative vor, die günstiger sein soll.
Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) hat eine Studie veröffentlicht, die die Kosten und eine verursachungsgerechte Finanzierung einer 4. Reinigungsstufe in Kläranlagen untersucht. Hintergrund sind Forderungen nach einer deutschlandweiten Einführung einer so genannten 4. Reinigungsstufe in Kläranlagen.
Diese zusätzliche Klärstufe ist nach Vorstellung einiger Akteure eine geeignete Antwort auf die zunehmende Belastung der Gewässer mit Spurenstoffen, also beispielsweise Rückständen von Arzneimitteln. Neue Forschungsergebnisse zeigen allerdings, dass auch die Filtertechniken einer 4. Klärstufe nicht in der Lage sind, alle unerwünschten Stoffe vollständig aus dem Wasser zu entfernen. Zudem können durch die Filterung neue Abbauprodukte entstehen, die dann in die Gewässer gelangen. Die Techniken einer weiteren Klärstufe sind überdies kostenintensiv, sie betragen pro Jahr 1,2 Milliarden Euro. Würden die Unternehmen der Abwasserwirtschaft verpflichtet, in allen Kläranlagen eine vierte Stufe einzubauen, müssten die Investitionskosten auf die Gebührenzahler umgelegt werden.

Studienergebnis
Die vom BDEW in Auftrag gegebene Studie kommt zu dem Ergebnis, dass dies eine Erhöhung der Abwassergebühren um 17 % und mehr…

https://www.gwf-wasser.de/aktuell/23-10-2018-bdew-studie-ueber-gewaesserbelastung-steigen-abwassergebuehren-um-17/
  
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Welcher Biotest für hormonaktive Stoffe im Gewässerschutzlabor?

Das Gewässerschutzlabor des Amts für Abfall, Wasser, Energie und Luft (AWEL) baut aktuell ein System auf, um die Elimination von Mikroverunreinigungen in Zürcher Abwasserreinigungsanlagen (ARA) zu kontrollieren. Dafür wollen die Behörden einen Überblick über das Auftreten von östrogen aktiven Stoffen im Zürcher ARA-Abwasser erhalten. Diese Substanzen stellen für Gewässer ein besonderes Risiko dar, da sie bereits in Konzentrationenen <1 ng/L auf Wasserlebewesen wirken. Zur Messung stehen verschiedene ISO-validierte Biotests zur Wahl. In einem gemeinsamen Projekt ...mehr: http://www.oekotoxzentrum.ch/news-publikationen/news/welcher-biotest-fuer-hormonaktive-stoffe-im-gewaesserschutzlabor/
 
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DDD: Abgabe soll 4. Klärstufe in Kläranlagen finanzieren

Arzneimittelrückstände aus dem Trinkwasser zu filtern, ist nicht ganz billig. Die Wasserwirtschaft will die Industrie dafür zur Kasse bitten.
Die Wasserwirtschaft hält nichts davon, der steigenden Trinkwasserbelastung durch Medikamentenrückstände mittels einer 4. Reinigungsstufe in Kläranlagen zu Leibe zu rücken. Das verteuere nur die Abwassergebühren für die privaten Haushalte, entfalte auf Herstellerseite aber keinerlei Lenkungswirkung, argumentiert der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW ).
Vor dem Hintergrund lauter werdender Forderungen nach einer 4. Reinigungsstufe hatte der Verband eigener Aussage zufolge eine Kostenstudie bei der Hamburger Beratungsgesellschaft Civity Management Consultants in Auftrag gegeben. Danach würde eine weitere Reinigungsstufe jährlich 1,2 Milliarden Euro kosten, was eine Anhebung der Abwassergebühren um wenigstens 17 Prozent zur Folge hätte.
Allerdings sei auch eine zusätzliche Reinigungsstufe ..mehr:

https://www.aerztezeitung.de/praxis_wirtschaft/rezepte/article/974363/wasserwirtschaft-ddd-abgabe-soll-4-klaerstufe-klaeranlagen-finanzieren.html
 
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Projekt CWPharma untersucht Auswirkungen von Arzneimitteleinträgen in die Ostsee

Forscher im von der EU finanzierten Projekt CWPharma haben damit begonnen, aktive pharmazeutische Wirkstoffe in sechs Flusseinzugsgebieten zu untersuchen, um ein besseres Bild der Eintragspfade, Emissionen und umweltrelevanten Konzentrationen von Arzneimitteln in der Ostseeregion zu erhalten. „Wir haben bereits Proben …Den vollständigen Artikel lesen Sie in der Ausgabe 40.2018 von EUWID Wasser und Abwasser, die als E-Paper und Printmedium am 2. Oktober 2018 erscheint. Die Fachzeitung informiert Leser mit knappem Zeitbudget kompakt über die relevanten Entwicklungen in der Wasser- und Abwasserbranche

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Vierte Reinigungsstufe in der Abwasserreinigung

Kohle – die Kombi macht’s: Quo vadis Spurenstoffelimination mittels Aktivkohlen

 

Aktivkohle gilt in der Abwasserreinigung als vielversprechendes Adsorptionsmaterial für eine vierte Reinigungsstufe. Teil 1 und 2 unserer Artikelserie haben Stand der Technik, aber auch Limitationen vorgestellt. Gibt es Alternativen? Eine neue ganzheitliche Lösung verwendet Silizium-basierte anorganisch-organische Hybridmaterialien.
Rückstände von Medikamenten und Pflanzenschutzmitteln oder auch Mikrokunststoffe sind für Kläranlagen ein Problem: Die gängigen drei Reinigungsstufen werden ihrer nicht Herr. Geht es nach der Meinung von Experten, soll künftig eine vierte Reinigungsstufe diese anthropogenen Spurenstoffe aus dem Trinkwasser entfernen.
Doch welche Filtermaterialien und -verfahren sind dazu geeignet? Aktivkohle gilt als vielversprechendes Adsorptionsmaterial für eine vierte Reinigungsstufe.. Doch auch sie stößt an Grenzen . Gibt es Alternativen? Mehr:

https://www.laborpraxis.vogel.de/kohle-die-kombi-machts-quo-vadis-spurenstoffelimination-mittels-aktivkohlen-a-740686/

Autor: / Redakteur: Maik Rudloff*, Adrian Frank Herbort**, Benedikt Ney*** und Prof. Katrin Schuhen et al.* / Dr. Ilka Ottleben
MEHR ZUM THEMA
Universität Koblenz-Landau Institut für Umweltwissenschaften AG Organische und Ökolog. Chemie

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Untersuchungen zur PAKDosierung vor einen MBBR in Schweden

PAKDosierung vor ein Wirbel oder Festbett
Die PAKDosierung vor ein nitrifizierendes Wirbelbettsystem (auch MBBR Moving bed biofilm reactor genannt) wurde in Schweden an der Universität Lund untersucht (nach Belebungsverfahren und Nachklärung, vor Abtrennstufe s. Abb. 6). In diesem Pilotversuch wurden 2 Reaktoren (1 Reaktor mit PAKDosierung, 1 Reaktor als…mehr:

https://www.micropoll.ch/fileadmin/user_upload/Redaktion/Dokumente/01_Berichte/05_Newsletter/Newsletter_12.pdf

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Schlussbericht Pilotversuch STEP de Penthaz

Der Schlussbericht (auf Französisch, Zusammen-fassung auf Deutsch) des Pilotversuchs auf der STEP de Penthaz mit dem Verfahren „GAK im Wirbelbett“ wurde erarbeitet und ist hier verfügbar. Ein Aqua&Gas-Artikel mit den wichtigsten Resultaten wird im Herbst publiziert. Mehr:

https://www.micropoll.ch/fileadmin/user_upload/Redaktion/Dokumente/01_Berichte/05_Newsletter/Newsletter_12.pdf
 
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VSAEmpfehlung „Definition und Standardisierung von Kennzahlen für Verfahren zur Elimination von organischen Spurenstoffen in ARA“ ist publiziert

Der Ausbau von ausgewählten ARA um eine Reinigungsstufe zur Elimination von Mikroverunreinigungen (MV) ist in vollem Gange. Um die Vergleichbarkeit von Daten zum Energieverbrauch und den Kosten zu gewährleisten hat die Plattform „Verfahrenstechnik Mikroverunreinigungen“ zusammen mit Experten aus der Praxis das vorliegende Dokument erarbeitet. Dieses Kennzahlensystem deckt einen Teilbereich der bereits bestehenden VSAKennzahlen ab und lehnt sich stark an dieses an.
Im Bericht finden sich die Erläuterungen zu den zu erhebenden Daten. Parallel dazu ist ein Excelbasiertes Tool verfügbar, das den Planern und/oder ARABetreibern dienen soll, die Daten einzugeben und auszuwerten. Das Ziel ist, diese Daten periodisch zentral zu sammeln und auszuwerten, um nationale Aussagen machen zu können. Die Plattform „Verfahrenstechnik Mikroverunreinigungen“ ist gegenwärtig daran, ein Konzept für die Datenerhebung zu erarbeiten.
Die Dokumente sind unter folgenden Links verfügbar:
– Definitionen, Erläuterungen (Link)
– ExcelTool zur Datenerfassung (Link)

Wir möchten uns herzlichst bei allen bedanken, die zu diesem Dokument beigetragen haben.
https://www.micropoll.ch/fileadmin/user_upload/Redaktion/Dokumente/01_Berichte/05_Newsletter/Newsletter_12.pdf

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Projekte zur Aktivkohle

Einkauf und Qualitätskontrolle von Pulveraktivkohle: Auswertung einer Umfrage bei PAKBetreibern
Das KomS hat in Zusammenarbeit mit der VSAPlattform eine Umfrage bei Betreibern von PAKAnlagen in BadenWürttemberg und der Schweiz durchgeführt. Erfasst wurde nach welchen Kriterien die Betreiber die PAK einkaufen und wie sie die Qualität der angelieferten PAKChargen kontrollieren. Es ist geplant, die Auswertungen in einem Zeitschriftenbeitrag zu publizieren.

GAK aus Bülach in der Schweiz reaktiviert
GAK reaktivieren in der Schweiz ist möglich! Wir haben zusammen mit der Eawag, Dolder und weiteren Interessierten das einzige Aktivkohle Reaktivierungswerk in der Schweiz besucht – die Batrec in Wimmis. Dort wurde die GAK aus dem grosstechnischen Versuch der ARA Bülach reakt iviert.

AktivkohleReaktivierung bei Batrec
Im Vergleich mit ausländischen Reaktivierungs Werken ist zur Reaktivierung von GAK aus Schweizer ARA bei Batrec keine Exportbewilligung notwendig und die Transportwege sind kurz. Deshalb ist das Interesse von ARABetreibern, Ingenieuren, Kantonsvertreter und Forschern an diesem Betrieb gross. Dabei ist die Batrec nicht als GAKReaktivierer, sondern als BatterieRecycler bekannt. Sie bietet Dienstleistungen in der SonderabfallEntsorgung an.
Unser Interesse galt dem AktivkohleOfen (siehe Abb. 4), wo die Aktivkohle über einer Lochplatte auf 850°C erhitzt wird. Im ersten Bereich des Ofens wird die Aktivkohle getrocknet. Bei der Reaktivierung werden einerseits die Schadstoffe desorbiert und andererseits die poröse Struktur der Aktivkohle durch kontrollierte Wasserdampfzufuhr erneuert (H2O + C → H2 + CO). Die Kohle ist ca. 20 Min im Ofen. Danach gelangt die reaktivierte Aktivkohle über eine Kühlschnecke und eine Siebung in Bigbags….mehr:

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Verfahrensüberblick zur Abtrennung der Aktivkohle in Arbeit

Wird zur Elimination der Mikroverunreinigungen aus dem Abwasser (Pulver)Aktivkohle eingesetzt, muss diese vor der Einleitung des gereinigten Abwassers ins Gewässer wieder möglichst vollständig abgetrennt werden. Dies ist die Hauptaufgabe der Verfahren zur Abtrennung der Aktivkohle. Da die Datengrundlage hier noch nicht sehr breit ist, werden gegenwärtig verschiedene (Abtrenn)Verfahren auf deren Abtrennleistung untersucht. Dazu wird aktuell die Thermogravimetrie (siehe Beitrag im Newsletter Nr. 8) verwendet, die speziell für die Quantifizierung von Aktivkohle im ARAAblauf entwickelt wurde. Parallel dazu ist die Plattform „Verfahrenstechnik Mikroverunreinigungen“ daran, eine Übersicht über das aktuelle Wissen möglicher AktivkohleAbtrennverfahren zu erarbeiten. Das Dokument soll, analog dem Verfahrensüberblick zur biologischen Nachbehandlung bei der Ozonung (siehe weiter oben), eine praktische Hilfestellung bei der Verfahrenswahl, und bei der Ausarbeitung des Bauprojekts sein. Das Dokument wird voraussichtlich bis Ende 2018 vorliegen.

Erfahrungsbericht SAK254Sonden publiziert
Wie stelle ich sicher, dass meine MVStufe den geforderten Reinigungseffekt von 80% gegenüber Rohabwasser zu jedem Zeitpunkt einhält? Die gesetzlich vorgeschriebenen SpurenstoffAnalysen liefern zwar relativ genaue Resultate, aber um Wochen verspätet und zu eher hohen Kosten. Sie sind somit nicht für die betriebliche Überwachung geeignet. Als Ergänzung zur direkten Analyse der zwölf Leitsubstanzen wird die Messung des spektralen Absorptionskoeffizienten (SAK) bei der Wellenlänge 254 Nanometer im Zu und Ablauf der MVStufe empfohlen. Das SAK254, also die SAKAbnahme, korreliert erfahrungsgemäss gut mit dem Mittel der Elimination der zwölf Leitsubstanzen (siehe Abb. 2), meist besser als der DOC.
Abbildung 2. Absorbanzmessung über MVStufe (GAK im Wirbelbett) im Vergleich zur Elimination des Mittelwerts der zwölf Leitsubstanzen (48h Sammelproben), Pilotversuch ARA Penthaz, gemessen mit einer einzigen SAK254Sonde (alternierend SAK254,Zulauf und SAK254,Ablauf) (Graphik Triform)
Der SAK254 kann entweder im Labor in Sammelproben oder kontinuierlich mit einer SAK254Sonde gemessen werden. Die Labormessungen geben bereits einen guten Anhaltspunkt und eignen sich für ARA, wo man den Aufwand für die Wartung der Sonden nicht auf sich nehmen möchte. Denn für ein stabiles SondenSignal ist speziell zu Beginn viel Einsatz in Form von Zeit und Manpower nötig. Die LaborSAK254Messung bedingen ein Photometer, das nicht nur das sichtbare Licht sondern auch im UVLicht messen kann.
Für ARA, die höher aufgelöste Daten wünschen, eignen sich SAK254Sonden (siehe Abb. 3). Sie wurden bereits auf einzelnen grosstechnischen Kläranlagen und bei Pilotversuchen eingesetzt. Die gesammelten Erfahrungen zu den Möglichkeiten und Grenzen der Sonden sind in einem Bericht auf Deutsch, Französisch und Italienisch zusammengefasst.

Zusammenfassung des Berichts
Bei der Ozonung kann das aus der Zu und AblaufSonde berechnete SAK254 zusammen mit anderen Parametern zur bedarfsgerechten Steuerung und Regelung eingesetzt werden. Bei AktivkohleAnlagen dient das SAK254 bisher vorwiegend als Kontrollparameter zur Erkennung von Betriebsstörungen. Eine Steuerung von AktivkohleAnlagen ist denkbar, wobei erst wenige Erfahrungen vorliegen.
Es werden SAK254Sonden mit einem Messpalt zwischen 35 mm und 100 mm empfohlen . Als geeignete Lichtquellen dienen XenonBlitzlampen, QuecksilberdampfLampen oder LED. Die Reinigung der Sonde erfolgt je nach Verwendungszweck automatisch chemisch (z.B. mit Phosphorsäure) oder automatisch mechanisch (Wischer oder Druckluft).
Erfahrungen der ARA Neugut zum Einbau der Sonden zeigen, dass die Messzelle von unten nach oben angeströmt werden soll. Zudem darf die Fliessgeschwindigkeit nicht zu gering sein und die Probenahmevorrichtung soll geneigt oder komplett senkrecht eingebaut werden, um Luftblasen zu verhindern. Die Sonden können getaucht, in einem Bypass oder direkt in der Leitung eingebaut werden.
Der Wartungsaufwand hängt von der gewünschten Genauigkeit der Messung und somit von deren Verwendungszweck ab. Nur bei sorgfältiger Qualitätssicherung liefern die Sonden ein stabiles Signal. Die Qualitätssicherung kann über den Abgleich mit SAK254Labormessungen erreicht werden, wie es beispielsweise bei der ARA Herisau gemacht wird. Sobald die Abweichung immer grösser wird (Drift), ist eine gründliche Reinigung nötig. Ein MessstellenDrift ist meist auf eine Verschmutzung oder auf eine Veränderung des Fliessregimes zurückzuführen. Falls nach der Reinigung immer noch eine Abweichung besteht, handelt es sich um einen SensorDrift und der Sensor muss neu kalibriert werden oder es müssen Verschleissteile am Sensor ausgetauscht werden (Lampen, Filter).
Es ist jedoch auch möglich, die Qualitätssicherung über den gegenseitigen Sondenabgleich (Zu und AblaufSonde) und den Abgleich zu SpurenstoffAnalysen sicherzustellen. So wird es auf der ARA Neugut umgesetzt.
Im Erfahrungsbericht sind weitere Informationen, beispielsweise zur Trübung, zur notwendigen Anzahl von Sonden, zum geeigneten Messort und zahlreiche anschauliche Beispiele enthalten.
Herzlichen Dank an alle, die beim Erfahrungsbericht mitgewirkt haben.

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Umfassender Verfahrensüberblick zur biologischen Nachbehandlung bei der Ozonung publiziert

Durch die Behandlung des kommunalen Abwassers mit Ozon wird eine grosse Bandbreite an organischen Spurenstoffen eliminiert, und die Abwasserqualität dadurch signifikant verbessert. Als Nebeneffekt können durch die Ozonung labile, toxische Reaktionsprodukte entstehen, die in einer biologisch aktiven Nachbehandlungsstufe wieder abgebaut werden müssen. Dies ist die Hauptaufgabe der Nachbehandlungsstufe nach einer Ozonung.
Die Plattform „Verfahrenstechnik Mikroverunreinigungen“ hat zusammen mit Experten aus Forschung und Praxis die vorliegende Übersicht über das aktuelle Wissen möglicher Nachbehandlungsverfahren erarbeitet (die Ergebnisse aus dem ReTREAT-Projekt – siehe vorangehender Beitrag – sind in die vorliegende Übersicht miteingeflossen). Das Dokument richtet sich an Personen, die in ein Projekt zur Spurenstoffelimination auf einer kommunalen Kläranlage involviert sind, wie Planer und Kläranlagen-Betreiber, und soll eine praktische Hilfestellung bei der Verfahrenswahl, und bei der Ausarbeitung des Bauprojekts sein.
Das Dokument ist unter folgendem Link verfügbar. Wir möchten uns herzlichst bei allen Leuten bedanken, die zu diesem Dokument beigetragen haben.

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ReTREAT-Projekt abgeschlossen und Schlussberichte publiziert

Im Rahmen des Projekts ReTREAT (durchgeführt durch die Eawag, und gefördert durch die Umwelttechnologieförderung des Bundes) wurden verschiedene Verfahren auf deren Eignung als biologische Nachbehandlung nach einer Ozonung getestet. Der Fokus lag dabei – neben allgemeinen Reinigungseffekten – insbesondere auf dem Abbau von labilen Reaktionsprodukten so-wie deren ökotoxikologischen Wirkungen.

Die Dokumente sind hier verfügbar:
-Gesamtschlussbericht ReTREAT (Link)
-Schlussbericht Teilprojekt Biotests (Link)
-Aqua & Gas Artikel (Link)

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Erarbeitung Überwachungskonzept Ozonung

Es ist bekannt, dass sich gewisse Abwässer nicht für eine Ozonung eignen, insbesondere bei bedeutenden Industrie- oder Gewerbeabwassereinleitern. In diesen Fällen können stabile, toxische Oxidationsnebenprodukte (z.B. Bromat) übermässig gebildet werden, was vermieden werden muss. Es sollen daher spätestens im Rahmen des Vorprojekts die Abklärungen zur Verfahrenseignung Ozonung durchgeführt werden (siehe VSA-Empfehlung, 2017).
Die künftigen Entwicklungen und Veränderungen im Einzugsgebiet (z.B. eine sich ändernde industrielle Aktivität) können oftmals zum Zeitpunkt der Abklärungen nur schwer abgeschätzt werden. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass einerseits anhand einer proaktiven Kommunikation alle relevanten Akteure im Einzugsgebiet darüber informiert sind, dass auf der entsprechenden Kläranlage eine Ozonung in Betrieb ist, und sich periodisch beziehungsweise bei anstehenden relevanten Veränderungen austauschen. Zudem wird empfohlen, den Betrieb der Ozonung mit geeigne-ten Parametern zu überwachen, um langfristig eine gute Abwasserqualität aufrecht zu erhalten, oder gegebenenfalls rechtzeitig eine Abweichung vom „Normalbetrieb“ feststellen zu können.
Um den Inhalt des Überwachungskonzepts mit Experten aus der Praxis zu besprechen, wurden zwei Workshops (einer in der Deutschschweiz im November 2017 und einer in der Romandie im April 2018) durchgeführt, mit Vertreterinnen und Vertretern von kantonalen Vollzugsstellen (kom-munale Abwasserreinigung, wie auch Industrie und Gewerbe), ARA Betreibern, Umweltlabore, Ingenieure und der Forschung. Das Überwachungskonzept wird basierend auf die Rückmel-dungen der Teilnehmer bearbeitet und bis Ende 2018 publiziert.

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Planung des Kantons Tessin zur Elimination von Mikroverunreinigungen

Grosstechnische Umsetzungen
Übersicht Stand der Projekte im Kanton Tessin

Die Auswahl der auszubauenden ARA im Kanton Tessin erfolgte durch die Abteilung für Gewässerschutz und Wasserversorgung (UPAAI) des Kantons Tessin aufgrund der Kriterien der Gewässerschutzverordnung. In seine Planung hat das UP-AAI eine Reihe zusätzlicher Kriterien einbezogen, so das Alter der Anlagen und ihre geplante Erneuerung, ihre Leistungsfähigkeit beim Abbau von Makroverunreinigungen (Belastung mit organischen Stoffe, Phosphor- oder Stickstoff-Verbindungen usw.), die Auswirkungen des ARA-Ablaufs auf den Vorfluter sowie frühere Untersu-chungen über das Vorhandensein von Mikroverunreinigungen in den Gewässern. Mit einer zusätzlichen Reinigungsstufe für Mikroverunreinigungen müssen demzufolge die Kläranlagen von Lugano (in Bioggio), von Pian Scairolo (in Barbengo), von Mendrisio (in Rancate) und von Chiasso (in Vacallo) ausgestattet werden. Der Kanton Tessin subventioniert den Teil der Kosten, die von den kommunalen Abwasserverbänden nach Abzug der Bundessubventionen zu tragen sind.
Im November 2017 hat das Bundesamt für Umwelt Rückmeldung zur Gesetzeskonformität der kantonalen Strategie gegeben. Dies ist ein wesentlicher Schritt für die Unterstützung durch den Bund. Zuerst sollen die Anlagen von Chiasso und Lugano ausgebaut werden (in den kommenden 3-5 Jahren), da für sie bereits wichtige Anpassungen geplant sind, während die ARA von Mendrisio und Pian Scairolo sukzessive angepasst werden sollen.

Die Situation auf der ARA Chiasso (CDACD)
Der kommunale Abwasserverband von Chiasso und Umgebung (Consorzio Depurazione Acque Chiasso e Dintorni, CDACD) steht gegenwärtig in einer Phase umfassender Veränderungen. Die Kläranlage, bestehend aus…mehr:

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PAK aus Trinkwasseraufbereitung wiederverwerten auf ARA

Einige Trinkwasseraufbereitungsanlagen setzen PAK ein. Untersuchungen der Eawag haben am Beispiel der Trinkwasseraufbereitung Muttenz gezeigt, dass diese PAK nach dem Gebrauch noch genügend Adsorptionskapazität aufweist, um im Abwasser eingesetzt zu werden.
Aber welche Schritte sind nötig, damit diese PAK auf einer ARA wiederverwertet werden kann? Wie wird die PAK optimal abgetrennt und gelagert, damit sie die qualitativen Anforderungen der ARA erfüllt? Gibt es grundsätzlich weitere PAK-Einsatzbereiche, aus denen PAK als Wertstoff für die Abwasserreinigung anfällt und kann diese eingesetzt…mehr:

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VSA-Fachtagung „Abwassermesstechnik im Zeitalter der Digitalisierung“

Der Beitrag der Plattform zum Thema „Messtechnik in der Stufe zur Elimination von Mikroverunreinigungen“ ist hier verfügbar.

Rückblick
Erstes Treffen der ERFA Ozonung und Aktivkohle

Das 1. Treffen der ERFA fand am 14. Juni im Rahmen des CC-ARA-Events statt.
Die Teilnehmer des Workshops Aktivkohle diskutierten angeregt aktuelle Themen wie beispielsweise die Beschaffung von Aktivkohle und den Filteraufbau für einen optimalen Rückhalt von PAK (Protokoll in Deutsch resp. Französisch). Das 2. Treffen der ERFA-Aktivkohle wird im Frühling 2019 auf der ARA Thunersee stattfinden. Interessierte Betreiber können sich über info@micropoll.ch melden.
Im Workshop Ozonung haben 3 Betreiber ihre Erfahrungen mit den Teilnehmern geteilt. Die wichtigsten Themen wurden priorisiert und die Erwartungen an die ERFA geklärt (Protokoll). Eine ERFA Ozonung wurde gegründet. Das Ziel der ERFA ist der Erfahrungsaustausch unter Betreibern aus der ganzen Schweiz. Interessierte Betreiber können sich über info@micropoll.ch melden. Parallel wird ein weiterer Workshop mit allen interessierten Akteuren im Frühling 2019 stat tfinden.

Ausblick
14. und 26. März 2019
Die VSA-Fachtagung zum Thema MV-Elimination auf ARA (siehe Titelseite) findet an folgenden Daten und Orten statt:
14. März 2019 in Luzern
26. März 2019 in Lausanne

Stichworte: Elimination von MV, Verfahrenswahl, Erfahrungen von Betreibern
Herbst / Winter 2018 / 2019

Die VSA-Plattform wird im Winter eine Exkursion nach NRW zur Besichtigung von GAK-Anlagen organisieren. Es soll unter anderem die Ausgestaltung der GAK-Anlagen für einen optimalen Ausbau- und Wiedereinbau der GAK diskutiert werden. Interessierte können sich über info@micropoll.ch melden.

Jahresanlass des CC Industrie und Gewerbe
Am 29. November (in Zürich) und 3. Dezember 2018 (in Lausanne) wird die schweizweite Situationsanalyse zu Stoffeinträgen aus Industrie und Gewerbe in Gewässer vorgestellt. Die Ergebnisse dieser Situationsanalyse werden im Rahmen eines Workshops diskutiert. Bei dieser Gelegen-heit werden auch die laufenden Aktivitäten des CC Industrie und Gewerbe vorgestellt. Mehr:
https://www.micropoll.ch
 
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Umweltbelastung durch Spurenstoffe des täglichen Lebens: Welche Klärtechnik hilft?

Zu den Spurenschadstoffen, die unsere Gewässer und die darin lebenden Organismen belasten können, zählen auch Rückstände aus Duschgels, Waschmitteln oder Geschirrspültabs.
Schadstoffe in Flüssen und Seen können selbst in kleinen Spuren eine Gefahr für Wasserorganismen darstellen.Zu den Spurenschadstoffen zählen Rückstände aus im täglichen Leben eingesetzten Chemikalien zum Beispiel aus Geschirrspültabs, Waschmitteln oder Duschgels ebenso wie aus Medikamenten, Kosmetika oder Pflanzenschutzmitteln. Konventionelle Klärtechnik wird dieser Spurenstoffe häufig nicht Herr. Tübinger Forscher haben nun untersucht, welche Klärtechnik für einen nachhaltigen Schutz von Gewässerorganismen wie Fischen eingesetzt werden sollte.
Tübingen – Schadstoffe in Flüssen und Seen können selbst in kleinen Spuren eine Gefahr für Wasserorganismen darstellen. Die Problematik schädlicher Spurenstoffe für die Umwelt ist im vergangenen Jahrzehnt stärker ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gelangt. Zu den Spurenschadstoffen zählen Rückstände aus im täglichen Leben eingesetzten Chemikalien wie zum Beispiel aus Geschirrspültabs, Waschmitteln oder Duschgels ebenso wie aus Medikamenten, Kosmetika oder Pflanzenschutzmitteln. Die Stoffe gelangen über häusliche Abwässer in Kläranlagen, wo sie durch …mehr:

https://www.laborpraxis.vogel.de/umweltbelastung-durch-spurenstoffe-des-taeglichen-lebens-welche-klaertechnik-hilft-a-736442/

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EAWAG: Granulierte Aktivkohle als attraktive Alternative

Die EAWAG hat durch Untersuchungen an der ARA Bülach herausgefunden, dass die Investitions- und Betriebskosten von GAK-Lösungen insbesondere im Vergleich mit PAK ähnlich, möglicherweise sogar tiefer sind und auch der technische Aufwand für Betrieb und Unterhalt klein ist.
Gleichzeitig profitieren GAK-Lösungen von einer höheren Betriebssicherheit. Sie sind vor allem für kleine Anlagen mit wenig Personal interessant (siehe Jahresbericht 2017 Seite 15 und den Bericht „Mikroverunreinigungen stressen Gewässerorganismen“ auf Seite 17, separate PDF).
Die EAWAG bestätigt damit Erkenntnisse und Erfahrungen der Hydro-Ingenieure GmbH, die bereits seit ca. fünf Jahren in Planungen und Inbetriebnahmen von 4. Reinigungsstufen mit granulierter Aktivkohle umgesetzt werden (siehe z. B. KW Obere Lutter, KA Harsewinkel, KA Bad Oeynhausen, KA Güterloh-Putzhagen, KA Lage etc.)
Bei Fragen steht Ihnen unser Herr Dipl.-Ing. Klaus Alt unter der Telefonnummer +49 (211) 44991-55 gerne zur Verfügung.

http://www.hydro-ingenieure.de/eawag-granulierte-aktivkohle-als-attraktive-alternative.html
 
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Spurenschadstoffe im Wasser: Welche Klärtechniken Fischen helfen

Forschungsteam der Universität Tübingen untersucht, wie Abwasserreinigungsanlagen zum Schutz der Wasserlebewesen aufgerüstet werden sollten
Schadstoffe in Flüssen und Seen können selbst in kleinen Spuren eine Gefahr für Wasserorganismen darstellen. Diese Umweltproblematik ist im vergangenen Jahrzehnt stärker ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gelangt. Zu den Spurenschadstoffen zählen Rückstände aus im täglichen Leben eingesetzten Chemikalien wie zum Beispiel aus Spültabs, Waschmitteln oder Duschgels ebenso wie aus Medikamenten, Kosmetika oder Pflanzenschutzmitteln. Die Stoffe gelangen über häusliche Abwässer in Kläranlagen, wo sie durch konventionelle Reinigungsmethoden vielfach nicht vollständig zurückgehalten oder abgebaut werden können. Über das gereinigte Abwasser werden sie deshalb in unsere Gewässer eingetragen. Unter der Leitung von Professorin Rita Triebskorn hat eine Gruppe von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern vom Institut für Evolution und Ökologie der Universität Tübingen untersucht, welche Auswirkungen verschiedene Klärtechnologien auf die Gesundheit von Fischen haben. Sie kommen zu dem Ergebnis, dass in Abhängigkeit von der Zusammensetzung des Abwassers im Einzelfall entschieden werden sollte, mit welchen Reinigungstechniken Wasserorganismen nachhaltig geschützt werden können. Ihre Studie wurde im Fachjournal Environmental Sciences Europe veröffentlicht.

In konventionellen Kläranlagen durchläuft das Abwasser aus privaten Haushalten und der Industrie mechanische, biologische und chemische Reinigungsstufen. Seit einigen Jahren werden zunehmend zusätzliche Reinigungstechnologien zum Beispiel auf der Basis von Aktivkohle oder Ozonierung als vierter Reinigungsstufe eingesetzt. „Im Rahmen einer Untersuchung am Bodensee konnten wir zeigen, dass sich durch eine zusätzliche Aktivkohlestufe Spurenstoffe effizient entnehmen lassen und dass sich die Gesundheit der Gewässerorganismen im Vorfluter dadurch deutlich verbesserte“, sagt Rita Triebskorn. „Doch bisher gibt es leider immer noch relativ wenige Studien dazu, wie sich die Spurenstoffelimination langfristig auf Gewässerökosysteme auswirkt.“

Standardisierte Versuchsbedingungen
In ihre vergleichende Untersuchung bezogen die Forscher drei konventionelle Kläranlagen ein, von denen eine, das Klärwerk Langwiese auf der Gemarkung Ravensburg, im Studienverlauf zusätzlich mit einer Aktivkohlefilteranlage ausgerüstet wurde. Sie setzten jeweils ober- und unterhalb der Ein-leitungsstelle der Kläranlage Käfige mit Regenbogenforellen ins Wasser. „Gegenüber der Untersuchung von Wildfischen hat das den Vorteil, dass wir viele Eigenschaften der Fische, wie Alter, Ernährung und Entwicklungsstand, standardisieren können. So lassen sich etwaige Effekte auf die Gesundheit der Tiere klarer erkennen“, sagt die Erstautorin der Studie Sabrina Wilhelm aus dem Forschungsteam. Sie untersuchte mit etablierten Verfahren zum einen, ob die Zellkerne der Regenbogenforellen vermehrt gentoxische Veränderungen aufwiesen. Zum anderen wurde anhand bestimmter Leberwerte der Fische gemessen, ob sie verstärkt Entgiftungsprozesse zum Ab- und Um-bau von Spurenstoffen einsetzen mussten.

Von Fall zu Fall entscheiden
„Während wir bei einer der konventionellen Kläranlagen keine negativen Auswirkungen von Spurenschadstoffen auf die Gesundheit der Fische feststellen konnten, waren die kritischen Leberwerte bei den Regenbogenforellen unterhalb der zweiten konventionellen Anlage stark erhöht“, fasst Sabrina Wilhelm die Ergebnisse zusammen. „Auch beim Klärwerk Langwiese haben wir vor der Aufrüstung solche negativen Effekte gemessen.“ Hier habe die Ausstattung der Anlage mit dem zusätzlichen Aktivkohlefilter sowohl die fraglichen Leberwerte der Fische als auch gentoxische Effekte deutlich reduziert.

„Die Investitionen in moderne Klärtechniken kommen dem Wasserökosystem vor allem dann zugute, wenn konventionelle Technologien die Schadstoffe nicht ausreichend entfernen“, sagt Rita Triebskorn. „Je nach Zusammensetzung des Abwassers lassen sich jedoch negative Einflüsse auf Wasserlebewesen auch durch eine optimierte konventionelle Reinigung reduzieren.“ Unter dem Strich lohne es, in gute Abwasserreinigung zu investieren, um unsere Umwelt nachhaltig zu schützen.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Rita Triebskorn
Universität Tübingen
Institut für Evolution und Ökologie
Telefon +49 7071 29-78892
rita.triebskorn@uni-tuebingen.de

Originalpublikation:
Sabrina Wilhelm, Stefanie Jacob, Michael Ziegler, Heinz-R. Köhler, Rita Triebskorn: Which kind of wastewater treatment do we need to avoid genotoxicityand dioxin-like toxicity in effluent-exposed fish?. Environmental Sciences Europe, https://doi.org/10.1186/s12302-018-0154-0

 

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Mikroschadstoffe in Gewässern: Reduzieren, doch wie finanzieren?

UFZ-Forscher erstellen Gutachten zur Einführung einer Arzneimittelabgabe
Arzneimittelrückstände aus Haushalten, Krankenhäusern und der Landwirtschaft belasten unsere Gewässer. Eine nationale Mikroschadstoffstrategie soll die Probleme künftig lösen. Dabei stellt sich die Frage der Finanzierung. Eine Möglichkeit wäre, eine Arzneimittelabgabe für gewässerbelastende Wirkstoffe einzuführen. In einem wissenschaftlichen Gutachten für das Umweltbundesamt (UBA) haben UFZ-Forscher daher das Instrument einer Arzneimittelabgabe unter ökonomischen und juristischen Gesichtspunkten näher beleuchtet.

Medikamente wirken oftmals weit über die Grenzen unseres Körpers hinaus. Denn viele Arzneimittelrückstände wie beispielsweise Hormone oder das Schmerzmittel Diclofenac können in gängigen Kläranlagen nicht aus dem Abwasser entfernt werden. Sie überstehen das Reinigungsprozedere weitgehend unbeschadet und gelangen über das „geklärte“ Abwasser in die Umwelt. Auch Rückstände aus verabreichten Tierarzneimitteln in der Landwirtschaft sind problematisch. Sie werden über die Gülle auf den Feldern verteilt und mit dem Regen in Flüsse und Grundwasser gespült. Solche Mikroschadstoffe können Gewässerorganismen schaden und stellen ein ernstzunehmendes Umweltproblem dar. Und nicht nur das: Sie können sogar die Aufbereitungsstufen der Trinkwassergewinnung passieren und sich womöglich negativ auf unsere Gesundheit auswirken. Was kann man also tun, um den Eintrag von Mikroschadstoffen in Gewässer einzudämmen?

Prinzipiell wäre natürlich das Vermeiden von gewässerschädlichen Stoffen sinnvoll. Doch das ist nicht immer möglich – gerade im medizinischen Bereich. Technisch gibt es aber eine Lösung, zumindest für kommunales Abwasser: „Die sogenannte vierte Reinigungsstufe ist ein probates Mittel, um einen Großteil der Mikroschadstoffe aus dem Abwasser zu entfernen. Sie schließt sich an die drei üblichen Reinigungsstufen einer Kläranlage an“, erklärt Prof. Erik Gawel vom UFZ. „Die Techniken dazu sind bereits ausgereift und auch von den Kosten her vertretbar.“ Für die Ausstattung ausgewählter Kläranlagen mit der vierten Reinigungsstufe als Teil einer nationalen Mikroschadstoffstrategie stellt sich natürlich die Frage der Finanzierung, wenn nicht alles über Abwassergebühren laufen soll. Diskutiert wird hier die Einführung einer Arzneimittelabgabe, um auch Verursacher vor der eigentlichen Abwasserentstehung zur Verantwortung zu ziehen.

Erik Gawel und seine UFZ-Kollegen haben im Auftrag des Umweltbundesamtes (UBA) ein Gutachten erstellt, in dem sie das Instrument einer Arzneimittelabgabe unter ökonomischen und juristischen Gesichtspunkten beleuchten. „Rechtlich wäre die Einführung einer Arzneimittelabgabe ohne Probleme möglich und auch aus ökonomischer Sicht sinnvoll“, sagt der Umweltökonom. „Eine Finanzierung von Maßnahmen einer Mikroschadstoffstrategie wäre mit dem Abgabenaufkommen ebenfalls möglich.“ Eine Finanzierung über Steuern oder erhöhte Abwassergebühren an den entsprechenden Kläranlagen sei zwar auch denkbar, doch aus Sicht der Forscher nicht fair. „Durch Herstellung und Verwendung gewässerschädlicher Stoffe entstehen gesamtgesellschaftliche Kosten. Doch warum sollten alle Steuerzahler dafür aufkommen?“, fragt Gawel. „Ein Ausgleich nach dem Verursacherprinzip wäre aus unserer Sicht gerechter. Und die Abwassergebühren nur an den nachgerüsteten Anlagen steigen zu lassen, wäre willkürlich, wo doch Arzneimittelrückstände überall anfallen.“

Für die Abgabe schlagen die Forscher einen dreistufigen Tarif vor: Ist noch nicht sicher, ob ein Arzneimittel gewässerschädlich ist oder nicht, müssten Hersteller oder Abgabestellen (z.B. Apotheken) nach dem Vorsorgeprinzip eine Abgabe für mutmaßliche Gewässerrelevanz zahlen. Liegt eine eindeutige gewässerschädigende Wirkung vor, wäre eine erhöhte Abgabe fällig. Kann aber nachgewiesen werden, dass das Arzneimittel gewässerunschädlich ist, würde der Wirkstoff von der Abgabenzahlung befreit werden. „Die Nachweispflicht, dass keine Gewässerrelevanz vorliegt, läge bei den Arzneimittelherstellern selbst“, sagt Gawel. „Die anzuwendenden Testverfahren müssten aber natürlich gesetzlich festgeschrieben werden.“ Ergänzend halten die Forscher eine Zuzahlung für Humanarzneimittel mit Kassenerstattung für denkbar. „Der Beitrag könnte mit etwa 50 Cent durchaus klein sein“, findet Gawel. „In erster Linie ginge es darum, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass die Anwendung von Präparaten mit gewässerbelastenden Wirkstoffen zu gesellschaftlichen Zusatzkosten führt. Bei Zuzahlungsbefreiung sollte der Obolus natürlich nicht gezahlt werden müssen.“

In ihrem Gutachten sprechen sich die UFZ-Forscher deutlich für die Einführung einer Arzneimittelabgabe aus, z.B. als eines von mehreren Instrumenten zur Finanzierung von ausgewählten Kläranlagen mit der vierten Reinigungsstufe, die wirkungsvoll und kostengünstig zur Lösung der Mikroschadstoffproblematik beitragen könne. „Eine Abgabe wäre aus ökonomischer Sicht sinnvoll, juristisch möglich und auch aus gesellschaftlicher Sicht fair“, sagt Gawel. „Bislang wurde der Arzneimittelsektor hinsichtlich gewässerschädigender Wirkungen durch Arzneimittelrückstände nicht in die Verantwortung genommen. Eine Arzneimittelabgabe würde im Rahmen einer breit aufzustellenden Mikroschadstoffstrategie eine wichtige Ausgleichsfunktion übernehmen.“ Weitere Sektoren, wie etwa die Landwirtschaft, müssten dann ebenfalls in die Verantwortung genommen werden.

Publikation:
Gawel, E., Köck, W., Fischer, H., Möckel, S. (2017): Arzneimittelabgabe – Inpflichtnahme des Arzneimittelsektors für Maßnahmen zur Reduktion von Mikroschadstoffen in Gewässern, im Auftrag des Umweltbundesamtes, UBA-Texte115/2017, 91 S. Texte Umweltbundesamt 115/2017. Umweltbundesamt, Dessau-Roßlau, 91 S.

https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/arzneimittelabgabe-inpflichtnahme-des-arz

 

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Neue Hochrechnung: So teuer wird die 4. Reinigungsstufe

Die Umsetzung einer flächendeckenden 4. Reinigungsstufe in den 28 EU-Ländern zzgl. Norwegen und der Schweiz würde laut IWW-Studie jährlich mindestens zwischen 2,7 bis 3,7 Mrd. Euro kosten. Deutschland allein müsste mit Mehrkosten von über 500 Mio. Euro im Jahr rechnen.

Auf EU-Ebene sind seit 2016 Verschärfungen in den Qualitätsanforderungen der EU-Trinkwasserrichtlinie in der Diskussion. Insbesondere könnte die Liste prioritärer, abwasserbürtiger Stoffe erweitert werden, was politische Forderungen nach einer Elimination von Mikroverunreinigungen im Abwasser stärken könnte. In diesem Kontext hat IWW ein Gutachten im Auftrag des BDEW Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V. erstellt, das zu erwartende Kosten für eine flächendeckende Ausstattung von Kläranlagen mit einer weitergehenden Behandlung (sog. 4. Reinigungsstufe) unter Berücksichtigung unterschiedlicher Randbedingungen ermittelt. Die Hochrechnung der Wasserökonomen von IWW betrachtet ausschließlich den Ausbau von Kläranlagen in allen betrachteten Ländern ab einer Größe von 5.000 Einwohnerwerten (GK3 bis GK5). Sie erfolgte auf Basis vorangegangener Studien, Berichtsdaten der EEA, die in Zusammenarbeit mit dem FiW an der RWTH Aachen erarbeitet wurden sowie statistischer Werte von EUROSTAT.

Die Hochrechnung erfolgte Szenarien-basiert für drei unterschiedliche Technologien (Ozonung, Einsatz granulierter Aktivkohle, Einsatz Pulveraktivkohle) und unter Berücksichtigung des heutigen Anschlussgrads und eines simulierten Anschlussgrads von min. 85% aller betrachteten 30 Länder (EU-Länder zzgl. Norwegen und Schweiz). Die Studie zeigt, dass die Umsetzung einer flächendeckenden 4. Reinigungsstufe in den 28 EU-Ländern zzgl. Norwegen und Schweiz über alle Länder zusammengefasst jährliche Kosten in einer Größenordnung von mindestens 2,7 bis 3,7 Mrd. Euro verursachen würde. Für Deutschland muss für den flächendeckenden Ausbau einer weitergehen Behandlungsstufe mit jährlichen Mehrkosten in Höhe von mindestens 537 bis 656 Mio. Euro gerechnet werden. Nicht enthalten sind hier evtl. erforderliche Schritte der Nachbehandlung. Über eine anlagentypische Lebensdauer von 30 Jahren gerechnet, ergibt sich hieraus ein Gesamtrefinanzierungsbedarf in Höhe von bis zu dreistelligen Milliardenbeträgen. Weitere nicht quantifizierbare Faktoren führen dazu, dass dieser Wert als eine Untergrenze zu interpretieren ist.

Der flächendeckende Ausbau von Kläranlagen ist eine intensiv diskutierte, technische Lösung zur Einhaltung von Qualitätszielen. Neben dieser technischen Lösung existieren weitere alternative und ergänzende Maßnahmen, die für eine Gesamtstrategie zur Vermeidung des Eintrags von Spurenstoffen in die Umwelt im Rahmen vorbeugender Maßnahmen und Vermeidungs- und Substitutionsstrategien beitragen können. Diese sollten immer Bestandteil einer ganzheitlichen Lösung mit spezifischen lokalen Faktoren sein und bei jeder Ausbauforderung auf Ihre Wirksamkeit hin untersucht werden. Entsprechende Variantenstudien in Bezug auf ein geeignetes Kosten-Nutzen- oder Kosten-Wirksamkeits-Verhältnis auf lokaler Ebene können mit Vorliegen geeigneter Daten die Entscheidung für das „bestmögliche“ Maßnahmenset unterstützen. Hierbei spielen technische, ökologische, ökonomische und soziale Argumente eine wichtige Rolle.

Die Ergebnisse der IWW-Studie sollen durch den BDEW bis zur Europäischen Kommission berichtet werden.
https://www.gwf-wasser.de/aktuell/12-06-2018-hochrechnung-4-reinigungsstufe-kaeme-europa-laut-iww-wasseroekonomen-teuer-zu-stehen/

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UBA stellt Empfehlungen gegen Mikroverunreinigungen in Gewässern vor

Innovatives Verfahren zur umweltschonenden Gülleaufbereitung kommt auf den Markt
Fraunhofer IGB Presseinformation

https://www.igb.fraunhofer.de/de/presse-medien/presseinformationen/2018/innovatives-verfahren-zur-umweltschonenden-guelleaufbereitung-ko.html
 
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Forscher entdecken Abbau des Arzneimittels Diclofenac in Bodenproben

Forscher des Instituts für Biochemie und Technische Biochemie der Universität Stuttgart haben in Laborexperimenten erstmals den Abbau von Diclofenac in Bodenproben nachgewiesen. Ausschlaggebend dafür sei das Zusammenspiel bestimmter Mikroorganismen, teilte die Hochschule mit. So werde der Zerfall der Verbindung durch eine Carboxylierung, einer außergewöhnlichen Reaktion in der Natur, eingeleitet.
Das Stoffwechselprodukt der Mikroben hätten die Wissenschaftler durch eine hochempfindliche Analytik entdeckt. Demgegenüber behinderten den Abbau von Diclofenac insbesondere Karbonate und Phosphate. Das sei besonders problematisch, da diese in großen Mengen in Abwässern zu finden seien, betont …mehr:

https://www.euwid-wasser.de/news/wirtschaft/einzelansicht/Artikel/forscher-entdecken-abbau-von-diclofenac-in-bodenproben.html

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Mit Ozon und Aktivkohle gegen Mikroschadstoffe

Rückstände von Medikamenten, Reinigungsmitteln oder Pflegeprodukten belasten unsere Gewässer. Die Schweizerische Gewässerschutzgesetzgebung verlangt darum seit 2016 für ausgewählte ARA eine zusätzliche Reinigungsstufe. Im Alltag verwenden wir zahlreiche chemische Produkte wie Duschgel, Putzmittel oder Waschmittel und setzen Kopfwehtabletten, Antibiotika und Ähnliches ein, wenn es uns schlecht geht. Die Inhaltsstoffe dieser Produkte, sogenannte organische Spurenstoffe oder Mikroverunreinigungen (MV), gelangen ins Abwasser und werden in heutigen Abwasserreinigungsanlagen (ARA) nur un- genügend abgebaut. In den nächsten 25 Jahren werden deshalb rund 100 bis…

https://www.morgental.ch/assets/resources/Downloads/Medien/2018/2018_AVM_EMV_CH_Gemeinden.pdf

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Elimination von Mikroverunreinigungen auf ARA -Einflüsse auf die Verfahrenswahl

Der Artikel wurde im Schweizer Gemeinde publiziert (Powerpoint-Präsentation ) https://www.micropoll.ch/fileadmin/user_upload/Redaktion/Dokumente/03_Vollzugshilfen/180301_Pr%C3%A4sentation_Verfahrenswahl.pdf und ist verfügbar. Er richtet sich speziell an Gemeinde-Vertreter und andere Entscheidungsträger und handelt u.a. von der Wahl des Verfahrens. Mehr:

https://www.micropoll.ch/aktuell/
 
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Was kostet die 4. Reinigungsstufe in Kläranlagen wirklich?

Kommunale wie industrielle Kläranlagen arbeiten heute in der Regel mit mechanischen, biologischen und chemischen Verfahren dreistufig. Ein weiterer Verfahrensschritt, die 4. Reinigungsstufe, eliminiert anthropogene Spurenstoffe – und kostet …
Eine flächendeckende Einführung der 4. Reinigungsstufe, die mit Membrantechnologien (Ultra- und Nanofiltration), Ozonbehandlung oder Aktivkohleverfahren arbeitet, um Medikamentenreste, Hormone, Röntgenkontrastmittel sowie Mikroplastiken zu entfernen, wäre einer Studie im Auftrag des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) zu Folge mit erheblichen Kosten verbunden. Allein in Deutschland wären zur Ausstattung aller Kläranlagen mit dieser zusätzlichen Reinigungstechnologie – bezogen auf die Lebensdauer der betrachteten Anlagen – über 37 Milliarden Euro zu investieren (europaweit 110 Milliarden Euro). Der BDEW fordert… mehr:

https://www.process.vogel.de/was-kostet-die-4-reinigungsstufe-in-klaeranlagen-wirklich-a-705019/?cmp=nl-254&uuid=1DC4B9E7-1718-4A70-B3EA-0C6A17F0F654

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Biologische Nachbehandlung von kommunalem Abwasser nach Ozonung – ReTREAT

Kurzfassung
Der vorliegende Bericht gibt eine Übersicht über die Ergebnisse des ReTREAT-Projekts. Das Ziel des Projektes war, verschiedene Verfahren auf deren Eignung als biologische Nachbehandlung nach einer Ozonung zu testen. Der Fokus lag dabei – neben allgemeinen Reinigungseffekten – insbesondere auf dem Abbau von labilen Reaktionsprodukten sowie deren ökotoxikologischen Wirkungen.

Es hat sich gezeigt, dass auf der ARA Neugut grundsätzlich sehr wenige toxische labile Reaktionsprodukte durch die Ozonung gebildet wurden. In den Fällen, wo eine leichte Erhöhung der Toxizität aufgetreten ist, wurde diese aber durch die untersuchten Nachbehandlungsverfahren wieder effizient reduziert beziehungsweise eliminiert. Die Verfahren haben somit in diesem Sinne positiv abgeschnitten.

Ein abschliessender Vergleich der Verfahren ist aufgrund der eher geringen Toxizität des ozonten Abwassers nicht möglich. Im Weiteren eliminieren die untersuchten Nachbehandlungsverfahren zusätzlich auch organische Stoffe (DOC, AOC), wie auch Feststoffe, wobei der Sand- und GAK-Filter deutlich besser abgeschnitten haben als die offenen Systeme (Fest-, Wirbelbett).

Mikroverunreinigungen (MV) wurden nur durch die GAK-Filtration weiter eliminiert, ebenso die untersuchten Transformationsprodukte. Die Elimination der MV durch den GAK-Filter ging in Kombination mit der vorgängigen Ozonung im vorliegenden Fall über die gesetzlichen Anforderungen hinaus, da bei der gewählten Ozondosis die Leitsubstanzen bereits im Mittel zu > 80% eliminiert wurden.

Die Betriebserfahrungen zeigen, dass alle vier Systeme robust im Betrieb und wartungsarm waren. Beim Festbett ist der massive Schneckenbefall hervorzuheben, der sich insgesamt negativ auf die biologische Aktivität ausgewirkt hat. Beim Wirbelbett ist auf einen effizienten Rückhalt der Aufwuchskörper zu achten.

Der Schlussbericht des Projekts ReTREAT ist nun online unter:
https://www.micropoll.ch/fileadmin/user_upload/Redaktion/Dokumente/01_Berichte/02_Technische_Verfahren/02_Ozonung/Schlussbericht_UTF_-ReTREAT_final.pdf

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Betriebserfahrungen mit Aktivkohleanlagen

Betriebsinfo Informationen für das Betriebspersonal von Abwasseranlagen Heft 2-2018 ab Seite 2715
Bericht der DWA-Arbeitsgruppe KA-8.6 „Aktivkohleeinsatz auf Kläranlagen“

Der Einsatz von Aktivkohle (AK) auf kommunalen Kläranlagen zur gezielten Entfernung von Spurenstoffen ist eine verhältnismäßig junge Technologie. Betriebliche Erkenntnisse und Erfahrungen aus den ersten, realen Anwendungen sind besonders wertvoll, da sie den Übergang vom Forschungs- und Entwicklungsstadium hin zu einer breiteren Anwendung unterstützen. Häufig fehlen in den wissenschaftlichen Publikationen Berichte über betriebliche Aspekte. Daher wurde von der DWA-Arbeitsgruppe KA-8.6 „Aktivkohleeinsatz auf Kläranlagen“ ein Fragebogen entwickelt. Ziel dabei war eine aktuelle Bestandsaufnahme der Erfahrungen des Betriebspersonals während Planung, Bau, Inbetriebnahme sowie im Regelbetrieb von Aktivkohleanlagen. Die Aktion erfolgte im Sommer 2016.

Sprecher
Dr.-Ing. Steffen Metzger
Weber-Ingenieure GmbH
Bauschlotter Straße 62
75177 Pforzheim, Deutschland
E-Mail: steffen.metzger@weber-ing.de
Tel. +49 (0)72 31/583-153

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Neue IOW-Studie: Birgt Mikroplastik zusätzliche Gefahren durch Besiedlung mit schädlichen Bakterien?

Dr. Kristin Beck Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde

Die alarmierende Allgegenwart von Mikroplastik in Flüssen, Seen und Ozeanen steht zunehmend im Fokus der Forschung. Bislang gab es aber keine gesicherten Erkenntnisse, ob Mikroplastik in Wasserökosystemen die Entstehung spezieller Bakteriengemeinschaften oder gar die Ausbreitung von Krankheitserregern fördert. Mit diesem Thema hat sich das Projekt MikrOMIK* unter Federführung des IOW befasst. In einer neuen Studie im Rahmen des Projektes wurde nun erstmals systematisch untersucht, ob sich bakterielle Biofilme auf Mikroplastik von denen auf natürlichen Materialien unterscheiden und welchen Einfluss verschiedene Umweltfaktoren dabei haben – etwa Salzgehalt oder Nährstoffe im umgebenden Wasser.

Mikroplastik – Kunststoffteilchen kleiner als 5 Millimeter – kann mittlerweile überall in der Umwelt nachgewiesen werden. In Meeren und Flüssen werden viele 100.000 Teilchen pro Quadratkilometer gefunden, und das nicht nur in der Nachbarschaft zu Zivilisationshotspots, wie etwa im Nordatlantik vor New York oder im Mündungsbereich des Rheins mit seinen insgesamt rund 60 Mio. Einwohnern im Einzugsgebiet. Auch fernab jeder menschlichen Besiedlung im arktischen Eis, den Sedimenten der Tiefsee oder mitten im Pazifik findet sich der Minimüll in riesigen Mengen. Nicht nur seine Allgegenwart hat die Wissenschaft alarmiert, sondern auch erste Befunde über die Schädlichkeit der Partikel, die Umweltgifte an ihrer Oberfläche anreichern und Tiere schädigen können, die Mikroplastik mit der Nahrung aufnehmen.

„Obwohl sich die Forschung seit fast 15 Jahren verstärkt mit dem Phänomen der Mikroplastikanreicherung in den Meeren beschäftigt, ist erstaunlich wenig darüber bekannt, welchen Einfluss die Teilchen auf Ökosysteme haben und welches Schadpotenzial tatsächlich von ihnen ausgeht“, sagt Mikrobiologe Matthias Labrenz vom Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW) und Leiter des Projekts MikrOMIK*, das sich über drei Jahre intensiv mit der Rolle von Mikroplastik in der Ostsee und seiner Interaktion mit verschiedenen Organismen befasst hat. Von besonderem Interesse war, welche Mikroorganismen sich auf Mikroplastik ansiedeln. Denn die im Wasser treibenden Partikel bieten trotz ihrer geringen Größe eine feste Oberfläche, auf der sich wie bei natürlichen Treibseln dichte Biofilme bilden können. „Zum einen beschäftigt uns die Frage, ob es Bakterien gibt, die sich auf die Besiedlung von Plastik spezialisiert haben. Zum anderen gab es beunruhigende Einzelbeobachtungen, die darauf hindeuteten, dass sich gesundheitsbedrohliche Keime wie etwa Wundbrand verursachende Vibrionen auf Mikroplastik anreichern könnten“, sagt Labrenz. Solche Krankheitserreger gehören zur normalen Bakterienflora im Meer. Verdünnt im freien Wasser seien sie meist unproblematisch. „Eine Anreicherung als Biofilm auf Mikroplastik könnte sie deutlich gefährlicher machen, da die Plastikpartikel schneller und weiter verdriftet werden als einzelne Bakterienzellen, was eine Ausbreitung der Pathogene fördern und damit die Gefahren durch Mikroplastik für den Menschen erhöhen würden“, so der IOW-Forscher.

Um zu klären, ob sich Biofilme auf Kunststoff überhaupt von solchen auf natürlichem Material unterscheiden und welche Umweltfaktoren sich auf ihre Zusammensetzung auswirken, setzte Sonja Oberbeckmann, ebenfalls IOW-Wissenschaftlerin und Autorin der kürzlich im Rahmen von MikrOMIK* publizierten neuen Studie, Pellets aus Plastik und Holz in einem Feldversuch verschiedenen Umweltbedingungen aus. Diese deckten einen Gradienten von einer nährstoffarmen, salzigen Meeresumwelt in der Ostsee über zunehmenden Süßwassereinfluss in der Warnow-Mündung bis hin zu nährstoffreichen Süßwasserbedingungen in der Unterwarnow und in einem Klärwerk ab. Die auf den Pellets neu entstehenden Biofilme wurden nach zweiwöchiger Inkubation im Freiland genetisch charakterisiert, um ihre Zusammensetzung vergleichen zu können.

„Eine gute Nachricht vorweg: Wir haben zwar Vibrionen in unseren Proben gefunden, allerdings haben sie sich nicht auf Plastik angereichert. Im Gegenteil: Wir konnten sogar zeigen, dass sie dort im Vergleich zu natürlichen Partikeln in geringeren Anzahlen vorkommen“, kommentiert Projektleiter Matthias Labrenz die Ergebnisse. „Dies passt zu Ergebnissen vorangegangener MikrOMIK*-Studien. Die haben untersucht, ob Miesmuscheln und Wattwürmer, beides Organismen, die im Meer häufig und als natürliche Vibrionen-Träger bekannt sind, Mikroplastikpartikel in ihrem Verdauungstrakt mit Vibrionen anreichern. Dies war nicht der Fall“, so Labrenz weiter.

„Ein anderer Befund unserer aktuellen Freiland-Studie in Warnow und Ostsee verdient allerdings besondere Aufmerksamkeit“ fügt Sonja Oberbeckmann hinzu. „Im Klärwerk hat sich die Bakteriengattung ‚Sphingopyxis‘ verstärkt auf Plastik angesiedelt, die häufig Antibiotika-Resistenz ausbildet. Mikroplastik-Partikel sind also möglicherweise Hotspots für die Weitergabe von solch potenziell gefährlichen Resistenzen. In welchem Umfang dies geschieht und ob diese Prozesse ein Umweltrisiko darstellen, dazu haben wir gerade neue Untersuchungen gestartet“, so die Mikrobiologin. Das Forscherteam konnte auch andere Bakterien identifizieren, die sich vermutlich auf die Besiedlung von Plastik spezialisiert haben. „Interessant sind beispielsweise die Vertreter der Gattung ‚Erythrobacter‘, denn sie können giftige polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe abbauen, die sich durch menschliche Aktivitäten weltweit in der Umwelt finden und die sich aufgrund ihrer chemischen Eigenschaften verstärkt an Mikroplastik anlagern“, erläutert Oberbeckmann.

Ob sich auf Mikroplastik spezielle Bakteriengemeinschaften entwickeln oder nicht, hängt aber im Wesentlichen von den jeweiligen Umweltbedingungen ab. An den nährstoffreichen Stationen des Freilandexperiments habe man in den Biofilmen – egal ob auf Holz oder Kunststoff – viele der „üblichen Verdächtigen“ gefunden, die eine sesshafte Lebensweise auf Partikeln gegenüber dem Leben im Freiwasser bevorzugen, so Sonja Oberbeckmann. An vergleichsweise nährstoffarmen Stationen dagegen bildeten sich auf Mikroplastik Bakteriengemeinschaften, die sich von den natürlichen Gemeinschaften deutlich unterschieden. Ein endgültiges Fazit, ob Mikroplastik zusätzliche Gefahren durch die Besiedlung mit Bakterien birgt, können beide IOW-Forscher nicht ziehen. „Unsere Ergebnisse deuten aber darauf hin, dass Plastikverschmutzung in nährstoffarmer Umgebung eine weitaus höhere ökologische Relevanz hat, als bisher vermutet. Denn dort wird tatsächlich die Entstehung spezieller Plastik-Bakterienpopulationen gefördert. Dies gilt insbesondere für die Plastikakkumulationsgebiete im Meer wie beispielsweise die riesigen Plastikstrudel im Atlantik“, so Sonja Oberbeckmann und Matthias Labrenz abschließend.

#Wichtige Originalpublikationen im Rahmen von MikrOMIK*
(*kurz für „Die Rolle von Mikroplastik als Träger mikrobieller Populationen im Ökosystem Ostsee“, mehr unter http://www.io-warnemuende.de/mikromik-home.html):

– Oberbeckmann, S., Kreikemeyer, B., Labrenz, M. (2018): „Environmental Factors Support the Formation of Specific Bacterial Assemblages on Microplastics“, Frontiers in Microbiology 8:2709, http://doi.org/10.3389/fmicb.2017.02709

– Kesy, K., Hentzsch, A., Klaeger, F., Oberbeckmann, S., Mothes, S., Labrenz, M. (2017): „Fate and stability of polyamide-associated bacterial assemblages after their passage through the digestive tract of the blue mussel Mytilus edulis“, Marine Pollution Bulletin 125, 132-138

– Kesy, K., Oberbeckmann, S., Müller, F., Labrenz, M. (2016): „Polystyrene influences bacterial assemblages in Arenicola marina-populated aquatic environments in vitro“, Environmental Pollution 219, 219-227

#Fragen zur Studie beantworten:
Dr. Sonja Oberbeckmann | 0381 5197 3464 | sonja.oberbeckmann@io-warnemuende.de
PD Dr. Matthias Labrenz | 0381 5197 378 | matthias.labrenz@io-warnemuende.de

#Kontakt Presse- & Öffentlichkeitsarbeit:
Dr. Kristin Beck | Tel.: 0381 – 5197 135 | kristin.beck@io-warnemuende.de
Dr. Barbara Hentzsch | Tel.: 0381 5197-102 | Barbara.Hentzsch@io-warnemuende.de

Das IOW ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft, zu der zurzeit 91 Forschungsinstitute und wis-senschaftliche Infrastruktureinrichtungen für die Forschung gehören. Die Ausrichtung der Leibniz-Institute reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Sozial- und Raumwissenschaften bis hin zu den Geisteswissenschaften. Bund und Länder fördern die Institute gemeinsam. Insgesamt beschäftigen die Leibniz-Institute etwa 18.100 MitarbeiterInnen, davon sind ca. 9.200 WissenschaftlerInnen. Der Gesamtetat der Institute liegt bei mehr als 1,6 Mrd. Euro. (http://www.leibniz-gemeinschaft.de)

https://idw-online.de/de/news689542

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Der Pilotversuch auf der ARA Fribourg (PAK-Dosierung auf den nitrifizierenden Biofilter) ist abgeschlossen.

Der Schlussbericht ist hier:
https://www.micropoll.ch/fileadmin/user_upload/Redaktion/Dokumente/01_Berichte/02_Technische_Verfahren/03_Aktivkohle/Essais_MP_Fribourg_Rapport_final_20171220.pdf
verfügbar:

Zusammenfassung auf Deutsch:
Zusammenfassung

Die Revision des GSchG und der GSchV, sowie die Planung des Kantons Freiburg sehen vor, dass
die ARA Freiburg bis 2025 mit einer zusätzlichen Stufe zur Behandlung der Mikroverunreinigungen
ausgestattet wird. In diesem Zusammenhang hat die Stadt Freiburg das Ingenieurbüro Triform SA
beauftragt, eine Vorstudie durchzuführen. Im Zuge der Variantenstudie wurde die Notwendigkeit von
Versuchen der Dosierung von Pulveraktivkohle (PAK) auf die bestehenden nitrifizierenden Biofiltern
klar. Die Durchführung dieser Versuche an der ARA Freiburg erfolgte von November 2016 bis Juli
2017 und ist Teil dieses Berichts.

Ziel war, einerseits die Möglichkeit zu untersuchen, die bestehenden Bauwerke als Kontaktreaktor mit
PAK Dosierung zu verwenden und anderseits die Leistungsfähigkeit und die operationellen Parameter
zu bestimmen. Ausserdem musste auf Grund der besonderen Konfiguration der ARA Freiburg, mit
nitrifizierenden Biofiltern des Typs Biofor® als letzte Etappe (nach Belebungsverfahren und
Nachklärung), die Rückhaltungkapazität der Filter in Bezug auf die PAK ermittelt werden.
Einer der Acht bestehenden Biofor®-Filter wurde mit einer automatischen Dosierung von PAK und
Koagulationsmittel (Eisenchlorid) ausgestattet. In Laborversuchen wurde die Norit SAE Super als PAK
ausgewählt. Durchflussmenge, Trübung, Temperatur und UV- Absorption bei 254nm am Ein- und
Ausgang des Filters wurden gemessen.

Versuchsreihe mit Dosierungen von 0, 1.5, 15 und 10 g PAK / m³ wurden realisiert. Dies entspricht im
Mittel etwa 0, 0.2, 2.2 und resp. 1.4 g PAK / gDOC. Proben zur Bestimmung der
Mikroverunreinigungen wurden vor der Vorklärung, sowie im Ein – und Ausgang des Biofor®-Tests
genommen. Im Ist-Zustand wurden Eliminationsraten von im Mittel 17% im Belebungsverfahren und
4% im Biofor®-Test beobachtet. Raten zwischen 75% und 83% mit einer Dosierung von 10 g PAK /
m³, beziehungsweise zwischen 82% und 91% mit einer Dosierung von 15 g PAK / m³ wurden
beobachtet. Der durch die GSchV vorgeschriebene Reinigungseffekt von 80% in der gesamten
Anlage (zwischen Einlauf und Auslauf der ARA) wird mit diesen Dosierungsmengen erreicht. Die
Rückführung eines PAK-Anteils durch sowohl das Rückspülwasser des Biofor®-Tests in den Eingang
der Vorklärung, als auch das nitrifizierte Abwasser in die Biologie zeigten eine Verbesserung der
Eliminationsraten im Belebtschlamm und im Biofor®-Test.

Während der Versuche wurde keine Störung der Nitrifikation im Biofor®-Test durch die PAK
beobachtet. Die Abflusswerte von den gesamten ungelösten Stoffen (GUS) wurden ebenfalls
eingehalten, obwohl die Belastung von GUS+PAK die Dimensionswerte überschritt. Eine Tendenz der
Erhöhung der Trübungs-und GUS-Werte im Auslauf wurde während der Dosierung erfasst, auch wenn
die Schwankung geringer war als manche Variationen ausserhalb der Versuche. Im Zuge eines VSAProjektes
in Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) wurden
thermogravimetrische Analysen zur Bestimmung des Anteils von PAK am GUS-Abfluss durchgeführt,
die Resultate sind noch nicht vorhanden.

Die Rückspülfrequenz des Biofor®-Tests wurde während der Versuche nicht verändert. Keine
unerwünschte Anreicherung von Kohle wurde bemerkt. Der Betriebsdruck blieb stabil und im Rahmen
der Werte aus dem normalen Betrieb ohne PAK-Dosierung.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Benutzung von Biofor®-Filtern als Kontaktreaktoren für
die Elimination von Mikroverunreinigungen mit Pulveraktivkohle im Kontext der ARA-Freiburg als
geeignet erscheint. Es muss einzig noch geprüft werden, wie hoch ist der Anteil an Aktivkohle an den
GUS im Ablauf. Ein ergänzender Bericht wird dies erläutern und die Notwendigkeit einer zusätzlichen
Filtration vor der Einleitung abwägen.

(nach oben)


Der Artikel „Elimination von Mikroverunreinigungen auf ARA – aktueller Stand der Verfahren und künftige Entwicklungen“

ist in der November-Ausgabe des Aqua und Gas erschienen.

Quelle: https://www.micropoll.ch/aktuell/

Zum Bericht:
https://www.micropoll.ch/fileadmin/user_upload/Redaktion/Dokumente/01_Berichte/02_Technische_Verfahren/01_Allgemein/FA_Wunderlin_high.pdf

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Hochleistungsadsorbenzien im kontinuierlichen Prozess als nachhaltige Alternative für die vierte Reinigungsstufe

Vom Konzept zur Pilotanlage
Kontinuierlicher Gegenstrom-Adsorber

In einem gemeinschaftlichen, geförderten Projekt wollen Blücher und das Institut für Energie- und Umwelttechnik (IUTA) in Duisburg dieses Verfahren zur kosten- und energieeffizienten Spurenstoffelimination als Pilotanlage entwickeln. Die Adsorptionseinheit und die Regeneriereinheit werden zunächst einzeln entwickelt und in Betrieb genommen. Danach wird der Betrieb der Gesamtanlage fokussiert, um damit die adsorptive Wirksamkeit zu testen. Der geplante Versuchsaufbau besteht im Wesentlichen aus der Adsorptionskolonne, dem Adsorbenzienaustrag, der Regenerierung und der Benetzungseinheit.

Als Ausgangspunkt war zunächst nur die Adsorptionskolonne selbst vorhanden, welche in einem ersten Schritt modifiziert wurde. Die ursprüngliche Edelstahlkolonne …mehr:

https://www.process.vogel.de/hochleistungsadsorbenzien-im-kontinuierlichen-prozess-als-nachhaltige-alternative-fuer-die-vierte-reinigungsstufe-a-648813/index2.html

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Tägliche Meldungen 2018

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Dezember 2018
Umwelt
Gesundheit
Gesellschaft
Umwelt
31.12.2018 Megakanäle weltweit im Vergleich 
30.12.2018 Arbeit mit den Elementen: Zum Internationalen Jahr des Periodensystems 
26.12.2018 Licht für die Wurzelentwicklung 
25.12.2018 Neue biologische Verfahren im Trink- und Grundwassermanagement 
22.12.2018 Stadtentwicklung bei Überflutung: Wie Städte Raum für Wasser schaffen können 
21.12.2018 Regensburger Biologen heben „versteckten Schatz“ 
18.12.2018 Rheinfelden wird ultraeffizient 
16.12.2018 Neuer Klimabericht für den Ostseeraum (BACC III) in Arbeit 
12.12.2018 Die große Wäsche – Aufbereitung von Biogas mit ionischen Flüssigkeiten verbraucht weniger Energie 
11.12.2018 Ausweitung des Energiepflanzenanbaus ist für Natur genauso schädlich wie der Klimawandel 
10.12.2018 Klärschlamm: Neuartiges Verfahren ermöglicht bessere Wertstoffrückgewinnung 
08.12.2018 PFC-belastete Gewässer effektiv sanieren 
05.12.2018 Studie: Braunkohlereviere zu Energiewenderegionen transformieren 
03.12.2018 Forschungsprojekt: Abwasseraufbereitung in China soll ressourcen- und energieeffizienter werden 
01.12.2018 Einzigartiger Wissensschatz an der BfG: 30 Jahre Weltdatenzentrum Abfluss 
Gesundheit
23.12.2018 Einfach mal abschalten: Die schnelle Erholung zwischendurch 
18.12.2018 Lungenärzte warnen: Silvesterfeuerwerk belastet Gesundheit und Umwelt 
15.12.2018 Wie Ballaststoffe und Darmbakterien den Herz-Kreislauf schützen 
09.12.2018 Neue Rückrufe von Blutdrucksenkern 
07.12.2018 Neue US-Richtlinie für Bluthochdruck bietet keine Vorteile für Betroffene 
04.12.2018 Warum Einkorn besser für Menschen mit Weizenunverträglichkeit sein könnte 
02.12.2018 THEMEN-SPEZIAL: Kampf gegen multiresistente Bakterien 
01.12.2018 Medica 2018: Mit den Füßen steuern – Computerspiel soll helfen, Thrombose vorzubeugen 
Gesellschaft
29.12.2018 Wie gute Vorsätze im Job umgesetzt werden können 
24.12.2018 Empathie bei Führungskräften: Zu viel Einfühlungsvermögen schadet in Krisensituationen 
20.12.2018 Weiterbildung bringt oft wenig für die Karriere 
17.12.2018 Arbeitszeiten von Frauen und Männern: Familienpolitik zieht – aber nur bei den Müttern 
14.12.2018 Fuchs, du hast die Stadt erobert: Bevölkerung hilft bei der Erforschung von Stadtwildtieren 
13.12.2018 Forschungsprojekt Smarte Daten Smarte Dienste: Wohin mit den Daten in der Agrarwirtschaft? 
06.12.2018 Die Babyboomer gehen in Rente 
01.12.2018 Digitaler Stress in Deutschland 
November 2018
Umwelt
Gesundheit
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Umwelt
30.11.2018  
28.11.2018 Studie: Mikroplastik in Kosmetik 
25.11.2018 Wie viel Schutt liegt auf Gletschern? 
23.11.2018 Beim Schnapsbrennen die Energiewende im Blick 
22.11.2018 Moore: manchmal unheimlich, aber vor allem unheimlich wichtig 
18.11.2018 Wie die Alpen von unten aussehen 
16.11.2018 Bio-Sprit aus dem Container 
13.11.2018 Hohe Akzeptanz für Seilbahnen in Innenstädten 
10.11.2018 Biologisch abbaubares Plastik 
05.11.2018 Multiresistente Keime aus Abwasser filtern – korrigierte Version 
02.11.2018 Hochwasserrisiko kann deutlich gesenkt werden 
01.11.2018 Umweltingenieurinnen und -ingenieure entwickeln neuartiges Sanitärsystem 
Gesundheit
29.11.2018 Resistente Keime: Können Rohkost und Salat ein Gesundheitsrisiko sein? 
27.11.2018 Medica 2018: Mit der Stress-App der TU Kaiserslautern spielerisch entspannen 
24.11.2018 Die wichtigsten Tipps zur Grippe-Impfung: Ältere Menschen besonders gefährdet 
20.11.2018 Mikroplastik in Lebensmitteln – viele ungeklärte Fragen bei Wissenschaft und Öffentlichkeit 
17.11.2018 Eine Tasse Kaffee oder Tee am Tag fördert die Sportlichkeit 
12.11.2018 Blutdruckgeräte im Test – oder: wer prüft eigentlich was? 
09.11.2018 Von Antitranspirantien mit Aluminium bis Zahnpasta mit Zinksalzen: 50 Jahre Kosmetik-Kommission 
07.11.2018 Kinder sollten Wasser trinken! 
04.11.2018 Test zeigt Erfolgsaussichten von Heuschnupfen-Therapien 
01.11.2018 Lachen ist die beste Medizin – wie Humor hilft, Stress am Arbeitsplatz abzubauen 
Gesellschaft
26.11.2018 Psychologie: Warum Menschen beim Küssen und Umarmen Seitenvorlieben haben 
21.11.2018 Sicherer Umgang mit Druckgasbehältern 
19.11.2018 Studie untersucht Einfluss von Ernährung und Bewegung auf die Gesundheit 
15.11.2018 Krähen stellen Werkzeuge aus mehreren Komponenten her 
14.11.2018 Frauen an der Spitze bringen Teams zu besseren Leistungen 
11.11.2018 Erwerbstätige im Rentenalter arbeiten nur zum Teil des Geldes wegen 
08.11.2018 Arbeitszeit: Beginnt der Job im Zug? 
01.11.2018 Positive Erinnerung an eigene Macht lässt Frauen schneller in den Wettbewerb eintreten 
Oktober 2018
Umwelt
Gesundheit
Gesellschaft
Umwelt
30.10.2018 Methan als umweltfreundlicher Kraftstoff für LKW, Busse und andere Nutzfahrzeuge 
27.10.2018 Biogas-Fachgespräch: Was können Enzyme, Mühlen und Co. wirklich für den Biogasprozess leisten? 
25.10.2018 Gutachten zur Behandlung biologisch abbaubarer Kunststoffe 
22.10.2018 Deutsche Wassertechnologien für indische Städte 
21.10.2018 Ätna: Neues Messsystem belegt Abrutschen des Südosthangs 
17.10.2018 Risiken von Mikroschadstoffen bewerten, Stauräume nachhaltig bewirtschaften, Dürre sichtbar machen 
16.10.2018 Wasser – zu viel oder zu wenig? Tagung zu regionalen Auswirkungen des Klimawandels 
15.10.2018 Gegen Straßenschmutz im Regenwasser 
12.10.2018 Erstmals systematische Untersuchungen von Arzneimitteleinträgen in die Ostsee 
10.10.2018 Umweltauswirkungen der Krabbenfischerei im Nationalpark Wattenmeer 
09.10.2018 Das Hochwasserrisiko besser abschätzen 
08.10.2018 Neue Studie: Wasserelektrolyse hat Potenzial zur Gigawatt-Industrie 
06.10.2018 Versauert die Ostsee? IOWForscher adaptiert erstmals präzise optische pH-Messmethode für Brackwasser 
03.10.2018 Energiewende auf den Flüssen Europas 
01.10.2018 Insektensterben durch Lichtverschmutzung vermeiden 
Gesundheit
31.10.2018 Das Gewicht der Liebe: Wer zusammenzieht, nimmt zu 
28.10.2018 „Wer (alkoholfreies) Bier trinkt, lebt hundert Jahre“ 
26.10.2018 Grippe – Gefahr unter Kontrolle? 
24.10.2018 Entwarnung für Elektroautos: Keine Störung von implantierten Schrittmachern und Defis 
19.10.2018 Warum Vitamin E-Wirkung bisher oft reine Glückssache ist 
18.10.2018 Übergewicht entwickelt sich bereits in der frühen Kindheit – und bleibt dann bestehen 
13.10.2018 Eine Tablette Aspirin täglich hat keinen gesundheitlichen Vorteil für fitte und gesunde Senioren 
11.10.2018 Ein neuer preiswerter Filter macht es möglich: giftiges Wasser wird sicher und trinkbar 
05.10.2018 Experten klären auf: Wann das Smartphone für Kinderaugen gefährlich wird 
02.10.2018 Nach der schweren Grippewelle und vor der nächsten Grippewelle: Schutzmöglichkeiten besser nutzen! 
01.10.2018 Weniger ist manchmal mehr – neue Substanz reduziert das Körpergewicht 
Gesellschaft
29.10.2018 Tarifrunde 2019: Für rund 7,3 Millionen Beschäftigte werden neue Vergütungstarifverträge verhandelt 
23.10.2018 Kinder, Job und Rente: Wie und mit wem wir unsere Zeit verbringen 
04.10.2018 Wohnort und Situation beeinflussen, wie stark wir uns mit anderen vergleichen 
01.10.2018 Gut die Hälfte der rentennahen Erwerbstätigen kann Konsum im Ruhestand nicht halten 
September 2018
Umwelt
Gesundheit
Gesellschaft
Umwelt
28.09.2018 Mit Polyphosphat gegen die Plastikberge in den Weltmeeren 
26.09.2018 Geringere Kosten und sauberes Wasser durch neueste Sensortechnologie 
24.09.2018 Verringerung der Stickstoffeinträge verhindert Algenblüten in Seen 
22.09.2018 Der Verlauf von Dürren: Flüsse werden früher und stärker beeinträchtigt als die Landwirtschaft 
20.09.2018 Tiefseebergbau hinterlässt tiefe Narben -Massiver Artenverlust 26 Jahre nach Abbau nachgewiesen 
17.09.2018 360° – Film nimmt Zuschauer mit auf einen faszinierenden Tauchgang durch ein Korallenriff 
14.09.2018 Natürlicher Hochwasserschutz an der Donau: EU-Projekt mit Aueninstitut der KU 
11.09.2018 DBFZ Jahrestagung 2018: Experten diskutieren die Nutzungsoptionen von Biomasse 
09.09.2018 China als globaler Ozon-Brennpunkt 
06.09.2018 Neue Quallenart im Nord-Ostsee-Kanal 
05.09.2018 Forscher aus Mecklenburg-Vorpommern entwickeln effiziente Biogasanlagen 
02.09.2018 Bienen brauchen es bunt 
Gesundheit
29.09.2018 Vitaminpillen nutzlos gegen Schlaganfall und Herzinfarkt 
27.09.2018 Stirnfalten können Hinweise auf Herz-Sterberisiko geben 
25.09.2018 Kurzer Nachtschlaf verdoppelt das Herz-Kreislauf-Risiko 
23.09.2018 Neue Europäische Blutdruck-Leitlinie: 140/90 mm Hg bleibt «rote Linie» 
21.09.2018 Neue Studie: Wer länger Urlaub macht, lebt länger 
18.09.2018 Joggen in der Stadt. Ist das gesund? 
16.09.2018 Was die Forschung heute weiß: Sieben Ernährungsmythen aufgeklärt 
12.09.2018 Schwachstelle Knie: Präventionsübungen senken Risiko für Verletzung des vorderen Kreuzbands 
10.09.2018 Woher Muskeln wissen, wie spät es ist 
07.09.2018 Sehschwäche in der Schwangerschaft: Bei diesen Warnzeichen sollten Sie zum Augenarzt 
03.09.2018 Valsartan-Rückruf: Verunreinigte Blutdrucksenker 
02.09.2018 Scharfstoff aus Ingwer mindert üblen Atem 
Gesellschaft
30.09.2018 Ausnahmen für Unternehmen bei der EEG-Umlage senken die Zahlungsbereitschaft privater Haushalte 
19.09.2018 Ängste abbauen geht anders – Prof. Christoph M. Schmidt über die Ausweitung der Rentengarantien 
15.09.2018 Füße kribbeln, brennen, sind taub: Neue Biomarker der Entzündung als Risikofaktoren für Neuropathie 
13.09.2018 „Im Alten Rom kannten Beschimpfungen in der Politik kaum Grenzen“ 
08.09.2018 Das Gegenüber entscheidet, wie ich mich verhalte 
04.09.2018 Wie sich die Gehirne von Aufschiebern und Machern unterscheiden 
02.09.2018 Neue Ausgabe forscher – Das Magazin für Neugierige erklärt Kindern den Roboter
August 2018
Umwelt
Gesundheit
Gesellschaft
Umwelt
30.08.2018 Leuphana Wissenschaftler warnt: Abwasserreinigung steht vor großen Problemen 
28.08.2018 Sauber durch Sonnenkraft 
27.08.2018 Gefährliche Altlasten in Nord- und Ostsee 
26.08.2018 Nachweis von Mikroplastik im Wasser: Fraunhofer CSP entwickelte smarte Filteranlagen 
25.08.2018 Warum die Stadt nachts heiß bleibt 
24.08.2018 Wie Nährstoffe im sauerstoffarmen Meer verloren gehen 
23.08.2018 Dieselskandal: Ultrafeinstaub deutlich schädlicher als Stickoxide 
21.08.2018 Spurenschadstoffe im Wasser: Welche Klärtechniken Fischen helfen 
19.08.2018 Neues Standardwerk zu Energietechnologien in Deutschland 
16.08.2018 Durchbruch bei industrieller CO2-Nutzung 
15.08.2018 Forschungsoffensive zu regenerativen Kraftstoffen 
13.08.2018 Erneuerbarer Kraftstoff aus der Kläranlage 
09.08.2018 Designerzellen schlucken das Klimagas CO2 
07.08.2018 Materialien für eine Nachhaltige Wasserwirtschaft – MachWas-Konferenz in Frankfurt am Main 
05.08.2018 Begrünte Fassaden in den Städten helfen gegen Feinstaub, Stickoxide und Hitze 
03.08.2018 Tonnenweise CO2 einsparen – Klimaschutzprojekt ‚InSekt‘ startet 
01.08.2018 Sauberer Strom ist nicht genug: Mehr Klimaschutz in Industrie, Verkehr und Gebäuden nötig 
Gesundheit
29.08.2018 Stillen in Deutschland aus wissenschaftlicher Sicht 
22.08.2018 Warum macht Lesen kurzsichtig? Aktuell in Scientific Reports veröffentlicht 
20.08.2018 Studien belegen: Migränepatienten besitzen erhöhtes Risiko für Gefäßkrankheiten 
17.08.2018 Sicherer Auto fahren ohne Grauen Star: Geringeres Unfallrisiko nach Linsenoperation 
14.08.2018 Risikofaktor für Darmkrebs entschlüsselt 
12.08.2018 Die richtige Bluthochdruckeinstellung, auch im Urlaub! 
08.08.2018 Erfahrungen mit Essstörungen 
04.08.2018 Fakten: Häufige Arbeit am Limit belastet stark 
02.08.2018 Lebensmittel im Blickpunkt: Vorgeschnittenes Obst und Blattsalate können mikrobiell belastet sein 
01.08.2018 Mengensteigerung bei Knie-OPs: „Weckruf“ für die Gesundheitspolitik 
Gesellschaft
31.08.2018 Im europäischen Vergleich werden Pkw in Deutschland gering besteuert 
18.08.2018 Studie: Kein kausaler Zusammenhang zwischen Heirat und Gehalt bei Männern 
10.08.2018 Brustimplantate mit Tomaten-DNA fälschungssicher kennzeichnen 
06.08.2018 Nach unten treten: Studie zeigt, wie Mitarbeiter zukünftige Rivalen kleinhalten 
01.08.2018 Naturbewusstseinsstudie: Deutsche wollen besseren Meeresschutz und keine Genpflanzen 
Juli 2018
Umwelt
Gesundheit
Gesellschaft
Umwelt
28.07.2018 Was Bäume, Gesellschaft und Gewässer über das Klima sagen 
26.07.2018 Klimaschutz: Weniger Lachgas aus der Landwirtschaft 
24.07.2018 35 Jahre Meeresschutz: Fehlende Strategie erhöht Bedarf an Schutzflächen 
22.07.2018 Nachhaltige Fischzucht am Viktoriasee mit dem EU-Projekt VicInAqua 
18.07.2018 BAM-Forschungsprojekt will Mikroplastik im Wasser genauer nachweisen 
15.07.2018 FlexFuture! Biogas sorgt für stabile Netze 
11.07.2018 Weitere Ursachen von Sauerstoffverlust der Ozeane identifiziert 
09.07.2018 SOLUTIONS – für eine bessere Wasserqualität europäischer Flüsse 
06.07.2018 Deutsche Unternehmen gefährden Umwelt und Menschenrechte 
03.07.2018 Planungssicherheit für Kommunen: Den Wasserbedarf der Zukunft prognostizieren
Gesundheit
31.07.2018 „Gemeinschaftsschutz“: Warum wir mit Impfungen nicht nur uns selbst, sondern auch andere schützen 
29.07.2018 Volkskrankheit „Fersenschmerz“: Stoßwellentherapie als Kassenleistung 
27.07.2018 Neue Europäischen Leitlinien für Bluthochdruck: Was ändert sich? 
25.07.2018 Aufwärmen wie die Fußballprofis und Knieverletzungen vermeiden 
23.07.2018 Elektroautos: Keine Einschränkungen für Träger von Herzschrittmachern & Co. 
21.07.2018 Schlaflosigkeit – nur ein böser Traum? 
19.07.2018 Wenn die Kraft im Alter fehlt 
17.07.2018 Studienplattform für Allergiepatienten geht online 
13.07.2018 Erst impfen, dann reisen – Deutsche Leberstiftung warnt vor Hepatitis-Gefahren auf Reisen 
10.07.2018 Bananenschalen statt Pflaster? Forschung zur heilenden Kraft der Banane an der Jacobs University 
07.07.2018 Tattoos: Körperschmuck mit Risiken 
02.07.2018 „Das wurde auch höchste Zeit“ – HPV-Impfung für Jungen empfohlen
Gesellschaft
30.07.2018 Fußball als Wissenschaft: Mit Elfmetern und Gelben Karten menschliches Verhalten erklären 
20.07.2018 Mehr als die Hälfte der Beschäftigten hat ein Arbeitszeitkonto 
16.07.2018 Studie zu Druck im Profi-Fußball: Wenn Perfektionismus zum Problem wird 
12.07.2018 Ein „durchgestyltes“ Fußballerlebnis 
07.07.2018 Fußball durch die Augen des Computers 
05.07.2018 Fußball-WM 2018: Statistik sieht Brasilien vorne 
Juni 2018
Umwelt
Gesundheit
Gesellschaft
Umwelt
29.06.2018 Schützen Biberdämme vor Hochwassern? HSWT erforscht Grundlagen zum Wasserrückhalt durch Biberdämme 
26.06.2018 Biomasse effizient nutzen 
25.06.2018 Achema 2018: Bierbrauen – Braurückstände sollen nachhaltige Verwendung finden 
21.06.2018 Zweites „Leben“ für Phosphor: Wie Phönix aus der Klärschlammasche 
20.06.2018 Biomasseforschungszentrum skizziert Änderungsvorschläge für das Ausschreibungsdesign im EEG 2017 
18.06.2018 Das Klärwerk der Zukunft – Abwasser als Energiequelle 
15.06.2018 Wenn Bakterien Häuser bauen 
14.06.2018 KIT: Wasseraufbereitung: Neues Verfahren eliminiert Hormone 
10.06.2018 UDE: FutureWaterCampus – Neuer Forschungsbau in Sicht 
07.06.2018 Vorläufige Entwarnung 
04.06.2018 Innovatives Verfahren zur umweltschonenden Gülleaufbereitung kommt auf den Markt 
02.06.2018 Wasser reinigen und Boden düngen mit Pflanzenkohle 
01.06.2018 Projekt Klimalandschaften lädt zum Mitmachen ein 
Gesundheit
28.06.2018 Brustkrebs-Verdacht: Bis zu 45 Prozent mehr Tumore per Ultraschall entdecken 
24.06.2018 Studie: Schlafqualität beeinflusst Leistungsfähigkeit stärker als Schlafdauer 
22.06.2018 Bei BMI größer 40 und Typ 2-Diabetes: Neue S3-Leitlinie empfiehlt sofortige Operation 
19.06.2018 Molekül identifiziert, das anfällig für Magersucht macht 
16.06.2018 Solanin in Kartoffeln: Grüne und stark keimende Knollen sollten aussortiert werden 
13.06.2018 LED-Sitzhocker gegen Rückenschmerzen 
11.06.2018 „Stressfresser“ aus dem Kuhstall – Landbewohner mit Nutzierkontakt können Stress besser bewältigen
09.06.2018 Konzentrierter arbeiten im Büro 
08.06.2018 Todesfalle Krankenhauskeim 
05.06.2018 Beeinflusst körperliche Aktivität die Gesundheit künftiger Nachkommen? 
01.06.2018 Die Emotion liegt im Auge des Hörers: Warum überraschende Geräusche die Pupille weiten 
Gesellschaft
27.06.2018 Der gläserne Fußballer 
23.06.2018 WM 2018: Fußball-Fans am Arbeitsplatz – Was ist erlaubt? 
17.06.2018 Männer und Frauen wünschen sich oft kürzere Arbeitszeiten 
12.06.2018 Studie der Hochschule Fresenius zeigt: Muskulöse Männer haben bessere Karrierechancen 
06.06.2018 baua: Praxis: Ungestört arbeitet es sich viel besser 
03.06.2018 Studie zeigt: Sind wir glücklich mit unserem Job, dann fühlen wir uns auch privat wohler 
01.06.2018 Wenn es um Geld geht, ticken Menschen rund um den Globus ähnlich 
Mai 2018
Umwelt
Gesundheit
Gesellschaft
Umwelt
30.05.2018 Stärkere Belege für Abschwächung des Golfstromsystems 
28.05.2018 Alternativer Waldzustandbericht: Deutschlands Wäldern geht es schlecht 
26.05.2018 Phosphorgewinnung aus Klärschlamm und andere regionale Nutzungskonzepte für Biomassen 
25.05.2018 BAM@Hannover Messe: Phosphor-Recycling aus Klärschlamm für den Dünger der Zukunft
24.05.2018 Bottrop testet Mülltonne mit bunten Beuteln und bestellter Abholung bei Bedarf 
22.05.2018 Zweite Wärmequelle optimiert Wärmepumpenanlage 
20.05.2018 Bewertung von Sicherheitsventilen: SIL-Einstufung nicht sinnvoll 
18.05.2018 Neues Bakterium aus Öl des Deepwater-Horizon-Unfalls beschrieben 
15.05.2018 Erstmals verlässliche Drei-Monats-Prognosen für Winter in Europa möglich 
13.05.2018 Biokraftstoffe: Im Verkehrssektor droht das Scheitern des Klimaziels für 2030 
11.05.2018 Biologische Vielfalt von grünlanddominierten Kulturlandschaften unter der Lupe 
08.05.2018 Wassergespräch Lausitz – Wie weiter mit dem Wasser in der Region? 
05.05.2018 Upcycling von PET-Flaschen: Neue Ideen für einen Wertstoffkreislauf in Deutschland 
02.05.2018 Biokraftstoffe: EU-Projekt BioMates gewinnt an Fahrt 
01.05.2018 50 Jahre Lehre und Forschung auf dem Gebiet der Meerestechnik an der Universität Rostock 
Gesundheit
31.05.2018 Folgen eines Zeckenstichs sicher erkennen und behandeln: Leitlinie Neuroborreliose veröffentlicht 
27.05.2018 Europäische Impfwoche 2018 – BM Spahn fordert bessere Zusammenarbeit bei der Masernimpfung 
21.05.2018 Chemikalien im Trinkwasser: Projekt „Neurobox“ der h_da untersucht gesundheitliche Auswirkungen 
19.05.2018 Was wird aus „gesunder Bräune“ in 25 Jahren? Die App zeigt’s! 
17.05.2018 Den Blutzucker fest im Griff 
14.05.2018 Baden-Württemberg: Erblindungsrisiko bei Menschen mit und ohne Diabetes deutlich gesunken 
12.05.2018 Rückenschmerzen – Neuer Artikel in Fachzeitschrift Lancet warnt vor Überdiagnostik 
09.05.2018 Fettleber unter Stress 
06.05.2018 Mikroarray-Schnelltest verkürzt Nachweis bei Legionella pneumophila Ausbruch 
04.05.2018 Wie die Form unserer Ohren bestimmt, was wir hören 
01.05.2018 Trockene Augen: Bei roten, schmerzenden, brennenden Augen zum Augenarzt 
Gesellschaft
23.05.2018 Wenn der Job zur Persönlichkeit passt, ist das Gehalt höher 
10.05.2018 Wohnungsmarkt: mieten oder kaufen? 
07.05.2018 Gesichtserkennung in Australien – die Privatsphäre wurde ganz offiziell abgeschafft 
03.05.2018 Sicherheit ist wichtiger als Flexibilität. Wie Frauen und Männer sich ihren Arbeitsplatz wünschen 
01.05.2018 Neue Arbeitswelt: Arbeitszeitgesetz verliert an Bedeutung 
April 2018
Umwelt
Gesundheit
Gesellschaft
Umwelt
30.04.2018 Zukunftsprojekt zu innovativer Siedlungswasserwirtschaft und urbaner Nahrungsmittelproduktion 
28.04.2018 Auch eine dezentrale Energiewende braucht Netzausbau 
27.04.2018 Bremsenergie ungebremst nutzen 
25.04.2018 Mikropartikel aus Kunststoff im Einzugsgebiet von Rhein und Donau nachgewiesen 
24.04.2018 Neues Forschungsprojekt an der Ostfalia: Sauerstoffeintrag in Belebungsbecken 
21.04.2018 Weltwassertag: Natur bietet Kombi-Lösung für Hunger-, Wasser- & Umweltprobleme 
18.04.2018 Bis 2030 sind deutlich mehr Erneuerbare Energien möglich
17.04.2018 Neue Studie für Greenpeace: Wälder bergen ungenutztes Potential für den Klima- und Naturschutz 
15.04.2018 Energieeffiziente Wassernutzung in der Industrie: 5. Ausschreibungsrunde im Förderprogramm STEP up! 
14.04.2018 Alle Pilze sind schon da: Wenn Bäume den Berg hinauf wandern, warten ihre Pilzpartner auf sie 
13.04.2018 BAM überprüft Energieeffizienz von Wärmepumpen 
10.04.2018 Da haben wir den Salat: Erste Ernte aus aufbereitetem Abwasser im Forschungsprojekt HypoWave 
09.04.2018 Neue IOW-Studie: Birgt Mikroplastik zusätzliche Gefahren durch Besiedlung mit schädlichen Bakterien? 
07.04.2018 Anstatt Abfackeln: Erdölbegleitgas als Rohstoff nutzen 
05.04.2018 Ohren für Icarus 
03.04.2018 Sonnenkonzentrat aus der Folie 
02.04.2018 Schadstoffe im Wasser abbauen: Chemiker der Uni Halle verbessern Verfahren 
01.04.2018 RWI-Stromspiegel: Nicht immer zahlt sich der Wechsel zum stromsparenden Elektrogerät aus 
Gesundheit
23.04.2018 Neue Studie zur Beratung in Sachen Homöopathie bescheinigt Apothekern Weiterbildungsbedarf 
19.04.2018 Fünftes Symposium „Gefahrstoffe am Arbeitsplatz“ 
16.04.2018 Alarmierend: Nur 8% waschen ihre Hände in korrekter Weise 
06.04.2018 Einmal dick – immer dick? 
01.04.2018 Lungenärzte warnen: E-Zigaretten machen abhängig und krank 
Gesellschaft
29.04.2018 Photovoltaik: Einfach integrierbar durch moderne Druckverfahren 
26.04.2018 Hochschule Hamm-Lippstadt entwickelt Lebensmittel-Abholbox für ländliche Regionen 
22.04.2018 Trotz des Gender Pay Gaps empfinden Frauen häufig ihren Verdienst als gerechter als Männer 
11.04.2018 Warum der Chef immer Schuld ist – Studie zur Verteilung von Lob und Tadel 
08.04.2018 Faking in Bewerbungsgesprächen: Wer übertreibt, gewinnt – und ist oft besonders leistungsfähig 
04.04.2018 Haushaltsdienstleistungen zugewanderter Frauen führen dazu, dass einheimische Frauen mehr arbeiten 
01.04.2018 Kieler Studie zeigt: Trockene Haut und Neurodermitis führen zu einem veränderten Hautmikrobiom 
März 2018
Umwelt
Gesundheit
Gesellschaft
Umwelt
30.03.2018 Den Stadtwildtieren auf der Spur: Citizen Science für alle 
27.03.2018 Wilde Nachbarn 
26.03.2018 Es gibt mehr und vielfältigere plastikfressende Bakterien, als bisher angenommen 
23.03.2018 Neun Kommunen bei Bundeswettbewerb „Klimaaktive Kommune 2017″ ausgezeichnet 
20.03.2018 Batterie oder Brennstoffzelle? Jülicher Forscher berechnen Kosten des Infrastrukturausbaus 
18.03.2018 Große Resonanz beim ACHEMA-Gründerpreis 2018 
16.03.2018 Globale Wassermodelle schätzen Wasserspeicheränderungen oft falsch ein 
14.03.2018 Neuerscheinung: Klimaschutz kommunal umsetzen 
12.03.2018 Energiewende: Neuer Regler verteilt Strom einfach und effizienter im Netz 
10.03.2018 Neuer Multi-Parameter Biosensor zur Überwachung der Biogasproduktion 
07.03.2018 Umweltgeschichte aus dem Faulschlamm: Klimawandel lässt „tote Zonen“ im Schwarzen Meer wachsen 
06.03.2018 Biogas: Forschungsprojekt erkundet ungenutzte Potenziale von Anlagen 
05.03.2018 Biogas-Fachgespräch in Nossen diskutiert zum Thema „Emissionen von Biogasanlagen“ 
02.03.2018 Fraunhofer IMWS testet umweltfreundliche Mikroplastik-Alternativen in Kosmetikartikeln 
01.03.2018 Potenzial für eine grüne Wasserstoff-Wirtschaft 
Gesundheit
31.03.2018 Kälte kann Herzinfarkt auslösen 
29.03.2018 Risikofaktoren erkennen und gegensteuern: So kann das Herz selbst im Alter jung bleiben 
25.03.2018 Faszien: Vernetzt von Kopf bis Fuß 
24.03.2018 Medizinerin findet Weg, um Blutdrucksenkung durch Sport vorhersagen zu können 
22.03.2018 Entdeckte Brustkrebsvorstufen im Mammographie-Screening meist aggressiv 
21.03.2018 BfS will Hautkrebsprävention rechtlich verankern 
19.03.2018 Nur selten zu hohe Pflanzenschutzmittelrückstände in Lebensmitteln 
15.03.2018 Häufige Familienmahlzeiten fördern eine gute Ernährung von Kindern 
13.03.2018 Keime & Co. – Küchenhygiene mit Köpfchen 
09.03.2018 Höchstmengen für Vitamine und Mineralstoffe in Nahrungsergänzungsmitteln 
08.03.2018 Kostformen im Vergleich: Für Menschen mit Diabetes ist die Mittelmeer-Diät besonders gut geeignet 
04.03.2018 Wie Omega-3-Fettsäuren das Immunsystem fit halten 
03.03.2018 Den Lebensmittelfälschern auf der Spur 
Gesellschaft
28.03.2018 Wann Mitarbeiter von Handlungsspielräumen im Job profitieren 
17.03.2018 Studie zu Arbeitszeiten von Frauen und Männern: Mütter arbeiten länger und flexibler 
11.03.2018 Beitragsfreie Kita-Betreuung führt nicht dazu, dass Frauen mehr arbeiten 
03.03.2018 Neues Mutterschutzgesetz: Wichtige Änderungen für Arbeitgeber 
Februar 2018
Umwelt
Gesundheit
Gesellschaft
Umwelt
27.02.2018 Klimawandel lässt Flüsse über die Ufer treten: Anpassung nötig 
22.02.2018 Versauerung: Wie der Klimawandel die Süßgewässer belastet 
20.02.2018 Der Artnachweis aus der Wasserflasche 
17.02.2018 Bienen-Parasit: Forscher entdecken Medikament gegen Varroa-Milbe 
13.02.2018 Forschungsergebnisse der Jade Hochschule dienen dem Schutz der Küstenregion vor Überschwemmung 
11.02.2018 Nährstoffüberschuss lässt Ozeane ersticken 
08.02.2018 Die Sauerstoffarmut im Ozean nimmt zu- Science-Studie zeigt Gefahren, aber auch Lösungsansätze auf 
05.02.2018 Würmer machen beliebt 
03.02.2018 „Plastikpiraten“ finden viel Müll an deutschen Flüssen 
02.02.2018 Klimawandel: Selbstverstärkender Effekt nicht durch Bodentiere erklärbar 
01.02.2018 Kleinste Blockheizkraftwerke für Einfamilienhäuser 
Gesundheit
28.02.2018  Fastfood macht Immunsystem langfristig aggressiver
23.02.2018 Neue US-Bluthochdruck-Leitlinien: Wie tief soll der Blutdruck in Deutschland gesenkt werden? 
18.02.2018 Mit Müsli gegen Arthritis 
15.02.2018 Herzinfarkt: Ältere Frauen zu spät im Krankenhaus 
12.02.2018 Urlaubszeit ist Warzenzeit 
09.02.2018 Gehirnjoggings: So lässt sich das Arbeitsgedächtnis trainieren 
06.02.2018 Ursache für kohlartigen Atemgeruch aufgedeckt 
04.02.2018 BfR bewertet Tageshöchstmenge für Magnesium in Nahrungsergänzungsmitteln 
01.02.2018 Welche Auswirkungen haben Kopfbälle im Fußball – Studie läuft an der Uni Paderborn zusammen 
Gesellschaft
26.02.2018 2017 steigen die Tariflöhne nominal um 2,4 Prozent – Real ein Plus von 0,6 Prozent 
21.02.2018 Ob Fußballtrainer, Ärzte ohne Grenzen oder Trachtengruppen: Freiwilliges Engagement ist bunt 
19.02.2018 Schön traurig 
14.02.2018 Im Alter leisten Männer weniger Hausarbeit als Frauen – und fühlen sich dabei gesünder 
07.02.2018 BAuA-Bericht: Fachkräfte für Arbeitssicherheit benötigen viele Kompetenzen 
01.02.2018 WSI zieht erste Tarifbilanz 2017: Tarifabschlüsse zwischen 2 und 3 Prozent 
Januar 2018
Umwelt
Gesundheit
Gesellschaft
Umwelt
31.01.2018 Zukunftsvision für Wärme aus Biomasse 
29.01.2018 Aus Abwässern der Joghurtproduktion sollen Viehfutter und Flugzeug-Kraftstoffe entstehen 
28.01.2018 Belauscht: Akustische Überwachungsgeräte spüren Wilderei und illegalen Holzeinschlag auf 
27.01.2018 Vulkanologie – Was die Gewalt eines Ausbruchs bestimmt 
25.01.2018 Umweltzone senkt Gesundheitsbelastung deutlich 
24.01.2018 Aquakultur: Neues Verfahren spürt Umweltbelastungen durch Lachsfarmen schneller auf 
23.01.2018 Konzept der Universität Rostock zur Ölhavarie-Bekämpfung erfolgreich auf der Warnow erprobt 
21.01.2018 Studie: Thermische Verwertung unverzichtbar in der Circular Economy 
19.01.2018 Bionischer Filter zur Trennung von Mikroplastik 
18.01.2018 Rosige Zeiten für die Meeresforschung: SFB „Roseobacter“ wird weitere vier Jahre gefördert 
17.01.2018 Spektakuläre Filmaufnahmen vom Oberrhein online 
12.01.2018 Damit die Energiewende gelingt: Solar-Institut Jülich der FH Aachen baut neuartigen Stromspeicher 
10.01.2018 Intelligentes Wassermanagement für Indiens Städte 
08.01.2018 Saisonale unterirdische Wärmespeicher können Kohlekraftwerke bei der Wärmeversorgung ersetzen 
06.01.2018 Forschung für die Energiewende in Kommunen und Regionen 
03.01.2018 Plastik in Binnengewässern: Verbundprojekt „PLASTRAT“ gestartet 
02.01.2018 Wenn Kontinente zerbrechen, wird es warm auf der Erde 
01.01.2018 Sonne ernten auf zwei Etagen – Agrophotovoltaik steigert die Landnutzungseffizienz um über 60% 
Gesundheit
30.01.2018 Fernsehen schadet dem Kinderschlaf: Forscher untersuchen erstmals Schlafqualität Dreijähriger 
26.01.2018 Was hilft gegen Angst auf dem Zahnarztstuhl? 
20.01.2018 Marketing für Hülsenfrüchte 
16.01.2018 Neu aus dem ÄZQ: Patientenleitlinie „Kreuzschmerz“ 
11.01.2018 Heilung nach Herzinfarkt – Woher die Immunantwort kommt 
07.01.2018 Masthähnchen sind häufig mit dem Zoonoseerreger Campylobacter belastet 
05.01.2018 Schutz gegen die Wintersonne: Augenärzte geben Tipps für den Kauf der Skibrille 
01.01.2018 Neue Zeckenart in Deutschland entdeckt: Überträgt sie Viren? 
Gesellschaft
22.01.2018 Jobticket nach Europa 
09.01.2018 Der Reiz von Verschwörungstheorien und Fake News 
04.01.2018 Risiken und Nebenwirkungen des Mindestlohns 
01.01.2018 Digitale Balance in der Arbeitswelt 

Megakanäle weltweit im Vergleich

Antje Karbe Hochschulkommunikation
Eberhard Karls Universität Tübingen

Wassertransfer-Megaprojekte sollen in Zukunft Süßwasserversorgung weltweit gewährleisten – Forschende haben bestehende und geplante Kanäle erstmals erfasst und gegenüber gestellt

Es gibt immer mehr große Kanäle und Rohrleitungen, die Süßwasser aus wasserreichen Regionen dorthin transportieren, wo es als Trinkwasser oder für Industrie und Landwirtschaft benötigt wird. 34 Mega-Anlagen existieren bereits, 76 weitere sind in Planung oder werden gebaut. Doch neben den Vorteilen des Wassertransfers sind die Auswirkungen auf Mensch und Ökosysteme enorm. Christiane Zarfl, Professorin für Umweltsystemanalyse von der Universität Tübingen, hat gemeinsam mit ihrer Doktorandin Oleksandra Shumilova vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei und weiteren Forschungseinrichtungen diese sogenannten Wassertransfer-Megaprojekte (WTMP) nun erstmals systematisch erfasst. Die Ergebnisse wurden kürzlich in der Fachzeitschrift Frontiers in Environmental Science veröffentlicht.

„Künstliche Flüsse“ und riesige Rohre, also gewaltige Wassertransferanlagen, sollen in Zukunft die weltweite Wasserversorgung gewährleisten, denn Klimawandel, Industrie und Landwirtschaft lassen in manchen Regionen das Wasser knapp werden. In einigen Ländern, beispielsweise in China und den USA, sind WTMP bereits heute ein wichtiger Faktor. Zum Beispiel verbindet der knapp 1500 km lange Süd-Nord-Kanal Chinas wasserreichen Süden mit dem durstigen Norden, in dem sich unter anderem die Hauptstadt Peking befindet.

„Wassertransfer-Megaprojekte können für die Menschen in den betroffenen Regionen viele Vorteile bringen“, erklärt Shumilova. „Gleichzeitig gibt es aber häufig auch negative Auswirkungen auf sozialer, wirtschaftlicher und ökologischer Ebene; vor allem in den Gebieten, denen Wasser entnommen wird.“ Wasser gehe verloren durch Verdunstung oder Lecks, Regionen versalzten, Schadstoffe und invasive Arten könnten sich besser ausbreiten. Außerdem gebe es ein höheres Konfliktpotential zwischen Ländern, die dasselbe Flusseinzugsgebiet teilten.

„Wir haben Informationen zu allen aktuell bestehenden und bis zum Jahr 2050 geplanten Wassertransfer-Megaprojekten in einer Datenbank gesammelt“, erklärt Zarfl. „Wichtige Daten waren für uns beispielsweise die Wassermenge, die transferiert wird, die zu überwindende Entfernung, die geplanten und tatsächlichen Kosten und der Zweck des Wassertransfers“. Als WTMP gelten Bauprojekte, die über 1 Milliarde US-Dollar kosten, mindestens 190 Kilometer überwinden oder mehr als 0,23 km³ Wasser pro Jahr transportieren. Wenn alle im Bau befindlichen und geplanten Großprojekte fertiggestellt sind, werden die WTMP zusammen 1910 km³ Wasser transportieren; das ist etwa die 26-fache jährliche durchschnittliche Wassermenge des Rheins. Hintereinandergelegt sind sie etwa doppelt so lang wie der Äquator, über 80.000 Kilometer. Die Gesamtkosten aller Bauvorhaben schätzen die Forscherin-nen und Forscher auf voraussichtlich 2700 Milliarden US-Dollar.

Bislang wurden allerdings weder die Parameter der WTMP noch die Auswirkungen von einer zentralen Stelle gesammelt. Diese Lücke schließt das Forschungsprojekt und schafft damit eine Voraussetzung für international vereinbarte Kriterien, die den Aufbau, die Leistungsfähigkeit und die Auswirkungen der künstlichen Flüsse auf Mensch und Umwelt vergleichbarer machen. „Bei der Planung künftiger Megaprojekte wird es somit leichter, Kosten und Umweltfolgen einzuschätzen und dem Nutzen gegenüberzustellen“, erläutert Zarfl. „In künftigen Forschungen möchten wir vor allem die Auswirkungen dieser gewaltigen Projekte untersuchen und die Risiken, die damit verbunden sind.“

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Christiane Zarfl
Universität Tübingen
Umweltsystemanalytik
Telefon +49 7071 29-76076
christiane.zarfl@uni-tuebingen.de

Originalpublikation:
Oleksandra Shumilova, Klement Tockner, Michele Thieme, Anna Koska, Christiane Zarfl: Global Water Transfer Megaprojects: A Potential Solution for the Water-Food-Energy Nexus? In: Frontiers in Environmental Science. https://doi.org/10.3389/fenvs.2018.00150

Quelle: idw

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Arbeit mit den Elementen: Zum Internationalen Jahr des Periodensystems

Alexander Knebel Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Zuse-Gemeinschaft

Es ist 150 Jahre jung, wächst weiter und hat ein faszinierendes Innenleben: Das Periodensystem der Elemente wird von den Vereinten Nationen wegen seines Stellenwerts für Wissenschaft und Wirtschaft 2019 mit einem Weltjahr geehrt. Viele Forschungsinstitute der Zuse-Gemeinschaft haben eine besondere Beziehung zum Periodensystem, denn sie sind spezialisiert auf innovative Anwendungen in Chemie, Physik und Materialwissenschaften.

Unabhängig voneinander ordneten Dmitri Mendelejew (1834-1907) und wenige Monate später Lothar Meyer (1830-1895) die chemischen Elemente nach ihren Eigenschaften so, dass Prognosen über noch nicht entdeckte Elemente leichter fielen. Derzeit listet das Periodensystem 118 verschiedene Elemente, beginnend mit Wasserstoff und auf heutigen Darstellungen meist endend mit dem erst 2005 entdeckten Element 118, dem Oganesson.

Menschen-Atome zu mehr als 99 Prozent Wasserstoff, Sauerstoff, Kohlenstoff, Stickstoff
Während die Grundlagenforschung im Periodensystem auf der Suche nach immer schwereren, neuen Elementen mit extrem kurzen Halbwertszeiten ist, gewinnt die anwendungsorientierte Forschung ihren Reiz auch aus der Arbeit mit der riesigen Vielfalt der Eigenschaften, welche die Verbindung verschiedener Elemente schafft. Mehr als 99 Prozent der Atome, aus denen der Mensch besteht, sind entweder Wasserstoff, Kohlenstoff, Stickstoff oder Sauerstoff. Jedes der Elemente im verbleibenden Prozent ist aber genauso wichtig, so z.B. Kalzium für den Knochenbau, Eisen für das Blutbild, oder Magnesium für Muskelfunktion und Eiweißsynthese.

Kleine Veränderungen mit radikalen Konsequenzen
Auch bei anorganischen Stoffen führt bereits die Zugabe kleinster Mengen eines Elements zu radikalen Veränderungen der Eigenschaften. So wandelt sich das Element Silizium – eines der häufigsten Elemente auf der Erde – schon bei Zugabe eines millionsten Teils (ppm) des Elements Bor radikal und wird von einem Halbleiter zu einem Leiter. „Das liegt an den durch das Bor verursachten Änderungen in den Bindungsstrukturen der Siliziumatome in ihrem Kristallgitter“, erläutert Georg J. Schmitz von Access e.V., einem Forschungsinstitut der Zuse-Gemeinschaft, das Schwerpunkte seiner Expertise in der Herstellung, Modellierung und Analyse metallischer Legierungen hat.

Elemente in Legierungen maßgeschneidert kombinieren
Welchen wirtschaftlichen Stellenwert Legierungen besitzen, zeigt sich exemplarisch am Stahl: Allein das einschlägige europäische Register zählt rd. 2.400 Sorten von denen etwa die Hälfte in den letzten zwanzig Jahren entwickelt wurde. „Eine Faszination der Metallforschung liegt darin, die gewünschten Eigenschaften der Elemente in technischen Legierungen für einen bestimmten Anwendungsfall maßgeschneidert zu kombinieren. Neben der Zusammensetzung der Legierungen aus den verschiedenen Elementen spielt hierbei die Verfahrenstechnik wie beispielsweise Temperatur-Zeitverläufe eine ebenso große Rolle“, betont Schmitz.

Das einfachste Element mit großer Reaktionsfreude
Bei „Überdosierung“ eines Elementes kann es auch zu unerwünschten Nebenwirkungen kom¬men. Ein Beispiel hierfür ist die sogenannte Wasserstoffversprödung, bei der überschüs-siger Wasserstoff die mechanischen Eigenschaften eines Metalls negativ beeinflusst. Das Wasserstoff-Atom mit einem Proton und einem Elektron ist das einfachste und zugleich ein sehr reaktionsfreudiges Element. In Zeiten der Energiewende hat es wieder Konjunktur: Für eine Energieversorgung die sich hauptsächlich aus erneuerbaren Quellen speist, benötigt man einen speicherbaren und universell einsetzbaren Energieträger. Die Wissenschaftler am Gastechnolo¬gischen Institut (DBI) in Freiberg untersuchen nicht nur, wie sich Wasserstoff problemlos ins Erdgasnetz einspeisen lässt, sondern wollen auch die Nutzung von Wasserstoff zur Strom- und Wärmenutzung am Arbeitsplatz und in den eigenen vier Wänden voranbringen. Dazu haben sie im Verbundprojekt HYPOS für die Versorgung von Gewerbebetrieben und Mehrfamilienhäusern mit Strom und Wärme aus grünem Wasserstoff technische Lösungen entwickelt und Fragen rund um die Schnittstelle von Wasserstoff- und Erdgastransport bearbeitet.

Verbinden und Trennen
Die Trennung von Elementen ist nicht nur eine Aufgabe für die energetische Nutzung von Wasserstoff, der in der Natur praktisch nur in Verbindungen vorkommt. Auch an anderen Stellen in der Zuse-Gemeinschaft beschäftigt man sich mit dem Trennen von Elementen: Das Deutsche Textilforschungszentrum Nord West (DTNW) hat ein neuartiges, funktionelles Textil aus Polyester und Polyvinylamin entwickelt, mit dem sich Edelmetalle wie z.B. Palladium aus niedrigkonzentrierten Industriewässern gewinnen lassen. Leitet man ein edelmetallhaltiges Wasser über das Textil, wird das Metall am Textil zurückgehalten, bevor das Palladium in seiner reinen Form zurückgewonnen werden kann.

Beitrag honorieren
Textilien bestehen zumeist aus organischen Verbindungen. Die häufigste organische Verbindung ist die Zellulose als Hauptbestandteil pflanzlicher Zellwände mit den Elementen Wasserstoff, Sauerstoff und Kohlenstoff. „Die Zellulose mit ihren drei Elementen kann Inspiration für eine am Kreislaufgedanken orientierte Chemie sein, die mit der Natur arbeitet“, erklärt der Präsident der Zuse-Gemeinschaft, Dr. Ralf-Uwe Bauer. Die Entscheidung der Vereinten Nationen für Jahr des Periodensystems biete Gelegenheit, den Stellenwert von Chemie und Physik für Wirtschaft und Gesellschaft aufzuzeigen. Dr. Bauer: „Dazu leisten wir in der Zuse-Gemeinschaft mit unserer engagierten Forschung für Unternehmen und Gesellschaft schon heute technologieübergreifend einen wichtigen Beitrag, der politisch allerdings noch zu wenig gewürdigt wird.“

Anhang
PM der Zuse-Gemeinschaft: Arbeit mit den Elementen – Zum Internationalen Jahr des Periodensystems
https://idw-online.de/de/attachment70540

Quelle: idw

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Wie gute Vorsätze im Job umgesetzt werden können

Eva Mühle Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund

Zum Jahreswechsel formulieren viele nicht nur private, sondern auch berufliche Vorsätze. Um diese im Arbeitsalltag umsetzen sowie zahlreiche Aufgaben im Job meistern zu können, braucht es Willenskraft. Dabei spielt es eine Rolle, wie wir unsere Fähigkeit zur Selbstkontrolle einschätzen: Wer davon ausgeht, dass Willenskraft kaum Grenzen kennt, fühlt sich nach mental anstrengenden Aufgaben weniger erschöpft und kann Selbstkontrolle erfolgreicher aufrechterhalten. Zu diesen Erkenntnissen kommt eine aktuelle Studie am Leibniz-Institut für Arbeitsforschung.

„Im kommenden Jahr nehme ich den Job lockerer und arbeite besser mit Kollegen und Kunden zusammen“ – berufliche Neujahresvorsätze gehen aktuell wohl vielen durch den Kopf. Die Beispiele verdeutlichen, dass Anforderungen, bei denen wir unsere Emotionen im Griff haben müssen, in vielen Bereichen der modernen Arbeitswelt selbstverständlich geworden sind. Vom Verkaufspersonal wird beispielsweise erwartet, dass es im Kundenkontakt stets freundlich ist. Unsere wahren Gefühle zugunsten zielorientierten Verhaltens zu unterdrücken, verlangt ein hohes Maß an Selbstkontrolle. Das strengt uns an und kann zur Erschöpfung führen.

Frühere Studien konnten zeigen, dass die Fähigkeit zur Selbstkontrolle stark abnimmt, wenn wiederholt Aufgaben erledigt werden müssen, bei denen man sich kontrollieren muss. Diese lange vorherrschende Annahme von Willenskraft als eine nur begrenzt verfügbare Ressource wird jedoch seit einigen Jahren infrage gestellt. Neuere Erkenntnisse deuten darauf hin, dass es einen Einfluss hat, welches Konzept von Willenskraft in unserem Kopf vorherrscht: Wer davon ausgeht, dass Willenskraft nicht leicht erschöpfbar ist, sondern uns unlimitiert zur Verfügung steht, schneidet bei anhaltenden mental anstrengenden Aufgaben besser ab, als Personen, die von einer nur begrenzt verfügbaren Ressource der Willenskraft ausgehen. Diese Erkenntnisse beruhten bislang auf Laborexperimenten. Forschende am Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund (IfADo) haben nun erstmals auch für den Arbeitsalltag bestätigt, dass sich bestimmte Vorstellungen von Willenskraft auf die Leistungsfähigkeit auswirken können.

Auf die Einstellung kommt es an
Dazu haben sie eine Tagebuchstudie mit 71 Teilnehmerinnen und Teilnehmer durchgeführt, die alle regelmäßig beruflich in Kontakt mit Kunden, Patienten oder Geschäftspartnern stehen. An zehn aufeinanderfolgenden Arbeitstagen beantworteten die Probanden zweimal pro Tag online einen Fragebogen. Am Nachmittag wurde abgefragt, wie häufig die Probanden am Tag ihre Emotionen der jeweiligen Situation anpassen und somit Selbstkontrolle ausüben mussten. Zudem ging es um die Frage, wie erschöpft sie sich fühlten. Am Abend bewerteten die Studienteilnehmer erneut ihr Wohlbefinden. Vor dem Start der Befragung wurde zudem erhoben, welche Vorstellung die Probanden über Willenskraft haben. Dazu mussten sie bewerten, was sie von bestimmten Aussagen halten, wie „Nach einer mental anstrengenden Aktivität fühlt man sich angeregt für neue herausfordernde Aufgaben“.

„Probanden, die bei der Arbeit ihre Emotionen kontrollieren mussten, profitierten unmittelbar von der Vorstellung, dass Willenskraft nahezu unbegrenzt verfügbar ist. Sie fühlten sich weniger erschöpft durch die Emotionsarbeit, auch zu Hause nach einem anstrengenden Arbeitstag“, fasst IfADo-Studienautorin Anne-Kathrin Konze einen Teil der Studie zusammen, die im „European Journal of Work and Organizational Psychology“ veröffentlicht wurde.

Nicht Grenzen, sondern Möglichkeiten betonen
„Unsere Willenskraft ist möglicherweise nicht so stark begrenzt, wie wir ursprünglich vermutet haben. Gehen wir dennoch davon aus, dass unsere Fähigkeit zur Selbstkontrolle schnell aufgebraucht ist, werden wir gewohnheitsmäßig unsere eigenen Fähigkeiten unterschätzen“, so Konze weiter. Auch die Unternehmenskultur kann einen Einfluss darauf nehmen, welche Einstellung Angestellte bezüglich der Grenzen von Willenskraft haben. „In einem Unternehmen, in dem eher die Grenzen des Machbaren betont, statt Möglichkeiten herausgestellt werden, können Mitarbeiter dazu verleitet werden, an eine sehr stark begrenzte Ressource der Willenskraft zu glauben. Das kann im schlimmsten Fall dazu führen, dass einzelne Teammitglieder das Optimum ihrer Leistungsfähigkeit verfehlen“, sagt IfADo-Arbeitspsychologin Konze.

Wer sich für 2019 vornimmt, im Job disziplinierter zu sein, der profitiert bei der Umsetzung dieses Vorsatzes von der Vorstellung, dass uns Willenskraft nahezu unbegrenzt zur Verfügung steht.

Das IfADo – Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund erforscht die Potenziale und Risiken moderner Arbeit auf lebens- und verhaltenswissenschaftlicher Grundlage. Aus den Ergebnissen werden Prinzipien der leistungs- und gesundheitsförderlichen Gestaltung der Arbeitswelt abgeleitet. Das IfADo hat mehr als 220 Mitarbeiter/innen aus naturwissenschaftlichen und technischen Disziplinen. Das Institut ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft, die 93 selbstständige Einrichtungen umfasst. Die Leibniz-Institute beschäftigen rund 19.100 Personen, darunter 9.900 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Anne-Kathrin Konze
Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Forschungsgruppe „Flexible Verhaltenssteuerung“
E-Mail: konze@ifado.de

Pressekontakt:
Eva Mühle
Pressereferentin
Telefon: + 49 231 1084-239
E-Mail: muehle@ifado.de

Originalpublikation:
Konze, A. K., Rivkin, W., Schmidt, K. H. (2018): Can Faith Move Mountains? How Implicit Theories about Willpower Moderate the Adverse Effect of Daily Emotional Dissonance on Ego-Depletion at Work and Its Spillover to the Home-Domain. European Journal of Work and Organizational Psychology. doi: 10.1080/1359432X.2018.1560269

Weitere Informationen:

https://www.ifado.de/blog/2018/12/28/vorsaetze/

Quelle: idw

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Licht für die Wurzelentwicklung

Rudolf-Werner Dreier Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau

Die Organbildung von Pflanzen passt sich mit Hilfe einer molekularen Uhr an äußere Bedingungen an

Die Freiburger Pflanzenbiologen Dr. Stefan Kircher und Prof. Dr. Peter Schopfer vom Institut für Biologie II der Albert-Ludwigs-Universität haben gezeigt, dass der Umweltfaktor Licht die Ausgestaltung des pflanzlichen Wurzelsystems durch Neubildung von Seitenwurzeln steuert. Licht moduliert die Frequenz von periodischen Genaktivierungspulsen in der Wurzelspitze mit Hilfe eines molekularen Schwingkreises, eines so genannten Oszillatorsystems. Dabei übernimmt das Pflanzenhormon Auxin die Rolle des Zeitgebers, beeinflusst also die Frequenz der Schwingungen. Ihre Studie veröffentlichten die Forschenden im Fachjournal „Development“.

Pflanzen bilden Seitenwurzeln, die in einem regelmäßig angeordneten Muster aus ihrer Hauptwurzel hervortreten und so ein Wurzelsystem bilden, welches zur Aufnahme von Wasser und Mineralstoffen aus dem Boden dient. Es war schon lange bekannt, dass das Pflanzenhormon Auxin maßgeblich an dieser Neubildung von Wurzelorganen beteiligt ist. Kontrovers diskutiert wird jedoch der molekulare Mechanismus, der für die Häufigkeit und Anordnung der Seitenwurzeln entlang der Hauptwurzel verantwortlich ist. Kircher und Schopfer haben nun nachgewiesen, dass hierbei dem Licht eine zentrale Rolle zukommt: Licht moduliert intensitätsabhängig sowohl die periodische Anlage des frühen Genaktivierungsmusters an den Stellen späterer Seitenwurzelentwicklung als auch die weiteren Wachstumsstadien bis hin zum Austritt der Seitenwurzel aus der Hauptwurzel. Basierend auf diesen Erkenntnissen, entwickelten die Freiburger Biologen in Übereinstimmung mit Daten anderer Forschungsgruppen ein molekulares Funktionsmodell einer von Auxin gesteuerten biologischen Uhr: Je mehr Licht einstrahlt, umso mehr Auxin bildet sich, umso schneller läuft die Uhr – und so erhöht sich Häufigkeit der Anlage von Seitenwurzeln pro Zeiteinheit. Nach Ansicht der Autoren repräsentiert dieses Modell einen neuartigen Typ einer biologischen Uhr mit modulierbarer Frequenz, das auch bei Entwicklungsprozessen jenseits des Pflanzenreichs Anwendung finden könnte.

Die Forschungsarbeit ist Teil des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projekts „Die Entwicklung und Lichtregulation von Seitenwurzeln in Arabidopsis-Keimlingen“.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Dr. Stefan Kircher
Institut für Biologie II
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Tel.: 0761/203-2807
E-Mail: stefan.kircher@biologie.uni-freiburg.de

Originalpublikation:
Kircher, S. / Schopfer, P. (2018): The plant hormone auxin beats the time for oscillating light-regulated lateral root induction. In: Development 2018 145: dev169839. DOI: 10.1242/dev.169839

Weitere Informationen:
https://www.pr.uni-freiburg.de/pm/2018/licht-fuer-die-wurzelentwicklung

Quelle: idw

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Neue biologische Verfahren im Trink- und Grundwassermanagement

Bernd Hegen Referat Öffentlichkeitsarbeit
Universität Koblenz-Landau

Die Trinkwasserkonferenz „Neue biologische Verfahren im Trink- und Grundwassermanagement“ vom 19. Bis 21. März 2019 in Landau stellt neueste Entwicklungen und Methoden vor und will Wissenschaftler und Praktiker zusammen bringen.

Neue Anforderungen im Risikomanagement und in der Qualitätssicherung im Trink- und Grundwasserschutz verlangen neue Verfahren. In den vergangenen Jahren hat eine beeindruckende Entwicklung stattgefunden. Neue Biologische Verfahren im Trink- und Grundwassermanagement bieten mittlerweile maßgeschneiderte Einsatzmöglichkeiten für die Praxis. Die Trinkwasserkonferenz „Neue biologische Verfahren im Trink- und Grundwassermanagement“ vom 19. Bis 21. März 2019 in Landau, greift diese Herausforderungen auf und stellt die neuesten Entwicklungen und Methoden vor.

Die Tagung zeigt den aktuellen Stand der Forschung und die Möglichkeiten und Perspektiven für die Praxis auf. Sie führt Praktiker aus Trinkwasserversorgung und Wasserwirtschaft mit den Wissenschaftlern zusammen, die an den neuen, anwendungsorientierten Techniken arbeiten. Aktuell befassen sich mehrere Forschungsprojekte mit neuen biologischen Verfahren für die wasserwirtschaftliche Praxis und die Trinkwasserversorgung. Ergebnisse dieser Projekte und ihre Anwendung in der Praxis werden auf der Tagung in Landau ebenso vorgestellt, wie bereits verfügbare biologische Verfahren.

Gemeinsame Veranstalter der Trinkwasserkonferenz sind das Institut für Grundwasserökologie IGÖ GmbH, das Institut für Umweltwissenschaften der Universität Koblenz-Landau, das Institut für Grundwasserwirtschaft an der Fakultät Umweltwissenschaften der Technischen Universität Dresden und die Fachsektion Hydrogeologie e.V. in der Deutschen Geologischen Gesellschaft – Geologische Vereinigung e.V. (FH-DGGV).

Weitere Informationen zur Tagung und Anmeldung unter
https://grundwasseroekologie.de/

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
PD Dr. Hans Jürgen Hahn
Institut für Grundwasserökologie
Tel: 06341 / 280-31590
E-Mail: hjhahn@uni-landau.de

Weitere Informationen:
https://grundwasseroekologie.de/

Quelle: idw

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Empathie bei Führungskräften: Zu viel Einfühlungsvermögen schadet in Krisensituationen

Katrina Jordan Abteilung Kommunikation
Universität Passau

Empathie kann bei Vorstandsvorsitzenden zu absurden Entscheidungen führen – wie beispielsweise hohe Boni für diejenigen, die für die Krise verantwortlich sind. Das ist eine der Aussagen einer konzeptionellen Studie von Forschenden aus Passau und den USA, die in dem angesehenen Journal „Academy of Management Review“ erschienen ist.

Empathie – darunter verstehen die Autoren und die Autorin der Studie eine Persönlichkeitseigenschaft, die zunächst einmal positiv besetzt ist. Sie beschreibt unter anderem die Fähigkeit, sich in andere Menschen einfühlen zu können.

„Es handelt sich um eine Eigenschaft, die Vorstandsvorsitzende haben sollten“, erklärt Prof. Dr. Andreas König, Inhaber des Lehrstuhls für Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Strategisches Management, Innovation und Entrepreneurship an der Universität Passau. „Denn Empathie hilft in vielen Situationen, insbesondere auch in Krisen. Das Problem ist, dass sie auch Schaden anrichten kann.“

Die Autoren und die Autorin nennen in der Studie unter anderem das Beispiel von Robert Benmosche, dem langjährigen Chef des US-Versicherers AIG, der in der Hochphase der Finanzkrise Boni in Millionen-Höhe an Personen auszahlte, die für die Misere verantwortlich waren. Befragt nach seinen Motiven nannte Benmosche sein Mitgefühl mit dieser Gruppe.

Die Forschenden stellen in ihrer Studie zum Einfluss von Empathie auf das Krisenmanagement von Führungskräften folgende Thesen auf:
• Je empathischer eine Führungskraft ist, umso schneller erkennt sie mögliche Warnsignale – wird aber auch Krisen sehen, wo gar keine sind. Empathischere Führungskräfte erklären häufiger falschen Alarm.
• Empathie hilft Führungskräften, in der Krise an die relevanten Informationen zu kommen, macht sie aber auch voreingenommen in der Verarbeitung dieser Informationen. Fachkräfte teilen ihr Wissen eher mit einer/m Vorgesetzten, die oder der empathisch ist. Allerdings fehlt einer solchen Person in Krisensituationen der kühle Kopf, um die Informationen nüchtern auszuwerten.
• Je empathischer eine Führungskraft ist, desto leichter fällt es ihr, Mitgefühl und Verständnis zu zeigen – das ist grundsätzlich lobenswert, oft aber nur bis zu einem gewissen Grade richtig. In der Krisenkommunikation darf eine Führungskraft im Interesse des Unternehmens und der Beschäftigten nicht voreilig zu viel Verantwortung auf sich nehmen. Sonst kann das Bild, das Stakeholder wie die Öffentlichkeit und Investoren von der Organisation haben, unberechtigterweise kippen, mit langfristigem Schaden für alle Organisationsmitglieder.
• Je empathischer eine Führungskraft ist, desto besser gelingt es ihr, das verletzte Beziehungssystem nach einer Krise zu heilen – aber desto schwerer fällt es ihr, operativen Schaden zu beseitigen. Eine empathischere Führungskraft kann besser erkennen, wann die Belegschaft bereit ist, einen Neuanfang zu wagen. Allerdings bleibt dieser Führungskraft kaum Zeit, um operative Herausforderungen und technische Detailarbeit zu meistern.

„Die Kernbotschaft unserer Studie lautet: In vielen Aspekten beeinflusst Empathie das Krisenmanagement zunächst positiv. Doch es gibt einen Punkt, an dem das Verhältnis kippt. Empathie von Vorstandsvorsitzenden und effektives Krisenmanagement stehen also in einem umgekehrt U-förmigen Zusammenhang“, erklärt der Passauer Innovationsforscher Prof. Dr. König. Die Studie ist unter dem Titel „A blessing and a curse: How CEOs‘ empathy affects their management of organizational crises“ im Academy of Management Review erschienen, einer der international bedeutendensten wissenschaftlichen Zeitschriften zu betriebswirtschaftlichen Themen.

Über die Autoren und die Autorin:
• Prof. Dr. Andreas König, Inhaber des Lehrstuhls für Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Strategisches Management, Innovation und Entrepreneurship an der Universität Passau
• Dr. Lorenz Graf-Vlachy, Akademischer Rat am Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Strategisches Management, Innovation und Entrepreneurship an der Universität Passau
• Prof. Dr. Jon Bundy, Assistant Professor an der W.P. Carey School of Business der Arizona State University (USA).
• Prof. Dr. Laura Little, Associate Professor am Terry College of Business der University of Georgia (USA) und Direktorin des dortigen Instituts für Leadership Advancement.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Andreas König
andreas.koenig@uni-passau.de

Originalpublikation:
https://journals.aom.org/doi/10.5465/amr.2017.0387 – Originalstudie „A blessing and a curse: How CEOs‘ empathy affects their management of organizational crisis“

Weitere Informationen:
https://univideo.uni-passau.de/2018/11/prof-dr-andreas-koenig-ueber-empathie-bei… – Video zur Studie

Quelle: idw

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Einfach mal abschalten: Die schnelle Erholung zwischendurch

Eva Mühle Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund

„Im Urlaub kann ich mich dann endlich erholen“ – mit diesem Gedanken trösten sich viele Arbeitnehmer, wenn es im Job zu viel wird. In Wirklichkeit sind die Wechselwirkugen zwischen Arbeitsbelastung, Erschöpfung und Erholung deutlich dynamischer: Ein anstrengender Arbeitstag bereits am selben Tag zu Erschöpfung führen und das Wohlbefinden am Feierabend beeinträchtigen. Genauso kurzfristig wie die Erschöpfung kommt, sollte auch Zeit für die Erholung eingeräumt werden: Bewusstes Abschalten zu Hause fördert die Regeneration und verhindert, dass der Arbeitstag die anschließende Freizeit beeinflusst. Das zeigt eine Tagebuch-Studie des Leibniz-Instituts für Arbeitsforschung an der TU Dortmund.

Ablenkungen im Großraumbüro ausblenden, ungeliebte Projekt-Aufgaben angehen und im Kundenkontakt stets freundlich sein: Solche Anforderungen sind selbstverständlich geworden in der modernen Arbeitswelt. Laut einer Eurofond-Erhebung geben 68 Prozent der Angestellten in der EU an, von Anfragen Dritter wie etwa Kunden abhängig zu sein. 31 Prozent müssen ihre wahren Emotionen bei der Arbeit zugunsten zielorientierten Verhaltens unterdrücken. Das strengt an und kann auf Dauer die Gesundheit und Leistungsfähigkeit beeinträchtigen.

IfADo-Arbeitspsychologinnen und Arbeitspsychologen haben nun untersucht, ob und wie sich solche Anforderungen noch am selben Tag auf das Wohlbefinden von Arbeitnehmern auswirken – und ob kurzfristig erfolgende Erholung davor schützt. Die Forschenden führten eine Online-Befragung mit insgesamt 86 berufstätigen Probandinnen und Probanden durch. An zehn aufeinanderfolgenden Arbeitstagen beantworteten diese zweimal pro Tag einen Fragebogen. Am Nachmittag wurde die gerade erlebte Arbeitsbelastung abgefragt. Am Abend bewerteten die Studienteilnehmer ihr Wohlbefinden. Zudem gaben sie an, wie gut es ihnen an diesem Abend gelang, von der Arbeit abzuschalten.

Freiräume für Erholung nach Feierabend
„Auf Grundlage der Befragung konnten wir bestätigen, dass sich ein anstrengender Arbeitstag direkt auf das Wohlbefinden nach der Arbeit auswirkt. Man bringt die Last quasi mit nach Hause“, sagt IfADo-Studienautorin Lilian Gombert. „Zuhause angekommen fühlt man sich erschöpft und antriebslos, Verabredungen werden abgesagt, die Laune sinkt.“ Dabei sind es gerade Freizeitaktivitäten, die entgegenwirken: „Wenn man am Feierabend einem Hobby nachgeht, Sport treibt oder Freunde trifft, rückt das bei der Arbeit Erlebte in den Hintergrund. Das schafft nach einem anstrengenden Arbeitstag die benötigten Freiräume für Erholung“, so Gombert weiter.

Gerade an Tagen mit hoher Belastung gilt: Nicht immer ins Schneckenhaus zurückziehen, sondern aktiv werden und bewusst von der Arbeit abschalten. Das sollte auch von Arbeitgebern gefördert werden, zum Beispiel durch vereinbarte Regeln im Umgang mit beruflichen E-Mails und Anrufen auf dem Smartphone nach Feierabend.

Das IfADo – Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund erforscht die Potenziale und Risiken moderner Arbeit auf lebens- und verhaltenswissenschaftlicher Grundlage. Aus den Ergebnissen werden Prinzipien der leistungs- und gesundheitsförderlichen Gestaltung der Arbeitswelt abgeleitet. Das IfADo hat mehr als 220 Mitarbeiter/innen aus naturwissenschaftlichen und technischen Disziplinen. Das Institut ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft, die 93 selbstständige Einrichtungen umfasst. Die Leibniz-Institute beschäftigen rund 19.100 Personen, darunter 9.900 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Ansprechpartnerin:

Lilian Gombert
Wissenschaftliche Mitarbeiterin „Flexible Verhaltenssteuerung“
Telefon: + 49 231 1084-413
E-Mail: gombert@ifado.de
www.ifado.de/gesundheit

Pressekontakt:
Eva Mühle
Pressereferentin
Telefon: + 49 231 1084-239
E-Mail: muehle@ifado.de

Originalpublikation:
Gombert, L., Rivkin, W., & Schmidt, K.-H. (2018). Indirect Effects of Daily Self-Control Demands on Subjective Vitality via Ego Depletion: How Daily Psychological Detachment Pays Off. Applied Psychology: An international Review, S. 1-26. doi: 10.1111/apps.12172

Weitere Informationen:
https://www.ifado.de/blog/2018/12/06/einfach-mal-abschalten-die-schnelle-erholun…

Quelle: idw

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Stadtentwicklung bei Überflutung: Wie Städte Raum für Wasser schaffen können

Sabine Ranke-Heinemann Pressestelle
Australisch-Neuseeländischer Hochschulverbund / Institut Ranke-Heinemann

In Küstenstädten wird es wegen des Klimawandels immer häufiger zu Überflutungen kommen. Daher muss die Menschheit lernen, in Einklang mit dem Wasser zu leben. Es bieten sich naturnahe Lösungen an.

Die Siedlungen an den australischen Küsten sind den Einflüssen des Klimawandels stark ausgesetzt. Städte, die widerstandsfähig gegenüber den klimatischen Bedingungen sind und mit großen Wassermassen umgehen können, müssen daher in Zukunft Standard werden.

Laut der Wissenschaftlerin Elisa Palazzo Dozentin am Fachbereich Urban and Landscape Design der University of New South Wales in Sydney, zeigt die Forschung deutlich, dass das Klima immer unsteter wird. Wetterereignisse wie die Sturzflut in Sydney vor einer Woche werden öfter und extremer vorkommen, während die Zeitspanne zwischen den Vorfällen immer kürzer werden wird. Mit einem höheren Meeresspiegel und regelmäßigen Überflutungen werden Wasserlandschaften ein Teil unseres städtischen Lebens werden.

Die meisten australischen Städte befinden sich in Küstennähe oder in der Nähe von Flüssen. Ob wir es schaffen, die globale Erderwärmung bei unter 1,5°C zu halten oder nicht: die Mehrheit der australischen Bevölkerung wird bald in einer Überschwemmungszone leben.

Perspektivenwechsel: Regenwasser als Ressource, nicht als Abfall
Den Wasserkreislauf zu verstehen, ist eine Möglichkeit, eine positive Beziehung zwischen natürlichen Prozessen, Pflanzen und Menschen zu schaffen. Wir können lernen, Überschwemmungen als regeneratives Element anzusehen, das das Leben auch im städtischen Umfeld verbessern kann.

Für eine lange Zeit hat die Stadtplanung die Möglichkeiten übersehen, die das Regenwasser in städtischen Systemen bietet. Nun muss die Abkehr von dem Gedanken, Regen als zu entsorgenden Abfall anzusehen, überwunden werden. Stattdessen sollte es als nicht-erneuerbare Ressource angesehen werden, die geschützt und wiederbenutzt werden kann.

Diese Veränderung im Umgangs mit Regenwasser ist in einigen städtebaulichen Vorreiterprojekten bereits sichtbar. Städte wie New York, New Orleans und Kopenhagen beginnen nach den Überschwemmungen der vergangenen Jahre bereits mit der Umstrukturierung. Dort verändern städtebauliche Maßnahmen radikal die Art, wie Räume genutzt, erlebt und wahrgenommen werden.

Innovative Strategien verstehen Überflutungen eher als natürlichen Prozess, mit dem gearbeitet werden muss, denn als Prozess, gegen den man standhalten muss. Unstrukturierte, sanfte und auf der Natur basierende Lösungen sollen in Zukunft technisch entwickelte Maßnahmen ersetzen. Diese Projekte nutzen den Klimawandel für sich, um Vorteile für die Bewohner zu entwickeln.

Platz für Wasser schaffen
Die Idee, mit Wasser Hochwasserschutz mit natürlichen Mitteln zu betreiben, wurde schon vielfältig erforscht. Die Ergebnisse lassen sich in vier Strategien einteilen:

Schwammräume und sicheres Ablassen des Wassers: Ein Netzwerk kleiner und mittlerer Grünflächen absorbiert und speichert überschüssiges Wasser. Nahezu alle Freiflächen einer Stadt, beispielsweise Hausdächer, können Teil eines dezentralen „Off-Grid“-Systems sein.

Die Kopenhagener Kampagne zur klimabeständigen Nachbarschaft zielt darauf ab, zumindest 20 Prozent der öffentlichen Fläche als eine Art Schwamm zu nutzen, um Sturzfluten in innerstädtischen Gebieten zu reduzieren. Kontrolliertes Fluten eines Teils dieses Systems vermeidet Wasserprobleme an anderen Stellen, zum Beispiel auf Straßen. Diese „safe to fail“-Orte können zahlreiche weitere Funktionen übernehmen und den Menschen in trockenen Zeiten zur Erholung zur Verfügung gestellt werden.

Design für Variabilität: Die Prozesse des Wassers ändern sich mit der Saison. Die Gestaltung von Wohnsiedlungen sollte diese Veränderbarkeit reflektieren. Ein besseres Verständnis der Prozesse der Natur innerhalb einer Stadt führt zu neuem Design, das neben ökologischen Vorteilen auch den räumlichen Ausdruck verändert. Eine interessante Erneuerung in der Stadtplanung ist die veränderte Gestaltung, die die vormals starren Formen ersetzt. Eine Auswahl verschiedener Pflanzen und Erdsubstraten unterstützt die Variabilität in der räumlichen Gestaltung. Ein gutes Beispiel hierfür ist der Biliancourt Park in Frankreich, in dem Wasser dafür sorgt, dass die Größe der Gärten sich je nach Pegelstand immer wieder verändert.

Verschwende es nicht: Regenwasser ist eine kostbare Ressource, die genutzt werden sollte. Undurchlässiger Boden und Dachoberflächen können Regenwasser auffangen und für eine spätere Benutzung – etwa zur Bewässerung, zum Waschen oder für die Toilettenspülung – speichern. Der Prozess ist einfach und benötigt keine spezielle Technologie. Das gilt besonders für das Wasser vom Dach, denn es ist rein genug, um so, wie es aufgefangen wird, genutzt zu werden.

Lass es durchsickern: Pflastersteine lassen das Wasser in den Grund sickern und so dem Grundwasser zuführen. Durchlässige Böden erhalten den natürlichen Wasserkreislauf und erlauben einen Feuchtigkeitsaustausch zwischen der Luft und der Erde. Zudem sorgt dies für eine Abkühlung der Stadt im Sommer und zudem für eine angenehme Wohnumgebung.

Um die Anzahl der undurchlässigen Böden zu reduzieren, sollte die Anzahl der herkömmlichen Straßen und Parkplätze durch Gras oder wasserdurchlässige Untergründe ersetzt werden. Dort, wo es dennoch nötig ist, Boden zu pflastern, sollte ein Filtersystem eingebaut werden, um die Verunreinigung des Regenwassers möglichst gering zu halten.

Eine große, kollektive Anstrengung ist nötig
Die Umsetzung dieser Strategien zur Vermeidung von Überschwemmungen in privaten und öffentlichen Gebieten ist schwierig. Sie erfordert eine kollektive Anstrengung.

Forschung zu städtischer Klimaadaption zeigt, dass der Prozess dieser Umgestaltung oft ein hierarchischer Prozess ist. Programme zum Wiederaufbau nach Hochwasserschäden wurden in der Vergangenheit nur selten von den Regierungen als Möglichkeit gesehen, auf die Bedürfnisse der lokalen Kommunen einzugehen.

Es werden gemeinsame Entscheidungen zum Wassermanagement benötigt, um die Lebensbedingungen der Bewohner an das sich schnell ändernde Klima anzupassen. Neue Herausforderungen können zu Chancen werden, wenn Umweltziele mit Nachhaltigkeit und sozialer Gerechtigkeit gepaart werden.

Die Umsetzung von Maßnahmen zur Anpassung an das Hochwasser werde noch immer nur sporadisch umgesetzt. Sie beschränkt sich oft auf zentralisierte Feuchtbiotope in großen Parks und Gärten. Es wird ein kapillar-ähnliches Netzwerk benötigt, welches Städte mit hoher baulicher Dichte mit kleinen bis mittleren naturbasierten Maßnahmen durchsetzt.

Bislang gibt es keinen Beweis dafür, dass die Vorteile dieser Systeme effektiv genug sind, um massive Überflutungen zu vermeiden. Deswegen müssen diese Maßnahmen systematisch getestet und überwacht werden. Wir müssen anfangen, uns Fragen zu stellen: Was wäre, wenn jedes Hausdach eine bepflanzte Oberfläche hätte, wenn jeder Gehweg Regenwasser auffangen und speichern würde, wenn jeder Park ein Regengarten wäre?

Wir müssen dieses Wissen dringend anwenden, denn wenn wir nicht schnell lernen, wie wir mit Wasser in Städten umgehen, wird das Wasser sie in der Zukunft noch härter treffen.

Der Artikel wurde am 4. Dezember 2018 im „The Conversation“ veröffentlicht.

Weitere Informationen:
Institut Ranke-Heinemann / Australisch-Neuseeländischer Hochschulverbund
Pressestelle Friedrichstr. 95
10117 Berlin
Email:berlin@ranke-heinemann.de
Tel.: 030-20 96 29 593

oder

Elisa Palazzo PhD
Senior Lecturer in Urban and Landscape Design, UNSW
Email: elisa.palazzo@unsw.edu.au

Das Institut ist die gemeinnützige Einrichtung zur Förderung des Austausches und der Auslandsstudien insbesondere mit allen Universitäten Australiens und Neuseelands sowie zur Förderung von Wissenschaft und Forschung. In seinen Förderprogrammen stellt es SchülerInnen und Studierenden Unterstützung in der Finanzierung durch Stipendien und Coaching in der Studienberatung und Studienplatzbewerbung zur Verfügung.

Originalpublikation:
https://theconversation.com/design-for-flooding-how-cities-can-make-room-for-wat…

Weitere Informationen:

http://https//www.ranke-heinemann.de

Quelle: idw

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Regensburger Biologen heben „versteckten Schatz“

Christina Glaser Referat II/2 – Media Relations & Communications
Universität Regensburg

Schlammpackungen halten fit – zumindest scheint das für Samen von einer Reihe von Pflanzenarten zu stimmen. Denn Biologen der Universität Regensburg haben in einer Studie nachgewiesen, dass in über 100 Teichen in Bayern und Baden-Württemberg so mancher Same in den Schlammböden über 100 Jahre keimfähig bleibt – und das, obwohl einige der gefundenen Keimlinge von Pflanzenarten stammen, die an den entsprechenden Standorten als verschollen oder ausgestorben gelten.

Dass manche Pflanzen ungünstige Umweltbedingungen als Same im Boden überdauern können, weiß man schon länger. Bekannt ist das z. B. für Ackerwildkräuter und Pflanzen auf häufiger gestörten Standorten, d. h. auf Standorten mit einer veränderten Zusammensetzung der Bodenkomponenten. Ersichtlich wird diese „versteckte“ Artenvielfalt erst durch die Untersuchungen der Samenbank im Boden und wird deshalb im angloamerikanischen Sprachgebrauch als „hidden diversity“ bezeichnet. Bei einer Zusammenstellung der Pflanzen aller Lebensräume der nordwesteuropäischen Flora vor etwa 20 Jahren ging man aber davon aus, dass nur sehr wenige Arten, nämlich 14, über sehr lange Zeiträume (z.B. mehr als 100 Jahre) im Boden überleben können. Dies waren häufige Arten und/oder Ackerwildkräuter (in der Regel „Unkräuter“). Der Ökologe und Naturschutzbiologe Prof. Dr. Peter Poschlod von der Universität Regensburg untersucht bereits seit über 30 Jahren die Langlebigkeit von Samen seltener und gefährdeter Arten. In seiner jüngsten Studie zu gefährdeten Arten von Schlammböden – einem Lebensraum, in dem nach Angaben des Bundesamtes für Naturschutz 60 Prozent der Pflanzenarten als gefährdet gelten – hat er mit seinen ehemaligen Arbeitsgruppen der Universitäten Hohenheim und Marburg und seiner aktuellen Arbeitsgruppe in Regensburg im Laufe von 26 Jahren die Sedimente von 108 Fischteichen in Bayern und Baden-Württemberg untersucht. Jetzt hat er die Ergebnisse zusammen mit Dr. Sergey Rosbakh in der renommierten Fachzeitschrift Biological Conservation veröffentlicht.

Dabei zeigte sich, dass alle Teiche bis auf einen keimfähige Samen von wenigstens einer gefährdeten Art der regionalen oder nationalen Roten Listen enthielten – und dies in zum Teil erstaunlich großer Menge (bis zu fast 3.000 pro Liter Sediment). Das Ergebnis ist umso erstaunlicher, weil viele dieser gefährdeten Arten in den Untersuchungsgebieten als entweder nicht vorkommend, seit längerem verschollen oder ausgestorben gelten. Von insgesamt über 540.000 gezählten Keimlingen, die aus den Proben von jeweils sechs bis zehn Litern Sediment pro Weiher aufliefen, stammten über 300.000 Keimlinge von 49 typischen Schlammbodenarten. Von diesen 49 Arten gelten 22 aktuell regional (Bayern, Baden-Württemberg) oder national als gefährdet.

Daten der floristischen Kartierungen der jeweiligen Länder, die Rekonstruktion der Nutzungsgeschichte der Weiher sowie weitere noch nicht publizierte Ergebnisse von Sedimenten der Donau und des Rheins zeigen, dass die Samen von Pflanzen der Schlammböden nicht nur über mehrere Jahrzehnte, sondern auch über 100 Jahre unter den Bedingungen eines überstauten Sediments überleben können. Dies bedeutet, dass keimfähige Samen dieser Arten noch existieren, auch wenn diese selbst an den entsprechenden Standorten als verschollen oder ausgestorben gelten. Dieser „versteckten“ Vielfalt sollte deshalb in Zukunft noch mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden. Denn in den Lebensräumen, in denen gefährdete Arten noch in der Samenbank im Boden vorkommen, könnte dieses Potential im Rahmen von Renaturierungsmaßnahmen genutzt werden.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Peter Poschlod
Lehrstuhl für Ökologie und Naturschutzbiologie
Universität Regensburg
Tel.: 0941-943-3108
E-Mail: peter.poschlod@ur.de

Originalpublikation:
Poschlod, P. & Rosbakh, S. (2018): Mudflat species: Threatened or hidden? An extensive seed bank survey of 108 fish ponds in Southern Germany. Biological Conservation 225: 154-163. https://doi.org/10.1016/j.biocon.2018.06.024

Quelle: idw

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Weiterbildung bringt oft wenig für die Karriere

Dr. Harald Wilkoszewski Informations- und Kommunikationsreferat
Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung gGmbH

Weiterbildung und lebenslanges Lernen gelten heute als Patentrezept für den beruflichen Aufstieg. Ihr Ertrag für die Karriere ist jedoch geringer als gedacht. Denn für Beförderungen, ein höheres Einkommen und größere soziale Mobilität bringen Weiterbildungsmaßnahmen meist nur dann etwas, wenn sie zu einem anerkannten beruflichen Abschluss führen. Berufsbegleitende Kurse und Lehrgänge ohne formalen Abschluss haben dagegen einen viel geringeren Effekt auf die Karriere. Das zeigt eine neue Studie von Martin Ehlert (Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung) und Christian Ebner (Karlsruher Institut für Technologie).

Jedes Jahr nimmt etwa die Hälfte der Erwerbstätigen in Deutschland an Weiterbildung teil. Mehr als 90 Prozent dieser Kurse sind sogenannte non-formale Weiterbildung: relativ kurze Kurse, die nicht zu formalen, also anerkannten, Bildungsabschlüssen führen. Dazu gehören Computer- oder Sprachkurse sowie Schulungen für neue Produkte oder Geräte. Häufig werden die Lehrgänge von Arbeitgebern finanziert und sind auf die Bedürfnisse des Betriebs ausgerichtet. Formale Weiterbildung, die zum Beispiel zum Meister oder zum Abitur an einer Abendschule führt, macht nur etwa 3 Prozent der von Erwachsenen besuchten Kurse aus.

Mit Daten aus dem Nationalen Bildungspanel (NEPS) konnten Martin Ehlert und Christian Ebner zum ersten Mal detailliert die Erträge der Teilnahme an Weiterbildung verfolgen. Für den Zeitraum von 2009 bis 2016 zeigen sie, wie sich Weiterbildung auf die Karriere auswirkt.

Das Ergebnis: Das Credo „Aufstieg durch Bildung“ muss relativiert werden. Non-formale Weiterbildung hilft in erster Linie den Beschäftigten, ihre Kenntnisse an die betrieblichen Erfordernisse anzupassen und damit beschäftigungsfähig zu bleiben. Sie sichert den Arbeitsplatz und beugt damit dem Abstieg vor. Der Aufstieg im Betrieb wie auch jede andere Form von beruflichen Wechseln wird durch die Teilnahme an diesen Kursen aber eher verhindert. „Aus Sicht der Betriebe ist das eine logische Strategie: Wenn Beschäftigte geschult werden, um ihre aktuelle Aufgabe besser zu verrichten, ergibt es keinen Sinn, sie auf andere Stellen zu setzen“, macht WZB-Forscher Martin Ehlert deutlich. Weiterbildungen sind außerdem für viele Tätigkeiten zur Normalität geworden und werden nicht mehr zur Bewertung bei Beförderungen hinzugezogen.

Für die Arbeitsmarktpolitik bedeuten diese Ergebnisse, dass Konzepte, die stark auf die individuelle Verantwortung der Beschäftigten für den Aufstieg durch Weiterbildung setzen, zu kurz greifen. Es bringt wenig, gering bezahlten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern zu raten, ihre Einkommenssituation durch mehr non-formale Kurse zu ändern – auch wenn Weiterbildung für den Erhalt der Beschäftigungsfähigkeit und das Verhindern von beruflichen Abstiegen wichtig ist. Darüber hinaus bekommen gerade die Schwächsten im Betrieb selten die Möglichkeit zur Teilnahme. Um Ungleichheit zu begrenzen und niedrig qualifizierte Beschäftigte zu fördern, müssen daher innerbetriebliche Prozesse in den Blick genommen werden. Betriebsräte und Gewerkschaften könnten beispielsweise noch stärker auf die Einrichtung einer inklusiven Weiterbildungs- und Karriereplanung am Arbeitsplatz hinwirken. Außerdem ist es wichtig, formale Abschlüsse durch Weiterbildungen zu fördern, zum Beispiel durch Teilqualifikationen, die es durch mehrere kurze Weiterbildungen ermöglichen einen formalen Ausbildungsabschluss nachzuholen.
Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Dr. Martin Ehlert, wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Abteilung Ausbildung und Arbeitsmarkt und Themenbereichsleiter des Promotionskollegs „Gute Arbeit“: Ansätze zur Gestaltung der Arbeitswelt von morgen.

Prof. Dr. Christian Ebner, Professur für Soziologische Berufsforschung an der Universität zu Köln und am Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) in Bonn. Zur Zeit Vertretungsprofessor am Karlsruher Institut für Technologie .

Originalpublikation:
Die Studie von Christian Ebner und Martin Ehlert: „Weiterbilden und Weiterkommen? Non-formale berufliche Weiterbildung und Arbeitsmarktmobilität in Deutschland.“ ist in der Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie erschienen (Jg. 70, H. 2, S. 213-35).

Weitere Informationen:
https://wzb.eu/de/pressemitteilung/weiterbildung-bringt-oft-wenig-fuer-die-karri…

Quelle: idw

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Rheinfelden wird ultraeffizient

Jörg Walz Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA

Ein Gewerbegebiet ohne Abfall, Abwasser und Abluft: Genau das soll im südbadischen Rheinfelden Wirklichkeit werden. Unter der Leitung des Fraunhofer- Instituts für Produktionstechnik und Automatisierung IPA erarbeiten Wissenschaftler ein Konzept für das weltweit erste stadtnahe, ultraeffiziente Gewerbegebiet.

Es ist ein ungewöhnlicher Anblick: Wer das Werkgelände der Evonik Industries AG in Rheinfelden (Baden) verlässt, sieht gegenüber, auf der anderen Straßenseite, Mehrfamilienhäuser stehen. Linkerhand überragt ein neobarocker Kirchturm die Kantine. Industrie- und Gewerbegebiete liegen in der südbadischen Stadt in unmittelbarer Nähe zu Wohnsiedlungen. Einerseits ist das historisch bedingt: Als 1898 das Laufwasserkraftwerk in Betrieb ging, siedelte sich rasch Industrie an und es entstanden Arbeitersiedlungen. Andererseits liegt es an der geographischen Lage der Stadt: Im Norden begrenzen Ausläufer des Schwarzwaldes das Stadtwachstum und nur einige hundert Meter weiter im Süden der Hochrhein, der die Grenze zur Schweiz bildet.

»Die seitens der hier ansässigen Unternehmen und der Stadt getroffenen Maßnahmen zur Einsparung von Energie und Ressourcen sowie zur Vermeidung von Emissionen sind beeindruckend«, sagt Ivan Bogdanov vom Fraunhofer IPA, »sie sind ein sehr wichtiges Kriterium für ein stadtnahes, ultraeffizientes Industriegebiet. Wichtig sind auch die kurzen Wege zwischen Wohn- und Industriegebieten.« So gibt es bereits ein firmenübergreifendes Leitungsnetz, über das Salzsäure, Wasserstoff und Dampf ausgetauscht werden. Abwärme wird ins Netz eingespeist und dient dazu, Schulen und Wohnungen im Stadtgebiet zu beheizen.

Elf Bewerbungen, drei Finalisten, ein Sieger
Bogdanov leitet das Arbeitspaket »Stadtnahe, ultraeffiziente Industriegebiete« im Rahmen des Projekts »Ultraeffizienzfabrik – Symbiotisch-verlustfreie Produktion im urbanen Umfeld«, das das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg in der aktuellen Förderphase mit rund 1,3 Millionen Euro finanziert. Um einen geeigneten Standort für das weltweit erste stadtnahe, ultraeffiziente Industriegebiet zu finden, haben sich Bogdanov und fünf weitere Wissenschaftler von den drei Stuttgarter Fraunhofer-Instituten IPA, IAO und IGB im Frühjahr auf die Suche nach Städten, Gemeinden und Unternehmen in Baden-Württemberg gemacht, die Effizienz- und Effektivitätsmaßnahmen auf allen fünf Handlungsfeldern der Ultraeffizienzfabrik (s. Kasten) in Industriegebieten planen oder bereits umsetzen.

Dazu riefen die Forscher einen Wettbewerb aus. Bewerbungen aus elf baden-württembergischen Kommunen gingen bis Ende Juni ein, drei schafften es in die engere Wahl: der Gewerbepark Breisgau südlich von Bad Krozingen, der Industriepark Nagold Gäu und die Stadt Rheinfelden (Baden). Um die bestmögliche Wahl zu treffen, machten sich die Wissenschaftler im Sommer vor Ort ein Bild und loteten in Gesprächsrunden mit Gemeinde- und Unternehmensvertretern aus, was dort auf den fünf Handlungsfeldern der UItraeffizienzfabrik geplant und bereits umgesetzt ist.

Bis März soll das Konzept stehen
Das verdichtete Stadtbild, die Stoff- und Energiekreisläufe und die Bemühungen, Emissionen zu vermeiden sowie das Leben und Arbeiten in Rheinfelden attraktiv zu gestalten – all das bewog das Umweltministerium und die Forscher letztlich dazu, der Stadt Rheinfelden (Baden) den Zuschlag zu geben. »Als eine der führenden Wirtschaftsregionen der Welt wollen wir zeigen, wie modernste Produktionsstätten mit geschlossenen Stoff- und Energiekreisläufen die vorhandenen Ressourcen möglichst effizient nutzen können«, sagt Umweltminister Franz Untersteller. »Rheinfelden soll Vorbild dafür sein, dass man wirtschaftlichen Erfolg haben und zugleich die Lebensqualität der Menschen steigern sowie unsere Umwelt entlasten kann. Industrie und urbanes Leben sind so kein Widerspruch.«

Rheinfeldens Oberbürgermeister Klaus Eberhardt freut sich über die Auszeichnung. Die Stadtverwaltung sehe sich dadurch bestärkt in dem Bestreben, »in ständiger Kooperation mit den Unternehmen weiter an städtebaulichen Entwicklungs- und nachhaltigen Energiekonzepten zu arbeiten.«

Bis 31. März 2019 legen die Wissenschaftler um Bogdanov ein ganzheitliches Ultraeffizienzkonzept für die Industrieansiedlungen am östlichen Stadtrand und das Gewerbegebiet im Stadtteil Herten vor. Dabei arbeiten sie eng mit den ansässigen Unternehmen, der Stadtverwaltung sowie den zuständigen Fabrik- und Stadtplanern zusammen. Enthalten sind darin neben konkreten Handlungsempfehlungen auch eine detaillierte, ganzheitliche Analyse von Symbiose-Effekten zum urbanen Umfeld sowie ein Geschäftsmodell für eine Standortbetreibergesellschaft nach der Vision der Ultraeffizienzfabrik.

Die fünf Handlungsfelder der Ultraeffizienzfabrik
1. Material: ressourcenschonend wirtschaften, Stoffkreisläufe aufbauen und so
viele Reststoffe wie möglich weiterverwerten
2. Energie: regenerative Energiequellen erschließen, Abwärme speichern oder
andernorts verwenden
3. Emissionen: Abfall, Abwasser, Abluft und Lärm möglichst komplett vermeiden
4. Mensch/Personal: Arbeitswege kurz halten, flexible, kooperative Arbeitszeitmodelle
etablieren, soziale Einrichtungen in Gewerbegebiete integrieren
5. Organisation: Dienstleistungen und Einrichtungen überbetrieblich gemeinsam
nutzen, innovative Geschäftsmodelle an der Schnittstelle zum urbanen Umfeld

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Ivan Bogdanov
Telefon +49 711 970-1338
Ivan.Bogdanov@ipa.fraunhofer.de

Anhang
Mediendienst Dezember
https://idw-online.de/de/attachment70424

Quelle: idw

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Lungenärzte warnen: Silvesterfeuerwerk belastet Gesundheit und Umwelt

Medizin – Kommunikation Medizinkommunikation
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V.

Berlin- Am Neujahrstag erreicht die Feinstaubbelastung in Deutschland Spitzenwerte. Die Feinstaubmenge, die durch Raketen und Böller ausgestoßen wird, macht fast einen Fünftel der jährlichen Gesamtmenge durch den Straßenverkehr aus. Die verschmutzte Luft reizt die Atemwege. Besonders stark werden dadurch kleine Kinder, Senioren und Menschen mit chronischen Erkrankungen, vor allem der Lunge und des Herzkreislaufsystems, belastet. Die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) ruft dazu auf, den Gebrauch von Feuerwerkskörpern zu reduzieren oder ganz darauf zu verzichten.

Laut Umweltbundesamt schießen die Deutschen in jeder Silvesternacht 5.000 Tonnen Feinstaub mit Feuerwerkskörpern in die Luft. „Das sind extrem hohe Werte, die die allermeisten Städte an keinem anderen Tag im Jahr erreichen“, sagt Professor Dr. Holger Schulz vom Helmholtz Zentrum München für Gesundheit und Umwelt. Laut Gesetz darf der Tagesmittelwert für Feinstaub (PM10) an jeder Messstelle höchstens 50 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft betragen. Am letzten Neujahrsmorgen wurde dieser Grenzwert an 32 Stationen um ein Vielfaches überschritten. Besonders hoch waren die Werte in Leipzig (1860 µg/m³), München und Nürnberg (>1000 µg/m³) (1). Wie schnell die Feinstaubbelastung nach dem Silvesterfeuerwerk abklingt, hängt vor allem von den Wetterverhältnissen ab. Bei windstillem Wetter kann die verschmutzte Luft mehrere Tage über der Region „liegen bleiben“ und sich in den unteren Schichten der Atmosphäre anreichern.

Wie sehr Feinstaub und andere Luftschadstoffe die Gesundheit belasten, ist durch viele internationale Studien gut belegt. Die DGP hat den aktuellen Kenntnisstand dazu kürzlich in einem Positionspapier veröffentlicht (2). Langfristig schadet die schmutzige Luft nicht nur der Lunge, sondern auch dem Herz-Kreislauf-System, dem Stoffwechsel und beeinträchtigt sogar die Entwicklung von Föten im Mutterleib. Kleine Kinder, Senioren und Menschen mit chronischen Erkrankungen leiden an den ersten Tagen im neuen Jahr besonders häufig unter Husten und Atembeschwerden und müssen vermehrt mit akuten Problemen ins Krankenhaus eingeliefert werden. Schutzmöglichkeiten gibt es für diese Patientengruppen kaum, da die gängigen Atemschutzmasken die gefährlichen Partikel nur unzureichend herausfiltern können. „Halten Sie sich bevorzugt in dünn besiedelten Gebieten jenseits der großen Städte auf, wo die Luft sauberer bleibt“, rät der Experte.

Privates Feuerwerk stark einzuschränken oder sogar ganz darauf zu verzichten, ist aus vielen Gründen eine gute Idee, findet DGP-Präsident Professor Dr. med. Klaus Rabe. „Raketen und Böller verursachen eine starke Schadstoffbelastung, der sich niemand entziehen kann. Zumindest aus Rücksichtnahme auf weniger gesunde Mitmenschen, sollte man den privaten Gebrauch überdenken.“ Jedes Jahr werden außerdem Tausende Menschen durch Raketen schwer verletzt – meist handelt es sich bei den Betroffenen um unbeteiligte Zuschauer, die selbst gar keine Rakete gezündet hatten. Viele von ihnen behalten bleibende Schäden an Augen, Ohren oder Händen. Nicht zuletzt hinterlassen die Knallkörper am Neujahrsmorgen auch riesige Müllerberge, die aufwändig und teuer entsorgt werden müssen. „Weniger Raketen und Böller oder gar der Verzicht auf das Feuerwerk hilft vielen Menschen und unserer Umwelt. Den Betrag einer wohltätigen Organisation zu spenden wäre ein zusätzlicher positiver Schritt ins neue Jahr“, schließt Schulz.

Quellen:
(1) Umweltbundesamt:
https://www.umweltbundesamt.de/themen/dicke-luft-jahreswechsel
(2) Atmen: Luftschadstoffe und Gesundheit, Positionspapier der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin
https://pneumologie.de/service/aktuelles/#cs-news-123

Weitere Informationen:
https://pneumologie.de/service/aktuelles/#cs-news-123

Quelle: idw

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Arbeitszeiten von Frauen und Männern: Familienpolitik zieht – aber nur bei den Müttern

Ulrike Bohnsack Ressort Presse – Stabsstelle des Rektorats
Universität Duisburg-Essen

Mütter in Deutschland arbeiten heute deutlich länger als noch vor sechs Jahren- ganz besonders Mütter von Klein- und Kleinstkindern. Dabei leben Frauen und Männer weiter in unterschiedlichen Arbeitszeitrealitäten: Im Jahr 2017 war fast jede zweite Frau Teilzeit beschäftigt (46,5%), aber nur knapp jeder zehnte Mann (9,4%). Teilzeit gilt trotz der Nachteile für die Altersabsicherung inzwischen als Blaupause für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf – wird aber vor allem von Müttern, sehr viel seltener von Vätern gewählt. Das zeigen aktuelle Untersuchungen des Instituts Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen (UDE).

Mit ca. 35,2 Stunden in der Woche sind die durchschnittlichen Arbeitszeiten in Deutschland seit 2010 stabil. Die der Männer haben sich leicht verringert, während Frauen heute länger – aber vor allem Teilzeit – einem Beruf nachgehen. Der Gender Time Gap, die geschlechterbezogene Arbeitszeitlücke, hat sich damit von 9,3 Std. auf 8,7 Std. weiter reduziert. Im EU-Vergleich haben die deutschen Frauen die zweitkürzesten Arbeitszeiten – bei einer überdurchschnittlich hohen Erwerbstätigenquote. Trotzdem sind Mütter in Deutschland deutlich schlechter in den Arbeitsmarkt eingebunden als Frauen ohne Kinder. „Bei aller Familienfreundlichkeit bleiben Kinder immer noch ein Risikofaktor für die Erwerbstätigkeit und finanzielle Absicherung von Frauen!“, sagt die IAQ-Arbeitszeitexpertin Dr. Angelika Kümmerling.

„Zwar scheinen die familienpolitischen Maßnahmen wie Kita-Ausbau und Elternzeit Wirkung zu zeigen. Allerdings wird hier alleine an der „Schraube“ Frau/ Mutter gedreht, die bestehende Rollenverteilung wird kaum angegriffen“, kritisiert sie. Auf Seiten der Männer habe sich kaum etwas getan. Eine Ursache sieht Kümmerling im Ehegattensplitting, das im Widerspruch zur Familienpolitik steht. „Das ist der Hemmschuh für eine gleichberechtigte Arbeitsteilung!“

Redaktion:
Claudia Braczko, Tel. 0157/71283308, claudia.braczko@gmail.com

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Dr. Angelika Kümmerling, Tel. 0203/37-91825, E-Mail: angelika.kuemmerling@uni-due.de

Originalpublikation:
http://www.iaq.uni-due.de/iaq-report/2018/report2018-08.php

Quelle: idw

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Neuer Klimabericht für den Ostseeraum (BACC III) in Arbeit

Dr. Torsten Fischer Pressestelle
Helmholtz-Zentrum Geesthacht – Zentrum für Material- und Küstenforschung

Gemeinsame Pressemitteilung de Helmholtz-Zentrums Geesthacht und
des Leibniz Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW)

Der zweite Sachstandsbericht zum regionalen Klimawandel und seiner Auswirkungen auf den Ostseeraum von 2015 („Second Assessment of Climate Change in the Baltic Sea Region“, BACC II) wird zurzeit von Wissenschaftlern des internationalen Baltic Earth-Netzwerks aktualisiert.

Wie auch bei den ersten beiden BACC-Berichten (2008, 2015) werden Experten aus den verschiedenen Fachgebieten zum aktualisierten Report beitragen. „Wir wollen die Erkenntnisse zum Klimawandel im Ostseeraum aufarbeiten, die seit 2012, also dem Redaktionsschluss von BACC II, dazugekommen sind“, sagt Dr. Marcus Reckermann vom Internationalen Baltic Earth-Sekretariat am Helmholtz-Zentrum Geesthacht (HZG). Dabei sollen mehrere hundert Publikationen aus verschiedenen Themenbereichen wie Meteorologie, Hydrologie, Meereskunde, Biologie und Biogeochemie, ausgewertet und zusammengefasst werden. „Oft brauchen neue Erkenntnisse viele Jahre, bis sie im wissenschaftlichen ‚Wissenskanon‘ sichtbar werden. Wir wollen diesen Prozess abkürzen und neue Ergebnisse, auch solche die von früheren abweichen, einordnen und zusammenfassen“, so Dr. Reckermann.
Auch im Rahmen der Erarbeitung des neuen Klimaberichts wird es eine enge Zusammenarbeit mit HELCOM (Helsinki-Kommission zum Schutz der Meeresumwelt der Ostsee) geben, die das von Baltic Earth erarbeitete aktuelle Wissen nochmals mit Hilfe eines Expertengremiums für Laien und Entscheidungsträger als ein übersichtliches „fact sheet“ aufarbeitet. Auch bei der Erstellung dieses Infoblattes sind Baltic Earth-Wissenschaftler beratend beteiligt. „Die HELCOM möchte verstärkt den regionalen Klimawandel und die sich ergebenden Veränderungen in ihre Arbeit einbinden. Baltic Earth ist als Expertennetzwerk von Anfang an beteiligt, damit die Aussagen strengen wissenschaftlichen Ansprüchen genügen“, sagt Prof. Markus Meier vom Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW), der den neuen Klima-Report („BACC III“) zusammen mit einem Team internationaler Wissenschaftler aus dem gesamten Ostseeraum federführend erarbeiten wird.
Neben dem neuen Klimabericht sollen auch weitere Übersichtsberichte als „Baltic Earth Assessment Reports“ (BEAR) zu den Themenkomplexen von Baltic Earth erarbeitet werden, also zur Salzgehaltsdynamik der Ostsee, den Stoffflüssen im Einzugsgebiet, zu extreme Wetterereignissen, der Dynamik des Meeresspiegels und der Küsten, zum Verständnis des Wasser- und Energiekreislaufes, sowie dem Zusammenspiel verschiedener Faktoren bei den beobachteten Veränderungen im Ostseeraum. Zwei technische Beiträge beschäftigen sich mit dem aktuellen Stand der neuesten Klima-Beobachtungsmethoden einerseits, und der gekoppelten Klimamodellierung andererseits. Ende 2020 sollen diese vom Baltic Earth Sekretariat koordinierten und von externen Gutachtern geprüften Berichte als Sammelband vorliegen.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Dr. Marcus Reckermann
Leiter des
International Baltic Earth Secretariat
am Helmholtz-Zentrum Geesthacht (HZG)
Phone +49 (0)4152 871693
marcus.reckermann@hzg.de

Prof. Dr. Markus Meier
Vorsitzender der
internationalen Baltic Earth Steuergruppe
Leibniz Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW)
Phone: +49 (0)381 5197 150
markus.meier@io-warnemuende.de

Weitere Informationen:
https://www.baltic-earth.eu/
https://www.io-warnemuende.de/
https://www.hzg.de/

Quelle: idw

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Wie Ballaststoffe und Darmbakterien den Herz-Kreislauf schützen

Jutta Kramm Kommunikation
Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft

Die Fettsäure Propionsäure schützt vor den Folgen von Bluthochdruck wie Atherosklerose oder Gewebeumbau des Herzens, zeigt eine Studie an Mäusen. Darmbakterien stellen die Substanz aus natürlichen Ballaststoffen her. Sie beruhigt jene Immunzellen, die den Blutdruck in die Höhe treiben.

„Der Mensch ist, was er isst“, weiß der Volksmund. Doch unser Wohlbefinden hängt auch stark davon ab, was die bakteriellen Gäste unseres Verdauungstrakts zu sich nehmen. Denn die Darmflora hilft, Nahrung zu verwerten und stellt essentielle Mikronährstoffe her, darunter Vitamine.

Aus den Ballaststoffen in der Nahrung stellen nützliche Darmkeime unter anderem eine Fettsäure namens Propionsäure her. Sie schützt vor den schädlichen Folgen von Bluthochdruck. Weshalb das so ist, zeigt ein Berliner Forschungsteam vom Experimental and Clinical Research Center (ECRC), eine gemeinsame Einrichtung von Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) und der Charité – Universitätsmedizin Berlin. Ihre Studie erschien vorab online im Fachjournal Circulation.

Die Forscherinnen und Forscher verfütterten Propionsäure an Mäuse mit erhöhtem Blutdruck. Die Tiere hatten anschließend weniger ausgeprägte Herzschäden oder krankhafte Vergrößerungen des Organs und waren in der Folge weniger anfällig für Herzrhythmusstörungen. Auch Gefäßschäden wie Atherosklerose gingen bei den Mäusen zurück. „Propionsäure wirkt gegen ein Spektrum an bluthochdruckbedingten Schädigungen des Herz-Kreislaufsystems“, sagt der MDC-Forscher und Arbeitsgruppenleiter Professor Dominik N. Müller. „Interessant könnte das vor allem für die Behandlung von Patienten werden, die zu wenig von dieser Fettsäure haben.“

Umweg über das Immunsystem
„Erst durch unsere Studie ist klar geworden, dass die Substanz den Umweg über das Immunsystem nimmt und so auf Herz und Gefäße einwirkt“, sagen Dr. Nicola Wilck und Hendrik Bartolomaeus vom ECRC, die gemeinsam seit fast fünf Jahren an dem Projekt arbeiten. Insbesondere jene T-Helferzellen, die entzündliche Prozesse befeuern und Bluthochdruck mitverursachen, würden so beruhigt.

Dies wirkt sich unmittelbar etwa auf die Leistungsfähigkeit des Herzens aus. So konnte das Forschungsteam bei 70 Prozent der unbehandelten Mäuse durch einen gezielten elektrischen Reiz Herzrhythmusstörungen auslösen. Durch die Behandlung mit der Fettsäure war lediglich ein Fünftel Tiere dafür anfällig. Weitere Untersuchungen mit Ultraschall, Gewebeschnitten oder Einzelzellanalysen zeigten, dass Propionsäure auch blutdruckbedingte Schäden am Herz-Kreislauf-System der Tiere verminderte und ihre Überlebensrate wesentlich steigerte.

Schalteten die Forscherinnen und Forscher jedoch einen bestimmten Subtyp der T-Zellen, die sogenannten regulatorischen T-Zellen, im Körper der Mäuse aus, verschwanden die positiven Effekte der Propionsäure. Die Immunzellen sind also für den heilsamen Effekt der Substanz unabdingbar. An einem zweiten Tiermodell aus der Forschungsgruppe von Priv.-Doz. Johannes Stegbauer vom Universitätsklinikum Düsseldorf bestätigte das Team seine Befunde.

Kurzkettige Fettsäure als Medikament
Die Ergebnisse erklären, warum eine ballaststoffreiche Diät Herz-Kreislauf-Krankheiten vorbeugt, wie sie Ernährungsgesellschaften schon seit vielen Jahren empfehlen. Vollkornprodukte und Früchte enthalten zum Beispiel Fasern aus Zellulose und Inulin. Unter anderem daraus stellen Darmbakterien nützliche Moleküle her, wie die kurzkettige Fettsäure Propionsäure, deren Rückgrat aus nur drei Kohlenstoffatomen besteht.

„Bisher war nicht geklärt, welche Fettsäure für die positiven Effekte verantwortlich ist und wie sie wirkt“, sagt Wilck. Durch die Studie ergäben sich nun neue Wege in der Therapie von Herzkreislaufkranken. „Vielleicht ist es sinnvoll, Propionsäure oder eine chemische Vorstufe direkt als Medikament zu verabreichen“ – etwa, wenn die Betroffenen selbst zu wenig davon im Blut haben.

Im Klinikalltag muss sich Propionsäure noch bewähren. Daher möchte das Forschungsteam nun menschlichen Probanden untersuchen und so seine Erkenntnisse bestätigen. Dass die Propionsäure sicher für den menschlichen Konsum ist und überdies kostengünstig herstellbar, steht bereits fest: Die Substanz wird seit Jahrhunderten benutzt, etwa als Konservierungsmittel. Sie ist als Lebensmittelzusatzstoff zugelassen. „Unter diesen günstigen Voraussetzungen schafft die Propionsäure hoffentlich schnell den Sprung vom Labor zu den Betroffenen“, sagt Wilck.

Das Experimental and Clinical Research Center (ECRC) ist eine gemeinsame Einrichtung von Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) und der Charité – Universitätsmedizin Berlin. Hendrik Bartolomaeus, Dominik N. Müller und Nicola Wilck gehören dem Berliner Institut für Gesundheitsforschung (BIH) und dem Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) an.

The Max Delbrück Center for Molecular Medicine (MDC)
The Max Delbrück Center for Molecular Medicine in the Helmholtz Association (MDC) was founded in Berlin in 1992. It is named for the German-American physicist Max Delbrück, who was awarded the 1969 Nobel Prize in Physiology and Medicine. The MDC’s mission is to study molecular mechanisms in order to understand the origins of disease and thus be able to diagnose, prevent and fight it better and more effectively. In these efforts the MDC cooperates with the Charité – Universitätsmedizin Berlin and the Berlin Institute of Health (BIH) as well as with national partners such as the German Center for Cardiovascular Research and numerous international research institutions. More than 1,600 staff and guests from nearly 60 countries work at the MDC, just under 1,300 of them in scientific research. The MDC is funded by the German Federal Ministry of Education and Research (90 percent) and the State of Berlin (10 percent), and is a member of the Helmholtz Association of German Research Centers. www.mdc-berlin.de

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dominik Müller
Leiter der Forschungsgruppe „Hypertoniebedingte Endorganschäden“
Experimental and Clinical Research Center / Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin
+49 30 450 540 286
dominik.mueller@mdc-berlin.de

Dr. Nicola Wilck
Wissenschaftler in der Forschungsgruppe „Hypertoniebedingte Endorganschäden“
Experimental and Clinical Research Center / Charité – Universitätsmedizin Berlin
+49 30 450 540 558
nicola.wilck@charite.de

Hendrik Bartolomaeus
Wissenschaftler in der Forschungsgruppe „Hypertoniebedingte Endorganschäden“
Experimental and Clinical Research Center / Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin
+49 30 450 540 558
Hendrik.Bartolomaeus@mdc-berlin.de

Originalpublikation:
Hendrik Bartolomaeus et al. (2018): „The Short-Chain Fatty Acid Propionate Protects from Hypertensive Cardiovascular Damage.“ Circulation. doi:10.1161/CIRCULATIONAHA.118.036652

Weitere Informationen:
https://www.ahajournals.org/doi/10.1161/CIRCULATIONAHA.118.036652 – Direktlink zur Publikation
https://www.mdc-berlin.de/de/news/press/wie-ballaststoffe-und-darmbakterien-den-… Online-Version dieser Mitteilung

Quelle: idw

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Fuchs, du hast die Stadt erobert: Bevölkerung hilft bei der Erforschung von Stadtwildtieren

Mag.rer.nat. Georg Mair Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation
Veterinärmedizinische Universität Wien

Über 1100 Fuchsbeobachtungen aus der Wiener Bevölkerung analysierte ein Forschungsteam rund um die Wildtierökologin Theresa Walter im Rahmen des Citizen Science Projektes StadtWildTiere (www.stadtwildtiere.at). Gemeinsam konnten darin Forscher der Vetmeduni Vienna und der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) zeigen, dass Füchse bestimmte Grätzel und Umgebungen bevorzugen. Es stellte sich auch heraus, dass die Meldung von Fuchsbeobachtungen mit dem Ausbildungsgrad der Bevölkerung zusammenhing.

Urbane Lebensräume gewinnen immer mehr an Bedeutung für diverse Wildtierarten. So wurden auch Füchse in den letzten Jahren zu erfolgreichen Bewohnern von Stadtgebieten. Für Wien wurde nun erstmals im deutschsprachigen Raum eine Analyse von Fuchsbeobachtungen erstellt. Forschende der Vetmeduni Vienna und der Universität für Bodenkultur (BOKU) Wien sammelten diese zu allen Jahreszeiten über einen Zeitraum von fünf Jahren. Begegnungen mit Füchsen wurden aus allen Wiener Bezirken und zu jeder Tageszeit gemeldet.

„Unser Wissen über das Vorkommen, die Verteilung und den Zusammenhang mit der Landnutzung dieser städtischen Füchse ist jedoch marginal, da viele der bevorzugten Lebensräume auf Privatbesitz liegen und daher für Wissenschafterinnen und Wissenschafter kaum zugänglich sind“, erklärt Theresa Walter vom Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie der Vetmeduni Vienna. Diese Informationslücke konnte nun mit Hilfe eines Citizen-Science Ansatzes, bei dem die Wiener Bevölkerung Fuchsbeobachtungen auch aus Privatgärten meldete, geschlossen werden.

Landnutzung beeinflusst Begegnungen
Städte stellen für Wildtiere ein Mosaik an Landnutzungsklassen wie etwa Parks, Gärten und Straßen dar, die sich oftmals durch ihren Anteil an Grünflächen aber auch hinsichtlich ihrer Nutzung durch Menschen stark unterscheiden. Die Analyse der Beobachtungen zeigte: in Gärten, Gebieten mit geringer Bebauungsdichte, Parks oder auf Plätzen waren die Wahrscheinlichkeiten für die Begegnung mit Füchsen wesentlich höher als in landwirtschaftlichen Gebieten, Industriegebieten oder Wäldern. „Das erscheint auf den ersten Blick widersprüchlich, da Füchse ja auch im Wald oder auf Feldern leben“ erläutert Florian Heigl vom Institut für Zoologie der BOKU Wien. „Es ist allerdings so, dass man einen Fuchs in einem Wald mit starkem Unterwuchs oder in einem Weizenfeld nicht so gut beobachten kann, wie einen Fuchs, der durch die Stadt spaziert.“ Des Weiteren werden Füchse in der Stadt von der Bevölkerung als außergewöhnlicher wahrgenommen, als Beobachtungen im Wienerwald.

Zur Beobachtung gehören immer zwei: Fuchs und Mensch
Da für Beobachtungen immer das Aufeinandertreffen von Wildtier und Mensch notwendig ist, wollten die Forschenden auch die menschliche Seite der Beobachtungen unter die Lupe nehmen. Im Rahmen der Analyse von soziodemographischen Kennzahlen der Wiener Bevölkerung zeigte sich, dass unter anderem der Ausbildungsgrad der Bevölkerung einen Einfluss auf die Meldung von Fuchsbeobachtungen hatte. Umso mehr Menschen mit höherer Ausbildung in einem Bezirk lebten, umso mehr Fuchsbeobachtungen wurden gemeldet. Dieses Ergebnis ist für viele Citizen Science Projekte relevant, vor allem wenn Forschende verstehen wollen, wie Beobachtungsdaten entstehen und welchen räumlichen Einfluss soziodemographische Faktoren auf die Verteilung der analysierten Meldungen haben.

Eine weitere Anwendungsmöglichkeit der Ergebnisse sieht Theresa Walter im städtischen Wildtiermanagement: „Es gibt auch Krankheiten, die von Wildtieren auf Haustiere oder auf den Menschen übertragen werden können. Wenn wir wissen, wo Mensch und Wildtier in der Stadt aufeinandertreffen, können punktgenau Maßnahmen getroffen werden.“

Über die Veterinärmedizinische Universität Wien
Die Veterinärmedizinische Universität Wien (Vetmeduni Vienna) ist eine der führenden veterinärmedizinischen, akademischen Bildungs- und Forschungsstätten Europas. Ihr Hauptaugenmerk gilt den Forschungsbereichen Tiergesundheit, Lebensmittelsicherheit, Tierhaltung und Tierschutz sowie den biomedizinischen Grundlagen. Die Vetmeduni Vienna beschäftigt 1.300 MitarbeiterInnen und bildet zurzeit 2.300 Studierende aus. Der Campus in Wien Floridsdorf verfügt über fünf Universitätskliniken und zahlreiche Forschungseinrichtungen. Zwei Forschungsinstitute am Wiener Wilhelminenberg sowie ein Lehr- und Forschungsgut in Niederösterreich gehören ebenfalls zur Vetmeduni Vienna. Die Vetmeduni Vienna spielt in der globalen Top-Liga mit: 2018 belegt sie den exzellenten Platz 6 im weltweiten Shanghai-Hochschulranking im Fach „Veterinary Science“. http://www.vetmeduni.ac.at

Aussender:
Mag.rer.nat. Georg Mair
Wissenschaftskommunikation / Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation
Veterinärmedizinische Universität Wien (Vetmeduni Vienna)
T +43 1 25077-1165
georg.mair@vetmeduni.ac.at

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Theresa Walter, Msc.
Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie (FIWI)
Veterinärmedizinische Universität Wien (Vetmeduni Vienna)
T +43 1 25077-7213
theresa.walter@vetmeduni.ac.at

Originalpublikation:
Der Artikel „Fox sightings in a city are related to certain land use classes and sociodemographics: results from a citizen science project“ von Theresa Walter, Richard Zink, Gregor Laaha, Johann G. Zaller und Florian Heigl wurde in, BMc Ecology veröffentlicht.
https://bmcecol.biomedcentral.com/articles/10.1186/s12898-018-0207-7

Weitere Informationen:
https://www.vetmeduni.ac.at/de/infoservice/presseinformationen/presseinformation…

Quelle: idw

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Forschungsprojekt Smarte Daten Smarte Dienste: Wohin mit den Daten in der Agrarwirtschaft?

Udo Urban DFKI Kaiserslautern
Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz GmbH, DFKI

Immer bessere Hardware und dazu passende Apps helfen Landwirten, Lohnunternehmern und Maschinenringen bei der Erfüllung von Dokumentationspflichten, steigern die Arbeitseffizienz, erleichtern und verbessern die Zusammenarbeit, tragen zur Ressourcenschonung bei und erhöhen die Wirtschaftlichkeit. Am Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) in Kaiserslautern präsentierte ein Team aus Wissenschaftlern und Entwicklern aus der Industrie ihr Forschungsprojekt Smarte Daten Smarte Dienste (SDSD) und damit ein Gesamtkonzept für Datenmanagement in der Landwirtschaft.

Bei diesem Zwischenreview am 12. Dezember 2018 führte das Entwicklungsteam mit Hard- und Software verschiedener Hersteller erstmals das SDSD-Konzept in der praktischen Anwendung vor.

Bei fast allen Prozessen fallen heute große Datenmengen an, die teilweise höchst vertraulich sind und einen eigenen Wert darstellen. Doch wie soll der Endkunde mit dieser Datenernte umgehen? Wo und wie soll man die Daten speichern, damit sie bei Bedarf schnell verfügbar, mit Geschäftspartnern austauschbar und dennoch vor fremden Zugriffen geschützt sind? Wie kann man Maschinendaten unterschiedlicher Hersteller nutzen und Kompatibilitätsprobleme lösen? Welche Daten müssen dauerhaft gespeichert und welche können nach bestimmten Fristen gelöscht werden?

Auf diese und viele weitere Fragen gibt das Forschungsprojekt Smarte Daten, Smarte Dienste (SDSD) Antwort, das bis Mitte 2020 läuft. Das Projekt hat ein finanzielles Gesamtvolumen von rund 4 Mio. Euro und wird mit Mitteln in Höhe von rund 2 Mio. Euro vom Bundeministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) gefördert. Die Projektträgerschaft erfolgt über die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung im Rahmen des Programms zur Innovationsförderung. In diesem Projekt haben sich Landtechnik, Agrarelektronik und Agrarsoftware-Hersteller (AGCO, Competence Center ISOBUS, DKE-Data, Grimme, Krone, Müller-Elektronik, Same Deutz-Fahr) sowie das DFKI und die Hochschule Osnabrück zusammengetan. Dieses Team präsentiert mit SDSD eine umfassende Lösung, die genau auf die Bedürfnisse von Landwirten, Lohnunternehmern und Maschinenringen zugeschnitten ist. Voraussichtlich ab Mitte 2020 können diese Nutzer dann das neue System einsetzen und ihre Daten nicht nur verwalten, sondern vielfältig nutzen.

Das System lässt sich gut mit einem für jeden Endkunden individualisierten Hochregallager vergleichen, in dem maschinell Daten ein- und ausgelagert sowie kommissioniert werden können. Dabei geht es im Kern um Wissensmanagement für die Landwirtschaft. Wissen ist das Produkt aus Information und langjähriger Erfahrung. Die Verfügbarkeit von Wissen spielt in moderner Landwirtschaft eine immer wichtigere Rolle. SDSD ist das perfekte Werkzeug dafür. So kann mit dem SDSD System z.B. der Landwirt zukünftig aus seinen Ertragskarten der vorrangegangen Jahre Ertragspotentialkarten für seine Felder durch einen Dienst ermitteln lassen. Somit wird neues Wissen aus bestehenden Informationen generiert und über die Jahre hinweg durchgehend vergrößert.

Das System funktioniert zunächst als Speicherdienst, der dem Nutzer nicht nur die volle Kontrolle über seine Daten, z. B. dauerhafte Speicherung oder termin- und inhaltsgesteuerte Löschung, überlässt, sondern sie zusätzlich in andere Datenformate konvertieren und vor allem inhaltlich aufbereiten kann (Smarte Daten). Dieser Prozess nennt sich semantische Annotation. Die Originaldateien bleiben immer erhalten. Die Datenspeicherung erfolgt zugriffsgeschützt nach Nutzervorgaben auf gesicherten und gespiegelten Servern. Diese spezielle Art der Cloud-Speicherung ist deutlich sicherer als jede individuelle Office-Lösung.

Mit den konvertierten und durch den Annotationsdienst optimierten Smarten Daten können weitere Aufgaben (Smarte Dienste) erledigt werden, die mit unbehandelten Daten nicht zu bewältigen wären. Das kann zum Beispiel ein Dienst zur Bereinigung von GPS-Daten sein. Dieser zusätzliche vom Endkunden aktivierbare Dienst durchforstet nach Nutzervorgaben alle GPS-Daten vom Befahren der eigenen Schläge, entfernt unsinnige Ausreißer und legt die korrigierten Daten zusätzlich zu den Original-Daten im zentralen Speicher des Nutzers ab. Von da kann er sie jederzeit laden sowie neue Anwendungen damit planen und durchführen.

Ein weiteres Beispiel ist die Korrelation von Daten wie Düngereinsatz und Erträge oder Kulturen- / Sortenauswahl und Niederschlagsmengen. Alle Entscheidungen, die der Landwirt aus seinem ureigenen Wissen ableitet, kann er jetzt speichern, für neue Entscheidungen heranziehen und jederzeit festlegen, welches Wissen er mit wem teilen möchte, sei es als Gesamtpaket für die nächste Generation oder als kleines Datenpaket zur Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen Landwirt und Lohnunternehmer oder Maschinenring. Mit jedem Wirtschaftsjahr wächst das Wissen. Die Datenbasis liegt immer zentral vor und wird als Entscheidungshilfe immer besser.

Diese Smarten Daten ermöglichen die Nutzung Smarter Dienste, wie z.B. dem oben beschriebenen GPS-Ausreißer Bereinigungsdienst oder einem Validierungstool für Auftragsdaten (Taskdata.zip nach ISO 11783). Das Datenmanagement erleichtert den Beteiligten nicht nur viele Arbeitsgänge, es schafft auch Mehrwert, weil es den bestmöglichen Nutzen aus der Verknüpfung von Daten erzeugt. Dabei lässt es dem Nutzer völlige Freiheit bei der Wahl von Agrarsoftware wie Farmmanagement-Informationssystemen (FMIS). Die Software kann wechseln, die Daten stehen immer zur Verfügung, denn nach der Nutzung wandern sie wieder in das virtuelle Hochregallager des Nutzers. Das System kann an zukünftige Datenformate angepasst werden und damit buchstäblich mit seinen Aufgaben wachsen.

Um komfortabel mit Maschinen und Agrarsoftware Lösungen verschiedener Hersteller zu kommunizieren, kann der Endkunde sein SDSD-System zukünftig an verschiedene Datenaustauschplattformen anbinden. Die individuell je Endkunde konfigurierbare Datenaustauschplattform agrirouter konnte zum Zwischenreview bereits an einen Account des SDSD-Systems angebunden werden. Die Konsortialpartner demonstrierten dies exemplarisch am Beispiel der Düngemittelausbringung auf dem Feld: Der Landwirt erstellt zunächst eine Applikationskarte mit den Grenzliniendaten seiner Felder und der jeweiligen Düngemenge. Diese Daten überträgt er via agrirouter an seine Maschinen oder die Maschinen der beauftragten Lohnunternehmen. Während der Düngemittelausbringung auf den Feldern werden die Telemetriedaten der Landmaschinen aufgezeichnet, wie etwa die ortbezogene ausgebrachte Düngermenge, den Dieselverbrauch oder die Arbeitszeiten und über den agrirouter anschließend an das SDSD-Tool geschickt. Dort werden die Daten analysiert, inhaltlich aufbereitet (strukturierte Datenbank mit formalisierten Attributen und Werten) und gespeichert.

Ansprechpartner für weitere Auskünfte:
Dr. Ansgar Bernardi
DFKI-Kaiserslautern
Trippstadter Strasse 122
67663 Kaiserslautern
Tel.: +49 (0) 631-205 75 – 1050
E-Mail: ansgar.bernardi@dfki.de

Konsortialführung:
Jan Horstmann
Maschinenfabrik Bernard Krone GmbH
Heinrich-Krone-Straße 10
48480 Spelle
Tel.: +49 (0) 5977 935 – 421
E-Mail: Jan.Horstmann@Krone.de

Weitere Fotos auf Anfrage an uk-kl@dfki.de

Weitere Informationen:
http://sdsd-projekt.de/

Quelle: idw

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Die große Wäsche – Aufbereitung von Biogas mit ionischen Flüssigkeiten verbraucht weniger Energie

Bianca Stur Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Biomasseforschungszentrum

Die Aufbereitung von Biogas zu Biomethan wird in rund 200 Anlagen in Deutschland praktiziert. Ingenieure aus Karlsruhe haben gemeinsam mit Praxispartnern im Projekt „BGA-IL – Biogasaufbereitung mit ionischen Flüssigkeiten“ (FKZ-Nr. 03KB104) des Förderprogramms „Energetische Biomassenutzung“ ein energieeffizientes Aufbereitungskonzept entwickelt, das sich die Vorteile ionischer Flüssigkeiten zu Nutze macht.

Die Aufbereitung von Rohbiogas ist technisch sehr aufwändig. Bevor das Gas die für das Erdgasnetz notwendige Qualität erreicht, müssen störender Schwefel und Kohlendioxid (CO2) abgetrennt werden. Gespeichert im Erdgasnetz kann das Biomethan zeit- und ortsunabhängig in verschiedenen Anwendungen zum Einsatz kommen und ist damit eine Flexibilitätsoption im erneuerbaren Energiesystem.

Die sogenannte Gaswäsche ist das derzeit am weitesten verbreitete Verfahren für die Aufbereitung von Rohbiogas. Es arbeitet u.a. auf der Basis von Wasser-Amin-Lösungen, einer Mischung, die Kohlendioxid (CO2) durch chemische Reaktion in der Lösung bindet. Das Verfahren erfordert allerdings hohe Temperaturen für die Regeneration der Waschlösungen (140 – 160 ͦC). Ein Forscherteam vom Engler-Bunte-Institut in Karlsruhe, der Ionic Liquids Technologies GmbH aus Heilbronn und der Powerfarm Bioenergie GmbH aus Tuningen hat nun erfolgreich den Einsatz von ionischen Flüssigkeiten als Waschmedien an einer Biogasanlage demonstriert. Gefördert wurde das Projekt „BGA-IL – Biogasaufbereitung mit ionischen Flüssigkeiten“ (FKZ-Nr. 03KB104) vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) im Förderprogramm „Energetische Biomassenutzung“.

Ionische Flüssigkeiten sind Salzlösungen. Sie bestehen aus geladenen Molekülen, genauer organischen Kationen (+) und/oder Anionen (-) und gehen daher nicht durch Verdampfung in die Gasphase über. Die physikalischen Eigenschaften von ionischen Flüssigkeiten lassen sich außerdem durch geschickte Kombination von Kationen und Anionen gezielt einstellen. Dies machen sich die Wissenschaftler zu Nutze:
Denn im entwickelten Waschprozess findet die Aufnahme (Absorption) von CO2 unter nahezu derselben Temperatur (60 – 80 ͦC) statt, wie die anschließende Rückgewinnung (Regeneration) der Waschflüssigkeit. Externe Wärme benötigt der Regenerationsprozess nicht mehr. Dies spart Energie und senkt die Kosten im Vergleich zu herkömmlichen Konzepten der Gasaufbereitung.

Von der Waschküche im Labor auf die reale Biogasanlage
Im Labor identifizierten die Wissenschaftler vielversprechende ionische Flüssigkeiten, die sie dann stofflich charakterisierten und umfangreichen Tests unterzogen. Neben Versuchen zur Herstellung von ionischen Flüssigkeiten wurde auch die Materialverträglichkeit der Komponenten untersucht, um einen möglichst geringen Verschleiß von Anlagenteilen wie bspw. Dichtungen zu gewährleisten. Im Laborbetrieb konnte die Machbarkeit des Konzeptes nachgewiesen werden. Die notwendigen Gasparameter wurden nach dem „Reinheitsgebot“ der Anforderungen des technischen Regelwerks der Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfaches e. V., DVGW G260/261 erreicht. Die Laborergebnisse konnten unter realen Bedingungen in der Biogasanlage in Tuningen bestätigt werden, so dass einer Erprobung in größerem Maßstab, nach einem sogenannten Scale-Up des Verfahrens, nichts mehr im Wege steht.

„Ein hohes Einsparpotenzial bei den Kosten des untersuchten Verfahrenskonzepts sehen wir durch die Verwendung von kostengünstigeren Materialien, die sich durch die geringeren Betriebstemperaturen erst einsetzen lassen“ erläutert Felix Ortloff vom EBI in Karlsruhe die Möglichkeiten, die in der Weiterentwicklung des Verfahrens liegen. „Die Praxisergebnisse zeigen, dass auch in der Biogasaufbereitung, in der die Aufbereitungstechnologien als etabliert gelten, durch den Einsatz neuer Sorbenzien (Mittel, die der Anreicherung bzw. Abtrennung von Stoffen dienen) und neue Prozessführungen noch vieles verbessert werden kann.“

Das Verfahren eignet sich nicht nur für den Aufbereitungsprozess in Biogasanlagen, sondern kann auch in anderen Industrieprozessen zum Einsatz kommen. Die Forscher planen derzeit ein umfangreiches Demonstrationsprojekt, das mit Fördermitteln der EU finanziert werden soll. Aus dem Abgas eines Zementwerks soll das CO2 auf Basis des entwickelten Verfahrens abgeschieden werden – eine Möglichkeit, Treibhausgase zu minimieren.

Ansprechpartner Programmbegleitung:
Diana Pfeiffer – Projektkoordination
Telefon: +49 (0)341 2434-554
E-Mail: diana.pfeiffer@dbfz.de

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
DVGW-Forschungsstelle am Engler-Bunte-Institut
Engler-Bunte-Ring 1, 76131 Karlsruhe
www.dvgw-ebi.de

Dr.-Ing. Frank Graf – Projektleiter
Telefon: +49 (0)721 608412-20

Felix Ortloff – Direkter Ansprechpartner
Telefon: +49 (0)721 608412-74
E-Mail: ortloff@dvgw-ebi.de

Originalpublikation:
Pressemitteilung: https://www.energetische-biomassenutzung.de/de/news-media/presse/news-details/ne…

Publikation:
Ortloff, F.; Roschitz, M.; Ahrens, M.; Graf, F.; Schubert, T.; Kolb, T. (2018): Characterization of functionalized ionic liquids for a new quasi-isothermal chemical biogas upgrading process. Separation and Purification Technology, 195, 413-430. doi:10.1016/j.seppur.2017.12.014

Weitere Informationen:
https://www.energetische-biomassenutzung.de/fileadmin/Steckbriefe/dokumente/03KB… (Endbericht)

Anhang

Pressemitteilung Projekt BGA-IL
https://idw-online.de/de/attachment70442

Quelle: idw

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Ausweitung des Energiepflanzenanbaus ist für Natur genauso schädlich wie der Klimawandel

Sabine Wendler Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum Pressestelle
Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseen

Eigentlich profitiert die Natur vom Klimaschutz, für den die Bioenergie lange als Heilsbringer galt. Um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen, wird aber davon ausgegangen, dass Bioenergie-Pflanzen großflächig angebaut werden müssen. Neuen Modellen zufolge werden dadurch insgesamt mehr Lebensräume von Wirbeltieren vernichtet als von einem abgeschwächten Klimawandel profitieren, berichten Forschende des Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrums, der Technischen Universität München und der Durham University diese Woche im Fachblatt „PNAS“. Der vermeintliche Vorteil eines solchen Klimaschutzes käme daher den Arten nicht zugute.

Damit die Globaltemperatur bis 2100 um nicht mehr als 1,5 Grad gegenüber dem vorindustriellen Zeitraum steigt, muss die Menge an CO2, die rund um den Globus in die Luft geblasen wird, deutlich sinken. Eine Begrenzung des Klimawandels nützt auch der Natur, denn er ist einer der Ursachen für das Artensterben. Ein aktuell verbreiteter Ansatz dazu ist es, mehr Energie aus nachwachsenden Rohstoffen wie Mais, Raps, Ölpalme und Co. statt aus fossilen Rohstoffen zu gewinnen.

Doch damit – legt man das Augenmerk auf die biologische Vielfalt – ersetzt man wohl ein Übel durch ein anderes. „Um den Klimawandel damit wirksam zu begrenzen, müssen wir bis 2100 auf circa 4,3 Prozent der globalen Landflächen Bioenergie-Pflanzen anbauen – das entspricht fast der 1,5-fachen Fläche aller EU-Länder zusammen. Damit schaden wir der biologischen Vielfalt, die in diesen Gebieten bisher zuhause ist, gravierend. Die negativen Auswirkungen des Klimawandels, die mit maximaler Bioenergie-Nutzung verhindert werden könnten, werden diese Verluste nicht wettmachen“, so Dr. Christian Hof, der die Studie am Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum Frankfurt durchführte und jetzt an der TU München forscht.

Unter Wissenschaftlerlnnen ist Bioenergie schon länger umstritten und war bisher Gegenstand von Einzelstudien. Hof und sein Team haben erstmals global untersucht, wie Amphibien, Vögel und Säugetiere den Klima- und den Landnutzungswandel bis 2100 zu spüren bekommen. Dabei haben sie zwei Szenarien miteinander verglichen: ein Szenario mit maximaler Bioenergie-Nutzung, welches einer Begrenzung der Erwärmung um circa 1,5 Grad entspricht, und ein Szenario mit minimaler Bioenergie-Nutzung und einem Temperaturanstieg um etwa 3 Grad gegenüber dem vorindustriellen Zeitraum bis 2100.

Die Ergebnisse überraschen: „Ob sich die Temperatur bis 2100 um 1,5 oder 3 Grad erhöht: Rund 36 % der Lebensräume von Wirbeltieren sind entweder durch den Klimawandel oder die neue Landnutzung infolge des Anbaus von Bioenergie-Pflanzen massiv gefährdet. Die Auswirkungen auf die biologische Vielfalt sind also vergleichbar. Unterschiedlich ist nur, auf wessen Konto sie gehen“, erklärt Dr. Alke Voskamp vom Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum.

Darüber hinaus gibt es Gebiete, in denen Wirbeltieren von Energiepflanzen-Plantagen der Platz streitig gemacht wird und ihnen gleichzeitig die höhere Temperatur zu schaffen machen wird. „Bei einem geringeren Temperaturanstieg bis 1,5 Grad, den wir durch die maximale Nutzung von Bioenergie erkaufen, könnten sogar größere Flächen unter dieser Doppelbelastung leiden. Unter diesem 1,5 Grad-Szenario wird insgesamt ein größerer Anteil der Verbreitungsräume von Wirbeltieren durch Klimawandel, Landnutzung oder beides beeinträchtigt“, erklärt Voskamp.

Das Abbremsen des Klimawandels durch den Einsatz von Bioenergie-Pflanzen schadet zudem wahrscheinlich deutlich mehr Wirbeltierarten mit kleinem Verbreitungsgebiet, als ein Temperaturanstieg um 3 Grad. Solche Wirbeltierarten – vor allem Amphibien – leben mehrheitlich in den Tropen und Neotropen. An diesen Orten jedoch werden Plantagen für Bioenergie-Pflanzen am meisten zunehmen.

Für Hof und sein Team lässt die Studie nur einen Schluss zu: „Der Klimawandel ist nach wie vor eine der größten Bedrohungen für die biologische Vielfalt und muss möglichst auf 1,5 Grad Temperaturerhöhung begrenzt werden. Wie unsere Studie zeigt, ist die Bioenergie und die massive Ausweitung der Anbauflächen hierfür aber der falsche Weg. Wir müssen stattdessen stärker daran arbeiten, Energie einzusparen.“

Die Studie ist Teil des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projektes BioSzen1punkt5 im Programm „Förderung erweiterter und verbesserter wissenschaftlicher Grundlagen für den IPCC-Sonderbericht zu 1,5 °C globale Erwärmung (SR1.5)“.

Die Natur mit ihrer unendlichen Vielfalt an Lebensformen zu erforschen und zu verstehen, um sie als Lebensgrundlage für zukünftige Generationen erhalten und nachhaltig nutzen zu können – dafür arbeitet die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung seit nunmehr 200 Jahren. Diese integrative „Geobiodiversitätsforschung“ sowie die Vermittlung von Forschung und Wissenschaft sind die Aufgaben Senckenbergs. Drei Naturmuseen in Frankfurt, Görlitz und Dresden zeigen die Vielfalt des Lebens und die Entwicklung der Erde über Jahrmillionen. Die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung ist ein Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Das Senckenberg Naturmuseum in Frankfurt am Main wird von der Stadt Frankfurt am Main sowie vielen weiteren Partnern gefördert. Mehr Informationen unter www.senckenberg.de.

Die Technische Universität München (TUM) ist mit rund 550 Professorinnen und Professoren, 42.000 Studierenden sowie 10.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine der forschungsstärksten Technischen Universitäten Europas. Ihre Schwerpunkte sind die Ingenieurwissenschaften, Naturwissenschaften, Lebenswissenschaften und Medizin, verknüpft mit den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Die TUM handelt als unternehmerische Universität, die Talente fördert und Mehrwert für die Gesellschaft schafft. Dabei profitiert sie von starken Partnern in Wissenschaft und Wirtschaft. Weltweit ist sie mit dem Campus TUM Asia in Singapur sowie Verbindungsbüros in Brüssel, Kairo, Mumbai, Peking, San Francisco und São Paulo vertreten. An der TUM haben Nobelpreisträger und Erfinder wie Rudolf Diesel, Carl von Linde und Rudolf Mößbauer geforscht. 2006 und 2012 wurde sie als Exzellenzuniversität ausgezeichnet. In internationalen Rankings gehört sie regelmäßig zu den besten Universitäten Deutschlands. www.tum.de

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Dr. Christian Hof
Technische Universität München & Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum
Tel. 08161 712489
Christian.hof@tum.de

Dr. Alke Voskamp
Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum
Tel. 069 7542 1871
alke.voskamp@senckenberg.de

Originalpublikation:
Hof, Chr. et al. (2018): Bioenergy cropland expansion may offset positive effects of climate mitigation for global vertebrate diversity. PNAS, doi: 10.1073/pnas.1807745115 (scheduled for publishing on Monday 10 December 2018)

Quelle: idw

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Klärschlamm: Neuartiges Verfahren ermöglicht bessere Wertstoffrückgewinnung

Dipl.-Chem. Iris Kumpmann Abteilung Public Relations
Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT

Klärschlamm enthält viele wichtige Wertstoffe, die bislang nicht optimal verwertet werden. Ein neuartiges Ultraschallverfahren soll es ermöglichen, die Inhaltsstoffe des Klärschlamms besser aufzuschließen und anschließend voneinander abzutrennen. Die so zurückgewonnenen Wertstoffe lassen sich im Sinne einer nachhaltigen, umweltschonenden und wirtschaftlichen Kreislaufführung wiederverwerten. Im BMBF-Verbundprojekt »UltraSep« soll das Verfahren unter Realbedingungen auf einer Kläranlage des Wupperverbands getestet und optimiert werden.

Klärschlamm ist ein heterogenes Gemisch, das sich hauptsächlich aus Wasser, organischen Substanzen, Stickstoff- und Phosphorverbindungen zusammensetzt. Alleine in Deutschland belief sich das Aufkommen in industriellen und kommunalen Kläranlagen im Jahr 2015 auf gut 1,8 Mio t [1]. Bislang werden die Klärschlämme vor allem landwirtschaftlich verwertet oder verbrannt. Die 2017 novellierte Klärschlammverordnung richtet die Klärschlammverwertung neu aus und verlangt, dass aus den Schlämmen mittelfristig Phosphor zurückgewonnen wird.

In verschiedene Wertstofffraktionen abgetrennt
Zu diesem Ziel beitragen könnte ein neues Ultraschallverfahren der AQUATTRO GmbH, Halver, das im Verbundprojekt «UltraSep« in Kooperation mit Fraunhofer UMSICHT und der Wupperverbandsgesellschaft für integrale Wasserwirtschaft WiW erprobt und optimiert wird. Im Mittelpunkt steht eine neuartige und patentierte Ultraschall-Kavitations-Einheit. Ein spezieller Ultraschallgeber bewirkt, dass durch den ständigen Druckwechsel im Klärschlamm unzählige winzige Blasen entstehen – ein Effekt, der auch als Kavitation bezeichnet wird. Die mit einem Gemisch aus Wasserdampf und anderen Gasen gefüllten Mikrobläschen wachsen binnen Sekundenbruchteilen auf ein Vielfaches ihrer ursprünglichen Größe und implodieren schließlich. Dies führt zu verschiedenen physikalischen und chemischen Effekten, die den Klärschlamm aufschließen, der dann in Folgeschritten in verschiedene Wertstofffraktionen abgetrennt werden kann. Im Ergebnis soll das neue Verfahren cellulosereiche Fasern, ein nährstoffreiches Gel sowie eine leicht vergärbare Flüssigkeit liefern, die jeweils für weitere Nutzungen verwendet werden können. Insbesondere die Rückgewinnung von Phosphor, der seitens der EU-Kommission als kritischer Rohstoff eingestuft wird, spielt hierbei eine wichtige Rolle.

Verfahrensoptimierung
Die Projektteilnehmer wollen das neue Verfahren in einer mobilen Pilotanlage testen. Im anschließenden Einsatz auf der kommunalen Kläranlage des Wupperverbands in Hückeswagen soll daraufhin die schrittweise Überführung in den Dauerbetrieb sowie eine Verfahrensoptimierung erfolgen.

Das Verbundprojekt »Innovatives Verfahren zur stofflichen und energetischen Verwertung von Klärschlamm« (UltraSep) ist Teil der BMBF-Fördermaßnahme »KMU-innovativ: Ressourceneffizienz und Klimaschutz«, Anwendungsbereich »Nachhaltiges Wassermanagement«. Die Maßnahme gehört zum BMBF-Programm »Forschung für Nachhaltige Entwicklung« (FONA³).

[1]KLÄRSCHLAMMENTSORGUNG in der Bundesrepublik Deutschland; Herausgeber: Fachgebiete III 2.4 – Abfalltechnik, Abfalltechniktransfer und III 2. – Überwachungsverfahren, Abwasserentsorgung
Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Dipl.-Ing. Josef Robert, josef.robert@umsicht.fraunhofer.de, Tel.: +49 208 8598-1150
Lukas Rüller, M.Sc., lukas.rueller@umsicht.fraunhofer.de, Tel.: +49 208 8598-1161

Originalpublikation:
https://www.umsicht.fraunhofer.de/de/presse-medien/pressemitteilungen/2018/ultra…

Quelle: idw

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Neue Rückrufe von Blutdrucksenkern

Dr. Bettina Albers Geschäftsstelle
Deutsche Hochdruckliga

Laut Information der Deutschen Apothekerzeitung darf der Wirkstoff Valsartan von Mylan Laboratories Limited, Indien, bis auf weiteres nicht zur Herstellung valsartanhaltiger Arzneimittel für die EU verwendet werden. Auch Chargen von Irbesartan Heumann 300 mg werden aktuell zurückgerufen. Auf der Pressekonferenz der Deutschen Hochdruckliga, die morgen in Berlin stattfindet, ist die Organisation von Rückrufen ein Thema, auch die Frage, wie mit den Betroffenen kommuniziert wird und welche Therapiealternativen ihnen bleiben.

• Mit Hochdruck auf Herz und Niere – wieviele Organschädigungen Bluthochdruck wirklich macht
Prof. Dr. med. Helmut Geiger, Frankfurt, Tagungspräsident des 42. Wissenschaftlichen Kongresses der Deutschen Hochdruckliga e.V. DHL®

• Rezeptierbarkeit von Fixdosis-Kombinationspräparaten: In der Praxis ein Problem!
Prof. Dr. med. Bernhard Krämer, Mannheim, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Hochdruckliga e.V. DHL®

• Blutdrucksenker in Verruf – was wir aus dem „Fall“ Valsartan lernen sollten
Prof. Dr. med. Bernhard Krämer, Mannheim, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Hochdruckliga e.V. DHL®

• Interventionelle Verfahren zur Blutdrucksenkung – wo stehen wir heute?
Prof. Dr. med. Joachim Weil, Lübeck, Vorstandsmitglied der Deutschen Hochdruckliga e.V. DHL® und Tagungspräsident des 42. Wissenschaftlichen Kongresses der Deutschen Hochdruckliga e.V. DHL®

Weitere Informationen:
http://www.hochdruckliga.de

Quelle: idw

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PFC-belastete Gewässer effektiv sanieren

Stefanie Bergel Pressestelle
Bergische Universität Wuppertal

Leberschädigend, fortpflanzungsschädigend und potenziell krebserzeugend – per- und polyfluorierte Chemikalien, oder abgekürzt PFCs, sind giftig. Trotzdem bleiben sie für viele Branchen unersetzlich – sei es bei der Herstellung von atmungsaktiver Kleidung, „to go“-Kaffeebechern oder Feuerlösch-Schaum – und finden so ihren Weg immer wieder ins Oberflächen- oder Grundwasser. Die Frage, wie solche PFC-kontaminierten Gewässer saniert werden können, beschäftigt aktuell ein Team der Intrapore GmbH und der Bergischen Universität.

„Die Herausforderung, vor der wir stehen, ist ziemlich groß“, sagt Dr. Julian Bosch von der Intrapore GmbH. „Hauptvertreter der PFCs sind poly- und perfluorierte Alkansäuren, deren hohe Stabilität dazu führt, dass sie extrem persistent in der Umwelt und als nicht bioabbaubar gelten.“ Zudem weisen PFCs aufgrund ihrer guten Wasserlöslichkeit und ihres schlechten Adsorptionsverhaltens eine hohe Mobilität im Grundwasser auf. „Gleichzeitig nimmt die Belastung von Gewässern zu, und für viele Schadensfälle besteht aufgrund neu eingeführter gesetzlicher Grenzwerte eine Sanierungspflicht“, erklärt der Intrapore-Geschäftsführer und Geowissenschaftler. Das PFC-Problem habe also eine extrem hohe Relevanz und Dringlichkeit.

Zur Lösung des Problems schlägt das Forschungsteam einen neuen Weg ein. „Ausgehend von Entwicklungen im Bereich der Nano- und Mikropartikelbasierten Grundwasser-Reinigung werden wir ein maßgeschneidertes, funktionales Material entwerfen, herstellen und testen“, so Prof. Dr.-Ing. Jörg Rinklebe vom Lehr- und Forschungsgebiet Boden- und Grundwassermanagement der Bergischen Universität. „Ziel ist es, eine Suspension aus reaktiven Partikeln zu entwickeln, die man in belastete Grundwasserbereiche injizieren kann, wo sie die PFCs aufnimmt und unschädlich macht.“
Die Entwicklung erfordere eine Reihe von Teilinnovationen. Angefangen bei der Erstellung und Konfiguration der grundlegenden Partikel bis zur Entwicklung eines umfassenden Testprogramms zur Leistungsfähigkeit, Langzeitwirkung und Unbedenklichkeit des Materials. „Wenn wir diese Schritte allerdings erfolgreich durchlaufen, stellt das Material einen bedeutenden Durchbruch bei der Beseitigung der hochproblematischen und derzeit nicht behandelbaren PFC-Schäden dar“, betont Prof. Dr. Rinklebe.

Der Titel des Forschungsprojektes lautet „In situ Eliminierung von Per- und Polyfluorierten Verbindungen in belasteten Grundwässern unter Einsatz von Adsorptiven Komposit-Nanopartikeln auf Basis Oxidativ-Reaktiver Aktivkohle-Polysaccharid-Lipid-Ferrat-Micellen-Aggregate“. Kurz: PANORAMA. Es wird mit rund 1,2 Mio. Euro aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) finanziert.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr.-Ing. Jörg Rinklebe
Lehr- und Forschungsgebiet Boden- und Grundwassermanagement
Tel.: 0202 439-4057
E-Mail: rinklebe@uni-wuppertal.de

Quelle: idw

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Neue US-Richtlinie für Bluthochdruck bietet keine Vorteile für Betroffene

Dr. Ulrich Marsch Corporate Communications Center
Technische Universität München

Wo beginnt gefährlicher Bluthochdruck? Auf diese Frage geben Ärzteorganisationen unterschiedliche Antworten. Beispielsweise gelten Patienten in den USA früher als krank als in Deutschland. Ein Team um Prof. Karl-Heinz Ladwig von der Technischen Universität München (TUM) und dem Helmholtz Zentrum München kommt zu dem Schluss, dass eine niedrige Schwelle für eine Behandlung nicht vor tödlichen Herzerkrankungen schützt – sie könnte sich sogar negativ auf die Psyche der Betroffenen auswirken.

Seit 2017 gibt es in den Leitlinien des American College of Cardiology eine zusätzliche Kategorie für Bluthochdruck: „Stage 1 Hypertension“. Patientinnen und Patienten müssen demnach behandelt werden, wenn bei ihnen die entsprechenden Werte (130-139 mmHg / 80-89 mmHg) gmessen werden. Die European Society of Cardiology sieht bei diesen Werten noch einen „erhöht normalen Blutdruck“ und keinen zwingenden Handlungsbedarf.

„Die Idee hinter den US-Leitlinien ist, Bluthochdruck möglichst früh zu senken und durch die Diagnose einer Erkrankung Patienten zu motivieren, gesünder zu leben“, erläutert Prof. Karl-Heinz Ladwig, Forscher an der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie des TUM-Universitätsklinikums rechts der Isar und am Helmholtz Zentrum München.

„Motivations-Effekt“ fraglich
Anhand von Daten von knapp 12.000 Patientinnen und Patienten haben Ladwig und sein Team sich ein Bild der Situation in Deutschland verschafft. „Wir haben untersucht, wie hoch innerhalb eines Zeitraumes von zehn Jahren das Risiko für Menschen in den verschiedenen ‚Blutdruck-Kategorien‘ war, an einer Herz-Kreislauferkrankung zu sterben und welche anderen Risikofaktoren jeweils vorlagen“, sagt Seryan Atasoy, Erstautorin der Studie und Epidemiologin am Helmholtz Zentrum München und der Ludwig-Maximilians-Universität München.

In der neugeschaffenen Kategorie „Stage 1 Hypertension“ waren das Risiko an einer Herz-Kreislauferkrankung zu sterben nicht signifikant höher als bei normalem Blutdruck. „Auch der Motivations-Effekt ist fraglich“, sagt Karl-Heinz Ladwig. Bei Patientinnen und Patienten mit gefährlichem Bluthochdruck, die sowohl nach US- als auch nach europäischen Leitlinien mit Medikamenten behandelt werden sollen („Stage 2 Hypertension“), sei das Risiko, an einer Herz-Kreislauferkrankung zu sterben, deutlich erhöht. „Gleichzeitig sind Risikofaktoren wie Rauchen und Bewegungsmangel besonders ausgeprägt. Das zeigt, dass viele trotz Diagnose ihren Lebensstil nicht umstellen.“

Gefährliche Depressionen
Während Menschen mit gefährlichem Bluthochdruck grundsätzlich seltener depressiv waren als andere, lag der Wert bei einer Teilmenge deutlich höher: Bei rund der Hälfte derjenigen, die wegen des gefährlichen Bluthochdrucks Medikamente nahmen, wurden depressive Stimmungslagen festgestellt. Das war nur bei etwa einem Drittel der Nicht-Behandelten der Fall.

„Wir nehmen an, dass es sich um einen Labeling-Effekt handelt“, sagt Ladwig. „Wird man offiziell mit dem Etikett ‚krank‘ versehen, wirkt sich das auf die psychische Gesundheit aus.“ In einer früheren Studie hatten er und sein Team gezeigt, dass Depressionen einen ähnlich hohen Risikofaktor für tödliche Herz-Kreislauferkrankungen darstellen wie hohe Cholesterinwerte oder Fettleibigkeit.

Mehr Kranke durch neue Richtlinien
„Das American College of Cardiology selbst hat errechnet, dass der Anteil der Erwachsenen mit der Diagnose Bluthochdruck durch die neue Leitlinie von 32 auf 46 Prozent steigt“, sagt Karl-Heinz Ladwig. „14 Prozent werden also zusätzlich psychischem Druck ausgeliefert – ohne dass für sie eine signifikant höhere Gefahr bestehen würde, eine tödliche Herz-Kreislauferkrankung zu entwickeln und ohne, dass eine Motivationswirkung der Diagnose zu erwarten wäre.“ Eine Übernahme der US-Leitlinien in Europa wäre daher aus Ladwigs Sicht grundsätzlich falsch.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Karl-Heinz Ladwig
Technische Universität München
Klinikum rechts der Isar
Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Tel. +49 89 3187 3623
ladwig@helmholtz-muenchen.de

Originalpublikation:
S. Atasoy, H. Johar, A. Peters, K.-H. Ladwig. „ Association of hypertension cut-off values with 10-year cardiovascular mortality and clinical consequences: a real-world perspective from the prospective MONICA/KORA study „. European Heart Journal (2018). DOI:10.1093/eurheartj/ehy694

Weitere Informationen:
https://www.helmholtz-muenchen.de/epi/the-institute/staff/staff/ma/7105/Prof.%20… Profil Prof. Karl-Heinz Ladwig
http://www.psychosomatik.mri.tum.de/forschung/ag-internistische-psychosomatik-un… Arbeitsgruppe an der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
https://www.tum.de/die-tum/aktuelles/pressemitteilungen/detail/article/33661/ Pressmitteilung zum Risikofaktor „Depression“

Quelle: idw

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Die Babyboomer gehen in Rente

Lilli Sippel Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung

Ein Drittel der Erwerbstätigen vor dem Ruhestand, Kommunen unter Druck

Leere Eigenheime, Wohlstandsgefälle, soziale Isolation: Der Renteneintritt der geburtenstarken Jahrgänge der 1950er und 1960er Jahre ab 2018 hat im schlimmsten Fall gravierende Auswirkungen auf das kommunale Leben. Im besten Fall birgt der Ruhestand der Babyboomer aber ein immenses Potenzial an politisch und gesellschaftlich Engagierten. Zu diesem Schluss kommt das Thesenpapier „Die Babyboomer gehen in Rente. Was das für die Kommunen bedeutet“ des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung im Auftrag der Körber-Stiftung.

»Dass die Babyboomer altern, bringt für die Kommunen in Deutschland massive Veränderungen mit sich. Ob die Babyboomer für sie zur Belastung werden, weil sie Kosten verursachen und teilweise auf Pflege angewiesen sein werden, oder ob die neuen Alten ihre Kompetenzen und Erfahrungen gewinnbringend lokal einbringen, das haben die Kommunen selbst in der Hand«, so Reiner Klingholz, Direktor des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung.

Um über den Übergang der Babyboomer in den Ruhestand zu beraten und Lösungen aus der internationalen Praxis zu diskutieren, bringt das Körber Demografie-Symposium am 14. und 15. November in Hamburg ein breites Fachpublikum aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Gesellschaft zusammen.

Deutsche Kommunen stehen vor großen Herausforderungen:
Wer sind die Babyboomer? Wie ist ihre sozioökonomische Situation? Und was bedeutet die Veränderung ihrer Lebenssituation für deutsche Kommunen? Die Körber-Stiftung hat gemeinsam mit dem Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung sechs Thesen zu den Auswirkungen des Ruhestands der Babyboomer entwickelt:
1. Wirtschaft: Der Ruhestand der Babyboomer gefährdet den Wohlstand ihrer Heimatregionen.
2. Engagement: Die Babyboomer gestalten auch künftig das Zusammenleben in der Kommune mit – aber zu ihren Bedingungen.
3. Wohnen: Viele Eigenheimen droht der Leerstand.
4. Sozialleben: Viele Babyboomer werden ohne eine Familie altern, ihnen droht im Alter soziale Isolation.
5. Pflege: Für die kommunalen Pflegenetzwerke sind die Babyboomer eine der größten Herausforderungen.
6. Soziale Sicherung: Einigen Frauen und Migranten aus der Babyboomer-Generation droht Altersarmut.

Die alternde Bevölkerung kann also zu einer großen Aufgabe für die deutschen Kommunen werden. Allerdings gibt es sowohl in Deutschland als auch international gute Beispiele für Lösungen und Vorbilder von Menschen und Organisationen, die den Wandel annehmen und als Chance begreifen.

Angebote für Journalisten:
• Interview mit Karin Haist, Leiterin bundesweite Demografie-Projekte der Körber-Stiftung
• Interview mit Reiner Klingholz, Direktor Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung

Material zum Download:
• Thesenpapier: Die Babyboomer gehen in Rente. Was das für die Kommunen bedeutet. (https://www.berlin-institut.org/publikationen/gutachten-policy_papers/Die_Babybo…)

Kontakt:
Pressestelle Körber-Stiftung
Julian Claaßen
Telefon +49 40 80 81 92-233
claassen@koerber-stiftung.de

Die Körber-Stiftung stellt sich mit ihren operativen Projekten, in ihren Netzwerken und mit Kooperationspartnern aktuellen Herausforderungen in den Handlungsfeldern Innovation, Internationale Verständigung und Lebendige Bürgergesellschaft. 1959 von dem Unternehmer Kurt A. Körber ins Leben gerufen, ist die Stiftung heute von ihren Standorten Hamburg und Berlin aus national und international aktiv.

Das Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung ist ein unabhängiger Thinktank, der sich mit Fragen regionaler und globaler demografischer Veränderungen beschäftigt. Das Institut wurde 2000 als gemeinnützige Stiftung gegründet und hat die Aufgabe, das Bewusstsein für den demografischen Wandel zu schärfen, nachhaltige Entwicklung zu fördern, neue Ideen in die Politik einzubringen und Konzepte zur Lösung demografischer und entwicklungspolitischer Probleme zu erarbeiten.
Das Berlin-Institut erstellt Studien, Diskussions- und Hintergrundpapiere und bereitet wissenschaft-liche Informationen für den politischen Entscheidungsprozess auf. Weitere Informationen, wie auch die Möglichkeit, den kostenlosen regelmäßigen Online-Newsletter „Demos“ zu abonnieren, finden Sie unter https://www.berlin-institut.org.

Quelle: idw

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Studie: Braunkohlereviere zu Energiewenderegionen transformieren

Richard Harnisch Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation
Institut für ökologische Wirtschaftsforschung GmbH, gemeinnützig

Gemeinsame Pressemitteilung der IFOK GmbH und des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW)

Untersuchung im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums zeigt, dass verstärkte Nutzung erneuerbarer Energien wichtigen Beitrag zu erfolgreichem Strukturwandel in deutschen Braunkohlerevieren leisten kann

Der geplante Kohleausstieg bewegt das Land und die Gemüter. Eine neue Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie zeigt, wie die deutschen Kohlereviere auch zukünftig als wichtige Player in der Energiewirtschaft in Deutschland mitspielen können. Fazit: Eine gezielte Transformation hin zu Energiewenderegionen könnte maßgeblich neue Perspektiven für Beschäftigung und Wertschöpfung im Rheinischen, Mitteldeutschen, Lausitzer und Helmstedter Revier schaffen.

Kohlekraftwerke durch Solar-Windstrom-Großkraftwerke ersetzen
Die Experten mehrerer Forschungs- und Beratungsinstitute empfehlen, die Potenziale erneuerbarer Energien in den Tagebauregionen stärker zu nutzen. Besondere Chancen bietet der verstärkte Ausbau von Solar- und Windstrom im Verbund. Diese Anlagen könnten schrittweise in den Regionen aufgebaut werden und freiwerdende Netzkapazität ersetzen, während die Kohleverstromung heruntergefahren wird. Weiterhin empfiehlt das Gutachten, Anlagen für die sogenannte Power-to-X-Technologie, also das Umwandeln von Strom etwa in Gas oder Wärme, gezielt in den Tagebauregionen anzusiedeln. „Solche Anlagen werden im zukünftigen Energiesystem eine wichtige Rolle zur Speicherung oder anderweitigen Nutzung von temporären Stromüberschüssen aus Wind oder Photovoltaik spielen“, sagt Martina Richwien vom Beratungsinstitut IFOK, das die Erarbeitung der Studie geleitet hat.

Die Potenziale der Reviere für den Strukturwandel in den Blick nehmen
„In der Debatte um den Strukturwandel werden die Potenziale der Energiewende bisher noch zu wenig gesehen“, so Bernd Hirschl vom Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW), das in der Studie berechnet hat, in welchem Umfang Arbeitsplätze und Wertschöpfung in den Bereichen Wind- und Solarenergie neu entstehen können. „Die vorhandenen Infrastrukturen und Kompetenzen bieten sich an, die Reviere zu Energiewende-Modellregionen zu entwickeln – entsprechend ihrer jeweiligen Voraussetzungen. Wenn die Akteure vor Ort dafür zusammen mit den betroffenen Bundesländern und dem Bund an einem Strang ziehen, können nennenswerte Wertschöpfung und Beschäftigung entstehen.“

Gemeinsam vor Ort tätig werden
„Die Erschließung der Potenziale kann nur in den Regionen und gemeinsam mit den regionalen Akteuren erfolgen, die mit den Veränderungen vor Ort leben und arbeiten“, betont Martina Richwien. „So muss beispielsweise die Frage nach der Verfügbarkeit geeigneter Flächen im Dialog vor Ort beantwortet werden. Hier wird es wichtig sein, weitere Vorstellungen der Flächennutzung einzubeziehen und mögliche Unterstützer zu finden, um die insbesondere in der Lausitz erheblichen Beschäftigungspotenziale auch nutzen zu können.“

Die Experten weisen darauf hin, dass für ein Gelingen der Reviertransformation spezifische Maßnahmen erforderlich sind, bei denen die verschiedenen Ebenen zusammenarbeiten müssen. Etwa seien Sonderausschreibungen erforderlich, um die Anlagen gezielt in die Regionen zu bekommen. Damit die Reviere ökonomisch davon profitieren, sind darüber hinaus nennenswerte Beteiligungen von Kommunen, Unternehmen und Bürgern vor Ort erforderlich.

Fallstudie Lausitz: mehrere tausend Arbeitsplätze möglich
In dem Gutachten wurde für das Lausitzer Revier das regionalökonomische Potenzial einer Transformation zur Energiewenderegion abgeschätzt. Bei einem ambitionierten Ausbau von Windenergie und Photovoltaik können beispielsweise allein in diesem Bereich rund eintausend Vollzeit-Arbeitsplätze entstehen. Darin sind noch keine Effekte aus der Anlagenproduktion enthalten, in der heute bereits mehr als eintausend Menschen beschäftigt sind. Aus weiteren Bereichen der Strom-, Wärme- und Verkehrswende können darüber hinaus zahlreiche zusätzliche Arbeitsplätze entstehen – von Biogas über Solarthermie bis Power-to-Gas und in Bereichen wie ÖPNV, Car-Sharing, E-Mobilität oder autonomes Fahren.

Redaktionelle Informationen:
Über die Studie:

Projektbericht Erneuerbare Energien-Vorhaben in den Tagebauregionen im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi), 467 Seiten, Berlin.

Mitwirkung von folgenden Forschungs- und Beratungsorganisationen: ► IFOK GmbH ► Deutsche WindGuard GmbH ► Solarpraxis Engineering GmbH ► Prognos AG ► Institut für ökologische Wirtschaftsforschung GmbH (gemeinnützig) ► Becker Büttner Held PartGmbB

Download:
http://www.erneuerbare-energien.de/EE/Redaktion/DE/Downloads/Berichte/erneuerbare-energien-vorhaben-in-den-tagebauregionen.html

Pressekontakt:
IFOK GmbH
Martina Richwien
Tel.: +49 (0) 30 536077-15
martina.richwien@ifok.de

Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW)
Richard Harnisch
Tel.: +49 (0) 30 884594-16
kommunikation@ioew.de

Bundesministerium für Wirtschaft und Energie
pressestelle@bmwi.bund.de
Tel: +49 (0) 30 18 615 -6121

IFOK ist Teil der internationalen Cadmus Group und die marktführende Kommunikations- und Strategieberatung für Beteiligung. In den Kernthemen Energie, Umwelt, Nachhaltigkeit, Digitale Transformation und Beschäftigung gestaltet und begleitet IFOK seit 1995 gesellschaftlich relevante Veränderungsprozesse mit Fach- und Methodenkompetenz. Als Experten für die Herausforderungen der modernen Gesellschaft arbeiten heute rund 120 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an den Standorten in Bensheim, Berlin, Düsseldorf, München und an mehreren Standorten in den USA für Kunden aus Politik, Wirtschaft und zivilgesellschaftlichen Institutionen nach dem Ansatz „Wandel durch Beteiligung und Dialog“.
http://www.ifok.de

Das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) ist ein führendes wissenschaftliches Institut auf dem Gebiet der praxisorientierten Nachhaltigkeitsforschung. 55 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erarbeiten Strategien und Handlungsansätze für ein zukunftsfähiges Wirtschaften – für eine Ökonomie, die ein gutes Leben ermöglicht und die natürlichen Grundlagen erhält. Das Institut arbeitet gemeinnützig und ohne öffentliche Grundförderung.
http://www.ioew.de

Weitere Informationen:
http://www.erneuerbare-energien.de/EE/Redaktion/DE/Downloads/Berichte/erneuerbar…

Quelle: idw

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Warum Einkorn besser für Menschen mit Weizenunverträglichkeit sein könnte

Dr. Gisela Olias Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Lebensmittel-Systembiologie

Moderne, aber auch ursprüngliche Weizenarten wie Einkorn, Emmer und Dinkel enthalten natürlicherweise eine Gruppe von Eiweißmolekülen, die im Verdacht steht, Symptome einer Weizenunverträglichkeit auszulösen. Eine neue Studie des Leibniz-Instituts für Lebensmittel-Systembiologie an der TU München zeigt erstmals im direkten Vergleich, dass Einkorn im Gegensatz zu Brotweizen, Hartweizen, Dinkel und Emmer keine oder deutlich geringere Mengen dieser Eiweiße enthält. Die Forschenden veröffentlichten ihre Ergebnisse nun in der Fachzeitschrift Journal of Agricultural and Food Chemistry.

Um welche Eiweißmoleküle geht es?
Bei den Eiweißmolekülen handelt es sich um alpha-Amylase-Trypsin-Inhibitoren (ATI), die insbesondere im Getreidekorn enthalten sind. Wissenschaftlichen Erkenntnissen zufolge dienen sie dazu, die Pflanzensamen vor Fraßfeinden zu schützen. Die ATI hemmen die Verdauungsenzyme (alpha-Amylase und Trypsin) von Insekten sowie Menschen und sind zudem aufgrund ihrer besonderen Molekülstruktur selbst schwer verdaulich. Wie neuere Untersuchungen darüber hinaus zeigen, stimulieren sie dosisabhängig die Freisetzung entzündungsfördernder Botenstoffe und so das angeborene Immunsystem. Medizinische Daten weisen darauf hin, dass die Enzym-Inhibitoren nicht nur Darmbeschwerden verursachen. Auch Benommenheit, Müdigkeit, Gelenk- und Muskelschmerzen, Hautveränderungen und depressive Verstimmungen gehören zu den beschriebenen Symptomen. Nicht zuletzt sind die Inhibitoren als Auslöser für Weizenallergien bekannt.

Was beeinflusst den ATI-Gehalt?
Wie hoch der Gehalt der Enzym-Inhibitoren im jeweiligen Getreide ist, ist zum einen durch das Erbgut der Pflanze und zum anderen durch Umwelteinflüsse bestimmt. Aussagekräftige Studien, die den ATI-Gehalt verschiedener Weizenarten und -sorten direkt miteinander verglichen haben, fehlten jedoch bislang.

40 Weizensorten im Vergleich
„In unserer Studie haben wir insgesamt 40 moderne und ursprüngliche Sorten miteinander verglichen. Jeweils acht Sorten pro Weizenart. Das Besondere ist, dass alle untersuchten Getreide unter den gleichen geografischen und klimatischen Bedingungen gewachsen sind“, erklärt Erstautorin Sabrina Geisslitz vom Leibniz-Institut für Lebensmittel-Systembiologie. Alle gemessenen Unterschiede seien daher hauptsächlich auf Unterschiede im Erbgut der Pflanzen zurückzuführen und hätten so einen direkten Vergleich der Weizenarten bzw. -sorten überhaupt erst möglich gemacht.

Das Wissenschaftlerteam untersuchte alle Getreide-Proben mithilfe modernster Analysetechniken. In den Dinkel- und Emmer-Proben waren mit durchschnittlich etwa vier bis sechs Milligramm ATI pro Gramm Probenmaterial sogar größere ATI-Mengen enthalten als in den Brotweizen- und Hartweizen-Proben. Dagegen ließen sich in fünf der untersuchten Einkorn-Proben gar keine bzw. in drei der Proben nur sehr geringe Mengen dieser Enzym-Inhibitoren nachweisen.

Einkorn, die bessere Wahl?
„Das Ergebnis hat uns ein wenig überrascht. Denn im Vergleich zu herkömmlichen Weizen gelten alle drei ursprünglichen Weizenarten in gleichem Maße als bekömmlicher“, sagt Katharina Scherf, die am Leibniz-Institut die Arbeitsgruppe Functional Biopolymer Chemistry leitet. „Hinsichtlich der Amylase-Trypsin-Inhibitoren, scheint jedoch Einkorn für Menschen mit Weizenunverträglichkeit die bessere Wahl zu sein“, so Scherf weiter.
Das Wissenschaftlerteam ist sich einig, dass noch sehr viel Forschungsbedarf besteht – nicht nur in medizinischer Hinsicht. So müsse man auch untersuchen, inwieweit die Auswahl der Getreidesorten oder Verarbeitungsmethoden dazu beitragen könnten, die Verträglichkeit von Getreideprodukten wie Brot zu verbessern.

Publikation:
Geisslitz S, Ludwig C, Scherf KA, Koehler P (2018) J Agric Food Chem, DOI: 10.1021/acs.jafc.8b04411.Targeted LC-MS/MS reveals similar contents of α-amylase/trypsin-inhibitors as putative triggers of non-celiac gluten sensitivity in all wheat species except einkorn
https://pubs.acs.org/doi/pdf/10.1021/acs.jafc.8b04411

Finanzierung:
Das o.g. Forschungsprojekt der Forschungsvereinigung Forschungskreis der Ernährungsindustrie e.V. wurde über die Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen „Otto von Guericke“ e.V. im Rahmen des Programms zur Förderung der Industriellen Gemeinschaftsforschung vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages gefördert.
https://www.leibniz-lsb.de/fileadmin/doc/PDF/AiF_18355_N_3.pdf

Presseverantwortlich:
Dr. Gisela Olias
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Lebensmittel-Systembiologie
an der Technischen Universität München
Lise-Meitner-Str. 34
85354 Freising
Tel.: +49 8161 71-2980
E-Mail: g.olias.leibniz-lsb@tum.de
www.leibniz-lsb.de

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Dr. Katharina Scherf
Sektion I
Leiterin der Arbeitsgruppe Functional Biopolymer Chemistry
Leibniz-Institut für Lebensmittel-Systembiologie
an der Technischen Universität München
Lise-Meitner-Str. 34
85354 Freising
Tel.: +49 8161 71-2927
E-Mail: k.scherf.leibniz-lsb@tum.de

Kurzprofil:
https://www.leibniz-lsb.de/institut/mitarbeiterinnen/kurzprofil-dr-katharina-sch…
Originalpublikation:

Geisslitz S, Ludwig C, Scherf KA, Koehler P (2018) J Agric Food Chem, DOI: 10.1021/acs.jafc.8b04411.Targeted LC-MS/MS reveals similar contents of α-amylase/trypsin-inhibitors as putative triggers of non-celiac gluten sensitivity in all wheat species except einkorn
https://pubs.acs.org/doi/pdf/10.1021/acs.jafc.8b04411

Weitere Informationen:
https://www.leibniz-lsb.de/forschung/forschungssektionen/sektion-i/ Sektion I: Biofunktionale Systemchemie des Leibniz-Instituts für Lebensmittel-Systembiologie an der TU München

Quelle: idw

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Forschungsprojekt: Abwasseraufbereitung in China soll ressourcen- und energieeffizienter werden

Melanie Löw Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Technische Universität Kaiserslautern

Wie Abwasser in China ressourceneffizienter aufbereitet werden kann, ist Thema eines neuen deutsch-chinesischen Forschungsvorhabens. Dabei geht es unter anderem darum, wie Phosphor aus Abwasser gewonnen werden kann und um neue Verfahren, die das Wasser energieschonender reinigen. Koordiniert wird das Projekt „PIRAT-Systems“ von Professorin Dr. Heidrun Steinmetz. Sie leitet an der TU Kaiserslautern (TUK) das Fachgebiet Ressourceneffiziente Abwasserbehandlung. Das Team um Steinmetz wird mit Projektpartnern in Deutschland erprobte Techniken für den chinesischen Markt anpassen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert das Vorhaben für drei Jahre mit drei Millionen Euro.

Weltweit steht die Abwasserentsorgung vor einem Paradigmenwechsel. „Sie entwickelt sich weg von einer Entsorgungswirtschaft hin zu einer ressourcenorientieren Herangehensweise“, sagt Professorin Steinmetz von der TUK. „Zukünftig sollen Inhaltsstoffe aus Abwasser genutzt und rückgewonnen werden.“ Außerdem arbeiten Entsorger daran, mithilfe von neuen Techniken den Energieeinsatz bei der Reinigung des Wassers zu senken. „Die Herausforderung liegt darin, dabei auch noch eine bessere Reinigungsleistung zu erreichen“, fährt sie fort. Hinzu kommt, dass organische Abfallstoffe und Klärschlamm für die Produktion von Biogas Verwendung finden sollen.

In Deutschland gibt es hierzu schon eine Reihe von Verfahren. „Sie lassen sich aber nicht ohne Weiteres auf andere Länder übertragen, da die Randbedingungen wie etwa die Zusammensetzung des Abwassers und die Reinigungsanforderungen unterschiedlich sind“, erläutert die Professorin.
Im neuen Forschungsvorhaben „Energetische Prozessoptimierung und Implementierung von Ressourceneffizienten Abwassertechnologien auf kommunalen Kläranlagen“ (PIRAT-Systems) arbeitet ein interdisziplinäres Team aus Deutschland mit der Tongji University Shanghai und weiteren chinesischen Partnern daran, ausgewählte Technologien angepasst für den chinesischen Markt zu entwickeln. Beteiligt sind Planer, Anlagenbauer, Betreiber, Firmen aus der Düngemittelverarbeitung, Behörden und Forschungseinrichtungen. Darüber hinaus wird das internationale Team für zwei chinesische Kläranlagen Konzepte entwickeln, um deren Energieeffizienz zu steigern, die Ablaufqualität des Wassers zu verbessern – vor allem hinsichtlich der Nährstoffe Stickstoff und Phosphor – und Phosphor aus Abwasser zurückzugewinnen.

Das Team wird außerdem passende Maßnahmen erarbeiten, um die Neuentwicklungen im Anschluss auf andere Abwasseranlagen innerhalb und außerhalb Chinas zu übertragen. Ferner zielt das Vorhaben darauf ab, die Aufgaben einer Kläranlage zu erweitern. „Wir werden untersuchen, welche Vermarktungsmöglichkeiten sich für Recyclingprodukte bieten und wie Erdgas aufbereitet und ins Erdgasnetz eingespeist werden kann“, so Steinmetz. Dabei spiele auch die Unterstützung und Akzeptanz der Bevölkerung eine Rolle.

Insgesamt streben die Beteiligten an, geschlossene Stoffkreisläufe zu entwickeln und dabei dank der sehr guten Reinigungsleistung der Kläranlagen die strengen Grenzwerte in China einzuhalten.

Damit leistet PIRAT-Systems einen wichtiger Beitrag, um die Umweltsituation in den Bereichen Gewässerschutz, Klimaschutz und nachhaltiger Ressourcenbewirtschaftung zu verbessern.
Die Koordination des Projekts liegt bei Professorin Steinmetz. Neben der TUK sind als deutsche Partner beteiligt: Dresdener Grundwasserforschungszentrum e.V., Hochschule Emden-Leer, Hochschule Magdeburg-Stendal, Universität Hohenheim, BHU Umwelttechnik GmbH, LUG Engineering GmbH, SF-Soepenberg GmbH, Thorsis Technologies GmbH, UMTEC Silo- und Schüttgutengineering GmbH.

Das Vorhaben „Energetische Prozessoptimierung und Implementierung von Ressourceneffizienten Abwassertechnologien auf kommunalen Kläranlagen“ (PIRAT-Systems) wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmenprogramm „Forschung für Nachhaltige Entwicklung – FONA, CLIENT II – Internationale Partnerschaften für nachhaltige Innovationen“ für drei Jahre gefördert. Es ist im September 2018 gestartet.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Prof. Dr.-Ing. Heidrun Steinmetz
Fachgebiet Ressourceneffiziente Abwasserbehandlung
Tel.: 0631 205-2944
E-Mail: Heidrun.steinmetz@bauing.uni-kl.de

Quelle: idw

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THEMEN-SPEZIAL: Kampf gegen multiresistente Bakterien

Dr. Ulrich Marsch Corporate Communications Center
Technische Universität München

Die hochwirksame Waffe Antibiotikum hat für Jahrzehnte erfolgreich bakterielle Infektionen bekämpft, doch jetzt verliert sie ihre Kraft. Immer mehr Bakterien werden gegen diese Medikamente resistent und damit zu einem der größten Gesundheitsprobleme der Zukunft. Neue Behandlungsmethoden müssen dringend entwickelt werden. In diesem Themenpaket finden Sie drei aktuelle Pressemeldungen der Technischen Universität München (TUM) über das Thema „Kampf gegen multiresistente Bakterien“.

Münchner Studierendenteam entwickelt neues Herstellungsverfahren für Viren gegen Bakterien
Bakterien, die gegen bekannte Antibiotika resistent werden, nehmen zu. Ein Studierendenteam der Technischen Universität München (TUM) und der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) entwickelte eine neue Herstellungsmethode für Bakteriophagen, den natürlichen Feinden von Bakterien, um sie als alternative Behandlungsmethode gegen bakterielle Infektionen zu nutzen. Das Team erzielte den zweiten Platz von über 350 Teams beim renommierten internationalen iGEM-Wettbewerb.
Diese Meldung im Web: https://www.tum.de/die-tum/aktuelles/pressemitteilungen/detail/article/35083/

Neue Ziele im Kampf gegen Antibiotika-Resistenzen
Immer mehr Bakterien sind resistent gegen verfügbare Antibiotika. Ein Team aus der Chemie der Technischen Universität München (TUM) zeigt nun einen neuen Weg: Sie identifizierten wichtige Enzyme im Stoffwechsel von Staphylococcen. Gelänge es, diese Enzyme gezielt auszuschalten, könnte man die Krankheitserreger aushungern.
Diese Meldung im Web: https://www.tum.de/die-tum/aktuelles/pressemitteilungen/detail/article/35087/

Hohe Enterotoxinproduktion macht multiresistente Keime gefährlicher
Die Bakterienart Staphylococcus aureus kann zahlreiche Erkrankungen wie Hautinfektionen, Lungenentzündung oder Blutvergiftung verursachen. Ein Problem sind die starken Immunreaktionen, die die Bakterien auslösen. Grund hierfür sind spezifische Bakteriengifte, wie ein Team der Technischen Universität München (TUM) und der Universität Tübingen herausfand. Sie verringern die Menge an Zellen, die Immunreaktionen eigentlich bremsen können. Multiresistente Keime, die viel Enterotoxin produzieren, macht das noch gefährlicher.
Diese Meldung im Web: https://www.tum.de/die-tum/aktuelles/pressemitteilungen/detail/article/35080/

Originalpublikation:
Hoegl et. al.: Mining the cellular inventory of pyridoxal phosphate-dependent enzymes with functionalized cofactor mimics, Nature Chemistry, Oct. 8, 2018 – DOI: 10.1038/s41557-018-0144-2

Stoll et al.: Staphylococcal Enterotoxins Dose-Dependently Modulate the Generation of Myeloid-Derived Suppressor Cells, Frontiers in Cellular and Infection Microbiology, September 13, 2018, DOI: 10.3389/fcimb.2018.00321 (Open Access)

Weitere Informationen:
https://www.tum.de/die-tum/aktuelles/ – Das Themenpaket auf der Webseite der Technischen Universität München

Quelle: idw

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Einzigartiger Wissensschatz an der BfG: 30 Jahre Weltdatenzentrum Abfluss

Dipl.-Met. Alfred Hommes Referat Öffentlichkeitsarbeit
Bundesanstalt für Gewässerkunde

Auf den Tag genau seit 30 Jahren arbeitet an der Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG) das Weltdatenzentrum Abfluss (Global Runoff Data Centre, GRDC). Das Zentrum bündelt qualitätsgeprüfte Information von über 7.000 Flüssen aus 161 Ländern in einer Datenbank. Die BfG betreibt damit die umfangreichste Sammlung von Abflussdaten weltweit.

Auf den Tag genau seit 30 Jahren arbeitet an der Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG) das Weltdatenzentrum Abfluss (Global Runoff Data Centre, GRDC). Das Zentrum bündelt qualitätsgeprüfte Information von über 7.000 Flüssen aus 161 Ländern in einer Datenbank. Die BfG betreibt damit die umfangreichste Sammlung von Abflussdaten weltweit. Unter der Schirmherrschaft der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) unterstützt das GRDC seit dem 14.11.1988 wasser- und klimabezogene Programme und Projekte der Vereinten Nationen, die wissenschaftliche Forschung sowie die Bewirtschaftung grenzüberschreitender Gewässer und Einzugsgebiete. Die Daten dienen auch zur Erkennung von Klimaveränderungen, der verbesserten Nutzung der weltweiten Wasserressourcen sowie der Planung von Wasserbauwerken und der Kalibrierung von Erdbeobachtungssatelliten.

Globales Wasserwissen in einer Datenbank
Welcher Anteil des Niederschlags gelangt in Bäche und Flüsse und wie viel fließt davon in welcher Zeit schließlich ins Meer? Hauptaufgabe des GRDC ist die weltweite Beschaffung, Harmonisierung, Speicherung und Bereitstellung sogenannter historischer Abflussdaten. Historische Daten sind in der Hydrologie keine „veralteten“, sondern nach der Messung von den jeweiligen nationalen Eignern geprüfte und gegebenenfalls korrigierte Werte. Das macht die Daten für Wissenschaft und anwendungsorientierte hydrologische und klimatologische Studien besonders wertvoll. Das Weltdatenzentrum verwaltet Zeitreihen von täglichen und monatlichen Abflusswerten, die an rund 10.000 Messstationen erfasst werden. Insgesamt umfasst die Datenbank Messwerte aus rund 415.000 Abflussjahren mit einer durchschnittlichen Zeitreihenlänge von 43 Jahren. Die frühesten Daten sind über 200 Jahre alt und stammen aus dem Jahr 1807.
Eine weitere Aufgabe des Datenzentrums ist die Mitarbeit bei der Weiterentwicklung internationaler Standards zum hydrologischen Datenaustausch, Datenstrukturen und Metadaten. Darüber hinaus arbeitet das dreiköpfige GRDC-Team an der Erstellung und Pflege globaler anwendungsbezogener Datenprodukte und abflussbezogener Geoinformationen. Diese können teilweise frei über die Homepage des GRDC abgerufen werden. Die Abflussdaten sind ausschließlich für wissenschaftliche Zwecke verfügbar und werden nach vorheriger Anmeldung und Authentifizierung kostenfrei bereitgestellt.

Big Data in der Wissenschaft
„Das GRDC hat sich als zuverlässiger Datenlieferant und Partner bei der Erforschung des Klimawandels und bei der Bewirtschaftung grenzüberschreitender Gewässer und Einzugsgebiete bewährt“, sagt Dr. Birgit Esser, Leiterin der BfG. Es besteht ein wachsender Bedarf nach umfangreichen und aktuelleren Datenbeständen, um die globalen, regionalen und lokalen hydrologischen und umweltbezogenen Fragestellungen zu adressieren. Dies zeigen auch die zunehmenden Anfragen des GRDC, die im Jahr 2017 im Vergleich zum Vorjahr um zehn Prozent anstiegen. „In den kommenden Jahren wird sich der Arbeitsschwerpunkt des Weltdatenzentrum Abfluss verschieben und die Rolle als Vermittler von geprüften hydrologischen Informationen noch größer werden“, sagt die BfG-Leiterin. Das GRDC wird damit auch in den kommenden Jahrzehnten einen wichtigen Beitrag zur globalen Klimaforschung und als Datenlieferant für die internationale Forschungsgemeinschaft leisten.

Weitere Informationen:
https://www.bafg.de/GRDC/EN/Home/homepage_node.html
https://www.bafg.de/GRDC/EN/01_GRDC/13_dtbse/database_node.html

Ansprechpartner für fachliche Informationen:
Ulrich Looser, Leiter des Global Runoff Data Centre (GRDC), Bundesanstalt für Gewässerkunde, Am Mainzer Tor 1, 56068 Koblenz, Fon: 0261/1306 5224, E-Mail: looser@bafg.de

Pressekontakt: Dr. Sebastian Kofalk (Pressesprecher), Bundesanstalt für Gewässerkunde, Am Mainzer Tor 1, 56068 Koblenz, Fon: 0261/1306 5330, E-Mail: kofalk@bafg.de

Die Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG) ist eine Bundesoberbehörde im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI). Sie ist das wissenschaftliche Institut des Bundes für wasserbezogene Forschung, Begutachtung und Beratung insbesondere in den Bereichen Hydrologie, Gewässernutzung, Gewässerbeschaffenheit, Ökologie und Gewässerschutz. Die Arbeit der BfG erstreckt sich in erster Linie auf die schiffbaren Flüsse, Kanäle und Küstengewässer (Bundeswasserstraßen), die durch die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV) verwaltet werden. Als Ressortforschungseinrichtung ist die BfG Teil der deutschen Wissenschaftslandschaft.

Quelle: idw

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Digitaler Stress in Deutschland

Klaus P. Prem Presse – Öffentlichkeitsarbeit – Information
Universität Augsburg

Die bislang umfangreichste repräsentative Befragung von Erwerbstätigen zur Belastung und Beanspruchung durch Arbeit mit digitalen Technologien

Augsburg/SB/KPP – 25- bis 34-Jährige sind digital gestresster als andere Altersgruppen. Das ist nicht die einzige Überraschung der mit 2.640 Teilnehmerinnen und Teilnehmern bislang größten und umfassendsten Studie zum Thema „Digitaler Stress in Deutschland“. Von Autorinnen und Autoren der Universität Augsburg unter der Leitung von Prof. Dr. Henner Gimpel und in Zusammenarbeit mit der Fraunhofer Projektgruppe Wirtschaftsinformatik erarbeitet, steht diese von der Hans-Böckler-Stiftung geförderte Studie jetzt frei zum Download zur Verfügung.

„Unsere über Branchen und Bundesländer hinweg repräsentative Studie“, erläutert der Wirtschaftsingenieur Henner Gimpel, der als Mitglied des Zentrums für Interdisziplinäre Gesundheitsforschung (ZIG) der Universität Augsburg Empfänger der Böckler-Fördermittel war, „beschäftigt sich mit der voranschreitenden Digitalisierung und dem aus ihr resultierenden veränderten Belastungs- und Beanspruchungsprofil am Arbeitsplatz. Häufig wissen die Erwerbstätigen damit nicht oder nur unzureichend umzugehen. Die Folge: Digitaler Stress.“

Zunahme gesundheitlicher Beschwerden und Verringerung der Leistungsfähigkeit
Digitaler Stress ist ein Phänomen bzw. Problem, das über alle Regionen, Branchen, Tätigkeitsarten und individuellen demographischen Faktoren hinweg feststellbar ist. Die Studie zeigt, dass übermäßiger digitaler Stress mit einer deutlichen Zunahme gesundheitlicher Beschwerden einhergeht. So leidet mehr als die Hälfte der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die sich einem hohen digitalen Stress ausgesetzt sehen, unter Rückenschmerzen, Kopfschmerzen und allgemeiner Müdigkeit. Nachweislich verringert übermäßiger digitaler Stress die berufliche Leistung, um zugleich mit einem starken Work-Life-Konflikt einherzugehen.

Diskrepanz zwischen Kompetenzen und Anforderungen als zentraler Stressfaktor
Interessanterweise ist der Digitalisierungsgrad des Arbeitsplatzes nicht alleine ausschlaggebend für das Ausmaß an digitalem Stress, eine zentrale Rolle spielt vielmehr das Ungleichgewicht zwischen den Fähigkeiten im Umgang mit digitalen Technologien einerseits und den Anforderungen, die diese an die Arbeitnehmer stellen, andererseits. „Umso überraschender ist unser Ergebnis, dass digitaler Stress bei den 25- bis 34-jährigen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern ausgeprägter ist als bei anderen Altersgruppen“, so Gimpel.

Bemerkenswert ist auch, dass Frauen, die an digitalisierteren Arbeitsplätzen arbeiten, sich als kompetenter fühlen als Männer, zugleich aber mehr unter digitalem Stress leiden als Männer. Geschlechterübergreifend wird die Verunsicherung im Umgang mit digitalen Technologien als der größte Stressor wahrgenommen, aber insbesondere auch die Unzuverlässigkeit der Technologien und die Überflutung mit digitalen Technologien in allen Bereichen des Lebens spielen neben weiteren Faktoren eine signifikante Rolle.

Verhaltens- und verhältnispräventive Maßnahmen
Gimpel resümiert: „Die Erkenntnisse, die wir gewinnen konnten, legen Maßnahmen nahe, die in erster Linie darauf abzielen, Fehlbeanspruchungen durch digitalen Stress zu vermeiden. Darunter fallen in erster Linie verhaltenspräventive Maßnahmen wie die Vermittlung bzw. der Erwerb von Kompetenzen sowohl im Umgang mit digitalen Technologien als auch in der Bewältigung von digitalem Stress. Unter verhältnispräventiven Gesichtspunkten geht es aber auch darum, digitale Technologien maßvoll und individuell optimiert einzusetzen, Support bereit- und sicherzustellen und beim Design der eingesetzten digitalen Technologien höchsten Wert auf deren Verlässlichkeit zu legen.“

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Henner Gimpel
Professur für Wirtschaftsingenieurwesen
Kernkompetenzzentrum Finanz- & Informationsmanagement
Projektgruppe Wirtschaftsinformatik des Fraunhofer FIT
Universität Augsburg, 86135 Augsburg
Telefon 0821/598-4818
henner.gimpel@fim-rc.de

Originalpublikation:
Henner Gimpel, Julia Lanzl, Tobias Manner-Romberg und Niclas Nüske: Digitaler Stress in Deutschland. Eine Befragung von Erwerbstätigen zu Belastung und Beanspruchung durch Arbeit mit digitalen Technologien (= Forschungsförderung Working Paper, Nr. 101), Düsseldorf 2018, 57 Seiten, ISSN: 2509-2359

Zum Download frei verfügbar auf:
http://www.fim-rc.de/kompetenzen/digitalisierung/
http://www.boeckler.de/64509.htm?produkt=HBS-007024&chunk=1&jahr=

Quelle: idw

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Medica 2018: Mit den Füßen steuern – Computerspiel soll helfen, Thrombose vorzubeugen

Melanie Löw Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Technische Universität Kaiserslautern

Ein Gerinnsel in einem Blutgefäß kann dazu führen, dass die Arterie verstopft. Mediziner sprechen hier von einer Thrombose. Um ihr vorzubeugen, helfen Übungen für Beine und Füße. Oft fehlt den Betroffenen aber die Motivation. Abhilfe schafft das Computerspiel „jumpBALL“, das Kaiserslauterer Forscher mit Medizinern entwickelt haben. Das Besondere: Es wird über die Füße gesteuert. Die Forscher haben es für Smartphone und Tablet entwickelt. Das Spiel kann auch nach einem Schlaganfall oder einer Hüft- oder Knie-Operation helfen. Auf der Medizintechnik-Messe Medica in Düsseldorf vom 12. bis 15. November stellen die Forscher das Spiel am Forschungsstand (Halle 7a, Stand B06) Rheinland-Pfalz vor.

Die Thrombose ist nach Herzinfarkt und Schlaganfall die dritthäufigste Herz-Kreislauf-Erkrankung. Zur Risiko-Gruppe zählen vor allem ältere Menschen, aber auch Patienten, die wegen einer Krankheit bettlägerig sind oder eine größere Operation hinter sich haben.

Um der Thrombose vorzubeugen, helfen unter anderem gezielte Bewegungsübungen wie die Fußwippe, auch Muskelvenenpumpe genannt. „Dabei wird die Fußspitze zunächst weit nach vorne gestreckt und danach soweit wie möglich an den Körper herangezogen“, erläutert Daniel Steffen, Informatiker in der Nachwuchsgruppe wearHEALTH an der Technischen Universität Kaiserslautern (TUK). Diese Bewegung soll mit beiden Füßen möglichst oft und regelmäßig wiederholt werden. „Das ist sehr monoton und ermüdend, die Patienten sind meist wenig motiviert“, fährt Steffen fort. „Aus Studien wissen wir, dass rund 65 Prozent der Patienten solche Übungen nicht oder nur teilweise durchführen.“

Hier setzt das Computerspiel „jumpBALL“ an, das Steffen mit seinen Kolleginnen, der Psychologin Dr. Corinna Faust-Christmann und der Informatikerin Dr. Gabriele Bleser, sowie dem Mediziner Dr. Markus Muhm vom Westpfalz-Klinikum in Kaiserslautern entwickelt hat. Bei dem Spiel springt ein Wasserball über Baumstämme, auf denen sich verschiedene Gegenstände wie Münzen, Diamanten, Sterne oder Monster befinden. Springt der Ball auf einen der ersten drei Gegenstände, erhält der Spieler Bonuspunkte. Landet der Ball auf einem Monster, werden ihm Punkte abgezogen. Das Besondere: Der Spieler muss es mit den Füßen steuern. „Dabei führt er gleichzeitig die Muskelvenenpumpe durch“, sagt Steffen. In diesem Zusammenhang sprechen Experten von sogenannten Exergames. „Dabei werden Videospiele mit körperlichen Übungen verbunden“, fährt der Wissenschaftler fort.

Für das Spiel ist neben Smartphone oder Tablet nicht viel Technik notwendig: Es gibt zwei kleine drahtlose Sensoren, die mit Klettbändern auf den Füßen befestigt werden und die Bewegungen erfassen. „Mit dem linken Fuß etwa springt ein Wasserball einen Baumstamm weiter, mit dem rechten Fuß springt der Ball bis zum übernächsten Stamm“, so Steffen weiter.

In Studien hat das Team um Steffen schon untersucht, wie gut das Spiel die Motivation fördert. Dabei hat es außerdem überprüft, wie oft und wie lange die Teilnehmer die Übungen durchführen und wie gebrauchstauglich das System ist. Auch ältere Personen haben dabei mitgemacht. „Wir haben festgestellt, dass die älteren Probanden sehr gut mit jumpBALL zurechtgekommen sind und sogar mehr Spaß hatten als jüngere Studien-Teilnehmer“, sagt der Informatiker.

Das Spiel jumpBALL richtet sich vor allem an ältere Menschen beziehungsweise Patienten zur Thromboseprophylaxe. Darüber hinaus kann es während der Rehabilitation zum Einsatz kommen, beispielsweise bei Patienten nach einem Schlaganfall oder nach einer Operation an Hüfte oder Knien. Dazu müssten die Sensoren nur auf Unter- oder Oberschenkel angebracht werden. Die Technik ist aber auch interessant, um Menschen, die auf der Intensivstation liegen, zu leichten Bewegungen zu animieren. Zudem eignet sie sich für Menschen, die daran leiden, dass sich ihre Arterien verschließen, wie es zum Beispiel beim sogenannten Schaufenstersyndrom der Fall ist. Auch hier könnte das Computerspiel zur Bewegungsmotivation eingesetzt werden. Auf der Medica stellt das wearHEALTH Team das Spiel vor.

Die Kaiserslauterer Nachwuchsgruppe wearHEALTH ist ein interdisziplinäres Team aus Informatik, Mathematik, Psychologie, Kognitionswissenschaft, Bewegungswissenschaft und Regelungstechnik. Sie entwickelt digitale Techniken, die die Gesundheit präventiv oder zum Beispiel in Form von Reha-Maßnahmen verbessern sollen. Sie wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen der Maßnahme „Interdisziplinärer Kompetenzaufbau im Forschungsschwerpunkt Mensch-Technik-Interaktion für den demografischen Wandel“ gefördert.

Der Auftritt der Forscher der TU Kaiserslautern auf der Messe wird von Klaus Dosch vom Referat für Technologie und Innovation organisiert. Er ist Ansprechpartner für Unternehmen und vermittelt unter anderem Kontakte zur Wissenschaft.
Kontakt: Klaus Dosch, E-Mail: dosch@rti.uni-kl.de, Tel. (auch während der Messe): 0631 205-3001

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Daniel Steffen
AG wearHEALTH
E-Mail: steffen@cs.uni-kl.de

Quelle: idw

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Spendenprojekt: Ohne Plastik leben – aber wie!?

Mandy Schoßig Öffentlichkeit und Kommunikation
Öko-Institut e. V. – Institut für angewandte Ökologie

Unsere Welt erstickt in Kunststoff: Durch den Pazifik schiebt sich ein riesiger Plastikstrudel, Meeresbewohner und Seevögel verenden an Plastikteilen, an Flussufern und Meeresstränden werden unzählige Plastikteile gefunden. Dazu kommen unsichtbare Gefahren in Form von Mikroplastik, das bereits in Nahrungsmitteln nachgewiesen wurde. Das Recycling von Kunststoffen konnte diese negativen Auswirkungen des ungehemmten Plastikgebrauchs bisher nicht lösen. Wird es Zeit, ganz auf Plastik zu verzichten?

Das aktuelle Spendenprojekt des Öko-Instituts „Ohne Plastik leben – aber wie!?“ stellt die Frage, wie sich eine konsequente Einschränkung der Kunststoffnutzung auswirkt. Ökologisch, sozial und ökonomisch. In unterschiedlichen Szenarien beleuchten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowohl die Folgen eines radikalen Verzichts als auch die Konsequenzen eines schrittweisen Ausstiegs. Ziel ist es dabei, Handlungsspielräume zu durchdenken und notwendige Veränderungen in unserer Lebensweise zu skizzieren.

Für das Projekt „Ohne Plastik leben – aber wie!?“ spenden (https://mitglieder.oeko.de/index.php?id=80)

Ohne Plastik leben – geht das?
Kunststoffe haben unbestritten zahlreiche Vorteile. Sie machen Kleidung knitterfrei, halten Lebensmittel frisch und machen den Alltag einfach und bequem – etwa durch Getränkeflaschen, Kaffeebecher oder Essensboxen. „Es ist kein Wunder, dass Kunststoffe aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken scheinen – sie haben zahlreiche Vorteile“, sagt Andreas Köhler, Senior Researcher am Öko-Institut, „sie sind leicht, billig, perfekt formbar und vielseitig einsetzbar, machen Produkte für alle verfügbar und erschwinglich.“

Doch die übermäßige Nutzung von Plastik hat einen schwerwiegenden Preis für die weltweiten Ökosysteme. „Viele Menschen möchten daran gerne etwas ändern, wissen aber nicht, wie“, sagt Köhler, „sogar jene Verbraucherinnen und Verbraucher, die ökologisch verantwortungsbewusst handeln, stehen oftmals vor der Herausforderung, dass ein Verzicht auf Plastik schlicht nicht möglich scheint.“

Spendenprojekt „Ohne Plastik leben – aber wie!?“ des Öko-Instituts
Im Spendenprojekt 2018 widmet sich ein Expertenteam des Öko-Instituts detailliert den Möglichkeiten und Auswirkungen eines Plastikverzichts. Dabei analysieren die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Gründe für die Kunststoffnutzung ebenso wie die Erfahrungen von Verbraucherinnen und Verbrauchern bei der Plastikvermeidung. Sie beleuchten darüber hinaus den möglichen Einsatz alternativer Materialien und diskutieren vielversprechende Lösungsstrategien mit gesellschaftlichen Gruppen. Die Ergebnisse des Projektes werden schließlich unter anderem in den „Zukunftsgeschichten über ein plastikfreies Leben“ im Blog des Öko-Instituts aufbereitet.

Zum Spendenprojekt „Ohne Plastik leben – aber wie!?“ des Öko-Instituts (https://mitglieder.oeko.de/index.php?id=80)

Das Öko-Institut ist eines der europaweit führenden, unabhängigen Forschungs- und Beratungsinstitute für eine nachhaltige Zukunft. Seit der Gründung im Jahr 1977 erarbeitet das Institut Grundlagen und Strategien, wie die Vision einer nachhaltigen Entwicklung global, national und lokal umgesetzt werden kann. Das Institut ist an den Standorten Freiburg, Darmstadt und Berlin vertreten.

Neues vom Öko-Institut auf Twitter: twitter.com/oekoinstitut

Das Öko-Institut bloggt unter: blog.oeko.de

Aktuelle Ausgabe des Onlinemagazins eco@work: www.oeko.de/e-paper

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Andreas Köhler
Senior Researcher im Institutsbereich
Produkte & Stoffströme
Öko-Institut e.V., Geschäftsstelle Freiburg
Telefon: +49 761 45295-283
E-Mail: a.koehler@oeko.de

Weitere Informationen:
http://Flyer zum Spendenprojekt „Ohne Plastik leben – aber wie!?“ des Öko-Instituts (https://www.oeko.de/fileadmin/oekodoc/Flyer-Spendenprojekt2018.pdf)

Anhang
PM_Spendenprojekt_Plastikfreie_Welt_Öko-Institut
https://idw-online.de/de/attachment67255

Quelle: idw

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Resistente Keime: Können Rohkost und Salat ein Gesundheitsrisiko sein?

Dipl.-Biol. Stefanie Hahn Pressestelle
Julius Kühn-Institut, Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen

Wissenschaftliche Studie des Julius Kühn-Instituts (JKI) weist antibiotikaresistente Bakterien mit mehreren übertragbaren Resistenzgenen auf Frischeprodukten nach. Gemeinsame Presseinformation des JKI mit dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR)

(Braunschweig/Berlin) Salate sind beliebte Lebensmittel, um sich ausgewogen und gesund zu ernähren. Für den Konsum werden sie oft bereits fertig geschnitten und in Folie verpackt zum Kauf angeboten. Von solchen Frischeprodukten ist bekannt, dass sie mit Hygiene-relevanten Keimen kontaminiert sein können. Dass darunter auch Keime sind, die Resistenzen gegen Antibiotika tragen, hat eine Arbeitsgruppe unter Federführung von Prof. Dr. Kornelia Smalla vom Julius Kühn-Institut (JKI) nachgewiesen. Die Ergebnisse sind kürzlich unter dem Titel „The transferable resistome of produce“ in der Fachzeitschrift mBio erschienen https://doi.org/10.1128/mBio.01300-18. „Diesem Befund müssen wir auf den Grund gehen“, sagte Dr. Georg Backhaus, Präsident des Julius Kühn-Instituts. Bekannt ist, dass antibiotikaresistente Bakterien in Gülle, Klärschlamm, Boden und Gewässern vorkommen. „Dieser besorgniserregende Nachweis auf Pflanzen reiht sich in ähnliche Befunde bei anderen Lebensmitteln ein“, ergänzt Prof. Dr. Dr. Andreas Hensel, Präsident des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR). „Was dies für das gesundheitliche Risiko von Verbraucherinnen und Verbrauchern bedeutet, wird jetzt vordringlich bewertet.“

Für die Untersuchungen erwarb die Arbeitsgruppe von Professor Smalla in deutschen Supermärkten Mix-Salate, Rucola und die Gewürzpflanze Koriander. Die Proben wurden anschließend untersucht, um die Gesamtheit der übertragbaren Antibiotika-Resistenzgene (die Forscher sprechen vom übertragbaren Resistom) in Escherichia coli, einem meist harmlosen Darmbakterium, auf diesen Lebensmitteln zu ermitteln. Die Expertinnen und Experten konzentrierten sich bei den Untersuchungen auf den Teil der Escherichia coli-Bakterien, die gegen den Wirkstoff Tetrazyklin resistent sind. Denn Tetrazyklinantibiotika werden in der Tierhaltung eingesetzt, wo sie etwa im Darm der Nutztiere die Entwicklung und Vermehrung resistenter Keime fördern können. Diese Keime, aber auch ein Teil der Antibiotika werden ausgeschieden und kommen dann über organische Dünger wie Gülle auf die Felder. Smallas Fazit: „Die Ergebnisse aus den umfangreichen Untersuchungen zeigen eindeutig, dass eine beachtliche Vielfalt von übertragbaren Plasmiden, das sind außerhalb der Chromosomen vorkommende Erbträger in Bakterien, mit Resistenzgenen in den E. coli aus Frischeprodukten gefunden wurde. Diese tragen Resistenzen gegen jeweils mehrere Antibiotikaklassen. E. coli-Bakterien mit diesen Eigenschaften waren auf allen drei geprüften Lebensmitteln zu finden.“

Kommen solche an sich harmlosen Bakterien auf pflanzlichen Lebensmitteln vor, können sie bei deren Rohverzehr in den menschlichen Darm gelangen. Einmal aufgenommen, können die Bakterien ihre Plasmide im Darm an dort vielleicht vorkommende krankmachende Bakterien

weitergeben. Man bezeichnet das als horizontalen Gentransfer. In der Natur versetzt der horizontale Gentransfer Bakterien in die Lage, sich schnell an wechselnde Umweltbedingungen anzupassen. Wird ein Patient mit Antibiotika behandelt, haben Bakterien, die solche übertragbaren Resistenzgene in ihr Erbgut aufgenommen haben, einen Vorteil und vermehren sich stärker als ihre nicht so ausgestatteten Konkurrenten. Wie häufig es angesichts der geringen Belastung mit E. coli auf Salat zu einer Übertragung von Resistenzen im menschlichen Darm kommt, ist bisher nicht bekannt. Wenig bekannt ist auch, ob und in welchem Umfang es zu Erkrankungen durch so entstandene resistente Bakterien kommt.

Die Studie des Julius Kühn-Instituts, der Universität Gießen sowie der University of Idaho zu antibiotikaresistenten Keimen auf Pflanzen ist in der Oktoberausgabe der Fachzeitschrift mBio erschienen: Blau K, Bettermann A, Jechalke S, Fornefeld E, Vanrobaeys Y, Stalder T, Top E.M, Smalla K. 2018: The transferable resistome of produce. mBio 9:e01300-18 (DOI = https://doi.org/10.1128/mBio.01300-18)

Das BfR gibt Aufgrund der Studie folgende Empfehlungen:
Generell sollten Verbraucherinnen und Verbraucher Rohkost, Blattsalate und frische Kräuter vor dem Verzehr gründlich mit Trinkwasser waschen, um das Risiko der Aufnahme von Krankheitserregern oder antibiotikaresistenten Bakterien zu minimieren.

Schwangere und Personen, deren Abwehrkräfte durch hohes Alter, Vorerkrankungen oder Medikamenteneinnahme geschwächt sind, sollten darüber hinaus zum Schutz vor lebensmittelbedingten Infektionen auf den Verzehr von vorgeschnittenen und verpackten Salaten vorsichtshalber verzichten und stattdessen Salate aus frischen und gründlich gewaschenen Zutaten kurz vor dem Verzehr selbst zubereiten.
Durch das Waschen lassen sich die auf den pflanzlichen Lebensmitteln möglicherweise vorhandenen Krankheitserreger oder antibiotikaresistenten Bakterien jedoch nicht sicher entfernen. Deshalb ist es in seltenen Einzelfällen notwendig, dass besonders immungeschwächte Personen gemäß Anweisung ihrer behandelnden Ärzte, Gemüse und frische Kräuter vor dem Verzehr ausreichend (mindestens zwei Minuten auf 70°C im Inneren des Lebensmittels) erhitzen.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Kornelia Smalla
Julius Kühn-Institut, Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen
Fachinstitut für Epidemiologie und Pathogendiagnostik
Messeweg 11-12, 38104 Braunschweig
Tel.: 0531 299-3814
E-Mail: kornelia.smalla@julius-kuehn.de

Originalpublikation:
Blau K, Bettermann A, Jechalke S, Fornefeld E, Vanrobaeys Y, Stalder T, Top E.M, Smalla K. 2018: The transferable resistome of produce. mBio 9:e01300-18 https://doi.org/10.1128/mBio.01300-18

Quelle: idw

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Studie: Mikroplastik in Kosmetik

Dipl.-Chem. Iris Kumpmann Abteilung Public Relations
Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT

Kosmetikprodukte sind eine häufig genannte Quelle für Mikroplastikemissionen. Doch was ist Mikroplastik in Kosmetik genau, welche Materialien und Funktionen übernehmen Kunststoffe in den Produkten und welche Alternativen gibt es? Diese Fragen hat Fraunhofer UMSICHT im Auftrag der Umweltorganisation NABU untersucht. Neben Kosmetikprodukten werden dabei auch Wasch-, Putz- und Reinigungsmittel (WPR) betrachtet. Die Studie schafft eine wissenschaftliche Grundlage für die öffentliche Diskussion über Mikroplastik.

Obwohl der Begriff Mikroplastik schon länger verwendet wird, war es ein wichtiger Aspekt der Studie, die genaue Definition zu kennen. »Das war nicht einfach, denn unterschiedliche Akteure benutzen verschiedene Definitionen«, sagt Co-Autorin Leandra Hamann. Einigkeit herrscht allein darüber, dass zu Mikroplastik alle Kunststoffpartikel zählen, die kleiner als 5 Millimeter sind. »Nichtsdestotrotz sehen wir auch diese Beschränkung als problematisch, da sie sich weder aus bestimmten Stoffeigenschaften noch ökotoxikologisch begründen lässt. Manche Definitionen enthalten zudem noch eine Begrenzung der unteren Größe, der Löslichkeit oder der Abbaubarkeit. Diese unterschiedlichen Definitionen können zu Missverständnissen führen und auch die Debatte um eine sinnvolle Regulierung nachteilig beeinflussen.«

Mikroplastik nur als Partikel, Polymere auch flüssig, gelöst oder gelartig
Ein bekanntes Beispiel für Mikroplastik in Kosmetik sind die sogenannten Microbeads. Diese Partikel können aus Kunststoff bestehen und werden vor allem für Peelingeffekte eingesetzt. Sie werden nach der Verwendung auf der Haut direkt abgespült und können so in die Umwelt gelangen.

Neben dem Peeling abgestorbener Hautschüppchen erfüllen Kunststoffe noch andere Funktionen in Kosmetikprodukten: Synthetische Polymere dienen der Haarfixierung, bilden Filme und Emulsionen oder regulieren die Viskosität der Kosmetikprodukte. Dafür liegen diese manchmal aber nicht immer als fester Partikel vor, sondern sind wachs- oder gelartig, gelöst oder flüssig. Gelangen die Polymere in die Umwelt, sind sie aber ggf. genauso problematisch wie das Mikroplastik.

Ob ein Polymer in Partikelform, flüssig, gelartig oder gelöst vorliegt, ist aus der heutigen Produktkennzeichnung kaum erkennbar. Jedes einzelne Polymer müsste geprüft werden. Eine Sisyphosarbeit, denn die Autoren fanden mehrere Hundert Polymere in Datenbanken für Kosmetikinhaltsstoffe.

Mengen von Mikroplastik in Kosmetik und WPR-Produkten im Vergleich
Die Einsatzmenge von partikulärem Mikroplastik in Kosmetik beläuft sich auf 922 Tonnen pro Jahr in Deutschland. Dagegen werden in WPR-Produkten nur 55 Tonnen Mikroplastik pro Jahr eingesetzt. Im Vergleich dazu wird ein Vielfaches an gelösten, gelartigen oder wachsartigen Polymeren eingesetzt. Die Mengen werden auf 23 700 Tonnen pro Jahr geschätzt. Für WPR-Produkte liegen sie ähnlich hoch. Zusammengefasst werden jährlich in Deutschland insgesamt ca. 50 000 Tonnen Kunststoffe in Kosmetik- und WPR-Produkten eingesetzt.

»In Anbetracht der hohen Eintragsmengen und der nicht abzuschätzenden Risiken für die Umwelt müssen sämtliche schwer abbaubaren, wasserlöslichen Polymere über die europäische Chemikaliengesetzgebung reguliert werden. Unser Wissen über die Wirkungen, die Polymere in der Umwelt haben, reicht nicht aus. Kunststoffemissionen sollten deshalb über die EU-Chemikaliengesetzgebung oder andere geeignete Wege reguliert werden«, so Jürgen Bertling, für die Studie verantwortlicher Wissenschaftler bei Fraunhofer UMSICHT. »Dabei sollte die lange Verweildauer in der Umwelt ein viel stärkeres Gewicht bei der Bewertung der Umweltgefährdung bekommen. Derzeit werden Polymere, einschließlich Mikroplastik, aufgrund der geringen Toxizität als kaum umweltgefährdend eingestuft«, so Bertling.

Strengere Regulierung gefordert
Die freiwillige Selbstverpflichtung zur Reduzierung von Mikroplastik in Kosmetik wird bereits umgesetzt und ist ein erster Schritt zur Reduzierung von Kunststoffen in Kosmetik. Allerdings sind Mikroplastik, das keine Peelingfunktion hat, Leave-on-Kosmetikprodukte sowie gelöste, gelartige oder wachsartige Polymere bisher von der Verpflichtung ausgenommen. Deswegen fordert NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller strengere Gesetze: »Wir brauchen ein EU-Verbot von Mikroplastik in Kosmetik und Reinigungsmitteln, da Meere keine nationalstaatlichen Grenzen kennen und die Hersteller für internationale Märkte produzieren. Nur Mikroplastik als Reibkörper in Duschgel und Peeling zu verbieten, wie es manche Staaten verfolgen, greift viel zu kurz. Mikroplastik muss funktions- und produktübergreifend in Kosmetik und Reinigungsmitteln verboten werden. Das muss auch in der EU-Plastikstrategie konkretisiert werden. Die Industrie müsse schnellstmöglich auf besser abbaubare Ersatzstoffe umsteigen.«

Viele Regelungsmaßnahmen erfordern wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse zum Gefahrenpotential zu Kunststoffen und Polymeren, um den Einsatz stärker einschränken zu können. Diese sind für Mikroplastik bisher aber noch nicht vorhanden. Dennoch liegen bereits genügend Hinweise auf Schadwirkungen vor und es ist aufgrund des weltweiten Wachstums beim Kunststoffverbrauch sehr wahrscheinlich, dass die Problematik weiter an Relevanz zunimmt, so dass es geboten scheint, bereits heute das Vorsorgeprinzip anzuwenden.

Alternativen und verbraucherfreundliche Informationen
Für Verbraucher ist es im Supermarkt oft nicht ersichtlich, welche Produkte Mikroplastik enthalten. Erste Anhaltspunkte bietet die Datenbank haut.de, in der nach Inhaltsstoffen gesucht werden kann. Allerdings ist dies aufwändig und die Erklärungen sind teilweise schwer verständlich. Deswegen fordert NABU-Konsumexpertin Katharina Istel mehr Transparenz und umweltfreundliche Alternativen: »Zertifizierte Naturkosmetik und Putzmittel mit Umweltkennzeichnungen wie dem Blauen Engel sind aus Umweltsicht die bessere Wahl, haben aber noch extrem geringe Marktanteile. Für den Massenmarkt brauchen wir transparente und verständliche Informationen zu Inhaltsstoffen und Umweltaspekten, wie zum Beispiel der Abbaubarkeit in Gewässern.«

Die nun veröffentlichte Studie bietet einen wissenschaftlichen Überblick zur Definition von Mikroplastik, Kunststoffen und Polymeren in Kosmetik- und WPR-Produkten, Einsatzmengen und Funktionen, sie liefert Alternativen und bewertet Handlungsalternativen. Vielfältige Beispiele machen sie verständlich und helfen Verbrauchern bei der Orientierung rund um das Thema Mikroplastik.

Fraunhofer UMSICHT hat die Studie »Mikroplastik und synthetische Polymere in Kosmetikprodukten sowie Wasch-, Putz- und Reinigungsmitteln« im Auftrag des Naturschutzbund Deutschland (NABU) durchgeführt.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Leandra Hamann, M.Sc.

Redaktion
Telefon +49 208 8598-1524

Dipl.-Ing. Jürgen Bertling
Business Developer Geschäftsfeld Umwelt / Stellv. Abteilungsleiter Nachhaltigkeits- und Ressourcenmanagement
Telefon +49 208 8598-1168

Weitere Informationen:
https://www.umsicht.fraunhofer.de/de/presse-medien/pressemitteilungen/2018/mikro…
Pressemitteilung Mikroplastik in Kosmetik

Quelle: idw

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Medica 2018: Mit der Stress-App der TU Kaiserslautern spielerisch entspannen

Melanie Löw Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Technische Universität Kaiserslautern

Ob im Job oder in der Freizeit – immer mehr Menschen fühlen sich gestresst. Umso wichtiger ist es, zu lernen, sich bewusst zu entspannen, um den Stress in den Griff zu bekommen. Die App „Stress-Mentor“, die ein Kaiserslauterer Forscherteam entwickelt hat, schafft hier Abhilfe: Spielerisch können die Nutzer Entspannungsmethoden wie etwa Meditation in ihren Tagesablauf einbauen. Ein Tagebuch ermöglicht zusätzlich Auslöser von Stress besser zu erfassen. Die App wurde für Schmerzpatienten zum „Schmerz-Mentor“ weiterentwickelt. Auf der Medizintechnik-Messe Medica in Düsseldorf vom 12. bis 15. November stellen die Forscher ihr Projekt am Forschungsstand (Halle 7a, Stand B06) Rheinland-Pfalz vor.

Schlafstörungen, Erschöpfung, Rückenschmerzen – dies alles können Anzeichen für Stress sein. Laut einer aktuellen Studie der Betriebskrankenkasse pronova BKK trifft dies auf 87 Prozent der Deutschen zu. Langfristig schadet dies der Gesundheit. Zwar gibt es viele Entspannungsmethoden wie Yoga, Meditation oder Muskelentspannungsübungen, im Alltag nehmen sich die meisten dafür jedoch wenig Zeit.

Eine App, die Nutzer täglich daran erinnert, sich zu entspannen, hat Dr. Corinna Faust-Christmann von der Nachwuchsgruppe wearHEALTH an der Technischen Universität Kaiserslautern (TUK) mit ihrem Team entwickelt. „Wir bieten eine Reihe von Übungen an“, sagt die Psychologin. „Diese sind zwischen fünf und 45 Minuten lang. Sie können individuell in den Tagesablauf eingebaut werden.“ Dazu zählen etwa Meditations-, Bewegungs- und Dehnübungen. Die App „Stress-Mentor“ ist spielerisch gestaltet, um die Motivation zu erhöhen. In diesem Zusammenhang sprechen Fachleute von „Gamification“. „Wir haben ein kleines vogelähnliches Fabelwesen in unserer App, den rheinland-pfälzischen Elwetritsch. Der Nutzer muss sich um das Tier kümmern, indem er jeden Tag wenigstens eine Übung durchführt“, so Faust-Christmann weiter. „Bis zu drei Übungen täglich sind möglich.“

Außerdem enthält die App ein Tagebuch, um den Stress im eigenen Alltag besser zu beobachten. „Über Skalen kann der Nutzer schnell einschätzen, wie stressig der Tag verlaufen ist oder welche positiven Erlebnisse es gab. Diese Angaben zu erfassen, dauert rund eine Minute“, sagt die Forscherin.

Die Gesundheits-App ist nicht für den langfristigen Gebrauch gedacht. „Sie ist rund drei Monate aktiv, je nachdem wie regelmäßig sie zum Einsatz kommt“, fährt Faust-Christmann fort. „Sie soll vermitteln, bewusster mit Stress umzugehen.“ Die Übungen sollten nach der Zeit einfach in den Alltag integriert worden sein. Stress-Mentor soll Ende des nächsten Jahres kostenfrei für Android-Geräte auf den Markt kommen.

Das Programm des Kaiserslauterer Forscherteams ist aber nicht nur für die Stressbewältigung interessant, sondern auch für Schmerzpatienten. Daran arbeitet das Team um Faust-Christmann derzeit mit der Medizinerin Dr. Katja Regenspurger von der Universitätsklinik in Halle. Dazu soll die App weitere Funktionen erhalten. Wenn eine Schmerzattacke auftritt, soll sie zum Beispiel helfen, den weiteren Tagesverlauf einfacher zu planen, um etwa Hilfe zu erhalten. „Wir möchten zudem ein Tagebuch anbieten, in dem sich Schmerztage oder Parameter wie Schmerzintensität erfassen lassen“, so Faust-Christmann.

Die App „Schmerz-Mentor“ könnte zum Beispiel als Begleitung zu einer multimodalen Schmerztherapie Verwendung finden. Auf der Medica stellt das Team die Technik vor.

Die Kaiserslauterer Nachwuchsgruppe wearHEALTH ist ein interdisziplinäres Team aus Informatik, Mathematik, Psychologie, Kognitionswissenschaft, Bewegungswissenschaft und Regelungstechnik. Sie entwickelt digitale Techniken, die die Gesundheit präventiv oder zum Beispiel in Form von Reha-Maßnahmen verbessern sollen. Sie wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen der Maßnahme „Interdisziplinärer Kompetenzaufbau im Forschungsschwerpunkt Mensch-Technik-Interaktion für den demografischen Wandel“ gefördert.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Dr. Corinna Faust-Christmann
AG wearHEALTH
E-Mail: christmann@cs.uni-kl.de
Tel.: 0631 205 3456

Quelle: idw

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Psychologie: Warum Menschen beim Küssen und Umarmen Seitenvorlieben haben

Arne Dessaul Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

Bei Berührungen in sozialen Kontexten, etwa beim Küssen oder Umarmen, haben Menschen häufig eine Seitenpräferenz, neigen den Kopf zum Beispiel eher nach rechts als nach links beim Küssen. Zu den Ursachen gibt es verschiedene Theorien. In einem Übersichtsartikel in der Zeitschrift „Neuroscience und Biobehavioral Reviews“ tragen Forscherinnen und Forscher der Ruhr-Universität Bochum, der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und der Victoria University of Wellington bislang existierende Daten zusammen, anhand derer sie die Theorien überprüfen. Der Artikel wurde im Oktober 2018 online veröffentlicht.

Das Team um Privatdozent Dr. Sebastian Ocklenburg und Julian Packheiser aus der Bochumer Abteilung Biopsychologie folgert, dass die beobachteten Ergebnisse nicht allein dadurch erklärt werden können, ob jemand Rechts- oder Linkshänder ist. Das spielt zwar eine Rolle, aber es kommt auch auf den emotionalen Kontext an.

Links-Verschiebung in emotionalen Situationen
„In der Bevölkerung gibt es allgemein eine Präferenz, den Kopf beim Küssen nach rechts zu neigen, eine Umarmung mit der rechten Hand zu initiieren und Babys im linken Arm zu wiegen“, schildert Julian Packheiser. Beim Küssen und Umarmen geht man davon aus, dass Menschen eine dominante Führungshand haben, mit der sie die Bewegung initiieren. Beim Wiegen, so die Theorie, wird die dominante Hand freigehalten, um damit andere Dinge tun zu können, während man das Kind hält.

„Da soziale Berührungen häufig mit einer Bewegung der Hände einhergehen, ist es naheliegend zu vermuten, dass die Händigkeit einen Einfluss auf die Seitenpräferenz hat“, sagt Sebastian Ocklenburg. In ihrem Review listen die Forscherinnen und Forscher zahlreiche Studien auf, die einen Einfluss der Händigkeit belegen. Dieser allein kann die Seitenvorlieben aber nicht erklären; auch der emotionale Kontext spielt eine Rolle.

„In emotionalen Situationen verschiebt sich die Seitenpräferenz nach links“, beschreibt Packheiser. „Und zwar unabhängig davon, ob es sich um positive oder negative Emotionen handelt.“ Für die Präferenz ist es also egal, ob zwei Personen sich umarmen, weil sie sich über ein Wiedersehen freuen oder weil die eine die andere trösten möchte.

Emotionen werden im Gehirn asymmetrisch verarbeitet
Die Links-Verschiebung in emotionalen im Vergleich zu neutralen Situationen erklären die Forscher damit, dass Emotionen vornehmlich in der rechten Hirnhälfte verarbeitet werden, welche die Bewegungen der linken Körperhälfte steuert. „Es gibt deutliche Hinweise, dass motorische und emotionale Netzwerke im Gehirn interagieren und miteinander eng verschaltet sind“, sagt Ocklenburg. Dabei sprechen nicht nur die Verhaltensdaten aus den Studien zur sozialen Berührung für die Theorie der rechtshemisphärischen Emotionsverarbeitung, sondern auch Ergebnisse aus bildgebenden und neurophysiologischen Studien.

Insgesamt ist die Asymmetrie in menschlicher sozialer Berührung laut den Autoren also am besten durch eine Kombination von motorischen Präferenzen und rechtshemisphärischer emotionaler Dominanz zu erklären.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Privatdozent Dr. Sebastian Ocklenburg
Abteilung Biopsychologie
Fakultät für Psychologie
Ruhr-Universität Bochum
Tel.: 0234 32 24323
E-Mail: sebastian.ocklenburg@rub.de

Julian Packheiser
Abteilung Biopsychologie
Fakultät für Psychologie
Ruhr-Universität Bochum
Tel.: 0234 32 24917
E-Mail: julian.packheiser@rub.de

Originalpublikation:
Sebastian Ocklenburg, Julian Packheiser, Judith Schmitz, Noemi Rook, Onur Güntürkün, Jutta Peterburs, Gina M. Grimshaw: Hugs and kisses – the role of motor preferences and emotional lateralization for hemispheric asymmetries in human social touch, in: Neuroscience und Biobehavioral Reviews, 2018, DOI: 10.1016/j.neubiorev.2018.10.007

Quelle: idw

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Wie viel Schutt liegt auf Gletschern?

Josef Zens Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Helmholtz-Zentrum Potsdam – Deutsches GeoForschungsZentrum GFZ

Eine Studie des Wissenschaftlers Dirk Scherler vom Deutschen GeoForschungsZentrum GFZ und zweier Kollegen aus der Schweiz zeigt, wie die Ausdehnung der Schuttflächen auf Gebirgsgletschern global und automatisiert per Satellitenüberwachung erfasst werden kann. Die Forscher nutzten für ihre Arbeit die Cloud-Computing-Plattform Google Earth Engine. Insbesondere kleinere Gletscher weisen einen hohen Anteil von Schuttbedeckung auf, der durch die globale Erwärmung mit kleiner werdenden Eisflächen vermutlich steigen wird. Zugleich haben Gebirgsgletscher eine hohe Bedeutung für darunter liegende Regionen: Schmelzwasser speist Flüsse, treibt Turbinen und bewässert Felder.

Eine sich erwärmende Erde führt dazu, dass das Volumen von Gebirgsgletschern und ihre Ausdehnung global gesehen seit Jahrzehnten abnehmen. Zeitgleich verändert sich auch die Bedeckung vieler Gletscher mit Schutt. Diese Schuttbedeckung wird bislang jedoch nur selten erfasst. Eine Studie des Wissenschaftlers Dirk Scherler vom Deutschen GeoForschungsZentrum GFZ und zweier Kollegen aus der Schweiz – einer davon bei Google angestellt – zeigt nun eine Möglichkeit, die Ausdehnung der Schuttflächen auf Gebirgsgletschern global und automatisiert per Satellitenüberwachung zu erfassen.

In ihrer Arbeit nutzten die Wissenschaftler dafür die Cloud-Computing-Plattform „Google Earth Engine“. Das ist eine Web-basierte Entwicklungsumgebung und Datenbank mit Satellitenbildern aus vierzig Jahren Fernerkundung, die für Forschende frei zugänglich ist. Die Bilder für die Studie im Fachjournal Geophysical Research Letters stammen von den Satelliten Landsat-8 und Sentinel-2 und haben eine räumliche Auflösung von 30 mal 30 bzw. 10 mal 10 Metern pro Pixel. Die Wissenschaftler glichen die Bilder aus dem Weltall mit einem elektronischen Gletscherkatalog ab, dem „Randolph Glacier Inventory“, um die Bedeckung mit Schutt zu bestimmen. Dazu haben sie ein automatisches Verfahren entwickelt, das erdumspannend Pixel-für-Pixel-Vergleiche anstellt. „Unser Ansatz erlaubt im Prinzip die rasche Kartierung von Veränderungen in der Schuttbedeckung für jeden Zeitraum, für den Satellitenbilder verfügbar sind“, sagt Dirk Scherler.

Eine manuelle Überprüfung zeigte robuste Ergebnisse. Demnach sind 4,4 Prozent der Gletscheroberfläche in Gebirgen von Schutt bedeckt (der grönländische Eisschild und die Antarktis wurden nicht in die Betrachtung aufgenommen). Die Verteilung ist dabei ungleichmäßig: Zu den Polen hin nimmt die Schuttbedeckung ab, da die Landschaft hier eher flach ist. In steilen Gebirgsregionen, wie dem Himalaja, hingegen liegt mehr Schutt auf den Gletschern. Überdies zeigte die Studie, dass der Bedeckungsanteil bei kleineren Gletschern höher ist als bei größeren. Da die Gletscher weltweit schrumpfen, wird der Anteil der Schuttbedeckung voraussichtlich zunehmen – und damit die Überwachung der Schuttbedeckung wichtiger werden.

Gebirgsgletscher haben eine große Bedeutung für Regionen, in die ihr Schmelzwasser fließt: Es dient als Trinkwasser, bewässert landwirtschaftliche Flächen oder treibt Turbinen an. Die Ergebnisse der Studie bilden nach Aussage der Autoren eine Grundlage für künftige Modellierungen der Effekte von Schuttbedeckung auf dem Eis, von der regionalen bis hin zur globalen Skala.

Originalstudie:
Scherler, D., Wulf, H., Gorelick, N. (2018): Global Assessment of Supraglacial Debris Cover Extents. Geophysical Research Letters, doi:10.1029/2018GL080158.

Kontakt:
Josef Zens (josef.zens@gfz-potsdam.de)
Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Dirk Scherler (dirk.scherler@gfz-potsdam.de)

Originalpublikation:
Scherler, D., Wulf, H., Gorelick, N. (2018): Global Assessment of Supraglacial Debris Cover Extents. Geophysical Research Letters, doi:10.1029/2018GL080158.

Quelle: idw

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Die wichtigsten Tipps zur Grippe-Impfung: Ältere Menschen besonders gefährdet

Torben Brinkema Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Gesellschaft für Geriatrie (DGG)

Es geht wieder los: Die Grippe-Zeit beginnt! Insbesondere ältere Patienten sind durch Influenza-Viren gefährdet. Aber auch Schwangere, Kinder und Pflegepersonal sind besonders betroffen. Deswegen raten Experten jetzt zur gezielten Grippeschutzimpfung. „Für ältere Menschen eignen sich insbesondere die sogenannten tetravalenten Impfstoffe, die nun auch von den Krankenkassen bezahlt werden“, sagt Dr. Andreas Leischker, Impfexperte der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG) sowie Chefarzt der Klinik für Geriatrie des Alexianer-Krankenhauses Krefeld.

Im Interview beantwortet Leischker die wichtigsten Fragen zu Influenza-Viren, aktuellen Übertragungsrisiken, den größten Gefahren und den optimalen Grippeschutz.

Herr Dr. Leischker, in der vergangenen Saison kam es zu vielen Influenza-Erkrankungen, teilweise mit schweren Verläufen. Aus Sicht eines Krankenhausarztes: Woran liegt das?
Ja, die letzte Grippesaison hat leider viele Todesopfer gefordert und viele Krankenhäuser an ihre Kapazitätsgrenzen geführt. Die Influenza war 2017/2018, verglichen mit den Jahren zuvor, heftiger im Auftreten und im Verlauf. Sowohl für Patienten, als auch für das medizinische Personal. Die Praxen und Notaufnahmen der Krankenhäuser waren voll mit Patienten, die an echter Influenza erkrankt waren. Aber auch voll mit Patienten, die durch andere Viren an Infekten der oberen Luftwege litten. Es gibt mehr als 200 Viren, die eine Erkältung verursachen können. Fast alle Infekte der oberen Atemwege und auch die meisten Erkrankungen mit dem Influenza-Virus können zum Glück ambulant behandelt werden. Diese Patienten müssen also nicht im Krankenhaus aufgenommen werden.

Wie wird dann eine Influenza-Infektion am effektivsten behandelt?
Bei jungen und gesunden Menschen, die nicht stationär aufgenommen werden müssen, reicht die Behandlung der Symptome: Ganz wichtig ist ein abschwellendes Nasenspray, damit Sekret aus den Nasennebenhöhlen und dem Mittelohr abfließen kann. Das sollte mindestens viermal täglich angewendet werden, sodass die Nasenatmung immer frei ist.

Welche zusätzlichen Maßnahmen helfen bei Erkältungssymptomen?
Zusätzlich kann man mit Wasserdampf inhalieren, um die ausgetrockneten Schleimhäute anzufeuchten: Drei Teelöffel Kochsalz in eine Schüssel geben, mit heißem Wasser aufgießen, den Kopf mit einem Handtuch abdecken, über die Schüssel halten und dann inhalieren. Am besten dreimal täglich. Bei Kopf- und Gliederschmerzen helfen nicht-steroidale Antirheumatika wie zum Beispiel Ibuprofen. Bei Halsschmerzen bringen Lutschtabletten Linderung. Diese Maßnahmen helfen übrigens auch bei den anderen 200 Erkältungsviren. Und auch wenn es banal klingt: Nicht mehr zur Arbeit gehen, bis die Symptome weg sind! Man ist dann selbst schneller wieder fit und steckt seine Kollegen bzw. Kunden nicht an.

Durch die Influenza ist es zu zahlreichen Todesfällen gekommen. Warum gilt die Grippe trotzdem als eine unangenehme, aber harmlose Erkrankung?
Das ist falsch! Die Grippe ist keine harmlose Erkrankung: Besonders bei alten Menschen und bei Menschen mit chronischen Krankheiten – wie zum Beispiel Diabetes mellitus, Chronisch Obstruktiver Lungenerkrankung, kurz COPD, oder Niereninsuffizienz – kann es zu lebensgefährlichen Komplikationen wie Lungenversagen kommen. Diese Patienten müssen stationär behandelt werden, bei Lungenversagen ist oft eine künstliche Beatmung notwendig. Wir hatten im letzten Winter hier auch viel mehr Herzinfarkte und auch Schlaganfälle zu verzeichnen.

Was haben denn Herzinfarkte mit Influenza zu tun?
Es ist bisher wenig bekannt, aber eine Influenza erhöht das Herzinfarktrisiko erheblich: Während der ersten sieben Tage einer Influenza-Erkrankung ist das Herzinfarktrisiko um das 17-fache erhöht! Und selbst einen Monat nach der Infektion ist das Risiko für einen Infarkt noch deutlich höher als bei Menschen, die nicht erkrankt sind. Schlaganfälle treten im Rahmen einer Influenza häufiger auf. Aber auch umgekehrt: Das Influenza-Risiko ist für Patienten mit kardiovaskulären Erkrankungen um 23 Prozent erhöht.

Weshalb erhöht eine Influenza-Infektion das Herzinfarktrisiko?
Hauptsächlich durch zwei Faktoren: Das Virus führt auch zu einer Entzündung in den Gefäßen. Und wenn sich in diesen sogenannte Plaque-Flecken aus Cholesterin und Kalk befinden, können diese Plaques durch die Entzündung aufplatzen und so beispielsweise ein Herzkranzgefäß verschließen. Eine Influenza mit hohem Fieber ist für den Körper außerdem zusätzlicher Stress. Die vom Körper ausgeschütteten Stresshormone wie Adrenalin und Noradrenalin erhöhen das Herzinfarktrisiko zusätzlich.

Umgekehrt gefragt: Schützt die Influenza-Impfung vor Herzinfarkten?
Ja, definitiv! Und auch vor Schlaganfällen, dies ist mittlerweile auch durch mehrere Studien belegt.

Im vergangenen Winter sind einige Krankenhäuser an die Grenzen ihrer Kapazitäten gekommen. Woran lag das?
Es gab ganz viele Patienten, die wegen Komplikationen durch eine Influenza-Infektionen auf einer Intensivstationen behandelt werden mussten, teilweise mit künstlicher Beatmung. Dadurch wurden Intensivbehandlungsplätze schnell Mangelware. Ich erinnere mich insbesondere an eine Situation, die ich im letzten Winter als Notarzt hatte: Ein Patient musste wegen einer Lungenentzündung beatmet werden, aber kein Krankenhaus in der Umgebung hatte einen Intensivbehandlungsplatz frei. Schließlich konnte ein Krankenhaus den Patienten aufnehmen, das aber über eine Stunde Fahrtzeit entfernt lag. Hinzu kam, dass viele Ärzte und Pflegefachkräfte selbst an Influenza erkrankt und dadurch arbeitsunfähig waren.

Ärzte sollten doch grundsätzlich gegen Influenza geimpft sei, oder nicht?
Ja, das sollten sie, aber die Realität sieht leider anders aus: Weniger als 30 Prozent des medizinischen Personals lässt sich gegen Influenza impfen. Dabei ist es für medizinisches Personal gleich aus drei Gründen wichtig, sich impfen zu lassen: Erstens – und das ist der wichtigste Grund – damit sie ihre häufig abwehrgeschwächten Patienten nicht anstecken. Zweitens, damit sie während einer Influenza-Epidemie arbeitsfähig bleiben und Erkrankte behandeln können. Und last, but not least, um auch sich selbst zu schützen.

Viele Menschen glauben, durch die Impfung überhaupt erst krank geworden zu sein. Was spricht für diese These?
Das hört man häufig, trifft aber nicht zu, denn bei der Influenza-Impfung handelt es sich um einen sogenannten Totimpfstoff, der nur Bruchstücke der Impfviren enthält. Eine Influenza-Totimpfung kann also niemals eine Influenza auslösen. Natürlich können als typische Nebenwirkungen Rötungen, Schmerzen und Schwellungen an der Injektionsstelle auftreten – als Folge der lokalen Antikörperbildung – und klingen innerhalb weniger Tage wieder ab. Auch leicht erhöhte Temperatur sowie leichte Kopf- und Gliederschmerzen gehören zu den typischen Nebenwirkungen einer Influenza-Impfung. Manche verwechseln das mit einer Influenza.
Und die Influenza-Impfung schützt lediglich vor Influenza, aber nicht vor den übrigen 200 Erkältungsviren. An einer Erkältung kann natürlich auch kurz jeder nach einer Grippe-Impfung erkranken – dafür ist aber nicht die Influenza-Impfung verantwortlich!

Im vergangenen Winter sind auch Menschen erkrankt, die gegen Influenza geimpft waren. Woran lag das?
Im letzten Winter waren über die Hälfte der Influenza-Infektionen durch ein Influenza-Virus vom Typ B bedingt. Der Typ B Yamgata war leider in den am häufigsten verwendeten trivalenten Impfstoffen nicht enthalten. Die Arbeitsgruppe Impfen der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie hatte daher bereits im Herbst vergangenen Jahres den tetravalenten Impfstoff empfohlen – dieser enthält vier Impfstämme, zwei A- und zwei B-Stämme. Alle Patienten, die mit diesem Impfstoff geimpft wurden, hatten einen Schutz gegen das zirkulierende Influenza-B-Virus. Leider hat die Ständige Impfkommission am Robert-Koch-Institut die Empfehlung zur Verwendung des tetravalenten Impfstoffs erst im Januar 2018 veröffentlicht – das war deutlich zu spät.

Wie genau sehen die Empfehlungen in diesem Jahr aus – und wer übernimmt die Impfkosten?
Es sollten alle Personen nur noch mit dem tetravalenten Impfstoff behandelt werden. Das empfiehlt jetzt neben der Ständigen Impfkommission auch der Gemeinsame Bundesausschuss, der unter anderem den Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen festlegt. Für die meisten Impfwillige bedeutet dies, dass keine Kosten auf sie zukommen: Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen jetzt auch die Kosten für den tetravalenten Impfstoff.

Wer sollte sich denn jetzt grundsätzlich impfen lassen?
Meiner Meinung nach sollte sich jeder impfen lassen! Das ist am effektivsten, um die Ausbreitung des Virus‘ zu verhindern. Die Ständige Impfkommission empfiehlt die Impfung von Personen, die entweder ein hohes Risiko für Komplikationen, oder aber ein erhöhtes Ansteckungsrisiko haben. Das sind unter anderem alle Menschen im Alter von über 60 Jahren sowie alle Menschen mit chronischen Grunderkrankungen, wie zum Beispiel Herzkrankheiten, Diabetes mellitus, Chronisch Obstruktive Lungenerkrankung oder chronische Nierenkrankheiten. Auch Schwangere sollten sich impfen lassen, sie riskieren ansonsten Komplikationen. Medizinisches Personal sollte grundsätzlich geimpft sein – ebenso wie Personen, die alte und kranke Menschen pflegen- egal ob beruflich, ehrenamtlich oder privat. Eine junge gesunde Frau, die ihre eigene pflegebedürftige Mutter betreut, sollte sich unbedingt impfen lassen – um auch ihre Mutter vor Influenza zu schützen. Sämtliche Personen, die beruflich vom Publikumsverkehr betroffen sind, sollten sich ebenfalls direkt impfen lassen.

Es scheint kaum jemanden zu geben, der nicht zu einer betroffenen Gruppe gehört. Was sollte beim Impfen von Kindern beachtet werden?
Wenn Sie mich als Geriater fragen, sollten Eltern ihre Kinder impfen lassen. Kinder fassen alles ohne Hemmungen an – einschließlich anderer Kinder. Überall da, wo viele Kinder zusammen sind, ist das Risiko, sich an Influenza anzustecken, besonders hoch. So zum Beispiel in Kindertagesstätten und Schulen. Kinder scheiden Influenza-Viren zudem deutlich länger als Erwachsene aus, im Durchschnitt zehn Tage lang. Wenn die Großmutter dann ihr Enkelkind auf den Arm nimmt, werden die Influenza-Viren gleich über zwei Generationen übertragen. Die Impfung schützt aber natürlich auch die Kinder selbst. Ich kenne eine Familie, deren dreijähriges Kind im Januar diesen Jahres über vier Wochen wegen einer Influenza mit Lungenversagen künstlich beatmet werden musste. Das ist besonders traurig, da dieses Leid für das Kind durch eine Impfung vermeidbar gewesen wäre. Derzeit empfiehlt die Ständige Impfkommission die Influenza-Impfung leider nur für Kinder mit Risikofaktoren. Ich würde alle Kinder impfen!

Kommen wir von den Kindern zu den sogenannten Silver Agern: Es gibt fitte Senioren, die gerne in der nasskalten Zeit Kreuzfahrten in sonnige Regionen machen. Sollen die auch geimpft werden?
Auch die sollten sich unbedingt impfen lassen! Ein Kreuzfahrtschiff ist aus Sicht eines Infektionsepidemologen wie eine Kindertagesstätte für Erwachsene. Genau wie in einer Kita sind dort viele Menschen auf engem Raum zusammen – ideale Voraussetzung für Viren, um sich zu vermehren. In der Vergangenheit kam es zu mehreren Kleinepidemien auf Kreuzfahrtschiffen. Also: Die Grippeimpfung für einen Kreuzfahrer ist ein Must-have!

Aber wenn wir mal von den Routen rund um Skandinavien und dem Polarmeer absehen, führen viele Kreuzfahrten doch in warme Gefilde. Da gibt es doch derzeit keine Influenza, oder?
Doch, in den Tropen sowie in den Subtropen kommt die Influenza sogar ganzjährig vor. Und auf der Südhalbkugel tritt die Influenza auf, wenn bei uns Sommer und Herbst ist. Aktuell grassiert in Australien eine Influenza A. Die Influenza-Viren mögen es entweder trocken und kalt – wie bei uns im Winter – oder warm und feucht – das haben sie in den Tropen ganzjährig.

Welche Infektionsrisiken gibt es bei Flugreisen?
Die Belüftungsanlagen der Flugzeuge haben Filter eingebaut. Diese entfernen effektiv die Tröpfchen und damit die in ihnen enthaltenen Influenza-Viren. Innerhalb des Flugzeugs können Sie sich also nur an den rechts, links und hinter Ihnen sitzenden Mitreisenden infizieren. Und am Kabinenpersonal, wenn einer von ihnen trotz Erkrankung arbeitet. Wenn Sie beim Einchecken oder beim Umsteigen am Flughafen in einer Warteschlange stehen, haben die Influenza-Viren eine weitere Chance. Also: Auch bei Flugreisen sollten Sie gegen Influenza geimpft sein!

Welchen Nutzen haben Gesichtsmasken zum besseren Schutz?
Gesichtsmasken können helfen, wenn sie beispielsweise im Gedränge und öffentlichen Verkehrsmitteln die zwei Meter Abstand nicht einhalten können. Kontrollierte Studien gibt es zu dieser Frage nicht. Aber es lohnt ein Blick in die Geschichte: Während der Spanischen Grippe 1918 hat der Bürgermeister der Stadt New York angeordnet, dass jeder Bürger vor Betreten einer Straßenbahn eine Gesichtsmaske anlegen muss – damals waren diese noch aus Stoff. In anderen amerikanischen Großstädten und in Deutschland war das nicht der Fall. Durch das Tragen der Gesichtsmasken traten in New York vermutlich deutlich weniger Influenza-Fälle auf, als in anderen Großstädten.

Wie kann ich mich – außer durch die Impfung – vor Influenza schützen?
Influenza-Viren werden durch Schmier- und Tröpfcheninfektion übertragen. In der Regel reichen zwei Meter Abstand zu Mitmenschen, um sich nicht anzustecken. Glücklicherweise reagiert das Influenza-Virus auf Umwelteinflüsse sehr empfindlich: Es wird zum Beispiel durch Wasser und Seife abgetötet. Zur Prophylaxe reicht es daher aus, die Hände gründlich mit Wasser und Seife zu waschen. Gerade unterwegs ist allerdings nicht immer fließendes Wasser vorhanden. Ich empfehle deshalb, alkoholhaltige Gels zu verwenden. Auch auf der Augenbindehaut befinden sich Rezeptoren für das Influenza-Virus. Deshalb mit den Händen nicht in das eigene Gesicht fassen, insbesondere nicht in den Augen reiben.

Pressekontakt der DGG
Torben Brinkema
medXmedia Consulting KG
Nymphenburger Str. 19
80335 München
Tel: +49 (0)89 / 230 69 60 21
Fax: +49 (0)89 / 230 69 60 41
E-Mail: presse@dggeriatrie.de

Deutsche Gesellschaft für Geriatrie (DGG)
Die Deutsche Gesellschaft für Geriatrie (DGG) ist die wissenschaftliche Fachgesellschaft der Ärzte, die sich auf die Medizin der späten Lebensphase spezialisiert haben. Wichtige Schwerpunkte ihrer Arbeit sind neben vielen anderen Bewegungseinschränkungen und Stürze, Demenz, Inkontinenz, Depressionen und Ernährungsfragen im Alter. Häufig befassen Geriater sich auch mit Fragen der Arzneimitteltherapie von alten Menschen und den Wechselwirkungen, die verschiedene Medikamente haben. Bei der Versorgung geht es darum, den alten Menschen ganzheitlich zu betreuen und ihm dabei zu helfen, so lange wie möglich selbstständig und selbstbestimmt zu leben. Die DGG wurde 1985 gegründet und hat heute rund 1700 Mitglieder.

Weitere Informationen:
https://www.dggeriatrie.de/presse/pressemeldungen
https://www.dggeriatrie.de/presse/pressemeldungen/1542-pm-die-wichtigsten-tipps-…

Anhang
Die wichtigsten Tipps zur Grippe-Impfung: Ältere Menschen besonders gefährdet
https://idw-online.de/de/attachment67084

Quelle: idw

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Beim Schnapsbrennen die Energiewende im Blick

Katharina Thehos Dezernat Kommunikation und Marketing
Hochschule Ostwestfalen-Lippe

Bei der Herstellung von Alkohol und alkoholischen Getränken wird Kohlenstoffdioxid frei. Wissenschaftler der Hochschule OWL erforschen, wie sich dieses in Erdgas umwandeln und zur Speicherung von erneuerbaren Energien nutzen lässt. Gefördert wird das Vorhaben vom Bundesministerium für Bildung und Forschung.

Mit Windrädern und Sonnenkollektoren alleine lässt sich die Energiewende nicht umsetzen – Fortschritte benötigt die Wissenschaft vor allem bei der Speicherung der Energie: „Schon heute müssen beispielsweise Windräder häufig abgeschaltet werden, weil die Stromnetze überlastet sind. Dadurch und durch Drosselungen in konventionellen Kraftwerken entstehen Ausfallzahlungen, die die Kosten bei der Stromerzeugung in die Höhe treiben“, erklärt Timo Broeker, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Fachgebiet Getränketechnologie der Hochschule Ostwestfalen-Lippe. Er und seine Kollegen arbeiten im neu gestarteten Forschungsprojekt „bioCO2nvert“ daran, die Energiewende zu unterstützen.

Die Idee: Strom aus Wind- und Sonnenenergie wird per Elektrolyse in Wasserstoff umgewandelt. Dieser wird mit Hilfe von Kohlenstoffdioxid in Erdgas überführt. Dieses Gas kann mit bestehender Infrastruktur gespeichert werden. Kohlendioxid entsteht bei der alkoholischen Gärung – etwa bei der Herstellung von Spirituosen oder Bier, aber auch bei der Bioethanolproduktion, das dem Kraftstoff beigemischt wird. Partner im Projekt ist unter anderen die Südzucker AG. „Südzucker betreibt große Bioethanolanlagen. Die Verwertung des Kohlenstoffdioxids verbessert die Klimabilanz der Produktion – und im besten Fall auch die Bewertung des Produktes Bioethanol“, erklärt Broeker.

Auf Vorgängerprojekt aufbauen
Grundlage der aktuellen Forschung ist das Vorgängerprojekt „bioCONNECT“. Die Wissenschaftler der Hochschule OWL haben dort untersucht, wie das Kohlenstoffdioxid genutzt werden kann, das beim Bierbrauen während der Gärung entsteht. Dafür haben sie eine Anlage entwickelt, die mit Hilfe des Kohlendioxids Erdgas produziert, das zur Speicherung erneuerbarer Energien dient. Diese Anlage entwickeln die Forscher nun weiter und bauen sie in einem größeren Stil neu auf – Ziel des aktuellen Projektes ist der Nachweis der Wirtschaftlichkeit. Unter anderem soll dafür der Betrieb mit realen Daten aus der Windstromerzeugung am Computer simuliert werden.

Förderung von Bund und Industrie
Geleitet wird das Projekt „Implementierung eines bedarfsgerechten Power-to-Gas-Konzeptes in CO2-emittierende Fermentationsanlagen“ – kurz „bioCO2nvert“ – an der Hochschule OWL von Professor Jan Schneider vom Institut für Lebensmitteltechnologie.NRW (ILT.NRW) und Professor Klaus Heikrodt vom Fachbereich Maschinentechnik und Mechatronik. Es wird gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung in der Förderlinie FHprofUnt. Die Hochschule OWL erhält rund 730.000 Euro für drei Jahre. Neben der Südzucker AG sind weitere Industrieunternehmen Partner im Projekt: Auch die Firmen Viessmann, PRG Präzisions-Rührer Gesellschaft Warburg und Klärgastechnik Deutschland aus Lemgo-Lieme unterstützen die Lemgoer Arbeitsgruppe sowohl finanziell als auch in der Ausführung, sodass sich das Projektvolumen in Summe auf etwa 800.000 Euro beläuft.
Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Kontakt: Timo Broeker, Telefon 05261 702-5948, E-Mail timo.broeker@hs-owl.de

Quelle: idw

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Moore: manchmal unheimlich, aber vor allem unheimlich wichtig

Nadja Neumann Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)

Seit dem 20. Jahrhundert sind mehr als 90 Prozent aller Feuchtgebiete, darunter auch viele Moore, im mittel- und westeuropäischen Binnenland verschwunden. Moore wurden trocken gelegt, um sie landwirtschaftlich zu nutzen oder um Torf zu gewinnen. Heute weiß man, dass Moore die effektivsten Kohlenstoffspeicher innerhalb der Landökosysteme sind. Außerdem sind sie Hotspots der Biodiversität. Vom 21.bis 29.10.2018 fand in Dubai die „Conference of the Contracting Parties to the Ramsar Convention on Wetlands (COP13)“ statt. Forscher vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) begleiten die Renaturierung ehemaliger Moorflächen mit ihrer Expertise.

Moore zählen zu den Landschaften, um die sich viele Geschichten ranken – meist in einem furchteinflößenden Kontext. Nur wenigen ist klar, welche wichtigen Funktionen Moore erfüllen. „Moore sind manchmal ziemlich gruselig, aber vor allem ihr Verlust mit schwerwiegenden Folgen für die Umwelt sollte uns unheimlich sein“, sagt Dr. Dominik Zak. Der Wissenschaftler hat früher am Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) in Berlin geforscht und arbeitet nun an der Universität Aarhus in Dänemark. Obwohl Moore nur etwa drei Prozent des globalen Festlandes einnehmen, binden sie 20 bis 30 Prozent der gesamten Kohlenstoffvorräte aller Böden. Das entspricht etwa 40 bis 60 Prozent des gesamten CO2-Gehalts unserer Atmosphäre. Zudem binden Moore in den Torfen die Nährstoffe Phosphor und Stickstoff. Werden Moore trocken gelegt, sinkt der Wasserspiegel und die sonst sauerstofffreien Böden werden belüftet. „Das führt dazu, dass Nährstoffe und Treibhausgase freigesetzt werden“, erklärt Dominik Zak das Problem.

Weltweit geht jährlich immer noch etwa ein Prozent der gesamten Moorflächen verloren. In Deutschland sind bereits fast alle Moorflächen entwässert, nur noch etwa zwei Prozent der ursprünglichen Moorflächen sind in einem naturnahen Zustand. Es gibt aber auch einige Lichtblicke, so laufen europaweit vielfältige Aktivitäten zur Revitalisierung von Mooren. „Vor 43 Jahren trat die Ramsar-Konvention als Übereinkommen über den Schutz von Feuchtgebieten in Kraft. Seit dieser Zeit ist viel passiert“, so Dr. Jörg Gelbrecht, Moor-Experte des IGB. „Eine Revitalisierung ist jedoch nicht ganz einfach“, räumt Gelbrecht ein, „denn eine erfolgreiche Umsetzung von Maßnahmen hängt ganz wesentlich von einem Konsens der verschiedenen Akteure des Naturschutzes, des Gewässer- und Klimaschutzes sowie der Landnutzer ab. Außerdem müssen die verschiedenen Risiken bewertet werden“. Nach Jahrzehnten der Entwässerung sind Moorböden oft stark degradiert, haben Nährstoffe angereichert und an Oberfläche verloren. Tiefgründig entwässerte Moore benötigen deshalb oft mehrere Jahrzehnte, bis sie ihre ursprünglichen landschaftsökologischen Funktionen wieder erfüllen.

Auf den in Mitteleuropa weit verbreiteten Niedermooren entstehen bei der Wiedervernässung häufig Flachseen. Das sind neue, hoch dynamische Ökosysteme, die rasch von sehr seltenen und stark gefährdeten Vogelarten besiedelt werden. In der Anfangsphase werden aber auch oft große Mengen des Treibhausgases Methan, außerdem Phosphor sowie gelöste organische Substanz (DOM) aus den oberen Torfschichten freigesetzt, was die gewünschten Effekte zunächst konterkariert und im Extremfall auch angrenzende Gewässer belasten kann. Die IGB-Forscher entwickelten auf Grundlage umfangreicher Feld- und Laborarbeiten ein vereinfachtes Verfahren zur Risikoabschätzung einer Wiedervernässung. Dies berücksichtigt vor allem die Beeinflussung angrenzender Gewässer und die Freisetzung von Klimagasen. So kann der Oberbodenabtrag eine Möglichkeit sein, diese Risiken zu minimieren. Trotz einiger Vorteile ist er jedoch nicht als universelle Maßnahme bei der Moorrestaurierung zu empfehlen. Für die Moor-Wiedervernässungen sollten daher auch Kenntnisse zur hydrologischen Situation, zum aktuellen und zukünftigen Vorkommen moortypischer Arten und Strategien zur möglichen „nassen“ Moornutzungen vorliegen. Von größter Bedeutung ist zusätzlich eine gezielte Öffentlichkeitsarbeit, um eine breite gesellschaftliche Akzeptanz der geplanten Maßnahmen zu erreichen.

Über das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB):
Das Leibniz-IGB ist das bundesweit größte Forschungszentrum für Binnengewässer. Es verbindet Grundlagen- und Vorsorgeforschung, bildet den wissenschaftlichen Nachwuchs aus und berät Politik und Gesellschaft in Fragen des nachhaltigen Gewässermanagements. Forschungsschwerpunkte sind u.a. die Langzeitentwicklung von Seen, Flüssen und Feuchtgebieten angesichts sich rasch ändernder Umweltbedingungen, die Renaturierung von Ökosystemen, die Biodiversität aquatischer Lebensräume sowie Technologien für eine ressourcenschonende Aquakultur. Die Arbeiten erfolgen in enger Kooperation mit den Universitäten und Forschungsinstitutionen der Region Berlin-Brandenburg und weltweit. Das Leibniz-IGB gehört zum Forschungsverbund Berlin e. V., einem Zusammenschluss von acht natur-, lebens- und umweltwissenschaftlichen Instituten in Berlin. Die vielfach ausgezeichneten Einrichtungen sind Mitglieder der Leibniz-Gemeinschaft. www.igb-berlin.de/

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Dr. Jörg Gelbrecht
Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)
Müggelseedamm 301
12587 Berlin
E-Mail: gelbr@igb-berlin.de
Telefon: +49 (0)30 64181 730

Dr. Dominik Zak
Aarhus University
Vejlsøvej 25
8600 Silkeborg, Denmark
E-Mail: doz@bios.au.dk
Telefon: +45 93508477

Originalpublikation:
Dominik Zak; Tobias Goldhammer; Alvaro Cabezas; Jörg Gelbrecht; Robert Gurke; Carola Wagner; Hendrik Reuter; Jürgen Augustin; Agata Klimkowska; Robert McInnes: Top soil removal reduces water pollution from phosphorus and dissolved organic matter and lowers methane emissions from rewetted peatlands. Journal of Applied Ecology. – 55(2018)1, S. 311-320

Weitere Informationen:
http://www.igb-berlin.de

Quelle: idw

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Sicherer Umgang mit Druckgasbehältern

Elke Biesel Pressestelle
Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung – DGUV

Zerknallende Druckgasbehälter können Einsatzkräfte bei der Brandbekämpfung gefährden. Die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherugn (DGUV) hat in Zusammenarbeit mit der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) und anderen Partnern Merkblätter erarbeitet für einen sicheren Umgang mit Druckgasbehältern.

Druckgasbehälter wie Flüssiggas- oder Acetylenflaschen können Einsatzkräfte bei der Brandbekämpfung ernsthaft gefährden, denn bei zu starker Erwärmung besteht die Gefahr, dass sie „zerknallen“. Der Zerknall einer Flüssiggas- oder Acetylenflasche geht mit einer Druckwelle, einem Feuerball und Trümmerflug einher. Solche Ereignisse haben in der Vergangenheit schon häufig zu schweren oder tödlichen Verletzungen geführt. Um das Risiko im Einsatz zu minimieren, haben Fachleute unter der Leitung der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) Einsatzhinweise erarbeitet. Sie sind in zwei überarbeiteten DGUV Informationen zusammengefasst.

Die Merkblätter geben konkrete Handlungsempfehlungen für verschiedene Brandszenarien, an denen Flüssiggas- bzw. Acetylenflaschen beteiligt sind. Teilweise stimmen die getroffenen Empfehlungen mit denen aus früheren Merkblättern überein. In anderen Fällen weichen sie deutlich von früheren Einsatzhinweisen ab. So wird beispielsweise im Merkblatt zu Acetylenflaschen im Brandeinsatz dringend davon abgeraten, durch den Brand erhitzte Acetylenflaschen zu bewegen, wie zum Beispiel diese zum Kühlen in ein Wasserbad zu transportieren. Neben praktischen Hinweisen vermitteln die Merkblätter auch Hintergrundwissen, um die Akzeptanz der getroffenen Handlungsempfehlungen zu erhöhen.

Die fachliche Grundlage der Empfehlungen bilden langjährige wissenschaftliche Untersuchungen der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM). Für eine möglichst umfassende Betrachtung der Problemstellung haben neben der DGUV und der BAM auch die Gasverbände IGV (Industriegaseverband) und DVFG (Deutscher Verband Flüssiggas), verschiedene Feuerwehrunfallkassen (HFUK Nord – Hanseatische Feuerwehr Unfallkasse Nord, FUK Mitte – Feuerwehr-Unfallkasse Mitte), die Firma Linde AG, die Berliner Feuerwehr sowie die Vereinigung zur Förderung des dt. Brandschutzes – vfdb e.V. (Referat 10 „Umweltschutz“) an der Erarbeitung mitgewirkt.

Die Empfehlungen zu wärmebeaufschlagten Acetylenflaschen wurden unter Beteiligung der BAM bereits vor einigen Jahren in den „Operational guidance for the fire and rescue service“ für Feuerwehren in Großbritannien umgesetzt.

Die beiden DGUV Informationen stehen in der Publikationsdatenbank der DGUV ab sofort zur Verfügung, die gedruckten Fassungen sind voraussichtlich ab Mitte November lieferbar:

• Umgang mit ortsbeweglichen Flüssiggasflaschen im Brandeinsatz (DGUV Information 205-030)
• Umgang mit Acetylenflaschen im Brandeinsatz (DGUV Information 205-029)

Weitere Informationen:
http://publikationen.dguv.de/
https://www.bam.de/Content/DE/Paper-des-Monats/2018/2018-03-01-paper-des-monats-…

Quelle: idw

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Mikroplastik in Lebensmitteln – viele ungeklärte Fragen bei Wissenschaft und Öffentlichkeit

Dr. Suzan Fiack Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR)

BfR-Verbrauchermonitor: Mehr als die Hälfte der Bevölkerung findet Mikroplastik in Lebensmitteln beunruhigend

Insgesamt schätzen 75 Prozent der Bevölkerung Lebensmittel als sicher ein. Mikroplastik in Lebensmitteln bewegt jedoch immer mehr Deutsche. Wie der aktuelle BfR-Verbrauchermonitor – eine regelmäßige Bevölkerungsumfrage des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) – zeigt, wird das Thema bekannter und beunruhigt die Bevölkerung stärker als vor einem halben Jahr: Waren zuvor 45 Prozent besorgt über Mikroplastik in Lebensmitteln, sind es nun mit einem Anstieg von 11 Prozentpunkten mehr als die Hälfte der Befragten. Für das BfR ist besonders interessant, ob die öffentliche Wahrnehmung von der wissenschaftlichen Einschätzung abweicht. Aus den bisherigen Studien lässt sich nicht ableiten, wie viele Mikroplastikpartikel die Verbraucher beispielsweise durch den Verzehr von Fisch wirklich aufnehmen. Nachgewiesen wurde Mikroplastik vor allem im Magen-Darm-Trakt von Fischen, der in der Regel aber nicht verzehrt wird. „Um das tatsächliche Risiko von Mikroplastik in der Nahrungskette zu bewerten, benötigen wir verlässlichere Daten, sagt BfR-Präsident Professor Dr. Dr. Andreas Hensel. „Das BfR führt derzeit Studien zur Aufnahme von Mikroplastikpartikeln über den Darm und den möglichen gesundheitlichen Auswirkungen durch.“

BfR-Verbrauchermonitor 08/2018
https://www.bfr.bund.de/cm/350/bfr-verbrauchermonitor-08-2018.pdf

Fragen und Antworten zu Mikroplastik
https://www.bfr.bund.de/de/fragen_und_antworten_zu_mikroplastik-192185.html

Ob Antibiotikaresistenzen oder Mikroplastik – welche gesundheitlichen Risiken sind Verbraucherinnen und Verbrauchern bekannt und was beunruhigt sie? Als repräsentative Verbraucherbefragung liefert der BfR-Verbrauchermonitor in halbjährlichem Abstand Einsichten zu der Frage, wie die deutschsprachige Bevölkerung gesundheitliche Risiken wahrnimmt. Dafür werden etwa 1.000 Personen, die in Privathaushalten in Deutschland leben und mindestens 14 Jahre alt sind, im Auftrag des BfR telefonisch interviewt.

Nach wie vor nehmen die Befragten Rauchen, Klima- und Umweltbelastung sowie eine ungesunde oder falsche Ernährung als die größten gesundheitlichen Risiken wahr. Fragt man nach ausgewählten Themen, so führen Salmonellen, gentechnisch veränderte Lebensmittel, Antibiotikaresistenzen und Rückstände von Pflanzenschutzmitteln immer noch die Bekanntheitsskala an – gefolgt von Mikroplastik in Lebensmitteln, Aluminium in Lebensmittelverpackungen und Kohlenmonoxid. Dabei sind Antibiotikaresistenzen und Mikroplastik die Themen, die bei den meisten Befragten für Beunruhigung sorgen. Im Vergleich zur letzten Umfrage ist die Bevölkerung deutlich besorgter um Mikroplastik: Hier ist die Beunruhigung um 11 Prozentpunkte gestiegen. Auch Salmonellen findet mehr als die Hälfte besorgniserregend. Kohlenmonoxid – in diesem Jahr erstmalig abgefragt und dem Großteil der Befragten bekannt – hält im Vergleich dazu nur ein gutes Drittel für beunruhigend.

Spielzeug wird im Vergleich zur Vorgängerbefragung als genauso sicher eingeschätzt. Bei Textilien und Kosmetika ist das Sicherheitsgefühl leicht gesunken. Weiterhin vertrauen die Befragten den staatlichen Stellen in Deutschland überwiegend, dass diese die Gesundheit von Verbrauchern schützen.
Der BfR-Verbrauchermonitor widmet sich einerseits Themen, die in der Öffentlichkeit eine große Aufmerksamkeit erhalten. Andererseits analysiert er Fragen, die bisher weniger im öffentlichen Fokus stehen, aber ebenfalls relevant sind, wie beispielsweise Campylobacter und Schimmelpilzgifte in Lebensmitteln oder die neuartige Methode des „Genome Editings“ zur zielgerichteten Veränderung des Erbguts. Wie schon in der ersten Umfrage im Jahr 2018 sind diese Themen in der öffentlichen Wahrnehmung wenig sichtbar und werden daher auch nicht als besonders beunruhigend angesehen. Ebenso spielt Lebensmittelhygiene zu Hause nur eine geringe Rolle im Bewusstsein von Verbraucherinnen und Verbrauchern.
Über das BfR

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ist eine wissenschaftlich unabhängige Einrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Es berät die Bundesregierung und die Bundesländer zu Fragen der Lebensmittel-, Chemikalien- und Produktsicherheit. Das BfR betreibt eigene Forschung zu Themen, die in engem Zusammenhang mit seinen Bewertungsaufgaben stehen.

Quelle: idw

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Studie untersucht Einfluss von Ernährung und Bewegung auf die Gesundheit

Mechtild Freiin v. Münchhausen Referat für Kommunikation und Marketing
Leibniz Universität Hannover

Teilnehmerinnen und Teilnehmer gesucht

Aktuelle Studie „BEGinn“: Mehr Gesundheit und Wohlbefinden durch Bewegung und Ernährung

Ernährung und Bewegung nehmen in vielfältiger Weise Einfluss auf die Gesundheit, das Wohlbefinden und die Prävention chronischer Erkrankungen. Körperliche Aktivität kann einer altersbedingten Abnahme von Muskulatur und Knochendichte entgegenwirken sowie die Funktion des Immunsystems verbessern. In welchem Umfang bisher körperlich inaktive Personen hiervon profitieren, ist bisher nicht ausreichend untersucht. Ebenso unklar ist, welchen Beitrag zusätzliche nutritive Maßnahmen leisten. Das Forschungsprojekt „BEGinn“ an der Leibniz Universität Hannover soll diese Wissenslücke schließen und sucht für die Studie Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Alter von 50 bis 70 Jahren. Weitere Informationen zur Studie unter http://www.beg.uni-hannover.de

Unter der Leitung von Prof. Andreas Hahn aus dem Institut für Lebensmittelwissenschaft und Humanernährung und Prof. Karsten Krüger, Institut für Sportwissenschaft, werden die Auswirkungen eines Trainingsprogramms allein oder in Kombination mit einer Ernährungsumstellung sowie der Gabe von Omega-3-Fettsäuren auf immunologische, ernährungs- und sportwissenschaftliche Parameter untersucht.

Teilnehmen können Frauen und Männer im Alter von 50 bis 70 Jahren, die keinen regelmäßigen sportlichen Aktivitäten -wie beispielsweise Schwimmen oder Joggen – nachgehen. Innerhalb eines zwölfwöchigen Studienverlaufs absolvieren die Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer zweimal pro Woche eigenständig einen Fitness-Zirkel in einem kooperierenden Fitnessstudio. Eine der Studiengruppe erhält zusätzlich eine Ernährungsberatung, eine weitere Gruppe ein Nährstoffsupplement mit Omega-3-Fettsäuren.

Bei Interesse an der Studienteilnahme wenden Sie sich bitte an Paulina Wasserfurth, Institut für Lebensmittelwissenschaft und Humanernährung, Telefon 0511 762 3733, E-Mail: wasserfurth@nutrition.uni-hannover.de

Quelle: idw

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Wie die Alpen von unten aussehen

Meike Drießen Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

Was wir von den Bergen der Alpen sehen können, ist noch lange nicht alles: Ähnlich wie Eisberge, deren größerer Teil unter Wasser liegt, haben die Alpen eine Wurzel, die weit in die Tiefe bis hinein in den Erdmantel reicht. Um sie zu erforschen, werten Geologinnen und Geologen der Ruhr-Universität Bochum gemeinsam mit Kollegen aus ganz Europa Erdbebenwellen aus aller Welt aus. Für das Projekt Alp Array haben sie rund 600 Seismometer im gesamten Alpenraum installiert.

Wellen breiten sich unterschiedlich schnell aus
Hintergrund der Forschung ist, dass sich Erdbebenwellen in verschiedenen Gesteinsarten unterschiedlich schnell ausbreiten. Aus ihrer Geschwindigkeit lassen sich also Rückschlüsse darauf ziehen, durch welche Art von Untergrund sie gelaufen sein müssen.

„Die kontinentale Erdkruste und damit auch die Wurzel der Berge besteht vorrangig aus Gestein geringerer Dichte, wie zum Beispiel Kalkstein, Granit, Gneis oder Sedimenten. Der darunterliegende Erdmantel besteht eher aus dichterem Gestein“, beschreibt Dr. Kasper Fischer, Leiter des Seismologischen Observatoriums der RUB, das Prinzip.

Daten werden zentral gesammelt
Nach dem Projektstart im Jahr 2015 war das dichte Netz aus Messpunkten zwei Jahre später fertig aufgebaut. Alle Daten sämtlicher Messpunkte werden an zentralen Stellen in Europa gesammelt und können jedem, der ihre Nutzung beantragt, zur Verfügung gestellt werden.

„Kleinere auswertbare Erdbeben finden fast täglich statt, größere Ereignisse natürlich wesentlich seltener“, sagt Kasper Fischer. Je nachdem, wo ein Erdbeben seinen Ursprung hat, kommen seine Wellen früher oder später in der Alpenregion an und verlaufen aus verschiedenen Richtungen durch das Messnetz.

Detaillierte Auswertung
Besonders interessant sind für die Forscher die sogenannten Raumwellen. Diese Wellen gehen kugelförmig vom Ursprung eines Bebens aus, der meist in großer Tiefe liegt, und verbreiten sich durch den Erdkörper. Im Gestein des Erdmantels breiten sie sich schneller aus als in der Erdkruste. Durch die Wurzel der Alpen laufen sie also auch langsamer als durch das umgebende Gestein. Das enge Netz des Alp Array erlaubt es, die Informationen, die in den Oberflächenwellen enthalten sind, ebenfalls detailliert auszuwerten.

Erkenntnisse zur Dynamik der Kontinentalplatten
Über die Kenntnis des Untergrunds der Alpen hinaus erhoffen sich die am Projekt beteiligten Forscherinnen und Forscher Rückschlüsse auf die Dynamik der Kontinentalplatten Afrikas und Europas, deren Kollision zur Bildung der Alpen geführt hat. „Nach der gängigen Auffassung taucht Europa unter die adriatische Platte ab“, erläutert Kasper Fischer, „aber ganz so einfach ist das nicht. Vielleicht ist es auch umgekehrt, oder an verschiedenen Stellen unterschiedlich.“ Mehr Wissen über den Untergrund in dieser Region erlaubt dann möglicherweise auch Rückschlüsse auf Strömungen im Erdmantel und die genauen Folgen der Bewegungen der Kontinente.

Initiative Alp Array
Die europäische Initiative Alp Array ist eingebunden in das Schwerpunktprogramm 2017 „4D-MB – Gebirgsbildungsprozesse in vier Dimensionen“, das die Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert. Mehr als 50 Einrichtungen aus 18 Ländern sind zurzeit daran beteiligt.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Dr. Kasper Fischer
Institut für Geologie, Mineralogie und Geophysik
Fakultät für Geowissenschaften
Ruhr-Universität Bochum
Tel.: 0234 32 27574
E-Mail: kasper.fischer@rub.de

Weitere Informationen:
http://news.rub.de/wissenschaft/2018-10-31-seismologie-wie-die-alpen-von-unten-a… ausführlicher Beitrag in Rubin

Quelle: idw

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Eine Tasse Kaffee oder Tee am Tag fördert die Sportlichkeit

Sabine Ranke-Heinemann Pressestelle
Australisch-Neuseeländischer Hochschulverbund / Institut Ranke-Heinemann

Zu müde oder zu energielos für sportliche Aktivitäten? Wissenschaftler der University of Queensland haben herausgefunden, dass Tee oder Kaffee helfen können, in Schwung zu kommen. Frauen, die täglich nur eine Tasse davon trinken, sind häufig aktiver als solche, die darauf verzichten.

Eine Studie der School of Human Movement and Nutrition Sciences der University of Queensland ergab, dass Frauen, die eine oder zwei Tassen Tee oder Kaffee pro Tag trinken, häufiger das empfohlene Level an moderatem bis intensivem Sport absolvieren als jene, die diese Getränke seltener konsumieren.

Dr. Tina Skinner sagt, der Koffeinkonsum durch Kaffee und Tee kann sportliche Aktivitäten von Frauen im mittleren Alter fördern, weil er Müdigkeit und Energielosigkeit reduziert.

„Sportliche Aktivität ist wichtig, um gesund alt zu werden. Müdigkeit und Energielosigkeit halten mittelalte bis alte Frauen oft davon ab, das notwendige Pensum zu schaffen“, so Dr. Skinner.

„Der Konsum von dem natürlich und reichlich in Kaffee und Tee vorkommenden Alkaloid Koffein wurde schon mit verschiedenen gesundheitlichen Nutzen in Verbindung gebracht, etwa einem reduzierten Anstrengungsgefühl bei Bewegung und einer selbstgewählten erhöhten Intensität von sportlichen Übungen“, sagt Dr. Skinner. „Koffein wird auch damit in Verbindung gebracht, das Risiko für Typ-2-Diabetes, Demenz und einige Krebsarten zu reduzieren“.

In der Studie wurden die Gewohnheiten von 7.580 Frauen untersucht, die zwischen 1946 und 1951 geboren wurden und an einer australischen Langzeitstudie zur Frauengesundheit teilnehmen. Die Teilnehmerinnen wurden gebeten, nicht nur ihren durchschnittlichen Tee- und Kaffeekonsum der letzten zwölf Monate zu dokumentieren, sondern auch ihr Bewegungs- und Sportverhalten aus der Vorwoche zu erfassen.

„Kaffee- und Teetrinkerinnen fühlen sich seltener müde und haben mehr Energie“, sagt Dr. Skinner. „Für diejenigen, die eine oder zwei Tassen Kaffee am Tag trinken, ist die Wahrscheinlichkeit 17 Prozent höher, dass sie das empfohlene Level an Bewegung erreichen. Bei denen, die ein bis zwei Tassen Tee am Tag trinken, lag der Wert bei 13 bis 26 Prozent. Sportliche Aktivität ist in jedem Abschnitt des Lebens wichtig. Besonders bei Menschen mittleren Alters sorgt sie für körperliche Funktionalität und Unabhängigkeit und hilft, das Risiko für Altersschwäche möglichst gering zu halten.“

Die Studie wurde im „International Journal of Environmental Reasearch and Public Health“ veröffentlicht.

Weitere Informationen:
Institut Ranke-Heinemann / Australisch-Neuseeländischer Hochschulverbund
Pressestelle Friedrichstr. 95
10117 Berlin
Tel.: 030 209629593
Email: berlin@ranke-heinemann.de

oder

Dr Tina Skinner
+61 7 3346 8810
Email: t.skinner@uq.edu.au
Dani Nash, UQ Communications
Tel.: +61 7 3346 3035
Email: dani.nash@uq.edu.au

Das Institut ist die gemeinnützige Einrichtung zur Förderung des Austausches und der Auslandsstudien insbesondere mit allen Universitäten Australiens und Neuseelands sowie zur Förderung von Wissenschaft und Forschung. In seinen Förderprogrammen stellt es SchülerInnen und Studierenden Unterstützung in der Finanzierung durch Stipendien und Coaching in der Studienberatung und Studienplatzbewerbung zur Verfügung.

Weitere Informationen:
https://www.ranke-heinemann.de

Quelle: idw

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Bio-Sprit aus dem Container

Britta Widmann Kommunikation
Fraunhofer-Gesellschaft

Aus organischen Abfällen, die bisher nicht verwertet wurden, lässt sich Bio-Sprit gewinnen. Eine Technologie dafür haben Forscherinnen und Forscher im EU-Projekt BIOGO entwickelt.

Mehr als vier Milliarden Tonnen Rohöl werden jedes Jahr gefördert. Strom aus Wind-, Solar- und Wasserkraftwerken reicht nicht aus, um fossile Energieträger zu ersetzen. Damit lässt sich im günstigsten Fall der Energiebedarf aller Elektroautos decken und der Wasserstoff für Fahrzeuge mit Brennstoffzellen herstellen. Doch dann fehlt immer noch Benzin für die Verbrennungsmotoren, die noch Jahrzehnte in Betrieb sein werden. Eine nachhaltige Mobilität ist nur möglich, wenn es gelingt, Benzin durch alternative Treibstoffe zu ersetzen.

Eine Technologie zur Erzeugung eines solchen ökologisch unbedenklichen Bio-Sprits haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am Fraunhofer-Institut für Mikrotechnik und Mikrosysteme IMM zusammen mit zwölf Forschungsgruppen aus sieben Ländern im EU-Projekt BIOGO entwickelt. Die Zutaten für den neuen Treibstoff kommen aus dem Wald: »Holzabfälle und Baumrinden sind europaweit in großen Mengen verfügbar, werden bisher aber kaum genutzt. Das macht sie zu einem idealen Rohstoff – man muss sie nicht extra anbauen und tritt daher auch nicht in Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion«, erklärt Prof. Gunther Kolb vom Fraunhofer IMM, der das EU-Projekt koordiniert hat. Die Nutzung der Holzabfälle ist zudem klimaneutral: Verwandelt man sie in einen Treibstoff und verbrennt diesen, so wird nur Kohlendioxid freigesetzt, das die Bäume der Atmosphäre zuvor beim Wachsen entzogen haben. Es gelangen daher keine zusätzlichen Treibhausgase in die Atmosphäre. Und dann kann der Treibstoff aus Holzabfällen überall hergestellt werden, wo Bäume wachsen. Man muss ihn nicht – wie Erdöl – von der Quelle erst zur Raffinerie und zu den Tankstellen transportieren. »Ein wichtiger Baustein des BIOGO-Konzepts ist eine dezentrale Produktion«, betont Kolb. »Um dies zu realisieren, haben wir mobile Produktionseinheiten entwickelt, die sich in Containern unterbringen und dort installieren lassen, wo sie gerade gebraucht werden.«

Mobile Produktionseinheiten
Der Prototyp der neuen Anlage zur Gewinnung von Bio-Sprit steht auf dem Hof hinter dem Fraunhofer-Institut: In dem weißen Container werden Abfallprodukte der Holzindustrie in hochwertiges Benzin verwandelt. »Ziel des BIOGO-Projekts war es, eine Anlage zu entwickeln, die sich in einen 40-Fuß-Container mit den Standardmaßen 12 mal 3 mal 3 Metern unterbringen lässt, der alle Verfahrens- und Prozessschritte beinhaltet«, erläutert Kolb das Ergebnis der vierjährigen intensiven Forschungs- und Entwicklungsarbeit. »Gleichzeitig sollte das Herstellungsverfahren möglichst ökologisch und ressourcenschonend sein.«

In einer ersten Prozessstufe, die von dem italienischen Unternehmen Spike Renewables entwickelt wurde, erhitzt man die Holzreste, bis sich ein dunkles, zähflüssiges Pyrolyseöl bildet. Dieses lässt sich in der mobilen Anlage weiterverarbeiten. Die Reaktionskammern hierfür, die Mikroreaktoren, haben die Forschenden am Fraunhofer-Institut in Mainz entwickelt. Der erste Reaktor verwandelt das Pyrolyseöl unter Zufuhr von Wärme, Luft und Wasserdampf in Synthesegas. Aus dem wird im zweiten Schritt Methanol gewonnen. Entzieht man diesem den Sauerstoff, entsteht synthetisches Benzin. »Die Herausforderung lag darin, den Prozess so zu optimieren, dass am Ende ein Treibstoff herauskommt, der sich chemisch nicht von Normalbenzin unterscheidet«, berichtet Kolb.

Nanokatalysatoren sparen Ressourcen
Um die chemischen Abläufe zu beschleunigen, werden Katalysatoren benötigt. Für deren Herstellung braucht man bisher große Mengen Edelmetall und seltene Erden. Im BIOGO-Projekt haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Firma Teer Coatings eine Methode entwickelt, mit der sich winzige Cluster von katalytisch aktiven Substanzen auf Oberflächen aufbringen lassen. Auf diese Weise entstehen leistungsfähige und ressourcenschonende Nanokatalysatoren.

Der letzte Schritt bei der Entwicklung der mobilen Produktionsanlage bestand darin, die gesamte Technik in einen Container zu integrieren, der alle Anforderungen an Sicherheit und Brandschutz erfüllt. Das Know-how für den Bau der Anlage steuerten Fraunhofer-Forschende und der Partner Microinnova Engineering aus Österreich bei. Die Containertechnik, EcoTrainer@, stammt von der Firma Evonik. Der Prototyp ist bereits so konzipiert, dass auch größere Reaktoren darin Platz finden. In den kommenden Jahren wollen die BIOGO-Teams die Anlage weiterentwickeln. Ziel ist es, bis zu 1000 Liter Ökotreibstoff am Tag zu produzieren.

Gibt es Benzin also schon bald nicht mehr an der Tankstelle, sondern im Wald am Container? Kolb antwortet: »Das hängt von den politischen Rahmenbedingungen ab. Bei den derzeitigen Ölpreisen ist die neue Technik nicht konkurrenzfähig. Entscheidend wird sein, ob wir in Europa wirklich von den fossilen Rohstoffen wegkommen möchten und dafür bereit sind, Ökotreibstoffe von der Steuer zu befreien oder ihre Herstellung zu subventionieren.«

Das Know-how für die Gewinnung von nachhaltigem Treibstoff ist dank BIOGO vorhanden. Da der Holz-Sprit dieselben chemischen Eigenschaften hat wie klassisches Benzin, kann man ihn zumischen oder nach und nach komplett auf den neuen Rohstoff umsteigen. Bis es so weit ist, möchten das Mainzer Forscherteam die dezentral und flexibel einsetzbaren Container auch für andere Anwendungen nutzen: Das Prinzip der Mini-Fabrik ist etwa für die chemische und die petrochemische Industrie hochinteressant. So könnten Chemieunternehmen Container nutzen, um ihre Prozesse zu flexibilisieren und schneller auf Kundenwünsche zu reagieren.

Weitere Informationen:
https://www.fraunhofer.de/de/presse/presseinformationen/2018/november/bio-sprit-…

Quelle: idw

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Krähen stellen Werkzeuge aus mehreren Komponenten her

Dr. Sabine Spehn Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für Ornithologie

Ein internationales Team von Wissenschaftlern des Max-Planck-Instituts für Ornithologie in Seewiesen und der Universität Oxford haben herausgefunden, dass Geradschnabelkrähen mehrere, für sich alleine zu kurze Elemente kombinieren, um an einen Leckerbissen heran zu kommen – eine Fähigkeit, die bisher nur bei Menschen und Menschenaffen beobachtet wurde. Die Krähen können also neuartige Probleme schnell und flexibel lösen. Welche Vorgänge dabei im Gehirn ablaufen, ist jedoch noch unklar.

Das Verbinden mehrerer einzelner Komponenten zu einem neuen, funktionsfähigen Werkzeug wurde bisher nur bei Menschen und Affen beobachtet. Anthropologen sehen die Entstehung dieser Fähigkeit bei unseren Vorfahren als wichtigen Schritt in der Evolution des menschlichen Gehirns. Auch in der menschlichen Indiviualentwicklung treten ähnliche Fähigeiten erst spät auf. Babys beginnen ungefähr im Alter von 18 Monaten, Werkzeuge zu benutzen. Jedoch fangen sie erst im Alter von ca. fünf Jahren an, neue Werkzeuge zu erfinden, um ein bestimmtes Problem zu lösen. Das Gehirn muss sich die neuen Objekte dafür vermutlich zunächst in Gedanken vorstellen und dann die Ausführung planen. Archäologische Funde deuten darauf hin, dass Verbundwerkzeuge erst spät in der kulturellen Entwicklung des Menschen aufgetaucht sind und möglicherweise mit der Entwicklung von komplexem Bewusstsein und Sprache einhergehen.

Für geschickten Werkzeuggebrauch sind auch Geradschnabelkrähen (Corvus moneduloides) bekannt. Wissenschaftler um Auguste von Bayern vom Max-Planck-Institut für Ornithologie Seewiesen und Alex Kacelnik von der Universität Oxford wollten nun wissen, ob die Krähen auch in der Lange sind, Verbundwerkzeuge herzustellen, um an Futter außer Reichweite zu gelangen.

Dazu haben sie in ihrer Studie, die heute in der Fachzeitschrift Scientific Reports erschien, acht Geradschnabelkrähen eine Kiste präsentiert, die diese zuvor noch nie gesehen hatten. Sie enthielt einen kleinen Behälter mit einem Leckerbissen, der hinter einer durchsichtigen Tür mit einem Spalt für die Schnäbel nicht zu erreichen war. Zu Beginn der Versuchsreihe stand den Tieren ein langer Stab zur Verfügung, den sie durch den Spalt in die Kiste stecken konnten, um damit das Futter durch eine seitliche Öffnung heraus zu schieben. Alle acht Vögel schafften das ohne Schwierigkeiten. Dann platzierten die Wissenschaftler das Futter nach hinten in die Box und stellten den Krähen verschiedene längliche und hohle Elemente zur Verfügung, die diese zusammenstecken konnten. Für sich alleine waren sie aber zu kurz, um bis zum Futter zu reichen.

Am Ende des Experiments mit fünf Schwierigkeitsstufen blieb immerhin noch ein Vogel übrig, der Werkzeuge aus drei und sogar vier Einzelteilen bastelte. „Dieses Ergebnis ist bemerkenswert, denn die Geradschnabelkrähen bekamen keine Hilfe und auch kein Training, um diese Werkzeuge zu bauen, sie haben ganz alleine herausgefunden, wie sich das Problem lösen lässt“, sagt Auguste von Bayern, Erstautorin der Studie.

Die zugrundeliegende mentale Verarbeitung konnten die Forscher mit diesem Versuch jedoch nicht klären. Alex Kacelnik von der Universität Oxford sagt: „Die Ergebnisse zeigen, dass diese Tiere ausgeprägte flexible Fähigkeiten haben, mit denen sie in der Lage sind, neuartige Probleme schnell zu lösen. Eventuell simulieren sie das Problem, in dem sie mögliche Abläufe im Gehirn wieder und wieder durchspielen. Haben sie eine funktionierende Möglichkeit entdeckt, führen sie diese dann aus.“

Die Tatsache, dass Geradschnabelkrähen Verbundwerkzeuge erstellen können, bedeutet aber nicht, dass die zugrunde liegenden Prozesse im Gehirn die gleichen sein müssen, wie bei Menschen oder Menschenaffen. Für die Wissenschaftler eröffnet sich aber damit eine Möglichkeit, die gedanklichen Prozesse, die für das Erfinden und den Bau von neuen Werkzeugen nötig sind, weiter zu erforschen.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Dr. Auguste von Bayern
Max-Planck-Institut für Ornithologie, Seewiesen
Email: avbayern@orn.mpg.de
Telefon: +49 178 555 333 9

Originalpublikation:
A.M.P. von Bayern, S. Danel, A.M.I. Auersperg, B. Mioduszewska, A. Kacelnik. Compound tool construction by New Caledonian crows. Scientific Reports, 24. Oktober 2018.
www.nature.com/articles/s41598-018-33458-z (frei verfügbar)

Weitere Informationen:
https://www.youtube.com/watch?v=EryZPmOxwC0

Quelle: idw

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Frauen an der Spitze bringen Teams zu besseren Leistungen

Mark Fallak Presse und Kommunikation
IZA – Institut zur Zukunft der Arbeit

Arbeitsgruppen unter weiblicher Leitung erzielen bessere Prüfungsergebnisse. Trotzdem beurteilen männliche Teammitglieder die Führungsleistung von Frauen schlechter. Das sind die Ergebnisse einer Studie, die das Bonner Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit (IZA) jetzt veröffentlicht hat. Grundlage war ein breit angelegtes Teamwork-Feldexperiment an einer italienischen Universität.

Das Experiment umfasste 430 Studierende, die sich freiwillig entschieden hatten, einen Teil ihrer Prüfung als Teamarbeit zu absolvieren. Die Zusammensetzung der Dreierteams und die Führungsrolle wurden ausgelost. So konnten die Forscher den Effekt unterschiedlicher Geschlechterkonstellationen in einem realen Arbeitsumfeld messen. Bislang waren Teamwork-Experimente meist nur unter Laborbedingungen durchgeführt worden.

Die Teamleitungen hatten die Aufgabe, gemeinsame Arbeitstreffen zu organisieren und die Vorbereitung auf die Abschlussprüfung zu koordinieren. Bei gutem Abschneiden ihres Teams wurden sie für ihren Mehraufwand mit Extrapunkten belohnt.

Trotz gleichem Zeiteinsatz erzielten die frauengeführten Teams signifikant bessere Abschlussnoten. Ausschlaggebend waren die individuellen Leistungen der Teammitglieder. Insbesondere Frauen liefen unter weiblicher Führung zu besserer Form auf. Dieser Effekt war den Teamleiterinnen gar nicht bewusst – sie beurteilten ihre eigene Führungsleistung nicht besser als männliche Teamleiter.

Die Teamleiterinnen selbst erbrachten hingegen schwächere Prüfungsleistungen als weibliche Teammitglieder. Die Forscher vermuten, dass Frauen mehr Zeit zum Wohle der Gruppe investierten, etwa durch betreuende und koordinierende Tätigkeiten, auch wenn dabei ihr eigenes Lernpensum zu kurz kam. Dafür spricht auch, dass Teamleiterinnen ihre Aufgabe als besonders zeitintensiv empfanden und das Engagement der anderen Teammitglieder kritischer beurteilten als Männer.

Die Teilnehmerbefragung im Anschluss an das Experiment ergab außerdem, dass die weiblichen Teamleitungen von männlichen Teammitgliedern tendenziell schlechter bewertet wurden. „Männer scheinen immer noch Vorbehalte gegen weibliche Führung zu haben, obwohl – oder vielleicht gerade weil – diese sich als besonders effektiv erweisen kann“, sagt IZA-Fellow Vincenzo Scoppa von der Universität Kalabrien, der die Studie gemeinsam mit Maria De Paola (ebenfalls Universität Kalabrien und IZA) sowie Francesca Gioia von der Universität Mailand verfasst hat.

Den Autoren zufolge profitierten frauengeführte Teams im untersuchten Beispiel vom uneigennützigen Engagement der Teamleiterinnen sowie deren Organisations- und Motivationstalent. Diese „typisch weiblichen“ Eigenschaften gewännen in modernen, von Kooperation geprägten Arbeitsumgebungen zunehmend an Bedeutung. In anderen Kontexten könnten jedoch auch „typisch männliche“ Führungseigenschaften wie Selbstbewusstsein und Durchsetzungsvermögen durchaus vorteilhaft sein, heißt es in der Studie.

Download des IZA-Forschungspapiers (nur in englischer Sprache verfügbar):
Maria De Paola, Francesca Gioia, Vincenzo Scoppa:
„Teamwork, Leadership and Gender“
IZA Discussion Paper No. 11861
http://ftp.iza.org/dp11861.pdf

Pressekontakt:
Mark Fallak
Head of Communications, IZA
E-Mail: fallak@iza.org
Tel.: (0228) 3894-223

Quelle: idw

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Hohe Akzeptanz für Seilbahnen in Innenstädten

Michael Brauns Pressestelle
Universität der Bundeswehr München

Wie können Städte den weiter steigenden Verkehr besser in den Griff bekommen?

Das Transportmittel der Zukunft für Innenstädte könnte die Seilbahn sein. Metropolen wie Ankara, La Paz oder Portland nutzen sie bereits als Verkehrsmittel. In München steht dies auch zur Diskussion. Leise, umweltfreundlich und billiger als die U-Bahn.

Der Verkehrsexperte Prof. Klaus Bogenberger von der Universität der Bundeswehr München untersuchte mit seinem Team die Akzeptanz von urbanen Seilbahnen bei den Einwohnern im Großraum München.

Die Umfrage wurde vom 02.05.2018 bis 15.06.2018 online durchgeführt. Insgesamt haben mehr als 700 Personen an der Umfrage teilgenommen, von denen 70% angegeben haben, in München zu wohnen oder zu arbeiten. Zwischen 9 und 86 Jahren waren alle Altersgruppen vertreten. Das Durchschnittsalter der Teilnehmer liegt bei 40,7 Jahren.

Eine große Mehrheit von 87% gab an urbane Seilbahnen nutzen zu wollen. 7,3% der Befragten gaben an, im Allgemeinen nicht dazu bereit zu sein den öffentlichen Nahverkehr zu nutzen. Zudem gaben weitere 5,7% an, im Allgemeinen nicht bereit zu sein eine urbane Seilbahn zu nutzen.
Als Hauptgründe für die Ablehnung einer Seilbahn wurden die Zerstörung des Stadtbilds sowie Angst (Höhenangst und Platzangst) genannt. Den übrigen Teilnehmern wurden verschiedene Szenarien vorgestellt, in denen sie sich zwischen zwei Routenvorschlägen entscheiden müssten: Eine mit Seilbahn und eine ohne. Die Szenarien unterschieden sich neben den Transportmodi auch in Fahrtzeit und in Anzahl der Umstiege.

Lieber Seilbahn als Bus
Im Augenblick wird der Streckenabschnitt zwischen Oberwiesenfeld und Studentenstadt von verschiedenen Bussen bedient. Im direkten Vergleich zwischen einer Strecke mit dem Bus oder mit einer Seilbahn haben 85 % der Teilnehmer angegeben, dass sie bei gleicher Reisezeit eine Seilbahnfahrt einer Busfahrt vorziehen würden. Selbst wenn der Bus bis zu sechs Minuten schneller ist als die Seilbahn, würden die Teilnehmer mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 % die Seilbahn bevorzugen.

Knapp ein Drittel (32,7%) der Teilnehmer gaben an, dass sie sogar einen zusätzlichen Umstieg (von Seilbahn auf Tram oder U-Bahn) in Kauf nehmen würden, um eine Busfahrt bei gleicher Reisedauer zu vermeiden.

Wenn durch die Seilbahnfahrt ein Umstieg vermieden werden kann (z.B. von U-Bahn zu U-Bahn, oder von Tram zu U-Bahn) würden bei gleicher Reisezeit 90,8% die Seilbahn bevorzugen. Bei einer Zeitdifferenz bis knapp 8 Minuten ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Fahrgast die Seilbahn nutzt gleich der Wahrscheinlichkeit, dass er eine Alternativroute wählt, bei der er von U-Bahn zu U-Bahn wechseln muss.

Universität der Bundeswehr München
Michael Brauns
Pressesprecher
Werner Heisenberg Weg 39
85577 Neubiberg
Tel.: 089/6004-2004
Fax: 089/6004-2009

Quelle: idw

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Blutdruckgeräte im Test – oder: wer prüft eigentlich was?

Dr. Bettina Albers Geschäftsstelle
Deutsche Hochdruckliga

Die Stiftung Warentest hat heute die Ergebnisse des neuen Tests von Blutdruckmessgeräten veröffentlicht. Von den getesteten Geräten wurde nur ein Gerät für gut befunden. Die Messgenauigkeit der geprüften Geräte wurde maximal mit befriedigend eingestuft. Die Deutsche Hochdruckliga verwendet ein anderes Verfahren zur Bewertung der Qualität von Blutdruckmessgeräten. Beide Verfahren sind nicht vergleichbar. Dennoch begrüßt die Hochdruckliga die Veröffentlichung der Stiftung Warentest. „Dadurch wird die Blutdruckmessung in den Fokus der öffentlichen Wahrnehmung gerückt.“

Die Stiftung Warentest ist die bekannteste gemeinnützige Verbraucherorganisation in Deutschland. Sie testet und vergleicht verschiedene Produkte und hat sich damit deutschlandweit einen Namen gemacht. Heute wurden die Ergebnisse eines neuen Tests von Blutdruckmessgeräten zur Selbstmessung veröffentlicht [1] – die Testsieger sind jedoch nicht deckungsgleich mit den Geräten, die das Prüfsiegel der Deutschen Hochdruckliga e.V. DHL® | Deutschen Gesellschaft für Hypertonie und Prävention erhalten haben [2]. Was viele nicht wissen: Die Deutsche Hochdruckliga prüft auf Antrag der Gerätehersteller Blutdruckmessgeräte und verleiht ein Prüfsiegel für deren Messgenauigkeit. Die Tests finden durch unabhängige Prüfinstitute statt, welche dem Auftraggeber nicht benannt werden. Das Prüfinstitut muss bei seiner Validierung detaillierte Vorgaben bei der Prüfungsvorbereitung, Prüfungsdurchführung und Prüfungsauswertung beachten [3].

Wie lässt sich nun das Prüfsiegel der Deutschen Hochdruckliga mit dem Test der Stiftung Warentest vergleichen? Ganz einfach, gar nicht: Beide Organisationen testen anders und letztlich auch etwas Anderes. Die Deutsche Hochdruckliga testet einzig und allein die Messgenauigkeit, die Stiftung Warentest bewertet aber zusätzlich auch die Handhabung und Störanfälligkeit. Die Handhabung fließt sogar mit 30% in das Gesamtergebnis ein. Dazu zählen die Verständlichkeit der Gebrauchsanleitung, Anzeigen und Bedienelemente und die Batterie-/ bzw. Akkulaufzeit. Zur Störanfälligkeit gehört beispielsweise ein Falltest aus Tischhöhe. Es wird geschaut, ob das Gerät nach zwölf Stürzen aus Tischhöhe noch korrekt misst.

„All das steht nicht im Fokus unserer Testung, zumal viele dieser Dinge auch subjektiv sind. Der eine Anwender findet die eine Bedienoberfläche nutzerfreundlich, der andere präferiert eine andere. Für den anderen ist ein Messwertspeicher für zwei Personen wichtig. Der andere trägt die Werte sofort nach der Messung graphisch in sein Blutdrucktagebuch ein. Warum in einen Test einfließen muss, wie viel Schaden das Gerät nimmt, wenn es vom Tisch fällt, ist schwer nachzuvollziehen, solange vom Gesetzgeber keine Vorgaben hierzu kommen.“, erklärt Professor Bernhard Krämer, Mannheim, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Hochdruckliga e.V. DHL® | Deutschen Gesellschaft für Hypertonie und Prävention „Für uns Mediziner ist die Messgenauigkeit das wichtigste Kriterium. Bei näherer Betrachtung liegen die von der Stiftung Warentest geprüften Oberarmgeräte bei der Messgenauigkeit gar nicht so weit auseinander. Das deckt sich mit unseren eigenen Untersuchungen. Wir verzichten daher bewusst auf eine Benotung der von uns validierten Geräte. Das macht keinen Sinn. Geräte die bei uns nicht gelistet sind, wurden entweder nicht validiert bzw. wurden nicht erfolgreich validiert [4].

Die Hochdruckliga kritisiert auch, dass diese „weichen Kriterien“ vom „harten Kriterium“ der Messgenauigkeit ablenken. Ein Gerät, das nicht ganz so genau misst, aber evtl. einen Sturz vom Tisch gut übersteht und vom Tester als sehr bedienfreundlich eingestuft wird, könnte im Gesamtergebnis noch relativ zufriedenstellend abschneiden. Umgekehrt ist es möglich, dass messgenaue Geräte wegen einer schlechteren Beurteilung der Handhabung und Störanfälligkeit ebenfalls nur im Mittelfeld landen.

„Das ist am Ende auch der Grund, warum beide Tests nicht miteinander vergleichbar sind. Stellt man beide Tests gegenüber, so ist es, als vergleiche man Äpfel mit Birnen – beide Prüfverfahren haben unterschiedliche Kriterien“, so Professor Bernd Sanner, Wuppertal, Mitglied des Vorstands der Deutschen Hochdruckliga e.V. DHL® | Deutschen Gesellschaft für Hypertonie und Prävention und Sprecher der Sektion Hochdruckdiagnostik. Es kommt aber noch etwas dazu: Auch wenn man Äpfel mit Äpfeln vergleicht und nur die Messgenauigkeit beider Tests betrachtet, erkennt man Unterschiede bei der Erhebung. Aus Sicht der Deutschen Hochdruckliga sind mindestens 96 Personen erforderlich, um ein hinreichend sicheres Urteil abzugeben [5]. Von der Stiftung Warentest wurden die Geräte an lediglich 32 Probanden getestet, also deutlich weniger. Je grösser die Anzahl der Probanden, desto aussagekräftiger ist das Ergebnis. Statistiker sprechen auch vom Gesetz der großen Zahlen. Aus Sicht der Hochdruckliga wird auch der Patientensimulator abgelehnt. Es macht keinen Sinn, die Beschaffenheit der menschlichen Gefäße sowie das Pump- und Druckverhalten des Herzens künstlich nachzubilden. Die Messgenauigkeit von Blutdruckmessgeräten sollte unter realen Bedingungen an einer ausreichend großen Probandenzahl validiert werden.

„Dennoch sind wir froh, dass die Stiftung Warentest die Testung von Blutdruckgeräten durchführt. Die z.T. etwas unterschiedlichen Einstufungen einiger Geräte lassen sich im Großen und Ganzen mit den unterschiedlichen Messkriterien erklären, die angelegt wurden. Jeder Verbraucher muss für sich entscheiden, welche Prüfkriterien für ihn von Bedeutung sind. Wir sehen uns auch nicht im Prüfwettbewerb mit der Stiftung Warentest, sondern freuen uns darüber, dass sie auch Blutdruckmessgeräte testet. Denn dadurch wird die Blutdruckmessung in den Fokus der öffentlichen Wahrnehmung gelenkt. Das bei weitem größte Problem ist schließlich, dass auch heute noch zu wenig Menschen ihre Blutdruckwerte kennen und selbst Menschen mit zu hohen Werten nicht regelmäßig unter standardisierten Bedingungen ihren Blutdruck messen“, erklärt Professor Krämer.

Um vergleichbare Messwerte zu erhalten, ist die regelmäßige Messung mit der passenden Manschettengröße nach fünf minütiger Pause wichtig. Nur so lassen sich die individuellen Messwerte auch mit den Normwerten vergleichen. Bei der Selbstmessung sollte der obere (systolische) Wert nicht über 135 mm Hg liegen bzw. der untere (diastolische) Wert nicht unter 85 mm Hg. Morgens sollte vor der etwaigen Einnahme von blutdrucksenkenden Medikamenten gemessen werden. Der Messarm sollte nicht durch Kleidung oder Schmuck abgeschnürt sein. Zur Messung sollte man neben einem Tisch auf einem Stuhl sitzen und beide Beine auf den Boden stellen. Der Oberarm liegt bei der Oberarmmessung entspannt auf dem Tisch auf bzw. alternativ wird der Arm mit dem Handgelenksgerät entspannt auf Herzhöhe gehalten. Das geht am besten, wenn ein Kissen untergelegt wird. Dreißig Minuten vor der Messung sollten körperliche Aktivitäten vermieden werden. Während der Messung sollte man sich nicht bewegen und auch nicht sprechen. Wichtig ist auch, zweimal im Minutenabstand zu messen und den zweiten (meist niedrigeren) Wert aufzuschreiben. Bei unregelmäßigen Herzschlägen wird empfohlen, dreimal im Minutenabstand zu messen und den Durchschnitt zu notieren [6].

Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Kontakt/Pressestelle
Dr. Bettina Albers
albers@albersconcept.de
Telefon: 03643/ 776423
Mobile: 0174/ 2165629

Originalpublikation:

[4] The German Hypertension League (Deutsche Hochdruckliga) Quality Seal Protocol for blood pressure-measuring devices: 15-year experience and results from 105 devices for home blood pressure control.
Tholl, Ulrich; Lüders, Stephan; Bramlage, Peter; Dechend, Ralf; Eckert, Siegfried; Mengden, Thomas; Nürnberger, Jens; Sanner, Bernd; Anlauf, Manfred.
Blood Pressure Monitoring: August 2016 – Volume 21 – Issue 4 – p 197-205.
doi: 10.1097/MBP.0000000000000186

Weitere Informationen:

http://[1] https://www.test.de/shop/test-hefte/test_11_2018/
http://[2] https://www.hochdruckliga.de/messgeraete-mit-pruefsiegel.html
http://[3] https://www.hochdruckliga.de/tl_files/content/dhl/downloads/DHL-Anforderungen-Pr…
http://[5] https://www.hochdruckliga.de/tl_files/content/dhl/downloads/DHL-XXXXX-16-Pru%cc%…
http://[6] www.blutdruckmessen-aber-richtig.de

Quelle: idw

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Erwerbstätige im Rentenalter arbeiten nur zum Teil des Geldes wegen

Wolfgang Braun Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB)

Als Grund für eine Erwerbstätigkeit im Rentenalter geben Befragte einer repräsentativen Studie überwiegend soziale und persönliche Motive an: Jeweils rund 90 Prozent der erwerbstätigen Rentner haben Spaß bei der Arbeit, brauchen den Kontakt zu anderen Menschen oder wünschen sich weiterhin eine Aufgabe. Mehr als die Hälfte der Befragten nennt allerdings auch finanzielle Gründe für die Erwerbsarbeit. Das gilt insbesondere für Frauen, die nach eigenen Angaben häufiger als Männer auf einen Hinzuverdienst zur Altersrente angewiesen sind. Das geht aus einer aktuellen Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor.

In Deutschland ist weit mehr als ein Viertel aller Rentnerinnen und Rentner in den ersten drei Jahren nach Übergang in eine Altersrente erwerbstätig: Bei den Frauen beträgt der Anteil 31 Prozent, bei den Männern 28 Prozent.

Eine Beschäftigung bis zum Renteneintritt steigert die Wahrscheinlichkeit, auch nach dem Übergang in die Altersrente erwerbstätig zu sein. Bei den bis zuletzt erwerbstätigen Frauen ist diese Wahrscheinlichkeit fast doppelt so hoch wie bei den vormals nicht erwerbstätigen Frauen (41 Prozent gegenüber 26 Prozent). Bei den Männern liegen die entsprechenden Anteile bei 31 bzw. 24 Prozent.

Eine gute finanzielle Lage nach dem Renteneintritt geht bei Frauen wie bei Männern mit einer höheren Erwerbstätigenquote im Rentenalter einher. Während 29 Prozent der befragten Rentnerinnen bzw. 26 Prozent der befragten Rentner mit einem Einkommen unter 1.000 Euro erwerbstätig sind, erhöhen sich die Werte bei einem Einkommen von 2.500 Euro und mehr auf 58 bzw. 59 Prozent. Das zusätzlich erwirtschaftete Erwerbseinkommen ist bei den ermittelten Einkommensgrenzen von 1.000 bzw. 2.500 Euro nicht enthalten.

Unter den nicht erwerbstätigen Rentenbeziehern würden 13 Prozent aller Frauen und 20 Prozent der Männer gerne eine Erwerbsarbeit aufnehmen. „Politik und Betriebe sollten mit flexiblen Regelungen günstige Rahmenbedingungen schaffen, damit Erwerbswünsche im Rentenalter besser realisiert werden können“, heißt es in der Studie. So könnte beispielsweise in Tarifverträgen generell auf die Festlegung einer automatischen Beendigung des Arbeitsverhältnisses mit Erreichen der Regelaltersgrenze verzichtet werden.

Die IAB-Studie beruht auf den Angaben von rund 1.000 Personen im Alter von 58 bis 69 Jahren.

Weitere Informationen:
http://doku.iab.de/kurzber/2018/kb2418.pdf

Quelle: idw

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Biologisch abbaubares Plastik

Jasmin Bauer Hochschulkommunikation
Technische Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm

Forschungsprojekt der TH Nürnberg generiert eine Alternative für herkömmliche Kunststoffe

Kunststoffe sind aus dem alltäglichen Leben nicht mehr wegzudenken. Die Auswirkungen sind jedoch fatal, wenn sie in die Kreisläufe der Umwelt gelangen. Prof. Dr. Stephanie Stu-te von der Fakultät Verfahrenstechnik der TH Nürnberg forscht an biobasiert hergestellten Kunststoffen, die biologisch abbaubar sind. In ihrem Projekt „Biobasierte Herstellung des biologisch abbaubaren Bio-Kunststoffes Polybuttersäure“ entwickelt sie ein kontinuierli-ches und damit wirtschaftlicheres Herstellungsverfahren für den Bio-Kunststoff Polybuttersäure. Die Staedtler-Stiftung fördert das Projekt mit 40.000 Euro.

Kunststoffe finden sich in allen Lebensbereichen. Für die Herstellung verbraucht die Industrie wertvolle Ressourcen wie Erdöl. Besonders problematisch ist die Verwendung von Kunststoffen für Verpackungen mit einmaliger Nutzung. Der Plastikmüll landet oft in der Umwelt. Ein Resultat daraus ist die größte Müllinsel im Pazifik, die 80.000 Tonnen Plastik umfasst und mit 1,6 Millionen Quadratkilometern mehr als viermal so groß wie Deutschland ist. Das Folgenschwere daran ist, das beispielsweise PET-Flaschen rund 450 Jahre brauchen, bis sie im Wasser zerfallen und als Mikroplastik auf den Meeresgrund sinken.

Die Bundesregierung zählt in ihrer „Hightech-Strategie 2020 für Deutschland. Ideen. Innovation. Wachstum.“ die Biotechnologie zu den Schlüsseltechnologien für eine zukunftsfähige deutsche Wirtschaft. Vor diesem Hintergrund forscht Prof. Dr. Stephanie Stute von der Fakultät Verfahrenstechnik an der TH Nürnberg an biobasiert hergestellten Kunststoffen, die biologisch abbaubar sind. In ihrem Projekt „Biobasierte Herstellung des biologisch abbaubaren Bio-Kunststoffes Poly-buttersäure“ entwickelt sie ein kontinuierliches und damit wirtschaftlicheres Herstellungsverfahren für den Bio-Kunststoff Polybuttersäure (PHB). „Die Polybuttersäure ist ein farbloser Polyester und gilt als vielversprechendster Ersatz für petrochemische Polymere. Bisher sind die Herstellungskos-ten für diesen Bio-Kunststoff sehr hoch, weshalb die Industrie ihn noch nicht im großen Maßstab einsetzt“, so Prof. Dr. Stephanie Stute. Das derzeitige Herstellungsverfahren von Polybuttersäure durch Bakterien kann hinsichtlich der Produktivität noch deutlich verbessert werden.

Viele Bakterien-Arten lagern PHB als Speicherstoff in ihren Zellen ein. Um den Stoffwechselprozess der Bakterien bei der PHB-Synthese im großen Maßstab nutzen zu können, ist es erforder-lich, für die Anzucht der benötigten Bakterienzellen und für die nachfolgende PHB-Produktion un-terschiedliche Prozessbedingungen technisch zu realisieren. „Eine rasche Zellteilung und das da-mit verbundene mikrobiologische Wachstum sind nur bei einer optimalen Versorgung der Bakteri-enzellen mit Nährstoffen und Sauerstoff möglich. Für die Einlagerung von Polybuttersäure benöti-gen die Bakterien allerdings Mangelbedingungen“, erklärt Prof. Dr. Stephanie Stute. Der neue An-satz basiert auf zwei hintereinandergeschalteten Bioreaktoren, die kontinuierlich unter Zulauf von Nährstoffen betrieben werden. In der ersten Stufe herrschen optimale Wachstumsbedingungen. In der zweiten Stufe wird gezielt ein Nährstoffmangel eingestellt, so dass die Einlagerung von PHB in den Bakterien beginnt und durch den Zulauf ausgewählter Nährstoffe verstärkt wird. Die Bakterien bilden so große Mengen des Produkts. Am Auslauf des zweiten Bioreaktors trennt das Team von Prof. Dr. Stephanie Stute die Bakterienzellen vom Nährmedium ab und bereitet das Produkt PHB aus den Bakterienzellen auf. Das Bakterium C. necator lagert beispielsweise PHB von bis zu 80 Prozent der Biotrockenmasse ein und bietet damit das Potenzial zur Massenproduktion. Die Kos-ten für die benötigten Rohstoffe können einen Großteil der Gesamtkosten betragen, so dass die Nutzung von kostengünstigen industriellen Restströmen von großem Interesse ist. Pro Tonne her-gestelltem Biodiesel entstehen etwa 100 kg Rohglycerin, das die Industrie in Deutschland häufig nur gegen niedriges Entgelt verkaufen kann oder sogar kostenpflichtig entsorgen muss. Das Roh-glycerin steht daher in ausreichender Menge zur Verfügung, und hat das Potenzial die Produkti-onskosten des Bio-Kunststoffs erheblich zu reduzieren. Prof. Dr. Stephanie Stute generiert auf der Basis dieses Reststoffs ein wirtschaftliches Herstellungsverfahren für PHB, um dadurch biobasier-te und biologisch abbaubare Kunststoffe zu produzieren. Das Projekt „Biobasierte Herstellung des biologisch abbaubaren Bio-Kunststoffes Polybuttersäure“ wird mit 40.000 Euro von der Staedtler-Stiftung gefördert und markiert den Startpunkt der Forschungsarbeiten im Fachgebiet Bioverfah-renstechnik an der TH Nürnberg – ein Beitrag zu einer nachhaltigen und wissensbasierten Wirtschaftsform.

Quelle: idw

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Von Antitranspirantien mit Aluminium bis Zahnpasta mit Zinksalzen: 50 Jahre Kosmetik-Kommission

Dr. Suzan Fiack Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR)

Externe, ehrenamtliche Sachverständige beraten das BfR zu wissenschaftlichen Fragen hinsichtlich der Inhaltsstoffe von kosmetischen Mitteln

Anlässlich des 50-jährigen Bestehens der Kosmetik-Kommission hat das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) am 16. Oktober 2018 das Symposium „50 Jahre Kosmetik-Kommission: Wissenschaft im Dienste des Verbraucherschutzes“ veranstaltet. Auf ihrer Jubiläumssitzung befassten sich die Expertinnen und Experten mit wissenschaftlichen Fragen zur allergischen Reaktion der Haut auf kleinmolekulare Substanzen, wie sie in kosmetischen Mitteln enthalten sein können, mit hormonell wirksamen Substanzen in Sonnenschutzmitteln sowie mit Methoden zur Bestimmung des Lichtschutzfaktors von Sonnenschutzmitteln. „Die Themenauswahl zeigt, wie breit die Kommission fachlich aufgestellt und zusammengesetzt ist“, sagt BfR-Präsident Professor Dr. Dr. Andreas Hensel. Die Beratungsergebnisse und Empfehlungen der Kommission spiegeln den neuesten Wissensstand auf dem Gebiet der kosmetischen Mittel wider. „Ich freue mich, dass wir diesen exzellenten Sachverstand nun schon seit 50 Jahren nutzen können“, so Hensel weiter. 1968 tagte die Kommission für kosmetische Erzeugnisse – wie sie damals hieß – zum ersten Mal beim damaligen Bundesgesundheitsamt.

Aufgabe der Kommission ist es, sich mit aktuellen Fragen zu möglichen gesundheitlichen Risiken kosmetischer Mittel sowie der Regulation und Fortschreibung der EU-Kosmetik-Verordnung und ihrer Anlagen zu befassen. Auch im Krisenfall soll das Expertinnen- und Expertennetzwerk dem BfR wissenschaftlich beratend zur Seite stehen.

In diesem Jahr hat sich die Kosmetikkommission beispielsweise mit der Wirkung von Sonnenschutzmitteln befasst. Sie sind wegen ihrer schützenden Wirkung vor Hautkrebs wichtige Produkte. Es wurde diskutiert, ob der Zusatz von Entzündungshemmern wie Bisabolol die experimentelle Bestimmung des Lichtschutzfaktors verfälscht, weil diese Stoffe die Hautrötung nach Sonneneinstrahlung verzögern. Die Beratung ergab, dass diese Annahme unbegründet war.

In der Kosmetikkommission wurde auch beraten, ob zinkhaltige Mundhygiene-Produkte wie Mundwasser und Zahnpasta bei ihrer Verwendung zu einer zu hohen Zinkaufnahme führen könnte. Aus Sicht der daraufhin erfolgten Risikobewertung des BfR kann die regelmäßige und längerfristige Verwendung von zinkhaltigem Mundwasser für Erwachsene gesundheitlich bedenklich sein, wenn darin das gesetzliche Zinkkonzentrations-Maximum ausgeschöpft wird. Das BfR hat daraufhin empfohlen, die zugelassenen Höchstkonzentrationen von Zink in Mundwasser zu verringern und dass Zahnpasta, die gezielt für Kinder ausgelobt wird, zinkfrei sein sollte bzw. Produkte für Erwachsene entsprechend gekennzeichnet werden.

Allergien sind wegen des oft langen Hautkontaktes von Kosmetika auch nach 50 Jahren Kommissionsarbeit noch ein wichtiges Thema der Kommission. So hat sie sich z. B. gegen die Verwendung des Begriffs „hypoallergen“ in Kosmetikwerbung ausgesprochen, da dieser teilweise mit „löst keine Allergien aus“ gleichgesetzt wird, obwohl der Begriff tatsächlich nur beinhaltet, dass bei weniger Menschen Allergien auftreten.

Die Kommission hat das BfR auch zum Thema Aluminium in Antitranspirantien beraten und einen wichtigen Beitrag zu der Thematik geleistet. In seiner anschließenden Risikobewertung kam das BfR zu dem Ergebnis, dass die regelmäßige Benutzung eines aluminiumhaltigen Antitranspirants über Jahrzehnte hinweg möglicherweise zu einer Erhöhung der Aluminiumbelastung des Körpers führt, die zu einem späteren Zeitpunkt zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen beitragen kann. Zur Abschätzung der Langzeitfolgen chronischer Aluminiumexpositionen fehlen dem BfR derzeit noch weitere wissenschaftliche Daten, um eine abschließende Risikobewertung durchführen zu können. Verbraucherinnen und Verbraucher können die Aluminiumaufnahme durch Antitranspirantien vor allem senken, indem diese nicht unmittelbar nach der Rasur bzw. bei geschädigter Achselhaut verwendet werden. Es kann auch ein Deodorant ohne Aluminiumsalze verwendet werden.

Die Geschäftsführung der Kosmetik-Kommission hat das BfR inne. Die Kommission besteht aus 16 berufenen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Universitäten, den Länderbehörden, der Industrie und anderen Bereichen sowie aus benannten Sachverständigen, die bei Bedarf für spezifische und fachübergreifende Fragestellungen hinzugezogen werden können. Sie tagt turnusmäßig zwei Mal im Jahr. Mit dem Scientific Committee on Consumer Safety (SCCS), dem wissenschaftlichen Expertengremium, welches die EU-Kommission zu Fragen der Sicherheit von Verbraucherprodukten berät, besteht seit langen Jahren ein enger wissenschaftlicher Austausch. Alle Kommissionsprotokolle werden auf der BfR-Internetseite veröffentlicht. Die Risikobewertungen des BfR werden aber allein von eigenen Beschäftigten des Instituts erarbeitet. Kommissionsempfehlungen haben für das BfR allein beratenden Charakter.

Die Kosmetikkommission ist eine von 15 BfR-Kommissionen. Jede BfR-Kommission beruft für vier Jahre über ein offenes Ausschreibungs- und Bewerbungsverfahren ihre Mitglieder, die sich durch wissenschaftliche Expertise auf ihrem jeweiligen Fachgebiet auszeichnen. Die Kommissionsmitglieder sind hinsichtlich ihrer Kommissionsarbeit zur Unparteilichkeit verpflichtet. Um eventuellen Interessenkonflikten zu einzelnen Sitzungsthemen vorzubeugen, werden diese transparent abgefragt und in jedem Protokoll offengelegt.

Über das BfR
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ist eine wissenschaftlich unabhängige Einrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Es berät die Bundesregierung und die Bundesländer zu Fragen der Lebensmittel-, Chemikalien- und Produktsicherheit. Das BfR betreibt eigene Forschung zu Themen, die in engem Zusammenhang mit seinen Bewertungsaufgaben stehen.

Quelle: idw

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Arbeitszeit: Beginnt der Job im Zug?

Melanie Hahn Presse & Öffentlichkeitsarbeit
Hochschule Fresenius

Viele Arbeitnehmer pendeln täglich zur Arbeit oder gehen auf Dienstreisen. Unklar ist häufig, ob diese Wege bereits zur vergütungspflichtigen Arbeitszeit zählen. In einem aktuellen Rechtsstreit hatte ein Arbeitnehmer geklagt: Er wurde von seinem Arbeitgeber auf eine Baustelle in den Nordosten Chinas geschickt, wofür er die volle Reisezeit als Überstunden ausbezahlt haben wollte. Das Bundesarbeitsgericht gab ihm heute im Grundsatz Recht: Der Arbeitgeber muss für die erforderliche Reisezeit zahlen. Was Arbeitnehmer im Einzelfall tatsächlich als Arbeitszeiten anrechnen können, erläutert Prof. Dr. Michael Fuhlrott, Arbeitsrechtler und Professor an der Hochschule Fresenius.

„Grundsätzlich ist zwischen der „vergütungsrechtlichen“ und der „arbeitszeitrechtlichen“ Arbeitszeit des Arbeitsschutzrechts zu unterscheiden werden“, erklärt Prof. Dr. Fuhlrott. Ersteres betreffe die Frage, für welche Zeiten der Arbeitnehmer entlohnt wird. Hier bestehe Gestaltungsspielräume für den Arbeitgeber. Letzteres beziehe sich auf die Frage, wie lange der Arbeitnehmer arbeiten darf und wann er zwingend Pausen machen oder Ruhezeiten einlegen muss. Insoweit – aus Gründen des Arbeitnehmerschutzes – habe der Arbeitgeber hinsichtlich der Arbeitszeitregelung kaum Gestaltungsspielraum. „Für „Vollarbeit“ ist der Arbeitnehmer natürlich zu vergüten und diese zählt auch als arbeitsschutzrechtliche Arbeitszeit“, so Fuhlrott. „Bei anderen Tätigkeiten, die nur mittelbar mit der eigentlichen Arbeitsleistung zusammenhängen, wie etwa Reisezeiten, Umkleidezeiten oder Rufbereitschaft können allerdings abweichende Regelungen getroffen werden“.

Kriterium: Beanspruchung des Arbeitnehmers durch die Tätigkeit?
Gerade bei Reisezeiten komme es darauf an, inwieweit der Arbeitnehmer durch die Tätigkeit beansprucht wird. „Führt der Arbeitnehmer selbst einen PKW, kann er nicht abschalten. Diese Zeit ist dann auch als Arbeitszeit zu vergüten. Nimmt der Arbeitnehmer hingegen für die Anreise die Bahn und kann während der Fahrt ein privates Buch lesen oder einen Kaffee im Bordbistro trinken, so ist die Beanspruchung des Arbeitnehmers gering. Diese Zeit zählt für Ruhepausen und Höchstarbeitszeitgrenzen nicht mit. Der Arbeitgeber kann hier mit dem Arbeitnehmer Regelungen treffen, wonach diese Zeit nicht zu vergüten ist. Üblich sind auch Pauschalierungsabsprachen, wonach Tage mit kompletter Reisetätigkeit etwa pauschal mit acht Arbeitsstunden berechnet werden“, erläutert der Arbeitsrechtler. Entscheidend sei hier aber auch der Einzelfall – basierend auf der Frage, was der Arbeitnehmer während der Reise macht: „Liest der Arbeitnehmer etwa eine Akte in der Bahn zur Vorbereitung auf einen späteren Termin, handelt es sich klar um Arbeitszeit“, so Fuhlrott.

Aktueller Fall des BAG: Erforderliche Reisezeit ist zu vergüten
Die Richter des Bundesarbeitsgerichts gaben dem klagenden Arbeitnehmer heute im Grundsatz Recht: Entsendet ein Arbeitgeber einen Arbeitnehmer vorübergehend ins Ausland, erfolgen die Reisen zur auswärtigen Arbeitsstelle und von dort zurück ausschließlich im Interesse des Arbeitgebers, so das BAG (PM Nr. 51/2018 / BAG, Urt. v. 17.10.2018, Az.: 5 AZR 553/17). Erforderlich sei aber nur die Zeit, die für einen Flug in der Economy-Klasse anfalle. Da der Arbeitnehmer einen Business-Klasse Flug gebucht hatte, der einen Zwischenstopp aufwies und damit länger andauerte, muss das Landesarbeitsgericht den Sachverhalt weiter aufklären und sodann erneut entscheiden.

Der Weg zur Arbeitsstätte ist grundsätzlich Privatsache
Wie der Arbeitnehmer hingegen täglich zu seinem Büro gelange, sei seine Privatsache. Diese Fahrtzeit werde nicht vergütet – der Arbeitnehmer dürfe entsprechend auch frei wählen, wo er wohnt, führt Fuhlrott weiter aus. „Für Arbeitnehmer, die auf wechselnden Arbeitsstätten, etwa Baustellen eingesetzt werden, gelten hingegen andere Vorgaben. Hier beginnt die Arbeitszeit oftmals mit dem Erreichen des Betriebsgeländes, von dem aus der Weg zur aktuellen Arbeitsstätte angetreten wird“, so der Jurist.

Der Autor Prof. Dr. Michael Fuhlrott ist Professor für Arbeitsrecht an der Hochschule Fresenius sowie Fachanwalt für Arbeitsrecht und Partner bei der Kanzlei FHM – Fuhlrott Hiéramente & von der Meden Partnerschaft von Rechtsanwälten mbB in Hamburg.

Weitere Informationen:
http://www.hs-fresenius.de

Quelle: idw

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Kinder sollten Wasser trinken!

Giulia Roggenkamp Pressestelle
Stiftung Kindergesundheit

Stiftung Kindergesundheit rät dringend zur Einschränkung des Konsums von zuckerhaltigen Limos, Colas und Energydrinks, um die Fettsucht-Welle zu stoppen

Marco ist ein durchschnittlicher deutscher Teenager. Er trinkt durchschnittlich einen knappen halben Liter Cola am Tag. Auch seine Freunde im Alter zwischen 11 und 13 Jahren trinken jeden Tag durchschnittlich 0,45 Liter Cola, Limo oder ein anderes zuckerhaltiges Getränk. Das bedeutet durchschnittlich 1.260 Kalorien pro Woche. Klingt eigentlich nicht nach besonders viel, ist es aber: Würde Marco statt Cola einfach nur Wasser trinken, wäre er schon nach 2,8 Wochen ein ganzes Pfund schlanker. Mit diesem fiktiven Beispiel macht die Stiftung Kindergesundheit auf die dickmachende Wirkung von zuckerhaltigen Getränken aufmerksam.

„Eine kürzlich publizierte Analyse von elf internationalen Studien kommt zu dem Ergebnis, dass ein regelmäßiger Konsum zuckerhaltiger Getränke für etwa ein Fünftel des Risikos der Fettleibigkeit im Kindes- und Jugendalter verantwortlich ist“, sagt Kinder- und Jugendarzt Prof. Dr. Berthold Koletzko, Ernährungsexperte der Universitäts-Kinderklinik München und Vorsitzender der Stiftung Kindergesundheit. „Auch Studien aus den USA folgern, dass dort rund 20 Prozent der Gewichtszunahmen der Bevölkerung allein auf das Konto zuckerhaltiger Getränke geht“.

Die Häufigkeit von Übergewicht und krankhafter Fettleibigkeit (Adipositas) hat in den letzten vier Jahrzehnten weltweit und auch in Deutschland alarmierend zugenommen. Die aktuellen Zahlen der bundesweiten Gesundheitsstudie KiGGS lassen keinen Durchbruch erkennen: Auch aktuell leidet fast jedes sechste Kind in Deutschland zwischen drei und 17 Jahren (15,3 Prozent der Mädchen und 15,6 Prozent der Jungen) unter Übergewicht. 5,9 Prozent (5,5 Prozent der Mädchen und 6,3 Prozent der Jungen) sind bereits krankhaft fettleibig. „Die Hoffnung vieler Eltern, dass sich das Problem mit dem Babyspeck im Laufe der Pubertät auswächst und dass auch aus einem pummeligen Backfisch später eine gertenschlanke junge Frau wird, ist leider trügerisch“, betont Professor Koletzko. „Aus dicken Kindern werden in aller Regel dicke Erwachsene.“

Weniger Einkommen, mehr Übergewicht
Besonders groß ist die Gefahr von Übergewicht für Kinder und Jugendliche aus bildungsfernen Familien, hebt Professor Koletzko hervor. Nach den aktuellen Zahlen der KiGGS-Studie sind Mädchen aus sozioökonomisch benachteiligten Familien im Vergleich zu Mädchen mit einem hohen sozioökonomischen Status 4,05-fach häufiger adipös. Bei Jungen aus benachteiligten Familien ist das Risiko sogar 4,4-fach höher (11,4 gegenüber 2,6 Prozent) als in Familien mit hohem Bildungsgrad und Einkommen.

Die Stiftung Kindergesundheit hat bereits zum wiederholten Male auf die dickmachende Wirkung von gezuckerten Getränken hingewiesen. Sie empfiehlt: Kinder sollten schon von klein auf lernen, Wasser zu trinken. Limonade, Cola-Getränke, gesüßte Tees oder Eistees, zuckerhaltige Fruchtsäfte, Fruchtnektare oder Fruchtsaftschorle sollten die Ausnahme bleiben und nicht die Regel. In Kindertagesstätten und Schulen sollten keine zuckerhaltigen Getränke angeboten werden.

Was spricht für eine Zuckerabgabe?
Die Stiftung spricht sich auch für die Einführung einer Abgabe auf gezuckerte Getränke aus. Ihre Begründung:

o Der höhere Preis würde den Konsum und dadurch das Risiko für Fettsucht, Fettleber und Karies in der Bevölkerung vermindern.
o Der Staat könnte die zusätzlichen Steuereinnahmen in die Förderung der öffentlichen Gesundheit investieren.
o Der Bevölkerung würde klar gemacht werden, dass gezuckerte Getränke nicht zur gesunden Ernährung gehören.
o Die Hersteller erhielten einen starken Anreiz, ihre Produkte mit weniger Zucker zu süßen und gesünderen Alternativen anzubieten.

Ein gutes Beispiel bietet Mexiko: Dort wurde bereits vor vier Jahren eine Steuer von einem Peso pro Liter gezuckerter Getränke eingeführt. Professor Koletzko: „In diesem Land mit besonders häufigem Auftreten von Adipositas bei Kindern und Erwachsenen führte die Steuer zu einer Abnahme des Verkaufs gezuckerter Getränke um 6,3 Prozent, während der Absatz von abgepacktem Wasser um 16,2 Prozent stieg. Die stärksten Effekte wurden in Haushalten mit niedrigem und mittlerem Einkommen erzielt, die auch die höchste Häufigkeit von Fettsüchtigkeit aufweisen“.

Viele andere Länder folgten bereits dem Beispiel Mexikos. So werden gezuckerte Getränke bereits in Brunei, Katalonien, Portugal, Saudi-Arabien, Thailand, den Vereinigten Arabischen Emiraten und in fünf Städten der USA besteuert. In diesem Jahr wird die Steuer auch in Estland, Großbritannien, Irland, Südafrika und der Stadt Seattle (USA) eingeführt.

Dass die Besteuerung der Süßgetränke tatsächlich positive Auswirkungen auf die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen haben kann, beweist das Beispiel Großbritanniens, berichtet die Stiftung Kindergesundheit. Dort müssen Hersteller und Importeure seit April 2018 für zuckergesüßte Getränke Abgaben leisten. Für Getränke mit mehr als fünf bis maximal acht Prozent Zucker werden pro Liter 18 britische Pence und für Getränke mit mehr als acht Prozent Zucker 24 Pence veranschlagt. Wissenschaftler errechneten, dass durch diese Maßnahmen und den verminderten Zuckerkonsum mit Getränken in Großbritannien 144.000 weniger fettsüchtige Kinder und Erwachsene, 19.000 weniger auftretende Fälle von Diabetes Typ 2 und 270.000 weniger durch Karies geschädigte Gebisse pro Jahr erreicht werden können, mit entsprechend enorm hohen unmittelbaren Kosteneinsparungen im Gesundheitswesen.

Weniger Zucker? Es geht doch!
Der Zuckerkonsum der Briten ging aber schon kurz nach der Ankündigung einer Besteuerung deutlich zurück. Wie das? Um von der günstigeren Steuerstufe zu profitieren, haben viele Hersteller haben den Zuckeranteil ihrer Produkte so reduziert, dass für sie nur eine geringere oder gar keine Besteuerung gilt. So hat beispielsweise Coca-Cola in Großbritannien den Zuckergehalt von Fanta von 6,9 auf 4,6 Gramm pro 100 ml und von Sprite von 6,6 Gramm auf 3,3 Gramm gesenkt. Auch Supermarktketten haben den Zuckergehalt vieler Eigenmarken unter die Fünf-Gramm-Grenze gesenkt.
In Deutschland dagegen beträgt der durchschnittliche Zuckergehalt der zuckergesüßten Getränke nach aktuellen Erhebungen von Foodwatch 7,3 Prozent. Das sind nach wie vor etwa sechs Zuckerwürfel je 250 ml Glas.

„Übergewicht wird sowohl durch Essen und Trinken als auch durch das Bewegungsverhalten beeinflusst. In der Praxis allerdings ist der relative Anteil der Bewegung daran deutlich geringer als die Bedeutung der Ernährung“, führt Professor Berthold Koletzko aus. Der Münchner Ernährungsexperte verdeutlicht das am fiktiven Beispiel von Carlo, der im Durchschnitt täglich 450 ml zuckerhaltige Getränke zu sich nimmt. „Wenn er diese Menge gezuckerter Getränke durch von Wasser ersetzen würde, könnte Carlo in fünfeinhalb Wochen ein Kilogramm Gewicht einsparen. Dagegen müsste er 19 Wochen lang jede Woche eine Stunde zusätzlich Fußball spielen, um sein Gewicht um ein Kilogramm zu reduzieren. Für die gleiche Gewichtsänderung müsste er 33 Wochen lang eine Stunde zusätzlich Schwimmen oder fast 40 Wochen lang zusätzlich Fahrrad fahren“.

Wasser marsch – auch in der Schule!
Dass die Förderung des Wassertrinkens auch in Deutschland funktioniert, bewies die Trinkfit-Studie bei über 3.000 Grundschülern in Nordrhein-Westfalen. Die an der Studie beteiligten Kinder bekamen eigene Trinkflaschen und konnten sich an einem Trinkwasserspender jederzeit mit gesprudeltem oder stillem Trinkwasser versorgen, während die Abgabe zuckerhaltiger Getränke in der Schule unterbunden wurde. Den Kindern der Kontrollschulen wurden Flasche, Wasserspender und Unterrichtsmaterialien erst am Ende des Schuljahres zur Verfügung gestellt. Die Studie ergab: Wenn Kinder in der Schule regelmäßig und ausreichend Wasser trinken, reduziert sich ihr Risiko, übergewichtig zu werden. Insgesamt war bei den Kindern, die an der Aktion teilnahmen, das Risiko des Übergewichts um 31 Prozent geringer, als bei denen, die nicht beteiligt waren.

Eine Sonderabgabe auf zuckerhaltige Getränke, wie sie in Großbritannien, Mexiko und vielen anderen Ländern schon existiert, könnte auch in Deutschland die gesündere Getränkeauswahl erleichtern, betont die Stiftung Kindergesundheit. Professor Dr. Berthold Koletzko: „Wir hoffen sehr auf die Bereitschaft der Politik zu konsequenten Maßnahmen, denn die Lasten des heute bestehenden kindlichen Übergewichts für Krankheitsfolgen und eingeschränkte Lebenschancen sind enorm hoch. Allein die Gesundheitskosten für die heute in Deutschland übergewichtigen Kinder und Jugendlichen belaufen sich auf 1,8 Milliarden Euro. Es ist also höchste Zeit zum Handeln“.

Unabhängige und wissenschaftlich basierte Berichterstattung braucht Förderer:
Fördern auch Sie die Gesundheit unserer Kinder durch Ihre Spende, die in voller
Höhe den Projekten der Stiftung Kindergesundheit zugute kommt.

Mit einem Beitritt zum Freundeskreis der Stiftung Kindergesundheit können Sie die Arbeit der
Stiftung regelmäßig fördern.
Mehr Informationen hierzu finden Sie unter: www.kindergesundheit.de
Spendenkonto: HypoVereinsbank München
IBAN: DE41 7002 0270 0052 0555 20
SWIFT (BIC): HYVEDEMMXXX

Quelle: idw

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Multiresistente Keime aus Abwasser filtern – korrigierte Version

Monika Landgraf Strategische Entwicklung und Kommunikation – Gesamtkommunikation
Karlsruher Institut für Technologie

700 bis 800 Tonnen Antibiotika pro Jahr wurden 2014 laut dem Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit in Deutschland allein in der Humanmedizin eingesetzt, in der Veterinärmedizin wurden 2017 rund 730 Tonnen an Tierärzte abgegeben. Durch den hohen Einsatz von Antibiotika bilden aber immer mehr Bakterien Multiresistenzen, die eine medizinische Therapie bei einer Erkrankung erschweren. Über Abwässer gelangen die resistenten Erreger in die Umwelt und letztendlich zurück zum Menschen. Forschende des KIT untersuchen im Verbundprojekt HyReKA die Verbreitung der Bakterien und bewerten Maßnahmen wie die Ultrafiltration, um sie effektiv aus dem aufbereiteten Abwasser zu entfernen.

Multiresistente Bakterien haben als Überlebensstrategie gelernt, sich der Wirkung verschiedener Antibiotika zu entziehen – sie haben Abwehrmechanismen gebildet. Nicht alle sind für den Menschen gefährlich, doch können sie ihre Resistenzgene auch an krankmachende Erreger weitergeben. So gibt es immer mehr widerstandsfähige Keime in der Umwelt. „Wenn sich die Bakterien verbreiten, kommt der Mensch auch immer häufiger mit ihnen in Kontakt. Gehen wir nicht gegen die Verbreitung vor, gibt es am Ende immer weniger Antibiotika oder sogar keine Wirkstoffe, mit denen wir eine Erkrankung dieser Bakterien bekämpfen können“, sagt Professor Thomas Schwartz vom Institut für Funktionelle Grenzflächen (IFG) des KIT.

Der Mikrobiologe und sein Team untersuchen in Gewässern das Vorkommen und die Verbreitung klinisch relevanter Antibiotikaresistenzen und Bakterien, die vor allem für Menschen mit geschwächtem Immunsystem, Kleinkinder und alte Menschen eine Gefahr darstellen können. „Resistente Bakterien gelangen über das Abwasser von Kliniken und Pflegeheimen, häuslichen Bereichen, Schlachthöfen und Landwirtschaft in Kläranlagen. Hier konnten wir die Bakterien nicht nur in den Zuläufen, sondern auch in den Abläufen nachweisen“, so Schwartz. Die derzeitige Abwasseraufbereitung filtere also nur einen Teil der Bakterien heraus, der Rest werde mit dem aufbereiteten Wasser in Flüsse und Bäche geleitet.

Deshalb testen und bewerten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verschiedene Methoden für Kläranlagen, um gerade diese kritischen Erreger aus dem Wasser zu entfernen: eine Ultrafiltrationsanlage, eine Ozon- sowie eine UV-Behandlung, eine Kombination aus beiden und eine Aktivkohlebehandlung. „Bei der Ultrafiltration, bei der das Wasser durch extrem feine Membranstränge fließt, gelingt es uns, die antibiotikaresistenten Bakterien so weit zu reduzieren, dass wir sie kaum mehr nachweisen können. Mit der Ozonbehandlung – auch in Kombination mit UV-Strahlen – ist eine geringere, aber auch vielversprechende Reduktion der Keime möglich. Bei der Aktivkohle konnten wir keine effektive Veränderung, das heißt keine Reduktion, feststellen“, zeigt der Mikrobiologe die bisherigen Ergebnisse auf.

Innerhalb HyReKA wollen die Wissenschaftler die Ultrafiltrationsanlage serienreif machen und die Ozon- und UV-Behandlung weiter optimieren, um die Reduktionsleistung zu steigern. Die Forscherinnen und Forscher des KIT erstellen außerdem ein Bewertungskonzept für die einzelnen Verfahren, sodass die Untersuchungsparameter auch auf andere Maßnahmen zur Abwasserbehandlung anwendbar sind. „So könnten wir Kliniken, Pflegeheime oder auch landwirtschaftliche Bereiche, die ebenfalls aufgrund des hohen Einsatzes von Antibiotika ein hohes Risiko für resistente Bakterien vermuten lassen, mit diesen Techniken ausstatten, um auch die Belastungssituationen an kommunalen Kläranlagen zu reduzieren“, blickt Schwartz in die Zukunft.

HyReKA
HyReKA steht kurz für „Biologische beziehungsweise hygienisch-medizinische Relevanz und Kontrolle Antibiotika-resistenter Krankheitserreger in klinischen, landwirtschaftlichen und kommunalen Abwässern und deren Bedeutung in Rohwässern“. Der Forschungsverbund will einen aktiven Beitrag zum umweltbezogenen Gesundheitsschutz der Bevölkerung leisten. Zu seinen Zielen gehört, den Eintrag antibiotikaresistenter Bakterien und Antibiotikarückstände in die Umwelt zu untersuchen, deren Verbreitungswege, Risikopotenziale und Übertragungsrisiken abzuschätzen, technische Verfahren der Abwasseraufbereitung an Kläranlagen zu entwickeln und Handlungsempfehlungen zu formulieren. Der Verbund setzt sich aus Forschern verschiedener Fachrichtungen wie Medizin, Biologie, Geografie, Ingenieurwesen, Agrarwissenschaft, Lebensmitteltechnologie und Ernährungswissenschaft sowie Partnern aus kommunalen Wasserwirtschaftsbetrieben und der Industrie zusammen.

Zu den Forschungspartnern des Verbundprojektes HyReKA zählen neben dem KIT das Universitätsklinikum Bonn, die Universität Bonn, die Technische Universität Dresden, die RWTH Aachen, das Umweltbundesamt (UBA), das Technologiezentrum Wasser in Karlsruhe (TZW) und kommunale Partner, wie der Erftverband Bergheim, der Oldenburgisch-Ostfriesische Wasserverband (OOWV), der Zweckverband Klärwerk Steinhäule und der Industriepartner XYLEM Services GmbH.

Korrekturhinweis:
In der am 16. Oktober 2018 versandten Version dieser Presseinformation wurden leider veraltete Zahlen zum Anitbiotikagebrauch in Deutschland genannt. Wir bitten dies zu entschuldigen.

Im aktuellsten Bericht „GERMAP 2015: Antibiotika-Resistenz und -Verbrauch“ (Herausgegeben von Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit und Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie e.V. im Jahre 2016) wird angegeben, dass im Jahre 2014 1238 Tonnen Antibiotika an Tierärzte abgegeben wurden. „Die Gesamtmenge der im humanmedizinischen Bereich in Deutschland eingesetzten Antibiotika dürfte ca. 700-800 Tonnen pro Jahr betragen“, so der Bericht. Mehr dazu unter: https://www.bvl.bund.de/DE/05_Tierarzneimittel/05_Fachmeldungen/2016/2016_09_29_…

In seiner Pressemeldung vom 23.Juli 2018 gibt das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit an, dass die Menge der in der Tiermedizin abgegebenen Antibiotika in Deutschland im Jahr 2017 auf 733 Tonnen gesunken ist. Mehr dazu unter: https://www.bvl.bund.de/DE/08_PresseInfothek/01_FuerJournalisten_Presse/01_Press…

Weiterer Pressekontakt:
Sandra Wiebe, SEK-Gesamtkommunikation, Tel.: +49 721 608-21172, E-Mail: sandra.wiebe@kit.edu

Als „Die Forschungsuniversität in der Helmholtz-Gemeinschaft“ schafft und vermittelt das KIT Wissen für Gesellschaft und Umwelt. Ziel ist es, zu den globalen Herausforderungen maßgebliche Beiträge in den Feldern Energie, Mobilität und Information zu leisten. Dazu arbeiten rund 9 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf einer breiten disziplinären Basis in Natur-, Ingenieur-, Wirtschafts- sowie Geistes- und Sozialwissenschaften zusammen. Seine 25 500 Studierenden bereitet das KIT durch ein forschungsorientiertes universitäres Studium auf verantwortungsvolle Aufgaben in Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft vor. Die Innovationstätigkeit am KIT schlägt die Brücke zwischen Erkenntnis und Anwendung zum gesellschaftlichen Nutzen, wirtschaftlichen Wohlstand und Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen.

Diese Presseinformation ist im Internet abrufbar unter: http://www.sek.kit.edu/presse.php

Anhang
Multiresistente Keime aus Abwasser filtern
https://idw-online.de/de/attachment66949

Quelle: idw

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Test zeigt Erfolgsaussichten von Heuschnupfen-Therapien

Dr. Ulrich Marsch Corporate Communications Center
Technische Universität München

Eine spezifische Immuntherapie kann den Alltag für Allergiker deutlich angenehmer machen und langfristig vor Asthma schützen. Was dabei genau geschieht, ist jedoch unklar. Ein Team der Technischen Universität München (TUM) und des Helmholtz Zentrums München hat die Prozesse im Körper während einer dreijährigen spezifischen Immuntherapie untersucht. Die Forscherinnen und Forscher fanden dabei Hinweise darauf, warum die Allergieimpfung so viel Zeit benötigt und wie sich die Erfolgsaussichten schon früh bestimmen lassen.

Bei einer spezifischen Immuntherapie, früher Hyposensibilisierung genannt, geben Ärztinnen und Ärzte Injektionen mit den Substanzen, auf die der Körper allergisch reagiert, zumeist Pollen- oder Milbenextrakte. In der ersten Phase der Therapie erhöhen sie die Dosis nach und nach. Ist eine sogenannte Erhaltungsdosis erreicht, werden über einen längeren Zeitraum – in der Regel drei Jahre – Spritzen mit dieser Dosis gegeben. Wenn alles gut geht, sind die allergischen Reaktionen nach dieser Behandlung dauerhaft schwächer.

Bis heute ist unklar, was genau bei diesen Therapien im Körper geschieht. Ein Team um PD Dr. Adam Chaker, Leiter der Allergieambulanz an der Klinik und Poliklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde des TUM-Universitätsklinikums rechts der Isar und Prof. Carsten Schmidt-Weber, Leiter des Zentrum für Allergie und Umwelt (ZAUM) von TUM und Helmholtz Zentrum München, haben jetzt erstmals während einer Immuntherapie über drei Jahre das komplexe Wechselspiel verschiedener Zelltypen und Substanzen des menschlichen Immunsystems beobachtet.

Viele verschiedene Abwehrzellen beteiligt
Bislang hat sich die Allergie-Forschung besonders auf die Rolle verschiedener Typen sogenannter T-Zellen konzentriert. Pro-allergische T-Zellen (Th2- und auch Th17-Zellen), so das stark vereinfachte Modell, verstärken allergische Reaktionen im Körper, wenn sie auf bestimmte Substanzen treffen. Regulatorische T-Zellen (T-Regs) dagegen hemmen die allergische Reaktion gegen ein Allergen.

„Unsere Daten zeigen, dass die Vorgänge bei einer Immuntherapie komplexer sind als bislang angenommen“, sagt Adam Chaker. „Es sind Zelltypen beteiligt, die bislang in diesem Zusammenhang kaum beachtet wurden. Wir sind insbesondere überzeugt, dass regulatorische B-Zellen eine deutlich wichtigere Rolle spielen als bisher gedacht.“

Test zeigt: Zweite Therapiephase ist kein Roulette-Spiel
„In der zweiten Phase der Behandlung entscheidet sich das Abwehrsystem des Körpers, ob ein Allergen weiterhin massiv bekämpft wird und daher zu Heuschnupfen, Asthma oder anderen allergischen Erkrankungen führt oder ob der Körper lernt, dass Allergen zu tolerieren“, erläutert Adam Chaker. Dabei ändere sich das Verhältnis von pro-allergischen T-Zellen, T-Regs und regulatorischen B-Zellen laufend – in der Studie war, auch abhängig vom Pollenflug und anderen Faktoren, mal ein Zelltyp stärker vertreten, mal ein anderer. Erst nach drei Jahren pendelte sich das Verhältnis ein.

Ein Roulette-Spiel mit zufälligem Ausgang ist diese Phase jedoch nicht. Bei den Patientinnen und Patienten, die die Therapie regulär beendeten, gab es Übereinstimmungen, die schon früh Voraussagen über den Therapie-Erfolg ermöglichten. Wenn direkt nach der ersten Behandlungsphase, also dem Abschluss der Einleitungsphase, besonders viele regulatorische B-Zellen und wenige TH-17-Zellen messbar waren, wurden nach drei Jahren deutlich weniger Allergiesymptome festgestellt.

Argumente fürs Durchhalten
„Wir haben diesen Test patentieren lassen“, sagt Adam Chaker. „Wenn er Serienreife erreicht, könnten wir Patientinnen und Patienten eine aufwendige Behandlung mit geringen Erfolgsaussichten ersparen. Bei einem positiven Ergebnis liefert so ein Test dagegen gute Argumente, eine dreijährige Therapie durchzuziehen. Bislang brechen viele Menschen früher ab.“

Ein besseres Verständnis der molekularen Mechanismen kann zudem die Grundlage für effektivere Therapien sein. Dafür sei es jedoch wichtig, die Ergebnisse der aktuellen Studie in weiteren Untersuchungen zu bestätigen und mehr über die Wirkungsmechanismen herauszufinden, sagt Adam Chaker.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
PD Dr. Adam M. Chaker
Technische Universität München
Klinikum rechts der Isar
Klinik und Poliklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde und
Zentrum für Allergie und Umwelt (ZAUM)
Tel: +49 89 4140 2370
adam.chaker@tum.de

Originalpublikation:
U.M. Zissler, C.A. Jakwerth, F.M. Guerth, L. Pechtold, J.A. Aguilar-Pimentel, K. Dietz, K. Suttner, G. Piontek, B. Haller, Z. Hajdu, M. Schiemann, C.B. Schmidt-Weber, A.M. Chaker. „Early IL-10 producing B-cells and coinciding Th/Tr17 shifts during three year grass-pollen AIT“. EBioMedicine (2018) DOI: https://doi.org/10.1016/j.ebiom.2018.09.016 (Open Access)

Weitere Informationen:
https://www.zaum-online.de Zentrum Allergie und Umwelt (ZAUM)
http://www.hno.mri.tum.de/ Klinik und Poliklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde

Quelle: idw

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Hochwasserrisiko kann deutlich gesenkt werden

Katrin Keller Presse & Kommunikation
Jade Hochschule – Wilhelmshaven/Oldenburg/Elsfleth

Forschungsergebnisse der Jade Hochschule dienen dem Schutz der Küstenregion vor Überschwemmung
Oldenburg.Emden. Die Auswirkungen des Klimawandels auf den Wasserhaushalt an der ostfriesischen norddeutschen Küste und mögliche Anpassungen für das Entwässerungssystem, haben Wissenschaftler_innen der Jade Hochschule und der Universität Oldenburg jetzt untersucht. „Vor dem Hintergrund des globalen Wandels steht die Binnenentwässerung vor einer immensen Herausforderung“, sagt Projektleiter Dr. Helge Bormann von der Jade Hochschule. „Die bestehende Entwässerungsinfrastruktur wird zukünftig nicht mehr ausreichen.“ Durch die mit regionalen Partnern erarbeiteten Maßnahmen könne das Hochwasserrisiko jedoch bis Ende des Jahrhunderts deutlich gesenkt werden. Die Ergebnisse des Forschungsprojektes „Klimaoptimiertes Entwässerungsmanagement im Verbandsgebiet Emden“ (KLEVER) wurden gestern im Beisein des niedersächsischen Umweltministers Olaf Lies im Siel- und Schöpfwerk Knock präsentiert.

Kapazität des Entwässerungssystems ist Mitte des Jahrhunderts ausgeschöpft
Basierend auf Klimamodellen vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung berechneten Dr. Helge Bormann und seine wissenschaftliche Mitarbeiterin Jenny Kebschull von der Jade Hochschule mögliche Veränderungen des Wasserhaushalts. Einflüsse, die sich in Zukunft auf das Entwässerungssystem in der Region auswirken, sind die höheren Winterniederschläge, die Versiegelung von Grünflächen und der Anstieg des Meeresspiegels.

Höhere Niederschläge in den Wintermonaten
Die Simulationsergebnisse zeigen, dass der Klimawandel einen deutlichen Anstieg des Abflussaufkommens in den Wintermonaten bewirken wird. „Niederschläge, die heute noch als Extremereignisse eingestuft werden, werden zukünftig häufiger auftreten“, erklärt Bormann. In den Wintermonaten Dezember, Januar und Februar werde das zu entwässernde Wasservolumen enorm ansteigen: Bis zum Ende des 21. Jahrhunderts können es sogar 25 Prozent sein. Dies entspräche dem halben Volumen der Thülsfelder Talsperre, das im Winter zusätzlich gepumpt oder gesielt werden müsste. Im Gebiet des Ersten Entwässerungsverbandes Emden gibt es zwei Haupt Siel- und Schöpfwerke, die das Wasser ins Meer leiten. Die Kapazität dieser Werke sei jedoch schon jetzt ausgeschöpft.

Zunehmende Flächenversiegelung
Die Analyse zeigt auch, dass eine zunehmende Flächenversiegelung – Bebauung, die verhindert, dass der Niederschlag im Boden versickern kann – die Entwässerungsherausforderung noch verstärken wird. „Im Verbandsgebiet werden pro Jahr aktuell rund 63 Hektar versiegelt – das sind etwa 126 Fußballfelder Grünflächen, die durch Gebäude, Parkplätze, Verkehrswege und weitere Bauwerke zugebaut werden“, erklärt Kebschull. Wenn die Versiegelung mit der aktuellen Rate weiter voranschreitet, würde der Entwässerungsbedarf bis Mitte des Jahrhunderts in den Wintermonaten um weitere zwei Prozent und bis Ende des Jahrhunderts insgesamt um vier Prozent ansteigen.

Anstieg des Meeresspiegels
Neben der Flächenversiegelung sei auch der Anstieg des Meeresspiegels ein Problem. „Bisher werden die Siele bei Ebbe geöffnet, so dass das Wasser ohne den kostenintensiven Betrieb der Pumpen abfließen kann“, erklärt die Wissenschaftlerin. „Wenn der Meeresspiegel wie in den Klimaszenarien beschrieben ansteigt, wird der Wasserstand zur Ebbe seltener niedrig genug sein um die Siele zu benutzen.“ In dem Fall ist der Entwässerungsverband auf seine Pumpen angewiesen. „Der Energieaufwand hierfür ist enorm“, sagt Kebschull. Laut Modellergebnissen wäre der Abfluss des Wassers über die Siele Ende des Jahrhunderts nicht mehr möglich: „Die Anzahl der Stunden, in denen das Sielen möglich ist, wird sich bis 2045 halbieren. Im Jahr 2070 wird der Sielzeitraum nur noch ein Viertel des jetzigen betragen, bevor das Sielen Ende des Jahrhunderts nur im besten Fall noch als Entwässerungsmöglichkeit genutzt werden kann“, erklärt die Expertin.

Maßnahmen um das Hochwasserrisiko zu senken
Die bestehende Entwässerungsinfrastruktur wird zukünftig nicht mehr ausreichen. Im Rahmen des KLEVER-Akteursforums wurde in Zusammenarbeit mit den Kooperationspartnern eine Reihe von Maßnahmenvorschlägen erarbeitet, wie der Herausforderung entgegengetreten werden kann. Diese umfassen vor allem technische Maßnahmen wie die Erweiterung der Pumpkapazitäten der Schöpfwerke. Auch die Speicherkapazitäten in bestehenden Gewässern auszubauen wäre denkbar, sowie die Möglichkeit zusätzliche Retentionsräume zu schaffen.
„Bei vollständiger Umsetzung aller vorgeschlagenen Maßnahmen könnte das Hochwasserrisiko bis Ende des Jahrhunderts deutlich gesenkt werden.“, sagt Bormann. Ein Restrisiko werde aber bestehen bleiben. Für den Umgang damit müssten zukünftig geeignete Risikomanagementkonzepte entwickelt werden.

Kooperationen
Die Hochschulen führten das vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) geförderte Projekt in Zusammenarbeit mit dem Ersten Entwässerungsverband Emden (I.EVE) und weiteren Partnern aus der Region durch.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Dr. Helge Bormann, helge.bormann@jade-hs.de, 0441 7708 – 3775

Quelle: idw

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Umweltingenieurinnen und -ingenieure entwickeln neuartiges Sanitärsystem

Marvin Hamann Universitätskommunikation
Bauhaus-Universität Weimar

Im Rahmen des Verbundprojektes »AWAS« konzipiert die Bauhaus-Universität Weimar in Zusammenarbeit mit Partnern aus der Industrie ein innovatives System zur Trennung häuslicher Abwässer. Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit rund 130.000 Euro geförderte zweijährige Vorhaben läuft bis August 2020.

Ziel der Projektpartner ist es, Grauwasser aus Badezimmer und Küche sowie Schwarzwasser aus der Toilette separat zu erfassen, zu transportieren und wiederzuverwerten. Auf dieser Basis werden Rohstoffe gezielt zurückgewonnen, um damit einerseits Ressourcen zu schonen und andererseits die Entsorgungskosten zu senken. Das Besondere daran: Das technische System zur Teilstromerfassung soll mit minimalen baulichen Eingriffen auch in Bestandsgebäuden eingebaut werden können.

»In der Abfallwirtschaft hat sich das Prinzip der getrennten Erfassung von sortenreinen Abfällen bereits erfolgreich durchgesetzt«, erläutert Projektleiter Prof. Dr.-Ing. Jörg Londong von der Bauhaus-Universität Weimar. »Vergleichbare Überlegungen werden in der Siedlungswasserwirtschaft jedoch sehr zögerlich angestellt, da solche neuartigen, kreislauforientierten Sanitärsysteme in bestehenden Siedlungen bislang nur bedingt umgesetzt werden können«, fährt Prof. Londong fort.

Abwasserbehandlung ohne große Eingriffe in Gebäudesubstanz
Hier setzt das Forschungsvorhaben »Entwicklung einer Abwasserweiche und getrennten Abwassersammlung als Vorstufe einer effizienten Wasserwiederverwendung und Energiegewinnung (AWAS)« an. Das technische System, welches das Projektteam zur teilstromspezifischen Erfassung der häuslichen Abwässer entwickelt, besteht im Kern aus einer Abwasserweiche auf Hausbasis und wird ergänzt durch die anschließende getrennte Sammlung von Grau- und Schwarzwasser in einem Zwei-Kammer-Abwasserschacht.

Die Abwasserweiche soll nah am Ort des Abwasseranfalls eingesetzt werden. An den Eintragsstellen, z.B. Toilette, Waschmaschine, Geschirrspülmaschine etc., wird entsprechende Sensorik die Trennung der Abwässer anhand des Zeitpunkts ihrer Einleitung ermöglichen. In einer Vakuumleitung werden die Abwasserteilströme zeitlich getrennt aus dem Zwei-Kammer-Schacht abgeleitet. Durch den separaten Transport können die Nährstoffe aus dem hochkonzentrierten Abwasser rückgewonnen und wiederverwertet sowie zur Energieerzeugung genutzt werden. So eröffnet das Projekt »AWAS« neue Möglichkeiten der Abwasserbewirtschaftung, ohne in die bestehende Bausubstanz der Gebäude eingreifen zu müssen.

Das Verbundprojekt ist Teil der BMBF-Fördermaßnahme »KMU-innovativ: Ressourceneffizienz und Klimaschutz«. Die Maßnahme gehört zum BMBF-Programm »Forschung für Nachhaltige Entwicklung (FONA³)«.

»Entwicklung einer Abwasserweiche und getrennten Abwassersammlung als Vorstufe einer effizienten Wasserwiederverwendung und Energiegewinnung«

Projektförderung:
Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF); Fördermaßnahme: KMU-innovativ: Ressourceneffizienz und Klimaschutz, Anwendungsbereich: Nachhaltiges Wassermanagement

Projektlaufzeit:
September 2018 – August 2020

Projektpartner:
Bauhaus-Universität Weimar, Professur Siedlungswasserwirtschaft (https://www.uni-weimar.de/de/bauingenieurwesen/professuren/siedlungswasserwirtsc…)
Kubra GmbH (https://www.kubra-gmbh.de/)
MFPA Weimar (https://www.mfpa.de/)
Synantik GmbH – Industrielle Mess- und Regelungstechnik (http://www.synantik.de/)
VAB VakuumanlagenBau GmbH (www.vabgmbh.de)
Abwasserzweckverband „Nordkreis Weimar“ (assoziiert) (https://www.azv-nordkreis-weimar.de/wop/)
QUNDIS GmbH (assoziiert) (https://qundis.de/)

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Für Rückfragen steht Ihnen gerne Prof. Dr.-Ing. Jörg Londong, Fakultät Bauingenieurwesen der Bauhaus-Universität Weimar, unter +493643/58 46 15 oder joerg.londong@uni-weimar.de zur Verfügung.

Quelle: idw

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Positive Erinnerung an eigene Macht lässt Frauen schneller in den Wettbewerb eintreten

Anneliese Odenthal Presse und Kommunikation
Universität zu Köln

Positive Erinnerung an eigene Macht lässt Frauen schneller in den Wettbewerb eintreten
Frauen treten schneller in einen Wettbewerb ein, wenn sie sich an Situationen erinnern, in der sie Kontrolle über andere Menschen hatten / Wirtschaftswissenschaftler verwenden Methode des „Primings“ um den Gender Gap bei Karriere und Bezahlung zu schließen

Männer haben im Vergleich zu Frauen eine größere Bereitschaft sich in einen Wettbewerb zu begeben, was wahrscheinlich zu den Unterschieden in Gehältern und Karriereentwicklungen zwischen Männern und Frauen beiträgt. Der Wirtschaftswissenschaftler Professor Dr. Matthias Sutter vom Department of Economics der Uni Köln zeigt in einer neuen Arbeit, dass eine einfache und praktisch kostenlose Methode die Einkommens- und Karrierekluft zwischen Männern und Frauen schließen kann. Der Artikel „Closing the gender gap in competitiveness through priming“ ist in der aktuellen Ausgabe von Nature Communications erschienen.

Sutter und seine Kollegen Loukas Balafoutas und Helena Fornwagner von der Universität Innsbruck benutzten dafür die Methode des sogenannten „primings with power“, der Bahnung von Reizen durch Erinnerungen an Machtsituationen, bei den Probanden. Unter Priming verstehen die Psychologen die Beeinflussung eines Reizes durch einen gezielten vorhergehenden Reiz, zum Beispiel Erinnerungen. Im Ergebnis der Versuche wurde das Gefühl der weiblichen Probanden gefördert, sich bei der Ausübung von Macht wohlzufühlen. Damit schlossen sie in ihrer Wettbewerbsbereitschaft zu den Männern auf.

Um einen kognitiven Vorgang in einem Menschen auf diese Weise zu beeinflussen, muss er zum Beispiel durch eine Erinnerung an ein vorhergehendes positives oder negatives Ereignis in eine reizverändernde „Stimmung“ versetzt werden. Dadurch kann sich seine Reaktion auf eine folgende Situation verändern. Im Falle des Wettbewerbsverhaltens von Männern und Frauen setzten die Wissenschaftler einen positiven Reiz im Bereich der Macht über Mitmenschen. Die Probanden sollten sich Situationen aus ihrem Leben vorstellen, in der sie entweder in einer neutralen Machtposition waren, einer Position, in der sie von anderen beherrscht wurden und in einer Position, in der sie Kontrolle über andere Individuen hatten. Danach konnten die männlichen und weiblichen Probanden entscheiden, ob sie sich in einem einfachen Wettbewerb, dem Addieren von Zahlen in einer kurzen Zeit, engagieren oder nicht.

Waren die Probanden nicht „geprimet“ (neutral) oder durch eine Erfahrung beeinflusst waren, in der sie beherrscht worden waren, schlugen Männer deutlich öfter den Weg des Wettbewerbs ein als Frauen. „Der Unterschied zwischen Geschlechtern verschwand, wenn die Probanden durch eine Erinnerung an eine Situation vorbereitet wurden, in der sie Kontrolle über andere hatten“, so Sutter. „Diese Erinnerungen beeinflussten das Verhalten der weiblichen Probanden so sehr, dass sie genauso oft wie ihre männlichen Konkurrenten in einen Wettbewerb eintraten. Interessanterweise hat sich die Wettbewerbsbereitschaft von Männern sogar reduziert in dieser Situation, wodurch der Geschlechterunterschied verschwand.“

Firmen und ihre Personalabteilungen könnten in Zukunft von solchen Techniken profitieren, da sie den besten Kandidaten/die beste Kandidatin für eine Aufgabe möchten, ungeachtet des Geschlechts, wobei die Kandidaten/innen sich in einer Wettbewerbssituation wohl fühlen müssen.

Presse und Kommunikation:
Robert Hahn
+49 221 470-2396
r.hahn@verw.uni-koeln.de

Internet:
https://socialsciences.nature.com/users/181362-loukas-balafoutas/posts/39985-the…

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Professor Dr. Matthias Sutter
E-Mail: matthias.sutter@coll.mpg.de
Tel.: 0043 660 710 8525

Originalpublikation:
Zur Publikation:
https://rdcu.be/9AVt

Quelle: idw

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Lachen ist die beste Medizin – wie Humor hilft, Stress am Arbeitsplatz abzubauen

Sabine Ranke-Heinemann Pressestelle
Australisch-Neuseeländischer Hochschulverbund / Institut Ranke-Heinemann

Humor ist, wenn man trotzdem lacht. Das gilt auch am Arbeitsplatz in Situationen, in denen vielen vielleicht nicht zum Lachen zumute ist. Wissenschaftler der Australian National University haben herausgefunden, dass schon ein wenig Humor am Arbeitsplatz helfen kann, besser mit Aggression und stressigen Situationen umzugehen.

Dr. David Cheng vom ANU College of Business and Economics sagt, dass aggressives Verhalten und Mobbing im Job weit verbreitete Probleme sind, die sich auf die mentale Gesundheit der Opfer auswirken. Das kann auch teuer für den Arbeitgeber werden.

Seine Forschungsergebnisse zeigen, dass Humor den negativen Einfluss von aggressivem Verhalten gegenüber anderen Angestellten reduzieren kann. „Während das Vermeiden von unangebrachtem Verhalten am Arbeitsplatz, wie etwa Aggressivität, natürlich die beste Lösung ist, zeigt unsere Studie, dass ein Lachen in stressigen Situationen helfen kann“, so Dr. Cheng.

Für die Studie wurden die Teilnehmer zunächst einer Simulation ausgesetzt, in der sie von einem Kollegen aggressiv angeschrien wurden. Anschließend wurde ihnen entweder ein lustiges oder ein nicht lustiges Video vorgespielt.

„Das Experiment zeigt, dass witzige Stimuli für Menschen, die aggressivem Verhalten ausgesetzt sind, hilfreich sein können“, erklärt Dr. Cheng. „Humor verbessert das psychische Wohlergehen des Opfers, indem er ihm ein neues Gefühl der Stärke verleiht. Die Teilnehmer fühlten sich handlungsfähiger und hatten das Gefühl, dass die Menschen ihnen eher zuhören würden. Das ist wichtig, denn durch Aggressivität am Arbeitsplatz, beispielsweise durch Anschreien, fühlt sich der Angegriffene herabgewürdigt. Humor kann diesem Gefühl offensichtlich entgegenwirken und neue Kraft verleihen.“

Die Studie ist Teil eines größeren Forschungsprojekts, das den Einfluss von Lachen am Arbeitsplatz untersucht. Eine andere Studie von Dr. Cheng zeigt, dass Humor auch die Produktivität anheben kann.

In dieser Studie aus dem Jahr 2015 mussten die Teilnehmer langweilige, sich wiederholende Aufgaben ausführen (einfache mathematische Fragen beantworten). Nach einer bestimmten Zeit machten die Probanden eine zehnminütige Pause. Einer Gruppe sah sich währenddessen lustige Videos an.

„Nach der Pause sagten wir den Leuen, dass sie zu jederzeit aufhören können zu arbeiten. Dann haben wir gemessen, wie lange sie weitergemacht haben und wie gut sie sich dabei angestellt haben“, sagt Dr. Cheng. „Die Gruppe, die die lustigen Videos gesehen hat, machte doppelt so lange und auf dem gleichen Qualitätslevel weiter.“

Die Forschungsergebnisse wurden in dem Paper „Laughter Is (Powerful) Medicine: the Effects of Humor Exposure on the Well-being of Victims of Aggression“ in der wissenschaftlichen Zeitschrift „Business and Psychology“ veröffentlicht.

Weitere Informationen:
Institut Ranke-Heinemann / Australisch-Neuseeländischer Hochschulverbund
Pressestelle Friedrichstr. 95
10117 Berlin
Email: berlin@ranke-heinemann.de
Tel.: 030-20 96 29 593

oder:

Aaron Walker
Tel.: +61 2 6125 7979
Email: media@anu.edu.au

Das Institut ist die gemeinnützige Einrichtung zur Förderung des Austausches und der Auslandsstudien insbesondere mit allen Universitäten Australiens und Neuseelands sowie zur Förderung von Wissenschaft und Forschung. In seinen Förderprogrammen stellt es SchülerInnen und Studierenden Unterstützung in der Finanzierung durch Stipendien und Coaching in der Studienberatung und Studienplatzbewerbung zur Verfügung.

Weitere Informationen:
https://www.ranke-heinemann.de

Quelle: idw

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Das Gewicht der Liebe: Wer zusammenzieht, nimmt zu

Kerstin Skork Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für Bildungsforschung

Paare leben in der Regel gesünder und länger als Singles. Jedoch wiegen sie im Durchschnitt auch mehr als Alleinlebende. Unklar war bisher, wie sich Veränderungen von Beziehungen auf das Körpergewicht auswirken und wann Paare am meisten zunehmen. Um das herauszufinden, haben Wissenschaftler*innen des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung, der Universität Mannheim, der Universität Leipzig und des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung Daten von 20.000 Menschen über einen Zeitraum von 16 Jahren ausgewertet. Die Ergebnisse wurden im Journal Health Psychology veröffentlicht.

Paare haben ein höheres Körpergewicht als Singles – ganz gleich, ob mit oder ohne Trauschein. Anders als bisher oft vermutet, ist es aber weniger die Eheschließung, als vielmehr das erste Zusammenziehen, dass zu einer Gewichtszunahme führt. So nehmen Paare nach dem Zusammenziehen etwa doppelt so viel zu, wie Paare in den ersten vier Ehejahren. Dieser Effekt bleibt bestehen, auch wenn man wichtige Einflüsse wie Alter, Kinderkriegen, Sport, Rauchen, Gesundheitszustand oder Stress herausrechnet. „Das heißt, dass diese Gewichtszunahme vor allem mit der Beziehungsveränderung zusammenhängt. Denn eine Änderung des Beziehungsstatus bedeutet oft auch eine Änderung der alltäglichen Essgewohnheiten – zum Beispiel gemeinsames Frühstücken, das allein vielleicht nicht stattgefunden hätte oder bescheidener ausgefallen wäre. In Gesellschaft isst man in der Regel mehr und nimmt somit mehr Kalorien zu sich“, sagt Ralph Hertwig, Ko-Autor der Studie und Direktor am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung.

Trennen sich Paare, so sinkt der Body-Mass-Index (BMI), der das Körpergewicht eines Menschen in Relation zu seiner Körpergröße setzt, bei Frauen und Männern hingegen wieder weitestgehend auf den Wert vor dem Zusammenziehen. Das entspricht der Vorhersage der sogenannten Heiratsmarkthypothese, wonach Menschen auf Partnersuche sich um ein niedrigeres Körpergewicht bemühen, da dies mit mehr Attraktivität verbunden wird. Interessanterweise nehmen beide Geschlechter aber bei Scheidungen, die auf Trennungen folgen, am meisten zu. Eine mögliche Erklärung dazu ist, dass viele Menschen – vor allem Männer – bei der Scheidung wieder in einer neuen Beziehung sind.

„Mit Blick auf die Gewichtszunahme sind Zusammenziehen und Scheidung wichtige Zeitfenster für Prävention. Bisher wurden soziale Einflüsse – zu denen auch Beziehungsveränderungen zählen – in der Entstehung von Übergewicht kaum beachtet. Stattdessen wurden vor allem individuelle Faktoren wie Wissen oder Willensstärke diskutiert. Dabei zeigen unsere Ergebnisse, dass ein unverheirateter Mann, der vor dem Zusammenziehen leicht übergewichtig ist, im Durchschnitt etwa 7,5 Kilogramm zunimmt, nachdem er je mindestens vier Jahren ohne Trauschein zusammengelebt hat, verheiratet, getrennt und geschieden war. Dadurch erhöht er sein allgemeines Sterblichkeitsrisiko um bis zu 13 Prozent“, sagt Jutta Mata, Professorin für Gesundheitspsychologie an der Universität Mannheim und assoziierte Wissenschaftlerin am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung.

Mit dieser Studie wurden erstmals die Langzeiteffekte von Veränderungen im Beziehungsstatus auf den BMI untersucht. Dafür verglichen die Wissenschaftler*innen Daten von 20.950 Einzelpersonen zwischen 19 und 100 Jahren in Deutschland über einen Zeitraum von insgesamt 16 Jahren. Die Daten stammen aus der Längsschnittstudie des „Sozio-oekonomischen Panels“ (SOEP), mit der das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung repräsentative Daten über die Bevölkerung in Deutschland erhebt. In Interviews wurden die demographischen Daten, wie Alter, Geschlecht, Familienstand, aber auch Größe und Gewicht abgefragt. Zusätzlich wurde nach wichtigen Lebensereignissen, wie Geburt oder Veränderungen im Berufsleben, wahrgenommenem Stress, dem subjektiven Gesundheitsempfinden und dem Verhalten mit Blick auf Ernährung, Sport und Rauchen gefragt.

Das Max-Planck-Institut für Bildungsforschung wurde 1963 in Berlin gegründet und ist als interdisziplinäre Forschungseinrichtung dem Studium der menschlichen Entwicklung und Bildung gewidmet. Das Institut gehört zur Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e. V., einer der führenden Organisationen für Grundlagenforschung in Europa.

Originalpublikation:
Mata, J., Richter, D., Schneider, T., & Hertwig, R. (2018). How cohabitation, marriage, separation, and divorce influence BMI: A prospective panel study. Health Psychology, 37(10), 948-958. dx.doi.org/10.1037/hea0000654

Weitere Informationen:

https://www.mpib-berlin.mpg.de/de/presse/2018/10/das-gewicht-der-liebe-wer-zusam…

Quelle: idw

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Methan als umweltfreundlicher Kraftstoff für LKW, Busse und andere Nutzfahrzeuge

Dipl.-Volkswirt Thomas Jung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Technische Universität Kaiserslautern

„Deutschland wird die für 2020 gesetzten CO2-Ziele deutlich verfehlen“ – so der aktuelle Klimaschutzbericht der Bundesregierung. Schnell wirksame Maßnahmen zur Reduktion der CO2- wie auch der Schadstoffemission des Verkehrs sind gefragt. Dies stellt gerade Busunternehmen und Speditionen vor Herausforderungen. Eine Lösung bieten alternative Kraftstoffe wie Erdgas, das hauptsächlich aus Methan besteht. Bei seiner Nutzung fallen weniger CO2, Stickoxide und Feinstaub an. Methan als Kraftstoff steht am Mittwoch, den 17. Oktober, 9:30 Uhr, Gebäude 42, Hörsaal 110, im Fokus einer Tagung an der TU Kaiserslautern. Experten diskutieren dabei über seinen Einsatz in Nutzfahrzeugen und seine Rolle bei der klimaneutralen Energieversorgung.

Damit Busse, LKW, Transporter und andere Nutzfahrzeuge künftig weiter in Städten fahren können, braucht es neue Antriebstechniken und Kraftstoffe. „Methan ist ein solches Beispiel“, sagt Professor Dr. Michael Günthner von der TU Kaiserslautern (TUK). „Es ist in Sachen Umweltfreundlichkeit, aber auch aufgrund der guten Verfügbarkeit und vergleichsweise einfachen Handhabung attraktiv.“ Zum einen fallen deutlich weniger Feinstaub und Stickoxide an als beim Einsatz von Dieselkraftstoff, aber auch die Kohlenstoffdioxid-Emission ist bis zu 30 Prozent geringer – und das bereits bei Verwendung von Erdgas aus fossiler Gewinnung. Zudem lässt sich Methan sowohl mit biologischen Verfahren als auch mit großtechnischen chemischen Syntheseprozessen klimaneutral herstellen. „Synthetische Kraftstoffe wie unter Verwendung von Ökostrom hergestelltes Methan könnten in Zukunft eine weitgehend klimaneutrale Energieversorgung für den Verkehrsbereich ermöglichen“, so der Professor weiter.

Auf dem Markt gibt es außerdem bereits entsprechende Gasantriebe, die komprimiertes oder verflüssigtes Erdgas (Compressed Natural Gas, CNG, oder Liquefied Natural Gas, LNG) verwenden. Im Unterschied zum vorwiegend im Pkw-Bereich als Alternativkraftstoff eingesetzten „Autogas“ (LPG) besteht LNG wie auch CNG zum Großteil aus Methan. „Durch den Einsatz von verflüssigtem Erdgas kann auch die Reichweite deutlich erhöht werden“, fährt Professor Günthner fort. Dies macht LNG insbesondere für Langstrecken zum Beispiel im Speditionsverkehr interessant. „Bislang fehlt für LNG allerdings ein flächendeckendes Tankstellen-Netz“, so Günthner. Auch für komprimiertes Erdgas müsse die Infrastruktur weiter zügig ausgebaut werden.

Bei der Tagung „Methan als Kraftstoff für Nutzfahrzeuge“ beleuchten Experten aus Wissenschaft und Wirtschaft, welche Chancen Methan als Kraftstoff bietet. Dabei geht es gleichermaßen um Fragen der technischen Weiterentwicklung wie um Aspekte der Wirtschaftlichkeit von Gasantrieben. Auch zeigen die Referenten auf, wie der Kraftstoff in der Zukunft hergestellt und verteilt werden könnte, und welche Rolle synthetische Kraftstoffe in zukünftigen, sektorübergreifenden Energieszenarien spielen. Hierbei geht es insbesondere darum, wie bei einer Umsetzung der Energiewende mit weitgehender Umstellung auf regenerative Energieträger die Versorgungssicherheit durch eine energetische „Vernetzung“ der verschiedenen Sektoren – Energieerzeugung/Kraftwerke, Verkehr, Industrie, Haushalte und Landwirtschaft – sichergestellt werden kann („Sektorkopplung“). Entwickler berichten zudem über konkrete Einsatzmöglichkeiten gasförmiger Kraftstoffe in verschiedenen Anwendungsbereichen von Nutzfahrzeugen und zeigen die Vorteile auf. Darüber hinaus stehen für Interessierte Probefahrten mit erdgasbetriebenen Nutzfahrzeugen (CNG/LNG) auf dem Programm.

Organisiert wird die Veranstaltung von Professor Dr. Michael Günthner, Dr. Thorsten Fuchs und Dr. Jörg Neugärtner vom Lehrstuhl für Antriebe in der Fahrzeugtechnik (LAF) in Kooperation mit der IVECO Süd-West Nutzfahrzeuge GmbH. Die Tagung wird darüber hinaus unterstützt von „We move it“, einer Initiative des rheinland-pfälzischen Ministeriums für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau.

Weitere Informationen zur Veranstaltung unter https://laf.mv.uni-kl.de/lehrstuhl-fuer-antriebe-in-der-fahrzeugtechnik/news/met…

Fragen beantwortet:
Prof. Dr. Michael Günthner
Lehrstuhl für Antriebe in der Fahrzeugtechnik
E-Mail: guenthner@mv.uni-kl.de
Tel.: 0631/205-5796

Quelle: idw

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Tarifrunde 2019: Für rund 7,3 Millionen Beschäftigte werden neue Vergütungstarifverträge verhandelt

Rainer Jung Abt. Öffentlichkeitsarbeit
Hans-Böckler-Stiftung

Service des WSI-Tarifarchivs
Tarifrunde 2019: Für rund 7,3 Millionen Beschäftigte werden neue Vergütungstarifverträge verhandelt – Die Kündigungstermine

Die Tarifrunde 2018 geht in die Schlussphase: In einigen Bereichen wird in den verbleibenden Wochen und Monaten des Jahres noch verhandelt. Dazu gehören zum Beispiel die Deutsche Bahn AG, wo die Verhandlungen morgen beginnen, oder das Bewachungsgewerbe. Zugleich laufen bereits in vielen Branchen die Vorbereitungen für die Tarifrunde 2019. Insgesamt verhandeln die DGB-Gewerkschaften im nächsten Jahr für rund 7,3 Millionen Beschäftigte neue Vergütungstarifverträge.

Wann in welchem Bereich verhandelt wird, zeigt der tarifliche Kündigungsterminkalender, den das Tarifarchiv des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung jetzt vorlegt. Einige ausgewählte Beispiele (in Klammern: Beschäftigtenzahlen):

Dezember 2018:
Öffentlicher Dienst Länder (Inklusive Berlin und Hessen) (935.700)*

Januar 2019:
Bankgewerbe (o. Genossenschaftsbanken) (217.900)
Textilindustrie (46.200)

Februar:
Bekleidungsindustrie Westdeutschland (30.200)
Papier erzeugende Industrie (39.000)
Private Energieversorgung Baden-Württemberg (37.000)

März:
Einzelhandel Hessen, Saarland, Baden-Württemberg (498.000)
Groß- und Außenhandel Bayern (180.800)

April:
Einzelhandel Schleswig-Holstein, Hamburg, Niedersachsen, Bremen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Bayern (1.392.100)
Groß- und Außenhandel Schleswig-Holstein, Hamburg, Niedersachsen, Hessen, Rheinland-Rheinhessen, Pfalz, Saarland, Berlin, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen-Anhalt (411.200)

Mai:
Kfz-Gewerbe Schleswig-Holstein, Hamburg, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Pfalz, Saarland, Baden-Württemberg, Bayern, Mecklenburg-Vorpommern (281.500)

Juni:
Wohnungs- und Immobilienwirtschaft (64.000)

Juli:
Kunststoff verarbeitende Industrie Baden-Württemberg (59.200)

August:
Versicherungsgewerbe (170.500)
Privates Verkehrsgewerbe Schleswig-Holstein (23.500)

September:
Holz- und Kunststoff verarbeitende Industrie Niedersachsen/Bremen, Westfalen-Lippe, Hessen, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, Bayern, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Sachsen (180.600)
Kfz-Gewerbe Rheinland-Rheinhessen (12.400)

Oktober:
Chemische Industrie Nordrhein, Hessen, Rheinland-Pfalz (268.000)

November:
Chemische Industrie Schleswig-Holstein, Hamburg, Niedersachsen, Bremen, Westfalen, Baden-Württemberg, Bayern, Berlin-West (284.800)
Privates Verkehrsgewerbe Hessen, Rheinland-Pfalz (90.800)

Dezember:
Zeitarbeit (BAP und iGZ), 980.000)
Systemgastronomie (100.000)
Chemische Industrie, Saarland, Ost (46.300)

*Die Tarifverträge bei den Ländern beeinflussen darüber hinaus die Einkommensentwicklung von etwa 2,1 Mio. Beamten und Versorgungsempfängern.

In einigen Branchen wird im kommenden Jahr nicht verhandelt, weil die Verträge bis ins Jahr 2020 gelten. Dies gilt z. B. für die Metall- und Elektroindustrie, Bund und Gemeinden des öffentlichen Dienstes oder das Bauhauptgewerbe. Der ausführliche Überblick in der PDF-Version dieser Pressemitteilung informiert über die Kündigungstermine in zahlreichen weiteren Branchen bis Ende des Jahres 2020. In der Tabelle ist auch ausgewiesen, wie viele Beschäftigte in den jeweiligen Tarifbereichen tätig sind.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Thorsten Schulten
Leiter WSI-Tarifarchiv
Tel.: 0211 / 77 78-239
E-Mail: Thorsten-Schulten@boeckler.de

Rainer Jung
Leiter Pressestelle
Tel.: 0211 / 77 78-150
E-Mail: Rainer-Jung@boeckler.de

Originalpublikation:
Die Pressemitteilung mit Kündigungsterminkalender bis Ende 2020 (pdf): https://www.boeckler.de/pdf/pm_ta_2018_10_10.pdf

Quelle: idw

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„Wer (alkoholfreies) Bier trinkt, lebt hundert Jahre“

Dr. Susanne Langer Kommunikation und Presse
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

FAU-Forscher untersuchen gesunde Inhaltsstoffe im Bier
Bierinhaltsstoffe als Mittel gegen Entzündungen und Fettleibigkeit? Forscher um Prof. Dr. Claus Hellerbrand, Institut für Biochemie der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), haben für ihr Forschungsprojekt, das Bierinhaltsstoffe hinsichtlich ihrer entzündungshemmenden Wirkung untersucht, den Forschungspreis der European Foundation for Alcohol Research und der European Brewery Convention über 60.000 Euro erhalten.

„Wer Bier trinkt, lebt hundert Jahre“, so lautet ein italienisches Sprichwort, in dem vielleicht mehr Wahrheit steckt, als erwartet. Bier enthält die Stoffe Xanthohumol und Iso-Alphasäuren. Laut Studien der Arbeitsgruppe von Prof. Hellerbrand hemmt Xanthohumol die durch Übergewicht und Fehlernährung hervorgerufene Leberverfettung und verhindert, dass die Leber vernarbt. Zudem tötet es Leberkrebszellen ab und verhindert bei Überernährung die Gewichtszunahme. Auch die Iso-Alphasäuren haben eine positive Wirkung auf die Gesundheit. Sie hemmen Leberschäden und beeinflussen den Fett- und Zuckerstoffwechsel positiv.

In neuen Forschungsarbeiten fanden die Wissenschaftler gemeinsam mit der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Ina Bergheim, Universität Wien, außerdem heraus, dass die beiden Substanzen biologische Prozesse besonders in der Kombination günstig beeinflussen. Zusammen hemmen sie beispielsweise Entzündungsprozesse noch effektiver. Bereits sehr niedrige Konzentrationen bremsen deutlich die Produktion von Entzündungsfaktoren in Leber- und Blutzellen. Ob auch noch weitere Krankheitsmechanismen wie Diabetes oder Krebs durch die Kombination der beiden Substanzen effektiver bekämpft werden können, soll in dem nun geförderten Forschungsprojekt untersucht werden. Ferner sollen die Mechanismen, die dieser guten kombinatorischen Wirkung zugrunde liegen, entschlüsselt werden.

Hopfen – Gelbes Gold
Xanthohumol gehört zu den Pflanzenpolyphenolen – den aromatischen Verbindungen, die für Farbe und Geschmack der Pflanzen sorgen. Der Stoff ist ausschließlich im Hopfen zu finden und für den gelben Farbton der Hopfenblüten verantwortlich. Hopfen spielt eine wichtige Rolle beim Brauen von Bier, bei dem Xanthohumol jedoch in großen Teilen abgebaut wird. Im Bier selbst liegt nur ein geringer Anteil des Stoffes vor. Ein weiterer Inhaltsstoff des Hopfens sind die Bittersäuren, die den typischen Biergeschmack hervorrufen. Eine Gruppe von ihnen sind die alpha-Säuren, die durch die Erhitzung beim Brauprozess in Iso-Alphasäuren umgewandelt werden.

Minuspunkt: Alkohol
Die derzeit einzige Art, wie Xanthohumol und Iso-Alphasäuren vom Menschen aufgenommen werden, ist über den Genuss von Bier, wenn auch hier in relativ geringer Konzentration. Bier ist jedoch keine Medizin. Der Grund: der Alkoholgehalt. „Es ist jedoch denkbar, dass durch den Konsum von alkoholfreiem Bier oder anderen hopfenhaltigen Nahrungsmitteln und Getränken wie Hopfenlimonade oder Hopfentee eine positive Wirkung zu erzielen ist. Gerade zur Behandlung oder Prävention von Leberschädigung durch Fettleibigkeit scheinen Xanthohumol und Iso-Alphasäuren sehr vielversprechend“, erläutert Hellerbrand.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Claus Hellerbrand
Tel.: 09131/85-24191 (Sekretariat)
claus.hellerbrand@fau.de

Quelle: idw

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Biogas-Fachgespräch: Was können Enzyme, Mühlen und Co. wirklich für den Biogasprozess leisten?

Paul Trainer Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Biomasseforschungszentrum

Steigende Substratpreise und geänderte förderpolitische Ziele erfordern ein Umdenken und Reagieren von Biogasanlagenbetreibern. Optimierungen von prozesstechnischen Abläufen sowie der Einsatz alternativer Substrate sind meist die Folge. Neben technischen Optimierungen der Anlagen spielen auch Verfahren zum Substrataufschluss eine entscheidende Rolle. Das Leipziger Biogas-Fachgespräch am 28. November setzt sich vor diesem Hintergrund mit der Frage auseinander, welchen Einfluss Enzyme, Mühlen und Co. auf den Biogasprozess haben. Anmeldungen zur Veranstaltung sind unter der Adresse www.leipziger-fachgespraeche.de möglich.

Der Aufschluss schwer abbaubarer Substratbestandteile kann die Beschleunigung und ggf. Erhöhung des Substratabbaus im Biogasprozess bewirken sowie Schwimm- und Sinkschichten vermeiden oder verringern. Viele Möglichkeiten des Substrataufschlusses sind bereits am Markt verfügbar, der Nachweis der Wirkung erfolgt jedoch meistens nur unzureichend. Im Rahmen des Leipziger Biogas-Fachgespräches am 28. November sollen die vorhandenen Verfahren, Effekte und Möglichkeiten der Bewertung aufgezeigt und diskutiert werden, was Enzyme, Mühlen und Co. zum Biogasprozess beitragen können.

Zu Beginn der Veranstaltung wird Josephine Hofmann vom Deutschen Biomasseforschungszentrum die Möglichkeiten des Substrataufschlusses bei der Desintegration darstellen. Dr. Liane Müller (DBFZ) erläutert anschließend, wie der Effekt des Substrataufschlusses am Beispiel des Einsatzes von Enzymen bewertet werden kann. Burkhard Heidler (NAWARO BioEnergie) referiert in seinem Erfahrungsbericht zum Einsatz von Desintegrationsverfahren im Biogasanlagenbetrieb und Michael Korn (Biokraft Burgioß GmbH & Co. KG) stellt dar, wie sich Enzyme für vielfältige Substrate in Biogasanlagen einsetzen lassen. Abschließend bietet sich Raum für eine Zusammenfassung und Diskussion der Ergebnisse. Die Veranstaltung wird moderiert von Herrn Tino Barchmann vom DBFZ.

Der Termin noch einmal zusammengefasst:
Termin: 28. November 2018, 11:30 bis 16:30 Uhr
Ort: Deutsches Biomasseforschungszentrum, Torgauer Str. 116, 04347 Leipzig
Anmeldung: bis zum 22. November 2018 unter www.leipziger-fachgespraeche.de
Kosten: Die Teilnahmegebühr beträgt 20,- Euro. Dies beinhaltet Pausengetränke sowie -verpflegung und ist umsatzsteuerbefreit (§4 Abs. 22a UStG)

Hinweis: Im Vorfeld der Veranstaltung besteht die Möglichkeit, im Rahmen einer Führung die Forschungsbiogasanlage des DBFZ zu besichtigen. Bitte melden Sie sich hierfür explizit an.

Ziel der Veranstaltungsreihe „Leipziger Biogas-Fachgespräche“
Das Leipziger Biogas-Fachgespräch ist ein Forum, in dem die Chancen, aber auch die Grenzen der Energiegewinnung aus Biogas analysiert und diskutiert werden. Darüber hinaus geht es um aktuelle Themen aus der landwirtschaftlichen und kommunalen Biogaserzeugung und -nutzung. Primär kommen Referenten aus der Region und externe Referenten zu besonders interessanten Fragestellungen zu Wort. Ziel ist es, ein Branchennetzwerk zu etablieren, mit dem der Informationsfluss nachhaltig verbessert werden kann. Hierdurch soll ein merklicher Beitrag zu einer optimierten Produktion und Nutzung von Biogas als regenerativem Energieträger in Sachsen und den angrenzenden Bundesländern geleistet werden.

Veranstalter der Leipziger Biogas-Fachgespräche ist das Deutsche Biomasseforschungszentrum (DBFZ), unterstützt vom Sächsischen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) sowie dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) und dem Umweltinstitut Leipzig e.V.

Smart Bioenergy – Innovationen für eine nachhaltige Zukunft
Das Deutsche Biomasseforschungszentrum arbeitet als zentraler und unabhängiger Vordenker im Bereich der energetischen und stofflichen Biomassenutzung an der Frage, wie die begrenzt verfügbaren Biomasseressourcen nachhaltig und mit höchster Effizienz und Effektivität zum bestehenden und zukünftigen Energiesystem beitragen können. Im Rahmen der Forschungstätigkeit identifiziert, entwickelt, begleitet, evaluiert und demonstriert das DBFZ die vielversprechendsten Anwendungsfelder für Bioenergie und die besonders positiv herausragenden Beispiele gemeinsam mit Partnern aus Forschung, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Mit der Arbeit des DBFZ soll das Wissen über die Möglichkeiten und Grenzen einer energetischen und integrierten stofflichen Nutzung nachwachsender Rohstoffe in einer biobasierten Wirtschaft insgesamt erweitert und die herausragende Stellung des Industriestandortes Deutschland in diesem Sektor dauerhaft abgesichert werden – www.dbfz.de.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Tino Barchmann
Tel.: +49 (0)341 2434-375
E-Mail: tino.barchmann@dbfz.de

Pressekontakt:
Paul Trainer
Tel.: +49 (0)341 2434-437
E-Mail: paul.trainer@dbfz.de

Weitere Informationen:
https://www.dbfz.de/presse/pressemitteilungen-2018/leipziger-biogas-fachgespraec…
http://www.leipziger-fachgespraeche.de

Quelle: idw

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Grippe – Gefahr unter Kontrolle?

Susanne Thiele Presse und Kommunikation
Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung

Auftakt der HZI-Vortragsreihe „KrankheitsErregend“ mit aktuellen Antworten aus der Grippeforschung

Jetzt beginnt die alljährliche Grippesaison, und mit ihr stellen sich wieder die Fragen: Wie kann ich mich schützen? Soll ich mich impfen lassen? Was geschieht, wenn ich schwer krank werde? Die Grippewelle des vergangenen Winters war eine der schwersten seit langem. Wie die Bedrohung durch die Grippe sogar die Geschichte veränderte und wie sie aktuell erforscht wird, darüber informiert das Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) in Braunschweig am 20. Oktober 2018 zum Auftakt der Vortragsreihe „KrankheitsErregend“, die es bereits zum siebten Mal ausrichtet.

Besonders verheerend wirkte 1918 – am Ende des ersten Weltkriegs – die sogenannte Spanische Grippe, die fast 50 Millionen Todesopfer forderte. Hatte diese Epidemie einen Einfluss auf den Verlauf des Krieges, und stehen wir – genau 100 Jahre später – der nächsten schweren Grippewelle noch immer so hilflos gegenüber wie im frühen 20. Jahrhundert? Seitdem traten immer wieder schwerste Influenza-Epidemien auf, zuletzt im Winter 2017/18. Informationen hierzu präsentiert der Wissenschaftliche Geschäftsführer des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung, Prof. Dirk Heinz, am 20. Oktober 2018 ab 11 Uhr bei der ersten Veranstaltung der diesjährigen Vortragsreihe. Prof. Klaus Schughart, Leiter der Abteilung „Infektionsgenetik“ am HZI, zeigt im zweiten Vortrag, welchen Herausforderungen sich die moderne Grippeforschung heute stellt. Denn: Die Infektionsforschung ist die beste Vorbereitung auf die nächste mögliche Pandemie.

Die Vortragsreihe:
Bei der diesjährigen Ausgabe der Vortragsreihe „KrankheitsErregend“ werden ganz verschiedene Aspekte der Grippe beleuchtet: Am HZI informieren Experten an drei Samstagvormittagen darüber, was Sie tun können, um gesund zu bleiben, und wie genau die neuesten Medikamente im Krankheitsfall wirken. Ebenso stehen die Entwicklung und Wirkweise von Impfstoffen und der aktuelle Stand der Grippeforschung im Fokus. Am 27. Oktober 2018 geht es um Impfstoffe und Impfforschung und am 3. November 2018 um die vielfältigen Möglichkeiten, wie Sie sich vor einer Ansteckung schützen können und welche Therapiemöglichkeiten im Krankheitsfall zur Verfügung stehen.

Die Veranstaltungen beginnen jeweils um 11:00 Uhr im Forum des HZI in der Inhoffenstraße 7, 38124 Braunschweig. Der Eintritt ist frei, eine Voranmeldung ist nicht nötig. Im Anschluss bietet eine moderierte Diskussion Gelegenheit für Zuschauerfragen. Bei Interesse vermitteln wir gern Interviews mit den Referenten.

Nähere Informationen und den Programmflyer finden Sie unter http://www.helmholtz-hzi.de/krankheitserregend/epidemie/. Rückfragen beantwortet gern die Pressestelle des HZI (Telefon: 0531/6181-1404, E-Mail: veranstaltungen@helmholtz-hzi.de).

Diese Pressemitteilung finden Sie auch auf unserer Homepage unter dem Link https://www.helmholtz-hzi.de/de/aktuelles/news/ansicht/article/complete/grippe_g…

Das Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung:
Am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) untersuchen Wissenschaftler die Mechanismen von Infektionen und ihrer Abwehr. Was Bakterien oder Viren zu Krankheitserregern macht: Das zu verstehen soll den Schlüssel zur Entwicklung neuer Medikamente und Impfstoffe liefern. Das HZI ist Mitglied im Deutschen Zentrum für Infektionsforschung (DZIF). http://www.helmholtz-hzi.de

Ihre Ansprechpartnerinnen:
Susanne Thiele, Pressesprecherin
susanne.thiele@helmholtz-hzi.de
Christine Bentz, Veranstaltungsmanagement
christine.bentz@helmholtz-hzi.de

Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung GmbH
Presse und Kommunikation
Inhoffenstraße 7
D-38124 Braunschweig

Tel.: 0531 6181-1400; -1166

Quelle: idw

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Gutachten zur Behandlung biologisch abbaubarer Kunststoffe

Dipl.-Chem. Iris Kumpmann Abteilung Public Relations
Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT

Auch biologisch abbaubare Kunststoffmaterialien können in der Umwelt mehrere Monate und teilweise sogar einige Jahre beständig sein. Dies ist das Fazit eines Gutachtens, das vom Umweltbundesamt publiziert wurde. Das sechsköpfige Autorenteam bestand zur Hälfte aus Expertinnen und Experten von Fraunhofer UMSICHT. Das Gutachten ist kostenfrei als pdf zugänglich.

In Deutschland und in Europa besteht ein kleiner, jedoch stetig wachsender Markt für biologisch abbaubare Kunststoffe. Die Produkte aus den betreffenden Materialien werden in der Landwirtschaft und im Gartenbau sowie als Sammelbeutel für Bioabfälle eingesetzt. Zusätzlich ist ein wachsender Einsatz im Verpackungs- und Bedarfsgegenständesektor zu beobachten. Der Einsatz biologisch abbaubarer Kunststoffe in Produkten und besonders der Umgang mit biologisch abbaubaren Kunststoffabfällen werden jedoch kontrovers diskutiert. So wird die biologische Abbaubarkeit als Chance im Kampf gegen die langfristige Vermüllung der Umwelt, aber auch als Risiko für eine Verschärfung der Litteringproblematik und für einen potenziell verstärkten Eintrag in die Umwelt betrachtet.

Gutachten zum Abbau von Kunststoffen
Vor diesem Hintergrund hat das Umweltbundesamt ein Gutachten in Auftrag gegeben, in welchem Materialien, Produkte und Standards der biologischen Abbaubarkeit beschrieben und die Verwertung betreffender Abfälle in fünf Mitgliedsstaaten der EU vergleichend dargestellt wurden. Zudem erfolgte eine Auswertung wissenschaftlicher Veröffentlichungen, welche sich mit dem Abbau von abbaubaren Kunststoffen in terrestrischen, aquatischen und marinen Ökosystemen beschäftigen. Das Fazit ist, dass auch biologisch abbaubare Materialien in der Umwelt mehrere Monate und teilweise sogar einige Jahre beständig sein können. (Quelle: Umweltbundesamt)

Quelle: idw

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Entwarnung für Elektroautos: Keine Störung von implantierten Schrittmachern und Defis

Prof. Dr. Eckart Fleck Pressesprecher
Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e.V.

Die aktuell eingesetzten Elektroautos führen nicht zu elektromagnetischen Wechselwirkungen und in der Folge nicht zu Störungen von implantierten Herzschrittmachern oder Defibrillatoren. Zu diesem Ergebnis kam ein Forscherteam vom Deutschen Herzzentrum München in einer Studie, die bei den Deutschen Herztagen in Berlin präsentiert wurde.

Berlin, Freitag 12. Oktober 2018 – Entwarnung für herzkranke Lenker von Elektroautos, die einen implantierten Herzschrittmacher oder Defibrillator tragen: Die aktuell eingesetzten Elektroautos führen nicht zu elektromagnetischen Wechselwirkungen und in der Folge nicht zu Störungen solcher Implantate mit potenziell gefährlichen Auswirkungen auf die Gesundheit. Zu diesem Ergebnis kam ein Forscherteam vom Deutschen Herzzentrum München, nachdem es 108 Schrittmacher- und ICD-Patienten untersucht hatte. Die aktuelle Arbeit wurde bei den Deutschen Herztagen in Berlin präsentiert.

Die Studienteilnehmer wurden dem elektromagnetischen Feld von vier gebräuchlichen Elektroautos (Nissan Leaf, Tesla Model S, BMW i3, VW eUp) ausgesetzt. Schrittmacher- oder ICD-Fehlfunktionen während des Fahrens oder des Aufladens der Elektroautos wurde durch EKG-Überwachung und Device-Abfragen untersucht. Studien-Erstautor Dr. Amir Brkic: „Es wurden keine Geräte-Fehlfunktionen oder Umprogrammierungen beobachtet. Das elektromagnetische Feld im Fahrzeuginneren war mit 2.0 bis 3.6 Mikrotesla klein, das heißt die Fahrgastzellen sind gut abgeschirmt.“

Die Patienten wurden im Rahmen einer Routine-Geräte-Kontrolle in die Studie eingeschlossen. Die Untersuchung auf potenzielle Interferenzquellen erfolgte auf einem Rollenprüfstand für Autos unter standardisierten Bedingungen in Kooperation mit Wissenschaftlern für Fahrzeugtechnik. Die Patienten fuhren im Rahmen des Tests die Fahrzeuge unter Lastwechseln und beschleunigten auch über 100km/h.

Die größten elektromagnetischen Felder (EMF) wurden während des Ladevorgangs identifiziert (bis 116 Mikrotesla ). Dr. Brkic: „Der Ladevorgang stellt die potenziell gefährlichere EMF-Exposition dar und sollte in Hinblick auf die Schnellladetechnik weiter untersucht werden.“

Elektroautos werden immer häufiger als öffentliches oder privates Verkehrsmittel eingesetzt und stellen eine potenzielle Interferenzquelle (EMI) für Schrittmacher- oder Defibrillatorträger dar. Die mögliche Beeinträchtigung von Patienten mit implantierten Schrittmachern bzw. Defibrillatoren reicht von einer unnötigen Nutzungseinschränkung bis zur lebensbedrohlichen Fehlfunktion des implantierten Geräts.

Quelle: A. Brkic et al.: Störbeeinflussungen von implantierten Schrittmachern und Defibrillatoren durch Elektroautos nicht nachweisbar: eine cross-sectional, in-vivo Studie; Clin Res Cardiol 107, Suppl 3, October 2018

Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz und Kreislaufforschung e.V. (DGK) mit Sitz in Düsseldorf ist eine gemeinnützige wissenschaftlich medizinische Fachgesellschaft mit mehr als 10.500 Mitgliedern. Sie ist die älteste und größte kardiologische Gesellschaft in Europa. Ihr Ziel ist die Förderung der Wissenschaft auf dem Gebiet der kardiovaskulären Erkrankungen, die Ausrichtung von Tagungen die Aus-, Weiter- und Fortbildung ihrer Mitglieder und die Erstellung von Leitlinien. Weitere Informationen unter www.dgk.org

Weitere Informationen:
http://www.dgk.org/presse
http://www.kardiologie.org

Quelle: idw

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Kinder, Job und Rente: Wie und mit wem wir unsere Zeit verbringen

Silvia Leek Öffentlichkeitsarbeit und Pressestelle
Max-Planck-Institut für demografische Forschung

Wovon es abhängt, ob getrennte Väter regelmäßigen Kontakt zu ihrem Kind halten und wie sich eine Wirtschaftskrise auf die Lebensarbeitszeit auswirkt, lesen Sie in der neuen Ausgabe von „Demografische Forschung Aus Erster Hand“.

1. Wie lang ist ein Arbeitsleben?
Ökonomische Krise hat die erwartete Lebensarbeitszeit in Spanien stark schrumpfen lassen

In Zeiten des demografischen Wandels wird häufig über ein späteres Renteneintrittsalter diskutiert. Doch unsere Arbeitslebenszeit hängt auch stark davon ab, wie kontinuierlich wir arbeiten. In Spanien etwa sank die erwartete Arbeitslebenszeit während der Wirtschaftskrise drastisch, wie eine Studie des Max-Planck-Instituts für demografische Forschung zeigt.

2. Das Recht zur Sorge
Getrennt lebende Väter, die das Sorgerecht haben, sehen ihr Kind häufiger

Wenn Eltern sich trennen, leben die Kinder in den allermeisten Fällen im Haushalt der Mutter. Ob und wie der Vater dann den Kontakt zu ihnen hält, hängt sehr stark vom Sorgerecht, aber auch vom Bildungsniveau, dem Erwerbsstatus und der Lebensform des Vaters ab. Das zeigt eine neue Studie des Rostocker Zentrums zur Erforschung des Demografischen Wandels.

3. Die dritte Phase
Enkelkinder betreuen oder weiter arbeiten? Studie untersucht die Aktivitätsmuster von Rentnern

Wer das Rentenalter erreicht, steht vor vielen Entscheidungen: Möchte ich noch weiter erwerbstätig sein, mich um die Enkel oder kranke Familienangehörige kümmern, engagiere ich mich ehrenamtlich, oder genieße ich die hinzugewonnene Zeit einfach für mich selbst? Welche Aktivitätsmuster es bei den 60- bis 70-Jährigen gibt, untersucht eine neue Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung in Wiesbaden.

Kontakt:
Silvia Leek
Max-Planck-Institut für demografische Forschung
Konrad-Zuse-Str.1
18057 Rostock, Deutschland
Telefon: +49 (381) 2081-0
Telefax: +49 (381) 2081-443
E-Mail: redaktion@demografische-forschung.org

Herausgeber:
Das Magazin ist eine gemeinsame Publikation des Max-Planck-Instituts für demografische Forschung, des Rostocker Zentrums zur Erforschung des Demografischen Wandels, des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung, des Vienna Institute of Demography / Austrian Academy of Sciences und des Wittgenstein Centre for Demography and Global Human Capital.

http://www.demogr.mpg.de – Max-Planck-Institut für demografische Forschung
http://www.oeaw.ac.at – Österreichische Akademie der Wissenschaften
http://www.rostockerzentrum.de – Rostocker Zentrum zur Erforschung des Demografischen Wandels
http://www.bib-demografie.de – Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung

Originalpublikation:
https://www.demografische-forschung.org/

Anhang
Demografische Forschung Aus Erster Hand Nr. 3 2018
https://idw-online.de/de/attachment66843

Quelle: idw

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Deutsche Wassertechnologien für indische Städte

Dr. Claudia Vorbeck Presse und Öffentlichkeitsarbeit
Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB

Verschmutzte Flüsse und Seen, fehlende Abwasserkanäle und Kläranlagen – Indiens schnell wachsende Städte kommen beim Ausbau der kommunalen Infrastruktur kaum nach. Am größten ist der Bedarf an angepassten Lösungen für die kommunale Abwasserreinigung und die Überwachung der Wasserqualität. Dies zeigen erste Ergebnisse des Projekts »Smart Water Future India«, das vom Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB koordiniert wird. Als Basis für eine langfristige Zusammenarbeit soll ein Water Innovation Hub dienen. Deutsche Firmen sind willkommen, sich an dieser deutsch-indischen Plattform zu beteiligen.

»Smart Water Future India« heißt das vom Bundesumweltministerium (BMU) geförderte Projekt, in dem intelligente und nachhaltige Wassermanagementstrategien für die südindische Stadt Coimbatore entwickelt werden. Damit es nicht bei Konzepten und Strategien bleibt, sondern diese auch in die Praxis umgesetzt werden, wird im Rahmen des Projekts ein sogenannter »Water Innovation Hub« aufgebaut. In diesem Netzwerk arbeiten deutsche und indische Firmen eng mit Nichtregierungsorganisationen und Stadtverwaltung zusammen, um auch langfristig die dringend benötigten Lösungen für ein bedarfsgerechtes Wassermanagement bereitzustellen. Das Angebot reicht dabei von der Identifizierung von Maßnahmen über die Suche nach geeigneten Finanzierungsmitteln und Industriepartnern bis zur Koordinierung von Pilotprojekten und Demonstration von Prototypen.

Zugang zum indischen Markt durch Water Innovation Hub
»Deutsche Unternehmen aus der Wasserbranche zeigen großes Interesse am dynamisch wachsenden indischen Markt, haben jedoch oft Schwierigkeiten, ihre Produkte hier abzusetzen«, berichtet Philip Okito, geschäftsführender Gesellschafter der trAIDe GmbH und im Projekt für die Einbindung der Unternehmen zuständig. Angesichts der Herausforderungen in ganz Indien kann der geplante Water Innovation Hub deutschen Firmen das Tor zum indischen Markt der Wasser- und Abwasserwirtschaft öffnen.

Ende November will das Team um Projektleiter Dr. Marius Mohr, Wasserexperte am Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB, mit indischen Partnern einen ersten Fahrplan aufstellen, bevor im Februar 2019 der Strategieplan für das Wassermanagement der Stadt und das finale Konzept für den Water Innovation Hub vorgestellt werden. Interessierte deutsche Firmen sind daher aufgerufen, bereits im Vorfeld Kontakt zum Projektteam aufzunehmen.

Stadtanalyse und Stakeholder-Workshop identifizieren zwei Handlungsfelder
»In Coimbatore besteht – wie in vielen anderen indischen Städten – dringender Handlungsbedarf, da sind sich alle Stakeholder vor Ort einig«, berichtet Mohr vom Dialog mit lokalen Interessensgruppen am 26. Juli. Auf der Grundlage einer umfassenden Stadtanalyse und mit der Leitfrage, wie deutsche Wasserexperten zur Verbesserung der wasserwirtschaftlichen Situation in Coimbatore beitragen können, identifizierte das Projetteam dabei zwei konkrete Themenfelder, die von lokalen Akteuren aus Verwaltung, Wirtschaft und Wissenschaft als besonders wichtig eingeschätzt wurden. Sie können zugleich erste Ansatzpunkte für eine langfristige Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Indien liefern: Ein integriertes semi-zentrales kommunales Wassermanagement, das auch die Sektoren Energie und Ernährung berücksichtigt, sowie Technologien, um die Wasserqualität von gereinigtem Industrieabwasser, Oberflächengewässern und Grundwasser zu überwachen sowie die Ergebnisse zu visualisieren.

Kommunales Wassermanagement: Semi-zentral und integriert
Wie in anderen schnell wachsenden indischen Städten fehlen auch in Coimbatore Abwasserkanalisation und Kläranlagen: Nicht einmal 40 Prozent des städtischen Abwassers wird zentral gesammelt; vielmehr wird der Großteil der Abwässer unkontrolliert in Flüsse und Seen eingeleitet. Doch wie können gangbare Lösungen aussehen? Da die Bevölkerung der Stadt nach wie vor wächst und mit ihr der Verkehr auf Coimbatores Straßen, ist es kommunalpolitisch problematisch, Hauptverkehrsadern und weitere stark frequentierte Straßen aufzureißen, um Kanäle für die steigende Abwasserfracht zu legen.

Einen sinnvollen Lösungsansatz liefern semi-zentrale Konzepte, in denen die Abwässer von Quartieren, die etwa 5.000 bis 50.000 Einwohner umfassen, gesammelt und gereinigt werden. Der Vorteil: Die Leitungsquerschnitte für die benötigten Abwasserkanäle sind geringer, Hauptverkehrsstraßen können ausgeklammert werden, viele kleinere Abwasserreinigungsanlagen sind einfacher, schneller und kostengünstiger zu realisieren als eine große Zentralkläranlage. »Darüber hinaus erlauben modulare semi-zentrale Systeme, gleichzeitig mit dem Abwasser organische Abfälle zu behandeln und aufbereitetes Wasser wiederzuverwenden, beispielsweise zur Bewässerung von Grünanlagen oder Straßenreinigung«, weiß Mohr.

System zur Überwachung der Wasserqualität
Die Renaturierung von Flüssen und Seen, in die jahrelang ungeklärtes Abwasser eingeleitet wurde, ist oberstes Gebot und wurde im Rahmen der Förderung im »100 Smart Cities«-Programm der indischen Zentralregierung beschlossen. Noch fehlt es jedoch an der Infrastruktur, die Ergebnisse der Renaturierungsmaßnahmen zu analysieren und zu dokumentieren. Und wie wird sichergestellt, dass Stadtteile oder Unternehmen nicht doch unbehandeltes Abwasser einleiten?

»Die Stakeholder waren sich auch hier schnell einig, dass ein Überwachungssystem für die Wasserqualität installiert werden muss, um Erfolge bei der Wasseraufbereitung – aber auch Verstöße – verfolgen zu können«, berichtet Mohr. Für ein solches System werden Sensoren für die automatisierte Erfassung der wichtigsten physikalischen, chemischen und biologischen Parameter der Wasserqualität an kritischen Einleitstellen und ein zentrales Labor zur qualitätsgesicherten Analyse weiterer Proben benötigt. Die Vernetzung, Auswertung und Bereitstellung der Informationen ist dann durch entsprechende IT-Lösungen zu gewährleisten. Werden Echtzeitdaten mittels GIS-gestützter Systeme verknüpft und für alle zugänglich veröffentlicht, kann dies eine gesicherte Grundlage für weitere städtische Investitionsentscheidungen liefern und die notwendige Transparenz verbessern.

Technologien für die industrielle Abwasserreinigung in den Unternehmen, obschon neben den Kommunen weiterer maßgeblicher Verursacher von verschmutztem Grund- und Oberflächenwasser, sind aus Sicht aller lokalen Akteure dagegen durchaus vorhanden und – in der Nachbarstadt Tiruppur beispielsweise – auch erfolgreich im Betrieb. Es hapert hier vielmehr an der Durchsetzung der bestehenden Regelungen. Überwachungssysteme und damit eine größere Transparenz würden den Druck auf alle Beteiligten erhöhen, die Gesetze zu befolgen.

Informationen und Kontakt
Erste Skizzen für den Water Innovation Hub und die geplanten Projekte sind hier zu finden: www.igb.fraunhofer.de/swfi.

Hintergrund: Smart City Coimbatore
Mit 1,7 Millionen Einwohnern auf 257 Quadratkilometern ist Coimbatore eine der über 50 typischen von der Industrie geprägten Millionenstädte Indiens. Schätzungen gehen davon aus, dass die Bevölkerung in den kommenden 30 Jahren um eine weitere Million Menschen wachsen wird. Die Sicherung der Wasserversorgung und Abwasserentsorgung ist eines der dringendsten Probleme der Stadt.

Im Rahmen der deutsch-indischen Zusammenarbeit unterstützt Deutschland Coimbatore, das von der indischen Zentralregierung für das »100 Smart Cities«-Programm ausgewählt wurde, bei der Umsetzung ihrer Smart-City-Pläne.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Dr.-Ing. Marius Mohr
Gruppenleiter Bioverfahrenstechnik in der Wasser- und Kreislaufwirtschaft
Tel.: +49 711 970-4216
E-Mail: marius.mohr@igb.fraunhofer.de

Weitere Informationen:
https://www.igb.fraunhofer.de/de/presse-medien/presseinformationen/2018/deutsche…

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Quelle: idw

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Ätna: Neues Messsystem belegt Abrutschen des Südosthangs

Dr. Andreas Villwock Kommunikation und Medien
GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel

Die Südostflanke des Ätna rutscht langsam in Richtung Meer. Ein Team des GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel und des Kieler Exzellenzclusters „Ozean der Zukunft“ konnte mithilfe eines neuen, schallbasierten Vermessungsnetzes erstmals nachweisen, dass sich der Hang auch unter Wasser weiterbewegt. Innerhalb von acht Tagen bewegte er sich um circa vier Zentimeter. Ein plötzliches und schnelles Abrutschen des gesamten Hangs könnte zu einem Tsunami mit schwerwiegenden Folgen für die gesamte Region führen. Die Ergebnisse wurden heute in der internationalen Fachzeitschrift Science Advances veröffentlicht.

Als aktivster Vulkan Europas wird der Ätna von der Wissenschaft und den Behörden intensiv überwacht. Dabei zeigen satellitengestützte Messungen seit einiger Zeit, dass der Südosthang des Vulkans langsam in Richtung Meer abrutscht, während die anderen Hänge stabil sind. Unklar war bisher, ob sich die Bewegung auch unter Wasser fortsetzt, da Messungen per Satellit oder GPS dort nicht möglich sind. Mithilfe eines neuartigen Vermessungsnetzes, das Teil des GEOMAR GeoSEA Arrays ist, konnten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel, der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Schwerpunkt Meereswissenschaften, und des Istituto Nazionale di Geofisica e Vulcanologia (INGV) nun erstmals unter Wasser die Bewegung des Hangs in horizontaler und vertikaler Richtung nachweisen.

Die Ergebnisse bestätigen die Vermutung, dass der gesamte Südosthang in Bewegung ist. Ursache für die Bewegung des Hangs ist aller Wahrscheinlichkeit nach hauptsächlich die Schwerkraft, und nicht, wie bisher angenommen, aufsteigendes Magma. Ein schlagartiges Abrutschen der gesamten Flanke kann nicht ausgeschlossen werden und würde einen starken Tsunami in der Region auslösen. Die Ergebnisse der Untersuchung wurden heute in der internationalen Fachzeitschrift Science Advances veröffentlicht.

„Am Ätna haben wir zum ersten Mal die schallbasierte Vermessung unter Wasser, die sogenannte marine Geodäsie, an einem Vulkan genutzt“, erklärt Dr. Morelia Urlaub, Erstautorin der Studie. Sie leitete die Untersuchungen im Rahmen des Projekts „MAGOMET – Marine geodesy for offshore monitoring of Mount Etna“. Entlang der Störungslinie, die die Grenze zwischen rutschender Flanke und stabilem Hang darstellt, platzierte das GEOMAR-Team dafür im April 2016 insgesamt fünf Transponder-Messstationen. „Drei platzierten wir auf dem abrutschenden Hang, zwei auf der anderen Seite der Störungslinie“, sagt Urlaub.

Die Transponder sendeten sich dann alle 90 Minuten ein akustisches Signal. Da die Geschwindigkeit des Schalls unter Wasser bekannt ist, können über die Zeitdauer, die das Signal unterwegs ist, relative Bewegungen des Meeresbodens zentimetergenau bestimmt werden. „Wir stellten eindeutig fest, dass der Hang im Mai 2017 innerhalb von acht Tagen um vier Zentimeter Richtung Meer abrutschte und dabei einen Zentimeter tiefer sank“, erklärt Urlaub. Diese Bewegung kann dabei mit einem langsamen Erdbeben verglichen werden, ein sogenannter „Slow Slip“. Es war das erste Mal, dass die horizontale Bewegung eines solchen Slow-Slip-Ereignisses unter Wasser erfasst wurde. Insgesamt war das System rund 15 Monate im Einsatz.

Im Vergleich mit per Satellit gewonnenen Daten zeigte sich, dass der Südosthang sich an Land im selben Zeitraum ähnlich weit bewegt hat. „Der komplette Südosthang hat also seine Position verändert“, sagt Dr. Urlaub.

„Insgesamt deuten unsere Ergebnisse darauf hin, dass der Hang aufgrund der Schwerkraft abrutscht und nicht etwa durch den Aufstieg von Magma“, erläutert sie weiter. Würde Magma im Zentrum des Vulkans die Bewegung auslösen, müsste sich der Hang an Land stärker fortbewegen als unter Wasser. Diese Erkenntnis ist wichtig für die weitere Gefahrenabschätzung. „Der gesamte Hang befindet sich durch die Schwerkraft in Bewegung. Daher ist es durchaus möglich, dass er plötzlich abrutscht, was einen Tsunami im gesamten Mittelmeer auslösen könnte“, erklärt Professor Heidrun Kopp, Koordinatorin des GeoSEA-Arrays und Co-Autorin der Studie. Allerdings ist durch die Untersuchungsergebnisse keine Voraussage möglich, ob und wann es zu diesem Ereignis kommen könnte.

„Um die geologischen Vorgänge rund um den Ätna und anderen an Küsten gelegenen Vulkanen zu verstehen, ist weitere Grundlagenforschung nötig. Unsere Untersuchung zeigt aber, dass das schallbasierte Vermessungsnetz uns dabei hervorragend unterstützen kann“, fasst Dr. Urlaub zusammen.

Originalpublikation:
Urlaub, M., F. Petersen, F. Gross, A. Bonforte, G. Puglisi, F. Guglielmino, S. Krastel, D. Lange, H. Kopp (2018): Gravitational collapse of Mount Etna’s southeastern flank. Science Advances 2018; 4: eaat9700, https://doi.org/10.1126/sciadv.aat9700

Weitere Informationen:
http://www.geomar.de Das GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel
https://www.geomar.de/index.php?id=5286&L=1 Das GEOMAR GeoSEA Array

Quelle: idw

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Warum Vitamin E-Wirkung bisher oft reine Glückssache ist

Dr. Ute Schönfelder Stabsstelle Kommunikation/Pressestelle
Friedrich-Schiller-Universität Jena

Pharmazeuten und Biochemiker der Universität Jena entschlüsseln mit internationalem Forscherteam die entzündungshemmende Wirkungsweise von Vitamin E und seiner Stoffwechselprodukte / Ergebnis zeigt Nutzen einer personalisierten Medizin auf / Patentierter Wirkstoffkandidat wird nun weiter erforscht

Es soll die Hautalterung bremsen, Gelenkverschließ bei Rheuma und Arthrose lindern und sogar vor Krebs und Herz-Kreislauferkrankungen schützen. Seit fast 100 Jahren erforschen Wissenschaftler die Wirkungen von Vitamin E, fachsprachlich Alpha-Tocopherol, und haben die chemischen Grundlagen weitgehend geklärt. „Vitamin E ist ein Antioxidans, es neutralisiert zellschädigende freie Radikale“, erläutert PD Dr. Andreas Koeberle von der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Doch obwohl dies in Zell- und Tiermodellen unter Laborbedingungen hinreichend belegt ist, überzeugt Vitamin E in klinischen Studien bisher nicht: „Hier finden wir sehr heterogene Ergebnisse“, sagt Koeberle. „Nicht nur, dass die positiven Effekte oft nicht in der erwarteten Stärke auftreten, manchmal zeigt die Gabe von Vitamin E sogar nachteilige Effekte“, so der Biochemiker vom Lehrstuhl für Pharmazeutische Chemie.

Eine mögliche Ursache dafür haben Dr. Koeberle und seine Kollegen nun gefunden: Wie das Jenaer Forscherteam in einer breit angelegten interdisziplinären Studie gemeinsam mit Partnern aus Frankreich, Österreich, Italien und Deutschland belegt, beruht die Wirkung von Vitamin E, das als Tablette oder Kapsel eingenommen wird, gar nicht auf dem Vitamin selbst, sondern auf der eines Stoffwechselprodukts. Diese Substanz mit Namen Alpha-Carboxychromanol besitzt unter anderem eine vielversprechende entzündungshemmende Wirkung. Ihre Ergebnisse haben die Forscher in der Fachzeitschrift „NATURE Communications“ veröffentlicht (DOI: 10.1038/s41467-018-06158-5).

Alpha-Carboxychromanol wird in der Leber gebildet. „In welchem Maße das passiert, ist von Patient zu Patient aber sehr verschieden“, berichtet Prof. Dr. Oliver Werz, der die Studie gemeinsam mit Dr. Koeberle geleitet hat. Wie die Jenaer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gezeigt haben, weist der Spiegel des Metaboliten im Blut von Versuchspersonen eine sehr große individuelle Spannweite auf. „Wenn der Effekt von Vitamin E davon abhängt, in welchem Maße der bioaktive Metabolit gebildet wird, dann erklärt das sehr gut, wieso die gleiche Menge Vitamin E bei einer Person eine bestimmte Wirkung zeigt und bei einer anderen Person womöglich eine wesentlich geringere“, macht Werz deutlich. Dies belege, so der Jenaer Pharmazeut weiter, den großen Nutzen, den eine personalisierte Medizin zu bieten hat. „Wenn wir zuvor den Stoffwechsel eines Patienten charakterisieren, lässt sich ein Therapieerfolg – nicht nur für Vitamin E – wesentlich präziser erzielen.“

Schlüsselenzym im Entzündungsprozess wird gehemmt
In der vorliegenden Studie haben die Forschenden das entzündungshemmende Potenzial von Alpha-Carboxychromanol detailliert untersucht. Der bioaktive Metabolit hemmt ein Schlüsselenzym von Entzündungsprozessen (5-Lipoxygenase, kurz 5-LO). Dies sei eine vielversprechende Erkenntnis, sagt Koeberle, denn die 5-LO spiele eine zentrale Rolle bei Entzündungserkrankungen wie Asthma oder Arthritis. „Bislang gibt es aber nur ein einziges zugelassenes Arzneimittel, das die 5-LO hemmt, das aber aufgrund starker Nebenwirkungen nur sehr eingeschränkt eingesetzt werden kann.“ Die Jenaer Forscher wollen ihre Erkenntnisse nutzen, um einen neuen Wirkstoffkandidaten für die Behandlung entzündlicher Erkrankungen zu entwickeln. Ein erster von Alpha-Carboxychromanol abgeleiteter Kandidat sei bereits patentiert, so Koeberle.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
PD Dr. Andreas Koeberle und Prof. Dr. Oliver Werz
Institut für Pharmazie der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Philosophenweg 14, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 949815
E-Mail: andreas.koeberle@uni-jena.de; oliver.werz@uni-jena.de

Originalpublikation:
Pein H et al. Endogenous metabolites of vitamin E limit inflammation by targeting 5-lipoxygenase. Nature Communications (2018), volume 9, Article number: 3834, DOI: 10.1038/s41467-018-06158-5

Weitere Informationen:
https://rdcu.be/7gHO

Quelle: idw

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Übergewicht entwickelt sich bereits in der frühen Kindheit – und bleibt dann bestehen

Dr. Katarina Werneburg Stabsstelle Universitätskommunikation/Medienredaktion
Universität Leipzig

Forscher der Leipziger Universitätsmedizin haben herausgefunden, dass schon die frühe Kindheit entscheidend für die Entwicklung von Übergewicht und Adipositas ist. Sie analysierten dazu die Entwicklung des Gewichts von mehr als 51.000 Kindern von der Geburt bis in die Adoleszenz. Das Ergebnis ist eindeutig: Fast 90 Prozent der Kinder, die im Alter von drei Jahren übergewichtig waren, waren es auch als Jugendliche. Bei ihnen erfolgte der stärkste Gewichtszuwachs im Kleinkindalter von zwei bis sechs Jahren. Die Ergebnisse haben die Wissenschaftler aktuell im renommierten New England Journal of Medicine veröffentlicht.

Noch bevor ein Kind in die Schule geht, wird der Grundstein für Übergewicht und Adipositas gelegt. „Die Erkrankung manifestiert sich häufig schon sehr früh in der Kindheit. Zugleich liegt die Wahrscheinlichkeit, dass kleine Kinder mit Adipositas zu einem Normalgewicht in der Jugend zurückkehren, bei weniger als 20 Prozent. Diese Effekte konnten wir in einer großen Längsschnittstudie nachweisen mit direkten Implikationen für die Praxis“, sagt Prof. Dr. Antje Körner, Professorin für Pädiatrische Forschung an der Universität Leipzig und Arbeitsgruppenleiterin am Center for Pediatric Research Leipzig (CPL) des Universitätsklinikums Leipzig. In der Untersuchung analysierten die Wissenschaftler um Studienleiterin Antje Körner Daten zum Gewichtsverlauf von 51.505 Kindern aus dem CrescNet Register im Alter von 0 und 18 Jahren.

Das Kleinkindalter von zwei bis sechs Jahren ist das kritische Alter des Gewichtsanstiegs
In ihrer statistischen Analyse konnten die Forscher feststellen, dass in den ersten zwei Lebensjahren die Chancen für Kinder, die adipös waren, später zu einem Normalgewicht zurückzukehren gerade einmal bei 50:50 stehen. Waren die Kinder hingegen schon drei Jahre alt, waren es nur noch knapp zehn Prozent – das bedeutet: Rund 90 Prozent dieser Kinder waren auch als Jugendliche übergewichtig oder adipös. „Wir konnten mit unseren Daten zeigen, dass das Gewicht von Jugendlichen mit Übergewicht und Adipositas am stärksten zwischen zwei und sechs Jahren zugenommen hat“, so Körner. Auch danach stiegen der BMI weiter stetig an, wodurch sich das Ausmaß der Adipositas weiter Jahr für Jahr verschlimmerte.

Auch Geburtsgewicht und Gewicht der Mutter haben Einfluss
Mit Daten der LIFE Child-Studie konnten auch die Bedeutung von Geburtsgewicht und Gewicht der Mutter auf das kindliche Adipositasrisiko nachgewiesen werden. So hatte fast die Hälfte der Babys, die zur Geburt sehr groß und schwer waren, einen höheren BMI in ihrer Kindheit und Jugend. Demgegenüber entwickelten weniger als 30 Prozent der Kinder mit normalem oder niedrigem Geburtsgewicht Übergewicht oder Adipositas im Jugendalter. Kinder von Müttern mit Übergewicht hatten ein deutlich höheres Risiko für kindliches Übergewicht als Kinder von Müttern, die normalgewichtig waren.

Übergewicht im frühen Kindesalter bleibt meist bestehen
„Die meisten Kinder und Jugendliche mit Übergewicht haben es auch noch im Erwachsenenalter. Natürlich ist die Prävalenz, das heißt die Häufigkeit, von Übergewicht bei Erwachsenen noch höher und nicht jeder übergewichtige Erwachsene war ein übergewichtiges Kind. Wenn jedoch Übergewicht bereits im (frühen) Kindesalter einsetzt, bleibt es zuallermeist bestehen – mit allen Konsequenzen beispielsweise für die Entwicklung von Folgeerkrankungen bereits im Jugend- oder jungen Erwachsenenalter. Eine übermäßige Gewichtszunahme bei Kindern unter sechs Jahren kann ein frühes Anzeichen für spätere Adipositas sein. Wachstum und Gewicht müssen von Kinderärzten, Erziehern und Eltern schon früh genau beobachtet werden, um Kinder mit erhöhtem Risiko zu erkennen“, sagt Prof. Dr. Antje Körner.

Die Studie wurde durch den DFG-Sonderforschungsbereich „Mechanismen der Adipositas“ (SFB 1052), durch das Integrierte Forschungs- und Behandlungszentrum AdipositasErkrankungen (IFB) sowie durch das Leipziger Forschungszentrum für Zivilisationserkrankungen (LIFE Child) unterstützt.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Antje Körner
Telefon: +49 341 97-26500
Email: antje.koerner@medizin.uni-leipzig.de

Originalpublikation:
„Acceleration of BMI in Early Childhood and Risk of Sustained Obesity“; DOI: 10.1056/NEJMoa1803527

Weitere Informationen:
https://www.nejm.org/do/10.1056/NEJMdo005405/full/?requestType=popUp&related…

Quelle: idw

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Risiken von Mikroschadstoffen bewerten, Stauräume nachhaltig bewirtschaften, Dürre sichtbar machen

Monika Landgraf Strategische Entwicklung und Kommunikation – Gesamtkommunikation
Karlsruher Institut für Technologie

Wasser gilt als einer der wichtigsten Rohstoffe des 21. Jahrhunderts. Wie die Verfügbarkeit in ausreichender Qualität gewährleistet werden kann, erforschen Universitäten des Landes gemeinsam im Förderprogramm „Netzwerk Wasserforschung Baden-Württemberg“, einer Initiative des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst (MWK). Die Geschäftsstelle am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) veranstaltet ein Statuskolloquium, um Ergebnisse der drei großen Verbundprojekte vorzustellen.

„Aktuelle und zukünftige Herausforderungen in der Wasserforschung verlangen angesichts des globalen Wandels und der komplexen Nutzungskonflikte um Wasserressourcen ein hohes Maß an inter- und transdisziplinären Herangehensweisen“, sagt Harald Horn, Professor am Engler-Bunte-Institut (EBI) des KIT und Sprecher des Netzwerks. „Nur mit einer engen Verzahnung von Natur-, Ingenieur-, Geistes- und Sozialwissenschaften kann die Wasserforschung zukunftsweisende Lösungsansätze entwickeln und umsetzen.“

Die vielfältigen Aktivitäten der Hochschulen des Landes auf diesem Gebiet besser zu vernetzen, ist Ziel des „Netzwerks Wasserforschung Baden-Württemberg“. Zentrale Komponenten sind dabei drei interdisziplinäre Verbundprojekte, in denen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von je drei Hochschulen in Baden-Württemberg jeweils ein gemeinsames Thema aus unterschiedlichen Perspektiven bearbeiten:

Effect-Net: Wirkungszusammenhänge für die Risikobewertung von Chemikalien in Gewässerökosystemen
Im Projekt Effect-Net (Effect Network in Water Research) arbeiten Natur- und Sozialwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler der Universitäten Heidelberg und Tübingen sowie des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) zusammen. Sie erforschen, ob sich Arzneimittel und künstliche Süßstoffe in Gewässern nachteilig auf Fische und wirbellose Organismen auswirken. Zusätzlich will das Projektteam herausfinden, wie Gesellschaft und Politik diese Thematik wahrnehmen. Zum Nachweis der Substanzen selbst sowie deren Um- und Abbauprodukte in Oberflächenwasser, Abwasser und Organismen haben die Forscherinnen und Forscher chemisch-analytische Methoden entwickelt und optimiert. Ziel von Effect-Net ist, biologische Risiken zu identifizieren, ihnen entgegenzuwirken sowie Konzepte zur Steuerung von Konsumentenverhalten und für die Umweltgesetzgebung zu entwickeln.

Sprecher: Professor Thomas Braunbeck, Universität Heidelberg
Weitere Informationen: http://www.effect-net-wasser.de

CHARM: Stauräume verstehen – Stauräume nachhaltig bewirtschaften
Talsperren und Stauräume wie Speicher und Rückhaltebecken spielen eine bedeutende Rolle für die Wasser- und Energieversorgung, den Hochwasserschutz und die Freizeitgestaltung. Bau und Betrieb sind jedoch mit vielen Herausforderungen verbunden: Ablagerung von Sedimenten, Wachstum von Blaualgen, Emission von Treibhausgasen oder gesellschaftliche Akzeptanz. Im Projekt CHARM (CHAllenges of Reservoir Management) erforscht ein interdisziplinäres Team der Universitäten Stuttgart, Konstanz und Freiburg die Eigenschaften von Stauräumen im Schwarzwald und im Fränkischen Seenland und die damit assoziierten Prozesse. Die Ergebnisse können zu einem verbesserten Speichermanagement beitragen, um die Wirtschaftlichkeit zu erhöhen (z.B. Wasserkraft, Hochwasserschutz), Gefährdungen zu reduzieren (z.B. Treibhausgasemissionen, gesundheitliche Risiken durch Blaualgentoxine) und den Betrieb aus ökologischer Sicht zu verbessern.

Sprecherin: Professorin Silke Wieprecht, Universität Stuttgart
Weitere Informationen: www.charm-bw.de

DRIeR: Auswirkungen von Dürre – Das Unsichtbare sichtbar machen
Die Dürre dieses Jahres zählt zu den folgenreichsten Ereignissen der letzten zwei Jahrzehnte. Solche Extremereignisse könnten in Anbetracht des Klimawandels auch in Baden-Württemberg häufiger auftreten. Ein interdisziplinäres Team an den Universitäten Freiburg, Heidelberg und Tübingen untersucht im Forschernetzwerk DRIeR die komplexen Auswirkungen von Dürre auf Natur und Gesellschaft. Die Forscherinnen und Forscher analysieren Dürreereignisse und deren Auswirkungen seit dem 16. Jahrhundert und verbinden diese mit gegenwärtiger Prozessforschung, um insbesondere die versteckten Auswirkungen, beispielsweise auf Wasserqualität und Biodiversität, sichtbar zu machen. DRleR beschäftigt sich darüber hinaus mit der Frage, wie Staat und Gesellschaft mit dem Risiko einer Dürre umgehen und umgehen sollten.

Sprecherteam: Professorin Kerstin Stahl und Professor Jens Lange, Universität Freiburg
Weitere Informationen: www.drier.uni-freiburg.de

Das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst (MWK) unterstützt das „Netzwerk Wasserforschung in Baden-Württemberg“ über einen Zeitraum von fünf Jahren bis 2020. Die drei interdisziplinären Verbundprojekte erhalten jeweils zwei Millionen Euro. Beim Statuskolloquium stellen die Wasserforscherinnen und -forscher erste Ergebnisse vor.

Das MWK fördert zudem die Geschäftsstelle des Netzwerks Wasserforschung Baden-Württemberg, die am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) beim Sprecher des Netzwerks, Professor Harald Horn, eingerichtet wurde. Die Geschäftsstelle organisiert Workshops und Veranstaltungen zu vielfältigen Themen, um neue Kooperationen aufzubauen und weitere Forschungsideen zu entwickeln. Auch der wissenschaftliche Nachwuchs wird dabei schon frühzeitig in den interdisziplinären Austausch und die Ideenentwicklung eingebunden.

Weitere Informationen:
http://www.wassernetzwerk-bw.de

Weiterer Kontakt:
Sarah Werner, Redakteurin/Pressereferentin, Tel.: +49 721 608 21170, E-Mail: sarah.werner@kit.edu

Als „Die Forschungsuniversität in der Helmholtz-Gemeinschaft“ schafft und vermittelt das KIT Wissen für Gesellschaft und Umwelt. Ziel ist es, zu den globalen Herausforderungen maßgebliche Beiträge in den Feldern Energie, Mobilität und Information zu leisten. Dazu arbeiten rund 9 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf einer breiten disziplinären Basis in Natur-, Ingenieur-, Wirtschafts- sowie Geistes- und Sozialwissenschaften zusammen. Seine 25 500 Studierenden bereitet das KIT durch ein forschungsorientiertes universitäres Studium auf verantwortungsvolle Aufgaben in Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft vor. Die Innovationstätigkeit am KIT schlägt die Brücke zwischen Erkenntnis und Anwendung zum gesellschaftlichen Nutzen, wirtschaftlichen Wohlstand und Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen.

Diese Presseinformation ist im Internet abrufbar unter: http://www.sek.kit.edu/presse.php

Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Sarah Werner, Redakteurin/Pressereferentin, Tel.: +49 721 608 21170, E-Mail: sarah.werner@kit.edu

Originalpublikation:
http://www.kit.edu/kit/pi_2018_123_risiken-von-mikroschadstoffen-bewerten-staura…

Weitere Informationen:

http://sarah.werner@kit.edu
http://www.sek.kit.edu/presse.php
http://www.wassernetzwerk-bw.de
http://www.effect-net-wasser.de

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KIT: Risiken von Mikroschadstoffen bewerten, Stauräume nachhaltig bewirtschaften, Dürre sichtbar machen
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Quelle: idw

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Wasser – zu viel oder zu wenig? Tagung zu regionalen Auswirkungen des Klimawandels

Josef Zens Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Helmholtz-Zentrum Potsdam – Deutsches GeoForschungsZentrum GFZ

Klimawandel in Regionen verstehen, Folgen erkennen und Auswirkungen diskutieren: Die 8.. Regionalkonferenz des Forschungsverbunds REKLIM legt den Schwerpunkt auf die Auswirkungen des Klimawandels in Nordost-Deutschland und beantwortet Fragen rund um das Thema Wasser. Nach dem heißen Sommer und der massiven Dürre in weiten Teilen Deutschlands zeichnen sich die Folgen dieser extremen Wetterbedingungen ab: Ernteausfälle, Einbußen für die Binnenschifffahrt, großflächige Waldbrände sowie Belastungen für Mensch und Natur. Forschende des Verbunds REKLIM „Regionale Klimaänderungen“ der Helmholtz-Gemeinschaft diskutieren mit Politik und Verwaltung die Herausforderungen.

Klimawandel in Regionen verstehen, Folgen erkennen und Auswirkungen diskutieren: Die mittlerweile achte Regionalkonferenz des Forschungsverbunds REKLIM legt in diesem Jahr den Schwerpunkt auf die Auswirkungen des Klimawandels in Nordost-Deutschland und beantwortet insbesondere Fragen rund um das Thema Wasser. Nach dem sehr warmen Sommer im Norden und Osten und der massiven Dürre in weiten Teilen Deutschlands zeichnen sich die Folgen dieser extremen Wetterbedingungen in vielen Bereichen ab: Ernteausfälle, Einbußen für die Binnenschifffahrt, großflächige Waldbrände sowie Belastungen für Mensch und Natur. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Forschungsverbunds REKLIM „Regionale Klimaänderungen“ der Helmholtz-Gemeinschaft diskutieren mit Vertretern aus Politik und Verwaltung, vor welche Herausforderungen der Klimawandel die Gesellschaft bereits heute stellt.

Die in diesem Jahr vom Deutschen GeoForschungsZentrum (GFZ) vorbereitete 8. REKLIM Regionalkonferenz findet am 25. September 2018 im Hörsaalgebäude „H“ auf dem Telegrafenberg in Potsdam statt. Neben Expertinnen und Experten des Helmholtz-Forschungsverbunds REKLIM gestalten Entscheidungsträger aus Politik und Verwaltung das Programm aktiv mit. Es geht dabei besonders um Fragestellungen der Anpassung, wie z. B. der Historischen Gärten in Potsdam, dem Regenwassermanagement in Berlin oder wie sich die Wasserwirtschaft der Stadt Potsdam der Zukunft stellt. Ergänzt wird der Tag durch aktuelle Forschungsergebnisse aus der Wissenschaft.

„Gerade die Frage, ob extreme Wetterereignisse wie Starkregen oder Trockenheit häufiger und intensiver werden, spielt für die Anpassung eine enorm wichtige Rolle“, erklärt der wissenschaftliche Koordinator des Forschungsverbundes, Prof. Dr. Peter Braesicke, der am 1. September 2018 die wissenschaftliche Leitung des Forschungsverbundes von Prof. Dr. Peter Lemke übernommen hat. Er ergänzt: „Die REKLIM-Konferenz bietet eine hervorragende Dialog-Plattform, um mehr über die aktuelle Forschung und ihre Möglichkeiten, Extreme zu verstehen und vorherzusagen, zu erfahren und die Bedürfnisse der Gesellschaft herauszuarbeiten.“

Aber auch die Frage der Einordnung dieser Extremereignisse in den Kontext der Klimawissenschaften wird diskutiert. Seespiegeländerungen als Indikatoren für Klimaänderungen in der Vergangenheit und heute werden ebenso erörtert wie die Klimawirksamkeit wiedervernässter Moore oder die Rolle von Bäumen als Indikatoren von Wärmeinseln in der Stadt. Die Veranstaltung wird von Staatssekretärin Dr. Ulrike Gutheil vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg (MWFK) eröffnet.

Die 8. REKLIM Regionalkonferenz schließt mit einem Premierenabend von Kurzfilmen zum Thema Klimawandel, die der Forschungsverbund REKLIM in Kooperation mit der DEKRA Hochschule für Medien, Berlin, entwickelt hat.

Unter dem Titel „Ich wünschte, ich würd‘ in dieser Welt leben“ werden sieben Filme von jungen Filmemachern gezeigt, in denen kurze Geschichten und sehr persönliche Vision über die Folgen des Klimawandels erzählt werden. REKLIM engagiert sich seit 2013 in einer intensiven Kooperation mit der DEKRA Hochschule für Medien, um das Thema Klimawandel mit und insbesondere für die junge Generation fassbar und erfahrbar zu machen.

Über REKLIM
Die Helmholtz-Klimainitiative REKLIM (Regionale Klimaänderungen) ist ein 2009 gegründeter Verbund von neun Forschungszentren der Helmholtz-Gemeinschaft. REKLIM nutzt die in der Helmholtz-Gemeinschaft gebündelte Kompetenz für regionale Beobachtungs- und Prozessstudien in Kombination mit Modellsimulationen zur Verbesserung von regionalen und globalen Klimamodellen, die eine solide Basis für klimabezogene Entscheidungshilfen bieten sollen. Weitere Informationen: www.reklim.de

In der Pressestelle
des Deutschen GeoForschungsZentrums
steht Ihnen Josef Zens (0331-288-1040; Mail: josef.zens@gfz-potsdam.de) zur Verfügung,

in der des Alfred-Wegener-Instituts
steht Ihnen Dr. Folke Mehrtens (Tel.: +49(0)471 4831-2007; E-Mail: medien@awi.de
gern für Rückfragen zur Verfügung.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Ihr wissenschaftlicher Ansprechpartner am Deutschen GeoForschungsZentrum (GFZ) in Potsdam ist:
Prof. Dr. Achim Brauer (Tel.: +49 (0)331 288-1330; E-Mail: brau@gfz-potsdam.de)

Ihr Ansprechpartner für den REKLIM Verbund ist:
Dr. Klaus Grosfeld (Tel.: +49(0)471 4831-1765; E-Mail: klaus.grosfeld@awi.de)

Weitere Informationen:
https://www.reklim.de/konferenz-2018/

Quelle: idw

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Gegen Straßenschmutz im Regenwasser

Katharina Thehos Dezernat Kommunikation und Marketing
Hochschule Ostwestfalen-Lippe

Autos verschmutzen nicht nur die Luft, sondern auch die Straßen, auf denen sie fahren. Abrieb von Reifen und Bremsen oder Verlust von Öl – wenn es regnet, gelangen Schadstoffe von den Straßen ins Abwasser. Wie dieses bestmöglich gereinigt werden kann, erforschen Wissenschaftler der Hochschule OWL im Rahmen eines vom NRW-Umweltministerium geförderten Projektes. Die Untersuchungen finden an der Bundesstraße 64 in Höxter statt.

Wenn Regen auf versiegelte Flächen fällt, wäscht er von diesen Verunreinigungen ab, bevor er im Abflusssystem verschwindet. Auf Straßen handelt es sich bei den Verunreinigungen nicht nur um Laub oder Staub, sondern auch um Partikel, die nicht natürlichen Ursprungs sind: Abrieb von Bremsen oder von Reifen, Öl oder metallische Teilchen, die beispielsweise von rostenden Leitplanken stammen. All diese Partikel gelangen mit dem Regenwasser in den Straßenablauf. Dort wird versucht, sie mit Filtern oder durch Einrichtungen, in denen sie sich absetzen, aus dem Wasser zu eliminieren – bisher sind die Ergebnisse jedoch nicht zufriedenstellend: „Wir haben in einem inzwischen abgeschlossenen Forschungsprojekt Abscheider untersucht, mit denen das Wasser behandelt wird. Dazu haben wir Messungen in Straßenabläufen durchgeführt und mit Labordaten verglichen. Dabei fällt auf, dass die Abscheider im Einsatz an der Straße nicht so gut arbeiten wie sich aus dem Verhalten im Labor erwarten ließ“, sagt Professor Joachim Fettig vom Fachgebiet Wassertechnologie der Hochschule Ostwestfalen-Lippe.

Er und sein Team bearbeiten jetzt ein Folgeprojekt mit dem Titel „Erfassung und weitergehende Charakterisierung der Fraktion AFS-fein im Zu- und Ablauf von dezentralen Anlagen zur Behandlung des Niederschlagswassers von Verkehrsflächen“. Dabei geht es darum, die Eigenschaften der Schmutz-Partikel genauer zu verstehen, um diese besser als bisher aus dem Wasser abscheiden zu können. Das Projekt wird seit Mai 2018 für zwei Jahre mit 160.000 Euro vom Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert. Die Wissenschaftler arbeiten an einem Versuchsstand an der Bundesstraße 64 im Stadtgebiet Höxter. Dort entnehmen sie bei Regen automatisiert Proben aus dem abfließenden Wasser. „Die vorhandenen Partikel analysieren wir anschließend mit unterschiedlichen Messmethoden, beispielsweise hinsichtlich ihrer Größe und Dichte“, so Fettig, der auch Sprecher des Forschungsschwerpunktes „Nachhaltige Wasserwirtschaft und vorsorgender Gewässerschutz“ der Hochschule OWL ist. Die betrachteten Partikel, die im Projektnamen als „Fraktion AFS-fein“ benannt sind, sind abfilterbare Stoffe (AFS), die kleiner als 63 Tausendstel eines Millimeter sind.

Die Forscher sammeln über einen Zeitraum von zwei Jahren Daten bei mehreren Dutzend Regengüssen. Neben Metallen und organischen Verunreinigungen steht dabei auch das Thema Mikroplastik im Fokus. „Mikroplastik wird aktuell stark diskutiert, allerdings vor allem im Bereich der Kläranlagen. Der Nachweis im Straßenwasser ist nicht nur für uns neu, sondern allgemein Pionierarbeit“, sagt Fettig. Die Wissenschaftler der Hochschule OWL kooperieren in diesem Gebiet mit der Hochschule Rhein-Main, in deren Labors die Mikroplastik-Analysen stattfinden. Das Projekt in Höxter zeichnet sich zudem durch zwei weitere Besonderheiten aus: Zum einen verfolgt es den zeitlichen Verlauf des Regens und geht damit der Frage nach, ob bzw. inwieweit das am Anfang eines Regengusses fallende Wasser am stärksten verschmutzt wird. Zum anderen bringen die Wissenschaftler die Wasserverunreinigungen mit Verkehrsdaten in Verbindung. Hierzu haben sie ein Messsystem installiert, das erfasst, wie viele Fahrzeuge – getrennt nach PKW, LKW und Bussen – den Versuchsstand passieren.

Forschungsschwerpunkt „Nachhaltige Wasserwirtschaft und vorsorgender Gewässerschutz“
Der Forschungsschwerpunkt „Nachhaltige Wasserwirtschaft und vorsorgender Gewässerschutz“ der Hochschule OWL befasst sich mit der Gewässerreinhaltung und Gewässergütebestimmung, der Wassermengenwirtschaft, der Gewässer- und Auenökologie sowie der Gewässerentwicklung. Zusätzlich berücksichtigen die Forscherinnen und Forscher wasserwirtschaftliche Aspekte der Geotechnik, Abfallwirtschaft und Deponietechnik. Dabei kommen Methoden der Modelltechnik und der modernen Datenverarbeitung zur Anwendung. Ein Schwerpunkt liegt auf der interdisziplinären Forschung. Beteiligt sind Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus acht Fachgebieten der beiden Höxteraner Fachbereiche Umweltingenieurwesen und Angewandte Informatik sowie Landschaftsarchitektur und Umweltplanung. www.hs-owl.de/fb8/forschung

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Kontakt: Professor Dr. Joachim Fettig, Telefon 05271 687-7851, E-Mail joachim.fettig@hs-owl.de

Quelle: idw

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Eine Tablette Aspirin täglich hat keinen gesundheitlichen Vorteil für fitte und gesunde Senioren

Sabine Ranke-Heinemann Pressestelle
Australisch-Neuseeländischer Hochschulverbund / Institut Ranke-Heinemann

Viele gesunde Menschen über 70 nehmen jeden Tag eine geringe Dosis Aspirin zu sich, um sich vor Herzinfarkt und Schlaganfall zu schützen. Wissenschaftler der Monash University in Melbourne haben nun herausgefunden, dass sich die Gesundheit der betroffenen Personen hierdurch nicht verbessern lässt. Im Gegenteil: die bekannte Nebenwirkung des erhöhten Blutungsrisikos wurde bestätigt. Also lieber Finger weg vom Aspirin?

Millionen von Senioren nehmen jeden Morgen eine geringe Dosis Aspirin zu sich, ohne dass es hierfür eine medizinische Indikation gibt. Sie tun dies in der Hoffnung, so unter anderem dem ersten Herzinfarkt oder Schlaganfall vorzubeugen. Dabei gibt es in der Forschung kaum Beweise, die diese Annahme unterstützen.

Obwohl in klinischen Richtlinien durchaus auf diesen Mangel an Nachweisen hingewiesen wird, sieht es in der Praxis ganz anders aus: Schon seit Jahrzehnten wird vor diesem Hintergrund täglich Aspirin eingenommen.

Jetzt hat eine große Studie der Monash University ergeben, dass die tägliche Einnahme von niedrig dosiertem Aspirin (100 mg), wenn es gesunde Menschen ab einem Alter von 70 Jahren nehmen, nicht dazu beiträgt, dass das Risiko eines erstmaligen Herzinfarktes oder Schlaganfalls in erheblichem Ausmaß verringert wird.

Die Studie, welche 2010 ihren Anfang genommen hat, wurde in Australien von den Professoren John McNeill und Robyn Woods von der Monash University geleitet. Beide forschen und lehren an der School of Public Health and Preventive Medicine.

Die Studie war eine Zusammenarbeit australischer und amerikanischer Wissenschaftler und vergleicht die Wirkung von niedrig dosiertem Aspirin mit einem Placebo-Wirkstoff bei gesunden Menschen ab 70 Jahren.

Mehr als 19.000 Menschen in Australien und den USA – 16.700 davon im südöstlichen Australien – wurden über einen Zeitraum von sieben Jahren untersucht. Die Studie nannte sich ASPREE: Aspirin in Reducing Events in the Elderly (Aspirin-Einnahme in Hinsicht auf das Vermeiden von Herzinfarkt oder Schlaganfall bei Senioren).

Die Ergebnisse zeigen, dass niedrig dosiertes Aspirin ein gesundes Leben nicht verlängert. Es trägt auch nicht dazu bei, länger zu leben oder die Gefahr eines Herzinfarktes oder eines Schlaganfalls in erheblichem Ausmaß zu reduzieren. Zwischen den Versuchsgruppen mit Aspirin und denen mit Placebo gibt es nur sehr geringfügige Unterschiede.

„Aus dieser komplexen, groß-angelegten und durch Placebo-Präparate kontrollierten Studie kann geschlussfolgert werden, dass gesunde, ältere Menschen, die darüber nachdenken, wie sie ihre Gesundheit am besten fördern können, sehr wahrscheinlich keinen Nutzen aus der Aspirin-Einnahme ziehen.“, sagt Professor McNeil, der Leiter des Department of Epidemiology and Preventive Medicine an der Monash University.

Erhöhtes Blutungsrisiko, eine bekannte Nebenwirkung von Aspirin, konnten von der Studie bestätigt werden. Es lässt sich ein kleiner Anstieg (3,8 Prozent) in Fällen von ernsten Blutungen bei den Probanden, welche Aspirin nahmen, feststellen. Bei den Placebo einnehmenden Probanden beträgt der Anstieg hingegen nur 2,8 Prozent.

„Das bedeutet, dass Millionen von gesunden, älteren Menschen weltweit, welche ohne einen medizinischen Grund niedrig dosiertes Aspirin nehmen, dieses völlig unnötig einnehmen. Die Studie zeigt, dass es keinen größeren Vorteil gibt, der das möglicherweise erhöhte Blutungsrisiko wettmacht.“, sagt Professor McNeil.

Des Weiteren führt er aus, dass Aspirin ein relativ sicheres Medikament bleibt. Dennoch ist es nicht völlig bedenkenlos einzunehmen, und Patienten sollten sich im Hinblick auf den täglichen, niedrig dosierten Gebrauch an die Anweisungen ihres Arztes halten.

Gleichzeitig warnte er, dass sich die Ergebnisse der Studie nicht auf jene Menschen beziehen lassen, die bereits einen Herzinfarkt oder Schlaganfall erlitten haben oder von einer Angina Pectoris betroffen sind. In diesen Fällen ist Aspirin als wichtiges Medikament zur Vorbeugung empfohlen.

Was passiert als Nächstes?
Laut Professor McNeil werden die ASPREE-Ergebnisse dazu führen, dass globale Richtlinien rund um die Aspirin-Verwendung zur Vermeidung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen im Alter überdacht werden.

„Obwohl Aspirin schon seit mehr als 100 Jahren auf dem Markt ist, wussten wir bislang nicht, ob ältere Menschen es zur Vermeidung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen einnehmen sollten und ob es ihnen ein längeres Leben in Gesundheit ermöglicht. Die Studie hat die Antwort auf diese Fragen nun geliefert“, sagte Professor McNeil.

„Diese Ergebnisse werden dabei helfen, die verschreibenden Ärzte darüber zu informieren. Die Ärzte waren lange Zeit unsicher, ob die Empfehlung von Aspirin für gesunde Patienten ohne klaren medizinischen Grund Sinn ergibt.“

Professor McNeil erläuterte, dass präventive Versuchsreihen in der älteren Bevölkerungsgruppe – so wie ASPREE – zunehmend wichtig werden, da es einen enormen Anstieg von dieser Bevölkerungsgruppe gibt. Deshalb ist es notwendig, neue Methoden zu entdecken, um die Lebensqualität dieser Altersgruppe aufrecht zu erhalten und das Auftreten von gesundheitlichen Einschränkungen zu verzögern.

„Es wird prognostiziert, dass es bis 2056 in Australien 8,7 Millionen Menschen in dieser Altersgruppe geben wird. Und bis 2096 werden 12,8 Millionen Menschen 65 Jahre oder älter sein. Ohne neue Strategien, um das Einsetzen von körperlichen Einschränkungen und Demenz zu verzögern, werden die Kosten in der Pflege die folgenden Generationen signifikant treffen“, erläuterte er.

Die durchgeführte Studie, ASPREE, wurde vom US National Institute of Health, vom Australian National Health and Medical Council, von der Victorian Cancer Agency und der Monash University finanziert.

In den Vereinigten Staaten wurde die Studie von den Professoren Anne Murray und Brenda Kirpach geleitet, welche am Berman Center for Outcomes and Clinical Research in Minneapolis forschen und lehren.

Diese neuen Ergebnisse werden in drei Aufsätzen im New England Journal of Medicine dargelegt.

Weitere Informationen:
Institut Ranke-Heinemann / Australisch-Neuseeländischer Hochschulverbund
Pressestelle Friedrichstr. 95
10117 Berlin
Email: berlin@ranke-heinemann.de
Tel.: 030-20 96 29 593

oder:
John McNeil
john.mcneil@monash.edu

Das Institut ist die gemeinnützige Einrichtung zur Förderung des Austausches und der Auslandsstudien insbesondere mit allen Universitäten Australiens und Neuseelands sowie zur Förderung von Wissenschaft und Forschung. In seinen Förderprogrammen stellt es SchülerInnen und Studierenden Unterstützung in der Finanzierung durch Stipendien und Coaching in der Studienberatung und Studienplatzbewerbung zur Verfügung.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
https://www.ranke-heinemann.de

Quelle: idw

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Erstmals systematische Untersuchungen von Arzneimitteleinträgen in die Ostsee

Dr.-Ing. Bodo Weigert Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
KompetenzZentrum Wasser Berlin gGmbH (KWB)

In dem von der EU finanzierten Projekt CWPharma wurde damit begonnen, aktive pharmazeutische Wirkstoffe in sechs Flusseinzugsgebieten zu untersuchen, um ein besseres Bild der Eintragspfade, Emissionen und umweltrelevanten Konzentrationen von Arzneimitteln in der Ostseeregion zu erhalten.

„Wir haben bereits Proben aus sechs Flusseinzugsgebieten und mehreren Kläranlagen in Estland, Finnland, Deutschland, Lettland, Polen und Schweden gesammelt. Ziel des Screenings ist es, den gesamten Eintrag von Pharmazeutika in die Ostseeregion abschätzen zu können“, sagt Projektleiterin Noora Perkola vom Finnischen Umweltinstitut. „Wir analysieren gerade die Proben in unseren Labors in Helsinki im Hinblick auf etwa 80 pharmazeutische Wirkstoffe. Zum ersten Mal wird ein derart umfassendes und systematisches Screening von unterschiedlichen Proben aus verschiedenen Ländern durchgeführt. Damit werden die Ergebnisse tatsächlich vergleichbar und können für eine solide Abschätzung der Emissionen und potenziellen Hotspots genutzt werden.“

Die Beprobung verschiedener Flüsse und Flussmündungen aus Flusseinzugsgebieten in Deutschland wurden bereits vom Kompetenzzentrum Wasser Berlin durchgeführt. Im Fokus waren die Tollense vor und nach der Einleitstelle des Klärwerks Neubrandenburg, die Peenemündung, die Warnow im Stadtgebiet Rostock sowie die Warnowmündung am Leuchtturm in Warnemünde. Um jahreszeitliche Konzentrationsschwankungen in den Oberflächengewässern zu erfassen, erfolgten Probenahmen im Sommer und im Winter. Zusätzlich wurde in der Nähe vom Küstenort Rerik Bodenproben von Agrarflächen genommen, auf denen Klärschlamm ausgetragen wird. Zusätzlich organisierte der DWA-Landesverband Nord-Ost in Kooperation mit dem Betreiber der Kläranlage Rostock eine Beprobung des dortigen Kläranlagenzulaufs sowie des Klärschlamms. Die Proben werden derzeit analysiert. Ergebnisse liegen noch nicht vor.

Weitere Informationen über Medikamente und die Umwelt sind erforderlich!
Während Pharmazeutika nützlich und manchmal lebensrettend für Menschen und Haustiere sind, können sie für die Umwelt schädlich sein. Helcoms Hintergrundbericht zu pharmazeutischen Konzentrationen und Auswirkungen in der Ostsee (2016) wies bereits auf viele Wissenslücken hinsichtlich des Ostseeraumes hin.
Das Projekt CWPharma will diese Wissenslücken schließen, indem u.a. Emissionen aus der Pharmaindustrie, Krankenhäusern, Mülldeponien, Fisch- und Geflügelfarmen und kommunalen Kläranlagen geprüft werden. „Ziel der Beprobungen in Deutschland war es, die Relevanz von Klärwerksemissionen für die Qualität der Ostsee zu erfassen“, sagt Dr. Ulf Miehe, Leiter der Untersuchungen beim Kompetenzzentrum Wasser Berlin.

Es ist bereits bekannt, dass Medikamente für den menschlichen Verbrauch in den Abwässern der Kläranlagen zu finden sind und bestimmte weit verbreitete Arzneimittel wie Codein auch in Fischen der Ostsee gefunden wurden. Dennoch ist in vielen Bereichen sehr wenig über die Menge der in die Umwelt gelangende Medikamente bekannt, und noch weniger wissen wir über die Auswirkungen dieser Substanzen auf die Umwelt.
Der veterinärmedizinische Einsatz von Arzneimitteln ist ein noch größeres Problem. Deshalb nehmen wir auch Proben aus Gewässern in der Nähe von Fisch- und Geflügelfarmen und von Feldern, die mit Mist oder Gülle gedüngt werden.

Wie können die Emissionen reduziert werden?
Zusätzlich zum Screening von Pharmazeutika wird CWPharma verschiedene emissionsmindernde Maßnahmen evaluieren, wie bspw. die Veröffentlichung von Umweltdaten zu pharmazeutischen Produkten und die Erteilung von Umweltgenehmigungen für pharmazeutische Betriebe. „Einige dieser Maßnahmen sind hochtechnisch, wie die weitergehenden Methoden der Abwasserbehandlung, bei anderen wiederum handelt es sich um Low-Tech-Verfahren, die dennoch eine Menge bewirken können, darunter die Rücknahme- und Entsorgungsprogramme für nicht verwendete Arzneimittel „, sagt Noora Perkola.

Bewährte Methoden, wie sie in den Partnerländern bereits praktiziert werden, werden gemeinsam genutzt, um den nachhaltigen Umgang mit Arzneimitteln in der Ostseeregion voranzubringen. Zu diesem Zweck werden im Rahmen des Projekts Leitlinien für eine fortschrittliche Abwasserbehandlung und Emp-fehlungen für Low-Tech-Verfahren zur Kontrolle und Verringerung der Emissionen erarbeitet sowie ein umfassender Aktionsplan für die effizientesten Maßnahmen zur Emissionsminderung.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Kontakt Deutschland:
Dr. Ulf Miehe, Kompetenzzentrum Wasser Berlin, +49 30 53653 821

Projektleitung CWPharma:
Noora Perkola, Finnish Environment Institute tel. +358 295 251 507
Helene Ek Henning, County administrative board of Östergötland

Weitere Informationen:

http://www.cwpharma.fi
http://www.swedishepa.se/Hazards/Pharmaceuticals
https://youtu.be/oIll3vw63as

Quelle: idw

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Ein neuer preiswerter Filter macht es möglich: giftiges Wasser wird sicher und trinkbar

Sabine Ranke-Heinemann Pressestelle
Australisch-Neuseeländischer Hochschulverbund / Institut Ranke-Heinemann

Eine Erfindung in der Flüssigmetall-Chemie könnte dabei helfen, ein Zehntel der Weltbevölkerung kostengünstig mit sauberem Trinkwasser zu versorgen. Das fanden Forscher der UNSW Sydney und des RMIT in Melbourne in einer bahnbrechenden Studie heraus.

Forscher von der University of New South Wales in Sydney und des Royal Melbourne Institute of Technology haben eine revolutionäre und günstige Methode entwickelt, Filter herzustellen, die mit Schwermetallen kontaminiertes Wasser in wenigen Minuten in sicheres Trinkwasser verwandeln.

Prof. Kourosh Kalantar-zadeh, seit kurzem an der UNSW tätig, und seine früheren Kollegen am RMIT konnten zeigen, dass Nano-Filter aus Aluminiumoxid günstig und mit extrem geringem Energieaufwand mit Hilfe von flüssigem Gallium hergestellt werden können.

Der Hauptautor Dr. Ali Zavabeti (RMIT) und Prof. Kalantar-zadeh erklären, dass ein Stück Aluminium, welches bei Zimmertemperatur in flüssiges Gallium gelegt wird, schnell an der Oberfläche des Galliums Schichten von Aluminiumoxid bildet. Sie entdeckten, dass die Schichten des Aluminiumoxids sehr porös waren. Sie konnten nachweisen, dass Aluminiumoxid geeignet ist, sowohl Schwermetall-Ionen als auch Ölverschmutzungen in noch nie da gewesener Geschwindigkeit zu filtern.

Prof. Kalantar-zadeh, der kurz nach seinem Beitritt in die UNSW School of Chemical Engineering mit dem ARC Australian Laureate Fellowship ausgezeichnet wurde, sagt, dass die kostengünstigen und tragbaren Filter, die durch den neuen Prozess hergestellt werden, von Menschen genutzt werden können, die bisher keinen Zugang zu sauberen Trinkwasser hätten. Sie könnten damit Blei und andere giftige Schwermetalle in wenigen Minuten herausfiltern.

„Weil es sehr porös ist, wird das Wasser sehr schnell durchgefiltert“, so Professor Kalantar-zadeh. „Blei und andere Schwermetalle sind eng verwandt mit Aluminiumoxid. Wenn das Wasser die Milliarden Schichten durchläuft, wird jedes einzelne Blei-Ion von den Aluminiumoxid-Schichten angezogen. Zugleich ist die Methode sehr sicher, denn auch nach wiederholter Nutzung kann das Wasser die Schwermetallionen nicht vom Aluminiumoxid lösen“.

Prof. Kalantar-zadeh ist der Ansicht, dass die Technologie in Afrika und Asien besonderes gut an den Orten eingesetzt werden kann, an denen die Konzentration von Schwermetallionen im Wasser besonders hoch – und damit für Menschen schädlich – ist. Es wird geschätzt, dass 790 Millionen Menschen, also einer von zehn der gesamten Weltbevölkerung, keinen Zugang zu sauberem Wasser haben.

„Wenn die Wasserqualität schlecht ist, nimm einfach einen dieser Filter“, so Prof. Kalantar-zadeh. „Man schüttet das kontaminierte Wasser in eine Flasche mit einem Aluminiumoxid-Filter. Dann wartet man zwei Minuten, und das durch den Filter gelaufene Wasser ist sauber und trinkbar. Und das Gute daran ist, dass der Filter auch noch günstig ist.“

Es gäbe zwar bereits tragbare Filter, die Schwermetalle aus dem Wasser filtern, aber diese seien im Vergleich teuer. Sie kosteten oft mehr als 100 Dollar. Im Gegensatz dazu könnten die Aluminiumoxid-Filter, die mit flüssigem Gallium hergestellt werden, für nur 10 Cent produziert werden, was sie für mögliche zukünftige Investoren interessant macht.

„Um Aluminiumoxid herzustellen, musste man Aluminium bislang auf über 1.000 Grad erhitzen oder andere energieintensive Prozesse nutzen“, sagt Prof. Kalantar-zadeh. „Es würde eigentlich sehr viel Energie kosten, etwas wie diesen Filter herzustellen, wodurch der Prozess sehr teuer wäre. Jetzt reden wir von etwas, was man sogar bei 35 Grad in der Sonne machen kann.“

„Während Aluminium reichlich vorkommt und billig ist, ist Gallium recht teuer. Aber was Gallium in diesem Prozess zum Helden macht, ist die Tatsache, dass es nach der Produktion des Aluminiumoxids rein und unverändert bleibt. Man fügt einfach Aluminium zum Gallium hinzu, und sobald es mit der Wasseroberfläche in Berührung kommt, erhalten wir Aluminiumoxid. Man kann das Gallium wieder und wieder verwenden. Gallium reagiert nicht mit den anderen Stoffen“, erklärt Prof. Kalantar-zadeh.

Prof. Kalantar-zadeh sagt, der Herstellungsprozess sei so günstig und benötige nur so wenig Energie, dass die Filter sogar in der Küche hergestellt werden könnten. „Wir veröffentlichen dieses Konzept und machen es zum Allgemeingut, damit alle Menschen auf der Welt die Idee kostenlos nutzen und ihre Lebensqualität verbessern können“, so Prof. Kalantar-zadeh.

„Hierbei geht es um ein neues Paradigma. Wir haben noch nicht einmal damit angefangen herauszufinden, wir wir flüssige Metalle als Basis für Dinge nutzen können, die günstig, grün und sicher für die Menschheit sind.“

Das Paper wurde im wissenschaftlichen Magazin „Advanced Functional Materials“ veröffentlicht.

Die Arbeit, die von Prof. Kalantar-zadeh und Dr. Zavabeti geleitet wurde, wurde vom ARC Centre for Future Low-Energy Electronics Technologies (FLEET) finanziert.

Weitere Informationen:
Institut Ranke-Heinemann / Australisch-Neuseeländischer Hochschulverbund
Pressestelle Friedrichstr. 95
10117 Berlin
Email: berlin@ranke-heinemann.de
Tel.: 030-20 96 29 593

oder:

Isabelle Dubach
Media and Content
+61 2 9385 7307
i.dubach@unsw.edu.au

Das Institut ist die gemeinnützige Einrichtung zur Förderung des Austausches und der Auslandsstudien insbesondere mit allen Universitäten Australiens und Neuseelands sowie zur Förderung von Wissenschaft und Forschung. In seinen Förderprogrammen stellt es SchülerInnen und Studierenden Unterstützung in der Finanzierung durch Stipendien und Coaching in der Studienberatung und Studienplatzbewerbung zur Verfügung.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
https://www.ranke-heinemann.de

Quelle: idw

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Umweltauswirkungen der Krabbenfischerei im Nationalpark Wattenmeer

Dr. Michael Welling Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Johann Heinrich von Thünen-Institut, Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei

Thünen-Institut erhält Zuschlag für ein neues, bundesländerübergreifendes Forschungsprojekt

Die deutsche Nordseeküste gehört fast vollständig zum Nationalpark Wattenmeer, einem besonders schützenswerten Ökosystem. In diesem Gebiet sind rund 190 Krabbenfischerei-Betriebe tätig. Hohe Anforderungen an die Nachhaltigkeit sind nötig, um die Garnelenfischerei mit den Nationalparkzielen und der Natura2000-Richtlinie in Einklang zu bringen. Bei ihren Fangfahrten setzen die Krabbenfischer Grundschleppnetze ein, sogenannte Baumkurren, die durch Rollen und Kufen stetigen Kontakt zum Meeresboden haben. Wie stark dies das Ökosystem beeinträchtigt, wird in der Öffentlichkeit kontrovers diskutiert.

Die Auswirkungen der Baumkurren auf den Meeresboden und seine Lebensgemeinschaften besser zu verstehen, ist Ziel des neuen Forschungsprojekts „CRANIMPACT – Auswirkungen der Garnelenfischerei auf Habitate und Lebensgemeinschaften im Küstenmeer der Norddeutschen Bundesländer Schleswig-Holstein, Hamburg und Niedersachsen“. Unter Leitung des Thünen-Instituts für Seefischerei hat sich für dieses Projekt ein Konsortium aus Universitäten, staatlichen Forschungseinrichtungen und Wirtschaftspartnern zusammengefunden; die Kosten von rund 1,4 Millionen Euro werden zu 75 % aus Mitteln des Europäischen Meeres- und Fischereifonds bereitgestellt, die übrigen 25 % tragen die beiden Bundesländer Schleswig-Holstein und Niedersachsen.

Das Projekt hat zwei sich ergänzende Ansätze: Analysen der Zusammensetzung der Bodenlebensgemeinschaften entlang von Gradienten fischereilicher Nutzung und die Untersuchung der Erholungsraten der Lebensgemeinschaften und Bodenstrukturen nach experimenteller Befischung. Als Referenzgebiet dient dabei erstmals ein Teil des dänischen Wattenmeeres, wo Krabbenfischerei seit Jahrzehnten verboten ist. Zusätzlich wird untersucht, wie tief die Baumkurren in die verschiedenen Bodentypen des Küstenmeeres eindringen, um deren physikalische Empfindlichkeit gegenüber der Fischerei herauszuarbeiten.

Für die Arbeiten auf See kommen sowohl kommerzielle Krabbenkutter der Erzeuger-gemeinschaft der Deutschen Krabbenfischer zum Einsatz als auch kleinere Forschungsschiffe, die speziell für den Einsatz im flachen Wattenmeer konzipiert sind. Die Untersuchungsgebiete erstrecken sich vom Lister Tief nördlich der Insel Sylt bis zur Blauen Balje südlich des Jadebusens im Niedersächsischen Wattenmeer.

Neben den praktischen Arbeiten auf See werden verschiedene Datensätze, unter anderem Langzeiterhebungen der Bodenlebensgemeinschaften und Satellitenüberwachungsdaten, ausgewertet, um abschätzen zu können, wie sich die Ökosysteme längerfristig an die Fischerei anpassen. In den biologischen Analysen stehen die Auswirkungen der Fischerei auf die Ökosystemfunktionalität und -leistungen besonders im Fokus.

Die Projektergebnisse liefern eine fundierte wissenschaftliche Grundlage für Management-maßnahmen und Bewirtschaftungspläne für die Krabbenfischerei im Küstenmeer, wie sie z.B. im Rahmen der MSC-Zertifizierung eingefordert werden. Darüber hinaus liefern Sie wichtige Fakten, die die Diskussion über die Vereinbarkeit von Naturschutz und fischereilicher Nutzung im Nationalpark Wattenmeer weiterbringen können.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Dr. Gerd Kraus
Thünen-Institut für Seefischerei, Bremerhaven
Tel.: 0471 94460-101
E-Mail: gerd.kraus@thuenen.de

Quelle: idw

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Das Hochwasserrisiko besser abschätzen

Dr. Julia Weiler Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

Ingenieure der Ruhr-Universität Bochum haben ein neues statistisches Modell entwickelt, das vorhersagt, wie wahrscheinlich extreme Hochwasserereignisse in Deutschland sind. Anders als in früheren Modellen unterscheiden sie dabei drei Typen von Hochwasser mit verschiedenen Ursachen, etwa Starkregen oder Dauerregen. Das Modell kann helfen, das Hochwasserrisiko in bestimmten Gebieten einzuschätzen und entsprechende Schutzmaßnahmen zu planen. Über ihre Arbeit berichtet das Team um Prof. Dr. Andreas Schumann vom Lehrstuhl für Hydrologie, Wasserwirtschaft und Umwelttechnik im Bochumer Wissenschaftsmagazin Rubin.

Drei Ursachen für Hochwasser
In ihrem Modell unterscheiden die Hydrologen drei Arten von Hochwasser, die auf verschiedene Ursachen zurückgehen: Starkregen, der ein oder zwei Tage andauert; Dauerregen über vier bis fünf Tage; und schneebeeinflusste Hochwasser.

Früher wurden die Jahreshöchstwerte statistisch analysiert, das Modell unterschied also nicht zwischen den drei Hochwassertypen. Genau das ist aber notwendig, um die Hochwasserwahrscheinlichkeit abzuschätzen. Ein kurzer, lokal begrenzter Starkregen kann zum Beispiel in kleineren Gebieten die Flüsse über die Ufer treten lassen, in größeren Gebieten aber nicht.

Wetterdaten und Pegelstände zusammenbringen
Schumanns Gruppe rechnete die drei Hochwassertypen für das neue Modell auseinander. Als Grundlage erhielten sie von den jeweiligen Landesämtern Aufzeichnungen der Pegelstände bestimmter Flüsse und setzten diese mit meteorologischen Daten des Deutschen Wetterdienstes zum gleichen Zeitpunkt in Beziehung. So erhielten sie eine Statistik, welche Wetterereignisse welche Effekte in den Flüssen auslösen, und können darauf basierend Aussagen zum Hochwasserrisiko für die Zukunft ableiten. Das Modell basiert auf Daten des Flusses Mulde und der Region Ostharz. Prinzipiell funktioniert es für ganz Deutschland, allerdings muss es für jedes Gebiet angepasst werden.

Wichtig für eine möglichst gut treffende Aussage sind auch die Randbedingungen jeder Region, die das Modell ebenfalls berücksichtigt. Dazu zählen Bodenfeuchte, Bewaldung, ob und wie ein Gebiet landwirtschaftlich genutzt oder bebaut ist sowie das Relief des Geländes, das zum Beispiel bedingt, ob es eine steile oder flache Flutwelle gibt und wie schnell das Hochwasser abläuft.

Hochwasser treten unregelmäßig auf
„Wir können nun ausrechnen, wie wahrscheinlich es ist, dass in einem beliebigen Jahr eine bestimmte Art von Hochwasser auftritt“, sagt Andreas Schumann. Allerdings sind die Ereignisse nicht gleichmäßig über die Zeit verteilt. Gemeinsam mit Meteorologinnen und Meteorologen der Goethe-Universität Frankfurt suchen die Bochumer Ingenieure derzeit nach einer Erklärung für hochwasserarme und -reiche Perioden.

Kein Beleg für den Klimawandel
Klar ist: Seit ungefähr 1993 befindet sich Deutschland in einer hochwasserreichen Zeit. „Natürlich stellt sich immer die Frage, ob das die Folgen des Klimawandels sind“, weiß Andreas Schumann. „Aber bislang sind die Messreihen nicht lang genug, um einen solchen Zusammenhang zu belegen. Hochwasserreiche Perioden hat es auch schon früher gegeben.“ Trends zeichnen sich hingegen ab: Schneehochwasser sind seltener geworden; Hochwasser durch Starkregen häufiger – statistisch signifikant ist das jedoch derzeit nicht.

Die beschriebenen Arbeiten erfolgen im Rahmen der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Forschungsgruppe „Space-Time Dynamics of Extreme Floods“.

Ausführlicher Beitrag in Rubin
Einen ausführlichen Beitrag (http://news.rub.de/wissenschaft/2018-09-17-umwelttechnik-hochwasserrisiko-besser…) zum Thema finden Sie im Wissenschaftsmagazin Rubin. Texte auf der Webseite und Bilder aus dem Downloadbereich dürfen unter Angabe des Copyrights für redaktionelle Zwecke honorarfrei verwendet werden.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Andreas Schumann
Lehrstuhl für Hydrologie, Wasserwirtschaft und Umwelttechnik
Fakultät für Bau- und Umweltingenieurwissenschaften
Ruhr-Universität Bochum
Tel.: 0234 32 24693
E-Mail: andreas.schumann@rub.de

Weitere Informationen:
http://news.rub.de/leute/2018-05-18-volker-medal-andreas-schumann-fuer-hochwasse…

Quelle: idw

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Neue Studie: Wasserelektrolyse hat Potenzial zur Gigawatt-Industrie

Karin Schneider Presse und Public Relations
Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE

Die Wasserelektrolyse zur Erzeugung von Wasserstoff auf Basis von regenerativ erzeugtem Strom entwickelt sich immer mehr zu einer Kerntechnologie der Energiewende. Der steigende Anteil volatilen Wind- und Solarstroms kann in Form von Wasserstoff saisonal gespeichert, rückverstromt oder zu Kraftstoffen und chemischen Grundstoffen weiterverarbeitet werden. Allein für Deutschland wird bis 2050 eine installierte Anlagenleistung im dreistelligen Gigawattbereich prognostiziert, unter der Maßgabe, dass die Klimaschutzziele der Bundesregierung erreicht werden.

Im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) haben das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE, das Fraunhofer-Institut für Produktionstechnologie und Automatisierung IPA und das Beratungsunternehmen E4tech einen Fahrplan für die Etablierung der Wasserelektrolyse in Deutschland entwickelt.

In der heute veröffentlichten Studie »Industrialisierung der Wasserelektrolyse in Deutschland: Chancen und Herausforderungen für nachhaltigen Wasserstoff für Verkehr, Strom und Wärme« zeigen die Partner auf, wie die notwendigen industriellen Fertigungskapazitäten für Elektrolyseure in den nächsten Jahren aufgebaut werden können. Sie untersuchten hierfür die Herausforderungen beim Aufbau einer Gigawatt-Elektrolyse-Industrie in Deutschland, insbesondere mit Blick auf kritische Komponenten. Unter Einbeziehung von Industrie und Anwendern wurden die technologischen, herstellungstechnischen und akteursspezifischen Handlungsbedarfe diskutiert und Handlungsempfehlungen abgeleitet.

Der künftige Elektrolysebedarf für die Sektoren Verkehr, Wärme und Strom wurde mit dem am Fraunhofer ISE entwickelten Tool REMod-D in einer Energiesystemsimulation für Deutschland ermittelt. Insgesamt wurden sechs Ausbauszenarien betrachtet, um unter anderem die Bandbreite der in der Industrieumfrage ermittelten Leistungsparameter zu berücksichtigen; in allen betrachteten Szenarien gilt dabei die Randbedingung, dass das deutsche Klimaziel einer Absenkung der energie-bedingten CO2-Emissionen um 80 % ohne einen großskaligen Import von synthetischen Energieträgern erreicht wird. Zugleich wird davon ausgegangen, dass energieintensive Industrien auch weiterhin am Standort Deutschland betrieben werden. Im Ergebnis resultiert – abhängig von den jeweils zugrunde gelegten Randbedingungen – ein Ausbaukorridor von größer 100 bis weit über 200 Gigawatt an installierter Elektrolysekapazität im Jahr 2050. Bereits in der zweiten Hälfte des kommenden Jahrzehnts müsste die Zubaurate ein Gigawatt Neuinstallation pro Jahr deutlich übersteigen, und ab den 2030er Jahren gehen die Szenarien von mehreren Gigawatt Neuinstallation pro Jahr aus. »Bereits heute sind die beiden wichtigsten Technologien, die alkalische und die PEM-Elektrolyse, in einem technisch ausgereiften Zustand. Einer großskaligen Nutzung der Elektrolyse steht aus technologischer Sicht nichts im Wege«, erklärt Dr. Tom Smolinka, Abteilungsleiter Chemische Energiespeicherung am Fraunhofer ISE. Einzelne Forschungsthemen müssen jedoch noch weiter verfolgt werden. So ist beispielsweise die Hochtemperatur-Elektrolyse noch nicht wettbewerbsfähig, sie hat aber wegen des geringeren Strombedarfs und der in Deutschland vorhandenen industriellen Abwärme durchaus Potenzial. Auch aus produktionstechnischer Sicht konnten nur wenige hinderliche Aspekte identifiziert werden. »Die zur Produktion der Komponenten nötigen Verfahren werden bereits in anderen Branchen großindustriell angewendet. Eine Skalierung der Produktion ist mit einem vergleichsweise geringen Maschinen- und Kapitaleinsatz möglich«, so Steffen Kiemel, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fraunhofer IPA. Bei den als potenziell kritisch eingestuften Komponenten wurde aufgezeigt, dass weder kurz- noch langfristig mit Lieferengpässen zu rechnen ist.

Markthemmnisse beseitigen
»Handlungsbedarf besteht vor allem auf Seiten des Gesetzgebers: der Markthochlauf, der für die weitere Technologieentwicklung und Kostenreduktion der zentrale Hebel ist, muss durch Anpassungen des regulatorischen Rahmens, insbesondere beim Strombezug unterstützt werden, damit Elektrolyseanwendungen wirtschaftlich werden können«, bekräftigt Franz Lehner, Managing Consultant beim Beratungsunternehmen E4tech. Die Autoren der Studie schlagen daher ein »Marktaktivierungsprogramm Wasserelektrolyse« vor, das den Herstellern und Anwendern Planungssicherheit für Investitionen bietet.

Studie
Die Studie »Industrialisierung der Wasserelektrolyse in Deutschland: Chancen und Herausforderungen für nachhaltigen Wasserstoff für Verkehr, Strom und Wärme« wurde durch die Nationale Organisation Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie (NOW GmbH) koordiniert und durch den Projektträger Jülich betreut.

Originalpublikation:
https://www.now-gmbh.de/content/service/3-publikationen/1-nip-wasserstoff-und-br…

Weitere Informationen:
https://www.ise.fraunhofer.de/de/presse-und-medien/presseinformationen/2018/neue…

Anhang

Presseinformation [PDF]
https://idw-online.de/de/attachment66627

Quelle: idw

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Versauert die Ostsee? IOWForscher adaptiert erstmals präzise optische pH-Messmethode für Brackwasser

Dr. Kristin Beck Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde

Großer Fortschritt für das pH-Monitoring in der Ostsee: Um mögliche Versauerungstrends besser beobachten zu können, entwickelte Jens Müller, Meereschemiker am Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW), eine sehr genaue optische pH-Messmethode, die bislang nur bei hohen Salzgehalten im Ozean anwendbar war, so weiter, dass sie auch bei geringer Salinität im Ostsee-Brackwasser einsatzbereit ist. Das adaptierte Messverfahren, für das bereits ein marktreifes Gerät konstruiert wurde, empfiehlt sich daher für den routi-nemäßigen Einsatz im Rahmen der Ostsee-Umweltüberwachung der Helsinki-Kommission (HELCOM). Durchgeführt wurden die Arbeiten im Rahmen des EU-Projektes BONUS PINBAL*.

Der durch den Menschen verursachte übermäßige CO₂-Ausstoß ist nicht nur ein Problem für das Weltklima, sondern auch für die Weltmeere: Kohlendoxid löst sich im Meerwasser, bil-det Kohlensäure und setzt dadurch Wasserstoff-Ionen frei, die zu einer Versauerung führen. Seit Beginn der Industrialisierung ist der durchschnittliche pH-Wert der Ozeane von 8,2 auf rund 8,1 gefallen. Auch als „das andere CO₂-Problem“ bezeichnet, beeinflusst die Absen-kung des pH-Wertes fast alle biochemischen und biologischen Prozesse im Meer. Sehr emp-findlich reagieren beispielsweise Muscheln, Krebse und Korallen, da der Aufbau ihrer Kalkschalen, -panzer oder -skelette in dem zunehmend sauren Milieu erschwert wird.

Obwohl sich die Wissenschaft bereits seit rund zwei Jahrzehnten mit der Ozeanversauerung befasst, ist es nicht leicht, die aktuelle Dynamik des Phänomens mitzuverfolgen: Langzeit-Messreihen im offenen Ozean zeigen, dass sich der pH-Wert im Schnitt jährlich um ca. 0,002 Einheiten vermindert. Um diese geringen Veränderungen zu erfassen, bedarf es hochgenauer Messmethoden. In der Ozeanographie hat sich dafür die optische pH-Messung als Standard etabliert hat. Sie beruht auf der Zugabe des Farbstoffs m-Kresolpurpur zur Wasserprobe und dessen pH-abhängigen Farbumschlag von Violett nach Gelb. Die Farbigkeit kann mit einem Photometer äußerst exakt bestimmt und in Abhängigkeit von Salzgehalt und Temperatur in pH-Einheiten umgerechnet werden.

Und wie sieht es mit der Ostsee aus? „Wir haben Daten der letzten 20 Jahre analysiert und keinen eindeutigen Versauerungstrend feststellen können – ein ziemlich bemerkenswertes Ergebnis angesichts der bereits nachgewiesenen allgemeinen Ozeanversauerung“, sagt Jens Müller vom IOW, der sich im Rahmen seiner Doktorarbeit intensiv mit dem CO₂-System der Ostsee befasst hat. Dafür kämen verschiedene Gründe in Frage; zwei besonders wichtige seien die folgenden, erklärt der Meereschemiker: 1. Die Datenqualität ist in Bezug auf Mess-genauigkeit unzureichend. 2. Es gibt tatsächlich keinen abnehmenden pH-Trend, da die Versauerung durch konträr wirkende Einflüsse abgepuffert wird.

Dass es in der Ostsee derzeit in der Tat Prozesse gibt, die der Versauerung entgegenwirken, zeigen umfangreiche Analysen zur Alkalinität, also zum Säurebindungsvermögen des Meer-wassers. Der seit 1995 beobachtete Anstieg der Alkalinität in der Ostsee ist wahrscheinlich durch kontinentale Gesteinsverwitterung bedingt, deren Produkte mit den Flüssen in das Binnenmeer gewaschen werden. Wie lange dieser Alkalinitätsanstieg jedoch anhält und eine Versauerung abpuffern kann, ist unbekannt. „Um zu verstehen, was in der Ostsee in Sachen pH passiert, muss ausgeschlossen werden, dass ein Nachweis von Versauerung einfach an Methodenungenauigkeit scheitert“, betont Jens Müller. Derzeit basiert die Erfassung des pH-Werts im Rahmen von Ostsee-Routine-Untersuchungen auf Messungen mit einer Glaselektrode; der Messfehler dieses Verfahrens ist zu groß, um Versauerungstrends sicher nachzuweisen. Jens Müller mahnt daher an, ein entsprechendes Monitoring mit genauester Methodik und möglichst guter zeitlicher und räumlicher Auflösung durchzuführen, damit man bei so einem Schlüsselparameter immer auf dem neusten Stand sei. Müller: „Wir haben deshalb die deutlich genauere optische pH-Messmethode, die bislang nur in den offenen Ozeanen mit hohen Salzgehalten zwischen 20 und 40 anwendbar war, so weiterentwickelt, dass sie auch im Ostsee-Brackwasser bei geringerer Salinität von 5 bis 20 funktioniert und für ein routinemäßiges Monitoring einsatzbereit ist.“

Dazu glich Jens Müller in Kooperation mit der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) in künstlichen Meerwasserstandards durchgeführte optische pH-Messungen erstmals mit pH-Messungen nach dem primären, messtechnisch definierten elektrochemischen Stan-dardverfahren ab und charakterisierte systematisch das Farbumschlagsverhalten des Indi-katorfarbstoffs m-Kresolpurpur für niedrige Salzgehalte. „Mit Hilfe dieser auf Primärstandards zurückführbaren Daten können wir nun erstmals pH-Messgeräte auch für den Salinitätsbereich der Ostsee eichen und die Farbigkeit des Indikators zuverlässig in pH-Einheiten umrechnen“, erläutert Müller. In einem letzten Schritt konnte der IOW-Forscher noch experimentell ausschließen, dass sich Schwefelwasserstoff und größere Mengen organischen Materials, beides typisch für Brackwasserökosysteme wie die Ostsee, störend auf das neue Messverfahren auswirken.

Um das optische pH-Messverfahren nicht nur auf chemisch-physikalischer Ebene für den Einsatz in der Ostsee startklar zu machen, erarbeitete Jens Müller zusammen mit einer Kieler Meerestechnik-Firma und zwei wissenschaftlichen Partnerinstitutionen eine für den Feldein-satz anwendungsreife technische Umsetzung, die mittlerweile erprobt und auf dem Markt ist. „Unser ‚Roter Kasten‘, in dem alles eingebaut ist, was man zur optisch-photometrischen pH-Messung braucht, kann leicht auf jedem Forschungsschiff installiert werden und auch auf sogenannten ‚voluntary observing ships‘ (VOS) mitfahren“, sagt Müller.

VOS sind regelmäßig auf den Ozeanen und auch auf der Ostsee verkehrende Schiffe, die nicht primär für die Forschung unterwegs sind, aber dennoch Messgeräte an Bord nehmen und wissenschaftliche Daten erheben. „Einer routinemäßigen Verwendung des angepassten Verfahrens für ein deutlich präziseres, hochaufgelöstes und flächendeckendes pH-Monitoring in der Ostsee steht damit nichts mehr im Wege. Wir halten das nun auch Brackwasser-taugliche Verfahren daher für geeignet, als offizielle neue Standard-Messmethode im Ostsee-Monitoring zum Einsatz zu kommen. Dafür machen wir uns bei der HELCOM (Helsinki-Kommission zum Schutz der Ostsee) stark“, kommentiert Gregor Rehder, Leiter der IOW-Arbeitsgruppe „Biogeochemie Umweltrelevanter Gase“ und Koordinator des PINBAL-Projekts, die Forschungsergebnisse seines ehemaligen Doktoranden und jetzigen Kollegen abschließend.

Originalpublikationen im Rahmen von BONUS PINBAL* zur pH-Messung im Brackwasser:
(*kurz für „Development of a spectrophotometric pH-measurement system for monitoring in the Baltic Sea“, weitere Infos: http://www.bonusportal.org/pinbal)

– Jens D. Müller, Frank Bastkowski, Beatrice Sander, Steffen Seitz, David R. Turner, Andrew G. Dickson, Gregor Rehder (2018): „Metrology for pH Measurements in Brackish Waters – Part 1: Extending Electrochemical pHT Measurements of TRIS Buffers to Salinities 5 – 20″, Front. Mar. Sci. 5:176, doi: 10.3389/fmars.2018.00176

– Jens D. Müller and Gregor Rehder (2018): „Metrology for pH Measurements in Brackish Waters – Part 2: Experimental Characterization of Purified meta-Cresol Purple for Spectrophotometric pHT Measurements“, Front. Mar. Sci. 5:177, doi: 10.3389/fmars.2018.00177

– Jens D. Müller, Bernd Schneider, Steffen Aßmann, Gregor Rehder (2018): „Spectrophotometric pH measurements in the presence of dissolved organic matter and hydrogen sulfide“, Limnol. Oceanogr.: Methods 16, 2018, 68-82, doi: 10.1002/lom3.10227

BONUS PINBAL-Partner:
– Kongsberg Maritime Contros GmbH, Kiel
– University of Gothenburg, Göteborg, Schweden
– Institute of Oceanology of Polish Academy of Science, Warschau, Polen

Kontakt IOW-Presse- und Öffentlichkeitsarbeit:
Dr. Kristin Beck | Tel.: 0381 – 5197 135 | kristin.beck@io-warnemuende.de
Dr. Barbara Hentzsch | Tel.: 0381 – 5197 102 | barbara.hentzsch@io-warnemuende.de

Das IOW ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft, zu der zurzeit 93 Forschungsinstitute und wissenschaftliche Infrastruktureinrichtungen für die Forschung gehören. Die Ausrichtung der Leibniz-Institute reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Sozial- und Raumwissenschaften bis hin zu den Geisteswissenschaften. Bund und Länder fördern die Institute gemeinsam. Insgesamt beschäftigen die Leibniz-Institute etwa 19.100 MitarbeiterInnen, davon sind ca. 9.900 WissenschaftlerInnen. Der Gesamtetat der Institute liegt bei mehr als 1,9 Mrd. Euro. http://www.leibniz-gemeinschaft.de

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Dr. Jens Müller | Tel.: 0381 – 5197 3458 | jens.mueller@io-warnemuende.de
Prof. Gregor Rehder | Tel.: 0381 – 5197 336 | gregor.rehder@io-warnemuende.de

Quelle: idw

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Experten klären auf: Wann das Smartphone für Kinderaugen gefährlich wird

Lisa-Marie Ströhlein Pressestelle
Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft

Berlin – Die übermäßige Nutzung von Smartphones und Tablets fördert die Entwicklung von Kurzsichtigkeit bei Kindern. Das belegen Studien. Doch wieviel Zeit am Handy ist aus Sicht des Augenarztes erlaubt? Auf einer Pressekonferenz im Vorfeld des 116. Kongresses der DOG Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft geben Experten konkrete Empfehlungen zum altersangemessenen Umgang mit elektronischen Medien. Die DOG 2018 findet vom 27. bis 30. September 2018 in Bonn statt.

In den vergangenen Jahren ist die Anzahl kurzsichtiger Menschen vor allem in den Industrieländern rasant angestiegen. So sind in Deutschland inzwischen 50 Prozent aller jungen Erwachsenen von einer Kurzsichtigkeit betroffen, in einzelnen asiatischen Ländern beläuft sich die Quote sogar auf bis zu 95 Prozent. „Die Zunahme ist vor allem auf sehr frühen und intensiven Gebrauch von PCs, Smartphones und Tablets bei gleichzeitig immer kürzeren Tagesaufenthalten im Freien zurückzuführen“, sagt Frau Professor Dr. med. Nicole Eter, Präsidentin der DOG und Direktorin der Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde am Universitätsklinikum Münster.

Ist Kurzsichtigkeit – in der Fachsprache auch Myopie genannt – einmal vorhanden, bleibt sie bestehen. Eine Myopie beginnt meist im Grundschulalter und nimmt bis ins Erwachsenenalter zu. Es gilt: Je früher sie einsetzt, desto stärker ist ihr Ausmaß. Dabei hat Kurzsichtigkeit nicht nur das Tragen von Brillen oder Kontaktlinsen zur Konsequenz. „Myope Menschen haben auch ein größeres Risiko für schwerwiegende Folgeerkrankungen wie Netzhautablösung, Schädigungen der Makula oder für erhöhten Augeninnendruck, der zu grünem Star führt“, betont Frau Professor Dr. med. Bettina Wabbels, Leiterin der Abteilung für Orthoptik, Neuro- und pädiatrische Ophthalmologie an der Universitäts-Augenklinik Bonn.

Übermäßiger elektronischer Medienkonsum hat aber vermutlich noch weitere negative Auswirkungen. So kann der ständige Blick auf den Screen kindliche Augen reizen, ermüden und austrocknen. Auch steht der abendliche Griff zu Smartphone & Co. in Verdacht, Schlafstörungen auszulösen. „Der hohe Blaulichtanteil der Bildschirme hemmt die Ausschüttung des Hormons Melatonin, das schläfrig macht“, erläutert die Bonner DOG-Expertin. Gehen schon Kleinkinder häufig online, leidet womöglich sogar deren räumliches Vorstellungsvermögen. „Zu viel Smartphone kann zudem Probleme beim Wechsel zwischen Nah- und Fernsicht verursachen, etwa in Form von verschwommenem Sehen oder Schielen“, setzt Bettina Wabbels die Liste schädlicher Folgen fort.

Eltern sollten daher unbedingt die Nutzungsdauer digitaler Medien bei ihrem Nachwuchs begrenzen. „Aus augenärztlicher Sicht sind PC, Smartphone oder Tablet für Kinder bis zu einem Alter von drei Jahren gänzlich ungeeignet“, betont die DOG-Expertin. Für Vier- bis Sechsjährige empfiehlt sie eine tägliche Nutzungsdauer von bis zu dreißig Minuten – so lautet auch die Einschätzung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. „Im Grundschulalter wäre eine Medienzeit von maximal einer Stunde täglich aus augenärztlicher Sicht vertretbar, ab einem Alter von etwa zehn Jahren von bis zu zwei Stunden pro Tag“, ergänzt die Ophthalmologin.

Besitzen Kinder eigene Geräte, die sie außer Haus mitnehmen, sollten die Eltern entweder klare Regeln aufstellen oder die Nutzungsdauer über technische Einstellungen beschränken, etwa mit einer App oder Kindersicherung. Ebenfalls wichtig: „Um Schlafstörungen zu vermeiden, sind elektronische Medien ein bis zwei Stunden vor dem Zubettgehen tabu“, sagt Bettina Wabbels. Das digitale „Daddeln“ sollte im Übrigen stets mit analoger Freizeitgestaltung kombiniert werden. „Es ist der Gesundheit zuträglich, wenn sich Kinder täglich mindestens zwei Stunden bei Tageslicht im Freien aufhalten, das wirkt auch einer Kurzsichtigkeit entgegen“, betont die Expertin.

Kontakt für Journalisten:
Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG)
Pressestelle
Kerstin Ullrich
Postfach 30 11 20
70451 Stuttgart
Telefon: 0711 8931-641
Telefax: 0711 8931-167
ullrich@medizinkommunikation.org
www.dog.org

Weitere Informationen:
http://www.dog.org

Quelle: idw

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Wohnort und Situation beeinflussen, wie stark wir uns mit anderen vergleichen

Gabriele Meseg-Rutzen Presse und Kommunikation
Universität zu Köln

Sozialpsychologen zeigen, dass die menschliche Neigung sich mit anderen zu vergleichen in bestimmten Situationen und in manchen US-Bundesstaaten weiter verbreitet ist als in anderen.

Wohnort und Situation beeinflussen, wie stark wir uns mit anderen vergleichen
Sozialpsychologen zeigen, dass die menschliche Neigung sich mit anderen zu vergleichen in bestimmten Situationen und in manchen US-Bundesstaaten weiter verbreitet ist als in anderen.

Eine aktuelle Reihe von sozialpsychologischen Studien an der Universität zu Köln und der London Business School hat erstmals gezeigt, dass die menschliche Tendenz, sich mit anderen zu vergleichen, von zwei grundlegenden kulturellen Merkmalen abhängt. Dr. Matthew Baldwin (Social Cognition Center Cologne) and Professor Dr. Thomas Mussweiler (London Business School) fanden heraus, dass Menschen sich zum einen in Situationen, in denen strenge soziale Normen herrschen und ein Abweichungen von diesen bestraft wird, stark mit anderen vergleichen. Zum anderen ist die Neigung zum sozialen Vergleich in Situationen höher, in denen sich Menschen mit anderen stark verbunden fühlen. Eine strenge soziale Situation, in der das richtige Verhalten klar definiert ist, kann beispielsweise ein Vorstellungsgespräch sein. Eine weniger strenge soziale Situation, in der man sich mit jedoch mit anderen Menschen stark verbunden fühlt, ist beispielsweise eine Party.

Dieses Phänomen ist in unterschiedlichen Situationen und Kulturen zu beobachten. Die Ergebnisse aus drei Studien wurden nun unter dem Titel „The culture of social comparison“ in den Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS) veröffentlicht.

In den ersten beiden Studien, die Baldwin und Mussweiler online mit dem Tool MTurk von Amazon durchgeführt haben, befragten sie insgesamt rund 1.000 Amerikaner und Amerikanerinnen zu ihrem Verhalten in Alltagssituationen der sozialen Strenge (Vorstellungsgespräch) und der sozialen Verbundenheit (Party). Dabei stellten sie fest, dass besonders in diesen beiden Arten von Situationen die Neigung zum sozialen Vergleich besonders hoch ist. „Die Reaktionen von Menschen, die viele Kilometer voneinander entfernt lebten und sich nicht kannten, sind dabei bemerkenswert ähnlich“, sagt Baldwin. „Das bedeutet, dass soziale Vergleiche zum Teil in der sozialen Welt verankert ist: es ist nicht nur eine Frage der individuellen Wahrnehmung.“

In der letzten Studie analysierten die beiden Psychologen öffentlich zugängliche Daten von Google mit dem Online-Tool Google Correlate. Für jeden Bundesstaat in den USA schauten sie sich die Suchfrequenzen für eine Vielzahl von Emotionswörtern an, die auf soziale Vergleich hinweisen (z.B. Eifersucht, Stolz). Ein hoher Wert für einen Bundesstaat zeigt, dass Menschen dort öfter nach den Wörtern suchen als Menschen in anderen Staaten. Menschen in Staaten, die kulturell und sozial strenger und kollektivistischer sind, neigen demnach stärker dazu, nach Emotionen des gesellschaftlichen Vergleichs zu suchen. Eine interaktive Karte zu den Forschungsergebnissen in verschiedenen US-Bundesstaaten ist hier verfügbar: www.mattwbaldwin.com/blog/the-culture-of-social-comparison-map.
Sich mit anderen zu vergleichen ist gesellschaftlich weit verbreitet und ein grundlegender Aspekt der menschlichen Kognition. Die Tendenz des Menschen, durch das Denken, Fühlen und Verhalten anderer Informationen zu erhalten, trägt maßgeblich zum Funktionieren der hochkomplexen und vernetzten globalen Welt bei. Allerdings weiß die Wissenschaft noch sehr wenig über den Zusammenhang von kulturellen Unterschieden und sozialen Vergleichen. Die Studie trägt zu einem besseren Verständnis der Ursprünge sozialer Vergleiche und seiner Rolle im menschlichen Zusammenleben bei.

Inhaltlicher Kontakt:
Dr. Matthew Baldwin
+49 221 470-1101
mbaldwin@uni-koeln.de

Presse und Kommunikation:
Eva Schissler
+49 221 470-4030

Publikation:
https://doi.org/10.1073/pnas.1721555115

Quelle: idw

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Energiewende auf den Flüssen Europas

Katharina Vorwerk Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg

Ingenieure der Universität Magdeburg haben mobile Wasserkraftanlagen und fischfreundliche Wehre für umweltfreundliche Energiegewinnung entwickelt

Ingenieurinnen und Ingenieure der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg arbeiten intensiv an Lösungen für eine umweltfreundliche Energiegewinnung auf den Flüssen Europas. In naher Zukunft will das Bündnis aus Instituten und Unternehmen ökologisch verträgliche Fluss-Wasserkraftanlagen und fischfreundliche Wehre serienreif realisieren, die auf Elbe, Bode oder Tiber mobil eingesetzt werden können.

„In Zeiten steigender Energiekosten und knapper werdender Primärenergiequellen hat die Energienutzung durch Flusskraftwerke ein erhebliches Potenzial“, so der Projektleiter und Sprecher des Bündnisses, Dipl.- Ing. Mario Spiewack. Diese Form der Energiegewinnung habe zudem eine lange Tradition, so Spiewack. „Bis in das 19. Jahrhundert hinein standen mehr als 700 so genannte Flussmühlen auf den Flüssen Europas – allein in Magdeburg mehr als 20. Mit ihrem einfachen Wirkungsprinzip aus Schwimmkörpern und einem Wasserrad versorgten sie ganze Städte mit Mahl- und Schleiferzeugnissen. Erst mit der Nutzung von Kohle und Erdöl verschwanden sie von den Gewässern. Die Zeit für die Renaissance moderner Schiffmühlen ist reif.“

Prof. Dr.-Ing. Dominique Thévenin von der Fakultät für Verfahrens- und Systemtechnik simuliert, zum Beispiel, die komplizierte Strömung und Verwirbelung in Flüssen, um die neu entwickelten Turbinen und Wasserräder zu optimieren. „Die Forschung mit Wasserrädern wurde Ende des 19. Jahrhunderts gestoppt, da dank der Wasserstauung klassische Turbinen viel effizienter wurden. Wir fangen also wieder dort an, wo Kollegen vor 130 Jahren aufgehört haben, aber mit vollkommen neuen Methoden. Ich bin sehr neugierig zu sehen, was wir mit moderner Technik herausholen werden“, so der Strömungsexperte.

Im Forschungsschwerpunkt des Teams von Prof. Dr.-Ing. Roberto Leidhold aus der Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik steht der Einsatz von innovativen Generatoren in Flusskraftwerken, sogenannten Transversalflussmaschinen. Der Fokus dieser Technologie liegt darauf, Verluste im Zusammenspiel mit der verwendeten Leistungselektronik sowie Regelungs- und Steuerungsverfahren zu minimieren. Zusätzlich wurden Methoden zur optimalen Integration der Generatoren in die Fluss-Strom-Anlagen erarbeitet und erfolgreich getestet.

Der regionale Wachstumskern Fluss-StromPlus wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung BMBF bis 2018 in insgesamt sechs Verbund- und 30 Teilprojekten mit ca. 11 Millionen Euro gefördert. www.flussstrom.eu.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Dipl.-Ing. Mario Spiewack, Tel.: +49 391 544 8619 217, E-Mail: mario.spiewack@exfa.de

Weitere Informationen:
http://www.flussstrom.eu

Quelle: idw

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Nach der schweren Grippewelle und vor der nächsten Grippewelle: Schutzmöglichkeiten besser nutzen!

Susanne Glasmacher Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Robert Koch-Institut

Die Grippewelle im Winter 2017/18 ist außergewöhnlich schwer gewesen. Das zeigt der neue Influenza-Saisonbericht der Arbeitsgemeinschaft Influenza (AGI) des Robert Koch-Instituts mit seinen umfangreichen Auswertungen.

So gab es zum Beispiel geschätzte neun Millionen influenzabedingte Arztbesuche, zwei Millionen mehr als in den starken Grippesaisons 2012/13 und 2014/15. Besonders ältere Menschen können schwer an der Grippe erkranken oder sogar versterben. „Die Schutzmöglichkeiten müssen besser genutzt werden“, betont RKI-Präsident Lothar H. Wieler. Die Impfung ist trotz der von Saison zu Saison unterschiedlichen Wirksamkeit die wichtigste Schutzmaßnahme. Außerdem werden vor allem gründliches Händewaschen mit Seife und Abstandhalten zu Erkrankten empfohlen, um das Erkrankungsrisiko zu verringern.

Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Impfung für alle Personen über 60, für chronisch Kranke aller Altersstufen, für Schwangere und für Medizin- und Pflegepersonal. „Mit keiner anderen Impfung lassen sich hierzulande mehr Leben retten“, unterstreicht Wieler. Erst im Juli hatten RKI-Wissenschaftler über die viel zu niedrigen Impfquoten in Krankenhäusern berichtet. Demnach waren in der Grippesaison 2016/2017 in der Ärzteschaft 61,4 % geimpft, beim Pflegepersonal 32,5 % und bei therapeutischen Berufen 34,2 %, in der Bevölkerung waren gerade einmal 34,8 % der Personen über 60 Jahre geimpft.

Das RKI erhebt Daten mit mehreren Systemen, um die Influenza-Aktivität umfassend bewerten zu können. In der AGI wird die Krankheitslast mit dem Praxisindex gemessen, für den rund 550 Arztpraxen bundesweit ehrenamtlich die Zahl ihrer Patienten mit akuten Atemwegserkrankungen melden. Der Praxisindex war in der Grippewelle 2017/18 so hoch wie in keiner der früheren Saisons, seit das RKI 2001 die wissenschaftliche Federführung der AGI und 2009 die vollständige Durchführung übernommen hat. Besonders betroffen waren die Altersgruppen ab 35 Jahren.

Auf Intensivstationen übertraf die Zahl der Patienten mit schweren akuten respiratorischen Erkrankungen die drei Vorsaisons deutlich. Die Schwere der Grippesaison zeigt sich auch in der Auswertung der „Übersterblichkeit“ im Zeitraum der Grippewelle, die für Berlin bereits vorliegt. Die im Bericht gezeigten Daten für Berlin übertreffen mit geschätzten 1.100 zusätzlichen Todesfällen die bereits hohen Schätzwerte für 2016/17.

Das Nationale Referenzzentrum für Influenza am RKI untersucht Proben von Patienten mit Grippesymptomen und charakterisiert die zirkulierenden Viren. Von Beginn an dominierten Influenza B-Viren. Sie gehörten fast ausschließlich zur Yamagata-Linie und nicht zur Victoria-Linie, die die Weltgesundheitsorganisation als B-Komponente für den weltweit gebräuchlichsten Dreifachimpfstoff empfohlen hatte (neben den zwei Komponenten für die Influenza A-Subtypen H1N1 und H3N2). Die STIKO-Empfehlung für Vierfachimpfstoffe war im Januar 2018 veröffentlicht worden. Da die Produktion von Grippe-Impfstoffen mehrere Monate in Anspruch nimmt, können die Hersteller diese Empfehlung für die kommende Saison erstmals berücksichtigen. Vierfachimpfstoffe enthalten Vertreter beider B-Linien. Allerdings ist die Influenzaimpfung auch bei guter Übereinstimmung der zirkulierenden Viren nicht so gut wirksam wie andere Impfungen. Aufgrund der Häufigkeit der Influenza können mit der Impfung dennoch sehr viele Erkrankungen, schwere Verläufe und Todesfälle verhindert werden.

Weitere Informationen:
http://www.rki.de/influenza & http://www.rki.de/influenza-impfung

Herausgeber
Robert Koch-Institut
Nordufer 20
D-13353 Berlin

http://www.rki.de
Twitter: @rki_de

Pressestelle
Susanne Glasmacher
(Pressesprecherin)
Marieke Degen
(stellv. Pressesprecherin)
Heidi Golisch
Claudia Paape
Judith Petschelt

Kontakt
Tel.: 030-18754-2239, -2562 und -2286
E-Mail: presse@rki.de

Das Robert Koch-Institut ist ein Bundesinstitut im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Gesundheit

Quelle: idw

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Insektensterben durch Lichtverschmutzung vermeiden

Dr. Carolin Liefke, Haus der Astronomie Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für Astronomie

Gemeinsame Pressemitteilung der Vereinigung der Sternfreunde und des Hauses der Astronomie in Heidelberg – Studien haben in den vergangenen Jahren einen dramatischen Rückgang von Anzahl und Artenvielfalt bei Fluginsekten festgestellt. Der Lichtverschmutzung – der Aufhellung der Nacht durch künstliche Lichtquellen – fallen nachweislich große Zahlen von nachtaktiven Insekten zum Opfer. Angesichts dessen fordert die Fachgruppe Dark Sky der Vereinigung der Sternfreunde e.V. Maßnahmen zur Reduzierung der Lichtverschmutzung.

Der natürliche Wechsel von hellem Tag und dunkler Nacht ist der grundlegendste Rhythmus der meisten Lebewesen und ein wichtiges Element funktionierender Ökosysteme. Unterbrechungen bedeuten immer eine Störung. Künstliches Licht bei Nacht sollte daher so belastungsarm wie möglich eingesetzt werden.

Durch aktuelle Forschungsergebnisse über den dramatischen Rückgang der Insekten im letzten Jahr rückt das Thema Lichtverschmutzung als eine der wichtigen Ursachen in den Fokus, beispielsweise im Eckpunktepapier der deutschen Bundesregierung [1].

In Anbetracht der Dringlichkeit des Problems fordert die VdS-Fachgruppe Dark Sky, Empfehlungen für umweltfreundliche und verantwortungsvolle Beleuchtung schnellstens bei Planungen und Umsetzungen zu berücksichtigen, die im wesentlichen Lichtlenkung, Lichtmenge und Lichtfarbe umfassen. Die entsprechende Technik ist bereits seit Jahren vorhanden und muss endlich genutzt werden.

Die ehrenamtlich arbeitende Fachgruppe „Dark Sky – Initiative gegen Lichtverschmutzung“ der Vereinigung der Sternfreunde e.V. beschäftigt sich bereits seit über 20 Jahren mit diesem Umweltthema und hat schon vor 10 Jahren an Untersuchungen der Universität Mainz zur Auswirkung künstlichen Lichts auf Insekten mitgewirkt [2]. Diese Untersuchungen in Düsseldorf zeigten, dass Leuchtmittel mit geringen Blau- und Ultraviolettanteilen deutlich weniger Insekten anziehen. In dem Zusammenhang wurde damals bereits auf die rapide Abnahme der Insekten hingewiesen [3].

Die Fachgruppe veröffentlichte vor zwei Jahren gemeinsam mit der „Kommission Lichtverschmutzung“ der Astronomischen Gesellschaft und der Gesellschaft Deutschsprachiger Planetarien Empfehlungen zur Reduzierung der Lichtverschmutzung [4]. Diese Hinweise sind weiterhin aktuell und werden durch neuere wissenschaftliche Studien unterstützt. Sie helfen auf einfache und effektive Weise, das Sterben von Insekten an künstlichen Lichtquellen zu reduzieren. Dadurch werden auch andere Arten und der Mensch gezielt vor negativen Auswirkungen durch künstliches Licht bei Nacht verschont. Diese Empfehlungen für eine nachhaltige künstliche Beleuchtung, die weit über eine reine Energieeffizienz reichen, werden bereits in den Kommunen der Sternenparks, die in den letzten Jahren mit Unterstützung der Fachgruppe Dark Sky als Modellregionen errichtet wurden, praktisch umgesetzt.

Die Fachgruppe Dark Sky arbeitete zudem an der Erstellung einer Broschüre „Nachhaltige Beleuchtung“ des hessischen Umweltministeriums mit, in der Hinweise für Industrie und Gewerbe gegeben werden [5].

Diese von der Fachgruppe Dark Sky empfohlenen Maßnahmen umfassen folgende Punkte:
– Künstliches Licht nachts nur einsetzen, wenn es unbedingt notwendig ist. Insbesondere naturnahe Bereiche sollten nicht beleuchtet werden.
– Licht sollte mithilfe von voll abgeschirmten Leuchten nur dorthin gelenkt werden, wo es benötigt wird, auf die Verkehrs- oder tatsächlich zu beleuchtende Fläche. Insbesondere sollten keine Naturelemente (Bäume, Felsen, Gewässer) angestrahlt werden. Zudem darf kein Licht unnütz nach oben und horizontal abstrahlen. Diese Maßnahme hilft auch Blendung zu vermeiden.
– Die Lichtmenge sollte möglichst gering gewählt werden, oft ist eine gleichmäßige Beleuchtungsstärke von wenigen Lux ausreichend.
– Licht sollte nur bedarfsorientiert eingeschaltet werden, etwa durch Einsatz von Zeitschaltuhren, Schaltern oder Bewegungsmeldern.
– Weißes Licht sollte möglichst wenige Blauanteile enthalten. Deswegen ist warmweißes und gelbes Licht mit einer äquivalenten Farbtemperatur von weniger als 2700 Kelvin (K), keineswegs aber über 3000 K, einzusetzen.

Da diese Maßnahmen leicht zu realisieren sind, fordert die VdS-Fachgruppe Dark Sky endlich ihre schnelle Umsetzung:
– Kommunen sollten sie bei ihren Planungen und Umrüstungen berücksichtigen, etwa indem sie sie in Lichtsatzungen, Lichtmasterplänen oder in Bebauungsplänen einbringen.
– Fördermittel sollten an die Umsetzung dieser Maßnahmen geknüpft werden.
– Architekten, Lichtplaner und ausführende Elektrofirmen sind für diese Maßnahmen zu sensibilisieren.
– Private Haushalte und Handel sollten durch umfassende Informationen zur Umsetzung der Maßnahmen angeregt werden.

Für Fragen und Unterstützungen steht die VdS-Fachgruppe Dark Sky im Rahmen ihrer ehrenamtlichen Möglichkeiten zur Verfügung.

Referenzen:
[1] www.bmu.de/pressemitteilung/bundeskabinett-beschliesst-eckpunkte-fuer-aktionsprogramm-zum-insektenschutz/

[2] Gerhard Eisenbeis: Straßenbeleuchtung und Umwelt – Wirkung konventioneller und moderner Straßenbeleuchtungslampen auf das Anflugverhalten von Insekten, Landeshauptstadt Düsseldorf, Jan. 2009
Gerhard Eisenbeis und Klaus Eick: Studie zur Anziehung nachtaktiver Insekten an die Straßenbeleuchtung unter Einbeziehung von LEDs, Natur und Landschaft 86, 2011, S. 298

[3] „This growing body of evidence strongly suggest that the diversity of insects has declined dramatically in Germany and England during the last decades. The implementation of insect friendly lighting systems may reduce the negative impacts on insects, but if the absolute lighting levels continue to increase then our cities will develop to nearly insect (and perhaps bird) free ghost towns far away from the formerly rich animal life.“ in: Gerhard Eisenbeis und Andreas Hänel: Light pollution and the impact of artificial night lighting on insects, in M.J. McDonnell, A.K. Hahs, J.H. Breuste (ed.): Ecology of Cities and Towns, Cambridge, 2009, p. 260

[4] http://www.lichtverschmutzung.de/zubehoer/download.php?file=Resolution_gegen_Lic…

[5] M. Schmidt, A. Hänel: Nachhaltige Außenbeleuchtung – Informationen und Empfehlungen für Industrie und Gewerbe, Hessisches Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Wiesbaden, 2017, https://umwelt.hessen.de/presse/pressemitteilung/wie-lichtverschmutzung-reduzier…

Die Vereinigung der Sternfreunde e.V. (VdS) ist mit über 4000 Mitgliedern der größte Verein von Amateurastronomen im deutschsprachigen Raum. Sie widmet sich der Pflege und Förderung der Amateurastronomie durch Beratung und Erfahrungsaustausch bei der astronomischen Arbeit. Zudem fördert sie Kontakte zur Fachastronomie und die astronomische Volksbildung, etwa mit der Organisation des jährlich stattfindenden Astronomietags. Außerdem steht den Mitgliedern die Nutzung der Sternwarte in Kirchheim offen und viermal jährlich wird eine Zeitschrift, das VdS-Journal für Astronomie, veröffentlicht.

Kontakt:
Vereinigung der Sternfreunde e.V., Postfach 1169, 64629 Heppenheim, www.vds-astro.de

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Dr. Andreas Hänel
Fachgruppe Dark Sky der Vereinigung der Sternfreunde e.V., c/o Museum am Schölerberg, Osnabrück
Tel. 0541-5600326
ahaenel@uos.de

Sabine Frank
Sternenpark Rhön
Landkreis Fulda
Tel. 0661-60061659,
info@sternenpark-rhoen.de

Weitere Informationen:
https://www.vds-astro.de/index.php?id=74&tx_ttnews%5Byear%5D=2018&tx_ttn… – Webversion der Meldung bei der Vereinigung der Sternfreunde
http://lichtverschmutzung.de/ – Webseiten der Fachgruppe Dark Sky der Vereinigung der Sternfreunde e.V.

Quelle: idw

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Gut die Hälfte der rentennahen Erwerbstätigen kann Konsum im Ruhestand nicht halten

Rainer Jung Abt. Öffentlichkeitsarbeit
Hans-Böckler-Stiftung

Forscher: Riester & Co. helfen kaum
Gut die Hälfte der rentennahen Erwerbstätigen kann Konsum im Ruhestand nicht halten – Absenken der gesetzlichen Rente verschärft Problem

Viele Erwerbstätige, die kurz vor der Rente stehen, werden sich im Ruhestand einschränken müssen: Mehr als die Hälfte, 58 Prozent, der 55- bis 64-jährigen Erwerbstätigen hätten nicht genug Ansprüche an die gesetzliche, betriebliche oder private Altersversorgung, um ihr aktuelles Konsumniveau aufrecht zu erhalten, wenn sie jetzt in Rente gingen. Falls sie noch bis zum durchschnittlichen Renteneintrittsalter auf ihrer aktuellen Position weiterarbeiten können, sind immer noch rund 50 Prozent davon betroffen.

Ein weiteres Absenken des gesetzlichen Rentenniveaus würde das Problem verschärfen. Entlastend würde eine Stärkung der gesetzlichen ersten Säule wie in Österreich wirken. Zu diesen Ergebnissen kommt eine neue, von der Hans-Böckler-Stiftung geförderte Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW)*.

– Gesetzliche Rente weiter Fundament –
Die gesetzliche Rente ist nach wie vor das Fundament der Altersversorgung. Allein reicht sie heute in der Regel aber nicht aus, um das gewohnte Konsumniveau zu halten. Die betriebliche Alterssicherung leistet ebenfalls einen wichtigen Beitrag – wobei jedoch gerade Geringverdiener oder prekär Beschäftigte oft nicht in den Genuss einer Betriebsrente kommen. Im Vergleich dazu bringt die private Altersversorgung wenig, zeigt die Untersuchung. „Die gesetzliche Rente ist und bleibt der Anker der Altersversorgung“, sagt Dr. Dorothea Voss, die die Forschungsförderung der Hans-Böckler-Stiftung leitet. „Jedes weitere Absinken des Rentenniveaus muss verhindert werden – nicht nur bis 2025, sondern dauerhaft.“

Die DIW-Wissenschaftler haben anhand von repräsentativen Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) aus dem Jahr 2012 untersucht, wie hoch die Rente ausfällt, die Erwerbstätigen aus rentennahen Jahrgängen zusteht. In einem zweiten Schritt haben die Forscher für den hypothetischen Fall, dass diese Erwerbstätigen sofort in Rente gehen würden, berechnet, inwieweit die Rente ihren derzeitigen Konsum mit den bis dahin erworbenen Anwartschaften decken kann. Arbeitslose, frühverrentete oder anderweitig nicht erwerbstätige Personen sind nicht in die Berechnung einbezogen.

Bei 69 Prozent der Erwerbstätigen im Alter von 55 bis 64 Jahren, die nur Anspruch auf eine gesetzliche Rente haben, fällt der aktuelle Konsum höher aus als die bisher erworbenen Rentenanwartschaften. Nimmt man zur gesetzlichen Rente noch die Betriebsrenten hinzu, reduziert sich der Anteil auf 50 Prozent. Im Durchschnitt aller älteren Beschäftigten ergibt sich damit ein Wert von 58 Prozent. Rechnet man noch private Versicherungen mit ein, sinkt er lediglich von 58 auf 56 Prozent (siehe auch Tabelle 1 in der Studie; Link unten). „Die Ergebnisse zeigen, dass private Versicherungen als dritte Säule der Alterssicherung insgesamt nur wenig dazu beitragen, die Versorgungslücke zu schließen“, schreiben die Forscher. Insbesondere bei Riester- und Rürup-Renten seien die eingezahlten Beiträge gering, das erreichte Sparguthaben falle auch aufgrund geringer Verzinsung eher klein aus.

Wenn man annimmt, dass die untersuchten Erwerbstätigen durchgängig bis zum durchschnittlichen Renteneintrittsalter in ihrer bisherigen Position weiterarbeiten können, sinkt der Anteil der Betroffenen zwar merklich. Doch auch dann müssen von den Ruheständlern, die Geld aus gesetzlicher und betrieblicher Rente bekommen, 50 Prozent ihren Konsum einschränken. Rechnet man Leistungen aus privaten Versicherungen hinzu, sind es 48 Prozent.

– Zum aktuellen Konsumniveau fehlen im Schnitt 700 Euro –
Bei denjenigen 55- bis 64-jährigen Erwerbstätigen, die eine potenzielle Versorgungslücke haben, beträgt die Differenz zwischen aktuellem Konsumniveau und dem zum Untersuchungszeitpunkt bestehenden Rentenanspruch im Durchschnitt rund 700 Euro. Die Versorgungslücke ist bei Erwerbstätigen, die nur Anspruch auf eine gesetzliche Rente haben, mit knapp 740 Euro am größten. Liegen auch Anwartschaften an Betriebsrenten vor, reduziert sich die Lücke auf rund 620 Euro. Der Einfluss privater Versicherungen ist erneut relativ gering (siehe auch Tabelle 2 in der Studie).

Je nach Erwerbseinkommen gibt es große Unterschiede: Bei betroffenen Menschen im untersten Zehntel der Einkommensverteilung beträgt die Versorgungslücke im Alter rund 300 Euro, im obersten Zehntel sind es knapp 1800 Euro. Doch auch wenn die Lücke bei ihnen absolut betrachtet höher erscheint, können die Besserverdiener diese meist besser ausgleichen, da sie häufig auf weitere Geldanlagen zurückgreifen können und Immobilien besitzen. Für Menschen mit kleinem Einkommen macht es dagegen einen großen Unterschied, wenn am Ende des Monats 300 Euro fehlen. Am schwierigsten sei die Lage für Geringverdiener, Frauen und Alleinlebende, aber auch für Selbständige ohne Angestellte, konstatieren die Forscher. „Entscheidend sind also die Dauer der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung und die daraus erzielten Einkommen“, sagt Dorothea Voss von der Hans-Böckler-Stiftung. „Wer die Alterssicherung stärken will, muss deshalb für eine aktive Beschäftigungspolitik, bessere Löhne und Gehälter sorgen.“

– Alternative Szenarien mit niedrigerem Konsumniveau im Alter –
Diese grundsätzlichen Zusammenhänge bestehen auch in einem weiteren Szenario, das die DIW-Forscher berechnet haben. Es greift die Annahme vieler Experten auf, dass Menschen im Ruhestand weniger ausgeben als Berufstätige. Wenn man daher annimmt, dass Rentner mit 70 Prozent ihres vorherigen Konsums auskommen, fällt die potenzielle Versorgungslücke nach den Berechnungen des DIW geringer, aber weiterhin oft erheblich aus: Betroffen sind dann noch 38 Prozent der rentennahen Erwerbstätigen, bezieht man private Versicherungen ein, sind es 35 Prozent. Die potenzielle Versorgungslücke bei den Betroffenen beträgt beim 70-Prozent-Szenario im Schnitt gut 320 Euro. Beschäftigte mit einer betrieblichen Altersvorsorge hätten gemessen an einem 70-Prozent-Niveau noch eine Versorgungslücke von 200 Euro (Tabelle 2). Allerdings sind das selten Beschäftigte mit niedrigeren Einkommen.

In einem weiteren Szenario haben die Wissenschaftler berechnet, was passieren würde, wenn man das gesamte private Vermögen zur Sicherung des aktuellen Konsums im Alter heranzieht. Das Ergebnis: Selbst wenn sie alle Ersparnisse einsetzen und, falls vorhanden, die selbst genutzte Immobilie zur Finanzierung des Ruhestands verkaufen würden, hätten 41 Prozent der Erwerbstätigen aus rentennahen Jahrgängen eine Versorgungslücke. Würden die untersuchten älteren Erwerbstätigen bis zur Rente auf ihrer Stelle weiterarbeiten, wären es immer noch 33 Prozent. In Ostdeutschland wäre der Anteil höher als in Westdeutschland, da Ostdeutsche nach wie vor über weniger Vermögen verfügen. Wesentlich geringer wäre der Anteil der Betroffenen unter den Selbständigen mit Mitarbeitern, da diese häufig selbst fürs Alter in Form von privatem Vermögen vorsorgen.

– Rentenniveau nicht weiter senken –
Die Wissenschaftler raten dazu, das Rentenniveau nicht weiter abzusenken. Stattdessen solle sich die Politik „stärker am österreichischen Modell orientieren“, das mehr auf die erste Säule der Alterssicherung setzt. Zudem empfehlen sie, Personen mit geringen Anwartschaften stärker zu unterstützten. Möglich wäre das durch eine Modifizierung des strikten Äquivalenzprinzips, womit die Höhe der Rentenleistungen nicht mehr eins zu eins an die Einzahlungsbeiträge gekoppelt wäre. Gerade Geringverdiener sollten dann höhere Leistungen erhalten.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Dr. Dorothea Voss
Leiterin Abteilung Forschungsförderung
Tel.: 0211-7778-194
E-Mail: Dorothea-Voss@boeckler.de

Rainer Jung
Leiter Pressestelle
Tel.: 0211-7778-150
E-Mail: Rainer-Jung@boeckler.de

Originalpublikation:
*Markus M. Grabka, Timm Bönke, Konstantin Göbler und Anita Tiefensee: Große Lücke in der Sicherung des Lebensstandards bei rentennahen Jahrgängen, DIW-Wochenbericht 37, September 2018. Download: Studie http://www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.597903.de/18-37-3.pdf

Quelle: idw

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Weniger ist manchmal mehr – neue Substanz reduziert das Körpergewicht

Stephan Wiegand, Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus der TU Dresden Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden

In einer weltweiten Studie haben Forscherinnen und Forscher erstmals die Wirksamkeit von Semaglutid wissenschaftlich untersucht. Mit diesem Medikament lässt sich künftig nicht nur das Gewicht reduzieren, sondern auch der Blutdruck verbessern. Die neuen in der Fachzeitschrift The Lancet veröffentlichten Erkenntnisse bedeuten einen großen Fortschritt in der Adipositastherapie. Mitautor ist Prof. Andreas Birkenfeld, Leiter des Studienzentrums Metabolisch-Vaskuläre Medizin am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus.

„Diäten und Magenverkleinerungen sind sicherlich wichtig und auch so etwas wie der Königsweg, wenn es darum geht, das Gewicht zu reduzieren. Allerdings sind heute auch andere wirksame Methoden gefragt, um einer drohenden Diabetesepidemie etwas entgegenzusetzen“, sagt Prof. Andreas Birkenfeld, Stoffwechselexperte der Medizinischen Klinik III am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus an der TU Dresden und Leiter des neu gegründeten Universitätsstudienzentrums für Stoffwechselerkrankungen. In einer weltweiten Phase-2-Studie (erstmalige Wirksamkeitserprobung am Patienten) mit mehr als 900 Patienten wurde nun erstmals die Wirksamkeit und die Sicherheit von Semaglutid in der Therapie der Adipositas untersucht. Das Medikament ist eine neue Substanz. Sie gehört in die Klasse der Glucagon-like Peptid-1 (GLP-1)-Analoga. Die Wirkungsweise ist ähnlich der körpereigenen Darmhormone, die das Sättigungsgefühl erzeugen. Semaglutid soll einmal wöchentlich verabreicht werden.

Das Studienteam um Prof. Andreas Birkenfeld fand heraus, dass alle Semaglutid-Dosen im Vergleich zu Placebo deutlich das Körpergewicht reduzieren. In der höchsten Dosierung konnte eine Gewichtsabnahme von bis zu 17 Prozent des Ausgangskörpergewichts beobachtet werden. Damit war es möglich, einen Patienten, der zuvor einen BMI von 35 kg/m2 und formal eine Adipositas Grad 2, also eine mittelschwere Adipositas aufwies, auf einen BMI von 29 kg/m2 zurückzuführen. Kurzum: er schaffte den Schritt von formal fettleibig zu übergewichtig. Zeitgleich wurden der Blutzucker, der Blutdruck, und die Blutfette deutlich gesenkt. Prof. Andreas Birkenfeld bewertet die Reaktion positiv: „Der Patient hat nicht nur abgenommen, sondern Semaglutid gut vertragen, die Nebenwirkungen entsprachen denen anderer bekannter GLP-1 Analoga und sind nicht als kritisch einzustufen.“

Diese Wirkung von Semaglutid auf das Körpergewicht läutet jetzt eine neue Ära der pharmakologischen Adipositastherapie ein. Es wird erstmals eine Gewichtsreduktion erreicht, die sonst meist nur mit einer chirurgischen Therapie möglich war. Nachdem Semaglutid in der Typ-2-Diabetestherapie zugelassen wurde, ist absehbar, dass es auch bei Adipositaspatienten zum Einsatz kommt. Denn es wurde bei Patienten mit Typ 2 Diabetes bereits bewiesen: Semaglutid bewirkt nicht nur eine Gewichtsreduktion, sondern reduziert auch das Auftreten kardiovaskulärer Erkrankungen. Die Ergebnisse der Adipositastherapie wurden kürzlich in der Fachzeitschrift Lancet veröffentlicht. Momentan ist Semaglutid ist noch nicht für die Adipositastherapie zugelassen.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
Medizinische Klinik III
Prof. Dr. med. Andreas Birkenfeld
Leiter Studienzentrum Metabolisch-Vaskuläre Medizin, Fiedlerstraße 34, 01307 Dresden
Tel.: 0351 4583651
E-Mail: andreas.birkenfeld@uniklinikum-dresden.de

Originalpublikation:
THE LANCET. 2018 Aug 25;392(10148):637-649
doi: 10.1016/S0140-6736(18)31773-2
PMID: 30122305

Weitere Informationen:
http://www.uniklinikum-dresden.de/mk3
https://tu-dresden.de/med/mf/die-fakultaet/newsuebersicht/weniger-ist-manchmal-m…
http://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(18)31773-2/abstra…

Quelle: idw

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Ausnahmen für Unternehmen bei der EEG-Umlage senken die Zahlungsbereitschaft privater Haushalte

Sabine Weiler Kommunikation
RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung

Die Ausnahmeregelung für stromintensive Unternehmen beim Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) ist seit Jahren umstritten. Eine neue Studie des RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung, die heute in der renommierten energiewirtschaftlichen Fachzeitschrift Nature Energy erscheint, zeigt nun, dass solche indirekten Subventionen die Zahlungsbereitschaft von privaten Haushalten beeinflussen: Würden die Ausnahmeregelungen für Unternehmen wegfallen, könnte die Akzeptanz für die Kosten der Energiewende demnach deutlich zunehmen.

Die wichtigsten Ergebnisse:
• Ein großer Teil der Haushalte wäre bereit, den Ausbau der erneuerbaren Energien mit höheren Strompreisen zu finanzieren, wenn die Ausnahmeregelungen für stromintensive Unternehmen entfallen würden. Das ist das Ergebnis eines Experiments mit mehr als 11.000 Teilnehmern des forsa-Haushaltspanels.

• Die Teilnehmer des Experiments wurden nach ihrer Bereitschaft befragt, eine höhere EEG-Umlage zu zahlen, um den Anteil erneuerbarer Energien in Deutschland zu steigern. Einer zufällig ausgewählten Gruppe wurde dabei mitgeteilt, dass die Ausnahmeregelung für die energieintensive Industrie bei der EEG-Umlage bestehe. In einer zweiten zufällig ausgewählten Gruppe sollte die Ausnahmeregelung bei der Erhöhung der EEG-Umlage wegfallen. In dieser zweiten Gruppe zeigten sich – je nach Höhe des Preisaufschlags – zwischen 61 und 74 Prozent der Teilnehmer bereit, eine höhere EEG-Umlage zu akzeptieren. In der Gruppe, bei der die Ausnahmeregelung für Unternehmen bestehen bleiben sollte, waren es dagegen nur rund 23 bis 38 Prozent.

• Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine Abschaffung der Ausnahmeregelungen, etwa durch deren Steuerfinanzierung, ein entscheidendes Kriterium für die Akzeptanz weiterer Erhöhungen der EEG-Umlage sein könnte.

Der Leiter des Kompetenzbereichs „Umwelt und Ressourcen“ am RWI und Professor für Energieökonomik und angewandte Ökonometrie an der Ruhr-Universität Bochum, Manuel Frondel, sagt: „Die Einstellung zur Energiewende hängt nicht allein von der Höhe des Strompreises ab. Wenn die Belastungen gleichmäßig verteilt sind, ist eine große Mehrheit durchaus bereit, mehr Geld für Strom aus erneuerbaren Energien zu bezahlen.“ Die aus Wettbewerbsgründen etablierte Ausnahmeregelung für energieintensive Unternehmen bei der EEG-Umlage sollte daher künftig aus Steuermitteln finanziert werden und nicht dadurch, dass die übrigen Stromverbraucher mehr zu bezahlen haben.

Die Daten aus dem forsa-Haushaltspanel wurden im Rahmen des RWI-Projekts AKZEPTANZ erhoben, das die gesellschaftliche Einstellung zur Energiewende erforscht. Das Projekt wird durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziert.

Ihre Ansprechpartner dazu:
Prof. Dr. Manuel Frondel, Tel. (0201) 81 49-204
Leonard Goebel (Pressestelle), Tel. (0201) 81 49-210

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Manuel Frondel, Tel. (0201) 81 49-204

Originalpublikation:

Dieser Pressemitteilung liegt der Artikel M. Andor, M. Frondel und S. Sommer (2018), Equity and the willingness to pay for green electricity in Germany, Nature Energy, zugrunde. Er ist unter http://www.nature.com/articles/s41560-018-0233-x online abrufbar. Eine frühere Version der Studie ist als Ruhr Economic Paper #759 erschienen und unter http://www.rwi-essen.de/media/content/pages/publikationen/ruhr-economic-papers/r… im Open Access frei zugänglich.

Quelle: idw

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Vitaminpillen nutzlos gegen Schlaganfall und Herzinfarkt

Pressesprecher: Prof. Dr. med. Hans-Christoph Diener, Essen Pressestelle der DGN
Deutsche Gesellschaft für Neurologie e.V.

Nahrungsergänzungsmittel wie Vitamine und Mineralien senken nicht das Risiko, an einem Hirninfarkt oder einer Herzkrankheit zu sterben. So lautet das Ergebnis einer aktuellen Übersichtsstudie mit mehr als zwei Millionen Teilnehmern. Verbraucher sollten ihr Geld deshalb lieber in einen Sportverein investieren und auf eine gesunde Ernährung achten, raten Experten der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) und der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft (DSG).

Jeder vierte deutsche Verbraucher schluckt sie, doch die wenigsten brauchen sie: Mit Nahrungsergänzungsmitteln wie Vitamin A, C, D und E, mit Kalzium, Magnesium oder Eisen setzte der Handel im Jahr 2015 laut Verbraucherzentrale Bundesverband rund 1,1 Milliarden Euro um. Dass dieses Geld schlecht angelegt ist, bestätigt nun eine Metaanalyse zum Einsatz der Präparate gegen Schlaganfall und Herzinfarkt.

Insgesamt 3249 Studien aus den Jahren 1970 bis 2016 haben US-Mediziner um den Kardiologen
Dr. Joonseok Kim, Juniorprofessor an der University of Alabama in Birmingham, für die Metaanalyse berücksichtigt. Um zu klären, wie die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln das Risiko für Schlaganfälle und Herzerkrankungen beeinflusst, analysierten die Forscher 18 besonders hochwertige Studien, an denen insgesamt mehr als zwei Millionen Menschen teilgenommen hatten.

Sterblichkeit ist mit und ohne Nahrungsergänzung gleich
„Das Ergebnis ist ernüchternd und lautet, dass es keinen Nutzen einer solchen Maßnahme für die Gesamtbevölkerung gibt“, sagt Professor Dr. Peter Berlit, DGN-Generalsekretär und ehemaliger Chefarzt der Klinik für Neurologie am Alfried Krupp Krankenhaus in Essen. Fasst man die Sterblichkeit für alle Herz-Kreislauf-Erkrankungen zusammen, so war das relative Risiko (RR) bei der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln exakt 1,00. Das bedeutet: Es machte keinen Unterschied, ob die Teilnehmer eine Extradosis Vitamine, Mineralstoffe oder Spurenelemente einnahmen oder nicht. Zum gleichen Ergebnis kamen die Forscher – im Rahmen der statistischen Schwankungen – bei der separaten Betrachtung von Herzsterblichkeit (RR 1,02), Tod durch Schlaganfall (RR 0,95) und der Häufigkeit von Schlaganfällen (RR 0,98).

Lediglich das Risiko für Herzerkrankungen schien mit einem RR von 0,88 für Nahrungsergänzungs-mittel zu sprechen. Es besteht aber auch hier kein Zusammenhang: Zieht man lediglich die höherwertigen, sogenannten randomisierten und kontrollierten Studien zur Berechnung heran, ergibt sich ein relatives Risiko von 0,97. „Zu diesem unbefriedigenden Resultat kommt noch das alarmierende Ergebnis einer systematischen Metaanalyse von 78 randomisierten Studien aus dem Jahr 2012 durch die Cochrane Collaboration, wonach die Nahrungsergänzung mit Antioxidantien nicht nur nicht hilft, sondern sogar die Sterblichkeit erhöht!“, so Professor Berlit.

Dabei hatten die Forscher sich in der aktuellen Studie die größte Mühe gemacht, auch Untergruppen zu erkennen, die möglicherweise doch von Nahrungszusätzen profitieren könnten. Das Ergebnis blieb jedoch stets negativ, egal, wie lange die Präparate eingenommen wurden, wie alt die Studienteilnehmer waren, ob Mann oder Frau, Raucher oder Nichtraucher, sportlich oder nicht.

Es gibt bessere Investitionen in die Gesundheit
„Mit Multivitamin-Tabletten werden jährlich Milliardenumsätze gemacht, die Metaanalyse zeigt jedoch klar, dass diese Pillen weder Schlaganfälle verhindern noch die Sterblichkeit an Herz-Kreislauf-Erkrankungen senken“, fasst der 1. Vorsitzende der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft (DSG), Professor Dr. Armin Grau, zusammen: „Von diesen Pillen profitieren nur Hersteller und Verkäufer. Es ist hingegen eindeutig erwiesen, dass Salat, Obst und Gemüse Gefäßerkrankungen entgegenwirken. In Salat, Obst und Gemüse kommen Vitamine in ihrer natürlichen Umgebung vor. Fünf Portionen am Tag gelten als optimal.“ Weitere effektive Maßnahmen, die sogar den Geldbeutel schonen, sind der Verzicht aufs Rauchen und auf größere Mengen von Alkohol sowie regelmäßige körperliche Bewegung.

„Wenn man schon Geld ausgeben will, dann ist es ist viel lohnenswerter, in einen Sportverein oder ein Fitnessstudio zu investieren als in Vitamine und Mineralstoffe“, rät Professor Berlit.

Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie e.V. (DGN)
sieht sich als neurologische Fachgesellschaft in der gesellschaftlichen Verantwortung, mit ihren rund 9000 Mitgliedern die neurologische Krankenversorgung in Deutschland zu sichern. Dafür fördert die DGN Wissenschaft und Forschung sowie Lehre, Fort- und Weiterbildung in der Neurologie. Sie beteiligt sich an der gesundheitspolitischen Diskussion. Die DGN wurde im Jahr 1907 in Dresden gegründet. Sitz der Geschäftsstelle ist Berlin. www.dgn.org

Präsident: Prof. Dr. med. Gereon R. Fink
Stellvertretende Präsidentin: Prof. Dr. med. Christine Klein
Past-Präsident: Prof. Dr. med. Ralf Gold
Geschäftsführer: Dr. rer. nat. Thomas Thiekötter
Geschäftsstelle: Reinhardtstr. 27 C, 10117 Berlin, Tel.: +49 (0)30 531437930, E-Mail: info@dgn.org

Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Prof. Dr. med. Peter Berlit
Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Neurologie
Reinhardtstr. 27 C
10117 Berlin
Tel.: +49 (0)30 531437930
E-Mail: berlit@dgn.org

Prof. Dr. med. Armin J. Grau
1. Vorsitzender der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft (DSG)
Direktor der Neurologischen Klinik
Klinikum der Stadt Ludwigshafen a.Rh.
Bremserstr. 79
D-67063 Ludwigshafen a.Rh.
Tel.: +49 (0)621 5034200
Fax: +49 (0)621 5034202
e-mail: graua@klilu.de

Originalpublikation:
Kim J et al.: Association of Multivitamin and Mineral Supplementation and Risk of Cardiovascular Disease: A Systematic Review and Meta-Analysis. Circ Cardiovasc Qual Outcomes. 2018 Jul;11(7):e004224. doi: 10.1161/CIRCOUTCOMES.117.004224.

Weitere Informationen:

https://www.dgn.org/presse/pressemitteilungen/56-pressemitteilung-2018/3656-vita…

Anhang

Pressemitteilung als PDF
https://idw-online.de/de/attachment66469

Quelle: idw

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Mit Polyphosphat gegen die Plastikberge in den Weltmeeren

Katharina Kipp Pressestelle
Fachhochschule Münster

Max Volhard vom Fachbereich Chemieingenieurwesen der FH Münster forscht in seiner Doktorarbeit an einem Verfahren, das Kunststoffe im Salzwasser zersetzt. Das Patent ist bereits angemeldet.

Münster/Steinfurt (3. September 2018). Die Zahl ist gewaltig: 335 Millionen Tonnen Kunststoff wurden 2016 laut Plastics Europe auf der Erde produziert – Tendenz steigend. Rund 40 Prozent davon sind Verpackungsmaterialien. „Solche Kunststoffe sind prädestiniert dafür, sie in der Umwelt zu vergessen oder auf den Weltmeeren durch die Schifffahrt auszubringen“, sagt Max-Fabian Volhard der FH Münster. Die Bilder von riesigen Müllinseln und Müllbergen mitten im Ozean sprechen für sich. Aber der Doktorand am Fachbereich Chemieingenieurwesen und sein betreuender Professor Dr. Thomas Jüstel haben eine Idee: Sie wollen Kunststoffe so verändern, dass sie für ihren Einsatz – zum Beispiel als Flasche – stabil sind, sich aber im Meer von alleine zersetzen. „Normalerweise dauert es Jahrzehnte bis Jahrhunderte, bis das Plastik vollständig abgebaut ist“, sagt Volhard.

Ein ungiftiger Zusatz im Kunststoff soll das jetzt aber deutlich beschleunigen. „Genauer gesagt wollen wir einen Katalysator hinzufügen, der auf Sonnenlicht reagiert“, erklärt Volhard. „Denn der Katalysator Titandioxid ist spezialisiert darauf, Radikale zu bilden, die den Kunststoff zersetzen beziehungsweise mineralisieren können.“ Was zum Schluss vom Plastik übrig bleibt: Wasser und Kohlenstoffdioxid. Es gibt aber ein kleines Problem. Der Katalysator fängt sofort an, die Radikale zu bilden, wenn die Sonne scheint – egal, ob die Flasche gerade im Meer schwimmt oder noch im Einkaufswagen steht. „Deshalb wollen wir ihn optimieren, und das ist unsere Kernidee: Wir wollen den Katalysator beschichten, damit die Radikale nicht nach außen dringen können und den Kunststoff nicht zu früh mineralisieren.“

Dabei setzen Volhard und Jüstel auf eine Polyphosphat-Beschichtung. Sie reagiert sehr sensitiv auf Salze. Der Gedanke: Im Kontakt mit Leitungs- oder Mineralwasser passiert nichts. Aber im salzigen Meerwasser löst sich das Polyphosphat auf und gibt somit die Radikale frei, die den treibenden Plastikmüll zersetzen. Die Idee hat Jüstel aus der Biochemie adaptiert, das Patent haben die beiden Wissenschaftler bereits angemeldet.

„Jetzt ist es meine Aufgabe zu überprüfen, ob das Konzept wirklich funktioniert“, erklärt Volhard. Bisher hat er den Abbau von Kunststoffen im Labor untersucht, die im Leitungswasser und im Meerwasser gelöst sind. Genau mit der Idee: per Polyphosphat-Katalysator und Sonnenlicht – imitiert durch einen UV-LED-Photoreaktor. Das hat funktioniert, die ersten Versuche stimmen ihn zuversichtlich. „Aber die Kunststoffe liegen im Meer ja nicht gelöst vor. Deshalb muss ich jetzt noch näher an die Realität und an die Verpackungsmaterialien kommen.“

Darum verarbeitet Volhard gerade Kunststoffe und Katalysatoren in der Knetkammer des Labors für Kunststofftechnologie von Prof. Dr. Reinhard Lorenz und wird verschiedene Experimente im Labor durchführen. Die neuen Kunststoffe sollen im Idealfall nur noch maximal zehn Jahre brauchen, bis sie sich vollständig zersetzt haben. „Aber so lange kann ich ja nicht auf meine Versuche warten. Um trotzdem valide Aussagen treffen zu können, muss ich mir noch eine neue Methode zur Überprüfung einfallen lassen“, bemerkt Volhard.

Weitere Informationen:

Fachbereich Chemieingenieurwesen
https://www.fh-muenster.de/ciw/index.php
Prof. Dr. Thomas Jüstel
https://www.fh-muenster.de/ciw/personal/professoren/juestel/index.php
Forschungsaktivitäten am Fachbereich Chemieingenieurwesen
https://www.fh-muenster.de/ciw/forschung/index.php?p=6
Labor für Kunststofftechnologie
https://www.fh-muenster.de/ciw/laboratorien/kt/kunststoff.php?p=7,6

Quelle: idw

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Stirnfalten können Hinweise auf Herz-Sterberisiko geben

Prof. Dr. Eckart Fleck Pressesprecher
Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e.V.

Menschen mit mehreren tiefen Falten auf der Stirn können ein erhöhtes Risiko haben, an einer Kreis-Kreislauf-Krankheit zu sterben. Eine Untersuchung im Hinblick auf Falten im Augenbrauen-Bereich könnte eine einfache und kostengünstige Methode sein, Menschen mit hohem Sterbe-Risiko zu identifizieren.

Menschen mit mehreren tiefen Falten auf der Stirn können ein erhöhtes Risiko haben, an einer Kreis-Kreislauf-Krankheit zu sterben. Eine Untersuchung im Hinblick auf Falten im Augenbrauen-Bereich könnte eine einfache und kostengünstige Methode sein, Menschen mit hohem Sterbe-Risiko zu identifizieren. Das berichtet Dr. Yolande Esquirol (Toulouse, F) auf einer Pressekonferenz des Europäischen Kardiologiekongresses. In München werden von 25. bis 29. August 31.000 Teilnehmer aus 150 Ländern zusammen kommen, der Kongress der Europäischen Kardiologiegesellschaft (ESC) ist einer der weltweit größten Medizinkongresse.

„Wir untersuchten Stirnfalten als Marker“, sagt Dr. Esquirol. „Ein Blick auf das Gesicht eines Patienten reicht, um Alarm zu schlagen, und wir können ihm Ratschläge geben, wie das Risiko verringert werden kann.“

Die Studienautoren hatten 3.200 gesunde Erwachsenen auf die Anzahl ihrer Stirnfalten hin untersucht, sie je nach dem Ergebnis in Untergruppen eingeteilt und 20 Jahre lang nach verfolgt. Von den 233 Studienteilnehmern, in dieser Zeit verstarben, hatten 15,2 Prozent zwei oder drei Stirnfalten, 6,6 Prozent eine Stirnfalte und 2,1 Prozent keine. Studienteilnehmer mit den meisten Stirnfalten hatten ein zehnmal erhöhtes Sterberisiko im Vergleich zu jenen ohne Stirnfalten.

Die Forscher kennen die genaue Ursachen dieser Zusammenhänge noch nicht. Vermutlich sei Arteriosklerose oder eine Verhärtung der Blutgefäße infolge von Ablagerungen (Plaque) beteiligt. Veränderungen im Collagen-Protein und oxidativer Stress scheinen sowohl bei Arterioskleroseals auch bei Stirnfalten eine Rolle zu spielen. „Außerdem sind Blutgefäße in der Stirn sehr klein undreagieren möglicherweise sensibler auf die Plaqueentstehung und könnten somit ein früheres Zeichen von Gefäßalterung sein“, so Dr. Esquirol. „Unsere ersten Ergebnisse müssen in künftigen Studien bestätigt werden. Aber sie können schon jetzt in Arztpraxen und Krankenhäusern praktisch angewendet werden. Das kostet nichts und bedeutet keinerlei Risiko.“

Quellen:
ESC Abstract N° 85605; Esquirol et al.: Forehead Wrinkles and risk of all cause and cardiovascular mortality over 20year follow-up in working population: VISAT study
Poster session 2: Risk assessment

Über die Europäische Gesellschaft für Kardiologie
Die Europäische Gesellschaft für Kardiologie (ESC) vereinigt Medizinerinnen, Mediziner und Angehörige anderer Gesundheitsberufe aus mehr als 150 Ländern. Sie setzt sich dafür ein, die Herz-Kreislauf-Medizin weiter zu entwickeln und unterstützt die Menschen dabei, länger und gesünder zu leben.

Über den ESC-Kongress 2018
Der ESC-Kongress ist weltweit die größte und einflussreichste wissenschaftliche Veranstaltung im Bereich der Herz-Kreislauf-Medizin. Der ESC-Kongress 2018 findet vom 25. bis 29. August in der Messe München satt. Das wissenschaftliche Programm ist unter http://bit.do/esc2018scientificprogramme zu finden.

ESC-Medienkontakt für deutschsprachige Medien:
B&K – Bettschart & Kofler Kommunikationsberatung (www.bkkommunikation.com)
Roland Bettschart: +43 6766356775; bettschart@bkkommunikation.com
Dr. Birgit Kofler: +43 6766368930; kofler@bkkommunikation.com

Quelle: idw

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Geringere Kosten und sauberes Wasser durch neueste Sensortechnologie

Jasmin Bauer Hochschulkommunikation
Technische Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm

Das Institut Polymer Optical Fiber Application Center (POF-AC) der TH Nürnberg entwickelt einen innovativen Sensor für die Wasseraufbereitung

Wasser ist ein kostbares Gut. Der Aufbereitung von Frischwasser kommt deshalb eine große Bedeutung zu. Prof. Dr.-Ing. Rainer Engelbrecht von der TH Nürnberg forscht mit seinem Team am Polymer Optical Fiber Application Center (POF-AC) an einer Sensortechnologie zur Vermeidung von Ablagerungen in Membranmodulen zur industriellen Wasseraufbereitung. Das Ziel der Forschung ist die Steigerung der wirtschaftlichen Prozessperformance und eine ökologische Ressourcenschonung durch eine verbesserte Regelung der Wasseraufbereitungsanlagen. Die Bayerische Forschungsstiftung fördert das Projekt mit insgesamt 398.900 Euro, davon erhält die TH Nürnberg 214.300 Euro.

Nürnberg, 3. September 2018. Frischwasser in gleichmäßig guter Qualität wird bei der Herstellung von Lebensmitteln beispielsweise in Brauereien sowie für viele chemische und technische Industrieprozesse benötigt. Dies wird häufig durch Aufbereitungsanlagen zur Wasserenthärtung und Entsalzung realisiert, die mit einem Membranfilter und dem Prinzip einer umgekehrten Osmose arbeiten. Mögliche Ablagerungen auf der Membran (sog. Membran-Fouling) sind eine Herausforderung für die Betreiber: Die Reinigung und ein vorsorglicher Membranwechsel verursachen Kosten und Stillstandszeiten. Im Forschungsprojekt „POF_MEM: POF-Foulingsensor für Membranen zur Wasseraufbereitung“ erforscht das Polymer Optical Fiber Application Center (POF-AC) der TH Nürnberg unter der Projektleitung von Prof. Dr.-Ing. Rainer Engelbrecht eine Sensortechnologie zur Vermeidung von Ablagerungen in membranbasierten Wasseraufbereitungsanlagen. Das Team kooperiert in dem Projekt mit der TU München (TUM), Lehrstuhl für Lebensmittelchemie und molekulare Sensorik, Abteilung Wassertechnologie unter Leitung von Dr. Karl Glas sowie den Unternehmen Grünbeck GmbH, Ingenieurbüro Heinl und der Staatsbrauerei Weihenstephan.

Prof. Dr.-Ing. Rainer Engelbrecht, einer der Leiter des Instituts POF-AC: „Unser Ziel ist es, die Prozessführung in Wasseraufbereitungsanlagen wirtschaftlicher zu machen und zugleich die ökologischen Ressourcen zu schonen. Davon profitieren sowohl Menschen als auch die Umwelt. Dazu planen wir gemeinsam mit den Kollegen von der TUM und unseren Industriepartnern einen innovativen optischen Sensor zu entwickeln, der buchstäblich Licht ins Dunkel dieser Membranmodule bringt.“

Das Forschungsteam um Prof. Dr.-Ing. Rainer Engelbrecht untersucht in diesem Kontext
einen Sensor, der auf der Leitung von Licht in polymeren optischen Fasern beruht. Wird der Mantel einer solchen Faser bereichsweise entfernt und die Faser in das Membranfiltermodul eingelegt, so kommt das Wasser in direktem Kontakt mit dem lichtführenden Kern. Wenn sich Ablagerungen auf Membran und dem Kern der optischen Faser bilden, wird die Lichtleitung behindert. Dies ist durch die Messung der übertragenen Lichtmenge zu erkennen. Für eine zuverlässige Funktion verbessert das Forschungsteam in diesem Projekt die Geometrie und die Struktur der faseroptischen Sensoren, entwickelt eine stabile Optoelektronik und klärt wasserchemische Fragen. Anschließend testen die Forscherinnen und Forscher das Sensorsystem unter realitätsnahen Bedingungen im Umfeld einer Brauerei.

Prof. Dr.-Ing. Rainer Engelbrecht: „Der Einsatz des Sensors kann nach diesem Projekt auf verschiedenste Membransysteme übertragen werden, darunter fallen vor allem die Meerwasseraufbereitung sowie die Ultra- und Mikrofiltration. Zudem sind Membranreinigungen in einem frühen Stadium der Ablagerung deutlich effizienter und oftmals nur dann möglich.“

Gefördert wird das Projekt von der Bayerischen Forschungsstiftung mit insgesamt 398.900 Euro, davon erhält die TH Nürnberg 214.300 Euro.

Polymer Optical Fiber Application Center (POF-AC), Technische Hochschule Nürnberg
Das 2001 gegründete Polymer Optical Fiber Application Center (POF-AC) ist ein Institut der TH Nürnberg und beschäftigt sich mit angewandter Forschung und Entwicklung mit Schwerpunkt auf POF für die Bereiche Datenübertragung, Sensorik und Messtechnik, Energieübertragung und Beleuchtung. Das POF-AC hat sich seit seiner Gründung zu einem der führenden Institute für Polymerfasern in Deutschland und Europa entwickelt, wie auch die Teilnahme an großen EU-Förderprojekten wie „POF-ALL“ und „POF-Plus“ oder aktuell am EFRE-Programm (Europäischer Strukturfonds, Projekt OHM-Netze) zeigt. Geleitet wird das POF-AC heute von Prof. Dr.-Ing. Olaf Ziemann, einem erfahrenen Wissenschaftler und renommierten Experten im Bereich Polymerfasern und optischer Datenübertragung, sowie von Prof. Dr.-Ing. habil. Rainer Engelbrecht, der seit 2016 seine Kompetenzen im Bereich Faseroptik und optischer Sensorik einbringt.

Quelle: idw

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Kurzer Nachtschlaf verdoppelt das Herz-Kreislauf-Risiko

Prof. Dr. Eckart Fleck Pressesprecher
Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e.V.

Männer mittleren Alters, die pro Nacht nur fünf Stunden oder weniger schlafen, haben ein doppelt so hohes Risiko, in den folgenden 20 Jahren ein schweres Herz-Kreislauf-Event zu erleiden, als Männer mit 7 oder 8 Stunden Nachtschlaf. Das berichten Forscher aus Schweden auf dem Europäischen Kardiologiekongress in München.

Männer mittleren Alters, die pro Nacht nur fünf Stunden oder weniger schlafen, haben ein doppelt so hohes Risiko, in den folgenden 20 Jahren ein schweres Herz-Kreislauf-Event zu erleiden, als Männer die sieben oder 8 Stunden schlafen. „Menschen mit einem aktiven Lebensstil mag Schlafen als Zeitvergeudung erscheinen, unsere Studie zeigt jedoch, dass kurze Schlafdauer mit zukünftigen Herz-Kreislauf-Krankheiten verknüpft sein kann“, sagt Studienautorin Moa Bengtsson (Goetheborg, Schweden) auf einer Pressekonferenz auf dem Europäischen Kardiologiekongress. In München kommen von 25. bis 29. August 31.000 Teilnehmer aus 150 Ländern zusammen – der Kongress der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) ist einer der weltweit größten Medizinkongresse.

Nach der Untersuchung von 759 Männern, die in vier Gruppen eingeteilt worden waren, zeigte sich, dass hoher Blutdruck, Diabetes, starkes Übergewicht, aktuelles Rauchen, wenig körperliche Aktivitäten und schlechte Schlafqualität weit verbreiteter unter Männern mit einem Nachtschlaf von 5 Stunden oder weniger war als bei jenen, die sieben oder 8 Stunden schliefen. „Männer mit einem Alter von 50 Jahren, die die kürzeste Schlafdauer aufwiesen, hatten ein doppelt so hohes Risiko mit 71 Jahren ein Herz-Kreislauf Ereignis zu erleiden, als jene mit normaler Schlafdauer. Das galt auch, nachdem alle anderen Risikofaktoren berücksichtigt wurden“, sagte Bengtsson in München. „Die Erhöhung des kardiovaskulären Risikos bei unzureichendem Schlaf ist vergleichbar mit jener durch Rauchen oder Diabetes im Alter von 50 Jahren. Unsere Ergebnisse betonen die hohe Bedeutung des Schlafes.“

Quellen:
ESC-Abstract Nr. 83093; Bengtsson et al.: Middle age men with short sleep duration have two times higher risk of cardiovascular events than those with normal sleep duration, a cohort study with 21 years followup
Pressekonferenz: The ZZZs of heart health: the art of good sleeping
Best Posters 3: Best Posters in preventive cardiology

Über die Europäische Gesellschaft für Kardiologie
Die Europäische Gesellschaft für Kardiologie (ESC) vereinigt Medizinerinnen, Mediziner und Angehörige anderer Gesundheitsberufe aus mehr als 150 Ländern. Sie setzt sich dafür ein, die Herz-Kreislauf-Medizin weiter zu entwickeln und unterstützt die Menschen dabei, länger und gesünder zu leben.

Über den ESC-Kongress 2018
Der ESC-Kongress ist weltweit die größte und einflussreichste wissenschaftliche Veranstaltung im Bereich der Herz-Kreislauf-Medizin. Der ESC-Kongress 2018 findet vom 25. bis 29. August in der Messe München satt. Das wissenschaftliche Programm ist unter http://bit.do/esc2018scientificprogramme zu finden.

ESC-Medienkontakt für deutschsprachige Medien:
B&K – Bettschart & Kofler Kommunikationsberatung (www.bkkommunikation.com)
Roland Bettschart: +43 6766356775; bettschart@bkkommunikation.com
Dr. Birgit Kofler: +43 6766368930; kofler@bkkommunikation.com

Quelle: idw

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Verringerung der Stickstoffeinträge verhindert Algenblüten in Seen

Nadja Neumann Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)

Seit Jahrzehnten wird diskutiert, ob ein verringerter Eintrag der Stickstoffverbindungen Nitrat und Ammonium die Gewässergüte nachhaltig verbessert, obwohl Stickstoff auch durch Blaualgen aus der Luft gebunden werden kann. Um das zu klären fehlten Langzeitbeobachtungen von Seen, in denen Stickstoff verringert wurde – bis jetzt: Wissenschaftler vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) haben nachgewiesen, dass eine Reduzierung von Stickstoff im Berliner Müggelsee der Schlüssel zur Vermeidung von Algenblüten im Sommer ist.

Bereits in den 1970ern wurden Nährstoffeinträge durch die Landwirtschaft und Abwassereinleitungen als Hauptverursacher für ein übermäßiges Pflanzen- und Algenwachstum in Seen und Flüssen erkannt. Seither setzt man im Gewässermanagement auf eine Verringerung der Phosphoreinträge. „Diese Strategie ist oft erfolgreich, allerdings längst nicht in allen Gewässern: in flachen Seen gibt das Sediment im Sommer große Mengen Phosphor ab. Dann könnte eine Verringerung des Stickstoffangebotes helfen, weil die Algen sowohl Phosphor als auch Stickstoff zum Wachsen brauchen. Bisher fehlten allerdings stichhaltige Beweise dafür, dass die – aufwendigere und teurere – Reduzierung von Stickstoffeinträgen langfristig erfolgreich ist“, erklärt Dr. Tom Shatwell, Gewässerökologe am IGB, den Ausgangspunkt der Untersuchung.

Langzeitdaten lassen tief blicken
Für ihre Untersuchung haben die Wissenschaftler Daten aus 38 Jahren (1979-2016) statistisch ausgewertet. Im Rahmen eines Langzeitprogramms werden der Müggelsee und seine Zuflüsse seit den 1970ern wöchentlich beprobt und unter anderem die Konzentrationen von Phosphor und Stickstoff sowie die Artenzusammensetzung der Algengemeinschaften untersucht. Der Müggelsee ist einer der wenigen Seen weltweit, dessen Belastung mit Phosphor und Stickstoff deutlich abgenommen hat und der gleichzeitig schon lange genug untersucht wird, um Rückschlüsse auf die Auswirkungen verringerter Stickstoffeinträge zu ziehen.
Phosphor war im Müggelsee jeden Sommer im Überfluss vorhanden, weil er aus den Seesedimenten freigesetzt wurde. Die Algenmenge nahm allein durch die Verringerung des Stickstoffangebotes ab – und die Klarheit des Wassers zu. Die Annahme, dass bestimmte Blaualgenarten den fehlenden Stickstoff aus den Zuflüssen langfristig durch Luftstickstoff ersetzen würden, hat sich im Müggelsee nicht bestätigt. Tatsächlich haben sich die Blaualgen nicht vermehrt und kaum Stickstoff aus der Luft gebunden. „Die Fixierung von Luftstickstoff erfordert sehr viel mehr Energie als die Nutzung von Nitrat oder Ammonium aus dem Wasser. Die Blaualgen nutzen diese Methode offenbar nur dann, wenn es unbedingt nötig ist und wenn ausreichend Sonnenenergie zur Verfügung steht“, erklärt Dr. Jan Köhler, Mitautor und Leiter der Arbeitsgruppe „Photosynthese und Wachstum von Algen und Makrophyten“ am IGB.

Vom Müggelsee lernen
Bislang ist der Müggelsee das einzige Fallbeispiel im großen Stil. Allerdings ist die starke Freisetzung von Phosphor aus dem Sediment und von Stickstoff aus dem Wasser in die Luft typisch für Flachseen im Sommer, sodass sich viele andere flache Seen ähnlich verhalten dürften. „In jedem Fall sollten die Ergebnisse Ansporn genug sein, um eine gezielte Reduzierung von Stickstoff auch für andere Seen zu testen. Unsere Studie ist ein Baustein für ein effektiveres Gewässermanagement“, fasst Tom Shatwell die Relevanz der Ergebnisse zusammen.

Über das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB):
Das IGB ist das bundesweit größte Forschungszentrum für Binnengewässer. Es verbindet Grundlagen- und Vorsorgeforschung, bildet den wissenschaftlichen Nachwuchs aus und berät Politik und Gesellschaft in Fragen des nachhaltigen Gewässermanagements. Forschungsschwerpunkte sind u.a. die Langzeitentwicklung von Seen, Flüssen und Feuchtgebieten angesichts sich rasch ändernder Umweltbedingungen, die Renaturierung von Ökosystemen, die Biodiversität aquatischer Lebensräume sowie Technologien für eine ressourcenschonende Aquakultur. Die Arbeiten erfolgen in enger Kooperation mit den Universitäten und Forschungsinstitutionen der Region Berlin-Brandenburg und weltweit. Das IGB gehört zum Forschungsverbund Berlin e. V., einem Zusammenschluss von acht natur-, lebens- und umweltwissenschaftlichen Instituten in Berlin. Die vielfach ausgezeichneten Einrichtungen sind Mitglieder der Leibniz-Gemeinschaft.
www.igb-berlin.de/

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Dr. Tom Shatwell, Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB), Abteilung 1 Ökohydrologie, +49 (0)30 64181 690, shatwell@igb-berlin.de (Interviews in Englisch und Deutsch möglich)

Dr. Jan Köhler, Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB), Abteilung 2 Ökosystemforschung, +49 (0)30 64181 687, koehler@igb-berlin.de, (Interviews in Deutsch und Englisch möglich)
Originalpublikation:

Tom Shatwell, Jan Köhler (2018) Decreased nitrogen loading controls summer cyanobacterial blooms without promoting nitrogen-fixing taxa: long-term response of a shallow lake. Limnology and Oceanography. doi: 10.1002/lno.11002

Weitere Informationen:
https://youtu.be/oIME72cZy4M

Quelle: idw

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Neue Europäische Blutdruck-Leitlinie: 140/90 mm Hg bleibt «rote Linie»

Dr. Bettina Albers Geschäftsstelle
Deutsche Hochdruckliga

Auch in der neuen Europäischen Blutdruck-Leitlinie [1], die aktuell publiziert wurde, markiert der Grenzwert von 140/90 mm Hg die «rote Linie». Erst dann kommen Blutdrucksenker ins Spiel. Lebensstilmaßnahmen zum Gegensteuern werden bereits davor empfohlen: Das ist effektiv und schützt vor einem kardiovaskulären Ereignis wie Herzinfarkt und Schlaganfall. Die Gefahr einer möglichen Untertherapie sieht die Deutsche Hochdruckliga nicht.

In den vergangenen Jahren gab es immer wieder Diskussionen um Blutdruckgrenzwerte, da diese in den USA in Folge der SPRINT-Studie [2] 2017 abgesenkt wurden. Krank und somit therapiebedürftig ist dort, wer Blutdruckwerte ≥ 130/80 mm Hg aufweist. Die Frage war, ob auch die Europäer dem amerikanischen Beispiel folgen und den Grenzwert in ihrer Leitlinie absenken. Die neue Leitlinie der europäischen Gesellschaften für Hypertonie und Kardiologie (ESH/ ESC) wurde nun anlässlich des Kongress der European Society of Cardiology (ESC) in München publiziert, sieht aber weiterhin vor, Hypertoniker erst ab einem Blutdruck von ≥ 140/90 mm Hg medikamentös zu behandeln.

Prof. Dr. Bernhard K. Krämer, Mannheim, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Hochdruckliga e.V. DHL® | Deutschen Gesellschaft für Hypertonie und Prävention e.V. erklärt: „Viele Studien zeigen ein Ansteigen des kardiovaskulären Risikos bereits ab einem Blutdruck von 130/ 80 mm Hg auf. Mit der roten Linie, dem Grenzwert, wird der Schwellenwert definiert, ab dem der Einsatz von blutdrucksenkenden Medikamenten empfohlen wird. Dieser Grenzwert bleibt bei 140/90 mm Hg. Die neue Leitlinie definiert aber erstmals einen niedrigeren, individuell festzulegenden Zielwert (je nach Ausgangsrisiko in Abhängigkeit von Alter, manifesten Organschäden und körperlicher Verfassung) bei der medikamentösen Hochdruckbehandlung. Dieser Zielwert liegt für Patienten unter 65 Jahre erstmals bei 120/70 bis 130/80 mm Hg (nur bei guter Verträglichkeit).

Professor Dr. med. Peter Trenkwalder, Stellv. Vorstandsvorsitzender der Deutschen Hochdruckliga e.V. DHL® | Deutsche Gesellschaft für Hypertonie und Prävention, erklärt: „Bei uns bleibt 140/90 mm Hg die «rote Linie». Erst ab da muss der Blutdruck medikamentös gesenkt werden. Lebensstilmaßnahmen zur Blutdrucksenkung werden aber bereits bei hochnormalen Blutdruckwerten (130-139/85-89 mm Hg) empfohlen. Hier haben es die Menschen selbst in der Hand, durch ausreichend Bewegung, gesunde Ernährung und Abnehmen bei Übergewicht ihren Blutdruck zu senken. Erst wenn diese Maßnahmen nicht greifen und der Blutdruck über den Grenzwert von 140/90 mm Hg steigt, sollten zusätzlich medikamentöse Blutdrucksenker eingesetzt werden.“

Die Deutsche Hochdruckliga e.V. DHL® | Deutsche Gesellschaft für Hypertonie und Prävention sieht in den neuen Leitlinien keine mögliche Gefährdung oder Untertherapie der Patienten: „Unserer Meinung nach ist das eine Empfehlung mit Augenmaß“, so das Fazit von Prof. Dr. Bernhard K. Krämer. Professor Trenkwalder ergänzt: „Es nützt nichts, die Patienten durch das Absenken der Grenzwerte kränker zu machen. Die Herausforderung und Verantwortung für den Arzt gegenüber seinen Patienten liegt darin, sie in der Therapietreue medikamentös und nichtmedikamentös zu unterstützen.“

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Kontakt/Pressestelle

Dr. Bettina Albers
albers@albersconcept.de
Telefon: 03643/ 776423
Mobile: 0174/ 2165629

Originalpublikation:
Quelle:

[1] Williams B, Mancia G et al. 2018 ESC-ESH Guidelines for the Management of Arterial Hypertension. J Hypertens 2018 (in press)
[2] Wright JT, Jr., Williamson JD, Whelton PK et al. A Randomized Trial of Intensive versus Standard Blood-Pressure Control. N Engl J Med 2015; 373: 2103-2116

Quelle: idw

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Der Verlauf von Dürren: Flüsse werden früher und stärker beeinträchtigt als die Landwirtschaft

Dr. Eberhard Fritz Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für Biogeochemie

Eine Studie von Klimaforschern aus Deutschland und Schweden offenbart, wie Auswirkungen heftiger Dürreperioden zeitlich verlaufen. Bei ausbleibendem Regen trocknet zunächst der Boden binnen Tagen aus, bevor innerhalb weniger Wochen die Wasserstände der Flüsse zurückgehen. Erst Monate später vertrocknet die Vegetation, mit entsprechenden Auswirkungen auf die Landwirtschaft. Die Studie wurde unter Federführung des Max-Planck-Instituts für Biogeochemie im Fachjournal „Nature Communications“ veröffentlicht. Die Forscher folgern, dass sich wirkungsvolle Strategien zur Vermeidung von Dürreschäden an dem beschriebenen Verlaufsmuster orientieren sollten.

Dürreperioden, wie in diesem Sommer, können große wirtschaftliche Schäden verursachen. Sie beeinträchtigen unter anderem die Wassertransportwege, die Stromerzeugung, die Trinkwasserversorgung und die landwirtschaftliche Bewässerung. Leidet die Pflanzenwelt durch Dürren, so drohen Ernteausfälle sowie Verluste in der Forstwirtschaft. Hervorgerufen werden Dürren in der Hauptsache durch zu geringe Niederschläge. Ihr Auftreten wird aber auch durch die erhöhte Verdunstung aufgrund steigender Temperaturen begünstigt, sowie durch eine von den Menschen veränderte Wasser- und Landnutzung.

Um den zeitlichen und räumlichen Verlauf von Dürren und deren Auswirkungen zu verstehen, kombinierten und verrechneten Forscher aus Deutschland und Schweden große Datensätze zum Wasserkreislauf. Die Daten decken mehrere Jahrzehnte ab und beziehen sich auf Gebiete, die über ganz Europa und somit über verschiedene Klimaregionen verteilt sind. Als wichtige Grundlage verwendeten die Forscher dabei Messungen von Wasserständen von über 400 kleinen und von Menschen kaum beeinflussten Flussläufen. Diese verglichen sie mit Modelldaten zu dürrebedingten Veränderungen der Verdunstung und dem Wassergehalt der Böden in der jeweiligen Region. So konnten sie für jedes Teilgebiet und über einen Zeitraum von mehreren Jahrzehnten den Weg des Wassers mit täglicher Genauigkeit beschreiben. Diese Ergebnisse verglichen sie abschließend mit dem Gesundheits- und Aktivitätszustand der Pflanzenwelt, der routinemäßig von Forschungssatelliten erfasst wird.

Nach statistischer Auswertung der komplexen und viele Variablen betreffenden Daten ergibt sich für die Forscher ein eindeutiges Bild darüber, wie sich Dürren entwickeln: ausbleibender Regen führt innerhalb weniger Tage zu trockeneren Böden, und im Verlauf von Wochen zu sinkenden Flusspegeln. Die Pflanzenwelt wird dagegen erst nach Monaten beeinträchtigt, erkennbar an der reduzierten Verdunstungsrate und der verringerten Vegetationsaktivität. Letztere sind hauptsächlich in Südeuropa zu beobachten. Nur dort ist das Klima so trocken, dass Dürren so lange Zeiträume anhalten können.

Interessanterweise erholt sich die Vegetation meist unmittelbar nach Ende der Dürre, während Flusspegel trotz wieder einsetzendem Regen noch Wochen oder Monate unter ihren Normalwerten verharren. Der Wasserkreislaufs ist also teilweise blockiert: Das Regenwasser wird zunächst in den Böden und im Grundwasser aufgenommen, bevor es die Flüsse erreicht und deren Pegel wieder ansteigen lässt.

Dürreperioden entwickeln sich also etappenweise und mit jeweils verschiedenen, charakteristischen Auswirkungen auf die Wirtschaft und den globalen Wasserkreislauf. Das ganze Ausmaß der negativen Folgen ist daher meist nicht so unmittelbar ersichtlich wie bei schneller verlaufenden Klimaextremen, wie Überschwemmungen oder Hitzewellen. „Doch dieser Sommer ist außergewöhnlich: Die lange Trockenheit, gepaart mit den hohen Temperaturen, hat in weiten Teilen Westeuropas die Dürre deutlich spürbar gemacht. Sie hat bereits zu starken Beeinträchtigungen der Ökosysteme und auch der Bevölkerung geführt“, bestätigt René Orth, Gruppenleiter am Max-Planck-Institut für Biogeochemie in Jena.

Mit den neuen Erkenntnissen können die Strategien zur Vermeidung von Dürreschäden verbessert werden, sagen die Forscher. Dazu sollten Maßnahmen stufenweise ergriffen werden und sich an dem beschriebenen Verlaufsmuster orientieren: In frühen Stadien einer Dürre sollten Anpassungen an gesunkene Flusspegel im Vordergrund stehen, und erst später wird z.B. die Bewässerung landwirtschaftlicher Anbauflächen immer wichtiger. „Da wir wissen, dass der Klimawandel stärkere oder vermehrt auftretende Dürren hervorrufen könnte, ist ein verbessertes Trockenheitsmanagement besonders wichtig“, bemerkt Georgia Destouni, Koautorin von der Universität Stockholm. Die derzeitige Dürreperiode hat die vielfältige Abhängigkeit der Wirtschaft vom Wasserkreislauf aufgezeigt und die Problematik stärker in das gesellschaftliche Bewusstsein gerückt. Damit, und mit den neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen ist der Grundstein gelegt für ein besseres Dürremanagement in der Zukunft.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Dr. Renè Orth, Max-Planck-Institut für Biogeochemie
Gruppenleiter Wechselwirkungen zwischen Hydrologie-Biosphäre-Klima
Email: rene.orth@bgc-jena.mpg.de
Tel: +49 3641 576250

Originalpublikation:
Orth R. and G. Destouni, 2018. Drought reduces blue-water fluxes more strongly than green-water fluxes in Europe, Nat. Commun. 9, (2018) 9:3602
https://www.nature.com/articles/s41467-018-06013-7

Quelle: idw

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Neue Studie: Wer länger Urlaub macht, lebt länger

Prof. Dr. Eckart Fleck Pressesprecher
Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e.V.

Wer sich Urlaub nimmt, kann damit sein Leben verlängern, kürzere Urlaube sind mit einer höheren Sterblichkeit verknüpft. Diese Ergebnisse der „Helsinki Businessmen Study“, die 1.222 männliche Manager umfasste, wurden auf dem Europäischen Kardiologiekongress in München vorgestellt.

Wer sich Urlaub nimmt, kann damit sein Leben verlängern. „Niemand soll glauben, dass man mit einem ansonsten gesunden Lebensstil zu lange Arbeitszeiten und den Verzicht auf Urlaub wettmachen kann. Ferien können eine gute Methode sein, um Stress abzubauen“, sagt Professor Dr. Timo Strandberg (Helsinki) auf einer Pressekonferenz des Europäischen Kardiologenkongresses. In München kommen von 25. bis 29. August 31.000 Teilnehmer aus 150 Ländern zusammen – der Kongress der Europäischen Kardiologengesellschaft (ESC) ist einer der weltweit größten Medizinkongresse.

Die von Prof. Strandberg vorgestellte Studie umfasst 1.222 männliche Manager, die zwischen 1919 und 1934 geboren wurden und in die „Helsinki Businessmen Study“ eingeschlossen wurden. Teilnehmer hatten zumindest einen Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die in München präsentierten Ergebnisse bezogen ein verlängertes Follow-up von 40 Jahren mit ein, bei dem auch Faktoren wie Arbeitszeiten, Schlafdauer und Urlaubszeiten berücksichtigt wurden. In einer Interventionsgruppe wurden Teilnehmer fünf Jahre lang alle vier Monate mündlich und schriftlich zu einem gesunden Lebensstil aufgefordert und bekamen bei Bedarf Medikamente gegen Risikofaktoren. Mitglieder der Kontrollgruppe erhielten bloß eine übliche Behandlung.

Fazit: In der Interventionsgruppe zeigte sich, dass kürzere Urlaube mit einer höheren Sterblichkeit verknüpft waren. Studienteilnehmer mit drei Wochen oder weniger Jahresurlaub hatten ein um 37 Prozent erhöhtes Risiko, zwischen 1974 und 2004 zu versterben, als Studienteilnehmer mit längerer Urlaubszeit. „Studienteilnehmer mit kürzeren Urlauben arbeiteten länger und schliefen weniger als jene mit längeren Urlauben. Dieser stressreiche Lebensstil hat vermutlich einen stärkeren Einfluss, als die Gesundheits-Interventionen Vorteile bringen“, so Prof. Strandberg. „Stressreduktion sollte ein wesentlicher Bestandteil von Programmen sein, die auf eine Verringerung der Risiken für kardiovaskuläre Krankheiten abzielen.“

Zur Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Ereignissen bei Menschen mit hohem Risiko sollten Ratschläge zum Lebensstil vernünftig mit modernen Medikamenten kombiniert werden, empfiehlt Prof. Strandberg.

Quellen:
ESC Abstract: Strandberg et al.: Increased mortality despite successful multifactorial cardiovascular risk reduction in healthy men. 40-year follow-up of the Helsinki businessmen study intervention trial“; J Nutr Health & Aging. 2018, in press.
Pressekonferenz: Is this really good for you? Challenging conventional wisdom

Über die Europäische Gesellschaft für Kardiologie
Die Europäische Gesellschaft für Kardiologie (ESC) vereinigt Medizinerinnen, Mediziner und Angehörige anderer Gesundheitsberufe aus mehr als 150 Ländern. Sie setzt sich dafür ein, die Herz-Kreislauf-Medizin weiter zu entwickeln und unterstützt die Menschen dabei, länger und gesünder zu leben.

Über den ESC-Kongress 2018
Der ESC-Kongress ist weltweit die größte und einflussreichste wissenschaftliche Veranstaltung im Bereich der Herz-Kreislauf-Medizin. Der ESC-Kongress 2018 findet vom 25. bis 29. August in der Messe München satt. Das wissenschaftliche Programm ist unter http://bit.do/esc2018scientificprogramme zu finden.

ESC-Medienkontakt für deutschsprachige Medien:
B&K – Bettschart & Kofler Kommunikationsberatung (www.bkkommunikation.com)
Roland Bettschart: +43 6766356775; bettschart@bkkommunikation.com
Dr. Birgit Kofler: +43 6766368930; kofler@bkkommunikation.com

Quelle: idw

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Tiefseebergbau hinterlässt tiefe Narben -Massiver Artenverlust 26 Jahre nach Abbau nachgewiesen

Judith Jördens Senckenberg Pressestelle
Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseen

Gemeinsam mit einem internationalen Team haben Senckenberg-Wissenschaftlerinnen die Auswirkungen von Tiefseebergbau – wie den Abbau von Manganknollen – auf die Artenvielfalt am Meeresboden untersucht. Sie zeigen, dass auch 26 Jahre nach dem Abbau ein erheblicher Verlust bodenlebender Organismen zu verzeichnen ist. Insbesondere filtrierende Tiere sind betroffen – über zwei Jahrzehnte nach dem Abbau bleiben knapp 80 Prozent dieser Arten verschwunden. Die Studie erschien kürzlich im Fachjournal „Biogeosciences“.

Das Bergbau Spuren hinterlässt ist selbstverständlich – das gilt auch für den Abbau von Rohstoffen am Meeresboden. „Es gibt belastbare Studien, die zeigen, dass sich beispielsweise der Abbau von Manganknollen negativ auf das Tiefsee-Leben auswirkt“, erläutert Dr. Lidia Lins vom Senckenberg Forschungsinstitut in Frankfurt und fährt fort: „Ob und wann sich die Tiere wieder von dem Eingriff erholen, ist aber noch weitestgehend unerforscht.“

Die Zweitautorin der kürzlich erschienenen Studie hat daher mit einem internationalen Team die Auswirkungen des „DISturbance and reCOLonization (DISCOL)“-Experiments auf bodenlebende Tiefsee-Organismen untersucht. Während der 1989 beginnenden wissenschaftlichen Versuchsreihe wurden 22 Prozent eines insgesamt 10,8 Quadratkilometer großen manganknollenreichen Gebietes im südöstlichen Pazifik mit schwerem Gerät umgepflügt.
Das Areal wurde einen Monat, sechs Monate, drei, sieben und 26 Jahre nach der Störung erneut untersucht, um die Vielfalt der Makro- und Megafauna und die Fischhäufigkeit zu beurteilen.

„Wir haben diese einzigartige Zeitreihe aus der Tiefsee genutzt, um Nahrungskreisläufe für karbonatproduzierende und -fressende Organismen zu entwickeln. Aus diesen können wir dann ableiten, welche Auswirkungen das Umgraben des Meeresbodens innerhalb und außerhalb des gepflügten Bereiches hat“, erklärt Lins.

Die Ergebnisse sind besorgniserregend: Sogar noch 26 Jahre nach dem Experiment lag die Gesamtmasse von kalkbildenden Organismen innerhalb des gestörten Bereiches 54 Prozent unterhalb der Masse außerhalb des Gebietes. Am wenigsten betroffen waren dabei die auf dem Meeresboden fressenden Organismen – sie verzeichneten einen Verlust von 2,6 Prozent.
„Die filtrierende und suspensionsfressende Fauna hat es umso härter getroffen. Hier gibt es knapp 80 Prozent weniger Aktivität“, ergänzt Lins und fügt hinzu: „Wir konnten zeigen, dass sich die Ökosysteme in der Tiefsee nur sehr langsam von Eingriffen erholen – fast 30 Jahre nach einer vergleichsweisen kleinen Störung ist gerade mal die Hälfte an Leben in das Gebiet zurückgekehrt. Wir plädieren daher für Schutzzonen in den Ozeanen!“

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Dr. Lidia Lins Pereira
Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt
Tel. 069- 7542 1303
Lidia.Lins@Senckenberg.de

Originalpublikation:
Stratmann, T., Lins, L., Purser, A., Marcon, Y., Rodrigues, C. F., Ravara, A., Cunha, M. R., Simon-Lledó, E., Jones, D. O. B., Sweetman, A. K., Köser, K., and van Oevelen, D.: Abyssal plain faunal carbon flows remain depressed 26 years after a simulated deep-sea mining disturbance, Biogeosciences, 15, 4131-4145, https://doi.org/10.5194/bg-15-4131-2018, 2018.

Quelle: idw

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Ängste abbauen geht anders – Prof. Christoph M. Schmidt über die Ausweitung der Rentengarantien

Sabine Weiler Kommunikation
RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung

RWI-Präsident Prof. Christoph Schmidt erläutert in seinem Statement, warum eine Ausweitung der Rentengarantien über das Jahr 2025 hinaus aus ökonomischer Sicht kaum nachvollziehbar ist und vor allem mehr Unsicherheit erzeugt. Er schlägt vor, ab dem Jahr 2030 das Renteneintrittsalter an die Lebenserwartung zu koppeln, um zu verhindern, dass die Rentenbezugsdauer eins-zu-eins mit ihr steigt.

„Die jüngste Diskussion um eine Ausweitung der Rentengarantien über das Jahr 2025 hinaus ist aus ökonomischer Sicht kaum nachvollziehbar. Schließlich hat die große Koalition gerade erst eine Haltelinie bis dahin beschlossen und eine Rentenkommission damit beauftragt, Reformvorschläge für die Zukunft auszuarbeiten. Sinnvoll wäre es nun, deren Ergebnisse abzuwarten. Der aktuelle Aktionismus erzeugt hingegen trotz aller Beteuerungen vor allem eines: mehr Unsicherheit.

Das Rentenniveau bis zum Jahr 2040 einzufrieren, bürdet der jüngeren Generation zudem die Hauptlast des demographischen Wandels auf. Denn dieser führt in unserem umlagefinanzierten Rentensystem dazu, dass sich das Verhältnis zwischen Beitragszahlern und Rentnern drastisch ändert. Werden nun gleichzeitig das Rentenniveau und das Renteneintrittsalter fixiert, müssen entweder die Beiträge noch stärker erhöht werden als ohnehin vorgesehen, oder die Steuerbelastung muss steigen.

Eine kluge Möglichkeit wäre es stattdessen, ab dem Jahr 2030 das Renteneintrittsalter an die Lebenserwartung zu koppeln, um zu verhindern, dass die Rentenbezugsdauer eins-zu-eins mit ihr steigt. Eine weitere Möglichkeit, um eine ausgewogenere Lastenverteilung zwischen den Generationen zu erreichen, ist die Stärkung der privaten und betrieblichen Altersvorsorge. Dagegen ist es mehr als kurzsichtig, die Leistungen des Rentensystems sogar noch auszuweiten, etwa durch die Mütterrente.“

Prof. Dr. Christoph M. Schmidt ist Präsident des RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung, Vorsitzender des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung und Professor an der Ruhr-Universität Bochum.

Ansprechpartnerin:
Sabine Weiler (Pressestelle), Tel. 0201/8149-213

Weitere Informationen:
http://www.rwi-essen.de/presse/mitteilung/328/ 
hier finden Sie das Statement von RWI-Präsident Prof. Christoph Schmidt auf der RWI-Homepage

Quelle: idw

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Joggen in der Stadt. Ist das gesund?

Dr. Ulrich Kümmel Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Atemwegsliga e.V.

Bewegung ist wichtig – Bewegung ist gesund. Stimmt das wirklich? Fast täglich erfahren wir, dass Städte über Fahrverbote diskutieren, dass schlechte Luft gesundheitsschädlich ist. Dieselfahrzeuge sollen aus Städten verbannt werden. Sollten wir deshalb in der Stadt besser keinen Sport treiben, um uns nicht zu gefährden? Das Thema des diesjährigen Deutschen Lungentages lautet deshalb „Dicke Luft – Gefahr für die Lunge“. Im Rahmen des Deutschen Lungentages finden im September bundesweit viele Informationsveranstaltungen statt.

Die Luftqualität wird belastet durch den Straßenverkehr, die Industrie, die Landwirtschaft und Kleinfeuerungsanlagen. Der Autoverkehr und insbesondere Dieselmotoren tragen maßgeblich zur Belastung mit Stickoxiden (NOx) bei. Feinstaub wird eher durch ältere Dieselfahrzeuge freigesetzt. Die Konzentrationen von Feinstaub, NOx und Ozon in der Außenluft werden landesweit gemessen. Es gibt Grenzwerte, die der Gesetzgeber festgelegt hat. Werden diese nicht eingehalten, müssen zum Schutz der Bevölkerung Gegenmaßnahmen ergriffen werden. Dies kann u.U. auch Fahrverbote bedeuten.

Wie schädlich sind die Emission durch den Verkehr wirklich und ist der Zusammenhang zwischen Gesundheitsschädigung und Verkehr tatsächlich nachgewiesen?
Die schädlichen Wirkungen von Feinstaub, NOx und Ozon sind ausreichend belegt. Der spezielle Zusammenhang mit den Emissionen des Autoverkehrs kann jedoch lediglich abgeleitet werden, da die eingeatmete Luft ein Gemisch von Schadstoffen aus unterschiedlichen Quellen ist. Personen, die an verkehrsreichen Straßen wohnen, haben ein höheres Erkrankungsrisiko, und Kraftfahrzeugabgase enthalten Schadstoffe. Dies wird als Indizienbeweis gewertet.

Das ESCAPE-Projekt (European Study of Cohorts) untersucht derzeit die Langzeitwirkung von Luftschadstoffen in Europa. Das Besondere ist, dass die individuelle Schadstoffexposition errechnet werden kann, um so einen genaueren Zusammenhang zwischen Exposition und Risiko herzustellen.

Erste Daten wurden bereits analysiert: Feinstaub der Partikelgröße von 10 µm (PM10) erhöhte signifikant das Risiko für Lungenkrebs. Der Zusammenhang zwischen Schadstoffexposition und COPD wurde tendenziell gezeigt. Niedrige Werte der Lungenfunktion ließen sich auf Exposition mit PM10 und NOx zurückführen. Für Kinder erhöhte sich das Risiko für Asthma, wenn auch nicht signifikant. Luftschadstoffe begünstigten das Auftreten von Lungenentzündung, ein Einfluss auf Pseudokrupp wurde nicht beobachtet.

Eine Studie aus England zeigte, dass die Lungenfunktion beim Laufen in hoch belasteten Gegenden schlechter wurde. Dennoch haben diese Studie und weitere Studien zeigen können, dass die positiven Effekte der körperlichen Aktivität, die Nachteile, die mit einer höheren Luftschadstoffexposition verbunden sind, überwiegen. Es gibt also gute Gründe, sich körperlich zu betätigen, und das auch in Gegenden, die durch Straßenverkehr belastet sind, wenn es keine anderen Möglichkeiten in unbelasteten Gebieten gibt.

Jeder ist auf Luft zum Atmen angewiesen. Ziel muss es deshalb sein, saubere Luft für Alle und überall sicher zu stellen.
Grenzwerte sind dabei häufig nur ein vernünftiger Kompromiss, das Wünschenswerte mit dem Machbaren zu vereinen. Vieles kann getan werden, um die Luftqualität zu verbessern. Zu den Maßnahmen gehören neben sauberen Motoren und verkehrsorganisatorischen Maßnahmen ein attraktiver Nahverkehr und Umweltzonen. Eine Verlagerung des Verkehrs an den Messstationen vorbei, verlagert das Problem lediglich. Erste Analysen belegen, dass z.B. ausreichend große Umweltzonen tatsächlich die Luftqualität verbessern.
Wir alle können dazu beitragen, dass unsere Luft besser wir, z.B. indem wir das Auto einmal stehen lassen.

„Dicke Luft – Gefahr für die Lunge“ ist das Thema des diesjährigen Lungentages. Im Rahmen des Deutschen Lungentages finden bundesweit viele Informationsveranstaltungen statt. https://www.lungentag.de/veranstaltungen/page/1.html

Die diesjährige Zentralveranstaltung des Lungentags findet in Berlin statt:
Samstag, 29. September 2018, 10 bis 14 Uhr
Charité Berlin, CCO Auditorium und Foyer, Virchowweg 6

Weitere Informationen:
Deutscher Lungentag
Raiffeisenstr. 38
33175 Bad Lippspringe
www.lungentag.de
Email: info@lungentag.de
Sektionssprecher: Prof. Dr. M. Lommatzsch

Quelle: idw

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360° – Film nimmt Zuschauer mit auf einen faszinierenden Tauchgang durch ein Korallenriff

Dr. Susanne Eickhoff Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung (ZMT)

2018 ist das Internationale Jahr des Riffes. Als einen Beitrag hierzu veröffentlicht das Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung (ZMT) gemeinsam mit der Filmagentur „The Jetlagged“ einen 360°-Film, der in einem tropischen Korallenriff aufgenommen wurde.

2018 ist das Internationale Jahr des Riffes, eine weltweite Initiative der „International Coral Reef Initiative“, die erstmalig 1997 ausgerufen wurde und nun bereits zum dritten Mal stattfindet. Als einen Beitrag hierzu veröffentlicht das Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung (ZMT) gemeinsam mit der mehrfach preisgekrönten Filmagentur „The Jetlagged“ einen 360°-Film, der in einem tropischen Korallenriff aufgenommen wurde.

Der Film nimmt den Zuschauer mit auf eine Reise durch das Korallen-Dreieck in Südostasien und seine beeindruckenden Riffe. Mit einem VR-Headset kann der Betrachter die Unterwasserwelt mit einem Blickumfang von 360° erleben, sich wie ein Taucher rundherum umschauen und diesen spannenden Lebensraum erkunden. Das Korallen-Dreieck, das sich von den Inseln der Salomonen über Neuguinea und Borneo bis zu den Philippinen ausstreckt, ist eine der artenreichsten Meeresregionen der Erde.

Während sich unser Planet weiter erwärmt, verändern sich die Ozeane: Korallenbleiche und Ozeanversauerung, dazu noch Überfischung und Verschmutzung bedrohen weltweit die empfindlichen Korallenriffe. Rund 30% der Riffe weltweit gelten aufgrund menschlicher Einflüsse bereits als zerstört, und Klimamodelle sagen ein regelmäßiges Ausbleichen von nahezu 90% aller Riffe bis Mitte des Jahrhunderts voraus. So ist es dringend erforderlich, Menschen für dieses einzigartige Ökosystem zu begeistern und auf die Notwendigkeit eines umfassenden Riffschutzes aufmerksam zu machen.

Der 360°-Film ist Teil eines Forschungsprojektes von Dr. Katie Nelson und Prof. Dr. Achim Schlüter, beide Sozialwissenschaftler am ZMT. Er ist mit verschiedenen Textversionen unterlegt und soll in Kombination mit anderen Medien eingesetzt werden, um herauszufinden, mit welchen Anreizen sich Menschen ökologischer Probleme bewusst werden und lernen, einen Naturraum wertzuschätzen.

In Indonesien führten die beiden Forscher bereits eine Versuchsreihe mit mehr als 1000 Personen durch. Getestet wurde deren Bereitschaft, nach einem virtuellen Tauchgang mithilfe des Films für ein Korallenschutzprojekt zu spenden.

Das ZMT wird den Film mit entsprechender VR-Ausrüstung am 22. und 23. September auf der Forschungsmeile an der Weserpromenade im Rahmen der Maritimen Woche in Bremen zeigen. Im Oktober soll der Film auf der internationalen Our Ocean-Konferenz zum Meeresschutz in Bali präsentiert werden.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Dr. Katie Nelson (nur Englisch)
Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung (ZMT)
katie.nelson@leibniz-zmt.de
Tel: 0421 / 23800 – 128

Prof. Dr. Achim Schlüter
Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung (ZMT)
achim.schlueter@leibniz-zmt.de
Tel: 0421 / 23800 – 104

Weitere Informationen:
https://www.leibniz-zmt.de/de/neuigkeiten/im-fokus/film-nimmt-zuschauer-mit-auf-…

Quelle: idw

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Was die Forschung heute weiß: Sieben Ernährungsmythen aufgeklärt

Dr. Katarina Werneburg Stabsstelle Universitätskommunikation/Medienredaktion
Universität Leipzig

Auch diese August-Woche verspricht wieder heiße Temperaturen und wenig Abkühlung. Dabei vergeht manchem die Lust auf warme Speisen und üppige Mahlzeiten. Doch wie gesund sind die Alternativen? Machen Obst und Essen am Abend wirklich dick? Und sind Übergewichtige dann selbst schuld an ihrem Gewicht? „Nein“, sagt Prof. Dr. Matthias Blüher, Leiter der Adipositas-Ambulanz für Erwachsene am Integrierten Forschungs- und Behandlungszentrum (IFB) AdipositasErkrankungen der Leipziger Universitätsmedizin. Denn Adipositas sei eine Erkrankung, die von vielen Faktoren bestimmt wird. Im Interview spricht der Mediziner über vermeintliche gesunde Obst-Snacks und die Ursachenforschung bei Adipositas.

Im Sommer benötigen wir weniger Kalorien, weil der Körper für die Abkühlung weniger Energie verbraucht.
Prof. Dr. Matthias Blüher: Das stimmt nicht. In Situationen extremer Hitze oder Kälte ist der Energieverbrauch unseres Körpers generell erhöht: Sowohl beim Frieren als auch beim Abkühlen benötigen wir mehr Energie. Allerdings ist nicht davon auszugehen, dass man im Sommer oder im Winter unterschiedlich gute Chancen hat, abzunehmen. Der einzige Unterschied liegt tatsächlich im Ernährungsverhalten: Im Sommer nehmen viele typischerweise leichtere und kalorienärmere Mahlzeiten zu sich, im Winter legt man sich eher den klassischen Winterspeck zu.

Gerade bei heißen Temperaturen setzen viele auf Obst-Snacks. Davon kann man so viel essen, wie man will – Obst ist in jedem Fall gesund.
Prof. Dr. Matthias Blüher: Leider ist das nicht ganz richtig, denn auch beim Obst macht die Dosis das Gift. Früchte können auch eine ganze Menge an Kalorien und Kohlenhydraten enthalten. Ein aktuelles Beispiel aus der Forschung zeigt, dass gerade die Fruktose, die wir verstärkt in Obst finden, einen ganz wesentlichen Beitrag bei der Entstehung der Fettleber leisten kann.

Auch wenn sich die Temperaturen dann etwas abgekühlt haben: Abends essen macht dick.
Prof. Dr. Matthias Blüher: Das stimmt und stimmt auch nicht. Auch hier kommt es wieder darauf an, wie viel zum Abendessen auf den Tisch kommt. Man geht zwar davon aus, dass die Kalorien am Abend nicht gleich wieder verbrannt werden können, weil man dann ins Bett geht. Letztendlich gibt es aber keinen Beweis dafür, zu welcher Tageszeit Kalorien fürs Gewicht schädlicher sind – die Gesamtmenge, die man über den Tag verteilt zu sich nimmt, zählt. Vielen Menschen fällt es aber leichter, abends auf Essen zu verzichten, um ihr Gewicht zu reduzieren. Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass Menschen, die regelmäßig frühstücken, eine höhere Chance haben, Gewicht zu verlieren.

Mit Light-Produkten hingegen nimmt man ab.
Prof. Dr. Matthias Blüher: Das stimmt leider nicht. In Light-Produkten wird Zucker oft durch Zuckerersatzstoffe ausgetauscht. Diese Ersatzstoffe können mehr Appetit machen oder direkt auf unsere Darmbakterien wirken. Light-Produkte können also indirekt dazu beitragen, dass man mehr Appetit hat und doch nicht abnehmen kann – auch wenn es der Name anders verspricht.

Übergewichtige und adipöse Menschen sind selber schuld an ihrem Übergewicht.
Prof. Dr. Matthias Blüher: Stimmt nicht. Wir wissen heute zum Beispiel, dass genetische Faktoren eine ganz große Rolle bei der Ausprägung von Übergewicht und Adipositas spielen. Auch hormonelle Aspekte und unser gesellschaftliches Umfeld bedingen die Entstehung von Übergewicht. All diese Faktoren kann der Einzelne nicht aktiv beeinflussen.

Übergewichtige müssen einfach weniger essen und mehr Sport treiben, dann nehmen sie schon ab.
Prof. Dr. Matthias Blüher: Eigentlich stimmt das. Leider muss man sagen, dass Abnehmkonzepte, die nur darauf basieren weniger zu essen und sich mehr zu bewegen, langfristig versagt haben. Woran das liegt, wissen wir nur zum Teil. Es ist sehr wahrscheinlich, dass unser Körper ein einmal erreichtes Gewicht hervorragend verteidigen kann. Hier greifen verschiedene Mechanismen ineinander, die dazu führen, dass der Körper immer wieder zu seinem maximal erreichten Gewicht zurück möchte. Zu diesen Faktoren gehören beispielsweise die Ausschöpfung der aufgenommenen Kalorien aus der Nahrung sowie die Regulation von Grundumsatz, Appetit und Sättigung. Auch diese Faktoren können wir nicht bewusst kontrollieren.

Adipositas ist eine Erkrankung und die Ursachen der Adipositas sind der Wissenschaft in Gänze bekannt.
Prof. Dr. Matthias Blüher: Den ersten Teil der These kann ich bejahen. Wir sehen Adipositas als eine Erkrankung an und stehen damit nicht allein da – auch die Weltgesundheitsorganisation definiert Adipositas mittlerweile als eine Erkrankung. Den zweiten Teil des These muss ich verneinen: Wir sind immer noch bemüht, die Ursachen der Adipositas-Entstehung für den einzelnen Menschen und auf gesellschaftlicher Ebene komplett zu verstehen. Nur für wenige, einzelne Fälle können wir bislang einen klaren Zusammenhang etwa zwischen dem Defekt eines Gens und der Ausprägung von Adipositas herstellen.

Adipositas-Forschung in Leipzig
Die Adipositas-Forschung ist seit vielen Jahren ein Schwerpunkt der Universität Leipzig. Auch der Wissenschaftsrat attestiere dem Standort zuletzt herausragende Kompetenzen in diesem Bereich. Im Februar 2018 hat die Universität Leipzig einen Vollantrag für das Exzellenzcluster „Adipositas verstehen“ in der Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder eingereicht. Das Projekt verfolgt einen interdisziplinären Ansatz, der die Medizin mit den Sozial- und Geisteswissenschaften verbindet. Denn Ursachen und Folgen von Adipositas sind kein rein medizinisches Thema, sondern eingebettet in unsere Kultur und Gesellschaft. Wirksame Präventions- und Therapiestrategien müssen daher in diesem Kontext entwickelt und gedacht werden. Die Universität Leipzig stellt die Wissenschaftler und ihre Forschungsarbeit hinter dem Cluster-Antrag vor: Vom Historiker, über Bioinformatiker und Mediziner bis hin zur Kommunikationswissenschaftlerin.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Matthias Blüher

Weitere Informationen:
http://www.adipositas-verstehen.de

Quelle: idw

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Füße kribbeln, brennen, sind taub: Neue Biomarker der Entzündung als Risikofaktoren für Neuropathie

Christina Becker Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Diabetes-Zentrum

Die Polyneuropathie gehört zu den häufigsten Komplikationen bei Menschen mit Diabetes. Sie kann aber auch bei bestimmten Risikofaktoren oder Erkrankungen bereits vor der Manifestation eines Diabetes auftreten. Erste Symptome sind häufig Missempfindungen in den Füßen. Obwohl eine Polyneuropathie bei etwa 30% der Menschen mit Diabetes vorliegt, bleibt sie häufig undiagnostiziert. Wissenschaftler aus dem Deutschen Diabetes-Zentrum (DDZ) in Düsseldorf konnten in Kooperation mit Kolleginnen aus dem HelmholtzZentrum München (HMGU), beide Partner im Deutschen Zentrum für Diabetesforschung (DZD), nun erstmals zeigen, dass sechs Biomarker der Entzündung das Risiko für eine Polyneuropathie anzeigen.

Obwohl viele Patienten an Polyneuropathie leiden, weiß man derzeit relativ wenig über ihre Entstehung, was auch die therapeutischen Möglichkeiten begrenzt. Bislang ist bekannt, dass Entzündungsprozesse zu anderen diabetischen Komplikationen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall beitragen. Ziel dieser neuen Studie war daher die umfangreiche Analyse von Biomarkern, die Entzündungsprozesse als Risikofaktor für die sogenannte distale sensorische Polyneuropathie charakterisieren. Dabei wurden sowohl Menschen mit Typ-2-Diabetes als auch Menschen in der älteren Allgemeinbevölkerung untersucht. Die Ergebnisse wurden in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift Diabetes veröffentlicht.

„In unserer Studie haben wir neue Biomarker identifiziert, die das Risiko für die Entstehung einer Polyneuropathie anzeigen. Erstmals konnten wir auch Hinweise darauf finden, dass neben dem angeborenen Immunsystem das adaptive Immunsystem an der Entwicklung der Krankheit beteiligt sein könnte“, erläutert Prof. Dr. Christian Herder, Leiter der Studie am Deutschen Diabetes-Zentrum (DDZ). „Diese Befunde könnten neue therapeutische Perspektiven eröffnen. Das Ziel könnte dabei sein, das Immunsystem entsprechend zu beeinflussen und damit letztlich die Entstehung beziehungsweise das Fortschreiten der Neuropathie zu verhindern“, ergänzt der Neurodiabetologe Prof. Dr. Dan Ziegler, Stellvertretender Direktor des Instituts für Klinische Diabetologie am DDZ.

Studie – Ablauf und Design
Die Studie umfasste 513 Männer und Frauen der bevölkerungsbasierten KORA (Kooperative Gesundheitsforschung in der Region Augsburg) F4/FF4-Kohorte im Alter von 62 bis 81 Jahren, die zu Studienbeginn keine distale sensorische Polyneuropathie hatten. Von diesen Personen entwickelten während der 6,5-jährigen Nachbeobachtungszeit 127 Personen eine DSPN. Der Serumspiegel von insgesamt 71 Biomarkern der Entzündung wurde unter Verwendung der neuen Proximity-Extension-Assay-Technologie gemessen. Der Serumspiegel von 26 dieser 71 Biomarkern war bei Personen, die während der Studie eine Polyneuropathie entwickelten, höher als bei den Personen, die keine Polyneuropathie aufwiesen. Nach statistischer Korrektur für multiples Testen blieben höhere Konzentrationen von sechs Biomarkern mit dem DSPN-Risiko verbunden. Drei dieser Proteine (MCP-3/CCL7, MIG/CXCL9, IP-10/CXCL10) waren Chemokine, während die anderen drei (DNER, CD40, TNFRSF9) lösliche Formen von Transmembranrezeptoren waren.

Die Chemokine zeigten neurotoxische Wirkungen in einem Zellkultur-Modell, was für ihre Beteiligung an der Entstehung der Neuropathie spricht. Wenn die Daten für diese sechs Biomarker zu einem klinischen Risikomodell hinzugefügt wurden, verbesserte sich die Vorhersagegüte des Modells signifikant. Weiterführende Pathway-Analysen wiesen darauf hin, dass wahrscheinlich verschiedene Zelltypen von angeborener und adaptiver Immunität an der Entwicklung von DSPN beteiligt sind. Insgesamt konnte diese Studie daher neuartige Assoziationen zwischen Biomarkern der Entzündungen und dem Polyneuropathie-Risiko zeigen und Hinweise darauf liefern, die auf ein komplexes Zusammenspiel von angeborener und adaptiver Immunität in der Entstehung dieser Komplikation hinweisen.

Fazit
Mit dieser Studie verbessert sich das Verständnis für die Rolle von Entzündungsprozessen in der Entstehung der distalen sensorischen Polyneuropathie, sowohl bei älteren Personen ohne als auch mit Typ-2-Diabetes erheblich. Die Hauptbefunde müssen nun in anderen Kohorten repliziert werden. Dabei sind neben den biochemischen Untersuchungen auch Untersuchungen von Immunzellen wichtig. Langfristig soll mit diesen Arbeiten geklärt werden, ob und wie eine Modulation von Entzündungsprozessen die Optionen hinsichtlich Prävention und Therapie der distalen sensorischen Polyneuropathie ergänzen kann.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Christian Herder
Deutsches Diabetes-Zentrum (DDZ)
Auf’m Hennekamp 65, 40225 Düsseldorf
Tel. +49 211 3382 649
E-mail: christian.herder@ddz.uni-duesseldorf.de

Originalpublikation:
Herder C, Kannenberg J, Carstensen-Kirberg M, Strom A, Bönhof G, Rathmann W, Huth C, Koenig W, Heier M, Krumsiek J, Peters A, Meisinger C, Roden M, Thorand B, Ziegler D. A Systemic Inflammatory Signature Reflecting Crosstalk Between Innate and Adaptiv Immunity Is Associated With Incident Polyneuropathy: KORA F4/FF4 Study. Diabetes. 2018 Aug 16. db180060. DOI: 10.2337/db18-0060. [Epub ahead of print]

Weitere Informationen:
http://ddz.uni-duesseldorf.de/de/
http://diabetes.diabetesjournals.org/content/early/2018/08/13/db18-0060.full-tex…

Quelle: idw

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Natürlicher Hochwasserschutz an der Donau: EU-Projekt mit Aueninstitut der KU

Dipl.-Journ. Constantin Schulte Strathaus Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt

In den vergangenen Jahrzehnten sind die Anrainerstaaten der Donau, die von der Quelle bis zur Mündung zehn europäische Länder durchfließt, von schweren Flutkatastrophen betroffen gewesen. Mit Beteiligung des Aueninstituts Neuburg der Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) untersucht in den kommenden zwei Jahren ein europäisches Forschungskonsortium von mehr als 20 Kooperationspartnern, wie sich das Risiko von Überschwemmungen durch eine Wiederherstellung von Auen entlang der Donau reduzieren lässt.

Dabei knüpft das Aueninstitut der KU an seine langjährige Expertise an, die es etwa bei der Renaturierung der Donauauen zwischen Ingolstadt und Neuburg oder internationalen Projekten in China gesammelt hat. „Wasser macht nicht an Grenzen halt. Deshalb ist es ein Anliegen des Projektes, auf internationaler Ebene umfassende Perspektiven für das Wassermanagement und die Prävention von Überflutungen zu untersuchen – verbunden mit dem Aspekt von Artenvielfalt, die durch Auen bewahrt und gefördert wird“, erklärt Prof. Dr. Bernd Cyffka, Leiter des Aueninstituts und Inhaber der Professur für Angewandte Physische Geographie. Neben Cyffka und seinem Team sind für die deutsche Seite noch Forscher der TU München am Projekt „Danube Floodplain“ beteiligt. Weitere Mitwirkende sind Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Österreich, der Tschechischen Republik und der Slowakei, Ungarn, Kroatien, Serbien und Bulgarien. Die Leitung des Gesamtprojektes liegt bei der nationalen Wasserbehörde Rumäniens. Für die Teilprojekte des Aueninstituts der KU stellt die Europäische Union rund 250.000 Euro an Fördermitteln zur Verfügung.

Viele Auen entlang der Donau sind im Lauf der Zeit durch Ansiedlungen, Landwirtschaft und Infrastrukturmaßnahmen verloren gegangen. Anhand einer einheitlichen Methodik wollen die beteiligten Wissenschaftler in mehreren Pilotregionen untersuchen, welche positiven Effekte noch bestehende Auengebiete haben bzw. welches Potenzial derzeit trocken liegende Auen aufweisen. Im Vergleich zu aufwändigen und teuren technischen Maßnahmen für den Hochwasserschutz bietet die Renaturierung von Auen darüber hinaus die Gelegenheit, Biodiversität zu erhalten bzw. neue Grundlagen für Artenreichtum zu schaffen.

Da bei solchen Renaturierungsprojekten die Perspektiven vieler Interessensgruppen zu berücksichtigen sind – wie etwa von anliegenden Gemeinden, Waldbesitzern, Fischereiverbänden oder landwirtschaftlichen Betrieben – wird das Aueninstitut der KU die Stakeholderanalysen von anderen Projektbeteiligten zusammenfassen, um daraus sogenannte Ökosystemleistungen von Auen abschätzen zu können. Gemeint sind damit Leistungen der Auen für Mensch und Natur – als Lebensraum für Pflanzen und Tiere, als Erholungsraum, als Filter für Schadstoffe oder als Beitrag zum Hochwasserschutz. Die wechselseitige Abwägung der verschiedenen Anforderungen an das Ökosystem Auen soll in einem zweiten Schritt als Grundlage für ein Modell zur Kosten-Nutzen-Analyse dienen, an dessen Entwicklung das Aueninstitut ebenfalls beteiligt ist. Das Modell wird in einen Leitfaden einfließen, mit dem Regionen entlang der Donau Kriterien und Schritt-für-Schritt-Anleitungen zur Umsetzung eigener Renaturierungsmaßnahmen aufgezeigt bekommen – auch bezogen auf die Lösung möglicher Konflikte mit einzelnen Interessensgruppen.

„Ziel des Projektes ist es auch, zu belegen, dass sich Renaturierungsmaßnahmen im Vergleich zum herkömmlichen Hochwasserschutz in vielerlei Hinsicht als profitabel erweisen können – sowohl für Bevölkerung und Wirtschaft als auch für die Natur“, sagt Professor Cyffka.
Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Prof. Dr. Bernd Cyffka (bernd.cyffka@ku.de; Tel. 08421/932-3039)

Weitere Informationen:
http://www.interreg-danube.eu/approved-projects/danube-floodplain

Anhang
Der Auenwald an der Donau zwischen Neuburg und Ingolstadt. Die Erfahrungen aus der Renaturierung dieses Gebietes wollen Wissenschaftler des Aueninstituts der KU auf das EU-Projekt übertragen.
https://idw-online.de/de/attachment66433

Quelle: idw

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„Im Alten Rom kannten Beschimpfungen in der Politik kaum Grenzen“

Viola van Melis Zentrum für Wissenschaftskommunikation
Exzellenzcluster „Religion und Politik“ an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster

52. Deutscher Historikertag beleuchtet Schmähungen und „Hate Speech“ in allen Epochen – Althistoriker Martin Jehne: Unter römischen Senatoren waren persönliche Attacken gängig – Das Volk in der Volksversammlung durfte beleidigen, selbst aber nicht gekränkt werden – „Ungeheure Spaltung zwischen Arm und Reich“ – „Moderne Gesellschaften könnten im Umgang mit Beschimpfungen etwas römische Robustheit brauchen“

Das Alte Rom hat politische Debatten Historikern zufolge mit großer Härte und persönlichen Angriffen geführt, die mancher Hassrede im Internet in nichts nachstehen. „Die Angriffe, auch Invektiven genannt, gehörten für Senatoren der römischen Republik fest zum öffentlichen Leben“, erläutert der Althistoriker Prof. Dr. Martin Jehne von der Technischen Universität Dresden, der auf dem 52. Deutschen Historikertag im September in Münster in einer Sektion über Schmähungen von der Antike bis heute zur Streitkultur im antiken Rom spricht. „Heftige Abwertungen des politischen Gegners schweißten die Unterstützergruppe zusammen und sorgten für Aufmerksamkeit, Unterhaltung und Empörung – ähnlich wie Beleidigungen, Drohungen und Hate Speech heute im Internet.“ Der Ton in der stark hierarchisierten römischen Politik sei rau gewesen, so Jehne, aber nicht ohne Regeln. „Politiker beschimpften einander rücksichtslos. Zugleich mussten sie sich in der Volksversammlung vom Volk beleidigen lassen, ohne es selbst schmähen zu dürfen – ein Ventil, das in einer tiefen Spaltung in arm und reich die Allmachtsphantasien der Elite begrenzte.“ Politiker und Publikum hätten Schmähungen kaum für bare Münze genommen. Auch wenn der Vergleich zu heute teils hinke, so Jehne: „Eine gewisse römische Robustheit im Umgang mit Schmähgemeinschaften wie AfD oder Pegida könnte helfen, den Aufregungspegel zu senken und sachlicher zu werden.“

Kränkungen auszuhalten und zu überwinden, kann nach den Erkenntnissen des Historikers für das Alte Rom letztlich politisch stabilisierend wirken. Die üble Nachrede in der römischen Republik (509-27 v. Chr.) ging durchaus weit: „Der berühmte Redner und Politiker Marcus Tullius Cicero (106-43 v. Chr) etwa schreckte, als er seinen Unterstützer Sestius verteidigte, nicht davor zurück, dem Feind Clodius öffentlich Inzest mit Brüdern und Schwestern vorzuwerfen“, so Prof. Jehne. Eine Sexualpraxis, die auch in Rom als unzulässig galt. „Clodius warf Cicero wiederum vor, er hätte sich als Konsul wie ein König aufgeführt. Eine schwere Anschuldigung, war doch das Königtum in der römischen Republik verpönt.“ So gab es im politischen Streit kaum Grenzen, wie der Historiker betont. Das unterscheide sich von heute, wo intensiv über Grenzen des Erlaubten in Debatten auf der Straße oder im Web nachgedacht werde. „Die Römer scheint das wenig interessiert zu haben. Es gab zwar das Delikt der iniuria, zu der auch verbale Verletzungen gehörten – aber kaum solche Anklagen.“

„Keine Morde aus gekränkter Ehre“
Die Stadtrömer waren dem Historiker zufolge stolz auf ihren bissigen, rücksichtslosen Witz auf Kosten anderer: „Sie hielten das für einen wichtigen Teil von urbanitas, den Kommunikationsformen der Hauptstädter, im Gegensatz zur rusticitas der Landeier.“ Man habe sich regelrecht gerühmt, dass die üble Nachrede in der Stadt besonders blühte. „Als Geschmähter hielt man das aus, und wenn möglich, revanchierte man sich.“ Oft arbeiteten Invektivgegner schon bald danach wieder zusammen und pflegten normalen Umgang. Das politische Klima blieb leidlich stabil: Morde aus gekränkter Ehre gab es nur in der Ausnahmesituation des Bürgerkriegs.

Dass das Volk vom scharfen Umgang der Senatoren in politischen Arenen ausgenommen war, selbst aber die politische Elite beleidigen und auspfeifen durfte, zeigt nach Prof. Jehne, dass die Politiker der Republik die Volksversammlung „unbestritten als politisches Volk anerkannten“. An heutigen demokratischen Wahlverfahren gemessen habe es sich zwar höchstens um drei Prozent der Abstimmungsberechtigten gehandelt, „doch die Senatoren sahen darin das Volk als Entscheidungsinstanz für das Gemeinwesen verkörpert“. So versuchte Cicero zwar in der Debatte um das Agrargesetz im Jahr 63 vor Christus das Volk umzustimmen. „Er versprach aber, sich dem Volk zu beugen und seine Meinung zu ändern, wenn ihm das nicht gelinge.“ Wer das Volk als Entscheidungsinstanz in Frage stellte, riskierte, dass die Menge aufbrüllte und die Rednertribüne stürmte. „Diese Macht des Volkes galt allerdings nur in offiziellen politischen Kommunikationsarenen“, betont Jehne. „Wenn Angehörige des ‚einfachen Volkes‘ den Senatoren und ihrem Gefolge in den Straßen nicht rechtzeitig Platz machte, wurden sie rüde angegangen und keineswegs hofiert.“

„Etwas mehr Gelassenheit in aktuellen Debatten“
Heutige Debatten in sozialen Netzwerken sieht Jehne persönlich gelassener, seit er Schmähungen in der römischen Republik untersucht. „Die empörenden Grenzüberschreitungen von Schmähgemeinschaften wie Pegida oder AfD, mit denen sie ihre Unterstützer integrieren wollen, erhalten in der überschießenden Medienvielfalt eine Resonanzverstärkung. Meine Forschung hat mich aber dazu gebracht, meinen Aufregungspegel bei neuen Schmähungen der Gegenwart erheblich zurückzufahren – die Schmähungen waren es jedenfalls nicht, die den Untergang der römischen Republik herbeiführten.“

Auf dem 52. Deutschen Historikertag in Münster leitet der Althistoriker Prof. Dr. Martin Jehne die Sektion „Invektive Spaltungen? Exkludierende und inkludierende Dynamiken von Schmähungen von der Antike bis zur Zeitgeschichte“ am Donnerstag, 27. September, gemeinsam mit den Dresdener Historikern Prof. Dagmar Ellerbrock und Prof. Gerd Schwerhoff. Dabei werden neben den Schmähungen der römischen Republik auch Beschimpfungen zwischen Geistlichen und Laien im christlichen Mittelalter, Schmähungen unter aufgeklärten Philosophen und die Situation in den USA der 1960er Jahre und im kolonialen Afrika beleuchtet. Hintergrund sind Forschungen am Sonderforschungsbereich 1285 „Invektivität. Konstellationen und Dynamiken der Herabsetzung“, der TU Dresden, an dem Prof. Jehne das Teilprojekt „Invektivität in Arenen ritualisierter Kommunikation während der römischen Republik und Kaiserzeit“ leitet. (sca/vvm)

„Gespaltene Gesellschaften“ – 52. Deutscher Historikertag
Mit dem Thema „Gespaltene Gesellschaften“ in allen Epochen und Kontinenten befasst sich der 52. Deutsche Historikertag vom 25. bis 28. September 2018 an der Universität Münster. Rund 3.500 Wissenschaftler aus dem In- und Ausland tauschen sich auf dem größten geisteswissenschaftlichen Kongress in Europa in mehr als 90 Sektionen über aktuelle Forschungsthemen aus. Als Gastredner werden auch erwartet Wolfgang Schäuble, Christopher Clark, Herfried Münkler, Ulrich Raulff, Aladin El-Mafaalani und Birgit Schäbler. Das Gastland Niederlande vertreten etwa die Parlamentsvorsitzende Khadija Arib und der Autor Geert Mak.

Die Sektionen befassen sich in vielen Fallbeispielen mit sozialen, ökonomischen, religiösen oder ethnischen Spaltungen, die nicht erst die Gegenwart, sondern auch frühere Epochen herausforderten. Erörtert werden etwa Flüchtlingsdebatten vom Altertum bis zur Gegenwart, die soziale, wirtschaftliche und rechtliche Ausgrenzung bestimmter Gruppen in verschiedenen Epochen, die Frage nach dem Westfälischen Frieden als Vorbild für Nahost, ökonomische Spaltungen in der Bundesrepublik etwa zwischen „Hartz-IV-Familien und Helikoptereltern“ oder die politische Instrumentalisierung von Geschichtsbildern in heute gespaltenen Gesellschaften wie Katalonien, Schottland und Kosovo.

Ausrichter des Historikertags sind der Verband der Historiker und Historikerinnen Deutschlands (VHD), der Verband der Geschichtslehrer Deutschlands (VGD) und die Westfälische Wilhelms-Universität Münster (WWU). Der Kongress geht auf die „erste Versammlung deutscher Historiker“ 1893 in München zurück, wird alle zwei Jahre ausgetragen und widmet sich drängenden Fragen in Geschichtswissenschaft und Gesellschaft. (vhd/sca/vvm)

Weitere Informationen:

https://www.uni-muenster.de/Religion-und-Politik/aktuelles/2018/aug/PM_Schmaehungen_im_Alten_Rom_und_Hassrede_heute.html

Quelle: idw

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Schwachstelle Knie: Präventionsübungen senken Risiko für Verletzung des vorderen Kreuzbands

Anne-Katrin Döbler und Lisa Ströhlein, Thieme-PR Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie e. V.

Pressemitteilung zum DKOU 2018
Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie
23. bis 26. Oktober 2018, Messegelände Süd, Berlin

Berlin – Wer regelmäßig spezielle Übungen zur Prävention von vorderen Kreuzbandverletzungen macht, eine Innendrehung des Knies beim Sport vermeidet und auf eine korrekte Bewegungstechnik achtet, halbiert sein Risiko für entsprechende Verletzungen oder gar einen Kreuzbandriss. Frauen profitieren noch mehr als Männer von diesen Übungen. In Situationen ohne Kontakt zu anderen Sportlern sinkt ihr Verletzungsrisiko um zwei Drittel. Das schließen Orthopäden und Unfallchirurgen aus mehreren großen Studien (1).

Experten raten Trainern, ihre Sportler gezielt auf Präventionsprogramme hinzuweisen. Wie Knie- und Muskelverletzungen vermieden und effektiv behandelt werden, erklären Experten auf einer Pressekonferenz im Rahmen des Deutschen Kongresses für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU) 2018.

Verletzungen am vorderen Kreuzband zwingen Sportler häufig zu monatelangen Ruhepausen mit Operationen und Reha. Für professionelle Athleten können sie auch das Karriere-Aus bedeuten: Eine Untersuchung hat gezeigt, dass nur zwei Drittel der Sportler in den 41 Monaten nach der Verletzung wieder mit dem üblichen Einsatz spielen können (2). „Präventionsübungen sind deshalb keine verlorene Zeit, sondern eine wichtige Investition in einen verletzungsfreien Sport“, sagt Dr. med. Gerd Rauch, Kongresspräsident des Berufsverbands für Orthopädie und Unfallchirurgie für den DKOU 2018. Zudem erhöht eine Knieverletzung auch das Risiko, im späteren Leben an einer Kniearthrose zu erkranken – auch nach einer operativen Behandlung des vorderen Kreuzbands.

Sportarten mit vielen Sprüngen, abrupten Stopps, schnellen Richtungswechseln und Drehbewegungen belasten das Knie in besonderer Weise. Deswegen verletzen sich vor allem Fuß-, Hand- und Basketballer sowie Skifahrer, Feldhockeyspieler und Judokämpfer am vorderen Kreuzband. Frauen sind dabei zwei- bis achtmal häufiger betroffen als Männer (3). Kreuzbandverletzungen entstehen meist, wenn das Knie in die sogenannte X-Beinstellung gerät: Das bedeutet, dass das Knie sich nach innen dreht, während der Schwerpunkt des Körpers gleichzeitig hinter den Knien liegt und die Beine ungleichmäßig belastet werden. Das passiert meist, wenn der Sportler nach einem Sprung landet, abrupt die Laufrichtung ändert, plötzlich stoppt oder sich dreht. „Verliert der Sportler dabei die Kontrolle über den Bewegungsablauf, ist eine Verletzung des vorderen Kreuzbands quasi vorprogrammiert“, erklärt Rauch, der als Mannschaftsarzt die Handballer vom MT Melsungen betreut. Die Deutsche Kniegesellschaft hat ein Trainingsprogramm entwickelt, das Sportler darin schulen soll, die X-Beinstellung zu vermeiden. In einer 30-seitigen Broschüre beschreiben Experten verschiedene Lauf-, Balance-, Sprung- und Kraftübungen, die die Gelenke und die umliegende Muskulatur stabilisieren. „Diese Übungen sollten zwei- bis dreimal pro Woche in ein 20- bis 30-minütiges Aufwärmtraining eingebaut werden“, empfiehlt Rauch. Ein weiteres Präventionsprogramm heißt FIFA 11+ und wurde vom Weltfußballverband entwickelt.

Ob ein Sportler zur X-Beinstellung neigt, lässt sich mit einem einfachen Sprungtest feststellen. Dazu springt der Athlet von einem Kasten, landet und springt dann mit maximaler Kraft in die Höhe und landet wieder. Sind die Knie bei der Landung nach innen geneigt, sprechen Orthopäden und Unfallchirurgen von der X-Beinstellung. Diese Menschen sind besonders gefährdet und sollten gezielt an einer Änderung dieses Bewegungsmusters arbeiten. „Auch wenn wir viele Knieverletzungen erfolgreich behandeln können, ist Vorbeugen immer die beste Variante“, betont Rauch. „Vor allem im Breitensport findet Prävention immer noch zu wenig Aufmerksamkeit.“ Sportverletzungen und Verletzungsprävention stehen deshalb wieder groß auf der Agenda des DKOU 2018.

Die Broschüre „Stop X – Programm zur Prävention von Sportverletzungen am Kniegelenk“ ist zum kostenlosen Download erhältlich: https://stop-x.de/
Das Präventionsprogramm FIFA 11+ kann unter folgendem Link heruntergeladen werden:
https://www.dfb.de/fileadmin/_dfbdam/16988-Elf-Plus-Manual-Deutsch.pdf

Quellen:
(1) Webster KE, Hewett TE. Meta-Analysis of meta-analyses of anterior cruciate ligament injury reduction training programs. J Orthop Res. (2018)
Doi:10.1002/jor.24043
(2) Ardern CL et al. Return to sport following anterior cruciate ligament reconstruction surgery: a systematic review and meta-analysis of the state of play. Br J Sports Med. (2011) 45:596-606
(3) Joseph AM et al. A multisport epidemiologic comparison of anterior cruciate ligament injuries in Highschool athletics. J Athl Train (2013). 48:810-817

Terminhinweis
Kongress-Pressekonferenz im Rahmen des DKOU 2018
Donnerstag, 25. Oktober 2018, 12.30 bis 13.30 Uhr
Ort: Messe Berlin, Eingang Süd, Halle 6.3, Raum 411

Wie Sportverletzungen im Breitensport entstehen und wie sie verhindert werden können
Dr. med. Gerd Rauch, Kongresspräsident

Muskelverletzungen im Sport: Entstehungsmuster, ACP/PRP-Therapie und internistische Aspekte
Professor Dr. med. Tim Meyer, Deutscher Fußballbund

Return-to-Play: Der sportliche Wiedereinstieg nach Verletzung
Finn Lemke, Handballprofi

Neues bei der Therapie und der Rehabilitation von vorderen Kreuzbandverletzungen
Dr. med. Christian Schoepp, MSV Duisburg

Behandlungs- und optimierte Rehabilitationskonzepte
Privatdozent. Dr. med. habil. Raymond Best

Wie die Digitalisierung hilft neue Versorgungskonzepte in O & U zu entwickeln
Dr. med. Johannes Flechtenmacher

Ihr Kontakt für Rückfragen/zur Akkreditierung:
Lisa Ströhlein, Heinke Schöffmann
Pressestelle DKOU 2018
Pf 30 11 20, 70451 Stuttgart
Tel.: 0711 8931-459, Fax: 0711 8931-167
stroehlein@medizinkommunikation.org

Weitere Informationen:
http://www.dkou.de

Quelle: idw

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DBFZ Jahrestagung 2018: Experten diskutieren die Nutzungsoptionen von Biomasse

Paul Trainer M.A. Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Biomasseforschungszentrum

Zum dritten Mal präsentiert das Deutsche Biomasseforschungszentrum (DBFZ) am 19./20. September 2018 den aktuellen Stand der Bioenergieforschung. Unter dem Motto „Energie und Stoffe aus Biomasse: Konkurrenten oder Partner?“ soll u.a. die Frage diskutiert werden, wie und in welchem Maße nachwachsende Rohstoffe gleichzeitig zu einer nachhaltigen Energieversorgung wie auch zu einer biobasierten Wirtschaft beitragen können. Parallel zur Jahrestagung werden vom DBFZ auch das Fachforum „Hydrothermale Prozesse“ sowie das 1. Deutsche Doktorandenkolloquium Bioenergie ausgerichtet. Die Anmeldung zu allen Veranstaltungen ist unter www.bioenergiekonferenz.de möglich.

Biomasse stellt mit einem aktuellen Anteil von rund 60 % den wesentlichsten Part der erneuerbaren Energieversorgung. In zunehmendem Maße werden nachwachsende Rohstoffe jedoch auch stofflich, z.B. für Werkstoffe oder in der chemischen Industrie eingesetzt. Ergibt sich hieraus ein Dilemma für die zukünftige Energieversorgung oder vielmehr eine Möglichkeit zur Synergie? Auf welchem Weg befindet sich die Bioenergieforschung und welche politischen Rahmenbedingungen sind für eine erfolgreiche Umsetzung der Energiewende notwendig? Fragen, welche die diesjährige Jahrestagung des DBFZ unter dem Motto „Energie und Stoffe aus Biomasse: Konkurrenten oder Partner?“ mit zahlreichen Experten aus Wissenschaft und Wirtschaft sowie Vertretern verschiedener Bundesministerien zu beantworten sucht. Neben einem abendlichen Netzwerk-Event bietet die Veranstaltung mit Posterausstellung und Science-Slam sowie dem sich anschließenden 1. Deutschen Doktorandenkolloquium Bioenergie eine Vielzahl von Möglichkeiten zur wissenschaftlichen Vernetzung mit namhaften Experten und dem wissenschaftlichen Nachwuchs aus allen Bereichen der Bioenergieforschung. Weitere Informationen sowie die Möglichkeit zur Anmeldung finden sich unter: www.bioenergiekonferenz.de

Fachforum Hydrothermale Prozesse

Parallel zur Jahrestagung wird vom DBFZ am 19./20. September 2018 auch wieder das Fachforum „Hydrothermale Prozesse zur stofflichen und energetischen Wertschöpfung“ ausgerichtet. In verschiedenen Vorträgen sowie Poster-Speedpräsentationen verfolgt die Spezialveranstaltung das Ziel, die neuesten Trends und Entwicklungen von hydrothermalen Prozessen (HTP) als Schlüsseltechnologie darzustellen und insbesondere den gegenseitigen Erfahrungsaustausch zwischen Forschung und Wirtschaft zu fördern. Die Veranstaltung richtet sich an Institutionen und Entscheidungsträger aus Wissenschaft und Forschung, Beteiligte aus der Agrar-, Energie- und Umweltpolitik, Fachleute aus regional und überregional ansässigen Unternehmen, Verbände und Vereine der Energiebranche, Vertreter aus Industrie und Wirtschaft, kommunale und staatliche Einrichtungen sowie Wissenschaftler von universitären und außeruniversitären Einrichtungen. Weitere Informationen sowie die Möglichkeit zur Anmeldung unter www.dbfz.de/htp

Die Termine noch einmal zusammen gefasst:
Veranstaltungen: DBFZ Jahrestagung 2018 / HTP-Fachforum / Doktorandenkolloquium Bioenergie
Termine: 19./20./21. September 2018
Ort: Veranstaltungszentrum Hotel de Pologne (Leipziger Foren), Hainstr. 16, 04109 Leipzig
Anmeldung: www.bioenergiekonferenz.de / www.htp-inno.de / www.dbfz.de/doktoranden

Smart Bioenergy – Innovationen für eine nachhaltige Zukunft

Das Deutsche Biomasseforschungszentrum arbeitet als zentraler und unabhängiger Vordenker im Bereich der energetischen und stofflichen Biomassenutzung an der Frage, wie die begrenzt verfügbaren Biomasseressourcen nachhaltig und mit höchster Effizienz und Effektivität zum bestehenden und zukünftigen Energiesystem beitragen können. Im Rahmen der Forschungstätigkeit identifiziert, entwickelt, begleitet, evaluiert und demonstriert das DBFZ die vielversprechendsten Anwendungsfelder für Bioenergie und die besonders positiv herausragenden Beispiele gemeinsam mit Partnern aus Forschung, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Mit der Arbeit des DBFZ soll das Wissen über die Möglichkeiten und Grenzen einer energetischen und integrierten stofflichen Nutzung nachwachsender Rohstoffe in einer biobasierten Wirtschaft insgesamt erweitert und die herausragende Stellung des Industriestandortes Deutschland in diesem Sektor dauerhaft abgesichert werden – www.dbfz.de.

Wissenschaftlicher Kontakt:
Prof. Dr. Michael Nelles
Tel.: +49 (0)341 2434-112
E-Mail: michael.nelles@dbfz.de

Organisatorischer Kontakt:
Katja Lucke
Tel.: +49 (0)341 2434-119
E-Mail: katja.lucke@dbfz.de

Weitere Informationen:
https://www.dbfz.de/presse/pressemitteilungen-2018/dbfz-jahrestagung-am-1920-sep…

Anhang

DBFZ Jahrestagung am 19./20. September 2018: Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik diskutieren die Nutzungsoptionen von Biomasse
https://idw-online.de/de/attachment66317

Quelle: idw

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Woher Muskeln wissen, wie spät es ist

Sonja Opitz, Abteilung Kommunikation
Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt

Wie bereiten sich Muskelzellen auf einen anstrengenden Arbeitstag vor? Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Helmholtz Zentrums München und der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU), Mitglieder im Deutschen Zentrum für Diabetesforschung (DZD), haben diese Frage untersucht und die Ergebnisse in ‚PLOS Biology‘ publiziert. Die Arbeit deckt ein ganzes Stoffwechselnetzwerk auf, das wider Erwarten nicht durch das Gehirn, sondern über die ‚innere Uhr‘ der Muskelzellen gesteuert wird.

Quasi alle Zellen des menschlichen Körpers besitzen eine eigene innere Uhr. Sie steuert sämtliche Vorgänge, die nicht gleichzeitig stattfinden oder nicht mit immer gleicher Intensität ablaufen sollen. „Das betrifft beispielsweise die Verwertung von Nährstoffen wie Fett und Proteinen“, erklärt Prof. Dr. Henriette Uhlenhaut. Sie ist Gruppenleiterin am Institut für Diabetes und Adipositas des Helmholtz Zentrums München (IDO) sowie am Genzentrum der LMU. „Gerät die innere Uhr des Körpers aber aus dem Takt, so kann das schwere Folgen für den Stoffwechsel haben. So ist beispielsweise bekannt, dass Menschen, die viel im Schichtdienst arbeiten, besonders anfällig für Stoffwechselkrankheiten wie Diabetes sind.“

In der aktuellen Arbeit konzentrierte sich das Team um Uhlenhaut nun erstmals auf den 24-Stunden-Stoffwechsel-Rhythmus der Muskeln. „Wir hatten speziell zwei Proteine im Blick, die als sogenannte Master Regulatoren der inneren Uhr fungieren“, sagt Dr. Kenneth Dyar, Wissenschaftler am IDO und Erstautor der aktuellen Studie. „Diese beiden Moleküle binden an die DNA und stoßen alle nachfolgenden Prozesse an.“ In Muskelzellen von Mäusen konnten die Wissenschaftler die Aktivität dieser beiden Proteine im Tagesverlauf sehr genau ermitteln. „Dabei haben wir angefangen bei der Bindung an das Erbgut über die zu- oder abnehmende Genaktivität bis hin zu den entsprechenden Gen- und Stoffwechselprodukten alles gemessen“, erklärt Kenneth Dyar den umfassenden Ansatz. Aufbauend auf früheren Studien untersuchten die Wissenschaftler den Auf- und Abbau von Fetten und Proteinen – ein Ansatz der auch für Sportler interessant sein dürfte.

Stoffwechselnetzwerk aufgedeckt
In Zusammenarbeit mit italienischen und österreichischen Kollegen (vom Venezianischen Institut für Molekulare Medizin sowie den Universitäten von Padua, Triest und Graz) arbeiteten die Wissenschaftler bestimmte Vorgänge heraus, die nachts von den Regulatoren der inneren Uhr angeschaltet werden: „Darunter fällt beispielsweise das Speichern von Fett, der Zuckerstoffwechsel oder die Sensitivität gegenüber dem Hormon Insulin“, erklärt Henriette Uhlenhaut. Gleichzeitig würden gegenläufige Prozesse wie die Fettsäureoxidation oder der Proteinabbau heruntergefahren, so die Autoren. Diese Muster seien vor allem in den Stunden vor dem Aufwachen besonders ausgeprägt und bereiten die Muskeln auf den kommenden Tag vor.

Im letzten Schritt untersuchten die Wissenschaftler Eingriffsmöglichkeiten in diese Vorgänge. Dazu beobachteten sie Mäuse, bei denen einer der Master Regulatoren fehlte. Ohne ihre innere Uhr bildeten die Tiere deutlich weniger Fettmasse und die Produktion von Muskelproteinen wurde erhöht. „Zusammengenommen deckt unsere Arbeit auf mehreren Ebenen ein ganzes Stoffwechselnetzwerk auf“, erklärt Studienleiterin Uhlenhaut. „Biologisch spannend dabei ist auch, dass der Taktgeber dafür nicht wie zu vermuten zentral im Gehirn sitzt, sondern die innere Uhr der Muskelzellen selbst ist.“ Langfristig wollen die Autoren die Mechanismen auch im Menschen untersuchen und eine Möglichkeit finden, darin einzugreifen. So wäre es demnach denkbar, eine Insulinresistenz bei Typ-2-Diabetes zu bekämpfen, oder die Energieverbrennung anzukurbeln, um krankhaftes Übergewicht zu reduzieren.

Weitere Informationen
Hintergrund:

Konkret verglichen die Autoren die genomweite Bindung der beiden Transkriptionsfaktoren BMAL1 und REV-ERBα. Die Autoren Michaël Hubert und Katrin Fischer sind Teilnehmer am Doktoranden-Ausbildungsprogramms Helmholtz Graduate School Environmental Health, kurz HELENA.

Das Helmholtz Zentrum München verfolgt als Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt das Ziel, personalisierte Medizin für die Diagnose, Therapie und Prävention weit verbreiteter Volkskrankheiten wie Diabetes mellitus, Allergien und Lungenerkrankungen zu entwickeln. Dafür untersucht es das Zusammenwirken von Genetik, Umweltfaktoren und Lebensstil. Der Hauptsitz des Zentrums liegt in Neuherberg im Norden Münchens. Das Helmholtz Zentrum München beschäftigt rund 2.300 Mitarbeiter und ist Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft, der 18 naturwissenschaftlich-technische und medizinisch-biologische Forschungszentren mit rund 37.000 Beschäftigten angehören. http://www.helmholtz-muenchen.de

Das Institut für Diabetes und Adipositas (IDO) erforscht die Erkrankungsmechanismen des Metabolischen Syndroms mit systembiologischen und translationalen Ansätzen. Mittels zellulärer Systeme, genetisch modifizierter Mausmodelle und klinischer Interventionsstudien sollen neue Signalwege und Zielstrukturen entdeckt werden. Ziel ist die interdisziplinäre Entwicklung innovativer Therapieansätze zur personalisierten Prävention und Behandlung von Adipositas, Diabetes und deren Begleiterkrankungen. Das IDO ist Teil des Helmholtz Diabetes Center (HDC). http://www.helmholtz-muenchen.de/ido

Das Deutsche Zentrum für Diabetesforschung e.V. ist eines der sechs Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung. Es bündelt Experten auf dem Gebiet der Diabetesforschung und verzahnt Grundlagenforschung, Epidemiologie und klinische Anwendung. Ziel des DZD ist es, über einen neuartigen, integrativen Forschungsansatz einen wesentlichen Beitrag zur erfolgreichen, maßgeschneiderten Prävention, Diagnose und Therapie des Diabetes mellitus zu leisten. Mitglieder des Verbunds sind das Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt, das Deutsche Diabetes-Zentrum DDZ in Düsseldorf, das Deutsche Institut für Ernährungsforschung DIfE in Potsdam-Rehbrücke, das Institut für Diabetesforschung und Metabolische Erkrankungen des Helmholtz Zentrum München an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen und das Paul-Langerhans-Institut Dresden des Helmholtz Zentrum München am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus der TU Dresden, assoziierte Partner an den Universitäten in Heidelberg, Köln, Leipzig, Lübeck und München sowie weitere Projektpartner. http://www.dzd-ev.de

Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Prof. Dr. Henriette Uhlenhaut, Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt (GmbH), Institut für Diabetes und Adipositas, Ingolstädter Landstr. 1, 85764 Neuherberg – Tel. +49 89 3187 2052 – E-Mail: henriette.uhlenhaut@helmholtz-muenchen.de

Originalpublikation:
Dyar, K. et al. (2018): Transcriptional programming of lipid and amino acid metabolism by the skeletal muscle circadian clock. PLOS Biology, DOI: 10.1371/journal.pbio.2005886

Quelle: idw

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China als globaler Ozon-Brennpunkt

Dipl.-Biologin Annette Stettien Unternehmenskommunikation
Forschungszentrum Jülich

Eine neue Studie von chinesischen, amerikanischen und Jülicher Wissenschaftlern zeigt, dass China zu einem globalen Ozon-Hotspot geworden ist. Im Gegensatz zum allgemeinen Rückgang der Ozonbelastung in den USA und Europa zeigen die verfügbaren Daten in China seit den 1990er Jahren deutliche Zuwächse. Die Forscher verwendeten für ihre Studie die neuesten Ozonmessungen des chinesischen Überwachungsnetzes, und kombinierten sie mit der globalen Datenbank des Tropospheric Ozone Assessment Reports (TOAR) für andere Industrieregionen. Eine vergleichende Auswertung der letzten fünf Jahre zeigt, dass der Anstieg des Oberflächen-Ozons noch immer zunimmt.

Weit oben schützt uns Ozon vor gefährlicher UV-Strahlung, in den unteren Luftschichten ist es ein Schadstoff. Erhöhte Ozon-Konzentrationen in Bodennähe haben negative Auswirkungen auf das Pflanzenwachstum, das Klima – und die Gesundheit: Neuere Untersuchungen zeigen, dass selbst relativ niedrige Ozonwerte chronische Atemwegserkrankungen zur Folge haben können.

In einer neuen Studie hat ein internationales Team von Wissenschaftlern aus China, den USA und Jülich die Konzentrationen von bodennahem Ozon in China ausgewertet – und kamen zu dem Schluss, dass China zu einem globalen Brennpunkt der Ozonbelastung geworden ist: Während die mittleren Ozonwerte mit denen in anderen Industrieregionen in Europa und Nordamerika vergleichbar sind, sind Extremwerte in China nicht nur höher als in diesen Gebieten, sie treten auch häufiger auf. „Nach unserem Wissen gibt es keine andere Region in der Welt, in der die Ozonbelastung so hoch und so häufig ist“, erklärt Dr. Martin Schultz vom Jülich Supercomputing Centre.

Die sommerliche Ozonbelastung ist in China in den letzten Jahren zu einem wachsenden Problem geworden: Im Sommer 2017 wurde in vielen chinesischen Städten besonders hohe Konzentrationen von bodennahem Ozon gemessen. „Im Gegensatz zum allgemeinen Rückgang der Ozonkonzentrationen in den USA und Europa zeigen die verfügbaren entsprechenden Daten für China seit 1990 deutliche Zuwächse“, so Schultz. „Trotz der zunehmenden Aufmerksamkeit wurde jedoch die Schwere der Ozonbelastung in China – anders als in anderen Industrienationen – bisher nicht auf Grundlage einer umfassenden Ozonüberwachung genau erfasst.“

Die Daten
Für ihre Studie verwendeten die Forscher die kürzlich verfügbar gemachten Daten der chinesischen landesweiten Oberflächen-Ozonmessungen. Das Beobachtungsnetz zur Überwachung der städtischen und vorstädtischen Luftverschmutzung auf dem chinesischen Festland wurde 2013 in ersten Großstädten in Betrieb genommen und umfasst bis 2017 knapp 1600 nicht-ländliche Gebiete in 454 Städten.

Zum globalen Vergleich diente der Tropospheric Ozone Assessment Report (TOAR). Grundlage für TOAR ist eine im Herbst letzten Jahres veröffentlichte, vom Jülich Supercomputing Centre betriebene Datenbank. Dabei handelt es sich um die weltweit umfangreichste Datensammlung bodennaher Ozonmessungen, die alle global verfügbaren Messdaten von 1975 bis heute in einheitlichem Format frei zugänglich macht. „Die TOAR-Ozondatenbank enthält Ozonstatistiken und -metriken, die für Studien über Klima, menschliche Gesundheit und Vegetationsexposition relevant sind, berechnet aus stündlichen Ozonmessungen an mehr als 9.000 Messstellen weltweit“, erklärt Schultz.

Rasante Urbanisierung
Bodennahes Ozon entsteht unter dem Einfluss von Sonnenlicht aus sogenannten Vorläuferschadstoffen: Vor allem Stickoxide und flüchtige organische Verbindungen, daneben auch Kohlenmonoxid und Methan. Um den Ausstoß dieser Schadstoffe zu begrenzen, sind in Europa und Nordamerika seit den 90er Jahren strenge Luftreinhaltungsmaßnahmen in Kraft: Das hat die schädlichen Ozonkonzentrationen in den westlichen Industrienationen erheblich verringert. „In Süd- und Ostasien jedoch haben eine rasante Urbanisierung und Industrialisierung alle Anstrengungen zur Luftreinhaltung überholt und so zu einem deutlichen Anstieg der Emissionen von Ozon-Vorläuferschadstoffen geführt“, so Schultz.

Um der zunehmenden Luftverschmutzung Herr zu werden, startete die chinesische Regierung 2013 einen Aktionsplan. „Durch diesen konnten primäre Luftschadstoffe wie Stickstoffdioxid, Schwefeldioxid oder Kohlenmonoxid erfolgreich reduziert werden“, erklärt der Autor der Studie, Dr. Lin Zhang von der Universität Peking. „Die sich nun abzeichnende Schwere der Ozonbelastung stellt eine neue Herausforderung für die Emissionskontrolle dar.“

Die Wissenschaftler konnten auch zeigen, dass die Ozonwerte in China in den letzten fünf Jahren stetig gestiegen sind. „Auch wenn der betrachtete Fünfjahreszeitraum zu kurz ist, um statistisch belastbare Trendschätzungen abzuleiten, deuten unsere Ergebnisse auf eine zunehmende Ozonbelastung von Menschen, Pflanzen und Ökosystemen in ganz China hin“, erklärt Martin Schultz. „Aus historischer Sicht ist das heutige Ozon in chinesischen Großstädten vergleichbar mit der Situation von 1980 in den USA, als dort Emissionskontrollen gerade erst begonnen hatten, die Ozon-Spitzenwerte zu beeinflussen.“

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
PD Dr. Martin Schultz
Jülich Supercomputing Centre
Tel.: +49 2466 61-96870
E-Mail: m.schultz@fz-juelich.de

Originalpublikation:
Severe Surface Ozone Pollution in China: A Global Perspective
Xiao Lu , Jiayun Hong, Lin Zhang, Owen R. Cooper, Martin G. Schultz, Xiaobin Xu, Tao Wang, Meng Gao, Yuanhong Zhao, and Yuanhang Zhang
Environ. Sci. Technol. Lett., 2018, 5 (8), pp 487-494
DOI: 10.1021/acs.estlett.8b00366

Weitere Informationen:
http://www.fz-juelich.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/UK/DE/2018/2018-08-23-chi…
Pressemitteilung des Forschungszentrums Jülich

Quelle: idw

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Das Gegenüber entscheidet, wie ich mich verhalte

Jennifer Hohensteiner Public Relations und Kommunikation
Goethe-Universität Frankfurt am Main

Sozialpsychologische Studie belegt: Das Aufwachsen in einer sozialen Klasse ist prägend für das spätere Auftreten, noch mehr aber die Kommunikationssituation

FRANKFURT. Sind Menschen mit mehr Geld und Bildung dominanter und weniger warmherzig? Eine sozialpsychologische Studie an der Goethe-Universität hinterfragt Stereotypen.

Wie wird unser Verhalten durch unsere soziale Klasse beeinflusst? Diese Frage beschäftigt die Soziologie schon seit jeher. Je nachdem, ob Menschen in einem Arbeitermilieu aufwachsen oder in einem Akademikerhaushalt, übernehmen sie für diese Schicht charakteristische Verhaltensweisen, so die Hypothese. Die Frankfurter Sozialpsychologin Dr. Anna Lisa Aydin hat neue Belege für diese Hypothese gefunden. Ihre gemeinsam mit Forschenden aus Zürich, Hagen, Idaho und Tel Aviv erarbeitete Studie, die im Fachmagazin Social Psychological and Personality Science erschienen ist, zeigt jedoch auch, dass Menschen nicht nur stur ihr klassenspezifisches Verhalten zeigen, sondern flexibel auf ihr Gegenüber aus anderen sozialen Klassen reagieren.

Ein Großteil der Forschung zum Einfluss sozialer Klasse beruht auf den Ideen des Soziologen Pierre Bourdieus. Er beschreibt, wie sich das Umfeld, in dem wir aufwachsen, tief in unsere Identität einschreibt. Sozialpsychologische Autoren argumentieren, dass Menschen aus einer niedrigeren sozialen Klasse über weniger Ressourcen verfügen und ihre Umwelt in geringerem Maße beeinflussen können. Sie seien somit stärker auf gegenseitige Hilfe angewiesen, was dazu führe, dass Zusammenhalt ein wichtiger Wert sei. Die Menschen identifizierten sich mit diesem Wert und verhielten sich dementsprechend kooperativ. Menschen aus einer höheren sozialen Klasse hingegen verfügten über mehr Ressourcen, sie könnten zwischen mehreren Alternativen entscheiden und seien weniger auf gegenseitige Hilfe angewiesen. Dies resultiere in individualistischeren Selbstkonzepten, bei denen es zentral sei, seine Umwelt nach den eigenen Vorstellungen zu gestalten. Die unterschiedlichen Verhaltensweisen stellen somit eine Anpassungsleistung an das jeweiliges Lebensumfeld dar.

Diese Theorie ließ sich in den vorliegenden Studien zum Teil stützen. Insgesamt wurden mehr als 2000 Personen in Deutschland befragt. So war den Befragten, die sich einer niedrigeren sozialen Klasse zugehörig fühlten, ein warmherziger und kooperativer Umgang mit anderen Menschen aus ihrer sozialen Klasse wichtiger als jenen, die sich einer höheren sozialen Klasse zugehörig fühlten. Darüber hinaus legten diejenigen, die mehr verdienten und besser gebildet waren, mehr Wert darauf, im Kontakt mit anderen ihre Kompetenz zu zeigen und dominant aufzutreten als die Angehörigen der Gruppe mit geringerem Verdienst und weniger guter Ausbildung.

Die Befürchtung der Autoren: Derartige Verhaltensunterschiede könnten zu einer weiteren Zunahme sozialer Ungleichheit in Deutschland führen. Denn wer dominanter auftritt, hat bessere Chancen auf sozialen Aufstieg. Die beobachteten Verhaltensunterschiede waren jedoch relativ klein. Deutlich grösser war der Einfluss der sozialen Klasse des Gegenübers. Wie verhalten sich Menschen, wenn sie es mit jemandem aus einer niedrigeren oder höheren Klasse zu tun haben? Die Mehrheit der Befragten bezeichnete die sozialen Unterschiede in Deutschland als nicht bzw. weniger gerechtfertigt. Sie fanden es folglich wichtig, sich gegenüber Menschen mit weniger Geld und Bildung warmherzig und kooperativ zu verhalten. Umgekehrt legten sie Wert darauf, gegenüber Menschen mit mehr Geld und Bildung kompetent zu erscheinen und sich zu behaupten.

Diese Befunde sind insbesondere vor dem Hintergrund relevant, dass die soziale Ungleichheit in Deutschland und vielen anderen Teilen der Welt zunimmt, obwohl sie von den meisten Menschen als ungerechtfertigt wahrgenommen wird. Während die auf soziologischen Theorien basierende Forschung erklären kann, wie sich diese Ungleichheit durch die Prägung in den unterschiedlichen sozialen Klassen noch verstärken kann, bietet die aktuelle Studie einen etwas optimistischeren Ausblick: Sobald es nämlich zum Austausch zwischen Personen unterschiedlicher Klassen kommt und die Klassenunterschiede als illegitim empfunden werden, zeigt sich Solidarität gegenüber Armen und ein Selbstbehauptungswille gegenüber Reichen.

Publikation: Aydin, A. L., Ullrich, J., Siem, B., Locke, K. D., & Shnabel, N. (in press). The effect of social class on agency and communion: Reconciling rank-based and identity-based perspectives.
Manuscript accepted for publication in Social Psychological and Personality Science. http://journals.sagepub.com/doi/pdf/10.1177/1948550618785162
https://psyarxiv.com/waz8e/
Informationen: Dr. Anna Lisa Aydin, Institut für Psychologie, Theodor-W.-Adorno-Platz 6, PEG, 5.G030, Telefon ++49(0)69 798 35287, E-Mail Aydin@psych.uni-frankfurt.de

Aktuelle Nachrichten aus Wissenschaft, Lehre und Gesellschaft in GOETHE-UNI online (www.aktuelles.uni-frankfurt.de)

Die Goethe-Universität ist eine forschungsstarke Hochschule in der europäischen Finanzmetropole Frankfurt. 1914 mit privaten Mitteln überwiegend jüdischer Stifter gegründet, hat sie seitdem Pionierleistungen erbracht auf den Feldern der Sozial-, Gesellschafts- und Wirtschaftswissenschaften, Medizin, Quantenphysik, Hirnforschung und Arbeitsrecht. Am 1. Januar 2008 gewann sie mit der Rückkehr zu ihren historischen Wurzeln als Stiftungsuniversität ein hohes Maß an Selbstverantwortung. Heute ist sie eine der drittmittelstärksten und drei größten Universitäten Deutschlands mit drei Exzellenzclustern in Medizin, Lebenswissenschaften sowie Geistes- und Sozialwissenschaften. Zusammen mit der Technischen Universität Darmstadt und der Universität Mainz ist sie Partner der länderübergreifenden strategischen Universitätsallianz Rhein-Main(siehe auch www.uni-frankfurt.de/59086401/rhein-main-allianz). Internet: www.uni-frankfurt.de

Herausgeberin: Die Präsidentin der Goethe-Universität Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Abteilung PR & Kommunikation, Theodor-W.-Adorno-Platz 1, 60323 Frankfurt am Main, Telefon 069 798-13066, Fax 069 798-763-12531, sauter@pvw.uni-frankfurt.de
Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Dr. Anna Lisa Aydin, Institut für Psychologie, Theodor-W.-Adorno-Platz 6, PEG, 5.G030, Telefon ++49(0)69 798 35287, E-Mail Aydin@psych.uni-frankfurt.de

Originalpublikation:
http://journals.sagepub.com/doi/pdf/10.1177/1948550618785162
https://psyarxiv.com/waz8e/

Weitere Informationen:
https://aktuelles.uni-frankfurt.de/aktuelles/sozialpsychologische-studie-das-geg…

Quelle: idw

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Sehschwäche in der Schwangerschaft: Bei diesen Warnzeichen sollten Sie zum Augenarzt

Lisa-Marie Ströhlein Pressestelle
Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft

Jede sechste werdende Mutter ist während der Schwangerschaft von Augenproblemen betroffen. Die meisten Beschwerden sind harmlos und bilden sich nach der Schwangerschaft von selbst zurück, sagen Experten der DOG – Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft. In seltenen Fällen können aber auch Symptome auftreten, die auf einen Schwangerschaftsdiabetes oder eine Schwangerschaftsvergiftung – die sogenannte Präeklampsie – hinweisen. Bei wechselnder Sehschärfe, Flimmern oder Schatten vor den Augen oder bei komplettem Sehverlust sollten Schwangere sofort einen Augenarzt aufsuchen.

Viele Schwangere bekommen bräunliche Flecken um die Augen herum, die zum Nasenrücken auslaufen. Diese Pigmenteinlagerungen sind harmlos und verschwinden nach der Schwangerschaft von selbst. Seltener kommt es zu leichten Einblutungen unter die Bindehaut, die zwar beängstigend aussehen, das Sehvermögen jedoch nicht beinträchtigen.

Trockene Augen und Sehschwäche – auf Kontaktlinsen und Lasern vorerst verzichten
Schwangerschaftshormone können auch die Zusammensetzung der Tränenflüssigkeit verändern. Dadurch trocknen die Augen schneller aus, sind häufig gereizt und brennen. „Während einer Schwangerschaft ist es deshalb ratsam, auf Kontaktlinsen zu verzichten oder Augentropfen mit künstlicher Tränenflüssigkeit zu verwenden“, empfiehlt Privatdozent Dr. med. Thomas Neß von der Klinik für Augenheilkunde am Universitätsklinikum Freiburg. Bei 14 Prozent der werdenden Mütter ändert sich in den Schwangerschaftsmonaten die Brillenstärke – eine Kurzsichtigkeit kann sich um bis zu 1,5 Dioptrien verschlechtern. „Das liegt daran, dass sich Flüssigkeit in der Linse und in der Hornhaut einlagert, die die Brechkraft verändert“, erklärt Neß. Bei den meisten Frauen bilden sich diese Veränderungen laut dem Experten nach der Geburt wieder zurück, sodass der Kauf einer neuen Brille in der Regel nicht lohnt. Aus diesem Grund sollten Schwangere sich auch nicht die Augen lasern lassen – frühestens ein Jahr nach der Geburt ist die Brillenstärke wieder ausreichend stabil dafür.

Wechselnde Sehschärfe – Auf Diabetes untersuchen lassen
Ändert sich die Sehschärfe plötzlich oder mehrmals am Tag, kann das ein Zeichen für einen Schwangerschaftsdiabetes sein – eine Form der Zuckerkrankheit, die erstmals in der Schwangerschaft auftritt: Durch die hormonelle Umstellung kann der Körper Zucker aus der Nahrung nicht so schnell verarbeiten wie vor der Schwangerschaft. Durch die Blutzuckerschwankungen kommt es zu Wassereinlagerungen in der Augenlinse, die die Brechkraft verändern, sodass das scharfe Sehen verloren geht. „Wer solche Anzeichen bei sich bemerkt, sollte unbedingt einen Augenarzt aufsuchen“, rät DOG-Experte Neß. Der Arzt kann mit einer Spiegelung des Augenhintergrundes die Gefäße der Netzhaut untersuchen und diabetesbedingte Veränderungen erkennen, bevor die Stoffwechselerkrankung sich mit anderen Symptomen bemerkbar macht. Erhärtet sich der Verdacht, wird die Patientin an den Hausarzt oder Internisten überwiesen, der sie auf Diabetes hin untersucht. Frauen, die bereits vor der Schwangerschaft einen Diabetes haben, müssen engmaschig überwacht werden, da die diabetesbedingten Veränderungen an der Netzhaut im Laufe der Schwangerschaft behandlungsbedürftig werden können.

Schatten, Flimmern, Sehverlust – Gefahr für Mutter und Kind
Wenn Teile des Gesichtsfelds schwarz werden oder Blitze vor den Augen auftreten, können das Anzeichen einer Präeklampsie sein, einer gefährlichen Schwangerschaftskomplikation, die unter anderem durch einen erhöhten Blutdruck hervorgerufen wird. Bis zu zehn Prozent aller Schwangeren leiden – nicht selten unbemerkt – an Bluthochdruck. „Bei vielen Betroffenen lässt sich der Hochdruck an einer veränderten Netzhaut ablesen“, sagt Neß. „Diese müssen dringend weiter untersucht werden, denn Bluthochdruck kann Mutter und Kind in Gefahr bringen“, betont der Experte. Bei nahezu allen Augenerkrankungen ist eine normale Entbindung möglich. Weder Kurzsichtigkeit noch ein Glaukom, eine vorherige Netzhautablösung oder eine vorherige Augenoperation sind ein Grund für einen Kaiserschnitt.

DOG: Forschung – Lehre – Krankenversorgung
Die DOG ist die medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft für Augenheilkunde in Deutschland. Sie vereint unter ihrem Dach mehr als 7.400 Ärzte und Wissenschaftler, die augenheilkundlich forschen, lehren und behandeln. Wesentliches Anliegen der DOG ist es, die Forschung in der Augenheilkunde zu fördern: Sie unterstützt wissenschaftliche Projekte und Studien, veranstaltet Kongresse und gibt wissenschaftliche Fachzeitschriften heraus. Darüber hinaus setzt sich die DOG für den wissenschaftlichen Nachwuchs in der Augenheilkunde ein, indem sie zum Beispiel Stipendien vor allem für junge Forscher vergibt. Gegründet im Jahr 1857 in Heidelberg ist die DOG die älteste augenärztliche Fachgesellschaft der Welt und die älteste fachärztliche Gesellschaft Deutschlands.

Weitere Informationen:
http://www.dog.org

Quelle: idw

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Neue Quallenart im Nord-Ostsee-Kanal

Dr. Andreas Villwock Kommunikation und Medien
GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel

Eine neue Quallenart hat sich im Nord-Ostsee-Kanal etabliert. Die Brackwasser-liebende Blackfordia virginica ist seit Sommer 2016 ein neuer Spieler im dortigen Ökosystem. Das ergab die Auswertung von regelmäßigen biologischen Monitoring-Fahrten der vergangenen zehn Jahre, die Forschende des GEOMAR-Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel, der Technischen Universität Dänemark und der Universität Kiel jetzt veröffentlich haben. Eine weitere Ausbreitung von Blackfordia virginica in die Ostsee ist demnach wahrscheinlich.

Globale Studien zeigen, dass die Zahl der Arten, die in fremde Ökosysteme einwandern, ständig zunimmt. Zwar können sich bei weitem nicht alle Spezies in den neuen Umgebungen etablieren. Doch die erfolgreichen Bio-Invasoren haben das Potenzial, betroffene Ökosysteme stark zu verändern. Auch in der Ostsee konnten in den vergangenen Jahrzehnten zahlreiche bislang fremde Arten nachgewiesen werden. Ein prominentes Beispiel ist die amerikanische Rippenqualle Mnemiopsis leidyi, auch Meerwalnuss genannt.

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel, der Technischen Universität Dänemark (DTU Aqua) und der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) haben jetzt bei der Auswertung von regelmäßigen Monitoringfahrten im Nord-Ostsee-Kanal und in der Ostsee eine weitere, für diese Region neue Quallenart entdeckt. Ihr fachlicher Name lautet Blackfordia virginica.

„Unsere Langzeit-Daten zeigen, dass diese Quallen-Art seit dem Sommer 2016 im Nord-Ostsee-Kanal etabliert ist und sich aktiv vermehrt, also einen neuen Bestandteil des Ökosystems bildet“, sagt Dr. Cornelia Jaspers, die als Biologische Ozeanographin am GEOMAR und am Nationalen Institut für Aquatische Ressourcen der DTU in Lyngby arbeitet.

Die Art Blackfordia virginica wurde 1904 erstmals in den Gewässern vor dem US-Bundesstaat Virginia wissenschaftlich beschrieben. Spätere Studien lassen aber vermuten, dass sie ursprünglich aus dem Schwarzen Meer stammt. „Mittlerweile findet sie sich aber auch in Indien, Südamerika und Südafrika. Seit den 1970er Jahren kommt sie in Brackwassergebieten Nord-Frankreichs und seit den 1980er Jahren auch in Portugal vor“, erklärt Dr. Jaspers. „Wir haben es also mit einer Art zu tun, die auf eine lange Erfolgsgeschichte als Eroberer fremder Ökosysteme zurückblicken und dort sehr große Populationsdichten erreichen kann“.

Wie die Quallen in den Nord-Ostsee-Kanal gelangt sind, ist nicht genau nachweisbar. Da der Kanal die am stärksten befahrene künstliche Wasserstraße der Welt ist, haben höchstwahrscheinlich Schiffe die Quallen eingeschleppt. Ballastwasser darf im Kanal allerdings nicht abgepumpt werden. „Deshalb sind die Quallen wohl über Quallenpolypen an Schiffsrümpfen, die Jungquallen, sogenannte Ephyren, ins Wasser abgegeben haben, hier angekommen“, sagt Dr. Jaspers.

Auch außerhalb des Kanals, in der Kieler Förde, konnten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bereits Exemplare nachweisen. Dort gibt es bislang aber keine Belege, dass sich die Art aktiv vermehrt. „Im Rahmen unserer Studie haben wir jedoch gezeigt, dass die Ostsee als Brackwassergebiet einen geradezu idealen Lebensraum für Blackfordia virginica darstellt. Wir erwarten deshalb eine weitere Ausbreitung“, sagt Dr. Jaspers.

Welche Folgen das für die Ostsee haben könnte, ist noch unklar. Aus anderen Regionen ist bekannt, dass Blackfordia virginica eine erhebliche Konkurrenz zu anderen Planktonfressern darstellt. Außerdem kann sie den Nachwuchs von Fischarten beeinträchtigen, weil sie deren Larven frisst. Das könnte letztendlich auch wirtschaftliche Folgen haben.

Unterstützt wurde die Untersuchung von Studierenden des Kieler Master-Studiengangs „Biological Oceanography“, die während ihrer Ausbildungs-Seereise mit dem Forschungsschiff ALKOR im August 2017 mehrere tausend Kubikmeter Wasser von Flensburg bis nach Finnland durchfischt und inspiziert haben.

„Insgesamt zeigt die Entdeckung, wie wichtig regelmäßiges Monitoring der Artenzusammensetzung in küstennahen Gewässern ist, da diese Gebiete besonders starken anthropogenen Einflüssen ausgesetzten sind. Besonders das gelatinöse Plankton, also Quallen, müssen wir dabei noch stärker als bisher berücksichtigen“, betont Dr. Jaspers.
Originalpublikation:

Jaspers, C., B. Huwer, N. Weiland-Bräuer, C. Clemmesen (2018): First record of the non-indigenous jellyfish Blackfordia virginica (Mayer, 1910) in the Baltic Sea. Helgoland Marine Research, https://doi.org/10.1186/s10152-018-0513-7

Weitere Informationen:

http://www.geomar.de Das GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel
http://www.aqua.dtu.dk Das National Institut für Aquatische Ressourcen der DTU
http://www.uni-kiel.de Die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
http://www.metaorganism-research.com Der Sonderforschungsbereich 1182 „Metaorganism“ in Kiel

Quelle: idw

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Forscher aus Mecklenburg-Vorpommern entwickeln effiziente Biogasanlagen

Henning Kraudzun Stab – Wissenschaftsmanagement
Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie e.V.

Durch eine innovatives Technologie, die Ultraschall- und Plasmaverfahren vereint, soll der Aufschluss organischer Verbindungen deutlich verbessert und somit die Wirtschaftlichkeit von Biogasanlagen erhöht werden.

Mecklenburg-Vorpommern ist Spitzenreiter bei der Umsetzung der Energiewende. Der Nordosten deckt seinen Primärenergiebedarf bereits zu mehr als einem Drittel aus regenerativen Quellen. Damit diese Entwicklung weiter vorangetrieben wird, muss die Effizienz der Energieerzeugung gesteigert werden, da es immer weniger Ausbaukapazitäten gibt. Während neue Generationen von Windkraftanlagen bereits installiert werden, gewinnt auch die Nachrüstung von Biogasanlagen, mit denen 17 Prozent des Stroms in MV erzeugt werden, eine größere Bedeutung. Mit diesen technischen Fragen beschäftigt sich ein Projekt des Leibniz-Instituts für Plasmaforschung und Technologie (INP), der Universität Rostock und des Unternehmens PRE Power Recycling Energyservice aus Neubrandenburg. Das auf zwei Jahren angelegte Verbundvorhaben wird vom Landesministerium für Wirtschaft, Arbeit und Gesundheit mit einer Million Euro gefördert.

Das Projekt verfolgt das Ziel, die Aufbereitung der Einsatzstoffe – pflanzliche Abfälle, Gülle, Klärschlämme und Bioabfälle – in den Vergärungsprozessen zu verbessern. Bislang werden in herkömmlichen Anlagen nur rund 65 Prozent der schwer abbaubaren organischen Anteile von den Bakterien aufgeschlossen und hauptsächlich zu Methan umgewandelt. Der Rest bleibt ungenutzt. Mittels Ultraschall kann schon ein Teil der zuvor nicht verfügbaren Organik verwertet und zur Energieerzeugung genutzt werden, wie die „Wave-Box“ (s. Abb.) des Forschungspartners PRE bewiesen hat. Diese Erfahrungen bilden die Grundlage des innovativen Geräts „Kombi-Max“, welches Ultraschall- und Plasmaverfahren vereint.

Aus der Synergie beider Technologien erwarten die Projektbeteiligten einen Quantensprung in der Effizienzsteigerung bei der Auflösung organischer Verbindungen. Einen Schwerpunkt bildet die Untersuchung geeigneter Plasmaquellen, die in Verbindung mit Ultraschall zur Prozessoptimierung eingesetzt werden können. Im Fokus der Forscher stehen insbesondere schwer aufzubrechende biomolekulare Verbindungen wie Lignin, aber auch unerwünschte Chemikalien. Gleichzeitig wollen die Wissenschaftler mit dem neuen Verfahren eine Verringerung der Stickstoffemissionen erreichen.

„Wir haben die berechtigte Hoffnung, dass durch den Einsatz beider Technologien der Wirkungsgrad und somit die Wirtschaftlichkeit der Biogasanlagen spürbar erhöht werden kann“, sagt Volker Brüser, Abteilungsleiter für Plasmaprozesstechnik im INP und zugleich Verantwortlicher für ein Teilprojekt von „Kombi-Max“. Dies sei für die Zukunft dieser Energietechnologie von großer Bedeutung. Norbert Rossow, Geschäftsführer von PRE, betont: „Mit unserem Hochleistungs-Ultraschallgerät, der Wave Box, haben wir in der Biomasse-Aufbereitung für Biogasanlagen eine sehr gute Effizienzsteigerung von bis zu 20 Prozent erreicht. Die Kombination beider Aufschluss-Systeme im neuen Gerätetyp wird, wie aus wissenschaftlichen Veröffentlichungen ersichtlich, die Effizienzsteigerung multiplizieren. Hierbei erwarten wir eine deutliche Minderung der eingesetzten Energie, Verdoppelung des Aufschlussgrades und deutliche Verkleinerung der Gerätegröße.“ Aus der Zusammenarbeit des INP mit der PRE Neubrandenburg und den ersten konstruktiven Schritten zu dem neuen Gerät sei bereits ein neues internationales Patent beider Partner entstanden. Im Jahr 2020 sind industrienahe Tests der Demonstrationsanlage geplant.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Dr. Volker Brüser
Abteilungsleiter Plasmaprozesstechnik
Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie (INP)
Tel. +49 3834 5543808
E-Mail: brueser@inp-greifswald.de

Norbert Rossow
Geschäftsführer
PRE Power Recycling Energyservice
Tel. +49 395 7074709
E-Mail: nr@pre-mv.de

Anhang
PM INP 15/08/18 Forscher aus Mecklenburg-Vorpommern entwickeln effiziente Biogasanlagen
https://idw-online.de/de/attachment66333

Quelle: idw

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Wie sich die Gehirne von Aufschiebern und Machern unterscheiden

Dr. Julia Weiler Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

Warum manche Menschen Aufgaben eher vor sich herschieben als sofort zu handeln, haben Forscherinnen und Forscher der Ruhr-Universität Bochum untersucht. Mittels Kernspintomografie identifizierten sie zwei Hirnbereiche, deren Größe und funktionelle Verknüpfung damit zusammenhängt, wie gut eine Person ihre Handlungen kontrollieren kann. Die Ergebnisse berichtet das Team um Caroline Schlüter, Dr. Marlies Pinnow, Prof. Dr. Dr. h. c. Onur Güntürkün und Dr. Erhan Genç von der Arbeitseinheit Biopsychologie in der Zeitschrift Psychological Science vom 17. August 2018.

Zwei Hirnregionen hängen mit Handlungskontrolle zusammen
Die Biopsychologinnen und Biopsychologen untersuchten 264 Frauen und Männer im Kernspintomografen. Sie bestimmten das Volumen einzelner Hirnareale und ihre funktionelle Vernetzung. Außerdem füllten alle Probanden einen Fragebogen aus, mit dem ihre Fähigkeiten zur Handlungskontrolle eingeschätzt wurden.

Menschen mit schlechter Handlungskontrolle hatten eine größere Amygdala. Außerdem war bei ihnen die funktionelle Verbindung zwischen der Amygdala und dem sogenannten dorsalen anterioren cingulären Kortex (dorsaler ACC) weniger stark ausgeprägt. „Die beiden Hirnregionen sind bereits in früheren Studien mit der Steuerung von Handlungen in Verbindung gebracht worden“, sagt Erhan Genç.

Handlungen bewerten und auswählen
Die Funktion der Amygdala ist es vor allem, eine Situation und ihren jeweiligen Ausgang zu beurteilen und uns vor möglichen negativen Konsequenzen einer Handlung zu warnen. Der dorsale ACC nutzt hingegen Informationen über den potenziellen Ausgang einer Handlung, um Handlungen auszuwählen, die in die Tat umgesetzt werden. Er unterdrückt auch konkurrierende Handlungen und Emotionen, sodass eine ausgewählte Handlung erfolgreich abgeschlossen werden kann.

Ist das Zusammenspiel zwischen Amygdala und dorsalem ACC gestört, kann die Handlungskontrolle nicht mehr erfolgreich ausgeführt werden, so die Theorie der Forscherinnen und Forscher. „Menschen mit höherem Amygdala-Volumen könnten eine größere Furcht vor den negativen Konsequenzen einer Handlung haben – sie zögern und schieben Dinge auf“, vermutet Erhan Genç. „Die geringe funktionelle Kopplung zwischen der Amygdala und dem dorsalen ACC könnte diesen Effekt weiter verstärken, indem störende negative Emotionen und Handlungsalternativen unzureichend reguliert werden.“

Trainierbar oder nicht?
Künftige Studien sollen zeigen, ob die unterschiedlich gut ausgeprägte Handlungskontrolle durch spezifische Trainings oder Hirnstimulation verändert werden kann. „Obwohl die individuellen Unterschiede in der Fähigkeit zur Handlungskontrolle einen großen Einfluss auf unseren persönlichen und beruflichen Erfolg sowie unsere psychische und physische Gesundheit haben, sind ihre neuronalen Grundlagen bisher nur wenig erforscht“, sagt Caroline Schlüter, die sich dem Thema in ihrer Promotion widmet.

Förderung
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft förderte die Arbeiten im Rahmen der Grants mit den Nummern GU 227/16-1 und GE 2777/2-1 sowie im Rahmen des Sonderforschungsbereichs 1280. Weitere Unterstützung kam vom Mercator Research Center Ruhr durch den Grant An-2015-0044.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Caroline Schlüter
Arbeitseinheit Biopsychologie
Fakultät für Psychologie
Ruhr-Universität Bochum
Tel.: 0234 32 21775
E-Mail: caroline.schlueter@rub.de

Originalpublikation:
Caroline Schlüter, Christoph Fraenz, Marlies Pinnow, Patrick Friedrich, Onur Güntürkün, and Erhan Genç: The structural and functional signature of action control, in: Psychological Science, 2018, DOI: 10.1177/0956797618779380

Quelle: idw

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Valsartan-Rückruf: Verunreinigte Blutdrucksenker

Pierre König Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Herzstiftung e.V./Deutsche Stiftung für Herzforschung

Was müssen Herzpatienten jetzt tun?
Seit Anfang Juli rufen die Aufsichtsbehörden europaweit Blutdrucksenker mit dem Wirkstoff Valsartan zurück. In bestimmten Valsartan-haltigen Präparaten wurde die potenziell gefährliche Verunreinigung N-Nitrosodimethylamin (NDMA) gefunden, eine Substanz die von der internationalen Agentur für Krebsforschung, der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der EU als wahrscheinlich krebserregend für Menschen eingestuft wird. N-Nitrosodimethylamin und andere so genannte Nitrosamine finden sich beispielsweise im Zigarettenrauch und in gepökeltem oder geräuchertem Fleisch. Aktuell sind zahlreiche betroffene Chargen Valsartan-haltiger Arzneimittel vom Markt genommen. Betroffen sind zum jetzigen Zeitpunkt Nachahmerprodukte (Generika) der Originalprodukte. Es ist möglich, dass noch weitere Sartane von der Verunreinigung betroffen sind. Mittlerweile hat sich bestätigt, dass die zurückgerufenen Valsartan-Tabletten bis zu 22 Mikrogramm pro Tablette NDMA enthalten. Konkrete Grenzwerte für die täglich erlaubte Menge von NDMA gibt es nicht. Die mittlere Aufnahme von Nitrosaminen aus Lebensmitteln wird auf insgesamt 0,3 Mikrogramm pro Tag geschätzt. Bei Menschen, die täglich 20 Zigaretten rauchen, kann die Belastung mit Nitrosaminen auf 17 bis 85 Mikrogramm pro Tag ansteigen. Eine aktuelle Übersicht über die mit NDMA verunreinigten Valsartan-haltigen Präparate ist abrufbar unter
http://www.abda.de/amk-nachricht/artikel/online-nachricht-amk-liste-der-chargenbezogenen-rueckrufe-valsartan-haltiger-arzneimittel/ .*

Was können betroffene Patienten tun?
Viele Patienten sind verunsichert. Sie wissen nicht, ob ihr Valsartan-Präparat von der Verunreinigung betroffen ist, auf welches andere Valsartan sie umsteigen können, ob sie es ganz absetzen oder durch ein anderes Sartan ersetzen sollen. „Patienten sollten ihren Hausarzt aufsuchen und um eine Alternative bitten. In der Regel sollten Betroffene auf ein anderes gleichdosiertes Valsartan-Präparat umsteigen, das nicht von der Verunreinigung betroffen ist“, empfiehlt der Kardiologe und Pharmakologe Professor Dr. Thomas Meinertz von der Deutschen Herzstiftung. Spätestens bei der Ausstellung eines neuen Rezepts sollte die Umsetzung auf ein anderes, nicht betroffenes Valsartan oder ein anderes Sartan, beispielsweise Candesartan oder Telmisartan, in gleich effektiver Dosierung erfolgen. „Generell sollten Blutdrucksenker nicht abgesetzt werden“, warnt Meinertz. Ein plötzliches Absetzen blutdrucksenkender Medikamente kann bei Bluthochdruck-Patienten Blutdruckspitzen erzeugen, die Herz und Kreislauf gefährlich belasten können.

Langfristige Folgen wissenschaftlich untersuchen
Ob für Patienten, die über lange Jahre mit NDMA verunreinigtes Valsartan eingenommen haben, die Gefahr besteht an Krebs zu erkranken, muss wissenschaftlich untersucht werden, fordert die Deutsche Herzstiftung. Zum Schutz der Patienten gilt es darüber hinaus, die bisherigen Kontrollmechanismen zu überprüfen. Im Fall der verunreinigten Valsartan-haltigen Präparate hatte die chinesische Hersteller-Firma der europäischen Aufsichtsbehörde (EDQM) gemäß der rechtlichen Bestimmungen gemeldet, den Wirkstoff nach einem veränderten Verfahren zu produzieren. Nach Angaben des Herstellers gab es keinen Hinweis darauf, dass es aufgrund der neuen Synthese zur Verunreinigung mit der potenziell krebserzeugenden Substanz kommen könnte. Auch die Experten der europäischen Aufsichtsbehörde (EDQM) hatten aufgrund der vom Hersteller vorgelegten Unterlagen keinen Verdacht geschöpft. Das deutet auf Lücken im Prüfverfahren hin. „Der Gesetzgeber sollte deshalb die Kontrollen von Generika verstärken, beispielsweise durch Eingangsprüfungen. Eine andere Maßnahme wäre die Einführung bundeseinheitlich verbindlicher Tests durch eine zentrale Bundesbehörde.“

* Quelle: Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK)

Informationen:
Deutsche Herzstiftung e.V.
Pressestelle:
Michael Wichert /Pierre König
Tel. 069 955128-114/-140
presse@herzstiftung.de
https://www.herzstiftung.de

Weitere Informationen:

https://www.herzstiftung.de
http://www.abda.de/amk-nachricht/artikel/online-nachricht-amk-liste-der-chargenb…

Anhang
Valsartan-Rückruf: Verunreinigte Blutdrucksenker
https://idw-online.de/de/attachmentdata66284.pdf

Quelle: idw

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Bienen brauchen es bunt

Corinna Russow Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Julius-Maximilians-Universität Würzburg

Das Bienensterben aufhalten, ist ein Ziel von Wissenschaftlern. Forscher unter Leitung der Universität Würzburg haben herausgefunden, dass eine vielfältige Pflanzenlandschaft Bienen hilft, stabile Populationen aufrecht zu erhalten.

Bisher vermuteten Wissenschaftler, dass landwirtschaftlich intensiv genutzte Habitate generell schlecht für Bienen sind, da sie dort Pestiziden ausgesetzt sind und nur eine sehr geringe Auswahl an Nahrungsressourcen und Nistmöglichkeiten finden. Auch darauf führte man das weltweite Bienensterben zurück. Bienen können jedoch durchaus in landwirtschaftlich genutzten Flächen gut leben. Voraussetzung ist, dass die Bienen Zugang zu sogenannten Habitatinseln mit hoher Pflanzendiversität haben.

Das zeigten Wissenschaftler der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU), zusammen mit anderen deutschen und australischen Forschern nun erstmals in einer Studie. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie in „Scientific Reports“.

Soziale Bienen untersucht
„Tetragonula carbonaria“ heißt die australische, stachellose Bienenart, die die Wissenschaftler über mehr als zwei Jahre untersuchten. „Beispielhaft beobachteten wir an ihr, ob die Fitness und der Fortpflanzungserfolg sozialer Bienen von der sie umgebenden Diversität der Pflanzen und der damit verbundenen Qualität der Nahrungsressourcen abhängt“, sagt Dr. Sara Leonhardt, die Leiterin der Studie an der JMU. Zu sozialen Bienen gehören unter anderen Honigbienen und stachellose Bienen. Sie sind für einen Großteil der weltweiten Bestäubungsleistung verantwortlich.

Für die Studie installierten die Wissenschaftler Bienenkolonien in drei verschiedenen Habitaten. „Wir wählten naturbelassene Wälder, urbane Gärten und landwirtschaftlich intensiv genutzte Macadamia-Plantagen und beobachteten das Wachstum und die Produktion von Arbeiterinnen, Königinnen und neuen Kolonien“, sagt Dr. Benjamin Kaluza, der Erstautor der Studie. Außerdem analysierten sie die Nahrungsqualität des gesammelten Pollens und Honigs und kartierten die Pflanzendiversität in diesen Habitaten.

Rückgang der Biodiversität als Ursache für das Bienensterben
Das Ergebnis: Die Lebensqualität der Bienen war in Gärten und artenreichen Wäldern am höchsten und in Plantagen am geringsten. Nehme die Pflanzenvielfalt in der Umgebung ab, produzieren die Bienen weniger Nachkommen, folglich schrumpfen die Kolonien. „Bienen brauchen Diversität“, sagt Kaluza. „Nur in Landschaften mit hohem Pflanzenarten-Reichtum finden sie kontinuierlich ausreichend ausgewogene und qualitativ hochwertige Nahrung und andere Ressourcen.“

Laut Leonhardt ist dieser Effekt bereits sichtbar, wenn die Bienen auch nur kleine Habitatinseln mit hoher Blütendiversität in Flugdistanz haben. „Denn dann können sie sowohl den negativen Einfluss von Pestiziden als auch von Monokulturen kompensieren“, sagt sie und ergänzt: „Dieses Ergebnis bedeutet, der weltweite massive Rückgang der Biodiversität könnte eine Hauptursache für das Bienensterben sein.“

Die Folgen ihrer Erkenntnisse: „Wir erhoffen uns jetzt natürlich verstärkten Schutz und Re-etablierung biodiverser Habitate, vor allem in landwirtschaftlich stark genutzten Regionen, wie zum Beispiel Plantagen“, sagt Kaluza.

Zusammenarbeit mit anderen Forschern
Die Forschung wurde finanziell von der Deutschen Forschungsgemeinschaft unterstützt. Beteiligt waren Professorin Helen Wallace von der University of the Sunshine Coast (Australien), Dr. Tim Heard, Bienenberater aus Brisbane (Australien), Dr. Vanessa Minden von der Universität Oldenburg und Professorin Alexandra-Maria Klein von der Universität Freiburg. In weiteren Forschungen wollen Sara Leonhardt und ihr Team nun untersuchen, wie genau die Bienen ihre Ressourcen finden und wie sie von den unterschiedlichen Ressourcen profitieren.
Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Dr. Sara Leonhardt, Zoologie III,sara.leonhardt@uni-wuerzburg.de, T.: +49 931 31-80168

Originalpublikation:
Social bees are fitter in more biodiverse environments, Benjamin F. Kaluza, Helen M. Wallace, Tim A. Heard, Vanessa Minden, Alexandra Klein, Sara D. Leonhardt, DOI: 10.1038/s41598-018-30126-0, https://rdcu.be/4FDx

Quelle: idw

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Neue Ausgabe forscher – Das Magazin für Neugierige erklärt Kindern den Roboter

Luise Wunderlich Wissenschaftsjahr 2018 – Arbeitswelten der Zukunft
Wissenschaftsjahr 2018 – Arbeitswelten der Zukunft

Die neue Ausgabe der Kinder- und Jugendzeitschrift „forscher“ ist ab sofort kostenfrei erhältlich – Magazin für Neugierige erklärt Kindern den Roboter

Es sind knifflige Fragen, die im neuen „forscher – Das Magazin für Neugierige“ unter die Lupe genommen werden. Mit der aktuellen Ausgabe der Kinder- und Jugendzeitschrift, die sich an junge Leserinnen und Leser zwischen acht und zwölf Jahren richtet, können diese jedoch im Handumdrehen beantwortet werden. Passend zum Wissenschaftsjahr 2018 dreht sich auch in dieser Ausgabe fast alles um die Arbeitswelten der Zukunft.

Welche Technik steckt eigentlich in Robotern? Und wie funktionieren diese menschenähnlichen Maschinen? Auf diese und viele weitere spannende Fragen unter anderem zu modernen Technologien und den Arbeitswelten von heute, morgen und übermorgen gibt das Magazin interessante Antworten. „forscher“ wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung herausgegeben. Die neue Ausgabe ist ab sofort kostenfrei erhältlich.

Die preisgekrönte Zeitschrift bereitet die Themen in vielfältigen Formaten altersgerecht auf – von Reportagen über Illustrationen bis hin zu einer Bauanleitung für einen Mini-Roboter. So zeigt die Titelgeschichte „Hallo, Roboter!“, wie automatische Maschinen funktionieren, die den Menschen eines Tages zum Beispiel in der Lehre oder in der Pflege unterstützen können. Im Interview mit Biologieprofessor Till Roenneberg dreht sich alles um die Innere Uhr des Menschen. Ein weiterer Artikel erklärt anschaulich, wie es Computerfachleuten gelingt, Maschinen mit künstlicher Intelligenz auszustatten.

Warum interessieren sich Forscherinnen und Forscher für den Tastsinn des Elefantenrüsselfisches? Welche Tiere helfen dem Menschen schon seit Jahrtausenden bei der Arbeit? Auch auf diese Fragen findet „forscher – Das Magazin für Neugierige“ faszinierende Antworten, die die jungen Leserinnen und Leser begeistern werden.

Das Kinder- und Jugendmagazin erscheint zweimal jährlich mit einer Auflage von rund 250.000 Exemplaren und wird von mehr als 1.300 Vertriebspartnern kostenfrei verteilt, darunter Schulen, Unternehmen, Vereine, Jugendherbergen und Museen. „forscher – Das Magazin für Neugierige“ ist Träger des begehrten Best of Content Marketing Award (Kategorie: Customer-Print-Magazine B2C, Non-Profit/Verbände/Institutionen).

Die neue Ausgabe ist ab sofort kostenfrei erhältlich unter http://www.forscher-online.de/bestellen, telefonisch unter +49 30 182722721 (14 Cent/Min. aus dem deutschen Festnetz, Mobilfunk max. 42 Cent/Min.) oder per E-Mail (obligatorisch ab 100 Exemplaren) an vertrieb@forscher-online.de.

Weitere Informationen:
https://www.wissenschaftsjahr.de/ | http://www.forscher-online.de/

Wissenschaftsjahr 2018 – Arbeitswelten der Zukunft
Das Wissenschaftsjahr 2018 widmet sich dem Thema Arbeitswelten der Zukunft. Durch die Digitalisierung, alternative Arbeitsmodelle und die Entwicklung künstlicher Intelligenz stehen Forschung und Zivilgesellschaft vor neuen Chancen und Herausforderungen: Wie werden die Menschen in Zukunft arbeiten? Wie machen sie sich fit dafür? Und welche Rolle spielen Wissenschaft und Forschung bei der Gestaltung eben dieser neuen Arbeitswelten? Das Wissenschaftsjahr 2018 zeigt, welchen Einfluss soziale und technische Innovationen auf die Arbeitswelten von morgen haben – und wie diese nicht nur den Arbeitsalltag verändern, sondern auch neue Maßstäbe im gesellschaftspolitischen Dialog setzen. „Erleben. Erlernen. Gestalten.“ – unter diesem Motto werden Bürgerinnen und Bürger im Wissenschaftsjahr 2018 dazu aufgerufen mitzumachen, Fragen zu stellen und gemeinsam Lösungsansätze zu finden.

Die Wissenschaftsjahre sind eine Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gemein-sam mit Wissenschaft im Dialog (WiD). Sie tragen als zentrales Instrument der Wissenschaftskommunikation Forschung in die Öffentlichkeit und unterstützen den Dialog zwischen Forschung und Gesellschaft.

Weitere Informationen:
https://www.wissenschaftsjahr.de
https://www.facebook.com/wissenschaftsjahr
https://www.youtube.com/user/wissenschaftsjahr
https://twitter.com/w_jahr

Anhang
Neue Ausgabe „forscher – Das Magazin für Neugierige“
https://idw-online.de/de/attachment66273

Quelle: idw

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Scharfstoff aus Ingwer mindert üblen Atem

Dr. Ulrich Marsch Corporate Communications Center
Technische Universität München

Der im Ingwer enthaltene Scharfstoff 6-Gingerol stimuliert ein Speichelenzym, das übelriechende Substanzen abbaut. Es sorgt damit für frischen Atem und einen besseren Nachgeschmack. Zitronensäure erhöht dagegen den Natriumionen-Gehalt im Speichel, sodass Salziges weniger salzig wirkt. Um mehr über Lebensmittelinhaltsstoffe herauszufinden, untersuchte ein Team der Technischen Universität München (TUM) und des Leibniz-Instituts für Lebensmittel-Systembiologie deren Effekte auf die im Speichel gelösten Moleküle.

Viele Lebensmittelinhaltsstoffe tragen direkt durch ihren Eigengeschmack, ihren Duft oder ihre Schärfe zum typischen Geschmack von Speisen und Getränken bei. Sie beeinflussen aber auch indirekt über andere, noch weitgehend unbekannte biochemische Mechanismen unser Geschmacksempfinden. Dies hat ein Team um Professor Thomas Hofmann vom Lehrstuhl für Lebensmittelchemie und Molekulare Sensorik nun genauer erforscht.

6-Gingerol sorgt für frischen Atem
Wie die Ergebnisse dieser Untersuchung zeigen, lässt das im Ingwer enthaltene, scharf schmeckende 6-Gingerol innerhalb weniger Sekunden den Spiegel des Enzyms Sulfhydryl-Oxidase 1 im Speichel um das 16-fache ansteigen. Die an jeweils vier Frauen und Männern durchgeführten Speichel- und Atemluftanalysen belegen, dass das Enzym übelriechende schwefelhaltige Verbindungen abbaut. Auf diese Weise ist es in der Lage, den lang anhaltenden Nachgeschmack vieler Lebensmittel wie Kaffee zu vermindern. „Auch unser Atem riecht dadurch besser“, erklärt Studienleiter Prof. Hofmann, Direktor des Leibniz-Instituts für Lebensmittelsystembiologie an der TUM. Der entdeckte Mechanismus könne zukünftig dazu beitragen, neue Mundpflegemittel zu entwickeln.

Zitronensäure mindert unser Salzempfinden
Zitronensäure beeinflusst dagegen laut der Studie unsere Geschmackswahrnehmung über einen ganz anderen Mechanismus. Wie jeder aus eigener Erfahrung weiß, stimulieren saure Lebensmittel wie zum Beispiel der Saft von Zitronen den Speichelfluss. Proportional zur Speichelmenge erhöht sich dabei auch die Menge der im Speichel gelösten Mineralstoffe.

Laut Prof. Hofmann steigt der Natriumionen-Spiegel nach der Stimulation mit Zitronensäure rasch um das etwa Elffache an. Dieser Effekt lässt uns dann weniger sensitiv auf Kochsalz reagieren. Der Lebensmittelchemiker erklärt dies so: „Kochsalz ist nichts anderes als Natriumchlorid, wobei die Natriumionen beim Menschen für den Salzgeschmack verantwortlich sind. Enthält der Speichel bereits höhere Konzentrationen an Natriumionen, müssen verkostete Proben einen deutlich höheren Salzgehalt aufweisen, um sie vergleichsweise salzig zu empfinden.“

Hofmann sieht noch viel Forschungsbedarf, um das komplexe Zusammenspiel zwischen den geschmacksgebenden Molekülsystemen in Lebensmitteln, den biochemischen Prozessen, die im Speichel ablaufen, und unserem Geschmacksempfinden zu verstehen. Mittels eines systembiologischen Ansatzes verfolgt Hofmann das Ziel, eine neue wissenschaftliche Basis für die Produktion von Lebensmitteln zu entwickeln, deren Inhaltsstoff- und Funktionsprofile an den gesundheitlichen und sensorischen Bedürfnissen der Verbraucherinnen und Verbraucher ausgerichtet sind. Hierfür kombinieren er und sein Team Methoden der biomolekularen Grundlagenforschung mit analytischen Hochleistungstechnologien und Methoden der Bioinformatik.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Thomas Hofmann
Lehrstuhl für Lebensmittelchemie und molekulare Sensorik
Leibniz-Institut für Lebensmittel-Systembiologie an der TUM
E-Mail: thomas.hofmann@tum.de
Telefon +49 (89) 289 – 22201 oder
Telefon 2: +49 (8161) 71-2902

Originalpublikation:
Chemosensate-Induced Modulation of the Salivary Proteome and Metabolome Alters the Sensory Perception of Salt Taste and Odor-Active Thiols. Bader M, Stolle T, Jennerwein M, Hauck J, Sahin B, Hofmann T. J Agric Food Chem. 2018 Jul 13. doi: 10.1021/acs.jafc.8b02772.

Quelle: idw

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Im europäischen Vergleich werden Pkw in Deutschland gering besteuert

Renate Bogdanovic Pressestelle
Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung DIW Berlin

Reform der Fahrzeug- und Kraftstoffbesteuerung ratsam – Bei einem systematischen Europa-Vergleich aller Abgaben auf Pkw belegt Deutschland einen Platz im unteren Drittel – Pkw-Abgaben sind hierzulande weder fiskalisch ausreichend ergiebig, noch setzen sie hinlänglich Anreize für einen weniger umweltbelastenden Pkw-Verkehr

Deutschland sollte die Besteuerung von Personenkraftwagen und Kraftstoffen reformieren, Priorität sollte dabei die schrittweise Erhöhung der Dieselsteuer haben. Zu diesem Schluss kommt Uwe Kunert, Verkehrsökonom am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin).

Kunert hat das Abgabensystem für Pkw in 30 europäischen Ländern (EU-28, Norwegen und Schweiz) in einer neuen Studie systematisch analysiert und verglichen. „Es zeigt sich eine sehr variantenreiche Gestaltung der Steuersysteme, mit vielfältigen Bemessungsgrundlagen und im Ergebnis recht unterschiedlicher Steuerlast“, fasst Uwe Kunert das Ergebnis zusammen. Die Summe der Abgaben, die beim Erwerb (Umsatzsteuer, Zulassungssteuer und -gebühren), bei der Haltung (Kfz-Steuer, Versicherungssteuer) sowie bei der Nutzung (Steuern auf Kraftstoffe) für einen Mittelklassewagen im Erstgebrauch mit einer jährlichen Fahrleistung von 15.000 Kilometern anfallen, liegen für die Mehrzahl der Länder zwischen 1.200 und 2.000 Euro. Für die Länder mit noch höheren Abgaben ist die Zulassungssteuer – die in Deutschland nicht existiert – ausschlaggebend. Zudem ergibt diese Beispielrechnung unter dem Strich in 26 Ländern eine geringere Abgabenbelastung für Pkw mit Dieselmotor als für die mit Ottomotor. Unter den untersuchten Ländern erheben nur die osteuropäischen EU-Länder, die baltischen Länder sowie die Schweiz und Luxemburg geringere Steuern auf Pkw-Besitz und -nutzung als Deutschland. Berücksichtigt man die Kaufkraftparität in den jeweiligen Ländern, liegt Deutschland zusammen mit Luxemburg und der Schweiz ganz am Ende der Skala.

„Zumindest was die Steuern angeht, kosten Autobesitz und -nutzung in Deutschland deutlich weniger als in den meisten Nachbarländern“, kommentiert Uwe Kunert. „Die verschiedenen Abgaben sind zudem für den Staat fiskalisch nicht ergiebig. Gleichzeitig werden offensichtlich nicht ausreichend Anreize für weniger umweltschädliche Technologien gesetzt, denn die CO2-Emissionen im Verkehrssektor steigen und die Luftqualität – vor allem in Städten – ist unzureichend. Das Abgabensystem ist dringend reformbedürftig.“

Energiesteuer und Kfz-Steuer reformieren
Priorität sollte dabei eine schrittweise Angleichung des Steuersatzes auf Dieselkraftstoff auf das Niveau von Vergaserkraftstoff haben, so Kunert. In Deutschland wird wie in den meisten europäischen Ländern die Dieseltechnologie mit einem niedrigeren Satz der Energiesteuer, die auf jeden Liter verbrauchten Kraftstoffs entfällt, stark begünstigt (47 Cent für Diesel und 65,5 Cent für Benzin). Das hat Dieselfahrzeugen zu einem stattlichen Marktanteil verholfen.

In einem weiteren Reformschritt sollten beide Steuersätze angehoben werden. Die Energiesteuer, die auf jeden verbrauchten Liter Kraftstoff entfällt, wurde hierzulande seit dem Jahr 2003 nicht mehr erhöht. Dagegen haben seit dem Jahr 2009 die meisten der untersuchten Länder ihren Steuersatz für Benzin und für Diesel angehoben. Hieraus erzielte Mehreinnahmen sollte der Fiskus zum Beispiel durch die Senkung anderer Steuern, die nicht am Umweltverbrauch ansetzen, ausgleichen.

Ein dritter Reformansatz ist die Bemessungsgrundlage der Kfz-Steuer. Der Pkw-Bestand ist seit dem Jahr 2008 um etwa 13 Prozent gewachsen. Dennoch stagnieren die Einnahmen aus der Kfz-Steuer, weil sie sich am Hubraum der Fahrzeuge und an offiziellen Angaben von CO2-Emissionswerten orientieren. Sowohl Hubraum als auch angegebene CO2-Emissionen sinken. Dabei liegen die offiziellen Angaben zu den Emissionen weitaus niedriger als die tatsächlich emittierten Mengen. „Die Basis für die Kfz-Steuer erodiert, und das Aufkommen der Steuer reflektiert keinesfalls die Tatsache, dass immer mehr Autos auf den deutschen Straßen sind. Als alternative Bemessungsgrundlagen würden sich stattdessen das Gewicht oder die Motorleistung eignen“, so Uwe Kunert. „Beide Größen sind objektiv messbar, beide stehen im Zusammenhang mit Umweltaspekten, und beide steigen kontinuierlich.“

Weitere Informationen:
http://www.diw.de

Quelle: idw

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Leuphana Wissenschaftler warnt: Abwasserreinigung steht vor großen Problemen

Henning Zuehlsdorff Pressestelle
Leuphana Universität Lüneburg

Für Chemiker Prof. Dr. Klaus Kümmerer und seine Kollegen von der Leuphana Universität Lüneburg steht fest: Chemische Substanzen müssen künftig in der Umwelt schnell unschädlich werden, sonst steht die Abwasserreinigung vor fast unlösbaren Problemen.

Lüneburg. Chemische Stoffe gelangen über eine Vielzahl von Konsumartikeln oder Arzneimitteln in das Abwasser. Künftig muss schon bei ihrer Herstellung viel stärker darauf geachtet werden, diesen Eintrag frühzeitig zu verringern, sonst kann eine wirkungsvolle Abwasserreinigung nicht mehr sichergestellt werden. In einem jetzt in der renommierten Wissenschaftszeitschrift Science erschienenen Beitrag beschreibt der Chemiker Professor Dr. Klaus Kümmerer von der Leuphana Universität Lüneburg zusammen mit Kollegen die aktuellen Probleme der Abwasserreinigung und Trinkwasseraufbereitung. Für die Forscher ist klar: Chemische Substanzen müssen künftig in der Umwelt schnell unschädlich werden, sonst steht die Abwasserreinigung vor fast unlösbaren Problemen.

Chemikalien sind aus dem modernen Leben nicht wegzudenken, sichern sie doch Wohlstand, Gesundheit und Lebensqualität. Viele chemische Stoffe bereiten aber auch Probleme, weil sie in den Wasserkreislauf und über diesen auch in die Nahrungskette gelangen. Schon heute stößt die Abwasserreinigung an ihre Grenzen, wenn es darum geht, alle kritischen Stoffe zu entfernen. Immer aufwendigere Verfahren werden dafür benötigt. Dadurch steigen die Kosten und auch der Einsatz zusätzlicher Chemikalien wird erforderlich. Trotzdem wird das Wasser nicht immer sauber, manchmal sogar zusätzlich verschmutzt.

Ein weiteres Problem ergibt sich aus dem Klimawandel: Starkregenereignisse und in deren Folge Überschwemmungen können Kläranlagen beschädigen. Der Großteil des Wassers gelangt dann an der Kläranlage vorbei ungereinigt in die Oberflächengewässer. Das führt zu weiteren Gefahren für das Grundwasser. Hinzu kommt, dass in 80 Prozent der Länder dieser Erde überhaupt keine Abwasserreinigungsanlagen existieren.

„Wir müssen viel größeren Wert darauf legen, dass kritische chemische Stoffe gar nicht erst ins Abwasser gelangen. Wo dies unvermeidlich ist, müssen chemische Stoffe und Arzneimittel von Anfang an so designt werden, dass sie in der Umwelt keinen Schaden anrichten“, ist Kümmerer überzeugt. Es sei viel effektiver, die Verschmutzung der Umwelt schon an der Quelle zu bekämpfen, als immer aufwendigere Reinigungsverfahren zu entwickeln. Für die Industrie bedeute dies, die Anzahl der verwendeten Chemikalien in den Produkten zu reduzieren, nicht-abbaubare durch abbaubare Stoffe zu ersetzen und unterschiedliche Abwässer möglichst getrennt zu halten, um sie leichter und besser reinigen zu können.

Aus Produktionsabwässern lassen sich auch Stoffe zurückgewinnen und erneut verwenden, wie etwa Salz oder Farbstoffe bei der Textilfärbung. Mikroplastik, das in der Kosmetik-Industrie häufig eingesetzt wird und große Probleme in der Umwelt verursacht, kann durch ungefährliche Materialien problemlos ersetzt werden. In der aktuellen Diskussion um die Vermeidung problematischer Abwässer besteht ein aussichtsreicher Ansatz darin, die Funktion chemischer Substanzen für den Produktionsprozess und im Produkt genau zu analysieren und nach nicht-chemischen Alternativen zu suchen, die den gleichen Zweck erfüllen.

„Wir werden weiter Chemikalien und Arzneimittel benötigen. Der beste Weg, das Problem der damit einhergehenden Umweltverunreinigung zu lösen, lautet aber ‚benign by design'“, ist sich Kümmerer sicher. „Wir müssen dahin kommen, chemische Stoffe so zu gestalten, dass sie in der Umwelt schnell und vollständig wieder abgebaut werden können“, sagt der Experte für nachhaltige Chemie. Damit das künftig besser zum Tragen kommen könne, benötige man neben guten Anreizsystemen auch eine entsprechende Regulierung, eine bessere Innovationskultur und ein Bewußtsein dafür, dass mit neuen, serviceorientierten Geschäftsmodellen und umweltverträglicheren Stoffen auch Geld verdient werden kann.

Quelle: idw

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Stillen in Deutschland aus wissenschaftlicher Sicht

Dr. Suzan Fiack Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR)

Themenheft des Bundesgesundheitsblattes erschienen

Ist Stillen wirklich besser? Über diese Frage wird seit Jahrzehnten intensiv diskutiert, wobei die Debatten oft kontrovers und emotional aufgeladen geführt werden. Stillen ist mehr als die Ernährung des Babys. Sowohl bei Kindern als auch bei Müttern geht Stillen mit körperlichen und psychischen Veränderungen einher. Die Herausforderung für die Forschung: Welche unterschiedlichen Effekte hat das Stillen für Mutter und Kind? Das neu erschienene Heft gibt einen wissenschaftlichen Überblick über das Thema „Stillen in Deutschland“ und widmet sich insbesondere der Verbreitung des Stillens, dem Nutzen und möglichen Risiken des Stillens sowie Maßnahmen zur Stillförderung. Das Fazit: Die positiven Effekte des Stillens für Kind und Mutter sind klar belegt. Das Themenheft wurde mit Unterstützung der Nationalen Stillkommission (NSK) am Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) erstellt und umgesetzt. Das Heft kann abgerufen werden über:
https://link.springer.com/journal/103/61/8/page/1

Muttermilch ist ein komplexes Getränk mit vielen Inhaltsstoffen, das in Millionen von Jahren der Evolution entwickelt und optimiert wurde. Aus Sicht der Wissenschaft ist es jedoch eine Herausforderung, die Wirkung des Stillens auf Mutter und Kind genauer zu bestimmen. Kontrollierte Studien zu diesem Thema sind schwer umsetzbar, oft fehlt es auch an langfristigen Daten. Hinzu kommt: In Deutschland gibt es derzeit kein flächendeckendes nationales Stillmonitoring. Stillhäufigkeit und Stilldauer können auf Basis der vorhandenen Daten bislang nicht nach einheitlichen wissenschaftlichen Kriterien bestimmt werden.

Die Autorinnen und Autoren des Themenhefts greifen diese methodologischen Schwierigkeiten auf und stellen Konzepte zur systematischen Datenerhebung in Deutschland vor. In einem Artikel werden erstmals aktuelle Daten zum Stillen aus der Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland (KiGGS) veröffentlicht, während ein anderer Beitrag Stillquoten und Stillförderung in ausgewählten Ländern in Europa vergleicht. Zwei weitere Artikel beschreiben kurz- und langfristig positive Effekte für das Kind bzw. die Mutter, wenn entsprechend der Empfehlung vier bis sechs Monate ausschließlich gestillt wird. In diesem Fall haben Säuglinge ein geringeres Risiko für Atemwegsinfekte und erkranken seltener an Übergewicht und Diabetes mellitus Typ 2. Allerdings können sich durch Fremdstoffe und Krankheitserreger auch Risiken für den Säugling ergeben. Diese erläutern Forscherinnen und Forscher der Berliner Charité und des BfR in einem gemeinsamen Beitrag. Hier der Link:
https://link.springer.com/article/10.1007/s00103-018-2764-5

Zudem stellen Fachleute Handlungsfelder zur Stillförderung vor. In einer Studie des Bundesinstituts für Risikobewertung zur öffentlichen Wahrnehmung des Stillens in Deutschland nannte jede zehnte Mutter, die bereits abgestillt hatte, die ablehnende Haltung in der Öffentlichkeit als einen Grund für das Abstillen. Hier der Link:
https://link.springer.com/article/10.1007/s00103-018-2785-0

Über die Nationale Stillkommission am BfR
Die Nationale Stillkommission wurde 1994 mit dem Ziel gegründet, die Entwicklung einer neuen Stillkultur in der Bundesrepublik Deutschland zu unterstützen und dazu beizutragen, dass Stillen zur normalen Ernährung für Säuglinge wird. Der Kommission gehören Mitglieder aus medizinischen Berufsverbänden und Organisationen an, die sich für die Förderung des Stillens in Deutschland einsetzen. Weitere Informationen zur Arbeit der Nationalen Stillkommission sind auf der folgenden Website veröffentlicht:
https://www.bfr.bund.de/de/nationale_stillkommission-2404.html

Über das BfR
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ist eine wissenschaftlich unabhängige Einrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Es berät die Bundesregierung und die Bundesländer zu Fragen der Lebensmittel-, Chemikalien- und Produktsicherheit. Das BfR betreibt eigene Forschung zu Themen, die in engem Zusammenhang mit seinen Bewertungsaufgaben stehen.

Quelle: idw

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Sauber durch Sonnenkraft

Britta Widmann Kommunikation
Fraunhofer-Gesellschaft

In Verbindung mit den richtigen Materialien können Sonnenstrahlen Wunder wirken: Sie reinigen Gebäudefassaden, zersetzen Schadstoffe aus der Luft oder im Wasser. Photokatalyse heißt das Zauberwort. Doch die Wirksamkeit dieses »Wundermittels« in der Praxis schwankt stark, je nach eingesetztem Material und Umwelteinflüssen. Mit einem neuen Messgerät wollen Forscher jetzt die photokatalytische Wirksamkeit von Oberflächen genauer und schneller bestimmen und damit die Effizienz erhöhen.

Fahrverbote, Dieselnachrüstung oder blaue Plakette – es wird derzeit viel diskutiert, wie sich die Stickoxid- und Feinstaubbelastung in Städten reduzieren lassen. Wie praktisch wäre es, wenn Häuserfassaden und Dächer die Stadtluft einfach nebenbei reinigen würden? Und wenn sich Gebäude gleich selbst von Schmutz befreien könnten? Die gute Nachricht ist: Mit Photokatalyse ist das bereits möglich. Mischt man Baumaterialien einen sogenannten Katalysator wie zum Beispiel Titandioxid (TiO2) bei, löst Sonnenlicht in Verbindung mit Sauerstoff eine chemische Reaktion aus. Das Titandioxid bildet dabei reaktive Substanzen, die Schmutz und Schadstoffe abbauen. Ob Beton, Glas oder Fassadenfarbe, fast jedes Material kann man photokatalytisch aufrüsten.

Doch es gibt gleich mehrere Haken: Je nach Trägermaterial, Oberflächenstruktur und Umwelteinflüssen schwankt die photokatalytische Effizienz in Abhängigkeit von Schadstoff und Produkt um bis zu 100 Prozent und mehr. Die Wirksamkeit ist auch eine Frage der richtigen Mischung: Beschichtet man nur die Oberfläche, wäscht sich der Katalysator schnell ab oder erodiert. Mischt man ihn ins Material, ist ein Großteil nicht wirksam. Das Optimum ist noch nicht gefunden. Auch das Langzeitverhalten und die Stabilität solcher Baumaterialien lassen sich außerhalb des Labors nur schwer vorhersagen.

Erschwerend kommt hinzu, dass es eine hohe Diskrepanz zwischen den im Labor erreichbaren Wirksamkeiten und den draußen im praktischen Einsatz erzielten gibt. All dies ist bislang kaum untersucht worden. Ein besseres Verständnis dieser Zusammenhänge strebten die elf Partner im Verbundprojekt PureBau an. Ihr Ziel war es, die Effizienz von Materialverbindungen zu steigern, so dass bessere photokatalytisch wirksame Baustoffe entwickelt werden können.

Ein neues Werkzeug für effiziente Forschung
Als einer der Partner arbeitet das Fraunhofer-Institut für Schicht- und Oberflächentechnik IST in Braunschweig an einem Messverfahren, das genau das ermöglicht. »Die bisherige Erforschung und Entwicklung von photokatalytisch aktiven Baumaterialen lief mangels eines geeigneten Messverfahrens oft nach dem Versuch-Irrtum-Prinzip. Zudem war es schlichtweg noch nicht möglich, zuverlässige Messungen im Feld durchzuführen. Zwar lassen sich Effekte anhand von Simulation berechnen, doch dies ist aufwändig und zudem noch wenig verbreitet«, sagt Dipl.-Ing. (FH) Frank Neumann, Leiter Arbeitsgruppe Photokatalyse am Fraunhofer IST.

Neumann und seine Mitarbeiter hatten bereits ein Verfahren patentiert, um die photokatalytische Selbstreinigung von Produkten schnell und reproduzierbar im Labormaßstab zu messen. Damit lässt sich bestimmen, wie schnell ein Material mit einem bestimmten Katalysator zum Beispiel eine Fassade oder ein Ziegeldach reinigt. Das Grundprinzip: Ein lumineszierender Farbstoff wird auf eine Oberfläche aufgedampft und dann gemessen, wie schnell er unter Lichteinfluss verblasst. Zusammen mit den Parametern Dicke der Farbschicht und Lichtintensität lässt sich daraus der Wirkungsgrad ermitteln.

Vom Labor ins Feld
Die Herausforderung war nun, dieses Prinzip auf ein portables Gerät zu übertragen, das ohne Vakuumbedingungen funktioniert, und die Messung gleichzeitig deutlich zu beschleunigen. Die Forscher erreichten das in Zusammenarbeit mit dem Institut für Hochfrequenztechnik (IHF) der TU Braunschweig in zwei Schritten: Da die bislang im Labor verwendete Farbstoffsynthese im Feld zu viele ungewünschte chemische Reaktionen zeigte, mussten sie neue Farbstoffe finden. Zum Einsatz kamen Farbstoffe mit Europium-Metallkomplexen, wie sie auch in OLEDs angewendet werden. Zudem funktionierte das bisherige Verfahren des Aufdampfens für den mobilen Zweck nicht mehr. »Stattdessen transferierten wir die Farbstoffe in einer Mono-Lage auf eine polymere Trägerfolie und verbanden beides chemisch durch sogenannte Ankergruppen «, erklärt Neumann. Die Trägerfolie hat die Vorteile, dass sie sich jeder Oberfläche gut anpasst, chemische Reaktionen mit dem Material minimiert und durch Messungen direkt an Fassaden entstehende Schäden (z.B. durch Farbauftrag) vermeidet. Die Beschichtung mit einer einzelnen Lage Farbstoff gewährleistet die Reproduzierbarkeit des Verfahrens.

Im nächsten Schritt wurde zusammen mit der Firma Omicron Laserage Laserprodukte GmbH ein Demonstrator einer mobilen Messpistole entwickelt. In einen Bajonettverschluss wird dort die Folie mit der Farbbeschichtung eingespannt und auf die zu prüfende Oberfläche gepresst. Das Gerät misst dann das Abklingen der Lumineszenz durch den UV-Einfluss und bestimmt darüber die photokatalytische Wirksamkeit – sowohl qualitativ als auch quantitativ durch den Effizienzgrad. Die Messdauer hat sich bei diesem Prozedere im Vergleich zu einschlägigen Normprüfverfahren von zum Teil drei Stunden auf etwa 15 Minuten reduziert.

Neumann ist zuversichtlich, dass die Messlösung in ein bis zwei Jahren marktreif sein könnte. Interessant wäre dies dann für Baustoffhersteller, Beschichtungsexperten und Messdienstleister, aber auch für Anwender: »Vor allem die Qualitätskontrolle derzeit eingesetzter Produkte wäre damit erstmals vor Ort möglich, aber auch die Entwicklung wirksamer photokatalytischer Materialien ließe sich so beschleunigen«. Langfristig könnte dies wiederum die weitreichende Selbstreinigung von Fassaden, Dächern und Verkehrswegen fördern und für ein besseres Klima in unseren Städten sorgen.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
https://www.fraunhofer.de/de/presse/presseinformationen/2018/august/Sauber-durch…

Quelle: idw

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Gefährliche Altlasten in Nord- und Ostsee

Britta Widmann Kommunikation
Fraunhofer-Gesellschaft

Millionen Tonnen alter Munition und Giftgasgranaten liegen auf dem Grund von Nord- und Ostsee – gefährliche Hinterlassenschaften der beiden Welt- kriege. Denn die alten Kampfmittel rosten und geben ihre giftigen Inhaltstoffe frei. Die Beseitigung ist gefährlich, aufwendig und teuer. Deshalb entwickeln Fraunhofer-Forscher gemeinsam mit Bergungsunternehmen ein Roboter- system, das eine teilautomatische Entsorgung ermöglicht.

Etwa 1,6 Millionen Tonnen konventionelle und 220 000 Tonnen chemische Kampfmittel, so die aktuellen Schätzungen, lagern am Grund von Nord- und Ostsee und rotten seit Jahrzehnten vor sich hin – ein enormes Gefahrenpotenzial für Flora und Fauna wie auch für das Bergungspersonal. Immer häufiger werden diese explosiven Hinterlassenschaften der Kriege zum Problem. Denn die Baustellen auf dem Meer nehmen zu, neue Fahrrinnen müssen freigelegt, Pipelines gebaut, Seekabel für die Landanbindung von Windparks verlegt werden. Das Waffenarsenal, das die Kampfmittelräumdienste aufspüren, reicht von Pistolenpatronen und Panzerfäusten über Seeminen, Sprengbomben, Brandbomben und Torpedos bis hin zu Giftgasgranaten. Der Großteil der explosiven Fracht wurde am Ende des zweiten Weltkriegs im Meer versenkt. Fischer sollten im Auftrag der Alliierten die Kampfmittel in ausgewiesenen Gebieten weit draußen auf See verklappen. Doch offensichtlich kippten einige die Fracht viel früher ins Meer, um Treibstoff zu sparen. Daher befindet sich auch außerhalb der markierten Munitionsgebiete viel Munition. Zudem werden alte Minen, Torpedos und Bomben durch starke Strömungen und Grundschleppfischerei umgelagert.

Minen in Schifffahrtsrinnen
So müssen die Taucher des Kampfmittelräumdienstes immer wieder auch Munition aus Fahrrinnen räumen, die als minenfrei galten. Dank empfindlicher Sonartechnik und Magnetsonden kann der Kriegsschrott inzwischen besser aufgespürt werden – und umso mehr Bomben, Granaten und Minen werden entdeckt. Die Räumung ist aber bisher nur in gefährlicher Handarbeit durch Taucher der Kampfmittelräumdienste oder spezialisierter Firmen möglich. Große Bomben können nicht geborgen werden: Oft reicht die Druckveränderung schon aus, dass sie explodieren. Deshalb verlagert man sie in die bekannten Munitionsgebiete oder sprengt sie vor Ort. Dabei verteilt sich aber ein Teil des giftigen Sprengstoffs weiträumig im Wasser. Außerdem können durch eine Explosion Meereslebewesen wie z. B. Schweinswale oder Fische tödlich verletzt werden.

Für die Beseitigung großer Mengen des explosiven Kriegserbes sind neue umweltschonende, ungefährliche und wirtschaftliche Lösungen gefragt. So entwickeln, gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, Forscher des Fraunhofer-Instituts für Chemische Technologie ICT in Pfinztal gemeinsam mit der Universität Leipzig und mehreren Industriepartnern ein »Robotisches Unterwasser-Bergungs- und Entsorgungsverfahren inklusive Technik zur Delaboration von Munition im Meer«, kurz RoBEMM. Die Koordination des Vorhabens hat das Kampfmittelräumunternehmen Heinrich Hirdes EOD Services GmbH übernommen. »Langfristiges Ziel des Projektes ist es«, erklärt Paul Müller vom Fraunhofer ICT, »die Munition bereits direkt am Fundort unter Wasser teilautomatisiert unschädlich zu machen und umweltgerecht zu entsorgen.« Für die Automatisierung und Anbindung der Teilkomponenten ist die automatic Klein GmbH zuständig.

Das Fraunhofer ICT bringt seine Kernkompetenz in der sicherheitstechnischen Betrachtung und Charakterisierung von Gefahrstoffen ein. Aufgabe war, die Handhabung mit den Explosivstoffen in allen Prozessschritten so auszulegen, dass das unvermeidliche Restrisiko einer spontanen Explosion minimiert wird. Das reicht vom Munitionshandling über die Zerlegung bis hin zur Sprengstoffvernichtung und Reststoffbehandlung. Wichtiges Element ist das Herabsetzen der Empfindlichkeit des Sprengstoffs durch die Zugabe von Wasser und die anschließende Zerkleinerung. Dann werden die Metallhülsen gereinigt und der Sprengstoff wird verbrannt, so dass nur Metallschrott an Land gebracht wird.

Jede Bombe ist anders
Selbst nach mehr als 70 Jahren sind die Kampfstoffe gefährlich. Der Sprengstoff kann nach wie vor explodieren, die Abbaustoffe sind hochgiftig. Die Forscherinnen und Forscher am Fraunhofer ICT haben beispielsweise festgestellt, dass die Schlagempfindlichkeit der Explosivstoffe sogar erhöht sein kann. Um eine spontane Detonation zu vermeiden, muss beim Handling größte Vorsicht gewährleistet sein. Ein großes Problem sind die extrem unterschiedlichen Munitionsformate. Am Ende des Krieges wurden für die Herstellung von Munition alle noch verfügbaren Materialien verwendet. Daher weiß man nie wirklich, welche Inhaltsstoffe vorhanden sind und wie sie unter Umständen plötzlich miteinander reagieren. »Aus den sicherheitstechnischen Untersuchungen der damals tatsächlich verwendeten Explosivstoffgemische konnten wir ableiten, was beim Handling zu beachten ist«, sagt der Sicherheitsexperte Paul Müller. Bald beginnen erste Tests mit dem neuen Bergungs- und Entsorgungssystem RoBEMM, das die derzeit gefährlichen Tauchereinsätze und die oftmals alternativlosen Sprengungen der Munition ersetzen kann.

Weitere Informationen:
https://www.fraunhofer.de/de/presse/presseinformationen/2018/august/gefaehrliche…

Quelle: idw

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Nachweis von Mikroplastik im Wasser: Fraunhofer CSP entwickelte smarte Filteranlagen

Michael Kraft Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Fraunhofer-Institut für Mikrostruktur von Werkstoffen und Systemen IMWS

Mikroplastikpartikel im Wasser sind ein zunehmendes Problem für die Umwelt. Ein neues Filtersystem, mit dem sich die Belastung von Gewässern schneller und einfacher messen lässt, entwickelt das Fraunhofer-Center für Silizium-Photovoltaik CSP gemeinsam mit Partnern. Das Forschungsprojekt unter Federführung der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) will eine Datenbasis schaffen, um die Belastung von Gewässern analysieren und anschließend verringern zu können.

Der Eintrag von Mikroplastikpartikeln – also Plastikteilchen mit einer Größe von weniger als 1 Millimeter – in unser Ökosystem wird zunehmend problematischer. Doch wie gelangt Mikroplastik in Gewässer und Abwässer? Und wie kann es dort untersucht und nachgewiesen werden? Momentan fehlt eine verlässliche, wissenschaftliche Datenbasis über die Quellen, das Vorkommen sowie die Auswirkungen von Mikroplastikpartikeln auf die Umwelt.

Das Forschungsprojekt »Repräsentative Untersuchungsstrategien für ein integratives Systemverständnis von spezifischen Einträgen von Kunststoffen in die Umwelt (RUSEKU)«, das von der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) ins Leben gerufen wurde, will bis zum Jahr 2021 ein Untersuchungsverfahren entwickeln, mit dem sich der Partikeleintrag in Gewässer einheitlich und schneller messen lässt. Dadurch soll sich auch feststellen lassen, an welchen Orten eine besonders hohe Belastung von Gewässern durch Mikroplastik vorliegt.

Das Fraunhofer-Center für Silizium-Photovoltaik CSP entwickelt im Rahmen des Verbundforschungsprojektes gemeinsam mit der SmartMembranes GmbH ein spezielles Filtersystem als wichtigen Baustein für ein einheitliches und unkompliziertes Verfahren zur Entnahme von Proben. Die Kaskaden-Filtrationsanlage soll spezielle Siliziumfilter mit definierten Lochdichten und -größen einsetzen, in denen die Plastikpartikel hängen bleiben.

»Wesentlich für tragfähige Aussagen über die Mengen von Mikroplastik im Grund-, Trink- sowie Schmutzwasser oder in Oberflächengewässern ist die Methodik für die Probenentnahme. Geplant ist eine Art Probenentnahme-Set, das dazu einen entscheidenden Beitrag leisten soll«, sagt Dr. Christian Hagendorf, der auf Seiten des Fraunhofer CSP für das Forschungsprojekt verantwortlich ist. »Mithilfe von Laser- und chemischen Ätzprozessen werden wir auf dem Siliziumträger passende Lochgrößen schaffen, in denen die Partikel zurückgehalten werden. Bei der späteren Analyse im Labor machen wir uns die chemische Zusammensetzung von Silizium zunutze, das in einem breiten Wellenlängenbereich des Infrarotlichtes im Transmissionsverfahren durchsichtig ist und darauf liegende Mikroplastikteilchen für die spektroskopische Messtechnik sichtbar macht«, sagt Hagendorf weiter.

Eine weitere wichtige Kenngröße für die Qualität der Filter ist die mechanische Festigkeit. Denn Lastzustände, die durch Wasserströmungen während der Probenentnahme verursacht werden, dürfen nicht zum Bruch der Filter führen. Außerdem müssen die Filter eine »smarte«, optimierte Lochgeometrie und Oberflächenbeschaffenheit besitzen. Ein weiteres Arbeitsziel ist es, zusammen mit den Partnern einen vorgeschriebenen Arbeitsablauf von der Probenahme über die Aufreinigung bis zur Analyse der Mikroplastikpartikel zu definieren. Durch »Smart Sampling« wird der Nachweis von Mikroplastik von der Probenahme bis zur Schnellanalytik perfekt abgestimmt.

Das damit ermöglichte Verfahren zur effizienten und zuverlässigen Mikroplastik-Probenentnahme bietet eine Grundlage für Strategien und Regelungen, die helfen, Mikroplastik im Wasserkreislauf zu verringern. Das Verbundforschungsprojekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert und findet im Rahmen des Forschungsschwerpunktes »Plastik in der Umwelt« statt. Beteiligt sind neben dem Fraunhofer CSP sechs weitere wissenschaftliche Einrichtungen sowie drei mittelständische Unternehmen.

Über das Fraunhofer-Center für Siliziumphotovoltaik CSP
Das Fraunhofer CSP betreibt angewandte Forschung in den Themengebieten der Siliziumkristallisation, Waferfertigung, Solarzellencharakterisierung und der Modultechnologie. Es entwickelt dabei neue Technologien, Herstellungsprozesse und Produktkonzepte entlang der gesamten photovoltaischen Wertschöpfungskette.

Schwerpunkte sind die Zuverlässigkeitsbewertung von Solarzellen und Modulen unter Labor- und Einsatzbedingungen sowie die elektrische, optische, mechanische und mikrostrukturelle Material- und Bauteilcharakterisierung. Basierend auf dem Verständnis von Ausfallmechanismen werden dadurch Messmethoden, Geräte und Fertigungsprozesse für Komponenten und Materialien mit erhöhter Zuverlässigkeit entwickelt.

Ergänzt wird das Portfolio der Photovoltaik durch Forschungen im Bereich der regenerativen Wasserstofferzeugung, -Speicherung und -Nutzung, hierbei insbesondere der Entwicklung, Charakterisierung und Testung neuer Materialien für Brennstoffzellen und Elektrolyseure sowie der Simulationen und der Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen von dezentralen Photovoltaik-Elektrolysesystemen.

Das Fraunhofer CSP ist eine gemeinsame Einrichtung des Fraunhofer-Instituts für Mikrostruktur von Werkstoffen und Systemen IMWS und des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE.

Über die SmartMembranes GmbH
SmartMembranes, im Jahr 2009 von Dr. Petra Göring und Monika Lelonek in Halle (Saale) gegründet, ist der weltweit führende Hersteller von porösen hochgeordneten Materialien aus Aluminiumoxid und Silizium mit definiert einstellbaren Membraneigenschaften und Strukturparametern für eine Vielzahl von innovativen Anwendungen. Ein weiteres wichtiges Standbein neben der Produktion der Membrane nach Kundenwunsch ist die Entwicklung neuer Prozesse und Produkte rund um das Kerngeschäft.

Die SmartMembranes GmbH ist ein Spin-Off des Fraunhofer-Instituts für Mikrostruktur von Werkstoffen und Systemen IMWS in Halle. Die am Standort – dem Technologie- und Gründerzentrum Halle – vorhandene Infrastruktur mit einer Vielzahl an F&E-Einrichtungen wie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, dem Max-Plack-Institut für Mikrostrukturphysik und dem Fraunhofer IMWS ermöglichen eine enge Zusammenarbeit, Kooperation und Vernetzung.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Dr. Christian Hagendorf, Telefon +49 345 5589-5100, christian.hagendorf@csp.fraunhofer.de

Weitere Informationen:

https://www.imws.fraunhofer.de/de/presse/pressemitteilungen/filteranlage-mikropl…

Quelle: idw

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Warum die Stadt nachts heiß bleibt

Robert Emmerich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Julius-Maximilians-Universität Würzburg

Die Hitzewelle geht weiter. Dabei kann es in der Würzburger Innenstadt nachts sehr viel wärmer sein als am Stadtrand: Im Forschungsprojekt „Klimaerlebnis Würzburg“ wurde ein Unterschied von 5,4 Grad Celsius gemessen.

Der Juli 2018 ist sehr heiß verlaufen; vielerorts wurden die Monatsrekorde gebrochen. Spitzenreiter war am Dienstag, 31. Juli, die Kreisstadt Bernburg in Sachsen-Anhalt mit 39,5 Grad Celsius. Aber auch in Unterfranken war Schwitzen angesagt: In Kitzingen zum Beispiel zeigte das Thermometer 39 Grad Celsius an.

„Ursache für die Hitzewelle ist sehr warme Luft vom Mittelmeer, die über eine südwestliche Strömung zu uns gelangt“, erklärt Klima-Experte Professor Heiko Paeth vom Institut für Geographie der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU). Dazu komme eine sehr stabile Wetterlage mit Hochdruckeinfluss. Diese beeinflusse – mit kurzen Unterbrechungen – seit April das Wettergeschehen in Deutschland. In vielen Regionen habe sie für extreme Trockenheit gesorgt.

Acht Messstationen sammeln Daten
Auch in Würzburg war es in den vergangenen Tagen sehr heiß. Hier haben die acht Messstationen des Forschungsprojekts „Klimaerlebnis Würzburg“ fleißig Daten gesammelt.

„In der Würzburger Innenstadt haben wir am 30. Juli und am Tag danach Spitzenwerte von 36,6 und 37,0 Grad Celsius gemessen“, sagt Paeths Doktorand Christian Hartmann. „Das ist zwar bei weitem nicht auf dem Niveau des Rekords mit 39,4 Grad vom 7. August 2015, für einen Sommertag jedoch schon sehr beachtlich.“

Wärmeinseleffekt ist deutlich ausgeprägt
In der Hitze fiebern viele Menschen den Abendstunden entgegen, wenn die Luft langsam wieder abkühlt und sie die Wohnung noch einmal richtig durchlüften können. Dann aber stellt so mancher enttäuscht fest, dass die Luft draußen bei weitem wärmer ist als gedacht.

In der Innenstadt macht sich der sogenannte städtische Wärmeinseleffekt bemerkbar. „Bebaute Gebiete mit ihren Straßen und Häuserfassaden heizen sich tagsüber stärker auf und können abends schlechter abkühlen als das Umland“, erklärt Hartmann. Besonders in den frühen Nachtstunden geben Asphalt, Steine und Beton die gespeicherte Wärme wieder ab.

Deutlich zeigte sich das beispielsweise am Montag (30. Juli 2018): Gegen 22 Uhr war es am grünen Ortsrand der stadtnahen Gemeinde Gerbrunn rund 5,4 Grad Celsius kühler als in der Würzburger Innenstadt. Dabei liegen die beiden Messstationen nur etwa vier Kilometer Luftlinie voneinander entfernt.

„Wie lange die Hitze in Deutschland noch bleibt, weiß nur Petrus“ sagt Hartmann. Für die kommenden Tage stünden die Weichen auf jeden Fall weiter für Temperaturen von über 30 Grad Celsius.

Forschungsprojekt „Klimaerlebnis Würzburg“
Drei Jahre lang werden das Würzburger Stadtklima und die Lebensbedingungen der Stadtbäume genau unter die Lupe genommen: Im Forschungsprojekt „Klimaerlebnis Würzburg“ kooperiert die JMU mit der TU München im Rahmen des Zentrums für Stadtnatur und Klimaanpassung. Das bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz fördert das Projekt.

Bei dem Projekt wird unter anderem gemessen, ob die Stadtbäume über genug Wasser verfügen oder wieviel CO2 sie speichern. Alle Interessierten können die Messwerte in Echtzeit über das Internet abrufen unter http://www.klimaerlebnis.de

Dort lässt sich zum Beispiel sehen, dass es einer Linde, die im Ringpark nahe der Residenz steht, in Sachen Wasserversorgung aktuell nicht so gut geht. Oder dass sie seit Jahresbeginn 3,9 Kilogramm CO2 gespeichert hat. Auch wieviel Wasser sie pro Stunde verdunstet und um wie viel kühler es direkt unter dem Baum ist als in Umgebung, lässt sich von der Website ablesen.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Kontakt

Christian Hartmann, Institut für Geographie und Geologie der JMU, T +49 931 31-89696, christian.hartmann@uni-wuerzburg.de

Quelle: idw

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Wie Nährstoffe im sauerstoffarmen Meer verloren gehen

Dr. Boris Pawlowski Presse, Kommunikation und Marketing
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel

Kieler Forschungsteam beschreibt erstmals genetische und evolutionäre Mechanismen der Nitratumwandlung bei Foraminiferen

Im Zuge der globalen Klimaveränderungen beobachten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler eine Zunahme sauerstoffarmer Gebiete im Ozean, die sie auch als Sauerstoffminimumzonen bezeichnen (Englisch: Oxygen Minimum Zones, OMZ). In großer Ausdehnung existieren sie zum Beispiel im Pazifik vor der Küste Südamerikas oder im Indischen Ozean. Da dort in Abhängigkeit von der Wassertiefe wenig bis gar kein Sauerstoff vorhanden ist, sind Lebewesen im Vorteil, deren Stoffwechsel sauerstoffunabhängig ablaufen kann. Zu diesen Organismen zählen einige Vertreter der Foraminiferen: einzellige, gehäusebildende Kleinstlebewesen, die bereits über einen Zellkern verfügen und damit zu den sogenannten Eukaryoten zählen. Ihre Lebensweise geht mit einem bestimmten Stoffwechselweg einher, der als anaerobe Atmung bezeichnet wird. Dabei wandeln sie im Wasser vorhandenes Nitrat in Abwesenheit von Sauerstoff in molekularen Stickstoff um. Dieser mehrstufige Prozess ist auch als Denitrifizierung bekannt und bildet einen zentralen Teil in der globalen Verwertung von Stickstoff, einem für die Lebensprozesse aller Organismen essentiellem Element. In Meeresgebieten mit besonders geringem Sauerstoffanteil treten Foraminiferen auffallend häufig auf. Sie binden dort Nitrat in großem Umfang und entziehen es so dem globalen Nährstoffkreislauf. Damit tragen Foraminiferen möglicherweise entscheidend zum Nährstoffverlust in den OMZ bei. Einem Forschungsteam vom Institut für Allgemeine Mikrobiologie an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU), dem Sonderforschungsbereich (SFB) 754 „Klima-Biogeochemische Wechselwirkungen im tropischen Ozean“ am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel und dem Kiel Evolution Center (KEC) gelang es nun, den bislang unbekannten Denitrifizierungsprozess in Foraminiferen anhand zweier Arten zu beschreiben: Die Forschenden konnten nachweisen, dass Globobulimina turgida sowie die verwandte Art Globobulimina auriculata über einen einzigartigen, eukaryotischen Stoffwechselweg zur Denitrifizierung verfügen. Dazu veröffentlichte das Forschungsteam heute, (Donnerstag, 2. August) erstmals eine Charakterisierung der dazu nötigen genetischen Ausstattung dieser Foraminiferenarten in der renommierten Fachzeitschrift Current Biology.

Zunächst nahm das Forschungsteam Sedimentproben im südschwedischen Gullmarfjord. Er weist durch seine besondere Form und die damit verbundene Wasserschichtung saisonal ein ähnliches Sauerstoffvorkommen auf wie die großen ozeanischen OMZ. Im Fjord leben Foraminiferen in den obersten Zentimetern des Meeresbodens. Hier ist mehrere Monate im Jahr kaum Sauerstoff vorhanden. Den Forschenden gelang es, die Kleinstlebewesen in einem eigens entwickelten Verfahren im Labor zu halten: „Um die stark auf ihre besonderen Umweltbedingungen spezialisierten Foraminiferen im Detail untersuchen zu können, mussten wir die natürlichen Sauerstoffverhältnisse in etwa 120 Metern Tiefe künstlich erzeugen“, betont Dr. Alexandra-Sophie Roy aus der Arbeitsgruppe Genomische Mikrobiologie an der CAU. Gemeinsam mit ihrem Kollegen Dr. Christian Wöhle ist sie Erstautorin der nun erschienenen Studie, die im Rahmen des SFB 754 entstanden ist.

Anschließend untersuchten die Forschenden die gesamten genetischen Informationen der Foraminiferen auf Hinweise, ob sie eigenständig zur Denitrifizierung fähig sind oder ob zum Beispiel symbiotische Bakterien dafür verantwortlich sind. Bereits bekannt war, dass Bakterien und Pilze denitrifizieren können und daher über eine entsprechende genetische Ausstattung verfügen. Die Forschenden suchten also im Genom der Foraminiferen nach bereits von Bakterien oder Pilzen bekannten spezifischen Genen, die dort an der Nitratumwandlung beteiligt sind. „Wir sind auf drei proteincodierende Gene gestoßen, die definitiv nicht von symbiotischen Bakterien stammen“, hebt Wöhle hervor. Bei der vollständigen Denitrifizierung wird Nitrat in vier Schritten zum Endprodukt, dem molekularen Stickstoff, umgewandelt. Um die dafür notwendigen Moleküle bilden zu können, verfügen alle denitrifizierenden Organismen über eine ähnliche genetische Ausstattung. Zwar habe man nicht alle an der Nitratumwandlung beteiligten Gene gefunden, die nun entdeckten Erbinformationen sind aber Teil des Foraminiferen-eigenen Genoms. Ihr Stoffwechsel unterscheide diese marinen Kleinstlebewesen auf jeden Fall von allen anderen eukaryotischen Organismen, unterstreichen Roy und Wöhle die Bedeutung der Forschungsarbeit.

Gestützt wird diese Theorie auch vom offenkundigen ökologischen Erfolg der Foraminiferen in der sauerstoffarmen Meeresumwelt: Untersuchungen der OMZ vor der peruanischen Küste haben zum Beispiel gezeigt, dass die Kleinstlebewesen dort eine Schlüsselrolle im Nitratzyklus einnehmen und mit mehr als 500 Individuen pro Kubikzentimeter im Sediment auftreten können. Diese Dominanz erlangten sie offenbar auch durch den evolutionären Erwerb der Fähigkeit zur vollständigen Denitrifizierung. Eine Beteiligung symbiotischer Bakterien an der Umsetzung des Nitrats in großen Mengen kann ausgeschlossen werden, da diese Form des Zusammenlebens mit den Foraminiferen zu selten vorkommt, um das Phänomen zu erklären. Die eukaryotischen Kleinstlebewesen müssen also eigenständig zur Denitrifizierung in der Lage sein. In weiteren Forschungsarbeiten möchten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler künftig die übrigen bei Globobulimina daran beteiligten Gene identifizieren. Weiterhin wollen sie klären, ob sich die an bestimmten Spezies und einem besonderen Meeresgebiet gewonnenen Erkenntnisse auch auf andere Foraminiferen und grundsätzlich auf Sauerstoffminimumzonen übertragen lassen.

„Besser zu verstehen, wie sich die genetischen Grundlagen der Denitrifizierung im Laufe der Evolution bei verschiedenen Organismen entwickelt haben, liefert uns ein wichtiges Puzzleteil, um ein größeres Bild der biogeochemischen Kreisläufe im Meer zusammensetzen zu können“, hebt Professorin Tal Dagan, Co- Autorin der Studie und Leiterin der Arbeitsgruppe Genomische Mikrobiologie an der CAU, hervor. Anhand der Evolution der beteiligten Gene könne man die erdgeschichtliche Entstehung dieser Stoffkreisläufe und den Anteil einzelner Lebewesen daran besser nachvollziehen, so Dagan weiter. „Im Zusammenhang globaler Umweltveränderungen wird ein genaueres Verständnis des Umsatzes und der Verteilung von elementaren Stoffen im Ozean immer wichtiger. Mit den neuen Ergebnissen tragen wir ein Stück dazu bei, den Einfluss des Klimawandels auf vom Sauerstoffgehalt abhängige Nährstoffkreisläufe im Meer besser zu verstehen“, ergänzt der ebenfalls an der Studie beteiligte Dr. Joachim Schönfeld vom SFB 754. So könne man zum Beispiel künftig besser abschätzen, wie sich geänderte Umweltbedingungen auf das Nährstoffangebot und damit die Nahrungsbeziehungen zwischen verschiedenen Lebewesen im Ozean auswirken, fasst Schönfeld zusammen.

Originalarbeit:
Christian Wöhle, Alexandra-Sophie Roy, Nicolaas Glock, Tanita Wein, Julia Weissenbach, Philip Rosenstiel, Claas Hiebenthal, Jan Michels, Joachim Schönfeld, Tal Dagan (2018) „A novel eukaryotic denitrification pathway in foraminifera“. Current Biology, Published on August 2, 2018, https://doi.org/10.1016/j.cub.2018.06.027

Bilder stehen zum Download bereit:
www.uni-kiel.de/fileadmin/user_upload/pressemitteilungen/2018/256-currbio-1.jpg
Mit einem Gerät zur Entnahme von Sedimentproben, dem sogenannten Multicorer, können die Forschenden Sedimente vom Grund des Gullmarfjords gewinnen.
Foto/Copyright: Tal Dagan

www.uni-kiel.de/fileadmin/user_upload/pressemitteilungen/2018/256-currbio-2.jpg
In einem Inkubationsbehälter befinden sich in jeder Öffnung jeweils steriler Sand und ein einzelnes Foraminiferen-Individuum.
Foto/Copyright: Tal Dagan

www.uni-kiel.de/fileadmin/user_upload/pressemitteilungen/2018/256-currbio-3.jpg
Eine der beiden untersuchten Foraminiferen-Arten, Globobulimina turgida, hat eine Größe von etwa 700 Mikrometern.
Foto/Copyright: Jan Michels

Kontakt:
Prof. Tal Dagan
Genomische Mikrobiologie,
Institut für Allgemeine Mikrobiologie, CAU
Telefon: 0431 880-5712
E-Mail: tdagan@ifam.uni-kiel.de

Dr. Christian Wöhle
Genomische Mikrobiologie,
Institut für Allgemeine Mikrobiologie, CAU
Telefon: 0431 880-5744
E-Mail: cwoehle@ifam.uni-kiel.de

Dr. Alexandra-Sophie Roy
Genomische Mikrobiologie,
Institut für Allgemeine Mikrobiologie, CAU
Telefon: 0431 880-5714
E-Mail: sroy@ifam.uni-kiel.de

Weitere Informationen:
Genomische Mikrobiologie (AG Dagan),
Institut für Allgemeine Mikrobiologie, CAU
www.mikrobio.uni-kiel.de/de/ag-dagan

Sonderforschungsbereich (SFB) 754 „Klima-Biogeochemische Wechselwirkungen im tropischen Ozean“, GEOMAR:
www.sfb754.de/de

Forschungszentrum „Kiel Evolution Center“, CAU Kiel:
www.kec.uni-kiel.de

Ocean Deoxygenation Conference, Öffentliche Vorträge am 5.9.2018,
Sonderforschungsbereich (SFB) 754:
conference.sfb754.de/event/1/page/15-public-event-teacher-workshop

Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
Presse, Kommunikation und Marketing, Dr. Boris Pawlowski, Text/Redaktion: Christian Urban
Postanschrift: D-24098 Kiel, Telefon: (0431) 880-2104, Telefax: (0431) 880-1355
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Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Tal Dagan
Genomische Mikrobiologie,
Institut für Allgemeine Mikrobiologie, CAU
Telefon: 0431 880-5712
E-Mail: tdagan@ifam.uni-kiel.de

Dr. Christian Wöhle
Genomische Mikrobiologie,
Institut für Allgemeine Mikrobiologie, CAU
Telefon: 0431 880-5744
E-Mail: cwoehle@ifam.uni-kiel.de

Dr. Alexandra-Sophie Roy
Genomische Mikrobiologie,
Institut für Allgemeine Mikrobiologie, CAU
Telefon: 0431 880-5714
E-Mail: sroy@ifam.uni-kiel.de

Originalpublikation:
Christian Wöhle, Alexandra-Sophie Roy, Nicolaas Glock, Tanita Wein, Julia Weissenbach, Philip Rosenstiel, Claas Hiebenthal, Jan Michels, Joachim Schönfeld, Tal Dagan (2018) „A novel eukaryotic denitrification pathway in foraminifera“. Current Biology, Published on August 2, 2018, https://doi.org/10.1016/j.cub.2018.06.027

Weitere Informationen:
https://www.uni-kiel.de/de/detailansicht/news/wie-naehrstoffe-im-sauerstoffarmen…

Quelle: idw

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Dieselskandal: Ultrafeinstaub deutlich schädlicher als Stickoxide

Dr. Thomas Nesseler Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin e.V.

Seit bekannt ist, dass Automobilhersteller die Motorsteuerung ihrer Fahrzeuge durch illegale Abschalteinrichtungen manipulierten um Abgasnormen zu umgehen, kocht die Debatte um den Dieselskandal immer wieder hoch. Es gibt Studien, die meinen den Nachweis erbringen zu können, dass europaweit jährlich etwa 5.000 Menschen vorzeitig sterben, weil Dieselautos im realen Straßenverkehr diese Grenzwerte überschreiten. Neuste Erkenntnisse weisen nun allerdings darauf hin, dass vermutlich nicht Stickoxide, sondern ultrafeine Partikel die Ursache für Gesundheitsgefahren sind. Dabei sind diese Feinstäube besser zu beseitigen.

Was ist Stickstoffdioxid?
Stickstoffdioxid (NO2) entsteht beim Verbrennen von Brenn- und Treibstoffen, insbesondere bei hohen Verbrennungstemperaturen, wie in Dieselmotoren. Als Hauptquelle für die Bildung von NO2 gilt der Straßenverkehr. NO2 ist stark gesundheitsgefährdend – insbesondere für Asthmatiker, Kinder oder ältere Menschen. In der EU gilt daher seit 2010 ein Jahresmittel-Grenzwert von 40 Mikrogramm NO2 pro Kubikmeter Luft. Zum Vergleich: Der Grenzwert in den UBA liegt etwa bei 100 Mikrogramm, in der Schweiz dagegen sind nur 30 Mikrogramm erlaubt.

Was ist an Dieselabgasen so gefährlich?
Feinstaub dringt tief in Lunge und Herzkreislaufsystem ein und kann Krankheiten wie Schlaganfall, Herzerkrankungen, Lungenkrebs oder Atemwegsinfekte verursachen. Laut jüngsten Berichten der Weltgesundheitsorganisation WHO erleiden jährlich ca. 7 Millionen Menschen schwerwiegende gesundheitliche Beeinträchtigungen durch Feinstaub. In diesem Bericht wird NO2 als Schadstoff allerdings nicht explizit erwähnt, sondern vielmehr auf ultrafeine Partikel (UFP) und Metallabrieb aus dem Motor hingewiesen, die für die lebensbedrohenden Gesundheitsschäden verantwortlich sein sollen.

Medizin und Umweltschutz haben den technischen Fortschritt übersehen
Wenn nicht NO2 die tödlichen Gesundheitsschäden auslöst sondern ultrafeine Partikel, haben dann Umweltmedizin und Umweltschutz den technischen Fortschritt und neuesten Stand der Forschung übersehen? Dieser Auffassung ist Dr. Heinz Fuchsig, Arbeitsmediziner und Umweltreferent der Tiroler und Österreichischen Ärztekammer. In der aktuellen Ausgabe der ASU – Zeitschrift für Prävention fasst er die aktuellen Kenntnisse zusammen. Fuchsig erklärt darin, dass durch technische Weiterentwicklung und Erhöhung des Motorendrucks die erzeugten Partikel in den letzten Jahrzehnten immer kleiner geworden sind. Diese „neuen“, ultrafeinen Partikel seien bei aktuelleren Vermessungen nicht erfasst und in der medizinischen Forschung daher schlicht übersehen worden. Aber auch das Verkennen von Emissionen durch mechanischen Motorenabrieb oder die starke Emissionserhöhung infolge der Schwefelentfernung aus Schiffsdiesel hätten zu der „Täuschung“ beigetragen, NO2 sei der gesundheitsschädigende Übeltäter statt ultrafeine Partikel.

Die Lösung: Partikelfilter müssen unbedingt nachgerüstet werden
In der weiteren Dieseldebatte muss unbedingt diesen ultrafeinen Partikeln die Hauptaufmerksamkeit gelten, so Heinz Fuchsig. Eine Nachrüstung großer Schwerfahrzeuge mit entsprechenden Filtern wäre daher wesentlich wichtiger als die Nachrüstung von PKWs mit Hardware zur Verminderung der weniger relevanten Stickoxide aus Auspuffabgasen. Die Technik ist dabei nicht nur erheblich günstiger, sondern auch wirksamer: Studien ergeben eine Partikel-Reduktion um 99,99%. Die Schweiz hat 95% der öffentlichen Busse mit Filtern nachgerüstet und kann dadurch einen Grenzwert von 12 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft vermutlich bald einhalten. In Deutschland werden währenddessen doppelt so hohe Grenzwerte sogar überschritten. Notwendig wird auch ein zielgerichtetes Handeln in der Politik, sei es durch steuerliche Vergünstigungen nachgerüsteter Fahrzeuge, die Förderung von Elektromobilität oder das Schaffen höherer Anreize, ein autofreies Leben zu führen – zum Schutz der Gesundheit in der Bevölkerung.

Mehr zu diesem Thema erfahren Sie im Beitrag „Dieselskandal: Sind Stickoxide das geringere Übel?“ von Dr. Heinz Fuchsig in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift Arbeitsmedizin | Sozialmedizin | Umweltmedizin (ASU) unter: https://www.asu-arbeitsmedizin.com/Archiv/ASU-Heftarchiv/article-831861-110576/d…

Fachlicher Kontakt bei Rückfragen:
Alfons W. Gentner Verlag GmbH & Co. KG
Dr. med. Annegret Schoeller
Forststr. 131 • 70193 Stuttgart
Tel. 0711/63 672-896 • Fax 0711/63 672-711
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Über ASU – Zeitschrift für medizinische Prävention:
Die Zeitschrift Arbeitsmedizin Sozialmedizin Umweltmedizin ist das Leitmedium der deutschsprachigen Arbeitsmedizin. Das Publikationsorgan der Fachinstitutionen DGAUM, ÖGA, SGARM, VDBW, Vereinigung Deutscher Staatlicher Gewerbeärzte e.V. sowie der arbeitsmedizinischen Akademien und richtet sich an Betriebsärzte, Arbeitsmediziner und Akteure in wichtigen Schnittstellenbereichen zur Arbeitsmedizin. Die Zeitschrift ist peer reviewed. 1965 gegründet, erscheint ASU monatlich und erreicht nahezu alle arbeits- und präventionsmedizinisch orientierten Akteure im deutschsprachigen Raum. Weitere Informationen unter http://www.asu-arbeitsmedizin.com.

Kontakt DGAUM:
Deutsche Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin e.V.
Hauptgeschäftsführer: Dr. Thomas Nesseler
Presse: Berit Kramer
Schwanthaler Str. 73 b • 80336 München
Tel. 089/330 396-0 • Fax 089/330 396-13
E-Mail: gs@dgaum.de
Web: http://www.dgaum.de

Über DGAUM:
Die DGAUM wurde 1962 gegründet und ist eine gemeinnützige, wissenschaftlich-medizinische Fachgesellschaft der Arbeitsmedizin und der klinisch orientierten Umweltmedizin. Ihr gehören heute über 1000 Mitglieder an, die auf dem Gebiet der Arbeitsmedizin und Umweltmedizin arbeiten, vor allem Ärztinnen und Ärzte, aber auch Angehörige anderer Berufsgruppen wie etwa Natur- und Sozialwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler. Die Mitglieder der Fachgesellschaft engagieren sich nicht nur in Wissenschaft und Forschung, um so bereits bestehende Konzepte für die Prävention, die Diagnostik und Therapie kontinuierlich zu verbessern, sondern sie übernehmen die ärztliche und medizinische Beratung von Arbeitgebern und Arbeitnehmern an der Schnittstelle von Individuum und Unternehmen. Darüber hinaus beraten die Mitglieder der DGAUM alle Akteure, die ihren Beitrag zu der medizinischen Versorgung leisten und auf Fachwissen aus der betrieblichen Gesundheitsförderung und Prävention, der arbeits- und umweltbezogenen Diagnostik und Therapie, der Beschäftigungsfähigkeit fördernden Rehabilitation sowie aus dem versicherungsmedizinischen Kontext angewiesen sind. Weitere Informationen unter http://www.dgaum.de.

Quelle: idw

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Warum macht Lesen kurzsichtig? Aktuell in Scientific Reports veröffentlicht

Bianca Hermle Kommunikation und Medien
Universitätsklinikum Tübingen

Andrea C. Aleman, Min Wang und Frank Schaeffel haben einen unerwarteten Grund gefunden, warum Lesen kurzsichtig machen könnte. Die Wissenschaftler des Forschungsinstituts für Augenheilkunde am Universitätsklinikum Tübingen leiten eine überraschend einfache Strategie gegen die Entwicklung einer Myopie ab. Heute haben sie dazu in Scientific Reports Nature publiziert.

Etwa die Hälfte der Abiturienten in Deutschland ist kurzsichtig. Bei Kurzsichtigkeit (Myopie) wächst das Auge zu lang, das Bild wird vor der Netzhaut scharf abgebildet und man sieht in der Ferne unscharf. Kurzsichtigkeit ist der Preis für gute Ausbildung: pro Jahr Ausbildung wird man im Mittel etwa eine Viertel-Dioptrie kurzsichtiger. Weltweit nimmt die Myopie zu, denn gute Ausbildung ist immer wichtiger.

Kinder, die viel Zeit im Freien bei Tageslicht verbracht haben, werden später kurzsichtig. Spätestens jedoch, wenn sie im Laufe ihrer Ausbildung viel Lesen, steigt das Risiko eine Myopie zu entwickeln. Was genau in der Schule beim Lesen kurzsichtig macht, ist immer noch nicht klar erforscht. Lange wurde angenommen, dass zu wenig Akkommodation beim Lesen das scharfe Bild etwas hinter die Netzhaut verlegt, was die Netzhaut veranlasst, das Auge schneller wachsen zu lassen. Diese Daten waren aber nie vollständig überzeugend. Andrea C. Aleman, Min Wang und Frank Schaeffel vom Forschungsinstitut für Augenheilkunde am Universitätsklinikum Tübingen haben nun einen unerwarteten Grund gefunden, warum Lesen kurzsichtig machen könnte.

Anders als eine Digitalkamera, die jeden Pixel ausliest, misst die Netzhaut hauptsächlich Unterschiede zwischen benachbarten „Pixeln“, den Photorezeptoren. Dies wird erreicht, in dem Zellen die Helligkeit in der Mitte und der Peripherie ihres lichtempfindlichen Bereiches vergleichen, und nur den Unterschied an das Gehirn weiterleiten. Die Sehinformation wird also massiv reduziert, was notwendig ist, da die Netzhaut zwar über rund 125 Millionen „Pixel“ verfügt, der Sehnerv aber nur über etwa eine Million „Kabel“. Der Sehnerv ist also der Flaschenhals der Informationsübertragung.

In der Netzhaut gibt es Zellen, die bewerten, ob in ihrem lichtempfindlichen Bereich (rezeptiven Feld) die Mitte heller und die Umgebung dunkler ist (ON-Zellen). Andere wiederum bewerten, ob die Mitte dunkler, und die Umgebung heller ist (OFF-Zellen). Während unserer normalen Seherfahrung werden beide Typen ähnlich stark gereizt. Aber wie ist das beim Lesen von Text?

Schaeffel hat eine Software entwickelt, die die Reizstärke für ON und OFF-Zellen in unserer visuellen Welt quantifiziert. Dabei hat sich gezeigt, dass dunkler Text auf hellem Hintergrund hauptsächlich die OFF-Zellen reizt (Abbildung 1A), während heller Text auf dunklem Hintergrund hauptsächlich die ON-Zellen reizt (Abbildung 1B).
Von früheren Experimenten mit Hühnern und Mäusen war bereits bekannt, dass die Stimulation der ON-Zellen das Augenwachstum eher hemmen, Stimulation der OFF-Zellen es aber verstärken kann.

Spielt dieser Mechanismus auch beim Menschen eine Rolle spielt?
Mittels der optischen Kohärenztomographie (OCT) kann im lebenden Auge die Dicke der Gewebsschichten genau vermessen (Mikrometerbereich) werden. Bei Hühnern, verschiedenen Affenarten und bei Kindern wurde bereits erforscht, dass die Veränderung der Dicke der Aderhaut, das ist die Schicht hinter der Netzhaut, vorhersagt, wie das Auge in nächster Zeit wachsen wird. Wird die Aderhaut dünner, weist das auf die Entwicklung einer Myopie hin, wird sie dicker, bleibt das Augenwachstum gehemmt, es entwickelt sich keine Myopie.

Alleman, Wang und Schaeffel haben Probanden dunklen Text auf hellem Hintergrund lesen lassen sowie hellen Text auf dunklem Hintergrund. Bereits nach 30 Minuten konnten sie messen, dass die Aderhaut dünner wurde, wenn schwarzer Text gelesen wurde, und dicker, wenn Text mit umgekehrtem Kontrast gelesen wurde (Abbildung 2).

Dies lässt erwarten, dass schwarzer Text auf hellem Hintergrund die Myopieentwicklung fördert, und heller Text auf dunklem Hintergrund die Myopie hemmt. Den Textkontrast umzukehren, wäre deshalb eine einfach umzusetzende Maßnahme, die Myopieentwicklung aufzuhalten, denn immer mehr Zeit wird beim Arbeiten und Lesen an Computerbildschirmen und Tablets verbracht.

Diese Strategie gegen die Entwicklung von Kurzsichtigkeit muss noch verifiziert werden. Dazu haben die Tübinger Wissenschaftler bereits eine Studie mit Schulkindern geplant. Ihre aktuelle Untersuchung zeigt aber bereits im Experiment, dass die Aderhautdicke sich in beide Richtungen ändern kann, nur durch Lesen mit verschiedenem Textkontrast.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Universitätsklinikum Tübingen
Forschungsinstitut für Augenheilkunde
Professor Frank Schaeffel
Elfriede-Aulhorn-Str. 7, 72076 Tübingen
Tel. 07071 29-80739
E-Mail frank.schaeffel@uni-tuebingen.de

Originalpublikation:
http://www.nature.com/articles/s41598-018-28904-x
Reading and Myopia: Contrast Polarity Matters. Andrea C. Aleman, Min Wang & Frank Schaeffel. Scientific Reports volume 8, Article number: 10840 (2018)
DOI:10.1038/s41598-018-28904-x

Quelle: idw

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Spurenschadstoffe im Wasser: Welche Klärtechniken Fischen helfen

Dr. Karl Guido Rijkhoek Hochschulkommunikation
Eberhard Karls Universität Tübingen

Forschungsteam der Universität Tübingen untersucht, wie Abwasserreinigungsanlagen zum Schutz der Wasserlebewesen aufgerüstet werden sollten

Schadstoffe in Flüssen und Seen können selbst in kleinen Spuren eine Gefahr für Wasserorganismen darstellen. Diese Umweltproblematik ist im vergangenen Jahrzehnt stärker ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gelangt. Zu den Spurenschadstoffen zählen Rückstände aus im täglichen Leben eingesetzten Chemikalien wie zum Beispiel aus Spültabs, Waschmitteln oder Duschgels ebenso wie aus Medikamenten, Kosmetika oder Pflanzenschutzmitteln. Die Stoffe gelangen über häusliche Abwässer in Kläranlagen, wo sie durch konventionelle Reinigungsmethoden vielfach nicht vollständig zurückgehalten oder abgebaut werden können. Über das gereinigte Abwasser werden sie deshalb in unsere Gewässer eingetragen. Unter der Leitung von Professorin Rita Triebskorn hat eine Gruppe von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern vom Institut für Evolution und Ökologie der Universität Tübingen untersucht, welche Auswirkungen verschiedene Klärtechnologien auf die Gesundheit von Fischen haben. Sie kommen zu dem Ergebnis, dass in Abhängigkeit von der Zusammensetzung des Abwassers im Einzelfall entschieden werden sollte, mit welchen Reinigungstechniken Wasserorganismen nachhaltig geschützt werden können. Ihre Studie wurde im Fachjournal Environmental Sciences Europe veröffentlicht.

In konventionellen Kläranlagen durchläuft das Abwasser aus privaten Haushalten und der Industrie mechanische, biologische und chemische Reinigungsstufen. Seit einigen Jahren werden zunehmend zusätzliche Reinigungstechnologien zum Beispiel auf der Basis von Aktivkohle oder Ozonierung als vierter Reinigungsstufe eingesetzt. „Im Rahmen einer Untersuchung am Bodensee konnten wir zeigen, dass sich durch eine zusätzliche Aktivkohlestufe Spurenstoffe effizient entnehmen lassen und dass sich die Gesundheit der Gewässerorganismen im Vorfluter dadurch deutlich verbesserte“, sagt Rita Triebskorn. „Doch bisher gibt es leider immer noch relativ wenige Studien dazu, wie sich die Spurenstoffelimination langfristig auf Gewässerökosysteme auswirkt.“

Standardisierte Versuchsbedingungen
In ihre vergleichende Untersuchung bezogen die Forscher drei konventionelle Kläranlagen ein, von denen eine, das Klärwerk Langwiese auf der Gemarkung Ravensburg, im Studienverlauf zusätzlich mit einer Aktivkohlefilteranlage ausgerüstet wurde. Sie setzten jeweils ober- und unterhalb der Ein-leitungsstelle der Kläranlage Käfige mit Regenbogenforellen ins Wasser. „Gegenüber der Untersuchung von Wildfischen hat das den Vorteil, dass wir viele Eigenschaften der Fische, wie Alter, Ernährung und Entwicklungsstand, standardisieren können. So lassen sich etwaige Effekte auf die Gesundheit der Tiere klarer erkennen“, sagt die Erstautorin der Studie Sabrina Wilhelm aus dem Forschungsteam. Sie untersuchte mit etablierten Verfahren zum einen, ob die Zellkerne der Regenbogenforellen vermehrt gentoxische Veränderungen aufwiesen. Zum anderen wurde anhand bestimmter Leberwerte der Fische gemessen, ob sie verstärkt Entgiftungsprozesse zum Ab- und Um-bau von Spurenstoffen einsetzen mussten.

Von Fall zu Fall entscheiden
„Während wir bei einer der konventionellen Kläranlagen keine negativen Auswirkungen von Spurenschadstoffen auf die Gesundheit der Fische feststellen konnten, waren die kritischen Leberwerte bei den Regenbogenforellen unterhalb der zweiten konventionellen Anlage stark erhöht“, fasst Sabrina Wilhelm die Ergebnisse zusammen. „Auch beim Klärwerk Langwiese haben wir vor der Aufrüstung solche negativen Effekte gemessen.“ Hier habe die Ausstattung der Anlage mit dem zusätzlichen Aktivkohlefilter sowohl die fraglichen Leberwerte der Fische als auch gentoxische Effekte deutlich reduziert.

„Die Investitionen in moderne Klärtechniken kommen dem Wasserökosystem vor allem dann zugute, wenn konventionelle Technologien die Schadstoffe nicht ausreichend entfernen“, sagt Rita Triebskorn. „Je nach Zusammensetzung des Abwassers lassen sich jedoch negative Einflüsse auf Wasserlebewesen auch durch eine optimierte konventionelle Reinigung reduzieren.“ Unter dem Strich lohne es, in gute Abwasserreinigung zu investieren, um unsere Umwelt nachhaltig zu schützen.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Rita Triebskorn
Universität Tübingen
Institut für Evolution und Ökologie
Telefon +49 7071 29-78892
rita.triebskorn@uni-tuebingen.de

Originalpublikation:
Sabrina Wilhelm, Stefanie Jacob, Michael Ziegler, Heinz-R. Köhler, Rita Triebskorn: Which kind of wastewater treatment do we need to avoid genotoxicity and dioxin-like toxicity in effluent-exposed fish?. Environmental Sciences Europe, https://doi.org/10.1186/s12302-018-0154-0.

Quelle: idw

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Studien belegen: Migränepatienten besitzen erhöhtes Risiko für Gefäßkrankheiten

Pressesprecher: Prof. Dr. Hans-Christoph Diener Pressestelle der DGN
Deutsche Gesellschaft für Neurologie e.V.

Menschen mit Migräne besitzen ein erhöhtes Risiko für Gefäßerkrankungen. „Zwei große aktuelle Studien aus den USA und aus Dänemark zeigen, dass Migränepatienten etwas häufiger Herzinfarkte, Schlaganfälle und venöse Thrombosen erleiden“, so Privatdozent Dr. med. Charly Gaul, Generalsekretär der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG). „Zwar ist die Sterblichkeit von Menschen mit Migräne insgesamt nicht höher als in der Allgemeinbevölkerung. Ärzte, die Migränepatienten behandeln, sollten sich des Risikos aber bewusst sein“, sagt Prof. Dr. Hans-Christoph Diener von der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN).

Menschen mit Migräne besitzen ein erhöhtes Risiko für Gefäßerkrankungen. „Zwei große aktuelle Studien aus den USA und aus Dänemark zeigen, dass Migränepatienten etwas häufiger Herzinfarkte, Schlaganfälle und venöse Thrombosen erleiden“, so Privatdozent Dr. med. Charly Gaul, Generalsekretär der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG). „Zwar ist die Sterblichkeit von Menschen mit Migräne insgesamt nicht höher als in der Allgemeinbevölkerung. Ärzte, die Migränepatienten behandeln, sollten sich des Risikos aber bewusst sein“, sagt Prof. Dr. Hans-Christoph Diener von der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN). Er rät dazu, insbesondere Frauen mit häufiger Migräne mit Aura auf Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu untersuchen und diese dann proaktiv zu behandeln.

Etwa ein Fünftel aller Frauen und acht Prozent der Männer sind von Migräne betroffen, berichten DGN und DMKG in ihrer aktuellen medizinischen Leitlinie, die Ende April erschienen ist. Damit ist Migräne die häufigste neurologische Erkrankung in Deutschland. Heftige, häufig einseitige Kopfschmerzen, die mit Appetitlosigkeit, Übelkeit und Erbrechen einhergehen, zählen zu den typischen Merkmalen der Kopfschmerzerkrankung. Für die Behandlung und Vorbeugung von Migräneattacken steht zwar eine Vielzahl von Arzneien zur Verfügung, doch ein erheblicher Anteil der Migränepatienten wird nicht oder nicht ausreichend behandelt, wie eine Repräsentativbefragung der DMKG belegt.
Die klinische Wissenschaft stellt sich in jüngerer Zeit die Frage, ob Menschen mit Migräne häufiger von zerebro- und kardiovaskulären Ereignissen betroffen sind als andere. Hinweise darauf hatten in den vergangenen Jahren mehrere Untersuchungen an ausgewählten Bevölkerungsgruppen ergeben, die nun gleich durch zwei große Studien bestätigt werden.

Vergleichsstudien mit 450.000 Patienten
„Die größte bisher publizierte Metaanalyse zum Zusammenhang zwischen zerebro- und kardiovaskulären Erkrankungen mit Migräne stützt sich auf die Daten von 16 Studien“, erläutert DMKG-Generalsekretär Gaul. Eingeschlossen wurden annähernd 400.000 Migränepatienten und ca. 750.000 nicht Betroffene als Kontrolle. Nimmt man alle vaskulären Ereignisse zusammen, so war das Risiko der Migränepatienten um 42 Prozent erhöht, für den Schlaganfall um 41 Prozent und für Herzinfarkte um 23 Prozent. Dabei war das Risiko unter den verschiedenen Formen der Migräne ungleich verteilt: Jenes Drittel der Patienten, die bei ihren Anfällen eine Aura erleben – das sind Sehstörungen wie flimmernde Blitze oder Gesichtsfeldausfälle -, hatte ein um 56 Prozent höheres Risiko für Schlaganfälle. Und während die Sterblichkeit an Krankheiten aller Art in der gesamten Gruppe nicht höher war als bei den Kontrollen, galt dies nicht für die Migräne mit Aura. Die Gesamtsterblichkeit dieser Patienten war um 20 Prozent erhöht.
Zu ganz ähnlichen Ergebnissen kommt eine Studie aus Dänemark, wo man die Daten aller mehr als 50.000 Patienten im Land über einen Zeitraum von bis zu 19 Jahren mit denen von 500.000 Kontrollen verglichen hat.

Keine Sorge, aber Vorsicht
„Von dem erhöhten Risiko sollten Patienten sich nicht verängstigen lassen, denn die absolute Zahl der Ereignisse ist relativ gering“, so Diener, der zusammen mit Gaul und dessen Kollegen Peter Kropp auch die aktuelle Migräne-Leitlinie koordiniert hat. Eine Gruppe von Patienten erfordere jedoch besondere Aufmerksamkeit, wie sich aus den Studiendaten ergibt: „Frauen mit häufigen Migräneattacken mit Aura sollten nach ihren vaskulären Risikofaktoren befragt und diese dann konsequent behandelt werden. Von besonderer Bedeutung sind hier das Rauchen und die orale hormonelle Kontrazeption.“ Die Frage, ob durch eine wirksame Behandlung der Migräne auch das Risiko für vaskuläre Ereignisse gesenkt werden kann, ist noch nicht beantwortet. „Um dies nachzuweisen, müssten Studien mit einer Beobachtungszeit von mehr als zehn Jahren durchgeführt werden“, so Gaul.

Quellen
Mahmoud AN et al.: Migraine and the risk of cardiovascular and cerebrovascular events: a meta-analysis of 16 cohort studies including 1 152 407 subjects. BMJ Open. 2018 Mar 27;8(3):e020498. doi: 10.1136/bmjopen-2017-020498.

Adelborg K et al.: Migraine and risk of cardiovascular diseases: Danish population based matched cohort study. BMJ. 2018 Jan 31;360:k96. doi: 10.1136/bmj.k96.

Therapie der Migräneattacke und Prophylaxe der Migräne. Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) in Zusammenarbeit mit der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG), 26. April 2018. Online.

Neue Migräne-Leitlinie veröffentlicht: Patienten in Deutschland müssen besser versorgt werden. Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN), 26. April 2018. Online.

Gemeinsame Presseinformation der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) und der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG)

Fachlicher Kontakt bei Rückfragen
Priv.-Doz. Dr. med. Charly Gaul
Generalsekretär der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft
Migräne- und Kopfschmerzklinik Königstein
Ölmühlweg 31, 61462 Königstein im Taunus
Tel.: +49 (0)6174-29040, E-Mail: , www.dmkg.de

Prof. Dr. Hans-Christoph Diener
Seniorprofessor für klinische Neurowissenschaften
Klinik für Neurologie, Universitätsklinikum Essen,
Universität Duisburg-Essen
Tel.: +49 (0)201 723 6540, E-Mail:

Pressestelle der Deutschen Gesellschaft für Neurologie
c/o albertZWEI media GmbH, Oettingenstraße 25, 80538 München
Tel.: +49 (0)89 46148622, E-Mail:

Weitere Informationen:
https://www.dgn.org/presse/pressemitteilungen/56-pressemitteilung-2018/3626-stud…

Anhang

Pressemitteilung als PDF
https://idw-online.de/de/attachment66040

Quelle: idw

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Neues Standardwerk zu Energietechnologien in Deutschland

Christin Hasken Kommunikation
Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie gGmbH

Technologieberichte bilden Grundlage für 7. Energieforschungsprogramm
Im Herbst wird das neue 7. Energieforschungsprogramm (EFP) der Bundesregierung verabschiedet. Das Leitprojekt „Trends und Perspektiven der Energieforschung“, Teilvorhaben: „Technologien für die Energiewende“ – kurz TF_Energiewende – liefert eine wesentliche wissenschaftliche Basis für die Entwicklung des Programms. Das Projekt führte das Wuppertal Institut federführend mit 12 weiteren renommierten Forschungseinrichtungen durch. Nun liegen die Ergebnisse öffentlich zugänglich vor: Sie geben einen umfassenden Überblick zum Innovations- und Marktpotenzial der einzelnen Energietechnologien, bewerten Chancen und Risiken sowie den möglichen Beitrag zur Umsetzung der Energiewende und zeigen den Forschungs- und Entwicklungsbedarf. Zwei umfangreiche Bände mit 31 einzelnen Technologieberichten, ein zusammenfassender Bericht sowie ein Methodikband wurden jetzt offiziell an den parlamentarischen Staatssekretär Thomas Bareiß des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) überreicht.

Technologische Innovationen sind ein Schlüssel für den Erfolg der Energiewende. Nachhaltige Energietechnologien zu erforschen und zur Marktreife zu entwickeln ist das Ziel der Energieforschung. Nur durch beständige Forschung und Entwicklung neuer Technologien ist es möglich, kontinuierlich eine höhere Energieeffizienz im Energiesystem zu erreichen, erneuerbare Energien noch stärker nutzen zu können, die Systemstabilität aufrechtzuerhalten und zugleich die Kosten zu senken. Energieforschung kann zudem einen wichtigen Beitrag dafür leisten, die Marktposition der deutschen Wirtschaft auf dem Weltmarkt zu festigen. Das Energieforschungsprogramm der Bundesregierung, das gerade überarbeitet wird, bildet hierfür den zentralen Rahmen.

Das Wuppertal Institut liefert federführend mit dem Leitprojekt „Trends und Perspektiven der Energieforschung“, Teilvorhaben: „Technologien für die Energiewende“ – kurz TF_Energiewende – eine zentrale und umfassende wissenschaftliche Grundlage für diesen Prozess. Zu den Verbundpartnern gehören das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI und das Institut für ZukunftsEnergie- und Stoffstromsysteme (IZES); zehn weitere renommierte wissenschaftliche Institute unterstützten das Großprojekt. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) förderte das Projekt von August 2016 bis April 2018 mit rund 1,3 Millionen Euro.

Detaillierte Bewertung von Energietechnologien
Ein zentrales Ergebnis des Projekts sind 31 Technologieberichte, die auf insgesamt über 1.700 Seiten den aktuellen Wissensstand zusammenfassen. Jeder einzelne Bericht gibt einen Überblick über zentrale Technologien, die nach heutigem Stand für die Energiewende derzeit und künftig einen relevanten Beitrag leisten können. Innerhalb von „TF_Energiewende“ führte das Konsortium eine umfassende multikriterielle Bewertung des Potenzials von Energietechnologien durch. Diese umfasst unter anderem das Innovations- und Marktpotenzial einzelner Energietechnologien sowie die damit verbundenen Chancen und Risiken. „Mit dem Projekt liegt eine umfassende Wissensbasis vor, die eine Einschätzung über die große Bandbreite der heute in der Diskussion befindlichen Energietechnologien ermöglicht. Sie zeigt auf, welchen Beitrag sie zur Umsetzung der Energiewende grundsätzlich leisten können und wo auch noch Technologielücken bestehen, die zukünftig geschlossen werden müssen“, sagt Prof. Dr.-Ing. Manfred Fischedick, Vizepräsident des Wuppertal Instituts.

Die Technologieberichte geben dem BMWi konkrete Hinweise, die bei der Weiterentwicklung der Energieforschungspolitik und der Vorbereitung des 7. Energieforschungsprogramms (EFP) berücksichtigt werden können. Zusätzlich dienen sie der Wirtschaft als wichtige Grundlage – etwa für die Entscheidung über Entwicklungsschwerpunkte – und sollen Forschungseinrichtungen dabei helfen, Prioritäten bei Forschung und Entwicklung zu formulieren. Zudem unterstützt das neue Technologiekompendium die interessierte Fachöffentlichkeit bei der Meinungsbildung. Damit legen die Verbundpartner ein umfassendes und aktuelles Standardwerk vor. „Die Berichte dienen auch in den kommenden Jahren als umfassendes Nachschlagewerk mit vielfältigen Informationen zu 31 Technologiefeldern des Energiesektors“, erläutert Dr. Peter Viebahn, stellvertretender Leiter der Abteilung Zukünftige Energie- und Mobilitätsstrukturen am Wuppertal Institut.

Begleitet wurden die Berichte durch eine Innovationslückenanalyse auf Grundlage aktueller sektorübergreifender Zielszenarien für Deutschland und die Welt. Mittels ihrer Hilfe zeigte das Konsortium auf, wo mögliche Forschungslücken bestehen, die sich durch bestehende Kompetenzen, oder aufgrund des erwarteten globalen Potenzials durch noch zu entwickelnde Kompetenzen, füllen lassen.

Die 31 Technologieberichte sind in folgende sechs Kategorien unterteilt:
• Erneuerbare Energien
Einzelberichte zu den Themen Bioenergie, Tiefengeothermie, Photovoltaik, solare Wärme und Kälte, solarthermische Kraftwerke, Windenergie mit Exkurs Meeresenergie und Umweltwärme

• Konventionelle Kraftwerke
Einzelberichte zu zentralen Großkraftwerken und dezentralen Kraftwerken (Brennstoffzellen sowie Motoren und Turbinen), CO2-Abscheidung und Lagerung (Carbon Capture and Storage, CCS) sowie CO2-Nutzung

• Infrastruktur
Einzelberichte zu den Themen Stromtransport und -verteilung, Wärmetransport und -verteilung, Energiespeicher (elektrisch, elektrochemisch sowie thermisch, thermochemisch, mechanisch) sowie Nutzung von Erdgas- und Erdölinfrastrukturen und Raffinerien für strombasierte Brennstoffe

• Sektorenkopplung
Einzelberichte zu den Themen Power-to-Gas (Wasserstoff, Methanisierung chemisch-katalytisch sowie biologische Methanisierung), Power-to-Liquids/Power-to-Chemicals und Verfahren der CO2-Abtrennung aus Faulgasen und Umgebungsluft

• Energie- und ressourceneffiziente Gebäude
Ein Einzelbericht zu den Themen energieeffiziente Gebäude und Gebäudetechnik

• Energie- und Ressourceneffizienz in der Industrie
Einzelberichte zu den Themen energieeffiziente Prozesstechnologien, energieeffiziente Querschnittstechnologien, Technologien zur Abwärmenutzung sowie Low-Carbon- und ressourceneffiziente Industrie

Die Berichte beinhalten zusätzlich eine übergreifende Kategorie mit integrativen Aspekten, die energiewirtschaftliche Themen der Elektromobilität in zwei Einzelbänden für Pkw und leichte Nutzfahrzeuge sowie Hybrid-Oberleitungs-Lkw, Fragen der Digitalisierung, Informations- und Kommunikationstechnologien sowie Entwicklungen im Bereich der Systemintegration, -innovation und -transformation thematisieren.
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fassten die für die Bewertung genutzten Kriterien in einem gesonderten Bericht zusammen. Ein separater Politikbericht enthält vierseitige Zusammenfassungen zu jedem Technologiebericht sowie eine Kurzdarstellung der Bewertungsmethodik.

Beispiele des Forschungsbedarfs
In der Studie bewertete das Projektkonsortium lang bewährte Energietechnologien und solche, die erst im Zuge der fortschreitenden Energiewende benötigt werden. Die Photovoltaik (PV) ist beispielsweise eine schon seit vielen Jahren zur Stromerzeugung aus Solarenergie etablierte Technik. Die Forschungsförderung des 6. EFP trug dazu bei, die Modulwirkungsgrade kristalliner PV innerhalb von zehn Jahren von 12 bis 17 Prozent auf heute 16 bis 22 Prozent zu erhöhen. Gleichzeitig stieg die Lebensdauer von 20 auf 30 Jahre.

Vielfältigen Entwicklungsbedarf sehen die Forscherinnen und Forscher bei der kristallinen Photovoltaik und der Dünnschicht-Technologie. Beispielsweise müssen die bisher erreichten wesentlich höheren Laborwirkungsgrade in die Praxis übertragen werden. „Weiteren Forschungsbedarf sehen wir unter anderem bei bauwerkintegrierter Photovoltaik, die energieerzeugendes Solarmodul und zugleich Funktions- und Designelement ist“, ergänzt Peter Viebahn.

Ein Beispiel für großen Forschungs- und Entwicklungsbedarf stellt zudem die Sektorenkopplung dar – also die Verknüpfung des Stromsektors mit dem Wärme-, Verkehrs- und Industriesektor. Da die Energiewende bisher hauptsächlich eine sogenannte „Stromwende“ ist und es in den anderen Sektoren bislang nur eine geringe Reduktion der CO2-Emissionen gibt, gehen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in mehreren Technologieberichten auf diesen Handlungsbedarf ein, um die klimaverträgliche Versorgung dieser Sektoren über Stromanwendungen zu ermöglichen.

Konsultationsprozess für das 7. Energieforschungsprogramm der Bundesregierung
Das Teilvorhaben „Technologien für die Energiewende“ des Leitprojekts unterstützte zusammen mit einem weiteren Teilvorhaben namens „Handlungsempfehlungen für die Energieforschungspolitik“, kurz EnFo-2030, unter der Leitung der TU München, den öffentlichen Konsultationsprozess, den das BMWi als federführendes Ministerium der Bundesregierung für die Erarbeitung des 7. EFP bis Ende Januar 2018 durchführte. Der Prozess, der von der Energiewende-Plattform „Forschung und Innovation“ des BMWi begleitet wurde, setzt sich aus Empfehlungen der Forschungsnetzwerke Energie, Onlineumfragen sowie Stellungnahmen von Bundesländern, Verbänden, Unternehmen und Wissenschaftseinrichtungen zusammen. In sieben technologiespezifischen Forschungsnetzwerken – Energiewendebauen, Systemanalyse, Stromnetze, Erneuerbare Energien, Energie in Industrie und Gewerbe, Flexible Energieumwandlung und Bioenergie -, die das BMWi ab 2015 sukzessive initiiert hat, sowie im Rahmen des Statusseminars Brennstoffzelle, haben sich Arbeitsgruppen mit den energiepolitischen und energietechnischen Herausforderungen sowie dem daraus abzuleitenden Forschungsbedarf beschäftigt.

Bildunterschrift:
Übergabe der Technologieberichte „TF_Energiewende“ an den parlamentarischen Staatssekretär Thomas Bareiß des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie durch Prof. Dr.-Ing. Manfred Fischedick, Vizepräsident des Wuppertal Instituts und Dr. Peter Viebahn, stellvertretender Leiter der Abteilung Zukünftige Energie- und Mobilitätsstrukturen am Wuppertal Institut sowie die Verbundpartner Prof. Dr. Martin Wietschel des Fraunhofer ISI und M.Sc. Wirtschafts-Ing. Juri Horst der IZES gGmbH.
Ebenfalls anwesend: Vertreter des zweiten Projekts, Dr.-Ing. Christoph Pellinger der Forschungsstelle für Energiewirtschaft FfE und Dipl.-Ing. Patrick Wimmer der TU München.
Quelle: Susanne Eriksson/BMWi

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr.-Ing. Manfred Fischedick, Vizepräsident des Wuppertal Instituts (https://wupperinst.org/c/wi/c/s/cd/5/)

Dr. Peter Viebahn, stellvertretender Leiter der Abteilung Zukünftige Energie- und Mobilitätsstrukturen am Wuppertal Institut (https://wupperinst.org/c/wi/c/s/cd/98/)

Originalpublikation:
Projektwebsite TF_Energiewende
https://wupperinst.org/p/wi/p/s/pd/626/

Technologien für die Energiewende – Kriterienraster
Wuppertal Report Nr. 12
https://wupperinst.org/a/wi/a/s/ad/4380/

Technologien für die Energiewende – Technologiebericht Band 1
Wuppertal Report Nr. 13.1
https://wupperinst.org/a/wi/a/s/ad/4381/

Technologien für die Energiewende – Technologiebericht Band 2
Wuppertal Report Nr. 13.2
https://wupperinst.org/a/wi/a/s/ad/4382/

Technologien für die Energiewende – Politikbericht
Wuppertal Report Nr. 14
https://wupperinst.org/a/wi/a/s/ad/4379/

Weitere Informationen:
https://wupperinst.org/p/wi/p/s/pd/626/ (Projektwebsite TF_Energiewende)

Quelle: idw

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Studie: Kein kausaler Zusammenhang zwischen Heirat und Gehalt bei Männern

Melanie Löw Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Technische Universität Kaiserslautern

„Verheiratete Männer haben ein höheres Gehalt.“ – Dieser kausale Zusammenhang wird in den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften schon seit Jahrzehnten behauptet; immer wieder belegt durch Studien. Vor allem in den USA ist das nach wie vor ein großes Thema. Zu einem ganz anderen Schluss hingegen kommen zwei Sozialwissenschaftler aus Kaiserslautern und München in ihrer aktuellen Studie. Sie haben Daten von über 4.000 US-amerikanischen Männern ausgewertet und mit neuen Statistikverfahren untersucht. Ihr Fazit: Ein kausaler Zusammenhang zwischen Heirat und hohem Gehalt lässt sich nicht nachweisen. Die Studie wurde in der renommierten Fachzeitschrift „American Sociological Review“ veröffentlicht.

Der Schritt vor den Traualtar lässt das Einkommen von Männern steigen. Zu diesem Fazit sind in den vergangenen Jahrzenten zahlreiche Untersuchungen gekommen. Literatur zu dem Gehaltsunterschied von verheirateten und unverheirateten Männern gibt es reichlich. „Vor allem in den USA ist dazu viel geforscht worden“, sagt Juniorprofessor Dr. Volker Ludwig vom Fachgebiet Angewandte Soziologie an der Technischen Universität Kaiserslautern (TUK). „Es wird dort stärker thematisiert als bei uns in Europa.“ Als ein Grund dafür wurde oftmals aufgeführt, dass sich der Ehemann auf die Karriere konzentriert, während die Frau ihm den Rücken freihält und sich um Haushalt und Erziehung der Kinder kümmert.

Das grundlegende Problem bei solchen Themen sei, so der Professor weiter, ob es wirklich einen kausalen Zusammenhang gebe. „Kann man also wirklich davon ausgehen, dass die Heirat Männer produktiver macht“, sagt er. „Oder ist es vielleicht nicht eher so, dass Männer, die mehr verdienen, eher heiraten.“

Mit dieser Thematik hat sich Ludwig gemeinsam mit seinem Kollegen Professor Dr. Josef Brüderl von Lehrstuhl für Quantitative Ungleichheits- und Familienforschung der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München in einer aktuellen Studie befasst. Sie haben mit neuen statistischen Verfahren die Daten von über 4.000 US-amerikanischen Männern ausgewertet, die bis zu 33 Jahre lang regelmäßig zu ihrer Lebenssituation befragt worden sind.

„Bei solchen Untersuchungen gibt es immer bestimmte Variablen, die man nicht berücksichtigen kann“, sagt Brüderl. Fachleute sprechen in diesem Zusammenhang von einem Selektionsproblem. Zum Beispiel können Faktoren wie Aussehen, Gesundheit oder Charaktereigenschaften, die wichtig für die Partnerwahl sind, durchaus auch eine Rolle für die berufliche Karriere und das Gehalt spielen. Auch kann es sein, dass Frauen sich auf dem Heiratsmarkt eher für die Männer interessieren, die gut verdienen. „Was ist hierbei auf selektive, was auf kausale Zusammenhänge zurückzuführen“, sagt Brüderl weiter.

In vergangenen Studien wurde die „Selektion von Besserverdienern in die Ehe“, wie es im Fachjargon heißt, nur teilweise berücksichtigt und konnte mit den herkömmlichen Verfahren auch nicht vollständig herausgerechnet werden. Mit neuen statistischen Methoden hingegen konnten die beiden Sozialwissenschaftler nun die Datensätze „bereinigen“. „Wir kommen zu dem Schluss, dass es keinen kausalen Zusammenhang zwischen Lohn und Heirat gibt“, resümiert Ludwig. „Vielmehr spielt die Selektion hierbei eine größere Rolle, als es bislang berücksichtigt worden ist. Nicht die Heirat führt zu höherer Produktivität und damit höheren Löhnen, sondern produktivere, besser verdienende Männer werden eher geheiratet. Was das Gehalt betrifft, lohnt es sich nicht, zu heiraten.“

Mit ihrer Arbeit möchten die beiden Wissenschaftler auch auf einen methodisch bedingten Trugschluss hinweisen, bei dem es sich wahrscheinlich um ein allgemeineres Problem handeln dürfte. „Es gibt zahlreiche Studien, die sich mit den Vorteilen der Ehe befassen“, erläutert der Professor. Beispielsweise haben solche Untersuchungen in der Vergangenheit gezeigt, dass in der Ehe die Lebenszufriedenheit höher ist oder dass Verheiratete länger leben. „Auch bei diesen Fällen müsste überprüft werden, ob es sich wirklich um einen rein kausalen Zusammenhang handelt“, so Brüderl.

Angesichts dieser Ergebnisse stellt sich die Frage, ob dies auch in Europa so gilt. Erste Ergebnisse für Deutschland liegen vor und zeigen, dass auch bei uns die Heirat nicht produktiver macht, sondern besserverdienende Männer eher heiraten. Allerdings ist in Deutschland das Ausmaß der Selektion in die Ehe geringer als in den USA. Gegenwärtig dehnen die beiden Forscher ihre Analyse mit den neuen Verfahren auf weitere europäische Länder aus.

Die Studie wurde in der renommierten Fachzeitschrift „American Sociological Review“ veröffentlicht: „Is There a Male Marital Wage Premium? New Evidence from the United States“
DOI: https://doi.org/10.1177/0003122418784909
http://journals.sagepub.com/doi/10.1177/0003122418784909

Fragen beantworten:
Juniorprof. Dr. Volker Ludwig
TU Kaiserslautern / Fachbereich Sozialwissenschaften
Tel.: 0631-2055786
E-Mail: ludwig@sowi.uni-kl.de

Professor Dr. Josef Brüderl
Ludwig-Maximilians-Universität
Tel.: 0170-6610025
E-Mail: bruederl@lmu.de
Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Juniorprof. Dr. Volker Ludwig
TU Kaiserslautern / Fachbereich Sozialwissenschaften
Tel.: 0631-2055786
E-Mail: ludwig@sowi.uni-kl.de

Professor Dr. Josef Brüderl
Ludwig-Maximilians-Universität
Tel.: 0170-6610025
E-Mail: bruederl@lmu.de
Originalpublikation:

American Sociological Review: „Is There a Male Marital Wage Premium? New Evidence from the United States“
DOI: https://doi.org/10.1177/0003122418784909

Quelle: idw

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Sicherer Auto fahren ohne Grauen Star: Geringeres Unfallrisiko nach Linsenoperation

Lisa-Marie Ströhlein Pressestelle
Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft

Patienten, die einen Grauen Star operieren lassen, haben ein um 9 Prozent geringeres Risiko, als Autofahrer einen schweren Verkehrsunfall zu verursachen. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie, die kürzlich im Fachjournal JAMA Ophthalmology erschien. Die DOG – Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft weist vor diesem Hintergrund darauf hin, dass schlechtes Sehen das Unfallrisiko im Straßenverkehr erhöhen kann. Vor allem ältere Menschen ab dem 60. Lebensjahr sollten ihre Augen deshalb regelmäßig auf Anzeichen eines Grauen Stars untersuchen und, wenn nötig, operieren lassen.

Die Autoren beobachteten über 500 000 Menschen im durchschnittlichen Alter von 76 Jahren über einen Zeitraum von dreieinhalb Jahren bevor und ein Jahr nachdem sie wegen eines Grauen Stars (Katarakt) operiert wurden. Nach dem Eingriff verzeichneten die Studienautoren 9 Prozent weniger Verkehrsunfälle, die durch ihre Patienten verursacht wurden. Die Autoren notierten nur Unfälle, bei denen der Fahrer mit schweren Verletzungen in der Notaufnahme behandelt werden musste. Nach Schätzung der DOG wechseln deutsche Augenärzte mindestens 800 000 Augenlinsen pro Jahr und verhindern dadurch – glaubt man der Studie – rund 200 schwere Verkehrsunfälle. Professor Dr. med. Bernd Lachenmayr von der Verkehrskommission der DOG und des Berufsverbands der Augenärzte erklärt: „Angesichts der hohen Sterblichkeit und der Tatsache, dass Senioren sich meist nicht vollständig von einem Unfall erholen, ist jede Maßnahme, die das Unfallrisiko verringert, ein Schritt in die richtige Richtung.“

Ab dem 60. Lebensjahr kann die menschliche Augenlinse trüb werden. Bei fast 10 Millionen Menschen in Deutschland schreitet die Trübung so weit voran, dass das Sehen dadurch stark eingeschränkt wird. „Besonders im Straßenverkehr, wo es auf gutes Sehvermögen ankommt, kann der Graue Star zu Unfällen führen“, betont Lachenmayr. Dadurch, dass die Trübung oft schleichend verläuft, merken viele Patienten nicht, dass sie schlechter sehen, ergänzt der Münchener Ophthalmologe: „Viele Betroffene sehen noch ausreichend, um einen Fahreignungstest zu bestehen – aber beim Autofahren können auch kleine Einschränkungen schon zu einem Unfall führen.“ Damit sie nicht unentdeckt in dieser Grauzone bleiben, sollten Menschen ab dem 60. Lebensjahr regelmäßig zur Kontrolluntersuchung beim Augenarzt gehen.

Die Katarakt-Operation ist ein Routineeingriff, der fast immer ohne Komplikationen verläuft. Dabei tauscht der Augenarzt die getrübte Linse gegen eine künstliche Linse aus, mit der der Patient wieder scharf sehen kann. Die Kosten dafür trägt die Krankenkasse.

DOG: Forschung – Lehre – Krankenversorgung
Die DOG ist die medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft für Augenheilkunde in Deutschland. Sie vereint unter ihrem Dach mehr als 7.200 Ärzte und Wissenschaftler, die augenheilkundlich forschen, lehren und behandeln. Wesentliches Anliegen der DOG ist es, die Forschung in der Augenheilkunde zu fördern: Sie unterstützt wissenschaftliche Projekte und Studien, veranstaltet Kongresse und gibt wissenschaftliche Fachzeitschriften heraus. Darüber hinaus setzt sich die DOG für den wissenschaftlichen Nachwuchs in der Augenheilkunde ein, indem sie zum Beispiel Stipendien vor allem für junge Forscher vergibt. Gegründet im Jahr 1857 in Heidelberg ist die DOG die älteste augenärztliche Fachgesellschaft der Welt und die älteste fachärztliche Gesellschaft Deutschlands.

Weitere Informationen:
http://www.dog.org

Quelle: idw

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Durchbruch bei industrieller CO2-Nutzung

Dr. Ulrich Marsch Corporate Communications Center
Technische Universität München

Professor Arne Skerra von der Technischen Universität München (TUM) ist es zum ersten Mal gelungen, in einer biotechnischen Reaktion gasförmiges CO2 als einen Grundstoff für die Produktion eines chemischen Massenprodukts zu verwenden. Es handelt sich um Methionin, das als essentielle Aminosäure vor allem in der Tiermast in großem Maßstab eingesetzt wird. Das neu entwickelte enzymatische Verfahren könnte die bisherige petrochemische Produktion ersetzen. Die Ergebnisse wurden nun in der Zeitschrift „Nature Catalysis“ veröffentlicht.

Die heute gängige industrielle Herstellung von Methionin erfolgt in einem 6-stufigen chemischen Prozess aus petrochemischen Ausgangsstoffen, bei der unter anderem hochgiftige Blausäure benötigt wird. Im Rahmen einer Ausschreibung lud das Unternehmen Evonik Industries – einer der weltweit größten Hersteller von Methionin – im Jahr 2013 Hochschulforscherinnen und -forscher ein, neue Verfahren vorzuschlagen, mit dem sich die Substanz gefahrloser herstellen lässt. Im Laufe des bisher verwendeten Prozesses entsteht das technisch unproblematische Zwischenprodukt Methional, das in der Natur als Abbauprodukt von Methionin vorkommt.

„Ausgehend von der Überlegung, dass Methionin in Mikroorganismen von Enzymen unter Abgabe von CO2 zu Methional abgebaut wird, versuchten wir diesen Prozess umzukehren“, erklärt Professor Arne Skerra, Inhaber des Lehrstuhls für Biologische Chemie an der TUM. „Denn jede chemische Reaktion ist im Prinzip umkehrbar, allerdings oft nur unter hohem Einsatz von Energie und Druck.“ Mit diesem Konzept beteiligte sich Skerra an der Ausschreibung. Evonik prämierte die Idee und förderte das Projekt.

Zusammen mit dem Postdoc Lukas Eisoldt begann Skerra, die Rahmenbedingungen für den Herstellungsprozess zu ermitteln und die nötigen Biokatalysatoren (Enzyme) herzustellen. Die Wissenschaftler unternahmen erste Versuche und erprobte, welcher CO2-Druck nötig wäre, um in einem biokatalytischen Prozess Methionin aus Methional herzustellen. Überraschend ergab sich eine unerwartet hohe Ausbeute schon bei relativ niedrigem Druck – etwa entsprechend dem Druck in einem Autoreifen von zirka zwei Bar.

Aufgrund der bereits nach einem Jahr erzielten Erfolge verlängerte Evonik die Förderung, und nun untersuchte das Team, verstärkt durch die Doktorandin Julia Martin, die biochemischen Hintergründe der Reaktion und optimierte mit Hilfe von Protein-Engineering die beteiligten Enzyme.

Effizienter als die Photosynthese
In mehrjähriger Arbeit gelang es schließlich, die Reaktion im Labormaßstab nicht nur bis zu einer Ausbeute von 40 Prozent zu verbessern, sondern auch die theoretischen Hintergründe der biochemischen Abläufe aufzuklären.

„Im Vergleich zur komplexen Photosynthese, in der die Natur ebenfalls auf biokatalytischem Wege CO2 als Baustein in Biomoleküle einbaut, ist unser Verfahren hochelegant und einfach“, berichtet Arne Skerra. „Die Photosynthese verwendet 14 Enzyme und hat eine Ausbeute von nur 20 Prozent, während unsere Methode bloß zwei Enzyme benötigt.“

Das Grundmuster dieser neuartigen biokatalytischen Reaktion kann künftig auch Vorbild für die industrielle Herstellung anderer wertvoller Aminosäuren oder von Vorprodukten für Arzneimittel sein. Das Team von Professor Skerra wird das inzwischen patentierte Verfahren durch Protein-Engineering nun so weit verfeinern, dass es sich für die großtechnische Anwendung eignet.

Damit könnte es zum ersten Mal einen biotechnologischen Herstellungsprozess geben, der gasförmiges CO2 als unmittelbaren chemischen Grundstoff nutzt. Bisher scheiterten Versuche, das klimaschädliche Treibhausgas stofflich zu verwerten, an dem äußerst hohen Energieaufwand, der dazu nötig ist.

Weitere Informationen:
Methionin ist eine Aminosäure, also ein Grundbaustein von Eiweißstoffen, der für viele Lebewesen – vor allem den Menschen – essentiell ist, aber von diesen nicht selbst produziert werden kann. Diese Aminosäure muss deshalb mit der Nahrung aufgenommen werden. Ähnlich wie Mineraldünger das Wachstum von Pflanzen beschleunigt, verbessert Methionin das Wachstum von Masttieren wie etwa Geflügel oder Fisch. Die Jahresproduktion von Methionin beträgt derzeit etwa eine Million Tonnen weltweit.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Arne Skerra
Technische Universität München
Lehrstuhl für Biologische Chemie
Tel.: +49 (0)8161 71-4351
E-Mail: skerra@tum.de

Originalpublikation:
Martin, J., Eisoldt, L. & Skerra, A.: Fixation of gaseous CO2 by reversing a decarboxylase for the biocatalytic synthesis of the essential amino acid L-methionine, Nature Catalysis 1, 555-561, 07/2018. DOI 10.1038/s41929-018-0107-4

Weitere Informationen:

https://www.tum.de/die-tum/aktuelles/pressemitteilungen/detail/article/34836/

Quelle: idw

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Forschungsoffensive zu regenerativen Kraftstoffen

Monika Landgraf Strategische Entwicklung und Kommunikation – Gesamtkommunikation
Karlsruher Institut für Technologie

Der von fossilen Kraftstoffen getriebene Verkehr trägt durch den CO2-Ausstoß wesentlich zum Klima-wandel bei. Synthetische Kraftstoffe – „reFuels“ – lassen sich auch aus nicht-fossilen Kohlenstoffquellen wie bio-genen Reststoffen in Kombination mit der direkten Umwandlung von CO2 und erneuerbarem Wasserstoff herstellen. Das KIT will mit Partnern aus der Automobil-, Automobilzuliefer- und Mineralölindustrie und mit Unterstützung der Landesregierung Baden-Württembergs die Chancen, die diese Kraftstoffe für Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt bieten, in einem breit angelegten Programm erforschen. Eine entsprechende Absichtserklärung wurde heute in Stuttgart unterzeichnet.

Beim Projekt „reFuels – Kraftstoffe neu Denken“ sollen Verfahren, mit denen Otto- und Dieselkraftstoffe aus nachhaltig zugänglichen Rohstoffen wie etwa Pflanzenteilen auch in großem Maßstab produziert werden können, betrachtet werden. Untersucht werden soll außerdem, wie sich die regenerativen Kraftstoffe auf den Schadstoffausstoß der bestehenden Flotte und auf die Funktion der Fahrzeuge sowie einzelner Komponenten auswirken. Schließlich wollen die Projektpartner bei Gesellschaft und Verbrauchern schon heute Akzeptanz für die neuartigen Treibstoffe schaffen. All dies haben Landesregierung und KIT heute am Rande des Jahrestreffens des Strategiedialogs „Automobilwirtschaft“ in Stuttgart vereinbart.

„Um die vorgegebenen Klimaziele zu erreichen, benötigen wir einen intelligenten Mix aus unterschiedlichen alternativen Antrieben. Effiziente synthetische Kraftstoffe aus nachhaltigen Quellen können dabei mittel- und langfristig eine mögliche klimaneutrale Perspektive für den Verbrennungsmotor sein“, sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann. „Indem wir nun gemeinsam mit den Partnern aus der Automobil- und Zulieferindustrie, der Mineralölwirtschaft und der Zivilgesellschaft die Forschung dazu intensivieren, gehen wir einen wichtigen Schritt auf dem Weg hin zu klimafreundlicher Mobilität.“

Verkehrsminister Winfried Hermann sagte: „Synthetische Kraftstoffe aus regenerativen Energiequellen könnten in Zukunft einen wichtigen Beitrag zur dringend notwendigen Verringerung des CO2-Ausstoßes im Verkehrssektor darstellen. Nur wenn wir alle Instrumente für den Klimaschutz im Verkehrssektor nutzen, können wir die international vereinbarten Ziele von Paris erreichen. Ich freue mich daher, dass wir mit dem Projekt reFuels die Effizienz solcher Kraftstoffe in Baden-Württemberg weiterentwickeln und sinnvolle Anwendungsbereiche ausloten können.“

„reFuels sind ein wichtiger Schritt hin zum Wirtschaften in einem geschlossenen CO2-Kreislauf“, sagte der Präsident des KIT, Professor Holger Hanselka. „Mit dem Klimawandel geht das KIT nicht nur eines der drängendsten gesellschaftlichen Probleme an. Regenerative Kraftstoffe können entlang der gesamten Wertschöpfungskette zukünftig auch ganz neue Geschäftsfelder eröffnen“, so Hanselka weiter.

„Da Effizienzgewinne bei Benzin- und Dieselmotoren in den vergangenen Jahren durch die Zunahme des Verkehrs ausgeglichen wurden, aber Verbrennungsmotoren bei der Beförderung schwerer Lasten und weiten Strecken auf absehbare Zeit weiter eine wichtige Rolle spielen werden, können umweltfreundliche und motorenverträgliche synthetische Kraftstoffe einen substantiellen Beitrag für einen nachhaltigeren Verkehr leisten“, sagte Professor Thomas Hirth, Vizepräsident des KIT für Innovation und Internationales.

Mit „bioliq“ und dem „Energy Lab 2.0″ verfügt das KIT schon jetzt über zwei Plattformen für die Herstellung von „reFuels“. Für das bioliq-Verfahren, mit dem hochwertige Kraftstoffe aus biogenen Roh- und Reststoffen wie etwa Stroh erzeugt werden können, existiert eine Pilotanlage, die bereits Musterkraftstoffe liefert. Das Energy Lab 2.0, das gerade aufgebaut wird, ist ein Anlagenverbund, der unterschiedliche Technologien zur Erzeugung und Nutzung elektrischer, thermischer und chemischer Energie wie beispielsweise Gasturbinen, Power-to-Methan und Wasserelektrolyse verknüpft und unterschiedliche Kraftstoffkomponenten wie Dieselkraftstoffe oder Jetfuels produzieren kann.

Folgende Partner (in alphabetischer Reihenfolge) haben bereits ihre Mitwirkung an dem Projekt „reFuels“ zugesagt:
AUDI AG, Caterpillar Energy Solutions GmbH (MWM), Daimler AG, Eberspächer GmbH & Co. KG, Freudenberg Sealing Technologies GmbH & Co. KG, KS Kolbenschmidt GmbH, Mahle GmbH, Mann + Hummel GmbH, Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG, Robert Bosch GmbH, Rolls-Royce Powersystems AG (MTU) sowie ENBW AG und MiRO GmbH & Co. KG mit Unterstützung des Mineralölwirtschaftsverbandes (MWV).

Weitere Materialien:
Bilder von der Unterzeichnung in Kürze hier: http://www.kit.edu/kit/pi_2018_088_forschungsoffensive-zu-regenerativen-kraftsto…

Weiterer Kontakt:
Dr. Felix Mescoli, Redakteur/Pressereferent, Tel.: +49 721 608-48120, E-Mail: felix.mescoli@kit.edu

Als „Die Forschungsuniversität in der Helmholtz-Gemeinschaft“ schafft und vermittelt das KIT Wissen für Gesellschaft und Umwelt. Ziel ist es, zu den globalen Herausforderungen maßgebliche Beiträge in den Feldern Energie, Mobilität und Information zu leisten. Dazu arbeiten rund 9 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf einer breiten disziplinären Basis in Natur-, Ingenieur-, Wirtschafts- sowie Geistes- und Sozialwissenschaften zusammen. Seine 25 500 Studierenden bereitet das KIT durch ein forschungsorientiertes universitäres Studium auf verantwortungsvolle Aufgaben in Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft vor. Die Innovationstätigkeit am KIT schlägt die Brücke zwischen Erkenntnis und Anwendung zum gesellschaftlichen Nutzen, wirtschaftlichen Wohlstand und Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen.

Diese Presseinformation ist im Internet abrufbar unter: http://www.sek.kit.edu/presse.php

Anhang

Forschungsoffensive zu regenerativen Kraftstoffen
https://idw-online.de/de/attachment66154

Quelle: idw

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Risikofaktor für Darmkrebs entschlüsselt

Dr. Annegret Burkert Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für Stoffwechselforschung

Kölner Forscher klären Zusammenhang zwischen Übergewicht und Tumorwachstum auf

Laut Deutschem Krebsforschungszentrum zählt Darmkrebs hierzulande bei Männern zur dritt- und bei Frauen zur zweithäufigsten Tumorerkrankung. Auch bei Neuerkrankungen liegt Deutschland im internationalen Vergleich mit an der Spitze. Dabei scheinen vor allem die Ernährungs- und Lebensgewohnheiten eine grundlegende Rolle zu spielen, denn Übergewichtige haben ein erhöhtes Risiko zu erkranken. Wissenschaftler vom Max-Planck-Institut für Stoffwechselforschung in Köln entschlüsselten nun die detaillierten Zusammenhänge dieses Phänomens und liefern damit die Grundlage für neue Therapieansätze.

„Wenn der Körper immer mehr überschüssiges Fett speichern muss, entsteht im Fettgewebe eine Stressreaktion“, erklärt Forschungsgruppenleiter und Privatdozent Dr. Thomas Wunderlich. Die Stressreaktion alarmiert die körpereigene Immunabwehr, die wiederum im Fettgewebe eine Entzündung auslöst. Anhaltendes Übergewicht versetzt den Körper in Dauerstress und die Entzündung breitet sich über das Blut im ganzen Körper aus. Dies führt letztlich zu einer Umprogrammierung von Zellen der Immunabwehr, die dadurch Krebszellen nicht mehr bekämpfen, sondern ihr Überleben fördern und so das Tumorwachstum unterstützen.

Diese neuen molekularbiologischen Erkenntnisse veröffentlichten die Wissenschaftler kürzlich in der Fachzeitschrift Nature Communications. Erstautorin Dr. Claudia Wunderlich, die einen Großteil der Forschungsarbeit leistete, betont aber: „Nur weil man dick ist, erkrankt man noch lange nicht an Krebs. Doch sollten entartete Zellen im Körper vorhanden sein, begünstigt Übergewicht das Tumorwachstum.“

Die Studie gibt aber nicht nur Aufschluss darüber, wie Übergewicht und Darmkrebs zusammenhängen. „Anhand von Mausmodellen konnten wir spezifische Angriffspunkte für mögliche Therapieansätze beim Menschen herausarbeiten“, erläutert Dr. Claudia Wunderlich. In übergewichtigen Mäusen konnten die Forscher das Erkrankungsrisiko bereits senken. Hierzu eliminierten sie zum einen spezielle Immunzellpopulationen, zum anderen veränderten sie die Genetik der Tiere so, dass bestimmte Immunzellen trotz fettreicher Ernährung nicht mehr umprogrammiert werden konnten. In beiden Fällen schwächte sich die Entzündung ab, entartete Zellen wurden wieder bekämpft und die Darmkrebsentwicklung vermindert.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Dr. Thomas Wunderlich
Max-Planck-Institut für Stoffwechselforschung, Köln
+49 221 47260 678
thomas.wunderlich@sf.mpg.de

Originalpublikation:Claudia M. Wunderlich, P. Justus Ackermann, Anna Lena Ostermann, Petra Adams-Quack, Merly C. Vogt, My-Ly Tran, Alexei Nikolajev, Ari Waisman, Christoph Garbers, Sebastian Theurich, Jan Mauer, Nadine Hövelmeyer, F. Thomas Wunderlich.

Obesity exacerbates colitis-associated cancer via IL-6-regulated macrophage polarisation and CCL-20/CCR-6-mediated lymphocyte recruitment.
Nature Communications, 2018.

Quelle: idw

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Erneuerbarer Kraftstoff aus der Kläranlage

Monika Landgraf Strategische Entwicklung und Kommunikation – Gesamtkommunikation
Karlsruher Institut für Technologie

Einen wichtigen Schritt zu einem geschlossenen Kohlendioxid-Kreislauf gehen die Ausgründung des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) INERATEC und das spanische Energieunternehmen GAS NATURAL FENOSA: Im katalonischen Sabadell haben sie eine Anlage errichtet, die aus klimaschädlichem Kohlendioxid (CO2) und erneuerbarem Wasserstoff synthetisches Erdgas erzeugt. Das Verfahren basiert auf der Herstellung von Wasserstoff durch Elektrolyse und deren Reaktion mit CO2 aus biogenen Quellen – zum Beispiel aus Klärschlamm.

In der Kläranlage der 200.000-Einwohner-Stadt Sabadell im Großraum Barcelona sind die Grundstoffe reichlich vorhanden, wie INERATEC-Geschäftsführer Tim Böltken erläutert. „Der Prozess nutzt Energie aus erneuerbaren Quellen und speichert diesen im chemischen Energieträger Methan. Spanien hat in den vergangenen vier Jahren bereits 40 Prozent seiner Elektrizität aus erneuerbaren Energiequellen – meist Windkraft – erzeugt“, sagt Böltken, Alumnus des KIT. Das Power-to-Gas-Verfahren wandelt nun überschüssigen oder dezentral anfallenden Strom aus erneuerbaren Quellen wie Sonnen- oder Windkraft in Methan um.

Ziel ist, erneuerbare Gase zu produzieren, die mit der bestehenden Erdgasversorgung in Spanien kompatibel sind. Der große Vorteil: Das erneuerbare Gas kann in der bestehenden Gasinfrastruktur gespeichert und in Gebiete in ganz Spanien transportiert werden. Die Gasspeicherkapazität in Spanien beträgt etwa 30 Terawattstunden, was bedeutet, dass der in dortigen Windkraftanlagen erzeugte Strom ein halbes Jahr lang gespeichert werden kann.

Bislang war solch eine dezentrale Produktion nicht wirtschaftlich möglich, weil für das chemische Verfahren normalerweise extrem teure, großtechnische chemische Anlagen nötig sind. Den Ineratec-Gründern gelang der Durchbruch, indem sie eine passende chemische Reaktortechnologie entwickelten, die zum Beispiel in einen Schiffscontainer passt. Die fertig montierten, modularen Kompaktanlagen sind nach dem Baukastensystem konzipiert, sodass sich die Kapazität ganz nach Bedarf erweitern lässt.

Die Pilotanlage in Sabadell soll vorerst 100 Kubikmeter Gas pro Tag produzieren. Sie ist zusätzlich mit einem Katalysator ausgestattet, der vom katalonischen Institut für Energieforschung (IREC) für die Umsetzung von CO2 aus biogenen Quellen entwickelt wurde. Die Anlage ist Teil des spanischen Projekts Synthetic Fuels – Combustibles Sintètics (CoSin), das vom Europäischen Fonds für regionale Entwicklung gefördert wird.

Weiterer Kontakt:
Dr. Felix Mescoli, Redakteur/Pressereferent, Tel.: +49 721 608 48120, E-Mail: felix.mescoli@kit.edu
Details zum KIT-Zentrum Energie: http://www.energie.kit.edu

Als „Die Forschungsuniversität in der Helmholtz-Gemeinschaft“ schafft und vermittelt das KIT Wissen für Gesellschaft und Umwelt. Ziel ist es, zu den globalen Herausforderungen maßgebliche Beiträge in den Feldern Energie, Mobilität und Information zu leisten. Dazu arbeiten rund 9 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf einer breiten disziplinären Basis in Natur-, Ingenieur-, Wirtschafts- sowie Geistes- und Sozialwissenschaften zusammen. Seine 25 500 Studierenden bereitet das KIT durch ein forschungsorientiertes universitäres Studium auf verantwortungsvolle Aufgaben in Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft vor. Die Innovationstätigkeit am KIT schlägt die Brücke zwischen Erkenntnis und Anwendung zum gesellschaftlichen Nutzen, wirtschaftlichen Wohlstand und Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen.

Diese Presseinformation ist im Internet abrufbar unter: http://www.sek.kit.edu/presse.php

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
felix.mescoli@kit.edu
http://www.energie.kit.edu
http://www.sek.kit.edu/presse.php

Anhang
Erneuerbarer Kraftstoff aus der Kläranlage
https://idw-online.de/de/attachment66095

Quelle: idw

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Die richtige Bluthochdruckeinstellung, auch im Urlaub!

Dr. Bettina Albers Geschäftsstelle
Deutsche Hochdruckliga

Eine optimale Blutdruckeinstellung ist wichtig – auch im Urlaub. Eine wichtige Botschaft, denn manche Patienten machen auch einfach „Medikamentenferien“, was regelrecht gefährlich werden kann. Die richtige Bluthochdruckeinstellung ist aber nicht nur eine Frage der inneren Einstellung, sondern auch der Information und Organisation: Was ist bei einem Langstreckenflug zu beachten? Und wie verhält sich der Blutdruck bei hohen Temperaturen? Was muss ich bei der Tabletteneinnahme im Sommer beachten? So kommen Blutdruckpatienten „ohne Druck“ und gesundheitliche Komplikationen durch den Hochsommer und die Feriensaison.

Bei hohen Temperaturen im Sommer ist der Blutdruck in der Regel niedriger als in den Wintermonaten: Die Blutgefäße erweitern sich bei Hitze, es kommt zu vermehrten Verlusten von Kochsalz und Wasser beim Schwitzen und in der Folge fällt der Druck ab. Das kann zur Folge haben, dass bei einigen Patienten die „normale“ Dosis der blutdrucksenkenden Medikamente bei Hitzeperioden zu hoch ist und es unter Umständen zu Schwindel, Müdigkeit und Schwäche kommen kann. Wenn sich eines dieser Symptome bei Hochdruckpatienten im Sommer einstellt, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die Blutdruckmedikamente für die Jahreszeit zu stark dosiert sind. „Mit der täglichen Blutdruckmessung haben die Patienten den Werteverlauf im Blick und sehen, wenn der Blutdruck stärker als sonst abgefallen ist, obwohl sie die Medikamente wie gewohnt eingenommen haben. Das ist der Grund, warum wir die tägliche Selbstmessung vor allem in den Sommermonaten empfehlen“, erklärt Professor Bernhard Krämer, Präsident der Deutschen Hochdruckliga e.V. DHL® | Deutsche Gesellschaft für Hypertonie und Prävention. Ist der Blutdruck deutlich niedriger als üblich bei gleicher Medikamenteneinnahme, empfiehlt Prof. Krämer den Gang zum Hausarzt. Der kann dann einen neuen Dosierungsplan für die heißen Tage erstellen. „Patienten sollten es erst gar nicht so weit kommen lassen, dass ihr Blutdruck im Sommer (oder im Urlaub) unter normaler Dosierung zu stark abfällt, dass sich Symptome wie Schwindel entwickeln“, so der Experte. Gerade wenn ein Urlaub in warmen Gefilden geplant ist, sollte das vorab mit dem Hausarzt besprochen werden. „Vor Ort ist es immer schwierig, einen Arzt zu finden, zumal oft auch Verständigungsschwierigkeiten dazu kommen. Außerdem möchte man den Urlaub ja auch genießen und nicht beim Arzt sitzen“. Daher empfiehlt es sich also, vorher mit den Arzt zu sprechen und einen reduzierten Einnahmeplan dabei zu haben, für den Fall, dass der Blutdruck unter der normalen Blutdruckmedikation zu weit abfällt. „Ein Blutdruckmessgerät gehört bei Patienten mit Bluthochdruck sowieso ins Reisegepäck“, so der Experte, „denn Bluthochdruck macht keine Ferien!“

Will man keine gefährlichen Folgekrankheiten wie Schlaganfall oder Herzinfarkt riskieren, muss der Blutdruck ganzjährig gut eingestellt sein. „Die tägliche Kontrollmessung ist dafür wichtig, aber auch die regelmäßige Einnahme der Tabletten, und zwar ohne Pause. Patienten sollten sicherstellen, dass sie ihre Medikamente im Urlaub dabeihaben – und zwar in ausreichender Menge. Wenn´s knapp wird, lieber noch schnell ein Rezept beim Hausarzt anfordern und gut vorbereitet auf die Reise gehen, als dass es einem im Urlaub schlecht geht.

Beim Thema „Langzeitflüge“ muss darüber hinaus beachtet werden, dass es durch die Zeitverschiebung zu Änderungen kommen kann. Grundsätzlich sind alle Flüge, die zu einem Zeitunterschied von bis zu 3 Stunden führen, problemlos, da muss bei der Einnahme nichts geändert werden. Wer seine Blutdruckmedikamente morgens um 9 Uhr einnimmt, kann sie dann auch im Urlaubsziel zur Ortszeit 9 Uhr einnehmen.

Bei Langstreckenflügen, die zu einem Zeitunterschied von mehr als 3 Stunden führen, kommt es darauf an, in welche Richtung man fliegt. Eine Zeitverschiebung von mehr als 3 Stunden bei Flügen in Richtung Osten führt dazu, dass der Reisetag deutlich verkürzt ist. Bleibt man an dem Tag beim normalen Einnahmeschema, kann das zu einer Überdosierung der Medikamente führen, eine Reduktion der Standardmedikation oder Verschiebung des Einnahmezeitpunktes sollte also erwogen werden. Umgekehrt kommt es bei langen Flügen in Richtung Westen zu einer Verlängerung des Tages, die eventuell eine Zusatzdosis notwendig macht. Vor einem Langstreckenflug sollten sich Bluthochdruck-Patienten von ihrem Hausarzt beraten lassen, wie sie während des Flugs und auf der Reise ihre Medikamente einnehmen sollten.

Wichtiger Tipp zum Schluss: Nehmen Sie Ihre Medikamente immer im Handgepäck mit. Denn sollte einmal der Koffer verloren gehen, ist sichergestellt, dass Sie das Wichtigste, Ihre Medikamente, bei sich haben! Da einige Länder restriktive Zoll-Einfuhrbestimmungen haben, empfiehlt es sich auch, eine Bescheinigung des Arztes mitzuführen, die bestätigt, dass die Medikamente für den eigenen Gebrauch sind. Der ADAC bietet ein entsprechendes mehrsprachiges Formular an, dass vorm Urlaub vom Arzt ausgefüllt werden muss, siehe: https://www.adac.de/_mmm/pdf/Formular-Aerztliches-Attest_Texteingabe_290174.pdf

Kontakt/Pressestelle
Dr. Bettina Albers
albers@albersconcept.de
Telefon: 03643/ 776423
Mobile: 0174/ 2165629

Weitere Informationen:
https://www.hochdruckliga.de/

Quelle: idw

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Brustimplantate mit Tomaten-DNA fälschungssicher kennzeichnen

Britta Widmann Kommunikation
Fraunhofer-Gesellschaft

Jahrelang hat ein französisches Unternehmen Brustimplantate aus billigen Industrie-Silikonkomponenten verkauft. Der Skandal, der 2010 erstmals für Schlagzeilen sorgte, beschäftigt bis heute die Gerichte. Ein Forscherteam des Fraunhofer-Instituts für Angewandte Polymerforschung IAP hat jetzt ein Verfahren entwickelt, das derartigen Betrug verhindert. Künftig können Hersteller Implantate fälschungssicher kennzeichnen – mit Hilfe von verkapselter Tomaten-DNA.

Produktfälschungen erweisen sich im Zuge der Globalisierung als wachsendes Problem für Hersteller. Für den Verbraucher wird es riskant, wenn Fälscher sensible Produkte wie Medizintechnik und Medikamente ins Visier nehmen. Die Plagiate sind meist minderwertig und können die Gesundheit der Patienten erheblich beeinträchtigen oder sich sogar als lebensgefährlich erweisen. Dies hat der Skandal um Brustimplantate einer französischen Firma gezeigt, die bei der Herstellung der Implantate nicht zugelassene Silikone zugemischt hatte, um die Produktionskosten zu senken (siehe Kasten »So werden Brustimplantate hergestellt«).

Die unerlaubte Manipulation nachzuweisen, ist nachträglich kaum möglich. Ob minderwertiges Silikon verwendet wurde, lässt sich im Nachhinein nur mit erheblichem analytischen Aufwand aufdecken. »In der Regel kaufen die Fälscher hochwertige Einzelkomponenten von renommierten Lieferanten und strecken diese mit billigem Silikon, das einen Bruchteil des erstklassigen Materials kostet. Der finanzielle Gewinn der Produktpiraten ist immens«, weiß Dr. Joachim Storsberg, Wissenschaftler am Fraunhofer IAP in Potsdam und Gutachter in Gerichtsverfahren, die Brustimplantate betreffen. Eine Methode, die eine nachträgliche Manipulation einer oder mehrerer Komponenten sowohl qualitativ als auch quantitativ nachweist, wäre ideal.

Keine Chance für Produktpiraterie
Ein solches Verfahren haben Storsberg und sein Team – dem unter anderem Marina Volkert von der Beuth Hochschule für Technik Berlin angehört – entwickelt, es ist bereits patentiert. Die Idee: Mithilfe von DNA-Sequenzen könnten Implantate permanent und identitätssicher markiert werden. Hersteller hätten so die Möglichkeit, Produkte fälschungssicher zu kennzeichnen und so für mehr Patientensicherheit zu sorgen. Der Clou: Als Marker nutzen die Forscher Tomaten-DNA, die sich in diversen Experimenten als ideales Markierungsmaterial erwies. »Wir haben aus Tomatenblättern genomische DNA (gDNA) isoliert und in die Silikonmatrix eingebettet. Dabei haben wir zum Herstellen von Brustimplantaten zugelassene Siloxane, Bausteine für Silikonprodukte, verwendet«, erläutert Storsberg. In Modellversuchen konnten die Forscherinnen und Forscher die Temperaturbeständigkeit der extrahierten DNA demonstrieren. Hierfür wurde das Silikon, in dem sich die gDNA befindet, über einen Zeitraum von fünf Stunden bei 150 Grad vulkanisiert, und anschließend per PCR, einer Technik zur Vervielfältigung der DNA, und einem speziellen Analyseverfahren, der Gelelektrophorese, überprüft. Das Ergebnis: Die DNA wurde nicht abgebaut, sie blieb stabil.

»Brustimplantate bestehen aus Komponenten, sprich aus mehreren Silikonpolymeren, die vernetzt werden und ein Gel bilden. Der Hersteller der Komponenten hat nun die Möglichkeit, gleich beim Produktionsprozess die Silikone mit der verkapselten Tomaten-DNA-Sequenz zu markieren. Die eingesetzte DNA sowie deren Konzentration sind nur ihm bekannt. Erst dann werden die Komponenten an den Produzenten des eigentlichen Implantats verkauft. Streckt dieser nun die Komponenten nachträglich mit minderwertigen Materialien oder verwendet er eine niedrigere Konzentration, so lässt sich dies per PCR nachweisen. Das funktioniert im Prinzip wie ein Vaterschaftstest«, führt Storsberg aus. Der Vorteil der Tomaten-DNA: Sie ist quasi kostenlos und eignet sich zum Kennzeichnen vieler polymerbasieren Implantate, also beispielsweise auch zum fälschungssicheren Markieren von Linsenimplantaten.

Die Ergebnisse der IAP-Forscher wurden bereits in der Fachzeitschrift »Plastische Chirurgie« veröffentlicht.

Weitere Informationen:
https://www.fraunhofer.de/de/presse/presseinformationen/2018/august/brustimplant…

Quelle: idw

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Designerzellen schlucken das Klimagas CO2

Christina Mühlenkamp Stabsstelle Hochschulkommunikation
Philipps-Universität Marburg

Marburger Forschergruppe erhält 1,5 Millionen Euro der VolkswagenStiftung zur Erforschung neuer CO2-Umwandlungswege

Im Projekt „BRILIANCE“ (BRinging Inorganic carbon to LIfe with Artificial CO2-fixation in a minimal Cell) sollen Designerzellen so umprogrammiert werden, dass sie einen komplett neuen Stoffwechselweg entwickeln, mit dem sie das Klimagas CO2 binden und umwandeln können. Hierfür kooperieren in Marburg am Zentrum für Synthetische Mikrobiologie (Synmikro) die Arbeitsgruppen von Prof. Dr. Roland Lill (Institut für Zytobiologie der Philipps-Universität) und Dr. Tobias Erb (Max-Planck-Institut für terrestrische Mikrobiologie) mit dem J. Craig Venter Institute in den USA. Das Konsortium erhält im Rahmen der Förderlinie „Leben? – Ein neuer Blick der Naturwissenschaften auf die grundlegenden Prinzipien des Lebens“ 1,5 Millionen Euro der VolkswagenStiftung über einen Zeitraum von fünf Jahren.

Der neue Weg der CO2-Umwandlung kann als Alternative zu natürlich entstandenen CO2-Umwandlungswegen dienen, wie sie etwa während der Photosynthese bei Pflanzen vorkommen. Durch die neuen Synthesewege von CO2 sollen organische Verbindungen leicht hergestellt werden können, die wir im täglichen Leben benötigen – etwa für die Produktion von Nahrungsmitteln, Treibstoffen und Pharmazeutika direkt aus CO2. Die fundamentale Eigenschaft des Lebens, unbelebten Kohlenstoff in organische Verbindungen umzuwandeln, soll somit genau erforscht, nachgeahmt und neu erfunden werden.

Insgesamt wurden 95 Anträge bei der VolkswagenStiftung eingereicht. Davon werden nun sieben Projekte mit einer Gesamtsumme von 9,8 Millionen Euro gefördert. Alle geförderten Projekte widmen sich der fundamentalen Frage nach den Grundprinzipien des Lebens. Die wissenschaftlichen Vorhaben haben beispielsweise die Bildung von mehrzelligen Lebewesen aus Einzelzellen oder die Herkunft der ersten Eiweiße in der Zelle zum Thema.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Roland Lill
Institut für Zytobiologie
Fachbereich Medizin
Philipps-Universität Marburg
Tel.: 06421 28-66449
E-Mail: lill@staff.uni-marburg.de
Website: www.uni-marburg.de/fb20/cyto

Dr. Tobias J. Erb
Department für Biochemie & Synthetischer Metabolismus
Max Planck Institut für terrestrische Mikrobiologie
35043 Marburg
Tel.: 06421 178-700
E-Mail: toerb@mpi-marburg.mpg.de
Website: http://www.mpi-marburg.mpg.de/erb

Weitere Informationen:
http://www.volkswagenstiftung.de/leben

Quelle: idw

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Erfahrungen mit Essstörungen

Rudolf-Werner Dreier Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau

Die Website www.krankheitserfahrungen.de präsentiert ein neues Modul zum Thema Anorexie und Bulimie

Erfahrungen, Informationen, Unterstützung: Das neue Modul „Essstörungen: Anorexie und Bulimie“ auf der Website www.krankheitserfahrungen.de ist veröffentlicht. Auf der Internetplattform erzählen Menschen von ihrem Leben zwischen Gesundheit und Krankheit. Die verschiedenen Krankheitsbilder und Erfahrungen mit dem Gesundheitssystem werden wissenschaftlich aufbereitet und präsentiert. Im Mittelpunkt stehen die Schilderungen von betroffenen Menschen in Form von Video-, Audio- und Textausschnitten.

Das neue Modul bedeutet für das Projekt ein Jubiläum: Mit der Veröffentlichung ist nun der zehnte Erfahrungsbereich auf der Internetplattform verfügbar. Das Modul berichtet von Erfahrungen mit einer Essstörung – von Betroffenen für Betroffene, Angehörige sowie Professionelle. Beteiligt haben sich 19 Frauen zwischen 18 und 63 Jahren, die zwischen einem Jahr und 40 Jahren mit einer Essstörung leben oder gelebt haben. Zum Zeitpunkt der Interviews waren sie in unterschiedlichen Krankheitsstadien: Einige waren akut betroffen, andere haben die Erkrankung komplett hinter sich gelassen. Die Berichte der Erzählerinnen umfassen unter anderem den Beginn ihrer Essstörung, deren Auswirkungen auf den Alltag sowie verschiedene Erfahrungen mit Hilfsangeboten. Die Nutzerinnen und Nutzer der Website können Ausschnitte zum jeweiligen Thema aus den Interviews anschauen, anhören oder lesen.

Die Internetplattform www.krankheitserfahrungen.de gibt es seit nunmehr acht Jahren. Sie ist ein Projekt der Abteilung Rehabilitationspsychologie und Psychotherapie am Institut für Psychologie der Universität Freiburg und des Instituts für Allgemeinmedizin der Universität Göttingen in Kooperation mit dem Institut für Public Health der Berliner Universitätsmedizin Charité.

Zur Website
www.krankheitserfahrungen.de

Kontakt:
Dr. Lisa Schäfer-Fauth
Institut für Psychologie
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Tel.: 0761/203-3041
lisa.schaefer@psychologie.uni-freiburg.de

Weitere Informationen:
https://www.pr.uni-freiburg.de/pm/2018/erfahrungen-mit-essstoerungen?set_languag…

Quelle: idw

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Materialien für eine Nachhaltige Wasserwirtschaft – MachWas-Konferenz in Frankfurt am Main

Dr. Christine Dillmann Öffentlichkeitsarbeit
DECHEMA Gesellschaft für Chemische Technik und Biotechnologie e.V.

Die Fördermaßnahme MachWas des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) fördert Werkstoff- und Materialentwicklungen, um wirkungsvolle Impulse für eine nachhaltige Wasserwirtschaft durch Minimierung des Wasserverbrauchs, Maximierung der Wasserverfügbarkeit sowie Technologien zur Wasseraufbereitung und -gewinnung zu erzeugen.

Auf der MachWas-Konferenz Ende Mai.2018 in Frankfurt am Main stellten die Verbundprojekte ihre Fortschritte und Ergebnisse vor. Experten aus der Materialforschung für nachhaltige Wasserwirtschaft trafen sich bei dieser öffentlichen Veranstaltung zum Austausch und Diskurs über die neuen Erkenntnisse und Entwicklungen aus den geförderten Projekten.

Zusätzlich lud der MachWas-Marktplatz mit Postern und Exponaten dazu ein, sich weitergehend zu informieren. In ihrem Grußwort betonte MinR’in Liane Horst vom BMBF die Wichtigkeit, im Hinblick auf bestehende Herausforderungen wie z.B. übermäßige Wassernutzung, Schadstoffen und Plastikmüll in Gewässern mit Forschung zu Materialinnovationen für den Einsatz in der Wasserwirtschaft einen Beitrag zum Schutz der wertvollen Ressource Wasser zu leisten.

In MachWas entwickeln Akteure aus Wissenschaft, Wirtschaft und Praxis in 13 Verbundprojekten in vier Themenfeldern technologische Lösungen und neue Materialkonzepte.

Projekte aus dem Themenfeld „Materialien für Membranverfahren“ beschäftigen sich mit Mikro-, Ultra- und Nanofiltration sowie Umkehrosmose, welche sich als Alternativen zu konventionellen Trennverfahren in der Wasserreinigung etablieren konnten und mittlerweile als Schlüsseltechnologien auch für die betriebliche Wasserkreislaufschließung und Wertstoffrückgewinnung gelten.

Das zweite Themenfeld befasst sich mit oxidativen und reduktiven Verfahren, welche auf eine Umwandlung von kritischen Substanzen abzielen. Mittels chemischer Reaktionen sollen diese Substanzen in weniger kritische Substanzen überführt und zum Teil dauerhaft immobilisiert werden. Aufgrund der in Prozess-, Ab- und Grundwasser in der Regel vorhandenen großen Anzahl verschiedener Substanzen ist die Selektivität der oxidativen und reduktiven Verfahren von hoher Bedeutung, um einen gezielten Abbau im Wasser zu ermöglichen.

Das Themenfeld „Adsorptionsmaterialien“ zeigt auf, dass neben der Filtration die Adsorption eine bedeutende Rolle in der Wasserreinigung und -aufbereitung spielt. Besonders die Gewässerbelastung mit organischen, endokrinen und persistenten Stoffen (z. B. Medikamente und deren Metabolite) bereitet zunehmend Besorgnis. Adsorptionsmaterialien können dabei helfen, diese Stoffe zu binden und auf diesem Weg aus dem Wasserkreislauf zu entfernen.

Darüber hinaus werden in einem vierten Themenfeld Materialentwicklungen für weitere Anwendungen in der Wassertechnik gefördert. Fokus dieser Projekte sind die Reduzierung bzw. Entfernung von Mikroplastik in Wasserkreisläufen; Beschichtungen zur Verringerung von Fouling oder Scaling sowie die Umweltverträglichkeit von Hilfsstoffen.

Die in den Projekten angestrebten neuen Materialkonzepte bilden die Grundlage für weitere Fortschritte in der Entwicklung einer modernen und nachhaltigen Wassertechnologie.

Die DECHEMA Gesellschaft für Chemische Technik und Biotechnologie e.V. unterstützt mit dem wissenschaftlichen Begleitvorhaben MachWasPlus die BMBF-Fördermaßnahme durch die fachliche Begleitung und Vernetzung der geförderten Verbundprojekte. Darüber hinaus werden die Verbundprojekte bei der Identifizierung von Anwendungsfeldern und dem Transfer der Ergebnisse über die Wertschöpfungskette Materialien – Wassertechnologie – Anwendungsfelder in die Praxis unterstützt.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Dr. Thomas Track (thomas.track@dechema.de)
Katja Wendler (katja.wendler@dechema.de)
Alexander Frey (alexander.frey@dechema.de)

Weitere Informationen:
http://www.machwas-material.de – weitere Informationen zum Projekt

Quelle: idw

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Nach unten treten: Studie zeigt, wie Mitarbeiter zukünftige Rivalen kleinhalten

Kristina Brümmer Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Kühne Logistics University – Wissenschaftliche Hochschule für Logistik und Unternehmensführung

Wettbewerb unter Kollegen führt nicht immer zu den besten Ergebnissen. Ist das Arbeitsklima zu kompetitiv, beginnt der Konkurrenzkampf unter den Mitarbeitern. Dabei sabotieren sie nicht nur Chefs und Mitarbeiter mit höherem Ansehen und Status, sondern verhindern auch den beruflichen Aufstieg von Kollegen, die sie in Zukunft überflügeln könnten. Zu diesem Ergebnis kommen Wissenschaftler der Kühne Logistics University (KLU) in einer aktuellen Studie.

Es beginnt mit flapsigen Sprüchen, damit, dass man „vergisst“, wichtige Informationen weiter zu geben, und reicht bis zur Sabotage einer Karriere: Social Undermining lautet der Fachbegriff, der ein subtiles negatives Verhalten gegenüber Kollegen beschreibt. In vielen Unternehmen ist dieses Verhalten an der Tagesordnung und schadet auf lange Sicht dem beruflichen Erfolg der Opfer. Bisher ging man davon aus, dass der Konkurrenzkampf vor allem zwischen Kollegen auf der gleichen Hierarchieebene tobt oder sich gegen Mitarbeiter mit höherem Status richtet. Zu Unrecht, wie eine aktuelle Studie zeigt. „Neid und daraus folgendes negatives Verhalten können sich auch auf Personen beziehen, die eigentlich auf einer niedrigeren beruflichen Ebene stehen“, erklären Susan Reh, Christian Tröster und Niels Van Quaquebeke von der KLU. Die Doktorandin hat zusammen mit den beiden Professoren für Leadership and Organizational Behavior Vergleichsprozesse in Unternehmen und daraus resultierendes Verhalten untersucht. Für ihre Studie haben sie verschiedene Experimente durchgeführt.

„Wenn ich sehe, dass ein Kollege sich in der Vergangenheit besonders schnell beruflich entwickelt hat, nehme ich an, dass er das auch in Zukunft tun wird und mir damit meine Position streitig machen könnte.“ Grund genug für manche Mitarbeiter, den aufstrebenden Kollegen auf subtile Art zu sabotieren. „Aus Angst um meine eigene Position versuche ich, die Weiterentwicklung des anderen zu behindern“, fasst Tröster das Phänomen zusammen.

Dieses Verhalten lässt sich nicht nur in bestehenden Teams beobachten. Es kann sogar Auswirkungen auf die Auswahl neuer Mitarbeiter haben. „Ein Vorgesetzter, der auf seinem Gebiet sehr gut ist, erwartet auch viel von seinen Mitarbeitern und wird nur Top-Leute in sein Team holen“, erklärt Van Quaquebeke. „Ein Chef mit geringerem Potential wird dagegen eher Mitarbeiter einstellen, deren Fähigkeiten noch unter seinen eigenen liegen. Aus Angst, von kompetenteren Mitarbeitern überflügelt zu werden, arbeitet er lieber mit einem mittelmäßigen Team.“

Besonders häufig kommen die Sabotageversuche laut den Wissenschaftlern in Unternehmen mit einem ausgeprägten Wettbewerb unter den Mitarbeitern vor. Der kann zum Beispiel durch leistungsbasierte Bonussysteme angefacht werden. „Wenn alle nur nach dem Bonus schielen, führt das zu Vergleichen, Konkurrenz und Missgunst untereinander. Dann geht es nur noch darum, den eigenen Vorteil zu wahren. Auf Kosten der Kollegen.“ sagt Van Quaquebeke.

Aus ihren Ergebnissen ziehen die Wissenschaftler verschiedene Schlüsse. „Unternehmen sollten gut überlegen, ob und in welcher Form sie Bonussysteme einführen“, gibt Doktorandin Reh zu bedenken. Manager und Personalverantwortliche müssten sich die Frage stellen, wie viel Konkurrenz dem Team gut tut. „Sonst werden die mühsam geförderten High Potentials von den eigenen Kollegen sabotiert und an der Karriere gehindert.“

Auch für Mitarbeiter hat Reh eine Empfehlung: Sich möglichst leistungsstarke Chefs und Kollegen zu suchen. „Auf den ersten Blick scheint es anstrengender zu sein, mit hohen Leistungsstandards mitzuhalten. Auf lange Sicht ist das aber besser als von Vorgesetzten, die sich um ihre Position sorgen, am eigenen Fortschritt gehindert zu werden.“

Der Artikel „Keeping (Future) Rivals Down: Temporal Social Comparison Predicts Coworker Social Undermining via Future Status Threat and Envy“ ist im Journal of Applied Psychology erschienen.
http://dx.doi.org/10.1037/apl0000281

Über die KLU
Die Kühne Logistics University – Wissenschaftliche Hochschule für Logistik und Unternehmensführung (KLU) ist eine private Hochschule mit Sitz in der Hamburger HafenCity. Die Schwerpunkte der unabhängigen, staatlich anerkannten Hochschule liegen in den Bereichen Logistik und Management. Mit einem Bachelor- und drei Masterstudiengängen, einem strukturierten Doktorandenprogramm und einem berufsbegleitenden MBA bietet die KLU ihren 330 Vollzeit-Studierenden eine hohe Spezialisierung und exzellente Studienbedingungen. Fach- und Führungskräfte profitieren in offenen und maßgeschneiderten Managementseminaren von der Anwendung wissenschaftlicher Erkenntnisse auf praktische Fragestellungen.

Die KLU richtet sich an Studierende aus dem In- und Ausland, ein internationales Team von 22 Professoren unterrichtet auf Englisch. Die Forschung an der KLU konzentriert sich um die Kompetenzschwerpunkte Sustainability, Digital Transformation und Creating Value in den Bereichen Transport, globale Logistik und Supply Chain Management.

2017 hat die KLU das Promotionsrecht erhalten und ist damit eine von nur 15 der 118 privaten Hochschulen in Deutschland, die eigenständig Doktortitel vergeben dürfen.
Im neuesten CHE-Hochschulranking erreicht die KLU in allen Hauptkriterien die Höchstbewertung.

Mehr Informationen unter www.the-klu.org. Regelmäßige Neuigkeiten auf Twitter unter @THE_KLU.

Pressekontakt:
Kristina Brümmer
PR Manager
Tel.: +49 40 32 87 07-152
kristina.bruemmer@the-klu.org

Quelle: idw

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Begrünte Fassaden in den Städten helfen gegen Feinstaub, Stickoxide und Hitze

Anneliese Odenthal Presse und Kommunikation
Universität zu Köln

Kölner Wissenschaftler zeigen, dass Fassadenbegrünung in Städten messbare Vorteile für Luftqualität, Sauerstoffproduktion und Artenvielfalt mit sich bringt

Wissenschaftler von der Universität zu Köln und dem Forschungszentrum Jülich haben gezeigt, dass grüne Fassaden nicht nur das Hausklima positiv regulieren, sondern auch gesundheitsschädliche Stickoxide und Feinstaubpartikel absorbieren und filtern.

Das Team um Professor Dr. Hans Georg Edelmann vom Institut für Biologiedidaktik der Uni Köln hatte die Tagestemperatur-Verläufe von Efeu-begrünten Fassaden im Vergleich zu klassischen, verputzten Hausfassaden sowie die fassadennahe Luftfeuchte über mehrere Wochen aufgezeichnet. Dabei zeigte sich, dass Efeu, wie auch andere (Kletter-)Pflanzen, im Sommer nachhaltig kühlend, im Winter wärmeisolierend auf die Fassaden wirkt: Es gab keine starken Temperaturunterschiede wie bei den unbegrünten Hausfassaden. So zeigte die grüne bewachsene Fassade im Sommer im unteren Temperaturbereich Temperaturschwankungen von 10 bis 13 Grad Celsius am Tag, während die Temperatur von blanke Hausfassade um bis zu 35 Grad Celsius schwankten.

Zusammen mit dem Forschungsinstitut Jülich untersuchten die Kölner Forscher zudem die Wirkung von Efeu auf die Absorption von Stickoxiden (NOx) und die Adsorption (Bindung und Anreicherung von Stoffen an die Blattfächen) von Feinstaub mit einer durchschnittlichen Größe von 2,5 Mikrometer (PM 2,5). Sie konnten zeigen, dass Efeu die gesundheitsschädlichen Stickoxide absorbierte und den Feinstaub filtrierte. Zudem hat die Bepflanzung einen positiven Effekt auf die Absorption des Treibhausgases CO2.

Städte sind durch sehr hohe Verkehrsdichten sowie intensive Verbauung gekennzeichnet. Den wenigen freien Grünflächen stehen ein Vielfaches an Asphalt-, Beton- sowie Dach- und Fassadenflächen gegenüber, die im Sommer intensiv aufgeheizt werden und im Winter recht schnell auskühlen. Das führt im Rahmen des Klimawandels neben anderen negativen Effekten (Stickoxidbelastung, CO2-Belastung) zunehmend zu einer Überhitzung der Städte und zu einer Konzentrierung von Feinstaubpartikeln, deren gesundheitsschädliche Wirkung im Zusammenhang mit Krebs, Diabetes, Asthma, Herzinfarkt und weiteren Krankheiten wie Demenzerkrankungen diskutiert wird.

„Begrünte Fassaden stellen eine sehr sinnvolle Maßnahme zur Anpassung an den Klimawandel dar – nicht nur im Hinblick auf die Stadttemperatur, sondern auch hinsichtlich der Feinstaubproblematik“, erläutert Biologe Edelmann. Grundsätzlich trügen grüne Fassaden zu einer ganzen Reihe städteklimatisch vorteilhafter Eigenschaften bei, so Edelmann weiter: „Fassadenbepflanzung verbessert sowohl das Stadt- als auch das Raumklima, mindert Überhitzung und Smog, sie produziert Sauerstoff und trägt zur Erhaltung und Erhöhung der Artenvielfalt in der Stadt als Lebensraum für Fauna und Flora bei.“

Edelmann beobachtet: „Leider haben mit Kletterpflanzen bewachsene Fassaden zumindest in der deutschen Gesellschaft bislang kein gutes Image. Sie werden von vielen Menschen als Indikator für Vernachlässigung und Verfall von Gebäuden, als gebäudeschädigend und betreuungsintensive Gewächse angesehen.“ Im Kontext des Klimawandels und der zu erwartenden, noch stärkeren Aufheizung der Städte sowie der anhaltenden Verschlechterung der Luftqualität vor allem durch Autoabgase scheine sich dieses Image jedoch zu ändern.

Typische Fassaden-Kletterpflanzen sind der Efeu (Hedera helix) mit zahlreichen Sorten oder der Wilde Wein (Parthenocissus). Sie sind sehr anpassungsfähig und trockenheitsverträglich und gedeihen auch an verhältnismäßig anspruchslosen Standorten.

Inhaltlicher Kontakt:
Prof. Dr. Hans Georg Edelmann
Institut für Biologiedidaktik
+49 221 478-1893
h.edelmann@uni-koeln.de

Presse und Kommunikation:
Anneliese Odenthal
+49 221 470-5602
odenthal@uni-koeln.de

Quelle: idw

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Fakten: Häufige Arbeit am Limit belastet stark

Jörg Feldmann Pressestelle
Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin

Etwa jeder sechste abhängig Beschäftigte arbeitet häufig an der Grenze seiner Leistungsfähigkeit. Dabei sehen sie sich sowohl höheren körperlichen Belastungen wie schwerem Heben und Tragen als auch höherer psychischer Belastung beispielsweise durch Termin- und Leistungsdruck ausgesetzt als die übrigen Erwerbstätigen. Nur jeder fünfte Betroffene bezeichnet seinen Gesundheitszustand als sehr gut oder ausgezeichnet. Bei den übrigen Erwerbstätigen ist es etwa jeder Dritte. Das zeigen Ergebnisse der BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragung 2012.

Das jetzt von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) veröffentlichte Faktenblatt „Arbeiten an der Leistungsgrenze“ fasst die Ergebnisse zusammen. Dabei geht das Faktenblatt dezidiert auf die Pflegeberufe ein, die besonders betroffen sind.

Häufiges Arbeiten an der Grenze der Leistungsfähigkeit geht mit gesundheitlichen Beschwerden einher und wird von den Betroffenen als belastend wahrgenommen. 16 Prozent der abhängig Beschäftigten arbeiten häufig an der Leistungsgrenze. In den Pflegeberufen verdoppelt sich fast dieser Anteil (30 Prozent). Der Löwenanteil der Betroffenen fühlt sich durch diese Anforderung belastet (74 Prozent bei den Beschäftigten/85 Prozent in den Pflegeberufen). Rund vier von fünf Beschäftigten, die häufig ihre Leistungsgrenze erreichen, sehen sich starkem Termin- und Leistungsdruck ausgesetzt. Bei den übrigen Beschäftigten ist es nur knapp jeder Zweite (46 Prozent). Sie werden auch deutlich seltener bei der Arbeit gestört, müssen seltener sehr schnell arbeiten oder mehrere Aufgaben gleichzeitig betreuen, als Erwerbstätige, die oft an ihre Leistungsgrenze gehen. In dieser Personengruppe berichtet zudem jeder Dritte über häufige gefühlsmäßige Belastung (31 Prozent), während das bei den übrigen Beschäftigten nur jeder zwölfte tut. Wer häufig seine Leistungsgrenze erreicht, arbeitet doppelt so häufig unter Zwangshaltung (28 Prozent) oder bewegt schwere Lasten (40 Prozent) als die übrigen Erwerbstätigen. Im Pflegebereich sind die körperlichen Belastungen, beispielsweise aufgrund des notwendigen Patiententransfers, noch deutlich höher.

Die höheren körperlichen und psychischen Belastungen von Menschen, die häufig an ihre Leistungsgrenze gehen, spiegeln sich in ihrer gesundheitlichen Situation wider. Rund zwei Drittel der Betroffenen geben an, unter drei oder mehr psychosomatischen Beschwerden wie Müdigkeit, Erschöpfung oder Reizbarkeit zu leiden. Bei den Beschäftigten, die manchmal, selten oder nie an ihre Grenzen gehen, ist es nur etwa jeder Dritte. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei den Beschwerden im Bewegungsapparat.

Deshalb sollte gerade in Berufen mit besonders hohen psychischen und körperlichen Anforderungen, wie etwa in der Pflege, die Gestaltung guter Arbeitsbedingungen in den Mittelpunkt rücken. Führungskräfte sollten geeignete Maßnahmen ergreifen, indem sie beispielsweise mehr Personal einplanen, realistische Ziele vereinbaren und Fort- und Weiterbildungen anbieten. Auch neue Technologien sollten daraufhin beurteilt werden, ob sie den Arbeitsalltag der Beschäftigten erleichtern können.

baua: Fakten „Arbeiten an der Leistungsgrenze“ gibt es als PDF im Internetangebot der BAuA unter http://www.baua.de/dok/8749542.

Forschung für Arbeit und Gesundheit
Die BAuA ist eine Ressortforschungseinrichtung im Geschäftsbereich des BMAS. Sie betreibt Forschung, berät die Politik und fördert den Wissenstransfer im Themenfeld Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit. Zudem erfüllt die Einrichtung hoheitliche Aufgaben im Chemikalienrecht und bei der Produktsicherheit. An den Standorten Dortmund, Berlin und Dresden sowie in der Außenstelle Chemnitz arbeiten über 700 Beschäftigte.
http://www.baua.de

Die BAuA ist Partner im Wissenschaftsjahr 2018 – Arbeitswelten der Zukunft

Quelle: idw

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Tonnenweise CO2 einsparen – Klimaschutzprojekt ‚InSekt‘ startet

Ulrike Bohnsack Ressort Presse – Stabsstelle des Rektorats
Universität Duisburg-Essen

Immer noch stößt Deutschland zu viele Treibhausgase aus. Ein Projekt der Universität Duisburg Essen (UDE), der Bergischen Universität Wuppertal sowie der Stadtwerke Lemgo könnte den Klimaschutz voranbringen. Ihre Idee: Eine umweltfreundliche Abwasser-Wärmepumpe wird durch eine neuartige Automatisierung so gesteuert, dass jährlich etwa 3.200 Tonnen Kohlendioxid eingespart werden. ‚InSekt‘, so der Name des vielversprechenden Vorhabens, wird aus EU- und Landesmitteln gefördert.*

Aus Abwasser lässt sich sehr gut Wärme gewinnen – genau das möchten die Stadtwerke Lemgo tun: Sie beginnen demnächst mit dem Aufbau einer großen Wärmepumpe an ihrer zentralen Kläranlage. Dort soll mithilfe von Wind- und Solarenergie Wärme aus dem Abwasser gewonnen und ins örtliche Netz eingespeist werden. Etwa 1.600 Haushalte und Betriebe ließen sich dadurch beheizen und mit warmem Wasser versorgen.

Zwar haben Fernwärmenetze einen hohen Wirkungsgrad, es geht aber auch immer Energie verloren, sei es bei der Einspeisung oder dem Transport durchs Leitungssystem. Um die Verluste möglichst gering zu halten, entwickeln die Wissenschaftler beider Universitäten eine neue Betriebsstrategie. So genannte Softwareagenten steuern und regeln die Anlagen automatisch. Diese eigenständig arbeitenden Computerprogramme kennt man etwa aus der industriellen Fertigung; sie in Wärmeversorgungsystemen zu installieren, ist hingegen neu.

Die Energietechniker der UDE, die das Projekt leiten, sind Experten für Wärmenetze. Sie sorgen im Projekt dafür, dass Messwerte und Faktoren – etwa Netztemperaturen – korrekt berücksichtigt werden und die Anlagen stabil Wärme liefern. Die Wirtschaftsinformatiker der UDE entwickeln die Software weiter und integrieren beispielsweise Netzdaten der Stadtwerke oder aktuelle Wettervorhersagen in das Programm.

Die Wuppertaler Fachleute für Elektrische Energieversorgungstechnik bringen ihr Wissen zu den Stromnetzen ein. Da die Wärmepumpe mit einer hohen Leistung (etwa 1,1 Megawatt) versorgt werden muss, wirkt sich das auf die Stabilität des Lemgoer Stromnetzes aus. Dies muss bei der Regelung der Wärmepumpe berücksichtigt werden.

Die drei Projektpartner sind überzeugt, dass sich mit dieser intelligenten Kopplung von Strom und Wärme jährlich um die 3.200 Tonnen Kohlendioxid einsparen lassen. Spätestens im Frühjahr 2021 werden sie wissen, ob sie damit richtigliegen. Anschließend möchten sie die Steuerung mittels Softwareagenten auf andere Anlagen, beispielsweise Solaranlagen, übertragen. So ließe sich künftig überschüssige Solarenergie in das Wärmenetz einspeisen.

* InSekt (Intelligente Sektorenkopplung zur Reduktion von CO2-Emissionen in Energieversorgungssystemen) gehört zu den Gewinnern im Klimaschutzwettbewerb EnergieSektorenkopplung.NRW. Das Projekt erhält aus dem Europäischen Fond für regionale Entwicklung (EFRE) knapp 700.000 Euro für drei Jahre.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Universität Duisburg-Essen: Christian Thommessen, Energietechnik, Tel. 0203/37-9-2745, christian.thommessen@uni-due.de
Nils Loose, Wirtschaftsinformatik und Softwaretechnik, Tel. 0201/18-32467, nils.loose@icb.uni-due.de
Bergische Universität Wuppertal: Marcel Ludwig, Elektrische Energieversorgungstechnik, Tel. 0202/439-1978, marcel.ludwig@uni-wuppertal.de
Stadtwerke Lemgo: Ralf Settertobulte, Bereichsleiter Netze, Tel. 05261/255-107, settertobulte@stadtwerke-lemgo.de

Quelle: idw

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Lebensmittel im Blickpunkt: Vorgeschnittenes Obst und Blattsalate können mikrobiell belastet sein

Nina Banspach Pressestelle
Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL)

Obstbecher und in Folien verpackte Blattsalate müssen gekühlt angeboten und aufbewahrt werden

Praktisch, appetitlich und vitaminreich – aufgeschnittenes Obst und vorgeschnittene Blattsalate werden gerade im Sommer gerne für unterwegs mitgenommen. Doch vom Anbau bis zur Verpackung besteht das Risiko einer mikrobiellen Kontamination, wie das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) in Berlin betont. Die Untersuchungsergebnisse der Bundesländer der vergangenen Jahre zeigen, dass Enterobakterien, Schimmelpilze und Hefen vermehrt auftreten. Bei vorgeschnittenen, verpackten Blattsalaten wurden in Einzelfällen auch potentiell krankmachende Keime nachgewiesen. Verbraucher sollten daher darauf achten, dass Obst und Salate, die vorgeschnitten sind, im Handel immer gekühlt angeboten und zu Hause im Kühlschrank aufbewahrt werden.

Sowohl zerkleinertes Obst als auch zerkleinerte, in Folien verpackte Blattsalate gehören zu den leicht verderblichen Lebensmitteln. Lebensmittelunternehmer müssen daher bei diesen Produkten strenge Hygienevorschriften beachten. Ob diese eingehalten werden, überprüfen die Lebensmittelüberwachungsbehörden der Bundesländer regelmäßig. So werden im Rahmen des risikoorientierten Bundesweiten Überwachungsplanes (BÜp) und des repräsentativen Zoonosen-Monitorings Lebensmittel regelmäßig auf mikrobiologische Parameter untersucht.
Im BÜp 2016 wurden 745 Proben vorverpackten aufgeschnittenen Obstes (Obstmischungen und exotisches Obst) auf diverse Mikroorganismen untersucht. Dabei wurde nicht jede Probe auf alle Untersuchungsparameter untersucht. 80 % der Proben wurde im Handel gekühlt angeboten.

Am häufigsten konnten Schimmelpilze nachgewiesen werden – 135 von 737 Proben (18 %) enthielten Gehalte über dem DGHM-Richtwert (Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie). In 81 (11 %) bzw. 31 (4,3 %) der 713 darauf untersuchten Proben wurden die Richt- bzw. Warnwerte für Enterobakterien überschritten. Dies ist ein möglicher Hinweis darauf, dass die Prinzipien einer guten Hygienepraxis nicht eingehalten wurden. Die Anzahl an Hefen überschritt in 65 (9 %) von 738 auswertbaren Proben den DGHM-Richtwert. In fünf von 745 Proben konnte Escherichia coli nachgewiesen werden, zwei Proben davon überschritten den DGHM-Richtwert. In zwei von 700 Proben wurden die Richtwerte für koagulase-positive Staphylokokken überschritten. Salmonellen konnten in keiner der 632 ausgewerteten Obstproben nachgewiesen werden.

Keine Salmonellen in Melonen
Ein Jahr zuvor standen ungekühlte und aufgeschnittene Wasser-, Honig-, Cantaloupe- und Netzmelonen im Fokus der Überwachungsämter. Sie wurden auf Salmonellen untersucht. Hier war das Ergebnis erfreulicher. Von den 486 untersuchten Proben waren alle mikrobiologisch unauffällig – in keiner der Proben konnte Salmonella spp. nachgewiesen werden.

Die im Zoonosen-Monitoring des Jahres 2015 untersuchten Proben von vorgeschnittenen, verpackten Blattsalaten waren in Einzelfällen mit potentiell krankmachenden Keimen kontaminiert. In einer der 391 Proben (0,3 %) wurden Salmonellen nachgewiesen. Den gesetzlichen Anforderungen gemäß gilt vorzerkleinerter Salat, in dem Salmonellen nachgewiesen werden, als gesundheitsschädlich und muss vom Markt genommen werden. 2 % der 344 Proben von vorgeschnittenen, verpackten Blattsalaten waren mit Listeria monocytogenes kontaminiert. Allerdings wurden nur niedrige Keimgehalte festgestellt, die üblicherweise keine Gesundheitsgefahr für den Menschen darstellen.

Tipps für Verbraucher
Aufgrund der Anbaubedingungen können Obst und Salate in Kontakt mit diversen Mikroorgansimen kommen. Vorgeschnittene Salate und abgepackte Obststücke werden roh verzehrt und durchlaufen in aller Regel keinen Produktionsschritt, der geeignet ist, die Mikroorganismen abzutöten. Während das Obst durch das Aufschneiden und den damit verbundenen Kontakt mit der Schale kontaminiert werden kann, sorgen bereits kleine Schnitt- und Bruchstellen bei Salatblättern und dem dort austretenden Saft für das Wachstum verschiedener Mikroorganismen. Das häufig säurearme Fruchtfleisch der angebotenen Obstsorten und das feuchte Milieu der folienverpackten Salatmischungen fördern das Wachstum der Keime. Werden die Produkte dann noch ungekühlt gelagert, können sich die Bakterien noch schneller vermehren. Das BVL rät daher, beim Kauf von vorgeschnittenem Obst und Salaten auf Folgendes zu achten:

– Eine hohe Keimbelastung ist selten mit bloßem Auge zu erkennen. Trotzdem lohnt ein gezielter Blick, um den Frischezustand des Produktes zu erkennen. Farbverlust, braune Stellen oder viel Flüssigkeit weisen auf eine mangelnde Frische hin. Ebenso kritisch ist eine gewölbte Verpackung, da die gebildeten Gase Zeichen der einsetzenden Gärung sind.

– Achten Sie beim Kauf darauf, dass vorgeschnittenes Obst und Salate im Kühlregal liegen, und halten sie das Verbrauchs- bzw. Mindesthaltbarkeitsdatum ein.

– Verzehren Sie das aufgeschnittene Obst bzw. den bereits zerkleinerten Salat rasch oder bewahren Sie es im Kühlschrank oder einer Kühltasche auf. Entsorgen Sie Produkte, die längere Zeit einer hohen Temperatur ausgesetzt waren, also beispielsweise ungekühlt gelagert oder gar dem direkten Sonnenlicht ausgesetzt wurden.

Hintergrundinformation
Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) ist eine eigenständige Bundesoberbehörde im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft. Das BVL ist für die Zulassung von Pflanzenschutzmitteln, Tierarzneimitteln und gentechnisch veränderten Organismen in Deutschland zuständig. Im Bereich der Lebensmittel- und Futtermittelsicherheit übernimmt es umfassende Managementaufgaben und koordiniert auf verschiedenen Ebenen die Zusammenarbeit zwischen dem Bund, den Bundesländern und der Europäischen Union. In der Rubrik „Lebensmittel im Blickpunkt“ stellt das BVL regelmäßig Informationen zu bestimmten Lebensmitteln zusammen.

Weiterführende Informationen
Berichte zur Lebensmittelsicherheit – Bundesweiter Überwachungsplan (BÜp):
http://www.bvl.bund.de/buep

Berichte zur Lebensmittelsicherheit – Zoonosen-Monitoring:
http://www.bvl.bund.de/zoonosenmonitoring

Fragen und Antworten des Bundesinstituts für Risikobewertung zum Schutz vor Lebensmittelinfektionen im Privathaushalt: http://www.bfr.bund.de/de/fragen_und_antworten_zum_schutz_vor_lebensmittelinfekt…

Anhang
2018 06 28 PI Obst und Salate
https://idw-online.de/de/attachment66007

Quelle: idw

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Naturbewusstseinsstudie: Deutsche wollen besseren Meeresschutz und keine Genpflanzen

Ruth Schedlbauer Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Bundesamt für Naturschutz

Umfrage: Plastikmüll im Meer wird als Bedrohung gesehen, große Unterstützung für Meeresschutzgebiete
Eine große Mehrheit der Deutschen sieht die Vermüllung der Meere durch Plastik als Gefahr für den Naturschutz und unterstützt die Einrichtung von Meeresschutzgebieten. Die große Mehrheit der mehr als 2.000 Befragten der aktuellen Naturbewusstseinsstudie wünscht sich auch strengere Regeln und Gesetze, damit die Fischerei mehr für den Schutz der Meeresumwelt tut. Verbraucherinnen und Verbraucher wollen sich zudem darauf verlassen können, dass der Handel keine Produkte von bedrohten Fischarten anbietet.

Ein Großteil der Bevölkerung spricht sich außerdem für eine Kennzeichnungspflicht von tierischen Produkten aus, die mit gentechnisch manipulierter Nahrung gefüttert wurden. Das sind einige Ergebnisse der alle zwei Jahre erscheinenden Naturbewusstseinsstudie, die Bundesumweltministerin Svenja Schulze und Beate Jessel, Präsidentin des Bundesamts für Naturschutz, heute in Berlin vorgestellt haben.

Bundesumweltministerin Svenja Schulze: „Im Kampf gegen den Plastikmüll in unseren Meeren unterstützt uns fast die gesamte Bevölkerung. Die Vermüllung gefährdet Ökosysteme auf dem ganzen Planeten. Wir müssen daher weltweit überflüssiges Plastik vermeiden und den Rest im Kreislauf halten und recyceln. Eine große Mehrheit der Befragten unterstützt zudem Meeresschutzgebiete und strengere Regelungen für die Fischerei zum Schutz der Natur. Auch die Bedenken der Bürgerinnen und Bürger gegenüber der Gentechnik nehme ich sehr ernst. Wir brauchen endlich bundesweit einheitliche Regelungen, um den Anbau von Genpflanzen zu verbieten.“

BfN-Präsidentin Beate Jessel: „Die Bevölkerung in Deutschland gibt uns starke Signale, dass wir uns für den Schutz und die nachhaltige Nutzung der Meere einsetzen sollen: Neun von zehn Befragten befürworten die Einrichtung von Naturschutzgebieten in Nord- und Ostsee. Wir brauchen derart geschützte Gebiete, in denen Tiere und Pflanzen möglichst ungestört leben können. Die Menschen wissen auch um die Gefährdung dieser Lebensräume durch Abfälle und Schadstoffeinträge. Die Schädigung von Arten und Lebensräumen in den Meeren durch die Fischerei ist ebenfalls sehr stark in ihrem Bewusstsein verankert. Damit besteht in der Bevölkerung Deutschlands ein großer Rückhalt für stringentere Regelungen hin zu einer nachhaltigen Fischerei.“

Zum ersten Mal wurde in der Naturbewusstseinsstudie auch die Einstellung der Deutschen zum Meeresnaturschutz detailliert abgefragt. Die Auswertung zeigt, dass der Bevölkerung der Schutz und die nachhaltige Nutzung der Meere ein großes Anliegen ist. So befürwortet eine überwältigende Mehrheit von 94 Prozent der Befragten Naturschutzgebiete in Nord- und Ostsee, 53 Prozent halten solche Gebiete sogar für „sehr wichtig“. Zudem sprechen sich 83 Prozent der Befragten für strengere Regeln und Gesetze aus, damit die Fischerei mehr für den Naturschutz tut, selbst wenn dadurch die Fischpreise steigen. 92 Prozent der Befragten möchten sich darauf verlassen können, dass der Handel keine Fischprodukte von bedrohten Arten anbietet, 90 Prozent befürworten die Kennzeichnung von Fischprodukten aus naturschonender Fischerei. Unter den wahrgenommenen Gefährdungsursachen steht Plastikmüll an erster Stelle, 78 Prozent sehen darin ein „sehr großes Problem“. Erdölverschmutzung (71 Prozent) und radioaktive Abfälle (66 Prozent) folgen dicht darauf.

Gegenüber dem Einsatz von Gentechnik in der Landwirtschaft vertritt eine große Mehrheit der Bevölkerung in Deutschland eine skeptische Position: So sprechen sich 79 Prozent der Befragten für ein Verbot von Gentechnik in der Landwirtschaft aus. 93 Prozent sind der Meinung, dass mögliche Auswirkungen auf die Natur immer untersucht werden sollten, wenn Pflanzen gezielt gentechnisch verändert werden. Ebenso sprechen sich 93 Prozent der Befragten dafür aus, Lebensmittel von Tieren, die mit gentechnisch veränderter Nahrung gefüttert werden, im Handel zu kennzeichnen.

Der aktuellen, mittlerweile fünften Naturbewusstseinsstudie liegt eine bundesweite Befra-gung zugrunde, die zum Jahresende 2017 durchgeführt wurde. Insgesamt 2.065 zufällig ausgewählte Personen aus der deutschsprachigen Wohnbevölkerung im Alter ab 18 Jahren nahmen an der Studie teil. Die Naturbewusstseinsstudie erfasst die gesellschaftlichen Einstellungen zur Natur und biologischen Vielfalt in Deutschland. Sie stellt aktuelle und empirisch abgesicherte Daten bereit, die für die Naturschutzpolitik, den öffentlichen Diskurs und die Bildungsarbeit wertvolle Grundlagen sind. Die Naturbewusstseinsstudien werden im Auftrag des Bundesumweltministeriums und des Bundesamtes für Naturschutz seit 2009 alle zwei Jahre veröffentlicht.

Die Naturbewusstseinsstudie 2017 sowie ein Informationspapier mit wesentlichen Aussagen der Studie steht zum Download unter: https://www.bmu.de/PU496

Weitere Informationen:

https://www.bmu.de/PU496

Quelle: idw

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Sauberer Strom ist nicht genug: Mehr Klimaschutz in Industrie, Verkehr und Gebäuden nötig

Jonas Viering Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung

Kohle versus Wind- und Solarenergie – die Debatte über die Pariser Klimaziele dreht sich oft um die Stromversorgung. Doch selbst in einer Welt strenger Klimapolitik und sauberer Stromerzeugung könnte die verbleibende Nutzung fossiler Brennstoffe in der Industrie, dem Verkehr und im Wärmesektor noch genügend CO2-Emissionen verursachen, um die von der internationalen Gemeinschaft vereinbarten Klimaziele zu gefährden. Das hat jetzt ein internationales Forscherteam ermittelt. Die in Nature Climate Change veröffentlichte Studie ist die erste, die sich speziell auf die fossilen Rest-Emissionen jener Sektoren konzentriert, die nicht so leicht dekarbonisiert werden können wie die Stromerzeugung.

+++GRAFIK und VIDEO auf Anfrage verfügbar+++
„Wir wollten herausfinden, was wirklich zählt bei Kohlenstoffbudgets und Rest-Emissionen. Um entscheidende Engpässe auf dem Weg zu einer CO2-freien Wirtschaftsweise in Richtung einer Klimastabilisierung bei 1,5 oder 2 Grad Celsius zu erkennen, haben wir uns auf die Rolle der Emissionen fossiler Brennstoffe konzentriert, die in Industrien wie der Zementproduktion oder Stahlherstellung entstehen, die unseren Transportsektor vom Auto über die Fracht bis zur Luftfahrt antreiben, und die unsere Gebäude beheizen“, erklärt Shinichiro Fujimori, Forscher des Nationalen Institutes für Umweltstudien (NIES) und der Universität Kyoto in Japan. „Diese Sektoren sind viel schwieriger CO2-frei zu bekommen als unsere Energieversorgung, da es hier keine so offensichtlichen Alternativen wie die Erzeugung von Wind- und Solarstrom gibt.“

Dabei zeigt sich, dass es tatsächlich diese Sektoren sind, die entscheidend bestimmen, wieviel CO2 in diesem Jahrhundert ausgestoßen wird, sowie ob und wieviel die Welt auf sogenannte negative Emissionen angewiesen sein wird – Technologien also, die der Atmosphäre CO2 entziehen. Und letztlich sind diese Sektoren dafür entscheidend, ob die international vereinbarten Klimaziele erreicht werden können.

+++Für 1,5° Celsius sind negative Emissionen nicht mehr eine bloße Möglichkeit – sondern eine Notwendigkeit+++
Das Pariser Ziel, die globale Erwärmung deutlich unter 2° Celsius und vielleicht sogar bei 1,5° zu halten, bedeutet eine enge Beschränkung der CO2-Emissionen bis 2100. Nach gegenwärtigen Abschätzungen beträgt das verbleibende Emissions-Budget für das 1,5°C-Ziel möglicherweise lediglich 200 Gigatonnen CO2, was in krassem Gegensatz zu den 4.000 Gigatonnen CO2 steht, die bei einer Fortsetzung der aktuellen Trends ausgestoßen würden. Die von den Nationalstaaten bisher zugesagten Minderungsmaßnahmen reichen nicht aus, um die Emissionen ausreichend zu reduzieren. Dies gibt Anlass zur Sorge, dass wir zunehmend von unsicheren und potenziell risikoreichen Technologien für negative Emissionsen abhängig werden. Diese entziehen der Atmosphäre CO2, indem sie beispielsweise die Bioenergienutzung mit dem Abscheiden und Speichern von CO2 aus Kraftwerksabgasen deutlich ausbauen (Carbon Capture and Storage, CCS).

Daher untersuchten die Forscher verschiedene Dekarbonisierungspfade zu den Pariser Klimazielen. Mit ernüchternden Ergebnissen: „Wir haben errechnet, dass selbst bei enormen Anstrengungen aller Länder, einschließlich einer frühzeitigen und substanziellen Stärkung der beabsichtigten nationalen Beiträge, im Fachjargon NDCs oder nationally determined contributions genannt, die verbleibenden fossilen Kohlenstoffemissionen bei etwa 1000 Gigatonnen CO2 verbleiben werden“, erklärt Gunnar Luderer vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK, Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft), Hauptautor der Studie. „Dies scheint das untere Ende dessen zu sein, was selbst mit sehr ehrgeiziger Klimapolitik erreicht werden kann, da ein Großteil der Rest-Emissionen aufgrund der vorhandenen Infrastrukturen und der Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen bereits fest im System drin ist.“ Um das 1,5°C-Ziel für die Erwärmung am Ende des Jahrhunderts anzustreben, wäre eine unglaublich große Menge von mindestens 600 Gigatonnen CO2-Entfernung erforderlich – das entspricht dem 15-fachen der derzeitigen jährlichen CO2-Emissionen, betont Luderer. „Negative Emissionen wäre also nicht mehr eine unter mehreren möglichen Optionen, sondern eine geophysikalische Notwendigkeit.“

Das Team von Modellierern aus ganz Europa, den USA und Japan arbeitete mit sieben hochmodernen Integrated Assessment Models – ausgefeilte Computersimulationen, welche die sozialen und wirtschaftlichen Wechselwirkungen, die den Klimawandel bestimmen, sowie die Möglichkeiten zur Stabilisierung des Klimas durch Reduzierung der Treibhausgasemissionen unter Berücksichtigung der Temperaturziele sowie der wirtschaftlichen Kosten und technologischen Optionen beschreiben. Ihre Studie ist der erste Multi-Modell-Vergleich im Lichte der Pariser Vereinbarung, der Szenarien einer frühzeitigen Stärkung der politischen Ambitionen im Einklang mit den 1,5-2°C-Zielen mit Szenarien kontrastiert, die keine Stärkung der Klimaversprechen der Länder vor 2030 unterstellen.

+++Jede Verzögerung bindet die Welt noch enger an fossile Infrastrukturen+++
„Unsere Analyse zeigt, dass die Stabilisierung der Erwärmung im Bereich von 1,5 bis 2° Celsius neben einer schnellen vollständigen Dekarbonisierung der Energieversorgung auch eine erhebliche Reduzierung des Energiebedarfs in Sektoren wie Industrie, Verkehr und Gebäude erfordert“, betont Zoi Vrontisi vom E3MLab der Nationalen Technischen Universität Athen. „Um die für die 1,5°-Stabilisierung erforderlichen zusätzlichen Einsparungen an fossilen Brennstoffen zu erreichen, müssen wir die Verbesserung der Energieeffizienz und eine weitgehende Elektrifizierung des gesamten Energiebedarfs beschleunigen.“ Die Forscher zeigen auch, dass eine Verzögerung der Stärkung der von den Nationen angekündigten Treibhausgasreduktionen (NDCs) vor 2030 nicht nur bedeuten würde, dass zu einem späteren Zeitpunkt noch mehr Emissionen reduziert werden müssten. Es würde vor allem auch die Abhängigkeit von Technologien zur Kohlendioxid-Entfernung erhöhen, da sie noch mehr Investitionen in fossilen Infrastrukturen bindet, so die Studie. Dies dürfte das 1,5°C-Ziel insgesamt außer Reichweite bringen.

„Klimaschutz mag eine komplexe Herausforderung sein, aber am Ende geht es nur um einfache Mathematik: Um die Pariser Ziele zu erreichen, müssen die zukünftigen CO2-Emissionen innerhalb eines begrenzten Budgets gehalten werden“, fasst Elmar Kriegler vom Potsdam-Institut zusammen. „Je mehr das Budget überschritten wird, desto relevanter werden Technologien zur Kohlendioxid-Entnahme aus der Luft, die mit großen Unsicherheiten behaftet sind. Auch wenn es immer noch schwierig ist, das verbleibende CO2-Budget für 1,5° Celsius genau zu bestimmen, so ist doch eines ganz klar: Die Treibhausgase müssen deutlich schneller reduziert werden als bisher geplant, um die Pariser Ziele zu erreichen.“

Artikel: Gunnar Luderer, Zoi Vrontisi, Christoph Bertram, Oreane Y. Edelenbosch, Robert C. Pietzcker, Joeri Rogelj, Harmen Sytze De Boer, Laurent Drouet, Johannes Emmerling, Oliver Fricko, Shinichiro Fujimori, Petr Havlík, Gokul Iyer, Kimon Keramidas, Alban Kitous, Michaja Pehl, Volker Krey, Keywan Riahi, Bert Saveyn, Massimo Tavoni, Detlef P. Van Vuuren, Elmar Kriegler (2018): Residual fossil CO2 emissions in 1.5-2°C pathways. Nature Climate Change [DOI: 10.1038/s41558-018-0198-6]

Weblink zum Artikel, sobald er veröffentlich ist: https://doi.org/10.1038/s41558-018-0198-6

Förderung: Die Forschung, die zu diesen Ergebnissen geführt hat, wurde durch das Siebte Forschungsrahmenprogramm (Projekt-Nr. 308329 ADVANCE) und das Forschungs- und Innovationsprogramm Horizon 2020 (CD-LINKS, Nr. 642147) der Europäischen Union gefördert. Mehrere Forscher des PIK wurden zudem im Rahmen von ENavi, einem der vier Kopernikus-Projekte zur Energiewende, durch das BMBF gefördert.

Kontakt für weitere Informationen:
Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, Pressestelle
Telefon: +49 (0)331 288 2507
E-Mail: presse@pik-potsdam.de
Twitter: @PIK_Klima
www.pik-potsdam.de

Wer wir sind: Das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) ist eines der weltweit führenden Institute in der Forschung zu globalem Wandel, Klimawirkung und nachhaltiger Entwicklung. Natur- und Sozialwissenschaftler erarbeiten hier interdisziplinäre Einsichten, welche wiederum eine robuste Grundlage für Entscheidungen in Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft darstellen. Das PIK ist ein Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft.

Quelle: idw

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Mengensteigerung bei Knie-OPs: „Weckruf“ für die Gesundheitspolitik

Susanne Herda, Swetlana Meier Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie e. V.

In der am 19. Juni 2018 von der Bertelsmann-Stiftung veröffentlichten Studie unter dem Titel „Knieprothesen – starker Anstieg und große regionale Unterscheide“ werfen die Autoren die Frage auf: „Wird vorschnell operiert?“ Dazu beziehen die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU), die Deutsche Gesellschaft für Endoprothetik (AE), die Deutsche Kniegesellschaft (DKG) und der Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU) wie folgt Stellung: Der Anstieg für den Ersatz eines künstlichen Kniegelenkes seit 2009 liegt mit acht Prozent im internationalen Durchschnitt.

Die Fachgesellschaften erwarten aufgrund des demografischen Wandels jedoch noch höhere Zahlen: Denn Deutschland befindet sich beim Altersdurchschnitt der Bevölkerung weltweit in einer Spitzengruppe.Daher verstärken die Fachgesellschaften DGOU, AE, DKG und BVOU seit Jahren ihre Maßnahmen im Bereich der Kniegelenkerkrankungen – sowohl für die qualitätsgesicherte chirurgische Versorgung durch die Initiative EndoCert® zur Zertifizierung von endoprothetischen Versorgungszentren als auch für gelenkerhaltende Behandlungsmaßnahmen. „Diese Strategie kann aber nur dann noch erfolgreicher sein, wenn die Qualität und konservative Behandlung zukünftig wieder besser vergütet werden“, sagt Professor Dr. Carsten Perka, DGOU-Vizepräsident und AE-Präsidiumsmitglied.

Im Interview sprechen DGOU-Experte Professor Dr. Klaus-Peter Günther und BVOU-Präsident Dr. Johannes Flechtenmacher über die Gründe der Mengensteigerung bei Knie-Operationen, regionale Unterschiede, Maßnahmen der Fachgesellschaften und des Berufsverbandes und die Studie, die sie auch als Weckruf an die Gesundheitspolitik verstehen.

Wie werten Sie die Studie der Bertelsmann-Stiftung?
Günther: Der erschienene Bertelsmann-Report zur Entwicklung der Knie-Endoprothetik in Deutschland wird in weiten Teilen von den Fachgesellschaften unterstützt. Leider weisen die Autoren nicht darauf hin, dass das Verfahren der regionalen Bestimmung von Operationsraten in der Endoprothetik bereits vor Jahren mit Unterstützung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC) und des AOK-Bundesverbands etabliert wurde. Damals schon wiesen diese Institutionen auf eine auffällige Ungleichverteilung von Operationsraten in den einzelnen Bundesländern hin. Vor allem die Fachgesellschaften haben seither eine Reihe von Maßnahmen entwickelt, die eine patientengerechte operative Versorgung unterstützen.

Welche Gründe gibt es für die Mengenentwicklung aus Sicht der Fachgesellschaften?
Günther: Betrachtet man den Anstieg der Endoprothesenzahlen nicht nur in den letzten drei Jahren, sondern – wie im Bericht der Bertelsmann-Stiftung eigentlich dargestellt – im Gesamtverlauf seit 2009, fällt die Steigerungsrate deutlich moderater aus und liegt mit etwa acht Prozent im internationalen Durchschnitt. Die wichtigste Ursache dafür ist der demografische Wandel. Hier würden eigentlich noch höhere Zahlen zu erwarten sein, denn Deutschland liegt im Altersdurchschnitt der Bevölkerung weltweit in einer Spitzengruppe.
Vor allem aber sind die Ergebnisse in der Knie-Endoprothetik in den letzten Jahren nochmals deutlich verbessert worden, wovon nicht nur ältere, sondern auch jüngere Patienten mit hohem Leistungsanspruch profitieren. Die besseren Ergebnisse führen auch zu einer verstärkten Nachfrage nach dieser Versorgung auch in dieser Altersgruppe, verbunden mit dem Ziel, wieder voll funktionstüchtig zu werden. Konservative Maßnahmen wie Physiotherapie, medikamentöse Therapie und Injektionen können dies in dieser Altersgruppe meist nicht im gewünschten Umfang leisten.

Welche Gründe gibt es für die Mengensteigerung, die im Vergütungssystem begründet liegen?
Günther: Der Bericht weist zu Recht auf wichtige Faktoren hin, die in der Mengenentwicklung von künstlichen Kniegelenken eine zentrale Rolle spielen. Dazu gehört in erster Linie das im Gegensatz zu anderen Ländern exzessiv betriebene Refinanzierungssystem mit DRG-Fallpauschalen. Seit Jahren wird die alternative konservative Behandlung unzureichend vergütet. Wenn ärztliche Beratung und konservative Maßnahmen nicht angemessen honoriert werden, ist die frühere Entscheidung zum Kunstgelenkersatz keine Überraschung. Auch ist nach wie vor die Zahl der Einrichtungen, in denen der Kniegelenkersatz angeboten wird, zu groß.

Flechtenmacher: Eine konservative Behandlung zur Abwendung einer Operation braucht Zeit. Patienten mit Arthrose muss man intensiv beraten: Wie wichtig ist es abzunehmen? Welche Begleiterkrankungen sind zu beachten, bevor man Schmerzmittel empfiehlt? Warum ist Bewegung wichtig? Die Zeit dafür fehlt in den stark frequentierten Praxen, sie wird auch nicht vergütet. Und die Budgets erlauben es nicht, so engmaschig wie manchmal nötig Krankengymnastik zu verordnen.

Geht es auch anders, zum Beispiel mit einer intensivierten konservativen Therapie?
Flechtenmacher: Das funktioniert aktuell leider vor allem in Selektivverträgen. Darüber kann dann beispielsweise eine Option „Alternative konservative Behandlung bei drohenden Operationen“ angeboten und finanziert werden. Ein gutes Beispiel ist der gemeinsam von BVOU und der Deutschen Arzt AG verhandelte Selektivvertrag für Versicherte von DAK, Barmer und einigen Betriebskrankenkassen. Bei diesem Modell arbeiten Orthopäden und Physiotherapeuten eng mit dem Patienten zusammen, um unter anderem durch eine hohe Frequenz an Krankengymnastik und eventuell einem Gerätetraining eine Operation hinauszuzögern oder zu vermeiden. So schöpfen Patienten oft erst wieder Hoffnung, mit ihren Beschwerden und Schmerzen gut leben zu können – auch ohne eine Operation. Aber selbst die Patienten, bei denen eine Operation unumgänglich ist, profitieren von dem Angebot. Sie werden intensiv darauf vorbereitet und sind nach der OP rascher wieder mobil.
Auch der erfolgreiche Orthopädie-Facharztvertrag von AOK Baden-Württemberg, MEDI und dem BVOU ist ein gutes Bespiel für eine strukturierte und intensivierte ambulante Betreuung mit dem Fokus auf einer leitlinienorientierten konservativen Therapie bei Knie- und Hüftarthrosepatienten. Leider sind das bisher zu wenige regionale Leuchtturm-Ansätze. Die Schlussfolgerungen der Bertelsmann-Stiftung zeigen aber, wie notwendig die Implementierung und Finanzierung konservativer Therapiekonzepte ist. Das sollte als Appell an die Kostenträger verstanden werden.

Muss die Gesundheitspolitik an dieser Stelle wirksamer werden?
Flechtenmacher: Hochwertige Medizin ist sowohl in der konservativen Therapie als auch in der Endoprothetik nicht zum Billigtarif zu haben. Im Vergleich zu den von den Fachgesellschaften und vom Berufsverband bereits eingeleiteten Maßnahmen bleiben die Steuerungsmöglichkeiten der Gesundheitspolitik aktuell noch deutlich zurück – zum Beispiel hinsichtlich Qualitätsverträgen und Zentrumszuschlägen. Die umfassenden Möglichkeiten der ambulanten konservativen Therapie werden derzeit vom GKV-System nur über Selektivverträge vergütet und stehen damit weder flächendeckend noch für alle Versicherten gleichermaßen zur Verfügung.

Günther: Die jetzt beobachtete Mengensteigerung muss auch als starker Weckruf an die Gesundheitspolitik verstanden werden. Die Fachgesellschaften arbeiten seit Jahren an qualitätsfördernden Maßnahmen im Bereich der Endoprothetik. Dazu gehört in erster Linie die EndoCert-Initiative der DGOOC gemeinsam mit der AE und dem BVOU. Dort werden hohe Qualitätsstandards gefordert – insbesondere auch für die Indikationsstellung. Aktuell wird in allen EndoCert-Kliniken und darüber hinaus die ebenfalls mit Unterstützung von DGOOC und AE erstellte AWMF-Leitlinie für die Entscheidung zum Kunstgelenkersatz eingeführt. Diese Initiative soll sicherstellen, dass durch eine ausführliche ärztliche Beratung die Entscheidung zur Operation nicht zu früh getroffen wird und zuvor eine angemessene konservative Behandlung erfolgt ist.
Gleiches gilt für den Mehraufwand, den zertifizierte Kliniken in der Patientenfürsorge betreiben. Seit Jahren verstärken Fachgesellschaften wie die AE und die DKG gerade im Bereich der Kniegelenkerkrankungen die Schulung in gelenkerhaltenden Behandlungsmaßnahmen. Sollte nach allen ausgeschöpften gelenkerhaltenden Maßnahmen dann aber das Kunstgelenk notwendig werden, muss sichergestellt sein, dass die Behandlung in Einrichtungen mit ausreichend hohen Fallzahlen und geprüften Behandlungsstandards erfolgt. Beides sind entscheidende Voraussetzungen für den Behandlungserfolg, wie mittlerweile nicht nur international, sondern auch an deutschen Daten nachgewiesen werden konnte: im EndoCert-Verfahren wie auch dem von der DGOOC etablierten Deutschen Prothesenregister EPRD.

Hier ist zu wünschen, dass einige der im Bertelsmann-Bericht gezogenen Schlussfolgerungen auch gehört werden.

Zu den Personen:
Professor Dr. Carsten Perka ist Ärztlicher Direktor des Centrums für Muskuloskeletale Chirurgie, Charité – Universitätsmedizin Berlin.
Professor Dr. Klaus-Peter Günther ist Geschäftsführender Direktor des Universitätscentrums für Orthopädie & Unfallchirurgie, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden.
Er hat als Mitautor an der 2013 erschienenen Publikation „Knieoperationen – Regionale Unterschiede und ihre Einflussfaktoren“ aus der Reihe Faktencheck Gesundheit der Bertelsmann-Stiftung mitgearbeitet.
Dr. Johannes Flechtenmacher ist niedergelassener Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie am Ortho-Zentrum in Karlsruhe.

Weitere Informationen:
www.dgou.de
https://www.ae-germany.com/
http://deutsche-kniegesellschaft.de/
https://www.bvou.net/

Kontakt für Rückfragen:
Susanne Herda, Swetlana Meier
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) e.V.
Straße des 17. Juni 106-108, 10623 Berlin
Telefon: +49 (0)30 340 60 36 -06 oder -00
Telefax: +49 (0)30 340 60 36 01
E-Mail: presse@dgou.de

Quelle: idw

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„Gemeinschaftsschutz“: Warum wir mit Impfungen nicht nur uns selbst, sondern auch andere schützen

Medizin – Kommunikation Medizinkommunikation
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V.

Wer sich impfen lässt, schützt nicht nur sich selbst – schließlich kann man eine Infektion, die man sich selbst gar nicht erst zuzieht, auch nicht auf andere übertragen. Oft sind es Säuglinge, die auf diesen Gemeinschaftsschutz angewiesen sind, bevor sie selbst geimpft werden können. Aber auch Erwachsene profitieren von dem Effekt, der auch als Herdenimmunität bezeichnet wird. Über die wechselseitigen Schutzbeziehungen, die Impfungen mit sich bringen, sagten Experten auf der heutigen Pressekonferenz anlässlich des Kongresses für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin (KIT 2018) in Köln.

Mit den Impfempfehlungen, die die Ständige Impfkommission des Robert Koch-Instituts für Deutschland formuliert, werden eine ganze Reihe unterschiedlicher Ziele verfolgt. „Neben dem Individualschutz vor Infektionskrankheiten und deren möglichen Folgen spielen auch gesellschaftlich relevante Ziele wie die Unterbrechung von Infektionsketten oder die Ausrottung von Erregern eine Rolle“, sagt Professor Dr. med. Markus Knuf, Direktor der Klinik für Kinder und Jugendliche der Helios Dr. Horst Schmidt Kliniken Wiesbaden und Kongress-Präsident von Seiten der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI). Auch der Aufbau einer Herdenimmunität falle in diese zweite Kategorie – denn nur durch sie können Menschen, die selbst nicht geimpft werden können, vor den betreffenden Infektionen und möglichen Komplikationen geschützt werden.

Auch wenn Säuglinge und Kleinkinder diesen Schutz besonders benötigen, tragen sie umgekehrt wesentlich zur Herdenimmunität bei, wie Knuf am Beispiel der Pneumokokken und der von ihnen hervorgerufenen Erkrankungen zeigt: Weil das Erkrankungsrisiko bei Kindern unter fünf Jahren besonders groß ist, sieht der Impfkalender bereits im Säuglings- und Kleinkindalter eine Impfung gegen häufige Pneumokokken-Varianten vor. „Genau diese Varianten treten seitdem auch bei Senioren deutlich seltener auf“, sagt Knuf. Auch diese Gruppe sei durch Pneumokokken-Infektionen und deren Komplikationen besonders gefährdet.

Ob der Aufbau einer Herdenimmunität als Argument ausreicht, um auch die jährliche Grippeimpfung für alle Kinder zu empfehlen, ist unter Experten umstritten. Bisher sieht das RKI die Impfung nur für Kinder vor, die selbst ein erhöhtes Risiko für Komplikationen haben. Für Markus Knuf gibt es dennoch gute Gründe, auch gesunde Kinder gegen die Influenza zu impfen. „Zwar verläuft die Grippe bei ihnen meist unkompliziert, doch kommt es auch hier immer wieder zu schweren Verläufen“, erklärt er. Zudem seien Kinder der Dreh- und Angelpunkt der Influenza in der Gesellschaft. Kinder im Vorschulalter scheiden über einen langen Zeitraum hinweg eine große Anzahl von Viren aus, haben eine hohe Kontaktrate und wissen noch nichts von Hygiene. Viele Erwachsene stecken sich daher gerade bei Kleinkindern mit der Grippe an.

Meist sind es jedoch die Jüngsten, die den Herdenschutz benötigen. Als Beispiel dafür, wie geimpfte Erwachsene zum Schutz von Säuglingen beitragen, nennt Knuf die Impfung gegen Keuchhusten (Pertussis). Diese für Säuglinge gefährliche Krankheit wird meist über Jugendliche oder Erwachsene übertragen, bei denen der Impfschutz bereits nachlässt. „Es ist daher sinnvoll, den Schutz gegen Pertussis im Jugend- oder Erwachsenenalter aufzufrischen“, sagt der DGPI-Experte. Auch die sogenannte maternale Immunisierung, also die Impfung einer werdenden Mutter im letzten Schwangerschaftsdrittel, kann ein Konzept sein, das Neugeborene zu schützen.

Weitere Informationen:
http://www.kit2018.de

Quelle: idw

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Fußball als Wissenschaft: Mit Elfmetern und Gelben Karten menschliches Verhalten erklären

Susanne Bossemeyer Stabsstelle 2 – Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
FernUniversität in Hagen

Argentinien wird Fußball-Weltmeister. So lautete der Tipp von Fußballfan Dr. Hendrik Sonnabend. Als Wissenschaftler der FernUniversität in Hagen dürften ihn bei der laufenden WM in Russland insbesondere unberechtigt gegebene Elfmeter und der Missbrauch der Gelbsperren-Regel interessieren. Denn mit Hilfe von Strafstößen und Gelben Karten erforscht Dr. Hendrik Sonnabend Verhalten im Wettbewerb.

„Daten aus dem Profifußball eignen sich gut, um ökonomische Hypothesen zu testen. Das Umfeld zeichnet sich durch extrem hohe Anreize aus. Die Daten sind sehr gut dokumentiert, die Leistung ist leicht zu messen und die Fußballer sind Profis in ihrer Aufgabe“, erklärt der Wissenschaftliche Mitarbeiter am Lehrstuhl für VWL, insb. Wirtschaftspolitik. „So lassen sich Erkenntnisse gewinnen, die auch Rückschlüsse auf menschliches Verhalten in anderen Lebensbereichen zulassen.“

Um das Erleben unfairer Vorteile auf das Leistungsvermögen geht es in einem gemeinsamen Projekt mit Dr. Mario Lackner von der Universität Linz. Werden unberechtigt gegebene Elfmeter häufiger verschossen? Ins Spiel kommen hier 857 Strafstöße aus der Fußball-Bundesliga, die sich im Merkmal „korrekte Entscheidung“ und „nicht korrekte Entscheidung“ unterscheiden. Die Analyse zeigt, dass es grundsätzlich keinen Zusammenhang zwischen der Qualität der Schiedsrichterentscheidung und der Trefferwahrscheinlichkeit gibt. Wird allerdings der Spielstand berücksichtigt, werden unberechtigt gegebene Elfmeter häufiger verschossen, wenn die Mannschaft in Führung liegt. Konkret reduziert sich die Trefferwahrscheinlichkeit um 14 Prozent. „Die Führung lässt mehr Raum für Gerechtigkeitsbedenken. Außerdem könnte es eine unbewusste Neigung geben, den erwarteten Sieg nicht beschmutzen zu wollen“, interpretiert Dr. Hendrik Sonnabend die Ergebnisse.

Sollte Bundestrainer Jogi Löw bei der Fußball-WM vor der Entscheidung stehen, wer einen unberechtigt gegebenen Elfmeter schießt, ist es für die Trefferwahrscheinlichkeit übrigens egal, ob der Gefoulte selbst den Strafstoß ausführt oder nicht.

Mit Blick auf die Spiele in Russland ist auch der Missbrauch der Gelbsperren-Regel interessant. „Diese Regel wird strategisch genutzt, um Ressourcen zu sparen“, sagt Dr. Hendrik Sonnabend. In einem weiteren Projekt hat der FernUni-Wissenschaftler mit Prof. Dr. Christian Deutscher (Universität Bielefeld), Prof. Dr. Marco Sahm (Universität Bamberg) und Dr. Sandra Schneemann (Universität Bielefeld) strategisches und antizipierendes Verhalten in Turnieren untersucht.

Bei der WM gilt: Zwei Gelbe Karten aus zwei unterschiedlichen Spielen ziehen eine Sperre für das nächste Spiel nach sich. Eine „weiße Weste“ (Streichung aller einzelnen Gelben Karten) gibt es erst ab dem Viertelfinale, um Gelbsperren im Finale zu verhindern. „Dies lässt Raum für die Art von strategischem Missbrauch der Regel, den wir mithilfe von Bundesliga-Daten nachweisen können“, sagt Dr. Hendrik Sonnabend.

Gewinnt eine Mannschaft in Russland die ersten beiden Spiele der Gruppenphase und sieht sich im dritten Spiel einem schwachen Gegner gegenüber, so besteht folgender Anreiz: Im ersten Spiel verwarnte Spieler könnten im zweiten Spiel eine weitere gelbe Karte provozieren, um dann im dritten Spiel auszusetzen und somit „unbelastet“ in das Achtelfinale zu gehen.

Der Fairplay-Gedanke gerät dabei ins Wanken. „Es ist ein schwieriger Konflikt, in dem Spieler während der WM stehen“, sagt Dr. Hendrik Sonnabend. „Sie bewegen sich im Spannungsfeld zwischen Erfolgs- und Fairnesserwartungen.“

Quelle: idw

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Volkskrankheit „Fersenschmerz“: Stoßwellentherapie als Kassenleistung

Friederike Gehlenborg Pressestelle
Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM)

Berlin – Stechende Schmerzen beim Auftreten und keine sichtbare Veränderung am Fuß?! Wer das kennt, leidet wahrscheinlich unter der Plantarfasziitis – einer Gewebeveränderung in der Sehnenplatte der Fußsohle. Eine wirksame Methode ist die extrakorpale Stoßwellentherapie (EWST). Der Gemeinsame Bundeausschuss (G-BA) hat entschieden, dass diese Therapie ab sofort zur Kassenleistung wird. Die Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin e.V. (DEGUM) begrüßt das. Sie fordert jedoch auch, dass Patienten diese Therapie frühzeitiger in Anspruch nehmen können sollten und betont, dass es für den Therapieerfolg unerlässlich sei, dass Ultraschall-Experten diese durchführen.

Die Plantarfasziitis verursacht bei Betroffenen einen starken Fersenschmerz. „In Anbetracht der Erkrankungshäufigkeit und weil viele Patienten sogar bis zu zehn Jahre mit diesen Fersenschmerzen leben müssen – was ihre Lebensqualität erheblich einschränkt – begrüßen wir die G-BA-Entscheidung zur Erstattung der ESTW“, betont Dr. med. Rainer Berthold, stellvertretender Leiter des Arbeitskreises Bewegungsorgane der DEGUM und niedergelassener Orthopäde.

Eine Plantarfasziitis entsteht üblicherweise, wenn der Fuß längerfristig stark belastet wird und sich die Sehnen an der Fußsohle im Bereich der Ferse entzünden. Ursache hierfür sind meist starkes Übergewicht, Tragen von Schuhen mit harten Absätzen, Überbelastung beim Sport, stehende Berufe, eine genetisch bedingte Verkürzung des Waden- oder Oberschenkelmuskels oder ein Hohl- beziehungsweise Plattfuss. Die Patienten klagen über Anlaufschmerz in der Ferse bei den ersten morgendlichen Schritten und nach längerem Sitzen. Der Schmerz an der medio-plantaren Ferse („loco tipico“) wird als stechend beschrieben. Er bessert sich häufig nach einigen Schritten oder im Laufe des Tages. Zudem leiden Betroffene an einer Bewegungseinschränkung im oberen Sprunggelenk. Im Erkrankungsverlauf klagen sie über einen dumpfen Schmerz unterschiedlicher Lokalisation, der teilweise auch in Ruhe besteht. Helfen konservative Therapien mit Schuheinlagen, Dehnübungen, Medikamenten oder Physiotherapie nicht, kann die Extrakorporale Stoßwellentherapie (ESTW) eingesetzt werden.

„Üblicherweise gilt die Extrakorpale Stoßwellentherapie (ESTW) für rund zehn Prozent der Betroffenen als letzte Therapiemöglichkeit bevor es zu einer Operation kommt“, erläutert Berthold. Bei der ESTW werden über die Haut Ultraschallstoßwellen in die betroffene Region gebracht. Dadurch wird eine mechanische Reizung der Plantaraponeurose am so genannten kalkanearen Ursprung bewirkt. Die Reizung führt zu Mikrorissen, die einen reaktiven Heilungsprozess des Körpers auslösen, was wiederum die Durchblutung erhöht. Ferner wirkt die ESTW häufig schon während der Anwendung schmerzstillend. Die Methode hat wegen ihres guten Erfolgs in der physikalischen Therapie zur Bewegungsverbesserung und Schmerzreduktion zunehmend an Bedeutung gewonnen. „Da die Behandlungskosten im Vergleich zu den sonst übrigen Pauschalen der gesetzlichen Krankenversicherung relativ hoch sind, hat der G-BA nun entschieden, dass nur chronisch Erkrankte und Patienten, die auf andere konservative Maßnahmen nicht ansprechen, eine Erstattung durch die Krankenkasse erhalten“, erklärt Berthold. „Hier sehen wir das Problem, dass viele Patienten zunächst einen langen Leidensweg von mindestens sechs Monaten gehen müssen, bis sie die ESTW kostenfrei erhalten können. Wir riskieren damit, dass diese Patienten über die Plantarfasziitis hinaus noch einen größeren Fersensporn entwickeln und Zeiten unnötiger Arbeitsunfähigkeit hinzukommen.

Die DEGUM weist überdies darauf hin, dass bei der Diagnose und Therapie der Ultraschall-Anwender eine Schlüsselrolle einnimmt, die der G-BA in seinem Beschluss nicht berücksichtigt hat. Als schonendste und günstigste Diagnosemaßnahme gilt der Ultraschall. Dieser sollte jedoch durch einen ausgewiesenen Ultraschall-Spezialisten erfolgen. „Nur ein erfahrener Sonografie-Spezialist kann zum Beispiel bei beidseitigem Befall eine generalisierte Enthesiopathie rheumatischer Genese – also eine schmerzhafte Erkrankung des Sehnenansatzes – schnell erkennen und so eine nicht sinnvolle Behandlung vermeiden“, erklärt Berthold. „Die Plantarfaszie – also die Sehnenplatte an der Unterseite des Fußes – hat bei einem gesunden Menschen eine Dicke von drei bis vier Millimetern, während bei einer Plantarfasziitis die Faszienschichten oft auf sieben bis zehn Millimeter verdickt sind.“ Auch diffuse hypoechogene Strukturen, die als Ödeme aufgrund von kleinsten Rissen interpretiert werden – im Ultraschall dunkel dargestellte Flächen – kann der Spezialist erkennen. „Der Erfolg einer ESWT-Therapie hängt ebenso wie die Diagnostik stark vom Anwender ab“, betont Berthold. Der Experte empfiehlt deshalb, sich an DEGUM-zertifizierte Orthopäden zu wenden, die Erfahrungen mit dieser Therapie haben. Denn es komme bei der ESWT neben Dauer, Intensität und Frequenz auch auf die exakte Applikation der Stosswellen an. „Es gibt bislang kein einheitliches Behandlungsschema bei der Stosswellentherapie. Daher ist es wichtig, dass der behandelnde Arzt langjährige Erfahrungen vorzuweisen hat“, so Berthold abschließend.

Quellen:
G-BA: Extrakorporale Stoßwellentherapie kann zukünftig auch ambulant zur Fersenschmerz-Behandlung eingesetzt werden
https://www.g-ba.de/institution/presse/pressemitteilungen/743/

Über die DEGUM:
Die Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM) bietet ein Forum für den wissenschaftlichen und praktischen Erfahrungsaustausch auf dem Gebiet des medizinischen Ultraschalls. Sie vereint rund 10 000 Ärzte verschiedener Fachgebiete, medizinische Assistenten, Naturwissenschaftler und Techniker. Ultraschalldiagnostik ist heute das am häufigsten eingesetzte bildgebende Verfahren in der Medizin. Ultraschallanwendern bescheinigt die DEGUM eine entsprechende Qualifikation mit einem Zertifikat der Stufen I bis III. DEGUM-zertifizierte Ärzte finden Patienten im Internet unter: http://www.degum.de

Weitere Informationen:
https://www.g-ba.de/institution/presse/pressemitteilungen/743/
http://www.degum.de

Quelle: idw

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Was Bäume, Gesellschaft und Gewässer über das Klima sagen

Dr. Susanne Langer Kommunikation und Presse
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

Wie wirken sich Großwetterlagen auf bayerische Waldökosysteme aus? Welche Rolle spielen regionale Klimaverhältnisse? Was wissen Schülerinnen und Schüler über den Klimawandel? Mit diesen Fragen befassen sich Wissenschaftler der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) im neuen Verbundprojekt BayTreeNet und setzen dabei auf sogenannte Talking Trees. Das Projekt verbindet naturwissenschaftliche Klimamodellierung und Dendroökologie mit sozialwissenschaftlicher Bildungsforschung in einem bisher einzigartigen interdisziplinären Ansatz.

Der Klimawandel ist eine der gewaltigsten globalen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst fördert deshalb seit Mai 2018 für eine Laufzeit von fünf Jahren das Bayerische Klimaforschungsnetzwerk bayklif mit Geldern in Höhe von insgesamt 18 Millionen Euro. Wissenschaftler des Departments Geographie und Geowissenschaften der FAU sind in drei Verbundprojekten von bayklif vertreten und erhalten Fördermittel in Höhe von rund 1,7 Millionen Euro.

BayTreeNet
Im Projekt BayTreeNet unter Leitung der FAU untersuchen die Forscher systematisch, wie Waldökosysteme auf die Dynamik des Klimas reagieren. Erstmals tun sie dies flächendeckend – bisher gab es nur punktuelle Klimarekonstruktionen, zum Beispiel zur lang anhaltenden Nordwest-Wetterlage im Frühjahr 2015. Diese hatte in Franken zu extremer Trockenheit geführt, in Oberbayern dagegen zu Überschwemmungen im Wolkenstau der Nordalpen. Wie Bäume auf diese extreme klimatische Schwankung reagiert haben, können Forscher auch Jahre später an den Jahresringen ablesen und mit aktuellen Daten in Beziehung setzen – diese Wissenschaft heißt Dendroökologie.

Für BayTreeNet etabliert Prof. Dr. Achim Bräuning vom Lehrstuhl für Geographie (Physische Geographie) der FAU ein dendroökologisches Netzwerk mit zehn sogenannten Talking Trees. Sie stehen in verschiedenen Regionen Bayerns in klimatisch unterschiedlichen Gebieten, fünf in einer Hochlage, fünf in einer Tieflage. Der Clou an der Sache ist: Die Bäume sind mit einer internetfähigen Übertragungseinheit ausgestattet – und jede Reaktion des Baumes auf die lokalen Witterungsbedingungen ist in Echtzeit über das Internet abrufbar. In beiden Lagen entnehmen die Wissenschaftler monatliche Holzproben der Wachstumszone der Bäume, messen mit elektronischen Sensoren die aktuellen Zuwachsschwankungen sowie den Wassertransport an Bäumen und speisen die Daten dann in die Hochleistungsrechner der FAU ein. Diese nutzt auch Prof. Dr. Thomas Mölg, Professur für Geographie, der am Computer das künftige Auftreten von Großwetterlagen und die zugrundeliegenden atmosphärischen Zirkulationsmuster modelliert. Diese steuern die räumliche und zeitliche Verteilung von Wasserdefizit oder -überschuss sowie von Hitze und Kälte.

Talking Trees
Die Talking Trees werden von einem Netzwerk von Partnerschulen betreut und sind auch für die interessierte Öffentlichkeit zugänglich. Die Schülerinnen und Schüler übersetzen im Unterricht die ökologischen und meteorologischen Messdaten des Baumes in menschliche Sprachbotschaften, so dass auch die breite Öffentlichkeit versteht, was die sprechenden Bäume zu sagen haben. Das Unterrichtskonzept zu den Talking Trees wird von Prof. Dr. Jan Christoph Schubert vom Lehrstuhl Didaktik der Geographie der FAU forschend begleitet. Mit Methoden der empirischen Sozialforschung untersucht er, wie der Transfer der Daten in schulische Bildungsarbeit gelingt. Dafür füllen die Schülerinnen und Schüler Fragebögen aus und nehmen an leitfadengestützten Interviews teil. Der Bildungsforscher sieht so, welches Wissen und welche Einstellungen sie mitbringen und wie sich beides durch den Unterricht verändert.

Insgesamt verbindet das Projekt Pflanzenwissenschaften, Klimaforschung und Bildungsforschung – und es stärkt die Verbindung zwischen Hochschulen und Schulen im Bereich der MINT-Fächer.

BLIZ und AQUAKLIF
Auch an zwei weiteren Verbundprojekten von bayklif sind Wissenschaftler des Departments Geographie und Geowissenschaften der FAU beteiligt.

Prof. Dr. Perdita Pohle, Lehrstuhl für Geographie (Kulturgeographie und Entwicklungsforschung), arbeitet im Verbundprojekt „BLIZ – Blick in die Zukunft: Wechselwirkungen zwischen Gesellschaft, Landnutzung, Ökosystemleistungen und Biodiversität in Bayern bis 2100″ mit. Es ist an der Technischen Universität München (TUM) angesiedelt und untersucht die Auswirkungen des Klimawandels auf ökologische und sozio-ökonomische Systeme und deren Wechselwirkungen. Das Teilprojekt von Prof. Pohle befasst sich mit sozial-ökologischen Transformationen in der Landwirtschaft in Anpassung an den Klimawandel. Aus Sicht verschiedener Akteure aus Politik, Umwelt, Wirtschaft und Zivilgesellschaft analysiert sie die Akzeptanz und Präferenz von nachhaltigen Landnutzungsoptionen und diskutiert Umsetzungsmöglichkeiten mit Partnern aus der Praxis.

Prof. Johannes Barth, Lehrstuhl für Angewandte Geologie am GeoZentrum Nordbayern der FAU, ist im Projekt AQUAKLIF aktiv. Das Projekt wird von der Universität Bayreuth geleitet und untersucht die Auswirkungen klimatischer Einflussfaktoren. Hierzu gehören Änderungen der Temperatur und des Niederschlages sowie veränderte Feinsedimentfrachten als wichtige Faktoren, die auf die Gewässerökologie und Wasserqualität Einfluss nehmen. Entscheidend für den angestrebten „guten Zustand“ eines Gewässers ist der gelöste Sauerstoff im Wasser. Prof. Barth untersucht mit einer neuen Messmethode der „stabilen Isotopenverhältnisse“ den Sauerstoff und kann so seine Umsetzungen in Bächen und ihren Sedimenten sowie im Grundwasser bestimmen.

Ansprechpartner für Medien:
BayTreeNet
Prof. Dr. Achim Bräuning
Tel.: 09131/85-29372
achim.braeuning@fau.de

BLIZ
Prof. Dr. Perdita Pohle
Tel.: 09131/85-22639
perdita.pohle@fau.de

AQUAKLIF
Prof. Johannes Barth, Ph.D.
Tel.: 09131/85- 22621
johannes.barth@fau.de

Quelle: idw

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Neue Europäischen Leitlinien für Bluthochdruck: Was ändert sich?

Dr. Bettina Albers Geschäftsstelle
Deutsche Hochdruckliga

Auf dem Kongress der „European Society of Hypertension“ (ESH) wurden am vergangenen Wochenende in Barcelona die neuen europäischen Leitlinien für die Behandlung von Bluthochdruck vorgestellt. Die ESH/ESC-Leitlinie hält an der Definition von Bluthochdruck von ≥140/90 mm Hg fest und setzt verstärkt auf Prävention und Früherkennung: Menschen mit optimalen Blutdruckwerten unter 120/80 mm Hg sollen sich alle 5 Jahre eine Blutdruck-Screening-Messung unterziehen, Erwachsene mit hochnormalen Blutdruckwerten (130-139/85-89 mm Hg) mindestens jährlich. Die Therapietreue soll durch den Einsatz von Fixdosis-Kombinationen verbessert werden.

Auf dem Kongress der „European Society of Hypertension“ (ESH) wurden erstmals die neuen Europäischen Leitlinien für die Behandlung von Bluthochdruck präsentiert, die zusammen von der ESH und der „European Society of Cardiology“ (ESC) erstellt wurden und deren Publikation im August erwartet wird [1]. Die neuen Leitlinien halten nach wie vor an der bestehenden Krankheitsdefinition von ≥140/90 mm Hg fest, empfehlen aber, eine Senkung in den Normalbereich (<130/80 mm Hg) anzustreben.

Professor Dr. med. Peter Trenkwalder, Stellv. Vorstandsvorsitzender der Deutschen Hochdruckliga e.V. DHL® | Deutsche Gesellschaft für Hypertonie und Prävention kommentiert: „Die US-Leitlinien definieren Bluthochdruck bereits ab Werten ≥130/80 mm Hg, der Grenzwert wurde 2017 u.a. als Reaktion auf die SPRINT-Studie [2] abgesenkt. Die europäische Leitlinienkommission hingegen sah für eine solche Empfehlung keine ausreichende Evidenz. Die neue Leitlinie sieht weiterhin vor, die Mehrzahl der Hypertoniker erst ab einem Blutdruck von 140/90 mm Hg medikamentös zu behandeln.“ Wie die vorherige Leitlinie differenziert sie zwischen einem optimalen Blutdruckbereich (<120/80 mm Hg), einem normalen (120-129/80-84 mm Hg) und einem hochnormalen (130-139/85-89 mm Hg). Erst darüber liegende Werte werden als krankhaft eingestuft und sollten medikamentös behandelt werden, wenn eine Lebensstiländerung, die bereits Patienten mit hochnormalen Werten empfohlen wird, keine Erfolge gezeigt hat.

„Generell gilt aber: Bluthochdruck ist ein komplexes Erkrankungsbild und die moderne Bluthochdrucktherapie sollte individualisiert erfolgen, die Leitlinien setzen lediglich den groben Rahmen“, erklärt Professor Krämer, Präsident der Deutschen Hochdruckliga e.V. DHL® | Deutsche Gesellschaft für Hypertonie und Prävention. „Primäres Ziel muss ein, alle Hypertoniker erfolgreich unter diesen Wert von 140/90 mm Hg, nach Möglichkeit aber in den Normalbereich (<130/80 mm Hg) zu bringen. Doch derzeit ist die Hälfte aller Menschen mit Bluthochdruck nicht bzw. nicht erfolgreich behandelt“, so der Experte. Die Gründe dafür liegen in einer mangelnden Therapietreue der Patienten und in einer immer noch bestehenden Dunkelziffer der Erkrankung.

Diese beiden Probleme adressiert die neue Leitlinie, was die Deutsche Hochdruckliga e.V. DHL® | Deutsche Gesellschaft für Hypertonie und Prävention ausdrücklich begrüßt. Zum einen empfiehlt sie, dass normotensive Erwachsene mit optimalen Blutdruckwerten unter 120/80 mmHg alle 5 Jahre eine Blutdruck-Screening-Messung erhalten und Erwachsene mit hochnormalen Blutdruckwerten (130-139/85-89 mmHg) mindestens jährlich. Um die Therapietreue zu stärken, empfiehlt sie den Einsatz von Fixdosis-Kombinationen (im engl. „single pill combinations“ = SPC; 2-3 blutdrucksenkende Substanzen in einer einzigen Tablette) – es ist bekannt, dass die Therapietreue nachlässt, je mehr verschiedene Tabletten die Patienten einnehmen müssen. Entsprechend hat sich auch ein Paradigmenwechsel in der Therapie ergeben: „Die medikamentöse Therapie soll nun primär als 2-fach-Kombinationstherapie aus ACE-Hemmern oder Angiotensin-Rezeptor-Blocker (ARB) und Kalziumantagonist oder Thiaziddiuretikum erfolgen, die Monotherapie hat als Erstlinientherapie ausgedient“, kommentiert Professor Krämer.

Literatur
[1] Williams B., Mancia G. et al. 2018 Guidelines of the ESC/ESH in press Eur Heart J / J Hypertens
[2] Wright JT, Jr., Williamson JD, Whelton PK et al. A Randomized Trial of Intensive versus Standard Blood-Pressure Control. N Engl J Med 2015; 373: 2103-2116.

Kontakt/Pressestelle
Dr. Bettina Albers
albers@albersconcept.de
Telefon: 03643/ 776423
Mobile: 0174/ 2165629

Weitere Informationen:
https://www.hochdruckliga.de/

Quelle: idw

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Klimaschutz: Weniger Lachgas aus der Landwirtschaft

Monika Landgraf Strategische Entwicklung und Kommunikation – Gesamtkommunikation
Karlsruher Institut für Technologie

Lachgas gehört mit Kohlendioxid und Methan zu den bedeutendsten Treibhausgasen: Es ist etwa 300-mal so klimaschädlich wie Kohlendioxid. In Deutschland ist überwiegend die Landwirtschaft für die Emissionen von Lachgas verantwortlich, vor allem bedingt durch den intensiven Einsatz von Stickstoffdünger. Die möglichen Folgen – mit Blick auf Nahrungsmittelproduktion und Klimawandel – wird eine neue Forschergruppe am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) im Programm „Make Our Planet Great Again – German Research Initiative“ untersuchen. Ziel des deutsch-französischen Programms ist es, die Klimaforschung im Anschluss an das Pariser Abkommen zu stärken.

Mit dem gemeinsamen Förderprogramm, das auf die Initiative „Make Our Planet Great Again“ des französischen Staatspräsidenten zurückgeht, können exzellente Forscherinnen und Forscher aus dem Ausland an einer deutschen oder französischen Einrichtung ihrer Wahl an Projekten forschen, die die Pariser Klimaziele unterstützen. Leiter der neuen Gruppe am KIT wird Dr. Clemens Scheer, der von der Queensland University of Technology Brisbane, Australien, kommt.

Distickstoffmonoxid (N2O) – auch bekannt als Lachgas – wirkt erderwärmend, schädigt die Ozonschicht und wird mikrobiologisch in (überdüngten) Böden, Gewässern oder Kläranlagen gebildet, entsteht aber auch bei Verbrennungsprozessen. Am Institut für Meteorologie und Klimaforschung – Atmosphärische Troposphärenforschung des KIT (IMK-IFU) beschäftigen sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler seit langen mit der Quantifizierung der Quellstärke von landwirtschaftlichen Systemen für N2O. Unter anderem fanden Sie heraus, dass Emissionen reduziert werden können, wenn Landwirte den Düngemitteleinsatz besser auf das Pflanzenwachstum abstimmen und Zwischenfrüchte anbauen.

Diese – bisher regionalen – Untersuchungen erweitert die neue Forschergruppe nun sowohl um die globale Komponente als auch um den Aspekt der Nahrungsmittelproduktion. „Im Mittelpunkt steht die Frage, wie mehr Nahrungsmittel zu geringeren Umweltkosten produziert werden können, um den wachsenden Bedarf einer zunehmenden Weltbevölkerung abzudecken“, so Professor Klaus Butterbach-Bahl vom IMK-IFU, der unter anderem in Steppen und Savannen zu N2O-Emissionen aus der Tierhaltung forscht. Begleitend werde ein globales Netzwerk von Forscherinnen und Forschern initialisiert, die an solchen Fragen arbeiten, um gemeinsam Standards für Messungen und Modellierungen zu entwickeln.

Der Forschungsschwerpunkt von Dr. Clemens Scheer liegt in den Auswirkungen von Landnutzung und Landwirtschaft auf den Austausch von umweltwirksamen Gasen zwischen Boden, Pflanzen und Atmosphäre. „Das Programm bietet ideale Voraussetzungen, um meine Forschungsinteressen zu Landwirtschaft und Klimawandel voranzutreiben“, erläutert Scheer. „Ich freue mich sehr über die Möglichkeit, die nächsten vier Jahre am KIT arbeiten zu können: Es bietet mir modernste Technik und beste Ausstattung sowie ein stimulierendes akademisches Umfeld.“

Eine Expertenjury des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) hat Clemens Scheer als einen von insgesamt 13 renommierten internationalen Forscherinnen und Forscher als Leiter für Projekte in Deutschland ausgewählt, die die Pariser Klimaziele unterstützen. Sie sind Teil eines deutsch-französischen Förderprogramms, das beide Regierungen nach dem Pariser Klimaabkommen vereinbart haben. Der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) und das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördern die Projekte mit insgesamt 15 Millionen Euro. Insgesamt bewarben sich mehr als 700 Forscher aus allen fünf Kontinenten und rund 70 Ländern.

Clemens Scheers Gruppe am KIT erhält von DAAD und BMBF eine Förderung von 775.000 Euro, das KIT leistet einen zusätzlichen Eigenbeitrag in gleicher Höhe, um das neue Forschungsprojekt voraussichtlich Anfang 2019 zu realisieren.

Details zum KIT-Zentrum Klima und Umwelt: http://www.klima-umwelt.kit.edu

Als „Die Forschungsuniversität in der Helmholtz-Gemeinschaft“ schafft und vermittelt das KIT Wissen für Gesellschaft und Umwelt. Ziel ist es, zu den globalen Herausforderungen maßgebliche Beiträge in den Feldern Energie, Mobilität und Information zu leisten. Dazu arbeiten rund 9 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf einer breiten disziplinären Basis in Natur-, Ingenieur-, Wirtschafts- sowie Geistes- und Sozialwissenschaften zusammen. Seine 25 500 Studierenden bereitet das KIT durch ein forschungsorientiertes universitäres Studium auf verantwortungsvolle Aufgaben in Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft vor. Die Innovationstätigkeit am KIT schlägt die Brücke zwischen Erkenntnis und Anwendung zum gesellschaftlichen Nutzen, wirtschaftlichen Wohlstand und Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen.

Diese Presseinformation ist im Internet abrufbar unter: http://www.sek.kit.edu/presse.php

Weitere Informationen:
http://www.klima-umwelt.kit.edu
http://www.sek.kit.edu/presse.php

Anhang
Klimaschutz: Weniger Lachgas aus der Landwirtschaft
https://idw-online.de/de/attachment65976

Quelle: idw

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Aufwärmen wie die Fußballprofis und Knieverletzungen vermeiden

Susanne Herda, Swetlana Meier Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie e. V.

Auch für Freizeitsportler gilt: vor dem Fußballspielen aufwärmen. Mit speziellen Aufwärmprogrammen lässt sich das Verletzungsrisiko von Knieverletzungen um bis zu 50 Prozent reduzieren. Denn aufgrund der spieltypischen Sprung- und Abbremsbewegungen kommen Kreuzbandrupturen im Ballsport besonders häufig vor. Darauf weist die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie e.V. (DGOU) im Vorfeld der Fußball-Weltmeisterschaft hin. Geeignet ist ein 20- bis 30-minütiges Zirkeltraining mit Lauf-, Balance-, Sprung- und Kraftübungen.

Mit einem Sprungtest können Sportler zudem klären, ob bei ihnen eine funktionelle X-Bein-Stellung vorliegt und damit das Risiko für eine Knieverletzung erhöht ist. Der Sprungtest und die Präventionsübungen werden in der neuen Broschüre „Stop X“ der DGOU-Sektion Deutsche Kniegesellschaft (DKG) ausführlich beschrieben.

Das 30-seitige Programm zur Prävention von Sportverletzungen am Kniegelenk steht kostenfrei zum Download auf der DGOU-Website zur Verfügung. „Prävention im Sport muss noch eine viel größere Beachtung bekommen. Denn damit können Verletzungen deutlich reduziert werden“, sagt DGOU-Präsident Professor Dr. Dr. Werner Siebert.

Eine Verletzung am Knie ist der Alptraum eines jeden Profi-Kickers. Ist das Knie verdreht, das Kreuzband gerissen oder der Meniskus verletzt, hat das weitreichende Folgen: Operation, monatelange Reha, Trainingsausfall und die Ungewissheit, ob und wann das Comeback gelingt. Um Knieverletzungen zu reduzieren, enthält das Training beim Profifußball daher auch immer Aufwärmübungen zur Verletzungsprävention. Beim Amateurfußball sieht das noch anders aus: „Der Verletzungsprävention wird in Deutschland bisher leider noch zu wenig Aufmerksamkeit gewidmet“, sagt Prof. Dr. Wolf Petersen, DKG-Vizepräsident und Mitautor der Broschüre „Stop X“. Dabei ist eine schwere Knieverletzung, egal ob beim Profi oder beim Hobbysportler, eine lebensverändernde Erfahrung – viele Verletzungen wären vermeidbar.

Das DKG-Programm „Stop X“ zur Prävention von Sportverletzungen am Kniegelenk vereint verschiedene internationale wissenschaftlich etablierte Präventionsprogramme und enthält auch Elemente aus dem Aufwärmprogramm der FIFA mit dem Titel „11+“. Studien zeigen, dass Verletzungen des Kniegelenkes durch regelmäßig durchgeführte Aufwärm- und Präventionsprogramme um 27 Prozent und Rupturen des vorderen Kreuzbandes um 51 Prozent reduziert werden können. Daher betont Professor Dr. Thomas Tischer, Incoming-Präsident der Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin (GOTS) und Leiter der neugegründeten GOTS-Kommission für Prävention: „Wer mit kalten Muskeln an den Ball geht, der riskiert ein Eigentor für seine Gesundheit.“

Oft treten Knieverletzungen beim Landen nach einem Sprung oder bei Drehbewegungen auf: Ist das Knie dabei nach innen geknickt – in der sogenannten X-Bein-Position – und der Körperschwerpunkt befindet sich hinter dem Knie, kommt es zu einer starken Anspannung des Streckmuskels im Oberschenkel. Diese Kraft kann dann zur Ruptur des vorderen Kreuzbandes führen. Das Einbrechen des Kniegelenks nach innen wird begünstigt, wenn Hüft- und Rumpfmuskulatur ungenügend trainiert sind.

Daher raten die Experten von DGOU, DKG und GOTS, es den Profis gleich zu tun und geben folgende Tipps zur Verletzungsprävention:

Sprungtest: Bei einem Sprungtest lässt sich feststellen, ob der Sportler aufgrund einer X-Bein-Position ein erhöhtes Risiko für Knieverletzungen hat. Dazu springt der Sportler von einem Kasten, landet und springt dann mit maximaler Kraft in die Höhe. Beim Landen wird die Stellung der Beine analysiert:
X-Bein: Risiko
Gerades Bein: geringes Risiko
O-Bein: geringes Risiko

Liegt eine X-Bein-Stellung vor, sollte der Patient versuchen, dieses Risiko mit Hilfe eines Präventionsprogrammes auszuschalten.

Folgende Übungen eignen sich für Aufwärmübungen:
Beachte: Alle folgenden Übungen müssen so ausgeführt werden, dass Hüfte, Knie und Fußgelenk in einer Linie stehen – die X-Bein-Stellung wird vermieden.

1) Für Laufübungen eignen sich: Geradeauslaufen, Laufen mit Hüftdrehung nach außen, Laufen mit Richtungswechsel, Laufen mit Hoch-Weit-Sprüngen
2) Für Balanceübungen eignen sich: Einbeinstand mit Ball, Einbeinige Balanceübung auf dem Wackelbrett, Einbeinige Balanceübungen auf einem Balancekissen mit gegenseitigem Zuwerfen eines Balles
3) Für Sprungübungen eignen sich: Sprung auf Weite, Sprung auf Höhe
4) Für Kraftübungen eignen sich: Kniebeuger, Statischer Unterarmstütz, Dynamischer Unterarmstütz mit wechselndem Anheben der Beine, Seitlicher Unterarmstütz, Abspreizen der Hüfte gegen einen Widerstand, Kniebeugen auf einem Bein mit Partner, Kniebeugen im Ausfallschritt

Alle Übungen werden in der Broschüre ausführlich beschrieben und mit Bildern erklärt.

Download der Broschüre „Stop X“ – Programm zur Prävention von Sportverletzungen am Kniegelenk“ unter:
deutsche-kniegesellschaft.de/wp-content/uploads/2017/02/DKG_Stop-X_Pr%C3%A4vention-von-Sportverletzungen-am-Kniegelenk.pdf

Referenzen:
1) Wolf Petersen et al., Prävention von Knieverletzungen und VKB-Rupturen, Deutscher Ärzteverlag, Orthopädische und Unfallchirurgische Praxis, 2016;5 (10)
2) Thomas Stoffels, Andrea Achtnich, Wolf Petersen, Prävention von Knieverletzungen – besteht Evidenz?, Elsevier, Sports Orthopaedics and Traumatology 33, 344-352 (2017)

Weitere Informationen:
https://dgou.de/dgou/
http://deutsche-kniegesellschaft.de/
http://www.gots.org/

Kontakt für Rückfragen:
Susanne Herda, Swetlana Meier
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) e.V.
Straße des 17. Juni 106-108, 10623 Berlin
Telefon: +49 (0)30 340 60 36 -06 oder -00
Telefax: +49 (0)30 340 60 36 01
E-Mail: presse@dgou.de

Weitere Informationen:
http://deutsche-kniegesellschaft.de/wp-content/uploads/2017/02/DKG_Stop-X_Pr%C3%…
https://dgou.de/dgou/
http://deutsche-kniegesellschaft.de/
http://www.gots.org/

Quelle: idw

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35 Jahre Meeresschutz: Fehlende Strategie erhöht Bedarf an Schutzflächen

Birgit Kruse Referat Medien- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Hamburg

Obwohl mehr als 16 Prozent aller nationalen Meeresflächen geschützt sind, bilden diese Flächen viele Ökoregionen und Länder nicht ab. Die heutige Ausdehnung ist ebenso teuer wie ineffizient, wie Dr. Kerstin Jantke und Team in einer aktuellen Studie des Centrums für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit der Universität Hamburg zeigen. Hätte man von Anfang an strategisch geplant, könnte längst jede Ökoregion angemessen geschützt sein.

In internationalen Vereinbarungen wie den Sustainable Development Goals (SDG) und den Aichi-Zielen der Vereinten Nationen (UN) ist festgelegt, dass bis zum Jahr 2020 mindestens zehn Prozent der Küsten und Ozeane unter Naturschutz stehen sollen. Dieses Flächenziel wurde mit heute rund 16,8 Prozent bereits erreicht. Wo diese Flächen liegen ist jedoch nicht beliebig: So ist vereinbart, dabei jeden der marinen Lebensräume zu erfassen, um den Verlust von biologischer Vielfalt weltweit aufzuhalten.

Gemeinsam mit Forscherinnen und Forschern der Universität Queensland, Australien, analysierte die Umweltwissenschaftlerin Kerstin Jantke Meeresschutzgebiete von den Anfängen im Jahr 1982 bis 2016. Das Team betrachtete dabei nur die nationalen Gewässer (39 Prozent der Ozeanfläche), da internationale Gewässer bisher schwer unter Schutz zu stellen sind. Die nationalen Gewässer bestehen aus 258 Ökoregionen. Das sind relativ große Gebiete, die sich in Artenzusammensetzung und Umweltbedingungen geografisch abgrenzen lassen. Jede dieser Regionen sollte zu zehn Prozent ihrer Fläche unter Schutz stehen. Die Studie zeigt, dass mehr als die Hälfte der Ökoregionen (157) nicht ausreichend geschützt sind, zehn davon noch überhaupt nicht.

Besonders wichtig ist, die Flächen in Zukunft strategisch auszuwählen. Das Team verglich deren Größe von Jahr zu Jahr und simulierte eine optimale Ausdehnung der Schutzgebiete. Hätte man schon im Jahr 1982 begonnen, taktisch zu planen, wären dafür nur 10,3 Prozent der nationalen Meeresfläche nötig gewesen. Noch bis zum Jahr 2011 hätte eine Fläche von knapp 13 Prozent ausgereicht, um alle Ökoregionen wie vereinbart zu zehn Prozent zu schützen. Das Ziel hätte also längst erreicht sein können und auch die Folgekosten, die beispielsweise durch eine eingeschränkte Nutzung für die Fischerei entstehen, wären weitaus geringer gewesen.

„Die Länder müssen systematisch vorgehen und strategisch zusammenarbeiten. Nur so lassen sich die massiven Lücken im bisherigen System schließen“, sagt Jantke. „Doch nationale und wirtschaftliche Interessen gehen meist vor. In Zukunft sollten neue Schutzzonen zunächst in den wenig geschützten Ökoregionen ausgewiesen werden.“

Im Jahr 2020 werden in China unter Federführung der UN neue Ziele zum Naturschutz verhandelt. Viele Expertinnen und Experten gehen davon aus, dass die Zukunft einer Ökoregion nur gesichert ist, wenn mindestens 30 Prozent ihrer Fläche unter Schutz stehen. „Ich bin dafür, weitere Flächen zu schützen. Denn Biodiversität bildet letztlich unsere Lebensgrundlage“, sagt Jantke. „Dazu kommt, dass der Klimawandel auch vor einem Schutzgebiet nicht haltmacht. Doch sind die Gebiete geschützt, können sie sich wahrscheinlich besser an veränderte Klimabedingungen anpassen.“ Die aktuelle Studie liefert jetzt die Basis für einen zukünftigen Meeresschutz mit System.

Fachartikel:
Jantke K., Jones K.R., Allan J.R., Chauvenet A.L.M., Watson J.E.M., Possingham H.P. (2018): Poor ecological representation by an expensive reserve system: evaluating 35 years of marine protected area expansion. Conservation Letters, DOI: 10.1111/conl.12584
https://doi.org/10.1111/conl.12584

Bilder zum Download finden Sie unter:
https://www.cen.uni-hamburg.de/about-cen/news/1-news-2018/2018-06-26-meeresschut…

Das Centrum für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit, kurz CEN, ist ein zentrales Forschungszentrum an der Universität Hamburg. Das CEN arbeitet interdisziplinär: Es verknüpft Natur- und Gesellschaftswissenschaften und beantwortet so grundsätzliche Fragen aus Klima-, Umwelt und Erdsystemforschung.

Kontakt:
Dr. Kerstin Jantke
Universität Hamburg
Centrum für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit (CEN)
Tel.: +49 40 42838-2147
Mobil: +49 170 55 00 778
E-Mail: kerstin.jantke@uni-hamburg.de

Stephanie Janssen
Universität Hamburg
Centrum für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit (CEN)
Öffentlichkeitsarbeit CliSAP/CEN
Tel.: +49 40 42838-7596
E-Mail: stephanie.janssen@uni-hamburg.de

Quelle: idw

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Elektroautos: Keine Einschränkungen für Träger von Herzschrittmachern & Co.

Christine Vollgraf Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung e.V.

Patienten mit Herzschwäche oder Herzrhythmusstörungen wird häufig ein Herzschrittmacher oder ein Defibrillator eingesetzt, um die Herzfunktion zu regulieren. Diese kleinen Geräte sind jedoch anfällig für elektromagnetische Interferenzen, wie sie auch in Elektroautos potenziell auftreten können. Dr. Carsten Lennerz, Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) am Deutschen Herzzentrum München, Klinik an der Technischen Universität München kommt in einer Studie zu dem Schluss, dass von derzeitigen Elektroautos keine Gefahr für Träger von Herzschrittmachern und anderen implantierten elektrischen Herzgeräten ausgeht.

„Wir wollten eine sichere Datengrundlage für Menschen mit Herzschrittmachern und Defibrillatoren schaffen, vor allem um unnötige Restriktionen zu vermeiden“, so Dr. Carsten Lennerz. Schließlich würden Elektroautos zunehmend für den öffentlichen und privaten Transport eingesetzt. Deshalb hat er mit Patienten überprüft, welche Auswirkungen die elektromagnetischen Felder eines Elektroautos auf ihre implantierten elektrischen Herzgeräte (kurz CIEDs für cardiac implantable electronic devices) haben.

Befürchtete Komplikationen sind etwa, dass die CIEDs durch das elektromagnetische Feld Signale wahrnehmen, die nichts mit dem Herzschlag zu tun haben und daraufhin falsch reagieren. Zum Beispiel könnte ein Herzschrittmacher Signale empfangen, die einen Herzschlag vortäuschen, woraufhin das Gerät fälschlicherweise aussetzen würde. Das Herz des Patienten würde dann nicht mehr ausreichend bei seiner Pumparbeit unterstützt. Defibrillatoren könnten auch fälschlicherweise Schocktherapien abgeben, falls das elektromagnetische Feld als Kammer-Rhythmusstörung fehlinterpretiert würde. Außerdem wird diskutiert, dass elektromagnetische Felder die implantierten elektrischen Herzgeräte umprogrammieren könnten. Die Studie mit 108 Trägern von Herzschrittmachern oder Defibrillatoren gab DZHK-Wissenschaftler Lennerz und seinen Kollegen jedoch keinen Hinweis darauf, dass die Funktion der implantierten Geräte durch Elektroautos gestört wird. Dabei haben sie Elektroautos von vier unterschiedlichen Herstellern untersucht, deren Modelle einen großen Marktanteil haben.

Maximale Leistung
Anders als in vorausgegangenen Studien, bei denen die Autos bei laufendem Motor lediglich angehoben wurden, fuhren die Patienten bei dieser herstellerunabhängigen Studie mit den Elektroautos auf einem Rollprüfstand der Technischen Universität München. So wollten die Wissenschaftler sicherstellen, dass die Motoren auch tatsächlich die maximale Leistung erbringen. Während der Fahrt auf dem Rollprüfstand wurde bei den Probanden ein Elektrokardiogramm (EKG) aufgezeichnet, um eventuelle, durch elektromagnetische Interferenzen ausgelöste Abweichungen der Schrittmacher- oder Defibrillatorfunktion zu registrieren. Außerdem wurde auch die Stärke des elektromagnetischen Feldes gemessen und mit Messwerten verglichen, die beim Fahren auf der Straße aufgezeichnet wurden. Damit konnten die Forscher zeigen, dass auf dem Rollprüfstand die gleichen elektromagnetischen Felder wirken wie im Straßenverkehr.

Die stärksten elektromagnetischen Felder maßen Lennerz und seine Kollegen, wenn die Patienten die Autos aufluden. „Die Autos sind innen so ausgestattet, dass die Insassen gut abgeschirmt sind. Deshalb ist das Aufladen der kritischere Moment“, erläutert Lennerz. Aber auch dann traten keine Wechselwirkungen mit den CIEDs auf.

„Obwohl unsere Untersuchungen zeigen, dass Fehlfunktionen sehr unwahrscheinlich sind, kann man keine dauerhafte Entwarnung geben“, sagt Lennerz. Schließlich entwickelten sich die Elektroautos und die Ladetechnik immer weiter, sodass dann neue Untersuchungen nötig wären. Aber mit den derzeitigen Modellen können laut dem Münchener Wissenschaftler auch Patienten mit Herzschrittmachern und Defibrillatoren Elektroautos ohne Angst benutzen.

**Originalarbeit**: Electric Cars and Electromagnetic Interference With Cardiac Implantable Electronic Devices: A Cross-sectional Evaluation. Lennerz C, O’Connor M, Horlbeck L, Michel J, Weigand S, Grebmer C, Blazek P, Brkic A, Semmler V, Haller B, Reents T, Hessling G, Deisenhofer I, Whittaker P, Lienkamp M, Kolb C. Ann Intern Med. 2018 Apr 24. DOI: 10.7326/M17-2930

Kontakt: Christine Vollgraf, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Deutsches Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK), Tel.: 030 3465 529 02, presse@dzhk.de

Dr. Carsten Lennerz, Deutsches Herzzentrum München des Freistaates Bayern, Klinik an der Technischen Universität München, lennerz@dhm.mhn.de

Weitere Informationen:
https://dzhk.de/das-dzhk/presse/artikel/elektroautos-keine-einschraenkungen-fuer…

Quelle: idw

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Nachhaltige Fischzucht am Viktoriasee mit dem EU-Projekt VicInAqua

Anette Mack Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Steinbeis-Europa-Zentrum

Im EU-Projekt VicInAqua wird ein effizientes, flexibles und robustes System für Abwasserreinigung und -Wiederverwertung in Fischzucht und Bewässerung für die Region des Viktoriasees entwickelt. Die Demonstrationsanlage in Kenia bietet einen innovativen Ansatz für umweltfreundliche Aufbereitung und Wiederverwertung vom Abwasser.

Das Institut für Angewandte Forschung an der Hochschule Karlsruhe ist Koordinator des Projekts und errichtet mit zehn weiteren europäischen und afrikanischen Partnern eine Demonstrationsanlage in der Stadt Kisumu in Kenia. Auf der Grundlage vergangener Projekte im Bereich der Wasser- und Abwasserbehandlung hat die Hochschule Karlsruhe mit der Steinbeis 2i GmbH (S2i) über Umweltthemen wie z .B Eutrophierung im Wasser des Viktoriasees diskutiert und mit weiteren Partnern gemeinsam ein Konzept erarbeitet, das zur Verbesserung der sozioökonomischen Situation am Viktoriasee beitragen soll. Das entstandene Projekt VicInAqua wird von der Europäischen Kommission im Rahmen des Forschungs- und Innovationsprogramms Horizont 2020 gefördert (GA Nr. 689427). Unter den Projektpartnern sind industrielle, wissenschaftliche und öffentliche Organisationen aus Dänemark, Deutschland, Italien, Kenia, Malta, Tansania und Uganda. Die S2i unterstützt als Projektpartner die Verbreitung und Verwertung der Projektergebnisse, das administrative und finanzielle Management und die Kommunikation über Projektziele und Fortschritte.

Die Partner verfolgen einen integrierten Ansatz, um eine nachhaltige Kombination aus Abwasserbehandlung und einem re-zirkulierenden Aquakultursystem (recirulating aquaculture system, RAS) für die Wiederverwendung des Wassers und die Qualitätssteigerung der Fischzucht im Viktoriaseebecken zu entwickeln. Das System soll zur Verminderung der Belastung des empfindlichen Ökosystems und zur Steigerung der Ernährungs- und Gesundheitssicherheit beitragen. Im RAS werden Fischlaiche großgezogen, die durch die optimale und ständig überprüfte Wasserqualität und Versorgung eine besonders hohe Qualität besitzen. Die Fischlaiche werden später an lokale Fischteichbetreiber zur weiteren Aufzucht übergeben.

Darüber hinaus wird ein neuartiger selbstreinigender Wasserfilter entwickelt und eingesetzt, der aus einem Membranbioreaktor (MBR) als Hauptbehandlungseinheit in einem kombinierten Behandlungssystem besteht. In Bezug auf MBR besteht das Hauptproblem in Membranverschmutzung, die eine häufige Reinigung mit teuren Chemikalien erfordert. VicInAqua entwickelt neuartige selbstreinigende Membranmaterialien, die zu einer besseren und umweltschonenderen Langzeitleistung beitragen. Ein innovatives, leicht bedienbares Monitoringsystem ermöglicht es, die gesamte Anlage vor Ort und über das Smartphone zu überwachen. Das gefilterte, nährstoffreiche Abwasser fließt wieder in das RAS und wird zusätzlich für die landwirtschaftliche Bewässerung genutzt. Der gefilterte Überschussschlamm aus dem Filtersystem wird mit organischen Abfällen aus der Umgebung verwendet, um Biogas zu produzieren. Zusammen mit einer fortgeschrittenen Photovoltaikanlage sorgt dieses Biogas für eine flexible, dezentrale Energieversorgung.

„In VicInAqua entwickeln wir eine innovative Rundumlösung, die für einen erfolgreichen Betrieb in Afrika aber auch weiteren Regionen der Welt mit Wasser- oder Nahrungsmittelknappheit angepasst werden und die letztendlich dazu beitragen sollen, neue Geschäftsmöglichkeiten für die lokale Bevölkerung zu entwickeln. Die größte Herausforderung neben den technischen Innovationen besteht darin, den gegenseitigen kulturellen und technischen Austausch zwischen der europäischen und der afrikanischen Gesellschaft zu fördern, um den Menschen in Afrika eine Perspektive in ihren Heimatländern zu bieten,“ sagt Prof. Dr. Jan Hoinkis, Projektkoordinator und Professor an der Hochschule Karlsruhe.

„Uns gefällt der innovative Ansatz von VicInAqua, der sich insbesondere mit den Problemen in Kenia und den weiteren Ländern des Viktoriasees, Uganda und Tansania befasst. Es geht nicht nur um den allgemeinen technologischen und ökologischen Fortschritt, sondern auch darum, eine afrikanische Lösung für die effiziente Wiederverwendung von Wasser und die Kontrolle der Umweltverschmutzung vorzuschlagen“, ergänzt Susan Clare Adhiambo, Chief Fisheries Officer, verantwortlich für Kisumu East Sub-County im Ministerium für Landwirtschaft, Viehzucht und Fischerei (Department of Agriculture, Livestock and Fisheries , DALF) des Kisumu County in Kenia und Partner in VicInAqua. Das DALF bringt seine langjährige Expertise in der Planungs-, Umsetzungs- und Regelungspolitik von Fischzucht und Fischerei in Kenia und am Viktoriasee ein. Da das DALF die Pilotanlage auch nach Projektende betreiben wird, spielt es eine wichtige Rolle bei der Koordinierung der Bauarbeiten, die im Frühling 2018 begonnen haben.

Wenn die Technologie von Fischern oder lokalen Behörden am Viktoriasee eingesetzt wird, wird dies zu neuen und nachhaltigen Beschäftigungschancen und einer verstärkten qualitativen Fischproduktion durch Aquakultur führen.

Eine der größten Herausforderungen des Projekts ist es, eine für den lokalen Markt finanziell erschwingliche technologische Lösung zu finden. Um die lokale Bevölkerung, Unternehmen und Entscheidungsträger zu überzeugen, dass die Anlage und deren innovativen Technologie funktionieren und sich lohnen, konzentriert sich das Projektkonsortium gleichzeitig darauf, verschiedene Schulungen zu den VicInAqua Technologien, Studienbesuche und runde Tische zum Kompetenzaufbau und zur Aufklärung durchzuführen.

Weitere Informationen:
http://www.vicinaqua.eu/get-involved/ – mehr über das Projekt erfahren

Quelle: idw

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Schlaflosigkeit – nur ein böser Traum?

Benjamin Waschow Stabsstelle Unternehmenskommunikation
Universitätsklinikum Freiburg

Schlaflosigkeit ließ sich bisher im Labor kaum nachweisen. Forscher des Universitätsklinikums Freiburg zeigen jetzt: Schlaflose Nächte finden oft nur im Traum statt. Das macht sie nicht weniger belastend, ermöglicht aber neue Therapien.

Schlaflosigkeit wird von Betroffenen als sehr belastend wahrgenommen. Sie fühlen sich müde, wenig leistungsfähig und unkonzentriert. Doch messen lässt sich die Schlaflosigkeit oft nicht. „Die meisten Patienten, die eine stark ausgeprägte Schlaflosigkeit schildern, schlafen im Schlaflabor rund 80 Prozent des normalen Pensums“, sagt Dr. Bernd Feige, Forschungsgruppenleiter an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Freiburg. Nach dem Grund für diese Diskrepanz zwischen subjektiver Wahrnehmung und objektiv messbarer Schlafdauer suchen Wissenschaftler seit rund 20 Jahren. Erstmals liefern jetzt Forscher der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Universitätsklinikum Freiburg eine objektiv messbare Erklärung. Sie beschreiben im Fachmagazin Sleep, dass Schlaflosigkeit in vielen Fällen nur ein böser Traum ist.

Für ihre Studie baten die Freiburger Forscher 27 Probanden mit schweren Schlafstörungen und 27 gesunde Schläfer ins Schlaflabor. In den ersten beiden Nächten gewöhnten sich die Probanden an die Umgebung. In den beiden Folgenächten weckten die Forscher die Probanden mit einem Signalton aus der REM-Phase, die auch als Traumphase bezeichnet wird.

REM-Schlaf wird von Sorgen um Schlaflosigkeit beherrscht
Sobald sie aufgewacht waren, drückten die Studienteilnehmer einen Knopf und ein Studienmitarbeiter befragte sie im abgedunkelten Zimmer. Die erste Frage war: ‚Haben Sie gerade geschlafen oder waren Sie wach?‘

Das erstaunliche Resultat: „Obwohl alle Probanden aus dem Traumschlaf geweckt wurden, war sich jeder sechste Proband mit Schlafproblemen sicher, wachgelegen zu haben“, sagt Dr. Feige. Gesunde Probanden wähnten sich hingegen fast nie wach.

Befragt nach ihrer letzten Erinnerung vor dem Signalton – also nach ihren Träumen -, berichteten die vermeintlich wachen Probanden von quälenden Gedanken darüber, nicht schlafen zu können. „Offensichtlich bauen manche Menschen die Sorge vor einer Schlafstörung in ihre Träume ein. Sie träumen also ‚nur‘ von einer Schlafstörung“, sagt Dr. Feige.

Bei ihrer Befragung vermieden die Mitarbeiter Begriffe wie „Träumen“, „Wecken“ und „Schlafen“, um den Probanden keinen Hinweis auf ihren Zustand zu geben.

Traumtherapie könnte helfen
„Ganz wichtig ist: Für die Belastung der Patienten macht es keinen Unterschied, ob die Schlafstörung objektiv messbar oder nur im Traum vorhanden ist. Aber die Erkenntnis gibt uns wertvolle Hinweise zur Behandlung der Schlafstörung“, sagt Studienleiter Prof. Dr. Dieter Riemann, Sprecher des Schlafmedizinischen Zentrums am Universitätsklinikum Freiburg. So können etablierte Traumtherapien den Betroffenen helfen oder auch Medikamente, die auf eine Stärkung der Traumphase abzielen.

Schlaflosigkeit als psychische und körperliche Belastung
„Schlaflosigkeit kann eine schwere Krankheit sein und das Risiko für andere schwere Krankheiten erhöhen, etwa Depression oder Schlaganfall“, sagt Prof. Riemann. Viele Insomnie-Patienten sind sehr leistungsorientiert, fokussiert und geplant. „Genau diese Strategie funktioniert aber beim Schlaf nicht. Schlaf kommt, wenn man sich von Erwartungen löst“, so Prof. Riemann.

Original-Titel der Studie: Insomnia-perchance a dream? Results from a NREM/REM sleep awakening study in good sleepers and patients with insomnia

DOI: 10.1093/sleep/zsy032

Link zur Studie: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/29432570

Weitere Informationen:
Kontakt:
Dr. Bernd Feige
Forschungsgruppenleiter
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Universitätsklinikum Freiburg
Telefon: 0761 270-68240
bernd.feige@uniklinik-freiburg.de

Johannes Faber
Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Unternehmenskommunikation
Universitätsklinikum Freiburg
Telefon: 0761 270-84610
Johannes.faber@uniklinik-freiburg.de

Weitere Informationen:
https://www.uniklinik-freiburg.de/psych/forschung-research/research-groups/rg-fe… Forschungsgruppe Dr. Feige
https://www.uniklinik-freiburg.de/psych/forschung-research/research-groups/rg-ri… Forschungsgruppe Prof. Dieter Riemann

Quelle: idw

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Mehr als die Hälfte der Beschäftigten hat ein Arbeitszeitkonto

Wolfgang Braun Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB)

Seit 1999 ist der Anteil der Beschäftigten mit einem Arbeitszeitkonto um 21 auf 56 Prozent gestiegen. Der Anteil der Betriebe mit Arbeitszeitkonten hat sich um 17 auf 35 Prozent erhöht. Besonders häufig werden Konten mit einem kürzeren Ausgleichzeitraum genutzt. Langzeitkonten bleiben weiterhin die Ausnahme. Das geht aus einer am Dienstag erschienenen Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor.

Bei zwei von zehn Betrieben, die Arbeitszeitkonten führen, beträgt der Ausgleichszeitraum maximal ein halbes Jahr. Bei vier von zehn Betrieben müssen die Zeitguthaben oder -schulden innerhalb eines Zeitraums zwischen einem halben und einem Jahr ausgeglichen werden bzw. darf an einem Stichtag ein bestimmter Wert nicht über- oder unterschritten werden. Ebenfalls vier von zehn Betrieben haben Arbeitszeitkonten ohne einen feststehenden Ausgleichszeitraum. Hier sind die Ausgleichszeiträume entweder nicht geregelt oder aber nur grundsätzlich festgelegt und kurzfristig modifizierbar. So könnten Betriebe den Arbeitseinsatz an kurzfristige Schwankungen der Auftragslage anpassen, erklären die IAB-Forscher Peter Ellguth, Hans-Dieter Gerner und Ines Zapf. Beschäftigte wiederum könnten die Spielräume nutzen, um die Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben zu verbessern.

Obwohl das im Jahr 2009 in Kraft getretene Gesetz zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für die Absicherung flexibler Arbeitszeitregelungen („Flexi-II-Gesetz“) die Nutzung von Langzeitkonten auf eine neue rechtliche Grundlage gestellt hat, machen nur wenige Betriebe davon Gebrauch: Lediglich zwei Prozent führen separate Langzeitkonten. Dort angesparte Guthaben werden am häufigsten für längere Freistellungen sowie für Familien- oder Weiterbildungszeiten genutzt. Weniger bedeutend hingegen sind Konten, die eine Verkürzung der Lebensarbeitszeit ermöglichen.

Arbeitszeitkonten sind je nach Branche deutlich unterschiedlich verbreitet. Mit 76 Prozent haben am häufigsten Betriebe der öffentlichen Verwaltung und Sozialversicherung Arbeitszeitkonten, gefolgt von 59 Prozent der Betriebe im Bereich Energie, Wasser, Abfall und Bergbau sowie 54 Prozent im Bereich Produktionsgüter. Im Bereich Finanz- und Versicherungsdienstleistungen liegt der Anteil dagegen bei 26 Prozent, im Gastgewerbe bei 24 Prozent.

Weitere Informationen:
http://doku.iab.de/kurzber/2018/kb1518.pdf
https://twitter.com/iab_news

Quelle: idw

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Wenn die Kraft im Alter fehlt

Gunnar Bartsch Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Julius-Maximilians-Universität Würzburg

Altersbedingte Veränderungen in den peripheren Nerven können die Lebensqualität drastisch einschränken. Würzburger Wissenschaftler haben jetzt einen Auslöser dieser Veränderungen identifiziert.

Die durchschnittliche Lebenserwartung der Menschen ist so hoch wie nie zuvor und nimmt weiter zu. Damit einhergeht ein Zuwachs an altersbedingten Krankheiten, die das Nervensystem betreffen, wie beispielsweise Morbus Alzheimer und andere Formen der Demenz. Solche krankhaften Veränderungen finden sich allerdings nicht nur im Gehirn. Auch im peripheren Nervensystem, das beispielsweise Muskeln und die Sinnesstrukturen der Haut versorgt, steigt das Risiko für Degenerationserscheinungen mit zunehmendem Alter.

Zunehmende Muskelschwäche
Die Folgen für die Betroffenen sind ernst: Sie leiden oft unter Missempfindungen und quälenden Schmerzen in den Extremitäten. Die zunehmende Muskelschwäche ist besonders bedeutungsvoll, schränkt sie doch die Betroffenen in ihrer Mobilität deutlich ein und führt nicht selten zu gefährlichen Stürzen, die dann häufig den Verlust der Selbstständigkeit nach sich ziehen.

Obwohl die Konsequenzen der altersbedingten Degeneration peripherer Nerven von großer Bedeutung für die Lebensqualität im Alter und für die Volkswirtschaft sind, wurden deren Ursachen bislang nicht systematisch untersucht. Das hat sich jetzt geändert: In einem neuen Projekt haben Wissenschaftler der Neurologischen Klinik des Würzburger Universitätsklinikums einen wichtigen und möglicherweise therapierbaren Teilaspekt der altersbedingten Nervendegeneration genauer untersucht. Verantwortlich dafür war Professor Rudolf Martini, Leiter der Sektion Experimentelle Entwicklungsneurobiologie an der Neurologischen Klinik. In der Fachzeitschrift Journal for Neuroscience haben die Forscher die Ergebnisse ihrer Studie veröffentlicht.

Makrophagen im Visier
„In Zusammenarbeit mit Kollegen der Universität Aachen haben wir zuerst systematisch die Veränderungen erfasst, die sich in peripheren Nerven von Menschen im Alter zwischen 65 und 79 Jahren finden“, beschreibt Rudolf Martini die Vorgehensweise seines Teams. In ihren Proben stießen die Forscher dabei auf eine erhöhte Anzahl von Makrophagen. Makrophagen sind Zellen, die zum Abwehr- und Entsorgungssystem des Körpers gehören. Sie nehmen beispielsweise Krankheitserreger, Fremdpartikel sowie alternde Körperzellen auf und verdauen und entsorgen diese. Sie setzten Entzündungsprozesse in Gang, helfen dabei, Wunden zu heilen, und reinigen das Gewebe. Unglücklicherweise richten sie aber auch bei einigen Erkrankungen Schaden an.

Ob dies bei den altersbedingten degenerativen Veränderungen in den Nerven ebenfalls der Fall war, haben die Wissenschaftler im Experiment mit Mäusen studiert. „Wir haben dafür die Nerven von 24 Monate alten Mäusen genau untersucht, was für Mäuse schon ein ziemlich hohes Alter ist“, erklärt Rudolf Martini. Dabei zeigte sich, dass die altersbedingten Veränderungen in den peripheren Nerven der Mäuse denen in den Nerven der Menschen stark ähnelten. Wie beim Menschen war auch bei den Mäusen die Anzahl der Makrophagen erhöht. Ebenso hatten die älteren Tiere weniger Kraft als jüngere Exemplare, und ihre motorischen Endplatten – die Synapsen zwischen Nerven und Muskelfasern – waren ebenfalls weniger intakt.

Erfolgreiche Therapie im Tierversuch
In einem weiteren Schritt untersuchten Martini und sein Team, ob tatsächlich Makrophagen als Auslöser dieser Veränderungen in Frage kommen. Dafür haben sie Mäusen im fortgeschrittenen Alter von 18 Monaten eine spezielle Substanz im Futter verabreicht, die ein Absterben der Makrophagen bewirkte. „Nach sechsmonatiger Behandlung konnten wir feststellen, dass die degenerativen Altersveränderungen in den behandelten Mäusen wesentlich schwächer ausgeprägt waren“, schildert Martini das Ergebnis. Dementsprechend verfügten die Tiere über stärkere Muskeln und ihre motorischen Endplatten waren besser erhalten, verglichen mit unbehandelten Exemplaren.

Für Martini und seine Kollegen steht damit fest: „Unsere Studie zeigt nicht nur einen kausalen Zusammenhang von entzündlichen Reaktionen in alternden Nerven mit degenerativen Alterungsprozessen, sondern auch eine potenzielle Therapierbarkeit.“ Ihrer Ansicht nach kann eine gezielte und möglichst spezifische Behandlung altersbedingter, Makrophagen-vermittelter Entzündungsreaktionen zu einer Verbesserung von Struktur und Funktion der Nerven führen – und damit einhergehend – zu einer verbesserten Mobilität und höheren Lebensqualität.

Für Infektionen und Diabetes von Bedeutung
Die Interpretation der jetzt gewonnenen Erkenntnisse lässt allerdings noch weitergehende Schlüsse zu: Weil bei Infektionen oder im Alter häufig auftretenden chronischen Krankheiten wie Diabetes mellitus im Körper ebenfalls Entzündungsreaktionen ablaufen, bilden diese ein zusätzliches Risiko für alternde Nerven. Die Forscher hoffen deshalb, dass ihre Erkenntnisse dazu beitragen, die Erforschung und Entwicklung von Wirkstoffen anzustoßen, die speziell an Makrophagen ansetzen.

Martini und sein Team wollen in weiteren Experimenten untersuchen, wie es zur altersbedingten Entzündungsreaktion im Nerven kommt. Sie wollen herausfinden, welche Zellen im Nerven für die erhöhte Anzahl der Makrophagen verantwortlich ist, und ob es neben einer medikamentösen Therapie möglicherweise andere Ansätze zur Behandlung der degenerativen Veränderungen gibt – beispielsweise spezielle physiotherapeutische Trainingsprogramme, wie man sie von anderen entzündlichen Erkrankungen kennt. Neben diesen wichtigen Erkenntnissen zur Entstehung von Nervendegeneration im Alter zeigt diese Studie erneut die Unverzichtbarkeit von präzise geplanten Tierversuchen für die Entwicklung von Therapien bei bislang unbehandelbaren Erkrankungen des Menschen.

Macrophage depletion ameliorates peripheral neuropathy in aging mice. Xidi Yuan, Dennis Klein, Susanne Kerscher, Brian L. West, Joachim Weis, Istvan Katona and Rudolf Martini. Journal of Neuroscience 30 April 2018, 3030-17; DOI: https://doi.org/10.1523/JNEUROSCI.3030-17.2018

Kontakt
Prof. Dr. Rudolf Martini, Universitätsklinikum Würzburg, Neurologische Klinik, Sektion Experimentelle Entwicklungsneurobiologie, E-Mail: rudolf.martini@mail.uni-wuerzburg.de

Quelle: idw

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BAM-Forschungsprojekt will Mikroplastik im Wasser genauer nachweisen

M.A., LL.M./LL.B. Venio Quinque Unternehmenskommunikation
Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM)

Ein neues Forschungsverbundprojekt unter Leitung der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) will herausfinden, über welche Wege Mikroplastik in Gewässer gelangt. Ziel ist es, die Verfahren für die Entnahme repräsentativer Proben aus Wasser und Abwasser zu optimieren. Nur durch eine repräsentative Probenentnahme können die Quellen von Mikroplastik genauer erfasst und daraus Vermeidungsstrategien abgeleitet werden.

Dass Plastikpartikel in die Umwelt gelangen, wird bereits seit über 40 Jahren beobachtet. In den letzten Jahren hat sich die Aufmerksamkeit auf die winzigen Zersetzungsprodukte von Plastik, dem Mikroplastik, verlagert. Bislang fehlen verlässliche Daten über Quellen, Vorkommen und Auswirkungen von Mikroplastik auf Menschen und Ökosysteme. Fest steht nur, dass Mikroplastik in der Umwelt fast überall zu finden ist.

Hier setzt das Projekt „Repräsentative Untersuchungsstrategien für ein integratives Systemverständnis von spezifischen Einträgen von Kunststoffen in die Umwelt (RUSEKU)“ an. Bis Anfang 2021 will das Verbundprojekt Untersuchungsverfahren entwickeln, die den Mikroplastikgehalt über die verschiedenen Bereiche des Wasserkreislaufs besser und schneller messen können. Im Fokus stehen dabei Probeentnahmeverfahren.

„Die aktuellen Probenentnahmeverfahren sind nicht auf Kunststoffe abgestimmt und liefern daher oft fehlerhafte Ergebnisse bei der Bestimmung des Mikroplastikgehalts“, so Dr. Ulrike Braun, Leiterin des RUSEKU-Projekts und Wissenschaftlerin an der BAM. „Wir wollen ein verlässliches, praxisnahes Verfahren für die Wasserbeprobung entwickeln, welches gleichzeitig auf unsere bewährte Mikroplastik-Analytik abgestimmt ist. Nur so können wir Daten sammeln, um künftige Einträge von Mikroplastik in Gewässer zu verhindern.“

Braun und ihre Kooperationspartner wollen Mikroplastikpartikel verschiedener Größen und Formen im Labor und in Simulationsanlagen hinsichtlich ihrer Wiederfindung testen und bewerten. Zusätzlich will das Team numerische Berechnungen entwickeln, die die Dynamik und vertikale Verteilung von Mikroplastikpartikeln in turbulenten Fließgewässern voraussagen. Die neuen Verfahren werden auch in realen Abwassersystemen in Kaiserslautern geprüft.

An dem Forschungsprojekt sind neben der BAM sieben wissenschaftliche Institutionen und drei mittelständische Unternehmen beteiligt. Gefördert wird RUSEKU vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen des Forschungsschwerpunkts „Plastik in der Umwelt“.

Weitere Informationen zum Projekt RUSEKU finden Sie hier: https://netzwerke.bam.de/Netzwerke/Navigation/DE/Projekte/RUSEKU/ruseku.html

Kontakt:
Venio Quinque, M.A., LL.M./LL.B.
Leiter Referat Unternehmenskommunikation
Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM)
T: + 49 30 8104-1002
presse@bam.de
www.bam.de

Über die BAM
Die BAM gewährleistet Sicherheit in Technik und Chemie.
Die Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) ist eine Bundesoberbehörde im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie.

Die BAM forscht, prüft und berät zum Schutz von Mensch, Umwelt und Sachgütern. Im Fokus aller Tätigkeiten in der Materialwissenschaft, der Werkstofftechnik und der Chemie steht dabei die technische Sicherheit von Produkten und Prozessen. Dazu werden Substanzen, Werkstoffe, Bauteile, Komponenten und Anlagen sowie natürliche und technische Systeme von volkswirtschaftlicher Dimension und gesellschaftlicher Relevanz erforscht und auf sicheren Umgang oder Betrieb geprüft und bewertet. Die BAM entwickelt und validiert Analyseverfahren und Bewertungsmethoden, Modelle und erforderliche Standards und erbringt wissenschaftsbasierte Dienstleistungen für die deutsche Wirtschaft im europäischen und internationalen Rahmen.

Sicherheit macht Märkte.
Die BAM setzt und vertritt für Deutschland und seine globalen Märkte hohe Standards für Sicherheit in Technik und Chemie zur Weiterentwicklung der erfolgreichen deutschen Qualitätskultur „Made in Germany“.

Quelle: idw

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Studienplattform für Allergiepatienten geht online

Sonja Opitz, Abteilung Kommunikation
Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt

Der Allergieinformationsdienst am Helmholtz Zentrum München baut die bundesweit erste Plattform für klinische Studien zu Allergien auf. Ziel ist, für Patienten ein unabhängiges, transparentes Forum zu schaffen, auf dem sie sich über Möglichkeiten informieren können, an Studien zu ihrem allergischen Krankheitsbild teilzunehmen. Im Fokus stehen zu Beginn insbesondere Studien zu häufigen allergischen Erkrankungen wie Heuschnupfen, allergisches Asthma oder Neurodermitis.

Zwischen 20 und 30 Millionen Menschen in Deutschland leiden an mindestens einer Allergie. Viele von ihnen müssen deutliche Einschränkungen ihrer Lebensqualität hinnehmen. Dem gegenüber stehen vergleichsweise wenige neue Behandlungsansätze. Umso wichtiger sind Erfolge in der klinischen Forschung.

Der Allergieinformationsdienst des Helmholtz Zentrums München, der vom Bundesministerium für Gesundheit gefördert wird, baut nun sein online-Angebot aus und richtet eine Studienplattform als Orientierung für Patienten, Mediziner und Forschende ein. Dort finden sich für jede Studie neben Angaben zum Krankheitsbild, zu Aufnahmekriterien und Untersuchungsrahmen auch Informationen über Finanzierungsquellen und Ansprechpartner in den teilnehmenden Studienzentren. Außerdem gibt es umfangreiche Hinweise zur Organisation von Studien und zu den Rechten der Patienten.

„Die Studienplattform ist ein weiteres Angebot, mit dem wir Patienten direkt aus der Forschung unterstützen wollen“, betont Prof. Günther Wess, CEO des Helmholtz Zentrums München. „Sie erhalten damit die Möglichkeit, sich schnell einen Überblick über aktuelle Studien zu allergischen Krankheitsbildern zu verschaffen.“ Doch könne dies nur ein Anfang sein. „Generell muss die Allergieforschung in Deutschland einen deutlich höheren Stellenwert erhalten“, erklärt Prof. Wess.

Eine Steuerungsgruppe aus fünf führenden Allergologinnen und Allergologen deutscher Universitäten und Forschungseinrichtungen begutachtet jede Studie, ehe sie auf der Plattform veröffentlicht wird. „So stellen wir sicher, dass nur Informationen zu seriösen wissenschaftlichen Studien die Patienten erreichen“, erläutert Prof. Dr. Thomas Werfel, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie (DGAKI) und Mitglied der Steuerungsgruppe im wissenschaftlichen Beirat des Allergieinformationsdienstes. „Die DGAKI unterstützt dieses neue Angebot ausdrücklich.“
Die Initiatoren der Plattform legen großen Wert auf Transparenz, beispielsweise bei der Offenlegung gegebenenfalls beteiligter Firmen.
Das Helmholtz Zentrum München hat in den letzten fünf Jahren zu allen drei medizinischen Forschungsschwerpunkten eigene Informationsdienste und darin verankerte Studienplattformen entwickelt. Neben dem Allergieinformationsdienst stehen Angebote für Diabetes und Lungenerkrankungen zur Verfügung. Alle drei Dienste wurden mit dem Ziel aufgebaut, bundesweit Standards zu setzen für qualitätsgesicherte, evidenzbasierte und gleichzeitig allgemein verständliche Patienteninformation im digitalen Zeitalter.

Weitere Informationen
Link zur Studienplattform des Allergieinformationsdienstes:
https://www.allergieinformationsdienst.de/forschung/studienplattform-allergie.ht…

Link zur Studienplattform des Diabestesinformationsdienstes:
https://www.diabetesinformationsdienst-muenchen.de/studien/index.html

Link zur Studienplattform des Lungeninformationsdienstes:
https://www.lungeninformationsdienst.de/klinische-studien/index.html

Das Helmholtz Zentrum München verfolgt als Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt das Ziel, personalisierte Medizin für die Diagnose, Therapie und Prävention weit verbreiteter Volkskrankheiten wie Diabetes mellitus und Lungenerkrankungen zu entwickeln. Dafür untersucht es das Zusammenwirken von Genetik, Umweltfaktoren und Lebensstil. Der Hauptsitz des Zentrums liegt in Neuherberg im Norden Münchens. Das Helmholtz Zentrum München beschäftigt rund 2.300 Mitarbeiter und ist Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft, der 18 naturwissenschaftlich-technische und medizinisch-biologische Forschungszentren mit rund 37.000 Beschäftigten angehören. www.helmholtz-muenchen.de

Ansprechpartner für die Medien:
Abteilung Kommunikation, Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt (GmbH), Ingolstädter Landstr. 1, 85764 Neuherberg – Tel. +49 89 3187 2238 – E-Mail: presse@helmholtz-muenchen.de

Fachliche Ansprechpartnerin:
Ulrike Koller, Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt (GmbH), Abteilung Kommunikation, Informationsdienste, Ingolstädter Landstr. 1, 85764 Neuherberg – Tel. +49 89 3187 2526 – E-Mail: koller@helmholtz-muenchen.de

Quelle: idw

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Studie zu Druck im Profi-Fußball: Wenn Perfektionismus zum Problem wird

Dipl.-Journ. Carsten Heckmann Stabsstelle Universitätskommunikation/Medienredaktion
Universität Leipzig

Fußball-Weltmeister Per Mertesacker hat im März eine große Debatte ausgelöst um den Druck, dem Profifußballer ausgesetzt sind. Nun stehen ab Donnerstag wieder große Duelle an, K.O.-Spiele, Elfmeterschießen, vor einem Millionenpublikum – die Fußball-Weltmeisterschaft in Russland beginnt. Zum Trainingsprogramm sollte und wird der Umgang mit Druck gehören, sagt Anne-Marie Elbe, Professorin für Sportpsychologie an der Universität Leipzig. Der Bedarf sei immens. In einer Studie mit dänischen und schwedischen Profi-Fußballern fand die Sportpsychologin heraus: Fast 17 Prozent der Teilnehmer zeigten Symptome einer Depression.

„Was viele Leistungssportler auszeichnet, ist der Perfektionismus“, sagt Anne-Marie Elbe. „Der wirkt erstmal positiv, motivierend. Aber er kann auch Angst erzeugen, nämlich die Angst davor, nicht perfekt zu sein. Und die treibt viele Profi-Fußballer um, gepaart mit der Angst vor der Bewertung durch andere, der sogenannten sozialen Angst. Diese Zusammenhänge hat unsere Studie deutlich aufgezeigt.“

Gefühle von Hilflosigkeit und Schuld, wenig Appetit und Schlafstörungen und eine depressive Stimmung könnten die Folge sein – und wurden von fast 17 Prozent der Befragten geäußert. Für die Leipziger Forscherin kein überraschendes Ergebnis: „Mentale Probleme können im Profisport gehäuft auftreten. Wichtig ist, ihnen professionell zu begegnen. Denn wenn die genannten Verstimmungen über einen längeren Zeitraum andauern, spricht man von Depression, und dann braucht es Hilfe seitens der klinischen Psychologie.“

323 Spieler der ersten und der U19-Mannschaften der dänischen und schwedischen Erstligisten beantworteten die Fragen der Wissenschaftler – drei Viertel der angefragten Fußballer. Anne-Marie Elbe war bis 2017 an der Universität Kopenhagen tätig und leitete die Studie. Die Ergebnisse, die nach Elbes Einschätzung in anderen Ländern ähnlich zu erwarten wären, veröffentlichten die Forscher in der renommierten Fachzeitschrift „Psychology of Sport and Exercise.“

„Die Verantwortlichen in den Vereinen und die Spieler selbst waren sehr offen, das hat uns die Arbeit natürlich erleichtert“, berichtet Elbe. Allgemein sei das Thema Depression in der Branche kein Tabu mehr, auch in Deutschland nicht. „Es gab prominente Fälle, und es gibt inzwischen nicht nur bei der Nationalmannschaft einen Sportpsychologen, sondern auch bei den meisten Bundesligavereinen und deren Nachwuchsleistungszentren.“

Letzteres sei auch zwingend nötig. „Generell gilt es, sportpsychologische Trainingsmethoden stärker in die Nachwuchsausbildung zu integrieren. Bereits im Jugendalter sollten Fußballer darauf vorbereitet werden, wie sie mit Drucksituationen umgehen können. „Das sollte genauso dazugehören wie das technische und taktische Training.“

Aber kann man sich wirklich darauf vorbereiten, in das Elfmeterschießen eines WM-Finales zu gehen und vor einer Kulisse von 80.0000 lauthals skandierenden Zuschauern den entscheidenden Elfmeter zu halten? „Ja, das kann man trainieren“, sagt Sportpsychologin Elbe. „Es gibt diverse Methoden dafür, neuerdings auch Simulationsmöglichkeiten mithilfe der sogenannten virtuellen Realität. Wichtig ist dabei immer: Jeder Spieler braucht eine individuelle Betreuung, denn jeder hat seine eigene Version dessen, was wir in der Fachsprache optimale Funktionszone nennen. Was braucht er also in welcher Situation? Muss er sich rauf- oder runterregulieren? Welche Methode wirkt bei ihm am besten? Das gilt es herauszufinden.“

Die Entwicklung gehe in die richtige Richtung, nicht nur im Fußball. „Aber wir sollten die psychologischen Faktoren weiter erforschen, um die Prävention zu erleichtern. Auslöser für Depressionen sind bei Leistungssportlern eben andere als zum Beispiel bei Lehrern. Ungewöhnlich sind sie nicht, die Profi-Fußballer können den Druck nicht loswerden. Aber dass einem Spieler vor einem WM-Match in der Kabine vor Angst schlecht wird, das sollte nicht passieren.“

Die Publikation:
Jensen, S.N., Ivarsson, A., Fallby, J., Dankers, S. und Elbe, A.-M: „Depression in Danish and Swedish Elite Football Players and its relation to perfectionism and anxiety.“ In: Psychology of Sport and Exercise, Ausgabe Mai 2018.

Hinweis:
Prof. Dr. Anne-Marie Elbe ist eine von mehr als 150 Expertinnen und Experten der Universität Leipzig, auf deren Fachwissen Sie mithilfe unseres Expertendienstes zurückgreifen können.

Weitere Informationen:
https://doi.org/10.1016/j.psychsport.2018.02.008 Publikation in „Psychology of Sport and Exercise“
http://www.uni-leipzig.de/experten Expertendienst der Universität Leipzig

Quelle: idw

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FlexFuture! Biogas sorgt für stabile Netze

Bianca Stur Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Biomasseforschungszentrum

Biogasanlagen gelten als die Joker des erneuerbaren Energiesystems, denn sie können flexibel Strom und Wärme einspeisen und so Fluktuationen ausgleichen. An einer Praxisanlage wurde nachgewiesen, dass Engpässe und Überlastungen im Stromnetz vermieden werden können, wenn Photovoltaik- und Biogasanlage aufeinander abgestimmt Strom einspeisen.

Die Stabilität der Stromnetze und damit die Versorgungssicherheit in Deutschland jederzeit zu gewährleisten, ist ein wesentlicher Schwerpunkt der Energiewende. Gerade bei der zunehmenden Einspeisung fluktuierender erneuerbarer Stromerzeuger, wie Windkraft oder Photovoltaik (PV), kommt es jedoch vermehrt zu Engpässen oder zu einer Überlastung der Verteilnetze. Das Nadelöhr zum Mittelspannungs-Verteilnetz, in das PV- und Biogasanlagen einspeisen (bis 50 kV), ist der sogenannte Netzverknüpfungspunkt (NVP), der für eine maximale Stromeinspeisung ausgelegt ist. Bei Überschreiten dieser Leistung werden die Anlagen abgeregelt, um die Netzstabilität zu sichern. Diese Belastung ohne kostenintensiven Netzausbau zu reduzieren, hat sich das Institut für neue Energie-Systeme (InES) gemeinsam mit den Projektpartnern im Projekt „FlexFuture – Integration von Biogasanlagen in Netze mit hohem Anteil fluktuierender Stromerzeuger“ (FKZ: 03KB102) zum Ziel gesetzt. Die Wissenschaftler nutzten die Regelbarkeit von Biogasanlagen für den Lastausgleich. Das heißt, kurzfristige Schwankungen im Stromnetz werden über die regelbare Stromproduktion der Biogas-Blockheizkraftwerke (BHKW zur Erzeugung von Strom und Wärme) ausgeglichen. Auf Basis von Prognosen der PV-Einspeisung wird der Lastausgleich vorgenommen.

„Wir haben im Realbetrieb an der Biogasanlage Zellerfeld in Bayern gezeigt, dass durch eine intelligente Anlagensteuerung Stromspitzen in der Einspeisung erneuerbaren Stroms vermieden werden können“, erklärt Prof. Wilfried Zörner, Projektleiter am Institut für neue Energie-Systeme (InES) an der Technischen Hochschule Ingolstadt. Zusammen mit dem Biogas-Technik-Hersteller UTS Products GmbH und dem Standortentwickler PROLIGNIS Energie Consulting GmbH wurde ein Steuerungskonzept zur automatisierten und verteilnetzorientierten Fahrweise von Biogasanlagen entwickelt, welches auf Praxisanlagen übertragbar ist. So können durch die Installation weiterer BHKW und entsprechend dimensionierter Gasspeicher an der Biogasanlage zusätzliche Kapazitäten für die Erzeugung von Strom bereitgestellt werden. Im Fall einer hohen PV-Einspeisung kann die Stromerzeugung am Biogas-BHKW heruntergefahren oder sogar ausgesetzt werden. In Zeiträumen geringer Sonneneinstrahlung wird durch die BHKW mehr Biogas zu Strom und Wärme umgewandelt.

Die Entwickler hatten dabei nicht nur die Netzdienlichkeit, d. h. den Beitrag zur Stabilisierung der Stromnetze, sondern auch die Ertragssteigerung für den Biogasanlagenbetreiber im Blick. Für den BHKW-Betrieb wurden im Projekt Fahrpläne für jeweils 32 Stunden im Voraus generiert. Diese berücksichtigen einerseits den Füllstand des Biogasspeichers und die tagesaktuellen Wetter- und Einstrahlungsprognosen und andererseits die Preisentwicklung an der Strombörse EPEX SPOT SE. So konnte der Biogasstrom vor allem in Zeiten hoher Strompreise bereitgestellt werden. Durch die flexible Fahrweise der Biogasanlage wurde zeitgleich die lokale PV-Einspeisung ausbalanciert.

Das Projektteam sieht nach dem erfolgreichen Projekt noch einige Herausforderungen: So ist das Anlagenmonitoring beider Stromerzeuger mit einem hohen technischen Kommunikations- und Vernetzungsaufwand verbunden. In einer Zukunft mit zunehmend vernetzten Energieanlagen müssen diese sensibler aufeinander reagieren können. Die wichtige Prognose der PV-Einspeisung kann beispielsweise durch die Installation eines Wolken-Tracking-Systems verbessert werden. Damit kann eine noch gezieltere Anpassung der Stromerzeugung aus Biogasanlagen an die PV-Einspeisung ermöglicht werden. Des Weiteren bieten die derzeitigen Rahmenbedingungen und Gewinnmöglichkeiten keine Anreize für Anlagenbetreiber ihre Biogasanlagen im Hinblick auf die Netzdienlichkeit zu flexibilisieren.

Die konkreten Ergebnisse werden demnächst im Endbericht des Projektes veröffentlicht.

Neugierig geworden? Weitere Informationen zum Projekt:
Das Projekt „FlexFuture – Integration von Biogasanlagen in Netze mit hohem Anteil fluktuierender Stromerzeuger“ (FKZ-Nr. 03KB102) wurde im Rahmen des Programms „Energetische Biomassenutzung“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) gefördert.
Projektsteckbrief FlexFuture: https://www.energetische-biomassenutzung.de/proj/flexfuture-458/

Kontakt Projektkoordination
Technische Hochschule Ingolstadt
Institut für neue Energie-Systeme (InES)
Esplanade 10, 85049 Ingolstadt
– Prof. Dr.-Ing. Wilfried Zörner – Projektleiter
Telefon: +49 (0)841 9348 2270
E-Mail: wilfried.zoerner‍@‍thi.de
– Katharina Bär M.Sc. – Direkte Ansprechpartnerin
Telefon: +49 (0)841 9348 6453
E-Mail: katharina.baer‍@‍thi.de

Partner
– UTS Products GmbH
Oestinghausener Straße 12, 59510 Lippetal
– PROLIGNIS Energie Consulting GmbH
Friedrichshofener Straße 1, 85049 Ingolstadt

Assoziierte Partner
– Biogas Zellerfeld GmbH & Co. KG
– Lechwerke AG
– LEW Verteilnetz GmbH

Programmbegleitung des Förderprogramms „Energetische Biomassenutzung“
Diana Pfeiffer – Projektkoordination
Telefon: +49 (0)341 2434-554 E-Mail: diana.pfeiffer‍@‍dbfz.de
Angela Gröber – Öffentlichkeitsarbeit
Telefon: +49 (0)341 2434-457 E-Mail: angela.groeber‍@‍dbfz.de
Förderprogramm: http://www.energetische-biomassenutzung.de

Publikationen:
Bär, K. / Sonnleitner, M. / Zörner, W. (2017): Optimierung der Betriebsweise von Biogasanlagen in Netzen mit hohem Anteil fluktuierender Stromerzeuger. In: VDI-Berichte, 2303, Fachtagung Optimierung in der Energiewirtschaft, 12, S. 81-84.
Bär, Katharina / Zörner, Wilfried (2018): Solareinstrahlungsprognose und Leistungssimulation von Photovoltaik-Freiflächenanlagen. In: Conexio GmbH, PV-SYMPOSIUM 2018, S. 644-672.

Themenrelevante Projekte im Förderprogramm:
Projektsteckbrief BioStrom: https://www.energetische-biomassenutzung.de/proj/biostrom-392/
Projektsteckbrief Optflex: https://www.energetische-biomassenutzung.de/proj/optflex-biogas-416/
Projektsteckbrief RegioBalance: https://www.energetische-biomassenutzung.de/proj/regiobalance-442/

Das Förderprogramm
Im Juni 2008 startete das Förderprogramm „Energetische Biomassenutzung“. Das Programm wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) gefördert und war bisher mit rund 57 Millionen Euro ausgestattet. Nach fast achtjähriger Laufzeit umfasst das Programm 133 Verbundprojekte bzw. über 330 Einzelprojekte, die zum Thema Biomasse als Energieträger forschen. Im Fokus stehen Forschungs- und Entwicklungsprojekte zur praxistauglichen Weiterentwicklung wettbewerbsfähiger Technologien, insbesondere in den Bereichen Verbrennung, Vergasung und Vergärung von Biomasse. Weitere Forschungsschwerpunkte sind systemflexible Anlagenkonzepte und Produkte für eine nachhaltige und effiziente Erzeugung von Strom und Wärme aus Biomasse, hier vor allem aus biogenen Rest- und Abfallstoffen. Fördermittelempfänger sind klassische Forschungseinrichtungen, aber vor allem auch klein- und mittelständische Unternehmen, die die Markteinführung bestimmter Technologien anstreben. Insgesamt sind seit 2009 rund 220 Institutionen im Programm beteiligt, davon über 120 KMUs. Die Programmbegleitung angesiedelt am DBFZ Deutsches Biomasseforschungszentrum gemeinnützige GmbH ist für die wissenschaftliche Begleitung und Öffentlichkeitsarbeit des Förderprogramms zuständig. Mit der fachlichen und administrativen Koordination desselben wurde der Projektträger Jülich (PtJ) beauftragt.

Weitere Informationen:
http://www.energetische-biomassenutzung.de – Förderprogramm
https://www.energetische-biomassenutzung.de/proj/flexfuture-458/ – Projektsteckbrief FlexFuture

Anhang
PM FlexFuture
https://idw-online.de/de/attachment65804

Quelle: idw

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Erst impfen, dann reisen – Deutsche Leberstiftung warnt vor Hepatitis-Gefahren auf Reisen

Rita Wilp externe Pressestelle
Deutsche Leberstiftung

„Gut geplant ist halb gewonnen“ lautet ein Sprichwort, das auch auf das „Projekt“ Urlaub zutrifft. Bald startet die Ferienzeit und viele Erholungssuchende werden die „schönste Zeit des Jahres“ im Ausland verbringen. Für die Planung nutzen viele Menschen To-do-Listen, in denen oft auch aufgeführt ist, sich über die für das Reiseziel notwendigen und empfohlenen Impfungen zu informieren – und sich gegebenenfalls impfen zu lassen. Infektionsrisiken für die Ansteckung mit Hepatitis-Viren gibt es schon in der nahen Mittelmeer-Region. Wie wichtig der Impfschutz gegen eine Infektion mit Hepatitis-Viren speziell für Reisende ist, erklärt die Deutsche Leberstiftung zum Ferien-Beginn 2018.

Die Erwartungen, die Reisende an einen perfekten Urlaub stellen, sind sehr unterschiedlich. Einige suchen Entspannung, andere möchten sich mehr bewegen und dann gibt es auch noch die Urlauber, die maximalen Spaß suchen. Wie unterschiedlich die Ansprüche auch sind, einen Wunsch haben alle Reisenden gemeinsam: gesund nach Hause zurückzukehren. Damit dies gewährleistet wird und die Leber bei der Rückkehr so virenfrei wie bei der Anreise ist, sollten Reisende über Risikogebiete, Ansteckungswege und Schutzmöglichkeiten informiert sein. „Über die Hälfte aller neu diagnostizierten Hepatitis A-Virusinfektionen in Deutschland sind ein ungewolltes Reisesouvenir“, sagt Professor Dr. Michael P. Manns, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Leberstiftung und ergänzt: „Die Hepatitis A wird als ‘Reisehepatitis‘ bezeichnet. Sie tritt häufig in beliebten Urlaubsländern mit geringen Hygienestandards auf wie beispielsweise im Mittelmeerraum, Südostasien, Russland, Afrika, Mittel- und Südamerika sowie dem Vorderen Orient.“

Übertragen wird das Hepatitis A-Virus (HAV) fäkal-oral durch Schmier- oder Kontaktinfektion. Der Erreger wird von infizierten Personen über den Darm ausgeschieden und verfügt über eine ausgeprägte Umweltstabilität sowie über hohe Thermostabilität und Desinfektionsmittelresistenz. Beispielsweise kann der Verzehr von ungenügend gegartem Gemüse oder das Trinken von belastetem oder verunreinigtem Trinkwasser (auch als Eiswürfel) zu einer Infektion mit dem HAV führen. Diese Infektion mit dem HAV kann eine akute Leberentzündung verursachen, die jedoch nicht chronisch verläuft und bei gesunden Menschen oft ohne ernsthafte Komplikationen ausheilt. Die Symptome sind meist unspezifisch und können Fieber sowie eine „Gelbsucht“ umfassen. In seltenen Fällen wie beispielsweise bei älteren Menschen kann Hepatitis A auch zu einem akuten Leberversagen führen. Gegen Hepatitis A gibt es keine spezifische Therapie. Die prophylaktische Impfung – die auch noch kurz vor Reiseantritt erfolgen kann – ist der sicherste Schutz.

Auch gegen das Hepatitis B-Virus (HBV), das ein weiteres Infektionsrisiko im Urlaub darstellen kann, ist eine Impfung der sicherste Schutz. Bei der Verwendung von Kombinations-Impfstoffen, die gegen Hepatitis A und B schützen, ist die Anzahl der notwendigen Injektionen vermindert. Mit der Impfung gegen Hepatitis B ist sogar ein doppelter Schutz gewährleistet: Der Impfstoff gegen das HBV schützt auch gegen die Hepatitis delta, da es eine Hepatitis delta nur mit einer Hepatitis B geben kann.

Weltweit sind etwa 240 Millionen Menschen nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) chronisch mit dem HBV infiziert. Die Ansteckung mit dem HBV erfolgt über Körpersekrete wie Blut, Sperma oder Speichel. Neben ungeschütztem Sex zählen Tätowierungen oder Piercings, die nicht steril durchgeführt werden, zu den häufigsten Übertragungswegen. Auch bei Kontakten mit der Gefahr kleinster Hautverletzungen wie beim Barbier, bei der Fußpflege oder bei unvorhergesehenen ärztlichen und zahnärztlichen Behandlungen besteht ein Infektionsrisiko, wenn unhygienische Bedingungen im Reiseland herrschen. Meist bemerken Infizierte nichts von ihrer Erkrankung. Kommt es jedoch zu einer chronischen Leberentzündung, besteht ein erhöhtes Risiko für bindegewebsartige Veränderungen der Leber (Fibrose) oder für eine Zirrhose.

Gegen das Hepatitis C-Virus (HCV), einem weiteren Hepatitis-Erreger, steht bisher keine Schutzimpfung zur Verfügung. Das HCV wird fast ausschließlich über Blut-Kontakte übertragen. Unsterile Tätowiernadeln, Piercings oder Rasiermesser sind die Haupt-Infektionsquellen. In einigen Regionen Asiens oder Afrikas tragen mehr als fünf Prozent der Bevölkerung das Hepatitis C-Virus in sich. Es gibt heute sehr wirksame Therapien gegen Hepatitis C. Die Heilungsraten liegen in der Regel zwischen 90 und 100 Prozent. Allerdings wird die Erkrankung oft spät erkannt und kann unbehandelt in einer Leberzirrhose oder einem Leberzellkrebs münden. Laut WHO sind etwa 71 Millionen Menschen weltweit chronisch mit HCV infiziert. Die chronische Hepatitis C zählt nach der Fettleberhepatitis zur zweithäufigsten Ursache von Leberzirrhose und Leberzellkrebs in Deutschland.

„Bei allen Infektionen mit einem Hepatitis-Virus ist die frühe Entdeckung die Voraussetzung für eine erfolgreiche Behandlung. Der beste Schutz der Gesundheit ist die Vermeidung einer Infektion. Impfung und Vorsichtsmaßnahmen tragen dazu bei, dass Reisende so gesund aus dem Urlaub zurückkehren, wie sie es beim Reisestart waren“, betont Professor Manns.

Die Deutsche Leberstiftung bietet Informationsfaltblätter über Hepatitis B für Ärzte und Hepatitis C für Ärzte sowie beide Ausgaben für Betroffene und ihre Angehörigen an. Bestellmöglichkeiten und Download auf der Serviceseite unter http://www.deutsche-leberstiftung.de

Deutsche Leberstiftung
Die Deutsche Leberstiftung befasst sich mit der Leber, Lebererkrankungen und ihren Behandlungen. Sie hat das Ziel, die Patientenversorgung durch Forschungsförderung und eigene wissenschaftliche Projekte zu verbessern. Durch intensive Öffentlichkeitsarbeit steigert die Stiftung die öffentliche Wahrnehmung für Lebererkrankungen, damit diese früher erkannt und geheilt werden können. Die Deutsche Leberstiftung bietet außerdem Information und Beratung für Betroffene und Angehörige sowie für Ärzte und Apotheker in medizinischen Fragen. Diese Aufgaben erfüllt die Stiftung sehr erfolgreich.
Weitere Informationen: http://www.deutsche-leberstiftung.de.

BUCHTIPP:
„Das Leber-Buch“ der Deutschen Leberstiftung informiert umfassend und allgemeinverständlich über die Leber, Lebererkrankungen, ihre Diagnosen und Therapien – jetzt in dritter, aktualisierter und erweiterter Auflage! „Das Leber-Buch“ ist im Buchhandel erhältlich: ISBN 978-3-89993-899-9, 16,99 Euro.
Weitere Informationen: http://www.deutsche-leberstiftung.de/Leber-Buch.

Kontakt:
Deutsche Leberstiftung
Bianka Wiebner
Carl-Neuberg-Straße 1
30625 Hannover
Tel 0511 – 532 6815
Fax 0511 – 532 6820
presse@deutsche-leberstiftung.de
http://www.deutsche-leberstiftung.de

Weitere Informationen:
http://www.deutsche-leberstiftung.de
http://www.deutsche-leberstiftung.de/aktuelles/presseportal

Quelle: idw

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Ein „durchgestyltes“ Fußballerlebnis

Stephan Düppe Stabsstelle 2 – Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
FernUniversität in Hagen

Egal ob auf dem Bolzplatz, in der Fankurve oder beim Public Viewing – die Deutschen lieben Fußball. Besonders bei Weltmeisterschaften wird Begeisterung spürbar: Zu Hunderttausenden finden sich die Menschen in Stadien, vor Bildschirmen und Leinwänden zusammen, um die 90-minütige Torjagd zu feiern. Aber warum ist das so? Dr. Jasper Böing, Soziologe an der FernUniversität in Hagen, deutet den Sport als Ventil.

„Wir leben in einer modernen, ökonomisierten Gesellschaft. Der Alltag wird zunehmend rationalisiert. In der hochemotional aufgeladenen Arena oder beim Fußballschauen auf dem Sofa kriegt man dazu einen Ausgleich“, so Böing. Ein weiterer Grund ist das positive Wir-Gefühl im Kontext von Sportveranstaltungen. „Man hat ein Gemeinschaftserlebnis, das an relativ wenige Vorrausetzungen gebunden ist“, erklärt der Sozialwissenschaftler. „Um dabei zu sein, muss man nicht reich oder besonderes gebildet sein.“

Fans als „Ware“?
Jasper Böing ist seit rund zehn Jahren am Soziologischen Institut der FernUniversität tätig – anfänglich als Wissenschaftliche Hilfskraft, dann als Wissenschaftlicher Mitarbeiter. Seit 2014 arbeitet er im Lehrgebiet „Soziologie I: Allgemeine Soziologie und Soziologische Theorie“ von Prof. Dr. Frank Hillebrandt. Dort begleitet der Postdoc-Stipendiat unter anderem ein Forschungsprojekt zum Thema „Ökonomisierung“. Ein potenzielles Untersuchungsfeld ist dabei auch der Sport.

Millionenschwere Übertragungsrechte, gewichtige Werbedeals und FIFA-Skandale machen den starken Einfluss von ökonomischen Interessen auch bei der Weltmeisterschaft in Russland spürbar. Böing hat sich mit der Kommerzialisierung im Fußball auseinandergesetzt. Aus seiner Sicht ist die Rationalisierung ein wichtiger Aspekt: „Das ganze Fußball-Erlebnis wird immer mehr ‚durchgestylt‘“. Was in der Arena passiert, soll möglichst gut planbar sein, organisiert und kalkulierbar ablaufen. Fraglich ist aus Sicht des Soziologen, wie weit diese Praxis gehen kann, ohne die Atmosphäre im Stadion zu gefährden. „Um das Produkt ‚Fußball‘ aus ökonomischer Sicht bestmöglich zu vermarkten, braucht es emotionalisierte Fans, die aber gleichzeitig unter Kontrolle gehalten werden müssen“, erklärt Böing die Gratwanderung zwischen wirtschaftlich zuträglicher und schädlicher Restriktion.

Problematisch wird es dann, wenn sich Fußballfans nur noch als „Ware“ verstanden wissen. Denn viele von ihnen identifizieren sich auf einer sehr persönlichen Ebene mit ihrem Nationalteam oder Club. „Identifikation bedeutet, sich als Person, als Mensch einzubringen“, erklärt der Soziologe. „Es ist einfach verletzend, von der Interaktionspartnerin oder dem Interaktionspartner gespiegelt zu bekommen, dass man nur eine ‚Nummer‘ ist.“ Der Frust über mangelnde Wertschätzung durch Vereine und Verbände kann sich auf verschiedene Weise bahnbrechen – schlimmstenfalls in Form gewaltsamer Ausschreitungen während Fußballevents.

Professionalisierung auf dem Rasen
Parallel zur Ökonomisierung des Sportevents wird das eigentliche Spielgeschehen zusehends professionalisiert. Ein Novum bei der diesjährigen Weltmeisterschaft ist zum Beispiel der sogenannte „Videobeweis“ zur nachträglichen Prüfung von Torschüssen. Böing erkennt in dem Verfahren Vor- und Nachteile: „Am Fußball ist das eigentlich Spannende, dass man vorher nicht weiß, wie es ausgeht. Auch Schwächere können gewinnen. Dieses ‚Unerwartete‘ wird durch den Videobeweis – zumindest in der Theorie – ein Stück weit zurückgeschraubt. Abgesehen von technischen Unzulänglichkeiten macht er das Spiel aber gerechter.“

Von einem persönlichen Standpunkt aus beargwöhnt der Soziologe den psychischen Druck und die Zwänge, unter denen die Teams stehen. Oftmals wird natürliches menschliches Verhalten sanktioniert. Zum Beispiel dürfen sich Trainerinnen und Trainer im Überschwang ihrer Gefühle nicht frei am Spielfeldrand bewegen, sondern müssen in den streng bemessenen „Coaching-Zones“ verharren. „Diese ‚Verregelung‘ ist eigentlich eine Zumutung“, findet Böing. „Gewisse Emotionen gehören nun einmal zum Fußballspiel dazu.“

Quelle: idw

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Weitere Ursachen von Sauerstoffverlust der Ozeane identifiziert

Dr. Andreas Villwock Kommunikation und Medien
GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel

Messungen in den Ozeanen und Modellrechnungen zeigen gleichermaßen, dass der Sauerstoffgehalt der Ozeane abnimmt. Allerdings unterschätzen die Modelle diese Abnahme deutlich. Das macht Prognosen für die Zukunft schwierig. In einer Studie, die heute in der internationalen Fachzeitschrift Nature Geoscience erscheint, zeigen vier GEOMAR-Forscher die Lücken der Modelle auf und identifizieren weitere, bisher unterschätzte Ursachen des Sauerstoffverlustes.

Die Ozeane verlieren Sauerstoff. Zahlreiche Studien auf lokaler, regionaler und globaler Ebene belegen diesen Trend. So hat eine von Kieler Ozeanographen Anfang 2017 veröffentlichte umfangreiche Datenanalyse gezeigt, dass die Meere in den vergangenen 50 Jahren weltweit zwei Prozent ihres Sauerstoffgehalts eingebüßt haben. Auch Computermodelle der Ozeane und des Erdsystems zeigen diesen Trend und prognostizieren eine Beschleunigung in der Zukunft. Dabei gibt es aber ein Problem. „Die uns zur Verfügung stehenden Modelle schaffen es nicht, die bisherige Entwicklung exakt nachzuvollziehen. Sie zeigen deutlich weniger Sauerstoffverlust als die tatsächlich gemessenen Werte“, sagt Prof. Dr. Andreas Oschlies vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel.

Diese Diskrepanz macht die Prognosen für die Zukunft unsicher. In der internationalen Fachzeitschrift Nature Gesoscience veröffentlicht Professor Oschlies heute zusammen mit seinen Kollegen Prof. Dr. Peter Brandt, Dr. Lothar Stramma und Dr. Sunke Schmidtko vom GEOMAR eine Studie, die die Lücken der Modelle und damit gleichzeitig weitere, bisher unterschätzte Treiber des Sauerstoffverlustes aufzeigt. „Der Vergleich mit unseren Beobachtungsdaten zeigt verschiedene Unzulänglichkeiten der Modelle und gibt uns Hinweise, in welche Richtungen wir unsere Forschungsanstrengungen konzentrieren müssen“, sagt Co-Autor Peter Brandt.

Gesichert ist, dass die globale Erwärmung Hauptursache für die Sauerstoffabnahme ist. Doch sie wirkt sich auf mehreren Wegen auf die Ozeane aus. So beeinflusst sie unter anderem die Löslichkeit von Sauerstoff im Wasser. Je wärmer das Wasser, desto weniger Gase kann es aufnehmen. „Dieser Prozess betrifft vor allem die obersten Wasserschichten, die in direkterem Kontakt zur Atmosphäre stehen“, erklärt Dr. Schmidtko. Dieser Effekt könne bis zu 20 Prozent der bisherigen Sauerstoffabnahme erklären und sei in den Modellen auch schon gut nachvollziehbar, führt er weiter aus.

Die Erwärmung verändert aber auch Muster der globalen Ozeanzirkulation. Da das komplexe System von Oberflächen- und Tiefenströmungen die tieferen Bereiche der Meere mit Sauerstoff versorgt, könnten diese Veränderungen den Sauerstoffgehalt im gesamten Ozean beeinflussen. „Hier haben viele Modelle Probleme, weil Transportprozesse oft nicht gut genug aufgelöst oder fehlerhaft wiedergegeben werden“, sagt Co-Autor Dr. Lothar Stramma.

Auch die äußerst komplexen Wechselwirkungen zwischen biologischen, chemischen und physikalischen Prozessen im Ozean sind bisher nur unzureichend in den Modellen repräsentiert. „Uns fehlen in diesem Bereich oft einfach die Daten oder das Wissen über die vielen Faktoren, die bei der Reaktion des Ozeans auf die globale Erwärmung ineinander greifen“, betont Andreas Oschlies, der auf die Modellierung biogeochemischer Prozesse spezialisiert ist. „Unsere Studie zeigt, dass bisherige Modelle die Auswirkungen dieses Zusammenspiels zumindest auf die Sauerstoffverteilung deutlich unterschätzen.“

Um diese aufgezeigten Lücken zu schließen, plädieren die vier Autoren für eine intensivere und international koordinierte Ozeanbeobachtung. „Wir benötigen multidisziplinäre Prozessuntersuchungen, um das delikate Gleichgewicht von Sauerstoffversorgung und Sauerstoffverbrauch im Ozean besser zu verstehen“ betont Andreas Oschlies, „internationale Initiativen wie das Global Ocean Oxygen Network sind dabei hilfreich.“

Eine Verbesserung der Modelle in Bezug auf das Sauerstoff-Budget der Ozeane hätte nebenbei noch einen weiteren Vorteil: „Sauerstoff eignet sich hervorragend zur Eichung von Modellen, die die Aufnahme von Kohlendioxid im Ozean berechnen. Wir würden also gleichzeitig unser Wissen über den Kohlenstoffkreislauf verbessern“, sagt Oschlies.

Originalarbeit
Oschlies, A., P. Brandt, L. Stramma, S. Schmidtko (2018): Drivers and mechanisms of ocean deoxygenation. Nature Geoscience, http://dx.doi.org/10.1038/s41561-018-0152-2

Weitere Informationen:
http://www.geomar.de Das GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel
http://www.sfb754.de Der Sonderforschungsbereich 754
https://www.ocean-oxygen.org/ Nachrichten-Seite des Global Ocean Oxygen Networks

Quelle: idw

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Bananenschalen statt Pflaster? Forschung zur heilenden Kraft der Banane an der Jacobs University

Thomas Joppig Corporate Communications & Public Relations
Jacobs University Bremen gGmbH

Bananen schmecken nicht nur gut, sie heilen auch. Statt mit einem Pflaster werden in vielen Entwicklungsländern offene Wunden mit Bananenblättern oder -schalen bedeckt, selbst größere Wunden lassen sich erfolgreich behandeln. Ein Team von Wissenschaftlern an der Jacobs University Bremen um den Chemie-Professor Dr. Nikolai Kuhnert hat nun die heilende Kraft von Bananen genauer unter die Lupe genommen und 70 verschiedene Inhaltsstoffe identifiziert, die für die Wundheilung verantwortlich sein könnten.

Bananen schmecken nicht nur gut, sie heilen auch. Statt mit einem Pflaster werden in vielen Entwicklungsländern offene Wunden mit Bananenblättern oder -schalen bedeckt, selbst größere Wunden lassen sich erfolgreich behandeln. Ein Team von Wissenschaftlern an der Jacobs University Bremen um den Chemie-Professor Dr. Nikolai Kuhnert hat nun die heilende Kraft von Bananen genauer unter die Lupe genommen und 70 verschiedene Inhaltsstoffe identifiziert, die für die Wundheilung verantwortlich sein könnten.

Den Anstoß für das Forschungsprojekt gab eine von der Alexander von Humboldt Stiftung finanzierte Gastprofessur der aus Nigeria stammenden Pharmazeutin Prof. Dr. Mubo Sonnibare an der Jacobs University. Im westlichen Afrika wie in weiten Teilen Asiens sind Bananen traditionelle Heilmittel. Allerdings handelt es sich dabei nicht um die in deutschen Supermärkten gängige Cavendish-Banane, der keine Heilkraft zugeschrieben wird, sondern um Musa acuminata, eine andere Pflanzenart.

Wie Kaffee oder Tee zeichnet sich die Banane durch viele polyphenolische, also aromatische Verbindungen aus. Einige wirken antibakteriell und desinfizierend, was zum Schutz einer Wunde vor bakteriellen Infektionen beiträgt. Andere wiederum wirken adstringierend, also zusammenziehend – ein Effekt, der etwa auf der Zunge spürbar ist. Wenn diese Verbindungen auf die Haut treffen, verändern sie deren Eiweiße und bilden eine Art Schutzschicht über der Wunde.

Um genau festzustellen, welche Heilkraft die einzelnen Verbindungen haben, müssten weitere, aufwändige Versuche durchgeführt werden, denn für die Wundheilung spielt eine ganze Reihe von Faktoren eine Rolle. „Durch die Forschung haben wir ein tieferes Verständnis über ein traditionelles Arzneimittel gewonnen“, sagt Kuhnert. Die Ergebnisse der Untersuchung wurden jetzt im „Journal of Food Measurement and Characterization“ veröffentlicht.

Quelle:
Sonibare, M. A.; Ayoola, I. O.; Gueye, B.; Abberton, M. T.; D’Souza, R.; Kuhnert, N., Leaves metabolomic profiling of Musa acuminata accessions using UPLC-QTOF-MS/MS and their antioxidant activity. Journal of Food Measurement and Characterization 2018, 1-14.

Fragen beantwortet:
Prof. Dr. Nikolai Kuhnert | Professor of Analytical Chemistry
n.kuhnert@jacobs-university.de | Tel.: +49 421 200-3120

Über die Jacobs University Bremen:
In einer internationalen Gemeinschaft studieren. Sich für verantwortungsvolle Aufgaben in einer digitalisierten und globalisierten Gesellschaft qualifizieren. Über Fächer- und Ländergrenzen hinweg lernen, forschen und lehren. Mit innovativen Lösungen und Weiterbildungsprogrammen Menschen und Märkte stärken. Für all das steht die Jacobs University Bremen. 2001 als private, englischsprachige Campus-Universität gegründet, erzielt sie immer wieder Spitzenergebnisse in nationalen und internationalen Hochschulrankings. Ihre fast 1400 Studierenden stammen aus mehr als 100 Ländern, rund 80 Prozent sind für ihr Studium nach Deutschland gezogen. Forschungsprojekte der Jacobs University werden von der Deutschen Forschungsgemeinschaft oder dem Europäischen Forschungsrat ebenso gefördert wie von global führenden Unternehmen.

Für weitere Informationen:

https://www.jacobs-university.de
https://www.facebook.com/jacobs.university
https://www.youtube.com/user/JacobsUni
https://twitter.com/jacobs_bremen
https://www.instagram.com/jacobsuniversity/
https://www.weibo.com/jacobsuniversity

Quelle: idw

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SOLUTIONS – für eine bessere Wasserqualität europäischer Flüsse

Susanne Hufe Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ

Viele europäische Flüsse enthalten Chemikalien-Cocktails, die Algen und Wassertieren nicht gut bekommen. Zwar werden die Konzentrationen bestimmter Schadstoffe in den EU-Gewässern überwacht. Doch es gibt Zweifel, ob die richtigen Schadstoffe im Fokus der Untersuchungen stehen und welche Rolle Abbauprodukte und Schadstoffmischungen dabei spielen. Im europäischen Projekt SOLUTIONS haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unter Leitung des UFZ Werkzeuge, Methoden und praktische Lösungen erarbeitet, mit denen vorrangig zu behandelnde Schadstoffe erkannt, das Risiko der Chemikaliencocktails bewertet und dazu beigetragen werden kann, die Schadstoffbelastung zu minimieren.

Lösungen zu finden, wie die vielen Stoffe überwacht und gemanagt werden können, die als komplexe Mischungen in unseren Gewässern vorkommen und die dort unsere Ökosysteme und unsere Gesundheit gefährden – das war das ambitionierte Ziel, mit dem das EU-Projekt SOLUTIONS 2013 gestartet ist. Mehr als 100 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben dafür neue Methoden und Modelle entwickelt und getestet, mit denen die Überwachung der Wasserqualität angepasst werden kann. Sie haben relevante Schadstoffe identifiziert und Empfehlungen erarbeitet, die das Regelwerk der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WWRL) verbessern können. Zudem haben sie große Fallstudien durchgeführt, mit denen überprüft werden konnte, inwieweit die erarbeiteten Methoden, Modelle und Werkzeuge funktionieren. Laut Projektkoordinator Dr. Werner Brack vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) konnten damit alle wesentlichen Ziele des Projekts erreicht werden.

Überwachung, Bewertung und Management verbessern
Derzeit sind in der EU-Wasserrahmenrichtlinie 45 Schadstoffe, sogenannte prioritäre Schadstoffe, gelistet. Sie dürfen in einem Gewässer mit guter Wasserqualität nicht oder nur in geringem Maße vorkommen. Demgegenüber stehen allerdings mehr als 100.000 verschiedene chemische Substanzen, die wir täglich benutzen und die in unsere Umwelt und Gewässer gelangen. Die meisten Substanzen werden bei der Bewertung der Gewässerqualität nach der derzeitigen EU-Wasserrahmenrichtlinie also gar nicht berücksichtigt. „Das gegenwärtige Monitoring ist teuer, ignoriert den größten Teil der Schadstoffe und läuft den eigentlichen Problemen hinterher. Denn die meisten prioritären Schadstoffe sind längst vom Markt und durch andere sehr ähnlich wirkende chemische Substanzen ersetzt. Neue Stoffe auf die Liste zu bekommen, ist ein langwieriger politischer Prozess“, kritisiert Werner Brack. Außerdem beschränkt sich die WRRL bislang nur auf die Prüfung von Einzelstoffen. Schadstoffe wirken in der Umwelt aber nicht einzeln, sondern in Kombination, und können sich dadurch in ihrer Wirkung gegenseitig verstärken. „Nicht das Vorkommen eines Schadstoffes ist ausschlaggebend, sondern seine Wirkung im Gewässer“, sagt Brack. Deshalb empfehlen die SOLUTIONS-Wissenschaftler, die Überwachung der Gewässerqualität von der chemischen Analytik einzelner Schadstoffe auf effektbasierte Methoden – wie etwa biologische Wirkungstests – umzustellen. So würden alle Stoffe mit derselben Wirkung erfasst, auch Stoffgemische. Und teure chemische Analytik wäre nur noch erforderlich, falls bestimmte Wirkschwellen überschritten werden. Für ihren Vorschlag haben die Forscher vorhandene biologische Testverfahren geprüft und auf dieser Basis eine Testbatterie aus organismischen und sehr spezifischen zellbasierten Testsystemen entwickelt. Diese Testbatterie kann sowohl akut toxische Effekte auf Wasserorganismen als auch Langzeitwirkungen z.B. auf die Reproduktion von Organismen detektieren. Für die Unterscheidung zwischen problematisch und unproblematisch wurden außerdem entsprechende Grenzwerte formuliert. Dass dieser effektbasierte Ansatz funktioniert und hilft, nicht nur die Stoffe, sondern auch die Quellen ausfindig zu machen, zeigte sich laut Projektkoordinator Brack nicht zuletzt in den zahlreichen Fallstudien an europäischen Flüssen wie Donau und Rhein, die wichtiger Bestandteil der fünfjährigen Projektarbeit waren.

Die SOLUTIONS-Wissenschaftlerinnen und -Wissenschaftler haben außerdem zahlreiche Modelle entwickelt und verbessert, mit denen es möglich wird, die Verteilung, den Transport und den Abbau von Schadstoffen sowie deren Risiko abzuschätzen und damit die Umweltüberwachung zu unterstützen. Um die Konzentrationen tausender Stoffe in den europäischen Flussgebieten vorhersagen zu können, haben sie die Modelle wie Waggons in einem Eisenbahnzug verknüpft. „Dass wir damit auf dem richtigen Weg sind, zeigt die oft verblüffend hohe Übereinstimmung von modellierten und gemessenen Werten“, sagt Werner Brack, „auch wenn das nicht darüber hinwegtäuschen darf, dass es weiterhin viele Unsicherheiten gibt.“ Die sind v.a. den fehlenden Daten zu Produktionsmengen und zur Nutzung vieler Stoffe geschuldet, was dazu führt, dass die Wissenschaftler derzeit an vielen Stellen ihre Modelle nur mit Schätzungen füttern können. Trotzdem zeigen sie schon jetzt, dass Chemikalien neben den Nährstoffen ein wichtiger Faktor für den schlechten ökologischen Zustand vieler europäischer Gewässer sind. Die Modelle können helfen, Stoffe auszusondern, die mit hoher Wahrscheinlichkeit kein Problem für die Gewässer darstellen.

Alleiniges Messen und Bewerten der Gewässerqualität reicht aber nicht aus, um den Zustand eines Gewässers zu verbessern – es müssen entsprechende Maßnahmen folgen. „Deshalb geben wir Empfehlungen für ein stärker lösungsorientiertes Gewässermanagement, bei dem Überwachung, Bewertung und mögliche Maßnahmen von Anfang an viel enger miteinander verzahnt sein sollten, als dies heute der Fall ist“, sagt Brack. Eindrucksvoll zeigten beispielsweise die Untersuchungen am Oberrhein, welche Wirkung die Aufrüstung von Kläranlagen in der Schweiz mit einer vierten Reinigungsstufe hat: Es konnte eine deutliche Verbesserung der Wasserqualität im Hinblick auf die Konzentration von Arzneiwirkstoffen oder Kosmetikbestandteilen festgestellt werden.
„Auch nach dem Abschluss von SOLUTIONS bleibt jedoch noch viel zu tun“, resümiert Brack. Im Hinblick auf das effektbasierte Monitoring wäre es wichtig, wenn für alle wichtigen Wirkweisen der Schadstoffe spezifische Werkzeuge zur Verfügung stünden. „So weit sind wir leider noch nicht“, bedauert der Wissenschaftler. Im Laufe der Projektarbeit zeigte sich außerdem die Bedeutung chemischer und toxikologischer Fingerabdrücke von verschiedenen Belastungsquellen. Die zu erforschen, war im Forschungsprogramm von SOLUTIONS jedoch nicht vorgesehen. „Deshalb haben wir jetzt mit einer Studie begonnen, die Kläranlagenausläufe und Einträge durch die Landwirtschaft erfasst. Wir können damit direkt an SOLUTIONS anknüpfen. Auch bei der Priorisierung von Minderungsmaßnahmen ist noch Einiges zu tun, vor allem in Bezug auf wissenschaftlich fundierte Prioritätensetzung und Erfolgskontrolle.“

Hintergrund
2000 trat die EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) in Kraft. Sie legt fest, dass Flüsse, Seen, Küstengewässer und Grundwasser einen „guten Zustand“ erreichen müssen – ursprünglich bis 2015, nach Verlängerung nun bis spätestens 2027. Das heißt, die Gewässer sollen möglichst nur geringfügig durch Schadstoffe belastet sein und Pflanzen und Tieren einen naturnahen Lebensraum bieten. Von der Erreichung dieses Ziels ist Europa jedoch noch weit entfernt. Derzeit geht man davon aus, dass nur wenige Prozent der europäischen Gewässer in einem guten Zustand sind.

Das EU-Projekt SOLUTIONS (SOLUTIONS for present and future emerging pollutants in land and water resources management) vereinigt 39 Partner aus weltweit 17 Ländern. Über fünf Jahre Laufzeit wurde es mit insgesamt 12 Millionen Euro von der Europäischen Union gefördert.

Konferenzprogramm
https://www.solutions-project.eu/wp-content/uploads/2018/05/Agenda_Final_Confere…

weitere Informationen:
PD Dr. Werner Brack
Leiter des UFZ-Departments Wirkungsorientierte Analytik und Projektleiter SOLUTIONS
Telefon: ++49 341 235 1531
werner.brack@ufz.de

Weitere Informationen:
http://www.ufz.de/index.php?de=36336&webc_pm=20/2018

Quelle: idw

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Fußball durch die Augen des Computers

Julia Wandt Stabsstelle Kommunikation und Marketing
Universität Konstanz

Konstanzer Informatiker realisieren eine automatisierte grafische Spielanalyse für Fußballübertragungen – live und ohne Zeitverzögerung

Fußball im Fernsehen: Ein Pass nach links außen, eine Lücke in der Verteidigung, ein freistehender Stürmer kurz vor dem Strafraum. Plötzlich friert das Fernsehbild ein. Linien und Diagramme erscheinen zwischen den Spielern. Ein Pfeil zeigt einen sicheren Pass zu dem freien Stürmer an, weitere Linien signalisieren dessen Schussfeld aufs Tor. Grafische Analysen wie diese sind aus Fußballübertragungen nicht mehr wegzudenken. Sie helfen, das Spiel in seiner Dynamik und Taktik zu verstehen und die Entscheidungen der Spieler nachzuvollziehen. Hinter den Kulissen bedeuten sie aber zunächst einmal viel Arbeit. Das Fernsehteam muss die Grafiken live während des Spiels unter Zeitdruck erstellen. Bis die Diagramme fertig sind, ist die Spielsituation längst vorbei, so dass die Grafiken typischerweise im Nachhinein als Rückblenden eingespielt werden. Wie einfach wäre es, wenn all dies von selbst ginge, wenn der Fernseher all diese Grafiken ohne Zeitverzug selbst einblenden könnte? Informatiker der Universität Konstanz machen nun genau dies möglich: Sie entwickeln eine Software, die all diese Arbeitsschritte automatisiert. Die Konstanzer Software analysiert das Spielgeschehen bis zu 30 mal pro Sekunde und blendet die entscheidenden Diagramme live und ohne Zeitverzug direkt ins Fernsehbild ein. Sie ist unter anderem in der Lage, Dominanzbereiche der Mannschaften im Spielfeld anzuzeigen und Passmöglichkeiten in Echtzeit einzublenden. Sie signalisiert, wie stark einzelne Spieler unter Druck gesetzt werden, und ist sogar in der Lage, Was-wäre-wenn-Szenarien von alternativen Spielverläufen durchzuspielen.

Der Kopf hinter dieser Software ist Manuel Stein, Informatiker und Doktorand an der Universität Konstanz im Forschungsbereich „Collective Behaviour“ (Kollektivverhalten). Mit seiner Software will er einerseits Fußballanalysten die Arbeit erleichtern, andererseits die Muster eines Fußballspiels sichtbar machen – die wechselseitigen Einflüsse und Interaktionen zwischen den Spielern und Mannschaften. „Jeder versucht, Daten im Fußball zu sammeln, aber kaum einer weiß, was er damit anfangen soll. Wir versuchen, Wissen daraus zu generieren“, schildert Manuel Stein.

Dem Computer Fußball beibringen
Um den Computer zum Spielfeld-Analytiker zu machen, muss Manuel Stein ihm aber zunächst einiges über Fußball beibringen. Nicht die Regeln, auch nicht Mannschaftsnamen oder Tabellenplätze, sondern ein sehr viel grundlegenderes Unterscheidungsvermögen: Was auf dem Fernsehbild ist ein Spieler, was ist der Ball? Wohin schaut der jeweilige Spieler, wie schnell bewegt er sich, wie rasch könnte er beim Ball sein? Bis zu 30 mal pro Sekunde ermittelt der Computer die Position, Geschwindigkeit und Bewegungsrichtung jedes einzelnen Spielers sowie des Balls. Auf dieser Grundlage berechnet er nun für jeden Quadratmeter des Spielfelds, welcher Spieler dort zuerst sein könnte und wie viele Feldspieler jeder Mannschaft diesen Punkt bedrohen. Sein Ergebnis legt er im Bruchteil einer Sekunde als Diagramm über das laufende Fernsehbild: Eine dynamische, sich stets wandelnde Karte der Einflusszonen jeder Mannschaft. Durch einfache Farbsignale zeigt Manuel Steins Software unter anderem, wie stark jeder Spieler von der gegnerischen Mannschaft bedroht ist, wo Freiräume sind und wo sich sichere Pässe anbieten. Für all dies sind weder GPS-Sender an den Trikots der Spieler nötig, noch komplizierte Techniken der Kamera-Erfassung. Alles, was Manuel Stein braucht, ist das bloße Fernsehbild.

Intelligente Filter
Mit all diesen Farbsignalen kann ein Spielfeld schnell sehr bunt werden. Damit der Zuschauer nicht Gefahr läuft, „den Wald vor lauter Bäumen nicht zu sehen“, lassen sich die verschiedenen Analysefunktionen separat an- und ausschalten und als Filter übereinanderlegen. Die intelligente Software macht zudem Vorschläge, welche Filter in der aktuellen Situation sinnvoll sind, und schaltet sie auf Wunsch auch automatisiert zu oder ab, um das Spielgeschehen übersichtlich zu halten.

An den Fernsehzuschauer auf dem heimischen Sofa richtet sich die Software jedoch nur sekundär. Als Zielgruppe hat Manuel Stein vielmehr Fußballanalysten und Sportjournalisten im Blick. Ihnen erlaubt die Software, Diagramme von Spielsituationen im Bruchteil von Sekunden zu erstellen und diese ohne Zeitverlust als Fernsehbild aufzubereiten.

Was wäre wenn?
Aktuell arbeitet Manuel Stein an einer „Was-wäre-wenn“-Analyse – einer Prognose, wie das Spiel unter anderen Bedingungen verlaufen wäre – auf Grundlage seiner Software. In dieser Funktion können Schlüsselsituationen eines Spiels aufgerufen und in alternativen Szenarien neu abgespielt werden. Der Computer berechnet dabei auf Grundlage der Positionsdaten und Einflussfaktoren jedes Spielers einen schlüssigen, realistischen Verlauf des Szenarios. Was wäre geschehen, wenn der Spieler den Ball nach rechts und nicht nach links gepasst hätte? Wie hätte sich die Dynamik des Spielfelds verändert, wenn ein Verteidiger fünf Meter weiter rechts gestanden hätte? Wie hätte sich eine Mannschaft optimal positionieren können, um dem Gegner keinen Raumgewinn zuzulassen? Diese Analyse-Tools sind mit Sicherheit auch für Trainer wertvoll, zum Beispiel in der Nachbesprechung eines Spiels.

Zusammenarbeit mit Mannschaften und Sendern
Je mehr Daten Manuel Steins Software vorliegen, desto präziser kann sie das Spielfeld einschätzen und ihre Auswertungen treffen. In der aktuellen Praxis sind die Informationen jedoch auf das Fernsehbild beschränkt. Was sich außerhalb der Kamera abspielt, weiß der Rechner nicht und kann es nur vage abschätzen. Die Konstanzer Informatiker sind daher an Kooperationen mit Mannschaften und Fernsehsendern interessiert, die Bild- und Positionsdaten von Fußballspielen erheben. Wenn diese ihre Daten zur Verfügung stellen, können die Informatiker im Gegenzug präzisere Analysen liefern. Das Angebot ist nicht auf Fußball begrenzt; die Analyse-Software kann auf jeden Mannschaftssport angewendet werden.

Collective Behaviour
Manuel Steins Forschung findet im Rahmen des Konstanzer Forschungsbereichs „Collective Behaviour“ statt. Dieses junge Forschungsfeld befasst sich mit den wechselseitigen Einflüssen und Interaktionen zwischen Mitgliedern eines Kollektivs. Die Wissenschaftler interessieren sich insbesondere für das Entscheidungsverhalten innerhalb einer Gruppe und die Frage, wie sich die Individuen eines Schwarms gegenseitig koordinieren. Beispiele sind das Verhalten von Tierschwärmen und Schwarmintelligenz, die Koordination von selbstfahrenden Autos, aber auch ökonomische Netzwerke oder das Verhalten von Menschengruppen. Im Sportbereich finden die wissenschaftlichen Methoden unter anderem in der Analyse von Mannschaftsverhalten Anwendung: Welche Muster zeichnen sich in der Taktik einer Mannschaft ab? Wie reagieren zwei Mannschaften aufeinander und wie beeinflussen sich die Spieler in ihren Entscheidungen gegenseitig?

Faktenübersicht:
– Konstanzer Informatiker realisieren eine automatisierte Spielanalyse für Fußballübertragungen.
– Der Computer ermittelt Position, Geschwindigkeit und Richtung jedes einzelnen Spielers sowie des Balls. Aus diesen Daten berechnet er unter anderem Einflussbereiche beider Mannschaften, Passmöglichkeiten und Was-wäre-wenn-Szenarien.
– Die Auswertung wird als Diagramm live und ohne Zeitverzögerung in laufende Fernsehübertragungen eingeblendet. Grundlage der Computeranalyse ist das reine Fernsehbild, weitere Daten sind nicht erforderlich.
– Die Software richtet sich insbesondere an Fußballanalysten und Sportjournalisten, aber auch an Trainer. Sie ist prinzipiell auch für andere Mannschaftssportarten einsetzbar.

Ein Video kann im Folgenden heruntergeladen werden:
http://www.uni-konstanz.de/shared/Fussballanalyse.mp4
Erläuterung: So nimmt der Computer ein Fußballspiel wahr: Diese Erfassung von Spielern und Ball bildet die Grundlage für die automatisierten Analysegrafiken, die im folgenden Schritt in das reale Fernsehbild eingeblendet werden.
Copyright: Universität Konstanz

Für Videobeispiele der Analysegrafiken können Sie sich gern an Manuel Stein, E-Mail: stein@dbvis.inf.uni-konstanz.de, wenden.

Fotos können im Folgenden heruntergeladen werden:
1) https://cms.uni-konstanz.de/fileadmin/pi/fileserver/2018/Bilder/Fussball_durch_d…
Bildunterschrift: Screenshot der automatisierten Spielanalyse. Die Farbflächen markieren freie Räume, die für die Torsituation relevant sind. Die Software reagiert dabei in Echtzeit auf die Ereignisse und passt die eingeblendeten Markierungen bis zu 30 mal pro Sekunde an. Weitere Analysegrafiken können mit eingeblendet werden, darunter Dominanzbereiche der Mannschaften und Passmöglichkeiten.
Copyright: Dietmar Wallner

2) https://cms.uni-konstanz.de/fileadmin/pi/fileserver/2018/Bilder/Fu%C3%9Fballanal…
Bildunterschrift: Manuel Stein, Entwickler der Analyse-Software. Manuel Stein ist Informatiker und Doktorand im Forschungsbereich „Collective Behaviour“ (Kollektivverhalten) an der Universität Konstanz.
Bild: Manuel Stein

Kontakt:
Universität Konstanz
Kommunikation und Marketing
Telefon: + 49 7531 88-3603
E-Mail: kum@uni-konstanz.de

Quelle: idw

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Tattoos: Körperschmuck mit Risiken

Dr. Suzan Fiack Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR)

Tätowierungen sind Schwerpunktthema des aktuellen BfR-Wissenschaftsmagazins BfR2GO

Trotz ihrer großen Verbreitung werden Tattoos bislang selten im Zusammenhang mit gesundheitlichen Risiken diskutiert. Dabei können Tätowierungen unerwünschte gesundheitliche Folgen haben wie Infektionen, Entzündungen, Narben und Allergien. Zudem sind Langzeitwirkungen möglich, über die bislang kaum Erkenntnisse vorliegen. Verschiedene Forschungsprojekte am Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) liefern Ergebnisse, die weltweit Beachtung finden und in der aktuellen Ausgabe des BfR-Wissenschaftsmagazin BfR2GO vorgestellt werden. „Farbpigmente von Tattoos bleiben nicht lokal unter der Haut, sondern wandern im Körper“, sagt BfR-Präsident Professor Dr. Dr. Andreas Hensel. „Durch UV-Licht und Alterung zerfallen manche Pigmente in toxische Substanzen. Wer die aktuelle Ausgabe von BfR2GO liest, erhält Einblicke in die Forschung und Bewertung des BfR auf dem Gebiet der gesundheitlichen Risiken durch Tätowiermittel.“

BfR2GO 1/2018: www.bfr.bund.de/cm/350/bfr-2-go-ausgabe-1-2018.pdf
Eine wichtige Aufgabe des BfR ist es, die Öffentlichkeit über mögliche Risiken gesundheitlicher Art zu informieren. BfR2GO ist ein neues Publikationsformat des BfR, das wichtige Themen des gesundheitlichen Verbraucherschutzes aufgreift. In jeder Ausgabe von BfR2GO wird ein aktuelles Thema aus dem Arbeitsbereich des BfR schwerpunktmäßig vorgestellt: In der aktuellen Ausgabe sind es die Risiken des Tätowierens. Daneben finden sich Berichte, Interviews und Meldungen aus den Arbeitsgebieten des BfR – Risikokommunikation, Lebensmittelsicherheit, Produkt- und Chemikaliensicherheit sowie Schutz von Versuchstieren. Weitere Themen dieser Ausgabe sind: Küchenhygiene in TV-Kochshows, Nudging-Maßnahmen im gesundheitlichen Verbraucherschutz, „Botanicals“ für Sportlerinnen und Sportler, Neues zur Europäischen Chemikalienverordnung REACH, Begasungen von Schiffscontainern sowie ein Interview mit dem Leiter des Deutschen Zentrums zum Schutz von Versuchstieren am BfR.

Das Wissenschaftsmagazin BfR2GO erscheint zweimal im Jahr in deutscher und englischer Sprache und wird auf der BfR-Website unter www.bfr.bund.de/de/publikation/wissenschaftsmagazin-201894.html veröffentlicht. Dort kann es kostenlos heruntergeladen oder direkt bestellt werden. Interessenten können sich per E-Mail (publikationen@bfr.bund.de) für ein kostenloses Abonnement des Magazins vormerken lassen.

Über das BfR
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ist eine wissenschaftlich unabhängige Einrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Es berät die Bundesregierung und die Bundesländer zu Fragen der Lebensmittel-, Chemikalien- und Produktsicherheit. Das BfR betreibt eigene Forschung zu Themen, die in engem Zusammenhang mit seinen Bewertungsaufgaben stehen.

Das BfR ist 15 Jahre alt. Aus diesem Anlass hat das BfR eine Jubiläumsbroschüre herausgegeben, die unter www.bfr.bund.de/de/publikation/broschueren-660.html kostenlos heruntergeladen oder bestellt werden kann.

Quelle: idw

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Deutsche Unternehmen gefährden Umwelt und Menschenrechte

Mandy Schoßig Öffentlichkeit und Kommunikation
Öko-Institut e. V. – Institut für angewandte Ökologie

Deutsche Firmen sollten Produkte, die in der Europäischen Union wegen möglicher Gefahren für die Menschenrechte und die Umwelt nicht zugelassen sind, auch im Ausland nicht vertreiben. Eine aktuelle Fallstudie des Öko-Institut zeigt jedoch, dass deutsche Chemieunternehmen besonders gefährliche, in der EU verbotene Pestizide im Ausland anbieten. Ein anderes Beispiel zur Abwrackung von Schiffen belegt, dass deutsche Reedereien ihre Schiffe in Bangladesch entsorgen lassen, obwohl dies verboten ist.

Das Öko-Institut fordert in seinem Spendenprojekt „Umweltschutz wahrt Menschenrechte“, dass die deutschen Unternehmen ihrer globalen Verantwortung gerecht werden und ihre Sorgfaltspflichten zum Schutz von Mensch und Umwelt ernst nehmen. Der deutsche Staat muss dafür sorgen, dass im Ausland EU-Standards nicht unterlaufen werden – dieser Pflicht kommt er heute teilweise nur unzureichend nach. Diese Forderungen gelten für alle untersuchten Fälle, darunter auch für den Kupferbergbau in Peru.

Pestizide: Hochgiftige Stoffe aus Produktsortiment verbannen
In seiner Fallstudie zu Pestiziden legt das Öko-Institut den Schwerpunkt auf besonders gefährliche Chemikalien. Viele von ihnen sind unmittelbar toxisch; sie führen beim Einatmen oder bei der Anwendung zu schweren Vergiftungen. Andere wirken langfristiger, indem sie krebserregend sind, den Hormonhaushalt negativ beeinflussen oder das Erbgut schädigen. Gelangen sie in Böden und Gewässer, können sie ihren Weg in Nahrungsmittel und Trinkwasser finden. Andere Chemikalien sind äußerst schädlich für Bienen. Das Öko-Institut fordert ein Exportverbot der hochgiftigen, in der EU nicht zugelassenen Pestizide.

Schiffsrecycling: Bestehende Regelungen einhalten
Zumeist über Zwischenhändler gelangen Schiffe deutscher Reedereien zur Verschrottung nach Bangladesch. Dort werden sie statt in geeigneten Recyclingeinrichtungen direkt am Strand auseinandergenommen. Dabei gelangen Schweröle, Asbest und weitere Gefahrstoffe ins Meer; Arbeiter kommen häufig ungeschützt mit ihnen in Berührung. Die Folge sind Arbeitsunfälle und Vergiftungen sowie Verseuchungen des Meerwassers. Nach internationalem und europäischem Recht ist die nicht fachgerechte Entsorgung ausgedienter Schiffe in Bangladesch verboten. Das Öko-Institut fordert, dass die bestehenden Regelungen eingehalten und vom deutschen Staat konsequent durchgesetzt werden.

Risiken kennen, Gegenmaßnahmen ergreifen
„Alle drei Fallstudien zeigen, dass deutsche Unternehmen ihrer Verantwortung zur Wahrung von Menschenrechten und Umweltschutz nur unzureichend nachkommen“, kritisiert Dr. Nele Kampffmeyer, Expertin für nachhaltige Unternehmensführung am Öko-Institut. „Solange keine gesetzlichen Regelungen existieren, können Unternehmen zwischen Geschäftsinteressen und Menschenrechten abwägen. Aus unserer Sicht muss der Schutz von Mensch und Umwelt jedoch über finanziellen Interessen stehen.“
Um diesen Prioritäten folgen zu können, müssen die Unternehmen entlang ihrer Wertschöpfungskette – also von der Herstellung, über die Nutzung bis zur Entsorgung ihrer Produkte – die Risiken für Menschen und Umwelt analysieren. Dabei sollten Betroffene vor Ort, etwa Kleinbauern, einbezogen werden. In einem zweiten Schritt sollten sie dann wirksame Schutzmaßnahmen ergreifen. Dazu gehört auch die Einrichtung von Beschwerdestellen, an die sich mögliche Betroffene wenden können.

Das Projekt wurde mit Hilfe von privaten Spenden finanziert. Diese geben dem Öko-Institut die Möglichkeit, Themen wissenschaftlich zu bearbeiten, die es als besonders wichtig erachtet, für die aber kein Auftragsmandat vorliegt.

Working Paper „Umweltschutz wahrt Menschenrechte! Deutsche Unternehmen in der globalen Verantwortung“ des Öko-Instituts (https://www.oeko.de/fileadmin/oekodoc/WP-Umweltschutz-wahrt-Menschenrechte.pdf)

Kurzfassung „Umweltschutz wahrt Menschenrechte! Unternehmen und Politik in der Verantwortung“ des Öko-Instituts (https://www.oeko.de/fileadmin/oekodoc/Umweltschutz-wahrt-Menschenrechte-Kurzfass…)

Ansprechpartnerin am Öko-Institut
Dr. Nele Kampffmeyer
Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Institutsbereich
Umweltrecht & Governance
Öko-Institut e.V., Büro Berlin
Telefon: +49 30 405085-346
E-Mail: n.kampffmeyer@oeko.de

Das Öko-Institut ist eines der europaweit führenden, unabhängigen Forschungs- und Beratungsinstitute für eine nachhaltige Zukunft. Seit der Gründung im Jahr 1977 erarbeitet das Institut Grundlagen und Strategien, wie die Vision einer nachhaltigen Entwicklung global, national und lokal umgesetzt werden kann. Das Institut ist an den Standorten Freiburg, Darmstadt und Berlin vertreten.

Neues vom Öko-Institut auf Twitter: twitter.com/oekoinstitut

Das Öko-Institut bloggt unter: blog.oeko.de

Aktuelle Ausgabe des Onlinemagazins eco@work: www.oeko.de/e-paper

Anhang
PM_Umweltschutz-wahrt-Menschenrechte_Öko-Institut
https://idw-online.de/de/attachment65842

Quelle: idw

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Fußball-WM 2018: Statistik sieht Brasilien vorne

Dr. Dirk Frank Public Relations und Kommunikation
Goethe-Universität Frankfurt am Main

Auf fussballmathe.de kann man den Ausgang der Weltmeisterschaft berechnen. Umfangreiches Material für den schulischen Einsatz

FRANKFURT. Die deutschen Fußballfans sehnen sich nach einem weiteren Stern auf dem Trikot, was für den fünften Gewinn der Fußballweltmeisterschaft stünde. Doch nach der Prognose des Portals fussballmathe.de hat das Team Brasiliens die größten Chancen: Die Siegwahrscheinlichkeit Brasiliens liegt bei 25,67 Prozent, Deutschland folgt mit 17,84 Prozent, knapp dahinter Spanien mit 17,11 Prozent. Prof. Matthias Ludwig, Mathematik-Didaktiker an der Goethe-Universität, betreibt mit seinem Team seit sechs Jahren das Portal fussballmathe.de: Das Instrument ermöglicht eine spannende Beschäftigung mit Statistik im schulischen Kontext. Umfangreiches Material kann kostenfrei auf fussballmathe.de heruntergeladen werden. Der Didaktiker möchte mit dem Portal vor allem das Verständnis für die mathematischen Grundlagen der Statistik stärken, Fußball ist dafür ein geeigneter Anwendungsbereich.

Anhand dreier Parameter werden die fußballerischen Wahrscheinlichkeiten berechnet: historische Ergebnisse, die erreichten ELO-Punkte (ein Ranglistensystem) sowie der aktuelle Mannschaftswert fließen in die Prognose ein. Die aktuellen Spielergebnisse der Fußball-WM 2018 werden natürlich eingearbeitet. Die online abrufbaren und jeweils aktuellen Prognosen erfreuen sich auch bei wettfreudigen Zeitgenossen jenseits von Schule und Hochschule einer großen Beliebtheit, Ludwig rechnet während der WM mit gewaltigen Zugriffszahlen.

Weitere Informationen:
Prof. Matthias Ludwig, Institut für Didaktik der Mathematik und Informatik. Tel. (069) 798-28695; ludwig@math.uni-frankfurt.de; http://www.fussballmathe.de

Weitere Experten der Goethe-Universität zum Thema „Fußball-WM 2018″:
Prof. Robert Gugutzer ist Sportsoziologe und beschäftigt sich mit der Soziologie des Fußballs; er hat unter anderem das Phänomen „Public Viewing“ untersucht. In diesem Sommersemester ist die Fußball-WM auch Thema in seinem Seminar „Medien und Sport“. Tel. (069)798-24529; gugutzer@sport.uni-frankfurt.de

Prof. Winfried Banzer ist Sportmediziner und leitet die Abteilung Sportmedizin; er war u.a. einige Jahre lang der Mannschaftsarzt der deutschen Tennis-Daviscup-Spieler. Tel. (069) 798-24543; winfried.banzer@sport.uni-frankfurt.de

Der Politologe Prof. Reinhard Wolf ist Professor für Internationale Beziehungen mit dem Schwerpunkt Weltordnungsfragen; er beschäftigt sich mit dem Verhältnis alter und neuer Großmächte und ist ein guter Kenner der Außen- und Sicherheitspolitik der Russischen Föderation. Tel. (069) 798-36608; wolf@soz.uni-frankfurt.de

Quelle: idw

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Planungssicherheit für Kommunen: Den Wasserbedarf der Zukunft prognostizieren

Melanie Neugart Wissenskommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung

Es gehört zu den Aufgaben von Kommunen, eine sichere Wasserversorgung zu garantieren. Eine realistische Planung gestaltet sich aber immer schwieriger, denn die Einflüsse auf den Wasserbedarf sind vielfältig: Demografische und klimatische Entwicklungen beeinflussen die Bedarfswerte ebenso wie sich verändernde Wirtschaftsstrukturen, neue Wassertechnologien oder Gewohnheiten verschiedener Verbrauchsgruppen. Damit Kommunen trotzdem langfristig planen können, sind sie auf Wasserbedarfsanalysen für ihr Gemeindegebiet angewiesen.

Das ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung hat ein Prognosemodell entwickelt, das die komplexen Einflüsse in einem Versorgungsgebiet erstmals verlässlich und kleinräumig abbilden kann.

Ein typisches Phänomen in vielen deutschen Städten: Obwohl die Bevölkerungszahlen steigen, ist der Wasserbedarf rückläufig. Das hat vielfältige Gründe – effizientere Haushaltsgeräte, die immer weniger Wasser benötigen, oder eine modernere Sanitärausstattung und ein sparsameres Verbrauchsverhalten. All diese Veränderungen frühzeitig zu erkennen, kann die Planungssicherheit für Kommunen erhöhen. Selbstverständlich auch im umgekehrten Fall, wenn ein steigender Bedarf zu Engpässen in der Wasserversorgung führt.

Weil Investitionen in die Infrastruktur lange Vorlaufzeiten benötigen, sind Kommunen auf langfristige Prognosen ihres Wasserbedarfs angewiesen. „Für ihre Planungssicherheit reichen die üblicherweise verwendeten Daten wie bundesweite Durchschnittswerte des Pro-Kopf-Verbrauchs oder Bevölkerungszahlen nicht aus“, sagt ISOE-Wasserforscher Stefan Liehr, der am ISOE ein Prognosemodell für die Ermittlung des Wasserbedarfs mitentwickelt hat.

Trends frühzeitig erkennen, um Wasserbedarfsprognosen auf Stadtteilebene zu berechnen
„Im Vergleich zu früher liegen heute viel detailliertere Daten zu sozio-ökonomischen, siedlungsstrukturellen oder technischen Faktoren vor. Diese erlauben ein deutlich genaueres und kleinräumigeres Bild über die zu erwartende Bedarfsentwicklung“, sagt Liehr. Auch müssten Trends wie ein unter Umständen wasserintensives Konsumverhalten oder die zunehmende Nutzung alternativer Wasserquellen wie Regen- und Brauchwasser berücksichtigt werden. Das integrierte Prognosemodell des ISOE schließt alle relevanten Einflussfaktoren ein und ermöglicht Kommunen einen hohen Detailierungsgrad bis hin zu einzelnen Stadtteilen oder Quartieren.

Zu den besonders relevanten Einflussfaktoren zählt Wasserforscher Liehr neben den technologischen Wassersparpotenzialen bei Haushalten und Betrieben vor allem die dynamische Bevölkerungsentwicklung und die wirtschaftliche Entwicklung. „Zudem ist zu erwarten, dass in den nächsten Jahrzehnten extreme Witterungsverläufe zu Schwankungen im Wasserbedarf führen“, sagt Liehr. Grundlegend für die Analyse seien eine kleinräumlich gegliederte Verbrauchsstatistik, Daten der Bevölkerungs-, Wohnraum-, Siedlungs- und Wirtschaftsstruktur, statistische und räumliche Analysen mittels eines Geografischen Informationssystems (GIS) sowie Kunden- und Expertenbefragungen.

ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung, Frankfurt am Main
Das ISOE gehört zu den führenden unabhängigen Instituten der Nachhaltigkeitsforschung. Seit mehr als 25 Jahren entwickelt das Institut wissenschaftliche Grundlagen und zukunftsfähige Konzepte für Politik, Zivilgesellschaft und Wirtschaft – regional, national und international. Zu den Forschungsthemen gehören Wasser, Energie, Klimaschutz, Mobilität, Urbane Räume, Biodiversität und sozial-ökologische Systeme.

Ansprechpartner:
Melanie Neugart
Pressekontakt
Tel. 069 707 69 19-51
neugart@isoe.de

Dr. Stefan Liehr
Forschungsschwerpunkt Wasserressourcen und Landnutzung
Tel. 069 707 69 19-36
liehr@isoe.de

Weitere Informationen:

http://www.isoe.de

Anhang
Planungssicherheit für Kommunen: Den Wasserbedarf der Zukunft prognostizieren
https://idw-online.de/de/attachment65859

Quelle: idw

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„Das wurde auch höchste Zeit“ – HPV-Impfung für Jungen empfohlen 

Dr. Sibylle Kohlstädt Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Krebsforschungszentrum

Die Ständige Impfkommission (STIKO) des Robert Koch-Instituts hat soeben beschlossen, die Impfung gegen krebserregende humane Papillomviren (HPV) nun auch für Jungen im Alter von 9 bis 14 Jahren zu empfehlen. Diese Empfehlung ist die Grundlage für eine Kostenübernahme durch die gesetzlichen Krankenkassen. Der Medizin-Nobelpreisträger Harald zur Hausen, Wegbereiter der HPV-Impfung, fordert bereits seit Jahren, auch die Jungen zu impfen.

Herr zur Hausen, seit der HPV-Impfstoff 2007 in Deutschland zugelassen wurde, fordern Sie, nicht nur Mädchen, sondern auch Jungen gegen HPV zu impfen. Freuen Sie sich über die STIKO-Entscheidung?
Zur Hausen: Das wurde auch höchste Zeit! Es gibt ja schon seit langem eine ganze Reihe an zwingenden Gründen dafür, auch Jungs zu impfen: Das offensichtlichste Argument ist, dass in nahezu allen Kulturen die jungen Männer mehr Sexualpartner haben als Frauen der gleichen Altersgruppe. Damit sind Männer die wichtigsten Verbreiter der Infektion. Ich habe immer plakativ gesagt: Würden wir nur die Jungs impfen, würden wir wahrscheinlich mehr Fälle von Gebärmutterhalskrebs verhüten als mit der ausschließlichen Impfung der Mädchen!

Profitieren denn die Männer selbst auch von der Impfung?
Zur Hausen: Auf jeden Fall, denn Männer sind nicht nur die Überträger, sondern auch die Opfer der Viren! Die Impfung schützt ja nicht nur vor Gebärmutterhalskrebs, sondern auch vor verschiedenen anderen Krebsarten, die auch Männer treffen können, und die durch die gleichen HPV-Typen ausgelöst werden, etwa Mund-Rachen-Krebs oder Analkrebs. Insgesamt gehen pro Jahr in Deutschland etwa 1.000 Krebsfälle bei Männern auf das Konto von HPV.
Neben dem wirksamen Schutz vor Krebs kann die Impfung auch vor den weitverbreiteten Genitalwarzen schützen, die zwar nicht lebensbedrohlich, dafür aber sehr hartnäckig und unangenehm sind. Werden Jungen geimpft, so profitieren außerdem auch homosexuelle Männer, die ein besonders hohes Risiko für HPV-bedingte Krebsarten haben.

Auch bislang war der Impfstoff schon für Jungen ab neun Jahren zugelassen – doch die Eltern mussten die Impfung selbst bezahlen. Was war die Konsequenz?
Zur Hausen: Das hatte zur Folge, dass bislang nur ein verschwindender Bruchteil der Jungen gegen die krebserregenden HPV geschützt ist. Ohne eine Impfung der Jungen können wir nie eine so genannte Herdenimmunität erreichen. Darunter versteht man eine ausreichend hohe Immunisierungsrate, die eine weitere Ausbreitung der HPV-Infektion verhindert. Die dafür erforderliche Impfrate unterscheidet sich je nach Krankheitserreger. Bei HPV schätzen wir, dass etwa 85 Prozent aller Jugendlichen geimpft sein müssen, um die Infektionskette zu durchbrechen. Doch angesichts der in Deutschland skandalös niedrigen HPV-Impfrate von Mädchen, die gerade mal bei 40 Prozent liegt, sind wir meilenweite von einem solchen Gemeinschaftsschutz entfernt.
Ich kann daher nur an die Eltern aller Jungs appellieren: Nutzen Sie die Chance und schützen Sie Ihren Sohn und seine zukünftigen Partnerinnen vor diesen vermeidbaren Krebserkrankungen!

Gibt es inzwischen Zahlen zum Rückgang von Gebärmutterhalskrebs unter den geimpften Frauen?
Zur Hausen: Kürzlich haben finnische Kollegen die Frauen untersucht, die im Rahmen der Zulassungsstudien die Impfung erhalten haben. Bei den geimpften Frauen wurde kein einziger Fall von HPV-bedingten Krebsarten festgestellt, bei den nicht geimpften Kontrollen dagegen in der erwarteten Anzahl.
Für die Frauen, die erst nach der Markteinführung der Vakzine, also nach 2006, geimpft wurden, ist es noch immer zu früh für statistisch gesicherte Aussagen zum Rückgang von Gebärmutterhalskrebs: Nach einer HPV-Infektion dauert es schätzungsweise 15 bis 30 Jahre, bis eine Krebserkrankung festgestellt werden kann. Aber der signifikante Rückgang von behandlungspflichtigen Krebsvorstufen, aus denen mit einer hohen Wahrscheinlichkeit Krebs entsteht, spricht eine deutliche Sprache.

Harald zur Hausen, von 1983 bis 2003 Vorstandvorsitzender des Deutschen Krebsforschungszentrums hat mit seiner Forschung den Zusammenhang von Viren und Gebärmutterhalskrebs belegt und damit die Grundlage für die Entwicklung der HPV-Impfstoffe geschaffen. Dafür wurde er 2008 mit dem Nobelpreis für Medizin ausgezeichnet.

Die STIKO empfiehlt für Jungen eine Nachholimpfung bis zum Alter von 17 Jahren. Die HPV-Impfempfehlung für Mädchen bleibt unverändert.

Die Empfehlung der STIKO gilt erst mit der Veröffentlichung im Epidemiologischen Bulletin 34/2018 des Robert-Koch Instituts. Im Anschluss an diese Veröffentlichung prüft der Gemeinsame Bundesausschuss die Kostenübernahmen durch die gesetzlichen Krankenversicherer. Eltern, die ihre Söhne umgehend impfen lassen möchten, sollten bis dahin eine mögliche Kostenübernahme direkt mit ihrer Krankenkasse besprechen.

Ein Foto von Harald zur Hausen steht zur Verfügung unter:
www.dkfz.de/de/presse/pressemitteilungen/2018/bilder/ZurHausen_Harald.jpg

Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Über 1.000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Krebsinformationsdienstes (KID) klären Betroffene, interessierte Bürger und Fachkreise über die Volkskrankheit Krebs auf. Gemeinsam mit dem Universitätsklinikum Heidelberg hat das DKFZ das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg eingerichtet, in dem vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik übertragen werden. Im Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK), einem der sechs Deutschen Zentren für Gesundheitsforschung, unterhält das DKFZ Translationszentren an sieben universitären Partnerstandorten. Die Verbindung von exzellenter Hochschulmedizin mit der hochkarätigen Forschung eines Helmholtz-Zentrums ist ein wichtiger Beitrag, um die Chancen von Krebspatienten zu verbessern. Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.

www.dkfz.de

Quelle: idw

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Schützen Biberdämme vor Hochwassern? HSWT erforscht Grundlagen zum Wasserrückhalt durch Biberdämme

Gerhard Radlmayr ZFW – Forschungskommunikation
Hochschule Weihenstephan-Triesdorf

Die Wissenschaftler Prof. Dr. Volker Zahner und Prof. Dr. Carsten Lorz vom Institut für Ökologie und Landschaft der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf erarbeiteten in dem Forschungsprojekt „Die Wirkung des Europäischen Bibers (Castor fiber) auf den natürlichen Wasserrückhalt an ausgewählten Fließgewässern Bayerns“ die Grundlagen der hydraulischen und hydrologischen Wirkung von Biberdämmen bei Hochwasserereignissen in Europa. In dem damit in Verbindung stehenden Projekt „ProNaHo“ des Lehrstuhls für Hydrologie und Flussgebeitsmanagement der TU München erfolgt dann die prozessbasierte Modellierung.

Nach März 1988, Pfingsten 1999, dem August 2002 und 2005 trat im Juni 2013 das fünfte außergewöhnliche Hochwasserereignis in Bayern innerhalb eines verhältnismäßig kurzen Zeitraums auf. Die bayerische Staatsregierung beschloss daraufhin die Anstrengungen im Hochwasserschutz zu verstärken. Neben dem „Technischen Hochwasserschutz“ und der „Hochwasservorsorge“ gilt in diesem Zusammenhang auch dem „Natürlichen Rückhalt“ besondere Aufmerksamkeit. Die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) sollte in einem vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz geförderten Forschungsprojekt untersuchen, inwieweit Biberdämme einen wirksamen Beitrag für den natürlichen Wasserrückhalt leisten können. Bayern ist heute wieder weitgehend vom Biber besiedelt. Dabei weisen rund 30-40 % der Reviere Dämme auf. Diese Dämme haben einen hohen Stellenwert für den Naturschutz, weisen aber auch ein hohes Konfliktpotenzial auf. Gerade unter hydraulischen und hydrologischen Aspekten gab es bislang wenig belastbare Informationen zur Bewertung und Modellierung im Hochwasserfall.

Die Wissenschaftler Prof. Dr. Volker Zahner und Prof. Dr. Carsten Lorz vom Institut für Ökologie und Landschaft der HSWT erarbeiteten in dem Forschungsprojekt „Die Wirkung des Europäischen Bibers (Castor fiber) auf den natürlichen Wasserrückhalt an ausgewählten Fließgewässern Bayerns“ die Grundlagen der hydraulischen und hydrologischen Wirkung von Biberdämmen bei Hochwasserereignissen in Europa. In dem damit in Verbindung stehenden Projekt „ProNaHo“ des Lehrstuhls für Hydrologie und Flussgebeitsmanagement der TU München erfolgt dann die prozessbasierte Modellierung. Mit einer bayernweiten Umfrage wurden in verschiedenen Naturräumen die Anzahl und Verteilung von Biberdämmen erfasst und nach relevanten Parametern typisiert. Dabei zeigte sich, dass Biber nur an kleinen Fließgewässern Dämme bauen, die meist weniger als sechs Meter breit und weniger als 70cm tief sind sowie mindestens einen Gehölzsaum aufweisen. Dämme werden nur in nicht zu steilem Gelände errichtet, bei über 7% Gefälle finden sich in aller Regel keine Dämme mehr. Je nach Topographie und Geländeneigung entstehen Dammkaskaden. Das durch die Dämme zurück gehaltene Sedimentvolumen schwankt dabei in Abhängigkeit der Fläche der Biberteiche zwischen 42 und 3858 Kubikmetern.

Vor allem der als Freibord bezeichnete Abstand zwischen dem Wasserspiegel und der Oberkante des Dammes entscheidet in Verbindung mit der Biberteichgröße darüber, wie viel der anströmenden Wassermenge aufgenommen und zurückgehalten wird. Die bei den stabilsten Dämmen im Bayerischen Wald ermittelte Maßzahl HQ10 sagt dabei aus, dass die dortigen Biberdämme zehnjährigen Hochwasserereignissen standgehalten haben. Mit ansteigender Biberpopulation steigt auch die Zahl der Dämme, jedoch nicht zwangsläufig proportional. Wenn die günstigsten Reviere besetzt sind, führt der Populationsdruck dazu, dass marginalere (kleinere) Gewässer besiedelt werden, die ohne Dammbauten für den Biber nicht bewohnbar wären. So entstehen Dämme vor allem in Kleingewässern und in Oberläufen, wie es zum Beispiel in Unterfranken der Fall war. Die potentielle Wirkung von Biberdämmen auf den Hochwasserabfluss wird durch die Verringerung der Fließgeschwindigkeit, die durch das Freibord zurückgehaltene Wassermenge sowie längerfristig von der Dammstabilität bestimmt.

Weitere Informationen:
https://forschung.hswt.de/web/915/show_new

Quelle: idw

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Brustkrebs-Verdacht: Bis zu 45 Prozent mehr Tumore per Ultraschall entdecken

Friederike Gehlenborg Pressestelle
Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM)

Berlin – Brustkrebs?! Sobald dieser Verdacht besteht, ist die Sorge bei Patientinnen groß. Bei einer frühen Diagnose sind die Heilungschancen zwar recht hoch, jedoch bleiben viele Tumore zu lange unentdeckt. Das Problem: Mit der Röntgenuntersuchung der Brust – dem hierzulande häufigsten Diagnoseverfahren – kann ein Großteil der sogenannten Mammakarzinome häufig nicht eindeutig identifiziert werden. Wenn jedoch die Ultraschalldiagnostik ergänzend eingesetzt wird, können bis zu 45 Prozent mehr invasive Karzinome erkannt werden.

Auf einer Pressekonferenz der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin e.V. (DEGUM) fordern Experten deshalb, dass die Brustuntersuchung per Ultraschall schon bei Routineuntersuchungen zur Früherkennung von Krebs standardmäßig zum Einsatz kommen sollte. Die Pressekonferenz findet am Dienstag, den 19. Juni in Berlin statt.

„Der hohe Mehrwert der Sonografie zur Krebsfrüherkennung ist viel zu wenig bekannt“, bemängelt DEGUM-Experte Professor Dr. med. B. Joachim Hackelöer, der unter anderem Professuren für Gynäkologie und Geburtshilfe an Universitäten in Hamburg und Marburg innehatte. So habe der Medizinische Dienst des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen (MDS) den Nutzen dieser Untersuchung vor kurzem in einem Beurteilungsverfahren von mehreren Individuellen Gesundheitsleistungen (IGeL-Leistungen) als unklar eingestuft. Nach Ansicht von Hackelöer besteht vor diesem Hintergrund ein dringender Aufklärungsbedarf.

Doch warum ist der Nutzen des Brustultraschalls so groß? „Die weibliche Brust besteht aus einem Milchdrüsengewebe. Bindegewebe und Fett hüllen dieses Drüsengewebe ein“, so Hackelöer. „Durch die Ultraschalluntersuchung der Brust wird das Drüsen- und Bindegewebe mit hellen Echos dargestellt, Karzinome hingegen oft mit dunklen Echos.“ So entsteht ein Echokontrast, der die Diagnose wirksam ermöglicht. Im Gegensatz dazu weist die Röntgenuntersuchung der Brust – die sogenannte Mammografie – keinen so klaren Kontrast zwischen dem Tumor und dem übrigen Drüsen- und Bindegewebe auf. Hier werden die Karzinome hell oder weiß abgebildet und können deshalb durch das übrige restliche Drüsen- und Bindegewebe maskiert oder verborgen werden. Besonders häufig ist das bei Frauen mit dichtem Gewebe – also einem hohen Anteil an Milchdrüsengewebe – der Fall. Diese Frauen sollten nach Ansicht der DEGUM deshalb dringend auch per Ultraschall untersucht werden – und das sind zahlreiche: „Nach neuesten Daten hat fast die Hälfte der Frauen ab 50 Jahren ein dichtes Brustgewebe. „Problematisch ist, dass derzeit im Deutschen Mammographie Screening-Programm die Brustdichte nicht systematisch erfasst und mitgeteilt wird. Frauen mit extrem dichtem Drüsengewebe haben jedoch ein höheres Risiko, an Brustkrebs zu erkranken“, sagt Professor Dr. med. Alexander Mundinger, Chefarzt der Brustzentrum-Sektion Bildgebende und minimal-invasive Mammadiagnostik der Niels-Stensen-Kliniken am Franziskus-Hospital Harderberg in Georgsmarienhütte. Gleichzeitig sei das Risiko der Maskierung von Brustkrebs bei diesen Patientinnen am höchsten. „Aber auch ihnen wird zur Früherkennung von Brustkrebs hierzulande lediglich alle zwei Jahre eine Röntgenuntersuchung empfohlen und finanziert. Das muss sich dringend ändern.“

Damit zukünftig mehr Brustkrebstumore frühzeitiger entdeckt werden, fordern die DEGUM-Experten ein neues Konzept: „Wir benötigen in Deutschland dringend ein risikoadaptiertes, optimiertes Screening-Programm. Hier sollte die Mammografie zwingend durch die Ultraschall-Diagnostik der Brust ergänzt werden“, meint Hackelöer. „Zudem muss die Früherkennung sehr individualisiert durchgeführt werden.“ Ideal wäre es nach Ansicht der DEGUM-Experten, wenn die Ultraschall- und die Röntgenuntersuchung – je nach Dichtegrad der Brust – bei Frauen ab dem 40. Lebensjahr etwa einmal pro Jahr standardisiert angewendet würde. Diese Untersuchungen sollten möglichst DEGUM-zertifizierte Gynäkologen und Radiologen durchführen. Nach Ansicht der Ultraschall-Experten sollte das DEGUM-Konzept bereits in die Screening-Ausbildung der angehenden Ärzte integriert werden – so könne eine hohe Qualität in der Sonografie am besten gewährleitet werden.

Weiterführende Informationen:
https://www.mds-ev.de/presse/pressemitteilungen/neueste-pressemitteilungen/2018-…

Quelle: idw

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Der gläserne Fußballer

Dr. Ulrich Marsch Corporate Communications Center
Technische Universität München

Wie wird Erfolg im Fußball messbar? Mit der heute verfügbaren Menge an Positionsdaten im Fußball scheint diese Frage vor einer Weltmeisterschaft besonders interessant. Trainingswissenschaftler Dr. Daniel Link von der Technischen Universität München (TUM) hat ein Modell entwickelt, mit dem sich die Torgefährlichkeit einer Mannschaft messen lässt.

Tore lassen im Fußball nur bedingt eine Aussage über die Leistung einer Mannschaft und die Qualität ihrer Spieler zu: Sie fallen selten, manchmal durch eine einzige Unaufmerksamkeit oder einer hochdominanten Mannschaft fehlt das Quäntchen Glück.

Indikatoren wie Torschüsse, erfolgreiche Pässe, Zweikämpfe, Ballbesitz und zurückgelegte Distanzen sind insbesondere in den Medien weit verbreitet, jedoch auch ihr Nutzen ist als Maßeinheit für Leistung zu hinterfragen. Im Halbfinale der letzten Weltmeisterschaft 2014 beispielsweise hatte Deutschland weniger Torschüsse als Brasilien (im Verhältnis 14:18), aber kaum ein Zuschauer würde an der Überlegenheit Deutschlands in diesem Spiel (7:1 Tore) zweifeln.

Für das Buch „Data Analytics in Professional Soccer“ von Dr. Daniel Link sind Situationen, in denen die Möglichkeit besteht ein Tor zu erzielen, zentrales Kriterium für die „Leistung“ im Fußball. „Im Fußball kommt es primär darauf an, dass eine Mannschaft mit dem Ball in den torgefährlichen Bereich um das Tor kommt und den Gegner umgekehrt daran hindert“, sagt der Wissenschaftler vom Lehrstuhl für Trainingswissenschaft und Sportinformatik der TUM. In dem gerade veröffentlichten Werk präsentiert er sechs Einzelstudien mit innovativen mathematischen Ansätzen zur Spielanalyse und Spielerbewertung im Profifußball.

Echtzeit-Analyse mithilfe von optischem Tracking
Der Trainingswissenschaftler stellt in dem ursprünglich in „PLOS One“ veröffentlichten Kapitel 3 objektive Kriterien vor, um in Echtzeit die Mannschaftsleistung mit einem eigens dafür entwickelten Algorithmus festzustellen. Mit seinem Verfahren ermittelt er für jeden Zeitpunkt, zu dem ein Spieler im Ballbesitz ist, eine quantitative Darstellung der Wahrscheinlichkeit, dass ein Tor erzielt wird – „ich bezeichne dies als Dangerousity“, sagt Link. Die Berechnung dieser Metrik basiert auf der räumlichen Konstellation von Spieler und Ball und besteht aus den vier Komponenten Druck, Dichte, Ballkontrolle und Spielfeldzone. Der englische Begriff Dangerousity wird in der Sportdaten-Community inzwischen weltweit referenziert.

Mit diesem Ansatz hat der Autor in Zusammenarbeit mit der Deutschen Fußball Liga (DFL) 64 Bundesligaspiele ausgewertet. Die Positionsdaten der Spieler und des Balls wurden über ein optisches Tracking-System erfasst. Außerdem wurde die automatische Bewertung durch Links Algorithmus mit Bewertungen durch semi-professionelle Fußballtrainer bei hundert Spielszenarien verglichen. Hierbei zeigte sich eine hohe Übereinstimmung zwischen der Einschätzung der Szenen zwischen der Maschine und dem Menschen. Die Auswertung erfolgte mit Unterstützung des DFL-Tochterunternehmens Sportec Solutions (STS).

„Aus der Gefährlichkeit lassen sich weitere Metriken ableiten, mit denen Fragen zur Analyse des Spiels beantwortet werden können“, erklärt der Sportwissenschaftler seinen neuen Ansatz. „Wir verwenden diese Metriken, um einzelne Aktionen in einem Spiel zu analysieren, Spielpassagen zu beschreiben und die Leistung als auch Effizienz von Teams über die Saison zu charakterisieren.“ Für zukünftige Studien würden sie ein zufalls- und ergebnisunabhängiges Kriterium darstellen, um den Einfluss von zentralen Ereignissen in einem Fußballspiel, verschiedenen Spielsystemen oder taktischen Gruppenkonzepten auf den Erfolg hin zu untersuchen.

Publikation:
Daniel Link: Data Analytics in Professional Soccer – Performance Analysis Based on Spatiotemporal Tracking Data, Springer Vieweg 2018. ISBN 978-3-658-21177-6

Kontakt:
PD Dr. Daniel Link
Technische Universität München
Lehrstuhl für Trainingswissenschaft und Sportinformatik
Tel: +49.89.289.24498
daniel.link@tum.de

Weitere Informationen:
https://www.tum.de/die-tum/aktuelles/pressemitteilungen/detail/article/34675/

Quelle: idw

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Biomasse effizient nutzen

Britta Widmann Kommunikation
Fraunhofer-Gesellschaft

Große Waldgebiete und Industriestandorte liegen meist weit voneinander entfernt. Wegen des schwierigen Transports wird Holz daher nur begrenzt als industrieller Rohstoff genutzt. Im EU-Projekt SteamBio haben Forschende des Fraunhofer-Instituts für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB gemeinsam mit Partnern ein spezielles Dampftrocknungs-Verfahren entwickelt. Damit lassen sich die Transportkosten in Zukunft deutlich senken. Ein weiterer Pluspunkt: Das Verfahren wird bereits in einer spanischen Pilotanlage angewendet. Vom 11. bis 15. Juni wird ein Modell der Anlage auf der Messe ACHEMA in Frankfurt am Main (Halle 9.2, Stand D66) präsentiert.

Die industrielle Nutzung von Holz bietet große Chancen, Erdöl und Erdgas zu ersetzen. Die Herausforderung besteht darin, mit innovativen Verfahren die Biomasse so zu behandeln, dass nachhaltige Produkte und Produktionswege entstehen.

Üblicherweise werden Waldrestholz, Schwachholz und anderes minderwertiges Holz zu Hackschnitzeln zerkleinert. Hackschnitzel sind ein wichtiger Rohstoff für die holzverarbeitende Industrie. Außerdem dienen sie in Heizkraftwerken und Hackschnitzelheizungen als Brennstoff. Der hohe Wassergehalt der frischen Hackschnitzel verursacht zwei Probleme: Das Transportgewicht ist sehr hoch und die feuchte Masse lässt sich schlecht lagern. Schützt man die Hackschnitzel nicht vor Regen, verrottet das Material schnell.

Hackschnitzel transportfähig machen
Ein neues Verfahren, Hackschnitzel transport- und lagerfähig zu machen, haben Forscherinnen und Forscher des Fraunhofer-Instituts für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB nun im EU-Projekt SteamBio entwickelt – gemeinsam mit zehn weiteren Projektpartnern aus vier europäischen Ländern. »Statt die Biomasse gehäckselt zu transportieren, torrefizieren wir sie«, erläutert Siegfried Egner, Abteilungsleiter am IGB und Koordinator des Projekts SteamBio. »Wir erhitzen die Biomasse in einer Dampfatmosphäre ohne Sauerstoff. Von den drei Hauptbestandteilen der Biomasse – Cellulose, Lignin und Hemicellulose – treiben wir auf diese Weise einen komplett aus, und zwar die Hemicellulose.« Das Gewicht wird erheblich reduziert, der spezifische Heizwert deutlich erhöht und das Material kann zu hochreaktivem Pulver vermahlen werden.

Die torrefizierte Biomasse ist wasserabweisend und hat ein deutlich besseres Brennverhalten, da sie nur noch aus Wasserstoff und Kohlenstoff besteht. Die Biomasse kann als offenes Schüttgut transportiert werden, da Regen an der Oberfläche abperlt, ohne in das Innere einzudringen. Zudem ist die torrefizierte Biomasse deutlich leichter als das unbehandelte Material – das spart erheblich Transportkosten.

Kohle durch Biomasse ersetzen
Die torrefizierten Holzhackschnitzel lassen sich leicht zwischen zwei Fingern zerreiben. Man kann sie zu Pellets pressen oder zu Staub vermahlen. Durch die größere Oberfläche hat der Biomasse-Staub bei der stofflichen Nutzung eine höhere Reaktivität als größere Materialstückchen. Zum anderen kann er bei der energetischen Nutzung mit Steinkohle-Staub vermischt und in die Feuerung von Kohlekraftwerken eingeblasen werden. Die Kohle ließe sich sogar bei gleicher Feuerungstechnik gänzlich durch Biomasse ersetzen.
Chemikalien nachhaltig erzeugen

Besonders wertvoll sind die flüchtigen Substanzen, die bei der Torrefizierung entstehen. Aus ihnen lassen sich Chemikalien gewinnen, die als Ausgangsmaterial für viele andere Industrieprodukte dienen. Diese Plattformchemikalien wurden bisher aus Erdöl oder Erdgas gewonnen, über die Torrefizierung lassen sie sich dagegen nachhaltig erzeugen. »Die Plattformchemikalien werfen bei vielen Biomasse-Materialien so viel Gewinn ab, dass sie den gesamten Torrefizierungsprozess finanzieren«, sagt Dr. Antoine Dalibard, Gruppenleiter am Fraunhofer IGB.

Dampftrocknung bei über 200 Grad
Doch was genau geschieht bei der Wärmebehandlung? »Die Torrefizierung an sich ist kein neues Verfahren«, erklärt Bruno Scherer, Projektingenieur am IGB. »Im SteamBio-Projekt setzen wir auf die am IGB entwickelte Dampftrocknungs-Technologie, die wir für diesen Prozess angepasst haben. Wir arbeiten hier bei Temperaturen zwischen 200 bis 250 Grad Celsius.« Das Besondere an der Technologie: Die in der Biomasse enthaltene Feuchte sowie dampfförmige Reaktionsprodukte der Torrefizierung werden kontrolliert im Prozessraum gehalten und bilden selbst das Prozessmedium. »Wir arbeiten also mit überhitztem Dampf«, verdeutlicht Scherer.

Die hohe Temperatur trocknet die Biomasse und führt dazu, dass niedrig siedende organische Verbindungen flüchtig werden. Während Cellulose und Lignin als Feststoff zurückbleiben, gehen die flüchtigen Stoffe in die Gasphase über. Mithilfe spezieller Kondensatoren fangen die Forscher diese gasförmigen Substanzen auf, kühlen sie selektiv ab und gewinnen sie auf diese Weise als Flüssigkeiten zurück.

Eine Pilotanlage ist bereits im Einsatz: Sie wurde beim Projektpartner Heckmann Metall- und Maschinenbau GmbH gefertigt und dort bereits betrieben – sieben Tage die Woche rund um die Uhr. Als Biomasse wurde Buche verwendet. Seit Januar 2018 steht die Anlage in Spanien. Hier torrefizieren Projektpartner Kiefern-, Eichen- und Buchenholz sowie Rebschnitt und Reststoffe der Olivenproduktion. Auf der Messe ACHEMA 2018 in Frankfurt am Main zeigten die Forscherinnen und Forscher vom Fraunhofer IGB eine Modell-Pilotanlage sowie getrocknete und torrefizierte Proben am Fraunhofer-Gemeinschaftsstand in Halle 9.2, Stand D66.

Weitere Informationen:

https://www.fraunhofer.de/de/presse/presseinformationen/2018/juni/biomasse-effiz…

Quelle: idw

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Achema 2018: Bierbrauen – Braurückstände sollen nachhaltige Verwendung finden

Melanie Löw Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Technische Universität Kaiserslautern

Um die 104 Liter Bier hat jeder Deutsche 2016 im Schnitt getrunken. Beim Brauen des Gerstensafts fallen viele Rückstände an, europaweit kommen pro Jahr circa 400.000 Tonnen zusammen. Nur ein Teil davon wird als Tierfutter wiederverwertet. Wie dieser Abfall nachhaltig genutzt werden kann, zum Beispiel als Rohstoff für die Chemie-Industrie oder als Quelle für pharmakologische Wirkstoffe, daran arbeiten Forscherteams aus drei Fachbereichen an der Technischen Universität Kaiserslautern (TUK) in einem europäischen Projekt.

Beim Brauen setzen Hefen die im Malz enthaltenen Zucker während der Gärung zu Alkohol und Kohlendioxid um. Weitere Bestandteile aus dem Getreidemalz benötigen die Mikroorganismen, um zu wachsen und sich zu vermehren. Trotzdem fällt hierbei viel Abfall an. In diesen Rückständen, in Fachkreisen auch Treber genannt, stecken noch etliche wertvolle Inhaltstoffe. Hier setzt das Projekt an, an dem drei Arbeitsgruppen der TUK gemeinsam mit Kooperationspartnern forschen: Sie untersuchen, wie der Treber künftig nachhaltig und ressourcenschonend genutzt werden kann.

Bei Professor Dr. Roland Ulber im Lehrgebiet Bioverfahrenstechnik geht das Team um die Doktoranden Jens Weiermüller und Alexander Akermann der Frage nach, welche Substanzen anfallen, wenn die Brau-Rückstände weiter fermentiert werden. „Wir nutzen dazu verschiedene Mikroorganismen wie Pilze und Bakterien“, sagt Akermann. Bei diesen Prozessen fallen eine Vielzahl von chemischen Produkten an, wie etwa Milchsäure. Sie könnte zum Beispiel in Zukunft als Ausgangsstoff für Bioplastik für die Industrie dienen.

In der Anorganischen Chemie beschäftigt sich das Forscherteam um Professor Dr. Werner Thiel und die Doktoranden Ranja Saynisch und Pascal Weingart mit den Fetten, die im Treber vorkommen. „Sie enthalten beispielsweise zahlreiche ungesättigte Fettsäuren, die die Hefen bei der Gärung nicht brauchen“, sagt Thiel. Diese Stoffe möchten die Chemiker zunächst genauer identifizieren. In einem nächsten Schritt möchten sie daraus Produkte für die Industrie aufbereiten. „Aus den Fetten lässt sich etwa Glyzerin gewinnen, das zu Zwischenprodukten für die chemische Industrie umgewandelt werden kann“, fährt der Professor fort. „Aus den ungesättigten Fettsäuren kann man unter anderem Vorprodukte für die Kunststoffherstellung gewinnen. Dazu werden wir die nötigen Katalysatoren entwickeln.“

Das Team vom Fachgebiet Lebensmittelchemie und Toxikologie um Professorin Dr. Elke Richling mit den Doktorandinnen Daniela Becker und Verena Kirsch wird Substanzen als auch Extrakte, die unter anderem von Projektpartnern aus dem Treber gewonnen werden, auf ihre biologische Aktivität untersuchen. So werden diese zunächst hinsichtlich möglicher toxikologischer Wirkungen geprüft. „Wir müssen uns rückversichern, dass bei den Stoffen keinerlei Gefahr für die Gesundheit besteht“, sagt Kirsch. Darüber hinaus werden sie untersuchen, wie die Substanzen den Zuckerstoffwechsel des Menschen beeinflussen. „Es gibt einige Hinweise darauf, dass verschiedene Stoffe aus dem Treber die Aufnahme von Zucker ins Blut unterbinden“, sagt Becker weiter. „Wir werden uns anschauen, welchen Einfluss sie genau haben.“ Möglicherweise ließe sich mit den gewonnenen Erkenntnissen eines Tages der Glukosestoffwechsel beeinflussen. Dies ist bei der Behandlung von Diabetes von großer Bedeutung.

Am Projekt „BIOVAL“ sind neben der TUK die Saar-Uni sowie die Universitäten in Lothringen, Luxemburg und Lüttich sowie das belgische Unternehmen Celabor beteiligt. Der Europäische Strukturfond zur regionalen Entwicklung (EFRE) fördert es mit 1,84 Millionen Euro. Das Gesamtbudget liegt bei über drei Millionen Euro.

Der Auftritt der Forscher der TU Kaiserslautern auf der Messe wird von Klaus Dosch vom Referat für Technologie und Innovation organisiert. Er ist Ansprechpartner für Unternehmen und vermittelt unter anderem Kontakte zur Wissenschaft.
Kontakt: Klaus Dosch, E-Mail: dosch@rti.uni-kl.de, Tel.: 0631 205-3001

Quelle: idw

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Studie: Schlafqualität beeinflusst Leistungsfähigkeit stärker als Schlafdauer

Thomas Joppig Corporate Communications & Public Relations
Jacobs University Bremen gGmbH

Um tagsüber fit und leistungsfähig zu sein, spielen eine gesunde, fettarme Ernährung sowie ungestörter Schlaf eine wichtige Rolle. Von geringerer Bedeutung ist dagegen die Dauer des Schlafes. Das ist das Ergebnis einer jetzt in der Zeitschrift „Health Behavior & Policy Review“ veröffentlichten Studie, die an der Jacobs University Bremen entstanden ist.

Dr. Sonia Lippke, Professorin für Gesundheitspsychologie, hat gemeinsam mit zwei Kolleginnen aus ihrer Forschungsgruppe die Wechselbeziehungen zwischen Lebensqualität und Wohlbefinden einerseits und Schlaf und Ernährung andererseits untersucht. Konkret ging es dabei um den Fettgehalt der Nahrung sowie die Dauer und die Qualität des Schlafes.

Unzureichender Schlaf gilt generell gerade bei älteren Erwachsenen als Risikofaktor für eine Reihe von chronischen Erkrankungen wie Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Probleme oder Diabetes. Die Wissenschaft widmet sich dem Faktor Schlaf deshalb in jüngster Zeit vermehrt. Allerdings ist bislang wenig bekannt über die Zusammenhänge zwischen Schlaf und verschiedenen Lebensstilfaktoren wie etwa Ernährung. „Es war und ist uns deshalb wichtig, wechselseitige Einflüsse in diesem Bereich zu erkunden“, sagt Sonia Lippke. „Denn dies ermöglicht Empfehlungen und Maßnahmen, die wiederum die Lebensführung verbessern können.“

Für ihre Studie haben sie und ihr Team 126 Erwachsene befragt, die älter als 50 Jahre waren. Auffällig war insbesondere der positive Einfluss von fettreduzierter Ernährung und einem ungestörten, als gut empfundenen Schlaf auf die Leistungsfähigkeit tagsüber. Bei Untersuchungsteilnehmern, die von dieser Kombination profitierten, war die Dauer des Schlafes hingegen von untergeordneter Bedeutung. Sieben bis acht Stunden Schlaf gelten als ausreichend, aber es kommt insbesondere darauf an, dass diese erholsam sind.

Quelle:
Tan, S. L., Whittal, A., & Lippke, S. (2018). Associations among Sleep, Diet, Quality of Life, and Subjective Health. Health Behavior & Policy Review, 5(2), 46-58.

Über die Jacobs University Bremen:
In einer internationalen Gemeinschaft studieren. Sich für verantwortungsvolle Aufgaben in einer digitalisierten und globalisierten Gesellschaft qualifizieren. Über Fächer- und Ländergrenzen hinweg lernen, forschen und lehren. Mit innovativen Lösungen und Weiterbildungsprogrammen Menschen und Märkte stärken. Für all das steht die Jacobs University Bremen. 2001 als private, englischsprachige Campus-Universität gegründet, erzielt sie immer wieder Spitzenergebnisse in nationalen und internationalen Hochschulrankings. Ihre fast 1400 Studierenden stammen aus mehr als 100 Ländern, rund 80 Prozent sind für ihr Studium nach Deutschland gezogen. Forschungsprojekte der Jacobs University werden von der Deutschen Forschungsgemeinschaft oder dem Europäischen Forschungsrat ebenso gefördert wie von global führenden Unternehmen.

Weitere Informationen unter
www.jacobs-university.de

Thomas Joppig | Jacobs University Bremen gGmbH
Corporate Communications & Public Relations
t.joppig@jacobs-university.de | Tel.: +49 421 200-4504

Quelle: idw

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WM 2018: Fußball-Fans am Arbeitsplatz – Was ist erlaubt?

Melanie Hahn Presse & Öffentlichkeitsarbeit
Hochschule Fresenius

Am 14. Juni war Anpfiff: Mit dem Eröffnungsspiel startet die Fußball-WM 2018 in Russland. Vier Wochen lang wird nahezu ganz Deutschland wieder mit der deutschen Nationalmannschaft mitfiebern – auch während der Arbeitszeit. Welche Freiheiten Arbeitnehmer haben und was der Arbeitgeber nicht durchgehen lassen muss, erklärt der Arbeitsrechtler und Professor an der Hochschule Fresenius in Hamburg, Dr. Michael Fuhlrott.

Die Deutschen sind ein fußballbegeistertes Volk – besonders zu großen Turnieren wie der Weltmeisterschaft. Bis zu 35 Millionen Zuschauer verfolgten 2014 allein in Deutschland das Finale im Fernsehen. Einen Monat steht auch in diesem Sommer alles ganz im Zeichen des Fußballs. In der Vorrunde finden einige Spiele bereits während der Arbeitszeit um 16 Uhr statt. Für viele Arbeitnehmer ist es selbstverständlich, dass sie diese Spiele im Fernsehen, Radio oder auch im Internet live am Arbeitsplatz verfolgen. Doch wie sieht es arbeitsrechtlich aus? Dürfen Mitarbeiter für dieses Event ihre Arbeit unterbrechen? „Das dürfen sie nicht“, stellt Prof. Dr. Michael Fuhlrott eindeutig klar. „Weder für die Fußball-WM noch für andere Sportereignisse dürfen Mitarbeiter ihre Arbeit unterbrechen, um die Spiele zu verfolgen. Es sei denn, dies wurde ausdrücklich vom Arbeitgeber genehmigt.“ Der Arbeitgeber sei zudem dazu berechtigt, das Einschalten des Radios zu untersagen, auch wenn die Mitarbeiter parallel weiterarbeiten könnten. Dies trotzdem zu machen, sei zwar kein Grund für eine Kündigung, wohl aber für eine Abmahnung. Auch ein Anspruch auf Urlaub oder Freistellung besteht nicht: „Wollen alle Arbeitnehmer das Finale sehen und dafür einen Urlaubstag einreichen, so wird der Arbeitgeber anordnen dürfen, dass eine gewisse Mindestbesetzung weiterhin im Betrieb bleibt.“ Nach Siegen der Nationalelf wird häufig lange und ausgiebig gefeiert. Hier gilt: Alkoholisiert am Arbeitsplatz zu erscheinen, ist ebenfalls ein Grund für eine Abmahnung, in gravierenden Fällen sogar für eine Kündigung. „Um ein gutes Betriebsklima zu schaffen, sollte der Arbeitgeber allerdings während der WM auch mal ein Auge zudrücken,“ so der Jurist. „Gefährdet man weder die eigene Sicherheit noch die anderer, kann im Einzelfall auch in der Mittagspause ein Glas Bier oder Sekt erlaubt sein.“ Wichtig sei aber, so der Arbeitsrechtler Fuhlrott, dass man sich vorher dazu abstimme. Denn dann könne das gemeinsame Fiebern und Feiern auch integrativ wirken und das Betriebsklima stärken, wenn der Arbeitgeber etwa zum gemeinsamen WM-Spiel-Schauen einlädt und vielleicht sogar noch Würstchen und Bier stellt.

Weitere Informationen:
http://www.hs-fresenius.de

Quelle: idw

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Bei BMI größer 40 und Typ 2-Diabetes: Neue S3-Leitlinie empfiehlt sofortige Operation

Helena Reinhardt Pressestelle / Unternehmenskommunikation
Universitätsklinikum Leipzig AöR

UKL-Chirurg Prof. Dietrich gestaltet neue Handlungsempfehlungen maßgeblich mit
Operieren statt Insulin spritzen: Übergewichtigen Patienten mit einem „Body Mass Index“ (BMI) von 40 oder höher, die gleichzeitig an einer Typ 2-Diabetes leiden, wird zukünftig eine sofortige Operation empfohlen, weil konservative Therapien in diesen Fällen nicht zu einer Reduzierung des Risikos von Schlaganfällen und Herzinfarkten führen und eine nachhaltige Gewichtsreduktion meist nicht erreicht wird. Dieser metabolische Chirurgie genannte Eingriff ist einer der Kernpunkte der neuen S3-Leitlinie „Chirurgische Therapie der Adipositas und metabolischer Erkrankungen“. Über zwei Jahre haben Ärzte, Patientenvertreter und Selbsthilfegruppen aus ganz Deutschland daran gearbeitet. Geleitet hat diese Kommission Prof. Arne Dietrich, Geschäftsführender Direktor der Klinik und Poliklinik für Viszeral-, Transplantations-, Thorax- und Gefäßchirurgie am UKL.

Gemeinsam mit Dr. Tatjana Schütz vom IFB Adipositas-Erkrankungen gestaltete er die neue Leitlinie der Deutschen Adipositas-Gesellschaft somit maßgeblich mit. Sie stellt ein Instrument dar, die Behandlung von Adipositas und metabolischen Erkrankungen zu optimieren. Allgemein gelten Leitlinien als wissenschaftlich fundierte, praxisorientierte Handlungsempfehlungen, sind jedoch keine gesetzlichen Regelungen.
Erstmals wird hier nun zwischen der klassischen Adipositas-Chirurgie und der metabolischen Chirurgie unterschieden.
Auch bei ersterer setzt das Papier nun viel eindeutigere Formulierungen als früher. Bei Patienten mit einem BMI von mehr als 50 soll von nun an sofort über eine OP nachgedacht werden, da konservative Therapien in diesem hohen BMI-Bereich kaum Erfolgsaussichten haben. „Operationen zeigen nachhaltig guten Erfolg, vor allem was Langzeitüberleben und Lebensqualität betrifft“, sagt Prof. Dietrich, „Diät und Sport, was natürlich jeder Übergewichtige oder Adipöse zuerst versuchen sollte, führen nur extrem selten zu einem bleibendem Erfolg im BMI-Bereich über 50.“

Adipositas sei heute eine von der Weltgesundheitsorganisation WHO anerkannte Krankheit mit komplexen Ursachen, betont der UKL-Experte. Es liege nicht einfach nur an falscher Ernährung.
Gleichwohl sei Essen weiterhin „ein Mittel zum Glücklich sein“, Lebensmittel seien hierzulande überall und preiswert zu haben. „Adipositas – davon spricht man ab einem BMI von 30 – kann man leider zu oft nicht einfach durch eine reine Änderung des Lebensstils rückgängig machen“, hebt Prof. Dietrich hervor.
Ziel aller Operationen, so steht es in der neuen Leitlinie, sei nicht primär die Gewichtsreduktion, sondern ebenso ein verbesserter Gesundheitszustand, höhere Lebensqualität und Lebenserwartung – erreicht über die Gewichtsreduktion.

Das Körpergewicht der Menschen in den westlichen und Schwellenländern stieg in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich an. Adipositas geht oft mit einer Reihe bedeutsamer Erkrankungen einher, wie zum Beispiel Diabetes mellitus Typ 2, Bluthochdruck, Asthma, Schlafapnoesyndrom, bestimmte Krebsarten oder Lebererkrankungen. Sie reduziert bemerkbar die Lebenserwartung.

„Die Zahl adipositas-chirurgischer Eingriffe ist in den vergangenen Jahren auch in Deutschland gestiegen. Dazu beigetragen haben unter anderem neue Techniken, eine enorme Zunahme wissenschaftlicher Studien und die Erkenntnis, dass eine nachhaltige Gewichtsreduktion bei einem BMI von mehr als 40 bei der Mehrheit der Betroffenen nur durch einen chirurgischen Eingriff erreicht werden kann“, erklärt Prof. Dietrich.

Weitere Informationen:

http://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/088-001.html

Quelle: idw

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Zweites „Leben“ für Phosphor: Wie Phönix aus der Klärschlammasche

Franz-Georg Elpers Pressestelle
Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)

DBU unterstützt Verfahren zur Düngergewinnung mit 119.000 Euro – Als fertiges Produkt einsetzbar
Phosphor fördert in Form von Phosphat das Pflanzenwachstum und ist oft die Basis für Dünger. Doch der Abbau des Mineralstoffs birgt viele Probleme. Das macht die rund zwei Millionen Tonnen Klärschlamm, die in Deutschland pro Jahr anfallen und recyclingfähiges Phosphor enthalten, zu einer wichtigen Quelle. Mit der Firma Seraplant (Haldensleben) und der Materialforschungs- und Prüfanstalt an der Bauhaus-Universität Weimar hat die Firma Glatt Ingenieurtechnik (Weimar) eine Möglichkeit gefunden, phosphorhaltigen Dünger aus der Asche verbrannten Klärschlamms zu erzeugen. Dabei wird in einem zweistufigen Verfahren aus der Asche ein pflanzenverfügbares Düngergranulat gefertigt. So lässt sich der Kreislauf des Phosphors schließen. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) unterstützt das Projekt fachlich und finanziell mit rund 119.000 Euro. DBU-Experte Dr. Maximilian Hempel: „Hier zeigt sich, wie Phosphor nicht nur umweltverträglich zurückgewonnen, sondern in Form eines marktfähigen Produktes direkt eingesetzt werden kann.“

Von der Klärschlammasche zum Dünger in zwei Schritten
Würde der in Deutschland anfallende Klärschlamm getrocknet, läge sein Gewicht bei rund zwei Millionen Tonnen pro Jahr – rund 60.000 Tonnen davon seien Phosphor, der lebensnotwendige Stoff für alle Organismen. „Bisher wird jedoch weniger als die Hälfte des Klärschlamms und damit seiner wertvollen Inhaltsstoffe genutzt. Das wollen wir mit unserem Verfahren ändern“, so Projektleiter Dr. Lars Leidolph von Glatt Ingenieurtechnik. In dem von seiner Firma entwickelten Verfahren wird in zwei Hauptverfahrensschritten aus der Asche des verbrannten Klärschlamms einsatzbereiter Standarddünger. Zunächst wird der Asche Phosphorsäure hinzugefügt, um die Phosphatumwandlung anzustoßen. Ohne diesen Schritt könnten die in der Asche enthaltenen Nährstoffe nicht von den Pflanzen aufgenommen werden. Indem die Minerale mit der Säure reagieren, entstehen für Pflanzen verfügbare und daher für die Düngemittelindustrie interessante Phosphate. Der Mischung aus Feststoff und Flüssigkeit (Suspension) können bei Bedarf weitere Nährstoffe in flüssiger sowie fester Form oder zusätzliche Phosphatquellen zugesetzt werden. Zudem ist das Verfahren für unterschiedliche Aschen geeignet. Anschließend wird die Suspension granuliert, sodass am Ende phosphorhaltiger Dünger entsteht. „Der so gewonnene Dünger entspricht den gesetzlichen Anforderungen und kann direkt in der Landwirtschaft verwendet werden“, so Leidolph weiter.

Bisherige Probleme durch zweistufiges Verfahren gelöst
Ein wichtiger Vorteil des Verfahrens sei die einfache technische Umsetzbarkeit. Zudem würde kein Rohphosphat sowie weniger Energie benötigt, und es entstünden keine Abfälle. Hempel: „Die Grundidee des Verfahrens wird schon länger getestet. Doch bisher verhinderten technische Probleme, dass es auch eingesetzt wird.“ Unkontrollierte Reaktionen der einzelnen Bestandteile, die schwankende Qualität des Düngers und schneller verschleißende Anlagen hätten aufgrund des zweistufigen Aufbaus im Rahmen des Projektes beseitigt werden können. Darüber hinaus können Schwankungen in der Zusammensetzung der Klärschlammaschen einfach ausgeglichen werden, indem die Rezeptur angepasst werde. Das sichere eine gleichbleibend hohe Qualität. Nun seien die Projektpartner dabei, das Verfahren in die industrielle Anwendung zu überführen. Zudem soll getestet werden, ob beispielsweise auch Gülle oder andere Stoffe mithilfe des Verfahrens in Dünger umgewandelt werden können. „Mit dem neuen Verfahren kann wirkungsvoll eine Lücke im Phosphor-Kreislauf geschlossen werden, die einen nachhaltigen Umgang mit dem Stoff bisher erschwert hat“, fasst Hempel zusammen.

Zum Hintergrund:
Phosphor ist Teil unserer Lebensgrundlage und kann nicht durch andere Stoffe ersetzt werden. Er fördert beispielsweise das Wachstum von Pflanzen, weshalb große Mengen davon als Dünger in der Landwirtschaft eingesetzt werden. Bisher wird Phosphor im Tagebau abgebaut. Doch das hat große Auswirkungen auf die Umwelt, findet häufig in Ländern mit schwieriger politischer Lage statt und benötigt viel Energie. Zudem ist er häufig mit Schadstoffen belastet. Über unsere Nahrung landet ein großer Teil des Phosphors schließlich im Klärschlamm. Dieser kann jedoch nicht mehr ohne weiteres in der Landwirtschaft wiederverwendet werden, da er häufig zu viele Schadstoffe enthält. Zwar gibt es alternative Rückgewinnungs-Verfahren. Sie benötigen bisher jedoch große Mengen Chemikalien und Energie.
So lange Phosphor nicht wiederverwendet wird, besteht die Gefahr, eine der von internationalen Experten definierten Belastungsgrenzen des Erdsystems zu überschreiten und die Chance zu verpassen, die 2015 beschlossenen globalen nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen langfristig zu erreichen. Sie sollen eine nachhaltige Entwicklung auf ökonomischer, sozialer sowie ökologischer Ebene sichern.

Weitere Informationen:
https://www.dbu.de/123artikel37663_2442.html

Quelle: idw

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Biomasseforschungszentrum skizziert Änderungsvorschläge für das Ausschreibungsdesign im EEG 2017

Paul Trainer M.A. Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Biomasseforschungszentrum

Mit der aktuellen Novellierung des Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) wurde die zukünftige Förderung von Biomasseanlagen und anderen erneuerbaren Energieträgern auf ein Ausschreibungsverfahren umgestellt. Obwohl das Volumen von ca. 122 MWel installierter Leistung in der ersten Ausschreibungsrunde nicht vollständig ausgeschöpft wurde, lassen sich aus den ersten Erfahrungen bereits konkrete Vorschläge zur Verbesserung des Ausschreibungsdesigns ableiten. In einer jetzt vorgelegten Stellungnahme haben Wissenschaftler des DBFZ insgesamt sechs Änderungsvorschläge skizziert, welche auch Vorschläge von Verbänden aus der Bioenergiebranche berücksichtigen.

Im September 2017 wurde im Rahmen des novellierten Erneuerbare-Energien-Gesetzes die erste Ausschreibungsrunde für Bioenergieanlagen durchgeführt. Unter anderem aufgrund der langen durchschnittlichen Vergütungs-Restlaufzeit der meisten Bioenergieanlage, zeigte sich, dass das Interesse bislang noch verhalten ist. Das Ausschreibungsvolumen betrug ca. 122 MWel installierte Leistung. Von 33 Geboten mit einem Volumen von rund 41 MWel erhielten 24 Gebote mit einem Volumen von rund 28 MWel einen Zuschlag.

Obwohl das Volumen in der ersten Ausschreibungsrunde folglich nicht ausgeschöpft wurde, lassen sich aus den ersten Erfahrungen bereits konkrete Änderungsvorschläge zur Verbesserung des Ausschreibungsdesigns ableiten. So fordert das DBFZ in der jetzt vorgelegten Stellungnahme u.a. eine Verhinderung des Abbruchs der Flexibilisierung von Bestandsanlagen, die Erhöhung des Wettbewerbs im Ausschreibungsverfahren, eine Förderung der Güllevergärung außerhalb des Ausschreibungsverfahrens sowie die Verlängerung des Ausbaukorridors mit dem Ziel, den Technologiepfad zu erhalten. Auch eine Förderung von Kleinanlagen sowie ein Anreize zur Sektorkopplung sollten im Zuge der nächsten Novellierung angestrebt werden.

„Das Ziel des Ausschreibungsdesigns muss sein, den Wettbewerb innerhalb der Ausschreibungen für Biomasseanlagen zu erhöhen und Perspektiven für die Entwicklung des Anlagenbestands aufzuzeigen. Die Politik muss sich entscheiden, wie die Bioenergie im Rahmen des EEG weiterentwickelt werden soll. Sowohl für den möglichen Ausbau zur Flexibilisierung von Biogasanlagen als auch dem Ausbaupfad nach 2022 muss der politische Rahmen festgelegt werden“, so Mattes Scheftelowitz, einer der Autoren der Stellungnahme.

Download:
Das Dokument des DBFZ kann unter dem folgenden Link heruntergeladen werden:
www.dbfz.de/referenzen-publikationen/statements

Hintergrund EEG:
Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) regelt seit dem Jahr 2000 den Ausbau der erneuerbaren Energien und wurde seither in mehreren Stufen novelliert. Ziel ist es, den Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromversorgung bis zum Jahr 2050 auf bis zu 80 Prozent zu steigern. Deutschland hatte im Jahr 2016 ca. 7,2 GW installierter elektrischer Leistung von Biomasseanlagen im EEG, die insgesamt 41 TWhel Strom produziert haben. 2017 sind geschätzte 200 Anlagen hinzugekommen – vor allem im Kleinanlagenbereich, der außerhalb der Ausschreibungsverpflichtung liegt. Bedingt durch die politischen Rahmenbedingungen und das aktuelle EEG 2017 gehen Schätzungen des DBFZ aktuell von einer Absenkung der Stromerzeugung von derzeit 33 TWh (2017) auf unter 40 % im Jahr 2035 aus.

Smart Bioenergy – Innovationen für eine nachhaltige Zukunft
Das Deutsche Biomasseforschungszentrum arbeitet als zentraler und unabhängiger Vordenker im Bereich der energetischen und stofflichen Biomassenutzung an der Frage, wie die begrenzt verfügbaren Biomasseressourcen nachhaltig und mit höchster Effizienz und Effektivität zum bestehenden und zukünftigen Energiesystem beitragen können. Im Rahmen der Forschungstätigkeit identifiziert, entwickelt, begleitet, evaluiert und demonstriert das DBFZ die vielversprechendsten Anwendungsfelder für Bioenergie und die besonders positiv herausragenden Beispiele gemeinsam mit Partnern aus Forschung, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Mit der Arbeit des DBFZ soll das Wissen über die Möglichkeiten und Grenzen einer energetischen und integrierten stofflichen Nutzung nachwachsender Rohstoffe in einer biobasierten Wirtschaft insgesamt erweitert und die herausragende Stellung des Industriestandortes Deutschland in diesem Sektor dauerhaft abgesichert werden – www.dbfz.de.

Wissenschaftlicher Kontakt:
Mattes Scheftelowitz
Tel.: (0)341 2434-592
E-Mail: mattes.scheftelowitz@dbfz.de

Pressekontakt:
Paul Trainer
Tel.: (0)341 2434-437
E-Mail: paul.trainer@dbfz.de

Weitere Informationen:
https://www.dbfz.de/presse/pressemitteilungen-2018/biomasseforschungszentrum-ski…
https://www.dbfz.de/referenzen-publikationen/statements

Quelle: idw

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Molekül identifiziert, das anfällig für Magersucht macht

Anke Schlee Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für Psychiatrie

Wissenschaftler am Max-Planck-Institut für Psychiatrie (MPI) haben ein Molekül in der Plazenta identifiziert, das dafür verantwortlich sein könnte, dass Nachkommen, deren Mutter während der Schwangerschaft Stress ausgesetzt waren, an Magersucht erkranken.

Die Anfälligkeit für Essstörungen wurde oft mit Stress in der frühen Kindheit in Verbindung gebracht. Stress allein führt jedoch nicht zwangsläufig zu einer Essstörung, es ist vielmehr eine Kombination aus Veranlagung und einer Vielzahl von Faktoren aus dem frühen Leben, die zur Erkrankung führt.

In einer Studie, die kürzlich in der renommierten Fachzeitschrift Nature Communications veröffentlicht wurde, liefern Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie entscheidende biologische Einblicke in diese Krankheit. Mariana Schroeder, Autorin der Studie und Projektgruppenleiterin im Team von Alon Chen, dem Geschäftsführenden Direktor des MPI, ging davon aus, dass die Anfälligkeit für Anorexie bereits im Mutterleib entsteht. Sie testete heranwachsende Mäuse mit einem Modell, das aktivitätsbasierte Magersucht nachbildet, indem es den Tieren die Wahl zwischen Bewegung und Fressen lässt. Im Ergebnis zeigten weibliche Mäuse eine hohe Anfälligkeit für aktivitätsbasierte Magersucht, sie zogen die Bewegung dem Fressen vor. Schroeder ergänzt: „Interessanterweise haben sich die weiblichen Mäuse in zwei Gruppen geteilt, wenn sie dem Aktivitätsmodell ausgesetzt wurden. Ungefähr 40 Prozent wurden magersüchtig, die anderen 60 Prozent nicht. Die Männchen waren weitgehend resistent.“ Schröder fährt fort: „Erstaunlicherweise unterband pränataler Stress diese Anfälligkeit.“

Im nächsten Schritt wollten die Wissenschaftler den molekularen Mechanismus identifizieren, der dieser Programmierung in der Schwangerschaft zugrunde liegt. Dazu untersuchten sie die micro-RNA-Niveaus in der Plazenta. – Micro-RNA´s sind Moleküle, die wichtig für die Genregulation sind. – Eine micro-RNA stach besonders hervor, die so genannte miR-340. Diese war bei Weibchen hochgradig variabel, während sie in der Plazenta männlicher Nachkommen kaum nachweisbar war.

Die Forscher manipulierten die Expression dieser micro-RNA künstlich, um ihren Anteil in der Plazenta zu erhöhen. Daraufhin stieg die Anfälligkeit für Magersucht sowohl bei männlichen als auch bei weiblichen Mäusen an. MiR-340 beeinflusste den Nährstofftransfer von der Mutter auf den Fötus indirekt und veränderte dabei das Gehirn des Fötus.

Chen, folgert daraus: „Diese Studie liefert bedeutsame Einblicke in die frühe Entstehung dieser kaum verstandenen Essstörung.“

Magersucht, lateinisch anorexia nervosa, ist eine Essstörung, die durch selbstauferlegtes Hungern geprägt ist. Sie tritt häufig erstmals im Teenageralter oder im jungen Erwachsenenalter auf und zwar etwa zehnmal so oft bei Frauen wie bei Männern. Von allen psychischen Erkrankungen zeigt sie die höchste Sterblichkeitsrate. Trotzdem weiß man wenig darüber. Ihre Behandlung führt daher auch nur selten zur vollständigen Genesung.

Weitere Informationen:
http://www.psych.mpg.de/2365972/pm1618-magersucht

Quelle: idw

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Das Klärwerk der Zukunft – Abwasser als Energiequelle

Dr.-Ing. Bodo Weigert Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
KompetenzZentrum Wasser Berlin gGmbH (KWB)

Nach dreijähriger Forschungsarbeit und Praxisuntersuchungen unter der Leitung des Kompetenzzentrums Wasser Berlin stellt das Projekt POWERSTEP gemeinsam mit 15 europäischen Partnern aus Forschung und Industrie seine Ergebnisse vor. Die Untersuchungen haben gezeigt, dass in häuslichem Abwasser enthaltene Energiepotenziale umfangreicher als bisher mit schon heute verfügbaren Technologien genutzt werden kann. Mit diesen Erkenntnissen können Kläranlagen vom Energievernichter zum Energieproduzenten umgestaltet werden.

In Deutschland wird Abwasser fast flächendeckend in öffentlichen Kläranlagen gereinigt. Für den Betrieb wird Energie in der Größenordnung von zwei Großkraftwerken benötigt. Abwässer enthalten jedoch viel chemische Energie, die umgerechnet einer Leistung von 12 Großkraftwerken entspricht. Um diese Energiequelle richtig nutzen und verwerten zu können, wurden im Projekt POWERSTEP in sechs über Europa verteilten Klärwerken mit Fallstudien verschiedene neue Konzepte der Abwasserreinigung aber auch Energieverwertung untersucht. Die Reinigungsleistung der Klärwerke sollte dabei nicht beeinträchtigt werden.

Der Koordinator des Vorhabens POWERSTEP am Kompetenzzentrum Wasser Berlin, Dr. Christian Loderer, erklärt: „POWERSTEP hat gezeigt, dass eine signifikante Erzeugung von Energie aus Abwasser mit bereits heutige am Markt verfügbaren Technologien keine Vision mehr ist.“

Die Bedeutung der Ergebnisse von Powerstep für Europa wurde kürzlich in einem Fersehinterview mit Dominique Ristori, dem Generaldirektor der Generaldirektion Energie der europäischen Union, besonders gewürdigt.

POWERSTEP Projektvolumen: 5.2 Millionen Euro; 15 Partner; Laufzeit: 2015-2018.
POWERSTEP wird gefördert im Europäischen Programm für Forschung und Innovation „Horizon 2020″ unter dem Förderkennzeichen n°641661.

Dr. Christian Loderer, Koordinator POWERSTEP, Ansprechpartner für technische Fragen
Kompetenzzentrum Wasser Berlin gGmbH
+49 176 20106787
Christian.Loderer@kompetenz-wasser.de

Weitere Informationen:
http://powerstep.eu/powerstep-final-conference

Anhang
Presseinformation: Das Klärwerk der Zukunft – EU-Verbundvorhaben POWERSTEP hat neue Verfahren zur Nutzung von Abwasser als Energiequelle getestet
https://idw-online.de/de/attachment65511

Quelle: idw

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Männer und Frauen wünschen sich oft kürzere Arbeitszeiten

Wolfgang Braun Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB)

50 Prozent der männlichen und gut 40 Prozent der weiblichen Beschäftigten würden ihre Arbeitszeit gerne um mindestens 2,5 Wochenstunden verkürzen. Überdurchschnittlich häufig wollen Beschäftigte mit höheren Bildungsabschlüssen und größerer beruflicher Autonomie weniger arbeiten. Das geht aus einer am Dienstag veröffentlichten Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor.

„Gerade in anspruchsvollen Jobs besteht ein hohes Risiko, in Wochenstundenzahlen hineinzurutschen, die man eigentlich nicht wollte“, erklärt Enzo Weber, Leiter des IAB-Forschungsbereichs „Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen“. Flexible Arbeitszeitmodelle wie eine lebensphasenorientierte Arbeitszeitgestaltung, Langzeit-Arbeitszeitkonten sowie ein Recht auf Rückkehr in Vollzeit wären hier mögliche Lösungsansätze.

Mindestens 2,5 Stunden pro Woche länger arbeiten würden gerne 17 Prozent der weiblichen Beschäftigten. Oft stehen diesem Wunsch jedoch Haushaltsverpflichtungen sowie fehlende Kinderbetreuungsangebote entgegen. Eine partnerschaftliche Aufgabenteilung auch im Haushalt, umfassende und flexible Kinderbetreuungsmöglichkeiten sowie bessere steuerliche Anreize für eine Ausweitung der Erwerbstätigkeit von Ehefrauen könnten hier Veränderungen bringen, heißt es in der Studie. Derzeit würden das Ehegattensplitting und die Minijob-Regelungen einer Ausweitung der Arbeitszeiten von Frauen tendenziell entgegenwirken. Der Anteil der männlichen Beschäftigten, die mindestens 2,5 Stunden mehr arbeiten wollen, liegt bei knapp zehn Prozent. Männer geben als Grund für Teilzeitarbeit am häufigsten an, dass eine Vollzeitstelle nicht zu finden sei, wohingegen Frauen in Teilzeit insbesondere familiäre Verpflichtungen nennen.

Jeweils rund 40 Prozent der männlichen und weiblichen Beschäftigten sind mit dem Umfang ihrer Arbeitszeit zufrieden. Im Durchschnitt würden Männer gerne rund 37 Wochenstunden arbeiten, Frauen rund 30.

Die Daten zu den Arbeitszeitwünschen und den tatsächlich geleisteten Arbeitsstunden stammen aus dem Sozio-oekonomischen Panel (SOEP) des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), einer jährlich durchgeführten Befragung von 30.000 Personen. Je nach Befragungsweise können die gemessenen Arbeitszeitdiskrepanzen variieren. Daher fallen sie beispielsweise im Mikrozensus geringer aus.

Weitere Informationen:
http://doku.iab.de/kurzber/2018/kb1318.pdf
https://twitter.com/iab_news

Quelle: idw

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Solanin in Kartoffeln: Grüne und stark keimende Knollen sollten aussortiert werden

Dr. Suzan Fiack Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR)

BfR erinnert an die üblichen Empfehlungen zur Lagerung und Zubereitung von Kartoffeln
Anlässlich eines Vergiftungsfalles durch ein Kartoffelgericht erinnert das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) an einen sachgerechten Umgang mit Kartoffeln. Glykoalkaloide, darunter Solanin als ein wichtiger Vertreter, sind natürliche Inhaltstoffe in der Kartoffel. Die Aufnahme einer bestimmten Menge an Glykoalkaloiden kann beim Menschen zu Vergiftungen führen. „Aus den letzten 100 Jahren sind nur wenige Vergiftungsfälle durch Kartoffelgerichte bekannt und dokumentiert“, sagt BfR-Präsident Professor Dr. Dr. Andreas Hensel. „Um gesundheitliche Risiken zu vermeiden, sollten dennoch grüne und stark keimende Kartoffelknollen nicht verzehrt werden.“ Das BfR leitet auf Basis des aktuellen Kenntnisstandes einen vorläufigen NOAEL (No Observed Adverse Effect Level) von 0,5 Milligramm (mg) Glykoalkaloide pro Kilogramm (kg) Körpergewicht und Tag ab. Dies entspricht der höchsten Dosis, bei der keine unerwünschten gesundheitlichen Wirkungen beobachtet wurden. Um ein Überschreiten des NOAEL zu vermeiden, sollte der Glykoalkaloidgehalt in Speisekartoffeln bei unter 100 mg pro kg Frischgewicht liegen. Bisher werden im Allgemeinen Kartoffeln mit einem Glykoalkaloidgehalt von bis zu 200 mg pro kg als unbedenklich eingestuft.

Link zur Stellungnahme:
http://www.bfr.bund.de/cm/343/speisekartoffeln-sollten-niedrige-gehalte-an-glyko…

Um die Aufnahme an Glykoalkaloiden möglichst gering zu halten, erinnert das BfR an folgende übliche Empfehlungen im Zusammenhang mit der Lagerung und Zubereitung von Kartoffeln:

– Kartoffeln sollten kühl, dunkel und trocken gelagert werden
– Alte, eingetrocknete, grüne oder stark keimende Kartoffeln, sowie Kartoffelschalen als Snacks, die überwiegend aus Kartoffelschalen bestehen, sind für den Verzehr nicht geeignet
– Grüne Stellen und sogenannte „Augen“ in Kartoffeln sollten großzügig entfernt werden
– Wenn Verbraucherinnen und Verbraucher die Schale mitessen wollen, sind hierfür grundsätzlich nur unverletzte, frische Kartoffeln geeignet
– Kartoffelgerichte sollten nicht verzehrt werden, wenn sie einen bitteren Geschmack aufweisen
– Insbesondere kleine Kinder sollten keine ungeschälten Kartoffeln essen
– Verbraucherinnen und Verbraucher sollten das Kochwasser von Kartoffeln nicht wieder verwenden
– Frittierfett für Kartoffelprodukte sollte regelmäßig gewechselt werden

Glykoalkaloide sind natürliche Inhaltsstoffe, die in Nachtschattengewächsen wie z. B. Kartoffeln enthalten sind. Sie reichern sich dabei insbesondere in grünen, keimenden und beschädigten Kartoffeln sowie in Kartoffelschalen an. In der Kartoffel finden sich insbesondere die beiden Glykoalkaloide α-Solanin und α-Chaconin. Sie dienen der Pflanze zur Abwehr von Schädlingen und Krankheitserregern. Beim Menschen äußern sich leichte Vergiftungen durch Übelkeit, Bauchschmerzen, Erbrechen und Durchfall, mitunter begleitet von Fieber. Bei schweren Vergiftungsfällen können zusätzlich Bewusstseinsstörungen, sehr selten bis zum vollständigen Bewusstseinsverlust, sowie weitere Störungen der Hirnfunktion, der Atmung oder des Kreislaufes auftreten. Einzelne tödliche Vergiftungen wurden in der Literatur berichtet. Aus den letzten 50 Jahren sind jedoch keine Todesfälle aufgrund von einer Vergiftung durch Glykoalkaloiden beschrieben worden. Darüber hinaus sind insgesamt nur wenige Vergiftungsfälle aus den letzten 100 Jahren bekannt und dokumentiert. Aufgrund der unspezifischen Symptome, insbesondere im Fall von leichteren Vergiftungen, könnte allerdings eine nicht unerhebliche Dunkelziffer bestehen.

Anlässlich eines Vergiftungsfalles durch ein Kartoffelgericht, bei dem im November 2015 eine Familie erkrankt war, nachdem sie ein Kartoffelgericht mit hohen Gehalten an Glykoalkaloiden verzehrt hatte, hat das BfR den Verzehr von Glykoalkaloiden über Speisekartoffeln bewertet. Das BfR leitet einen NOAEL (No Observed Adverse Effect Level – höchste Dosis, bei der keine unerwünschten gesundheitlichen Wirkungen beobachtet wurden) von 0,5 mg pro kg Körpergewicht und Tag ab. Um ein Überschreiten des NOAELmöglichst zu vermeiden, sollte der Glykoalkaloidgehalt von Speisekartoffeln bei unter 100 mg pro kg Frischgewicht liegen. Diese Empfehlungen sind angesichts der derzeitigen unvollständigen Datenlage als vorläufig zu betrachten. Zur Verbesserung der Datenlage bezüglich der bestehenden Glykoalkaloidgehalte in handelsüblichen Speisekartoffeln hat das BfR die Durchführung von entsprechenden Untersuchungen (Lebensmittelmonitoring) angeregt.

Über das BfR
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ist eine wissenschaftlich unabhängige Einrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Es berät die Bundesregierung und die Bundesländer zu Fragen der Lebensmittel-, Chemikalien- und Produktsicherheit. Das BfR betreibt eigene Forschung zu Themen, die in engem Zusammenhang mit seinen Bewertungsaufgaben stehen.

Weitere Informationen:
http://www.bfr.bund.de/de/fragen_und_antworten_zu_solanin__glykoalkaloiden__in_k…
Fragen und Antworten zu Solanin

Quelle: idw

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Wenn Bakterien Häuser bauen

Dipl.-Geogr. Anja Wirsing Pressestelle des Forschungsverbundes Berlin e.V.
Forschungsverbund Berlin e.V.

Biofilme sind schleimartige Schichten an Grenzflächen, in denen Mikroorganismen hausen und widrigen Umweltbedingungen trotzen. Das Bakterium Bacillus subtilis baut diese Schutzhütten mit einer bisher unbekannten Strategie, wie ein Team um die Berliner Forscherinnen Anne Diehl vom Leibniz-Forschungsinstitut für Molekulare Pharmakologie (FMP) und Yvette Roske vom Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) im Fachblatt PNAS berichtet.

Der wichtigste Baustein des Biofilms – das Protein TasA – wird überraschenderweise bereits im Zellinneren vorgeformt. Gelangt TasA nach außen, bilden diese Bausteine längere Ketten, sogenannte Fibrillen, die wie ein Grundgerüst bzw. Mauern den Biofilm stabilisieren.

Biofilme können auch für den Menschen eine Gefahr darstellen, da sie Krankheitserregern Schutz vor den Waffen des Immunsystems und Antibiotika bieten. Um die Ausbildung von Biofilmen zu hemmen und die Wirksamkeit von Antibiotika zu garantieren, ist es notwendig, die Struktur der Bausteine zu kennen.

TasA ist ein überraschend dynamisches Protein
Auf Anregung des B. subtilis-Experten Kürşad Turgay von der Universität Hannover haben die Berliner Forscherinnen die molekulare Struktur des wichtigsten Proteins in diesem Biofilm, TasA, nun gelöst. Anne Diehl aus der von Hartmut Oschkinat geleiteten Abteilung „NMR-unterstützte Strukturforschung“ des FMP startete mit der Produktion von TasA und studierte die verschiedenen Erscheinungsformen des Proteins, die leicht ineinander übergehen.

Dabei tat sich dafür eine unerwartete Hürde auf: „Ich habe in den 32 Jahren meiner Berufstätigkeit auf dem Gebiet der Proteinstrukturforschung noch nie mit einem so dynamischen Protein gearbeitet. Bereits nach kurzer Zeit lagern sich die löslichen TasA-Proteine zusammen und erzeugen einen Gelee-artigen Zustand“, so Anne Diehl im Rückblick auf die erfolgreiche Charakterisierung der einzelnen Zustände.

Ein robuster Kern mit flexiblen Schlaufen
Einen möglichen Grund fand Yvette Roske aus der Abteilung „Makromolekulare Strukturen und Interaktionen“ des MDC, geleitet von Udo Heinemann. Ausgehend von frisch gereinigtem TasA züchtete sie Kristalle, analysierte diese mittels hochenergetischer Röntgenstrahlung am BESSY in Berlin-Adlershof und entschlüsselte so die dreidimensionale Faltung des Proteins.

„Es zeigte sich, dass die Struktur von TasA in weiten Bereichen hoch geordnet ist. Ein großer Anteil an ß-Faltblatt-Elementen verleiht dem Protein einen robusten Kern, der jedoch mit flexiblen Schlaufen dekoriert ist“, fasst Yvette Roske ihre Erkenntnisse zusammen.

Interessanterweise gehört die Aminosäure Arginin nicht zu den Bestandteilen von TasA. Durchschnittlich bestehen Proteine zu 10 % aus dieser basischen Aminosäure, das ist doppelt so viel, wie eine statistische Verteilung aller 20 vorkommender Aminosäuren erwarten lässt. „Dass ein Protein gänzlich auf diesen Grundbaustein verzichtet, muss einen Grund haben“, erläutert Anne Diehl.

Arginin dient häufig als Ansatzpunkt für Proteasen – Enzyme, die andere Proteine zerschneiden. Die Abwesenheit von Arginin erklärt möglicherweise die außerordentliche Stabilität von TasA gegenüber Proteasen und macht dieses Protein damit zu einem robusten Stützpfeiler des schützenden Biofilms.

TasA könnte erklären, warum Bacillus subtilis nicht pathogen ist
Dabei ähnelt die Aminosäureabfolge in TasA einer Protease mit Namen Camelysin, die viele pathogene Bacillus-Stämme an Stelle von TasA als Grundgerüst für ihre Biofilme nutzen. Die Struktur von TasA erlaubte daher die Konstruktion eines Modells für Camelysin. „Unser Strukturmodell für Camelysin zeigt, dass die dreidimensionale Faltung der beiden Proteine mit hoher Wahrscheinlichkeit sehr ähnlich ist“, sagt Yvette Roske. Doch während das Camelysin des Milzbrand-Erregers B. anthracis eine Protease ist, fehlt dem TasA des harmlosen B. subtilis diese Eigenschaft. TasA scheint im Laufe der Evolution diese enzymatische Aktivität und damit seine Pathogenität verloren zu haben.

Die Erforschung der Biofilme geht nun in die nächste Phase. Mit Hilfe der Festkörper-NMR konnten die Teams vom FMP und MDC bereits zeigen, dass sich zuvor ungeordnete flexible Teile von TasA neu ausrichten, wenn sich die Bausteine zu Fibrillen zusammenlagern. Weitere Untersuchungen der Fibrillen sollen dazu beitragen, die Stabilität der Biofilme besser zu verstehen und vielleicht sogar neue Ansätze im Kampf gegen Krankheitserreger zu finden.

Quelle:
Anne Diehl, Yvette Roske, Linda Ball, Anup Chowdhury, Matthias Hiller, Noel Molière, Regina Kramer, Daniel Stöppler, Catherine L. Worth, Brigitte Schlegel, Martina Leidert, Nils Cremer, Natalja Erdmann, Daniel Lopez, Heike Stephanowitz, Eberhard Kraus, Barth-Jan van Rossum, Peter Schmieder, Udo Heinemann, Kürşad Turgay, Ümit Akbey, and Hartmut Oschkinat. Structural changes of TasA in biofilm formation of Bacillus subtilis, PNAS 12. März 2018, DOI 10.1073/pnas.1718102115

Kontakt:
Prof. Dr. Hartmut Oschkinat
Leibniz-Forschungsinstitut für Molekulare Pharmakologie (FMP)
oschkinat@fmp-berlin.de
Tel. +49 30 94793-160
www.leibniz-fmp.de/oschkinat

Dr. Anne Diehl
Leibniz-Forschungsinstitut für Molekulare Pharmakologie (FMP)
diehl@fmp-berlin.de
Tel. +49 30 94793-310

Öffentlichkeitsarbeit
Silke Oßwald
Leibniz-Forschungsinstitut für Molekulare Pharmakologie (FMP)
osswald@fmp-berlin.de
Tel. +49 30 94793-104

Das Leibniz-Institut für Molekulare Pharmakologie (FMP) gehört zum Forschungsverbund Berlin e.V. (FVB), einem Zusammenschluss von acht natur-, lebens- und umweltwissenschaftlichen Instituten in Berlin. In ihnen arbeiten mehr als 1.900 Mitarbeiter. Die vielfach ausgezeichneten Einrichtungen sind Mitglieder der Leibniz-Gemeinschaft. Entstanden ist der Forschungsverbund 1992 in einer einzigartigen historischen Situation aus der ehemaligen Akademie der Wissenschaften der DDR.

Weitere Informationen:
http://www.pnas.org/content/early/2018/03/07/1718102115
http://www.leibniz-fmp.de/oschkinat

Quelle: idw

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KIT: Wasseraufbereitung: Neues Verfahren eliminiert Hormone

Monika Landgraf Strategische Entwicklung und Kommunikation – Gesamtkommunikation
Karlsruher Institut für Technologie

Hormone und andere Mikroschadstoffe gefährden die Gesundheit, wenn ihre Rückstände über das Trinkwasser in den Körper gelangen. Breit einsetzbare Lösungen zu ihrer Beseitigung gibt es bislang aber nicht. Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) hat nun ein Verfahren entwickelt, mit dem Hormone schnell und energieeffizient aus dem Abwasser eliminiert werden können. Die Forschungsergebnisse sind im Journal of Hazardous Materials publiziert.

„Die Verunreinigung des kommunalen Trinkwassers mit Mikroschadstoffen könnte sich zu einer der größten Herausforderungen für den Schutz unserer Gesundheit und Umwelt entwickeln“, erklärt Professorin Andrea Schäfer von der Membrantechnologie am Institut für funktionelle Grenzflächen (IFG). Die Expertin und ihr Team führen Studien zur Beseitigung der Hormone Estrone, Estradiol, Progesteron und Testosteron durch. Ihr Anteil in einem Liter Wasser, in das behandelte Abwässer eingeleitet werden, beträgt rund 100 Nanogramm. „Das gleicht der Suche nach der Nadel im Heuhaufen“, sagt Schäfer. „Und doch sind diese Hormone in solchen Konzentrationen wirksam“. Die geringe Konzentration und Größe der Hormon-Moleküle erschweren nicht nur ihren Nachweis mittels analytischer Verfahren, sondern vor allem auch ihre Beseitigung.

Ein neues, in der Membrantechnologie entwickeltes Verfahren verbindet die Vorteile der Adsorption (Bindung) von Mikroschadstoffen durch eine von einem Industriepartner gefertigte Aktivkohle mit denen der Ultrafiltration von Schadstoffpartikeln durch eine semipermeable Membran. In einem integrierten System wird das Abwasser zunächst durch eine Polymermembran „gedrückt“, die Mikroorganismen und größere Verunreinigungen herausfiltert. Dahinter liegt eine Schicht aus spezieller Aktivkohle, die ursprünglich für Luftfilter entwickelt wurde. Ihre Oberfläche hat nicht nur eine besondere Affinität gegenüber Hormonen, das heißt die Kohlenstoff- und Hormonmoleküle gehen leicht Verbindungen ein. Sie bietet auch die Kapazitäten, um große Wassermengen durchfließen zu lassen und viele Moleküle zu binden. Dies alles geschieht mit sehr viel weniger Energie als bei Alternativverfahren wie der Umkehrosmose.

„Die spezielle Konfiguration aus aktiviertem Kohlenstoff und einer Polymermembran ist wasserabweisend, erlaubt dank der großen spezifischen Oberfläche der eingesetzten Kohlenstoffpartikel einen hohen Wasserdurchfluss und sie arbeitet schnell und energiesparsam“, fasst Schäfer die Vorteile zusammen. Die Adsorptionsschicht ist mit rund zwei Millimetern extrem dünn, sorgt aber für eine Beseitigung von Hormonmolekülen in einer realistischen Größenordnung. In Laborversuchen hat sich gezeigt, dass mit diesem Verfahren bei einem Inhalt von neun Litern Wasser und einer sehr kleinen Membranfläche von 38 Quadratzentimetern 60 Prozent der hormonellen Schadstoffe eliminiert werden können. Abhängig von der Dicke der Adsorptionsschicht kann dieser Wert auf bis zu 90 Prozent steigen.

„Wir glauben, dass wir eine vielversprechende Technologie entwickelt haben, mit der wir bei der Elimination von hormonellen Mikroschadstoffen aus Wasser einen großen Schritt weiter kommen“, betont Matteo Tagliavini, Doktorand in Schäfers Gruppe und Mitautor der aktuellen Publikation. Die Kompositmembran ist flexibel und in unterschiedlichen Modulen einsetzbar. Damit eignet sie sich für industrielle Großanlagen ebenso wie für Anwendungen in kleinerem Maßstab bis hin zum häuslichen Wasserhahn. Dass das eingesetzte Material bereits zugelassen ist, erleichtert die Überführung des neuen Verfahrens in die Praxis. Ein erstes Industrieprojekt ist bereits in Planung.

Weitere Informationen:
http://mt.ifg.kit.edu

Originalpublikation:
https://doi.org/10.1016/j.jhazmat.2018.03.032

Weiteres Material:
Veröffentlichung im Journal of Hazardous Materials:
https://doi.org/10.1016/j.jhazmat.2018.03.032

Weiterer Kontakt:
Tu-Mai Pham-Huu, Redakteurin/Pressereferentin, Tel.: +49 721 608-48122, E-Mail: tu-mai.pham-huu@kit.edu

Als „Die Forschungsuniversität in der Helmholtz-Gemeinschaft“ schafft und vermittelt das KIT Wissen für Gesellschaft und Umwelt. Ziel ist es, zu den globalen Herausforderungen maßgebliche Beiträge in den Feldern Energie, Mobilität und Information zu leisten. Dazu arbeiten rund 9 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf einer breiten disziplinären Basis in Natur-, Ingenieur-, Wirtschafts- sowie Geistes- und Sozialwissenschaften zusammen. Seine 25 500 Studierenden bereitet das KIT durch ein forschungsorientiertes universitäres Studium auf verantwortungsvolle Aufgaben in Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft vor. Die Innovationstätigkeit am KIT schlägt die Brücke zwischen Erkenntnis und Anwendung zum gesellschaftlichen Nutzen, wirtschaftlichen Wohlstand und Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen.

Diese Presseinformation ist im Internet abrufbar unter: http://www.sek.kit.edu/presse.php

Weitere Informationen:

http://www.sek.kit.edu/presse.php
https://doi.org/10.1016/j.jhazmat.2018.03.032
https://doi.org/10.1016/j.jhazmat.2018.03.032
http://mt.ifg.kit.edu
http://tu-mai.pham-huu@kit.edu

Anhang
Wasseraufbereitung: Neues Verfahren eliminiert Hormone
https://idw-online.de/de/attachment65518

Quelle: idw

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LED-Sitzhocker gegen Rückenschmerzen

Britta Widmann Kommunikation
Fraunhofer-Gesellschaft

Stundenlanges Sitzen – sei es im Büro, in der Schule, im Auto oder auf der Couch – schadet. Rückenschmerzen, Fettleibigkeit, Diabetes und andere Krankheiten sind die Folge von Bewegungsmangel. Wichtig ist es daher, dynamisches Sitzen in den Alltag zu integrieren. Fraunhofer-Forscher demonstrieren auf der MS Wissenschaft, wie man dies mit den entsprechenden Hilfsmitteln trainieren kann. Der Spaß bleibt dabei nicht auf der Strecke.

Viele Menschen verbringen einen Großteil ihres Tages im Sitzen: Beim Essen, bei der Fahrt zum Arbeitsplatz, bei Meetings und Schreibarbeiten im Büro, beim Fernsehen, im Kino. Doch wer sich zu wenig bewegt, erhöht sein Risiko für viele Erkrankungen. Durch das lange Sitzen entstehen Verspannungen und Haltungsschäden. Die wiederum lösen Rückenschmerzen aus, ein Großteil der deutschen Bevölkerung leidet darunter. Betroffene sitzen oftmals verkrümmt, dadurch werden die Muskeln noch mehr belastet – ein Teufelskreis. Aber auch Herz-Kreislauf-Probleme, Übergewicht und Bluthochdruck können auf das Konto eines inaktiven Lebensstils gehen.

Personal Trainer für gesundes Sitzen
Um den Teufelskreis aus Schmerzen und schlechter Sitzhaltung zu durchbrechen, helfen nur aktive und bewusste Bewegungen im Sitzen und im Stehen. Um diese gezielt zu unterstützen, haben Forscher des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO und für Silicatforschung ISC einen Personal Trainer für gesundes Sitzen und Bewegen konzipiert. Die Technologieentwicklung liegt beim Fraunhofer ISC, die Produktentwicklung beim Fraunhofer IAO.

Ein mit Sensoren und Leuchtdioden ausgestatteter Sitzhocker gibt per Farbsignal oder alternativ über eine App Feedback, ob man ergonomisch sitzt. »Durch viele Interviews mit Betroffenen, Firmen und Experten haben wir herausgefunden, dass ein starker Bedarf nach Hilfsmitteln besteht, die die Rückengesundheit beim Sitzen unterstützen. Wichtig ist, dass man ein wenig Zeit investieren muss«, erläutert Truong Le, Wissenschaftler am Fraunhofer IAO, die Grundidee des LED-Sitzhockers.

Drucksensoren erkennen die Gewichtsverteilung
In der Standard-Funktion erkennen mehrere Drucksensoren anhand der Gewichtsverteilung in der Sitzfläche die Haltung, also z. B. schiefes oder zu langes Sitzen in derselben Position. Die Auswertung der Daten wird auf einen PC, Laptop, Tablet oder Smartphone übertragen. Dann erfolgt eine Erinnerung über ein Feedback in der Sitzfläche. Auf Wunsch erscheint eine Anzeige am Bildschirm oder auch eine Statistik über einen bestimmten Zeitraum. Ein Video zeigt, dass die Sitzhaltung beziehungsweise die Neigung des Körpers als empfindlich erkannt wird. Gegebenenfalls erfolgt eine konkrete Aufforderung, sich zu bewegen. Per Videoanleitung kann man bestimmte Bewegungsübungen durchführen, die die Sensoren ebenfalls registrieren.

Bei den Drucksensoren handelt es sich um weiche, sensible Sensoren, die sich in unterschiedlichste Umgebungen integrieren, etwa in Matten, Autositze, aber auch in die Fahrzeugdecke oder das Lenkrad. Sie senden elektrische Impulse aus, um Dinge zu steuern. Zu diesem Zweck sind sie wie ein elektrischer Kondensator aufgebaut: Zwei Elektrodenschichten aus leitfähigem Silikon unten und oben, eine isolierende Folienschicht dazwischen.

Auf der MS Wissenschaft präsentieren die Forscher vom Fraunhofer IAO eine spezielle Variante des intelligenten Sitzhockers. Eine bewegungs- und gleichzeitig spaßorientierte Anwendung erfahren spielorientierte Nutzer durch die Funktion des Hockers mit Bewegungsspielen. Von den Sensoren aufgenommene Hüftbewegungen werden hier dazu genutzt, ein Ping-Pong-Spiel am Bildschirm mit dem Gesäß zu steuern.

Weitere Informationen:
https://www.fraunhofer.de/de/presse/presseinformationen/2018/Mai/LED-Sitzhocker-…

Quelle: idw

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Studie der Hochschule Fresenius zeigt: Muskulöse Männer haben bessere Karrierechancen

Melanie Hahn Presse & Öffentlichkeitsarbeit
Hochschule Fresenius

Gibt es bei Männern einen Zusammenhang zwischen dem Streben nach Muskulösität und dem Karriereerfolg? Das hat Dr. Dominic Gansen-Amman in einer experimentellen Studie mit 115 Studierenden der Psychologie (B.Sc.) an der Hochschule Fresenius, Fachbereich Wirtschaft & Medien, untersucht. Der Psychologe präsentierte das Ergebnis im Rahmen der diesjährigen Kölner Wissenschaftsrunde im Fitnessstudio „Point of Power“.

Wer seine Karriere vorantreiben will, kann sich beispielsweise coachen lassen oder Ratgeber lesen. Dass auch ein Besuch im Fitnessstudio besonders für Männer in wirtschaftsnahen Tätigkeitsfeldern hilfreich sein kann, scheint zunächst absurd. Doch das für den Muskelaufbau notwendige körperliche Training kann mit einem hohen Maß an Leistungsorientierung und Selbstmanagement einhergehen – Eigenschaften, die auch in der Berufswelt gefragt sind. Ob die Zuschreibungen dieser Attribute auch tatsächlich zu besseren Chancen auf der Karriereleiter führen, dieser Frage ist Dr. Dominic Gansen-Amman, Studiengangsleiter für Psychologie (B.Sc.), in seiner aktuellen Studie nachgegangen. In einem experimentellen Forschungsdesign sollten die Probanden Begriffe, die für eine erfolgreiche Berufslaufbahn stehen – wie Gewissenhaftigkeit oder Geselligkeit – Fotos von muskulösen und nicht-muskulösen Männern zuordnen. Das Ergebnis: Die Versuchsteilnehmer wiesen karriereförderliche Merkmale eher muskulösen Männer zu.

„Dies liegt daran, dass körperliche Aktivität und Muskulösität mit Eigenschaften einhergehen können, die im Arbeitskontext leistungsförderlich sind und für Arbeitgeber wünschenswert erscheinen. Zum Beispiel: ein besserer körperlicher und psychischer Gesundheitszustand, höhere Kreativität und geistige Flexibilität, Leistungs- und Wettbewerbsorientierung, höhere Gewissenhaftigkeit und niedrigerer Neurotizismus“, erklärt Gansen-Ammann. Man müsse jedoch zwischen einem ungesunden Muskulösitätsstreben, das pathologische Züge aufweise, und einem gesunden unterscheiden. Übertreiben es Männer mit dem Muskelaufbau, führe dies nicht zu besseren Karrierechancen. Der Psychologe rät: „Demonstrieren Sie auf angemessene Art und Weise, dass Sie sich körperlich fit halten. Als aktiver Mitarbeiter werden Sie wahrscheinlich in besserem Licht dastehen als inaktive Kollegen.“

Der Diplomwissenschaftler und Mitgründer von „Point of Power“, Till Ebener, empfiehlt für Einsteiger ein moderates, aber regelmäßiges Training. „Wer etwas für seinen Körper tun möchte, der sollte mit den Grundlagen beginnen, um die Basis für ein erfolgreiches Training zu schaffen. Wichtige Komponenten sind: ein gut ausgearbeiteter Trainingsplan, die nötige Lust, die richtige Ernährung, aber auch Zeit, um sich wieder zu regenerieren“, so Ebener.
Weitere Informationen:

http://www.hs-fresenius.de

Quelle: idw

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„Stressfresser“ aus dem Kuhstall – Landbewohner mit Nutzierkontakt können Stress besser bewältigen

Andrea Weber-Tuckermann Pressestelle
Universität Ulm

Was macht das Landleben eigentlich so gesund? Die dörfliche Ruhe, die frische Luft oder die intakte Nachbarschaft? Wissenschaftler der Universität Ulm haben darauf eine ganz andere Antwort: Landbewohner mit engem Kontakt zu Nutztieren können Stresssituationen immunologisch viel besser bewältigen als Großstädter, die ohne Haustiere aufgewachsen sind. Hilfe bekommen sie dabei von den „old friends“ unter den Mikroben.

Was macht das Landleben eigentlich so gesund? Die dörfliche Ruhe, die frische Luft oder die intakte Nachbarschaft? Wissenschaftler der Universität Ulm haben darauf eine ganz andere Antwort: Landbewohner mit engem Kontakt zu Nutztieren können Stresssituationen immunologisch viel besser bewältigen als Großstädter, die ohne Haustiere aufgewachsen sind. Hilfe bekommen sie dabei von den „old friends“ unter den Mikroben. „Damit gemeint sind Umweltbakterien, mit denen der Mensch seit Jahrtausenden recht friedlich zusammenlebt, und die es in der Großstadt heute schwer haben“, erklärt Professor Stefan Reber, Leiter der Sektion für Molekulare Psychosomatik an der Ulmer Universitätsklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie.

Der Ulmer Wissenschaftler hat gemeinsam mit Kollegen aus dem Universitätsklinikum Ulm und Forschern aus Erlangen, London und Boulder (Colorado) herausgefunden, dass Männer, die die ersten 15 Lebensjahre auf einem Bauernhof mit Nutztierhaltung aufgewachsen sind, psychosozialen Stress besser verarbeiten können als Männer, die die ersten 15 Lebensjahre in einer Großstadt mit über 100 000 Einwohnern und ohne Haustiere verbracht haben. Für ihre Studie, die kürzlich im renommierten Fachmagazin PNAS veröffentlicht wurde, haben die Forscher insgesamt 40 gesunde männliche Probanden einem Stresstest unterzogen und begleitend dazu Stresshormone und immunologische Parameter erhoben. „Gestresst“ wurden die Probanden in einem standardisierten Laborexperiment mit dem sogenannten „Trier-Social-Stress-Test“ (TSST). Dabei werden die Versuchsteilnehmer einer fingierten Bewerbungssituation ausgesetzt und mehr und mehr unter Druck gesetzt. Sie müssen zwischendurch Kopfrechenaufgaben lösen und bei Fehlern erneut von vorne beginnen. Vor und nach dem Test haben die Wissenschaftler Blut- und Speichelproben entnommen, um bestimmte Immunzellen wie mononukleäre Zellen des peripheren Blutes (PBMC) zu gewinnen oder Stressparameter wie Cortisol zu erfassen.

Dabei kam heraus, dass die „Landbewohner“ im Test zwar einerseits höhere Stresswerte zeigten als die „Großstädter“; dabei waren sowohl die basalen Stresshormonlevel höher als auch das im Fragebogen abgefragte subjektive Stressempfinden. Andererseits ließ sich das Immunsystem der „Landbewohner“ nicht so stark zu einer Reaktion provozieren wie das der „Großstädter“, die in ihrer Kindheit keinen Kontakt zu Tieren hatten. So war bei den Probanden, die in der Großstadt ohne Tiere aufgewachsen sind, nicht nur der stressinduzierte PBMC-Anstieg größer, sondern auch die Werte für den Entzündungsmarker Interleukin 6 blieben länger erhöht als bei der Vergleichsgruppe.
Und ein weiteres klares Indiz, dass das Immunsystem der „Landbewohner“ Stress besser verkraftet, fanden die Wissenschaftler. Dafür wurden die isolierten mononukleären Zellen des peripheren Blutes auf die Ausschüttung des Entzündungshemmers Interleukin 10 untersucht. Das Ergebnis: nach dem Stresstest war bei den tierlosen Städtern die Abgabe dieser antientzündlich wirkenden Substanz deutlich verringert, nicht jedoch bei den nutztiernahen Ländlern.

Für die Gesundheit sind überschießende Immunantworten ein Problem, weil diese häufig zu chronischen Entzündungsreaktionen führen. „Solche Prozesse spielen beispielsweise bei der Entstehung von Asthma und allergischen Erkrankungen eine Rolle, vergrößern aber auch das Risiko für psychische Erkrankungen wie beispielsweise Depressionen und Posttraumatische Belastungsstörungen, erläutert der Ulmer Psychoneuroimmunologe Stefan Reber.
Schon länger ist bekannt, dass die Anfälligkeit für Asthma und Allergien sowie für psychische Erkrankungen bei Menschen, die in der Großstadt leben, überdurchschnittlich hoch ist. Mit dem globalen Trend zur Verstädterung – immer mehr Menschen zieht es vom Land in die Metropolen – gewinnt dieser Befund noch an Brisanz. Dass dabei der fehlende Kontakt zu bestimmten Bakterien eine Schlüsselrolle spielt, wie die sogenannte „missing microbes“-Hypothese besagt, wird in der Forschung seit ein paar Jahren vermutet. In einem früheren Experiment mit Mäusen konnte ein Forscherteam um Professor Reber bereits zeigen, dass sich die Stressresilienz der Tiere durch die „Impfung“ mit solchen altbekannten Umweltbakterien verbessern lässt. Schön wäre es natürlich, wenn sich die Ergebnisse von der Maus auf den Menschen übertragen ließen. Möglicherweise könnte eine solche Impfung in Zukunft auch bei menschlichen Risikogruppen funktionieren. Ob es in der Stadt vielleicht auch der frühe Kontakt mit Haustieren tut, wollen die Wissenschaftler in einer Folgestudie herausfinden.

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Stefan Reber, Leiter der Sektion für Molekulare Psychosomatik, Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Universitätsklinikum Ulm,
Tel.: 0731 / 500 61943, E-Mail: stefan.reber@uniklinik-ulm.de;

Literaturhinweis:
Boebel T, Hackl S, Langgartner D, Jarczok MN, Rohleder N, Rook GA, Lowry CA, Guendel H, Waller C, Reber SO: Less imune acitvation following social stress in rural vs. urban participants raised with regular or no animal contact, respectively, PNAS April 30, 2018, published ahead of print April 30
http://www.pnas.org/content/early/2018/04/24/1719866115

Text und Medienkontakt: Andrea Weber-Tuckermann

Weitere Informationen:
http://www.pnas.org/content/early/2018/04/24/1719866115

Quelle: idw

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UDE: FutureWaterCampus – Neuer Forschungsbau in Sicht

Beate Kostka M.A. Ressort Presse – Stabsstelle des Rektorats
Universität Duisburg-Essen

Acht Projekte wurden jetzt zum Auf- und Ausbau von Forschungseinrichtungen in Nordrhein-Westfalen ausgewählt. Erfolgreich war dabei auch das Konzept des FutureWaterCampus (FWC) der Universität Duisburg-Essen (UDE), das zur Antragstellung aufgefordert wurde. Demnächst kann also ein neuer Forschungsbau auf dem Thurmfeld am Essener Uni-Campus entstehen, der die Aktivitäten im Bereich der Wasserforschung bündeln wird.

„Dies ist ein hervorragendes Signal für unsere breit aufgestellte Wasserforschung, die bislang hauptsächlich virtuell zusammengearbeitet hat. Ein eigenes Gebäude bietet natürlich weitaus mehr Möglichkeiten zur disziplinübergreifenden Zusammenarbeit“, berichtete die neue Forschungs-Prorektorin, Prof. Dr. Dagmar Führer-Sakel, kürzlich dem UDE-Senat.

Rektor Prof. Ulrich Radtke ergänzte: „Unsere Vision ist, ein Kompetenzzentrum für Wissenschaft und Praxis mit europäischer Strahlkraft zu entwickeln. Der FutureWaterCampus wird die NRW-Wasserexperten der verschiedensten Forschungseinrichtungen unter einem Dach mit Praxispartnern zusammenbringen.“

Knapp 8,8 Mio. Euro Fördermittel
Mit dem Wettbewerb „Forschungsinfrastrukturen NRW“ will die Landesregierung die Innovationskraft der Wirtschaft stärken und fördert dazu Vorhaben zum Auf- und Ausbau von Forschungsinfrastrukturen und Kompetenzzentren mit bis zu 200 Millionen Euro aus Mitteln des Landes und des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE). An die UDE werden knapp 8,8 Mio. Euro fließen.

Überzeugt hat die Jury die gute Vorarbeit des Zentrums für Wasser- und Umweltforschung (ZWU) an der UDE. Dank seiner Vernetzungsaktivität wurden bereits mehrere Forschungsverbünde und anwendungsnahe Projekte mit Partnern aus Unternehmen, Verbänden und Zivilgesellschaft durchgeführt, etwa das Fortschrittskolleg FUTURE WATER, in dem derzeit zwölf Promovierende forschen. Hier arbeiten Partner aus sechs Forschungsinstitutionen an Fragen der nachhaltigen Wassernutzung im urbanen Raum zusammen. Solche Aktivitäten können künftig im neuen Forschungsgebäude intensiviert werden.

Sauberes Wasser für alle
Der FWC greift eine der größten gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit auf: Wie kann der Umgang mit Wasser und Abwasser nachhaltig gestaltet werden? Im Fokus steht hier vor allem die effizientere Wassernutzung; dazu leistet der FWC mit seinem inter- und transdisziplinären Forschungsumfeld einen essentiellen Beitrag, etwa durch die Entwicklung gekoppelter Verfahren, Prozesse und Technologien. Dazu zählt auch die geplante Verwendung innovativer technischer Membranen in der Wasserwirtschaft mit weitreichenden Einsatzgebieten.

Bereits jetzt bündelt das ZWU die Wasserkompetenz über sechs UDE-Fakultäten hinweg sowie zu den Partneruniversitäten der Universitätsallianz Ruhr und mehreren Fachhochschulen (aktuell 130 Mitglieder). Die gelebte Interdisziplinarität mit Partnern aus den Natur-, Ingenieur-, Wirtschafts-, Gesellschafts- und Sozialwissenschaften erlaubt die Entwicklung innovativer Systemkomplettlösungen. Deutschlandweit einmalig ist auch die Einbindung wirtschaftlicher und kommunaler Vertreter, der sondergesetzlichen Wasserverbände, der Wasserversorger sowie der Fachbehörden des Landes NRW.

Weitere Informationen:
Dr. Michael Eisinger, ZWU-Geschäftsführer, Tel. 0201/183-3890, michael.eisinger@uni-due.de
Redaktion: Beate Kostka, Tel. 0203/379-2430, beate.kostka@uni-due.de

Weitere Informationen:
https://www.uni-due.de/zwu/
https://www.uni-due.de/unikate/051/unikate_051.html
https://www.wirtschaft.nrw/pressemitteilung/acht-projekte-zum-auf-und-ausbau-von…

Quelle: idw

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Konzentrierter arbeiten im Büro

Britta Widmann Kommunikation
Fraunhofer-Gesellschaft

Rund 40 Prozent aller Erwerbstätigen hierzulande arbeiten im Büro. Doch oftmals werden Büroimmobilien den Bedürfnissen moderner Arbeitsanforderungen nicht gerecht und führen zu Reizüberflutung, Ablenkung und Stress. Internationalen Studien zufolge nehmen Büroarbeiter vor allem die Akustik als besonderen Störfaktor wahr. Wie sich diese leistungsmindernden Einflüsse reduzieren lassen, demonstrieren Fraunhofer-Forscher auf der diesjährigen MS Wissenschaft. Sound Masking lautet das Zauberwort.

Raum- und Arbeitsplatzgestaltung haben maßgeblichen Einfluss auf Gesundheit, Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit, dies ist wissenschaftlich längst bewiesen. Dennoch erfüllen – trotz normgerechter Ausführung – viele der rund 17 Millionen Büroarbeitsplätze in Deutschland die Bedürfnisse moderner Arbeitsanforderungen nicht. Normen garantieren in der Regel nur eine Mindestqualität. Fragt man Menschen in Büros nach ihrer Zufriedenheit mit verschiedensten Aspekten ihres Arbeitsumfelds, stehen akustische Umgebungsbedingungen ganz oben auf der Beschwerdeliste. Störungen oder Arbeitsunterbrechungen durch Gespräche von Kollegen bzw. der »leise Lärm« sind Ursachen für die zunehmenden psychischen Belastungen im Büro. Die Folgen: Unzufriedenheit, mehr Fehler und schlechtere Arbeitsergebnisse, erhöhter Krankenstand und gesteigerte Mitarbeiterfluktuation.

Neutrale Schallsignale überlagern Hintergrundschall
»Die aktuell angewandten Kenngrößen aus Richtlinien und Normen zur raumakustischen Konditionierung von Büroflächen gewährleisten keine ausreichend und wahrnehmbar gute akustische Qualität«, sagt Noemi Martin, Wissenschaftlerin am Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP in Stuttgart. Die störenden Einflüsse im Büro fordern kreative und innovative Lösungen. Mit Sound Masking (Geräuschüberdeckung) bieten Martin und ihre Kollegen vom Fraunhofer IBP eine Technologie zur Verbesserung der akustischen Umgebungsbedingungen. Dabei wird störendes Hintergrundsprechen durch das Einspielen neutraler Schallsignale (Rauschen) zielgerichtet überlagert. Sound Masking soll die empfundenen Störungen durch irrelevanten Sprachschall reduzieren, die Leistungsfähigkeit steigern und das Privatheitsempfinden der Mitarbeiter erhöhen. Gerade in Großraumbüros führen schlechte Akustik und enges Zusammensitzen zu häufigen Arbeitsunterbrechungen und zu einer starken Beeinträchtigung der Privatsphäre. Die entsprechenden Systeme lassen sich teils unsichtbar in die Architektur oder ins Mobiliar integrieren. »Um die akustischen Bedingungen zu verbessern, wird der Umgebung Schall hinzugefügt, was für die meisten Menschen intuitiv nicht nachvollziehbar ist. Dabei wird das Grundgeräusch zielgerichtet angehoben, Gespräche von Kollegen lassen sich dadurch überdecken – die Sprachverständlichkeit wird dadurch reduziert«, erläutert Martin das Grundprinzip von Sound Masking.

Mit dem Raumlabor für ganzheitliche Wirkungsforschung haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am Fraunhofer IBP eine Testumgebung geschaffen, in der sie den Zusammenhang zwischen negativen Wirkfaktoren in der Arbeitsumgebung und gesundheitlicher sowie leistungsbezogener Beeinträchtigung und Minderung des Wohlbefindens untersuchen. Dieser Zusammenhang gilt aber nicht nur für Büroräume, sondern auch für vergleichbare Räume in Bildungseinrichtungen, Krankenhäusern und anderen Gebäuden. In dem Raumlabor erforschen die Experten am Fraunhofer IBP innovative Lösungen wie das Sound Masking. »Wichtig ist es, die Akzeptanz des Systems bei den Mitarbeitern zu fördern, etwa durch das Entwickeln angenehmer Signale sowie durch das Lehren des richtigen Umgangs mit der Technologie«, so Martin.

Gedächtnistest mit Hintergrundgeräusch
Auf der MS Wissenschaft 2018 können die Besucher die Zusammenhänge zwischen akustischem Komfort und Leistungsfähigkeit in Büro- und Schulumgebungen selbst erfahren. An dem dort installierten Büroarbeitsplatz wird eine Arbeitsaufgabe in Form eines Gedächtnistests implementiert, der sensitiv für Störungen durch Hintergrundsprechen ist. Die Besucher bearbeiten den Test. Zeitgleich werden über Kopfhörer verschiedene Hintergrundgeräuschkulissen dargeboten, die die Leistungsfähigkeit während der Aufgabenbearbeitung in unterschiedlicher Weise beeinträchtigen. Die Besucher erhalten unmittelbar Feedback über ihre Fehlerrate in den einzelnen Bedingungen. Somit wird die unterschiedliche Wirkung verschiedener Geräuschkulissen sowie das Potenzial von Sound Masking erlebbar.

Weitere Informationen:
https://www.fraunhofer.de/de/presse/presseinformationen/2018/Mai/Konzentrierter-…

Quelle: idw

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Todesfalle Krankenhauskeim

Janna von Greiffenstern Kommunikation und Service
SRH Hochschule Heidelberg

Anlässlich des Aktionstags Saubere Hände am 5. Mai 2018 beschreibt Prof. Dr. Julia Gokel von der SRH Hochschule Heidelberg aus medizinrechtlicher Sicht, warum eine sorgfältige Handhygiene insbesondere in Krankenhäusern so wichtig ist und welche Rolle Patientenbesucher dabei spielen. Erst kürzlich hatten Psychologie-Studierende der SRH Hochschule Heidelberg untersucht, wie es um das Händewasch-Verhalten auf öffentlichen Toiletten bestellt ist und dabei enthüllt: Nur 8% aller Toiletten-Besucher waschen sich ihre Hände richtig.

Infektionsskandal im Krankenhaus: Das kann das Aus für die Einrichtung bedeuten. „Das Thema Handhygiene und Infektionsprävention hat nicht nur eine gesellschaftliche, sondern auch eine erhebliche haftungsrechtliche Relevanz“, erklärt Dr. Julia Gokel, Professorin für Sozialrecht an der SRH Hochschule Heidelberg. Probleme mache vor allem der multiresistente Erreger MRSA (Methicillin resistenter Staphyloccus aureus). „Für kranke oder immungeschwächte Patienten, etwa solche, die frisch operiert wurden, kann er zur Todesfalle werden.“ Wenn dabei nachgewiesen werde, dass die Hygienegrundsätze wie die gebotene Händedesinfektion nicht beachtet wurden, könne dies als „grober Behandlungsfehler“ gewertet werden.

„Es ist zu empfehlen, Patienten und Besucher in die Maßnahmen der Händehygiene einzubeziehen“, rät das Robert-Koch-Institut darüber hinaus. „Die Breitenaufklärung und Sensibilisierung der Bevölkerung ist und bleibt eine entscheidende Voraussetzung, um den sogenannten `Drehtür-Effekt´ – das Einschleusen von Keimen und Bakterien über Patienten und Angehörige in Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen – zu vermeiden“, sagt Prof. Gokel. Die Studie der Psychologie-Studierenden der SRH Hochschule Heidelberg habe dazu einen wichtigen Beitrag geleistet, um das öffentliche Interesse auf das Thema zu lenken. Die Studierenden hatten 1.000 Besuchern öffentlicher Toiletten in der Rhein-Neckar-Region auf die Finger geschaut: Rund 7% verzichteten gänzlich auf das Händewaschen. 27% wuschen ihre Hände nur mit Wasser und rund 58% benutzten Wasser und Seife, allerdings nicht mit der erforderlichen Gründlichkeit. Lediglich rund 8% reinigten ihre Hände vorbildlich: mindestens 20 Sekunden lang mit Wasser und Seife an den Innen- und Außenseiten und zwischen den Fingern.

Prof. Dr. Julia Gokel LL.M. unterrichtet an der SRH Hochschule Heidelberg Sozial- und Gesundheits-recht und steht für Schulungen für Krankenhaushygieniker und Hygienefachkräfte zur Verfügung. Im Bachelor- oder Master-Studium des Sozialrechts sind medizinrechtliche Themen wichtig, da Sozialjuristen diese Kenntnisse häufig in sozialen Einrichtungen, Personalabteilungen oder Unternehmensberatungen benötigen.

Die nationale Kampagne „Aktion Saubere Hände“ weist mit ihrem Aktionstag am 5. Mai auf die Notwendigkeit der Händedesinfektion hin, um die Patientensicherheit zu verbessern.

Weitere Informationen:
http://www.aktion-sauberehaende.de

http://www.hochschule-heidelberg.de

Quelle: idw

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Vorläufige Entwarnung

Tanja Hoffmann M.A. Stabsstelle für Presse, Kommunikation und Marketing
Universität Siegen

Welche Auswirkungen haben Nanomaterialien, wenn sie über Kläranlagen in die Umwelt gelangen? Das haben WissenschaftlerInnen der Universität Siegen gemeinsam mit mehreren Partnern in einem interdisziplinären Forschungsprojekt untersucht.

Wir haben täglich mit ihnen zu tun – ohne es zu bemerken. So genannte „Nanomaterialien“ sind in vielen alltäglichen Gebrauchsgegenständen enthalten, von Sonnencreme und Zahnpasta über Verbandsmaterial bis hin zu Funktionsbekleidung. Das Besondere an diesen Materialien ist, dass sie aus winzig kleinen Einheiten bestehen: Ein Nanopartikel ist tausend Mal dünner als ein menschliches Haar. Ihre geringe Größe und besonderen chemischen und physikalischen Eigenschaften machen Nanomaterialien für viele Anwendungen interessant. Aber was passiert, wenn sie über Kläranlagen in die Umwelt gelangen? WissenschaftlerInnen der Uni Siegen haben das gemeinsam mit Partnern aus Deutschland, Österreich und Portugal untersucht. Das interdisziplinäre ERA-NET Forschungsprojekt „FENOMENO“ wurde mit insgesamt 1,1 Millionen Euro gefördert.

Im Rahmen eines Workshops an der Uni Siegen haben die ForscherInnen jetzt erste Ergebnisse des Projektes vorgestellt. „Auf Basis der bislang bekannten Teilergebnisse können wir vorläufige Entwarnung geben“, sagt Projektleiter Prof. Dr. Holger Schönherr vom Lehrstuhl für Physikalische Chemie der Uni Siegen. Am Beispiel von Silber- und Titandioxid-Nanomaterialien haben er und sein Team mögliche Auswirkungen auf Gewässer und darin lebende Pflanzen und Tiere untersucht. „Zwar steht die endgültige Auswertung noch aus, bisher konnten wir aber keinerlei Auswirkungen auf die verschiedenen Stufen der Nahrungskette feststellen“, erklärt Schönherr.

Die WissenschaftlerInnen haben zum einen Proben aus dem österreichischen Mondsee analysiert, in den eine Kläranlage unmittelbar mündet. Zum anderen wurden am Fraunhofer Institut IME in Schmallenberg in Modellanlagen Klärprozesse simuliert. Die Zuläufe wurden mit Nanomaterialien angereichert, um anschließend Algen, Wasserflöhe und Fische aus den Kläranlagenausläufen zu untersuchen. „Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen haben in dem Projekt eng zusammengearbeitet. Wir haben die Proben chemisch, mikroskopisch, verhaltensbiologisch, molekular und biochemisch genauestens unter die Lupe genommen“, sagt Projektleiter Schönherr.

Schönherr und sein Siegener Kollege Prof. Dr. Carsten Engelhard haben die Proben mit ihren Arbeitsgruppen mikroskopisch und vor allem massenspektrometrisch untersucht. Mit einem in Siegen weiterentwickelten, hochempfindlichen Messverfahren – der so genannten „Einzelpartikelmassenspektrometrie“ – konnten sie die Zusammensetzung und Größe der enthaltenen Nanopartikel bestimmen. Außerdem gelang es den Chemikern zu analysieren, wie sich die Partikel in der Modellkläranlage durch den Klärprozess verändern. „In der Kläranlage können die Silbernanopartikel unter anderem zu Silbersulfid umgewandelt werden. Sie verbleiben als schwerlösliche Verbindung im Klärschlamm und sind damit für die Umwelt weniger schädlich“, erklärt Engelhard.

Um die Auswirkungen von Nanopartikeln aus Kläranlagen auf das Ökosystem noch weiter zu untersuchen, haben BiologInnen der Uni Siegen über einen längeren Zeitraum Wasserflöhe aus den Ausläufen der Modellkläranlagen beobachtet. Die Flöhe ernähren sich von Algen, an denen die winzigen Nanopartikel anhaften. Auswirkungen auf Fruchtbarkeit oder Sterblichkeit der Wasserflöhe habe man über sechs Generationen hinweg nicht feststellen können, fasst Professorin Klaudia Witte zusammen: „Auch in ihren Bewegungsmustern zeigten die Tiere keine Veränderung, wenn sie Silbernanopartikeln aus einer Modellkläranlage ausgesetzt wurden. Wohl aber, wenn sie sich in einer Lösung mit reinen Silbernanopartikeln bei gleicher nomineller Konzentration aufhielten.“

WissenschaftlerInnen aus Österreich untersuchten im Rahmen des Projektes Fische im Mondsee. An der Universität Aveiro in Portugal werden Gewebeproben aktuell noch auf biochemischer Ebene analysiert. „In den Laboruntersuchungen konnten wir bisher herausarbeiten, unter welchen Bedingungen und ab welcher Konzentration die untersuchten Nanopartikel Auswirkungen auf die verschiedenen Stufen der Nahrungskette haben“, erklärt Prof. Schönherr. Diese Konzentrationen liegen zumeist weit oberhalb der in den Feldstudien gefunden Konzentrationen. Aus Sicht der Wissenschaftler besteht daher kein Anlass zur Sorge hinsichtlich toxischer Effekte.

Hintergrund:
An dem Projekt „FENOMENO“ sind ForscherInnen der Universität Siegen, des Fraunhofer Instituts IME in Schmallenberg, des Limnologischen Instituts Mondsee der Universität Innsbruck, sowie der Universität Aveiro in Portugal beteiligt. Das Projekt wurde im Rahmen des SIINN ERA-NET Programms von den partizipierenden nationalen Förderinstitutionen, für Deutschland dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), mit insgesamt 1,1 Millionen Euro gefördert. Weitere Informationen unter www.fenomeno-nano.de.

Ansprechpartner:
Prof. Dr. Holger Schönherr (Projektleiter)
E-Mail: schoenherr@chemie.uni-siegen.de
Tel.: 0271-740 2806

Weitere Informationen:
http://www.fenomeno-nano.de

Anhang
Im Rahmen eines Workshops an der Uni Siegen haben Projektleiter Prof. Dr. Holger Schönherr und seine KollegInnen erste Ergebnisse vorgestellt.
https://idw-online.de/de/attachment65450

Quelle: idw

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baua: Praxis: Ungestört arbeitet es sich viel besser

Jörg Feldmann Pressestelle
Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin

Multitasking und Arbeitsunterbrechungen gehören heute zum Alltag vieler Beschäftigter. Doch Störungen und Multitasking belasten die Beschäftigten und senken die Produktivität. Deshalb gibt die baua: Praxis „Arbeitsunterbrechungen und Multitasking täglich meistern“ Hintergrundinformationen und Tipps zur belastungsgünstigen Arbeitsgestaltung. Die jetzt von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) veröffentlichte Broschüre praktische Hinweise, was Unternehmen und Beschäftigte tun können, um stress- und störungsfreier zu arbeiten.

Die beste Störung ist die, die gar nicht erst stattfindet. Lediglich Beschäftigte, die einer einfachen und monotonen Aufgabe nachgehen, empfinden Störungen im Arbeitsablauf als positiv. Wer jedoch bereits drei Minuten von hochkonzentrierter Arbeit abgelenkt wird, braucht anschließend rund zwei Minuten, um wieder auf dem Stand vor der Unterbrechung weiterarbeiten zu können. Das verlängert nicht nur die Bearbeitungszeit einer Aufgabe unnötig. Auch die Arbeitsergebnisse sind schlechter: Forscher der Universität Michigan haben herausgefunden, dass sich die Leistungsfähigkeit des Gehirns um 20 bis 40 Prozent verringert, wenn parallel statt nacheinander gearbeitet wird. Und wer das Gefühl hat, seine Aufgaben wegen ständiger Unterbrechungen nicht mehr richtig erledigen zu können, fühlt sich gestresst.

Die Forscher raten deshalb, dass der Beschäftigte entscheidet, welche Aufgabe Vorrang hat. Muss die aktuelle Arbeit unbedingt vor der Fertigstellung unterbrochen werden wie beispielsweise in Krankenhäusern, dann helfen Notizen dabei, sich anschließend wieder problemlos in der alten Aufgabe zurechtzufinden. Außerdem sollten die Beschäftigten ihre Aufgabe nach Möglichkeit dort unterbrechen, wo es später leichter fällt weiterzuarbeiten. Um Überlastung vorzubeugen, empfiehlt die Broschüre, Kollegen frühzeitig um Hilfe zu bitten.

Beschäftigte sollten vermeiden, mehrere Dinge gleichzeitig zu erledigen. Studien zeigen, dass Multitasking weder Zeit noch Aufwand spart. Wer dennoch so arbeiten muss, sollte die Arbeit in Ruhe angehen und sich an persönlichen Erfahrungen orientieren. Zudem lassen sich Zeitfenster einrichten, in denen es sich ungestört arbeiten lässt.

Doch auch die Kollegen und Vorgesetzten können einiges tun: Meist wollen sie nur „mal eben“ etwas fragen oder besprechen und meinen es nicht böse. Dann kann ein freundliches Gespräch helfen, ihnen bewusst zu machen, wie störend das sein kann. Ein weiterer Grund für Unterbrechungen können unvollständige oder missverständliche Absprachen in Teamrunden oder zwischen Mitarbeiter und Vorgesetztem sein. Hier rät die Broschüre zu klärenden Gesprächen darüber, wie genau Teamabsprachen sein sollten.

Für den Fall, dass verschiedene Berufsgruppen und Fachbereiche zusammenarbeiten müssen, haben sich „Gesundheitszirkel“ als hilfreich erwiesen. Dabei handelt es sich um einen strukturierten und festgelegten Austausch unter der Leitung eines geschulten externen Moderators. Was ein „Gesundheitszirkel“ wirksam gegen Arbeitsunterbrechungen machen kann, verrät ebenfalls die baua: Praxis.

„Arbeitsunterbrechungen und Multitasking täglich meistern“; 1. Auflage; Dortmund; 2018; ISBN: 978-3-88261-234-9; 36 Seiten; DOI: 10.21934/baua:praxis20170914. Die baua: Praxis kann über den Onlineshop der BAuA bezogen werden. Eine Version im PDF-Format zum Herunterladen gibt es im Internetangebot der BAuA unter www.baua.de/publikationen.

Forschung für Arbeit und Gesundheit
Die BAuA ist eine Ressortforschungseinrichtung im Geschäftsbereich des BMAS. Sie betreibt Forschung, berät die Politik und fördert den Wissenstransfer im Themenfeld Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit. Zudem erfüllt die Einrichtung hoheitliche Aufgaben im Chemikalienrecht und bei der Produktsicherheit. An den Standorten Dortmund, Berlin und Dresden sowie in der Außenstelle Chemnitz arbeiten über 700 Beschäftigte.
www.baua.de

Weitere Informationen:

http://www.baua.de/dok/8658050 Direkter Link zur baua: Praxis „Arbeitsunterbrechungen und Multitasking täglich meistern“

Quelle: idw

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Beeinflusst körperliche Aktivität die Gesundheit künftiger Nachkommen?

Dr. Marcus Neitzert Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen e.V. (DZNE)

Körperliche und geistige Aktivität sind nicht nur gut für das eigene Gehirn, sie können auch die Lernfähigkeit späterer Nachkommen beeinflussen – zumindest bei Mäusen. Diese besondere Form der Vererbung wird durch bestimmte RNA-Moleküle vermittelt. Sie beeinflussen die Genaktivität und reichern sich nach körperlicher und geistiger Aktivität nicht nur im Gehirn, sondern auch in den Keimzellen an. Prof. André Fischer und Fachkollegen vom Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) in Göttingen und München und der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) berichten darüber im Fachjournal „Cell Reports“.

Die vollständige Pressemitteilung finden Sie hier: https://www.dzne.de/aktuelles/presse-und-oeffentlichkeitsarbeit/pressemitteilung…

Quelle: idw

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Innovatives Verfahren zur umweltschonenden Gülleaufbereitung kommt auf den Markt

Dr. Claudia Vorbeck Presse und Öffentlichkeitsarbeit
Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB

Das am Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB entwickelte BioEcoSIM-Verfahren zur Aufbereitung von Gülle wird von SUEZ Deutschland GmbH als Betreiber großtechnischer Anlagen in den Markt eingeführt. Für Agrarbetriebe wird so eine Möglichkeit geschaffen, überschüssige Gülle abzugeben. Produkte der Gülleaufbereitung sind Phosphordünger, Ammoniumdünger und organische Bodenverbesserer.

Etwa 200 Millionen Kubikmeter Gülle aus der Viehzucht landen jährlich in Deutschland auf Feldern und Wiesen. Das »schwarze Gold« besteht zu über 90 Prozent aus Wasser und enthält beachtliche Mengen der wichtigen Pflanzennährstoffe Stickstoff und Phosphor. Wenn jedoch mehr Gülle auf die Felder ausgebracht wird, als die Böden binden und Pflanzen aufnehmen können, wandeln Mikroorganismen den Ammoniumstickstoff im Boden zu Nitrat um, das ins Grundwasser sickert. Das Problem: Dort, wo die Gülle in großen Mengen anfällt, fehlen häufig Ackerflächen, die gedüngt werden müssen. Über sogenannte Güllebörsen ordern Mastbetriebe daher Tanklaster an, um ihre Gülle in Gebiete mit Nährstoffbedarf transportieren zu lassen – oft mehrere hundert Kilometer entfernt.

Eine umweltschonende Lösung hat das Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB mit seinem BioEcoSIM-Verfahren entwickelt. »Wir haben verschiedene Aufbereitungsstufen zu einem Gesamtprozess kombiniert und in einer modular aufgebauten Anlage integriert«, erläutert der Nährstoff-Experte Dr. Iosif Mariakakis vom Fraunhofer IGB. Damit können die wertvollen Nährstoffe als leicht transportierbare und exakt dosierbare Phosphor- und Ammoniumdüngesalze zurückgewonnen werden. Auch die festen organischen Bestandteile werden verwertet und mit einem energieeffizienten Verfahren getrocknet und konditioniert. Sie stehen dann als humusbildende Bodenverbesserer zur Verfügung. Gülle wird so nahezu vollständig verwertet und die recycelten Bestandteile dem Boden wieder zugeführt.

Großtechnische Umsetzung und Betreibermodell
Mit der SUEZ Deutschland GmbH hat das Fraunhofer IGB nun einen Lizenznehmer für die patentierte Technologie gewonnen. Das global agierende Entsorgungs- und Verwertungsunternehmen wird als Betreiber in Aufbereitungsanlagen investieren. »Nach und nach sollen flächendeckend großtechnische Anlagen entstehen, die Landwirten, Zucht- und Mastbetrieben überschüssige Gülle abnehmen. Bei der Auswahl der Anlagenstandorte werden vor allem die logistischen Aspekte der Anlieferung berücksichtigt«, beschreibt Kai Bastuck, Leiter Geschäftsfeldentwicklung Recycling und Recovery der SUEZ Deutschland GmbH, das Geschäftsmodell. »Durch die Rückgewinnung des endlichen Rohstoffs Phosphor wird die Abhängigkeit Deutschlands von Phosphorimporten abgebaut. Das schont die endlichen Phosphorressourcen und verringert Schadstoffeinträge in Böden. So tragen wir zu einer nachhaltigen Zukunft bei und machen Nährstoff zum Wertstoff«, so Bastuck. Das Fraunhofer IGB unterstützt SUEZ Deutschland bei der Weiterentwicklung des Verfahrens.

Eine erste Aufbereitungsanlage mit einem Durchsatz von einem Kubikmeter pro Stunde wird aktuell als »Lebendes Technikum« am SUEZ-Standort Zorbau in Sachsen-Anhalt errichtet. Die flexibel ausgelegte Anlage soll Rinder- und Schweinegülle, aber auch Gärreste aus Biogasanlagen, verarbeiten und damit als Blaupause für weitere großtechnische Anlagen dienen.

»Eine durchschnittliche großtechnische Anlage produziert dann stündlich aus zehn Kubikmetern Rohgülle etwa 100 Kilogramm Phosphatdünger, 100 Kilogramm Stickstoffdünger und 900 Kilogramm organische, nährstoffarme Feststoffe«, führt Siegfried Egner, Abteilungsleiter am Fraunhofer IGB, aus. Das Einsparpotenzial an synthetischen Düngern ist enorm: Mit der Kapazität von einer Million Kubikmetern Gülle pro Jahr, was in etwa der Menge aus ca. hundert Schweinemastbetrieben entspricht, können 10 000 Tonnen Ammoniumdünger und 10 000 Tonnen Phosphordünger hergestellt werden. Dies entspricht fast dem jährlichen Bedarf in ganz Deutschland.

Das BioEcoSIM-Verfahren
Um Gülle vollständig aufzubereiten, sind verschiedene Verfahrensschritte notwendig. In einem ersten Schritt wird die wässrige Gülle vorbehandelt, damit der Phosphor vollständig in Lösung geht. Über eine zweistufige Filtration wird sie in eine feste und eine flüssige Phase getrennt.

Die entwässerte feste Phase wird mit einem ebenfalls am Fraunhofer IGB entwickelten energieeffizienten Verfahren getrocknet, das mit überhitztem Wasserdampf in einem geschlossenen System und daher besonders energieeffizient arbeitet. Die getrockneten organischen Bestandteile können optional weiter bei 450 °C über einen Pyrolyse-Schritt – wie im Trocknungsschritt in einer Atmosphäre aus überhitztem Wasserdampf – zu organischer Biokohle umgesetzt werden.

Die flüssige Güllefraktion enthält die gelösten anorganischen Nährstoffe. In einem Fällungsreaktor wird zunächst Phosphor zurückgewonnen und als Calciumphosphat, Magnesiumphosphat oder Magnesiumammoniumphosphat gefällt und abfiltriert. Stickstoff wird in einem zweiten Schritt zurückgewonnen. Hierzu wird die wässrige Fraktion über eine Membranadsorption als Ammoniumsulfat abgetrennt und kristallisiert. Übrig bleibt ein Wasser, das nur noch Spuren von Phosphor und Stickstoff enthält, aber reich an Kalium ist – und optimal zur Bewässerung eingesetzt werden kann.

In umfangreichen Untersuchungen und Feldstudien haben die Fraunhofer-Forscher gezeigt, dass die aus Gülle aufbereiteten mineralischen Düngemittel und organischen Bodenverbesserer direkt als gut verfügbare Dünger und humusbildende Substrate in der Landwirtschaft eingesetzt werden können.

Das BioEcoSIM-Aufarbeitungsverfahren wurde im Rahmen des Projekts BioEcoSIM entwickelt, das von Oktober 2012 bis Dezember 2016 im 7. Forschungsrahmenprogramm der EU gefördert wurde.

Weitere Informationen:
https://www.igb.fraunhofer.de/de/presse-medien/presseinformationen/2018/innovati…

Anhang
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https://idw-online.de/de/attachment65477

Quelle: idw

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Studie zeigt: Sind wir glücklich mit unserem Job, dann fühlen wir uns auch privat wohler

Melanie Hahn Presse & Öffentlichkeitsarbeit
Hochschule Fresenius

In einer empirischen Arbeit der Hochschule Fresenius, Fachbereich Wirtschaft & Medien, wurde untersucht, ob es einen Zusammenhang zwischen Beruf und subjektivem Wohlbefinden gibt und welche Faktoren dabei eine Rolle spielen. Dazu befragte Oliver Hasenclever im Rahmen seiner Abschlussarbeit im Studium der Angewandten Psychologie (B.Sc.) über 200 Personen. Das Ergebnis: Sind wir im Job glücklich, fühlen wir uns auch nach Feierabend besser.

Arbeit nimmt einen großen Teil unserer Lebenszeit ein. Vielen Unternehmen ist deshalb ein gutes Betriebsklima wichtig, denn sie wissen: Fühlen sich die Angestellten wohl, wirkt sich das positiv auf die Arbeitshaltung aus. Doch steigt mit der Arbeitszufriedenheit auch das persönliche Wohlbefinden? Und welche Rolle spielt dabei das Einkommen?

Um herauszufinden, ob ein Zusammenhang zwischen subjektivem Wohlbefinden und der Arbeitszufriedenheit besteht, befragte Oliver Hasenclever für seine Bachelorarbeit 207 Personen zwischen 18 und 74 Jahren, die zur Zeit der Befragung mindestens eine berufliche Haupt- oder Nebentätigkeit ausübten. Um weitere Aussagen zum subjektivem Wohlbefinden treffen zu können, bezog Hasenclever auch die Variablen Einkommen, Alter, Bildungsniveau und Geschlecht mit ein.

In seinen Untersuchungen stellte Hasenclever so einen eindeutigen Zusammenhang zwischen Arbeitszufriedenheit und Wohlbefinden fest. Macht uns der Beruf Spaß, fühlen wir uns nach dem Feierabend wohler. Dies ist dann der Fall, wenn wir einen Sinn in dem sehen, was wir tun und wir die Aufgaben für interessant halten. Ebenso spielen Aufstiegsmöglichkeiten und Weiterbildungsmöglichkeiten eine große Rolle. Auch das Team und die Unternehmenskultur sowie die Anerkennung vom Vorgesetzten haben Einfluss darauf, wie wohl wir uns an unserem Arbeitsplatz fühlen.

Das Einkommen und das Alter konnten in dieser Erhebung hingegen nicht in Verbindung mit dem Wohlbefinden gebracht werden. Auch konnten kaum Unterschiede in Bezug auf das Geschlecht festgestellt werden. Männer als auch Frauen empfanden demnach ähnlich.

Die Forschung zum Thema „Wohlbefinden“ hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Die Hochschuldozentin und Psychologin Dr. Kathrin Schütz hat die Erhebung betreut. Sie betont: „Es gibt immer noch kein Patentrezept, wie Wohlbefinden für die einzelne Person entsteht. Es handelt sich dabei um ein komplexes Konstrukt, welches vielen internalen sowie externalen Einflüssen unterliegt“. So komme es beispielsweise auch darauf an, welchen Ausgleich es zwischen Beruf und Freizeit gibt. „Verwendet man alle Ressourcen für berufliche Tätigkeiten, sind wir zu müde, um unseres Hobbys nachzugehen oder Freunde zu treffen. Einige Studien verweisen zwar darauf, dass das Geld die entscheidende Variable ist, wohingegen Studien wie diese zeigen, dass es eben doch nicht so einfach ist. Hier gibt es also noch ausreichend Forschungsbedarf“, führt die Psychologin weiter aus.

Weitere Informationen:
http://www.hs-fresenius.de

Quelle: idw

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Wasser reinigen und Boden düngen mit Pflanzenkohle

Franz-Georg Elpers Pressestelle
Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)

Kleinkläranlagen zur Phosphorrückgewinnung in Burkina Faso – DBU unterstützt mit 121.000 Euro

Die Abwasserproblematik entschärfen und gleichzeitig einen Dünger für ausgelaugte Böden gewinnen: Kleinkläranlagen neuen Typs sollen den Menschen im westafrikanischen Burkina Faso bald eine deutliche Verbesserung ihrer Lebenssituation bringen. Mithilfe von Pflanzenkohle soll lebensnotwendiger Phosphor aus dem Abwasser zurückgewonnen und als Bodendünger verwendet werden. Entwickelt und umgesetzt hat das Konzept die Firma Ökoservice (Denkendorf) gemeinsam mit der Technischen Universität Hamburg-Harburg (TUHH) und lokalen Partnern vor Ort wie ClimateSol. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) fördert sie dabei fachlich und finanziell mit rund 121.000 Euro. „Die Projektergebnisse zeigen eindrucksvoll, dass der Phosphor-Kreislauf mit cleverer Umwelttechnik geschlossen werden kann – in Deutschland und weltweit. Das muss auch ein zentrales Anliegen sein, um durch entsprechende Kooperationen unsere gemeinsame Lebensgrundlage zu erhalten“, so DBU-Generalsekretär Alexander Bonde.

Abfallprodukt wird zum Dünger
Bei diesem Typ von Kleinkläranlangen könne generell auf die Vorklärung verzichtet werden, weshalb dort kein hochbelasteter Fäkalschlamm anfalle. Da somit die Nachbehandlung entfalle und die Anlage außerdem deutlich kompakter als andere gebaut werden könne, würden sich deutliche Kostenvorteile und ein geringerer ökologischer Fußabdruck ergeben, erläutert Projektleiter Jörg Fingas von der TUHH. Im Rahmen des Projektes sei eine bestehende Anlage an die speziellen Bedürfnisse in Burkina Faso angepasst worden. „Das Besondere ist, dass wir dem Klärschlamm regionale Pflanzenkohle hinzugegeben haben. Die bleibt beim Kochen über, wird aus den Schalen des Wüstendattelbaums gewonnen und ist ein Abfallprodukt der Ölherstellung“, so Fingas weiter. Auf der Kohle lagere sich der im Schmutzwasser enthaltene Phosphor und Biomasse ab. Deshalb könne sie anschließend gezielt als Dünger eingesetzt werden und nährstoffarme Böden wieder fruchtbarer machen. Das Wasser sei am Ende soweit gereinigt, das damit Felder bewässert werden können.

Forschung geht weiter, Ziel ist es Trinkwasserqualität zu erreichen
Großen Wert hätten die Projektpartner darauf gelegt, ökologische und ökonomische Aspekte zu berücksichtigen. „Deshalb haben wir die Anlage so konzipiert, dass sie von lokalen Handwerkern gebaut werden kann und damit eine Wertschöpfung vor Ort stattfindet“, sagt Thomas Czoske von Ökoservice. Möglichst viele Bauteile sollen lokal beschafft werden können. Nur ein kleiner Teil komme aus Deutschland. Ausgelegt sei die getestete Anlage für einen Haushalt mit bis zu 12 Personen. Es sei jedoch möglich, sie in Größen für bis zu 5.000 Menschen zu bauen. Damit eigne sie sich für einzelne Wohngebäude ebenso wie für Hotels, Schulen oder Camps. Die Verhandlungen mit ersten Interessenten dazu würden bereits laufen. Für die nächsten zwei Jahre sei der Betrieb der Testanlage bereits gesichert. In dieser Zeit soll im Rahmen einer Doktorarbeit ermittelt werden, ob mit der Kleinkläranlage und beispielsweise mittels Moringasamen zur Desinfektion sogar Trinkwasserqualität erreicht werden kann. „Mit dem Projekt stärken wir gleich mehrere Kreisläufe: neben dem des Phosphors auch den des Wassers und der lokalen Wertschöpfung“, fasst DBU-Experte Franz-Peter Heidenreich zufrieden zusammen.

Zum Hintergrund:
Phosphor ist Teil unserer Lebensgrundlage und kann nicht durch andere Stoffe ersetzt werden. Er fördert beispielsweise das Wachstum von Pflanzen, weshalb große Mengen davon als Dünger in der Landwirtschaft eingesetzt werden. Bisher wird Phosphor im Tagebau abgebaut. Doch das hat große Auswirkungen auf die Umwelt, findet häufig in Ländern mit schwieriger politischer Lage statt und benötigt viel Energie. Zudem ist er häufig mit Schadstoffen belastet. Über unsere Nahrung landet ein großer Teil des Phosphors schließlich im Klärschlamm. Dieser kann jedoch nicht mehr ohne weiteres in der Landwirtschaft wiederverwendet werden, da er häufig zu viele Schadstoffe enthält. Zwar gibt es alternative Rückgewinnungs-Verfahren. Sie benötigen bisher jedoch große Mengen Chemikalien und Energie.
So lange Phosphor nicht wiederverwendet wird, besteht die Gefahr, eine der von internationalen Experten definierten Belastungsgrenzen des Erdsystems zu überschreiten und die Chance zu verpassen, die 2015 beschlossenen globalen nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen langfristig zu erreichen. Sie sollen eine nachhaltige Entwicklung auf ökonomischer, sozialer sowie ökologischer Ebene sichern.

Weitere Informationen:
https://www.dbu.de/123artikel37632_2442.html

Quelle: idw

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Wenn es um Geld geht, ticken Menschen rund um den Globus ähnlich

Peter Kuntz Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Trier

Wirtschaftswissenschaftler der Universität Trier legen eine für die Finanzberatung erkenntnisreiche Studie vor

Geldanleger kann man in Schubladen stecken: da gibt es die an Finanzen Interessierten, die Sparer, die Vorsichtigen, die Intuitiven oder die Konsumfreudigen. Finanzberatern kann dieses „Schubladen-Denken“ dazu dienen, ihre Kunden richtig einzuschätzen und ihnen die auf den jeweiligen Typus zugeschnittenen Produkte anzubieten. Bislang ging man davon aus, dass diese Kategorien für die Bevölkerung westlicher und hoch entwickelter Staaten gelten. Bei einem Vergleich der Einstellungen zu Geld von Anlegern in der Schweiz und Vietnam haben Prof. Dr. Marc Oliver Rieger und Thuy Chung Phan von der Universität Trier zusammen mit Prof. Dr. Mei Wang (WHU Vallendar) herausgefunden, dass die Merkmale in beiden Ländern gleichermaßen zutreffen – trotz der enormen kulturellen und wirtschaftlichen Unterschiede. Für die Finanzbranche hätte das zur Folge, dass sie ihre Empfehlungsmuster und Produkte für „westliche“ Kunden auch in globalem Stil anwenden kann.

„Die Ergebnisse unserer Arbeit können Finanzberater darin unterstützen, länderübergreifende Marketingstrategien zu entwickeln, die spezifische finanzielle Bedürfnisse jeder Anlegergruppe berücksichtigen und ihnen damit effizienteren Service anzubieten“, fasst Professor Rieger praxisbezogene Ergebnisse der Studie zusammen. Ein Finanzprodukt für einen intuitiv veranlagten Menschen in der Schweiz sollte auch auf einen instinktiv handelnden Investor in Vietnam passen.

Bezogen auf die Schweiz hatten die Autoren Brigitte Fünfgeld und Mei Wang in einer vorhergehenden Studie fünf Kategorien für die Einstellung zu Geld herausgearbeitet. Auf der Basis dieser Typologie lassen sich der Bedarf der Kunden und maßgeschneiderte Produkte weitaus treffsicherer ermitteln als durch soziodemografische Unterscheidungen wie Alter, Geschlecht oder Einkommen.

Marc Oliver Rieger und Thuy Chung Phan übertrugen das von Fünfgeld/Wang für die Schweiz entwickelte Muster auf mehr als 3.000 in Vietnam befragte Investoren. Dort zeigten sich zwar andere prozentuale Verteilungen der jeweiligen Anleger-Typen. Den Finanzmarktforschern der Universität Trier ging es jedoch primär um die Erkenntnis, ob die Typologie auf beide Länder gleichermaßen zutrifft.

„Wenn die Faktoren in so unterschiedlichen Ländern wie der Schweiz und Vietnam greifen, dann liegt die Vermutung nahe, dass sie auf eine Vielzahl von weiteren Ländern anwendbar sind. Die Ergebnisse lassen auch den Schluss zu, dass bereits eine homogene globale Konsumkultur besteht oder im Entstehen begriffen ist“, sagt Thuy Chung Phan.

Nach Wissen der beiden Trierer Ökonomen ist dies die erste interkulturelle Studie, in der finanzbezogene Einstellungen und Verhaltensweisen als Variablen für die Unterscheidung von Kundengruppen verwendet werden. Weitere interkulturell angelegte Studien könnten die Zuverlässigkeit der getroffenen Aussagen untermauern.

Das Paper zur Studie von Thuy Chung Phan, Marc Oliver Rieger und Mei Wang wird im International Journal of Bank Marketing veröffentlicht.

Kontakt
Prof. Dr. Marc Oliver Rieger
Universität Trier/Betriebswirtschaftslehre
mrieger@uni-trier.de
Tel. 0651/201-2721
https://banking-finance.uni-trier.de 

Quelle: idw

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Projekt Klimalandschaften lädt zum Mitmachen ein

Meike Drießen Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

Warum erst zum Klimaschützer werden, wenn der eigene Keller wegen Starkregens unter Wasser stand? Forscherinnen und Forscher der Arbeitsgruppe Geomatik der Ruhr-Universität Bochum (RUB) laden Bürgerinnen und Bürger sowie die Kommunalpolitik jetzt schon zum Mitmachen ein: Im Projekt „Stadt und Land im Fluss – Netzwerk zur Gestaltung einer nachhaltigen Klimalandschaft“, kurz Klimnet, erarbeiten alle zusammen einen Handlungsleitfaden zur Klimaanpassung für die Modellregionen Ruhrgebiet und Bonn.

Den Blick öffnen zur kreativen Anpassung
Das Thema Klimaschutz ist mittlerweile jedem ein Begriff. Trotzdem beschäftigen sich die meisten mit Klimaanpassung erst dann aktiv, wenn sie persönlich durch Starkregen, ein Jahrhunderthochwasser, eine Trockenperiode oder einen Bäume entwurzelnden Sturm unmittelbar von den Folgen des Klimawandels betroffen sind. „Um den Blick zu öffnen, wie man sich kreativ anpassen kann, bringt es nichts, bei den Bedrohungen stehenzubleiben“, sagt Dr. Andreas Rienow von der Arbeitsgruppe Geomatik der RUB. „Wir wollen den Klimawandel zum Anlass nehmen, Veränderungspotenziale und den Ideenreichtum durch neue Kooperationsformen zu wecken.“

Effekte des Klimawandels abpuffern
Dazu gibt es im Projekt, an dem auch der Wissenschaftsladen Bonn, die Arbeitsgruppe Fernerkundung des Geographischen Instituts der Universität Bonn sowie die Städte Bonn und Gelsenkirchen beteiligt sind, Exkursionen, Seminare, Info-Punkte und ein sogenanntes Crowd-Mapping, bei dem die Forscherinnen und Forscher gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern nach Orten suchen, die eine Anpassung an das veränderte Klima nötig hätten. Diese Angebote zeigen allen Interessierten auf, wie sich das Klima vor Ort wandelt, was das bedeutet und was man tun kann, um sich anzupassen. „Begrünte Gebäude, entsiegelte Plätze, schattenspendende Alleen, das alles kann die Effekte des Klimawandels in den Städten abpuffern“, erläutert Prof. Dr. Carsten Jürgens, der das Projekt begleiten wird.

Satellitenbilder auswerten
Außerdem nutzen sie Satellitenbilder der vergangenen Jahrzehnte, um Orte auszumachen, die man verändern könnte, um dem Klimawandel entgegenzuwirken. „Riesige Pflasterflächen sind zum Beispiel ungünstig, weil sie sich im Sommer stark aufheizen“, so Andreas Rienow. Dazu entwickeln die Forscherinnen und Forscher aus Bochum und Bonn auch ein interaktives geografisches Informationssystem zum Klimawandel, das im Sommer an den Start gebracht werden wird.

Masterstudierende entwickeln Crowd-Mapping
Im Sommersemester 2018 bietet er zudem im Geografie-Masterstudiengang ein Seminar zum Projektthema an. Darin untersuchen die Studierenden unter anderem Hotspots klimarelevanter Landschaftsmerkmale und -veränderungen. Dazu gehören zum Beispiel verbaute Frischluftschneisen, neue Windkraftanlagen, der Anbau von Energiepflanzen und die Vegetation in Städten. Außerdem entwickeln die Seminarteilnehmer Aktionsfelder für ein Crowd-Mapping, das die Bevölkerung für die Teilnahme an kommunalen und wissenschaftlichen Themen interessieren soll.

Förderung
Das Projekt Klimnet wird vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit gefördert (FKZ: 03DAS098C).

Pressekontakt
Dr. Andreas Rienow
Arbeitsgruppe Geomatik
Geographisches Institut
Ruhr-Universität Bochum
Tel.: 0234 32 24791
E-Mail: andreas.rienow@rub.de

Weitere Informationen:
http://klimalandschaften-nrw.de/ – Projektwebseite

Quelle: idw

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Die Emotion liegt im Auge des Hörers: Warum überraschende Geräusche die Pupille weiten

Sophie Ehrenberg Wissenschaftsorganisation & Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Neurobiologie

Magdeburg/Leipzig. Ein Baby weint oder ein Hund knurrt – beide Geräusche wecken bei uns Emotionen, die sich an den Augen ablesen lassen. Dr. Nicole Wetzel, Leiterin der CBBS-Forschergruppe Neurokognitive Entwicklung am Leibniz-Institut für Neurobiologie (LIN), sowie Andreas Widmann und Prof. Dr. Erich Schröger von der Universität Leipzig haben in einer Grundlagenstudie im Fachmagazin Biological Psychology gezeigt, wie unser Gehirn überraschende emotionale Geräusche verarbeitet. Mit einer neuen Methode konnten die Forscher nachweisen, wie neuronale Aktivität im Gehirn die Pupillenweite über das sympathische und parasympathische Nervensystem beeinflusst.

„Wie unser Gehirn überraschend auftretende emotionale Geräusche verarbeitet, lässt sich auch an den Augen ablesen“, erklärt Nicole Wetzel. In einer methodischen Grundlagenstudie haben sie und Andreas Widmann bei erwachsenen Probanden untersucht, wie zum Beispiel das Geräusch eines schreienden Babys die Pupille und die hirnelektrische Aktivität, die mittels Elektoenzephalographie (EEG) gemessen wird, beeinflusst. „Dabei haben wir einen neuen methodischen Ansatz genutzt, der die Messung der Pupillenweite und der Hirnströme miteinander kombiniert“, sagt Widmann. Dank dieser Messungen lassen sich Rückschlüsse auf die neuronale Aktivität im Gehirn ziehen, die sich sonst nicht ohne weiteres beobachten lässt.

„Die Weite der Pupillen wird nicht allein durch die Helligkeit bestimmt, sondern kann auch kognitive Prozesse abbilden. Versucht zum Beispiel jemand, sich eine Reihe von Zahlen zu merken, weiten sich die Pupillen zunehmend. Oder wenn wir ein unerwartetes Geräusch hören, werden unsere Pupillen größer und wir können ein spezifisches Muster in den Hirnströmen beobachten“, berichtet Widmann. Diese überraschenden Ereignisse aktivieren das sympathische Nervensystem, das den Körper auf Flucht oder Kampf vorbereitet. Gleichzeitig hemmen sie das parasympathische Nervensystem, dessen Aktivität in Ruhe- und Regenerationsphasen überwiegt. Beide Teile des autonomen Nervensystems können die Weitung der Pupille getrennt voneinander über zwei verschiedene Muskeln steuern. Bisher ließen sich die Beiträge beider Muskeln beziehungsweise Nervensysteme auf die Weitung der Pupille jedoch nicht voneinander trennen.

Die Forscher haben in ihrer aktuellen Studie deshalb versucht, die Aktivität der Muskeln, die die Pupillenweite steuern, durch unterschiedliche Umgebungshelligkeiten zu beeinflussen. Den Probanden wurden in vollständiger Dunkelheit und bei normaler Beleuchtung überraschende, emotionale Störgeräusche, wie zum Beispiel das Weinen eines Kindes, sowie nicht-emotionale Störgeräusche, beispielsweise ein vorbeifahrendes Auto, vorgespielt. Der ringförmige Muskel, der durch das parasympathische Nervensystem gesteuert wird, erschlafft im Dunkeln und kann deshalb nicht mehr zur Pupillenweitung beitragen. Mittels statistischer Verfahren ließen sich so die Beiträge der sympathischen und parasympathischen Nervensysteme zur Pupillenweitung voneinander trennen. Dabei fiel auf: Im Vergleich zu nicht-emotionalen Geräuschen war bei emotionalen Geräuschen der Beitrag der Aktivierung des sympathischen Nervensystems erhöht, nicht aber die Hemmung des parasympathischen Nervensystems. „Wenn ein Störgeräusch ein emotionales Geräusch ist, werden unsere Pupillen also automatisch noch größer. Das bestätigt unsere Hypothese, dass solche Gefühlsregungen mit der Aktivierung des sympathischen Nervensystems verknüpft sind“, fasst Nicole Wetzel die Studienergebnisse zusammen.

Auch im EEG wird durch überraschende Geräusche ein typisches Hirnstrommuster ausgelöst. Dieses wird vermutlich dadurch hervorgerufen, dass die Erregungsschwelle von Neuronen in der Großhirnrinde gezielt gesenkt und neuronale Aktivität verstärkt wird, um wichtige Ereignisse schnell analysieren und darauf reagieren zu können. Das Antwortmuster auf emotionale Störgeräusche kann daher mit hoher Wahrscheinlichkeit einer Koaktivierung mit dem sympathischen Nervensystem zugeordnet werden.

„Die Möglichkeit, emotionale und kognitive Prozesse und deren zugrundeliegende neuronale Aktivität durch nicht belastende, videobasierte Messung der Pupillenweite zu erforschen, eröffnet weitreichende Möglichkeiten zur Forschung insbesondere bei Babys und Kleinkindern“, sagt Wetzel. Widmann ergänzt: „Sie ist aber auch bei anderen Probanden einsetzbar, für die andere Forschungsmethoden nicht in Betracht kommen.“ Außerdem gewinnt der Ansatz, Pupillenweitung und Hirnstrommessungen kombiniert auszuwerten, aufgrund der weiterentwickelten Technik zunehmend an Bedeutung. Er soll in künftigen Studien der Arbeitsgruppe zur auditiven Aufmerksamkeitsforschung auch bei Kindern angewendet werden, um in der Entwicklungsforschung zu verstehen, wie neuronale Systeme bei Störgeräuschen arbeiten. Vor allem Kinder im Alter von ein bis sechs Jahren sind bisher wenig erforscht. Diese Lücke will das Team um Nicole Wetzel und Andreas Widmann schließen.

Weitere Informationen:
http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0301051118300498

Quelle: idw

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Folgen eines Zeckenstichs sicher erkennen und behandeln: Leitlinie Neuroborreliose veröffentlicht

Pressesprecher: Prof. Dr. med. Hans-Christoph Diener, Essen Pressestelle der DGN
Deutsche Gesellschaft für Neurologie e.V.

Die Zeckensaison 2018 startet mit neuen Empfehlungen für die Diagnose und Therapie der durch Zecken übertragenen Erkrankung Neuroborreliose. Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) hat heute nach mehr als dreijähriger Arbeit die erste S3-Leitlinie Neuroborreliose veröffentlicht. S3-Leitlinien sind Leitfäden für Ärzte und Patienten, die nach strengen Regeln erarbeitet werden und den aktuellen Stand der wissenschaftlichen Medizin wiedergeben. Die Leitlinie Neuroborreliose, deren Veröffentlichung sich durch einen Rechtsstreit um einige Wochen verzögert hatte, bezieht klar Stellung zu vermeintlichen Spätfolgen einer Borrelieninfektion, die Jahre nach dem Zeckenstich auftreten sollen.

„Krankheitsbilder mit anhaltenden unspezifischen bzw. untypischen Symptomen sind häufig keine Borreliosen“, so Professor Sebastian Rauer vom Universitätsklinikum Freiburg, der die Leitlinienarbeit gemeinsam mit PD Dr. Stephan Kastenbauer aus München koordiniert hat. Die Leitlinie gilt erstmals auch für die Neuroborreliose im Kindes- und Jugendalter und ist im Internetauftritt der DGN frei zugänglich (dgn.org/leitlinien).

Die Leitlinie erläutert, welche diagnostischen Schritte und Labortests die Diagnose Neuroborreliose sichern, und bietet einen Überblick über wirksame Therapien. Sie enthält außerdem ein Informationsblatt für Patienten zur Nachbeobachtung eines Zeckenstichs und gibt Empfehlungen zur Prävention einer Borrelieninfektion. Die S3-Leitlinie ist eine Weiterentwicklung der bisher gültigen S1-Leitlinie. Sie wurde unter Federführung der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) in einem mehr als dreijährigen strukturierten Evidenzprozess nach den methodischen Vorgaben der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) erstellt. S3 steht in dieser Methodik für die höchste Qualitätsstufe der Entwicklung. Die Empfehlungen basieren auf einer systematischen Auswertung der wissenschaftlichen Literatur zur Neuroborreliose.

Akute Neuroborreliose: 3 bis 15 Prozent der Borrelieninfektionen betreffen das Nervensystem
Die Lyme-Borreliose (auch Lyme-Disease genannt) ist die am häufigsten durch Zecken übertragene Krankheit in Europa. In Deutschland erkranken jährlich zwischen 60.000 und mehr als 200.000 Menschen. Eine frühzeitige Entfernung der Zecke, bevor sie sich mit Blut vollgesaugt hat, kann die Übertragung des Erregers verhindern. Die Borrelien, spiralförmige Bakterien, befallen vorwiegend die Haut. Typisches Erkennungszeichen ist die sogenannte Wanderröte: Um den Zeckenstich bildet sich ein roter Rand, der sich langsam nach außen ausweitet; oft kommen Muskel- und Gelenkschmerzen und andere grippeähnliche Beschwerden hinzu.
Im übrigen Körper können die Borrelien Gelenke, das Nervensystem und selten das Herz befallen. In 3 bis 15 Prozent der Fälle ist das Nervensystem betroffen, man spricht dann von einer Neuroborreliose. In diesen Fällen typisch sind nächtlich betonte, brennende und stechende Schmerzen, die häufig gürtelförmig verteilt sind und schlecht auf Schmerzmittel ansprechen. Auch Lähmungen können vorkommen, vor allem der Gesichtsnerven, der Arme und Beine. Bei Kindern äußert sich die Neuroborreliose am häufigsten in einer Gesichtsnervenlähmung oder Hirnhautentzündung (Meningitis). „Anhand der typischen Symptome in Verbindung mit entzündlichen Veränderungen im Nervenwasser und dem positiven Antikörpernachweis lässt sich eine Neuroborreliose in der Regel zweifelsfrei feststellen“, erklärt Professor Rauer. Von Blut- oder Liquortests auf Borreliose bei unspezifischen Beschwerden rät DGN-Experte Rauer ab. „Laboruntersuchungen sind nur bei ausreichendem klinischem Verdacht sinnvoll.“

Chronische Neuroborreliose: Schlechte Langzeitverläufe basieren auf Fehldiagnosen
Zu den umstrittenen vermeintlichen chronischen Neuroborreliosen liefert die S3-Leitlinie eindeutige wissenschaftliche Fakten. Nicht haltbar ist die Theorie, wonach Erschöpfung, Konzentrationsstörungen, chronische Müdigkeit, wandernde Schmerzen, Gedächtnisstörungen, Kopfschmerzen und andere schwer greifbare Beschwerden trotz unauffälliger Liquordiagnostik auf eine nicht erkannte oder unzureichend behandelte Infektion des Nervensystems mit Borrelien zurückzuführen sind. „Die Neuroborreliose verläuft überwiegend gutartig“, betont Rauer. „Schlechte Langzeitverläufe, von denen immer wieder berichtet wird, sind zum erheblichen Teil auf Fehldiagnosen zurückzuführen. Das Nichtansprechen auf die Therapie liegt in diesen Fällen also nicht daran, dass die Borrelien überleben. Der Grund ist vielmehr, dass die Patienten keine Neuroborreliose haben, sondern eine andere Erkrankung, die nicht auf Antibiotika anspricht.“
Auch den sogenannten Lymphozyten-Transformationstest, der bei diffusen Beschwerden wie chronischer Müdigkeit, muskuloskelettalen Schmerzen, Abgeschlagenheit oder Konzentrationsstörungen eine chronische Borreliose nachweisen soll, halten die wissenschaftlich-medizinischen Fachgesellschaften für nicht aussagekräftig.

Aktuelle Empfehlungen zur Art und Dauer der Antibiotikatherapie
Die Antibiotikabehandlung sollte mit Doxycyclin oder Penizillin G oder Ceftriaxon oder Cefotaxim erfolgen. „Diese Substanzen sind bei gleicher Verträglichkeit gleich gut wirksam gegen Borrelien“, so Rauer. „Über die Wirksamkeit von anderen Substanzen oder Antibiotika-Kombinationsbehandlungen liegen zu wenig auswertbare Studiendaten vor.“ Die Leitlinie betont, dass eine medikamentöse Therapiedauer von 14 Tagen bei früher und von 14 bis 21 Tagen bei später Neuroborreliose im Regelfall ausreichend ist. „Eine längere Behandlung bringt keinen Mehrwert, sondern setzt die Patienten einem unnötigen Risiko von schweren Nebenwirkungen aus. Wenn die Antibiotika nach zwei bis drei Wochen nicht anschlagen, bringen auch weitere Wochen oder gar Monate nichts.“

An der Entwicklung der S3-Leitlinie Neuroborreliose waren Vertreter aller Fachrichtungen beteiligt, die mit dem Krankheitsbild zu tun haben: 20 wissenschaftliche medizinische Fachgesellschaften, das Robert Koch-Institut, die Paul Ehrlich Gesellschaft, drei Patientenorganisationen sowie die Deutsche Borreliose-Gesellschaft e.V. (DBG), eine Vereinigung von Wissenschaftlern und Ärzten, die sich mit der Borreliose und assoziierten Infektionskrankheiten befassen. Es gab fünf Konsensuskonferenzen und eine außerordentliche Konferenz, bei denen die vorhandenen wissenschaftlichen Studien sowie die Erfahrungen der Experten ausführlich in der Leitliniengruppe diskutiert wurden. Nicht zu allen Punkten sei ein Konsens gefunden worden, berichtet Rauer, Neuroborreliose-Spezialist der DGN: „Im Hinblick auf die späte Neuroborreliose und vermeintliche latente Langzeitinfektionen besteht zwischen den wissenschaftlichen Fachgesellschaften einerseits und den Patientenorganisationen bzw. der DBG andererseits eine große Kontroverse.“ Die Deutsche Borreliose-Gesellschaft e.V. und der Borreliose und FSME Bund Deutschland e.V. versuchten sogar, die Leitlinie mit einer einstweiligen Verfügung zu stoppen. Das Landgericht Berlin hat diese mit Urteil vom 12. März 2018 aufgehoben (die DGN berichtete).

Quellen
Rauer S., Kastenbauer S. et al. S3-Leitlinie Neuroborreliose. 2018. In: Deutsche Gesellschaft für Neurologie, Hrsg., Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie. Online: www.dgn.org/ leitlinien und www.awmf.org
„Leitlinie zur Neuroborreliose kann in Kraft treten“. Pressemeldung der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) vom 19. März 2018

Fachlicher Kontakt bei Rückfragen
Professor Dr. med. Sebastian Rauer
Neurologische Universitätsklinik
Breisacherstraße 64, 79106 Freiburg
Tel.: +49 (0)761 270 53070
E-Mail: sebastian.rauer@uniklinik-freiburg.de

Pressestelle der Deutschen Gesellschaft für Neurologie
c/o albertZWEI media GmbH, Oettingenstraße 25, 80538 München
Tel.: +49 (0)89 46148622, Fax: +49 (0)89 46148625
Pressesprecher: Prof. Dr. med. Hans-Christoph Diener, Essen
E-Mail: presse@dgn.org

Die Leitlinien der DGN
Die Kommission Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) unter der Leitung von Prof. Dr. Hans-Christoph Diener (Essen) und Prof. Dr. Christian Gerloff (Hamburg) bringt mit ihren circa 80 medizinischen Leitlinien neue wissenschaftliche Erkenntnisse schnellstmöglich in die therapeutische Praxis und damit an die Patienten mit neurologischen Erkrankungen. Leitlinien spielen damit eine wichtige Rolle für die schnelle und kompetente Verbreitung von Forschungsergebnissen. Verfasst werden die Leitlinien für Diagnostik und Therapie von ausgewiesenen Experten auf dem jeweiligen Gebiet, unter Beteiligung von österreichischen und Schweizer Neurologen, teilweise auch unter Beteiligung von Therapeuten und Patientenvertretern. Wichtig ist die bestmögliche Objektivität der ausgesprochenen Empfehlungen. Aus diesem Grund erfolgen die Zusammenstellung der Leitliniengruppe und die Konsensfindung bei Empfehlungen nach klaren Vorgaben auf Basis des Regelwerks der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF). Alle Leitlinien der DGN sind auf www.dgn.org frei zugänglich publiziert.

Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie e.V. (DGN)
sieht sich als neurologische Fachgesellschaft in der gesellschaftlichen Verantwortung, mit ihren rund 9000 Mitgliedern die neurologische Krankenversorgung in Deutschland zu sichern. Dafür fördert die DGN Wissenschaft und Forschung sowie Lehre, Fort- und Weiterbildung in der Neurologie. Sie beteiligt sich an der gesundheitspolitischen Diskussion. Die DGN wurde im Jahr 1907 in Dresden gegründet. Sitz der Geschäftsstelle ist Berlin.
www.dgn.org

Präsident: Prof. Dr. med. Gereon R. Fink
Stellvertretende Präsidentin: Prof. Dr. med. Christine Klein
Past-Präsident: Prof. Dr. med. Ralf Gold
Geschäftsführer: Dr. rer. nat. Thomas Thiekötter
Geschäftsstelle: Reinhardtstr. 27 C, 10117 Berlin, Tel.: +49 (0)30 531437930, E-Mail: info@dgn.org

Weitere Informationen:
https://www.dgn.org/presse/pressemitteilungen/56-pressemitteilung-2018/3580-folg…

Anhang
Pressemitteilung als PDF
https://idw-online.de/de/attachment65245

Quelle: idw

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Stärkere Belege für Abschwächung des Golfstromsystems

Jonas Viering Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung

Die als Golfstromsystem bekannte Umwälzströmung im Atlantik – eines der wichtigsten Wärmetransportsysteme der Erde, das warmes Wasser nach Norden und kaltes Wasser nach Süden pumpt – ist heute schwächer als je zuvor in den vergangenen 1000 Jahren. Temperaturdaten von der Meeresoberfläche liefern neue Belege dafür, dass sich diese große Ozeanzirkulation seit Mitte des 20. Jahrhunderts um etwa 15 Prozent verlangsamt hat. Das zeigt eine Studie, die jetzt von einem internationalen Wissenschaftlerteam in der renommierten Fachzeitschrift Nature veröffentlicht wurde. Der vom Menschen verursachte Klimawandel ist der Hauptverdächtige für diese beunruhigenden Beobachtungen.

„Wir haben ein spezielles Muster entdeckt – eine Abkühlung des Ozeans südlich von Grönland und eine ungewöhnliche Erwärmung vor der US-Küste“, sagt die Leit-Autorin Levke Caesar vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK). „Dieses Muster ist sehr charakteristisch für eine Verlangsamung der Umwälzung der Wassermassen im Atlantik. Es ist praktisch wie ein Fingerabdruck einer Abschwächung dieser Meeresströmungen.“ Wenn sich die Strömungen verlangsamen, bringen sie weniger Wärme nach Norden, was zu einer Abkühlung des Nordatlantiks führt – tatsächlich ist dies weltweit die einzige Meeresregion, die sich trotz der globalen Erwärmung abgekühlt hat. Gleichzeitig verlagert sich der Golfstrom in der Nähe der USA nach Norden und Richtung Land, dabei erwärmt er die Gewässer entlang der nördlichen Hälfte der US-Atlantikküste.

„Diese Region hat sich in den letzten Jahrzehnten schneller erwärmt als fast alle anderen Teile der Weltmeere“, sagt Ko-Autor Vincent Saba vom National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) Laboratory in Princeton, USA. „Ein solches Muster der Ozeantemperaturen wurde von Computersimulationen vorhergesagt als Reaktion auf den zunehmenden Ausstoß von Treibhausgasen – jetzt wurde diese Vorhersage durch Messungen bestätigt.“

+++Messungen der Meerestemperaturen bestätigen Computersimulationen+++
Seit Jahrzehnten untersuchen Wissenschaftler die Veränderungen der großen atlantischen Umwälzströmung. Computersimulationen sagen voraus, dass diese als Golfstromsystem bekannte Zirkulation sich als Reaktion auf die vom Menschen verursachte globale Erwärmung abschwächen wird. Ob dies aber bereits geschieht, war bisher unklar, da es keine langfristigen direkten Messreihen zu der Strömung gibt. „Die Belege, die wir jetzt haben, sind die bisher robustesten“, sagt Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut, der die Studie konzipiert hat. „Wir haben alle verfügbaren Daten über die Temperatur der Meeresoberfläche analysiert, vom späten 19. Jahrhundert bis heute.“

„Das spezifische Trendmuster, das wir in den Messungen gefunden haben, sieht genauso aus, wie es von Computersimulationen als Folge einer Verlangsamung des Golfstromsystems vorhergesagt wird, und ich sehe keine andere plausible Erklärung dafür“, sagt Rahmstorf. Tatsächlich ist es nicht nur das räumliche Muster, das zwischen Computersimulation und Beobachtungen übereinstimmt, sondern auch der Wechsel im Jahreszyklus.

+++Globale Erwärmung als wahrscheinliche Ursache – Auswirkungen sind weitreichend+++
Die Abschwächung wird durch eine Reihe von Faktoren verursacht, die mit der durch Treibhausgase aus fossilen Brennstoffen verursachten globalen Erwärmung in Zusammenhang gebracht werden können. Die Umwälzströmung des Atlantik wird durch die Dichte-Unterschiede des Meerwassers angetrieben: Wenn das warme und damit leichtere Wasser von Süden nach Norden fließt, wird es kälter und damit dichter und schwerer – es sinkt in tiefere Meeresschichten und fließt zurück in den Süden. „Aber mit der globalen Erwärmung, verstärkten Regenfällen sowie Schmelzwasser aus dem arktischen Meereis und Grönlandeis wird das Wasser des Nordatlantiks verdünnt, sein Salzgehalt sinkt. Weniger salzhaltiges Wasser ist weniger dicht und damit weniger schwer – was es für das Wasser schwieriger macht, von der Oberfläche in die Tiefe zu sinken“, erklärt Alexander Robinson von der Universität Madrid, der die Studie mitverfasst hat.

Seit Jahrzehnten wird diskutiert, ob die Umwälzströmung des Atlantiks als Kippelement im Erdsystem völlig versiegen könnte. Die vorliegende Studie betrachtet aber nicht das zukünftige Schicksal dieser Zirkulation, sondern untersucht, wie sie sich in den letzten hundert Jahren verändert hat. Dennoch warnt Robinson: „Wenn wir die globale Erwärmung nicht rasch stoppen, müssen wir mit einer weiteren langfristigen Verlangsamung der Atlantikströmung rechnen. Wir fangen erst an, die Folgen dieses beispiellosen Prozesses zu verstehen – aber sie dürften weitreichend sein.“

Mehrere Studien haben beispielsweise gezeigt, dass eine Verlangsamung des Golfstromsystems den Anstieg des Meeresspiegels an der US-Küste für Städte wie New York und Boston verschärft. Andere zeigen, dass die damit verbundene Veränderung der atlantischen Meeresoberflächentemperaturen das Wetter in Europa beeinflusst, etwa die Zugbahnen von Stürmen, die vom Atlantik kommen. Konkret wurde die europäische Hitzewelle des Sommers 2015 mit der Rekordkälte im Nordatlantik in diesem Jahr in Verbindung gebracht – dieser scheinbar paradoxe Effekt entsteht, weil ein kalter Nordatlantik ein Luftdruckmuster begünstigt, das warme Luft aus dem Süden nach Europa leitet.

+++Studie zur Erdgeschichte in derselben Ausgabe von Nature stützt die Ergebnisse+++
Die Ergebnisse werden durch eine zweite Studie eines Teams um David Thornalley vom University College London, die in der gleichen Ausgabe von Nature veröffentlicht wurde, im Wesentlichen gestützt und in einen längerfristigen Zusammenhang gestellt. Diese wichtige Analyse untersucht das Klima der Erde in der Vergangenheit – mit Hilfe von Informationen, die zum Beispiel in der Zusammensetzung von Ablagerungen auf dem Meeresboden zu finden sind -, um Veränderungen in der atlantischen Umwälzströmung in den letzten 1600 Jahren zu rekonstruieren. Diese so genannten paläoklimatischen Proxydaten liefern eine unabhängige Bestätigung für frühere Schlussfolgerungen, wonach die jüngste Abschwächung des Golfstromsystems seit mindestens tausend Jahren beispiellos ist. Die Entwicklung der atlantischen Umwälzströmung im vergangenen Jahrtausend, die sich aus indirekten Belegen für die Temperaturen unterhalb der Meeresoberfläche ableitet, entspricht dabei fast genau derjenigen, die Rahmstorf und Kollegen 2015 in einer Studie ermittelt haben – was bemerkenswert ist, weil die neue Studie auf Sedimenten aus der Tiefe des Ozeans basiert, während die frühere Studie so genannte Klima-Archive an Land nutzte, wie Daten aus Eisbohrkernen und Baumringen.

„Jetzt kommen mehrere unabhängige Belege zusammen und ergeben ein schlüssiges Bild der Abschwächung der atlantischen Umwälzströmung seit den 1950er Jahren“, so Rahmstorf. „Die subpolare atlantische Abkühlung, die Erwärmung in der Golfstromregion, die Proxydaten von Thornalley für die Temperaturen des Ozeans unterhalb der Oberfläche und frühere Proxydaten aus Tiefseekorallen über Veränderungen der Wassermassen im Golf von Maine.“

Die Thornalley-Studie deutet auch darauf hin, dass ein Teil der atlantischen Umwälzströmung – die Tiefenströmung aus der Labradorsee – vor 150 Jahren durch Erwärmung und Eisschmelze am Ende der „Kleinen Eiszeit“ abgeschwächt wurde. Dies verdeutlicht die Empfindlichkeit der Umwälzströmung gegenüber Erwärmung und Süßwassereintrag – etwas, das nun mit der vom Menschen verursachten Erwärmung und Beschleunigung der Grönland-Schmelze wieder geschieht. Nach den Temperaturen unterhalb der Meeresoberfläche in der Erdvergangenheit zu urteilen, war dieses Ereignis vor 150 Jahren jedoch nicht mit einer so tiefgreifenden Verringerung des Wärmetransports im Atlantik verbunden, wie es heute durch die Treibhausgase aus fossilen Brennstoffen der Fall ist. Also aufgrund einer globalen Erwärmung, die größer ist als jemals zuvor in der Geschichte der menschlichen Zivilisation.

Artikel: Levke Caesar, Stefan Rahmstorf, Alexander Robinson, Georg Feulner, Vincent Saba (2018): Observed fingerprint of a weakening Atlantic Ocean overturning circulation. Nature [DOI: 10.1038/s41586-018-0006-5]

Weblink zum Artikel, sobald er veröffentlicht ist: http://dx.doi.org/10.1038/s41586-018-0006-5

Kontakt für weitere Informationen:
Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, Pressestelle
Telefon: +49 (0)331 288 2507
E-Mail: presse@pik-potsdam.de
Twitter: @PIK_Klima
www.pik-potsdam.de

Weitere Informationen:
https://youtu.be/7KJlrpvUXw8

Quelle: idw

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Alternativer Waldzustandbericht: Deutschlands Wäldern geht es schlecht

Matthias Fischer Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Naturwald Akademie gGmbH

Zum Tag des Baumes 2018 am 25.04. veröffentlichte die Naturwald Akademie den alternativen Waldzustandsbericht. Dieser belegt, dass fast 90% der Waldfläche Deutschlands in einem naturschutzfachlich schlechten Zustand sind. Die letzten verbliebenen naturnahen Wälder sind kaum geschützt oder bereits vernichtet. Die Analyse der Wälder zeigt auch, dass sie für ein ökologisches Gleichgewicht zu jung sind.

Fast 90 % der Waldfläche in Deutschland ist in einem naturschutzfachlich schlechten Zustand. So lautet das alarmierende Fazit einer aktuellen Studie der Naturwald Akademie. Die AutorInnen des heute erschienenen „Alternativen Waldzustandsberichtes“ betonen, dass dieser Mangel an naturnahen Waldökosystemen zu einem starken Verlust der biologischen Vielfalt führt.

Besorgniserregende Verarmung der Waldökosysteme
Ergebnisse der Studie sind: Zahlreiche heimische Waldökosysteme drohen auszusterben. Denn auf den meisten deutschen Waldflächen wachsen nur wenige unterschiedliche Baumarten. Zudem sind es oft Baumarten, die dort natürlich nicht vorkommen würden. Besonders alarmierend ist der schlechte naturschutzfachliche Zustand bei drei für Deutschland typischen Waldtypen, die von Eichen und Buchen dominiert sind. Zu deren Schutz sind Maßnahmen dringend nötig.

Die Analyse zeigt auch, dass Deutschlands Wälder für ein ökologisches Gleichgewicht zu jung sind. Es fehlen alte Bäume. Alte Bäume mit mehr als 140 Jahren stärken das Ökosystem Wald. Sie sind existentiell für das Leben von zahlreichen Tier-, Pilz- und Pflanzenarten, die nur auf oder mit ihnen leben können. In Deutschland dürfen jedoch nur wenige Bäume alt werden. Lediglich auf 4,5 % naturnaher Waldflächen wachsen Bäume, die älter als 140 Jahre sind. Und nur 0,2 % dieser ökologisch besonders wertvollen Waldflächen mit alten Baumbestand sind dauerhaft geschützt.

Mehr Schutz von Wäldern notwendig
Durch den Mangel an naturnahen Wäldern mit alten Bäumen geht auch ein wichtiges Potenzial im Klimaschutz verloren. Denn in alten Bäumen kann mehr klimaschädliches Kohlendioxid langfristig im Holz gespeichert werden.
„Unsere Studie belegt, dass in Deutschland naturnahe Waldflächen für fast alle prägenden Waldtypen die Ausnahme sind – Bund und Länder sind deshalb gefordert. Sie müssen die besonders bedrohten und seltenen naturnahen Reste der Eichenwälder sofort unter Schutz stellen. Sonst sind diese wertvollen Wälder für Generationen verloren. Wir empfehlen außerdem einen Abholzungsstopp für über 140-jährige Bäume auf gefährdeten Waldflächen,“ sagt Dr. Torsten Welle, wissenschaftlicher Leiter der Naturwald Akademie.

Die WissenschaftlerInnen der Naturwald Akademie haben Daten der 3. Bundeswaldinventur des staatlichen Thünen-Instituts und Daten des Bundesamts für Naturschutz ausgewertet. Sie haben sechs, für das Ökosystem Wald entscheidende und anerkannte, naturschutzfachliche Kriterien analysiert und diese in einem Waldzustandsindex zusammengefasst. Mit ihm kann der naturschutzfachliche Zustand des Waldes einfacher beschrieben und kommuniziert werden.

Weitere Informationen:
http://www.naturwald-akademie.org/presse/pressemitteilungen – Infografiken und viele Hintergrundinformationen.

Quelle: idw

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Europäische Impfwoche 2018 – BM Spahn fordert bessere Zusammenarbeit bei der Masernimpfung

Susanne Glasmacher Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Robert Koch-Institut

Gemeinsame Pressemitteilung des Bundesministeriums für Gesundheit, der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung und des Robert Koch-Instituts

Trotz schärferer Gesetze werden weiter zu wenige Kinder gegen Masern geimpft. Das geht aus den neuen Impfquoten für Schulanfänger hervor, die das Robert Koch-Institut (RKI) anlässlich der Europäischen Impfwoche vorgelegt hat. Danach haben zwar im Jahr 2016 erstmals alle Bundesländer bei der ersten Masernimpfung die Impfquote von 95 Prozent erreicht. Bei der entscheidenden zweiten Masernimpfung ist die bundesweite Impfquote aber nur geringfügig auf 92,9 Prozent gestiegen.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn: „Es ist verantwortungslos, Kinder nicht gegen Masern impfen zu lassen oder eigene Impflücken hinzunehmen. Wir brauchen bundesweit eine Impfquote von 95 Prozent für die 2. Impfung, damit diese ansteckende Virus-Erkrankung ausgerottet wird. Ärzteschaft, Schulen, Kitas, Betriebe, Behörden und natürlich die Eltern müssen noch besser zusammenarbeiten. Niemand muss heute noch an Masern erkranken oder gar sterben.“

Dem Robert Koch-Institut wurden für 2017 insgesamt 929 Masernerkrankungen übermittelt, fast dreimal mehr als die 325 Erkrankungen in 2016. Für die ersten 12 Wochen dieses Jahres wurden dem RKI 92 Krankheitsfälle gemeldet. „Eine Infektion mit Masernviren ist keineswegs harmlos. Etwa ein Viertel der gemeldeten Fälle muss im Krankenhaus behandelt werden. Wir sehen im Durchschnitt drei bis sieben Todesfälle im Jahr aufgrund von Masern oder der Masernfolgeerkrankung SSPE“, betont Lothar H. Wieler, Präsident des Robert Koch-Instituts.

Oft wird auch zu spät geimpft, wie die interaktive Online-Karte VacMap der KV-Impfsurveillance am Robert Koch-Institut veranschaulicht (http://www.vacmap.de). Bei VacMap können Masern-Impfquoten unter anderem für das Alter von 15 und 24 Monaten abgerufen werden. Das sind die Altersgruppen, in denen ein Kind die erste bzw. zweite Impfung erhalten haben sollte. 24 Monate alte Kinder des Geburtsjahrgangs 2014 waren nur zu 73,9 Prozent zweimal geimpft, nur geringfügig mehr als der Jahrgang 2013. Die Quoten für die zeitgerechte Impfung sind auch für alle Stadt- und Landkreise verfügbar. Seit kurzem können bei VacMap zusätzlich Impfquoten der Säuglingsimpfung gegen Rotaviren abgerufen werden.

Häufig, aber noch nicht oft genug, werden Impfungen bis zum Schulanfang nachgeholt. Neben den Masern-Impfquoten sind bei Schulanfängern auch die Impfquoten für Windpocken und Meningokokken leicht gestiegen. Alle anderen Impfquoten, etwa für Diphtherie und Tetanus, sind dagegen geringfügig gesunken.

Dr. Heidrun Thaiss, Leiterin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), erläutert: „Trotz bestehender Impflücken in der Bevölkerung hat sich die Einstellung zum Impfen erkennbar gebessert. Lediglich fünf Prozent der befragten 16- bis 85-Jährigen haben eine (eher) ablehnende Haltung, wie die Ergebnisse der bundesweiten Repräsentativbefragung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zeigen. Wir sind grundsätzlich auf einem guten Weg, allerdings ist eine konsequente und zielgerichtete Impfaufklärung weiterhin notwendig. Denn wer geimpft ist, schützt nicht nur sich selbst, sondern auch die Gemeinschaft.“

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung bietet umfassende Informationen rund um den Masern-Impfschutz an und ruft regelmäßig zum Impfcheck auf. Anlässlich der Europäischen Impfwoche stellt sie ein neues Erklärvideo mit Tipps zum stress- und schmerzarmen Impfen auf der Internetseite http://www.impfen-info.de/mediathek/filme zum Download zur Verfügung. Das Video basiert auf den aktuellen Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der Ständigen Impfkommission (STIKO).

Das Robert Koch-Institut informiert zur diesjährigen Impfwoche auch mit einer Poster-Ausstellung über Impfungen. Die Ausstellung wird vom 23. April bis 6. Mai 2018 im Foyer des Hauptsitzes am Nordufer in Berlin-Wedding gezeigt. So können neben Gästen und Mitarbeitern des Instituts auch die Besucher des neuen RKI-Museums die Poster-Ausstellung besuchen. Am 23. April 2018 wird die Ausstellung um 17.00 Uhr mit dem Vortrag „Impfen oder nicht impfen? Ein psychologischer Blick auf eine globale Herausforderung“ eröffnet. Referentin ist Cornelia Betsch von der Universität Erfurt. Die Eröffnungsveranstaltung kann von allen Interessierten besucht werden.

Die seit Mitte 2015 geltenden Regelungen zur Verbesserung des Impfschutzes sehen beispielsweise vor, dass alle Gesundheits-Routineuntersuchungen bei Kindern und Erwachsenen dazu genutzt werden, den Impfstatus zu überprüfen. Auch Betriebsärzte können Impfungen vornehmen. Ungeimpfte Kinder und Jugendliche können vorübergehend vom Besuch einer Kita oder Schule ausgeschlossen werden, um einen Krankheitsausbruch zu verhindern. Eltern müssen vor dem Kita-Eintritt ihres Kindes eine verpflichtende ärztliche Impfberatung nachweisen. Kitas müssen Familien, die die Impfberatung verweigern, dem Gesundheitsamt melden. Diese können in hartnäckigen Fällen auch Bußgelder verhängen.

Weitere Informationen unter
http://www.bundesgesundheitsministerium.de/Impfungen
http://www.rki.de

Herausgeber
Bundesministerium für Gesundheit
Pressestelle
Friedrichstr. 108
10117 Berlin
Tel.: +49 (0)30 18441-2225
Fax: +49 (0)30 18441-1245
pressestelle@bmg.bund.de

Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
Pressestelle
Maarweg 149-161
50825 Köln
Tel.: +49 (0)221 8992-280
pressestelle@bzga.de

Robert Koch-Institut
Pressestelle
Nordufer 20
13353 Berlin
Tel: +49 (0)30 18754-2562
presse@rki.de

Quelle: idw

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Phosphorgewinnung aus Klärschlamm und andere regionale Nutzungskonzepte für Biomassen

Dipl.-Chem. Iris Kumpmann Abteilung Public Relations
Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT

Viele biogene Reststoffe, insbesondere Klärschlamm, enthalten relevante Wertstoffe, die jedoch bislang nicht optimal verwertet werden. Ein umwelt-schonender und nachhaltiger Ansatz dazu ist eine Kreislaufführung dieser Rohstoffe durch eine gezielte regionale Wertstoffrückgewinnung. Fraunhofer UMSICHT zeigt Lösungen für die Aufbereitung und Verwertung von Klärschlamm zur Phosphorrückgewinnung mittels Ultraschall sowie andere regionale Nutzungskonzepte für Biomassen, von der Brennstoffbereitstellung bis zur stofflichen Nutzung.

Klärschlamm ist ein heterogenes Vielstoffgemisch, das sich hauptsächlich aus Was-ser, organischen Substanzen, Stickstoff- und Phosphorverbindungen sowie aus ande-ren Rückständen wie z. B. Schwermetallverbindungen oder Arzneimittelrückständen zusammensetzt. Alleine in Deutschland belief sich das Aufkommen in industriellen und kommunalen Kläranlagen im Jahr 2015 auf gut 1,8 Mio t. Aufgrund neuer gesetzlicher Regularien (Novellierung der Klärschlammverordnung) ist ein Umdenken in der bisherigen Klärschlammverwertung notwendig. Fraunhofer UMSICHT arbeitet dazu mit Projektpartnern an der Weiterentwicklung und Umsetzung eines innovati-ven Verfahrens zur Behandlung und anschließenden Fraktionierung von Klär-schlammbestandteilen, insbesondere zur Phosphorrückgewinnung.

Ultraschallbehandlung von Klärschlamm
Kernstück der neuen Prozesskette ist eine Ultraschall-Kavitations-Anlage. Ein spezi-eller Ultraschallgeber bringt einen sehr hohen Leistungseintrag in das zu behandeln-de Medium ein. Dadurch werden innerhalb des durchströmten Mediums akustische Kavitationsblasen erzeugt. Implodieren diese, werden verschiedene physikalische und chemische Effekte hervorgerufen. Die große Schwingungsamplitude, die durch die neue Ultraschalltechnik erreicht werden kann, ist dabei ein entscheidender Ein-flussparameter. »Es kommt zum Zellaufschluss und einer verbesserten Trenneigen-schaft, sodass der Klärschlamm besser mechanisch in verschiedene Wertstofffrakti-onen separiert werden kann«, erklärt Lukas Rüller aus der Abteilung Verfahrens-technik bei Fraunhofer UMSICHT. Es entsteht eine cellulosereiche Faserfraktion, eine nährstoffreiche Gelfraktion und eine leicht vergärbare Flüssigkeitsphase, die jeweils für weitere Nutzungskonzepte (Ammonium- und Phosphorrückgewinnung, Vergärung etc.) verwendet werden können.

Im Rahmen des Vorhabens »UltraSep« möchte Fraunhofer UMSICHT die physikali-schen und chemischen Wirkmechanismen der Technologie untersuchen. Zusammen mit der BSonic GmbH und dem Chemischen Laboratorium Dr. Fülling GmbH & Co. KG wird eine Versuchsanlage konzipiert, die in der Folge als portable Containerver-sion zu errichten ist. Nach ersten Probeversuchen soll die Versuchsanlage in ein Klärwerk integriert und im Praxisbetrieb optimiert werden.

Ersatz für fossile Brennstoffe: regionale Nutzungskonzepte für Biomasse
Um langfristig den weiter steigenden Energiebedarf decken zu können, braucht es Technologien, die auch bis dato ungenutzte nachhaltige Rohstoffe als Energieliefe-ranten nutzbar machen; Rohstoffe wie Gras- und Grünschnitt, Ernterückstände, Verarbeitungsreste aus land- und forstwirtschaftlicher Produktion oder Bioabfälle. »Fraunhofer UMSICHT treibt vor dem Hintergrund des nachhaltigen Wirtschaftens die Umwandlung von bislang nicht brennbaren, geringwertigen Rohstoffen in höher-wertige Produkte voran«, so Dr. Esther Stahl, Abteilung Verfahrenstechnik bei Fraunhofer UMSICHT.

»Durch geeignete Aufbereitungsschritte wie Zerkleinerungs-, Trocknungs- und Kom-paktierungsverfahren oder durch die hydrothermale Carbonisierung (HTC) entstehen Produkte, die sich als CO2-neutraler Ersatz für fossile Brennstoffe eignen.« Die bei der Biomassekonfektionierung entstehende Feinfraktion kann nach einem Hygieni-sierungsschritt als Bodenverbesserer in der Landwirtschaft eingesetzt werden. Das entsprechende Hygienisierungsverfahren hat Fraunhofer UMSICHT gemeinsam mit der Franz-Josef Kipp GmbH & Co. KG entwickelt. So kann das Stoffstrommanage-ment von biogenen Reststoffen vor allem auf regionaler Ebene optimiert werden.

Weitere Informationen:
http://s.fhg.de/Tw2 Broschüre Fraunhofer-Innovationscluster bioenergy

Quelle: idw

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BAM@Hannover Messe: Phosphor-Recycling aus Klärschlamm für den Dünger der Zukunft

M.A., LL.M./LL.B. Venio Quinque Unternehmenskommunikation
Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM)

Ohne Phosphor geht (fast) nichts: Alle Lebewesen brauchen den Nährstoff und müssen ihn über die Nahrung aufnehmen. Obwohl Phosphor ein wertvoller und begrenzter Rohstoff ist, wird er in großen Mengen als Bestandteil von Klärschlammaschen deponiert. Die Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) entwickelt thermochemische Verfahren, mit denen der Nährstoff aus Klärschlammasche zurückgewonnen und in modernen Düngemitteln wiederverwendet werden kann – ganz im Sinne einer nachhaltigen Nutzung. Ihre aktuellen Forschungsergebnisse präsentiert die BAM auf der Hannover Messe in Halle 2, Stand C 51.

„Thermisch aufbereiteter Klärschlamm eignet sich besonders gut zur Rückgewinnung von Phosphor, weil die Klärschlammasche hohe Konzentrationen des Nährstoffs enthält und sich gut recyceln lässt“, erklärt BAM-Wissenschaftler Dr. Christian Adam. Gemeinsam mit seinem Team entwickelt er im Fachbereich Thermische Reststoffbehandlung und Wertstoffrückgewinnung Verfahren zum Recycling von Phosphor.

Die Nachbehandlung der Klärschlammasche bei Temperaturen von knapp 1000 Grad Celsius bringt gleich mehrere Vorteile: Das entstehende Ausgangsmaterial für Düngemittel enthält keine organischen Schadstoffe mehr, beispielsweise Arzneimittelrückstände, denn diese werden bei hohen Temperaturen zerstört. Im Vergleich zu herkömmlichen Mineraldüngern ist zudem die Belastung mit Metallen wie Cadmium oder Uran deutlich geringer.

Umweltfreundlich und passgenau: Der Dünger der Zukunft
Das Phosphor-haltige Ausgangsmaterial, das aus der Klärschlammasche gewonnen wird, ist nicht wasserlöslich, kann aber von Pflanzen sehr gut aufgenommen werden. Beide Eigenschaften sind für die Verwendung in Düngemitteln von Vorteil, denn der Nährstoff landet dort wo er gebraucht wird: in der Pflanze, nicht im Grundwasser. „Düngemittel sollen zukünftig die Nährstoffe synchron zum Pflanzenwachstum freigeben“, erläutert Christian Adam. „Unsere thermochemisch behandelten Klärschlammaschen können bei der Entwicklung dieser neuen Produkt-Generation eine wichtige Rolle spielen.“

Zum Thema „Dünger der Zukunft“ kooperieren Christian Adam und sein Team seit vielen Jahren mit internationalen Partnern. Die Zusammenarbeit führte unter anderem zu gemeinsamen Patenten mit Industrieunternehmen.

Die BAM auf der Hannover Messe 2018
Am BAM-Stand (C 51) in der Halle 2 Research & Technology können sich Besucherinnen und Besucher umfassend zum Thema informieren.

Mehr Informationen zum Auftritt der BAM auf der Hannover Messe: www.bam.de/hannovermesse

Kontakt:
Venio Quinque, M.A., LL.M./LL.B.
Leiter Referat Unternehmenskommunikation
Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM)
T: + 49 30 8104-1002
presse@bam.de
www.bam.de

Über die BAM
Die BAM gewährleistet Sicherheit in Technik und Chemie.
Die Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) ist eine Bundesoberbehörde im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie.

Die BAM forscht, prüft und berät zum Schutz von Mensch, Umwelt und Sachgütern. Im Fokus aller Tätigkeiten in der Materialwissenschaft, der Werkstofftechnik und der Chemie steht dabei die technische Sicherheit von Produkten und Prozessen. Dazu werden Substanzen, Werkstoffe, Bauteile, Komponenten und Anlagen sowie natürliche und technische Systeme von volkswirtschaftlicher Dimension und gesellschaftlicher Relevanz erforscht und auf sicheren Umgang oder Betrieb geprüft und bewertet. Die BAM entwickelt und validiert Analyseverfahren und Bewertungsmethoden, Modelle und erforderliche Standards und erbringt wissenschaftsbasierte Dienstleistungen für die deutsche Wirtschaft im europäischen und internationalen Rahmen.

Sicherheit macht Märkte.
Die BAM setzt und vertritt für Deutschland und seine globalen Märkte hohe Standards für Sicherheit in Technik und Chemie zur Weiterentwicklung der erfolgreichen deutschen Qualitätskultur „Made in Germany“.

Quelle: idw

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Bottrop testet Mülltonne mit bunten Beuteln und bestellter Abholung bei Bedarf

Dr. Barbara Laaser (Pressestelle) Öffentlichkeitsarbeit/Pressestelle
Westfälische Hochschule

Gemeinsam mit der Westfälischen Hochschule als Wissenschaftspartner testet die Bottroper Entsorgung und Stadtreinigung, ob eine neue Art des Müllsammelns bürgernah, umweltschonend und rohstoffsparend ist. Zu erkennen ist das neue System an der „Tonne mit den bunten Beuteln drin“, die ab jetzt bis Juni in drei Bottroper Testgebieten an den Start geht. Gleichzeitig wird die Abholung auf automatische oder individuelle Abholung umgestellt, damit es keine überfüllten Mülltonnen mehr gibt.

Bottrop/Gelsenkirchen. Ab sofort bis Ende Juni werfen mehrere Stadtbezirke in Bottrop ihren Müll nicht mehr in einfarbige Spezialtonnen wie etwa in die gelbe Recyclingtonne oder die schwarze Restmülltonne, sondern aller Müll geht in dieselbe Tonne. Sortiert wird aber trotzdem und zwar vorher und in verschiedenfarbige Tüten. Die sind je nach Müllsorte weiß (Altkleider), rot (Elektroschrott), gelb (Verpackungen), braun (Papier/Pappe), grau (Restmüll) oder grün beschrifteter Biobeutel (Speisereste). Weiterhin wird es eine Biotonne für Grünschnitt geben. Um Fehlsortierungen zu vermeiden, kann der Bürger bei den Müllcontainern an Mehrfamilienwohnanlagen an einer Prüfsäule den Beutel vor einen Sensor halten: Dann öffnet sich automatisch die richtige Tonnenklappe. „Wir versprechen uns davon, dass der Müll sortenreiner als bisher an den Entsorger zurückfließt und wir damit die Wiederverwendungsquote von wertvollen Stoffen im Müll steigern können“, so Recyclingprofessor Ralf Holzhauer von der Westfälischen Hochschule, der das Projekt wissenschaftlich begleitet.
Zugleich mit der Umstellung auf den „Sack im Behälter“ wird die Abholung neu organisiert: Bei den Wohnanlagen, an denen Sensoren die Tüten kontrollieren, sagt der Sensor auch Bescheid, wenn der Müllcontainer voll ist und BEST AöR (Bottroper Entsorgung und Stadtreinigung) ihn abholen kann. Holzhauer: „Das ist das Ende für überfüllte Mülltonnen.“ Bei den Haushalten, in denen die neuen Mülltüten nicht im Container, sondern in einer herkömmlichen Mülltonne gesammelt werden, hat der Bürger die Wahl: Er kann auf einen „Trash Button“ genannten Knopf drücken oder sich über eine App oder über „WhatsApp“ oder per Mail melden, die volle Tonne wird dann am Folgetag geleert. In diesen Fällen gelten daher die festen Abholtermine für Müll nicht mehr.
Der Feldversuch findet in Bottrop im Bezirk Altstadt und Nordost als städtischem Testgebiet, in Batenbrock Nord (vorstädtisches Gebiet) und in Kirchhellen Nordost (ländlich) als repräsentative Gebiete mit rund 600 Haushalten statt. Vorbereitet wurde er durch eine Bürgerbefragung und eine Bürgerversammlung. Soeben sind die teilnehmenden Haushalte kostenfrei mit dem entsprechenden Set aus Tüten versorgt worden. Jetzt geht es in die Praxis. Bis Juni können sich die Bürger in der neuen Art des Müllsammelns üben und die Hochschule schreibt die Sammelergebnisse mit.

Ihre Medienansprechpartner für weitere Informationen:
Prof. Dr. Ralf Holzhauer, Campus Gelsenkirchen der Westfälischen Hochschule, Telefon (0209) 9596-163, E-Mail ralf.holzhauer@w-hs.de
Nicole Gottemeier, BEST: Bottroper Entsorgung und Stadtreinigung,
Telefon (02041) 796921, E-Mail best@best-bottrop.de

Quelle: idw

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Wenn der Job zur Persönlichkeit passt, ist das Gehalt höher

Monika Wimmer Pressestelle
Sozio-oekonomisches Panel (SOEP)

Wer in einem Job arbeitet, dessen Anforderungen seiner Persönlichkeit entsprechen, verdient mehr als andere. Vor allem Menschen, die genau das für ihre Arbeit erforderliche Maß an Offenheit für Neues mitbringen, werden besser bezahlt als ihre KollegInnen. Das belegt nun erstmals eine Studie auf Basis der Daten der für Deutschland repräsentativen Langzeitstudie Sozio-oekonomisches Panel (SOEP) am DIW Berlin. Die Untersuchung wurde kürzlich in der Fachzeitschrift „Psychological Science“ veröffentlicht.

Um herauszufinden, wie Persönlichkeit und Einkommen zusammenhängen, hatte eine Gruppe von Forschenden um den Psychologen Jaap Denissen von der Universität Tilburg in den Niederlanden die Daten von 8.458 erwerbstätigen Männern und Frauen, die im Rahmen der Langzeitstudie SOEP immer wieder befragt wurden, ausgewertet. Diese hatten unter anderem Angaben über ihren Beruf und ihr Einkommen gemacht und darüber hinaus in den Jahren 2005, 2009 und/oder 2013 auf einer Skala von 1 bis 7 eingeschätzt, für wie extrovertiert, verträglich, gewissenhaft, emotional stabil oder offen sie sich selbst hielten. Außerdem werteten die ForscherInnen die Angaben von als Berufsexperten ausgebildeten PsychologInnen aus, die die die Anforderungen an die Persönlichkeit in unterschiedlichen Berufen anhand der gleichen Skala eingeschätzt hatten.

Das Ergebnis der Studie zeigt: Anders als viele WissenschaftlerInnen bisher angenommen haben, sind offenbar nicht nur bestimmte Erfolg versprechende Persönlichkeitsmerkmale wie Gewissenhaftigkeit oder Extraversion entscheidend für den wirtschaftlichen Erfolg von ArbeitnehmerInnen. Wie viel jemand verdient, hängt auch davon ab, wie gut die eigene Persönlichkeit zu den Anforderungen des Jobs passt. Lediglich in Bezug auf die emotionale Stabilität gilt dieser Zusammenhang nicht.
„Menschen, deren Persönlichkeit zu ihrem Job passt, können in einem Jahr bis zu einem Monatsgehalt mehr als ihre KollegInnen verdienen“, sagt Jaap Denissen, Erstautor der Studie. Vor allem Arbeitnehmende, die das den Anforderungen ihres Berufes entsprechende Maß an Offenheit mitbringen, profitieren finanziell. Ihr Gehalt ist im Jahr um bis zu 3.231 Euro höher als das der KollegInnen. „Das erforderliche Maß an Offenheit für Neues ist von Job zu Job sehr unterschiedlich“, sagt Jaap Denissen. „Wer es mitbringt, kann sehr hohe Leistungen erzielen und wird dann entsprechend gut bezahlt“, sagt Jaap Denissen.

Menschen hingegen, bei denen bestimmte Persönlichkeitsmerkmale stärker oder weniger stark ausgeprägt sind als es ihre Arbeit erfordert, verdienen in der Regel weniger als ihre KollegInnen.

Eine Ausnahme bilden Erwerbstätige, die weniger gewissenhaft oder verträglich sind als ihr Job es erfordert: Sie verdienen im Durchschnitt mehr als ihre KollegInnen. „Der Grund dafür liegt möglicherweise darin, dass wenig gewissenhafte Menschen zwar oft weniger sorgfältig, dafür aber auch schneller arbeiten als andere“, vermutet Jaap Denissen. Für weniger verträgliche Menschen könnte es sich auszahlen, dass sie mehr Zeit in ihr berufliches Fortkommen investierten als in gute Beziehungen zu ihren KollegInnen. Das hätten auch schon frühere Studien belegt.

DAS SOZIO-OEKONOMISCHE PANEL (SOEP)
Das Sozio-oekonomische Panel (SOEP) ist die größte und am längsten laufende multidisziplinäre Langzeitstudie in Deutschland. Das SOEP im DIW Berlin wird als Teil der Forschungsinfrastruktur in Deutschland unter dem Dach der Leibniz-Gemeinschaft vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und den Ländern gefördert. Für das SOEP werden seit 1984 jedes Jahr vom Umfrageinstitut Kantar Public (zuvor TNS Infratest Sozialforschung) in mehreren tausend Haushalten statistische Daten erhoben. Zurzeit sind es etwa 30.000 Personen in etwa 15.000 Haushalten. Die Daten des SOEP geben unter anderem Auskunft über Einkommen, Erwerbstätigkeit, Bildung, Gesundheit und Lebenszufriedenheit. Weil jedes Jahr dieselben Personen befragt werden, können nicht nur langfristige gesellschaftliche Trends, sondern auch die gruppenspezifische Entwicklung von Lebensläufen besonders gut analysiert werden.

Die Studie:
Denissen, Jaap J. A., et al. 2017. Uncovering the Power of Personality to Shape Income. Psychological Science 29, Nr. 1, 3-13.
https://doi.org/10.1177/0956797617724435

Weitere Informationen:
https://doi.org/10.1177/0956797617724435 Link zur Studie

Quelle: idw

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Zweite Wärmequelle optimiert Wärmepumpenanlage

Rüdiger Mack Marketingkommunikation
FIZ Karlsruhe – Leibniz-Institut für Informationsinfrastruktur GmbH

Luft-Wasser-Wärmepumpen nutzen die Außenluft als Wärmequelle. Wegen ihrer vergleichsweise günstigen Anschaffungskosten erfreuen sie sich derzeit wachsender Beliebtheit bei den Besitzern neuer oder sanierter Einfamilienhäuser mit niedrigem Energiebedarf. Ihr Nachteilt: Sie arbeiten bei sinkenden Außenlufttemperaturen, wenn der Heizwärmebedarf also steigt, mit abnehmender Energieeffizienz. Das neue BINE-Projektinfo „Doppelt heizt besser“ (04/2018) stellt ein neues Anlagenkonzept vor, bei dem die Gebäudeabluft als zweite Wärmequelle ins System integriert und die Regelung der Wärmeverteilung optimiert wird.

Zentrale Einzelraum- und Vorlaufregelungen ergänzen das Konzept
Abluft liefert Wärme auf vergleichsweise hohem Temperaturniveau und führt zu günstigen Systemkosten. Die Wissenschaftler erprobten die Zusammenarbeit der Wärmepumpe mit dem Kreuzwärmetauscher des Lüftungskompaktgerätes, um den optimalen Entnahmepunkt für die Abwärme zu finden. Die Ergebnisse sprechen für eine Entnahme nach dem Wärmetauscher. Ein zweiter Schwerpunkt lag auf der Optimierung der Regelungsstrategie für das Wärmeverteilsystem. Ziel war zu vermeiden, dass die Wärmepumpe die Temperatur höher anhebt als es dem tatsächlichen Wärmebedarf entspricht. Dafür führten die Wissenschaftler die Daten der verschiedenen Einzelraumreglungen zentral zusammen und nutzten sie für die Festlegung der Vorlauftemperatur im Wärmeverteilsystem.

Bei den abschließenden Simulationen wurden die Daten aus den beiden Teilprojekten zur Quellen- und Senkenseite zusammengeführt und ausgewertet. Die Untersuchungen beziehen sich auf neue und sanierte Einfamilienhäuser mit 140 m² Wohnfläche auf zwei Etagen und einem Energiebedarf von unter 120 kWh/m²a. Das Forschungsprojekt hat die Vaillant GmbH gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme sowie dem E.ON Energy Research Center der RWTH Aachen durchgeführt.

Pressekontakt
BINE Informationsdienst
Uwe Milles/Birgit Schneider
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FIZ Karlsruhe – Leibniz-Institut für Informationsinfrastruktur ist eine gemeinnützige Gesellschaft, die im öffentlichen Auftrag weltweit publizierte wissenschaftliche Information zugänglich macht und entsprechende Dienstleistungen zur Verfügung stellt. FIZ Karlsruhe
hat die Aufgabe, den nationalen und internationalen Wissenstransfer und die Innovationsförderung zu unterstützen.

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Quelle: idw

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Chemikalien im Trinkwasser: Projekt „Neurobox“ der h_da untersucht gesundheitliche Auswirkungen

Simon Colin Hochschulkommunikation
Hochschule Darmstadt

Darmstadt. Durch Arzneimittel, Pestizide oder Kosmetika gelangt eine Vielzahl von Chemikalien in den Wasserkreislauf und unser Trinkwasser. Die Wirkung dieser Stoffe auf Mensch, Tier und Umwelt ist bei vielen dieser Stoffe noch nicht vollständig untersucht. Das vom Umweltbundesamt koordinierte Verbundprojekt „Neurobox“ soll das ändern: Ziel ist es, Wasserversorgern und Behörden eine Testbatterie zur Verfügung zu stellen, mit der so genannte neurotoxische Substanzen erkannt und bewertet werden können.

An der Hochschule Darmstadt (h_da) untersucht Dr. Petra Waldmann vom Fachbereich Chemie- und Biotechnologie in einem Teilprojekt von Neurobox auf zellulärer Ebene potenzielle Auswirkungen hormonell wirksamer Stoffe auf die Zell-Entwicklung (Differenzierung) und das Nervensystem. Die Forschung wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Bis zum Jahr 2020 sollen Ergebnisse vorliegen.

Neurotoxische Stoffe schädigen das Nervensystem. Manche Stoffe wie einige Phthalate (Weichmacher), Pestizide und Alkylphenole haben neben einer hormonartigen auch eine neurotoxische Wirkung und wurden in Studien wiederholt mit Entwicklungsverzögerungen bei Kindern, Autismus, Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom, verminderter Reproduktionsfähigkeit und weiteren negativen Effekten in Verbindung gebracht. Deshalb sind in der EU bereits mehrere dieser Substanzen in vielen Anwendungen verboten. Im Rahmen eines Vorgängerprojekts haben die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bereits eine Testbatterie entwickelt. Speziell für den Bereich der neurotoxischen Stoffe zeigte sich jedoch der Bedarf an weiterer Forschung. „Wasserversorger finden immer mehr Stoffe im Wasser, die sie schlecht einschätzen können“, sagt Dr. Petra Waldmann, Toxikologin am Fachbereich Chemie- und Biotechnologie der h_da. Das Verbundprojekt Neurobox hat zum Ziel, für Wasserversorger und Behörden eine Batterie von Tests zu entwickeln, mit denen sie Spurenstoffe im Wasserkreislauf bewerten können.

Das Team der Hochschule Darmstadt untersucht hormonell wirksame Stoffe auf eine schädliche Wirkung auf embryonale Stammzellen. Daraus kann abgeleitet werden, wie schädlich diese Stoffe für Embryos und die Entwicklung von Nervenzellen sind. Diese Simulation auf zellulärer Ebene hat den Vorteil, dass auf Tierversuche verzichtet werden kann. Die verwendeten Stammzellen sind pluripotent, das heißt, anders als omnipotente Stammzellen können sie sich nicht zu einem ganzen Organismus entwickeln. „Aus embryonalen Stammzellen von Mäusen gewinnen wir schlagende Herzmuskelzellen“, sagt Dr. Waldmann. Mäusestammzellen lagern sich in Kultur zu sogenannten „embryonalen Körperchen“ (embryoid bodies) zusammen. Dabei nehmen diese Körperchen eine tropfenähnliche oder kugelige Form an und rekapitulieren in einem begrenzten Maße die frühe embryonale Entwicklung eines Organismus. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler geben diese Körperchen auf Zellkulturplatten. Die Zellen der Körperchen wachsen dort am Boden fest und differenzieren aus, das heißt, sie wachsen zum Teil zu Herzmuskelzellen heran. „Die Mäusestammzellen setzen wir, während sie embryonale Körperchen ausbilden, der zu testenden Substanz aus, um festzustellen, ob sie embryotoxisch wirkt.“

Eine toxische Wirkung wird unter dem Mikroskop sichtbar: Nur noch wenige der Körperchen bilden schlagende Herzmuskelzellen aus. Mäusestammzellen können unter bestimmten Kulturbedingungen auch zur Bildung von Nervenzellen angeregt werden. Unter Zugabe einer Testsubstanz kann ermittelt werden, ob diese Substanz schädlich auf die Bildung von Nervenzellen und Netzwerken aus Nervenzellen wirkt. „Chemikalien werden in der Regel nur im Nano- oder Mikrogramm-Bereich im Wasser gefunden, also in kleinsten Mengen“, sagt Waldmann, „aber sind sie im Trinkwasser, werden sie oft auch ein Leben lang vom Menschen aufgenommen“. Daher müsse untersucht werden, ob diese Substanzen schädlich für Mensch und Umwelt seien.

Weitere Informationen zum Verbundprojekt und den Verbundpartnern:
https://www.umweltbundesamt.de/neurobox-bewertung-neurotoxischer-effekte-im#text…

Ansprechpartnerin für die Medien:
Dr. Petra Waldmann
Hochschule Darmstadt
Fachbereich Chemie- und Biotechnologie
E-Mail: petra.waldmann@h-da.de
Tel.: +49 6151 16 30129

Weitere Informationen:
https://www.umweltbundesamt.de/neurobox-bewertung-neurotoxischer-effekte-im#text…

Quelle: idw

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Bewertung von Sicherheitsventilen: SIL-Einstufung nicht sinnvoll

Dr. Christine Dillmann Öffentlichkeitsarbeit
DECHEMA Gesellschaft für Chemische Technik und Biotechnologie e.V.

Ein richtig bemessenes Sicherheitsventil reicht bei fachgerechter Planung und Anwendung auch ohne Redundanz aus, um die sicherheitstechnischen Funktionen zu gewährleisten. Eine SIL-Einstufung ist nicht sinnvoll. Zu diesem Schluss kommt der ProcessNet-Arbeitsausschuss „Sicherheitsgerechtes Auslegen von Chemieanlagen“ im aktuellen Ergebnispapier „Die Verfügbarkeit von mechanischen Sicherheitseinrichtungen – Sicherheitsventile“. Das Papier ist unter http://dechema.de/Verfügbarkeit_Sicherheitsventile erhältlich.

In der Prozessleittechnik hat sich ein risikobasierter Ansatz etabliert, um die Zuverlässigkeit von Sicherheitseinrichtungen zu bewerten. Er liegt unter anderem der Einstufung nach SIL zu Grunde. Eine Arbeitsgruppe des ProcessNet-Arbeitsausschusses „Sicherheitsgerechtes Auslegen von Chemieanlagen“ hat sich mit der Frage beschäftigt, inwieweit dieses Vorgehen auch auf mechanische Sicherheitseinrichtungen und speziell auf Sicherheitsventile anwendbar ist.

Nach Ansicht der Experten eignet sich die Unterscheidung von systematischen und zufälligen Fehlern, wie sie in der funktionalen Sicherheit üblich ist, nicht für mechanische Sicherheitseinrichtungen. Stattdessen ist die Betrachtung des Gesamtfehlers erheblich sinnvoller. Dieser Gesamtfehler geht zum weit überwiegenden Teil auf vermeidbare systematische Fehler bei Planung, Konstruktion oder Einsatz zurück. Die Arbeitsgruppe umreißt in dem Papier, wie solche systematischen Fehler vermieden werden können und welche Anforderungen bei Auswahl, Einbau und Betrieb von Sicherheitsventilen erfüllt werden müssen. Zufällige Fehler spielen demgegenüber praktisch keine Rolle. Daher ist eine SIL-Einstufung, die nur auf zufälligen Fehlern beruht, nach Ansicht der Experten für Sicherheitsventile nicht sinnvoll.

Sicherheitsventile sind robuste, einfache Bauteile und erfüllen ihre Funktion nach Einschätzung des Arbeitskreises mit einer Ausfallwahrscheinlichkeit („probability of failure on demand“, PFD) < 10-3, entsprechend IPL 3, und sind ohne Redundanz für die höchste Anforderungsstufe geeignet.

ProcessNet ist die deutsche Plattform für Verfahrenstechnik Chemieingenieurwesen und Technische Chemie. Hier treffen sich über 5.000 Mitglieder aus Wissenschaft, Wirtschaft und Verwaltung, um Erfahrungen auszutauschen, aktuelle Fragestellungen zu diskutieren und neue wissenschaftliche Trends zu identifizieren. ProcessNet ist eine gemeinsame Initiative von DECHEMA und VDI-GVC. Mehr unter http://www.processnet.org

Weitere Informationen:
http://dechema.de/Verfügbarkeit_Sicherheitsventile – download des Papiers

Quelle: idw

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Was wird aus „gesunder Bräune“ in 25 Jahren? Die App zeigt’s!

Julia Bird Unternehmenskommunikation
Universitätsklinikum Heidelberg

„Sunface App“ soll Jugendliche für Gefahren durch UV-Strahlung sensibilisieren / Dr. Titus Brinker, Universitäts-Hautklinik und Nationales Centrum für Tumorerkrankungen Heidelberg, für digitale Idee zur Hautkrebsprävention ausgezeichnet / Preisverleihung auf Frühjahrstagung der Universitäts-Hautklinik Heidelberg am 24. März 2018

UV-Strahlung – egal ob bei ausgedehnten Sonnenbädern oder häufigem Solariumsbesuch – setzt der Haut zu. Nachhaltig. Wie das in fünf oder 25 Jahren am eigenen Gesicht aussieht, zeigt die von Dr. Titus Brinker – seit Dezember 2017 am Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg tätig – entwickelte „Sunface App“. Inwieweit die App Jugendliche und Erwachsene für Hautschutz und Hautkrebsprävention sensibilisieren und ihr Verhalten diesbezüglich beeinflussen kann, sollen mehrere groß angelegte, internationale Studien unter Heidelberger Federführung klären. Für seine Arbeit um die Sunface App ist der junge Arzt nun mit dem mit 25.000 Euro Preisgeld dotierten Young Research Award der La Roche-Posay Foundation ausgezeichnet worden. Brinker, der bereits mehrere Gesundheits-Apps entwickelt hat, leitet seit Januar 2018 die App-Entwicklung am NCT und absolviert parallel seine Facharztweiterbildung an der Universitäts-Hautklinik.

Die Sunface App soll vor allem Jugendlichen und jungen Erwachsenen auf lockere Art ihr persönliches Hautkrebsrisiko vor Augen führen. Sie zeigt anhand eines Selfies das Gesicht der Zukunft – abhängig davon, ob für gewöhnlich auf Sonnen- und UV-Schutz geachtet wird oder nicht. „Die Haut vergisst nichts. Die Sunface App verdeutlicht das sehr eindrücklich und richtet sich primär an eine Altersgruppe, die man ansonsten mit Präventionsmaßnahmen nur schwer erreicht“, erklärt Professor Dr. Alexander Enk, Ärztlicher Direktor der Universitäts-Hautklinik Heidelberg, der die Auszeichnung bei Frühjahrstagung der Klinik am 24. März mit überreichte.

Sunface App kann kostenlos heruntergeladen werden

„Vor allem junge Leute wollen mit dem ungesunden Bräunen ihre Attraktivität steigern. Das zeigen Befragungen unter Solariennutzern“, erklärt Brinker. „Dass dieser Schuss nach hinten losgeht, die Haut schädigt und ihre Alterung beschleunigt, zeigt die Sunface App als Blick in den Spiegel in naher oder auch etwas weiter entfernter Zukunft.“ So funktioniert es: App kostenlos herunterladen, Selfie schießen, Hauttyp sowie eine von drei Verhaltensoptionen – Sonnenschutz, kein Sonnenschutz oder wöchentlicher Solariumsbesuch – auswählen und dem um fünf oder 25 Jahre gealterten Ich ins Gesicht blicken, in 3D und mit animierten Effekten. Dazu berechnet die App, wie stark sich, je nach Verhalten, das Hautkrebsrisiko erhöht, erklärt, wie man Hautkrebs und seine Vorstufen bei sich erkennen kann, und gibt Tipps für den richtigen Sonnenschutz. Wer will, kann sein animiertes Selfie via Social Media teilen.

Der 27-Jährige Mediziner entwickelte die App am Universitätsklinikum Essen. Seit Mai 2017 gibt es sie kostenlos für iPhones und Android Smartphones. Eine erste Studie mit insgesamt 205 Schülerinnen und Schülern im Alter von 13 bis 19 Jahren in Essen zeigte bereits: Die App motivierte die Schüler, sich besser vor UV-Strahlung zu schützen und das Solarium zu meiden. „Die Sunface App scheint ihren Zweck als niederschwellige Präventionsmaßnahme zu erfüllen“, so Dr. Brinker. „Prospektive Effekte müssen langfristig angelegte Folgestudien mit Vergleichsgruppe allerdings noch bestätigen.“

Apps aus dem NCT sollen Infos zu Krebsprävention breiter streuen

Das Potential dieser niederschwelligen Angebote in Form von Apps hat man am NCT erkannt und eine Forschungsgruppe „App-Entwicklung“ eingerichtet. Ziel des vierköpfigen Teams unter Brinkers Leitung ist es, digitale Gesundheitsangebote für Smartphone und Webbrowser zu entwickeln und auszuwerten. An Ideen und Erfindergeist mangelt es dem Nachwuchswissenschaftler nicht: Neben Sunface entwickelte er bereits sieben weitere Apps, darunter die Tabakpräventions-Apps Smokerface und Smokerstop mit mehr als 500.000 Nutzern. Außerdem ist er Inhaber der Smart Health Heidelberg GmbH, die Gesundheitsapps unter Nutzung von künstlicher Intelligenz entwickelt und vertreibt.

Der schwarze Hautkrebs, das Melanom, nimmt in seiner Häufigkeit so rasant zu wie weltweit kein anderer bösartiger Tumor: Laut Robert Koch-Institut haben sich die Erkrankungsraten allein in Deutschland seit den 1970er Jahren mehr als verfünffacht. „Das liegt vor allem daran, dass es in Mode kam, sich im Urlaub, oder später auch im Solarium, bräunen zu lassen. Viele empfinden das leider auch heute noch als schick“, so Brinker. „Da ist noch viel Aufklärungsarbeit nötig.“ In Deutschland erkranken jährlich rund 21.000 Menschen an schwarzem Hautkrebs, rund 3.000 sterben daran. Wichtigster Risikofaktor ist die natürliche oder künstliche UV-Strahlung durch Sonne oder Solarien, insbesondere in der Kindheit und Jugend.

„Sunface App“ kostenlos für iPhones: itunes.apple.com/de/app/sunface/id1226606410

„Sunface App“ kostenlos für Android Smartphones play.google.com/store/apps/details

Wissenschaftliche Veröffentlichungen zur Sunface App:

1) Vorstellung der App-Funktionalität und Querschnittsdaten in Fokusgruppe: mhealth.jmir.org/2017/7/e101/
2) Querschnittsdaten bei Sekundarschülern aus Deutschland: www.jmir.org/2017/9/e319/
3) Querschnittsdaten bei Sekundarschülern aus Brasilien: mhealth.jmir.org/2018/3/e60/
4) Protokoll zu randomisierter Längsschnittstudie bei Schülern in Brasilien: bmjopen.bmj.com/content/8/3/e018299

Weitere Informationen:
http://www.nct-heidelberg.de
http://www.klinikum.uni-heidelberg.de/Hautklinik.113977.0.html
http://www.smarthealth.de

Quelle: idw

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Neues Bakterium aus Öl des Deepwater-Horizon-Unfalls beschrieben

Dr. Corinna Dahm-Brey Presse und Kommunikation
Carl von Ossietzky-Universität Oldenburg

Erstmals konnten Oldenburger Forscher zusammen mit Kollegen aus Braunschweig und Chapel Hill (USA) ein aus ölbelasteten Proben des Deepwater-Horizon-Unfalls von 2010 isoliertes Bakterium wissenschaftlich beschreiben. Es gehört zur Gruppe der Roseobacter und damit zu einer der wichtigsten Gruppen von Meeresbakterien.

In der März-Ausgabe des International Journal of Systematic and Evolutionary Microbiology zeigt das Team um Dr. Helge-Ansgar Giebel vom Institut für Chemie und Biologie des Meeres (ICBM) der Universität Oldenburg mit Erstautorin Franziska Klotz, dass der jetzt gefundene Organismus einer neuen Gattung zuzuordnen ist. Eine ihrer herausragenden Eigenschaften: Die Fähigkeit, spezielle aromatische Verbindungen abbauen zu können. Die Frage, welche Mikroorganismen Öl abbauen und welche Rolle sie dabei konkret spielen, ist für den Umgang mit Ölunfällen besonders wichtig. Nur so sei es den Wissenschaftlern zufolge möglich, unterstützende Bedingungen zu schaffen oder sogar gezielt große Mengen ölzersetzender Organismen einzusetzen.

Das jetzt neu beschriebene Bakterium erhielt von Umweltwissenschaftler Giebel den wissenschaftlichen Namen Tritonibacter horizontis. Der Gattungsname spielt an auf Triton, einen Meeresgott der griechischen Mythologie. Der Artenname horizontis stellt die Verbindung zur Herkunft des Isolats aus dem Öl des Deepwater-Horizon-Unfalls her. „Einen solchen Organismus, der auf dem Öl des Deepwater-Horizon-Unfalls überlebt, wollten wir uns sehr genau anschauen“, sagt Giebel. „Dabei wurde uns bald klar, dass wir das Bakterium einer ganz neuen Gattung zuordnen müssen“. Es vereine Eigenschaften einzelner Vertreter der Roseobacter-Gruppe, während typische Charakteristika der nächst verwandten Gattung jedoch fehlten. Das Erbgut für den Abbau spezieller aromatischer Verbindungen finde sich so ansonsten nur bei weiter entfernten Gattungen, so Giebel. „Dafür kann das neue Bakterium ein bestimmtes Antibiotikum nicht produzieren, was nahverwandte Arten durchaus tun“, ergänzt der Wissenschaftler.

Nach Explosion und Untergang der Ölplattform Deepwater Horizon im Golf von Mexiko am 20. April 2010 traten bis zum 19. September des Jahres, dem Tag des Verschlusses der Ölquelle, geschätzt 800 Millionen Liter Rohöl aus. Das Ereignis gilt als die bislang schwerste Umweltkatastrophe dieser Art. Der Aufwand, den Einsatzkräfte nach dem Unglück betreiben mussten, war enorm. In unterschiedlichen Tiefen auftretende Ölschwaden wurden beispielsweise mit großen Mengen spezieller Chemikalien fein verteilt; die Mikroorganismen sollten so die Ölbestandteile schneller angreifen können.

„Ein nicht unumstrittenes Verfahren“, sagt Co-Autor Prof. Dr. Andreas Teske, Meereswissenschaftler an der Universität North Carolina, derzeit Gast am ICBM. Er ergänzt: „Neue Ergebnisse in der Literatur deuten darauf hin, dass zunächst die eingesetzten Chemikalien abgebaut werden“. Die Bakterien würden also von ihrer eigentlichen Aufgabe, dem Ölabbau, „abgelenkt“. „Sie bilden ein Netzwerk verschiedener sich unterstützender Mikroorganismen, das wir gerade erst zu verstehen beginnen. Tritonibacter könnte sein Scherflein dazu beitragen, anderen Bakterien den Ölabbau zu erleichtern“.

Umweltwissenschaftler Giebel erklärt das so: „Tritonibacter verwertet neben einem Spektrum von Zuckern und Aminosäuren auch verschiedene aromatische Verbindungen, wie sie in Öl vorkommen, als Kohlenstoff- und Energiequelle.“ Unter Mitwirkung anderer Bakterien entstehe aus bestimmten Ölinhaltsstoffen etwa die aromatische 4-Hydroxybenzoesäure. Über verschiedene Zwischenschritte sorge Tritonibacter dafür, dass verschiedene Abbauprodukte entstehen – die dann wiederum auch von anderen Bakterienarten verwertet werden könnten.

Für weitere Untersuchungen wird Tritonibacter am ICBM bei minus 80 Grad Celsius stabil aufbewahrt. „Erstmalig können wir so der Wissenschaftsgemeinde ein vollständig Genom-sequenziertes und taxonomisch beschriebenes Bakterium aus dem Deepwater-Horizon-Ölunfall zur Verfügung stellen.“

Bereits seit dem Jahr 2010 forschen Mikrobiologen, Naturstoffchemiker, Genetiker und Bioinformatiker unter Leitung des Oldenburger Mikrobiologen und Mitautors Prof. Dr. Meinhard Simon im Sonderforschungsbereich „Roseobacter“. Die Wissenschaftler befassen sich mit den evolutionären, genetischen und physiologischen Eigenschaften und Anpassungen der Bakterien in ihren verschiedenen Lebensräumen.

„Tritonibacter horizontis gen. nov., sp. nov., a member of the Rhodobacteraceae, isolated from the Deepwater Horizon oil spill“, Franziska Klotz, Thorsten Brinkhoff, Heike M. Freese, Matthias Wietz, Andreas Teske, Meinhard Simon, Helge-Ansgar Giebel, Int. J. Syst. Evol. Microbiol.. 2018 Mar; 68(3):736-744. DOI:10.1099/ijsem.0.002573

Weitere Informationen:
http://icbm.de/

Quelle: idw

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Den Blutzucker fest im Griff

Dr. Gabriele Neumann Stabsstelle Hochschulkommunikation
Philipps-Universität Marburg

Internetplattform „ONSIDE“ unterstützt Diabetikerinnen und Diabetiker
Ein neues Online-Portal soll Patientinnen und Patienten mit Diabetes Typ 2 unterstützen, im Alltag besser mit der Erkrankung zurechtzukommen sowie die Behandlung zu optimieren. Entwickelt wurde „ONSIDE“ („Online-Selbsthilfe Diabetes“) von Prof. Dr. Winfried Rief vom Fachbereich Psychologie der Philipps-Universität Marburg in Zusammenarbeit mit dem Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf und der GAIA AG Hamburg.
Etwa sechs Millionen Erwachsene leiden in Deutschland an Diabetes mellitus Typ 2. Die Behandlung der Stoffwechselerkrankung ist umfangreich und stellt große Anforderungen an die Betroffenen, da sie meist schleichend verläuft. Betroffene spüren häufig jahrelang keine Symptome und sehen keinen Handlungsbedarf – bis es zu spät ist. So kann es langfristig zu schweren Folgeerkrankungen kommen, wie der Schädigung von Netzhaut (Retinopathie), Nerven (Neuropathie), Nieren (Nephropathie) und dem diabetischen Fußsyndrom.
„Dabei lässt sich Diabetes sehr effektiv behandeln“, sagt Antje Dorothea Arlt, die das Portal „ONSIDE“ mitbetreut. Neben gesundheitsfördernden Lebensgewohnheiten, wie regelmäßigem Sport und der Umstellung der Ernährung, sei häufig auch die regelmäßige Einnahme von Arzneimitteln zentral. „Einige wissenschaftliche Studien belegen, dass Online-Programme Personen mit Diabetes mellitus Typ 2 bei der Umsetzung unterstützen können.“
Das neu entwickelte Online-Selbsthilfeprogramm „ONSIDE“ („Online-Selbsthilfe Diabetes“) basiert auf Methoden der kognitiven Verhaltenstherapie und beinhaltet verschiedene wissenschaftlich fundierte Module. Das Programm vermittelt Wissen zur Erkrankung und unterstützt und motiviert zu gesundheitsfördernden Lebensgewohnheiten, um Langzeitfolgen der Erkrankung zu vermeiden. Zudem werden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer angeleitet, sich persönliche Ziele zu stecken und diese umzusetzen. „Sie erhalten individuell angepasste Anregungen zur Entspannung und Stressbewältigung sowie Übungen zur Stärkung der Achtsamkeit, welche bei bestehenden Ängsten oder Depressionen helfen können“, so Arlt.
Es besteht die Möglichkeit, an einer Studie teilzunehmen und die Plattform so kostenlos zu testen. Teilnehmen können Personen, die mindestens 18 Jahre alt sind, die Diagnose Diabetes Mellitus Typ 2 durch einen Arzt erhalten haben, regelmäßig ihre Kontrolltermine wahrnehmen und einen Internetzugang haben sowie ein Gerät (z.B. Computer, Smartphone), um diesen zu nutzen.

Ansprechpartnerin:
Antje Dorothea Arlt
Fachbereich Psychologie
Philipps-Universität Marburg
Tel.: 06421 28-23629
E-Mail: onside@uni-marburg.de

Quelle: idw

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Erstmals verlässliche Drei-Monats-Prognosen für Winter in Europa möglich

Birgit Kruse Referat Medien- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Hamburg

Mit einer ganz neuen Methode kann die Qualität der saisonalen Vorhersagen für den Winter in vielen Teilen Europas deutlich erhöht werden. Bisher konnten vor allem für die Tropen brauchbare Vorhersagen gemacht werden. Ein Team um Dr. Mikhail Dobrynin und Prof. Dr. Johanna Baehr vom Centrum für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit (CEN) der Universität Hamburg veröffentlichte die Ergebnisse jetzt im Fachblatt Geophysical Research Letters.

Drei-Monats-Prognosen – auch Jahreszeiten-Vorhersagen oder saisonale Vorhersagen genannt – geben einen Durchschnittswert für das Wetter in den nächsten drei Monaten an. Mit verbesserter Zuverlässigkeit könnten sie wichtige Daten für Landwirtschaft und Industrie liefern.

Doch der Winter über Europa galt bisher als kaum vorhersagbar, die so genannte Nordatlantische Oszillation (kurz NAO) als zu chaotisch. Doch gerade dieses typische Zusammenspiel von Island-Tief und Azoren-Hoch hat auf den Winter in vielen Teilen Europas einen besonders starken Einfluss. Dies machte sich das Team um Dobrynin zunutze. Die NAO funktioniert wie ein Schalter, der jeweils den Weg der Luftströmungen über dem Atlantik beeinflusst. Kann man vorhersagen, wie der Schalter steht, erhalten wir Hinweise auf das zukünftige mittlere Wetter in Europa.

Mit einem neuen Verfahren kann Dobrynin die Schalterphasen der NAO erstmals viel sicherer vorhersagen: Wie die Auswertung der Winter von 2001 bis 2017 zeigte, haben sich die Prognosen in mehr als 50 Prozent der Fälle verbessert. Dies ist damit weltweit das erste Mal, dass eine Prognose für Europa eine ähnlich hohe Qualität wie für die Tropen erreicht.

„Zwar gibt es schon länger internationale und deutsche Projekte zu saisonalen Vorhersagen, doch bisher waren die Ergebnisse kaum besser, als wenn wir geraten hätten“, so Dobrynin. „Jetzt erreichen wir zum ersten Mal eine sehr gute Trefferquote.“

Der Ozeanograf bezieht dafür so genannte Telekonnektionen mit ein. Dies sind bestimmte Regionen rund um den Globus verstreut, die eine deutliche Verbindung zum mittleren Wetter einer anderen Region der Erde haben. So beeinflusst zum Beispiel die Schneedicke in Sibirien im Oktober den kommenden Winter in Europa, ebenso wie der Nordatlantische Ozean oder höhere Luftschichten über der Arktis. Telekonnektionen sind schwer zu identifizieren und verändern sich noch dazu im Laufe der Zeit. Einbezogen in Drei-Monats-Vorhersagen können sie diese aber offenbar viel genauer machen – und sind damit potenziell als neues Werkzeug für bessere Prognosen weltweit geeignet.

In einem europäischen Projekt wird Dobrynin jetzt die neue Methode in vier unterschiedliche Prognose-Systeme einbauen. Damit kann das neue Werkzeug demnächst in Echtzeit getestet und verglichen werden. Eines der Systeme ist das German Climate Forecast System, das ebenso wie die neue Methode von der Universität Hamburg, dem Max-Planck-Institut für Meteorologie, der Eidgenössisch Technischen Hochschule Zürich und dem Deutschen Wetterdienst gemeinsam entwickelt wurde.

Fachartikel:
Dobrynin M., Domeisen D. I. V., Müller W. A., Bell L., Brune S., Bunzel F., Düsterhus A., Fröhlich K., Pohlmann H., Baehr J. (2018): Improved teleconnection-based dynamical seasonal predictions of boreal winter. Geophysical Research Letters, 43. https://doi.org/10.1002/2018GL077209

Weitere Infos:
German Climate Forecast System (GCFS): Jahreszeitenvorhersagen des Deutschen Wetterdienstes:
https://www.dwd.de/DE/leistungen/jahreszeitenvorhersage/projektbeschreibung.html…

Vorhersagen:
https://www.dwd.de/DE/leistungen/jahreszeitenvorhersage/jzvhs_home_node.html

Für Rückfragen:
Dr. Mikhail Dobrynin
Universität Hamburg
Centrum für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit (CEN)
Tel.: +49 40 42838-7750
E-Mail: mikhail.dobrynin@uni-hamburg.de

Stephanie Janssen
Universität Hamburg
Centrum für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit (CEN)
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Tel.: +49 40 42838-7596
E-Mail: stephanie.janssen@uni-hamburg.de

Quelle: idw

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Baden-Württemberg: Erblindungsrisiko bei Menschen mit und ohne Diabetes deutlich gesunken

Christina Becker Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Diabetes-Zentrum

– Rate der Neuerblindungen bei Menschen mit Diabetes in Baden-Württemberg zwischen 2008 und 2012 annähernd halbiert

– Abnahme der Neuerblindungsraten bei Menschen ohne Diabetes in diesem Zeitraum um knapp 30 Prozent

– Kontinuierlicher Rückgang vermutlich auf eine verbesserte Früherkennung und Therapie von Augenerkrankungen und Verbesserung der Versorgung bei diabetischer Retinopathie zurückzuführen

Für Deutschland fehlten bislang belastbare Zahlen zum Vergleich der Neuerblindungen bei Personen mit und ohne Diabetes und deren zeitlichen Verlauf. Forscher am Deutschen Diabetes-Zentrum (DDZ) haben nun berechnet, dass das Erblindungsrisiko in der Bevölkerung in Süddeutschland deutlich abgenommen hat – bei Personen mit Diabetes mehr als bei Personen ohne Diabetes. Das Ergebnis der Auswertung lässt vermuten, dass sich neben der Versorgung bei diabetischer Retinopathie auch die Früherkennung und Therapie des grauen und grünen Stars (Katarakt, Glaukom) sowie der altersbedingten Makula-Degeneration verbessert hat.

Fast neun Prozent der Menschen (ca. 415 Millionen) weltweit leiden an Diabetes. Dieser ist eine häufige Ursache für eine Erblindung. Bereits Anfang der 1990er Jahre wurden in Folge dessen Maßnahmen ergriffen, die Anzahl an Erblindungen bei Personen mit Diabetes zu verringern. So wurden beispielsweise in Deutschland Leitlinien eingeführt, die regelmäßige Untersuchungen des Augenhintergrundes empfahlen, um die diabetische Retinopathie frühzeitig erkennen und behandeln zu können. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am Deutschen Diabetes-Zentrum (DDZ) haben deshalb Neuerblindungen bei Menschen mit und ohne Diabetes in Baden-Württemberg in Kooperation mit dem Landesgesundheitsamt und den örtlichen Sozialhilfeträgern Baden-Württembergs untersucht. Die Studie dazu wurde in der Zeitschrift „Diabetes Care“ veröffentlicht.

Datenbasis und Ergebnisse
Die Datenbasis für die Untersuchung bilden neu anerkannte Blindengeldempfänger in etwa 50 Prozent aller Landkreise und kreisfreien Städte in Baden-Württemberg, welche für den Zeitraum 2008-2012 erfasst wurden. Insgesamt wurden dabei 1.897 Personen neu als Blindengeldempfänger registriert (davon 23,7 % Personen mit Diabetes). Zwischen 2008 und 2012 ging die Zahl der neu als Blindengeldempfänger registrierten Personen in der Gruppe der Bevölkerung mit Diabetes zurück: Von 100.000 Personen mit Diabetes waren es in 2008 rund 17 Personen, während es in 2012 nur noch rund 9 Personen waren. Ebenso wurde erstmals eine Abnahme der Zahl der neu als Blindengeldempfänger registrierten Personen ohne Diabetes festgestellt: Von 100.000 Personen ohne Diabetes waren es im Jahr 2008 rund 9 Personen. In 2012 waren 7 Personen betroffen. Dabei gab es keine geschlechterspezifischen Unterschiede – für Männer und Frauen wurden ähnliche Ergebnisse abgeleitet. Das relative Risiko, welches angibt, wie viel höher das Erblindungsrisiko in der Bevölkerung mit Diabetes im Vergleich zur Bevölkerung ohne Diabetes ist, sank von Faktor 2 im Jahr 2008 auf den Faktor 1,4 in 2012. „Die Reduktion verlief somit deutlich stärker bei Personen mit Diabetes – besonders in der letzten Dekade“, erklärt Prof. Dr. Dr. Andrea Icks, Direktorin des Instituts für Gesundheitsökonomie und Versorgungsforschung am DDZ.

Fazit
Zusammenfassend lässt sich ableiten, dass das Erblindungsrisiko in Baden-Württemberg mit sowie ohne Diabetes deutlich abgenommen hat. Der beobachtete Rückgang besteht dabei unabhängig von der Alterung der Bevölkerung. Daher vermuten die Autoren der Studie, dass der kontinuierliche Rückgang der Erblindungen auf die Verbesserung der Versorgung bei diabetischer Retinopathie sowie durch das frühere Identifizieren und Behandeln anderer Augenerkrankungen wie Katarakt, Glaukom und der senilen Makula-Degeneration zurückzuführen ist.

Ein Vergleich mit Studienergebnissen aus anderen Ländern ist schwierig, da sich die Definitionen und Erfassung von Erblindungen wesentlich voneinander unterscheiden. In Deutschland ist die Definition von Erblindung – Sehfähigkeit von weniger als ein Fünfzigstel der normalen Sehkraft – sehr streng. Um einen Einblick zu bekommen, ob vergleichbare Ergebnisse auch in Deutschland in anderen Regionen für einen längeren bzw. aktuelleren Zeitraum beobachtet werden, wird derzeit eine entsprechende Auswertung für Daten aus Sachsen für den Zeitraum 2008-2016 durchgeführt.

Originalpublikation: Claessen H, Kvitkina T, Narres M, Trautner C, Zöllner I, Icks A. Decreasing incidence of blindness in people with and without diabetes in southern Germany, 2008-2012. Diabetes Care 41(3):478-484. doi: 10.2337/dc17-2031. Epub 2018 Jan 9.

Weitere Informationen:
http://ddz.uni-duesseldorf.de

Quelle: idw

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Biokraftstoffe: Im Verkehrssektor droht das Scheitern des Klimaziels für 2030

Paul Trainer M.A. Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Biomasseforschungszentrum

Im Rahmen des diesjährigen Biokraftstoff-Fachgespräches haben Leipziger Forscher am gestrigen Donnerstag (19.4.) mit Entscheidungsträgern aus der Politik und hochrangigen Vertretern der Biokraftstoffbranche über das Klimaziel im Verkehrssektor bis 2030 diskutiert. Ergebnis: die Vorgaben der EU bleiben deutlich hinter den hohen Zielen der Bundesregierung zurück. Diese strebt für 2030 eine Reduktion der Klimagase um 40 – 42% gegenüber 1990 an.

Der nationale Klimaschutzplan sieht vor, bis zum Jahr 2030 mehr als 40 Prozent der Klimagase im Verkehrssektor zu reduzieren. Gleichzeitig wird prognostiziert, dass der Güter- und Personenverkehr signifikant zunehmen wird. Auf EU-Ebene ist derzeit die Änderung der maßgebenden Richtlinie in Vorbereitung und Abstimmung. Beim dreizehnten Leipziger Biokraftstoff-Fachgespräch am 19. April 2018 haben Vertreter der verantwortlichen Bundesministerien (BMEL, BMVI und BMWi) den zu erwartenden politischen Rahmen und damit die Entwicklungsperspektiven für konventionelle und fortschrittliche Biokraftstoffe für den Zeitraum bis 2030 vorgestellt. Im Anschluss erörterten Vertreter aus Forschung und Praxis (Verbio AG, Clariant, CropEnergies AG, dena und DBFZ), moderiert durch die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR), im Rahmen einer Podiumsdiskussion die technischen Möglichkeiten und begleitenden Herausforderungen.

Im Rahmen der Diskussion zeigte sich, dass mittels der derzeit diskutierten EU-Ziele für erneuerbare Energien im Verkehr die deutschen Klimaziele bei weitem nicht erreichbar sind. Maßgeblicher Hebel für Klimaschutz im Verkehr bleiben absehbar die eingesetzten Energieträger und damit in erster Linie Biokraftstoffe. Diskutiert wurde auch das nach wie vor große und nahezu ungenutzte Potenzial für Biomethan als regenerativen Gaskraftstoff. Einigkeit herrschte zudem darüber, dass ohne die etablierten Biokraftstoffe die Implementierung sogenannter fortschrittlicher Biokraftstoffe kaum umsetzbar ist. Investitionsentscheidungen für neue Produktionsanlagen in Deutschland werden nicht nur von Marktrisiken, sondern insbesondere von klaren und verlässlichen politischen Rahmenbedingungen bestimmt, diese fehlen aber nach wie vor. Deutsche Player investieren zunehmend im europäischen und internationalen Ausland. Bis zum Jahresende soll der EU ein Maßnahmenkatalog zur Erreichung der Klimaziele durch die Bundesregierung vorgelegt werden. Zu dessen Erarbeitung sind weitere fachliche Diskussionen mit allen Akteuren erforderlich.

Wissenschaftlicher Kontakt:
Karin Naumann
Tel.: 0341 2434-711
E-Mail: karin.naumann@dbfz.de

Pressekontakt:
Paul Trainer
Tel.: (0)341 2434-437
E-Mail: paul.trainer@dbfz.de

Smart Bioenergy – Innovationen für eine nachhaltige Zukunft
Das Deutsche Biomasseforschungszentrum arbeitet als zentraler und unabhängiger Vordenker im Bereich der energetischen und stofflichen Biomassenutzung an der Frage, wie die begrenzt verfügbaren Biomasseressourcen nachhaltig und mit höchster Effizienz und Effektivität zum bestehenden und zukünftigen Energiesystem beitragen können. Im Rahmen der Forschungs-tätigkeit identifiziert, entwickelt, begleitet, evaluiert und demonstriert das DBFZ die vielversprechendsten Anwendungsfelder für Bioenergie und die besonders positiv heraus-ragenden Beispiele gemeinsam mit Partnern aus Forschung, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Mit der Arbeit des DBFZ soll das Wissen über die Möglichkeiten und Grenzen einer energetischen und integrierten stofflichen Nutzung nachwachsender Rohstoffe in einer biobasierten Wirtschaft insgesamt erweitert und die herausragende Stellung des Industriestandortes Deutschland in diesem Sektor dauerhaft abgesichert werden – www.dbfz.de

Weitere Informationen:
https://www.dbfz.de/presse/pressemitteilungen-2018/biokraftstoffe-im-verkehrssek…

Quelle: idw

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Rückenschmerzen – Neuer Artikel in Fachzeitschrift Lancet warnt vor Überdiagnostik

Anna Julia Voormann Geschäftsstelle der DGRh
Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie e.V.

Weltweit sind 540 Millionen Menschen von Rückenschmerz betroffen. Die Ursachen sind vielfältig. Drei Artikel in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift „The Lancet“ beleuchten Rückenschmerz als Volkskrankheit. Die Autoren der Serie betonen, dass bei Rückenschmerzpatienten oft teure Überdiagnostik stattfindet: Sie werden zu umfassend gerätetechnisch untersucht. Auch die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie e.V. (DGRh) rät bei nichtspezifischem Kreuzschmerz unter sechs Wochen und ohne Warnzeichen von bildgebender Diagnostik ab. Umso mehr bedürfen entzündlich rheumatische Krankheiten dringend einer qualifizierten Diagnostik, so die Experten der DGRh.

Spezifische Erkrankungen der Wirbelsäule wie Wirbelkörperbrüche, Tumoren, Infektionen oder entzündlich rheumatische Erkrankungen sind eher selten Ursache von Rückenschmerzen. „Der Arzt muss jedoch ausreichend qualifiziert sein, um den Verdacht darauf zu formulieren und an einen Facharzt zu überweisen“, betont Professor Dr. med. Hanns-Martin Lorenz, Präsident der DGRh. Nach wie vor geschieht es, dass rheumatisch entzündliche Krankheiten nicht rechtzeitig diagnostiziert werden, fortschreiten und Schäden setzen, die nicht umkehrbar sind.

Das gilt auch für die häufigste entzündlich rheumatische Erkrankung der Wirbelsäule, die axiale Spondyloarthritis – Grund für etwa fünf Prozent der Fälle von chronischem Rückenschmerz. Die oft auch „Morbus Bechterew“ genannte Erkrankung befällt insbesondere Menschen im Alter zwischen 20 und 40 Jahren. Im Verlauf der Erkrankung versteifen die Gelenke der Wirbel. Im Endstadium zwingt dies die Betroffenen in eine gebückte Haltung. Die Betroffenen klagen im Frühstadium oft darüber, dass morgens die untere Wirbelsäule steif ist. In Bewegung bessern sich die Symptome. „Wenn der Allgemeinarzt in diesen und ähnlichen Fällen Verdacht auf eine spezifische Ursache für Rückenschmerzen hat, sollte er den Patienten an einen Rheumatologen überweisen“ empfiehlt Professor Dr. med. Joachim Sieper aus Berlin, einer der Autoren der Serie in The Lancet.

„Primärer Anlaufpunkt für Patienten mit Rückenschmerzen ist jedoch die Allgemeinarztpraxis“, meint Professor Sieper. Die klare Empfehlung des Rheumatologen von der Charité – Universitätsmedizin Berlin: „Aufwendige diagnostische Maßnahmen sollten in der Regel vermieden werden“. Denn die Beschwerden der meisten Patienten bessern sich schon durch Beratung, physikalische Therapie und psychologische Betreuung. Es sei wichtig, so Sieper, dass Patienten aktiv bleiben, weiterhin am täglichen Leben teilnehmen und ihrem Alltag und damit auch ihrer Arbeit nachgehen.

Auch die DGRh hat diese Negativempfehlung für Ärzte schon 2016 im Rahmen der Initiative „Klug Entscheiden“ formuliert: Halten nicht spezifische Kreuzschmerzen weniger als sechs Wochen an und weisen keine sogenannten „Red Flags“ auf, sollte der Arzt auf Bildgebung wie Röntgen und andere Verfahren verzichten. „Red Flags“ sind verschiedene eindeutige Warnhinweise auf Erkrankungen der Wirbelsäule, bei denen dringender Handlungsbedarf besteht. Die Artikelserie in The Lancet thematisiert umfassend Ursachen, Folgen und Behandlung der Volkskrankheit Rückenschmerz – von einfach therapierbaren Leiden bis hin zu ernsthaften Krankheiten, die bleibende Schäden setzen.

Literatur: The Lancet; „Low back pain 1-3″; Published Online March 21, 2018; Elsevier

Die DGRh ist mit mehr als 1.400 Mitgliedern die größte medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft in Deutschland im Bereich der Rheumatologie. Sie repräsentiert hierzulande seit 90 Jahren die rheumatologische Wissenschaft und Forschung und deren Entwicklung. Als gemeinnütziger Verein arbeitet die DGRh unabhängig und ohne Verfolgung wirtschaftlicher Ziele zum Nutzen der Allgemeinheit.

Weitere Informationen:
http://www.thelancet.com/series/low-back-pain
https://dgrh.de/Start/DGRh/Presse/Pressemitteilungen/Pressemitteilungen/2018/Pre…

Quelle: idw

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Biologische Vielfalt von grünlanddominierten Kulturlandschaften unter der Lupe

Gerhard Radlmayr ZFW – Forschungskommunikation
Hochschule Weihenstephan-Triesdorf

Die abnehmende Biodiversität in unseren Ökosystemen ist ein wachsendes Thema in den Medien. Die nationale Biodiversitätsstrategie und die bayerischen Strategie zum Erhalt und zur Steigerung der biologischen Vielfalt haben sich zum Ziel gesetzt, gerade außerhalb von Schutzgebieten besonders artenreiche Bereiche zu erhalten und sinnvoll miteinander zu verbinden. Die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf untersucht in einem dreijährigen vom Freistaat Bayern geförderten Forschungsprojekt, welche Lebensräume in grünlanddominierten Landschaften besonders artenreich sind, welche Vielfalt an Arten und Vegetationstypen vorhanden ist und was mehrjährige Naturschutzmaßnahmen bewirken können.

Die abnehmende Biodiversität in unseren Ökosystemen ist ein wachsendes Thema in den Medien. Wissenschaftliche Studien belegen, dass Vogel-, Insekten- und Pflanzenbestände in bedrohlichem Tempo schwinden. Die nationale Biodiversitätsstrategie und die bayerischen Strategie zum Erhalt und zur Steigerung der biologischen Vielfalt haben sich zum Ziel gesetzt, gerade in der „Normallandschaft“ außerhalb von Schutzgebieten besonders artenreiche Bereiche zu erhalten und sinnvoll miteinander zu verbinden. Vor allem Grünland als Nutzungsform nimmt immer weiter ab, bedingt durch Grünlandumbruch, Brachlegung, Aufforstung oder durch den Flächenbedarf für Infrastruktur und Siedlungsbereiche. Die sich daraus ableitende Dringlichkeit zur Untersuchung und Erhaltung der biologischen Vielfalt in grünlanddominierten Landschaften wird in dem vom Bayerischen Wissenschaftsministerium mit rund einer Viertel Million Euro geförderten Forschungsprojekt der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf aufgegriffen. Das von 2018 bis Ende 2020 am Biomasse-Institut am Campus Triesdorf laufende Projekt soll aufzeigen, welche Lebensräume im Untersuchungsgebiet „Oberes Altmühltal“ besonders artenreich sind, welche Vielfalt an Arten und Vegetationstypen vorhanden ist und was mehrjährige Naturschutzmaßnahmen bewirken können. Im Projektgebiet befinden sich außerhalb der Schutzgebiete ausgedehnte Überflutungsbereiche, die eine Grünlandnutzung bedingen. Der Kern der Untersuchung konzentriert sich auf das Wiesmet, einem Natura2000-Gebiet mit einer in Bayern sehr hohen Bedeutung für Wiesenbrüter. Dort gibt es neben konventionell genutzten Wiesen und Reinsaatflächen auch Vertragsnaturschutzflächen mit spätem Erstmahdtermin. Hier soll auch ein experimenteller Blockversuch durchgeführt werden, da über das Bayerische Vertragsnaturschutzprogramm (VPN) die Bewirtschaftungsvarianten wie Mahdzeitpunkt oder Mähtechnik sowie der Wasserhaushalt in einem gewissen Rahmen gesteuert werden können.

Mit den Ergebnissen des Projektes hoffen die Forschenden aufzuzeigen, welche Lebensräume besonders artenreich sind, welcher Reichtum an Gefäßpflanzenarten und Vegetationstypen im Durchschnitt vertreten ist und was bei mehrjährigen Anstrengungen über die VPN-Maßnahmen maximal erreicht werden kann. Letztendlich soll beurteilt werden, wie groß der Bedarf an Maßnahmen zugunsten der Vielfalt der Gefäßpflanzen in der Normallandschaft ist. So kann entschieden werden, ob bisherige Naturschutzmaßnahmen wie bisher weitergeführt werden können. Die Ergebnisse finden Anwendung in der Praxis des Vertragsnaturschutzes und schaffen zugleich einen Bewertungsrahmen für Vielfalt. Sie unterstützen die Entscheidungen der Naturschutzbehörden und des Landschaftspflegeverbandes zur Steuerung der Nutzung und des Wasserregimes.

Weitere Informationen:
https://www.hswt.de/forschung/news/article/biologische-vielfalt-von-gruenlanddom…

Quelle: idw

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Wohnungsmarkt: mieten oder kaufen?

Robert Emmerich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Julius-Maximilians-Universität Würzburg

Wer ein Haus oder eine Wohnung kauft, kann sich damit im Alter finanziell absichern. In Deutschland gibt es aber relativ wenige Immobilienbesitzer. Warum das so ist, erforschen Würzburger Finanzwissenschaftler mit Simulationsmodellen.

• „Können wir uns im Ruhestand die teure Miete für eine Wohnung überhaupt noch leisten? Vielleicht sollten wir uns rechtzeitig eine eigene Immobilie kaufen, damit später mehr von der Rente übrig bleibt.“

• „Wenn ich im Alter in ein Pflegeheim muss, kann ich das vielleicht nicht bezahlen. Meine Kinder sollen aber auch nicht dafür aufkommen müssen. Sie können dann meine Wohnung verkaufen und mit dem Erlös meine Pflege finanzieren.“

Das sind nur zwei Überlegungen, die vermutlich schon vielen Menschen in Deutschland durch den Kopf gegangen sind. Gerade in einer Gesellschaft, in der sich der Anteil älterer Menschen immer mehr erhöht, sollte es eigentlich besonders viele Haus- und Wohnungseigentümer geben – dafür sprechen mehrere gute Gründe.

Die Realität sieht aber anders aus: „In Deutschland besitzen nur rund 44 Prozent der Haushalte Wohneigentum, in Spanien oder Australien dagegen sind es etwa 80 Prozent“, sagt Professor Hans Fehr, Inhaber des Lehrstuhls für Finanzwissenschaft an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU). Und: „Diese Zahlen verwundern einen noch mehr, wenn man die hohen Vermögen der deutschen Rentner bedenkt.“

Mögliche Gründe für die geringe Wohneigentumsquote
Warum haben so wenige Deutsche Wohneigentum? Dafür gibt es womöglich auch psychologische Gründe. Manche Leute wollen vielleicht nicht die Verantwortung tragen, die mit dem Besitz eines Hauses verbunden ist – soll sich doch lieber der Vermieter um kaputte Heizungen und andere lästigen Dinge kümmern. Andere scheuen es, zur Finanzierung des Hauskaufs einen Kredit aufzunehmen. Sie wollen grundsätzlich keine Schulden machen oder haben Angst, arbeitslos zu werden und dann den Kredit nicht mehr abzahlen zu können.

„Die Schuldenphobie der Deutschen zu hinterfragen, ist Sache der Psychologie“, sagt Professor Fehr. Sein Interesse als Wissenschaftler gilt mehr den ökonomischen Gründen, die erklären, warum zum Beispiel mehr Spanier oder Australier Immobilien besitzen als Deutsche. „Dafür scheinen vor allem Unterschiede in den Haushaltsstrukturen, der Steuer-, Renten-, Sozial- und Wohnungspolitik sowie in den Hypotheken- und Mietmarktregulierungen eine zentrale Rolle zu spielen“, so Fehr.

Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert das Projekt
Die genannten und andere Faktoren will der JMU-Professor in seinem Projekt „Wohneigentum und Wohnungsmarkt in einer alternden Gesellschaft“ analysieren. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert das Vorhaben, an dem Fehrs Doktorand Maurice Hofmann mitarbeitet.

„Wir möchten mit numerischen Simulationsmodellen den Einfluss verschiedener Faktoren auf die individuelle Entscheidung zwischen Wohneigentum und Miete bestimmen“, sagt Fehr. Danach gelte es, mit Hilfe des Modells die Effekte unterschiedlicher wirtschaftspolitischer Instrumente auf Wohnungsangebot und -nachfrage in Deutschland zu quantifizieren.

Zwischen städtischen und ländlichen Wohnungsmärkten wird dabei nicht unterschieden, dadurch würde das Modell zu kompliziert. Auch die Psychologie muss außen vor bleiben: Die Forscher setzen voraus, dass die Menschen wirtschaftlich rational denken und ihr Verhalten nach ökonomischen Anreizen ausrichten.

Erstes Teilmodell bildet einzelnen Haushalt ab
Fehrs Team hat bereits ein Teilmodell entwickelt, in dem es zunächst um einen einzigen Haushalt geht. Abgebildet wird dabei ein Mensch in der Lebensspanne von 20 bis 100 Jahren, seine Einkommensverhältnisse und Konsumentscheidungen, sein Spar- und Anlageverhalten (Immobilien, risikolose Staatspapiere, risikobehaftete Aktien), seine Pflegekosten im höheren Alter.

An diesem Teilmodell lassen sich verschiedene Szenarien durchspielen. Ihm zufolge steigern zunehmende Pflegekosten und -risiken die Nachfrage nach Wohneigentum. „Das wird in der Zukunft ein wichtiger Punkt sein“, meint Fehr. Aber noch sei in Deutschland die Sozialversicherung so gut ausgebaut, dass nicht alle Menschen daran denken, sich mit Wohneigentum fürs Alter abzusichern. In Ländern mit großzügigen Rentensystemen und einer guten Pflegeversicherung gebe es in der Tendenz generell eine niedrigere Wohneigentumsquote.

Effekte politischer Entscheidungen modellieren
Bis Ende 2018 wollen die Würzburger Finanzwissenschaftler ihr gesamtes Modell fertig haben. Um den Einzelhaushalt herum werden dann unter anderem ein Renten- und Sozialsystem sowie ein Wohnungsbausektor modelliert sein. So lassen sich die Wirkungen spezifischer deutscher Politik-Instrumente austesten – etwa die Förderung des sozialen Wohnungsbaus oder die Einführung eines Baukindergelds.

Mit dem Simulationsmodell sollten sich auch die Gewinner und Verlierer einer bestimmten Wirtschaftspolitik identifizieren lassen – zum Beispiel können dann die Auswirkungen einer Rentenreform ermittelt werden. „Im Idealfall kann am Ende des Projektes eine Art Empfehlung für die Wirtschaftspolitik herausgearbeitet werden“, sagt Fehr.

Kontakt
Prof. Dr. Hans Fehr, Lehrstuhl für Finanzwissenschaft, Universität Würzburg,
T +49 931 31-82972, hans.fehr@uni-wuerzburg.de

Weitere Informationen:
https://www.wiwi.uni-wuerzburg.de/lehrstuhl/fiwi/home/ Website von Prof. Dr. Hans Fehr

Quelle: idw

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Fettleber unter Stress

Dr. Suzan Fiack Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR)

BfR-Forscher untersuchen, wie krankhafte Prozesse die Entgiftungszentrale des Körpers belasten

Falsche Ernährungsgewohnheiten und andere Risikofaktoren machen die Leber krank. Das Stoffwechselorgan verfettet und kann sich entzünden. Auf lange Sicht drohen unwiderrufliche und lebensgefährliche Organschäden (Leberzirrhose oder „Schrumpfleber“). Fachleute des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) in Berlin haben nun an Leberzellen in der Petrischale untersucht, wie Verfettung und Entzündung die Entgiftungszentrale des Körpers schwächen. „Die Ergebnisse zeigen, dass vor allem Entzündungen die Arbeit wichtiger Enzyme der Leberzelle blockieren“, sagt Professor Dr. Dr. Andreas Hensel, Präsident des BfR. „Damit kann die Leber ihre Aufgabe, mit der Nahrung aufgenommene Fremdstoffe zu entgiften, nur noch begrenzt wahrnehmen.“

Link zur Studie (Abstract):
http://dmd.aspetjournals.org/content/46/4

Bislang ist nicht vollständig geklärt, wie sich eine verfettete und entzündete Leber auf ihre Fähigkeit auswirkt, Fremdstoffe wie Chemikalien oder Medikamente zu erkennen und abzubauen. In Zusammenarbeit mit dem Dr. Margarete Fischer-Bosch-Institut für Klinische Pharmakologie in Stuttgart behandelten die BfR-Forscherinnen und Forscher menschliche Leberzellen mit Fettsäuren, entzündungsfördernden Substanzen und Fremdstoffen. Auf diese Weise stellten sie die Bedingungen in der Leber nach und zeichneten auf, wie die Zellen darauf reagierten.

Das Hauptergebnis: Während eine bloße Verfettung der Leberzelle noch keine weitreichenden Folgen für die Entgiftung hatte, änderte sich das, wenn eine Entzündung erzeugt wurde, wie die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Fachblatt „Drug Metabolism and Disposition“ berichten. Die Fähigkeit, Fremdstoffe unschädlich zu machen, ist deshalb bei einer fettleberbedingten Entzündung vermutlich deutlich verringert.

Über das BfR
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ist eine wissenschaftlich unabhängige Einrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Es berät die Bundesregierung und die Bundesländer zu Fragen der Lebensmittel-, Chemikalien- und Produktsicherheit. Das BfR betreibt eigene Forschung zu Themen, die in engem Zusammenhang mit seinen Bewertungsaufgaben stehen.

Quelle: idw

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Wassergespräch Lausitz – Wie weiter mit dem Wasser in der Region?

Tina Berger Stabsstelle Kommunikation und Marketing
Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg

Veränderung von Seewasserspiegeln in Nordostdeutschland – verschiedene Ursachen, verschiedene Wirkungen?
Während in der Lausitz – verknüpft mit dem nachbergbaulichen Grundwasserwiederanstieg – fast 30 Bergbaufolgeseen entstehen, werden seit etwa 25 Jahren in Nordostdeutschland fallende oder verstärkt schwankende See- und Grundwasserspiegel beobachtet. Das betrifft auch eine Reihe von Seen im gewässerreichen aber wasserarmen Bundesland Brandenburg. Vor allem an Grundwasserseen und an Endseen, welche von Natur aus abflusslos sind, sind diese Phänomene zu beobachten.

Veränderung von Seewasserspiegeln in Nordostdeutschland – verschiedene Ursachen, verschiedene Wirkungen?
Während in der Lausitz – verknüpft mit dem nachbergbaulichen Grundwasserwiederanstieg – fast 30 Bergbaufolgeseen entstehen, werden seit etwa 25 Jahren in Nordostdeutschland fallende oder verstärkt schwankende See- und Grundwasserspiegel beobachtet. Das betrifft auch eine Reihe von Seen im gewässerreichen aber wasserarmen Bundesland Brandenburg. Vor allem an Grundwasser-seen und an Endseen, welche von Natur aus abflusslos sind, sind diese Phänomene zu beobachten.

Für diesen »hydrologischen Wandel von Seen«, der mit erheblichen wasserwirtschaftlichen, wirtschaftlichen und ökologischen Veränderungen verbunden ist, wird in den Medien und in der Öffentlichkeit häufig der globale Klimawandel als Hauptursache festgemacht. Ohne Zweifel ist bei fortschreitender Erwärmung in den kommenden Jahrzehnten – verknüpft z.B. mit einer zunehmenden Verdunstung, einem gleich bleibenden Jahresniederschlag und mehr abflusswirksamen Extremereignissen – mit stark schwankenden Grundwasserneubildungs- und Abflussraten zu rechnen.

Leider existieren für die Seen in Nordostdeutschland keine systematischen hydrologischen bzw. landschaftswasserhaushaltlichen Untersuchungen, obwohl eine Vielfalt von Daten. Exemplarische, interdisziplinäre Untersuchungen in Nordostdeutschland zeigen aber, dass vielfältige Prozesse im Umfeld der Seen und in deren Einzugsgebieten zu Wasserspiegeländerungen führen können. Diese und die daraus resultierenden Konsequenzen für Umwelt und Nutzung werden im Vortrag dargestellt und Ansatzpunkte zu einer Stabilisierung des lokalen Seewasserhaushalts diskutiert.

Letztlich zeigt sich, dass solche Maßnahmen mit Blick auf die Seen eingebettet sind in solche, welche der generellen Verbesserung des regionalen Landschaftswasserhaushaltes dienen. Diese sind jedoch keineswegs nur wasserwirtschaftlicher, hydrologischer oder ökologischer Art, sondern sie greifen weit in andere gesellschaftliche Bereiche wie Land- und Waldwirtschaft, Tourismus und Infrastrukturentwicklung hinein.

Weitere Informationen:
https://www.b-tu.de/news/artikel/13755-oeffentliche-ringvorlesung-wassergespraec…

Quelle: idw

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Gesichtserkennung in Australien – die Privatsphäre wurde ganz offiziell abgeschafft

Sabine Ranke-Heinemann Pressestelle
Australisch-Neuseeländischer Hochschulverbund / Institut Ranke-Heinemann

In Zeiten von Big Data wird der Schutz der Privatsphäre immer häufiger nicht beachtet. Oft werden unsere persönlichen Daten aber auch verwendet, ohne das wir davon wissen – so die Gesichtserkennung, für die in Australien eine gesetzliche Grundlage geschaffen wurde. Dr Monique Mann von der Queensland University of Technology in Brisbane fasst zusammen, wie die Daten der Australier genutzt werden und warum auch Führerscheine und Reisepässe nicht mehr privat sind.

Es ist allgemein bekannt, dass Handys Bewegungsprofile und Kreditkartenfirmen Einkaufsgewohnheiten sammeln. Für gewöhnlich stört dies die Betroffenen nicht, da sie vermeintlich nichts zu verheimlichen haben. Was viele Menschen jedoch nicht wissen, ist, in welchem Umfang Technologien der Gesichtserkennung im Rahmen der Gesetzesvollstreckung und zur kommerziellen Verwendung in Australien genutzt werden. „Es werden persönliche Daten gesammelt, gespeichert und freigegeben, ohne dass wir jemals zugestimmt haben oder es überhaupt wissen“, meint Dr Mann vom Crime and Justice Research Centre der Queensland University of Technology (QUT) in Brisbane.

„Das wachsende Sammeln persönlicher Informationen im Rahmen der Gesetzesausübung und durch Sicherheitsbehörden wird nicht durch eine angemessene Aufsicht oder Haftungsmaßnahmen begleitet. Die Sicherheit der Privatsphäre kann nicht gewährleistet werden. Viele Menschen sind sich nicht darüber bewusst, dass mit der Inkraftsetzung der seit 2016 in Australien geltenden „National Facial Biometric Matching Capability“ (NFBMC) der Grundstein für das Speichern von Gesichtern zu Gunsten der Gesichtserkennung gelegt wurde. Hierbei wurden die biometrischen Daten von jedem australischen Staatsbürger mit Reisepass genutzt, sodass die Datenbank die Gesichtsvorlagen von etwa 12 Millionen Australiern beinhaltet. Es gibt auch Versuche, die Daten der Führerscheindatenbanken miteinzubeziehen. Die Verwaltung von Queensland hat hierzu vergangene Woche bereits grünes Licht gegeben.“

Laut Dr Mann wächst die Nutzung von Big Data, sodass Individuen mittlerweile ohne größere Probleme anhand ihrer Daten identifiziert werden können. „Darüber hinaus verhilft die Gesichtserkennung dazu, Individuen in der Realität zu erkennen und zu verfolgen, während gleichermaßen weiterhin Daten für die Datenbanken der Regierung, Gesetzesvollstreckung und Sicherheitsbehörden gesammelt werden.“

„Die meisten von uns sind sich nicht darüber bewusst, wie viele unserer persönlichen Informationen genutzt werden. Dabei ist es unerheblich, ob wir – im Falle der Reisepässe und Führerscheine – darüber Bescheid wissen, oder – im Falle der Sozialen Medien – dies unabsichtlich geschieht. Des Weiteren wissen wir nicht, wie unsere Daten weitergeleitet oder für sekundäre Gründe verarbeitet und genutzt werden. Australische Staatsbürger haben nur begrenzte Absicherung für den Gebrauch der persönlichen Daten, die ausserdem mit erheblichen Ausnahmen versehen sind.“

Weitere Informationen zur Nutzung der biometrischen Daten und Diskussionen zum Thema gibt es in dem Buch »Biometrics, Crime and Security« von Dr Mann und den Co-Autoren Dr Marcus Smith von der Charles Start University und Assistenzprofessor Gregor Urban von der University of Canterbury in Neuseeland.

Weitere Informationen:
Institut Ranke-Heinemann / Australisch-Neuseeländischer Hochschulverbund
Pressestelle Friedrichstr. 95
10117 Berlin
Email: berlin@ranke-heinemann.de
Tel.: 030-20 96 29 593

Oder:

QUT Media contacts
Niki Widdowson
Email: n.widdowson@qut.edu.au
Tel.:+ 61 (0) 7-3138-2999

Das Institut ist die gemeinnützige Einrichtung zur Förderung des Austausches und der Auslandsstudien insbesondere mit allen Universitäten Australiens und Neuseelands sowie zur Förderung von Wissenschaft und Forschung. In seinen Förderprogrammen stellt es SchülerInnen und Studierenden Unterstützung in der Finanzierung durch Stipendien und Coaching in der Studienberatung und Studienplatzbewerbung zur Verfügung.

Weitere Informationen:
https://www.ranke-heinemann.de

Quelle: idw

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Mikroarray-Schnelltest verkürzt Nachweis bei Legionella pneumophila Ausbruch

Dr. Ulrich Marsch Corporate Communications Center
Technische Universität München

Bei einem Ausbruch der Legionärskrankheit ist es wichtig, so schnell wie möglich die genaue Quelle zu finden, um weitere Infektionen zu verhindern. Bisher dauert es Tage, bis eine genaue Analyse vorliegt. Forschende der Technischen Universität München haben nun einen Schnelltest entwickelt, der dies in rund 35 Minuten kann.

Legionellen sind stäbchenförmige Bakterien, die beim Menschen eine lebensgefährliche Lungenentzündung auslösen können. Sie vermehren sich in warmem Wasser. Über Kühltürme, Verdunstungs-Rückkühlanlagen und Warmwassersysteme können sie in die Luft gelangen.

Die gefährlichste Spezies unter den knapp 50 Legionellen-Arten ist ein Subtyp von Legionella pneumophila. Er ist für 90 Prozent aller Erkrankungen verantwortlich. Kommt es zu einem Ausbruch, muss schnellstmöglich die Quelle der Keime identifiziert werden, um weitere Infektionen zu verhindern.

Den Ausbruchsort hat man gefunden, wenn, ähnlich wie beim Vaterschaftstest, die Keime im Prozesswasser der technischen Anlage mit den beim Patienten nachgewiesenen eindeutig übereinstimmen. Dazu sind jedoch oft viele Anlagen zu testen, und die für den Test notwendige Kultivierung dauert rund zehn Tage.

Schneller Nachweis mit Antikörpern
Für den Nachweis des Legionella-Erregers in der Klinik gibt es inzwischen einen Schnelltest, der von den Legionellen gebildete Verbindungen im Urin der Patienten nachweisen kann. „Leider ist dieser Schnelltest nur ein erster Hinweis und für den Nachweis im Wasser technischer Anlagen nicht geeignet“, sagt PD Dr. Michael Seidel, Leiter der Forschungsgruppe am Lehrstuhl für Analytische Chemie und Wasserchemie der TU München.

Das Wissenschaftlerteam entwickelte daher im Rahmen des vom Bundesforschungsministerium geförderten Projekts „LegioTyper“ einen Mess-Chip, der nicht nur den gefährlichen Erreger Legionella pneumophila nachweisen kann sondern auch zeigt, welcher der rund 20 Subtypen vorliegt.

Schnell, kostengünstig und vielseitig
Der folienbasierte Mess-Chip nutzt die Mikroarray-Analyseplattform MCR der Münchner Firma GWK GmbH. Mithilfe von 20 verschiedenen Antikörpern liefert das System eine vollständige Analyse innerhalb von 34 Minuten.

„Im Vergleich zu bisherigen Messungen, liefert die neue Methode nicht nur einen riesigen Geschwindigkeitsvorteil“, sagt Michael Seidel, „sondern ist auch noch so billig, dass wir den Chip zum Einmalgebrauch einsetzen können.“

Das System kann sowohl in der Umwelthygiene als auch in der klinischen Diagnostik angewandt werden. In Kombination mit einem weiteren, DNA-basierten Verfahren kann das System sogar zwischen abgestorbenen und lebenden Legionella-Erregern unterscheiden. Damit ist es möglich, den Erfolg von Desinfektionsmaßnahmen zu überwachen. Auf der Analytica 2018 in München (Halle 3, Stand 315) stellen die Projektbeteiligten ihr System erstmals öffentlich vor.

Publikationen:
Wunderlich, A.; Torggler, C.; Elsaesser, D.; Lück, C.; Niessner, R.; Seidel, M., Rapid quantification method for Legionella pneumophila in surface water. Analytical and Bioanalytical Chemistry 2016, 408(9), 2203-2213. DOI: 10.1007/s00216-016-9362-x.

Kober, C.; Niessner, R.; Seidel, M. Quantification of viable and non-viable Legionella spp. by heterogeneous asymmetric recombinase polymerase amplification (haRPA) on a flow-based chemiluminescence microarray. Biosensors and Bioelectronics, 2018, 100, 49-55. https://doi.org/10.1016/j.bios.2017.08.053

Mehr Informationen:
Das LegioTyper-Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen des Programmes „Zivile Sicherheit – Schutz vor biologischen Gefahrenlagen und Pandemien“ gefördert gefördert. Die Antikörper stellte das an der TU Dresden angesiedelte deutsche Referenzlabor für Legionellen.

Die Mikroarray-Analyseplattform MCR 3 der Münchner Firma GWK GmbH wird auch bei dem vom gleichen Lehrstuhl entwickelten Test auf Antibiotikarückstände in Milch verwendet:
https://www.tum.de/die-tum/aktuelles/pressemitteilungen/detail/article/31075/

Kontakt
PD Dr. Michael Seidel
Technische Universität München
Lehrstuhl für Analytische Chemie und Wasserchemie
Institut für Wasserchemie und Chemische Balneologie
Marchioninistr. 17, 81377 München, Germany
Tel.: +49 89 2180 78252 – E-Mail: michael.seidel@ch.tum.de
Web: http://www.hydrochemistry.tum.de/home/

Weitere Informationen:
https://www.tum.de/nc/die-tum/aktuelles/pressemitteilungen/detail/article/34535/ Link zur Presseinformation
http://www.bayern-innovativ.de/analytica2018/tum-chemie/
http://www.LegioTyper.de

Quelle: idw

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Upcycling von PET-Flaschen: Neue Ideen für einen Wertstoffkreislauf in Deutschland

Anke Zeidler-Finsel Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Fraunhofer-Institut für Betriebsfestigkeit und Systemzuverlässigkeit LBF

Ein neu gestartetes Forschungsvorhaben „UpcyclePET“ entwickelt ein innovatives Verfahren für eine hochwertige Kreislaufnutzung von Polyethylenterephthalat (PET). Dieses ermöglicht die Verwertung von PET-Abfällen aus gebrauchten Getränkeflaschen als Industriekunststoff und reduziert dadurch den Verbrauch von neuwertigem Kunststoff auf Basis von Polyamid. Das Projektteam besteht aus der Firma EASICOMP GmbH, dem Fraunhofer-Institut für Betriebsfestigkeit und Systemzuverlässigkeit LBF und dem Öko-Institut.

Upcycling statt Recycling
Dr.-Ing. Tapio Harmia, Geschäftsführer der Firma EASICOMP, erläutert: „Wir wollen gebrauchtes PET nicht nur einfach als Getränkeflaschen recyceln, sondern zur Herstellung hochwertiger und langlebiger Produkte einsetzen. Diese Idee bezeichnet man als Upcycling.“ Dr. Volker Strubel, Verbundkoordinator des Projekts, ergänzt: „Mit diesem Upcycling stellen wir aus Recycling-PET neue glasfaserverstärkte Leichtbau-Teile her und reduzieren so den Einsatz von Polyamiden zur Produktion von Automobilbauteilen wie Motorlager oder Montageträger.“

Im Projekt UpcyclePET nutzen die Partner Kompetenzen aus der Material- und Prozessentwicklung, um einen integrierten Fertigungsprozess zur Herstellung glasfaser-verstärkter PET-Bauteile zu entwickeln. Dabei kommt ein Strangziehverfahren (Pultrusionsprozess) zum Einsatz, mit dem der PET-Kunststoff mit Langglasfasern verstärkt und dadurch technisch aufgewertet wird. Dieser Ansatz kombiniert die mechanischen Vorteile der besonders stabilen Langglasfasern mit den vorteilhaften Eigenschaften von PET. Dazu gehören etwa die geringe Quellfähigkeit und gute Dimensionsstabilität. „Das Besondere dieses Ansatzes besteht darin, zwei in der heutigen Praxis entkoppelt laufende Prozessschritte zu kombinieren und die Eigenschaften des eingesetzten Recycling-PET durch Additivierung und Modifikation gezielt maßzuschneidern“, erläutert Dr. Frank Schönberger vom Fraunhofer LBF.

Weil alle erforderlichen Prozessschritte in nur einer Anlage erfolgen, ist die Produktion besonders kostengünstig. Am Beispiel eines Leichtbauteils aus der Automobilindustrie bewertet das Projektteam die Potenziale für den technischen Ersatz des Materials und zeigt mögliche ökologische wie ökonomische Vorteile auf. Dr. Andreas R. Köhler vom Öko-Institut dazu: „Wir erwarten vom UpcyclePET-Projekt einen Innovationsschub für ein hochwertiges Recycling von Kunststoffabfällen in Deutschland. Das Upcycling von PET-Abfällen birgt das Potenzial für deutliche Umweltvorteile, weil langlebige Produkte entstehen und Kunststoffarten mit wesentlich höherem Treibhausgaspotenzial ersetzt werden können.“

Hintergrund: Recycling von PET-Flaschen
Der Trend zum Recycling von Polyethylenterephthalat (PET) aus Flaschenabfällen hat in Deutschland ein hohes Niveau erreicht. Im Jahr 2015 wurden in Deutschland dank des eingeführten Pfandsystems über 97 Prozent des Flaschen-PET wiederverwertet. Sie stellen damit eine wertvolle Quelle für Recycling-PET dar, das sowohl für die Produktion neuer PET-Flaschen Verwendung findet als auch, vor allem in Asien, zu Textilien verarbeitet wird. Diese Abfälle können aber auch im Sinne eines besonders hochwertigen Recyclings („Upcycling“) dazu genutzt werden, langlebige technische Anwendungen jenseits der Verpackungs- und Textilindustrie zu erschließen. Dieser Ansatz gewinnt besonders an Bedeutung, seitdem China zum Jahresbeginn einen Importstopp von Kunststoffabfällen in Kraft gesetzt hat.

Über die Projektpartner
Die Firma EASICOMP GmbH ist einer der führenden Hersteller auf dem Gebiet von langglasfaserverstärkten Thermoplasten mittels Strangziehverfahren und zeichnet sich für die großtechnische Umsetzung des langglasfaserverstärkten UpcyclePET verantwortlich.

Das Fraunhofer LBF wendet seine umfangreiche Expertise in der Additivierung, Modifikation und Verarbeitung technischer Kunststoffe im Projekt zur maßgeschneiderten Material- und Prozessentwicklung an.

Das Öko-Institut e. V. führt ökologische und ökonomische Analysen zu den relevanten Nachhaltigkeitseffekten (Ressourcen-, Energie- und CO2-Einsparung etc.) durch. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützt das Projekt im Rahmen der Förderlinie „KMU Innovativ“ finanziell.

Quelle: idw

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Wie die Form unserer Ohren bestimmt, was wir hören

Susann Huster Stabsstelle Universitätskommunikation/Medienredaktion
Universität Leipzig

Wenn wir unsere Augen schließen, wissen wir, aus welcher Richtung ein Ton kommt. Dadurch können wir in einer Gesprächsrunde, etwa auf einer Party, mehrere Sprecher voneinander unterscheiden und dem Sprechenden gezielt unsere Aufmerksamkeit widmen. Die Form unserer Ohren spielt dabei eine entscheidende Rolle: Sie bestimmt, wie der Schall in unser Innenohr reflektiert wird und ändert ihn dabei ganz leicht, abhängig von seiner Richtung im Raum. So kann unser Gehirn die Lage des Tons im Raum berechnen.

Wie das genau passiert, war bisher unbekannt. Neurowissenschaftler der Universität Leipzig und der Universität Montreal haben nun entschlüsselt, wie sich die gehörte Tonrichtung im Gehirn widerspiegelt. Diese Erkenntnisse könnten helfen, Hörgeräte zu verbessern.

Manche sind klein, manche groß, manche eher hängend, andere wiederum spitz nach oben ragend: Ohren. So unterschiedlich sie auch aussehen mögen, so sehr scheint ihre Form darüber zu entscheiden, was wir hören. Wissenschaftler der Universitäten Leipzig und Montreal haben in einer aktuellen Studie erkannt, dass die Form unserer Hörorgane und ihrer Wulste beeinflusst, wie die aus allen Richtungen eintreffenden Schallwellen in unser Innenohr reflektiert werden. Aus diesen individuellen Reflektionsmustern ermittelt unser Gehirn dann, ob ein Ton von oben oder unten auf uns eintrifft.

Bislang war bereits bekannt, wodurch wir erkennen, ob ein Ton von rechts oder links kommt. Klingelt rechts von uns ein Telefon, so erreichen die Schallwellen zuerst das rechte Ohr, anschließend mit etwas Verzögerung das linke. Unser Gehirn kann daraus zuordnen, woher das entsprechende Geräusch kommt. Unklar war bisher jedoch, wie es uns gelingt, einen Ton vertikal im Raum zu verorten.

„Töne aus verschiedenen Richtungen treffen unterschiedlich auf die äußeren Bereiche unserer Ohren. Die Ohrmuschel reflektiert durch ihre unregelmäßige Form den Schall in den Gehörgang. Dadurch entsteht ein kurzes Echo, das die Klangfarbe ändert“, erklärt Marc Schönwiesner, Professor am Institut für Biologie der Universität Leipzig. „Unser Gehirn kann diese kleinen Unterscheide lernen und mit verschiedenen Richtungen assoziieren.“ Die Klangfarbe ist dabei die Eigenschaft eines Tons, die sich aus der Lautstärke der einzelnen im Ton enthaltenen Frequenzen bestimmt. Sie ist der Grund, warum ein und dieselbe Note, etwa ein hohes C, von einer Geige anders klingt als von einer Blockflöte.

Untersucht haben die Wissenschaftler die Rolle der äußeren Ohrform für unser räumliches Hören, indem sie diese bei 15 Personen veränderten. Dazu bekamen die Teilnehmer ein kleines, von außen nicht erkennbares Silikonstück eingesetzt. Zuvor und anschließend spielten sie den Teilnehmern in einem Schall-Labor Töne vor, von denen sie entscheiden sollten, ob sie von oben oder unten kamen. Obwohl diese dabei jeweils den gleichen Tönen lauschten, zeigten sich in den Hörtests deutliche Unterschiede: Vor der Veränderung ihrer Ohrform konnten sie die Töne recht präzise verorten, mit den eingesetzten Silikonstücken gelang ihnen das kaum. „Als wir ihnen etwa einen Ton oberhalb ihres Kopfes vorspielten, glaubten sie dann plötzlich, dass er von unten kam“, erklärt der Neurowissenschaftler. Nachdem jedoch einige Tage vergangen waren und sie die Hörtests wiederholten, konnten die Probanden wieder an ihre früheren Hör-Erfolge anknüpfen.

Um zu beobachten, was während dieser drei Stationen im Gehirn vor sich ging, spielten die Forscher den Probanden die aus allen Richtungen eintreffenden Töne auch vor, als diese im Magnetresonanztomographen lagen. Dabei konzentrierten die Neurowissenschaftler sich auf die Aktivitäten im Hörcortex, also in dem Bereich der Großhirnrinde, der auf das Hören spezialisiert ist und erkannten: Die Neurone sind umso weniger aktiv, je höher die Quelle eines Tones über unserem Kopf liegt. Anhand der Signale des Gehirns konnten die Wissenschaftler sogar direkt auf die Lage der Töne im Raum schließen. Mit frisch eingesetzten Silikonstücken im Ohr zeigte sich ihnen jedoch ein anderes Muster: Die Neurone feuerten deutlich unorganisierter auf die eintreffenden akustischen Reize, ein Rückschluss auf die Lage der Töne im Raum war nicht möglich. Das änderte sich allerdings, nachdem sich die Freiwilligen mit ihren neuen Ohren durch den Alltag bewegt hatten. Die Hirnaktivitäten hatten sich wieder sortiert und entsprachen denen der unveränderten Ohrformen.

„Wir können mit unseren eigenen individuell gestalteten Ohren hören, weil unser Gehirn ihre Form kennt. Wenn sich diese jedoch ändert, braucht es einige Zeit, um sich anzupassen. Das ist beispielsweise auch der Fall, wenn wir wachsen“, erklärt Schönwiesner.

Die Erkenntnisse des deutsch-kanadischen Forscherteams geben nicht nur Aufschluss darüber, wie unser Gehirn lernt, sich an neue Bedingungen flexibel anzupassen. Sie können auch helfen, Hörgeräte zu verbessern. „In Deutschland sind aktuell etwa 17 Prozent der Bevölkerung von Hörverlust betroffen. Mit steigender Tendenz, denn unsere Umwelt wird immer lauter, gleichzeitig werden die Menschen immer älter“, erklärt der Leipziger Biologe. „Aktuell sind nach Schätzungen von Hörgeräteherstellern und Ärzten bis zu 25 Prozent der Hörgeräte nicht im Einsatz, weil Patienten häufig unterschätzen, dass das Gehirn Zeit zur Gewöhnung braucht und erwarten stattdessen eine sofortige Verbesserung. Wenn wir den Gewöhnungsprozess besser verstehen, können wir ihn vielleicht beschleunigen, sodass Patienten zielgerichtet beraten werden könnten.“

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Marc Schönwiesner
Institut für Biologie
General Zoology and Neurobiology
Telefon: +49-341-9736723
E-Mail: marcs@rz.uni-leipzig.de

Weitere Informationen:
https://biologie.biphaps.uni-leipzig.de/institut/ag/neuro/

Quelle: idw

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Sicherheit ist wichtiger als Flexibilität. Wie Frauen und Männer sich ihren Arbeitsplatz wünschen

Dr. Harald Wilkoszewski Informations- und Kommunikationsreferat
Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung gGmbH

Frauen wünschen sich einen sicheren Arbeitsplatz und eine interessante Arbeit. Flexible Arbeitszeiten sind ihnen dagegen weniger wichtig. Dies hat Mareike Bünning vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) in einer neuen Studie zu den Arbeitsbedingungen von Erwerbstätigen in Deutschland herausgefunden.

Im Mittelpunkt der Studie stehen die Wünsche von Frauen und Männern an ihren Arbeitsplatz, den sie anhand von neun Merkmalen bewerten konnten. Eine sichere und interessante Arbeit zu haben, steht für erwerbstätige Frauen an erster Stelle; über die Hälfte der Frauen findet diese beiden Kriterien sehr wichtig. Darin unterscheiden sie sich nicht von den männlichen Erwerbstätigen, für die beide Kriterien ebenfalls auf den ersten beiden Plätzen der Liste stehen. Flexible Arbeitszeiten, ein hohes Einkommen und gute Aufstiegsmöglichkeiten landen bei Frauen wie bei Männern auf den hinteren Plätzen der Liste.

Nur 14 Prozent der Erwerbstätigen sind flexible Arbeitszeiten sehr wichtig, was angesichts der Debatten um Vereinbarkeit von Familie und Beruf besonders bei den weiblichen Erwerbstätigen erstaunt. „Mütter mit kleinen Kindern sind die Gruppe, die am meisten Wert auf flexible Arbeitszeiten legt“, sagt Mareike Bünning, „aber auch von ihnen finden nur 20 Prozent flexible Arbeitszeiten sehr wichtig. Während einige Frauen flexible Arbeitszeiten als hilfreich für die Vereinbarkeit ansehen, hilft es anderen mehr, wenn sie klar geregelte, feste Arbeitszeiten haben. “

Auf die Plätze drei und vier der Liste setzen Frauen den Wunsch, bei der Arbeit Kontakt zu anderen Menschen zu haben, und die Möglichkeit, selbstbestimmt und unabhängig zu arbeiten. Jeweils 39 Prozent ist dies sehr wichtig. Hier unterscheiden sich die Geschlechter am stärksten. Männer legen im Vergleich zu Frauen mehr Wert auf Gestaltungsspielräume (sehr wichtig bei 45 Prozent) und weniger Wert auf Kontakt zu anderen Menschen (32 Prozent). Auf Platz fünf und sechs folgt bei Frauen wie bei Männern der Wunsch, anderen Menschen zu helfen und eine Arbeit auszuüben, die nützlich für die Gesellschaft ist.

Unterschiede gibt es bei den Frauen je nach Bildungsgrad: Frauen mit Abitur legen im Vergleich zu Frauen mit Haupt- oder Realschulabschluss deutlich mehr Wert auf eine interessante und unabhängige Arbeit, auch flexible Arbeitszeiten sind ihnen etwas wichtiger. Frauen mit Hauptschulabschluss wünschen sich dagegen besonders oft ein hohes Einkommen.

Auch die tatsächlichen Arbeitsplatzmerkmale wurden in der Studie untersucht: Positiv ist, dass die meisten Arbeitsplätze die Merkmale aufweisen, die den Erwerbstätigen besonders wichtig sind. Jeweils über 80 Prozent der weiblichen und männlichen Erwerbstätigen erklären, einen sicheren Arbeitsplatz zu haben, einer interessanten und unabhängigen Arbeit nachzugehen und Kontakt zu anderen Menschen zu haben. Defizite gibt es laut Selbsteinschätzung der Beschäftigten bei den Aufstiegsmöglichkeiten und der Möglichkeit, ein hohes Einkommen zu erzielen. Diese beiden Bedingungen finden Frauen mit 30 Prozent zudem deutlich seltener vor als Männer (40 Prozent).

Die Daten stammen aus dem International Social Survey Programme (ISSP) 2015, einer repräsentativen internationalen Befragung. In Deutschland wurden 1.029 Erwerbstätige ab 18 Jahren befragt.

Pressekontakt
Dr. Mareike Bünning
Wissenschaftliche Mitarbeiterin der Nachwuchsgruppe
Arbeit und Fürsorge
Telefon 030 25491-297
mareike.buenning@wzb.eu

Kerstin Schneider
WZB-Pressestelle
Telefon 030 25491-506
kerstin.schneider@wzb.eu

Weitere Informationen:
https://www.wzb.eu/sites/default/files/u8/tabelle_arbeitsplatzwuensche.pdf (Tabelle)
https://www.wzb.eu/de/pressemitteilung/sicherheit-ist-wichtiger-als-flexibilitae…

Quelle: idw

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Biokraftstoffe: EU-Projekt BioMates gewinnt an Fahrt

Dipl.-Chem. Iris Kumpmann Abteilung Public Relations
Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT

Das von der Europäischen Union (EU) geförderte Projekt BioMates geht in die nächste Runde: Experten des acht Partner umfassenden Projektes entwickelten jüngst eine Pilotanlage, die erstmalig im Testbetrieb bis zu fünf Kilogramm Stroh und Nicht-Nahrungsmittelpflanzen (Miscanthus) zu Bio-Öl einer neuen Generation verarbeiten kann. Gleichzeitig hat das internationale Forscherteam die idealen Einsatzpunkte für dieses Öl innerhalb konventioneller Raffinerien identifiziert. Damit rückt das im Oktober 2016 gestartete Projekt schrittweise seinem Ziel näher, künftig aus lignocellulosehaltiger Biomasse im Demonstrationsmaßstab Kraftstoffe herzustellen.

BioMates steht für: »Bio-based Intermediates«, also ein biobasiertes Zwischenprodukt. Das Vorhaben wird vom Europäischen Rahmenprogramm für Forschung und Innovation Horizon 2020 gefördert und vom Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT in Oberhausen koordiniert. Intensive Forschung und die enge Zusammenarbeit des BioMates-Teams sind die Grundlage für den Erfolg des Projekts. So konnten unter anderem in Heidelberg im Rahmen eines Workshops konkrete Systembeschreibungen erarbeitet werden, die alle wesentlichen Lebenswegabschnitte entlang der Wertschöpfungskette für die Nachhaltigkeitsbewertung umfassen.

All das ist wichtig, um mittelfristig Zwischenprodukte aus Holz oder holzartigen Reststoffen sowie Agrarprodukten wie Stroh und Gräsern herzustellen, die verlässliche Stoffeigenschaften aufweisen und für den hoch sensiblen Erdöl-Raffinerieprozess geeignet sind. Letztendlich könnte mit diesem erneuerbaren Einsatzstoff für die Raffinerien Hybridkraftstoff mit bis zu 30 Prozent Bioanteil hergestellt werden, der messbar weniger fossiles CO2 emittiert als vergleichbare herkömmliche Kraftstoffe.

Herstellung von Biokraftstoff
Der Clou: Bisher entstehen Kraftstoffe mit biogenem Anteil fast ausschließlich durch das Mischen (Blenden) von Kraftstoffen aus konventionellen Raffinerien mit fertig produzierten Biokraftstoffen, die erst am Ende beider Prozesse zusammengemischt werden. Ganz anders bei BioMates. Demnach wird die Biomasse zunächst zu so genanntem »Bio-Öl« umgesetzt. Dabei wird der Einsatzstoff bei hoher Temperatur gegen einen rotierenden Wärmeträger gepresst und so in weniger als einer Sekunde verflüssigt.

Anschließend kann das Bio-Öl mittels sogenannter milder Hydrierung zu definierten Intermediaten (BioMates) weiterverarbeitet werden, die sich als Zwischenprodukten in die Raffinerie einspeisen lassen. So wird gewährleistet, dass die zur Einspeisung in den hoch sensiblen Raffinerieprozess wichtigen Stoffeigenschaften wie zum Beispiel Säurezahl, Sauerstoff- oder Schwefelgehalt trotz schwankenden Rohstoffeigenschaften zu jeder Zeit die vorgegebenen Werte einhalten.

Betrieb im Pilotmaßstab
Die Praxistauglichkeit der Technik wird in Pilotanlagen in einer realitätsnahen Umgebung unter anderem bei Fraunhofer UMSICHT in Oberhausen und bei CERTH in Thessaloniki demonstriert. HyET aus Arnheim entwickelt und liefert die Einheit zur elektrochemischen Wasserstoffverdichtung, und Ranido aus Prag entwickelt mit Unterstützung der Universität für Chemie und Technologie Prag die Katalysatoren. IFEU aus Heidelberg steuert gemeinsam mit dem Imperial College aus London eine einheitliche Nachhaltigkeitsbewertung bei. Als Raffineriebetreiber wird BP die Analysen und ökonomische Auswertung durchführen. Schließlich wird der Einsatz der hergestellten „BioMates“ in einer griechischen Pilotraffinerie praxisnah getestet.

Bei Fraunhofer UMSICHT in Oberhausen wird die Umwandlung der Einsatzstoffe Stroh und Miscanthus zum ersten Zwischenprodukt, dem Bio-Öl, durchgeführt. Während das Chinaschilf (Miscanthus sinensis) das Gelände schmückt, wird sein ertragreicherer Verwandter, das Riesen-Chinaschilf (Miscanthus × giganteus), nebenan in einer Versuchsanlage zur so genannten Ablativen Schnellpyrolyse kurzzeitig auf 550 °C erhitzt. Der entstehende Dampf wird dann passgenau in mehreren Stufen wieder abgekühlt, sodass das als Hauptprodukt erzeugte Bio-Öl schon ideale Eigenschaften für die Weiterverarbeitung bei den Projektpartnern in Prag und Thessaloniki besitzt.

Projektpartner
• Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT, Deutschland
• Centre for Research & Technology Hellas / CERTH – Chemical Process & Energy Resources Institute / CPERI, Griechenland
• University of Chemistry and Technology Prague, Tschechische Republik
• Imperial College London, Vereinigtes Königreich
• ifeu – Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg GmbH , Deutschland
• Hydrogen Efficiency Technologies (HyET) B.V., Niederlande
• RANIDO, S.R.O., Tschechische Republik
• BP Europa SE, Deutschland

Förderhinweis: Das Vorhaben trägt die Horizont 2020-Fördernummer 727463. Diese Pressemitteilung spiegelt lediglich die Ansichten der Autoren wieder. Die europäische Kommission und ihr Projektträger INEA können für die Verwendung der darin enthaltenen Informationen nicht haftbar gemacht werden.

Weitere Informationen:

http://www.biomates.eu/en/ Webseite BioMates (englisch)

Quelle: idw

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50 Jahre Lehre und Forschung auf dem Gebiet der Meerestechnik an der Universität Rostock

Ann-Kathrin Schöpflin Presse- und Kommunikationsstelle
Universität Rostock

Am Anfang stand ein Regierungsbeschluss der DDR. Das war 1968. Die damalige Technische Fakultät der Universität Rostock bekam den Auftrag, eine Fachrichtung zu etablieren, die Experten für die Fischereitechnik ausbildet. Sie sollten fischerei- und schiffstechnische Herausforderungen miteinander verknüpfen können. Daran erinnert sich der emeritierte Professor Harry Stengel noch sehr gut. Der jetzt 85-Jährige leitete den neu gegründeten Lehrstuhl für Fischereitechnik bis zum Herbst 1992 sehr erfolgreich. Heute ist die Universität Rostock eine der ältesten Lehr-und Forschungseinrichtungen auf dem Gebiet der ingenieurwissenschaftlichen Meerestechnik in Deutschland.

Am 1. Oktober 1992 erhielt der Lehrstuhl, der bis dato als Fischereitechnik firmierte, den neuen Namen Meerestechnik und agiert weiterhin international an der Fakultät für Maschinenbau und Schiffstechnik. Ein Grund für die Neuorientierung lag im Rückgang der Fischerei und des Fischereifahrzeugbaus im wiedervereinten Deutschland. Als Schlussfolgerung wurde der neue Studiengang Schiffs- und Meerestechnik eingerichtet.

Professor Stengel definiert die Aufgaben so: „Die Meerestechnik kombiniert und integriert Techniken, die für den Schutz und die Nutzung der Meere eingesetzt werden können“. Dieser Satz ist bis heute gültig.

Seit 1992 leitet Professor Mathias Paschen den Lehrstuhl. Er hatte in seiner Habilitationsarbeit tiefgreifende Erkenntnisse in der Meerestechnik präsentiert und war somit genau der richtige Mann. Unter seiner Leitung werden beispielsweise theoretische und experimentelle Methoden von schwimmenden und verankerten Offshore-Systemen bzw. unbemannten Unterwasserfahrzeugen und -systemen entworfen. Dazu ein Beispiel aus der praktischen Forschung: Der Lehrstuhl von Professor Paschen hat mit Unterstützung von TenneT, einem der führenden europäischen Übertragungsnetzbetreiber, ein Modell entwickelt, das zuverlässig bestimmt, wann und unter welchen Umständen sich Munition auf dem Meeresboden zu bewegen beginnt. Denn: Eine große Herausforderung beim Ausbau der Windkraft in Nord- und Ostsee ist Altmunition. Tausende Tonnen aus dem Ersten und Zweiten Weltkrieg sind eine Belastung für Mensch und Umwelt. Diese Kriegs-Altlasten stellen eine Gefahr beim Bau von Windparks und Offshore-Netzanschlüssen, insbesondere beim Verlegen von Kabeln, dar. Das Räumen von Munitions-Altlasten hat dabei oberste Priorität.

Die Wirtschaft weiß die Forschung und Ausbildung am Lehrstuhl zu schätzen: „Schiffbau und Meerestechnik an der Universität Rostock haben eine lange Tradition, wie die Werften in Mecklenburg-Vorpommern. Eine enge Verbindung ist uns sehr wichtig, denn wir brauchen gut ausgebildete Ingenieure für den Bau unserer XXL-Kreuzfahrt-Riesen“, so Björn Cleven, Direktor Personal bei MV WERFTEN.

Das Herzstück der Forschung in der Meerestechnik der Universität Rostock ist der Windkanal. „Er ist mit seiner ringförmigen Bauart ein wichtiges Mittel für Untersuchungen von Objekten in einem strömenden Medium“, erklärt Forscher Christian Semlow. Hierfür würden Windgeschwindigkeiten bis zur doppelten Orkanstärke genutzt. Mit der installierten Messtechnik in der fast drei Meter langen Messstrecke des Windkanals werden die auf die Objekte wirkenden Kräfte sowie Strömungsgeschwindigkeiten und Druckverläufe bei der An- bzw. Umströmung dieser Objekte gemessen. Für die experimentelle Strömungsanalyse kommt laut Semlow vorrangig lasergestützte Messtechnik zum Einsatz. So wurden beispielsweise Untersuchungen über die richtungsabhängigen Windbelastungen und Strömungsverteilungen an Modellen von Offshore-Arbeitsschiffen, Superyachten und großen Containerschiffen durchgeführt. Da Luft ebenso wie Wasser zu den newtonschen Flüssigkeiten zählt, ist es beispielsweise auch möglich, das Bewegungsverhalten von Unterwasserrobotern in einer Strömung mit vier im Windkanal installierten Hochgeschwindigkeitskameras zu messen. Selbst die Segeleigenschaften historischer Schiffe seien schon getestet worden, so Semlow.

Mit der Zusatzausrüstung eines Propellerversuchsstandes in der Messstrecke des Windkanals werden auch Propeller-Ruder-Interaktionen untersucht. Einen Versuchsstand dieser Art gibt es nur noch an der Universität Southampton. Das hiesige, in Kooperation mit einem Rostocker Unternehmen entwickelte Propellerdynamometer, so die korrekte Bezeichnung, wird insbesondere zur Überprüfung numerischer Simulationen eingesetzt, die u.a. für die Entwicklung von so genannten High-Performance-Schiffsrudern genutzt werden. Zum Rückblick auf ein halbes Jahrhundert Lehrstuhl Meerestechnik gehört auch, dass allein von 1964 bis 1992 217 Studenten, darunter aus Benin, Jemen, Kongo und Vietnam erfolgreich ein Studium in der Fachrichtung Fischereitechnik absolviert haben.

Dass ein begeisterter Meerestechniker wie Mathias Paschen die sich seit der Wiedervereinigung bietende Chance der Internationalisierung seiner Forschung und Lehre nutzt, ist unbestritten. Bereits 1993 etablierte er mit zahlreichen Wissenschaftlern aus Europa, Japan und Südkorea den internationalen Workshop DEMaT, der in zweijährigem Rhythmus auch Nachwuchswissenschaftlern aus ca. 12 Nationen die Möglichkeit bietet, ihre Forschungsergebnisse einem internationalen Publikum vortragen zu können. In den 1990er Jahren leitete er sein erstes EU-Projekt mit Kollegen aus Belgien und den Niederlanden. Heute bietet der Lehrstuhl Meerestechnik Vorlesungen und Experimentalveranstaltungen sowohl für deutschsprachige Studiengänge der Universität Rostock als auch für den internationalen EMship-Studiengang mit Studierenden aus Afrika, Asien, Europa und Südamerika an. Text: Wolfgang Thiel

Kontakt:
Prof. Dr.-Ing. Mathias Paschen
Universität Rostock
Fakultät für Maschinenbau u Schiffstechnik
Lehrstuhl für Meerestechnik
Tel.: + 49 381 498-9230
E-Mail: mathias.paschen@uni-rostock.de

Universität Rostock
Presse- und Kommunikationsstelle
Tel: +49 381 498-1012
Fax: +49 381 498-1032
E-Mail: pressestelle@uni-rostock.de
www.uni-rostock.de

Quelle: idw

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Trockene Augen: Bei roten, schmerzenden, brennenden Augen zum Augenarzt

Lisa-Marie Ströhlein Pressestelle
Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft

Trockene Augen zählen zu den häufigsten Augenleiden. Rund 20 Prozent der Augenarztpatienten sind deswegen in Behandlung. In der kalten Jahreszeit verstärken trockene Heizungsluft, eine geringe Luftfeuchtigkeit und langes Arbeiten am Computer häufig die Symptome. Experten der Stiftung Auge raten, bei roten, kratzenden und brennenden Augen dennoch in jedem Fall den Augenarzt aufzusuchen, da auch ernstere Erkrankungen dahinter stecken können. Außerdem gibt die Stiftung Auge Tipps, wie das Office-Eye-Syndrom gelindert werden kann.

Ursache für trockene Augen kann entweder ein Tränenmangel oder eine zu schnelle Verdunstung des Tränenfilms sein. „Der Tränenfilm mit einer ausreichenden Menge an Tränen ist wichtig für die Gesundheit der Augen“, erklärt Professor Dr. med. Frank G. Holz, Vorsitzender der Stiftung Auge und Direktor der Universitäts-Augenklinik Bonn. „Er benetzt die Augenoberfläche, hält diese glatt und geschmeidig und spült Fremdkörper weg. Zudem versorgt er die Hornhaut mit Sauerstoff und Nährstoffen.“ Verändert sich die Zusammensetzung des Tränenfilms, kann die Augenoberfläche nicht mehr richtig versorgt werden. Die unangenehmen Folge sind Schmerzen, Jucken und Tränen – ein Gefühl wie Schleifpapier in den Augen.

Es gibt allerdings auch andere Ursachen für trockene Augen. „Rheumatische Erkrankungen, Diabetes mellitus oder chirurgische Eingriffe am Auge können ebenfalls das sogenannte Sicca-Syndrom hervorrufen“, erläutert Holz. Auch die langfristige Einnahme bestimmter Medikamente – dazu zählen die Anti-Baby-Pille oder Schlaf- und Beruhigungsmittel – können zu trockenen Augen führen. Gleiches gilt für Umweltbelastungen und klimatische Einflüsse wie trockene Umgebungsluft, Klimaanlagen oder Staub. Zusätzlich tritt bei trockenenen Augen oft eine Lidrandentzündung auf. Dabei sind die Drüsen im Bereich der Lidränder verstopft, die den Fettanteil der Tränenflüssigkeit produzieren – die Augen trocknen dann noch schneller aus. „Betroffene, die Symptome wie Jucken, Brennen oder Rötungen in den Augen wahrnehmen, sollten dies unbedingt durch einen Augenarzt abklären lassen“, betont der Stiftungsvorsitzende. „Nur so können ernsthafte, andere Erkrankungen ausgeschlossen werden.“

Es gibt unterschiedliche Behandlungsmöglichkeiten bei trockenen Augen. Tränenersatzmittel können helfen, die Augenoberfläche zu benetzen. Je nach Schweregrad kommen unterschiedliche Präparate in Frage. „Arzt und Patient sollten gemeinsam entscheiden, welches Tränenersatzmittel geeignet ist, da die Wirksamkeit und Verträglichkeit sehr unterschiedlich empfunden wird“, rät Professor Dr. med. Christian Ohrloff, Mediensprecher der Stiftung Auge. „Träger weicher Kontaktlinsen sollten nur Mittel ohne Konservierungsstoffe verwenden, da diese sich in der Kontaktlinse anreichern und dann die Hornhaut schädigen können“, so Ohrloff. Bei sehr ausgeprägten Beschwerden und einer unzureichenden Benetzung können die Tränenabflusskanälchen mit einem kleinen Eingriff verschlossen werden, um die verfügbare Tränenmenge zu erhöhen. Zusätzlich können kleine Maßnahmen im Alltag dazu beitragen, die Symptome zu lindern (siehe Tipps weiter unten).

Das können Sie tun, um die Beschwerden bei trockenen Augen zu lindern:
– Lassen Sie ihre Beschwerden in jedem Fall augenärztlich abklären.
– Mehrmals täglich für frische Luft im Raum sorgen.
– Luftbefeuchter für die richtige Luftfeuchtigkeit im Raum einsetzen.
– Halten Sie die Luftzirkulation im Auto niedrig. Das Gebläse sollte selten eingesetzt und die Luft nicht zu stark aufgeheizt werden. Richten Sie das Gebläse nie direkt auf die Augen.
– Trinken Sie ausreichend, d.h. mindestens zwei Liter Wasser am Tag.
– Häufiges und bewusstes Blinzeln beim Lesen und bei der Arbeit am Computer können helfen, den Tränenfilm zu erneuern.

2008 von der DOG gegründet, setzt sich die Stiftung Auge dafür ein, vermeidbare Erblindungen und schwere Seheinschränkungen zu bekämpfen. Informationen zu den Projekten der Stiftung Auge sind unter http://www.stiftung-auge.de nachzulesen.

Weitere Informationen:
http://www.stiftung-auge.de

Quelle: idw

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Neue Arbeitswelt: Arbeitszeitgesetz verliert an Bedeutung

Mark Fallak Presse und Kommunikation
IZA – Institut zur Zukunft der Arbeit

Die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit verschwimmen zunehmend. Schon heute verbringen Arbeitnehmer in ihrer Freizeit durchschnittlich mehr als fünf Stunden pro Woche mit beruflichen Aktivitäten. Das geht aus einer aktuellen Auswertung der Studie „Arbeiten in Deutschland“ hervor, die das Institut zur Zukunft der Arbeit (IZA) gemeinsam mit dem Karrierenetzwerk XING durchführt. In der repräsentativen Befragung gaben 62,8 Prozent von 1.809 Beschäftigten zwischen 25 und 54 Jahren an, sich auch in ihrer Freizeit mit Tätigkeiten zu beschäftigen, die eigentlich ihrer regulären Arbeitszeit zuzurechnen sind. Unter den zusätzlich befragten 1.967 XING-Mitgliedern sind es sogar 87,6 Prozent.

Dieser Befund wirft ein Schlaglicht auf Veränderungen in der Arbeitswelt, mit denen das gegenwärtige Arbeitsrecht nur schwer Schritt halten kann. So geht beispielsweise das Arbeitszeitgesetz davon aus, dass sich Arbeitszeit eindeutig messen lässt. Wird jedoch ein wachsender Teil der Arbeitsleistung nicht mehr am Arbeitsplatz erbracht, lassen sich Arbeitszeitüberschreitungen immer schwerer erfassen. Ein Instrument, das dazu gedacht ist, Arbeitnehmer vor Überlastung zu schützen, verliert damit an Wirkung.

Die Realität überholt auch die im Arbeitsrecht gängige Definition von Arbeit als Zeit, in der Arbeitnehmer dem Weisungsrecht des Arbeitgebers unterliegen. „Wenn aber Dienstgeschäfte freiwillig außerhalb der Bürozeiten erledigt werden, erfüllt das nicht das Kriterium des Weisungsrechts und wäre somit keine Arbeit, was den Betroffenen einigermaßen absurd vorkommen dürfte“, erklärte Prof. Dr. Hilmar Schneider, Leiter des IZA, im Rahmen der XING-Veranstaltung „New Work Experience“, einer Konferenz zur Zukunft der Arbeit, in Hamburg.

Einerseits schafft die Digitalisierung ganz neue Möglichkeiten für Arbeitnehmer wie auch für Arbeitgeber, Arbeitszeiten flexibel an die jeweiligen Bedürfnisse anzupassen. Andererseits lösen sich auf diese Weise die Grenzen von Arbeit und Freizeit immer weiter auf. Diese Entgrenzung lässt sich empirisch beobachten. In der IZA/XING-Studie geben zwar weiterhin rund zwei Drittel (65,7%) der befragten Arbeitnehmer an, feste Arbeitszeiten zu haben. Bei den befragten XING-Mitgliedern, bei denen es sich überwiegend um „moderne Wissensarbeiter“ handeln dürfte, sind es allerdings weniger als die Hälfte (45,1%). Bei den XING-Mitgliedern hat somit bereits heute eine Mehrheit flexible Arbeitszeiten. Die IZA/XING-Studie zeigt außerdem, dass enorme Potenziale für flexible Arbeitszeitregelungen noch ungenutzt bleiben. So könnten die meisten Beschäftigten (53,5%) mindestens die Hälfte ihrer Tätigkeiten auch außerhalb ihrer regulären Arbeitszeiten erledigen. Bei den XING-Mitgliedern sind dies rund zwei Drittel (67,2%).

In der IZA/XING-Studie geben vier von zehn Arbeitnehmern (41,2%) an, in ihrer Freizeit mehr als zwei Stunden pro Woche mit Tätigkeiten zu verbringen, die eigentlich ihrer regulären Arbeitszeit zuzuordnen sind (z.B. Lesen und Beantworten von dienstlichen E-Mails, Beschäftigung mit Informationsmaterial und Fachliteratur). Bei den XING-Mitgliedern sind es deutlich mehr als die Hälfte (58,1%). Der durchschnittliche Arbeitnehmer verbringt auf diese Weise gut fünf Stunden seiner wöchentlichen Freizeit mit beruflichen Tätigkeiten. Mehr als sechs Stunden pro Woche beschäftigen sich Arbeitnehmer in der Freizeit zumindest gedanklich mit Vorgängen, die mit ihrer Arbeit zusammenhängen.

Die Studie offenbart auch Unterschiede zwischen Männern und Frauen: In der repräsentativen Gruppe über alle Beschäftigen verbringen 67% der Männer, aber nur 50% der weiblichen Befragten einen Teil ihrer Freizeit mit beruflichen Aktivitäten. Die Forscher führen diese Diskrepanz zum Teil auf die immer noch ungleiche Verteilung der Arbeit im Haushalt zurück, die Frauen daheim weniger Zeit für Berufliches lässt. Ein weiterer Erklärungsansatz sind die Geschlechterunterschiede in den Tätigkeitsprofilen. So zeigt sich unter den XING-Mitgliedern, die sich von den Branchen und Tätigkeiten her ähnlicher sind als die repräsentative Gruppe, eine deutliche Angleichung von Frauen (83,7%) und Männern (88,8%) hinsichtlich Arbeit in der Freizeit.

IZA-Chef Schneider sieht durch die Studienergebnisse die These bestätigt, dass das Arbeitszeitgesetz in seiner jetzigen Form nicht mehr zeitgemäß ist: „Ein immer größerer Teil der Wertschöpfung gründet sich auf Wissensarbeit und soziale Interaktion. Beides findet zunehmend außerhalb eines physisch zu verortenden Arbeitsplatzes statt. Die Messbarkeit von Arbeitszeit gerät damit zur Illusion.“ So erfolge etwa die Steuerung moderner Unternehmen nicht mehr allein auf Grundlage von Inputgrößen wie der Arbeitszeit, sondern es werde zunehmend der Arbeitsoutput berücksichtigt. Eine Präsenzkultur am Arbeitsplatz, wie sie etwa aus Japan oder auch den USA bekannt ist, wirke sich dagegen eher als Kreativitätshemmnis aus.

Schneider hält deshalb auch eine grundsätzliche Debatte über die Definition von Arbeit für notwendig. Die Digitalisierung bewirke, dass selbständige Arbeit und abhängige Beschäftigung einander immer ähnlicher werden. Dadurch verliere der Arbeitnehmerschutz an Wirksamkeit und müsse an die neuen Gegebenheiten angepasst werden. Mit rückwärts gewandten Forderungen wie etwa dem Verbot von E-Mails außerhalb der offiziellen Bürozeiten sei dem nicht beizukommen.

Über die IZA/XING-Studie „Arbeiten in Deutschland“
Die Studie „Arbeiten in Deutschland“ wurde Anfang 2017 vom Institut zur Zukunft der Arbeit (IZA) und XING gestartet. Anfang 2018 wurde bereits die zweite Befragungswelle dieser gemeinsamen Initiative abgeschlossen, um vor dem Hintergrund des fortschreitenden Wandels der Arbeitswelt neue Erkenntnisse über die Zukunftsperspektiven der Bevölkerung in Deutschland zu gewinnen. Die IZA/XING-Studie setzt sich aus zwei Befragungsteilen zusammen – einer nationalrepräsentativen Online-Umfrage mit rund 3.000 Teilnehmern und einer Online-Befragung von bis zu 6.000 zufällig ausgewählten XING-Mitgliedern.

Pressekontakt:
Mark Fallak
Head of Communications, IZA
fallak@iza.org
Tel +49 228 3894 223

Anhang
Vollständige Pressemitteilung mit weiteren Grafiken
https://idw-online.de/de/attachment64898

Quelle: idw

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Zukunftsprojekt zu innovativer Siedlungswasserwirtschaft und urbaner Nahrungsmittelproduktion

Dipl.-Chem. Iris Kumpmann Abteilung Public Relations
Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT

Spül-, Waschmaschinen und Toilettenwasser fällt in deutschen Haushalten zur Genüge an. Das Verbundprojekt »ROOF WATER-FARM« untersucht, wie sich häusliches Abwasser dezentral aufbereiten und für die Gemüseproduktion nutzen lässt. Fraunhofer UMSICHT entwickelt in diesem zukunftsträchtigen Vorhaben ein neuartiges Aufbereitungsverfahren, das aus Toilettenwasser flüssigen Pflanzendünger herstellt. Eine Pilotanalage wurde in Berlin bereits erfolgreich in Betrieb genommen.

Rund 70 Prozent unseres verfügbaren Trinkwassers gehen in die Landwirtschaft über, welche wiederum 14 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen ausmacht. Um auch in der Zukunft eine ausreichende Wasser- und Nahrungsversorgung zu gewährleisten, müssen umweltschonende Alternativen zur landwirtschaftlichen Erzeugung von Lebensmitteln gefunden werden.

Frisches Gemüse und frischer Frisch direkt von den Dächern unserer Städte – das ist die Vision von »ROOF WATER-FARM«: Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Projekt erprobt dafür die dezentrale Abwasseraufbereitung und -nutzung in Gebäuden und Siedlungsräumen. Denn statt häusliche Abwässer aus Dusche, Waschmaschine, Badewanne oder Toilette in Kläranlagen zu transportieren, lassen sie sich auch direkt vor Ort weiterverwerten.

In zwei unabhängigen Versuchstrecken wurde in der »ROOF WATER-FARM« das Toilettenabwasser (auch Schwarzwasser genannt) getrennt vom Abwasser aus Dusche, Waschmaschine, Badewanne so aufbereitet, dass schmackhafte Gurken und Salat geerntet werden konnten.

Dünger aus Abwasser
Erprobt werden alle für das Projekt »ROOF WATER-FARM« entwickelten Konzepte und Verfahren in einem Gebäudekomplex als Pilotstandort in Berlin-Kreuzberg. Hier steht auch die von Fraunhofer UMSICHT entwickelte Schwarzwasser-Flüssigdünger-Anlage, die aus Schwarzwasser mit einem hohen Gehalt an Nährstoffen (Stickstoff-, Phosphat- und Kalium) flüssiges Pflanzendüngemittel gewinnt. Seit Inbetriebnahme bereitet die Anlage zuverlässig das Abwasser von 50 Anwohnern zu Flüssigdünger auf. Dieser wird wiederum für die Gemüseproduktion in einem Gewächshaus verwendet werden, das ebenfalls am Standort in Berlin-Kreuzberg steht, allerdings in dieser ersten Pilotphase noch auf dem Boden statt dem Dach.

Ökobilanzierung
Um die Umweltwirkung der im Projekt »ROOF WATER-FARM« eingesetzten Elemente einschätzen zu können, haben Mitarbeitende von Fraunhofer UMSICHT außerdem eine Ökobilanzierung durchgeführt. Dazu wurden Treibhausgasemissionen und Energieaufwand, die im Rahmen der Abwasserwasseraufbereitung und Gemüseproduktion anfallen, berechnet und mit etablierten Technologien verglichen. Die Ergebnisse der Ökobilanzierung von Fraunhofer UMSICHT zeigen, dass aus klimarelevanten Aspekten die dezentrale Wasseraufbereitung und -nutzung eine mögliche Alternative zur zentralen Abwasseraufbereitung darstellt. Um künftig mit solchen Konzepten auch signifikante Mengen an Treibhausgasen einzusparen, müssten vor allem noch Technologien zur Wärmerückgewinnung aus Abwasser integriert werden.

Urbane Agrikultur
Fraunhofer UMSICHT gehört in Deutschland zu den Pionieren für gebäudeintegrierte Lebensmittelproduktion. Unter der Dachmarke inFarming® treibt das Institut den Aufbau und die Integration von Agrikultur in Städten voran. Durch die Verwendung von Dächern und Gebäuden als landwirtschaftliche Nutzflächen wird das Gemüse in unmittelbarer Nähe des Verbrauchers angebaut. Dadurch entfallen nicht nur weite Transportwege, auch Kohlendioxid-Emissionen werden auf diese Weise erheblich gesenkt. Um diese Ziele zu erreichen, hat das Institut vertikale Kultivierungsmethoden, Kreislaufverfahren für Nährstoffe und spezielle Belichtungsstrategien entwickelt.

Weitere Informationen:

http://www.roofwaterfarm.com/ Webseite ROOF WATER FARM
https://www.altmarktgarten-oberhausen.de/ Webseite Altmarktgarten
https://infarming.de/ Webseite inFARMING®

Quelle: idw

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Photovoltaik: Einfach integrierbar durch moderne Druckverfahren

Dr. Sandra Mehlhase Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Fraunhofer-Institut für Angewandte Polymerforschung IAP

Unterwegs das Handy laden, weil die Jacke Strom erzeugt? Beim Fahrradfahren nicht nur Kleidung tragen, die reflektiert, sondern selber leuchtet? Was futuristisch klingt, lässt sich dank innovativer Druckverfahren schon heute einfach und effizient umsetzen.

Erneuerbare Energien sind heutzutage aus der gesellschaftlichen Debatte nicht mehr wegzudenken. Moderne Drucktechniken versprechen eine einfache und kostengünstige Herstellung von Photovoltaikelementen, und das über Anwendungen in der Architektur hinaus.

Das Fraunhofer IAP präsentiert auf der LOPEC 2018 seine Kompetenz, insbesondere in der Inkjet-Drucktechnik. Damit lassen sich beispielweise größere Fassadenelemente zur Erzeugung von Solarenergie drucken. Weitere Einsatzgebiete finden sich in der Optoelektronik und in der Medizin. Auch für textile Anwendungen können die Druckspezialisten das Verfahren einsetzen. Neben einem Fassadenelement zeigen die Forscher eine Jacke, die genug Energie erzeugt, um Handwärmer und Handy-Ladegerät zu betreiben. Die erzeugte Energie kann in dem Kleidungsstück selbst gespeichert werden. Aktuell entwickeln die IAP-Forscher gemeinsam mit Industriepartnern eine solarbetriebene LED-beleuchtete Fahrradjacke.

Hergestellt werden die gedruckten Elemente auf der institutseigenen Pilotanalage für gedruckte Elektronik. »Auf unserer Pilotanlage werden die Druckprozesse im industrienahen Maßstab entwickelt, die wir dann mit Maschinenbauern in die Anlagen von Kunden überführen. Unsere Druckverfahren optimieren wir stetig und passen sie individuell an die jeweiligen Anforderungen an«, erklärt Dr. Armin Wedel, Leiter des Forschungsbereichs Funktionale Polymersysteme am Fraunhofer IAP.

Für kleine Flächen arbeiten die Fraunhofer-Forscher an einem neuartigen Drop-on-Demand System, dem Esjet-Druck (electro-static printing). Die Technik erlaubt eine größere Bandbreite an Tinten, die für den Druck besonders feiner Strukturen essenziell sind. Insbesondere das Viskositätsspektrum der eingesetzten Tinten kann im Vergleich zum Inkjet-Druck deutlich erweitert werden. Dies eröffnet neue Perspektiven für den Druck von feinen Metallgrids mit hoher Transmission, die in der Photovoltaik als Ersatz der bisher üblichen transparenten ITO-Elektroden eingesetzt werden können.

Das Fraunhofer IAP in der German OLED Technology Alliance, GOTA
Auf der LOPEC präsentieren die Forscher auch erste Kundenprojekte der GOTA Alliance. In enger Zusammenarbeit mit den Maschinenherstellern MBraun Inertgas-Systeme GmbH in München, Notion GmbH in Schwetzingen und der ARDENNE GmbH in Dresden, entwickelt das Fraunhofer IAP Prozesse und Materialien für zukünftige OLED-Produktionsanlagen. Die vier Partner haben sich zur OLED Technology Alliance GOTA zusammengeschlossen, um auf dem Markt komplette OLED-Produktionsanlagen anzubieten.

Das Fraunhofer IAP ist seit über 25 Jahren in der organischen elektronischen Forschung tätig und konzentriert sich auf lösungsverarbeitete Devices mit Anwendungen in OLEDs, QLEDs, OTFT, OPV, Perowskit-Solarzellen, Sensoren und Aktoren. In einem großen Reinraum stehen mehrere Verarbeitungstechniken zur Verfügung, vom Spin Coating zur Materialevaluation in Laborgeräten bis hin zu fortgeschrittenen Verarbeitungstechniken wie dem Inkjet-Druck und dem High-precision-slot-die-coating auf einer robotergesteuerten S2S-Fertigungspilotlinie für Größen bis zu 150 mm x 150 mm einschließlich unterschiedlicher Verdampfungs- und Verkapselungstechniken.

Weitere Informationen:
https://www.iap.fraunhofer.de/de/Forschungsbereiche/Funktionale_Polymersysteme/f…

Quelle: idw

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Auch eine dezentrale Energiewende braucht Netzausbau

Romy Klupsch Öffentlichkeit und Kommunikation
Öko-Institut e. V. – Institut für angewandte Ökologie

Gemeinsame Pressemitteilung von Öko-Institut, Renewables Grid Initiative und Germanwatch
Auch eine dezentrale Stromerzeugung kommt nicht ohne die bis 2030 geplanten rund 4.000 Kilometer neuen Stromtrassen aus. Das ist die wichtigste Erkenntnis der heute vorgestellten Studie „Dezentralität, Regionalisierung und Stromnetze – Studie über Annahmen, Narrative und Erkenntnisse“, die das Öko-Institut im Auftrag der Renewables Grid Initiative (RGI) erstellt hat. Die Studie greift damit ein heiß diskutiertes Thema auf: Insbesondere von neuen Leitungen betroffene Anwohner fragen sich, ob der Netzausbau mit einem dezentraleren Stromsystem, mehr Windkraft in Süddeutschland sowie Speichern nicht deutlich geringer ausfallen könnte.

Um dies zu beantworten hat das Öko-Institut zehn Studien analysiert und verglichen, die im Laufe der vergangenen fünf Jahre zu Dezentralitätskonzepten und den Folgen dezentraler Stromsysteme für den Netzausbau veröffentlicht wurden. Das Institut kommt in dieser Meta-Studie zu folgenden Ergebnissen:

Der bis 2030 geplante Netzausbau ist selbst dann notwendig, wenn alle Speicher und Flexibilitätsoptionen zur Verfügung stehen. Da die Potenziale für die Erzeugung von Wind- und Solarstrom über Deutschland hinweg ungleich verteilt sind und in der Nähe der großen Verbrauchszentren oft nicht ausreichen, ist eine jederzeit verbrauchsnahe Stromversorgung auf der Grundlage erneuerbarer Energien nicht vorstellbar. Dies gilt umso mehr, wenn nicht allein technische Möglichkeiten, sondern auch einschränkende Aspekte wie Naturschutz und Akzeptanz zum Beispiel von Windkraftanlagen in der Nähe von Siedlungen berücksichtigt werden.

Die untersuchten Studien, die einen geringeren Netzausbaubedarf errechnen, gehen vor allem von einem starken Ausbau der Windenergie im Süden Deutschlands aus; so werden im Vergleich zu derzeitigen Planungen zum Beispiel zwei- bis viermal höhere Ausbauzahlen für Bayern und Baden-Württemberg verwendet. Diese Annahmen hätten gravierende Folgen: neben einem höheren Flächenbedarf wäre von einem geringeren Wirkungsgrad der Windanlagen, höheren Kosten und – wegen der gasbasierten ergänzenden Kraftwerke – gegebenenfalls auch höheren Treibhausgasemissionen auszugehen. Für einen sachgerechten Vergleich müssten diese Folgen denen des geplanten Leitungsausbaus gegenübergestellt werden. Viele der betrachteten Studien berücksichtigen diese Aspekte jedoch allenfalls am Rande.

Schließlich zeigt ein Vergleich der Studienergebnisse zu den längerfristigen Entwicklungen und mit Blick auf höhere Versorgungsanteile erneuerbarer Energien, dass der aktuell geplante Leitungsausbau in jedem Fall notwendig wird. Die verbleibenden Unterschiede beziehen sich damit ganz überwiegend nicht auf das Ob, sondern das Wann und Wie des Leitungsausbaubedarfs. Insbesondere für die Zeit nach 2030 bedarf es jedoch guter vergleichbarer Studien, die prüfen, inwiefern immer günstigere erneuerbare Energien und vor allem Speicher den zusätzlichen Neubaubedarf von Stromnetzen mindern könnten.

„Die Studie bringt Gewissheit, dass derzeit geplante Übertragungsnetze für die Energiewende unabdingbar sind. Gleichzeitig werden aber deutliche Wissenslücken aufgezeigt: wir brauchen ein größeres Spektrum an Analysen zu vorstellbaren Entwicklungen des deutschen und europäischen Stromsystems mit allen damit verbundenen Folgen für Flächenbedarf, Kosten, Treibhausgasemissionen und Netzausbau. Nur so werden wir mehr Klarheit in die Debatte bringen ob Dezentralität langfristig einen weiteren Netzausbaubedarf verringern könnte“, sagt Antonella Battaglini, Geschäftsführerin der Renewables Grid Initiative

„Dezentralität ist ein wichtiges Thema für ein klimafreundliches Stromsystem. Aber in der Diskussion um Dezentralität und Stromnetzausbau werden wichtige Aspekte wie die begrenzten Flächenpotenziale und die Gesamtkosten zu oft außen vor gelassen. Gerade bei den Analysen zu den hinreichend sicher erreichbaren regionalen Ausbaupotenzialen für Wind- und Sonnenenergie besteht noch ein großer und vor allem kurzfristiger Klärungsbedarf“, bestätigt Dr. Felix Matthes, Forschungskoordinator Energie- und Klimapolitik des Öko-Instituts und Autor der Studie.

Christoph Bals, Politischer Geschäftsführer von Germanwatch, ergänzt: „Wo es möglich ist, sollte eine dezentrale Energiewende vorangebracht werden, die regionale Wertschöpfung und Teilhabe schafft. Angesichts der sinkenden Kosten für Wind- und Solarstrom sowie Stromspeicher kann dies in der Zukunft auch weniger Netzbedarf bedeuten. Aber da in absehbarer Zeit – auch aus gutem Grund – oft nicht ausreichend Wind vor Ort zugebaut werden kann oder soll, ist das kein Argument gegen die bisher geplanten Übertragungsleitungen.“ Germanwatch ist RGI-Mitglied und Teil des Projektteams.

Studie „Dezentralität, Regionalisierung und Stromnetze“ des Öko-Instituts
https://www.oeko.de/fileadmin/oekodoc/Meta-Studie-Dezentralitaet-Regionalisierun…

Ansprechpartner am Öko-Institut
Dr. Felix Chr. Matthes
Forschungskoordinator Energie- und Klimapolitik
Öko-Institut e.V., Büro Berlin
Telefon: +49 30 405085-380
E-Mail: f.matthes@oeko.de

Ansprechpartnerin bei der Renewables Grid Initiative (RGI)
Theresa Schneider
Pressesprecherin RGI
Telefon: 0162 2056686
E-Mail: theresa@renewables-grid.eu

Ansprechpartner bei Germanwatch
Stefan Küper
Pressesprecher Germanwatch
Telefon: 0151 25211072
E-Mail: kueper@germanwatch.org

Quelle: idw

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Bremsenergie ungebremst nutzen

Julia Wunderlich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Hochschule Ostwestfalen-Lippe

Um Massen in Schwung zu bringen, ist Energie nötig. Beim Abbremsen wird ein großer Teil dieser Energie in Wärme umgewandelt – und ist somit für eine weitere Nutzung verloren. Ein Team des „Future Energy – Institut für Energieforschung“ der Hochschule OWL hat eine Schaltung entwickelt, die Bremsenergie zurück ins Stromnetz speist. Johann Austermann hat hierzu seine Promotion erfolgreich abgeschlossen.

Wenn ein Aufzug aus dem siebten Stock ins Erdgeschoss fährt, wird beim Bremsen Energie frei, die bislang vor allem als Wärme in die Umgebung eingeht. Gleiches gilt für alle bewegten Massen. Für Anwendungen, die an ein Stromnetz angeschlossen sind, haben Wissenschaftler der Hochschule Ostwestfalen-Lippe eine Lösung entwickelt: eine Schaltung, die an der Stelle des Bremswiderstands sitzt und die Bremsenergie zurück ins Stromnetz speist. „Da sich die Schaltung ähnlich wie die bisher eingesetzten Bremswiderstände verhält, können problemlos auch bestehende Antriebssysteme damit nachgerüstet werden“, erklärt Johann Austermann, der am „Future Energy – Institut für Energieforschung“ (iFE) der Hochschule OWL arbeitet und über die Entwicklung dieser Schaltung seine Doktorarbeit verfasst hat.

Neben dem ökologischen Ziel, Energie zu sparen, hatten die Wissenschaftler auch die ökonomischen Gesichtspunkte im Blick. „Bisher war die Rückgewinnung von Bremsenergie bei Kleinantrieben nicht wirtschaftlich genug. Deshalb konnte sie sich in der Industrie nicht durchsetzen“, erklärt Austermann. Dank der Schaltung aus Ostwestfalen-Lippe soll sich das ändern: Innerhalb von zwei Jahren sollte sich der Umbau durch die eingesparten Energiekosten gerechnet haben, schätzen die Wissenschaftler der Hochschule OWL. „Mit seiner Arbeit hat Johann Austermann einen wichtigen Beitrag innerhalb der Energieeffizienzforschung für industrielle Antriebe geleistet“, sagt Professor Holger Borcherding, der die Promotion an der Hochschule OWL betreute. Die Arbeit trägt den Titel „Rückspeisestromrichter mit geregeltem Zwischenkreisstrom“. Die kooperative Promotion erfolgte gemeinsam mit der Technischen Universität Braunschweig. Momentan bereitet Johann Austermann die Veröffentlichung seiner Doktorarbeit im Verlag Shaker vor.

Sprung aus der Wissenschaft in die Wirtschaft
Bisher hat das Team des iFE für die Entwicklung zwei Schutzrechte zur Anmeldung eingereicht. Den Sprung in die Wirtschaft haben die Ergebnisse bereits geschafft: Die Unternehmen Lenze SE (Hameln) und MSF-Vathauer Antriebstechnik GmbH & Co. KG (Detmold) bieten Produkte an, in die die neue Technik eingeflossen ist. Darüber hinaus haben die Wissenschaftler ihre Forschung mehrfach auf der Hannover Messe präsentiert, um Anwender oder neue Projektpartner zu gewinnen. Angesprochen von der Entwicklung sind vor allem Unternehmen, die sich mit elektrischer Antriebstechnik befassen. Zudem erhielt das Team den „OWL Transferpreis 2014″. Im Rahmen der Promotion sind rund 15 Studienabschlussarbeiten entstanden, die Austermann betreut hat.

Die Entwicklung wurde zwischen 2010 und 2018 durch verschiedene Projekte finanziert: zunächst über das Bundesministerium für Bildung und Forschung im Programm „FHprofUnt“ und anschließend über den Spitzencluster „it’s OWL – Intelligente Technische Systeme OstWestfalenLippe“ in den Projekten „Effiziente leistungselektronische Schaltung zur Nutzung von Bremsenergie“ (gemeinsam mit Vathauer) und „Intelligente Antriebs- und Steuerungstechnik für die energieeffiziente Intralogistik“ (zusammen mit Lenze). Die Wissenschaftler setzen die Forschung inzwischen im branchenübergreifenden Projekt „DC-INDUSTRIE“ fort. Hier hat Johann Austermann inzwischen die Leitung des Arbeitspakets „Geräteentwicklung“ übernommen.

Kontakt: Johann Austermann, Telefon 05261 702-5290, E-Mail johann.austermann@hs-owl.de

Weitere Informationen:
http://www.ife-owl.de – das „Future Energy – Institut für Energieforschung“
http://www.hs-owl.de/graduiertenzentrumnew – das Graduiertenzentrum.OWL

Quelle: idw

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Hochschule Hamm-Lippstadt entwickelt Lebensmittel-Abholbox für ländliche Regionen

Kerstin Heinemann Kommunikation und Marketing
Hochschule Hamm-Lippstadt

Packstation statt Paketzusteller: Ein Konzept, das im Onlinehandel für viele Produkte schon länger angewandt wird, steckt für Lebensmittel noch in den Kinderschuhen. Die Hochschule Hamm-Lippstadt hat im Rahmen eines Forschungsprojektes für den Hofladen Sauerland den Prototyp einer Lebensmittel-Abholbox entwickelt. Die mit mehreren Einzelfächern versehene Abholstation kann mit einem QR-Code durch Kundinnen und Kunden selbständig und zeitlich flexibel bedient werden, so dass bestellte Lebensmittel dort entnommen, aber auch neue Aufträge am Terminal platziert werden können.

Zum Einsatz kommen sollen die Abholboxen perspektivisch in ländlicheren Strukturen wie dem Sauerland, wo die Nahversorgung mit Lebensmittel über den stationären Handel immer mehr ausdünnt. Gefördert wurde das Projekt durch einen Innovationsgutschein F&E des Ministeriums für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen.

Trotz eines Umsatzes von über 180 Milliarden Euro in 2017 im deutschen Lebensmitteleinzelhandel, finden aktuell lediglich 1 bis 2 Prozent dieses Marktes online statt. Anbieter wie Amazon Fresh, AllYouNeedIsFresh oder auch die Supermarktketten Edeka und Rewe konzentrieren sich in Sachen E-Commerce mit Lieferdiensten auf Ballungsräume oder erheben hohe Gebühren für den Versand. In ländlichen Regionen sind Lieferangebote wie auch der stationäre Handel mit Lebensmitteln eher rar gesät. Diese Lücke soll mit den Abholboxen und dem Hofladen Sauerland geschlossen werden. Entwickelt wurde der Prototyp von Prof. Dr. Alexander Stuckenholz, Inhaber der Professur „Praktische Informatik“ an der Hochschule Hamm-Lippstadt, unter Mitarbeit von Fabian Lehnert, Masterstudent „Business and Systems Engineering“, und Lena Niedzwetzki, Bachelorstudentin „Biomedizinische Technologie“.

Die smarte Abholbox, deren Kommunikationselektronik zum Beispiel erkennt, ob Türen verschlossen oder geöffnet sind, ist Ergebnis der Forschung für den Hofladen Sauerland. Mit dem Hofladen-Sauerland.de fokussiert Geschäftsführer Christian Schulte den Vertrieb regionaler Produkte von kleinen Höfen, familiengeführten Metzgereien oder Landbäckereien aus der knapp 900.000 Einwohnerinnen und Einwohner starken Gegend. Bestellungen können telefonisch, online, per WhatsApp, über spezielle Terminals an ausgewählten Punkten wie auch im stationären Hofladen aufgegeben werden. Die Lieferung erfolgt durch unternehmenseigene Lieferfahrzeuge. Um die Lieferung der Lebensmittel zu flexibilisieren, die Auslastung der Logistik zu erhöhen und ein besseres Angebot für die Nahversorgung von Lebensmitteln im ländlichen Raum zu schaffen, entstand die Idee für die Abholstationen. An diese werden Lebensmittel zugestellt, die nach einer entsprechenden Benachrichtigung an die Kundinnen und Kunden entnommen werden können. Damit die Abholbox für alle Altersgruppen nutzbar ist, wurde Wert auf eine einfache Bedienbarkeit gelegt. Die Authentifizierung gegenüber der Box erfolgt über einen QR-Code. Dieser kann per E-Mail, SMS, per Post oder direkt im Ladengeschäft dem Kunden übergeben werden. Die Box scannt mittels einer Kamera den Code und öffnet das Fach mit dem individuell bestellten Inhalt. Um ihren Dienst zu verrichten, benötigt die Abholbox Strom und Internetzugang.

„Wir möchten den ‚Einkauf der Zukunft‘ für ländliche Regionen aktiv mitgestalten“, erklärt Christian Schulte die Idee. „Innovationen müssen nicht immer nur in Großstädten stattfinden, mit den Abholboxen möchten wir die Stärken der Regionalität mit technischen Innovationen verbinden.“ Das Projekt zeige die Möglichkeiten eines gewinnbringenden Transfers zwischen Wissenschaft und Wirtschaft, findet Prof. Alexander Stuckenholz. Christian Schulte prüft dank des Prototyps nun die Weiterentwicklung und Serienfertigung der Abholbox. „Erste Gespräche mit geeigneten Partnern, wie Kommunen und Energieversorgungsunternehmen fielen sehr positiv aus“, erklärt Schulte.

Weitere Informationen:
http://www.hshl.de

Quelle: idw

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Mikropartikel aus Kunststoff im Einzugsgebiet von Rhein und Donau nachgewiesen

Dipl. Mathematiker Helmut Weinberger Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie

Gemeinsames Pilotprojekt von fünf Bundesländern zur Verbreitung von Mikroplastik in Flüssen abgeschlossen – Mikropartikel aus Kunststoff in unterschiedlichen Konzentrationen im Einzugsgebiet von Rhein und Donau nachgewiesen

Das Thema Mikroplastik in Gewässern wird aktuell viel diskutiert. Eine umfassende Datengrundlage zur Verbreitung von Mikroplastik in unseren Gewässern fehlt jedoch bislang. Die Ergebnisse einer umfassenden Pilotstudie in insgesamt fünf Bundesländern geben zum ersten Mal einen Überblick über das Vorkommen von Mikroplastikpartikeln in verschiedensten Regionen: vom Alpenvorland bis zum Niederrhein, vom Kleingewässer bis zu Deutschlands größtem Fluss.

Die Bundesländer Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz haben oberflächennahe Wasserproben an 25 Flüssen im Einzugsgebiet von Rhein und Donau auf Mikroplastik analysieren lassen und in jedem einzelnen Gewässer unterschiedliche Konzentrationen von Mikroplastik nachgewiesen. Insgesamt 52 Proben wurden vom Projektpartner, dem Lehrstuhl für Tierökologie an der Universität Bayreuth, mit Hilfe der FTIR-Spektroskopie untersucht. Die nun vorliegenden Analysenergebnisse bilden einen der weltweit größten, methodisch einheitlich gewonnenen Datensätze zum Vorkommen von Plastikpartikeln in Flüssen.

Insgesamt mehr als 19.000 Objekte wurden analysiert, 4.335 davon als Kunststoffpartikel identifiziert. Der Anteil größerer Kunststoffobjekte (Makroplastik) war sehr gering. Rund 99 Prozent der Kunststoffpartikel waren kleiner als 5 Millimeter und damit Mikroplastik zuzuordnen. Auffallend war, dass sehr kleine Mikroplastikpartikel mit einer Größe zwischen 0,3 Millimeter bis 0,02 Millimeter mit rund 62 Prozent am häufigsten vertreten waren. Die Partikel bestanden zumeist aus den Kunststoffsorten Polyethylen oder Polypropylen, welche die höchsten Marktanteile vor allem für Verpackungen und die meisten Bedarfsgegenstände aus Kunststoff in Europa haben. Hauptsächlich handelte es sich um Kunststofffragmente, unregelmäßig geformte Partikel, die von größeren Kunststoffobjekten stammen können. Zudem wurden an einem großen Teil der Messstellen auch Plastikfasern gefunden. Andere Partikelformen wie Folienreste, sogenannte Beads (Kügelchen) und Pellets wurden seltener nachgewiesen.

Dabei variiert die Anzahl der Partikel zwischen den einzelnen Messstellen. Höhere Partikelkonzentrationen wurden vor allem in kleineren und mittleren Nebengewässern gemessen. Im größten untersuchten Gewässer, dem Rhein, wurden eher niedrige bis mittlere Konzentrationen gefunden, was vor allem damit zu tun hat, dass durch das größere Wasservolumen eine stärkere Vermischung und damit Abnahme der Partikelkonzentration folgt.

Insgesamt liegen die aktuellen Ergebnisse der Länder in der gleichen Größenordnung wie Befunde aus vergleichbaren europäischen und nordamerikanischen Gewässern. In einem nächsten Forschungsvorhaben wird nun das Mikroplastik in den Sedimenten und in verschiedenen Wassertiefen der untersuchten Flüsse analysiert.

Die Forschung zu Mikroplastik in der Umwelt und den möglichen Folgen steht noch am Anfang, gewinnt aber zunehmend an Bedeutung. Ziel der Forschungen derzeit ist, die Wissensbasis ständig zu verbreitern, um gezielter Probenahme- und Analyseverfahren zu entwickeln und zukünftige Monitoringprogramme weiter zu optimieren. Fragen zu möglichen Eintragspfaden, Auswirkungen auf die Umwelt und Minderungsmöglichkeiten werden derzeit unter anderem im Rahmen eines vom Bundesforschungsministeriums (BMBF) geförderten Forschungsschwerpunktes „Plastik in der Umwelt“ bis 2021 untersucht. Erforscht werden hier vor allem Vermeidungsstrategien, um einen Eintrag von Plastikabfällen in die Umwelt zu vermindern und wenn technisch möglich komplett zu vermeiden.

Der Forschungsbericht „Mikroplastik in Binnengewässern Süd- und Westdeutschlands“ kann im Internet heruntergeladen werden unter: https://www.hlnug.de/?id=11242.

Informationen zur BMBF Fördermaßnahme „Plastik in der Umwelt“ sind zu finden unter https://www.fona.de/mediathek/pdf/2017_Plastik-in-der-Umwelt_Verbundprojekte_Umw…

Pressekontakte der beteiligten Landesumweltämter:
Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (LANUV)
Wilhelm Deitermann (Pressesprecher)
E-Mail: pressestelle@lanuv.nrw.de
Tel.: 0201 7995 1337

Bayerisches Landesamt für Umwelt
Pressestelle
E-Mail: pressestelle@lfu.bayern.de
Tel.: 0821 9071 5242

LUBW Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg
Tatjana Erkert (Pressesprecherin)
E-Mail: pressestelle@lubw.bwl.de
Tel.: 0721 5600-1387

Landesamt für Umwelt Rheinland-Pfalz
Milan Sell (stv. Pressesprecher)
E-Mail: milan.sell@lfu.rlp.de
Tel.: 06131 6033 1917

Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG)
Helmut Weinberger (Pressesprecher)
E-Mail: helmut.weinberger@hlnug.hessen.de
Tel.: 0611 6939 571

Weitere Informationen:
https://www.hlnug.de/?id=11242

Abschlussbericht des Projektes
https://idw-online.de/de/attachment64997

Quelle: idw

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Neues Forschungsprojekt an der Ostfalia: Sauerstoffeintrag in Belebungsbecken

Evelyn Meyer-Kube Presse/Public Relations
Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften

Die Fakultät Bau-Wasser-Boden am Campus Suderburg der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften und der Abwasserzweckverband Uelzen haben ein neues Forschungsprojekt zum Sauerstoffeintrag in Belebungsbecken gestartet.

Projektleiter Prof. Dr. Artur Mennerich von der Ostfalia erläutert dazu: „Auf unseren Kläranlagen wird das Abwasser sehr weitgehend gereinigt. Dabei ist der biologische Abbau der im Abwasser enthaltenen Schmutzstoffe durch den Belebtschlamm, einer Mischung aus in der Natur vorkommenden Mikroorganismen, der entscheidende Schritt. Damit das funktioniert, gibt es am Boden der Belebungsbecken Belüftungselemente, durch die Luft eingetragen wird – ähnlich wie in einem Aquarium, nur dass die Luftmengen und die dafür benötigten Gebläse auf einer Kläranlage viel größer sind.“

Dietmar Kahrs, Geschäftsführer des Abwasserzweckverbandes Uelzen, sagt: „Auf der Kläranlage Uelzen gibt es dafür sechs große Gebläse, deren Elektromotoren eine Antriebsleistung von jeweils 50 Kilowatt haben. Da verwundert es nicht, dass diese Belüftung der Belebungsbecken der größte Energieverbraucher auf der Kläranlage ist. Obwohl es sich um hocheffiziente Technik handelt, wurden dazu im letzten Jahr etwa 800.000 Kilowattstunden verbraucht. Das ist ungefähr so viel wie 160 Haushalte mit vier Personen benötigen.“

Mennerich sieht auf den Kläranlagen noch Optimierungspotential: „Ein Ansatz liegt darin, die Auslegung der Belüftungseinrichtungen und die Regelungstechnik besser an die sich ständig ändernde Atmung der Mikroorganismen anzupassen. Aber auch räumlich sind innerhalb der Becken Unterschiede vorhanden, über die man bisher wenig weiß.“

In dem Forschungsvorhaben sollen nun in umfangreichen Messkampagnen genau diese Veränderungen messtechnisch bestimmt werden. „Natürlich gibt es Abschätzungen, in welchem Rahmen diese Änderungen liegen. Aber die Mühe, dazu wirklich Messungen zu machen, haben sich bisher nur Wenige gemacht. Wir wollen das jetzt systematisch angehen und sind froh, dass wir mit dem Abwasserzweckverband einen Partner haben, der dafür seine Anlage zur Verfügung stellt“, sagt Mennerich.

Die Ergebnisse sollen in die Modellansätze einfließen, mit denen Ingenieure biologische Kläranlagen planen und dimensionieren. Dadurch sind genauer an den Bedarf angepasste Becken und Belüftungseinrichtungen möglich. Weiter sollen die Erkenntnisse auch genutzt werden, um Mess- und Regelungsstrategien so zu programmieren, dass der Stromverbrauch so klein wie möglich ist und trotzdem gute Reinigungsergebnisse erreicht werden.

Das Projekt wird mit Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung und einer Co-Finanzierung des Landes Niedersachsen in Höhe von insgesamt 319.550 Euro gefördert. Weiterer Partner in dem anwendungsorientierten Projekt sind die Dr. Born-Dr. Ermel Ingenieure GmbH, Achim.

Quelle: idw

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Neue Studie zur Beratung in Sachen Homöopathie bescheinigt Apothekern Weiterbildungsbedarf

Carmen Voigt Pressestelle
Universität Erfurt

Das Geschäft mit der Homöopathie boomt. Globuli gehören in Deutschland zu den häufig konsumierten Arzneimitteln. Allerdings gibt es keinen belastbaren empirischen Nachweis für die Wirkung homöopathischer Präparate. Trotzdem gehören sie zum Sortiment der Apotheken. Doch wie zuverlässig klären Apotheker die Kundschaft über die pseudomedizinischen Mittel auf? Ein Team von Wissenschaftlern der Universität Erfurt unter Leitung von Tilmann Betsch, Professor für Sozial-, Organisations- und Wirtschaftspsychologie, hat dies in einer Studie, die jetzt in der Zeitschrift „Skeptiker“ erschienen ist, untersucht und bescheinigt der Mehrheit der Apotheker Weiterbildungsbedarf.

Zur Wirksamkeit der Homöopathie finden sich in der Literatur eine Reihe von klinischen Studien. Einige davon verfehlen jedoch die methodischen Mindeststandards für valide Untersuchungen. In den verbleibenden Studien, die wissenschaftlichen Kriterien genügen, lässt sich kein nachweisbarer Effekt homöopathischer Präparate feststellen, der über die Wirkung eines Placebos hinausginge. Patienten konsumieren aber weiterhin homöopathische Präparate. Gekauft werden sie immer noch am häufigsten in den Apotheken. Insofern kommt den Apothekern eine besondere Verantwortung zu. Nach den Leitlinien der Bundesapothekenkammer sollen Beratung und Beurteilung der Wirksamkeit von Präparaten nach pharmakologisch-toxikologischen Kriterien erfolgen. Bedeutet: Kunden dürfen erwarten, in einer Apotheke nach aktuellen wissenschaftlichen Kriterien beraten zu werden.

Ob wir das wirklich, wenn es um Homöopathie geht, haben Tilman Betsch und sein Team in einer Feldstudie untersucht. Dafür haben sie 2017 insgesamt 100 Apotheken in Stuttgart, Erfurt, Leipzig und Frankfurt zufällig ausgesucht – 25 pro Stadt. In die Stichprobe befanden sie 23 Filialen einer Kette und 77 freie Apotheken. Ihre Erhebung führten die Wissenschaftler als verdecktes Interview durch, die vier weiblichen Mitglieder des Autorenteams besuchten die ihnen zugelosten Apotheken als Kundinnen und baten um ein Mittel für ihre erkälteten Familienmitglieder. Für den Verlauf des weiteren Gesprächs hatte das Team einen Leitfaden mit standardisierten Antworten auf Fragen erstellt, die nach den Vorgaben der Bundesapothekenkammer für Beratungsgespräche zu erwarten wären. In allen Varianten fragte die Kundin zuerst, ob es sich bei vorgeschlagenen Medikamenten auch um homöopathische Präparate handelt. Wurde dies bejaht, fragte sie nach Unterschieden in der Wirksamkeit. Enthielt die Erstempfehlung keine homöopathischen Präparate, fragte die Kundin: „Ich habe gehört, dass Homöopathie vielleicht auch eine Alternative wäre. Stimmt das?“ Abschließend bat die Kundin um eine konkrete Empfehlung. Direkt im Anschluss an das Beratungsgespräch wurde ein Gedächtnisprotokollbogen ausgefüllt. Zentral dabei war, ob Unterschiede in der Wirksamkeit zwischen homöopathischen und nicht-homöopathischen Präparaten thematisiert wurden, und ob die Wirksamkeit mit Bezug auf den Stand der Forschung begründet wurde.

Das Ergebnis: In 54 der 100 Fälle enthielt das Beratungsgespräch mindestens eine Frage aus den Beratungsleitlinien der Bundesapothekenkammer, z.B. das Vorliegen anderer Erkrankungen. Die Erstempfehlungen enthielten immer mehrere Präparate. Am häufigsten wurden Halsschmerzmittel empfohlen, gefolgt von schleimhautabschwellenden Nasensprays, Schmerzmitteln und Komplexmitteln. Die große Mehrheit der Erstempfehlungen enthielt kein homöopathisches Präparat, ausschließlich homöopathische Präparate wurden in keinem Fall empfohlen. In 14 der 100 Beratungen enthielten die Erstempfehlungen auch homöopathische Präparate. Nach Unterschieden in der Wirksamkeit zwischen homöopathischen und „schulmedizinischen“ Präparaten gab der Apotheker in 14 Fällen an, dass keine Unterschiede in der Wirksamkeit bestünden. Unterschiede in der Wirksamkeit in den restlichen 13 Fällen wurde am häufigsten damit begründet, dass Homöopathie besser bei Kindern als bei Erwachsenen wirke und sich deshalb auch als Alternative zu stärker wirkenden schulmedizinischen Präparaten anböte. Auf empirische Evidenz wurde nur in zwei Fällen Bezug genommen. Hier wurde allerdings behauptet, dass die, wenn auch schwächere Wirkung von Homöopathie, in klinischen Studien nachgewiesen worden wäre. In den 86 Beratungsgesprächen, in denen die Erstempfehlung keine homöopathischen Präparate enthielt, fragte die Kundin, ob Homöopathie eine Alternative wäre. In 27,9 % der Fälle wurde dies verneint, in 48,8 % der Fälle wurde die Frage bejaht. In den restlichen 20 Beratungsgesprächen wurde die Frage nicht eindeutig beantwortet. Mitunter wurde dabei darauf verwiesen, dass Kunden häufig homöopathische Präparate in Kombination mit anderen „zur Unterstützung“ einnähmen. Auch in diesen 86 Gesprächen fragte die Kundin nach der Wirkung von Homöopathie. In lediglich 5 der 86 Fälle verwiesen die Apotheker darauf, dass die Wirkung von Homöopathie empirisch nicht nachgewiesen sei. In 19 Fällen wurde sogar behauptet, dass die Wirkung homöopathischer Präparate durch klinische Studien eindeutig bewiesen sei. In 11 Fällen (12,8 %) wurde gesagt, dass die Wirkung durch das Erfahrungswissen nachgewiesen wäre. Abschließend fragte die Kundin immer nach einer endgültigen Empfehlung. Insgesamt blieb die überwiegende Mehrheit der Apotheker bei ihrer Erstempfehlung. Nur fünf Personen boten zusätzlich homöopathische Präparate an.

Aber was lässt sich daraus bezüglich der Beratung der Apotheker in Sachen Homöopathie schließen? „Zum einen zeigen unsere Ergebnisse, dass im Falle eines grippalen Infektes die überwiegende Mehrzahl von ihnen zu schulmedizinischen Präparaten rät, die mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einer Linderung der Symptome führen“, erläutert Prof. Tilmann Betsch. Wird also laut der Erfurter Studie in Apotheken mit Bezug auf wissenschaftliche Kriterien beraten? „Was die Wirkung von Homöopathie betrifft, so zeichnet unser Untersuchungsergebnis ein eher düsteres Bild“, sagt Professor Betsch. In nur 5 % aller Beratungsgespräche wurde gesagt, dass es für die Wirkung von Homöopathie keine wissenschaftlichen Belege gäbe. In 30 % aller Beratungsgespräche wurde dagegen behauptet, dass die Wirkung von Homöopathie entweder in Studien nachgewiesen sei oder sich aus dem Erfahrungswissen ergäbe. „Nach den Leitlinien der Bundesapothekenkammer soll jedoch die Beurteilung der Wirksamkeit von Präparaten nach pharmakologisch-toxikologischen Kriterien erfolgen. Zumindest was die Begründung ihrer Empfehlungen betrifft, folgte die überwiegende Mehrheit der von uns befragten Apotheker diesen Leitlinien nicht. Während ihre Empfehlungen in der Regel nachweislich wirksame Medikamente enthielten, unterschied sich ihr Wissen über die Wirkung von Homöopathie mehrheitlich nicht von Laien-Meinungen. Zumindest was letzteren Bereich betrifft, scheint ein (Weiter)-Bildungsbedarf bei vielen Apothekern zu bestehen.“

Zur Studie von Tilmann Betsch, Jana Chalupny, Susanne Grünewald, Lena Hofert und Lisa-Marie Männer im „Skeptiker“: https://www.gwup.org/zeitschrift-skeptiker

Weitere Informationen / Kontakt:
Prof. Dr. Tilmann Betsch
Tel.: 0361/737-2221
E-Mail: tilmann.betsch@uni-erfurt.de

Quelle: idw

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Trotz des Gender Pay Gaps empfinden Frauen häufig ihren Verdienst als gerechter als Männer

Monika Wimmer Pressestelle
Sozio-oekonomisches Panel (SOEP)

Die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen betrug bei Vollbeschäftigten zuletzt immer noch 16 Prozent. Doch obwohl die meisten Frauen im Durchschnitt weniger verdienen als Männer, bewerten sie häufig ihr eigenes Einkommen als gerechter als dies Männer tun. Ein wesentlicher Grund für diesen Befund liegt in einer immer noch weitgehend in typische Männer- und Frauenberufe unterteilten Arbeitswelt. Dies zeigt nun erstmals eine für Deutschland repräsentative Untersuchung auf Basis der Daten der Langzeitstudie Sozio-oekonomisches Panel (SOEP) am DIW Berlin.

„Frauen haben kein grundsätzlich anderes Gerechtigkeitsempfinden als Männer“, sagt der Soziologe Peter Valet, Autor der Studie. „Aber ein überwiegend frauendominiertes berufliches Umfeld führt offenbar dazu, dass sie die Gerechtigkeit ihrer Löhne nach anderen Vergleichsmaßstäben bewerten als Männer“. Die Studie wurde kürzlich in der Fachzeitschrift „Work and Occupations“ veröffentlicht.

Das so genannte „Paradox of the contented female worker“ ist unter SoziologInnen seit vielen Jahren bekannt. Den Grund dafür vermuteten viele WissenschaftlerInnen bisher darin, dass für Frauen die Höhe ihres Einkommens weniger wichtig ist als für Männer. Eine andere Annahme in der Soziologie besteht darin, dass Frauen ihren Verdienst vor allem mit dem von anderen Frauen vergleichen und ihre Einkommensnachteile gegenüber Männern daher gar nicht erkennen.

Um diese Annahme zu überprüfen, analysierte der Bielefelder Soziologe Peter Valet, wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Arbeitsgruppe des SOEP-Direktors Stefan Liebig, die Daten von 16837 erwerbstätigen Männern und Frauen, die zwischen 2009 und 2015 im Rahmen der Langzeitstudie SOEP immer wieder befragt wurden. Neben der Auskunft über ihr Erwerbseinkommen machten die Befragten auch alle zwei Jahre Angaben darüber, welche Einkommenshöhe sie als gerecht empfinden würden. Darüber hinaus berücksichtigte Valet, ob die Frauen in einem frauen- oder in einem männerdominierten Beruf arbeiteten.

Das Ergebnis der Analyse zeigt: Vier von fünf befragten Frauen empfanden ihren Verdienst als gerechter als das Männer in einer vergleichbaren beruflichen Position taten. Valet konnte jedoch zeigen, dass diese Frauen überwiegend in einem beruflichen Umfeld arbeiteten, in denen mehr als die Hälfte der KollegInnen ebenfalls Frauen waren. Wenn die Frauen hingegen in Berufen arbeiteten, in denen mindestens die Hälfte der Beschäftigten Männer waren, bewerteten sie ihre Einkommen als genauso gerecht oder ungerecht wie ihre männlichen Kollegen in einer vergleichbaren Position. Bei Frauen, die im Laufe ihres Berufslebens von einem frauen- in einen männerdominierten Beruf gewechselt hatten, zeigte sich der gleiche Effekt.

„Wenn Frauen in einem Beruf arbeiten, in dem mehr Frauen als Männer tätig sind, vergleichen sie ihr Erwerbseinkommen offenbar vor allem mit dem ihrer Kolleginnen“, erklärt Peter Valet diesen Zusammenhang. In männerdominierten Berufen hingegen würden sich die Frauen auch mit den besser verdienenden männlichen Kollegen vergleichen. „Erst wenn sie das tun, werden sich Frauen des Gender Pay Gap bewusst und empfinden ihren Verdienst als entsprechend ungerechter“, sagt Valet.

Überrascht hat den Soziologen, dass die Gerechtigkeitswahrnehmungen von Männern offenbar unabhängig davon sind, ob der Großteil der KollegInnen Männer oder Frauen sind. Wie die SOEP-Daten zeigen, orientieren sich Männer in frauendominierten Berufen daran, was Männer generell im Durchschnitt verdienen.

Insgesamt betrachtet zeigt die Studie: Eine noch immer weitgehend in frauen- und männerdominierte Berufe unterteilte Arbeitswelt führt dazu, dass Frauen ihre eigenen Einkommen – trotz des Gender Pay Gaps – für gerechter halten als Männer das tun. „Das kann dazu führen, dass sie bei Lohnverhandlungen weniger fordern als Männer und sich die Lohnlücke zwischen Frauen und Männern demzufolge weiter verfestigt“, sagt Peter Valet. Er empfiehlt daher, dass Arbeitgeber ihre Gehälter für alle Mitarbeitenden transparent machen sollten. So hätten alle MitarbeiterInnen dieselben Vergleichsmöglichkeiten – unabhängig davon in welchem Beruf sie arbeiten.

SOZIO-OEKONOMISCHES PANEL (SOEP)
Das Sozio-oekonomische Panel (SOEP) ist die größte und am längsten laufende multidisziplinäre Langzeitstudie in Deutschland. Das SOEP im DIW Berlin wird als Teil der Forschungsinfrastruktur in Deutschland unter dem Dach der Leibniz-Gemeinschaft vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und den Ländern gefördert. Für das SOEP werden seit 1984 jedes Jahr vom Umfrageinstitut Kantar Public (zuvor TNS Infratest Sozialforschung) in mehreren tausend Haushalten statistische Daten erhoben. Zurzeit sind es etwa 30.000 Personen in etwa 15.000 Haushalten. Die Daten des SOEP geben unter anderem Auskunft über Einkommen, Erwerbstätigkeit, Bildung, Gesundheit und Lebenszufriedenheit. Weil jedes Jahr dieselben Personen befragt werden, können nicht nur langfristige gesellschaftliche Trends, sondern auch die gruppenspezifische Entwicklung von Lebensläufen besonders gut analysiert werden.

LINK ZUR STUDIE:
Valet, Peter (2018). Social Structure and the Paradox of the Contented Female Worker: How Occupational Gender Segregation Biases Justice Perceptions of Wages.
Work and Occupations (online first).

http://journals.sagepub.com/doi/abs/10.1177/0730888417753048?journalCode=woxb.

Quelle: idw

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Weltwassertag: Natur bietet Kombi-Lösung für Hunger-, Wasser- & Umweltprobleme

Florian Klebs Hochschulkommunikation
Universität Hohenheim

Universität Hohenheim: Intelligente Bewirtschaftung nutzt Mega-Deltas der großen Flüsse für kombiniertes Wassermanagement, Nahrungsmittelproduktion und Umweltschutz

Die Natur bietet Lösungen für Menschheitsprobleme – vorausgesetzt, die Menschheit versteht es, ökologische Zusammenhänge zu nutzen, so das Credo von Prof. Dr. Folkard Asch von der Universität Hohenheim in Stuttgart. Als Beispiel nennt er die Mega-Deltas großer Flüsse: Sie gelten als Reis-Körbe der Menschheit mit einem Produktionspotenzial, das noch lange nicht ausgereizt sei. Doch Wassermanagement, Küstenschutz und Maßnahmen gegen Meeresspiegelanstieg und Versalzungsgefahr seien nur mit naturnahen Lösungen möglich, betont der Agrarwissenschaftler im Vorfeld des Weltwassertages am 22. März 2018. Prof. Dr. Asch ist Leiter des Graduiertenkollegs „Wasser-Mensch-Landwirtschaft“, gefördert von der Anton & Petra Ehrmann-Stiftung.

Wasser ist Lebensgrundlage und Bedrohung – das zeigt sich besonders deutlich in den Mündungsgebieten großer Flüsse mit ihren Quadratkilometer großen Überschwemmungsgebieten.

Auch die Konflikte um Wasser, die die Vereinten Nationen mit dem jährlichen Weltwassertag am 22. März ins Bewusstsein rücken, träten dort gleich in außergewöhnlichen Dimensionen auf, erklärt Prof. Dr. Asch von der Universität Hohenheim: Steigende Meeresspiegel und drohende Versalzung bedrohten Ackerland, Trinkwasser verknappe, Stadt- und Landbevölkerung konkurrierten um Süßwasser für menschliche Nutzung und Bewässerung.

Falscher Umgang mit Wasser bedroht Nahrungsgrundlage der halben Menschheit
Dabei handelt es sich keineswegs um ein lokales Problem. „Vor allem in Asien bilden die großen Flussdeltas die Reis-Körbe der Menschheit – und damit eine der wichtigsten Nahrungsquellen der Welt“, erklärt Prof. Dr. Asch von der Universität Hohenheim.

Weltweit lebten drei von sieben Milliarden Menschen vor allem von Reis als Grundnahrungsmittel. Bislang hielten sich Bevölkerungswachstum und Produktionssteigerung halbwegs die Waage. Dies verdanke die Menschheit vor allem den fruchtbaren Böden der Flussdeltas.

Dank ihnen habe die Reisproduktion in den vergangenen 25 Jahren um 50 Prozent gesteigert werden können. Aktuell betrage sie 890 Mio. Tonnen pro Jahr. „Bis 2050 benötigen wir eine weitere Steigerung um 27 Prozent. Dies lässt sich nicht ohne weitere Produktionssteigerung in den Flussdeltas bewerkstelligen.“

Naturnahe Lösungen als Schlüssel für Umweltschutz, Wasser- und Ernährungssicherung
Der Schlüssel dazu sei eine nachhaltige Intensivierung, die ökologische Zusammenhänge nutzt. Auf diese Weise ließen sich Ernährungssicherung, Armutsbekämpfung, der Zugang zu sicherem Trinkwasser und die Balance des Wasserbedarfs von Stadt und Land ins Lot bringen mit Küstenschutz und anderen Maßnahmen gegen Erosion und Versalzung.

Das Konzept entspräche damit dem des diesjährigen Weltwassertages, den die UN unter das Motto „Nature-Based Solutions for Water“ stellt. „Es ist der Mensch, der beim Thema Wasser zunehmend vor Herausforderungen gestellt wird. Die Natur stellt dazu die Lösungen.“

Der Ansatz sei in vielen Fällen auch ingenieurstechnischen Großmaßnahmen überlegen. „Flussdeltas wie das des Indus, Mekong oder des Ganges-Brahmaputras haben eine Ausdehnung von mehreren 100 Kilometern. Küstenschutz durch Sperren und Deiche wie in Norddeutschland oder den Niederlanden ist hier weder sinnvoll noch finanzierbar.“

Küstenschutz, Erosionsminderung und Aufbau von Grundwasser
Den Küstenschutz würde Prof. Dr. Asch lieber natürlichen Mangrovenwäldern überlassen. Diese Bäume wachsen im Brackwasser des Gezeitenbereiches. So sichern sie den Boden auch bei Sturmfluten. Ihre Wurzeln bauen zusätzlich noch Erdwälle auf.

Auch der Reisanbau im Hinterland entspräche vom Ansatz her den natürlichen Gegebenheiten. „Reis ist eine der wenigen Kulturpflanzen, die in Sumpfgebieten wächst.“ Das aufgestaute Süßwasser auf den Feldern erhalte auch den Boden, denn „es verhindert, dass Meerwasser aus dem Untergrund durch die Verdunstung nach oben gesaugt wird und den Boden versalzt.“

Gleichzeitig lieferten die Felder einen wichtigen Beitrag zum lokalen Wetter: „Durch die Verdunstung auf den Feldern entstehen Nebel, Wolken und Regen. Dieser versickert und baut unter dem Delta eine Frischwasserblase auf, die die Großstädte mit Trinkwasser versorgt.“

Shrimp-Farming: Gefahr durch neue Formen der Landnutzung
Als gefährlich wertet der Agrarwissenschaftler dagegen den Trend, die fragilen Deltas für neue, nicht angepasste Produktionsformen zu nutzen. „Ein Negativ-Beispiel ist sicher die zunehmende Shrimps-Produktion im Mekong-Delta von Vietnam“, urteilt Prof. Dr. Asch. Shrimps seien lukrativ, das wecke Begehrlichkeiten. Doch die Krustentiere lebten im Brackwasser, das sich in künstlich angelegten Teichen sammle. Durch diese künstlichen Teiche gelangten Salz und große Mengen Antibiotika in den Wasserkreislauf, das natürliche System würde zerstört.

Sanfte Optimierung kann neue Einkommensquellen erschließen
Um den steigenden Wasser- und Nahrungsbedarf zu stillen sei es dagegen notwendig, das gewachsene System weiter zu optimieren. „Wir müssen das vorhandene Wasser besser ausnutzen, indem wir gewährleisten, dass die Pflanzen nur die genau notwendige Menge an Wasser erhalten und nur zu den Zeiten, in denen sie es wirklich verwerten können.“

Ein Ansatz sei durch verbesserte Anbauformen zu verhindern, dass zu viel Regenwasser ungenutzt ablaufe. Gleichzeitig seien die Deltas vielfältiger, als bislang genutzt. „Auch im Flachland der Deltas gibt es erhöhte Lagen, die nicht überstaut und sumpfig sind. Hier ließen sich andere, hochwertigere Kulturen wie Gemüse oder sogar Zitrusfrüchte für zusätzliche Einkommen anbauen. Das wäre eine sinnvolle Weiterentwicklung, die sich in die Ökologie eingepasst.“

Hohe Bedeutung von Forschung und Wissenstransfer
Tatsächlich bestehe in vielen Fragen auch noch Forschungsbedarf. „Die gesellschaftlichen Herausforderungen, die Deltas zu schützen, sind wesentlich größer als das Wissen und die Finanzen, um die naturnahen Lösungen umzusetzen“, resümiert der Wissenschaftler der Universität Hohenheim. Wichtig sei deshalb, dass Wissenschaft und Transfermedien auch vor Ort intensiv zusammen arbeiteten.

Einen Beitrag dazu wolle die Universität Hohenheim mit der Anton & Petra Ehrmann-Stiftung durch das Graduiertenkolleg „Wasser-Mensch-Landwirtschaft“ leisten. Darin beschäftigen sich derzeit 15 Doktoranden mit globalen Fragestellungen und Herausforderungen zum Thema Wasser. 50 Prozent der Nachwuchswissenschaftler stammen aus Übersee. „Für uns sind das künftige Ausbilder und Multiplikatoren in ihren Heimatländern“, so Prof. Dr. Asch.

Dem Weltwassertag am 22. März 2018 widmet das Graduiertenkolleg ein eigenes Kolloquium. Unter der Überschrift „Nature-based solutions for societal challenges related to water“ beschäftigen sich die Vorträge speziell mit dem Thema Flüsse, Küsten und Deltas. Das Kolloquium an der Universität Hohenheim beginnt um 13:00 Uhr in Schloss Hohenheim, 70599 Stuttgart. Programm und Informationen unter https://water4use.uni-hohenheim.de/wwd2018

Kontakt für Medien
Prof. Dr. Folkard Asch, Universität Hohenheim, Hans-Ruthenberg-Institut für Tropische Agrarwissenschaften / Anton & Petra Ehrmann-Graduiertenkollegs „Wasser-Mensch-Landwirtschaft“
T 0711 459 23550, E fa@uni-hohenheim.de
Text: Klebs

Weitere Informationen:
http://water4use.uni-hohenheim.de „Graduiertenkolleg „Wasser-Menschen-Landwirtschaft““
http://water4use.uni-hohenheim.de/wwd2018 „Kolloquium zum Weltwassertag“
http://www.uni-hohenheim.de/expertenliste-wasser „Expertenliste Wasser“

Quelle: idw

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Fünftes Symposium „Gefahrstoffe am Arbeitsplatz“

Jörg Feldmann Pressestelle
Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin

Ohne Messungen am Arbeitsplatz lassen sich die Belastungen bei Tätigkeiten mit Gefahrstoffen oftmals nicht beurteilen. Im Mittelpunkt des fünften Symposiums „Gefahrstoffe am Arbeitsplatz“ stehen praktische Aspekte zur Umsetzung der Regelungen, die für die Messung von Gefahrstoffen relevant sind, sowie über deren Messbarkeit. Das Gefahrstoffsymposium findet am 18. und 19. September 2018 in der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) in Dortmund statt.

Zum Symposium „Gefahrstoffe am Arbeitsplatz“ laden die Arbeitsgruppe Analytik der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) unter Federführung der Berufsgenossenschaft Rohstoffe und chemische Industrie (BG RCI), der Arbeitskreis „Luftanalysen“ der Ständigen Senatskommission zur Prüfung gesundheitsschädlicher Arbeitsstoffe der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und die BAuA ein. Angesprochen sind Vertreter von Messstellen und analytischen Laboratorien, Sicherheitsingenieure und Fachkräfte für Arbeitssicherheit, Behördenvertreter sowie Aufsichtspersonen der Länder und Träger der gesetzlichen Unfallversicherung.

Das Symposium greift praktische Aspekte der für die Messung von Gefahrstoffen relevanten Regelungen und der Qualitätssicherung auf. Zudem werden konkrete Beispiele und Probleme der Gefahrstoffmessung vorgestellt und diskutiert. Dabei gehen Referenten beispielsweise auf Entwicklungen im Technischen Regelwerk für Gefahrstoffe, Grenzwerte oder die Arbeit mit direkt anzeigenden Messgeräten ein. Zudem werden Ergebnisse aktueller Forschungsprojekte vorgestellt. Das gesamte Programm gibt es unter der Adresse http://analytik.bgrci.de (direkt unter Seiten-ID #70Q6). Hier ist auch eine Anmeldung möglich.

Die Tagungsgebühr für das Symposium beträgt bei Buchung bis zum 31. Mai 2018 170 Euro, inklusive Tagungsunterlagen und Abendveranstaltung am 18. September. Bei Anmeldungen nach dem 31. Mai erhöht sich die Tagungsgebühr auf 200 Euro.

Anmeldungen per Brief, Fax oder E-Mail bitte an
BG RCI
Gabriele Haass
Kurfürsten-Anlage 62
69115 Heidelberg
Telefon: 06221 5108-28105 • Fax: 06221 5108-21199
E-Mail: symposium-gefahrstoffe@bgrci.de

Die BAuA ist Partner im Wissenschaftsjahr 2018 – Arbeitswelten der Zukunft

Forschung für Arbeit und Gesundheit
Sichere und gesunde Arbeitsbedingungen stehen für sozialen Fortschritt und eine wettbewerbsfähige Wirtschaft. Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) forscht und entwickelt im Themenfeld Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit, fördert den Wissenstransfer in die Praxis, berät die Politik und erfüllt hoheitliche Aufgaben – im Gefahrstoffrecht, bei der Produktsicherheit und mit dem Gesundheitsdatenarchiv. Die BAuA ist eine Ressortforschungseinrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales. Über 700 Beschäftigte arbeiten an den Standorten in Dortmund, Berlin und Dresden sowie in der Außenstelle Chemnitz.
http://www.baua.de

Weitere Informationen:
http://www.bgrci.de/veranstaltungen/tagungen/symposium-gefahrstoffe-am-arbeitsplatz/ Direkter Link zum Programm des 5. Symposiums „Gefahrstoffe am Arbeitsplatz“

Quelle: idw

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Bis 2030 sind deutlich mehr Erneuerbare Energien möglich

Anne-Catherine Jung Pressestelle
Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI)

Ein Anteil von bis zu 35 Prozent Erneuerbaren Energien am gesamten Energieverbrauch bis 2030 ist realistisch: Zu diesem Ergebnis kommt eine kürzlich veröffentlichte Studie des Fraunhofer ISI für das Europäische Parlament.

Die Europäische Union strebt an, bis 2030 einen Anteil von 27 Prozent Erneuerbaren Energien (EE) am gesamten Energieverbrauch zu erreichen. Im Jahr 2016 belief sich dieser auf rund 17 Prozent, wie in der Publikation »The State of Renewable Energies in Europe – Edition 2017« ersichtlich ist.

Das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI hat für die Studie »Renewable Energy Directive Target« zusammen mit Enerdata und SQ Consult untersucht, welche Auswirkungen ein höherer Anteil Erneuerbarer Energien am gesamten Endenergieverbrauch auf Wirtschaft und Gesellschaft hätte. Um die Möglichkeiten für einen EE-Anteil von 30 bis 35 Prozent zu prüfen, haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mehr als 30 Studien ausgewertet.

Die wichtigsten Faktoren für die Berechnungen sind die Technologiekosten, die Brennstoffpreise und die Kosten für Kapital:

• Im Hinblick auf Technologiekosten halten die Autorinnen und Autoren der Studie fest, dass die Kosten für erneuerbare Energietechnologien heutzutage geringer sind als noch vor einigen Jahren angenommen. Daraus schließen sie, dass erneuerbare Energieträger, vor allem Windenergie, eine wichtige Rolle im zukünftigen Energiesystem spielen werden, da geringere Technologiekosten generell zu einer schnellen und weiten Verbreitung führen.
• Niedrige Brennstoffpreise führen zu einem geringeren Anteil Erneuerbarer Energien. Erhöhen sich die Brennstoffpreise, erhöht sich auch der EE-Anteil. Da es aktuell starke Schwankungen bei den Brennstoffpreisen gibt, ist die Voraussage für diesen Aspekt mit großen Unsicherheiten behaftet.
• Die Höhe der Kosten für Kapital hat Einfluss auf die Erzeugungskosten und damit auf die Auswahl der Investitionen: Hohe Abzinsungssätze begünstigen in der Regel Investitionen in Anlagen, die eher niedrige Anfangsinvestitionen haben, beispielsweise Gaskraftwerke. Bei niedrigen Sätzen werden laufende Betriebskosten stärker gewichtet und somit Anlagen mit geringen Betriebskosten wie Solar- und Windanlagen begünstigt.

Nach der Auswertung aller Faktoren kommen die Autorinnen und Autoren der Studie zu dem Schluss, dass ein Anteil Erneuerbarer Energien zwischen 30 und 35 Prozent am gesamten Energieverbrauch bis 2030 ökonomisch realisierbar ist. Die Auswirkungen auf Bruttoinlandsprodukt, Beschäftigung und Gesundheit wären insgesamt gering, aber zumeist positiv. Auch im Hinblick auf Brennstoffimporte und Treibhausgasemissionen wären positive Effekte zu erwarten.

Bei einem EE-Anteil von 30 bis 35 Prozent am gesamten Endenergieverbrauch steigt laut den ausgewerteten Studien der Anteil Erneuerbarer Energien im Stromsektor auf über 50 Prozent. Für die Integration steigender Anteile Erneuerbarer Energien in das Stromsystem muss dieses hinreichend flexibel sein, beispielsweise durch flexible Nachfrage sowie flexible Erzeugungsanlagen und Speicher. Eine vor kurzem veröffentlichte Analyse des Fraunhofer ISI im 17. EurObserv’ER Report zeigt, dass für einen EE-Anteil von knapp 30 Prozent im Strombereich (2016) die gegenwärtig bestehende Flexibilität des Systems gut ausreicht.

Kontakt:
Anne-Catherine Jung MA
Telefon: +49 721 6809-100
E-Mail: presse@isi.fraunhofer.de

Das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI analysiert Entstehung und Auswirkungen von Innovationen. Wir erforschen die kurz- und langfristigen Entwicklungen von Innovationsprozessen und die gesellschaftlichen Auswirkungen neuer Technologien und Dienstleistungen. Auf dieser Grundlage stellen wir unseren Auftraggebern aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft Handlungsempfehlungen und Perspektiven für wichtige Entscheidungen zur Verfügung. Unsere Expertise liegt in der fundierten wissenschaftlichen Kompetenz sowie einem interdisziplinären und systemischen Forschungsansatz.

Weitere Informationen:
http://www.europarl.europa.eu/RegData/etudes/STUD/2018/614201/IPOL_STU%282018%29… Studie »Renewable Energy Directive Target«Renewable Energy Directive Target
https://www.eurobserv-er.org/pdf/annual-overview-2017-en-fraunhofer-isi/ 17. EurObserv’ER Report

Quelle: idw

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Neue Studie für Greenpeace: Wälder bergen ungenutztes Potential für den Klima- und Naturschutz

Mandy Schoßig Öffentlichkeit und Kommunikation
Öko-Institut e. V. – Institut für angewandte Ökologie

Wälder in Deutschland können maßgeblich zum Klimaschutz beitragen, wenn sie stärker geschützt werden. Bis zu 48 Millionen Tonnen CO2 könnten diese Wälder pro Jahr bei einer ökologischeren Bewirtschaftung binden – dies entspricht etwa der Hälfte des jährlichen CO2-Ausstoßes von PKW in Deutschland.
Nach einer heute veröffentlichten Studie des Freiburger Öko-Instituts im Auftrag von Greenpeace würde der Wald bei gleichbleibender Nutzung etwa zwei Drittel weniger klimaschädliches CO2 binden.

Computersimulationen zeigen, dass der Wald bei intensiverer Bewirtschaftung als heute seine Klimaschutzfunktion zeitweilig sogar verlieren könnte. „Deutschland ignoriert das beträchtliche Potential seiner Wälder für den Klimaschutz“, sagt Sandra Hieke, Waldexpertin von Greenpeace: „Im Entwurf des neuen Koalitionsvertrages beabsichtigen CDU/CSU und SPD zudem, noch mehr Holz einschlagen zu lassen. Nicht nur in der Verkehrs- und Energiepolitik, auch in der Forstpolitik nimmt die Bundesregierung ihre Klimaziele nicht ernst.“

Industrieforste würden wieder zu lebendigen Laubwäldern
Die Studie untersucht die Auswirkung dreier Szenarien zur Waldbewirtschaftung auf den Schutz von Klima und Natur. Im ambitionierten Szenario „Waldvision“ können sich mehr Industrieforste bis Anfang des nächsten Jahrhunderts zu naturnahen Laubmischwäldern entwickeln. Diese sind in der Regel widerstandsfähiger gegenüber Stürmen und bieten mehr Lebensraum für Tiere und Erholungsraum für Menschen. Bei diesem Szenario bindet der Wald pro Jahr im Schnitt 48 Millionen Tonnen CO2. Ein zweites Szenario schreibt die aktuelle Bewirtschaftung fort: Hier bindet der Wald im Schnitt nur 17,2 Millionen Tonnen CO2. Das dritte Szenario analysiert die von der Holzindustrie geforderte intensive Bewirtschaftung und ergibt eine CO2-Minderung um lediglich 1,4 Millionen Tonnen pro Jahr.

„Wird der Wald ökologischer und weniger intensiv bewirtschaftet, steigt sein Beitrag zum Klimaschutz, aber auch zum Naturschutz“, sagt Dr. Hannes Böttcher, Experte für Waldökosysteme und Klimaschutz am Öko-Institut: „Wir zeigen mit der „Waldvision“ die Synergien auf: Wälder können durch eine andere Bewirtschaftung und effizientere Holznutzung zu beidem beitragen.“ In der weltweiten Krise des Klimawandels sind Wälder unverzichtbar für den Klimaschutz. Sie stabilisieren das Weltklima, speichern schädliches Kohlendioxid und setzen dabei Sauerstoff frei.

Website „Waldvision“ des Öko-Instituts
Alle Ergebnisse der Studie „Waldvision Deutschland“ im Auftrag von Greenpeace Deutschland stellt das Öko-Institut auf seiner Website „Waldvision“ vor. Interaktive Grafiken erlauben einen Blick in die Zukunft der ökologischen Waldwirtschaft und die Auswirkungen auf den Baumbestand im deutschen Wald.

Zur Website „Waldvision“ des Öko-Instituts (http://waldvision.de/)

Greenpeace Waldvision online lesen (https://www.greenpeace.de/presse/publikationen/wenn-waelder-wieder-wachsen)

Infografiken zur Waldvision:
Infografik „Vom Fichtenwald zum strukturierten Laubmischwald“ des Öko-Instituts (https://www.flickr.com/photos/oekoinstitut/39784191014/in/album-7215769213757775…)

Infografik „Schonende Nutzung für mehr Klasse als Masse“ des Öko-Instituts (https://www.flickr.com/photos/oekoinstitut/38683884900/in/album-7215769213757775…)

Studie und Modellbeschreibung:
Studie „Waldvision Deutschland. Beschreibung von Methoden, Annahmen und Ergebnissen“ des Öko-Instituts (in deutscher Sprache) (https://www.oeko.de/fileadmin/oekodoc/Waldvision-Methoden-und-Ergebnisse.pdf)

Study „Forest Vision Germany. Description of methodology, assumptions and results by
Oeko-Institut (in English language) (https://www.oeko.de/fileadmin/oekodoc/Forest-Vision-Methods-and-Results.pdf)

Beschreibung des Modells „Forestry and Agriculture Biomass Model (FABio)“ des Öko-Instituts (https://www.oeko.de/fileadmin/oekodoc/FABio-Wald-Modellbeschreibung.pdf)

Ansprechpartner am Öko-Institut
Dr. Hannes Böttcher
Senior Researcher im Institutsbereich
Energie & Klimaschutz
Öko-Institut e.V., Büro Berlin
Telefon: +49 30 405085-389
E-Mail: h.boettcher@oeko.de

Ansprechpartnerinnen bei Greenpeace
Sandra Hieke (Kampaignerin Wälder & Biodiversität)
Telefon: 0160 9065 9754

Simone Miller (Pressesprecherin)
Telefon: 0171 8706 647
E-Mail: presse@greenpeace.de

Mandy Schoßig
Leiterin Referat Öffentlichkeit & Kommunikation
Öko-Institut e.V., Büro Berlin
Telefon: +49 30 405085-334
E-Mail: m.schossig@oeko.de

Anhang
PM_Waldvision_Öko-Institut
https://idw-online.de/de/attachment64823

Quelle: idw

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Alarmierend: Nur 8% waschen ihre Hände in korrekter Weise

Janna von Greiffenstern Kommunikation und Service
SRH Hochschule Heidelberg

Hände weg von Männerhänden: Im Rahmen einer Beobachtungsstudie an 1.000 Menschen stellten Studierende der Fakultät für Angewandte Psychologie der SRH Hochschule Heidelberg fest, dass kaum einer seine Hände nach dem Toilettengang richtig wäscht.

Sie wütet wieder heftig, die Grippewelle. Dabei ist es einfach, die Erreger fernzuhalten: Das Infektionsrisiko mit Viren und Bakterien lässt sich durch eine korrekt ausgeführte Handhygiene um bis zu 99,9% verringern. Denn rund 80% aller ansteckenden Krankheiten werden über die Hände übertragen, mit denen wir im Durchschnitt 16 Mal pro Stunde unser Gesicht berühren. So gelangen die Keime durch Mund, Nase und Augen über die Schleimhäute in unseren Körper und entwickeln sich dort zur Infektion. In ihrem Experimentalpraktikum beobachteten zehn Psychologie-Studierende der SRH Hochschule Heidelberg die Besucher mehrerer öffentlicher Toiletten in und um Heidelberg. Die Ergebnisse erschütterten sie.

Die SRH-Studentinnen schauten 1.000 Toilettenbesuchern auf die Finger: Rund 7% verzichteten gänzlich auf das Händewaschen. 27% wuschen ihre Hände nur mit Wasser und rund 58% benutzten Wasser und Seife, allerdings nicht mit der erforderlichen Gründlichkeit. Lediglich rund 8% reinigten ihre Hände vorbildlich. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung empfiehlt hierfür eine mindestens 20 Sekunden dauernde Reinigung mit Wasser und Seife nicht nur der Handflächen, sondern auch der Fingerzwischenräume.

Auch zwischen den Geschlechtern bestand ein bedeutender Unterschied im Händewaschverhalten. Während ca. 11 % der Männer auf das Reinigungsritual gänzlich verzichteten, sind es bei den Frauen nur 3%. Mit Wasser und Seife, allerdings ohne Berücksichtigung der Intensität, rückten immerhin 82% der untersuchten Frauen den Ansteckungskeimen auf den Leib. Bei den Männern waren es nur 51%. Der Handkontakt mit Männern birgt also ein höheres Übertragungsrisiko. „Dieser Unterschied hat uns schon schockiert“, gesteht die SRH-Studentin Jana Zeeb.

„Allein in Deutschland machte die Pharmaindustrie im Jahr 2016 mit Erkältungsmitteln einen Umsatz von über 700 Millionen Euro. Nicht nur die Kosten für den einzelnen, sondern auch für Gesellschaft und Wirtschaft sind enorm“, erklärt Prof. Dr. Frank Musolesi, Leiter der Beobachtungsstudie. Auch die Arbeitsunfähigkeitstage bedeuten Produktionsausfälle in Höhe von mehreren Milliarden Euro für die deutsche Wirtschaft. „Dabei lassen sich Infektionskrankheiten durch regelmäßiges Händewaschen wirksam und kostengünstig vermeiden, und dies ganz ohne Nebenwirkungen“, so Musolesi.

Weitere Informationen:
http://www.hochschule-heidelberg.de

Quelle: idw

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Energieeffiziente Wassernutzung in der Industrie: 5. Ausschreibungsrunde im Förderprogramm STEP up!

Wiebke Ehret Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
VDI/VDE Innovation + Technik GmbH

Bis zum 31. Mai 2018 können Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft, einschließlich wirtschaftlich tätiger kommunaler Betriebe, bei STEP up! Projektanträge zur Durchführung von Energieeffizienz-Maßnahmen stellen. Möglich sind bis zu 30 % Förderung.

STEP up! bietet auch in seiner 5. Ausschreibungsrunde wieder eine offene und eine geschlossene Ausschreibung. Die offene Ausschreibung ist technologie- und branchenoffen für stromeffiziente Projekte. Die geschlossene Ausschreibung fokussiert auf Effizienzmaßnahmen in der Wasser- und Abwassertechnik sowie der Prozesswassernutzung. Auch Kombi-Projekte „Strom-Wärme“, welche neben reinen Stromeinsparungen zusätzlich auch wärmeseitige Effizienzverbesserungen an anderen Energieträger erzielen, können gefördert werden.

Wasser ist eine der am häufigsten verwendeten Ressourcen in der deutschen Industrie mit vielfältigen Einsatzmöglichkeiten je nach Industriezweig. Beispielsweise in der Lebensmittel- und Papierindustrie sowie in der chemischen und pharmazeutischen Industrie ist Wasser ein unersetzlicher Prozessbestandteil. Je nach Anwendungsfall muss das Wasser dabei hohen Qualitätsanforderungen genügen und bedarf mitunter aufwändiger Aufbereitungs- und Reinigungsverfahren. Doch auch bei der nachfolgenden Behandlung des Abwassers kommen energieaufwändige Prozesse zum Einsatz, bevor das Wasser wieder in Fließgewässer oder Seen eingeleitet werden kann.

Die eingesetzten Verfahren sind vielfältig, doch eines haben sie gemeinsam: Sie sind energieintensiv und weisen gleichzeitig hohe Einsparpotenziale auf. STEP up! fokussiert daher in der geschlossenen Ausschreibung Projekte aus dem genannten Bereich und unterstützt Unternehmen bei deren Umsetzung.

STEP up! ist ein Programm des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie. Für die Pilotphase von STEP up! stehen bis zum 31.12.2018 300 Mio. Euro Fördermittel zur Verfügung.

Die neue Förderbekanntmachung, die Merkblätter und Tools sowie Projektbeispiele stehen unter http://www.stepup-energieeffizienz.de zur Verfügung.

Kontakt:
VDI/VDE Innovation + Technik GmbH
Projektträger STEP up!
Steinplatz 1
10623 Berlin
Telefon: 030 310078-5555
Telefax: 030 310078-102
stepup-information@vdivde-it.de

Weitere Informationen:
http://www.stepup-energieeffizienz.de

Quelle: idw

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Alle Pilze sind schon da: Wenn Bäume den Berg hinauf wandern, warten ihre Pilzpartner auf sie

Sabine Wendler Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum Pressestelle
Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseen

Wenn es durch den Klimawandel in tieferen Lagen wärmer wird, kann sich vielerorts die Baumgrenze nach oben verschieben. An den essentiell wichtigen Pilzpartnern der Bäume soll es jedenfalls nicht liegen, denn die sind bereits jetzt oberhalb der Baumgrenze im Boden auffindbar. Einen Haken hat die Sache allerdings: auch die für die Bäume schädlichen Pilze sind im potentiell neuen Zuhause bereits heimisch. Das hat ein Team der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung und der Goethe-Universität bei der Untersuchung der Zirbelkiefer, die in den Zentralalpen die Baumgrenze bildet, und der mit ihr vergesellschaften Pilze herausgefunden. Die Studie ist im „Journal of Ecology“ erschienen.

Für Bäume sind Mykorrhizapilze extrem wichtig, denn sie optimieren den Wasser- und Nährstofftransport zu den Wurzeln. Insbesondere für Standorte mit geringem Nährstoffgehalt an der Baumgrenze spielen sie daher eine entscheidende Rolle, damit Bäume überhaupt wachsen können. Bei der Zirbelkiefer Pinus cembra trägt beispielsweise der Pilz Rhizopogon salebrosus zum Gedeihen bei. Aber auch für die Pilze lohnt sich die Lebensgemeinschaft. Eine neue Studie zeigt jedoch: Selbst über der Baumgrenze kommen die Pilzpartner des Baumes vor.

„Das war unerwartet. Eigentlich geht man davon aus, dass solche und andere Pilze, die sich in ihrer Lebensweise voll und ganz auf Kiefern spezialisiert haben, nur in deren Nähe überleben können. Ihr Vorkommen sollte daher oberhalb der Baumgrenze signifikant zurückgehen“, so der Erstautor der Studie, Dominik Merges, Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum. Gemeinsam mit Kollegen hatte er in den Schweizer Alpen nahe Davos in Höhen zwischen 1850 und 2250 m Bodenproben genommen und anschließend per Hochdurchsatz-DNA-Analyse die darin befindlichen Organismen bestimmt.

Darüber, wie die Pilze das Überleben ohne ihren Partner oberhalb der Baumgrenze meistern, kann das Team nur spekulieren. „Womöglich können die bisher als Spezialisten geltenden Pilze unter harschen Klimabedingungen mit anderen Pflanzen, beispielsweise Heidesträuchern, kooperieren und sind flexibler als gedacht“, erklärt Dr. Eike Lena Neuschulz, Leiterin des Forschungsprojekts vom Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum. Möglich wäre auch, dass die DNA-Analyse bei genetischen Spuren von Pilzsporen anschlägt. Diese können weit fliegen und für sehr lange Zeit im Boden überdauern.

Die Zirbelkiefer bildet in den Zentralalpen in der Schweiz vielfach die Baumgrenze. Außerdem ist der markante Baum im angrenzenden Alpenraum in Frankreich und Österreich zu finden; in Deutschland gibt es einzelne Bestände in den Bayerischen Alpen. Merges dazu: „Der Baum steht stellvertretend für eine Reihe von Pflanzen, denen potentiell die Flucht nach oben bleibt, um ihrer präferierten klimatischen Nische hinterher zu wandern und sich so an den Klimawandel anzupassen. Unsere Studie zeigt, dass die Pilze diese Verschiebung der Verbreitungsräume nicht behindern.“

Unter den Pilzen, die laut DNA-Analyse oberhalb der bisherigen Baumgrenze im Boden lauern, gibt es jedoch auch jede Menge Gegenspieler der Zirbelkiefer. Kein Entrinnen gibt es daher vor generellen Schädlingen wie Pilzen der Gattung Lophoderminum, die eine Verfärbung der Nadel und deren Abfallen verursachen, oder Gremmenia infestans, ein Pilz, der die Bäume mit der Krankheit Schneeschimmel infiziert. „Zwar können die Bäume wohl mit Pilzunterstützung potentiell oberhalb der bisherigen Baumgrenze wachsen, leicht gemacht wird es ihnen aber trotzdem nicht, sich dort zu etablieren“, bilanziert Neuschulz.

Kontakt
Dr. Eike Lena Neuschulz
Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum
Tel. +49 (0)69- 7542 1872
eike-lena.neuschulz@senckenberg.de

Dominik Merges
Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum
Tel. +49 (0)69- 7542 1873
dominik.merges@senckenberg.de

Sabine Wendler
Pressestelle
Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum
Tel. +49 (0)69- 7542 1818
pressestelle@senckenberg.de

Publikation
Merges, D., Bálint, M., Schmitt, I., Böhning-Gaese, K. and Neuschulz, E. L. (2018): Spatial patterns of pathogenic and mutualistic fungi across the elevational range of a host plant. Journal of Ecology, doi:10.1111/1365-2745.12942

Die Pressebilder können kostenfrei für redaktionelle Berichterstattung zu dieser Pressemeldung verwendet werden unter der Voraussetzung, dass der genannte Urheber mit veröffentlicht wird. Eine Weitergabe an Dritte ist nur im Rahmen der aktuellen Berichterstattung zulässig.

Die Pressemitteilung sowie weiteres Bildmaterial finden Sie auch unter http://www.senckenberg.de/presse

Die Natur mit ihrer unendlichen Vielfalt an Lebensformen zu erforschen und zu verstehen, um sie als Lebensgrundlage für zukünftige Generationen erhalten und nachhaltig nutzen zu können – dafür arbeitet die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung seit nunmehr 200 Jahren. Diese integrative „Geobiodiversitätsforschung“ sowie die Vermittlung von Forschung und Wissenschaft sind die Aufgaben Senckenbergs. Drei Naturmuseen in Frankfurt, Görlitz und Dresden zeigen die Vielfalt des Lebens und die Entwicklung der Erde über Jahrmillionen. Die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung ist ein Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Das Senckenberg Naturmuseum in Frankfurt am Main wird von der Stadt Frankfurt am Main sowie vielen weiteren Partnern gefördert. Mehr Informationen unter http://www.senckenberg.de

Anhang
Pressemitteilung zum Download
https://idw-online.de/de/attachment64848

Quelle: idw

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BAM überprüft Energieeffizienz von Wärmepumpen

M.A., LL.M./LL.B. Venio Quinque Unternehmenskommunikation
Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM)

Die Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) hat den Energieverbrauch von Wärmepumpen überprüft. Dazu hat das Expertenteam der BAM 20 prominente Modelle verschiedener Hersteller in unabhängigen, akkreditierten Laboratorien untersuchen lassen. Das Fazit der BAM: Bei allen bislang überprüften Modellen gibt es keine Abweichung zwischen Messwert und deklariertem Energiewert auf dem Label.

Im Winter ist ein warmes Zuhause unentbehrlich. Doch wer ausgiebig heizt, wird beim Blick auf die Rechnung oft böse überrascht, denn Heizen verbraucht im Haushalt die meiste Energie. Eine intelligente Heizungstechnik hilft, den Energieverbrauch zu senken. Besonders effizient und gleichzeitig umweltfreundlich funktioniert Heizen mit Wärmequellen aus der Umwelt. Mit einer Wärmepumpe kann dem Erdboden, dem Grundwasser oder der Außenluft Wärme entzogen und für die Raumheizung oder für die Warmwassererzeugung genutzt werden.

Um den Verbraucherinnen und Verbrauchern die Auswahl der richtigen Heizung zu erleichtern, werden in Europa Heizungen in Energieeffizienzklassen eingeteilt. Seit 2012 sind diese für Wärmepumpen verpflichtend. Ob die Produktangaben zum Energieverbrauch richtig sind, überprüfen derzeit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der BAM im Projekt Unterstützung der Marktüberwachung am Beispiel von Wärmepumpen. Sie wollen Schwachstellen in den Prüfmethoden aufdecken und die Prüfungen verbessern. Damit wird auch die Marktüberwachung unterstützt.
„Das Einhalten der Vorschriften zu Ökodesign und Energieverbrauchskennzeichnung muss wirksam überwacht werden. Dies erfordert einen hohen Aufwand an technischen Prüfungen, auch, damit die Marktüberwachungsbehörden gerichtsfest nachweisen können, dass das drin ist, was auf dem Produkt draufsteht, auch bei der Energieeffizienz“, so Dr. Floris Akkerman, Leiter des BAM-Referats Ökodesign und Energieverbrauchskennzeichnung.

Im Projekt Unterstützung der Marktüberwachung arbeiten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der BAM eng mit den Marktüberwachungsbehörden der Länder zusammen, denn: Marktüberwachung obliegt den Ländern. Die Erkenntnisse aus dem Projekt sollen die Marktüberwachungsbehörden unterstützen und helfen, gleiche Wettbewerbsbedingungen im Markt zu fördern. Gleichzeitig soll das Vertrauen der Verbraucherinnen und Verbraucher in die Angaben zur Energieeffizienz auf den Etiketten und Datenblättern gestärkt werden.
Das Projekt Unterstützung der Marktüberwachung ist eine von vielen Maßnahmen im Nationalen Aktionsplan Energieeffizienz (NAPE) der Bundesregierung. Das Ziel von NAPE ist es den Primärverbrauch bis 2050 zur halbieren. Weitere Informationen zum Projekt NAPE finden Sie unter www.bam.de/nape

Kontakt:
Venio Quinque, M.A., LL.M./LL.B.
Leiter Referat Unternehmenskommunikation
Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM)
T: + 49 30 8104-1002
presse@bam.de
www.bam.de

Über die BAM
Die BAM gewährleistet Sicherheit in Technik und Chemie.
Die Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) ist eine Bundesoberbehörde im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie.
Die BAM forscht, prüft und berät zum Schutz von Mensch, Umwelt und Sachgütern. Im Fokus aller Tätigkeiten in der Materialwissenschaft, der Werkstofftechnik und der Chemie steht dabei die technische Sicherheit von Produkten und Prozessen. Dazu werden Substanzen, Werkstoffe, Bauteile, Komponenten und Anlagen sowie natürliche und technische Systeme von volkswirtschaftlicher Dimension und gesellschaftlicher Relevanz erforscht und auf sicheren Umgang oder Betrieb geprüft und bewertet. Die BAM entwickelt und validiert Analyseverfahren und Bewertungsmethoden, Modelle und erforderliche Standards und erbringt wissenschaftsbasierte Dienstleistungen für die deutsche Wirtschaft im europäischen und internationalen Rahmen.
Sicherheit macht Märkte.

Die BAM setzt und vertritt für Deutschland und seine globalen Märkte hohe Standards für Sicherheit in Technik und Chemie zur Weiterentwicklung der erfolgreichen deutschen Qualitätskultur „Made in Germany“.

Weitere Informationen:
http://www.bam.de/nape

Quelle: idw

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Warum der Chef immer Schuld ist – Studie zur Verteilung von Lob und Tadel

Anneliese Odenthal Presse und Kommunikation
Universität zu Köln

Sozialer Status spielt bei positiver oder negativer Beurteilung von handelnden Personen eine wichtigere Rolle als gedacht

In einem Experiment von Kölner und Bochumer Forschern und Forscherinnen zeigte sich, dass bei der Zuschreibung von Lob und Tadel, anders als bislang angenommen, der soziale Status der handelnden Person entscheidend ist und nicht die Tatsache, wie viel Einfluss eine Person aktiv auf die Situation genommen hat. Die Ergebnisse beschreiben der Psychologe Prof. Dr. Dr. Kai Kaspar von der Universität zu Köln und die Philosophen Prof. Dr. Albert Newen und Dr. Pascale Willemsen von der Ruhr-Universität Bochum gemeinsam in der Zeitschrift „Philosophical Psychology“.

„In der Ethik wird typischerweise angenommen, dass für die Menge an Lob und Tadel, die jemand verdient, drei Faktoren relevant sind: was er getan hat, wie schlimm die Konsequenzen seines Handelns für andere sind, und welche Absichten er verfolgt hat“, sagt Pascale Willemsen. „Aber so läuft es in der Praxis nicht.“ Die Untersuchung konnte zeigen, dass ein Chef für negative Konsequenzen seines Handelns deutlich mehr getadelt wird als ein Mitarbeiter, dessen Handeln gleiche Konsequenzen nach sich zog.
„Diese Asymmetrie in der Zuschreibung von Lob und Tadel und auch eine gewisse Kulturunabhängigkeit des Effekts konnten wir bereits in früheren Studien zeigen. Die zugrundeliegenden Bewertungsprozesse sind für lokal wie global operierende Unternehmen daher hoch interessant“, ergänzt Kai Kaspar.
Bisherige Theorien waren davon ausgegangen, dass nur der Grad, zu dem man etwas kausal beeinflussen kann, die Zuschreibung von Lob und Tadel beeinflusst. „Der bisherigen Theorie nach erhielte der Chef nur deswegen mehr Tadel als der Arbeitnehmer, weil er die Entscheidung gefällt hat und somit mehr kausalen Einfluss in der Situation hat“, erklärt Kai Kaspar. Die soziale Rolle als Boss hätte nach dieser Theorie keinen Einfluss.
Willemsen, Newen und Kaspar testeten genau diese Annahme in einer Online-Studie mit Probanden aus den USA. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mussten Stellung zu folgender Situation nehmen: Nicht der Chef, sondern ein Angestellter trifft eine wichtige Entscheidung im Unternehmen. Sowohl dem Angestelltem als auch dem Boss ist dabei bewusst, dass die Entscheidung zwar im Interesse der Firma ist, aber negative Nebeneffekte für die Umwelt haben wird. Beiden sind diese explizit egal.
In dem Experiment erhielt der Chef mehr Tadel als der Angestellte, obwohl er die Entscheidung gar nicht selbst getroffen hatte. „Wir haben nun guten Grund zu der Annahme, dass die soziale Rolle wesentlich mit darüber entscheidet, wie viel Tadel wir einer Person für negative Konsequenzen zuschreiben. Die philosophische Ethik vernachlässigt die soziale Verankerung ethischer Beurteilungen bislang. Dabei zeigen empirische Befunde, dass Menschen ihre moralischen Urteile auf andere Weise fällen, als Moralphilosophen es gerne hätten“, resümiert Albert Newen.

Originalveröffentlichung
Willemsen, P., Newen, A. & Kaspar, K. (2018). A new look at the attribution of moral responsibility: The underestimated relevance of social roles. Philosophical Psychology. https://doi.org/10.1080/09515089.2018.1429592

Inhaltlicher Kontakt:
Prof. Dr. Dr. Kai Kaspar
Institut für Psychologie
Humanwissenschaftliche Fakultät
Universität zu Köln
+49 221 470 6828
kkaspar@uni-koeln.de

Prof. Dr. Albert Newen
Institut für Philosophie II
Fakultät für Philosophie und Erziehungswissenschaft
Ruhr-Universität Bochum
+49 234 32 22139
albert.newen@rub.de

Dr. Pascale Willemsen
Institut für Philosophie II
Fakultät für Philosophie und Erziehungswissenschaft
Ruhr-Universität Bochum
+49 234 32 28724
pascale.willemsen@rub.de

Presse und Kommunikation:
Jan Voelkel
+49 221 470-2356
j.voelkel@verw.uni-koeln.de

Quelle: idw

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Da haben wir den Salat: Erste Ernte aus aufbereitetem Abwasser im Forschungsprojekt HypoWave

Melanie Neugart Wissenskommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung

Salatpflanzen nur mit gereinigtem Abwasser versorgen und eine hochwertige Ernte erzielen – geht das? Im Forschungsprojekt „HypoWave“ wurden erstmals Setzlinge in einem hydroponischen Verfahren angepflanzt und mit speziell aufbereitetem Bewässerungswasser aus einer Kläranlage versorgt. Die Ernte aus dem bisherigen Anbau zeigt erste gute Ergebnisse für die Umsetzbarkeit. Vor dem Hintergrund des hohen Wasserverbrauchs in der Landwirtschaft setzt das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Projekt auf eine wassersparende Pflanzenproduktion.

Dazu werden in einem Gewächshaus auf der HypoWave-Pilotanlage bei Wolfsburg seit Sommer 2017 Salatsetzlinge in einem hydroponischen Verfahren angebaut. Die Setzlinge kommen in ihren Pflanzengefäßen ohne Erde aus, dadurch versickert kein Bewässerungswasser in den Boden und es verdunstet weniger. Das macht die hydroponische Pflanzenproduktion zu einem wassersparenden Anbauverfahren. Das Forschungsprojekt HypoWave zielt darauf, die Effizienz dieser Anbauform noch zu erhöhen, indem speziell aufbereitetes Wasser aus kommunalem Abwasser verwendet wird.

Mit der Wiederverwendung von Wasser kann nicht nur die Ressource geschützt werden. Auch die im Abwasser enthaltenen Nährstoffe bieten sich für ein gesundes Pflanzenwachstum an. „Die ersten Ergebnisse zeigen, dass schon bei geringer Nährstoffzufuhr ein gutes Wachstum der Salatpflanzen erzielt werden kann“, sagt Projektleiter Thomas Dockhorn vom Institut für Siedlungswasserwirtschaft der TU Braunschweig. „Wir konnten fast alle notwendigen Nährstoffe, wie Stickstoff und Phosphor, aus dem Abwasser bereitstellen und unerwünschte Stoffe reduzieren.“ Mit Blick auf einen effizienten Nährstoffeinsatz sei das ein gutes Ergebnis.

Wasserwiederverwendung in der Landwirtschaft schont die Ressource
In der kommenden Vegetationsperiode soll das System durch technische Anpassungen der Abwasserbehandlungsstufen noch weiter optimiert werden. Zudem werden die Analysen möglicher organischer Spurenstoffe und mikrobiologische Untersuchungen zur Keimbelastung weitergeführt. Das interdisziplinäre Forschungsteam wird sich auch mit der Frage beschäftigen, wie effizient bei dieser Form der Bewirtschaftung die Ressource Wasser genutzt werden kann. „Durch die Verwendung von Abwasser und die Vermeidung von Wasserverlusten durch Versickern und Verdunsten können wir den Druck auf die Ressource im doppelten Sinne reduzieren“, sagt Thomas Dockhorn. Das sei nicht unerheblich mit Blick auf den weltweiten Wasserverbrauch in der Landwirtschaft, der bei bis zu 70 Prozent liegt.

Ein weiterer Schwerpunkt des Forschungsprojekts gilt der Vorbereitung für die praktische Anwendung. In Zeiten des Klimawandels und steigender Wasserknappheit werden neue, ressourcenschonende Produktionsverfahren weltweit attraktiv. „Eine technische Innovation alleine ist aber nicht überlebensfähig ohne die notwendigen Rahmenbedingungen und ohne neue Geschäftsmodelle“, sagt Projektkoordinatorin Martina Winker vom ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung in Frankfurt. „Wir entwickeln deshalb schon in der Projektlaufzeit tragfähige Kooperationsformen zwischen Siedlungswasserwirtschaft und Landwirtschaft für diese spezielle Variante der Pflanzenproduktion.“ Hierfür werden zur Übertragung des Konzepts Fallstudien in Deutschland, Belgien und Portugal durchgeführt.

Über das Forschungsprojekt HypoWave
Das Verbundprojekt „Einsatz hydroponischer Systeme zur ressourceneffizienten landwirt-schaftlichen Wasserwiederverwendung (HypoWave)“ wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen der Maßnahme WavE gefördert. Die Projektpartner im Forschungsverbund unter der Leitung der Technischen Universität Carolo-Wilhelmina zu Braunschweig, Institut für Siedlungswasserwirtschaft (ISWW), sind das ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung, das Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB, die Universität Hohenheim (UHOH), der Abwasserverband Braunschweig (AVB), WEB – Wolfsburger Entwässerungsbetriebe, ACS-Umwelttechnik GMBH & Co. KG, aquadrat ingenieure (a2i), aquatectura – studios for regenerative landscapes, aquatune – Dr. Gebhardt & Co. GmbH, BIOTEC Biologische Naturverpackungen GmbH und Co. KG sowie Xylem Services GmbH (Xylem). Die dreijährige Laufzeit von HypoWave endet am 31. August 2019.

Projektleitung
Technische Universität Braunschweig, Institut für Siedlungswasserwirtschaft
Prof. Dr.-Ing. Thomas Dockhorn
Pockelsstr. 2a
38106 Braunschweig
Tel. +49 531 391-7937
t.dockhorn@tu-braunschweig.de
www.tu-braunschweig.de/isww

Medienkontakt
Melanie Neugart
ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung (Projektpartner)
Hamburger Allee 45
60486 Frankfurt am Main
Tel. +49 69 707 6919-51
neugart@isoe.de
www.isoe.de

Weitere Informationen:
Ausführliche Informationen zum Forschungsprojekt unter www.hypowave.de
Zudem finden Sie Bildmaterial zu Ihrer Verwendung unter https://www.flickr.com/photos/102295333@N04/albums/72157688518183561
Anhang
Da haben wir den Salat: Erste Ernte aus aufbereitetem Abwasser im Forschungsprojekt HypoWave
https://idw-online.de/de/attachment64757

Quelle: idw

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Neue IOW-Studie: Birgt Mikroplastik zusätzliche Gefahren durch Besiedlung mit schädlichen Bakterien?

Dr. Kristin Beck Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde

Die alarmierende Allgegenwart von Mikroplastik in Flüssen, Seen und Ozeanen steht zunehmend im Fokus der Forschung. Bislang gab es aber keine gesicherten Erkenntnisse, ob Mikroplastik in Wasserökosystemen die Entstehung spezieller Bakteriengemeinschaften oder gar die Ausbreitung von Krankheitserregern fördert. Mit diesem Thema hat sich das Projekt MikrOMIK* unter Federführung des IOW befasst. In einer neuen Studie im Rahmen des Projektes wurde nun erstmals systematisch untersucht, ob sich bakterielle Biofilme auf Mikroplastik von denen auf natürlichen Materialien unterscheiden und welchen Einfluss verschiedene Umweltfaktoren dabei haben – etwa Salzgehalt oder Nährstoffe im umgebenden Wasser.

Mikroplastik – Kunststoffteilchen kleiner als 5 Millimeter – kann mittlerweile überall in der Umwelt nachgewiesen werden. In Meeren und Flüssen werden viele 100.000 Teilchen pro Quadratkilometer gefunden, und das nicht nur in der Nachbarschaft zu Zivilisationshotspots, wie etwa im Nordatlantik vor New York oder im Mündungsbereich des Rheins mit seinen insgesamt rund 60 Mio. Einwohnern im Einzugsgebiet. Auch fernab jeder menschlichen Besiedlung im arktischen Eis, den Sedimenten der Tiefsee oder mitten im Pazifik findet sich der Minimüll in riesigen Mengen. Nicht nur seine Allgegenwart hat die Wissenschaft alarmiert, sondern auch erste Befunde über die Schädlichkeit der Partikel, die Umweltgifte an ihrer Oberfläche anreichern und Tiere schädigen können, die Mikroplastik mit der Nahrung aufnehmen.

„Obwohl sich die Forschung seit fast 15 Jahren verstärkt mit dem Phänomen der Mikroplastikanreicherung in den Meeren beschäftigt, ist erstaunlich wenig darüber bekannt, welchen Einfluss die Teilchen auf Ökosysteme haben und welches Schadpotenzial tatsächlich von ihnen ausgeht“, sagt Mikrobiologe Matthias Labrenz vom Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW) und Leiter des Projekts MikrOMIK*, das sich über drei Jahre intensiv mit der Rolle von Mikroplastik in der Ostsee und seiner Interaktion mit verschiedenen Organismen befasst hat. Von besonderem Interesse war, welche Mikroorganismen sich auf Mikroplastik ansiedeln. Denn die im Wasser treibenden Partikel bieten trotz ihrer geringen Größe eine feste Oberfläche, auf der sich wie bei natürlichen Treibseln dichte Biofilme bilden können. „Zum einen beschäftigt uns die Frage, ob es Bakterien gibt, die sich auf die Besiedlung von Plastik spezialisiert haben. Zum anderen gab es beunruhigende Einzelbeobachtungen, die darauf hindeuteten, dass sich gesundheitsbedrohliche Keime wie etwa Wundbrand verursachende Vibrionen auf Mikroplastik anreichern könnten“, sagt Labrenz. Solche Krankheitserreger gehören zur normalen Bakterienflora im Meer. Verdünnt im freien Wasser seien sie meist unproblematisch. „Eine Anreicherung als Biofilm auf Mikroplastik könnte sie deutlich gefährlicher machen, da die Plastikpartikel schneller und weiter verdriftet werden als einzelne Bakterienzellen, was eine Ausbreitung der Pathogene fördern und damit die Gefahren durch Mikroplastik für den Menschen erhöhen würden“, so der IOW-Forscher.

Um zu klären, ob sich Biofilme auf Kunststoff überhaupt von solchen auf natürlichem Material unterscheiden und welche Umweltfaktoren sich auf ihre Zusammensetzung auswirken, setzte Sonja Oberbeckmann, ebenfalls IOW-Wissenschaftlerin und Autorin der kürzlich im Rahmen von MikrOMIK* publizierten neuen Studie, Pellets aus Plastik und Holz in einem Feldversuch verschiedenen Umweltbedingungen aus. Diese deckten einen Gradienten von einer nährstoffarmen, salzigen Meeresumwelt in der Ostsee über zunehmenden Süßwassereinfluss in der Warnow-Mündung bis hin zu nährstoffreichen Süßwasserbedingungen in der Unterwarnow und in einem Klärwerk ab. Die auf den Pellets neu entstehenden Biofilme wurden nach zweiwöchiger Inkubation im Freiland genetisch charakterisiert, um ihre Zusammensetzung vergleichen zu können.

„Eine gute Nachricht vorweg: Wir haben zwar Vibrionen in unseren Proben gefunden, allerdings haben sie sich nicht auf Plastik angereichert. Im Gegenteil: Wir konnten sogar zeigen, dass sie dort im Vergleich zu natürlichen Partikeln in geringeren Anzahlen vorkommen“, kommentiert Projektleiter Matthias Labrenz die Ergebnisse. „Dies passt zu Ergebnissen vorangegangener MikrOMIK*-Studien. Die haben untersucht, ob Miesmuscheln und Wattwürmer, beides Organismen, die im Meer häufig und als natürliche Vibrionen-Träger bekannt sind, Mikroplastikpartikel in ihrem Verdauungstrakt mit Vibrionen anreichern. Dies war nicht der Fall“, so Labrenz weiter.

„Ein anderer Befund unserer aktuellen Freiland-Studie in Warnow und Ostsee verdient allerdings besondere Aufmerksamkeit“ fügt Sonja Oberbeckmann hinzu. „Im Klärwerk hat sich die Bakteriengattung ‚Sphingopyxis‘ verstärkt auf Plastik angesiedelt, die häufig Antibiotika-Resistenz ausbildet. Mikroplastik-Partikel sind also möglicherweise Hotspots für die Weitergabe von solch potenziell gefährlichen Resistenzen. In welchem Umfang dies geschieht und ob diese Prozesse ein Umweltrisiko darstellen, dazu haben wir gerade neue Untersuchungen gestartet“, so die Mikrobiologin. Das Forscherteam konnte auch andere Bakterien identifizieren, die sich vermutlich auf die Besiedlung von Plastik spezialisiert haben. „Interessant sind beispielsweise die Vertreter der Gattung ‚Erythrobacter‘, denn sie können giftige polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe abbauen, die sich durch menschliche Aktivitäten weltweit in der Umwelt finden und die sich aufgrund ihrer chemischen Eigenschaften verstärkt an Mikroplastik anlagern“, erläutert Oberbeckmann.

Ob sich auf Mikroplastik spezielle Bakteriengemeinschaften entwickeln oder nicht, hängt aber im Wesentlichen von den jeweiligen Umweltbedingungen ab. An den nährstoffreichen Stationen des Freilandexperiments habe man in den Biofilmen – egal ob auf Holz oder Kunststoff – viele der „üblichen Verdächtigen“ gefunden, die eine sesshafte Lebensweise auf Partikeln gegenüber dem Leben im Freiwasser bevorzugen, so Sonja Oberbeckmann. An vergleichsweise nährstoffarmen Stationen dagegen bildeten sich auf Mikroplastik Bakteriengemeinschaften, die sich von den natürlichen Gemeinschaften deutlich unterschieden. Ein endgültiges Fazit, ob Mikroplastik zusätzliche Gefahren durch die Besiedlung mit Bakterien birgt, können beide IOW-Forscher nicht ziehen. „Unsere Ergebnisse deuten aber darauf hin, dass Plastikverschmutzung in nährstoffarmer Umgebung eine weitaus höhere ökologische Relevanz hat, als bisher vermutet. Denn dort wird tatsächlich die Entstehung spezieller Plastik-Bakterienpopulationen gefördert. Dies gilt insbesondere für die Plastikakkumulationsgebiete im Meer wie beispielsweise die riesigen Plastikstrudel im Atlantik“, so Sonja Oberbeckmann und Matthias Labrenz abschließend.

#Wichtige Originalpublikationen im Rahmen von MikrOMIK*
(*kurz für „Die Rolle von Mikroplastik als Träger mikrobieller Populationen im Ökosystem Ostsee“, mehr unter http://www.io-warnemuende.de/mikromik-home.html):

– Oberbeckmann, S., Kreikemeyer, B., Labrenz, M. (2018): „Environmental Factors Support the Formation of Specific Bacterial Assemblages on Microplastics“, Frontiers in Microbiology 8:2709, http://doi.org/10.3389/fmicb.2017.02709

– Kesy, K., Hentzsch, A., Klaeger, F., Oberbeckmann, S., Mothes, S., Labrenz, M. (2017): „Fate and stability of polyamide-associated bacterial assemblages after their passage through the digestive tract of the blue mussel Mytilus edulis“, Marine Pollution Bulletin 125, 132-138

– Kesy, K., Oberbeckmann, S., Müller, F., Labrenz, M. (2016): „Polystyrene influences bacterial assemblages in Arenicola marina-populated aquatic environments in vitro“, Environmental Pollution 219, 219-227

#Fragen zur Studie beantworten:
Dr. Sonja Oberbeckmann | 0381 5197 3464 | sonja.oberbeckmann@io-warnemuende.de
PD Dr. Matthias Labrenz | 0381 5197 378 | matthias.labrenz@io-warnemuende.de

#Kontakt Presse- & Öffentlichkeitsarbeit:
Dr. Kristin Beck | Tel.: 0381 – 5197 135 | kristin.beck@io-warnemuende.de
Dr. Barbara Hentzsch | Tel.: 0381 5197-102 | Barbara.Hentzsch@io-warnemuende.de

Das IOW ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft, zu der zurzeit 91 Forschungsinstitute und wis-senschaftliche Infrastruktureinrichtungen für die Forschung gehören. Die Ausrichtung der Leibniz-Institute reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Sozial- und Raumwissenschaften bis hin zu den Geisteswissenschaften. Bund und Länder fördern die Institute gemeinsam. Insgesamt beschäftigen die Leibniz-Institute etwa 18.100 MitarbeiterInnen, davon sind ca. 9.200 WissenschaftlerInnen. Der Gesamtetat der Institute liegt bei mehr als 1,6 Mrd. Euro. (http://www.leibniz-gemeinschaft.de)

Quelle: idw

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Faking in Bewerbungsgesprächen: Wer übertreibt, gewinnt – und ist oft besonders leistungsfähig

Annika Bingmann Pressestelle
Universität Ulm

Faking in Auswahlgesprächen ist ein verbreitetes Phänomen: Über 90 Prozent der Bewerber geben an, in solchen Gesprächen vermeintlich erwünschte Antworten zu geben, um einen besseren Eindruck zu machen. Nun konnten Psychologen der Universität Ulm und der University of Missouri – St. Louis (USA) erstmals zeigen, dass Kandidaten, die Faking einsetzen, wirklich besser beurteilt werden. Dennoch trägt Faking nicht unbedingt dazu bei, dass die „falschen“, weniger qualifizierten Bewerber ausgewählt werden.

Der Traumjob oder der gefragte Masterstudienplatz scheinen zum Greifen nahe: Da ist die Versuchung groß, beim Bewerbungsgespräch vermeintlich erwünschte Antworten zu geben und dabei vielleicht sogar die eigenen Qualifikationen zu erhöhen. Psychologen der Universität Ulm haben „Faking“ in Auswahlgesprächen untersucht und konnten zeigen: Kandidaten, die ihre Antworten den vermuteten Anforderungen angleichen, werden tatsächlich besser beurteilt. Dennoch müssen Personaler dieses Verhalten nicht fürchten, denn die Studie zeigt: Erfolgreiches Faking lässt auf eine hohe kognitive Leistungsfähigkeit schließen.

Die Ausgangslage ist so bekannt wie scheinbar ungerecht: Beim Bewerbungsgespräch weiß ein Kandidat seine mittelmäßigen Leistungen ins rechte Licht zu rücken und bekommt die Stelle. Sein eigentlich qualifizierterer Mitbewerber, der grundehrlich auf die Fragen des Personalers antwortet, erhält eine Absage. Bisherige Studien zum Thema Faking haben ergeben, dass über 90 Prozent der Bewerber ihre Antworten in Auswahlgesprächen anpassen, um einen besseren Eindruck zu machen – und deshalb womöglich auch übertreiben. Für Interviewer ist dieses Verhalten nur schwer zu erkennen. Doch mindert Faking überhaupt die Qualität eines Auswahlprozesses? Psychologen aus Ulm und St. Louis (USA) haben erforscht, inwiefern Personen, die Faking in Interviews einsetzen, tatsächlich besser beurteilt werden als ihre „ehrlichen“ Mitbewerber. Weiterhin erhoben die Wissenschaftler um Dr. Anne-Kathrin Bühl und Professor Klaus Melchers, Leiter der Ulmer Abteilung für Arbeits- und Organisationspsychologie, die (vor allem kognitiven) Fähigkeiten der Studienteilnehmer. „Bisher gab es zahlreiche Studien, die belegen, dass Bewerber in Persönlichkeitstests durch Faking ein deutlich positiveres Bild abgeben. Inwieweit Faking in Auswahlgesprächen jedoch ebenfalls zu besseren Leistungsbeurteilungen führt und ob es die Vorhersagekraft dieser Gespräche beeinträchtigt, war bis jetzt völlig unklar“, erläutert Professor Klaus Melchers.

Um Faking in Auswahlgesprächen auf die Spur zu kommen, haben die Forscher umfangreiche Erhebungen mit 111 studentischen Probandinnen und Probanden durchgeführt. Alle Studienteilnehmer wurden zu jeweils zwei Interviews eingeladen, durch die ihre akademische Leistungsfähigkeit eingeschätzt werden sollte. Bei einem Gespräch erhielten sie die Anweisung, sich bestmöglich, als idealer Bewerber für ein hochselektives Masterprogramm zu präsentieren. Darüber hinaus wurde gutes Abschneiden mit Geldpreisen belohnt. Ein weiteres Interview, bei dem vergleichbare Fragen gestellt wurden, lief in deutlich entspannterer Atmosphäre ab: In diesem Fall wurden die Probanden instruiert, ehrlich über ihr Studienverhalten zu berichten. Dabei sollten die Rahmenbedingungen ein „realistisches“ Antwortverhalten fördern. Zwischen den beiden Gesprächen, die von interviewerfahrenen Universitätsmitgliedern geführt und bewertet wurden, lagen mindestens zehn Tage. Zuvor hatten die Studienteilnehmer einen Online-Fragebogen zu Persönlichkeitsmerkmalen, demographischen Variablen und ihrem Notendurchschnitt ausgefüllt. Weitere Hinweise auf ihre Studienleistung gaben Einschätzungen von Kommilitonen.

„Faking erfordert ein hohes Ausmaß an kognitiven Fähigkeiten: Bewerber müssen blitzschnell die Ziele des Interviewers erkennen und eine Antwort formulieren, die zum bisherigen Wissen des Gesprächspartners über ihre Person passt“, erklären die Autoren. Deshalb absolvierten alle Probanden einen zusätzlichen Intelligenztest sowie den so genannten ATIC-Test (Ability to identify Criteria), der Rückschlüsse auf ihre Fähigkeit erlaubt, Bewertungskriterien korrekt zu identifizieren. Um Faking statistisch nachzuweisen und Auswirkungen nachzuvollziehen, wurden die bewerteten Antworten aus beiden Gesprächen gegenübergestellt sowie mit den Resultaten der weiteren Erhebungen, etwa zur Leistungsfähigkeit im Studium, verglichen.

Die Ergebnisse der Arbeits- und Organisationspsychologen dürften Personaler insgesamt beruhigen: „Tatsächlich sind Bewerber besser beurteilt worden, wenn sie „Faking“ einsetzten. Das Ausmaß der Verbesserung hing jedoch systematisch mit dem Abschneiden beim Intelligenz- sowie ATIC-Test zusammen“, erklärt Dr. Anne-Kathrin Bühl. Womöglich trägt Faking also gar nicht dazu bei, dass die „falschen“ Bewerber mit weniger Potenzial ausgewählt werden. In der aktuellen Studie ließ sich die Studienleistung von Personen sogar besser anhand des Interviews unter „Faking-Bedingungen“ vorhersagen. Eine bessere Vorhersage der so genannten kontextbezogenen Leistung im Studium, die beispielsweise das freiwillige Engagement und Hilfsbereitschaft umfasst, lieferte jedoch das „ehrliche“ Interview. Demnach mindert Faking nicht unbedingt die Aussagekraft von Bewerbungsgesprächen. Vielmehr kommt es darauf an, auf welche Leistungsdimensionen Interviewer schließen wollen. Die Studie ist im Journal of Business and Psychology erschienen.

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Klaus Melchers: Tel.: 0731/50-31740, klaus.melchers@uni-ulm.de
Dr. Anne-Kathrin Bühl: anne-kathrin.buehl@alumni.uni-ulm.de

Anne-Kathrin Buehl and Klaus G. Melchers, Therese Macan, Jana Kuehnel: Tell me sweet little lies: How does faking in interviews affect interview scores and interview validity? Journal of Business and Psychology. doi:10.1007/s10869-018-9531-3

Quelle: idw

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Anstatt Abfackeln: Erdölbegleitgas als Rohstoff nutzen

Dr. Karin J. Schmitz Abteilung Öffentlichkeitsarbeit
Gesellschaft Deutscher Chemiker e.V.

Bei der Erdölförderung fällt stets ein Gas als Nebenprodukt an. Derzeit wird es verbrannt oder abgeblasen. Dabei gelangen das klimaschädigende Methan und Schadstoffe wie Schwefelwasserstoff und Schwermetalle in die Atmosphäre. Stattdessen ließe sich das Begleitgas als Rohstoff für die chemische Industrie nutzen. Gereinigtes Gas kann zudem in Blockheizkraftwerken elektrische Energie und Wärme erzeugen. Wie Erdölbegleitgas sich abtrennen und nutzt lässt, steht in den „Nachrichten aus der Chemie“.

Erdölbegleitgas ist bei hohem Druck im Erdinneren im Erdöl gelöst und entweicht während der Förderung des Öls. Das Gas besteht typischerweise aus Methan, Kohlenstoffdioxid, Stickstoff, weiteren Komponenten wie Aromaten und Spuren von Schwermetallen. Weltweit wurden im Jahr 2011 zirka 140 Milliarden Kubikmeter Erdölbegleitgas abgefackelt – das entspricht so viel Kohlenstoffdioxid wie 77 Millionen Autos pro Jahr emittieren. Klimaschädigend wirkt zudem das Treibhausgas Methan, das beim Abblasen in die Luft gelangt. Umweltfreundlicher und wirtschaftlich sinnvoller wäre es, das Erdölbegleitgas energetisch und stofflich zu nutzen.

Nach Förderung aus dem Bohrloch wird Erdölbegleitgas vom Roherdöl und Lagerstättenwasser abgetrennt und je nach Verwendung gereinigt. Daraufhin ist die technisch einfachste Verwertung, aus dem Gas in einem Blockheizkraftwerk elektrische Energie und Wärme zu erzeugen. Eingespeist in das örtliche Energienetz lässt sich das gereinigte Erdölbegleitgas zudem für Heizung und Warmwasser verwenden. Für die stoffliche Nutzung kann das im Gas enthaltene Kohlenstoffdioxid mit der trockenen Methanreformierung zu Synthesegas umgesetzt werden. Aus diesem kann die chemische Industrie dann Folgeprodukte herstellen.

Julian Zenner, Gunter Hördt und Volkmar M. Schmidt erläutern in den „Nachrichten aus der Chemie“, welche Schritte das Erdölbegleitgas vom Bohrloch bis zur Verwertung durchläuft, und welche Möglichkeiten es derzeit zur energetischen und stofflichen Nutzung gibt. Die PDF-Datei des Beitrags gibt es bei der Redaktion der „Nachrichten aus der Chemie“ unter nachrichten@gdch.de.

Nahezu 60.000 anspruchsvolle Chemiker und Chemikerinnen aus Wissenschaft, Wirtschaft und Lehre informieren sich mit den „Nachrichten“ über Entwicklungen in der Chemie, in angrenzenden Wissenschaften sowie über gesellschaftliche und wirtschaftliche Aspekte. Kennzeichen der Zeitschrift der Gesellschaft Deutscher Chemiker sind das breite Spektrum der Berichte sowie das einmalige Informationsangebot an Personalien, Veranstaltungs- und Fortbildungsterminen.

Weitere Informationen:

nachrichten@gdch.de
http://www.nachrichtenausderchemie.de

Quelle: idw

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Einmal dick – immer dick?

Giulia Roggenkamp Pressestelle
Stiftung Kindergesundheit

Praktische Empfehlungen der Stiftung Kindergesundheit zur Vorbeugung gegen Übergewicht im Kindesalter

Die immense Zunahme von Fettsucht bei Kindern übertrifft alle früheren Annahmen und ist zu einer dramatischen Bedrohung ihrer Gesundheit geworden. Übergewicht und Adipositas haben epidemische Ausmaße angenommen und müssen von Gesellschaft und Politik konsequenter als bisher bekämpft werden, fordert die Stiftung Kindergesundheit in einer aktuellen Stellungnahme.

„Die Häufigkeit von Übergewicht und Adipositas bei Kindern und Jugendlichen hat in den letzten 40 Jahren um mehr als das Achtfache zugenommen! Das hat enorme Konsequenzen für die Gesundheit der betroffenen Kinder“, berichtet Professor Dr. Berthold Koletzko, Stoffwechselexperte der Universitätskinderklinik München und Vorsitzender der Stiftung Kindergesundheit. Die bestürzende Zahl stammt aus einer kürzlich publizierten Analyse von 416 Studien mit mehr als 160 Millionen Kindern und Jugendlichen aus 200 Ländern. Danach hat der Anteil der fettsüchtigen Mädchen von 0,7 Prozent im Jahr 1975 auf 5,6 Prozent im Jahr 2016 und bei Jungen von 0,9 Prozent auf 7,8 Prozent zugenommen.

Nach den für Deutschland repräsentativen Daten der großen bundesweiten Erhebung KiGGS sind hierzulande 15 Prozent der 3- bis 17-jährigen Kindern übergewichtig und 6,3 Prozent adipös, also regelrecht fettsüchtig. Übergewicht und Fettsucht im Kindesalter haben jedoch erhebliche Folgen für die Gesundheit bis in das Erwachsenenalter und sind mit einer deutlich verkürzten Lebenserwartung verbunden, stellt die Stiftung Kindergesundheit fest.

Gefährlicher als Krebs
„Übergewicht ist mehr als Babyspeck, Posaunenengel leben gefährlich“, sagt Professor Koletzko. Die Liste von möglichen gesundheitlichen Folgen von Übergewicht und Adipositas ist lang. Sie reicht von Diabetes, Bluthochdruck, Herzinfarkt und Schlaganfall über Leberzirrhose, Erkrankungen des Muskel- und Skelettsystems und bestimmte Krebsarten bis zu psychischen Belastungen, einer beeinträchtigten Leistungsfähigkeit und Depressivität.

Nach aktuellen Studien erhöht sich bei fettsüchtigen Jugendlichen im Vergleich zu Gleichaltrigen mit Normalgewicht im Laufe der nächsten vierzig Jahre ihres Lebens das Risiko für den Tod um das 4,9-fache und für den Tod durch alle Herz-Kreislauf-Ursachen um das 3,5-fache. Im Vergleich zu normalgewichtigen Kindern haben übergewichtige Jugendliche außerdem ein 1,4-fach und Adipöse ein 2,5-fach erhöhtes Risiko für psychische Auffälligkeiten. Übergewicht bei jungen Erwachsenen verkürzt ihr Leben um 2,5 Jahre, bei einer Adipositas leichten Grades um knapp sechs Jahre, bei schwerer Fettsucht sechs bis acht Jahre. Professor Berthold Koletzko: „Das bedeutet, dass eine schwer ausgeprägte Adipositas das Leben stärker verkürzt als manche bösartige Erkrankung“.

Dicke Kinder werden nicht schlank
„Das verwächst sich“, hoffen manche Eltern von dicken Kindern. Eine trügerische Hoffnung, sagt Professor Berthold Koletzko: „Leidet ein Kind oder ein Jugendlicher unter Adipositas, wird sich sein Gewicht später in aller Regel nicht wieder normalisieren. Ein dickes Kind wird nicht schlank“.

Die Ursachen für die Fettsucht-Epidemie sind vielfältig, so die Stiftung Kindergesundheit. Eine verführerische Werbung, leicht zugängliche Lebensmittel und süße Getränke, die massive Nutzung von Bildschirmmedien, Smartphones und Handys und der damit verbundene Mangel an Bewegung begünstigen die Entstehung von Übergewicht und Adipositas.

Es zeigt sich immer deutlicher, dass zuckerhaltige Getränke ein eigenständiger Risikofaktor für eine übermäßige Gewichtszunahme sind, konstatiert die Stiftung Kindergesundheit. Sie empfiehlt: Kinder sollten schon von klein auf an das Wasser-Trinken gewöhnt werden. Zuckerhaltige Getränke, zum Beispiel Limonade, Cola-Getränke, gesüßte Tees oder Eistees, Fruchtsäfte, Fruchtnektare oder Fruchtsaftschorlen sollten die Ausnahme bleiben und nicht die Regel.

In Bildungseinrichtungen für Kinder und Jugendliche jeden Alters sollten keine zuckerhaltigen Getränke angeboten werden. Gleichzeitig sollten Kinder, Eltern und Betreuende Kenntnisse und praktische Kompetenz zu Getränken, Ernährung und Gesundheit erhalten.

Wasserspender helfen beim Abnehmen
„Dass dies tatsächlich gelingen kann, zeigt beispielsweise das von der Stiftung Kindergesundheit entwickelte Kindergartenprogramm TigerKids mit seinen einfachen und praktischen Elementen“, unterstreicht Professor Berthold Koletzko. Bei diesem Projekt wird in der Kita eine Trinkstation eingerichtet, an der Wasser und zuckerfreie Tees angeboten werden. Zudem bereiten die Kinder sich selbst Obstteller mit klein geschnittenem Gemüse und Obststückchen zu. Der Erfolg zeigt sich schon nach kurzer Zeit: Für die Vorschulkinder wird es zur Gewohnheit, selbstverständlich und regelmäßig Wasser zu trinken und Gemüse und Obst zu essen. Die Gewöhnung der Kinder an das gesundheitsförderliche Verhalten führt dann auch zu Hause zu einem häufigeren Verzehr von Gemüse, Obst und Wasser und einem Rückgang des Konsums gezuckerter Getränke.

Ein weiteres Beispiel lieferte die in Nordrhein-Westfalen durchgeführte TrinkFit-Studie: Grundschulkinder erhielten eigene Trinkflaschen und konnten sich an einem Wasserspender jederzeit mit gesprudeltem oder stillem Trinkwasser versorgen. Allein die Aufstellung von Wasserspendern führte zum Trinken von mehr Wasser und weniger zuckerhaltigen Getränken und schon nach einem Schuljahr zu einer um 31 Prozent geringeren Häufigkeit von Übergewicht als in den Kontrollschulen. Auch deshalb motiviert das interaktive Grundschulprogramm „Die Rakuns“ Kinder zum Trinken von Wasser anstelle von zuckerhaltigen Getränken.

Werbung für Chips und Snacks macht dick
Eine verhängnisvolle Rolle spielt die an Kinder gerichtete Werbung für Lebensmittel im Fernsehen und durch die sozialen Medien. Sie beeinflusst nachweislich die Bevorzugung, den Kauf und Verzehr von unausgewogenen und dickmachenden Produkten, wie Cola, Chips und süßen Snacks. Die Zusage einiger großer Unternehmen, die an Kinder unter zwölf Jahren gerichtete Werbung freiwillig zu begrenzen, hat sich als Augenwischerei erwiesen.

„Eine Studie in den USA zeigte, dass die von Unternehmen ausgelobte freiwillige Selbstbeschränkung der Werbung an Kinder nicht effektiv war“, betont Professor Berthold Koletzko. „Die Vorschulkinder sind deshalb weiterhin täglich der Werbung für ungesunde Lebensmittel in Kinderprogrammen ausgesetzt“.

Die bisherigen Versuche zur besseren Aufklärung über gesundes Essen und Trinken erwiesen sich auch hierzulande als weitgehend vergebens. Die Ernährungswirtschaft wehrt gesetzliche Regulierungen durch ihre Lobbyarbeit erfolgreich ab. Entgegen einer Forderung der Weltgesundheitsorganisation schreibt der Gesetzgeber in Deutschland weder die Bewertung der Nährstoffe noch eine einheitliche Kennzeichnung der Lebensmittelqualität durch einfache Symbole vor. Die Selbstverpflichtungen der Hersteller funktionieren nicht oder entpuppen sich sogar als Mogelpackung. Es wird höchste Zeit für strengere gesetzliche Regelungen, für eine klare und verständliche Kennzeichnung von Lebensmitteln und für ihre wirksame amtliche Überwachung, betont die Stiftung Kindergesundheit mit großem Nachdruck.

Strengere Regeln dringend erforderlich
Mögen sie noch so sinnvoll sein, Einzelmaßnahmen reichen nicht aus, um die unheilvolle Entwicklung aufzuhalten, unterstreicht die Stiftung Kindergesundheit. Wissenschaft, Gesellschaft und Politik müssen zusammenarbeiten, um die dickmachende Lebenswelt der Kinder zu verändern. Die wichtigsten Schritte dazu sind:

O Konsequente Förderung des Stillens;

O Begrenzung des hohen Zuckerkonsums durch Aufklärung und gesetzgeberische Maßnahmen;

O Förderung des Wasserkonsums durch Besteuerung stark gezuckerter Getränke;

O Einschränkung der an Kinder gerichteten Werbung in Massenmedien und in den sozialen Medien des Internets;

O Eine einfache und allgemeinverständliche Kennzeichnung von Lebensmitteln, damit der Verbraucher die besseren Produkte schnell erkennen kann (in Schweden oder Frankreich bereits mit Erfolg eingeführt).

„Wichtig sind auch regelmäßige Bewegungsaktivitäten in Kitas, Schulen und in der Freizeit“, unterstreicht Professor Berthold Koletzko. „Kinder und Jugendliche sollten sich mindestens 90 Minuten am Tag bewegen. Die Eltern sollten außerdem die Nutzung audiovisueller Medien ihrer Kinder auf höchstens zwei Stunden am Tag begrenzen“.

Die Bekämpfung der Fettsuchtepidemie ist auch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten dringend notwendig, betont die Stiftung Kindergesundheit. Die künftig entstehenden zusätzlichen Kosten bei deutschen Kindern mit Übergewicht und Fettsucht belaufen sich auf 4.209 Euro bei Männern und 2.445 Euro bei Frauen. Daraus resultieren für diese heutige Gruppe von Betroffenen zusätzliche Lebenszeitkosten von 145 Milliarden Euro.

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Quelle: idw

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Ohren für Icarus

Dr. Harald Rösch Wissenschafts- und Unternehmenskommunikation
Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V.

Russische Rakete bringt Antenne des Tierbeobachtungssystems zur Internationalen Raumstation
Eine russische Rakete hat heute die Antenne der Icarus-Mission zur Internationalen Raumstation ISS transportiert. Damit ist nach dem Icarus-Bordcomputer eine weitere zentrale Komponente des weltraumgestützten Tierbeobachtungssystems erfolgreich im All. Mit dem von Wissenschaftlern der Max-Planck-Gesellschaft in Zusammenarbeit mit der Russischen und Deutschen Raumfahrtagentur Roskosmos und DLR sowie der Universität Konstanz entwickelten System wollen Forscher weltweit die Bewegungen von Tieren untersuchen und die Bedingungen messen, in den diese leben.

Die russische Sojus-Progress-Rakete, die heute um 9:13 Uhr mitteleuropäischer Zeit vom Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan abgehoben hat, hatte eine wissenschaftlich besonders wertvolle Fracht an Bord: die knapp 200 Kilogramm schwere Icarus-Antenne. „Der erfolgreiche Start war ein weiterer Meilenstein dieser Mission. Nicht auszudenken, wenn dabei etwas schiefgegangen wäre – das hätte Icarus um Jahre zurückgeworfen. Umso größer war die Erleichterung, dass alles geklappt hat. Nach dem Start haben wir vor lauter Freude erstmal angestoßen – natürlich standesgemäß mit einem Gläschen Wodka“, erzählt Martin Wikelski, Direktor am Max-Planck-Institut für Ornithologie in Radolfzell und Leiter der Icarus-Mission.

Die zur ISS gebrachte Antenne besteht aus drei bis zu zwei Meter langen Empfangs- und einer Sendeantenne. Die Empfangsantennen können weltweit die Daten von 15 Millionen und mehr Sendern an jedem Ort auf der Erde empfangen. Diese fünf Gramm leichten Messgeräte im Miniaturformat beruhen auf einer neuen Technologie und wurden speziell für die Icarus-Mission entwickelt. Mit ihnen können selbst kleine Tiere wie Zugvögel ausgestattet werden. Die ersten Tiere, die mit der neuen Icarus-Technologie ausgestattet werden, sind Amseln. „Ab Juni werden wir an 35 Orten in Deutschland rund 300 Amseln mit unseren Minisendern ausstatten. So wollen wir herausfinden, wo sie leben, wohin sie fliegen, wo sie sterben“, erklärt Wikelski.

Die Sendeantenne wiederum schickt den Icarus-Sendern Konfigurationskommandos und die genauen Bahndaten, wann sie das nächste Mal wieder Kontakt zur Empfangsstation haben werden. Die Antenne empfängt mit ihren beiden faltbaren Flügeln Signale aus einem 30 mal 800 Kilometer großen Gebiet. Da sich die Flugbahn der Raumstation bei jeder Erdumrundung um 2500 Kilometer nach Westen verschiebt, decken die Empfangsantennen so in einem Tag bis zu 80 Prozent der Erdoberfläche ab.

Anfang August werden sich die beiden russischen Kosmonauten Oleg Artemyev und Sergei Prokopiev auf einen fünfstündigen Weltraumspaziergang begeben und die Antenne an der Außenseite des russischen Servicemoduls der ISS montieren. Damit beginnt eine etwa zweimonatige Testphase, in der überprüft werden soll, ob alle Komponenten des Systems wie vorgesehen funktionieren. Wenn alles glattgeht, kann Icarus im Herbst seinen wissenschaftlichen Betrieb aufnehmen. Weltweit werden dann 150 Forschungsprojekte die Wanderungen unterschiedlichster Tiere untersuchen, darunter Meeresschildkröten, Jaguare, Fledermäuse und Zugvögel.

Weitere Informationen:
http://www.mpg.de/11939568/ohren-fuer-icarus?c=2191 Originalmeldung
http://www.tiersensoren.mpg.de/de Leben in Bewegung

Quelle: idw

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Haushaltsdienstleistungen zugewanderter Frauen führen dazu, dass einheimische Frauen mehr arbeiten

Wolfgang Braun Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB)

Durch die Zuwanderung wächst auch das Angebot an Haushaltsdienstleistungen, beispielsweise im Bereich der Hauswirtschaft, der Kinderbetreuung oder der häuslichen Altenpflege. Eine am Dienstag veröffentlichte Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zeigt: Ein Anstieg des Anteils der Migrantinnen an der Bevölkerung in einer Region erhöht bei den einheimischen Frauen die Wahrscheinlichkeit, mehr Stunden erwerbstätig zu sein. Gleichzeitig wenden die einheimischen Frauen dann im Schnitt weniger Zeit für Kinderbetreuung und Hausarbeit wie Waschen, Kochen und Putzen auf.

Ein Anstieg im Anteil der Migrantinnen an der Bevölkerung in einer Region um zehn Prozent, zum Beispiel von drei Prozent auf 3,3 Prozent, führt laut der Studie zu einer Erhöhung des Angebots von Haushaltsdienstleistungen um 18 Prozent. „Eine bessere Verfügbarkeit von Haushaltsdienstleistungen kann einheimische Frauen entlasten und damit einen möglichen Konflikt bei der Entscheidung zwischen Familie und Beruf entschärfen“, heißt es in der Studie.

Ein Anstieg im Anteil der Migrantinnen an der Bevölkerung um zehn Prozent erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass einheimische Frauen länger als 30 Stunden erwerbstätig sind, um 0,9 Prozentpunkte. Die Wahrscheinlichkeit steigt dann von durchschnittlich 53 auf 53,9 Prozent. Die Wahrscheinlichkeit, dass einheimische Frauen mehr als 35 Stunden arbeiten, steigt um einen ganzen Prozentpunkt von 46 auf 47 Prozent.

Bei den einheimischen Frauen mit mittlerer Qualifikation ist der Effekt am stärksten. Hier beträgt er 1,2 Prozentpunkte bei einem Ausgangsniveau von 52 Prozent bei der 30-Stunden-Schwelle. Bei der 35-Stunden-Schwelle beträgt der Zuwachs 1,3 Prozentpunkte ausgehend von einem Niveau von 45 Prozent.

Zudem steigt bei den einheimischen Frauen mit mittlerer Qualifikation bei einem höheren Anteil der Migrantinnen an der Bevölkerung auch die Wahrscheinlichkeit, ein Kind zu bekommen. So erhöht ein Anstieg im Anteil der Migrantinnen an der Gesamtbevölkerung einer Region um zehn Prozent die Wahrscheinlichkeit, ein Kind unter einem Jahr zu haben, im Durchschnitt für einheimische Frauen mittlerer Qualifikation um 0,3 Prozentpunkte. Da diese Wahrscheinlichkeit im Durchschnitt bei 4,4 Prozent liegt, bedeutet das einen Anstieg auf 4,7 Prozent.

Dass der Effekt bei den Frauen mit mittlerer Qualifikation wie einer Berufsausbildung am stärksten ist, wird in der Studie damit erklärt, dass Akademikerinnen häufig finanziell besser gestellt seien und sich damit Haushaltsdienstleistungen oft selbst dann noch leisten können, wenn das Angebot knapper ist. Geringqualifizierte Frauen, also Frauen ohne Berufsabschluss, würden dagegen häufig so starken finanziellen Einschränkungen unterliegen, dass sie auch bei einer Ausweitung des Angebots an Haushaltsdienstleistungen diese kaum in Anspruch nehmen.

„Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass einheimische Frauen, insbesondere diejenigen mit mittlerem Qualifikationsniveau, mithilfe der Zuwanderung sowohl Erwerbstätigkeit und Hausarbeit als auch Erwerbstätigkeit und Kinderbetreuung leichter vereinbaren können“, lautet das Fazit der Studie.

Weitere Informationen:
http://doku.iab.de/kurzber/2018/kb0318.pdf
https://twitter.com/iab_news

Quelle: idw

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Sonnenkonzentrat aus der Folie

Dr. Elisabeth Hoffmann Presse und Kommunikation
Technische Universität Braunschweig

Bisher sind es nur Zukunftsvisionen: Farbige Hausfassaden etwa, die auch bei miesem Wetter Sonnenstrom produzieren, oder Elektroautos, die ihre Batterien selbst im Schatten mit solaren Ampères laden können. Doch Forscher um Prof. Peter Jomo Walla von der Technischen Universität (TU) Braunschweig sind auf dem Weg zu geeigneten und bezahlbaren Photovoltaiksystemen für solche Anwendungen einen wichtigen Schritt vorangekommen. Davon berichten sie in der aktuellen Ausgabe des Fachzeitschrift Nature Communications (DOI: 10.1038/s41467-018-03103-4).

Wallas Team hat eine mit Farbstoffen gespickte, kostengünstige Kunststofffolie entwickelt, die künftig großflächig Licht einfangen und auf kleine Hochleistungssolarzellen lenken könnte – und das deutlich effizienter als bisherige Systeme. „Unser Verfahren verspricht deutlich höhere Wirkungsgrade als Siliziumsolarzellen sie jemals haben werden“, sagt der Chemiker. Das Potenzial der Siliziumphotovoltaik ist mit einem Wirkungsgrad von etwa 25 Prozent praktisch ausgereizt, selbst der theoretisch maximal mögliche Wirkungsgrad liegt stoffbedingt bei nur 29 Prozent.

Die von Wallas Team anvisierten Hochleistungssolarzellen dagegen, die etwa Gallium- oder Indiumverbindungen enthalten, können schon heute Wirkungsgrade bis zu 45 Prozent erzielen. Da sie aber sehr teuer sind, werden in der Regel möglichst kleine Flächen dieser Materialien mit möglichst billigen Lichtsammelsystemen kombiniert. Üblicherweise kommen dafür optische Linsen zum Einsatz, die das Sonnenlicht auf die Solarzellen konzentrieren. „Leider funktionieren die aber nur mit direkter Sonneneinstrahlung“, betont Walla. „Bei diffusem Licht, bewölktem Himmel und im Schatten liefern diese Systeme kaum noch Strom.“

Um Abhilfe zu schaffen, arbeiten Forscher wie Walla mit fluoreszierenden Farbstoffmolekülen, die Licht schlucken und wieder abgeben können. Da diese Moleküle normalerweise kreuz und quer durcheinanderliegen, etwa in einer Kunststoffmatrix, trifft praktisch jeder Lichtstrahl auf ein im passenden Winkel liegendes Teilchen. Das Licht, das sie nach der Absorption wieder aussenden, findet allerdings nicht immer den Weg zur Solarzelle. „Die Verluste sind recht hoch. Nur ein kleinerer Teil wird letztlich in Strom verwandelt“, erklärt Walla.

Licht einfangen wie bei der Photosynthese
Dieses Problem können die Chemiker aus Braunschweig nun durch einen besonderen Kniff beheben. Sie ziehen ihre farbstoffhaltigen Folien in eine Richtung lang, strecken sie so auf etwa das Vierfache. Dabei richten sich bestimmte Farbstoffmoleküle parallel zueinander aus und zwar so, dass sie den größten Teil des von den ungeordneten Teilchen gesammelten Lichts aufnehmen und auf die Solarzelle umlenken können. „Das geschieht mit einer hohen Effizienz. Die Verluste bisheriger Systeme können um etwa den Faktor drei verringert werden“, berichtet Walla. Das Ganze funktioniere ähnlich wie Lichtsammelsysteme in Pflanzen. Auch bei der Photosynthese fangen Farbstoffe das Licht ein und lenken es zur Energiewandlung an geeignete Reaktionszentren weiter.

Trotz der vielversprechenden Ergebnisse haben die Forscher noch eine Menge Arbeit vor sich. Bisher konnten sie nur für Wellenlängen aus dem blau-grünen Bereich des Lichtspektrums zeigen, dass das Prinzip funktioniert. Deshalb wollen sie als nächstes weitere Farbstoffe testen, die andere Wellenlängen schlucken. Zugleich gilt es, stabilere Farbstoffteilchen zu finden. Die Moleküle aus der veröffentlichten Studie zersetzen sich unter Licht noch recht schnell. „Wir testen deshalb zurzeit stabile Farbstoffe, die zum Beispiel in Monitoren zum Einsatz kommen“, erzählt der Chemiker. Dazu arbeite sein Team mit dem Kavli Energy Nanoscience Institute der University of Berkeley, USA, zusammen, wo er sich auch gerade für ein Forschungssemester aufhält.

Bis zur praktischen Anwendung sei es noch ein gutes Stück Weg, räumt Walla ein. Gleichwohl ist er überzeugt, dass es sich lohnt, weiterzugehen. „Die Sonne strahlt an nur einem halben Tag so viel Energie zur Erde, wie die Menschheit im ganzen Jahr verbraucht. Zurzeit nutzen wir noch viel zu wenig davon“, so der Forscher.

Weitere Informationen:
http://www.pci.tu-bs.de/agwalla/de/ Arbeitsgruppe Prof. Peter Jomo Walla
https://kavli.berkeley.edu/ Kavli Energy Nanoscience Institute

Quelle: idw

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Schadstoffe im Wasser abbauen: Chemiker der Uni Halle verbessern Verfahren

Tom Leonhardt Pressestelle
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Wie sich hartnäckige Schadstoffe im Wasser einfach und kostengünstig abbauen lassen, haben Chemiker der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) herausgefunden. Dafür benötigen die Forscher lediglich eine grüne LED-Leuchte, einen Katalysator und Vitamin C. So können sie eine spezielle Art von Elektronen herstellen, die die Schadstoffe im Wasser zuverlässig zerlegen. Bisher waren dafür komplexe Lasersysteme nötig. Die Studie wurde kürzlich in der internationalen Fachzeitschrift „Angewandte Chemie“ veröffentlicht.

In der Photochemie arbeiten Forscher an der Frage, wie sich mit Licht chemische Reaktionen starten lassen. „Die Idee ist, dass das Licht in ein Molekül eindringt und dort eine Reaktion auslöst“, sagt Chemiker Prof. Dr. Martin Goez von der MLU, dessen Arbeitsgruppe das neue Verfahren entwickelt hat. Von besonderem Interesse sind dabei Elektronen, die durch die Lichtenergie aus ihrer Molekülverbindung im Vitamin C gelöst werden und dann frei im Wasser vorliegen. „Diese sogenannten hydratisierten Elektronen sind extrem reaktionsfreudig und können zum Beispiel dabei helfen Schadstoffe abzubauen. Der Vorteil gegenüber anderen Stoffen ist, dass die Elektronen nach der Reaktion vollständig verschwunden sind, also keine schädlichen Reste zurücklassen“, so Goez weiter. Diese speziellen Elektronen können sogar mit sehr stabilen Stoffen reagieren und diese in ihre einzelnen Bestandteile zerlegen.

Bisher waren teure und komplexe Hochleistungslaser nötig, um diese Art der Elektronen zu erzeugen. Der Einsatz der Anlagen ist auch an strenge Sicherheitsvorkehrungen geknüpft. Die neue Entwicklung der halleschen Chemiker ist dagegen deutlich einfacher und kostengünstiger: „Unser System besteht aus einer handelsüblichen grünen Leuchtdiode, Spuren eines Metallkomplexes als Katalysator und Vitamin C. Dieses Verfahren können Studierende zum Beispiel schon im Anfängerpraktikum umsetzen“, sagt der Chemiker Goez. Die Arbeitsgruppe testete die neue Methode an der Chloressigsäure, einer extrem giftigen und sehr stabilen Substanz. Mit ihrem System konnten die Forscher die Verbindung in ihre unschädlichen Bestandteile zerlegen. Dabei zeigte sich, dass die kostengünstige Alternative der Hallenser genauso viele Elektronen erzeugen konnte wie ein Hochleistungslaser.

Die Entwicklung der Arbeitsgruppe an der MLU eignet sich nicht nur dazu, um etwa schädliche Chloride oder Fluoride abzubauen. Der Ansatz lässt sich auf viele weitere photochemische Reaktionen übertragen, die mit anderen Mitteln nur schwer in Gang zu setzen sind.

Zur Publikation:
R. Naumann, F. Lehmann, M. Goez, Generating Hydrated Electrons for Chemical Syntheses by Using a Green Light-Emitting Diode (LED). Angew. Chem. Int. Ed. 2018, 57, 1078. DOI: 10.1002/anie.201711692

Quelle: idw

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Kieler Studie zeigt: Trockene Haut und Neurodermitis führen zu einem veränderten Hautmikrobiom

Dr. Tebke Böschen Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Exzellenzcluster Entzündungsforschung

Patientinnen und Patienten mit Neurodermitis haben im Vergleich zu gesunden Menschen ein deutlich verändertes und weniger vielfältiges bakterielles Besiedlungsmuster der Haut. Dies betrifft nicht nur Stellen mit akuten oder chronischen Ekzemen, sondern auch nicht entzündete Hautareale, wie ein Team des Exzellenzclusters Entzündungsforschung in einer Studie herausfand. Allerdings gibt es Unterschiede zwischen Körperregionen, die mit einer unterschiedlichen Zusammensetzung der Hautlipide einhergehen.

Überraschend für Erstautor Dr. Hansjörg Baurecht vom Universitätsklinikum Schleswig-Holstein war, dass diese regionalen Unterschiede in den Hintergrund treten, wenn die Haut sich entzündet. „Die natürlichen Unterschiede in der Zusammensetzung des Mikrobioms an unterschiedlichen Körperstellen sind dann aufgehoben, und es entsteht ein typisches weniger vielfältiges Muster der bakteriellen Besiedelung, wenn die Hautentzündung chronisch wird.“ Die Ergebnisse der Studie wurden jetzt im Journal of Allergy and Clinical Immunology veröffentlicht.

Die Haut des Menschen ist Lebensraum unzähliger Mikroorganismen, deren Gesamtheit als Mikrobiom bezeichnet wird. Dabei findet man an verschiedene Körperstellen jeweils typische Bakterienstämme, und die bakterielle Zusammensetzung unterscheidet sich zum Teil erheblich, zum Beispiel zwischen Stirn und Fußsohle. Das ist zunächst weder gut noch schlecht, sondern einfach durch die jeweilige Umgebung bedingt. Feuchtigkeit, pH-Wert, Temperatur und Lipidgehalt der Haut haben Einfluss auf das Besiedlungsmuster, ebenso wie genetische Faktoren und Umwelteinflüsse. Das feine Zusammenspiel von Hautzellen, Immunzellen und den Mikroben sorgt dafür, dass die Haut ihre Barrierefunktion ausübt. Veränderungen im Mikrobiom können diese Funktion beeinflussen.

Die am besten beschriebene Ursache für eine generelle Barrierestörung der Haut ist ein Mangel am Hauteiweiß Filaggrin. Bei etwa zehn Prozent der Bevölkerung ist dieser Mangel durch vererbte Mutationen entstanden. Diese Personen leiden an einer allgemeinen Hauttrockenheit und verminderter Barrierefunktion, das heißt die Haut ist durchlässiger für Einflüsse von außen. Der angeborene Filaggrinmangel führt nicht zwangsläufig zu Neurodermitis, geht aber mit einem deutlich erhöhten Erkrankungsrisiko einher. Eine Ursache dafür könnte ein verändertes Hautmikrobiom sein. Die jetzt veröffentlichte Studie stützt diese Vermutung: Die bakterielle Besiedlung bei Menschen mit Filaggrinmangel ähnelt in Teilen der von Neurodermitispatientinnen und -patienten. Kommt es dann zur Erkrankung, verändert sich das Mikrobiom weiter.

Bislang war das Mikrobiom von Menschen mit Neurodermitis nur an den typischerweise betroffenen Körperstellen wie Kniekehlen und Armbeugen gut untersucht. Die aktuelle Studie zeigte, dass dort die für die Neurodermitis typischen Veränderungen des Hautmikrobioms zwar am deutlichsten ausgeprägt sind, aber auch nicht betroffene Hautareale typische Veränderungen aufweisen. Zu diesen Besonderheiten zählen eine verminderte Vielfalt von Bakterien und eine unterschiedliche Zusammensetzung von Staphylokokken-Stämmen.

„Die Diversität, also die Bakterienvielfalt, und der Anteil bestimmter Staphylokokken nimmt von gesunder über trockene zu entzündeter Haut sukkzessive ab, während bestimmte andere Stämme, insbesondere S. aureus immer mehr dominieren“, betont Dr. Hansjörg Baurecht, Mitarbeiter in der Arbeitsgruppe von Clustermitglied Professor Stephan Weidinger an der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie des UKSH Kiel. „Wirklich überraschend war, dass wir die für Gesunde typische körperstellenspezifischen Unterschiede im Hautmikrobiom auf akuten und chronischen Ekzemen von Neurodermitispatienten nicht mehr finden. Die Entzündung verändert das Hautmikrobiom massiv, unabhängig von der Körperstelle. Das hatten wir in dem Ausmaß nicht erwartet.“

„Unsere neuen Daten vertiefen das Verständnis der wechselseitigen Abhängigkeit zwischen Hautfunktion und bakterieller Besiedlung“, betont Professor Stephan Weidinger, stellvertretender Direktor der Universitäts-Hautklink Kiel und Leiter der Abteilung für entzündliche Hautkrankheiten. „Das Besiedlungsmuster der Haut ist bei Patientinnen und Patienten mit Neurodermitis generell verändert, und ist sowohl Ausdruck als auch Triggerfaktor der Entzündung und kann Ausgangspunkt für echte Infektionen sein.“

Stichwort Neurodermitis
Neurodermitis (atopisches Ekzem) ist eine der häufigsten chronischen, nicht ansteckenden entzündlichen Hauterkrankungen. Sie tritt meist schon in frühester Kindheit auf und verläuft in Schüben. Schätzungsweise 10 bis 20 Prozent der Kinder und 5 bis 10 Prozent der Erwachsenen sind betroffen. Kennzeichen sind extremer Juckreiz, immer wieder kehrende Ekzeme, und meist eine generelle Hauttrockenheit. Die Ursachen der Neurodermitis liegen zum größten Teil in einer erblichen Veranlagung zu einer Überempfindlichkeit der Haut sowie Überreaktionen des Immunsystems. Bei der Neurodermitis ist die optimale Versorgung der Haut mit Feuchtigkeit und Fetten gestört und die natürliche Barrierefunktion herabgesetzt Auf diese Weise können irritierende und allergieauslösende Stoffe aus der Umwelt leichter eindringen.

Originalpublikation:
Baurecht, H, Rühlemann, MC, Rodríguez, E, Thielking, F, Harder, I, Erkens, AS, Stölzl, D, Ellinghaus, E, Hotze, M, Lieb, W, Wang, S, Heinsen, FA, Franke, A und Weidinger, S (2018): Epidermal lipid composition, barrier integrity and eczematous inflammation are associated with skin microbiome configuration. Journal of Allergy and Clinical Immunology, https://doi.org/10.1016/j.jaci.2018.01.019

Kontakt:
Dr. Hansjörg Baurecht
Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie am UKSH Kiel
Tel.: 0431/500 21111
hbaurecht@dermatology.uni-kiel.de

Prof. Dr. Stephan Weidinger
Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie am UKSH Kiel
Tel.: 0431/500 21110
sweidinger@dermatology.uni-kiel.de

Bildmaterial steht zum Download bereit:
http://inflammation-at-interfaces.de/de/newsroom/aktuelles/Grafik_NeurodermitisD…
Die bakterielle Besiedlung der Haut unterscheidet sich zwischen gesunden und an Neurodermitis erkrankten Menschen deutlich. Bei Neurodermitis-Patientinnen und Patienten ist die Bakterienvielfalt deutlich geringer, und der Anteil bestimmter Bakterienarten deutlich erhöht. Dies ist auch der Fall, wenn die Haut scheinbar gesund aussieht. Im Fall eines Ekzems, also einer akuten Entzündung der Haut, sinkt die Vielfältigkeit der Bakterien weiter ab und der Anteil bestimmter „schlechter Bakterien“ steigt an.

Der Exzellenzcluster „Inflammation at Interfaces/Entzündungsforschung“ wird seit 2007 durch die Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder mit einem Gesamtbudget von 68 Millionen Euro gefördert; derzeit befindet er sich in der zweiten Förderphase. Die rund 300 Clustermitglieder an den insgesamt vier Standorten: Kiel (Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Muthesius Kunsthochschule), Lübeck (Universität zu Lübeck, UKSH), Plön (Max-Planck-Institut für Evolutionsbiologie) und Borstel (Forschungszentrum Borstel – Leibniz-Zentrum für Medizin und Biowissenschaften) forschen in einem innovativen, systemischen Ansatz an dem Phänomen Entzündung, das alle Barriereorgane wie Darm, Lunge und Haut befallen kann.

Exzellenzcluster Entzündungsforschung
Wissenschaftliche Geschäftsstelle, Leitung: Dr. habil. Susanne Holstein
Postanschrift: Christian-Albrechts-Platz 4, D-24118 Kiel
Telefon: (0431) 880-4850, Telefax: (0431) 880-4894
E-Mail: spetermann@uv.uni-kiel.de
Twitter: I@I @medinflame

Weitere Informationen:
http://inflammation-at-interfaces.de/de/newsroom/aktuelles/kieler-studie-neurode…

Quelle: idw

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Lungenärzte warnen: E-Zigaretten machen abhängig und krank

Medizin – Kommunikation Medizinkommunikation
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V.

Dresden – E-Zigaretten, Shishas und Heat Sticks machen junge Menschen nikotinabhängig und ebnen den Weg in den Tabakkonsum. Darauf weist die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) anlässlich ihres Kongresses in Dresden hin. Damit reagiert sie auf Marketingkampagnen der Tabakindustrie, die E-Zigaretten als „gesündere Alternative“ zur Tabakzigarette bewerben. Auch zur Rauchentwöhnung sei das Inhalieren von E-Zigaretten, Wasserpfeifen und Tabakerhitzern nur bedingt geeignet, betonen die Experten.

Schätzungsweise 1 Millionen Deutsche rauchten 2016 regelmäßig E-Zigaretten (1). Die Wasserpfeife ist bei Jugendlichen beliebt: nach Angaben der DAK rauchen 15 Prozent der Zehntklässler regelmäßig Shisha. „Der süße Geschmack der E-Zigarette und das breite Angebot an Aromastoffen, machen das Dampfen vor allem bei jungen Menschen beliebt und erhöhen die Akzeptanz für das Rauchen“, warnt der Pneumologe Dr. med. Peter Kardos. US-amerikanische Untersuchungen zeigen, dass die E-Zigarette den Einstieg in den konventionellen Tabakkonsum bahnen kann (2). „Tabakkonzerne steigen in das E-Zigarettengeschäft ein, um das Image des Rauchens zu verbessern und mehr junge Menschen zum täglichen Konsum zu verleiten“, sagt Kardos. In einem Positionspapier weist die DGP darauf hin, dass Inhalationsprodukte wie E-Zigaretten und Wasserpfeifen gesundheitsgefährdende Suchtmittel sind und deshalb den gleichen gesetzlichen Regularien unterliegen sollten wie Tabakprodukte (3)

Was das Inhalieren von Dampfen E-Zigaretten, Wasserpfeifen und Tabakerhitzern langfristig für ihre die Gesundheit bedeutet, lässt sich aufgrund der aktuellen Studienlage nicht beurteilen, sagt Kardos, der dem diesjährigen DGP-Kongress als Kongresspräsident vorsteht. Nach Beginn der industriellen Produktion hat es auch bei den konventionellen Zigaretten gut 30 Jahre gedauert, bis mit wissenschaftlicher Genauigkeit feststand, dass Rauchen Lungenkrebs verursacht. „Zwar enthalten E-Zigaretten keine Verbrennungsprodukte – aber auch das beim Dampfen dabei entstehende Aerosol enthält entzündungsfördernde, reizende und krebserregende Substanzen, die die Lunge langfristig schädigen können (5)“. So fand eine andere amerikanische Studie Hinweise dafür, dass Jugendliche, die regelmäßig dampfen, doppelt so häufig an Bronchitis erkranken wie ihre nichtrauchenden Altersgenossen (6). Hinzu kommt, dass die meisten E-Zigaretten den Suchtstoff Nikotin enthalten, der möglicherweise selbst schon krebserregend ist (7).

Ob E-Zigaretten bei der Rauchentwöhnung helfen können, ist aus wissenschaftlicher Sicht nicht belegt. Eine aktuelle Metaanalyse fand keine aussagekräftigen Hinweise dafür (8). Dennoch bewirbt die Industrie E-Zigaretten und sogenannte Tabakerhitzer (Heat Sticks) die das Nikotin ohne Verbrennungsprodukte abgeben – als Ersatzprodukt für Raucher. Experten geben zu bedenken, dass Heat Sticks den Rauchstopp sogar erschweren können, weil sie das Ritual des Rauchens aufrechterhalten. Viele Nutzer greifen trotzdem auch noch regelmäßig zur Tabakzigarette (sog. Dual Users), betont Kardos. „Wer sich das Rauchen abgewöhnen möchte – oder es sich aus gesundheitlichen Gründen abgewöhnen muss – sollte vorrangig in professionellen Entwöhnungsprogrammen, Medikamenten und Nikotinersatzprodukten Unterstützung suchen“, so der Experte.

Quellen
(1) Eichler M, Blettner M, Singer S. The use of e-cigarettes -a population-based cross-sectional survey of 4002 individuals in 2016. Dtsch Arztebl Int 016; 113: 847- 54.
(2) Soneji S, Barrington-Trimis JL, Wills TA, et al. Association between initial use of e-cigarettes and subsequent cigarette smoking among adolescents and young adults: a systematic review and meta-analysis. JAMA Pediatr 2017; 171: 788-797
(3) D. Nowak et. al „Positionspapier der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e. V. (DGP) zur elektronischen Zigarette (E-Zigarette)“. Pneumologie 2015; 69: 131-134
(4) Reidel B, Radicioni G, Clapp P et al. E-Cigarette Use Causes a Unique Innate Immune Response in the Lung, Involving Increased Neutrophilic Activation and Altered Mucin Secretion. Am J Respir Crit Care Med ePub 2018
(5) McConnell R, Barrington-Trimis JL, Wang K et al. Electronic-cigarette „Use and Respiratory Symptoms in Adolescents“. Am J Respir Crit Care Med 2017; 195: 1043-1049
(6) Hyun-Wook et al., E-cigarette smoke damages DNA and reduces repair activity in mouse lung, heart, and bladder as well as in human lung and bladder cells, PNAS 2018
(7) Sun HJ, Jia YF, Ma XL. Alpha5 Nicotinic Acetylcholine Receptor Contributes to Nicotine-Induced Lung Cancer Development and Progression. Front Pharmacol. 2017 Aug 23;8:573
(8) El Dib R, Suzumura EA, Akl EA, et al. Electronic nicotine delivery systems and/or electronic non-nicotine delivery systems for tobacco smoking cessation or reduction: a systematic review and meta-analysis. BMJ Open 2017; 7: e012680.

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Quelle: idw

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RWI-Stromspiegel: Nicht immer zahlt sich der Wechsel zum stromsparenden Elektrogerät aus

Jörg Schäfer Kommunikation
RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung

Wie hoch der mittlere jährliche Stromverbrauch von in deutschen Haushalten verbreiteten Kühlschränken oder Waschmaschinen ist, ist mangels smarter Messgeräte vielfach nicht bekannt. Dadurch ist auch ungewiss, wieviel Geld sich durch die Investition in ein neues Elektrogerät mit niedrigerem Stromverbrauch einsparen lässt. Nachrechnen lohnt sich. Das zeigt eine aktuelle RWI-Studie zum Stromverbrauch in privaten Haushalten, die auf zwei umfangreichen Erhebungen basiert.

Wie hoch der mittlere jährliche Stromverbrauch von in deutschen Haushalten verbreiteten Kühlschränken oder Waschmaschinen ist, ist mangels smarter Messgeräte vielfach nicht bekannt. Dadurch ist auch ungewiss, wieviel Geld sich durch die Investition in ein neues Elektrogerät mit niedrigerem Stromverbrauch einsparen lässt. Nachrechnen lohnt sich. Das zeigt eine aktuelle RWI-Studie zum Stromverbrauch in privaten Haushalten, die auf zwei umfangreichen Erhebungen basiert.

Da die Strompreise die Budgets privater Haushalte immer stärker belasten, erscheinen stromsparende Maßnahmen immer lohnenswerter. Um ermitteln zu können, wieviel Strom und damit Geld durch neue stromsparende Geräte eingespart werden kann, muss jedoch bekannt sein, wieviel Strom die zu ersetzenden alten Geräte verbrauchen. Laut einer aktuellen Studie des RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung sind beispielsweise für den Betrieb eines Kühlschranks durchschnittlich rund 300 Kilowattstunden (kWh) pro Jahr erforderlich, für einen Gefrierschrank etwa 400 kWh. Bei einem durchschnittlichen Strompreis von aktuell rund 30 Cent pro kWh kostet der Betrieb dieser Geräte demnach jährlich 90 bzw. 120 Euro.

Grundlage der Studie sind zwei umfangreiche Erhebungen, die zur Ergänzung des Deutschen Haushaltsenergieverbrauchspanels GRECS (German Residential Energy Consumption Survey) vom Berliner Marktforschungsinstitut forsa Gmbh, Berlin, durchgeführt wurden. Sie geben Auskunft über den Stromverbrauch von mehr als 2.000 Haushalten in den Jahren 2011 bis 2013 sowie über deren Ausstattung mit Elektrogeräten.

Investition in energieeffiziente Elektrogeräte lohnt finanziell nicht immer
Würde ein Haushalt mit einem Kühlschrank mit durchschnittlichem Verbrauch von 300 kWh pro Jahr ein neues energieeffizientes Gerät (mit Gefrierfach) mit einem Verbrauch von rund 160 kWh anschaffen, könnte er demnach bei einem Strompreis von 30 Cent pro kWh jährlich rund 42 Euro einsparen. Bei einem Anschaffungspreis von 700 Euro eines solchen aktuell auf dem Markt befindlichen Gerätes würde sich eine solche Investition innerhalb der durchschnittlichen Lebensdauer von Kühlschränken von zehn Jahren jedoch nicht rechnen. Auch unter Umweltgesichtspunkten kann der Austausch des alten Kühlschranks gegen einen neuen unvorteilhaft sein, da zur Herstellung eines neuen Kühlschranks erhebliche Mengen an Energie erforderlich sind und dabei Treibhausgase emittiert werden.

Noch weniger auszahlen würde sich diese Investition, wenn der neue Kühlschrank die durchschnittliche Lebensdauer von zehn Jahren deutlich unterschreiten und früher kaputt gehen würde oder der Haushalt einen günstigen Stromtarif deutlich unterhalb des durchschnittlichen Niveaus von derzeit rund 30 Cent je kWh hätte. Eher rechnen könnten sich solche Investitionen hingegen, wenn der alte Kühlschrank einen überdurchschnittlich hohen Verbrauch aufweist, besonders in Zeiten steigender Strompreise. Es lohnt sich also, den Stromverbrauch des zu ersetzenden Gerätes zu ermitteln und auf dieser Grundlage über den Kauf eines neuen zu entscheiden.

Haushalte verwenden ein Viertel des Stromverbrauchs zur Kühlung
Ein weiteres Ergebnis der Studie ist, dass der Stromverbrauch einzelner Geräte stark über die Haushalte hinweg variiert. So fällt bei Haushalten im untersten Viertel der Stromverbrauchsverteilung der Stromverbrauch einer einzelnen Lampe mit 5,3 kWh deutlich schwächer aus als bei Haushalten des obersten Viertels (15,9 kWh). Bei Kühlschränken beträgt der Unterschied im jährlichen Stromverbrauch zwischen Haushalten des untersten und obersten Viertels der Stromverbrauchsverteilung pro Jahr etwa 65 kWh.

Haushalte mit geringem Verbrauch verwenden zudem einen größeren Anteil des Stroms für elementare Anwendungen wie Kühlen und Kochen als Haushalte mit hohem Stromverbrauch. Eine Ursache für den hohen Stromverbrauch mancher Haushalte liegt nicht selten am Gebrauch energieintensiver Einrichtungsgegenstände wie Saunen, Wasserbetten oder Solarien.

Haushalte mit einem mittleren Stromverbrauch nutzen rund ein Viertel des Stromverbrauchs zur Kühlung, 15 Prozent für Information und Kommunikation, also den Betrieb von Fernsehgeräten, Computern oder Notebooks. Weitere alltägliche Anwendungen wie Warmwasserbereitung, Beleuchtung, Kochen, Waschen und Trocknen machen jeweils zwischen 2 und 6 Prozent des gesamten Stromkonsums aus.

Ihre Ansprechpartner:
Prof. Dr. Manuel Frondel Tel.: (0201) 8149-204
Sabine Weiler (Pressestelle) Tel.: (0201) 8149-213

Weitere Informationen:
http://www.rwi-essen.de/rep/ Dieser Pressemitteilung liegt das Ruhr Economic Paper #722 („Heterogeneity in Residential Electricity Consumption: A Quantile Regression Approach“) zugrunde.
http://www.rwi-essen.de/stromspiegel Weitere Informationen zum RWI-Stromspiegel.

Quelle: idw

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Kälte kann Herzinfarkt auslösen

Michael Wichert Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Herzstiftung e.V./Deutsche Stiftung für Herzforschung

Studie zeigt Zusammenhang zwischen Minusgraden und Risiko für Herzanfälle / Deutsche Herzstiftung gibt Tipps für Herzpatienten

Niedrige Temperaturen belasten das Herz. Herzpatienten sollten daher bei Temperaturen unter null Grad besonders vorsichtig sein und große Anstrengungen vermeiden. An sehr kalten Tagen steigt sogar die Zahl an Herzinfarkten, wie eine schwedische Langzeitstudie an mehr als 280.000 Patienten zeigt.* „Brustschmerzen oder Atemnot sollten daher insbesondere im Winter nicht auf die leichte Schulter genommen werden“, warnt der Herzspezialist Prof. Dr. med. Thomas Voigtländer vom Vorstand der Deutschen Herzstiftung. „Geht ein bisher Gesunder in die Kälte hinaus und bekommt plötzlich Schmerzen, einen Druck oder Brennen im Brustkorb und Atemnot, dann ist das ein Warnzeichen. Umgehend sollte ein Arzt aufgesucht werden, der das Herz gründlich untersucht.“ Die Symptome können Vorboten eines Herzinfarkts sein (https://www.herzstiftung.de/Anzeichen-Herzinfarkt.html).
Besonders gefährdet sind Patienten mit einer koronaren Herzkrankheit (KHK) und Angina pectoris-Beschwerden oder nach einem Herzinfarkt. Starke Kälte belastet die Herzkranzgefäße, indem sich die Gefäße verengen und die Blutversorgung des Herzmuskels vermindern, der dadurch weniger Sauerstoff bekommt. Gleichzeitig werden auch die Widerstandsgefäße im übrigen Körper verengt (Blutdruckanstieg!), so dass das Herz gegen einen größeren Widerstand anpumpen muss. „Besonders wachsam sollten in den Wintermonaten auch Hochdruckpatienten und Betroffene mit Herzschwäche sein.“ Was Herzpatienten im Winter beachten sollten, können Betroffene unter https://www.herzstiftung.de/Kaelte-Herz-Herzinfarkt.html oder in der kostenfreien Expertenschrift „Wie komme ich gut durch den Winter?“ nachlesen, die per Tel. unter 069 955128400 oder per E-Mail unter bestellung@herzstiftung.de angefordert werden kann.

Große Anstrengungen bei Kälte vermeiden
Wer bereits an einer Herzerkrankung leidet, sollte bei Minusgraden auf starke körperliche Anstrengungen wie Schneeschippen verzichten. Zwar ist regelmäßige Bewegung auch im Winter empfehlenswert. Statt zu hoher Belastung rät die Deutsche Herzstiftung Herzpatienten allerdings zu weniger anstrengender Bewegung wie Spaziergängen oder Walkingrunden. Bei Minusgraden legen sich Herzpatienten zum Schutz am besten einen Schal über Mund und Nase, so gelangt die Luft bereits vorgewärmt in die Atemwege. Bei großer Kälte kann es auch sinnvoll sein, das Training in die Sporthalle oder das Schwimmbad zu verlegen. Einzelne Studien deuten darauf hin, dass auch eine kühle Wohnung den Blutdruck erhöhen und das Herz gefährden kann. Koronarpatienten sollten daher die Wohnung angenehm warm halten, ohne sie zu überheizen.

Herzmedikamente schützen – auf regelmäßige Einnahme achten
Grundsätzlich sollten Menschen mit Herzerkrankungen im Winter regelmäßig ihren Blutdruck messen und besonders sorgfältig ihre Medikamente nehmen. Eine aktuelle finnische Studie (Ryti N. R. I. et al, Sci. Rep. 2017) bestätigt, dass Kälte die Prognose bei Herzpatienten ungünstig beeinflussen kann. Gemäß der Studie schützt die Einnahme von Herzmedikamenten wie ASS, Betablockern oder Nitraten Herz-Kreislauf-Patienten vor einem akuten Koronarereignis (z. B. Herzinfarkt oder Angina pectoris).
„Bei einigen Betroffenen muss – und dies nur in Absprache mit dem behandelnden Arzt! – die Dosis der Arzneien im Winter angepasst werden, da der Blutdruck in der kalten Jahreszeit oft höher liegt“, betont Prof. Voigtländer, der auch Ärztlicher Direktor am Bethanien Krankenhaus, Cardioangiologisches Centrum Bethanien (CCB) in Frankfurt ist. Wichtig ist auch der Zeitpunkt der Medikamenteneinnahme: Da der Blutdruck bei den meisten Patienten nach dem Aufstehen ansteigt, sollten sie ihre Tabletten in der Regel morgens nehmen – und zwar bevor sie hinaus in die Kälte gehen.

Tipp: Wichtige Tipps zum Thema Kälte bei Herzproblemen bietet die Herzstiftung unter https://www.herzstiftung.de/Kaelte-Herz-Herzinfarkt.html kostenfrei an. Der Sonderdruck „Wie komme ich gut durch den Winter?“ kann angefordert werden unter Tel. 069 955128-400 oder per E-Mail unter bestellung@herzstiftung.de

* European Society of Cardiology:
16 year study suggests air temperature is external trigger for heart attack;
https://www.escardio.org/The-ESC/Press-Office/Press-releases/16-year-study-sugge…
https://doi.org/10.1093/eurheartj/ehx504.2949

Informationen:
Deutsche Herzstiftung e.V.
Pressestelle:
Michael Wichert /Pierre König
Tel. 069 955128-114/-140
Fax: 069 955128-345
E-Mail: wichert@herzstiftung.de/
koenig@herzstiftung.de
www.herzstiftung.de

Weitere Informationen:
https://www.herzstiftung.de/Kaelte-Herz-Herzinfarkt.html
https://www.herzstiftung.de/Anzeichen-Herzinfarkt.html
https://doi.org/10.1093/eurheartj/ehx504.2949
https://www.escardio.org/The-ESC/Press-Office/Press-releases/16-year-study-sugge…

Anhang

PM_Kälte_Herzrisiko

Quelle: idw

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Den Stadtwildtieren auf der Spur: Citizen Science für alle

Steven Seet – Leibniz-IZW Pressestelle des Forschungsverbundes Berlin e.V.
Forschungsverbund Berlin e.V.

Wildtiere erobern die Städte, in Berlin und anderswo. Und so treffen viele ihr erstes Wildtier „in freier Wildbahn“ im urbanen Bereich – meistens, aber nicht immer, sind das spannende Begegnungen mit einem erfreulichen Ausgang. Um das wachsende Interesse zu befriedigen, den aufkommenden Wissensdurst zu stillen und Angebote vorzustellen, die eine Beteiligung der Öffentlichkeit an wissenschaftlichen Forschungsarbeiten ermöglichen, gibt es jetzt die Internetseite für alle an Wildtieren in der Stadt Interessierte.

Die Berliner Internetseite „http://berlin.stadtwildtiere.de“ bündelt Informationen und Angebote rund um Wildtiere in der Stadt. Sie wird vom Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW) und dem Verein StadtNatur in Zürich betreut. Auf dieser Seite gibt es Informationen zu allen Wildtieren, die uns in der Stadt begegnen können, Antworten auf oft gestellte Fragen zum Thema „Wildtiere in der Stadt“ und Veranstaltungshinweise zum Thema Stadtökologie – und Tipps für ein gutes Miteinander zwischen Mensch und Tier.

Besonders spannend sind die interaktiven Optionen: Interessierte können Tiersichtungen und deren Spuren oder Nester melden und sich diese auf einer interaktiven Karte anzeigen lassen. Sie können sich über Forschung zu Stadtökologie informieren und Forschungsprojekte finden, die zum Mitmachen einladen. In Berlin zum Beispiel stehen Fuchs, Hase, Igel, Waschbär und mehr ab sofort unter Beobachtung. Die an den Projekten beteiligten WissenschafterInnen nutzen die aus verschiedenen Städten gemeldeten Informationen, um zum Beispiel herausfinden, ob es in Berlin mehr Igel als in Freiburg gibt. Oder warum es möglicherweise manche Tierarten vom Land in die Stadt zieht, während andere Arten die Stadt meiden.

Wer gerne mitforschen möchte, kann beispielsweise mit einer „App“ fürs Smartphone Lichtverschmutzung messen oder Igel finden. Solche Projekte werden gerne mit „Citizen Science“ (Bürgerwissenschaften) bezeichnet: Teilnehmende aus der Öffentlichkeit bereichern mit ihrem persönlichen Wissen das Projekt, sammeln Daten, übernehmen Aufgaben oder helfen bei der Entwicklung der Fragestellungen der Forschungsprojekte. Dabei lernen die Beteiligten nebenbei, wie Forschung heutzutage funktioniert. Die WissenschaftlerInnen profitieren ebenfalls: Sie lernen von ihren Mitforschenden viel Interessantes aus deren persönlichem Erfahrungssschatz und erhalten Daten, die sie aus Kapazitätsgründen nie alleine erheben könnten.

Die Internetseite „berlin.stadtwildtiere.de“ bietet auch Antworten auf typische Fragen zum Thema Wildtiere in der Stadt. Dazu gehören: „Wohin mit dem verlassenen Krähenkind?“ oder „Was sind invasive Arten?“. Darüber hinaus stellen sich die zurzeit laufenden wissenschaftlichen Forschungsprojekte zu Wildtieren in Berlin und Umgebung vor.

Die Bürgerwissenschaften-Projekte „Stadtwildtiere“ und „Wilde Nachbarn“ wurden in Zürich entwickelt und gestartet. Inzwischen gibt es diese Projekte auch in anderen Städten und Regionen. Die Internetseite „berlin.stadtwildtiere.de“ wird vom Leibniz-IZW und dem Züricher Verein „StadtNatur“ betreut. Die beteiligten WissenschaftlerInnen erhoffen sich, dass in Zukunft immer mehr Städte und Regionen an dem Projekt teilnehmen. Neben Berlin wurde für Deutschland jetzt das Projekt „Wilde Nachbarn Baden-Württemberg“ (http://bw.wildenachbarn.de) eingeführt.

Kontakt Leibniz-IZW:
Steven Seet: seet@izw-berlin.de, 049 30 51 68 125
Sarah Kiefer: kiefer@izw-berlin.de, 049 30 51 68 128

Weitere Informationen:
http://berlin.stadtwildtiere.de
http://bw.wildenachbarn.de

Quelle: idw

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Risikofaktoren erkennen und gegensteuern: So kann das Herz selbst im Alter jung bleiben

Janina Wetzstein Pressestelle
Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin e. V.

Viele Beschwerden, die als „normale“ Alterserscheinungen gelten, sind in Wahrheit Endpunkte eines schleichenden Krankheitsprozesses: Übergewicht und Bewegungsmangel bringen die Blutfettwerte in Schieflage und erhöhen das Diabetesrisiko. Damit einher gehen oft Bluthochdruck, Schäden an den Gefäßwänden und Arteriosklerose, die letztlich auch das Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall in die Höhe treiben. Wie dieser Prozess verlangsamt und insbesondere das Herz länger gesund erhalten werden kann, war Thema auf der Pressekonferenz der Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin e.V. (DGIM) in Berlin.

Dass das Herz im Alter immer schwächer und anfälliger wird, schien lange Zeit unausweichlich zu sein. „Es wird aber immer deutlicher, dass man solche Alterserscheinungen nicht einfach hinnehmen muss“, sagt Professor Dr. med. Ursula Müller-Werdan, die den Schwerpunkt Geriatrie der Inneren Medizin an der Berliner Charité leitet. Vielmehr lägen den schleichenden Alterungsprozessen, die sich an den verschiedenen Organen vollziehen, und den dann scheinbar unvermittelt auftretenden Alterskrankheiten ähnliche Entstehungsmechanismen zugrunde.

Für das Herz heißt das: Wer die bekannten Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Leiden vermeidet, beugt auch einer vorzeitigen Alterung von Herz und Gefäßen vor. Die Liste der schädlichen Einflüsse, denen es entgegenzuwirken gilt, ist heute allgemein bekannt und oft wiederholt worden: Zigarettenrauch, Übergewicht und körperliche Inaktivität zählen dabei zu denjenigen Faktoren, die der Einzelne vermeiden oder gegen die er aktiv vorgehen kann. Andere Risikofaktoren können nicht immer vermieden werden – sie sollten aber frühzeitig erkannt und konsequent behandelt werden, um das Herz zu schützen. Dazu zählen etwa ein Diabetes, ein bereits bestehender Bluthochdruck, chronische Entzündungsprozesse oder hohe LDL-Cholesterinwerte.

All diese Faktoren beeinträchtigen zunächst die Funktion der Gefäßwände und leisten Bluthochdruck und Arteriosklerose Vorschub. „Damit steigt das Risiko für verschiedene Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die sich wechselseitig bedingen und verstärken können“, erläutert Müller-Werdan. Im Rahmen dieses so genannten kardiovaskulären Kontinuums wird letztlich auch der Herzmuskel in Mitleidenschaft gezogen, der nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt wird. Wenn sich erste Krankheitszeichen bemerkbar machen, sind die zugrundeliegenden Schädigungen oft schon weit fortgeschritten. „Ein Herzinfarkt scheint dann mitunter aus heiterem Himmel aufzutreten, aus völliger Gesundheit heraus“, so Müller-Werdan.

Haben sich Herz-Kreislauf-Schäden wie Arteriosklerose, Herzrhythmusstörungen oder eine Herzmuskelschwäche erst einmal etabliert, sind sie in der Regel chronisch – ihr Verlauf lässt sich dann nur noch verlangsamen, nicht aber umkehren. „Daher sollte möglichst frühzeitig auf einen gesunden Lebensstil geachtet und Risikofaktoren konsequent vermieden werden“, betont Professor Dr. med. Cornel Sieber, Vorsitzender der DGIM. Damit die Jahre, die die Menschen heute durchschnittlich länger leben, auch möglichst gesunde Jahre sind.

http://www.dgim.de | http://www.facebook.com/DGIM.Fanpage/ | http://www.twitter.com/dgimev

Quelle: idw

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Wann Mitarbeiter von Handlungsspielräumen im Job profitieren

Eva Mühle Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund

Wer bei der Arbeit viel zu tun hat und unter Zeitdruck steht, profitiert davon, wenn er frei über die Arbeitseinteilung entscheiden kann. Handlungsspielräume im Job können uns aber auch schaden, wie eine aktuelle Studie des Leibniz-Instituts für Arbeitsforschung zeigt. Denn es kommt darauf an, was vorrangig verlangt wird: Ist der Job eher durch Emotionsarbeit statt Zeitdruck gekennzeichnet, können Mitarbeiter von geringeren Handlungsspielräumen profitieren. Demnach erscheinen in emotional belastenden Berufen, in denen bestimmte Gefühle nach außen gezeigt werden sollen, konkrete Richtlinien hilfreicher als Freiheiten.

Die Abgabefrist rückt näher, auf ein Meeting folgt das nächste und dann wartet noch ein anspruchsvoller Kunde: Laut einer Eurofond-Erhebung beklagt rund jeder dritte Angestellte in der EU, unter zu hohem Zeitdruck arbeiten zu müssen. Gleichzeitig erfordern viele Tätigkeiten, bestimmte Emotionen nach außen zu zeigen, auch wenn diese nicht mit den tatsächlich erlebten Gefühlen übereinstimmen, z.B. im Kundenkontakt. Unsere Gefühle den Erwartungen des Unternehmens anpassen zu müssen, strengt uns enorm an und kann langfristig zu Burnout führen – ähnlich wie ein auf Dauer zu hoher Workload.

In der arbeitspsychologischen Forschung ging man bisher generell davon aus, dass Handlungsspielräumen, also die Möglichkeiten eigenständig entscheiden zu können, wann und wie eine vereinbarte Aufgabe bearbeitet wird, förderlich für das psychische Wohlergehen der Mitarbeiter sind. Fraglich war bislang jedoch, ob Handlungsspielräume bei unterschiedlichen Formen von Arbeitsanforderungen ähnlich positive Effekte aufweisen. PsychologInnen des Leibniz-Instituts für Arbeitsforschung an der TU Dortmund (IfADo) haben jetzt die Wechselwirkung von Handlungsspielräumen und verschiedenen Arbeitsanforderungen untersucht.

Selbsteinschätzung per Onlinebefragungen
Für die Studie haben die Forschenden Daten von rund 140 Beschäftigten eines Versorgungsunternehmens analysiert. Die Beschäftigten wurden zweimal im Abstand eines halben Jahres befragt und haben Fragen zu ihrer Arbeitssituation in Form von Online-Fragebögen beantwortet. Dabei wurde unter anderem gefragt, wie hoch sie ihre Handlungsspielräume am Arbeitsplatz einschätzen, wie erschöpft sie sich fühlen, ob sie oft unter Zeitdruck arbeiten und ob sie ihre Emotionen regulieren müssen. „Unsere Ergebnisse verdeutlichen, dass ein hohes Maß an Handlungsspielräumen während der Arbeit förderlich für die Gesundheit sein kann. Das gilt aber nicht für alle Berufe. Denn teilweise sein eigener Chef zu sein, kann uns auch schaden,“ sagt IfADo-Studienautorin Anne-Kathrin Konze.

Während sich Personen mit hohem Arbeitspensum und vielen Abgabefristen weniger erschöpft fühlen, wenn sie die eigenen Arbeitsabläufe selbst bestimmen können, können große Handlungsspielräume Berufstätige belasten, die bei der Arbeit ihre tatsächlichen Gefühlen anpassen müssen.

Handlungsfreiheit je nach Arbeitsanforderung
Denn wenn uns Freiheiten eingeräumt werden, sind wir selbst dafür verantwortlich, den Arbeitstag so zu strukturieren, dass wir vereinbarte Aufgaben fristgerecht erledigen. „Das erfordert ein hohes Maß an Selbstkontrolle – ähnlich wie beim Umgang mit Kunden, bei dem wir unsere Gefühle im Griff haben müssen. Beides zusammen kann schnell zu viel werden“, so Arbeitspsychologin Konze.

In der Praxis sollten Arbeitgeber zunächst klären, was vom jeweiligen Beschäftigten schwerpunktmäßig verlangt wird. Ist die vorrangige Arbeitsanforderung ermittelt, kann entschieden werden, wie selbstständig jemand arbeiten sollte. Handelt es sich um Tätigkeiten unter hohem Zeitdruck, sind Spielräume förderlich.

„Bei emotional belastende Tätigkeiten beispielsweise im Service- und Verkaufsbereich können jedoch Richtlinien helfen, das Wohlbefinden des Personals zu steigern“, rät Konze. Denn in anspruchsvollen Situationen wie beispielsweise dem Umgang mit Kundenbeschwerden ad-hoc selbst über eine Vorgehensweise zu entscheiden, kann die Beschäftigten zusätzlich belasten. Vorgegebene Verhaltensstrategien für solche Situationen könnten die Beschäftigten hingegen entlasten.

Publikation:
Konze, A-K., Rivkin, W., Schmidt, K-H. (2017). Is Job Control a Double-Edged Sword? A Cross-Lagged Panel Study on the Interplay of Quantitative Workload, Emotional Dissonance, and Job Control on Emotional Exhaustion. Int. J. Environ. Res. Public Health, 14, 1608. doi: 10.3390/ijerph14121608 (Open Access)

Ansprechpartnerin:
Anne-Kathrin Konze
Wissenschaftliche Mitarbeiterin „Flexible Verhaltensforschung“
Telefon: + 49 231 1084-237
E-Mail: konze@ifado.de

Pressekontakt:
Eva Mühle
Pressereferentin
Telefon: + 49 231 1084-239
E-Mail: muehle@ifado.de

Das IfADo – Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund erforscht die Potenziale und Risiken moderner Arbeit auf lebens- und verhaltenswissenschaftlicher Grundlage. Aus den Ergebnissen werden Prinzipien der leistungs- und gesundheitsförderlichen Gestaltung der Arbeitswelt abgeleitet. Das IfADo hat mehr als 200 Mitarbeiter/innen aus naturwissenschaftlichen und technischen Disziplinen. Das Institut ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft, die 93 selbstständige Einrichtungen umfasst. Die Leibniz-Institute beschäftigen rund 18.600 Personen, darunter 9.500 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Der Gesamtetat der Institute liegt bei 1,7 Milliarden Euro.

Weitere Informationen:
http://www.mdpi.com/1660-4601/14/12/1608 Zum Paper (Open Access)

Quelle: idw

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Wilde Nachbarn

Rudolf-Werner Dreier Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau

Bürger können ihre Beobachtungen von Wildtieren in Städten und Dörfern Baden-Württembergs in einem Web-Portal melden

Wildtiere haben längst entdeckt, dass menschliche Siedlungen einen hervorragenden Lebensraum mit konstantem Nahrungsangebot, milderem Klima, bester Deckung und wenigen Feinden bieten. Dadurch kommt es immer wieder zu Begegnungen zwischen Mensch und Tier. Wer in Baden-Württemberg einen Waschbären hinter der Mülltonne entdeckt, nachts einen Igel auf der Terrasse zu Gast hat oder auf dem Heimweg einem Fuchs begegnet, hat jetzt die Möglichkeit, seine Beobachtung auf dem Web-Portal www.bw.wildenachbarn.de zu melden. Wildtiersichtungen, Spurenfunde, Fuchs- und Dachsbaue sowie Fundorte toter Tiere können dort in eine Karte eingetragen werden. Wem es gelingt, ein Foto seiner Beobachtung zu machen, kann dieses hochladen und sich die von anderen Nutzerinnen und Nutzern eingereichten Bilder anschauen.

„Wilde Nachbarn“ ist Bestandteil des vom Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz geförderten Projekts „Wildtiere im Siedlungsraum Baden-Württembergs“ der Professur für Wildtierökologie und Wildtiermanagement der Universität Freiburg. Das Web- Portal wird in Zusammenarbeit mit dem Verein StadtNatur betreut. Damit folgt Baden-Württemberg Städten wie Wien, Zürich und Berlin (www.berlin.StadtWildTiere.de), in denen solch eine Meldemöglichkeit schon besteht und von der dortigen Bevölkerung gerne angenommen wird. Nach dem Prinzip der „Citizen Science“ gewinnen Bürgerinnen und Bürger Daten, die Forscherinnen und Forschern ein Bild von der Verteilung der einzelnen Tierarten über den Siedlungsraum vermitteln. Dadurch wird es möglich, Rückschlüsse auf Interaktionshotspots zu ziehen – also Orte, an denen sich Mensch und Wildtier besonders oft begegnen. Dieses Wissen kann für das zukünftige Wildtiermanagement, mit dem Konflikten vorgebeugt werden soll, nützlich sein. Indem Bürger aufgerufen werden, sich an der wissenschaftlichen Forschung zu beteiligen, werden sie gleichzeitig für das Thema sensibilisiert und vielleicht sogar begeistert. Dies ist dem Forschungsteam zufolge in einer Zeit, in der ein Bezug der Menschen zur Natur schwindet, sehr wichtig.

Neben der Möglichkeit zur Meldung von Sichtungen und Konfliktfällen bietet die Website auch umfassende Informationen zu diversen Tierarten sowie Tipps, wie man diese am besten beobachten kann.

www.bw.wildenachbarn.de

Kontakt:
Geva Peerenboom oder Fanny Betge
Wildtierökologie und Wildtiermanagement
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Tel.: 0761/203-3662
E-Mail: geva.peerenboom@wildlife.uni-freiburg.de
oder fanny.betge@wildlife.uni-freiburg.de

Weitere Informationen:
https://www.pr.uni-freiburg.de/pm/2018/wilde-nachbarn?set_language=de

Quelle: idw

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Es gibt mehr und vielfältigere plastikfressende Bakterien, als bisher angenommen

Birgit Kruse Referat Medien- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Hamburg

Kunststoffe wie PET (Polyethylenterephalat), aus dem Flaschen oder Verpackungen bestehen, werden nur zu einem geringen Teil recycelt, der Großteil gelangt in die Umwelt. Dort wird er nur sehr langsam abgebaut: Laut Umweltbundesamt dauert es bis zu 450 Jahre, bis eine Kunststoffflasche sich aufgelöst hat. 2016 wurde erstmals ein Bakterium entdeckt, das Kunststoff angreift und zersetzt.

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler um Prof. Dr. Wolfgang Streit vom Biozentrum Klein Flottbek der Universität Hamburg haben jetzt herausgefunden, dass es weitaus mehr und vielfältigere plastikfressende Bakterien gibt, als bisher angenommen. Das Forschungsteam hat seine Ergebnisse gerade in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift „Applied and Environmental Microbiology“ veröffentlicht.

Die Mikrobiologinnen und Mikrobiologen analysierten mithilfe von globalen Datenbanken das Erbgut von Bakterien aus verschiedenen Lebensräumen zu Land und im Wasser. Dabei fanden sie heraus, dass viele Bakterien mitverantwortlich für den Abbau von PET sein können und dass die beteiligten Bakterien von ihrer stammesgeschichtlichen Entwicklung vielfältiger sind, als bisher angenommen. Das Forschungsteam untersuchte die Abbauprodukte, die in den Bakterien beim Abbau des Kunststoffs entstehen und die daran beteiligten Enzyme. Dabei konnten sie mehrere hundert neuartige Enzyme finden, die so genannten PET-Hydrolasen. „Wir waren überrascht, dass die beteiligten Bakterienarten viel diverser sind, als bisher angenommen. Unsere Charakterisierung von vier ausgewählten PET-Hydrolasen erweitert nun das Verständnis von den Abbaumechanismen. Es bestätigte sich jedoch, dass der Abbau von PET durch die Bakterien prinzipiell sehr langsam ist“, so Prof. Streit.

Originalveröffentlichung:
New insights into the function and global distribution of polyethylene terephthalate (PET) degrading bacteria and enzymes in marine and terrestrial metagenomes

Dominik Danso, Christel Schmeisser, Jennifer Chow, Wolfgang Zimmermann, Ren Wei, Christian Leggewie, Xiangzhen Li, Terry Hazen, and Wolfgang R. Streit

Appl. Environ. Microbiol. AEM.02773-17; Accepted manuscript posted online 2 February 2018, doi:10.1128/AEM.02773-17, http://aem.asm.org/content/early/2018/01/29/AEM.02773-17

Für Rückfragen:
Prof. Dr. Wolfgang Streit
Universität Hamburg
Biozentrum Klein Flottbek
Tel.: +49 40 42816-463/-461
E-Mail: wolfgang.streit@uni-hamburg.de

Weitere Informationen:
http://aem.asm.org/content/early/2018/01/29/AEM.02773-17 – Originalveröffentlichung: New insights into the function and global distribution of polyethylene terephthalate (PET) degrading bacteria and enzymes in marine and terrestrial metagenomes

Quelle: idw

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Faszien: Vernetzt von Kopf bis Fuß

Dr. Anne Hardy Public Relations und Kommunikation
Goethe-Universität Frankfurt am Main

In einem Artikel für Gray´s Anatomy fassen Sportwissenschaftler und Sportmediziner der Goethe-Uni überraschende Erkenntnisse aus der neueren Forschung zusammen.

FRANKFURT. Lange Zeit galten Faszien als vornehmlich passives Verpackungsmaterial für Muskeln ohne bedeutsame Funktionen für das Bewegungssystem. Als neuere Forschungsergebnisse zeigten, dass sie eine weitaus wichtigere Rolle spielen könnten, entwickelte sich bald das Faszientraining. In seiner neusten Ausgabe würdigt auch das renommierte amerikanische Anatomiebuch „Gray´s Anatomy“ das muskelumhüllende Gewebe mit einem Eintrag. Geschrieben ist er von den Frankfurter Forschern Dr. Jan Wilke und Prof. Winfried Banzer.

In Anatomiebüchern wurden Faszien bisher nur selten exponiert dargestellt, in Anatomiekursen fielen sie meist schnell dem Skalpell zum Opfer, da das dünne, weißliche Gewebe den Blick auf die Muskeln des Körpers verstellt. Inzwischen weiß man aber, dass es eine höhere Nervendichte und Schmerzempfindlichkeit besitzt als Muskeln und somit bei verschiedenen orthopädischen Beschwerden relevant sein könnte. So erklärt sich auch der gegenwärtige Hype um das Faszientraining: Kaum ein Fitnessstudio verzichtet darauf, die Industrie entwickelt unablässig neue Trainingsgeräte und Buchläden präsentieren diverse Werke mit bunten, teils reißerischen Covers.

Mit einem Eintrag in der kürzlich erschienenen 42. Auflage des renommierten Anatomiebuchs „Gray’s Anatomy“ haben Faszien nun auch einen festen Platz im Lehrbuchwissen erhalten. Der Atlas zählt zu den bekanntesten und einflussreichsten Werken weltweit und ist, insbesondere im anglo-amerikanischen Sprachraum, ein Klassiker. Die Frankfurter Sportwissenschaftler Dr. Jan Wilke und Prof. Winfried Banzer, der zugleich Sportmediziner ist, wurden eingeladen, einen Kommentar zu ihren Forschungsergebnissen für Gray´s Anatomy zu verfassen. Beide Autoren beschäftigen sich mit der potenziellen mechanischen Rolle des kollagenen Bindegewebes.

Mit einer systematischen Literaturanalyse konnten Wilke und Banzer nachweisen, dass Faszien, entgegen zahlreicher Darstellungen in Standardwerken der Anatomie, die Muskeln des Körpers nicht voneinander abgrenzen, sondern – teils von Kopf bis Fuß – direkt verbinden. Möglicherweise erklären die so entstehenden Muskel-Faszien-Ketten, warum Schmerzen manchmal in entfernten Körperregionen auftreten. Da im Verlauf der Kontinuitäten auch Kräfte übertragen werden, beschränken sich die Wirkungen von klassischen Sportübungen wie Dehnen oder Krafttraining auch nicht auf den Anwendungsort. Mehrere Studien aus dem Frankfurter Institut für Sportwissenschaften zeigten, dass Dehnübungen der Beinmuskulatur sogar die Beweglichkeit der Halswirbelsäule steigern und nicht weniger effektiv sind, als lokale Übungen des Nackens selbst. Aktuell versuchen Wilke und Banzer herauszufinden, ob die Ergebnisse aus der Grundlagenforschung bei Gesunden auch auf Patienten übertragbar sind.

Hinweise:
• Die 42. Auflage von „Gray´s Anatomy“ ist kürzlich als Ebook erschienen. Die gedruckte Version ist für das Jahr 2020 geplant.
• Am 27. Januar um 22.50 Uhr zeigte ARTE eine Dokumentation zum Thema Faszien, in der, neben anderen führenden Faszienforschern, auch der Frankfurter Wissenschaftler Dr. Jan Wilke zu sehen ist.

Information: Dr. Jan Wilke, Abteilung Sportmedizin, Fachbereich 5, Sportcampus Ginnheim, Tel.: (069) 798 24588, wilke@sport.uni-frankfurt.de.
Aktuelle Nachrichten aus Wissenschaft, Lehre und Gesellschaft in GOETHE-UNI online (www.aktuelles.uni-frankfurt.de)

Die Goethe-Universität ist eine forschungsstarke Hochschule in der europäischen Finanzmetropole Frankfurt. 1914 mit privaten Mitteln überwiegend jüdischer Stifter gegründet, hat sie seitdem Pionierleistungen erbracht auf den Feldern der Sozial-, Gesellschafts- und Wirtschaftswissenschaften, Medizin, Quantenphysik, Hirnforschung und Arbeitsrecht. Am 1. Januar 2008 gewann sie mit der Rückkehr zu ihren historischen Wurzeln als Stiftungsuniversität ein hohes Maß an Selbstverantwortung. Heute ist sie eine der zehn drittmittelstärksten und drei größten Universitäten Deutschlands mit drei Exzellenzclustern in Medizin, Lebenswissenschaften sowie Geistes- und Sozialwissenschaften. Zusammen mit der Technischen Universität Darmstadt und der Universität Mainz ist sie Partner der länderübergreifenden strategischen Universitätsallianz Rhein-Main. Internet: www.uni-frankfurt.de

Herausgeberin: Die Präsidentin der Goethe-Universität Redaktion: Dr. Anne Hardy, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Abteilung PR & Kommunikation, Theodor-W.-Adorno-Platz 1, 60323 Frankfurt am Main, Tel: (069) 798-12498, Fax: (069) 798-763 12531, hardy@pvw.uni-frankfurt.de

Quelle: idw

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Medizinerin findet Weg, um Blutdrucksenkung durch Sport vorhersagen zu können

Friederike Meyer zu Tittingdorf Pressestelle der Universität des Saarlandes
Universität des Saarlandes

Bluthochdruck ist weit verbreitet in der Bevölkerung. Wird das Blut zu kraftvoll durch den Körper gepumpt, können zum Teil auch lebensbedrohliche Herz-Kreislauf-Erkrankungen die Folge sein. Melissa Wegmann, Doktorandin am Institut für Sport- und Präventivmedizin der Universität des Saarlandes von Professor Tim Meyer, hat in einer Teilstudie ihrer Doktorarbeit nun herausgefunden, dass ein akut niedrigerer Blutdruck nach einer kurzzeitigen Belastung auf dem Laufband ein praktikabler Indikator dafür ist, dass der Blutdruck auch dauerhaft sinken kann, wenn der Patient ein Ausdauer-Lauftraining absolviert.

Somit könnten auch niedergelassene Ärzte auf einfachem Weg herausfinden, ob eine solche Therapie bei einzelnen Patienten wirken könnte. Für ihre Erkenntnisse wird die Medizinerin mit dem Friedrich-Trendelenburg-Preis der Universität des Saarlandes ausgezeichnet.

Ein Stückchen Kuchen hier, ein kleiner Nachschlag Spaghetti am Abend da und schon am nächsten Tag schmiegt die Hose bei vielen Genießern ein wenig enger um die Hüfte. Es gibt aber auch glückliche Zeitgenossen, die ohne Reue schlemmen können und Jahre später immer noch dieselbe Kleidergröße haben. Ganz ähnlich ist es bei der Behandlung von Bluthochdruck: Ob ein Medikament anschlägt oder nicht, ist von Patient zu Patient unterschiedlich. Statt einer Behandlung mit Medikamenten kann aber auch mäßiger Ausdauersport blutdrucksenkend wirken. Aber hier ist es wie beim Kuchen oder bei den Tabletten: Ob ein Patient durch den Sport tatsächlich dauerhaft seinen Blutdruck senken kann oder ob er trotz fleißigen Lauftrainings keine Wirkung erzielt, konnten Ärzte bisher nicht verlässlich voraussagen.

Melissa Wegmann, Doktorandin am Institut für Sport- und Präventivmedizin von Professor Tim Meyer, hat in ihrer Doktorarbeit nun nach genau solch einer Möglichkeit gesucht, die Wirksamkeit von Sport als blutdrucksenkendes „Medikament Bewegung“ von Patient zu Patient individuell vorherzusagen. Aufbauend auf einer vorhergehenden Studie von Privatdozentin Anne Hecksteden, die ebenfalls am Institut für Sport- und Präventivmedizin arbeitet, hat die angehende Ärztin 127 Probanden (79 Frauen und 48 Männer, untrainiert, gesund, zwischen 30 und 60 Jahren) in vier Trainingsgruppen unterteilt, die ein halbes Jahr lang dreimal wöchentlich Sport machten: Eine Gruppe hat ein Ausdauer-Lauftraining absolviert, die zweite Gruppe ein Intervalltraining aus schnellem Laufen und Ruhepausen, die dritte Gruppe ein kombiniertes Kraft-Ausdauer-Training. Die vierte Gruppe hat sich über das halbe Jahr, in dem die Daten erhoben wurden, als Kontrollgruppe nicht sportlich betätigt. Außerdem hat Melissa Wegmann zu Beginn der Trainingsphase und nach Abschluss der Trainingsphase ein halbes Jahr später mit den Probanden einen Gesundheitscheck auf dem Laufband, ein sogenanntes Belastungs-EKG, durchgeführt und hierbei den Blutdruck vor der Belastung und exakt sieben Minuten nach der Belastung gemessen.

„Es gibt einen eindeutigen Zusammenhang: Diejenigen Probanden, die den Blutdruck nach einer der akuten Belastung auf dem Laufband senken konnten, konnten ihn mit hoher Wahrscheinlichkeit auch chronisch nach einem halben Jahr Ausdauer-Lauftraining senken“, erklärt Melissa Wegmann. Für die Probanden der anderen Trainingsgruppe und der Kontrollgruppe gilt dieser Zusammenhang nicht. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass diejenigen Teilnehmer, die nach der Kurzzeit-Belastung auf dem Laufband einen niedrigeren Blutdruck aufweisen konnten, mit hoher Wahrscheinlichkeit ihren Blutdruck auch dauerhaft durch mäßiges Ausdauer-Lauftraining senken können. „Der Laufband-Test ist damit ein Indikator dafür, ob ein Patient mit Ausdauer-Lauftraining seinen Blutdruck dauerhaft senken kann“, schlussfolgert Melissa Wegmann.

Für praktizierende Ärzte könnte dieses Belastungs-EKG eine einfache Methode sein, um für jeden Blutdruckpatienten individuell vorhersagen zu können, ob bereits ein leichtes Ausdauer-Training Wirkung zeigen könnte, bevor der Patient zu blutdrucksenkenden Medikamenten greifen muss. Ebenso könnten die Krankenkassen auf diese Weise Kosten für die Medikamente sparen.

Außerdem hätte diese Art der Therapie einen schmackhaften Nebeneffekt: Die durch das Lauftraining abtrainierten Kalorien könnten die Patienten – natürlich in Maßen – mit einem Stückchen Kuchen kompensieren, ob sie nun anfällig dafür sind oder nicht.

Melissa Wegmann erhält für ihre Doktorarbeit am 1. Februar den Friedrich-Trendelenburg-Preis der Universität des Saarlandes verliehen. Dieser Preis wird seit 2003 alle zwei Jahre aus den Erträgen der Friedrich-Trendelenburg-Stiftung vergeben. Er erinnert an die durch Professor Dr. Friedrich Trendelenburg initiierte Gründung des Instituts für Präventivmedizin an der Universität des Saarlandes. Er ist mit 2.500 Euro dotiert. Den Festvortrag bei der Preisverleihung am 1. Februar um 17 Uhr hält der Christoph Handschin, Professor für Pharmakologie am Biozentrum der Universität Basel, über das Thema „Die Anpassungsfähigkeit des Skelettmuskels auf Sport und Alter“ (Geb. B 8 1, Raum 0.21).

Weitere Informationen:
Die Studie „Postexercise Hypotension as a Predictor for Long-Term Training-Induced Blood Pressure Reduction: A Large-Scale Randomized Controlled Trial“ ist im November 2017 im „Clinical Journal of sport medicine“ erschienen: www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/29189337

Fragen beantworten:
Melissa Wegmann
E-Mail: m.wegmann@mx.uni-saarland.de

Prof. Dr. med. Tim Meyer
Institut für Sport- und Präventivmedizin
Universität des Saarlandes
Tel. 0681 – 302 70400
E-Mail: tim.meyer@mx.uni-saarland.de

Weitere Informationen:
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/29189337
http://www.sportmedizin-saarbruecken.de

Quelle: idw

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Neun Kommunen bei Bundeswettbewerb „Klimaaktive Kommune 2017″ ausgezeichnet

Sybille Wenke-Thiem Stabsstelle Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Institut für Urbanistik

Bundesumweltministerium und Difu prämieren vorbildliche Klimaaktivitäten von neun Kommunen mit insgesamt 225.000 Euro Preisgeld

Berlin. Neun Kommunen sind im bundesweiten Wettbewerb „Klimaaktive Kommune 2017″ für ihre vorbildlichen Projekte im Klimaschutz und in der Klimafolgenanpassung prämiert worden. Heute erhielten sie in Berlin den mit jeweils 25.000 Euro dotierten Preis. Die Preisverleihung fand im Rahmen der 10. Kommunalen Klimakonferenz „Akteure im kommunalen Umfeld – Partner, Vorbilder, Impulsgeber“ statt. Die Preise übergab Rita Schwarzelühr-Sutter, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesumweltministerium, zusammen mit Vertretern der kommunalen Spitzenverbände – Detlef Raphael, Beigeordneter für Umwelt und Wirtschaft des Deutschen Städtetages; Georg Huber, Vorsitzender des Umweltausschusses des Deutschen Landkreistages und Roland Schäfer; erster Vizepräsident des Deutschen Städte- und Gemeindebundes – sowie Cornelia Rösler, Leiterin des Bereichs Umwelt im Deutschen Institut für Urbanistik.

Schwarzelühr-Sutter betonte die Bedeutung des kommunalen Engagements: „Der Wettbewerb zeigt erneut, dass Kommunen und Regionen eine Schlüsselrolle beim Klimaschutz und der Klimaanpassung einnehmen. Die ausgezeichneten Städte und Gemeinden nehmen dabei eine Vorbildfunktion ein. Wir stellen aber nicht nur weithin sichtbare Leuchtturmprojekte ins Rampenlicht, sondern auch die, die mit beharrlicher und oft mühsamer Überzeugungsarbeit im Kleinen wichtige Erfolge erzielen. Es freut mich, dass sich Kommunen mit über 100 Beiträgen am Wettbewerb beteiligt haben.“

Die neun gleichrangigen Gewinner:
Kategorie 1: Kommunale Klimaprojekte durch Kooperation
45 Bewerbungen, Preisgeld: je 25.000 Euro
– Landkreis Oldenburg (Niedersachsen): Klimaallianz in der Landwirtschaft
– Stadt Neuötting (Bayern): Gut kombiniert – erneuerbarer Strom trifft Lärmschutz
– Region Bergisches Land (Nordrhein-Westfalen): Beratung und Vernetzung im Bergischen Energiekompetenzzentrum

Kategorie 2: Klimaanpassung in der Kommune
7 Bewerbungen, Preisgeld: je 25.000 Euro
– Stadt Neuss (Nordrhein-Westfalen): Stadtentwicklung im Wandel – Klimaanpassung planen und umsetzen
– Stadt Pirmasens (Rheinland-Pfalz): Klimaanpassung durch Überflutungsvorsorge – individuelle Maßnahmen realisieren
– Landschaftsverband Rheinland (Nordrhein-Westfalen): Konsequente Dachflächenbegrünung zur Anpassung an den Klimawandel

Kategorie 3: Kommunale Klimaaktivitäten zum Mitmachen
50 Bewerbungen, Preisgeld: je 25.000 Euro
– Ortsgemeinde Schnorbach (Rheinland-Pfalz): Förderprogramm bringt Energieeinsparung im ganzen Dorf
– Universitätsstadt Marburg (Hessen): Der Klimaschutzbecher to go
– Landkreis Fürstenfeldbruck (Bayern): Ankommen und verstehen – Geflüchtete für Ressourcenschutz sensibilisieren

Fotos von der Preisverleihung (ab ca. 20 Uhr) unter:
http://www.klimaschutz.de/wettbewerb2017
Kurzfilme über die Gewinnerprojekte unter:
http://www.youtube.com/user/KlimaKompetenz/videos

Der Wettbewerb wird seit 2009 jährlich vom Bundesumweltministerium und dem Deutschen Institut für Urbanistik ausgelobt (bis 2015 Wettbewerb „Kommunaler Klimaschutz“). Kooperationspartner sind die kommunalen Spitzenverbände. Der Wettbewerb richtet sich an Städte, Gemeinden, Landkreise und Regionen. Die Jury besteht aus Vertreterinnen und Vertretern des Bundesumweltministeriums, des Umweltbundesamtes, des Deutschen Städtetages, des Deutschen Landkreistages sowie des Deutschen Städte- und Gemeindebundes. Bewerbungen waren in drei Kategorien möglich.

Die Kategorien im Wettbewerb „Klimaaktive Kommune 2017″
Kategorie 1 „Kommunale Klimaprojekte durch Kooperation“
Vorbildlich realisierte Klimaprojekte, die Ergebnis einer erfolgreichen Kooperation mit verschiedenen Akteuren in der Kommune und/oder mit anderen Kommunen sind. Ausdrücklich gewünscht sind auch Kooperationen mit kommunalen Unternehmen, die sich positiv auf den Klimaschutz und/oder die Anpassung an die Folgen des Klimawandels auswirken. Grundsätzlich gefragt sind immer die Resultate der Zusammenarbeit, z.B. Mobilitätsvorhaben, Bauprojekte oder Beratungsangebote.

Kategorie 2 „Klimaanpassung in der Kommune“
Erfolgreiche kommunale Ansätze, die das Querschnittsthema der Anpassung an die Folgen des Klimawandels – wie stärkere und häufiger auftretende Starkregenereignisse, Stürme, Hitze- oder Trockenperioden – vor Ort voranbringen. Gefragt sind z.B. konkrete Maßnahmen, fachübergreifende Strategien oder Modellprojekte. Dabei sind auch Synergien von Klimaschutz und Klimaanpassung wünschenswert.

Kategorie 3 „Kommunale Klimaaktivitäten zum Mitmachen“
Erfolgreich umgesetzte Aktionen, um Menschen vor Ort zur Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen und/oder Maßnahmen zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels zu motivieren, z.B. kommunale Kampagnen oder spezifische Angebote.

Die Projekte der Gewinnerkommunen
Kategorie 1: Kommunale Klimaprojekte durch Kooperation
Landkreis Oldenburg (Niedersachsen): Klimaallianz in der Landwirtschaft
Die „Klimaallianz in der Landwirtschaft“ ist ein Zusammenschluss des Landkreises Oldenburg mit der Landwirtschaftskammer Niedersachsen und dem Kreislandvolkverband Oldenburg, um gemeinsam die Treibhausgasemissionen in der Landwirtschaft signifikant zu reduzieren. Dazu werden landwirtschaftliche Betriebe in der Region kostenfrei beraten und erhalten individuelle Klimabilanzen sowie Maßnahmenvorschläge, um den eigenen Betrieb klimafreundlich und ressourceneffizient zu bewirtschaften.

Stadt Neuötting (Bayern): Gut kombiniert – erneuerbarer Strom trifft Lärmschutz
Mit dem Bau einer Lärmschutzwand mit integrierten Photovoltaikelementen hat die Stadt Neuötting gemeinsam mit der EnergieGenossenschaft Inn-Salzach einen innovativen Weg gefunden, Klima- und Lärmschutz sinnvoll zu kombinieren, ohne zusätzliche Flächen zu verbrauchen. Durch die enge Zusammenarbeit beider Partner konnte die 234 Meter lange PV-Lärmschutzwand realisiert werden, die ein Neubaugebiet vor Verkehrslärm schützt und eine nahe gelegene Montessori-Schule mit erneuerbarer Energie versorgt.

Region Bergisches Land (Nordrhein-Westfalen): Beratung und Vernetzung im Bergischen Energiekompetenzzentrum
Mit dem Bergischen Energiekompetenzzentrum hat die Region Bergisches Land zusammen mit zahlreichen Partnern einen zukunftsweisenden Kompetenz-, Lern- und Innovationsort für die Themen Stoffumwandlung, Ressourcenmanagement und Umwelttechnologie geschaffen, der ein ehemaliges Deponiegelände mit neuem Leben erfüllt. Durch die unterschiedlichen Beratungs- und Informationsangebote sowie eine umfassende Netzwerkarbeit gelingt es, Know-how zu bündeln und einer breiten Zielgruppe zu vermitteln. Zugleich werden Wissenschaft und Forschung zu erneuerbaren Energien vor Ort gefördert und vorangetrieben.

Kategorie 2: Klimaanpassung in der Kommune
Stadt Neuss (Nordrhein-Westfalen): Stadtentwicklung im Wandel – Klimaanpassung planen und umsetzen
Um die Anpassung an den Klimawandel nachhaltig in die Bauleit- und Grünplanung zu verankern, verfolgt die Stadt Neuss seit vielen Jahren eine Integration in institutionalisierte Planungsverfahren der Verwaltung. Durch die intensive Untersuchung des lokalen Klimas, die Schaffung einer umfangreichen Datenbasis und die Definition von Leitlinien zum Stadtklima hat sie die hierfür notwendigen Grundlagen geschaffen. Instrumente wie Planungshinweiskarten und eine breite Abstimmung mit allen an der Planung von Maßnahmen in Neubau und Bestand Beteiligten ermöglichen eine klimagerechte Planung und vermeiden bzw. vermindern Interessenkonflikte mit anderen Belangen.

Stadt Pirmasens (Rheinland-Pfalz): Klimaanpassung durch Überflutungsvorsorge – individuelle Maßnahmen realisieren
Die Stadt Pirmasens geht die Anpassung ihres Entwässerungssystems an die Folgen des Klimawandels aktiv und zielgerichtet an. Im Rahmen eines Klimaanpassungskonzepts führte sie Analysen zur Betroffenheit durch, auf deren Grundlage im Rahmen einer kommunalen Steuerungsgruppe konkrete und individuelle Maßnahmen geplant wurden. Um Schäden durch Starkregenereignisse zukünftig zu vermeiden, setzte Pirmasens zeitnah verschiedene Baumaßnahmen um. Vorbildlich ist vor allem die Anwendung von naturnahen Lösungen zur Versickerung und schadlosen Ableitung von Niederschlägen.

Landschaftsverband Rheinland (Nordrhein-Westfalen): Konsequente Dachflächenbegrünung zur Anpassung an den Klimawandel
Die Begrünung von Dachflächen birgt große Potenziale, um vor allem in bestehenden, verdichteten Siedlungsgebieten einen Beitrag zur Klimaanpassung zu leisten. Der Landschaftsverband Rheinland greift dieses Potenzial bei anstehenden Dachsanierungen bzw. einer entsprechenden Dachausführung im Neubau mit der konsequenten Begrünung seiner großflächigen Liegenschaften auf. Zugleich nutzt der Verband Synergien zwischen Klimaschutz und Klimaanpassung, indem er geeignete Gründächer zusätzlich mit Solaranlagen ausstattet.

Kategorie 3 „Kommunale Klimaaktivitäten zum Mitmachen“
Ortsgemeinde Schnorbach (Rheinland-Pfalz): Förderprogramm bringt Energieeinsparung im ganzen Dorf
Mit einem zielgerichteten Förderprogramm bietet die Ortsgemeinde Schnorbach ihren
Bürgerinnen und Bürgern finanzielle Unterstützung bei der Umsetzung von Energieeinsparmaßnahmen. Getragen wird es durch Einnahmen der Gemeinde aus der Verpachtung kommunaler Flächen für Windkraftanlagen. Das Fördermodell steigert die Akzeptanz von Klimaschutz und erneuerbaren Energien in der Bevölkerung und hat Vorbildcharakter für andere Gemeinden in der Region.

Universitätsstadt Marburg (Hessen): Der Klimaschutzbecher to go
Der „Klimaschutzbecher to go“, ein nachhaltig produzierter Mehrwegbecher, ist zentraler Bestandteil einer Kampagne der Stadt Marburg, um auf die Umweltbelastung und Ressourcenverschwendung durch Einweg-Getränkebecher aufmerksam zu machen. Die Aktion motiviert die Nutzerinnen und Nutzer, mit einer kleinen Verhaltensänderung im Alltag aktiv zum Klimaschutz beizutragen. Langfristig soll sich die Kampagne in den Gastronomie- und Bäckereibetrieben der Stadt etablieren und verselbstständigen.

Landkreis Fürstenfeldbruck (Bayern): Ankommen und Verstehen – Geflüchtete für Ressourcenschutz sensibilisieren
Der Landkreis Fürstenfeldbruck hat mit „Ankommen und Verstehen – Geflüchtete für Ressourcenschutz sensibilisieren“ ein Schulungsprogramm erarbeitet und durchgeführt, um nach Deutschland geflüchtete Menschen in interkulturellen Gruppen zu einem verantwortungsvollen und nachhaltigen Umgang mit Energie, Wasser oder Wertstoffen zu motivieren. Damit wird eine weitere Zielgruppe erreicht, um den Ressourcen- und Klimaschutz in der Kommune zu verankern. Gleichzeitig werden die Geflüchteten auf dem Weg in die für sie neue Gesellschaft unterstützt.

Der Wettbewerb „Klimaaktive Kommune“ wird im Rahmen des Projekts „KlimaPraxis“ vom Deutschen Institut für Urbanistik durchgeführt. Das Projekt wird aus Mitteln der Nationalen Klimaschutzinitiative des Bundesumweltministeriums gefördert und dient der Information, Motivation und Vernetzung von Kommunen im Bereich Klimaschutz.

Kontakt:
Anna Hogrewe-Fuchs und Ulrike Vorwerk (Presse- und Öffentlichkeitsarbeit)
Deutsches Institut für Urbanistik gGmbH (Difu)
Bereich Umwelt
Auf dem Hunnenrücken 3, 50668 Köln
Telefon: Tel: 0221-340 308 16/-17
Fax: 0221-340 308 28
E-Mail: hogrewe-fuchs@difu.de, vorwerk@difu.de, klimaschutz@difu.de
Internet: http://www.klimaschutz.de/wettbewerb2017, http://www.difu.de

Kurzinfo: Deutsches Institut für Urbanistik
Das Deutsche Institut für Urbanistik (Difu) ist als größtes Stadtforschungsinstitut im deutschsprachigen Raum die Forschungs-, Fortbildungs- und Informationseinrichtung für Städte, Kommunalverbände und Planungsgemeinschaften. Ob Stadt- und Regionalentwicklung, kommunale Wirtschaft, Städtebau, soziale Themen, Umwelt, Verkehr, Kultur, Recht, Verwaltungsthemen oder Kommunalfinanzen: Das 1973 gegründete unabhängige Berliner Institut – mit einem weiteren Standort in Köln (Bereich Umwelt) – bearbeitet ein umfangreiches Themenspektrum und beschäftigt sich auf wissenschaftlicher Ebene praxisnah mit allen Aufgaben, die Kommunen heute und in Zukunft zu bewältigen haben. Der Verein für Kommunalwissenschaften e.V. ist alleiniger Gesellschafter des in der Form einer gemeinnützigen GmbH geführten Forschungsinstituts.

Weitere Informationen:
http://www.klimaschutz.de/wettbewerb2017 Fotos von der Preisverleihung
http://www.youtube.com/user/KlimaKompetenz/videos Kurzfilme über die Gewinnerprojekte
http://www.klimaschutz.de/wettbewerb2017 Wettbewerbsseite
http://www.difu.de Difu Website

Anhang
Preisträger Kategorie 3
https://idw-online.de/de/attachment64384

Quelle: idw

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Entdeckte Brustkrebsvorstufen im Mammographie-Screening meist aggressiv

PD Dr. med. Stefanie Weigel, Prof. Dr. med. Walter Heindel Geschäftsbereich Unternehmenskommunikation
Universitätsklinikum Münster

Das im Zweijahresintervall durchgeführte Mammographie-Screening hat unter den Brustkrebsvorstufen als häufigste Diagnose die biologisch aggressivste Form ermittelt. Das duktale Carcinoma in situ vom hohen Kernmalignitätsgrad trägt das höchste Risiko zum Übergang in ein „invasives Karzinom“ – einen bösartigen Tumor, der in das umliegende Gewebe wächst und in die Lymphknoten und anderen Organe streuen kann.

Die aktuelle Untersuchung aus Nordrhein-Westfalen hat Screening-Ergebnisse von 714.000 Frauen ausgewertet, die im Abstand von jeweils zwei Jahren bis zu dreimal am Mammographie-Screening teilgenommen haben. Bei 1970 Frauen wurde eine Brustkrebsvorstufe entdeckt. In der Hälfte aller Fälle handelte um es sich um die aggressivste Form, wie die Folgeuntersuchungen ergaben.

Die Ergebnisse deuten auf erheblich weniger Überdiagnosen im Mammographie-Screening als oft behauptet. Bei Überdiagnosen handelt es sich um entdeckte Brustkrebserkrankungen, die im Laufe des Lebens einer Frau ohne Früherkennung nicht auffällig geworden wären. Die größte Wahrscheinlichkeit einer Überdiagnose wird den „harmlosen“ Brustkrebsvorstufen zugeschrieben, die erst in mehr als zehn Jahren in einen invasiven Brustkrebs übergehen können.

Das interdisziplinäre Forscherteam der Universität Münster hat anhand großer Datenmengen gezeigt, dass die im Folgerunden-Screening entdeckten aggressiveren Brustkrebsvorstufen schneller im Vergleich zu den harmloseren Formen nachwachsen. Daher steigt ihr Anteil mit der wiederholten Screening-Teilnahme. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass gerade die regelmäßig teilnehmenden Frauen vom Mammographie-Screening besonders profitieren. Denn sind die Brustkrebsvorstufen aggressiv, werden sie durch diese Form der Brustkrebsfrüherkennung häufig entdeckt, bevor sie in einen aggressiven invasiven Brustkrebs übergehen können.

Originalarbeit:
Weigel S, Khil L, Hense HW, Decker T, Wellmann J, Heidrich J, Sommer A, Heidinger O, Heindel W.
Detection Rates of Ductal Carcinoma in Situ with Biennial Digital Mammography Screening: Radiologic Findings Support Pathologic Model of Tumor Progression.
Radiology. 2018 Feb; 286(2): 424-432 [Epub 2017 Nov 6]. Doi: 10.1148/radiol2017170673

Weitere Informationen:
http://Radiologie.ukmuenster.de

Quelle: idw

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BfS will Hautkrebsprävention rechtlich verankern

Nicole Meßmer PB2/ Pressearbeit
Bundesamt für Strahlenschutz

Treffen des UV-Schutz-Bündnisses in München

Gemeinsam mit den Partnern des UV-Schutz-Bündnisses setzt sich das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) für bessere Möglichkeiten zur Vorbeugung von Hautkrebs ein. Hierfür soll die Hautkrebsprävention im Präventionsgesetz des Bundes verankert werden. Anlässlich des Treffens des UV-Schutz-Bündnisses in Neuherberg bei München versicherte BfS-Präsidentin Inge Paulini: „Wir wollen die Zahl UV-bedingter Hautkrebserkrankungen reduzieren. Zuerst müssen wir aber deren Anstieg stoppen. Dafür bedarf es der Aufklärung und Information und des Ausbaus von gesundheitsfördernden Strukturen. Beides sieht das Präventionsgesetz zur Gesundheitsförderung und Prävention in Lebenswelten und Betrieben vor. Deshalb wollen wir darauf hinarbeiten, dass die Vorbeugung von Hautkrebs Teil dieses Gesetzes wird.“

Das BfS arbeitet seit Jahrzehnten daran, UV-bedingten Erkrankungen und vor allem Hautkrebs mittels Forschung, Information und Vorbeugemaßnahmen entgegen zu wirken. Hochrechnungen auf Basis der Daten des Krebsregisters Schleswig-Holstein von 2017 zeigen allerdings, dass die Zahl der Hautkrebsneuerkrankungen weiter zugenommen hat. Demnach erkrankten 2014 rund 291.000 Menschen neu an Hautkrebs, davon etwa 254.000 an Hautkrebs hellen Typs und etwa 36.000 am schwarzen Hautkrebs, dem Melanom. Dies sind etwa zehn Prozent mehr als noch im Vorjahr. „Diese Zahlen und die Tatsache, dass sich die Zahl der Hautkrebsneuerkrankungen alle 10 bis 15 Jahre verdoppelt, zeigen ganz deutlich, dass Hautkrebs ein beachtenswertes Gesundheitsrisiko ist und wir dringend etwas dagegen tun müssen“, betonte Paulini.

Gemeinsam mit den 19 weiteren Partnern im UV-Schutz-Bündnis fordert das BfS deshalb, Hautkrebsprävention als Teilziel der Gesundheitsziele „Gesund aufwachsen“ und „Gesund alt werden“ in das Präventionsgesetz aufzunehmen.

Das Präventionsgesetz, das im Sommer 2015 in Kraft getreten ist, zielt darauf ab, Prävention und Gesundheitsförderung im direkten Lebensumfeld der Menschen zu etablieren, also in Kindertagesstätten, Schulen, am Arbeitsplatz oder im Pflegeheim. Zuständig für das Präventionsgesetz ist das Bundesgesundheitsministerium.

Das UV-Schutz-Bündnis ist eine Kooperation namhafter Gesellschaften, Organisationen und Behörden aus Strahlenschutz, Medizin, Wissenschaft und Arbeitsschutz, die sich seit Jahren für gelebten UV-Schutz einsetzen. Gemeinsam tritt das Bündnis für einen verantwortlichen Umgang mit UV-Strahlung ein. Ziel des Bündnisses ist es, langfristig die Zahl der Neuerkrankungen an Hautkrebs und anderen Gesundheitsschäden durch UV-Strahlung zu reduzieren. Schwerpunkt des Treffens am BfS-Standort Neuherberg sollte nun sein, weitere Schritte zur Umsetzung der Ziele des im vergangenen Jahr beschlossenen Grundsatzpapiers zu besprechen. Gegründet wurde das Bündnis im Jahr 2011.

Weitere Informationen zum UV-Schutzbündnis finden Sie unter:
www.bfs.de/uv-schutz-buendnis

Quelle: idw

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Batterie oder Brennstoffzelle? Jülicher Forscher berechnen Kosten des Infrastrukturausbaus

Dipl.-Biologin Annette Stettien Unternehmenskommunikation
Forschungszentrum Jülich

Die Zukunft der Mobilität ist elektrisch. Doch noch ist unklar, welche Technologie unter der Motorhaube das Rennen machen wird: Batterien, die regelmäßig an eine Ladesäule gehängt werden müssen, oder Brennstoffzellen, die Wasserstoff von der Tankstelle benötigen. Die Kosten für die jeweilige Infrastruktur hängen stark davon ab, wie viele Fahrzeuge versorgt werden müssen. Ein Vergleich, den Experten vom Forschungszentrum Jülich angestellt haben, zeigt: Ab mehreren Millionen Fahrzeugen ist der Aufbau einer Wasserstoffinfrastruktur günstiger. Beide Technologien sind notwendig, um die Verkehrswende erfolgreich zu meistern.

„Deutschland hat sich ambitionierte, aber notwendige Ziele beim Klimaschutz gesetzt“, sagt Martin Robinius vom Jülicher Institut für Energie- und Klimaforschung (IEK-3) und einer der Autoren der Studie. „Doch gerade im Verkehrssektor liegen wir noch weit hinter den angestrebten Reduktionen zurück.“ Der Übergang zu emissionsarmen Fahrzeugflotten könne aber gelingen durch E-Fahrzeuge, die ihre Energie aus erneuerbaren Quellen beziehen, argumentiert der Wirtschaftsingenieur.

Wenn die Windräder in Deutschlands Norden auf Hochtouren laufen, erzeugen sie so viel Strom, dass das Netz ihn nicht aufnehmen kann. Mit diesem Strom könnte man Fahrzeuge antreiben. Von zentraler Bedeutung dürfte es dabei sein, in welcher Form die Energie gespeichert und transportiert wird: Sollen zukünftig batteriebetriebene Elektroautos über unsere Straßen rollen oder Brennstoffzellenfahrzeuge, die mit Wasserstoff betankt werden?

Beide Technologien stehen derzeit noch am Anfang ihrer Marktentwicklung. Gerade deshalb sei es von zentraler Bedeutung, die Kosten der zukünftigen Infrastruktur frühzeitig abzuschätzen, um nicht in eine technologische Sackgasse zu geraten: „Setzen wir von Anfang an alles auf nur eine Karte, dürfte es schwierig werden, das System umzustellen, wenn sich die Rahmenbedingungen verändern“, argumentiert Martin Robinius. Die Jülicher Studie, die vom Gemeinschaftsunternehmen H2 MOBILITY beauftragt wurde, soll hier für Orientierung sorgen.

Viele Experten favorisieren zurzeit die Batterie, denn das elektrische Netz existiert bereits. Es müsste bloß eine gewisse Menge an weiteren Ladesäulen aufgestellt werden. Außerdem überzeugt ein vollkommen elektrischer Prozess durch einen hohen Wirkungsgrad. Das sieht beim Wasserstoff anders aus: Ein Großteil der Infrastruktur muss noch aufgebaut werden: Das sind zum einen Elektrolyseure, die den Strom aus Rekordzeiten der Windenergie nutzen, um Wasser zu spalten. Der Wasserstoff, der dabei entsteht, kann zunächst in unterirdischen Salzkavernen gelagert werden, um dann beispielsweise über ein Pipelinesystem an die Tankstellen verteilt zu werden.

Die Experten aus Jülich haben beide Szenarien analysiert und kommen zu dem Ergebnis: Die Rentabilität hängt davon ab, wie viele Fahrzeuge mit Batterie- oder Brennstoffzellenantrieb auf den Straßen unterwegs sind. Die Investitionen in den Infrastrukturausbau sind für beide Technologien bei geringen Fahrzeugbeständen bis zu einigen Hunderttausend nahezu gleich. Der Wasserstoff würde in diesem Zeitraum noch von der Industrie aus konventionellen Quellen bereitgestellt werden.

Es dürfte dann eine Übergangsphase folgen, während der die Erzeugung und Speicherung von grünem Wasserstoff mit Hilfe von Überschussstrom ausgebaut wird. Die Kosten für die dafür notwendigen Elektrolyseure treiben den Preis für den Wasserstoff in die Höhe. Gleichzeitig ermöglichen diese es, saisonale Überschüsse der erneuerbaren Energien in Form von Wasserstoff über längere Zeiten zu speichern, was mit der Batterietechnik alleine so nicht möglich ist.

„Elektroautos mit Batterie stellen in dieser Phase den kostenoptimalen Pfad dar, langfristig sind sie aber nicht optimal“, erklärt Martin Robinius. „Ab mehreren Millionen Fahrzeugen beginnt sich das Verhältnis umzukehren.“ Die Studie aus Jülich betrachtet eine Marktdurchdringung von bis zu 20 Millionen Fahrzeugen, was knapp der Hälfte des heutigen Bestands entspricht. Dann sind die Investitionen in eine Ladesäulen-Infrastruktur mit rund 51 Mrd. € höher im Vergleich zur Wasserstoff-Infrastruktur (40 Mrd. €). Die Mobilitätskosten hingegen unterscheiden sich in diesem Stadium kaum. Sie liegen in beiden Fällen zwischen 4,5 und 4,6 Eurocent pro Kilometer.

Die Gesamtkosten seien in beiden Fällen deutlich geringer als Investitionen in anderen Infrastruktur-Bereichen. Die Studienautoren empfehlen daher, beide Pfade auszubauen. „Wir brauchen beide Infrastrukturen, und wir können sie uns auch leisten: Batterien und Wasserstoff schließen sich nicht gegenseitig aus. Und wir müssen so schnell wie möglich damit beginnen, sie beide aufzubauen. Darin liegt sicher auch eine große Chance für die Innovationsfreudigkeit in unserem Land der Ingenieure“, erklärt Institutsleiter Prof. Detlef Stolten.

Originalpublikation:
„Comparative Analysis of Infrastructures: Hydrogen Fueling and Electric Charging of Vehicles“ http://www.fz-juelich.de/iek/iek-3/DE/Forschung/_Process-and-System-Analysis/New…

Weitere Informationen:
Forschungszentrum Jülich, Institut für Energie- und Klimaforschung, Elekrochemische Verfahrenstechnik (IEK-3) http://www.fz-juelich.de/iek/iek-3/

Ansprechpartner:
Dr.-Ing. Martin Robinius
Forschungszentrum Jülich, Institut für Energie- und Klimaforschung, Elekrochemische Verfahrenstechnik (IEK-3)
Telefon: +49 2461 61-3077
E-Mail: m.robinius@fz-juelich.de

Prof. Dr.- Ing. Detlef Stolten
Forschungszentrum Jülich, Institut für Energie- und Klimaforschung, Elekrochemische Verfahrenstechnik (IEK-3)
Telefon: +49 2461 61- 3076
E-Mail: d.stolten@fz-juelich.de

Pressekontakt:
Tobias Schlößer
Forschungszentrum Jülich, Unternehmenskommunikation
Tel. +49 2461 61-4771
E-Mail: t.schloesser@fz-juelich.de

Weitere Informationen:
http://www.fz-juelich.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/UK/DE/2018/2018-01-30-h2-… Pressemitteilung des Forschungszentrums Jülich
http://h2-mobility.de/news-und-infos/batterie-und-wasserstoff-h2-forschungszentr… Pressemitteilung der H2 MOBILITY Deutschland GmbH & Co. KG

Quelle: idw

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Nur selten zu hohe Pflanzenschutzmittelrückstände in Lebensmitteln

Nina Banspach Pressestelle
Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL)

Quote der Höchstgehaltsüberschreitungen 2016 aber leicht gestiegen
Lebensmittel, die in Deutschland und in der EU erzeugt werden, enthalten nur selten zu hohe Rückstände an Pflanzenschutzmitteln. Im Jahr 2016 wurden bei 1,7 % (Deutschland) bzw. bei 1,6 % (andere EU-Staaten) der untersuchten Erzeugnisse Überschreitungen der Rückstandshöchstgehalte festgestellt. Die Quote stieg damit zwar leicht gegenüber dem Vorjahr an, bestätigt aber das seit Jahren niedrige Niveau an Überschreitungen. Dies geht aus der „Nationalen Berichterstattung Pflanzenschutzmittelrückstände in Lebensmitteln 2016″ hervor, die das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) veröffentlicht hat.

Die Untersuchungsergebnisse der Bundesländer zeigen: Bei häufig verzehrten Lebensmitteln wie Äpfeln, Karotten, Kartoffeln und beliebten saisonalen Erzeugnissen wie Erdbeeren oder Spargel sind seit Jahren kaum oder gar keine Rückstandshöchstgehaltsüberschreitungen festzustellen. Dagegen tauchen Bohnen und frische Kräuter regelmäßig in der Liste der Kulturen mit den meisten Überschreitungen (mindestens 100 Proben) auf – so auch 2016. Während sich die Quote bei Bohnen (mit Hülsen) jedoch deutlich reduziert hat (2015: 7,6 %, 2016: 2,2 %), ist diese bei frischen Kräutern mit 5,6 % auf hohem Niveau geblieben (2015: 6,0 %). Negative Spitzenreiter bei den Überschreitungen im Jahr 2016 sind wilde Pilze (12,4 %) sowie Johannisbeeren (9,5 %).

Tiefkühl-Johannisbeeren wurden im Rahmen des Projektmonitorings im Jahr 2016 verstärkt kontrolliert, um Unterschiede in der Belastung von frischem Obst gegenüber Tiefkühlware feststellen zu können. Bei den beanstandeten Proben von Johannisbeeren handelte es sich vorwiegend um Tiefkühlware. Ebenfalls vermehrt untersucht wurden 2016 wilde Pilze (auf Pflanzenschutzmittel und Elemente). Auffällig waren hier vor allem erhöhte Gehalte an Quecksilber, das aus der Umwelt stammt.

Die auffälligsten Lebensmittel kamen 2016 aus der Gruppe Mukunuwenna (Alternanthera sessilis) und Wasserspinat (Ipomea aquatica) aus Sri Lanka bzw. Thailand mit einer Überschreitungsquote von 56,5 % (23 Proben; davon 13 Überschreitungen). Insgesamt stellen beide eher Nischenprodukte dar. Bei beiden handelt es sich um amphibische Pflanzen, die vorwiegend in der asiatischen und afrikanischen Küche sowohl als Blattgemüse oder Salat verzehrt als auch für medizinische Zwecke genutzt werden.

Bei 54 von 135 Lebensmittelgruppen (mit mindestens zehn Proben) konnten in keiner der untersuchten Proben Überschreitungen der Rückstandshöchstgehalte festgestellt werden.

Der Rückstandshöchstgehalt ist die Menge an Pflanzenschutzmittelrückständen, die bei ordnungsgemäßer Anwendung nicht überschritten werden sollte. Eine Überschreitung eines Rückstandshöchstgehalts ist nicht gleichbedeutend mit einer Gesundheitsgefahr für die Verbraucher.

Wirkstoffe
Zu den Wirkstoffen mit den häufigsten Überschreitungen gehörten wie im Vorjahr Kupfer (2,6 %), Fosetyl (1,3 %), Quecksilber (1,4 %) und Acetamiprid (0,9 %). Kupfer ist auch als Futtermittelzusatzstoff zugelassen und überschreitet daher häufig in Rinder- und Schafsleber den Rückstandshöchstgehalt, der für die zulässigen Pflanzenschutzmittelanwendungen bei pflanzlichen Erzeugnissen ausgelegt ist.
Bei Glyphosat kam es 2016 zu 11 Überschreitungen bei einer Probenzahl von 4.058 Proben (0,3 %). Hierbei handelte es sich in sechs Fällen um Honig (davon fünf Proben aus Deutschland), in vier Fällen um Buchweizen und in einem Fall um Hirsekörner.

Rückstände in Säuglings- und Kleinkindernahrung
Aufgrund der Befunde an Phosphonsäure in Babynahrung in den Jahren 2014 und 2015 wurde auch 2016 wieder Säuglings- und Kleinkindernahrung auf Fosetyl (Summe aus Fosetyl und Phosphonsäure) untersucht. 2016 wurden in 19 von 440 Proben (4,3 %, 2015: 10,3 %) Rückstände von Phosphonsäure über dem Höchstgehalt von Fosetyl (Summe) von 0,01 mg/kg gefunden. Dabei hat es sich bei 12 von 19 Proben um Erzeugnisse aus ökologischem Anbau gehandelt.
Die Rückstände können als Folge der Anwendung des fungiziden Wirkstoffs Fosetyl, aber auch aus anderen Eintragsquellen wie durch die legale Anwendung von phosphonathaltigen Düngern auftreten, welche auch im ökologischen Landbau zulässig sind.

Lebensmittel aus ökologischem Anbau
Bio-Lebensmittel wurden wie in den Vorjahren besonders intensiv kontrolliert. Etwa jede zehnte Untersuchung entfiel auf dieses Marktsegment, dessen Anteil am gesamten Lebensmittelmarkt unter 5 % liegt. 71% der kontrollierten Biowaren enthielten keine quantifizierbaren Rückstände. Bei konventionell hergestellter Ware waren dies nur 38,7%. Auch der Anteil der Rückstandshöchstgehaltsüberschreitungen war bei Bio-Lebensmitteln mit 1,0 % geringer als bei konventionell erzeugter Ware (2,6 %).

Unterschiede bei Betrachtung nach Herkunft
Im Rahmen der überwiegend risikoorientiert durchgeführten Kontrolle von Lebensmitteln auf das Vorhandensein von Rückständen von Pflanzenschutzmitteln wurden 2016 bei der Untersuchung von 19.899 Lebensmittelproben in den Laboren der Bundesländer mehr als 5,8 Millionen Analyseergebnisse erzeugt. Dabei wurden die Höchstgehalte für Pflanzenschutzmittelrückstände in deutschen Erzeugnissen bei 1,7 % der untersuchten Proben überschritten (2012: 1,6 %, 2013: 1,1 %, 2014: 1,9 % und 2015: 1,1 %). Bei Erzeugnissen aus anderen EU-Mitgliedstaaten wurden in 1,6 % der Proben Überschreitungen festgestellt (2015: 1,1 %), bei Erzeugnissen aus Drittländern in 6,3 % der Proben (2015: 5,5 %).

Lebensmittel, die in der Vergangenheit auffällig geworden sind, werden durch den risikoorientierten Ansatz der Kontrollen häufiger und mit höheren Probenzahlen untersucht. Der Anteil an Proben, bei denen Pflanzenschutzmittelrückstände festgestellt werden, ist dadurch überproportional groß. Es ist deshalb davon auszugehen, dass die durchschnittliche Belastung von Lebensmitteln mit Rückständen von Pflanzenschutzmitteln niedriger ist.

Weiterführende Informationen
Zusammenfassung des Berichts „Nationale Berichterstattung Pflanzenschutzmittelrückstände in Lebensmitteln 2016″: www.bvl.bund.de/psmr_2016_zus
Bericht zur „Nationalen Berichterstattung Pflanzenschutzmittelrückstände in Lebensmitteln 2016″: www.bvl.bund.de/psmr_2016
Tabellen zur „Nationalen Berichterstattung Pflanzenschutzmittelrückstände in Lebensmitteln 2016″: www.bvl.bund.de/psmr_tabellen2016
Archiv der Berichte zur „Nationalen Berichterstattung Pflanzenschutzmittelrückstände“ einschließlich der entsprechenden Tabellen: www.bvl.bund.de/nbpsm_archiv

Anhang
PI Pflanzenschutzmittelrückstände
https://idw-online.de/de/attachment64270

Quelle: idw

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Große Resonanz beim ACHEMA-Gründerpreis 2018

Dr. Christine Dillmann Öffentlichkeitsarbeit
DECHEMA Gesellschaft für Chemische Technik und Biotechnologie e.V.

21 potenzielle Unternehmer und Start-up-Gründer haben zum Stichtag ihre Businesspläne für den ACHEMA-Gründerpreis eingereicht. Das Spektrum reicht von analytischen Verfahren für Produktion und Medizin über Rohstoffrückgewinnung aus Klärschlamm oder Solarzellen bis zu digitalen Lösungen für die Prozessindustrie. Der ACHEMA-Gründerpreis 2018 wird am 11. Juni 2018 im Rahmen der Eröffnungssitzung der ACHEMA vergeben.

Gemeinsame Pressemitteilung von DECHEMA, Business Angels FrankfurtRheinMain und High-Tech Gründerfonds (HTGF)
Im von der DECHEMA, dem High-Tech Gründerfonds und den Business Angels FrankfurtRheinMain getragenen Wettbewerb konnten junge Entrepreneure Businesspläne aus allen Bereichen der chemischen Technik, Verfahrenstechnik und Biotechnologie einreichen. Eine hochrangig besetzte Expertenjury wird im Februar aus den Einreichungen die zehn Finalisten auswählen, die sich im Rahmen der ACHEMA am Gründerpreisstand präsentieren können.

Die drei Gesamtsieger werden erst im Rahmen der ACHEMA-Eröffnung bekanntgegeben. Sie erhalten jeweils ein Preisgeld von 10.000 Euro. „Das Bewusstsein, wie wichtig Innovationen für unsere Branchen sind, ist stark – das zeigt auch das Engagement von Partnern wie Merck, Accenture und Evonik für den ACHEMA-Gründerpreis“, sagt Dr. Andreas Förster, Leiter der DECHEMA-Forschungsförderung und Organisator des ACHEMA-Gründerpreises. Dr. Michael Brandkamp, Geschäftsführer des High-Tech Gründerfonds ergänzt: „Wir sind mit der Resonanz außerordentlich zufrieden. Der ACHEMA-Gründerpreis trägt dazu bei, Gründer zu motivieren und die Stakeholder besser zu vernetzen. So entsteht eine starke Innovationslandschaft.“ Dr. Manfred Spindler, Vorstand der Business Angels FrankfurtRheinMain, bewertet den Effekt des Wettbewerbs ebenfalls positiv: „Die Preisträger der Erstauflage sind sehr erfolgreich. Auch diesmal belegt die Bandbreite der eingereichten Businesspläne, wieviel Innovationspotenzial in Chemie und Biotechnologie schlummert. Start-Ups spielen eine wesentliche Rolle, um es zu heben.“

Der ACHEMA-Gründerpreis wird 2018 zum zweiten Mal vergeben. Träger des ACHEMA-Gründerpreises sind die DECHEMA Gesellschaft für Chemische Technik und Biotechnologie e.V., die DECHEMA Ausstellungs-GmbH, die Business Angels FrankfurtRheinMain e.V. und der High-Tech Gründerfonds. Als Premiumpartner engagieren sich Accenture, Merck und Evonik besonders für den ACHEMA-Gründerpreis. Clariant und HoganLovell’s fördern den Preis als Partner. Unterstützt wird der ACHEMA-Gründerpreis zudem von der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh), dem Verein Deutscher Ingenieure (VDI), dem Verband der Chemischen Industrie (VCI) und der Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen (AiF) sowie dem Business Angels Netzwerk Deutschland, eXist und dem Wettbewerb GO-Bio.

Alle weiteren Informationen auf http://www.achema.de/gruenderpreis.

Über die DECHEMA
Die DECHEMA Gesellschaft für Chemische Technik und Biotechnologie e.V. führt Fachleute unterschiedlicher Disziplinen, Institutionen und Generationen zusammen, um den wissenschaftlichen Austausch in chemischer Technik, Verfahrenstechnik und Biotechnologie zu fördern. Die DECHEMA sucht nach neuen technologischen Trends, bewertet diese und begleitet die Umsetzung von Forschungsergebnissen in technische Anwendungen. Über 5.800 Ingenieure, Naturwissenschaftler, Studierende, Firmen und Institutionen gehören dem gemeinnützigen Verein an. Gemeinsam mit der DECHEMA Ausstellungs-GmbH ist er Veranstalter der ACHEMA.

Kontakt
DECHEMA
Theodor-Heuss-Allee 25
60486 Frankfurt
Tel.: +49 (69) 7564-277
E-Mail: presse@dechema.de
Internet: http://www.dechema.de

Über die Business Angels FrankfurtRheinMain
Der Business Angels FrankfurtRheinMain e.V., gegründet im Jahr 2000, ist mit rund 150 Mitgliedern das mitgliederstärkste Business Angels-Netzwerk in Deutschland. Mit der Matching-Veranstaltung bietet er ca. zehnmal pro Jahr ein Forum für das Zusammentreffen von innovativen Gründern und Unternehmen mit Business Angels. Business Angels bringen in der Gründungs- und frühen Wachstumsphase eigenes risikotragendes Kapital, unternehmerisches Wissen und wertvolle Kontakte gegen eine Beteiligung am Erfolg in Startups ein.

Kontakt
Business Angels FrankfurtRheinMain e.V.,
Börsenplatz 4
60313 Frankfurt am Main,
Tel.: +49 (69) 2197-1591
E-Mail: info@ba-frm.de
Internet: http://www.ba-frm.de

Über den High-Tech Gründerfonds
Der High-Tech Gründerfonds (HTGF) ist Deutschlands aktivster Frühphaseninvestor. Mit einem Volumen von rund 820 Mio. EUR in drei Fonds finanziert er junge innovative Technologie Startups und unterstützt sie aktiv bei der Umsetzung ihrer Geschäftsidee. Thematisch ist die Aufstellung breit. Die drei Investmentteams fokussieren sich auf hardwarenahe Ingenieurwissenschaften, Life Science, Chemie und Material Science sowie Software, Media und Internet. Die Investoren des Public-Private-Partnership sind das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, die KfW sowie namhafte Wirtschaftsunternehmen.

Kontakt
High-Tech Gründerfonds Management GmbH
Schlegelstr. 2
53113 Bonn
Tel.: +49 (228) 823 001-00
Fax: +49 (228) 823 000-50
E-Mail: info@htgf.de
Internet:http://www.high-tech-gruenderfonds.de

Weitere Informationen:
http://www.achema.de/gruenderpreis

Quelle: idw

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Studie zu Arbeitszeiten von Frauen und Männern: Mütter arbeiten länger und flexibler

Ulrike Bohnsack Ressort Presse – Stabsstelle des Rektorats
Universität Duisburg-Essen

Die Kluft zwischen den tatsächlichen Arbeitszeiten von Männern und Frauen ist in der letzten Dekade kleiner geworden, der Unterschied – der so genannte Gender Time Gap – bleibt mit 8,9 Stunden aber immer noch beträchtlich. Grund für die Diskrepanz ist der hohe Teilzeitanteil von Frauen; fast jede zweite Frau, aber nur knapp jeder zehnte Mann ist nicht voll beschäftigt. Das zeigt die aktuelle Arbeitszeitstudie des Instituts Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen (UDE). Im Auftrag der Hans-Böckler-Stiftung hat das IAQ die unterschiedlichen Entwicklungen nach Geschlecht und Statusgruppen untersucht.

Insbesondere Mütter von kleinen, noch nicht schulpflichtigen, Kindern arbeiten heute länger als früher, stellen die IAQ-Forscher Dr. Angelika Kümmerling, Dominik Postels und Christine Slomka fest. Das werten sie als Hinweis darauf, dass das breitere Angebot an Kinderbetreuung, der Rechtsanspruch für einen Betreuungsplatz für ein- und zweijährige Kinder und das Elterngeld Wirkung zeigen. Allerdings existieren für Männer und Frauen weiterhin unterschiedliche Standards. Den Grund hierfür sieht die Forschungsgruppe im steuerlichen Ehegattensplitting, das verheiratete Frauen dazu bringt, im Job kürzer zu treten.

Je mehr Kinder Frauen haben, desto geringer sind ihre Arbeitszeiten. Bei Männern wirkt sich die Elternschaft deutlich geringer aus. Bei Teilzeit werden die Unterschiede weniger: Die Wochenstunden für beide Geschlechter haben sich 2014 im Vergleich zu 2005 deutlich erhöht und liegen jetzt bei 20,2 Stunden für Männer und 20,5 Stunden für Frauen.

Dabei bleibt Teilzeitarbeit weiter eine frauen- und branchenspezifische Besonderheit: Während sie in der Metall- und Elektro- sowie der Chemischen Industrie quasi keine Rolle spielt, arbeitet im Einzelhandel und im Gastgewerbe schon nahezu jeder zweite abhängig Beschäftigte nicht voll. Für Frauen ist Teilzeit eng mit Familie und Betreuungsverpflichtungen verbunden. Männer arbeiten vor allem am Anfang und Ende ihres Erwerbslebens kürzer.

Das IAQ-Team fand auch heraus: Vollzeitbeschäftigte Frauen und Männer würden im Job gerne deutlich kürzer treten (Männer -0,9 Stunden, Frauen -4,0 Stunden). Teilzeitbeschäftigte wünschen sich dagegen eine Stundenaufstockung. Kurze Teilzeit ist bei Männern und Frauen gleichermaßen unerwünscht, Frauen präferieren kurze Vollzeitmodelle. Überstunden sind Männersache, Mütter nutzen häufiger als kinderlose Männer und Frauen flexible Arbeitszeiten. Diesen Befund wertet die Forschungsgruppe als Signal an die Arbeitgeber, ihren Beschäftigten mehr Selbstbestimmung und Mitsprache bei den Arbeitszeiten einzuräumen, damit insbesondere Mütter und Väter den Spagat zwischen Beruf und Familie schaffen.

Weitere Informationen:
https://www.boeckler.de/6299.htm?produkt=HBS-006774&chunk=1

Dr. Angelika Kümmerling, angelika.kuemmerling@uni-due.de, Dominik Postels, Tel.: 0203 379 1826, dominik.postels@uni-due.de; Christine Üyük (vormals Slomka), christine.slomka@uni-due.de

Redaktion:
Claudia Braczko, Tel. 0157/71283308, claudia.braczko@uni-due.de

Quelle: idw

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Globale Wassermodelle schätzen Wasserspeicheränderungen oft falsch ein

Dr. Anne Hardy Public Relations und Kommunikation
Goethe-Universität Frankfurt am Main

Die von globalen Wassermodellen simulierten Änderungen des Wasserspeichers von Flusseinzugsgebieten weichen deutlich von unabhängigen Abschätzungen der GRACE-Satelliten ab. Das hat eine Forschergruppe unter Leitung der Universität Texas (Austin, USA) herausgefunden, an der auch Wissenschaftler der Goethe-Universität beteiligt waren. Die GRACE-Satelliten messen Änderungen im Schwerefeld der Erde, die maßgeblich von schwankenden Mengen in Wasserspeichern beeinflusst werden.

FRANKFURT. Die in den „Proceedings of the National Academy of Science“ (PNAS) veröffentlichten Ergebnisse zeigen, dass die globalen Modelle, mit denen in den vergangenen Jahren die Wasserressourcen der Erde abgeschätzt wurden, überdacht werden müssen. Grundlage der aktuellen Studie sind Beobachtungen der Gesamtwasserspeicher von 186 Flusseinzugsgebieten weltweit im Zeitraum von 2002 bis 2014. Die Daten der GRACE-Satelliten wurden mit den Ergebnissen von sieben globalen Modellen verglichen.

Behörden und Universitäten verwenden globale Wassermodelle, um Wasserflüsse (z.B. Durchfluss und Verdunstung) und Wasserspeicheränderungen (z.B. Bodenwasser und Grundwasser) in ihrer historischen Entwicklung zu verstehen oder künftige Entwicklungen auf der Basis bestimmter Szenarien zu simulieren.

„Mehr und mehr wird globalen Modellen vertraut, um den Einfluss der anthropogenen Wassernutzung und des Klimas auf die Wasserressourcen zu beurteilen“, sagt Erstautorin Bridget Scanlon, senior research scientist am Bureau of Economic Geology der Universität Texas (USA). „Wenn wir aber die von den Modellen berechneten Wasserspeicheränderungen mit GRACE-Daten vergleichen, zeigt sich, dass die Modelle große Wasserspeicheränderungen unterschätzen, und zwar in beide Richtungen.“

Den von allen Einzugsgebieten stärksten Wasseranstieg im Untersuchungszeitraum gab es nach GRACE-Daten im Amazonas-Gebiet. Dort stieg der Gesamtwasserspeicher um 41 bis 43 Kubikkilometer pro Jahr. Im Gegensatz dazu simulierten die meisten Modelle eine große Absenkung des Gesamtwasserspeichers, und zwar um bis zu 70 Kubikkilometer im Jahr. Das Modell, das am besten mit den GRACE-Daten übereinstimmte, berechnete zwar einen Anstieg, aber nur um 11 Kubikkilometer im Jahr.

Im Ganges-Einzugsgebiet ermittelte GRACE eine Absenkung des Gesamtwasserspeichers um 12 bis 17 Kubikkilometer pro Jahr innerhalb des 12-Jahreszeitraumes – die größte Absenkung in der Studie. Die Vorhersagen der Modelle variieren hingegen zwischen einer Absenkung und einer Erhöhung um je sieben Kubikkilometer pro Jahr.

Im globalen Mittel berechnen die Modelle ein Absinken des Gesamtwasserspeichers im Untersuchungszeitraum, während GRACE-Daten ein Ansteigen nahelegen. Darüber hinaus wurde gezeigt, dass z.B. durch zunehmende Niederschläge der Gesamtwasserspeicher ansteigt, während die anthropogene Wassernutzung ein Absinken verursacht. In der Studie wurden 63 Prozent der Landflächen untersucht. Grönland und die Antarktis waren ausgenommen, da hier das meiste Wasser in Form von Gletschern oder Eisschilden vorliegt.

„Unsere Arbeit zeigt, dass es Gebiete gibt, in denen die globalen Modelle optimiert werden müssen. Dank des global-skaligen Ansatzes der Studie können wir besser verstehen, weshalb die Modelle in einigen Gebieten besser zu unseren Beobachtungen passen. Insbesondere sehen wir, wo die Modelle mit den Beobachtungswerten nicht übereinstimmen“, meint Koautor Hannes Müller Schmied, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Physische Geographie der Goethe-Universität sowie am Senckenberg Biodiversität und Klima-Forschungszentrum.

„Basierend auf der umfassenden Analyse von Wasserspeicheränderungen können wir wichtige zusätzliche Informationen erhalten und uns nun auf die Modellierung der schwierigen Gebiete konzentrieren. So fehlen in den meisten Modellen die Dynamik von Überschwemmungsflächen in den großen Feuchtgebieten und Rückstauwasser-Effekte im Amazonas. Andere Prozesse wie anthropogene Wasserentnahmen im Ganges-Einzugsgebiet müssen ebenso verbessert – und bei manchen Modellen überhaupt erst berücksichtigt werden“, so Hannes Müller Schmied weiter.

Die Arbeit zeigt auch die große Bedeutung der regionalen Forschung. „Mit GRACE erhält man das großräumige Bild des Gesamtwasserspeichers“, sagt Bridget Scanlon. „Allerdings ist es in vielen Fällen eine regionale und lokale Fragestellung, wie man die Wasserressourcen quantifizieren und deren Verfügbarkeit für Mensch und Landwirtschaft sicherstellen kann. Wir sollten den Fokus auf diese kleinräumigen Skalen verstärken, da es oft einfacher ist, lokal verfügbare Daten zu integrieren. Auch die spezifische Situation lässt sich besser lokal beurteilen als wenn man ausschließlich globale Studien verwendet.“

Der Forschergruppe gehören Wissenschaftler des Bureau of Economic Geology der Jackson School of Geosciences an der University of Texas, Austin (USA), der Goethe-Universität, des Senckenberg Biodiversität und Klima-Forschungszentrum, der Utrecht University (Niederlande), des NASA’s Jet Propulsion Laboratory (USA), der Tsinghua University (China) und der Université de Rennes (Frankreich) an.

Publikation: Bridget R. Scanlon, Zizhan Zhangb, Himanshu Save, Alexander Y. Sun, Hannes Müller Schmied, Ludovicus P. H. van Beek, David N. Wiese, Yoshihide Wada, Di Long, Robert C. Reedy, Laurent Longuevergne, Petra Döll und Marc F. P. Bierkens: Global models underestimate large decadal declining and rising water storage trends relative to GRACE satellite data http://www.pnas.org/content/early/2018/01/16/1704665115

Ein Bild zum Download finden Sie unter: www.uni-frankfurt.de/70121344
Bildtext: Vergleich von Wasserspeicheränderungen von GRACE-Satelliten (grau) und Modellen (schwarz) im Untersuchungszeitraum 2002-2014. Die Diagramme zeigen Beispiele von Flusseinzugsgebieten mit Diskrepanzen zwischen Satellit und Modellen. Negative Zahlen bedeuten einen Wasserverlust, positive einen Wassergewinn. Die Karte zeigen Änderungen des Gesamtwasserspeichers auf Basis von GRACE-Daten
Bildrechte: Austin Jackson School of Geosciences der University of Texas.

Informationen: Hannes Müller Schmied, Institut für Physische Geographie, Fachbereich 11 sowie Senckenberg Biodiversität und Klima-Forschungszentrum, Tel.: (069) 798-40216, Hannes.Mueller.Schmied@em.uni-frankfurt.de

Aktuelle Nachrichten aus Wissenschaft, Lehre und Gesellschaft in GOETHE-UNI online (www.aktuelles.uni-frankfurt.de)

Die Goethe-Universität ist eine forschungsstarke Hochschule in der europäischen Finanzmetropole Frankfurt. 1914 mit privaten Mitteln überwiegend jüdischer Stifter gegründet, hat sie seitdem Pionierleistungen erbracht auf den Feldern der Sozial-, Gesellschafts- und Wirtschaftswissenschaften, Medizin, Quantenphysik, Hirnforschung und Arbeitsrecht. Am 1. Januar 2008 gewann sie mit der Rückkehr zu ihren historischen Wurzeln als Stiftungsuniversität ein hohes Maß an Selbstverantwortung. Heute ist sie eine der zehn drittmittelstärksten und drei größten Universitäten Deutschlands mit drei Exzellenzclustern in Medizin, Lebenswissenschaften sowie Geistes- und Sozialwissenschaften. Zusammen mit der Technischen Universität Darmstadt und der Universität Mainz ist sie Partner der länderübergreifenden strategischen Universitätsallianz Rhein-Main. Internet: www.uni-frankfurt.de

Herausgeberin: Die Präsidentin der Goethe-Universität Redaktion: Dr. Anne Hardy, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Abteilung PR & Kommunikation, Theodor-W.-Adorno-Platz 1, 60323 Frankfurt am Main, Tel: (069) 798-12498, Fax: (069) 798-763 12531, hardy@pvw.uni-frankfurt.de

Quelle: idw

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Häufige Familienmahlzeiten fördern eine gute Ernährung von Kindern

Nicole Siller Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für Bildungsforschung

Erfolgreiche Adipositasprävention fängt am Esstisch der Familie an. Das legt eine Metaanalyse von 57 Studien mit weltweit über 200.000 Probanden des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung und der Universität Mannheim nahe.

Gemeinsame Mahlzeiten mit der Familie bieten enormes Lernpotenzial, denn Ernährungsgewohnheiten werden früh geformt und ausgebildet. Kinder können wiederholt mit gesundem Essen in Kontakt kommen und allgemein etwas über Ernährung und die Zubereitung von Speisen lernen. Eine jüngst veröffentlichte Metaanalyse von Wissenschaftlern des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung in Berlin und der Universität Mannheim zeigt, dass häufige Familienmahlzeiten mit einem geringeren Body Mass Index (BMI) und gesünderer Ernährung bei Kindern zusammenhängen. Dabei spielte keine Rolle, in welchem Land die Studie durchgeführt wurde oder wie alt die Kinder waren. Auch machte es keinen Unterschied, ob Frühstück, Mittag- oder Abendessen gemeinsam gegessen wurde und ob nur ein Elternteil oder die ganze Familie mit am Tisch saß.

„Die Kindheit bietet ein einzigartiges Zeitfenster, um schädlichen Gesundheits- und Essgewohnheiten entgegenzuwirken. Eltern werden auch als sogenannte ‚Gatekeeper‘, also Türsteher der Ernährung, bezeichnet. Sie haben einen maßgeblichen Einfluss darauf, was, wie und wie viel Kinder essen. Familienmahlzeiten bieten eine vielfältige Lernumgebung, um eine gesunde Ernährungsweise bei Kindern zu fördern“, sagt Erstautorin Mattea Dallacker vom Max-Planck-Institut für Bildungsforschung. Familienmahlzeiten führen aber unter bestimmten Umständen nicht zwangsläufig zu einer gesünderen Ernährung. Die Ursachen und Mechanismen, die hinter der Beziehung zwischen häufigen Familienmahlzeiten und besseren Ernährungsweisen stehen, müssen noch verstanden werden. „Die derzeitige Forschung deutet darauf hin, dass bei gemeinsamen Mahlzeiten nicht nur die Qualität des Essens, sondern auch psychologische und Verhaltensaspekte wichtig sind. Zum Beispiel könnten Mahlzeitroutinen wie etwa eine gute Mahlzeitatmosphäre oder ein positives elterliches Rollenvorbild die Ernährungsweise von Kindern verbessern“, sagt Co-Autorin Jutta Mata von der Universität Mannheim.

Im Rahmen ihrer Metaanalyse werteten die Wissenschaftler 57 Studien mit weltweit über 200.000 Probanden aus. In die Analyse gingen Studien ein, die sich mit dem Zusammenhang von Familienmahlzeiten und dem Ernährungszustand von Kindern beschäftigen – gemessen am Body Mass Index (BMI), den Portionen an Obst und Gemüse pro Tag (als Indikator für gesunde Ernährung) sowie dem Konsum von gesüßten Getränken, Fast Food oder salzigen Snacks (als Indikator für ungesunde Ernährung). Auch der Einfluss von Faktoren wie Alter, sozioökonomischer Status sowie Art der Familienmahlzeit und Anzahl der bei einer Mahlzeit anwesenden Familienmitglieder wurde untersucht.

„Vor dem Hintergrund, dass zunehmend beide Elternteile berufstätig sind, werden regelmäßige Familienmahlzeiten für viele Familien zur täglichen Herausforderung. Im Hinblick auf eine moderne Gesellschaft sind daher auch erste wissenschaftliche Befunde wichtig, die zeigen, dass familienähnliche Mahlzeiten, zum Beispiel in der Schule, sich ebenfalls positiv auf die Ernährung von Kindern auswirken. So zeigt eine Studie, dass auch Lehrer ein positives Rollenmodell während gemeinsamer Mahlzeiten mit Schülern darstellen können“, sagt Ralph Hertwig, Direktor am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung und Co-Autor der Studie.

Originalstudie
Dallacker, M., Hertwig, R., & Mata, J. (2018). The frequency of family meals and nutritional health in children: A meta-analysis. Obesity Reviews. Advance online publication. doi:10.1111/obr.12659

Max-Planck-Institut für Bildungsforschung
Das Max-Planck-Institut für Bildungsforschung wurde 1963 in Berlin gegründet und ist als interdisziplinäre Forschungseinrichtung dem Studium der menschlichen Entwicklung und Bildung gewidmet. Das Institut gehört zur Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e. V., einer der führenden Organisationen für Grundlagenforschung in Europa.

Weitere Informationen:
https://www.mpib-berlin.mpg.de/de/presse/2018/01/haeufige-familienmahlzeiten-foe…

Quelle: idw

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Neuerscheinung: Klimaschutz kommunal umsetzen

Richard Harnisch Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation
Institut für ökologische Wirtschaftsforschung GmbH, gemeinnützig

Welchen Beitrag zum Klimaschutz können Städte und Gemeinden leisten? Welche kommunalen Institutionen, Akteure und Verfahren spielen eine Rolle? Welche Handlungsfelder und Ansätze tun sich auf? Mit diesen Fragen befasst sich der Sammelband „Klimaschutz kommunal umsetzen“ des Ecological Research Network (Ecornet). 14 Beiträge beschreiben und analysieren darin, wie auf kommunaler Ebene die Umsetzung des Pariser UN-Klimaabkommens weiter vorangebracht werden kann.

Der Sammelband bietet einen Überblick zu Herausforderungen und Chancen des kommunalen Klimaschutzes und fächert dafür eine Vielzahl unterschiedlicher Institutionen, Verfahren, Akteure und Handlungsfelder auf. Er bietet Einblicke in folgende Ansätze:
• urbane Energiewende
• Bürgerwettbewerbe zum Klimaschutz
• Dienstleistungen für Energieeffizienz
• Transition-Management
• Suffizienz im kommunalen Klimaschutz
• klimafreundliche Alltagspraktiken

Projektbeispiele aus der kommunalen Praxis
Die Autorinnen und Autoren des Sammelbandes sind an einem Ecornet-Institut beschäftigt. Ecornet (http://www.ecornet.eu) ist ein Netzwerk von acht unabhängigen, gemeinnützigen Instituten der Umwelt- und Nachhaltigkeitsforschung in Deutschland. Die Institute des Ecornets binden kommunale Praxispartner systematisch in ihre Forschungsprojekte ein. In den Beiträgen des Sammelbandes werden Erfahrungen aus einer Vielzahl solcher Projektbeispiele aufgegriffen.

Kommunen übernehmen Vorreiterrolle im Klimaschutz
2015 war nach der 21. UN-Klimakonferenz in Paris von einem „historischen Durchbruch“ die Rede und zur Überraschung vieler trat das Pariser Klimaabkommen bereits im November 2016 in Kraft. Nun müssen die im Abkommen formulierten Ziele besonderer Ansporn und Motivation sein, den eingeschlagenen Weg zu mehr Klimaschutz und einem vorsorgenden Umgang mit den Folgen des Klimawandels fortzuführen. Die Aktivitäten einzelner Vorreiterinnen und Vorreiter auf kommunaler und regionaler Ebene können uns hier Orientierung bieten, wie die Vielfalt an guten Praxisbeispielen in diesem Sammelband zeigt.

Download Leseprobe
Vorwort und Einleitung stehen als Leseproben zur Verfügung:
https://www.oekom.de/fileadmin/buecher/PDF_Vorwort/9783962380052_Deckblatt_Vorwo…
https://www.oekom.de/fileadmin/buecher/PDF_Vorwort/9783962380052_Deckblatt_Einle…

Sammelband bestellen
Der Sammelband ist über den oekom Verlag zu beziehen:
https://www.oekom.de/nc/buecher/vorschau/buch/klimaschutz-kommunal-umsetzen.html

Inhaltsverzeichnis

Vorwort
Camilla Bausch, Ecologic Institut (https://www.ecologic.eu/de)
Thomas Korbun, Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (http://www.ioew.de)

Einleitung
Doris Knoblauch, Ecologic Institut (https://www.ecologic.eu/de)
Johannes Rupp, Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (http://www.ioew.de)

Kommunaler Klimaschutz nach dem Pariser Klimagipfel,
Lena Donat

Urbane Energiewende – Wege zur Klimaneutralität in Großstädten
Bernd Hirschl, Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (http://www.ioew.de)

Dekarbonisierung regional steuern! – Erfassung des Standes und der Entwicklungsdynamik der Energiewende in der Metropolregion Ruhr
Ralf Schüle, Jan Kaselofsky, Michaela Roelfes, Johannes Venjakob unter Mitarbeit von Miriam Fekkak und Jonas Fischer, Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie (http://www.wupperinst.org)

Mit Wettbewerben Bürgerinnen und Bürger zum Klimaschutz motivieren
Frieder Rubik, Ria Müller, Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (http://www.ioew.de)
Michael Kress, Universität Freiburg

Dienstleistungen für Energieeffizienz als Beitrag zum kommunalen Klimaschutz
Britta Oertel, Lydia Illge, IZT – Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung (http://www.izt.de)

Partizipation im klimagerechten Stadtumbau: Multi-Level-Konstellationsanalysen des Beteiligungsprozesses der »Innovation City«
Benjamin Best, Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie (http://www.wupperinst.org)

Schritt für Schritt zum Ziel – Transition Management und Klimaschutz in Rostock
Susanne Langsdorf, Doris Knoblauch, Philipp Voß, Ecologic Institut (https://www.ecologic.eu/de)

Suffizienz im kommunalen Klimaschutz
Leon Leuser, Lars-Arvid Brischke, ifeu – Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg (http://www.ifeu.de)

Die Wärmewende in Städten umsetzen – Herausforderungen und Lösungsansätze
Julika Weiß, Elisa Dunkelberg, Bernd Hirschl, Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (http://www.ioew.de)

Klimafreundliche Alltagspraktiken unterstützen – Chancen und Herausforderungen für die kommunale Klimaschutzpolitik
Immanuel Stieß, ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung (http://www.isoe.de)

Change Agents in Kommunalverwaltungen
Helmut Bauer, Miriam Dingeldey, Hans Hertle, ifeu – Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg (http://www.ifeu.de)

Klimaschutz lernen und erfahren – Wie Jugendliche befähigt werden, sich für Klimaschutz zu engagieren
Almuth Tharan, Unabhängiges Institut für Umweltfragen (http://www.ufu.de)

Boden – die natürliche Klimaanlage der Stadt
Fabian Stolpe, Patrick Konopatzki, Unabhängiges Institut für Umweltfragen (http://www.ufu.de)

Ausblick: Wie Klimahandeln in Städten und Gemeinden zukünftig verstärkt gelingen kann
Johannes Rupp, Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (http://www.ioew.de)
Doris Knoblauch, Ecologic Institut (https://www.ecologic.eu/de)

Inhaltsverzeichnis als Download (https://www.oekom.de/fileadmin/buecher/PDF_Inhaltsverzeichnis/9783962380052_Deck…)

Knoblauch, Doris und Johannes Rupp (Hrsg., 2018): Klimaschutz kommunal umsetzen. Wie Klimahandeln in Städten und Gemeinden gelingen kann. München: oekom Verlag, ISBN-13: 978-3-96238-005-2, 268 Seiten

Ansprechpartner:
Doris Knoblauch (doris.knoblauch@ecologic.eu), Ecologic Institut
Johannes Rupp, (Johannes.Rupp@ioew.de), Institut für ökologische Wirtschaftsforschung

Weitere Informationen:
https://www.oekom.de/nc/buecher/vorschau/buch/klimaschutz-kommunal-umsetzen.html

Quelle: idw

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Keime & Co. – Küchenhygiene mit Köpfchen

Dr. Suzan Fiack Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR)

Das BfR informiert auf der Internationalen Grünen Woche über Lebensmittelhygiene in der Küche

Ob im Kühlschrank oder auf dem Spüllappen, auf Eiern, Fleisch oder auf dem Salat – Lebensmittel können mit Bakterien, Viren oder Parasiten verunreinigt sein. Verbraucherinnen und Verbraucher unterschätzen häufig gesundheitliche Risiken, die durch Fehler beim Lagern und Zubereiten zu Hause entstehen können. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) klärt über diese Risiken auf und informiert über Maßnahmen, um sich vor lebensmittelbedingten Erkrankungen zu schützen. „Viele Menschen haben Angst vor Chemie in der Nahrung, aber tatsächlich krank wird man von Bakterien, Pilzen oder Viren im Essen,“ sagt BfR-Präsident Professor Dr. Dr. Andreas Hensel. „Nur jeder Fünfte sorgt sich um die Lebensmittelhygiene zu Hause, dabei ist der richtige Umgang mit Lebensmitteln in der eigenen Küche das beste Mittel, um Infektionen vorzubeugen. Wir alle müssen unser Bewusstsein für gesundheitliche Risiken bei der Zubereitung von Essen schärfen.“ Auf der Internationalen Grünen Woche in Berlin macht das Institut das Thema Küchenhygiene vom 19. bis 28. Januar hautnah erlebbar.

Das BfR präsentiert sich auf der Internationalen Grünen Woche mit Live-Kochshows, in denen ein TV-Koch über den richtigen Umgang mit Lebensmitteln in der heimischen Küche informiert. Am BfR-Stand 148 auf dem Erlebnisbauernhof (Halle 3.2) ermöglicht ein überdimensionaler Küchenschwamm Einblicke in den Kosmos der Keime. Wissenschaftliche Fakten zu Eigenschaften und Wirkungsweisen von Küchenkeimen werden hier anschaulich erklärt. In der Kinder-Keim-Rallye werden Kinder zu Keimagentinnen und -agenten und finden heraus, wo überall Mikroben lauern. Darüber hinaus können Besucherinnen und Besucher ihr Wissen auch am Keim-Karussell und am Fehlerkühlschrank testen, indem sie diesen richtig einsortieren. Und wer immer schon mal wissen wollte, was der Unterschied zwischen Bakterien, Viren und Parasiten ist, kann sich das anhand zahlreicher lebensgroß nachgebauter XXL-Keime erklären lassen.

In Deutschland werden jedes Jahr mehr als 100.000 Erkrankungen gemeldet, die wahrscheinlich auf lebensmittelbedingte Infektionen mit Mikroorganismen wie Bakterien, Viren oder Parasiten zurückzuführen sind. Dazu gehören vor allem Infektionen mit Campylobacter-Bakterien, Salmonellen und Noroviren. Die Dunkelziffer liegt jedoch weitaus höher. In den meisten Fällen sind die Erkrankungen mit Symptomen wie Magenkrämpfen, Durchfall oder Erbrechen verbunden und nach ein paar Tagen überstanden. Bei Menschen, deren Immunsystem geschwächt oder nicht vollständig ausgebildet ist, kann eine Lebensmittelinfektion aber sehr schwer verlaufen. Daher ist es wichtig, beim Lagern und Zubereiten von Lebensmitteln Hygieneregeln einzuhalten. Ziel ist es, in der eigenen Küche das Verunreinigen von Lebensmitteln mit Krankheitserregern zu vermeiden und das Vermehren von Krankheitserregern in Lebensmitteln zu begrenzen oder deren Überleben zu verhindern.

Unter dem Motto „Fernsehkochshows – Fehler im Minutentakt: Küche, Keime, Köche“ findet am 24. Januar 2018 von 13:00 bis 14:30 Uhr das BfR-Forum Küchenhygiene im CityCube Berlin statt. Expertinnen und Experten diskutieren über gesundheitliche Risiken bei der Zubereitung von Lebensmitteln und erklären, mit welchen Hygienemaßnahmen man sich schützen kann. Präsentiert wird außerdem das aktuelle Forschungsprojekt „Küchenhygiene im Scheinwerferlicht: Beeinflussen TV-Köche unser Hygieneverhalten?“.

Über das BfR
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ist eine wissenschaftlich unabhängige Einrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Es berät die Bundesregierung und die Bundesländer zu Fragen der Lebensmittel-, Chemikalien- und Produktsicherheit. Das BfR betreibt eigene Forschung zu Themen, die in engem Zusammenhang mit seinen Bewertungsaufgaben stehen.

In diesem Jahr feiert das BfR sein 15-jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass hat das BfR eine Jubiläumsbroschüre herausgegeben, die unter http://www.bfr.bund.de/de/publikation/broschueren-660.html kostenlos heruntergeladen oder bestellt werden kann.

Weitere Informationen:
http://www.bfr.bund.de/de/fernsehkochshows___fehler_im_minutentakt__kueche__keim… BfR-Forum Küchenhygiene: „Fernsehkochshows – Fehler im Minutentakt: Küche, Keime, Köche“
http://www.bfr.bund.de/cm/350/verbrauchertipps_schutz_vor_lebensmittelinfektione… Merkblatt
http://www.bfr.bund.de/de/fragen_und_antworten_zum_schutz_vor_lebensmittelinfekt… FAQ

Quelle: idw

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Energiewende: Neuer Regler verteilt Strom einfach und effizienter im Netz

Melanie Löw Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Technische Universität Kaiserslautern

Bis 2050 soll die Stromversorgung in Deutschland zu 80 Prozent aus erneuerbaren Energien stammen – das sieht der Plan der Bundesregierung vor. Ein großer Teil davon wird in Niederspannungsnetze eingespeist, um Haushalte mit Energie zu versorgen. Allerdings könnte es in naher Zukunft durch die Zunahme von Elektroautos zu einer Überlastung dieser Netze kommen. Zusammen mit Industriepartnern hat Ingenieur Stefan Lang an der Technischen Universität Kaiserslautern (TUK) einen Netzregler entwickelt, der den Stromfluss misst und gegensteuert, wenn sich der Bedarf in verschiedenen Leitungen ändert. Die Technik ist kostengünstig und kann einfach in vorhandene Niederspannungsnetze eingebaut werden.

Wenn am späten Nachmittag oder in den Abendstunden in den deutschen Haushalten Fernseher laufen, Jugendliche mit ihren Computerkonsolen spielen, Lichter leuchten, der Wäschetrockner läuft oder auf dem Herd das Essen kocht, ist der Energiebedarf besonders hoch. Der Strom aus unseren Steckdosen kommt dabei aus Niederspannungsnetzen. „Sie machen rund 65 Prozent des insgesamt 1,8 Millionen Kilometer langen Stromnetzes in Deutschland aus“, sagt Stefan Lang, der sich im Rahmen seiner Promotion am Lehrstuhl für Energiesysteme und Energiemanagement bei Professor Dr. Wolfram H. Wellßow mit diesem Thema beschäftigt hat. Für diese Netze gilt: Die Spannung darf einen bestimmten Wert nicht überschreiten, da ansonsten Geräte wie Computer oder Kaffeemaschinen Schaden nehmen können. „Hinzu kommt die thermische Belastung, zu der es kommen kann, wenn zu viel Strom fließt“, fährt er fort. In der Folge könnten Stromleitungen überlastet werden, schlimmsten Falls Schaden nehmen und somit der Stromfluss zum Erliegen kommen.

Ein Großteil des Stroms in Niederspannungsnetzen stammt bereits von Photovoltaikanlagen, die ihren Strom jedoch nur tagsüber einspeisen können, wenn er produziert wird. Durch Elektroautos könnte der Bedarf jedoch in den kommenden Jahren deutlich steigen, vor allem in der zweiten Tageshälfte, wenn Autobesitzer ihre Wagen zu Hause am Netz aufladen. „Für die Stromnetze stellt dies eine zusätzliche Belastung dar“, sagt Lang. „Bislang gab es für diese Szenarien noch keine Lösungen.“

An einer solchen hat der Ingenieur im Rahmen seiner Promotion gearbeitet. Im Fokus standen dabei sogenannte vermaschte Netze, bei denen der Strom ringförmig fließt und Netzwerkknoten miteinander verbunden sind. Sie versorgen unter anderem Wohngebiete mit Strom. Gemeinsam mit Partnern aus der Industrie hat Lang einen Netzregler entwickelt, der die Stromverteilung automatisch im Blick hat.

„An verschiedenen Punkten misst der Regler den Strom in den verschiedenen Leitungen“, erklärt der Ingenieur die Technik. „Er ermittelt, wie viel Strom in welchen Leitungen fließt, regelt den Stromfluss und steuert gegen, wenn zum Beispiel in einer Leitung mehr Strom fließt, als diese führen darf.“ Das Besondere dabei: Es kommt konventionelle Transformatortechnik zum Einsatz, die sich leicht in vorhandene Verteilerschränke einbauen lässt.

Gemeinsam mit dem Energietechnikunternehmen Walcher hat Lang einen Prototypen gebaut und ihn auf dem Kaiserslauterer Campus getestet. Auch einen ersten Einsatz in einem Stromnetz in der Nähe von Landau hat die Technik erfolgreich absolviert.

Für diese Arbeit mit dem Titel „Konzeption einer Spannungs- und Wirkleistungsreglung für vermaschte Niederspannungsnetze“ ist der Ingenieur kürzlich mit dem 2. Preis der Stiftung Energie & Klimaschutz ausgezeichnet worden. Die Preisverleihung fand im Rahmen des Abschluss-Symposiums des „EnergieCampus“ am Karlsruher Institut für Technologie im November statt.

Am Projekt „Flexibler Ortsnetz Spannungs- und Wirkleistungs-Regler (FLOW-R)“ waren neben der TUK und Walcher der Energieversorger Pfalzwerke AG und das Technikunternehmen Power Plus Communications AG beteiligt. Gefördert wurden die Arbeiten vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie.

Fragen beantwortet:
Dipl.-Ing. Stefan Lang
Pfalzwerke AG
Tel.: 0621 585-2344
E-Mail: stefan.lang@pfalzwerke.de

Quelle: idw

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Beitragsfreie Kita-Betreuung führt nicht dazu, dass Frauen mehr arbeiten

Mark Fallak Presse und Kommunikation
IZA – Institut zur Zukunft der Arbeit

Mütter weiten ihr Arbeitsangebot nicht aus, wenn ihnen eine kostenlose Kindertagesbetreuung zur Verfügung steht. Das geht aus einer aktuellen Studie hervor, die das Bonner Institut zur Zukunft der Arbeit (IZA) veröffentlicht hat. Zwar steigert die Beitragsfreiheit die Kita-Besuchsquote von Kleinkindern, doch das familienpolitische Ziel einer Stärkung der Frauenerwerbstätigkeit wird verfehlt. Die Autorinnen halten es für sinnvoller, die Kita-Gebühren nach Haushaltseinkommen zu staffeln und die eingesparten Mittel in die Betreuungsqualität zu investieren.

Die Studie von Anna Busse und Christina Gathmann, Ökonominnen an der Universität Heidelberg, untersucht anhand von Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) aus den Jahren 2010 bis 2015, wie sich die Abschaffung der Gebühren für Kindergärten und Kindertagesstätten in verschiedenen Bundesländern auf die Betreuungssituation, Erwerbstätigkeit und kindliche Entwicklung ausgewirkt haben. Das letzte Kindergartenjahr ist inzwischen in neun der elf alten Bundesländer beitragsfrei. Drei dieser Länder haben die Beitragsfreiheit bereits auf jüngere Kinder ausgeweitet.

Die Einführung des kostenlosen letzten Kindergartenjahres hatte auf die Besuchsquote, die in dieser Altersgruppe bereits vor der Beitragsfreiheit bei 97 Prozent lag, praktisch keinen Einfluss. Bei den Zwei- bis Dreijährigen erhöhte die Reform hingegen die Besuchsquote um 8 Prozentpunkte. Besonders stark fiel der Anstieg bei Kindern aus einkommensschwachen Familien aus. „Diese Entwicklung ist positiv zu bewerten, da Kinder aus ärmeren Bevölkerungsschichten in einem qualitativ hochwertigen Betreuungsangebot besser ihre Fähigkeiten und Kompetenzen entwickeln können“, erklärt Wirtschaftsprofessorin Christina Gathmann. Insbesondere Mädchen profitieren der Studie zufolge von der außerhäuslichen Betreuung.

Insgesamt habe die Einführung der Beitragsfreiheit aber hauptsächlich zu „Mitnahmeeffekten“ geführt, die zwar das Familienbudget erhöhen, jedoch die gewählte Kinderbetreuung nur unwesentlich beeinflussen. Außerdem fanden die Forscherinnen kaum positive Wirkungen auf die Erwerbsbeteiligung oder die wöchentliche Arbeitsstundenzahl von Müttern. Eher scheinen die Familien das zusätzliche Einkommen zu nutzen, um das Arbeitsangebot der Mütter zu verringern.

Das Ziel, durch die Bereitstellung beitragsfreier Betreuungsplätze die Erwerbstätigkeit und damit die ökonomische Eigenständigkeit von Frauen, vor allem von Alleinerziehenden, zu erhöhen, werde jedenfalls durch diese Politik nicht erreicht, so das Fazit der Untersuchung. Die Förderung des Kita-Besuchs von Kindern aus ärmeren Familien sei kostengünstiger durch die vielerorts bereits übliche Staffelung der Gebühren nach Haushaltseinkommen zu erreichen. Die so eingesparten Mittel könnten dann in die Qualität der Kinderbetreuung investiert werden, von der alle Vorschulkinder profitieren würden.

Download der englischsprachigen Studie:
Anna Busse, Christina Gathmann: Free Daycare and its Effects on Children and their Families
IZA Discussion Paper No. 11269
http://ftp.iza.org/dp11269.pdf

Quelle: idw

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Neuer Multi-Parameter Biosensor zur Überwachung der Biogasproduktion

Team Pressestelle Presse-, Öffentlichkeitsarbeit und Marketing
FH Aachen

Ausgezeichnete Wissenschaft – das darf an der FH Aachen durchaus wörtlich genommen werden. So erhielt Johanna Pilas, seit drei Jahren Doktorandin in der Arbeitsgruppe Chemo- und Biosensorik am Institut für Nano- und Biotechnologien (INB) der FH Aachen, nun den „Best Poster Award“ beim „International Symposium on Sensor Science“, der I3S-Tagung.

Bei der Konferenz in Barcelona wählten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Johanna Pilas Beitrag „Portable multi-analyte sensor for on-site monitoring of fermentation processes“ zum Sieger des Poster-Wettbewerbs. Dabei hob sich Pilas sowohl durch ihren wissenschaftlichen Beitrag als auch durch die Möglichkeit, das Bauteil mittels Magneten auf dem Poster zusammenzusetzen, von ihren 101 Konkurrentinnen und Konkurrenten ab. Neben Johanna Pilas wirkten Prof. Dr. Michael J. Schöning und Prof. Dr. Thorsten Selmer von der FH Aachen sowie Prof. Dr. Michael Keusgen von der Philipps-Universität Marburg als Co-Autoren mit. Mit dem Gewinn des „Best Poster Awards“ sind eine Urkunde sowie ein Preisgeld verbunden.

Im Rahmen des Projektes „Entwicklung eines mobilen Monitors zur Beurteilung von Biogas-Prozessen“ beschäftigte sich der Beitrag zum „Best Poster Award“ mit der Entwicklung eines Multi-Parameter Biosensors für die amperometrische Erfassung verschiedener Schlüsselparameter bei der Biogasproduktion. „Der Biosensor ist mit fünf Elektroden versehen, die mit verschiedenen Enzymen modifiziert wurden. Dadurch können vier Parameter gleichzeitig gemessen werden“, erklärt Pilas. In den bisher üblichen Verfahren werden zur Erfassung dieser Parameter unter anderem Proben entnommen, die erst in ein externes Labor geschickt werden müssen, was sowohl zeit- als auch kostenintensiv sei. „Da ich zu Beginn meiner Arbeit mit dem Multi-Parameter Biosensor einen etwas unhandlichen Messaufbau verwendet habe, habe ich diesen optimiert. Jetzt kommt ein Messaufbau zum Einsatz, der mit 3D-Drucktechnik konstruiert wurde.“ Die Doktorandin konnte durch Proben aus einer Biogasanlage und einer Referenzanalyse bereits nachweisen, dass die Werte große Übereinstimmungen aufweisen. „Es besteht hohes Potenzial, dass der Sensor bald nutzbar sein wird“, folgert Johanna Pilas.

Quelle: idw

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Höchstmengen für Vitamine und Mineralstoffe in Nahrungsergänzungsmitteln

Dr. Suzan Fiack Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR)

BfR-Höchstmengenempfehlungen für Vitamine und Mineralstoffe in Nahrungsergänzungsmitteln aktualisiert
In Deutschland greifen etwa 25 bis 30 Prozent der Erwachsenen regelmäßig zu Nahrungsergänzungsmitteln (NEM). Neben Vitaminen und Mineralstoffen enthalten die Produkte teilweise auch andere Stoffe mit physiologischer Wirkung wie Aminosäuren, Fettsäuren, Pflanzenextrakte oder Mikroorganismen. Die Werbung verspricht positive Effekte für Gesundheit, Wohlbefinden und verbesserte Leistungsfähigkeit. Doch im Allgemeinen versorgt eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung den gesunden Körper mit allen lebensnotwendigen Nährstoffen. Werden zusätzlich hoch dosierte Nahrungsergänzungsmittel eingenommen und ggf. angereicherte Lebensmittel verzehrt, steigt das Risiko für unerwünschte gesundheitliche Effekte durch hohe Nährstoffzufuhren. Vor diesem Hintergrund hat das BfR seine im Jahr 2004 vorgeschlagenen Höchstmengen für Vitamine und Mineralstoffe geprüft und anhand neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse überarbeitet. „Die Besonderheit der Risikobewertung von lebensnotwendigen Nährstoffen wie Vitaminen und Mineralstoffen liegt darin, dass sowohl die Risiken einer Mangel- als auch einer Überversorgung berücksichtigt werden müssen“, so BfR-Präsident Professor Dr. Dr. Andreas Hensel. „Produkte, die unsere Empfehlungen einhalten und entsprechend den Herstelleranweisungen eingenommen werden, bergen nach derzeitigem Stand des Wissens für Menschen ab 15 Jahren kein gesundheitliches Risiko“, betont BfR-Präsident Andreas Hensel. Die Ergebnisse sind im Journal für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit veröffentlicht worden (DOI 10.1007/s00003-017-1140-y).

Zur Fachveröffentlichung: https://link.springer.com/article/10.1007/s00003-017-1140-y/fulltext.html
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat in der Vergangenheit umfangreich zu gesundheitlichem Nutzen und Risiken durch Nahrungsergänzungsmittel (NEM) Stellung genommen und die Verbraucher über Probleme informiert, die mit dem Verzehr solcher Produkte verbunden sein können. Verbindliche Höchstmengen für Vitamine und Mineralstoffe in Nahrungsergänzungsmitteln existieren derzeit weder auf nationaler noch auf europäischer Ebene, wenngleich in Deutschland und anderen europäischen Ländern in den vergangenen Jahren verschiedene Modelle für die Höchstmengenableitung entwickelt und diskutiert wurden. Vor diesem Hintergrund hat das BfR seine im Jahr 2004 vorgeschlagenen Höchstmengen für Vitamine und Mineralstoffe geprüft und auf Basis neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse überarbeitet.

Die Höchstmengen wurden unter Berücksichtigung von drei wesentlichen Parametern abgeleitet: den von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) abgeleiteten tolerierbaren höchsten Tagesaufnahmemengen (Tolerable Upper Intake Level, kurz UL), den Zufuhrmengen von Vitaminen und Mineralstoffen durch die übliche Ernährung sowie den jeweiligen Zufuhrreferenzwerten (Recommended Daily Allowance; RDA). Die für Nahrungsergänzungsmittel (und angereicherte sonstige Lebensmittel) zur Verfügung stehende sichere Aufnahmemenge wurde vom BfR durch Bildung der Differenz aus dem UL und der Nährstoffzufuhr aus der üblichen Ernährung abgeleitet. Um sicherzustellen, dass Produkte, die Nährstoffe in diesen Mengen enthalten, nicht nur für Erwachsene gelten, sondern auch für Jugendliche nach derzeitigem Stand des Wissens keine gesundheitlichen Risiken bergen, wurde die Altersgruppe der 15- bis 17-Jährigen als Bezugsgruppe für die Höchstmengenableitung gewählt. Zusätzlich wurde bei nahezu jedem Nährstoff ein Unsicherheitsfaktor von 2 verwendet. Damit soll einer möglichen Mehrfachexposition durch die Einnahme unterschiedlicher Nahrungsergänzungsmittel Rechnung getragen werden.

Die vom BfR vorgeschlagenen Höchstmengen zielen darauf ab, ausreichende Ergänzungsmöglichkeiten für Personen mit geringer Nährstoffzufuhr zu bieten, ohne bei adäquater Nährstoffzufuhr das Risiko für Überschreitungen der ULs wesentlich zu erhöhen. Die Höchstmengenvorschläge beziehen sich zunächst nur auf Nahrungsergänzungsmittel und gelten, sofern nicht anders vermerkt, für Jugendliche ab 15 Jahre und Erwachsene. Bei einem Teil der Höchstmengen empfiehlt das BfR zusätzlich verpflichtende Angaben auf den Produkten. Außerdem macht das BfR darauf aufmerksam, dass neue wissenschaftliche Erkenntnisse und zukünftige Marktentwicklungen ggf. Anpassungen der Höchstmengen erforderlich machen.

In Deutschland werden durch die herkömmliche Ernährung bis auf wenige Ausnahmen ausreichende Mengen an Mikronährstoffen aufgenommen. Aus ernährungsphysiologischer Sicht sind Nahrungsergänzungsmittel daher im Allgemeinen nicht notwendig. Dies gilt umso mehr, als Nahrungsergänzungsmittel eher von Menschen mit gesünderem Lebensstil und ausgewogener Ernährung verwendet werden. Internationale wissenschaftliche Studien belegen zudem, dass von einer zusätzlichen, über den Bedarf hinausgehenden, Aufnahme von Mikronährstoffen keine positiven Wirkungen zu erwarten sind. Angesichts dessen dienen die vom BfR vorgeschlagenen Höchstmengen vor allem dazu, den großen Teil der gut versorgten Bevölkerung vor übermäßigen Nährstoffaufnahmen zu schützen.

Die Höchstmengenvorschläge des BfR sind Grundlage für die Schaffung von gesetzlichen Regelungen in Deutschland und somit eine Entscheidungshilfe für das Risikomanagement für risikomindernde Maßnahmen.

Über das BfR
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ist eine wissenschaftlich unabhängige Einrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Es berät die Bundesregierung und die Bundesländer zu Fragen der Lebensmittel-, Chemikalien- und Produktsicherheit. Das BfR betreibt eigene Forschung zu Themen, die in engem Zusammenhang mit seinen Bewertungsaufgaben stehen.

In diesem Jahr feiert das BfR sein 15-jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass hat das BfR eine Jubiläumsbroschüre herausgegeben, die unter http://www.bfr.bund.de/de/publikation/broschueren-660.html kostenlos heruntergeladen oder bestellt werden kann.

Quelle: idw

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Kostformen im Vergleich: Für Menschen mit Diabetes ist die Mittelmeer-Diät besonders gut geeignet

Dr. Gisela Olias Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke

Die Mittelmeer-Diät ist im Vergleich zu acht anderen Kostformen am besten geeignet, bei Menschen mit Typ-2-Diabetes die Blutzuckerwerte zu verbessern. Zu diesem Ergebnis kommt ein europäisches Wissenschaftlerteam unter Leitung von Lukas Schwingshackl und Heiner Boeing vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung (DIfE) im European Journal of Epidemiology (https://doi.org/10.1007/s10654-017-0352-x). Das Team wertete die Daten von 4.937 Studienteilnehmern aus 56 Ernährungsstudien mit Hilfe einer neuen Analysemethode aus. Diese Methode ermöglichte es erstmals, die Effekte von neun verschiedenen Kostformen auf die Nüchtern- und Langzeit-Blutzuckerwerte unmittelbar zu vergleichen.

Nach neuesten Daten der International Diabetes Federation und der World Health Organization zählt Typ-2-Diabetes zu den wichtigsten Volkskrankheiten. Schätzungsweise sind weltweit 350-400 Millionen Menschen an dieser Diabetesform erkrankt. Das Gute ist, dass sich die Krankheit über die Ernährung günstig beeinflussen lässt.

Welche Kostform hierfür am besten geeignet ist, ist allerdings nur schwer einzuschätzen. Denn in den meisten Ernährungsstudien vergleichen die Wissenschaftler nur die Effekte von wenigen Diäten direkt miteinander. Zum Beispiel erhält eine Gruppe der Studienteilnehmer für eine längere Zeit eine Low-Carb-Diät, während eine zweite Gruppe eine Low-Fat-Diät einhalten muss. Danach untersuchen die Forscher, welche Diät die stärksten Effekte auf den Stoffwechsel hat im Vergleich zur normalerweise üblichen Ernährungsweise der Teilnehmer. Mit Hilfe der neuen Analysemethode, der sogenannten Netzwerk-Meta-Analyse, ist es nun möglich, viele verschiedene Kostformen gleichzeitig auszuwerten und miteinander zu vergleichen. Voraussetzung ist, dass die in die Meta-Analyse einbezogenen Studien jeweils die Wirkung von mindestens zwei verschiedenen Kostformen auf Studienteilnehmer untersucht haben.

Zu den neun untersuchten Kostformen gehören die Low-Fat-, die Paläo-, die High-Protein-, die Low-Carb- und die Mittelmeer-Diät. Ebenso analysierten die Forscher die Wirkung einer vegetarisch/veganen Kost sowie die Effekte von Diäten mit einem moderaten Kohlenhydratanteil oder mit einem niedrigen glykämischen Index bzw. einer niedrigen glykämischen Last. Wenn die Teilnehmer im Rahmen der jeweiligen Ernährungsstudie keine vorgegebene Diät verzehrten, sondern sich wie gewohnt ernährten, werteten die Forscher dies als Kontroll-Diät. Die Forscher schlossen nur Studien in ihre Analyse ein, bei denen die Teilnehmer über 18 Jahre alt waren und mindestens für 12 Wochen eine bestimmte Kostform einhielten.

Die Mittelmeer-Diät war im Vergleich zur Kontrolldiät, gefolgt von der Paläo-Diät und der veganen Kost am besten geeignet, um den Nüchtern-Blutzuckerwert zu senken. Dieser Wert gibt die Blutzuckermenge nach einer mindestens achtstündigen Fastenperiode an, zum Beispiel am Morgen nach der Nachtruhe. Bei gesunden Menschen beträgt der Nüchtern-Blutzuckerwert 4,4 bis 5,6 mmol/l. Ein Wert von 5,6 bis 6,9 mmol/l weist auf eine beginnende Diabeteserkrankung hin.

Die Low-Carb-Diät war dagegen am besten geeignet, den Langzeit-Blutzuckerwert (HbA1c-Wert) günstig zu beeinflussen. Er verrät, wie hoch der Blutzucker in den vergangenen acht bis zwölf Wochen war. Kurzfristige Blutzuckerschwankungen beeinflussen ihn praktisch kaum. Daher nutzen Ärzte den Wert, um abzuschätzen, wie gut die Zuckerkrankheit bei ihren Patienten in der jüngeren Vergangenheit eingestellt war. Zudem kann der Wert auch zur Diabetes-Diagnose beitragen. Liegt der HbA1c-Wert über 6,5 Prozent, so liegt ein Diabetes vor. Neben der Low-Carb-Diät wirkten sich aber auch die Mittelmeer- sowie die Paläo-Diät sehr günstig auf den HbA1c-Wert aus.
Die Low-Fat-Diät zeigte hingegen die schwächsten Effekte auf den Zuckerstoffwechsel, das heißt, auf den Nüchtern- sowie den Langzeit-Blutzuckerwert. Sie war aber immer noch deutlich effektiver als die Kontroll-Diät. Im Vergleich zu letzterer trugen alle untersuchten Kostformen mit leicht unterschiedlicher Stärke dazu bei, den Nüchtern-Blutzucker-Wert um 1 bis 1,61 mmol/l zu senken. Ebenso verminderten sie die HbA1c-Werte um 0,47 bis 0,82 Prozent.

„Unsere Studie zeigt, dass eine pflanzenbasierte Kost wie die Mittelmeer-Diät eine gute Möglichkeit ist, den Zuckerstoffwechsel bei Menschen mit Diabetes günstig zu beeinflussen“, sagt Erstautor Schwingshackl. Die Wissenschaftler gehen derzeit davon aus, dass die in Früchten, Gemüse, Olivenöl, Nüssen, Vollkornprodukten und Hülsenfrüchten enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe sowie Ballaststoffe die Insulinempfindlichkeit der Patienten verbessern und die Produktion von Advanced Glycation Endproducts (AGEs) verringern. Letztere sind Zucker-Eiweißverbindungen, die insbesondere bei oxidativem Stress, aber auch bei zu hohen Blutzuckerwerten entstehen.
„Seit langem ist bekannt, dass bei Diabetes eine gute Blutzuckerkontrolle ein entscheidender Schritt ist, um schwere Folgeerkrankungen wie einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu verhindern“, weiß Boeing, der am DIfE die Abteilung Epidemiologie leitet. „Menschen mit Diabetes sollten so viel wie möglich über ihre Ernährung dazu beizutragen, den Blutzucker in den Griff zu bekommen. Dies fördert auf einfache Weise das Wohlbefinden, spart Medikamente und entlastet hierdurch auch unser Gesundheitssystem.“

Quelle:
Schwingshackl L, Chaimani A, Hoffmann G, Schwedhelm C, Boeing H.: A network meta-analysis on the comparative efficacy of different dietary approaches on glycaemic control in patients with type 2 diabetes mellitus. Eur J Epidemiol. 2018; doi: 10.1007/s10654-017-0352-x.

https://link.springer.com/article/10.1007%2Fs10654-017-0352-x

Das Deutsche Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE) ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Es erforscht die Ursachen ernährungsassoziierter Erkrankungen, um neue Strategien für Prävention, Therapie und Ernährungsempfehlungen zu entwickeln. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören die Ursachen und Folgen des metabolischen Syndroms, einer Kombination aus Adipositas (Fettsucht), Hypertonie (Bluthochdruck), Insulinresistenz und Fettstoffwechselstörung, die Rolle der Ernährung für ein gesundes Altern sowie die biologischen Grundlagen von Nahrungsauswahl und Ernährungsverhalten. Mehr unter www.dife.de. Das DIfE ist zudem ein Partner des 2009 vom BMBF geförderten Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD). Weitere Informationen zum DZD finden Sie unter www.dzd-ev.de.

Die Leibniz-Gemeinschaft verbindet 93 selbständige Forschungseinrichtungen. Ihre Ausrichtung reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Raum- und Sozialwissenschaften bis zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute widmen sich gesellschaftlich, ökonomisch und ökologisch relevanten Fragen. Sie betreiben erkenntnis- und anwendungsorientierte Forschung, auch in den übergreifenden Leibniz-Forschungsverbünden, sind oder unterhalten wissenschaftliche Infrastrukturen und bieten forschungsbasierte Dienstleistungen an. Die Leibniz-Gemeinschaft setzt Schwerpunkte im Wissenstransfer, vor allem mit den Leibniz-Forschungsmuseen. Sie berät und informiert Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Leibniz-Einrichtungen pflegen enge Kooperationen mit den Hochschulen – u.a. in Form der Leibniz-WissenschaftsCampi, mit der Industrie und anderen Partnern im In- und Ausland. Sie unterliegen einem transparenten und unabhängigen Begutachtungsverfahren. Aufgrund ihrer gesamtstaatlichen Bedeutung fördern Bund und Länder die Institute der Leibniz-Gemeinschaft gemeinsam. Die Leibniz-Institute beschäftigen rund 18.700 Personen, darunter 9.500 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Der Gesamtetat der Institute liegt bei mehr als 1,8 Milliarden Euro. Mehr unter www.leibniz-gemeinschaft.de.

Kontakt:
Dr. Lukas Schwingshackl
Abteilung Epidemiologie
Deutsches Institut für Ernährungsforschung
Potsdam-Rehbrücke (DIfE)
Arthur-Scheunert-Allee 114-116
14558 Nuthetal/Deutschland
Tel.: +49 33200 88-2712
E-Mail: lukas.schwingshackl@dife.de

apl. Prof. Dr. Heiner Boeing
Abteilung Epidemiologie
Deutsches Institut für Ernährungsforschung
Potsdam-Rehbrücke (DIfE)
Arthur-Scheunert-Allee 114-116
14558 Nuthetal/Deutschland
Tel.: +49 33200 88-2711
E-Mail: boeing@dife.de

Weitere Informationen:
http://www.dife.de/forschung/abteilungen/kurzprofil.php?abt=EPI
Link zur Abteilung Epidemiologie am Deutschen Institut für Ernährungsforschung

Quelle: idw

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Umweltgeschichte aus dem Faulschlamm: Klimawandel lässt „tote Zonen“ im Schwarzen Meer wachsen

Dr. Barbara Hentzsch Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde

Erstmalig ist es GeowissenschaftlerInnen des Leibniz-Instituts für Ostseeforschung Warnemünde (IOW), der Universitäten Oldenburg und Hannover sowie der Rutgers University (USA) gelungen, die Ablagerungsbedingungen im Schwarzen Meer während der letzten Warmzeit (Eem) vor rund 128.000 Jahren zeitlich hoch aufgelöst zu analysieren. Damit wurde ein Vergleich der heutigen sauerstofffreien Bedingungen im Tiefenwasser des Schwarzen Meeres mit denen zur Eem-Zeit möglich, als die Sommer-Temperaturen des Wassers rund 3°C höher waren. Demnach können sich die „toten Zonen“ des Schwarzen Meeres bei einer Klimaerwärmung weiter ausbreiten und die produktiven Lebensräume dabei deutlich schrumpfen.

Sauerstoffmangel und giftiger Schwefelwasserstoff (Hydrogensulfid) im Tiefenwasser gehören heute zu den hervorstechendsten Eigenschaften des Schwarzen Meeres. In dem größten Brackwassermeer der Erde existiert ab einer Tiefe von 100 bis 150 m kein Sauerstoff mehr und Schwefelwasserstoff ist allgegenwärtig. Insgesamt nimmt dieser Raum, in dem kein höheres Leben existieren kann, heute rund 90 % des Wasserkörpers des Schwarzen Meeres ein. Wie werden sich diese „toten Zonen“ im Schwarzen Meer im Laufe der Klimaerwärmung und eines steigenden Meeresspiegels entwickeln? Die detaillierte Analyse von Ablagerungen aus der letzten Warmzeit (Eem) im Schwarzen Meer, deren Ergebnisse kürzlich in der internationalen Fachzeitschrift „Palaeogeography, Palaeoclimatology, Palaeoecology“ veröffentlicht wurden, ermöglicht Einblicke in eine solche Zukunft.

Die sauerstofffreien Bedingungen am Boden des Schwarzen Meeres führen dazu, dass sich herabsinkende organische Substanz nur sehr langsam zersetzt. Das Ergebnis ist die Bildung eines Faulschlamms, des sogenannten Sapropels. Diese Sapropele sind sowohl in den holozänen Ablagerungen der jetzigen Warmphase, als auch in denen der Eem-Zeit weit verbreitet. Mithilfe detaillierter Analysen redox-sensitiver chemischer Elemente in Sapropelen aus beiden Warmzeiten gelang es dem Team ein differenziertes Bild der eemzeitlichen Bedingungen im Tiefenwasser des Schwarzen Meeres zu rekonstruieren. Als Umweltzeugen dienten den GeowissenschaftlerInnen unter anderem die seltenen Spurenelemente Molybdän und Rhenium, die unterschiedlich auf Sauerstoffabwesenheit bzw. Anwesenheit von Sulfid reagieren. Insgesamt wurden mehr als 10 solcher Umweltzeugen (sog. Proxies) analysiert, um die Rekonstruktion des komplexen Gesamtbildes zu ermöglichen.

Die Warnemünder Geologin Antje Wegwerth fasst die Ergebnisse zusammen: „Das Tiefenwasser war während der Eem-Warmzeit deutlich sulfidischer, also giftiger als heute. Der für höhere Organismen lebensfeindliche Raum breitete sich im Laufe der Jahrtausende immer weiter aus und reichte schließlich bis an die so genannte photische Zone – die Licht durchflutete, produktive Schicht des Oberflächenwassers – heran.“

In entsprechender Auflösung und Qualität konnten bislang noch keine Eem-Sedimente im Schwarzen Meer untersucht werden, da sie in der Regel nur durch sehr aufwendige Tiefseebohrungen gewonnen werden können. Auf einer Ausfahrt mit dem Forschungsschiff METEOR gelang es jedoch auf einem untermeerischen Rücken in Wassertiefen um 850 m, Sedimentkerne mit Ablagerungen sowohl aus dem Holozän als auch aus der Eem-Zeit mithilfe herkömmlicher Schwerelote zu gewinnen. Damit wurde erstmalig ein direkter Vergleich der beiden Warmzeiten möglich.

Die Klimaerwärmung während des Eems und des Holozäns führte im Schwarzen Meer zu wesentlichen Änderungen. Durch das Abschmelzen der polaren Inlandeismassen stieg der globale Meeresspiegel an und mit Überschreiten der Bosporus-Schwelle ergossen sich zu Beginn der jeweiligen Warmzeit salzreiche dichte Wassermassen aus dem Mittelmeer in das weitgehend ausgesüßte Schwarze Meer. Dies führte zu einer starken (Dichte)Schichtung von salzärmerem Oberflächenwasser über salzreicherem Tiefenwasser. Die ansteigenden Wasseroberflächentemperaturen führten gleichzeitig zu einer verstärkten Produktivität und einem hohen Aufkommen an organischer Substanz, die am Boden des Schwarzen Meeres unter Sauerstoffverbrauch zersetzt wurde. Das Zusammenspiel dieser Faktoren war schließlich verantwortlich für die Ausbildung der mächtigen „toten Zonen“ im Schwarzen Meer.

Der vollständige Artikel ist einsehbar unter:
Wegwerth, A., Eckert, S., Dellwig, O., Schnetger, B., Severmann, S., Weyer, S., Brüske, A., Kaiser, J., Köster, J., Arz, H.W., Brumsack, H.-J. Redox evolution during Eemian and Holocene sapropel formation in the Black Sea. Palaeogeography, Palaeoclimatology, Palaeoecology (2018) 489, 249-260
https://doi.org/10.1016/j.palaeo.2017.10.014

Wissenschaftliche Ansprechpartnerin:
Dr. Antje Wegwerth, 0381 5197 3481, Antje.Wegwerth@io-warnemuende.de

Kontakt Presse- & Öffentlichkeitsarbeit:
Dr. Barbara Hentzsch | Tel.: 0381 5197-102 | Barbara.Hentzsch@io-warnemuende.de

Das IOW ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft, zu der zurzeit 91 Forschungsinstitute und wissenschaftliche Infrastruktureinrichtungen für die Forschung gehören. Die Ausrichtung der Leibniz-Institute reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Sozial- und Raumwissenschaften bis hin zu den Geisteswissenschaften. Bund und Länder fördern die Institute gemeinsam. Insgesamt beschäftigen die Leibniz-Institute etwa 18.100 MitarbeiterInnen, davon sind ca. 9.200 WissenschaftlerInnen. Der Gesamtetat der Institute liegt bei mehr als 1,6 Mrd. Euro. (www.leibniz-gemeinschaft.de)

Quelle: idw

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Biogas: Forschungsprojekt erkundet ungenutzte Potenziale von Anlagen

Florian Klebs Hochschulkommunikation
Universität Hohenheim

Bundesweites Messprogramm der Universität Hohenheim ermittelt Effizienz und Zukunftspotenzial bestehender Anlagen / Vorschläge an Praxis und Politik
Der Mix macht’s: Je nachdem, mit welchen Materialien die Anlagen wie gefüttert, durchmischt und gefahren werden, fällt die Biogas-Ausbeute sehr unterschiedlich aus. Drei Jahre lang vergleicht die Universität Hohenheim in Stuttgart Betriebsweise, Ausbeute und Verluste von Biogasanlagen, identifiziert Best-Practice-Beispiele, entwickelt Standards zur Anlagenbeschreibung und formuliert Verbesserungsvorschläge für Praxis und Politik. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) fördert das Vorhaben mit 344.000 Euro über seinen Projektträger – die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR). Damit zählt das Projekt zu den Schwergewichten der Forschung der Universität Hohenheim.

29.000 Gigawattstunden (GWh) Strom erzeugten Deutschlands 8.000 Biogasanlagen 2014. Das waren 5-6 Prozent des bundesweiten Stromverbrauchs von 524.000 GWh. Aber es werden derzeit kaum noch neue Anlagen gebaut. Der Verkauf von Biogasstrom erfolgt zukünftig über Ausschreibungen.

„Das Potenzial der bestehenden Anlagen ist noch längst nicht ausgereizt“, erklärt Dr. Hans Oechsner von der Landesanstalt für Agrartechnik und Bioenergie der Universität Hohenheim. „Unser Projekt soll vorbildliche Betriebsweisen identifizieren, über die sich die Effizienz erhöhen lässt, damit sich ihr Betrieb weiterhin lohnt.“

Dazu legt die Universität Hohenheim eine große Messkampagne auf. Darin untersucht sie im Verbund mit drei Projektpartnern bundesweit anhand einer Stichprobe von insgesamt 60 Biogasanlagen, wie wirtschaftlich und ökologisch sie arbeiten.

Biogas-Standards sollen sich weiterentwickeln
Die bestehenden Biogasanlagen sind zum Teil sehr unterschiedlich aufgebaut. „Wir haben verschiedene Ausgangsstoffe der Biogassubstrate, außerdem variieren Mischungsverhältnis und Durchmischung der Stoffe sowie Druck und Temperatur in den Biogasreaktoren“, so Dr. Oechsner.

Die Forscher prüfen, welche Technik die Anlagen benutzen und wie effizient sie arbeiten. Mit einigen Stellschrauben ließe sich ihr Betrieb verändern und optimieren. „Wir finden heraus, welche Anlagen bei der Gasausbeute in Menge und Qualität vorne liegen.“

Messkampagne ermittelt Effizienzpotenziale
Die Biogasforscher der Universität Hohenheim ermitteln für jede Anlage, wie die Substrate zusammengesetzt sind, welche Gas- und Strommenge produziert wird und an welchen Aggregaten Gasverluste auftreten.

„Darüber hinaus berechnen wir mit Modellrechnungen, wie weit die produzierte Gas- und Strommenge und die aus dem Input-Substrat theoretisch zu produzierenden Mengen auseinander liegen“, erläutert Benedikt Hülsemann, ebenfalls von der Landesanstalt für Agrartechnik und Bioenergie der Universität Hohenheim.

„Daraus ermitteln wir, wie wirtschaftlich und ökologisch effizient die Anlagen arbeiten.“ Schließlich vergleichen die Forscher die Daten aller Biogasanlagen, um besonders wirtschaftliche Anlagen zu ermitteln.

Forschungsergebnisse fließen direkt in Praxis ein
Im Rahmen des Projektes entwickeln die Forscher einheitliche Standards, um den Zustand von Biogasanlagen besser beschreiben zu können. Zwischenergebnisse und Verbesserungsmöglichkeiten präsentieren sie bei mehreren Tagungen, damit die Betreiber sie unmittelbar in der Praxis umsetzen können. Es ist außerdem eine Broschüre und eine Internetplattform mit den Daten vorgesehen.

Auch für die Politik entwickeln die Biogasforscher konkrete Vorschläge. „Wir möchten neue Standards formulieren, damit die Branche sich insgesamt weiterentwickeln kann“, so Dr. Oechsner.

Hintergrund Biogas-Messprogramm III
Der genaue Titel des Verbundvorhabens lautet: Biogas-Messprogramm III – Teil 1: Faktoren für einen effizienten Betrieb von Biogasanlagen; Teilvorhaben 3: Effizienz der biologischen Prozesse (Förderkennzeichen 22403715). Die Fördersumme beträgt 344.155,72 Euro, die Laufzeit ist von 1.12.2015 bis 30.11.2018. Auch diesmal werden zusammen mit drei Partnerinstituten insgesamt 60 Praxisanlagen im gesamten Bundesgebiet untersucht, um deren Effizienz zu bewerten und den Anlagenzustand zu definieren.

Die drei Kooperationspartner von Teil 1 des Verbundvorhabens sind das Deutsche Biomasseforschungszentrum gemeinnützige GmbH (DBFZ), Leipzig; das Institut für Landtechnik und Tierhaltung, der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL), Freising; sowie das Kompetenzzentrum Erneuerbare Energien und Klimaschutz Schleswig-Holstein (EEK.SH), Kiel, angesiedelt bei dem Forschungs- und Entwicklungszentrum FH Kiel GmbH.

Hintergrund: Bioökonomie – Leitthema der Universität Hohenheim
Die Bioökonomie ist das Leitthema der Universität Hohenheim und einer ihrer drei Forschungsschwerpunkte. Sie verbindet die agrarwissenschaftliche, die naturwissenschaftliche sowie die wirtschafts- und sozialwissenschaftliche Fakultät.

Diese interdisziplinäre Thematik an der Universität Hohenheim zu koordinieren und umzusetzen ist Aufgabe des Forschungszentrums Bioökonomie. Ziel der Bioökonomie ist es, die weltweite Ernährung zu sichern, die Agrarproduktion nachhaltig zu gestalten, gesunde und sichere Lebensmittel zu produzieren, nachhaltige Rohstoffe industriell zu nutzen sowie Energieträger auf der Basis von Biomasse auszubauen. Dabei genießt die Ernährungssicherung stets Vorrang vor anderen Nutzungen von Biomasse (Nationale Forschungsstrategie BioÖkonomie 2030, BMBF).

Die Bioökonomie greift ein zentrales Anliegen von Politik und Gesellschaft auf und berücksichtigt gleichermaßen ökologische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Belange. Homepage: bioeconomy.uni-hohenheim.de/forschungszentrum

Hintergrund Schwergewichte der Forschung
31,2 Millionen Euro an Drittmitteln akquirierten Wissenschaftler der Universität Hohenheim 2015 für Forschung und Lehre. In loser Folge präsentiert die Reihe „Schwergewichte der Forschung“ herausragende Forschungsprojekte mit einem finanziellen Volumen von mindestens 250.000 Euro bei den Experimental- bzw. 125.000 Euro bei den Sozial- und Gesellschaftswissenschaften.

Weitere Informationen:
Homepage des Verbundprojekts:
https://www.uni-hohenheim.de/organisation/projekt/biogas-messprogramm-iii-bmp-ii…

Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V.:
http://www.fnr.de/index.php?id=911&alles=1&status=Inhalt&fkz=2240371…

Zu den Pressemitteilungen der Universität Hohenheim
https://www.uni-hohenheim.de/presse

Quelle: idw

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Biogas-Fachgespräch in Nossen diskutiert zum Thema „Emissionen von Biogasanlagen“

Paul Trainer M.A. Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Biomasseforschungszentrum

Die Anforderungen im Bereich Anlagensicherheit und Emissionen im Betrieb von Biogasanlagen steigen zunehmend. Vor dem Hintergrund einer zunehmenden Flexibilisierung des Anlagenbestandes richtet sich der Fokus insbesondere auf betriebsbedingte Biogasemissionen, die den ökologischen und ökonomischen Anlagenbetrieb negativ beeinflussen können. Das Biogas-Fachgespräch am 27. Februar 2018 beschäftigte sich mit dem Thema „Emissionen von Biogasanlagen“ und stellt verschiedene Emissionsquellen sowie deren Vermeidung vor.

Für Biogasanlagenbetreiber ergeben sich u.a. durch die Novellierung der TA-Luft sowie den Entwurf TRAS 120 (Technische Regel für Anlagensicherheit Biogasanlagen) neue An- und Herausforderungen in der Betriebsweise ihrer Anlage. Auch vor dem Hintergrund einer zukünftig schlechteren Erlössituation müssen sich Betreiber in zunehmendem Maße mit Fragen des Biogasspeichermanagements sowie der Effizienz des biologischen Prozesses und der Gasverwertung auseinandersetzen. Im Rahmen des Biogas-Fachgespräches zum Thema „Emissionen von Biogasanlagen“ am 27. Februar 2018 im Landwirtschafts- und Umweltzentrum Nossen werden verschiedene Emissionsquellen, deren Ursachen im Anlagenbetrieb sowie entsprechende Minderungsmöglichkeiten vorgestellt und mit den Teilnehmern diskutiert. Darüber hinaus werden Einblicke zum aktuellen Stand der sich ändernden gesetzlichen Rahmenbedingungen gegeben.

Zu Beginn der Veranstaltung wird Torsten Reinelt vom Deutschen Biomasseforschungszentrum über das Thema „Überwachung und Minderung betriebsbedingter und zeitlich variabler Methanemissionen aus Biogasanlagen“ referieren. Anschließend geht Dr. Ralf Winterberg (CORDES + WINTERBERG GbR) in seinem Vortrag auf Emissionen offener Vorstufen zweiphasiger landwirtschaftlicher Biogasanlagen ein. Volker Aschmann (Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft) erläutert anschließend das Emissionsverhalten biogasbetriebener BHKW in Zeiten der Flexibilisierung. Nach einer Kaffeepause berichtet Peter Gamer vom Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) von aktuellen und künftigen Anforderungen an die Emissionsbegrenzung bei Biogasanlagen. Fallbeispiele der Über-/Unterdrucksicherung erläutert Torsten Reinelt vom DBFZ in seinem abschließenden Vortrag zur Emissionsminderung an Biogasanlagen. Im Anschluss an die Vorträge bietet sich Raum für Fragen und Diskussionen. Die Veranstaltung wird moderiert von Dr. Claudia Brückner (LfULG)

Zielgruppe:
Die „Leipziger Fachgespräche“ zum Thema Biogas richten sich an ein Fachpublikum, das sich mit den verschiedensten Aspekten der Energieerzeugung aus Biogas beschäftigt. Dazu zählen insbesondere landwirtschaftliche Unternehmen und Genossenschaften, die Biogasanlagen betreiben oder dies planen. Aber auch Mitarbeiter von Kommunen sowie der lebensmittelbe- und -verarbeitenden Industrie, bei denen eine Biogaserzeugung zur Lösung des Abfallproblems beitragen kann, sind angesprochen. Neben Herstellern von Biogasanlagen bzw. Anlagenkomponenten sind auch Händler und Planer von Biogasanlagen, Mitarbeiter von Forschungseinrichtungen, Ministerien, Behörden und Verbänden zum Leipziger Biogas-Fachgespräch eingeladen.

Smart Bioenergy – Innovationen für eine nachhaltige Zukunft
Das Deutsche Biomasseforschungszentrum arbeitet als zentraler und unabhängiger Vordenker im Bereich der energetischen und stofflichen Biomassenutzung an der Frage, wie die begrenzt verfügbaren Biomasseressourcen nachhaltig und mit höchster Effizienz und Effektivität zum bestehenden und zukünftigen Energiesystem beitragen können. Im Rahmen der Forschungstätigkeit identifiziert, entwickelt, begleitet, evaluiert und demonstriert das DBFZ die vielversprechendsten Anwendungsfelder für Bioenergie und die besonders positiv herausragenden Beispiele gemeinsam mit Partnern aus Forschung, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Mit der Arbeit des DBFZ soll das Wissen über die Möglichkeiten und Grenzen einer energetischen und integrierten stofflichen Nutzung nachwachsender Rohstoffe in einer biobasierten Wirtschaft insgesamt erweitert und die herausragende Stellung des Industriestandortes Deutschland in diesem Sektor dauerhaft abgesichert werden – www.dbfz.de.

Ansprechpartner:
Dr. Claudia Brückner/Eveline Zschoche
(organisatorische Rückfragen)
Tel.: +49 (0)351 2612-2424
Fax: +49 (0)351 451-2610 009
E-Mail: Eveline.Zschoche@smul.sachsen.de

Tino Barchmann
(inhaltliche Rückfragen)
Tel.: +49 (0)341 2434-375
Fax: +49 (0)341 2434-133
E-Mail: Tino.Barchmann@dbfz.de

Pressekontakt:
Paul Trainer
Tel.: +49 (0)341 2434-437
E-Mail: paul.trainer@dbfz.de

Weitere Informationen:
https://www.dbfz.de/aktuelles/fachgespraeche/anmeldung-fachgespraeche
https://www.dbfz.de/aktuelles/fachgespraeche.html
https://www.dbfz.de/presse/pressemitteilungen-2018/biogas-fachgespraech-in-nosse…

Quelle: idw

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Wie Omega-3-Fettsäuren das Immunsystem fit halten

Dr. Ute Schönfelder Stabsstelle Kommunikation/Pressestelle
Friedrich-Schiller-Universität Jena

Wissenschaftler der Uni Jena und der Harvard Medial School in Boston klären Stoffwechselwege auf, über die pathogene Bakterien Entzündungsprozesse regulieren

Omega-3-Fettsäuren sind essenzielle Nahrungsbestandteile und gelten als sehr gesund. Die vor allem in Pflanzenöl und Fisch vorkommenden Substanzen haben sich in zahlreichen Untersuchungen als gesundheitsfördernd für das Herz-Kreislauf-System erwiesen. Darüber hinaus spielen Omega-3-Fettsäuren auch eine wichtige Rolle bei der Immunabwehr: Sie liefern die Grundbausteine für entzündungsauflösende Substanzen – sogenannte Resolvine -, die das Abklingen von Entzündungsreaktionen zum Beispiel infolge von mikrobiellen Infektionen fördern. Ein internationales Forscherteam um Prof. Dr. Oliver Werz von der Friedrich-Schiller-Universität Jena und Prof. Dr. Charles N. Serhan von der Harvard Medical School in Boston hat jetzt in der renommierten Fachzeitschrift „Nature Communications“ Studienergebnisse vorgestellt, die den zugrundeliegenden zellulären Mechanismus der Auflösungsphase von Entzündungsreaktionen erklärt (DOI: 10.1038/s41467-017-02538-5). Demnach nehmen krankheitserregende Bakterien gezielt Einfluss auf die Funktion bestimmter Immunzellen – die Makrophagen – und steuern so den gesamten Prozess der Entzündung anhand unterschiedlicher Fettsäuren.

„Bei einer Entzündung handelt es sich um eine Abwehrreaktion des Körpers auf einen schädlichen Reiz, etwa eindringende Krankheitserreger oder eine Gewebeverletzung“, erläutert Prof. Dr. Oliver Werz von der Uni Jena die Grundlagen. Ziel sei es, damit den schädlichen Reiz zu eliminieren und zerstörtes oder geschädigtes Gewebe zu regenerieren. „Dazu ist es aber notwendig, dass sowohl die Auslösung des Entzündungsgeschehens als auch dessen Abklingen vom Immunsystem genau reguliert werden“, macht der Inhaber des Lehrstuhls für Pharmazeutische und Medizinische Chemie deutlich. Geraten diese Prozesse aus der Balance laufe der Organismus Gefahr, dass sich chronische Entzündungen einstellen, wie es beispielsweise bei Arteriosklerose oder Autoimmunerkrankungen der Fall ist.

Makrophagen produzieren entzündungsregulierende Substanzen
In ihren Experimenten konnten die Forscher zeigen, dass pathogene Erreger wie Staphylococcus aureus und Escherichia coli in unterschiedlichen Makrophagenpopulationen gegensätzliche Wirkungen hervorrufen. So stimulieren sie die sogenannten „M1-Makrophagen“, die vor allem in der Entzündungsphase aktiv sind, zur Produktion von entzündungsfördernden Signalstoffen (Prostaglandine und Leukotriene). „M2-Makrophagen“ dagegen, die während des Abklingprozesses der Entzündung im Vordergrund stehen, werden von den Bakterien dazu gebracht, vermehrt entzündungsauflösende Substanzen (Resolvine, Lipoxine, Maresine, Protektine) aus Omega-3-Fettsäuren zu bilden.

Die Interaktion von M1-Makrophagen mit pathogenen Keimen war bereits bekannt. Dass Bakterien M2-Makrophagen zur Freisetzung entzündungsauflösender Substanzen aus Omega-3-Fettsäuren anregen, ist jedoch eine völlig neue Erkenntnis für die Forscher. „Die Aktivierung beider Phasen der Entzündung macht durchaus Sinn, denn so sorgt das Immunsystem dafür, dass nach einer erfolgreich abgewehrten Infektion, die unschädlich gemachten Bakterien aus dem Gewebe beseitigt und die Entzündungsreaktion gestoppt werden“, sagt Oliver Werz. Für den Pharmazeuten und seine Kollegen in Jena und Boston ist nun vor allem die Frage interessant, wie sich die gewonnenen Erkenntnisse künftig für die Behandlung chronisch-entzündlicher Erkrankungen nutzen lassen.

Kooperation mit Harvard wird fortgesetzt
Die aktuell vorgelegten Befunde sind das Ergebnis einer bereits länger bestehenden engen Kooperation des Jenaer Lehrstuhls von Prof. Werz mit der Arbeitsgruppe von Prof. Serhan an der Harvard Medical School. Den Grundstein hat Werz bereits 2015 während eines Aufenthalts als Gastprofessor an der Harvard Medical School gelegt. Nach seiner Rückkehr aus Boston haben seine Mitarbeiter Dr. Jana Gerstmeier und Markus Werner die Untersuchungen in Jena fortgeführt. Aktuell fließen die neuen Erkenntnisse sowohl in die Studien von Dr. Gerstmeier im Rahmen eines Förderprogramms der Carl-Zeiss-Stiftung als auch in die Arbeiten des Teams von Werz im Sonderforschungsbereich „ChemBioSys“ ein, in dem er und seine Kollegen ein Teilprojekt zur Modulation der Makrophagen durch Naturstoffe bearbeiten.

Original-Publikation:
Werz O. et al. Human macrophages differentially produce specific resolvin or leukotriene signals that depend on bacterial pathogenicity. Nature Communications 9 (2018) doi:10.1038/s41467-017-02538-5

Kontakt:
Prof. Dr. Oliver Werz
Institut für Pharmazie der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Philosophenweg 14, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 949801
E-Mail: oliver.werz@uni-jena.de

Weitere Informationen:
http://www.uni-jena.de

Quelle: idw

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Neues Mutterschutzgesetz: Wichtige Änderungen für Arbeitgeber

Dr. Thomas Nesseler Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin e.V.

Um den geänderten gesellschaftlichen und rechtlichen Rahmenbedingungen zu entsprechen, wurde das Mutterschutzrecht grundlegend reformiert. Mit Beginn des neuen Jahres traten die vom Deutschen Bundestag beschlossenen Änderungen in Kraft. Diese schließen zum einen mehr Mütter als zuvor ein, außerdem wird der Arbeitsschutz von Müttern im Betrieb verstärkt. Dadurch ergeben sich auch wichtige Auswirkungen auf die Arbeitgeberpflichten.

Ziele des Mutterschutzgesetzes (MuSchG)
Das MuSchG gewährleistet schwangeren und stillenden Frauen einen besonderen Gesundheitsschutz im Betrieb. Es soll verhindern, dass sie wegen der Schwangerschaft und Stillzeit Nachteile im Berufsleben erleiden oder die selbstbestimmte Entscheidung über ihre Erwerbstätigkeit verletzt wird. Damit werden die Chancen der Frauen verbessert und ihre Rechte gestärkt, um auch während der Schwangerschaft oder Stillzeit ohne Gesundheitsrisiko für Mutter und Kind weiterhin arbeiten zu können.

Neues Gesetz gilt für mehr Mütter
Die Änderungen im MuSchG bedeuten vor allem eine Ausweitung des geschützten Personenkreises. Bislang galt das Gesetz nur für Frauen, die in einem Arbeitsverhältnis stehen oder Heimarbeit ausführen. Ab 2018 sind alle (werdenden) Mütter eingeschlossen – also auch Praktikantinnen, weibliche Auszubildende und unter bestimmten Voraussetzungen auch Schülerinnen und Studentinnen. Danach können diese während des Mutterschutzes für Veranstaltungen, Prüfungen oder Praktika Ausnahmen beantragen, ohne deswegen Nachteile zu erleiden.

Schutzfristen werden verlängert
Auf Antrag der Mutter müssen Arbeitgeber ab 2018 eine verlängerte nachgeburtliche Schutzfrist von zwölf Wochen bei Geburten von behinderten Kindern gewähren. Bisher galt diese nur bei Früh- und Mehrlingsgeburten. Neu ist auch ist der viermonatige Kündigungsschutz, wenn sie nach der zwölften Schwangerschaftswoche eine Fehlgeburt erleiden.

Verbot und Zulässigkeit von Nachtarbeit
Mit dem neuen Gesetz dürfen schwangere oder stillende Frauen zwischen 20:00 Uhr und 6:00 Uhr nicht mehr beschäftigt werden. Eine Beschäftigung während dieser Zeit ist nur zulässig bei Einwilligung der werdenden Mutter, ärztlicher Bescheinigung der Unbedenklichkeit, Einhaltung des Arbeitsschutzes und behördlicher Genehmigung. Der Arbeitgeber muss daher prüfen, ob ein Einsatz nach 20:00 Uhr nötig ist und bei der Aufsichtsbehörde einen entsprechenden Antrag mit allen relevanten Unterlagen stellen.

Gefährdungsbeurteilung am Arbeitsplatz
Für jeden Arbeitsplatz muss bei der allgemeinen Gefährdungsbeurteilung im Vorfeld geprüft werden, ob sich eine Gefährdung für eine schwangere oder stillende Frau oder ihr Kind ergeben könnte, auch wenn aktuell dort keine schwangere oder stillende Frau tätig ist. Der Arbeitgeber muss das Ergebnis der Beurteilung dokumentieren und die Mitarbeiter darüber in geeigneter Form informieren. Meldet eine Frau ihre Schwangerschaft an, muss diese Gefährdungsbeurteilung entsprechend aktualisiert und individualisiert werden.

Arbeitgeber muss Arbeitsbedingungen für Mütter anpassen
Der Arbeitgeber muss die Arbeitsbedingungen so gestalten, dass eine „unverantwortbare Gefährdung“ ausgeschlossen ist. Liegen Gefährdungen vor, muss er die Arbeitsbedingungen durch Schutzmaßnahmen umgestalten. Ist dies nicht oder nur unter unverhältnismäßigem Aufwand möglich, muss die schwangere Frau an einem anderen geeigneten und zumutbaren Arbeitsplatz eingesetzt werden. Ein Beschäftigungsverbot aus betrieblichen Gründen soll dann nur noch möglich sein, wenn alle anderen Maßnahmen versagen. Um eine „Überprotektion“ zu vermeiden und die Arbeitgeber bei der Umsetzung zu unterstützen, sollen vom Gesetzgeber Empfehlungen erarbeitet werden – zumal der Rechtsbegriff „unverantwortbare Gefährdung“ unbestimmt ist.

Weiterführende Informationen zum neuen Mutterschutzgesetz:
Leitfaden des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend: https://www.bmfsfj.de/blob/94398/3b87a5363865637dd3bf2dd6e8ec87e0/mutterschutzge…

Gesetzestext:
https://www.bgbl.de/xaver/bgbl/start.xav?startbk=Bundesanzeiger_BGBl&jumpTo=…

Stellungnahme Bundesrat:
https://www.bundesrat.de/SharedDocs/drucksachen/2017/0201-0300/289-17(B).pdf?__b…

Kontakt bei Rückfragen:
Deutsche Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin e.V.
Hauptgeschäftsführer: Dr. Thomas Nesseler
Presse: Berit Kramer
Schwanthaler Str. 73 b
80336 München
Tel. 089/330 396-0
Fax 089/330 396-13
E-Mail: gs@dgaum.de
http://www.dgaum.de

Über DGAUM:
Die DGAUM wurde 1962 gegründet und ist eine gemeinnützige, wissenschaftlich-medizinische Fachgesellschaft der Arbeitsmedizin und der klinisch orientierten Umweltmedizin. Ihr gehören heute über 1000 Mitglieder an, die auf dem Gebiet der Arbeitsmedizin und Umweltmedizin arbeiten, vor allem Ärztinnen und Ärzte, aber auch Angehörige anderer Berufsgruppen wie etwa Natur- und Sozialwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler. Die Mitglieder der Fachgesellschaft engagieren sich nicht nur in Wissenschaft und Forschung, um so bereits bestehende Konzepte für die Prävention, die Diagnostik und Therapie kontinuierlich zu verbessern, sondern sie übernehmen die ärztliche und medizinische Beratung von Arbeitgebern und Arbeitnehmern an der Schnittstelle von Individuum und Unternehmen. Darüber hinaus beraten die Mitglieder der DGAUM alle Akteure, die ihren Beitrag zu der medizinischen Versorgung leisten und auf Fachwissen aus der betrieblichen Gesundheitsförderung und Prävention, der arbeits- und umweltbezogenen Diagnostik und Therapie, der Beschäftigungsfähigkeit fördernden Rehabilitation sowie aus dem versicherungsmedizinischen Kontext angewiesen sind.

Weitere Informationen unter:
http://www.dgaum.de

Quelle: idw

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Den Lebensmittelfälschern auf der Spur

Nina Banspach Pressestelle
Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL)

In seiner Fälscherwerkstatt zeigt das BVL, wie Betrüger Verbraucher austricksen
Ob mit Wasser aufgespritzte Garnelen, mit Olivenbaumblättern gestreckte Gewürze oder Bio-Eier vom konventionell gehaltenen Huhn – Lebensmittelbetrug kann jeden treffen. Im Fokus der Fälscher sind sowohl hochwertige, teure Lebensmittel mit hoher Gewinnmarge als auch preiswerte Lebensmittel, wo der Profit über die Menge gemacht wird. Wie die Betrüger Verbraucher hinters Licht führen, zeigt das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) an seinem Stand auf der Internationalen Grünen Woche vom 19. bis 28. Januar 2018. Außerdem informiert es über die Arbeit der Behörden im Kampf gegen Lebensmittelbetrüger.

Um den Besuchern Lebensmittelbetrug anschaulich darzustellen, schlüpfen die Expertinnen und Experten des BVL ausnahmsweise selbst in die Rolle der Lebensmittelfälscher. In einer kleinen Fälscherwerkstatt in der Halle 23a (Sonderschau des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft) panschen sie Honig. Denn das Bienenprodukt zählt zu den Produkten, bei denen besonders häufig getrickst wird. Sei es durch die Zugabe von Zuckersirup oder bei der Angabe der Herkunft oder der Sorte. Besucher können am BVL-Stand in einer Blindverkostung probieren, ob sie die Fälschung vom Naturprodukt unterscheiden können.

Bei einer weiteren Aktion erfahren die Verbraucher, warum die edle Seezunge im Restaurant ein profaner (und preiswerterer) Pangasius sein kann, und wie man erst im Labor den Betrug nachweisen kann.

Dass eine Lebensmittelfälschung auch die Gesundheit der Verbraucher gefährden kann, zeigt das Beispiel Nüsse. Während der weltweiten Aktion OPSON gegen Lebensmittelbetrug wurden 2017 in Deutschland Nussprodukte untersucht. Dabei wurden Haselnusspasten aus dem Verkehr gezogen, die teilweise große Anteile von Mandeln, Cashew- oder sogar Erdnüssen enthielten. Für Allergiker ein Betrug mit lebensgefährlichem Risiko.

Das BVL arbeitet im Kampf gegen Lebensmittelbetrüger eng mit den zuständigen Lebensmittelüberwachungsbehörden der Länder und mit den Strafverfolgungsbehörden (Staatsanwaltschaften, Polizei und Zollverwaltung) zusammen. Als nationale Kontaktstelle steht das BVL außerdem in Kontakt mit den anderen europäischen Mitgliedstaaten und der Europäischen Kommission. Über ein elektronisches System werden europaweit Informationen über Betrugsfälle ausgetauscht. So können Entwicklungen im Bereich des Lebensmittelbetrugs frühzeitig erkannt und präventiv Maßnahmen ergriffen werden, um den oft global handelnden Betrügern das Handwerk zu legen.

Diese grenzüberschreitende und interdisziplinäre Zusammenarbeit stellt das BVL verständlich und unterhaltsam in einem Comicfilm dar. Außerdem hat das BVL die wichtigsten Informationen zum Thema Lebensmittelbetrug in einem Flyer „Den Lebensmittelfälschern auf der Spur“ zusammengestellt. Flyer und Film sind auf der Internetseite www.bvl.bund.de/lebensmittelbetrug frei verfügbar.

Hintergrundinformation
Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) ist eine eigenständige Bundesoberbehörde im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft. Das BVL ist für die Zulassung von Pflanzenschutzmitteln, Tierarzneimitteln und gentechnisch veränderten Organismen in Deutschland zuständig. Im Bereich der Lebensmittel- und Futtermittelsicherheit übernimmt es umfassende Managementaufgaben und koordiniert auf verschiedenen Ebenen die Zusammenarbeit zwischen dem Bund, den Bundesländern und der Europäischen Union.

Anhang

Presseinformation – Güne Woche – Den Lebensmittelfälschern auf der Spur
https://idw-online.de/de/attachment64246

Quelle: idw

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Fraunhofer IMWS testet umweltfreundliche Mikroplastik-Alternativen in Kosmetikartikeln

Michael Kraft Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Fraunhofer-Institut für Mikrostruktur von Werkstoffen und Systemen IMWS

Nach wie vor wird in kosmetischen Pflegeprodukten Mikroplastik eingesetzt, obwohl die umweltschädigenden Folgen hinlänglich bekannt sind. Winzige Plastikpartikel aus Peelings und anderen Hautpflegeprodukten gelangen über die Abwassersysteme ins Meer und schließlich in unsere Nahrungskette. In einem Forschungsprojekt hat das Fraunhofer-Institut für Mikrostruktur von Werkstoffen und Systemen IMWS gemeinsam mit Partnern Materialien getestet, die Mikroplastik in Kosmetikprodukten ersetzen können und biologisch abbaubar sind.

In vielen Kosmetikartikeln wie Körperpeelings oder Deodorants sind kleinste Kunststoffteilchen, sogenanntes Mikroplastik, beispielsweise aus Polyethylen (PE) und Polypropylen (PP) enthalten. Als »sanfte Abrasiva (Schleifmittel)« entfernen sie durch Reibung abgestorbene Hautschuppen und regen die Durchblutung der Haut an. Wegen ihrer chemischen Beständigkeit und ihrer Farb-, Geruchs- sowie Geschmacklosigkeit werden sie darüber hinaus auch häufig als Stabilisatoren und Füllmittel eingesetzt. Polyethylen und Polypropylen sind biologisch nicht abbaubar und wegen der geringen Partikelgröße von weniger als 5 Millimetern kann das mit Kosmetika ins Abwasser gelangte Mikroplastik in Kläranlagen nicht ausreichend entfernt werden. Damit gelangt es in die Umwelt und in unsere Gewässer. Im Meer werden die Mikroplastikpartikel von Lebewesen aufgenommen und gelangen so schlussendlich in unsere Nahrungskette. Viele Kosmetik-Hersteller haben daher angekündigt, auf den Einsatz von Mikroplastik zu verzichten und stattdessen in Zukunft geeignete Alternativen einzusetzen.

Mit dem jetzt abgeschlossenen Forschungsprojekt »KosLigCel« im Rahmen des Spitzenclusters BioEconomy leistet das Fraunhofer-Institut für Mikrostruktur von Werkstoffen und Systemen IMWS einen Beitrag dazu. In dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projekt wurden gemeinsam mit der CFF GmbH, einem Zellstoffverarbeiter aus Gehren in Thüringen, sowie der Skinomics GmbH aus Halle (Saale), die hauptsächlich für galenische und dermatologische Untersuchung der Produkte zuständig ist, erfolgreich Alternativen aus biologisch abbaubaren Materialien entwickelt und getestet.

Das Ziel war eine kostengünstige Herstellung biologisch abbaubarer Cellulosepartikel aus Buchenholz, Hafer, Weizen und Mais, die die Anforderungen an Abrasivität und Reinigungsleistung in Zahn- und Hautpflege-Produkten erfüllen. Konkret wurden Alternativen für Körperpeelings und Zahncremes getestet. Die besondere Herausforderung lag darin, die Cellulosepartikel so zu designen, dass ihre Größe, Form, Härte sowie Oberflächenstruktur zu den gewünschten Produkteigenschaften führt. Dazu wurde Cellulose aus Buchenholz speziell modifiziert und der Optimierungsprozess durch Mikrostrukturanalytik am Fraunhofer IMWS begleitet.

»Wir haben nach zweijähriger Forschungsarbeit mit den Projektpartnern sehr gute Ergebnisse erzielt: eine Testzahnpasta mit den optimierten Buchenholz-Cellulosepartikeln zeichnet sich durch eine geringe Abrasionswirkung, aber dennoch gute Reinigungsleistung aus«, sagt Dr. Sandra Sarembe, Projektkoordinatorin am Fraunhofer IMWS. Die biologisch abbaubaren Partikel in der Zahnpasta dienen der mechanischen Entfernung von bakterieller Plaque, Zahnverfärbungen und Essensrückständen, dabei dürfen sie den Zahnschmelz allerdings nicht beschädigen. »Bei der Materialcharakterisierung mehrerer Cellulose-Typen haben wir durchweg positive Daten erhoben. Dies gilt auch für den Einsatz dieser Stoffe in Waschpeelings und anderen Hautkosmetika«, sagt Sarembe weiter. Das Forscherteam konnte materialwissenschaftlich bestätigen, dass Cellulose-Partikel in Kosmetikprodukten als Ersatz für Polyethylen vergleichbare Wirkung zeigen. Zudem sind sie im Wasser biologisch abbaubar und können kostengünstig hergestellt werden. Auch als Füllstoff in Aluminium-freien Deodorants kommen die Cellulose-Partikel infrage.

»Die Nutzung von Cellulose als biobasierte Füllstoffe könnte auch in weiteren Einsatzfeldern wie in medizinischen Produkten möglich sein. Außerdem sind verschiedene Cellulose-Typen mischbar, die einen breiten Einsatz versprechen. Daher weisen die Partikel ein hohes Potenzial für neue Produktentwicklungen sowie attraktive Marketingmöglichkeiten für nachhaltige oder sogar vegane Produkte auf«, sagt Dr. Andreas Kiesow, Projektleiter am Fraunhofer IMWS.
Die gewonnen Ergebnisse können zukünftig auch für die Entwicklung in anderen Kosmetikbereichen wie etwa in der dekorativen Kosmetik für Mascara, Puder oder Lippenstift dienen.

Weitere Informationen:
https://www.imws.fraunhofer.de/de/presse/pressemitteilungen/imws-umweltfreundlic…

Quelle: idw

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Potenzial für eine grüne Wasserstoff-Wirtschaft

Christin Ernst M.A. Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für Chemische Energiekonversion

Erstmalige Charakterisierung einer sensorischen [FeFe] Hydrogenase gelungen
Hydrogenasen sind Enzyme, die in der Lage sind, Wasserstoffgas (H2) aus Protonen im wässrigen Milieu zu erzeugen. Eine Reaktion, die eine große Relevanz für eine potentielle zukünftige grüne Wasserstoffwirtschaft birgt.

Bakterien, die diese Enzyme enthalten, produzieren H2 häufig als Abfallprodukt ihres Zucker-basierten Metabolismus in Abwesenheit von Sauerstoff. Andere Bakterien können den Wasserstoff als Energiequelle nutzen. Hydrogenasen, die Schlüsselenzyme in beiden Prozessen sind nur unter speziellen Bedingungen erforderlich, d.h. ihre Synthese in dem Bakterium muss der Anwesenheit und Konzentration von H2 angepasst werden. Diese Regulation wird durch sogenannte sensorische oder regulatorische Hydrogenasen erreicht, die in der Lage sind, selbst kleinste Mengen von H2 im Medium zu detektieren und diese Information an die Protein-Synthesemaschinerie (für katalytische Hydrogenasen) weiterzuleiten.

Bis heute hat sich eine Klasse von Sensor-Hydrogenasen der Charakterisierung komplett entzogen, nämlich die der wichtigen [FeFe]-Hydrogenasen (HydS). Jetzt ist es einem Team von Wissenschaftlern am Max-Planck-Institut für Chemische Ernergiekonversion in Mülheim an der Ruhr und dem Institute of Low Temperature Science an der University of Hokkaido (Japan) gelungen, HydS aus dem thermophilen Bakterium Thermotoga maritima herzustellen und zu charakterisieren.1 Dieser Erfolg basiert auf der kürzlich entwickelten Technik der künstlichen Maturierung des Enzyms (Esselborn et al. Nat. Chem. Biol. 2013), sowie dem Einsatz moderner spektroskopischer Methoden, die zeigten wie das Protein das katalytische Zentrum in eleganter Weise feinabstimmt und es dadurch für seine sensorische Funktion optimiert.

Die Wissenschaftler zeigen, dass das katalytische Zentrum sehr empfindlich auch kleinste Mengen H2 detektiert, was dem Bakterium eine sehr effektive Signalübertragung erlaubt. Diese Ergebnisse stellen einen wesentlichen Schritt im Verständnis der Funktion der sensorischen Hydrogenasen dar. Die Kenntnis der Änderungen der Aminosäureumgebung im Sensor im Vergleich zu den katalytischen [FeFe]-Hydrogenasen ist ein wichtiges Element für das tiefere Verständnis dieser

Wasserstoff-umsetzenden bzw. -erzeugenden Proteine. Die umfassende Entschlüsselung des Mechanismus der Hydrogenasen bietet die Grundlage, um bessere bioinspirierte Katalysatoren für den Einsatz in Brennstoffzellen und Wasserelektrolyseuren zu entwickeln. Ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer Energiewirtschaft, die auf Wasserstoff als Energieträger basiert.

1. Chongdar N, Birrell JA, Pawlak K, Sommer C, Reijerse EJ, Rüdiger O, Lubitz W, Ogata H (in press) J. Am. Chem. Soc. DOI: 10.1021/jacs.7b11287

Förderung
Diese Arbeit wurde unterstützt durch die Max-Planck-Gesellschaft und durch JSPS KAKENHI grant number 16K21748.

Original-Publikation
Nipa Chongdar, James A. Birrell, Krzysztof Pawlak, Constanze Sommer, Edward J. Reijerse, Olaf Rüdiger, Wolfgang Lubitz, Hideaki Ogata: Unique spectroscopic properties of the H-cluster in a putative sensory [FeFe] hydrogenase, Journal of the American Chemical Society, 2017, DOI: 10.1021/jacs.7b11287
http://pubs.acs.org/doi/10.1021/jacs.7b11287

Weitere Informationen:
https://cec.mpg.de/aktuelles/pressemitteilungen/pressemitteilungen/

Quelle: idw

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Fastfood macht Immunsystem langfristig aggressiver

Johannes Seiler Dezernat 8 – Hochschulkommunikation
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

Auf eine fett- und kalorienreiche Kost reagiert das Immunsystem ähnlich wie auf eine bakterielle Infektion. Das zeigt eine aktuelle Studie unter Federführung der Universität Bonn. Besonders beunruhigend: Ungesundes Essen scheint die Körperabwehr langfristig aggressiver zu machen. Auch lange nach Umstellung auf gesunde Kost kommt es daher schneller zu Entzündungen. Diese fördern direkt die Entstehung von Arteriosklerose und Diabetes. Die Ergebnisse erscheinen in der renommierten Fachzeitschrift „Cell“. ACHTUNG SPERRFRIST: Nicht vor Donnerstag, 11. Januar, 18 Uhr MEZ veröffentlichen!

Die Wissenschaftler setzten Mäuse einen Monat lang auf eine so genannte „westliche Diät“: viel Fett, viel Zucker, wenig Ballaststoffe. Die Tiere entwickelten daraufhin eine massive körperweite Entzündung – fast wie nach einer Infektion durch gefährliche Bakterien. „Die ungesunde Diät hat zu einem unerwarteten Anstieg einiger Immunzellen im Blut geführt. Das war ein Hinweis auf eine Beteiligung von Vorläuferzellen im Knochenmark in dem Entzündungsgeschenen“, berichtet Anette Christ, Postdoktorantin am Institut für Angeborene Immunität der Universität Bonn. Um diese Veränderungen besser zu verstehen, haben die Wissenschaftler die Vorläuferzellen von Immunzellen aus dem Knochenmark von Mäusen, die mit „westlicher Diät“ oder normaler Diät gefüttert wurden, isoliert und eine systematische Analyse deren Funktion und Aktivierungsstatus durchgeführt.

„Genomische Untersuchungen zeigten tatsächlich, dass in den Vorläufer-Zellen durch die westliche Diät eine große Anzahl von Genen aktiviert wurde. Betroffen waren unter anderem Erbanlagen für ihre Vermehrung und Reifung. Fastfood führt also dazu, dass der Körper rasch eine riesige schlagkräftige Kampftruppe rekrutiert“, erklärt Prof. Dr. Joachim Schultze vom Life & Medical Sciences Institute (LIMES) der Universität Bonn und vom Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE).

Wenn die Forscher den Nagern nun vier weitere Wochen lang arttypische Getreide-Kost anboten, verschwand die akute Entzündung. Was nicht verschwand, war die genetische Reprogrammierung der Immunzellen: Auch nach diesen vier Wochen waren in ihnen noch viele der Erbanlagen aktiv, die in der Fastfood-Phase angeschaltet worden waren.

„Fastfood-Sensor“ in den Immunzellen
„Wir wissen erst seit kurzem, dass das angeborene Immunsystem über ein Gedächtnis verfügt“, erklärt Prof. Dr. Eicke Latz, Leiter des Instituts für angeborene Immunität der Universität Bonn und Wissenschaftler am DZNE. „Nach einer Infektion bleibt die Körperabwehr in einer Art Alarmzustand, um dann schneller auf einen neuen Angriff reagieren zu können.“ Experten nennen das „innate immune training“. Bei den Mäusen wurde dieser Prozess nicht durch ein Bakterium ausgelöst, sondern durch ungesunde Ernährung.

Die Wissenschaftler konnten sogar den „Fastfood-Sensor“ in den Immunzellen identifizieren, der dafür verantwortlich ist. Sie untersuchten dazu Blutzellen von 120 Testpersonen. Bei einigen dieser Probanden zeigte das angeborene Immunsystem einen besonders starken Trainings-Effekt. In ihnen fanden die Forscher genetische Hinweise darauf, dass daran ein so genanntes Inflammasom beteiligt ist. Inflammasome sind Sensoren des angeborenen Immunsystems. Sie erkennen schädliche Substanzen und setzen in der Folge hoch entzündliche Botenstoffe frei.

Das in der Studie identifizierte Inflammasom wird durch bestimmte Nahrungsmittel-Inhaltsstoffe aktiviert. Das hat neben der akuten Entzündungsreaktion interessanterweise auch langfristige Konsequenzen: Die Aktivierung verändert nämlich die Art und Weise, in der die Erbinformation verpackt ist. Die Erbanlagen sind in der DNA gespeichert. Jede Zelle enthält mehrere DNA-Fäden, die zusammen ungefähr zwei Meter lang sind. Sie sind jedoch um Proteine gewickelt und stark verknäuelt. Viele Gene auf der DNA lassen sich daher gar nicht ablesen – sie sind einfach zu schlecht zugänglich.

Ungesunde Ernährung führt nun dazu, dass sich manche dieser normalerweise versteckten DNA-Teile entrollen – ungefähr so, als wenn eine Schlaufe aus einem Wollknäuel heraushängt. Dieser Bereich der Erbsubstanz wird dadurch langfristig leichter ablesbar. Wissenschaftler sprechen von epigenetischen Änderungen. „Das Inflammasom stößt solche epigenetischen Änderungen an“, erläutert Prof. Latz. „Das Immunsystem reagiert in der Folge schon auf kleine Reize mit stärkeren Entzündungsantworten.“

Dramatische Folgen für die Gesundheit
Diese wiederum können die Entstehung von Gefäßkrankheiten oder auch Typ 2-Diabetes drastisch beschleunigen. Bei der Arteriosklerose etwa bestehen die typischen Gefäßablagerungen, die Plaques, zum großen Teil aus Lipiden und Immunzellen. Die Entzündungsreaktion trägt direkt zu ihrem Wachstum bei, denn dabei wandern stetig neue aktivierte Immunzellen in die veränderten Gefäßwände ein. Wenn die Plaques zu groß werden, platzen sie auf, werden vom Blutstrom fortgetragen und können andere Gefäße verstopfen. Mögliche Folgen: Schlaganfall oder Herzinfarkt.

Fehlernährung kann also dramatische Konsequenzen haben. In den letzten Jahrhunderten ist die durchschnittliche Lebenserwartung in den westlichen Ländern stetig gestiegen. Dieser Trend wird gerade erstmalig durchbrochen: Wer heute geboren wird, wird im Schnitt vermutlich kürzer leben als seine Eltern. Falsches Essen und zu wenig Bewegung dürften daran einen entscheidenden Anteil haben.

„Diese Erkenntnisse haben daher eine enorme gesellschaftliche Relevanz“, erklärt Latz. „Die Grundlagen einer gesunden Ernährung müssen noch viel stärker als heute zum Schulstoff werden. Nur so können wir Kinder frühzeitig gegen die Verlockungen der Lebensmittel-Industrie immunisieren – bevor diese langfristige Konsequenzen entfalten. Kinder haben jeden Tag die Wahl, was sie essen. Wir sollten ihnen ermöglichen, bei ihrer Ernährung eine bewusste Entscheidung zu treffen.“

An der Arbeit waren Gruppen aus den Niederlanden, den USA, Norwegen und Deutschland beteiligt. Latz und Schultze sind Mitglieder im Exzellenzcluster „ImmunoSensation“, in dem es um die Leistungen des angeborenen Immunsystems geht. Latz gilt als einer der international profiliertesten Forscher auf diesem Gebiet. Im Dezember wurde er für seine Arbeit mit dem Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis ausgezeichnet. Dieser gilt als einer der renommiertesten Wissenschaftspreise in Deutschland.

Publikation: Anette Christ, Patrick Günther, Mario A.R. Lauterbach , Peter Duewell, Debjani Biswas, Karin Pelka, Claus J. Scholz, Marije Oosting, Kristian Haendler, Kevin Baßler, Kathrin Klee, Jonas Schulte-Schrepping, Thomas Ulas, Simone J.C.F.M. Moorlag, Vinod Kumar, Min Hi Park, Leo A.B. Joosten, Laszlo A. Groh, Niels P. Riksen, Terje Espevik, Andreas Schlitzer, Yang Li, Michael L. Fitzgerald, Mihai G. Netea, Joachim L. Schultze und Eicke Latz: Western diet triggers NLRP3-dependent innate immune reprograming; Cell, DOI: 10.1016/j.cell.2017.12.013

Kontakt:
Prof. Dr. Eicke Latz
Institut für angeborene Immunität der Universität Bonn
und Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE)
Tel.: 0228/287-51223
E-Mail: eicke.latz@uni-bonn.de

Quelle: idw

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Klimawandel lässt Flüsse über die Ufer treten: Anpassung nötig

Jonas Viering Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung

Veränderte Regenfälle als Folge der globalen Erwärmung werden das Risiko von Überschwemmungen an Flüssen vielerorts stark erhöhen. Schon heute gehören derartige Fluten zu den häufigsten und verheerendsten Naturkatastrophen. Wissenschaftler haben jetzt die bis in die 2040er Jahre nötige Erhöhung des Hochwasserschutzes in allen Teilen der Welt berechnet, bis hinunter zu einzelnen Regionen und Städten. Sie stellen fest, dass der Anpassungsbedarf in den USA, in Teilen Indiens und Afrikas, in Indonesien und in Mitteleuropa einschließlich Deutschland am größten ist. Ohne Gegenmaßnahmen wären viele Millionen Menschen von schweren Überschwemmungen bedroht.

„Mehr als die Hälfte der USA müssen ihr Schutzniveau innerhalb der nächsten zwei Jahrzehnte mindestens verdoppeln, wenn sie einen dramatischen Anstieg der Hochwasserrisiken vermeiden wollen“, sagt Leit-Autor Sven Willner vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK). Ohne zusätzliche Anpassungsmaßnahmen – wie Deichausbau, verbessertes Flussmanagement, Veränderung von Baustandards oder Verlagerung von Siedlungen – würde sich die Zahl der Menschen, die von den stärksten 10 Prozent der Hochwasserereignisse betroffen sind, vielerorts erhöhen: In Nordamerika von 0,1 auf 1 Million – eine Verzehnfachung. In Deutschland könnte die Zahl von 0,1 auf 0,7 Millionen steigen, also um das Siebenfache.

Die absoluten Werte sind anderswo noch erheblich größer: In Südamerika kann die Zahl der von Hochwasserrisiken betroffenen Menschen voraussichtlich von 6 auf 12 Millionen steigen, in Afrika von 25 auf 34 Millionen, und in Asien von 70 auf 156 Millionen. Die realen Zahlen betroffener Menschen könnten in Zukunft noch höher ausfallen, da in der Studie das Bevölkerungswachstum und die zunehmende Urbanisierung nicht berücksichtigt werden.

+++Auch in hoch entwickelten Ländern mit guter Infrastruktur muss viel getan werden+++
Die Untersuchung basiert auf umfassenden Computersimulationen, bei denen vorhandene Daten zu Flüssen aus einer Vielzahl von Quellen verwendet werden. „Diese Daten liegen zwar nicht für jeden Fluss in den entlegensten Winkeln unseres Planeten in höchster Präzision vor, aber sie sind hinreichend gut für all jene Orte, an denen viele Menschen leben, wo viele finanzielle Werte gebunden sind, und wo das Hochwasserrisiko erheblich ist – wir wissen also genug über die Orte, auf die es ankommt“, erklärt Willner. Daten über Veränderungen von Niederschlägen, Verdunstung und Wasserkreisläufen stammen aus dem weltweit größten Projekt zum Vergleich von Modellen zur Klimawirkung (ISIMIP), koordiniert von Katja Frieler am PIK. Die räumliche Auflösung der neuen Studie ist etwa zehnmal höher als bei gängigen Computersimulationen des Klimas.

„Wir waren überrascht, dass selbst in hoch entwickelten Ländern mit guter Infrastruktur der Anpassungsbedarf so groß ist“, sagt Co-Autor Anders Levermann, Leiter der globalen Anpassungsforschung am PIK und Forscher am Lamont-Doherty Earth Observatory der Columbia University in New York. „In der Studie nehmen wir an, dass die Menschen das Schutzniveau, das sie heute haben, behalten wollen – sie wollen nicht, dass es schlechter wird. Folglich muss in Ländern mit einem recht guten Schutzniveau viel getan werden, um den Standard aufrecht zu erhalten und zu verhindern, dass Menschen aufgrund von Überschwemmungen tatsächlich ihre Häuser verlassen müssen.“

+++Jenseits der Zwei-Grad-Grenze wird Anpassung schwierig+++
Die Zunahme der Hochwasserrisiken in den nächsten zwei bis drei Jahrzehnten wird durch die Menge an Treibhausgasen verursacht, die wir bereits in die Atmosphäre gebracht haben; die Entwicklung in diesem Zeitraum hängt also nicht davon ab, ob wir die globale Erwärmung begrenzen.

„Wenn wir allerdings die vom Menschen verursachte Erwärmung nicht auf deutlich unter 2 Grad Celsius begrenzen, dann werden bis zum Ende unseres Jahrhunderts die Hochwasserrisiken vielerorts in einem solchen Maße ansteigen, dass Anpassung schwierig wird“, erklärt Levermann. „Um die Sicherheit der Menschen zu gewährleisten, müssen klimabedingte Risiken ernst genommen und sehr schnell Geld für Anpassung bereitgestellt werden. Wenn wir jetzt handeln, können wir uns gegen die Risiken der nächsten zwei Jahrzehnte absichern. Weiter fortschreitender Klimawandel muss jedoch durch die Abkehr von fossilen Brennstoffen begrenzt werden, um Veränderungen zu vermeiden, die unsere Anpassungsfähigkeiten übersteigen. Solange wir Kohle, Gas und Öl verbrennen, steigt die Temperatur unseres Planeten und die Gefahr nimmt zu.“

„Die Ergebnisse sollten eine Warnung für die Entscheidungsträger sein“, so Levermann weiter. „Wenn wir das Thema zu ignorieren, werden die Folgen verheerend. Wir müssen jetzt beides tun: Anpassung an den bereits verursachten Klimawandel und Begrenzung zukünftiger Erwärmung. Nichtstun wäre gefährlich.“

Artikel: Sven N. Willner, Anders Levermann, Fang Zhao, Katja Frieler (2018): Adaptation required to preserve future high-end river flood risk at present levels. Science Advances [DOI:10.1126/sciadv.aao1914]

Weblink zum Artikel, sobald er veröffentlicht ist: https://doi.org/10.1126/sciadv.aao1914

Kontakt für weitere Informationen:
Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, Pressestelle
Telefon: +49 (0)331 288 2507
E-Mail: presse@pik-potsdam.de
Twitter: @PIK_Klima
www.pik-potsdam.de

Quelle: idw

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2017 steigen die Tariflöhne nominal um 2,4 Prozent – Real ein Plus von 0,6 Prozent

Rainer Jung Abt. Öffentlichkeitsarbeit
Hans-Böckler-Stiftung

Tarifbilanz des WSI-Tarifarchivs:

2017 steigen die Tariflöhne nominal um 2,4 Prozent – Real ein Plus von 0,6 Prozent
Die Tariflöhne und -gehälter haben im Jahr 2017 nominal im gesamtwirtschaftlichen Durchschnitt um 2,4 Prozent zugelegt. Nach Abzug des Verbraucherpreisanstiegs von 1,8 Prozent ergibt sich daraus ein realer Zuwachs der Tarifvergütungen um 0,6 Prozent. Zu diesem Ergebnis kommt die Bilanz der Tarifpolitik des Jahres 2017, die das Tarifarchiv des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung heute vorlegt.

„Da die Inflationsrate wieder spürbar höher ist, fällt der Reallohnzuwachs 2017 im Vergleich zu den Vorjahren deutlich geringer aus“, sagt der Leiter des WSI-Tarifarchivs, Prof. Dr. Thorsten Schulten. „In den Jahren 2014 bis 2016 stiegen die Tariflöhne wegen der sehr geringen Preissteigerung real zwischen 1,9 und 2,4 Prozent und haben damit einen wesentlichen Beitrag für den ökonomischen Aufschwung in Deutschland gelegt. Der von den Lohnerhöhungen ausgehende Impuls für die Binnennachfrage hat sich 2017 – wenn auch in abgeschwächter Form – weiter fortgesetzt. Und auch in diesem Jahr sind spürbare Reallohnzuwächse wichtige Faktoren für eine stabile, balancierte Wirtschaftsentwicklung“, so Schulten (siehe auch Abbildung 1 in der pdf-Version dieser Pressemeldung; Link unten).

Bei der Berechnung der kalenderjährlichen Tariferhöhungen für das Jahr 2017 werden sowohl die Neuabschlüsse aus dem Jahr als auch Abschlüsse aus den Vorjahren, die eine Laufzeit bis mindestens Ende 2017 haben, berücksichtigt. Insgesamt schlossen die DGB-Gewerkschaften in Deutschland im vergangenen Jahr Lohn- und Gehaltstarifverträge für rund 8,7 Millionen Beschäftigte ab, darunter etwa 7,2 Millionen in den alten und 1,5 Millionen in den neuen Bundesländern. Die Laufzeit der Verträge beträgt durchschnittlich 25,6 Monate und liegt damit höher als im Vorjahr mit 22,8 Monaten. Für weitere 10,5 Millionen Beschäftigte traten im Jahr 2017 Erhöhungen in Kraft, die bereits 2016 oder früher vereinbart worden waren.

Zwischen den verschiedenen Branchen zeigen sich deutliche Unterschiede. Am höchsten fällt 2017 die jahresbezogene Tarifsteigerung mit nominal 3,1 Prozent in der Textil- und Bekleidungsindustrie aus, gefolgt vom Metallhandwerk mit 3,0 Prozent. Etwas oberhalb des Durchschnitts liegen die Tariferhöhungen im Öffentlichen Dienst und dem Hotel- und Gaststättengewerbe mit jeweils 2,7 Prozent, der Chemischen Industrie mit 2,6 Prozent sowie der Metallindustrie und dem Privaten Verkehrsgewerbe mit jeweils 2,5 Prozent. Genau den gesamtwirtschaftlichen Durchschnitt von 2,4 Prozent erreichen das Bauhauptgewerbe, die Gebäudereinigung und die Deutsche Bahn AG. Auch die verschiedenen Tarifbranchen des Nahrungs-und Genussmittelgewerbes kommen im Durchschnitt auf einen Lohnzuwachs von 2,4 Prozent. Um 2,2 Prozent steigen die Tariflöhne bei der Deutschen Telekom AG.

Im Versicherungsgewerbe beträgt die kalenderjährliche Tariferhöhung 1,9 Prozent, im Einzelhandel 1,8 Prozent, in der Druckindustrie 1,7 Prozent und in der Eisen- und Stahlindustrie 1,6 Prozent. Die Holz- und Kunststoff verarbeitende Industrie, der Großhandel, die Deutsche Post AG sowie das Bankgewerbe verzeichnen für 2017 Tariferhöhungen zwischen 1,5 und 1,1 Prozent (siehe Abbildung 2 in der pdf-Version).

Insgesamt konnte nach der WSI-Analyse im Jahr 2017 der gesamtwirtschaftliche Verteilungsspielraum – gemessen als Summe aus Preis- und Produktivitätsentwicklung – durch die Tariflohnzuwächse annähernd ausgeschöpft werden, nachdem die Tariflöhne in den Jahren zuvor teilweise deutlich darüber lagen. Berücksichtigt man hingegen bei der Kalkulation des Verteilungsspielraums nicht nur die tatsächliche Preisentwicklung, sondern auch die Zielinflationsrate der Europäischen Zentralbank von annähernd 2 Prozent, so zeigt sich, dass die Lohnentwicklung nach wie vor eher moderat verlaufen ist und immer noch erheblichen Spielraum nach oben aufweist.

„Angesichts der guten Konjunkturentwicklung und der relativ niedrigen Arbeitslosigkeit deuten die Zeichen der bereits begonnenen Tarifrunde 2018 eindeutig auf eine expansivere Lohnpolitik“, sagt der WSI-Tarifexperte Schulten. „Dies wird auch durch die aufgestellten Tarifforderungen der Gewerkschaften unterstrichen, die mit zumeist 6 Prozent Lohnerhöhung sowie weiteren Komponenten zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen deutlich oberhalb der Vorjahre liegen.“

Ansprechpartner in der Hans-Böckler-Stiftung
Prof. Dr. Thorsten Schulten
Leiter WSI-Tarifarchiv
Tel.: 0211 / 77 78-239
E-Mail: Thorsten-Schulten@boeckler.de

Rainer Jung
Leiter Pressestelle
Tel.: 0211 / 77 78-150
E-Mail: Rainer-Jung@boeckler.de

Weitere Informationen:
https://www.boeckler.de/pdf/pm_ta_2018_01_11.pdf – Die PM mit Grafiken (pdf)

Quelle: idw

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Neue US-Bluthochdruck-Leitlinien: Wie tief soll der Blutdruck in Deutschland gesenkt werden?

Michael Wichert Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Herzstiftung e.V./Deutsche Stiftung für Herzforschung

Herzstiftungs-Experte: „Bei gut eingestelltem Blutdruck kein zusätzlicher Handlungsbedarf“ / Nur geringe Unterschiede zwischen aktuellen europäischen und neuen US-Leitlinien

Seit die amerikanische Fachgesellschaft für Kardiologie (AHA) und das American College of Cardiology (ACC) die Grenzwerte für Bluthochdruck neu definiert und von 140/90 mmHg auf 130/80 mmHg herabgesetzt haben*, stellt sich die Frage, ob wir die neuen Grenzwerte für Bluthochdruck übernehmen müssen. „Bei genauem Hinsehen werden die Unterschiede zwischen den neuen US-Grenzwerten und dem jetzigen Vorgehen in Deutschland geringer. Schon heute sollten Menschen mit einem Blutdruck über 140/90 mmHg medikamentös behandelt werden, wenn eine Lebensstiländerung den Blutdruck nicht ausreichend senkt. Für diese Gruppe ändert sich also nichts, weder in Deutschland noch in den USA“, betont Herzspezialist Prof. Dr. med. Heribert Schunkert vom Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung und Klinikdirektor und stv. Ärztlicher Direktor des Deutschen Herzzentrums München. Die optimale Einstellung des Blutdrucks ist wichtig, weil ein nicht oder nicht ausreichend behandelter Bluthochdruck das Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall und Herzschwäche deutlich erhöht.

Zum Tragen komme die neue US-Definition bei den Werten 130/80 bis 139/89 mmHg: „In Amerika hat man nun mit diesen Werten einen Bluthochdruck, wohingegen man in Deutschland von einem hoch-normalen Bluthochdruck spricht. In jedem Fall sollte man bei diesen Blutdruckwerten einen gesunden Lebenswandel führen: So sollte das Gewicht optimal und die Ernährung salzarm und reich an Gemüse und Obst sein, wie sie die Mittelmeerküche propagiert. Auch sollte für ausreichend viel Bewegung gesorgt und der Stress reduziert werden.“ All diese Empfehlungen gelten für beide Seiten des Atlantiks, also gleichermaßen mit der alten und der neuen Definition.

Bei welchen Blutdruckwerten sind Medikamente einzunehmen?
Nur wenn schon eine Herzerkrankung vorliegt oder ein Schlaganfall aufgetreten war, wird mit der neuen US-Definition eine medikamentöse Behandlung der Blutdruckwerte von 130/80 mmHg und darüber empfohlen. Schunkert zufolge ist diese Empfehlung nicht ganz neu, weil Studien bereits in der Vergangenheit gezeigt hätten, dass Menschen mit hohem Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, z. B. nach einem Herzinfarkt, von der Einnahme eines ACE-Hemmers profitieren, wenn der Blutdruck in diesem Bereich liegt. „Auch diese Empfehlung gilt schon heute, wenn auch nur für relativ wenige Patienten. Insgesamt betrachtet unterscheiden sich unsere aktuellen nicht so sehr von den neuen US-Empfehlungen.“ So soll auch nach den Verlautbarungen der AHA längst nicht jeder Patient mit Blutdruckwerten von 130/80 bis 139/89 mmHg ein Medikament einnehmen. „Nur wenn das kardiovaskuläre Risiko bei diesen Werten sehr hoch ist und die Lebensstilmaßnahmen zur Blutdrucksenkung keinen Erfolg hatten, führt der Weg an der medikamentösen Blutdrucksenkung in Amerika nicht vorbei.“

SPRINT-Studie war Basis der neuen US-Bluthochdruck-Definition
Die US-Fachgesellschaften stützen ihre neuen Empfehlungen ganz wesentlich auf die in Fachkreisen viel diskutierte SPRINT-Studie (2015**), die gezeigt hat, dass bei Hochrisiko-Patienten bei niedrigeren Blutdruckwerten (um die 120 mmHg für den oberen Wert) langfristig bessere Ergebnisse erzielt werden. So konnte in dieser Studie bei einer erfolgreichen Blutdrucksenkung in diesen Bereich langfristig die Wahrscheinlichkeit für einen Schlaganfall oder gar ein Todesereignis gesenkt werden. Allerdings sind die besonderen Bedingungen der Blutdruckmessungen in der SPRINT-Studie zu beachten: die Patienten wurden in einem Raum für 10-15 Minuten alleine gelassen, bevor eine automatische Blutdruckmessung die Werte erhoben hat. So wurde verhindert, dass durch Stress oder körperliche Anstrengung höhere Werte gemessen werden. „Dadurch haben die Werte in der neuen amerikanischen Definition nur bei optimaler Blutdruckmessung Geltung, so wie sie bei der SPRINT-Studie praktiziert wurde“, betont Prof. Schunkert. „Umgekehrt müssen deshalb bei einer Messung vom Hausarzt in etwa 5-10 mmHg abgezogen werden, um auf das vergleichbare Niveau der amerikanischen Leitlinien zu kommen.“ (Siehe dazu die Tabelle zur Blutdruckmessung in der Arztpraxis).
Bezieht man die unterschiedlichen Messmethoden für den Blutdruck mit in die Betrachtung ein, werden die Unterschiede zwischen den amerikanischen und europäischen Empfehlungen noch geringer. „Augenblicklich besteht bei einem gut eingestellten Blutdruck kein zusätzlicher Handlungsbedarf. Die US-Leitlinien erinnern jedoch daran, wie wichtig es ist, den Bluthochdruck als Risikofaktor ernst zu nehmen und konsequent zu behandeln.“

*Whelton PK et al, 2017 High Blood Pressure Clinical Practice Guideline, Hypertension.2017
**Randomized Trial of Intensive versus Standard Blood-Pressure Control, NEJM, Nov. 2015

Kardiologen raten zum Blutdruck-Pass: Der kostenfreie Blutdruck-Pass der Herzstiftung kann unter www.herzstiftung.de/Blutdruckpass.html – per E-Mail unter bestellung@herzstiftung.de oder telefonisch unter 069 955128-400 angefordert werden.

Deutsche Herzstiftung e.V.
Pressestelle:
Michael Wichert /Pierre König
Tel. 069/955128114/-140
E-Mail: wichert@herzstiftung.de/
koenig@herzstiftung.de
www.herzstiftung.de

Weitere Informationen:
https://www.herzstiftung.de/Blutdruckpass.html
https://www.herzstiftung.de/presse/bildmaterial/foto-heribert-schunkert-heli.jpg
https://www.herzstiftung.de/presse/bildmaterial/blutdruck-pass-29-2016.jpg
https://www.herzstiftung.de/bildmaterial/tabelle/praxis-blutdruck-messung.jpg

Anhang
PM_DHS_Neue Bluthochdruck-Grenzwerte aus Amerika_2017-12

Quelle: idw

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Versauerung: Wie der Klimawandel die Süßgewässer belastet

Meike Drießen Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

Nicht nur die Ozeane versauern durch den menschgemachten Klimawandel, auch Süßwassersysteme sind betroffen – und das könnte Folgen für die darin lebenden Organismen haben. Zu diesem Schluss kommen Biologinnen und Biologen der Ruhr-Universität Bochum nach einer Analyse von Langzeitdaten verschiedener deutscher Talsperren und kontrollierten Laborexperimenten mit Süßwasserorganismen. Die Ergebnisse veröffentlicht das Team um Dr. Linda Weiss, Leonie Pötter und Prof. Dr. Ralph Tollrian vom Bochumer Lehrstuhl für Evolutionsökologie und Biodiversität der Tiere in der Zeitschrift „Current Biology“ vom 22. Januar 2018, die online bereits verfügbar ist.

„Die Versauerung der Ozeane wird oft als böser Zwilling des Klimawandels bezeichnet“, sagt Weiss. „In der Tat belegen inzwischen viele Studien, dass die marinen Ökosysteme unter den steigenden Kohlendioxidmengen in den Weltmeeren leiden. Süßwassersysteme sind bislang kaum erforscht worden. Unsere Studie belegt jedoch, dass auch die Versauerung von Seen ein Problem ist.“

CO2-Werte in vier Talsperren über 35 Jahre analysiert
Das Bochumer Team wertete Daten von vier deutschen Talsperren aus, die als Trinkwasserquellen dienen und monatlich kontrolliert werden. Das Wasserwirtschaftsunternehmen Ruhrverband stellte die Messwerte von 1981 bis 2015 zur Verfügung. Daten bis 1999 lagen zunächst nur in Papierform vor und wurden im mehrtägiger Arbeit von Leonie Pötter und drei freiwilligen Studierenden digitalisiert.

Die Analyse ergab, dass die CO2-Menge in den Talsperren über die Zeit kontinuierlich anstieg und der pH-Wert um durchschnittlich 0,01 pro Jahr sank. Um die ökologischen Folgen dieses Wandels abschätzen zu können, untersuchten die Bochumer Biologinnen und Biologen, wie sich die veränderten Umweltbedingungen auf eine Schlüsselart in Süßwasser-Ökosystemen auswirkt. Sie arbeiteten mit Daphnien, auch Wasserflöhe genannt, die Nahrungsquelle für viele andere Organismen sind.

Reaktion auf Fressfeinde untersucht
Daphnien bilden in Anwesenheit von Fressfeinden verschiedene Verteidigungsmechanismen aus; sie ändern etwa ihre Körperform oder lassen kleine Dornen im Nacken wachsen. Wie genau die Reaktion der Daphnien ausfällt, hängt davon ab, welcher Räuber hauptsächlich in ihrer Umgebung lebt. Die Wasserflöhe erkennen ihre Fressfeinde anhand von chemischen Signalen, die sie sozusagen riechen können, und prägen entsprechende Verteidigungen aus. Das sichert das langfristige Überleben der Population.

Die Forscherinnen und Forscher untersuchten zwei Arten von Daphnien in drei verschiedenen Kulturmedien, die sich in der Menge an CO2 im Wasser unterschieden. Zu einigen Daphnien-Proben gaben sie die chemischen Signale hinzu, über die die Wasserflöhe normalerweise die Anwesenheit ihrer Fressfeinde aufspüren: die Räuberstoffe der Büschelmückenlarve Chaoborus und der Wasserwanze Notonecta. Sie erfassten dann, wie die Daphnien auf die chemischen Signale unter den verschiedenen CO2-Bedingungen reagierten.

Erhöhte CO2-Werte bremsen Abwehrmechanismen
Die Ergebnisse waren für beide untersuchten Arten, Daphnia pulex und Daphnia longicephala, gleich: Je höher die CO2-Konzentration im Kulturmedium war, desto weniger stark waren die Verteidigungen der Daphnien ausgeprägt. Der Grund: Die erhöhten CO2-Level störten vermutlich den Riechsinn der Wasserflöhe; sie konnten die chemischen Signalstoffe und somit die Anwesenheit ihrer Fressfeinde schlechter detektieren als bei niedrigeren CO2-Werten.

„Viele Süßwasserorganismen verlassen sich auf ihren Riechsinn“, erklärt Linda Weiss. „Wenn die steigenden CO2-Werte diesen Sinn auch bei anderen Spezies beeinträchtigen, könnte das weitreichende Folgen für das gesamte Ökosystem haben. Wir brauchen nun weitere Studien, um herauszufinden, ob es sich bei der Versauerung von Süßwassersystemen um ein globales Phänomen handelt und wie andere Spezies auf steigende CO2-Werte reagieren.“

Förderung
Linda Weiss wurde von der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina unterstützt, Co-Autorin Leonie Pötter von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt.

Originalveröffentlichung
Linda Weiss, Leonie Pötter, Annika Steiger, Sebastian Kruppert, Uwe Frost, Ralph Tollrian: Rising pCO2 in freshwater ecosystems has the potential to negatively affect predator induced defenses in Daphnia, in: Current Biology, 2018, DOI: 10.1016/j.cub.2017.12.022, http://www.cell.com/current-biology/pdfExtended/S0960-9822(17)31655-X

Pressekontakt
Dr. Linda Weiss
Lehrstuhl für Evolutionsökologie und Biodiversität der Tiere
Fakultät für Biologie und Biotechnologie
Ruhr-Universität Bochum
Tel.: 0234 32 25072
E-Mail: linda.weiss@rub.de

Weitere Informationen:
Fotos zu dieser Presseinformation sind online verfügbar unter:
http://news.rub.de/presseinformationen/wissenschaft/2018-01-12-versauerung-wie-d…

Quelle: idw

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Ob Fußballtrainer, Ärzte ohne Grenzen oder Trachtengruppen: Freiwilliges Engagement ist bunt

Sylvia Nagel Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Zentrum für Altersfragen

Jährlich am fünften Dezember werden mit dem Internationalen Tag des Ehrenamts die vielen Menschen, die freiwillig und unbezahlt in verschiedensten Bereichen tätig sind, anerkannt. An diesem Tag wird für das Engagement geworben.

Das Engagement ist bunt und erstreckt sich über eine Vielzahl gesellschaftlicher Bereiche. Sport ist mit Abstand der Bereich, in dem sich die meisten Menschen in Deutschland engagieren, sei es als Trainer im Fußball- oder Sportverein, Platzwart oder Kassenwart in einer Wandergruppe. Doch auch das Engagement im sozialen Bereich ist umfangreich und vielfältig. Menschen engagieren sich in der Obdachlosenbetreuung und Kältehilfe, sind da, wenn Katastrophenhelfer gebraucht werden oder arbeiten in ihrer freien Zeit bei den Ärzten ohne Grenzen. Vielfältig sind auch die freiwilligen Tätigkeiten im kulturellen Bereich, z.B. als Leiter einer Trachtentanzgruppe, als Regisseurin der freien Theatergruppe aber auch als Mitarbeiter in der museumspädagogischen Arbeit.

In Deutschland engagieren sich immer mehr Menschen, dies belegen die Daten des Deutschen Freiwilligensurveys. Waren es 1999 noch 34 Prozent sind es nach der aktuellen Erhebung 43 Prozent, also rund 31 Millionen Menschen ab 14 Jahren. Das freiwillige Engagement ist insgesamt in fast allen der 14 untersuchten Bereiche gestiegen, allem voran in den Bereichen Sport, Soziales und Kultur.

Das freiwillige Engagement ist für die Gesellschaft von großem Vorteil: Es stärkt den gesellschaftlichen Zusammenhalt, trägt zum Funktionieren des Gemeinwesens bei und ist nicht zuletzt eine zentrale Form der sozialen Teilhabe.

Datengrundlage
Der Deutsche Freiwilligensurvey (FWS) ist eine repräsentative Befragung zum freiwilligen Engagement in Deutschland, die sich an Personen ab 14 Jahren richtet. Im Jahr 2014 wurde die vierte Welle der Befragung durchgeführt. Die wissenschaftliche Leitung liegt seit dieser Welle beim Deutschen Zentrum für Altersfragen. Gefördert wird der Survey aus Mitteln des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ).

Der Bericht „Freiwilliges Engagement in Deutschland – Der Deutsche Freiwilligensurvey 2014″ ist als Buch und als open access Publikation erhältlich: Julia Simonson, Claudia Vogel & Clemens Tesch-Römer (Hrsg.) (2017). Freiwilliges Engagement in Deutschland – Der Deutsche Freiwilligensurvey 2014. Wiesbaden: Springer VS.
http://link.springer.com/book/10.1007%2F978-3-658-12644-5

Eine ausführliche Darstellung der unterschiedlichen Engagementbereiche finden sie unter: https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-658-12644-5_4

Quelle: idw

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Der Artnachweis aus der Wasserflasche

Dr. Ulrich Marsch Corporate Communications Center
Technische Universität München

Mit der Umwelt-DNA-Analyse werden Gewässerlebewesen nachweisbar, ohne dass sie gefangen werden müssen. Ein Team der Technischen Universität München (TUM) hat erstmals systematisch untersucht, wie verschiedene Umweltfaktoren auf Umwelt-DNA-Analysen wirken. Die Wissenschaftler schaffen damit eine wichtige Grundlage zur standardisierten Verwendung der Methode im Gewässermonitoring.

Beim Erstellen einer Umwelt-DNA-Analyse (eDNA) werden winzige Mengen an DNA, die Organismen ins Wasser abgeben mit modernsten molekulargenetischen Analyseverfahren nachgewiesen. Eine einzige Wasserprobe ist dafür ausreichend. Diese Methode funktioniert aber nicht in allen Gewässern gleich gut und wird daher mit großer Wahrscheinlichkeit von den jeweiligen Gegebenheiten im Gewässer beeinflusst. Dies können organische und anorganische Bestandteile im Wasser sein oder die Strömungsbedingungen. Wie stark sich die einzelnen Faktoren auf das Analyseverfahren auswirken, wurde bisher kaum erforscht.

Dr. Bernhard Stoeckle und Dr. Sebastian Beggel, Wissenschaftler des Lehrstuhls für Aquatische Systembiologie und der AG Molekulare Zoologie (Lehrstuhl für Zoologie) an der TUM haben in einem Experiment den Einfluss verschiedenster Umweltfaktoren auf die eDNA-Analyse untersucht. Die Idee für den Versuch basierte auf vorhergehenden eDNA-Untersuchungen bei einer heimischen Muschelart, für die die Methode erstmals etabliert wurde.

Systematischer Versuchsaufbau
In einem systematischen Laboraufbau wurden Fische der invasiven Schwarzmundgrundel (Neogobius melanostomus) in unterschiedlichen Dichten, unter verschiedenen Strömungsbedingungen, mit und ohne Sediment in Aquarien gehalten und nach einem definierten Zeitraum aus den Becken entfernt.

Im Anschluss nahmen die Forscher in regelmäßigen Abständen über einen Zeitraum von sechs Tagen Wasserproben, um auch die zeitliche Veränderung der Effektivität der eDNA-Analyse bewerten zu können. Zusätzlich gaben die Wissenschaftler mehrere, die molekulare Analyse potentiell hemmende Stoffe wie Algen, Huminstoffe und anorganische Schwebeteilchen ins Wasser, die ebenfalls in natürlichen Ökosystemen vorkommen.

„Das ist wichtig, da wir sonst die Ergebnisse nicht auf eDNA-Untersuchungen im Freiland übertragen können“, erklärt Bernhard Stoeckle. Um herauszufinden welche Faktoren den stärksten Einfluss haben, verglichen die Forscher schließlich die eDNA-Ergebnisse aller Wasserproben miteinander.

Stärke des Einflusses von Faktoren verändert sich mit der Zeit
Die Auswertung des Experiments zeigte zum einen, dass über den gesamten Versuchszeitraum die Strömungsbedingungen, das Vorhandensein und Fehlen von Sediment sowie die Fischdichte sich nur in Kombination miteinander auf die Analysen auswirkten. Zum anderen stellte sich heraus, dass sich die Einflussstärke der Faktoren über die Zeit stark veränderte.

Von den zugegebenen Hemmstoffen beeinträchtigten am meisten organische Substanzen (Huminstoffe) die Analysen. Sie verhinderten oftmals gänzlich eine erfolgreiche Anwendung der Methode. In nur 41 Prozent der untersuchten Proben konnte DNA nachgewiesen werden. Eine vergleichbare Wirkung zeigten Algen, wenn auch weniger ausgeprägt. „Unsere Ergebnisse zeigen deutlich, wie wichtig es ist, bei eDNA-Analysen die Umweltbedingungen zu erfassen, um die Ergebnisse richtig bewerten zu können“, sagt Bernhard Stoeckle.

Anhand der Ergebnisse des Experiments lässt sich schlussfolgern, dass spezifische Umweltbedingungen die Umwelt-DNA-Untersuchungen stark beeinträchtigen und Arten unter Umständen nicht oder nur schwer detektiert werden können.

Publikation:
Stoeckle, BC., Beggel, S., Cerwenka, AF., Motivans, E., Kuehn, R., Geist, J.: A systematic approach to evaluate the influence of environmental conditions on eDNA detection success in aquatic ecosystems, PLoS One 12/2017.
DOI: 10.1371/journal.pone.0189119.

Kontakt:
Prof. Dr. Jürgen Geist
Technische Universität München
Lehrstuhl für Aquatische Systembiologie
Tel:08161/71-3974
geist@wzw.tum.de
http://fisch.wzw.tum.de

Weitere Informationen:
https://www.tum.de/nc/die-tum/aktuelles/pressemitteilungen/detail/article/34398/ Zum Artikel
https://mediatum.ub.tum.de/1427106?id=1427106 Zum Bildmaterial

Quelle: idw

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Schön traurig

Dr. Anna Husemann Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik

Negative Gefühle genießen – eine neue Studie zeigt, warum uns das in Film und Kunst gelingt.

Warum schauen wir uns traurige Filme an? Was reizt uns an einem Kunstwerk, Theaterstück oder Musikstück, das uns Angst macht, uns zum Weinen bringt oder andere negative Emotionen in uns hervorruft? Forscher des Max-Planck-Instituts für empirische Ästhetik haben ein umfassendes psychologisches Erklärungsmodell für dieses scheinbar paradoxe Phänomen entwickelt.

Frankfurt – Die neuere Emotionspsychologie hat gezeigt, dass negative Gefühle besonders stark unsere Aufmerksamheit binden, besonders intensiv erlebt werden und besonders stark in Erinnerung bleiben. Max-Planck-Forscher um Winfried Menninghaus, den Direktor der Abteilung Sprache und Literatur am Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik, haben diese Erkenntnisse auf eine Idee gebracht: Da die Künste ebenfalls Aufmerksamkeit binden, intensives Erleben ermöglichen und erinnert werden wollen, sind beide – die Künste und negative Gefühle – dann nicht füreinander prädestiniert?

Das in der renommierten Fachzeitschrift „Behavioral and Brain Sciences“ veröffentlichte psychologische Modell bejaht diese Frage. Es erklärt, warum Kunstwerke, die negative Emotionen hervorrufen, oft als intensiver, interessanter, emotional bewegender und weniger langweilig, ja sogar als schöner wahrgenommen werden können als ein reines Bad in positiven Gefühlen.

Das Modell enthält zwei Faktoren. Der erste Faktor war bereits gut untersucht: Wir ordnen die Wahrnehmung von Kunstwerken in eine andere Kategorie von Erlebnissen ein als die der alltäglichen Realität. Diese kognitive Distanzierung schafft eine Art Sicherheitsraum, in dem wir negative Emotionen erleben können.

Der zweite Faktor, das eigentliche Herzstück des neuen Modells, enthält auf dieser Grundlage mehrere Mechanismen, kraft deren negative Emotionen sogar positiv zur Kraftquelle intensiven Kunsterlebens werden können. Der erste wird aus der großen Bedeutung von Variation und Dynamik für ästhetisches Erleben abgeleitet: Künstlerische Kompositionen, die uns in Wechselspiele positiver und negativer Gefühle verwickeln, werden als abwechslungsreicher, spannender und interessanter wahrgenommen. Zudem haben gemischte Gefühle, die positive und negative Anteile enthalten, eine große Bedeutung für die Integration negativer Gefühle in die positive Betrachtungslust. So empfinden wir etwa tiefes emotionales Bewegtsein auch dann als positiv und lustvoll, wenn es traurige Gefühle enthält. Ebenso sind positiv erregende Gefühle von narrativer Spannung nicht ohne Gefühle von „Unsicherheit“, Sorge und Angst um Protagonisten zu haben.

Dazu kommt, dass auch die ästhetische Kraft der Darstellung selbst (z.B. die Schönheit der Musik, der Worte, der Sprache, Farben etc.) negative Emotionen sowohl intensiver als auch positiver erlebbar macht. Und schließlich kann die Suche nach einer Bedeutung ebenfalls in negativen Gefühlen etwas Positives entdecken.

Das scheinbare Paradox, warum negative Emotionen zur Lust an Kunstwerken gehören, wird also erklärt, indem neue Erkenntnisse der Emotionspsychologie mit grundlegenden Prinzipien ästhetischer Wahrnehmung zusammen gedacht werden. Die Ergebnisse zeigen nicht nur, warum bestimmte Kunstgattungen wie Tragödien, Horrorfilme oder Melodramen gefallen. Sie identifizieren vielmehr grundlegende psychologische Mechanismen, die der Wahrnehmung von Kunstwerken oder Medienprodukten überhaupt zugrundeliegen.

Originalpublikation:
Menninghaus, W., Wagner, V., Hanich, J., Wassiliwizky, E., Jacobsen, T., & Koelsch, S. (2017). The Distancing-Embracing model of the enjoyment of negative emotions in art reception. Behavioral and Brain Sciences, 1-58. doi:10.1017/S0140525X17000309

Über das Institut:
Das Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik wurde 2013 in Frankfurt am Main gegründet und beschäftigt derzeit über 130 Mitarbeiter. Das Institut erforscht interdisziplinär, was wem warum und unter welchen Bedingungen ästhetisch gefällt. Dabei widmen sich die Forschungen in den drei Abteilungen Sprache und Literatur, Musik sowie Neurowissenschaften insbesondere den Grundlagen ästhetisch wertenden Wahrnehmens und Erlebens.
Das Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik ist eines von 83 Instituten der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V., einer der führenden Organisationen für Grundlagenforschung in Europa.

Weitere Informationen:
http://www.ae.mpg.de

Quelle: idw

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Mit Müsli gegen Arthritis

Dr. Susanne Langer Kommunikation und Presse
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

Dass eine gesunde Ernährung unser allgemeines Wohlbefinden steigert, ist altbekannt. Jetzt haben Forscher der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) herausgefunden, dass eine ballaststoffreiche Kost den Krankheitsverlauf von chronisch-entzündlichen Gelenkerkrankungen positiv beeinflussen und zu einer Stärkung der Knochen führen kann. Ihre Ergebnisse haben die Wissenschaftler im renommierten Fachmagazin Nature Communications (DOI: 10.1038/s41467-017-02490-4) veröffentlicht.

Schlüssel für die Wirkung unserer Ernährung auf die Gesundheit sind die Darmbakterien: Eine gesunde Darmflora besteht aus einer Vielzahl von Bakterienarten. Jeder erwachsene Mensch trägt etwa zwei Kilogramm an gutartigen Bakterien in seinem Darm. Diese Verdauungshelfer zerlegen Ballaststoffe in einzelne Bestandteile, so dass der Körper sie aufnehmen kann. Dabei entstehen kurzkettige Fettsäuren, die für den Körper wichtig sind. Diese liefern Energie, regen die Darmbewegung an und wirken entzündungshemmend. Die Darmbakterien bekämpfen darüber hinaus Krankheitserreger, die in den Verdauungstrakt gelangen. Bekannt ist, dass die Zusammensetzung der Darmflora schützende, aber auch krankmachende Effekte haben kann. Ein intaktes Zusammenleben der verschiedenen Bakterien schützt die Darmwand und verhindert, dass sie für Krankheitserreger durchlässig wird.

In der aktuellen Veröffentlichung in Nature Communications zeigen die FAU-Forscher, dass es jedoch nicht die Darmbakterien selbst sind, sondern ihre Stoffwechselprodukte, die das Immunsystem beeinflussen und damit auch auf Autoimmunerkrankungen wie die rheumatoide Arthritis wirken. Unklar ist noch, wie die Verständigung zwischen Darmbakterien und Immunsystem abläuft und wie gegebenenfalls die Bakterien positiv beeinflusst werden könnten. Im Fokus der Forscher stehen dabei die kurzkettigen Fettsäuren Propionat und Butyrat, die innerhalb von Gärprozessen der Darmbakterien gebildet werden. Diese Fettsäuren sind unter anderem in der Gelenkflüssigkeit zu finden und man nimmt an, dass sie einen wichtigen Einfluss auf die Funktionstüchtigkeit der Gelenke haben.

Die FAU-Wissenschaftler um Dr. Mario Zaiss von der Medizinischen Klinik 3 – Rheumatologie und Immunologie am Universitätsklinikum Erlangen konnten zeigen, dass eine gesunde, ballaststoffreiche Ernährung die Darmflora so verändert, dass mehr kurzkettige Fettsäuren, vor allem Propionat, gebildet werden. Sie konnten eine erhöhte Konzentration der kurzkettigen Fettsäure unter anderem im Knochenmark nachweisen, wo das Propionat bewirkte, dass sich die Zahl der knochenabbauenden Zellen verringerte und damit auch den Knochenabbau deutlich verlangsamte. Propionat wird schon seit den 1950er Jahren als Konservierungsmittel in der Backindustrie verwendet und ist als prominenter Vertreter kurzkettiger Fettsäuren nach EU Richtlinien als Nahrungsmittelzusatzstoff überprüft und zugelassen.

„Wir konnten zeigen, dass eine bakterienfreundliche Ernährung entzündungshemmend ist und zugleich einen positiven Effekt auf die Knochenfestigkeit hat“, sagt Studienleiter Dr. Mario Zaiss. „Unsere Erkenntnisse bieten einen vielversprechenden Ansatz für die Entwicklung innovativer Therapien bei entzündlichen Gelenkerkrankungen sowie für die Behandlung von Osteoporose, die häufig bei Frauen nach der Menopause auftritt. Wir können heute noch keine konkrete Empfehlung für eine bakterienfreundliche Ernährung geben, aber ein morgendliches Müsli und ausreichend Obst und Gemüse täglich hilft, einen artenreichen Bakterienmix aufrechtzuerhalten.“

Quelle: idw

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Bienen-Parasit: Forscher entdecken Medikament gegen Varroa-Milbe

Florian Klebs Hochschulkommunikation
Universität Hohenheim

Lithiumchlorid verspricht Durchbruch im Kampf gegen gefährlichen Bienen-Parasiten / Veröffentlichung in international renommierter Fachzeitschrift „Scientific Report“

Hoffnung für Imker: Erstmals gelang es Forschern der Universität Hohenheim in Stuttgart ein potentielles Medikament zu entwickeln, das befallene Bienenstöcke mit geringem Arbeitsaufwand über die Fütterung von der gefürchteten Varroa-Milbe befreien kann. Die Varroa-Milbe zählt weltweit zu den gefährlichsten Feinden der Bienen: innerhalb von ein bis drei Jahren kann sie ein Bienenvolk komplett ausrotten. Bislang mussten Imker befallene Bienenstöcke mit aggressiven organischen Säuren oder chemisch hergestellten Milbenbekämpfungsmitteln behandeln, die Resistenzprobleme und Rückstände verursachen. Bei der vielversprechenden Substanz handelt es sich um leicht verfügbares Lithiumchlorid. Nach über 25 Jahren Forschung steht damit erstmals ein neuer Wirkstoff im weltweiten Kampf gegen die Varroa-Milbe zur Verfügung, der völlig anders wirkt als bisherige Mittel. Derzeit laufen bereits Gespräche mit Unternehmen mit dem Ziel einer Produktentwicklung und Zulassung. Ihre ersten Ergebnisse veröffentlichten die Wissenschaftler in der heutigen Online-Ausgabe der Zeitschrift „Scientific Report“, www.nature.com/articles/s41598-017-19137-5.

Ein günstiger, einfach anzuwendender Wirkstoff gegen die gefährliche Milbe, der nach dem aktuellen Kenntnisstand der Forscher keine gefährlichen Nebenwirkungen für Bienen, Imker oder Verbraucher hat und in der Natur reichlich vorkommt: Das versprechen die Ergebnisse des Forschungsprojektes. Mit Lithiumchlorid hat das Forscherteam einen Wirkstoff für ein solches Medikament gefunden, der leicht zu beschaffen und zu verabreichen ist. Auch für eine Ablagerung im Honig gibt es bislang keine Anzeichen.

Dr. Peter Rosenkranz, Leiter der Landesanstalt für Bienenkunde, erklärt die Vorteile des Wirkstoffs: „Lithiumchlorid kann man Bienen in Zuckerwasser aufgelöst füttern. Bei unseren Versuchen haben bereits geringe Mengen der Salzlösung ausgereicht, um innerhalb weniger Tage die auf den Bienen aufsitzenden Milben abzutöten – ohne Nebenwirkungen für die Bienen.“

Auch die Verfügbarkeit spricht für den Wirkstoff: Die weltweiten Vorräte des Leichtmetalls Lithium werden auf über 40 Millionen Tonnen geschätzt, als Lithiumchlorid-Salz findet es sich in Salzlaugen, Salzseen und Heilquellen, und das zum Teil in erstaunlich hoher Konzentration. Das leicht in Wasser lösbare Salz wird unter anderem als Trocknungsmittel und Enteiserlösung verwendet. In der Humanmedizin kommt es seit Mitte des 20. Jahrhunderts als Antidepressivum zum Einsatz.

Bevor der Wirkstoff nun als Medikament für Bienen auf den Markt kommen kann, sind dennoch weitere Tests nötig, um die beste Dosierung zu bestimmen und Nebenwirkungen für Bienen und Anwender sowie das Risiko von Rückständen auszuschließen. Dazu sei man aktuell mit Unternehmen im Gespräch, die diese Entwicklung weiterführen wollen.

Entdeckt durch Zufall
Eigentlich hatte das Team um Dr. Rosenkranz einen viel komplexeren Ansatz verfolgt: „Gemeinsam mit dem Biotechnologie-Startup SiTOOLs Biotech haben wir versucht nach dem RNA-Interferenz-Verfahren, kurz RNAi-Verfahren, gezielt bestimmte Gene auszuschalten. Dieses Verfahren erhielt 2006 den Nobelpreis für Medizin und ist seitdem weltweit zur Bekämpfung von Krankheiten in Anwendung.“

Die Idee: RNA-Bruchstücke werden an die Biene gefüttert und dann von der Varroa-Milbe beim Blutsaugen aufgenommen. In der Milbe schalten die Bruchstücke gezielt lebenswichtige Gene des Parasiten aus. „Für die Bienen sind diese RNA-Bruchstücke ungefährlich, da sie ausschließlich mit varroaspezifischen Genen interagieren. Bei der Varroa-Milbe jedoch werden zentrale Stoffwechselprozesse gestört und die Milbe schließlich abgetötet“, so Dr. Rosenkranz.

Der Ansatz zeigt Erfolg, doch dann bemerkten die Wissenschaftler etwas Seltsames: „Bei Kontrollexperimenten konnten wir auch mit unspezifischen RNA-Bruchstücken, die weder bei den Bienen noch bei den Milben ein genetisches Ziel finden sollten, die Milben abtöten“, berichtet Dr. Rosenkranz. „Etwas in unserer „Genmischung“ bekam den Milben nicht, während die Bienen keinen Schaden nahmen.“

Fast zwei Jahre dauerte es, bis das Lithiumchlorid als die geheime Wunderwaffe gegen den Parasiten gefunden war. Die Forscher hatten die Chemikalie als Hilfsmittel bei der Isolierung der RNA-Bruchstücke verwendet, mit deren Hilfe die Gene im Bienenkörper ausgeschaltet werden.

Eine folgenreiche Entdeckung, denn die RNAi-Methode würde zwar wohl funktionieren, wäre allerdings teuer und aufwendig. „Lithiumchlorid hingegen ist einfach herzustellen, relativ preiswert, und unkompliziert zu lagern.“

Weitere Informationen:
http://www.nature.com/articles/s41598-017-19137-5 „Artikel in „Scientific Report“ “

Quelle: idw

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Herzinfarkt: Ältere Frauen zu spät im Krankenhaus

Christine Vollgraf Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung e.V.

Bei Frauen, die älter als 65 Jahre sind, dauert es am längsten bis sie nach Auftreten der ersten Symptome eines Herzinfarkts in die Notaufnahme gelangen. Dadurch geht wertvolle Zeit verloren, um die verschlossenen Blutgefäße wieder zu eröffnen und die Schädigung des Herzmuskels einzuschränken. Das ergab eine Studie des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) in Kooperation mit dem Helmholtz Zentrum München und der Technischen Universität München. Die Forscher fordern dringend gezielte Aufklärungsmaßnahmen für diese Risikogruppe.

„Der Unterschied zwischen älteren Frauen und allen anderen von uns untersuchten Gruppen, nämlich jüngeren Frauen unter 65 Jahren, sowie Männern über und unter 65 Jahren, ist eklatant“, sagt der DZHK-Wissenschaftler Professor Karl-Heinz Ladwig, Gruppenleiter am Institut für Epidemiologie des Helmholtz Zentrum München und Professor für psychosomatische Medizin an der Technischen Universität München. Bei älteren Frauen vergehen durchschnittlich über viereinhalb Stunden bis sie in der Notaufnahme sind, bei jungen Frauen sind es hingegen knapp zweieinhalb Stunden. Auch junge und alte Männer stehen besser da: Bei über 65-jährigen Männern dauert es über dreieinhalb Stunden gegenüber gut drei Stunden bei jungen Männern, bis sie im Krankenhaus untersucht werden. Anders als bisher angenommen, ist es also weder allein das Alter noch das Geschlecht sondern die Kombination aus Alter und weiblichem Geschlecht, die zu langen Entscheidungszeiten zwischen Auftreten der ersten Herzinfarkt-Symptome und der Versorgung in einer Notaufnahme führt. Dabei zählt bei einem Herzinfarkt jede Minute, um das Herz mit einem Katheter zu untersuchen und das verschlossene Blutgefäß wieder zu eröffnen. Denn je schneller der Blutfluss wieder hergestellt werden kann, desto weniger Herzmuskelzellen sterben ab.

Die Daten stammen aus der MEDEA-Studie (Munich Examination of Delay in Patients Experiencing Acute Myocardial Infarction), in der über einen Zeitraum von mehr als vier Jahren 619 Patienten mit einem Herzinfarkt, bei dem sich eine ST-Strecken-Hebung im Elektrokardiogramm zeigte, befragt wurden. Gefördert wurde dieses Projekt von der Deutschen Herzstiftung. Zertifizierte Interviewerinnen führten mit den Patienten innerhalb von 24 Stunden nach dem Verlassen der Intensivstation Gespräche durch. Außerdem füllten die Studienteilnehmer einen Fragebogen aus, und aus den Krankenakten und den Angaben des medizinischen Personals wurden ihre körperlichen Risikofaktoren ermittelt. Die klinischen Eigenschaften zwischen Männern und Frauen unterschieden sich nur geringfügig, männliche Studienteilnehmer waren lediglich etwas häufiger Raucher als weibliche. Bei der Betrachtung der soziodemographischen Faktoren zeigte sich, dass die weiblichen Studienteilnehmer häufiger alleine lebten sowie älter und öfters arbeitslos waren.

Fehlender Brustschmerz: nicht typisch weiblich
Die allgemeine Annahme, dass bei einem Herzinfarkt das typische Symptom Brustschmerz nur bei Frauen häufig fehlt, und der Herzinfarkt deshalb zu spät erkannt wird, konnten Ladwig und seine Kollegen nicht bestätigen. Denn die Abwesenheit von Brustschmerz hatte nur einen geringen Effekt auf die Entscheidungszeit der älteren Patientinnen und konnte nicht die beobachteten exzessiven zeitlichen Unterschiede erklären. Vielmehr zeigen die Daten der MEDEA-Studie, dass das Fehlen von Brustschmerz ein Alterseffekt und nicht typisch weiblich ist. Denn diese fehlende Symptomatik konnten die Forscher bei älteren Männern annähernd so oft beobachten wie bei älteren Frauen. Das Auftreten von Brustschmerz lässt sich laut Ladwig auf die einfache Formel bringen: „Je älter desto weniger Brustschmerz.“

„Auch bei Übelkeit und Erbrechen konnten wir keine Unterschiede zwischen den Geschlechtern feststellen“, sagt Ladwig. „Das hatten wir ganz anders erwartet. Denn diese atypischen Beschwerden wurden bislang immer eher Frauen zugeordnet.“ Fehlende oder untypische Beschwerden können daher nicht die Ursache dafür sein, dass ältere Frauen so spät in die Notaufnahme kommen.

Falsche Bescheidenheit
Ladwig und seine Kollegen sehen die Gründe für die langen Entscheidungszeiten im psychologischen Bereich, unter anderem in einer Bescheidenheit, die in diesem Fall völlig unangebracht ist: „Das wird schon wieder besser, da muss ich doch jetzt nicht den Notarzt rufen. Was sollen die Nachbarn denken, wenn der Krankenwagen vorfährt und dann doch nichts war?“ Solche Gedanken sind wohl gerade bei älteren Frauen häufig und führen zu den gefährlichen Verzögerungen. Die Wissenschaftler planen bereits eine Anschlussstudie, in der sie diesen Faktoren bei älteren Frauen genauer auf den Grund gehen wollen.

Gezielte Aufklärung
Außerdem fordern sie, dass diese Risikogruppe bei der Aufklärung zum Herzinfarkt noch mehr in den Fokus geraten muss. „Eines unserer zentralen Ziele ist, zukünftig gezielt auf ältere Frauen einzuwirken, etwa über bundesweite Kampagnen oder die Ärzte“, sagt Ladwig. Hausärzte sollten mit ihre alten Patientinnen sprechen, die Risikofaktoren für einen Herzinfarkt haben. Dabei sollten sie ihnen verdeutlichen, wie wichtig es ist, rechtzeitig den Notruf zu wählen und erklären, wie sie im Ernstfall richtig reagieren können. Dazu gehören auch so einfache Tipps, wie den Zettel mit der Notruf-Nummer direkt ans Telefon zu hängen und zwar so groß geschrieben, dass man sie auch ohne Brille lesen kann.

Originalarbeit:
Comparison of Delay Times Between Symptom Onset of an Acute ST-elevation Myocardial Infarction and Hospital Arrival in Men and Women <65 Years Versus ≥65 Years of Age.: Findings From the Multicenter Munich Examination of Delay in Patients Experiencing Acute Myocardial Infarction (MEDEA) Study. Ladwig KH, Fang X, Wolf K, Hoschar S, Albarqouni L, Ronel J, Meinertz T, Spieler D, Laugwitz KL, Schunkert H. Am J Cardiol. 2017 Dec 15;120(12):2128-2134.
doi: 10.1016/j.amjcard.2017.09.005.

Kontakt: Christine Vollgraf, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Deutsches Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK), Tel.: 030 3465 529 02, presse@dzhk.de

Prof. Dr. Karl-Heinz Ladwig, Helmholtz Zentrum München – Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt (GmbH), Institut für Epidemiologie II, E-Mail: ladwig@helmholtz-muenchen.de

Weitere Informationen:
https://dzhk.de/aktuelles/news/artikel/herzinfarkt-aeltere-frauen-zu-spaet-im-kr…

Quelle: idw

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Im Alter leisten Männer weniger Hausarbeit als Frauen – und fühlen sich dabei gesünder

Nils Ehrenberg Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie – BIPS

Eine Forschungsgruppe des Leibniz-Instituts für Präventionsforschung und Epidemiologie – BIPS in Bremen hat den Zusammenhang von Hausarbeit, Schlafdauer und Gesundheit bei älteren Menschen in Europa und den USA untersucht. Das Ergebnis: Ältere Frauen verbringen im Schnitt fast fünf Stunden pro Tag mit Hausarbeit, während ältere Männer mit nur drei Stunden zurückhaltender sind. Das bleibt offenbar nicht ohne Folgen für die Gesundheit: Die Senioren fühlen sich deutlich gesünder als die Seniorinnen.

Fast 21.000 Frauen und mehr als 15.000 Männer älter als 65 Jahre gaben im Rahmen von internationalen Zeitverwendungsstudien Auskunft über ihre täglichen Aktivitäten. Die Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer aus Deutschland, Italien, Spanien, Frankreich, Großbritannien, den Niederlanden und den USA sollten dabei einschätzen, wieviel Zeit sie am Tag mit unterschiedlichsten Tätigkeiten verbringen – darunter Hausarbeiten wie Putzen, Kochen, Gartenarbeiten und handwerklichen Tätigkeiten.

„Bei der Auswertung zeigte sich ein deutliches Bild. Während die Frauen im Schnitt etwa fünf Stunden mit Hausarbeit verbrachten, hielten sich die Männer zurück. Sie arbeiteten im Schnitt nur drei Stunden im Haushalt“, sagt Nicholas Adjei, Doktorand in der Abteilung Prävention und Evaluation am BIPS und Erstautor der Studie. „Bei der Art der Hausarbeit gibt es deutliche Unterschiede. Frauen beschäftigen sich im Schnitt fast 220 Minuten täglich mit Kochen, Einkaufen und Putzen – Männer dagegen nur knapp 90 Minuten. Bei Gartenarbeiten und handwerklichen Tätigkeiten zeigt sich ein umgekehrtes Bild. Hier sind Männer fast 70 Minuten täglich aktiv, Frauen dagegen nur knapp 40 Minuten.“ Darüber hinaus zeigen sich deutliche Länderunterschiede – vor allem bei den älteren Männern. Während etwa Senioren in Italien nur 2,7 Stunden pro Tag Hausarbeit leisten, sind es bei deutschen Männern 4,2 Stunden.

Doch wie wirkt sich Hausarbeit auf die Gesundheit aus? „Hier zeigte sich ein interessantes Bild. Insgesamt scheint Hausarbeit sowohl bei Männern als auch bei Frauen mit einer besseren subjektiven Gesundheit einherzugehen“, sagt Nicholas Adjei. „Betrachten wir dies allerdings in Kombination mit der Schlafdauer, so zeigt sich für Frauen ein Optimum von ein bis drei Stunden Hausarbeit bei sieben bis acht Stunden Schlaf. Bei den Männern berichteten diejenigen die beste Gesundheit, die mit sechs Stunden oder mehr besonders aktiv im Haushalt waren – unabhängig von der Schlafdauer.“

Gründe für die unterschiedlichen Effekte lassen sich aus der Studie nicht sicher ableiten. „Möglicherweise spielt die Art der Aktivitäten eine große Rolle. Männer arbeiten viel im Garten, sind dabei körperlich sehr aktiv und unter freiem Himmel. Frauen dagegen sind zum Teil mit sehr repetitiven Tätigkeiten im Haus beschäftigt“, sagt Nicholas Adjei. „Eine gleichmäßigere Verteilung aller Hausarbeiten auf Frau und Mann könnte also durchaus sinnvoll und fair sein.“

Die Originalpublikation finden Sie hier:
https://bmcpublichealth.biomedcentral.com/articles/10.1186/s12889-017-4979-z

Das BIPS – Gesundheitsforschung im Dienste des Menschen
Die Bevölkerung steht im Zentrum unserer Forschung. Als epidemiologisches Forschungsinstitut sehen wir unsere Aufgabe darin, Ursachen für Gesundheitsstörungen zu erkennen und neue Konzepte zur Vorbeugung von Krankheiten zu entwickeln. Unsere Forschung liefert Grundlagen für gesellschaftliche Entscheidungen. Sie klärt die Bevölkerung über Gesundheitsrisiken auf und trägt zu einer gesunden Lebensumwelt bei.

Das BIPS ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft, zu der 93 selbstständige Forschungseinrichtungen gehören. Die Ausrichtung der Leibniz-Institute reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Raum- und Sozialwissenschaften bis zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute widmen sich gesellschaftlich, ökonomisch und ökologisch relevanten Fragen. Aufgrund ihrer gesamtstaatlichen Bedeutung fördern Bund und Länder die Institute der Leibniz-Gemeinschaft gemeinsam. Die Leibniz-Institute beschäftigen rund 18.700 Personen, darunter 9.500 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Der Gesamtetat der Institute liegt bei mehr als 1,8 Milliarden Euro.

Quelle: idw

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Forschungsergebnisse der Jade Hochschule dienen dem Schutz der Küstenregion vor Überschwemmung

Katrin Keller Presse & Kommunikation
Jade Hochschule – Wilhelmshaven/Oldenburg/Elsfleth

Die Kapazität des Entwässerungssystems an der ostfriesischen norddeutschen Küste ist bis Mitte des Jahrhunderts ausgeschöpft. Gründe hierfür sind höhere Niederschläge in den Wintermonaten, eine zunehmende Flächenversiegelung und der Anstieg des Meeresspiegels.

Oldenburg.Emden. Der Klimawandel führt dazu, dass die Entwässerungssysteme von Niederungsgebieten aufgrund von Meeresspiegelanstieg und zunehmenden Niederschlagsmengen an ihre Belastungsgrenze stoßen. Wissenschaftler_innen der Jade Hochschule und der Universität Oldenburg untersuchen derzeit, welche Auswirkungen der Klimawandel auf den Wasserhaushalt an der ostfriesischen norddeutschen Küste hat und welche alternativen Lösungen für die Entwässerung möglich wären.
Die Hochschulen führen das vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) geförderte Projekt „Klimaoptimiertes Entwässerungsmanagement im Verbandsgebiet Emden“ (KLEVER) in Zusammenarbeit mit dem Ersten Entwässerungsverband Emden (I.EVE) und weiteren Partnern aus der Region durch.

Kapazität des Entwässerungssystems ist Mitte des Jahrhunderts ausgeschöpft
Basierend auf Klimamodellen vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung berechneten die wissenschaftliche Mitarbeiterin Jenny Kebschull und Projektleiter Dr. Helge Bormann von der Jade Hochschule mithilfe eines regional angepassten hydrologischen Modells mögliche Veränderungen des Wasserhaushalts. Einflüsse, die sich in Zukunft auf das Entwässerungssystem in der Region auswirken, sind die höheren Winterniederschläge, die Versiegelung von Grünflächen und der Anstieg des Meeresspiegels.

Höhere Niederschläge in den Wintermonaten
Die Simulationsergebnisse zeigen, dass der Klimawandel einen deutlichen Anstieg des Abflussaufkommens in den Wintermonaten bewirken wird. „Niederschläge, die heute noch als Extremereignisse eingestuft werden, werden zukünftig häufiger auftreten“, erklärt Bormann. In den Wintermonaten Dezember, Januar und Februar werde das zu entwässernde Wasservolumen bis Mitte des Jahrhunderts um etwa 15 Prozent ansteigen. Bis zum Ende des Jahrhunderts können es sogar 20 Prozent sein. Dies entspräche dem halben Volumen der Thülsfelder Talsperre, das im Winter zusätzlich gepumpt oder gesielt werden müsste. Im Gebiet des Ersten Entwässerungsverbandes Emden gibt es zwei Haupt Siel- und Schöpfwerke, die das Wasser ins Meer leiten. Die Kapazität dieser Werke sei jedoch schon jetzt ausgeschöpft.

Zunehmende Flächenversiegelung
Die Analyse zeigt auch, dass eine zunehmende Flächenversiegelung – Bebauung, die verhindert, dass der Niederschlag im Boden versickern kann – die Entwässerungsherausforderung noch verstärken wird. „Im Verbandsgebiet werden pro Jahr aktuell rund 63 Hektar versiegelt – das sind etwa 126 Fußballfelder Grünflächen, die durch Gebäude, Parkplätze, Verkehrswege und weitere Bauwerkezugebaut werden“, erklärt Kebschull. Wenn die Versiegelung mit der aktuellen Rate weiter voranschreitet, würde der Entwässerungsbedarf bis Mitte des Jahrhunderts in den Wintermonaten um weitere zwei Prozent und bis Ende des Jahrhunderts insgesamt um vier Prozent ansteigen.

Anstieg des Meeresspiegels
Neben der Flächenversiegelung sei auch der Anstieg des Meeresspiegels ein Problem. „Bisher werden die Siele bei Ebbe geöffnet, so dass das Wasser ohne den kostenintensiven Betrieb der Pumpen abfließen kann“, erklärt die Wissenschaftlerin. „Wenn der Meeresspiegel wie in den Klimaszenarien beschrieben ansteigt, wird der Wasserstand zur Ebbe seltener niedrig genug sein um die Siele zu benutzen.“ In dem Fall ist der Entwässerungsverband auf seine Pumpen angewiesen. „Der Energieaufwand hierfür ist enorm“, sagt Kebschull. Laut Modellergebnissen wäre der Abfluss des Wassers über die Siele Ende des Jahrhunderts nicht mehr möglich: „Die Anzahl der Stunden, in denen das Sielen möglich ist, wird sich bis 2045 halbieren. Im Jahr 2070 wird der Sielzeitraum nur noch ein Viertel des jetzigen betragen, bevor das Sielen Ende des Jahrhunderts nur im besten Fall noch als Entwässerungsmöglichkeit genutzt werden kann“, erklärt die Expertin.

Partner in der Region
Für den Entwässerungsverband sei es essentiell zu erfahren, wie lange er sich auf die Leistung der vorhandenen Entwässerungsinfrastruktur noch verlassen kann, so Projektleiter Bormann. „Für alle Akteure in der Region ist die Dimension der Veränderung, die auf sie oder die nächste Generation zukommen wird, ein wichtiger Anhaltspunkt, um die Folgen des Klimawandels greifbar zu machen und vorausschauend planen zu können.“
Die Ergebnisse des Forschungsprojektes wurden im November auf dem 3. KLEVER-Akteursforum vorgestellt. Welche Maßnahmen für die Region denkbar sind, diskutieren die Akteure beim kommenden Forum Ende Januar. „Gerade der Prozess der Kommunikation und Vernetzung unter den Akteuren ist von zentraler Bedeutung“, betont der Projektleiter, „da nur im Konsens Maßnahmen, die Auswirkungen auf die ganze Region haben, realistisch umgesetzt werden können.“

Quelle: idw

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Urlaubszeit ist Warzenzeit

Stefan Dreising Stabsstelle Unternehmenskommunikation
Universitätsklinikum Düsseldorf

Volkskrankheit Warze: Rund ein Drittel aller Kinder von vier bis zwölf Jahren ist betroffen / UKD-Experte: Urlaubsorte wie Schwimmbäder, Dampfbäder oder Hotelteppiche sind Infektionsherde

Düsseldorf (ukd/dre). Sie sind meist klein, störend, hoch ansteckend und man infiziert sich ausgerechnet da, wo man im Winterurlaub am liebsten sein möchte: Im Schwimmbad, in der Sauna, im Dampfbad oder in Hotelzimmern. Warzen sind eine Volkskrankheit: Etwa ein Drittel der Kinder zwischen vier und zwölf Jahren und rund zwei bis fünf Prozent der Erwachsenen sind betroffen.

Die kleinen, für gewöhnlich gutartigen Hautwucherungen werden durch das humane Papillomavirus (HPV) verursacht und verbreiten sich entweder durch direkten Hautkontakt, zum Beispiel beim Händeschütteln, oder durch einen Gegenstand oder eine Oberfläche, die mit dem Virus in Kontakt gekommen ist. Da Warzen recht therapieresistent sind, ist eine Behandlung häufig sehr langwierig. Die Warzensprechstunde der Klinik für Dermatologie am Universitätsklinikum Düsseldorf (UKD) berät insbesondere zur Infektion mit Warzen im Intimbereich, den sogenannten Feigwarzen.

Kinder sind von Warzen mehr betroffen als Erwachsene
Mit humanen Papillomaviren kann sich grundsätzlich jeder infizieren. Nicht bei jedem der mit dem Virus in Berührung kommt, brechen aber Warzen aus. Das HP-Virus ist hochansteckend, ein intaktes Immunsystem ist aber in der Regel in der Lage, das Virus selbst zu eliminieren oder zu kontrollieren – viele Warzen verschwinden daher nach einiger Zeit von alleine. Ist dies nicht der Fall, stören die Warzen oder ist das Immunsystem bereits geschwächt, sollte man einen Arzt aufsuchen.

Gerade Kinder sind von oberflächigen Warzen mehr betroffen, da ihr Immunsystem noch nicht ganz ausgereift ist, erklärt PD Dr. Peter Arne Gerber, leitender Oberarzt an der UKD-Hautklinik: „Der Körper von Kindern kann sich noch nicht so gut gegen die Viren wehren und die Warzen brechen eher aus. Zudem stecken sie sich schneller bei anderen Kindern an, weil sie engeren Hautkontakt haben und vergessen zum Beispiel in Schwimmbändern eher mal ihre Badelatschen als Erwachsene. Gegen eine Infektion im Schwimmbad oder auch im Hotelzimmer sind eigene Badelatschen die beste Vorsorge. Seit ich mich mit dem Thema beschäftige, laufe ich niemals barfuß durch Hotelzimmer oder öffentliche Dampfbäder.“

In diesem Zusammenhang kann der Hautexperte auch einen gängigen Mythos über Warzen bestätigen: „Unsere Eltern haben tatsächlich Recht, wenn sie sagen, dass man Warzen nicht aufknibbeln sollte, weil sie sich sonst am Körper verbreiten“, schmunzelt Gerber. „Beim Knibbeln und Aufkratzen verteilen wir infizierte Hautschuppen, die dann wieder durch rissige Hautstellen in die Haut eindringen und Zellen der oberen Hautschicht infizieren. Hier können dann neue Warzen entstehen.“

Viele Menschen gehen erst zum Arzt, wenn der Leidensdruck sehr hoch ist
„Viele Patienten kommen erst zu uns, wenn der Leidensdruck sehr groß ist“, sagt Gerber. „Es werden Hausmittel ausprobiert, dann Mittel aus der Apotheke. Leider sind Warzen sehr therapieresistent. Wenn die Plagegeister nicht weggehen, kommen sie dann in unsere Sprechstunde.“ Offene Warzen auf der Haut werden vom Hautarzt meist vereist, in manchen Fällen auch gelasert. „Unsere Hauptaufgabe liegt darin, das Gewebe zu veröden, das Immunsystem zu stärken und somit den Körper dabei zu unterstützen die Warze und die Viren zu bekämpfen“, so der Düsseldorfer Dermatologe: „Bei Genitalwarzen setzen wir neben dem Laser auch Medikamente ein, um das Immunsystem lokal zu aktivieren.“

Außerhalb der Klinik kommen bei vielen Menschen auch Hausmittel und alternative Therapiemöglichen zum Einsatz – von Eigenurintherapie über Schneckenschleim bis zum Besprechen von Warzen. Warum viele dieser Behandlungen bei einzelnen Warzen erfolgreich sind, kann Dr. Gerber erklären: „Studien legen nahe, dass Therapien, wie das Besprechen von Warzen, durch einen neuropsychologischen Effekt das Immunsystem stimulieren und dieses anregen die Viren selbst zu bekämpfen. Weiterhin gilt aber: Bei geschwächtem Immunsystem, starkem Befall oder Warzen an besonders störenden Stellen, sollte man unbedingt zum Arzt gehen – auch um die Ansteckung von anderen Menschen zu verhindern. Das gilt insbesondere für Feigwarzen im Intimbereich.“

Rund ein Prozent der sexuell aktiven Menschen leiden unter Genitalwarzen
Rund ein Prozent der sexuell aktiven Menschen in westeuropäischen Ländern leiden unter Genitalwarzen. „Sie gehören zu den häufigsten sexuell übertragbaren Erkrankungen – medizinisch auch STIs (sexually transmitted infections) genannt. Entsprechend der sexuellen Aktivität sind hier Menschen im Alter von 20 bis 35 Jahren überdurchschnittlich häufig betroffen. Wie bei allen STIs steigt das Infektionsrisiko mit der Zahl der Sexualpartner“, erklärt Dr. Gerber. Der Dermatologe ergänzt: „Ein gewisses Bewusstsein für alle sexuell übertragbaren Krankheiten sollte generell vorhanden sein. Anders aber als bei anderen Geschlechtskrankheiten, reduzieren Kondome zwar das Risiko sich mit Feigwarzen anzustecken, 100 Prozent verhindern können sie eine Infektion aber nicht. Die Warzen finden sich nämlich häufig auch in jenen Bereichen des Intimbereichs, die von Kondomen nicht abgedeckt werden. Bei einem Infektionsverdacht sollte man daher unverzüglich einen Arzt aufsuchen. Präventiv sind HPV-Schutzimpfungen, die für junge Frauen zugelassen und empfohlen sind.“

Kontakt: PD Dr. Peter Arne Gerber, Leitender Oberarzt, Klinik für Dermatologie, Universitätsklinikum Düsseldorf, Moorenstraße 5, 40225 Düsseldorf, E-Mail: peterarne.gerber@med.uni-duesseldorf.de

Quelle: idw

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Nährstoffüberschuss lässt Ozeane ersticken

Ulrike Prange Pressestelle
MARUM – Zentrum für Marine Umweltwissenschaften an der Universität Bremen

Kombination aus Erdumlaufbahn und Biomasse verursacht Aussterbeereignis im Devon
Was hat das Aussterbeereignis im Devon vor rund 300 Millionen Jahren begünstigt? Anhand von Gesteinsproben hat ein Team von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Deutschland, Belgien, China und den USA die so genannten rhythmischen Klimazyklen identifiziert und herausgefunden, warum die Ozeane damals so schnell so lebensfeindlich werden konnten. Ihre Ergebnisse haben sie jetzt unter der Leitung von Dr. David De Vleeschouwer vom MARUM – Zentrum für Marine Umweltwissenschaften an der Universität Bremen in der Zeitschrift Nature Communications veröffentlicht.

In der gesamten Erdgeschichte unterscheiden Geologen fünf Massenaussterbeereignisse, die besonders schwerwiegend waren. Eines davon ist das Massenaussterbeereignis im Devon vor 374 Millionen Jahren – mehr als 300 Millionen Jahre vor dem Meteoriteneinschlag, der die Dinosaurier auslöschte.

Das Devon war eine eigentümliche Zeit: Große Fische regierten in den Ozeanen und Korallenriffe florierten, aber es gab noch keine großen Landtiere. „Das devonische Klima lässt sich am besten als extremes Gewächshausklima beschreiben, mit deutlich mehr Kohlenstoffdioxid (CO2) in der Atmosphäre als heute“, sagt Dr. David De Vleeschouwer vom MARUM. Dennoch konnten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bislang nicht genau sagen, wie schnell die Erde während des devonischen Massenaussterbeereignis unbewohnbar wurde.

Aus Gründen, die noch immer von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern diskutiert werden, wurde das Meerwasser während des Devon-Massensterbens sauerstoffarm. „Dieses Ereignis hat den Großteil der Lebewesen im Ozean erstickt, und die äußerst unterschiedlichen Korallenriffe aus der devonischen Periode gehörten zu den größten Opfern“, erklärt Co-Autorin Anne-Christine Da Silva von der Universität Lüttich (Belgien), wobei eine Hauptursache bislang nicht identifizierbar sei. Tatsächlich ist der Sauerstoffgehalt des Meerwassers im Laufe des Aussterbens zweimal gesunken. Nachweisen können Forscherinnen und Forscher das durch Schwarzschiefer, der sich in der Erdkruste wie in einem Archiv abgelagert hat. Schwarzschiefer ist reich an organischen Bestandteilen, denn weder zum Verrotten des organischen Materials noch zum Atmen der Unterwasserorganismen gab es Sauerstoff.

Um das nachzuweisen, haben David De Vleeschouwer und sein Team eine Technik namens Cyclostratigraphie genutzt. „Wir haben Informationen aus geologischen Abschnitten genutzt, die sich über das devonische Aussterben erstrecken, und zwar aus Belgien, Polen, China, Kanada und den USA. In allen Abschnitten haben wir die Auswirkungen gefunden, die aus den zyklischen Veränderungen der Exzentrizität der Erdumlaufbahn um die Sonne resultieren“, erklärt De Vleeschouwer. Als exzentrisch wird bezeichnet, wenn die Ellipse von der Kreisform abweicht. Wenn die Exzentrizität niedrig ist, dreht sich die Erde um die Sonne auf einer Umlaufbahn, die einem perfekten Kreis sehr nahe ist. Ist die Exzentrizität hoch, kreist die Erde elliptisch um die Sonne. Dadurch unterscheidet sich die Menge an Sonnenenergie, die im Sommer und Winter auf die Erde trifft.

Änderungen in der Exzentrizität sind sehr rhythmisch, mit festen Zeiträumen von 100.000 und 405.000 Jahren. Die Autorinnen und Autoren haben diese Zyklen genutzt, um die Dauer zwischen den beiden Schwarzschieferschichten einzugrenzen und dabei herausgefunden, dass die zweite Episode mit niedrigem Sauerstoffgehalt 600.000 Jahre nach der ersten begonnen hat. Dieses Ergebnis sei die erste präzise Zeitmessung dieser Episode in der Evolution des Lebens auf der Erde, betont De Vleeschouwer. Zudem sei sie viel kürzer als erwartet. Darüber hinaus hat das Team festgestellt, dass der Hauptimpuls des Aussterbens mit einer längeren Periode geringer Exzentrizität zusammenfiel. Das bedeutet, dass die Erdumlaufbahn mehrere zehntausend bis hunderttausend Jahre lang nahezu kreisförmig war, was zu einem recht stabilen Klima führte. Diese unveränderlichen Klimata wurden durch eine verlangsamte Ozeanzirkulation und eine Schichtung der Wassersäule ersetzt, die beide einen niedrigen Sauerstoffgehalt in den Weltmeeren begünstigten.

Für das Autorenteam sind die Landpflanzen eine der Ursachen des Aussterbeereignisses. Während der Devonzeit entwickelten sie tiefe Wurzelsysteme und holzige Gewebe. Dadurch hatten sie den evolutionären Vorteil, verschiedene Umgebungen besiedeln zu können. Dieser Erfolg der Bodenpflanzen hatte allerdings seinen Preis: Wenn eine Pflanze stirbt, wird ihre Biomasse in die Gewässer und in den Ozean gespült. „Die devonischen Meere wurden also mit Nährstoffen von verrottenden Pflanzen überschüttet, ein Prozess, bei dem Sauerstoff aufgenommen und anderes Leben ausgehungert wird“, erklärt David De Vleeschouwer. „Allerdings ist die Evolution der Landpflanzen ein langsamer und allmählicher Prozess. Nur wenn die Erdumlaufbahn eine verlangsamte Ozeanzirkulation begünstigte, reicht das aus, um das Erdsystem über einen Kipppunkt hinaus zu treiben, was wiederum das Aussterben der devonischen Biomasse zur Folge hatte.“

Kontakt:
David De Vleeschouwer
Telefon: 0160 3353 848
E-Mail: ddevleeschouwer@marum.de

Originalveröffentlichung:
David De Vleeschouwer, Anne-Christine Da Silva, Matthias Sinnesael, Daizhao Chen, James E. Day, Michael T. Whalen, Zenghui Guo und Philippe Claeys:
Timing and pacing of the Late Devonian mass extinction event regulated by eccentricity and obliquity. Nature Communications 8, 2017; DOI: 10.1038/s41467-017-02407-1

Beteiligte Institute:
MARUM – Zentrum für Marine Umweltwissenschaften der Universität Bremen
Analytical, Environmental and Geo-Chemistry (AMGC), Vrije Universiteit Brussel (Belgien)
Sedimentary Petrology Laboratory, Université de Liège (Belgien)
Paleomagnetic Laboratory, Universiteit Utrecht (Niederlande)
Institute of Geology and Geophysics, Chinese Academy of Science Beijing (China)
Department of Geography-Geology, Illinois State University (USA)
Department of Geosciences, University of Alaska, Fairbanks (USA)

Weitere Informationen:
Ulrike Prange
MARUM Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Telefon: 0421 218 65540
E-Mail: medien@marum.de

MARUM entschlüsselt mit modernsten Methoden und eingebunden in internationale Projekte die Rolle des Ozeans im System Erde – insbesondere im Hinblick auf den globalen Wandel. Es erfasst die Wechselwirkungen zwischen geologischen und biologischen Prozessen im Meer und liefert Beiträge für eine nachhaltige Nutzung der Ozeane. Das MARUM umfasst das DFG-Forschungszentrum und den Exzellenzcluster „Der Ozean im System Erde“.

Weitere Informationen:
http://www.marum.de/Entdecken/Nhrstoffberschuss-lsst-Ozeane-ersticken.html

Quelle: idw

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Gehirnjoggings: So lässt sich das Arbeitsgedächtnis trainieren

Dr. Anne Klostermann Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Gesellschaft für Psychologie (DGPs)

Gezieltes Trainieren von Gedächtnisaufgaben wirkt sich positiv auf die Bearbeitung neuer Aufgaben aus, vor allem wenn diese den Trainingsaufgaben ähnlich sind. Das berichten Psychologen in einer aktuell in der Fachzeitschrift „Journal of Cognitive Enhancement“ veröffentlichten Studie. Die Forscher untersuchten Aufgaben eines kommerziellen Gehirnjogging-Programms zum Training des Arbeitsgedächtnisses. Im Unterschied zu einer aktiven Kontrollgruppe verbesserte die Trainingsgruppe nicht nur ihre Leistung in den Trainingsaufgaben, sondern sogar in untrainierten Transferaufgaben.

Ein Lied, ein Gesicht oder einen Namen zu vergessen ist für viele Menschen ein alltägliches, manchmal ärgerliches oder sogar peinliches Erlebnis. Viele wünschen sich, ihr Gedächtnis „fit“ halten zu können. In der Tat gibt es eine Reihe kommerzieller Anbieter sogenannter Gehirnjoggings. Das sind computergesteuerte Trainings, die zu Hause oder unterwegs verwendet werden können. Ansatzpunkt dieser Trainings ist das Arbeitsgedächtnis. Damit wird der Teil des menschlichen Gedächtnisses bezeichnet, in dem alle auf den Menschen eintreffenden Informationen kurzfristig gespeichert und mit dem Langzeitgedächtnis verknüpft werden. Es legt den Grundstein für viele weitere kognitive Fähigkeiten, wie zum Beispiel logisches Schlussfolgern, Entscheiden, aber auch für das Leseverständnis. Aus vielen Untersuchungen weiß man heute, dass die Aufnahmefähigkeit des Arbeitsgedächtnisses begrenzt ist. Gehirnjoggings versprechen durch die Wiederholung bestimmter Gedächtnisaufgaben nicht nur eine Verbesserung des Arbeitsgedächtnisses, sondern auch der Aufmerksamkeit und des Lernvermögens. Was aber bringen Gehirnjoggings mit Arbeitsgedächtnistraining wirklich?

Test von Gehirnjogging unter Alltagsbedingungen
„Bislang gibt es nur wenige Versuche, die Effektivität dieser Trainings unter Alltagbedingungen systematisch zu überprüfen“, sagt Tilo Strobach, Professor für Allgemeine Psychologie an der Medical School Hamburg. Mit seinem Kollegen Lynn Huestegge von der Julius-Maximilians-Universität Würzburg hat Strobach daher untersucht, inwieweit das Üben von Gehirnjogging-Aufgaben die Leistungen in Gedächtnistests verbessert. „Das Besondere an unserer Studie ist, dass wir das Gehirntraining in dem Kontext überprüft haben, in dem Menschen typischerweise kommerzielle Gehirntrainings auch verwenden – zuhause am eigenen Computer.“

Für ihre Studie ließen die Forscher ihre Versuchspersonen Aufgaben eines kommerziellen Gehirnjogging-Programms bearbeiten. Die komplette Versuchsreihe wurde von 152 Probandinnen und Probanden beendet. Eine Trainingsgruppe (76 Personen) erhielt über 21 Sitzungen hinweg Trainingsaufgaben für das Arbeitsgedächtnis. Die Kontrollgruppe (76 Personen) bearbeitete im gleichen Zeitraum Aufgaben für das Wortwissen und das Langzeitgedächtnis ‒ Aufgaben, von deren Bearbeitung das Arbeitsgedächtnis also nicht profitieren sollte. Um die Wirksamkeit des Trainings überprüfen zu können, bearbeiteten beide Gruppen vor und nach diesen Maßnahmen die gleichen Leistungstests. Diese bestanden zum einen aus Transferaufgaben, die dem Arbeitsgedächtnistraining ähnlich waren, und zum anderen aus Aufgaben, die untrainierte Fähigkeiten testeten, etwa zur mentalen Flexibilität ‒ der Fähigkeit, zwischen verschiedenen Aufgaben zu wechseln.

Trainingsgruppe zeigt stärkeren Leistungszuwachs
Die Leistungsvergleiche zeigen, dass die Trainingsgruppe ihre Leistung in den Trainingsaufgaben im Gegensatz zur Kontrollgruppe verbesserte. Auch bei der Bearbeitung ähnlicher Transferaufgaben schnitt die Trainingsgruppe nachher besser ab. Diese Leistungsvorteile zeigten sich – allerdings nur vereinzelt – auch in anderen kognitiven Bereichen, wie zum Beispiel bei Aufgaben zur kognitiven Flexibilität. Außerdem berichtete die Trainingsgruppe hinterher über weniger kognitive Missgeschicke (wie zum Beispiel Textstellen erneut lesen zu müssen, weil man beim ersten Durchlesen nicht über das Gelesene nachgedacht hat). „Da die Personen der Trainings- und der Kontrollgruppe zufällig zugewiesen wurden und wir darüber hinaus sichergestellt haben, dass die Leistungen der Trainings- und Kontrollgruppe im Test vor den Maßnahmen vergleichbar waren, können wir schlussfolgern, dass die Leistungsunterschiede zwischen den Gruppen tatsächlich auf das Training zurückzuführen sind“, erklärt Tilo Strobach.

Auf individueller Ebene konnten vor allem die Personen vom Training profitieren, die vor dem Training bereits relativ hohe Leistungen zeigten. Tilo Strobach fasst zusammen: „Für die untersuchten Bereiche des Arbeitsgedächtnisses und die gewählten Aufgaben konnten wir mit unserer Studie systematisch zeigen, dass sich das Trainieren von kognitiven Aufgaben positiv auf die Leistung in ähnlichen, aber auch einigen unähnlichen Aufgaben auswirkt.“

Die Originalstudie findet sich hier:
Strobach, T., & Huestegge, L. (2017). Evaluating the effectiveness of commercial brain game training with working-memory tasks. Journal of Cognitive Enhancement [Online Ressource; Open Access]. DOI: 10.1007/s41465-017-0053-0

Kontakt bei Rückfragen:
Prof. Dr. Tilo Strobach
MSH Medical School Hamburg
Am Kaiserkai 1
20457 Hamburg
Tel.: 040-361 226 49357
E-Mail: tilo.strobach@medicalschool-hamburg.de

DGPs-Pressestelle:
Dr. Anne Klostermann
Pressereferentin
Tel.: 030 28047718
E-Mail: pressestelle@dgps.de

Über die DGPs:
Die Deutsche Gesellschaft für Psychologie (DGPs e.V.) ist eine Vereinigung der in Forschung und Lehre tätigen Psychologinnen und Psychologen. Die über 4400 Mitglieder erforschen das Erleben und Verhalten des Menschen. Sie publizieren, lehren und beziehen Stellung in der Welt der Universitäten, in der Forschung, der Politik und im Alltag.
Die Pressestelle der DGPs informiert die Öffentlichkeit über Beiträge der Psychologie zu gesellschaftlich relevanten Themen. Darüber hinaus stellt die DGPs Journalisten eine Datenbank von Experten für unterschiedliche Fachgebiete zur Verfügung, die Auskunft zu spezifischen Fragestellungen geben können.
Wollen Sie mehr über uns erfahren? Besuchen Sie die DGPs im Internet: www.dgps.de

Quelle: idw

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Die Sauerstoffarmut im Ozean nimmt zu- Science-Studie zeigt Gefahren, aber auch Lösungsansätze auf

Dr. Andreas Villwock Kommunikation und Medien
GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel

Die Gebiete mit extremer Sauerstoffarmut wachsen sowohl im offenen Ozean als auch in Küstenregionen. Zu diesem Ergebnis kommt ein internationales Wissenschaftsteam unter Beteiligung des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel und des Kieler Sonderforschungsbereich 754. In der bisher umfangreichsten Studie zu diesem Thema, die heute in der Fachzeitschrift Science erscheint, zeigen die Autorinnen und Autoren auch mögliche Folgen dieser Entwicklung sowie Lösungsansätze auf.

Vor rund einem Jahr veröffentlichten Kieler Ozeanographen eine Studie, die belegte, dass der Ozean in den vergangenen 50 Jahren global zwei Prozent Sauerstoff verloren hat. Jetzt hat sich ein internationales Team aus Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern erneut die weltweite Sauerstoffentwicklung in den Weltmeeren angesehen. Die neue Übersichtsstudie, die heute in der internationalen Fachzeitschrift Science erscheint, beschäftigt sich erstmals mit Ursachen und Folgen, aber auch mit möglichen Lösungen für Sauerstoffmangel weltweit sowohl im offenen Meer als auch in Küstengewässern.

„Unsere Daten zeigen, dass im vergangenen halben Jahrhundert die Wassermenge im offenen Ozean, in der jeglicher Sauerstoff fehlt, um mehr als das Vierfache gewachsen ist“, sagt Prof. Dr. Andreas Oschlies vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel, einer der Autoren der neuen Studie. In Küstengewässern, einschließlich Flussmündungen und Randmeeren, haben sich Standorte mit niedrigem Sauerstoffgehalt seit 1950 sogar mehr als verzehnfacht. „Wir erwarten außerdem, dass die Sauerstoffkonzentrationen auch außerhalb dieser Gebiete weiter absinken werden, wenn sich die Erde weiter erwärmt“, erklärt Professor Oschlies.

„Sauerstoff ist grundlegend für das Leben in den Ozeanen“, betont Denise Breitburg, Erstautorin und Meeresökologin beim Smithsonian Environmental Research Center in Washington (USA). „Der Rückgang des Sauerstoffs im Ozean zählt daher zu den gravierendsten Auswirkungen menschlicher Aktivitäten auf die Umwelt der Erde.“

Die Studie ist ein Ergebnis der internationalen Zusammenarbeit im Global Ocean Oxygen Network (GO2NE). Dabei handelt es sich um eine Arbeitsgruppe, die 2016 von der Zwischenstaatlichen Ozeanographischen Kommission der Vereinten Nationen (IOC) ins Leben gerufen wurde. Für ihre Studie haben die beteiligten Autorinnen und Autoren etwa eine Viertelmillion Datensätze und auch am GEOMAR durchgeführte Klimamodellrechnungen zu Sauerstoffkonzentrationen in Meeren ausgewertet.

Für den subtropischen und tropischen Atlantik und die entsprechenden Breitengrade im Pazifik stammen viele Daten von Expeditionen und Beobachtungsmissionen des Kieler Sonderforschungsbereichs 754 „Klima und Biogeochemische Wechselwirkungen im tropischen Ozean“. Seit fast zehn Jahren untersucht dieses Kieler Netzwerk intensiv die natürlich vorkommenden Sauerstoffminimumzonen an den Osträndern der beiden großen Ozeane. „Wir konnten auch dort eine Ausdehnung und Intensivierung der Sauerstoffarmut und damit eine Einschränkung des Lebensraums für Fische, Krebse und Muscheln erkennen“, berichtet Oschlies, der Sprecher des SFB 754 ist. Und die am GEOMAR betriebenen Klimamodelle sagen eine sich beschleunigende Ausbreitung der sauerstoffarmen Zonen bei einer weiteren Klimaerwärmung voraus.

Als Ursachen für die zunehmende Sauerstoffarmut nennen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die globale Erwärmung. Wärmeres Oberflächenwasser enthält weniger Sauerstoff. Es führt außerdem dazu, dass die Schichtung des Ozeans stabiler wird, wodurch sich Vermischung und Zirkulation abschwächen und es schwieriger wird, das Innere des Ozeans zu belüften. Ein weiterer Faktor ist vor allem in Küstennähe die Überdüngung der Meere. Sie führt zu Algenblüten, die nach dem Absterben der Algen viel Sauerstoff verbrauchen.

Die zunehmende Sauerstoffarmut des Ozeans hat natürlich auch Auswirkungen auf die Lebensgrundlage der Menschen, vor allem in Entwicklungsländern. Kleinere handwerkliche Fischereien können möglicherweise nicht umziehen, wenn wenig Sauerstoff ihre Fanggründe zerstört oder Fische zwingt, sich andere Lebensräume zu suchen. Auch Korallenriffe, eine wichtige Tourismusattraktion in vielen Ländern, könnten ohne genügend Sauerstoff absterben.

Um die weitere Ausweitung der Sauerstoffarmut zu begrenzen und ihre Folgen zu mindern, schlagen die beteiligten Forscherinnen und Forscher drei Maßnahmen vor. „Ganz wichtig ist natürlich, die Ursachen zu bekämpfen, also die Nährstoffbelastung und den Klimawandel“, hebt Professor Oschlies hervor. Gleichzeitig könnte ein Schutz gefährdeter Regionen oder Arten den Druck auf die Ökosysteme reduzieren. Um diese Maßnahmen erfolgreich durchführen zu können, sei auch eine verbesserte Überwachung des ozeanischen Sauerstoffgehalts notwendig, so das Autorenteam. „Leider haben wir noch zu wenig Beobachtungen aus den Ökosystemen im offenen Ozean. Für einen effektiven Schutz müsste man das ändern“, betont Andreas Oschlies.

Originalarbeit
Breitburg, D. L. A. Levin, A. Oschlies, M. Grégoire, F. P. Chavez, D. J. Conley, V. Garçon, D. Gilbert, D Gutiérrez, K. Isensee, G. S. Jacinto, K. E. Limburg, I. Montes, S.W.A. Naqvi, G. C. Pitcher, N. N. Rabalais, M. R. Roman, K. A. Rose, B. A. Seibel, M. Telszewski, M. Yasuhara, J. Zhang (2018): Declining oxygen in the global ocean and coastal waters. Science, doi: 10.1126/science.aam7240

Hinweis:
Der Sonderforschungsbereich 754 (SFB 754) „Klima und Biogeochemische Wechselwirkungen im tropischen Ozean“ wurde im Januar 2008 als Kooperation der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU), des GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel und des Max-Planck-Instituts Bremen eingerichtet. Der SFB 754 erforscht die Änderungen des ozeanischen Sauerstoffgehalts, deren mögliche Auswirkung auf die Sauerstoffminimumzonen und die Folgen auf das globale Wechselspiel von Klima und Biogeochemie des tropischen Ozeans. Der SFB 754 wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert und befindet sich in seiner dritten Phase (2016-2019).

Kontakt:
Jan Steffen (GEOMAR, Kommunikation & Medien), Tel.: 0431 600-2811, presse@geomar.de

Weitere Informationen:
http://www.ocean-oxygen.org Ocean Oxygen – eine Initiative des SFB 754 und des GO2NE-Netzwerkes

Quelle: idw

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BAuA-Bericht: Fachkräfte für Arbeitssicherheit benötigen viele Kompetenzen

Jörg Feldmann Pressestelle
Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin

In einem Forschungsprojekt hat die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) untersucht, ob sowohl gegenwärtig als auch künftig ausreichend Fachkräfte für Arbeitssicherheit zur Verfügung stehen. Zudem ging das Projekt der Frage nach, inwieweit die Fachkräfte über die erforderlichen Kompetenzen verfügen, um ihre Aufgabe zu erfüllen. Der Bericht „Bedarf an Fachkräften für Arbeitssicherheit in Deutschland“ fasst die Ergebnisse zusammen. Dabei zeigt sich, dass die Fachkräfte den zeitlichen Betreuungsbedarf mit hoher Wahrscheinlichkeit decken. Zugleich wird deutlich, dass Fachkräfte für Arbeitssicherheit über ein zunehmendes Maß an Kompetenzen verfügen müssen.

Die Betreuung von Betrieben durch Fachkräfte für Arbeitssicherheit regeln das Arbeitssicherheitsgesetz und die DGUV Vorschrift 2. Auf Grundlage der nach der DGUV Vorschrift 2 möglichen Formen der sicherheitstechnischen und betriebsärztlichen Betreuung hat die BAuA verschiedene Bedarfsszenarien angenommen. Im Rahmen einer Soll-Ist-Bilanzierung wurde anhand dieser Modelle der minimale sowie der maximale Betreuungsbedarf ermittelt. Dabei zeigt sich, dass die Fachkräfte für Arbeitssicherheit gegenwärtig aber auch in Zukunft den zeitlichen Betreuungsbedarf in den Betrieben mit hoher Wahrscheinlichkeit decken werden.

Fachkräfte für Arbeitssicherheit haben ein umfangreiches und anspruchsvolles Aufgaben- und Tätigkeitspektrum. Um dieses umzusetzen, benötigen sie neben fachlichen Kompetenzen eine Vielzahl weiterer Fähigkeiten. Um zu ermitteln, über welche Kompetenzen die Fachkräfte für Arbeitssicherheit verfügen, untersuchte die BAuA, welcher Kompetenzerwerb aus der Ausgangsqualifikation, der Ausbildung zum Erwerb der sicherheitstechnischen Fachkunde sowie der Fortbildung und aber auch über informelles Lernen und Erfahrung möglich ist. Neben einer intensiven Literaturstudie führte sie dazu ergänzende Experteninterviews, Datenabfragen und eine Onlinebefragung durch.

Bisher legt die Ausbildung der Fachkräfte für Arbeitssicherheit einen Schwerpunkt vor allem auf die fachlichen Kompetenzen. Im Zuge des Wandels der Arbeit nehmen immer mehr Faktoren Einfluss auf die Arbeit der Beschäftigten und auch der Betreuungsbedarf wird vielfältiger werden und sich dynamisch weiterentwickeln. Anforderungen an Lernbereitschaft sowie Kooperations- und Beratungskompetenzen im Zusammenwirken mit verschiedenen Professionen und Akteuren im Betrieb werden für die Fachkräfte für Arbeitssicherheit weiter wachsen. Kontinuierliche, systematische Kompetenzentwicklung und Fortbildung werden zwingend erforderlich.

„Bedarf an Fachkräften für Arbeitssicherheit in Deutschland“; Dortmund; Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin 2017; doi:10.21934/baua:bericht20170921; 286 Seiten. Den baua: Bericht gibt es im Internet unter http://www.baua.de/publikationen.

Eine Kurzfassung ist als baua: Bericht kompakt erschienen und steht ebenfalls im Internet zur Verfügung.

Forschung für Arbeit und Gesundheit
Sichere und gesunde Arbeitsbedingungen stehen für sozialen Fortschritt und eine wettbewerbsfähige Wirtschaft. Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) forscht und entwickelt im Themenfeld Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit, fördert den Wissenstransfer in die Praxis, berät die Politik und erfüllt hoheitliche Aufgaben – im Gefahrstoffrecht, bei der Produktsicherheit und mit dem Gesundheitsdatenarchiv. Die BAuA ist eine Ressortforschungseinrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales. Über 700 Beschäftigte arbeiten an den Standorten in Dortmund, Berlin und Dresden sowie in der Außenstelle Chemnitz.
http://www.baua.de

Weitere Informationen:
http://www.baua.de/dok/8730194
Direkter Link zum Bericht „Bedarf an Fachkräften für Arbeitssicherheit in Deutschland“ im Internetangebot der BAuA.

Quelle: idw

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Ursache für kohlartigen Atemgeruch aufgedeckt

Eva Tritschler Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Hochschule Bonn-Rhein-Sieg

Rund 20 Jahre dauerte der lange Weg bis zur Entdeckung einer neuen Krankheit und eines neuen menschlichen Proteins. Jörn Oliver Sass, heute Professor für Bioanalytik und Biochemie an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, forscht seit 2003 mit 20 Kollegen aus 15 wissenschaftlichen Einrichtungen an dem Fall. Damals kam eine türkische Familie zu Prof. Dr. Karl Otfried Schwab, dem ärztlichen Leiter der Stoffwechselambulanz der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin Freiburg (ZKJ) mit dem Problem, dass zwei ihrer Kinder einen unangenehmen kohlartigen Körpergeruch aufwiesen.

In dieser Familie wurden zunächst bekannte Stoffwechseldefekte ausgeschlossen, die für diesen Körpergeruch hätten verantwortlich sein können. Dr. Willy Lehnert als Leiter des ZKJ-Stoffwechsellabors entdeckte in der Analyse der organischen Säuren des Urins dieser Kinder Dimethylsulfon. Und Prof. Dr. Ron Wevers von der Universitätsklinik Nijmegen (NL) führte ergänzende Untersuchungen der Körperflüssigkeit mittels NMR-Spektroskopie durch.

Ab 2003 übersandten Jörn Oliver Sass als Nachfolger von Willy Lehnert und Karl Otfried Schwab Ausatemluft, Urin- und Blutproben zu Albert Tangerman und Ron Wevers in Nijmegen. Diese machten Methanthiol und Dimethylsulfid für den fauligen Kohlgeruch verantwortlich. Offensichtlich können diese Stoffwechselprodukte bei betroffenen Patienten nicht normal abgebaut werden und stauen sich im Körper an. Gelangen diese Schwefel-Komponenten in die Lunge oder Niere, werden sie über die Atemluft oder den Harn ausgeschieden. Die Ursache dieses Abbaudefekts war damals unbekannt, so dass die Aufklärung dieses Krankheitsbildes nicht voranschritt.

Daher wurden über den ZKJ-Neuropädiater Prof. Dr. Heymut Omran (heute am Universitätsklinikum Münster) in dieser großen türkischen Familie sogenannte Linkage-Untersuchungen veranlasst. Dadurch konnten die Wissenschaftler den chromosomalen Abschnitt eingrenzen, auf dem die vermutlich homozygoten Mutationen zu erwarten waren. Allerdings ließen sich dort keine bekannten menschlichen Proteine identifizieren, die eine Hemmung des Abbaus von Methanthiol hätten erklären können. Im Zusammenhang mit weiteren Laboruntersuchungen durchforstete Jörn Oliver Sass damals auch die Literatur zu bakteriellen Stoffwechselwegen, allerdings war zu jener Zeit die molekulare Grundlage dieses Kohlgeruches noch nicht einmal in Bakterien identifiziert worden. Wieder stockte die Aufklärung der Krankheit für Jahre.

Einige Zeit später setzte sich Ron Wevers mit Prof. Dr. Huub Op den Camp aus Nijmegen, einem Mikrobiologen und Spezialisten für die Schwefelkonversion in Bakterien, in Verbindung. Dieser hatte kurz zuvor ein Protein in dem Bakterium Hyphomicrobium beschrieben, das Methanthiol metabolisieren kann, eine Methanthiol-Oxidase. Die Forscher schauten dann nach, ob die Genabschnitte, die für das Protein in Bakterien kodieren, auch beim Menschen vorhanden waren. Das bakterielle Gen korrespondierte am engsten mit SELENBP1, einem menschlichen Selen-bindenden Protein. Aber die Funktion dieses Proteins beim Menschen war immer noch unbekannt, in der Literatur war beschrieben, dass dieses Protein eine Rolle bei der Tumorsuppression hat. Die Hypothese war aber naheliegend, dass ein Fehlen dieses Proteins den fauligen Körpergeruch bei betroffenen Patienten erklären könnte.

In zwei Familien aus den Niederlanden und Portugal wurde nicht nur ein vergleichbarer Geruch identifiziert, sondern konnten ebenfalls homozygote oder compound-heterozygote Mutationen in den Genabschnitten festgestellt werden, die für das menschliche Protein SELENBP1 kodieren und zu verminderter Methanthiol-Oxidase-Aktivität führen. Darüber hinaus ließen sich signifikant verminderte Mengen dieses Proteins in Hautzellen betroffener Patienten sowie in Mäusen nachgeweisen, bei denen man das Selenbp1-Gen ausgeschaltet hatte. Alle diese Ergebnisse führten zu der Erkenntnis, dass SELENBP1 in der Tat eine Methanthiol-Oxidase ist und das Krankheitsbild der extraoralen Halitosis (Atemgeruch, der nicht im Mund entsteht) verursachen kann. Diese Mutation ist wahrscheinlich häufiger anzutreffen, die Heterozygotenfrequenz beträgt 1:90.000. Allerdings ist die Symptomatik der Krankheit offensichtlich sehr variabel, viele der betroffenen Patienten werden ihren Geruch möglicherweise gar nicht bemerken. Prinzipiell ist die Krankheit nicht heilbar, aber unter Umständen durch diätetische Maßnahmen beeinflussbar.

Somit ist es nach 20 Jahren mit einigen Umwegen doch gelungen, den kausalen Hintergrund des Krankheitsbilds der türkischen Familie aufzudecken. Die Ergebnisse wurden online am 18. Dezember 2017 in der Zeitschrift Nature Genetics veröffentlicht (doi:10.1038/s41588-017-0006-7).

Volltext des Papers: http://rdcu.be/CoxF

Kontakt.
Prof. Dr. Jörn Oliver Sass
Fachbereich Angewandte Naturwissenschaften
Tel. 02241/865-9668
E-Mail: joern.oliver.sass@h-brs.de

Quelle: idw

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Würmer machen beliebt

Johannes Seiler Dezernat 8 – Hochschulkommunikation
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

Stichlinge mit Würmern sind bei ihren Artgenossen beliebter. Das zeigt eine Studie an der Universität Bonn. Fische, die mit den Larven eines parasitären Wurms infiziert waren, wurden demnach häufiger als Schwarm-Partner gewählt als gesunde Tiere. Die Biologen haben auch eine Hypothese, die ihren unerwarteten Befund erklären könnte. Die Arbeit ist nun im Biological Journal of the Linnean Society erschienen.

Bei Tieren ist es wie bei Menschen – Gesunde gehen Kranken eher aus dem Weg. In der Stichlings-Studie war aber das genaue Gegenteil der Fall. „Dieser Befund hat uns selbst überrascht“, erklärt Anna Rahn, die die Experimente am Institut für Evolutionsbiologie und Zooökologie der Universität Bonn geleitet hat.

Rahn hatte Stichlinge mit dem Parasiten Diplostomum infiziert, einem Wurm, der die Augenlinse von Fischen befällt. Dann hatte sie gesunde Tiere zwischen zwei Schwärmen wählen lassen – einem aus gesunden Fischen und einem, in dem die Hälfte der Tiere befallen war. Die Testfische entschieden sich signifikant häufiger für den kranken Schwarm.

Allerdings bestand für die Fische keine Ansteckungsgefahr: Diplostomum kann nicht direkt von einem kranken auf ein gesundes Tier übergehen. Dennoch ist dieses Ergebnis bemerkenswert.

Kranke Fische bedeutet schwächere Konkurrenz
Wenn sich Fische zu einem Schwarm zusammen finden, profitiert jeder von ihnen davon in mehrfacher Hinsicht: Da er nun nur einer unter vielen ist, sinkt sein individuelles Risiko, gefressen zu werden. Nach dem Motto „viele Augen sehen mehr als zwei“ wird er zudem früher vor drohenden Gefahren gewarnt. Aus demselben Grund bieten Schwärme Vorteile bei der Nahrungssuche – eine lohnende Mahlzeit entgeht ihnen nicht so leicht.

Zu diesen Vorteilen gesellen sich jedoch auch Nachteile: Um jede knappe Ressource, ob um Nahrung oder um Geschlechtspartner, buhlen zahlreiche Konkurrenten. Das ist möglicherweise auch der Grund, warum wurmbefallene Stichlinge bei ihren Artgenossen so beliebt sind: „Parasitenbefall geht meist zu Lasten der körperlichen Leistungsfähigkeit“, betont Rahn. „Infizierte Fische können sich daher eventuell im Kampf um Ressourcen seltener durchsetzen. Entsprechend mehr bliebe dann für die gesunden Schwarm-Partner.“

Ob diese Hypothese zutrifft, lässt sich anhand der Experimente allerdings nicht belegen. Testtiere mit Würmern zeigten darin zum Beispiel keine Gewichtseinbußen, obwohl sie etwa bei der Nahrungssuche aufgrund des getrübten Augenlichts eigentlich schlechtere Karten hatten.

Dass sich die Sehschwäche nicht spürbar auswirkte, kann aber auch an dem Nahrungsangebot gelegen haben: Die Biologen fütterten ihre Tiere mit roten Mückenlarven. Und die sind selbst für Fische mit schlechten Augen gut zu erkennen.

Publikation:
Anna Rahn, Simon Vitt, Lisa Drolshagen, Jörn Scharsack, Ingolf Rick und Theo Bakker: Parasitic infection of the eye lens affects shoaling preferences in three-spined stickleback; Biological Journal of the Linnean Society; DOI: 10.1093/biolinnean/blx155

E-Mail: arahn@evolution.uni-bonn.de

Quelle: idw

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BfR bewertet Tageshöchstmenge für Magnesium in Nahrungsergänzungsmitteln

Dr. Suzan Fiack Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR)

Eine erhöhte Aufnahme von Magnesium über Nahrungsergänzungsmittel kann leichte Durchfälle verursachen
Die Tageshöchstmenge für Magnesium in Nahrungsergänzungsmitteln sollte 250 Milligramm (mg) nicht überschreiten. Dies empfiehlt das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) unter Berücksichtigung neuer Daten. „Nahrungsergänzungsmittel liegen im Trend, viele Menschen glauben, dass sie damit gesundheitliche Vorteile erzielen“, sagt BfR-Präsident Prof. Dr. Dr. Andreas Hensel. „Aber auch die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln kann zu gesundheitlichen Risiken führen. Die beste Ernährungsstrategie ist grundsätzlich eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung mit viel Obst und Gemüse. Sie versorgt den gesunden Körper mit allen lebensnotwendigen Stoffen. In den meisten Fällen sind Nahrungsergänzungsmittel deshalb überflüssig.“ Die erhöhte Zufuhr von Magnesium, z. B. über Nahrungsergänzungsmittel, zusätzlich zur Magnesiumaufnahme über die normale Ernährung kann zu Durchfällen führen.

Die genannten Beschwerden durch zu hohe Magnesium-Zufuhren sind innerhalb von ein bis zwei Tagen vollkommen reversibel und stellen für gesunde Personen mit normaler Nierenfunktion kein signifikantes Gesundheitsrisiko dar. Dennoch sind sie als unerwünschte gesundheitliche Wirkungen zu werten. Bei Zufuhren von bis zu 250 mg Magnesium pro Tag, zusätzlich zur Magnesiumaufnahme über die normale Ernährung, wurden solche Durchfälle nicht beobachtet.

Die Tageshöchstmenge gilt für Personen ab vier Jahren. Für Kleinkinder unter vier Jahren kann aufgrund fehlender Daten keine Tageshöchstmenge abgeleitet werden. Das BfR empfiehlt, die Tageshöchstmenge auf mindestens zwei Einnahmen pro Tag zu verteilen, weil in den meisten Studien, die der Höchstmengenableitung dienten, die Magnesiumzufuhr über zwei oder mehr Portionen pro Tag erfolgte und dies vermutlich die Verträglichkeit erhöht. Im Zusammenhang mit der Aufnahme von Magnesium über die normale Ernährung sind bei gesunden Verbraucherinnen und Verbrauchern bisher keine nachteiligen Effekte beobachtet worden.

Mit seiner Neubewertung lehnt sich das BfR weiterhin an der bisher von dem Wissenschaftlichen Lebensmittelausschuss der Europäischen Union (Scientific Committee on Food, SCF), einem Vorläufergremium der Europäischen Lebensmittelbehörde (European Food Safety Authority, EFSA), abgeleiteten Tageshöchstmenge für zusätzliche Magnesiumzufuhren an. Das SCF leitete im Jahr 2001 einen Höchstwert von 250 mg Magnesium pro Tag für zusätzliche Magnesiumzufuhren über Nahrungsergänzungsmittel oder angereicherte Lebensmittel ab. Die aktuelle Bewertung des BfR bezieht auch die Ergebnisse neuerer Humanstudien ein.

Magnesium ist ein lebensnotwendiger Mineralstoff und ein häufiges Element der Erdkruste sowie des menschlichen Körpers. Es spielt in vielen Stoffwechselprozessen wie auch der Bildung von Nukleinsäuren, der Bildung von Knochen, der Membranphysiologie, der neuromuskulären Reizübertragung und der Muskelkontraktion eine wichtige Rolle.

Über das BfR
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ist eine wissenschaftlich unabhängige Einrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Es berät die Bundesregierung und die Bundesländer zu Fragen der Lebensmittel-, Chemikalien- und Produktsicherheit. Das BfR betreibt eigene Forschung zu Themen, die in engem Zusammenhang mit seinen Bewertungsaufgaben stehen.

In diesem Jahr feiert das BfR sein 15-jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass hat das BfR eine Jubiläumsbroschüre herausgegeben, die unter http://www.bfr.bund.de/de/publikation/broschueren-660.html kostenlos heruntergeladen oder bestellt werden kann.

Weitere Informationen:
http://www.bfr.bund.de/cm/343/bfr-bewertet-empfohlene-tageshoechstmenge-fuer-die… BfR-Stellungnahme
http://www.bfr.bund.de/de/mediathek.html Video zum Thema Nahrungsergänzung durch Magnesium in der Mediathek des BfR

Quelle: idw

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„Plastikpiraten“ finden viel Müll an deutschen Flüssen

Christine Rutke Redaktionsbüro Wissenschaftsjahr 2016*17 – Meere und Ozeane
Wissenschaftsjahr 2016*17 – Meere und Ozeane

Im Wissenschaftsjahr 2016*17 – Meere und Ozeane untersuchten Jugendliche die Kunststoffbelastung deutscher Flüsse und Bäche. Das traurige Ergebnis der Citizen-Science-Aktion „Plastikpiraten“: Es wurde mehr Müll gefunden als erwartet, darunter vor allem Plastikverpackungen und Zigarettenstummel.

Die Plastikmüllverschmutzung der Weltmeere stand 2017 immer wieder im öffentlichen Fokus – und war auch Schwerpunkt im Wissenschaftsjahr Meere und Ozeane. Mit der bundesweiten Citizen-Science-Aktion „Plastikpiraten – Das Meer beginnt hier!“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung haben Jugendliche die Müllbelastung ihrer heimischen Bäche und Flüsse erforscht. In Deutschland gibt es dazu erst wenige Untersuchungen, obwohl der Großteil des Plastikmülls im Meer auf dem Wasserweg dorthin gelangt. Die Kieler Forschungswerkstatt hat die Daten der Jungforscherinnen und -forscher in Zusammenarbeit mit der chilenischen Universität Católica del Norte nun ausgewertet. Die traurige Bilanz ist, dass an fast allen untersuchten Gewässern Müll gefunden wurde: im Durchschnitt 0,66 Müllteile pro Quadratmeter Flussufer, umgerechnet entspräche dies 33 Müllteilen pro 50 Quadratmeter Klassenzimmer. Am häufigsten gefunden wurde „Partymüll“: Plastik und Zigarettenstummel.

Insgesamt 349 Schulklassen und Jugendgruppen gingen im Herbst 2016 und Frühjahr 2017 mit der Aktion „Plastikpiraten“ auf Forschungsexpedition. Die Jugendlichen zwischen 10 und 16 Jahren haben sich dabei aktiv mit der Müllproblematik auseinandergesetzt und gleichzeitig wichtige Daten für die Wissenschaft gesammelt.

Große Flüsse stärker verschmutzt
Die „Plastikpiraten“ haben Daten im gesamten Bundesgebiet erhoben. Die meisten beteiligten Gruppen kamen aus den bevölkerungsreichen Bundesländern Nordrhein-Westfalen (88 Gruppen), Bayern (50 Gruppen) und Baden-Württemberg (43 Gruppen). Aber auch in Mecklenburg-Vorpommern und dem Saarland gingen jeweils fünf Gruppen dem Plastikmüll auf die Spur.

Die Ergebnisse zeigen, dass die großen Flusssysteme am stärksten verschmutzt sind. Elbe und Rhein sowie ihre Zuflüsse liegen mit rund 0,80 und 0,75 Müllteilen pro Quadratmeter über dem bundesweiten Durchschnitt. In einem Ausnahmefall wurden an einem Nebenfluss des Rheins sogar bis zu 24,6 Müllteile pro Quadratmeter gefunden. Die Donau lag mit 0,63 Müllteilen pro Quadratmeter Uferfläche etwa im Bundesdurchschnitt. Das Flusssystem Weser und die Zuflüsse der Ostsee waren dagegen mit 0,34 Müllteilen pro Quadratmeter und 0,28 Müllteilen pro Quadratmeter deutlich sauberer.

Plastikverpackungen, Glasscherben und Fahrräder
Zu den häufigsten Fundstücken gehörten Plastikgegenstände wie Verpackungen und -Flaschen, sowie Zigarettenstummel. Auch gefährlicher Müll wie Glasscherben, verrottete Speisereste, benutzte Hygieneartikel und scharfes Metall wurden von fast allen Gruppen gefunden. Unter den teilweise skurrilen Funden waren aber auch alte Fahrräder, Fernseher und ein bemooster Gartenzwerg. Eine alte „Capri-Sonne“ konnte eine Jugendgruppe mithilfe des Haltbarkeitsdatums ungefähr datieren: Seit fast 20 Jahren war die Verpackung demzufolge schon unterwegs und damit älter als deren Finder.

Achtloses Liegenlassen ist Hauptursache des Mülls
Einzelne Müllteile und Müllansammlungen (mehr als drei Teile in unmittelbarer Nähe) führten die Jugendlichen in den meisten Fällen auf Flussbesucherinnen und -besucher zurück. Statt den Müll beispielsweise nach Partys oder Picknicks ordnungsgemäß zu entsorgen, wurde er wohl einfach liegengelassen. Aber auch Müllsäcke und anderer Haushaltsmüll wurden in einigen Fällen illegal am Flussufer entsorgt. Die Funde zeigen anschaulich, dass auch die Menschen im umweltbewussten Deutschland zur Plastikmüllverschmutzung der Meere beitragen, auch wenn sie weit im Binnenland wohnen.

Bei den teilnehmenden Jugendlichen hat der persönliche Einsatz bereits in vielen Fällen zum Umdenken im Alltag geführt. „Beim Einkaufen mit den Eltern achten viele nun sehr darauf, Plastik soweit es geht zu vermeiden,“ berichtet Ellen Flemisch, Lehrerin an der Integrativen Montessori Schule an der Balanstraße München. Einen nachhaltigen Effekt konnte auch Lehrerin Karin Loritz von der Erich-Kästner-Realschule Offenburg bei ihren Schülerinnen und Schülern beobachten: „Aus eigenem Antrieb haben sie ein ‚Green Team‘ gegründet. Sie verabreden sich privat und sammeln Plastikmüll ein.“

Weitere Informationen zu den „Plastikpiraten“, den Gesamtergebnissen und den Funden der einzelnen Gruppen gibt es unter: http://www.wissenschaftsjahr.de/2016-17/jugendaktion.

Die Meeresforschung ist Thema des Wissenschaftsjahres 2016*17. Zu 71 Prozent bedecken Ozeane und Meere unseren Planeten. Sie sind Klimamaschine, Nahrungsquelle, Wirtschaftsraum – und sie bieten für viele Pflanzen und Tiere Platz zum Leben. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler untersuchen die Ozeane seit Jahrhunderten; und doch sind sie noch immer geheimnisvoll und in weiten Teilen unerforscht. Im Wissenschaftsjahr 2016*17 – Meere und Ozeane geht es um die Ergründung der Gewässer, ihren Schutz und eine nachhaltige Nutzung. Die Wissenschaftsjahre sind eine Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gemeinsam mit Wissenschaft im Dialog (WiD). Sie tragen als zentrales Instrument der Wissenschaftskommunikation Forschung in die Öffentlichkeit. Das Wissenschaftsjahr 2016*17 wird vom Konsortium Deutsche Meeresforschung (KDM) als fachlichem Partner begleitet.

Pressekontakt
Redaktionsbüro Wissenschaftsjahr 2016*17 – Meere und Ozeane
Nina Petersen | Christine Rutke
Gustav-Meyer-Allee 25 | Gebäude 13/5 | 13355 Berlin
Tel.: +49 30 818777-164 | Fax: +49 30 818777-125
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Quelle: idw

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Klimawandel: Selbstverstärkender Effekt nicht durch Bodentiere erklärbar

Tabea Turrini Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig

Leipzig. Wenn sich Erdboden erwärmt, setzt er vermehrt Kohlendioxid (CO2) frei – ein Effekt, der den Klimawandel zusätzlich anheizt. Bisher hatte man angenommen, der Grund hierfür sei vor allem in kleinen Bodentieren und Mikroorganismen zu suchen, die bei wärmeren Temperaturen mehr fressen und atmen würden. Eine neue Studie in Nature Climate Change zeigt jedoch, dass dies nicht zutrifft. Im Gegenteil: Kommt zur Wärme auch noch Trockenheit hinzu, fressen die Bodentiere sogar weniger. Um die Vorhersagekraft von Klimamodellen zu verbessern, sei es nun dringend notwendig, die biologischen Vorgänge im Boden besser zu erforschen, so die Wissenschaftler.

Dass sich das Klima weltweit ändert, liegt vor allem daran, dass der Mensch fossile Brennstoffe nutzt. Dadurch gelangen große Mengen an Kohlendioxid (CO2) in die Erdatmosphäre. Zusätzlich verstärkt sich der Klimawandel aber auch selbst, denn durch die Erderwärmung ändert sich auch der natürliche Kohlenstoffkreislauf. Zwar wird auf der Erde ständig Kohlenstoff von festen Verbindungen in gasförmiges CO2 umgewandelt und umgekehrt – doch wärmere Temperaturen können dazu führen, dass dem Boden noch mehr Kohlenstoff in Form von CO2 entweicht und in die Erdatmosphäre gelangt: ein Rückkopplungs-Effekt.

Bisher waren Wissenschaftler davon ausgegangen, dieser Effekt liege vor allem an jenen kleinen Tieren und Mikroorganismen im Boden, die sich von abgestorbenem organischen Material ernähren, etwa von heruntergefallenen Blättern. Denn wenn sie ihre Nahrung „verbrennen“, wird CO2 frei („Atmung“). Bei wärmeren Temperaturen, so hatte man angenommen, würden zersetzende Insekten und Würmer mehr fressen. Schließlich handelt sich um wechselwarme Tiere, deren Körpertemperatur und Aktivität von der Umgebung abhängt. Auch Bakterien und einzellige Pilze seien bei wärmeren Temperaturen aktiver, so die bisherige Erklärung. Doch nun stellt eine neue Studie diese Annahme in Frage. Ein Forscherteam unter Federführung des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) und der Universität Leipzig hat in einem Experiment die Erwärmung des Bodens im Wald simuliert und überraschend festgestellt: Auf die Fressaktivität der Bodentiere haben die wärmeren Temperaturen keinen Einfluss. Als die Forscher zusätzlich zur Erwärmung noch einen zweiten Effekt des Klimawandels simulierten, nämlich Trockenheit, waren die Ergebnisse sogar umgekehrt als erwartet: Die Bodentiere fraßen weniger, und auch bei den Mikroorganismen im Boden ging die Atmung (CO2-Produktion) zurück – ein Hinweis, dass sie ebenfalls weniger Nahrung aufnahmen.

Warum diese Resultate von großer Relevanz sind, erklärt Dr. Madhav P. Thakur, Erstautor der Studie: „Der Rückkopplungs-Effekt, dass Erwärmung die Freisetzung von weiterem CO2 aus dem Boden verstärkt, spielt eine wichtige Rolle in Vorhersage-Modellen zum Klima. Daher ist es wichtig zu verstehen, wie er zustande kommt. Unsere Ergebnisse weisen darauf hin, dass die Rückkopplung nicht an den Bodentieren liegt, im Gegenteil: Deren Rolle scheint genau umgekehrt zu sein wie erwartet, zumindest wenn Erwärmung und Trockenheit zusammenkommen.“ Der Seniorautor der Studie, Professor Nico Eisenhauer, sagt: „Am wahrscheinlichsten ist es, dass anstatt der Bodentiere und Mikroorganismen die Pflanzen für den Rückkopplungs-Effekt verantwortlich sind, denn auch sie atmen mit ihren Wurzeln. Um die Aussagekraft von Klimamodellen zu verbessern müssen wir die Abläufe im Boden nun dringend besser verstehen“. Immerhin würde ein Großteil des auf der Erde vorhandenen Kohlenstoffs im Boden stecken.

Die Studie wurde innerhalb eines Langzeit-Experiments zum Klimawandel in Minnesota in den USA durchgeführt. Im Projekt „B4WarmED“ (Boreal Forest Warming at an Ecotone in Danger) erwärmen Wissenschaftler in Wäldern verschiedene Parzellen künstlich um 3,4 °C. Zusätzlich reduzieren sie stellenweise Regen um 40 % indem sie bei Regenwetter Zelte aufstellen. Wie viel die zersetzenden Bodentiere bei den verschiedenen Versuchsanordnungen fraßen, haben die Wissenschaftler mit so genannten „Köder-Streifen“ (Englisch: bait lamina strips) gemessen: Kleine Stäbchen, die mit Löchern versehen waren, in welche die Forscher ein Substrat füllten, das der normalen Nahrung der Zersetzer ähnelt. Diese Stäbchen steckten sie tief in den Boden. Alle zwei Wochen kontrollierten sie, wie viel Substrat aufgefressen war. Insgesamt haben die Forscher über vier Jahre mehr als 40 Messungen durchgeführt. Es ist die erste Studie dieses Umfangs, die die Auswirkungen von Erwärmung und Trockenheit auf zersetzende Bodentiere untersucht. Zusätzlich überprüften die Forscher die Atmung der Boden-Mikroorganismen indem sie in kleinen Boden-Bereichen Pflanzenwurzeln mit einem Metallring ausschlossen und dann mit einem Gas-Analysegerät maßen, wie viel CO2 aus dem Boden entwich. Tabea Turrini

Originalpublikation:
Madhav P. Thakur, Peter B. Reich, Sarah E. Hobbie, Artur Stefanski, Roy Rich, Karen E. Rice, William C. Eddy, Nico Eisenhauer (2017): Reduced feeding activity of soil detritivores under warmer and drier conditions. Nature Climate Change. doi:10.1038/s41558-017-0032-6

Finanzierung:
Deutsche Forschungsgemeinschaft im Rahmen einer Emmy-Noether-Forschungsgruppe (Ei 862/2), Europäischer Forschungsrat im Rahmen des Forschungs- und Innovationsprogramms Horizon der Europäischen Union (grant agreement number 677232), Deutsches Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung Halle-Jena-Leipzig gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft DFG (FZT 118), das B4WarmED Projekt wird gefördert durch das US Department of Energy (Grant number DE-FG02-07ER64456) und das College of Food, Agricultural and Natural Resource Sciences an der University of Minnesota.

Ansprechpartner:
Dr. Madhav P. Thakur (spricht nur Englisch)
Postdoktorand in der Abteilung Experimentelle Interaktionsökologie, Deutsches Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv),
Universität Leipzig
Tel.: Mobilnummer bitte bei iDiv Medien und Kommunikation erfragen.
E-Mail: madhav.thakur@idiv.de
Web: https://www.idiv.de/de/gruppen_und_personen/mitarbeiterinnen/mitarbeiterdetails/…

Prof. Nico Eisenhauer
Leiter der Abteilung Experimentelle Interaktionsökologie, Deutsches Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv),
Universität Leipzig
Tel.: +49 341 9733167
E-Mail: nico.eisenhauer@idiv.de
Web: https://www.idiv.de/de/gruppen_und_personen/mitarbeiterinnen/mitarbeiterdetails/…

Dr. Volker Hahn
Medien und Kommunikation
Deutsches Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv)
Tel.: +49 341 9733154
E-Mail: volker.hahn@idiv.de
Web: https://www.idiv.de/groups_and_people/employees/details/eshow/hahn-volker.html

Anhang
Mit Heizelementen haben die Wissenschaftler den Waldboden erwärmt.
https://idw-online.de/de/attachment64149

Quelle: idw

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WSI zieht erste Tarifbilanz 2017: Tarifabschlüsse zwischen 2 und 3 Prozent

Rainer Jung Abt. Öffentlichkeitsarbeit
Hans-Böckler-Stiftung

Die Tarifabschlüsse 2017 sahen in den meisten Branchen für dieses Jahr tabellenwirksame Tarifsteigerungen zwischen 2,0 und 3,0 Prozent vor, mit einem Schwerpunkt um 2,5 Prozent. Die Mehrzahl der Tarifabschlüsse hat eine mehrjährige Laufzeit und sieht weitere Tariferhöhungen für das kommende Jahr 2018 vor, die sich überwiegend zwischen 1,7 und 2,5 Prozent bewegen. Das zeigt eine erste Tarifbilanz des WSI-Tarifarchivs der Hans-Böckler-Stiftung für die Tarifrunde 2017. Dazu einige Beispiele (siehe auch die Übersicht in der pdf-Version dieser PM; Link unten):

– Im öffentlichen Dienst (Länder) vereinbarte ver.di eine Erhöhung der Tarifverdienste um 2,0 Prozent ab Januar 2017. Zusätzlich wurde eine soziale Komponente vereinbart, wonach die Tarifgruppen mindestens um 75 Euro pro Monat angehoben werden. Für das Jahr 2018 ist eine weitere Tariferhöhung von 2,35 Prozent vorgesehen. Die Laufzeit beträgt insgesamt 2 Jahre.

– In der westdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie erreichte die IG Metall neben einer Pauschalzahlung von 320 Euro eine Tariferhöhung von 2,7 Prozent ab August 2017 und einer weiteren Anhebung um 1,7 Prozent ab September 2018 bei einer Laufzeit von insgesamt 24 Monaten.

– In der Eisen- und Stahlindustrie vereinbarte die IG Metall nach einem Nullmonat eine Tariferhöhung von 2,3 Prozent in diesem Jahr und weiteren
1,7 Prozent im kommenden Jahr bei einer Laufzeit von insgesamt 22 Monaten.

– Im Groß- und Außenhandel (NRW) erhalten die Beschäftigten nach 3 Nullmonaten eine Tariferhöhung von 2,5 Prozent ab August dieses Jahres und weitere 2,0 Prozent ab Mai nächsten Jahres bei einer Laufzeit von 24 Monaten.

– In der Papier erzeugenden Industrie vereinbarte die IG BCE eine Tariferhöhung von 2,4 Prozent in diesem Jahr und weiteren 1,2 Prozent im kommenden Jahr bei einer Laufzeit von insgesamt 20 Monaten.

– Im Einzelhandel (NRW) erreichte ver.di nach 2 Nullmonaten eine Tariferhöhung von 2,3 Prozent ab Juli 2017 und 2,0 Prozent ab Mai 2018. Zusätzlich erhalten die Beschäftigten im März 2018 eine Einmalzahlung von 50 Euro. Die Laufzeit beträgt insgesamt 24 Monate.

– In der Systemgastronomie vereinbarte die NGG nach 7 Nullmonaten Tariferhöhungen von durchschnittlich 2,6 Prozent, wobei die unterste Entgeltgruppe um 4,7 Prozent auf 9 Euro pro Stunde angehoben wurde. Für die Jahre 2018 und 2019 sind weitere Tariferhöhungen von durchschnittlich 2,3 und 2,5 Prozent vorgesehen. Die Laufzeit beträgt insgesamt 36 Monate.

– Im Versicherungsgewerbe erhalten die Beschäftigten nach 7 Nullmonaten eine Tariferhöhung von 2,0 Prozent ab November 2017 und weitere 1,7 Prozent ab Dezember nächsten Jahres bei einer Laufzeit von 29 Monaten.

– Im Gebäudereinigerhandwerk vereinbarte die IG BAU eine endgültige Ost/West-Angleichung der Löhne bis Ende 2020. Bis dahin steigen die Löhne durchschnittlich im Westen jährlich zwischen 1,7 und 2,0 Prozent und im Osten jährlich zwischen 4,7 und 5,1 Prozent. Der Abschluss hat eine Laufzeit von 38 Monaten.

Der Anstieg der Verbraucherpreise wird in diesem Jahr mit rund 1,7 Prozent wieder deutlich stärker als in den Vorjahren ausfallen. „Die höhere Preissteigerungsrate führt zu einem geringeren Reallohnzuwachs. Auf das ganze Jahr 2017 gerechnet ist mit einer realen Steigerung der Tarifverdienste von bis zu 0,8 Prozent zu rechnen“ sagt der Leiter des WSI-Tarifarchivs Prof. Dr. Thorsten Schulten.

In der Tarifrunde 2018 verhandeln die DGB-Gewerkschaften im nächsten Jahr für insgesamt mehr als 9,7 Millionen Beschäftigte neue Vergütungstarifverträge.

Ansprechpartner in der Hans-Böckler-Stiftung
Prof. Dr. Thorsten Schulten
Leiter WSI-Tarifarchiv
Tel.: 0211 / 77 78-239
E-Mail: Thorsten-Schulten@boeckler.de

Rainer Jung
Leiter Pressestelle
Tel.: 0211 / 77 78-150
E-Mail: Rainer-Jung@boeckler.de

Weitere Informationen:
http://www.boeckler.de/pdf/pm_ta_2017_12_18.pdf – Die PM mit Tabelle (pdf)

Quelle: idw

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Welche Auswirkungen haben Kopfbälle im Fußball – Studie läuft an der Uni Paderborn zusammen

Nina Reckendorf Stabsstelle Presse und Kommunikation
Universität Paderborn

Eine groß angelegte Studie soll Erkenntnisse zu den Auswirkungen von Kopfbällen auf die Gehirne von Fußballspielern liefern. Unter Leitung des Neurologen Prof Dr. Dr. Claus Reinsberger, Sportmedizinisches Institut der Universität Paderborn, werden bis 2020 klinisch-neurologische, neurophysiologische, neuropsychologische und kernspintomografische Daten ausgewertet. Die Forscher aus Deutschland und der Schweiz erwarten einen wesentlichen Schritt in der Kopfball-Forschung. Gefördert wird das Projekt zunächst mit rund 800.000 Euro für drei Jahre vom Bundesinstitut für Sportwissenschaft (BISp).Kooperationspartner sind die Profivereine Hamburger SV, FC Basel und SC Regensburg (Damen).

„Leichte Gehirnerschütterungen im Sport, auch Concussions genannt, werden schon seit den späten 90er Jahren erforscht. Eine konkrete wissenschaftliche Antwort auf die Frage, ob Kopfbälle im Fußball tatsächlich gefährlich sind, gibt es allerdings noch nicht“, erklärt Reinsberger. „Stattdessen machen immer wieder Halbwahrheiten die Runde, die Sportler, Trainer und Eltern eher verunsichern“, so der Neurologe.

„Wir wissen aus den vorliegenden Studien zu wenig, um eine fundierte Diskussion zu den Auswirkungen von Kopfbällen zu führen und klare Ergebnisse und Empfehlungen zu liefern. Unklar ist insbesondere, ob es sich bei den Kopfbällen um wiederholte schädliche Minierschütterungen des Gehirns handelt“, sagt Reinsberger. Als einen der Gründe für die große Forschungslücke sieht der Leiter des Sportmedizinischen Instituts an der Universität Paderborn, dass viele Studien bislang als Querschnitt angelegt worden seien. Der objektivierbare direkte Zusammenhang zum Kopfballspiel fehle. Außerdem unterscheiden sich die untersuchten Biomarker, also die gemessenen biologischen Prozesse, von Studie zu Studie. „Zum Teil werden Äpfel mit Birnen verglichen. Eine generalisierbare Aussage ist noch nicht möglich. Daher gibt es zum Thema Kopfbälle noch keinen begründeten Handlungsbedarf, der auf harten wissenschaftlichen Daten beruht“, erklärt Reinsberger, der deshalb nun mit verschiedenen Experten aus Deutschland und der Schweiz ein Studiendesign entwickelt hat, das anhand verschiedener Hypothesen überprüfen soll, ob und welche Hirnveränderungen durch das Kopfballspielen entstehen.

Mit dabei sind die Universitätsklinken Hamburg-Eppendorf, die Klinik für Neurologie in Zürich sowie die Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, Regensburg. Dazu kommen die Forschungszentren Swiss Concussion Center in Zürich, die Medical School Hamburg, die Technische Universität München und das Martinos Center for Neuroimaging an der Harvard Medical School.

Mit den Vortests hat das Forscherteam bereits vor der laufenden Saison begonnen und hochauflösende MRT-Untersuchungen (Magnetresonanztomographie), neurophysiologische (Augen und Gleichgewichtsorgan) und kognitive/neuropsychologische Tests (Aufmerksamkeit, Konzentration, Befinden etc.) durchgeführt. Zur Erfassung von Art, Häufigkeit und den Mechanismen der Kopfbälle gibt es in allen Trainingseinheiten und Spielen der Saison Videobeobachtung und zum Teil auch eine Datenerfassung mit Beschleunigungssensoren. Darüber hinaus werden diagnostizierte Gehirnerschütterungen getrennt von den Erschütterungen durch das Kopfballspiel bewertet. Nach Abschluss der Beobachtungszeiträume erfolgen erneut neuroanatomische, -physiologische und -psychologische Untersuchungen. „Wir sind zuversichtlich, dass wir in dieser Aufstellung und mit diesem Studiendesign Daten erfassen, die mehr Aufschluss darüber geben können, welche Veränderungen im Gehirn durch Kopfbälle entstehen. Nur so können wir die Diskussionen wirklich fundiert führen und zielführende Handlungsempfehlungen entwickeln“, so Reinsberger.

Weitere Informationen:
http://www.upb.de

Quelle: idw

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Kleinste Blockheizkraftwerke für Einfamilienhäuser

Astrid Gerner Hochschulkommunikation
Technische Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm

Prof. Dr.-Ing. Thomas Metz von der TH Nürnberg untersucht die Vorteile von Nano-BHKWs auf Basis thermoelektrischer Generatoren (TEG)

Kraft-Wärme-Kopplung im Kleinstmaßstab: Prof. Dr.-Ing. Thomas Metz von der Fakultät Verfahrenstechnik der TH Nürnberg untersucht zusammen mit einem wissenschaftlichen Mitarbeiter, welche Vorzüge Nano-Blockheizkraftwerke auf Basis thermoelektrischer Generatoren (TEG) für Einfamilienhäuser bieten. Die Wissenschaftler realisieren damit ein wichtiges Ziel des Wissenstransfers: Sie zeigen die Optionen für Unternehmen mit dem Einsatz dieser Technologie auf. Das Projekt wird von der Staedtler-Stiftung mit 40.000 Euro gefördert.

Nürnberg, 21. Dezember 2017. Eine wesentliche Säule der Energiewende ist die dezentrale Energie-Erzeugung: Eine Vielzahl kleiner Erzeugereinheiten lösen die konventionelle Stromerzeugung in wenigen großen Kraftwerken ab. Im Forschungsprojekt „Energy Harvesting im Wohngebäude – Vorentwicklung eines Nano-BHKWs“ untersucht Prof. Dr.-Ing. Thomas Metz von der TH Nürnberg zusammen mit einem wissenschaftlichen Mitarbeiter gezielt die Realisierbarkeit eines Blockheizkraftwerks mit ca. 300 Watt elektrischer Leistung (Nano-BHKW) für Einfamilienhäuser. Nach der Machbarkeitsstudie ist ein Entwicklungsprojekt mit einem Industriepartner vorgesehen. Gefördert wird das Forschungsprojekt mit 40.000 Euro von der Staedtler-Stiftung.

Prof. Dr.-Ing. Thomas Metz: „Während in Ballungsgebieten Abwärme bereits sehr gut zur Versorgung von Wohngebieten genutzt wird, sind Fernwärmenetze in ländlichen Regionen wegen der geringen Anschlussdichte unwirtschaftlich. Mit Nano-BHKWs können Besitzer von Einfamilienhäusern trotzdem vom Effizienzvorteil der Kraft-Wärme-Koppelung profitieren – doch noch sind diese nicht optimal auf die Anforderungen von Einfamilienhäusern zugeschnitten. Mit unserem Forschungsprojekt untersuchen wir deshalb die Vorteile von Nano-BHKW auf Basis thermoelektrischer Generatoren (TEG) im Vergleich zu den bisher am Markt verfügbaren BHKW-Systemen mit Gasmotor, Dampfmotor, Stirlingmotor oder Brennstoffzelle.“

Thermoelektrische Generatoren nutzen den physikalischen Effekt eines Stromkreises, der durch zwei unterschiedliche Metalle aufgebaut wird. Weisen die Kontaktstellen unterschiedliche Temperaturen auf, entsteht ein Stromfluss. Der Umkehreffekt entsteht, wenn durch einen ausgeprägten Stromfluss unterschiedliche Temperaturen an den Kontaktstellen entstehen. Thermoelektrische Generatoren können somit auch für Kühlzwecke eingesetzt werden. Ein weiterer Vorteil der thermoelektrischen Generatoren ist, dass sie keine beweglichen Teile enthalten. Damit sind sie wartungsfrei, geräuschlos und besitzen eine lange Lebensdauer.

Das Ziel der Wissenschaftler ist es, nicht nur kommerziell verfügbare thermoelektrische Generatoren zu untersuchen, sondern auch das Potential derzeit in Entwicklung befindlicher Materialien und Herstellungsmethoden. Dabei soll das Nano-BHKW neben Erdgas auch für weitere Brennstoffe wie Heizöl, Flüssigass oder Holzbrennstoffe einsetzbar sein. Bei einem positiven Projektergebnis zielt Prof. Dr.-Ing. Thomas Metz darauf ab, das Thema mit entsprechenden Industriepartnern bis zur Marktreife weiterzuentwickeln.

Energy Harvesting (wörtlich: Energie ernten) definiert die Aufnahme elektrischer Energie aus der direkten Umgebung eines Geräts. Dabei werden zum Beispiel Temperaturunterschiede genutzt. Thermoelektrische Generatoren (TEG) funktionieren nach diesem Prinzip, sie gewinnen Strom aus Abwärme.

Quelle: idw

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Zukunftsvision für Wärme aus Biomasse

Bianca Stur Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Biomasseforschungszentrum

Neues Statement-Papier skizziert eine nachhaltige und wirkungsvolle Nutzung von Wärme aus Biomasse

Die Herausforderungen der Energiewende in Deutschland liegen neben dem Strom- und Verkehrsbereich vor allem auf dem Gebiet der Wärme. Rund 87 % der erneuerbaren Wärme, eine Energiemenge von circa 500 PJ, stammen aktuell aus der Nutzung von Biomasse zur Energiegewinnung. Die Arbeitsgruppe Wärmemarkt des BMWi-Forschungsnetzwerks Bioenergie (Förderprogramm „Energetische Biomassenutzung“) schlägt jetzt in einem Statement-Papier bioenergiespezifische Maßnahmen zum Gelingen der Wärmewende vor.

Das Ziel ist gesetzt: Der Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur soll auf deutlich unter 2 Grad begrenzt werden. Deutschland will bis zum Jahr 2050 weitestgehend auf den Einsatz fossiler Energieträger verzichten (Energiekonzept 2010 der Bundesregierung). Im Wärmesektor ist der Anteil erneuerbarer Wärme auf 13,2 % in 2015 im Vergleich zu 1990 gestiegen. In den letzten zehn Jahren haben in der Fläche nicht nur Wärmepumpen einen starken Ausbau erlebt. Auch feste Biomasse, wie Holzpellets, wurde zur Wärmebereitstellung verstärkt genutzt.

Eine Expertengruppe bestehend aus Wissenschaftlern des DBFZ Deutsches Biomasseforschungszentrum gemeinnützige GmbH, der IZES gGmbH, dem Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie gGmbH, der Hoval GmbH und des C.A.R.M.E.N. e.V. präsentiert in dem Statement-Papier „Wärme aus Biomasse“ eine aktuelle Bestandsaufnahme und einen Ausblick auf die Wärmezukunft. Unterzeichnet wurde das Papier ferner von Mitgliedern der AG-Wärmemarkt des Forschungsnetzwerkes Bioenergie vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi).
„Biomasse als speicherbarer und flexibel einsetzbarer Energieträger bietet gerade auch für stark integrierte, zukünftige Konzepte eine vergleichsweise kostengünstigere Lösungsoption“, resümiert Dr.-Ing. Volker Lenz vom DBFZ Deutsches Biomasseforschungszentrum gGmbH und Moderator der AG Wärmemarkt die Empfehlungen.

Die Maßnahmen:

Sechs wesentliche Maßnahmen führen die Wissenschaftler für einen erfolgreichen Wandel der Bereitstellung von Wärme aus Biomasse an:

1. Konsistente, wissensbasierte Vorschläge für weitergehende Emissionsregelungen auf kommunaler Ebene: Verbindlichkeit und regionale Differenzierung von Immissionsanforderungen je nach Emissionsvorbelastung

2. Entwicklung von emissionsarmen und kompakten Biomassekesseln als Ölheizungsersatzanlagen

3. Beförderung des Einsatzes reststoffbasierter Festbrennstoffe

4. Ausbau der Förderung von Kombinationen erneuerbarer Wärmequellen unter Berücksichtigung der Rückwirkungen auf die Stromnachfrage

5. Vereinfachung der stromnetzstabilisierenden Strom-Einspeisung durch Klein- und Kleinst-Biomasse-Wärme-Kraft-Kopplung

6. Verstärkte Forschungsförderung für die Flexibilisierung der stromnetzdienlichen Wärmebereitstellung auf Biomassebasis (Smart Bioenergy).

Für die Autoren des Statement-Papiers ist eines klar: Die Wärmewende muss beschleunigt werden. Soll die Wärmemenge, die beispielsweise von all unseren Heizanlagen abgegeben wird, vollständig aus erneuerbaren Quellen bereitgestellt werden, müssen die Erneuerbaren fünfmal mehr eingesetzt werden als bisher. Möglich ist das nur im Zusammenspiel aller Wärmequellen, wie solarthermische Anlagen, Abwärme, Geothermie, Power-to-Heat (elektrische Energie zu Wärme). Ebenso müssen alle Optionen der Vernetzung der drei Energiebereiche Strom, Wärme und Verkehr (Sektorenkopplung) ausgeschöpft werden. Die Wärmebereitstellung aus Biomasse wandelt sich von einer Grundlasttechnologie, die gleichmäßig und unabhängig von der genauen Nachfrage Energie erzeugt, hin zu einer smarten stromnetzstabilisierenden, daher flexiblen Wärmebereitstellung.

Nachzulesen ist das Statement-Papier, und die dazugehörigen Hintergrundinformationen auf der Webseite https://www.energetische-biomassenutzung.de/de/arbeitsgruppen-methoden/arbeitsgr…

WEITERE INFORMATIONEN
Auf Basis des Statement-Papiers wurden von der AG-Wärmemarkt Expertenempfehlungen zum Forschungsbedarf im Rahmen des Konsultationsprozesses für das künftige 7. Energieforschungsprogramm erarbeitet. Diese wurden offiziell am 28. November 2017 dem BMWi auf der Plattform für Forschung und Innovation (FuI) übergeben.

KONTAKT
AG Wärmemarkt des Forschungsnetzwerkes Bioenergie
(Förderprogramm „Energetische Biomassenutzung“)
Dr.-Ing. Volker Lenz – Moderator der AG-Wärmemarkt
Telefon: +49 (0)341 2434-450
E-Mail: volker.lenz@dbfz.de

Weitere Informationen:
https://www.energetische-biomassenutzung.de/fileadmin/media/4_AGs_Methoden/State…
https://www.energieforschung.de/

Anhang
Statementpapier des Forschungsnetzwerks Bioenergie
https://idw-online.de/de/attachment62152

Quelle: idw

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Fernsehen schadet dem Kinderschlaf: Forscher untersuchen erstmals Schlafqualität Dreijähriger

Annika Bingmann Pressestelle
Universität Ulm

Kinder, die elektronische Medien nutzen, haben eine schlechtere Schlafqualität. Gleichzeitig scheint das Vorlesen oder Anschauen von Büchern den Schlaf der Kinder zu verbessern. Diese Zusammenhänge haben Forscher um die Ulmer Epidemiologen PD Dr. Jon Genuneit und Prof. Dietrich Rothenbacher in der Fachzeitschrift „Sleep Medicine“ veröffentlicht. Im Zuge einer Geburtskohortenstudie haben sie erstmals die Auswirkungen von Medien auf die Schlafqualität einer homogenen Altersgruppe erforscht.

Dreijährige, die bereits elektronische Medien konsumieren, schlafen oft schlechter. Dabei gilt: Je mehr die Kinder fernsehen oder etwa den Computer nutzen, desto geringer ist ihre Schlafqualität. Auf der anderen Seite scheint das Vorlesen oder Anschauen von Büchern die Nachtruhe der Kinder zu verbessern. Diese Zusammenhänge beschreiben Forscher um die Ulmer Epidemiologen PD Dr. Jon Genuneit und Professor Dietrich Rothenbacher in der Fachzeitschrift „Sleep Medicine“. Die Untersuchung ist Teil der Ulmer SPATZ-Gesundheitsstudie, einer Geburtskohortenstudie mit mehr als 1000 Kindern.

Bereits im Alter von drei Jahren steigt die elektronische Mediennutzung von Kleinkindern an. Gleichzeitig beschreiben wissenschaftliche Untersuchungen negative Effekte dieses Konsums auf die Schlafdauer von Kindern. Nun haben Epidemiologen aus Ulm, Bielefeld und Santiago de Chile erstmals die Auswirkungen von elektronischen Medien und Büchern auf die Schlafqualität in einer homogenen Altersgruppe erforscht. Grundlage ihrer Untersuchung ist die Ulmer SPATZ-Gesundheitsstudie: Regelmäßig werden Gesundheit und Lebensumstände von über 1000 Kindern, die 2012 und 2013 in der Ulmer Universitäts-Frauenklinik zur Welt gekommen sind, erhoben. Für die nun veröffentlichte Studie füllten die teilnehmenden Eltern zusätzlich Fragebögen zum Medienkonsum und zum Schlafverhalten (Children’s Sleep Habits Questionnaire“) ihres Nachwuchses aus.

Auf den ersten Blick fällt die Mediennutzung der 530 Dreijährigen, von denen alle benötigten Daten vorlagen, moderat aus. Rund 58 Prozent konsumieren täglich bis zu einer Stunde beispielsweise Filme und Videos auf unterschiedlichen Endgeräten. Allerdings verbringt jedes siebte Kind mehr als eine Stunde täglich vor einem Bildschirm, was den empfohlenen Grenzwert von 30 Minuten in diesem Alter erheblich überschreitet. „Wir dokumentieren alarmierende Zusammenhänge zwischen der Nutzung elektronischer Medien und der Schlafqualität von Kindern im Alter von drei Jahren. So geht erhöhter Fernsehkonsum mit einer statistisch signifikanten Verschlechterung von beispielsweise schlafbezogenen Ängsten und Tagesschläfrigkeit einher, berichten Jon Genuneit und Dietrich Rothenbacher vom Ulmer Institut für Epidemiologie und Medizinische Biometrie.
Die Beschäftigung mit Büchern – ob vorgelesen oder selbst angeschaut – hatte hingegen keine negativen Auswirkung auf den Schlaf der Kinder. Vielmehr scheint die Buchnutzung die Kinder vor nächtlichem Erwachen zu schützen. Allerdings gaben die befragten Eltern an, dass sich 39 Prozent der Dreijährigen überhaupt nicht mit Büchern beschäftigen.

Insgesamt konnten die Wissenschaftler zeigen, dass der Konsum elektronischer Medien und eine geringe Schlafqualität bei Kleinkindern zusammenhängen. Ob dies zumindest teilweise auf die Nutzung dieser Medien als Einschlafhilfe bei bereits schlecht schlafenden Kindern zurückgeführt werden kann, wollen die Forscher im weiteren Verlauf der Geburtskohortenstudie klären. „Um einer Chronifizierung von Schlafproblemen vorzugreifen, sind präventive Maßnahmen in Bezug auf Mediennutzung offenbar bereits in der frühen Kindheit dringend notwendig“, folgern die Ulmer Mediziner.

In der Ulmer SPATZ-Gesundheitsstudie werden unter anderem chronische Erkrankungen im Kindesalter wie Allergien, Asthma und Übergewicht erforscht. Weiterhin geht es um psychosoziale Faktoren sowie um den Schlaf der Kinder und Eltern. Die Langzeiterhebung wird aus Mitteln der Medizinischen Fakultät der Universität Ulm finanziert.

Weitere Informationen: PD Dr. Jon Genuneit: 0731/50-31067, Jon.Genuneit@uni-ulm.de

Jon Genuneit, Pablo E. Brockmann, Angelika A. Schlarb, Dietrich Rothenbacher. Media consumption and sleep quality in early childhood – results from the Ulm SPATZ Health Study. Journal of the World Association of Sleep Medicine and the International Pediatric Sleep Association. DOI: http://dx.doi.org/10.1016/j.sleep.2017.10.013

Weitere Informationen:
http://www.sleep-journal.com/article/S1389-9457(17)31580-0/fulltext

Anhang
Prof. Dietrich Rothenbacher leitet das Ulmer Institut für Epidemiologie und Medizinische Biometrie
https://idw-online.de/de/attachment62160

Quelle: idw

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Aus Abwässern der Joghurtproduktion sollen Viehfutter und Flugzeug-Kraftstoffe entstehen

Antje Karbe Hochschulkommunikation
Eberhard Karls Universität Tübingen

Biotechnologe der Universität Tübingen arbeitet an der Wiederverwertung von Abfallstoffen ‒ Ziel: ein nachhaltiger Stoffkreislauf

Wissenschaftler haben einen Prozess entwickelt, mit dem sich Sauermolke, ein Abfallprodukt der Herstellung von bestimmten Milchprodukten, weiterverwenden lässt, ohne dass zusätzliche Chemikalien eingesetzt werden müssen. Professor Lars Angenent vom Zentrum für Angewandte Geowissenschaften der Universität Tübingen und internationale Kolleginnen und Kollegen setzten lediglich Kulturen verschiedener Mikroorganismen ein, ähnlich denen im menschlichen Darm, dem sogenannten Mikrobiom. Das daraus entstandene Bio-Öl könne als Tierfutter oder nach Weiterbearbeitung als Kraftstoff für Flugzeuge verwendet werden, so das Ergebnis. Die Studie wurde im Fachjournal Joule veröffentlicht.

Für jeden Liter Milch, der in die Herstellung von Produkten wie Quark und griechischem Joghurt oder Frischkäse geht, entstehen in der Fabrik zwei Liter sogenannte Sauermolke als Abfallprodukt. Diese kann wegen des hohen Säuregehalts nicht in großen Mengen an Tiere verfüttert werden. Sie ist noch reich an organischen Stoffen wie Milchzucker und muss entsorgt oder auf landwirtschaftlichen Flächen ausgebracht werden.

In der Studie untersucht Lars Angenent, Humboldtprofessor für Umweltbiotechnologie an der Universität Tübingen, wie sich Sauermolke in wiederverwertbare Produkte umwandeln lässt. Er nutzte dafür einen Bioreaktor mit verschiedenen Bakterienkulturen, ein sogenanntes Reaktor-Mikrobiom. „Dieses Mikrobiom ist eine offene Kultur, in der sich auch Bakterien von außerhalb ansiedeln können, ähnlich dem Mikrobiom in unserem Darm. Eine Sterilisation des Bioreaktors oder des Abwassers ist deshalb nicht nötig“, erklärt er. „Bestimmte Bakterien werden dann selektiert und der Prozess so gelenkt, dass wertvollere organische Stoffe mit längeren Kohlenstoffketten entstehen.“

Angenent erläutert den Prozess im Detail: „Wir haben nacheinander zwei Tanks mit unterschiedlichen Temperaturen eingesetzt. Im ersten, auf 50 Grad Celsius erhitzten Tank wandelte das Mikrobiom Zucker in Säure als Zwischenprodukt um ‒ die gleiche Säure, die entsteht, wenn Milch sauer wird. Im zweiten Tank setzte das Mikrobiom bei 30 Grad Celsius die vorhandenen Stoffe in Produkte mit sechs bis neun Kohlenstoffen in einer Reihe um.“ Angenents Tübinger Forschungsgruppe zur Umweltbiotechnologie untersuchte danach auch, welche Bakterien sich in den offenen Kulturen angesiedelt hatten.

Das neue entstandene Produkt könnte zur Fütterung von Tieren eingesetzt werden und durch seine antimikrobiellen Eigenschaften sogar der Vorbeugung von Tierkrankheiten dienen. Nach Bearbeitung in einer Raffinerie ließe sich damit auch Kraftstoff für Flugzeuge produzieren, sagte der Wissenschaftler. Weil das Produkt aus dem Bioreaktor-Mikrobiom viel Kohlenstoff enthalte, entwickle es ölige Eigenschaften und könne leichter vom Wasser getrennt werden, in dem es hergestellt wurde. Danach müsse das Öl gereinigt und in einer Raffinerie weiterverarbeitet werden. „Wir stellen somit Bio-Öl aus bakterieller Produktion her.“ Das Innovative daran sei, dass für den Prozess keine anderen kohlestoffreichen Chemikalien verwendet werden müssten, das Abwasser allein reiche aus. Bislang habe man die Herstellung von Stoffen mit langen Kohlenstoffketten nur durch Zugabe teurer Chemikalien erreicht.

Die Produktion von Bio-Öl gehört zur Entwicklung einer Kreislaufwirtschaft, die alle Abfallprodukte in wertvollere Stoffen recycelt. „Eine Kreislaufwirtschaft kann nur dann wirklich nachhaltig sein, wenn die Energie aus erneuerbaren Quellen kommt und der Kohlenstoff für Chemikalien aus Kohlendioxid und anderen kohlenstoffhaltigen Abfällen wie Sauermolke“, sagt Angenent. Nun müsse untersucht werden, wie andere Abwässer ebenso in nützliche Chemikalien verwandelt werden könnten.

Publikation:
Jiajie Xu, Jiuxiao Hao, Juan JL Guzman, Catherine M Spirito, Lauren A Harroff, Largus T Angenent: „Temperature-phased conversion of acid whey waste into medium-chain carboxylic acids via lactic acid: no external e-donor“, Joule 10.1016/j.joule.2017.11.008: http://www.cell.com/joule/fulltext/S2542-4351(17)30179-4

Kontakt:
Prof. Dr. ir. Lars Angenent
Universität Tübingen
Zentrum für Angewandte Geowissenschaften
Umweltbiotechnologie
Telefon +49 7071 601-322
l.angenent@uni-tuebingen.de

Quelle: idw

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Belauscht: Akustische Überwachungsgeräte spüren Wilderei und illegalen Holzeinschlag auf

Juliane Röder Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Gesellschaft für Ökologie e.V.

Populationen großer Katzen wie Jaguare und Pumas werden auf der ganzen Welt immer kleiner. Das liegt zum einen am Verlust ihres Habitats, und zum anderen daran, dass Menschen die Katzen selbst, und auch deren Beute jagen. Neu entwickelte akustische Aufzeichnungsgeräte zeichnen die Geräusche von Schrotflinten und Kettensägen auf und zeigen so die Häufigkeit und Muster illegaler Ausbeutung natürlicher Ressourcen.
Die Ergebnisse werden heute auf der Konferenz ‚Ecology Across Borders‘ in Gent, Belgien, präsentiert. Sie werden dabei helfen Biodiversität besser zu erfassen, und Konflikte zwischen Menschen und Wildtieren in tropischen Wäldern zu reduzieren.

Ökologen der Universität Southampton (Großbritannien) und der Autonomen Universität Metropolitana (Mexiko) untersuchten das Vorkommen und die Häufigkeit der schwer zu findenden Jaguare und Pumas in drei angrenzenden Regionen mit geschützten und ungeschützten Wäldern auf der mexikanischen Halbinsel Yucatán.

Kamerafallen und Kotanalysen zeigten dass Jaguare und Pumas mit Vorliebe Halsbandpekaris, Hirsche und Nasenbären jagen – Arten, die regelmäßig von lokalen Gemeinschaften zur Deckung ihres Fleischbedarfs gejagt werden.

„Dorfgemeinden in der Nähe dieser Naturschutzgebiete bewirtschaften die natürlichen Ressourcen auf als ejidos bekannten Gemeinschaftsflächen. Jagd für den Eigenbedarf und Holzgewinnung durch die Anwohner ist in den ejidos erlaubt, aber es existieren keine wirksamen Maßnahmen um den Jagddruck zu regulieren“, sagt Evelyn Piña Covarrubias von der Universität Southampton.

„Habitatfragmentierung durch wachsende Viehbestände und die geringer werdende Verfügbarkeit ihrer bevorzugten Beute sind eine große Gefahr für diese Großkatzen. Zusätzlich werden sie nach Angriffen auf Vieh oft aus Rache getötet, oder von Wilderern, denn es gibt immer noch einen Markt für die einzigartig getupften Felle der Jaguare“, fügt sie hinzu.

Heute leben schätzungsweise noch 6000 Jaguare auf weniger als 40% der Fläche ihres ursprünglichen Verbreitungsgebiets in Mexiko. Gleichzeitig ist nur wenig über die Populationen der Pumas bekannt, da es schwierig ist Individuen zu identifizieren. Anders als Jaguare haben Pumas kein einzigartiges Fleckenmuster.

Obwohl zwei der untersuchten Flächen private Schutzgebiete sind, werden Schutzmaßnahmen oft durch das Fehlen von Daten ausgebremst. Es fehlt an Geld und Personal um illegale Aktivitäten zu entdecken und zu melden.

Daher testeten die Forscher Prototypen von ‘AudioMoth‘, einem akustischen Erfassungsgerät mit niedrigem Stromverbrauch und open-source Plänen. Die Datenlogger sind so klein wie eine Streichholzschachtel und mit 43 USD pro Einheit relativ günstig. Die Geräte können so eingestellt werden dass sie sowohl Geräusche menschlichen Ursprungs (Schrotflinten und Kettensägen) als auch Geräusche von bestimmten Arten aufzeichnen, um mit letzteren Biodiversität zu erfassen. Die Erkenntnisse des Teams wurden am 14.12.2017 in der Fachzeitschrift Methods in Ecology and Evolution veröffentlicht.
Das Endprodukt ist darauf ausgelegt einen Alarm mit Informationen zu Art und Ort der Geräusche in Echtzeit an Parkranger weiterzuleiten.

Evelyn sagt: „Schutzgebiete überall auf der Halbinsel Yucatán sind viel zu schlecht finanziert um sich effektive und sichere Patrouillen in weiten Teilen der natürlichen Waldgebieten leisten zu können. Die meisten akustischen Datenlogger auf dem Markt sind viel zu teuer um als Netzwerk installiert werden zu können, oder sie haben nur eine geringe Akkulaufzeit.“

„Mit AudioMoth werden Ranger und Verwalter vor Ort Zugang zu einen Erfassungssytem haben das potentiell große Flächen abdecken kann, wodurch sie sofort auf Warnsignale reagieren können.“

Das Gerät wurde von Andrew Hill und Peter Prince, zwei Doktoranden der Computerwissenschaften an der Universität Southampton, in Zusammenarbeit mit Professor Alex Rogers von der Universität Oxford entwickelt.

Links zu Ressourcen:
AudioMoth:
https://www.openacousticdevices.info/

Ecology Across Borders – Gemeinsame Jahrestagung von GfÖ, BES, NecoV und EEF:
http://www.britishecologicalsociety.org/events/annual-meeting-2017/

Die Gesellschaft für Ökologie (GfÖ)
Die Gesellschaft für Ökologie repräsentiert ÖkologInnen aus der Grundlagenforschung, aus angewandten Berufsfeldern, sowie aus Bildung und Lehre. Unsere Mitglieder stammen vorwiegend aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Die GfÖ wurde 1970 gegründet um den Austausch zwischen ÖkologInnen aus verschiedensten Berufen und Themenbereichen zu fördern. Die Vielfalt der über 1150 Mitglieder der Gesellschaft spiegelt sich in der Vielfalt der Expertengruppen, Publikationen und Jahrestreffen der GfÖ. www.gfoe.org @GfOe_org

Die British Ecological Society (BES)
Mit ihrer Gründung im Jahr 1913 ist die British Ecological Society (BES) die älteste ökologische Gesellschaft der Welt. Die BES fördert die ökologische Forschung durch eine Reihe von wissenschaftlichen Publikationen, die Organisation und Förderung vielfältiger Veranstaltungen, Bildungsinitiativen und politischen Aktivitäten. Die Gesellschaft hat über 6000 Mitglieder aus nahezu 130 verschiedenen Ländern. www.britishecologicalsociety.org @BritishEcolSoc

Die Nederlands-Vlaamse vereniging voor ecologie (NecoV)
Nederlands-Vlaamse vereniging voor ecologie (NecoV) ging aus dem Zusammenschluss zweier ökologischer Verbände in der Niederländisch-Flämischen Sprachregion hervor. Ihre Aufgabe ist die Förderung von Grundlagenforschung und angewandter Ökologie in den Niederlanden und Flandern, die Förderung nationaler und internationaler Zusammenarbeit zwischen ÖkologInnen und die Förderung der nachhaltigen Bewirtschaftung der Biosphäre. NecoV organisiert Konferenzen, Symposien, Seminare, Kurse, fachliche Arbeitsgruppen und andere ökologische Aktivitäten. www.necov.org

Die European Ecological Foundation (EEF)
Die European Ecological Foundation (EEF) ist der Dachverband ökologischer Gesellschaften in Europa und assoziierten Länder. Mitglieder der von der EEF vertretenen nationalen Gesellschaften sind automatisch auch Mitglieder der EEF. Die European Ecological Foundation ermöglicht die Zusammenarbeit von ökologischen Gesellschaften zur Förderung der ökologischen Wissenschaft in Europa. www.europeanecology.org @EuropeanEcology

Weitere Informationen:
https://www.openacousticdevices.info
http://www.britishecologicalsociety.org/events/annual-meeting-2017/
https://eventmobi.com/eab2017/

Quelle: idw

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Vulkanologie – Was die Gewalt eines Ausbruchs bestimmt

Luise Dirscherl Stabsstelle Kommunikation und Presse
Ludwig-Maximilians-Universität München

Rhyolith-Vulkane brechen mal explosiv, mal gemächlich aus. LMU-Professor Donald Dingwell zeigt erstmals, woran das liegt – entscheidend ist die Chemie.

Manchmal geht es bei Vulkanausbrüchen vergleichsweise undramatisch zu: Bei sogenannten effusiven Eruptionen fließt dünnflüssige Lava, die wenig Gas und wenig Kristalle enthält, relativ ruhig aus dem Schlot des Vulkans. Doch das ist eben nur die eine Art, in der Vulkane ausbrechen können. Es gibt auch explosive Vulkanausbrüche – mit einer ungleich größeren, zerstörerischen Kraft. Die Lava ist dann zähflüssig sowie normalerweise reich an Kristallen und Gasen, die in der Magmakammer einen hohen Druck erzeugen. Dieser entlädt sich meist schlagartig in einer Explosion. Riesige Gesteinsbrocken, Glut- und Aschewolken werden oft kilometerhoch in die Atmosphäre geschleudert und können sogar das Klima beeinflussen.

Besonders zähflüssiges sogenanntes Rhyolith-Magma gilt als Ursache der weltweit gewaltigsten explosiven Eruptionen. Rhyolithgestein ist die vulkanische Variante von Granit und gleicht diesem in seiner chemischen Zusammensetzung. Rhyolith-Schmelzen haben allerdings eine rätselhafte Eigenschaft: Sie können sowohl als zähflüssiges Magma in einer heftigen Explosion ausbrechen, als auch dünnflüssig und eher gemächlich an der Erdoberfläche austreten. Ein Team um Professor Donald Dingwell, Direktor des Departments für Geo- und Umweltwissenschaften der LMU, konnte nun die Mechanismen zeigen, die für die Viskosität des Rhyolith-Magmas und somit die Art des Ausbruchs verantwortlich sind. Ihre Arbeit erscheint in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift Nature.

Grundsätzlich sehen Vulkanologen die Ursache für die unterschiedlichen Fließeigenschaften von Gesteinsschmelzen in deren Temperatur sowie ihrem Gehalt an Kristallen, Gasen und Wasser. Diese Erklärung alleine reicht für Rhyolit-Magmen jedoch nicht aus, denn diese wechseln ihre Fließeigenschaften immer wieder – unabhängig von den genannten Parametern.

Donald Dingwell und sein Team haben nun in Experimenten gezeigt, dass die Viskosität des Rhyoliths direkt von seiner chemischen Zusammensetzung abhängt. Die Wissenschaftler analysierten dazu verschiedene Rhyolithschmelzen, die der gesamten Bandbreite an rhyolithischen Gesteinen aus dem Yellowstone Vulkansystem entsprechen. Der Yellowstone ist ein Paradebeispiel für sowohl effusiven, als auch explosiven Rhylolith-Vulkanismus. Ergebnis der Studie war, dass kleinste Veränderungen im Verhältnis bestimmter chemischer Bestandteile über das Fließverhalten einer Schmelze entscheiden – und somit darüber, wie katastrophal oder ruhig ein Vulkanausbruch abläuft.

Kontakt
Prof. Dr. Dingwell, Donald B.
Department für Geo- und Umweltwissenschaften / Mineralogie
Tel.: +49 (0) 89/2180-4136
E-Mail: dingwell@lmu.de

Quelle: idw

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Was hilft gegen Angst auf dem Zahnarztstuhl?

Dr. Uta von der Gönna Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universitätsklinikum Jena

In einer jetzt veröffentlichten Metastudie untersuchten Wissenschaftler des Uniklinikums Jena die Wirksamkeit verschiedener nicht-medikamentöser Interventionen gegen psychische Belastung und Angst bei Zahnbehandlungen. In der Auswertung von insgesamt 29 Studien kamen sie zu dem Ergebnis, dass ausführliche Information, Musik, Entspannung und Ablenkung gegen leichte bis mittlere Zahnarztangst wirken. Hypnose erwies sich als am wirksamsten.

Der Empfang am Tresen ist überaus freundlich, das Wartezimmer hell und nicht voll, doch schon, wenn das Arbeitsgerät zu hören ist, und spätestens, nachdem sich der Patient auf den Zahnarztstuhl gesetzt hat, ist die Angst da. Für etwa jeden vierten Erwachsenen ist der Gang zum Zahnarzt mit psychischem Stress und Angst verbunden, bei etwa vier Prozent steigert sich das bis hin zu einer ausgeprägten Zahnbehandlungsphobie. Mit verschiedenen nicht-medikamentösen Maßnahmen wird versucht, den Patienten diese Angst zu nehmen, um ihnen eine entspanntere und möglichst stressfreie Zahnbehandlung zu ermöglichen.

Entspannungsübungen vorm Zahnziehen
Wie wirksam diese Interventionen sind, haben Psychologen und Zahnmediziner des Universitätsklinikums Jena jetzt in einer Metastudie untersucht. Für ihre Übersichtsarbeit sichteten sie zunächst über 3000 Studien, die zu diesem Thema in den vergangenen Jahrzehnten durchgeführt und veröffentlicht wurden. „Wir berücksichtigten aber nur Studien, deren Teilnehmer zufällig in die Interventions- und eine Kontrollgruppe aufgeteilt wurden“, beschreibt Sophia Burghardt eines der strengen Qualitätskriterien. Die Zahnärztin wertete in ihrer Doktorarbeit die Ergebnisse der schließlich verbleibenden 29 Einzelarbeiten mit insgesamt knapp 3000 Probanden aus. Sophia Burghardt: „In den Studien wurde die Wirkung von Maßnahmen wie Musikhören, Entspannungsübungen, Ablenkung, Hypnose oder ausführlicher Information vor und während der Behandlung bei zum Beispiel größeren Zahnfüllungen, Wurzelbehandlungen, dem Ziehen von Weisheitszähnen und der Implantatchirurgie untersucht.“

Hypnose am wirksamsten gegen Zahnarztangst
Das Ergebnis bestätigt die Wirksamkeit dieser Ansätze, den Patienten die Angst zu nehmen: „Wir waren überrascht, dass nahezu alle Interventionen wirksam waren, um die psychische Belastung zu verringern, ein Großteil der Patienten berichtete von einem Nachlassen der Angst. Die mit Abstand besten Ergebnisse zeigten sich beim Einsatz von Hypnose“, so die Psychologin PD Dr. Jenny Rosendahl, die die Metastudie leitete. Damit sieht sie das Ergebnis einer früheren Arbeit zur Wirksamkeit von Hypnose bei chirurgischen Eingriffen bestätigt. Sie ergänzt: „Eine schmerzlindernde Wirkung der untersuchten Maßnahmen ließ sich aber nicht nachweisen. Das liegt sicher auch daran, dass die meisten Zahnbehandlungen ohnehin unter Lokalanästhesie durchgeführt wurden.“

Mit ihrem Ergebnis wollen die Studienautoren Zahnmediziner bestärken, zusätzlich zur Standardbehandlung auch nicht-medikamentöse Maßnahmen für angespannte und ängstliche Patienten einzusetzen. Jenny Rosendahl: „Schon ablenkende Bilder oder Musik kann die Angst der Patienten verringern. Und der Aufwand für Hypnose muss auch nicht groß sein; in den untersuchten Studien kamen die Anweisungen hierfür vom Band.“

Originalliteratur:
Sophia Burghardt, Susan Koranyi, Gabriel Magnucki, Bernhard Strauss, Jenny Rosendahl. Non-pharmacological interventions for reducing mental distress in patients undergoing dental procedures: Systematic review and meta-analysis. Journal of Dentistry, 2017, doi: 10.1016/j.jdent.2017.11.005.

Kontakt:
PD Dr. Jenny Rosendahl
Institut für Psychosoziale Medizin und Psychotherapie, Universitätsklinikum Jena
Tel. 03641/ 935482
E-Mail: Jenny.Rosendahl@med.uni-jena.de

Quelle: idw

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Umweltzone senkt Gesundheitsbelastung deutlich

Tilo Arnhold Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Troposphärenforschung e. V.

Leipzig. Seit Einrichtung der Umweltzone am 1. März 2011 ist die Belastung mit den besonders gesundheitsgefährlichen Bestandteilen im Feinstaub deutlich gesunken. Die Konzentrationen der krebserzeugenden Verbrennungspartikel der Dieselfahrzeuge wurden um mehr als die Hälfte reduziert. Dagegen ist die Belastung mit Stickoxiden trotz der modernen Dieselkraftfahrzeuge nahezu konstant geblieben. Das ist das Ergebnis einer gemeinsamen wissenschaftlichen Studie des Sächsischen Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) und des Leibniz-Instituts für Troposphärenforschung (TROPOS).

Auch wenn die Gesamtmasse des Feinstaubes durch die Modernisierung der Fahrzeuge nur wenig vermindert wurde, konnten die Wissenschaftler belegen, dass die anfangs heftig diskutierte Umweltzone deutlich zum Gesundheitsschutz der Bevölkerung beiträgt.

Leipzig hatte die Umweltzone von Beginn an mit der höchsten Regulierungsstufe eingeführt. Seitdem dürfen nur noch Fahrzeuge mit grüner Plakette in das Gebiet einfahren. Es umfasst rund zwei Drittel der Stadtfläche bis an den Autobahnring und ist damit größer als Umweltzonen in anderen Städten. Für diese Maßnahme wurde die Stadt Leipzig damals heftig kritisiert. Das Landesumweltamt Sachsen (LfULG) und das Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (TROPOS) stellten der Messestadt heute in Leipzig bei der Vorstellung ihres Abschlussberichts zur „Wirkung der Umweltzone auf die Luftqualität“ eine positive Bilanz aus. Wissenschaftler beider Einrichtungen hatten die Einführung der Umweltzone von Anfang mit einem Sondermessprogramm begleitet und über sieben Jahre wissenschaftlich untersucht. Insgesamt wurden 13 Messstationen in Sachsen einbezogen. An sieben von ihnen hat das Team zusätzlich Ruß und Ultrafeinstaub gemessen. Diese Messungen wurden im Rahmen der wissenschaftlichen Untersuchungen zusätzlich erfasst, weil sie gesetzlich nicht vorgeschrieben sind.
Um die Wirkung der Umweltzone besser beurteilen zu können, wurde die Minderung der Motoremissionen durch einen Vergleich der Konzentrationen an der Straße mit denen im städtischen Hintergrund ermittelt. Der größte Minderungseffekt für Ruß und Ultrafeinstaub konnte an der Messstation Leipzig-Mitte aufgezeigt werden. Diese Messstation liegt im verkehrsreichen Zentrum des Innenrings der Stadt. Die Masse der krebserregenden Ruß-Partikel sank dort um etwa 60 Prozent; die Anzahl der ultrafeinen-Partikel reduzierte sich um etwa 70 Prozent. „Damit hat sich besonders der im Feinstaubmix enthaltene gesundheitsgefährdende Anteil der Partikel deutlich reduziert“, betonte Prof. Alfred Wiedensohler vom TROPOS. „Gemessen an der Feinstaubmasse entspricht das zwar nur fünf Prozent. Da diese aber zum hoch toxischen Anteil im Feinstaub gehören, wird das Gesundheitsrisiko der Bevölkerung deutlich reduziert. Die Umweltzone war damit eine sinnvolle und erfolgreiche Maßnahme der Stadtverwaltung Leipzig für den Schutz der Gesundheit ihrer Bürger“, fasste der Luftexperte Dr. Gunter Löschau vom LfULG zusammen.
Auch die Stadt zog ein positives Fazit: „Die Einführung der Umweltzone in Leipzig war im Rahmen unserer gesetzlichen Verantwortung ein konsequenter Schritt, um eine deutliche Verbesserung des Gesundheitsschutzes der Leipziger Bevölkerung und Besucher der Stadt zu erreichen“, konstatiert Heiko Rosenthal, Bürgermeister für Umwelt, Ordnung, Sport der Stadt Leipzig. Von Beginn an hatte Leipzig nur Kraftfahrzeuge mit grüner Plakette zugelassen, was die Modernisierung deutlich beschleunigt und so den Partikelausstoß der Fahrzeuge sehr schnell reduziert hat. „Dabei ist es gelungen, die notwendige Balance zwischen der Betroffenheit vom Fahrverbot einerseits über Ausnahmeregelungen abzufedern und andererseits das eigentliche Ziel der Umweltzone nicht aus dem Blick zu verlieren“, so Rosenthal weiter.
Mit der durch die Umweltzone beschleunigten Modernisierung der Fahrzeugflotte stieg auch der Anteil der in Leipzig zugelassenen Dieselkraftfahrzeuge zwischen 2010 und 2016 von 19 auf 26 Prozent an – mit negativen Folgen: Während bei den Partikeln die Zahlen nach unten gehen, stagnieren sie bei den gasförmigen Stickoxiden (NOx) nach wie vor auf einem Niveau, das zu hoch ist.
Die Anstrengungen dürfen deshalb nicht nachlassen, die Luftqualität zum Schutz der Bevölkerung weiter zu verbessern, betonten die Wissenschaftler. Das gelte nicht nur für die Grenzwertüberschreitung für Stickstoffdioxid (NO2), sondern auch für Feinstaub. Es wäre falsch, sich darauf auszuruhen, dass der gesetzliche Grenzwert für Feinstaub (PM10) seit 2015 eingehalten wird. Nicht nur die Maßnahmen zur Luftreinhaltung, sondern auch die meteorologischen Bedingungen mit milden Wintern hätten daran einen Anteil.

Der Abschlussbericht zur „Wirkung der Umweltzone Leipzig auf die Luftqualität“ steht ab sofort für jedermann zum Download bereit.

Studie:
Gunter Löschau, Alfred Wiedensohler, Wolfram Birmili, Fabian Rasch,
Gerald Spindler, Konrad Müller, Andrea Hausmann, Uwe Wolf, Werner Sommer, Mario Anhalt, Volker Dietz, Hartmut Herrmann, Uwe Böhme, Horst-Günter Kath und Holm Kühne (2017): Umweltzone Leipzig – Abschlussbericht.
https://lsnq.de/UZLeipzigAbschluss

Ansprechpartner:
TROPOS
Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (TROPOS)
Prof. Alfred Wiedensohler, Leiter Abteilung Experimentelle Aerosol- und Wolkenmikrophysik
Tel. +49-341-2717-7062
http://www.tropos.de/institut/ueber-uns/mitarbeitende/alfred-wiedensohler/
und
Tilo Arnhold, Öffentlichkeitsarbeit
Tel. +49-341-2717-7189
http://www.tropos.de/aktuelles/pressemitteilungen/

LfULG
Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG)
Pressesprecherin
Karin Bernhardt
Tel. +49-351-2612-900, Mobil: +49-1703813256
karin.bernhardt@smul.sachsen.de

Stadt Leipzig
Referat Kommunikation
Tel.: 0341 123-2040 Fax: 0341 123-2045
kommunikation@leipzig.de

Weitere Links:
Saubere Luft – (k)eine Selbstverständlichkeit! – Themenportal des LfULG zur Luftqualität in Sachsen:
https://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/luft/index.asp
Luftqualität in Sachsen – Jahresbericht 2016
https://publikationen.sachsen.de/bdb/artikel/11388
Statuskolloquium Luft 2017 des LfULG:
https://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/luft/45647.htm
Die Luft, die wir atmen
https://www.tropos.de/entdecken/gut-zu-wissen/jahr-der-luft-2013/
Umweltzone in Leipzig
https://www.tropos.de/entdecken/gut-zu-wissen/umweltzone-in-leipzig/

Weitere wissenschaftliche Publikationen zur Umweltzone Leipzig:
Birmili, W.; Weinhold, K.; Merkel, M.; Rasch, F.; Sonntag, A.; Wiedensohler, A.; Bastian, S.; Schladitz, A.; Löschau, G.; Cyrys, J.; Pitz, M.; Gu, J.; Kusch, T.; Flentje, H.; Quass, U.; Kaminski, H.; Kuhlbusch, T. A. J.; Meinhardt, F.; Schwerin, A.; Bath, O.; Ries, L.; Wirtz, K. & Fiebig, M. (2015): Long-term observations of tropospheric particle number size distributions and equivalent black carbon mass concentrations in the German Ultrafine Aerosol Network (GUAN), Earth Syst. Sci. Data, 8, 355-382, doi:10.5194/essd-8-355-2016, 2016. http://www.earth-syst-sci-data.net/8/355/2016/

Ma, N.; Birmili, W.; Rasch, F.; Weinhold, K.; Merkel, M.; Sun, J.; Löschau, G.; Spindler, G.; Anhalt, M.; Wiedensohler, A. (2017): Effects of the Low Emission Zone on the Black Carbon Mass Concentration and Particle Number Size Distribution: A Case Study for the City Leipzig, Germany. To be submitted to Atmospheric Environment

Rasch, F.; Birmili, W.; Weinhold, K.; Nordmann, S.; Sonntag, A.; Spindler, G.; Herrmann, H.; Wiedensohler, A.; Löschau, G.: Signifikante Minderung von Ruß und Anzahl ultrafeiner Partikel in der Außenluft als Folge der Umweltzone in Leipzig. Gefahrstoffe – Reinhaltung der Luft 73 (2013) Nr. 11/12, S. 483-489

Das Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (TROPOS) ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft, die 91 selbständige Forschungseinrichtungen verbindet. Ihre Ausrichtung reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Raum- und Sozialwissenschaften bis zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute widmen sich gesellschaftlich, ökonomisch und ökologisch relevanten Fragen.
Sie betreiben erkenntnis- und anwendungsorientierte Forschung, auch in den übergreifenden Leibniz-Forschungsverbünden, sind oder unterhalten wissenschaftliche Infrastrukturen und bieten forschungsbasierte Dienstleistungen an. Die Leibniz-Gemeinschaft setzt Schwerpunkte im Wissenstransfer, vor allem mit den Leibniz-Forschungsmuseen. Sie berät und informiert Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Öffentlichkeit.
Leibniz-Einrichtungen pflegen enge Kooperationen mit den Hochschulen – u.a. in Form der Leibniz-WissenschaftsCampi, mit der Industrie und anderen Partnern im In- und Ausland. Sie unterliegen einem transparenten und unabhängigen Begutachtungsverfahren. Aufgrund ihrer gesamtstaatlichen Bedeutung fördern Bund und Länder die Institute der Leibniz-Gemeinschaft gemeinsam. Die Leibniz-Institute beschäftigen rund 18.700 Personen, darunter 9.500 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Der Gesamtetat der Institute liegt bei mehr als 1,8 Milliarden Euro. http://www.tropos.de

Weitere Informationen:
http://www.tropos.de/aktuelles/pressemitteilungen/details/umweltzone-senkt-gesun…

Anhang
Umweltzone Leipzig – Abschlussbericht
https://idw-online.de/de/attachment62168

Quelle: idw

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Aquakultur: Neues Verfahren spürt Umweltbelastungen durch Lachsfarmen schneller auf

Melanie Löw Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Technische Universität Kaiserslautern

Um den Bedarf an Lachs zu decken, gibt es unter anderem an den Küsten Skandinaviens und Schottlands viele Lachsfarmen. Für sie gelten strenge Umweltauflagen. Die Farmer müssen überprüfen, wie die Fischzucht das Ökosystem beeinflusst. Dazu analysieren sie, welche Tiere wie Krebse und Würmer auf dem Meeresboden vorkommen. Doch dies ist zeitaufwendig und teuer. An einem schnellen und effizienteren Verfahren arbeiten Forscher der Technischen Universität Kaiserslautern (TUK). Sie nutzen die DNA von Kleinstlebewesen. Damit lassen sich Veränderungen genauer charakterisieren, als dies bislang der Fall war. Die Studie wurde in der renommierten Fachzeitschrift „Ecological Indicators“ veröffentlicht.

Rund 14 Kilogramm Fisch isst jeder Deutsche im Schnitt pro Jahr – besonders häufig kommt dabei Lachs auf den Tisch. Mit mehr als 1,2 Millionen Tonnen jährlich zählt Norwegen zu den größten Lachs-Produzenten weltweit. In großen Käfigen vor der Küste werden die Fische circa zwei Jahre lang aufgezogen. Dabei beeinflussen Futterreste und Ausscheidungen der Fische das Ökosystem im Wasser und auf dem Meeresboden: Bakterien bauen diese Stoffe ab und verbrauchen dabei Sauerstoff. In der Folge kann der Sauerstoffgehalt derart sinken, dass viele Tiere wie Würmer, Krebse oder Seeigel absterben.

Deshalb haben die Umweltbehörden den Lachsfarmen strenge Auflagen auferlegt. „Der Wasseraustausch durch Meeresströmung muss groß genug sein, um die Fische mit Sauerstoff zu versorgen und möglichst viele Abfallstoffe abzutransportieren“, sagt Professor Dr. Thorsten Stoeck, der an der TUK zur Ökologie forscht. „Auch darf es nur unmittelbar unterhalb der Farmen zu einer massiven Veränderung des Ökosystems kommen.“

Um zu überprüfen, wie sich Flora und Fauna auf dem Meeresboden verändern, müssen die Farmer Proben vom Meeresboden entnehmen. „Anhand der vorhandenen Lebewesen kann man sehen, wie es zum Beispiel um die Gesundheit des Meeresbodens bestellt ist. Die Tiere dienen als Indikatoren“, fährt der Professor fort. Allerdings ist dieser Prozess teuer und sehr aufwendig; es dauert nicht selten bis zu einem halbes Jahr, bis Ergebnisse vorliegen. Zu lange, um Maßnahmen zu ergreifen, wenn das Ökosystem zu stark belastet ist.

Ein einfaches, schnelleres und kostengünstigeres Verfahren entwickelt derzeit das Team um Stoeck in seinem Labor auf dem Kaiserslauterer Campus. Die Forscher erhalten die Proben von den Farmen und isolieren Kleinstlebewesen, zum Beispiel Wimperntierchen, auch Ciliaten genannt. Für ihre Methode nutzen die Wissenschaftler deren DNA. „Ihr genetisches Material ist wie ein Fingerabdruck, der nur einer Person zugeordnet werden kann“, sagt der Ökologe. „Ergebnisse liegen hierbei bereits nach rund einer Woche vor.“ Mithilfe der Tierchen ist es zudem möglich, eine genauere Aussage zum Grad der Verschmutzung zu treffen, als dies ist mit der herkömmlichen Methode der Fall ist. „Viele Krebse und Würmer sterben ab, wenn die Sauerstoffkonzentration im Wasser sinkt“, sagt Stoeck. „Mikroben sind hier wesentlich resistenter. Sie kommen besser mit Verschmutzungen und Schadstoff-Belastungen zurecht und passen sich schneller an sich verändernde Bedingungen an.“

Ziel des Projekts ist es, eine Datenbank aufzubauen, bei der DNA-Fingerabdrücke der verschiedenen Kleinstlebewesen hinterlegt sind. „Damit werden wir sogenannte DNA-Barcodes erstellen ähnlich wie bei den Barcodes für Lebensmittel im Supermarkt“, sagt Stoeck weiter, der mit seinem Team weltweit Sedimentproben von verschiedenen Fischfarmen entnehmen wird. „Anhand derer können die Farmer schnell erkennen, wie es um die Gesundheit des Ökosystems bestellt ist.“

Langfristig könnten Farmer zum Beispiel einen DNA-Chip nutzen, mit dessen Hilfe sich die Sedimentproben direkt vor Ort analysieren ließen. Der angezeigte Barcode gibt ihnen dann zeitnah Aufschluss über den Zustand des Meeres. So könnten die Farmer auch schneller auf Probleme reagieren. Derzeit untersuchen sie die vorherrschenden Umweltbedingungen nur, bevor die Fische in die Käfige gesetzt werden und nachdem sie „abgeerntet“ worden sind.

Das Projekt wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanziell gefördert. Die Kaiserslauterer Forscher arbeiten hierbei eng mit Kollegen der Universität Genf sowie norwegischen und schottischen Lachsfarmen zusammen. Die Ergebnisse ihrer Arbeit sind jetzt in der Studie „Metabarcording of benthic ciliate communities shows high potential for environmental monitoring in salmon aquaculture“ in der renommierten Fachzeitschrift „Ecological Indicators“ erschienen.
DOI: http://dx.doi.org/10.1016/j.ecolind.2017.10.041

Fragen beantwortet:
Prof. Dr. Thorsten Stoeck
Fachgebiet Ökologie
Tel.: 0631 205-2502
E-Mail: stoeck@rhrk.uni-kl.de

Quelle: idw

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Konzept der Universität Rostock zur Ölhavarie-Bekämpfung erfolgreich auf der Warnow erprobt

Ingrid Rieck Presse- und Kommunikationsstelle
Universität Rostock

Die Wissenschaftler um Professor Fokke Saathoff von der Professur Geotechnik und Küstenwasserbau forschen unter anderem zum Küsten-und Hochwasserschutz. Dazu gehört seit 2011 auch die Ölhavarie-Bekämpfung auf See.

Aktuell arbeiten die Wissenschaftler im Forschungsprojekt SBOIL (South Baltic Oil Spill Response) an der Verbesserung der Ölhavarie-Vorsorge im südlichen Ostseeraum. Das Projektkonsortium besteht aus drei Partnern (Universität Rostock, Maritime Universität Stettin und World Maritime University Malmö) sowie weiteren neun assoziierten Partnern. Das Projekt verfügt über ein Budget von etwa 1,2 Millionen Euro.

Erst kürzlich wurde eine Ölwehrübung auf der Warnow durchgeführt. Das Rostocker Amt für Umweltschutz und das Brandschutz- und Rettungsamt waren als zuständige Behörden für die Ölhavarie-Bekämpfung auf der Warnow dabei. Im Übungsszenario ging man davon aus, dass es im Stadthafen zum Austritt einer unbestimmten Menge von Rohöl beziehungsweise Schiffsdiesel gekommen ist.

Das Rostocker Amt für Umweltschutz entscheidet, dass biogene Bindemittel eingesetzt werden, um die Verschmutzung zu bekämpfen. Dafür ist der Lehrstuhl von Professor Fokke Saathoff mit seinem Team genau der richtige Partner. Denn: Im Vorgänger-Projekt „BIOBIND“ wurde ein luftgestütztes Ölhavarie-Bekämpfungssystem auf Basis biogener Ölbinder entwickelt.

Die Binder wurden per Schiff zeitnah am Ursprungsort der angenommenen Verschmutzung sowie auf zugänglichen Flecken des Gewässers ausgebracht. Auf Höhe der ehemaligen Neptunwerft knickt die Warnow nach Norden ab. An der Westseite des Flusses wurde die speziell dafür entwickelte Netzsperre ausgelegt und mit einer Seite an der Kaikante befestigt. Durch die Strömung wurden die mittlerweile ölgesättigten Binder in das offene Netz getrieben.

Nach Einschätzung von Uwe Badrow vom Amt für Umweltschutz der Hansestadt- und Universitätsstadt Rostock wurde das Ziel dieser Erprobung erreicht. „Die Technik der Uni-Forscher ist geeignet, ölgetränkte Bindemittel von Fließgewässern aufzunehmen und schwimmende Ölbinder von relativ ruhigen Gewässern im Schleppzug abzufischen, sagt Badrow.

Zum Schluss der Übung, also als der Strom der Binder beendet und das Netz gefüllt war, wurde der Netzsack am Ende der Netzsperre mit einem Kran an Land gehoben und in einen flüssigkeitsdichten Container geladen. Das geborgene Bindemittel wurde thermisch entsorgt. Die Netzsperre wurde nach der Entnahme gereinigt und für den nächsten Einsatz vorbereitet.
„Während der Übung ging es ausschließlich um die Handhabung der Netzsperre“, sagt Doktorand Marcus Siewert. „Wir konnten zeigen, dass die vorgeschlagene Technologie zur Bekämpfung von Ölhavarien auf der Unterwarnow mit überschaubarem Material- und Personalbedarf einsetzbar ist“, kommentiert Professor Saathoff.

Das Amt für Umweltschutz ist assoziierter Projektpartner und will die weiteren Entwicklungen des Projektes genau verfolgen. Inzwischen ist die Sperre nach Stettin transportiert worden. Dort wird sie in einen umgebauten 20-Fuß-Seecontainer verladen, um den zukünftigen Einsatz weiter zu vereinfachen. Für das Jahr 2018 sind weitere Übungen mit der polnischen Seenotrettung und der schwedischen Küstenwache geplant. Text: WOLFGANG THIEL

Kontakt:
Universität Rostock
Agrar- und Umweltwissenschaftliche Fakultät
Prof. Dr.-Ing. Fokke Saathoff
Tel.: +49(0)381 498 3700
Fax: +49(0)381 498 3702
Mail: fokke.saathoff@uni-rostock.de

Quelle: idw

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Jobticket nach Europa

Andreas Pieper Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB)

Europass Zeugniserläuterungen jetzt auch für Fortbildungen

Auch Fortbildungsabschlüsse werden jetzt europaweit transparent. Von A wie Abwassermeister/-in bis Z wie Zweirad-Servicetechniker/-in liegen nun Europass-Zeugniserläuterungen auch für Fortbildungsberufe vor. Dies ergänzt und erweitert das bisherige Spektrum des Europasses. Die Zeugniserläuterungen liefern eine Kurzbeschreibung der in der Fortbildung erworbenen Kenntnisse, Fertigkeiten und Kompetenzen und ergänzen das Fortbildungszertifikat.

Das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) und das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) haben die Zeugniserläuterungen für duale Ausbildungsberufe nach Beratung mit den Ländern und Sozialpartnern gemeinsam entwickelt.

Europa steht für Vielfalt – auch hinsichtlich Bildungssystemen, Ausbildungs- und Studiengängen. Mit dem Europass haben die EU-Mitgliedstaaten 2005 ein Instrument geschaffen, das Abschlüsse vergleichbar macht und mit dem Bürgerinnen und Bürger ihre Qualifikationen europaweit verständlich darstellen können. Mit der Erweiterung auf die Fortbildungsberufe werden jetzt insgesamt mehr und auch spezialisierte Berufsbilder erfasst: Neben den klassischen Abschlüssen sind so auch jene Qualifikationen vergleichbar, die als fachbezogener Zusatz zur Ausbildung erworben wurden und das individuelle Know-how weiter vertiefen.

Wer sich also zum Beispiel als Aus- und Weiterbildungspädagoge, IT-Berater/-in oder Tourismusfachwirt/-in im europäischen Ausland bewerben möchte, sollte einen Blick in die passenden Zeugniserläuterungen werfen. Gleiches gilt für jene, die sich einen Überblick über mögliche Fortbildungsberufe verschaffen wollen. Aktuell sind bereits mehr als 70 Zeugniserläuterungen für Fortbildungsberufe online abrufbar, längerfristig sollen es rund 120 sein.

Der Europass unterstützt das grenzüberschreitende Lernen und Arbeiten in Europa und besteht aus fünf Dokumenten: dem Europass Lebenslauf, dem Europass Sprachenpass, dem Europass Mobilität, den Europass Zeugniserläuterungen und dem Europass Diploma Supplement. Die Europass Zeugniserläuterungen erleichtern es Dritten – insbesondere im internationalen Bereich – zu verstehen, was ein im Zeugnis ausgewiesener Abschluss hinsichtlich der beruflichen Qualifikationen und Kompetenzen bedeutet. Sie beschreiben kompakt den Ausbildungsweg, das Kompetenzprofil einer Qualifikation sowie mögliche Berufsfelder und Zugangsberechtigungen zur nächsten Ausbildungsstufe. Mit diesen wichtigen Informationen und Orientierungshilfen fördern sie die Anerkennung des berufsbildenden Abschlusses im Ausland und unterstützen beim Einstieg in den europäischen Arbeitsmarkt. Sie werden somit zu einem „Jobticket nach Europa“.

Weitere Informationen zum Europass und seinen Dokumenten unter http://www.europass-info.de.

Die Europass Zeugniserläuterungen für duale Aus- und Fortbildungsberufe stellt das BIBB auf Deutsch, Englisch und Französisch zum Download zur Verfügung unter http://www.bibb.de/zeugniserlaeuterungen

Für die Erstellung der Europass Zeugniserläuterungen für landesrechtlich geregelte Berufsausbildungs- und Weiterbildungsabschlüsse sind die Kultusminister der Länder und das Sekretariat der Kultusministerkonferenz zuständig. Die dort verfügbaren Zeugniserläuterungen sind auf Deutsch, Englisch und Französisch unter http://www.kmk.org/themen/berufliche-schulen/schulische-berufsausbildung/europass-zeugniserlaeuterungen.html einzusehen.

Ansprechpartner für Fragen zum Europass ist das Nationale Europass Center (NEC), das in der Nationalen Agentur Bildung für Europa (NA) beim BIBB angesiedelt ist.

Ansprechpartnerin in der NA beim BIBB:
Isabel Götte; E-Mail: goette@bibb.de

Quelle: idw

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Studie: Thermische Verwertung unverzichtbar in der Circular Economy

Dipl.-Chem. Iris Kumpmann Abteilung Public Relations
Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT

Langfristig wird die thermische Abfallbehandlung relevante Beiträge zur Ressourcenschonung und zum Klimaschutz leisten und stoffliche Recyclingverfahren auch in einer zirkularen Wirt-schaft sinnvoll ergänzen. Das zeigt eine Studie zur Rolle der thermischen Verwertung in einer zirkularen Wirtschaft, die Fraunhofer UMSICHT im Auftrag der AGR Abfallentsorgungs-Gesellschaft Ruhrgebiet mbH erstellt hat. Die Studie wurde am 5. Dezember im Rahmen eines Expertenforums vorgestellt und steht zum kostenfreien Download bereit.

Geht es nach der Vision des zirkulären Wirtschaftens, gibt es in Zukunft kaum Abfälle. Bei der im Fachjargon Circular Economy genannten Wirtschaftsweise sollen Waren/Stoffe künftig abfall- und emissionsfrei so lange wie möglich im Kreislauf geführt werden. Wiederverwendung, Weiternutzung und konsequentes Recycling sollen dazu führen, dass idealerweise zukünftig keine Abfälle mehr anfallen. Reststoffe sind dann durchweg Sekundärrohstoffe für weitere Prozesse. Doch noch gehen Vision und Realität nicht zusammen, so das Resümee der Experten aus der Abfallwirtschaft, die am 5. Dezember bei Fraunhofer UMSICHT in Oberhausen zusammen kamen.

Circular Economy noch nicht in Sichtweite
Das Konzept der Circular Economy funktioniert nur, wenn alle Waren stofflich hochwertig zu recyceln und damit kreislauffähig sind. Auf den wesentlichen Anteil der heute produzierten Waren trifft das aber noch nicht zu. Sortenreine Abfälle werden eher stofflich verwertet, während Gemische und Verbundstoffe meist in Verbrennungsanlagen behandelt werden. Stofflich inhomogene Abfallfraktionen ziehen prinzipiell einen hohen Sortieraufwand nach sich, dessen ökologische und ökonomische Notwendigkeit auch vor dem Hintergrund der Vision einer Circular Economy zu rechtfertigen sein muss. »Entscheidend sollten letztlich nicht theoretische Potenziale beim Recycling sein, sondern das, was tatsächlich qualitativ stofflich aufbereitet werden kann«, kommentiert AGR-Geschäftsführer Stephan Kaiser. Hier ist ein cleveres Produktdesign gefordert, das bei der Produktentwicklung bereits die Weichen für ein hochwertiges Recycling stellt.

Potenzial der thermischen Verwertung
»Das Primärziel ist die Emissionsminderung, Inertisierung und Reduktion der Abfallmenge. Dazu dienen die Müllverbrennungsanlagen nach wie vor auch nach 120 Jahren Müllverbrennungsgeschichte«, macht Dr. Ling He vom Umweltbundesamt das Potenzial der thermischen Verwertung deutlich.

»Stoffe, die bedingt durch ihren Verwendungszweck und eine spezifische Produkteigenschaft eine Schadstoffquelle am Ende des Produktlebenszyklus darstellen können, müssen auch in einer zirkulären Wirtschaft einer Behandlung unterzogen werden. Um eine ungewollte Akkumulation von Schadstoffen in späteren Produkten zu vermeiden, sind thermische Abfallbehandlungsanlagen in ihrer Funktion als Schadstoffsenken heute und künftig unverzichtbar«, ergänzt Dr. Markus Hiebel von Fraunhofer UMSICHT, Mitautor der Studie, den Blick auf die Zukunft.

Ein möglichst geringer Energiebedarf bestimmt zudem die Qualität der Circular Economy wesentlich. Auch hier kann die thermische Verwertung punkten, indem sie die je nach Inputmaterial schwankende Energiegehalte in Form von Wärme und Strom nutzt.

Mit Blick auf den aktuellen Stand der Produktentwicklung und des menschlichen Konsums im heutigen Wirtschaftssystem sowie auf das bestehende anthropogene Lager (das Materiallager, das in Gebäuden, Gütern und Infrastruktur steckt), kommt die Studie von Fraunhofer UMSICHT zu dem Schluss, dass die thermische Behandlung von Abfällen langfristig ein unverzichtbarer Baustein der Circular Economy ist.

Weitere Informationen:
https://www.umsicht.fraunhofer.de/content/dam/umsicht/de/dokumente/studien/2017/… Studie MVA Circular Economy
https://www.umsicht.fraunhofer.de/de/presse-medien/2017/thermische-verwertung-ci… Pressemitteilung

Quelle: idw

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Marketing für Hülsenfrüchte

Thomas Richter Öffentlichkeitsarbeit
Georg-August-Universität Göttingen

Kaum ein Land konsumiert so wenig Hülsenfrüchte pro Person wie Deutschland. Dabei sind Erbsen und Bohnen grundsätzlich reich an Proteinen und gesunden Ballaststoffen, und ihr Anbau ist vergleichsweise umweltfreundlich. Forscher der Universität Göttingen wollten nun herausfinden, ob sich die Wertschätzung von Hülsenfrüchten über Werbung mit Gesundheits- und Umweltaspekten erhöhen lässt.

Göttinger Wissenschaftler untersuchen Werbung mit Gesundheits- und Umweltaspekten
(pug) Kaum ein Land konsumiert so wenig Hülsenfrüchte pro Person wie Deutschland. Dabei sind Erbsen und Bohnen grundsätzlich reich an Proteinen und gesunden Ballaststoffen, und ihr Anbau ist vergleichsweise umweltfreundlich. Die Symbiose von Hülsenfrüchten mit Bodenbakterien ermöglicht die Nutzung von Luftstickstoff, einem zentralen Baustein im Pflanzenwachstum. Hülsenfrüchte benötigen daher keinen zusätzlichen Stickstoffdünger. Die Produktion von mineralischem Stickstoffdünger ist sehr energieaufwändig und seine Anwendung kann die Nitratbelastung des Grundwassers erhöhen. Agrarwissenschaftler der Universität Göttingen wollten herausfinden, ob sich die Wertschätzung von Hülsenfrüchten erhöhen lässt, da Nachhaltigkeit mittlerweile für einige Konsumentinnen und Konsumenten eine Rolle spielt. In einer Online-Studie untersuchten sie die Auswirkungen von Werbung mit Gesundheits- und Umweltaspekten für Hülsenfrüchte. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift Sustainability erschienen.

Die Forscherinnen und Forscher organisierten eine experimentelle Auktion, bei der rund 1.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf Hülsenfruchtprodukte bieten konnten. Je nach Untersuchungsgruppe enthielten die Produkte unterschiedliche Werbebotschaften. Dabei boten die Teilnehmenden, die eine Werbebotschaft erhielten, im Durchschnitt mehr als jene, die keinen positiven Aspekt der Produkte aufgezeigt bekamen. „Die Gruppe, die sowohl Umwelt- als auch Gesundheitsaspekte aufgezeigt bekam, zeigte eine deutlich höhere Zahlungsbereitschaft“, erläutert der Erstautor der Studie, Dominic Lemken. Gleichzeitig weisen die Ergebnisse aber auch darauf hin, dass eine große Anzahl von Werbebotschaften zunehmend weniger zusätzliche Überzeugungskraft für den Verbraucher haben kann.

Weitere Analysen zeigen auch Konsumbarrieren und Vermarktungschancen für Hülsenfrüchte auf. „Neue und verbesserte Pflanzensorten könnten die Verdaulichkeit optimieren und damit die Vorbehalte einiger Verbraucher zerstreuen“, so Lemken. Auch eine innovativere Produktgestaltung, beispielsweise für Erbsen, die in der Regel in Dosen verkauft werden, könnte neue Verbrauchersegmente erschließen. In diesem Zusammenhang bringt die Erbse gute Verarbeitungsqualitäten mit, beispielsweise in Form von Nudeln. „Wenn Umweltaspekte stärker in die Produktkommunikation einbezogen und Konsumbarrieren abgebaut werden, könnten Hülsenfrüchte schon bald wieder einen höheren Stellenwert in unserer Ernährung einnehmen“, so das Fazit der Wissenschaftler.

Originalveröffentlichung: Dominic Lemken et al. The Value of Environmental and Health Claims on New Legume Products: A Non-hypothetical Online Auction. Sustainability 2017. Doi: 10.3390/su9081340.

Kontakt:
Dominic Lemken
Georg-August-Universität Göttingen
Fakultät für Agrarwissenschaften
Marketing für Lebensmittel und Agrarprodukte
Platz der Göttinger Sieben 5, 37073 Göttingen
Telefon (0551) 39-10713
E-Mail: dlemken@gwdg.de

Weitere Informationen:
http://www.uni-goettingen.de/de/490194.html

Quelle: idw

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Bionischer Filter zur Trennung von Mikroplastik

Dipl.-Chem. Iris Kumpmann Abteilung Public Relations
Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT

Der steigende Kunststoffverbrauch und Verluste von Abfall gehen zunehmend mit einer Umweltbelastung durch Mikroplastik einher. In ihrer Masterarbeit hat Leandra Hamann deshalb Lösungen entwickelt, um die Abwasserbelastung durch Kunststoffpartikel kleiner als 5 mm mit bionischen Filtern zu reduzieren. Für diese praxisorientierte Lösung wurde die UMSICHT-Mitarbeiterin am 5. Dezember mit dem Alfred-Kärcher-Förderpreis ausgezeichnet.

Mikroplastik entsteht durch den Zerfall von Kunststoffprodukten und gelangt meist über das Abwasser in die Umwelt. Um diese Einträge zu reduzieren, sind neben regulatorischen und strategischen Maßnahmen vor allem technische Innovationen unabdingbar. Im Rahmen ihrer Masterarbeit hat Leandra Hamann, die bei Fraunhofer UMSICHT in der Abteilung Nachhaltigkeits- und Ressourcenmanagement arbeitet, eine Lösungsidee für dieses Problem entwickelt.

Orientiert hat sich Hamann dafür an Vorbildern in der Natur (Bionik). Sogenannte Suspensionsfresser besitzen Filtersysteme für die Nahrungsaufnahme von im Wasser schwebenden Partikeln nutzen, wie beispielsweise Schwämme, Wasserflöhe oder Krill. Insgesamt wurden 24 Organismen analysiert und bewertet, um ihr Potential für eine bionische Anwendung zu identifizieren. Entdeckt wurden dabei Mechanismen, Strukturen, Formen und Materialien, die erste innovative Lösungen für einen technischen Filter bieten. Darauf aufbauend Hamann schließlich in einer Fallstudie zur Waschmaschine eine Übertragung erstmal theoretisch getestet, um die Emission von Mikroplastikfasern synthetischer Textilien in den Waschmaschinenabfluss zu verhindern. Für ihre Masterarbeit »A Biomimetic Approach for Separating Microplastics from Water« ist die junge Forscherin nun mit dem Alfred-Kärcher-Förderpreis ausgezeichnet worden.

Innovationspotential in der Natur
Leandra Hamann studierte Biologie mit dem Schwerpunkt Bionik und hat in ihrer Abschlussarbeit nicht nur biologische Erkenntnisse und technische Anwendungen mit einer höchst aktuellen Umweltproblematik verknüpft. Auch der von ihr gewählte Anwendungsfall Waschmaschine stellt ein relevantes Einsatzgebiet von Filtertechnologien zur Vermeidung von Mikroplastik dar. Denn Textilfasern bilden mit einem geschätzten Anteil von 250 Tonnen pro Jahr in Deutschland einen großen Anteil der gesamten Mikroplastik-Emissionen. »Es ist schön, dass meine Masterarbeit durch die Auszeichnung noch einmal Anerkennung findet«, sagt Hamann, die den Alfred-Kärcher-Preis und das damit verbundene Preisgeld in Höhe von 1500 € am 5. Dezember 2017 im Kärcher Hauptquartier in Winnenden entgegengenommen hat. »Vor allem freue ich mich aber, dass die Förderer erkannt haben, welches Innovationspotential zur Entwicklung von Reinigungstechno-logien in biologischen Vorbildern steckt, die dazu beitragen, die Umwelt zu schützen.«

Dem Thema Mikroplastik widmet sich Leandra Hamann auch nach ihrem Studium weiterhin, nun als wissenschaftliche Mitarbeiterin bei Fraunhofer UMSICHT. Ihre Masterarbeit und vor allem die Ideen zur Entwicklung eines bionischen Waschmaschinenfilters waren dabei schon Grundlage eines weiterführenden Forschungsprojekts. Über die Projektarbeit hinaus engagiert sich die Wissenschaftlerin in diversen Gesprächsrunden zum Thema. Außerdem hat sie an der Konzeption des Positionspapiers »Mikroplastik« mitgewirkt. Ihre Abschlussarbeit wurde bereits auf dem Bionik-Kongress 2016 in Bremen präsentiert und im Rahmen der Wissensnacht Ruhr ausgezeichnet und ausgestellt.

Über den Preis
Der Alfred Kärcher-Förderpreis honoriert wissenschaftliche Arbeiten, die einen herausragenden Fortschritt auf dem Gebiet der Reinigungstechnik darstellen. Gefördert werden praxisorientierte Lösungen zur Mechanisierung und Automation von manuellen Reinigungstätigkeiten, zur Hygiene sowie zur Pflege und Reinhaltung der Umwelt.

Weitere Informationen:

https://www.umsicht.fraunhofer.de/de/nachhaltigkeit/ag-nachhaltigkeit/positionsp…
https://www.umsicht.fraunhofer.de/content/dam/umsicht/de/dokumente/positionspapi…

Quelle: idw

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Rosige Zeiten für die Meeresforschung: SFB „Roseobacter“ wird weitere vier Jahre gefördert

Christian Engel Stabstelle Presse und Kommunikation
Leibniz-Institut DSMZ-Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen GmbH

Der Senat der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) hat grünes Licht für die dritte Projektphase des transregionalen Sonderforschungsbereichs „Roseobacter“ gegeben. Damit stehen von 2018 bis 2022 weitere 9,7 Millionen Euro für Spitzenforschung im Bereich der marinen Mikrobiologie bereit. Das Leibniz-Institut DSMZ, die Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen GmbH, ist für drei der insgesamt 22 Teilprojekte verantwortlich und erhält dafür in der nächsten Förderperiode 1,21 Millionen Euro. Im Mittelpunkt des Sonderforschungsbereichs stehen die Meeresbakterien der Roseobacter-Gruppe, die durch Photosynthese-Pigmente auffallend rosa-rot gefärbt sein können.

Braunschweig – Der Senat der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) hat in seiner Sitzung am 24. November grünes Licht für die dritte Projektphase des transregionalen Sonderforschungsbereichs „Roseobacter“ gegeben. Damit stehen von 2018 bis 2022 weitere 9,7 Millionen Euro für Spitzenforschung im Bereich der marinen Mikrobiologie bereit. Im Sonderforschungsbereich haben sich mehrere Universitäten und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen Norddeutschlands zusammengeschlossen. Das Leibniz-Institut DSMZ, die Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen GmbH, ist für drei der insgesamt 22 Teilprojekte verantwortlich und erhält dafür in der nächsten Förderperiode 1,21 Millionen Euro, wie die DFG jetzt mitteilte.

Der Entscheidung war eine intensive Evaluierung der bisherigen Leistungen dieses und weiterer Sonderforschungsbereiche vorausgegangen. Nur exzellent bewertete Forschung hatte die Chance, fortgeführt zu werden. Insgesamt werden nun etwa 80 Prozent der bisherigen Großprojekte weiter gefördert. „Wir freuen uns, dass wir uns gegen starke Konkurrenz durchsetzen konnten“, sagt DSMZ-Geschäftsführer Professor Jörg Overmann. „Das ist ein gemeinsamer Erfolg aller Partner im Sonderforschungsbereich und verdeutlicht einmal mehr die wissenschaftliche Leistungsfähigkeit unseres Instituts.“

Im Mittelpunkt des Sonderforschungsbereichs stehen die Meeresbakterien der Roseobacter-Gruppe, die durch Photosynthese-Pigmente auffallend rosa-rot gefärbt sein können. Roseobacter-Bakterien sind in den Ozeanen dieser Erde weit verbreitet und werden – von den Tropen bis hin zu den Polargebieten – in allen Klimazonen angetroffen.

Ziel ist es, die evolutiven, genetischen und physiologischen Prinzipien zu verstehen, die die Roseobacter-Gruppe so erfolgreich machen. Während in den ersten beiden Phasen des Projekts die Modellorganismen Dinoroseobacter shibae und Phaeobacter inhibens im Mittelpunkt der Analysen standen, liegt der Schwerpunkt in der dritten Phase darauf, deren Wechselwirkungen mit Meeresalgen im Detail zu verstehen. Neben Untersuchungen mit der Kieselalge Thalassiosira rotula, deren jährliche Algenblüte in der Nordsee einen entscheidenden Einfluss auf die Produktivität des Ökosystems hat, stellt die komplette Entschlüsselung des Genoms des toxischen Dinoflagellaten Prorocentrum minimum aufgrund der enormen Größe eine besondere Herausforderung dar.

Die drei an der DSMZ bearbeiteten Projekte befassen sich mit der Ökologie und Evolution der Roseobacter-Gruppe.
– Prof. Dr. Jörg Overmann und Dr. Heike Freese erforschen die Evolutionsmechanismen und Anpassungen, die zur Vielfalt und dem Erfolg der Bakteriengruppe im Ozean geführt haben.
– PD Dr. Jörn Petersen und Dr. Silke Pradella erforschen die Funktion von Plasmiden. Diese in der Roseobacter-Gruppe weitverbreiteten extrachromosomalen Träger der Erbinformation vermitteln den Austausch von Genen über die Artgrenze hinaus.
– PD Dr. Markus Göker und sein Team untersuchen die Merkmalsevolution der gesamten Roseobacter-Gruppe und erarbeiten dazu auch einen zuverlässigen, auf Genomdaten basierenden Stammbaum.

Im Sonderforschungsbereich Transregio 51 „Ökologie, Physiologie und Molekularbiologie der Roseobacter-Gruppe: Aufbruch zu einem systembiologischen Verständnis einer global wichtigen Gruppe mariner Bakterien“ arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Leibniz-Instituts DSMZ, der TU Braunschweig, dem Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung, dem Genomlabor der Universität Göttingen, dem Kekulé-Institut für Organische Chemie und Biochemie der Universität Bonn und der Universität Oldenburg zusammen. Sprecherhochschule ist die Universität Oldenburg und Sprecher Professor Meinhard Simon aus deren Institut für Chemie und Biologie des Meeres. Der Sonderforschungsbereich startete im Jahr 2010. Mit der nun beginnenden dritten Projektphase wird das Vorhaben für insgesamt 12 Jahre gefördert.

Über das Leibniz-Institut DSMZ
Das Leibniz-Institut DSMZ – Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen GmbH ist eine Einrichtung der Leibniz-Gemeinschaft und mit seinen umfangreichen wissenschaftlichen Services und einem breiten Spektrum an biologischen Materialien seit Jahrzehnten weltweiter Partner für Forschung und Industrie. Als einem der größten biologischen Ressourcenzentren seiner Art wurde der DSMZ die Übereinstimmung mit dem weltweit gültigen Qualitätsstandard ISO 9001:2008 bestätigt. Als Patenthinterlegungsstelle bietet die DSMZ die bundesweit einzigartige Möglichkeit, biologisches Material nach den Anforderungen des Budapester Vertrags aufzunehmen. Neben dem wissenschaftlichen Service bildet die sammlungsbezogene Forschung das zweite Standbein der DSMZ. Die Sammlung mit Sitz in Braunschweig existiert seit 48 Jahren und beherbergt mehr als 56.000 Kulturen und Biomaterialien. Die DSMZ ist die vielfältigste Sammlung weltweit: Neben Pilzen, Hefen, Bakterien und Archaea werden dort auch menschliche und tierische Zellkulturen sowie Pflanzenviren und pflanzliche Zellkulturen erforscht und archiviert. www.dsmz.de

Über die Leibniz Gemeinschaft
Die Leibniz-Gemeinschaft verbindet 91 selbständige Forschungseinrichtungen. Ihre Ausrichtung reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Raum- und Sozialwissenschaften bis zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute widmen sich gesellschaftlich, ökonomisch und ökologisch relevanten Fragen. Sie betreiben erkenntnis- und anwendungsorientierte Forschung, auch in den übergreifenden Leibniz-Forschungsverbünden, sind oder unterhalten wissenschaftliche Infrastrukturen und bieten forschungsbasierte Dienstleistungen an. Die Leibniz-Gemeinschaft setzt Schwerpunkte im Wissenstransfer, vor allem mit den Leibniz-Forschungsmuseen. Sie berät und informiert Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Leibniz-Einrichtungen pflegen enge Kooperationen mit den Hochschulen – u.a. in Form der Leibniz-WissenschaftsCampi, mit der Industrie und anderen Partnern im In- und Ausland. Sie unterliegen einem transparenten und unabhängigen Begutachtungsverfahren. Aufgrund ihrer gesamtstaatlichen Bedeutung fördern Bund und Länder die Institute der Leibniz-Gemeinschaft gemeinsam. Die Leibniz-Institute beschäftigen rund 18.600 Personen, darunter 9.500 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Der Gesamtetat der Institute liegt bei mehr als 1,7 Milliarden Euro.

Weitere Informationen:
http://www.roseobacter.de Homepage des Sonderforschungsbereichs

Quelle: idw

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Spektakuläre Filmaufnahmen vom Oberrhein online

Sabine Johnson Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Bundesanstalt für Wasserbau (BAW)

BAW-Film vom Karlsruher Wissenschaftsfestival EFFEKTE 2017 auf YouTube.
Die Bundesanstalt für Wasserbau (BAW) macht heute ihren Film über den Oberrhein, der als Beitrag für das diesjährige Karlsruher Wissenschaftsfestivals EFFEKTE entstanden ist, über die Videoplattform YouTube einem größeren Publikum zugänglich.

Unter dem Titel „Der Oberrhein – Lebensader vor den Toren Karlsruhes“ ist der Film ab sofort für die Bevölkerung in der Region und andere Interessierte auf dem BAW-eigenen YouTube-Kanal zu finden. Mit dem Hochladen des Films reagiert die BAW auf die vielen Nachfragen hinsichtlich der Verfügbarkeit des Films und die überwältigende Resonanz der Filmaufführungen während des Wissenschaftsfestivals und der Karlsruher Museumsnacht (KAMUNA). „Eine Plattform wie YouTube macht es möglich, dass wir mit unserem Film über die Veranstaltungen hinaus eine breitere Öffentlichkeit in den Blick nehmen. Wir möchten auf diesem Weg diejenigen erreichen, die beim Wissenschaftsfestival oder bei der KAMUNA keine Gelegenheit hatten, den Film zu sehen. Gleichzeitig hoffen wir natürlich auf ein neues interessiertes Publikum, das wir für die Faszination Oberrhein aus Sicht des Wasserbaus gewinnen können“, sagt der Leiter der Bundesanstalt für Wasserbau, Prof. Dr.-Ing. Christoph Heinzelmann, beim heutigen Filmstart.

„Atemberaubende Luft- und Landschaftsaufnahmen des Oberrheins zwischen der Staustufe Iffezheim und dem Rheinhafen Karlsruhe“, so lautet der Untertitel des ca. 40-minütigen Films. In drei Etappen begibt sich der Zuschauer auf Entdeckungsreise entlang des Rheins, vorbei an wasserbaulich geprägten Flusslandschaften und unberührter Natur. Der Film bietet aber mehr als außergewöhnliche und überraschende Bilder der regionalen Lebensader vor den Toren von Karlsruhe. Die spektakuläre Reise durch die oberrheinische Wasserwelt wird immer wieder unterbrochen für spannende Einblicke in die Arbeit der BAW als Wissenschaftseinrichtung für den Verkehrswasserbau. Impressionen aus den wasserbaulichen Versuchshallen und Laboren zeigen etwa, wie die Experten Naturuntersuchungen, Experimente und Computersimulationen einsetzen, um den Rhein nachhaltig befahrbar zu machen, Schleusentore vor Korrosionsschäden zu schützen oder wandernden Fischen trotz baulicher Hindernisse das Weiterschwimmen im Rhein zu ermöglichen. „In unserer Funktion als wissenschaftlicher Gutachter und Berater beschäftigen wir uns in diesem Rheinabschnitt intensiv mit Fragestellungen zur Erhaltung und Instandsetzung der Staustufe Iffezheim, zur Optimierung der künstlichen Geschiebezugabe im Unterwasser der Staustufe und zu flussbaulichen Regelungs-maßnahmen. Aber auch fahrdynamische und ökologische Fragen zählen zu unseren Untersuchungsschwerpunkten am Oberrhein“, erklärt Heinzelmann.

Weitere Informationen:
https://youtu.be/AH6smtN07TE

Quelle: idw

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Neu aus dem ÄZQ: Patientenleitlinie „Kreuzschmerz“

Corinna Schaefer M.A. Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin

Bettruhe, Bewegung oder Medikamente – welche Behandlung ist bei Beschwerden im Kreuz die richtige? Was Fachleute derzeit empfehlen, lesen Patientinnen und Patienten in der neuen ÄZQ-Patientenleitlinie „Kreuzschmerz“.

Jeder kennt Kreuzschmerzen. Oft sind sie harmlos und gehen von alleine weg. Die Schmerzen können aber auch länger andauern oder wiederkehren. Das kann belasten und im Alltag einschränken. Gegen die Schmerzen werden viele Behandlungen angeboten: einige helfen, andere nicht.

Die Patientenleitlinie: Aktuelles Wissen verständlich gemacht
Die neue Patientenleitlinie fasst den aktuellen Wissenstand zu Kreuzschmerzen zusammen. Sie hilft beispielsweise zu verstehen, was persönliche und berufliche Probleme mit dauerhaften Kreuzschmerzen zu tun haben. Und Betroffene erfahren auch, warum Bewegung gegen Kreuzschmerzen hilft und Ärztinnen und Ärzte selten röntgen oder eine MRT machen. Außerdem bietet die Patientenleitlinie Informationen zum Umgang mit der Krankheit.

Zusätzlich hat das Ärztliche Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ) zwei sogenannte Kurzinformationen für Patienten überarbeitet. Die zweiseitigen Informationsblätter geben einen Überblick zu plötzlichen und dauerhaften Kreuzschmerzen.

Die Patientenleitlinie und die Kurzinformationen stehen kostenfrei zur Verfügung.

Hintergrund: Das Programm für Nationale VersorgungsLeitlinien (NVL)
Grundlage für die Patientenleitlinie ist die aktuelle Fachleitlinie „Nicht-spezifischer Kreuzschmerz“. Diese hat das ÄZQ zusammen mit einer Expertengruppe im Programm für Nationale VersorgungsLeitlinien erarbeitet. Träger des Programms sind Bundesärztekammer, Kassenärztliche Bundesvereinigung und Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften.

Weitere Informationen:
http://www.patienten-information.de/patientenleitlinien/patientenleitlinien-nvl/… – Patientenleitlinie „Kreuzschmerz“
http://www.patienten-information.de/kurzinformationen/ruecken/akuter-kreuzschmer… – Kurzinformation für Patienten: „Akute Kreuzschmerzen“
http://www.patienten-information.de/kurzinformationen/ruecken/chronischer-kreuzs… – Kurzinformation für Patienten: „Chronische Kreuzschmerzen“
http://www.leitlinien.de/nvl/kreuzschmerz – NVL Nicht-spezifischer Kreuzschmerz

Quelle: idw

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Damit die Energiewende gelingt: Solar-Institut Jülich der FH Aachen baut neuartigen Stromspeicher

Team Pressestelle Presse-, Öffentlichkeitsarbeit und Marketing
FH Aachen

Wenn die Energiewende gelingen soll, muss vor allem ein Problem gelöst werden: die Speicherung von Strom. Das Solar-Institut Jülich (SIJ) der FH Aachen entwickelt gemeinsam mit Partnern aus der Industrie den multifunktionalen thermischen Stromspeicher multiTESS. Kern des neuen Konzeptes ist die Umwandlung von Strom in Wärme – auch Power-to-Heat genannt -, kombiniert mit einem Hochtemperatur-Wärmespeicher, wodurch deutlich niedrigere Speicherkosten als bisher möglich werden. Das Projekt hat ein Gesamtvolumen von rund 3,6 Mio. Euro, wovon das SIJ aus Mitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie knapp 1,8 Mio. Euro erhält.

Das SIJ forscht bereits seit Jahren an Strom- und Wärmespeichern, sie werden unter anderem im Solarturm Jülich erprobt. Im Gegensatz zu den bereits verfügbaren Power-to-Heat-Lösungen, bei denen aus Strom Wärme bei etwa 100 Grad Celsius erzeugt und gespeichert wird, werden bei multiTESS zehnmal höhere Temperaturen erreicht. Der neue Stromspeicher funktioniert dabei ähnlich wie eine Kombination aus Induktionsherd und Fön, wobei ein Luftstrom mit bis zu 1000 Grad erzeugt wird. Der heiße Luftstrom strömt im Anschluss durch einen keramischen Wärmespeicher, wo die Wärme zwischengespeichert wird und bei Bedarf wieder abgerufen werden kann. Durch die hohe Temperatur kann aus Wärme erneut Strom erzeugt werden, was beim herkömmlichen Power-to-Heat-Konzept wegen der niedrigen Temperaturen nicht wirtschaftlich ist. Der multiTESS kann darüber hinaus auch Prozesswärme auf verschiedenen Temperaturniveaus bereitstellen und ist dadurch flexibel einsetzbar, etwa für verschiedene Industrieanwendungen sowie zum Heizen und Kühlen. Dadurch werden Energienutzungsgrade von über 80 Prozent erreicht. Zudem lässt er sich kostengünstig mit einer zusätzlichen Feuerung kombinieren, sodass selbst bei längeren Phasen, in denen kein Solar- oder Windstrom produziert werden kann, die Strom- und Wärmeversorgung gewährleistet ist. Wird die Feuerung dabei mit einem regenerativen Brennstoff (etwa durch Power-to-Gas) betrieben, entsteht mit dem multiTESS quasi der erste Speicher, der niemals versiegt.
Der multifunktionale Stromspeicher multiTESS wird in einem auf drei Jahre angelegten Projekt mit dem Titel „Thermischer Stromspeicher für den Strommarkt 2.0″ auf dem Campus Jülich der FH Aachen Realität. Vom Industriepartner Otto Junker GmbH wird dazu mit Unterstützung der B&S GmbH eine Elektroheizung nach dem Prinzip des Induktionsherds speziell für diese Anwendung entwickelt. Weitere Projektpartner sind die Firma Dürr Systems AG, die den Wärmespeicher entwickelt, und die Kraftanlagen München GmbH, die für die Gesamtanlagenplanung verantwortlich ist. „Nach drei Jahren Vorbereitung freuen wir uns nun, dass wir mit diesem starken Industriekonsortium den Zuschlag erhalten haben und nun endlich loslegen können“, so Prof. Dr. Ulf Herrmann, geschäftsführender Direktor des SIJ und Initiator des Projektes.

Quelle: idw

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Heilung nach Herzinfarkt – Woher die Immunantwort kommt

Luise Dirscherl Stabsstelle Kommunikation und Presse
Ludwig-Maximilians-Universität München

Nach einem Herzinfarkt ist die Heilung nah: Die Immunantwort wird im nahe gelegenen perikardialen Fettgewebe gesteuert, wie eine Studie von LMU-Medizinern zeigt.

Nach einem Herzinfarkt muss das Immunsystem schnell reagieren, um den Heilungsprozess anzuregen. Die entscheidende Stelle, an der es zu einer Aktivierung der Immunreaktion bei einem Herzinfarkt kommt, haben nun Forscher um Sabine Steffens, Professorin für Klinische Pathobiochemie am Institut für Prophylaxe und Epidemiologie der Kreislaufkrankheiten (IPEK) am Klinikum der LMU, identifiziert. Es sind Cluster (Anhäufungen) von Lymphozyten, die sich im sogenannten perikardialen Fettgewebe des Herzbeutels befinden. Darüber berichten die Forscher aktuell im Fachmagazin Circulation.

„Cluster von Lymphozyten sind wichtige Orte für die adaptive Immunantwort und die Entzündungsüberwachung“, erklärt Sabine Steffens. Diese Cluster wurden im Jahr 2015 erstmals an mehreren Stellen im Fettgewebe des Körpers entdeckt. „Sie dienen vermutlich als lokale Überwachungsstellen, damit die Immunantwort möglichst schnell anspringt.“ Das perikardiale Fettgewebe, nahe am Herzmuskel gelegen, hat eine sehr hohe Dichte an Lymphozyten-Clustern. „Nach einem Herzinfarkt wird hier die Immunantwort aktiviert und gesteuert“, fasst Steffens ihr Studienergebnis zusammen. Es werden Lymphozyten aktiviert und Zytokine freigesetzt, die wiederum dafür sorgen, dass weitere Immunzellen, die Neutrophile, zu dem geschädigten Herzmuskel wandern. Sie lösen dort eine Entzündungsredaktion aus, durch die das geschädigte Gewebe von Immunzellen abgebaut wird.

Das Team um Steffens konnte nun erstmals im Mausmodell den Mechanismus aufzeigen, wie die Cluster von Lymphozyten im perikardialen Fettgewebe nach einem Herzinfarkt die Immunantwort steuern und welch entscheidende Rolle sie damit für den Heilungsprozess haben. Zudem haben die Forscher im Rahmen der Studie Daten von Patienten mit und ohne koronare Herzerkrankungen ausgewertet. Bei jenen mit koronaren Herzerkrankungen wurde eine höhere Konzentration von Lymphozyten im perikardialen Fettgewebe nachgewiesen. Die neuen Erkenntnisse sind auch relevant für die therapeutische Behandlung von Herzinfarkten. So könnten Veränderungen im perikardialen Fettgewebe einen Einfluss auf den Heilungsprozess haben.

Publikation:
Michael Horckmans, Mariaelvy Bianchini, Donato Santovito, Remco T. A. Megens, Jean-Yves Springael, Irene Negri, Michele Vacca, Marco Di Eusanio, Antonio Moschetta, Christian Weber, Johan Duchene, Sabine Steffens:
„Pericardial Adipose Tissue Regulates Granulopoiesis, Fibrosis and Cardiac Function After Myocardial Infarction“
In: Circulation 2017
http://circ.ahajournals.org/content/early/2017/11/21/CIRCULATIONAHA.117.028833.a…

Kontakt
Prof. Sabine Steffens
Institut für Prophylaxe und Epidemiologie der Kreislauferkrankungen
Klinikum der LMU
Tel.: +49 (0) 89/4400-54674
E-Mail: sabine.steffens@med.uni-muenchen.de

Quelle: idw

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Intelligentes Wassermanagement für Indiens Städte

Dr. Claudia Vorbeck Presse und Öffentlichkeitsarbeit
Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB

Anfang Oktober fiel der Startschuss für das vom Bundesumweltministerium aus der »Exportinitiative Umwelttechnologien« geförderte Projekt »Smart Water Future India«. Ziel des vom Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB koordinierten Projekts ist es, ein Konzept für das intelligente Wassermanagement der südindischen Millionenstadt Coimbatore zu erarbeiten. Dabei sollen auch Wege aufgezeigt werden, wie die boomenden Metropolen Indiens mithilfe deutscher Wasser- und Abwassertechnologien unterstützt werden können.

Die Wirtschaft Indiens boomt. Damit zieht es die Menschen des großteils noch ländlich geprägten Schwellenlands vermehrt in die wirtschaftlich bedeutsamen Ballungsgebiete. Während 2016 noch rund ein Drittel der 1,31 Milliarden Menschen Indiens in Städten lebte, wird die Stadtbevölkerung bis 2050 um weitere 400 Millionen Menschen wachsen, wie die Vereinten Nationen prognostizieren. Doch der Ausbau der städtischen Infrastruktur im Land mit der zweitgrößten Bevölkerung der Erde hält schon jetzt kaum Schritt mit der rasanten Urbanisierung. Es mangelt an Wohnraum, der öffentliche Nahverkehr ist zu Stoßzeiten hoffnungslos überlastet, das städtische Stromnetz bricht unter der hohen Nachfrage immer häufiger zusammen.

Darüber hinaus sind es vor allem die Wasserversorgung und Abfall- und Abwasserentsorgung, die Indiens Metropolen zu schaffen machen: Vielerorts ist die Versorgung mit Trinkwasser auf ein paar Stunden pro Tag beschränkt, viele Stadtviertel sind noch gar nicht an die Wasserversorgung angeschlossen. Ebenso fehlen in vielen städtischen Gebieten Abwasserkanalisation und Kläranlagen. Abwässer werden daher unbehandelt in Flüsse und Seen eingeleitet, die gleichzeitig Trinkwasser für die kommunale Wasserversorgung liefern.
Mit intelligenten Konzepten zum Water Innovation Hub

Intelligente Lösungen, um die sich rasant entwickelnden Städte lebenswerter, effizienter und umweltfreundlicher zu gestalten, will das vom Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB koordinierte Projekt »Smart Water Future India« erarbeiten, das seit Anfang Oktober vom deutschen Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BUMB) gefördert wird. Am Beispiel der südindischen Millionenstadt Coimbatore, Verkehrsknotenpunkt im Bundesstaat Tamil Nadu, soll ein Konzept für das nachhaltige Wassermanagement einer intelligent vernetzten Stadt entwickelt werden.

Der Kern des neuen Ansatzes liegt darin, die Herausforderungen bei der Stadtentwicklung nicht getrennt nach den herkömmlichen Sektoren zu betrachten. »Vielmehr sollen im Sinne des Nexus Wasser-Energie-Ernährungssicherheit Lösungen für Wasserversor-gung, Energieversorgung und Ernährungssicherheit übergreifend entwickelt und intelligent vernetzt werden, um die Konkurrenz um Ressourcen zu vermindern«, erklärt Dr. Marius Mohr, Wasserexperte am Fraunhofer IGB und Koordinator des Projekts. Für die Bedarfsanalyse lehnt sich das Projekt an die im Rahmen der Fraunhofer-Initiative Morgenstadt entwickelte Methodik des »Morgenstadt City Lab« an, die Mohr bereits in der georgischen Hauptstadt Tiflis erfolgreich angewandt hat.

Konkrete Handlungsempfehlungen sollen den städtischen Entscheidern aufzeigen, wie sie die Situation in Wasserversorgung und Abwasserentsorgung nachhaltig verbessern können. Von den Maßnahmen profitiert schließlich auch die Umwelt – durch reduzierten Verbrauch von Ressourcen und die Entlastung von Grundwasser und Oberflächengewässern.

Gleichzeitig kann das Projekt deutschen Unternehmen der Wasserbranche den Zugang zum gewaltigen indischen Markt der Wasser- und Abwasserwirtschaft erleichtern. Obschon die Studie ergebnisoffen erfolgt und sich allein am Bedarf in Indien orientiert, ist es das Ziel, mit dem Projekt die Weichen für langfristige Partnerschaften deutscher Firmen mit der indischen Wasserbranche zu stellen – auch über das Ende des Vorhabens hinaus. Vor allem kleine und mittelständische Unternehmen der deutschen Wasserbranche können so von dem Netzwerk profitieren, das in Coimbatore einen »Water Innovation Hub« etablieren soll.
Coimbatore – Smart City in Südindien

Mit 1,7 Mio Einwohnern auf 257 Quadratkilometern ist Coimbatore eine der über 50 typischen von der Industrie geprägten Millionenstädte Indiens. In Coimbatore gibt es aktuell etwa 50 000 Haushalte, die nicht an die Wasserinfrastruktur und Stromversorgung angeschlossen sind. Schätzungen zufolge wird die Bevölkerung der südindischen Stadt in den kommenden 30 Jahren um eine weitere Million Menschen wachsen. Die Sicherung der Wasserversorgung und Abwasserentsorgung ist eines der dringendsten Probleme: Auch hier kann die Wasserversorgung nur für ein paar Stunden am Tag aufrecht erhalten werden. Nicht einmal 40 Prozent des Abwassers werden über ein zentrales Kanalisationssystem abgeleitet. Coimbatore ist eine der drei von Deutschland unterstützten »Smart Cities« in Indien (siehe Infokasten).

Projektpartner und Förderung
Das Projekt »Smart Water Future India« wird von Oktober 2017 bis März 2019 im Rahmen der »Exportinitiative Umwelttechnologien« des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) gefördert. Projektpartner neben dem Fraunhofer IGB sind das Stuttgarter Beratungs- und Planungsunternehmen Drees & Sommer Advanced Building Technologies GmbH, das ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung in Frankfurt am Main und die Kölner trAIDe GmbH – Partner für die internationale Geschäftsanbahnung.

100 Smart Cities« und deutsch-indische Zusammenarbeit
Mit dem 2015 ins Leben gerufenen Smart-City-Programm fördert die indische Regierung 100 Städte. Durch neue Technologien und Investitionen in eine durchgehende Wasser- und Stromversorgung, einen funktionierenden öffentlichen Nahverkehr und bessere Bildungsangebote sollen effiziente, nachhaltige und lebenswerte urbane Räume entstehen.

Im Rahmen der deutsch-indischen Zusammenarbeit unterstützt Deutschland drei dieser indischen Städte, darunter Coimbatore, bei der Umsetzung ihrer Smart-City-Pläne. Ziel der Stadt Coimbatore ist es, bis 2045 alles Abwasser zu sammeln und zu reinigen. Dabei soll 70 Prozent des Wassers wiederverwendet werden und auch Regenwasser genutzt werden.

Anhang
Projekt »Smart Water Future India«
https://idw-online.de/de/attachment59267

Quelle: idw

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Der Reiz von Verschwörungstheorien und Fake News

Patricia Achter Dezernat Kommunikation
Otto-Friedrich-Universität Bamberg

Bamberger Psychologen forschen zu Wahrnehmungsprozessen
Nahezu 40 Prozent der Amerikaner halten den Klimawandel für eine Lüge. In Deutschland negieren Reichsbürger das Bestehen der Bundesrepublik. Alternative Fakten und Fake News haben Hochkonjunktur. Aber das Phänomen ist nicht neu, der Glaube an Verschwörungstheorien ist alt und vielfältig – das Attentat auf John F. Kennedy, die Mondlandung 1969 und der Terrorakt 9/11 sind nur die bekanntesten in einer schier unüberschaubaren Menge an Verschwörungs-Themen. Gerade aber wegen ihrer Aktualität werden Verschwörungstheorien in der Wissenschaft wieder untersucht. Auch an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg wird an diesem Thema geforscht.

Dr. Marius Raab, wissenschaftlicher Mitarbeiter, und Prof. Dr. Claus-Christian Carbon, Inhaber des Lehrstuhls für Allgemeine Psychologie und Methodenlehre, untersuchen Prozesse der Wahrnehmung und Informationsverarbeitung, die beim Umgang mit Verschwörungstheorien und Fake News ablaufen. „Unsere Fragestellung lautet: Wie gehen Menschen mit Informationen um und welche Informationen fließen in ihre weiteren Überlegungen ein?“, erklärt Carbon. „Dazu bedienen wir uns der Methode der Narrativen Konstruktion.“ Die Testpersonen erhalten Informationskärtchen zu einem bestimmten Ereignis, mit denen sie dann eine Geschichte konstruieren, die ihnen am plausibelsten erscheint.

„Bei einer Studie mit 30 Teilnehmern boten wir unseren Versuchspersonen Informationskärtchen mit Aussagen zum Terroranschlag 9/11 an. Die Aussagen auf den Karten reichten von offiziellen Meldungen seriöser Nachrichtensender bis hin zu abstrusen Behauptungen aus dem Netz, also von einem Anschlag der Terrororganisation al-Qaida bis hin zu der Annahme, dass die amerikanische Regierung den Anschlag selbst konstruiert hat“, schildert Raab. Wenn die Wissenschaftler im nächsten Versuch die Angaben auf den Kärtchen ändern, können sie beobachten, ob und warum sich die Geschichten der Versuchspersonen verändern. Ein Befund war: Verschwörungstheorien sind kein Nischenphänomen. In dieser Studie war die Konstruktion einer Erklärung, die die offizielle 9/11-Sichtweise der amerikanischen Regierung in Frage stellt oder sogar ablehnt, deutlich in der Mehrheit.

Aus den wahrnehmungspsychologischen Forschungen ergibt sich für die Wissenschaftler auch die Frage nach der gesellschaftspolitischen Bedeutung von Verschwörungstheorien. „Sie können harmlos sein, eine Speerspitze für gesellschaftliche Veränderungen oder brandgefährlich – der Inhalt entscheidet“, so Raab. Als Instrument, mit dem Politik und Institutionen hinterfragt und Diskussionen angeregt werden, könne eine Verschwörungstheorie die Gesellschaft jedoch auch bereichern, betont er.

Ein ausführliches Interview mit Claus-Christian Carbon und Marius Raab zum Thema Verschwörungstheorien und Fake News finden Sie unter:
www.uni-bamberg.de/news/artikel/verschwoerungstheorien-raab-carbon
Näheres zum Forschungsprojekt finden Sie unter „Aktuelle Themen“ auf den Seiten des Lehrstuhls: www.uni-bamberg.de/allgpsych

Kontakt für inhaltliche Rückfragen:
Dr. Marius Raab
Lehrstuhl für Allgemeine Psychologie
Tel. 0951/863-1859
marius.raab@uni-bamberg.de

Weitere Informationen:
http://www.uni-bamberg.de/news/artikel/verschwoerungstheorien-raab-carbon
http://www.uni-bamberg.de/allgpsych

Quelle: idw

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Saisonale unterirdische Wärmespeicher können Kohlekraftwerke bei der Wärmeversorgung ersetzen

Dr. Boris Pawlowski Presse, Kommunikation und Marketing
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel

Nationales Symposium zur „Energiespeicherung im geologischen Untergrund“ an der Uni Kiel

Am 28.11.2017 trafen sich rund 100 Expertinnen und Experten in Kiel, um sich über den Status quo und über zukünftige Bedarfe an unterirdischen Energie- und Wärmespeichern auszutauschen.

Der aus Klimaschutzgründen dringend notwendige Umbau des Energieversorgungssystems hin zu erneuerbaren Energiequellen bringt nicht nur die Herausforderung eines stark fluktuierenden Energieangebotes mit sich. Sehr bedeutend ist auch die Frage, wie die erforderlichen Energiemengen für den Wärme- und Mobilitätssektor, die derzeit ungefähr die dreifache Energiemenge des Stromsektors benötigen, ohne massive Umweltauswirkungen nachhaltig dargestellt werden können. Aktuell zeigt sich die Relevanz dieser Frage bei den Diskussionen über den Kohleausstieg. Was die Stromerzeugung betrifft, wäre er möglich, seine Konsequenzen für die Wärmeversorgung werden jedoch kaum wahrgenommen.

Die Energiewende sieht vor, dass die Energieversorgung in Deutschland bis 2050 zu 60 Prozent aus erneuerbaren Energiequellen gedeckt wird. Insbesondere für die Wärmeversorgung müssten daher zusätzliche erneuerbare Quellen sowie industrielle Ab- oder Prozesswärme oder Wärme aus der Gebäudeklimatisierung erschlossen werden, um fossile Energien und somit Kohlekraftwerke ersetzen zu können. Heute (Dienstag, 28. November) trafen sich rund 100 Expertinnen und Experten in Kiel, um sich über den Status quo und über zukünftige Bedarfe an unterirdischen Energie- und Wärmespeichern auszutauschen. Anlass ist die Fortführung des Projekts ANGUS (Auswirkungen der Nutzung des geologischen Untergrundes als thermischer, elektrischer oder stofflicher Speicher), das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) bis Ende 2020 mit 6,6 Millionen Euro gefördert wird. Das Projekt wird durch das Institut für Geowissenschaften der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) koordiniert. Die Verbundpartner kommen von der Hochschule Flensburg, von der Europa-Universität Flensburg, von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung Leipzig.

Dr. Robert Habeck: „Wir haben als Gesellschaft die Aufgabe, den Klimaschutz umzusetzen. Die Zeit galoppiert uns davon. Deshalb müssen wir vorangehen: Wir müssen nicht nur die Erneuerbaren Energien und Stromnetze ausbauen, sondern die nächsten Phasen beginnen. Die Energiewende ist nämlich keine reine Stromwende, sondern wir müssen sie mit Wärme, Verkehr und Industrie verzahnen. Dazu müssen wir auch den Blick auf unterirdische Speichermöglichkeiten richten, denn die Nutzung an der Oberfläche stößt auch an Grenzen. Landwirtschaft, Infrastruktur, Gewerbegebiete, Energiewende und vieles mehr – die Konflikte strapazieren die Kompromissfähigkeit des Landes. Deshalb gilt es, die Potenziale, die der Untergrund für Energiewende und Klimaschutz bietet, umweltverträglich zu nutzen.“

Kiels Universitätspräsident Professor Lutz Kipp betonte bei der Eröffnung des Symposiums, dass die Hochschulen und Forschungsinstitutionen gerade bei der globalen Schicksalsfrage des Klimawandels gefordert seien, noch stärker als bisher ihre Aufgabe in einer aufgeklärten Gesellschaft auszufüllen: „An der Kieler Universität stellen sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verschiedener Disziplinen dieser Herausforderung in der Grundlagen- und anwendungsorientierten Forschung ebenso wie in der Ausbildung von Fachkräften. Wenn Entschädigungszahlungen für abgeschaltete Windmühlen von zum Teil 300 Millionen Euro jährlich weit höher sind als der Etat aller schleswig-holsteinischen Hochschulen zusammen, dann besteht dringender systemischer Optimierungsbedarf, den wir als Universität gerne mitgestalten.“

Ein inhaltlicher Schwerpunkt des Symposiums waren Wärmeversorgungskonzepte für Städte. Professor Andreas Dahmke von der CAU stellte fest: „Die regenerative Wärme- und Kälteversorgung von Städten ist auch international einer der bedeutendsten Hebel für die Energiewende und einer der Schlüssel für den Kohleausstieg. Die Nutzung saisonaler unterirdischer Wärmespeicher eröffnet dabei die Möglichkeit, Wärmekraftwerke basierend auf fossilen Brennstoffen sogar schon mittelfristig teilweise ersetzen zu können“. Professor Sebastian Bauer, ebenfalls CAU, ergänzte: „Es existieren in Städten gerade in den Sommermonaten eine Reihe potenzieller Wärmequellen, deren Einbindung in die städtische Wärmeversorgung möglich wird, wenn saisonale Wärmespeicher verfügbar sind. Heute sind wir soweit, dass wir bei relativ geringer Raumbeanspruchung von weniger als 10 Prozent der oberen 200 Meter des geologischen Untergrunds Wärme- und Kältespeicher mit den entsprechend großen Kapazitäten errichten und deren Umweltauswirkungen, wenn auch mit gewissen Unsicherheiten behaftet, prognostizieren können.“

Grundvoraussetzung dafür sei jedoch ein großräumiges und nachhaltiges Wärmemanagement des Untergrundes, ist sich Bauer sicher. Wie die Projektarbeiten zeigten, könnten unterirdische Energiespeicher sehr große Speicherkapazitäten und ein breites Spektrum an Be- und Entladeraten bieten. Damit könnten diese Speicher auf unterschiedliche Arten in die Energiesysteme integriert werden und dort sowohl lang- als auch kurzfristige Speicherdienste erbringen. Professor Olav Hohmeyer (Universität Flensburg) erklärte dazu: „Unterirdische Energie- und Wärmespeicher stellen bei der Energiesystemtransformation wesentliche Bausteine für eine 100-prozentige regenerative Energieversorgung dar. Sie können auch bei der Kopplung des Wärme- und Stromsektors einen Beitrag zur Integration erneuerbarer Energiequellen leisten.“

Entsprechende erste Beispiele und Konzepte für die Einbindung saisonaler Wärmespeicher wurden während des Symposiums von Kai Radmann (CONSULAQUA Hamburg) für Hamburg, von Gregor Bussmann (Bochum) für Nordrhein-Westfalen und von Bas Godschalk (Arnheim) für die Niederlande präsentiert, wo diese bereits im größeren Maßstab eingesetzt werden. Dr. Joachim Wege (HFK) unterstrich in der anschließenden Diskussionsrunde, dass nach seiner Meinung saisonale Wärmespeicher wie Dämmmaßnahmen betrachtet werden müssten, die Wohnungswirtschaft jedoch verbindliche gesetzliche Rahmenbedingungen bräuchte, um hier aktiv werden zu können.

„Der Einsatz unterirdischer Energiespeicher setzt einen nachhaltigen, geplanten und ressourcenschonenden Umgang mit dem geologischen Untergrund und damit die entsprechenden Planungsinstrumente voraus, um ungewollte Auswirkungen und Nutzungskonkurrenzen auszuschließen“, so Professor Sebastian Bauer. Christiane Lohse und Bernd Kirschbaumer (beide Umweltbundesamt) betonten hierzu, dass bei einer verstärkten geothermischen Nutzung des urbanen Untergrundes zum Klimaschutz in der Stadt der Nachhaltigkeitsgedanke sowohl gegenüber dem Klima als auch den untertägigen Grundwasserressourcen gewahrt werden müsse.

„Da die Errichtung von urbanen Wärmespeichern kurzfristig möglich und aufgrund des Klimawandels auch gefordert ist, müssen die vorhandenen Kenntnisse und entwickelten Konzepte auch in die Anwendung gebracht werden“, fasste Professor Andreas Dahmke die Diskussion zusammen. „Hierzu wird an der Universität Kiel derzeit das Geo-Energie Kompetenzzentrum gegründet, das als Ansprechpartner dafür dienen soll.“

Fotos stehen zum Download bereit:
http://www.uni-kiel.de/download/pm/2017/2017-380-1.jpg
Präsentierten am Dienstag, 28. November das Forschungsprojekt ANGUS (v.l.): Sebastian Bauer, Olav Hohmeyer, Lutz Kipp, Andreas Dahmke.
Foto/Copyright: Raissa Maas, CAU

http://www.uni-kiel.de/download/pm/2017/2017-380-2.jpg
Robert Habeck betonte zum Forschungsprojekt ANGUS: „Wir müssen nicht nur die Erneuerbaren Energien und Stromnetze ausbauen, sondern die nächsten Phasen beginnen.“ Foto/Copyright: Raissa Maas, CAU

http://www.uni-kiel.de/download/pm/2017/2017-380-3.png
Die Grafik zeigt unterirdische Varianten von Energiespeichern in natürlichen geologischen Formationen. Copyright: ANGUS-Projekt (AG Bauer)

Kontakt:
Prof. Dr. Sebastian Bauer / Prof. Dr. Andreas Dahmke
Tel: 0431 880-2853 / -2858
E-Mail: sebastian.bauer@ifg.uni-kiel.de / andreas.dahmke@ifg.uni-kiel.de

Dr. Alina Kabuth
Projektmanagement ANGUS
Tel: 0431 880-2909
E-Mail: alina.kabuth@ifg.uni-kiel.de
web: www.angus-projekt.de

Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
Presse, Kommunikation und Marketing, Dr. Boris Pawlowski, Text: Claudia Eulitz
Postanschrift: D-24098 Kiel, Telefon: (0431) 880-2104, Telefax: (0431) 880-1355
E-Mail: presse@uv.uni-kiel.de, Internet: www.uni-kiel.de, Twitter: www.twitter.com/kieluni
Facebook: www.facebook.com/kieluni, Instagram: instagram.com/kieluni

Weitere Informationen:
http://www.uni-kiel.de/pressemeldungen/index.php?pmid=2017-380-angus

Quelle: idw

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Masthähnchen sind häufig mit dem Zoonoseerreger Campylobacter belastet

Nina Banspach Pressestelle
Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL)

BVL stellt Ergebnisse der Lebensmittelüberwachung 2016 vor
Campylobacter haben mittlerweile Salmonellen als häufigsten bakteriellen Erreger für Durchfallerkrankungen in Deutschland abgelöst. Kontaminiertes Geflügelfleisch gilt als eine der Hauptquellen für eine Infektion mit Campylobacter. Bei den im vergangenen Jahr von den Überwachungsbehörden untersuchten Masthähnchen-Schlachtkörpern konnte der Krankheitserreger in mehr als drei Viertel aller genommenen Halshautproben nachgewiesen werden, wie das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) im Rahmen seiner Pressekonferenz am 28.11.2017 in Berlin mitteilte.

130 Halshautproben bei Masthähnchen wurden 2016 im Rahmen des Zoonosen-Monitorings auf das Vorkommen von Campylobacter untersucht. In 100 Fällen (76,9 %) wurde der Erreger nachgewiesen. Bei 274 Proben wurden Keimgehaltsbestimmungen durchgeführt. Bei etwa einem Viertel der Proben lagen die Campylobacter-Keimzahlen über dem ab nächstem Jahr EU-weit geltenden Prozesshygienekriterium von 1.000 koloniebildenden Einheiten pro Gramm (KbE/g).

Das Prozesshygienekriterium für Campylobacter wird eingeführt, um die hohe Kontaminationsrate in der Geflügelfleischkette zu senken. Künftig müssen Betriebe, deren Schlachtkörper eine Campylobacter-Keimzahl oberhalb von 1.000 KbE/g aufweisen, geeignete Maßnahmen zur Sicherstellung der Prozesshygiene einleiten. BVL-Präsident Dr. Helmut Tschiersky äußerte sich dazu: „Geflügelfleisch ist zu häufig mit Campylobacter belastet. Ich bin jedoch zuversichtlich, dass die Einführung des europaweiten Prozesshygienekriteriums zu einer verbesserten Geflügelschlachthygiene führen wird. Bei Salmonellen in der Geflügelfleischkette konnten mit den EU-weiten Bekämpfungsmaßnahmen in den Haltungsbetrieben bereits deutliche Erfolge erzielt werden.“

Waren im Jahr 2011 noch 17,8 % der getesteten Halshautproben von Masthähnchen Salmonella-positiv, betrug deren Anteil fünf Jahre später nur noch 6,7 %. Auch bei frischem Hähnchenfleisch ist die Kontaminationsrate mit Salmonellen von 7,6 % im Zoonosen-Monitoring 2009 auf 4,7 % im Jahr 2016 gesunken. Dieser Rückgang wirkte sich auch positiv auf die Salmonellose-Erkrankungen beim Menschen aus, die im selben Zeitraum ebenfalls rückläufig waren.

Campylobacter und Salmonellen lösen beim Menschen Durchfallerkrankungen aus. Bei geschwächten Personen können sie zu schweren Komplikationen führen. Beide Erreger sind nicht hitzeresistent. Verbraucher sollten Hähnchenfleisch deshalb nur gut durchgegart verzehren.

Hohe Keimbelastung bei Rohmilch aus Zapfautomaten
Rohmilch direkt vom Bauern erfreut sich zunehmender Beliebtheit. Über so genannte Milch-ab-Hof-Zapfautomaten können sich Verbraucher ihre Milch direkt beim Erzeugungsbetrieb abfüllen. Rohmilch weist jedoch eine hohe Keimbelastung auf. Von den 304 im Rahmen des Bundesweiten Überwachungsplans (BÜp) 2016 untersuchten Rohmilch-Proben hatten 58 Proben (19 %) eine Gesamtkeimzahl von über 105 KbE/ml. Zusätzlich wurden in den Rohmilch-Proben diverse Krankheitserreger nachgewiesen – wie Listerien (in 4 % der Proben), Campylobacter (in 3 %) und E. Coli (in 2 %).

Das potentielle gesundheitliche Risiko von Rohmilch kann minimiert werden, indem die Milch vor dem Verzehr abgekocht wird. Die Betriebe sind daher gesetzlich dazu verpflichtet, den Hinweis „Rohmilch, vor dem Verzehr abkochen“ gut lesbar an der Abgabestelle anzubringen.

Dr. Stephan Koch, Abteilungsleiter im Sächsischen Staatsministerium für Soziales und Verbraucherschutz und derzeit Vorsitzender der Länderarbeitsgemeinschaft Verbraucherschutz, betonte deshalb: „Rohmilch ist ein empfindliches Lebensmittel, das aufgrund seiner Gewinnung unmittelbar vom Tier im Stall mit bestimmten Krankheitserregern kontaminiert sein kann, die vom Tier auf den Menschen übertragbar sind. Der Konsum von Rohmilch kann somit ernste gesundheitliche Folgen haben. Verbraucher sollten daher unbedingt den Hinweis an den Abgabestellen beachten und die Milch zunächst abkochen.“

Vorsicht beim Verzehr von Leber und leberhaltigen Produkten
Bei Untersuchungen von Rinder-, Schweine- und Lamm-, beziehungsweise Schafleber im Rahmen des Monitoring-Berichts 2016 wurde für alle Tierarten ein Mittelwert von 23,0 mg Vitamin A/100g Leber ermittelt. Schweineleber wies mit 29,9 mg Vitamin A/100g Leber im Mittel den höchsten Gehalt auf.

Beruhend auf den bekannten Verzehrmengen (durchschnittlich 3 Gramm pro Tag) bedeutet dies: Allein durch den Verzehr von Leber nimmt ein Mensch im Mittel täglich zwischen 0,5 und 0,8 mg Vitamin A auf. Damit würde der von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfohlene Tagesbedarf alters- und geschlechtsabhängig zu 60 bis 80 % ausgeschöpft. Leber wird zwar nur selten gegessen, dennoch können bei unüblichen längerfristigen und hohen Verzehrmengen gesundheitsschädliche Folgen auftreten wie etwa Leberschäden und bei Schwangeren Fehlbildungen des Embryos.

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) rät daher vorsorglich, während der Schwangerschaft auf den Verzehr von Leber aller Tierarten zu verzichten. Während der Schwangerschaft und auch bei der Ernährung von Kleinkindern sollten zudem leberhaltige Produkte, wie Leberwurst, nur zurückhaltend konsumiert werden.

Bestimmte Umweltkontaminanten wie Dioxine oder dioxinähnliche polychlorierte Biphenyle (dl-PCB) können sich in der Leber anreichern. Lamm- bzw. Schafleber waren bereits bei vergangenen Monitoring-Untersuchungen durch erhöhte Belastungen aufgefallen. Eine längerfristige erhöhte Aufnahme dieser beiden Stoffe kann beim Menschen das Nerven-, Immun- und Hormonsystem schädigen und die Fortpflanzungsfähigkeit beeinträchtigen.

Bei den aktuellen Untersuchungen wurden erneut erhöhte Gehalte gemessen. Die geltenden Höchstgehalte wurden bei 5 % (Summenparameter für Dioxine) bzw. 6 % (Summenparameter für Dioxine und dl-PCB) der Proben überschritten. Das BfR hatte bereits 2014 daher generell vom Verzehr von Schafsleber abgeraten.

Keine Verbesserung bei Nickel in Metallspielzeug
Die Lebensmittelüberwachungsbehörden in den Bundesländern kontrollieren ebenfalls Verbraucherprodukte auf unerwünschte Stoffe. Bereits 2012 wurde Metallspielzeug im Rahmen des Bundesweiten Überwachungsplans (BÜp) auf das Kontaktallergen Nickel untersucht. Von den 168 untersuchten Spielzeug-Proben lagen 41 (24 %) oberhalb des gesetzlichen Grenzwerts von 0,5 µg/cm²/Woche. Besonders auffällig waren Metall- und Modellbaukästen mit einer Überschreitungsrate von 87 %.

2016 standen Metallspielzeuge erneut im Fokus der Überwachungsbehörden. Von den 353 untersuchten Proben überschritten 75 (21 %) den geltenden Grenzwert. Bei einem Metallbaukasten lag der gemessen Nickelanteil sogar mehr als das 200-fache über dem Grenzwert.

Da davon auszugehen ist, dass beim Spielen mit Metall- und Modellbaukästen ein längerer Hautkontakt besteht, sind diese Befunde besonders kritisch zu sehen. Dr. Gerd Fricke, Abteilungsleiter im BVL, forderte deshalb: „Die Hersteller von Metallspielzeug müssen endlich wirksame Maßnahmen zur Reduzierung des Nickelgehalts in ihren Produkten ergreifen.“

Nickel ist das Kontaktallergen mit der höchsten Sensibilisierungsrate. Etwa 10 % aller Kinder reagieren auf Nickel sensibel. Häufiger Hautkontakt mit nickelhaltigem Spielzeug kann zu einer Nickel-Sensibilisierung von Kindern beitragen.

Weiterführende Informationen
– Hintergrundinformation „Daten zur Lebensmittelüberwachung 2016″ (http://bvl.bund.de/lebensmittelueberwachung2016)
– Hintergrundinformation „Weniger Antibiotikaresistenzen in ökologischen Geflügelhaltungen“
(http://bvl.bund.de/zoonosenmonitoring2016)
– Präsentation „Lebensmittelsicherheit 2016 in Deutschland“ (http://bvl.bund.de/lebensmittelueberwachung2016_praesentation)

Anhang
2017 11 28 PI Jahrespressekonferenz
https://idw-online.de/de/attachment59291

Quelle: idw

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Forschung für die Energiewende in Kommunen und Regionen

Uwe Krengel Pressestelle
Fraunhofer Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik IWES

Kommunen und Regionen nehmen eine Schlüsselrolle bei der Gestaltung der Energiewende ein. Das Fraunhofer-Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik IWES in Kassel unterstützt sie mit Ergebnissen aus der angewandten Forschung der bei der Strategieentwicklung, dem dezentralem Energiemanagement, der Anlagensteuerung für die Direktvermarktung sowie der Planung von Strom-, Wärme- und Gasnetzen. Einen Überblick über die Angebote für Experten aus Kommunalpolitik und Behörden sowie von lokalen Energieversorgern gibt das Institut jetzt auf der Fachausstellung des Zukunftsforums Energiewende am 28. und 29. November 2017 in Kassel.

»Der Erfolg der Energiewende hängt in hohem Maße davon ab, wie sie von den Akteuren vor Ort umgesetzt wird. Mit unserem Wissen aus vielen Jahren praxisbezogener Forschung und Entwicklung helfen wir Kommunen und Regionen dabei, dieser Verantwortung gerecht zu werden«, erklärt Dr. Patrick Hochloff, Geschäftsfeldleiter Energiewirtschaftliche Analysen und Beratung beim Fraunhofer IWES.

Energiewirtschaftliche Analysen und Beratung
Ob Strategieentwicklung, Investitionsentscheidungen oder die Gestaltung neuer Geschäftsmodelle – die Energiewende stellt nicht nur Konzerne, sondern auch lokale Akteure vor große Herausforderungen. Die Kasseler Forscher der Fraunhofer-Gesellschaft stehen ihnen dabei mit kompetenter energiewirtschaftlicher Beratung, aussagekräftigen Studien, zielorientierten Analysen sowie der Bereitstellung relevanter Daten zur Seite. Dabei profitieren die Kunden von der Vielfalt der Expertise und Kompetenzen unter dem Dach des Forschungsinstituts. Die thematischen Schwerpunkte der Beratungs- und Dienstleistungen liegen auf der Integration der erneuerbaren Energien sowie auf der Flexibilisierung von Erzeugung und Verbrauch in den Sektoren Strom, Wärme und Verkehr.

So beraten die Experten unter anderem zum Lastmanagement in Gewerbe und Industrie, zur Teilnahme am Regelenergiemarkt oder zur Flexibilisierung von Bioenergie- und KWK-Anlagen. Sie unterstützen bei der Eigenversorgung mit Strom und Wärme, der umweltschonenden Energieversorgung von Städten und Quartieren und der Sektorenkoppelung. Zudem erstellen die Fraunhofer-Forscher individuelle Analysen und Studien – etwa zu regulatorischen Rahmenbedingungen und Handlungsoptionen, zu Marktpotenzialen neuer Technologien oder zu den Teilnahmemöglichkeiten an der Strombörse und am Regelleistungsmarkt. Ebenso entwickeln sie Szenarien für die Reduzierung und die Flexibilisierung von Energieverbräuchen, liefern energiemeteorologische Analysen und Kraftwerkseinsatzpläne oder ermitteln Potenzialflächen für erneuerbare Energien.

Dezentrales Energiemanagement
Zu den Grundprinzipien der Energiewende gehört die Dezentralisierung der Energiebereitstellung. Das Fraunhofer IWES in Kassel bietet lokalen Akteuren eine Reihe von Instrumenten, diesen Prozess erfolgreich zu gestalten. So haben die Experten zum Beispiel IKT-Lösungen entwickelt, die Energieflüsse in Kommunen, Quartieren und einzelnen Gebäuden erfassen und visualisieren. Analysewerkzeuge machen es möglich, aus diesen Daten entscheidungsrelevante Informationen abzuleiten. Zudem unterstützen sie Kommunen und Unternehmen beim Social Energy Management – etwa mit Plattformen für die Kundeninteraktion, mit Tarif- und Anreizsystemen für einen systemdienlichen Energieverbrauch oder der Konzeption von Energiemanagementsystemen. Darüber hinaus beraten die Fraunhofer-Forscher zu allen Fragen rund um die Digitalisierung im Kontext der Sektorenkoppelung.

Anlagensteuerung für die Direktvermarktung
Mit einem umfassenden Angebot für den Aufbau und Betrieb Virtueller Kombikraftwerke (VK) sorgt das Fraunhofer IWES dafür, dass Versorger und Anlagenbetreiber die Möglichkeiten der Direktvermarktung optimal ausschöpfen können. So stellt das Institut seinen Kunden das modulare Echtzeitsystem IWES.vpp zur Verfügung, mit dem sie dezentrale Erzeugungsanlagen überwachen, steuern und aggregieren können. Die Software ermöglicht unter anderem die Fernsteuerung und -auslesung nach §20 des Erneuerbare-Energien-Gesetz, die Optimierung der Fahrpläne sowie die Teilnahme am Regelenergiemarkt. Das Fraunhofer IWES unterstützt seine Kunden auch bei der Integration des VK-Systems in ihre IT-Landschaft und der individuellen Konfiguration der Software.

Planung von Strom-, Wärme- und Gasnetzen
Netzbetreiber und Versorger können von Synergien profitieren, wenn sie Strom-, Gas- und Wärmenetze spartenübergreifend planen und unterhalten. Das Fraunhofer IWES hilft ihnen dabei mit vielerlei Planungs- und Beratungsleistungen. Dazu zählen zum Beispiel die Entwicklung konkreter Investitionsstrategien unter Berücksichtigung von Unsicherheiten oder das Erstellen von gekoppelten Bedarfsanalysen in den Sektoren

Strom, Wärme und Verkehr. Darüber hinaus erarbeiten die Experten Konzepte zur sektorenübergreifenden Einbindung von Erzeugungsanlagen (Wind, Solar, Biogas, KWK, Abwärme etc.) sowie für den Einsatz von Speichern, Power-to-Heat- und Power-to-Gas-Anlagen.

Das Zukunftsforum Energiewende findet am 28. und 29. November in der documenta-Halle Kassel statt. Die Veranstaltung dient Vertretern aus Kommunen, Unternehmen und Gesellschaft als zentrale Plattform für Erfahrungsaustausch, Information und Vernetzung. Damit steht sie in der Tradition der Kongressreihe „100% Erneuerbare-Energie-Regionen“ – in den vergangenen Jahren das bundesweit größte Treffen der Energiewende-Praktiker.

Fachansprechpartner:
Energiewirtschaftliche Analysen und Beratung
Dr.-Ing. Patrick Hochloff
E-Mail: patrick.hochloff@iwes.fraunhofer.de
Tel. +49 561 7294-214

Dezentrales Energiemanagement
Jan von Appen
E-Mail: Jan.vonAppen@iwes.fraunhofer.de
Telefon: +49 561 7294-276

Anlagensteuerung für die Direktvermarktung
Manuel Wickert
E-Mail: manuel.wickert@iwes.fraunhofer.de
Telefon: +49 0561 7294-369

Planung von Strom-, Wärme- und Gasnetzen
Dr. rer. nat. Tanja Kneiske
E-Mail: tanja.kneiske@iwes.fraunhofer.de
Telefon: +49 561 7294-136

Weitere Informationen:
http://www.energiesystemtechnik.iwes.fraunhofer.de

Quelle: idw

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Schutz gegen die Wintersonne: Augenärzte geben Tipps für den Kauf der Skibrille

Lisa-Marie Ströhlein Pressestelle
Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft

München – Wer ohne die richtige Skibrille in den Winterurlaub fährt, riskiert Verbrennungen an der Hornhaut des Auges. Denn der weiße Schnee in den Wintersportgebieten reflektiert das einfallende, energiereiche ultraviolette (UV-)Licht viel stärker als andere Hintergründe. Die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) rät allen Winterurlaubern zu einer gut sitzenden, rundum geschlossenen Skibrille mit UV-Filter.

Weiße Skipisten und Schneelandschaften locken Wanderer und Wintersportler nach draußen in die Berge. Doch das grelle Sonnenlicht in den Wintersportgebieten birgt Gefahren für die Augen: Alle 1000 Höhenmeter nimmt die UV-Strahlung um rund 20 Prozent zu und der Schnee reflektiert diese Strahlung nochmals um bis zu 85 Prozent stärker. „Genau wie die Haut am Körper, kann die Hornhaut des Auges einen Sonnenbrand bekommen, wenn sie intensivem UV-Licht ausgesetzt ist“, sagt Professor Dr. med. Thomas Reinhard, Generalsekretär der DOG.
Das Licht lässt die Zellen auf der Hornhaut des Auges absterben. Sechs bis acht Stunden später kommt es zu stechenden Schmerzen und starkem Fremdkörpergefühl; die Augen schwellen an und tränen. „Betroffene reagieren dann sehr empfindlich auf Licht und können die Augen kaum offen halten“, beschreibt Reinhard die Symptome der sogenannten Schneeblindheit. „Wintersportler mit schmerzenden Augen sollten nicht nur sofort aus der Sonne gehen, sondern sich am besten in dunklen Räumen aufhalten“, betont der DOG-Experte. Der Augenarzt kann Salben oder Gels verschreiben, die die verbrannte Hornhaut wieder beruhigen. Da die Hornhaut sich ständig regeneriert, sind die Symptome nach zwei bis drei Tagen meist verschwunden.

Wer seine Augen regelmäßig intensivem Sonnenlicht aussetzt, riskiert Langzeitschäden: „UV-Strahlung erhöht das Risiko für chronische Augenleiden wie Grauen Star oder Makuladegeneration – eine Erkrankung, die blind machen kann“, sagt Reinhard. Um sich vor diesen Erkrankungen zu schützen, rät der Direktor der Universitätsaugenklinik Freiburg zur Skibrille. „Normale Sonnenbrillen fangen nicht das seitlich einfallende Licht auf und schützen die Augen nicht vor Stürzen“, so der Ophthalmologe. Für Menschen mit Sehschwäche gibt es, neben Kontaktlinsen, auch entsprechende Skibrillen und oder sogenannte „Clip-in-Brillen“, die an die Innenseite der Skibrille angebracht werden. „Grundsätzlich sollten sich Winterurlauber beim Kauf einer Skibrille im Fachhandel beraten lassen“, so Reinhard.

Checkliste für eine gute Skibrille
• Die Gläser sollten alle UV-Strahlen bis zu einer Wellenlänge von 400 Nanometern absorbieren. Wie bei Sonnenbrillen tragen auch Skibrillen mit entsprechendem Breitband-UV-Schutz das CE-Zeichen.
• Die Brille sollte die Augenpartie vollständig abdecken, sodass auch seitlich kein UV-Licht in die Augen fällt.
• Skibrillengläser sollten aus splitterfestem Kunststoff bestehen und mindestens doppelt verglast sein, sodass die Augen durch die innere Scheibe geschützt sind, falls die äußere Scheibe bei einem Sturz bricht.
• Eine Anti-Fog-Beschichtung sorgt dafür, dass die Brille nicht zu schnell beschlägt.
• Eine Tönung der Gläser kann die Sicht bei schwierigen Lichtverhältnissen verbessern: Graue Gläser bieten Blendschutz an sonnigen Tagen, rötliche Tönungen verstärken Kontraste bei schlechten Lichtverhältnissen. Gelbe Scheiben eignen sich am besten für trübes Wetter oder in der Dämmerung.

DOG: Forschung – Lehre – Krankenversorgung
Die DOG ist die medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft für Augenheilkunde in Deutschland. Sie vereint unter ihrem Dach mehr als 6500 Ärzte und Wissenschaftler, die augenheilkundlich forschen, lehren und behandeln. Wesentliches Anliegen der DOG ist es, die Forschung in der Augenheilkunde zu fördern: Sie unterstützt wissenschaftliche Projekte und Studien, veranstaltet Kongresse und gibt wissenschaftliche Fachzeitschriften heraus. Darüber hinaus setzt sich die DOG für den wissenschaftlichen Nachwuchs in der Augenheilkunde ein, indem sie zum Beispiel Stipendien vor allem für junge Forscher vergibt. Gegründet im Jahr 1857 in Heidelberg ist die DOG die älteste augenärztliche Gesellschaft der Welt.

Quelle: idw

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Risiken und Nebenwirkungen des Mindestlohns

Sylke Schumann Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin

Die Einführung des gesetzlichen Mindestlohns in Deutschland im Januar 2015 war die bedeutendste Arbeitsmarktreform der vergangenen Dekade und gleichzeitig ein absolutes Novum im bundesdeutschen Lohnverhandlungssystem. Nicht nur Ökonom/innen sahen in dem sozialpolitischen Experiment erhebliches Potential für Beschäftigungsverluste. Marcel Stechert von der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin hat nun eine erste statistisch untermauerte Bestandsaufnahme vorgelegt. Dafür erhielt er im November 2017 einen Förderpreis des Statistischen Bundesamtes.

Ergebnisse einer umfassenden Evaluation durch die Mindestlohnkommission sind nicht vor 2020 zu erwarten. Marcel Stechert von der Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR) Berlin hat das Arbeitsmarktmodell, das seit drei Jahren in Deutschland angewendet wird, jetzt schon einmal genauer unter die Lupe genommen. In einer kritischen Analyse untersucht der Autor erstmals anhand amtlicher Beschäftigungsstatistiken der Bundesagentur für Arbeit Effekte des Mindestlohns und greift damit die schon im Vorfeld zum Teil sehr kontrovers und öffentlich geführte wirtschaftspolitische Diskussion um dessen Einführung auf.

Stechert belegt in seiner Bachelorarbeit, dass Arbeitnehmer/innen ab 25 Jahren vom Mindestlohnmodell durchaus profitieren. Die Kehrseite der Medaille ist, dass jüngere Beschäftigte klar zur Risikogruppe dieser Entwicklung zählen. Für sie lasse sich in der Gegenüberstellung von Beschäftigungswachstum und Mindestlohn ausschließlich ein negativer Zusammenhang nachweisen. Diese Ergebnisse findet Stechert bestätigt in internationalen wissenschaftlichen Untersuchungen zu vergleichbaren Ansätzen der Lohn- und Gehaltsstruktur. In der deutschen Forschungsliteratur kommen Jugendliche und andere Risikogruppen im Zusammenhang mit dem Thema Mindestlohns bis dato kaum vor.

Als Ursache für die negativen Beschäftigungseffekte unter den 15- bis 24-Jährigen identifiziert der Autor deren vergleichsweise niedrige Produktivität. Die Auswirkungen zeigen sich besonders deutlich, wenn viele Menschen auf niedrigem Niveau entlohnt werden. Der Abstand zwischen Mindestlohn und Durchschnittslohn greift intensiv in die allgemeine Lohnverteilung ein.

Der Absolvent des Bachelorstudiengangs Economics an der HWR Berlin stellt auch heraus, dass die Wachstumsraten der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung auch nach Einführung des Mindestlohns außerordentlich positiv sind, wobei diese Entwicklung in Ostdeutschland verhaltener ausfällt. Für geringfügig Beschäftigte und Minijobber/innen hatte sich dieser Aufwärtstrend zwar schon vorher verlangsamt, brach mit der Tarifreform jedoch nochmals erheblich ein. Dieser gravierende Rückgang war in Ostdeutschland, aufgrund des geringeren Lohnniveaus ohnehin überdurchschnittlich vom Mindestlohn betroffen, besonders ausgeprägt.

„Die Forschung zu den Auswirkungen des Mindestlohns auf die Beschäftigung in Deutschland steht noch ganz am Anfang. Marcel Stechert hat mit seiner Abschlussarbeit einen fundierten, empirisch äußerst anspruchsvollen Beitrag zur wissenschaftlichen Diskussion geleistet“, lobt Prof. Dr. Beate Jochimsen, die gemeinsam mit Prof. Dr. Tim Lohse die Bachelorarbeit an der HWR Berlin betreute. „Das ist ein gelungenes Beispiel für die Verknüpfung von gelerntem volkswirtschaftlichem Wissen und der wirtschaftspolitischen Praxis“, so die Professorin für Volkswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Finanzwissenschaft.

Der Preisträger in der Kategorie „Bachelor-/Masterarbeiten“ im Rahmen des Gerhard-Fürst-Preises 2017 studiert inzwischen an der Freien Universität Berlin im Masterstudiengang Economics. In den vergangenen Monaten absolvierte Marcel Stechert ein Praktikum beim Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung im Bereich Konjunktur und Wachstum und derzeit eines bei der Deutschen Bundesbank im Research Centre in Frankfurt am Main. Im Januar 2018 schließt sich ein Auslandssemester an der Universität Carlos III in Madrid an.

Ein Artikel über Stecherts Evaluation zum Mindestlohn wird im kommenden Jahr in der Fachzeitschrift „Wirtschaft und Statistik“ des Statistischen Bundesamtes veröffentlicht. Auch in einem aktuellen Diskussionspapier vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie wurde die Abschlussarbeit zitiert und diskutiert.

Zusammenfassung der Arbeit
https://www.destatis.de/DE/UeberUns/UnsereAufgaben/GerhardFuerstPreis/Preistraeg…

Bachelorstudiengang Economics an der HWR Berlin
http://www.hwr-berlin.de/fachbereich-wirtschaftswissenschaften/studiengaenge/eco…

Gerhard-Fürst-Preis 2017 des Statistischen Bundesamtes
https://www.destatis.de/DE/UeberUns/UnsereAufgaben/GerhardFuerstPreis/Preistraeg…

Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin
Die Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR) Berlin ist mit 11 000 Studierenden eine der großen Hochschulen für angewandte Wissenschaften – mit ausgeprägtem Praxisbezug, intensiver und vielfältiger Forschung, hohen Qualitätsstandards sowie einer starken internationalen Ausrichtung. Das Studiengangsportfolio umfasst Wirtschafts-, Verwaltungs-, Rechts- und Sicherheitsmanagement sowie Ingenieurwissenschaften in 60 Studiengängen auf Bachelor-, Master- und MBA-Ebene. Die HWR Berlin unterhält aktuell 170 aktive Partnerschaften mit Universitäten auf allen Kontinenten und ist Mitglied im Hochschulverbund „UAS7 – Alliance for Excellence“. Als eine von Deutschlands führenden Hochschulen bezüglich der internationalen Ausrichtung von BWL-Bachelorstudiengängen belegt die HWR Berlin Spitzenplätze im deutschlandweiten Ranking des CHE Centrum für Hochschulentwicklung und nimmt auch im Masterbereich vordere Plätze ein. Aus einer bundesweiten Umfrage von DEUTSCHLAND TEST ist die Hochschule 2017 wiederholt als „TOP Business School“ im Weiterbildungsbereich hervorgegangen. Die HWR Berlin unterstützt die Initiative der Hochschulrektorenkonferenz „Weltoffene Hochschulen – Gegen Fremdenfeindlichkeit“.

www.hwr-berlin.de

Quelle: idw

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Plastik in Binnengewässern: Verbundprojekt „PLASTRAT“ gestartet

Michael Brauns Pressestelle
Universität der Bundeswehr München

Forschungskonsortium wirft ganzheitlichen Blick auf Mikroplastik-Problem in Flüssen und Seen. Mikroplastik in Binnengewässern steht im Mittelpunkt eines neuen Forschungsprojektes unter Koordination der Universität der Bundeswehr München.

Die weniger als fünf Millimeter kleinen Plastikteilchen belasten Flüsse und Seen in zunehmenden Maße und wurden selbst schon in Trinkwasser und Lebensmitteln nachgewiesen. Während Plastikmüll und Mikroplastik in den Meeren schon seit längerer Zeit erforscht werden, ist über die Funde in Binnengewässern noch wenig bekannt. Wie erfolgt der Eintrag von Mikroplastik in die Gewässer und welche Bedeutung hat dabei die Siedlungswasserwirtschaft? Welchen Einfluss können Mikroplastikpartikel auf Mensch und Umwelt haben? Welchen Einfluss haben Hersteller und Verbraucher und wie kann freigesetztes Mikroplastik wieder sicher, effektiv und effizient entfernt werden? Auf diese Fragen wollen die Beteiligten des Verbundprojektes „PLASTRAT“ Antworten finden. Das dreijährige Vorhaben läuft seit September 2017 und wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit rund drei Millionen Euro im Forschungsschwerpunkt „Plastik in der Umwelt – Quellen, Senken, Lösungsansätze“ gefördert.

Interdisziplinäre Zusammenarbeit zur Risikoermittlung
Am Projekt PLASTRAT (Lösungsstrategien zur Verminderung von Einträgen von urbanem Plastik in limnische Systeme; www.plastrat.de) sind zehn verschiedene Partner aus Universitäten, Forschungseinrichtungen und Unternehmen beteiligt. Zusätzlich unterstützt wird es von zwölf assoziierten Partnern und Unterauftragnehmern, vor allem Betreibern von Abwasserbehandlungsanlagen, Herstellern und Vertreibern von Kunststoffen sowie Fachverbänden. Mehrere Arbeitsgruppen mit unterschiedlichen Schwerpunkten arbeiten bei der Forschung interdisziplinär zusammen. Sie untersuchen Eintragspfade, Eliminationsstrategien sowie Auswirkungen von Plastik auf Mensch und Umwelt.

Es sollen ganzheitliche Lösungen entwickelt werden, um die Ausbreitung von Plastikrückständen in Binnengewässern zu begrenzen. Ziel ist es, ein gemeinsames Bewertungssystem zur Umweltverträglichkeit von unterschiedlichen Kunststofftypen zu erarbeiten. Darauf aufbauend wollen die Forscher ein Gütesiegel für die Praxis schaffen, dass es ermöglicht, Kunststoffe bzw. Produkte anhand des individuellen Risikos – etwa Toxizität, Verbreitung oder Eliminationsmöglichkeiten – zu bewerten. „Für eine zukunftsorientierte Bewertung von Mikroplastikeinträgen sowie die Ermittlung und Auswahl geeigneter Strategien zur Minimierung des Mikroplastikgehalts in der aquatischen Umwelt braucht es die Zusammenarbeit aller Gruppen – von der Produktion bis zur Elimination“, sagt Projektleiter Prof. Christian Schaum von der Universität der Bundeswehr München.

Transfer in die Praxis
So analysiert ein Team der Universität der Bundeswehr München, der Leibniz-Institute für Polymerforschung Dresden e. V. und für Ostseeforschung e. V. sowie inge GmbH und aquadrat ingenieure GmbH verschiedene Eintragspfade von Mikroplastik in Binnengewässer und untersucht, ob spezielle Membran- oder andere Filterverfahren Mikroplastik aus Kläranlagenabläufen wirksam entfernen können. Zudem arbeiten die Forscher an Standardverfahren zur Analyse des Mikroplastikgehalts in Wasser- und Schlammproben. Um umweltbedingte Veränderungen von Mikroplastikpartikeln und um mögliche Wirkungen auf Mensch und Umwelt geht es in den Untersuchungen der Bundesanstalt für Gewässerkunde, der Goethe-Universität Frankfurt, der Technischen Universität Darmstadt und des IWW Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wasser. Die Forscher erkunden z.B. ob in Kunststoffen eingesetzte Zusatzstoffe durch Verwitterungsvorgänge freigesetzt werden und eine Gefahr darstellen können.

Ferner beschäftigen sie sich mit der An- und Abreicherung von Schadstoffen an Mikroplastik innerhalb von Kläranlagen. Welche Rolle die Verbraucher selbst beim nachhaltigeren Umgang mit Kunststoffen spielen, steht im Mittelpunkt der Untersuchungen des ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung. Hierbei geht es um die Wahrnehmung von Umweltrisiken durch Plastikprodukte, deren Nutzung und Entsorgung. Projektübergreifend erarbeiten IWW, ISOE und weitere Partner ein System, das die Umweltverträglichkeit von Kunststoffen für Binnengewässer nach verschiedenen Kriterien bewertet und dabei die technischen, umweltwissenschaftlichen und sozial-ökologischen Untersuchungs-schwerpunkte berücksichtigt. Auskunft über diese Umweltverträglichkeit soll dann ein Gütesiegel geben, das die Projektpartner im Dialog mit verschiedenen Stakeholdern entwickeln wollen.

Der Forschungsschwerpunkt „Plastik in der Umwelt – Quellen, Senken, Lösungsansätze“ ist Teil der Leitinitiative Green Economy des BMBF-Rahmenprogramms „Forschung für Nachhaltige Entwicklung“ (FONA3).

Universität der Bundeswehr München
Michael Brauns
Pressesprecher
Werner Heisenberg Weg 39
85577 Neubiberg
Tel.: 089/6004-2004
Fax: 089/6004-2009

Weitere Informationen:
http://www.plastrat.de

Quelle: idw

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Wenn Kontinente zerbrechen, wird es warm auf der Erde

Ralf Nestler Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Helmholtz-Zentrum Potsdam – Deutsches GeoForschungsZentrum GFZ

Der CO2-Gehalt der Atmosphäre entscheidet darüber, ob sich die Erde in einem Treibhaus- oder einem Eishaus-Zustand befindet. Bevor der Mensch begann, die CO2-Konzentration der Lufthülle zu beeinflussen, wurde diese allein durch ein Wechselspiel von geologischen und biologischen Prozessen bestimmt, dem globalen Kohlenstoffkreislauf. Eine aktuelle Studie unter Führung des Deutschen GeoForschungsZentrums GFZ in Potsdam zeigt, dass das Auseinanderbrechen von Kontinenten – von Fachleuten als Rifting bezeichnet – maßgeblich zu einem erhöhten Kohlendioxidgehalt in der Atmosphäre beitrug.

Die Kohlenstoffverteilung der Erde ist sehr ungleichmäßig: Nur ein Hunderttausendstel des Kohlenstoffs unseres Planeten befindet sich in Atmosphäre, Biosphäre und den Ozeanen, die übrigen 99,999 Prozent sind in der tiefen Erde gebunden. Dieser enorme Kohlenstoffspeicher ist aber nicht von der Atmosphäre isoliert, sondern es gibt einen anhaltendem Austausch über Jahrmillionen hinweg: Erdplatten, die in den tiefen Erdmantel absinken, nehmen große Mengen an Kohlenstoff mit sich. Gleichzeitig, so glaubte man, gelangt Kohlenstoff hauptsächlich durch Vulkanismus an mittelozeanischen Rücken wieder an die Oberfläche, in Form von CO2.

In der aktuellen Studie, die im Fachjournal „Nature Geoscience“ erscheint, kommt das Forscherteam zu einem anderen Schluss. Zwar führt auch der Vulkanismus am Boden der Ozeane zur Entgasung von Kohlendioxid, der maßgebliche CO2-Eintrag in die Atmosphäre geschieht jedoch an Grabensystemen auf Kontinenten wie etwa dem Ostafrikanischen Rift (Fig. 1) oder dem Eger-Rift in Tschechien. „Grabensysteme entstehen wenn Kontinente gedehnt werden was schließlich zum Auseinanderbrechen von ganzen Erdplatten führen kann“, erläutert Hauptautor Sascha Brune vom GFZ. „Das Rift in Ostafrika ist mit einer Länge von etwa 6000 Kilometern zwar das größte Grabensystem weltweit, allerdings erscheint es klein im Vergleich mit den Riftsystemen, die vor 130 Millionen Jahren zum Zerbrechen des Superkontinents Pangea geführt haben und ein Netzwerk von über 40.000 Kilometern Länge bildeten.“

Mithilfe von plattentektonischen Modellen der vergangenen 200 Millionen Jahren und anderen geologischen Indizien haben die Wissenschaftler die Entwicklung des globalen Riftnetzwerks rekonstruiert. Dabei konnten sie die Existenz zweier großer Rift-Perioden nachweisen: vor rund 130 und 50 Millionen Jahren. Mittels numerischer Modelle des globalen Kohlenstoffkreislaufs haben die Forscher den Einfluss erhöhter CO2 Entgasungen in Rifts simuliert und konnten zeigen, dass beide Rift-Perioden mit einer erhöhten CO2 Konzentration der damaligen Atmosphäre korrelieren.

„Die weltweiten CO2-Entgasungsraten von Rifts entsprechen allerdings nur einem Bruchteil der derzeitigen anthropogenen CO2-Freisetzung“, ergänzt Brune. „Dennoch stellen sie eine bisher fehlende Schlüsselkomponente des tiefen Kohlenstoffkreislaufs dar, der den langfristigen Klimawandel über Jahrmillionen hinweg steuert.“

Studie: Sascha Brune, Simon E. Williams, R. Dietmar Müller: „Potential links between continental rifting, CO2 degassing and climate change through time“, Nature Geoscience, DOI 10.1038/s41561-017-0003-6

Quelle: idw

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Neue Zeckenart in Deutschland entdeckt: Überträgt sie Viren?

Karola Neubert Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Zentrum für Infektionsforschung

DZIF-Wissenschaftler in München untersuchen die Ausbreitung der Frühsommer-Meningoenzephalitis – FSME – in Deutschland und stoßen dabei auf einen neuen möglichen Überträger der gefürchteten Hirnhautentzündung: die Zeckenart namens Ixodes inopinatus.

Spricht man über „Neu auftretende Infektionskrankheiten „, denkt man zunächst an Ebola, MERS, Chikungunya- oder Zika-Fieber. Doch auch in Deutschland gibt es gefährliche Zoonosen, von Tieren auf den Menschen übertragene Virus-Infektionen, die sich schnell ausbreiten können. Ein Beispiel ist die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), eine virale Hirnhautentzündung, die tödlich enden kann. Diese Infektion tritt in immer neuen Regionen in Deutschland auf und konnte im Jahr 2016 auch erstmalig in den Niederlanden nachgewiesen werden.

Seit mehreren Jahren erforscht eine kleine Gruppe um den Münchner Privatdozenten Dr. Gerhard Dobler am Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr die Ausbreitung des FSME-Virus in Deutschland und Mitteleuropa. Erklärtes Ziel des Projekts, das auch vom DZIF unterstützt wird, ist es, die Ausbreitungs-Mechanismen besser zu verstehen und damit auch die Überwachungs- und Kontroll-Maßnahmen gemeinsam mit dem Öffentlichen Gesundheitsdienst zu optimieren.

Zecken als Überträger von Viren?
Seit Jahren haben die Münchner Forscher Vögel im Fokus. Ihre molekularbiologischen Ergebnisse von FSME-Viren aus den unterschiedlichen Regionen Europas zeigen, dass die Viren auf den bekannten Vogelzug-Linien verbreitet werden. Allerdings ist bisher unklar, wie diese Verschleppung der Viren erfolgt: durch infizierte Zecken oder durch eine länger andauernde virale Infektion in den Vögeln selbst. In einem Teilprojekt werden daher an Vögeln und an Vogelrastplätzen Zecken gesammelt, um die dort auftretenden Arten zu bestimmen und damit möglicherweise eingeschleppte neue Zeckenarten und gegebenenfalls FSME-Virusstämme zu entdecken.

Eine neue Zeckenart steht unter Verdacht
Die Untersuchungen in bekannten FSME-Herden in Süddeutschland zeigten, dass eine bisher nur im Mittelmeer-Gebiet beschriebene Art, Ixodes inopinatus, stabile Populationen in Süddeutschland bildet. Die bisher in Deutschland unbekannte Zeckenart wirft eine Reihe von Fragen auf: Kann Ixodes inopinatus in Deutschland vorkommende Krankheitserreger (u.a. das FSME-Virus) übertragen und ist die Einschleppung und Verbreitung dieser Art für die Ausbreitung des FSME-Virus in Mitteleuropa mit verantwortlich? Können dadurch ggf. auch neue, bisher nicht in Deutschland bekannte Erreger übertragen werden? Diese und weitere Fragen beschäftigen die Münchner Forscher und sie arbeiten hier nun eng mit dem Öffentlichen Gesundheitsdienst in Bayern und Baden-Württemberg und anderen universitären Partnern zusammen, um mehr über die (veterinär)medizinische Bedeutung dieser Zeckenart zu erfahren.

Neben dieser neuen Art werden jedoch auch weitere Zeckenarten entdeckt, die bisher nur vereinzelt und teilweise vor vielen Jahren in Deutschland nachgewiesen wurden, seither aber nicht mehr beschrieben wurden. „Die Zeckenfauna ist weitaus vielfältiger als bisher angenommen“, erklärt Dobler. Insbesondere Vogelzeckenarten würden identifiziert, wenn gezielt danach gesucht wird. „Die Bedeutung dieser Verschleppungen über Kontinente hinweg ist bisher nur wenig erforscht und könnte für das Auftreten von neu eingeschleppten, durch Zecken übertragene Erkrankungen von größerer Bedeutung sein als bisher angenommen“, betont der Wissenschaftler.

Älteste Zecke der Welt entdeckt
Und die mittlerweile weltweit anerkannte Expertise der Münchner auf dem Gebiet der Zeckenidentifizierung erbrachte noch ein weiteres aufsehenerregendes wissenschaftliches „Nebenprodukt“: Die Beschreibung der ältesten Zecke der Welt in mehr als 100 Millionen altem Bernstein. Die Identifizierung dieser Zeckenart führte zu einem völlig neuen Verständnis zur Evolution der Zecken.

Kontakt
PD Dr. Gerhard Dobler
Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr
Deutsches Zentrum für Infektionsforschung, Partner-Standort München
Email: gerharddobler@bundeswehr.org

DZIF-Pressestelle
Karola Neubert
T +49 531 6181 1170
E-Mail: presse@dzif.de

Publikation
Chitimia-Dobler L, Rieß R, Kahl O, Wölfel S, Dobler G, Nava S, Estrada-Peña A. (2017) Ixodes inopinatus – occurring also outside the Mediterranean region. Ticks Tick Borne Dis (in press), online 9. September 2017. https://doi.org/10.1016/j.ttbdis.2017.09.004

Weitere aktuelle Publikationen aus der Zeckenforschung
Chitimia-Dobler L, Nava S, Bestehorn M, Dobler G, Wölfel S (2016). First detection of Hyalomma rufipes in Germany. Ticks Tick borne Dis 7(6), 1135-1136.
Chitimia-Dobler L, Cancian de Araujo B, Ruthensteiner B, Pfeffer T, Dunlop JA. (2017) Amblyomma birmitum, a new species of hard tick in Burmese amber. Parasitology 144(11), 1441-1448.
Oehme R, Bestehorn M, Wölfel S, Chitimia-Dobler L (2017). Hyalomma marginatum in Tübingen, Germany. Syst Appl Acarol 22(1), 1-6.

Weitere Informationen:
https://doi.org/10.1016/j.ttbdis.2017.09.004 Publikation

Quelle: idw

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Digitale Balance in der Arbeitswelt

Dr. Thomas Nesseler Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin e.V.

Die Digitalisierung ist eine Herausforderung für Privatleben und Beruf. Schnelligkeit, Multitasking und ständige Erreichbarkeit sorgen für mehr Effizienz, bergen aber auch gesundheitliche Gefahren. Kritische Stimmen u. a. auch aus der Arbeitsmedizin fordern die Arbeitgeber auf, die Arbeitsorganisation und Arbeitsinhalte so zu gestalten, dass die Gesundheit der Beschäftigten geschützt wird. Neben den Maßnahmen der Gesundheitsvorsorge, die in Betrieben angeboten werden, empfehlen Experten weitere Techniken zur Wahrung „digitaler Balance“ im Alltag.

Sogwirkung digitaler Medien
Internet, Soziale Netzwerke und Smartphones sind aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Sie richtig zu nutzen, erfordert Augenmaß: „Es kommt ganz entscheidend darauf an, welche Gewohnheiten jeder einzelne im Umgang mit digitalen Medien entwickelt“, erklärt die Stressmanagementtrainerin Dr. Sabine Schonert-Hirz in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift ASU. Digitale Werkzeuge können die Arbeit erleichtern, Zeit sparen und eine bessere Balance zwischen Familie und Beruf schaffen. Bei falschem Umgang können sie aber auch den Stresslevel erhöhen, das Denken behindern, den Schlaf stören und sogar krank machen. Ein Problem ist vor allem das Suchtpotential. Dr. Schonert-Hirz ist überzeugt: „Wenn Neugier und Bindungssehnsucht durch digitale Medien angesprochen werden, entwickeln sie eine unwiderstehliche Sogwirkung, die umso stärker wird, je häufiger man sich ihnen aussetzt.“

Nutzung digitaler Medien bei der Arbeit
Digitale Medien aktivieren bei ihren Nutzern das „Belohnungserwartungssystem“ im Gehirn. Schnell kann sich ein Bedürfnis entwickeln, stets auf die Hinweise seines Smartphones reagieren zu müssen. Gleichzeitig auf Nachrichten, Mails und Telefonate zu reagieren und dabei seine Aufgaben im Job zu erledigen, steigert den Stresslevel und kann zu Konzentrationsstörungen führen. Das Abschalten fällt immer schwerer. Obwohl die Nutzung der digitalen Medien am Arbeitsplatz weitgehend akzeptiert ist, werden die negativen Auswirkungen oftmals erst erkannt, wenn es zu einer massiven Überlastung, Schlafstörungen und Abhängigkeit kommt – so lautet das Fazit aus der 2016 durchgeführten Studie unter der Leitung von Dr. Schonert-Hirz. Die Expertin stellt fest, dass die Sogwirkung digitaler Medien sowohl bei Nutzern als auch Personalverantwortlichen in den Betrieben nicht ausreichend bekannt ist und nicht genug berücksichtig wird.

Maßnahmen gegen digitalen Stress
Wer eine Balance im Umgang mit digitalen Medien erlernen möchte, sollte mit der digitalen Detox-Strategie beginnen, also eine Zeit lang auf Computer und Smartphone verzichten. Durch Entzug wird man für die negativen Auswirkungen sensibilisiert. Weitere wichtige Maßnahmen, die Dr. Schonert-Hirz empfiehlt, sind:
1) Selbstdisziplin und Achtsamkeit
2) Allgemeines Stressmanagement mit Entspannungsübungen, Bewegung, genügend Schlaf und gesunder Ernährung
3) Private Probleme lösen und Arbeitstechniken optimieren, in dem man Aufgaben priorisiert und den Zeitbedarf realistisch einschätzt
4) Abbau von Selbstüberforderung
5) Aufbau von Konzentrationsroutine zum Schutz vor Ablenkung

Mehr zum Thema „Digitale Balance statt Digital Detox“ erfahren Sie im Beitrag von Dr. Med. Sabine Schonert-Hirz in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift „Arbeitsmedizin, Sozialmedizin und Umweltmedizin“ (ASU): https://www.asu-arbeitsmedizin.com/article-790269-30010/digitale-balance-statt-d…

Fachlicher Kontakt bei Rückfragen:
Alfons W. Gentner Verlag GmbH & Co. KG
Patrick Hagemann, Verlagsleiter Medizin
Forststr. 131 • 70193 Stuttgart
Tel. 0711/ 63 672-851
Fax 0711/ 63 672-751
Email: hagemann@gentner.de
http://www.gentner.de

Über ASU – Zeitschrift für medizinische Prävention:
Die Zeitschrift „Arbeitsmedizin, Sozialmedizin, Umweltmedizin“ ist das Leitmedium der deutschsprachigen Arbeitsmedizin. Das Publikationsorgan der Fachinstitutionen DGAUM, ÖGA, SGARM, VDBW, Vereinigung Deutscher Staatlicher Gewerbeärzte e.V. sowie der arbeitsmedizinischen Akademien und richtet sich an Betriebsärzte, Arbeitsmediziner und Akteure in wichtigen Schnittstellenbereichen zur Arbeitsmedizin. Die Zeitschrift ist peer reviewed. 1965 gegründet, erscheint ASU monatlich und erreicht nahezu alle arbeits- und präventionsmedizinisch orientierten Akteure im deutschsprachigen Raum. Weitere Informationen unter http://www.asu-arbeitsmedizin.com

Ansprechpartner Presse DGAUM:
Mariya Ahner, M.A.
Tel.: 089/330 396-0
Fax: 089/330 396-13
E-Mail: mahner@dgaum.de
http://www.dgaum.de

Hauptgeschäftsführer:
Dr. Thomas Nesseler

Quelle: idw

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Sonne ernten auf zwei Etagen – Agrophotovoltaik steigert die Landnutzungseffizienz um über 60 %

Karin Schneider Presse und Public Relations
Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE

Bislang galt für Ackerflächen: entweder Photovoltaik oder Photosynthese, also Stromerzeugung oder Nahrungsmittelproduktion. Eine Pilotanlage am Bodensee hat nun bewiesen, dass beides sehr gut miteinander vereinbar ist. Die »Agrophotovoltaik« (APV) kann durch die ressourceneffiziente Doppelnutzung von landwirtschaftlichen Flächen die Flächenkonkurrenz abmildern und Landwirten neue Einkommensquellen erschließen. Seit einem Jahr wird unter Leitung des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE auf einer Versuchsfläche der Demeter-Hofgemeinschaft Heggelbach die deutschlandweit größte Agrophotovoltaikanlage getestet.

Für das Projekt »Agrophotovoltaik – Ressourceneffiziente Landnutzung« (APV-Resola) wurden über einer Ackerfläche von einem Drittel Hektar Solarmodule installiert. Nun wurden auf beiden Etagen die ersten Sonnen-Ernten eingefahren.

»Die Ergebnisse des ersten Projektjahrs sind ein voller Erfolg, da sich die Agrophotovoltaik-Anlage als praxistauglich erwiesen hat, die Kosten bereits heute mit kleinen Solar-Dachanlagen wettbewerbsfähig sind, die Ernteprodukte ausreichend hoch und wirtschaftlich rentabel vermarktet werden können«, erklärt Stephan Schindele, Projektleiter Agrophotovoltaik am Fraunhofer ISE.

»Die Agrophotovoltaik (APV) hat das Potenzial, neue Flächen für den dringend benötigten Photovoltaik-Ausbau in Deutschland zu erschließen und gleichzeitig den Flächenkonflikt zwischen Landwirtschaft und Freiflächenanlagen zu mildern. Bis zur Marktreife der Technologie müssen jedoch noch weitere Sparten und Anlagengrößen getestet und die technische Integration vorangetrieben werden, zum Beispiel bei der Speicherung«, so Dr. Andreas Bett, Institutsleiter des Fraunhofer ISE.

Als Testkulturen wurden Winterweizen, Kartoffeln, Sellerie und Kleegras angebaut. Durch einen größeren Reihenabstand zwischen den bifazialen Glas-Glas-Solarmodulen in fünf Meter Höhe und die Ausrichtung nach Südwesten wurde sichergestellt, dass die Nutzpflanzen gleichmäßig Sonnenstrahlung erhalten.

Ernteverluste durch Solarmodule – positive Gesamtbilanz
Die Ergebnisse der ersten Ernten auf den Versuchsflächen sind weitestgehend vielversprechend: »Beim Kleegras ist der Ertrag im Vergleich zur Referenzfläche nur leicht um 5,3 % reduziert«, berichtet Prof. Dr. Petra Högy, Agrarexpertin an der Universität Hohenheim. »Bei Kartoffeln, Weizen und Sellerie sind die Ernteverluste durch die Beschattung mit rund 18 bis 19 % etwas stärker ausgeprägt.«

»Aus agrarwissenschaftlicher Sicht sieht Agrophotovoltaik nach einem vielversprechenden Lösungsansatz aus, um die Landnutzungseffizienz zu erhöhen und den Mix erneuerbarer Energien zu erweitern, die zukünftig aus der Landwirtschaft bereitgestellt werden«, betont Prof. Dr. Iris Lewandowski, Leiterin des Fachgebiets Nachwachsende Rohstoffe und Bioenergiepflanzen an der Universität Hohenheim. Allerdings, schränken die Expertinnen ein, seien noch mehrere Praxisjahre und Untersuchungen mit anderen Kulturen sinnvoll, um eindeutige Aussagen treffen zu können.

Solaranlage produziert überdurchschnittlich
Die 720 bi-fazialen Solarmodule gewinnen Sonnenstrom nicht nur auf der Vorderseite, sondern nutzen auch die von der Umgebung reflektierte Strahlung auf der Rückseite. Bei günstigen Bedingungen (z.B. Schneefläche), können sie so bis zu 25 Prozent Mehrertrag erzielen und den Energieertrag der Fläche zusätzlich erhöhen. Aus energetischer Sicht ist diese Doppelnutzung einer Ackerfläche ohnehin deutlich effizienter als der reine Anbau von Energiepflanzen, der in Deutschland immerhin 18 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen ausmacht.

Mit der installierten Leistung von 194 Kilowatt können 62 Vier-Personen- Haushalte versorgt werden. In den ersten zwölf Monaten hat die Photovoltaik-Anlage 1.266 Kilowattstunden Strom pro installiertem Kilowatt Leistung geerntet. Dieses Ergebnis liegt ein Drittel über dem deutschlandweiten Durchschnitt von 950 Kilowattstunden pro Kilowatt.

Die Stromernte vom Acker passt in ihrem täglichen Verlauf gut zu den Lastverläufen auf dem Hof. So wurde etwa 40 Prozent des erzeugten Solarstroms in der Hofgemeinschaft direkt für das Betanken des Elektrofahrzeugs sowie die Verarbeitung der Produkte genutzt. Im Sommer wurde die Last tagsüber fast komplett durch die Photovoltaik-Anlage beliefert. Die Demeter-Bauern um Thomas Schmid planen, durch eine Optimierung ihres Verbrauchsverhaltens und den Einsatz eines Stromspeichers den Grad der Eigennutzung auf 70 Prozent zu steigern. Den überschüssigen Strom nimmt der Projektpartner Elektrizitätswerke Schönau ab.

Das Projekt »Agrophotovoltaik- Ressourceneffiziente Landnutzung«
Seit die Idee der Agrophotovoltaik 1981 vom Gründer des Fraunhofer ISE, Prof. Dr. Adolf Goetzberger, formuliert wurde, wurden weltweit mehrere große APV-Anlagen umgesetzt. Allerdings existieren nur wenige APV-Forschungsanlagen. Im Projekt »APV-Resola« werden erstmalig unter Realbedingungen die wirtschaftlichen, technischen, gesellschaftlichen und ökologischen Aspekte der Technologie an einer Pilotanlage wissenschaftlich untersucht. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und die FONA- Forschung für nachhaltige Entwicklung fördern das Projekt.

Projektziel ist die Entwicklung der APV-Freiflächenanlagentechnologie zu einem marktfähigen Produkt. »Um den für eine Markteinführung notwendigen Nachweis der Funktionstüchtigkeit im Einsatz erbringen zu können, müssen wir weitere techno-ökonomische APV-Anwendungen vergleichen, die Übertragbarkeit in andere Regionen demonstrieren und größere Anlagen realisieren«, so Stephan Schindele. So sollen die unterschiedlichen Anwendungsmöglichkeiten u.a. in Kombination mit Obst-, Beeren-, Wein- und Hopfenbau sowie mit Energiespeicher, organischer PV-Folie und solarer Wasseraufbereitung und -verteilung untersucht werden. »Neben Investitionen seitens der Industrie und der Forschungspolitik ist für die erfolgreiche Markteinführung der Agrophotovoltaik auch eine für erneuerbare Energien typische politische Steuerung notwendig«, ergänzt Stephan Schindele. Das Fraunhofer ISE und das Wuppertal Institut haben daher bereits 2014 in einer gemeinsamen Stellungnahme mit Unterstützung der Universität Hohenheim vorgeschlagen, Agrophotovoltaik in Ausschreibungen in einer Testphase gesondert zu berücksichtigen.

Weitere Informationen:
Forschungsprojekt Agrophotovoltaik – Hofgemeinschaft Heggelbach am Bodensee
http://blog.innovation4e.de/2017/11/21/ein-jahr-agrophotovoltaik-sonnenernte-auf…
Blogbeitrag auf „Innovation4E“ dem Forschungsblog des Fraunhofer ISE
https://www.ise.fraunhofer.de/ Webseite des Fraunhofer ISE

Anhang
Presseinformation [PDF]
https://idw-online.de/de/attachment59201

Quelle: idw

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Meldungen aus der Schweiz 2018

0
Dezember 2018
Arbon Schweizer Premiere – Arbon und St. Gallen spannen für sauberes Wasser bei der Reinigung zusammen  
Baselland Abwasserkonzept im Infrapark – Verantwortung zur Rheinheit 
Hochdorf ARA eröffnet 
Oktober 2018
Dietikon «HEY SERGEJ» – KLÄRWERKFACHMANN HAMMEL RETTET SÜSSE ENTENKÜKEN 
Birsfelden Am besten ist der Gestank  
Basel Großer Rat bewilligt Mittel 
Altenrhein 100 Millionen für sauberes Abwasser  
Altenrhein Der Anschluss von Speicher ist erfolgt  
Rudofstetten-Friedlingsberg BIS ZU VIER MILLIONEN FRANKEN FÜR AUSBAU DER ARA ODER ANSCHLUSS AN GROSSKLÄRANLAGE ?
Rhein Abluftreinigung in einer Kläranlage für die Baseler Industrie 
September 2018
Kaisten In der ARA Kaisten ist eine anspruchsvolle Zeit zu Ende gegangen 
Brugg-Birrfeld Abwasserverband erhält keine KEV 
Neuenburg Vorprojekt für die Behandlung von Mikroverunreinigungen und Stickstoff  
Chur Solarfaltdach ARA Chur offiziell eingeweiht 
August 2018
Wohlen-Anglikon Seit 25 Jahren Klärmeister: Auch Jahrhundert-Hochwasser konnten ihn nicht aufhalten 
Zürich Fernwärme statt Gas – 129 Millionen Franken, um Höngg und Altstetten «grün» zu beheizen 
Oberes Wiggertal Masterplan ARA Oberes Wiggertal 
Villette/Genf Kunststoffkettenräumer in der Schweiz 
Muri Neubau Wirbelfallschacht in Muri bei Bern 
Morgental Mit Abwasser gegen langsame Backofenuhren 
ARA Furthof (ZH) Integriert betrachtet
Birsig Ausbau und Sanierung ARA  
Juli 2018
Gontenschwil Sieben Millionen Franken fürs Abwasser: Gemeinden brauchen neues Pumpwerk 
Baden Spitalabwasser in der Limmat: Staubecken soll das verhindern 
Zürich Taucher muss 18 Meter tief in Kläranlage-Schlamm 
Mai 2018
Zürich Eine neue NEREDA®-Anlage in der Schweiz
Reinach Kundenanlass auf der ARA  
Seon Seener Männerstämmler besuchten eine der modernsten Kläranlagen der Schweiz, die ARA in Reinach AG 
Basel Neue Kläranlage für 300 Millionen Franken 
Basel Erweiterung und Sanierung der ARA Basel  
Basel Entfernung von Mikroverunreinigungen
Kelleramt Biber beisst sich am Beton der Kläranlage die Zähne aus 
Brugg NEIN ZUM REGENWASSERBECKEN ALTENBURG 
Muri Abwassergebühren rufen Preisüberwacher auf den Plan: Zu schnell zu viel Geld verlangt?
Kelleramt Weniger Dreckwasser in der Kläranlage 
März 2018
Brugg-Lauffohr Schwimmendes WC-Papier im Feld – wo das Abwasser die Strasse runterläuft 
ARA Seeland Auf Kurs 
Januar 2018
Schweiz ARA in der Schweiz: Jetzt für die Médaille d’eau 2018 bewerben! 
Morgental Überprüfung Kostenziel
Gontenschwil/Zetzwil Gemeinsame ARA wird stillgelegt – eine Alternative gibt es nicht 
Muri Aargauer SVP-Politikerin muss höhere Gebühren verteidigen – Rentner reichen Beschwerde ein 
Rafz Ertüchtigung der RÜB im Rafzerfeld

Arbon/CH: Schweizer Premiere – Arbon und St. Gallen spannen für sauberes Wasser bei der Reinigung zusammen

Die beiden Städte bauen eine gemeinsame Anlage zur Elimination von Mikroverunreinigungen aus dem Abwasser zweier ARA. Solch eine Zusammenarbeit ist …mehr:

https://www.tagblatt.ch/ostschweiz/kreuzlingen/schweizer-premiere-arbon-und-st-gallen-spannen-fuer-sauberes-wasser-bei-der-reinigung-zusammen-ld.1066118

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Baselland/CH: Abwasserkonzept im Infrapark – Verantwortung zur Rheinheit

Als am Rhein gelegener Chemiepark trägt der Infrapark Baselland eine besondere Verantwortung, seine Abwässer nachhaltig zu reinigen, um den Rheinanliegern nördlich von Basel eine hohe Rheinwasserqualität konstant zu garantieren. Um diese Anforderungen zu erfüllen, müssen die Abwässer so gereinigt werden, dass das Rheinwasser ohne Einschränkungen …mehr:

https://www.chemietechnik.de/abwasserkonzept-im-infrapark-baselland/

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Hochdorf/CH: ARA eröffnet

Die ARA Hochdorf wurde unter der Leitung von HOLINGER in den letzten drei Jahren für rund 16 Mio. Fr. saniert. Am 29. September 2018 wurde die neue Anlage feierlich eröffnet.
Im Zentrum der Sanierung stand die Erneuerung der Vorklärung und der biologischen Stufe. Diese beiden Anlagenteile stammten aus dem Jahr 1967 und wurden seither nicht mehr erweitert. Die Umbauarbeiten fanden unter laufendem Betrieb statt, was eine grosse Herausforderung war. Die neuen Becken der biologischen Stufe wurde an der gleichen Stelle wie die alten Becken erstellt, sind aber 6 m tiefer.

https://de.holinger.com/news/details/?tx_ttnews%5Byear%5D=2018&tx_ttnews%5Bmonth%5D=10&tx_ttnews%5Bday%5D=22&tx_ttnews%5Btt_news%5D=3338&cHash=d5aed7ae6c3ccac6d34136fe75527ab3

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DIETIKON: «HEY SERGEJ» – KLÄRWERKFACHMANN HAMMEL RETTET SÜSSE ENTENKÜKEN

Eine Entenmutter brütete auf der Dachterrasse der Limeco. Sergej Hammel brachte die Ente und ihre Küken später an die Limmat. Es ist nicht das erste Mal, dass der Limeco-Mitarbeiter zum Tier-Retter wurde.
Im Januar rettete Sergej Hammel zusammen mit einem Arbeitskollegen einen Hund aus der Limmat. Nun hatte es der Klärwerkfachmann der Limeco wieder mit Tieren zu tun. Auf der Dachterrasse der Abwasserreinigungsanlage in …mehr:

https://www.aargauerzeitung.ch/limmattal/region-limmattal/hey-sergej-klaerwerkfachmann-hammel-rettet-suesse-entenkueken-133153129

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Birsfelden: Am besten ist der Gestank

Der Performancerundgang «Augias oder Herakles auf der Kläranlage» des Roxy Theaters zeigt dem Theaterpublikum alle Winkel der Kläranlage Birsfelden bei Nacht. Dafür lohnt sich der Eintrittspreis.
Eine Schwade Klärgestank zieht durch die Luft. «Heieiei, ist das schön hier», sagt eine Premierenbesucherin. Sie hat recht. An den Betontanks links und rechts wachsen Kletterpflanzen…mehr:

…mehr: https://www.aargauerzeitung.ch/kultur/buch-buehne-kunst/am-besten-ist-der-gestank-133227210

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BASEL: Großer Rat bewilligt Mittel

Die Erneuerung der veralteten Basler Kläranlage (ARA) hat eine weitere Hürde genommen: Der Große Rat hat am Mittwoch einen Beitrag von 235 Millionen Franken befürwortet. Das Großprojekt war unbestritten. Insgesamt wollen beide Basel rund 295 Millionen Franken in die Modernisierung der 1982 eingeweihten Anlage investieren. Die von der ProRheno betriebene ARA am Rand des Hafengebietes in Kleinhüningen läuft seit einigen Jahren an der Belastungsgrenze …mehr:

http://www.badische-zeitung.de/basel/235-millionen-fuer-klaeranlage–156873732.html

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ARA Altenrhein/CH: 100 Millionen für sauberes Abwasser

St.Galler Tagblatt, 28.09.2018 von Fritz Bichsel Der Abwasserverband Altenrhein umfasst mittlerweile 17 Gemeinden. Sein Geldbedarf wird nach Grossprojekten wieder sinken. Für diese gibt er einen grossen Bazen aus. Den Verband AVA bilden die 15 Gemeinden von St. Margrethen bis Goldach und Eggersriet sowie von Walzenhausen bis Speicher. Ihre Delegierten genehmigten das Budget 2019 mit Investitionen …mehr:

Weiterlesen →https://www.ava-altenrhein.ch/publikationen/presseschau/

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Altenrhein/CH: Der Anschluss von Speicher ist erfolgt

Die Kläranlage in Speicher wird still gelegt. Das Abwasser fliesst nun in die ARA Altenrhein. Sechs Jahre dauerten die Vorbereitungen. Das Projekt wird teurer als erwartet. Heute wird die Abwasserreinigungsanlage (ARA) Speicher still gelegt und der Anschluss an die ARA in Altenrhein erfolgt. Einen entsprechenden Kredit über 2,6 Millionen Franken …mehr:

Weiterlesen →https://www.ava-altenrhein.ch/publikationen/presseschau/

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RUDOLFSTETTEN-FRIEDLISBERG/CH: BIS ZU VIER MILLIONEN FRANKEN FÜR AUSBAU DER ARA ODER ANSCHLUSS AN GROSSKLÄRANLAGE ?

Die Gemeinde steht vor der Frage, ob die eigene Abwasserreinigungsanlage für drei bis vier Millionen Franken ausgebaut werden soll, oder ob der Anschluss an die Grosskläranlage Limmattal in Dietikon erfolgen soll. Die Variantenstudien liegen nun vor.
Der Gemeinderat und das beauftragte Ingenieurbüro …mehr:

https://www.aargauerzeitung.ch/aargau/freiamt/bis-zu-vier-millionen-franken-fuer-ausbau-der-ara-oder-anschluss-an-grossklaeranlage-133191026

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ARA Rhein/CH: Abluftreinigung in einer Kläranlage für die Baseler Industrie

Abwässer der Chemie- und Pharmaproduktion bilden beim Klären eine intensiv riechende und zugleich korrosive Abluft. Der Betreiber einer der größten Industrie-Kläranlagen der Schweiz setzt daher auf eine mehrstufige Abluft-Reinigungsanlage mit vorgeschalteter Abluftkonditionierung und nachgeschalteter Rauchgaswäsche.
• Der Geruch von Kläranlagen für die Chemie- und Pharmaindustrie ist für Anwohner und Mitarbeiter nicht nur unangenehm, sondern häufig auch beunruhigend.
• Das Unternehmen aus dem Beispiel ersetzte daher die Biofilteranlage zur Abluftreinigung durch eine mehr-stufige RTO-Anlage.
• Die Anlage ist speziell für die hochkorrosive Abluft ausgelegt und gleichzeitig energieeffizient durch Wärme-Rückgewinnung.
ARA Rhein reinigt Abwasser im Umfang von rund 6 Mrd. l/a. Das Unternehmen ist der zentrale Abwasserentsorger im Kanton Basel, einem der weltweit bedeutendsten Zentren der Chemie- und Pharmaindustrie. Das dort anfallende Schmutzwasser ist ein Paradebeispiel dafür, wie vielfältig und schwankend die Schadstoffbelastung von Abwässern sein kann, die aus diversen chemisch-pharmazeutischen Industriebetrieben zusammenfließen. Abhängig von der jeweiligen Zusammensetzung der Abwässer variiert…mehr:

https://www.chemietechnik.de/abluftreinigung-in-einer-klaeranlage-fuer-die-baseler-industrie/

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Kaisten/CH: In der ARA Kaisten ist eine anspruchsvolle Zeit zu Ende gegangen

Nach der umfassenden Renovierung des Betriebsgebäudes der ARA Kaisten und der Sanierung der Schlammhalle wurde die Übergabe gefeiert. Mehr:
Es war ein besonderer Moment am Samstag: Die feierliche Schlüsselübergabe für das umfassend renovierte

https://www.aargauerzeitung.ch/aargau/fricktal/in-der-ara-kaisten-ist-eine-anspruchsvolle-zeit-zu-ende-gegangen-133037448

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Brugg-Birrfeld/CH : Abwasserverband erhält keine KEV

Vor Bundesverwaltungsgericht abgeblitzt
Der Abwasserverband Kläranlage Brugg-Birrfeld im Kanton Aargau erhält für den 2016 produzierten Strom keine erhöhte kostendeckende Einspeisevergütung. Das Bundesverwaltungsgericht hat die Beschwerde gegen einen Entscheid der Elektrizitätskommission abgewiesen.
Der öffentlich-rechtliche Abwasserverband, dem zwölf Gemeinden der Region angehören, habe im Jahr 2016 zu wenig Strom produziert, um Anspruch auf die kostendeckende Einspeisevergütung (KEV) zu haben. Das geht aus dem am Freitag publizierten Urteil …mehr:

https://www.aargauerzeitung.ch/aargau/brugg/vor-bundesverwaltungsgericht-abgeblitzt-abwasserverband-brugg-birrfeld-erhaelt-keine-kev-132963397

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ARA Neuenburg/CH: Vorprojekt für die Behandlung von Mikroverunreinigungen und Stickstoff

Die 1969 in Betrieb genommene ARA Neuenburg wurde Ende der 1990er-Jahre in mehreren Etap-pen saniert und erweitert. Ihr Einzugsgebiet umfasst die Gemeinden Neuenburg und Valangin sowie einen Teil der Gemeinden Peseux und Val-de-Ruz (41 000 Einwohner, 55 000 EW). Die ARA wurde für 65 000 EW und einen Zeitraum von 30 Jahren ausgelegt.
Das Vorprojekt für die Behandlung von Mikrover-unreinigungen, das Anfang März eingereicht wurde, sieht eine Ozonung mit nachfolgender Sand-filtration (bestehend) vor. Die Abklärungen bezüg-lich der Eignung der Ozonung (inklusive Biotests), entsprechend den Empfehlungen des VSA, haben weitgehend positive Resultate ergeben. Ausser-dem wird eine bisher nicht vorhandene Stickstoff-Behandlung mit Biofiltern (vorgeschaltete Denitrifikation und Nitrifikation) eingeführt. Die aktuelle biologische Behandlung durch „Belebtschlamm & Biofilter“ wird vereinfacht, da der Belebtschlamm wegfällt.
Die ARA wird für die Entwicklung dieses Projektes und für die Gesamtverwaltung ihrer Anlagen in Zukunft das Verfahren der Gebäudedatenmodellierung (BIM, Building Image Modeling) verwenden. Mehr:

https://www.micropoll.ch/fileadmin/user_upload/Redaktion/Dokumente/01_Berichte/05_Newsletter/Newsletter_12.pdf

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Solarfaltdach ARA Chur offiziell eingeweiht

Die komplette Überdachung der Kläranlage (Abwasserreinigungsanlage = ARA) Chur mit dem weltweit ersten Solarfaltdach Horizon ist abgeschlossen. Die IBC Energie Wasser Chur (IBC) investierte als Bauherrin insgesamt 1.65 Mio. CHF.
Der produzierte Ökostrom wird direkt vor Ort in der ARA Chur gebraucht, wo er rund 20% des Gesamtbedarfs oder den Strombedarf von rund 120 Haushaltungen abdeckt.
Zusammen mit der dhp technology aus Landquart realisierte die IBC in den letzten zwei Jahren das Solarkraftwerk Horizon mit dem weltweit ersten Solarfaltdach.
Leichtbauweise
Das Solarfaltdach ist ein konsequenter Leichtbau, dadurch wird aufgrund des großen Stützenrasters der Betrieb der Kläranlage nicht eingeschränkt und die Doppelnutzung der Fläche ermöglicht. Weiter wird untersucht, ob die 4.150 m2 Solarmodulfläche die Algenbildung reduzieren und somit die Wartungskosten der Klärbecken senken.
Solarmodule werden in Garage gefahren
Herkömmliche, fest installierte Solarmodule müssen Sturm, Hagel und Schneefall trotzen. Anders das Solarfaltdach: Die Solarmodule werden je nach Wetterlage vollautomatisch in eine Garage ein- und ausgefahren. Die Steuerung berücksichtigt lokale Wetterdaten und externe Wetterprognosen. Durch die Schutzfunktion wird auch im Winter kein Produktionstag durch schneebedeckte Module verschwendet.
Strom produzieren, wo er gebraucht wird
Andreas Hügli, Geschäftsführender Partner der dhp freut sich: „Mit unserer Solarfaltdachlö-sung ist es auf Kläranlagen erstmals möglich, moderne Eigenverbrauchslösungen mit Solarstromproduktion im industriellen Maßstab zu realisieren. Wir freuen uns über das grosse Interesse vieler ARA im In- und Ausland den Strom zeitgemäss direkt vor Ort zu produzieren. Die IBC und die Stadt Chur als Innovationspartner haben damit einen wichtigen Grundstein gelegt.“

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Wohlen-Anglikon: Seit 25 Jahren Klärmeister: Auch Jahrhundert-Hochwasser konnten ihn nicht aufhalten

Stefan Irniger arbeitet seit 25 bei der ARA im Blettler. Die Bewerbung für seine Stelle als Klärmeister bereut er bis heute nicht.
Gleich drei Jahrhundert-Hochwasser begrüssten Stefan Irniger vor 25 Jahren in seinem neuen Job als Klärmeister. Von einem davon waren die ARA im Blettler und Irniger in seinem neuen Job direkt betroffen. «Das war überhaupt nicht lustig», erinnert sich …mehr:

https://www.aargauerzeitung.ch/aargau/freiamt/seit-25-jahren-klaermeister-auch-jahrhundert-hochwasser-konnten-ihn-nicht-aufhalten-132688928

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ZÜRICH: Fernwärme statt Gas – 129 Millionen Franken, um Höngg und Altstetten «grün» zu beheizen

CO2-frei heizen mit Abwärme aus der Kläranlage Werdhölzli: Der geplante Energieverbund Altstetten soll die Stadt Zürich näher an ihr 2000-Watt-Ziel bringen. Doch zunächst müssen Gemeinderat und Stimmbürger dem Grosskredit zustimmen.

Der Zürcher Stadtrat hat die Gemeinde wieder einmal aufgefordert, das ganz dicke Portemonnaie aufzumachen: Für 129 Millionen Franken soll das EWZ den Energieverbund (EV) Altstetten bauen und die Quartiere Altstetten und Höngg ans Fernwärmenetz anschliessen. Der Gemeinderat und die Bevölkerung müssen dem Grossprojekt noch zustimmen, das gilt bei den jetzigen Mehrheitsverhältnissen und in Anbetracht früherer Energievorlagen aber als Formsache.
Das Geld reicht für den Aufbau des Fernwärmenetzes rund um das Klärwerk Werdhölzli sowie für die Feinerschliessung von Höngg und dem nördlich der Bahnlinie gelegenen Teil von Altstetten ins Wärme- und Kältenetz…mehr:

https://www.nzz.ch/zuerich/fernwaerme-statt-gas-129-millionen-franken-um-hoengg-und-altstetten-gruen-zu-beheizen-ld.1405746

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Oberes Wiggertal/CH: Masterplan ARA Oberes Wiggertal

Die ARA Oberes Wiggertal wurde 1975 erstellt und 1999 erstmals erweitert. Knapp 20 Jahre später muss der nächste Ausbauschritt ins Auge gefasst werden. In einem Masterplan hat HOLINGER die zukünftigen Anforderungen evaluiert und verschiedene Varianten einer Kapazitätserweiterung aufgezeigt. Als beste Variante ging die Erhöhung der bestehenden Becken hervor. So kann die ARA platzsparend erweitert und weiterhin mit dem bewährten Belebtschlammverfahren betrieben werden. Mehr.

https://de.holinger.com/news/details/?L=10%3Ftype%3D98&tx_ttnews%5Byear%5D=2018&tx_ttnews%5Bmonth%5D=06&tx_ttnews%5Bday%5D=25&tx_ttnews%5Btt_news%5D=3238&cHash=f13e1f404d357d1f4459475b0cde4d68

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Villette/Genf/CH: Kunststoffkettenräumer in der Schweiz

Mecana wird in Zusammenarbeit mit Techfina SA 3 Kunststoffkettenräumer für die Erweiterung der Kläranlage Villette in Genf (80‘000 EW) liefern. Diese Kettenräumer werden mit den Dimensionen von 12 Metern Breite und ca. 60 Metern Länge zu den grössten in der Schweiz installierten Anlagen zählen. Die Installation der Anlage ist im November 2019 geplant.

http://www.mecana.ch/de/kurze-news

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Muri /CH: Neubau Wirbelfallschacht in Muri bei Bern

Die Gemeindebetriebe Muri bauen das Kanalisationssystem im Gebiet Pourtalèsstrasse – Bodenacker aus. Kernstück des Projekts ist ein doppelt angeströmter Wirbelfallschacht, dimensioniert für eine Wassermenge von rund 4,5 m3/s. Die Zu- und Ableitungen des Wirbelfallschachts werden im Microtunneling-Verfahren erstellt. Die 20 m tiefe Baugrube für den Wirbelfallschacht besteht aus einer kreisrunden, überschnittenen Bohrpfahlwand mit 50 Bohrpfählen. Mehr:

https://de.holinger.com/news/details/?L=10%3Ftype%3D98&tx_ttnews%5Byear%5D=2018&tx_ttnews%5Bmonth%5D=07&tx_ttnews%5Bday%5D=02&tx_ttnews%5Btt_news%5D=3239&cHash=0dc7c133e4f27aa6298d616f13ae5642

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Morgental/CH: Mit Abwasser gegen langsame Backofenuhren

Ein Leuchtturmprojekt vom Verein InfraWatt mit Unterstützung vom Bundesamt für Energie (BFE) zeigte, dass Kläranlagen ihre bestehenden Blockheizkraftwerke zusätzlich nutzen und gezielt Lastverschiebungen an einen Regelpoolbetreiber verkaufen können. Daraus ergeben sich zusätzliche Erlöse für die Kläranlage und ein Beitrag zur nationalen Stromversorgung. Der AVM ist seit Juni 2017 teil des Regelenergiepools der Firma Alpiq. Mehr:

https://www.morgental.ch/medien/presse/

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ARA Furthof (ZH)/CH: integriert betrachtet

Im Rahmen seiner Masterarbeit an der ETH Zürich hat ein Student bei HOLINGER ein integriertes Modell des Entwässerungssystems und der ARA Buchs-Dällikon erstellt. Mit dem Programm SIMBA wurden Bewirtschaftungsstrategien in unterschiedlichen Varianten modelliert und ausgewertet. Die Simulationsresultate zeigen, dass die Ammoniumemissionen zum Grossteil im Kanalnetz anfallen und dass sie durch eine Bewirtschaftung des Gesamtsystems reduziert werden können. Das Projekt demonstrierte, dass eine integrierte Simulationsstudie mit verhältnismässigem Aufwand durchführbar ist und dass dieses Instrument somit geeignet ist, um Massnahmen zur Optimierung des Gesamtsystems im Rahmen der Dynamischen Abwasserbewirtschaftung zu analysieren. Mehr:

https://de.holinger.com/news/details/?L=10%3Ftype%3D98&tx_ttnews%5Byear%5D=2018&tx_ttnews%5Bmonth%5D=07&tx_ttnews%5Bday%5D=09&tx_ttnews%5Btt_news%5D=3242&cHash=cbd2ae7909f0c6afda67365ea7ef5935

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Birsig/CH: Ausbau und Sanierung ARA

Enge Platzverhältnisse fordern innovative Lösungen. Dies gilt auch für die ARA Birsig. Die Anlage wurde 1997 das letzte Mal umgebaut und soll nun für den Weiterbetrieb bis 2045 ausgebaut werden. Das Projekt von HOLINGER beinhaltet eine Mikrosiebung (maschinelle Vorklärung), um die Kapazität zu erhöhen. Als neuer Faulturm ist eine Stahlkonstruktion mit integriertem Gasometer vorgesehen. Das Gas wird in einem BHKW verstromt. Für die Elimination von Mikroverunreinigungen ist eine Ozonung geplant. Zudem wird die bestehende Anlage saniert. Mehr:

https://de.holinger.com/news/details/?L=10%3Ftype%3D98&tx_ttnews%5Byear%5D=2018&tx_ttnews%5Bmonth%5D=07&tx_ttnews%5Bday%5D=02&tx_ttnews%5Btt_news%5D=3240&cHash=5c4a187f5aa6ab1830430ddc5c4deca1

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Gontenschwil/Zetzwi/CH: Sieben Millionen Franken fürs Abwasser: Gemeinden brauchen neues Pumpwerk

Die Abwasseranlage Gontenschwil-Zetzwil soll für sieben Millionen Franken der ARA Oberwynental angeschlossen werden. Dazu müssen beide Gemeindeversammlungen dem Beitritt zu einem neuen Gemeindeverband zustimmen.
An den Gemeindeversammlungen in Gontenschwil und Zetzwil geht es neben dem heiss diskutierten Projekt Kreisschule aargauSüd um viel Geld: Die ARA Gontenschwil-Zetzwil muss an die grosse Abwasserreinigungsanlage Oberwynental (ARA AOW) angeschlossen…mehr:

https://www.aargauerzeitung.ch/aargau/wyna-suhre/sieben-millionen-franken-fuers-abwasser-gemeinden-brauchen-neues-pumpwerk-132656050

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Baden/CH: Spitalabwasser in der Limmat: Staubecken soll das verhindern

Damit bei starkem Regen kein Spitalabwasser mehr in die Limmat fliesst, baut das Kantonsspital Baden ein Rückstaubecken mit Pumpwerk.
Jährlich fliessen 1,1 Prozent des gesamten Spitalabwassers in die Limmat statt in die Kläranlage. Denn bei starkem Regen ist die Kanalisation überlasten und kann nicht mehr das gesamte Abwasser aufnehmen. Das Kantonsspital Baden (KSB) baut deshalb im Zuge des Neubau-Projekts auch ein Rückstaubecken mit Pumpwerk und Kanalisation. So wird das Spitalabwasser künftig in das separate Rückstaubecken gepumpt, ehe es in die Kläranlage Baden …mehr:

https://www.aargauerzeitung.ch/aargau/baden/spitalabwasser-in-der-limmat-staubecken-soll-das-verhindern-132661377

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Zürich: Taucher muss 18 Meter tief in Kläranlage-Schlamm

In der Kläranlage Kloten Opfikon ging das Rührwerk kaputt. Ein Taucher musste es im Schlamm suchen.

Eine unangenehme Aufgabe wartete in der Nacht auf Mittwoch auf den erfahrenen Taucher einer Aargauer Firma. In der Kläranlage Kloten Opfikon war das Rührwerk im Faulturm abgebrochen. «Nach 17 Jahren kam es zu einem Ermüdungsbruch», sagt Michael Kasper, Geschäftsführer der Kläranlage.
Das sei vermutlich schon vor einigen Wochen passiert, doch wegen des trüben Wassers im Faulturm …mehr:

http://www.20min.ch/schweiz/zuerich/story/Schlammtaucher-10455472

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ZÜRICH: Eine neue NEREDA®-Anlage in der Schweiz

Eine neue NEREDA-Anlage für die Schweiz
Die Kläranlage Kloten Opfikon erhält bei gleicher Fläche die doppelte Leistung

Nach erfolgreichen Pilotversuchen hat sich die Abwasserreinigung Kloten Opfikon (AKO) zum Ausbau der Kläranlage auf Basis des Nereda®-Verfahrens entschieden und WABAG Wassertechnik AG in Winterthur im Herbst 2016 mit der Realisierung des Projektes mit einem Wert von mehr als 8 Mio. Euro beauftragt. Die bestehende Anlage wird von 65.000 auf 125.000 EGW erweitert – und benötigt dazu keinen zusätzlichen Platz. Ermöglicht wird diese platz- und kostensparende Erweiterung mit dem Einsatz von aerobem granuliertem Belebtschlamm, dem Nereda®-Verfahren, da dieser Hochleistungs-Prozess leicht in die bestehenden Belebungsbecken integriert werden kann. Nereda® wird in der Schweiz exklusiv von WABAG Wassertechnik AG angeboten.

Die AKO reinigt die Abwässer der Städte Kloten und Opfikon sowie des Flughafens Zürich. Die wachsende Bevölkerung, höhere Anforderungen an die Qualität des gereinigten Abwassers sowie der Wunsch nach einer modernen und energiesparenden Anlage verlangten nach einem umfassenden Um- und Ausbau. Der Kunde suchte nach geeigneten, Platz sparenden Varianten für die geplante Erweiterung und hat gemeinsam mit WABAG im Vorfeld der Vergabe knapp ein Jahr lang erfolgreich das innovative Nereda®-Verfahren auf der Kläranlage getestet.

Die Ergebnisse zeigten, dass das Verfahren ausgezeichnete Ergebnisse bei der Nährstoff- (Ammonium, Stickstoff, Phosphor) und Feststoffentfernung erzielt. Bei der Nereda®-Technologie liegt der Belebtschlamm zum Großteil in kompakter, granulierter Form vor und setzt sich dadurch sehr schnell ab, womit verglichen mit anderen Verfahren viel höhere Belebtschlammkonzentrationen möglich sind. Für den Ausbau der Kläranlage Kloten Opfikon ist dies ein großer Vorteil, weil dadurch für den Ausbau lediglich die bestehenden Belebtschlammbecken erhöht werden müssen. Dadurch kann die biologische Reinigung auf der bestehenden Fläche auf knapp die doppelte Ausbaugröße erweitert werden. Entsprechend ist ein Umbau unter laufendem Betrieb in drei Etappen möglich.

Für WABAG ist Kloten Opfikon der zweite Nereda®-Auftrag in der Schweiz. Schon im Herbst 2015 hat sich die Kläranlage Sarneraatal in Alpnach (65.000 EGW) für den Ausbau mit WABAG als Partner auf Basis des Nereda®-Verfahrens entschieden. Die Anlage wird 2017/2018 in Betrieb gehen.

Die Bauarbeiten an der Kläranlage Kloten Opfikon werden 2019 starten, die Inbetriebnahme erfolgt in mehreren Stufen von 2021 bis 2024.
Das Nereda®-Verfahren wurde an der Universität Delft entwickelt und von Royal HaskoningDHV in den Niederlanden vertrieben. WABAG hat Ende 2014 ein Kooperationsübereinkommen mit DHV abgeschlossen. Das Verfahren kommt weltweit bereits in rund 30 kommunalen Anlagen im Einsatz, wobei etwa die Hälfte bereits in Betrieb ist.

http://www.wabag.com/de/wabagmedia/a-new-nereda-system-in-switzerland-same-footprint-double-capacity/?media_year=&country=&cat%5B%5D=all&cat%5B%5D=general-news-de&cat%5B%5D=innovations-de&cat%5B%5D=new-projects-de&cat%5B%5D=neue-projekte&search=&search_button=Suche

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Reinach: Kundenanlass auf der ARA

HOLINGER organisiert am 26. April 2018 einen Kundenanlass auf der ARA Oberes Wynental in Reinach (AG). Die bestehende ARA wurde vollständig durch eine moderne, mechanisch-biologische Anlage mit anschliessender Raumfiltration ersetzt. Für die Elimination der Mikroverunreinigungen wurde eine Ozonung installiert – als erste Anlage im Kanton Aargau und erst als zweite schweizweit. Das Biogas wird gereinigt und in das Erdgasnetz eingespeist. Die notwendige Wärmeenergie wird mit einer Wärmepumpe aus dem Abwasser gewonnen. Nach dem Rundgang sind Fachreferate über verschiedene Verfahren zur Elimination von Mikroverunreinigungen und zur Kanalnetzbewirtschaftung aus der Sicht der ARA vorgesehen.

http://de.holinger.com/news/details/?L=10%3Ftype%3D98%3Ftype%3D98%3F%20%3C%21DOCTYPE%20html%3E%20%3Chtml%20lang%3D&tx_ttnews%5Byear%5D=2018&tx_ttnews%5Bmonth%5D=04&tx_ttnews%5Bday%5D=02&tx_ttnews%5Btt_news%5D=3195&cHash=cf1f50cbcf83d928bf81c15b2f453875

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Seon/CH: Seener Männerstämmler besuchten eine der modernsten Kläranlagen der Schweiz, die ARA in Reinach AG

Unter kompetenter Führung der Betriebsleitung, wurde durch die Herren Reto Pfendsack und Ewald Ammann den Seoner Senioren die modernste Technologie für nachhaltig sauberes Wasser vor Augen geführt.
Die technischen Neuerungen der ARA Reinach auf einen Blick
– Mechanische Reinigung und Biologie ist vergleichbar …mehr:

https://www.aargauerzeitung.ch/beitrag/leserbeitrag/seener-maennerstaemmler-besuchten-eine-der-modernsten-klaeranlagen-der-schweiz-die-ara-in-reinach-ag-132571303

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Basel: Neue Kläranlage für 300 Millionen Franken

Die Regierungen der beiden Basler Kantone wollen investieren / Die alte Anlage ist an der Belastungsgrenze.
BASEL (sda). Die kommunale Abwasserreinigungsanlage (ARA) Basel entspricht nicht mehr dem Stand der Technik und genügt den Anforderungen der Gewässerschutzgesetze nur noch bedingt. Deshalb wollen die beiden Basel rund 295 Millionen Franken in die vollständige Erneuerung der Anlage investieren. Die beiden Regierungen haben die entsprechenden Vorlagen an die Parlamente in Basel-Stadt und Baselland verabschiedet, wie es in einer Mitteilung vom Mittwoch heißt.

Die von der Prorheno betriebene …mehr:…
http://www.badische-zeitung.de/basel/neue-klaeranlage-fuer-300-millionen-franken–152483027.html

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BASEL: Erweiterung und Sanierung der ARA Basel

Vorlagen an Grossen Rat und Landrat verabschiedet
Die Regierungsräte von Basel-Stadt und Basel-Landschaft haben an ihren heutigen Sitzungen die Vorlagen an den Grossen Rat und den Landrat zur Bewilligung der Ausgaben für die Erweiterung und Sanierung der kommunalen Abwasserreinigungsanlage (ARA) Basel in Kleinhüningen verabschiedet. Die von der ProRheno AG im Auftrag der beiden Kantone betriebene ARA Basel entspricht nicht mehr dem Stand der Technik und genügt den Anforderungen der eidgenössischen Gewässerschutzgesetzgebung nur noch bedingt. Die mittlerweile 35 Jahre alte ARA, an die rund 270‘000 Einwohnerinnen und Einwohner insbesondere aus Basel-Stadt und Basel-Landschaft angeschlossen sind, muss zwingend für die Reinigung des Abwassers von den enthaltenen Stickstoffverbindungen ausgerüstet werden. Ausserdem ist eine Stufe zur Reduktion von Mikroverunreinigungen vorzusehen. Eine weitere Verbesserung wird durch den Bau einer Anlage zur Biogasgewinnung aus der Faulung des anfallenden Klärschlamms erreicht. Zudem wird vorbereitet, dass in der ARA Basel künftig auch vorbehandeltes Abwasser aus der ARA Chemie gereinigt werden kann. Die Investitionen dafür sollen den Einleitern mit einer vollkostendeckenden Gebühr überwälzt werden. Die Realisierung des seit 2013 projektierten Vorhabens löst insgesamt Ausgaben in Höhe von 282,3 Mio. Franken aus, wovon 234,6 Mio. Franken auf den Kanton Basel-Stadt und 47,7 Mio. Franken auf den Kanton Basel-Landschaft entfallen.
Die Erweiterung und Sanierung der ARA Basel wird schon seit längerem vorbereitet. Im Dezember 2013 beziehungsweise im Januar 2014 hatten der Grosse Rat und der Landrat gesamthaft 13,1 Mio. Franken für die Projektierung der neuen ARA Basel bewilligt. Das von der ProRheno AG als Betreiberin der ARA Basel durchgeführte Vorprojekt und die Ausarbeitung des Bauprojekts sind nun abgeschlossen.

Die heutige ARA Basel ist seit dem Jahr 1982 in Betrieb. Sie arbeitet seit einigen Jahren an der Belastungsgrenze und überschreitet immer wieder die Grenz- und Richtwerte der Gewässerschutzgesetzgebung in der Schweiz. Die ARA Basel ist eine der wenigen Grosskläranlagen im Rheineinzugsgebiet, die noch keine Stufe hat zur Reduktion von Stickstoff, der erheblich zur Eutrophierung von Gewässern beiträgt. Damit der gesetzlich geforderte Stand der Technik wieder erreicht werden kann, muss die ARA Basel zwingend für die Reinigung des Abwassers von Stickstoffverbindungen ausgerüstet werden.

Seit Anfang des Jahres 2016 wird bei Kläranlagen ab einer Grösse von 80’000 angeschlossenen Einwohnern ausserdem eine weitere Stufe zur Verringerung von Mikroverunreinigungen (MV-Stufe) gefordert. Mikroverunreinigungen sind organische Spurenstoffe aus verschiedensten Quellen, die in sehr tiefen Konzentrationen im Abwasser vorkommen und deren Eintrag in Flüsse oder Seen die Gewässerökologie schädigt. Für einen erfolgreichen Abbau der Mikroverunreinigungen ist die Ausrüstung der ARA mit einer Stickstoffelimination Voraussetzung. Es ist daher sinnvoll, diese beiden Erweiterungen zusammen vorzunehmen. Der Bau von Anlagen zur Reduktion von Mikroverunreinigungen wird mit Beiträgen aus den Mitteln der seit Anfang 2016 erhobenen Bundesabwasserabgabe gefördert. Von der ProRheno wird ein entsprechender Antrag an den Bund gestellt werden.

Die unumgängliche Totalerneuerung der ARA Basel hat den kompletten Umbau der gegenwärtigen Anlage im laufenden Betrieb zur Folge. Die mechanische und die biologische Reinigung werden ersetzt und um den zusätzlichen Stickstoffabbau erweitert. Dafür wird künftig das sogenannte SBR-Verfahren eingesetzt mit insgesamt neun geschlossenen Reaktionsbehältern (SBR = Sequencing Batch Reactor). Dieses Verfahren bietet nicht nur einen sicheren Betrieb, sondern auch eine grosse Flexibilität gegenüber Belastungsschwankungen und eine hohe Energieeffizienz. Zeitlich gestaffelt entsteht die neue MV-Stufe, die als kombiniertes zweistufiges Verfahren zuerst mittels Ozonung und anschliessend mit Aktivkohle-Reinigung ausgelegt wird. Das Verfahrenskonzept wurde teilweise grosstechnisch mit Unterstützung des Bundesamts für Umwelt (BAFU) in der ARA Ergolz 1 in Sissach durch das Amt für Industrielle Betriebe des Kantons Basel-Landschaft (AIB) und im Pilotmassstab in der ARA Basel durch die ProRheno getestet und für sehr leistungsfähig befunden.

Ergänzend zu den beiden neuen Reinigungsstufen wird die Erweiterung der Schlammbehandlung mit einer Schlammfaulung inklusive Anlagen zur Aufbereitung und Einspeisung des gewonnenen Biogases in das städtische Gasnetz vorgesehen. Ausserdem ist die Installation von zusätzlichen Photovoltaikelementen auf den dafür geeigneten Dachflächen der neuen ARA Basel geplant. Insgesamt kann damit die Energiebilanz der Anlage optimiert werden.
Der geplante Ausbau wird auf die bis 2040 erwartete Bevölkerungsentwicklung im Einzugsgebiet der ARA Basel und die bis dahin absehbaren Veränderungen bei gewerblichen Einleitern ausgelegt. Die neue ARA Basel bietet zudem die Möglichkeit, künftig auch vorbehandelte Abwässer aus der ARA Chemie aufzunehmen und mit hoher Qualität zu reinigen. Die dafür notwendigen Investitionen sollen mit einer vollkostenbasierten Gebühr den Einleitern der Chemie überwälzt werden.

Die Gesamtausgaben des Vorhabens (Kostenungenauigkeit +/-10 %) betragen 295,4 Mio. Franken inklusive der bereits bewilligten Projektierungsausgaben von 13,1 Mio. Franken. Für die Realisierung der neuen ARA Basel ergeben sich damit Ausgaben in der Höhe von 282,3 Mio. Franken, wovon knapp zwei Drittel (ca. 177 Mio. Franken) für die Erweiterung der mechanischen und biologischen Reinigung, die neue MV-Stufe sowie die Faulgasanlage anfallen. 234,63 Mio. Franken der Ausgaben (rund 83%) werden durch den Kanton Basel-Stadt getragen, wo der grösste Teil des in der ARA Basel gereinigten Abwassers entsteht. 47,67 Mio. Franken entfallen auf den Kanton Basel-Landschaft (rund 17%).
Damit die Bauarbeiten möglichst unmittelbar nach Vorliegen zustimmender Parlamentsbeschlüsse gestartet werden können, wird parallel zur parlamentarischen Beratung des Vorhabens bereits auch das Baubewilligungsverfahren durchgeführt werden. Der Zeitplan sieht vor, dass nach Bewilligung der Bauausgaben und Vorliegen der Baubewilligung die Arbeiten an der neuen ARA Basel noch im zweiten Semester des Jahres 2018 beginnen. Die Inbetriebnahme der neuen Anlagen soll im Herbst 2024 erfolgen.

Die ARA Basel hat ihren Standort in Basel-Kleinhüningen nahe der Landesgrenze zu Deutschland. Die Anlage wird zusammen mit der ARA Chemie von der ProRheno AG betrieben. An der ProRheno AG sind daher neben den Kantonen Basel-Stadt und Basel-Landschaft auch die in Basel-Stadt ansässigen Chemiefirmen beteiligt.
Weitere Informationen zum Vorhaben sind auf der Website der ProRheno AG erhältlich.

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BASEL: Entfernung von Mikroverunreinigungen

Die Kläranlage Basel erhält eine zusätzliche Reinigungsstufe vom Technologieführer WABAG
WABAG Wassertechnik in Winterthur hat von der ProRheno AG den Auftrag für die Erweiterung der Kläranlage Basel mit einer zusätzlichen Reinigungsstufe zur Entfernung von Mikroverunreinigungen erhalten. Der Auftrag wurde im Mai 2016 erteilt. Damit reagiert der Betreiber einer der grössten Kläranlagen im Land früh auf die neue Gewässerschutzverordnung in der Schweiz, mit der Eliminationsgrade für organische Mikroverunreinigungen festgesetzt wurden. WABAG hat sich als Spezialist für diese spezielle Anforderung etabliert und wird in Basel die Prozess-Kombination Ozonung mit nachgeschalteter Dosierung von Pulveraktivkohle und Raumfiltration (BIOZONE® – PACOPUR®) einsetzen. Die Realisierung des 7,5 Mio. Euro Auftrages erfolgt im Zuge einer umfassenden Erweiterung der Anlage, wodurch die Inbetriebnahme erst 2021 erfolgen kann.

Mikroverunreinigungen im Abwasser – kleine Ursache, große Wirkung
Mit immer besseren Analysemethoden können verstärkt Mikroverunreinigungen, d.s. Substanzen, die in sehr niedrigen Konzentrationen in den Gewässern vorkommen, nachgewiesen werden. Die zunehmende Industrialisierung, steigende Bevölkerungsdichte und der verstärkte Verbrauch von Medikamenten lassen u.a. hormonell aktive Substanzen, pharmazeutische Wirkstoffe, Chemikalien und Pestizide vor allem über die Abwasserentsorgung in unsere Ökosysteme gelangen, wo diese Schäden verursachen können. Die Schweiz, von jeher Vorreiter in der Wassertechnik, hat mit 1.1.2016 als erstes Land ein Gesetz verabschiedet, das Eliminationsgrade für Mikroverunreinigungen vorschreibt. Ziel ist sowohl der Schutz der aquatischen Ökosysteme als auch der Trinkwasserressourcen.

Pionier WABAG
WABAG wiederum hat auf diesem Gebiet Pionierarbeit geleistet und seit mehr als 10 Jahren an der Entwicklung und Erprobung geeigneter Technologien gearbeitet. Zahlreiche Forschungsprojekte, u.a. in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Umweltschutz und der Eawag sowie auch in Österreich mit der TU Wien, sind umgesetzt worden. Als Ergebnis kann WABAG heute als eines der wenigen Unternehmen alle relevanten Technologien anbieten: Ozonung, Aktivkohle-Adsorptionsverfahren und deren Kombination. 2013 ist die erste BIOZONE®-Kundenanlage in St. Pourçain-sur-Sioule, Frankreich in Betrieb gegangen. Seitdem hat das Unternehmen eine Reihe von Aufträgen in der Schweiz – in Reinach, Thunersee, Altenrhein und Porrentruy – für Ozonung und/oder Adsorption bzw. Raumfiltration erhalten.

Ein WABAG-Gesamtsystem in Basel
In Basel wird für die Entfernung der problematischen Mikroverunreinigungen die Prozesskombination BIOZONE®-PACOPUR® als Gesamtanlage realisiert. Das Prinzip dieser Verfahrenskombination lässt sich vereinfacht so erklären: Mikroverunreinigungen werden mit Ozon teilweise „gecrackt“, diese sowie auch nicht durch die Ozonung erfassten Mikroverunreinigungen lagern sich an der Oberfläche der Aktivkohle ab (Adsorption). Die „beladene“ Aktivkohle wird unter Einsatz einer Raumfiltration aus dem Abwasser gefiltert und Oxidationsnebenprodukte der Ozonung werden biologisch abgebaut. Die Anlage hat eine Totalkapazität von maximal 3.000 l/s (mittlere Tagesmenge: 93.000 m3/d, max. 260.000 m3/d), die Ozonung eine Leistung von maximal 52 kg O3/h.
WABAG ist verantwortlich für Design, Engineering, Lieferung, Montage und Inbetriebsetzung Die Ausführung der Leistungen erfolgt vorbehaltlich der erforderlichen Genehmigungen für das Gesamtprojekt.
Der Auftrag in Basel hat die Technologieführerschaft von WABAG nochmals unterstrichen und die Anlage wird in Folge eine wichtige Referenz auf dem Gebiet der Entfernung von Mikroverunreinigungen darstellen. Der Bedarf ist gegeben und von der Branche erkannt worden. Auch in weiteren europäischen Ländern wird das Thema der Mikroverunreinigungen diskutiert und nach gesetzlichen und technischen Lösungen gesucht.

http://www.wabag.com/de/wabagmedia/elimination-of-micropollutants-wabag-the-technology-leader-supplies-the-basel-wwtp-with-an-additional-treatment-stage/?media_year=&country=&cat%5B%5D=all&cat%5B%5D=general-news-de&cat%5B%5D=innovations-de&cat%5B%5D=new-projects-de&cat%5B%5D=neue-projekte&search=&search_button=Suche

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ARA Kelleramt/CH: Biber beisst sich am Beton der Kläranlage die Zähne aus

Die Biber breiten sich im Mittelland immer mehr aus. Die Population nimmt auch an der Reuss im Freiamt ständig zu, wo die geschützten Nager an verschiedenen Stellen ihr Refugium haben. Wen wunderts, dass sich nun auch auf dem Areal der Kläranlage des Abwasserverbandes Kelleramt …mehr:

https://www.aargauerzeitung.ch/aargau/freiamt/biber-beisst-sich-am-beton-der-klaeranlage-die-zaehne-aus-132268060

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BRUGG/CH: NEIN ZUM REGENWASSERBECKEN ALTENBURG

Folgende Argumente sprechen klar gegen das Regenwasserbecken Altenburg:
Gemäss Versickerungskarte des Kantons Aargau eignet sich fast das ganze Gemeindegebiet Brugg für die Versickerung von Sauberwasser. Das Potential der Versickerung ist in Brugg überhaupt nicht ausgeschöpft!
• Sauberwasser muss von Gesetzes wegen …mehr:

Mehr: https://www.aargauerzeitung.ch/beitrag/leserbeitrag/nein-zum-regenwasserbecken-altenburg-132271981

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Muri/CH: Abwassergebühren rufen Preisüberwacher auf den Plan: Zu schnell zu viel Geld verlangt?

Der Preisüberwacher reklamiert beim Gemeinderat Muri wegen der Erhöhung der Abwassergebühren. Die Gemeinde verfüge in ihrem Entsorgungsgebiet über ein lokales öffentliches Monopol in der Abwasserentsorgung und unterstehe daher dem Preisüberwachungsgesetz. Das sieht der Gemeinderat anders. Mehr:

https://www.aargauerzeitung.ch/aargau/freiamt/abwassergebuehren-rufen-preisueberwacher-auf-den-plan-zu-schnell-zu-viel-geld-verlangt-132217542

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Kelleramt/CH: Weniger Dreckwasser in der Kläranlage

Um etwa 15 Prozent ist im Jahr 2017 der Abwasserzufluss zur Kläranlage des Abwasserverbandes Kelleramt in Unterlunkhofen gegenüber dem Vorjahr geringer geworden.
Die Schmutzfracht betrug 2017 weniger als im Jahr zuvor – noch 2,2 Millionen Kubikmeter. «Ausschlaggebend dafür waren die geringeren Niederschläge, aber auch die grossen Baustellen…mehr:

https://www.aargauerzeitung.ch/aargau/freiamt/weniger-dreckwasser-in-der-klaeranlage-132267849

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Brugg-Lauffohr/CH: Schwimmendes WC-Papier im Feld – wo das Abwasser die Strasse runterläuft

Bei starken Regenfällen drückt in Brugg-Lauffohr verschmutztes Abwasser durch die Schachtdeckel an die Oberfläche. Was dann die Hüslimattstrasse hinunter ins Landwirtschaftsland schwimmt, ist zum Teil so richtig unappetitlich.
Bei anhaltendem, starkem Regen macht sich regelmässig Nervosität breit bei der Frau aus Brugg-Lauffohr: Denn stets muss sie damit rechnen, dass die Kanalisation die Wassermassen …mehr:

https://www.aargauerzeitung.ch/aargau/brugg/schwimmendes-wc-papier-im-feld-wo-das-abwasser-die-strasse-runterlaeuft-132156452

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ARA Seeland Süd/CH: auf Kurs

Der Zusammenschluss der beiden ARA Murten und Kerzers zur ARA Seeland Süd schreitet voran. Die Prüfung des Vorprojekts von HOLINGER war erfolgreich, so dass die Planung des Bauprojektes gestartet werden konnte. Nachdem die Ergebnisse der Ozontestversuche abgeschlossen sind, wird das Projekt zur Anhörung beim Bundesamt für Umwelt eingereicht. In der Zwischenzeit werden die vorgezogenen Submissionen für die Biofilteranlage und die Ozonung mit nachgeschaltetem Sandfilter vorbereitet. Die Kreditbewilligung durch die Bevölkerung steht im November 2018 an. Mehr:

http://de.holinger.com/news/details/?L=10%3Ftype%3D98%3Fy&tx_ttnews%5Byear%5D=2018&tx_ttnews%5Bmonth%5D=02&tx_ttnews%5Bday%5D=05&tx_ttnews%5Btt_news%5D=3162&cHash=59950da912d5a6bd257a319214d0a41c

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ARA in der Schweiz: Jetzt für die Médaille d’eau 2018 bewerben!

Es ist wieder soweit, die Auszeichnung Médaille d’eau für energieeffiziente Kläranlagen wird zum vierten Mal vergeben! Seit 2003 findet diese Ehrung statt, mit der Vergabe der Médaille d’eau 2018 möchten wir an diese langjährige Tradition anknüpfen und Kläranlagen mit energetisch hohem Standard auszeichnen.
Erstmals können sich auch Betreiber bewerben, welche diesen Standard noch nicht erreicht, aber in den letzten Jahren zahlreiche Energiemassnahmen realisiert haben. Zusätzlich können auch wiederum innovative Energieprojekte eingereicht werden.
Die Ehrungen findet anlässlich der Energietagung von VSA und InfraWatt in Bern statt, reservieren Sie sich jetzt schon den Termin vom 20. September 2018! Anmeldung zur Energietagung unter www.vsa.ch

Bewerbung zur Médaille d’eau 2018:
Wir möchten Sie aufrufen, bis spätestens 15. April 2018 Ihre Bewerbung für die Auszeichnung der Médaille d’eau 2018 und/oder den Innovationspreis an InfraWatt einzusenden: info@infrawatt.ch.

http://www.infrawatt.ch/de/node/1226

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Morgental: Überprüfung Kostenziel

Der Abwasserverband Morgental hat letztmals im Jahre 2003 die Langfristplanung und deren Finanzierung zusammen mit der BSG Unternehmensberatung AG überprüft. Aufgrund der anstehenden Grossprojekte wie der Elimination Mikroverunreinigungen und der Sanierung Biologie sowie den zusätzlichen Pumpstationen im Netz wird das bestehende Kostenziel zukünftig nicht mehr ausreichen. Dies verdeutlicht die Studie zur Überprüfung der Finanzierung, welche die WIFpartner AG 2016 im Auftrag des AVM durchgeführt hat. Mehr:

https://www.morgental.ch/medien/presse/

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Gontenschwil/Zetzwil: Gemeinsame ARA wird stillgelegt – eine Alternative gibt es nicht

Die Abwasserreinigungsanlage (ARA) genügt den Vorschriften des Kantons Aargau nicht mehr. Die Lösung: der Anschluss an die grosse ARA Oberwynental. Mehr:

https://www.aargauerzeitung.ch/aargau/wyna-suhre/gemeinsame-ara-wird-stillgelegt-eine-alternative-gibt-es-nicht-131890077

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Muri: Aargauer SVP-Politikerin muss höhere Gebühren verteidigen – Rentner reichen Beschwerde ein

Der Gemeinderat von Muri hat die Gebühren für Abwasser erhöht. Doch eine Beschwerde dagegen hat gute Erfolgsaussichten – die Gemeinde hat es verpasst, das geänderte Reglement dem Preisüberwacher…mehr:

https://www.aargauerzeitung.ch/aargau/freiamt/aargauer-svp-politikerin-muss-hoehere-gebuehren-verteidigen-rentner-reichen-beschwerde-ein-131797503

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Rafz: Ertüchtigung der RÜB im Rafzerfeld

Die vier Regenüberlaufbecken (RÜB) im Rafzerfeld werden saniert. Zurzeit erarbeitet HOLINGER die Bauprojekte für die vier RÜB. Die Massnahmen sind umfassend: Die RÜB werden mit neuen, ins Prozessleitsystem der Kläranlage Hohentengen eingebundenen Abflussmessungen und -drosselungen ausgerüstet. Neu werden auch die Füllstands- und Entlastungskennwerte erfasst. In der Gemeinde Rafz wird zudem ein Regenüberlaufbecken der ehemaligen Kläranlage aktiviert und ein Siebrechen eingebaut. In drei der vier Gemeinden findet die Umsetzung der Massnahmen bereits 2018 statt. Mehr:

http://de.holinger.com/news/details/?L=110&tx_ttnews%5Byear%5D=2017&tx_ttnews%5Bmonth%5D=11&tx_ttnews%5Bday%5D=06&tx_ttnews%5Btt_news%5D=3107&cHash=4c35b4b940b691cc0cf00d07404f172d

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Meldungen von den Kläranlagen 2018

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Oktober 2018
Saarwellingen Entsorgungsverband Saar optimiert Regenwasserbehandlung für die Kläranlage Saarwellingen 
Stuttgart Traumjob zwischen Computern und Faultürmen 
Stuttgart Umweltschutz und Gemeinwohlbilanz 
Sulzemoos Einweihung und Tag der offenen Tür in der neuen Kläranlage Sulzemoos am Samstag, 15. September 2018 
Waßmannsdorf Gigantischer Abwassertank steht vor erster Flutung  
hanseWasser Innovativ, nachhaltig, umweltbewusst  
September 2018
Stuttgart Neue Motive für Baustellenbanner 
Simmern Die Erweiterungsmaßnahmen an der Kläranlage inkl. Neubau der Kompaktfaulturmanlage sind abgeschlossen 
OEWA Phosphorrecycling: Schönebeck gibt den Takt vor 
OEWA Wer? Wie? Was? Wissenswertes zum Klärschlammtrockner  
Limbach Offizielle Inbetriebnahme der sanierten Kläranlage am 23. August 
hanseWasser Innovativ, nachhaltig, umweltbewusst  
Göppingen EU und Land fördern Versuchsanlage im Klärwerk 
Göppingen KANAL-NACHBARSCHAFTSTAG IM KLÄRWERK GÖPPINGEN 
BRW Langanhaltende Hitze und Trockenheit gefährden Flora und Fauna in den Gewässern 
Krefeld Willkommen bei der EGK Entsorgungsgesellschaft  
StEB Köln StEB Köln bauen Regenwasserbehandlungsanlage in Köln-Marienburg 
EVS 7,5 Millionen Euro für bedeutende Abwasserprojekte in Saarlouis Hauptsammler  
August 2018
Wupperverband Aus Abwasser Kunststoff und Biodiesel gewinnen 
Wupperverband IT-Sicherheitsaudit für die Große Dhünn-Talsperre und die Kläranlage Buchenhofen erfolgreich abgeschlossen 
Wupperverband Kläranlage Marienheide: Abwasserreinigung und Energiemanagement optimiert 
Wiesbaden Tag des offenen Kanals 
Panke Danke – Kerstin bohrt riesigen Abwasserspeicher  
Köln Erftverband und Wasserverband Eifel-Rur unterzeichnen Klärschlammkooperation 
Görsdorf Granulat gegen Gerüche 
Dresden Dresden-Kaditz: Tag der offenen Tür auf der Kläranlage  
Berlin Stadtwerke bieten Bürgern festverzinsliche Geldanlage 
Juni 2018
Wupperverband Flussentwicklung an der Wupper liegt über dem Bundesschnitt 
Wupperverband Wupperverband verleiht drei Preise für Abschlussarbeiten 
Winterhagen Öl in Regenüberlaufbecken und Gewässer entdeckt – Sicherungsmaßnahmen (Ölsperren etc.) sind getroffen 
Stuttgart Teams erfolgreich bei den Water Skills auf der IFAT München 
Marienheide Wassertag auf der Kläranlage am 24. Juni 
Köln StEB bieten Karten für Konzerte im Kölner Kronleuchtersaal an 
Dresden Start der Kanalbauarbeiten unter dem Rathenauplatz
Berlin Spatenstich für Berlins zweitgrößtes Abwasserpumpwerk 
Mai 2018
Dresden 21. Dresdner Abwassertagung
Hamburg HAMBURG WASSER ÜBERNIMMT ELLERBEKER ABWASSERNETZ 
Hamburg Klärwerk recycelt lebenswichtigen Phosphor aus Klärschlammasche
EVS Inspektion der Abwasseranlage Neunkirchen-Wellesweiler steht an 
Ruhrverband Quappenprojekt gibt bedrohter Fischart eine neue Chance  
Plienigen Tag der offenen Tür im Klärwerk am 23. Juni 2018
Berlin Berlin gründet Regenwasseragentur 
Berlin Wehr dem Schmutz Einhalt gebietet 
Wupperverband Düngen im Einklang mit Gewässerschutz 
Radevormwald 45 Jahre Kläranlage  
Berlin Gewässer werden sauberer 
Neumünster Neue Filtration für das Klärwerk 
Berlin Neues Rohr für Venedig
Aggerverband Aggerverband verleiht Förderpreis mit Hochschule 
Dresden Vielen Dank für Ihr Feedback! 
Wien RÜCKBLICK 2017: DIE KLÄRANLAGE ZIEHT BILANZ  
März 2018
Wermelskirchen Auch bergische Gewässer tragen Keime 
Wien DIE KLÄRANLAGE ZIEHT BILANZ – RÜCKBLICK 2017 
Chiemsee Sandsäcke sinken auf Leitung im See  
Pinneberg Aus AZV Pinneberg wird AZV Südholstein 
Stuttgart Informationen zu Niederschlagswassergebühr und Schmutzwasserentgelt 
Erftverband Verbandsrat wählt neuen Vorstand 
HAMBURG WASSER HAMBURG WASSER ÜBERNIMMT ABWASSERENTSORGUNG IN SETH 
Januar 2018
Wien NEUES „RECHENZENTRUM“ FÜR DIE HAUPTKLÄRANLAGE 
Glückstadt Stadtentwässerung – Abwassergebühren bleiben konstant  
Berlin Zweitgrößtes Abwasserpumpwerk entsteht neu 
EVS „Klärungsbedarf“: Die Toilette ist kein Mülleimer – Kampagne will neugierig machen und überzeugen 
hanseWasser Außergewöhnliches Engagement für den Umweltschutz Bundesumweltministerin Barbara Hendricks zeichnet hanseWasser aus
Grimma-Geithain Viele Millionen Euro investiert  
Berlin Berliner Wasser – rundum gesund 
Stuttgart Die Toilette ist kein Mülleimer! 
Köln-Stammheim Geräuschentwicklung und Vibrationen in Klärwerk 
Stuttgart Die Schmutzwasserentgelte und die Niederschlagswassergebühren bleiben 2018 stabil 
Balingen Regenüberlaufbecken Ostdorf-Süd wird modernisiert – Auftrag vergeben 
Fulda Elektroautos 
Nordhausen 282.000 Euro Fördermittel für die Nordhäuser Kläranlage: 10 Prozent Energie-Einsparung möglich durch neue Gebläse

Saarwellingen: Entsorgungsverband Saar optimiert Regenwasserbehandlung für die Kläranlage Saarwellingen

Seit Ende Juni laufen in Reisbach (Saarwellingen) im Bereich des „Festplatzes“ die Bauarbeiten zur Optimierung der Regenwasserbehandlung. Am 18. September stellte der EVS interessierten Bürgerinnen und Bürgern das Projekt vor Ort vor.

Der EVS investiert in die Maßnahme, die zur Abwasseranlage Saarwellingen gehört, rund 630.000 Euro.

Zur Baumaßnahme gehören der Neubau eines 80 Meter langen Stauraumkanals einschließlich des Drossel- und Entlastungsbauwerkes sowie eine rund 16 Meter lange Entlastungsleitung.Die geplante Bauzeit beläuft sich auf ein Jahr, so dass mit einem Bauende im zweiten Quartal 2019 gerechnet werden kann. Während der Reisbacher Kirmes wurden die Bauarbeiten unterbrochen, damit das traditionsreiche Fest wie gewohnt stattfinden konnte.

Der EVS bittet die Bevölkerung um Verständnis dafür, dass ein solch komplexes Projekt nicht ohne Verkehrsbehinderungen und Lärmbeeinträchtigungen realisiert werden kann. Der Verband wird bemüht sein, diese so gering wie möglich zu halten.

Hintergrund:
Das Sammlersystem im Saarland wird überwiegend im Mischsystem betrieben, das heißt, dass das häusliche Abwasser und das Regenwasser von befestigten Flächen im gleichen Kanal abgeleitet werden.Da die Sammler durch überdurchschnittlich große Wassermengen bei Regenwetter oft überlastet wären, werden im Kanalsystem sogenannte Regenwasserbehandlungsanlagen gebaut. Kommt mehr Wasser an, als vom Hauptsammler aufzunehmen ist, wird dieses zunächst in Regenüberlaufbecken oder Stauraumkanälen gespeichert. Durch die Speicherung wird vermieden, dass der erste konzentrierte Schmutzstoß – neben dem eigentlichen Abwasser werden bei starkem Regen auch im Kanal befindliche Ablagerungen mitgeschwemmt – in den Bach gelangt.Erst nach kompletter Befüllung des Stauraumes erfolgt der Abschlag des dann stark verdünnten und somit unschädlichen Mischwassers in den Bach.

Die Anlagen sind so ausgelegt, dass die geringe Schmutzstoffmenge, die letztendlich noch in den Bach eingetragen wird, über die Selbstreinigungsfähigkeit des Baches leicht abgebaut werden kann. Es kommt also zu keinerlei Schädigung des Gewässers – im Gegenteil: Durch die Schaffung des Speichervolumens wird das Gewässer stark entlastet.Das im Stauraumkanal gespeicherte stärker verschmutzte Abwasser wiederum wird nach Abklingen des Regenereignisses mithilfe einer Abflusssteuerung dosiert über den Hauptsammler in Richtung Kläranlage – hier die Kläranlage Saarwellingen – abgegeben

https://www.evs.de/aktuell/presse/archiv/pressemeldung/artikel/entsorgungsverband-saar-optimiert-regenwasserbehandlung-fuer-die-klaeranlage-saarwellingen/

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Stuttgart: Traumjob zwischen Computern und Faultürmen

Die Landeshauptstadt Stuttgart beschäftigt mehr als 19.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – zum Beispiel Ingenieurinnen und Ingenieure beim Eigenbetrieb Stadtentwässerung.
Z. B. Katharina Welsch, sie führt als Dienststellenleiterin rund 120 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Hauptklärwerk Mühlhausen. Nach 15 Jahren in verschiedenen Positionen bei der Stadt, kann die 47-jährige Diplom-Ingenieurin auf Erfahrungen und Erfolge zurückblicken. Mehr:

https://www.stuttgart-stadtentwaesserung.de/aktuelles/news/titel/traumjob-zwischen-computern-und-faultuermen/?L=0&cHash=478358d9bd64584af0ad7f26a80290d6

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Stuttgart: Umweltschutz und Gemeinwohlbilanz

Nach dem alten Stuttgarter Motto „zu Lande, zu Wasser und in der Luft“ sorgt die Stadtentwässerung Stuttgart (SES) gemeinsam mit dem Tiefbauamt für eine lebenswerte Umwelt. Nachhaltige und wirtschaftliche Maßnahmen zum Wohle der Allgemeinheit tragen heute und in der Zukunft zu einer positiven Stadtentwicklung bei.
Als Eigenbetrieb der Stadt ist die SES für Stuttgart und neun Partnerkommunen für die Ableitung und Reinigung des Abwassers sowie die Beseitigung des dabei anfallenden Klärschlamms zuständig und dient somit der Gesellschaft. Wir erfüllen ihr Grundbedürfnis nach Hygiene, Gesundheit und Wohlbefinden und sorgen dafür, dass auch die nachfolgenden Generationen in einer intakten Natur leben können. Im Sinne eines dauerhaft nachhaltigen Wirtschaftens wollten wir unser Unternehmen jedoch genauer betrachten und wissen, wo wir in punkto Beitrag Gemeinwohl stehen. Dafür war die Gemeinwohl-Bilanz das geeignete Instrument.
Wir würden uns freuen, wenn Sie durch die Berichte inspiriert werden, sich aktiv am Umweltschutz und Gemeinwohl beteiligen, zum Wohle aller. Mehr:

https://www.stuttgart-stadtentwaesserung.de/aktuelles/news/titel/wirtschaften-zum-wohle-aller/?L=0&cHash=02321298b69e41ac72b7ad8775dfcc5e

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Sulzemoos: Einweihung und Tag der offenen Tür in der neuen Kläranlage Sulzemoos am Samstag, 15. September 2018

Ein schöner, großer Tag für unsere Gemeinde Sulzemoos:

nach fast 3-jähriger Planungs- und Bauzeit ist der Neubau der Kläranlage Sulzemoos nebst Druckleitungsbau (Gemeindeteile Wiedenzhausen und Orthofen zur Kläranlage Sulzemoos) nunmehr abgeschlossen.

Bei der Einweihung der neuen Kläranlage zeigte sich unser Erster Bürgermeister, Herr Gerhard Hainzinger, auch stolz, gemeinsam mit dem Gemeinderat am 29.06.2015 ein Kommunalunternehmen zum Bau der neuen Kläranlage gegründet zu haben. Dadurch ist es möglich gewesen, vor allem Firmen aus der Region mit den Ausführungsarbeiten zu beauftragen und Festpreise für die einzelnen Gewerke zu vereinbaren, was nicht zuletzt den BürgerInnen der Gemeinde Sulzemoos bei den Beiträgen bzw. Gebühren langfristig zu Gute kommen wird.

Die Gesamtkosten dieses Vorzeigeprojektes belaufen sich auf knapp 5 Mio. EUR.

Mit dem Neubau wurden wesentliche ökologische Verbesserungen erzielt, die dem Schutz der Umwelt dienen und den BürgerInnen zu Gute kommen.
So wird zum Beispiel der Klärschlamm auf der Kläranlage entwässert und anschließend in einer Monoverbrennung verwertet.

Nach dem kirchlichen Segen durch Herrn Pfarrer Martin Njavro nutzten rund 500 BürgerInnen die Gelegenheit, beim Tag der offenen Tür ihre neue Kläranlage kennenzulernen.

Die ordnungsgemäße Abwasserbehandlung gehört mit zu den Pflichtaufgaben der Gemeinde Sulzemoos. Durch den Neubau ist unsere Kläranlage auf dem absolut neuesten Stand der Technik.

Impressionen von der Einweihung und vom Tag der offenen Tür finden Sie unter der Rubrik „Unsere Gemeinde/Impressionen“.

https://www.sulzemoos.de/einweihung-und-tag-der-offenen-tuer-in-der-neuen-klaeranlage-sulzemoos-am-samstag-15.-september-2018

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Waßmannsdorf: Gigantischer Abwassertank steht vor erster Flutung

Klärwerksausbau in Waßmannsdorf schreitet voran: 50.000 Kubikmeter-Speicher vor Probefüllung, neue Beckenlinien werden betoniert
Der neue Speicher für 50.000 Kubikmeter Mischwasser im Klärwerk Waßmannsdorf – das entspricht dem doppelten Rauminhalt des Konzertsaals der Berliner Philharmonie – ist fertig betoniert und steht vor seiner „Wasser-Probe“, ersten Füllungen zu Testzwecken. An zwei weiteren Ausbauvorhaben im Werk drehen sich bereits Kräne und Betonpumpen.
Der große Tank, in dem bei starkem Regen Abwasser „geparkt“ und so vor dem Überlauf in die Berliner Gewässer bewahrt werden kann, ist Teil des mit 275 Millionen Euro aktuell größten Investitionsprojekts der Berliner Wasserbetriebe. Zum Ausbau des Waßmannsdorfer Werks in Sichtweite des Schönefelder Flughafens gehören bis 2024 auch die Erweiterung um zwei auf zehn Reinigungslinien sowie eine zusätzliche Reinigungsstufe, die Phosphor besser entfernt.
„Mit den zusätzlichen Beckenlinien und dem in dieser Dimension einmaligen Mischwasserspeicher halten wir nicht nur mit dem Wachstum der Region Schritt, sondern schaffen auch zusätzliche Kapazitäten, um bei Regen hohe Reinigungsleistung zu sichern und Überläufe in die Gewässer zu vermeiden“, sagt Jörg Simon, Vorstandsvorsitzender der Berliner Wasserbetriebe. Er verweist darauf, dass alle Klärwerke des Unternehmens bis 2027 mit einer zusätzlichen Reinigungsstufe ausgerüstet werden.
Auch der Bau der neuen Umwelttechnik geschieht sehr nachhaltig. So wird der Bodenaushub für die Fundamente nicht entsorgt, sondern auf dem Gelände zwischengelagert, später mit Kalk vermischt und für die Anfüllung, Werksstraßen und Böschungen an den neuen Anlagen wieder eingebaut. So sparen wir den Transport von 175.000 Kubikmetern Boden, was etwa 25.000 Fahrten schwerer Sattelschlepper entspricht. Das schont Straßen und mit einer CO2-Reduktion von 450 Tonnen auch das Klima.
Tag der offenen Tür am 8. September und Hilfe für die Feuerwehr von Schönefeld
Am 8. September stehen die Klärwerkstore von 12 bis 17 Uhr offen. Bei Führungen durch das Werk (Straße am Klärwerk 4, 12529 Schönefeld) und die Erweiterungsbaustellen erläutern Fachleute die Technik zur Beherrschung des regionalen Wasserkreislaufs. Zudem übergeben die Berliner Wasserbetriebe der Feuerwehr von Schönefeld – Waßmannsdorf gehört zur Flughafengemeinde – einen Kleinbus, der bisher für die Rohrnetzinstandhaltung in Berlin eingesetzt worden ist.
Rund 1,2 Millionen Berliner und 120.000 Brandenburger vertrauen ihr Abwasser dem Klärwerk Waßmannsdorf an. Täglich werden dort bis zu 180.000 Kubikmeter Abwasser gereinigt.

Weitere Informationen: www.bwb.de/wassmannsdorf und http://www.bwb.de/content/language1/html/19344_19629.php

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hanseWasser: Innovativ, nachhaltig, umweltbewusst

hanseWasser erhält erneut Europas höchstes Umweltsiegel

EMAS (Eco-Management and Audit Scheme) ist die höchste Auszeichnung für betrieblichen Umweltschutz. Das Besondere: freiwillig und mit aktiver Beteiligung der Mitarbeiter leisten EMAS-zertifizierte Unternehmen deutlich mehr für den Umweltschutz, als gesetzlich erforderlich ist. Alles anschaulich veröffentlicht in der ausführlichen Umwelterklärung 2018.
Es ist bereits die siebte erfolgreiche EMAS-Zertifizierung für hanseWasser und damit die Auszeichnung für die konsequente Weiterentwicklung zur Verbesserung und Darstellung der Umwelt- und Qualitätsleistungen als modernes Abwasserunternehmen. „Wir verfolgen eine nachhaltige, ganzheitliche Strategie, die den störungsfreien Betrieb, den Werterhalt der Anlagen und die Wirtschaftlichkeit der Abwasserreinigung genauso in den Mittelpunkt stellt wie den Umwelt- und Klimaschutz“, so Jörg Broll-Bickhardt, technischer Geschäftsführer von hanseWasser. „Eine Auszeichnung, die nur möglich ist, wenn die Mitarbeiter über die nötige Fachkompetenz verfügen, an einem Strang ziehen und Verantwortung übernehmen“, verdeutlicht Uwe Dahl, kaufmännischer Geschäftsführer von hanseWasser.
Transparenz gegenüber den eigenen Mitarbeitern und in der Öffentlichkeitsarbeit gehört bei hanseWasser zur Unternehmenskultur. Die Veröffentlichung der Umwelterklärung 2018 ist hierfür ein sichtbares Beispiel.
Erstmalig berichtet die Umwelterklärung in diesem Jahr über die hanseWasser-Beteiligung an der Pionierstudie PLAWES (Mikroplastikkontamination im Modellsystem Weser – Nationalpark Wattenmeer: ein ökosystemübergreifender Ansatz), bei der weltweit erstmals umfassend die Mikroplastikbelastung eines großen Flusseinzugsgebietes disziplin- und ökosystemübergreifend untersucht wird. Einen erneuten Schwerpunkt bilden die umfangreichen Klimaschutzaktivitäten, wie die energieautarke Kläranlage in Bremen-Seehausen oder auch die neue Green Car Policy, die zur Klimaneutralität des gesamten Unternehmens hanseWasser führen.
Die Umwelterklärung 2018 finden Sie auf unserer Website: Umwelterklärung

https://www.hansewasser.de/fileadmin/user_upload/Pressemitteilungen_2018/Pressemitteilung_EMAS2018.pdf

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Stuttgart: Neue Motive für Baustellenbanner

Das Tiefbauamt und die Stadtentwässerung Stuttgart haben zur Gewinnung neuer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verschiedene Motive für Baustellenbanner entworfen.
Es werden gezielt Ingenieurinnen und Ingenieure gesucht. Die Banner wurden nun im Stadtgebiet an Bauzäunen aufgehängt.
Wir freuen uns über zahlreiche Rückmeldungen von Bewerbern. Mehr:

https://www.stuttgart-stadtentwaesserung.de/aktuelles/news/titel/neue-motive-fuer-baustellenbanner/

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Simmern: Die Erweiterungsmaßnahmen an der Kläranlage inkl. Neubau der Kompaktfaulturmanlage sind abgeschlossen.

Die rheinland-pfälzische Umweltministerin nahm gerne die Einladung des Verbandsvorstehers des Abwasserzweckverbandes Simmern, Michael Boos, zur feierlichen Inbetriebnahme an. Am Tag der offiziellen Einweihung, am 27.08.2018, begrüßte der Bürgermeister die Ministerin Ulrike Höfken und zahlreiche Gäste z.B. Vertreter der Ingenieurbüros, etliche Fachfirmen und Kommunalpolitiker. Auch die gesamte Belegschaft der Verbandsgemeindewerke begleitete die Einweihung.
Der Grund für die Erweiterung und den Umbau war die Überlastung der Kläranlage Simmern, die 1993 noch für 24.300 Einwohner ausgelegt wurde. Auch der Energieverbrauch spielte damals eine untergeordnete Rolle. Aufgrund des Bevölkerungszuwachses und vor allem des Anstiegs der Gewerbeeinleitungen konnte in den letzten Jahren keine Rede mehr von einer energieeffizienten Abwasserreinigung sein. Die Kläranlage musste definitiv den neuen Anforderungen angepasst werden.
Kostenvergleichsrechnungen zeigten, dass der Umbau der Verfahrensweise (von aerober auf anaerober Schlammbehandlung) mit Faulturm langfristig der richtige Weg sein würde, um sowohl eine wirtschaftliche als auch energieeffiziente Abwassereinigung zu betreiben. Das BHKW ist so konzipiert, dass dessen Leistung komplett die Kläranlage mit Strom versorgt und somit den Stromeinkauf reduziert. Damit wird nicht nur der Faulturm, sondern auch das gesamte Betriebsgebäude beheizt. Die Planung wurde durch die Ingenieurgesellschaft Dr. Siekmann + Partner mbH ausgeführt. Die Gesamtkosten beliefen sich auf 5,5 Mio €.
Bürgermeister Boos sowie Werkleiter Lorscheider bedankten sich ausdrücklich beim Projektplaner sowie bei den ausführenden Fachfirmen für das entgegengebrachte Vertrauen und die gute Zusammenarbeit. Aufgrund des doch frischen Wetters erfreuten sich alle Gäste an der anschließenden, warmen Suppe. Nach der Stärkung wurden die Gäste vom Werkleiter zusammen mit Herrn Dr. Siekmann über das Kläranlagengelände geführt.
In unserer heutigen schnelllebigen Zeit verändern sich die Lebensbedingungen ständig. Gerade deshalb ist es wichtig, dass wir dem Schutz der Umwelt, insbesondere dem Schutz des Wassers und unserer Gewässer eine hohe Priorität einräumen. Durch die verschiedensten Faktoren hat sich die Qualität unseres Abwassers und somit die Belastung unserer Gewässer enorm verändert. Die daraus resultierenden Probleme verpflichten uns, gegenüber den künftigen Generationen dafür Sorge zu tragen, dass unsere Umwelt intakt bleibt, sauberes und qualitativ gutes Trinkwasser zur Verfügung steht und die Fließgewässer im biologischen Gleichgewicht sind.
Mit dieser Kläranlage in Simmern sind wir nach weiteren Optimierungsmaßnahmen für die Zukunft gerüstet.

Presseartikel Rhein-Zeitung vom 28.08.2018
Quelle: https://www.simmern.de/rathaus/vg-werke/abwasserbeseitigung/aktuelles

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OEWA: Phosphorrecycling: Schönebeck gibt den Takt vor

Die OEWA Wasser und Abwasser GmbH testet auf der Kläranlage in Schönebeck ein innovatives Verfahren, um Phosphor aus dem Klärschlamm zu gewinnen / Landwirte sind auf den Dünger angewiesen / Gesetzgeber stellt hohe Anforderungen
Auf der Kläranlage in Schönebeck (Elbe) ist in Sachen Phosphorrecycling ein Pilotprojekt gestartet. „Wir haben hier seit kurzem eine Demonstrationsanlage zur Phosphorrückgewinnung stehen und sind dabei, in verschiedenen Versuchen herauszufinden, wie sich der Rohstoff am besten aus dem Abwasserstrom beziehungsweise aus dem Klärschlamm filtern lässt“, erklärt Mike Dragon, Abwassermeister auf der Kläranlage in der Magdeburger Straße 259.Das Zauberwort heißt PhosForce und ist die Reaktion des Umweltdienstleisters Veolia, dem Mutterhaus der OEWA Wasser und Abwasser GmbH, auf die neuen gesetzlichen Bestimmungen. Ab dem Jahr 2032 müssen Kläranlagen mit einer Kapazität von mehr als 50 000 Einwohnerwerten – und dazu gehört die in Schönebeck mit 90 000 – verpflichtend Phosphor aus dem Abwasser extrahieren. Größere Kläranlagen (ab 100 000 Einwohnerwerte) müssen dies bereits ab dem Jahr 2029 nachweisen. Das schreibt die seit Oktober 2017 gültige Klärschlammverordnung vor. Dort steht auch, dass jeder Kläranlagenbetreiber bis zum Jahr 2023 ein Konzept vorlegen muss, wie er die gesetzlichen Bestimmungen einhalten will.

Relativ einfach und kostengünstig
„Wir sind mit unserer Technologie nicht nur früh am Start, es ist in technischer Hinsicht auch ein relativ einfaches Verfahren und dazu kostengünstig, was die Stadt als unseren Partner in der Abwasserentsorgung für Schönebeck und einige Umlandlandgemeinden freuen wird“, sagt Sebastian Lösch, der zuständige Niederlassungsleiter der OEWA, dem langjährigen Abwasserdienstleister der Stadt Schönebeck (Elbe).
Wird der Rohstoff aus dem Klärschlamm gewonnen, wie es für den Standort Schönebeck angedacht ist, liegt die vorgeschriebene Rückgewinnungsquote bei 50 Prozent. Oder aber man orientiert sich an der verbliebenen Phosphorkonzentration im getrockneten Klärschlamm, die dann 20 Gramm je Kilogramm Schlamm nicht überschreiten darf. Der Gesetzgeber will auf diese Weise verhindern, dass Phosphor als wichtiger Pflanzendünger einfach entsorgt wird und darüber verloren geht.
Sebastian Lösch: „Unser Ziel ist es, die PhosForce-Pilotanlage in Schönebeck mit Unterstützung unserer Spezialisten aus dem Veolia-Unternehmensverbund derart zu optimieren, dass wir ab 2019 bis zu 70 Prozent des im ungetrockneten Klärschlamm enthaltenen Phosphors extrahieren können.“ Damit läge man deutlich über den Vorgaben des Gesetzgebers.

pH-Wert muss im sauren Bereich liegen
Aber wie soll das funktionieren? „Einfach ausgedrückt, durch eine Veränderung des pH-Wertes in den sauren Bereich“, schildert OEWA-Mitarbeiter Mike Dragon. „Wir versetzen den bei der Abwasserreinigung anfallenden Klärschlamm mit wenigen Chemikalien, die den pH-Wert auf 5,5 bis maximal 4 herabsetzen. Dadurch können wir Phosphor aus dem Schlamm herauslösen und zwar schon binnen weniger Tage.“ Ein Großteil, erklärt er weiter, sei in gelöster Form im Filtrat enthalten, nachdem der Klärschlamm entwässert wurde. In einer speziellen Anlage könnten daraufhin die Phosphationen herausgefiltert werden.
Die Landwirtschaft ist beim Düngen ihrer Felder auf Phosphor angewiesen. Doch in Deutschland beziehungsweise Europa reichen die Vorkommen bei weitem nicht aus; der Rohstoff muss importiert werden. Deshalb reagierte der Gesetzgeber, nachdem die Problematik fast zehn Jahre diskutiert worden war, mit der novellierten Klärschlammverordnung. „Dort ist auch verankert, das phosphorhaltige Klärschlämme nach der Übergangsfrist nur noch in Monoverbrennungsanlagen verwertet werden dürfen. Der Hintergrund ist, dass man Phosphor ebenso aus der Klärschlammasche gewinnen könnte, also nach einer Verbrennung. Aber das ist nicht mehr möglich, wenn der Klärschlamm mit anderen Abfällen gemeinsam verbrannt wird. Deshalb müssen es Monoverbrennungsanlagen sein, die sich auf die ausschließliche Verwertung von Klärschlamm spezialisiert haben“, informiert Sebastian Lösch.

Mehr Optionen in der Verwertung
Allerdings gibt es in Mitteldeutschland diese Monoverbrennungsanlagen nicht – und deren Bau sei kostspielig. Damit ergäbe sich aus dem innovativen PhosForce-Verfahren ein weiterer Vorteil für die Kommunen, denen die hoheitliche Aufgabe der Abwasserentsorgung zukommt. Sebastian Lösch: „Wenn Phosphor in den vorgeschriebenen Mengen bereits aus dem Klärschlamm gewonnen wurde, kann der Schlamm zum Beispiel in Zementwerken der Region gemeinsam mit anderen Abfällen mitverbrannt werden – was am Ende natürlich entschieden günstiger ist.“ Damit könne sich die Stadt den logistischen Aufwand und die Kosten für den Klärschlamm-Transport zu Monoverbrennungsanlagen, die in weiter Ferne liegen, sparen.
Derweil tüfteln Mike Dragon und seine Veolia-Kollegen auf der Schönebecker Kläranlage weiter daran, die PhosForce-Pilotanlage so zu ertüchtigen, dass hier 2019 die erste Demonstrationsanlage im großtechnischen Maßstab ihre Arbeit aufnehmen kann.

https://www.oewa.de/artikel/phosphorrecycling-schoenebeck-gibt-den-takt-vor-144/

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OEWA: Wer? Wie? Was? Wissenswertes zum Klärschlammtrockner

OEWA informiert am 22. August an einem Infostand auf dem Marktplatz über das Bauvorhaben / Investition von mehreren Millionen Euro
Noch ist vieles graue Theorie – vor allem für die Menschen in Boxberg/O.L. und Umgebung. 2019 allerdings wird gebaut. Dann sind die Planungen abgeschlossen und eine moderne, mehrere Millionen Euro teure Trocknungsanlage für jährlich 50 000 Tonnen Klärschlamm entsteht. Und zwar in unmittelbarer Nachbarschaft zum Kraftwerk der LEAG.
Die OEWA Wasser und Abwasser GmbH, eine Tochter des international agierenden Umweltdienstleisters Veolia, wird die Trocknungsanlage bauen. Am 22. August 2018 präsentiert sie ihr Projekt an einem Infostand mitten auf dem Marktplatz in Boxberg/O.L. und hofft auf interessante Gespräche: in der Zeit von 16 bis 19 Uhr.
Paul Lardon ist Projektleiter bei der OEWA: „Wir kommen mit vielen Informationen über unsere moderne Trocknungsanlage in die Stadt und sind mehrere Stunden da, um alle Fragen zu beantworten, um eventuell vorhandene Bedenken auszuräumen und um Hinweise entgegenzunehmen. Wir freuen uns auf einen regen Austausch mit den Bürgern.“
Damit insbesondere Familien die Gelegenheit nutzen können, sich zu informieren, wartet die OEWA an ihrem Stand nicht nur mit verschiedenen Gesprächspartnern und allerlei Fakten auf. Es gibt auch Spiele für Kinder rund ums Wasser. Beim Becher-Weitspritzen und Entenangeln brauchen die Jüngsten vorzugsweise jede Menge Geschick und Geduld. Mit Unterstützung der Station Junger Techniker und Naturforscher aus Weißwasser können die jüngeren Standbesucher die Zeit unter anderem mit Wasser-Experimenten verbringen. Und einen kleinen Imbiss gibt es auch, vor allem kühle Getränke, falls es wieder so heiß sein sollte.
„Wir suchen von Anfang an den Austausch mit allen Beteiligten. Wir sind bestrebt, dass unsere Investition hier in der Region positiv begleitet wird – deshalb gehen wir auf die Leute zu und bieten an, mit uns ins Gespräch zu kommen. Ich hoffe, wir werden an diesem 22. August mit vielen Menschen in Kontakt treten“, sagt Matthias Staub, der Geschäftsführer der OEWA-Tochter TVF Waste Solutions GmbH. TVF ist in Boxberg/O.L. ansässig und kümmert sich um die Verwertung von Klärschlamm.
Die OEWA Klärschlammverwertung GmbH ist eine Tochtergesellschaft der zur Veolia-Gruppe gehörenden OEWA Wasser und Abwasser GmbH, die insbesondere in Mitteldeutschland eine Vielzahl an kommunalen Anlagen der Trink- und Abwasserentsorgung betreibt. Die OEWA Klärschlammverwertung GmbH arbeitet eng mit der ebenfalls zur OEWA-Gruppe zählenden TVF Waste Solutions GmbH zusammen. Das Unternehmen mit Sitz in Boxberg/O.L. managt den Transport und die Verwertung von Klärschlämmen und ist Partner zahlreicher Kommunen und Industrieunternehmen in ganz Deutschland. Weitere Informationen unter www.oewa.de, www.tvf-waste.de und www.veolia.de.

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Limbach: Offizielle Inbetriebnahme der sanierten Kläranlage am 23. August

Der Entsorgungsverband Saar hat nach einer Bauzeit von gut drei Jahren die letzte Sanierungsphase für die aus den 70er Jahren stammende Kläranlage Limbach abgeschlossen. Am 23. August hatte der Verband die Bürgerinnen und Bürger zur offiziellen Inbetriebnahme und zur Besichtigung „Ihrer“ nun ganz modernen Kläranlage eingeladen.

Die Gesamtkosten für die Sanierung der Kläranlage Limbach betragen rund 13,5 Millionen Euro. In den letzten Bauabschnitt investierte der EVS rund 9,5 Millionen Euro. Hinzu kommen die Investitionskosten für die Errichtung eines neuen Regenüberlaufbeckens auf dem Kläranlagengelände in Höhe von rund einer Million Euro.

Im Vorfeld der letzten Sanierungsmaßnahmen wurde die Hochwassersicherheit für die Anlage verbessert. Die Sanierung der Kläranlage Limbach wurde unter laufendem Betrieb realisiert, was für Planer, Bauunternehmen und EVS-Mitarbeiter eine große Herausforderung darstellte. Entsprechend des Baufortschrittes wurden sukzessive alte Anlagenteile außer Betrieb genommen, abgerissen bzw. teilverfüllt und anschließend durch neue ersetzt. Die Realisierung der Maßnahme erfolgte ausschließlich auf dem Gelände der Kläranlage und damit auf engstem Raum. Besondere Herausforderungen neben dem über die gesamte Bauzeit von gut drei Jahren aufrecht zu erhaltenden Kläranlagenbetrieb waren die sehr aufwändige Wasserhaltung über insgesamt 20 Grundwasserabsenkbrunnen sowie die unmittelbar benachbarte ICE-Trasse Saarbücken-Frankfurt der DB AG.

Die Sanierung der Kläranlage Limbach im Einzelnen:

• Errichtung eines Regenüberlaufbeckens mit einem Volumen von 1.350 Kubikmetern
• Errichtung eines neuen Zulaufpumpwerks mit einer Förderleistung von 145 Litern in der Sekunde
• Sanierung des Regenwetterpumpwerkes mit einer Förderleistung von rund 700 Litern in der Sekunde
• Errichtung eines neuen Rechengebäudes mit Niederspannungsverteilung
• Errichtung eines neuen Langsandfangs
• Errichtung eines neuen Vorklärbeckens
• Errichtung eines dritten Kombibeckens mit einem Belebungsvolumen von rund 1.650 und einem Nachklärvolumen von rund 800 Kubikmetern
• Errichtung eines neuen Messschachts
• Errichtung eines zweiten Rücklaufschlamm- und Überschussschlammpumpwerks
• Errichtung zweier Schlammstapelbehälter mit Schlammpumpwerk
• Realisierung einer Abluftbehandlungsanlage
• Neubau eines Werkstattgebäudes mit Niederspannungsverteilung, Heizung und Brauchwasserversorgung
• Sanierung des Betriebsgebäudes
• Erweiterung und Einhausung der Gebläsestation
• Erweiterung der Fällmitteldosieranlage

Die Kläranlage Limbach liegt an der L 119 in Richtung Homburg am Ortsausgang von Limbach. An die Anlage sind die Ortschaften Niederbexbach, Limbach, Kohlhof, Bayerisch Kohlhof sowie Teile von Altstadt angeschlossen. Auch die Abwässer aus Kleinottweiler werden künftig hier behandelt. Damit wird die Kläranlage Limbach die Abwässer von umgerechnet 15.000 Einwohnerwerten (Einwohner und Gewerbe) reinigen. Im Rahmen eines ersten Bauabschnittes, der im Jahr 2008 in Betrieb ging, wurde sichergestellt, dass die Anlage alle gesetzlichen Anforderungen an eine moderne Abwasserreinigung einhält. Hier wurden bereits zwei Kombibecken errichtet, die jeweils ein Belebungsvolumen von rund 1.650 Kubikmetern und ein Nachklärvolumen von jeweils ca. 800 Kubikmetern haben. Die Blies, in die die gereinigten Abwässer eingeleitet werden, profitiert insgesamt stark von der Sanierung der Anlage

https://www.evs.de/aktuell/presse/archiv/pressemeldung/artikel/offizielle-inbetriebnahme-der-sanierten-klaeranlage-limbach-am-23-august/

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hanseWasser: Innovativ, nachhaltig, umweltbewusst

hanseWasser erhält erneut Europas höchstes Umweltsiegel

EMAS (Eco-Management and Audit Scheme) ist die höchste Auszeichnung für betrieblichen Umweltschutz. Das Besondere: freiwillig und mit aktiver Beteiligung der Mitarbeiter leisten EMAS-zertifizierte Unternehmen deutlich mehr für den Umweltschutz, als gesetzlich erforderlich ist. Alles anschaulich veröffentlicht in der ausführlichen Umwelterklärung 2018.
Es ist bereits die siebte erfolgreiche EMAS-Zertifizierung für hanseWasser und damit die Auszeichnung für die konsequente Weiterentwicklung zur Verbesserung und Darstellung der Umwelt- und Qualitätsleistungen als modernes Abwasserunternehmen. „Wir verfolgen eine nachhaltige, ganzheitliche Strategie, die den störungsfreien Betrieb, den Werterhalt der Anlagen und die Wirtschaftlichkeit der Abwasserreinigung genauso in den Mittelpunkt stellt wie den Umwelt- und Klimaschutz“, so Jörg Broll-Bickhardt, technischer Geschäftsführer von hanseWasser. „Eine Auszeichnung, die nur möglich ist, wenn die Mitarbeiter über die nötige Fachkompetenz verfügen, an einem Strang ziehen und Verantwortung übernehmen“, verdeutlicht Uwe Dahl, kaufmännischer Geschäftsführer von hanseWasser.
Transparenz gegenüber den eigenen Mitarbeitern und in der Öffentlichkeitsarbeit gehört bei hanseWasser zur Unternehmenskultur. Die Veröffentlichung der Umwelterklärung 2018 ist hierfür ein sichtbares Beispiel.
Erstmalig berichtet die Umwelterklärung in diesem Jahr über die hanseWasser-Beteiligung an der Pionierstudie PLAWES (Mikroplastikkontamination im Modellsystem Weser – Nationalpark Wattenmeer: ein ökosystemübergreifender Ansatz), bei der weltweit erstmals umfassend die Mikroplastikbelastung eines großen Flusseinzugsgebietes disziplin- und ökosystemübergreifend untersucht wird. Einen erneuten Schwerpunkt bilden die umfangreichen Klimaschutzaktivitäten, wie die energieautarke Kläranlage in Bremen-Seehausen oder auch die neue Green Car Policy, die zur Klimaneutralität des gesamten Unternehmens hanseWasser führen.

Die Umwelterklärung 2018 finden Sie auf unserer Website: Umwelterklärung
https://www.hansewasser.de/fileadmin/user_upload/Pressemitteilungen_2018/Pressemitteilung_EMAS2018.pdf

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Göppingen: EU und Land fördern Versuchsanlage im Klärwerk

Insgesamt 2,2 Millionen Euro Fördermittel erhält der Eigenbetrieb Stadtentwässerung (SEG) zum Aufbau einer Versuchsanlage zur Rückgewinnung von Phosphor aus Klärschlamm. Oberbürgermeister Guido Till sieht in diesem Projekt einen wichtigen Beitrag zum verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen. Rund 40 Prozent des Phosphorbedarfs in Baden-Württemberg könnten durch die Klärwerke im Lande gedeckt werden, erklärt Betriebsleiter Jochen Gugel.

Ende 2016 hatte die SEG den Förderantrag für eine Phosphor-Rückgewinnungsanlage im Klärwerk Göppingen gestellt; kürzlich ist der Förderbescheid eingegangen. Die SEG erhält demnach 1.385.650 Euro aus dem Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) und 831.390 Euro vom Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg. „Phosphor ist lebenswichtig, daher fördert die Landesregierung innovative Vorhaben, die diese wertvolle Ressource aus den anfallenden Klärresten zurückgewinnen können. Die erste Versuchsanlage im Land auf der Kläranlage in Göppingen haben wir daher gerne mit insgesamt 2,2 Millionen Euro unterstützt, davon 1,4 Millionen Euro aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung und weiteren 800.000 Euro aus Landesmitteln. Damit leistet Göppingen einen wichtigen Beitrag zur Phosphor-Rückgewinnungsstrategie Baden-Württemberg“, lobt Umweltminister Franz Untersteller das Engagement des Eigenbetriebs.

Phosphor ist essentiell für alles Leben. Ohne die Düngung mit diesem Nährstoff gäbe es keine ausreichende landwirtschaftliche Produktion. Dabei ist der Rohstoff in der Landwirtschaft so begehrt wie er auch bezüglich seines natürlichen Vorkommens umstritten ist. In der Natur kommt Phosphor ausschließlich in gebundener Form vor, meist in Form der Phosphate in der Erdkruste. Vier Länder besitzen rund 80 Prozent aller Vorkommen: Marokko und die Westsahara, China, Südafrika und Jordanien. Und derzeit teilen sich fünf Länder, China, USA, Marokko, Russland und Tunesien, rund drei Viertel der Förderung von Phosphatgestein. Politische Unsicherheiten in diesen Ländern und auch die weiter wachsende Weltbevölkerung können zu Engpässen und Preissteigerungen bei Rohphosphaten führen. Europa ist jedoch zu 90 Prozent abhängig von den Importen aus diesen Ländern. Die baden-württembergische Landesregierung verfolgt daher die sogenannte Phosphorstrategie: Der Wachstumsbeschleuniger soll in heimischen Gefilden gefördert werden, dort, wo die größten Vorkommen sind – in den Kläranlagen, und das ökologisch und wirtschaftlich verträglich.

Auch die Bundesregierung wird den Umgang mit Klärschlamm neu regeln. Demnach soll die bodenbezogene Verwertung der Klärschlämme in der Landwirtschaft reduziert werden und stattdessen aus den Klärschlämmen Phosphor gewonnen werden. In diesem Zusammenhang soll die Verwertung von Klärschlämmen durch Änderung der Klärschlammverordnung (AbfKlärV) neu ausgerichtet werden. Zukünftig, nach einer Übergangsfrist zum 1. Januar 2025, dürfen Klärschlämme aus größeren Kläranlagen nur dann noch einer Mitverbrennung zugeführt werden, wenn der Phosphorgehalt unter 20 Gramm Phosphor pro Kilogramm liegt, das sind zwei Prozent. Da der Phosphorgehalt von Klärschlämmen in der Regel bei mindestens zweieinhalb Prozent liegt, ist eine Mitverbrennung nur nach vorheriger Phosphor-Entfrachtung möglich. Der Göppinger Klärschlamm wird derzeit über Mitverbrennung entsorgt. Um zum einen die Entsorgungssicherheit zu wahren und zum anderen einen Beitrag zum schonenden Umgang mit endlichen Rohstoffen zu leisten, hat sich die SEG diesem wichtigen Zukunftsprojekt gestellt. Die Rückgewinnung von Phosphor ist aufwendig und läuft im günstigsten Fall irgendwann auf ein finanzielles Nullsummenspiel hinaus. Der im Klärschlamm enthaltene Phosphor soll durch eine Kombination von thermischer Desintegration mit dem Airprex-Verfahren in Form von Magnesium-Ammonium-Phosphat (MAP), einem besonders schadstoffarmen Recyclingdünger für die Landwirtschaft, zurückgewonnen werden. Im Sommer 2019 soll die Göppinger Anlage in Betrieb gehen.

Neu ist die Beziehung zwischen Klärwerk und Landwirtschaft nicht. Der Phosphorgehalt des Klärschlammes ist auch der Grund dafür, weshalb dieser in früheren Zeiten direkt auf die Felder ausgebracht wurde. Infolge der zunehmend enthaltenen Schadstoffe nahm man davon jedoch im Laufe der Jahre Abstand. Nicht jede Verunreinigung ist sichtbar, manche Stoffe werden auf erschreckende Weise anders sichtbar. Die Verweiblichung ganzer Tierarten, die im Wasser leben, lässt immer wieder aufhorchen, verursacht durch Hormone im Wasser, die beispielsweise über Pillenreststoffe ins Flusswasser gelangen. Die Zunahme endokriner, das Hormonsystem ändernder Stoffe und Hormone bereitet zunehmend Sorge. Der Pro-Kopf-Verbrauch an Medikamenten nehme rasant zu, sagt SEG-Betriebsleiter Jochen Gugel, nicht zuletzt aufgrund der älter werdenden Gesellschaft. Doch auch diese Stoffe sollen mittelfristig aus dem Abwasser mittels neuer Techniken herausgefiltert werden. Derzeit wird für die Göppinger Anlage eine Machbarkeitsstudie erstellt, man befindet sich in der Vorplanungsphase. So viel ist allerdings schon klar: Mit einer möglichen Erweiterung werden hohe Investitionen in einer Größenordnung von rund zehn Millionen Euro verbunden sein – Geld, das laut Oberbürgermeister Guido Till in den Umweltschutz und letztendlich in die Gesundheit der Menschen investiert wird. Die Realisierung ist in den nächsten zehn Jahren vorgesehen.

https://www.goeppingen.de/,Lde/start/Unsere+Stadt/Presseartikel.html

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GÖPPINGEN: KANAL-NACHBARSCHAFTSTAG IM KLÄRWERK GÖPPINGEN

Die Stadtentwässerung Göppingen (SEG) hat kürzlich zum jährlichen Kanal-Nachbarschaftstreffen für den Landkreis Göppingen eingeladen. Kanäle und Regenüberlaufbecken (RÜB) stellen einen wesentlichen Teil des Anlagevermögens einer Kommune dar. Diese Werte zu erhalten und zu verwalten gelingt nur mit qualifiziertem und geschultem Betriebspersonal. Die Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.V. (DWA), bietet seit 1991 das Fortbildungsinstrument „Kanal-Nachbarschaften“ an. In Baden-Württemberg wirken zurzeit 32 ehrenamtliche „Lehrer“ als Referenten und Betreuer dieser Veranstaltung mit. Für den Landkreis Göppingen fand der Kanal-Nachbarschaftstag kürzlich im Göppinger Klärwerk statt. Der Austausch an diesem Nachbarschaftstag war sehr vielseitig. Spezifische Themen zum Wasserrecht, zu Arbeiten in explosionsgefährdeten Bereichen, zur Rattenbekämpfung und Betonsanierung von Regenüberlaufbecken waren Inhalt der Weiterbildung. Ebenso war ein großer Austausch zu Bebauungsplänen, insbesondere mit Blick auf die Beteiligung der Entwässerungsbetriebe, die Wartung von RÜB und die Sanierung von Kanalschächten zu verzeichnen. Der Technische Betriebsleiter der SEG und langjährige Lehrer der Nachbarschaft Göppingen, Jochen Gugel, übergab nach 22 Jahren ehrenamtlicher Tätigkeit den Stab an Georg Gänzle.

https://www.goeppingen.de/,Lde/start/Unsere+Stadt/Presseartikel.html

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Bergisch-Rheinische Wasserverband: Langanhaltende Hitze und Trockenheit gefährden Flora und Fauna in den Gewässern

Auf Grund der lang anhaltenden Hitze im Verbandsgebiet und der flächendeckend ausgebliebenen Niederschläge wird die Situation sowohl für die in den Bächen als auch in den Stillgewässern lebenden Tiere und Pflanzen immer schwieriger.
Viele Kilometer Gewässer sind inzwischen trocken gefallen. Dort, wo das noch nicht passiert ist, erhöhen stetige Hitze und intensive Sonneneinstrahlung die Wassertemperatur der ohnehin im Sommer weniger Wasser führenden Gewässer. Dadurch kann das Wasser weniger Sauerstoff aufnehmen, der von den Wasserorganismen benötigt wird. Besonders Fische leiden unter dem geringen Sauerstoffgehalt.
Wie bereits in den Jahren zuvor muss derzeit insbesondere in den kleinen Gewässern, aber auch in flachen Teichen, mit Fischsterben gerechnet werden. Ein kurzfristiges Entgegenwirken ist unter den gegebenen Randbedingungen aufgrund der Vielzahl von Brennpunkten nicht möglich.
Für die Teiche sind im Verbandsgebiet die Kommunen oder aber auch private Eigentümer zuständig. Vielfach versuchen die Städte mit Hilfe der Feuerwehren, die kaltes und sauerstoffreiches Wasser in die Teiche pumpen, dem massenhaften Sterben von Fischen entgegenzuwirken.
Um die Situation nicht zu verschärfen, appelliert der Verband an alle Anrainer, kein Wasser aus den Gewässern zu entnehmen und auch keine Tiere am Gewässer zu füttern. Futterreste setzen Faulprozesse im Gewässer in Gang, die den ohnehin reduzierten Sauerstoffgehalt des Wassers noch weiter reduzieren.
Der Bergisch-Rheinische Wasserverband versucht, die Beeinträchtigungen in den von ihm betreuten Bächen soweit wie möglich zu begrenzen, dies ist aber nur langfristig zu erreichen.
Der BRW hat das Ziel und die Aufgabe gemäß EU-WRRL, seine Gewässer für Kleinstlebewesen und Fische durchgängig zu machen. Die s.g. Durchgängigkeit der Fließgewässer ermöglicht ein Wandern und Wechseln der Fische in einen Bachabschnitt, wo sich je nach äußeren Bedingungen die beste Lebenssituation bietet. Auch die durch den Verband angestrebte Beschattung der Bäche hilft die Temperatur in den Wasserläufen zu mindern. Wo immer es die Randbereiche zulassen, werden im Rahmen des Gewässerausbaus an den Bachufern heimische Gehölze gepflanzt, die mit ihrem Laub in den sonnenreichen Monaten das Gewässer beschatten.

Karte zeigt alle Gewässer in Solingen
Die Gewässerkarte der Stadt Solingen ist nicht nur ein Fachportal, sondern auch ein Kartenwerk für alle Interessierten.
Das Solinger Gewässernetz umfasst mehr als 200 Fließgewässer. Für die Unterhaltung sind sowohl der Bergisch-Rheinische Wasserverband also auch der Wupperverband in enger Abstimmung mit der Unteren Wasserbehörde Solingen zuständig.

weitergehende Information auf der Internetseite der Stadt Solingen
https://www.solingen.de/de/inhalt/karte-zeigt-alle-gewaesser-in-solingen-2727853/

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Krefeld: Willkommen bei der EGK Entsorgungsgesellschaft

Restmüll und Abwasser fallen in jeder Kommune an und müssen umweltgerecht entsorgt werden.
Zu diesem Zweck betreibt die EGK als beauftragte Dritte und als Erfüllungsgehilfin der Stadt Krefeld an der nördlichen Stadtgrenze eine Müllverbrennungsanlage und ein Klärwerk.
Im Klärwerk werden die Abwässer aus Krefeld und Vennikel bei Moers gereinigt. In der Müll- und Klärschlammverbrennungsanlage (MKVA) werden Hausmüll aus zahlreichen Kommunen und hausmüllähnliche Gewerbeabfälle zusammen mit Klärschlamm und Faulgas aus dem Klärwerk verbrannt.

EGK Entsorgungsgesellschaft Krefeld GmbH & Co. KG
Parkstraße 234 47829 Krefeld
Telefon: 02151/495-0 Telefax: 02151/495-495
Email Adresse: egk@egk.de

Zusätzliche Termine für Besichtigungen der Kläranlage und der Müll- und Klärschlammverbrennungsanlage 2018
Besichtigen Sie am
21. September 2018 um 14.00 Uhr
unsere Kläranlage

oder am

9. November 2018 um 14.00 Uhr
unsere Müll- und Klärschlammverbrennungsanlage

→ Melden Sie sich jetzt an ←
Gruppen mit einer Mindestzahl von 10 Personen können sich wie gewohnt unter kommunikation@egk.de für eine Besichtigung der Kläranlage oder Müll- und Klärschlammverbrennungsanlage anmelden.

https://www.egk.de/

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StEB Köln bauen Regenwasserbehandlungsanlage in Köln-Marienburg

Es gehört zu den wesentlichen Aufgaben der StEB Köln die bestehende Infrastruktur der Abwasser- und Regenwasserkanäle stetig zu prüfen, zu verbessern und, wo möglich, instand zu halten. Deshalb wird am Oberländer Ufer/Oberländer Werft in einem vorhandenen Regenwasserkanal eine Regenwasserbehandlungsanlage zwischengeschaltet. Die Maßnahme wird in offener Bauweise durchgeführt. Mit dieser notwendigen Maßnahme stellen die StEB Köln die ordnungsgemäßige Ableitung der Straßenentwässerung in den Rhein sicher.
Die Baustelle wird am 08.08.2018 eingerichtet und am 30.11.2018 abgeschlossen. Einer von drei Fuß- und Radwegen wird gesperrt und auf die zwei parallel verlaufenden Fuß- und Radwege umgeleitet.
Die Zufahrten für Feuerwehr und Rettungsfahrzeuge sowie die Zufahrtsmöglichkeiten für den anliegenden Gastronomiebetrieb (Schiff) wird aufrechterhalten und gewährleistet.
Für die Beeinträchtigung durch diese Baumaßnahme und die möglicherweise auftretenden Verkehrsbehinderungen bitten die StEB Köln um Verständnis.
Die Maßnahme erfolgt in enger Abstimmung mit dem Amt für Verkehrsmanagement der Stadt Köln. Unmittelbare Anwohner werden über Postwurfsendungen informiert.

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Entsorgungsverband Saar: 7,5 Millionen Euro für bedeutende Abwasserprojekte in Saarlouis Hauptsammler

Neuforweiler und erster Bauabschnitt für Hauptsammler West fertiggestellt

Der Entsorgungsverband Saar konnte zwischenzeitlich zwei bedeutende ineinander übergreifende Baumaßnahmen zur Optimierung des Saarlouiser Abwassersystems erfolgreich beenden: Fertiggestellt wurde zum einen der neue Hauptsammler Neuforweiler, der den alten, hydraulisch überlasteten Kanal aus den 60er Jahren ersetzt

Der Hauptsammler transportiert die Abwässer von Neuforweiler, aus dem Gewerbepark „Lisdorfer Berg“ sowie aus der Ortslage Holzmühle und der Neue Welt Straße zur Kläranlage Saarlouis, wo sie gereinigt werden. Auch der erste Bauabschnitt für den neuen Hauptsammler West, der in zwei Bauabschnitten realisiert wird, konnte kürzlich abgeschlossen werden. Er leitet die Abwässer aus dem Hauptsammler Neuforweiler sowie aus den Ortsteilen Beaumarais, Felsberg und Picard zur Kläranlage Saarlouis.

Voraussichtlich im 3. Quartal 2019 wird der EVS mit dem zweiten Bauabschnitt für den Hauptsammler West beginnen, der von der Wallerfanger Straße parallel der BAB 620 in Richtung Neue-Welt-Straße verläuft, wo er am bereits fertiggestellten Hauptsammler Neuforweiler in der Neue Welt Straße anschließt.

Der EVS bedankt sich nochmals ausdrücklich bei den betroffenen Bürgerinnen und Bürgern für ihre Geduld, insbesondere in den Fällen, in denen die komplexen Baumaßnahmen nicht ohne Auswirkung auf Verkehrsfluss und Parkmöglichkeiten blieben. Auch für den EVS hielten die Projekte aufgrund der zumeist innerstädtischen beengten Gegebenheiten und der Tatsache, dass zahlreiche Versorgungsleitungen einerseits sowie der Schutz landwirtschaftlicher Flächen andererseits zu berücksichtigen waren, einige Herausforderungen bereit.

https://www.evs.de/aktuell/presse/archiv/pressemeldung/artikel/entsorgungsverband-saar-75-millionen-euro-fuer-bedeutende-abwasserprojekte-in-saarlouis-hauptsammle/

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Wupperverband: Aus Abwasser Kunststoff und Biodiesel gewinnen

Forschungsprojekt WOW!: Abwasser ist wertvoll
Abwasser enthält kohlenstoffhaltige Stoffe, die als Rohstoff für biobasierte Produkte genutzt werden könnten. Dieses Potenzial wird bisher kaum genutzt. Dies ist mit einem Verlust wertvoller Rohstoffe, CO2-Emissionen und einem Verbrauch an natürlichen Ressourcen verbunden. Es gibt Marktchancen für Rohstoffe aus Abwasser. Dies erfordert allerdings einen Wertewechsel in der Abwasserreinigung: die Kläranlage als Rohstoffquelle. In dem Forschungsprojekt WOW sollen Wertschöpfungsketten für drei Rohstoffe aus Abwasser mit fünf hieraus erzeugten Produkten untersucht werden: Zellulose (Biokohle, Bioöl, Essigsäure), Lipide (Biodiesel) und Polyhydroxyalkanoate (PHA, Biokunststoff). Die Rückgewinnung der drei Rohstoffe aus kommunalem Abwasser soll mit Pilotanlagen in unterschiedlichem technologischen Reifegrad (Technology Readiness Level (TRL)) erprobt werden. Dies reicht von einer kleinen Versuchsanlage im Labor bis hin zu einer praxisnahen Pilotanlage direkt auf der Kläranlage Buchenhofen.
WOW! steht für: Wider business Opportunities for raw materials from Waste water. In Wuppertal wird das Projekt begleitet von der Wupperverbandsgesellschaft für integrale Wasserwirtschaft mbH und dem Wupperverband als Subpartner. Die WiW mbH wird Wertschöpfungsketten identifizieren. Der Wupperverband wird Biokunststoffe aus Abwasser mit einer Pilotanlage herstellen.
Das Projekt ist im März dieses Jahres gestartet und läuft bis September 2021. Die Gesamtprojektkosten belaufen sich auf 6,4 Millionen Euro, das Projekt wird mit 3,8 Millionen Euro vom Interreg North-West Europe Program gefördert.
Weitere Informationen finden Sie auf der Webseite der Interreg North-West: http://www.nweurope.eu/projects/project-search/wow-wider-business-opportunities-for-raw-materials-from-wastewater/

Hintergrundinformationen
Folgenden Gesamt-Aktivitäten werden im Rahmen des Projektes durchgeführt:
• Identifizierung von Wertschöpfungsketten mit hohem Potenzial für kohlenstoffbasierte Rohstoffe aus Abwasser
• Entwicklung eines Decision Support Tools für die Nutzung kohlenstoffbasierter Rohstoffe aus Abwasser
• Untersuchung der technischen Machbarkeit in drei Pilotanwendungen zur Nutzbarmachung von Cellulose, Fett und PHA aus Abwasser
• Entwicklung von Bioprodukten aus Abwasser wie Bioplastik, Biokraftstoffe, Biokohle
• Ableitung von nationalen Handlungsplänen und ein EU Umsetzungsfahrplan für die Implementierung von Wertschöpfungsketten aus Abwasser

Das Projektkonsortium besteht aus folgenden Partnern:
• NL: Water authority Vallei en Veluwe
• D: Wupperverbandsgesellschaft für integrale Wasserwirtschaft
(Subpartner Wupperverband)
• D: Technische Universität Kaiserlautern
• Lu: Université du Luxembourg
• B: VLARIO
• F: Natureplast
• NL: Avans Hogeschool
• D: REMONDIS Aqua Industrie
• B: VITO
• NL: Pulsed Heat
• NL: CirTec
• GB: Severn Trent Water

http://www.wupperverband.de/internet/web.nsf/id/li_forschungsprojekt_wow.html

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Wupperverband: IT-Sicherheitsaudit für die Große Dhünn-Talsperre und die Kläranlage Buchenhofen erfolgreich abgeschlossen

Betreiber von so genannten kritischen Infrastrukturen müssen einen hohen Sicherheitsstandard in Sachen IT-Sicherheit erfüllen. Gemäß der aktuellen Gesetzeslage sind beim Wupperverband die Kläranlage Buchenhofen und die Große Dhünn-Talsperre als solche kritischen Infrastrukturen zu betrachten.
Mit dem B3S Wasser / Abwasser haben die Branchenverbände DWA (Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.V.) und DVGW (Deutscher Verein des Gas- und Wasserfaches e.V.) einen branchenspezifischen IT-Sicherheitsstandard entwickelt. Diesen Sicherheitsstandard hat das BSI (Bundesministerium für Sicherheit in der Informationstechnik) im Frühjahr 2017 als geeignet erklärt, um die Anforderungen aus dem IT-Sicherheitsgesetz umzusetzen.
Für seine beiden KRITIS- Anlagen Kläranlage Buchenhofen und Große Dhünn-Talsperre hat der Wupperverband im Mai und Juni 2018 die Umsetzung der IT-Sicherheitsmaßnahmen aus dem B3S-WA durch einen externen Auditor prüfen lassen und das Audit erfolgreich absolviert. Im Audit konnte der Nachweis erbracht werden, dass die Forderungen des geprüften Standards erfüllt werden.

http://www.wupperverband.de/internet/web.nsf/id/li_info_kritis_20180709.html

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Kläranlage Marienheide: Abwasserreinigung und Energiemanagement optimiert

Wupperverband feierte mit Projektbeteiligten und Gästen die offizielle Inbetriebnahme der ausgebauten Anlage
Die Kläranlage Marienheide ist eine der kleineren der insgesamt 11 Kläranlagen des Wupperverbandes. Doch das hier abgeschlossene Projekt hat für den Verband Pilotcharakter.
Zwischen Januar 2016 und Ende 2017 fanden umfangreiche Umbauarbeiten statt. Heute (21. Juni 2018) nahmen Georg Wulf, Vorstand des Wupperverbandes, Marienheides Bürgermeister Stefan Meisenberg und Beate Klein, Leiterin des Dezernates Wasserwirtschaft bei der Bezirksregierung Köln, Verbandsratsvorsitzende Claudia Fischer und Bürgermeister Frank Emde, Stadt Kierspe, gemeinsam die ausgebaute Anlage offiziell in Betrieb.
Energiepotenzial der Kläranlage nutzen
Das Projekt basierte auf drei Säulen: Die Anlagentechnik an der Auslastung des Klärwerks neu ausrichten, Maschinentechnik sanieren und verfahrenstechnische Neuerungen umsetzen.
Eine Neuerung war der Bau einer Schlammfaulung mit Klärgasnutzung. Dadurch wird einerseits weniger Energie zur Stabilisierung des Schlamms benötigt und andererseits aus dem Schlamm Gas für die Stromerzeugung gewonnen. Durch ein Kohlenstoffmanagement wird in der Abwasserbehandlung viel energiereicher Schlamm entzogen und zur Stromproduktion genutzt. Das Energiepotenzial der Kläranlage wird somit optimal ausgeschöpft.
Mit dem Klärgas erzeugt der Wupperverband nun in einem Blockheizkraftwerk Strom und Wärme und kann so den Strombedarf der Kläranlage zu 75 Prozent und den Wärmebedarf bis zu 100 Prozent decken.
„Mit dem Projekt in Marienheide wollten wir nicht nur Anlagenteile erneuern. Vielmehr ging es uns darum, den Gesamtprozess auf der Anlage so zu gestalten, dass wir das Optimum für die Abwasserreinigung und auch die Energiegewinnung herausholen können. Dies ist mit dem umfangreichen Umbau hervorragend gelungen, und ich danke allen Mitarbeitern und Projektpartnern, die dies zusammen gestemmt haben“, freute sich Vorstand Georg Wulf.
„Der Wupperverband hat mit dieser innovativen Sanierung der Kläranlage Marienheide Maßstäbe gesetzt, die dem gesamten Verband zu Gute kommen werden“, sagte Bürgermeister Stefan Meisenberg. „Dies ist aber nicht der einzige Meilenstein, den der Wupperverband in Marienheide gesetzt hat. Von immenser Bedeutung für die Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde ist die in 2017 begonnene Zusammenarbeit in der Betriebsführung der kommunalen Abwasserbeseitigung, die nicht nur aus meiner Sicht hervorragend angelaufen ist.“
„Die Kläranlage Marienheide zeigt: Gewässerschutz kann bei optimaler Verfahrensweise sehr energieeffizient erreicht werden. Dies unterstützt nicht nur die Klimaziele des Landes Nordrhein-Westfalen, sondern entlastet auch den kommunalen Haushalt und nicht zuletzt die Bürgerinnen und Bürger. Gerne hat das Land die Maßnahme daher mit Landesmitteln gefördert“, sagte die Leiterin des Dezernates Wasserwirtschaft bei der Bezirksregierung Köln, Beate Klein.
Mit einem Druck auf den roten Knopf wurde die ausgebaute Anlage offiziell eingeweiht.
Diese Verbindung von Optimierung der Abwasserreinigung und Energiemanagement hat der Wupperverband erstmals auf einer Kläranlage dieser Größenordnung umgesetzt. Das Projekt mit einem Budget von 6,45 Mio. Euro hat dadurch eine Vorreiterrolle. Die Umstellung auf Energiegewinnung wurde durch das Programm Ressourceneffiziente Abwasserreinigung des Landes Nordrhein-Westfalen mit rund 820.000 Euro gefördert.
Der Umbau fand im laufenden Betrieb der Anlage statt.
In der Kläranlage Marienheide wird Abwasser aus Teilen der Gemeinde Marienheide sowie aus Teilen der Stadt Kierspe gereinigt.
Die Anlage ist auf 16.000 Einwohnerwerte ausgelegt, d.h. Einwohner sowie Gewerbebetriebe.
Die heutige Anlage ging 1992 in Betrieb und ersetzte damals die alte Kläranlage Marienheide und das ehemalige Klärwerk Kierspe-Stöcken.

http://www.wupperverband.de/internet/web.nsf/id/li_pm_einweih_marienheide_20180621.html

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Wiesbaden: Tag des offenen Kanals

Der diesjährige Tag des offenen Kanals findet am Samstag, 8. September von 10 bis 15 Uhr statt.
Staunen im Salzbachkanal
Besichtigen Sie den unter Denkmalschutz stehenden Salzbachkanal, das Herzstück des städtischen Kanalsystems unter der Wilhelmstraße. Es werden wieder kostenlose Führungen angeboten.
Eine Führung dauert etwa 30 Minuten. Die Ausgabe der Eintrittskarten für die einzelnen Führungen beginnt am Veranstaltungstag um 10 Uhr. Eine Reservierung von Karten ist nicht möglich. Die Teilnehmerzahl ist auf 25 Personen pro Führung begrenzt. Führungen finden von 10 bis 15 Uhr laufend im 20-Minutentakt statt.
Der Einstieg in den Kanal liegt auf dem Bürgersteig vor der Villa Clementine in der Wilhelmstraße/ Ecke Frankfurter Straße.

Wichtig: Die Veranstaltung findet unter der Voraussetzung statt, dass es nicht regnet beziehungsweise an den Tagen zuvor nicht so stark geregnet hat, dass die Wege im Kanal nicht begehbar sind. Aus Sicherheitsgründen dürfen nur Erwachsene und Kinder ab 6 Jahren in den Kanal. Bis auf festes Schuhwerk ist keine besondere Kleidung erforderlich.

https://www.elw.de/privathaushalte/aktionen/tag-des-offenen-kanals/

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Panke: Danke – Kerstin bohrt riesigen Abwasserspeicher

Start für den Vortrieb des Stauraumkanals unter dem Mauerpark
Heute fällt mit der Taufe der Tunnelbohrmaschine und ihrem Einsetzen in die 13 Meter tiefe Baugrube an der Bernauer Straße der Startschuss für den Vortrieb des Stauraumkanals unter dem Mauerpark. Der Tunnel unter dem gepflasterten Weg durch den Park soll künftig bei starkem Regen 7.400 Kubikmeter Abwasser speichern und so Panke und Spree vor Verunreinigungen schützen.
Um den Mauerpark möglichst wenig zu beeinträchtigen, wird der 654 Meter lange Stauraumkanal mit einer Tunnelbohrmaschine zwischen der Bernauer und der Gleimstraße unterirdisch vorangetrieben. „Dieses auch für uns außergewöhnliche Großprojekt steht exemplarisch für unsere Strategie, unsere Infrastruktur mit deutlich wachsenden Investitionen stadtverträglich zu erneuern und auszubauen“, unterstreicht Wasserbetriebe-Vorstandschef Jörg Simon. „Für die sichere Ver- und Entsorgung bauen wir in diesem Jahr Anlagen im Wert von rund 320 Millionen Euro, davon 160 im Bereich der Rohr- und Kanalnetze. Zwei Drittel davon entstehen mit grabenlosen Verfahren.“
Regine Günther, Senatorin für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz: „Mit dem Stauraumkanal leisten wir einen wichtigen Beitrag für saubere Gewässer in Berlin und schützen so die Gesundheit der Berlinerinnen und Berliner. Solche Investitionen, mit denen sich Berlin an den Klimawandel anpasst, werden in Zukunft verstärkt notwendig sein.“ Künftig würden dezentrale, grüne Maßnahmen zur Verdunstung, Versickerung oder Nutzung von Regenwasser auf möglichst vielen Gebäuden und Grundstücken die großen meist unterirdischen Bauwerke ergänzen.
Taufname steht für starke Frauen bei den Berliner Wasserbetrieben
Die Tunnelbohrmaschine wurde traditionsgemäß getauft. Namenspatin ist Kerstin Oster, Personalvorständin der Wasserbetriebe, die bei der Taufe um noch mehr Frauen und Mädchen für das innovative Umweltunternehmen warb: „Starke Frauen planen bei uns Projekte wie diesen Stauraumkanal, sanieren Kanäle, leiten Wasserwerke und den gesamten Abwasserbereich. Unsere Aufgaben wachsen und dafür suchen wir ständig Nachwuchs- und Fachkräfte.“
Rund 20 Millionen Euro investieren das Land Berlin und die Berliner Wasserbetriebe im Verhältnis von 60 : 40 bis Ende 2019 in das Projekt, zu dem neben dem Stauraumkanal auch ein Entleerungspumpwerk an der Gleimstraße und Verbindungsbauwerke zu den Kanalisationsgebieten beiderseits des Mauerparks gehören. Mit dem Stauraumkanal im Mauerpark beginnt der Schlussspurt des Sanierungsprogramms für die Berliner Mischwasserkanalisation, das mit Dutzenden Projekten ein Gesamtvolumen von über 300.000 Kubikmetern um-fasst, wovon 240.000 Kubikmeter bereits fertig sind.
Weitere Informationen, Grafiken, Fotos und Videos auf www.bwb.de/mauerpark, www.bwb.de/regen, im Pressebereich auf www.bwb.de und bei Facebook.
Infografik zum Stauraumkanal unter dem Mauerpark.

http://www.bwb.de/content/language1/html/299_21418.php

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StEB Köln: Erftverband und Wasserverband Eifel-Rur unterzeichnen Klärschlammkooperation

Durch die neue Klärschlammverordnung sind die Betreiber größerer Kläranlagen zukünftig verpflichtet, den im Klärschlamm vorhandenen Phosphor zurückzugewinnen. Die bisherige Praxis der thermischen Verwertung etwa durch Mitverbrennung in Kraftwerken ohne Rückgewinnung wird dann nicht mehr möglich ein.
Die StEB Köln (Stadtentwässerungsbetriebe Köln, AöR), der Wasserverband Eifel-Rur und der Erftverband schließen sich daher zu einer Klärschlammkooperation zusammen, um zukünftig gemeinsam neue Konzepte zur Klärschlammverwertung und Phosphorrückgewinnung wie beispielsweise den Bau einer eigenen Monoverbrennungsanlage zu entwickeln und gemeinsam umzusetzen.

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Görsdorf: Granulat gegen Gerüche

Im Abwasserpumpwerk soll ein Granulat die Belastungen durch Schwefelwasserstoff eindämmen / Technik Anfang Juli installiert
Anwohner und Spaziergänger wird es freuen: Am Abwasserhauptpumpwerk in Görsdorf, einem Ortsteil der Stadt Storkow/Mark, ist in der ersten Juliwoche ein Aktiv-Absorber eingebaut worden, der unangenehme Gerüche vermeiden soll. „Das hat alles reibungslos geklappt; der Filter funktioniert“, fasst Ralf Thormählen, Gruppenleiter Abwasser bei der OEWA Storkow GmbH, zusammen.
Die Luft wird dabei aus dem Pumpwerk und dem Abwasserkanal abgesaugt und über das eingesetzte Filtermedium geleitet. Das Granulat bindet jene Stoffe, die die Geruchsbelästigung letztlich verursachen. Das ist insbesondere Schwefelwasserstoff. Der Filter wurde nun zunächst für eine Testphase von drei Monaten installiert. In dieser Zeit will die OEWA Storkow GmbH prüfen, wie wirksam der Absorber funktioniert und ob man darüber die Geruchsbelästigung merklich reduzieren kann.
Spaziergänger und Radfahrer, so Thormählen, dürften die Arbeit der neuen Technik hörbar vernehmen. Da der Lüfter Geräusche verursacht, hat man den Absorber circa 80 Meter von der nächsten Wohnbebauung entfernt aufgestellt.
Geruchsbelästigungen, betont Thormählen, könnten im Umfeld eines Abwasserpumpwerkes immer wieder auftreten. In Görsdorf habe sich die Problematik verstärkt, nachdem Prieros abwasserseitig erschlossen wurde. Dort existiert ebenfalls ein Hauptpumpwerk, das das anfallende Abwasser Richtung Görsdorf leitet. Von hier aus fließt es schließlich zur Kläranlage nach Storkow. Lange Wege also, die der Abwasserstrom hinter sich bringen muss. Das kann dazu führen, dass sich unangenehm riechende Gase bilden, die das Umfeld belasten.
Abhängig von den Ergebnissen dieses Testlaufes und weiterer Betrachtungen wollen der Wasser- und Abwasserzweckverband „Scharmützelsee – Storkow/Mark“ und sein Betriebsführer, die OEWA Storkow GmbH, im Herbst entscheiden, ob man den chemischen Absorber dauerhaft installiert.

https://www.oewa.de/artikel/granulat-gegen-gerueche-130/

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Dresden-Kaditz: Tag der offenen Tür auf der Kläranlage

Nicht verpassen: Famillienfest am 9. September 2018, 10 bis 18 Uhr
Dresden wächst und gedeiht, das kann man sogar am Abwasser ablesen. Die Stadtentwässerung Dresden (SEDD) hat in den vergangenen zwei Jahren das Beckenvolumen der biologischen Reinigungsstufe auf das Anderthalbfache vergrößert, um den steigenden Anforderungen gerecht zur werden. Die Einweihung der neuen Anlage möchten wir gern mit allen Dresdnern und Gästen feiern: Grund genug haben wir dafür – die Elbe wird nun noch sauberer.
Auf Sie wartet neben vielen Informationen rund um die Reinigung des Dresdner Abwassers ein buntes Bühnenprogramm. Die Physikanten zeigen spektakuläre Experimente, verblüffende Effekte und intelligente Comedy. Auch die Band Jolly Jumper wird mit Sicherheit für Stimmung auf und vor der Bühne sorgen. Außerdem begrüßen wir auf der Bühne die Luxor Dance Company und die Sächsische Artistenschule.
Ein vielseitiges Angebot steht auch für Kinder bereit. Sie können im Aquamundi Schülerlabor und an den Mitmachstationen des Neugier-Express experimentieren. Unsere Wasserbaustelle lädt die Kleinsten zum Spielen ein. Junge „Abwassermeister“ sind an der Kläranlage für Kinder gefragt. Auf einem Bungee-Trampolin dürfen hohe Sprünge und Salti probiert werden. Und bei dem Besuch der Wildvogelauffangstation entsteht mit handwerklichem Geschick ein Vogelhaus.
Wichtiger Hinweis: Bitte nutzen Sie zur Anreise Bus & Bahn. Wir bieten einen Bus-Shuttle zwischen DVB-Haltestelle Overbeckstraße über Parkplatz Kundenservice SEDD weiter zur Kläranlage Kaditz (dort keine Parkmöglichkeiten). > Anfahrt

https://www.stadtentwaesserung-dresden.de/infokanal/tag-der-offenen-tuer.html

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Berlin: Stadtwerke bieten Bürgern festverzinsliche Geldanlage

Die Klimarendite investiert umweltfreundlich in ein neues Windrad
Gute Nachrichten für das private Sparbuch und für das Klima in der Region: Ab sofort können Bürger der Metropolregion Berlin-Brandenburg umweltfreundlich investieren und vom Ausbau erneuerbarer Energien in der Region profitieren: Die erste Klimarendite der Berliner Stadtwerke in Form eines Darlehens macht es möglich, deren Mittel einem neuen Windrad zugute kommen zu lassen.
Das Geld wird zur Ablösung einer Vorfinanzierung durch Eigenkapital der Berliner Stadtwerke zum Bau und Betrieb einer Windenergieanlage bei Großbeeren südlich von Berlin auf Flächen der Berliner Stadtgüter verwendet. Die vor wenigen Wochen fertiggestellte Anlage hat eine Leistung von 3,45 MW und erzeugt Ökostrom für rund 3.800 Haushalte. An der 4,7 Millionen Euro-Investition können Anleger mit Beträgen zwischen 500 Euro und 5.000 Euro teilhaben. Dies ist in Form eines Nachrangdarlehens mit qualifiziertem Rangrücktritt möglich, das die Anleger den Berliner Stadtwerken gewähren. Die Anleger werden durch den Abschluss des Nachrangdarlehensvertrags nicht Gesellschafter der Berliner Stadtwerke.
Die generelle Verzinsung liegt bei ca. fünf Jahren Darlehenslaufzeit bei attraktiven 1,75 % p.a.. Kunden der Berliner Stadtwerke bzw. Anleger, die innerhalb von vier Wochen nach Abschluss des Darlehensvertrages einen Ökostromvertrag bei den Stadtwerken abschließen, erhalten sogar eine Verzinsung in Höhe von 2,25 % p.a. . Innerhalb einer Familie dürfen mehrere Personen investieren. Die Beteiligung von Unternehmen ist ausgeschlossen. Die Berliner Stadtwerke sind zur Rückzahlung der Zinsen sowie – nach Ablauf der Laufzeit –
der Geldanlage verpflichtet. Das gilt auch, wenn die Windenergieanlage weniger Ökostrom produziert als angenommen, etwa aufgrund schlechten Wetters.
„Mit der Klimarendite der Stadtwerke gibt es nun die Möglichkeit, aktiv die Energiewende zu gestalten“, erklärt Ramona Pop, Berlins Senatorin für Wirtschaft, Energie und Betriebe. „Die Bürgerinnen und Bürger können sehen, was ihre Mittel bewirken und zur nachhaltigen Energieversorgung für Berlin beitragen.“ „Als öffentliches Unternehmen agieren wir im Sinne der Verbraucher der Region. Die Klimarendite als Form des umweltfreundlichen Sparens ist hierbei ein weiterer Baustein“, sagt Andreas Irmer, Geschäftsführer der Berliner Stadtwerke. „Die Berliner Wasserbetriebe haben gute Erfahrungen mit drei eigenen Windstromanlagen im Klärwerk Schönerlinde gesammelt. Wir freuen uns, dass die Berliner Stadtwerke ihren Öko-Anlagenpark zügig ausbauen“, so Jörg Simon, Vorstandschef der Stadtwerke-Mutter Berliner Wasserbetriebe. „Daran teilhaben zu können, ist lohnendes Investment.“
Die Geldanlage können Interessenten ab sofort bequem online auf dem Portal der Berliner Stadtwerke unter www.klimarendite.de zeichnen. Die Vertragsunterlagen können auch kostenfrei unter 0800-537 2001 angefordert werden.
Hinweis gemäß §12 Abs. 1 und 2 Vermögensanlagengesetz: Es wird auf den Verkaufsprospekt der Berliner Stadtwerke hingewiesen. Dieser steht auf dem Portal der Berliner Stadtwerke unter www.klimarendite.de zum Download und kostenlos im Kundenzentrum der Berliner Wasserbetriebe an der Neuen Jüdenstraße 1 in 10179 Berlin zur Abholung bereit. Der Erwerb dieser Vermögensanlage ist mit erheblichen Risiken verbunden und kann zum vollständigen Verlust des eingesetzten Vermögens führen.
Berliner Stadtwerke GmbH
Die Berliner Stadtwerke GmbH ist ein öffentlicher Energieversorger und eine 100-prozentige Tochter der Berliner Wasserbetriebe. Sie engagiert sich für eine verbrauchernahe Energieerzeugung und umweltfreundliche Versorgungskonzepte auf Basis erneuerbarer Energien. Mehr als 40 Prozent der seit 2016 in Berlin installierten Solarleistung haben die Stadtwerke errichtet. Das Ökostrom-Angebot der Berliner Stadtwerke ist für die Haushalte in der Metropolregion Berlin-Brandenburg verfügbar. Anmeldung und Informationen auf www.berlinerstadtwerke.de oder unter 0800-537 1000.
Videos der Windkraftanlage in Großbeeren auf dem YouTube-Kanal der Berliner Stadtwerke:
https://youtu.be/1dV47Hclh_U
https://www.youtube.com/watch?v=TlTE-YUxStQ
http://www.bwb.de/content/language1/html/299_21429.php

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Wupperverband: Flussentwicklung an der Wupper liegt über dem Bundesschnitt

Fachleute diskutieren in Wuppertal über Meilensteine und Herausforderung in der Gewässerentwicklung

Rund 160 Fachleute und Akteure aus der Wasserwirtschaft kommen am 6. und 7. Juni in Wuppertal zum 21. Symposium Flussgebietsmanagement / Gebietsforum Wupper des Wupperverbandes und der Bezirksregierung Düsseldorf zusammen. Der Schwerpunkt am 6. Juni liegt auf Umsetzung der EU- Wasserrahmenrichtlinie (EU-WRRL) und der Entwicklung der Wupper. Am 7. Juni stehen Zusammenarbeit und Kooperation im Wuppergebiet auf der Agenda.
„Für den Lebensraum Fluss haben wir in unserem Gebiet schon viel erreicht“, so lautet das Fazit von Georg Wulf, Vorstand des Wupperverbandes. „Schon 27 Prozent der Wupper bzw. ihrer Nebenbäche sind in dem von der Richtlinie geforderten guten Zustand. Das ist ein großer Schritt für den einst biologisch toten Abwasserfluss und bedeutet mehr Natürlichkeit und auch mehr Artenvielfalt.“
Damit liegt das Wuppergebiet deutlich über dem Bundesdurchschnitt mit ca. 8 Prozent Gewässern in gutem Zustand.
Die Bilanz von Jörg Matthes, Leiter des Dezernates für Wasserwirtschaft bei der Bezirksregierung Düsseldorf lautet: „Der Wupperverband hat früh die Zeichen der Zeit erkannt und schon 2008 einen Verbandsbeschluss zur Finanzierung der Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie gefasst. Das Land NRW konnte deshalb eine Vielzahl von Projekten mit Fördermitteln unterstützen. Die Früchte dieser gemeinsamen Anstrengungen sehen wir jetzt“.
Mit der EU-WRRL, die im Jahr 2000 in Kraft trat, hatten sich die Anforderungen an einen Fluss, einen „guten Zustand“ zu erreichen, erweitert. Spielte zuvor die Sauberkeit eines Flusses die zentrale Rolle, so brachte die Richtlinie weitere Bewertungskomponenten ein: die Beschaffenheit von Flusslauf, Ufer und Aue, die Durchgängigkeit, das Vorkommen von Fischen, Kleinlebewesen, Pflanzen und Algen.
Um die Anforderungen der EU-WRRL umzusetzen, hatte der Wupperverband von 2008 bis 2018 ein erstes Maßnahmenprogramm mit einem Umfang von 8 Mio. Euro aufgelegt. Dies beinhaltet die Förderung der Projekte durch das Land in Höhe von bis zu 80 Prozent. Von 2018 bis 2030 plant der Verband ein weiteres Maßnahmenpaket, das Investitionen in Höhe von 14 Mio. Euro umfasst.

Neue Ziele und Herausforderungen?
Bei allen Erfolgen und positiven Signalen gibt es weitere Herausforderungen. Die Ziele der Richtlinie sollten bis 2027 umgesetzt sein. „Ohne die ambitionierten Ziele der EU-WRRL aus den Augen zu verlieren: Wir müssen der Natur und uns mehr Zeit geben, bis 2027 ist das nicht zu schaffen. Deshalb haben wir unsere Planungen schon bis 2030 fortgeschrieben“, so Verbandsvorstand Georg Wulf.
Neben der Entwicklung der Gewässer in den kommenden Jahren werden weitere Themen wie Spurenstoffe, Mikroplastik oder multiresistente Keime auf der Agenda bleiben. Welche Auswirkungen haben sie in den Gewässern und welche Strategien werden im Umgang mit diesen Themen verfolgt?

Zusammenarbeit als Basis für Flussgebietsmanagement
Eine positive Entwicklung im Flussgebiet Wupper ist eine Gemeinschaftsaufgabe, in die sich viele Akteure einbinden. Zusammenarbeit ist der zentrale Faktor für ein Flussgebietsmanagement von der Quelle bis zur Mündung. Beispiele für Kooperationen werden am zweiten Tag der Veranstaltung vorgestellt. Das Spektrum reicht hier von der Kooperation von Landwirten und Wasserwirtschaft, über die Zusammenarbeit des Wupperverbandes mit Biologischen Stationen, Umweltbildung mit Schulen im Rahmen von Kurs 21 bis hin zu den Themen Zusammenarbeit in der Abwasserentsorgung oder im Themenfeld Gewässerentwicklung und Überflutungsvorsorge

http://www.wupperverband.de/internet/web.nsf/id/li_pm_symp_fgm_20180606.html

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Wupperverband: verleiht drei Preise für Abschlussarbeiten

Hochschulabsolventinnen wurden beim Symposium Flussgebietsmanagement für ihre wasserwirtschaftlichen Arbeiten ausgezeichnet
Beim heutigen 21. Symposium Flussgebietsmanagement / Gebietsforum Wupper hat der Wupperverband drei Preise für Abschlussarbeiten an Hochschulabsolventinnen verliehen.
Der erste Preis, der mit 1.000 Euro dotiert ist, ging an Emma Dybro Thomassen aus Kopenhagen, Dänemark. Ihre Masterarbeit an der Technischen Universität Dänemark mit dem Titel „Analysis of the Possibilities of Using Radar Data Statistics for Artificial Rainfall Simulation“ (Analyse von Möglichkeiten zum Gebrauch von Radardatenstatistiken für die Simulation von Regenfällen) wurde an der Hochschule mit der Bestnote ausgezeichnet und hat auch den Wupperverband überzeugt. Besonders ist auch die Zusammenarbeit von internationalen Fachleuten bei dieser Arbeit. Sie ist ein wichtiger Beitrag um die im Verbandsgebiet auftretenden Starkregen zukünftig besser beschreiben und einschätzen zu können.
Emma Dybro Thomassen konnten den Preis nicht persönlich entgegen nehmen. Per Videoclip stellte sie dem Plenum ihre Arbeit vor.
Den zweiten Preis in Höhe von 800 Euro erhielt Cecilia Schellhaas aus Lautertal für ihre Masterarbeit „Wasserqualitätsmodellierung in Talsperren“ an der Technischen Universität Darmstadt.
Ihre Grundlagenarbeit für die gerade anstehende Aufgabe der Koppelung von Mengen- und Gütemodellen in Talsperren ist besonders wichtig, um die Auswirkung veränderter Wasserabgaben aus den Talsperren auf die Wasserqualität in der Talsperre bewerten zu können.
Mit dem dritten Preis und 500 Euro wurde Berit Henrike Schmitz aus Dormagen für ihre Bachelorarbeit an der Universität Bonn ausgezeichnet.
Sie beschäftigte sich mit dem Thema „Flächenhafte Deformationsanalyse der Brucher-Talsperre basierend auf terrestrischen Laserscans“. Für den noch relativ neuen Einsatz von 3D-Laserscannern für die Deformationsanalyse von Talsperren hat die Absolventin verschiedene Scanning-Verfahren entwickelt, die der Wupperverband nun in der Praxis nutzen kann.
„Alle drei Arbeiten sind fachlich auf sehr hohem Niveau und liefern uns wichtige Grundlagen und Hilfestellungen für aktuelle Themenstellungen im Wupperverband“, sagte Georg Wulf, Vorstand des Wupperverbandes, bei der Prämierung.

Abschlussarbeiten für 2019 einreichen
Auch im kommenden Jahr wird der Verband erneut Abschlussarbeiten prämieren. Voraussetzung für die Teilnahme ist, dass die Arbeiten einen Bezug zum Aufgabenspektrum des Wupperverbandes haben und bereits benotet sind.
Informationen zur Prämierung von Studienabschlussarbeiten sind unter www.wupperverband.de in der Rubrik Über uns / Personal/ Studierende und Absolventen zu finden.

http://www.wupperverband.de/internet/web.nsf/id/li_pm_studienarbeiten_20180606.html

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Winterhagen: Öl in Regenüberlaufbecken und Gewässer entdeckt – Sicherungsmaßnahmen (Ölsperren etc.) sind getroffen

Ölsperren konnten Schlimmeres verhindern (hier: am Regenrückhaltebecken Winterhagen)
Weitere Informationen entnehmen Sie bitte der Pressemitteilung der Stadt Hückeswagen:
http://www.hueckeswagen.de/start/news-einzelansicht/?no_cache=1&tx_ttnews%5Btt_news%5D=874&cHash=08c1d09877f413358b8f5bd5df518b8e

Die Wupper-Talsperre ist nicht betroffen. Das Öl konnte vorher abgefangen werden.
http://www.wupperverband.de/internet/web.nsf/id/li_de_oelunfall_winterhagen.html

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Stuttgart: Teams erfolgreich bei den Water Skills auf der IFAT München

Sowohl das Team „Stuttgarter Allstars“ als auch das Team „SES Pumpis“ konnten sich bei den vierten World Water Skills der DWA (14.-18. Mai 2018 in München) durchsetzen. Das Team Stuttgarter Allstars erreichte den ersten Platz bei den Kläranlagenprofis und die SES Pumpis den ersten Platz bei den Kanalprofis. Somit waren die Stuttgarter Profi Teams im internationalen Wettbewerb auf Goldkurs. Auch die Auszubildenden der Stadt Stuttgart waren auf voller Linie erfolgreich. Das Team „Stuttgarter Youngsters“ holte einen erfolgreichen 2. Platz.

Bestleistungen: schnell, genau und sicher
Die Abwasser- und Kanalprofis aus Stuttgart behaupteten sich gegen insgesamt zwölf Mannschaften, darunter auch Teams aus Ägypten, Jordanien und den USA. Sie konnten in den vier Kategorien Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz, Wartung und Instandhaltung, Messen, Steuern, Regeln und Betriebsüberwachung sowie Prozesskontrolle antreten oder sich für zwei Disziplinen entscheiden. Die Kanal-Profis mussten den perfekten Kanaleinstieg demonstrieren und für die benötigte Sicherheit sorgen. Außerdem hatten sie ein Rührwerk zu warten und zu reparieren. Die Kläranlagen-Profis hatten zu zeigen, dass sie Mess-, Steuer- und Regelungsgeräte schnell und richtig bedienen und Prozessabläufe kontrollieren können. Hierzu mussten sie das Fließschema einer Kläranlage auf einem Whiteboard nachbilden, eine Betriebsstörung erkennen und beheben. Jedes Team konnte sich zudem einen Zusatzpunkt an einer 3-D-Station sichern. Hier war mit Hilfe einer Virtual-Reality-Brille ein Rundgang über eine Kläranlage simuliert werden. Bewertet wurden Schnelligkeit, Genauigkeit und die Beachtung der geltenden Sicherheitsvorschriften.
Die Azubis aus Stuttgart behaupteten sich mit einem spitzenmäßigen 2. Platz gegen insgesamt 14 Mannschaften. Hier mussten alle vier Disziplinen gemeistert werden. Der 2. Platz sichert den Stuttgarter Jungs den Platz zum Vorentscheid für die World Skills in Kazan (Russland) um eventuell auch International ihr Können beweisen zu können. Ohne hartes Training wären diese Erfolge sicherlich nicht möglich gewesen. Die Teams trainierten mit viel Engagement und Ehrgeiz im Hauptklärwerk Mühlhausen. Hier war auch das Jordanische Team zu Gast. Der internationale Erfahrungsaustausch wurde von allen Teilnehmern als positiv bewertet.
Die Water Skills möchten die berufliche Motivation fördern, Qualitätsstandards setzen und zugleich für eine kontinuierliche Weiterbildung werben. „Der Beruf Fachkraft für Abwassertechnik ist vielseitig und anspruchsvoll“, sagt Rüdiger Heidebrecht, Leiter der Abteilung Bildung und Internationale Zusammenarbeit bei der DWA und Initiator des Wettbewerbs. Die Tätigkeiten seien mit großer Verantwortung für die Umwelt und auch für hochwertige High-Tech-Anlagen verbunden. Nur wer immer up-to-date sei, befindet der DWA-Bildungsexperte, werde den Anforderungen auch gerecht.
Folgenden Teammitgliedern dürfen wir gratulieren: Team „Stuttgarter Allstars“: Lina Popal, Christian Haupt Team „SES Pumpies“: Stipe Jankovic, Toni Mongiat Team „Stuttgarter Youngster“: Dimiter Hommel, Maik Edel
Auch den Betreuern und Trainern soll hier ein Dank ausgesprochen werden. Ohne das harte Training und die Unterstützung wäre ein solcher Erfolg nicht möglich gewesen. Der Dank geht an Nicole Petsch, Hilmar Tetsch und Philipp Baumhauer.
Die World Water Skills fanden während der Industriemesse IFAT vom 14. bis 18. Mai 2018 in München statt.

https://www.stuttgart-stadtentwaesserung.de/aktuelles/news/titel/stuttgarter-teams-erfolgreich-bei-den-water-skills-auf-der-ifat-muenchen/?L=0&cHash=ee4d6765627536c6347e7febad7145ab

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Marienheide: Wassertag auf der Kläranlage am 24. Juni

Von 11.00 bis 15.00 Uhr Führungen und Aktionen auf der Kläranlage, Einblick in die Staumauer der Lingese-Talsperre
Am Sonntag, 24. Juni 2018, lädt der Wupperverband von 11.00 bis 15.00 Uhr zum Wassertag auf die Kläranlage Marienheide, Zum Klärwerk 21, ein.
Hier wird Abwasser aus Teilen von Marienheide und Kierspe gereinigt. Die Kläranlage wurde von 2016 bis Ende 2017 umfassend umgebaut. Aus diesem Anlass präsentiert der Verband sowohl die Anlage als auch weitere Themen rund ums Wasser.
Bei Führungen können sich die Besucher anschauen, wie das Abwasser in mehreren Stufen gereinigt wird. Um 12.00 Uhr steht eine Sonderführung speziell für Kinder auf dem Programm: ein Wupperverbands-Mitarbeiter zeigt in der Rolle eines Wassertropfens anschaulich, wie Verschmutzungen entfernt werden.
Am Infostand gibt es neben der Vorstellung der Aufgaben des Wupperverbandes auch ein Experiment. So kann jeder testen, wie verschiedene Filtermaterialien verschmutztes Wasser reinigen.
Die Biologische Station Oberberg ist mit dem Naturmobil an Bord. Hier werden Kleinstlebewesen aus einer Gewässerprobe untersucht. Unter dem Mikroskop wird sichtbar, welche Tierchen, wie z. B. Bachflohkrebse, sich im Bach tummeln und zur Bestimmung der Gewässergüte dienen.
Zusätzlich können Besucher sich hier über das Kooperationsprojekt „Umweltnetzwerk“ der Biologischen Stationen mit dem Wupperverband informieren.
Der Betrieb Netze und Becken des Wupperverbandes ist mit einem Fahrzeug und einer Pumpe mit dabei. Hier wird auch vorgestellt, dass der Wupperverband in Zusammenarbeit mit dem Aggerverband die Gemeinde Marienheide bei der Betriebsführung des Kanalnetzes unterstützt.
Die Vermesser des Wupperverbandes stellen ihre Aufgaben und technischen Geräte vor, die sie zum Beispiel für die Vermessung an den Verbandstalsperren einsetzen.
Über Hochwasservorsorge können sich die Besucher bei den Fachleuten des Wupperverbandes informieren, die auch das Infomobil und Material des HochwasserKompetenzCentrums Köln e.V. mit vorstellen.
Für das leibliche Wohl der Besucher sorgt die Freiwillige Feuerwehr Marienheide.
Von der Kläranlage ist es nicht weit bis zur Lingese-Talsperre des Wupperverbandes. Hier bieten Mitarbeiter des Talsperrenbetriebs am Fuße der Staumauer einen Einblick. Die Besucher können in den Kontrollgang der Staumauer gehen und lernen die Aufgaben der Talsperre kennen.
Da auf der Kläranlage und in deren Umfeld keine Parkplätze vorhanden sind, richtet der Wupperverband einen kostenlosen Pendelverkehr ein. Parkmöglichkeiten gibt es auf den zugänglichen Parkplätzen der Firma Rüggeberg an der Hauptstraße in Marienheide. Von dort startet dann der Pendelbus und bringt kontinuierlich die Besucher von Marienheide zur Anlage und zurück.
Auch mit dem Fahrrad ist die Kläranlage über den Radweg Wasserquintett gut zu erreichen. Der Wupperverband richtet eigens eine Abstellmöglichkeit für Fahrräder ein.
Alle Infos zur Veranstaltung sind auf der Homepage www.wupperverband.de unter „Termine“ zu finden.

http://www.wupperverband.de/internet/web.nsf/id/li_pm_marienh_20180605.html

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Köln: StEB bieten Karten für Konzerte im Kölner Kronleuchtersaal an

Der Kronleuchtersaal ist ein 128 Jahre altes, historisches Denkmal und als Regenüberlaufbauwerk ein Bestandteil des Kölner Abwassersystems. Ein besonderes Erlebnis in einem unvergleichbaren Ambiente sind die Konzerte im Kronleuchtersaal. Weil er auch eine faszinierende Akustik zu bieten hat, veranstalten die StEB Köln (Stadtentwässerungsbetriebe Köln, AöR) seit Jahren einige wenige Jazz- und Klassikkonzerte im Sommer.

Für die diesjährigen Konzerte können Sie noch Karten zu erwerben.
Samstag, 14. Juli 2018 – Jazz
Sonntag, 15. Juli.20186 – Jazz
An beiden Abenden wird unter dem Titel „Keep up the Flow“ das Beate Starken Quartett den Kronleuchtersaal zum Swingen bringen.
Montag, 16. Juli 2018 – Klassik
Dienstag, 17. Juli 2018 – Klassik
Die Klassik-Abende begeistern mit dem Streichquartett des Neuen Rheinischen Kammerorchesters Köln statt. Sie spielen an diesen beiden Abenden Stücke von Arvo Pärt, Erwin Schulhoff und Franz Schubert.
Alle Konzerte beginnen um 19.30 Uhr. Der Empfang beginnt jeweils bereits um 18.30 Uhr. Die Karten kosten 45 Euro / Person inklusive Getränke.

Anmeldungen werde unter Führungen entgegengenommen.
Ihr Ansprechpartner
Ralf Bröcker
0221 221-26845, mobil: 0163 5385189
ralf.broecker@steb-koeln.de

https://www.steb-koeln.de/Aktuelles/StEB-Köln-bieten-Karten-für-Konzerte-im-Kölner-Kronleuchtersaal-an.jsp?ref=/Aktuelles/Aktuelles.jsp

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Dresden: Start der Kanalbauarbeiten unter dem Rathenauplatz

Die Stadtentwässerung Dresden modernisiert ein vorhandenes unterirdisches Entlastungsbauwerk und aktiviert zusätzlichen Stauraum, um die Elbe zu schützen.

In den kommenden Monaten ersetzt die Stadtentwässerung Dresden GmbH (SEDD) in offener Bauweise ein unterirdisches Wehr unterhalb des Rathenauplatzes in Dresden. Die vorhandene ca. 1,00 m hohe Wehrschwelle wird auf ca. 2,5 m erhöht. Damit können im darüber liegenden Gebietshauptkanal bis zu 4.000 m³ Mischwasser bei Niederschlägen gespeichert werden. Dieser Mix aus Schmutz- und Regenwasser wird nach Abklingen des Niederschlages dosiert zur Kläranlage Kaditz geleitet und dort gereinigt. Außerdem werden drei Rechen installiert, um grobe Stoffe herauszufiltern, sollte bei extremen Regen unbehandeltes Mischwasser in die Elbe überlaufen.
Das sogenannte Trenn- und Steuerbauwerk befindet sich genau unter der stadteinwärts führenden Fahrbahn. Während der Bauzeit werden deren drei Fahrspuren inklusive Fahrradweg über die bisherige Mittelinsel verlegt. Die Verkehrseinschränkungen bleiben somit in einem vertretbarem Maß. Die Straßenbahntrasse, die mitten durch die Baustelle führt, bleibt erhalten und erhielt zum Schutz gegen herabfallende Teile ein Stahldach. Die vorbereitenden Arbeiten begannen bereits im April. Mit der Fertigstellung rechnet die SEDD zum Jahreswechsel 2019/2020. Die Baukosten belaufen sich auf 3,5 Millionen Euro.

Mischwasserkanalisation
Die Stadtentwässerung Dresden GmbH (SEDD) betreibt die 1.800 Kilometer lange Dresdner Kanalisation. Über zwei Drittel der zu entwässernden Flächen werden im sogenannten Mischsystem entwässert. Das bedeutet, ein einzelner Kanal unter der Straße leitet sowohl das täglich anfallende häusliche und gewerbliche Abwasser ab und zusätzlich bei Regen das Niederschlagswasser. Bei sehr starkem Regen wächst der Abwasserstrom auf ein Vielfaches an. Teilweise bis auf die 20fache Menge des Trockenwetterabflusses. In diesen Fällen werden Teile des durch den Regen verdünnten Abwassers durch Entlastungskanäle in die Elbe abgeleitet.

Verkehrsbeeinträchtigungen
Linksabbiegen von Carolabrücke in Richtung Pillnitzer Straße nicht möglich. Umleitung über Hasenberg/Terassenufer/Steinstraße.
Vereinzelt punktuelle Behinderungen.

https://www.stadtentwaesserung-dresden.de/infokanal/meldungen/detail/start-der-kanalbauarbeiten-unter-dem-rathenauplatz-in-dresden.html

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Berlin: Spatenstich für Berlins zweitgrößtes Abwasserpumpwerk

Abkoppelung von Westend schont Steuerzahler, Tarifkunden und Spree
Mit dem Neubau des Abwasserhauptpumpwerks Charlottenburg werden bald alle 163 Berliner Pumpwerke automatisch aus einer Zentrale überwacht und gesteuert. Außerdem bekommt das neue Werk auch einen 7.000 Kubikmeter großen „Abwasser-Parkplatz“, der bei Starkregen Überläufe in die Spree vermeidet. Für die 60 Millionen Euro-Umweltinvestition ist heute der erste Spaten gestochen worden.
Für den Start in die neue Ära haben die Berliner Wasserbetriebe vis á vis des seit 1890 an der Sophie-Charlotten-Straße 114 betriebenen Pumpwerks ein Grundstück auf dem Gebiet des früheren Güterbahnhofs Charlottenburg erworben. „Der Neubau ist nicht nur technisch notwendig, er ist umweltpolitisch sinnvoll und erspart Investitionen an anderer Stelle“, unterstreicht Jörg Simon, Vorstandsvorsitzender der Wasserbetriebe. „Ziel der Berliner Wasserwirtschaft ist es, die innerstädtischen Gewässer zu entlasten“, erklärt Umweltstaatsekretär Stefan Tidow. „Es soll weniger durch Nähr- und Schadstoffeinträge verunreinigtes Regenwasser in die Flüsse und Seen gelangen. Diesem Ziel dient der Regenwasserspeicher, der gemeinsam mit dem neuen Abwasserpumpwerk entstehen wird.“ Die Lösung, über die sich Simon und Tidow im Steuerzahler- und Kundeninteresse freuen, heißt Abkoppelung des Teilgebietes Westend vom neuen Pumpwerk. Damit und mit dem neuen Regenbecken kann künftig in den Kanälen selbst und im Becken immens mehr Abwasser aufgestaut und die Spree vor Überläufen bewahrt werden.
An und in der Sophie-Charlotten-Straße wird auf engem Raum und tief gebaut
Der Neubau des zweitgrößten Berliner Abwasserpumpwerks, dessen Einzugsgebiet mit fast 110.000 Einwohnern im Prinzip eine Großstadt für sich bildet, ist in doppelter Weise eine technische Herausforderung. So liegt der Saugeraum des Werks, in dem das Schmutz- und Regenwasser aus der Kanalisation zusammenfließt, 14 Meter unter Gelände und damit tief im Grundwasser, dessen Spiegel die benachbarte Spree markiert. Damit der Übergang vom alten auf das neue Werk reibungslos klappt, müssen zahlreiche Leitungen von Trinkwasser bis Gas um- und neu verlegt werden. Um komplett sicher zu gehen, gibt es bei solchen Bauten auch eine Zeit lang Parallelbetrieb von Neu- und Altwerk. Dafür müssen in die ohnehin dicht mit Leitungen jeder Art belegte Sophie-Charlotten-Straße auch beide Werke unterirdisch mit den Kanälen im Zulauf und zu den Klärwerken im Abstrom verbunden werden. Das betrifft hier Kanäle und Rohre mit Durchmessern zwischen einem und 2,40 Meter. Es wird also auf engstem Raum tief gebaut.
Die Arbeiten dauern insgesamt bis 2021. Dabei wird auch der bereits vorhandene, 2,40 Meter mächtige Abwasserkanal um 210 Meter verlängert, damit auch dieser künftig als Stauraumkanal genutzt werden kann.

http://www.bwb.de/content/language1/html/299_21199.php

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21. Dresdner Abwassertagung

19. / 20. März 2019
Die Dresdner Abwassertagung gehört zu den führenden Branchentreffs Deutschlands. Anspruchsvolle Themen, ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm, die Industrieausstellung und beste Bedingungen im Internationalen Congress Center – das sind die Zutaten für zwei anregende Tage in der sächsischen Landeshauptstadt.

Einen Rückblick finden sie unter: https://www.dresdner-abwassertagung.de/20-dresdner-abwassertagung/

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HAMBURG WASSER ÜBERNIMMT ELLERBEKER ABWASSERNETZ

Die Gemeinde Ellerbek überträgt sein Abwassernetz auf HAMBURG WASSER. Damit wird der städtische Ver- und Entsorger Hamburgs für die knapp 45 Kilometer lange Trennkanalisation der Gemeinde zuständig. Außerdem kümmert sich HAMBURG WASSER künftig um 12 Pumpwerke und vier Regenrückhaltebecken in Ellerbek. Eine entsprechende Vereinbarung haben der Ellerbeker Bürgermeister Günther Hildebrand und Nathalie Leroy, Geschäftsführerin von HAMBURG WASSER, am heutigen Mittwoch unterzeichnet. Der Kontrakt gilt rückwirkend zum 1.1.2018.
Für die Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde ändert sich mit der Neuregelung…mehr:

https://www.hamburgwasser.de/privatkunden/unternehmen/presse/hamburg-wasser-uebernimmt-ellerbeker-abwassernetz/

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Hamburg: Klärwerk recycelt lebenswichtigen Phosphor aus Klärschlammasche

HAMBURG WASSER und REMONDIS gründen Gesellschaft zur Phosphorrückgewinnung
HAMBURG WASSER und REMONDIS Aqua haben am Montag, den 26. März die Hamburger Phosphor-recyclinggesellschaft mbH gegründet. Die neue Gesellschaft setzt den Bau der weltweit ersten großtechnischen Anlage zur Rückgewinnung von Phosphor auf dem Klärwerk Hamburg um. 2020 soll die Anlage in Betrieb gehen und aus rund 20.000 Tonnen Klärschlammasche 6.500 Tonnen hochreine Phosphorsäure recyceln.

Der Gründung der Hamburger Phosphorrecyclinggesellschaft mbh ging eine zweijährige Pilotphase voraus, die HAMBURG WASSER und REMONDIS im Jahr 2015 initiiert haben. Der Probebetrieb bestätigte die technische Machbarkeit und Wirtschaftlichkeit des Verfahrens. Damit ist das REMONDIS TetraPhos®-Verfahren das derzeit einzig bekannte am Markt, das Phosphor wirtschaftlich zurückgewinnt.

Phosphor muss in Deutschland zurzeit zu fast 100 Prozent aus anderen Ländern importiert werden. Das ist problematisch, denn Phosphor ist ein lebenswichtiger Rohstoff, dessen Vorkommen immer knapper werden. Die Bundesregierung hat daher vorgegeben, dass der Rohstoff in Deutschland ab spätestens 2029 aus Abwasser recycelt werden muss. Mit der neuen Anlage nimmt die Hamburger Phosphorrecyclinggesellschaft mbH dieses Problem frühzeitig in die Hand, trägt aktiv zur Ressourcenschonung bei und reduziert die Umweltbelastung. Für viele deutsche Großstädte übernimmt das Klärwerk Hamburg daher eine Vorbildfunktion auf dem Forschungsfeld der Phosphorrückgewinnung. Das Projekt wird seit Herbst 2017 durch das Bundesumweltministerium gefördert.

Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an:
HAMBURG WASSER, Janne Rumpelt, Telefon: +49 (0)40/78 88 88 222, Mail: presse@hamburgwasser.de

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Entsorgungsverband Saar: Inspektion der Abwasseranlage Neunkirchen-Wellesweiler steht an

EVS bittet Eigentümer und Anlieger um Unterstützung

Die zur Inspektion anstehenden überörtlichen Kanäle gehören zum Sammlernetz der Kläranlage Neunkirchen-Wellesweiler.

Die überörtlichen Kanäle des Entsorgungsverbandes Saar im Ortsteil Neunkirchen-Wellesweiler in Richtung Neunkirchen-City, die vor rund 40 Jahren verlegt wurden, sind inspektionsbedürftig. Um die Inspektionsarbeiten durchführen zu können, werden in den kommenden Monaten Vermessungsarbeiten …mehr:

Betroffen sind die Anwohner folgender Straßen:

– Eisenbahnstraße
– Berthold-Günther-Platz
– Pestalozzistraße
– Homburger Straße
– Rombachstraße
– An der Alten Schmiede
– Krummeg
– Wellesweilerstraße

Das beauftragte Vermessungsbüro wird sich in den nächsten Wochen mit den EigentümerInnen bzw. AnliegerInnen, auf deren Privatgrundstück sich ein Schachteinstieg befindet, in Verbindung setzen, um die Grundstücke betreten bzw. Absprachen treffen zu können.

Es handelt sich hierbei um folgendes Büro:
Poppenhäger Ingenieurgesellschaft mbH
Pfalzbahnstraße 20a
66538 Neunkirchen
Tel.: 06821/ 2 90 09-0
Ansprechpartner: Jürgen Clemens

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Ruhrverband: Quappenprojekt gibt bedrohter Fischart eine neue Chance

Die Quappe (wissenschaftlich Lota lota), Nordrhein-Westfalens wohl seltenste Fischart, ist vom Aussterben bedroht. Früher war der einzige Süßwasserfisch aus der Familie der Dorsche in den hiesigen Gewässern häufig anzutreffen, doch mittlerweile existiert nur noch eine begrenzte Population in der Lippe bei Lippstadt, so dass schon ein einziger Gewässerunfall das endgültige Aus für die Art bedeuten könnte.

Ein vom nordrhein-westfälischen Umweltministerium finanziertes Projekt des Landesfischereiverbandes Westfalen und Lippe e. V. in Kooperation mit der Biologischen Station des Kreises Soest und dem Ruhrverband hat sich zur Aufgabe gesetzt, den Bestand der Quappe in der Lippe zu stützen. Durch Besatz ihrer Nebengewässer sowie der Lippe bei Hamm soll die Population anwachsen und sich im Einzugsgebiet der Lippe ausbreiten. Im Herbst 2009 fanden erste Elektrobefischungen in der Lippe bei Lippstadt statt. Gefangene Tiere wurden zu Zuchtzwecken in die Fischzuchtanlage des Ruhrverbands an der Möhnetalsperre gebracht und dort vermehrt.

Der Umgang mit den empfindlichen Eiern und winzigen Larven ist sehr komplex und verlangt von den Fischereifachleuten viel Erfahrung. Dennoch konnten bisher knapp zehn Millionen Quappen in der Lippe und den Nebengewässern ausgesetzt werden. Kontrollbefischungen zeigen bereits erste Erfolge des Projekts. Bis zur natürlichen Reproduktion wird allerdings noch einige Zeit vergehen: Männliche Quappen werden mit drei Jahren, Weibchen sogar erst mit vier Jahren geschlechtsreif.

Auch in Zukunft sollen auf dem Gebiet der Quappen-Vermehrung und Ansiedlung weitere Erkenntnisse gewonnen werden. Das mittel- bis langfristige Ziel ist es, die Quappe auch in weiteren Flüssen NRWs wieder heimisch zu machen.

http://ruhrverband.de/index.php?id=302

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Plienigen: Tag der offenen Tür im Klärwerk am 23. Juni 2018

Am 23. Juni findet von 10 bis 17 Uhr im Klärwerk Plieningen ein Tag der offenen Tür statt. An diesem Tag ist es möglich, die moderne Anlage zu besichtigen und informative Stunden auf dem normalerweise nicht frei zugänglichen Klärwerk zu verbringen.
In Kooperation mit der Flughafen Stuttgart GmbH werden zwei kontingentierte Führungen durch die Abwasserbehandlung des Flughafens sowie Spielaktionen für Kinder angeboten. Für Speis und Trank ist selbstverständlich auch gesorgt.

https://www.stuttgart-stadtentwaesserung.de/aktuelles/news/titel/tag-der-offenen-tuer-im-klaerwerk-plienigen-am-23-juni-2018/

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Berlin gründet Regenwasseragentur

Aufgaben sind Wissenstransfer, Beratung und Vernetzung
Das Land Berlin und die Berliner Wasserbetriebe haben gemeinsam eine Berliner Regenwasseragentur gegründet. Sie ist bei den Wasserbetrieben angesiedelt und soll die Berliner Verwaltung, Planer und Bürger bei der Umsetzung dezentraler Lösungen für einen neuen Umgang mit Regenwasser unterstützen, damit Berlin wassersensibler und klimaangepasster wird.

„Die Gründung der Regenwasseragentur ist ein wichtiger Schritt Berlin als lebenswerte Me- tropole zu erhalten“, sagt Regine Günther, Senatorin für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz. „Neue Herausforderungen wie zunehmende Starkregenereignisse und Hitzewellen durch den beschleunigten Klimawandel verlangen neue Antworten. Die dezentrale Bewirtschaftung von Regenwasser ist hier ein wichtiger Baustein. Die Regenwasseragentur soll zentraler Treiber in der Stadt für diese Anpassungsprozesse werden.“

„Durch die rasant zunehmende Verdichtung und Versiegelung Berlins müssen immer größere Mengen Regenwasser abgeleitet und unsere Infrastruktur noch leistungsfähiger gestaltet werden“, erklärt Jörg Simon, Vorstandsvorsitzender der Berliner Wasserbetriebe. „Die Ausbaumöglichkeiten der zentralen Systeme sind jedoch begrenzt. Deshalb gewinnt die dezentrale Bewirtschaftung von Regenwasser dort, wo es anfällt, auf Grundstücken oder im Straßenraum, als Ergänzung von Kanalisation und Reinigungsanlangen immens an Bedeutung.“

Leiterin der neuen Berliner Regenwasseragentur ist Dr. Darla Nickel. Die Ingenieurin beschäftigt sich seit langem mit urbanem Wassermanagement und Anpassungsstrategien an den Klimawandel. „Durch die Ergebnisse des interdisziplinären Forschungsvorhabens KURAS – Konzepte für urbane Regenwasserbewirtschaftung und Abwassersysteme -, an dem auch die Berliner Wasserbetriebe maßgeblich beteiligt waren, wissen wir wie vielfältig die Vorteile einer dezentralen Regenwasserbewirtschaftung sind. Es steht eine breite Palette technischer, stadtgestalterischer und miteinander kombinierbarer Maßnahmen zur Verfügung.“ Diese Lösungen bei Planern, Bauherren, Behörden, Berliner und Berlinerinnen populär zu machen und die Akteure zu vernetzen und zur Umsetzung zu befähigen sei vornehmstes Ziel der Agentur. Hierfür sensibilisiert sie für die Notwendigkeit einer wassersensiblen Stadtentwicklung, stellt Informationsgrundlagen bereit und ermöglicht durch gezielte Aktionen wie Werkstätten einen regen Erfahrungsaustausch.

Sowohl bei Neubauvorhaben als auch in Bestandsgebieten fordert das Land Berlin die Bewirtschaftung von Regenwasser vor Ort. Maßnahmen zu dessen Rückhaltung, Versickerung und Verdunstung wie Gebäudebegrünung, Mulden oder Entsiegelung verbessern durch die „Verbindung von Blau und Grün“ den Gewässerschutz, das Mikroklima und die Aufenthaltsqualität.

http://www.bwb.de/content/language1/html/299_21128.php

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Berlin: Wehr dem Schmutz Einhalt gebietet

Danke Panke: Kanal „in der Bornholmer“ wird zum Abwasserparkplatz
An der einstigen Mauer bauen die Berliner Wasserbetriebe neue Barrieren – gegen überlaufende Kanäle und für eine bessere Wasserqualität, zum Beispiel in der Panke, unterirdisch und manche sogar beweglich. Künftig kann etwa ein neues automatisches Stauwehr am Übergang an der Bornholmer Straße in einem großen Kanal 1.800 Kubikmeter Abwasser stauen und so bei Wolkenbrüchen die Panke schützen. Der Fünf-Tonnen-Koloss wurde heute am Vorabend des Tages des Wassers installiert.

Für das Wehr wurde unter dem Trottoir vor der Tankstelle am Übergang der Bornholmer in die Osloer Straße ein mit 10 x 7 x 4 Meter hausgroßes Bauwerk konstruiert – mitten in einen eiförmigen, 2 Meter hohen Kanal. Zusätzlich wurden in der Grüntaler Straße 74 Meter Mischwasserkanal vorangetrieben – stadtraumschonend unterirdisch im Microtunneling-Verfahren und mit einem Innenmaß von 60 Zentimetern auch nicht eben klein. Für das Wehr und den neuen Kanal sind rund 1,6 Millionen Euro investiert worden. Das automatische Wehr wird wie seine „Schwestern“ in der See-, der Erk- und der Storkower Straße auch aus der Abwasser-Leitstelle in Friedrichshain überwacht.

Tunnelgräber unterm Mauerpark und Mauer-Bauer in großen Rohren
Im Radialsystem Berlin X mit seinem Pumpwerk an der Bellermannstraße, zu dessen Einzugsgebiet große Teile von Wedding und Prenzlauer Berg gehören, können damit bald 11.140 zusätzliche Kubikmeter Abwasser unterirdisch geparkt werden. Denn unweit des Wehrs wird im Mauerpark an einem Stauraumkanal für 7.400 Kubikmeter Abwasser gebaut und weitere 1.940 Kubikmeter Stauraum gingen bereits durch neue bzw. erhöhte Überlaufschwellen in der Kanalisation ans Netz.

Hintergrund: Starkregen ist Achillesferse, Stauraum ein Ausweg
Die Berliner Innenstadt wird über Mischwasserkanäle entwässert, d. h., Regen- und Schmutzwasser werden gemeinsam gesammelt und über Pumpwerke zu einem Klärwerk transportiert. Die Kapazität der Pumpwerke ist auf ein Maß limitiert, das in den Klärwerken den biologischen Reinigungsprozess bis zur Leistungsgrenze ausnutzt. Deshalb hat die Kanalisation Regenüberläufe als Abzweige, die bei Starkregen anspringen. Dann läuft dort mit Regen verdünntes Schmutzwasser ins nächste Gewässer. Damit solche Überläufe seltener werden, planen und bauen die Berliner Wasserbetriebe bis 2024 rund 303.000 Kubikmeter Stauraumkanäle und andere Speicher, von denen 236.000 Kubikmeter bereits fertig sind.

http://www.bwb.de/content/language1/html/299_20925.php

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Wupperverband: Düngen im Einklang mit Gewässerschutz

Wupperverband begleitet und berät zusammen mit der Landwirtschaftskammer Landwirte bei einer gewässerschonenden Düngeplanung
Das Frühjahr kommt, die Temperaturen steigen, die Vegetation sprießt. Zu dieser Zeit starten auch die Landwirte mit der Düngung ihrer Felder. Damit dies im Einklang mit dem Gewässerschutz erfolgt, stimmen sich Wupperverband, Landwirtschaftskammer und Landwirte ab.
Seit 25 Jahren gibt es in den Einzugsgebieten der Trinkwassertalsperren die Kooperation von Landwirtschaft und Wasserwirtschaft. Der Wupperverband unterstützt an seinen Trinkwassertalsperren die Landwirte bei der Umsetzung von Maßnahmen und stellt ihnen einen landwirtschaftlichen Berater der Landwirtschaftskammer zur Seite. Er ist Ansprechpartner für Gewässerschutzfragen und hilft den Landwirten mit Rat und Tat in der Praxis.
Zum Beispiel gibt es eine Sperrfrist für die Düngung vom 1. November bis zum 1. Februar auf Grünland. „Früher durften die Landwirte bis Mitte November düngen, diese Regelung ist seit Juni 2017 verschärft worden“, so Alexandra Preuß-Ochel, die sich beim Wupperverband um den vorsorglichen Gewässerschutz kümmert. Ab Anfang Februar darf aber nur dann gedüngt werden, wenn die Witterung es zulässt, wenn also z. B. der Boden nicht gefroren ist und den Dünger deshalb gar nicht aufnehmen kann. Erst wenn gewährleistet ist, dass der Dünger nicht in Gewässer abdriftet, sondern wirklich den Pflanzen zu Gute kommt, können die Landwirte starten.

Bodennahe Aufbringung zum richtigen Zeitpunkt und Abstand zum Gewässer
Ein weiterer Baustein, damit der Dünger nicht in Flüsse oder Bäche gespült wird, ist die bodennahe Ausbringung. Nebeneffekt ist die Reduzierung von unliebsamen Gerüchen. Mittel der Wahl sind hier so genannte Schleppschuhverteiler. Landwirte, die diese einsetzen, erhalten eine Förderung. Die Förderung zur bodennahen Gülleausbringung im Frühjahr ist u. a. an das so genannte Temperatur-Summenmodell gekoppelt. Alexandra Preuß-Ochel erklärt, dass „ab Jahresbeginn alle positiven Tagesmitteltemperaturen erfasst werden. Wird im Frühjahr eine Temperatursumme von 200° C überschritten, ist der nachhaltige Vegetationsbeginn erreicht. Das kann regional sehr unterschiedlich sein.“ Das Modell beruht auf dem phänologischen Kalender, also einem Kalender, der die Entwicklungserscheinungen in der Natur dokumentiert. Dieser stützt sich auf jahrhundertelange Naturbeobachtung; die Erfahrung hat z. B. gezeigt, wann welche Pflanze auf die Temperatur reagiert. Nur dann, wenn die Pflanzen den Dünger auch aufnehmen können, wird er aufgebracht und der Landwirt erhält die Förderung für die bodennahe Ausbringung.
Mit dem Berater wird außerdem eine bedarfsgerechte Düngeplanung erarbeitet, die die gezielte Verteilung des Wirtschaftsdüngers „Gülle“ flächenbezogen auf das ganze Jahr vorsieht. Benjamin Jacob, der Kooperationsberater der Landwirtschaftskammer erläutert: „Mit dem Landwirt wird anhand von Bodenproben und Viehbestand konkret besprochen, wo, was und wie viel gedüngt werden soll. Das senkt Produktionskosten und verhindert eine überhöhte Nährstoffversorgung auf den Flächen.“

Die Landwirte müssen seit Sommer 2017 auch einen größeren Abstand zum Gewässer halten, waren es zuvor 3 Meter, darf nun erst in 4 Metern Entfernung von Flüssen und Bächen gedüngt werden.
„In den Einzugsgebieten unserer Trinkwassertalsperren hat sich die Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft sehr gut entwickelt. Gemeinsam können wir gute Erfolge im Gewässerschutz erzielen“, lautet das Fazit von Alexandra Preuß-Ochel und Benjamin Jacob.

http://www.wupperverband.de/internet/web.nsf/id/li_de_pm_fruehjahrsduengung.html

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Radevormwald: 45 Jahre Kläranlage

Kläranlage Radevormwald wird immer wieder modernisiert
Die Kläranlage Radevormwald wurde 1973 als mechanische Abwasserreinigungsanlage in Betrieb genommen und 1983 um die biologische Reinigungsstufe erweitert.
Derzeit werden dort pro Tag im Mittel ca. 18.000 m³ Abwasser gereinigt. Seit dem Ausbau 2008 hat die Anlage einen Anschlusswert von rund 67.000 Einwohnerwerten (an die Kläranlage angeschlossene Einwohner und so genannte Einwohnergleichwerte aus Industrie und Gewerbe). Dadurch wird eine gesicherte Stadtentwicklung für Industrie und Gewerbe gewährleistet.
Von 1998 bis 2008 hat der Wupperverband die Kläranlage ausgebaut, um den für Europa geltenden gestiegenen Anforderungen Rechnung zu tragen. Insbesondere Stickstoff und Phosphor, die in Gewässern zu Überdüngung führen können, werden seit dem Ausbau besser aus dem Abwasser entfernt. Dadurch wird die Qualität des Wassers der Wupper verbessert und ein Beitrag zum Schutz von Rhein und Nordsee geleistet.
Entscheidend für die Verbesserung der Stickstoff- und Phosphorentfernung war die Vergrößerung der biologischen Reinigungsstufe des Klärwerks, der so genannten Belebungsstufe. Diese Stufe macht sich die Fähigkeit von Kleinstlebewesen (Bakterien, Geißeltierchen u. a.) zunutze, die im Abwasser gelösten Schmutzstoffe unter Sauerstoffzufuhr für ihren Stoffwechsel zu verwerten.

Klärgas für Strom und Wärme
Zudem wird auf der Kläranlage ein Blockheizkraftwerk eingesetzt, dass seit 2005 in Betrieb ist. Hier verstromen zwei Aggregate das anfallende Klärgas. Etwa ein Drittel der zum Betrieb der Anlage erforderlichen Strommenge wird aus dem Klärgas gewonnen. Darüber hinaus entsteht im BHKW auch Wärme, die zur Beheizung des Faulbehälters genutzt wird. Im Winter kann die Wärme auch zur Beheizung des Betriebsgebäudes beitragen.

Wupperverband betreibt insgesamt 11 Kläranlagen
Mit seinen 11 Kläranlagen im Wuppergebiet leistet der Wupperverband einen großen Beitrag zur Daseinsvorsorge von über 900.000 Menschen in der Region und zum Schutz der Wupper und ihrer Nebenbäche.
Jedes Jahr reinigt der Wupperverband in seinen 11 Kläranlagen rund 120 Mio. Kubikmeter Abwasser. Das ist etwa so viel, wie in die drei größten Talsperren im Wuppergebiet – Große Dhünn-, Wupper- und Bever-Talsperre – passen würde.
Der Wupperverband wurde 1930 gegründet. Die Reinigung des Abwassers aus dem gesamten Wuppergebiet ist seitdem eine Kernaufgabe des Verbandes.

http://www.wupperverband.de/internet/web.nsf/id/li_de_pm_45jahre_klaeranlage_radevormwald.html

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Berlin: Gewässer werden sauberer

Wasserbetriebe steigern Abwasserreinigung und erhöhen Investitionen
Bis 2023 investieren die Berliner Wasserbetriebe 2,3 Milliarden Euro und schützen so Wasser und Umwelt. Bereits im Geschäftsjahr 2017 sind die Gesamtinvestitionen um rund 30 Mio. Euro auf 273,9 Mio. Euro gestiegen. Wegen des feuchten Sommers hat das Unternehmen 2017 deutlich mehr Abwasser gereinigt, etwas weniger Wasser verkauft und für das Land Berlin einen Gewinn von 59,6 Mio. Euro erwirtschaftet.

Insgesamt wurden 204,6 Mio. m³ Trinkwasser verkauft (- 5,4 Mio. m³) und 261,7 Mio. m³ Abwasser gereinigt (+ 16,8 Mio. m³), wie das Unternehmen heute bei der Vorstellung der Jahresbilanz 2017 mitteilte. In den Mengen spiegelt sich das seit Mai außergewöhnlich regenreiche Jahr. Der Umsatz sank um 54,4 Mio. Euro auf 1.099,5 Mio. Euro.

Die Berliner Wasserbetriebe haben ihre Investitionen um 33,0 Mio. Euro auf 273,9 Mio. Euro erhöht und werden diese in den kommenden Jahren kontinuierlich weiter steigern. So hat das Unternehmen im vergangenen Jahr 111,3 Kilometer Rohre und Kanäle verlegt, saniert oder renoviert. Mit der Errichtung eines 50.000 Kubikmeter-Speicherbeckens in Waßmannsdorf haben die Wasserbetriebe den Beginn des Ausbaus aller Berliner Klärwerke um eine zusätzliche Reinigungsstufe zur Phosphor- bzw. Spurenstoffentfernung eingeleitet. Allein bis 2023 will man 2,3 Milliarden Euro investieren, von denen jeweils etwa die Hälfte den Rohr- und Kanalnetzen sowie den Klär-, Pump- und Wasserwerken zugutekommt.

„Mit dem Ausbau der Klärwerke und der Errichtung weiterer Speicher für Extremwetterlagen verbessern wir die Gewässer- und damit die Lebensqualität in Berlin“, erklärt Vorstandsvorsitzender Jörg Simon. „Ungeachtet der hohen Investitionen, die wir aus eigener Kraft stem-men, bleiben unsere Tarife auch in den kommenden mindestens vier Jahren stabil.“

Engagement für die Stadt: Viele neue Brunnen und stark gewachsene E-Auto-Flotte
„Mit bis zu 100 neuen Trinkbrunnen und Trinkwasserspendern, mit der Übernahme weiterer Bezirke in den Springbrunnenservice sowie mit dem Ausbau der Elektroautoflotte auf inzwischen 88 abgasfreie Wagen demonstrieren die Berliner Wasserbetriebe ihr Engagement für die Stadt“, so Simon. Die Trinkbrunnen und Wasserspender werden ermöglicht durch den Abgeordnetenhausbeschluss zur Blue Community. Dafür stehen 2018 und 2019 eine Million Euro zur Verfügung. Gemeinsam mit den Bezirken werden jetzt Standorte für die Wasserspender festgelegt und schon im Mai soll der erste sprudeln. Für die Wartung der Springbrunnen in Friedrichshain-Kreuzberg und sieben weiteren Bezirken ab 2019 hat das Unternehmen sechs Elektro-Lieferwagen angeschafft, die die 82 Wagen umfassende Elektro-Pkw-Flotte ergänzen.

„Die Berliner Wasserbetriebe sind ein erfolgreiches öffentliches Unternehmen“, erklärt Berlins Wirtschaftssenatorin Ramona Pop. „Neben ihren Hauptaufgaben Trinkwasserver- und Abwasserentsorgung in bester Qualität und bei stabilen Tarifen bereitzustellen, sind die Wasserbetriebe ein wichtiger Partner des Landes Berlin, wenn es um den Ausbau und der Modernisierung der Berliner Infrastruktur geht. Mit den Berliner Stadtwerken sind die Wasserbetriebe ein aktiver Treiber der Energiewende in Berlin.“

Für fünf schnell wachsende Einfamilienhaus-Siedlungen in Pankow und Marzahn bauen die Wasserbetriebe ab diesem Jahr die Kanäle. Mit dem jüngst beschlossenen Bauprogramm für 37 Kilometer neuer Kanäle im Umfang von 60 Mio. Euro schafft das Unternehmen so für mehr als 16.000 Berlinerinnen und Berliner Entsorgungskomfort.

Für die wachsenden Aufgaben des Unternehmens und angesichts des demografischen Wandels stellen die Berliner Wasserbetriebe so viele Fachleute ein, wie seit mehr als 20 Jahren nicht mehr. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 104 Menschen neu eingestellt. Mit 4.336 (Vorjahr 4.355) Beschäftigten und einem Auftragsvolumen von 503 Mio. Euro sind die Berliner Wasserbetriebe unverändert einer der größten Arbeit- und Auftraggeber der Region. 252 (Vorjahr: 256) Jugendliche erlernen im Hause einen von 23 Berufen, die Ausbildungsquote liegt damit bei 6,6 Prozent.

Stadtwerke: Sanierung der Landesimmobilien und sinkende Ökostrom-Tarife
Die Berliner Stadtwerke GmbH haben bisher rund 18 Mio. Euro investiert und damit fast 21 Megawatt Windenergie- und gut 7 Megawatt Photovoltaik installiert. Dahinter verbergen sich u.a. 124 Sonnenstrom-Anlagen, aber auch neue Windräder wie das im März bei Großbeeren errichtete. Für die energetische Sanierung von Landesimmobilien als Ziele des Berliner Energie- und Klimaschutzprogramms haben sich die Stadtwerke eine Struktur gegeben, die Inhouse-Auftragsvergaben des Landes Berlin ermöglicht. Und zur schnelleren Erschließung der solaren Potenziale Berlins haben die Stadtwerke und die großen Wohnungsbaugesellschaften die Gründung einer Mieterstromplattform vereinbart. Gute Verbraucher-Nachrichten sind die weitere Senkung der Grund- und Arbeitstarife der Stadtwerke um gut ein Prozent sowie die Ausweitung des Ökostrom-Angebots auf das Berliner Umland.

Alle Materialien zur Pressekonferenz – der Geschäftsbericht 2017, der Jahresbericht, die Präsentation und Fotos – stehen hier zum Download bereit.
http://www.bwb.de/content/language1/html/299_20941.php

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NEUMÜNSTER: Neue Filtration für das Klärwerk

Neumünsters Klärkwerk soll eine 5 Millionen Euro teure Filtration erhalten. Damit wird die Anlage für die Behandlung von Abwasser aus dem Milchtrocknungswerk im Industriegebiet südlich der Südumgehung und der neuen Käserei, die dort Anfang 2019 ihre Produktion aufnehmen will, ausgerüstet. Mehr:

http://www.kn-online.de/Lokales/Neumuenster/Bauausschuss-setzt-auf-neue-Filtration-fuer-das-Klaerwerk-Neumuenster

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Berlin: Neues Rohr für Venedig

Wasserbetriebe erneuern Leitung mit Riesen-Inliner
Die Berliner Wasserbetriebe verlängern und erneuern eine Wasserleitung unterhalb der A10 mit einem der größten Inliner, die das Unternehmen bislang eingesetzt hat. Der etwa 85 Meter lange Schlauch hat einen Durchmesser von 1,60 Metern und wiegt zehn Tonnen. Dies ist der Auftakt einer Reihe von Investitionen im Zusammenhang mit dem Ausbau des nördlichen Berliner Autobahnrings.

Um nach Venedig zu kommen, muss man nicht über die Alpen – und in diesem Fall auch nicht nach Köpenick, wo es Neu-Venedig gibt. Die östlich der Havel und nördlich des Autobahnrings liegende Siedlung beherbergt idyllische Lauben und eine der Lebensadern des Wasserwerks Stolpe: eine einen Meter starke Rohwasserleitung, die Grundwasser zur Aufbereitung ins Wasserwerk auf der anderen Seite der A10 leitet. Unter der Autobahn ist sie in einem Schutzrohr aus Beton verlegt. Aufgrund der Erweiterung der A10 muss dieses Schutzrohr nun verlängert und instandgesetzt werden und zwar mittels eines sogenannten Inliners. Das ist ein harzgetränkter Glasfaserschlauch, der in das Betonrohr eingezogen, aufgeblasen und durch UV-Licht gehärtet wird. Mit einem Durchmesser von 1,60 Metern gehört dieser zu den größten Inlinern, die die Wasserbetriebe jemals verlegt haben. Der 85 Meter lange Schlauch wiegt zehn Tonnen und wird mit sechs Mal 4.000 Watt ausgehärtet. Die Bauarbeiten führt das Berliner Tiefbauunternehmen Frisch & Faust im Auftrag der Wasserbetriebe durch. Der Verkehr auf der Autobahn läuft währenddessen störungsfrei weiter.
Das Wasserwerk Stolpe ist mit einer Jahresförderung von rund 22 Millionen Kubikmetern das fünftgrößte der neun Berliner Wasserwerke und zugleich das einzige, das nicht auf dem Berliner Stadtgebiet liegt. Es versorgt vor allem Reinickendorf und Pankow sowie das Gebiet der Wasser Nord GmbH zwischen Borgsdorf und Schildow.

Im Zuge des sechsspurigen Ausbaus der A10 werden die Berliner Wasserbetriebe in diesem und den kommenden Jahren eine Reihe von Investitionen in Höhe von insgesamt rund 5 Millionen Euro durchführen. Dazu gehört die Verlängerung weiterer Schutzrohre für Grundwasser- und Abwasserdruckleitungen sowie Arbeiten am Ableiter des Klärwerks Schönerlinde. Unter der ebenfalls vor dem Ausbau stehenden A114 (Zubringer Pankow) haben die Wasserbetriebe 2017 mit einer Tunnelbohrmaschine bei laufendem Verkehr eine neue Abwasserdruckleitung verlegt.

http://www.bwb.de/content/language1/html/299_20911.php

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Aggerverband verleiht Förderpreis mit Hochschule

Zum 17. Mal verleiht der Aggerverband in Zusammenarbeit mit der TH-Köln, Campus Gummersbach, seinen Förderpreis. Prämiert werden in diesem Jahr drei herausragende Abschlussarbeiten mit einem wasserwirtschaftlichen Bezug. Die diesjährige Preisverleihung fand im Konferenzraum „Kienbaum“ in der Technischen Hochschule auf dem Steinmüllergelände statt.

Die Arbeiten stehen gleichwertig nebeneinander. So werden die einzelnen Arbeiten jeweils mit einem Preisgeld von 600 € dotiert. Die Preisträger und die Titel ihrer Arbeiten für 2018 lauten:

Master of Engineering Timo Metze
Thema: Development and integration of a virtual sensor for wastewater treatment plants based on deep learning methods
Betreuung: Prof. Dr. Michael Bongards (TH Köln, Campus Gummersbach), Prof. Dr. Frithjof Klasen (TH Köln, Campus Gummersbach)
Die Regelung des Betriebes von Abwasserreinigungsanlagen basiert auf der Erfassung von Zulauffrachten und Betriebsparametern. Einer dieser Parameter ist der TOC-Wert (englisch total organic carbon), der die Summe des gesamten organischen Kohlenstoffs in einer Probe angibt. Er ist das Maß für die Schmutzfacht im Zulauf einer Kläranlage. Leider ist die kontinuierliche Messung dieses Parameters relativ aufwändig.

Vor diesem Hintergrund war es Ziel der Masterarbeit von Herrn Timo Metze, einen virtuellen Sensor auf Basis künstlicher neuronaler Netze zu entwickeln, um die TOC Konzentration im Zulauf einer Kläranlage auf der Basis anderer, einfach zu messender Zulaufparameter, wie Zuflussmenge, pH-Wert, Temperatur und Leitfähigkeit vorherzusagen.
In der Ausarbeitung stellt Herr Metze nach einer kurzen einleitenden Übersicht zur Problem- und Aufgabenstellung die für die Arbeit relevanten Grundlagen zu künstlichen neuronalen Netzen und Deep Learning („tiefgehendes Lernen“) strukturiert und in verständlicher Weise dar. Hierbei gelingt es Herrn Metze exzellent, dem Leser ein Basiswissen über künstliche neuronale Netze und Deep Learning, dem derzeit am weitesten verbreiteten maschinellen Lernverfahren zu vermitteln.

Die im Anschluss vorgestellten gängigen Programmbibliotheken für maschinelles Lernen geben einen anschaulichen Überblick über die derzeit verfügbare Software. Das im Zuge seiner Masterarbeit durchgeführte Versuchsprogramm erfolgte mithilfe der drei Plattformen Tensorflow (Google), CNTK (Microsoft) und Theano (Universität Montreal). Die Vorversuche verdeutlichen die unterschiedlichen Lerngeschwindigkeiten und die mittleren quadratischen Fehler der drei Plattformen. Die Untersuchungen zeigen, dass die Genauigkeit der erzielten Ergebnisse nicht ausreicht, um eine TOC-Messung durch künstliche neuronale Netzwerke zu ersetzen. Jedoch eignet sich ein entsprechender virtueller Sensor durchaus dazu, eine Redundanz zu eine realen TOC Messung aufzubauen, so dass der virtuelle Sensor die reale Messung bei einem Ausfall zeitlich begrenzt ersetzen kann.
Insgesamt bearbeitet Herr Metze die Aufgabenstellung mit einem Aufwand, der durchschnittliche Anforderungen an eine Masterarbeit deutlich übertrifft. Die hervorragende Qualität der Arbeit begründet die Prämierung durch den Aggerverband.

Bachelor of Engineering Tanja Seeliger
Thema: Erstellung eines Wasserversorgungskonzeptes nach Landeswassergesetz NRW
Betreuung: Prof. Dr. Lothar Scheuer (Aggerverband), Dipl.-Kaufm. Harald Kawczyk (Stadtwerke Gummersbach)
Das novellierte Landeswassergesetz NRW vom 8. Juli 2016 verlangt von den Gemeinden ab dem 1. Jan. 2018 ein Wasserversorgungskonzept. Darin sind die derzeitige Versorgungssituation und deren Entwicklung und damit verbundenen Entscheidungen darzustellen. Die Wassergewinnungsgebiete mit dem zugehörigen Wasserdargebot, die Wassergewinnungs- und -aufbereitungsanlagen sind zu dokumentieren, die Beschaffenheit des Trinkwassers und der Verteilungsanlagen sowie der Wasserversorgungsgebiete und deren Zuordnung zu den Wassergewinnungsanlagen sind zu beschreiben. Dabei sind auch der Klimawandel und demografische Veränderungen zu berücksichtigen. Das Umweltministerium hat dazu eine Rechtsverordnung für die Wasserversorgungskonzepte erarbeitet, die zum Zeitpunkt der Arbeit nur als Entwurf vorlag.

Die Stadtwerke Gummersbach übernehmen im Gebiet der Stadt Gummersbach die Wasserversorgung für Industrie, Gewerbe und Bürger und betreiben dazu ein Verteilnetz mit eigenen Speichern. Der Aggerverband gewinnt das Trinkwasser aus zwei Talsperren, bereitet es auf, verteilt es großflächig und betreibt Speicheranlagen. An Übergabestellen wird das Trinkwasser vom Aggerverband an die Stadtwerke Gummersbach übergeben.
Gegenstand der Bachelorarbeit ist die Erstellung einer Wasserversorgungskonzeptes für die Stadt Gummersbach, die den derzeitigen Stand der Erkenntnisse bei Betreibern, den wasserwirtschaftlichen Verbänden und dem Ministerium berücksichtigt.
Dies beinhaltet die folgenden Aufgabenteile:
• Zusammenstellung der Grundlagendaten bei den Stadtwerken Gummersbach und beim Aggerverband
• Erarbeitung des derzeitigen Standes zum Inhalt der Wasserversorgungskonzepte mit Umweltministerium und Bundesverband Energie und Wasserwirtschaft, Landesgruppe NRW
• Auswahl eines demografischen Modells und Ableitung einer Bedarfsprognose für den Trinkwasserbedarf für das Stadtgebiet Gummersbach
• Zusammenstellung vorhandener Klimaprognosen für das Bergische Land und Abschätzung der Bedeutung für die Wasserversorgung
• Erstellung des Entwurfs eines Wasserversorgungskonzeptes für die Stadt Gummersbach
Frau Seeliger hat die Aufgabenstellung konsequent bearbeitet und systematisch gelöst. Es standen ihr keine Vorlagen zur Verfügung, sie musste vielmehr eine Vielzahl von sinnvollen Annahmen treffen.
Die Arbeit bedeutet für den Aggerverband eine sehr gute Grundlage für die systematische Datenbereitstellung für alle verbandlichen Mitglieder im Trinkwasserbereich und damit Arbeitserleichterung. Die Gemeinden des Aggerverbandes können die Daten als Eingangsgrößen für ihre gemeindlichen Wasserversorgungskonzepte direkt nutzen.
Die Dokumentation erfolgte sehr übersichtlich in schriftlicher Form und digital. Sie ist als weit überdurchschnittlich zu bewerten und wird daher zur Prämierung vorgeschlagen.

Bachelor of Engineering Johannes Scholl
Thema: Wirkungsanalyse der hydrodynamischen Berechnungsmethode in NASIM für ein Kanalnetz mit Überstau inklusive Plausibilitätsprüfung und Erarbeitung sinnvoller Defaulteinstellungen im Modell
Betreuung: Prof. Dr.-Ing. Christian Jokiel (TH Köln), Dipl.-Ing. Dirk Sobolewski (Hydrotec)
Das Niederschlag-Abflussmodell NASIM wird von vielen Wasserverbänden, wie auch dem Aggerverband, für Bemessung und Planung wasserbaulicher Maßnahmen eingesetzt. Dabei werden aus Annahmen über das Niederschlagsgeschehen Abflussmengen in den Gewässern mathematisch ermittelt. Im Auftrag der Wasserverbände wurde ein hydrodynamisches Berechnungsmodul zum bestehenden Kalinin-Miljukov-Modul ergänzt. Da das hydrodynamische Berechnungsverfahren vergleichsweise neu ist, gibt es bisher nur wenige Modelle, an denen die verschiedenen Methoden verglichen werden können und eine Beschreibung für Systeme, bei denen es zu einem Kanalüberstau kommt, existiert bislang nicht. Diese Lücke war durch die Arbeit zu schließen. Zusätzlich sollte geklärt werden, inwieweit die hydrodynamische Methode zur Modellierung von Kanalnetzen mit Straßennetz eingesetzt werden kann.
Herr Scholl hat die beiden Verfahren beschrieben und einen Testdatensatz aufgebaut, an dem er die Ergebnisse dargestellt und interpretiert. An diesen Testdatensätzen hat er das Modellverhalten insbesondere den Ein- und Überstauvorgang untersucht und verglichen. Zur Überprüfung der Abflüsse bei einem Überstau greift er auf eine Berechnung mit einem weiteren mathematischen Modell zurück. Durch die Untersuchung wird deutlich, dass bei Einsatz der hydrodynamischen Berechnung Randbedingungen bei der Modellerstellung wie Stützstellen, Profilabstände, Berechnungszeitschritte, Straßengeometrie) berücksichtigt werden müssen, damit die erzielten Ergebnisse valide sind. Darüber hinaus beschreibt er weiteren Entwicklungsbedarf.
Herr Scholl hat die ihm gestellt Aufgabe umfassend bearbeitet und die Ergebnisse übersichtlich dargestellt. Dazu gehört eine systematische Darstellung der Vor- und Nachteile der Methoden. Der Erläuterungsbericht ist schlüssig und logisch aufgebaut. Die Ergebnisse sind für den Aggerverband vor allem wichtig, da wir an vielen Stellen im Verbandsgebiet verrohrte Gewässerabschnitte haben, bei denen es bei Starkniederschlägen zu Überstau kommen kann.

https://www.aggerverband.de/heute/presseaktuelles

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Dresden: Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir danken Ihnen recht herzlich für Lob und Kritik und freuen uns über weitere Anregungen, die zur stetigen Verbesserung unserer Kundenservice-Qualität beitragen.

Seit März 2016 besteht die Möglichkeit, Feedback-Karten nach einem persönlichen Besuch im Kundenservice auszufüllen oder ganz bequem online über ein Formular abzusenden. Diesen Weg, anonym Ihre Meinung mitteilen zu können, möchten wir auch in Zukunft beibehalten.
Wir danken Ihnen recht herzlich für Lob und Kritik und freuen uns über weitere Anregungen, die zur stetigen Verbesserung unserer Kundenservice-Qualität beitragen.
Hier die Auswertung für das Jahr 2017 im Überblick
Kundenbeteiligungen: insgesamt 27 (davon 12 Feedback-Karten, 15 mal Online)
Gründe und Belange für das Aufsuchen der Website bzw. Kontaktieren des Kundenservice:
15 % kaufmännisch (Gebührenbescheide, Mahnungen, …)
59 % technisch (Grundstücksentwässerung, Anschlusswesen, …)
11 % Sonstiges (Allgemeine Informationen, Schule, …)
15 % keine Angabe
Die durchschnittliche Bewertung aller Fragen liegt bei 1,7, im einzelnen wurden benannt:
Freundlichkeit: 1,5
kompetente Beratung: 1,7
Problemlösung: 1,7
Zufriedenheit insgesamt: 1,8
Bewertet wurde nach Schulnoten.
Zukünftig besteht die Möglichkeit, Kontaktdaten für einen möglichen Rückruf durch die Stadtentwässerung Dresden GmbH zu hinterlassen.
So können wir Ihren Hinweisen und Anregungen qualifizierter nachgehen und das eine oder andere Problem in einem persönlichen Gespräch klären.
Das Online-Formular und die Feedbackkarte werden in Kürze angepasst.
Ihr Kundenservice
der Stadtentwässerung Dresden
0351 822-3344
https://www.stadtentwaesserung-dresden.de/infokanal/meldungen/detail/vielen-dank-fuer-ihr-feedback-1.html

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WIEN: RÜCKBLICK 2017: DIE KLÄRANLAGE ZIEHT BILANZ

Mehr als 120 Tonnen an Schmutzstoffen blieben der Donau pro Tag erspart!

Mehr als 193 Milliarden Liter Abwasser flossen im Jahr 2017 über das Wiener Kanalnetz zur Behandlung in die ebswien hauptkläranlage, im Schnitt also mehr als 6.000 Liter pro Sekunde. Die Reinigungswerte übertrafen – trotz der Herausforderungen, die die Großbaustelle für das Projekt E_OS mit sich brachte – die gesetzlichen Vorgaben. Die Messergebnisse im Kläranlagenablauf lagen wieder deutlich unter den erlaubten Grenzwerten.
An Feststoffen haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ebswien in der mechanischen Reinigungsstufe 828 Tonnen im Schotterfang, 6.633 Tonnen in der Rechenanlage und 904 Tonnen im Sandfang aus dem Wiener Abwasser herausgeholt. Täglich sind das knapp 23 Tonnen. Bemerkenswert ist vor allem der weitere Anstieg der Menge an Rechengut. Im Jahr 2015 waren es noch 5.065 Jahrestonnen, im Jahr 2016 stieg die Menge schon auf 6.071 Tonnen. Diese Entwicklung ist auf die Erneuerung der nun zweistufigen Rechenanlage, die seit dem Frühjahr des Vorjahrs im Vollbetrieb läuft, zurückzuführen.

In den beiden biologischen Reinigungsstufen wurden im Vorjahr rund 33.700 Tonnen Kohlenstoff, 8.900 Tonnen Stickstoff und 1.400 Tonnen Phosphor aus dem Abwasser der Wienerinnen und Wiener entfernt. Das sind Tag für Tag mehr als 120 Tonnen an Schmutzstoffen, die der Donau erspart blieben!
Erfreulich ist auch die Entwicklung bei der für die Abwasserreinigung eingesetzten Energie: Der Stromverbrauch konnte im Vergleich zum Jahr 2016 um fünf Prozent reduziert werden.

https://www.ebswien.at/hauptklaeranlage/news/detail/article/rueckblick-2017-die-klaeranlage-zieht-bilanz/

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Wermelskirchen: Auch bergische Gewässer tragen Keime

Nachdem multiresistente Keime in Gewässern nachgewiesen wurde, wächst die Sorge, dass die gefährlichen Erreger sich auch in bergischen Gewässern tummeln. Das Risiko müsse jeder für sich abschätzen, so der Wupperverband. Mehr:

http://www.rp-online.de/nrw/staedte/wermelskirchen/auch-bergische-gewaesser-tragen-keime-aid-1.7381653

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WIEN: DIE KLÄRANLAGE ZIEHT BILANZ – RÜCKBLICK 2017

Mehr als 120 Tonnen an Schmutzstoffen blieben der Donau pro Tag erspart!

Mehr als 193 Milliarden Liter Abwasser flossen im Jahr 2017 über das Wiener Kanalnetz zur Behandlung in die ebswien hauptkläranlage, im Schnitt also mehr als 6.000 Liter pro Sekunde. Die Reinigungswerte übertrafen – trotz der Herausforderungen, die die Großbaustelle für das Projekt E_OS mit sich brachte – die gesetzlichen Vorgaben. Die Messergebnisse im Kläranlagenablauf lagen wieder deutlich unter den erlaubten Grenzwerten.

An Feststoffen haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ebswien in der mechanischen Reinigungsstufe 828 Tonnen im Schotterfang, 6.633 Tonnen in der Rechenanlage und 904 Tonnen im Sandfang aus dem Wiener Abwasser herausgeholt. Täglich sind das knapp 23 Tonnen. Bemerkenswert ist vor allem der weitere Anstieg der Menge an Rechengut. Im Jahr 2015 waren es noch 5.065 Jahrestonnen, im Jahr 2016 stieg die Menge schon auf 6.071 Tonnen. Diese Entwicklung ist auf die Erneuerung der nun zweistufigen Rechenanlage, die seit dem Frühjahr des Vorjahrs im Vollbetrieb läuft, zurückzuführen.

In den beiden biologischen Reinigungsstufen wurden im Vorjahr rund 33.700 Tonnen Kohlenstoff, 8.900 Tonnen Stickstoff und 1.400 Tonnen Phosphor aus dem Abwasser der Wienerinnen und Wiener entfernt. Das sind Tag für Tag mehr als 120 Tonnen an Schmutzstoffen, die der Donau erspart blieben!

Erfreulich ist auch die Entwicklung bei der für die Abwasserreinigung eingesetzten Energie: Der Stromverbrauch konnte im Vergleich zum Jahr 2016 um fünf Prozent reduziert werden.

https://www.ebswien.at/hauptklaeranlage/news/detail/article/rueckblick-2017-die-klaeranlage-zieht-bilanz/

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Chiemsee: Sandsäcke sinken auf Leitung im See

Still ruht der Chiemsee.
Und ganz unten auf dem Boden im Bereich zwischen Bernau und Prien liegen dicke Rohre – der Ringkanal, in dem das Abwasser zur Kläranlage in Stiedering (Gemeinde Rimsting) fließt. Der Abwasser- und Umweltverband (AUV) Chiemsee geht nun auf Nummer sicher, dass alles ruhig bleibt: Sandsäcke legt er heuer auf die Rohre – und zwar deswegen, damit sie nicht nach oben an die Wasseroberfläche kommen. Im Ringkanal sammelt der AUV nach wie vor das Abwasser aus den Gemeinden am Bayerischen Meer. Das Leitungsnetz stammt aus dem Jahre 1989, der Zahn der Zeit nagt an ihm. Und so muss der Verband auch in diesem Jahr wieder da und dort eingreifen, um das System…mehr:

https://www.auv-chiemsee.de/uploads/announcement/download/22/20180119-OVB_online-Sandsa_cke_sinken_auf_Leitung_im_See.pdf  

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Aus AZV Pinneberg wird AZV Südholstein

Kommunalunternehmen ist aufgelöst
Einen neuen Namen und eine neue Struktur hat der Abwasserentsorger nordwestlich von Hamburg: Als Abwasser-Zweckverband Südholstein übernimmt der bestehende Verband künftig Sammlung, Transport und Reinigung des Abwassers aus dem Kreis Pinneberg, Teilen der Kreise Segeberg und Steinburg sowie für die nordwestlichen Stadtteile von Hamburg. Am 15. Januar beschloss die Verbandsversammlung eine neue Satzung. Zuvor hatten alle 44 Verbandsmitglieder einen öffentlich-rechtlichen Vertrag unterzeichnet, der die Umstrukturierung ermöglichte.

In der vereinfachten Struktur kann der Zweckverband seine Aufgaben für die Mitgliedsgemeinden möglichst unkompliziert erledigen und den unterschiedlichen Bedarfen der Mitglieder Rechnung tragen: „Sammlung, Transport und Reinigung des Abwassers, aber auch Betreuung von Ortskanalisationen, Klärschlammbehandlung, Überwachung von Gewerbeabwasser oder Grubenabfuhr – dies alles und mehr wird der AZV Südholstein künftig aus einer Hand anbieten“, so Volker Hatje, neuer Vorsitzender der Verbandsversammlung.

Bislang existierten zwei Organisationen: Der Abwasser-Zweckverband Pinneberg war für die Abwasserentsorgung ab Gemeindegrenze und für die Klärschlammbehandlung zuständig. Sein Kommunalunternehmen azv Südholstein, Anstalt des öffentlichen Rechts, führte dies operativ aus, verfügte aber zusätzlich über weitere Aufgaben wie die Betreuung innerörtlicher Kanalnetze. Deren Übernahme war durch die Gründung des Kommunalunternehmens im Jahr 2009 vereinfacht worden, allerdings sorgte die Doppelstruktur auch für einen erhöhten Verwaltungs- und Abstimmungsaufwand.

Deshalb ist der Abwasserentsorger zum einheitlichen Zweckverband zurückgekehrt und hat das Kommunalunternehmen aufgelöst. „Wir haben verschiedene Varianten geprüft: Der neue AZV Südholstein ist die beste Lösung, um allen Anforderungen nachzukommen und die Abwasserentsorgung in der Region auf starke Beine zu stellen“, so Verbandsvorsteherin Christine Mesek.

Neuer Vorsitzender der Verbandsversammlung sowie Vorsitzender von Haupt- und Finanzausschuss ist Volker Hatje, Bürgermeister der Stadt Elmshorn. Der bisherige Amtsinhaber Roland Krügel, Bürgermeister von Tornesch, ist sein Stellvertreter. Christine Mesek war zuvor Vorstand des azv Südholstein und ist nun für sechs Jahre zur hauptamtlichen Verbandsvorsteherin bestellt. Ihre Stellvertreter sind Volker Hatje und Monika Riekhof, Bürgermeisterin der Gemeinde Hetlingen. Der Sitz des Abwasser-Zweckverbands Südholstein ist das Klärwerk Hetlingen.

3x AZV – die Unterschiede:
AZV Pinneberg – Abwasser-Zweckverband Pinneberg, Körperschaft des öffentlichen Rechts ohne Gebietshoheit, gegründet 1965, ab 1. Februar 2018 mit neuem Namen:
AZV Südholstein, Rechtsnachfolger für das Kommunalunternehmen:
azv Südholstein (Eigenname) – Kommunalunternehmen des AZV Pinneberg, Anstalt des öffentlichen Rechts, gegründet 2009, Auflösung zum 31. Januar 2018

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Stuttgart: Informationen zu Niederschlagswassergebühr und Schmutzwasserentgelt

Was steckt hinter der Berechnung von Schmutzwasserentgelt und Niederschlagswassergebühr Hierzu haben wir Ihnen das Wichtigste in unserer neuen Broschüre zusammengestellt. Abwasser ist nicht gleich Abwasser. Abwasser besteht zum einen aus Frischwasser, das nach Gebrauch als Schmutzwasser im Abfluss verschwindet und zum anderen aus Niederschlagswasser, das über Dächer, Stellplätze, Hofflächen und Einfahrten in die Kanalisation gelangt. Beides wird zu den Klärwerken geleitet und dort gereinigt … mehr:

https://www.stuttgart-stadtentwaesserung.de/aktuelles/news/titel/informationen-zu-niederschlagswassergebuehr-und-schmutzwasserentgelt/?L=0&cHash=f765e5568cd7fa8965405655f1fcc157

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Erftverband: Verbandsrat wählt neuen Vorstand

In ihrer Sitzung am 6. Februar unter Leitung des Verbandsratsvorsitzenden Dr. Uwe Friedl wählten die 15 Mitglieder des Verbandsrates Dr. Bernd Bucher zum neuen Vorstand des Erftverbandes. Der bisherige Bereichsleiter Gewässer des Erftverbandes und ständiger Vertreter des Vorstands wechselt zum 1. Oktober auf den neuen Posten. Er folgt auf Vorstand Norbert Engelhardt, der Ende September in den Ruhestand tritt.

Dr. Bucher studierte an der Universität Freiburg Geographie mit der Fachrichtung Hydrologie. Nach seinem Diplom begann er seine berufliche Tätigkeit im Jahr 1985 beim Landesamt für Wasser und Abfall NRW im Fachgebiet „Wasserwirtschaftliche Fragen beim Abbau von Lagerstätten“. Er promovierte 1993 an der Universität Freiburg. 1995 wechselte Dr. Bernd Bucher aus dem Landesdienst zum Erftverband. Hier leitete er zunächst die Abteilung Wasserversorgung.

Im Jahr 2003 übernahm er die Leitung des Bereichs Gewässer, zu dem die Abteilungen Grundwasser, Flussgebietsbewirtschaftung, Betrieb Gewässer und die Stabsstelle Biologie gehören. Seit dem verantwortet er alle Aufgaben des Erftverbandes bei der Erforschung und Beobachtung der wasserwirtschaftlichen Verhältnisse und Sicherstellung der Wasserversorgung im rheinischen Braunkohlenrevier, der Unterhaltung und Renaturierung der oberirdischen Gewässer und des Hochwasserschutzes. 2013 bestellte der Verbandsrat Dr. Bernd Bucher zum ständigen Vertreter des Vorstands.

Der zukünftige Vorstand des Erftverbandes ist verheiratet und Vater von drei erwachsenen Kindern.
http://www.erftverband.de/verbandsrat-waehlt-neuen-vorstand/

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HAMBURG WASSER: ÜBERNIMMT ABWASSERENTSORGUNG IN SETH

Die Gemeinde Seth überträgt die Aufgabe der Abwasserbeseitigung auf HAMBURG WASSER. Damit wird der städtische Ver- und Entsorger Hamburgs zuständig für die rund 20 Kilometer lange Trennkanalisation der Gemeinde. Auch der Betrieb des Klärwerks Seth fällt künftig in die Verantwortung von HAMBURG WASSER. Eine entsprechende Vereinbarung haben die Sether Bürgermeisterin Maren Storjohann und Nathalie Leroy, Geschäftsführerin von HAMBURG WASSER, am vergangenen Donnerstag unterzeichnet. Der Kontrakt gilt rückwirkend zum 1.1.2018. Für die Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde ändert sich nichts: Die Gebühren bleiben gleich und werden weiterhin über das Amt Itzstedt erhoben.

Mit dem Entschluss, die Abwasserbeseitigung an HAMBURG WASSER zu übertragen, stellt die Gemeinde Seth die Weichen für die erforderliche Modernisierung des Klärwerks. Bürgermeisterin Maren Storjohann: „Unser Klärwerk ist das älteste der Region. Um seinen Betrieb für die Zukunft zu sichern, sind umfassende Investitionen erforderlich. Wir haben mehrere Varianten geprüft, unterschiedliche Szenarien im Klärwerksausschuss ausgiebig beraten und eine Bürgerversammlung zu dem Thema einberufen. Für HAMBURG WASSER sprach die Expertise, die das Unternehmen in technischen Fragen der Betriebsführung mitbringt. Hinzu kommt, dass das Amt Itzstedt bereits positive Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit HAMBURG WASSER gesammelt hat.“

HAMBURG WASSER-Geschäftsführerin Nathalie Leroy betont, dass die Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde mit verlässlichen Services rechnen können: „Wir freuen uns über das Vertrauen und es ist uns wichtig, als kompetenter Partner in der Metropolregion wahrgenommen zu werden. Die Sether können sicher sein, dass die Abwasserbeseitigung in ihrer Gemeinde auch künftig reibungslos läuft. Mit unserem Standort in Tangstedt haben wir kurze Wege, um die Betreuung der Sether Infrastruktur sicherzustellen.“

HAMBURG WASSER wird die Aufgabe in Seth strikt von seinem Geschäft in Hamburg trennen. Es gelten weiterhin die rechtlichen Vorgaben in Schleswig-Holstein, zuständig für die Überwachung bleibt der Kreis Segeberg. Bei Fragen zu den Abwassergebühren können sich die Bürger wie gehabt das Amt Itzstedt wenden. Notieren sollten sich die Sether die Hotline des Entstördienstes von HAMBURG WASSER: Unter 040 7888-33333 erhalten die Bürger rund um die Uhr Hilfe, sollte es mal Probleme mit der Abwasserentsorgung geben.

https://www.hamburgwasser.de/fileadmin/hhw-presse/2018/180206_Pressemitteilung_HAMBURG_WASSER_uebernimmt_Abwasserentsorgung_in_Seth.pdf

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WIEN: NEUES „RECHENZENTRUM“ FÜR DIE HAUPTKLÄRANLAGE

Mit Inbetriebnahme der sechsten Linie ist die Erneuerung der Rechenanlage in der ebswien hauptkläranlage nun abgeschlossen. Schon im Vorfeld hatten die riesigen Rechen für einiges Aufsehen gesorgt.

So zum Beispiel im bei der IFAT 2016 in München, wo „Original“-Rechen der ebswien zu sehen waren. Sind die neuen Rechen nun tatsächlich die weltweit größten, wie behauptet wurde, oder liegen sie zumindest in Europa an der Spitze? „Darauf kam es uns überhaupt nicht an“, betont Christian Gantner, Generaldirektor der ebswien hauptkläranlage: „Uns ging es ausschließlich darum, mit der neuen Anlage den Abscheidegrad zu erhöhen, also noch mehr Rechengut aus dem Abwasser der Wienerinnen und Wiener zu holen als bisher.“

Das soll das neue, nun zweistufige „Rechenzentrum“ leisten, wobei die Dimensionen doch beeindruckend sind: Jeder der zwölf Rechen ist mehr als sechs Meter hoch und rund 3 Meter breit. Die sechs neuen Grobrechen weisen eine Spaltbreite von acht Millimeter auf, sie ersetzen die bisherigen Rechen, deren Spaltbreite mit sechs Millimeter etwas geringer war. Rund 50 Meter davon entfernt – am Ende des Sandfangs, eines Gerinnes in dem Feststoffe im Abwasser zu Boden sinken und entfernt werden – stehen nun die neuen Feinrechen mit einer Spaltbreite von drei Millimeter. Hier ist die Strömungsgeschwindigkeit des Abwassers bereits erheblich geringer, die Chance der Feststoffe, sich an den Rechenstäben „vorbei zu schwindeln“ sinkt deutlich. Darauf wurde auch beim Anlagendesign geachtet: „Alle neuen Rechen sind in einem Winkel von 60 Grad eingebaut“, erläutert ebswien-Projektleiter Gerald Wandl, „dadurch erhöhen wir die Rechenfeldfläche im Abwasser und reduzieren die Strömungsgeschwindigkeit zwischen den Rechenstäben.“
Seit Ende des Jahres 2015 wurden die sechs neuen Rechenlinien sukzessive eingebaut, die Arbeiten erfolgten bei laufendem Betrieb der Hauptkläranlage. Schon der Teilbetrieb brachte eine erhebliche Steigerung des entfernten Rechenguts mit sich. Fielen im Jahr 2015 noch 5.065 Jahrestonnen an, so waren es im Vorjahr bereits 6.071 Tonnen. Das entspricht einer Steigerung von rund 20 Prozent. Wandl: „Ein hervorragendes Ergebnis. Mit Vollbetrieb aller sechs Rechenlinien werden wir die von uns gesetzten Ziele voll und ganz erreichen.“

https://www.ebswien.at/hauptklaeranlage/news/detail/article/neues-rechenzentrum-fuer-die-hauptklaeranlage/

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Glückstadt: Stadtentwässerung – Abwassergebühren bleiben konstant

Kanalsanierungsprogramm wird auch 2018 fortgesetzt
Die Stadtentwässerung Glückstadt (SEG) investiert im kommenden Jahr rund vier Millionen Euro in Erhalt und Ausbau der Abwassersysteme. Über den Wirtschaftsplan für 2018 hat die Verbandsversammlung gestern im Sitzungssaal des Rathauses entschieden. Die Entsorgungsgebühren für die Bürgerinnen und Bürger in Glückstadt für Schmutzwasser und Niederschlagswasser bleiben konstant: Unverändert kostet die Schmutzwasserentsorgung 2,53 Euro pro Kubikmeter verbrauch-ten Frischwassers und die Grundgebühr 135 Euro. Die Gebühr für die fachgerechte Entsorgung des Regenwassers bleibt bei 0,67 Euro pro versiegeltem Quadratmeter Fläche.

Fast 3,4 Millionen Euro plant die Stadtentwässerung für das kommende Jahr ein, um das Kanalsanierungsprogramm in Glückstadt fortzuführen. Zu den größten Baumaßnahmen zählt weiterhin die Nordmarksiedlung: Auf rund 640 Metern werden im kommenden Jahr die Schmutz- und Regenwasserkanäle sowie die Hausanschlüsse im Amselweg, Finkenweg, Möwenweg und im westlichen Teil der Nordmarkstraße saniert. Die Maßnahme, ursprünglich für 2017 einge-plant, musste um ein Jahr verschoben werden, da kein wirtschaftliches Angebotvorlag. Fortgeführt wird auch die Sanierung der Kanäle für Schmutz- und Regenwasser in der Straße Am Kommandantengraben, in dem 2018 bis Anfang 2019 laufenden Projekt sind nun die Stichstra-ßen an der Reihe. Für beide Maßnahmen arbeitet die Stadtentwässerung mit den Stadtwerken zusammen, da auch Versorgungsleitungen für Wasser, Strom und Gas sowie Leerrohre für die Breitbandanbindung verlegt werden. Auch die Stadt Glückstadt ist ein Partner in diesem Vorha-ben. Sie sorgt abschließend für die Erneuerung der Straßen und Wege sowie eine Verschönerung des Straßenbildes.
Weitergehen soll es im kommenden Jahr auch mit dem fünften Bauabschnitt der Sanierung der Druckrohrleitung, in der das Schmutzwasser durch die Stadt zur Kläranlage Glückstadt befördert wird. Im kommenden Jahr wird ein Teilstück vom Pumpwerk Königsberger Straße bis zur Einmündung zur Flensburger Straße in geschlossener Bauweise hergestellt: Bei diesem Vorgehen müssen nur wenige Baugruben ausgehoben werden, von dort werden Rohre unterirdisch horizontal in den Boden getrieben.

Im südlichen Bereich der Jahnstraße wird am Schmutzwasserkanal zwischen Stettiner Straße und Am Neuendeich gearbeitet. Rund 170 Meter der Leitung werden im sogenannten grabenlo-sen Inliner-Verfahren saniert: Dabei wird ein Kunststoffschlauch durch die Schächte in die vor-handene Leitung eingezogen, dort mit Druckluft stabilisiert und mit Hilfe von UV-Licht ausgehär-tet, wodurch innerhalb des alten Rohres ein stabiles neues Rohr entsteht. Weitere 180 Meter der vorhandenen Leitung werden nicht mehr benötigt und verfüllt.

An der B 431 erneuert die SEG im kommenden Jahr in der Stadtstraße und in der Christian-IV-Straße zahlreiche schadhafte Hausanschlüsse an Schmutz- und Regenwasserkanälen, da dort anschließend ohnehin Asphaltierungsarbeiten durch den LBV geplant sind. An der Rhinbrücke steht die Verlegung einer Schmutzwasserdruckrohrleitung an: Die bisherige Leitung verläuft unterhalb einer Brücke, der LBV plant, diese zu erneuern. Alle Ver- und Entsorgungsunternehmen müssen ihre Leitungen provisorisch umverlegen, um die Ver- und Entsorgung der Bürger auch während der Bauzeit zu gewährleisten. Nach dem Neubau werden alle Leitungen wieder zurückgelegt und unter oder an dem neuen Bauwerk angebracht.

Die Kläranlage im Sperforkenweg wird im Lauf des Jahres um einen zusätzlichen Speicherbehälter aus Stahl ergänzt. Für dessen Beschaffung werden rund 360.000 Euro investiert. Insgesamt betragen die Investitionen für die Kläranlage rund 424.000 Euro.

Eine Veränderung gibt es bei der Gebührenkalkulation nachdem sich die Stadtentwässerung Glückstadt im Jahr 2017 vergrößert hat: Zum 1. April sind dem Zweckverband die Gemeinden Blomesche Wildnis, Engelbrechtsche Wildnis, Herzhorn und Kollmar beigetreten. Bislang beteiligten sich die neuen Verbandsmitglieder in Form eines Kostenbeitrages für die Reinigung ihrer Abwassermengen in der Kläranlage. Ab 2018 zahlen sie pro eingeleitetem Kubikmeter Abwas-ser einen Anteil jeweils für Abwassertransport und -reinigung – wie auch die Gebührenzahler der Stadt Glückstadt. Die Transportleitung, in der das Abwasser aus den Umlandgemeinden zur Kläranlage Glückstadt fließt, wird als eigenständige Sparte in die Gebührensystematik der SEG aufgenommen. Für die Verbandsmitglieder bedeutet das mehr Transparenz und Planungssi-cherheit für die Zukunft.

http://stadtentwaesserung-glueckstadt.de/images/Aktuelles/pm_2017-12-13_seg_abwassergebuehren-bleiben-konstant.pdf

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Berlin: zweitgrößtes Abwasserpumpwerk entsteht neu

Vorarbeiten an der Sophie-Charlotten-Straße beginnen jetzt
Das seit 1890 an der Sophie-Charlotten-Straße 114 betriebene Abwasserhauptpumpwerk Charlottenburg – es ist das zweitgrößte seiner Art in Berlin – soll bis 2021 durch einen Neubau auf dem schräg gegenüber befindlichen früheren Güterbahnhofsgelände ersetzt werden. Damit der Übergang vom alten auf das neue Werk nahtlos klappt, müssen zahlreiche Leitungen von Trinkwasser bis Gas um- und neu verlegt werden. Diese Arbeiten beginnen im Januar.
Mit neben dem neuen Pumpwerk entsteht gleichzeitig auch deutlich mehr Speicherkapazität für Abwasser bei Starkregen, um Überläufe in die Spree stark zu verringern. So wird ein 7.000 Kubikmeter fassendes Regenbecken gebaut und ein bereits vorhandener, 2,40 Meter mächtiger Abwasserkanal um 210 Meter verlängert, damit er künftig als Stauraumkanal genutzt werden kann.

Zur Schaffung der Baufreiheit für diese zahlreichen Arbeiten ist die Fällung von 27 Straßenbäumen in der Sophie-Charlotten-Straße unumgänglich. Dies geschieht ab dem 15. Januar. Nach Fertigstellung der Neubauten werden die Bäume größtenteils wieder neu gepflanzt.

In alle Neu- und Umbauten von Werken, Becken und Leitungen an der Sophie-Charlotten-Straße investieren die Berliner Wasserbetriebe mehr als 60 Millionen Euro.

Baustellenampel und veränderte Bushaltestellen
Der Verkehr in der Sophie-Charlotten-Straße wird über die gesamte Bauzeit mit einer Baustellenampel geregelt. In Abhängigkeit der insgesamt sechs Bauphasen ändert sich die Linienführung des Busses 309 im Straßenzug Sophie-Charlotten-/Mollwitz-/Pulsstraße. Dabei wird die Einmündung Sophie-Charlotten-Straße/Pulsstraße zur Wendestelle für den Busverkehr und die Haltestelle Mollwitzstraße mehrmals verlegt. Die Haltestelle Schlosspark-Klinik kann während vier Bauphasen nicht angefahren werden. Die Haltestelle Pulsstraße wird währenddessen in die Sophie-Charlotten-Straße südlich der Pulsstraße verlegt.

Nach Abschluss der Bauarbeiten erhält die Sophie-Charlotten-Straße zwischen den Hausnummern 9 bzw. 113 und 4 bzw. 115 eine neue Fahrbahn und neue Gehwege.

http://www.bwb.de/content/language1/html/299_20695.php

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EVS: „Klärungsbedarf“: Die Toilette ist kein Mülleimer – Kampagne will neugierig machen und überzeugen

In der Woche vom 15.-19. Januar finden die Saarländerinnen und Saarländer eine ganz besondere Lektüre in ihrem Briefkasten: Die „Klolektüre“ des EVS. Der Achtseiter im DIN A 4 Format ist Kernstück der EVS-Kampagne „Klärungsbedarf“.

Und Klärungsbedarf besteht in hohem Maße, denn es werden jährlich rund 2.500 Gewichtstonnen Abfälle – allem voran Hygieneartikel – über die Toilette statt über die Restabfalltonne „entsorgt“.

In Kanälen, Pumpwerken und sonstigen Anlagenteilen kommt es dadurch zu Verstopfungen, die für teures Geld behoben werden müssen. Der EVS setzt mit seiner Kampagne auf Aufklärung in ansprechendem Rahmen. So enthält die Klolektüre auch interessante und humorige Informationen rund um das Thema, um nachhaltig für die Wichtigkeit einer funktionierenden Abwasserableitung und -reinigung zu sensibilisieren.

Im Innenteil der Klolektüre befindet sich ein Poster, auf dem leicht zu erkennen ist, wo im Abwassernetz Abfälle zu Störungen führen können. Das Poster ist ideal zum Aufhängen in stark frequentierten „Örtlichkeiten“. Aus diesem Grund werden nach und nach z.B. auch viele Schulen, Wohnungsgesellschaften, Stadt-/Gemeindewerke und kommunale Verwaltungen mit dem Magazin bestückt.

Weiterer Bestandteil der Kampagne ist ein Internet-Blog unter www.evs-blog.de, in dem sukzessive weitere interessante Informationen rund um das Thema aufbereitet werden, z.B. Infos zum Thema „Feuchttücher selber machen“ oder zum „Welttoilettentag“. Der EVS freut sich im Übrigen über informative Gastbeiträge zum gesamten Themenkreis.

Abgerundet wird die Kampagne „Klärungsbedarf“ durch City Cards, Postkarten, die in der saarländischen Gastronomie in den nächsten Wochen zur kostenlosen Mitnahme vorgehalten werden. Vier unterschiedliche Motive zeigen charmant, kurz und prägnant, was ins Klo gehört und was nicht.

„Jährlich fallen alleine beim EVS Kosten in Höhe eines mittleren sechsstelligen Betrages an für die Reparatur verstopfter Anlagenteile und für die Entsorgung der entfernten Abfälle“, so EVS-Geschäftsführer Michael Philippi. „Das Thema treibt bundesweit die Abwasserentsorger um“.

„Wir selber setzen alles daran, die Betriebskosten auf unseren Kläranlagen – beispielsweise durch ein umfassendes Energiemanagement – zu reduzieren. Da stoßen uns die hohen Kosten durch die Störstoffe im Abwasser schon auf“, resümiert EVS-Geschäftsführer Georg Jungmann. „Wir sind aber sicher, dass wir die Saarländerinnen und Saarländer mit unserem Anliegen – zumal es so ansprechend verpackt ist – davon überzeugen können, künftig nur genau das ins Klo zu werfen, was hinein gehört. Letztendlich kann jeder so dazu beitragen, dass die Abwassergebühren stabil bleiben“.

https://www.evs.de/aktuell/presse/archiv/pressemeldung/artikel/klaerungsbedarf-die-toilette-ist-kein-muelleimer-evs-kampagne-will-neugierig-machen-und-ueberzeuge/

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hanseWasser: Außergewöhnliches Engagement für den Umweltschutz Bundesumweltministerin Barbara Hendricks zeichnet hanseWasser aus

Bundesumweltministerin Dr. Barbara Hendricks ehrte in Berlin Unternehmen und öffentliche Einrichtungen für ihr außergewöhnliches Engagement im Umweltschutz. Die Ausgezeichneten haben nicht nur das weltweit anspruchsvollste System für nachhaltiges betriebliches Umweltmanagement etabliert, sondern auch an den deutschen EMAS-Awards 2017 teilgenommen. Mit dabei: das Bremer Abwasserunternehmen hanseWasser.

„Unser Ziel muss es sein, dass EMAS (Eco-Management and Audit Scheme) wie selbstverständlich zum guten Ton des nachhaltigen Wirtschaftens gehört und auch für die Nachhaltigkeitsbericht-erstattung genutzt wird“, hob Bundesumweltministerin Dr. Barbara Hendricks die Wichtigkeit des Umweltmanagementsystems EMAS für die Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung hervor. „Die Teilnehmer des EMAS-Awards 2017 haben ein außergewöhnliches Engagement im Umweltschutz, insbesondere beim ressourcenschonenden und effizienten Wirtschaften gezeigt.“ hanseWasser erzielte bei den EMAS-Awards ein sehr gutes Ergebnis und landete am Ende in der Kategorie große Unternehmen auf Platz drei. Beim anschließenden Fachdialog diskutierten die Teilnehmer mit der Bundesumweltministerin über ihre praktischen Erfahrungen mit dem Umweltmanagementsystem.
„Basierend auf unserem bestehenden integrierten Managementsystem sind wir in diesem Jahr bereits das sechste Mal EMAS-zertifiziert. Platz Drei bei den EMAS-Awards und die Auszeichnung der Bundesumweltministerin sind für uns noch einmal eine besondere Anerkennung für die konsequente und nachhaltige Weiterentwicklung unserer Umwelt- und Qualitätsleistung“, so Jörg Broll-Bickhardt, technischer Geschäftsführer von hanseWasser.

www.hansewasser.de

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Grimma-Geithain: Viele Millionen Euro investiert

Wichtige Investitionsmaßnahmen im Trink- und Abwasserbereich
Das Abwasserbeseitigungskonzept des Versorgungsverbandes Grimma-Geithain (VVGG) hat 2017 bei der Investitionstätigkeit im Fokus gestanden. Bis 2018 müssen die letzten Maßnahmen umgesetzt sein. So ist es im öffentlich-rechtlichen Vertrag des VVGG mit dem Landkreis Leipzig geregelt. Darüber sichert sich der VVGG die Fördermittel des Freistaates Sachsen für die weitere zentrale Erschließung von Ortslagen oder Straßen.

Maßnahmen aus dem Abwasserbeseitigungskonzept
Bad Lausick, Ortsteil Buchheim, Alte Colditzer Straße: Hier wird eine Überleitung zur vorhandenen Kläranlage „Jugendherberge“ gebaut. Es entsteht ein neuer Kanal plus Pumpwerk. Der Stand: in Fertigstellung.
Colditz, Gartenstraße/Lausicker Fußweg: Der zweite Bauabschnitt der Maßnahme (Neubau und Sanierung bestehender Kanäle) ist abgeschlossen. Das Abwasser wird künftig in der Kläranlage „Eule“ behandelt.
Colditz, Ortsteil Hohnbach: Hier wird im gesamten Ort ein Abwassersystem gebaut. Die Arbeiten werden noch bis 2018 andauern. Der Kanal in der Hauptstraße ist bereits errichtet, nun widmet man sich den Nebenstraßen. Perspektivisch soll das gesamte Abwasser des Ortes mit einem neuen Pumpwerk zur zentralen Kläranlage in Colditz geleitet und dort umweltgerecht behandelt werden.

Geithain, Gartenstraße, Blumenweg, Rosenthal: Die Maßnahme wird 2017 beendet. Das Abwassernetz ist bereits betriebsbereit
Grimma, Ortsteil Hohnstädt, Burgberg Nord und Süd: Die 2017 begonnenen Arbeiten werden 2018 fortgesetzt. Es entstehen neue Kanäle sowie ein Regenrückhaltebecken, das vor allem bei starken Niederschlägen eine wichtige Funktion ausübt und eine Überlastung der Kanalisation verhindern soll. Das Netz in Hohnstädt wird an den vorhandenen Muldedüker angeschlossen. Nur so kann das Abwasser in der Kläranlage in Grimma, auf der anderen Seite des Flusses, behandelt werden.

Grimma, Ortsteil Großbothen, Wilhelm-Ostwald-Straße sowie Rotsteg, Lindigtgasse, Schaddeler Straße: In allen Straßen wird gebaut, zum Teil werden die Maßnahmen noch 2017 abgeschlossen.

Maßnahmen, die nicht im Abwasserbeseitigungskonzept des VVGG stehen
Bad Lausick, Heinrich-Heine-Straße: Diese gemeinsam mit der Stadt Bad Lausick realisierte Maßnahme ist kürzlich beendet worden. Die Kanalbauarbeiten widmeten sich dem Hauptsammler mit einer Dimension von bis zu DN 1 000.
Bad Lausick, Leipziger Straße (S 11): Hier wird der Mischwasserkanal erneuert. Das geschieht in Verbindung mit dem Straßenbau des Landesamtes für Straßenbau und Verkehr (LaSuV).

Geithain, Nikolaistraße: Die Arbeiten am Mischwassernetz sollen noch 2017 abgeschlossen werden und erfolgen parallel zum Straßenbau, was in Summe die Kosten für alle Beteiligten reduziert…mehr:

https://www.oewa.de/fileadmin/user_upload/Pressemitteilungen/171213_PI_Investionen_Verbandsversammlung_NEU.pdf

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Berlin: Berliner Wasser – rundum gesund

Wasserbetriebe erneut für das Betriebliche Gesundheitsmanagement ausgezeichnet
Die Berliner Wasserbetriebe sind erneut mit dem Corporate Health Award ausgezeichnet worden, einem Preis für Betriebliches Gesundheitsmanagement. Das Landesunternehmen gehört damit zum zweiten Mal in Folge und zum dritten Mal seit 2013 zu den Gewinnern.

„Der erneute Gewinn des Corporate Health Awards zeigt, dass wir unser Gesundheitsmanagement auf hohem Niveau weiterentwickelt haben“, sagt Kerstin Oster, Vorständin für Personal und Soziales. „Er ist Ansporn, auch den Beschäftigten von morgen und übermorgen die richtigen Angebote zu machen.“

Das ist auch nötig, denn in den nächsten Jahren werden mehrere Hundert langjährige Beschäftigte das Unternehmen verlassen, junge Menschen rücken nach. Das Betriebliche Gesundheitsmanagement des Unternehmens mit seinen Teams Gesundheitsförderung, Mitarbeiterberatung und Eingliederungsmanagement unterstützt die Beschäftigten, um die Gesundheit und Leistungsfähigkeit langfristig zu erhalten und zu fördern.

Eine unternehmensinterne Analyse hatte als hauptsächliche Gefährdungen für die Gesundheit der Mitarbeiter zum Beispiel Bewegungsmangel und Fehlernährung ergeben. Dem begegnen die Wasserbetriebe mit Ernährungskursen sowie Sportangeboten. Neu im Unternehmen sind etwa Ergometer, die von Beschäftigten im Schichtbetrieb auf den Leitwarten genutzt werden.

Zum Unternehmen
Die Berliner Wasserbetriebe und ihre 4.355 Mitarbeiter liefern jährlich aus neun Wasserwerken rund 210 Millionen Kubikmeter bestes Trinkwasser und reinigen in ihren sechs Klärwerken ca. 245 Millionen Kubikmeter Abwasser. Dazwischen liegen fast 19.000 Kilometer lange Rohr- und Kanalnetze. Damit ist das Unternehmen Deutschlands Branchenprimus, der auf mehr als 160 Jahre Tradition zurückblickt.

Zum Corporate Health Award
Der Corporate Health Award (CHA) ist die bekannteste und erfolgreichste Initiative im Bereich betriebliches Gesundheitsmanagement in Deutschland. Die Auszeichnung wird seit 2009 jährlich vergeben und umfasst inzwischen 13 Branchen- und mehrere Sonderpreiskategorien.

http://www.bwb.de/content/language1/html/299_20596.php

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Stuttgart: Die Toilette ist kein Mülleimer!

Steigende Müllmengen im Abwasser setzen den Abwassersystemen zu. Darauf weisen die kommunalen Abwasserentsorger hin. Feuchttücher, Wattestäbchen und Hygieneartikel gehören nicht in die Toilette. Sie verstopfen Kanäle und Pumpen. Das Entfernen solcher Stoffe ist nur mit erheblichem Aufwand möglich und kann im Einzelfall auch schnell mal mehrere zehntausend Euro pro Pumpe kosten. Diese Kosten tragen am Ende alle Verbraucher. Ein Umdenken bei Herstellern und Verbrauchern ist notwendig.
Die kommunale Abwasserwirtschaft fordert hier eine bessere Aufklärung, zum Beispiel durch eine Produktkennzeichnung.

Wir bitten unsere Bürgerinnen und Bürger, benutzte Feuchte (Hygiene)-Tücher in den Restmüll zu werfen und auf keinen Fall über die Toilette zu entsorgen!

Mehr:
http://www.stuttgart-stadtentwaesserung.de/de/unternehmen/umweltschutz/feuchte-tuecher/

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Köln-Stammheim: Geräuschentwicklung und Vibrationen in Klärwerk

Das größte der Kölner Klärwerke der Stadtentwässerungsbetriebe Köln, AöR (StEB Köln) liegt in Köln-Stammheim im rechtsrheinischen Norden. Am 05.12.17 haben Anwohner in der nahen Umgebung des Großklärwerkes Köln-Stammheim dumpfe rhythmische Geräusche und Vibrationen von Glasscheiben wahrgenommen.
Die Ursache für diese Phänomene ist eine neu installierte große Klärgasfackel auf dem Großklärwerk Köln-Stammheim, die für den Notfall überschüssiges Klärgas abfackeln soll. Beim Betrieb dieser neuen Fackel hat sich gezeigt, dass ab einem bestimmten Klärgasdurchsatz unvorhersehbar außergewöhnliche Luftschallschwingungen durch die Fackel erzeugt werden, die Gegenstände – insbesondere große dünne Flächen wie Scheiben oder Stahlbleche – zum Vibrieren anregen.
Die StEB Köln haben zur Vermeidung der Probleme die Fackel im Durchsatz gedrosselt und arbeiten an einer technischen Lösung.
Die StEB Köln bitten die Anwohner um Entschuldigung für diese Unannehmlichkeiten.

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Stuttgart: Die Schmutzwasserentgelte und die Niederschlagswassergebühren bleiben 2018 stabil

Eine gute Nachricht für die Einwohner der Landeshauptstadt Stuttgart. Auch für 2018 bleiben die Schmutzwasserentgelte und die Niederschlagswassergebühren stabil. Die Entgelte/Gebühren betragen ab 01.01.2018 weiterhin 1,66 Euro pro Kubikmeter Schmutzwasser und 71 Cent pro Quadratmeter versiegelter Fläche.
Die Infrastruktur der kommunalen Abwasserwirtschaft stellt einen bedeutenden Vermögenswert der Daseinsvorsorge dar. Die hohe Qualität und die Entsorgungssicherheit sind auch weiterhin zu gewährleisten. Sowohl die Interessen der Bürger, die ökologischen, betrieblichen und die finanzwirtschaftlichen Interessen sind dabei ausgewogen zu berücksichtigen.
In 2018 hat der Eigenbetrieb Stadtentwässerung Stuttgart (SES) für Sanierungen, Erhalt, Erneuerung und Ausbau des Stuttgarter Kanalnetzes und der Klärwerke Investitionen in Höhe von über 50 Mio. EUR vorgesehen.
Im Schnitt bezahlen die Bürger der Landeshauptstadt Stuttgart in 2018 für einen durchschnittlichen Familienhaushalt weiterhin Abwassergebühren in Höhe von 256 EUR. Im Vergleich liegt der durchschnittliche Gebührensatz der Städte mit mehr als 500.00 Einwohnern bei 310 EUR. Damit bietet der Eigenbetrieb Stadtentwässerung Stuttgart weiterhin ein günstiges Preisniveau für eine leistungsfähige und zukunftssichere Stadtentwässerung. Mehr:

http://www.stuttgart-stadtentwaesserung.de/de/aktuelles/news/titel/die-schmutzwasserentgelte-und-die-niederschlagswassergebuehren-bleiben-2018-stabil/

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Balingen: Regenüberlaufbecken Ostdorf-Süd wird modernisiert – Auftrag vergeben

Der Verbandsvorsitzende informierte zunächst darüber, dass der Auftrag für die maschinentechnische Ausrüstung des Regenüberlaufbeckens 10 in Ostdorf vergeben wurde. Es entstehen Kosten von rund 52.000 €. Das Regenüberlaufbecken Ostdorf-Süd, L 365 wird modernisiert, eine neue Abflusssteuerung wird eingebaut. Der Ablauf Richtung Kläranlage wird damit auf 10 Liter pro Sekunde gedrosselt. Vorgesehen ist diese Maßnahme schon seit Längerem. Sie musste jedoch immer wieder verschoben werden.
Vorgesehen ist eine Abflusssteuerung mit elektrisch betriebenem Drosselschieber, die notwendigen Messgeräte werden im Becken installiert. So können die Betriebsdaten des Regenüberlaufbeckens protokolliert werden. Dafür ist eine Verlegung der Stromzuleitung zum Regenüberlaufbecken erforderlich. Mehr:

http://www.klaeranlage-balingen.de/wir_aktuelles

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FULDA: Elektroautos

Als Ersatz für vier bis zu 17 Jahre alte PKW hat der Abwasserverband Fulda neue Elektroautos in Betrieb genommen. Die Fahrzeuge wurden im Zuge eines Förderprogramms des Bundes beschafft. Gleichzeitig wurde hierbei auch eine öffentliche Ladesäule errichtet. Die Beschaffungskosten von rund 100.000 Euro wurden mit 20.700 Euro gefördert. Zusammen mit einem weiteren Hybrid-Fahrzeug, welches im Rahmen der landwirtschaftlichen Klärschlammverwertung eingesetzt wird, besteht nunmehr fast die Hälfte der PKW-Flotte des Verbandes aus Elektrofahrzeugen. Der Verbandsvorsitzende, Fuldas Stadtbaurat Daniel Schreiner betont, dass der Verband als öffentlicher Dienstleister mit dem Einsatz von Elektrofahrzeugen eine Vorreiterrolle bei dem Einsatz von klimaschonender Technologie einnehmen möchte. „Die Fahrzeuge sind für den Kurzstreckenbetrieb innerhalb des Verbandsgebietes einfach prädestiniert und erfreuen sich einer hohen Akzeptanz bei den Beschäftigten des Verbandes“, erläutert Schreiner. Die in Kooperation mit der RhönEnergie Fulda am Parkplatz des Verwaltungsgebäudes des Abwasserverbandes in der Langebrückenstraße errichtete E-Tankstelle trage dazu bei, dass die Anzahl der öffentlichen Ladestellen in der Stadtregion stetig gesteigert wird, so Schreiner bei der symbolischen Inbetriebnahme gemeinsam mit dem Geschäftsführer des Abwasserverbands, Joachim Adams.

http://www.abwasserverband-fulda.de/download/PM_Elektromobilit%E4t_13.11.2017.pdf  

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Nordhausen: 282.000 Euro Fördermittel für die Nordhäuser Kläranlage: 10 Prozent Energie-Einsparung möglich durch neue Gebläse

Einen Fördermittelbescheid über 281.900 Euro hat heute Staatssekretär Dr. Klaus Sühl vom Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft an Nordhausens Oberbürgermeister Kai Buchmann übergeben. Das Geld – ergänzt um einen städtischen Eigenanteil von rund 200.000 Euro – wird verwendet für die Erneuerung der Gebläsestation in der Kläranlage Nordhausen.

Die Gelder stammen aus dem „Europäischen Fonds für regionale Entwicklung“ (EFRE). Die Stadt Nordhausen hatte sich um die Förderung…mehr:

http://www.nordhausen.de/news/news_lang.php?ArtNr=24711

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Allgemeine Klärwerksmeldungen 2018

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Dezember 2018
Bleesbrück Feierliche Einweihung Kläranlage
Bomlitz Mit smarter Verbundsteuerung die Energieeffizienz von Kläranlagen erhöhen
Niederursel Warnung vor Fehlinvestitionen 
Kapstadt Den Wassermangel in Kapstadt lindern: KfW unterstützt effiziente städtische Abwasserentsorgung 
Karlsruhe Erweiterung der Kläranlage – In Karlsruhe werden bald auch Medikamente, Hormone und PFC herausgefiltert  
Troisdorf/Siegburg Wenn die Toilette zur Mülltonne wird: Monatlich zehn Tonnen Abfälle in der Kläranlage 
Neufinsing Kläranlage muss nachgerüstet werden 
Hannover Kläranlage braucht große Lagerhalle 
Karlsruhe 4,4 Millionen Euro Landeszuschuss für Erweiterung des Klärwerks mit Spurenstoffelimination 
Mayen 800.000 Euro für den Anschluss der Kläranlage Kürrenberg an die Kläranlage  
Dambeck Diebe stehlen Metall aus Kläranlagen in Vorpommern 
Rengsdorf-Waldbreitbach Wohin mit dem Klärschlamm?  
Karlsruhe Erweiterung des Klärwerks mit Spurenstoffelimination 
Dresden-Kaditz Inbetriebnahme der Erweiterung der Kläranlage  
Palma Zum sechsten Mal in einem Monat: Palma de Mallorca schließt die Strände  
Wolfratshausen Kläranlagen-Chef erklärt, wie sich Sommer auf Wasser auswirkt 
Wallmenroth Klärschlammbehandlung – Pilotprojekt in Wallmenroth 
Münster Trockenheit für Kontrollen an Kläranlage genutzt 
Simmern Umbau der Kläranlage: 5,5 Millionen für sauberes Wasser 
Dörverden Rührwerk in der Kläranlage ersetzt 
Rauhenebrach Mustergültiger Start der Kläranlage 
Verden Kläranlage kämpft noch mit Folgen der Havarie 
Lemke „Kläranlagen-Nachbarschaft“ feiert in Lemke 40 Jahre Erfahrungsaustausch 
Springe Chef der Stadtentwässerung würde Kläranlagen der Stadt weiter ausbauen  
Ebern Probleme an der Kläranlage  
Burgwedel Abwassergebühr steigt zum 1. Januar  
Luthe EU fördert Umbau der Kläranlage  
Kiel Der Stromfresser von der Bülker Huk 
Theres Neue Kläranlage soll Mitte September fertig sein 
Wupperverband Wupperverban sucht Hinweise auf Gewässernamen 
Bennigsen Neue Kläranlage ist zu teuer  
Mörfelden-Walldorf Rohrbruch in Klärwerk 
November 2018
Simmern Umbau der Kläranlage: 5,5 Millionen für sauberes Wasser 
Erftverband Erftverband startet Einbau von Aktivkohleschicht im Retentionsbodenfilter Rheinbach 
Hohenbostel Eine Sache der Effizienz 
Wrestedt Neue Anlage zur Klärschlamm-Vererdung soll im Frühjahr 2019 gebaut werden 
Norderney Flach-Feinsiebrechen FFR 130 auf Norderney 
Hohenbostel Millioneninvestition ins Klärwerk 
Wüstenrot 1,4 Millionen Euro für Abwasserbeseitigung  
Rosche Bau der drei Schlammbecken geht zügig voran 
Andernach Studierende des Bauingenieurwesens besuchten Kläranlage der Stadt Andernach 
WVER Größte Ozonanlage der EU geht in der Soers in Betrieb 
Oktober 2018
Dorfen Kläranlage zu klein – Zuzug 
Pinnow Abwasser im Raum Oranienburg kann wieder mit voller Kraft abgepumpt werden / Uhthoff & Zarniko setzt Pumpe in Hauptpumpwerk Pinnow instand. 
Beggen / Luxemburg Provisorium für Zentratentstickung 
Hamburg-Köhlbrandhöft Baustelle – Neubau der Mechanik  
Langenhagen Kanalbau liegt im Zeit- und Kostenplan  
Herbolzheim 20 000 Euro für Simulation für Kläranlage 
Wehr Zweckverband ist Geschichte 
Südliche Ortenau Abwasserzweckverband investierte 7,5 Millionen Euro in Erweiterung der Kläranlage im Ellbogenwald / Fertigstellung gefeiert 
Rutesheim Neue Maut macht Klärschlamm teurer  
Südliche Ortenau Informationsbroschüre  
September 2018
Kirchdorf Kirchdorf stimmt Plan zu – Das dritte „Ja“ zur Abwasser-Fusion 
Rollsdorf Umbau der Kläranlage in Rollsdorf kurz vor Abschluss, zwei Drittel der Investition durch EU-Fonds ELER gefördert 
Schleswig Stadtwerkechef zu Plastikfunden – Kläranlage lief sachgerecht 
Nablus Deutschland unterstützt Klärwerkbau in Nablus 
Horb 950.000 Euro für Abwasserbeseitigung in Horb am Neckar 
Düren Papierfabrik Niederauer Mühle behandelt Abwasser in Klärgasanlage 
Eggenfelden Auszeichnung vom BMU für LED-Leuchten auf der Kläranlage  
Thonon les Bains Phosphor-Elimination in Thonon les Bains (Frankreich) 
Friesenheim Getriebe-Retrofit am Einlaufbauwerk der Kläranlage  
Wedemark Gemeinde investiert über Jahre in Abwasser  
Wildeshausen Tuchfilter holt Mikroplastik aus Abwasser – Anlage wird 2019 im Klärwerk installiert 
Schwalmtal Kläranlage soll erweitert werden 
Preetz/Plön Zwei Städte – ein Klärwerk?  
Winznau Stromausfall von letzter Woche ist schuld am verschmutzten Trinkwasser 
Neustadt Abwasserbetrieb: Gewinn schrumpft leicht  
Bramsche Abwasser von Leiber und Dallmann auf dem Prüfstand 
Bad Säckingen Millionen für sauberen Rhein 
Chiemsee Investition gegen Geruchsprobleme in Felden – AUV INSTALLIERT NEUE FILTER 
Heiligenstadt Anschluss an Ebermannstadt keine Alternative 
Gümmerwald Klärwerk kann sich selbst versorgen  
Lauenbrück Abwasserreinigungsanlage hat Kapazitätsgrenze fast erreicht 
Verden Schlamm will keiner – Engpass auf der Kläranlage 
Stuttgart-Mühlhausen Platz für die Vermittlung von Umweltthemen  
Ebern Kläranlage – Volles Rohr die Kosten! 
Bissendorf Gemeinde investiert über Jahre in Abwasser  
Sören Sören will Phosphatfracht halbieren  
Hannover Hannover steht der Klärschlamm bis zum Hals  
Affinghausen Kooperation mit Sulingen und Kirchdorf 
Spiesberg am Main Alles neu beim Abwasser 
OEWA/ Boxberg Anlage zur Nutzung von Kraftwerksabwärme zur Trocknung von Klärschlämmen geplant 
August 2018
Kreis Neuwied Das stinkt vielen – Klärschlamm landet auch auf heimischen Feldern 
Boos/Staudernheim Gestank ärgert die Booser – Ursache in der Kläranlage oder bei einzelnen Einleitern? 
Frohnbach KLÄRSCHLAMMVEREDLUNG MIT PYROLYSE 
Creußen Kläranlagen-Entscheidung gefallen 
Donaueschingen Medikamentenrückstände und Mikroplastik – Kläranlage soll Wasser noch sauberer machen 
Neumarkt Stadtwerke scharf auf städtisches Abwasser 
Heusenstamm 30 Millionen Euro: Viel Geld fließt ins Abwasser- Investitionen in Kläranlage 
Meschenba In der Kläranlage bei Meschenbach riecht’s nicht mehr 
Wittlage Klärschlamm aus Schwagstorf ersetzt Braunkohle – TROCKNUNGSANLAGE WIRD GEBAUT 
Emmendingen Die Abwässer der Kläranlage des Zweckverbands Untere Elz sind untersucht worden.  
Meppen Stadtwerke 2017 deutlich weniger wirtschaftlich – EINNAHMEN DURCH ABWASSER SCHRUMPFEN 
Meppen-Bokeloh Probleme mit dem Regenwasser – KEINE SCHNELLE ABHILFE 
Oberau Oberau muss Kläranlage und Wassernetz sanieren – Gebühren steigen massiv an 
Berlin Wasserbetriebe: 60 Mio. Euro für neues Abwasserpumpwerk 
Berlin BWB und Pariser Wasserversorger SIAAP treffen Kooperationsvereinbarung 
Juli 2018
Göppingen Bauernschlaue Schlammverwertung  
Weil der Stadt Kein Geld für Luxus  
Much/Aggerverband Streit – Vierte Reinigungsstufe soll in der Kläranlage in Much in Betrieb gehen  
Barnstorf Abwassergebühr geht weiter in die Höhe 
Wildeshausen Im Frühling haben die Hunde freien Auslauf – Neben dem Klärwerk  
LK Rostock Kläranlagen-Laster kracht in Wohnhaus  
Herbrechtingen Kläranlage: Mit vier Millionen Euro bei der Sanierung dabei 
Hamminkeln Neuer Spülwagen für 360.000 Euro 
Ehingen/Ulm Ehingen widerspricht BUND-Kritik 
Glückstadt Abwassergebühren bleiben konstant 
Erftverband/Zülpich Die Weber-Ingenieure GmbH gewinnt die europaweite Ausschreibung zur Erweiterung des Regenüberlaufbeckens RÜB Stadtwald in Zülpich 
Wegberg Kläranlage weiterhin zeitweise überlastet 
Nienburg Effizienz in Kläranlagen: Vor allem geht es um die Luft 
Gaildorf FLOTT REAGIERT – STADT SPART 50 000 EURO 
Wedemark An Knochen beißen sich Bakterien die Zähne aus 
Juni 2018
Wedemark 12 Millionen müssen ins Abwasser fließen 
Berlin Aufwendige Reparatur im Klärwerk Waßmannsdorf 
Wartenberg Kläranlage wird fit gemacht – bis Fraunberg anschließen kann 
Waldenbuch Wasserqualität der Aich hat sich verschlechtert  
TAZV TAZV bohrt Löcher unter Kanal 
Pirmasens Metalldiebstahl in Kläranlage 
Emscher Emschermündungsklärwerk (KLEM): Bauabschnitt BA 70 Oberhausen KLEM 
Hattenhofen Ansparen für Kläranlagen-Ausbau 
Amperverband Amperverband investiert ohne neue Schulden 
Aachen Von Skeletten, Münzen und einem über 100 Jahre altem Kanal
Breisach Kosten in Höhe von 3 Millionen Euro  
Taunusstein-Bleidenstadt Tote Fische in der Aar nach Panne in Kläranlage 
Filderstadt Wärmerückgewinnung in Kläranlagen 
Albstadt Verkettung unglücklicher Umstände sorgt für Gestank 
Belp Hybrid-Abwasserhebeanlage  
Ründeroth Ründeroth und Altklef teilen sich die Arbeit  
Wildeshausen UWG beantragt Geld für neue Klärstufe in Wildeshausen 
OOWV OOWV will ordentlich investieren – Mehr als 70 Millionen Euro für Infrastruktur 
Thedinghausen Kostensteigerung erzürnt Abwasserverband 
Verden Klärwerk – „Nervensystem getroffen“ 
Düren Erhöhte Konzentrationen von Legionellen in Dürener Kläranlage 
Barnstorf Abwassergebühr geht weiter in die Höhe 
Westerholz Camper klagen über hohe Abwasserkosten 
Wermelskirchen 1,4 Millionen Euro Plus – jetzt sinken Abwassergebühren 
ZKA Lemgo Betonsanierung in den Nachklärbecken erfolgreich  
Breisach Millionen fließen in die Sanierung der Kläranlage 
Michelbach Neue Kläranlage für Michelbach/Bilz 
Biberach Kläranlagenerweiterung wird später fertig 
Schluchsee-Schönenbach Schaltanlage wird nächstes Jahr erneuert  
Wansdorf Verlässliche Feststoffmessung im Zentrat  
Mai 2018
Hürth Komplette Neuinstallation der maschinellen Faulschlammentwässerung  
Wolgast Verband plant 2018 mehrere Baustellen
Emscher Abwasserkanal geht in die letzte Bauphase 
Schwörstadt Zweckverband berichtet über Kläranlagen 
Hillesheim-Bolsdorf Stromspeicher verhilft Kläranlage zu fast vollständiger Autarkie
Mainhausen Rechnungsprüfungsamt beanstandet Kosten für Überlaufbecken 
Bramsche WIRTSCHAFTSPLAN VORGELEGT 
Niederbreitbach-Datzeroth Neue energieeffiziente Kläranlage Niederbreitbach-Datzeroth -Gewinn für Klima- und Gewässerschutz 
Neu-Ulm Stromkosten im Klärwerk steigen weiter 
Ilshofen Neues Becken klärt fast die Hälfte 
Wallenhorst NEUES BETRIEBSGEBÄUDE FÜR KLÄRANLAGE 
Öpfingen Kläranlage wird saniert 
Waldenbuch Neue Anforderungen an die Kläranlage 
Hartmannshain Einbruch in Kläranlage – Tauchpumpen gestohlen  
Baltrum Großreinemachen in der Kläranlage  
Datzeroth Neue Anlage: Deutlich weniger Phosphate im geklärten Wasser 
Bonn Bonn braucht neuen Ofen für Klärschlamm 
Pfaffenhofen Kläranlage wird saniert 
Warstein Millionenklage nach Legionellen – Siepmann gegen Warsteiner Brauerei 
Breisgauer Bucht Erweiterung Klärwerk Forchheim 
Berghülen Millionen für die Reinigung des Abwassers 
Ningbo/China Explosion in China wurde in Klärgrube ausgelöst 
Klagenfurt/A Neue Kläranlage wird bis zu 100 Millionen kosten 
Braunschweig Mobile Abwasserstation 
Herten Umweltsünder schütten Öl in Gewässer 
Wunstorf Am Ende sauberer geklärt als das Leine-Wasser 
Groß-Zimmern Wegen geänderter Grenzwerte muss Groß-Zimmern wieder investieren/Gebühren steigen 
Fulda Mehr Geld für die Kanalsanierung 
Hünfeld Eigenbetrieb baut gegenwärtig neue Fällmitteldosierstation ein 
Heppenheim Ein Fall für Dosierpumpen mit Köpfchen – Phosphateliminierung in einer Kläranlage 
April 2018
Oldenburg Energie aus der Kanalisation beheizt 90 Wohnungen 
Zittau Weinbergschnecke legt Pumpwerk lahm 
Palma de Mallorcas Hafenausbau verdreckt Strand + Kläranlage läuft über 
London Monster-Fettberg in Kanalisation beseitigt 
Melsungen Klärwerk muss für 3,8 Millionen Euro umgebaut werden 
Bückeburg Was kommt nach dem Faulturm? Modernisierung der Kläranlage  
Eckernförde HÖHERE KOSTEN – SPÄTERE FERTIGSTELLUNG 
Suffersheim Kläranlage muss saniert werden 
Südliche Ortenau Abwassergebühr darf rückwirkend berechnet werden 
Krefeld Stadt greift in die Kiste der Gebührentricks  
März 2018
Oldenburg Klärwerk bietet sicheren Arbeitsplatz  
Böhringen Klärwerk-Betrieb für ein Jahr vergeben 
Dreieich Gebühren einmal rauf, einmal runter  
Mundelsheim Kipper für die Mitarbeiter der Kläranlage 
Giengen Kläranlage – Schäden geringer als befürchtet 
Fürth Kläranlage – Neubauten nehmen Form an  
Hainstadt Bodenräumschild der Anlage musste erneuert werden 
Junkersdorf Stellschrauben gedreht, jetzt folgt Gebührenschraube 
SCHLESWIG Klärschlamm macht Abwasser teurer 
Neidenfels Landwirt leitet Jauchemischung in Kläranlage 
Neubörger Windrad an der Kläranlage in Neubörger wird abgebaut – Mangels Wirtschaftlichkeit  
Stühlingen Arbeit auf Kläranlagen birgt Gefahren 
Spaichingen Störfall in Kläranlage 
Renningen Pioniergeist bringt wertvollen Phosphor  
Revkuhl Abwasser wird sauberer und teurer 
Dinslaken Arbeiten für Kläranlage liegen im Zeitplan 
Freudenstadt Betoninstandsetzungsarbeiten Freudenstadt Manbach NKB2  
Stein am Kocher Einweihung der Verbandskläranlage  
Sint-Truiden/Belgien ROBOX energy hat die Erwartungen des Kunden mit Bravour übertroffen! 
Weil im Schönbuch Ganzheitliches Sanierungskonzept erarbeitet  
Wendlingen Neubau 4. Reinigungsstufe für das GKW  
Nahetal Umbau und Erweiterung der Abwasserreinigungsanlage  
Pforzheim Vierte Reinigungsstufe zur Spurenstoffelimination in Pforzheim  
Bad Wimpfen PW und Ableitung Bradt  
Filderstadt-Bonlanden Einweihung der Kläranlage im August 2017  
Februar 2018
Remshalden-Grunbach Informationstag auf der Kläranlage  
Weißenburg Pilotprojekt gegen Medikamentenrückstände im Wasser startet  
Villach/A 3.000 Liter Salzsäure in Kläranlage ausgelaufen 
Filderstadt Dächer sollen zu Stromfabriken werden  
Petersaue Technischer Defekt löste Feuer in Kläranlage im Rhein aus 
Dölsach/A Zwei Feierlichkeiten im Dölsacher Klärwerk 
Niederaula Kläranlage hat ausgedient: Kerspenhausen geht in Bad Hersfeld ans Netz 
Mündersbach Heimische Erfindung reinigt Wasser: Neue Technik in Kläranlage Mündersbach eingebaut 
Leubnitz Leubnitz bekommt neue Kläranlage 
Soers Frische Luft für die Kläranlage  
Urmitz VG Weißenthurm – Millionen in Kläranlage investiert 
St. Ingbert St. Ingbert erhält rund 86.000 Euro für Kanalerneuerung 
Muldental Muldental Drei gute Gründe zum Feiern 
Januar 2018
Klagenfurt/A Fleißiger Biber sorgt für Verstopfung 
Fahrenbach Land bezuschusst Abwassermaßnahme in Fahrenbach (Neckar-Odenwald-Kreis) mit 1,67 Millionen Euro 
Bickenbach Bau der ersten 4. Reinigungsstufe in Hessen – Kläranlage 
Klagenfurt/A Noch keine Entscheidung über Zukunft der Kläranlage 
Höchst Infraserv feiert 50 Jahre Abwasserreinigung 
Ulm Spurenstoffelimination für die tschechische Wasser- wirtschaftsverwaltung von Interesse  
Pustertal Brand in Kläranlage 
Altena Goldener Kanaldeckel 2017: Preisträger aus Almere, Altena und Osnabrück 
Ludwigsburg Ludwigsburg siegt im Abwasserranking – Neue Studie zu Wassergebühren 
Neidenfels Landwirt leitet Jauchemischung in Kläranlage  
Isny Das Kanalnetz muss dicht sein 
Wüstenrot Seebesitzer klagen gegen Gemeinde 
Friolzheim Kläranlage – Rat will Geröllfang 
Erkelenz Sanierungsarbeiten an der Kläranlage in Forst 
Pforzheim Spültoiletten belasten die Umwelt – Unser Klo soll sauberer werden 
Klagenfurt/A Seit 50 Jahren klärt Klagenfurt seine Abwässer 
Freudental Strom von der Kläranlage 
Aalen Aalen erfolgreicher Cross-Border-Lease 
Hainstadt Arbeiten im Klärbecken – Bodenräumschild der Anlage musste erneuert werden 
Seligenstadt Abwasserpumpwerk fertig – 35 Millionen Euro teuer
Leipzig Leichter Anstieg beim Abwasserpreis  
Blumberg Bürger prozessiert seit Jahrzehnten -Abwassergebühren für die meisten ein Rätsel  
Münster Infos zur High-Tech-Kläranlage
Bad Bellingen Kläranlage erhält neuen Nachklärbeckenräumer 
Dresden Die Stadtentwässerung hat wieder eine Doppelspitze  
Playa de Muro Ungeklärte Abwässer verärgern Badegäste und Anwohner in Playa de Muro auf Mallorca 
Evestorf Starkregen bringt Kläranlage an ihre Grenze 
Ridderkerk Moderne Tauchmotorpumpen für effiziente Abwasserentsorgung 
Selters Schlauchpumpen zur Dosierung von Fällungsmitteln
Flieden Erster Spatenstich zum Umbau der Kläranlage

Bleesbrück: Feierliche Einweihung Kläranlage

Feierliche Einweihung 85 Mio. € Projekt der Kläranlage Bleesbrück am 05.10.2018.
Nach mehrjäriger Planungs- und Bauzeit wurde die Kläranlage Bleesbrück unter Beteiligung der Umweltministerin Carole Dieschbourg, Präsident Aly Kaes und Direktor Roland Schaack feierlich in Betrieb genommen und vor 300 Gästen anhand versch. Dankesreden gewürdigt. Die Hydro-Ingenieure haben in enger Abstimmung mit TR-Engineering, Lux die Planung im Jahre 2014 optimiert und alle Bauabschnitte planerisch begleitet. Als nächster Bauabschnitt steht der Neubau der Schlammfaulung und der 4. Reinigungsstufe an, die erstmals in Luxemburg mit der Verfahrenskombination aus einer Ozon / GAK errichtet wird.

Bei Fragen stehen Ihnen unser Herr Dipl.-Ing. Klaus Alt unter der Telefonnummer +49 (211) 44991-55 und
Herr Dipl.-Ing. Markus Helling unter der Telefonnummer +49 (211) 44991-51 gerne zur Verfügung.

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Bomlitz: Mit smarter Verbundsteuerung die Energieeffizienz von Kläranlagen erhöhen

Im niedersächsischen Bomlitz produziert Dow chemische Grundstoffe auf Cellulose-Basis. Die Gemeinschaftskläranlage am Standort ist entsprechend auf die Reinigung von Chemieabwässern ausgerichtet. Eine Modernisierung der Biologie hat der Chemiekonzern genutzt, bei der Gebläsetechnik einen intelligenten, vollautomatischen Verbund aus Strömungs- und Verdrängermaschinen von Aerzen einzusetzen.
Cellulose ist der Hauptbestandteil pflanzlicher Zellwände …mehr:

https://www.process.vogel.de/mit-smarter-verbundsteuerung-die-energieeffizienz-von-klaeranlagen-erhoehen-a-775191/?cmp=nl-254&uuid=1DC4B9E7-1718-4A70-B3EA-0C6A17F0F654

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Niederursel: Warnung vor Fehlinvestitionen

Betreiber der Kläranlage an der Krebsmühle steht vor neuen Herausforderungen. Hintergrund ist eine seit Oktober geltende Klärschlammverordnung.
Die Kläranlage an der Krebsmühle in Niederursel beschäftigt den Ortsbeirat 8 schon länger – zuletzt im Zusammenhang mit der Belastung des Urselbachs durch multiresistente Keime. Nun fragt das Stadtteilgremium in einem Antrag an den Magistrat, wie der Betreiber der Anlage – die Stadt Oberursel – künftig mit der neuen Klärschlammverordnung umgehen will.
Laut der am 3. Oktober 2017 in Kraft getretenen Neuordnung …mehr:

http://www.fr.de/frankfurt/stadtteile/frankfurt-nord/niederursel-warnung-vor-fehlinvestitionen-a-1620540

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Kapstadt: Den Wassermangel in Kapstadt lindern: KfW unterstützt effiziente städtische Abwasserentsorgung

– 80 Mio. EUR für höhere Kapazitäten der Kläranlagen – Mehr Nutzwasser für Landwirtschaft, Industrie und Tourismus – Anpassung an den Klimawandel

Die KfW hat heute im Beisein des Bundespräsidenten Dr. Frank-Walter Steinmeier und im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) mit der Stadt Kapstadt einen Darlehensvertrag zur Förderung einer energieeffizienten sowie ökologisch und ökonomisch nachhaltigen städtischen Abwasserentsorgung in Höhe von 80 Mio.

https://news.feed-reader.net/ots/4121220/den-wassermangel-in-kapstadt-lindern/

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Karlsruhe: Erweiterung der Kläranlage – In Karlsruhe werden bald auch Medikamente, Hormone und PFC herausgefiltert

Das Klärwerk Karlsruhe reinigt das im Stadtgebiet und den angeschlossenen Städten und Gemeinden anfallende Abwasser. Jetzt wird diese Anlage erweitert. Am Freitag wurde der Beginn der Bauarbeiten mit dem Spatenstich begangen.
In den Haushalten verschwindet das Abwasser im Ablauf und gelangt über die Kanalisation irgendwann in die Karlsruher Kläranlage, die westlich von Neureut liegt. In drei Verfahrensschritten werden zuerst grobe Inhaltsstoffe sowie Sand und Fett entfernt, die organische Belastungen abgebaut und schließlich die Stickstoffe und Phosphor eliminiert.
Nun wird an einer vierten Stufe gearbeitet: In der Adsorptionsstufe sollen …mehr:

https://mobil.ka-news.de/region/karlsruhe/Erweiterung-der-Klaeranlage-In-Karlsruhe-werden-bald-auch-Medikamente-Hormone-und-PFC-herausgefiltert;art6066,2310622

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Troisdorf/Siegburg: Wenn die Toilette zur Mülltonne wird: Monatlich zehn Tonnen Abfälle in der Kläranlage

– Es klingt wie ein Spiel. „Ich sehe was, was du nicht siehst“, steht auf Kanaldeckeln in der Kreisstadt und im benachbarten Troisdorf. Doch steckt dahinter ein ernstes Anliegen. Groß ist die Vielfalt der Abfälle, die in die Toilette gekippt werden und so in die Kanalisation gelangen.

Hinter dem Slogan und der gleichnamigen Aktion zur europäischen „Woche der Abfallvermeidung“ stehen…mehr:

https://www.rundschau-online.de/region/rhein-sieg/siegburg/wenn-die-toilette-zur-muelltonne-wird-monatlich-zehn-tonnen-abfaelle-in-der-klaeranlage-31598228?dmcid=f_feed_Region

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Neufinsing: Kläranlage muss nachgerüstet werden

Der Münchner Osten ist eine Boom-Region. Diese Entwicklung spürt auch das gemeinsame Kommunalunternehmen Ver- und Entsorgung München Ost mit Sitz in Poing, zu dessen 13 Trägergemeinden Finsing als einzige im Kreis Erding gehört. Es muss die Kläranlage in Neufinsing nachrüsten – und dafür viel Geld in die Hand nehmen. Mehr:

https://www.merkur.de/lokales/erding/finsing-ort377218/klaeranlage-neufinsing-muss-nachgeruestet-werden-10729211.html

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Hannover: Kläranlage braucht große Lagerhalle

Die Langenhagener wollen für die Entsorgung von Klärschlamm eine Gesellschaft mit anderen Kommunen aus Niedersachsen gründen. Die Wedemärker gehen einen anderen Weg und erweitern nun ihre Kläranlage. Mehr:

http://www.haz.de/Umland/Langenhagen/Wedemark-investiert-in-die-Zukunft-Klaeranlage-braucht-grosse-Lagerhalle

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Karlsruhe: 4,4 Millionen Euro Landeszuschuss für Erweiterung des Klärwerks mit Spurenstoffelimination

Umweltminister Franz Untersteller: „Die Elimination von Spurenstoffen auf kommunalen Kläranlagen ist ein wichtiger und nachhaltiger Baustein der Spurenstoffstrategie des Landes.“

Das Land unterstützt die Stadt Karlsruhe mit rund 4,4 Millionen Euro dabei, das Klärwerk Neureut zu erweitern. Dies ist die höchste Zuwendung, die das Land für Maßnahmen der Abwasserbeseitigung in diesem Jahr gewährt. Mit dem Millionenzuschuss kann die Stadt ihre Kläranlage weiter optimieren und mit einer Aktivkohleadsorption zur Elimination von Spurenstoffen ausstatten. Die Kosten dieser Maßnahme werden sich auf rund 22 Millionen Euro belaufen.
„Spurenstoffe wie Arzneimittel, Haushaltschemikalien, Pflanzenschutzmittel und synthetische Süßstoffe stellen eine der größten Herausforderungen im Gewässerschutz dar“, sagte Umweltminister Franz Untersteller heute (04.09.) in Stuttgart. „Die Elimination von Spurenstoffen auf kommunalen Kläranlagen ist daher auch ein wichtiger und nachhaltiger Baustein der Spurenstoffstrategie des Landes.“ Im Rahmen dieser Strategie fördert das Land Baden-Württemberg bei kommunalen Kläranlagen sogenannte 4. Reinigungsstufen zur Elimination von Spurenstoffen sowohl an besonders empfindlichen Gewässern als auch an lokalen Belastungsschwerpunkten mit 20 Prozent der zuwendungsfähigen Kosten.

Regierungspräsidentin Nicolette Kressl wies darauf hin, dass die auf 875.000 Einwohner ausgelegte Kläranlage in Karlsruhe-Neureut die zweitgrößte in Baden-Württemberg sei. „Da der Eintrag von Spurenstoffen hauptsächlich über die privaten Haushalte und die kommunale Abwasserbehandlung erfolgt, ergibt sich schon damit in Karlsruhe ein Belastungsschwerpunkt. Mit der Modernisierung ihrer Kläranlage trägt die Stadt dazu bei, dass das in ihrem Gebiet anfallende Abwasser optimal gereinigt wird und weniger Phosphor und schädliche Spurenstoffe in die Alb gelangen.“ Dies diene zum einen der Wasserqualität und zum anderen dem Schutz sensibler Gewässerorganismen.
Für Franz Untersteller unterstreiche die Maßnahme in Karlsruhe die führende Rolle des Landes im Bereich der Spurenstoffelimination. „Baden-Württemberg nimmt in Deutschland und in Europa bei der Eliminierung von Spurenstoffen eine Spitzenposition ein. Diese Position wollen wir festigen und werden dafür auch in den kommenden Jahren erhebliche Summen in die moderne Abwasserbeseitigung investieren“, so der Umweltminister.
In diesem Jahr stellt die Landesregierung den Städten und Gemeinden insgesamt fast 62 Millionen Euro zur Verfügung, damit sie ihr Abwasser noch effizienter und umweltverträglicher beseitigen können.

Ergänzende Informationen
In Baden-Württemberg sind aktuell 13 Kläranlagen mit einer 4. Reinigungsstufe ausgerüstet: Böblingen-Sindelfingen, Mannheim, Kressbronn-Langenargen, Stockacher Aach, Mariatal (Ravensburg), Ulm/Neu-Ulm, Lahr, Westerheim, Laichingen und Öhringen sowie die Kläranlagen Hechingen, Albstadt-Ebingen und Albstadt-Lautlingen, die aufgrund der Farbproblematik (Textilindustrie) bereits seit rund 20 Jahren in Betrieb sind.
Im Bau oder in der Planung befinden sich neben der Anlage in Karlsruhe: Stuttgart, Pforzheim, Wendlingen, Darmsheim, Fridingen, Untere Hardt (Sandhausen), Tübingen, Unteres Schussental (Eriskirch), Oberes Lonetal (Lonsee), Friedrichshafen, Uhldingen, Bühl, Immendingen-Geisingen, Leonberg und Baden-Baden/Sinzheim.

https://um.baden-wuerttemberg.de/de/service/presse/pressemitteilung/pid/44-millionen-euro-landeszuschuss-fuer-erweiterung-des-klaerwerks-karlsruhe-mit-spurenstoffelimination/

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Mayen: 800.000 Euro für den Anschluss der Kläranlage Kürrenberg an die Kläranlage

Dr. Ulrich Kleemann, Präsident der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord, überreichte im Auftrag von Umweltministerin Ulrike Höfken einen Bewilligungsbescheid in Höhe von 800.000 Euro an den Eigenbetrieb Abwasserbeseitigung in Mayen. Die Fördersumme ist für den Anschluss der Kläranlage (KA) Kürrenberg an die Kläranlage (KA) Mayen bestimmt.

„Mit dieser Summe fördert das Land Rheinland-Pfalz die prognostizierten Gesamtkosten dieser Maßnahme von 2 Millionen Euro zu 40 Prozent und trägt damit zu einer Verbesserung der Abwasserreinigung der Stadt Mayen sowie zu einer deutlichen Reduzierung der Phosphor-Einträge in den Trill- und den weiterführenden Elzbach bei, so Präsident Dr. Ulrich Kleemann.

„Die finanzielle Unterstützung durch das Umweltministerium ermöglicht uns wichtige Umweltschutzmaßnahmen zu betreiben“, so Oberbürgermeister Wolfgang Treis. Er bedankte sich für die Förderung durch das Land Rheinland-Pfalz.
Die finanzielle Förderung des Landes macht den Anschluss des Einzugsgebiets der Kläranlage Kürrenberg an die Kläranlage Mayen möglich. Dazu werden ein Pumpwerk und eine rund 4 Kilometer lange Druckleitung gebaut. Bereits im Jahr 2016 förderte das Land Rheinland-Pfalz mit 27.000 Euro eine Studie zum Kostenvergleich. Ergebnis war, dass der Anschluss der Kläranlage Kürrenberg an die Kläranlage Mayen gegenüber einer Sanierung als wirtschaftlichste Lösung anzusehen ist.

Bisher wird das Abwasser im Stadtteil Mayen-Kürrenberg aufgrund der Topographie zweigeteilt entsorgt. Der nördliche Bereich entwässert über den Stadtteil Nitztal zur Kläranlage Mayen. Für alle weiteren Gebiete wird derzeit die eigene Kläranlage Kürrenberg mit einer Kapazität von 1.500 Einwohner unterhalb der Ortslage mit Einleitung in den Trillbach vorgehalten. Nach über 40 Jahren Betrieb ist diese Kläranlage sanierungsbedürftig. Zudem sind die Nährstoffbelastungen des kleinen Gewässers Trillbach und des weiterführenden Elzbaches durch die Kläranlageneinleitung hoch.

Mit dem Anschluss der Kläranlage Kürrenberg an die Kläranlage Mayen wird der Schmutzfrachteintrag in den Trillbach sowie den Elzbach zukünftig wesentlich verringert. Der Phosphoreintrag aus der Kläranlage Kürrenberg in den Trillbach mit bis zu 4,0 mg/l entfällt zukünftig vollständig. Die Reinigungsleistung der modernen KA Mayen wird durch den Anschluss von der Kläranlage Kürrenberg nicht beeinträchtigt. Der Phosphoreintrag in die Nette von max. 2,0 mg/l wird weiter unverändert eingehalten.

Die Auflassung der Kläranlage Kürrenberg und die zukünftige Behandlung des Abwassers in der Kläranlage Mayen ist eine Maßnahme zur Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie (WRRL). Diese fördert die angestrebte Reduzierung der Phosphor-Einträge aus der kommunalen Kläranlage Kürrenberg in das Wasserrahmenrichtlinien-Schwerpunktgewässer Elzbach. Deshalb erhält der Eigenbetrieb Abwasserbeseitigung Mayen zu den sonstigen Fördersätzen einen Zuschuss von 20 % auf die förderfähigen Investitionskosten zusätzlich.

Die SGD Nord begleitet das Gesamtprojekt fachlich in enger Abstimmung mit dem Eigenbetrieb Abwasserbeseitigung Mayen. Dazu zählen die technische Beratung bei der Planung und Umsetzung der Maßnahmen sowie die finanzielle Abwicklung der Förderung.

Weitere Informationen unter: www.sgdnord.rlp.de

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Dambeck: Diebe stehlen Metall aus Kläranlagen in Vorpommern

Diebe haben in Vorpommern meist abseits gelegene Kläranlagen als «Betätigungsfeld» erkoren. Wie die Polizei am Mittwoch in Anklam mitteilte, wurden innerhalb einer Woche drei Einbrüche und Diebstähle aus Kläranlagen in der Region Züssow (Landkreis Vorpommern-Greifswald) gemeldet. Betroffen waren Ranzin, Dambeck und eine Anlage bei Karlsburg. Die Täter stahlen diverse Metallgegenstände, unter anderem Geländerteile, die vermutlich bei Schrotthändlern verkauft werden sollen, hieß es. Der Schaden wurde auf mehrere Tausend Euro geschätzt. –

Quelle: https://www.svz.de/20936957

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Rengsdorf-Waldbreitbach: Wohin mit dem Klärschlamm?

Werksausschuss der VG Rengsdorf-Waldbreitbach diskutiert
Egal wie gut die Kläranlage arbeitet, etwas bleibt übrig von den menschlichen Hinterlassenschaften und das muss irgendwo hin. Im Asbacher Land gab es vor einigen Monaten immer wieder Beschwerden über eine geruchsintensive Ausbringung auf den Feldern. Auch der Klärschlamm aus den Anlagen in der VG Rengsdorf-Waldbreitbach wird …mehr:

https://www.rhein-zeitung.de/region/lokales/neuwied_artikel,-wohin-mit-dem-klaerschlamm-werksausschuss-der-vg-rengsdorfwaldbreitbach-diskutiert-_arid,1866128.html

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Karlsruhe: Erweiterung des Klärwerks mit Spurenstoffelimination

Das Land Baden-Württemberg unterstützt die Stadt Karlsruhe mit rund 4,4 Millionen Euro dabei, das Klärwerk Neureut zu erweitern. Dies ist die höchste Zuwendung, die das Land für Maßnahmen der Abwasserbeseitigung in diesem Jahr gewährt. Damit kann die Stadt ihre Kläranlage weiter optimieren und mit einer Aktivkohleadsorption zur Elimination von Spurenstoffen ausstatten. Die Kosten dieser Maßnahme werden sich auf rund 22 Millionen Euro belaufen. Die auf 875 000 Einwohner ausgelegte Kläranlage in Karlsruhe-Neureut ist die zweitgrößte in Baden-Württemberg. In Baden-Württemberg sind aktuell 13 Kläranlagen mit einer 4. Reinigungsstufe ausgerüstet.

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Dresden-Kaditz: Inbetriebnahme der Erweiterung der Kläranlage

25 Millionen Euro hat die Stadtentwässerung Dresden in den vergangenen vier Jahren in den Ausbau der biologischen Reinigungsstufe in Ostdeutschlands größtem Klärwerk Dresden-Kaditz investiert. Die Kapazität der Belebungsbecken wuchs dabei auf das Anderthalbfache. Insgesamt wurden 48 000 Kubikmeter Beckenvolumen neugebaut. Am 5. September 2018 ging die Anlage in Betrieb. Zwei neue Schlaufenbecken mit einer Wassertiefe von 7,50 Metern fassen jeweils 16 000 Kubikmeter Abwasser. Am Boden sind pro Becken ca. 2200 Belüfterteller aus einer Gummimembran installiert. Dazu kamen zwei Umlaufverteiler mit einem Volumen von je 8000 Kubikmeter. Die „Altbecken“ (von 1991) wurden abgerissen, um diese Erweiterung der Anlage zu ermöglichen und um Flächen für einen eventuell notwendigen weiteren Ausbau zu gewinnen.

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Palma: Zum sechsten Mal in einem Monat: Palma de Mallorca schließt die Strände

Die Regenfälle am frühen Freitagnachmittag (7.9.) haben mal wieder für eine Überlastung der Kläranlagen gesorgt
Es ist ein mittlerweile bekanntes Spiel: Kaum regnet es in Palma de Mallorca, schon laufen Abwässer ins Meer, und an den Stadtstränden muss die rote Fahne gehisst werden: Badeverbot!
So auch am Freitag (7.9.) nachdem es am frühen Nachmittag geregnet hatte. Die Stadt sperrte daraufhin die Strände …mehr:

https://www.mallorcazeitung.es/lokales/2018/09/07/sechsten-mal-monat-palma-de/62506.html?utm_source=rss

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Wolfratshausen: Kläranlagen-Chef erklärt, wie sich Sommer auf Wasser auswirkt

Der Sommer macht sich in der Wolfratshauser Kläranlage bemerkbar. Wegen der Hitze sind die Klärtürme ungewohnt leer – und das hat Konsequenzen.
Der Sommer macht sich in der Wolfratshauser Kläranlage bemerkbar. Weil in den heißen Monaten viel weniger Niederschlag als im Winter fällt, sind die Klärtürme ungewohnt leer. „Das ist jedes Jahr so“, sagt Geschäftsführer Stephan Hartwig. Derzeit liegt der tägliche Stand…mehr:

https://www.merkur.de/lokales/wolfratshausen/wolfratshausen-ort29708/wolfratshausen-klaeranlagen-chef-erklaert-wie-sich-sommer-auf-wasser-in-wolfratshausen-auswirkt-10215073.html

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Wallmenroth: Klärschlammbehandlung – Pilotprojekt in Wallmenroth

Die Änderungen der Klärschlamm- sowie der Düngeverordnung bringen neue Herausforderungen mit sich. In Kläranlagen für mehr als 50.000 Einwohnerwerte darf Klärschlamm in naher Zukunft nicht mehr auf landwirtschaftlich genutzte Flächen in bisheriger Form ausgebracht werden. Im Abwasserzweckverband Betzdorf-Kirchen-Daaden sucht man nach Lösungen und ist fündig ..mehr:

https://www.rhein-zeitung.de/region/lokales/altenkirchen-betzdorf_artikel,-klaerschlammbehandlung-pilotprojekt-in-wallmenroth-_arid,1864642.html

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Münster: Trockenheit für Kontrollen an Kläranlage genutzt

Umfangreiche Revisionsarbeiten

– Umwelt und Tiere leiden unter der aktuellen Trockenheit. Bei der Kläranlage Münster hat man sich den trockenen Sommer nun aber zunutze gemacht, um in den Belebungsbecken umfangreiche Revisionsarbeiten durchzuführen.
Diese Arbeiten sind nur möglich, wenn der Grundwasserspiegel nicht zu hoch ist – das ist nur alle fünf bis sechs Jahre der Fall. Die Becken wurden dieser Tage nicht nur gereinigt und von Sandablagerungen befreit, sondern auch technisch auf Vordermann gebracht: Die neu eingebauten Rührwerke arbeiten schneller, effizienter und deutlich energiesparender …mehr:

https://www.op-online.de/region/muenster/trockenheit-kontrollen-klaeranlage-muenster-genutzt-10184976.html

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Simmern: Umbau der Kläranlage: 5,5 Millionen für sauberes Wasser

Sorgsam mit Energie umgehen und gleichzeitig die Qualität des Abwassers verbessern. Das war die Prämise beim Umbau der Kläranlage Simmern. Die rheinland-pfälzische Umweltministerin weihte gestern zusammen mit Kommunalpolitikern die für 5,5 Millionen Euro in den vergangenen drei Jahren umgebaute Kläranlage ein. 876.000 Euro kamen aus Landesmitteln. Mehr:

https://www.rhein-zeitung.de/region/lokales/rhein-hunsrueck-zeitung_artikel,-umbau-der-klaeranlage-55-millionen-fuer-sauberes-wasser-_arid,1861576.html

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Dörverden: Rührwerk in der Kläranlage ersetzt

Aufwändige Unterhaltungsarbeiten

-Ein nicht alltäglicher Anblick bot sich kürzlich auf der Dörverdener Kläranlage. Eines der beiden Belebungsbecken, die sonst durchgehend mit bis zu 1000 Kubikmeter Abwasser gefüllt sind, wurde für Unterhaltungsarbeiten vollständig leergepumpt, berichtet die Verwaltung in einer Pressemitteilung. Mehr:

https://www.kreiszeitung.de/lokales/verden/doerverden-ort52440/ruehrwerk-klaeranlage-ersetzt-10141617.html

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Rauhenebrach: Mustergültiger Start der Kläranlage

Die neue Kläranlage der Gemeinde Rauhenebrach läuft. Das 1,6 Millionen-Euro-Projekt war die aufwendigste Baumaßnahme in Bürgermeister Bäuerleins Amtszeit. Mehr:

https://www.infranken.de/96181-Rauhenebrach~/

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VERDEN: Kläranlage kämpft noch mit Folgen der Havarie

Wohin mit dem Klärschlamm?

Nein, mit dem Team der Verdener Kläranlage möchte man nicht tauschen. Noch immer kämpft der Eigenbetrieb mit den Folgen der Havarie im vergangenen Dezember. 350 .000 bis 400 .000 Euro müssten beispielsweise in die Elektrotechnik investiert werden, um hier Störungen zu beheben, berichtete Betriebsleiter Uwe Gerdes dem Fachausschuss am Dienstag. Viel größeres Kopfzerbrechen bereitet ihm und den Mitarbeitern aber die Frage: Wohin mit dem Klärschlamm?
6.000 Kubikmeter fallen pro Jahr in Verden an. Abnehmer dieser Massen waren…mehr:

https://www.kreiszeitung.de/lokales/verden/verden-ort47274/wohin-klaerschlamm-10183459.html

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LEMKE: „Kläranlagen-Nachbarschaft“ feiert in Lemke 40 Jahre Erfahrungsaustausch

Wissenstransfer für die Abwasserbeseitigung

Der Name ist Programm: In den „Kläranlagen-Nachbarschaften“ haben sich landesweit die Mitarbeiter von benachbarten Kläranlagen zusammengeschlossen. Die Arbeitsgemeinschaften erlauben Wissenstransfer und Erfahrungsaustausch. Die Kreis-Nienburger Nachbarschaft – die zweitälteste in Niedersachen – hat jetzt auf dem Gelände der Kläranlage Lemke ihr 40-jähriges Bestehen gefeiert. Mehr:

https://www.kreiszeitung.de/lokales/nienburg/nienburg-weser-ort45437/jahre-wissenstransfer-abwasserbeseitigung-10179492.html

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Springe: Chef der Stadtentwässerung würde Kläranlagen der Stadt weiter ausbauen

Der Chef der Stadtentwässerung, Dieter Erdmann, hat auf Einladung des Nabu über die Leistungen des Eigenbetriebs gesprochen.
Die drei Klärwerke im Stadtgebiet erhalten von Stadtentwässerungschef Dieter Erdmann gute Noten – dennoch würde er gern einiges verändern. „Im Leistungsvergleich der Klärwerke.. mehr:

http://www.haz.de/Umland/Springe/Stadtentwaesserungschef-Dieter-Erdmann-gibt-Einblicke-in-die-Arbeit-der-staedtischen-Klaerwerke

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Ebern: Probleme an der Kläranlage

Ein Räumschild in einem Klärbecken ist abgebrochen. Nach 20 Jahren ist wohl eine technische Sanierung der Anlage unumgänglich – und das kostet Geld…mehr:

https://www.infranken.de/regional/hassberge/probleme-an-der-klaeranlage-in-ebern;art217,3635792

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Burgwedel: Abwassergebühr steigt zum 1. Januar

Zum ersten Mal seit sechs Jahren hebt die Stadt Burgwedel die Gebühren für die Abwasserbeseitigung an: Ab 1. Januar 2019 soll der Kubikmeter 2,12 Euro kosten. Dafür hat sich am Donnerstagabend der Finanzausschuss ausgesprochen…mehr:

http://www.haz.de/Umland/Burgwedel/Burgwedel-Abwassergebuehr-steigt-zum-1.-Januar

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Luthe: EU fördert Umbau der Kläranlage

Der Europaabgeordnete Bernd Lange (SPD) hat sich bei einem Besuch in Luthe die geplanten Investitionen mit dem Ziel niedrigerer Klärschlamm-Mengen vorstellen lassen…mehr:

http://www.haz.de/Umland/Wunstorf/EU-Parlamentarier-Bernd-Lange-besucht-Klaeranlage-der-Stadt-Wunstorf-in-Luthe

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Kiel: Der Stromfresser von der Bülker Huk

Zur Toilette gehen, ein Duschbad nehmen, Geschirr spülen – um Abwasser zu reinigen, ist vor allem eines nötig: immens viel Energie. Um den Verbrauch zu senken, wird im Klärwerk Bülk nun umgebaut. Das Ziel der Klimaschutzstrategie Kiels: Es soll sich komplett selbst mit Strom und Wärme versorgen. Mehr:
Um das Abwasser von rund 370 000 Menschen aus der Landeshauptstadt Kiel und 20 weiteren…mehr:

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THERES: Neue Kläranlage soll Mitte September fertig sein

Das Thereser Gremium ließ sich über den Stand der Arbeiten an dem Pilotprojekt informieren. Der Kanal in der Ölgartenstraße soll 2019 saniert werden…Mehr:

https://www.infranken.de/regional/hassberge/neue-klaeranlage-soll-mitte-september-fertig-sein;art217,3620022

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Wupperverband: sucht Hinweise auf Gewässernamen

Historische oder gebräuchliche Namen für 66 Bäche sollen im Gewässerkataster des Wupperverbandes ergänzt werden.
66 namenlose Gewässer

Sie heißen bisher „linker Zufluss des xxbachs“ oder „namenloser Siefen“. Von den rund 4000 Bächen im Wuppergebiet sind zahlreiche ohne Namen weder in den Karten des Wupperverbandes noch in topographischen Karten der Behörden verzeichnet. Zum Teil sind es kurze Bächlein. Doch es gibt insgesamt 66 Bäche im Wuppergebiet, die länger als 250 Meter sind und ohne Namen in den Karten stehen.
Hier möchte der Wupperverband herausfinden, ob es für diese 66 Bäche vielleicht sogar Namen gibt. Ortskundige Bürgerinnen und Bürger oder Bürger- und Geschichtsvereine haben vielleicht sogar Informationen, wie die Bäche heißen oder kennen zumindest einen ortsgebräuchlichen Namen für den Bach in ihrer Nachbarschaft.
Allerdings geht es dem Wupperverband nicht darum, nun Namen für die Bäche zu erfinden oder auszudenken. Vielmehr erhoffen sich die Fachleute für das Geographische Informationssystem des Verbandes Hinweise auf alte Namen und Bezeichnungen, die in der Region gebräuchlich sind, aber nicht in den Karten vermerkt wurden.
„Wir wollen gerne herausfinden, ob es in der Bevölkerung Bezeichnungen für Bäche gibt, die sich vielleicht aus historischen Unterlagen ergeben“, sagt Karl-Heinz Spies, der Leiter der Geographischen Informationssysteme und Geodateninfrastrukturen beim Wupperverband. „Oder ein Name hat sich bei den Anwohnern seit langem etabliert und wird gemeinhin nun für einen Bach genutzt. Wir freuen uns über entsprechende Hinweise.“
Die 66 Bäche, die sich die Fachabteilung des Wupperverbandes nun vorgenommen hat, befinden sich fast allen Kommunen des Verbandsgebiets.

Eine Übersicht ist im für alle Bürgerinnen und Bürger unter dem folgenden Link zu finden:
www.fluggs.de/Namenssuche
Wer die Bezeichnung oder den Namen dieser noch namenlosen Bäche kennt, kann diesen am besten noch mit einem Kartenausschnitt versehen an die Mailadresse fluggs@wupperverband.de senden.
Der Wupperverband stellt in seinem FluGGS (www.fluggs.de) umfangreiche Geodaten für alle Interessierten zur Verfügung. Dies reicht von Informationen zu Schutzgebieten, Überschwemmungsgebieten, Lage von Klärwerken oder Bauwerken im Gewässer, z. B. Wehre, bis hin zu Freizeitthemen, z. B. über den Wupperweg oder den Service Kanusport im FFH-Gebiet Untere Wupper

http://www.wupperverband.de/internet/web.nsf/id/li_de_pm_namenlose_gewaesser.html

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Bennigsen: Neue Kläranlage ist zu teuer

Ein neues Regenrückhaltebecken soll jetzt das Hochwasser-Problem in Bennigsen entschärfen – ein Pilotprojekt. Kanäle und Straßen werden weiter abschnittsweise saniert.

Die Hochwasserproblematik in Bennigsen bei Starkregen, insbesondere im tief gelegenen Südosten des Süllbergorts, soll sich mit dem Bau eines neuen Regenrückhaltebeckens am Hainhopenweg im kommenden Jahr entspannen. Das hat …mehr:

http://www.haz.de/Umland/Springe/Nachrichten/Neue-Klaeranlage-ist-zu-teuer

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Mörfelden-Walldorf : Rohrbruch in Klärwerk

Pumpen verhindern Umweltschäden
Nach einem Schlammrohrbruch in der Kläranlage Mörfelden-Walldorf konnte Schaden für die Umwelt verhindert werden. Nach Angaben eines Feuerwehrsprechers vom Mittwoch waren bereits am Dienstag zwei große Rohrleitungen gebrochen, die Schlamm zwischen den Becken transportieren. Die Feuerwehr konnte ihre eigenen Pumpen nicht einsetzen, da es sich um Schmutzwasser handelte, erhielt aber Verstärkung durch das Technische Hilfswerk (THW). Seit Dienstagnachmittag werden rund 10 000 Liter Schlamm pro Minute in das dafür vorgesehene Becken gepumpt, hieß es. Am Freitagmorgen sollten die Rohre repariert werden. Der Schaden liegt nach Angaben …mehr:

https://www.t-online.de/nachrichten/id_84361546/rohrbruch-in-klaerwerk-pumpen-verhindern-umweltschaeden.html

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Simmern: Umbau der Kläranlage: 5,5 Millionen für sauberes Wasser

Sorgsam mit Energie umgehen und gleichzeitig die Qualität des Abwassers verbessern. Das war die Prämise beim Umbau der Kläranlage Simmern. Die rheinland-pfälzische Umweltministerin weihte gestern zusammen mit Kommunalpolitikern die für 5,5 Millionen Euro in den vergangenen drei Jahren umgebaute Kläranlage ein. 876.000 Euro kamen aus Landesmitteln. Mehr:

https://www.rhein-zeitung.de/region/lokales/rhein-hunsrueck-zeitung_artikel,-umbau-der-klaeranlage-55-millionen-fuer-sauberes-wasser-_arid,1861576.html

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Erftverband: startet Einbau von Aktivkohleschicht im Retentionsbodenfilter Rheinbach

Der Erftverband hat bei seinen Arbeiten am neuen Retentionsbodenfilter in der Abwasseranlage Rheinbach im Rhein-Sieg-Kreis mit dem Einbau der Aktivkohleschicht begonnen. „Die Kombination von Niederschlagswasserbehandlung und Spurenstoffentfernung in einer naturnahen Anlage…mehr:

https://www.euwid-wasser.de/news/wirtschaft/einzelansicht/Artikel/erftverband-startet-einbau-von-aktivkohleschicht-im-retentionsbodenfilter-rheinbach.html

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Hohenbostel: Eine Sache der Effizienz

Kläranlage Hohenbostel soll für 3,9 Millionen Euro modernisiert werden / Ziel: Stabile Gebühren

Unterhosen, Gebisse und Mohrrüben. All diese Dinge wurden bereits im Rechen der Hohenbosteler Kläranlage herausgefischt. Der Rechen ist Teil der mechanischen Reinigung und soll ebenso saniert werden wie der Großteil der 1982 in Betrieb gegangenen Anlage.

Über einen Zeitraum von vier Jahren soll die Kläranlage jetzt für insgesamt rund 3,9 Millionen Euro saniert werden. Darin enthalten.. mehr:

https://www.az-online.de/uelzen/bienenbuettel/eine-sache-effizienz-10150321.html

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Wrestedt: Neue Anlage zur Klärschlamm-Vererdung soll im Frühjahr 2019 gebaut werden

Mit Schilfbecken in die Zukunft
Wrestedt. Die Samtgemeinde Rosche macht es vor und baut gerade drei Becken für die Klärschlamm-Vererdung (AZ berichtete). Nun stellt auch die Samtgemeinde Aue die Weichen für ein solches Vorhaben.
Im Betriebsausschuss präsentierte das Hildesheimer Ingenieurbüro Pabsch und Partner jetzt neue Details zum Bau von drei Vererdungsbecken …mehr:

https://www.az-online.de/uelzen/wrestedt/schilfbecken-zukunft-10126831.html

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NORDERNEY: FLACH-FEINSIEBRECHEN FFR 130 AUF NORDERNEY

Der Flach-Feinsiebrechen FFR 130 von WERKSTOFF + FUNKTION Grimmel Wassertechnik ist nun seit 1,5 Jahren auf der Kläranlage Norderney im Einsatz und erzielt sehr gute Ergebnisse. Das Interesse an dem Insel-Rechen ist bei Anlagenbauern und Abwassermeistern vom Festland und benachbarten Inseln groß.
Durch die integrierte Intensivwirbelwäsche wird eine fast vollständige Auswaschung der Organik aus dem Rechengut erzielt. Somit kann dieses offen in einem Container in der Halle gelagert werden, ohne Geruchsbelästigung oder Fliegen – eben ein Rechen für Inselbedürfnisse!

https://www.werkstoff-und-funktion.de/news/1533877937.html

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Hohenbostel: Millioneninvestition ins Klärwerk

Anlage bei Hohenbostel soll in den kommenden vier Jahren saniert und modernisiert werden

Bienenbüttel. Es ist ein ordentlicher Schluck aus der Pulle. Über einen Zeitraum von vier Jahren sollen rund 3,7 Millionen Euro in die Modernisierung der 1982 in Betrieb genommenen Kläranlage Hohenbostel investiert werden. Mehr:
In den Gesamtkosten sind auch eine Million Euro Fördermittel inbegriffen. Das Konzept zur Sanierung und Erneuerung wird im Bienenbütteler Bauausschuss …mehr:

https://www.az-online.de/uelzen/bienenbuettel/millioneninvestition-klaerwerk-10113123.html

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Wüstenrot: 1,4 Millionen Euro für Abwasserbeseitigung

Das Land unterstützt die Erneuerung der Abwasserbeseitigung in der Gemeinde Wüstenrot mit 1,4 Millionen Euro. Die veraltete Kläranlage in Oberheimbach wird stillgelegt. Zum Ausgleich erhalten die Ortsteile Oberheimbach und Berg einen Anschluss an die Kläranlage Brettach im benachbarten Bretzfeld.

Die Gemeinde Wüstenrot im Landkreis Heilbronn erneuert in den nächsten Jahren ihre Abwasserbeseitigung. Aufgrund baulicher Mängel und der veralteten technischen Ausstattung wird die 1979 in Betrieb genommene Kläranlage im Ortsteil Oberheimbach stillgelegt. Das in den Wüstenroter Ortsteilen Oberheimbach und Berg anfallende Abwasser soll künftig in der Kläranlage Brettach im benachbarten Bretzfeld (Hohenlohekreis) gereinigt werden. Dazu müssen ein neues Pumpwerk gebaut und eine Abwasserdruckleitung zum bestehenden Kanalnetz gelegt werden. Das Land unterstützt diese Maßnahme mit rund 1,4 Millionen Euro.

„Der Zusammenschluss kleiner zu größeren Abwassereinheiten ist ein wichtiger Aspekt in unserer Umweltpolitik,“ sagte Umweltminister Franz Untersteller. „Maßnahmen wie die in Wüstenrot verbessern die Qualität der Abwasserbehandlung und leisten damit einen wichtigen Beitrag zum Gewässerschutz. In Wüstenrot profitiert konkret das Schnarringsbächle.“ Regierungspräsident Wolfgang Reimer ergänzte: „Durch diese Strukturverbesserungen machen wir die Abwasserbeseitigung nicht nur effizienter, sondern auch zuverlässiger.“

In Zeiten knapper Kassen gestaltet sich die Daseinsvorsorge insbesondere für Kommunen im ländlichen Raum zunehmend schwieriger. Daher sei es wichtig, dass das Land den Kommunen dabei finanziell unter die Arme greife, so Minister Untersteller: „Wir stellen den Städten und Gemeinden dieses Jahr rund 50 Millionen Euro zur Verfügung, damit sie ihr Abwasser effizienter und umweltverträglicher beseitigen können.“

Strukturgutachten befürwortet Stilllegung der Kläranlage
Bislang erfolgt die Abwasserbeseitigung der Wüstenroter Ortsteile Oberheimbach und Berg über die Kläranlage Oberheimbach. Diese Anlage ist seit 1979 in Betrieb und aufgrund der schlechten Bausubstanz und ihrer veralteten Technik sanierungsbedürftig. Vor diesem Hintergrund hatte die Gemeinde Wüstenrot im Jahr 2014 ein Strukturgutachten beauftragt, in dem unterschiedliche Varianten für eine zukunftsfähige Abwasserbeseitigung untersucht wurden. Das Gutachten befürwortet als beste und wirtschaftlichste Lösung die Stilllegung der Kläranlage Oberheimbach und den Neubau eines Abwasserpumpwerks und einer Abwasserdruckleitung zum bestehenden Kanalnetz im Ortsteil Ochsenhof und von dort zur Kläranlage Brettach in der Gemeinde Bretzfeld.
Insgesamt sehen die Planungen für diese Maßnahme zuwendungsfähige Kosten von etwa 1,65 Millionen Euro vor. Knapp 85 Prozent davon trägt das Land.

https://www.baden-wuerttemberg.de/de/service/presse/pressemitteilung/pid/14-millionen-euro-fuer-abwasserbeseitigung-in-wuestenrot/

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Rosche: Bau der drei Schlammbecken geht zügig voran

Anlage könnte im September in Betrieb gehen

Nur wenige Wochen nach Beginn der Arbeiten ist die neue Klärschlamm-Vererdungsanlage in Rosche bereits gut erkennbar.
Die Böschung der drei jeweils rund 1800 Quadratmeter großen Becken …mehr:

https://www.az-online.de/uelzen/rosche/drei-schlammbecken-geht-zuegig-voran-10102379.html

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Andernach: Studierende des Bauingenieurwesens besuchten Kläranlage der Stadt Andernach

Studierende des Bauingenieurwesens an der Hochschule Koblenz hatten die Gelegenheit, gemeinsam mit Prof. Dr.-Ing. Kirschbauer die Kläranlage der Stadt Andernach zu besichtigen.
KOBLENZ. Studierende des Bauingenieurwesens an der Hochschule Koblenz hatten die Gelegenheit, gemeinsam mit Prof. Dr.-Ing. Kirschbauer die Kläranlage der Stadt Andernach zu besichtigen.

Rainer Schmitz, Werkleiter des Abwasserwerks und Amtsleiter des technischen Bauamtes der Stadt Andernach, sowie der stellvertretende Werkleiter Daniel Roters erklärten der Gruppe zunächst theoretisch die Funktionsweise der Kläranlage. Dabei legten sie auch dar, welche Besonderheiten diese Anlage im Vergleich zu anderen Anlagen aufweist.

Der anschließende Rundgang führte entlang des Fließweges des Wassers zu den verschiedenen Reinigungsstufen, wobei die Studierenden an jeder einzelnen Phase der Reinigung ausführliche Informationen erhielten. Am Zulauf der Kläranlage konnten die Studierenden mit etwas Unbehagen deutlich sehen, welche Produkte und Hinterlassenschaften die Kläranlage erreichen. Einen besonderen Blick darauf boten ebenfalls die Rechen mit zwölf und sieben Millimetern Durchmesser. Die nächsten Stationen waren der Sandfang, gefolgt von Vorklärbecken, Belebungsbecken und abschließend das Nachklärbecken.

„Besonders beeindruckt hat uns der sehr gute Zustand der Becken angesichts ihres Alters von rund 50 Jahren“, berichtet Studentin Joanna Swiderska, „außerdem arbeitet die Anlage sehr effizient. Durch die Abfallprodukte wird mehr Strom erzeugt als die Anlage verbraucht, so dass die überschüssige Energie verkauft werden kann.“ Initiiert hatte diese Exkursion der Student Patrick Mosen, der sich gemeinsam mit seinen Mitstudierenden und dem betreuenden Professor für die neu gewonnenen Eindrücke bedankte: „Es war eine wirklich lehrreiche und praxisnahe Führung.“

Weitere Informationen:
http://www.hs-koblenz.de

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WVER: Größte Ozonanlage der EU geht in der Soers in Betrieb

Ein konzertierte Aktion wurde am Donnerstag in der Soers gefeiert, wahrscheinlich ein Meilenstein in moderner Wasseraufbereitung gesetzt. Denn in der Kläranlage des Wasserverbandes Eifel-Rur (WVER), dem auch die Aachener Einrichtung am Nordrand der Soers gehört, haben sich neben dem Verband die RWTH mit ihrem Institut für Siedlungswasserwirtschaft und als dritter im Bunde das NRW-Landesministerium für Umwelt zusammengetan, um mit einer Ozonungsanlage technisches Neuland zu betreten.
Das Vorhaben wird mit 70 Prozent der zwölf Millionen Euro teuren Investition vom Umweltministerium gefördert. Die Anlage wird nach dem Startschuss …mehr:

http://www.aachener-nachrichten.de/lokales/aachen/groesste-ozonanlage-der-eu-geht-in-der-soers-in-betrieb-1.1871003

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Dorfen: Kläranlage zu klein – Zuzug

Nichts geht mehr: Die Kläranlage Dorfen hat ihre Leistungsgrenze erreicht. Die Anlage muss dringend erweitert werden. Der Bauausschuss hat dafür jetzt die Planung vergeben.
Dorfen – Die Dorfener Kläranlage hat etliche Jahre auf dem Buckel. 1975 wurde sie als Belebungsanlage mit Schlammstabilisierung mit einer Reinigungsleistung von 13 000 Einwohnerwerten gebaut. 2010 wurde auf 15 500 Einwohnerwerte erweitert. Doch jetzt ist die Anlage an ihrer Kapazitätsgrenze. Um für die Zukunft gerüstet zu sein, soll die Kläranlage auf 30 000 Einwohnerwerte ausgebaut …mehr:

https://www.merkur.de/lokales/erding/dorfen-ort28598/zuzug-dorfener-klaeranlage-zu-klein-10111428.html

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PINNOW: Abwasser im Raum Oranienburg kann wieder mit voller Kraft abgepumpt werden / Uhthoff & Zarniko setzt Pumpe in Hauptpumpwerk Pinnow instand.

Für den nördlichen Berliner Raum hat das Abwasserpumpwerk Pinnow strategische Bedeutung: Von hier wird das gesamte Schmutzwasser von rund 70.000 Einwohnern der Städte Oranienburg und Hohen Neuendorf (3.500.000 m3/Jahr) zur Gemeinschaftskläranlage in Wansdorf gefördert.
Als der Betriebsführer, die Stadtwerke Oranienburg, im Juni einen Störfall feststellte, und Uhthoff & Zarniko mit der Instandsetzung beauftragte, war dem Berliner Pumpenspezialist schnell klar: die betreffende Pumpe muss umgehend entweder repariert oder durch ein neues Aggregat ersetzt werden – gut 20 Jahre Abwasserförderung hatten deutliche Spuren hinterlassen. Das zeigte sich sowohl am Laufrad, als auch an den Verschleißplatten und Gleitringdichtungen. Es hatten sich größere Mengen an Faserstoffen angesammelt, die den Dichtungen zusetzten – am Ende gelangte Abwasser in die Sperrkammer der Gleitringdichtung.
Aufgrund der strategischen Bedeutung des Pumpwerks und einer vom Hersteller anvisierten Lieferzeit von 12 Monaten, entschied sich der Betriebsführer, die Stadtwerke Oranienburg, für die Instandsetzung der Maschine. Uhthoff & Zarniko baute die defekte Pumpe, sowie den Motor, die Grundplatte und das komplette Gestell, aus. Die Spezialisten erneuerten mehr als ein Dutzend Teile und reparierten Pumpenwelle und Lagersitze. Anschließend wurde die Pumpe zusammengesetzt und an den Einsatzort zurücktransportiert – wo Elektrik und Hydraulik wieder an das System angeschlossen wurden. Nach einem Probelauf konnten die Stadtwerke die Pumpen wieder in Betrieb nehmen- jetzt wird das Schmutzwasser wieder mit voller Kraft zum Klärwerk Wansdorf gefördert.
Bereits im Mai dieses Jahres wurde Uhthoff & Zarniko mit dem Austausch einer Pumpe im Abwasserpumpwerk Oranienburg-Pinnow beauftragt. Auch dieses Aggregat hatte bereits eine Laufzeit von gut 20 Jahren. Der Austausch erfolgte im Rahmen der planmäßigen Wartung.

https://www.uhthoff-zarniko.de/aktuelles/abwasser-kann-wieder-mit-voller-kraft-abgepumpt-werden

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Beggen / Luxemburg: Provisorium für Zentratentstickung

Die ARA Beggen in Luxemburg erhält eine Zentratentstickungsanlage im Anammox-Verfahren. Bis diese Anlage im Sommer 2019 voraussichtlich ihren Betrieb aufnimmt, wird die Biologie kurzfristig mit einem Provisorium betrieben. Um das Zentrat der Schlammentwässerung zu behandeln, ist ein bestehendes Regenbecken umfunktioniert worden. Seit Dezember 2017 wird dort ein Teil des Zentrats im Durchlauf mit dem SHARON-Verfahren entstickt. Die Anlage ist für eine Zentratmenge von 225 m³/d konzipiert. Mehr:

https://de.holinger.com/news/details/?L=10%2520and%25201%3D1–&tx_ttnews%5Byear%5D=2018&tx_ttnews%5Bmonth%5D=07&tx_ttnews%5Bday%5D=16&tx_ttnews%5Btt_news%5D=3244&cHash=c37099a69e6a483175e0557665253d9d

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Hamburg-Köhlbrandhöft: Baustelle – Neubau der Mechanik

Die Baustelle in Hamburg-Köhlbrandhöft (Ausbaugröße 900.000 EW) kommt voran. Der Neubau der mechanischen Reinigungsstufe besteht aus einer 5-straßigen Grob- und Feinrechenanlage mit 4-straßigem Sandfang. Das Investitionsvolumen beträgt ca. 23 Mio. €.

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Langenhagen: Kanalbau liegt im Zeit- und Kostenplan

Die Kosten von 650.000 Euro kann die Stadtentwässerung bei der Sanierung des letzten Abschnitts vom Südsammler zwischen Sollingweg und Walsroder Straße halten. Am Montag wird die Brücke abgebaut. Mehr:

http://www.haz.de/Umland/Langenhagen/Stadtentwaesserung-saniert-letzten-Abschnitt-des-Suedsammlers-vom-Sollingweg-zur-Walsroder-Strasse

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HERBOLZHEIM: 20 000 Euro für Simulation für Kläranlage

(iwi). Die Kläranlage muss fit gemacht werden für die aktuellen Erfordernisse. Allerdings ist noch nicht rundum klar, was alles gebraucht wird. Weitere Erkenntnisse soll eine „dynamische Kläranlagensimulation“ erbringen. Den Auftrag dafür hat der Technische Ausschuss am Donnerstag an das Institut für Automation und Kommunikation in Magdeburg vergeben. Knapp 20 000 Euro soll die Simulation kosten. Simuliert werden die verschiedenen Eingänge über die „Vorfluter“ in die Kläranlage. Da in der Herbolzheimer Kanalisation sowohl Schmutzwasser…mehr:

http://www.badische-zeitung.de/herbolzheim/20-000-euro-fuer-simulation-fuer-klaeranlage–154892785.html

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WEHR: Zweckverband ist Geschichte

Die Kläranlage Wehr wird nach 36 Jahren Kooperation mit der Industrie nur noch von der Stadt betrieben. Mehr:

https://www.badische-zeitung.de/wehr/zweckverband-ist-geschichte–155470089.html

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SÜDLICHE ORTENAU: Abwasserzweckverband investierte 7,5 Millionen Euro in Erweiterung der Kläranlage im Ellbogenwald / Fertigstellung gefeiert

Täglich 6350 Kubikmeter Abwasser

Zwei Bauabschnitte, 7,5 Millionen Euro Investitionssumme, zwei Jahre Bauzeit: Jetzt ist die dritte Erweiterung der Kläranlage Kappel des Abwasserzweckverbands (AZV) Südliche Ortenau abgeschlossen. Am Freitagabend wurde das im Kreis von Bürgermeistern, Gemeinderäten und AZV-Mitarbeitern gefeiert. Am Sonntag konnte die Bevölkerung…mehr:

http://www.badische-zeitung.de/ettenheim/taeglich-6350-kubikmeter-abwasser–155158800.html

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Rutesheim: Neue Maut macht Klärschlamm teurer

Stadt will die Reste aus der eigenen Kläranlage in Stuttgart-Mühlhausen verbrennen lassen.
Die Maut, die seit dem 1. Juli auch für Bundesstraßen gilt, hat ungeahnte Auswirkungen. Für die Stadt Rutesheim beispielsweise wird die Entsorgung von Klärschlamm teurer. Das führt dazu, dass sich die Stadt von einem Entsorger trennt, der ihr diesen Dienst seit 1991 erwiesen hat. Der Schlamm soll künftig in Stuttgart-Mühlhausen verbrannt werden. Mehr:

https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.rutesheim-neue-maut-macht-klaerschlamm-teurer.a2a7c9fa-40f0-42b9-aa0b-eafbea9a6f82.html

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SÜDLICHE ORTENAU: Informationsbroschüre

Zum Tag der offene Tür der Verbandskläranlage des Abwasserzweckverbandes Südliche Ortenau wurde die Informationsbroschüre „Gewässer schützen, Ressourcen sichern“ des Verbandes komplett…mehr:

http://www.badische-zeitung.de/ettenheim/alle-infos-zur-klaeranlage–155547173.html

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Kirchdorf stimmt Plan zu – Das dritte „Ja“ zur Abwasser-Fusion

Kirchdorf – Der Weg für die Zusammenlegung des Abwasserbetriebes der Stadt Sulingen mit denen der Samtgemeinden Schwaförden und Kirchdorf, die bislang unter dem Dach Wasserversorgung Sulinger Land eigenständig geführt wurden, ist frei: Die Mitglieder des Kirchdorfer Samtgemeinderates stellten sich bei ihrer Sitzung am Donnerstagabend im Rathaus mit einem einstimmigen Beschluss hinter die „Fusion“, für die es aus den beiden anderen Kommunen bereits grünes Licht gegeben hatte.
Es gehe darum, den Bereich der Abwasserentsorgung gemeinsam fit für die Zukunft zu machen, stellt Samtgemeindebürgermeister Heinrich Kammacher fest. Die größte Herausforderung mehr:

https://www.kreiszeitung.de/lokales/diepholz/kirchdorf-ort120456/kirchdorfer-samtgemeinderat-votiert-zusammenlegung-abwasserbetriebe-10034129.html

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Rollsdorf: Umbau der Kläranlage in Rollsdorf kurz vor Abschluss, zwei Drittel der Investition durch EU-Fonds ELER gefördert

Baden, Duschen, Geschirr spülen, Wäsche waschen, Kochen … oder das Betätigen der Toilettenspülung: Etwa 135 Liter Wasser verbraucht jeder Mensch in Deutschland pro Tag. Und jeder von uns ist dabei an eine hohe Wasserqualität gewöhnt. Damit – wie vom Umweltbundesamt bezeichnet – „unser Trinkwasser das reinste Lebensmittel“ bleibt und mit den Ressourcen verantwortungsvoll umgegangen wird, stellen die Kläranlagen einen wichtigen „Baustein“ der Wasserwirtschaft dar. Der Bau und die Sanierung von Abwasseraufbereitungsanlagen erfolgt unter dieser Prämisse sowie unter der Berücksichtigung von Einwohnerprognosen und gewerblicher Ansiedlung. Die Kläranlage in Rollsdorf, unweit des Süßen Sees, ist eine der Anlagen, die derzeit umgebaut wird. Die mehrere Millionen Euro umfassende Maßnahme wird durch den Europäischen Landwirtschaftsfonds zur Entwicklung des ländlichen Raumes (ELER) gefördert.
Großinvestition, gefördert durch den EU-Fonds ELER: Erweiterung der Kläranlage Rollsdorf (Foto: Grit Gröbel)
Die hochkomplexe Kläranlage sorgt dafür, dass das gereinigte Abwasser in die Salza eingeleitet werden kann. Seit zwei Jahren wird die Anlage, die bisher mit aerober Schlammstabilisierung gearbeitet hat, zu einer Kläranlage mit anaerober Schlammbehandlung umgebaut. Daraus ergibt sich neben der dringend erforderlichen Kapazitätserhöhung eine erhebliche Energieeinsparung.
Kläranlage Rollsdorf. Das neugebaute Schlammsilo geht 19 Meter in die Tiefe (Foto: Grit Gröbel)
Derzeit werden die Systeme Schritt für Schritt getestet, bevor die Kläranlage Anfang 2012 vollständig in Betrieb gehen wird. „Das Abwasser aus Eisleben wird
durch eine 15 km lange Überleitung nach Rollsdorf gepumpt“, berichtet Steffen Girnus. Der Diplomingenieur der Pöyry Deutschland GmbH ist Projektleiter für die Baumaßnahme in Rollsdorf. Besonders stolz ist er darauf, dass die gesamte Überleitungsstrecke mit nur einem Pumpwerk betrieben wird. „Das ist unter Beachtung aller Randbedingungen im Einzugsgebiet in Europa bisher einmalig“, meint er. Der Umbau der Kläranlage fand unter laufendem Betrieb statt. Eine schwierige Aufgabe war es, in der ganzen Zeit dafür zu sorgen, dass die Abwasserreinigung nicht unter den Baumaßnahmen leidet.
Erweiterung der Kläranlage Rollsdorf. Die Gestaltung der Außenanlagen – wie hier rund um den neuen Faulturm – gehört zu den letzten Arbeitsschritten vor Inbetriebnahme Anfang 2012 (Foto: Grit Gröbel)
Durch das neue Schlammsilo braucht der Schlamm nicht mehr offen gelagert werden. Das hat eine Geruchsminderung zur Folge, die allerorts begrüßt wird. Und in Rollsdorf, das von Gärten und Weinhängen umgeben ist, erst recht. Die zwei neu errichteten Blockheizkraftwerke werden im Übrigen mit dem aus der Abwasserreinigung gewonnen Methangas gespeist. Der energetische Betrieb der Kläranlage aus eigener Kraft ist somit gesichert.
Zu den „Herren über die Baustelle“ gehört neben Steffen Girnus auch Andreas Gimpel. Seines Zeichens Verbandsgeschäftsführer des AZV „Eisleben – Süßer See“, hat er insbesondere die Nachhaltigkeit der Baumaßnahme im Blick. „Zukünftig können alle fünf Verwaltungsgebiete des AZV ihr Abwasser hier zentral klären lassen. Neben Eisleben gehören die Verwaltungsgemeinschaft Mansfelder Grund-Helbra, das Gebiet Süßer See, Farnstädt und Höhnstedt dazu. Die Reinigungsleistung wird auf 65.000 Einwohnerwerte erhöht. Das ist eine Steigerung um gut 44 Prozent.“, berichtet er. Das Investitionsvolumen gehe in die Millionen Euro. Von den über 7,5 Millionen Euro förderfähigen Kosten übernimmt der EU-Fonds ELER 75 Prozent. Das restliche Viertel wird aus kommunalen Mitteln finanziert.
Der ELER trägt in Sachsen-Anhalt mit rund 904 Millionen Euro EU-Mittel – ein Viertel der gesamten dem Land von der EU zugewiesenen Fördergelder – dafür Sorge, dass die Entwicklung des ländlichen Raums sich als integraler Bestandteil der Gesamtpolitik für Beschäftigung und Wachstum vollzieht. Zusammen mit der nationalen Kofinanzierung stehen öffentliche Ausgaben in Höhe von 1,16 Milliarden Euro bereit. Zusätzlich will Sachsen-Anhalt 240 Millionen Euro aus dem Landeshaushalt beisteuern, so dass das Land rund 1,326 Milliarden Euro für die Entwicklung des ländlichen Raums einsetzen kann.

https://europa.sachsen-anhalt.de/esi-fonds-in-sachsen-anhalt/informationen-fuer-interessierte/erfolgsprojekte/erfolgsprojekte-eler/klaeranlage-rollsdorf/

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Schleswig : Stadtwerkechef zu Plastikfunden – Kläranlage lief sachgerecht

Expertenuntersuchungen zur Einleitung von Plastikteilchen in die Schlei haben nach Angaben der Stadtwerke Schleswig offenkundig keine gravierenden neuen Erkenntnisse gebracht. Der beauftragte Sachverständige habe bescheinigt, dass die Kläranlage fach- und sachgerecht geführt werde, sagte Geschäftsführer Wolfgang Schoofs, der am Mittwoch dem Werkausschuss für Abwasserentsorgung den Sachverständigenbericht erläuterte. Vorgegebene Grenzwerte seien eingehalten worden. Aber der Sandfilter habe die Kunststoffe nicht gänzlich aufhalten können, sagte Schoofs. Schwerere Teilchen seien im Klärschlamm gelandet, leichtere aber durch den Filter gelaufen.
Anfang März war bekanntgeworden, dass Plastikteilchen aus geschredderten Speiseresten über das Klärwerk in die Schlei gelangt waren. Das Umweltministerium in Kiel geht davon aus, dass dies schon mindestens seit 2015 geschah. Jährlich dürfte es sich um mehrere Tonnen Plastik gehandelt haben. Flächendeckend wurden die Teilchen aber erst Ende …mehr:

https://www.t-online.de/nachrichten/id_84173082/stadtwerkechef-zu-plastikfunden-klaeranlage-lief-sachgerecht.html

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Nablus: Deutschland unterstützt Klärwerkbau in Nablus

Die Bundesregierung gibt zehn Millionen Euro für ein Klärwerk in Nablus. Es soll laut Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung „grenzüberschreitende Wirkung“ haben.
RAMALLAH (inn) – Die Stadtverwaltung in Nablus hat am Montag eine Abmachung unterzeichnet, die ihr eine zehn Millionen Euro teure Kläranlage zusichert. Finanzträger ist die KFW-Entwicklungsbank. Es sei dann das erste Klärwerk dieser Größe im Westjordanland, schreibt die palästinensische Nachrichtenagentur WAFA . Die Abmachung wurde im Rahmen der deutsch-palästinensischen Entwicklungszusammenarbeit unterschrieben.
Im Westteil der Stadt Nablus soll laut KFW eine umwelt- und gesundheitsverträgliche Abwasserentsorgung sichergestellt werden. Das werde durch den Bau einer Kläranlage gewährleistet. Das Vorhaben soll in enger Zusammenarbeit mit der deutschen Technischen Zusammenarbeit (TZ) passieren. Die verbesserte Abwasserentsorgung werde „grenzüberschreitende Wirkungen und damit eine hohe friedenspolitische Bedeutung“ haben. Auftraggeber des Projekts ist das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.
Das palästinensische Landwirtschaftsministerium und die Wasserbehörde haben sich am Entwurf des Projekts beteiligt. Das wiederaufbereitete Wasser soll ebenso 1.000 Bauern und ihren Feldern zugute kommen. Laut WAFA hat die deutsche Regierung bislang insgesamt mehr als 100 Millionen Euro in Wasser- und Wasseraufbereitungsprojekte in der Gegend um Nablus investiert…mehr:

https://www.israelnetz.com/politik-wirtschaft/politik/2018/07/26/deutschland-unterstuetzt-klaerwerkbau-in-nablus/

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Horb: 950.000 Euro für Abwasserbeseitigung in Horb am Neckar

Zur weiteren Modernisierung ihrer Abwasserbeseitigung erhält die Stadt Horb am Neckar einen Landeszuschuss von 950.000 Euro. Das umfangreiche Maßnahmenpaket der Stadt dient der Wasserqualität und dem Gewässerschutz.
Der Staatssekretär im Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg, Andre Baumann, übergibt der Stadt Horb am Neckar (Landkreis Freudenstadt) morgen (12.07.) einen Förderbescheid über 950.000 Euro. Damit kann die Kommune mit dem vierten und letzten Bauabschnitt einer umfassenden Maßnahme zur Modernisierung ihrer Abwasserbeseitigung beginnen. Wenn alle Arbeiten abgeschlossen sind, wird die veraltete Sammelkläranlage im Horber Stadtteil Mühlen stillgelegt. Die zuwendungsfähigen Kosten für diesen Bauabschnitt belaufen sich auf etwa 1,9 Millionen Euro.
Maßnahme dient der Wasserqualität und dem Gewässerschutz
„Das Maßnahmenpaket bildet die Grundlage für eine stabile und effiziente Abwasserbeseitigung“, sagte Baumann vor seinem Besuch in Horb am Neckar. „Mit ihrer modernen Kläranlage gewährleistet die Stadt, dass das in ihrem Gebiet anfallende Abwasser optimal gereinigt wird und weniger Phosphor und schädliche Spurenstoffe in den Neckar gelangen.“ Dies diene zum einen der Wasserqualität und zum anderen dem Schutz des Flusses als Lebensraum für verschiedene Tier- und Pflanzenarten.
„Darüber hinaus trägt die Zusammenlegung kleinerer Kläranlagen mit größeren auch den gestiegenen Anforderungen an die Betriebssicherheit, die Wirtschaftlichkeit und den strengeren Umweltstandards der Zukunft Rechnung“, ergänzte der Staatssekretär.
Eine moderne und zukunftsfähige Abwasserbeseitigung gebe es nicht zum Nulltarif, so Andre Baumann weiter. „Wir sind es jedoch unserer Umwelt wie auch den Bürgerinnen und Bürgern im Land schuldig, die dafür notwendigen Investitionen zu stemmen. Die Landesregierung greift den Städten und Gemeinden in diesem Jahr mit fast 62 Millionen Euro unter die Arme, damit sie ihr Abwasser effizienter und umweltschonender beseitigen können.“
Ergänzende Informationen
Bislang erfolgt die Abwasserbeseitigung im Horber Stadtteil Mühlen über die dortige Sammelkläranlage. Diese Anlage ist seit 1982 in Betrieb und hätte aufwändig saniert und ausgebaut werden müssen. Um den Investitionsbedarf festzustellen, hatte die Stadt Horb am Neckar in der Planungsphase verstärkt Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen durchgeführt. Dabei hat sich die Stilllegung der Anlage in Mühlen und der Anschluss an die Sammelkläranlage Horb als langfristig wirtschaftlichste Lösung herausgestellt.
Das gesamte Paket umfasst folgende Bauabschnitte:
• I. Herstellung eines Trennsystems im Bereich Schelmenwasen
• II. Herstellung einer Druckleitung ab dem Regenüberlaufbecken Schelmenwasen bis zur Sammelkläranlage Horb
• III. Bau des Regenüberlaufbeckens Schelmenwasen
• IV. Bau eines Pumpwerks in Mühlen, Herstellung einer Druckleitung ab dem Pumpwerk und Bau eines Mischwasserkanals ab Ahldorf jeweils bis zum Regenüberlaufbecken Schelmenwasen
Die ersten beiden Bauabschnitte sind bereits fertiggestellt. Mit Bauabschnitt III wurde im Jahr 2016 begonnen. Insgesamt sind Kosten in Höhe von knapp fünf Millionen Euro eingeplant

https://stm.baden-wuerttemberg.de/de/service/presse/pressemitteilung/pid/950000-euro-fuer-abwasserbeseitigung-in-horb-am-neckar/

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DÜREN: Papierfabrik Niederauer Mühle behandelt Abwasser in Klärgasanlage

AWS GmbH übernimmt technische Betriebsführung
Die Papierfabrik Niederauer Mühle GmbH hat mit der AWS GmbH einen Vertrag zur technischen Betriebsführung der Klärgasanlage in Kreuzau geschlossen.
Bislang wurde das bei der Papierproduktion anfallende Abwasser mit einer hohen organischen Fracht lediglich mechanisch vorgereinigt und dann zur biologischen Behandlung in die öffentliche Gruppenkläranlage Düren übergeben.
Zukünftig soll das Produktionsabwasser auch biologisch in der neu errichteten anaeroben Klärgasanlage vorbehandelt werden. Das dabei anfallende Biogas – rund 2.000 Kubikmeter pro Tag – wird im Kesselhaus der Papierfabrik zur Dampferzeugung genutzt. Zur weiteren biologischen Reinigung vor der Einleitung in die Rur wird das Abwasser über den Hauptsammler des Wasserverbandes Eifel-Rur (WVER) der Gruppenkläranlage Düren zugeleitet. AWS wird die Anlage für zunächst drei Jahre betreuen. „Das ist ein weiterer Schritt zu unserer klaren Positionierung als zuverlässiger Betriebsführer von Wasser- und Abwasseranlagen“, so AWS-Geschäftsführer Jochen Krüger.
Die Projektpartner
Der Auftraggeber, die Niederauer Mühle GmbH, ist ein auf die Herstellung von weiß gedecktem Wellpappenrohpapier spezialisiertes Unternehmen in Kreuzau. Das hergestellte Papier kommt als bedruckte Deckschicht für Kartons und als Innendecke zum Einsatz. Es ist Bestandteil von Verpackungen aus Wellpappe und dient individuell bedruckt als werbe-wirksames Aushängeschild. Als Rohstoff werden unter anderem Altpapier und Verpackungen (Getränkekartons) eingesetzt.
Die AWS GmbH ist eine hundertprozentige Tochtergesellschaft der GELSENWASSER AG, einem in Deutschland und im angrenzenden europäischen Ausland tätigen Dienstleistungs- und Versorgungsunternehmen für Wasser, Abwasser und Energie mit Sitz in Gelsenkirchen. Der Abwasserspezialist ist ganz auf die Akquisition individueller Projekte ausgerichtet. Das Kerngeschäft der AWS sind langfristige Betriebsführungen und Contractingmodelle bei Industrieunternehmen und Gemeinden. Aktuell ist AWS Partner von fünf Kommunen und 13 Industrieunternehmen.

https://www.aws-gw.de/das-unternehmen/news-presse/news-einzelansicht/news/papierfabrik-niederauer-muehle-behandelt-abwasser-in-klaergasanlage/?tx_news_pi1%5Bcontroller%5D=News&tx_news_pi1%5Baction%5D=detail&tx_news_pi1%5Bday%5D=2&tx_news_pi1%5Bmonth%5D=7&tx_news_pi1%5Byear%5D=2018&cHash=b19304c571d6bd5d3458d792b5449740

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Eggenfelden: Auszeichnung vom BMU für LED-Leuchten auf der Kläranlage

Das Bundesumweltministerium (BMU) zeichnet die Stadt Eggenfelden mit zwei Klimaschutz-Zertifikaten für die Sanierung der Innen- und Außenbeleuchtung ihrer Kläranlage aus. Gefördert wurden die beiden Vorhaben mit rund 10 000 Euro im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative (NKI). Der Austausch der Kläranlagenbeleuchtung in Eggenfelden zählt zu den über 25 000 Projekten, die das BMU in den letzten zehn Jahren aus der Nationalen Klimaschutzinitiative gefördert hat. Die Umsetzung der beiden Projekte fand von Januar 2017 bis Januar 2018 statt. Insgesamt wurden 201 Lichtpunkte auf moderne und effiziente LED-Leuchten umgestellt. Die Nationale Klimaschutzinitiative, mit der das Bundesumweltministerium in ganz Deutschland Klimaschutzprojekte fördert, wird in diesem Jahr zehn Jahre alt. Die Förderprogramme der NKI unterstützen Kommunen, Unternehmen und Verbraucher dabei, einen konkreten Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Anträge können bis 30. September 2018 beim Projektträger Jülich gestellt werden:

Weiterführende Links
https://www.klimaschutz.de/kommunalrichtlinie

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Thonon les Bains: Phosphor-Elimination in Thonon les Bains (Frankreich)

Mecana liefert 6 Scheibenfilter SF12 für das Projekt Thonon les Bains (Frankreich) an die französische Firma SAUR. Die bestehende Mikrosiebung wird dadurch komplett durch Mecana Tuchfilter ersetzt. Die Schlussfiltration wird mit der exklusiven OptiFiber PES-14® Filtertücher bestückt sein und so Ablaufwerte von unter 0.5 mg/l Phosphor erreichen. Die Inbetriebnahme ist für Oktober 2018 geplant…mehr:

http://www.mecana.ch/de/kurze-news

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Friesenheim: Getriebe-Retrofit am Einlaufbauwerk der Kläranlage

Die Kläranlage Friesenheim, im Ortenaukreis nahe der Stadt Lahr gelegen, dient seit 1975 als Abwasserzulaufstelle für die umliegenden Ortschaften Friesenheim, Meißenheim sowie Neuried.Sie hat eine Aufnahmekapazität von knapp 24 000 Einwohnerwerten.
Direkt am Einlaufbauwerk befinden sich fünf Schneckenpumpen, die das einfließende Wasser um mehrere Meter auf das Niveau des Vorklärbeckens heben.Dabei werden nur in seltenen Fällen alle archimedischen Schnecken gleichzeitig betrieben.Lediglich bei sehr starkem Wasserzufluss, zum Beispiel infolge heftiger Regenfälle, werden alle Pumpen beansprucht, die ansonsten redundant aus¬gelegt sind.
Infolge eines Materialschadens an der installierten Antriebseinheit eines Drittanbieters war eine der beiden großen Pumpanlagen nicht mehr betriebsbereit.An einem Zahnrad im Getriebe waren mehrere Zähne gebrochen, sodass im Fall einer starken Belastung der Kläranlage die benötigte Förderkapazität nicht mehr erreicht werden konnte.Der Betreiber entschied sich daher, SEW-Eurodrive als einen der führenden Antriebstechnikspezialisten mit dem Austausch von Getriebe und Motor zu beauftragen.Der bestehende Antrieb, ein als Riementrieb ausgeführter Getriebemotor, wurde durch ein SEW-Industriegetriebe der Baureihe X ersetzt.Die eigenständige Industriegetriebe-Plattform wird als Stirn- und Kegelstirnradgetriebe angeboten.Mit der hohen Varianz an vordefinierten Zusatzausstattungen und Optionen sowie der Möglichkeit, kundenspezifische Anpas¬sungen zu realisieren, können alle Anforderungen der Wasser- und Abwasserwirt-schaft erfüllt werden.
Der Riementrieb konnte bei dem neuen Antriebskonzept entfallen.Die Anbin¬dung von Motor und Getriebe wurde über einen Motoradapter mit integrierter Klauenkupplung realisiert.Die Vorteile des direkt gekoppelten Motors liegen zum einen in den geringeren Übertragungsverlusten gegenüber der Variante mit Riemen, zum anderen entfällt mit dem Riementrieb ein wartungsintensives Verschleißteil.
Das Nennabtriebsdrehmoment des intallierten Getriebes beträgt 12 800 Nm.Es wird von einem IE3-Drehstrommotor mit 30 kW angetrieben.Um den rückwärtsgerichteten Drehkräften entgegenzuwirken, die durch die Gewichtskraft des Wassers in den Transportkammern der Schnecke entstehen, wurde der Motor mit einer Rücklaufsperre versehen.
Durch die im Vergleich zu den meis¬ten Getrieben des Wettbewerbs geringere Achshöhe der X-Baureihe kann eine Adaption an die bestehende Anschluss¬geometrie über eine Bodenplatte erfolgen.Hierdurch entfallen aufwendige Ar-beiten an den Getriebefundamenten, so auch im Falle des Retrofits in Friesenheim.
Den Stahlunterbau stellte das SEW-Service Center Graben-Neudorf bereit.Mittels einer Klauenkupplung wurde an-schließend die Verbindung zur Welle der Förderpumpe realisiert.
Mit der installierten Antriebseinheit hat der Betreiber des Klärwerks – der Abwasserverband Friesenheim – ein wei-testgehend standardisiertes Industriege¬triebe erhalten, das über Jahre zuverlässig arbeiten wird.Die Bereitstellung aller erforderlichen Antriebskomponenten aus einer Hand verhinderte Schnittstellenprobleme und reduzierte den Monta-geaufwand im Klärwerk.Durch die Dich¬te des SEW-Servicenetzes sowie das Technische Büro in Lahr wird darüber hi-naus auch nach Inbetriebnahme der An¬triebe eine umfassende Betreuung sichergestellt.
SEW-Eurodrive GmbH & Co KG
www.sew-eurodrive.de

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Wedemark: Gemeinde investiert über Jahre in Abwasser

Viele andere Kommunen in der Region werden in den nächsten Jahren überalterte Technik in ihren Klärwerken zu hohen Kosten erneuern müssen. Die Gemeinde Wedemark hat sich schon länger darauf vorbereitet – und nimmt die gesamte Abwasserentsorgung nun wieder in die eigene Hand.
Mit Investition in Höhe von zwölf Millionen Euro für die Modernisierung der Kläranlage Bissendorf über die nächsten Jahre steigt die Gemeinde Wedemark wieder in die Abwasserentsorgung in kompletter Eigenregie ein. Die Gebühren…mehr:

http://www.haz.de/Umland/Wedemark/Nachrichten/Gemeinde-Wedemark-uebernimmt-ab-Juli-die-Abwasserentsorgung-wieder-in-Eigenregie

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Wildeshausen: Tuchfilter holt Mikroplastik aus Abwasser – Anlage wird 2019 im Klärwerk installiert

Wildeshausen wird voraussichtlich Ende 2019 eine deutlich moderne Kläranlage haben. Der zweimonatige Testlauf einer Tuchfiltration lief so erfolgreich, dass die Apparatur nun im kommenden Jahr installiert werden soll. Im Haushalt sind dafür 300 000 Euro veranschlagt.
Die Kreisstadt hat dann eine der modernsten Abwasserreinigungen in vergleichbarer Größe in Deutschland. Die Bemessung orientiert sich am Einwohnerwert. Der liegt in Wildeshausen bei 35 000 und richtet …mehr:

https://www.kreiszeitung.de/lokales/oldenburg/wildeshausen-ort49926/tuchfilter-holt-mikroplastik-abwasser-10029044.html

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Schwalmtal: Kläranlage soll erweitert werden

Die Schwalmtalwerke wollen die Anlage am Pletschweg ausbauen. Eine vierte Reinigungsstufe soll helfen, Medikamentenrückstände aus dem Wasser zu holen, die derzeit im Kranenbach und im Borner See landen

Einstimmig hat sich der Verwaltungsrat der Schwalmtalwerke in seiner jüngsten Sitzung dafür ausgesprochen, die Planung für den Ausbau der Kläranlage am Pletschweg in Amern weiter voranzutreiben..mehr:

https://rp-online.de/nrw/staedte/viersen/klaeranlage-in-schwalmtal-amern-soll-erweitert-werden_aid-23899049

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Preetz/ Plön: Zwei Städte – ein Klärwerk?

Die Klärwerke in Plön und Preetz sind in die Jahre gekommen. Eine zeitgemäße Sanierung wird immer schwieriger. Deshalb regen die Stadtwerke Plön und der Abwasserzweckverband Preetz-Stadt und -Land den Neubau einer hochmodernen Kläranlage zur Entwässerung der Städte Plön und Preetz an.
Eine rund 68000 Euro teure Machbarkeitsstudie, die von der Aktivregion Schwentine-Holsteinische Schweiz mit knapp 46000 Euro gefördert wird, soll nun klären, ob die Idee „technisch machbar und wirtschaftlich darstellbar“ ist. Mehr:

Hintergrund des interkommunalen…mehr: http://www.kn-online.de/Lokales/Ploen/Preetz-Ploen-Zwei-Staedte-ein-Klaerwerk

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Winznau: Stromausfall von letzter Woche ist schuld am verschmutzten Trinkwasser

Die Trinkwasserverschmutzung in drei Niederämter Gemeinden soll etwas mit dem Stromausfall von letzter Woche und Umstellungsarbeiten der Swisscom im Telefoniebereich zu tun haben. In der Bevölkerung herrscht teilweise Verunsicherung.
Der Stromausfall im Niederamt vom vergangenen Mittwochabend ist schuld an der Trinkwasserverschmutzung. Edi Baumgartner, Präsident des zuständigen Zweckverbandes Abwasserregion Olten (ZAO), bestätigt gegenüber dieser Zeitung: «Seither floss dank Regenfällen stark verdünntes Abwasser von der Abwasserreinigungsanlage (ARA) Winznau …mehr:

https://www.aargauerzeitung.ch/solothurn/niederamt/stromausfall-von-letzter-woche-ist-schuld-am-verschmutzten-trinkwasser-132794855

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Neustadt: Abwasserbetrieb: Gewinn schrumpft leicht

Der Abwasserbehandlungsbetrieb hat im vergangenen Jahr wieder einen Gewinn erzielt. Das positive Ergebnis hat aber keine Auswirkungen auf die von den Bürgern zu zahlenden Gebühren.
Der Abwasserbehandlungsbetrieb der Stadt hat im vergangenen Jahr einen Überschuss von rund 945.000 Euro erzielt. Wie aus der im zuständigen Betriebsausschuss des Rates vorgelegten Bilanz hervorgeht, ist der Gewinn gegenüber dem Vorjahr damit um knapp 120.000 Euro gesunken…mehr:

http://www.haz.de/Umland/Neustadt/Neustadt-am-Ruebenberge-Gewinn-beim-Abwasserbetrieb-schrumpft

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Bramsche: Abwasser von Leiber und Dallmann auf dem Prüfstand

NEUE KONTROLLEN VEREINBART
Der Abwasserbeseitigungsbetrieb Bramsche wird künftig das Oberflächenwasser vom Recyclingbetrieb der Firma Dallmann in Engter kontrollieren. Im Klärwerk macht aktuell aber das Abwasser der Firma Leiber mehr Sorgen.
Thomas Schulte vom Abwasserbeseitigungsbetrieb berichtete am Dienstagabend im Betriebsausschuss über die Schwierigkeiten mit dem Abwasser aus der Bierhefeverarbeitung. Nachdem neue Betriebsteile in Engter die Arbeit aufgenommen hatten, gestaltete sich die Anlaufphase schwierig, sagte Schulte. Vor allem die Werte für Ammonium und Phosphor hätten so deutlich über den Grenzwerten gelegen, dass die Kläranlage …mehr:

https://www.noz.de/lokales/bramsche/artikel/1268453/bramsche-abwasser-von-leiber-und-dallmann-auf-dem-pruefstand

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Bad Säckingen: Millionen für sauberen Rhein

Landratsamt bescheinigt der Kläranlage in Bad Säckingen sehr gute Reinigungsleistung
Es gibt weit geringere Investitionen, die aber in der Öffentlichkeit weit mehr wahrgenommen werden. Investitionen in die Abwasserreinigung gehören zum unpopulärsten, was Gemeinderäte beschließen und was Verwaltungen umsetzen müssen. „Kläranlagen sind nicht sexy“, beschreibt Waltraud Zimmermann, die Chefin des Amts für Umweltschutz im Landratsamt, diesen Umstand. In der Kläranlage Bad Säckingen gab es jetzt Grund zum Feiern….mehr:

http://www.badische-zeitung.de/bad-saeckingen/millionen-fuer-sauberen-rhein–154117464.html

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Chiemsee: Investition gegen Geruchsprobleme in Felden – AUV INSTALLIERT NEUE FILTER

Die Geruchsprobleme im Umfeld der Pumpstation hatten sich in den vergangenen Jahren zugespitzt. „Durch die trockenen Sommer und das Wassersparen der Kanalnutzer hat sich die Abwasserkonzentration erhöht. In der Folge kommt es immer wieder an den Endpunkten der Abwasserdruckleitungen, also an den Pumpstationen, zu Geruchsproblemen“, erklärt AUV-Geschäftsführer Thomas Weimann.
Der AUV habe über viele Jahre diverse technische, chemische und biologische Maßnahmen zur Geruchvermeidung ergriffen. Speziell in Bernau …mehr:

https://www.ovb-online.de/rosenheim/chiemgau/investition-gegen-geruchsprobleme-felden-9992178.html

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Heiligenstadt: Anschluss an Ebermannstadt keine Alternative

Etwas überrascht war der eine oder andere Marktgemeinderat in der jüngsten Sitzung, als der Vorsitzende der Fraktion Bürgernähe, Bernd Büttner, eine Stellungnahme zum Thema Kläranlagenneubau verlas…mehr:

https://www.infranken.de/regional/artikel_fuer_gemeinden/anschluss-an-ebermannstadt-keine-alternative;art154303,3513695

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Gümmerwald: Klärwerk kann sich selbst versorgen

Ein neues Blockheizkraftwerk im Klärwerk Gümmerwald verwandelt Klärgas in Energie und erzeugt knapp 85 Prozent des benötigten Stroms. Am Freitag wurde die Energiezentrale eingeweiht. Ein Blockheizkraftwerk ist vor allem eins – laut. Das musste…mehr:

http://www.haz.de/Umland/Seelze/Nachrichten/Neues-Blockheizkraftwerk-fuer-12-Millionen-Euro-Klaerwerk-Guemmerwald-der-Stadtentwaesserung-Hannover-kann-sich-selbst-versorgen

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Lauenbrück: Abwasserreinigungsanlage hat Kapazitätsgrenze fast erreicht

Aktueller Sachstandsbericht

Während der vergangenen Sitzung des Bau-, Planungs- und Umweltausschusses der Samtgemeinde Fintel verdeutlichte der aktuelle Sachstandsbericht zur Abwasserreinigungsanlage (ARA) in Lauenbrück, dass demnächst ein größeres Problem bezüglich der Klärschlammentsorgung auf die Samtgemeinde…mehr:

https://www.kreiszeitung.de/lokales/rotenburg/fintel-ort50583/wohin-klaerschlamm-9984473.html

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Verden: Schlamm will keiner – Engpass auf der Kläranlage

Abwassergebühren werden steigen

Die Stadt Verden hat einen Entsorgungsengpass beim Klärschlamm. Die Speicher sind bereits fast voll. „Wir haben noch Kapazitäten für geschätzt zwei Monate“, sagte auf Nachfrage Uwe Gerdes, Betriebsleiter des Eigenbetriebs Abwasser der Stadt Verden. Doch täglich komme eine Menge von rund 20 bis 25 Kubikmeter hinzu und es finden sich keine Abnehmer…mehr:

https://www.kreiszeitung.de/lokales/verden/verden-ort47274/verdens-schlamm-will-keiner-9989355.html

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Stuttgart-Mühlhausen: Platz für die Vermittlung von Umweltthemen

Das neue Besucherzentrum am Hauptklärwerk Mühlhausen soll im Jahr 2020 fertiggestellt sein. Dort will der städtische Eigenbetrieb SES seinem Bildungsauftrag gerecht werden.
Wenige Meter vom Neckar entfernt rollen jetzt die Bagger: Neben dem Hauptklärwerk Mühlhausen des städtischen Eigenbetriebes Stadtentwässerung Stuttgart (SES) entsteht in den nächsten zwei Jahren ein neues Gebäude. Die Kosten für das Bauvorhaben betragen circa 7,5 Millionen Euro. Hier soll künftig auf 900 Quadratmetern Fläche unter anderem ein Besucherzentrum untergebracht…mehr:

https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.investition-in-stuttgart-muehlhausen-platz-fuer-die-vermittlung-von-umweltthemen.6a64546f-9c91-4752-bfb6-4d2dcd8ab4b3.html

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EBERN: Kläranlage – Volles Rohr die Kosten!

Eberns Bürger müssen für die Ertüchtigung der Abwasseranlage zahlen. Noch sind die Bescheide nicht alle raus, schon stehen weitere Sanierungskosten an. Mehr:

https://www.infranken.de/regional/hassberge/klaeranlage-volles-rohr-die-kosten;art217,3515625

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Bissendorf: Gemeinde investiert über Jahre in Abwasser

Viele andere Kommunen in der Region werden in den nächsten Jahren überalterte Technik in ihren Klärwerken zu hohen Kosten erneuern müssen. Die Gemeinde Wedemark hat sich schon länger darauf vorbereitet – und nimmt die gesamte Abwasserentsorgung nun wieder in die eigene Hand.

Mit Investition in Höhe von zwölf Millionen Euro für die Modernisierung der Kläranlage…mehr:

http://www.haz.de/Umland/Wedemark/Nachrichten/Gemeinde-Wedemark-uebernimmt-ab-Juli-die-Abwasserentsorgung-wieder-in-Eigenregie

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Sören will Phosphatfracht halbieren

Nach den Sommerferien ist in Bordesholm ein „See-Gipfel“ geplant. Alle Anrainergemeinden des Gewässers und der Zuflüssen werden über ein Uferrandstreifenprogramm beraten, das den Nährstoffeintrag reduzieren soll. Außerdem will die Gemeinde Sören die Phosphat-Fracht aus ihren Klärteichen halbieren.

Trotz des Supersommers ist das Badewasser im Bordesholmer See momentan tadellos. „Nichts deutet auf einen Blaualgenbefall…mehr:

http://www.kn-online.de/Lokales/Rendsburg/Bordesholmer-See-Gemeinde-Soeren-will-Phosphat-in-Klaerteichen-halbieren

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Hannover steht der Klärschlamm bis zum Hals

Hannover hat kaum noch Möglichkeiten, Klärschlamm zu lagern und ruft den Notstand aus. Abhilfe soll ein neues Becken im Klärwerk Gümmerwald schaffen, doch die Genehmigung könnte sich hinziehen.
Jede Woche entstehen in Hannover bei der Abwasserreinigung 1100 Tonnen Klärschlamm – und die Stadt weiß nicht mehr, wohin damit. Hannover hat wie andere Kommunen in Niedersachsen ein „schwerwiegendes Problem, den Klärschlamm zu entsorgen“, sagt…mehr:

http://www.haz.de/Hannover/Aus-der-Stadt/Uebersicht/Hannover-Die-Stadtverwaltung-hat-Probleme-Klaerschlamm-zu-entsorgen

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Affinghausen: Kooperation mit Sulingen und Kirchdorf

Rat stimmt für Zusammenlegung der Abwasserbetriebe
– Mit einem einstimmigen Beschluss stellte sich der Rat der Samtgemeinde Schwaförden am Mittwochabend hinter die angestrebte Zusammenlegung des Abwasserbetriebes der Stadt Sulingen mit denen der Samtgemeinden Kirchdorf und Schwaförden. Samtgemeindebürgermeister Helmut Denker erläuterte bei der Sitzung im Jugend- und Sporthaus in Affinghausen die Ziele der „Fusion“ der drei bislang von der Wasserversorgung Sulinger Land getrennt geführten Betriebe. Mehr:

https://www.kreiszeitung.de/lokales/diepholz/schwafoerden-ort59235/samtgemeinde-rat-schwafoerden-spricht-sich-zusammenlegung-abwasserbetriebe-9992861.html

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Spiesberg am Main: Alles neu beim Abwasser

Rund 1,4 Millionen Euro investiert Altenkunstadt insgesamt in die neue Kläranlage in Spiesberg. Die alte Teichkläranlage erfüllt die Auflagen nicht mehr. Mehr:

https://www.infranken.de/regional/lichtenfels/alles-neu-beim-abwasser;art220,3480810

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OEWA/Boxberg: Anlage zur Nutzung von Kraftwerksabwärme zur Trocknung von Klärschlämmen geplant

Eine Anlage zur Trocknung von Klärschlamm, die Abwärme eines Kraftwerks nutzt, plant die OEWA Wasser und Abwasser GmbH am Standort Boxberg (Oberlausitz). Die Anlage kostet rund sechs Millionen Euro. „Mit dieser Trocknungsanlage können wir den Betreibern kommunaler Kläranlagen in der Region, die ihre Klärschlämme nicht mehr landwirtschaftlich verwerten dürfen, eine kosteneffiziente und ökologisch sinnvolle Alternative zu anderen Verwertungswegen von Klärschlämmen bieten und ihnen damit langfristig wirtschaftliche Entsorgungskosten garantieren“, sagt Laurent Hequet, Vorsitzender der OEWA-Geschäftsführung. Damit müssten sie keine hohen Kosten für einen langen Transport der Klärschlämme in andere Regionen oder für eine andere kostenintensive Aufbereitung tragen, ergänzt er. Bisher gibt es im Umkreis von 200 Kilometern keine vergleichbare Anlage. Durch die Klärschlammtrocknung könne aus dem Klärschlamm ein Ersatzbrennstoff hergestellt werden, der qualitativ hinsichtlich seiner Brennbarkeit der Braunkohle entspricht. Pro Jahr sollen in der neuen Anlage bis zu 50 000 Tonnen Klärschlamm getrocknet werden. Pro Tag werden circa 150 bis 200 Tonnen Klärschlamm mit dem LKW angeliefert. Rund 6,5 Tonnen Klärschlamm durchlaufen pro Stunde den Trockner. Der getrocknete Schlamm kann später in der Zementproduktion eingesetzt oder – wie bereits heute gehandhabt – im Kraftwerk der LEAG mitverbrannt werden. Die Anlage soll Anfang 2020 ihren Betrieb aufnehmen.

http://www.gfa-news.de/webcode.html?wc=20180627_003

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Kreis Neuwied: Das stinkt vielen – Klärschlamm landet auch auf heimischen Feldern

Erst Hühnerkot, nun Klärschlamm: Die Düngemethoden auf den benachbarten Feldern des Grafen Nesselrode bleiben ein Ärgernis für die Bewohner des Örtchens Heide im Asbacher Land. Am 8. April waren große Mengen Hühnermist auf den Äckern verteilt worden, deren Gestank den Heidern die Freude am ersten Frühlingssonntag vergrätzte (die RZ berichtete), aber auch Klärschlamm aus kommunalen Kläranlagen war …mehr:

https://www.rhein-zeitung.de/region/lokales/neuwied_artikel,-das-stinkt-vielen-klaerschlamm-landet-auch-auf-heimischen-feldern-_arid,1807878.html

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Boos/Staudernheim: Gestank ärgert die Booser – Ursache in der Kläranlage oder bei einzelnen Einleitern?

Ob es gerade diese Nachricht war, auf die die Booser gewartet haben, mag bezweifelt werden. Im Booser Gemeinderat konnte Ortsbürgermeister Karl-Heinz Klein mitteilen, dass „nun etwas geschehen wird gegen die von der Kläranlage Booser Au ausgehenden unerträglichen …mehr:

https://www.rhein-zeitung.de/region/lokales/bad-kreuznach_artikel,-gestank-aergert-die-booser-ursache-in-der-klaeranlage-oder-bei-einzelnen-einleitern-_arid,1831291.html

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Frohnbach: KLÄRSCHLAMMVEREDLUNG MIT PYROLYSE

Der 20. Juni war ein angenehmer sommerlicher Tag, an dem seltsamerweise zahlreiche Besucher in das Zentrale Klärwerk Niederfrohna strömten. Der Durchschnittsmensch verdrängt eher, was in dieser Anlage passiert. Weshalb also das große Interesse an diesem Tag?
Der Zweckverband Frohnbach, mit den Mitgliedsgemeinden Limbach-Oberfrohna und Niederfrohna, hatte zum Baubeginn einer neuartigen Anlage zur Klärschlammveredlung eingeladen. Zu diesem Zweck soll eine wärmegedämmte und mit einem Zwei-Tonnen-Brückenkran ausgestattete Industriehalle mit einer Grundfläche von 10 × 28 Metern in solider Skelettbauweise mit feuerverzinkten Stahlstützen und Stahlträgern sowie Sandwich-Paneelen errichtet werden, welche die benötigte Ausrüstung aufnehmen soll.
Bei der Klärschlamm-Trocknung geht es um eine kompakte und langlebige, kontinuierlich und energieökonomisch arbeitende Anlage, die in der Lage ist, mit dem etwa 300°C heißen Abgas aus dem Block-Heizkraftwerk stündlich …mehr:

https://www.mironde.com/litterata/7090/reportagen/klaerschlammveredlung-mit-pyrolyse

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CREUßEN: Kläranlagen-Entscheidung gefallen

Die Kläranlage ist Thema im Creußener Stadtrat gewesen. Nun haben sich die Stadträte gegen den Neubau der Kläranlage und für die Umstellung auf das Rohr-in-Rohr-System entschieden. Diese Variante sei zukunftsträchtiger und kostengünstiger …mehr:

http://www.nordbayerischer-kurier.de/nachrichten/klaranlagen-entscheidung-gefallen_672673

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Donaueschingen: Medikamentenrückstände und Mikroplastik – Kläranlage soll Wasser noch sauberer machen

Hormone, Medikamentenrückstände und auch Mikroplastik: Aktuell kann die Donaueschinger Kläranlage diese Bestandteil noch nicht aus dem Abwasser filtern. Das soll sich bald ändern, damit das Wasser noch sauberer in Donau fließt
24 Stunden am Tag, 365 Tage pro Jahr: 8760 Stunden säubert die Donaueschinger Kläranlage das Abwasser…mehr:

https://www.suedkurier.de/region/schwarzwald/donaueschingen/Medikamentenrueckstaende-und-Mikroplastik-Donaueschinger-Klaeranlage-soll-Wasser-noch-sauberer-machen;art372512,9773111

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NEUMARKT: Stadtwerke scharf auf städtisches Abwasser

Droht nach Übernahme der kommunalen Entsorgung eine Gebührenerhöhung? – Kritische Stadträte
– Die Stadtwerke Neumarkt bemühen sich nach Informationen der Neumarkter Nachrichten darum, von der Stadt Neumarkt den Betrieb der Abwasserentsorgung zu übernehmen. Sollte dies Realität werden: Müssen die Bürger dann mit einer deutlichen Anhebung …mehr:

http://www.nordbayern.de/region/neumarkt/stadtwerke-scharf-auf-stadtisches-abwasser-1.7622525?searched=true

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Heusenstamm: 30 Millionen Euro: Viel Geld fließt ins Abwasser- Investitionen in Kläranlage

Viel Geld wird in den kommenden Jahren in die städtische Kläranlage fließen. Die Mitglieder des Bauausschusses im Stadtparlament haben sich jetzt über die Gründe für die hohen Investitionen informiert. Von Claudia Bechthold
Es gibt Stellen in Heusenstamms Kläranlage, da stinkt es bestialisch. Vor allem dort, wo das noch unbehandelte Abwasser …mehr:
…mehr:

https://www.op-online.de/region/heusenstamm/viel-geld-fliesst-abwasser-heusenstamms-9930313.html

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Meschenba: In der Kläranlage bei Meschenbach riecht’s nicht mehr

Die umfangreich modernisierte Kläranlage in Meschenbach schont nicht nur die Umwelt, sondern auch die Nasen aller Anwohner.
Die Baumaßnahme erforderte Geduld: Vier Jahre lang dauerten die umfangreichen Umbau- und Sanierungsarbeiten an der Kläranlage in Meschenbach. Am Samstag wurden die rundum erneuerten Gebäude und Neubauten im Rahmen offiziell eingeweiht. Niederfüllbachs Bürgermeister…mehr:

https://www.infranken.de/regional/coburg/in-der-klaeranlage-bei-meschenbach-riecht-s-nicht-mehr;art214,3457209

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Wittlage: Klärschlamm aus Schwagstorf ersetzt Braunkohle – TROCKNUNGSANLAGE WIRD GEBAUT

Der Wasserverband Wittlage will eine abwärmegestützte solare Klärschlammtrocknungsanlage errichten. Die Anlage soll neben der Kläranlage in Schwagstorf entstehen. „Nach Abschluss des Genehmigungsverfahrens ist mit einem Baubeginn zum Ende des dritten Quartals 2018…mehr:

https://www.noz.de/lokales/ostercappeln/artikel/1218036/klaerschlamm-aus-schwagstorf-ersetzt-braunkohle

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Emmendingen: Die Abwässer der Kläranlage des Zweckverbands Untere Elz sind untersucht worden.

Dabei wurden massive Überschreitungen festgestellt. Schuld sind Rückstände von Arzneimitteln.
Arzneimittel werden zum Problem für ältere Kläranlagen

Sie landen in der Toilette und werden immer mehr zum Problem: Restbestände …mehr:

https://www.badische-zeitung.de/emmendingen/arzneimittel-werden-zum-problem-fuer-aeltere-klaeranlagen–152728596.html

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Meppen: Stadtwerke 2017 deutlich weniger wirtschaftlich – EINNAHMEN DURCH ABWASSER SCHRUMPFEN

Einen Gewinn von knapp 331.000 Euro haben die Meppener Stadtwerke in ihren Arbeitsbereichen Parken, Wasser, Abwasser und Baubetriebshof im Jahr 2017 gemacht. 2016 betrug der Gewinn noch etwa 578.500 Euro – das sind 247.500 Euro mehr. Diese Zahlen besprach nun der Betriebsausschuss der Stadt Meppen.
In den einzelnen Fachbereichen stellt …mehr:
…mehr:

https://www.noz.de/lokales/meppen/artikel/1245340/stadtwerke-meppen-2017-deutlich-weniger-wirtschaftlich

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Meppen-Bokeloh: Probleme mit dem Regenwasser – KEINE SCHNELLE ABHILFE

Von den Folgen der starken Regenfälle am 1. Juni waren Teile von Bokeloh besonders betroffen. Bei der Stadt Meppen ist das Problem bekannt, aber aus einer Reihe von Gründen ist eine kurzfristige Problemlösung nicht möglich….mehr:

https://www.noz.de/lokales/meppen/artikel/1257729/probleme-mit-dem-regenwasser-in-meppen-bokeloh#gallery&0&0&1257729

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Oberau muss Kläranlage und Wassernetz sanieren – Gebühren steigen massiv an

Einen Kredit über knapp vier Millionen Euro muss Oberau in diesem Jahr aufnehmen. Nur so kann die Gemeinde die dringende Sanierung von Kläranlage und Wassernetz stemmen. Die Schulden stottert der Bürger ab – über die Wasser- und Abwassergebühren, die massiv steigen. Mehr:

https://www.merkur.de/lokales/garmisch-partenkirchen/oberau-ort60590/oberau-muss-klaeranlage-und-wassernetz-sanieren-gebuehren-steigen-massiv-an-9896891.html

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Berlin: Wasserbetriebe: 60 Mio. Euro für neues Abwasserpumpwerk

Die Berliner Wasserbetriebe (BWB) bauen für 60 Mio. Euro ein neues Abwasserpumpwerk in Charlottenburg. Das teilte das Unternehmen heute anlässlich des ersten Spatenstichs für Berlins zweitgrößtes Abwasserpumpwerk mit. Bald könnten so alle 163 Berliner Pumpwerke automatisch aus einer Zentrale überwacht und gesteuert werden. Die neue Anlage bekomme auch einen 7.000 Kubikmeter großen „Abwasser-Parkplatz“, der bei Starkregen Überläufe in die Spree vermeiden soll. Mehr:

https://www.euwid-wasser.de/news/wirtschaft/einzelansicht/Artikel/berliner-wasserbetriebe-60-mio-euro-fuer-neues-abwasserpumpwerk.html

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Berlin: BWB und Pariser Wasserversorger SIAAP treffen Kooperationsvereinbarung

Die Berliner Wasserbetriebe (BWB) und der Pariser Wasserversorger SIAAP wollen in den Bereichen Gewässergüte, Abwasserreinigung und Forschungsförderung künftig enger kooperieren. Das haben beide Unternehmen in München im Rahmen der Branchenmesse IFAT bekannt gegeben. Dort haben BWB und SIAAP auch eine entsprechende Vereinbarung getroffen.
„Die Wasser- und Abwasserwirtschaft in urbanen Ballungszentren bearbeitet ganz ähnliche Themen“, sagte Jörg Simon, BWB-Vorstandsvorsitzender. „Der internationale Austausch ist uns wichtig, um neueste wissenschaftliche Erkenntnisse zu teilen und auch gemeinsam an europäischen Forschungsprojekten teilzunehmen.“
Zu den gemeinsamen Themen zählen …mehr:

https://www.euwid-wasser.de/news/wirtschaft/einzelansicht/Artikel/bwb-und-pariser-wasserversorger-siaap-haben-kooperationsvereinbarung-getroffen.html

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Göppingen: Bauernschlaue Schlammverwertung

Die städtische Kläranlage leistet Pionierarbeit bei der Rückgewinnung von Phosphor, das als Dünger für die Landwirtschaft gebraucht wird. Land und EU schießen 2,2 Millionen Euro für eine neue Anlage zu.
Das Bewerbungsverfahren hat sich hingezogen, aber jetzt ist klar: In Göppingen wird die erste Anlage in Baden-Württemberg stehen, die in großem Stil Phosphor …mehr:

https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.abwasser-in-goeppingen-bauernschlaue-schlammverwertung.be521379-df4a-4b2f-9458-18fa8c1b823f.html

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Weil der Stadt: Kein Geld für Luxus

Millionen Euro will die Stadt im kommenden Jahr investieren. Selbst für die dringendsten Projekte – etwa die Kläranlage oder einige Straßen – braucht sie neue Schulden. Mehr:

https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.investitionen-in-weil-der-stadt-kein-geld-fuer-luxus.8368fb16-04e7-4636-8ee7-3ecc56b7109d.html

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MUCH/ Aggerverband: Streit – Vierte Reinigungsstufe soll in der Kläranlage in Much in Betrieb gehen

Das Trinkwasser aus der Wahnbachtalsperre soll noch sauberer werden. Für rund drei Millionen Euro will der Aggerverband seine Kläranlage in Much erweitern und umbauen. Der Baubeginn, so hofft der Aggerverband, könnte im Herbst 2018 oder Anfang 2019 sein.
Bei dem Projekt wird die bisher übliche Technik um eine neuartige vierte Reinigungsstufe erweitert. Mit diesem Verfahren können auch kleinste Gift- oder Spurenstoffe aus dem Abwasser entfernt

https://www.rundschau-online.de/region/rhein-sieg/streit-vierte-reinigungsstufe-soll-in-der-klaeranlage-in-much-in-betrieb-gehen-29443536?dmcid=f_feed_Region

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Barnstorf: Abwassergebühr geht weiter in die Höhe

Sanierung der Kläranlage soll Einsparungen bringen
Der Rat der Samtgemeinde Barnstorf hat eine weitere Anpassung der Abwassergebühren vorgenommen. Wie schon in den beiden Vorjahren müssen sich die Einwohner auf eine Preissteigerung im Jahr 2018 …mehr:

https://www.kreiszeitung.de/lokales/diepholz/barnstorf-ort49824/abwassergebuehr-geht-weiter-hoehe-9452685.html

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Wildeshausen: Im Frühling haben die Hunde freien Auslauf – Neben dem Klärwerk

Nach sechs Jahre langer Wartezeit soll es nun endlich ab kommendem Frühling eine Hundefreilauffläche neben dem Klärwerk in Wildeshausen geben.
Die Stadtverwaltung teilte auf Nachfrage mit, dass die nötigen Ausschreibungen getätigt wurden, und die Einrichtung des Platzes in den kommenen Monaten erfolgt. Die Idee, dort eine Fläche für Hunde anzulegen, geht auf eine Initiative der Linken-Ratsfrau Kreszentia Flauger zurück. Das Areal ist im Bebauungsplan als Erweiterungsfläche für die Kläranlage ausgewiesen. Es liegt im …mehr:

https://www.kreiszeitung.de/lokales/oldenburg/wildeshausen-ort49926/fruehling-haben-hunde-freien-auslauf-9502693.html

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LK Rostock: Kläranlagen-Laster kracht in Wohnhaus

Ein mit Abwasser beladener Lastwagen ist im Landkreis Rostock in ein Wohnhaus gekracht. Nach Polizeiangaben hatte sich die Handbremse des Lkw gelöst, als der 51 Jahre alte Fahrer am Freitag gerade eine Kläranlage in Striesdorf in Dolge am See abpumpte. Der Laster sei…

Quelle: https://www.svz.de/18734776

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Herbrechtingen: Kläranlage: Mit vier Millionen Euro bei der Sanierung dabei

Wenn in Mergelstetten für 30 Millionen Euro die Kläranlage saniert wird, muss Herbrechtingen als Kunde auch in die Tasche greifen und mit investieren. Mehr:

http://www.swp.de/heidenheim/lokales/kreisheidenheim/mit-vier-millionen-euro-bei-der-sanierung-dabei-24495706.html

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Hamminkeln: Neuer Spülwagen für 360.000 Euro

Hamminkeln kauft eine neue Technik für die Kläranlage. Dahinter steckt viel Logistik und Technik. Mehr:

http://www.rp-online.de/nrw/staedte/wesel/neuer-spuelwagen-fuer-360000-euro-aid-1.7312928

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Ehingen/Ulm: Ehingen widerspricht BUND-Kritik

Zum zweiten Mal hintereinander hat der BUND Donau-Iller in seiner Bestandsaufnahme zum Jahresende Kritik an Kommunen wie Ehingen und Schelklingen geübt, die sich bei Überprüfung des Sachverhalts als nicht zutreffend erwiesen hat. War es 2016 um Ökopunkte für die Kernzonen im Biosphärengebiet gegangen, so hat der Regionalvorsitzende des Umweltschutzverbands zum Jahreswechsel 2017/18 massive Vorwürfe gegen die Kläranlage Ehingen erhoben: Die Kapazität der Kläranlage sei erschöpft; weil die Zahl der Abwassereinleiter gestiegen, die Anlage aber nicht vergrößert worden sei, käme es bei Starkregen zu unkontrollierten Schadstoffzuläufen…mehr:

http://www.swp.de/ehingen/lokales/ehingen/ehingen-widerspricht-bund-kritik-24531706.html

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GLÜCKSTADT: Abwassergebühren bleiben konstant

Das Kanalsanierungsprogramm in Glückstadt wird 2018 fortgesetzt
Die Stadtentwässerung Glückstadt (SEG) investiert im kommenden Jahr rund vier Millionen Euro in Erhalt und Ausbau der Abwassersysteme. Über den Wirtschaftsplan für 2018 hat die Verbandsversammlung gestern im Sitzungssaal des Rathauses entschieden. Die Entsorgungsgebühren für die Bürger in Glückstadt für Schmutzwasser und Niederschlagswasser bleiben konstant: Unverändert kostet die Schmutzwasserentsorgung 2,53 Euro pro Kubikmeter verbrauchten Frischwassers und die Grundgebühr 135 Euro. Die Gebühr für die fachgerechte Entsorgung des Regenwassers bleibt bei 0,67 Euro

Quelle: https://www.shz.de/18612141 

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Erftverband / Zülpich: Die Weber-Ingenieure GmbH gewinnt die europaweite Ausschreibung zur Erweiterung des Regenüberlaufbeckens RÜB Stadtwald in Zülpich

Der Erftverband betreibt derzeit in Zülpich das Regenrückhaltebecken RRB Hertenicher Weg und das RÜB/RRB Stadtwald. Beide Becken sind stark sanierungsbedürftig. Um eindeutige hydraulische Verhältnisse zu erhalten sowie zur Optimierung der Beckenbewirtschaftung und zur Verbesserung der Wasserqualität des Zülpicher Mühlengrabens, soll zukünftig das RRB Hertenicher Weg außer Betrieb genommen werden. Das ankommende Mischwasser wird zum neuen, erweiterten RÜB/RRB Stadtwald weiter geleitet. Das neue RÜB hat ein Volumen von ca. 1.700 m³ und das neue RRB benötigt ein Volumen von ca. 6.750 m³. Der neu zu errichtende Sammler hat eine Länge von ca. 500 m mit Rohrdurchmessern zwischen DN 800 und DN 1600. Die Baukosten betragen ca. 4 Mio. Euro. Die Weber-Ingenieure wurden mit den Leistungsphasen eins bis acht der HOAI für die Objektplanung, die Tragwerksplanung und die Technische Ausrüstung sowie mit der örtlichen Bauüberwachung beauftragt.

http://www.weber-ing.de/de/news/newsansicht.html?news_id=202

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Wegberg: Kläranlage weiterhin zeitweise überlastet

Wegberg. Auf der Kläranlage Wegberg am Grenzlandring kam es im vergangenen Jahr immer wieder zu teils erheblichen Überschreitungen der Bemessungswerte. Darüber informierte Bürgermeister Michael Stock im zuständigen Fachausschuss. Mehr:

http://www.rp-online.de/nrw/staedte/wegberg/klaeranlage-weiterhin-zeitweise-ueberlastet-aid-1.7315460

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Effizienz in Kläranlagen: Vor allem geht es um die Luft

Nienburger Kreisverband: will 40 Prozent Energie einsparen
Dass vor allem frische Luft in Kläranlagen eine entscheidende Rolle spielt, darauf würde man als Laie kaum kommen. Und man würde auch nicht vermuten, dass die Belüftung der größte Energieverbraucher ist.
Hier sieht man beim Kreisverband für Wasserwirtschaft erhebliches Einsparpotenzial. Das soll genutzt werden.

https://www.kreiszeitung.de/lokales/nienburg/effizienz-klaeranlagen-nienburger-kreisverband-will-prozent-energie-einsparen-9483824.html

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GAILDORF: FLOTT REAGIERT – STADT SPART 50 000 EURO

Die Zeit war knapp, als Roland Hölzel-Werner vom Ingenieurbüro novatech-energieplan in Michelbach/Bilz im Technischen Ausschuss des Gemeinderats die Gründe erklärte, warum es sich für die Stadt lohnt, 73 567 Euro ins Blockheizkraftwerk (BHKW) zu investieren. Sieben Wochen blieben, den Arbeitsauftrag zu vergeben und den Motor auszutauschen. Denn damit spart die Stadt rund 50 000 Euro. Und das hat mit dem EEG 2017 zu tun, dem Erneuerbare-Energien-Gesetz.
Das BHK der Kläranlage ist eine Kraft-Wärme-Kopplungsanlage. Sie nutzt
…mehr:

http://www.swp.de/gaildorf/lokales/gaildorf/flott-reagiert_-stadt-spart-50_000-euro-24540572.html

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Wedemark: An Knochen beißen sich Bakterien die Zähne aus

Knochenstücke, Entenbein und Bratenfett, Plastiksektkorken und Flaschenverschlüsse, Reste vom Bleigießen – den Mitarbeitern der kommunalen Abwasserentsorgung in Bissendorf graust es schon jetzt vor Weihnachten und Silvester.
Denn: In Festlaune oder -hektik spülen viele Wedemärker noch mehr im Klo weg, was nicht hineingehört. Ein Appell zum Umdenken zur Jahreswende.
Auch alltags fischen die Rechen der Kläranlage so viel Müll aus dem Abwasser, dass wöchentlich ein großer Container voll wird. „Wir fragen uns jedes Mal …mehr:

http://www.haz.de/Umland/Wedemark/Nachrichten/Mitarbeiter-im-Klaerwerk-Wedemark-fuerchten-Weihnachten-und-Silvester-wegen-der-Entsorgung-von-Plastikkorken-und-Silvesterblei-in-der-Toilette

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Wedemark:12 Millionen müssen ins Abwasser fließen

Investitionen von etwa zwölf Millionen Euro wird die Erweiterung und technische Verstärkung der Kläranlage Bissendorf in den nächsten Jahren erfordern. Die Planung dafür soll 2018 beginnen, erste Teile werden bereits im selben Jahr umgesetzt.
Der Gemeinderat hatte die Abwasser GmbH der Gemeinde im Oktober mit dem Beginn der Maßnahmen beauftragt; dazu war den Politikern ein Konzept vorgelegt worden. Mithilfe der eigenen Abwassergesellschaft sind bereits im ablaufenden Jahr in der Kläranlage Bissendorf größere und kleinere Reparaturen vorgenommen und Teile erneuert worden, um die voll ausgelastete…mehr:

http://www.haz.de/Umland/Wedemark/Nachrichten/Gemeinde-Wedemark-plant-mit-eigener-Gesellschaft-Modernisierung-zentraler-Klaeranlage-in-Bissendorf-volle-Rekommunalisierung-ist-Entscheidung-des-Rates

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Aufwendige Reparatur im Klärwerk Waßmannsdorf

Uhthoff & Zarniko bringt Schlammbehandlungsanlage wieder zum Laufen
Der Berliner Pumpenspezialist Uhthoff & Zarniko hat mit einer aufwendigen Reparatur den Betrieb der Schlammbehandlungsanlage eines der zentralen Berliner Klärwerke gesichert. In Waßmannsdorf wurde eine Dickstoffpumpe vom Typ NEMO BF in mehreren Etappen repariert: die defekten Kreuzgelenke wurden ersetzt, der Getriebemotor instandgesetzt und das bisherige BP-Trichter Modul mit Brückenbrecher, durch ein leistungsstarkes und robustes aBP-Modul ersetzt. Die Kläranlage brauchte ein zuverlässiges System ohne Betriebsausfälle. Fällt die Dickstoffpumpe aus, kommt im Klärwerk der gesamte Prozess der Klärschlammentwässerung zum Erliegen.
Waßmannsdorf ist das zweitgrößte Klärwerk der Berliner Wasserbetriebe und hat eine Reinigungskapazität von 230.000 Kubikmetern pro Tag.
Ende Oktober wurde das Aggregat nach mehrwöchiger Instandsetzung wieder in Betrieb genommen. Uhthoff & Zarniko hat den Auftrag als Service-Partner der Netzsch Pumpen & Systeme GmbH aus Bayern abgewickelt.
Kompliziert ist die Förderung von Klärschlamm wegen dessen hoher Festigkeit. Dadurch kommt es immer wieder zu Verschränkungen und einer Brückenbildung. Mit dem von Netzsch entwickelten aBP-Modul lässt sich die Brückenbildung vermeiden. Dieses Modul wurde deshalb bei den Montagearbeiten vor Ort am Trichter montiert.

https://www.uhthoff-zarniko.de/aktuelles/uhthoff-zarniko-bringt-dickstoffpumpe-wieder-zum-laufen

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Wartenberg: Kläranlage wird fit gemacht – bis Fraunberg anschließen kann

Über 2,8 Millionen soll die diesjährige Erweiterung der Wartenberger Kläranlage kosten – und damit 500 000 Euro mehr als bisher angenommen. Ingenieur Josef Waldinger stellte dem Marktrat die Planung vor. Angesprochen auf die Kostensteigerung, sagte er: „Ich denke, die Preise sind auskömmlich.“ Ein Puffer sei eingerechnet. Mehr:

https://www.merkur.de/lokales/erding/wartenberg-ort377244/erweiterung-in-wartenberg-klaeranlage-wird-fit-gemacht-bis-fraunberg-anschliessen-kann-9526139.html

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Waldenbuch: Wasserqualität der Aich hat sich verschlechtert

Ein Gutachten zeigt: Das Wasser in der Aich hat bei seiner Ankunft in Waldenbuch eine schlechtere Qualität als hinter dem Auslauf der Kläranlage. Die Stadt will nun etwas dagegen tun. Mehr:

https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.waldenbuch-wasserqualitaet-der-aich-hat-sich-verschlechtert.62a8b9c6-7372-4202-a205-d600a58ab597.html

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TAZV bohrt Löcher unter Kanal

Brückenneubau bei Rautenkranz ist Herausforderung für Wasserzweckverband / Große Investitionen für 2018

Der Trinkwasser- und Abwasserzweckverband (TAZV) Oder-aue nimmt in diesem Jahr wieder einige Millionen Euro für Investitionen in die Hand. Unter anderem wird Geld in die kommunale Kläranlage und das Wasserwerk in Pohlitz gesteckt. Mehr:

https://www.moz.de/landkreise/oder-spree/eisenhuettenstadt/artikel0/dg/0/1/1631530/

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Pirmasens: Metalldiebstahl in Kläranlage

Bisher unbekannte Diebe brachen während der Weihnachts-Feiertage in die Kläranlage Blümelstal bei Pirmasens ein und stahlen vom Gelände mehrere Metallrohre und Anschlussstücke. Mehr:

https://www.focus.de/regional/rheinland-pfalz/polizeidirektion-pirmasens-metalldiebstahl-in-klaeranlage_id_8135880.html

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Emschermündungsklärwerk (KLEM): Bauabschnitt BA 70 Oberhausen KLEM

Im Bauabschnitt BA 70 wird vom neu zu erstellenden Pumpwerk Oberhausen zukünftig das Abwasser über einen doppelzügigen Rechteckkanal bis zum Emschermündungsklärwerk (KLEM) geleitet.
Die Hydro-Ingenieure GmbH führt im Rahmen einer Planungsgemeinschaft Bauüberwachungsleistungen im Bauabschnitt BA 70 durch, wobei neben der Realisierung des Rechteckprofils diverse weitere Maßnahmen (Leitungsverlegung, Schachtbauwerke, Bodenentsorgung und Verstärkung des Hochwasserschutzes etc.) mit abgewickelt werden.

Bei Fragen stehen Ihnen unser Herr Dipl.-Geol. Christian Schneider unter der Telefonnummer +49 (211) 44991-32 und unser Herr Dipl.-Ing. Martin Saurbier unter der Telefonnummer +49 (211) 44991-22 gerne zur Verfügung.
http://www.hydro-ingenieure.de/bauabschnitt-oberhausen-klem.html

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Hattenhofen: Ansparen für Kläranlagen-Ausbau

In Hattenhofen wird mittelfristig die Kläranlage erweitert. Weil das einiges kostet, werden schon jetzt die Schmutzwassergebühren erhöht. So soll Geld für den Ausbau auf die hohe Kante gelegt werden.
Über eine Million Euro, vielleicht sogar eineinhalb Millionen, wird die Erweiterung kosten. Die jetzige Anlage ist nur auf 1600 Einwohner ausgelegt. Die Gemeinde erschließt aber in den nächsten Jahren ein neues Baugebiet. Mehr:

https://www.merkur.de/lokales/fuerstenfeldbruck/hattenhofen-ort377143/ansparen-fuer-klaeranlagen-ausbau-9516021.html

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Amperverband: investiert ohne neue Schulden

Der Amperverband (AV) investiert heuer mehr als 30 Millionen Euro. Die größten Posten sind das neue Gebäude des Verbandes auf dem Gelände der Kläranlage in Geiselbullach, neue Leitungen sowie die Klärschlamm-Verarbeitung.
Landkreis-Finanziert werden sämtliche Investitionen aus der eigenen Tasche – bis 2021 ist keine neue Verschuldung geplant. „Kostenmäßig…mehr:

https://www.merkur.de/lokales/fuerstenfeldbruck/olching-ort29215/geiselbullach-landkreis-amperverband-investiert-ohne-neue-schulden-9523943.html

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Aachen: Von Skeletten, Münzen und einem über 100 Jahre altem Kanal.

Als die STAWAG im Juni 2013 mit der Baumaßnahme im Hof begonnen hat, hätte sich wohl keiner ausmalen können, was alles unter der Erde von Aachen schlummert. In unterirdischer Stollenbauweise hat die STAWAG den Kanal und teilweise die Kanalhausanschlüsse erneuert. Die Baustelle der STAWAG ist nun beendet.

https://www.stawag.de/ueber-uns/presseaktuelles/pressemeldungen/von-skeletten-muenzen-und-einem-ueber-100-jahre-altem-kanal-kopie-1/

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Kosten in Höhe von 3 Millionen Euro

Breisacher Kläranlage wird weiter modernisiert

Nachdem in der Breisacher Kläranlage die Wasserreinigung modernisiert wurde, sind jetzt Investitionen in die Schlammfaulung und den Faulturm notwendig

Die Stadt Breisach hat in den Jahren 2015 und 2016 rund 4,3 Millionen Euro in die Modernisierung ihrer Kläranlage, die auch von Ihringen mitgenutzt wird, investiert. Noch nicht saniert wurden jedoch die Schlammfaulungsanlage und der Faulturm. Die Kosten dafür dürften bei rund 3 Millionen Euro liegen. Mehr:

https://www.badische-zeitung.de/breisach/breisacher-klaeranlage-wird-weiter-modernisiert–152233060.html

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Taunusstein-Bleidenstadt: Tote Fische in der Aar nach Panne in Kläranlage

Wegen einer Betriebsstörung ist aus der Kläranlage in Taunusstein-Bleidenstadt ungeklärtes Schmutzwasser in die Aar geflossen. Der Tod von Fischen im Verlauf des Flusses stehe vermutlich damit im Zusammenhang, teilte die Polizei in Bad Schwalbach am Freitag mit. Das Wasser sei…mehr:

http://www.fnp.de/rhein-main/blaulicht/Tote-Fische-in-der-Aar-nach-Panne-in-Klaeranlage;art25945,2986686

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Filderstadt: Wärmerückgewinnung in Kläranlagen

Gebläsetechnik – So bringen Sie effizient Luft ins Klärbecken
Über einen Zeitraum von mehr als drei Jahren hat Filderstadt das Klärwerk Bombach im Ortsteil Bonlanden saniert und modernisiert. Die Anlage reinigt heute dank einer neuen Biologie deutlich effektiver. Ein weiteres Ziel des 11,5-Millionen-Euro-Projektes bestand darin, die Energieeffizienz zu verbessern. Ein Fall für die Verdichterspezialisten aus Aerzen.
Die Biologie gilt als das Herzstück jeder Kläranlage – und die darin aktive Biozönose hat in Fachkreisen den Ruf, eine „besondere Lebensgemeinschaft“ zu sein. Auch wenn die Prozessleittechnik heute immer ausgefeilter ist, die biologischen Abläufe einer Kläranlage lassen …mehr:

https://www.process.vogel.de/geblaesetechnik-so-bringen-sie-effizient-luft-ins-klaerbecken-a-711313/?cmp=nl-254&uuid=1DC4B9E7-1718-4A70-B3EA-0C6A17F0F654

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Albstadt: Verkettung unglücklicher Umstände sorgt für Gestank

Mehrere Bürger beschwerten sich über unangenehme Düfte in Ebingen. Bernd-Michael Abt erklärt, warum es in der Kläranlage übel roch.
Eine Verkettung außergewöhnlicher Umstände, erklärt uns Bernd-Michael Abt auf unsere Nachfrage, habe in den vergangenen Tagen in der Ebinger Kläranlage für üblen Geruch gesorgt. Es seien insgesamt drei Aspekte …mehr:

https://www.swp.de/suedwesten/landkreise/zollernalb/verkettung-ungluecklicher-umstaende-sorgt-fuer-gestank-25432478.html

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Belp: Hybrid-Abwasserhebeanlage

Eine neue Hybrid-Abwasserhebeanlage schützt die Liegenschaften an der Sägemattstrasse in Belp vor dem Rückstau von Abwasser aus der Gemeindekanalisa¬tion. Im Normalbetrieb fliesst das Abwasser in freiem Gefälle ab. Steigt der Wasserspiegel im Gemeindekanal über ein gewisses Niveau, schliesst eine mit Motor betriebene Rückstauklappe und das Abwasser der Liegenschaften wird über die Rückstauebene gepumpt. Die Anlage bietet den grösstmöglichen Schutz, bei minimalen Betriebskosten.

http://de.holinger.com/news/details/?L=10%3Ftype%3D98%3Ftype%3D98%3F%20%3C%21DOCTYPE%20html%3E%20%3Chtml%20lang%3D&tx_ttnews%5Byear%5D=2018&tx_ttnews%5Bmonth%5D=04&tx_ttnews%5Bday%5D=09&tx_ttnews%5Btt_news%5D=3197&cHash=aa94c5aae375600aae04062bcead5243

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Ründeroth: Ründeroth und Altklef teilen sich die Arbeit

Nachdem die Pläne, das Klärwerk in Engelskirchen-Ründeroth im Zuge des „Masterplans Kläranlagen“ durch Zukauf von Grundstücken auf fast das Dreifache seiner Größe zu erweitern, vom Tisch sind, soll das dortige Klärwerk jetzt in der bestehenden Größe ausgebaut werden.
Das berichtete Aggerverbandsvorsteher Prof. Dr. Lothar Scheuer jetzt …mehr:

– Quelle: https://www.ksta.de/29322510 ©2017https://www.ksta.de/region/oberberg-ks/masterplan-klaeranlagen-ruenderoth-und-altklef-teilen-sich-die-arbeit-29322510?dmcid=f_msn_web

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Wildeshausen: UWG beantragt Geld für neue Klärstufe in Wildeshausen

Mit einer Modernisierung könnten Mikro-Plastikteile gefiltert werden

Die UWG-Fraktion im Wildeshauser Stadtrat beantragt für die Wildeshauser Kläranlage die Planung einer weiteren Klärstufe und die Umsetzung der Maßnahme bis zum Jahr 2020. Die Gesamtsumme dürfte sich auf rund 330 000 Euro belaufen, so die Unabhängigen. Mehr:

https://www.kreiszeitung.de/lokales/oldenburg/wildeshausen-ort49926/beantragt-geld-neue-klaerstufe-9368783.html

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OOWV will ordentlich investieren – Mehr als 70 Millionen Euro für Infrastruktur

Stabile Wasserpreise und das Inkrafttreten der neuen Düngeverordnung waren Themen der Verbandsversammlung des Oldenburgisch-Ostfriesischen Wasserverbands (OOWV) am Donnerstag in Rastede. Im Akademiehotel ging es am Vormittag zudem um ein Trinkwasserspender-Projekt an Grundschulen sowie Investitionen im kommenden Jahr. Dann will der Verband rund 43,3 Millionen Euro in Anlagen und Netze im Abwasserbereich und rund 30,5 Millionen Euro in die Trinkwasserinfrastruktur investieren, heißt es in einer Mitteilung des OOWV. Mehr:

https://www.kreiszeitung.de/lokales/oldenburg/oldenburg-ort29216/oowv-will-ordentlich-investieren-9450909.html

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Thedinghausen: Kostensteigerung erzürnt Abwasserverband

Faulturm und Halle werden gebaut

Die Kläranlage in Thedinghausen, ein Gemeinschaftsprojekt der Gemeinden Thedinghausen und Bruchhausen-Vilsen, erhält einen neuen Faulturm nebst einem neuen Gasspeicher. Baubeginn soll 2018 sein.
Das beschloss der Abwasserzweckverband auf …mehr:

https://www.kreiszeitung.de/lokales/verden/thedinghausen-ort50200/kostensteigerung-erzuernt-abwasserverband-9446796.html

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Verden: Klärwerk – „Nervensystem getroffen“

Abwasserannahme kein Problem / Faulturm außer Betrieb

„Unser zentrales Nervensystem ist getroffen.“ Besser könnte Klärwerksleiter Uwe Gerdes wohl nicht ausdrücken, was sich am Freitag auf dem Gelände an der Weserstraße 100 ereignete. Zusammen mit Bürgermeister Lutz Brockmann informierte er über die „Schadenslage“, die in ihrer Dimension überhaupt noch nicht einzuschätzen ist.
Welche Kosten auf die Stadt …mehr:

https://www.kreiszeitung.de/lokales/verden/verden-ort47274/klaerwerk-verden-laeuft-faulturm-ausser-betrieb-9442541.html

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DÜREN: Erhöhte Konzentrationen von Legionellen in Dürener Kläranlage

Zum dritten Mal in diesem Jahr sind erhöhte Konzentrationen von Legionellen im Ablauf der Dürener Kläranlage festgestellt worden. Handelte es sich im Sommer noch um Legionellen-Stämme, die nach Auskunft des Kläranlagenbetreibers, dem Wasserverband…mehr:

http://www.aachener-zeitung.de/lokales/kreis-dueren/erhoehte-konzentrationen-von-legionellen-in-duerener-klaeranlage-1.1786550

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Barnstorf: Abwassergebühr geht weiter in die Höhe

Sanierung der Kläranlage soll Einsparungen bringen
Der Rat der Samtgemeinde Barnstorf hat eine weitere Anpassung der Abwassergebühren vorgenommen. Wie schon in den beiden Vorjahren müssen sich die Einwohner auf eine Preissteigerung im Jahr 2018 einstellen.
Für seine letzte Sitzung in diesem Jahr hatte sich der Rat unter Vorsitz von Friedrich Iven ein strammes Programm auferlegt. Mit Blick auf die 20 Punkte umfassende Tagesordnung strichen einige Zuhörer schon frühzeitig die Segel, nachdem das Familien- und Bildungszentrum Eydelstedt beschlossene Sache war. Den Beschluss in Sachen Abwasser bekamen …mehr:

https://www.kreiszeitung.de/lokales/diepholz/barnstorf-ort49824/abwassergebuehr-geht-weiter-hoehe-9452685.html

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WESTERHOLZ: Camper klagen über hohe Abwasserkosten

Die Abwassergebühren sind in Westerholz um ein Drittel höher als in Langballig – obwohl die selbe Kläranlage genutzt wird. Der Grund: Die Gemeinden kalkulieren die Preise eigenständig. Mehr:

– Quelle: https://www.shz.de/18525136  

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Wermelskirchen: 1,4 Millionen Euro Plus – jetzt sinken Abwassergebühren

Gutes Ergebnis im Städtischen Abwasserbetrieb sorgen für ein Plus. Ab 2019 wieder höhere Baukosten erwartet.
Weniger Baumaßnahmen, sinkende Kosten bei der Unterhaltung der Entwässerungsanlagen und Überschüsse aus den vergangenen Jahren: Die Kassenlage beim Städtischen Abwasserbetrieb sieht für nächsten Jahr positiv aus. Und das sollen auch die Kunden zu spüren bekommen. Deswegen sollen sowohl die Gebühren für die Abwasserbeseitigung …mehr:

http://www.rp-online.de/nrw/staedte/wermelskirchen/14-millionen-euro-plus-jetzt-sinken-abwassergebuehren-aid-1.7255314

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ZKA Lemgo: Betonsanierung in den Nachklärbecken erfolgreich

Von Juni bis Oktober 2017 wurde das Nachklärbecken NKB1 bautechnisch saniert. Hierfür wurde sowohl die Beckeninnenwand sowie die Bauwerkskrone nach Demontage der Edelstahlabdeckung nach dem Verfahren des flächigen SPCC im Trocken- oder Nassspritzverfahrens aufwändig saniert und nahezu in einen Neubauzustand versetzt. Desweiteren wurde eine lokal geschädigte Betonoberfläche instand gesetzt.
Eine detaillierte Einheitspreisausschreibung mit einer kontinuierlichen Bauüberwachung vor Ort zur Sicherstellung der gewünschten Qualität waren Voraussetzung für den Erfolg der ersten Sanierungsmaßnahme. Auf Basis dieses Erkenntniszustandes kann nun das zweite Nachklärbecken ausgeschrieben und ausgeführt werden.

Bei Fragen stehen Ihnen unsere Herren Dipl.-Ing. Markus Helling unter der Telefonnummer +49 (211) 44991-51 und Dipl.-Ing. Rainer Klink unter der Telefonnummer +49 (211) 44991-59 gerne zur Verfügung.
http://www.hydro-ingenieure.de/zka-lemgo.html

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Breisach : Millionen fließen in die Sanierung der Kläranlage

Seit 2014 wurden schon 4,2 Millionen Euro ausgegeben

Sehr viel Geld haben Breisach und Ihringen in den vergangenen Jahren in die Optimierung der gemeinsam genutzten Breisacher Kläranlage investiert. Seit 2014 wurden insgesamt 4,2 Millionen Euro ausgegeben. Mehr:

http://www.badische-zeitung.de/breisach/millionen-fliessen-in-die-sanierung-der-klaeranlage–145746897.html

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Michelbach: Neue Kläranlage für Michelbach/Bilz

Für 4,47 Millionen Euro erweitert Michelbach ihre Kläranlage und schließt die Steinbrücker über eine Druckleitung an. Im Frühjahr 2019 soll der Bau fertig sein.
Als wäre sie aus Pappe hebt der Kran die zimmerwandgroße Verschalungsmauer und lässt sie durch die Luft schweben. Die Rundschalung, die bislang am Rohbau des sieben Meter hohen Klärbecken anlag,…mehr:

http://www.swp.de/schwaebisch_hall/lokales/schwaebisch_hall/enges-tal-noetigt-zum-berliner-verbau-24335438.html

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Biberach: Kläranlagenerweiterung wird später fertig

Haushaltsplan 2018 des Abwasserzweckverbands Riß sieht umfangreiche Investitionen vor
Die Erweiterung der Kläranlage des Abwasserzweckverbands (AZV) Riß in Warthausen dauert länger als geplant. War die Fertigstellung ursprünglich Mitte 2017 vorgesehen, so rechnen die Verantwortlichen jetzt mit dem Abschluss der Bauarbeiten im Herbst 2018. Das geht aus dem Vorbericht. Mehr:

http://www.schwaebische.de/region_artikel,-Klaeranlagenerweiterung-wird-spaeter-fertig-_arid,10785126_toid,199.html

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SCHLUCHSEE-SCHÖNENBACH: Schaltanlage wird nächstes Jahr erneuert

Die Schaltanlage der Kläranlage Schönenbach wird nächstes Jahr erneuert, so dass sie auch auf die elektronische Steuerungs-und Kontrollanlage in der Kläranlage Schluchsee aufgeschaltet werden kann. Die Firma Eliquo Stulz, die die anderen Kläranlagen der Gemeinde bereits umgestellt hat, wird dies für 33 850 Euro erledigen. Mehr:

http://www.badische-zeitung.de/schluchsee/schaltanlage-wird-naechstes-jahr-erneuert–146298630.html

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Wansdorf: Verlässliche Feststoffmessung im Zentrat

Das Klärwerk in Wansdorf, westlich von Berlin im Speckgürtel der Hauptstadt gelegen, investiert derzeit 1,3 Millionen Euro in eine neue Anlage zur Prozesswasserbehandlung.Dass diese nach Inbetriebnahme vor einer zu hohen TS-Fracht geschützt wird, soll ein Valmet LS gewährleisten. Ziel ist es, den TS-Gehalt im Zentrat- Strom einer Zentrifuge mit der Messtechnik des finnischen Maschinenbau- und Technologie-Unternehmens Valmet dauerhaft zuverlässig zu analysieren und bei Bedarf schnell eingreifen zu können. Das Valmet LS (LS steht für Low Solids, also wenig Feststoffe) wurde 2015 zunächst im Testbetrieb an die Zentrat- Leitung angeschlossen und misst seither die Gesamtmenge an freischwebenden Feststoffen in mg/l.Die Ergebnisse werden über das Prozessleitsystem auf den Bildschirmen der Schaltwarte visualisiert.Mehr:

Den ganzen Artikel lesen Sie In der Korrespondenz Abwasser Heft 12-2017 ab Seite 1110
Oder: Valmet Automation GmbH
E-Mail: hans-juergen.koinegg@valmet.com 
www.valmet.com/abwasserbehandlung

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Hürth: Komplette Neuinstallation der maschinellen Faulschlammentwässerung

Die Faulschlammentwässerung auf der Kläranlage Hürth besteht aus einer Kammerfilterpresse, die mit 40 Jahren Betrieb ohne Redundanz mit einem hohen Personalaufwand zu betreiben ist.
In einer Bedarfsplanung wurde die Hydro-Ingenieure GmbH beauftragt, den Ist-Zustand zu analysieren und auf Basis dieser Erkenntnisse zukunftsfähige Ausbaukonzepte (Ersatz durch neue Kammerfilterpresse, alternativ zwei neue Dekantierzentrifugen sowie Kombinationslösungen) auszuarbeiten.

Für Rückfragen stehen Ihnen unsere Frau Dipl.-Ing. Inge Barnscheidt unter der Telefonnummer +49 (211) 44991-48 und unser Herr Dipl.-Ing. Heinrich-Theo Meier unter der Telefonnummer +49 (211) 44991-62 gerne zur Verfügung.

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Wolgast: Verband plant 2018 mehrere Baustellen

Zweckverband Wolgast-Festland stellt Investitionsvorhaben für das kommende Jahr vor
Auch im nächsten Jahr will der Zweckverband Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung Festland-Wolgast kräftig investieren. In dieser Woche beschloss die Verbandsversammlung den Investitionsplan für 2018 mit einem Volumen von 4,77 Millionen Euro. Von dieser Summe entfallen auf die Einzelbereiche Trinkwasser 1,376 Millionen Euro, Schmutzwasser 1,331 Millionen Euro, Niederschlagswasser 890500 Euro sowie auf den Bereich Verwaltung 1,174 Millionen Euro. Mehr:

http://www.ostsee-zeitung.de/Vorpommern/Usedom/Wirtschaft/Verband-plant-2018-mehrere-Baustellen

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Emscher: Abwasserkanal geht in die letzte Bauphase

Dinslaken. Der Bau des großen Abwasserkanals Emscher (AKE) hat nun auch das Stadtgebiet von Dinslaken erreicht. Allerdings sind hier drei Dinge völlig anders als beim bisherigen Bau der auch „Emscherschnellweg unter Tage“ genannten Wasserstraße. Mehr:

http://www.rp-online.de/nrw/staedte/dinslaken/emscher-abwasserkanal-geht-in-die-letzte-bauphase-aid-1.7240083

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Schwörstadt: Zweckverband berichtet über Kläranlagen

In Herten und Schwörstadt wurden dieses Jahr 3,6 Millionen Kubikmeter Abwasser behandelt.

Die Kläranlage in Herten hat im zu Ende gehenden Jahr bislang rund 2,9 Millionen Kubikmeter Abwasser behandelt. Das geht aus dem Jahresbericht der Kläranlagen Herten und Schwörstadt hervor, die der Abwasserzweckverband in seiner Sitzung am gestrigen Dienstagabend vorgelegt hat. Im Jahr 2016 waren es demnach rund 3,5 Millionen Kubikmeter Abwasser. Der Stromverbrauch lag in diesem Jahr bei etwa 1,2 Millionen Kilowattstunden, mit dem Klärgas wurden rund 450 000 Kilowattstunden Strom erzeugt. Mehr:

http://www.badische-zeitung.de/schwoerstadt/zweckverband-berichtet-ueber-klaeranlagen–146248469.html

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Hillesheim-Bolsdorf: Stromspeicher verhilft Kläranlage zu fast vollständiger Autarkie

Die IBC Solar AG hat zusammen mit seinem Fachpartner Schmitz Haustechnik GmbH in der Kläranlage Hillesheim-Bolsdorf ein Batteriespeicher-System mit einer Kapazität von 200 Kilowattstunden (kWh) installiert. Der Stromspeicher mit einer Leistung von 24 kW sorgt zusammen mit einem Blockheizkraftwerk (BHKW) für weitgehende Unabhängigkeit der Kläranlage vom Energieversorger. Monatliche Autarkiequoten von bis zu 94 Prozent sind möglich, teilte IBC Solar mit.

Die Kläranlage Hillesheim-Bolsdorf in Rheinland-Pfalz verbraucht mit ihrer Vielzahl an Umwälzern, Pumpen und Belüftern etwa 270.000 kWh Strom im Jahr. Trotz einer installierten BHKW-Anlage musste Strom aus dem Netz bezogen oder eingespeist werden. Eine Einspeisung in das Netz ist nach Angaben von IBC Solar nicht mehr nötig, da die überschüssige Energie nun im Speicher gepuffert werden kann. Mehr:

http://www.iwr.de/ticker/ibc-solar-stromspeicher-verhilft-klaeranlage-zu-fast-vollstaendiger-autarkie-artikel183

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Mainhausen: Rechnungsprüfungsamt beanstandet Kosten für Überlaufbecken

29.000 Euro zu viel gezahlt?

Die Rechnungsabschlüsse für den kommunalen Haushalt Mainhausens sind meist unspektakulär und werden in der Gemeindevertretung ohne Diskussionen verabschiedet. Im Abschluss für 2014 hatte das Rechnungsprüfungsamt des Kreises jedoch etwas zu beanstanden, und die UWG hakte nach. Immerhin ging es um knapp 30. 000 Euro…mehr:

https://www.op-online.de/region/mainhausen/mainhausen-rechnungspruefungsamt-beanstandet-kosten-ueberlaufbecken-9446811.html

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Bramsche: WIRTSCHAFTSPLAN VORGELEGT

Klärwerk spart 60000 Euro Strom im Jahr
Einstimmig hat der Betriebsausschuss des Abwasserbeseitigungsbetriebes Bramsche (ABB) dem Wirtschaftsplan 2018 zugestimmt. Er sieht bei Investitionen von 1,16 Millionen Euro keine Kreditaufnahme und einen Gewinn von 122000 Euro vor. Mehr:

https://www.noz.de/lokales/bramsche/artikel/983777/bramscher-klaerwerk-spart-60000-euro-strom-im-jahr

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Niederbreitbach-Datzeroth: Neue energieeffiziente Kläranlage Niederbreitbach-Datzeroth -Gewinn für Klima- und Gewässerschutz

„Mit der neuen Kläranlage Niederbreitbach-Datzeroth und ihrer energieeffizienten Technik wird es gelingen, die Phosphoreinträge in die Gewässer um mehr als 50 Prozent zu verringern und das bei gleichbleibendem Stromverbrauch. Damit leisten die Verantwortlichen der zukünftigen Verbandsgemeinde Rengsdorf-Waldbreitbach einen wichtigen Beitrag nicht nur für eine dauerhaft sichere Abwasserbeseitigung, sondern auch für den Gewässer- und Klimaschutz“, sagte Umweltstaatssekretär Thomas Griese heute in Waldbreitbach.
Dort übergab er einen Förderbescheid über 407.290 Euro für die Sanierung der Kläranlage Niederbreitbach-Datzeroth.

Im Rahmen der Erneuerungsmaßnahme soll die 1997 in Betrieb genommene und für rund 5.000 Einwohner ausgelegte Anlage bei der Verfahrenstechnik auf eine aerobe Schlammstabilisierung im Belebungsbecken mit anschließender Nachklärung umgestellt werden. „Mit diesen Maßnahmen erreichen Sie gleich zwei wichtige Ziele, die denen der Landesregierung entsprechen: eine Verringerung von Phosphoreinträgen in die Gewässer im Einzugsbereich der Wied und die energieeffiziente Abwasserbehandlung als Beitrag zum Klimaschutz“, lobte der Staatssekretär.

Häufig seien die Kläranlagen die größten Stromverbraucher in den Kommunen. Mit durchschnittlich 20 Prozent des Energieverbrauchs benötigten sie mehr Strom als Schulen, Krankenhäuser oder andere kommunale Einrichtungen, so Griese. „Die Steigerung der Energieeffizienz der abwassertechnischen Anlagen durch Energiegewinnung und Energieeinsparmaßnahmen ist gerade vor diesem Hintergrund ein wichtiger Beitrag zum Gelingen der Energiewende.“

Weiter erinnerte der Staatssekretär daran, dass das rheinland-pfälzische Umweltministerium seit einigen Jahren eine Vielzahl von Initiativen im Bereich der Energieeinsparung und Energieerzeugung auch bei Kläranlagen gestartet und in der Förderung über den Energieeffizienz-Bonus verankert habe. „Dies hat maßgeblich dazu beigetragen, dass in Rheinland-Pfalz bereits jetzt so viel Biogas auf Kläranlagen produziert wird wie nie zuvor.“

Die Verringerung der Phosphoreinträge werde über das Schwerpunktgewässerkonzept der Wasserwirtschaft verfolgt, in dessen Rahmen Maßnahmen an Kläranlagen, die in ein belastetes Gewässer einleiten, mit dem Wasserrahmenrichtlinienbonus gefördert werden, unterstrich Griese. „Das Förderprogramm Wasserwirtschaft leistet damit im Sinne einer zukunftsorientierten, nachhaltigen Wasserwirtschaft einen wichtigen Beitrag dazu, dass notwendige Maßnahmen für die Energieeffizienz, aber auch hinsichtlich der Reinigungsleistung umgesetzt werden können“. Von Seiten der Wasserwirtschaft stünden in diesem Jahr für den Bereich Abwasser Fördermittel in Höhe von insgesamt rund 30 Millionen Euro zur Verfügung.

„Ein solches Förderprogramm braucht eine solide Finanzierung und hier spielt der dafür eingeführte Wassercent eine besondere Rolle. Mit ihm haben wir die finanziellen Grundlagen für die wasserwirtschaftliche Förderung erweitert und durch die gesetzlich verankerte Zweckbindung sichergestellt, dass das Geld nicht in anderen Töpfen ‚versickert‘“, so Thomas Griese abschließend.

https://mueef.rlp.de/de/pressemeldungen/detail/news/detail/News/407000-euro-fuer-neue-energieeffiziente-klaeranlage-niederbreitbach-datzeroth-griese-gewinn-fuer-kl/?no_cache=1&cHash=f159e1e7a9ebc3bf63f610a83a8d3dbf

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Neu-Ulm: Stromkosten im Klärwerk steigen weiter

Künftig wird Schmutzwasser im Steinhäule auch bei Regen mit Aktivkohle gereinigt. Das verbraucht Energie. Die Verbandsumlage erhöht sich.

Beim geklärten Abwasser sind die Phosphor- und Stickstoffwerte nach wie vor niedrig, und bei der Klärschlammverbrennung werden ebenfalls die Grenzwerte etwa von Schwefeldioxid unterschritten. „Es läuft“, sagte Michael Potthast, der Technische Geschäftsführer, bei der Sitzung des Zweckverbands Klärwerk Steinhäule. Nachdem er rückblickend bei der Verbandsumlage 2017 von einer „Punktlandung“ berichten konnte, steht für 2018 eine Erhöhung um 385.000 Euro…mehr:

http://www.swp.de/ulm/lokales/ulm_neu_ulm/stromkosten-im-klaerwerk-steigen-weiter-24269304.html

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Ilshofen: Neues Becken klärt fast die Hälfte

Die Stadt Ilshofen vergrößert ihre Kläranlage. Die Zuleitungen von den Teilorten zu der Kläranlage sollen unter die Straßen gelegt werden. Die Kosten belaufen sich auf zehn Millionen Euro. Mehr:

http://www.swp.de/schwaebisch_hall/lokales/schwaebisch_hall/neues-becken-klaert-fast-die-haelfte-24184605.html

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Wallenhorst: NEUES BETRIEBSGEBÄUDE FÜR KLÄRANLAGE

Bauausschuss befürwortet Neubau für 970.000 Euro
Die Argumente für einen Neubau des Betriebs- und Sozialgebäudes auf dem Gelände der Kläranlage Barlager Esch in Wallenhorst sind erdrückend. Deshalb segnete der Ausschuss …mehr:
Der von der Verwaltung hinzugezogene Fachingenieur Michael Kipsieker von der Planungsgesellschaft HI Nord legte nochmals dar, weshalb der jetzige Zustand unhaltbar ist: Eine Trennung der schmutzigen, verkeimten …

https://www.noz.de/lokales/wallenhorst/artikel/992629/bauausschuss-befuerwortet-neubau-fuer-970-000-euro

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Öpfingen: Kläranlage wird saniert

Gemeinderat lässt Arbeiten europaweit ausschreiben – Wasserzins steigt
Bereits seit zehn Jahren betreibt Öpfingen seine Kläranlage auf dem Gemeindegebiet mit der Duldung des Ulmer Landratsamtes. Die in die Jahre gekommene Kläranlage, die neben Öpfingen auch Griesingen, den Ehinger Teilort Rißtissen und Gamerschwang mitversorgt, soll jetzt saniert werden. Dafür hat …mehr:

http://www.schwaebische.de/region_artikel,-Klaeranlage-in-Oepfingen-wird-saniert-_arid,10787363_toid,221.html

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Waldenbuch Neue Anforderungen an die Kläranlage

Eines ist jetzt schon abzusehen: Die Vorgaben für die Kläranlage in Waldenbuch werden strenger. Was dies bedeuten kann, war Thema bei einer Sitzung. Es gibt aber auch noch Fragezeichen. Mehr:

http://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.waldenbuch-neue-anforderungen-an-die-klaeranlage.23fb6d8a-cb5e-4f6c-9aec-6bb75af1cbed.html

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Hartmannshain: Einbruch in Kläranlage – Tauchpumpen gestohlen

In der Nacht zum Mittwoch stiegen unbekannte Einbrecher auf das Gelände der Kläranlage in Hartmannshain ein. Nachdem sie einen Materialcontainer aufgebrochen hatten entwendeten sie daraus mehrere Tauchpumpen im Wert von knapp 4000 Euro. Der Sachschaden beläuft sich auf rund 800 Euro. Mehr:

https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/51096/3801591

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Baltrum: Großreinemachen in der Kläranlage

In der Kläranlage auf Baltrum hat sich reichlich Schlamm angesammelt. Experten entsorgen nun die Hinterlassenschaften von Insulanern und Urlaubern der letzten zehn Jahre. Mehr:

http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/hallo_niedersachsen/Grossreinemachen-in-der-Baltrumer-Klaeranlage,hallonds41556.html

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Datzeroth: Neue Anlage: Deutlich weniger Phosphate im geklärten Wasser

Zwar schon vor der Fusion angestoßen, darf der Neubau der Kläranlage in Datzeroth mit Fug und Recht als das erste Millionenprojekt der neuen Verbandsgemeinde Rengsdorf-Waldbreitbach angesehen werden. Denn Waldbreitbach und Rengsdorf saßen bereits bei der Vorgängeranlage in einem Boot – und investieren auch jetzt wieder gemeinsam …mehr:

https://www.rhein-zeitung.de/region/lokales/neuwied_artikel,-neue-anlage-deutlich-weniger-phosphate-im-geklaerten-wasser-_arid,1738912.html

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Bonn: braucht neuen Ofen für Klärschlamm

Rund 7000 Tonnen Klärschlamm aus den vier Bonner Kläranlagen werden pro Jahr in der Klärschlammverbrennungsanlage (KVA) am Salierweg verbrannt. Doch die Anlage ist in die Jahre gekommen, und eine Sanierung wirtschaftlich nicht sinnvoll. Mehr:

http://www.general-anzeiger-bonn.de/bonn/stadt-bonn/Bonn-braucht-neuen-Ofen-für-Klärschlamm-article3708121.html

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Pfaffenhofen: Kläranlage wird saniert

Kurze Zeit, nachdem die Kläranlage in Pfaffenhofen in Betrieb gegangen war, traten Schäden auf. Nach langen Verhandlungen zwischen Gemeinde, Auftragnehmer und Hersteller wurde eine Lösung gefunden.
Pfaffenhofen/Glonn – 2011 ging die neue Kläranlage der Gemeinde Pfaffenhofen an der Glonn bei Wagenhofen ans Netz, jetzt muss sie erstmals saniert werden. Rund 260 Meter Geländer an den gesamten Kläranlagenbecken müssen aus Stabilitäts- und Sicherheitsgründen ausgetauscht werden. Außerdem sollen zusätzlich …mehr:

https://www.merkur.de/lokales/dachau/pfaffenhofen-a-d-glonn-ort377158/in-pfaffenhofen-muss-klaeranlage-saniert-werden-9266348.html

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Warstein: Millionenklage nach Legionellen – Siepmann gegen Warsteiner Brauerei

Die Legionellenkrise, die im Spätsommer 2013 die Stadt Warstein erschütterte, findet ein gerichtliches Nachspiel. Die Belecker Siepmann-Werke haben sich zu einer Zivilklage gegen die Warsteiner Brauerei entschlossen und fordern bis zu einer Million Euro Schadensersatz. Mehr:

https://www.op-online.de/deutschland/millionenklage-nach-legionellen-siepmann-gegen-warsteiner-brauerei-zr-9368207.html

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Breisgauer Bucht: Erweiterung Klärwerk Forchheim

Der Abwasserzweckverband Breisgauer Bucht erweitert das Klärwerk Forchheim. Dabei wird die Kapazität der biologischen Reinigungsstufe um 50 % auf 600 000 Einwohnerwerte erhöht. Die Arbeiten schreiten termingerecht voran: Das Biologiepumpwerk und das neue 2-strassige Belebungsbecken mit einem Volumen von 18 600 m³ sind im Rohbau fertiggestellt.
Weit fortgeschritten sind auch die beiden Nachklärbecken mit einem Innendurchmesser von je 72,80 m. Die Bodenplatten mit einem Betonvolumen von je 1640 m³ wurden jeweils in 12-stündigen Schichten in einem Guss hergestellt und anschliessend maschinell geglättet.
Im Rahmen dieser Arbeiten wurden 40 000 m³ Erdmassen bewegt, 11 000 m³ Stahlbeton und 1700 t Bewehrungsstahl eingebaut. Die Rohbauarbeiten werden bis Ende März 2018 abgeschlossen. Danach folgen die Installationsarbeiten, im März 2019 nimmt die Anlage ihren Betrieb auf. Mehr:

http://de.holinger.com/news/details/?L=110&tx_ttnews%5Byear%5D=2017&tx_ttnews%5Bmonth%5D=11&tx_ttnews%5Bday%5D=20&tx_ttnews%5Btt_news%5D=3120&cHash=9c74b8d6b442e97bac0ec65a4f65ed72

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Berghülen: Millionen für die Reinigung des Abwassers

Ein neuer Kanal und ein Retentionsfilter kosten viel Geld. Die Schuldenfreie Zeit dürfte für Berghülen dann zu Ende gehen.

Das Abwasser hält Berghülen weiter in Atem und die immensen Investitionskosten, die auf die Gemeinde zukommen, bedeuten wohl das Ende der vier Jahre währenden schuldenfreien Ära. Nachdem die Pflanzenkläranlage in Treffensbuch aufgegeben werden soll, muss Berghülen für die Einleitung des Schmutzwassers in den von Merklingen zu bauenden Kanal wenigstens 525.000 Euro…mehr:

http://www.swp.de/ulm/lokales/alb_donau/millionen-fuer-die-reinigung-des-abwassers-24100842.html

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Ningbo/CHINA : Explosion in China wurde in Klärgrube ausgelöst

– Die mächtige Explosion in der chinesischen Hafenstadt Ningbo hat sich nach Behördenangaben in einer Klärgrube ereignet. Die örtliche Regierung teilte dies am späten Sonntagabend (Ortszeit) in sozialen Netzwerken mit.
Demnach hätten die Sicherheitsbehörden «bestätigt, dass das Epizentrum der Explosion in einer Klärgrube auf einem freien Feld lag». In Klärgruben können sich die hoch entzündlichen Substanzen Methan und Schwefelwasserstoff…mehr:

https://www.blick.ch/news/ausland/ungluecke-behoerden-explosion-in-china-wurde-in-klaergrube-ausgeloest-id7651789.html

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Klagenfurt/A: Neue Kläranlage wird bis zu 100 Millionen kosten

Die Lage im Klagenfurter Russenkanal hat sich seit Abbau des Biberdamms entspannt. In der Stadt stehen im Bereich Entsorgung mehrere Projekte wie Neubau oder Sanierung der Kläranlage an.
Erst vor Kurzem hat die Klagenfurter Kläranlage ihr 50-Jahr-Jubiläum gefeiert. Aufgrund dieses Alters muss nun über eine Sanierung oder einen Neubau der Anlage entschieden werden….mehr:

http://www.kleinezeitung.at/kaernten/klagenfurt/5316736/Klagenfurt_Neue-Klaeranlage-wird-100-Millionen-kosten

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Braunschweig: Mobile Abwasserstation

Innovative Automatisierung mobiler Abwasserpumpwerke
Viele Industrieunternehmen müssen ihr Abwasser vorbehandeln, bevor es in die öffentlichen Kläranlagen eingeleitet werden darf. Dabei kommt es durchaus vor, dass Abwasserkanäle saniert und daher trocken gehalten werden müssen. Die Stadtentwässerung Braunschweig hat hierfür eine mobile Abwasserstation entwickelt, die sich effizient betreiben und überwachen lässt.
Im laufenden Betrieb eines verzweigten, fast 1400 Kilometer langen Kanalnetzes passiert es immer wieder, dass Abwasserleitungen kurzfristig überholt oder einzelne Leitungsteile aufgrund von Kanalarbeiten trocken gehalten …mehr:

https://www.process.vogel.de/innovative-automatisierung-mobiler-abwasserpumpwerke-a-657456/?cmp=nl-254&uuid=1DC4B9E7-1718-4A70-B3EA-0C6A17F0F654

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Herten: Umweltsünder schütten Öl in Gewässer

Am Dienstagnachmittag wurden Feuerwehr und Polizei zu einem Umweltdelikt in Herten am Danziger Ring gerufen. Wie sich herausstellte, hatten Unbekannte Öl in ein Gewässer geschüttet.
Der Ölfilm geriet bis in den Auffangbehälter einer Kläranlage und musste von der Feuerwehr entfernt werden. Ein Strafverfahren wegen Gewässerverunreinigung wurde eingeleitet. Wo genau das Öl ins Wasser…mehr:

https://www.lokalkompass.de/herten/leute/herten-umweltsuender-schuetten-oel-in-gewaesser-m4192716,806793.html

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Wunstorf: Am Ende sauberer geklärt als das Leine-Wasser

Die Kläranlage Luthe reinigt das Abwasser der gesamten Stadt Wunstorf. Doch die Stadt muss sich derzeit Gedanken darüber machen, wie sie den Klärschlamm am Ende loswird…mehr:

http://www.haz.de/Hannover/Aus-der-Region/Wunstorf/Nachrichten/Am-Ende-sauberer-geklaert-als-das-Leine-Wasser

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Groß-Zimmern: Wegen geänderter Grenzwerte muss Groß-Zimmern wieder investieren/Gebühren steigen

Diesmal geht’s um Phosphor
Erneut muss die Gemeinde Groß-Zimmern in ihre Kläranlage investieren. Wie Bürgermeister Achim Grimm (CDU) in der jüngsten Sitzung der Gemeindevertretung mitgeteilt hat, muss Groß-Zimmern mit einem weiteren Umbau auf geänderte Phosphor-Grenzwerte reagieren. Mehr:

http://www.echo-online.de/lokales/darmstadt-dieburg/gross-zimmern/diesmal-gehts-um-phosphor_17970607.htm

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FULDA: Mehr Geld für die Kanalsanierung

Grundsatzbeschluss zur langfristigen Sicherung des öffentlichen Kanalnetzes
Die Verbandsversammlung des Abwasserverbandes Fulda hat in ihrer jüngsten Sitzung mit großer Mehrheit die Umsetzung eines prognosegestützten Substanzwerterhaltungskonzeptes für das Kanalnetz beschlossen. Damit soll mehr Geld in die systematische Kanalsanierung fließen.
Das 700 Kilometer lange Kanalnetz des Abwasserverbandes Fulda, welches die Siedlungsflächen…mehr:

https://osthessen-news.de/n11569233/grundsatzbeschluss-zur-langfristigen-sicherung-des-oeffentlichen-kanalnetzes.html

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Hünfeld: Eigenbetrieb baut gegenwärtig neue Fällmitteldosierstation ein

WEITERE PHOSPHATREDUZIERUNG KOSTET RUND 320.000 EURO
Rund 320.000 Euro gibt der Eigenbetrieb Abwasseranlagen der Stadt Hünfeld gegenwärtig an der zentralen Kläranlage in Hünfeld aus, um den Phosphateintrag am Auslauf der Kläranlage weiter zu reduzieren. Wie Bürgermeister Stefan Schwenk mitteilt, wird dazu gegenwärtig eine neue Fällmitteldosierstation errichtet, durch die der Phosphatgehalt am Auslauf..mehr:

https://www.fuldainfo.de/huenfeld-eigenbetrieb-baut-gegenwaertig-neue-faellmitteldosierstation-ein/

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Heppenheim: Ein Fall für Dosierpumpen mit Köpfchen – Phosphateliminierung in einer Kläranlage

Die Heppenheimer Kläranlage bereitet 1,2 Millionen Kubikmeter Abwasser pro Jahr auf.
Das Dosieren zählt zu den Kernaufgaben in der Wasseraufbereitung und Abwasserreinigung. Müssen dem Prozess Zusatz- und Hilfsstoffe oder hochwirksame Chemikalien wirtschaftlich und umweltschonend zudosiert werden, ist bei den eingesetzten Pumpen vor allem Präzision gefragt.
Die Kläranlage der Stadt Heppenheim übernimmt die Abwasserentsorgung von rund 30.000 Personen. Da sie nach dem Sequencing-Batch-Reactor-Verfahren (SBR) arbeitet, erfolgt die Abwasseraufbereitung nicht kontinuierlich, sondern in Chargen mit vier Becken. Bis vor Kurzem wurde in der Anlage nur eine Dosierung von Aluminiumsulfat zur Reduzierung …mehr:

https://www.process.vogel.de/ein-fall-fuer-dosierpumpen-mit-koepfchen-phosphateliminierung-in-einer-klaeranlage-a-652610/?cmp=nl-254&uuid=1DC4B9E7-1718-4A70-B3EA-0C6A17F0F654

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Oldenburg: Energie aus der Kanalisation beheizt 90 Wohnungen

Neubauquartier Wechloyer Tor: Großprojekt zur Abwasserwärmenutzung wird realisiert
Wenn der Badewannen-Stöpsel gezogen wird, fließen schon mal 150 Liter warmes Wasser in der Kanalisation. Nudelwasser abgießen: drei Liter, fast noch kochend. Auch aus Geschirrspüler, Waschmaschine und Dusche flutet regelmäßig heißes Wasser in die Leitung. Das Energiepotential, das im Abwasser steckt, soll im Oldenburger Neubauquartier „Wechloyer Tor“ genutzt werden. An der Ammerländer Heerstraße sollen 8.000 Quadratmeter Wohnfläche künftig mit Abwasserwärme beheizt werden. Es handelt sich hierbei um das zweite Kooperationsprojekt zur Abwasserwärmenutzung, das von der Stadt Oldenburg initiiert wurde. Für das erste Projekt am Alten Stadthafen wurde die Stadt als „Niedersächsische Klimakommune 2016″ ausgezeichnet.
Bauherr ist diesmal die BPO Businesspark Oldenburg GmbH, die auf dem Gelände der Alten Netzfabrik den Wohnpark „Wechloyer Tor“ errichtet. Für die Planung der Energiezentrale zeichnet die Firma ECO.S Energieconsulting Stodtmeister verantwortlich.

Das energetische Konzept ist so aufgebaut, dass die Wärme des Abwassers über einen speziellen Wärmeübertrager entzogen und über eine Wärmepumpe auf das benötigte Temperaturniveau gebracht wird. Anders als am Stadthafen, wo den Investoren ein begehbarer Abwasserkanal zum Einbau der Wärmeübertragerelemente zur Verfügung steht, erfolgt der Einbau am Wechloyer Tor in einen Kanal, der nur einen halben Meter Durchmesser hat. Stück für Stück werden die einen Meter langen Elemente in den Kanal eingebracht, die sich dann zu einem insgesamt 52 Meter langen Wärmeübertrager zusammen¬setzen. „Wärmerückgewinnungsanlagen in einem so kleinen Kanal kann man weltweit noch an einer Hand abzählen“, erläutert Wolfram Stodtmeister von ECO.S.

„Durch den Kanal läuft das Abwasser von 20. 000 Haushalten aus Ofen und Ofenerdiek Richtung Kläranlage. Das Abwasser hat eine ganzjährige Temperatur von mindestens 9,5 Grad Celsius“, weiß Reinhard Hövel, Sachgebietsleiter Planung und Bau des Oldenburgisch-Ostfriesischen Wasserverbandes (OOWV), der das Projekt von Anfang an begleitet hat. Früh eingebunden war auch das Institut für Rohrleitungsbau (iro) an der Jade Hochschule Oldenburg.
Mike Böge vom iro erinnert sich: „Auf den ersten Blick erschien uns der Kanal nicht optimal, da zum damaligen Zeitpunkt keine belastbaren Erfahrungen über den Einbau von Wärmeübertragern in nicht begehbare Kanäle vorlagen.“ Gerd Iwanuk, Fachdienstleiter im Umweltmanagement der Stadt Oldenburg, sagt: „Unsere Zielsetzung war es von Anfang an, zusammen mit den Investoren eine geeignete Standortlösung zu finden. Bei allen großen Bauvorhaben führen wir mit den Investoren Gespräche zum Energiekonzept.“ Neben Anforderungen an Klimaschutz und Nachhaltigkeit müsse das Konzept den Nutzern eine langfristige und preiswerte Energieversorgung bieten, so Iwanuk weiter. „Wir hatten in diesem Projekt das Glück, dass die Investoren sehr aufgeschlossen gegenüber Innovationen waren und das Energiekonzept in einer sehr frühen Projektphase angegangen wurde.“

Mit Hilfe des Abwasserwärmeübertragers erzeugt eine Wärmepumpe eine Wärmeleistung von 55 kW für Heizung und Warmwasserbereitung. Hinzu kommen 16 kW, die aus der Abluft der 90 Wohnungen zurückgewonnen werden. Rund 75 Prozent des Wärmebedarfs der Wohnungen werden damit umweltfreundlich aus Abwärme gewonnen. Der Wärmepumpenbetrieb kann dadurch besonders effizient und kostengünstigen erfolgen. Ein Erdgaskessel dient zur Abdeckung der Spitzenlasten von bis zu 200 kW, die nur bei sehr niedrigen Außentemperaturen auftreten.

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Zittau: Weinbergschnecke legt Pumpwerk lahm

Schnecken sind bei Gartenfreunden nicht beliebt, während sie in der Abwasserentsorgung als Ausrüstungen (Förderschnecken, Schneckenrechen, Austragsschnecken…) vielfältig im Einsatz sind. Sie können aber auch als Tier bei der Abwasserentsorgung in Erscheinung treten. So geschehen an einem Sonntagmorgen in der sächsischen Gemeinde Kottmar im Landkreis Görlitz.
Dem Diensthabenden der Abwasserbereitschaft wurde ein Ausfall des dortigen Schachtpumpwerks auf das Bereitschaftstelefon gemeldet. Als er nach wenigen Minuten…

Den ganzen Artikel lesen sie unter:
https://klaerwerk.info/DWA-Informationen/KA-Betriebs-Infos
Betriebsinfo Informationen für das Betriebspersonal von Abwasseranlagen Heft 4-2017 Seite 2671

Autoren
Sven Koitsch, Rico Pfitzner
SOWAG
Süd-Oberlausitzer Wasserversorgungs- und Abwasserentsorgungsgesellschaft mbH
Äußere Weberstraße 43
02763 Zittau, Deutschland

Die Schnecke ist leider nicht mit dem Schrecken davon gekommen.

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Palma de Mallorcas: Hafenausbau verdreckt Strand + Kläranlage läuft über

Müllverbrennungsanlage und Hafenbehörde stehen in Verdacht, Müll ins Meer gekippt zu haben. Und Palmas Kläranlage läuft über…mehr:

http://derstandard.at/2000067003579/Hafenausbau-verdreckt-Palma-de-Mallorcas-Strand?ref=rss BRIGITTE KRAMER AUS PALMA

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London: Monster-Fettberg in Kanalisation beseitigt

„Wir haben die Schlacht gegen das Monster von Whitechapel gewonnen“: Der Londoner Wasserversorger Thames Water hat einen 250 Meter langen Fettberg aus der Kanalisation entfernt – in neun Wochen harter Arbeit.
Mit rund 250 Metern Länge und einem Gewicht von 130 Tonnen stellte dieser Fettberg im Londoner Abwassersystem alles bis dahin Bekannte in den Schatten. Nun ist das Ungetüm verschwunden, Spezialkräfte haben den riesigen Fettberg….mehr:

http://www.spiegel.de/panorama/london-rekord-fettberg-in-kanalisation-beseitigt-a-1176490.html

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Melsungen: Klärwerk muss für 3,8 Millionen Euro umgebaut werden

Wegen neuer Grenzwerte
Für Schmutzwasser müssen die Melsunger und Körler wahrscheinlich bald etwas mehr bezahlen. Am Klärwerk in Melsungen sind Umbauarbeiten notwendig.
Die Stadt geht derzeit von Kosten von 3,8 Millionen Euro aus. Im Jahr 2018 sei eine Erhöhung der Gebühr für die …mehr:

https://www.hna.de/lokales/melsungen/melsungen-ort45520/klaerwerk-melsungen-muss-fuer-3-8-millionen-euro-umgebaut-werden-8722197.html

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Bückeburg: Was kommt nach dem Faulturm? Modernisierung der Kläranlage

Friedrich Klare kennt die Bückeburger Kläranlage sehr gut. Schon vor mehr als 20 Jahren war der Diplomingenieur an der bisher letzten großen Modernisierung beteiligt. Jetzt stellte er dem Betriebsausschuss des Abwasserbetriebes die Planungen für den neuen Faulturm vor. Es gibt aber noch mehr zu tun.
Mit der Fertigstellung des Faulturms wird das Klärwerk unbestritten sowohl wirtschaftlich als auch ökologisch einen großen Schritt nach vorne machen. Doch nach Auffassung des Experten gibt es auch danach noch einiges zu tun.
Sorge bereitet Klare besonders die in die Jahre gekommene Schlammentwässerungsanlage. Im sogenannten Dekanter, im Prinzip einer großen Zentrifuge, wird dem Klärschlamm …mehr:

http://www.sn-online.de/Schaumburg/Bueckeburg/Bueckeburg-Stadt/Was-kommt-nach-dem-Faulturm

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Eckernförde: HÖHERE KOSTEN – SPÄTERE FERTIGSTELLUNG

Klärwerk – Fertigstellung für 2021 geplant
Der Kostenanstieg der Sanierung steigt um 2,2 Millionen Euro auf 6,5 Millionen. Die Fertigstellung verzögert sich um fünf Jahre.
Die gute Nachricht: Die Klärwerkserweiterung beziehungsweise Optimierung ermöglicht der Stadt eine problemlose Ausweitung ihres Baugebietes und damit eine Erhöhung ihrer Einwohnerzahl. „Denn die Einwohnergleichwerte ….mehr:

Quelle: https://www.shz.de/17944381  

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Suffersheim: Kläranlage muss saniert werden

Kosten liegen bei rund einer Million Euro
Die Kläranlage Suffersheim muss modernisiert werden. Der Bauausschuss des Weißenburger Stadtrats hat sich jetzt für die von der Tiefbauverwaltung vorgeschlagene Variante entschieden. Der Bau soll 2019 erfolgen. Es ist nach derzeitigem Stand mit Kosten von rund einer Million Euro zu rechnen. Mehr:

http://www.nordbayern.de/region/wei%C3%9Fenburg/suffersheimer-klaranlage-muss-saniert-werden-1.6774021?searched=true

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Südliche Ortenau: Abwassergebühr darf rückwirkend berechnet werden

Gemeinderat Rust erhebt keinen Widerspruch gegen das Vorgehen der Gemeinde / Noch nicht alle Berechnungsdaten erhoben.
RUST (fi). Der Abwasserzweckverband südliche Ortenau investiert derzeit mehr als drei Millionen Euro in die Erweiterung der Kläranlage in Kappel. Hintergrund der Erweiterung um ein viertes Klärbecken nebst notwendiger Infrastruktur ist die Bevölkerungsentwicklung in den Verbandskommunen (Ettenheim, Kappel-Grafenhausen, Ringsheim, Mahlberg, Kippenheim und Rust) und das Wasserpark-Projekt des Europa-Parks.

Nicht zuletzt durch letzteres Projekt steigt der Anteil an Abwässer aus Rust deutlich, die über die Kläranlage „entsorgt“ werden. „Wir werden deshalb …mehr:

http://www.badische-zeitung.de/rust/abwassergebuehr-darf-rueckwirkend-berechnet-werden–143956426.html

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Krefeld: Stadt greift in die Kiste der Gebührentricks

Schönrechnen für den Kommunalbetrieb
Es könnte für die Krefelder alles so schön sein: Die Kosten für die Kläranlage sinken um rund drei Millionen Euro, und die Abwassergebühren waren um drei Millionen Euro zu hoch und müssen erstattet beziehungsweise verrechnet werden…mehr:

http://www.rp-online.de/nrw/staedte/krefeld/schoenrechnen-fuer-den-kommunalbetrieb-aid-1.7174568

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Oldenburg: Klärwerk bietet sicheren Arbeitsplatz

ZWAIG bringt regelmäßig junge Menschen mit Ausbildungsbetrieben zusammen. Jetzt führte die Ausbildungsplatzinitiative Schüler nach Oldenburg. …mehr

https://www.noz.de/lokales-dk/ganderkesee/artikel/957915/oldenburger-klaerwerk-bietet-sicheren-arbeitsplatz

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Böhringen: Klärwerk-Betrieb für ein Jahr vergeben

Die Gemeinde Römerstein beauftragt die Stuttgarter Firma „RBS Wave“, im Jahr 2018 die Betriebsführung der Kläranlage in Böhringen zu übernehmen. Der Vertrag gilt zunächst nur für ein Jahr, die Gemeinde¬räte verlangen zudem eine umfassende, quartalsweise Berichterstattung, die Römersteins Bürgermeister Matthias Winter nach Absprache mit dem Unternehmen zusicherte.
Bekanntlich hatte der Gemeinderat die Vergabe in der vorherigen Sitzung vertagt (wir berichteten). Für Unmut sorgte im Gremium unter anderem, dass mit der EnBW-Tochter RBS Wave nur ein Unternehmen ein Angebot über die Betriebsführung abgegeben hatte. Mehr:

http://www.swp.de/metzingen/lokales/alb-neckar/klaerwerk-betrieb-fuer-ein-jahr-vergeben-16277635.html

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Dreieich: Gebühren einmal rauf, einmal runter

Neufassung der Entwässerungssatzung

Gesetzliche Vorgaben erfordern hohe Investitionen in die Buchschlager Kläranlage. Der Magistrat hat den Stadtverordneten deshalb eine Neufassung der Entwässerungssatzung vorgelegt, die im Januar in Kraft treten soll.
Sie sieht beim Niederschlagswasser eine Senkung der Gebühren vor, beim Schmutzwasser hingegen eine Erhöhung.
Alle drei Jahre müssen die Abwassergebühren von Gesetzes wegen neu kalkuliert werden. Das hat die Stadt nun für den Zeitraum 2018 bis 2020 getan. „Daraus haben sich erstmals seit 2012 wieder Änderungen …mehr:

https://www.op-online.de/region/dreieich/magistrat-dreieich-legt-neufassung-entwaesserungssatzung-vor-hohe-investitionen-klaeranlage-8782592.html

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Mundelsheim: Kipper für die Mitarbeiter der Kläranlage

Die Mitarbeiter der Kläranlage brauchen dringend ein neues Auto. Das Fahrzeug, das ihnen bisher zur Verfügung steht, ein 18 Jahre alter Pick-up mit Dieselmotor, ist nur beschränkt einsatzfähig, weil es eine rote Umweltplakette hat.
Mit seinem Vorschlag für einen Ersatz stieß Klärwärter Heinz Freihofer indes bei den Gemeinderäten auf wenig Gegenliebe. Nicht, dass ihnen das neue Fahrzeug, ein Piaggio Porter Kipper für 16 000 Euro, zu teuer gewesen wäre – im Gegenteil, …mehr:

http://www.swp.de/bietigheim/lokales/besigheim/kipper-fuer-die-mitarbeiter-der-klaeranlage-15898487.html

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Giengen: Kläranlage – Schäden geringer als befürchtet

Die Erneuerung der veralteten E-Technik folgt anschließend auf zwei Jahre verteilt.
Die Sorgen waren groß, was den Zustand der beiden Faultürme in der Kläranlage im Ried betrifft. In den 60er-Jahren erbaut, stand in diesem Jahr ein Grundsanierung an.
Die letzte Untersuchung reicht 25 Jahre zurück. Und da der Zustand im Innern des Turms nicht ohne Entleerung beurteilt werden kann, war man …mehr:…

http://www.swp.de/heidenheim/lokales/giengen/giengener-klaeranlage_-schaeden-geringer-als-befuerchtet-15871125.html

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Fürth: Kläranlage – Neubauten nehmen Form an

Im neuen Betriebsgebäude läuft der Innenausbau – Teures Vorhaben – 20.10.2017 11:00 Uhr
FÜRTH – Es ist die derzeit teuerste Baustelle der Stadt: In der Kläranlage an der Erlanger Straße nehmen das zentrale Betriebsgebäude am Eingang und die neue mechanische Reinigungsstufe immer deutlichere Formen an. Eine vierte Reinigungsstufe, die wie im Weißenburger Pilotprojekt auch Plastik und Medikamente herausfiltert, ist in Fürth …mehr:

http://www.nordbayern.de/region/wei%C3%9Fenburg/suffersheimer-klaranlage-muss-saniert-werden-1.6774021?searched=true

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Hainstadt: Bodenräumschild der Anlage musste erneuert werden

Arbeiten im Klärbecken
-Im Nachklärbecken der Kläranlage Hainstadt musste das Bodenräumschild erneuert werden – einschließlich der kompletten unter Wasser liegenden Teile.
Im Nachklärbecken wird durch Sedimentation der sogenannte Belebtschlamm (Klärschlamm) vom gereinigten Abwasser getrennt. Die Mikroorganismen sind schwerer als Wasser und sinken auf den Boden. Dort wird der Klärschlamm mithilfe des Bodenräumschildes in der Trichtermitte des Beckens zusammengeschoben und kann dann aus dem Becken abgepumpt werden.
Wie die Gemeindewerke mitteilen, …mehr:

https://www.op-online.de/region/hainburg/bodenraeumschild-anlage-hainstadt-musste-erneuert-werden-8684677.html

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Junkersdorf: Stellschrauben gedreht, jetzt folgt Gebührenschraube

Die Kläranlage in Junkersdorf ist fertig und liefert gute Reinigungswerte. Jetzt bittet der Zweckverband „Mittlerer Weisachgrund“ die Bürger zur Kasse.
Mit einem Ortstermin an der Kläranlage in Junkersdorf begann die Sitzung des Abwasserzweckverbandes „Mittlerer Weisachgrund“ am Mittwoch. Diplomingenieur Harald Güthler gab den Mitgliedern Informationen zum Sachstand nach dem Umbau der Kläranlage. Verbandsvorsitzender Bürgermeister Wolfram Thein (SPD) sagte, dass man am Ende der Bauphase angekommen sei, nachdem letzte Nachbesserungen an der Kläranlage vorgenommen wurden.

An etlichen Stellen habe man, so Thein, nachgebessert. „Nun erreicht die Anlage Werte, die wir uns erhofft haben, auch wenn einige Schwierigkeiten…mehr:

http://www.infranken.de/regional/hassberge/stellschrauben-gedreht-jetzt-folgt-gebuehrenschraube;art217,2986017

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SCHLESWIG: Klärschlamm macht Abwasser teurer

Die Schleswiger Stadtwerke müssen mehrere Millionen Euro in Modernisierung des Klärwerks investieren. Das hat Folgen für die Verbraucher.
Klärschlammverordnung: Dieses typisch deutsche Wortungetüm klingt für Otto Normalverbraucher weder besonders sexy, noch so, als ob man sich damit beschäftigen müsste. Das ist prinzipiell auch so. Allerdings hat der Bundestag besagte Verordnung im Sommer novelliert – mit Auswirkungen auch auf Schleswig – Quelle:

https://www.shz.de/18028791

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Neidenfels: Landwirt leitet Jauchemischung in Kläranlage

Polizei ermittelt wegen verdächtiger Flüssigkeit in Kläranlage. Mehr :

http://www.schwaebische.de/region_artikel,-Landwirt-leitet-Jauchemischung%C2%A0in-Klaeranlage-_arid,10734762_toid,1.html

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Neubörger: Windrad an der Kläranlage in Neubörger wird abgebaut – Mangels Wirtschaftlichkeit

Der Betrieb des Windrades an der Kläranlage in Neubörger soll eingestellt werden und die Anlage abgebaut werden. Das hat der Rat der Samtgemeinde (SG) Dörpen einstimmig beschlossen. mehr …

https://www.noz.de/lokales/doerpen/artikel/963129/windrad-an-der-klaeranlage-in-neuboerger-wird-abgebaut

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Stühlingen: Arbeit auf Kläranlagen birgt Gefahren

Fortbildung zum Thema Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz in Stühlingen / Klärwärter aus dem gesamten Kreis vor Ort.
Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz im Berufsleben sind Themen, die ständig überprüft und verbessert werden. Zu den Berufen, bei deren Tätigkeitsfeldern es mitunter zu lebensbedrohlichen Situationen kommen kann, zählt beispielsweise auch die des Klärwärters, der im Abwasserbereich der Kommunen arbeitet.
Hier ist gesetzlich vorgeschrieben, dass einmal jährlich eine Unterweisung durch den Arbeitgeber stattfindet. Dieses Jahr fand im Stühlinger Feuerwehrhaus eine freiwillige Fortbildung statt, die zugleich als Pflichtunterweisung galt, an der etwa 40 Klärwärter , mehr:

http://www.badische-zeitung.de/stuehlingen/arbeit-auf-klaeranlagen-birgt-gefahren–143889729.html

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Spaichingen: Störfall in Kläranlage

Der Prim und den Lebewesen in ihr könnte ein großer Schaden zugefügt worden sein, denn von Samstag auf Sonntag lief eine unbestimmte Menge Klärschlamm aus. Mehr:

http://www.schwaebische.de/mediathek_titel,-Stoerfall-in-Spaichinger-Klaeranlage-_toid,650_vidid,131236.html

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Renningen: Pioniergeist bringt wertvollen Phosphor

Der neue Klärschlammreformer nimmt seinen Betrieb auf. Damit wird wichtiger Dünger gewonnen.
Mit dem neuen Klärschlammreformer hat sich die Stadt Renningen anscheinend die sprichwörtliche eierlegende Wollmilchsau ins Haus geholt. Diesen Eindruck erhalten zumindest die Besucher der Kläranlage am Freitag , als die Inbetriebnahme des neuen Reformers gefeiert wird. Denn dieser wird nicht nur den anfallenden Klärschlamm noch mal auf ein Viertel reduzieren, er soll außerdem….mehr:

http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.klaeranlage-renningen-pioniergeist-bringt-wertvollen-phosphor.17e50333-5527-4361-9f8c-1af291661c6f.html

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Revkuhl: Abwasser wird sauberer und teurer

Entwässerungsausschuss beschließt Gebührenanhebung für Anschlussnehmer des Klärwerks Revkuhl ab 1. Januar 2018
Der Bau des neuen Klärwerks Revkuhl zur modernsten (saubersten) technischen Kläranlage der Größenordnung im Land kommt gut voran. Rund 2,5 Millionen Euro kostet der Bau, der zum Jahresende die bisherige Teichkläranlage des Entwässerungsausschusses der Gemeinden Karby, Dörphof und Teilen Brodersbys ersetzen wird.
Verbunden mit dem Reinigungsfortschritt ist die Erhöhung der Abwassergebühren. „Im Prinzip ist jetzt allerdings der ungünstigste Zeitpunkt für eine neue Berechnung“, stellte …mehr:

Quelle: https://www.shz.de/18152356

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Dinslaken: Arbeiten für Kläranlage liegen im Zeitplan

Die Arbeiten der Emschergenossenschaft im Rahmen des Umbaus der mechanischen Reinigung auf der Kläranlage Emschermündung in Dinslaken seien voll im Zeitplan, wie die Emschergenossenschaft meldet. Die Inbetriebnahme dieser Reinigungsstufe der ehemaligen „Kloake des Ruhrgebiets“, der Emscher, ist bereits für voraussichtlich Mitte 2018 geplant. Mehr:

http://www.rp-online.de/nrw/staedte/dinslaken/arbeiten-fuer-klaeranlage-liegen-im-zeitplan-aid-1.7139971

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Freudenstadt: Betoninstandsetzungsarbeiten Freudenstadt Manbach NKB2

Instandsetzung eines Nachklärbeckens bei gleichzeitiger Sicherung gegen Aufschwimmen. Die Stadt Freudenstadt betreibt die Kläranlage Manbach mit einer Leistungsfähigkeit für 26. 000 Einwohnerwerte. Am Nachklärbecken 2 stellte die Weber-Ingenieure GmbH, Abteilung Bauwerksinstandsetzung, im Rahmen betontechnologischer Untersuchungen Instandsetzungsbedarf an der vorhandenen Bausubstanz fest. In 2016 folgte die Beauftragung mit der weiteren Planung und Bauleitung für die notwendigen Instandsetzungsmaßnahmen. Eine Besonderheit des Nachklärbeckens liegt in der zur Zeit seiner Errichtung (Mitte der 70er Jahre) verbreiteten Bauweise. Es besteht aus sechs einzelnen Kreissegmenten, die auf dem Beckentrichter aufliegen. Die Fugen wurden mit Fugendichtmasse verdichtet. Die vorhandene Dokumentation des Bestandes beschränkte sich auf einen Schaltplan und einige Fotos aus der Zeit vom Bau des Nachklärbeckens. Demnach wurde bei der ursprünglichen Planung statisch nur der dauergefüllte Zustand des Nachklärbeckens berücksichtigt. Zur Erkundung der Grundwasserverhältnisse wurden Kleinbohrungen im Seitenbereich des Nachklärbeckens durchgeführt. Zwei Bohrungen wurden zu Grundwassermessstellen (Rammpegel) ausgebaut. Die Baugrundaufschlussarbeiten wurden von unserer Abteilung Geotechnik geplant, geleitet und ausgewertet. Die Untergrund- beziehungsweise Grundwasserverhältnisse…mehr:

http://www.weber-ing.de/files/201709_focus_ausgabe17.pdf

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Stein am Kocher: Einweihung der Verbandskläranlage

Die Verbandskläranlage in Stein a. K., in der die Abwässer der Kommunen Neuenstadt, Hardthausen, Neckarsulm und Oedheim mit ihren Teilorten Dahenfeld und Degmarn gereinigt werden, wurde am 10. Juni 2016 offiziell mit geladenen Gästen eingeweiht. Die Anlage wurde auf eine weitergehende Nährstoffelimination sowie eine anaerobe Schlammbehandlung ausgebaut, die Ausbaugröße der Kläranlage beträgt 32.000 Einwohnerwerte. Die Weber-Ingenieure GmbH erhielt im Rahmen eines im Jahr 2005 durchgeführten Ideenwettbewerbs den Zuschlag für sämtliche zu erbringenden Ingenieurleistungen. Nach Vorliegen des Förderbescheids wurde im Jahre 2011 mit den Arbeiten begonnen, die Bauzeit betrug 4 Jahre. Das Bauen im Bestand war aufgrund der begrenzten Platzverhältnisse eine große Herausforderung …mehr:

http://www.weber-ing.de/files/201709_focus_ausgabe17.pdf

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Sint-Truiden/Belgien: ROBOX energy hat die Erwartungen des Kunden mit Bravour übertroffen!

Ein Jahr nach der Installation des ROBOX energy besuchte ein Team aus Robuschi-Technikern und -Ingenieuren die Kläranlage Sint-Truiden in Belgien, um die Leistungen der Kompressorenaggregate zu besprechen und die tatsächlich erzielte Energieeinsparung zu beurteilen. Wie Sie sehen können, sind die Spezialisten von Robuschi sehr erfreut, jedoch nicht überrascht, zu hören, dass die Leistungen des ROBOX energy die Erwartungen des Kunden übertroffen haben! Im Video erklären die Techniker von Sint-Truiden die wichtigsten Eigenschaften der installierten Maschine: eine echte Plug&Play-Lösung, extrem einfach in der Verwendung, minimaler Wartungsbedarf, eine Energieeinsparung, die sich bei 31% bewegt und schließlich niedrige Gesamtkosten des Betriebs (TCO). Vielen Dank an alle Teilnehmer und ganz besonders an Wouter für seine quasi Profi-Dolmetscher-Fähigkeiten!

http://www.gardnerdenver.com/templates/ind/pages/newsarticle.aspx?id=18082

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Weil im Schönbuch: Ganzheitliches Sanierungskonzept erarbeitet

Kläranlage
Das gut erhaltene Nebenwerk „Kleines Fort“ Oberer Eselsberg ist Teil der einstigen Bundesfestungsanlage Ulm und hat eine Ausdehnung von etwa 160 x 140 m. Die etwa 5 m hohen und etwa 550 m langen Umfassungsmauern sind zweischalig aufgebaut und durch Temperatureinflüsse sowie undrainierten Wasserdruck stark beschädigt. Ein Teilbereich von etwa 30 m ist bereits eingestürzt. An der gesamten Konstruktion wurden vor allem in den Eckbereichen wiederkehrende Schadensbilder festgesellt. Aufgabenstellung war es, ein ganzheitliches Sanierungskonzept zu erarbeiten, welches auch den eingestürzten Wandabschnitt mit einbezieht. Hierfür wurde der Bestand in statischer Hinsicht unter Berücksichtigung der Temperatureinflüsse nachgerechnet. Um die Einflüsse aus Temperatur genau zu erfassen wurde für die Berechnung ein 3D-Finite-Elemente- Programm eingesetzt. Zur Erreichung der erforderlichen Standsicherheit wurden zusätzlich Anker in das Sicherungskonzept mit einbezogen. Im Rahmen der Sanierung und Optimierung der bioloigischen Stufe der Kläranlage Weil im Schönbuch erfolgte der Austausch der gesamten Belüftungstechnik, der Räumeinrichtungen sowie der dazugehörigen EMSR-Technik. Die beiden Kombinationsbecken, bestehend aus einem Belebungsbecken (äußerer Ring) und einem Nachklärbecken (innerer Ring), wurden bereits im Jahre 2015 betontechnologisch untersucht. Vorhandene Schäden an der Bausubstanz machten eine mittelfristige Instandsetzung erforderlich. Die Betonflächen im Belebungsbecken 2 wurden 2016 instandgesetzt. Daraufhin folgte die Sanierung des Nachklärbeckens 2 im Frühjahr 2017. Nach einer erforderlichen Untergrundvorbereitung und partiellen Schadstellensanierung wurden die Flächen mit einem mineralischen Oberflächenschutzsystem beschichtet und die Fugenabdichtung mittels Kompressionsfugenbändern erneuert. Die Fläche im zu sanierenden Kombinationsbecken beträgt etwa 1.500 m2. Der Auftrag umfasst sämtliche Leistungsphasen, die Nettobaukosten liegen bei etwa 170.000 Euro. Der Austausch verfahrenstechnischer Ausrüstung in den Becken fand im Anschluss an die Instandsetzungsmaßnahmen statt.

http://www.weber-ing.de/files/201709_focus_ausgabe17.pdf  

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Wendlingen: Neubau 4. Reinigungsstufe für das GKW

Im Jahr 2014 wurde die Weber-Ingenieure GmbH mit den Planungs- und Überwachungsleistungen zum Neubau der 4. Reinigungsstufe auf dem Gruppenklärwerk in Wendlingen beauftragt. Sämtliche HOAI-Leistungen von der Grundlagenermit tlung bis zur Bauüberwachung, Tragwerksplanung, geotechnischen Untersuchung, abfalltechnischen Untersuchung/Klassifizierung und SiGeKo werden aus einer Hand erbracht. Dies ermöglicht einen reibungslosen Ablauf von der Planungsphase über die Bauphase bis zur Inbetriebnahme. Über die Planungsanforderungen wurde bereits im focus 2015 berichtet. Mit den Bauarbeiten wurde im Januar 2016 begonnen. Nach dem Vorabtrag wurde der Spundwandverbau eingebracht und im Anschluss mit den Aushubarbeiten begonnen. Bereits in der Planungs- und Ausschreibungsphase wurde festgestellt, dass es sich bei den auszuhebenden Bereichen zum großen Teil um Auffüllungen handelt. Diese müssen unter Berücksichtigung…mehr:

http://www.weber-ing.de/files/201709_focus_ausgabe17.pdf  

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Nahetal: Umbau und Erweiterung der Abwasserreinigungsanlage

Die Verbandsgemeindewerke Sprendlingen- Gensingen AöR und der Abwasserzweckverband Unterer Wiesbach planen den Umbau und Erweiterung der bestehenden Kläranlage in Grolsheim zur zentralen Abwasserreinigungsanlage Nahetal (ARANT). Hierzu soll die Kläranlage Grolsheim im großen Umfang ausgebaut werden. Zusätzlich soll über einen neu zu erstellenden Kanal das Abwasser der Kläranlage Welgesheim zur ARANT übergeleitet werden. Hierzu wird zunächst auf der Kläranlage Welgesheim ein neues Pumpwerk gebaut. Für die gesamte Maßnahme sind insgesamt 16 neue Bauwerke geplant. Diese beinhalten vom Zulaufpumpwerk, Rechengebäude über den Sand- und Fettfang bis hin zum Belebungsbecken, Nachklärbecken und Betriebsgebäude nahezu alle auf einer modernen Kläranlage vorkommenden Bauwerke. In einem zweiten Bauabschnitt wird die komplette Schlammbehandlungsanlage neu geplant und erstellt. Ein Großteil der Baugruben kann frei geböscht hergestellt werden. Nur für drei Bauwerke mit einem Untergeschoß wird eine Spundwand als Baugrubensicherung erforderlich. Die Weber-Ingenieure GmbH wurden im März 2016 mit der Tragwerksplanung LP 2 – LP 6 beauftragt. Die LP 2 und LP 3 sind mittlerweile abgeschlossen. Die LP 4 und LP 5 sind momentan zu 85 % fertiggestellt. Der Baubeginn ist im Spätjahr 2017 geplant. Mehr:

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Pforzheim: Vierte Reinigungsstufe zur Spurenstoffelimination in Pforzheim

Aktuell bearbeitet die Weber-Ingenieure GmbH zahlreiche Studien über die Realisierbarkeit von Maßnahmen zur Spurenstoffelimination mit unterschiedlichen verfahrenstechnischen Konzepten. Je nach den spezifischen Randbedingungen erfolgen die Überlegungen auch im Zusammenhang mit anderen notwendigen Sanierungsmaßnahmen oder Erweiterungserfordernissen. Neben der laufenden Bauüberwachung der 4. Reinigungsstufe für das Gruppenklärwerk in Wendlingen (vgl. Bericht auf Seite 18), wird aktuell die Planung der Erweiterung des Klärwerks in Pforzheim (250.000 Einwohnerwerte) um eine Spurenstoffbehandlung durchgeführt. Nach der Entscheidung des Gemeinderates im Mai 2016 die Anlage zu realisieren, wurde die Entwurfsplanung gemäß dem sehr anspruchsvollen Zeitplan innerhalb von zweieinhalb Monaten erstellt, um die Genehmigung im September 2016 zu beantragen. Im Frühjahr 2017 lag bereits die Genehmigung vor, und am 19. Juni 2017 wurde dem Eigenbetrieb Stadtentwässerung Pforzheim für die Maßnahme ein Fördermittelbescheid über 7,5 Millionen Euro übergeben. Damit steht auch der kurzfristigen Umsetzung der Maßnahme nun nichts mehr im Wege. Der Baubeginn ist für Mitte November 2017 geplant, bereits Ende 2019 soll mit dem Einfahrbetrieb begonnen werden. Das Klärwerk in Pforzheim wird dann mit einer 4. Reinigungsstufe zur Elimination von anthropogenen Spurenstoffen ausgerüstet sein und damit die breite Stoffgruppenpalette mit Arzneimitteln, Röntgenkontrastmitteln, Kosmetikartikeln und sonstigen Haushalts- und Industriechemikalien aus dem Abwasser entnehmen. Dazu wird eine Pulveraktivkohlebehandlung im Teilstrom errichtet. In einem zweistraßigen Kontaktbecken (2 x 720 m³ Beckenvolumen) werden die unerwünschten Substanzen an der Aktivkohle adsorbiert, die in einem nachgeschalteten Sedimentationsbecken (5.980 m³) wieder abgetrennt wird. In einem anschließend durchflossenen Tuchfilter (4 x 90 m² Filterfläche) wird das Abwasser zusätzlich noch gefiltert, um letzte beladene Pulveraktivkohlereste zu eliminieren und zusätzlich auch die ungelösten Inhaltsstoffe weiter zu reduzieren. Die Lagerung der Pulveraktivkohle erfolgt in einem Silo mit einem Volumen von 125 m³. Zur Unterstützung der Sedimentation ist die Dosierung von Flockungshilfsmitteln…mehr:

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Bad Wimpfen: PW und Ableitung Bradt

Abwasserüberleitung von der Kläranlage Hohenstadt nach Bad Wimpfen. Als Ergebnis eines Strukturgutachtens für die Abwasserbeseitigung des Stadtteils Hohenstadt ist geplant, das Abwasser von der Kläranlage Hohenstadt in das etwa 2 km entfernte Bad Wimpfen zu pumpen und die Kläranlage in Hohenstadt außer Betrieb zu nehmen. Hierbei ist eine geodätische Höhendifferenz von etwa 30 m zu überwinden. Von Bad Wimpfen an fließt das Abwasser im vorhandenen Entwässerungsnetz zur Verbandskläranlage Unteres Sulmtal. Die geplante Druckleitung quert die Fließgewässer Klinge und Fleckinger Mühlkanal. Zur Vermeidung von Geruchsbelästigungen durch Schwefelsäurekorrosion sieht die Planung vor, das Abwasser während der Förderung von geringen …mehr:

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Filderstadt-Bonlanden: Einweihung der Kläranlage im August 2017

Die Kläranlage Bombach in Filderstadt- Bonlanden (27.500 EW) wurde in den Jahren 2012 bis 2016 umfassend erweitert und saniert. Ziel war es, zukünftig die sehr ambitionierten Einleitwerte, für die Nährstoffe Phosphor und Stickstoff einhalten zu können. Die Werte liegen weit unter den gesetzlichen Mindestanforderungen. Die Bautätigkeit wurde erschwert, da die gesamten Maßnahmen bei sehr beengten Platzverhältnissen, innerhalb des vorhandenen Areals und unter laufendem Betrieb, umgesetzt werden mussten. Die mit der Behörde abgestimmten Einleitwerte konnten während der gesamten Bauzeit eingehalten werden. Ein weiterer Planungsschwerpunkt waren Maßnahmen zur Reduzierung des Stromverbrauchs. Die bisherigen Betriebserfahrungen der optimierten Anlage zeigen, dass der Stromverbrauch der Kläranlage bei verbesserter Reinigungsleistung um jährlich über 200.000 kWh geringer geworden ist. Die Wärmeversorgung der Kläranlage erfolgt jetzt ausschließlich durch Nutzung überschüssiger Prozesswärme und mittels Solarkollektoren (Solarthermie). Die durch diese Maßnahmen erzielte CO2 – Entlastung der Umwelt beträgt jährlich über 100 t, entsprechend einer äquivalenten Fahrleistung eines PKWs von fast einer Million km. Die Gesamtinvestitionskosten betrugen 11,5 Millionen Euro, das Kostenbudget wurde eingehalten….mehr:

http://www.weber-ing.de/files/201709_focus_ausgabe17.pdf 

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Remshalden-Grunbach: Informationstag auf der Kläranlage

Am 29. April 2017 wurde im Rahmen eines Informationstages für die Öffentlichkeit die Modernisierung und der Ausbau der Schlammbehandlung auf der Kläranlage Remshalden-Grunbach offiziell abgeschlossen. Bauherr der umfangreichen Modernisierungsarbeiten an der Kläranlage ist die Gemeinde Remshalden mit ihrem Eigenbetrieb Abwasserbeseitigung Remshalden. In der Kläranlage entstehen jährlich 1500 t Klärschlamm. Eine 2012 erstellte Studie ergab, dass die anaerobe Schlammstabilisierung wesentlich wirtschaftlicher ist als die bisherige Entsorgung des nicht ausgefaulten Schlamms. Zudem führt die neue Behandlung zu einer signifikanten Verringerung der Belästigung durch die Geruchsintensität des Schlammes. Nach Stilllegung der Kläranlagen in Buoch und Rohrbronn war die Auslastung der Anlage gestiegen und zahlreiche Bau- und Erweiterungsmaßnahmen wurden erforderlich. Außer einem Faulbehälter mit energieeffizienter und betriebssicherer Faulgaseinpressung zur Durchmischung wurden auch ein Niederdruckgasbehälter zur Speicherung und Bewirtschaftung des Faulgases, ein Blockheizkraftwerk zur CO2-neutralen Umwandlung des…mehr:

http://www.weber-ing.de/files/201709_focus_ausgabe17.pdf  

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Weißenburg: Pilotprojekt gegen Medikamentenrückstände im Wasser startet

Erstmals kann eine bayerische Kläranlage noch besser als bisher Medikamentenreste aus dem Abwasser herausfiltern. Die entsprechende Technik dafür ist am Freitag im mittelfränkischen Weißenburg in Betrieb genommen worden. Ziel des bayerischen Pilotprojekts für verbesserte Wasserqualität sei es, Mikroschadstoffe zu reduzieren, teilte ein Sprecher des Umweltministeriums mit. Dazu wurde die Anlage um eine sogenannte vierte Reinigungsstufe erweitert. Diese besteht aus einer mit zwei Filtern ausgestatteten Anlage, über die Medikamentenrückstände durch Sauerstoffzufuhr aufgespalten und beseitigt werden sollen. Parallel laufende Messungen würden die Ergebnisse,,,mehr:

http://www.t-online.de/regionales/id_82480596/pilotprojekt-gegen-medikamentenrueckstaende-im-wasser-startet.html

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Villach/A: 3000 Liter Salzsäure in Kläranlage ausgelaufen

Komplizierter Einsatz für Feuerwehrleute. In der Kläranlage Villach war Salzsäure ausgelaufen. Umweltgefährdung bestand keine. Mehr:

http://www.kleinezeitung.at/kaernten/villach/aktuelles_villach/5262187/Villach_3000-Liter-Salzsaeure-in-Klaeranlage-ausgelaufen

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Filderstadt: Dächer sollen zu Stromfabriken werden

Durch die Kläranlage und den Ökostrombetrieb der Stadtwerke spart Filderstadt viel CO2. Das städtische Klimamanagement hat aber noch weitere Trümpfe gegen den Klimawandel. Mehr:

http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.filderstadt-daecher-sollen-zu-stromfabriken-werden.d7068a0d-07c0-418b-94c3-57326f2ada47.html

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Petersaue: Technischer Defekt löste Feuer in Kläranlage im Rhein aus

Der Großbrand in einer Kläranlage auf einer Rheininsel zwischen Wiesbaden und Mainz ist durch einen technischen Defekt ausgelöst worden. Es gebe keine Hinweise auf eine Straftat, sagte ein Sprecher der Polizei am Mittwoch. Die Kläranlage gehört zu einem Industriepark. Nach Angaben des Betreibers war ein Ventilator heißgelaufen. Den Sachschaden bezifferte er mit 2,5 bis 3 Millionen Euro. Menschen kamen nicht zu Schaden. Mehr:

http://www.t-online.de/regionales/id_82456888/technischer-defekt-loeste-feuer-in-klaeranlage-im-rhein-aus.html

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Dölsach/A: Zwei Feierlichkeiten im Dölsacher Klärwerk

40 Jahre Abwasserverband Lienzer Talboden und ein Preis für den Planungsverband 36 wurden gefeiert
Sie haben unterschiedliche Aufgaben, aber doch einige gemeinsame Nenner: Sowohl der Abwasserverband Lienzer Talboden als auch der Planungsverband 36 (Lienzer Talboden) haben ihren Sitz im Dölsacher Klärwerk. Bei beiden Verbänden ist der Obmann der Dölsacher Bürgermeister Josef Mair. In beiden Verbänden sind 15 Mitgliedsgemeinden vertreten, wenn auch nicht dieselben.
Und beide Bündnisse haben Grund zu feiern: Der Abwasserverband wurde 1977 gegründet und feiert..mehr:

http://www.kleinezeitung.at/kaernten/osttirol/aktuelles_osttirol/5290770/Doelsach_Zwei-Feierlichkeiten-im-Doelsacher-Klaerwerk

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Niederaula: Kläranlage hat ausgedient: Kerspenhausen geht in Bad Hersfeld ans Netz

Auf interkommunale Zusammenarbeit bauen die Kreisstadt Bad Hersfeld und die Marktgemeinde Niederaula. Die in die Jahre gekommene mechanisch-biologische Kläranlage in Kerspenhausen wird zurückgebaut und an das Netz des Abwasserbetriebs der Lullusstadt angeschlossen. Bereits im Sommer 2016 hatten die beiden Partner eine entsprechende öffentlich-rechtliche Vereinbarung…mehr:

http://www.focus.de/regional/hessen/niederaula-klaeranlage-hat-ausgedient-kerspenhausen-geht-in-bad-hersfeld-ans-netz_id_7753635.html

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Mündersbach: Heimische Erfindung reinigt Wasser: Neue Technik in Kläranlage Mündersbach eingebaut

Mit einer heimischen Erfindung filtern die Verbandsgemeindewerke Hachenburg verstärkt das in den heimischen Kläranlagen ankommende Schmutzwasser nach Starkregenereignissen vor, bevor das Regenwasser ins natürlich Gewässer abgeleitet und der Rest zur eigentlichen Klärung weitergeführt wird. Mit sogenannten Giwa-Siebrechen, die von der Firma Giehl Abwassertechnik aus Heimborn entwickelt wurden und die in der Produktion in Müschenbach gefertigt werden, wird der einlaufende grobe Schmutz abgefangen. Ganz aktuell haben die Werke zwei Module dieses Rechens in der Kläranlage Mündersbach ..mehr:

https://www.rhein-zeitung.de/region/lokales/westerwald_artikel,-heimische-erfindung-reinigt-wasser-neue-technik-in-klaeranlage-muendersbach-eingebaut-_arid,1718299.html

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Leubnitz bekommt neue Kläranlage

Umwelt Viele Orte haben bereits vorgelegt
Das Innenleben der neuen biologischen Kläranlage in Leubnitz konnten die Einwohner bei der offiziellen Inbetriebnahme näher begutachten. „2,3 Millionen Euro hat die biologische Kläranlage gekostet“, sagte Henning Scharch vom Zweckverband Wasser und Abwasser Vogtland (ZWAV). „Die Leubnitzer Bürger haben 800.000 Euro dazu beigetragen.“ Mehr:

https://www.blick.de/vogtland/leubnitz-bekommt-neue-klaeranlage-artikel10030655

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Soers: Frische Luft für die Kläranlage

Ira Brücker sagt, dass sie sich gerade keinen spannenderen Beruf vorstellen kann. Die junge Umweltingenieurin arbeitet seit gut zwei Jahren beim Wasserverband Eifel-Rur (WVER). Mehr:

http://www.aachener-zeitung.de/lokales/region/frische-luft-fuer-die-klaeranlage-soers-1.1744946

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Urmitz: VG Weißenthurm – Millionen in Kläranlage investiert

Die Wasserversorgung und -beseitigung ist für viele von uns selbstverständlich. Damit das Wasser aus dem Hahn kommt und später wieder ablaufen kann, ist allerdings eine komplexe, meist unterirdische Infrastruktur nötig. Die Verbandsgemeinde (VG) Weißenthurm hat massiv in die Abwasserentsorgung investiert: 5,2 Millionen Euro kostete die Erneuerung und Erweiterung der einzigen Kläranlage der VG in Urmitz-Bahnhof. Eine Investition …mehr:

https://www.rhein-zeitung.de/region/lokales/koblenz_artikel,-vg-weissenthurm-millionen-in-klaeranlage-investiert-_arid,1721559.html

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St. Ingbert: erhält rund 86.000 Euro für Kanalerneuerung

Umweltstaatssekretär Roland Krämer hat an den Oberbürgermeister der Stadt St. Ingbert, Hans Wagner, einen Zuwendungsbescheid über rund 86.000 Euro für eine Fremdwasserentflechtungsmaßnahme übergeben.
Staatssekretär Krämer begrüßt die Maßnahme in der Stadt St. Ingbert, „die aktiv zum Umweltschutz beiträgt. Wassermengen, die von ihrer Herkunft und Beschaffenheit her nicht gereinigt werden müssen, sollten auch nicht in Abwasseranlagen eingeleitet werden. Die Reinigungsleistung der Kläranlage wird effektiver, und das unbelastete Oberflächenwasser bleibt dem natürlichen Wasserkreislauf erhalten. Nebenbei wird der Geldbeutel der Gebührenzahler entlastet.“

Im Zuge dieser Maßnahme wird aus einem Mischabwasserkanal ein Trennsystem aufgebaut, in dem Abwasser und nicht reinigungsbedürftiges Niederschlagswasser getrennt werden. Die Fremd- und Regenwasserbelastung der Kanalisation führt zu Nachteilen im Gewässerschutz und darüber hinaus zu Nachteilen in der wirtschaftlichen Betriebsführung der Abwasseranlage insgesamt.

Der bestehende Mischwasserkanal im Planungsgebiet muss aufgrund des schlechten baulichen Zustands saniert werden. Das nicht reinigungsbedürftige Niederschlagswasser wird durch einen 280 m langen Regenwasserkanal dem Rischbach zugeführt.

Mit dieser Maßnahme wird die Kläranlage Brebach um 1.900 m³ Fremdwasser entlastet und Niederschlagswasser von etwa 4000m² der Kläranlage ferngehalten.

Die Durchführung der Baumaßnahme wird mit einem Zuschuss von 50 Prozent durch das Land gefördert. Die finanziellen Mittel stammen aus dem Förderprogramm „Aktion Wasserzeichen, Förderprogramm zur Regenwasserbewirtschaftung“, das aus Mitteln der Abwasserabgabe gespeist wird.

https://www.saarland.de/223071.htm

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Muldental: Drei gute Gründe zum Feiern

Festakt Abwasserzweckverband Muldental baut, wechselt Leitung und wird 25 Jahre alt
Die Sonne meinte es noch einmal so richtig gut am vergangenen Freitag. Als auf dem Gelände der Kläranlage Hohentanne die Teilinbetriebnahme der bereits neu errichteten zwei Nachklärbecken, eines Schlammspeichers und des Rücklaufschlammpumpwerkes….mehr:

https://www.blick.de/mittelsachsen/drei-gute-gruende-zum-feiern-artikel10037212

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Klagenfurt/A: Fleißiger Biber sorgt für Verstopfung

Ein Biber baute in der Nähe der Klagenfurter Kläranlage einen über einen Meter hohen Damm, der für einen 1,5 Kilometer langen Rückstau in einem Abwasserkanal sorgte. Jetzt soll der Biber umgesiedelt werden, da „Gefahr in Verzug“ sei.
Wie heißt es so schön? Einer hat immer das Bummerl. In diesem Fall ist es jener Biber, der – möglicherweise mit einem weiteren Artgenossen – in der Nähe der Klagenfurter Kläranlage einen stattlichen, rund einen Meter hohen Damm …mehr:

http://www.kleinezeitung.at/kaernten/5305058/Klagenfurt_Fleissiger-Biber-sorgt-fuer-Verstopfung?from=rss

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Fahrenbach: Land bezuschusst Abwassermaßnahme in Fahrenbach (Neckar-Odenwald-Kreis) mit 1,67 Millionen Euro

Umweltminister Franz Untersteller: „Die Modernisierung der bisherigen Abwasserbeseitigung dient der Wasserqualität und dem Gewässerschutz.“

Das Land Baden-Württemberg fördert den Bau eines Regenüberlaufbeckens in der Gemeinde Fahrenbach im Neckar-Odenwald-Kreis mit 1,67 Millionen Euro. Das neue Becken ersetzt den bisherigen Regenüberlauf im Kernort Fahrenbach. Mit dieser Maßnahme wird die Abwasserbeseitigung im Einzugsgebiet des Zweckverbands Fahrenbach-Limbach moderner und leistungsfähiger. Außerdem verbessert die neue Behandlungsanlage die ökologischen Verhältnisse im Trienzbach und in der Elz.

„Die Anlage in Fahrenbach entspricht nicht mehr den Anforderungen an eine moderne Abwasserreinigung und einen zeitgemäßen Gewässerschutz“, sagte Umweltminister Franz Untersteller heute in Stuttgart. „Mit dem Zuschuss des Landes wird sich die Abwassersituation in Fahrenbach und Limbach nachhaltig verbessern. Hiervon profitieren sowohl die Bürgerinnen und Bürger der beiden Gemeinden als auch die umliegenden Bäche und Flüsse.“
Regierungspräsidentin Nicolette Kressl betonte: „Mischwassereinleitungen führen insbesondere in kleinen Gewässern zu stofflichen und hydraulischen Problemen, die durch die nun angegangene Maßnahme gelöst werden können.“
„Das Projekt in Fahrenbach ist ein gutes Beispiel dafür, dass gerade die Gemeinden im ländlichen Raum oftmals an ihre finanziellen Grenzen stoßen, wenn es darum geht, ihre Abwasserbeseitigung zu modernisieren“, erklärte Minister Untersteller und fügte hinzu: „Wir unterstützen die Kommunen im Land daher dieses Jahr mit insgesamt rund 50 Millionen Euro, damit sie ihr Abwasser effizienter und umweltverträglicher beseitigen können.“

Ergänzende Informationen
An die Verbandskläranlage Fahrenbach sind von der Gemeinde Fahrenbach der Kernort sowie die Ortsteile Robern und Trienz und von der Gemeinde Limbach die Ortsteile Balsbach, Wagenschwend und Krumbach angeschlossen.
Das aktuelle Fördervorhaben umfasst folgende Maßnahmen:
• Zulaufkanal mit Absturzschacht und Geschiebeschacht
• Regenüberlaufbecken als offenes Rundbecken mit einem Volumen von 550 Kubikmetern auf der Kläranlage Fahrenbach
• Entlastungsrückhaltebecken mit einem Volumen von 950 Kubikmetern und einem einfachen Bodenfilter
• Offener Graben vom Auslauf bis zur Einleitstelle in die Löschklinge
• Betriebsgebäude mit Elektro-, Steuerungs- und Fernwirktechnik
• Zufahrtsstraße und Zaun mit Toranlage

Insgesamt sehen die Planungen zuwendungsfähige Kosten von 2.417.800 Euro vor. Knapp 70 Prozent davon trägt das Land.

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Bickenbach: Bau der ersten 4. Reinigungsstufe in Hessen – Kläranlage

Regierungspräsidentin Brigitte Lindscheid hat heute dem Abwasserverband Bickenbach/Seeheim-Jugenheim einen Förderbescheid in Höhe von 2,74 Mio. Euro übergeben, mit dem das Land Hessen den Bau einer 4. Reinigungsstufe der Abwasseranlage unterstützt. Hessenweit handelt es sich um die erste Anlage, die um diese zusätzliche Reinigungsstufe erweitert werden soll. Regierungspräsidentin Brigitte Lindscheid freut sich daher, heute diesen Finanzierungsbescheid überreichen zu können und lobte die Eigeninitiative und den Vorbildcharakter des Pilotprojekts.
Wie Regierungspräsidentin Lindscheid bei der Übergabe des Förderbescheides an die Verbandsvertreter – Bürgermeister Olaf Kühn (Verbandsvorsitzender aus Seeheim-Jugenheim), Bürgermeister Günter Martini (Bickenbach) und den Geschäftsführern Jörg Stanzel und Michael Stolbow (techn. Leiter Kläranlage) – erklärte, wird der Eintrag von Arzneimittelrückständen, Pestiziden und anderen organischen Mikroverunreinigungen über kommunale Abwasseranlagen in Gewässer schon seit geraumer Zeit intensiv landesweit diskutiert. Deshalb ist es zu begrüßen, dass die Diskussion um Notwendigkeit und Kosten von weitergehenden Reinigungsanforderungen für kommunale Kläranlagen vom Abwasserverband aufgenommen wurde und durch die vorgesehene Baumaßnahme ein deutliches Zeichen gesetzt wird, so Lindscheid.

Der Abwasserverband ist mit dem Regierungspräsidium seit etwa zwei Jahren zu dieser Thematik im Gespräch und verknüpft nun die vorgesehenen Maßnahmen der EU-Wasserrahmenrichtlinie zur Phosphatreduzierung mit den Vorstellungen zur weitergehenden Spurenstoffelimination.

Die bestehende Anlage wird mit einer Gesamtinvestition von rund 5 Mio. Euro um eine Aktivkohlefiltration mit vorgeschalteter Ozonierungsanlage erweitert. Von dieser Verfahrenskombination wird eine weitgehende Entfernung anthropogener Spurenstoffe, Mikroplastik und Keimen aus dem Wasserkreislauf erwartet. Da bislang keine technischen Richtlinien für die Auslegung von Anlagen zur Spurenstoffelimination bestehen, wird das Vorhaben künftig neben einer wissenschaftlichen Begleitung auch intensiv von Behördenseite beobachtet, um Erfahrungswerte und Erkenntnisse für weitere Anlagen zu erhalten.

https://rp-darmstadt.hessen.de/pressemitteilungen/bau-der-ersten-4-reinigungsstufe-hessen

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Klagenfurt/A:Noch keine Entscheidung über Zukunft der Kläranlage

Ob die alte Klagenfurter Kläranlage neu gebaut oder saniert wird, ist noch nicht entschieden. Zwischen 70 und 100 Millionen Euro sollen investiert werden. Es soll keine Gebührenerhöhung geben…mehr:

http://www.kleinezeitung.at/kaernten/klagenfurt/aktuelles_klagenfurt/5280406/Klagenfurt_Noch-keine-Entscheidung-ueber-Zukunft-der-Klaeranlage

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Höchst: Infraserv feiert 50 Jahre Abwasserreinigung

Täglich 60 Mio. Liter Abwasser
Sie haben längst ikonischen Charakter: Die Biohochreaktoren, die ein wichtiger Teil der Abwasserreinigung des Industrieparks Höchst sind. Am Freitag hat der Industrieparkbetreiber Infraserv das 50. Jubiläum seiner Abwasserreinigungsanlage gefeiert.

60 Millionen Liter Abwasser verarbeitet die Abwasserreinigungsanlage (ARA) im Industriepark Höchst jeden Tag. Dabei baut sie 150 Tonnen CSB ab – so viel fällt im Vergleich bei einer Stadt mit etwa 1,25 Millionen Einwohnern an. CSB steht für ‚Chemischer Sauerstoffbedarf‘ und ist ein Maß für die Schmutzfracht im Wasser. Die ARA, die von der Standortbetreibergesellschaft Infraserv Höchst betrieben wird, ist damit die größte industrielle Anlage in Hessen und eine der wichtigsten Anlagen im Industriepark.

In diesem Jahr wird die ARA 50 Jahre alt. Anlässlich dieses runden Geburtstags lud Infraserv Höchst zu einer Jubiläumsfeier der Anlage ein. Dr. Joachim Kreysing, Geschäftsführer von Infraserv, begrüßte die anwesenden Gäste: „Seit einem halben Jahrhundert ist die Abwasserreinigungsanlage ein wichtiger Teil der Infrastruktur des Standortes“, so Dr. Kreysing. „Als Standortbetreiber sind wir stolz darauf, mit dieser Anlage höchsten Anforderungen in Bezug auf Sicherheit, Wirtschaftlichkeit, Nachhaltigkeit und Umweltschutz gerecht zu werden. Auch die hoch effiziente Abwasserentsorgung trägt dazu bei, dass unsere Kunden hier am Standort optimale Rahmenbedingungen vorfinden.“ Mit einem Wirkungsgrad von 93 Prozent erfüllt die ARA die strengen Auflagen des Industrieparks zum Schutz der Umwelt und übertrifft auch die gesetzlich vorgeschriebene Reinigungsleistung deutlich.

Im Jahr 1963 hat die Hoechst AG im sogenannten Technikum mit ersten Versuchen zur Abwasserreinigung begonnen. 1967 wurde die ARA dann als eigene Entwicklung in Betrieb genommen, damals war sie die einzige industrielle Kläranlage Hessens. Gebaut wurde sie ursprünglich für 50 Tonnen CSB, bereits 1977 aber aufgrund des zunehmenden Bedarfs auf mehr als die doppelte Kapazität erweitert. 1984 wurde die ARA mit Biohochreaktoren auf die heutige Größe ausgebaut. In dieser Anlage …mehr:

http://www.chemietechnik.de/infraserv-feiert-50-jahre-abwasserreinigung-in-hoechst/

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ULM: Spurenstoffelimination für die tschechische Wasser- wirtschaftsverwaltung von Interesse

Am 25. und 26.09.17 besuchte eine Delegation von Wasser- wirtschaftern aus der tschechischen Region Pardubice, einer Partnerregion des Regierungsbezirks Tübingen und des Land- kreises Reutlingen, die Kläranlagen Westerheim, Laichingen und Steinhäule (Ulm/Neu-Ulm). Der Schwerpunkt der Exkursion lag auf der Besichtigung der baulichen Umsetzung von Verfahren zur Spurenstoffelimination. So konnte mit dem Klärwerk Steinhäule die derzeit größte deutsche Anlage zur Spurenstoffelimination besichtigt werden, während die Gäste auf der Kläranlage Westerheim die erste in Baden-Württemberg dauerhaft in Betrieb befindliche GAK-Filteranlage zu sehen bekamen. Von besonderem Interesse für die ausländischen Gäste war auf der Kläranlage Laichingen die nach der Adsorptionsstufe angeordnete Tuchfilteranlage.

Mehr: http://www.koms-bw.de/  

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Pustertal: Brand in Kläranlage

Am Mittwochabend ist in der Kläranlage Tobl bei St. Lorenzen ein Brand ausgebrochen. Der Einsatz der Wehrmänner dauerte zwei Stunden.
Die Feuerwehrmänner von St. Lorenzen und Montal wurden gegen 22 Uhr alarmiert: In einem Pumpraum der Kläranlage Tobl, die von der ARA Pustertal AG betrieben wird, trat brennendes Öl aus. Mehr.

https://www.stol.it/Artikel/Chronik-im-Ueberblick/Lokal/Pustertal-Brand-in-Klaeranlage

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ALTENA: Goldener Kanaldeckel 2017: Preisträger aus Almere, Altena und Osnabrück

– Im Rahmen des DruckEntwässerungsCongresses DEC 2017 hat das IKT den Goldenen Kanaldeckel 2017 feierlich verliehen. Der „Oskar der Kanalbranche“ geht in diesem Jahr an Mitarbeiter von Stadtentwässerungen in den Niederlanden, in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen. Mehr:

https://www.bi-medien.de/umweltbau/artikel/kanalbau/-betrieb/artikel-20383-ub-goldener-kanaldeckel-2017.bi

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Ludwigsburg: siegt im Abwasserranking – Neue Studie zu Wassergebühren

Ludwigsburg ist an der Spitze, Stuttgart liegt gut und Esslingen eher im Mittelfeld – der Eigentümerverband Haus & Grund hat die Abwassergebühren in Deutschland verglichen. Die Spreizung ist gewaltig, und die Gründe dafür sind manchmal eigentümlich.
Ein Grund für die niedrigen Gebühren: das Kanalsystem in Ludwigsburg ist über Jahrzehnte hinweg gut gepflegt worden, sagt Haus & Grund.
Über die Strompreise wird in Deutschland häufig diskutiert …mehr:

http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.neue-studie-zu-wassergebuehren-ludwigsburg-siegt-im-abwasserranking.d17c6cc7-8cdc-4972-bdbc-bed7b08d9bd1.html

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Neidenfels: Landwirt leitet Jauchemischung in Kläranlage

Eine verdächtige Flüssigkeit im Zulauf der Kläranlage ist am Dienstag gegen 11.45 Uhr dem Klärwärter aufgefallen. Er leitete die verdächtige Flüssigkeit in ein Überlaufbecken um und verständigte die Polizei.
Die polizeilichen Ermittlungen führten zu einem…mehr:

http://www.schwaebische.de/region_artikel,-Landwirt-leitet-Jauchemischung%C2%A0in-Klaeranlage-_arid,10734762_toid,1.html

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ISNY: Das Kanalnetz muss dicht sein

Firma Katec saniert in den Sommermonaten große Kanalnetzbereiche Isnys
Während der Sommermonate fallen im Stadtgebiet von Isny vielerorts die weißen Lieferwagen und Lkw der Firma Katec, Kanaltechnik Müller und Wahl, auf. Diese Firma hat sich mit ihrer Technik auf die „geschlossene“ Kanalsanierung spezialisiert.
Norbert Frick, Kanalbereichsleiter beim Wasser- und Abwasserverband Untere Argen (Kläranlage im Ried) ist für die Erhaltung des Kanalnetzes zuständig. „Auch das, was man nicht über dem Boden sieht, gehört zur Infrastruktur …mehr:

http://www.schwaebische.de/region_artikel,-Das-Kanalnetz-muss-dicht-sein-_arid,10733122_toid,403.html

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Wüstenrot: Seebesitzer klagen gegen Gemeinde

Weil eine Kläranlage der Gemeinde Wüstenrot angeblich immer wieder ein Gewässer verschmutzt, gibt es jetzt mächtig Ärger im Naturpark Schwäbisch-Fränkischer Wald. Mehr:

http://www.swp.de/ulm/nachrichten/suedwestumschau/seebesitzer-klagen-gegen-gemeinde-15722625.html

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Friolzheim: Kläranlage – Rat will Geröllfang

Feinrechen und Schaltschrank müssen für 50 000 Euro erneuert werden
Die Kläranlage Friolzheim braucht einen neuen Feinrechen und am besten auch einen zugehörigen Schaltschrank. In einer früheren Gemeinderatssitzung wurde dieser Tagesordnungspunkt aufgrund verschiedener offener Punkte abgesetzt. In der Sitzung…mehr:

http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.friolzheim-klaeranlage-rat-will-geroellfang.1a521612-e264-4f7d-9158-9d49b315bab6.html

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Erkelenz: Sanierungsarbeiten an der Kläranlage in Forst

Die Technik der Kläranlage Wassenberg wird bis zum Jahresende auf den neuesten Stand gebracht. Drei Millionen Euro. Mehr:

http://www.rp-online.de/nrw/staedte/wassenberg/sanierungsarbeiten-an-der-klaeranlage-in-forst-aid-1.7047484

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Pforzheim: Spültoiletten belasten die Umwelt – Unser Klo soll sauberer werden

Spültoiletten sind nutzerfreundlich, nachhaltig sind sie jedoch nicht. Forscher arbeiten an alternativen Lösungen. So wurden etwa in einer Neubausiedlung bei Pforzheim Vakuumtoiletten installiert; 100 Haushalte bekamen ihre eigene Kläranlage. Mehr:

http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.spueltoiletten-belasten-die-umwelt-unser-klo-soll-sauberer-werden.760a5469-e258-474f-9d17-f11f208af33d.html

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Klagenfurt: Seit 50 Jahren klärt Klagenfurt seine Abwässer

14 Millionen Kubikmeter Abwässer reinigt die Klagenfurter Kläranlage jährlich, am Freitag feiert sie ihren 50. Geburtstag mit einem Tag der offenen Tür. Gereinigt werden hier auch die Abwässer der Wörthersee‐Ringkanalisation.
1967 ging die Kläranlage für Klagenfurt in Betrieb, 1976 kam die Wörthersee‐Ringkanalisation dazu, heute reinigt die städtische Kläranlage die Abwässer der Landeshauptstadt und von elf weiteren Gemeinden. Der 50. Geburtstag wird am 15. September groß …mehr:

http://kaernten.orf.at/news/stories/2864303/

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Freudental: Strom von der Kläranlage

Auf dem Betriebsgebäude der Kläranlage Freudental wurde ein Satteldach aufgebaut, nachdem das bisher vorhandene Flachdach undicht war und Feuchtigkeit in das Gebäude eingedrungen ist. Die Firma Holzbau Schmid aus Hessigheim hat in den letzten Wochen die Arbeiten ausgeführt. Die Kosten für den Aufbau des Satteldachs belaufen sich auf insgesamt rund 50 000 Euro und liegen damit um die Hälfte unter dem Kostenansatz…mehr:

http://www.swp.de/bietigheim/lokales/boennigheim/strom-von-der-klaeranlage-15656890.html

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Aalen: erfolgreicher Cross-Border-Lease

Das am 18. August beendete Aalener Cross-Border-Lease hat laut den Stadtwerken einen wirtschaftlichen Vorteil von etwa 4 Mio. Euro gebracht.

Die 2003 mit Anlegern aus den USA geschlossene Cross-Border-Lease-Transaktion ermöglichte es amerikanischen Investoren, mit der langfristigen Anmietung der Aalener Abwasseranlagen Steuervorteile in den USA zu erzielen. Ein Teil dieser Steuerersparnis wurde bei Vertragsabschluss 2003 vorab an die Stadt Aalen als sogenannter Barwertvorteil ausgeschüttet und in das Stammkapital der Stadtwerke Aalen Eigenbetrieb Abwasserentsorgung thesauriert. Der Barwertvorteil …mehr:

https://www.zfk.de/unternehmen/nachrichten/artikel/aalens-erfolgreicher-cross-border-lease.html

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Hainstadt Arbeiten im Klärbecken – Bodenräumschild der Anlage musste erneuert werden

Im Nachklärbecken der Kläranlage Hainstadt musste das Bodenräumschild erneuert werden – einschließlich der kompletten unter Wasser liegenden Teile.
Im Nachklärbecken wird durch Sedimentation der sogenannte Belebtschlamm (Klärschlamm) vom gereinigten Abwasser getrennt. Die Mikroorganismen sind schwerer als Wasser und sinken auf den Boden. Dort wird der Klärschlamm mithilfe des Bodenräumschildes…mehr:

https://www.op-online.de/region/hainburg/bodenraeumschild-anlage-hainstadt-musste-erneuert-werden-8684677.html

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Seligenstadt: Abwasserpumpwerk fertig – 35 Millionen Euro teuer

Nach knapp zweieinhalb Jahren ist das neue Abwasserpumpwerk an der Steinheimer Straße fertig. Die Gesamtkosten für das teuerste Vorhaben seit Jahren beziffert Bürgermeister Dr. Daniell Bastian auf 5,35 Millionen Euro.
Die Stadtwerke planen für Oktober einen „Tag der offenen Tür“, bei dem es Gelegenheit gibt, das neue Bauwerk zu besichtigen.

Es war ein schwieriges Unterfangen …mehr:
https://www.op-online.de/region/seligenstadt/seligenstadt-abwasserpumpwerk-fertig-535-millionen-euro-teuer-8633886.html

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Leipzig: Leichter Anstieg beim Abwasserpreis

Die Trinkwasserpreise in Leipzig ändern sich zur nächsten Preisperiode ab 1. Januar nicht. Für Schmutz- und Niederschlagswasser steigen die Preise leicht.
Für das Komplettpaket aus Trinkwasserversorgung, Schmutzwasserentsorgung und Niederschlagswasserableitung zahlt der durchschnittliche Nutzer im Geschäftsgebiet der Leipziger Wasserwerke von Januar 2018 an etwa 247 Euro. Das sind gegenüber heute zehn Euro mehr ..mehr:

https://www.zfk.de/unternehmen/nachrichten/artikel/leichter-anstieg-beim-abwasserpreis-in-leipzig.html

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Blumberg: Bürger prozessiert seit Jahrzehnten -Abwassergebühren für die meisten ein Rätsel

Kein Bürger ist in der Lage, seinen Bescheid zu kontrollieren: Haus & Grund und der Bund der Steuerzahler üben daran schon lange Zeit heftige Kritik. In Blumberg führt der Abwasserrebell Dietrich Kuntz seit Jahrzehnten Prozesse gegen die Stadt.
Es ist vielleicht ein anrüchiges Wortspiel, aber ein wahres: Die Kommunen sind verpflichtet, die „Geschäfte“ ihrer Bürger zu entsorgen – aber sie dürfen selbst kein Geschäft …mehr:

http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.blumberger-buerger-prozessiert-seit-jahrzehnten-abwassergebuehren-fuer-die-meisten-ein-raetsel.d0483c7f-5141-42d1-b7aa-002f2fdf880e.html

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Münster: Infos zur High-Tech-Kläranlage

Der 30. Geburtstag der Kläranlage Münster ist in diesem Jahr Anlass, die Hightech-Anlage zur Abwasserreinigung beim Gemarkungsrundgang zu besuchen.
Am Sonntag, 10. September, können sich Interessierte ein Bild über die Arbeit der Kläranlage zum Schutz der Umwelt machen. Weiterer Anlaufpunkt ist das nahe gelegene Neubaugebiet „Im Seerich“.
Startpunkt des Gemarkungsrundgangs…mehr:

https://www.op-online.de/region/muenster/infos-high-tech-klaeranlage-8657171.html

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BAD BELLINGEN: Kläranlage erhält neuen Nachklärbeckenräumer

Der Gemeinderat hat beschlossen einen Nachklärbeckenräumer (NKB) für die Bad Bellinger Kläranlage zum Preis von 23 691 Euro zu beschaffen. Liefern wird ihn …mehr:

http://www.badische-zeitung.de/bad-bellingen/klaeranlage-erhaelt-neuen-nachklaerbeckenraeumer–141896013.html

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Dresden: Die Stadtentwässerung hat wieder eine Doppelspitze

Der Dresdner Stadtrat hat in seiner Sitzung vom 7. September 2017 Ralf Strothteicher als neuen Technischen Geschäftsführer des Unternehmens bestätigt (bisher Leiter des Technischen Bereiches der SEDD). Zuvor hatte sich bereits eine Findungskommission der Landeshauptstadt Dresden einstimmig für Ralf Strothteicher ausgesprochen. (Das Gremium bestand aus Mitgliedern …mehr:

https://www.stadtentwaesserung-dresden.de/infokanal/meldungen/detail/die-stadtentwaesserung-dresden-gmbh-hat-wieder-eine-doppelspitze.html

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Playa de Muro/Spanien: Ungeklärte Abwässer verärgern Badegäste und Anwohner in Playa de Muro auf Mallorca

Probleme in der Kläranlage führten zum trüben Rinnsal an der Playa des Capellans…mehr:

http://www.mallorcazeitung.es/lokales/2017/08/28/ungeklarte-abwasser-verargern-badegaste-anwohner/53795.html?utm_source=rss

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Evestorf: Starkregen bringt Kläranlage an ihre Grenze

Bei extrem starken Regen stößt das Kanalnetz an seine Grenzen. Die Kläranlage ist für 17.500 Einwohner ausgelegt – das reicht für Wennigsen dicke. Trotzdem gibt es bei Dauerregen immer wieder Probleme, weil Hofflächen und Drainagen falsch angeschlossen sind. Mehr:

http://www.haz.de/Hannover/Aus-der-Region/Wennigsen/Nachrichten/Starkregen-bringt-Wennigser-Klaeranlage-an-ihre-Grenze

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Ridderkerk /NL:Moderne Tauchmotorpumpen für effiziente Abwasserentsorgung

Manchmal bietet sich ein Neubau statt einer Sanierung an, so wie im niederländischen Ridderkerk. Dort war bis Februar 2016 eine Pumpstation aus dem Jahr 1938 im Einsatz, die aufgrund ihres Alters nicht mehr dem neuesten Stand der Technik entsprach. Um das Abwasser zukünftig effizienter zu fördern, und Entwässerungsproblemen wie Geruch und Überschwemmungen entgegenzuwirken, entschied sich die Gemeinde für eine neue, tiefer ins Gelände gesetzte Station sowie die Installation moderner Aggregate der Homa Pumpenfabrik GmbH, Neunkirchen-Seelscheid. Die alte Hauptpumpstation der Gemeinde Ridderkerk bestand bereits seit fast 80 Jahren und war mit im Laufe der Zeit veralteter Technik…mehr:

http://www.ingenieur.de/UmweltMagazin/2017/Ausgabe-07-08/Special-Wasserkreislaeufe-Pumpen/Moderne-Tauchmotorpumpen-fuer-effiziente-Abwasserentsorgung

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Selters: Schlauchpumpen zur Dosierung von Fällungsmitteln

Viele kommunale Kläranlagen streben aktuell eine Reduzierung des Phosphor-Eintrags an und modernisieren aus diesem Grund ihre chemische Fällung. Für die Dosierung des Fällmittels entschlossen sich die Verantwortlichen des Hauptklärwerks der Verbandsgemeinde Selters, neue Wege zu gehen. Anstelle von Membranpumpen setzen sie auf die Qdos-Dosierpumpe der Watson-Marlow Fluid Technology …mehr

http://www.ingenieur.de/UmweltMagazin/2017/Ausgabe-07-08/Special-Wasserkreislaeufe-Pumpen/Schlauchpumpen-zur-Dosierung-von-Faellungsmitteln

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Flieden: Erster Spatenstich zum Umbau der Kläranlage

Mit einem symbolischen ersten Spatenstich wurde am 1.9. die Bauphase des Umbaus der Kläranlage in Flieden begonnen. Neben Mandatsträgern aus Gemeindevertretung, Gemeindevorstand und den Ortsbeiräten nahmen an der Veranstaltung auch zahlreiche Bürgerinnen und Bürger teil. Sie nutzen die Gelegenheit, sich aus erster Hand über den bevorstehenden Umbau zu informieren. Mehr:

https://www.fuldainfo.de/erster-spatenstich-zum-umbau-der-klaeranlage-flieden/

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Für Sie gelesen 2019

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Dezember 2019
Jahrestreffen der Jungen DWA 
Einfluss von Schwefel auf den Betrieb einer Kläranlage  
Wasserwirtschaft trifft Politik – Thüringer Tag der Wasserwirtschaft 2019  
VertiKKA – Multifunktionale Fassadenbegrünungsmodule für die Städte der Zukunft  
Potenziale und Strategien zur Überwindung von Hemmnissen für die Implementierung von Wasserwiederverwendungsansätzen in Deutschland  
Wasserwirtschaft 4.0?  
Der Digitale Zwilling in der Wasserwirtschaft  
November 2019
Schwammstadtumsetzung in China 
Planungsprozesse in der wassersensiblen und klimagerechten Stadt 
Nachweisverfahren zum Schutz Kritischer Infrastrukturen 
Wege zu einer multifunktionalen Flächennutzung im Planungsverfahren für eine naturnahe Regenwasserbewirtschaftung im städtischen Raum 
Die Zukunftsinitiative „Wasser in der Stadt von morgen“  
Verdunstung als Zielgröße wassersensitiver Stadtplanung 
Vernetzen.Verstehen.Verantworten.  
Wasserwirtschaft muss sich in der Landwirtschaftspolitik deutlich im Sinne des Gewässerschutzes positionieren 
Oktober 2019
Gereinigtes Abwasser wiederverwenden 
Erprobung einer Biotestbatterie zum Monitoring der Spurenstoffadsorption bei der weitergehenden Abwasserreinigung mit granulierter Aktivkohle 
Vermeidung von Biozideinträgen aus Gebäudeauswaschungen in urbane Oberflächengewässer und Grundwasser 
Erhöhung der Wasserverfügbarkeit durch Wiederverwendung und Entsalzung 
(Energetische) Flexibilitäten auf Kläranlagen – Hintergrund und Voraussetzungen für eine sinnvolle Nutzung  
Verfahren, Prozesse und Organisation – Innovationen beim Bau von Abwasserkanälen 
31. Leistungsnachweis kommunaler Kläranlagen 
Podiumsdiskussion „Mentorenprogramm der Jungen DWA“ 
Smart Water: Konzepte für einen intelligenten Umgang mit Wasser in der Stadt der Zukunft 
DWA-Gewässerentwicklungspreis für den Umbau der Spree in Bautzen 
Ansätze für die digitale Transformation in der deutschen Abwasserwirtschaft 
Wasser – Das Prinzip aller Dinge  
September 2019
Herausforderungen und strategische Begegnungsansätze  
Hinweise und Beispiele zur Anlagenabgrenzung bei JGS-Anlagen gemäß AwSV 
Wie man Anlagen zur Regenwasserbehandlung fit für die Zukunft macht  
Der Einfluss des Schwefels auf den Betrieb einer Kläranlage unter Berücksichtigung der Trocknung und thermischen Verwertung von Klärschlamm 
Erprobung einer Biotestbatterie zum Monitoring der Spurenstoffadsorption bei der weitergehenden Abwasserreinigung mit granulierter Aktivkohle  
Starkverschmutzerzuschläge  
Vliestücher in Abwassersystemen  
August 2019
Anfall, Belastung von Niederschlagswasser auf Biogasanlagen 
Aktuelle Themen und Innovationen der Abwasserreinigung 
Auswirkung der partikulären Fracht von Klärwerksabläufen auf die Häufigkeit von Antibiotikaresistenzen im Sediment des Vorfluters 
Wasser, wir wissen, wie’s läuft! Fachkraft für Wasserwirtschaft – Generalisten der Wasserwirtschaft 
Multi-Client-Studien für die Entwicklung zukunftsfähiger Verwertungsstrategien von Klärschlämmen 
„Wie tickt Schlamm“: Einflüsse auf die Entwässerbarkeit von kommunalen Klärschlämmen 
Landesverbandstagung Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland 
Erweiterung des Zentralbeckenansatzes zur realitätsnäheren Abschätzung von Mischwasserentlastungsvolumina 
Juli 2019
Das neue Betriebsführungssystem der Stadtentwässerung Frankfurt am Main 
Leistungssteigerung der Biogasproduktion durch Vorversäuerung in Kombination mit Substratvorbehandlung 
Analyse der Betriebsprobleme durch nicht abwassersystemverträgliche Feuchttücher 
Fachgerechte Ausführung sichert Qualität Qualitätssicherung in der Praxis, Teil 2  
Rattenbekämpfung in der Kanalisation  
3. Kongress „Spurenstoffe in der aquatischen Umwelt“ 
Transformationsprodukte im Klärwerk: Mathematische Ansätze der Bewertung 
Was uns bewegen wird  
Juni 2019
Gute Werte für die DWA Ergebnisse der Mitgliederbefragung 2019  
DWA-Umfrage „Frauen in der Wasserwirtschaft“ Erfolge zeigen, Leistung wertschätzen  
Agrarwende, Spurenstoffe, multiresistente Keime, Klimawandel  
Arbeitsgruppen der Jungen DWA 
Erfahrungen mit der anaeroben Vorbehandlung industrieller Abwässer auf kommunalen Kläranlagen  
UN-Wasserdekade 2018 bis 2028 will Wasserthemen in den gesellschaftlichen Fokus rücken UN-Wasserdekade nutzen und für Gewässerschutz werben  
Behandlung von industriell geprägtem Abwasser mit einer in Deutschland konzipierten Pilotanlage in Shenyang/China  
Wasserwiederverwendung zur Brauchwasserversorgung von Industrie und Gewerbe  
Biogas aus den Reststoffen der Rübenzuckergewinnung  
Mai 2019
WBGU-Gutachten: Digitalisierung als Motor für Nachhaltigkeit  
Vernetzen.Verstehen.Verantworten 
Im Spiegel der Statistik: Abwasserkanalisation und Regenwasserbehandlung in Deutschland 
Schlammentwässerung mit automatisierter Optimierung der Konditionierung  
Phosphor – ein kritischer Rohstoff mit Zukunft 
Erfolgreiche Erprobung der separaten Erfassung von Patientenurin zur Vermeidung der Emission von Röntgenkontrastmitteln in Gewässer 
Hydraulische Modellierung als Werkzeug zur Bemessung und Bewertung der Beschickung von Bodenfiltern 
200. DWA-Abwassermeister- Weiterbildung 
Gefahrenkarten und Handlungsempfehlungen zur besseren Vorsorge gegen Starkregen  
Vorschlag zur Finanzierung von Maßnahmen zur Verringerung des Spurenstoffeintrags in Gewässer 
April 2019
Amtsantritt des neuen DWA-Präsidenten 
Fachgerechte Verdichtung von Leitungsgräben nach Arbeitsblatt DWA-A 139 mit baggergeführten Anbauverdichtern 
Junge DWA – Rückblick und Ausblick 
Offizielle Eröffnung des Deutsch- Iranischen Trainingszentrums in Isfahan 
Schärfere Abgrenzungs-und Messpflichten bei der Eigenstromversorgung 
ZeroCarbon Footprint  
März 2019
Erfahrungen und Ergebnisse aus dem Betrieb der vierten Reinigungsstufe in Weißenburg 
Spurenstoffe und Krankheitserreger im Wasserkreislauf 
Akzeptanz der Unterdrucktechnik in Wohngebäuden 
Einführung eines Technischen Sicherheitsmanagements nach DWA/DVGW beim Luxemburger Abwasserverband SIDEN 
Aerober Granulierter Schlamm in Sequencing-Batch-Reaktoren (AGS-SBR)  
Technische Hinweise zu bewährten Behandlungsverfahren für Klärschlamm 
Qualifizierung versus Fachkräftemangel Schulungsangebot der Gütegemeinschaft Kanalbau  
Gemeinsam stark für Fachkräfte in Nordrhein-Westfalen 
Ecomondo 2018 – Plattform für die „grüne Wirtschaft“ 
Februar 2019
Water Technology offizielle Disziplin bei den Berufsweltmeisterschaften  
Staatenübergreifende Zusammenarbeit in internationalen Flussgebieten 
Neuer Förderschwerpunkt „Innovative Abwassertechnik“ im Umweltinnovationsprogramm 
Zustand und Belastungen der Gewässer Europas 2018 
Jahrestreffen der Jungen DWA in Hennef 
Gemeinsam für Qualität DWA und Güteschutz Kanalbau  
Praxiserfahrungen zum Einkauf und zur Qualitätskontrolle von Pulveraktivkohle bei der kommunalen Abwasserbehandlung 
Regelungsvorschlag der Europäischen Kommission für die Wasserwiederverwendung  
Wasserwiederverwendung in der Kreislaufwirtschaft 
Januar 2019
Untersuchungen zur Ertüchtigung einer Kläranlage unter Einsatz der Vorfällung/-flockung  
Fachkommentar zur Mitbehandlung von Co-Substraten auf Kläranlagen – Hinweise zum Umgang mit Störstoffen
Rechtliche Ausgestaltung der Einführung von neuartigen Sanitärsystemen bei öffentlichen Abwasseranlagen  
Güte sichern, Werte erhalten, Zukunft gestalten 
Hinweise zur Erarbeitung von Konzepten für die Behandlung und Entsorgung von Klärschlamm  
Aktuelle Entwicklungen bei der Industrieabwasserbehandlung 89. Darmstädter Seminar Abwassertechnik  
University Challenge auf der IFAT India DWA möchte Messe als Lernort etablieren  
Explosionsschutz 2018  
Gebietsbezogene Sanierungsstrategie der Stadtentwässerung Dortmund  
Neue Vorgaben zur Bemessung von Belebungsanlagen  

Jahrestreffen der Jungen DWA

Jaqueline Schmidt (Osnabrück) und Nicole Stenzel (Plettenberg)
Am 8. und 9. August 2019 fand in Nordenham das Jahrestreffen der Jungen DWA statt.

Den ganzen Artikel lesen Sie In der Korrespondenz Abwasser Heft 12-2019 ab Seite 980

Autorinnen
Jaqueline Schmidt
SWO Netz GmbH
E-Mail: Jaqueline.Schmidt@stw-os.de
Nicole Stenzel
Vorsitzende Junge DWA
E-Mail: stenzel@junge-dwa.de

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Einfluss von Schwefel auf den Betrieb einer Kläranlage

Teil 2: Trocknung und thermische Verwertung von Klärschlamm
Zusammenfassung

Im Gegensatz zu Stickstoff und Phosphor findet Schwefel weniger Beachtung beim Betrieb einer Kläranlage. Fester und flüssiger Schwefel, Sulfide, gasförmiger Schwefelwasserstoff und Mercaptane können jedoch Probleme beim Betrieb der Kläranlage und der Arbeitssicherheit bereiten. Die Korrosion von Edelstahl durch Schwefelwasserstoff und durch schwefelsäurebildende Bakterien, die Gesundheitsgefährdung und Geruchsbelästigung durch schwefelhaltige Gase, die teilweise notwendige Behandlung der Trocknerabluft, die Bildung von elementarem Schwefel bei der Trocknung durch Oxidation von Schwefelwasserstoff, die Bildung von Schwefelsäure beim Betrieb von Blockheizkraftwerken, die exotherme Reaktion von Eisensulfid bei der Lagerung von getrocknetem Klärschlamm und die Taupunkterhöhung durch Bildung von Schwefeldi- und -trioxid bei der thermischen Verbrennung von Schlamm seien beispielhaft erwähnt. Ein theoretisches Verständnis dieser Vorgänge hilft, Phänomene in der Praxis besser zu verstehen, um die Parameter der Abwasserbehandlung und Schlammverwertung vorausschauend einzustellen.

Den ganzen Artikel lesen Sie In der Korrespondenz Abwasser Heft 12-2019 ab Seite 1004

Autoren
Dr.-Ing. Albert Heindl Huber SE Technologiezentrum Industriepark Erasbach A1, 92334 Berching
E-Mail: Albert.Heindl@huber.de
Prof. Dr.-Ing. Franz Bischof, Prof. Dr. Peter Kurzweil Technische Hochschule Amberg-Weiden (OTH) Bereich Umwelttechnik, 92224 Amberg

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Wasserwirtschaft trifft Politik – Thüringer Tag der Wasserwirtschaft 2019

Intensive Zeiten erfordern einen intensiven Dialog. Mit dem Dürresommer im vergangenen und diesem Jahr und dem neuen Wassergesetz des Freistaates Thüringen liegt eine intensive Zeit hinter der Wasserwirtschaft. Nach den Landtagswahlen im Oktober entscheidet sich, wer in den nächsten fünf Jahren politische Entscheidungen im Freistaat Thüringen treffen wird, auch im Bereich der Umwelt- und Wasserpolitik. Der Thüringer Tag der Wasserwirtschaft möchte den Dialog zwischen der Wasserwirtschaft und den politischen Entscheidungsträgern fördern.

Den ganzen Artikel lesen Sie In der Korrespondenz Abwasser Heft 12-2019 ab Seite 982

Autoren
Dipl.-Hydrol. Katrin Hänsel
DWA-Landesverband Sachsen/Thüringen
Niedersedlitzer Platz 13
01259 Dresden

Dipl.-Ing. (FH) Bernd Hubner
Wasserversorgungs- und Abwasserzweckverband Sonneberg
PIKO-Platz 1
96515 Sonneberg

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VertiKKA – Multifunktionale Fassadenbegrünungsmodule für die Städte der Zukunft

Zusammenfassung
Steigende Besiedlungs- und Bebauungsdichte, Ressourcenverknappung und klimawandelbedingte Zunahme von Wetterextremen – all diese Faktoren stellen immer komplexerer Anforderungen an eine nachhaltige, zukunftsfähige Stadtentwicklung. Eine Möglichkeit, diesen Herausforderungen zu begegnen, stellt die Integration von mehr Grün in den Städten dar. Allerdings ist der Platz gerade in den Großstädten knapp. Einen vielversprechenden Lösungsansatz bieten hier Fassadenbegrünungsmodule. Bisher finden diese keine große Verbreitung in den Städten, trotz verschiedener Anbieter auf dem Markt. Grund sind unter anderem die hohen Kosten, die den Nutzen übersteigen. Es gilt hier, neue innovative Konzepte zu erarbeiten, um die Fassadenbegrünungsmodule attraktiver für die Städte und deren Bewohner zu gestalten. Dazu müssen die bestehenden Lösungen weiterentwickelt werden. Wie dies gelingen kann, wird derzeit im Rahmen des im April 2019 gestarteten Projekts VertiKKA untersucht, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird.

Den ganzen Artikel lesen Sie In der Korrespondenz Abwasser Heft 12-2019 ab Seite 989

Autor/inn/en
Imke Wißmann, Vera Middendorf, Matthias Schulz, Dr.-Ing. Susanne Veser Björnsen Beratende Ingenieure Distelfeldstraße 15, 71229 Leonberg
E-Mail: i.wissmann@bjoernsen.de v.middendorf@bjoernsen.de m.schulz@bjoernsen.de s.veser@bjoernsen.de

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Potenziale und Strategien zur Überwindung von Hemmnissen für die Implementierung von Wasserwiederverwendungsansätzen in Deutschland

Zusammenfassung
Die Auswirkungen des Klimawandels und die damit verbundenen Konsequenzen für die Wasserwirtschaft sind mittlerweile auch in Deutschland deutlich spürbar. Diese sich ändernden Randbedingungen erfordern alternative wasserwirtschaftliche Konzepte, die auch eine geplante Wasserwiederverwendung einschließen könnte. Die Europäische Union plant dazu, im Jahr 2020 eine Verordnung zu verabschieden, die erstmalig europaweit einheitliche risikobasierte Mindestanforderungen für eine Wasserwiederverwendung zur landwirtschaftlichen Bewässerung definiert. Trotz dieser Initiative und identifizierten Potenzialen gibt es in Deutschland gegenwärtig Bedenken und Hemmnisse für die Implementierung einer Wasserwiederverwendung. Dieser Beitrag nimmt daher Stellung zu notwendigen spezifischen Ausgestaltungen bezüglich der Genehmigung, des Betriebs und der Überwachung von Anlagen zur Wasserwiederverwendung sowie notwendigen strukturellen Anpassungen im Wassersektor.

Den ganzen Artikel lesen Sie In der Korrespondenz Abwasser Heft 12-2019 ab Seite 995

Autoren
Prof. Dr.-Ing. Jörg E. Drewes Lehrstuhl für Siedlungswasserwirtschaft Technische Universität München Am Coulombwall 3, 85748 Garching (WavE-Verbundprojekt TrinkWave) korrespondierender Autor, E-Mail: jdrewes@tum.de

Dr. Engelbert Schramm, Björn Ebert, M. Sc. Institut für sozial-ökologische Forschung Hamburger Allee 45, 60486 Frankfurt a. M. (WavE-Verbundprojekte HypoWave und EPoNa)

Dr.-Ing. Marius Mohr, Marc Beckett, M. Sc. Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB Nobelstraße 12, 70569 Stuttgart (WavE-Verbundprojekt HypoWave)
Dipl.-Ing. Kerstin Krömer Strategisches Asset Management Oldenburgisch-Ostfriesischer Wasserverband Georgstraße 4, 26919 Brake (WavE-Verbundprojekt Multi-ReUse)

Dr.-Ing. Christina Jungfer DECHEMA Theodor-Heuss-Allee 25, 60486 Frankfurt a. M. (Wissenschaftliches Begleitvorhaben TransWavE, WavE-Verbundprojekt Multi-ReUse)

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Wasserwirtschaft 4.0?

DWA-Landesverbandstagung Nord-Ost in Halle (Saale) Unter dem Titel „Wasserwirtschaft 4.0?“ widmete sich die DWA-Landesverbandstagung Nord-Ost am 23./24. Mai 2019 in Halle (Saale) den Chancen und Risiken der Digitalisierung in der Wasserwirtschaft. Weitere Themen wie digitale Strategien und Modelle, konkrete Anwendungsbeispiele, Gewässerunterhaltungsplanung und Gewässerentwicklung sowie Starkregenvorsorge standen auf der Agenda. Eine Industrieausstellung und ein Wissenschafts- und Ausstellerforum waren in die Tagung integriert.

Den ganzen Artikel lesen Sie In der Korrespondenz Abwasser Heft 12-2019 ab Seite 978

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Der Digitale Zwilling in der Wasserwirtschaft

Zusammenfassung
In der Wasserwirtschaft etabliert sich zunehmend der Schlüsselbegriff des „Digitalen Zwillings“ zur Beschreibung einer Standardtechnologie der Digitalisierung. Basierend auf Echtzeitmodellierung und Wertschöpfung von Wasser- und Umweltdaten wird damit ein erfolgreiches Kernelement des Industrie-4.0-Ansatzes im Wassersektor adressiert. Ausgehend von der industriellen Begriffsdefinition und Funktionsweise wird im Beitrag konzeptionell aufgezeigt, wie der Digitale Zwilling in der Wasserwirtschaft zur Erhöhung von Transparenz und Wissen beiträgt und zur Beschleunigung von faktenbasierter Entscheidungsfindung eingesetzt werden kann. Im Rahmen der Umsetzung des Industrie-4.0-Ansatzes in der Wasserwirtschaft ist der Digitale Zwilling Bestandteil selbstoptimierender Automatisierungslösungen. Diese auch als Wasser 4.0 bezeichnete Strategie erfordert neue Kompetenzen und Fähigkeiten der beteiligten Akteure und wird neue Allianzen und Geschäftsmodelle hervorbringen. Der Digitale Zwilling schafft dabei ideale Voraussetzungen für agile, lernende Unternehmen. Forschung und Entwicklung in Universitäten sowie öffentlichen und privaten Unternehmen arbeiten derzeit an der Entwicklung und an der Marktreife von Digitalen Zwillingen in Systemlandschaften, in denen virtuelle und physische Welten verschmelzen. Es entstehen neue, zukunftsweisende Aufgaben und Lösungen für die Wasserwirtschaft, woraus nationale und internationale Marktchancen erwachsen werden.

Den ganzen Artikel lesen Sie In der Korrespondenz Abwasser Heft 12-2019 ab Seite 1010

Autor:
Dr.-Ing. Richard J. Vestner
DHI A/S
Rosenheimer Straße 143, 81671 München
E-Mail: rjv@dhigroup.com

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Schwammstadtumsetzung in China

Erkenntnisse aus der Pilotphase
Zusammenfassung

Die in China mit großer politischer Durchsetzungskraft landesweit angestoßene Umsetzung des Schwammstadtkonzeptes wird mit weltweiter Aufmerksamkeit verfolgt. Viele teils langbewährte Komponenten des Regenwassermanagements werden zunächst in 30 Pilotstädten flächig implementiert, vernetzt und in Interaktion mit der bestehenden Stadtentwässerungsinfrastruktur gebracht. Die Erkenntnisse aus China zeigen, dass zur Legitimierung des Konzeptes ein politischer/regulatorischer Rahmen stark unterstützend wirkt (Top-Down). Gleichzeitig bedarf es einer aktiven „Bottom-Up“-Komponente, die lokal eine Einbindung und konstruktive Abstimmung aller Akteure und der (Quartiers-)Öffentlichkeit sicherstellt. Maßgebliche Zukunftsaufgaben sind die Weiterentwicklung der Schwammstadt-Technologien einschließlich der Adressierung von Stofffragen, die Realisierung eines umfassenden Erfahrungsaustausches, die Entwicklung innovativer Ansätze für die Transformation von Bestandsquartieren sowie die (finanzielle) Absicherung des Betriebs und der Instandhaltung.

Den ganzen Artikel lesen Sie In der Korrespondenz Abwasser Heft 11-2019 ab Seite 919

Autoren
Prof. Dr.-Ing. Stephan Köster, Kristina Elsner, M. Sc., Nils Kabisch, M. Sc., Hisham Itani, M. Sc.
Institut für Siedlungswasserwirtschaft und Abfalltechnik
der Leibniz Universität Hannover
Welfengarten 1, 30167 Hannover
E-Mail: koester@isah.uni-hannover.de elsner@isah.uni-hannover.de kabisch@isah.uni-hannover.de itani@isah.uni-hannover.de

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Planungsprozesse in der wassersensiblen und klimagerechten Stadt

Blau-grün-grau gekoppelte Infrastrukturen in der Planungspraxis am Beispiel Berlin
Zusammenfassung

Die Anwendung eines zielorientierten, partizipativen Vorgehens ermöglicht die Entwicklung von lokal angepassten Vorschlägen für die Kopplung von blauen, grünen und grauen Infrastrukturen für einen klimaangepassten Umgang mit Wasser in der Stadt. Niedrigschwellige Arbeitsmaterialien befähigen Akteure ohne fachlichen Hintergrund im Bereich der Wasserinfrastruktur, schnell in eine Auseinandersetzung zu möglichen Infrastrukturlösungen einzusteigen und aus Sicht des Wasserhaushalts und der Abflussdynamik wirksame Maßnahmenkombinationen zu entwickeln. Die Auseinandersetzung mit gekoppelten Infrastrukturen in ausgewählten Fokusgebieten in Berlin hat gezeigt, dass gekoppelte Infrastrukturen neue Impulse für Planungsprozesse und Stadtentwicklung geben können.

Den ganzen Artikel lesen Sie In der Korrespondenz Abwasser Heft 11-2019 ab Seite 929

Autorinnen und Autoren
Dipl.-Soz. Jan Hendrik Trapp, Dipl.-Ing. Diana Nenz
Deutsches Institut für Urbanistik gGmbH
Zimmerstraße 13-15, 10969 Berlin
E-Mail: trapp@difu.de nenz@difu.de
Dr. Pascale Rouault, Dr. Andreas Matzinger
Kompetenzzentrum Wasser Berlin gGmbH
Cicerostraße 24, 10709 Berlin
E-Mail: pascale.rouault@kompetenz-wasser.de andreas.matzinger@kompetenz-wasser.de
Dipl.-Ing. Michel Gunkel
Berliner Wasserbetriebe AöR
Cicerostraße 24, 10709 Berlin
E-Mail: michel.gunkel@bwb.de
Dipl.-Ing. Brigitte Reichmann
Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen
Württembergische Straße 6, 10707 Berlin
E-Mail: brigitte.reichmann@sensw.berlin.de

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Nachweisverfahren zum Schutz Kritischer Infrastrukturen

Erfahrungen aus Sicht des BSI
Der 3. Mai 2018 war für zahlreiche Betreiber Kritischer Infrastrukturen in ganz Deutschland ein wichtiger Stichtag: Bis zu diesem Datum mussten sie gegenüber dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) den Nachweis erbringen, dass ihre Maßnahmen zum Schutz der Kritischen Infrastrukturen dem Stand der Technik entsprechend und wirksam sind. Da mittlerweile ausreichende Erfahrungen mit diesem Nachweisverfahren vorliegen, berichtet der Beitrag aus Sicht des BSI über Erfolge wie auch Herausforderungen mit dem Verfahren.

Den ganzen Artikel lesen Sie In der Korrespondenz Abwasser Heft 11-2019 ab Seite 882

Autorin
Kerstin Enders
Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI)
Kontakt:
Christine Hofer
Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik
Godesberger Allee 185-189 53175 Bonn
E-Mail: christine.hofer@bsi.bund.de

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Wege zu einer multifunktionalen Flächennutzung im Planungsverfahren für eine naturnahe Regenwasserbewirtschaftung im städtischen Raum

Zusammenfassung
Naturnahe Regenwasserbewirtschaftung gewinnt seit den 1990er-Jahren zunehmend an Bedeutung. Die Umsetzung entsprechender Maßnahmen ist mit Flächenbedarf verbunden, was insbesondere in städtischen Räumen zu Engpässen und Konflikten führt. Vor diesem Hintergrund eröffnet eine multifunktion ale Flächennutzung attraktive Möglichkeiten. Im vorliegenden Beitrag wird der Frage nachgegangen, welche diesbezüglichen Hemmnisse und Konfliktfelder im Planungsprozess auftreten. Als problematisch erweist sich zunächst die verbreitete Fokussierung auf technische Aspekte zu Lasten ökologischer und ästhetisch-gestalterischer Elemente. Zudem ist es schwierig, dass die Entwässerungsplanung eine der Bebauungsplanung nachgeordnete Stellung einnimmt. Abschließend wird erläutert, an welchen Stellen im Planungsprozess angesetzt werden kann, um eine naturnahe Regenwasserbewirtschaftung mit multifunktionaler Flächennutzung erfolgreich zu planen und dauerhaft umzusetzen.

Den ganzen Artikel lesen Sie In der Korrespondenz Abwasser Heft 11-2019 ab Seite 894

Autor/inn/en
Prof. Dr. Tim Freytag, Lisa Bannert, Dr. Kirsten Hackenbroch, Nora Leszczynski
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Institut für Umweltsozialwissenschaften und Geographie
Schreiberstraße 20, 79085 Freiburg
E-Mail: tim.freytag@geographie.uni-freiburg.de

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Die Zukunftsinitiative „Wasser in der Stadt von morgen“

Arbeitshilfe für die Bewertung von integralen und wassersensiblen Projekten für die Stadt- und Entwässerungsplanung
Zusammenfassung

Durch immer häufigere und extremere Starkregenereignisse und Hitzephasen wird deutlich, dass eine Anpassung an die nicht mehr zu vermeidenden Folgen des Klimawandels erfolgen muss. Ein wichtiger Baustein der Klimaanpassungsstrategien ist eine „integrale wassersensible Stadtgestaltung“. Diese sorgt vor, um die Gefahren von Starkregenabflüssen sowie Trocken- und Hitzeperioden zu mindern und gleichzeitig die Artenvielfalt und Aufenthaltsqualität im städtischen Umfeld zu verbessern. Zentraler Ansatz einer wassersensiblen Stadtgestaltung ist die naturnahe Regenwasserbewirtschaftung durch Abkopplung, Rückhalt, Versickerung und Einleitung in lokale Gewässer. Da naturnahe Maßnahmen für den Projektträger im Vergleich zu konventionellen Lösungen höhere Investitionen auslösen können, ist es wichtig, neben einem reinen Kostenvergleich auch einen Vergleich der damit einhergehenden Nutzen wie der Verbesserung des Überflutungsschutzes, Kleinklimas und vieles mehr durchzuführen.
Im Rahmen der „Zukunftsinitiative ,Wasser in der Stadt von morgen‘“ wurde in der interdisziplinären und interkommunalen Arbeitsgruppe „Wirtschaftlichkeit wassersensibler Stadtentwicklung“ eine Arbeitshilfe zum Vergleich naturnaher und konventioneller Regenwasserprojekte erstellt. Diese wurde anhand einer Fallstudie im Emschergebiet entwickelt. Der Ansatz stellt den Kosten den Nutzen mehrerer Varianten gegenüber (das heißt ihre Wirtschaftlichkeit), erlaubt auf diese Weise eine strukturierte und transparente Entscheidungsfindung und dient als Instrument, um einerseits Mehrkosten, andererseits aber auch den Mehrwert alternativer Regenwasserbewirtschaftungsmaßnahmen vor Politik und Bürgern darzustellen.

Den ganzen Artikel lesen Sie In der Korrespondenz Abwasser Heft 11-2019 ab Seite 902

Autoren:
Prof. Dr. Nicola Werbeck Ruhr-Universität Bochum Universitätsstraße 150, 44801 Bochum
E-Mail: nicola.werbeck@rub.de
Prof. Dr. Dieter Hecht Ruhr-Forschungsinstitut für Innovations-und Strukturpolitik e. V. (RUFIS) Universitätsstraße 150, 44801 Bochum
E-Mail: hecht@rufis.de
Thorsten Pacha, Jens Reinhardt
Stadt Bochum
Tiefbauamt – Technisches Rathaus
Hans-Böckler-Straße 19, 44777 Bochum
E-Mail: tpacha@bochum.de jreinhardt@bochum.de
Beate Altendorf
Stadt Oberhausen
Untere Umweltschutzbehörde/Gewässerschutz
Technisches Rathaus Sterkrade
Bahnhofstraße 66, 46042 Oberhausen
E-Mail: beate.altendorf@oberhausen.de
Ulrike Raasch
Emschergenossenschaft/Lippeverband
Stabsstelle Koordination von Unternehmensthemen
Kronprinzenstraße 24, 45128 Essen
E-Mail: raasch.ulrike@eglv.de

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Verdunstung als Zielgröße wassersensitiver Stadtplanung

Zusammenfassung
Die Verdunstung als Teil des urbanen Wasserhaushalts sollte aus wasserwirtschaftlicher und energetischer Sicht im Rahmen von Planungsprozessen zielgerichtet beeinflusst werden. Lösungsstrategien können nur in einem iterativen und interdisziplinären Prozess entwickelt werden. So ergeben sich zahlreiche planerische Optionen blau-grüner Infrastruktur, die anhand des Oxford-Quartiers in Münster exemplarisch dargestellt werden. Die erfolgreiche Umsetzung solcher ganzheitlichen Planungen erfordert interdisziplinäre Zusammenarbeit über bisherige kommunale Organisations- und Arbeitsstrukturen hinweg. Je nach Planungsphase unterstützen dabei unterschiedlich differenzierte Planungswerkzeuge die Entscheidungsfindung (zum Beispiel WABILA, SWMM-UrbanEVA).

Den ganzen Artikel lesen Sie In der Korrespondenz Abwasser Heft 11-2019 ab Seite 911

Autoren
Birgitta Hörnschemeyer, M. Sc., Dr.-Ing. Malte Henrichs, Prof. Dr.-Ing. Mathias Uhl
Institut für Infrastruktur · Wasser · Ressourcen · Umwelt (IWARU)
Fachhochschule Münster
Corrensstraße 25, 48149 Münster
E-Mail: b.hoernschemeyer@fh-muenster.de
Dipl.-Ing. Sonja Kramer, Dr.-Ing. Malte Henrichs
Stadt Münster
Amt für Mobilität und Tiefbau
Albersloher Weg 33, 48155 Münster

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Vernetzen.Verstehen.Verantworten.

Erfolgreicher DWA-Dialog Berlin
Am 23. und 24. September 2019 fand der diesjährige DWA-Dialog Berlin statt. 230 Teilnehmer tauschten sich aus über Themen wie Klimawandel, Wetterextreme, neue Ansätze im Umgang mit Regenwasser (Sponge City), Innovationen und ihre Übertragung in die Praxis, Digitalisierung, Stoffe im Wasserkreislauf. Im Rahmen der Veranstaltung fand auch das Gruppentreffen der Jungen DWA statt. In der Mitgliederversammlung standen unter anderem eine Satzungsänderung, Wahlen zu Präsidium und Vorstand sowie Ehrungen auf der Tagesordnung.

Den ganzen Artikel lesen Sie In der Korrespondenz Abwasser Heft 11-2019 ab Seite 872

Das vollständige Protokoll der Mitgliederversammlung wird für Mitglieder im Internet zum Download bereitstehen:
http://www.dwa.de/dwadirekt

Nächster DWA-Dialog Berlin
Der nächste DWA-Dialog Berlin, wiederum mit Mitgliederversammlung, findet am 28. und 29. September 2020 in Berlin statt.
https://de.dwa.de/de/dwa-dialog-berlin.html

Kurzer Rückblick auf den DWA-Dialog Berlin 2019:
https://de.dwa.de/de/dialog-berlin-2019.html
Frank Bringewski

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Wasserwirtschaft muss sich in der Landwirtschaftspolitik deutlich im Sinne des Gewässerschutzes positionieren

Eine langfristige Perspektive für die Wasserrahmenrichtlinie, Agrarwende im Sinne einer nachhaltigen und ökonomisch auskömmlichen Landwirtschaft, Berücksichtigung des Verursacherprinzips bei anthropogenen Spurenstoffen und eine gezielte Integration der Wasserwirtschaft in die Stadtplanung zur Anpassung an den Klimawandel. Klare Positionen von DWA-Präsident Prof. Uli Paetzel zu den wichtigsten Zukunftsthemen der Wasserwirtschaft.

Den ganzen Artikel lesen Sie In der Korrespondenz Abwasser Heft 11-2019 ab Seite 886

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Gereinigtes Abwasser wiederverwenden

Workshop von KfW, GIZ und BGR
Die KfW hat gemeinsam mit der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) und der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) einen Workshop veranstaltet, bei dem die Bedeutung von sogenanntem „Reuse“ – Wasserwiederverwendung – in der Entwicklungszusammenarbeit anhand von praktischen Fallbeispielen verdeutlicht wurde.

Den ganzen Artikel lesen Sie In der Korrespondenz Abwasser Heft 10-2019 ab Seite 788

Autoren
Dipl.-Ing. Edgar Firmenich Friederike Bauer, Journalistin
KfW Entwicklungsbank
Palmengartenstraße 5-9
60325 Frankfurt am Main
E-Mail: Edgar.Firmenich@kfw.de

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Erprobung einer Biotestbatterie zum Monitoring der Spurenstoffadsorption bei der weitergehenden Abwasserreinigung mit granulierter Aktivkohle

Zusammenfassung
Die klassische instrumentelle Analytik kann gezielt Einzelstoffe im Wasser detektieren. Eine Aussage über die Wirkung aller im Wasser vorkommenden Stoffe als Ganzes ist damit jedoch nicht möglich. Aus diesem Grund wurde in einem Forschungsvorhaben parallel zur wasserchemischen Analytik eine Palette an Toxizitätstests („Biotestbatterie“) erprobt, die Überschreitungen toxischer Wirkungen in Filtraten von Filtern mit granulierter Aktivkohle (GAK) aufdecken sollten. Die umfangreichen Untersuchungen an drei Kläranlagen mit einer breit angelegten Biotestbatterie zeigten, dass der nach einer Adsorptionsstufe noch verbleibende Spurenstoffeintrag in die Vorfluter unterhalb der toxikologischen Wirkschwellen lag. Die Wirtschaftlichkeitsprüfung hat auf Basis dieser Ergebnisse ergeben, dass derzeit ein regelmäßiges Monitoring für GAK-Adsorber mit einer Biotestbatterie nicht gerechtfertigt ist.

Autoren:
Dr. Anne Gottschlich, Helena Pannekens, Kristina Wencki, Anja Rohn, Dr. Andreas Nahrstedt, Prof. Dr. Elke Dopp
IWW Rheinisch-Westfälisches Institut für Wasserforschung GmbH
Moritzstraße 26,
45476 Mülheim an der Ruhr

Regina Dolny, Dr. Frank Benstöm, Dr. Volker Linnemann
Institut für Siedlungswasserwirtschaft (ISA) der RWTH Aachen
Mies-van-der-Rohe-Straße 1,
52074 Aachen

Forschungsinstitut für Ökosystemanalyse und -bewertung e. V. an der RWTH Aachen
Kackertstraße 10,
52072 Aachen

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Vermeidung von Biozideinträgen aus Gebäudeauswaschungen in urbane Oberflächengewässer und Grundwasser

Zusammenfassung
Im Umfeld einer urbanen Regenwasserversickerungsanlage wurde gezeigt, dass biozide Wirkstoffe und ihre Transformationsprodukte ihren Weg in urbane Oberflächengewässer und sogar bis ins Grundwasser finden können. Hierbei standen mögliche Auswaschungen aus Gebäudefassaden und Gründachflächen im Mittelpunkt der untersuchten Eintragsquellen. Die gewonnenen Erkenntnisse verdeutlichen, dass insbesondere den Transformationsprodukten sehr viel mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden muss als bisher und dass die Effizienz von End-of-pipe-Maßnahmen für den Rückhalt von Bioziden und deren Transformationsprodukten im Regenwasserabfluss nicht vollständig ist. Daher werden ganzheitliche Strategien, die den Eintrag von Biozidrückständen in die aquatische Umwelt vermeiden, vorgestellt und empfohlen.

Den ganzen Artikel lesen Sie In der Korrespondenz Abwasser Heft 10-2019 ab Seite 812

Dank und Förderung
Diese Studie wurde durch das BMBF (Projekt MUTReWa, BMBF FZ 02WRM1366B) und vom europäischer Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) (Projekt NAVEBGO) unterstützt. Wir danken der Stadt Freiburg für die sehr gute Zusammenarbeit.

Autoren
Dr.-Ing. Oliver Olsson, Prof. Dr. rer. nat. habil. Klaus Kümmerer
Institut für Nachhaltige Chemie und Umweltchemie
Leuphana Universität Lüneburg
Scharnhorststraße 1, C13
21335 Lüneburg
E-Mail: oliver.olsson@leuphana.de

apl. Prof. Dr. Jens Lange
Professur für Hydrologie
Universität Freiburg
Friedrichstraße 39
79098 Freiburg

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Erhöhung der Wasserverfügbarkeit durch Wiederverwendung und Entsalzung

BMBF fördert die Entwicklung zukunftsfähiger Technologien und Konzepte
Die Verfügbarkeit von Wasser in ausreichender Menge und Qualität ist entscheidend für das gesundheitliche Wohlergehen des Menschen, für die nachhaltige Entwicklungsfähigkeit von Regionen und eine intakte Umwelt. Ziel der Fördermaßnahme „WavE“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) ist es, einen Beitrag zur Erhöhung der Wasserverfügbarkeit und damit zu einer nachhaltigen Entwicklung von Regionen im In- und Ausland zu leisten, insbesondere auch in Ländern mit ausreichendem Potenzial für deutsche Technikanbieter. In WavE widmen sich 13 Verbundprojekte und ein Begleitvorhaben dieser Aufgabe.

Den ganzen Artikel lesen Sie In der Korrespondenz Abwasser Heft 10-2019 ab Seite 782

Autoren
Dr. Christina Jungfer, Dr. Thomas Track
DECHEMA e.V.
Theodor-Heuss-Allee 25
60486 Frankfurt a. M.
E-Mail: christina.jungfer@dechema.de

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(Energetische) Flexibilitäten auf Kläranlagen – Hintergrund und Voraussetzungen für eine sinnvolle Nutzung

Arbeitsbericht der DWA-Arbeitsgruppe KEK-7.5 „Lastmanagement und Interaktion mit Energienetzen“ *)
Zusammenfassung

Die Umsetzung der Energiewende ist charakterisiert durch die zwei Grundpfeiler „Umstieg der Energieversorgung von fossilen und atomaren Brennstoffen auf erneuerbare Energien“ sowie „Erhöhung der Energieeffizienz“. Mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien besteht zunehmend eine Diskussion zur Sicherstellung der Netzstabilität, da die Stromerzeugung stark fluktuierend ist. Somit gewinnen Flexibilitätstechnologien an Bedeutung. Kläranlagen sind häufig lokale Großenergieverbraucher und aufgrund ihrer Betriebsweise auf Belastungsschwankungen ausgelegt und müssen entsprechende Flexibilitäten vorhalten. Die DWA-Arbeitsgruppe KEK-7.5 „Lastmanagement und Interaktion mit Energienetzen“ beschreibt energetische Flexibilitäten auf Kläranlagen und stellt Hintergründe und Voraussetzungen für eine sinnvolle Nutzung zusammen.

Den ganzen Artikel lesen Sie In der Korrespondenz Abwasser Heft 10-2019 ab Seite 820

Autoren:
DWA-Arbeitsgruppe KEK-7.5 „Lastmanagement und Interaktion mit Energienetzen“ *)

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Verfahren, Prozesse und Organisation – Innovationen beim Bau von Abwasserkanälen

Der Bau von Abwasserkanälen wird immer schon von Innovationen mitbestimmt. Manche sind sehr bekannt, andere sind als Innovation nicht erkannt und weitere Innovationen werden vor Ort durch die Unternehmen eingesetzt. Insgesamt handelt es sich aber um eine dynamische Entwicklung, die sichtbar gemacht werden muss, um auch weitere Entwicklungen anzustoßen und bekannt zu machen. Mit diesem Beitrag soll hierzu ein Schritt getan werden. Das Innovationspotenzial ist vorhanden, Bauherren und Unternehmen stehen bereit und technische Regelwerke müssen mit ihren Öffnungsklauseln für Innovationen und weitergehende technische Lösungen diesen Weg machbar machen. Gefördert wird damit auch die Attraktivität für diese Tätigkeiten; von der Planung beginnend bis zur Bauausführung. Beispielhaft soll hier auf bestimmte Entwicklungen verwiesen werden. In dem Beitrag wird nicht eingegangen auf die vielfältigen Neuentwicklungen und Innovationen bei Bauteilen für den Kanalbau, da in der Regel die Hersteller diese selbst vorstellen.

Den ganzen Artikel lesen Sie In der Korrespondenz Abwasser Heft 10-2019 ab Seite 778

Autoren
Bau.-Ass. Dipl.-Ing. Karl-Heinz Flick
Geschäftsführer Fachverband Steinzeugindustrie e. V.
50226 Frechen
E-Mail: Karl-Heinz.Flick@fachverband-steinzeug.de

Dipl.-Ing. Andreas Hüttemann
Rohrleitungsbauverband e. V.
Marienburger Straße 15
50968 Köln
E-Mail: huettemann@rbv-koeln.de

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31. Leistungsnachweis kommunaler Kläranlagen

Verfahren der Stickstoffelimination im Vergleich
DWA-Arbeitsgruppe BIZ-1.1 „Kläranlagen-Nachbarschaften“

Zusammenfassung
Ein repräsentatives Bild der Reinigungsleistung der Abwasserreinigungsanlagen in Deutschland zeigt der DWA-Leistungsnachweis kommunaler Kläranlagen. Zum Vergleich werden die Daten für Österreich und Südtirol mit dargestellt. Insgesamt konnten im Berichtsjahr 2018 die Anforderungen der EU-Kommunalabwasserrichtlinie im bundesweiten Mittel erfüllt bzw. deutlich übertroffen werden. Während es bei den Abbaugraden für den chemischen Sauerstoffbedarf und Stickstoff keine größeren Unterschiede in den verschiedenen Größenklassen der Kläranlagen gibt, schneiden die Kläranlagen mit einer Ausbaugröße weniger als 10 000 E bei der Phosphorelimination deutlich schlechter ab. Besonders betrachtet wurde in diesem Jahr die Stickstoffelimination. Die Anlagen mit intermittierender Denitrifikation schneiden dabei am besten ab. Allerdings geht dieser Erfolg mit etwas höheren Ablaufwerten für Ammonium einher. Es bleibt im Einzelfall abzuwägen, welchem Parameter eine höhere Priorität eingeräumt werden muss.

Den ganzen Artikel lesen Sie In der Korrespondenz Abwasser Heft 10-2019 ab Seite 794

Autoren:
DWA-Arbeitsgruppe BIZ-1.1 „Kläranlagen-Nachbarschaften“

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Podiumsdiskussion „Mentorenprogramm der Jungen DWA“

„Wo stehen wir und wie geht es gemeinsam weiter?“ Unter dieser Fragestellung fand auf der Landesverbandstagung NRW ein Forum der Jungen DWA bezüglich des Mentorenprogramms statt, welches seit 2016 unter der Leitung von Elke Uhe von der DWA angeboten wird. Gemeinsam mit einer kleinen Diskussionsrunde und dem Publikum ging es darum die positiven Seiten aber auch die Verbesserungswünsche zu dem Programm des Mentoriats herauszuarbeiten.

Den ganzen Artikel lesen Sie In der Korrespondenz Abwasser Heft 10-2019 ab Seite 791

Autorin
Jaqueline Schmidt
Fachkraft Wasserwerk mit Spezialkenntnissen
SWO Netz GmbH
Jaqueline.Schmidt@stw-os.de

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Smart Water: Konzepte für einen intelligenten Umgang mit Wasser in der Stadt der Zukunft

Zusammenfassung
Der vorliegende Artikel gibt einen Überblick über den zukünftigen Umgang mit Wasser in einer Smart City. Die Schlagworte Smart City und Smart Water werden erklärt. Die Zukunftsherausforderungen für die Siedlungswasserwirtschaft in Deutschland werden beschrieben. Eine Literaturauswertung zeigt unterschiedliche smarte Konzepte im Umgang mit Wasser auf und ordnet diesen Smart-City-Strategien zu. In einer kritischen Betrachtung wird auf offene Fragestellungen und Probleme bei der Umsetzung der Konzepte hingewiesen.

Den ganzen Artikel lesen Sie In der Korrespondenz Abwasser Heft 10-2019 ab Seite 802

Autoren
Dipl.-Ing. Timo C. Dilly, Prof. Dr.-Ing. Theo G. Schmitt, Prof. Dr.-Ing. Ulrich Dittmer
Wasser Infrastruktur Ressourcen
Technische Universität Kaiserslautern
Paul-Ehrlich-Straße 14, 67663 Kaiserslautern
E-Mail: timo.dilly@bauing.uni-kl.de 

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DWA-Gewässerentwicklungspreis für den Umbau der Spree in Bautzen

Belobigung für Projekt „Münstersche Aa“
Die DWA hat ihren diesjährigen Gewässerentwicklungspreis verliehen: Ausgezeichnet wurde das Projekt „Spree in Bautzen“. Eine Belobigung wurde der Stadt Münster für das Projekt „Münstersche Aa“ ausgesprochen. Der DWA-Gewässerentwicklungspreis wird für vorbildlich durchgeführte Maßnahmen zur Erhaltung bzw. zur naturnahen Gestaltung und Entwicklung von Gewässern im urbanen Bereich vergeben.

Den ganzen Artikel lesen Sie In der Korrespondenz Abwasser Heft 10-2019 ab Seite 780

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Ansätze für die digitale Transformation in der deutschen Abwasserwirtschaft

Zusammenfassung
Potenziale der digitalen Transformation in der Abwasserwirtschaft sind bekannt, vielen Unternehmen der Branche fehlt aber eine Orientierungshilfe für den Start. Zukunftsfähige Strategien sind notwendig, um die Potenziale heben zu können und den Anschluss an „Wasser 4.0″ nicht zu verpassen. Dabei ist der erwartete Nutzen den Herausforderungen und Risiken gegenüberzustellen, ausgehend von der jeweiligen „digitalen“ Ausgangssituation des Unternehmens. Die zentralen Handlungsfelder sind für digitale Projekte und die resultierenden Unternehmensveränderungen aufzuzeigen und herauszuarbeiten. Hierbei soll der DWA-Themenband „Digitale Transformation in der deutschen Abwasserwirtschaft – Rahmen und Praxisbeispiele anhand einer Steckbriefsammlung“ motivieren und unterstützen.

Den ganzen Artikel lesen Sie In der Korrespondenz Abwasser Heft 10-2019 ab Seite 828

Autoren
Dipl.-Ing. Uta Pachaly
Berliner Wasserbetriebe
Cicerostraße 24, 10709 Berlin
E-Mail: uta.pachaly@bwb.de

Dipl.-Ing. Heiko Althoff
Emschergenossenschaft/Lippeverband
Kronprinzenstraße 24, 45128 Essen
E-Mail: althoff.heiko@eglv.de

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Wasser – Das Prinzip aller Dinge

DWA-Landesverbandstagung Sachsen/Thüringen in Leipzig
Am 19. Juni 2019 fand die DWA-Landesverbandstagung Sachsen/Thüringen im Congress Center Leipzig statt. Unter dem Motto „Wasser – Das Prinzip aller Dinge“ wurden den rund 300 Teilnehmern interessante Vorträge zu den Themen Wasserwirtschaft/Wasserbau, Abwasser und Kommunikation/Digitalisierung geboten. Abgerundet wurde die Veranstaltung durch 87 Aussteller im Foyer des Congress Centers.

Den ganzen Artikel lesen Sie In der Korrespondenz Abwasser Heft 10-2019 ab Seite 748

Autorin:
Katrin Hänsel (Dresden)

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Herausforderungen und strategische Begegnungsansätze

1. Wasserwirtschaftstag des Wasserverbandes Eifel-Rur
Spannende Themen, interessante Vorträge, viele Gäste – einen erfolgreichen 1. Wasserwirtschaftstag hat der WVER Wasserverband Eifel-Rur am 14. Februar 2019 im Zinkhütter Hof in Stolberg als Abschlussveranstaltung zum 25igsten Jubiläum durchgeführt. Das Vortragsprogramm deckte das komplette Aufgabenspektrum des Verbandes ab, vom Talsperrenbetrieb über die Gewässerunterhaltung und der Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie bis zum Hochwasserschutz und den verschiedensten Facetten der Siedlungswasserwirtschaft. Besonders aktuelle Themen wie Mikroschadstoffe, Antibiotikaresistenzen und die Zukunft der Klärschlammentsorgung standen hier auf der Agenda.

Autor:
Stefan Bröker

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Hinweise und Beispiele zur Anlagenabgrenzung bei JGS-Anlagen gemäß AwSV

Zusammenfassung
Die wasserrechtlichen Anforderungen an Anlagen zum Lagern und Abfüllen von Jauche, Gülle und Silagesickersäften sowie von vergleichbaren in der Landwirtschaft anfallenden Stoffen (JGSAnlagen) enthalten auch Anforderungen, die vom Anlagenvolumen abhängen. Anhand von Fallbeispielen wird erläutert, wie eine Anlagenabgrenzung erfolgen kann und welche Auswirkungen dies auf die Anwendung der volumenabhängigen Regelungen der Verordnung über Anlagen zum Umgang mit wassergefährdenden Stoffen (AwSV) hat.

Autor
Dipl.-Ing. Klaus Zöller
Sprecher der DWA-Arbeitsgruppe IG-6.14 „JGS-Anlagen“
Thüringer Landesamt für Umwelt, Bergbau und Naturschutz
Referat 53
Harry-Graf-Kessler-Straße 1 , 99423 Weimar
E-Mail: Klaus.Zoeller@tlubn.thueringen.de

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Wie man Anlagen zur Regenwasserbehandlung fit für die Zukunft macht

4. Expertenforum Regenüberlaufbecken Baden-Württemberg
André Hildebrand und Asuka Brodbeck (Stuttgart)

Rund 7000 Regenüberlaufbecken gibt es in Baden-Württemberg, die sich mit einem Investitionsvolumen von annähernd drei Milliarden Euro zu einem wichtigen Wirtschaftsbereich entwickelt haben. Und sie sind in einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess eingebunden. Deshalb stellte Boris Diehm, der Vorsitzende des DWA-Landesverbands Baden-Württemberg, das 4. Expertenforum Regenüberlaufbecken Baden- Württemberg auch unter das Motto: „Vom leblosen Beton zum lebendigen System der Regenüberlaufbecken“. Bei dieser Tagung haben sich Ende Februar 2019 in Stuttgart mehr als 330 Teilnehmer über die neuesten Entwicklungen bei der Ertüchtigung und dem Betrieb von RÜB informiert. Zu den wichtigsten Themen gehörte dabei, die zum Teil mehr als 30 Jahre alten Anlagen sukzessive auf den neuesten Stand der Technik zu bringen und sie miteinander vernetzt zu betreiben, was durch eine kontinuierliche Verbesserung der Messtechnik und Entwicklungen auf dem Gebiet Industrie 4.0 immer besser möglich wird. Regenüberlaufbecken im Mischsystem haben noch viel Potenzial, die Güte von Fließgewässern weiter zu verbessern. Voraussetzung ist, dass ihr Betrieb kontinuierlich verbessert wird.

Den ganzen Artikel lesen Sie In der Korrespondenz Abwasser Heft 9-2019 ab Seite 690

Weitere Informationen:
www.rueb-bw.de

Autoren
Dipl.-Vww. (FH) Bw. (VWA)
André Hildebrand,
Asuka Brodbeck, B. Sc.
DWA-Landesverband Baden-Württemberg
Rennstraße 8
70499 Stuttgart
E-Mail: Asuka.Brodbeck@dwa-bw.de

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Der Einfluss des Schwefels auf den Betrieb einer Kläranlage unter Berücksichtigung der Trocknung und thermischen Verwertung von Klärschlamm

Teil 1: Schwefelwasserstoff in der Kläranlage und thermische Verwertung von Faulgas
Zusammenfassung

Im Gegensatz zu Stickstoff und Phosphor findet Schwefel weniger Beachtung beim Betrieb einer Kläranlage. Fester und flüssiger Schwefel, Sulfide, gasförmiger Schwefelwasserstoff und Mercaptane können jedoch Probleme beim Betrieb der Kläranlage und der Arbeitssicherheit bereiten. Die Korrosion von Edelstahl durch Schwefelwasserstoff und durch schwefelsäurebildende Bakterien, die Gesundheitsgefährdung und Geruchsbelästigung durch schwefelhaltige Gase, die teilweise notwendige Behandlung der Trocknerabluft, die Bildung von elementarem Schwefel bei der Trocknung durch Oxidation von Schwefelwasserstoff, die Bildung von Schwefelsäure beim Betrieb von Blockheizkraftwerken, die exotherme Reaktion von Eisensulfid bei der Lagerung von getrocknetem Klärschlamm und die Taupunkterhöhung durch Bildung von Schwefeldi- und -trioxid bei der thermischen Verbrennung von Schlamm seien beispielhaft erwähnt. Ein theoretisches Verständnis dieser Vorgänge hilft, Phänomene in der Praxis besser zu verstehen, um die Parameter der Abwasserbehandlung und Schlammverwertung vorausschauend einzustellen.

Autoren
Dr.-Ing. Albert Heindl
HUBER SE
Technologiezentrum
Industriepark Erasbach A1, 92334 Berching
E-Mail: Albert.Heindl@huber.de
Prof. Dr.-Ing. Franz Bischof, Prof. Dr. Peter Kurzweil
Technische Hochschule Amberg-Weiden (OTH)
Bereich Umwelttechnik, 92224 Amberg

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Erprobung einer Biotestbatterie zum Monitoring der Spurenstoffadsorption bei der weitergehenden Abwasserreinigung mit granulierter Aktivkohle

Zusammenfassung
Die klassische instrumentelle Analytik kann gezielt Einzelstoffe im Wasser detektieren. Eine Aussage über die Wirkung aller im Wasser vorkommenden Stoffe als Ganzes ist damit jedoch nicht möglich. Aus diesem Grund wurde in einem Forschungsvorhaben parallel zur wasserchemischen Analytik eine Palette an Toxizitätstests („Biotestbatterie“) erprobt, die Überschreitungen toxischer Wirkungen in Filtraten von Filtern mit granulierter Aktivkohle (GAK) aufdecken sollten. Die umfangreichen Untersuchungen an drei Kläranlagen mit einer breit angelegten Biotestbatterie zeigten, dass der nach einer Adsorptionsstufe noch verbleibende Spurenstoffeintrag in die Vorfluter unterhalb der toxikologischen Wirkschwellen lag. Die Wirtschaftlichkeitsprüfung hat auf Basis dieser Ergebnisse ergeben, dass derzeit ein regelmäßiges Monitoring für GAK-Adsorber mit einer Biotestbatterie nicht gerechtfertigt ist.

Den ganzen Artikel lesen Sie In der Korrespondenz Abwasser Heft 9-2019 ab Seite 706

Dr. Anne Gottschlich, Helena Pannekens, Kristina Wencki,
Anja Rohn, Dr. Andreas Nahrstedt, Prof. Dr. Elke Dopp
IWW Rheinisch-Westfälisches Institut
für Wasserforschung gGmbH
Moritzstraße 26, 45476 Mülheim an der Ruhr

Regina Dolny, Dr. Frank Benstöm, Dr. Volker Linnemann
Institut für Siedlungswasserwirtschaft (ISA) der RWTH Aachen
Mies-van-der-Rohe-Straße 1, 52074 Aachen
E-Mail: ottermanns@bio5.rwth-aachen.de
E-Mail: hammers-wirtz@gaiac.rwth-aachen.de

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Starkverschmutzerzuschläge

Instrumente einer verursachergerechten Abwassergebührenerhebung
Zusammenfassung

Im Rahmen der Abwassergebührenerhebung ist es Aufgabe der Kommunen, die im Rahmen der Abwasserableitung und -behandlung anfallenden Kosten auf die Einleiter verursachergerecht umzulegen. Wenn die Einleiterstruktur eher heterogen geprägt ist und den industriell/gewerblichen Einleitern ein nicht unwesentlicher Anteil zukommt, können diese Einleitungen auch einen nicht unerheblichen Einfluss auf die Abwasserbehandlung und damit auch auf die damit verbundenen Kosten haben. Die Kommunen stehen dann vor der Aufgabe, Abwasserströme mit zum Teil sehr unterschiedlichen Inhaltsstoffen verursachergerecht auf häusliche und industriell/gewerbliche Einleiter umzulegen. Vor diesem Hintergrund dienen Modelle zur Erhebung von Starkverschmutzerzuschlägen dazu, eine verursachergerechte Umlage der Abwasserbehandlungskosten unter Berücksichtigung der jeweiligen örtlichen Randbedingungen, insbesondere der jeweiligen Kostenstrukturen, sicherzustellen. Neben der Abwassermenge sind die Kostenstrukturen der Abwasserbehandlung im Wesentlichen durch die Parameter chemischer Sauerstoffbedarf (CSB), Gesamtstickstoff (TNb – Total Nitrogen bound) und Gesamtphosphor (Pges) geprägt.

Den ganzen Artikel lesen Sie In der Korrespondenz Abwasser Heft 9-2019 ab Seite 731

Autoren
Mark Braun, M. Sc., Dr.-Ing. Natalie Palm,
Dr.-Ing. Friedrich-Wilhelm Bolle
Forschungsinstitut für Wasser- und Abfallwirtschaft
an der RWTH Aachen e. V. (FiW)
Kackertstraße 15-17, 52056 Aachen
E-Mail: braun@fiw.rwth-aachen.de

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Vliestücher in Abwassersystemen

Ein Ausblick auf den Themenband der DWA-Arbeitsgruppe ES-7.8 „Störstoffe in Entwässerungssystemen“

Zusammenfassung
In dem im Oktober 2019 erscheinenden DWA-Themenband „Vliestücher in Abwassersystemen“ werden die durch Vliestücher verursachten Betriebsprobleme analysiert und Maßnahmen für die Abwassersystemverträglichkeit als „spülbar“ bezeichneter Vliestuchprodukte abgeleitet. Konkrete Handlungsempfehlungen zur Reduzierung der Betriebsprobleme werden formuliert.

Den ganzen Artikel lesen Sie In der Korrespondenz Abwasser Heft 9-2019 ab Seite 700

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Anfall, Belastung von Niederschlagswasser auf Biogasanlagen

Zusammenfassung
Niederschlagswasser von Biogasanlagen und vergleichbaren landwirtschaftlichen Betriebsflächen ist organisch hoch belastet und bedarf vor seiner Ableitung in Oberflächen- oder Grundwasser einer Behandlung. Die in der Siedlungsentwässerung genutzten Bewertungskriterien und Behandlungssysteme für Niederschlagswasser greifen hier aufgrund der völlig anderen Zusammensetzung nicht. Aufgrund der extrem hohen Belastung muss es das Ziel sein, den Sickerwasseranteil im zu behandelnden Niederschlagswasser möglichst gering zu halten. Eine wirkungsvolle Maßnahme zur Reduzierung der Flächenbelastung ist die tägliche Beseitigung der Krümelverluste mit einer Kehrmaschine. Alle fachlichen Erkenntnisse und technologischen Lösungen müssen letztlich in einen verbindlichen rechtlichen Rahmen und ein unterstützendes technisches Regelwerk münden, um flächendeckend einen sachgerechten und gewässerschonenden Umgang mit Niederschlagswasser von landwirtschaftlichen Betriebsflächen, hier insbesondere der Fahrsiloanlagen und der Transportwege, zu erreichen.

Den ganzen Artikel lesen Sie In der Korrespondenz Abwasser Heft 8-2019 ab Seite 644

Autoren
Prof. Dr.-Ing. habil. Jens Tränckner, Michael Cramer, M. Sc.
Professur Wasserwirtschaft
Universität Rostock
Satower Straße 48, 18051 Rostock
E-Mail: jens.traenckner@uni-rostock.de

Dipl.-Ing. Ulrich Kotzbauer
Rotaria Energie- und Umwelttechnik GmbH
Kirchweg 21, 18230 Rerik
Dr.-Ing. Thilo Koegst
Staatliches Amt für Landwirtschaft und Umwelt Mecklenburgische Seenplatte
Dezernat 43
Neustrelitzer Straße 120, 17033 Neubrandenburg

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Aktuelle Themen und Innovationen der Abwasserreinigung

31. Karlsruher Flockungstage
Am 6. und 7. November 2018 fanden die 31. Karlsruher Flockungstage im Haus der Wirtschaft der IHK Karlsruhe GmbH statt. Die inzwischen seit über 30 Jahren etablierte Fortbildungsveranstaltung des Fachbereichs Siedlungswasserwirtschaft und Wassergütewirtschaft am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) stößt nach wie vor auf großes Interesse in der Fachwelt, was auch in diesem Jahr durch über 180 Teilnehmer bekundet wurde. Eine begleitende Ausstellung von zehn Fachfirmen aus der Branche vervollständigte die Veranstaltung.

Den ganzen Artikel lesen Sie In der Korrespondenz Abwasser Heft 8-2019 ab Seite 614

Autoren
Dr.-Ing. Julia Hiller Dr.-Ing. Tobias Morck PD Dr.-Ing. Stephan Fuchs
Karlsruher Institut für Technologie (KIT)
Institut für Wasser und Gewässerentwicklung (IWG)
Fachbereich Siedlungswasserwirtschaft und Wassergütewirtschaft
Gotthard-Franz-Straße 3, Geb. 50.31
76131 Karlsruhe
E-Mail: julia.hiller@kit.edu

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Auswirkung der partikulären Fracht von Klärwerksabläufen auf die Häufigkeit von Antibiotikaresistenzen im Sediment des Vorfluters

Zusammenfassung
Die partikuläre Fracht in biologisch gereinigten Abwässern leistet einen erheblichen Beitrag zum Eintrag von antibiotikaresistenten Bakterien und Antibiotikaresistenzgenen in Oberflächengewässer. Das zeigen Untersuchungen an Klärwerksabläufen. Im hier untersuchten Fall liegt der Anstieg der Häufigkeit von Genkopien relevanter Antibiotikaresistenzgene im Sediment nach der Kläranlageneinleitung bei einer Größenordnung. Der Anstieg korreliert direkt mit dem Eintrag. Eine Reduktion des Eintrags erscheint nur dann möglich, wenn die partikuläre Fracht durch geeignete Membranfiltration abgesenkt wird. Die Sand-oder Aktivkohlefiltration, so hat sich gezeigt, kann keinen signifikanten Beitrag leisten. Ob Mikro- oder besser Ultrafiltration eingesetzt werden muss, muss letztendlich durch detaillierte Versuche geklärt werden.

Den ganzen Artikel lesen Sie In der Korrespondenz Abwasser Heft 8-2019 ab Seite 626

Autoren
Philip C. Brown, M. Sc., Dr. Ewa Borowska, Prof. Dr. Harald Horn
Karlsruher Institut für Technologie
Engler-Bunte-Institut
Engler-Bunte-Ring 9a, 76131 Karlsruhe

Prof. Dr. Thomas Schwartz
Karlsruher Institut für Technologie
Institut für funktionelle Grenzflächen
Hermann-von-Helmholtz-Platz 1 76344 Eggenstein-Leopoldshafen

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Wasser, wir wissen, wie’s läuft! Fachkraft für Wasserwirtschaft – Generalisten der Wasserwirtschaft

Neben den technischen und organisatorischen Herausforderungen im Zusammenhang mit der Digitalisierung, der vierten Reinigungsstufe und den Auswirkungen des Klimawandels setzt sich der Diskurs in der Wasserwirtschaftsbranche vermehrt mit der Gewinnung und Sicherstellung von Fachkräften auseinander. Der seit dem Jahr 2000 angebotene und bislang nur wenig beachtete Ausbildungsberuf Fachkraft für Wasserwirtschaft kann hierzu einen wichtigen Beitrag leisten. Die entlang der wasserwirtschaftlichen Prozesskette Überwachung-Planung-Bau-Betrieb von technischen und natürlichen Wasserkörpern ausgebildeten Fachkräfte finden Einsatzmöglichkeiten in Ingenieurbüros, Wasserverbänden sowie kommunalen und staatlichen Umweltverwaltungen und unterstützen dort die interdisziplinär zusammengesetzten Projektteams.

Den ganzen Artikel lesen Sie In der Korrespondenz Abwasser Heft 8-2019 ab Seite 612

Kurz und Bündig:
Die Ansprechpartner stellen sich vor:

Ob es nun eine fachliche Frage zum Einsatz der Fachkräfte ist oder ob es um die Unterstützungsleistung zur Implementierung der Ausbildung im eigenen Hause geht, die qualifizierten Ansprechpartner zur Fachkraft für Wasserwirtschaft stehen Ihnen gerne zur Verfügung:

Für die Ingenieurbüros: Edgar Terbach (ET@dt-ingenieure.de)
Für die Wasserwirtschaftsverbände: Heike Werner (werner.h@lineg.de)
Für die Behörden: Silke Mohs (silke.mohs@wwa-ro.bayern.de)
Für die schulischen Fragen: Günter Scharte (guenter.scharte@hsbk-ge.de)

Autorin
Heike Werner
LINEG
Friedrich-Heinrich-Allee 64
47475 Kamp-Lintfort
E-Mail: werner.h@lineg.de

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Multi-Client-Studien für die Entwicklung zukunftsfähiger Verwertungsstrategien von Klärschlämmen

Chancen und Bedeutung vor dem Hintergrund der novellierten Klärschlammverordnung
Zusammenfassung

Nach der Novelle der Klärschlammverordnung steht eine ganze Branche vor ähnlichen Herausforderungen bezüglich der Entwicklung von Strategien zur Verwertung von Klärschlämmen. Das bedeutet, dass jeder einzelne Betreiber einer Abwasserbehandlungsanlage Spezialisten zu Rate zieht, um jeweils vergleichbare Fragestellungen zu analysieren. Es wird deutlich, dass aufgrund des hohen individuellen Aufwands ein hohes Potenzial für positive Skaleneffekte besteht. Dieses Potenzial kann durch Multi-Client- Studien gehoben werden. Bei der Durchführung von Multi-Client- Studien steht insbesondere der Gedanke der Kostenteilung im Vordergrund. Die Organisation sowie die Durchführung von Multi- Client-Studien erfolgt durch externe Spezialisten, somit entfällt ein Großteil der Organisationsaufgaben für die Verwaltung.

Den ganzen Artikel lesen Sie In der Korrespondenz Abwasser Heft 8-2019 ab Seite 651

Autoren
Dr.-Ing. Jochen Bender
PricewaterhouseCoopers GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft
Lorentzendamm 43, 24103 Kiel
E-Mail: jochen.bender@pwc.com

Rechtsanwältin Christine Hohenstein-Bartholl
PricewaterhouseCoopers Legal Aktiengesellschaft Rechtsanwaltsgesellschaft
Alsterufer 1, 20354 Hamburg
E-Mail: christine.hohenstein-bartholl@pwc.com

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„Wie tickt Schlamm“: Einflüsse auf die Entwässerbarkeit von kommunalen Klärschlämmen

Ein quantifizierender Modellansatz
Zusammenfassung

Aktuelle Analysedaten eines Gutachterbüros der letzten fünf Jahre wurden ausgewertet, um Veränderungen in der Entwässerbarkeit zu dokumentieren und ein Modell aufzustellen, mit dem wesentliche Einflüsse auf die Entwässerbarkeit quantitativ beschrieben werden können. Es zeigt sich, dass der Anteil an Überschussschlamm neben der Konzentration des gelösten Phosphats und dem Glühverlust des Faulschlamms den größten Einfluss auf das erreichbare Entwässerungsergebnis hat. Vor diesem Hintergrund kann die Entwässerung durch eine Faulung nur dann verbessert werden, wenn auch eine Vorklärung eingebunden wird. Das abgeleitete Modell kann die Messung der Entwässerbarkeit mit Prognosekennwerten gemäß DWA-M 383 für das Festlegen und für die Kontrolle von Garantiewerten im Rahmen von Ausschreibungen nicht ersetzen, sondern soll den Betreibern helfen, den Entwässerungsprozess nachzuvollziehen und anhand von Betriebsdaten zeitnah zu optimieren.

Den ganzen Artikel lesen Sie In der Korrespondenz Abwasser Heft 8-2019 ab Seite 634
Autorin
Dr.-Ing. Julia B. Kopp
öbuv. Sachverständige für Klärschlammbehandlung
Kläranlagen Beratung Kopp
Hintere Straße 10, 38268 Lengede
E-Mail: info@kbkopp.de

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Landesverbandstagung Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland

Mit dem richtigen Thema zur richtigen Zeit am richtigen Ort – diese Aussage kennzeichnet die diesjährige Landesverbandstagung Hessen/Rheinland-Pfalz/ Saarland, eine gemeinsame Tagung von den DWA- und BWK-Landesverbänden Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland. Am 5. und 6. Juni hatten sich die Mitglieder des DWA-Landesverbandes in Bad Schwalbach getroffen, um die aktuellen Themen der Wasserwirtschaft zu diskutieren. Ganz oben auf der Tagesordnung: Der Klimawandel und die damit verbundenen Herausforderungen für die Wasserwirtschaft. Welche Bedeutung dieses Thema aktuell nicht nur für die Wasserwirtschaft, sondern auch für Kommunen und Katastrophenschützer hat, konnte direkt vor Ort zwei Tage vorher beobachtet werden. Ein heftiger Starkregen hatte zur Überflutung weiter Teile von Bad Schwalbach geführt. Der DWA-Landesverbandsvorsitzende Peter Lubenau und der BWK-Landesverbandsvorsitzende Joachim Kilian nutzten dementsprechend ihre Begrüßung der rund 350 Teilnehmer, um mit einem kurzen Video über die Fluten von Bad Schwalbach die Bedeutung der Starkregenvorsorge noch einmal zu untermauern.

Den ganzen Artikel lesen Sie In der Korrespondenz Abwasser Heft 8-2019 ab Seite 608

Autor:
Stefan Bröker

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Erweiterung des Zentralbeckenansatzes zur realitätsnäheren Abschätzung von Mischwasserentlastungsvolumina

Zusammenfassung
Der aktuell in Deutschland gültige Ansatz zur Ermittlung von zulässigen Entlastungsraten aus Mischwasserkanalisationen ist der Zentralbeckenansatz nach ATV-A 128, der als hydrologische Größe lediglich eine mittlere Jahresniederschlagssumme berücksichtigt, die aber keine hinreichend genaue Aussage zum Entlastungsverhalten bei Starkregen zulässt. Vor diesem Hintergrund wurde ein Ansatz entwickelt, bei dem Kenngrößen aus lokalen Niederschlagszeitreihen zu Starkregen berücksichtigt werden, um so die Entlastungsvolumina besser abschätzen zu können, die aus den Kenngrößen des Zentralbeckenansatzes abgeleitet werden können. Dies ist wichtig, da Mischwasserentlastungen negative Auswirkungen auf den ökologischen und chemischen Zustand der Gewässer haben können. Veränderte Starkregenhäufigkeiten aufgrund des Klimawandels, bei denen größere Veränderungen als bei den Jahresniederschlagssummen erwartet werden, können durch diesen neuen Ansatz ebenfalls berücksichtigt werden.

Den ganzen Artikel lesen Sie In der Korrespondenz Abwasser Heft 8-2019 ab Seite 619

Autoren
Prof. Dr.-Ing. Markus Quirmbach
Hochschule Ruhr West
Duisburger Straße 100, 45479 Mülheim an der Ruhr
E-Mail: markus.quirmbach@hs-ruhrwest.de

Leon Netzel, M. Sc.
Universität Duisburg-Essen
Fachgebiet Siedlungswasser- und Abfallwirtschaft
Universitätsstraße 15, 45141 Essen
E-Mail: leon.netzel@uni-due.de

Dr.-Ing. Jürgen Mang
Emschergenossenschaft/Lippeverband
Kronprinzenstraße 24, 45128 Essen
E-Mail: juergen.mang@eglv.de

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Das neue Betriebsführungssystem der Stadtentwässerung Frankfurt am Main

Kopplung von geografischen und betriebswirtschaftlichen Anwendungen der Datenverarbeitung
Zusammenfassung

Die unternehmensweite Einführung des einheitlichen und durchgängigen Betriebsführungssystems (BFS) stellt für die Stadtentwässerung Frankfurt am Main eine langfristige strategische Entscheidung dar. Um für die Zukunft sicher aufgestellt zu sein, fiel die Entscheidung auf marktführende ERP- und GIS-Anwendungen, deren prozessbezogene Kopplung zunächst in einem erfolgreich durchgeführten Pilotprojekt nachgewiesen wurde. Für die Einführung des BFS wurden alle betroffenen Bereiche auf den Prüfstand gestellt: Die betrieblichen Fachprozesse wurden analysiert, optimiert und vereinheitlicht. Im Personal- und Organisationskonzept wurden in enger Zusammenarbeit mit der Personalvertretung die erforderlichen Anpassungen erarbeitet und umgesetzt. In mehreren Organisationseinheiten wurden dabei die Meisterbereiche mit Stellen für die Arbeitsvorbereitung verstärkt. Die komplette IT-Infrastruktur wurde analysiert. Die strategisch gesetzten Anwendungen wurden systematisch auf den neuesten Systemstand gebracht, wofür teilweise tiefgreifende Migrationsprojekte durchgeführt wurden. Auch die IT-Netzanbindungen der verschiedenen Standorte mussten zum Teil verbessert und die Hardwareausstattung erneuert werden. Der Erfolg des BFS-Einführungsprojekts hängt maßgeblich von der Einbindung und Qualifizierung der Anwenderinnen und Anwender ab. Dieser Einführungsprozess stellt sich aufwendiger dar als erwartet. Von Vorteil erweist sich dabei, dass die verschiedenen BFS-Anwendungskomponenten auf das fachliche Profil der verschiedenen Benutzergruppen zugeschnitten sind.

Den ganzen Artikel lesen Sie In der Korrespondenz Abwasser Heft 7-2019 ab Seite 563

Dipl.-Ing. Markus Berner
aquadrat ingenieure GmbH
Raiffeisenstraße 20, 64347 Griesheim
Dipl.-Ing. Dirk Jakubczick

confideon Unternehmensberatung GmbH
Belziger Straße 69/71, 10823 Berlin
Dipl.-Ing. Roland Kammerer
Stadtentwässerung Frankfurt am Main
Goldsteinstraße 160, 60528 Frankfurt am Main
E-Mail: roland.kammerer@stadt-frankfurt.de

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Leistungssteigerung der Biogasproduktion durch Vorversäuerung in Kombination mit Substratvorbehandlung

Zusammenfassung
Mittels eines 800-Liter-Vorversäuerungsreaktors, aufgebaut in der Kläranlage Hof, wurde eingedickter Überschussschlamm durch Elektroporation und hydrodynamische Kavitation im Batchbetrieb bis zu sechs Stunden lang behandelt. Faulschlamm aus dem Anaerobreaktor des Klärwerks wirkte stabilisierend und unterstützend auf die Vorversäuerung. Zudem wurden Ver¬suche mit Biomüll und Silage aus Silphie als Co-Substrat durch¬geführt. Bei der anschließenden Fermentation in Laborreakto¬ren zeigten sich für Elektroporation 19 Prozent, hydrodynami¬sche Kavitation 21 Prozent und in Kombination beider Desinte¬grationsverfahren bis zu 31 Prozent höhere Gaserträge bei einer Aufenthaltszeit von weniger als zwei Stunden. Zudem verbessern sich die rheologischen Eigenschaften des behandelten Substrats, was unter Umständen den Einsatz von Kreiselpumpen ermög¬licht.

Den ganzen Artikel lesen Sie In der Korrespondenz Abwasser Heft 7-2019 ab Seite 558

Autoren

Prof. Dr.-Ing. Andreas Schmid
Hochschule Hof
Alfons-Goppel-Platz 1, 95028 Hof
E-Mail: Andreas.Schmid@hof-university.de
Stefan Decker
Hammersdorf 1, 94371 Rattenberg

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Analyse der Betriebsprobleme durch nicht abwassersystemverträgliche Feuchttücher

Zusammenfassung
Nicht abwassersystemverträgliche Vliestücher führen zu zahlreichen Betriebsproblemen in Abwassersystemen, zum Beispiel zu Verstopfungen von Abwasserpumpen, Ablagerungen im Kanal sowie zur Zunahme der Rechengutmengen. Darüber hinaus verursachen die Betriebsprobleme zum Teil hohe Kosten für die Betreiber, die sich langfristig auf die zu entrichtenden Abwassergebühren auswirken werden. Um eine geeignete Datengrundlage zu den Betriebsproblemen im Abwasser zu schaffen, wurde eine Online-Umfrage unter deutschen Betreibern zu Betriebsproblemen im Abwasser aufgrund von Feuchttüchern durchgeführt.

Den ganzen Artikel lesen Sie In der Korrespondenz Abwasser Heft 7-2019 ab Seite 544

Autorin
Raja-Louisa Mitchell, M. Sc.
Fachgebiet Fluidsystemdynamik
Technische Universität Berlin
Straße des 17. Juni 135, 10263 Berlin
E-Mail: raja-louisa.mitchell@tu-berlin.de

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Fachgerechte Ausführung sichert Qualität Qualitätssicherung in der Praxis,
Teil 2

Ein wichtiger Bestandteil der RAL-Gütesicherung Kanalbau ist die Überprüfung der Gütezeicheninhaber durch die beauftragten Prüfingenieure. Die rund 30 Ingenieure verfügen über langjährige Baustellenerfahrung und führen auf dieser Grund-lage derzeit etwa 3.375 (Stand 2018) unangemeldete Baustel-lenbesuche pro Jahr bei ausführenden Unternehmen mit Gütezeichen durch. Bei Maßnahmen der offenen Bauweise überprüft der Prüfingenieur, ob die Bauausführung den allgemein anerkannten Regeln der Technik entspricht und auch, ob die Vorgaben der Statik bzgl. der Einbaubedingungen der Rohre eingehalten werden. Daneben werden die personelle und maschinentechnische Ausstattung und die Eigenüberwachungsunterlagen geprüft. Während ein vorangegangener Beitrag zum Thema den Fo-kus legt auf Maßnahmen der offenen Bauweise und unverbaute Grabenwände bei nichtbindigen Böden, fehlenden Abwasserhaltungen, ungesicherten …mehr:

Den ganzen Artikel lesen Sie In der Korrespondenz Abwasser Heft 7-2019 ab Seite 536

Autoren:
RAL-Gütegemeinschaft Güteschutz Kanalbau Postfach 1369, 53583 Bad Honnef Tel: 02224/9384-0, Fax: 02224/9384-84 E-Mail: info@kanalbau.com www.kanalbau.com

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Rattenbekämpfung in der Kanalisation

Arbeitsbericht der DWA-Arbeitsgruppe ES-7.3 „Betrieb und Unterhalt von Kanalnetzen“ *)

Zusammenfassung
Die Bekämpfung von Ratten ist eine Standardaufgabe beim Betrieb von Kanalisationen, für die bislang keine Regeln der DWA bestehen. Mit diesem Arbeitsbericht soll diesbezüglich ein Anfang gemacht werden. Darüber hinaus wird der Tatsache Rechnung getragen, dass sich die gesetzlichen Grundlagen stark verändert haben, wissenschaftliche Erkenntnisse hinzugekommen sind und die zur Verfügung stehenden technischen Möglichkeiten sich weiterentwickelt haben. Es gilt, bei der Rattenbekämpfung bewusster und zielgerichteter zu agieren und sich vom „Gießkannenprinzip“ zu verabschieden. Der Arbeitsbericht fasst dazu die gesetzlichen bzw. Regelwerksgrundlagen zusammen, gibt einen Überblick über die im Handel üblichen Arten von Giften (Rodentizide), beschreibt Grundsätze der Organisation und Dokumentation, formuliert Anforderungen an das Personal sowie Hinweise zur Fremdvergabe von Leistungen zur Rattenbekämpfung.

Den ganzen Artikel lesen Sie In der Korrespondenz Abwasser Heft 7-2019 ab Seite 538

Weiterführende Literatur
DGUV-Vorschrift 22: Abwassertechnische Anlagen (bisher: GUV-V C5), Ausgabe 01/1997
hanseWasser Bremen: Rattenbekämpfung – Bekämpfungsstrategien und gesetzliche Regelungen, 2017
Verordnung zum Schutz vor Gefahrstoffen (Gefahrstoffverordnung – GefStoffV), Gefahrstoffverordnung vom 26. November 2010 (BGBl. I, S. 1643, 1644), die zuletzt durch Artikel 148 des Gesetzes vom 29. März 2017 (BGBl. I, S. 626) geändert worden ist
Verordnung über die Zulassung von Biozid-Produkten und sonstige chemikalienrechtliche Verfahren zu Biozid-Produkten und BiozidWirkstoffen (Biozid-Zulassungsverordnung – ChemBiozidZulV), Biozid-Zulassungsverordnung vom 4. Juli 2002 (BGBl. I, S. 2514), die durch Artikel 15 des Gesetzes vom 22. August 2006 (BGBl. I, S. 1970) geändert

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3. Kongress „Spurenstoffe in der aquatischen Umwelt“

Am 20./21. November 2018 fand im Kongresshaus Stadthalle Heidelberg be¬reits zum dritten Mal der Kongress „Spurenstoffe in der aquatischen Um¬welt“ statt. Veranstaltet wurde das Symposium vom DWA-Landesverband Baden-Württemberg in Kooperation mit dem Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württem¬berg.

Den ganzen Artikel lesen Sie In der Korrespondenz Abwasser Heft 7-2019 ab Seite 528

Autoren
André Hildebrand
DWA-Landesverband Baden-Württemberg
Rennstraße 8, 70499 Stuttgart
E-Mail: dwa@koms-bw.de

Dipl.-Ing. Sophie Zawadski
Kompetenzzentrum Spurenstoffe Baden-Württemberg
c/o Universität Stuttgart
Bandtäle, 70569 Stuttgart
E-Mail: Sophie.Zawadski@koms-bw.de

Dipl.-Ing. (FH) Annette Rößler
Wolfgang Lieb Ingenieurberatung
Bahnhofstraße 118
75417 Mühlacker

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Transformationsprodukte im Klärwerk: Mathematische Ansätze der Bewertung

Zusammenfassung
Vor allem eines führt die Problematik von Transformationspro¬dukten, die zum Beispiel durch oxidative Prozesse aus Spuren¬stoffen in der Abwasserklärung entstehen, vor Augen: Man ist nicht mehr in der Lage, jede einzelne chemische Substanz hin¬sichtlich ihres „Schicksals“ im Wasserkreislauf und hinsichtlich der daraus resultierenden (toxikologischen) Risikopotenziale zu kennen und zu bewerten. Fehlende Möglichkeiten, diese Ursa¬che-Wirkung-Relationen umfassend aufzudecken, zwingen aktu¬ell zu einem Umdenken in Bezug auf die (toxikologische) Bewer¬tung von geklärtem Abwasser. Man möchte in ein solches neues Bewertungskonzept zum Beispiel Messgrößen aufnehmen, die die unerwünschten Effekte im aufnehmenden Gewässer und da¬rüber hinaus betreffen. Es fehlt dann aber die Beziehung dieser gemessenen Effekte zum „Verursacher“ oder zu einer Substanz. Wie kann man in diesem Spannungsfeld noch sinnvoll an einer Verbesserung der Kläranlagentechnik arbeiten?

Den ganzen Artikel lesen Sie In der Korrespondenz Abwasser Heft 7-2019 ab Seite 551

Autor
Dr. Marcus Weber
Zuse-Institut Berlin
Takustraße 7, 14195 Berlin
E-Mail: weber@zib.de

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Was uns bewegen wird

Vortragsveranstaltung „70 Jahre TUTTAHS & MEYER“
Ihr 70-jähriges Bestehen feierte die TUTTAHS & MEYER Ingenieurgesell¬schaft für Wasser-, Abwasser- und Ener¬giewirtschaft mbH in Aachen im No¬vember 2018 mit der Vortragsveran¬staltung „Was uns bewegen wird – zu¬künftige Anforderungen an die Wasserwirtschaft“. Geboten wurden Vorträge zu den Themen Spurenstoffe und resistente Keime, Digitalisierung und Cybersicherheit, Fachkräfte, Kli¬mawandel und Landwirtschaft. 1948 als Ingenieurbüro Jansen gegründet, beschäftigt das Unternehmen heute mehr als 70 Mitarbeiterinnen und Mit¬arbeiter.

Den ganzen Artikel lesen Sie In der Korrespondenz Abwasser Heft 7-2019 ab Seite 534
Autor: Frank Bringewski

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Gute Werte für die DWA Ergebnisse der Mitgliederbefragung 2019

Von Anfang Dezember 2018 bis zum 20. Januar 2019 hatten die DWA-Mitglieder Gelegenheit, sich an der Online- Mitgliederbefragung zu beteiligen. Über einen Aufruf in den Zeitschriften KA und KW, per E-Mail sowie mit dem Anschreiben zur Beitragsrechnung wurden die Mitglieder zur Teilnahme aufgerufen. 643 Mitglieder beteiligten sich an der Umfrage, 550 füllten den Fragenkatalog vollständig aus. Damit ist die Beteiligung deutlich besser als bei der Befragung 2016 (311/271 Teilnehmer). Ausgewertet wurden jeweils die vollständigen Datensätze.

Den ganzen Artikel lesen Sie In der Korrespondenz Abwasser Heft 6-2019 ab Seite 441

Rainer Berg (Hennef)

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DWA-Umfrage „Frauen in der Wasserwirtschaft“ Erfolge zeigen, Leistung wertschätzen

Die Berliner Wasserbetriebe machen es vor. Ein Diversity-Konzept und ein Frauenförderplan haben bewirkt, dass die Frauenquote im Gesamtunternehmen wie auch bei den Führungskräften inzwischen bei jeweils rund 30 Prozent liegt. Der Vorstand setzt sich aus zwei Männern und einer Frau zusammen, der Anteil der direkt dem Vorstand unterstellten Managerinnen beträgt 47,8 Prozent. Der Aufsichtsrat ist auf Arbeitnehmerseite paritätisch, auf Seiten der Anteilseigner sogar mit sechs weiblichen gegenüber zwei männlichen Vertretern besetzt.

Den ganzen Artikel lesen Sie In der Korrespondenz Abwasser Heft 6-2019 ab Seite 442

Alexandra Bartschat (Hennef)

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Agrarwende, Spurenstoffe, multiresistente Keime, Klimawandel

DWA-Dialog zum Gewässerschutz „Nitratbelastungen des Bodens und Grundwassers, multiresistente Bakterien, anthropogene Spurenstoffe in der Umwelt, der Klimawandel – das sind vorrangige Herausforderungen, die sich der Wasserwirtschaft in Deutschland stellen. Die Anliegen der Wasserwirtschaft müssen deutlich stärker öffentliche Berücksichtigung finden.“ Das sagte der Präsident der DWA, Prof. Dr. Uli Paetzel, anlässlich der Vorstellung des neuen DWA-Politikmemorandums in Berlin. Dieses Politikmemorandum wurde dem Bundesumweltministerium und Mitgliedern des Umweltausschusses des Deutschen Bundestags am 1. April 2019 im Rahmen des DWA-Dialogs zum Gewässerschutz im Hauptstadtbüro der Vereinigung übergeben. Paetzel: „Als DWA verstehen wir uns als Stimme der wissenschaftlich-technischen Vernunft. Zu vielen umweltpolitischen Fragestellungen haben wir in Deutschland kein Erkenntnis-, sondern ein Umsetzungsproblem.“

Den ganzen Artikel lesen Sie In der Korrespondenz Abwasser Heft 6-2019 ab Seite 438

Frank Bringewski

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Arbeitsgruppen der Jungen DWA

Anhand vieler Gespräche bei lokalen Stammtischen und insbesondere beim ersten Jahrestreffen der Jungen DWA wurden sechs Aufgabenfelder für die Junge DWA identifiziert. Für jedes Aufgabenfeld soll eine Arbeitsgruppe mit zwei bis fünf Personen entstehen, die eigenständig arbeitet, neue Strategien entwickelt und diese umsetzt. Für diese Arbeitsgruppen werden jetzt Interessierte gesucht.

Den ganzen Artikel lesen Sie In der Korrespondenz Abwasser Heft 6-2019 ab Seite 446

Nicole Stenzel Vorsitzende der Jungen DWA
Sajjad Tabatabaei, Philipp Skrzybski, Klaus Jilg, Larissa von Marschall, Jens Jensen, Thomas Brüning

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Erfahrungen mit der anaeroben Vorbehandlung industrieller Abwässer auf kommunalen Kläranlagen

Frederic Graf, Klaus Kruse, Peter Evers und Norbert Jardin (Essen)
Zusammenfassung
Die anaerobe Vorbehandlung organisch stark verschmutzter Abwasserströme bietet eine Reihe betrieblicher Vorteile. Der Ruhrverband betreibt drei anaerobe Vorbehandlungen auf den Verbandskläranlagen Warstein, Arnsberg-Wildshausen und Arnsberg-Neheim. Die CSB-Frachten der hoch organisch belasteten industriellen Abwässer aus einer Brauerei sowie aus der Papier-und Kartonageindustrie können so um mehr als 70 Prozent reduziert werden. Anschließend wird das anaerob vorbehandelte Abwasser mit dem kommunalen Abwasser in der biologischen Stufe vermischt und konventionell biologisch behandelt, um eine möglichst weitgehende Reinigung zum Schutz der Gewässer sicherzustellen. Energieeinsparungen durch verminderten Bedarf an Belüftungsenergie und Erhöhung der Eigenstromproduktion durch die Verwertung des entstehenden Methans verbessern die Energiebilanzen der betroffenen Anlagen. Zusätzlich bietet die anaerobe Vorbehandlung noch weitere Vorteile wie die Verringerung des Überschussschlammanfalls, die Verbesserung der Schlammabsetzeigenschaften in der Belebungsstufe und die Eindämmung eines potenziellen Legionellenwachstums.

Den ganzen Artikel lesen Sie In der Korrespondenz Abwasser Heft 6-2019 ab Seite 450

Autoren
Frederic Graf, M. Sc., Dr.-Ing. Klaus Kruse, Dr.-Ing. Peter Evers, Prof. Dr.-Ing. Norbert Jardin
Ruhrverband
Kronprinzenstraße 37, 45128 Essen
E-Mail: fga@ruhrverband.de

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UN-Wasserdekade 2018 bis 2028 will Wasserthemen in den gesellschaftlichen Fokus rücken UN-Wasserdekade nutzen und für Gewässerschutz werben

Zusammenfassung
Seit dem März 2018 läuft die Aktionsdekade der Vereinten Nationen „Wasser für nachhaltige Entwicklung“. Mit ihr sollen unter anderem Wasserthemen mehr in den gesellschaftlichen Fokus gerückt werden. Das Bundesumweltministerium appelliert dafür, die UN-Wasserdekade, die bis zum März 2028 läuft, zu nutzen und für den Gewässerschutz zu werben, und kündigt neben dem Nationalen Wasserdialog weitere eigene Kommunikationsmaßnahmen an.

Den ganzen Artikel lesen Sie In der Korrespondenz Abwasser Heft 6-2019 ab Seite 498

Autoren
Dr. Regina Dube, Franz August Emde
Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit
Robert-Schuman-Platz 3, 53175 Bonn
E-Mail: Wasserdialoge@bmu.bund.de

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Behandlung von industriell geprägtem Abwasser mit einer in Deutschland konzipierten Pilotanlage in Shenyang/China

Ein Beitrag aus dem vom BMBF geförderten Projekt SINOWATER

Zusammenfassung
Im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Forschungsvorhabens SINOWASSER – „Good Water Governance Management und innovative Technologien zur Verbesserung der Wasserqualität in zwei bedeutsamen chinesischen Gewässern“ wurde in einem Teilprojekt die Behandlung von stark industriell geprägtem Abwasser untersucht. In der Untersuchungsregion Shenyang/Volksrepublik China wurde der chinesische Ablaufstandard IA verbindlich festgelegt. Die dort existierenden 37 Kläranlagen wurden zu verschiedenen Zeiten in Betrieb genommen und erfüllen bisher nur zu einem Teil die entsprechenden Anforderungen. Daher wurden im Rahmen des Vorhabens halbtechnische Untersuchungen zum Upgrading der vorhandenen Kläranlagen untersucht. Hierbei wurde eine innovative Verfahrenskombination aus Flockung, Membranfiltration und einer Reinigungsstufe aus Ozonung bzw. Aktivkohle untersucht. Hierbei konnte gezeigt werden, dass die Versuchsanlage eine deutlich bessere Reinigungsleistung aufwies als die Referenzkläranlage vor Ort in Shenyang. Darüber hinaus erfolgte der Nachweis, dass bei der Mitbehandlung von pharmazeutischem Abwasser die Verfahrenskombination aus Flockung, MBR-Verfahren und Nachschaltung von Aktivkohlefilter sehr wirksam ist.

Den ganzen Artikel lesen Sie In der Korrespondenz Abwasser Heft 6-2019 ab Seite 478

Autoren
Yunbo Yun, M. Sc., Dr.-Ing. Kristoffer Ooms, Dr.-Ing. Henry Riße, Prof. Dr.-Ing. Max Dohmann
Forschungsinstitut für Wasser- und Abfallwirtschaft an der RWTH Aachen e. V. (FiW)
Kackertstraße 15-17, 52056 Aachen
E-Mail: yun@fiw.rwth-aachen.de

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Wasserwiederverwendung zur Brauchwasserversorgung von Industrie und Gewerbe

Zusammenfassung
Kann man gereinigtes Abwasser wiederverwenden, anstatt es wie bisher in einen Fluss zu leiten? Mit dieser Frage beschäftigt sich das Forschungsprojekt MULTI-ReUse. Mit der Anwendung neuer Verfahren hätte das gewonnene Betriebswasser zwar nicht zwangsläufig Trinkwasserqualität, könnte aber in Industrie, Landwirtschaft und zur Grundwasseranreicherung wiederverwendet werden. Neun Projektpartner haben Techniken und Methoden entwickelt und in einer Pilotanlage in Nordenham getestet, um Abwasser wiederverwertbar zu machen. Auch zuverlässige Verfahren zur Qualitätskontrolle, ein Bewertungstool und Vermarktungskonzepte sind Teil von MULTI-ReUse. Aus den bisherigen Untersuchungsergebnissen kann geschlossen werden, dass die Brauchwasserversorgung durch Wasserwiederverwendung die Bereitstellung höherer Wassermengen in der Region zu wirtschaftlich konkurrenzfähigen Preisen ermöglicht.

Den ganzen Artikel lesen Sie In der Korrespondenz Abwasser Heft 6-2019 ab Seite 456

Autoren
Dipl.-Ing. Kerstin Krömer
Oldenburg-Ostfriesischer Wasserverband
Georgstraße 4, 26919 Brake
E-Mail: kroemer@oowv.de

Thomas Koch
De.EnCon GmbH
Development Engineering Construction
Im Kleigrund 6, 26135 Oldenburg
Dr.-Ing. Andreas Nahrstedt
IWW Rheinisch-Westfälisches Institut für Wasserforschung gemeinnützige GmbH
Moritzstraße 26, 45476 Mülheim an der Ruhr

Dipl.-Ing. Patrick Buchta
inge GmbH
Flurstraße 27, 86826 Greifenberg
Ulrich Dölchow
Lanxess Deutschland GmbH
Kennedyplatz 1, 50569 Köln

Uwe Glänzer
Klärwerk der Stadt Nordenham
Flagbalger Straße 2, 26954 Nordenham

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Biogas aus den Reststoffen der Rübenzuckergewinnung

Zusammenfassung
Der Primärenergiebedarf der Rübenzuckerproduktion liegt zwischen unter 1,0 und über 1,5 kWh/kg Zucker. Diese Angaben hängen sowohl von der Produktionstechnologie, der eingesetzten Energieträger als auch von dem Berechnungsmodell des Energiebedarfs ab. Rohrzuckererzeugung dagegen erfolgt weitgehend ohne Einsatz fossiler Energie. Je kg Zucker fallen ca. 0,3 kg Trockenmasse an ausgelaugten Rübenschnitzeln an, was etwa 0,32 kg CSB oder einem Energieäquivalent von 1,3 kWh entspricht (15 kJ/g CSB). Ein wesentlicher Teil des Energiebedarfs der Zuckerproduktion kann durch anaeroben Abbau dieser Rübenschnitzel und die Nutzung des Biogases abgedeckt werden, wenn es gelingt, die Biogasproduktion stabil mit hohem Wirkungsgrad und synchron zur Rübenverarbeitung zu betreiben. Dieses Konzept ist erstmalig bei der Zuckerfabrik Kaposvár der AGRANA GesmbH in Ungarn nach entsprechender Prozessentwicklung von Labor- über Pilotversuchen bis zum Großmaßstab erfolgreich umgesetzt worden. In der ersten Ausbaustufe der dortigen Biogasanlage (zwei Anaerobreaktoren mit je 12 000 m³, Normalbetrieb seit 2008) ist es gelungen mindestens 40 % des Erdgasbedarfs der Fabrik durch Biogas aus der Vergärung von etwa der Hälfte der anfallenden Pressschnitzel zu ersetzen. Die wesentlichen Charakteristika der Anaerobanlage sind: einstufiger mesophiler (38 °C) Faulprozess für Pressschnitzel mit ca. 22 % Trockensubstanz, Schlammalter mindestens 22 Tage. Die Anaerobanlage wurde inzwischen erweitert. Rübenzuckerproduktion ohne nennenswerten Einsatz fossiler Energie zu betreiben, erscheint möglich, dies jedoch ohne Klimagasemissionen zu erzielen, bleibt derzeit ein Traum, auch wenn technologisch erreichbar. Die Wirtschaftlichkeit solcher Anlagen hängt stark von spezifischen örtlichen und zeitbedingten Gegebenheiten ab.

Den ganzen Artikel lesen Sie In der Korrespondenz Abwasser Heft 6-2019 ab Seite 472

Autor
Em. Prof. Dr. Helmut Kroiss
TU Wien
Institut für Wassergüte und Ressourcenmanagement
Karlsplatz 13/2261
1040 Wien,
Österreich
E-Mail: hkroiss@iwag.tuwien.ac.at

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WBGU-Gutachten: Digitalisierung als Motor für Nachhaltigkeit

Der digitale Wandel soll so gestaltet werden, dass er als Hebel und Unterstützung für Nachhaltigkeit dient. Das verlangt der Wissenschaftlichen Beirats Globale Umweltveränderungen (WBGU) in seinem Hauptgutachten „Unsere gemeinsame digitale Zukunft“. Bundesumweltministerin Svenja Schulze und Bundesforschungsministerin Anja Karliczek haben das Gutachten am 11. April 2019 entgegengenommen. Darin analysiert das Beratergremium der Bundesregierung die Zusammenhänge zwischen Digitalisierung und Nachhaltigkeit und entwickelt Handlungs-und Forschungsempfehlungen.
Das Bundesforschungsministerium fördert seit vielen Jahren die Nachhaltigkeitsforschung, zuletzt mit zwei Milliarden Euro seit 2015. Dabei ist die Digitalisierung ein zentrales Instrument. Zum Beispiel soll bei der Forschungsinitiative zum Erhalt der Artenvielfalt mithilfe digitaler Anwendungen die Biodiversität besser erfasst und auch geschützt werden. Bei den Kopernikus-Projekten für die Energiewende wiederum werden digitale, technologische und wirtschaftliche Lösungen für den Umbau des Energiesystems entwickelt.
Das Bundesumweltministerium ist dieses Jahr Hauptpartner der re:publica 2019, einer Messe zur digitalen Gesellschaft. Diese findet vom 6. bis 8. Mai 2019 in Berlin statt. Das Bundesumweltministerium wird dort ein erstes Eckpunktpapier für eine umweltpolitische Digitalagenda vorstellen.

www.gfa-news.de/gfa/webcode/20190415_004

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Vernetzen.Verstehen.Verantworten

Vielversprechend liest sich das Programm des diesjährigen DWA-Dialogs Berlin, früher DWA-Bundestagung, der am 23. und 24. September 2019 stattfindet. Schon das Motto „Vernetzen.Verstehen.Verantworten.“ drückt aus, dass es bei dieser Veranstaltung weniger um Fortbildung im üblichen Sinn geht, sondern dass Gespräch und gegenseitiger Austausch im Mittelpunkt stehen.
Den ganzen Artikel lesen Sie In der Korrespondenz Abwasser Heft 5-2019 ab Seite 344

Anmeldungen zum DWA-Dialog Berlin sind schon möglich:
https://de.dwa.de/de/ dwa-dialog-berlin.html

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Im Spiegel der Statistik: Abwasserkanalisation und Regenwasserbehandlung in Deutschland

Zusammenfassung
Auf der Grundlage des jüngsten Datenmaterials des deutschen Statistischen Bundesamtes, Berichtsjahr 2016, wird anhand von Graphiken gezeigt, welchen Stand in Deutschland die öffentliche Abwasserkanalisation, die Anzahl der Regenbecken im Kanalnetz und die Anzahl der öffentlichen Kläranlagen erreicht haben. Dargestellt sind für alle Bundesländer die Trinkwasserabgabe, der Anschlussgrad der Bevölkerung an die öffentliche Kanalisation, die Kanallängen pro Einwohner, die räumliche Verteilung von Misch- und Trennkanalisationen, die Anzahl der Regenbecken und deren Volumina, die bei den Kläranlagen im Jahresmittel angefallenen Fremdwasserzuschläge sowie die Entwicklung der Anzahl der Anlagen seit 1975. V354

Autoren
Prof. Dr.-Ing. Joachim Dettmar
Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes
Lehr- und Forschungsgebiet Siedlungswasserwirtschaft
Goebenstraße 40, 66117 Saarbrücken
E-Mail: joachim.dettmar@htwsaar.de
Prof. Dr.-Ing. habil. Hansjörg Brombach
Umwelt- und Fluid-Technik GmbH
Steinstraße 7, 97980 Bad Mergentheim
E-Mail: H.Brombach@uft.eu

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Schlammentwässerung mit automatisierter Optimierung der Konditionierung

Erste technische Betriebserfahrungen mit neuem Flockungskonzept
Zusammenfassung

Vorgestellt werden sowohl ein neues Flockungskonzept der BMA AG als auch ein neues Verfahren zur automatisierten Optimierung der Klärschlammkonditionierung der BMA AG. Die Betriebserfahrungen verdeutlichen anhand von Vergleichsversuchen an zwei Zentrifugen ein bisher ungenutztes Optimierungspotenzial bei der Schlammentwässerung. Das Flockungskonzept beinhaltet eine zweimalige Polymerzugabe des gleichen Polymers und führt zu einer Polymereinsparung in Höhe von 25 bis 35 Prozent bei einer leichten Verbesserung des Entwässerungsergebnisses um 0,5 bis 1 Prozent Trockenrückstand. Das Automatisierungsverfahren beruht auf der Online-Bestimmung eines Prognose-Wertes für den Trockenrückstand nach der Flockung und vor der Entwässerung. Es bewährte sich in der Praxis durch Einstellung eines konstanten Austragsfeststoffgehalts von 24 ± 0,5 Prozent Trockenrückstand. Die genannten Vorteile konnten für Polymerprodukte drei verschiedener Hersteller bei stark schwankenden Entwässerungseigenschaften des Klärschlamms aufgezeigt werden.

Den ganzen Artikel lesen Sie In der Korrespondenz Abwasser Heft 5-2019 ab Seite 385
Autoren
Prof. Dr.-Ing. Michael Sievers, Dipl.-Ing. Michael Niedermeiser
CUTEC – Forschungszentrum der TU Clausthal
Leibnizstraße 23, 38678 Clausthal-Zellerfeld
E-Mail: michael.sievers@cutec.de
Dr.-Ing. Jochen Gaßmann, B. Sc. Tim Hartmann
BMA Braunschweigische Maschinenbauanstalt AG
Am Alten Bahnhof 5, 38122 Braunschweig
B. Sc. Sven Dilba
Abwasserentsorgung Wolfenbüttel AöR (AWA)
Am Wasserwerk 2, 38304 Wolfenbüttel

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Phosphor – ein kritischer Rohstoff mit Zukunft

4. Kongress zur Phosphorrückgewinnung in Stuttgart
Den ganzen Artikel lesen Sie In der Korrespondenz Abwasser Heft 5-2019 ab Seite 344
Am 24. und 25. Oktober 2018 kamen wieder knapp 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus ganz Deutschland sowie aus dem Ausland nach Stuttgart zum 4. Kongress „Phosphor – ein kritischer Rohstoff mit Zukunft“, um das Thema Klärschlammentsorgungssicherheit und Phosphorrückgewinnung zu diskutieren.

Autoren
Vanessa Bolivar Paypay
André Hildebrand
DWA-Landesverband Baden-Württemberg
Rennstraße 8, 70499 Stuttgart
Marc Zürn
Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg
Kernerplatz 9 70182 Stuttgart

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Erfolgreiche Erprobung der separaten Erfassung von Patientenurin zur Vermeidung der Emission von Röntgenkontrastmitteln in Gewässer

Zusammenfassung

Zentrale und semizentrale medizinische Einrichtungen (zum Beispiel Krankenhäuser, Fachpraxen) stellen Punktquellen von Pharmazeutikarückständen in Abwassersystemen sowie zentrale Ausgabepunkte spezifischer Substanzen an Patienten dar. In diesen Einrichtungen besteht dadurch die Möglichkeit, in Zusammenarbeit mit dem Personal und betroffenen Patienten Maßnahmen zur separaten Erfassung und Entsorgung der Rückstände spezifischer Wirkstoffe umzusetzen. Anhand von Fallstudien an zwei Krankenhäusern in Deutschland und Luxemburg wurde die Umsetzung einer zeitlich begrenzten separaten Erfassung des Urins von Patienten, die Injektionen eines iodierten Röntgenkontrastmittels erhielten, erfolgreich durchgeführt. Dies geschah in enger Zusammenarbeit mit dem Personal der jeweiligen radiologischen Abteilung. Die Ergebnisse beider Fallstudien zeigen, dass die separate Erfassung von Patientenurin durchführbar ist. Eine Umsetzung der separaten Erfassung und Entsorgung von Patientenurin könnte auch in radiologischen Praxen durchgeführt werden. Bei der Studie in Luxemburg konnte auch eine Verringerung der Emissionen an Röntgenkontrastmittel in das untersuchte Kanalnetz festgestellt werden. Durch diese Maßnahme an der Quelle werden neben Röntgenkontrastmitteln auch weitere Arzneimittelrückstände erfasst, die über Patientenurin ausgeschieden werden.

Den ganzen Artikel lesen Sie In der Korrespondenz Abwasser Heft 5-2019 ab Seite 367
Dr. Silvia Venditti
Luxembourg Institute of Science and Technology
5, avenue des Hauts-Fourneaux
4362 Esch-sur-Alzette, Luxemburg
jetzt:
Universität Luxemburg
Fakultät für Naturwissenschaften, Technologie und Kommunikation
6, rue Richard Coudenhove-Kalergi, 1359 Luxembourg
Dr.-Ing. Sven Lyko, Dr.-Ing. Issa Nafo
Emschergenossenschaft/Lippeverband
Kronprinzenstraße 24, 45128 Essen
Dr. Christian Köhler, Oliver O´Nagy
Luxembourg Institute of Science and Technology
5, avenue des Hauts-Fourneaux
4362 Esch-sur-Alzette, Luxemburg
Stefanie Seiffert
Luxembourg Institute of Science and Technology
5, avenue des Hauts-Fourneaux
4362 Esch-sur-Alzette, Luxemburg
jetzt:
igr AG
Luitpoldstraße 60A, 67806 Rockenhausen
Sarah Küpper
Luxembourg Institute of Science and Technology
5, avenue des Hauts-Fourneaux
4362 Esch-sur-Alzette, Luxemburg
jetzt:
RWE Power AG
Stüttgenweg 2, 50935 Köln
Guy Bochen, Christoph Schütz, Marcel Klesen
Centre Hospitalier Emile Mayrisch
Rue Emile Mayrisch
4240 Esch-sur-Alzette, Luxemburg
Priv.-Doz. Dr. med. Uwe Keske
Marienhospital Gelsenkirchen
Virchowstraße 135, 45886 Gelsenkirchen

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Hydraulische Modellierung als Werkzeug zur Bemessung und Bewertung der Beschickung von Bodenfiltern

Zusammenfassung
Für die Auslegung von Beschickungssystemen für vertikal durchflossene Bodenfilter gibt es wenige Vorgaben in den technischen Regeln. Dabei ist eine gleichmäßige Verteilung des Rohwassers auf der Filteroberfläche unerlässlich für eine bestmögliche Filterausnutzung und eine hohe Reinigungsleistung. Mittels hydraulischer Modellierung können Beschickungssysteme evaluiert und hydraulische Planungen optimiert werden. Zu diesem Zweck wurde im Rahmen von Projekten und Forschungsarbeiten in den letzten Jahren eine leistungsfähige Software entwickelt, deren Grundlagen, insbesondere die Abwasserverteilung an Stromtrennern und die modelltechnische Nachbildung der Kolmation, dargestellt werden. Für einen Bodenfilter zur Aufbereitung von Grundwasser werden die Abwasserverteilung und der Betriebszustand (Kolmation) evaluiert. Es wird gezeigt, wie mittels Modellierung ein geplantes Beschickungssystem optimiert werden kann.

Den ganzen Artikel lesen Sie In der Korrespondenz Abwasser Heft 5-2019 ab Seite 378
Autoren
M. Sc. Urte Paul, Dr.-Ing. Christian Karpf
Ingenieurbüro wasserWerkstatt
Hubertusstraße 59, 01129 Dresden
E-Mail: urte.paul@wasserwerkstatt-dresden.de
Peter Mosig
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ
Permoserstraße 15, 04318 Leipzig

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200. DWA-Abwassermeister- Weiterbildung

Rund 100 Anwesende aus drei parallel stattfindenden Seminaren haben Ende März 2019 die 200. Abwassermeister- Weiterbildung der DWA in Garmisch- Partenkirchen gefeiert. Anlässlich dieses „Geburtstags“ hatte die DWA zu einer Jubiläumsveranstaltung eingeladen und den Seminarteilnehmern die Festschrift „Abwassermeister-Weiterbildung 1983-2019″ überreicht. Sie erinnert an die Anfangszeit und Entwicklung der Abwassermeister-Weiterbildung und würdigt die Leistungen von Menschen, die zum Erfolg des Kursangebots beigetragen haben oder es auch heute noch mitbestimmen.

Den ganzen Artikel lesen Sie In der Korrespondenz Abwasser Heft 5-2019 ab Seite 351
Alexandra Bartschat
Rüdiger Heidebrecht
Rosemarie Ullmann (Hennef)

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Gefahrenkarten und Handlungsempfehlungen zur besseren Vorsorge gegen Starkregen

Das Saarland hat zur Unterstützung der Kommunen bei der Starkregenvorsorge Gefahrenkarten und Handlungsempfehlungen entwickelt. Hintergrund ist das Pilotprojekt „Starkregenvorsorgekonzepte“ des Landesumweltministeriums. Dabei wurden exemplarisch drei kommunale Starkregenkonzepte mit unterschiedlichem Detaillierungsgrad erstellt. Auf dieser Grundlage wurden dann in einer vergleichenden Studie Handlungsempfehlungen für Kommunen zur Methodik bei der Erstellung von Starkregengefahrenkarten erarbeitet. Um die Maßnahmen im Hochwasser-und Starkregenmanagement besser lenken zu können, hat das Umweltministerium zudem eine Förderrichtlinie erarbeitet, die Mitte des Jahres verabschiedet werden soll. Der Fokus der Förderung liegt auf konzeptionellen Maßnahmen wie die Erstellung der kommunalen Hochwasser-/Starkregenvorsorgekonzepte sowie baulichen Maßnahmen, etwa der Schaffung von Rückhalteräumen. Außerdem soll die gesetzlich geforderte hochwassersichere Nachrüstung von Heizöltanks in Überschwemmungsgebieten durch Private gefördert werden. Ziel ist die Nachrüstung von 500 Öltanks pro Jahr, die Bagatellgrenze beträgt 1000 Euro.

Download der „Handlungsempfehlungen zur Erstellung der Starkregengefahrenkarten im Saarland“:
https://www.saarland.de/ 246712.htm

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Vorschlag zur Finanzierung von Maßnahmen zur Verringerung des Spurenstoffeintrags in Gewässer

Zusammenfassung
Beim nationalen Spurenstoffdialog des Bundes konnte kein Einvernehmen zur Finanzierung von Maßnahmen zur Verringerung des Spurenstoffeintrags in Gewässer erzielt werden, sodass diese Thematik aus dem fachlichen Dialog ausgekoppelt wurde. Die EU-Wasserrahmenrichtlinie sieht bei Gewässerbelastungen eine Verantwortung der Verursacher. Daher wird auf dieser Basis ein Vorschlag zur verursachergerechten Finanzierung vorgelegt.
Den ganzen Artikel lesen Sie In der Korrespondenz Abwasser Heft 5-2019 ab Seite 392

Autor

Prof. Dr.-Ing. Dietmar Schitthelm
Niersverband
Am Niersverband 10, 41747 Viersen
E-Mail: vorstand@niersverband.de

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Erfahrungen und Ergebnisse aus dem Betrieb der vierten Reinigungsstufe in Weißenburg

Teil 2: Parameter zur Überwachung des Anlagenbetriebs
Zusammenfassung

Auf der Kläranlage Weißenburg (Bayern) wurde im Oktober 2017 eine Anlage zur Spurenstoffelimination in Betrieb genommen, bestehend aus einer Ozonung und einer nachgeschalteten zweistraßigen Filtration (paralleler Betrieb von Sandfilter und Aktivkohlefilter). Im Rahmen des fast einjährigen Betriebs wurden verschiedene Parameter und Prozessgrößen zur Dokumentation und Beurteilung des Anlagenbetriebs identifiziert. Es wurden Optimierungen insbesondere bei der Anlagen- und Prozesstechnik in der Ozonung sowie bei den Sonden zur Messung des spektralen Absorptionskoeffizienten durchgeführt. Eine erste Auswertung der bisherigen Spurenstoffmessungen zeigt erwartungsgemäß, dass die Kombination von Ozonung mit einer nachgeschalteten Adsorptionsstufe im Vergleich zur alleinigen Ozonung und zur Kombination aus Ozonung mit Sandfilter am wirksamsten ist. Hier konnte bei stabilem Anlagenbetrieb eine Eliminationsrate für zwölf ausgewählte Indikatorsubstanzen von bis zu 95 % erreicht werden.

Den ganzen Artikel lesen Sie In der Korrespondenz Abwasser Heft 4-2019 ab Seite 290

Autoren
Dipl.-Ing. Sascha Rödel*) (Korrespondenzautor) Prof. Dr.-Ing. F. Wolfgang Günthert
Universität der Bundeswehr München
Fakultät für Bauingenieurwesen und Umweltwissenschaften
Werner-Heisenberg-Weg 39 85577 Neubiberg
E-Mail: sascha.roedel@unibw.de
*) wiss. Mitarbeiter bis 31. 01. 2019
Prof. Dr.-Ing. Oliver Christ Eric Miller B. Sc.
Hochschule Weihenstephan-Triesdorf
Fakultät Umweltingenieurwesen
Markgrafenstraße 16 91746 Weidenbach
E-Mail: oliver.christ@hswt.de
Dipl.-Ing. Regine Schatz Dr.-Ing. Tosca Zech
Ingenieurbüro Dr. Resch  Partner
Holzgasse 28, 91781 Weißenburg
E-Mail: schatz@ibresch.de
Stefan Bleisteiner Dr. Manfred Sengl Marc Eßlinger
Bayerisches Landesamt für Umwelt
Bürgermeister-Ulrich-Straße 160, 86179 Augsburg
E-Mail: stefan.bleisteiner@lfu.bayern.de
Dr.-Ing Verena Rehbein Dr.-Ing. Eberhard Steinle
Dr.-Ing. Steinle Ingenieurgesellschaft für Abwassertechnik mbH
Ziegelstraße 2, 83629 Weyarn
E-Mail: esteinle@dr-steinle.de

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Akzeptanz der Unterdrucktechnik in Wohngebäuden

Teil 2: Gewährleistung von Zuverlässigkeit und Transparenz
Zusammenfassung

Maßnahmen zur Sicherung eines zuverlässigen und wartungsfreundlichen Betriebs eines Unterdrucksystems zur Entwässerung werden aus Betriebserfahrungen von bestehenden Projekten und Studien zur Nutzerakzeptanz abgeleitet. Daraus wird ausgehend von dem Beispiel der Implementierung des Hamburg Water Cycle® in der Jenfelder Au ein integriertes Betriebssystem für eine Unterdruckentwässerung auf Quartiersebene, das die Elemente der technischen Optimierung und zielgruppenspezifischen Kommunikationsmaßnahmen vereinigt, konzipiert und diskutiert.

Den ganzen Artikel lesen Sie In der Korrespondenz Abwasser Heft 4-2019 ab Seite 278

Dipl.-Ing. Maika Wuttke, Thomas Giese
Hamburg Wasser
Billhorner Deich 2 20539 Hamburg
E-Mail: maika.wuttke@hamburgwasser.de
Dr. Engelbert Schramm
ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung
Hamburger Allee 45, 60486 Frankfurt am Main
Prof. Dr.-Ing. Martin Oldenburg
Hochschule Ostwestfalen-Lippe
An der Wilhelmshöhe 44 37671 Höxter
Dr. Raphael Rohde
Phoenix Contact GmbH & Co. KG
Technologieentwicklung
Detmold
E-Mail: raphael.rohde@web.de

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Etablierung Neuartiger Sanitärsysteme in der städtebaulichen Praxis

DWA-Expertengespräch NASS
Wie erreichen wir die Etablierung Neuartiger Sanitärsysteme – kurz NASS – in der städtebaulichen Praxis? So lautete die Frage, die zu Beginn des DWA-Expertengesprächs am 26. Februar 2019 in Kassel zum Thema „NASS – Element einer wassersensiblen, ressourceneffizienten Stadt- und Quartiersentwicklung. Erfahrungen, fördernde und hemmende Bedingungen, notwendige Kompetenzen“ im Raum stand. Die Veranstaltung richtete sich an Kommunen, Planer, Consultants, Hersteller und andere im Themenfeld nachhaltiger Wasserwirtschaft aktive Akteure, und wurde von der DWA-Arbeitsgruppe KA-1.4 initiiert und von der DWA-Bundesgeschäftsstelle gemeinsam mit dem Fraunhofer Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) vorbereitet und durchgeführt. Der vorliegende Bericht fasst die Ergebnisse des Expertengesprächs zusammen und gibt einen Ausblick darauf, wie das Thema zukünftig gefördert bzw. weiter vorangetrieben werden soll.

Den ganzen Artikel lesen Sie In der Korrespondenz Abwasser Heft 4-2019 ab Seite 271

Autoren
Claudia Hohmann Dr.-Ing. Susanne Bieker Dr.-Ing. Thomas Hillenbrand
Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI
Breslauer Straße 48 76139 Karlsruhe
E-Mail: claudia.hohmann@isi.fraunhofer.de thomas.hillenbrand@isi.fraunhofer.de
Dr.-Ing. Christian Wilhelm DWA Theodor-Heuss-Allee 17 53773 Hennef

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Amtsantritt des neuen DWA-Präsidenten

Otto Schaaf übergibt Amt nach zwölf Jahren an Uli Paetzel
Seit dem 1. Januar 2019 hat die DWA mit Prof. Dr. Uli Paetzel einen neuen Präsidenten. Im Rahmen eines Empfangs im La Redoute in Bonn-Bad Godesberg wurde das Amt am 18. Januar auch offiziell vom bisherigen Präsidenten Dipl.-Ing. Otto Schaaf übergeben. Im Hauptberuf ist Uli Paetzel Vorstandsvorsitzender der öffentlich-rechtlichen Wasserwirtschaftsunternehmen Emschergenossenschaft und Lippeverband in Essen. Daneben ist er Honorarprofessor an der Fakultät für Sozialwissenschaft der Ruhr-Universität Bochum. Otto Schaaf, Vorstand der Stadtentwässerungsbetriebe Köln, AöR, war zwölf Jahre lang DWA-Präsident.

Den ganzen Artikel lesen Sie In der Korrespondenz Abwasser Heft 4-2019 ab Seite 268

Autor:
Frank Bringewski

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Fachgerechte Verdichtung von Leitungsgräben nach Arbeitsblatt DWA-A 139 mit baggergeführten Anbauverdichtern

Arbeitsbericht der Projektgruppe „Anbauverdichter“ der DWA-Arbeitsgruppe ES-5.1*)
Zusammenfassung

Anbauverdichter wurden im DWA-Regelwerk bisher nicht berücksichtigt. Mit dem vorliegenden Arbeitsbericht wird diese Lücke geschlossen. Es werden die Voraussetzungen für einen korrekten Einsatz von Anbauverdichtern geschaffen. Dazu werden Anbauverdichter nach ihrer Wirkungsweise beurteilt und klassifiziert, was eine Zuordnung verschiedener Verdichtertypen zu den unterschiedlichen Anwendungsbereichen im Kanalbau ermöglicht. Der Einsatz von Anbauverdichtern im Kanalgraben wird praxisgerecht beschrieben. Das Ziel ist es, eine gute Verdichtung der Kanalgrabenverfüllung zu erreichen, ohne Schäden an den Rohren oder der Umgebung zu verursachen. Anbaubauverdichter dürfen nur von geschultem Personal bedient werden. Den Auftraggebern wird empfohlen, sich die Schulung einschließlich deren regelmäßiger Wiederholungen nachweisen zu lassen.

Zusammenfassung
Anbauverdichter wurden im DWA-Regelwerk bisher nicht berücksichtigt. Mit dem vorliegenden Arbeitsbericht wird diese Lücke geschlossen. Es werden die Voraussetzungen für einen korrekten Einsatz von Anbauverdichtern geschaffen. Dazu werden Anbauverdichter nach ihrer Wirkungsweise beurteilt und klassifiziert, was eine Zuordnung verschiedener Verdichtertypen zu den unterschiedlichen Anwendungsbereichen im Kanalbau ermöglicht. Der Einsatz von Anbauverdichtern im Kanalgraben wird praxisgerecht beschrieben. Das Ziel ist es, eine gute Verdichtung der Kanalgrabenverfüllung zu erreichen, ohne Schäden an den Rohren oder der Umgebung zu verursachen. Anbaubauverdichter dürfen nur von geschultem Personal bedient werden. Den Auftraggebern wird empfohlen, sich die Schulung einschließlich deren regelmäßiger Wiederholungen nachweisen zu lassen.

Den ganzen Artikel lesen Sie In der Korrespondenz Abwasser Heft 4-2019 ab Seite 285

Fazit
Wenn Anbauverdichter im Kanalgraben eingesetzt werden, müssen neben den Herstellerangaben auch die hier genannten Rahmenbedingungen eingehalten werden. Die hier veröffentlichte Zusammenstellung der wesentlichsten Punkte ermöglicht es allen Baubeteiligten, die Qualität des Verdichtereinsatzes zu erkennen und den sachgemäßen Gebrauch sicherzustellen.

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Junge DWA – Rückblick und Ausblick

2018 war für die Junge DWA ein sehr erfolgreiches Jahr. Über die selbst gesteckten Ziele sind wir sogar hinausgeschossen – allerdings im positiven Sinne: es wurde mehr erreicht, als ursprünglich geplant. 2018 war für die Junge DWA ein sehr erfolgreiches Jahr. Über die selbst gesteckten Ziele sind wir sogar hinausgeschossen – allerdings im positiven Sinne: es wurde mehr erreicht, als ursprünglich geplant.

Den ganzen Artikel lesen Sie In der Korrespondenz Abwasser Heft 4-2019 ab Seite 274

Autorin:
Larissa von Marschall
E-Mail: beirat@junge-dwa.de

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Offizielle Eröffnung des Deutsch- Iranischen Trainingszentrums in Isfahan

Pünktlich zum Ende der zweiten Phase des Projekts „Integriertes Wasserressourcen-Management Zayandeh Rud“ wurde am 11. Dezember 2018 das Deutsch-Iranische Trainingszentrum für Wasser- und Abwassermanagement feierlich durch den iranischen Vize- Energieminister Ali Akbar Mohajeri und Dr. Christian Alecke vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) in Isfahan eröffnet. Beide Seiten betonten dabei in ihren Ansprachen die Bedeutung von Technologie- und Wissenstransfer für die Verstetigung der deutsch-iranischen Zusammenarbeit im Wassersektor.

Den ganzen Artikel lesen Sie In der Korrespondenz Abwasser Heft 4-2019 ab Seite 273

Autoren:
inter 3 Institut für Ressourcenmanagement,
Berlin

Kontakt:
iwrm@inter3.de

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Schärfere Abgrenzungs-und Messpflichten bei der Eigenstromversorgung

Zusammenfassung
Zum 1. Januar 2019 trat das sogenannte „Energiesammelgesetz“ in Kraft. Durch dieses Gesetz wurden insbesondere neue Regelungen im Erneuerbare-Energien-Gesetz zur Abgrenzung von Drittstrommengen bei Nutzung unterschiedlicher energierechtlicher Vergünstigungen eingeführt. Diese gelten entsprechend auch im Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz, im Energiewirtschaftsgesetz und in der Stromnetzentgeltverordnung bei der Begrenzung der Netzumlagen. Soweit betroffene Betriebe Drittmengen nicht entsprechend den neuen gesetzlichen Vorgaben abgrenzen, drohen teils erhebliche finanzielle Sanktionen. Dieser Beitrag stellt die wichtigsten Änderungen für Eigenstromerzeuger dar.

Den ganzen Artikel lesen Sie In der Korrespondenz Abwasser Heft 4-2019 ab Seite 304

Autoren
Rechtsanwältin Eva Schreiner, Rechtsanwalt Julian Heß
Ritter Gent Collegen Rechtsanwälte PartG mbB
Drostestraße 16, 30161 Hannover
E-Mail: hess@ritter-gent.de
Dipl.-Ing. Simone Kraus
Stadtentwässerungsbetriebe Köln, AöR
Ostmerheimer Straße 555 51109 Köln

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ZeroCarbon Footprint

Erkenntnisse aus einem innovativen Projekt an der Schnittstelle von Biotechnologie und Siedlungswasserwirtschaft
Zusammenfassung

Unter dem Dach der strategischen Allianz „ZeroCarbon Footprint“ wurde unter Federführung der Emschergenossenschaft in einem Projekt untersucht, wie bislang ungenutzter Kohlenstoff aus kommunalen bzw. industriellen Abwasserströmen einer höherwertigen, energetischen oder stofflichen, Nutzung zugeführt werden kann. Hierzu wurden spezielle Mikroorganismen („funktionale Biomasse“) und biotechnologische Methoden eingesetzt. Das Projekt wurde durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert und in enger Zusammenarbeit mit dem Biotechnologieunternehmen BRAIN AG durchgeführt. Es konnte gezeigt werden, dass funktionale Mikroorganismen auf abwasserbürtigen Substraten wachsen können und hierbei Öle produzieren, die als industriell verwertbare Rohstoffe – hier insbesondere als Additive für Schmierstoffe – und Basischemikalien verwertet werden können. Für diese Verwertungsoption konnte das proof of concept der gesamten Verfahrenskette vom Abwasserstrom bis zum extrahierten Öl erbracht werden. Im Zuge des Projekts konnten weiterhin wesentliche Erkenntnisse an der Schnittstelle von Biotechnologie und Siedlungswasserwirtschaft gesammelt werden, die als Grundlage für weiterführende Arbeiten dienen können.

Den ganzen Artikel lesen Sie In der Korrespondenz Abwasser Heft 4-2019 ab Seite 297

Autoren
Dr.-Ing. Daniel Klein Dipl.-Ing. Dirk Bogaczyk Dipl.-Ing. Dipl.-Wirt.-Ing. Ekkehard Pfeiffer
Emschergenossenschaft
Kronprinzenstraße 24 45128 Essen
E-Mail: klein.daniel@eglv.de
Dr. Renate Schulze Dr. Guido Meurer Dipl.-Biol. (t. o.) Lukas Jurzitza
BRAIN AG
Darmstädter Straße 34-36 64673 Zwingenberg

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Erfahrungen und Ergebnisse aus dem Betrieb der vierten Reinigungsstufe in Weißenburg

Teil 1: Untersuchungsprogramm und Ergebnisse

Zusammenfassung
Auf der Kläranlage Weißenburg (Bayern) wurde im Oktober 2017 eine Anlage zur Spurenstoffelimination in Betrieb genommen, bestehend aus einer Ozonung und einer nachgeschalteten zweistraßigen Filtration (paralleler Betrieb von Sandfilter und Aktivkohlefilter). Im Rahmen des fast einjährigen Betriebs wurden verschiedene Parameter und Prozessgrößen zur Dokumentation und Beurteilung des Anlagenbetriebs identifiziert. Es wurden Optimierungen insbesondere bei der Anlagen- und Prozesstechnik in der Ozonung sowie bei den Sonden zur Messung des spektralen Absorptionskoeffizienten durchgeführt. Eine erste Auswertung der bisherigen Spurenstoffmessungen zeigt erwartungsgemäß, dass die Kombination von Ozonung mit einer nachgeschalteten Adsorptionsstufe im Vergleich zur alleinigen Ozonung und zur Kombination aus Ozonung mit Sandfilter am wirksamsten ist. Hier konnte bei stabilem Anlagenbetrieb eine Eliminationsrate für zwölf ausgewählte Indikatorsubstanzen von bis zu 95 % erreicht werden.

Den ganzen Artikel lesen Sie In der Korrespondenz Abwasser Heft 3-2019 ab Seite 200

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Spurenstoffe und Krankheitserreger im Wasserkreislauf

Neue Technologien und geänderte Lebensweisen bringen neue Herausforderungen für die Wasserwirtschaft mit sich: Nicht nur Spurenstoffe in Kläranlagenabläufen, auch Krankheitserreger führen zu steigenden Belastungen des Wasserkreislaufs. Dies gilt besonders für Antibiotikaresistenzen. Welchen Einfluss auf die Wasserressourcen haben gesellschaftliche Veränderungen, der Klimawandel oder wirtschaftliche Entwicklungen? Welche neuen Aufgaben ergeben sich daraus für den Nachweis und die Bewertung von Belastungen, für Technologieentwicklung und Handlungsmaßnahmen sowie für die Kommunikation in der Wasser- und Abwasserwirtschaft? Und wie können neue Erkenntnisse, zum Beispiel aus der BMBF-Fördermaßnahme RiSKWa „Risikomanagement von neuen Schadstoffen und Krankheitserregern im Wasserkreislauf“ oder Maßnahmen in der Praxis, hierbei von Nutzen sein? Diese Fragen standen im Mittelpunkt der Tagung „Spurenstoffe und Krankheitserreger im Wasserkreislauf – SUK“ am 23. und 24. September 2018 in Frankfurt a. M. Rund 120 Teilnehmer aus Forschung und Praxis verbrachten zwei Tage damit, sich über diese Fragen auszutauschen, ihren Kenntnisstand zu verbessern und zu diskutieren, wie neue Erkenntnisse sinnvoll in die Praxis umgesetzt werden können.

Den ganzen Artikel lesen Sie In der Korrespondenz Abwasser Heft 3-2019 ab Seite 170

Autorin:
Sabine Thaler,
E-Mail: thaler@dwa.de

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Akzeptanz der Unterdrucktechnik in Wohngebäuden

Teil 1: Wahrnehmung der Nutzenden und technische Hintergründe

Zusammenfassung

Ausgehend von den Erfahrungen mit der häuslichen Anwendung von Unterdrucktoiletten und sozial-empirischen Erhebungen in einigen Pilotprojekten wird ausgewertet, wie diese neuartigen Toiletten bei der Nutzung wahrgenommen und bewertet werden. Die Erfahrungen und Beurteilungen der Nutzenden werden sowohl hinsichtlich der Geräuschentwicklung als auch hinsichtlich technischer Besonderheiten untersucht. Möglichkeiten der Umgehung und Behebung eventueller Schwachstellen werden so aufgezeigt.
Den ganzen Artikel lesen Sie In der Korrespondenz Abwasser Heft 3-2019 ab Seite 180

Autoren
Dr. Engelbert Schramm
ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung
Hamburger Allee 45 60486 Frankfurt am Main
E-Mail: schramm@isoe.de

Prof. Dr.-Ing. Martin Oldenburg
Hochschule Ostwestfalen-Lippe
An der Wilhelmshöhe 44, 37671 Höxter
Dipl.-Ing. Maika Wuttke
Hamburg Wasser
Billhorner Deich 2, 20539 Hamburg
Barbara Birzle-Harder, M. A.

ergo network
Am Fürstenweiher 31/1, 69118 Heidelberg
Tomas Hefter, M. A.
Amt für Stadtentwicklung, Neues Rathaus
Minoritenweg 10, 93047 Regensburg
Dr. Raphael Rohde
Phoenix Contact GmbH & Co. KG
Technologieentwicklung Detmold
E-Mail: raphael.rohde@web.de

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Einführung eines Technischen Sicherheitsmanagements nach DWA/DVGW beim Luxemburger Abwasserverband SIDEN

Zusammenfassung
Der Abwasserverband SIDEN aus Luxemburg hat ein Technisches Sicherheitsmanagement (TSM) eingeführt. Bei der Prüfung durch die TSM-Experten der DWA konnte der SIDEN sowohl in Bezug auf die Qualität der technischen Ausstattung als auch in Bezug auf die Qualifikation der Mitarbeiter alle Anforderungen erfüllen. Mit der Überreichung des TSM-Zertifikats durch die DWA werden die Bestrebungen des SIDEN zur kontinuierlichen Verbesserung der betrieblichen Prozesse und der Steigerung der Arbeitssicherheit vollständig bestätigt. Die in Form eines webbasierten Handbuchs realisierte TSM-Dokumentation könnte auch für andere Betreiber von wasser-/abwassertechnischen Anlagen von Interesse sein.

Den ganzen Artikel lesen Sie In der Korrespondenz Abwasser Heft 3-2019 ab Seite 219

Autoren
Roland Schaack Francine Haas
Syndicat Intercommunal de Dépollution des Eaux Résiduaires du Nord (SIDEN)
Bleesbruck, 9359 Bettendorf, Luxemburg
E-Mail: info@siden.lu
Dr.-Ing. Gerd Kolisch Thomas Znanewitz, M. Sc.
WiW Wupperverbandsgesellschaft für integrale Wasserwirtschaft mbH
Untere Lichtenplatzer Straße 100 42289 Wuppertal

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Aerober Granulierter Schlamm in Sequencing-Batch-Reaktoren (AGS-SBR)

Quo Vadis Deutschland?

Zusammenfassung
Biologische Reinigungsverfahren mit aerobem granulierten Schlamm (AGS) zur Behandlung von kommunalem Abwasser wurden im Rahmen dieser Übersichtsarbeit durch Auswertung von 22 internationalen Studien systematisch untersucht. Dazu wurde zunächst eine Auswahl von vier möglichen Verfahren zur Bildung und Anreicherung von AGS in Sequencing-Batch-Reaktoren (SBR) – die sich hierzu prinzipbedingt besonders eignen – schematisch dargestellt. Die untersuchten Abwässer, die verwendete Verfahrenstechnik und die erzielten Reinigungsleistungen wurden mittels relevanter Kennzahlen charakterisiert. Innovative SBR-Verfahren mit AGS (AGS-SBR) könnten zukünftig insbesondere dort in Deutschland zur Anwendung kommen, wo unter beengten Platzverhältnissen eine Steigerung der Ausbaugröße von Kläranlagen erforderlich wird. Im Vergleich zum gewöhnlichen SBR liegt dies insbesondere in der besseren Absetzbarkeit des AGS und dem damit erzielbaren höheren TS im System begründet. Zudem sind im Vergleich zum konventionellen SBR kürzere Zykluszeiten und zum Teil höhere Austauschverhältnisse möglich. Für eine ganzheitliche Bewertung der AGS-Verfahren für den Einsatz in Deutschland sind jedoch noch systematische Untersuchungen im großtechnischen Maßstab bezüglich des spezifischen Energieverbrauchs (kWh/E · a), des Überschussschlamms entsprechend Quantität und Qualität [zum Beispiel Entwässerbarkeit (% oTS)] sowie den in Deutschland einzuhaltenden Überwachungswerten mit über den reinen Mittelwert hinausgehenden Modalitäten anzuraten (sichere Einhaltung der Grenzwerte in der qualifizierten Stichprobe zu jeder Zeit).

Den ganzen Artikel lesen Sie In der Korrespondenz Abwasser Heft 3-2019 ab Seite 187

Autoren
Dr.-Ing. Frank Benstöm (korrespondierender Autor)
atd Ingenieurgesellschaft für Abwasserwirtschaft und technische Dienstleistungen mbH
Krefelder Straße 147, 52070 Aachen
E-Mail: benstoem@atdgmbh.de

Dr.-Ing. Frank Benstöm Dipl.-Ing. Detlef Bruszies Sergej Oeldscheid, M. Sc. Hannah Klasen, M. Sc. Univ.-Prof. Dr.-Ing. Johannes Pinnekamp
Institut für Siedlungswasserwirtschaft (ISA) der RWTH Aachen University
Mies-van-der-Rohe Straße 1, 52074 Aachen
E-Mail: pinnekamp@isa.rwth-aachen.de

Dipl.-Ing. Klaus Alt
Dipl.-Ing. Hauke Niehoff
Hydro-Ingenieure Planungsgesellschaft für Siedlungswasserwirtschaft mbH
Stockkampstraße 10, 40477 Düsseldorf
E-Mail: klaus.alt@hydro-ingenieure.de

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Technische Hinweise zu bewährten Behandlungsverfahren für Klärschlamm

Dritter Arbeitsbericht der DWA-Arbeitsgruppe KEK-1.5*)

Zusammenfassung
Im vorliegenden Arbeitsbericht werden die Auswirkungen der novellierten Klärschlammverordnung auf die notwendigen vorgeschalteten Behandlungsschritte auf den Kläranlagen (Entwässerung, Trocknung) beschrieben. Es werden Angaben gemacht zu den Klärschlammmengen, zu Massenreduktion und Heizwert, zu den Einflüssen auf die Entwässerbarkeit und Empfehlungen zu den Entwässerungsaggregaten, zur maschinentechnischen Auslegung, zu biologischen Schlammbehandlungsverfahren sowie zum Einsatz von Trocknern.

Den ganzen Artikel lesen Sie In der Korrespondenz Abwasser Heft 3-2019 ab Seite 210

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Qualifizierung versus Fachkräftemangel Schulungsangebot der Gütegemeinschaft Kanalbau

Der Mangel an Fachkräften in Deutschland wird immer mehr zum konjunkturellen Hemmschuh – das ist das Fazit einer Stu-die des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), der zufolge dem Markt derzeit rund 440.000 Fachkräfte fehlen. Auch im Tiefbau lässt sich dieser Trend erkennen: Fachleute und beson-ders Ingenieure mit entsprechender Berufserfahrung im Kanal-bau stehen nicht mehr in ausreichender Anzahl zur Verfügung. In Zukunft wird sich diese Situation wohl noch zuspitzen. Es entstehen Engpässe, die dringend notwendige infrastrukturelle Baumaßnahmen.

Den ganzen Artikel lesen Sie In der Korrespondenz Abwasser Heft 3-2019 ab Seite 178

RAL-Gütegemeinschaft Güteschutz Kanalbau Postfach 1369, 53583 Bad Honnef Tel: 02224/9384-0, Fax: 02224/9384-84

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Gemeinsam stark für Fachkräfte in Nordrhein-Westfalen

Wie packen wir das an? Der Fachkräftemangel betrifft in der heutigen Zeit übergreifend alle Branchen. Doch wie geht die Wasserwirtschaft mit diesem Thema um?

Den ganzen Artikel lesen Sie In der Korrespondenz Abwasser Heft 3-2019 ab Seite 176
Weitere Informationen und den Erfahrungsbericht im Anschluss an die Veranstaltungen gibt es unter:
https://knuw.nrw/

Autorin
Jaqueline Schmidt
Auszubildende als Fachkraft für Abwassertechnik
SWO Netz GmbH
Betrieb Entwässerung
Klöcknerstraße 6
49090 Osnabrück

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Ecomondo 2018 – Plattform für die „grüne Wirtschaft“

Vom 5. bis 8. November 2018 fand in Rimini/Italien die Ecomondo statt. Die Messe mit Kongress sieht sich als Plattform der „grünen Wirtschaft“ und der erneuerbaren Energien.

Den ganzen Artikel lesen Sie In der Korrespondenz Abwasser Heft 3-2019 ab Seite 175
www.ecomondo.com

Autor:
Frank Bringewski

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Water Technology offizielle Disziplin bei den Berufsweltmeisterschaften

Nürnberger Wasserfachkraft Mitglied der deutschen Nationalmannschaft
Eine Fachkraft für Abwassertechnik der Stadtentwässerung Nürnberg wird Deutschland vom 22. bis 27. August 2019 bei den „WorldSkills“ in Kazan (Russland) in der Disziplin „Water Technology“ vertreten. Lukas Kohl (22) hatte sich im Mai 2018 beim Vorent¬scheid für die Weltmeisterschaft der Be¬rufe mit seinem Team bei den „Water Skills Germany“ auf der Weltleitmesse für Umwelttechnologien IFAT in Mün¬chen qualifiziert und in einem anschlie¬ßenden Auswahlverfahren durchge¬setzt. Alle drei Gewinnerteams des von der DWA initiierten Wettbewerbs waren gegeneinander angetreten, um den Kandidaten für Kazan zu küren.

Den ganzen Artikel lesen Sie In der Korrespondenz Abwasser Heft 2-2019 ab Seite 93
www.dwa.de/berufswettbewerbe
www.h2o-skills.de
https://worldskills2019.com/en

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Staatenübergreifende Zusammenarbeit in internationalen Flussgebieten

Zusammenfassung
Das Einzugsgebiet der Donau zeigt eine große natürliche, sozio-ökonomische und kulturelle Vielfalt. Wasserwirtschaft in einem derart großen, komplexen und unterschiedlichem Einzugsgebiet ist eine erhebliche Herausforderung. Um damit umzugehen, haben die Staaten des Donaueinzugsgebietes unter dem Dach der Internationalen Kommission zum Schutz der Donau einen Kooperationsmechanismus geschaffen, in dem sie eng zusammenarbeiten, um die umwelt- und gewässerschutzbezogenen Ziele für das gesamte Einzugsgebiet zu erreichen und für alle Menschen, die dort zu Hause sind, Schutz und Sicherheit zu gewährleisten. Zu diesem Zweck wurden für das gesamte Einzugsgebiet wasserwirtschaftliche Bewirtschaftungspläne und Hochwasserrisikomanagementpläne entwickelt und beschlossen, um durch gezielte Maßnahmen einen guten ökologischen Zustand (bzw. für erheblich veränderte Gewässerkörper das gute ökologische Potenzial) zu erreichen und Hochwasserrisiken abzumildern.

Den ganzen Artikel lesen Sie In der Korrespondenz Abwasser Heft 2-2019 ab Seite 105

Autor
Ministerialdirektor a. D. Dr. Helge Wendenburg Braunschweig
2018 Präsident der Internationalen Kommission zum Schutz der Donau
E-Mail: secretariat@icpdr.org drwendenburg@t-online.de

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Neuer Förderschwerpunkt „Innovative Abwassertechnik“ im Umweltinnovationsprogramm

Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) hat gemeinsam mit dem Umwelt-bundesamt und der KfW Bankengruppe am 8. Oktober 2018 beim DWA-Dialog Berlin den neuen Förderschwerpunkt „Innovative Abwassertechnik“ ausgerufen. Mit der Förderung sollen umweltentlastende technische Innovationen im Bereich der Abwasserbehandlung realisiert werden. Dafür stellt das BMU 25 Millionen Euro aus dem Umweltinnovationsprogramm zur Verfügung.

Den ganzen Artikel lesen Sie In der Korrespondenz Abwasser Heft 2-2019 ab Seite 92
Weitere Informationen zu den Förderkriterien in den Förderkategorien sowie zur Antragstellung:
www.umweltinnovationsprogramm.de/abwassertechnik
Manuela Hammer und Karin Puder (Umweltbundesamt)
E-Mail: Manuela.Hammer@uba.de
Karin.Puder@uba.de

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Zustand und Belastungen der Gewässer Europas 2018

Zusammenfassung
Die EU-Wasserrahmenrichtlinie schreibt die Erreichung des gu¬ten Zustands der Oberflächengewässer und des Grundwassers bis spätestens 2027 vor, es sei denn, dass von Ausnahmeregelun¬gen Gebrauch gemacht wird. Die Mitgliedstaaten haben 2016 die zweiten Bewirtschaftungspläne an die Europäische Kommis¬sion gemeldet. Die Daten zu Zustand und Belastungen der Ge¬wässer Europas wurden hier ausgewertet. Erst 39 % der Oberflächenwasserkörper haben das Ziel des gu¬ten ökologischen Zustands bzw. guten ökologischen Potenzials erreicht. 3 % der Oberflächenwasserkörper sind nicht im guten chemischen Zustand (ohne uPBT – ubiquitäre, persistente, bio-akkumulierende, toxische Stoffe). 74 % der Grundwasserfläche in der EU sind im guten chemischen Zustand, 89 % im guten mengenmäßigen Zustand. Ursachen für die Zielverfehlungen sind vor allem hydromorphologische Veränderungen, diffuse Be¬lastungen (vor allem aus der Landwirtschaft), atmosphärische Deposition von Schadstoffen sowie punktuelle Einleitungen. Häufig treten Mehrfachbelastungen auf. Seit den ersten Bewirt¬schaftungsplänen sind insgesamt nur geringfügige Verbesserun¬gen des Zustands feststellbar. Der Fortschritt besteht vor allem in einer wesentlichen besseren Datenlage und verbesserten öko¬logischen Bewertungsmethoden. Weiterer Handlungsbedarf be-steht bei der Verbesserung der Vergleichbarkeit der Ergebnisse EU-weit, besonders bei der Bewertung des chemischen Zustands der Oberflächengewässer und des Grundwassers.

Den ganzen Artikel lesen Sie In der Korrespondenz Abwasser Heft 2-2019 ab Seite 97

Autorin

Dr. Ursula Schmedtje
Umweltbundesamt
Wörlitzer Platz 1 06844 Dessau-Roßlau
E-Mail: ursula.schmedtje@t-online.de

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Jahrestreffen der Jungen DWA in Hennef

Die Junge DWA traf sich am 23. und 24. August 2018 in Hennef in der Bun¬desgeschäftsstelle der DWA. Für den ersten Tag wurden alle Stammtischlei¬ter eingeladen, und der Tag war ihnen voll gewidmet.

Den ganzen Artikel lesen Sie In der Korrespondenz Abwasser Heft 2-2019 ab Seite 94
Larissa von Marschall
Philipp Skrzybski E-Mail: beirat@junge-dwa.de

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Gemeinsam für Qualität DWA und Güteschutz Kanalbau

Gegebenheiten, Themen und Strukturen sind einem steten Wandel unterworfen. Das gilt auch für die Kanalbaubranche: Ging es im vom Krieg zerstörten Deutschland – auch mit Blick auf die hygienischen Erfordernisse – erstmal nur darum, eine einigermaßen funktionierende Leitungsinfrastruktur aufzubau-en, haben sich die Ansprüche und Ziele über die Jahrzehnte deutlich gewandelt. Insbesondere der Schutz unserer Umwelt ist stärker in den Mittelpunkt gerückt. Mit rasant voranschreitenden Entwicklungen

Den ganzen Artikel lesen Sie In der Korrespondenz Abwasser Heft 2-2019 ab Seite 95

RAL-Gütegemeinschaft Güteschutz Kanalbau Postfach 1369, 53583 Bad Honnef Tel: 02224/9384-0, Fax: 02224/9384-84 E-Mail: info@kanalbau.com www.kanalbau.com

Praxiserfahrungen zum Einkauf und zur Qualitätskontrolle von Pulveraktivkohle bei der kommunalen Abwasserbehandlung

Zusammenfassung
Insbesondere in Baden-Württemberg wird bereits seit einigen Jahren auf mehreren Kläranlagen Pulveraktivkohle zur geziel¬ten Spurenstoffentnahme eingesetzt. Die Eignung eines Produkts für den vorliegenden Anwendungsfall lässt sich jedoch nicht mit klassischen Kenngrößen wie zum Beispiel der Iodzahl oder der Nitrobenzolzahl beschreiben. Mit einer Umfrage sollten daher die bisherigen Praxiserfahrungen zusammengetragen werden, nach welchen Kriterien der Einkauf von Pulveraktivkohle erfolgt und ob die Qualität der gelieferten Charge mittels Eigenkontrolle überprüft wird. Die Auswertungen zeigen, dass der Qualität des eingekauften Produkts bislang in vielen Fällen kaum Bedeutung beigemessen wird und dass bei der Kaufentscheidung oft¬mals nicht die Wirtschaftlichkeit, sondern allein der Preis pro Kilogramm oder Tonne ausschlaggebend ist. Auf Grundlage der vorhandenen Erfahrungen werden Empfehlungen für den Einkauf und die Eigenkontrolle der Pulveraktivkohlequalität ausgesprochen.

Den ganzen Artikel lesen Sie In der Korrespondenz Abwasser Heft 2-2019 ab Seite 125

Autoren
Dipl.-Ing. (FH) Annette Rößler
Kompetenzzentrum Spurenstoffe Baden-Württemberg
c/o Universität Stuttgart
Bandtäle 2, 70569 Stuttgart
E-Mail: annette.roessler@koms-bw.de
M. Sc. Aline Meier
VSA-Plattform „Verfahrenstechnik Mikroverunreinigungen“
c/o EAWAG
Überlandstraße 133, 8600 Dübendorf, Schweiz

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Regelungsvorschlag der Europäischen Kommission für die Wasserwiederverwendung

Wesentliche Aspekte und Herausforderungen
Zusammenfassung

Am 28. Mai 2018 hat die Europäische Kommission ihren Ver¬ordnungsvorschlag über Mindestanforderungen für die Wasserwiederverwendung veröffentlicht. Dieser bezieht sich auf die direkte und geplante Verwendung von aufbereitetem Kommunalabwasser für die landwirtschaftliche Bewässerung. Neben einheitlichen Mindestanforderungen für den Gesundheitsschutz sieht der Vorschlag ein umfassendes standortspezifisches Risikomanagement und Regelungen zur Datenoffenlegung über Wasserwiederverwendung vor. Bezüglich der Verpflichtungen der we¬sentlichen Akteure, der Genehmigungspraxis sowie des Niveaus der Anforderungen sieht das Umweltbundesamt noch wesentlichen Diskussions- und Konkretisierungsbedarf. Der aktuelle Fokus auf eine standortspezifische Herangehensweise wird einer Verordnung nicht gerecht. Zudem können die aktuell vorgeschlagenen Anforderungen kein EU-weit einheitliches und sicheres Anforderungsniveau gewährleisten. Vor allem der Umweltschutz wird durch den Vorschlag nicht angemessen adressiert.

Den ganzen Artikel lesen Sie In der Korrespondenz Abwasser Heft 2-2019 ab Seite 110
Autorin
Manuela Helmecke, M. Sc.
Umweltbundesamt
FG II 2.1 – Übergreifende Angelegenheiten Wasser und Boden
Wörlitzer Platz 1, 06844 Dessau-Roßlau
E-Mail: manuela.helmecke@uba.de

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Wasserwiederverwendung in der Kreislaufwirtschaft

Ursprung und Stand der geplanten EU-Verordnung
Zusammenfassung

Die EU-Kommission hat 2018 ein Gesetz auf den Weg gebracht, das europaweit Mindestanforderungen an die Wasserwiederver¬wendung für die landwirtschaftliche Bewässerung definiert. Das Thema Wiederverwendung von Siedlungsabwasser ist erst seit 2012 in der EU-Debatte und wird seit 2015 über den Aktions¬plan zur „Kreislaufwirtschaft“ von der Kommission umgesetzt. Der Gesetzesvorschlag hat zu einer kontroversen Diskussion ge-führt. Unterschiedliche Positionen der deutschen Fachwelt wer¬den referiert. Die Abwasserwirtschaft erhält im Gesetzesentwurf eine unangemessene Verantwortungsstellung; zugleich wird ver¬säumt, die Position der landwirtschaftlichen Nutzer zu regeln. Die deutsche Diskussion ist sich einig, dass Umweltrisiken im Gesetzesentwurf zu kurz kommen. Das für das Gesetz gewählte Rechtsinstrument „Verordnung“ ist problematisch und zudem nicht für Umweltregelungen ausgelegt.

Den ganzen Artikel lesen Sie In der Korrespondenz Abwasser Heft 2-2019 ab Seite 120

Autor
Dr. phil. Engelbert Schramm
ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung GmbH
Hamburger Allee 45, 60486 Frankfurt am Main
E-Mail: schramm@isoe.de

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Untersuchungen zur Ertüchtigung einer Kläranlage unter Einsatz der Vorfällung/-flockung

Zusammenfassung
Im Rahmen eines Demonstrationsvorhabens wurden Untersuchungen zur kostengünstigen, betrieblichen Sanierung einer kommunalen Kläranlage unter Einsatz der Vorfällung/-flockung durchgeführt. Die Situation der Kläranlage war unter anderem durch ein zu geringes Schlammalter, eine großzügig ausgelegte Vorklärung und das Fehlen einer Denitrifikationsstufe gekennzeichnet. Ein Ausbau der Anlage nach heutigem Standard hätte Investitionen in zweistelliger Millionenhöhe erfordert. Der Versuch zur Ertüchtigung der Anlage unter Einsatz der Vorfällung/ -flockung war, flankierende Maßnahmen eingeschlossen, erfolgreich. Gegenüber der ehemaligen Situation konnten die Ablaufwerte für die Parameter CSB, Pges, Ammonium und Nitrat verbessert werden. Gemessen an den Kosten für einen konventionellen Anlagenausbau sind die Kosten der betrieblichen Sanierung gering. Diese betriebliche Anlagensanierung stellt gerade zu Zeiten knapper öffentlicher Mittel eine attraktive Interimslösung dar.

Den ganzen Artikel lesen Sie In der Korrespondenz Abwasser Heft 1-2019 ab Seite 26

Autoren
Prof. h. c. Dipl.-Ing. Erhard Hoffmann em. Prof. Dr.-Ing. E. h. Hermann H. Hahn, Ph. D.
Institut für Wasser und Gewässerentwicklung
Karlsruher Institut für Technologie
Postfach 69 80, 76049 Karlsruhe

Dipl.-Ing. Dieter Hilligardt
Ingenieurgemeinschaft Stadthydrologie
P90 | Gewerbe- und Dienstleistungszentrum
Pfinztalstraße 90, 76227 Karlsruhe
E-Mail: Hilligardt@stadthydrologie.de

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Fachkommentar zur Mitbehandlung von Co-Substraten auf Kläranlagen – Hinweise zum Umgang mit Störstoffen

Arbeitsbericht der DWA-Ad-hoc-Arbeitsgruppe „Störstoffe bei Co-Vergärung“*) Zusammenfassung Der Fall der Kläranlage Schleswig, aus der über Co-Substrate zugeführte Plastikteilchen in den Fluss Schlei eingetragen wurden, hat eine Diskussion über die Chancen und Risiken der Mitbehandlung von Co-Substraten in Faulbehältern kommunaler Kläranlagen ausgelöst. Vor diesem Hintergrund gibt der vorliegende Beitrag Hinweise zum Umgang mit Störstoffen bei der Annahme von Co-Substraten.

Den ganzen Artikel lesen Sie In der Korrespondenz Abwasser Heft 1-2019 ab Seite 40

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Rechtliche Ausgestaltung der Einführung von neuartigen Sanitärsystemen bei öffentlichen Abwasseranlagen

Zusammenfassung
Der Einsatz neuartiger Sanitärsysteme (NASS) bei öffentlichen Abwasseranlagen erfordert rechtliche Regelungen für die getrennte Erfassung und Sammlung der auf den angeschlossenen Grundstücken anfallenden Teilströme. Das mit Spülwasser vermischte und abgeleitete Schwarz- und das Grauwasser sind als Abwasser einzustufen. Die Sammlung und Verwertung durch eine öffentliche Abwasseranlage können mit den Grundsätzen der Abwasserbeseitigung vereinbar sein. Ein wesentliches Hemmnis für die Einführung neuartiger Sanitärsysteme ist, dass sie noch nicht den bei Abwasseranlagen für das Sammeln und Fortleiten einzuhaltenden allgemein anerkannten Regeln der Technik entsprechen. Der Einsatz neuartiger Sanitärsysteme erfordert eine entsprechende Ausgestaltung der Benutzungsverhältnisse mit den angeschlossenen Grundstückseigentümern.

Den ganzen Artikel lesen Sie In der Korrespondenz Abwasser Heft 1-2019 ab Seite 42

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Güte sichern, Werte erhalten, Zukunft gestalten

Was leistet RAL-Gütesicherung Kanalbau?
Gerade im Zusammenhang mit Bau und Sanierung unserer Ab-wassernetze hat das Thema Qualität herausragende Bedeu-tung, da entsprechende Investitionen üblicherweise auf eine sehr lange Nutzungsdauer ausgelegt sind. Netzbetreibern ist bewusst, dass von einer fachgerechten Ausführung nicht nur die Umwelt, sondern auch Stadtkasse

Den ganzen Artikel lesen Sie In der Korrespondenz Abwasser Heft 1-2019 ab Seite 18

Quelle:
RAL-Gütegemeinschaft Güteschutz Kanalbau Postfach 1369, 53583 Bad Honnef Tel: 02224/9384-0, Fax: 02224/9384-84 E-Mail: info@kanalbau.com www.kanalbau.com

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Hinweise zur Erarbeitung von Konzepten für die Behandlung und Entsorgung von Klärschlamm

Zweiter Arbeitsbericht der DWA-Arbeitsgruppe KEK-1.5*)
Zusammenfassung

In dem vorliegenden Arbeitsbericht werden im Hinblick auf die novellierte Klärschlammverordnung Hinweise für die Erstellung von Entsorgungskonzepten gegeben, unter Berücksichtigung von Organisationsform, Betriebsdaten, Platzbedarf, Verfahrens- und Anlagentechnik, Transport, Wirtschaftlichkeit sowie ökologischen und sozialen Aspekten.

Den ganzen Artikel lesen Sie In der Korrespondenz Abwasser Heft 1-2019 ab Seite 34

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Aktuelle Entwicklungen bei der Industrieabwasserbehandlung 89. Darmstädter Seminar Abwassertechnik

Unter dem Titel „Aktuelle Entwicklungen bei der Industrieabwasserbehandlung“ richtete das Fachgebiet Abwassertechnik des Instituts IWAR der Technischen Universität Darmstadt gemeinsam mit dem Förderverein des Instituts IWAR das 89. Darmstädter Seminar Abwassertechnik am 18. Januar 2018 aus. In neun Vorträgen wurde ein umfassendes Bild aktueller Entwicklungen in der Industrieabwasserbehandlung gegeben und durch Vorträge zu den Schwerpunkten Energieautarkie, Ressourceneffizienz, Membrantechnik und Entsorgung ergänzt.

Den ganzen Artikel lesen Sie In der Korrespondenz Abwasser Heft 1-2019 ab Seite 12

Autoren
Maximilian Schwarz, M. Sc.
Prof. Dr.-Ing. Markus Engelhart
Prof. Dr.-Ing. habil. Martin Wagner
Technische Universität Darmstadt
Institut IWAR – Fachgebiet Abwassertechnik
Franziska-Braun-Straße 7
64287 Darmstadt
E-Mail: m.schwarz@iwar.tu-darmstadt.de m.engelhart@iwar.tu-darmstadt.de m.wagner@iwar.tu-darmstadt.de

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University Challenge auf der IFAT India DWA möchte Messe als Lernort etablieren

Mit zehn Teams waren indische Universitäten bei der vierten University Challenge am Start, die während der IFAT India vom 15. bis 17. Oktober 2018 in Mumbai ausgetragen wurde

Den ganzen Artikel lesen Sie In der Korrespondenz Abwasser Heft 1-2019 ab Seite 17

Autorin:
Alexandra Bartschat (Hennef)

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Explosionsschutz 2018

Rundum gelungen! So können die zwei Seminartage der DWA im April 2018 zum Thema Explosionsschutz zusammengefasst werden. Bei untypischem Hamburger Bilderbuchwetter konnten die Seminare „Grundlagen zum Explosionsschutz“ und der „Workshop zur Ausarbeitung von Explosionsschutzdokumenten“ durchgeführt werden. Das Klärwerk Köhlbrandhöft von Hamburg Wasser, stellte hierfür ideale Bedingungen zur Verfügung.

Den ganzen Artikel lesen Sie In der Korrespondenz Abwasser Heft 1-2019 ab Seite 14

Autorin:
Katharina Sina (Emschergenossenschaft, Essen)

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Gebietsbezogene Sanierungsstrategie der Stadtentwässerung Dortmund

Zusammenfassung
Die neu entwickelte gebietsbezogene Sanierungsstrategie der Stadtentwässerung Dortmund dient zur Definition der veränderten Aufgaben des Stadtentwässerungsbetriebs bei der Zustandsbeurteilung, Aufstellung der Bedarfsplanung und der Umsetzung von Sanierungsmaßnahmen im Bereich der Kanalisation. Jetzt werden das bisher praktizierte Prozedere sowie die Ergänzung um neue Arbeitsschritte bzw. die Umstellung der bisherigen Systematik auf eine neue Struktur beschrieben.

Den ganzen Artikel lesen Sie In der Korrespondenz Abwasser Heft 1-2019 ab Seite 20

Autor
Dipl.-Ing. Frank David
Stadtentwässerung Dortmund
Sunderweg 86, 44122 Dortmund
E-Mail: fdavid@stadtdo.de

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Neue Vorgaben zur Bemessung von Belebungsanlagen

Neue Vorgaben zur Bemessung von Belebungsanlagen waren das Thema einer gemeinsamen Veranstaltung des DWA-Landesverbands Hessen/Rheinland- Pfalz/Saarland, der Technischen Hochschule Mittelhessen, des Regierungspräsidiums Gießen und der Ingenieurkammer Hessen am 22. August 2018.

Den ganzen Artikel lesen Sie In der Korrespondenz Abwasser Heft 1-2019 ab Seite 16

Autoren:
Prof. Dr.-Ing. Ulf Theilen (Gießen) und Dipl.-Ing. (FH) Vera Heckeroth (Mainz)

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Meldungen der DWA 2019

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Dezember 2019
Kläranlage Altena erhält innovatives biologisches Reinigungsverfahren  
Baden-Württemberg: Landesweit erste Phosphor- Rückgewinnungsanlage im Vollstrombetrieb eingeweiht  
Bauernproteste: DWA warnt vor nachträglicher Aufweichung des Agrarpakets  
Bundesregierung: Biogas mehr aus Reststoffen gewinnen  
Sekretariat für Wasser-Partnerschaften der Vereinten Nationen zieht nach Bonn 
Mechanisch-biologische Anlage im Gruppenklärwerk Ditzingen in Betrieb genommen
Rheinland-Pfalz: Thermische Entsorgung von Klärschlamm auf Rekordniveau 
Deutsches Klimavorsorgeportal unterstützt mit Informationen und Diensten 
LAV und TVF bündeln Kompetenz für nachhaltige Klärschlammverwertung 
Weniger Mineraldünger in der Landwirtschaft  
Bau und Betrieb von Mecklenburg-Vorpommerns erster Klärschlamm-Monoverbrennungsanlage beantragt  
OECD-Bericht warnt vor Pharmawirkstoffen in der Umwelt 
Hessen will Plastikabfälle vermindern 
Steigender Stress und Arbeitsdruck in der Wasserversorgung 
Bayern: Gemeinde Thanstein freut sich über den ersten Benchmarking-Preis
TSM für Trinkwasser- und Abwasserzweckverband (TAZ) Helbe-Wipper
Bayern: Bewerbungen für den Umweltcluster-Leuchtturm gesucht 
Biologische Stationen und Wupperverband erhalten Auszeichnung als Projekt der UN-Dekade Biologische Vielfalt
November 2019
Baden-Württemberg: „Abwasserwärme ist das Rohöl der Großstadt.“  
Braunschweiger Klärschlamm wird in Helmstedt verwertet  
Bundesrat votiert für weniger Plastik in Bioabfällen  
Kommission Landwirtschaft fordert anderen Umgang mit Düngemitteln  
Bundesregierung sendet weitere Vorschläge zur Anpassung der Düngeverordnung nach Brüssel  
Nitratbelastung: EuGH weitet Klagemöglichkeiten aus  
Fondsmodell für 4. Reinigungsstufe  
Neue Klärschlamm-Verwertungsanlage im Chemiepark Bitterfeld-Wolfen im Bau  
Klärschlammentsorgung: Zusammenarbeit im Landkreis Osnabrück  
Flexitilty zur Erhöhung der Klimaresilienz  
SMARTilience: Smarte und klimaresiliente Städte  
Bundeskabinett beschließt Entwurf des Klimaschutzgesetzes  
Bundesweit einmalig: Stadion in Hamburg schützt vor Überflutung nach Platzregen  
Mikroplastik aus Teebeuteln  
Umweltbericht 2019: Viel erreicht und viel zu tun  
Oktober 2019
Pilotprojekt Grundstücksentwässerung in Baden-Württemberg gestartet  
Klärschlammforum  
Hamburg: Baustart der weltweit ersten großtechnischen Phosphorrecycling-Anlage  
Glyphosat in Deutschland bis 2023 verboten  
Abgrenzung von Drittstrommengen  
Bundesregierung unterstützt Smart Cities  
Industrie: Jeder zehnte investierte Euro floss 2017 in den Umweltschutz 
Drei Millionen Euro für die Spurenstoffelimination auf dem Hauptklärwerk Stuttgart  
Nitratrichtlinie: Bundesministerinnen stellen der EU geplante Verschärfungen vor  
Unterschiedliche Resistenzentwicklung bei Mikroorganismen 
WHO: Mehr Forschung zu Mikroplastik nötig  
WM-Titel in Water Technology geht an Asien  
Bundesregierung schlägt weitere Anpassungen der Düngeverordnung vor  
1491 Gigawattstunden Strom aus Klärgas im Jahr 2018 erzeugt  
Förderung für innovative KMU  
Förderinitiative des Bundesumweltministeriums zur künstlichen Intelligenz gestartet  
Bundesregierung: Antibiotikaeinsatz in der Nutztierhaltung optimieren  
September 2019
Ruhr-Konferenz: durchgängiges Netz der grünen Infrastruktur für das Ruhrgebiet  
EU-Kommission fordert Frankreich auf, die Anstrengungen zu verstärken, um die ökologisch vorgegebene Abflussmenge des Rheins wiederherzustellen  
Ernst-Kuntze-Preis 2020 
Geplantes Mikroplastikverbot auf Kunstrasenplätzen gilt nicht für Bestandsplätze  
Sachsen-Anhalt: Neue Landesverordnung für nitratgefährdete Gebiete in Kraft 
Klimaangepasste Entwicklung eines neuen Stadtquartiers in Münster  
Berliner Wasserbetriebe: alle schweren Lkw mit Abbiegeassistenten nachgerüstet  
Klimawandel-Folgen für Gewässer  
Neue Gesellschaft für zukunftssichere Klärschlammverwertung in Wuppertal gegründet  
Bayern: Pilotprojekt Kanalplakette „Kein Schmutzwasser in diesen Gully“ gestartet  
Förderung von Klimaschutzprojekten im kommunalen Umfeld  
Fachkräftesicherung und -qualifizierung für die Wasserwirtschaft in Nordrhein- Westfalen  
EU-Kommission fordert Deutschland zur Umsetzung des Urteils wegen Verstoßes gegen EU-Nitratvorschriften auf  
Montanregion Erzgebirge: wasserwirtschaftliche Anlagen jetzt UNESCO-Welterbe  
Novellierung der Brandenburger Düngeverordnung 
Steigende Investitionen ins Dortmunder Kanalnetz – 20-Millionen-Euro-Auftrag an Gelsenwasser  
28. Magdeburger Abwassertage
August 2019
Wassermanagement Augsburg wird Weltkulturerbe  
Bundesregierung legt „Masterplan Stadtnatur“ vor  
Spezialbier von Xylem und den Berliner Wasserbetrieben  
Ludwig-Bölkow-Technologiepreis 2019 ausgeschrieben  
Verstoß gegen EU-Nitratrichtlinie: Nächste Phase im Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland  
Bundesumweltministerium fördert Klimaanpassung  
Schleswig-Holstein: Klärschlammbeirat stellt Zwischenbericht vor  
Europäischer Gerichtshof kippt verbindliches Preisrecht der HOAI
Expertenkommission Fracking übergibt ersten Bericht an den Deutschen Bundestag  
Förderverein Nachhaltige Bewässerung und Wasserwirtschaft im ländlichen Raum  
BMBF-Förderung von Vorhaben zur Wasserwiederverwendung 
Bundesregierung legt neue Verschärfungen zur Düngeverordnung vor  
Datenerhebung für Sand- und Fettfänge  
Niedersachsen gründet BIM-Cluster für digitales Bauen Das Land Niedersachsen hat Mitte Juni 2019 das BIM-Cluster  
Wiederverwendung von Wasser für die landwirtschaftliche Bewässerung: EU-Rat nimmt allgemeine Ausrichtung an  
Juli 2019
Stadtwerke Herford bauen Anlage zur Spurenstoffelimination 
Urban farming: Gemüse von der Kläranlage 
PROTECT – Projekt zu mobilen organischen Stoffen in der aquatischen Umwelt 
45 Prozent der Meeresfläche Deutschlands stehen unter Schutz 
Baden-Württemberg: Plattform P-Rück gegründet 
Umweltbewusstseinsstudie 2018: Bevölkerung erwartet mehr Umwelt- und Klimaschutz von allen Akteuren 
Vom Regen zum Hochwasser: Messkampagne zu hydrologischen Extremen 
Brandenburg: Wirtschaftserlass Sulfat für die Spree in Kraft gesetzt 
Wirtschaftsfaktor Umweltschutz: 73,9 Milliarden Euro Umsatz 
Sechste Projektrunde Benchmarking Abwasser Bayern abgeschlossen 
Bayern: Sonderförderprogramm für Kanalüberprüfungen wird verlängert 
Entwicklung von Hochlastreaktoren für den Einsatz an Biogasanlagen 
Stadtwerke Wesel erhalten TSM-Zertifizierung 
Gruppenklärwerk Kaarst-Nordkanal: Klärschlammbehandlungsanlage in Betrieb genommen 
Seminar „Versicherungen von Abwasserentsorgungsanlagen“ 
Bestnoten für deutsche Badegewässer 
Weitere Klage der EU-Kommission gegen Deutschland wegen Nitratwerten? 
Juni 2019
Thüringer Wassergesetz vom Landtag verabschiedet  
Vergabeordnung wird geändert  
Aussteller für „Woche der Umwelt“ gesucht  
Spatenstich für Ozonungsanlage auf der Kläranlage Tübingen  
TSM-Zertifikat in Landau überreicht  
Bayern: Komponente „Sturzfluten“ im Hochwasserschutz- Aktionsprogramm  
Studie zu Rekommunalisierungen in Europa veröffentlicht  
Stockholmer Übereinkommen verbietet PFOA, PFOS und Dicofol  
Risikoanalyse zu Dürreszenario vorgelegt  
Ludwig-Bölkow-Technologiepreis 2016 ausgelobt  
Menschen und Umwelt – Kommunaler Umwelt-Kooperationspreis 
Nürnberg: Mephrec-Pilotanlage in Betrieb  
Nitrat: Schweineställe mit Kot und Urintrennung?  
Gründung der Kommunalen Nährstoffrückgewinnung Niedersachsen  
Niedersachsen: Nährstoffbericht 2018 vorgestellt – mehr Anstrengungen für den Wasserschutz nötig  
Anlage zur Beseitigung von Spurenstoffen im Klärwerk Mannheim eingeweiht  
Deutscher Ingenieurbaupreis 2016 für Sturmflutsperrwerk Greifswald-Wieck – Anerkennung für Klärschlammbehandlung in Linz-Unkel  
Leitfaden Kommunales Starkregenrisikomanagement  
Niedersachsen fördert Klimaschutz bei öffentlichen Abwasseranlagen  
Forschungsprojekt zu Szenarien einer zukunftsfähigen Klärschlammentsorgung 
IFWW-Förderpreis 2020 ausgeschrieben 
Für den Schutz von Flüssen, Seen und Grundwasser hält die Umweltministerkonferenz die Wirkung der derzeitigen Düngeverordnung für nicht ausreichend  
Recyclingdünger als Alternative zu konventionellen Düngemitteln – Vergleich der Ökobilanzen  
Richtfest auf den neuen Becken der Kläranlage Dresden-Kaditz  
Weniger Lachgas mit Comammox-Bakterien 
Rekommunalisierung nach CETA möglich 
Berlin: 200 Millionen Euro Investitionen für Klärwerk Schönerlinde 
Baubeginn für die erste großtechnische vierte Reinigungsstufe in Bayern  
Bundesweiter Wettbewerb „Abwasser 21″ gestartet  
Eliminierung von Spurenstoffen durch nachhaltige Adsorbenzien  
Mai 2019
VKU-Innovationspreis für Simulationswerkzeug zur Kanalalterung verliehen  
Keine Stromsteuer auf selbsterzeugtes und verbrauchtes Klär- oder Deponiegas 
Neuer kostenfreier Simulator zur Visualisierung und Nachhaltigkeitsbewertung von Sanitärsystemen 
Bayern: Umweltministerium richtet neue Servicestelle ein  
Zayed Sustainability Prize ausgeschrieben 
Nitratmessstellen in Deutschland 
Mecklenburg-Vorpommern übernimmt Vorsitz bei der Zusammenarbeit zum Meeresschutz  
UV-Licht eliminiert Legionellen im Ablauf der Kläranlage Düren 
Bundesumweltministerium lobt Deutschen Innovationspreis für Klima und Umwelt aus 
Nordrhein-Westfalen überprüft Grundwassermessnetz 
Gefahrenkarten und Handlungsempfehlungen zur besseren Vorsorge gegen Starkregen 
Europaweites Forschungsprojekt: Energielabel für Kläranlagen ermittelt  
Steigerung der Energieeffizienz bei der biologischen Abwasserreinigung bis zu 35 %  
Düngung: Sieben-Punkte-Programm zum Grundwasserschutz vorgelegt  
April 2019
Wasserwirtschaft fordert stärker ökologische Landwirtschaft – Nitrateinträge in die Umwelt sind zu hoch  
EU-Kommission bewertet Fortschritte bei Wasserqualität und Hochwasserrisikomanagement 
Junge Unternehmer: Gründungswettbewerb KUER.NRW startet 
Thüringer Umweltpreis 2019 ausgeschrieben 
TSM Abwasser für Kirchheimbolanden 
Phosphor und Fernwärme aus Klärschlamm  
Nitrat: EU-Kommission verklagt Griechenland vor dem Gerichtshof  
Niederkassel: Abwassergebühren steigen wegen Klärschlamm-Engpass 
Deutscher Nachhaltigkeitspreis: Deutschlands nachhaltigste Unternehmen und Kommunen gesucht  
Bau einer Pilotanlage zur Phosphorrückgewinnung in Mannheim  
EU-Kommission legt Mitteilung zu Arzneimitteln in der Umwelt vor – gesamten Lebenszyklus betrachten 
EU-Kommission veröffentlicht Bericht zum Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft  
Klärschlämme aus dem Süden Schleswig-Holsteins gehen künftig nach Hamburg 
Grundsteinlegung der Hamburger Phosphor-Recyclinganlage  
EEW führt Genehmigungsverfahren für Recyclinganlage kommunaler Klärschlämme fort  
Novellierung des Berufsbilds „Umwelttechnische Berufe“ 
März 2019
EU-Kommission fordert 15 Mitgliedstaaten auf, die Vorschriften für die Vergabe von öffentlichen Aufträgen und Konzessionen einzuhalten 
Thüringen: Entwurf für novelliertes Vergabegesetz vorgelegt – soziale und ökologische Belange gestärkt  
Klimaaktive Kommunen gesucht 
Plattform zur effizienteren Bewertung von Umweltchemikalien 
Terminologie für die Verschmutzung durch Plastik veröffentlicht  
Baden-Württemberg: 7,5 Millionen Euro Förderung für Projekt zur Rückgewinnung von Phosphor  
Kosten der PFT-Verschmutzung der Gewässer um den US-Luftwaffenstützpunkt Spangdahlem  
Niedersachsen: Weniger Klärschlammausbringung in der Landwirtschaft  
Ständiger Ausschuss Klimawandel bei der LAWA 
Umweltbundesamt: Klärgas kann besser genutzt werden  
Förderung für internationale Partnerschaften für nachhaltige Innovationen  
Fallstudien zeigen Machbarkeit der Wasserwiederverwendung in der Landwirtschaft 
Bundesregierung legt EU-Kommission Maßnahmenkatalog zur Änderung der Düngeverordnung vor  
Umweltschutzausgaben belaufen sich auf 66,2 Milliarden Euro  
Februar 2019
Helmholtz International Research School zur Wasserforschung eingerichtet  
Umwelttechnikpreis Baden-Württemberg ausgeschrieben 
Sächsischer Umweltpreis 2019 ausgelobt 
Smartes System soll Berliner Verkehr bei Überflutung umleiten  
Förderung für Forschung zu mineralischen Stoffkreisläufen  
RWE baut Kapazität zur Klärschlammentsorgung weiter aus 
Augmented Reality-App über William Lindley  
Wasserwirtschaft und Klimawandel: neuer Bund- Länder-Ausschuss erstmals zusammengetreten  
Thüringen: Klärschlamm wird überwiegend landschaftsbaulich verwertet  
Schleswig-Holstein: Mehr Kapazitäten zur Zwischenlagerung und Verbrennung von Klärschlamm  
70 Prozent des kommunalen Klärschlamms wurden 2017 verbrannt  
Bayern: 72 Prozent des Klärschlamms thermisch entsorgt 
Keine multiresistenten Keime in rheinland-pfälzischen Badegewässern  
Thüringen: 94,9 Prozent der Einwohner an das öffentliche Kanalnetz angeschlossen  
Rheinland-Pfalz: Erhöhte Förderung bei Phosphorreduktion  
Fettberg in Kanalisation in Südengland entdeckt  
Bundesregierung: Keine Benachteiligung von Abwasserbetrieben durch Stromsteuer auf Klärgasverstromung 
Neuer Referenzrahmen für die Bachelorstudiengänge im Bauwesen  
Antibiotika in Gülle: Biogasanlage keine Barriere  
Januar 2019
Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie  
Weltwassertag 2019: Niemanden zurücklassen  
Sechs Prozent mehr Verkehrsunfälle mit wassergefährdenden Stoffen  
Neues Ultraschallverfahren zum Klärschlammaufschluss  
Spatenstich für Klärschlammtrocknungsanlage Zolling  
Bayern: Abwasser-Innovationspreis für wegweisende kommunale Projekte  
Get-together der Jungen Wasserwirtschaft im ÖWAV 
Klärschlammverbrennung in Offenbach am Main genehmigt  
Neuartige Sanitärsysteme (NASS) – Element einer wassersensiblen, ressourceneffizienten Stadt- und Quartiersentwicklung  
Neuer Lehrpreis für exzellente Lehre in den Ingenieurswissenschaften und der Informatik ausgeschrieben  
Legionellen in Abwässern  
Klärschlammtagung 2018 
97 % der Bevölkerung an die öffentliche Kanalisation angeschlossen  
IKT: Neubau einer Starkregen- Prüfanlage in Gelsenkirchen  
Förderung für Projekte zur Schließung von Stoffkreisläufen 
Brandenburg: für Investitionen im Rahmen der ELER-Förderung zukünftig auch Kosten für Vergabe förderfähig
Kooperation von Wupperverband und Currenta wird fortgesetzt 
Bertha-Benz-Preis 2019 ausgeschrieben  
Bewerbungsstart beim Deutschen Arbeitsschutzpreis 2019  

Kläranlage Altena erhält innovatives biologisches Reinigungsverfahren

Der Ruhrverband will auf der Kläranlage in Altena das Nereda®-Verfahren umsetzen. Hierbei werden der Flächenbedarf und der Betriebsaufwand deutlich reduziert, 30 Prozent Energie werden im Gegensatz zu konventionellen Verfahren eingespart, so eine Pressemitteilung des Bundesumweltministeriums. Das Pilotprojekt wird aus dem Umweltinnovationsprogramm mit rund 1,4 Millionen Euro gefördert.
Auf der Kläranlage im sauerländischen Altena wird das Abwasser bislang nach dem Belebungsverfahren gereinigt, der Schlamm wird anaerob stabilisiert, dann maschinell entwässert und anschließend thermisch verwertet. Im neuen Nereda®-Verfahren werden die abwasserreinigenden Mikroorganismen nicht die sonst übliche Flockenstruktur bilden, sondern sich zu kompakten, kugelförmigen Granulen zusammenschließen. Dadurch wird es möglich, alle biologischen Reinigungsprozesse weitestgehend gleichzeitig in einem Reaktor ablaufen zu lassen. Dass das in den Niederlanden entwickelte Verfahren ohne Nachklärbecken und ohne bewegliche Einbauten auskommt, reduziert den Flächenbedarf und Betriebsaufwand deutlich. Eine softwarebasierte Prozesssteuerung in Kombination mit moderner Mess- und Regeltechnik, Online-Überwachung und Fernzugriff ist Bestandteil des Verfahrens und ermöglicht in Zukunft den Betrieb der Anlage als Satellitenanlage ohne Stammpersonal.
Mit der Umsetzung des Vorhabens wird eine Energieeinsparung von 30 Prozent im Vergleich zum konventionellen Belebungsverfahren unter Verwendung energieeffizienter Aggregate erwartet. Durch die künftig weitestgehend biologische Phosphorelemination wird zusätzlich der Bedarf an Fällmitteln für die chemische Phosphatfällung um voraussichtlich etwa 75 Prozent verringert. Auch die Ablaufwerte werden sich im Vergleich zum Ist-Zustand voraussichtlich deutlich verbessern. Ein wesentliches Ziel des Vorhabens ist es, die Leistungsfähigkeit und Prozessstabilität des neuen Verfahrens zu demonstrieren. Dabei ist insbesondere die sichere Einhaltung der Überwachungswerte nachzuweisen. Bislang wird das Nereda®-Verfahren überwiegend in Ländern eingesetzt, in denen für die Überwachung der Einleitungen Mittelwerte herangezogen werden bzw. die Überwachungswerte weniger streng sind als in Deutschland.
Die Inbetriebnahme des Nereda®- Verfahrens auf der komplett sanierten Kläranlage Altena ist für das Jahr 2021 geplant.

http://www.umweltinnovationsprogramm.de/projekte

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Baden-Württemberg: Landesweit erste Phosphor- Rückgewinnungsanlage im Vollstrombetrieb eingeweiht

Im Klärwerk Göppingen wurde Ende Oktober 2019 die erste Phosphor-Rückgewinnungsanlage im Vollstrombetrieb Baden-Württembergs eingeweiht. Das Landesumweltministerium hat den Bau dieser Versuchsanlage mit über 2,2 Millionen Euro gefördert, davon knapp 1,4 Millionen Euro EFRE-Mittel und rund 800 000 Euro Landesmittel.

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Bauernproteste: DWA warnt vor nachträglicher Aufweichung des Agrarpakets

Vor dem Hintergrund der Bauernproteste am 22. Oktober 2019 bekräftigt die DWA die Notwendigkeit eines weitergehenden Beitrags der Landwirtschaft für den Gewässer- und Umweltschutz. Die Bundesregierung hat mit dem Agrarpaket und dem Aktionsprogramm Insektenschutz einige wichtige Maßnahmen beschlossen. Dazu gehören beispielsweise die Verbreiterung von Gewässerrandstreifen, Änderungen in der Düngeverordnung und die Beendigung des Einsatzes glyphosathaltiger oder wirkungsgleicher Pflanzenschutzmittel.
„Angesichts der ökologischen Folgen der aktuellen Landwirtschaft für das Grundwasser, für die Insektenpopulationen und die Biodiversität ist klar, dass wir eine echte Agrarwende brauchen. Dazu sind die von der Bundesregierung vorgeschlagenen Maßnahmen ein wichtiger Schritt. Klar ist aber auch: Die Landwirtinnen und Landwirte benötigen Planungssicherheit. Daher bedarf es gleichzeitig einer Mittelstandsoffensive, die das Höfesterben beendet und regionale Vermarktungsansätze stärkt.“, so Prof. Dr. Uli Paetzel, Präsident der DWA.

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Bundesregierung: Biogas mehr aus Reststoffen gewinnen

Im Jahr 2018 konnten durch die Nutzung von Bioenergie Treibhausgas-Emissionen in Höhe von 64,3 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten vermieden werden. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung (Bundestags-Drucksache 19/13119) auf eine Kleine Anfrage der AfD-Fraktion hervor. Die Hälfte der verwendeten Biomasse bestehe aus nachwachsenden Rohstoffen, meist Silomais, aber auch Gräser, Getreide, Rüben und Leguminosen. Nach Angaben der Bundesregierung sollen zukünftig vermehrt Reststoffe und biogene Abfälle zu Gas verarbeitet werden. Da die jährliche Ausschreibungsmenge an neuen Anlagen momentan nicht erreicht werde, sei längerfristig ein Rückgang der Biomassekapazitäten in Deutschland möglich.

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Sekretariat für Wasser-Partnerschaften der Vereinten Nationen zieht nach Bonn

Das Sekretariat der Global Water Operators‘ Partnerships Alliance (GWOPA) wird ab 2020 für fünf Jahre in Bonn seinen Sitz haben. GWOPA unterstützt und koordiniert weltweit Partnerschaften zwischen kommunalen Wasserversorgern. Diese „Betreiberpartnerschaften“ dienen dem Austausch von technischem Know-how und betriebswirtschaftlichen Kenntnissen unter kommunalen Wasser-und Abwasserunternehmen. Die 15 Mitarbeiter des GWOPA-Sekretariats werden Büros im ehemaligen Bürobau des Bundestags „Langer Eugen“ beziehen, auf dem Bonner UN-Campus. GWOPA ist Teil von UN-HABITAT, der zentralen Organisation der Vereinten Nationen im Bereich Stadtentwicklung, Siedlungswesen und Wohnungsversorgung in Entwicklungs-und Schwellenländern.

www.gwopa.org

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Mechanisch-biologische Anlage im Gruppenklärwerk Ditzingen in Betrieb genommen

Im Gruppenklärwerk Ditzingen der Stadtentwässerung Stuttgart wurde im Oktober 2019 die mechanisch-biologische Anlage in Betrieb genommen. Die mehrjährige Baumaßnahme wurde während laufendem Betrieb der Kläranlage durchgeführt und umfasste zwölf Bauabschnitte. Da sowohl der mechanische als auch der biologische Anlagenteil veraltet waren und nicht mehr den heutigen Anforderungen an eine moderne und wirtschaftliche Anlage entsprachen, wurde schon im Jahr 2006 mit der Vorplanung dieser Maßnahme begonnen. Die vorhandene Biologie wurde durch Zweierkaskaden mit intermittierender Belüftung in zwei Straßen ersetzt. Insgesamt wurden rund 23 Millionen Euro für die Sanierung investiert.
Dieses Ereignis wurde gemeinsam mit der Bevölkerung durch einen Tag der offenen Tür gefeiert. Vor allem die Führungen erfreuten sich höchster Beliebtheit. Alle Junggebliebenen konnten sich bei Spielaktionen vergnügen. Mittels Informationsständen und Vorführungen des Kanalbetriebs konnten die Bürger viel über die Arbeit der Stadtentwässerung Stuttgart erfahren.

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Rheinland-Pfalz: Thermische Entsorgung von Klärschlamm auf Rekordniveau

In Rheinland-Pfalz hat die thermische Entsorgung von Klärschlamm Rekordniveau erreicht, während die landwirtschaftliche Verwertung weiter rückläufig ist. Nach Angaben des Statistischen Landesamts gaben die kommunalen Kläranlagen im Jahr 2018 rund 80 200 Tonnen Klärschlamm zur Entsorgung ab (gemessen als Trockenmasse). Das waren rund fünf Prozent mehr als im Jahr 2017 (76 400 Tonnen). Im Durchschnitt der Jahre 2008 bis 2017 waren 87 000 Tonnen entsorgt worden. Die in Zwischenlager eingelagerte Menge betrug im Jahr 2018 rund 1700 Tonnen.
Knapp 43 Prozent oder 34 300 Tonnen der Klärschlammmenge wurde thermisch entsorgt. Das stellt einen neuen Höchststand dar. Gegenüber dem Vorjahr hat sich der Anteil um vier Prozentpunkte oder 4800 Tonnen erhöht. Mit 42 200 Tonnen stellt die Aufbringung von Klärschlämmen auf landwirtschaftliche Flächen nach wie vor den wichtigsten Entsorgungsweg dar. Die übrige Menge (3800 Tonnen) wurde zum Beispiel im Landschaftsbau oder in Vererdungsanlagen genutzt.
Die Verwertung des Klärschlamms stellt sich in Rheinland-Pfalz regional sehr unterschiedlich dar. Alle kreisfreien Städte mit Ausnahme von Kaiserslautern, Koblenz und Trier setzen allein auf die thermische Verwertung. Eine ausschließliche Nutzung des Klärschlamms in der Landwirtschaft wurde für den Donnersbergkreis registriert. In den übrigen Landkreisen kommen die genannten Verwertungsformen in unterschiedlichem Umfang vor.

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Deutsches Klimavorsorgeportal unterstützt mit Informationen und Diensten

Was tun, um Haus und Hof vor Überschwemmungen zu schützen? Bahnstrecken, Straßen und jegliche Infrastruktur gegen Folgeschäden von Extremwetter zu wappnen? Oder Stadt, Land, Mensch und Tier auf Hitzeperioden und Trockenheit vorzubereiten? Das von der Bundesregierung bereitgestellte Deutsche Klimavorsorgeportal „KLiVO“ bündelt qualitätsgeprüfte Klimavorsorgedienste, die Antworten auf diese Fragen liefern. Mit Such- und Filterfunktionen – ganz nach thematischem Bedarf und gewünschtem Einsatzzweck – werden verschiedene Leitfäden, Webtools, Karten oder Daten empfohlen, die Behörden, Unternehmen, Verbände oder Bürgerinnen und Bürger beim Umgang mit den unvermeidbaren Folgen des Klimawandels unterstützen. Klimainformationen liefern dafür aktuelle und zukünftige meteorologische und klimatologische Daten unter anderem zu Temperatur, Niederschlag, Wind und Meerestemperatur. Zusätzlich zeigen Klimaanpassungsdienste auf, wie Klimafolgen in Entscheidungen und Planungen berücksichtigt werden können, welche Anpassungsmaßnahmen in Frage kommen und wie deren Wirksamkeit zu bewerten ist. Das Angebot im KLiVO Portal reicht von Arbeitshilfen zu Starkregenvorsorge über Hochwasserschutzmanagement und Hitzewarnungen bis zu Strategieentwicklungen zur Klimaanpassung und ist ein echter Service im praktischen Umgang mit Klimaveränderungen.
Das KLiVO Portal wird im Auftrag der Bundesregierung vom Umweltbundesamt (UBA) und Deutschen Wetterdienst (DWD) betrieben. Die Netzwerke „KlimAdapt“, angesiedelt beim UBA, und „Deutscher Klimadienst“, angesiedelt beim DWD, unterstützen die Weiterentwicklung des Portals und die Anwendung der Dienste.

www.klivoportal.de

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LAV und TVF bündeln Kompetenz für nachhaltige Klärschlammverwertung

Die Klärschlammentsorger LAV Landwirtschaftliches Verarbeitungszentrum Markranstädt GmbH mit ihrer 100-prozentigen Tochter HVT Handel Vertrieb Transport GmbH und die zur Veolia- Gruppe gehörende TVF Waste Solutions GmbH gehen künftig gemeinsame Wege: Zusammengeschlossen in der Veolia Klärschlammverwertung Deutschland GmbH wollen sie Klärschlämme gemeinsam verwerten und die Ressourcen- Rückgewinnung vorantreiben. Sitz des Unternehmens, das rund 120 Mitarbeiter beschäftigt, ist Markranstädt (Sachsen).
Veolia plant in Schönebeck (Elbe) den Bau einer Phosphorrückgewinnungs-und Klärschlammtrocknungsanlage, die mit regenerativer Energie betrieben wird. Sie kooperiert außerdem mit der LEAG in Boxberg/Oberlausitz, wo ab 2021 mit der Abwärme des Kraftwerks der LEAG Klärschlämme getrocknet werden sollen.

www.veolia.de/vkd-klaerschlamm

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Weniger Mineraldünger in der Landwirtschaft

Ein innovatives Düngeverfahren, das aufgrund des geringeren Mineraldüngereinsatzes auch das Grundwasser schont, hat die Technische Hochschule Köln entwickelt. Mit dem Verfahren des Instituts für Bau- und Landmaschinentechnik sollen sich über 25 Prozent des Mineraldüngers bei der Unterfußdüngung von Mais einsparen lassen. Neben der üblichen mineralischen oder organischen Düngung, beispielsweise mit Gülle, hat sich in Deutschland beim Maisanbau das Verfahren der Unterfußdüngung bei der Aussaat etabliert. Dabei wird ein kontinuierliches Düngerband unterhalb der Maiskörner abgelegt, wobei die Saatkörner selbst im Abstand von 13 bis 16 Zentimetern zueinander platziert werden. Die Unterfußdüngung soll die Maispflanzen in der Jugendphase mit Nährstoffen, wie beispielsweise Phosphor und Stickstoff, versorgen und somit eine zügige Jugendentwicklung ermöglichen. Aufgrund des im frühen Stadium noch schwach ausgeprägten Wurzelsystems der Maispflanzen stellten die Forscher der TH Köln die These auf, dass ein Teil des zwischen den Körnern ausgebrachten Düngers ungenutzt bleibt und sich somit ein Einsparpotenzial von Dünger ergibt. Es konnte dann nachgewiesen werden, dass eine Reduzierung der Unterfußdüngung um mindestens 25 Prozent ohne Ertragsrückgang möglich ist. Die Versuche zeigten sogar bei 50 Prozent Düngerreduzierung noch ein stabiles Ertragsniveau. Bei konservativer Schätzung lassen sich alleine beim Mais in Deutschland mit einem punktgenauen Verfahren mindestens 75 000 Tonnen Dünger im Jahr einsparen. Ausgehend vom Kombinationsdünger Diammoniumphosphat (DAP), der zu 18 Prozent aus Ammonium-Stickstoff und zu 46 Prozent aus Phosphor besteht, könnten so 13 500 Tonnen Stickstoff und 34 500 Tonnen Phosphor jährlich gespart werden.

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Bau und Betrieb von Mecklenburg-Vorpommerns erster Klärschlamm-Monoverbrennungsanlage beantragt

EEW Energy from Waste Stavenhagen (EEW) hat im Oktober 2019 den Genehmigungsantrag für den Bau und den Betrieb einer Klärschlamm-Monoverbrennungsanlage (KVA) am EEW-Kraftwerksstandort Stavenhagen beim zuständigen Staatlichen Amt für Landwirtschaft und Umwelt Mecklenburgische Seenplatte eingereicht. Dem vorausgegangen war ein knapp zehnmonatiger Prozess, in dem alle mit der Genehmigungsbehörde, den beteiligten Umwelt- und Naturschutzverbänden und der Standortgemeinde vereinbarten Gutachten erstellt wurden. Die Inbetriebnahme der auf eine Kapazität von ca. 160 000 Tonnen entwässerten Klärschlamm ausgelegten Anlage ist für 2022 geplant. Der Klärschlamm wird dann so verwertet, dass aus der entstehenden Asche Phosphor zurückgewonnen werden kann.
EEW, mit Unternehmenszentrale in Helmstedt, sieht sich als Deutschlands führendes Unternehmen in der Erzeugung umweltschonender Energie aus der thermischen Abfallverwertung. In den derzeit 18 Anlagen der Unternehmensgruppe in Deutschland und im benachbarten Ausland können jährlich rund fünf Millionen Tonnen Abfall energetisch verwertet werden.

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OECD-Bericht warnt vor Pharmawirkstoffen in der Umwelt

Ein neuer Bericht der OECD (Organisation for Economic Co-Operation and Development) warnt, es werde zu wenig getan, um zu verhindern, dass Pharmawirkstoffe in die Umwelt, speziell auch den Wasserkreislauf, gelangen. Die überwiegende Mehrzahl der rund 2000 Wirkstoffe, die derzeit in der Human- und Veterinärmedizin eingesetzt werden, sei nicht bezüglich ihres Verhaltens in der Umwelt untersucht. Jedes Jahr kämen einige Dutzend neue Wirkstoffe hinzu. Der Bericht zieht folgende Schlussfolgerungen: Das Monotoring von Pharmawirkstoffen in der Umwelt sollte verstärkt werden. Bei der Zulassung von Wirkstoffen sollten Risiken für die Umwelt mitberücksichtigt werden. Es sollten Anreize geschaffen werden für die Entwicklung von Wirkstoffen, die in der Umwelt nicht akkumulieren oder diese schädigen. Rücknahmesysteme könnten den Eintrag von Wirkstoffen in die Umwelt vermindern. Öffentlichkeit, Mediziner, Tierärzte sollten mehr für die Umwelteigenschaften von Pharmaka sensibilisiert werden. Abwasserbehandlungsanlagen sollten aufgerüstet werden, um Wirkstoffe zu entfernen.

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Hessen will Plastikabfälle vermindern

Das Bundesland Hessen hat eine Plastikvermeidungsstrategie erarbeitet. Vor allem sollen Verpackungen sowie Wegwerfprodukte reduziert werden. Zugleich sollen auch die wichtigsten Ursachen für Mikroplastik in der Umwelt bekämpft werden. Als besonders relevante Eintragsquelle von Mikroplastik sieht man in Hessen Kunstrasenplätze. Auf einem Fußballplatz würden, so das Landesumweltministerium, mindestens 35 Tonnen Kunststoffgranulat verstreut. Vom Platz gerät das Plastikgranulat durch Wind und Wetter oder auch durch die Schuhe der Spieler in die Umwelt. „Mit dem Hessischen Sportministerium haben wir daher vereinbart, dass das Land neue Plätze ab sofort nur noch fördert, wenn anstelle des Kunststoffgranulats geeignete, natürliche Materialien wie Kork oder Sand verwendet werden. Auch die Sanierung bestehender Plätze wird nur noch bei Verwendung von umweltfreundlichen Alternativen gefördert“, erklärte Hessens Umweltministerin Priska Hinz (Grüne). Zudem geben die Umweltministerin und der Sportminister Empfehlungen zum Umgang mit bestehenden Plätzen aus. Weiteres zentrales Thema beim Mikroplastik ist der Reifenabrieb. Um auszuloten, welche Möglichkeiten es bei der Reduzierung des Abriebs gibt, wird ein Dialogforum mit Reifenherstellern im Rahmen der Umweltallianz Hessen eingerichtet.

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Steigender Stress und Arbeitsdruck in der Wasserversorgung

Beschäftigte in der Energie- und Wasserversorgung (49 Prozent) und im Kredit-und Versicherungsgewerbe (49 Prozent) berichten besonders häufig von steigendem Arbeitsdruck und Stress innerhalb der vergangenen zwei Jahre. An dritter Stelle folgt das Gesundheits- und Sozialwesen (43 Prozent). Das geht aus einer Antwort (Bundestags-Drucksache 19/ 13477) der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Fraktion Die Linke hervor. Demnach berichten vor allem Beschäftigte im Alter zwischen 50 und 54 Jahren häufig davon, dass Stress und Arbeitsdruck zunehmen, wobei der Anteil mit zunehmendem Alter steigt. Im Bundesvergleich sind davon insbesondere Beschäftigte aus Brandenburg (45 Prozent), Sachsen-Anhalt, Saarland und Rheinland-Pfalz (41 Prozent) betroffen, wie aus der Antwort weiter hervorgeht.

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Bayern: Gemeinde Thanstein freut sich über den ersten Benchmarking-Preis

Der erste von zwei gestifteten Preisen der Initiative Impulse pro Kanal wurde im September 2019 in der Gemeinde Thanstein nun auch real vergeben. Die Gemeinde in der Oberpfalz hatte im Juni 2019 den Preis für die erfolgreiche Teilnahme am bayerischen Abwasser-Benchmarking gewonnen. Kunstpädagoge Michael Zuber überbrachte die „Gemeinsambank“ dem ersten Bürgermeister Thansteins, Walter Schauer. In einer Gemeinschaftsaktion wurden die Wangen der Bank mit Mosaiken in den Gemeindefarben und mit bekannten Motiven aus der Region gestaltet. Die Gemeinsambank soll ein zentrales Element des erneuerten Dorfplatzes werden und auch künftig an das Engagement der Gemeinde im Bereich der Abwasserentsorgung erinnern. Tatsächlich steht das Thema aktuell auf der Prioritätenliste der Kommune ganz oben. Die Gemeinde mit ca. 1000 Einwohnern zählt zu den kleinen bis mittleren Kommunen im Freistaat, in deren Bereich jedoch 78 % des gesamten Kanalnetzes verbaut sind. Bei ca. 15 km Leitungslänge ist die Gemeinde kontinuierlich gefordert. „Wir wissen, dass wir Handlungsbedarf haben, deshalb war das Abwasser- Benchmarking ein guter Gradmesser für unsere Selbsteinschätzung“, so Christina Blommer, zuständig für das Finanzwesen. Rund viereinhalb Stunden hat die Bearbeitung der Fragen für die drei Abwasseranlagen des Ortes gedauert. Bürgermeister Walter Schauer ergänzt: „Wichtig war uns der Vergleich mit anderen Betreibern von Abwasseranlagen. Zu sehen, wie machen es die anderen und welche Ideen können wir für unsere Anlagen umsetzen, dafür hat sich die Teilnahme am Benchmarking schon gelohnt.“

Aktionsgemeinschaft Impulse pro Kanal E-Mail: bayern@impulse-pro-kanal.de, www.impulse-pro-kanal.de

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TSM für Trinkwasser- und Abwasserzweckverband (TAZ) Helbe-Wipper

Der Trinkwasser- und Abwasserzweckverband (TAZ) Helbe-Wipper hat Ende Oktober 2019 die Urkunde für sein Technisches Sicherheitsmanagement vom DWA-Landesverband Sachsen/Thüringen überreicht bekommen. Der TAZ hatte an einer Technischen Sicherheitsmanagement-Prüfung teilgenommen und in einem technischen Management die Vorgaben nach DWA-Merkblatt M 1000, die „Anforderungen an die Qualifikation und die Organisation von Betreibern von Abwasseranlagen“ erfüllt, und ihm wurde mit dieser Urkunde die Bestätigung zertifiziert.

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Bayern: Bewerbungen für den Umweltcluster-Leuchtturm gesucht

Der Umweltcluster Bayern sucht Projekte mit Visionen, innovativen neuen Ideen und Produkte mit Potenzial, die einen vorbildlichen Beitrag zur Entwicklung der Umwelttechnologie leisten. Die Bewerbungsrunde für den Leuchtturm 2020 läuft bis zum 31. Januar 2020. Teilnahmeberechtigte Bewerber sind Unternehmen, Planer, Kommunen und Konsortien aus Bayern, die die Entwicklung des Projekts leiten und organisieren.

www.umweltcluster.net

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Biologische Stationen und Wupperverband erhalten Auszeichnung als Projekt der UN-Dekade Biologische Vielfalt

Die Kooperation der sechs Biologischen Stationen und des Wupperverbands wird als offizielles Projekt der UN-Dekade Biologische Vielfalt ausgezeichnet. Die Auszeichnung wird an vorbildliche Projekte verliehen, die sich in besonderer Weise für die Erhaltung der biologischen Vielfalt in Deutschland einsetzen.
Seit 2013 setzen sich die Biologischen Stationen Ennepe-Ruhr-Kreis, Mittlere Wupper, Oberberg, Rhein-Berg, die NABU-Naturschutzstation Leverkusen- Köln und der Wupperverband im Rahmen eines gemeinsamen Umweltnetzwerks für den Biotop- und Artenschutz ein. Ziel der Kooperation ist es, mit praktischen Projekten im Wupperverbandsgebiet den Artenschutz zu fördern und die biologische Vielfalt zu erhalten und zu entwickeln. Im vergangenen Jahr trat auch das Naturschutzzentrum Märkischer Kreis dem Umweltnetzwerk bei.
Im Rahmen der praktischen Arbeit vernetzen die Partner ihr Wissen, planen gemeinsam Gewässerschutzmaßnahmen und entwickeln gezielt Projekte zur Förderung einzelner Arten auf Flächen und Betriebsstandorten des Wupperverbandes. Hierfür bieten die elf Kläranlagen und die 14 vom Verband bewirtschafteten Talsperren sowie weitere Betriebs-und Forstflächen zahlreiche Möglichkeiten.

www.undekade-biologischevielfalt.de

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Baden-Württemberg: „Abwasserwärme ist das Rohöl der Großstadt.“

Der baden-württembergische Umweltminister Franz Untersteller möchte künftig verstärkt die Abwasserwärme im Land dafür nutzen, um das Klima zu schützen. „Abwasser ist eine einheimische, sichere, langfristige und regenerative Energiequelle, die zurecht als ‚Rohöl der Großstadt‘ bezeichnet wird“, sagte Untersteller. Theoretisch könnten zwischen fünf und zehn Prozent aller Gebäude in Baden-Württemberg mit effizienter Wärmepumpentechnologie umweltfreundlich aus dem Abwasserstrom beheizt werden, erläuterte Untersteller. Und obwohl die Technologie bekannt sei, werde sie nur vereinzelt genutzt. Bislang gebe es im Land lediglich rund 25 Projekte zur Nutzung von Abwasserwärme. Untersteller sieht die Abwassernutzung als wichtigen Baustein der kommunalen Wärmeplanung, die mit der Novelle des Klimaschutzgesetzes in größeren Kommunen verpflichtend vorgeschrieben wird.
Lobend hob Untersteller in diesem Zusammenhang das Abwasserwärmeprojekt in Ilsfeld hervor. Dort wird erstmals Wärme aus geklärtem Abwasser im Ablauf der Kläranlage entnommen und ins Wärmenetz eingespeist. Der Ansatz, dem bereits gereinigtem Abwasser Wärme zu entziehen, hat zwei entscheidende Vorteile. Zum einen ist die Technik weniger störanfällig und einfacher zu betreiben, da das Medium Abwasser im Ablauf nur noch sehr wenige Feststoffe enthält. Zum anderen sind die Schwankungen der Ablauftemperatur im Vergleich zum Zulauf zur Kläranlage bedeutend geringer, sodass die Wärmepumpe besser darauf eingestellt werden kann.

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Braunschweiger Klärschlamm wird in Helmstedt verwertet

Nach einem europaweiten Ausschreibungsverfahren hat der Abwasserverband Braunschweig (AVB) die Veolia- Tochter TVF Waste Solutions GmbH und EEW Energy from Waste (EEW) mit der Entsorgung seiner Klärschlämme beauftragt. Von 2021 bis 2030 werden TVF und EEW jährlich bis zu 16 000 Tonnen Klärschlamm aus Braunschweig entsorgen und in der zukünftigen Monoverbrennungsanlage von EEW in Helmstedt verwerten. Neben ihrer Erfahrung mit dem Transport – der Braunschweiger muss über etwa 45 Kilometer transportiert werden – und der thermischen Verwertung von Klärschlämmen verfügen Veolia und EEW auch über das Know-how für die Rückgewinnung von Phosphor aus der Klärschlammasche.

Die Klärschlamm-Monoverbrennung bei EEW wird auf eine Kapazität von 160 000 Klärschlamm-Originalsubstanz ausgelegt. Sie wird nach Angaben von EEW die erste Anlage ihrer Art im Land Niedersachsen sein und etwa 20 Prozent des dort anfallenden Klärschlamms verwerten können. Aus der Asche sollen in einem nachgelagerten Verfahren mindestens 80 Prozent des darin gebundenen Phosphors zurückgewonnen und zu Dünger verarbeitet werden. Bis zur Inbetriebnahme der neuen Monoverbrennungsanlage im Jahr 2021 in Helmstedt werden die Klärschlämme in der Mitverbrennung verwertet.

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Bundesrat votiert für weniger Plastik in Bioabfällen

Mit der vom Bundesrat am 20. September 2019 gebilligten Änderung der Düngemittelverordnung ist auch eine Regelung verbunden, die zu weniger Plastik in Gärresten, Komposten und Düngemitteln führt. Die Änderung geht auf eine Initiative von Baden-Württemberg und Schleswig-Holstein zurück. Mit der neuen Verordnung dürfen nur unverpackte Lebensmittelabfälle aus dem Handel in die Verwertung kommen. Aktuell sind etwa 37 Prozent der in der EU verkauften Lebensmittel in Kunststoff verpackt.

Noch eine zweite Neuerung in der Düngemittelverordnung sei in diesem Zusammenhang wichtig, ergänzte Baden-Württembergs Umweltminister Franz Untersteller: Die Grenzwerte für die Größe der Partikel, die als Fremdstoffrest in den Komposten und Gärresten verbleiben dürfen, werden abgesenkt. Bei Messungen werden künftig auch bereits Partikel ab einer Größe von einem Millimeter berücksichtigt.

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Kommission Landwirtschaft fordert anderen Umgang mit Düngemitteln

Eine fundamentale Neuausrichtung der Agrarwirtschaft in fünf entscheidenden Bereichen schlägt eine neue Veröffentlichung der Kommission Landwirtschaft am Umweltbundesamt (KLU) vor: bei den Nährstoffüberschüssen, beim Ernährungssystem, im internationaler Agrarhandel, der Entwicklung des ländlichen Raumes und in der Digitalisierung. Zum Thema Nährstoffüberschüsse meint die Kommission, nur mit einem grundlegenden Strukturwandel der Landwirtschaft, der Tierhaltung und Ackerbau wieder zusammenführt, könne das Übermaß an Gülle in einigen Regionen sowie der Mangel in anderen, ausgeglichen werden. Konkret rät die KLU, den Einsatz von Mineraldünger deutlich zu verringern und Wirtschaftsdünger wie Gülle besser zu verwerten. Entscheidend sind dafür zunächst die Anpassung des geltenden Düngerechts und ein Ausbau der landwirtschaftlichen Beratung in Hinblick auf umweltgerechtere Düngung. Download der KLU-Position „Landwirtschaft quo vadis?“:

http://www.gfa-news.de/webcode.html?wc=20191009_006

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Bundesregierung sendet weitere Vorschläge zur Anpassung der Düngeverordnung nach Brüssel

Das Bundesumweltministerium und das Bundeslandwirtschaftsministerium haben am 26. September 2019 weitergehende Vorschläge zur von der EU-Kommission geforderten Verschärfung der Düngeverordnung nach Brüssel gesandt. Um das Grundwasser und die Gewässer umfassend zu schützen hatten sich die Ressorts auf diese Maßnahmen verständigt. Mit den nun vorgelegten Nachbesserungen soll der Nitrateintrag ins Grundwasser weiter reduziert werden – auch die Bundesländer stehen bei der Umsetzung in der Pflicht, beispielsweise bei der Entwicklung eines geeigneten Überwachungs- und Monitoringkonzepts.

Der Übersendung vorausgegangen war ein Treffen der beiden Ministerinnen mit dem zuständigen EU-Umweltkommissar Karmenu Vella am 28. August 2019 in Brüssel. In dem Gespräch wurde bekräftigt, mit der Kommission in allen Punkten zu einer einvernehmlichen, zielorientierten sowie praktikablen Lösung gelangen zu wollen.
Die jetzt vorgelegten Vorschläge umfassen unter anderem:
die Verlängerung der Sperrfristen für die Ausbringung von Düngemitteln auf Grünland in den Herbst- und Wintermonaten und für Festmist von Huf-oder Klauentieren die Vergrößerung der Gewässerabstände mit Düngeverbot in Hanglagen
Die Verpflichtung zur Begrünung von Gewässerrandstreifen an Hängen soll im Wasserhaushaltsgesetz geregelt werden.
Die Ausbringung von Festmist auf oberflächlich gefrorenem Boden soll auf 120 kg N/ha begrenzt werden.
Maßnahmen zur Verringerung von Phosphateinträgen in die Gewässer. Hier wird eine flächendeckende Sperrfrist für P-haltige Düngemittel vom 1. Dezember bis 15. Januar eingeführt.

Zudem wurde der Kommission ein detaillierter und aktualisierter Zeitplan zur Änderung der Düngeverordnung mit der offiziellen Mitteilung vorgelegt. Die Europäische Kommission wird den vollständigen Maßnahmenkatalog nun prüfen.

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Nitratbelastung: EuGH weitet Klagemöglichkeiten aus

Ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) vom 3. Oktober 2019 (C- 197/18) weitet die Klagemöglichkeiten bei Verstoß gegen überhöhte Nitratwerte im Grundwasser deutlich aus. Betroffene haben künftig umfassende Klagemöglichkeiten, wenn die Grenzwerte für Nitrat im Grundwasser überschritten werden – schon die Gefahr einer Überschreitung reicht für eine Klage aus. Betroffene Privatpersonen, juristische Personen und Umweltverbände können nun von den zuständigen nationalen Behörden verlangen, dass sie Aktionsprogramme wirkungsvoll ausgestalten oder zusätzliche Maßnahmen ergreifen, um die Nitratwerte nachhaltig zu reduzieren. Hierfür brauchen die Kläger nicht nachzuweisen, dass die bereits erfolgten Maßnahmen unwirksam sind. Anlass für das Urteil des EuGH waren Klagen einer Privatperson und eines Wasserversorgers in Österreich (Wasserleitungsverband Nördliches Burgenland). In beiden Fällen wurde die jeweilige Wasserentnahmestelle durch Nitrat aus landwirtschaftlichen Quellen verunreinigt und der Grenzwert von 50 mg Nitrat pro Liter Grundwasser überschritten.

Schlussanträge der Generalanwältin und Urteil des EuGH:
http://www.gfa-news.de/webcode.html?wc=20191010_001

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Fondsmodell für 4. Reinigungsstufe

Studien zeigen, dass der Medikamentenkonsum in Deutschland bis zum Jahr 2045 um bis zu 62 Prozent steigen wird. Derzeit existieren jedoch keine ökonomischen Anreize zur Vermeidung der Einträge. Eine Verringerung ist aber aufgrund des zunehmenden Anstiegs über die gesamte Akteurskette dringend erforderlich (Hersteller, Apotheken, Verbraucher). Sofern darüber hinaus noch eine weitere Reduzierung durch technische Maßnahmen notwendig ist, ist die verursachergerechte Beteiligung der Hersteller an der Finanzierung die ökologisch und ökonomisch effizienteste Lösung. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie von Prof. Mark Oelmann von der Hochschule Ruhr-West, die für den Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (bdew) erstellt wurde. Oelmann schlägt deshalb ein sogenanntes Fondsmodell vor. Bei diesem Modell würden die Hersteller verursachergerecht an der Finanzierung von Reinigungsleistungen beispielsweise von Medikamenteneinträgen beteiligt. Die Hersteller können dann wählen, welche umweltschonenden technologischen Maßnahmen für sie die ökonomisch effizientesten sind, um ihre Zahlungen in den Fonds so gering wie möglich zu halten. Damit wird ein technologieneutraler Anreiz zur innovativen Vermeidung von Spurenstoffen gefördert.

Download der Studie:
http://www.gfa-news.de/webcode.html?wc=20191001_002

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Neue Klärschlamm-Verwertungsanlage im Chemiepark Bitterfeld-Wolfen im Bau

Im Chemiepark Bitterfeld-Wolfen wurde Anfang Oktober der Grundstein für eine der größten Klärschlamm-Verwertungsanlagen Deutschlands gelegt. Die Investitionskosten für die Anlage belaufen sich auf ca. 80 Millionen Euro. Es werden 15 neue Arbeitsplätze geschaffen. Der Beginn der Inbetriebnahme ist für Sommer 2021 vorgesehen, und der Start der regulären Produktion soll am Jahresende 2021 erfolgen. Jährlich werden dann ca. 260 000 Tonnen entwässerter Klärschlamm aus kommunalen Kläranlagen verwertet.

Die angelieferten Klärschlämme werden in einem Mischbunker zwischengelagert und über verschiedene Fördersysteme zwei großen Scheibentrocknern zugeführt. Über den selbsterzeugten Dampf wird der Klärschlamm auf ca. 40 % Wassergehalt getrocknet und einem Wirbelschichtofen zur Verbrennung zugeführt. Der erzeugte Dampf aus dem Kessel wird auf eine Dampfturbine geleitet. Abzüglich des Eigenbedarfs wird der dadurch erzeugte Strom in das öffentliche Netz gespeist. Für die Anlieferung der Klärschlämme wird neben der Straße auch eine Anbindung an den Schienenverkehr geschaffen.

Die neue Klärschlamm-Monoverbrennungsanlage entsteht direkt neben der seit über zehn Jahren in Betrieb befindlichen Thermischen Restabfallbehandlungsanlage. Gebaut wird die Anlage von der KSR Klärschlammrecycling GmbH, einer 100 %igen Tochter der PD energy GmbH. An der PD energy GmbH sind zu je 50 % die Danpower GmbH – ein Unternehmen der enercity AG Hannover – und die Chemiepark Bitterfeld-Wolfen GmbH – ein Unternehmen der Gelsenwasser-Gruppe – beteiligt.

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Klärschlammentsorgung: Zusammenarbeit im Landkreis Osnabrück

Vier Einrichtungen aus dem Landkreis Osnabrück prüfen eine gemeinsame Lösung zur Klärschlammtrocknung. Der Abwasserbeseitigungsbetrieb Bramsche, die Gemeinde Wallenhorst, die Stadt Melle und die Stadtwerke Georgsmarienhütte bereiten ein entsprechendes Kooperationsmodell vor. Derzeit finden erste Untersuchungen statt, die Abwärme des Stahlwerks Georgsmarienhütte zu nutzen, um den Klärschlamm der vier Kommunen in einer Klärschlammtrocknungsanlage zu trocknen. Die anfallende Gesamtmasse von ca. 14 000 t entwässerten Klärschlamm kann mit dieser Trocknungstechnik auf ca. 3300 t reduziert werden.

Stadtwerke Georgsmarienhütte GmbH Jörg Dorroch Tel. 0 54 01/82 92-15

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Flexitilty zur Erhöhung der Klimaresilienz

Mit sozio-technischer Flexibilisierung zu mehr Klimaresilienz und Effizienz in der städtischen Infrastruktur, dies ist das Ziel des neuen von inter 3 koordinierten Projektes „Flexible Utility“. Zur Klimaanpassung setzen viele Kommunen entweder auf den relativ teuren Ausbau der Infrastruktur oder auf eine ebenfalls teure Dezentralisierung der Ver- und Entsorgungsinfrastruktur. Im Projekt Flexitility wird eine dritte Möglichkeit als potenzielle Alternative zum Aus- und Umbau betrachtet: die Flexibilisierung des Infrastruktur- und Ressourceneinsatzes. In Flexitility soll einerseits untersucht werden, inwieweit die Unternehmen bei der Versorgung ihrer Kunden technisch flexibler werden können. Andererseits richtet sich der Blick auf die Abnehmer, also Haushalte, Gewerbe und Industrie. Welche Möglichkeiten eines flexiblen Konsumverhaltens gibt es bei den Verbrauchern, um die Nachfrage zu „glätten“, also den Verbrauch in Spitzenzeiten zu senken und die Phasen geringer Nachfrage zu reduzieren? Was hindert die Verbraucher daran, ihr momentanes Verbrauchsverhalten an bestehende Infrastrukturkapazitäten anzupassen? Um diesen Fragen auf den Grund zu gehen, wird – orientiert an realen Bedingungen – konkret erprobt, wie die Umgestaltung des Versorgungssystems aussehen könnte. Ein wichtiger Punkt hierbei ist die aktive Beteiligung von Bürgern sowie die Einbindung von Städten und Infrastrukturbetreibern, insbesondere in der Region Anhalt. Das Projekt Flexitility wird im Rahmen der Fördermaßnahme „Umsetzung der Leitinitiative Zukunftsstadt“ vom Bundeministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.

https://www.inter3.de/de/projekte

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SMARTilience: Smarte und klimaresiliente Städte

Um den klimatischen Herausforderungen von morgen zu begegnen, benötigen die Kommunen bereits heute geeignete Werkzeuge, um komplexe Stadtentwicklungsvorhaben zielgerichtet steuern zu können. Deshalb entwickelt das Institut für Arbeitswissenschaft und Technologiemanagement IAT der Universität Stuttgart, das eng mit dem Fraunhofer- Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO kooperiert, gemeinsam mit weiteren Partnern im Rahmen des Projekts „SMARTilience“ eine Toolbox mit innovativen Lösungen. Zu den Projektpartnern gehören die Städte Halle und Mannheim sowie die Drees & Sommer Advanced Building Technology GmbH, Malik Management GmbH und die HafenCity Universität. Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Projekt soll bis Januar 2022 abgeschlossen sein. Ziel von SMARTilience ist es, ein kommunales und integriertes Steuerungsmodell mit sämtlichen Prozessschritten der Planung, Umsetzung und Bewertung für kommunale Entscheidungs- und Handlungstragende zu entwerfen. Das Steuerungsmodell verbindet dabei innovative Formate für ein integriertes kommunales Management mit konkreten Handlungsfeldern einer klimaresilienten Stadt, wie beispielsweise datenbasierte Planungsverfahren, Bürgerbeteiligungsformate, Investition in Ökosystemdienstleistungen oder vernetzte Technologien. In den beiden deutschen Großstädten Halle und Mannheim, die als Reallabors fungieren, kann das Projektteam die entwickelten Ansätze direkt in die praktische Anwendung überführen. Mit den Resultaten will das Projektteam von SMARTilience zunächst zu einer systemischen energie- und rohstoffeffizienten, klimaangepassten und sozial nachhaltigen Entwicklung von Kommunen in Deutschland beitragen. Auf langfristige Sicht sollen jedoch auch politische Handlungsempfehlungen für Bund, Länder und EU erarbeitet werden, welche darauf abzielen, das Thema kommunale Klimaresilienz in bestehende regulatorische Rahmen zu integrieren. Auch die Finanzierung spielt dabei eine entscheidende Rolle. So sollen neue Finanzierungsmodelle identifiziert werden, die auch die Privatwirtschaft mit einbeziehen.

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Bundeskabinett beschließt Entwurf des Klimaschutzgesetzes

Das Bundeskabinett hat am 9. Oktober 2019 ein Klimaschutzgesetz auf den Weg gebracht, das gesetzlich verbindliche Klimaschutzziele für jedes Jahr und jeden einzelnen Bereich vorsieht. Damit gibt das Land sich einen verbindlichen Fahrplan in Richtung Treibhausgasneutralität. Sollte ein Bereich vom Kurs abkommen, greift ein verbindlicher Nachsteuerungsmechanismus als Sicherheitsnetz, so das Bundesumweltministerium in einer Pressemitteilung. Auch das Ziel, dass Deutschland bis 2050 treibhausgasneutral wird, wird erstmals gesetzlich verankert. Das Gesetz geht nun in die parlamentarischen Beratungen.

Das Klimaschutzgesetz schreibt zum ersten Mal gesetzlich verbindlich vor, wie viel Kohlendioxid jeder Bereich pro Jahr ausstoßen darf. Dafür gelten Sektorziele für jedes Jahr zwischen 2020 und 2030. Zugleich wird jedes Jahr überwacht, ob ein Bereich zu viel Kohlendioxid ausstößt – und zwar vom Umweltbundesamt und einem unabhängigen Expertenrat. In dem Fall, dass ein Bereich vom Reduktionspfad Reduktionspfad abweicht, verpflichtet das Gesetz die verantwortlichen Ministerien zu sofortigen Maßnahmen. Nach Auffassung des Bundesumweltministeriums sorgt so das Klimaschutzgesetz dafür, dass das übergreifende Klimaziel für 2030 (- 55 % Kohlendioxid im Vergleich zu 1990) verlässlich erreicht wird.

Darüber hinaus schreibt das Gesetz erstmals das Ziel der Treibhausgasneutralität bis 2050 für Deutschland gesetzlich fest. Vereinbart wird auch, dass die Bundesregierung im Jahr 2025 jährlich absinkende Emissionsmengen für die Zeit nach 2030 festlegen muss, die dann den Pfad in Richtung Treibhausgasneutralität 2050 genauer beschreiben werden.
Das Bundeskabinett beschloss außerdem das Klimaschutzprogramm 2030. Dieses Programm beruht auf den Eckpunkten, die das Klimakabinett am 20. September 2019 beschlossen hatte, ist allerdings ausführlicher. Das Programm enthält zahlreiche umfassende Maßnahmen, die noch in diesem Jahr per Kabinettsbeschluss auf den Weg gebracht werden sollen. Vereinbart wurde zugleich, die Klimaschutzwirkung des Programms von zwei unabhängigen Gutachtern bewerten zu lassen. Die Ergebnisse der Gutachten werden anschließend veröffentlicht.

Fragen und Antworten sowie Grafiken zum Klimaschutzgesetz:
https://www.bmu.de/mehrklimaschutz

Klimaschutzgesetz:
www.bmu.de/GE838

Klimaschutzprogramm 2030:
http://www.bmu.de/DL2356

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Bundesweit einmalig: Stadion in Hamburg schützt vor Überflutung nach Platzregen

Das Hein-Klink-Stadion in Hamburg- Billstedt wird künftig dazu beitragen, den Stadtteil vor Überflutungen nach Starkregen zu schützen. Dafür sorgen Rigolen, die unterhalb der Anlage eingebaut werden. Im Fall eines außergewöhnlich heftigen Platzregens, der die Kanalisation zum Überlaufen bringen würde, nehmen sie bis zu 500 Kubikmeter Regenwasser auf und entlasten auf diese Weise das vorhandene Regenwassersiel deutlich. Die Anlage ist bundesweit nach Angabe der Stadt Hamburg einmalig und Ergebnis einer Kooperation zwischen der Behörde für Umwelt und Energie, dem Bezirksamt Hamburg-Mitte und Hamburg Wasser. Erwartet wird, dass die Speicher- und Versickerungsanlagen bei starken Regenfällen etwa zweimal im Jahr benötigt werden, die Speicher aber nicht vollständig gefüllt sein werden.

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Mikroplastik aus Teebeuteln

Teebeutel aus Kunststoff können bei 95 °C etwa 11,6 Milliarden Mikroplastikpartikel und 3,1 Milliarden Nanoplastikpartikel in eine einzige Tasse des fertigen Tees einbringen. Das ergaben Untersuchungen von Wissenschaftlern der kanadischen McGill University. Das Team untersuchte auch die Wirkungen der Partikel auf den Wasserfloh Daphnia magna und stellte Änderungen in der Anatomie und im Verhalten der Organismen fest. Die Ergebnisse wurden veröffentlicht auf der Website der Zeitschrift Environmental Science & Technology (DOI 10.1021/ acs.est.9b02540).

http://www.gfa-news.de/webcode.html?wc=20190927_005

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Umweltbericht 2019: Viel erreicht und viel zu tun

Das Bundeskabinett hat den von Bundesumweltministerin Svenja Schulze vorgelegten Umweltbericht 2019 beschlossen. Der Bericht der Bundesregierung unter dem Namen „Umwelt und Natur als Fundament des sozialen Zusammenhaltes“ erläutert die wichtigsten umweltpolitischen Maßnahmen der vergangenen vier Jahre und zeigt den Handlungsbedarf auf.

Der Umweltbericht, an dem alle Ressorts mitgearbeitet haben, belegt, dass in vielen Bereichen das Schutzniveau für Umwelt und Gesundheit erhöht und damit eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität erreicht werden konnte. Es gibt beispielsweise anspruchsvollere Vorgaben zur Luftreinhaltung. Es wurden die Voraussetzungen für wirksameren Gewässerschutz geschaffen, und die Anzahl der Naturschutzgebiete ist gestiegen. Es wurden neue Methoden entwickelt, mit denen Chemikalien im menschlichen Körper nachgewiesen werden können. Im Bereich der Ressourceneffizienz sind Verbesserungen an das Produktdesign von energieverbrauchsrelevanten Produkten zu erwarten. Auch auf dem Finanzmarkt wird zunehmend umweltpolitische Verantwortung übernommen, indem Nachhaltigkeitsaspekte immer stärker in die Entscheidungen einbezogen werden.

Es bleiben aber auch viele Herausforderungen. Ein Beispiel: Nicht einmal zehn Prozent – es sind nur 8,2 Prozent – der etwa 9800 Wasserkörper sind insgesamt in einem „sehr guten“ oder „guten“ ökologischen Zustand. Die Ursachen für die Zielverfehlungen beim ökologischen Zustand sind Veränderungen der natürlichen Gewässer- und Uferstrukturen sowie unter anderem hohe Stickstoff- und Phosphoreinträge. 36 Prozent der Grundwasserkörper unter allen Landnutzungen sind in einem schlechten chemischen Zustand. In Deutschland verfehlen knapp 74 Prozent dieser betroffenen Grundwasserkörper die Ziele wegen zu hoher Nitratkonzentrationen.

Download des Umweltberichts:
https://www.bmu.de/download/ umweltberichte

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Pilotprojekt Grundstücksentwässerung in Baden-Württemberg gestartet

Im Dezember 2018 fiel der Startschuss für das Pilotprojekt Grundstücksentwässerung (GEA), das vom Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg initiiert wurde. Die Leitung liegt beim Ministerium, der DWA-Landesverband hat die Projektsteuerung inne, und die Teilnehmer des Netzwerks geanetz.plus sind als Unterarbeitsgruppe mit an Bord.

Der Hintergrund: In Baden-Württemberg existiert eine große Zahl privater Abwasserleitungen in Form von Hausanschlüssen. Deren Zustand ist weitgehend unbekannt, bisherige Erfahrungen weisen jedoch auf einen hohen Sanierungsbedarf hin. Um den Gewässer-und Grundwasserschutz zu gewährleisten, reicht ein intaktes öffentliches Kanalnetz nicht aus. Auch die angeschlossenen Leitungen müssen dicht sein, damit das Abwasser sicher zur Kläranlage geleitet wird. In wassersensiblen Gebieten ist dies besonders wichtig.

Um die entsprechenden Verpflichtungen aus dem baden-württembergischen Wassergesetz (§ 51) in eine umsetzbare Rechtsverordnung zu überführen, die dem sensiblen und komplexen Thema Rechnung trägt, sollen im Pilotprojekt GEA Erkenntnisse zur Überprüfung und Sanierung privater Hausanschlussleitungen gesammelt werden. Das Augenmerk liegt dabei unter anderem auf Umfang und Aufwand für Überprüfung und Sanierung sowie Zusammenspiel und Aufgaben der beteiligten Akteure.

Für die freiwillige Teilnahme am Projekt wurden drei Kommunen in Wasserschutzgebieten der Zone II oder III gesucht, verteilt auf verschiedene Regierungsbezirke im Land. Ein weiteres Auswahlkriterium war zum Beispiel das Bestehen von Misch-und Trennsystemen in der Kommune. Außerdem sollten Grundstückseigentümer mit Zuständigkeit bis zur Grenze, aber auch bis an den öffentlichen Kanal vorhanden sein. Die Entscheidung fiel für die Gemeinden Stockach (Landkreis Konstanz), Ettlingen (Landkreis Karlsruhe) und Blaustein (Alb-Donau-Kreis). In einem ersten Schritt werden die Bürger in den teilnehmenden Gemeinden umfassend informiert und fachlich begleitet. Es ist geplant, dass jeweils etwa 20 Grundstücke auf freiwilliger Basis untersucht werden. Im nächsten Schritt werden die Leitungen gegebenenfalls saniert und auf Dichtheit überprüft. Ein Ingenieurbüro wird die erforderlichen Aufgaben übernehmen und die einzelnen Arbeitsschritte, den jeweiligen Aufwand sowie die Ergebnisse genau dokumentieren.

Auf der Grundlage dieser Erkenntnisse wird das Umweltministerium dann detaillierte und verbindliche Regelungen zur Überprüfung und Sanierung privater Anlagen zur Grundstücksentwässerung treffen. Das Land übernimmt im Pilotprojekt Pilotprojekt unter anderem 100 Prozent der Inspektionskosten und 50 Prozent der Kosten einer möglichen Sanierung (maximal jedoch 5000 Euro pro Grundstück). Die Ergebnisse des Projekts werden voraussichtlich Anfang 2021 vorliegen.

http://geanetz-bw.de

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Klärschlammforum

Klärschlamm bleibt das bestimmende Thema für die Region Nord-Ost und findet im „Klärschlammforum“ am 7. November 2019 im Mercure Hotel Potsdam City seinen bedeutenden Platz. Die Auswirkungen der Klärschlammverordnung sind weitreichend für die Betreiber, Entsorger und Landwirte. Rechtliche Rahmenbedingungen, die LAGA-Vollzugshinweise und die Entsorgungssituation im Norden Deutschlands sind Schwerpunkte dieses Klärschlammforums. Zudem werden aktuelle Lösungswege anhand praktischer Beispiele zur Entwässerung, Verbrennung, Mitverbrennung und Kompostierung aufgezeigt. Im zweiten Teil der Veranstaltung werden Kooperationsformen und Konzepte aus der Region präsentiert und diskutiert. Das praxisnahe Seminar ist für Ingenieure, Betreiber, Verwerter, Naturwissenschaftler, Behördenmitarbeiter, Techniker und Planer konzipiert.

Informationen und Programm
https://www.dwa-no.de/de/landesverband-nord-ost-veranstaltungen.html

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Hamburg: Baustart der weltweit ersten großtechnischen Phosphorrecycling-Anlage

Hamburg Wasser und Remondis starteten am 19. August 2019 mit dem Bau der Phosphorrecycling-Anlage auf dem Klärwerk Hamburg. Zunächst hat auf der rund 1500 Quadratmeter großen Baufläche die Errichtung der Recyclinghalle begonnen. Parallel zum Bau wird im Frühjahr 2020 die verfahrenstechnische Anlagenausrüstung eingebaut. Die Anlage soll noch im selben Jahr in Betrieb gehen und jährlich aus rund 20 000 Tonnen Klärschlammasche bis zu 7000 Tonnen hochreine Phosphorsäure zurückgewinnen. Nach Angaben von Hamburg Wasser kann mit dieser Recyclinganlage erstmals weltweit Phosphor systematisch und im großtechnischen Maßstab aus Klärschlammasche zurückgewonnen werden. Das Projekt wird gefördert vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit mit Mitteln aus dem Umweltinnovationsprogramm. Realisiert wird die Anlage von der Hamburger Phosphorrecyclinggesellschaft mbH, an der Hamburg Wasser zu 60 Prozent und die Remondis Aqua Industrie zu 40 Prozent beteiligt sind.

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Glyphosat in Deutschland bis 2023 verboten

Die Bundesregierung verbietet den Einsatz des Herbizids Glyphosat „zum europarechtlich frühestmöglichen Zeitpunkt im Jahr 2023″, so das Bundesumweltministerium, und wird den Einsatz schon vorher deutlich einschränken. Das Verbot ist Teil des „Aktionsprogramm Insektenschutz“, das das Bundeskabinett am 4. September 2019 beschlossen hat. Der von Lebensräumen, die für Insekten wichtig sind, wird auf die Biotope „Artenreiches Grünland“ und „Streuobstwiesen“ erweitert, und in einem Großteil der Schutzgebiete wird es ein vollständiges Verbot geben für den Einsatz von Herbiziden und biodiversitätsschädigenden Insektiziden. Auch wird bei der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln der Mindestabstand zu Gewässern auf 10 m festgelegt bzw. auf 5 m dort, wo die Abstandsfläche dauerhaft begrünt ist. Diese Regelungen werden noch in dieser Legislaturperiode durch ein Insektenschutzgesetz und parallele Rechtsverordnungen verbindlich vorgegeben, mit Änderungen im Naturschutzrecht, Pflanzenschutzrecht, Düngerecht sowie im Wasserrecht.

www.bmu.de/insektenschutz
www.bmu.de/PU566

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Abgrenzung von Drittstrommengen

Um Regelungen zur Abgrenzung von Drittstrommengen geht es in der Antwort der Bundesregierung (Bundestags- Drucksache 19/12721) auf eine Kleine Anfrage der FDP-Fraktion. Diese Regelungen betreffen Unternehmen, die Ermäßigungen bei den Netzumlagen erhalten für selbst verbrauchten Strom – nicht aber für den, der etwa in der Kantine verbraucht wird oder durch Handwerker, die auf dem Firmengelände tätig sind. Die Bundesregierung äußert sich in der Antwort zu rechtlichen Hintergründen und begründet die Anwendung bestimmter Normen.

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Bundesregierung unterstützt Smart Cities

Die Bundesregierung will die Kommunen befähigen, digitale Technologien im Sinne einer nachhaltigen und integrierten Stadtentwicklung einzusetzen und unterstützt daher den Ansatz von „Smart Cities“. Dieser basiere auf der Smart City Charta, die 2017 von der nationalen Dialogplattform Smart Cities vorgelegt worden sei, schreibt sie in einer Antwort (Bundestags-Drucksache 19/12694) auf eine Kleine Anfrage der AfD-Fraktion. Die Charta enthalte einen Orientierungsrahmen und Empfehlungen, wie der digitale Wandel in den Kommunen zukunftsfähig gestaltet werden könne. Alle Akteure der Stadtentwicklung und insbesondere die Kommunen sollten sich danach „aktiv und strategisch“ mit der Digitalisierung und ihren Wirkungen für das Leben in den Städten, Kreisen und Gemeinden auseinandersetzen. Aktuell befinde sich die Digitalisierung der Städte und ländlichen Regionen noch in der Anfangs-und Erprobungsphase, sodass lediglich vereinzelte, sektorale Pilotprojekte zur Digitalisierung einzelner Bereiche (wie Verkehr und Energie) existierten, führt die Bundesregierung weiter aus. Potenziale für den Einsatz künstlicher Intelligenz würden in einzelnen Anwendungsbereichen von Smart Cities gesehen, wie beispielsweise im Mobilitätsbereich.

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Industrie: Jeder zehnte investierte Euro floss 2017 in den Umweltschutz

Im Jahr 2017 investierten Unternehmen des Produzierenden Gewerbes (ohne Baugewerbe) in Deutschland 8,4 Milliarden Euro in Sachanlagen für den Umweltschutz (- 1,0 % gegenüber 2016). Solche Anlagen dienen der Verringerung, Vermeidung oder Beseitigung von Emissionen in die Umwelt oder ermöglichen eine schonendere Ressourcennutzung. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) weiter mitteilt, entsprechen die Umweltschutzinvestitionen einem Anteil von 10,1 % an allen 2017 getätigten Investitionen der Unternehmen (83 Milliarden Euro).

Die Hauptinvestitionen mit einem Anteil von 42,7 % (3,6 Milliarden Euro) flossen in den Bereich Abwasserwirtschaft, insbesondere in Klär-und Neutralisationsanlagen. Dieser Bereich wuchs gegenüber dem Vorjahr um 14,1 % (443 Millionen Euro). Mit einem Anteil von 26,7 % (2,2 Milliarden Euro) folgt der Investitionsbereich Klimaschutz. Im Vorjahresvergleich sanken die Investitionen hier um 21,4 %. Dies ist überwiegend auf gesunkene Investitionen erneuerbare Energien um 568 Millionen Euro auf 1,1 Milliarden Euro zurückzuführen (35,1 %). Bis 2015 stieg das Investitionsvolumen in diesem Bereich aufgrund von Großinvestitionen stark an, seit 2016 ist ein kontinuierlicher Rückgang zu verzeichnen. Die Investitionen im Bereich Abfallwirtschaft stiegen im Vergleich zum Vorjahr um 5,8 % auf 1,6 Milliarden Euro.

Betrachtet nach dem wirtschaftlichen Schwerpunkt der Unternehmen entfiel der Großteil der Umweltschutzinvestitionen auf die Wirtschaftsabteilungen Abwasserentsorgung (30,9 % beziehungsweise 2,6 Milliarden Euro), Energieversorgung (18,3 % beziehungsweise 1,5 Milliarden Euro) und Sammlung, Behandlung und Beseitigung von Abfällen sowie Rückgewinnung (14,8 % beziehungsweise 1,2 Milliarden Euro).
Detaillierte Ergebnisse bietet die Fachserie 19 Reihe 3.1 „Erhebung der Investitionen für den Umweltschutz 2017″.

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Drei Millionen Euro für die Spurenstoffelimination auf dem Hauptklärwerk Stuttgart

Die größte Kläranlage in Baden-Württemberg, das Hauptklärwerk in Stuttgart-Mühlhausen, erhält eine vierte Reinigungsstufe, die Spurenstoffe aus dem Abwasser entfernen kann. Dafür investiert die Landeshauptstadt Stuttgart bis 2028 rund 85 Millionen Euro. Das Land Baden-Württemberg fördert den ersten Bauabschnitt mit 2,9 Millionen Euro. Den Förderbescheid hat Oberbürgermeister Fritz Kuhn von Umweltminister Franz Untersteller am 3. September 2019 entgegengenommen. In der geplanten vierten Reinigungsstufe kommt Pulveraktivkohle zum Einsatz. Die Anlage wird bei laufendem Betrieb erweitert. Das Vorhaben wird in drei Bauabschnitte gegliedert. Die Arbeiten zum ersten Abschnitt beginnen im Herbst 2019. Es wird unter anderem die Station für die Aktivkohledosierung an den Belebungsbecken errichtet sowie die Sandfilteranlage erneuert und ausgebaut. Außerdem wird die Elektro-und Maschinentechnik überholt.

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Nitratrichtlinie: Bundesministerinnen stellen der EU geplante Verschärfungen vor

Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner und Bundesumweltministerin Svenja Schulze haben am 28. August 2019 dem zuständigen EU-Umweltkommissar Karmenu Vella die Anpassungen der Bundesregierung zur Düngeverordnung vorgestellt. Um das Grundwasser und die Gewässer umfassend zu schützen und den Eintrag des Pflanzennährstoffs Nitrat zu reduzieren, hatten sich die Ressorts im Vorfeld auf verschärfte Regelungen verständigt. Mit den nun bei der EU vorgelegten Nachbesserungen sollen europäische Strafzahlungen vermieden werden.
Gegenüber Karmenu Vella bekräftigten die Ministerinnen, mit der Kommission in allen Punkten zu einer einvernehmlichen, zielorientierten sowie praktikablen Lösung gelangen zu wollen, Zweifel auszuräumen. Das Gespräch sei sehr konstruktiv gewesen, so Klöckner und Schulze im Anschluss. Die Generaldirektion Umwelt wird den vollständigen Maßnahmenkatalog nun prüfen.

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Unterschiedliche Resistenzentwicklung bei Mikroorganismen

Hinsichtlich der Antibiotikaresistenzen ist in den vergangenen Jahren in Deutschland eine gegenläufige Entwicklung zu beobachten. Bei den Enterobakterien Klebsiella pneumoniae habe die Resistenz gegenüber allen untersuchten Antibiotikaklassen mit Ausnahme der Carbapeneme signifikant zugenommen, heißt es in der Antwort (Bundestags- Drucksache 19/12409) der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der FDP-Fraktion.
Auch bei Escherichia coli nehme die Multiresistenz signifikant zu. Der Anteil von Vancomycin-resistenten Enterococcus faecium (VRE) sei gleichfalls signifikant gestiegen. Hingegen setze sich der seit mehreren Jahren beschriebene rückläufige Trend für Methicillin-resistente Staphylococcus aureus (MRSA) fort.
Antibiotikastrategien auf nationaler Ebene seien nicht ausreichend, da sich resistente Erreger durch den Handels-und Reiseverkehr über Grenzen hinweg ausbreiten könnten. Die konsequente Umsetzung des globalen Aktionsplans zu Antibiotikaresistenzen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sei daher von zentraler Bedeutung.

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WHO: Mehr Forschung zu Mikroplastik nötig

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hält weitere Forschung zum Verhalten von Mikroplastik in der Umwelt und zur möglichen Wirkung von Mikroplastik auf die menschliche Gesundheit für nötig. Die WHO plädiert weiter für eine Verminderung der Verschmutzung der Umwelt mit Kunststoff. Die Organisation hat eine Studie zum Vorkommen von Mikroplastik im Trinkwasser veröffentlicht und meint auf dieser Grundlage, Mikroplastik in Trinkwasser würde anscheinend bei den derzeitigen Konzentrationen kein Gesundheitsrisiko sein. Hierzu müsse aber noch mehr geforscht werden. Nach der vorliegenden Analyse würden Mikroplastik-Partikel größer 150 μm wahrscheinlich nicht vom menschlichen Körper aufgenommen, und die Aufnahme kleinerer Partikel dürfte gering sein. Allerdings sei die Datenlage noch sehr begrenzt. Benötigt werden laut WHO analytische Standardverfahren zur Messung von Mikroplastik-Partikeln in Wasser, weitere Untersuchungen zum Auftreten von Mikroplastik in Frischwasser sowie zur Wirksamkeit von Verfahren zur Wasseraufbereitung.
Die WHO empfiehlt den Wasserunternehmen, sich bevorzugt mit der Entfernung schädlicher Mikroorganismen und Chemikalien zu befassen. Denn die gängigen Verfahren zur Aufbereitung von Trinkwasser und zur Reinigung von Abwasser würden auch Mikroplastik entfernen. Die Abwasserbehandlung könne Mikroplastik im Abwasser um 90 Prozent reduzieren. Ein hoher Anteil der Bevölkerung weltweit habe derzeit aber keinen Zugang zu einwandfrei aufbereitetem Trinkwasser, und ihre Abwässer würden nicht angemessen gereinigt. Hier gelte es anzusetzen.
Download der Studie „Microplastics in Drinking-Water“.

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WM-Titel in Water Technology geht an Asien

Der deutsche Abwasserprofi Lukas Kohl hat auf seiner Rückreise von der Weltmeisterschaft der Berufe in Kazan gleich zwei Medaillen im Gepäck. Eine Exzellenz-Medaille, weil er von möglichen 1000 Punkten mehr als 700 erreicht hat. Und den „Sustainable Practice Award“, der umweltbewusstes Arbeiten und den nachhaltigen Umgang mit Arbeitsmaterialien auszeichnet. In der Gesamtwertung schaffte es der 22-Jährige in der Disziplin „Water Technology“ auf den fünften Platz. Gold ging an China und wegen annähernder Punktgleichheit an Indien, Bronze konnte Singapur erstreiten.
„Wir sind sehr stolz auf Lukas“, sagt Rüdiger Heidebrecht, Leiter der Abteilung Bildung und Internationale Zusammenarbeit bei der DWA und vehementer Verfechter des Konzepts des lebenslangen Lernens. „Berufswettbewerbe fördern die Entwicklung junger Menschen. Da kommt es weniger darauf an, letztendlich auf dem Siegertreppchen zu stehen.“
Heidebrecht hatte in der Abwasserbranche die Idee zur Teilnahme an beruflichen Skills ins Rollen gebracht, zunächst auf nationaler Ebene und seit 2013 auch über WorldSkills International. „Water Technology“ fand dieses Jahr erstmalig als offizielle Wettbewerbsdisziplin statt. Lukas Kohl, der bei der Stadtentwässerung und Umweltanalytik Nürnberg arbeitet, konnte sich für WorldSkills qualifizieren, weil er im vergangenen Jahr beim Water Skill der DWA während der IFAT in München und im anschließenden Auswahlverfahren als Bester abgeschnitten hat. Gute Leistungen in nationalen Vorentscheiden gehen einer Teilnahme an der Weltmeisterschaft der Berufe voraus.
In Russland haben sich vom 22. bis 27. August 2019 elf Nationen in der Disziplin „Water Technology“ beteiligt. Insgesamt waren mehr als 1350 junge Leute aus rund 60 Ländern in 56 unterschiedlichen Disziplinen am Start. Die deutsche Nationalmannschaft hatte 39 Fachkräfte mit unterschiedlichen Berufen aus Industrie, Handwerk und Dienstleistung vor Ort. Das deutsche Team landete durch zwei Goldmedaillen und eine Bronzemedaille sowie weitere 20 Exzellenz-Medaillen auf Platz 13 der Medaillenwertung.

https://de.dwa.de/de/worldskills.html

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Bundesregierung schlägt weitere Anpassungen der Düngeverordnung vor

Das Bundesagrarministerium und das Bundesumweltministerium haben sich am 21. August 2019 auf verschärfende Anpassungen zur Düngeverordnung geeinigt, die auch der EU-Kommission vorgelegt werden. In einem Länder-und Verbändegespräch auf Einladung von Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft, Julia Klöckner, an dem auch Bundesumweltministerin Svenja Schulze teilnahm, gab es „breite Zustimmung für die Vorschläge der Bundesregierung“, so das Bundeslandwirtschaftsministerium in einer Pressemitteilung.

Vorgesehen ist unter anderem:
den Nährstoffvergleich durch Aufzeichnungspflichten über die tatsächlich aufgebrachten Düngermengen zu ersetzen
die Sperrfristen für das Aufbringen von Düngemitteln in den besonders belasteten Gebieten auf Grünland und für das Aufbringen von Festmist von Huf-und Klauentieren und Komposte zu verlängern und  besondere Vorgaben für das Ausbringen von Düngemitteln für Hangflächen bereits ab fünf Prozent Neigung festzuschreiben.
Für die Europäische Kommission sind zudem die Länderverordnungen zur Ausweisung roter – also besonders belasteter – Gebiete ein wichtiger Punkt. Derzeit liegen zwölf Verordnungen vor, einige Länder sind noch in der Pflicht, die entsprechenden Regelungen schnellstmöglich zu erlassen.

Indessen haben neun in den Ländern für Landwirtschaft und/oder Umwelt zuständige Minister/innen einen Brief an Bundeslandwirtschaftsministerin Klöckner geschickt. Dieser enthält die Forderung, dem Verursacherprinzip Rechnung zu tragen und ein präzises Monitoring zu nutzen: „Bislang wurde versäumt, rechtzeitig die großen Nitratfrachten zu reduzieren. Nun muss sichergestellt werden, dass nicht alle in Mithaftung genommen werden. Insbesondere nicht ökologisch und extensiv wirtschaftende Betriebe, die bereits heute gewässerschonend arbeiten. Nur mit größtmöglicher Transparenz über die tatsächlich ausgebrachten Nährstoffmengen – beispielsweise über eine vollständige und ehrliche Hoftorbilanz inklusive der mineralischen Düngemittel – kann die Einhaltung von Umweltzielen beim Gewässerschutz, Naturschutz und letztlich auch beim Klimaschutz gewährleistet werden. Das von der Kommission geforderten Monitoring muss sich auf die tatsächliche Düngung konzentrieren. Beim Nitratmessnetz anzusetzen, wie es die Bundesregierung plant, ist der falsche Ansatz. Bis im Wasser Verbesserungen messbar sind, können teilweise Jahre vergehen. Nur wenn die Landwirtschafts-und Umweltbehörden heute identifizieren können, auf welchen Flächen zu viel Stickstoff und Phosphat eingetragen wird, werden wir eine Reduktion der Düngung und damit verbundene sinkende Belastungen erreichen.“

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1491 Gigawattstunden Strom aus Klärgas im Jahr 2018 erzeugt

Im Jahr 2018 wurden in Deutschland 1491 Gigawattstunden Strom aus Klärgas in Kläranlagen erzeugt. Das entspricht annähernd dem Vorjahreswert. Mit dieser Strommenge könnte bei einem durchschnittlichen Pro-Kopf-Stromverbrauch von rund 1900 Kilowattstunden eine Großstadt wie Frankfurt am Main ein Jahr lang mit Strom versorgt werden. Wie das Statistische Bundesamt weiter mitteilt, hatte Klärgas im Jahr 2018 einen Anteil von 0,7 % an der gesamten Strombereitstellung aus erneuerbaren Energien.
Von den über 9000 Kläranlagen im Jahr 2018 erzeugten 1274 Anlagen Klärgas, davon 88 % mit Stromgewinnung. Im Jahr 1998 – dem ersten Jahr, in dem die Stromerzeugung in Kläranlagen erfasst wurde – gab es 1114 Anlagen mit Klärgasgewinnung, von denen nur rund die Hälfte daraus Strom erzeugte.
Strom und Wärme aus Klärgas werden heute meist vor Ort in Blockheizkraftwerken erzeugt, wobei der überwiegende Teil des Stromes (2018: 92 %) innerhalb der Kläranlagen verbraucht wird. Auch die dabei anfallende Abwärme wird in den meisten Fällen selbst genutzt, beispielsweise zur Beheizung der Faultürme.
Zeitreihen zur Gewinnung, Verwendung und Abgabe von Klärgas.

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Förderung für innovative KMU

Das Bundesforschungsministerium hat die Richtlinie zur Förderung von Projekten zum Thema „KMU-innovativ: Ressourceneffizienz und Klimaschutz“ veröffentlicht (Bundesanzeiger vom 20. August 2019). Damit soll das Innovationspotenzial kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU) im Bereich Spitzenforschung gestärkt sowie die Forschungsförderung insbesondere für erstantragstellende KMU attraktiver gestaltet werden. Gegenstand der Förderung sind risikoreiche industrielle Forschungs-und vorwettbewerbliche Entwicklungsvorhaben, die technologieübergreifend und anwendungsbezogen sind. Als einer der Themenschwerpunkte wird nachhaltiges Wassermanagement genannt, mit zum Beispiel Fragestellungen wie: innovative Verfahren zur Trinkwassergewinnung und Wasseraufbereitung; Strategien und Technologien zur Wassereinsparung und Kreislaufführung (einschließlich Aquakultur); innovative Abwasser-bzw. Regenwasserbehandlungstechnologien und Energiegewinnung aus Abwasser; Konzepte und Technologien zur Kopplung von Stoffströmen (zum Beispiel Wasser, Energie, Abfall) und gegebenenfalls Rückgewinnung von (Nähr-)Stoffen (zum Beispiel Phosphor); ressourcenschonende Verwertung von Klärschlamm und Gülle für einen vorbeugenden Grundwasserschutz; Mess-, Steuer-und Regelungstechnik für Wassersysteme; effiziente Bewässerungstechnologien; ressourcen-und energieeffiziente Anpassungsmaßnahmen zur Steigerung der Exportfähigkeit im Wassersektor. Bewertungsstichtage für Projektskizzen sind jeweils der 15. April und der 15. Oktober eines Jahres.

https://www.bmbf.de/foerderungen/bekanntmachung-2580.html

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Förderinitiative des Bundesumweltministeriums zur künstlichen Intelligenz gestartet

Das Bundesumweltministerium hat seine neue Förderinitiative „KI-Leuchttürme für Umwelt, Klima, Natur und Ressourcen“ gestartet. Gesucht sind Projekte, die Künstliche Intelligenz nutzen, um ökologische Herausforderungen zu bewältigen, und die beispielgebend sind für eine umwelt-, klima-und naturgerechte Digitalisierung. Dazu stehen aus dem Haushalt 2019 Fördermittel in Höhe von 27 Millionen Euro bereit.
Es gibt zwei Förderlinien, die Projekte verschiedener Entwicklungsstadien adressieren:
Der Call for Participation „KI für den Umweltschutz“ sucht kreative und innovative Ideen für ökologische Herausforderungen. Das Verfahren ermöglicht Bewerbern mit oder ohne Fördererfahrung ihre Kompetenzen und Ideen einzubringen. Der Call richtet sich vor allem an interdisziplinäre Teams. Ziel ist, die Gemeinschaft, die sich mit den Chancen digitaler Technologien für die Umwelt beschäftigt, zu verbreitern.
Die zweite Förderlinie richtet sich an Projekte mit einem bereits höheren Reifegrad. Sie soll Entwicklung, Einsatz und Vermittlung KI-basierter Anwendungen für ökologische Herausforderungen fördern.
Projektträgerin ist die Zukunft – Umwelt – Gesellschaft (ZUG), eine bundeseigene Dienstleistungs-GmbH zur Förderung von Umwelt-, Natur-und Klimaschutz.

https://www.z-u-g.org/aufgaben/ki-leuchttuerme

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Bundesregierung: Antibiotikaeinsatz in der Nutztierhaltung optimieren

Die Antibiotikaanwendung in der Geflügelmast muss optimiert werden. Diese Ansicht vertritt die Bundesregierung in einer Antwort (Bundestags-Drucksache 19/12518) auf eine Kleine Anfrage zum unsachgemäßen Arzneimitteleinsatz in der Nutztierhaltung. Die verantwortlichen Wirtschaftsbeteiligten sollen geeignete Maßnahmen zur Verbesserung der Tiergesundheit und zur Vermeidung bakterieller Infektionen in Geflügelbeständen systematisch und kontinuierlich ergreifen, um die Voraussetzungen für eine dauerhafte Reduktion des Antibiotikaeinsatzes zu schaffen. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft stehe deshalb im intensiven Dialog mit den beteiligten Branchen. Mit der Geflügelwirtschaft sei verbindlich vereinbart worden, dass diese Maßnahmen vorlegt, die zu einer signifikanten Reduktion des allgemeinen Antibiotikaeinsatzes sowie insbesondere des Einsatzes von Reserveantibiotika führen.

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Ruhr-Konferenz: durchgängiges Netz der grünen Infrastruktur für das Ruhrgebiet

Die Landesregierung von Nordrhein- Westfalen will die grüne Infrastruktur in der Metropolregion Ruhr weiter ausbauen und stärken. Hierzu wurden im Themenforum Grüne Infrastruktur der Ruhr- Konferenz in einem breit angelegten Prozess und mit Beteiligung vieler Akteure jetzt zwei Projekte beschrieben und der Landesregierung zur Umsetzung vorgeschlagen. Zum einen ist dies die „Offensive Grüne Infrastruktur 2030“ sowie das Projekt „Klimaresiliente Region mit internationaler Strahlkraft“. Im nächsten Schritt wird die Landesregierung die Projektvorschläge aller Themenforen zu einem Maßnahmenpaket bündeln. Im Herbst wird das Landeskabinett entscheiden, welche Projekte der insgesamt 20 Themenforen umgesetzt werden. Die Umsetzung der Projekte soll ab 2020 erfolgen. Das Vorhaben „Klimaresiliente Region mit internationaler Strahlkraft“ geht auf einen Vorschlag der Emschergenossenschaft zurück. Dort soll eine Service-Stelle angesiedelt werden, die eine integrierte, wassersensible Stadtentwicklung koordiniert. Maßnahmen zur Flächenentsiegelung, Steigerung der Verdunstung und Versickerungsraten und auch zur Dach- und Fassadenbegrünung sollen umgesetzt werden, um so die Region bei der Bewältigung der jetzt schon bestehenden Folgen des Klimawandels zu unterstützen. Dadurch sollen hitzebedingte Gesundheitsgefahren abgemildert und Überschwemmungsrisiken gesenkt werden.

www.ruhr-konferenz.nrw

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EU-Kommission fordert Frankreich auf, die Anstrengungen zu verstärken, um die ökologisch vorgegebene Abflussmenge des Rheins wiederherzustellen

Die EU-Kommission fordert Frankreich auf, seinen unionsrechtlichen Verpflichtungen (Wasserrahmenrichtlinie) nachzukommen. Die Kommission fordert die französischen Behörden auf, den Zustand des Rheins auf seinem Hoheitsgebiet zu verbessern, um die ökologische Kontinuität zu gewährleisten, das heißt, die Migration von Fischarten über Staudämme hinaus zu ermöglichen. Im Rahmen der im Oktober 2000 angenommenen Richtlinie hatten sich die Mitgliedstaaten darauf geeinigt, Maßnahmen zu ergreifen, um sicherzustellen, dass Wasserkörper bis 2015 in einen guten ökologischen Zustand versetzt werden. Im Rahmen der EU-Richtlinien müssen EUMitgliedstaaten eine Reihe von Bedingungen für die Erhaltung der biologischen Vielfalt, des natürlichen Abflusses und gegen Verschmutzung erfüllen. Die Frist kann unter bestimmten Voraussetzungen verlängert werden, die Kommission befürchtet jedoch, dass Frankreich keine ausreichenden Gründe vorgelegt hat, um den Zeitpunkt der Einhaltung zu verschieben. Darüber hinaus haben die französischen Behörden keinen Zeitplan mit einem Programm zur Erfüllung dieser EU-Normen vorgelegt. Frankreich hat nun zwei Monate (bis September 2019) Zeit, um auf die Bedenken der Kommission zu reagieren. Andernfalls kann die Kommission beschließen, eine mit Gründen versehene Stellungnahme zu übermitteln.

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Ernst-Kuntze-Preis 2020

Für das Jahr 2020 lobt die DWA den Ernst-Kuntze-Preis aus. Mit dem Ernst- Kuntze-Preis werden Arbeiten und Erfindungen ausgezeichnet, die zu wesentlichen Verbesserungen auf den Arbeitsgebieten der Vereinigung in der Praxis geführt haben. Dies können Entwicklungen oder Maßnahmen zur Verbesserung wasserwirtschaftlicher Anlagen oder zur Verbesserung der Gewässerqualität sein. Der Ernst-Kuntze-Preis ist mit 5000 € dotiert. Die Bewerbung muss enthalten:
●● Angaben über Name, Geburtsdatum, Ausbildungsgang (Lebenslauf) und Anschrift des Bewerbers
●● die der Bewerbung zugrunde liegende Arbeit bzw. Beschreibung der Erfindung
●● Kurzbeschreibung der technischen, wirtschaftlichen und ökologischen Bedeutung sowohl speziell für die Abwassertechnik, als auch für den Gewässer- und Umweltschutz allgemein
●● eine eidesstattliche Erklärung, dass die eingereichte Arbeit von dem Bewerber selbst angefertigt ist.

Die Arbeit ist in digitaler Form einzureichen. Vollständige Bewerbungen bitte bis zum 31. Oktober 2019 an: E-Mail: aschenbrenner@dwa.de https://de.dwa.de/de/ernst-kuntze-preis.html  

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Geplantes Mikroplastikverbot auf Kunstrasenplätzen gilt nicht für Bestandsplätze

In den letzten Monaten sorgte der Vorschlag der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA), Mikroplastik in der Umwelt zu minimieren, für großes Aufsehen – insbesondere bei Sportvereinen, die Kunstrasenplätze unterhalten. Nach einem ressortübergreifenden Fachgespräch, zu dem das für Chemikaliensicherheit zuständige Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen eingeladen hatte, gibt es nun eine Entwarnung: Die Vertreter der Ministerien sind sich einig, dass die ECHA und die Europäische Kommission kein Verbot von Kunstrasenplätzen planen. Ein mögliches Verbot von Mikroplastik als Einstreugranulat in Kunstrasen betreffe nur die Zukunft und bedeute nicht, dass bereits bestehende Kunstrasenplätze sofort erneuert oder gar stillgelegt werden müssten. Das Land Nordrhein- Westfalen fördert auch weiterhin den Bau von Kunstrasenplätzen im Rahmen der entsprechenden Landesprogramme, sofern keine Kunststoffgranulate verwendet werden. Dies können Kunstrasenplätze ohne Einstreugranulate oder Kunstrasenplätze mit alternativen Granulaten wie Quarzsand oder Kork sein.

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Sachsen-Anhalt: Neue Landesverordnung für nitratgefährdete Gebiete in Kraft

Seit dem 6. Juli 2019 ist in Sachsen-Anhalt die neue „Verordnung über ergänzende düngerechtliche Vorschriften“ in Kraft. Diese Verordnung regelt die Ausweisung von nitratgefährdeten Gebieten. Dies sind Gebiete von Grundwasserkörpern, die aufgrund von Nitrat in den schlechten Zustand eingestuft wurden. Ziel der Verordnung ist die Verbesserung des Grundwasserschutzes. In Sachsen-Anhalt erfolgt die Ausweisung der Gebietskulisse nach der Methodik der Binnendifferenzierung. Dabei werden die boden-klimatischen Besonderheiten des Landes als mitteldeutsches Trockengebiet mit unter anderem geringen Niederschlägen und Sickerwasserraten in einer Risikoanalyse für erhöhte Nitratkonzentrationen im Grundwasser berücksichtigt. Zum besseren Schutz des Grundwassers gelten in den ausgewiesenen Gebieten strengere Regeln als die allgemein geltenden Anforderungen der Düngeverordnung. Der ermittelte Düngebedarf darf aufgrund nachträglich eintretender Umstände wie zum Beispiel günstige Witterungs- und Wachstumsbedingungen um maximal 10 Prozent überschritten werden. Festmist von Huf- und Klauentieren sowie Kompost dürfen im Zeitraum vom 15. November bis 31. Januar nicht aufgebracht werden. Zusätzlich sind die Betriebe verpflichtet, vor Ausbringung von Wirtschaftsdüngern oder Gärrückständen deren Gehalt an Nährstoffen nach wissenschaftlich anerkannten Messmethoden zu ermitteln oder diese im Auftrag feststellen zu lassen.

www.llg.sachsen-anhalt.de  

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Klimaangepasste Entwicklung eines neuen Stadtquartiers in Münster

Klimaschutz und Klimaanpassung werden immer mehr zur zentralen Aufgabe der Stadtplanung. Ein Leuchtturmprojekt ist die klimaresiliente Entwicklung des neuen Stadtquartiers in Münster (Nordrhein-Westfalen) auf dem Gelände der ehemaligen Oxford Kaserne. Hier soll Niederschlagswasser künftig nicht in den Kanal geleitet, sondern oberflächlich abgeführt und in Mulden gespeichert werden. Dadurch sollen die Folgen von Wetterextremen wie Hitze oder Starkregen besser abgefedert werden. Zuständig für die Umsetzung der städtebauliche Entwicklung der ehemaligen Kasernen York und Oxford ist die Konvoy GmbH, eine 100prozentige Tochtergesellschaft der Stadt Münster. Mit Hilfe der Förderung kann die Stadt den Ansatz der wassersensiblen Stadtentwicklung im neuen Quartier umsetzen. Die Stadt Münster hatte sich im Projektaufruf KommunalerKlimaschutz. NRW mit ihrer Strategie „Nachhaltig wachsen: Münster aktiv klimagerecht gestalten“ durchgesetzt und erhält aus Mitteln der Europäischen Union aus dem europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und Mitteln des Landes Nordrhein-Westfalen Fördermittel in Höhe von 1,6 Millionen Euro zur Umsetzung von Klimaschutz- und Klimaanpassungsmaßnahmen. der Stadtplanung. Ein Leuchtturmprojekt ist die klimaresiliente Entwicklung des neuen Stadtquartiers in Münster (Nordrhein-Westfalen) auf dem Gelände der ehemaligen Oxford Kaserne. Hier soll Niederschlagswasser künftig nicht in den Kanal geleitet, sondern oberflächlich abgeführt und in Mulden gespeichert werden. Dadurch sollen die Folgen von Wetterextremen wie Hitze oder Starkregen besser abgefedert werden. Zuständig für die Umsetzung der städtebauliche Entwicklung der ehemaligen Kasernen York und Oxford ist die Konvoy GmbH, eine 100prozentige Tochtergesellschaft der Stadt Münster. Mit Hilfe der Förderung kann die Stadt den Ansatz der wassersensiblen Stadtentwicklung im neuen Quartier umsetzen. Die Stadt Münster hatte sich im Projektaufruf KommunalerKlimaschutz. NRW mit ihrer Strategie „Nachhaltig wachsen: Münster aktiv klimagerecht gestalten“ durchgesetzt und erhält aus Mitteln der Europäischen Union aus dem europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und Mitteln des Landes Nordrhein-Westfalen Fördermittel in Höhe von 1,6 Millionen Euro zur Umsetzung von Klimaschutz- und Klimaanpassungsmaßnahmen.

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Berliner Wasserbetriebe: alle schweren Lkw mit Abbiegeassistenten nachgerüstet

Die Berliner Wasserbetriebe haben alle 88 schweren Lkw des Unternehmens mit einem Gesamtgewicht über 7,5 Tonnen und damit alle der oberen Unfall-Risikogruppe für Fußgänger und Radfahrer in den vergangenen Wochen mit Abbiegeassistenzsystemen nachgerüstet, 150 kleinere und leichtere Fahrzeuge zwischen 3,5 und 7,5 Tonnen Gewicht folgen bis zum Jahresende. Alle neuen schweren Lkw werden bereits mit entsprechenden Totwinkelassistenzsystemen ausgerüstet bestellt. Bei den leichteren Lastwagen wurde das Risiko anhand von Fahrzeuglänge und Aufbauten individuell ermittelt. Daraus ergab sich für 150 Fahrzeuge ein Nachrüstbedarf, der bis Weihnachten abgearbeitet wird. Techniker der Wasserbetriebe hatten seit 2018 verschiedene Nachrüstsätze im Berliner Praxistest. Danach fiel die Entscheidung auf zwei unterschiedliche Systeme eines Herstellers, darunter eine 360 Grad-Kamera und ein akustisches Warnsystem. Die Berliner Wasserbetriebe beziffern die Investition auf insgesamt rund 650 000 Euro. Zusätzlich habe es weitere Schulungen gegeben.

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Klimawandel-Folgen für Gewässer

Eine globale Erwärmung von zwei Grad Celsius infolge des Klimawandels wird nach Darstellung der Bundesregierung Gewässer-Ökosysteme in Deutschland und Europa mit „hoher Wahrscheinlichkeit“ verändern. „Die möglichen Änderungen des Temperatur- und Niederschlagregimes, des Durchflusses, der Nährstoffkonzentrationen und weiterer Faktoren können langfristig zu negativen Effekten bei einzelnen Arten und den Lebensgemeinschaften der Gewässer führen“, schreibt die Bundesregierung in einer Antwort (Bundestags-Drucksache 19/11297) auf eine Kleine Anfrage der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen. Es ist demnach davon auszugehen, dass beispielsweise physiologisch tolerante und wärmeliebende Arten zunehmen, während etwa weniger tolerante Arten mit engen ökologischen Amplituden zurückgedrängt werden.

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Neue Gesellschaft für zukunftssichere Klärschlammverwertung in Wuppertal gegründet

Mit der Unterzeichnung eines Gesellschaftsvertrags haben am 17. Juli 2019 in Wuppertal zwei kommunale Stadtentwässerungsbetriebe und drei Wasserverbände aus Nordrhein-Westfalen den Grundstein für eine zukünftige gemeinsame Klärschlammentsorgung gelegt: die Entwässerungsbetriebe der Städte Düsseldorf und Münster sowie der Aggerverband, der Bergisch-Rheinische Wasserverband und der Wupperverband. Die neue Gesellschaft trägt den Namen Klärschlammverwertung Buchenhofen GmbH. Die fünf Partner planen, künftig am Wuppertaler Standort Buchenhofen ihre Klärschlämme gemeinsam in einer neuen Mono-Klärschlammverbrennungsanlage zu entsorgen. Die neu gegründete GmbH wird nun mit der Planung für dieses Vorhaben beginnen. Die neue Schlammverbrennungsanlage entsteht auf dem Standort Buchenhofen des Wupperverbands. Hier betreibt der Verband seine größte Kläranlage und bereits seit 1977 eine Schlammverbrennungsanlage. Bis zur Inbetriebnahme der neuen Anlage der Klärschlammverwertung Buchenhofen GmbH wird der Wupperverband die vorhandene Anlage weiter zur Verbrennung eigener und externer Klärschlämme nutzen. Die neue Anlage soll mit einer Kapazität von insgesamt 36 000 Tonnen etwas mehr als die jetzige Anlage des Wupperverbands am gleichen Standort leisten, deren Kapazität bei 32 000 Tonnen liegt. Die neue Verbrennungsanlage bietet zudem technisch und wirtschaftlich gute Voraussetzungen für die gesetzlich ab 2029 geforderte Rückgewinnung von Phosphor, der zu einem erheblichen Anteil in der Verbrennungsasche enthalten ist.

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Bayern: Pilotprojekt Kanalplakette „Kein Schmutzwasser in diesen Gully“ gestartet

In einem Pilotprojekt mit dem bayerischen Umweltministerium und dem DWA-Landesverband Bayern werden im Sommer 2019 alle Gully-Einläufe in die Niederschlagswasserkanäle des Landshuter Stadtteils „nördliche Wolfgangsiedlung“ von den Stadtwerken Landshut mit der Plakette „Kein Schmutzwasser in diesen Gully“ gekennzeichnet und in der Praxis getestet. „Wir möchten zum einen den Montageaufwand und die Praxistauglichkeit hinsichtlich der Haltbarkeit testen“, sagt Werkleiter Armin Bardelle. „Zum anderen sollen auch die Akzeptanz bei den Bürgern geprüft werden und Informationen für eine Kosten-Nutzen- Analyse gesammelt werden.“ Das bayerische Umweltministerium übernimmt 50 Prozent der Kosten der Pilotaktion. „Der Einsatz der Plakette ist ein Beitrag, der unmittelbar dem Gewässer- und Grundwasserschutz dient“, ist das Umweltministerium überzeugt. Die Plakette wird allen Kanalnetzbetreibern in Bayern, die ein Trennsystem betreiben, zur Kennzeichnung von Regenwasser-Gullys empfohlen. Gleichzeitig mit der Plakettenaktion können die Kanalnetzbetreiber über ordnungsgemäße Entsorgungswege hin weisen, zum Beispiel auf zulässige Einschüttstellen für die Entsorgung von Wohnwagentoiletten. Bevor die Plaketten zum Verkauf freigegeben wurden, unterzog man sie während zwei Jahren in mehreren Gemeinden einem harten Praxistest. Selbst nach 150-fachem Befahren durch Straßenreinigungsmaschinen mit Stahl-Kunststoff- Bürsten sind kaum Abnutzungserscheinungen feststellbar. Sowohl die Oberfläche der Plaketten als auch die Art der Montage haben sich also bezüglich Beständigkeit bestens bewährt. Die Plaketten lassen sich – idealerweise leicht versenkt – sowohl auf Asphalt, auf Naturstein oder Beton als auf vorfabrizierten Betonsteinen montieren. In Bayern sind ca. 34 % des gesamten öffentlichen Kanalnetzes als Trennsystem ausgeführt und 66 % als Mischsystem. Die Kanaldeckel bzw. Gullys von Schmutz- und Regenwasserkanälen sind in der Regel nicht zu unterscheiden. Es kommt daher öfter vor, dass Abwasser, zum Beispiel von der Autowäsche, der Gartenarbeit, aus der Wohnwagentoilette oder der LKW-Reinigung, über einen Gully entsorgt werden. Wenn dieser Gully zu einem Regenwasserkanal gehört, gelangt ungereinigtes Abwasser direkt ins Gewässer und kann dort Gewässerverschmutzungen verursachen, bis hin zu Fischsterben. Der Verursacher ist sich der Auswirkungen seines Tuns meist nicht bewusst. Diese unbefriedigende Situation war für den Verband der Schweizer Abwasser- und Gewässerschutzfachleute (VSA) Anlass, eine Lösung in Form einer Hinweis-Plakette zu entwickeln. Der DWA-Landesverband Bayern hat diese Plakettenaktion im Rahmen des genannten Pilotprojekts übernommen.

Bayerische Städte und Gemeinden können die Plakette „Kein Schmutzwasser in diesen Gully“ direkt beim VSA bestellen. www.vsashop.ch, Bereich „Datenträger / Sonstiges“ und „Rondellen“

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Förderung von Klimaschutzprojekten im kommunalen Umfeld

Die „Richtlinie zur Förderung von Klimaschutzprojekten im kommunalen Umfeld“, kurz „Kommunalrichtlinie“, wurde überarbeitet. Diese Richtlinie des Bundesumweltministeriums fördert beispielsweise emissionsarme Vergärungsanlagen und Deponien, energieoptimierte Trinkwasserversorgungsanlagen, energieoptimierte Kläranlagen und Klärschlammverwertung im Verbund. Zu den Neuerungen, die seit dem 1. Juli 2019 gelten, gehört, dass seither auch die optimierte Erfassung von Deponiegasen gefördert wird. Zudem profitieren Antragsteller aus Kohlerevieren künftig von um 15 Prozentpunkte erhöhten Förderquoten. Förderanträge können jedes Jahr vom 1. Juli bis zum 30. September sowie vom 1. Januar bis zum 31. März gestellt werden. Die Richtlinie gilt bis zum 31. Dezember 2022. Ansprechpartner in allen Fragen des kommunalen Klimaschutzes ist das beim Deutschen Institut für Urbanistik angesiedelte Service- und Kompetenzzentrum: Kommunaler Klimaschutz (SK:KK). Das SK:KK berät im Auftrag des Bundesumweltministeriums Antragsteller aus dem kommunalen Umfeld dazu, wie sie Projekte im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative (NKI) und anderer Förderprogramme umsetzen und fördern lassen können.

Service- und Kompetenzzentrum: Kommunaler Klimaschutz (SK:KK) Tel. 030/3 90 01-170 E-Mail: skkk@klimaschutz.de www.klimaschutz.de/skkk Richtlinie in der Förderdatenbank des Bundeswirtschaftsministeriums:

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Fachkräftesicherung und -qualifizierung für die Wasserwirtschaft in Nordrhein- Westfalen

Das Umweltministerium Nordrhein- Westfalen hat mit verschiedenen Fachverbänden und Sozialpartnern eine gemeinsame Initiative zur Fachkräftesicherung und -qualifizierung für die Wasser-wirtschaft in Nordrhein-Westfalen vereinbart und die Leistungen der Wasserwirtschaftsbranche gewürdigt, die zugleich ein attraktiver Arbeitgeber ist. „Mehr als 30 000 Frauen und Männer arbeiten Tag für Tag dafür, dass alle Menschen in Nordrhein-Westfalen ausreichend mit hygienisch einwandfreiem Trinkwasser versorgt werden, dass das Abwasser schnell und sicher abfließt und wieder zu sauberem Wasser aufbereitet wird. Die Leistungsfähigkeit der Wasserwirtschaft, an die wir in Nordrhein-Westfalen gewöhnt sind, ist nicht selbstverständlich und auch kein Selbstläufer“, sagte Landesumweltministerin Ursula Heinen-Esser im Juli 2019 auf der DWALandesverbandstagung Nordrhein-Westfalen in Recklinghausen. Damit das so bleibt, ist die Wasserwirtschaft in Nordrhein-Westfalen auf qualifizierten Nachwuchs angewiesen. Die Branche bietet sichere Arbeitsplätze in den unterschiedlichsten Fachbereichen. Arbeiten in der Wasserwirtschaft bedeutet Arbeiten für Land und Leute an vielen Standorten in Nordrhein-Westfalen. Sowohl in den Städten als auch im ländlichen Raum bieten Unternehmen und Verwaltungen sichere Zukunftsperspektiven und ermöglichen einen Einsatz für Natur und Umwelt.

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EU-Kommission fordert Deutschland zur Umsetzung des Urteils wegen Verstoßes gegen EU-Nitratvorschriften auf

Die Kommission hat ein Aufforderungsschreiben an Deutschland übermittelt, in dem sie das Land dazu auffordert, einem Urteil des europäischen Gerichtshofs über Nitrate nachzukommen (Nitrat- Richtlinie). Wie im Dezember 1991 beschlossen, müssen Mitgliedstaaten gemäß dem EU-Recht Pläne ausarbeiten und Maßnahmen zur Verringerung der durch Nitrate aus landwirtschaftlichen Quellen verursachten Gewässerverschmutzung durchführen. Im Oktober 2013 hatte die Kommission Deutschland ein Aufforderungsschreiben übermittelt, in dem sie Bedenken wegen der Nichteinhaltung verschiedener Verpflichtungen aus der Richtlinie, insbesondere in Bezug auf empfindliche Gebiete, vorbrachte. Im Juli 2014 folgte eine mit Gründen versehene Stellungnahme, und da die Antwort die Kommission weiterhin nicht zufriedenstellte, rief sie im April 2016 den Gerichtshof an. Am 21. Juni 2018 stellte der Gerichtshof fest, dass Deutschland gegen seine Verpflichtungen verstoßen hat, indem es ein Aktionsprogramm, dessen Maßnahmen sich als unzureichend erwiesen hatten, nicht überarbeitet hat (Az. C-543/16). Die Folgemaßnahmen Deutschlands haben die vom Gerichtshof festgestellten Mängel, die unzureichende Vorschriften zur Begrenzung der Ausbringung von Düngemitteln, zusätzliche Maßnahmen für verseuchte Gebiete, Sperrzeiten und Düngung auf stark geneigten landwirtschaftlichen Flächen umfassen, nicht vollständig behoben. Da Deutschland – wie vom Gerichtshof im letzten Jahr festgestellt – noch immer gegen die Nitrat-Richtlinie verstößt, hat die Kommission beschlossen, gemäß Artikel 260 ein Aufforderungsschreiben zu übermitteln, in dem Deutschland aufgefordert wird, dem Urteil nachzukommen.

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Montanregion Erzgebirge: wasserwirtschaftliche Anlagen jetzt UNESCO-Welterbe

Mit der Aufnahme der „Montanregion Erzgebirge“ in das UNESCO-Weltkulturerbe gehören jetzt auch die alten wasserwirtschaftlichen Anlagen der Revierwasserlaufanstalt zum Weltkulturerbe. Das heute aus zehn Kunstteichen mit insgesamt 5,7 Millionen Kubikmetern Volumen, 51 Kilometern Kunstgräben sowie 23 Kilometern Röschen, also Wassertunneln, bestehende System der Revierwasserlaufanstalt wurde vor mehr als 500 Jahren für den Freiberger Silberbergbau begonnen und entsprechend den sich ändernden Nutzungen immer weiterentwickelt. Heute werden die Anlagen unter anderem für die Rohwasserbereitstellung zur Trinkwasserversorgung im Chemnitzer sowie für die Brauchwasserversorgung der Industrie im Freiberger Raum genutzt. Insbesondere zur Niedrigwasseraufhöhung und Wassergütesicherung leistet die Revierwasserlaufanstalt wichtige Beiträge. Gleichzeitig erfüllt sie wichtige Funktionen für die Fischereiwirtschaft und als Angelgewässer, für den Natur- und Denkmalschutz sowie als Badegewässer und Wanderziel. Der Staatsbetrieb Landestalsperrenverwaltung bewirtschaftet und unterhält neben zahlreichen größeren modernen Talsperren auch die Anlagen der Revierwasserlaufanstalt. Der Freistaat Sachsen hat seit dem Jahr 2000 rund 33 Millionen Euro für Bau- und Unterhaltungsmaßnahmen allein dieser Anlagen aufgewendet.

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Novellierung der Brandenburger Düngeverordnung

In Brandenburg gelten schärfere Regeln für das Düngen in der Landwirtschaft. Das Kabinett beschloss am 30. Juli 2019 die neue Brandenburger Düngeverordnung, die sofort in Kraft getreten ist. Seit Inkrafttreten der Bundes-Düngeverordnung im Juni 2017 können die Länder per eigener Rechtsverordnung Gebiete ausweisen, in denen das Grundwasser besonders mit Nitrat belastet ist. Für diese sogenannten Roten Gebiete müssen mindestens drei Anforderungen für das Düngen vorgeschrieben werden. Mit Inkrafttreten der Landesverordnung sind auf den ausgewiesenen Flächen folgende Vorschriften einzuhalten: verpflichtende Untersuchungen des Wirtschaftsdüngers vor Ausbringung, verpflichtende Überprüfung des Stickstoffgehalts im Boden im Frühjahr (sogenannte Nmin-Untersuchung), vom 15. Oktober bis 31. Januar kein Einsatz von Düngemitteln mit einem wesentlichen Stickstoffgehalt auf Grünland, Dauergrünland und Ackerland, auf dem die Aussaat bis 15. Mai erfolgte. In Brandenburg umfassten die Roten Gebiete 2,3 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche. Im Land ist die Nitrat- Belastung von Gewässern geringer als im Bundesdurchschnitt. Das belegt der Nitrat- Bericht der Bundesregierung. Hauptgrund für die im Ländervergleich günstige Situation ist der für ein Flächenland vergleichsweise geringe Tierbestand.

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Steigende Investitionen ins Dortmunder Kanalnetz – 20-Millionen-Euro-Auftrag an Gelsenwasser

Die Stadtentwässerung Dortmund steigert die Investitionen in das Kanalnetz. Bis 2023 sollen Maßnahmen zur Kanalsanierung in Höhe von insgesamt 20 Millionen Euro beauftragt werden. Den Rahmen dazu bildet eine Rahmenvereinbarung zwischen der Stadt und der Gelsenwasser AG. Das teilte die Stadt Dortmund im Juli 2019 mit. Gelsenwasser konnte die gemäß einer Entscheidung des Rates im Jahre 2018 erfolgte Ausschreibung der Stadt Dortmund „Projektträgerschaft zur Umsetzung von Investitionen im Bereich Abwasserbeseitigung“ im Rahmen eines europaweiten Ausschreibungsverfahrens für sich entscheiden. Gegenstand der Projektträgerschaft soll neben der originären Planungsleistung auch die eigenverantwortliche Leitung, Steuerung und Überwachung der Bauleistung samt aller für die Planung und den Bau notwendigen Nebenleistungen, wie Baugrundgutachten sowie Abstimmungen mit sachberührten Dritten werden. Der Projektträger übernimmt damit alle Bauherrenfunktionen vollumfänglich bis zur Fertigstellung der Kanalbaumaßnahmen und der Übergabe in das Eigentum des Eigenbetriebs Stattentwässerung. Der Projektträger ist an das öffentliche Vergaberecht gebunden. Arnulf Rybicki, Baudezernent der Stadt, betont, mit der entwickelten Konzeption der Projektträgerschaft werde Neuland beschritten. „Wichtig ist, dass die Stadtentwässerung zwar weitgehend die Aufgabe überträgt und damit entlastet wird, die Entscheidungshoheit, wann, wo und mit welchem Verfahren Kanalsanierung erfolgt, aber behält“, so Dr.-Ing. Christian Falk, Technischer Betriebsleiter der Stadtentwässerung Dortmund

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28. Magdeburger Abwassertage

Die traditionsreichen „Magdeburger Abwassertage“ werden durch den DWA-Landesverband Nord-Ost fortgeführt. Am 12. und 13. September 2019 finden die 28. Magdeburger Abwassertage im Michel Hotel Magdeburg statt.
Staatssekretär Klaus Rehda aus dem Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft und Energie Sachsen-Anhalt wird ein Grußwort an die Teilnehmer richten. Schwerpunkte des fachlichen Austausches sind diesmal Bilanzierung und Auswertung von Messdaten, Energieoptimierung, Personalbedarf kommunaler Kläranlagen, Explosionsschutz und weitergehende Abwasserreinigung. Es werden der Stakeholder-Dialog und die Auswirkungen der Oberflächengewässerverordnung näher betrachtet und Belüfter sowie Gebläse im Betrieb verglichen. Zudem gibt es Informationen zum Stand der Klärschlamm-Monoverbrennungsanlage Bitterfeld-Wolfen. Eine Abendveranstaltung bietet die Möglichkeit zum Erfahrungsaustausch unter Kollegen. Das Seminar ist für Mitarbeiter von Aufgabenträgern und Betreibern, Behörden und Hochschulen sowie Ingenieurbüros und Laboren konzipiert.

Informationen und Programm
https://www.dwa-no.de/de/landes-verband-nord-ost-veranstaltungen.html
DWA-Landesverband Nord-Ost Tel. 03 91/99 01 82-91 Fax 03 91/99 01 82-94
E-Mail: dwa@dwa-no.de

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Wassermanagement Augsburg wird Weltkulturerbe

Große Ehre für die historische Augsburger Wasserwirtschaft. In seiner 43. Sitzung hat das UNESCO-Welterbekomitee in Baku/Aserbeidschan Anfang Juli der Augsburger Bewerbung um „Das Augsburger Wassermanagement-System“ die exklusive Auszeichnung als UNESCO-Welterbe zugesprochen. In Augsburg wird die Wasserkraft des Lechs seit Jahrhunderten genutzt, um Mühlräder und Pumpwerke anzutreiben. Augsburgs Handwerk blühte und machte die Stadt reich – auch deshalb, weil dank eines ausgeklügelten Kanalsystems gute hygienische Verhältnisse herrschten und bestes Trinkwasser für die Bürgerinnen und Bürger zur Verfügung stand. Das Zusammenspiel von menschlichem Erfindungsgeist, wegweisender Ingenieurwissenschaft und großartiger Brunnenkunst sind das Erfolgskonzept des einzigartigen Wassermanagement-Systems, das lückenlos über acht Jahrhunderte lang in Augsburg zu erleben ist. Bis heute. Von den ältesten Wassertürmen Europas über die kunsthistorisch bedeutenden Brunnen bis hin zu herausragenden Denkmälern Denkmälern der Industriekultur oder der Kanustrecke im ehemaligen Olympiagelände reichen die Zeugnisse der Wasserwirtschaft. Die 22 Objekte der Augsburger Welterbebewerbung stellen in ihrer Mischung aus technikgeschichtlicher und kunsthistorischer Bedeutung einen einzigartigen Sonderfall dar: Sie sind alle eng mit den technologischen Errungenschaften des Wasserbaus, der nachhaltigen Nutzung der Wasserkraft und der ressourcenschonenden Trennung von Trink-und Brauchwasser verknüpft.

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Bundesregierung legt „Masterplan Stadtnatur“ vor

Die Bundesregierung sähe gerne mehr Investitionen in dezentrale, grüne Infrastruktur in Städten. Dies sei „eine sinnvolle und notwendige Ergänzung zur grauen Infrastruktur … und somit unverzichtbar für eine nachhaltige Stadtentwicklung … und trägt unmittelbar zur Daseinsvorsorge bei.“ So steht es im „Masterplan Stadtnatur – Maßnahmenprogramm der Bundesregierung für eine lebendige Stadt“, den die Regierung im Juni 2019 vorgelegt hat (Bundestags- Drucksache 19/11220). Unter anderem verspricht die Regierung „Wir werden das städtische Gewässer-und Niederschlagsmanagement unterstützen“ und nennt als Maßnahme hierzu „Überprüfung und Konkretisierung der technischen Regeln des städtischen Wassermanagements bzw. Initiierung neuer Regeln im Hinblick auf den Erhalt eines natürlichen natürlichen Wasserhaushalts, auf Klimaanpassung und Stadtnatur“. Auch sollen mehr Flächen entsiegelt werden. Zur Rolle der DWA schreibt die Regierung, die Vereinigung „wird durch ihr Regelwerk die Themen Niederschlagsmanagement (Schwammstadtprinzip), Hochwasservorsorge, Klimaanpassung, Gewässerökologie und Naturerleben für die Siedlungswasserwirtschaft zusammenführen. Hierzu werden die unterschiedlichen Bereiche Flächenmanagement, Bau-und Wasserrecht, Finanzierung, Haftung und Regelwerkserarbeitung zur Problemlösung zusammenarbeiten. Für die Frage der Bewässerung von städtischen Grünflächen vor dem Hintergrund häufiger auftretender Trockenheitsperioden sind neue, ressourcenschonende Lösungsmöglichkeiten erforderlich. Hierfür werden Möglichkeiten der Aufbereitung von Abwasser durch Stoffstromtrennung sowie die Speicherung untersucht.“ Ebenso werden Maßnahmen „zur Aktivierung neuer Flächenpotenziale durch Gewässerrenaturierung“ angekündigt.

Download des Masterplans:
http://www.gfa-news.de/webcode.html?wc=20190703_002

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Spezialbier von Xylem und den Berliner Wasserbetrieben

Bis zu welcher Qualität Abwasser mit modernen Verfahren aufbereitet werden kann, haben der Wassertechnikspezialist Xylem, die Berliner Wasserbetriebe sowie das Kompetenzzentrum Wasser Berlin Mitte Juni sehr anschaulich unter Beweis gestellt. Auf der IWA Water Reuse 2019, der „Internationalen Konferenz zur Wasser-Wiedergewinnung und -Wiederverwendung“ in Berlin, boten die Partner dem Publikum ein ganz spezielles Brown Ale an; das „Reuse Brew“, ein Bier aus Hopfen und Gerstenmalz – und gereinigtem Abwasser. Bei Pilotprojekten in den USA hatte Xylem bereits Erfahrungen mit dem Re-Use-Bier gesammelt. Dafür wird das Wasser mehrstufig gereinigt und erreicht am Ende des Prozesses die Qualität und Sicherheit von Trinkwasser. Mit dem Berliner Reuse Brew wollen die Partner aufzeigen, „dass die technischen Möglichkeiten, Abwasser qualitativ einwandfrei aufzubereiten, fast grenzenlos sind.“

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Ludwig-Bölkow-Technologiepreis 2019 ausgeschrieben

Die Ausschreibung für den Ludwig-Bölkow-Technologiepreis 2019 ist gestartet – bis zum 30. August 2019 können sich Unternehmen, Einzelpersonen und Projektgruppen von Forschungseinrichtungen aus Mecklenburg-Vorpommern bewerben. Mit dem Preis sollen Unternehmen und wissenschaftlich ausgebildete Einzelpersonen oder von solchen geleitete Personengruppen ausgezeichnet werden, die sich um den erfolgreichen Transfer von Forschungs-und Entwicklungsergebnissen aus Mecklenburg-Vorpommern in die wirtschaftliche Nutzung in Form von Produkten, Verfahren und technologischen Dienstleistungen besonders verdient gemacht haben. Ziel ist es, Wissenschaftler dazu anzuregen, ihre Arbeitsergebnisse intensiver in die Unternehmen des Landes Mecklenburg-Vorpommern einzubringen. Die Auszeichnungen werden am 23. Oktober 2019 in Greifswald vergeben. Für die Auszeichnung des „Ludwig-Bölkow-Technologiepreises Mecklenburg-Vorpommern“ steht ein Preisgeld in Höhe von 10 000 Euro zur Verfügung. Der Preis kann auch geteilt werden.

www.boelkowpreis.de 

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Verstoß gegen EU-Nitratrichtlinie: Nächste Phase im Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland

Die Europäische Kommission hat Ende Juli die nächste Phase im Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland wegen des anhaltenden Verstoßes gegen die EU-Nitratrichtlinie eingeleitet. Damit setzt die Kommission ein Zeitfenster von acht Wochen bis Mitte September 2019, um die vereinbarten Maßnahmen endlich umzusetzen. Andernfalls drohen Strafzahlungen von bis zu 859 000 Euro täglich! Die Kommission bemängelt insbesondere die Tatsache, dass von den Bundesländern noch immer nicht flächendeckend sogenannte rote Gebiete ausgewiesen wurden, in denen die Düngung massiv eingeschränkt werden muss. Auch bestehen aus Sicht der Wasserwirtschaft weiterhin Schlupflöcher, die die Wirksamkeit der beschlossenen Maßnahmen gefährden. So gelten die Reduktionen der Düngemengen bspw. nicht für jede landwirtschaftliche Fläche separat, sondern sollen innerhalb des Betriebs über verschiedene Flächen verrechnet werden können. Dies gefährdet den Gewässerschutz vor Ort. „Die anhaltende Diskussion um eine Neufassung der Düngeverordnung zeigt, dass wir beim Thema Agrarpolitik neu denken müssen. Wir brauchen endlich eine Agrarwende, die einerseits für die Bauern auskömmlich ist, das Höfesterben beendet und ausreichend Nahrungsmittel in hoher Qualität bereitstellt. Andererseits müssen Fragen der Ökologie, der Biodiversität und des Gewässerschutzes endlich einen angemessenen Stellenwert bekommen. Es kann nicht sein, dass wir für den Weltmarkt produzieren, die heimische Natur aber auf der Strecke bleibt!“, so DWA-Präsident Prof. Dr. Uli Paetzel.

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Bundesumweltministerium fördert Klimaanpassung

Das Bundesumweltministerium sucht innovative Ideen zur Anpassung an den Klimawandel. Mit dem Programm „Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel“ werden Projekte bis zu 300 000 Euro gefördert. Die Förderung richtet sich auch an Projekte zur besseren Hochwasservorsorge oder zur Reduzierung von Hitzestress in Städten. Gefördert werden kommunale, innovative Leuchtturmvorhaben und der Aufbau von regionalen Kooperationen. Darüber hinaus werden die Entwicklung von Bildungsmodulen zu Klimawandel und -anpassung sowie Anpassungskonzepte für Unternehmen unterstützt. Die maximale Förderhöhe beträgt je nach Förderschwerpunkt zwischen 100 000 und 300 000 Euro. Projektskizzen können vom 1. August bis 31. Oktober bei der Zukunft-Umwelt-Gesellschaft (ZUG) als zuständiger Projektträger eingereicht werden. Im Anschluss an die Skizzenbewertung fordert das Bundesumweltministerium Interessenten mit aussichtsreichen Projektskizzen dazu auf, einen formalen Förderantrag zu stellen. Das Förderprogramm „Maßnahmen zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels“ ist Teil der „Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel“ (DAS). Ein zentrales Ziel der DAS ist es, die systematische Berücksichtigung der Auswirkungen des Klimawandels in den Planungs-und Entscheidungsprozessen öffentlicher und gesellschaftlicher Akteure anzuregen und zu unterstützen – insbesondere auf kommunaler und lokaler Ebene. Das Förderprogramm setzt auf Ergebnisse mit hoher Übertragbarkeit auf ähnlich betroffene Regionen und Akteure.

Weitere Informationen zum Förderprogramm:
https://www.z-u-g.org/aufgaben/ foerderung-von-massnahmen-zur-anpassung-an-die-folgen-des-klimawandels

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Schleswig-Holstein: Klärschlammbeirat stellt Zwischenbericht vor

Der aktuelle Stand zur Neuausrichtung der Klärschlammentsorgung in Schleswig-Holstein war Thema der dritten Sitzung des Klärschlammbeirats des Landes. Ein Gutachten im Auftrag des Ministeriums für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung (MELUND) soll Fragen zum Umgang mit Klärschlamm bezüglich der Entwässerung, Trocknung und Lagerung klären. „Die Klärschlammentsorgung im Land muss neu ausgerichtet werden. Das Gutachten soll erläutern, auf welche Weise Klärschlamm dezentral durch Entwässerung und Trocknung vorbehandelt werden kann. Außerdem sollen für die Betreiber von kleinen Kläranlagen Handlungsempfehlungen bei akuten Entsorgungsengpässen entwickelt werden“, sagte Umweltstaatssekretär Tobias Goldschmidt. Im Spätsommer sollen hierzu Ergebnisse vorliegen, die dann im Klärschlammbeirat erörtert und bei der Aufstellung des „Abfallwirtschaftsplans Klärschlamm“ entsprechend berücksichtigt werden sollen. Die nächste Beiratssitzung ist für Dezember 2019 angekündigt. Der Beirat hat im Jahr 2018 die Zwischenlager-und Verbrennungskapazitäten für Klärschlamm recherchiert und im Hinblick auf die langfristige Entsorgungssicherheit bewertet. Nun steht die Übergangszeit bis zur geplanten Inbetriebnahme von weiteren thermischen Behandlungskapazitäten im Fokus. In der Übergangszeit bis zur Fertigstellung der Monoverbrennungsanlagen könnte es bedingt durch die Neuregelungen im Düngerecht zu Entsorgungsengpässen kommen. Die alternativen dezentralen Entsorgungskonzepte sollen dieser Entwicklung entgegenwirken. Der Klärschlammbeirat wurde am 9. März 2018 gegründet. Vertreten sind neben dem MELUND die DWA, der Bauern verband, der Landkreistag, der Gemeindetag, der Städtetag, die Landwirtschaftskammer, der Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser-und Rohstoffwirtschaft (BDE), der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) sowie der Bundesverband der Energie-und Wasserwirtschaft (BDEW).

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Europäischer Gerichtshof kippt verbindliches Preisrecht der HOAI

Der Europäische Gerichtshof (EuGH) hat in einem Vertragsverletzungsverfahren gegen die Bundesrepublik Deutschland (C-377/17, Urteil vom 4. Juli 2019) die Mindest-und Höchstsätze der HOAI für EU-rechtswidrig erklärt. Damit ist der EuGH dem Antrag des Generalanwalts gefolgt und hat festgestellt, dass die Verbindlichkeit der Mindest-und Höchstsätze der HOAI gegen die Europäische Dienstleistungsrichtlinie 2006/123/EG verstößt. Die in der HOAI festgelegten Mindestsätze seien ungeeignet, hohe Qualitätsstandards und den Verbraucherschutz zu sichern. Eine Anpassungsfrist für die Überarbeitung der HOAI ist nicht vorgesehen, weshalb ab sofort ein Berufen auf die Mindest-und Höchstsätze der HOAI in allen Architekten-und Ingenieurverträgen nicht mehr möglich ist, so die Anwaltskanzlei CMS. Eine andere juristische Meinung besagt, die Bundesregierung müsse nun dieses Urteil umsetzen und die HOAI anpassen. Bis dahin bleibe die Regelung des § 7 HOAI gültig. Ob sich deshalb in der Praxis zunächst nichts ändere, wird unterschiedlich beurteilt, auch wenn bereits geschlossene Verträge mit Mindestsätzen durch das Urteil nicht unwirksam werden.

Nach einer ersten Wertung schreibt CMS, in der Praxis sei Folgendes zu beachten:
● ●Im Hinblick auf die derzeit noch laufenden Architekten-und Ingenieurverträge gilt, dass das auf Basis der HOAI vertraglich vereinbarte Honorar weiterhin seine Gültigkeit behält. Hingegen ist es nicht mehr möglich, sich entgegen einer anderslautenden vertraglichen Vereinbarung auf eine potenzielle Mindestsatzunterschreitung zu berufen.
● ●Mit dem Urteil des EuGH wurde ausschließlich die Verbindlichkeit des Preisrechts der HOAI für unwirksam erklärt. Auf die Regelungen zu den Nebenkosten, Zahlungen oder auch auf die Leistungsbilder der HOAI kann in Planerverträgen weiterhin zurückgegriffen werden.
● ●Auch das Honorarmodell der HOAI kann zwischen den Vertragsparteien weiterhin vereinbart werden. Dieses müsste dann – wie jede andere Vergütungsvereinbarung auch – ausdrücklich in den Vertrag aufgenommen werden.
● ●In der Zukunft können auch alternative Vergütungsmodelle, wie etwa die aufwands-bzw. leistungsbezogene oder auch baukostenbezogene Honorarermittlung vereinbart werden. Darüber wollen die Bundesarchitektenkammer (BAK), der Verband Beratender Ingenieure (VBI), der Ausschuss der Verbände und Kammern der Ingenieure und Architekten für die Honorarordnung e. V. (AHO) und die Bundesingenieurkammer (BingK) zeitnah mit dem Wirtschaftsministerium eine praxistaugliche und einheitlich verabredete Orientierungshilfe bzw. Empfehlung für zukünftige Honorarvereinbarungen zur Verfügung stellen.

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Expertenkommission Fracking übergibt ersten Bericht an den Deutschen Bundestag

Die Expertenkommission Fracking hat am 30. Juni 2019 den ersten Bericht über ihre Tätigkeit vorgelegt. Der Bericht der Kommission enthält neben allgemeinen Geschäftsgrundlagen der Kommissionsarbeit einen Ausblick auf die Arbeitsplanung für die kommenden zwei Jahre. Da Anträge auf Erprobungsbohrungen zurzeit nicht vorliegen, besteht die wesentliche Aufgabe der Kommission zunächst darin, den Stand der Technik im internationalen Umfeld zusammenzufassen.Die sechsköpfige Kommission hatte am 16. Mai 2019 mit einer konstituierenden Sitzung in Berlin ihre Arbeit aufgenommen. Das Gremium hat die gesetzliche Aufgabe, eventuelle Erprobungsmaßnahmen zum unkonventionellen Fracking wissenschaftlich zu begleiten und die erzielten Ergebnisse fachlich zu bewerten. Unkonventionelles Fracking bedeutet, dass Schiefer-, Ton-, Mergel-oder Kohleflözgestein zur Förderung von Gas oder Öl aufgebrochen wird. Die Expertenkommission ist unabhängig (auch von den sie entsendenden Stellen) und nicht selbst Genehmigungsbehörde oder Teil einer Genehmigungsbehörde.

Download des Berichts:
https://expkom-fracking-whg.de/

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Förderverein Nachhaltige Bewässerung und Wasserwirtschaft im ländlichen Raum

Ende Juni hat sich der Förderverein Nachhaltige Bewässerung und Wasserwirtschaft im ländlichen Raum in Suderburg gegründet. Der Verein bildet die Schnittstelle zwischen der Forschung und den Akteuren aus Verwaltung, Firmen und Verbänden in den Bereichen Wassermanagement, -bewirtschaftung und -verwendung. Die Gründungsversammlung des Vereins fand an der Ostfalia Hochschule statt. Hintergrund der Fördervereinsgründung ist die zunehmende Konkurrenz um die vorhandenen Wasserressourcen zwischen Trinkwasserversorgung, landwirtschaftlicher Bewässerung und genügend Wasser für den Naturhaushalt sowie die Zunahme von Starkregen, Hochwasser und Sturmfluten. Diese Entwicklungen machen es nach Ansicht der Vereinsgründer notwendig, die Möglichkeiten des Wasserrückhaltes in der Landschaft und im Boden, sowie die möglichen Einsparpotenziale bei der Verwendung des Wassers umfassender zu nutzen. Die Wasserwirtschaft im ländlichen Raum stellt diesbezüglich in verschiedener Hinsicht beson dere Anforderungen, die bisher in Forschung und Praxis oft nur unzureichend berücksichtigt wurden. In Nordostniedersachsen liegen mit rd. 230 000 ha etwa 40 % (Niedersachsen: rd. 310 000 ha, DE: rd. 580 000 ha) der insgesamt bewässerten Flächen Deutschlands. Durch diese Situation bedingt, ist im Nordosten Niedersachsens zu vielen dieser Themenfelder eine hohe Kompetenz vorhanden. Diese bezieht sich auf die Wasserverbände, die Unteren Wasserbehörden, die hier tätigen Firmen und Landwirte. Erfahrungen aus der Region Nordostniedersachsen gewinnen immer mehr an Relevanz, auch in anderen Teilen Niedersachsens und Deutschlands. In allen hier angesprochenen Bereichen der Wasserwirtschaft bestehen für die Region Potenziale, die durch die Zusammenarbeit von Praxis und Forschung in Kooperation erschlossen werden können.

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BMBF-Förderung von Vorhaben zur Wasserwiederverwendung

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung will Forschungs-und Entwicklungsvorhaben zur Wasserwiederverwendung fördern. Eine entsprechende Bekanntmachung erschien am 2. Juli 2019 im Bundesanzeiger. Die Fördermaßnahme soll einen Beitrag zur Erhöhung der Wasserverfügbarkeit und damit zu einer nachhaltigen Entwicklung von Regionen im In-und Ausland leisten, insbesondere auch in Ländern mit vielversprechendem Potenzial für deutsche Technikanbieter. Dabei soll der Schwerpunkt des Forschungsgegenstands in Deutschland liegen, in Ausnahmen kann dieser auch im Ausland sein. Ziel ist es, innovative Technologien, Betriebskonzepte und Managementstrategien zur Wasserwiederverwendung und Entsalzung zu entwickeln und so zu einer nachhaltigen Erhöhung der Wasserverfügbarkeit sowie zu einem zukunftsfähigen Wassermanagement beizutragen. Dabei sind die Potenziale der Digitalisierung insbesondere aufzugreifen.

Die Fördermaßnahme konzentriert sich auf folgende Themenfelder:
Wasserwiederverwendung durch Nutzung von behandeltem kommunalem Abwasser
Kreislaufführung von industriell genutztem Wasser
Aufbereitung von salzhaltigem Grund-und Oberflächenwasser.

Bis zum 13. September 2019 können zunächst Projektskizzen eingereicht werden.
https://www.bmbf.de/foerderungen/ bekanntmachung-2538.html

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Bundesregierung legt neue Verschärfungen zur Düngeverordnung vor

Deutschland hat die nächste Runde zur Umsetzung der EG-Nitratrichtlinie Mitte Juni eingeläutet. Die Bundesregierung hat sich nach einem breit angelegten Konsultationsprozess mit Ländern, Verbänden und Abgeordneten auf Vorschläge zur weiteren Beschränkung der Düngung verständigt. In den Gebieten, die mit Nitrat belastet sind, schlägt die Bundesregierung der Europäischen Kommission verschiedenen Maßnahmen vor. Dazu zählt die Reduzierung der Düngung in den sogenannten „Roten Gebieten“ mit besonders hohen Nitratwerten um 20 % im Betriebsdurchschnitt, zusätzlich gibt es eine Mengen-Obergrenze in Höhe von 170 kg Stickstoff je Hektar und Jahr pro Schlag bzw. für Einzelflächen. Um betriebs-und anbauspezifischen Besonderheiten Rechnung zu tragen, sollen Betriebe flexibel entscheiden können, welche Kulturen weiter nach maximalem Bedarf gedüngt werden. Im Gegenzug muss auf anderen Flächen in den besonders belasteten Gebieten weniger gedüngt werden, um die Mengen-Obergrenzen einzuhalten. Dazu kommt eine bis zu vier Wochen verlängerte Sperrzeit, in denen das Düngen in belasteten Gebieten nicht erlaubt ist. Zudem sind größere Abstände zu Gewässern beim Düngen von zehn Metern bei einer Hangneigung über 15 % und von zwei Metern bei einer Hangneigung zwischen 5 und 10 % geplant, um das Abschwemmen von Stickstoff in angrenzende Gewässer zu verhindern (gegenüber bislang pauschal fünf Metern in hängigem Gelände). Für extensiv wirtschaftende Landwirtschaftsbetriebe und Ökobetriebe, die so nachhaltig und ressourcenschonend düngen, dass sie nicht zur Gewässerbelastung beitragen, gelten Ausnahmen. So sollen Betriebe, die durchschnittlich auf ihren Landwirtschaftsflächen weniger als 160 kg Stickstoff je Hektar und Jahr und davon maximal 80 kg mineralisch düngen, von der Reduzierung der Düngung und der Mengen-Obergrenze freigestellt werden. Auch auf Dauergrünland soll die Düngung nicht reduziert werden müssen, da hier das Auswaschungsrisiko niedriger ist. Außerdem soll eine Herbstdüngung von Raps möglich sein, wenn mit einer Bodenprobe nachgewiesen wird, dass der Düngebedarf nicht aus dem Bodenvorrat gedeckt werden kann. Die Vorschläge werden nun an die Europäische Kommission gesendet. Sie sind die Voraussetzung dafür, eine zweite Klage der Europäischen Kommission gegen die Bundesrepublik Deutschland zu vermeiden.

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Datenerhebung für Sand- und Fettfänge

Das Fachgebiet Wasserversorgung und Grundwasserschutz am Institut IWAR der TU Darmstadt und das IWW Zentrum Wasser, Mülheim an der Ruhr, rufen zur Beteiligung an einer Datenerhebung zu Sand-und Fettfängen auf. Die Forschungsinstitute untersuchen gemeinsam innerhalb des Forschungsprojekts „Sand-LeitModul“ (gefördert mit Mitteln der Deutschen Bundesstiftung Umwelt) die Leistungsfähigkeit von kommunalen Sand-und Fettfängen sowie Sandwäschern in Deutschland. Ziel der Umfrage ist es zum einen, die weitere Forschung zu unterstützen und mit den Ergebnissen aus der Praxis vertiefte Erkenntnisse zu den verschiedenen Sandfangtypen zu erlangen. Zum anderen sollen für Planer und Betreiber von Sand-und Fettfanganlagen sowie Sandwäschern eine Bestandsaufnahme geschaffen und mögliche praktische Lösungswege aufgezeigt werden. Die Ergebnisse werden anschließend in zusammenfassender und anonymisierter Form, nach Rücksprache mit den Teilnehmern, in einer Fachzeitschrift der Siedlungswasserwirtschaft veröffentlicht.

Für einen der an der Umfrage teilnehmenden Betreiber bietet die Technische Universität Darmstadt zusammen mit dem IWW Zentrum Wasser die Möglichkeit einer im Rahmen des DBU-Projekts durchgeführten Sandprobenahme/-bilanzierung am bestehenden Sandfang an. Voraussetzung hierfür sind passende Rahmenbedingungen. Für weitere zwei Betreiber werden Sandprobenahmen/ -bilanzierungen zu vergünstigten Konditionen angeboten.

Die Teilnahme an der Datenerhebung ist bis zum 31. Oktober 2019 möglich.

Fragebogen:
https://lamapoll.de/Datenerhebung_ Sandfaenge_Fettfaenge

Ansprechpartner:
Julian Mosbach (E-Mail: j.mosbach@iwar.tu-sarmstadt.de, Tel. 0 61 51/16-2 08 07)

Dr.-Ing. Alexander Sonnenburg (E-Mail: a.sonnenburg@iww-online.de, Tel. 02 08/4 03 03-615)

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Niedersachsen gründet BIM-Cluster für digitales Bauen Das Land Niedersachsen hat Mitte Juni 2019 das BIM-Cluster

Niedersachsen gegründet (BIM: Building Information Modeling). Dies ist eine Initiative 26 unabhängiger niedersächsischer Interessensvertretungen wie Kammern und Verbände öffentlicher Einrichtungen sowie der Landesregierung Niedersachsen zur Förderung der BIM-Anwendung in dem Bundesland. Durch das BIM-Cluster sollen die regionale Zusammenarbeit auf übergeordneter Ebene gefördert sowie die Chancen der Methodik stärker in das Bewusstsein der (Fach-)Öffentlichkeit gebracht werden. Hierzu wurde ein gemeinsames „Memorandum of Understanding“ unterzeichnet. Mit diesem bekunden die Gründungsmitglieder und die Landesregierung ihr gemeinsame Engagement und perspektivische Ziele.

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Wiederverwendung von Wasser für die landwirtschaftliche Bewässerung: EU-Rat nimmt allgemeine Ausrichtung an

Die EU leitet derzeit neue Schritte gegen das Risiko von Wasserknappheit bei der landwirtschaftlichen Bewässerung ein. Der EU-Rat hat am 26. Juni 2019 seinen Standpunkt (allgemeine Ausrichtung) zu einer Verordnung festgelegt, die die Verwendung von kommunalem Abwasser für die landwirtschaftliche Bewässerung erleichtert.
„Die neuen Regeln sollen in Europa zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels dienen. Die Verordnung, die vollkommen den Grundsätzen der Kreislaufwirtschaft entspricht, wird die Verfügbarkeit von Wasser verbessern und Anreize für eine effizientere Wassernutzung schaffen. Wenn sichergestellt wird, dass insbesondere bei Hitzewellen und schweren Dürren genügend Wasser für die Bewässerung von Feldern zur Verfügung steht, können Ernteausfälle und Lebensmittelknappheit vermieden werden“, so die EU in einer Pressemitteilung.
Die jetzt angenommene allgemeine Ausrichtung stellt das Mandat des Rates für künftige Verhandlungen mit dem Europäischen Parlament dar. Die Trilog-Verhandlungen dürften in der zweiten Hälfte des Jahres 2019 beginnen (Trilog: paritätisch zusammengesetztes Dreiertreffen der gesetzgebenden Institutionen der EU – Europäische Kommission, Rat der Europäischen Union und Europäisches Parlament).

Download der Originaldokumente:
http://www.gfa-news.de/webcode.html?wc=20190626_001

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Stadtwerke Herford bauen Anlage zur Spurenstoffelimination

Die Stadtwerke Herford erweitern ihre Kläranlage um eine vierte Reinigungsst¬fe zur Spurenstoffelimination. Jede der drei Anlagenstraßen hat eine Kapazität von 450 m3/h. Die Bauarbeiten in der Kläranlage haben bereits begonnen. Ein-gesetzt wird das Actiflo® Carb-Verfahren von Veolia. Dieses beansprucht nach Angaben von Veolia gegenüber anderen Pulveraktivkohleverfahren deutlich weniger Platz. Die Inbetriebnahme der neuen Anlage ist für den Sommer 2020 geplant.

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Urban farming: Gemüse von der Kläranlage

Agrarsysteme direkt an Kläranlagen andocken und regional qualitativ hochwertiges Gemüse anbauen, das ist das Ziel des BMBF-Verbundprojekts SUSKULT. Insgesamt 15 Partner arbeiten bei SUSKULT, koordiniert durch Fraunhofer UM-SICHT in Oberhausen, in vier Teilprojekten an dem Vorhaben. Die Arbeitspakete beinhalten neben der Weiterentwicklung der Kläranlagen zu „NEWtrient®- Centern“ und der Entwicklung einer Aufbereitungstechnik eine angepasste Nahrungsmittelproduktion in geschlossenen Kultursystemen und die dazugehörige Umfeld- und Systemanalyse. Um möglichen Schwankungen in Menge und Konzentrationen im Abwassersystem möglichst frühzeitig begegnen zu können, sind auch eine intelligente Prozesssteuerung und entsprechende Vorhersagemodelle im Projektplan verankert. Volkmar Keuter, Leiter der Abteilung Photonik und Umwelt beim Fraunhofer UMSICHT und Koordinator von SUSKULT: „Wir haben die Vision, dass 2050 keine Kläranlagen mehr im Sinne einer Entsorgungsanlage existieren, sondern NEWtrient®- Center. Ressourcenströme, die sämtliche Nährstoffe in Städten umfassen, können hier gehandelt werden.“

In den ersten drei Jahren legen die Forschenden den Grundstock für das neue Agrarsystem. Im Anschluss soll dann eine Demonstrationsanlage auf dem Gelände des Klärwerks Emschermündung an der Stadtgrenze zwischen Dinslaken, Oberhausen und Duisburg aufgebaut werden. Nach einer Phase der Optimierung der einzelnen Komponenten sollen vor Ort pro Jahr mehrere Tonnen Gemüse produziert werden.
Direkt am Projekt beteiligt sind auch die Partner Metro AG und REWE Markt GmbH, hinzu kommen zahlreiche Inter-essensvertreter im Projektbeirat. Weite Teile der Zivilgesellschaft sind im Rahmen von Dialogprozessen involviert. Ge-meinsam betrachten sie auch den zukünftigen Weg der Produkte zu den Kunden.
Das Projekt „SUSKULT – Entwicklung eines nachhaltigen Kultivierungssystems für Nahrungsmittel resilienter Metropolregionen“ wird im Rahmen der Fördermaßnahme „Agrarsysteme der Zukunft“ im Rahmen der „Nationalen Forschungsstrategie BioÖkonomie 2030″ der Bun¬desregierung durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.

https://www.infarming.de/projekte

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PROTECT – Projekt zu mobilen organischen Stoffen in der aquatischen Umwelt

Persistente und mobile organische Che¬mikalien (PM-Stoffe) in der aquatischen Umwelt sind Thema des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit 1,5 Millionen Euro finanzierten Forschungsprojekts PROTECT. Bis 2022 werden Forscher des Helmholtz Zentrums für Umweltforschung (UFZ) mit vier Partnerinstitutionen aus Wissenschaft und Wirtschaft die Belastung von Rohwässern für die Trinkwasserversorgung durch PM-Stoffe genauer erfassen und bewerten sowie bisherige Technolo¬gien und Maßnahmen zum Trinkwasser¬schutz verbessern. Das Projekt begann im Februar 2019.

Prof. Dr. Thorsten Reemtsma Department Analytische Chemie E-Mail: thorsten.reemtsma@ufz.de
https://www.ufz.de/protect

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45 Prozent der Meeresfläche Deutschlands stehen unter Schutz

Für Deutschland liegt der Wert des Indikators „Meeresschutzgebiete“ der Nachhaltigkeitsziele (SDG) der Vereinten Nationen unverändert auf hohem Niveau: 45 % der Küsten- und Meeresfläche des Landes sind als Schutzgebiete ausgewiesen. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) anlässlich des Internationalen Tages zur Erhaltung der biologischen Vielfalt am 22. Mai 2019 mitteilt, entspricht dies einer Fläche von 25 000 Quadratkilometern. Die Fläche der deutschen Meeresschutzgebiete ist somit größer als die Fläche Mecklenburg-Vorpommerns. Die Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen haben sich im Unterziel 14.5 der SDGs zum Ziel gesetzt, mindestens 10 % der Küsten- und Meeresgebiete bis zum Jahr 2020 unter Schutz zu stellen.

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Baden-Württemberg: Plattform P-Rück gegründet

Um Betreiber von Kläranlagen bei der Klärschlammentsorgung und -verwertung sowie bei der Phosphorrückgewinnung zu unterstützen, hat der DWA-Landesverband Baden-Württemberg auf Initiative des Umweltministeriums am 22. Mai 2019 offiziell die Plattform P-Rück gegründet. Aufgabe der Plattform ist es, ein Informations- und Wissensnetzwerk aufzubauen. Sie bringt Wissenschaftler, Ingenieure und Kläranlagenbetreiber zusammen mit dem Ziel, die Klärschlammentsorgung zu optimieren und insbeson¬dere gemeinsame Strategien und Lösungskonzepte zur Phosphorrückgewin¬nung zu entwickeln.
Bereits jetzt haben mehr als 50 Anlagenbetreiber und Abwasserzweckverbände ihr Interesse an der Plattform bekundet. Auch der Städtetag und der Gemeindetag unterstützen die Initiative von DWA und Umweltministerium. Das Mi¬nisterium erhofft sich von der Plattform wichtige Erkenntnisse für die Fortschreibung der Phosphorrückgewinnungsstrategie für Baden-Württemberg.
Finanziell getragen wird P-Rück über die Mitgliedsbeiträge der teilnehmenden Kläranlagenbetreiber und Industriepartner. Das Umweltministerium unterstützt die Plattform bei der Erarbeitung von Konzepten und Strategien.
https://prueck-bw.de

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Umweltbewusstseinsstudie 2018: Bevölkerung erwartet mehr Umwelt- und Klimaschutz von allen Akteuren

Der Stellenwert von Umwelt- und Klimaschutz ist in der Bevölkerung in den vergangenen Jahren deutlich gewachsen. Das ist ein Ergebnis der Umweltbewusstseinsstudie, die Bundesumweltministerin Svenja Schulze und die Präsidentin des Umweltbundesamtes (UBA) Maria Krautzberger Ende Mai 2019 vorgestellt haben. Die Bevölkerung ist mehrheitlich der Ansicht, dass relevante Akteure (Industrie, Bund, Kommunen) noch nicht genug für den Umwelt- und Klimaschutz tun – und sieht dabei auch ihr eigenes Engagement als Bürger/innen kritisch. Mit der Umweltbewusstseinsstudie untersuchen Bundesumweltministerium und UBA alle zwei Jahre, wie sich das Umweltbewusstsein und Umweltverhalten der Deutschen entwickelt. Für die aktuelle Studie wurden in der zweiten Jahreshälfte 2018 rund 4000 Personen befragt.
Download der Studie:
www.bmu.de/PU548

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Vom Regen zum Hochwasser: Messkampagne zu hydrologischen Extremen

Extreme Wetterereignisse wie Gewitter oder starke Regenfälle und darauffolgende Überflutungen beeinflussen Erd- und Umweltsysteme langfristig. Um die Auswirkungen hydrologischer Extreme ganzheitlich ganzheitlich – vom Niederschlag über den Wassereintrag in den Boden und den Abfluss bis hin zum Eintrag ins Meer – zu untersuchen, läuft von Mai bis Juli 2019 innerhalb der Helmholtz-Initiative MOSES eine Messkampagne im Müglitztal in Sachsen. Koordiniert wird die Messkampagne vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT).
MOSES steht für „Modular Observation Solutions for Earth Systems“. In dieser gemeinsamen Initiative bauen insgesamt neun Forschungszentren der Helmholtz-Gemeinschaft mobile und modular einsatzfähige Beobachtungssysteme auf, um die Auswirkungen zeitlich und räumlich begrenzter dynamischer Ereignisse wie extremer Niederschlags- und Abflussereignisse auf die langfristige Entwicklung von Erd- und Umweltsystemen zu untersuchen.
An der aktuellen Messkampagne sind neben dem Institut für Meteorologie und Klimaforschung – Department Tropo-sphärenforschung (IMK-TRO) des KIT auch das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) aus Leipzig, das Forschungszentrum Jülich (FZJ) sowie das Helmholtz-Zentrum Potsdam – Deutsches GeoForschungsZentrum GFZ mit ihren Messsystemen beteiligt.

https://www.ufz.de/moses
https://blogs.helmholtz.de/moses/de

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Brandenburg: Wirtschaftserlass Sulfat für die Spree in Kraft gesetzt

Als ein Baustein des Strategischen Gesamtplans zur Senkung der bergbaulichen Stoffeinträge in die Spree hat das Brandenburger Umweltministerium mit dem Wirtschaftsministerium den „Bewirtschaftungserlass Sulfat“ in Kraft gesetzt. Mit dem gemeinsamen Bewirtschaftungserlass Sulfat der beiden Ministerien wird erstmals ein Immissionsrichtwert von 280 Milligramm je Liter Sulfat für die Messstelle Neubrück in der Spree verbindlich festgelegt. Der Bewirtschaftungserlass richtet sich an Behörden und ist im Genehmigungsverfahren zu berücksichtigen.
Hintergrund ist der durch den Braunkohlenbergbau in der Lausitz verursachte Eintrag von Sulfat in die Spree. Das Spreewasser wird mit Grundwasser zur Trinkwassergewinnung vom Wasserwerk Briesen der Frankfurter Wasser- und Abwassergesellschaft mbH (FWA) sowie von den Berliner Wasserbetrieben am Wasserwerk Friedrichshagen benutzt.
Für das Trinkwasser ist nach der Trinkwasserverordnung ein Grenzwert von 250 Milligramm je Liter einzuhalten. Mit der Festlegung eines Immissionsrichtwerts von 280 Milligramm je Liter für die Messstelle Neubrück, der an 90 Prozent der Tage im Jahr einzuhalten ist, wird sichergestellt, so das Umweltministerium in einer Pressemitteilung, dass der Grenzwert im Trinkwasser von 250 Milligramm je Liter nicht überschritten wird.

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Wirtschaftsfaktor Umweltschutz: 73,9 Milliarden Euro Umsatz

Maßnahmen für den Umweltschutz sind ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Wie das Statistische Bundesamt anlässlich des Tags der Umwelt am 5. Juni 2019 mit¬teilt, erwirtschafteten die Betriebe des Produzierenden Gewerbes und des Dienstleistungssektors im Jahr 2017 in Deutschland 73,9 Milliarden Euro Umsatz mit Waren, Bau- und Dienstleistungen für den Umweltschutz. Die Zahl der Beschäftigten, die bei der Produktion von Waren, Bau- und Dienstleistungen für den Umweltschutz eingesetzt waren, lag bei 263 883 (gemessen in Vollzeitäquivalenten).
Der wirtschaftlich bedeutendste Umweltbereich war der Klimaschutz mit einem Umsatz von 49,4 Milliarden Euro. Wirtschaftlich am wichtigsten waren dabei Maßnahmen zur Nutzung erneuerbarer Energien (24,4 Milliarden Euro) sowie Maßnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz und zur Einsparung von Energie (23,6 Milliarden Euro).
Insgesamt wurde der Großteil der umweltschutzbezogenen Umsätze mit 55,8 Milliarden Euro im Verarbeitenden Gewerbe erzielt. Die wichtigsten Wirtschaftszweige waren dabei der Maschinenbau (23,3 Milliarden Euro), die Her-stellung von elektrischen Ausrüstungen (6,9 Milliarden Euro) sowie die Herstellung von Gummi- und Kunststoffwaren (4,7 Milliarden Euro).
Nach Wirtschaftsbereichen aufgeschlüsselt waren die meisten Beschäftigten (68,2 %) für den Umweltschutz mit 180 000 im Verarbeitenden Gewerbe tätig. Im Baugewerbe waren gut 45 000 Beschäftigte mit der Produktion von Um-weltschutzgütern und -dienstleistungen betraut, im Dienstleistungssektor rund 38 000 und in den übrigen Wirtschafts-bereichen etwa 700.
Basis dieser Ergebnisse ist eine Erhebung für das Berichtsjahr 2017, bei der 7148 Betriebe des Produzierenden Gewerbes sowie des Dienstleistungsbereiches in Deutschland Angaben zu umweltschutzbezogenen Umsätzen und Beschäftigten gemeldet haben. Detaillierte Ergebnisse bietet die Fachserie 19 Reihe 3.3 „Umweltschutzgüter und Umweltschutzleistungen 2017″.

http://www.gfa-news.de/webcode.html?wc=20190605_001

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Sechste Projektrunde Benchmarking Abwasser Bayern abgeschlossen

Mit der öffentlichen Abschlussveranstal¬tung am 8. Mai 2019 in Erding wurde die sechste Runde des Projekts „Benchmarking Abwasser Bayern“ abgeschlossen. Alle Projektträger, darunter der DWA-Landesverband Bayern, unterstützen die Fortführung des Projekts im Kalenderjahr 2019. An der sechsten Projektrunde beteiligten sich 77 Abwasserunternehmen. Bedingt durch das neue Projektkonzept mit dem Angebot eines einfachen Einstiegmoduls konnten erstmals überproportional viele kleine Unternehmen erreicht werden. So lag die Anzahl der Kommunen mit weniger als 5000 Einwohnern bei 55 % und die Anzahl der Kommunen mit weniger als 1000 Einwohnern bei 10 %. Da sich auch weiterhin große Abwasserentsorger am Projekt beteiligen, ist die Spannweite der Unternehmensgrößen sehr hoch, was durch die Unterteilung der Ergebnisse in Vergleichsgruppen mit einheitlichen Rahmenbedingungen berücksichtigt wird. In Summe sind durch das Projekt 24 % der Bevölkerung erfasst worden.
Insgesamt lassen sich für die Teilnehmer gute Ergebnisse bei der Qualität der Abwasserreinigung bezogen auf jeden einzelnen Parameter und im Bereich der Kostendeckung feststellen. Weiterhin zeigen die Kennzahlenergebnisse, dass die Unternehmen den Arbeitsschutz und die Gesundheit der eigenen Mitarbeiter(innen) sehr ernst nehmen. Auch hier konnten überdurchschnittlich gute Werte erzielt werden.
Als größtes Handlungsfeld ist das Kanalnetz bestätigt worden. Obwohl das durchschnittliche Kanalalter mit ca. 32 Jahren rund acht Jahre unter dem Bundesdurchschnitt liegt und sich damit grundsätzlich günstig auf den Netzzustand auswirkt, ist der Anteil der kurzfristig zu sanierenden Kanäle eher hoch. Wird der Anteil der sanierungsbedürftigen Kanäle auf den bekannten Zustand bezogen, sind rund 14 % der Netze kurzfristig sanierungsbedürftig. Demgegenüber steht in den letzten zehn Jahren eine mittlere jährliche Sanierungsrate von 0,42 %. Um die Kanalnetze langfristig zu erhalten, müssen daher die Sanierungsmaßnahmen deutlich gesteigert und entsprechende Finanzmittel bereitgestellt werden.
Die siebente Runde ist gestartet. Damit haben wiederum alle bayerischen Abwasserunternehmen die Möglichkeit mitzumachen. Dabei erhalten alle Teilnehmer vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz einen finanziellen Zuschuss zur Teilnahmegebühr. Die Teilnahme am Einstiegsmodul mit persönlicher Beratung vor Ort ist kostenlos.

www.abwasserbenchmarking-bayern.de
www.aquabench.de

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Bayern: Sonderförderprogramm für Kanalüberprüfungen wird verlängert

Kleine Kommunen mit bis zu 20 000 Einwohnern werden zwei Jahre länger vom Freistaat Bayern dabei unterstützt, ihre Kanalnetze professionell überprüfen zu lassen und in Kanalkatastern zu erfassen. Das entsprechende Sonderförderprogramm wird dazu bis zum 31. Dezember 2021 verlängert. Nach Angaben von Landesumweltminister Thorsten Glauber werden mit dem Sonderförderprogramm rund 11 000 Kilometer Kanäle zusätzlich erfasst. Das Sonderförderprogramm wurde 2015 mit einer Laufzeit von fünf Jahren aufgelegt. Aufgrund des großen Interesses der Kommunen und des derzeit weitgehend ausgelasteten Marktes, könnten die Arbeiten vielfach aber möglicherweise nicht fristgerecht abgeschlossen werden. Im Rahmen des Sonderför¬derprogramms werden Kommunen mit einem Euro je erfasstem Meter Kanal unterstützt.
So kann auch ein eventueller Sanierungsbedarf erkannt und weitere Ma߬nahmen eingeleitet werden. Auch hier werden die Kommunen unterstützt: Allein 70 Millionen Euro stehen pro Jahr für die Härtefallförderung der Kommu¬nen zur Verfügung. Derzeit sind über 250 Förderanträge eingegangen und größtenteils bereits verbeschieden.

www.stmuv.bayern.de/themen/wasserwirtschaft/abwasser/index.htm

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Entwicklung von Hochlastreaktoren für den Einsatz an Biogasanlagen

Gülle kommt nicht nur auf dem Feld zum Einsatz: Eine Alternative liegt in der energetischen Nutzung in Biogasanlagen. Mit den richtigen Technologien lässt sich dies realisieren. Das ist zukünftig für Biogasanlagenbetreiber von Vorteil, da sich die gesetzlichen Einspeisevergütungen von Biogas ins Netz verändern beziehungsweise wegfallen und sie dementsprechend darauf angewiesen sind, den wirtschaftlichen Betrieb mit neuen Konzepten zu realisieren. Darum geht es im INTERREG-Projekt „Grüne Kaskade – Hochlastvergärung“, in das neben der FH Münster die Unternehmen PlanET Biogastechnik GmbH und Bioenergiecluster Oost-Nederland (BEON) involviert sind: Gemeinsam haben sie Hochlastreaktoren für Biogasanlagen entwickelt, die das Po¬tenzial der flüssigen Phase separierter Güllen nahezu vollständig ausschöpfen. Und dabei ist sogar weniger Zeit als bei der üblichen Biogasanlage nötig – die Effizienz steigt also.
Momentan ist das Team dabei, die Verweilzeit der Substrate weiter zu verkürzen. Außerdem soll untersucht werden, wie der Reaktor mit Co-Substraten klarkommt: Sickersäfte oder belastete Abwässer.

www.fhms.eu/hochlast

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Stadtwerke Wesel erhalten TSM-Zertifizierung

Die Stadtwerke Wesel GmbH hat sich erfolgreich das Technische Sicherheitsmanagement (TSM) zertifizieren lassen. Bei einer feierlichen Übergabe erhielten die Stadtwerke (SWW) und die zugehörige NSG Netzservicegesellschaft Niederrhein mbH, zuständig für den technischen Betrieb von Energie- und Wassernetzen, ihre TSM-Zertifikate. Die Stadtwerke sind besonders mit dem Zertifizierungsprozess zufrieden. Der Prozess, der seit 2017 bei SWW und NSG lief, habe viele Lerneffekte gehabt. Das TSM sei auch ein Mittel, einen Versorger bezüglich Aufbau- und Ablauforganisation zu prüfen, Haftungsrisiken zu minimieren und Handlungssicherheit für Mitarbeiter und Führungskräfte zu festigen. Leitfäden und Organisationshandbuch machen die Abläufe und Verantwortlichkeiten transparent. Dazu werde die Identifikation von Handlungsfeldern und der Selbstbewertung der Unternehmen gut unterstützt, heißt es im Fazit des Unternehmens. Die Stadtwerke heben beim TSM weiter die Einbindung des Krisenfalls hervor.
Überreichung des TSM-Zertifikats, von links nach rechts: Henning Wagner (technischer Leiter der Stadtwerke Wesel), Franz Michelbrink (Geschäftsführer der Stadtwerke Wesel), Dennis Hamm (Projektleiter der Stadtwerke Wesel), Ulf Heinrich (technische Führungskraft Abwasserleitung der Stadtwerke Wesel), Jens Kiel (technische Führungskraft Abwasserbehandlung der Stadtwerke Wesel), Frank Merten (kaufmännischer Leiter der Stadtwerke Wesel), Richard Esser (Leiter TSM-Stelle der DWA)

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Gruppenklärwerk Kaarst-Nordkanal: Klärschlammbehandlungsanlage in Betrieb genommen

Auf dem Gruppenklärwerk Kaarst-Nordkanal (Erftverband, Nordrhein-Westfalen) wurde eine neue Klärschlammbe-handlungsanlage in Betrieb genommen. „Die Kläranlage ist durch die Erweiterung eine der wenigen Anlagen weltweit mit Membranbelebung und kombinierter Klärschlammbehandlung – und damit richtungsweisend für hohe Reinigungs-leistung und Nutzung regenerativer Energien in der Abwassertechnik“, so der Vorstand des Erftverbands, Dr. Bernd Bucher.
In zwei Jahren Bauzeit entstanden auf dem Gelände des Gruppenklärwerks ein neues Vorklärbecken mit Feinsiebung, eine Prozesswasserbehandlungsanlage, ein Faulbehälter sowie ein Gasspeicher. Ein neues Maschinengebäude beherbergt die neue maschinelle Schlammentwässerung und ein Blockheizkraftwerk, um das bei der Abwasserreinigung entstehende Klärgas direkt auf der Anlage zu verstromen und zur Eigenversorgung zu nutzen. Die dabei entstehende Wärme wird ebenfalls zur Reduzierung von externen Energiequellen verwendet.
Das Blockheizkraftwerk erzeugt rund 7200 Kilowattstunden pro Tag. Der Erftverband erreicht dadurch eine Reduktion des externen Strombezugs um mehr als 40 Prozent. Das entspricht einer CO2-Einsparung von rund 1000 Tonnen pro Jahr. Das Gruppenklärwerk arbeitet nun fast genauso energieeffizient wie konventionelle Kläranlagen – bei gleichzeitig erheblich besserer Reinigungsleistung. Denn die Membranfiltration entfernt auch Krankheitserreger und Mikroplastikpartikel.
Wegen des landes- und bundesweit innovativen Charakters der Kombination von Membranbelebungsanlage mit Klär-schlammbehandlung und Klärgasverwertung wurde das Projekt vom Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen mit 2,3 Millionen Euro und vom Bundes¬ministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit mit 2,7 Millionen Euro gefördert. Die Gesamtkosten für die Erweiterung betragen rund elf Millionen Euro.

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Seminar „Versicherungen von Abwasserentsorgungsanlagen“

Am 1. Mai 2019 wurde der neue ÖWAV-Arbeitsbehelf 7 „Grundsätze für die Versicherungen von Abwasserentsorgungsanlagen“ auf www.oewav.at veröffentlicht, welcher unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. Stefan Perner im Rahmen des ÖWAV-Arbeitsausschusses „Versicherung von Abwasserentsorgungsanlagen“ neugestaltet wurde. Dieser Arbeitsbehelf wurde am 27. Mai 2019 in Kooperation mit der Wirtschaftsuniversität Wien im Zuge eines Seminars am WU Campus der Fachwelt vorgestellt.
Die Präsentation des Arbeitsbehelfs war jedoch nur einer von vielen spannenden Inhalten dieses Seminars. Nach der Begrüßung durch ÖWAV-GF DI Manfred Assmann und GF BR h.c. DI Dr. Wolfgang Scherz (Abwasserverband Wiener Neustadt-Süd) stellten die Vortragenden die rechtlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen der Abwasserentsorgung dar. Sowohl allgemeine Haftungsfragen, als auch Anforderungen an die Haftpflichtversicherung und ein integriertes gesamtheitliches Versicherungskonzept wurden näher beleuchtet.
Im zweiten Block widmeten sich die Vortragenden der Darstellung bestimmter Versicherungssparten, wie der Sachversicherung und der technischen Versicherung. Abgerundet wurde das Seminar im dritten Block durch eine öffentlich- und vergaberechtliche Einordnung von Versicherungen. Auch für Diskussionen und Fragen an die ExpertInnen wurde dem Auditorium ausreichend Gelegenheit geboten.
Den ÖWAV-Arbeitsbehelf 7 „Grundsätze für die Versicherungen von Abwasserentsorgungsanlagen“ finden Sie zum

Download bzw. zur Bestellung unter folgendem Link.
https://www.oewav.at/Page.aspx?target=372209 

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Bestnoten für deutsche Badegewässer

98 Prozent der Badegewässer in Deutschland erfüllten in der Badesaison 2018 die Qualitätsanforderungen der EG-Badegewässerrichtlinie. Etwa 93 Prozent wurden sogar mit der besten Note „ausgezeichnet“ bewertet. Dies zeigen die am 6. Juni 2019 von der EU-Kommission veröffentlichten Daten zur Wasserqualität der Badegewässer 2018. Damit bleibt die Qualität der deutschen Badegewässer weiterhin gut – auch für das Jahr 2017 wurden ähnliche Ergebnisse gemeldet.

Lediglich sechs deutsche Badegewässer wurden 2018 von der Kommission als mangelhaft bewertet. 74 Badegewässer waren während der Badesaison ganz oder zeitweise geschlossen, davon 45 wegen Cyanobakterien. Ursachen für dauerhafte Schließungen waren vor allem Sanierungsarbeiten oder das Fehlen eines Betreibers. Wegen schlechter hygi-enischer Wasserqualität waren lediglich sieben Badegewässer zeitweise geschlossen.
Seit der Einführung dieser Überwachung im Jahre 1976 hat sich die Qualität der Badegewässer stark verbessert. So gab es in den 1990er Jahren noch 10 bis 15 Prozent mangelhafte Badegewässer gegenüber nur noch 0,3 Prozent in der Badesaison 2018.

Die aktuellen Daten können für jedes Badegewässer online auf den Internetseiten der Bundesländer eingesehen werden.

Eine Übersicht und weitere Informationen gibt es unter: http://www.gfa-news.de/webcode.html?wc=20190606_002

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Weitere Klage der EU-Kommission gegen Deutschland wegen Nitratwerten?

Die EU-Kommission droht Deutschland mit einer weiteren Klage, falls die Nitratwerte in Wasser und Boden nicht besser und die Düngeregeln in der Landwirtschaft nicht entsprechend angepasst werden. Das berichtete das ZDF am 21. Mai 2019; die grünen Landesumweltminister/innen teilen laut einer gemeinsamen Pressemitteilung diese Position, und der BDEW beruft sich in diesem Zusammenhang auf ein Rechtsgutachten der Universität Trier, das diese Gefahr ebenso sieht. Im Fall eines Urteils drohen danach erhebliche Strafgelder. Deshalb haben die grünen Landesumweltminister/innen an Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner einen gemeinsamen Brief geschrieben. Unter anderem wird darin gefordert: „Einerseits müssen die Leistungen von ökologisch wirtschaftenden und bereits besonders gewässerschonend wirtschaftenden konventionellen Betrieben innerhalb der roten Gebiete gewürdigt werden; andererseits darf dabei nicht der Fehler einer absoluten Beschränkung auf das Nitrat-Problem gemacht werden. Vielmehr muss das Verfahren so gestaltet werden, dass auch die Verpflichtungen zur Reduktion von Ammoniak-Emissionen oder zur Reduktion von Phosphat-Einträgen Eingang in die Neuregelung finden…. Eine gute gemeinsame Umweltregulierung, die dann auch von allen Mitgliedstaaten eingehalten wird, ist aus unserer Sicht eines der Fundamente des europäischen Binnenmarktes und der EU insgesamt. Auch aus diesen Überlegungen sind wir es unseren europäischen Nachbarn schuldig, die Verletzung der oben genannten Richtlinien abzustellen, nicht nur vor dem Hintergrund drohender Bußgelder in empfindlicher Höhe bei der Nitratrichtlinie.“

Download des Briefs:
http://www.gfa-news.de/webcode.html?wc=20190522_006

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Thüringer Wassergesetz vom Landtag verabschiedet

Der Thüringer Landtag hat am 10. Mai 2019 das „Gesetz zur Neuordnung des Thüringer Wasserwirtschaftsrechts“ verabschiedet. Das Gesetz sieht unter anderem folgendeÄnderungen vor:
Noch immer weisen 80 Prozent der Thüringer Gewässer wegen Überdüngung zu hohe Nährstoffbelastungen auf. Damit weniger Düngemittel und Pestizide in die Gewässer gelangen, sollen sie durch Gewässerrandstreifen besser geschützt werden. Bundesweit einmalig ist das neue Optionsmodell für Gewässerrandstreifen, das außerorts Gewässerschutz und landwirtschaftliche Nutzung kombiniert. Der Landwirt kann zukünftig wählen, ob er 5 Meter am Gewässer dauerhaft begrünt oder einen mindestens 10-Meter- Streifen zwar als Ackerland nutzt, aber dort auf jeglichen Chemie- Einsatz verzichtet.
Mit 20 neuen Gewässerunterhaltungsverbänden soll, wie es in den Ländern Brandenburg und Sachsen-Anhalt seit über 25 Jahren der Fall ist, das nötige Fachwissen für alle Fragen um die Gewässerunterhaltung und den Hochwasserschutz aufgebaut werden. Bundesweit einmalig ist, dass die Kosten der Gewässerunterhaltung vollständig aus dem Landeshaushalt finanziert werden. Ab 2020 stehen dafür voraussichtlich 15,5 Millionen Euro pro Jahr zur Finanzierung der Verbände zur Verfügung.
Bislang sind nur rund 80 Prozent der Thüringer Haushalte an eine zentrale Kläranlage angeschlossen. In den Haushaltsjahren 2018 und 2019 stellt das Thüringer Umweltministerium insgesamt zusätzlich rund 30 Millionen Euro für die Förderung der öffentlichen Abwasserentsorgung bereit. Insbesondere Bürgerinnen und Bürger im ländlichen Raum sollen mit dem neuen Gesetz vom Anschluss an zentrale Kläranlagen profitieren. Zukünftig sollen Abwässer aus Orten mit mehr als 200 Einwohnern durch die Abwasserzweckverbände zentral entsorgt werden.
Wegen der derzeit nicht absehbaren Risiken des Frackings für Menschen und Umwelt verhindern die Regelungen im Gesetzentwurf die im Bundesgesetz vorgesehenen Erprobungsbohrungen auf Thüringer Boden.
Neu geregelt wird auch der Umgang mit den 59 sogenannten herrenlosen Speichern in Thüringen. Diese sind vor 1990 entstanden und dienen überwiegend dem Bewässern von Ackerflächen. Der bauliche Zustand vieler Speicher ist mangelhaft. Hinzu kommen Sicherheitsrisiken, wenn die Wasserreservoirs große Starkregen-Mengen aufnehmen müssen. Zukünftig wird die Thüringer Fernwasserversorgung (TFW) Sanierung oder Abbruch der Speicher übernehmen. Zudem wird es faire Übernahmeangebote Übernahmeangebote an Kommunen oder Dritte wie Landwirte oder Anglerverbände geben. Sie können einen Speicher bei Interesse selbst übernehmen und bewirtschaften. Die übrigen Speicher werden durch die TFW Schritt für Schritt zurückgebaut.

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Vergabeordnung wird geändert

Die Bundesregierung hat die Verordnung zur Änderung der Vergabeverordnung und der Vergabeverordnung Verteidigung und Sicherheit (Bundestags-Drucksache 19/9477) vorgelegt. Neben zahlreichen redaktionellen Änderungen werden mit der Verordnung auch Änderungen im Bereich der Ausschreibungen für Bauleistungen umgesetzt. Die Bundesregierung erinnert in diesem Zusammenhang an den Auftrag des Koalitionsvertrags, in dieser Legislaturperiode zur weiteren Vereinheitlichung des Vergaberechts die Zusammenführung von Verfahrensregeln für die Vergabe von Liefer-und Dienstleistungen einerseits und von Bauleistungen andererseits in einer einheitlichen Vergabeverordnung zu prüfen. Der Entwurf der Regierung wurde dem Deutschen Bundestag zugeleitet mit der Bitte um Zustimmung.

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Aussteller für „Woche der Umwelt“ gesucht

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier lädt am 9. und 10. Juni 2020 in seinen Berliner Amtssitz zur „Woche der Umwelt“ ein, die in Kooperation mit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) zum sechsten Mal stattfindet. Rund 180 Unternehmen, Forschungsinstitute, Vereine und Verbände können während der zweitägigen Veranstaltung im Park von Schloss Bellevue ihre Arbeit präsentieren und mit ihren Umweltpround Ökologie erfolgreich zusammengebracht werden können. Eine Jury wird die Teilnehmer auswählen. Bis zum 31. Juli 2019 können sich interessierte Einrichtungen als Aussteller für die Umweltschau bewerben:

www.woche-der-umwelt.de

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Spatenstich für Ozonungsanlage auf der Kläranlage Tübingen

Tübingens Kläranlage soll als erst zweite Anlage in Baden-Württemberg eine Ozonungsanlage erhalten, mit der Spurenstoffe sowie teilweise auch Keime im Abwasser abgebaut werden können. Gemeinsam mit Oberbürgermeister Boris Palmer hat Umweltminister Franz Untersteller am 8. Mai 2019 den Spatenstich für den Bau der Anlage vorgenommen. Das Umweltministerium fördert den Ausbau der Kläranlage mit insgesamt fast drei Millionen Euro, eingeschlossen ist dabei auch der Zuschuss für eine Flockungsfiltration. Die gesamten Investitionskosten belaufen sich auf voraussichtlich 13,8 Millionen Euro. Neben Tübingen sind auch die Gemeinden Ammerbuch und Rottenburg an dem Projekt beteiligt.

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TSM-Zertifikat in Landau überreicht

Nach fast zwei Jahren Vorbereitung hat der Entsorgungs- und Wirtschaftsbetrieb Landau (EWL) die freiwillige Prüfung seines technischen Sicherheitsmanagements (TSM) in der Sparte Abwasser erfolgreich abgelegt. Am 3. Juli 2016 überreichte Peter Lubenau, Vorsitzender des DWA-Landesverbands Hessen/Rheinland-Pfalz/ Saarland das Zertifikat an Bernhard Eck, Vorstand des EWL. „Die umfangreiche Prüfung hat ergeben, dass die Abwasserabteilung des EWL technisch, personell und organisatorisch sehr gut aufgestellt ist“, hatten die Prüfer bestätigt. Bundesweit gibt es rund 90 Abwasserbetriebe, die das TSM-Zertifikat führen. Bei einer zweitägigen Prüfung vor Ort hatten sich die Experten der DWA mit den Kollegen des EWL durch einen rund 250 Fragen umfassenden Katalog zur Qualifikation des Fachpersonals, zur Entscheidungs- und Handlungskompetenz der technischen Führungskräfte sowie zu internen Abstimmungsprozessen gearbeitet. Auf dem Prüfstand standen außerdem die technische Ausrüstung, die Unternehmensstruktur sowie die Organisation des Bereitschaftsdienstes der Kläranlage. Zu all diesen Punkten hatten die Mitarbeiter der EWL-Abwasserabteilung und auch der Verwaltung intensiv die internen Abläufe hinterfragt, optimiert und dokumentiert sowie die Zusammenarbeit mit externen Partnern geprüft und Schnittstellen geklärt. Besonders gewichtige Punkte waren die Betriebssicherheit der Kläranlage, deren Störungsmanagement und die Erstellung eines Gefahrstoffkatasters. „Wir arbeiten in der Daseinsvorsorge. Unsere Leistungen nutzt jeder Bürger, aber nur an wenigen Stellen werden wir sichtbar“, hielt der EWL-Vorstand fest. Umso wichtiger sei es, die Organisation und die Abläufe regelmäßig auf den Prüfstand zu stellen. Zudem gibt der Blick der externen Gutachter dem städtistädtischen Wirtschaftsbetrieb auch aus der juristischen Warte Sicherheit beim täglichen Handeln. Das Zertifikat gilt nun für fünf Jahre, dann steht ein Wiederholungsaudit an.

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Bayern: Komponente „Sturzfluten“ im Hochwasserschutz- Aktionsprogramm

Das bayerische Kabinett hat auf einer Klausur in St. Quirin Anfang August 2016 Beschlüsse in den Bereichen Umwelt und Verbraucherschutz gefasst. Danach wird das Hochwasserschutz-Aktionsprogramm 2020plus (AP2020plus) um eine neue Komponente „Sturzfluten“ erweitert. Die Warnung vor Sturzfluten soll durch genauere Prognosen und Frühwarnungen verbessert werden. Daneben wird die Beratung der Gemeinden verstärkt. Auch soll die staatliche Förderung von kommunalen Hochwasserprojekten weiter ausgebaut werden. In den Jahren 2017 und 2018 sollen dafür Haushaltsmittel von 12 Millionen Euro zur Verfügung gestellt werden. Auch 30 neue Stellen zur Stärkung der Wasserwirtschaftsämter und des Landesamtes für Umwelt sind vorgesehen.

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Studie zu Rekommunalisierungen in Europa veröffentlicht

„700 Rekommunalisierungen in den letzten 20 Jahren zeigen, dass die Kommunen die Eigenerbringung wiederentdecken. Wenn auch die Europäische Union ihren Liberalisierungskurs unbeirrt fortsetzt. Doch die bisherigen Rückübertragungen zeigen: Die Kommunen sind oft leistungsfähiger und kostengünstiger als private Anbieter.“ So fasst die Österreichische Gesellschaft für Politikberatung und Politikentwicklung die Ergebnisse ihrer Studie zur Rekommunalisierung in Europa zusammen. Zum deutschen Wassersektor heißt es in der Studie: „In Deutschland lässt sich bei der Wasserversorgung bis dato keine derartige ‚Breite Bewegung hin zur Rekommunalisierung‘ wie im Energiesektor beobachten. Ausschlaggebend dafür ist, dass die Wasser-und Abwasserversorgung ohnehin primär in kommunaler Hand ist, also kein Bedarf für eine Rückführung besteht. Der deutsche Wassermarkt ist im internationalen Vergleich stark fragmentiert. Eine kleine Zahl großer Dienstleister steht einer großen Zahl kleiner Betriebe, die vorwiegend in dünn besiedelten Gebieten zu finden sind, gegenüber. 40 Prozent der Bevölkerung werden von Anbietern mit privater Beteiligung versorgt. Das ist ein Unterschied zur Abwasserentsorgung, wo nur 5 Prozent der Bevölkerung von Privaten versorgt werden.“

Kostenloser Download der Studie:
www.gfa-news.de/gfa/webcode/20190426_001

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Stockholmer Übereinkommen verbietet PFOA, PFOS und Dicofol

Ein globales Verbot von drei problematischen Chemikalien bereitet die Vertragsstaatenkonferenz des Stockholmer Übereinkommens zum weltweiten Umgang mit schwer abbaubaren Chemikalien vor. So soll das in der EU bereits seit 2008 nicht mehr zugelassene Pflanzenschutzmittel Dicofol sowie die Industriechemikalien Perfluoroctansäure (PFOA) und Perfluoroctansulfonsäure (PFOS) ab 2020 weltweit nicht mehr eingesetzt werden. Bei PFOA und PFOS wird es für einige Anwendungsbereiche Übergangsfristen bis 2025 geben.
PFOA wird bisher für Kunststoffe mit wasserabweisenden Eigenschaften verwendet. Künftig soll es nur noch wenige eng begrenzte Ausnahmen für Feuerlöschschäume, Berufstextilien für den Arbeits- und Gesundheitsschutz, medizinische Textilien und Membranen einiger Industrieverfahren, implantierbare medizinische Geräte, Filmbeschichtungen und zur Halbleiterherstellung geben. Diese Beschränkungen galten bisher auch schon für die EU und Deutschland. Neu ist jedoch, dass nun bis 2025 der Ausstieg erfolgen muss.
Für das schon länger in die POP-Liste (POP: persistent organic pollutants) des Übereinkommens enthaltene PFOS wurden fast alle noch erlaubten Ausnahmen gestrichen. Dieser Stoff darf nur noch in Feuerlöschschäumen und bei der Hartverchromung so verwendet werden, dass er nicht in die Umwelt gelangen kann. Er muss ebenfalls bis spätestens 2025 ersetzt sein.

Stockholm-Konvention und die Liste weltweite verbotener Stoffe:
http://www.pops.int

Strategischer Ansatz für ein Internationales Chemikalienmanagement SAICM:
http://www.saicm.org

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Risikoanalyse zu Dürreszenario vorgelegt

Die Bundesregierung hat den „Bericht zur Risikoanalyse im Bevölkerungsschutz 2018″ als Unterrichtung (Bundestags- Drucksache 19/9521) vorgelegt, die sich mit den Auswirkungen eines mehrjährigen Dürreszenarios für Deutschland befasst. Obgleich das untersuchte Szenarioeinen theoretischen und abstrahierten Ereignisverlauf beschreibe, hätten die Erfahrungen des Jahres 2018 deutlich gemacht, wie relevant eine Analyse eines solchen Szenarios auch für Deutschland geworden sei, heißt es in der Vorlage. Die realen Erfahrungen des vergangenen Jahres, das vielen als „Dürrejahr“ im Gedächtnis bleiben werde, bestätigten, „dass eine Dürre ein durchaus realistisches Ereignis für Deutschland ist“. Gleichzeitig sei es vor dem Hintergrund des Klimawandels „denkbar, dass Dürreereignisse in den nächsten Jahren und Jahrzehnten eine möglicherweise häufiger vorkommende Herausforderung für Deutschland darstellen könnten“.

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Ludwig-Bölkow-Technologiepreis 2016 ausgelobt

Die Bewerbungsphase für den „Ludwig- Bölkow-Technologiepreis Mecklenburg- Vorpommern 2016“ ist gestartet. Mit dem Preis“ werden Unternehmen und wissenschaftlich ausgebildete Einzelpersonen oder auch Personengruppen von Forschungseinrichtungen ausgezeichnet, die sich um den erfolgreichen Transfer von Forschungs- und Entwicklungsergebnissen aus Mecklenburg-Vorpommern in die wirtschaftliche Nutzung in Form von Produkten, Verfahren und technologischen Dienstleistungen besonders verdient gemacht haben. Insgesamt stehen 10 000 Euro als Preisgeld zur Verfügung. Ausgelobt wird der Preis vom Wirtschaftsministerium und der Industrieund Handelskammern des Landes Mecklenburg- Vorpommern. Die Preisträger werden am 14. November 2016 in Neubrandenburg ausgezeichnet.

www.boelkowpreis.de  

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Menschen und Umwelt – Kommunaler Umwelt-Kooperationspreis

Erfolgreiche Kooperationen mit kommunaler Beteiligung zum Schutz und zur Verbesserung der Umwelt stehen im Fokus des Wettbewerbes „Menschen und Umwelt“ der Stiftung IntEF-U.A.N. Beispiele für die Vielfalt der Kooperationsprojekte mit kommunalem Bezug im Umweltbereich sind u. a. langjährig zusammenarbeitende AGENDA-Gruppen oder umweltthemenbezogene Arbeitsgruppen, aber auch internationale Netzwerke zum Beispiel im Rahmen von Städtepartnerschaften, die vor Ort erfolgreich Projekte umgesetzt haben. Die ausgezeichneten Umweltkooperationsprojekte mit kommunaler Beteiligung werden zu einem gemeinsamen Essen mit dem Stiftungskuratorium eingeladen und sollen durch den Deutschen Städteund Gemeindebund und die Stiftung IntEF- U.A.N. veröffentlicht werden. Die Teilnahme am Wettbewerb ist bis zum 15. November 2016 möglich. Der Auslobungstext ist im Internet abrufbar:

www.intef-uan.de Das digitale Wettbewerbsformular kann per Mail angefordert werden: hoeniges@uan.de Dr.-Ing. Kathrin Flasche Tel. 05 11/3 02 85-58 E-Mail: flasche@uan.de

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Nürnberg: Mephrec-Pilotanlage in Betrieb

In Nürnberg hat am 25. Juli 2016 eine Pilotanlage zur Rückgewinnung von Phosphor aus Klärschlamm nach dem Mephrec-Verfahren den Betrieb aufgenommen. Diese Technologie findet damit erstmals in einer Großanlage Anwendung. Neben Vertretern der Stadt war der Parlamentarische Staatssekretär des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF), Stefan Müller, bei der symbolischen ersten Beschickung der Anlage anwesend. Grundlage der halbtechnischen Pilotanlage ist das Metallurgische Phosphorrecycling- Verfahren (Mephrec). Das Herzstück der Anlage ist ein Kupolofen, der üblicherweise zur Herstellung von Gusseisen aus Schrott und Roheisen verwendet wird. In ihm wird der Klärschlamm bei Temperaturen von bis zu 2000 °C eingeschmolzen. In dem vom BMBF mit 4,2 Millionen Euro geförderten Vorhaben arbeiten unter der Leitung der Klärschlammverwertung Nürnberg GmbH zwei Wirtschaftspartner sowie vier Forschungseinrichtungen zusammen. Die Pilotanlage ist Teil der BMBFFördermaßnahme „Zukunftsfähige Technologien und Konzepte für eine Energieeffiziente und Ressourcenschonende Wasserwirtschaft“ im BMBF-Rahmenprogramm „Forschung für Nachhaltige Entwicklung“ (FONA).

https://www.nuernberg.de/internet/ krn_mephrec  

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Nitrat: Schweineställe mit Kot und Urintrennung?

„Großschlachter Clemens Tönnies will dem Gülleproblem durch eine neue Generation von Schweineställen beikommen.“ Das berichtet das Handelsblatt am 16. April 2019. Tönnies‘ Unternehmen hat demnach Ställe entwickelt, in denen Kot und Urin getrennt werden. Gülle entstehe somit nicht. Wie Tönnies laut Handelsblatt vor dem Club Hamburger Wirtschaftsjournalisten berichtet habe, könne der Kot der Tiere zur Energieerzeugung und die Rückstände als Blumenerde genutzt werden. Nur der Urin würde auf landwirtschaftliche Flächen ausgebracht. So soll ein Drittel weniger Nitrat in den Boden gelangen. Das Unternehmen habe bereits zehn Musterställe gebaut. Die Unternehmensgruppe Tönnies verarbeitete im Jahr 2018 nach eigenen Angaben 20,8 Millionen Schweine sowie 440 000 Rinder und setzte 6,65 Milliarden Euro um.

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Gründung der Kommunalen Nährstoffrückgewinnung Niedersachsen

Die Städte Barsinghausen, Celle, Göttingen, Hildesheim, Hameln, Langenhagen, Peine, Salzgitter und Verden bzw. deren Stadtentwässerungen haben am 26. März 2019 den Gesellschaftsvertrag ihrer gemeinsamen Klärschlammverwertungsgesellschaft „Kommunale Nährstoffrückgewinnung Niedersachsen (KNRN) GmbH“ notariell beurkundet. Diese Klärschlammverwertungsgesellschaft wird als Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) gegründet und übernimmt die Verwertung des bei den Gesellschaftern anfallenden Klärschlamms sowie die gesetzlich geforderte Rückgewinnung von Nährstoffen, insbesondere Phosphor.
Gegenstand des Unternehmens ist die Verwertung von Klärschlämmen sowie Planung, Finanzierung, Bau, Betrieb und Unterhaltung der dafür notwendigen Einrichtungen. Insbesondere ist zur thermischen Verwertung der Klärschlämme der Bau einer Mono-Klärschlammverbrennungsanlage am Standort Hildesheim geplant. Die Gesellschafter verfolgen das Ziel, die Verbrennungsanlage sicher, effizient, ressourcenschonend und nachhaltig zu betreiben. Der Standort Hildesheim bietet durch die trimodale Anbindung an Straße, Bahngleis und Wasserweg großes Optimierungspotenzial im Hinblick auf den Transport und damit auf Vermeidung von Kohlendioxidemissionen. Weiterhin ist die direkte Anbindung an die Kläranlage der Stadt Hildesheim ein Standortvorteil.
Aktuell werden weitere Kommunen als Gesellschafter aufgenommen, die ihren Klärschlamm in die Gesellschaft einbringen. Das Hauptziel der Gesellschafter ist die langfristige Entsorgungssicherheit mit Kostentransparenz in der Klärschlammentsorgung.

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Niedersachsen: Nährstoffbericht 2018 vorgestellt – mehr Anstrengungen für den Wasserschutz nötig

„Es sind kleine Schritte, die wir erreicht haben. Wir bewegen uns aber in die richtige Richtung.“ So kommentierte Niedersachsens Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast die Ergebnisse des Nährstoffberichts 2018. Die Bilanz: Der Nährstoffanfall aus Tierhaltung und Biogasanlagen ist leicht gesunken. Um eine Trendwende zu erreichen, soll volle Transparenz bei den Nährstoffströmen erzielt werden. Sieben Landkreise überschreiten im aktuellen Nährstoffbericht die Obergrenze für Stickstoff, sechs für Phosphat (voriger Bericht sieben).
„Wir müssen alle Anstrengungen für den Wasserschutz verstärken“, betonte Otte-Kinast. Deshalb gelte es jetzt, ganz genau hinzuschauen und Problemfälle zu lokalisieren, um dort gezielt anzusetzen. Zur Ausweisung der nitrat- und phosphatsensiblen Gebiete erklärt die Landwirtschaftsministerin: „Wir haben die Teilwasserkörper bewertet, wo konsequenter Handlungsbedarf besteht. Zwischen den Ressorts Umwelt und Landwirtschaft wurde bereits eine erste Binnendifferenzierung für eine Kulisse von rund 38 Prozent der Landesfläche entwickelt“.
Außerdem soll die vorgesehene Datenbank „ENNI“ (Elektronische Nährstoffmeldungen Niedersachsen) ans Netz gehen, die die Düngebedarfsermittlungen und Nährstoffvergleiche flächendeckend erfasst. Zudem können die in ganz Niedersachsen bereits vorhandenen Daten der landwirtschaftlichen Betriebe bei ENNI zusammenfließen.

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Anlage zur Beseitigung von Spurenstoffen im Klärwerk Mannheim eingeweiht

Baden-Württembergs Umweltminister Franz Untersteller hat am 15. Juli 2016 die Pulveraktivkohleanlage im Klärwerk Mannheim eingeweiht. Die größte Anlage ihrer Art in Baden-Württemberg beseitigt Spurenstoffe wie Arzneimittel, Hormone oder Flammschutzmittel aus dem Abwasser. „Damit geht die Reinigungsleistung der Kläranlage nun deutlich Zugelasüber die bestehenden Mindestanforderungen hinaus“, betonte der Minister. Das Land habe die insgesamt zehn Millionen Euro kostende Maßnahme mit zwei Millionen Euro bezuschusst. „Ich wünsche mir, dass das Leuchtturmprojekt in Mannheim Vorbild für weitere Betreiber im Land sein wird“, sagte der Umweltminister. „Die Landesregierung unterstützt die Kommunen beim Bau dieser Anlagen mit einem Förderbonus in Höhe von 20 Prozent.“ Nach Stuttgart und Karlsruhe befindet sich in Mannheim die drittgrößte Kläranlage Baden-Württembergs. Insgesamt sind derzeit in Baden-Württemberg elf Anlagen zur Spurenstoffelimination in Betrieb. Drei weitere Anlagen sind im Bau, vier weitere in Planung.

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Deutscher Ingenieurbaupreis 2016 für Sturmflutsperrwerk Greifswald-Wieck – Anerkennung für Klärschlammbehandlung in Linz-Unkel

Das Sturmflutsperrwerk in der Hansestadt Greifswald bekommt den ersten Deutschen Ingenieurbaupreis. Die Jury unter Vorsitz des Darmstädter Universitätsprofessors Carl-Alexander Graubner wählte das im Februar 2016 fertiggestellte Siegerprojekt aus 53 Einreichungen aus. Die Konzeptidee stammt von der Firma Hypro Paulu & Lettner Ingenieurgesellschaft mbH (hpl) aus Berlin. Bauherr ist das Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz Mecklenburg- Vorpommern. Der Deutsche Ingenieurbaupreis ist als Staatspreis der bedeutendste Preis für Bauingenieure in Deutschland. Die Juroren befanden, dass durch die gelungene Integration verschiedener Planungsbeteiligter eine außergewöhnlich innovative Lösung zum Hochwasserschutz der Menschen in Greifswald entwickelt wurde. Insgesamt wurden fünf Auszeichnungen mit jeweils 4000 Euro Preisgeld sowie fünf Anerkennungen mit je 2000 Euro vergeben. Eine Anerkennung ausgesprochen wird dem Projekt „Nachhaltige Klärschlammbehandlung und -verwertung auf der Kläranlage Linz-Unkel, Rheinland- Pfalz“, das von der Ingenieurgesellschaft Dr. Siekmann  Partner mbH (Thür) geplant wurde. Bauherr ist der Zweckverband Abwasserbeseitigung Linz-Unkel. 2011 wurde die Kläranlage Linz-Unkel von der bis dahin praktizierten Simultanstabilisierung durch den Bau einer zweistufigen Kompaktfau lungsanlage auf die Klärschlammfaulung umgestellt. Das dabei entstehende Klärgas wird seither in einer Mikrogasturbine zur Stromerzeugung mit Wärmerückgewinnung genutzt. Weiteres Ziel ist es, die organischen Stoffe aus dem Klärschlamm zu eliminieren und den Phosphor unter Einhaltung der Grenzwerte nach der Düngemittelverordnung in den Stoffkreislauf zurückzuführen. Hierzu errichtete der Zweckverband eine PYREG-Anlage, die erste in Deutschland. Der Klärschlamm wird dabei zunächst getrocknet und anschließend im PYREG-Reaktor erhitzt. Die überschüssige Abwärme wird zur Trocknung des Klärschlamms genutzt. Die kohlenstoffhaltige und phosphorreiche Asche kann zur Düngemittelproduktion eingesetzt werden, gleichzeitig werden die organischen Belastungen signifikant verringert. Der Deutsche Ingenieurbaupreis wurde in diesem Jahr erstmals in gemeinsamer Trägerschaft durch das Bundesbauministerium und die Bundesingenieurkammer ausgelobt. Der Preis soll künftig im Zweijahresrhythmus verliehen werden. Die Verleihung des Preises findet am 26. Oktober 2016 in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften in Berlin statt.

www.dingbp.de

www.gfa-news.de/gfa/webcode/20160713_001  

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Leitfaden Kommunales Starkregenrisikomanagement

Baden-Württemberg hat Mitte August einen neuen Leitfaden für „Kommunales Starkregenrisikomanagement in Baden- Württemberg“ veröffentlicht. Auf 83 Seiten stellt das Land mit dem Leitfaden den Kommunen ein einheitliches Verfahren zur Verfügung, um vom Starkregen ausgehende Gefahren und Risiken analysieren und so kommunale Starkregenkarten erstellen zu können. Auf dieser Grundlage können die Städte und Gemeinden Maßnahmen erarbeiten, die mögliche Schäden im Ernstfall vermeiden oder zumindest spürbar verringern. Das Land beschränkt die Unterstützung dabei nicht allein auf den Leitfaden. Kommunen, die sich mit dem Thema befassen und sich dabei auf den Leitfaden stützen, fördert die Landesregierung auch finanziell. Städte und Gemeinden können vom Land einen Zuschuss von 70 Prozent der Kosten erhalten, die für kommunale Starkregengefahrenkarten mit nachfolgender Risikoanalyse und darauf aufbauendem Handlungskonzept entstehen. Das Handlungskonzept enthält sowohl Maßnahmen zur Beratung der potenziell betroffenen Bürgerinnen und Bürger als auch zur kommunalen Flächenvorsorge und für das Krisenmanagement. Die hierin ebenfalls enthaltenen baulichen Maßnahmen, mit denen sich zum Beispiel das Wasser außerhalb von Ortschaften zurückhalten lässt oder die einen möglichst schadenfreien Abfluss innerhalb des Ortes ermöglichen, werden von der Landesregierung ebenfalls mit bis zu 70 Prozent gefördert. Download des Leitfadens:

www.gfa-news.de/gfa/webcode/20160812_002 

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Niedersachsen fördert Klimaschutz bei öffentlichen Abwasseranlagen

Niedersachsen wird im laufenden Jahr etwa 6,8 Millionen Euro aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) für Energieeffizienzmaßnahmen bei öffentlichen Abwasseranlagen zur Verfügung stellen. Das teilte das Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz Mitte August mit. Bauliche Maßnahmen zur Energieeinsparung und zur Verbesserung der Energieeffizienz bei öffentlichen Abwasseranlagen werden in den Landkreisen Heidekreis, Celle, Cuxhaven, Grafschaft Bentheim, Oldenburg, Hildesheim, Nienburg (Weser), Northeim und Emsland gefördert.

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Forschungsprojekt zu Szenarien einer zukunftsfähigen Klärschlammentsorgung

Um eine zukunftsfähige Klärschlammentsorgung geht es beim Forschungsprojekt „P-RückSÜD“ der Hochschule Biberach (HBC), das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird. Unter der Leitung von Prof. Dr.-Ing. Ulrike Zettl und Prof. Dr. iur. Gotthold Balensiefen, beide aus der Fakultät Bauingenieurwesen und Projektmanagement der HBC, wird dabei untersucht, wie die Entsorgungssicherheit der Klärschlämme zu vertretbaren Kosten langfristig sichergestellt und die gesetzlichen Anforderungen zur Phosphorrückgewinnung eingehalten werden können.
Nachdem Fachleute von 14 Kläranlagen und Behörden aus den Regionen Donau-Iller, Allgäu, Hochrhein-Bodensee und Bodensee mit Experten der HBC über die Zukunft der Klärschlammentsorgung diskutiert hatten, werden nun an der Hochschule und unter der Leitung von Ulrike Zettl mehrere Szenarien ausgearbeitet, wie die zukünftige Klärschlammentsorgung einschließlich der Phosphorrückgewinnung gestaltet werden kann. Dabei werden nicht nur technische Lösungen bewertet, sondern unter der Federführung von Gotthold Balensiefen genehmigungsrechtliche Aspekte beleuchtet und Wege zur interkommunalen Zusammenarbeit aufgezeigt. Der Jurist Balensiefen erinnert daran, dass die Restmüllentsorgung vor 20 Jahren vor ähnlichen Herausforderungen stand. „Heute zeigt sich, dass die regionalen Abfallverbrennungsanlagen in öffentlicher Hand eine gute Entscheidung waren“.

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IFWW-Förderpreis 2020 ausgeschrieben

Das Institut zur Förderung der Wassergüte- und Wassermengenwirtschaft e. V. (IFWW) lobt auch für 2020 wieder einen Preis zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses aus. Dabei werden Arbeiten ausgezeichnet, die sich mit innovativen Methoden oder Verfahren bzw. neuen Erkenntnissen in den Bereichen Trinkwasser, Grundwasser, Gewässerschutz, Flussgebietsmanagement, Abwasser und Abfall/Altlasten befassen. Der Förderpreis wird für zwei Kategorien ausgeschrieben: Promotionen sowie Diplom- oder Masterarbeiten. Die Bewerberinnen und Bewerber können die Arbeiten an Universitäten/ Hochschulen, Fachhochschulen oder anderen Forschungseinrichtungen in Deutschland angefertigt haben. Zugelassen sind auch Gemeinschaftsarbeiten. Die Arbeiten dürfen nicht älter als zwei Jahre sein und müssen abgeschlossen sein. Der Förderpreis ist mit insgesamt 4000 Euro dotiert und wird auf der 53. Essener Tagung (18. bis 20. März 2020, Messe Essen Ost) verliehen. Einsendeschluss für die Bewerbung ist der 30. September 2020. Die Bewerbungsunterlagen sind über das Internet und die IFWW-Geschäftsstelle zu beziehen:

IFWW, c/o Niersverband, Am Niersverband 10, 41747 Viersen E-Mail: wilfried.manheller@ifww-nrw.de
www.ifww-nrw.de

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Für den Schutz von Flüssen, Seen und Grundwasser hält die Umweltministerkonferenz die Wirkung der derzeitigen Düngeverordnung für nicht ausreichend

Über 90 Prozent der Oberflächengewässer verfehlten den guten ökologischen Zustand (nach Wasserrahmenrichtlinie), was auch in weiten Teilen auf die Belastung mit Nährstoffen zurückgeführt werden könne. Hauptursache sei der zu hohe Wirtschafts- und Mineraldüngereinsatz. Die Umweltministerkonferenz, die am 10. Mai 2019 in Hamburg zu Ende gegangen ist, fordert vor dem Hintergrund der drohenden EU-Vertragsstrafe den Bund nachdrücklich auf, die Düngeverordnung von 2017 umfassend und zügig anzupassen.
Außerdem sprach sich die Umweltministerkonferenz dafür aus, dass der Bund eine gezielte Förderung für klimafreundliches Bauen auflegen und ermöglichen soll.

www.umweltministerkonferenz.de/Dokumente-UMK-Dokumente.html

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Recyclingdünger als Alternative zu konventionellen Düngemitteln – Vergleich der Ökobilanzen

In einem Forschungsvorhaben hat das Umweltbundesamt Verfahren der Phosphorrückgewinnung aus Abwasser oder Klärschlamm mit der konventionellen Phosphatdüngemittelproduktion ökobilanziell verglichen, unter Berücksichtigung ökologischer, ökonomischer und rechtlicher Aspekte. Die Studie zeigt, so das UBA, dass die technische Rückgewinnung von Phosphor unter bestimmten Bedingungen ökologisch und wirtschaftlich sinnvoll ist. Ziel des Vorhabens war der Vergleich der konventionellen Phosphatdüngemittelproduktion mit der Produktion von Recyclingdüngern aus Abwasser, Klärschlamm oder Klärschlammasche, um Auswirkungen auf die Umwelt abschätzen und einordnen zu können. Dabei sollten alle Aspekte vom Abbau des Er zes, über die Produktion bzw. Rückgewinnung bis hin zur Anwendung der Düngemittel berücksichtigt werden. Mit dem Vorhaben wurde erstmals eine detaillierte Datengrundlage zur Phosphorrückgewinnung aus Abwasser, Klärschlamm und Klärschlammasche sowie der konventionellen Produktion von Düngemitteln aus mineralischen Ressourcen geschaffen. Ökobilanz, Risikobewertung und Kostenschätzung zeigen, dass sowohl die Phosphorrückgewinnung als auch die konventionelle Düngemittelproduktion nicht pauschal beurteilt werden können. Die Betrachtung muss immer unter den gesetzten Rahmenbedingungen, den lokalen Randbedingungen und hinsichtlich der aktuellen gesetzlichen Regelungen erfolgen. Das Vorhaben gibt Hinweise darauf, wie wirtschaftlich eine flächendeckende Umsetzung des Phosphorrecyclings ist und welche Effekte es auf den Umwelt-und Ressourcenschutz hat. Verfahren mit geringeren Rückgewinnungsraten haben dabei den geringeren ökologischen Fußabdruck – und sind meist wirtschaftlicher. Download des UBA-Textes:
www.gfa-news.de/gfa/webcode/20190416_001

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Richtfest auf den neuen Becken der Kläranlage Dresden-Kaditz

Der Rohbau steht. Mit einem Richtfest auf den neuen Becken der biologischen Abwasserreinigung feiert die Stadtentwässerung Dresden die pünktliche Fertigstellung dieses wichtigen Bauabschnitts. Die beiden Umlaufschlaufenbecken haben eine Wassertiefe von 7,50 Metern und fassen jeweils 16 000 m³ Abwasser. Ebenfalls in Beton gegossen sind die zwei dazu gehörigen Umlaufverteiler mit einem Volumen von je 8000 m³ Wasser. Gegenwärtig wird geprüft, ob die Becken dicht sind. Im Frühjahr 2017 soll Abwasser darin fließen. Bis Ende dieses Jahres wird die Elektro- und Maschinenausrüstung installiert. Außerdem erhalten die beiden Umlaufschlaufenbecken jeweils 1100 Belüfter-Teller aus einer Gummimembran. In den kommenden Monaten werden die bisher genutzten „Altbecken“ (von 1991) abgerissen, mit dem Bau des zweiten Abschnitts des Umlaufverteilers begonnen und zahlreiche Leitungen verlegt. Inklusive Landschafts- und Straßenbau dauern die Bauarbeiten noch bis Mitte 2018. Bis dahin werden insgesamt 23 Millionen Euro investiert, um wie geplant das derzeitige Provisorium zur Stickstoffelemination in eine dauerhafte zukunftsfähige Lösung zu überführen.

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Weniger Lachgas mit Comammox-Bakterien

Die erst im Jahr 2015 entdeckten Comammox-Bakterien setzen viel weniger Lachgas frei als andere Stickstoffdünger-umsetzende Mikroben. Das hat ein internationales Forschungsteam unter Leitung von Holger Daims und Michael Wagner von der Universität Wien herausgefunden. Lachgas hat ein fast 300-mal höheres Treibhausgaspotenzial als Kohlendioxid. Diese Bakterien sind somit von großem Interesse für eine umweltverträglichere Landwirtschaft wie auch die Abwasserreinigung.

Comammox-Bakterien wandeln Ammonium ganz allein zu Nitrat um – andere Mikroben sind dazu auf Arbeitsteilung angewiesen, in der jeder Partner nur einen der zwei Schritte der Nitrifikation (Umwandlung von Ammonium über Nitrit zu Nitrat) durchführt. Selbst unter sauerstoffarmen Bedingungen erzeugen sie kein Lachgas. Lachgas entsteht nur durch chemische Reaktionen aus Hydroxylamin, einer Substanz, die Comammox-Bakterien in ihre Umgebung abgeben.
„Wenn es gelingt, gezielt das Wachstum von Comammox-Bakterien an Stelle der anderen Nitrifikanten zu fördern, lassen sich die Lachgas-Emissionen in Böden und Kläranlagen vielleicht vermindern. Aber dafür muss noch Forschungsarbeit geleistet werden.“, so die Forscher der Universität Wien. Die Studie über Comammox-Bakterien wurde von den Wiener Wissenschaftlern gemeinsam mit Kooperationspartnern in Deutschland und Kanada durchgeführt.

Prof. Dipl.-Biol. Dr. Holger Daims
E-Mail: daims@microbial-ecology.net
Prof. Dipl.-Biol. Dr. Michael Wagner, E-Mail: wagner@microbial-ecology.net
Zentrum für Mikrobiologie und Umweltsystemwissenschaft der Universität Wien

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Rekommunalisierung nach CETA möglich

Auch nach Inkrafttreten des zwischen der Europäischen Union und Kanada vorgesehenen Freihandelsabkommens CETA bleiben Rekommunalisierungen in Deutschland möglich. Dies erklärt die Bundesregierung in ihrer Antwort (Bundestags- Drucksache 18/9193) auf eine Kleine Anfrage der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen. Wörtlich heißt es: „Deutschland hat keine Verpflichtung übernommen, die es verbietet, Privatisierungen zuvor öffentlich-rechtlicher Aufgaben und Vermögen wieder rückgängig zu machen und die betroffenen Aufgaben erneut in kommunale Trägerschaft zu übergeben.“ Wie die Bundesregierung weiter schreibt, habe sie darauf geachtet, „dass die EU und Deutschland im Rahmen von CETA den Spielraum behalten, Maßnahmen zur Gestaltung und Organisation der Daseinsvorsorge und zur Regulierung insbesondere in den Bereichen Bildung, Gesundheit, Soziales, Umwelt (u. a. Wasser), Kultur und Medien aufrecht zu erhalten und auch zukünftig zu ergreifen“. Die Rücknahme von Liberalisierungen, die innerstaatlich vorgenommen worden seien, müsse insofern möglich sein. „CETA stellt diesen Spielraum sicher“, versichert die Bundesregierung.

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Berlin: 200 Millionen Euro Investitionen für Klärwerk Schönerlinde

Rund 200 Millionen Euro wollen die Berliner Wasserbetriebe im Klärwerk Schönerlinde bis 2025 investieren. Erstes Vorhaben beim Ausbau des Klärwerks ist der Bau eines Mischwasserspeichers mit einem Volumen von 40 000 Kubikmetern. Er dient der Sicherung der Reinigungsergebnisse bei Starkregen. Ab 2020 wird das Werk, in dem die Abwässer von rund 750 000 Menschen aus Berlin und Brandenburg geklärt werden, mit einer zusätzlichen Reinigungsstufe für Spurenstoffe ausgerüstet. Dabei handelt es sich nach Angaben der Berliner Wasserbetriebe um die erste Ozonierungsanlage in einer Kläranlage dieser Größe in Deutschland. In Schönerlinde entstehen außerdem eine Flockungsfiltration und eine Prozesswasserbehandlungsanlage zur weiteren Minimierung der Phosphor-und Stickstoffkonzentrationen. Außerdem entstehen zwei zusätzliche Blockheizkraftwerke, ein neuer Ablauf sowie eine Abluftbehandlung mit Bio- und Chemowäscher zur Geruchs- und Belastungsreduzierung. Die Grundlagen für die in Schönerlinde zur Anwendung kommende Spurenstoffentfernung hat das Unternehmen im Forschungsprojekt ASKURIS zusammen mit der TU Berlin selbst erforscht. Im Projekt AquaNES wird aktuell ebenfalls mit Wissenschaftspartnern untersucht, wie sich die Spurenstoffentfernung nach der Ozonierung noch effizienter verbessern lässt.

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Baubeginn für die erste großtechnische vierte Reinigungsstufe in Bayern

Die Kläranlage der Stadt Weißenburg in Bayern wird als erste Anlage in Bayern um eine vierte Reinigungsstufe erweitert. Das Bayerische Umweltministerium fördert das Vorhaben mit rund 2,3 Millionen Euro. Der erste Spatenstich ist für Anfang September geplant. Im Frühjahr 2017 soll die Anlage ihren Betrieb aufnehmen. Das Projekt wird durch eine umfassende wissenschaftliche Begleitung unterstützt, die der Freistaat Bayern finanziert. Dabei werden auch die Auswirkungen der verbesserten Reinigungsleistung auf Gewässer untersucht.

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Bundesweiter Wettbewerb „Abwasser 21“ gestartet

Derzeit stehen die Abwasserinfrastruktursysteme insbesondere im ländlichen Raum aufgrund demografischer Veränderungen, des Klimawandels, aktueller Anforderungen an den Gewässerschutz und steigender Energiepreise vor erheblichen Herausforderungen. Um eine Abwasserbeseitigung langfristig zu vertretbaren Kosten, umwelt- und ressourcenschonend zu gewährleisten, sind frühzeitig neue Ansätze in das bestehende Abwasserbeseitigungskonzept zu intergieren. Flexibilität der zukünftigen Systeme steht dabei im Vordergrund, damit diese auch an eine von den gegenwärtigen Vorhersagen abweichende Situation angepasst werden können. Vor diesem Hintergrund hat die Kommunale Umwelt-AktioN UAN einen bundesweiten Wettbewerb gestartet. Ziel des Wettbewerbs ist es, zukunftsfähige Lösungsansätze für die Abwasserbeseitigung im ländlichen Raum zu finden. Diese sollten vor allem die stoffliche und energetische Nutzung der im Abwasser enthaltenen Ressourcen berücksichtigen und gute Ideen hinsichtlich innovativer Organisationsstrukturen beinhalten. Der bundesweite Wettbewerb richtet sich an Planer, Ingenieurbüros, Hochschulen (auch Studierende), Hersteller und Betreiber (Gemeinden, Verbände, Privatpersonen etc.).. Zudem haben die Preisträger die Möglichkeit, ihren Beitrag Kommunen, Vertretern aus Wissenschaft und Forschung, Ingenieurbüros, Hochschulen auf der Fachveranstaltung zu präsentieren. Eine im Anschluss an die Fachveranstaltung erstellte Internetplattform soll zudem dazu beitragen, neue innovative Techniken und Organisationskonzepte der Abwasserbeseitigung im ländlichen Raum zusammenzutragen sowie zu verbreiten und somit Kommunen und Firmen als Ideen- und Kontaktbörse dienen. Auch die Kommunalen Spitzenverbände Niedersachsens, der DWA-Landesverband Nord und das Norddeutsche Wasserzentrum e. V. als Kooperationspartner des Wettbewerbs werden ebenfalls mit dazu beitragen, die Siegerbeiträge zu verbreiten. Träger des Wettbewerbs ist die Kommunale Umwelt-AktioN U.A.N. mit finanzieller Unterstützung des Niedersächsischen Ministeriums für Umwelt, Energie und Klimaschutz.

Die Teilnahmeunterlagen können bei der Kommunalen Umwelt- AktioN U.A.N. als Geschäftsstelle des Wettbewerbs angefordert werden: E-Mail: panckow@uan.de Tel. 05 11/3 02 85-63 www.uan.de

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Eliminierung von Spurenstoffen durch nachhaltige Adsorbenzien

Neue Adsorptionsmittel für die Eliminierung von Spurenstoffen in kommunalen Abwässern auf Basis nachwachsender Rohstoffe entwickeln Forscher der Fraunhofer-Gesellschaft. Das Projekt BioSorb wird gemeinsam getragen von Fraunhofer UMSICHT und dem Fraunhofer-Institut für Techno- und Wirtschaftsmathematik (ITWM). Die neuen Adsorptionsmittel sollen deutlich ressourcenschonender und auch selektiver als herkömmliche Aktivkohle sein. Besonders proteinbasierte Materialien seien vielversprechende Biosorbenzien.
Dazu wird beim Fraunhofer UMSICHT zunächst ein Screening verschiedener proteinhaltiger Materialien durchgeführt. Die natürlich nachwachsenden Rohstoffe werden in ersten Adsorptionsversuchen in kleinem Maßstab auf ihre Eignung getestet. Erste Versuche zeigen, dass oftmals eine einfache chemische Behandlung – wie eine Kombination aus Säure- und Wärmebehandlung – die Adsorptionsfähigkeit deutlich verbessern kann. Anschließend werden im Rahmen einer groß angelegten Versuchsreihe vielversprechende Materialien auf ihre Wirksamkeit als Adsorbenz gegenüber Perfluorbutansulfonsäure (PFBS) geprüft.
Parallel zur Versuchsreihe erfolgt die Entwicklung eines numerischen Adsorptionsmodells. Das Fraunhofer ITWM nutzt dazu selbst entwickelte Simulationswerkzeuge. Dieses Vorgehen ermöglicht es, in Kombination mit hoher Rechnerkapazität und der Erfahrung mit Simulationsstudien die Adsorbenzien und insbesondere Effekte chemischer Behandlungen mit einer Multiskalensimulation virtuell zu bewerten. Basierend auf den Laborexperimenten und Erkenntnissen aus den Simulationen optimieren die Forscher daraufhin die Biosorbenzien. In einem nächsten Schritt werden sie in Wasser getestet, das aus dem Kläranlagenablauf in Wuppertal-Buchenhofen stammt.

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VKU-Innovationspreis für Simulationswerkzeug zur Kanalalterung verliehen

Die Berliner Wasserbetriebe und das Kompetenzzentrum Wasser Berlin haben ein Modellwerkzeug entwickelt, mit dem sich die Alterung von Abwasserkanälen simulieren lässt. Erstmals haben Forscher beider Häuser datenbasierte statistische Verfahren mit künstlicher Intelligenz verbunden. Mit dem Ergebnis lassen sich Investitionen deutlich genauer steuern. Dafür wurden sie am 11. März 2019 mit dem Innovationspreis des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU) ausgezeichnet. Der Innovationspreis wird alle zwei Jahre für „herausragende Innovationen kommunaler Unternehmen“ verliehen.
Das entwickelte Prognoseinstrument SEMA – ein Kürzel aus der englischen Übersetzung von Kanalalterungsmodell für Strategien des Asset-Managements – basiert auf mehr als 140 000 echten Berliner Datensätzen. Gefüttert mit Informationen über den Kanal selbst wie Alter, Material, Gefälle, Abwasser-und Bodentyp, der Verkehrsbelastung, der Nähe zu Bäumen und noch ein paar weiteren Einflussgrößen errechnet es sehr genau, wie sich der Zustand der einzelnen Kanäle im Netz in den kommenden Jahrzehnten entwickeln wird und welche Sanierungslängen erforderlich sind, damit es auch künftig ordentlich funktioniert. Damit geht es deutlich über bisherige statistische Modelle hinaus, die das Netz in seiner Gesamtheit und nicht im Detail betrachten.
Nach Mitteilung der Berliner Wasserbetriebe erreicht das Modell bei der Vorhersage auf Haltungsebene schon jetzt etwa 80 % der Genauigkeit einer Kamerainspektion und kann den Zustand sanierungsbedürftiger Haltungen in zwei von drei Fällen richtig prognostizieren.

www.bwb.de/de/23255.php

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Keine Stromsteuer auf selbsterzeugtes und verbrauchtes Klär- oder Deponiegas

Der Deutsche Bundestag hat das „Gesetz zur Neuregelung von Stromsteuerbefreiungen sowie zur Änderung energiesteuerrechtlicher Vorschriften“ beschlossen. Stromsteuerbefreiungen sind damit so gestaltet, dass sie zum EU-Beihilferecht konform sind. Dezentrale Anlagen vor Ort, die Wirtschaft und Bürger im Umkreis von 4,5 Kilometern mit Strom versorgen, werden weder rückwirkend noch in Zukunft mit der Stromsteuer belastet.
Auch Anlagenbetreiber, die Strom aus ihrem Klär-oder Deponiegas erzeugen und selbst verbrauchen, werden – unabhängig von der Größe der Anlage – nicht mit der Stromsteuer belastet, so der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) in einer ersten Analyse. Der VKU weist jedoch darauf hin, dass die Anlagenbetreiber weiterhin einen hohen Verwaltungsaufwand haben. Entscheidend sei der Vollzug. Der VKU appelliert an die zuständige Zollverwaltung, das Gesetz praxisgerecht umzusetzen und auszulegen: Im eigenen Unternehmen müsse mindestens das gesamte Betriebsgelände als Ort der Erzeugung verstanden werden. Die Nachweispflicht der Betreiber, dass der Strom zeitgleich zur Erzeugung verbraucht wurde, müsse in einem Rahmen bleiben, der im Betriebsalltag machbar ist, heißt es seitens des VKU.

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Neuer kostenfreier Simulator zur Visualisierung und Nachhaltigkeitsbewertung von Sanitärsystemen

Als eines der Resultate eines von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt geförderten Projekts ist der kostenfreie SAmpSONS-Simulator zur Visualisierung von Stoffströmen in neuen und alternativen Sanitärsystemen (NASS) und zu ihrer Bewertung gemäß verschiedener Nachhaltigkeitskriterien fertiggestellt worden. Er steht nun zum Download zur Verfügung. Der SAmpSONS-Simulator wurde gemeinsam mit den Projektpartnern (Björnsen Beratende Ingenieure – BCE, Technische Universität Berlin, Bauhaus-Universität Weimar und ifak) erarbeitet. Mit ihm lassen sich Stoffströme von Nährstoffen visualisieren und eine vereinfachte Bewertung entsprechend mehrerer ökologischer, ökonomischer und sozialer Kriterien der Nachhaltigkeit durchführen. Hiermit wird ein Beitrag zur Versachlichung der Diskussion zu NASS-Systemen sowie zu ihrer Grob-Vorplanung geleistet. Eine detaillierte dynamische Simulation von Abwassersystemen ist mit SAmpSONS jedoch nicht möglich.

https://www.ifak.eu/de/produkte/sampsons

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Bayern: Umweltministerium richtet neue Servicestelle ein

Kommunen in Bayern haben künftig einen direkten Draht ins Umweltministerium: Für ihre Fragen und Anliegen richtete das Ministerium zum 1. April 2019 eine neue Servicestelle für Kommunalfragen im Umwelt-und Verbraucherschutzbereich ein. Die neue Servicestelle soll es Kommunen ermöglichen, unter einer zentralen Kontaktadresse ihre offenen Fragen im Umwelt-und Verbraucherschutzbereich anzubringen. Von dort erfolgt dann eine gebündelte Beantwortung. Für kommunale Vertreter entfällt damit die Suche nach konkreten Ansprechpartnern in den jeweiligen Fachabteilungen des Ministeriums.

Tel. 089/92 14-0
E-Mail: kommunales@stmuv.bayern.de

Online-Kontaktformular:
https://www.stmuv.bayern.de/service/servicestelle/kommunen.htm

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Zayed Sustainability Prize ausgeschrieben

Der Nachhaltigkeitswettbewerb Zayed Sustainability Prize geht in die nächste Runde. Zum zweiten Mal steht die Ausschreibung Unternehmen und Organisationen in fünf Kategorien offen. Neben den Bereichen „Health“ (Gesundheit), „Energy“ (Energie), „Food“ (Ernährung) und „Global Highschools“ (Schulen) wird auch die bahnbrechendste Lösung in der Kategorie „Water“ (Wasser) gesucht. Die Kategorie Energy richtet sich an Organisationen und Unternehmen, die Menschen mit dem Zugang zu Energie-und Energieeffizienz-Lösungen unterstützen. Für jede Kategorie steht ein Preisgeld von 600 000 US-Dollar zur Verfügung, das die Regierung von Abu Dhabi stiftet. Bis zum 30. Mai 2019 können sich mittelständische Unternehmen, Start-Ups, NGOs und weiterführende Schulen über die Bewerbungsplattform mit ihren Projekten bewerben:

www.zayedsustainabilityprize.com

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Nitratmessstellen in Deutschland

An zirka 18 Prozent der Messstellen des repräsentativen EUA-Messnetzes in Deutschland wird der Nitrat-Schwellenwert von 50 mg/l überschritten. Im sogenannten EU-Nitratmessnetz sind es 28 Prozent. Dies geht aus einer Antwort der Bundesregierung (Bundestags-Drucksache 19/8835) auf eine Kleine Anfrage der FDP-Fraktion hervor. Den Angaben zufolge sind rund 27 Prozent der 1200 deutschen Grundwasserkörper wegen der Nitrat-Schwellenwertüberschreitung in einem schlechten chemischen Zustand im Sinne der EU-Wasserrahmenrichtlinie.

www.gfa-news.de/gfa/webcode/20190412_006 

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Mecklenburg-Vorpommern übernimmt Vorsitz bei der Zusammenarbeit zum Meeresschutz

Das Land Mecklenburg-Vorpommern hat am 1. April 2019 für zwei Jahre den Vorsitz in der Arbeitsgemeinschaft des Bundes und der Küstenländer zum Schutz der Nord-und Ostsee (BLANO) übernommen. Während der Vorsitzzeit Mecklenburg-Vorpommerns soll das gemeinsame deutsche Programm des Bundes und der Küstenländer zur Umwelt-Überwachung von Nord-und Ostsee aktualisiert und der EU-Kommission gemeldet werden. Darüber hinaus soll das Maßnahmenprogramm aus der Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie (MSRL) überarbeitet werden.

https://www.meeresschutz.info/blano.html 

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UV-Licht eliminiert Legionellen im Ablauf der Kläranlage Düren

Der Wasserverband Eifel-Rur hat auf der Kläranlage Düren eine UV-Bestrahlungsanlage in Betrieb genommen. Diese ist am Ablauf der Kläranlage hinter der Flockungsfiltration angeordnet. Durch die Bestrahlung mit UV-Licht werden eventuell im Ablauf befindliche Legionellen und weitere Mikroorganismen weitestgehend eliminiert und damit der Unterlauf der Rur geschützt. Der Bau der Anlage war notwendig geworden, da gegen Ende des Jahres 2017 und im Jahr 2018 wiederholt erhöhte Legionellen-Konzentrationen im Ablauf der Kläranlage festgestellt worden waren, die teilweise deutlich oberhalb der nordrhein-westfälischen Warnwerte lagen. In diesem Zu sammenhang waren auch Nutzungseinschränkungen für das Wasser der Rur verfügt worden und Warnungen an Wassersportler und die Bevölkerung kommuniziert worden. Das Einatmen bestimmter Legionellen-Stämme über feinste Wassertröpfchen, sogenannte Aerosole, kann zu Lungenentzündung und unter ungünstigen Umständen auch zum Tod führen.
Das Vorkommen von Legionellen im Zulauf und auf der Kläranlage Düren ist im Wesentlichen den dortigen hohen Abwassertemperaturen und der hohen Fracht leicht abbaubarer Kohlenstoffverbindungen geschuldet, die optimale Bedingungen für Legionellen bieten. Obwohl für die Legionellen-Vorkommen ein konkreter Verursacher ermittelt werden konnte, der selbst entsprechende Gegenmaßnahmen ergriff, ist auch in Zukunft nicht ausgeschlossen, dass es immer wieder zu Legionellen-Belastungen kommen kann.
Die Errichtung der UV-Bestrahlungsanlage erfolgte in Abstimmung mit der Bezirksregierung Köln, die einen durchschnittlichen Wirkungsgrad der Anlage von 95 % vorgab. Die Anlage besteht aus 12 Einzelmodulen mit jeweils 32 UV-Strahlern, die den jeweiligen Filterzellen nachgeschaltet sind. Hierdurch wird sichergestellt, dass immer der volle Abfluss der Kläranlage Düren (bis zu 6000 m³/h) behandelt werden kann, aber umgekehrt auch nur die UV-Einheiten betrieben werden, die auch wirklich benötigt werden.
Die Anlage ging nach zehnmonatiger Planungs-und Bauzeit in Betrieb. Die Investitionskosten der Anlage belaufen sich auf 1,4 Millionen Euro.

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Bundesumweltministerium lobt Deutschen Innovationspreis für Klima und Umwelt aus

Die Bewerbungsphase für den Deutschen Innovationspreis für Klima und Umwelt (IKU) ist gestartet. Mit insgesamt 175 000 Euro werden innovative klima-und umweltfreundliche Prozesse, Produkte und Dienstleistungen sowie Technologietransferlösungen für Schwellen-und Entwicklungsländer prämiert. Gesucht werden außerdem nachhaltige Lösungen für biologische Vielfalt und für den Sonderpreis „Digitaler Wandel“. Bis zum 28. Juni 2019 können sich deutsche Unternehmen und Forschungseinrichtungen um den bereits zum siebten Mal ausgeschriebenen Preis bewerben.

Der Innovationspreis für Klima und Umwelt (IKU) ist eine Auszeichnung, die gemeinsam vom Bundesumweltministerium und dem Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) vergeben wird. Auf Grundlage einer wissenschaftlichen Bewertung des Fraunhofer-Instituts für System-und Innovationsforschung wählt eine Jury die innovativsten Projekte des Landes aus folgenden sieben Kategorien aus:
Prozessinnovationen für den Klimaschutz; Produkt-und Dienstleistungsinnovationen für den Klimaschutz; Umweltfreundliche Technologien; Umweltfreundliche Produkte und Dienstleistungen; Klima-und Umweltschutz-Technologietransfer in Entwicklungs-und Schwellenländer und in Staaten Osteuropas; Innovation und biologische Vielfalt; Nutzung des digitalen Wandels für klima-und umweltfreundliche Innovationen.
Die Gewinnerinnen und Gewinner werden im März 2020 geehrt. Jeder Gewinner erhält eine persönliche Auszeichnung und ein Preisgeld in Höhe von 25 000 Euro. Der IKU wird mit Mitteln aus der Nationalen Klimaschutzinitiative (NKI) des Bundesumweltministeriums gefördert. Bis zum 28. Juni 2019 können deutsche Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Einzelpersonen ihre Bewerbungen um den IKU 2020 einreichen.

www.iku-innovationspreis.de

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Nordrhein-Westfalen überprüft Grundwassermessnetz

Die Kontrolle der Grundwasserqualität erfolgt in Nordrhein-Westfalen über ein Netz von rund 1500 Messstellen. In Zusammenarbeit mit einem externen Gutachter führt das Landesumweltamt (LANUV) derzeit eine Qualitätskontrolle des Messnetzes durch. In einem ersten Schritt der Evaluation hatte das nordrhein-westfälische Umweltministerium rund 300 Messstellen überprüfen lassen, insbesondere jene, zu denen es Hinweise auf mögliche Mängel gab. Nach den bisherigen Untersuchungen ist festzuhalten, dass das Messnetz in Nordrhein-Westfalen belastbare und repräsentative Messergebnisse für die Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) und der Grundwasserverordnung (GrwV) liefert. Eine modellgestützte Ermittlung der Stickstoffeinträge in das Grundwasser bestätigt dies. Dennoch gab beziehungsweise gibt es an etwa zehn Prozent der Messstellen Defizite. Diese reichen von nicht vollständigen Messstellenunterlagen oder fehlender Absicherung gegen Beschädigung, bis zu Einschränkungen der Beprobbarkeit. Diese Mängel wurden und werden behoben. Zudem wurden fehlerhafte Messstellen ausgesondert, sukzessive ersetzt oder saniert, um eine Fehlinterpretation zum Beispiel der Nitratwerte auszuschließen. Derzeit werden vor allem die Messstellen mit erster Priorität überprüft, die folgende Kriterien erfüllen: Nitratkonzentrationen über dem Grenzwert von 50 mg/L, Lage in einem mit Nitrat belasteten Grundwasserkörper, beeinflusst durch landwirtschaftliche Nutzung (Acker, Grünland). Insgesamt handelt es sich dabei im nächsten Schritt um rund 280 weitere Messstellen, die in Zusammenarbeit des LANUV mit einem externen Gutachter noch vor Inkrafttreten neuer düngerechtlicher Regelungen zu prüfen sind. Bei relevanten Mängeln werden betroffene Messstellen auch hier entweder ausgesondert oder sukzessive ersetzt und saniert.

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Gefahrenkarten und Handlungsempfehlungen zur besseren Vorsorge gegen Starkregen

Das Saarland hat zur Unterstützung der Kommunen bei der Starkregenvorsorge Gefahrenkarten und Handlungsempfehlungen entwickelt. Hintergrund ist das Pilotprojekt „Starkregenvorsorgekonzepte“ des Landesumweltministeriums. Dabei wurden exemplarisch drei kommunale Starkregenkonzepte mit unterschiedlichem Detaillierungsgrad erstellt. Auf dieser Grundlage wurden dann in einer vergleichenden Studie Handlungsempfehlungen für Kommunen zur Methodik bei der Erstellung von Starkregengefahrenkarten erarbeitet. Um die Maßnahmen im Hochwasser-und Starkregenmanagement besser lenken zu können, hat das Umweltministerium zudem eine Förderrichtlinie erarbeitet, die Mitte des Jahres verabschiedet werden soll. Der Fokus der Förderung liegt auf konzeptionellen Maßnahmen wie die Erstellung der kommunalen Hochwasser-/Starkregenvorsorgekonzepte sowie baulichen Maßnahmen, etwa der Schaffung von Rückhalteräumen. Außerdem soll die gesetzlich geforderte hochwassersichere Nachrüstung von Heizöltanks in Überschwemmungsgebieten durch Private gefördert werden. Ziel ist die Nachrüstung von 500 Öltanks pro Jahr, die Bagatellgrenze beträgt 1000 Euro.

Download der „Handlungsempfehlungen zur Erstellung der Starkregengefahrenkarten im Saarland“:
https://www.saarland.de/246712.htm

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Europaweites Forschungsprojekt: Energielabel für Kläranlagen ermittelt

Eine standardisierte Methode zur Beurteilung und Verbesserung der Energieeffizienz von Kläranlagen haben neun Hochschulen und Unternehmen aus Spanien, Deutschland, Italien und Großbritannien im Forschungsprojekt ENERWATER entwickelt. Kläranlagenbetreiber sollen damit beurteilen können, an welchen Stellen des Aufbereitungsprozesses in ihren Anlagen Energie eingespart werden könnte. Aus Deutschland haben sich die TH Köln und der Aggerverband an dem Vorhaben beteiligt. Um den Strombedarf der verschiedenen Abschnitte einer Kläranlage zu erfassen, haben die Projektpartner ein Messsystem mit kostengünstigen Sensoren entwickelt, das mit relativ geringem Aufwand installiert werden kann. Für manche Messbereiche müssen zusätzlich manuell Proben entnommen werden. Dieses System testeten die Forscherinnen und Forscher an 50 Kläranlagen aus ganz Europa.
Die gesammelten Daten geben Aufschluss über den Ist-Zustand der Anlage. Um im Sinn eines Benchmarkings beurteilen zu können, ob der gemessene Energieverbrauch in einem bestimmten Bereich der Anlage gut oder schlecht ist, wurden außerdem die historischen Daten von über 400 Kläranlagen aus ganz Europa gesammelt und aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse hinzugezogen. So entstand ein projekteigenes Energielabel, das die Verbräuche in Stufen von A (sehr gut) bis G (schlecht) einteilt. Dabei werden sowohl die einzelnen Abschnitte der Anlage als auch die Kläranlage als Ganzes bewertet.

Interessierte Unternehmen können die Anleitungen zur Installation und die Forschungsergebnisse kostenlos beziehen und Kontakt zum Projektteam aufnehmen:
www.enerwater.eu

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Steigerung der Energieeffizienz bei der biologischen Abwasserreinigung bis zu 35 %

Ein Einsparpotenzial von ca. 23 % wurde in dem von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt geförderten Projekt LEOBEL in simulativen Optimierungen des Anlagenbetriebs auf Basis der Kläranlage Schwerte des Ruhrverbands mit einem neuen Simulationswerkzeug aufgedeckt. Testmodule mikroperforierter Begaser zeigten im direkten Vergleich zu Standardmembranbelüftern an einer halbtechnischen Versuchsanlage ein Energieeinsparpotenzial von 20 %. In Kombination ergibt sich eine mögliche Leistungssteigerung der Belüftung um 35 %. Zusätzliche Steigerungen der Sauerstoffeintragseffizienz wurden durch lineare Anordnung der Austrittsöffnungen am Begaser und gepulste Belüftungsregime identifiziert.
In dem vom Umweltministerium Nordrhein-Westfalen geförderten Projekt SEBAK wurde ein Edelstahlbegaserkonzept entwickelt. Videometrische Untersuchungen des Konzepts zeigen feinste Luftblasen mit effektiv 1,5 mm Durchmesser. Vergleiche von Edelstahlbegasermodulen mit konventionellen Membranbelüftern im Technikum zeigen sehr hohe Sauerstoffzufuhr-Werte. Für Edelstahlbegaser mit 70 μm Lochöffnungen wurde trotz geringfügig höherem Druckverlust ein um 20 % höherer Sauerstoffertrag sowie eine um 13 % höhere spezifische Reinigungsleistung ermittelt.

Ansprechpartner:
Experimente/Messtechnik E-Mail: S.Reinecke@hzdr.de
Strömungssimulation E-Mail: Ann.Hoeffmann@tu-dortmund.de
Begaser-Mail: Martin.Stachowske@iweb-info.de

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Düngung: Sieben-Punkte-Programm zum Grundwasserschutz vorgelegt

In einem gemeinsamen Papier haben die Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft, Julia Klöckner, und die Ministerin für Umwelt, Landwirtschaft, Natur-und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen, Ursula Heinen- Esser, sieben konkrete Vorschläge vorgelegt zur Unterstützung der Bauernfamilien bei der Bewältigung weiterer Vorgaben zur Düngung. Gleichzeitig bekräftigen die Ministerinnen ihren Einsatz für sauberes Grundwasser, insbesondere in stark belasteten Gebieten. Die beiden Ministerinnen betonen, dass zudem eine klare Perspektive nötig sei: „Wir setzen hier vor allem auf eine verbesserte Gülleaufbereitung. Noch stärker als bisher gilt es, in Nährstoffkreisläufen zu denken, um Wirtschaftsdünger umweltverträglich und zugleich wirtschaftlich zu nutzen. Indem wir Nährstoffe aus Gülle, Mist und Ernterückständen speicher-und transportfähig machen, können wir sie überregional verwerten und gezielt einsetzen. Dadurch könnte auch der Einsatz von Mineraldünger drastisch reduziert werden.“

www.gfa-news.de/gfa/webcode/20190403_002

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Wasserwirtschaft fordert stärker ökologische Landwirtschaft – Nitrateinträge in die Umwelt sind zu hoch

„Wir brauchen eine Landwirtschaft, die sich stärker ökologisch verantwortlich fühlt. Hier muss es einen großen Wurf geben, kleine Nachschärfungen der rechtlichen Regelungen führen nicht weiter.“ Das sagt der Präsident der DWA, Prof. Dr. Uli Paetzel, zur derzeitigen Debatte um eine abermalige Änderung der Düngeverordnung.
Das gegen Deutschland durch die EU-Kommission angestrengte Vertragsverletzungsverfahren wegen hoher Nitrateinträge in die Umwelt, konkret die mangelhafte Umsetzung der EG-Nitratrichtlinie, führte im Juni 2018 zu einer Verurteilung Deutschlands durch den Europäischen Gerichtshof. Die Klage bezieht sich zwar auf eine frühere Version der Düngeverordnung, die die EG-Nitratrichtlinie umsetzen soll, aber auch die Überarbeitung der Verordnung im Jahr 2017 reicht nach Überzeugung der EU-Kommission nicht aus, um das Grundwasser vor überhöhten Nitrateinträgen zu schützen. Auch die Wasserwirtschaft fordert hier weitere Verschärfungen. Hierzu Paetzel: „Die Novellierung des Düngerechts im Jahr 2017 ist unter anderem wegen zahlreicher Ausnahmemöglichkeiten und wenig anspruchsvoller Bilanzüberschussgrenzen nicht ausreichend. Die Verurteilung Deutschlands im Jahr 2018 durch den Gerichtshof erzwingt deutliche Nachbesserungen.“
Das Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) muss nun verhindern, dass weitere Verurteilungen drohen bzw. hohe Strafzahlungen verhängt werden, und hatte verschiedene Nachbesserungen, wie die Streichung des von der Wasserwirtschaft wegen der Gefahr des „Schönrechnens“ kritisierten Nährstoffvergleichs vorgeschlagen. (Der Nährstoffvergleich ist der Vergleich von Nährstoffzufuhr und Nährstoffabfuhr auf den landwirtschaftlich genutzten Flächen eines Betriebs.) Die von der DWA seit langem geforderte Stoffstrombilanz als Brutto-Hoftorbilanz scheint für das BMEL dagegen keine Option, obwohl die aktuellen Überlegungen dazu führen würden, dass die Mehrheit der Betriebe nun gar keine Bilanz mehr erstellen müsste. Vielmehr sollen nach den Plänen des Bundeslandwirtschaftsministeriums unter anderem die Nährstoffbedarfe um bis zu 20 Prozent reduziert werden, die der Landwirt nicht überschreiten darf. Dadurch käme der Düngeplanung bzw. der Düngebedarfsermittlung eine deutlich höhere Bedeutung zu. Nach Auffassung der DWA besteht noch erheblicher Klärungsbedarf. Die Vorschläge des Ministeriums sind nur dann geeignet, zur Problemlösung beizutragen, wenn sie auch durch ein sachgerechtes Kontrollsystem begleitet werden. Es ist abzuwarten, welche konkrete Ausgestaltung der dringend notwendige neue Entwurf der Düngeverordnung haben wird. Die DWA fordert weiterhin, eine Stoffstrombilanz obligatorisch vorzusehen, was fachlich sinnvoller wäre. Auch sollte die maximale Düngung von derzeit 170 kg Stickstoff pro Hektar aus organischen Düngern reduziert werden auf 130 kg Stickstoff pro Hektar, jeweils pro Jahr.
Generell fordern die DWA und ihr Präsident Uli Paetzel: „Die Politik muss sicherstellen, dass künftig keine landwirtschaftlichen Maßnahmen mehr aus öffentlichen Mitteln gefördert werden, die nicht in Einklang mit den Vorgaben des Gewässerschutzes stehen. Hier brauchen wir auch im Hinblick auf die Gemeinsame Agrarpolitik der EU ein grundsätzliches Umdenken.“

Hierzu gibt es auch ein Interview von Uli Paetzel mit Deutschlandfunk Nova:
https://www.deutschlandfunknova.de/ beitrag/eu-duengeverordnung-angst-vor-dem-guelle-tourismus

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EU-Kommission bewertet Fortschritte bei Wasserqualität und Hochwasserrisikomanagement

Die meisten der 130 000 europäischen Gewässer entsprechen nicht den hohen Standards, die das EU-Recht verlangt. Das geht aus einem Bericht der EU-Kommission vom 26. Februar 2019 hervor. Die Kommission hat an dem Tag ihre Bewertung der Umsetzung des EU-Wasserrechts durch die Mitgliedstaaten veröffentlicht. Der halbjährliche Umsetzungsbericht bewertet die Bewirtschaftungspläne der Mitgliedstaaten und die Pläne für das Hochwasserrisikomanagement für den Zeitraum 2015 bis 2021. Der jüngste Sechsjahresbericht zeigt einen deutlich positiven Trend, aber es bedarf noch Verbesserungen, um die vereinbarten Qualitätsstandards termingerecht zu erfüllen.
Die Ergebnisse beinhalten erhebliche Verbesserungen bei der Kenntnis und Berichterstattung über die Wasserrahmenrichtlinie im Vergleich zum vorherigen Berichtszyklus. Weiter werden die Bewirtschaftungspläne der Mitgliedstaaten für die Einzugsgebiete, die von 2015 bis 2021 laufen, bewertet. Der Bericht zeigt, dass sich die Wasserqualität in Europa dank der Behandlung von kommunalem Abwasser, der geringeren Verschmutzung durch die Landwirtschaft und einer größeren Anzahl von Flüssen und Seen, die in einen natürlicheren Zustand zurückkehren, langsam verbessert. In der gesamten EU gibt es jedoch nach wie vor Probleme mit chemischer Verschmutzung und übermäßiger Wasserentnahme, die den natürlichen Flussfluss in Flüsse behindern, mit negativen Folgen für die Wasserqualität.
Die Einhaltung der Ziele der Wasserrahmenrichtlinie verbessert sich allmählich. Obwohl in einer Reihe von Mitgliedstaaten die richtigen politischen Maßnahmen ergriffen und eine Reihe von Investitionen getätigt wurden, wird die Verbesserung der Wasserqualität in vielen Flussgebieten noch einige Zeit dauern. Während eine große Mehrheit der Grundwasserkörper einen guten Zustand erreicht hat, befinden sich weniger als die Hälfte der Oberflächenwasserkörper in einem guten Zustand. Verschiedene EU-Mittel werden diese Umsetzungsbemühungen weiterhin unterstützen.
Für die Hochwasserrichtlinie wurden sehr wichtige Schritte unternommen. Der aktuelle Bericht, der sich auf den ersten Zyklus der Pläne für das Hochwasserrisikomanagement konzentriert, bestätigt, dass alle Mitgliedstaaten das Konzept des Hochwasserrisikomanagements grundsätzlich übernommen haben. Die Qualität der Ergebnisse ist allerdings unterschiedlich, so die EU-Kommission.

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Junge Unternehmer: Gründungswettbewerb KUER.NRW startet

Als neuer Baustein der Umweltwirtschaftsstrategie des Landes Nordrhein-Westfalen startet jetzt der KUER.NRW Gründungswettbewerb. KUER.NRW (Klima, Umwelt, Energie und Ressourcenschonung) ist nach Angaben des Landesumweltministeriums der einzige branchenspezifische Gründungswettbewerb für die Umweltwirtschaft in Deutschland. Gegliedert ist KUER.NRW in vier Module: KUER Scouting spürt innovative Gründungsideen auf, animiert potenzielle Gründerinnen und Gründer zu einer ersten intensiven Auseinandersetzung mit ihrer Geschäftsidee und gibt qualifizierte Rückmeldung. KUER Scouting erfolgt während der gesamten Projektlaufzeit im engen Kontakt mit Hochschulen. Im KUER Businessplan Wettbewerb wird die Erstellung eines aussagekräftigen Businessplans durch individuelle Coaching-Angebote, gezielte Qualifizierungseinheiten und einen differenzierten Begutachtungsprozess unterstützt. Der Wettbewerb startet am 1. Juni 2019 und endet mit der Prämierung im Rahmen des Summits Umweltwirtschaft.NRW am 10. Dezember 2019. KUER Success: Sobald sich die konkrete Gründung des Unternehmens abzeichnet, startet dieses Modul in Form von individualisierten Coaching-Angeboten durch branchenbezogene Spezialisten und Kapitalgeber. KUER Best Practice stellt innovative Gründungen ins Rampenlicht, verhilft jungen Unternehmen der Umweltwirtschaft zu mehr öffentlicher Wahrnehmung und unterstützt sie somit dabei, sich Investoren gegenüber zu präsentieren und von ihnen gefunden zu werden.
Durchgeführt wird der Gründerwettbewerb KUER.NRW im Auftrag des Ministeriums für Umwelt, Landwirtschaft, Natur-und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen zusammen mit Pro Ruhrgebiet e. V. und der Startbahn Ruhr GmbH.

www.kuer.nrw

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Thüringer Umweltpreis 2019 ausgeschrieben

Bis Ende Mai 2019 können sich Thüringerinnen und Thüringer als Einzelpersonen oder in Gruppen für den Thüringer Umweltpreis 2019 bewerben. Die Preise sind insgesamt mit 10 000 Euro dotiert, der Hauptpreis beträgt mindestens 5000 Euro. Aufgerufen sind Einzelpersonen oder Personengruppen, Unternehmen, Vereine und Verbände, Bürgerinitiativen, Kommunen und kommunale Partnerschaften aus Thüringen. Die Beiträge der Bewerberinnen und Bewerber sollen dem Klimaschutz, dem Naturschutz, der Ressourceneffizienz, ökologischen Verbesserungen oder dem Naturschutz dienen. Auch künstlerische oder journalistische Arbeiten können eingereicht werden. Die Verleihung der Preise findet am 28. August 2019 im Klima-Pavillon in Jena durch Umweltministerin Anja Siegesmund statt.

www.thueringer-umweltpreis.de

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TSM Abwasser für Kirchheimbolanden

Die Verbandsgemeindewerke Kirchheimbolanden sind bei der Abwasserentsorgung hervorragend aufgestellt. Im November erhielten die Verbandsgemeindewerke das Qualitätssiegel Technisches Sicherheitsmanagement (TSM) in der Sparte Abwasser durch die DWA überreicht. Im September hatte sich das kommunale Unternehmen der freiwilligen Überprüfung durch das DWA-Expertenteam unterzogen und sich den rund 270 Fragen zur Organisation der technischen und betrieblichen Abläufe gestellt.

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Phosphor und Fernwärme aus Klärschlamm

Ein Konzept zur Gewinnung von Phosphor und Energie aus Klärschlamm ist der Gegenstand eines Projekts der TH Mittelhessen. Die Professoren Ulf Theilen, Harald Weigand und Harald Platen vom Kompetenzzentrum für Energie-und Umweltsystemtechnik arbeiten dabei mit verschiedenen Partnern zusammen. Zu ihnen gehören die Stadtwerke Gießen, die Mittelhessischen Wasserbetriebe und das Institut für Pflanzenernährung der Justus-Liebig-Universität. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert das Vorhaben mit 125 000 Euro.
Die Projektpartner wollen ein Konzept entwickeln, das „für alle Kläranlagen der Partner-Kommunen in der erweiterten Region Mittelhessen unabhängig von der Größenklasse eine zukunftsweisende, sehr weitgehende energetische und stoffliche Verwertung mit Phosphor-Rückgewinnung realisiert und den Phosphor als Dünger in der regionalen Landwirtschaft nutzt“, so Theilen. Der getrocknete Klärschlamm, der annähernd den Heizwert von Braunkohle hat, soll in einem zentralen Heizwerk in Gießen verbrannt und die Energie in das Fernwärmenetz der Stadt eingespeist werden.
Bisher haben etwa 35 Kommunen Interesse an einer Zusammenarbeit gezeigt. Ziel ist die Gründung einer kommunalen Gesellschaft zur regionalen Klärschlammverwertung. Einbezogen sind das Hessische Umweltministerium, das Regierungspräsidium Gießen und die mittelhessischen Landkreise. Weitere wichtige Gesprächspartner sind die Raiffeisen Waren-Zentrale Rhein-Main und der Hessische Bauernverband, deren Expertise bei der Entwicklung eines Vermarktungskonzepts für den Dünger gebraucht wird.
Das Projekt läuft bis Juli dieses Jahres. Wenn das Konzept des mittelhessischen Konsortiums das BMBF überzeugt, besteht für die anschließende Realisierung die Aussicht auf eine Förderung in Höhe von fünf bis sieben Millionen Euro.

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Nitrat: EU-Kommission verklagt Griechenland vor dem Gerichtshof

Die EU-Kommission verklagt Griechenland vor dem Gerichtshof und beantragt Verhängung von finanziellen Sanktionen. Im April 2015 urteilte der Gerichtshof der EU, dass Griechenland gegen EU-Recht verstieß, da es seine Gewässer nicht vor Verunreinigung durch Nitrat aus landwirtschaftlichen Quellen schützte. Vier Jahre später ist das Problem noch immer nicht vollständig gelöst. Daher fordert die Kommission den Gerichtshof der Europäischen Union auf, finanzielle Sanktionen in Form eines Pauschalbetrags von 2639,25 Euro pro Tag mit einem Mindestpauschalbetrag von 1 310 000 Euro und eines täglichen Zwangsgelds in Höhe von 23 753,25 Euro ab dem Tag des ersten Urteils bis zur vollständigen Einhaltung der Vorschriften oder bis zum zweiten Urteil des Gerichtshofs zu verhängen.

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Niederkassel: Abwassergebühren steigen wegen Klärschlamm-Engpass

In Niederkassel, nördlich von Bonn am Rhein gelegen, steigen wegen eines Engpasses bei der Klärschlammentsorgung die Abwassergebühren. Das teilte die Betriebsleitung des Abwasserwerks der Stadt mit. Im Zuge der Novellierung der Klärschlammverordnung hätten sich die Verwertungsmöglichkeiten für Klärschlamm dramatisch verändert. Aufgrund der Kündigung des bisherigen Entsorgungsvertrags müssten in Niederkassel nun kurzfristige Verwertungsmöglichkeiten, auch alternativ zur Verbrennung, entwickelt werden. Da das Preisgefüge durch die Engpässe sehr stark angestiegen ist, führe dies zu einer Gebührenanhebung. Nach einer erfolglosen europaweiten Ausschreibung fänden Gespräche mit möglichen Partnern im In-und Ausland für die Klärschlammentsorgung statt.

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Deutscher Nachhaltigkeitspreis: Deutschlands nachhaltigste Unternehmen und Kommunen gesucht

Der 12. Deutsche Nachhaltigkeitspreis ist ausgeschrieben. Bis zum 18. April 2019 können sich Unternehmen sowie Städte und Gemeinden bewerben. In der Kategorie „Unternehmen“ werden solche gesucht, die sich erfolgreich den ökologischen und sozialen Herausforderungen der Zukunft stellen. Ein Sonderpreis prämiert Akteure, die das Potenzial der Digitalisierung für mehr Nachhaltigkeit einsetzen. In der Kategorie „Städte und Gemeinden“ werden solche gesucht, die im Rahmen ihrer wirtschaftlichen Möglichkeiten eine umfassende nachhaltige Stadtentwicklung betreiben. Ein Sonderpreis prämiert zudem Akteure, die das Potenzial der Digitalisierung für mehr Nachhaltigkeit einsetzen. Die erfolgreichste Groß-, Mittel-und Kleinstadt bzw. Gemeinde erhält von der Allianz Umweltstiftung jeweils 30 000 Euro für Projekte zur nachhaltigen Stadtentwicklung.

www.nachhaltigkeitspreis.de

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Bau einer Pilotanlage zur Phosphorrückgewinnung in Mannheim

In Mannheim soll im Jahr 2021 eine großtechnische Pilotanlage zur thermochemischen Klärschlammbehandlung mit integrierter Phosphorrückgewinnung in Betrieb gehen. Das Umweltministerium Baden-Württemberg fördert den Bau der Anlage mit 6,4 Millionen Euro. Neben der Anlage in Mannheim hat das Umweltministerium den Bau einer Versuchsanlage zur Phosphorrückgewinnung aus Klärschlamm in Göppingen mit über 2,2 Millionen Euro gefördert. Diese Anlage soll 2019 ihre Arbeit aufnehmen können. Eine mobile Versuchsanlage wurde zwischen Juni 2018 und November 2018 in Leutkirch betrieben. Damit konnte eine Phosphorrückgewinnung unter den dort vorherrschenden spezifischen Praxisbedingungen erprobt werden. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse sollen zum Bau einer großtechnischen Anlage auf dem Gelände des Klärwerks genutzt werden. Das Umweltministerium hat dieses Projekt mit über 280 000 Euro bezuschusst. Schließlich hat das Ministerium den Bau einer großtechnischen Pilotanlage zur Phosphorrückgewinnung aus Klärschlamm des Abwasserverbands Mittleres Wiesental in Steinen (Landkreis Lörrach) mit insgesamt 2,5 Millionen Euro bezuschusst. Ihren Betrieb aufnehmen soll die Anlage den aktuellen Plänen zufolge im Jahr 2020.

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EU-Kommission legt Mitteilung zu Arzneimitteln in der Umwelt vor – gesamten Lebenszyklus betrachten

Die Europäische Kommission hat am 11. März 2019 eine Mitteilung angenommen, in der ein Maßnahmenpaket zum Umgang mit den vielschichtigen Herausforderungen skizziert wird, die durch die Freisetzung von Arzneimitteln in die Umwelt entstehen. Das von der Kommission vorgestellte „Strategische Konzept bezüglich Arzneimitteln in der Umwelt“ legt sechs Handlungsbereiche zu sämtlichen Stadien des Lebenszyklus von Arzneimitteln fest, in denen Verbesserungen erzielt werden können. Der Text deckt sowohl Arzneimittel für den humanmedizinischen als auch für den veterinärmedizinischen Einsatz ab. Die Bereiche betreffen alle Stadien des Arzneimittel-Zyklus von der Entwicklung und Herstellung bis hin zur Entsorgung und Müllbeseitigung – im Einklang mit der Arbeitsunterlage der Kommissionsdienststellen zu nachhaltigen Produkten in der Kreislaufwirtschaft. In den sechs Bereichen werden unter anderem Maßnahmen zur Sensibilisierung und zur Förderung einer umsichtigen Nutzung, zu einer besseren Ausbildung und Risikoabschätzung, zur Sammlung von Messdaten, zur Förderung von umweltfreundlichem Design, zu geringeren Emissionen im Herstellungsprozess, Müllvermeidung und einer besseren Abwasseraufbereitung genannt.
Die jetzt vorgestellte Mitteilung legt den Schwerpunkt auf den Austausch vorbildlicher Verfahren, auf die Zusammenarbeit auf internationaler Ebene und auf ein besseres Verständnis der Risiken. Mehrere Maßnahmen in dem strategischen Ansatz sind darauf ausgerichtet, zu den Zielen des Europäischen Aktionsplans zur Bekämpfung antimikrobieller Resistenzen im Rahmen des Konzepts „Eine Gesundheit“ beizutragen.

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EU-Kommission veröffentlicht Bericht zum Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft

Die Europäische Kommission hat am 4. März 2019 einen umfassenden Bericht über die Umsetzung des von ihr im Dezember 2015 angenommenen Aktionsplans für die Kreislaufwirtschaft veröffentlicht. In dem Bericht werden die wichtigsten Ergebnisse der Umsetzung des Aktionsplans und die anstehenden Herausforderungen auf dem Weg zu einer klimaneutralen, wettbewerbsfähigen Kreislaufwirtschaft beschrieben, in der die Belastung der natürlichen Ressourcen, der Süßwasserbestände und der Ökosysteme auf ein Minimum reduziert ist.
Drei Jahre nach seiner Annahme kann nach Ansicht der EU-Kommission der Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft als in vollem Umfang vollendet betrachtet werden. Seine 54 Aktionen sind nunmehr abgeschlossen oder angelaufen. Den Feststellungen des Berichts zufolge hat die Umsetzung des Aktionsplans für die Kreislaufwirtschaft den Übergang zur Kreislaufwirtschaft in Europa schneller vorangebracht, wodurch in der EU neue Arbeitsplätze geschaffen wurden. Im Jahr 2016 waren in für die Kreislaufwirtschaft relevanten Sektoren mehr als vier Millionen Arbeitnehmer beschäftigt, was einem Anstieg um 6 % gegenüber 2012 entspricht.
Die Kreislaufwirtschaft hat auch neue Geschäftsmöglichkeiten eröffnet, zu neuen Geschäftsmodellen geführt und neue Märkte innerhalb und außerhalb der EU erschlossen. Durch kreislaufwirtschaftliche Tätigkeiten wie Reparaturen, Wiederverwendung oder Recycling wurden im Jahr 2016 fast 147 Milliarden Euro an Wertschöpfung generiert und Investitionen im Umfang von rund 17,5 Milliarden Euro getätigt.

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Klärschlämme aus dem Süden Schleswig-Holsteins gehen künftig nach Hamburg

Die Klärschlämme aus Lübeck, dem Kreis Pinneberg sowie aus Teilen der Kreise Steinburg und Segeberg (alle in Schleswig-Holstein) gehen ab 2027 zur Weiterverwertung nach Hamburg. Darauf haben sich die Entsorgungsbetriebe Lübeck (EBL), der AZV Südholstein und Hamburg Wasser am 1. März 2019 geeinigt. Der öffentlich-rechtliche Vertrag, der die kommunale Kooperation regelt, hat eine Laufzeit von 20 Jahren. Hamburg Wasser verpflichtet sich damit, den Partnern aus Schleswig-Holstein ausreichend Kapazität in einer dann gemeinsam genutzten Verwertungsanlage für Rückstände aus der Abwasserbehandlung zur Verfügung zu stellen. Im Gegenzug kann Hamburg Wasser mit garantierten Klärschlammlieferungen aus der Metropolregion rechnen. Durch die kommunale Kooperation stellen die Entsorgungsbetriebe Lübeck und der AZV Südholstein außerdem frühzeitig sicher, künftig schärfere gesetzliche Regeln für den Umgang mit Klärschlamm zu erfüllen.
Bei der Abwasserbeseitigung in den Anlagen des AZV Südholstein sowie der Entsorgungsbetriebe Lübeck fallen jährlich rund 17 000 Tonnen Trockenmasse Klärschlamm an. Der Lübecker Klärschlamm wird zurzeit überwiegend landwirtschaftlich verwertet. Die Kapazitäten in den Schlammverbrennungsanlagen sind deutschlandweit erschöpft, und vor allem in Norddeutschland müssen große Schlammlagerplätze geschaffen werden, um die Kläranlagen zu entlasten. Die Klärschlammverwertungsanlage VERA auf dem Gelände des Klärwerks Köhlbrandhöft von Hamburg Wasser verbrennt in drei Kesseln teilgetrockneten Klärschlamm aus der Abwasserbehandlung. Die Abgase werden in einer Rauchgasreinigung gefiltert, die gefilterten Rückstände werden zu Gips verarbeitet. Der in der Verbrennung entstehende Dampf treibt einen Stromgenerator an, um die Elektrizität zur Eigennutzung der Verwertungsanlage und des Klärwerkes zu schaffen. Ab 2020 wird Hamburg Wasser gemeinsam mit der Firma Remondis Aqua Industrie in einer modernen Phosphorrückgewinnungsanlage hochreine Phosphorsäure aus der kontinuierlich anfallenden Asche recyceln.

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Grundsteinlegung der Hamburger Phosphor-Recyclinganlage

Hamburg Wasser und Remondis haben am 1. März 2019 den Grundstein für die nach eigener Angabe weltweit erste Phosphor-Recyclinganlage auf dem Klärwerk Hamburg gelegt. In Hamburg wird Phosphor mit dem von Remondis entwickelten TetraPhos®-Verfahren nach Einschätzung der Projektpartner wirtschaftlich effizient und im großtechnischen Maßstab aus Abwasser zurückgewonnen. Die Anlage auf dem Klärwerk Hamburg geht 2020 in Betrieb und wird jährlich aus 20 000 Tonnen Klärschlammasche rund 7000 Tonnen hochreine Phosphorsäure produzieren. Das Projekt wird gefördert vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit mit Mitteln aus dem Umweltinnovationsprogramm. Nathalie Leroy, Geschäftsführerin von Hamburg Wasser, erwähnte bei dieser Gelegenheit: „Um das energetische Potenzial des Klärschlamms weiter zu erschließen, vergrößern wir auch unsere Klärschlammverbrennung.“
Realisiert und betrieben wird die Phosphor-Recyclinganlage durch die Hamburger Phosphorrecyclinggesellschaft mbH. Die Gesellschaft wurde im März 2018 in Hamburg gegründet. Beteiligt ist die Hamburger Stadtentwässerung AöR, ein Unternehmen von Hamburg Wasser, zu 60 Prozent und Remondis Aqua Industrie GmbH & Co. KG zu 40 Prozent. A

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EEW führt Genehmigungsverfahren für Recyclinganlage kommunaler Klärschlämme fort

EEW Energy from Waste GmbH (EEW) wird das Genehmigungsverfahren für die Errichtung einer Klärschlamm-Monoverbrennungsanlage (KVA) am Kraftwerksstandort Stavenhagen fortführen. Bereits am 16. Januar 2019 hatte die EEW Energy from Waste Stavenhagen GmbH in einem sogenannten Scoping-Termin mit der Genehmigungsbehörde erfolgreich den Untersuchungsrahmen für dieses Genehmigungsverfahren ab gesteckt. Ziel sei es, so Projektleiter Karl-Heinz Plepla, den Genehmigungsantrag im dritten Quartal dieses Jahres fertigzustellen. Vorbehaltlich der Erteilung einer Genehmigung durch das zuständige Staatliche Amt für Landwirtschaft und Umwelt Mecklenburgische Seenplatte plant EEW Stavenhagen, bis 2022/23 eine KVA für die Verwertung von 160 000 Tonnen Klärschlamm (Originalsubstanz) in Betrieb zu nehmen. Dabei entstehe eine Asche, die „bestmögliche Voraussetzungen für ein hochwertiges Phosphorrecycling“, so EEW, biete. EEW habe sich bereits ein Verfahren gesichert, mit dem die Rückgewinnung aus der Klärschlammasche weit vor der gesetzlichen Pflicht realisierbar sei. Eine entsprechende Vereinbarung habe die EEW-Gruppe kürzlich mit einem Partner schließen können.

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Novellierung des Berufsbilds „Umwelttechnische Berufe“

Das Berufsbild „Umwelttechnische Berufe“ wird novelliert. Eine Übersicht gibt Rüdiger Heidebrecht, Leiter der Abteilung „Bildung und Internationale Zusammenarbeit“ in der DWA-Bundesgeschäftsstelle, in einem knapp siebenminütigen Video auf Youtube. Dabei wird erklärt, was auf die Berufstätigen und die Neueinsteiger zukommt. Wesentliche Trends der Zukunft sind die technische Entwicklung, der Klimawandel, die demographischen Änderungen und die fortschreitende Digitalisierung einschließlich Cybersicherheit. Den Planungen zufolge soll die Novellierung der UT-Berufe im Jahr 2021 abgeschlossen werden. Danach wird das Berufsbild der Meister überarbeitet; Abschluss hier soll das Jahr 2023 sein.

E-Mail: heidebrecht@dwa.de

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EU-Kommission fordert 15 Mitgliedstaaten auf, die Vorschriften für die Vergabe von öffentlichen Aufträgen und Konzessionen einzuhalten

Die EU-Kommission hat im Januar 2019 beschlossen, Aufforderungsschreiben an 15 Mitgliedstaaten (Bulgarien, Kroatien, Zypern, Tschechien, Dänemark, Finnland, Deutschland, Ungarn, Italien, Malta, die Niederlande, Polen, Rumänien, Schweden und das Vereinigte Königreich) im Zusammenhang mit der Übereinstimmung ihrer nationalen Rechtsvorschriften mit den EU-Vorschriften für die Vergabe von öffentlichen Aufträgen und Konzessionen zu richten. Die neuen Vorschriften (Richtlinie 2014/24/EU, Richtlinie 2014/25/ EU und Richtlinie 2014/23/EU) mussten von den Mitgliedstaaten bis zum 18. April 2016 in nationales Recht umgesetzt werden. Die Kommission übermittelt die Schreiben, nachdem sie geprüft hat, ob die nationalen Umsetzungsvorschriften mit den EU-Richtlinien in Einklang stehen. Auch bei den übrigen Mitgliedstaaten, die die Umsetzung mit erheblichen Verzögerungen abgeschlossen haben, wird eine solche Prüfung durchgeführt werden. Die Mitgliedstaaten haben zwei Monate Zeit, um auf die von der Kommission vorgebrachten Beanstandungen zu reagieren. Andernfalls kann die Kommission beschließen, eine mit Gründen versehene Stellungnahme zu übermitteln.

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Thüringen: Entwurf für novelliertes Vergabegesetz vorgelegt – soziale und ökologische Belange gestärkt

Das Kabinett hat im Januar 2019 im zweiten Durchgang den Entwurf des Wirtschaftsministeriums für die Novelle des Thüringer Vergabegesetzes (ThürVgG) beschlossen. Es soll unter anderem soziale und ökologische Belange stärken. Der Gesetzentwurf wird jetzt dem Landtag zugeleitet und soll noch vor der Sommerpause 2019 verabschiedet werden.
Durch die stärkere Berücksichtigung sozialer und ökologischer Belange sollen keine zusätzlichen, unüberwindbaren Hürden für die mittelständische Thüringer Wirtschaft entstehen. Soziale und ökologische Kriterien, die für den Auftragsgegenstand entscheidend sind, können nach wie vor fakultativ durch den Auftraggeber festgelegt werden. Allerdings sollen ökologische und soziale Kriterien zukünftig ausschlaggebend sein, wenn die öffentlichen Auftraggeber zwischen sonst gleichwertigen Angeboten entscheiden müssen. Diese bislang fakultative „Bonusregelung“ wird nunmehr obligatorisch und um weitere soziale und ökologische Aspekte (wie zum Beispiel den Anteil sozialversicherungspflichtig Beschäftigter, die Beschäftigung von Langzeitarbeitslosen oder schwerbehinderten Menschen sowie Maßnahmen zur Förderung der Energieeffizienz) ergänzt. Die bisherige Regelung, nach der der Bieter bevorzugt wird, der mindestens 25 Mitarbeiter beschäftigt, entfällt zugunsten kleiner Unternehmen. Außerdem wird auf eine umweltverträgliche Beschaffung von Investitionsgütern unter Berücksichtigung des Lebenszyklusprinzips hingewirkt.

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Klimaaktive Kommunen gesucht

Städte, Landkreise und Gemeinden deutschlandweit sind aufgerufen, sich mit ihren vorbildlichen Projekten zum Klimaschutz und zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels am Wettbewerb „Klimaaktive Kommune 2019″ zu beteiligen. Bewerbungsschluss ist der 31. März 2019. Auf die Gewinner warten insgesamt 250 000 Euro Preisgeld und damit 25 000 Euro je Preisträger. Die gesuchten Klimaprojekte sollen andere Kommunen anregen, neue Ideen auf ihre eigenen Situationen zu übertragen und zu realisieren.
Bewerbungen sind in vier Kategorien möglich:
Kategorie 1: Ressourcen- und Energieeffizienz in der Kommune
Kategorie 2: Klimaanpassung in der Kommune
Kategorie 3: Kommunale Klimaaktivitäten zum Mitmachen
Sonderpreis „Klimafreundliche kommunale Beschaffung“.
Ausdrücklich gewünscht sind auch Kooperationsprojekte, bei denen die kommunale Verwaltung mit weiteren Akteuren (zum Beispiel Vereinen, Verbänden, Kammern, Handwerk) und/oder mit anderen Kommunen sowie mit kommunalen Unternehmen zusammenarbeitet.
Initiatoren des Wettbewerbs sind das Bundesumweltministerium und das Deutsche Institut für Urbanistik. Kooperationspartner sind der Deutsche Städtetag, der Deutsche Landkreistag und der Deutsche Städte- und Gemeindebund.

www.klimaschutz.de/wettbewerb2019

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Plattform zur effizienteren Bewertung von Umweltchemikalien

Die Analyse und Bewertung von Umweltchemikalien effizienter zu machen, das ist das Ziel der neuen Technologie-Plattform CITEPro (Chemicals in the Environment Profiler) am Helmholtz Zentrum für Umweltforschung (UFZ). Möglich wird das vor allem durch die Automatisierung von Teilprozessen bei der Probenvorbereitung, der Exposition von Zellkulturen und Wasserorganismen mit Einzelstoffen, Mischungen und Umweltproben sowie der chemischen Analyse. Am 6. Februar 2019 wurde die neue Forschungsinfrastruktur eröffnet. Rund vier Millionen Euro haben der Bund sowie die Bundesländer Sachsen und Sachsen- Anhalt insgesamt in den Aufbau von CITEPro investiert.
Biologische Wirkungstests sind das Herzstück der neuen Forschungsplattform CITEPro. Hinter CITEPro verbirgt sich kein singuläres Forschungsgroßgerät. Vielmehr besteht es aus mehr als 20 Einzelgeräten, die je nach Fragestellung modular genutzt werden können. Dazu gehören Geräte für die Probenvorbereitung, bei der Chemikaliengemische aus Umweltproben (etwa aus Sedimenten oder Blut) extrahiert, konzentriert und gereinigt werden können. Hinzu kommen hochauflösende analytische Geräte, mit denen Konzentrationen in Umweltproben und in Biotests gemessen werden können und verschiedene Biotestverfahren, die Auskunft über die Wirkung von Chemikalien auf lebende Zellen von Säugetieren, Bakterien und Algen oder ganze Organismen, wie Fischembryonen, geben. Das Besondere der Biotests, die in CITEPro zum Einsatz kommen ist, dass sie mit einer sehr hohen Durchsatzleistung arbeiten können.

www.ufz.de/citepro

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Terminologie für die Verschmutzung durch Plastik veröffentlicht

Ein europaweites Netzwerk hat, nach eigenen Worten „erstmalig“, eine einheitliche Terminologie für die Umweltverschmutzung durch Plastik vorgeschlagen. Diese geht weit über Größenklassen hinaus und berücksichtigt auch physikalisch-chemische Eigenschaften von Polymeren. Das Ergebnis dieser Konsensbildung ist kürzlich in der Fachzeitschrift Environmental Science & Technology erschienen. Aufgrund der Kunststoffe gibt es noch keine klaren Einteilungen. Zum Beispiel werden Reifenmaterialien aufgrund ihres Elastomeranteils klassisch in den Materialwissenschaften nicht als Plastik definiert. In der Umwelt können diese kleinen Partikel aus Abrieb von Autoreifen oder als Recyclingprodukt auf Spiel- und Sportplätzen aber einen erheblichen Eintrag von Mikroplastik in die Umwelt darstellen. Eine Basis für die Vereinheitlichung von Analysemethoden, die Entwicklung von Monitoring-Programmen, aber auch für die Vergleichbarkeit von Effektstudien wäre daher wichtig.

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Baden-Württemberg: 7,5 Millionen Euro Förderung für Projekt zur Rückgewinnung von Phosphor

Der Zweckverband Abfallbehandlung Kahlenberg (ZAK) in Ringsheim (Ortenaukreis, Baden-Württemberg) bekommt 7,5 Millionen Euro für ein Projekt zur Rückgewinnung von Phosphor aus Aschen, die durch die energetische Verwertung von aus Restabfällen erzeugten Ersatzbrennstoffen entstehen. Die Gesamtkosten des Projektes belaufen sich auf knapp 30 Millionen Euro. Das teilte Baden-Württembergs Umweltministerium mit.
Die mechanisch-biologische Abfallbehandlungsanlage ZAK ist landesweit die einzige dieser Art. Dort werden die im Landkreis Emmendingen und im Ortenaukreis erfassten Rest- und Bioabfälle zu Wasser, Mineralstoffen, Ersatzbrennstoffen, Biogas und Metallen verwertet. Allerdings werden die biogenen Abfallbestandteile derzeit ausschließlich energetisch genutzt.

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Kosten der PFT-Verschmutzung der Gewässer um den US-Luftwaffenstützpunkt Spangdahlem

lm Zusammenhang mit der PFT-Verschmutzung der Gewässer um den US-Luftwaffenstützpunkt Spangdahlem (Rheinland-Pfalz) hat der Bund bisher rund 460 000 Euro ausgezahlt. Die US-Streitkräfte sind zur Erstattung eines Teilbetrags hiervon in Höhe von rund 345 000 Euro verpflichtet. Zur Erfüllung dieser Verpflichtung haben sie im Jahr 2015 rund 180 000 Euro und im Jahr 2016 rund 115 000 Euro an den Bund gezahlt. Die Zahlung des Restbetrags in Höhe von rund 50 000 Euro ist für das Jahr 2019 angekündigt. Das antwortete die Bundesregierung auf die Frage einer Abgeordneten des Deutschen Bundestags nach den Kosten der PFT-Verschmutzung der Gewässer um den US-Luftwaffenstützpunkt Spangdahlem (Bundestags- Drucksache 19/7341).

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Niedersachsen: Weniger Klärschlammausbringung in der Landwirtschaft

In Niedersachsen wurden im Jahr 2017 im Rahmen der öffentlichen Abwasserentsorgung rund 147 300 Tonnen Trockenmasse Klärschlamm aus kommunalen Abwasserbehandlungsanlagen direkt und ohne Zwischenlagerung entsorgt. Wie das Landesamt für Statistik Niedersachsen (LSN) mitteilt, gingen davon rund 96 400 Tonnen in die stoffliche Verwertung. Die Landwirtschaft war hier der größte Abnehmer und brachte rund 73 400 Tonnen als Dünger aus. 2017 setzte die Landwirtschaft damit 9,4 % weniger Trockenmasse Klärschlamm ein als noch im Vorjahr. Die restlichen etwa 23 000 Tonnen wurden einerseits für landschaftsbauliche Maßnahmen verwendet, zum Beispiel für Rekultivierung und Kompostierung, andererseits diente der Klärschlamm als Ausgangsstoff für die Schaffung von Klärschlammerde (Vererdung).
Weitere über 48 900 Tonnen des 2017 angefallenen Klärschlamms konnten unmittelbar thermisch entsorgt werden. Das durch Verbrennung entsorgte Aufkommen lag 18,1 % über dem Wert des Jahres 2016 und entsprach fast der doppelten Menge des Jahres 2010. Der Klärschlamm wurde 2017 hauptsächlich in Abfallverbrennungsanlagen und in Energieversorgungsunternehmen mitverbrannt (über 42 200 Tonnen). Nach den vorliegenden Daten lagen der Anteil der Klärschlammverwertung in Niedersachsen bei rund 65 % und der Verbrennungsanteil bei rund 33 %. Auf Bundesebene war das Verhältnis mit 30 % Verwertung und 70 % Verbrennung 2017 nahezu umgekehrt.

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Ständiger Ausschuss Klimawandel bei der LAWA

Der Klimawandel hat jetzt bei der Länderarbeitsgemeinschaft Wasser (LAWA) auch organisatorisch einen neuen Status erreicht. Der im Frühjahr des vergangenen Jahres von der Umweltministerkonferenz beschlossene „Ständige Ausschuss Klimawandel (AK)“ wurde jetzt konstituiert. Die weiteren ständigen Ausschüsse beschäftigen sich mit Grundwasser und Wasserversorgung (AG), mit Wasserrecht, mit Oberirdischen Gewässern und Küstengewässern (AO) sowie mit Hochwasserschutz und Hydrologie (AH). Mit dem Ständigen Ausschuss Klimawandel unterstreicht die LAWA die Bedeutungen der Auswirkungen des Klimawandels für die Wasserwirtschaft. Auch wird die Notwendigkeit der Bereitstellung personeller und finanzieller Ressourcen betont, um die Auswirkungen des Klimawandels vorsorgeorientiert in Planungs- und Genehmigungsprozessen berücksichtigen zu können. Außerdem wird die aktuelle Bereitstellung von Informationen über beobachtete und projizierte Entwicklungen von Klimaparametern, der potenziellen Auswirkungen sowie über mögliche Anpassungsmaßnahmen gefordert. Dabei wird die vom Bund geplante Erarbeitung eines Klimavorsorgeportals begrüßt und die fachliche Begleitung der Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel (DAS) befürwortet. Der Ständige Ausschuss Klimawandel kümmert sich um das Klimamonitoring bezüglich der Auswirkungen des Klimawandels auf die Wasserwirtschaft, beurteilt die Auswirkungen des Klimawandels auf die Wasserwirtschaft und priorisiert die Hand lungserfordernisse. Weiterhin gehören die fachliche Begleitung der Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel sowie die Beratung und Bewusstseinsbildung zu den Aufgaben des neuen Ausschusses.

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Umweltbundesamt: Klärgas kann besser genutzt werden

Bisher wird aus Klärgas in der Regel Strom erzeugt, der in der Kläranlage selbst verbraucht wird. Das Umweltbundesamt (UBA) meint, für die Energiewende seien flexiblere Lösungen gefragt. Ein UBA-Positionspapier zeigt, wie Klärgas künftig eingesetzt werden könnte, etwa im Verkehr sowie zur Wärme- und Kälteversorgung.
Klärgas ist danach eine erneuerbare Ressource, die als vielseitig einsetzbarer Energieträger zum Klimaschutz und somit zum Gelingen der Energiewende beitragen könne. Eine Entkopplung der Stromerzeugung und des Stromverbrauchs von Kläranlagen wäre ein erster Schritt, um diese Prozesse getrennt voneinander zu optimieren.
Neben dem Elektrizitätssektor könnte Klärgas auch im Verkehr sowie zur Wärme- und Kälteversorgung Beiträge liefern. Durch Power-to-Gas-Anlagen und die Aufbereitung des Klärgases könne dieses im existierenden Gasnetz gespeichert und anschließend optimal genutzt werden. Für diese alternative Nutzung der Ressource fehlen laut UBA jedoch Strategien und stabile Entwicklungspfade.
Forschung und Politik sollten nach Meinung des UBA die technischen, rechtlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen so weiterentwickeln, dass eine aus Klimaschutzgründen notwendige, energetisch effiziente und volkswirtschaftlich sinnvolle Nutzung der erneuerbaren Ressource Klärgas möglich ist und diese in den Kommunen umgesetzt wird.

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Förderung für internationale Partnerschaften für nachhaltige Innovationen

Auf die Förderung internationaler Partnerschaften im Klima-, Umwelt- und Energiebereich zielt die Förderrichtlinie „CLIENT II – Internationale Partnerschaften für nachhaltige Innovationen“, die das Bundesministerium für Bildung und Forschung veröffentlicht hat. Im Fokus von CLIENT II steht die Förderung nachfrageorientierter FuE-Kooperationen mit ausgewählten Schwellen- und Entwicklungsländern. Das Ziel ist, für konkrete Herausforderungen im Partnerland innovative und nachhaltige Lösungsansätze in den Themenbereichen Rohstoffeffizienz Rohstoffeffizienz und Kreislaufwirtschaft, Wassermanagement, Klimaschutz/Energieeffizienz, Anpassung an den Klimawandel, Landmanagement, Nachhaltige Energiesysteme und Naturrisiken gemeinsam zu entwickeln und zu implementieren. Gleichzeitig sollen damit neue Marktpotenziale für exportorientierte innovative deutsche Unternehmen – insbesondere kleine und mittlere Unternehmen – erschlossen werden. Zunächst können bis zum 31. Mai 2019 aussagekräftige Projektskizzen eingereicht werden.

https://www.bmbf.de/foerderungen/ bekanntmachung-2211.html

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Fallstudien zeigen Machbarkeit der Wasserwiederverwendung in der Landwirtschaft

Hydroponische Anbauverfahren mit speziell aufbereitetem Abwasser sind Gegenstand des Forschungsprojekts HypoWave. Diese optimierte Variante wird seit Herbst 2016 in einer Pilotanlage auf der Kläranlage Hattorf bei Wolfsburg erprobt. Erste Fallstudien zeigen nun die Machbarkeit dieser wasser- und nährstoffeffizienten landwirtschaftlichen Produktion. Beispielhaft an zwei Regionen – dem Landkreis Gifhorn in Niedersachsen und der Gemeinde Raeren in Belgien – wird demonstriert, wie die angepasste Aufbereitung und Wiederverwendung von kommunalem Abwasser für den hy droponischen Gemüse- und Schnittblumenanbau gelingen kann. „Für kleinere Gemeinden von 500 bzw. 1650 Einwohnerwerte kann hier auf 3600 bzw. 6000 m² eine wirtschaftliche Produktion erzielt werden“, sagt Marius Mohr, Koordinator der Fallstudien vom Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB. Die dreijährige Laufzeit von HypoWave endet am 31. August 2019.

www.hypowave.de

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Bundesregierung legt EU-Kommission Maßnahmenkatalog zur Änderung der Düngeverordnung vor

Das Bundeslandwirtschaftsministerium hat einen mit dem Bundesumweltminis terium abgestimmten Maßnahmenkatalog entwickelt, mit dem die Nitratwerte im deutschen Grundwasser gesenkt werden sollen. Nachholbedarf sieht Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner noch beim Vergleich der Zu- und Abfuhr von Stickstoff auf landwirtschaftlichen Flächen und bei Regelungen für mit Nitrat besonders belastete Gebiete.
Die Regierung habe der EU-Kommission eine Aufzeichnungspflicht über die aufgebrachten Düngermengen vorgeschlagen, um damit die Einhaltung des ermittelten Düngebedarfs der landwirtschaftlichen Kulturen besser zu kontrollieren.
Für die mit Nitrat belasteten Gebiete – für die so genannten roten Gebiete – wurden der Europäischen Kommission zusätzliche Maßnahmen vorgeschlagen:
Verbot der Herbstdüngung im Spätsommer bei Winterraps, Wintergerste und Zwischenfrüchten ohne Futternutzung
Der für jede Kultur nach strengen Vorgaben errechnete Düngebedarf wird pauschal um 20 % abgesenkt.
Die bisher nur im Betriebsdurchschnitt geltende Obergrenze von 170 kg Stickstoff pro Hektar für Gülle und andere Wirtschaftsdünger muss zukünftig schlagbezogen berechnet werden, das heißt, für jedes Feld gilt dann die Obergrenze von 170 kg Stickstoff pro Hektar.
Wenn eine Sommerkultur, wie zum Beispiel Mais oder Zuckerrüben, angebaut wird, die erst im Frühjahr ausgesät wird, muss im Herbst davor verpflichtend eine Zwischenfrucht angebaut werden, damit der Boden über Winter mit einer Pflanzendecke bedeckt ist.

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Umweltschutzausgaben belaufen sich auf 66,2 Milliarden Euro

Umweltschutz ist nicht nur ein nachhaltiger Dienst an der Umwelt, sondern stellt in Deutschland mittlerweile auch einen bedeutenden Wirtschaftsfaktor dar. 2016 beliefen sich in Deutschland die Ausgaben für Umweltschutzleistungen auf insgesamt 66,2 Milliarden Euro. Laut dem Statistischen Bundesamt (Destatis) erhöhten sich die Umweltschutzausgaben damit um 2,9 % gegenüber 2015. Der Großteil der Ausgaben entfiel dabei mit 41,1 Milliarden Euro auf den industriellen und gewerblichen Sektor. Private Haushalte mit 14,3 Milliarden Euro und der Staat mit 10,8 Milliarden Euro folgen mit deutlichem Abstand. Bei den einzelnen Umweltsektoren dominiert der Gewässerschutz. Bei den Ausgaben liegt die Abwasserwirtschaft mit einem Anteil von 45 Prozent deutlich vor der Abfallwirtschaft (34 Prozent) und der Vermeidung und Beseitigung von Umweltverunreinigungen (14 %) sowie sonstigen Umweltschutzaktivitäten 7 %). Die umweltbezogenen Steuern von inländischen privaten Haushalten lagen im Jahr 2016 bei rund 31,4 Milliarden Euro. Sie trugen damit zu 54 % zum gesamten umweltbezogenen Steueraufkommen (58,5 Milliarden Euro) bei. Inländische Unternehmen zahlten 2016 rund 26,2 Milliarden Euro. Im Ausland ansässige Haushalte und Unternehmen leisteten an den deutschen Fiskus 0,8 Milliarden Euro. Als umweltbezogene Steuern werden solche Steuern bezeichnet, die umweltschädliche Aktivitäten verteuern und somit Anreize zu umweltfreundlichem Verhalten setzen. Am aufkommensstärksten waren im Jahr 2016 die Energiesteuer (früher: Mineralölsteuer) mit rund 40,1 Milliarden Euro sowie die Kraftfahrzeugsteuer mit knapp 9,0 Milliarden Euro. Weitere bedeutende umweltbezogene Steuern waren die Stromsteuer (6,5 Milliarden Euro), die Luftverkehrsteuer sowie die im Rahmen des europäischen Emissionshandels versteigerten Emissionsberechtigungen (jeweils 1,1 Milliarden Euro). Detaillierte Daten können in den Publikationen „Umweltökonomische Gesamtrechnungen – umweltbezogene Steuern“ sowie „Umweltökonomische Gesamtrechnungen – Umweltschutzausgaben“ abgerufen werden.

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Helmholtz International Research School zur Wasserforschung eingerichtet

Ein Konsortium aus dem Helmholtz- Zentrum für Umweltforschung – UFZ, der TU Dresden, dem Umweltbundesamt, dem UN-Umweltprogramm, der University of Florida und der Purdue University wird künftig als Helmholtz International Research School „Trajectories towards Water Security (TRACER)“ gefördert. Die neue Helmholtz International Research School wird untersuchen, welche Faktoren Wasserqualität und -quantität weltweit beeinflussen. Zudem wird sie Szenarien für einen nachhaltigen Umgang mit Wasserressourcen entwickeln.
Über Helmholtz International Research Schools fördert die Helmholtz-Gemeinschaft junge Nachwuchstalente, die eine internationale Promotion anstreben. Bis zu 25 Promovierende konzentrieren sich in den Research Schools auf bestimmte Forschungsthemen, an denen sie gemeinsam arbeiten. So haben sie die Chance, wichtige Erfahrungen in der internationalen wissenschaftlichen Zusammenarbeit zu sammeln. Zusätzlich erhalten die jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ein berufsqualifizierendes und persönlichkeitsbildendes Training. Die Helmholtz International Research Schools erhalten für den Zeitraum von sechs Jahren jeweils insgesamt 1,8 Millionen Euro aus dem Impuls- und Vernetzungsfonds des Helmholtz-Präsidenten. Zusätzlich bringen die Einrichtungen eigene Mittel ein, sodass das Gesamtbudget pro Kooperation bei drei bis sieben Millionen Euro liegt.

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Umwelttechnikpreis Baden-Württemberg ausgeschrieben

In Baden-Württemberg sind Unternehmen zur Teilnahme am 6. Umwelttechnikpreis aufgerufen. Mit dem Preis fördert die Landesregierung neuartige Technologien aus Baden-Württemberg, die bei der Herstellung und der Anwendung von Produkten das Klima und die Umwelt schonen. Der Preis ist mit insgesamt 100 000 Euro dotiert. Die Bewerbungsfrist endet am 31. März 2019. Die Preisverleihung findet am 16. Juli 2019 in der Schwabenlandhalle in Fellbach statt.

www.umwelttechnikpreis.de

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Sächsischer Umweltpreis 2019 ausgelobt

Das Sächsische Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft hat den Sächsischen Umweltpreis 2019 ausgelobt. Bis zum 20. März 2019 können Bewerbungen in vier Kategorien eingereicht werden: Umweltfreundliche Unternehmensführung, Umweltfreundliche Technologien und Produktionsverfahren, Umweltfreundliche Produkte und Dienstleistungen, Ehrenamtliches Engagement und Umweltbildung. Der Preis ist mit insgesamt 50 000 Euro dotiert. Die Preisverleihung nimmt Sachsens Umweltminister Thomas Schmidt im Rahmen einer Festveranstaltung am 1. Juli 2019 vor.

www.smul.sachsen.de/umweltpreis

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Smartes System soll Berliner Verkehr bei Überflutung umleiten

An einem Echtzeit-Informationssystem, das bei überfluteten Straßen Alarm schlägt, arbeitet ein Forschungskonsortium, koordiniert von den Berliner Wasserbetrieben. Demnächst funken Berliner Busse nicht nur Daten über Position und Zeit an ihre Zentralen, sondern auch, ob sie durch Pfützen fahren und wie tief diese sind, Müllwagen werden Gleiches tun. Diese Angaben werden mit Geo- und Wetterdaten kombiniert und können so im Ergebnis in Echtzeit vor Überflutungen warnen. Verkehrsströme werden dann durch veränderte Ampeln und Infos auf Navigationssystemen so gesteuert, dass Gefahrenstellen gemieden werden. Noch ist das Zukunftsmusik, aber der Anfang ist gemacht. SENSARE – kurz für „Sensorbasierte Stadtgebietsanalyse für Starkregengefährdungen zur Warnung und Resilienz Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur“ – heißt das bis 2021 laufende Verbundforschungsprojekt. Darin arbeiten die TU Kaiserslautern, die Berliner Verkehrsbetriebe, die Berliner Stadtreinigungsbetriebe, die Stromnetz Berlin GmbH und die Senatsumwelt- und die Senatswirtschaftsverwaltung. Weitere Projektpartner sind der Softwareentwickler e.sigma GmbH, die Urban Software Institute GmbH und die Smart City Solutions GmbH. Gefördert wird das Projekt im Rahmen der Förderrichtlinie Modernitätsfonds („mFUND“) durch das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur.
Im ersten Schritt sollen die Daten in die Leitsysteme der Stadt fließen, später auch in die Navigationsgeräte von Autos. Neben der Warnung und Lenkung des Verkehrs erwarten die SENSARE-Partner auch Hinweise, wie man künftig den Faktor Regen besser in die Infrastruktur-und Stadtplanung integrieren kann.

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Förderung für Forschung zu mineralischen Stoffkreisläufen

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert Forschungs- und Entwicklungsvorhaben zum Thema „Ressourceneffiziente Kreislaufwirtschaft – Bauen und Mineralische Stoffkreisläufe (ReMin)“. Eine entsprechende Richtlinie wurde im Bundesanzeiger vom 31. Dezember 2018 veröffentlicht. Gegenstand der Richtlinie ist die Förderung von Verbundvorhaben zur Erforschung und Entwicklung neuer Technologien, Produkte und Prozesse, die einen Beitrag zum Ausbau der Kreislaufwirtschaft in der Bauwirtschaft und zur Schließung mineralischer Stoffkreisläufe leisten. Schwerpunkte der Förderung sind Bauen in der Kreislaufwirtschaft: Neue Designkonzepte und innovative Bauprodukte sowie die Verwertung von mineralischen Stoffströmen: Baurestmassen, bergbauliche Rückstände, Aschen, Stäube, Schlacken. Projektskizzen können bis zum 30. April 2019 eingereicht werden.

https://www.bmbf.de/foerderungen/ bekanntmachung-2199.html

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RWE baut Kapazität zur Klärschlammentsorgung weiter aus

2016 waren es noch rund 750 000 tOS (Originalsubstanz, mechanisch entwässert) kommunale Klärschlämme, die RWE entsorgt hat. In diesem Jahr wird das Unternehmen über 850 000 tOS Klärschlamm thermisch verwerten. Mit der im Jahr 2017 errichteten Klärschlammlagerhalle am Standort Goldenbergwerk und deren Ausbau 2019 sowie der Errichtung einer zusätzlichen Klärschlamm-Pumpenlinie will RWE seine diesbezüglichen Kapazitäten deutlich erweitern, wie das Unternehmen erklärte.
Derzeit verwertet das Unternehmen knapp 50 % des kommunalen Klärschlammaufkommens in Nordrhein-Westfalen bzw. 10 % der deutschen Klärschlammmenge. Dies größtenteils in den Kraftwerken der Braunkohlenveredlung, kleinere Mengen aber auch im Braunkohlenkraftwerk Weisweiler, im Steinkohlenkraftwerk Ibbenbüren sowie im Müllheizkraftwerk Essen-Karnap. Die vertraglichen Verpflichtungen zur thermischen Verwertung von Klärschlamm wird RWE auch unter den Rahmenbedingungen der Drosselung der Rohkohleförderung im Tagebau Hambach ab 2019 uneingeschränkt einhalten, wie das Unternehmen weiter mitteilt. Auf Basis der aktuellen Bekohlungsstrategie sei die Mitverbrennung in den Kraftwerken der Veredlungsbetriebe auch weit darüber hinaus gesichert.
Aufgrund des niedrigen Ascheanteils im Hauptbrennstoff Braunkohlwichtsprozent Phosphor und ist damit auch für die Phosphor-Rückgewinnung grundsätzlich geeignet. Vorversuche haben bereits gezeigt, dass Phosphor nasschemisch durch Säureaufschluss und anschließende Aufreinigung aus Mitverbrennungsasche zurückgewonnen werden kann. Endprodukt ist Phosphorsäure. Die zu bewältigende Herausforderung besteht nun darin, dass die Mitverbrennungsasche im Vergleich zur reinen Klärschlammasche aus der Monoverbrennung deutlich stärker basisch reagiert und daher größere Mengen an Aufschlusssäure benötigt werden.
Neben dem nasschemischen Weg verfolgt RWE auch den Ansatz, Phosphor thermisch im Zuge der Vergasung von Gemischen aus Klärschlamm, Klärschlammasche und Braunkohle zurückzugewinnen. Hierbei sollen mit Phosphorsäure und Synthesegas zwei Wertprodukte gekoppelt erzeugt werden. Erste Teilerfolge wurden bereits im Technikumsmaßstab erzielt.
Nach Mitteilung von RWE ist der Genehmigungsrahmen für die Mitverbrennung ist bei weitem noch nicht ausgeschöpft. Weitere Projekte zur Erhöhung der Entsorgungskapazitäten seien in Planung beziehungsweise stünden bereits kurz vor der Umsetzung. Darüber hinaus liefen Untersuchungen zum Einstieg in die Monoverbrennung.

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Augmented Reality-App über William Lindley

Eine neue App des Denkmalschutzamtes und der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW), beide Hamburg, erweckt den englischen Ingenieur William Lindley mit Elementen der Augmented Reality (AR) zum Leben und gibt anschaulich einen Einblick in Lindleys Wirken in Hamburg. Lindley prägte Hamburg nach dem Großen Brand 1842 entscheidend. Er stellte die Weichen dafür, dass sich die Stadt zu einer modernen Metropole entwickeln konnte. In der App begleitet er als digitaler Charakter die Nutzerinnen und Nutzer durch die Stadt und erläutert seine Leistungen für Hamburg auf dem Weg zur Großstadt.
Die App wurde im Rahmen des Europäischen Kulturerbejahres 2018 entwickelt, in dem auf vielfältige Weise das reichhaltige europäische Erbe in das Bewusstsein gerückt und für mehr Denkmalbewusstsein geworben wurde. Die App ist kostenlos im App Store unter „William Lindley AR. Sharing Heritage AR App“ verfügbar. Entwickelt wurde sie vom Denkmalschutzamt Hamburg gemeinsam mit der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW), der Firma Shape-Shift und den Kulturvermittlern Silvia Hartel und Wolfgang Wiedey. Der Schauspieler Ciaran McVeigh leiht dem digitalen Lindley Stimme, Mimik und Gestik.
Die App wurde für iOS entwickelt und funktioniert ab Version iOS 11.3 (kompatibel mit iPhone 6s oder neuer). Eine Portierung für Android-Geräte ist angedacht.

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Wasserwirtschaft und Klimawandel: neuer Bund- Länder-Ausschuss erstmals zusammengetreten

In Stuttgart ist am 10. Januar 2019 erstmals der neue ständige Ausschuss Klimawandel der Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft Wasser (LAWA) zusammengekommen. Zu seinen Hauptaufgaben gehört es, sich mit den Folgen des Klimawandels auf die Wasserwirtschaft auseinanderzusetzen und geeignete Anpassungsmaßnahmen zu entwickeln. In den ersten drei Jahren leitet das Land Baden-Württemberg den Ausschuss.
Die Umweltministerkonferenz hat im Juni 2018 die LAWA gebeten, einen neuen ständigen Ausschuss zur Anpassung der Wasserwirtschaft an den Klimawandel einzurichten. Stimmberechtigte Mitglieder des Ausschusses sind die 16 Bundesländer sowie das Bundesumweltministerium. Daneben gehören dem Ausschuss Vertreterinnen und Vertreter des Bundesverkehrsministeriums, des Umweltbundesamtes, der Bundesanstalt für Gewässerkunde, des Deutschen Wetterdienstes sowie der Flussgebietsgemeinschaften an.

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Thüringen: Klärschlamm wird überwiegend landschaftsbaulich verwertet

Im Jahr 2017 wurden rund 38 105 Tonnen Klärschlamm (Trockenmasse) aus der biologischen Abwasserbehandlung von kommunalen Kläranlagen in Thüringen entsorgt. Nach Mitteilung des Thüringer Landesamtes für Statistik waren das knapp 3,5 Prozent weniger als im Jahr 2016 mit 39 496 Tonnen Klärschlamm. Der größte Teil des Klärschlamms (46,2 Prozent) wurde bei landschaftsbaulichen Maßnahmen, zum Beispiel bei der Rekultivierung oder Kompostierung, verwertet. Weitere 16,3 Prozent wurden in der Landwirtschaft, beispielsweise als Dünger, verwertet.
Mit 35 Prozent hat die thermische Entsorgung in Thüringen 2017 weiter an Bedeutung gewonnen. Im Jahr 2017 wurden 1635 Tonnen Klärschlamm mehr als im Jahr zuvor mitverbrannt. Bundesweit wurden im Jahr 2017 rund 70 Prozent des angelieferten Klärschlamms in Verbrennungsanlagen thermisch entsorgt.

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Schleswig-Holstein: Mehr Kapazitäten zur Zwischenlagerung und Verbrennung von Klärschlamm

Schleswig-Holstein entwickelt neue Wege bei der Entsorgung von Klärschlamm: Der im März 2018 ins Leben gerufene Klärschlammbeirat unter Leitung von Umweltstaatssekretär Tobias Goldschmidt stellte am 19. Dezember 2018 erste Ergebnisse vor.
Um sich einen besseren Überblick über die aktuelle Situation in Schleswig- Holstein zu verschaffen, haben die beteiligten Akteure des Klärschlammbeirats in den vergangenen Monaten die Möglichkeiten zur Zwischenlagerung von Klärschlamm und die thermische Klärschlammbehandlung im Hinblick auf die schleswig-holsteinischen Rahmenbedingungen geprüft und bewertet. Insgesamt wurden 81 Zwischenlager erfasst, die eine Gesamtlagerungskapazität von rund 45 000 Tonnen Klärschlamm (Trockensubstanz) aufweisen. „Damit könnte rechnerisch gut die Hälfte des in Schleswig-Holstein jährlich anfallenden Klärschlamms zwischengelagert werden“, so Goldschmidt. Zur Vermeidung von Entsorgungsengpässen wie sie im Winter 2017 aufgrund der nassen Witterungsverhältnisse auftraten, gibt es weitere Planungen zum Bau von Zwischenlagern, die 2019 realisiert werden sollen.
Bei den Verbrennungskapazitäten würden mit Inbetriebnahme der geplanten Monoverbrennung an den Standorten in Kiel und Stapelfeld in 2022 beziehungsweise 2023 insgesamt 64 500 Tonnen Klärschlamm (Trockensubstanz) thermisch behandelt werden können. „Unter Berücksichtigung der geplanten Inanspruchnahme von Verbrennungskapazitäten in Hamburg durch schleswig-holsteinische Klärschlämme könnte damit theoretisch langfristig die Entsorgungssicherheit gewährleistet werden“, sagte Goldschmidt.
Im nächsten Jahr wird sich der Klärschlammbeirat mit Fragen der Klärschlammbehandlung im Zusammenhang mit der Zwischenlagerung und Vorbehandlung vor der Verbrennung sowie der Phosphorrückgewinnung befassen. Damit sollen sukzessive die Planungsgrundlagen für die Aufstellung des Abfallwirtschaftsplanes Klärschlamm vervollständigt werden.
Neben der DWA, dem Verband kommunaler Unternehmen (VKU), dem Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft (BDE) und dem Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) sind auch der schleswig-holsteinische Bauernverband, die Landwirtschaftskammer, der Landkreistag, der Städtetag und der Gemeindetag im Klärschlammbeirat vertreten.

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70 Prozent des kommunalen Klärschlamms wurden 2017 verbrannt

Die Menge des entsorgten Klärschlamms aus kommunalen Kläranlagen in Deutschland ist von 2007 bis 2017 von knapp 2,1 Millionen Tonnen Trockenmasse auf 1,7 Millionen Tonnen gesunken (- 17 %). Ursache für den Rückgang sind unter anderem verbesserte Verfahren bei der Abwasser- und Klärschlammbehandlung in den Kläranlagen, durch die die Menge des zu entsorgenden Klärschlamms vermindert wurde. Wie das Statistische Bundesamt weiter mitteilt, ist im selben Zeitraum der Anteil der verbrannten Klärschlammmenge (thermische Entsorgung) um 20 Prozentpunkte von 50 % auf 70 % gestiegen.
Die stoffliche Verwertung von kommunalem Klärschlamm zum Beispiel in der Landwirtschaft oder beim Landschaftsbau hat sich in den letzten zehn Jahren von gut 1,0 Millionen (2007) Tonnen auf rund 0,5 Millionen (2017) Tonnen nahezu halbiert. Dabei sank der Anteil der in der Landwirtschaft ausgebrachten Menge von 29 % auf 18 %. Für landschaftsbauliche Maßnahmen wurden 2017 noch 10 % des Klärschlamms verwendet (2007: 18 %).
Sonstige direkte Entsorgungswege wurden selten genutzt. Im Jahr 2017 wurden darüber 0,4 % der Klärschlammmenge entsorgt. Zehn Jahre zuvor waren es 0,2 % gewesen.

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Bayern: 72 Prozent des Klärschlamms thermisch entsorgt

Im Jahr 2017 wurden von den öffentlichen Abwasserbehandlungsanlagen in Bayern rund 278 200 Tonnen Trockenmasse Klärschlamm entsorgt. In die mit steigender Tendenz genutzte thermische Entsorgung gingen mit knapp 200 400 Tonnen 72,0 Prozent der Gesamtmenge, die stoffliche Verwertung ist mit rund 77 300 Tonnen bzw. einem Anteil von 27,8 Prozent weiterhin rückläufig. Dies teilte das Bayerische Landesamt für Statistik mit. Von dem Klärschlamm, der in die thermische Entsorgung ging, entfielen 85 800 Tonnen auf die Monoverbrennung und rund 108 700 Tonnen auf die Mitverbrennung. Der Anteil der thermischen Entsorgung an allen genutzten Entsorgungswegen ist seit Beginn der jährlichen Erhebung im Jahr 2006 von 44,3 Prozent auf 72,0 Prozent angestiegen. Dagegen zeigt die stoffliche Verwertung eine kontinuierlich abnehmende Tendenz, sie verringerte sich von 55,5 Prozent der insgesamt entsorgten Klärschlammmenge im Jahr 2006 auf 27,8 Prozent im Jahr 2017.

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Keine multiresistenten Keime in rheinland-pfälzischen Badegewässern

Die Badegewässer in Rheinland-Pfalz sind anscheinend frei von multiresistenten Keimen. Dies geht zumindest aus einer Studie der Universitätsmedizin Mainz hervor. Untersucht haben die Wissenschaftler alle 69 rheinland-pfälzischen Badegewässer sowie ausgewählte Fließgewässer durch einmalige Stichproben im Zeitraum von Juni bis Oktober 2018. In keinem der untersuchten Badegewässer konnten multiresistente Keime gefunden werden. Dies gilt jedoch nicht für die Fließgewässer. In zwei Fließgewässern konnte die Universitätsmedizin Mainz multiresistente Keime nachweisen. Dies hatten die Forscher aber auch erwartet, da gereinigte Abwässer der Kläranlagen sowie bei Regen auch Abschläge aus der Kanalisation in die Fließgewässer gelangen können.

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Thüringen: 94,9 Prozent der Einwohner an das öffentliche Kanalnetz angeschlossen

In Thüringen waren im Jahr 2016 rund 2 050 100 Einwohner an das öffentliche Kanalnetz angeschlossen. Der Anschlussgrad der Einwohner an die öffentliche Kanalisation stieg von 93,5 Prozent 2013 auf 94,9 Prozent 2016, darunter an Abwasserbehandlungsanlagen von 75,8 Prozent auf 78,8 Prozent. Das öffentliche Kanalnetz in Thüringen hatte 2016 eine Gesamtlänge von 16 300 km. Damit hat sich die Länge des Kanalnetzes seit 1991 mehr als verdoppelt. Rein statistisch gesehen, kommen auf jeden angeschlossenen Einwohner rund 8 m Kanal. Die Entwässerung erfolgte überwiegend im Mischsystem mit 9566 km.
Der überwiegende Anteil der Kanäle ist an Abwasserbehandlungsanlagen angeschlossen. In 529 Kläranlagen wurden im Jahr 2016 etwas mehr als 169 Millionen m³ Abwasser geklärt, darunter 103,7 Millionen m³ Schmutzwasser sowie 39,2 Millionen m³ Fremdwasser. 501 Kläranlagen verfügten über eine biologische Behandlung.
Die Menge von unbehandeltem Schmutzwasser aus Haushalten und Gewerbe, die über öffentliche Kanäle direkt in ein Oberflächengewässer bzw. in den Untergrund eingeleitet wurde, betrug im Berichtszeitraum rund 11 Millionen m³. Darin enthalten ist eventuell auftretendes Fremdwasser.
Im Jahr 2016 gab es landesweit 1952 Regenentlastungsanlagen, die nach starken Regenfällen Abschwemmungen von befestigten Flächen zurückhalten und nach und nach an Kläranlagen abgeben. Das Beckenvolumen der Regenklär-, Regenüberlauf- und Regenrückhaltebecken betrug 1 014 500 m³.

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Rheinland-Pfalz: Erhöhte Förderung bei Phosphorreduktion

Rheinland-Pfalz setzt auf gezielte Förderungen, um die Phosphoreinträge in Bäche, Flüsse und Seen zu minimieren. Hierfür hat das Landesumweltministerium seine Fördermöglichkeiten für kommunale Kläranlagen erweitert: Bis 2020 können Städte und Gemeinden zu der bestehenden Förderung einen zusätzlichen Bonus von 20 Prozent für Maßnahmen einer weiteren Reduktion der Phos Kläranlagen erhalten. Voraussetzungen sind: Die Maßnahmen müssen schnell umgesetzt werden, der Nährstoffgehalt muss um mindestens 20 Prozent im Vergleich zu bisher gesenkt werden und die Anlagen müssen auf die Einhaltung von Mindestzielwerten ausgelegt sein. Von 2021 an bis Ende 2022 beträgt dieser zusätzlicher Bonus zehn Prozent.

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Fettberg in Kanalisation in Südengland entdeckt

„Ein unerwünschtes Weihnachtsgeschenk“, so beschreibt das Wasserunternehmen South West Water, dessen Ver-und Entsorgungsgebiet Devon und Cornwall im Südwesten Englands sind, einen „Fettberg“, der in einer Kanalisation in Sidmouth (rund 14 000 Einwohner) entdeckt wurde. Der Fettberg sei mit 64 Meter länger als sechs Doppeldecker-Busse und bestehe aus hart gewordenem Fett, Öl und Feuchttüchern. Der Fettberg sei rechtzeitig entdeckt worden, bevor es zu einer Blockade der betroffenen Kanalisation gekommen sei, so South West Water. Mit seiner Beseitigung soll am 4. Februar 2019 begonnen werden. Hierfür werden acht Wochen veranschlagt, soweit winterliche Regenfälle nicht zu einer Verzögerung führen. South West Water erinnerte bei dieser Gelegenheit daran, dass ausschließlich die „3Ps“ in der Toilette weggespült werden dürfen. „3P“ steht in angelsächsischen Teil der Erde für „pee, poo, paper“, gelegentlich erweitert um ein viertes P: puke (Kotze).

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Bundesregierung: Keine Benachteiligung von Abwasserbetrieben durch Stromsteuer auf Klärgasverstromung

Der Bundesregierung ist „eine Benachteiligung von Abwasserbetrieben … nicht ersichtlich“, wenn die Verstromung von Klärgas nicht mehr der Befreiung von der Stromsteuer unterliegt. Das antwortete die Regierung auf eine Frage zum Thema „Stromsteuer auf Klärgasverstromung“ von Abgeordneten des Bundestags (Bundestags-Drucksache 19/7404). Zur Begründung führt die Regierung an, zum Eigenverbrauch erzeugter Strom sei unabhängig von der Stromsteuer kostengünstiger als regulär aus dem Stromnetz zugekaufter Strom. Selbst kleine Klärgasanlagen mit einer elektrischen Nennleistung von nur 0,2 MW erreichten „Stromgestehungskosten von typisiert 6,96 Cent/kWh, während die Strombezugskosten aus dem Netz bei ca. 13 Cent/ kWh liegen würden.“ Die Regierung gehe daher davon aus, dass die geplant „zum 1. Juli 2019 erfolgende Besteuerung von selbst verbrauchten Strommengen [neu gefasster § 9 Absatz 1 Nummer 1 StromStG] die Stromerzeugungsanlagen weder unwirtschaftlich werden lässt, noch dass die Erreichung der Klimaschutzziele hiervon negativ beeinflusst wird.“ Und grundsätzlich fügt die Bundesregierung hinzu: „Steuerbefreiungen stellen Ausnahmen vom Grundsatz der Besteuerung dar. Steuerbefreiungen entfalten keinerlei Bestandsschutz.“
Hintergrund der Frage der Abgeordneten an die Regierung war, dass die Generalzolldirektion (GZD) und Hauptzollämter (HZA) aktuell dazu übergehen, für große Generatoren (Nennleistung über 2 MW), die Stromsteuerfreiheit aufzuheben, obwohl sich die Gesetzeslage nach Auffassung der Fragesteller nicht geändert habe. Als Begründung für diese geänderte Auffassung wird von der GZD und von den HZA ein Urteil des Bundesfinanzhofs (BFH) angeführt (VII R 7/15). Der dem Urteil zugrundeliegende Fall sei jedoch nicht auf Kläranlagen übertragbar. Vielmehr würden hier Kläranlagen mit Umspannwerken verglichen. Im Ergebnis werde durch die neue Sichtweise der Generalzolldirektion und der Hauptzollämter regional nachhaltiges Handeln (Klärgasverstromung) zu Lasten der kommunalen Anteilseignerinnen und Anteilseigner und der Bürgerinnen und Bürger mit einer Steuer belegt, die ausschließlich dem Bund zu Gute komme.

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Neuer Referenzrahmen für die Bachelorstudiengänge im Bauwesen

Der Akkreditierungsverbund für Studiengänge des Bauwesens (ASBau) hat am 16. Januar 2019 seinen „Referenzrahmen für die Bachelorstudiengänge im Bauwesen“ vorgestellt. Dieser enthält die von den ASBau-Mitgliedern gemeinsam erarbeiteten qualitativen und quantitativen Mindestanforderungen einer berufsbefähigenden Bauingenieurausbildung. Mitglieder des ASBau sind die wesentlichen Verbände und Kammern aus Bauplanung und -wirtschaft sowie Hochschulen und Universitäten.
Der Referenzrahmen soll einerseits Studierenden die Orientierung im Dschungel der inzwischen 272 angebotenen Bauingenieurstudiengänge erleichtern und andererseits Personalabteilungen und Geschäftsführern die Bewertung der Qualifikation von Absolventen erleichtern. Außerdem will der ASBau mit der Broschüre Fachgutachtern in Akkreditierungsverfahren Unterstützung und Orientierung geben, indem erstmalig in einer Ingenieurdisziplin definiert wird, welche Anforderungen an die Beruflichkeit der Absolventen gestellt werden.
Herzstück des Referenzrahmens, der auf den ASBau-Studienstandards für Bauingenieurstudiengänge von 2010 aufbaut und diese weiterentwickelt, ist daher die sogenannte Studiengangsmatrix, die ab sofort auch online zur Verfügung steht. Sie gibt Auskunft über Inhalt und Umfang der in einem Studiengang angebotenen und zu absolvierenden Module.
www.asbau.org

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Antibiotika in Gülle: Biogasanlage keine Barriere

Viele in der Tiermedizin verwendete Antibiotika, die über Urin und Kot in die Gülle gelangen, lassen sich in Biogasanlagen nicht beseitigen. Das ist das Ergebnis eines Projekts der Justus-Liebig-Universität Gießen, das die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) fachlich und finanziell mit rund 343 800 Euro gefördert hat.
In Deutschland werden in der Tierhaltung tonnenweise Antibiotika eingesetzt. Ein Großteil davon gelangt über das Düngen landwirtschaftlicher Flächen mit Gülle ungefiltert in die Böden. Dort können sich Bakterien entwickeln, auf die die Arzneien keine Wirkung mehr haben – sogenannte resistente Keime. Da Gülle auch in Biogasanlagen verwendet wird, wurde geprüft, ob Antibiotika dort beseitigt werden können, um den Eintrag in die Umwelt zu verringern. Dieser Weg sei nach Darstellung der Projektbeteiligten für wichtige Verbindungen nicht möglich. 2017 wurden nach Angaben des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit in Deutschland 733 Tonnen Antibiotika an Tierärzte abgegeben, der Großteil davon werde in Nutztierställen eingesetzt.

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Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie

Die EU-Wasserrahmenrichtlinie hat sich nach Auffassung der Bundesregierung „als zentrales Instrument einer integrierten und flussgebietsbezogenen Gewässerbewirtschaftung“ bewährt. Die Kenntnisse über die Belastung und den Zustand der Gewässer in Europa hätten sich erheblich verbessert, schreibt die Bundesregierung in einer Antwort (Bundestags-Drucksache 19/5812) auf eine Kleine Anfrage der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen mit Verweis auf die Einschätzung der Europäischen Umweltagentur. Die Bundesregierung hebt zudem hervor, dass sich auch die Vergleichbarkeit der biologischen Bewertungsverfahren der EU-Mitgliedsstaaten inzwischen verbessert habe. Es bestünden aber weiterhin Unterschiede „bei der Anzahl der tatsächlich bewerteten biologischen Qualitätskomponenten“, heißt es in der Antwort.

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Weltwassertag 2019: Niemanden zurücklassen

„Niemanden zurücklassen“ (Leaving no one behind) lautet das Motto des Weltwassertags am 22. März 2019. Als die Agenda 2030 im Jahr 2015 von den Vereinten Nationen beschlossen wurde, hatten die Staaten und die Wasserwirtschaft die Vision einer Welt ohne Armut, Hunger und Krankheit, eine Welt, in der das Leben blühen kann und in der niemand zurückgelassen wird. In einer Zeit immenser globaler Herausforderungen – Armut, Ungleichheit, Naturkatastrophen, humanitäre Krisen und Flucht – fragt der Weltwassertag 2019, wieso Leute zurückgelassen wurden und wie der Zugang zu Wasser, Sanitärleistungen und nachhaltige Wasserwirtschaft Triebkräfte des Wandels sein können. „Wasser für alle“ bedeutet auch, dass Alte, Behinderte, Randgruppen und arme Menschen ebenso Zugang zu sauberem Trinkwasser und einer hygienischen Entsorgung haben müssen, wie es die Teilziele 6.1 und 6.2 der Sustainable Development Goals vorgeben.

www.unwater.org/worldwaterday

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Sechs Prozent mehr Verkehrsunfälle mit wassergefährdenden Stoffen

Im Jahr 2017 gab es 1973 Unfälle mit Eisenbahn-, Straßen-, Wasser- und Luftfahrzeugen, bei denen wassergefährdende Stoffe wie zum Beispiel Mineralölprodukte freigesetzt wurden. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) weiter mitteilt, lag die Zahl der Unfälle um rund 6 % höher als 2016. Die freigesetzte Menge war mit rund 558 m3 jedoch um rund 23 % niedriger als im Jahr zuvor.

Bei rund 65 % der Verkehrsunfälle traten wassergefährdende Stoffe durch die Beschädigung der Betriebsstofftanks der beteiligten Fahrzeuge aus, zum Beispiel der Tanks für Diesel oder Benzin. Dabei liefen 179 m3 wassergefährdende Stoffe aus. Mehr als drei Viertel (77 %) dieser Menge konnten wiedergewonnen und anschließend genutzt oder ordnungsgemäß entsorgt werden.

Bei 29 % der Unfälle wurden ausschließlich Transportbehälter (zum Beispiel Tankcontainer, Mehrkammertanks, Gefäßbatterien) für wassergefährdende Stoffe beschädigt und rund 294 m3 freigesetzt. Knapp zwei Drittel (63 %) davon konnten wiedergewonnen werden.

Bei 6 % der Unfälle wurden sowohl Transportbehälter als auch Tanks für Betriebsstoffe beschädigt. Dabei traten rund 84 m3 wassergefährdende Stoffe aus. Die Rückgewinnungsquote betrug hier lediglich 19 %.

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Neues Ultraschallverfahren zum Klärschlammaufschluss

Ein neues Ultraschallverfahren soll es ermöglichen, die Inhaltsstoffe des Klärschlamms besser aufzuschließen und anschließend voneinander abzutrennen. Im BMBF-Verbundprojekt UltraSep soll das Verfahren unter Realbedingungen auf einer Kläranlage des Wupperverbands getestet und optimiert werden. Projektpartner sind die Aquattro GmbH (Halver), Fraunhofer UMSICHT und die Wupperverbandsgesellschaft für integrale Wasserwirtschaft. Im Mittelpunkt steht eine neuartige und patentierte Ultraschall-Kavitations-Einheit. Im Ergebnis soll das neue Verfahren cellulosereiche Fasern, ein nährstoffreiches Gel sowie eine leicht vergärbare Flüssigkeit liefern, die jeweils für weitere Nutzungen verwendet werden können. Insbesondere die Rückgewinnung von Phosphor spielt hierbei eine wichtige Rolle.

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Spatenstich für Klärschlammtrocknungsanlage Zolling

Die Bayernwerk Natur GmbH, der ENGIE Kraftwerk Zolling GmbH sowie der Freisinger Stadtwerke wollen am Kraftwerksstandort Zolling, nördlich von München im Ampertal, eine Klärschlammtrocknungsanlage bauen und betreiben. Der offizielle erste Spatenstich erfolgte am 18. Oktober 2018. Die Anlage ist für 150 000 t mechanisch entwässerten Klärschlamm genehmigt, der aus den umliegenden Gemeinden angeliefert wird. Die für den Betrieb erforderliche Wärme stammt aus Kraft-Wärme-Kopplung. Der getrocknete Klärschlamm wird direkt im Kraftwerk als Brennstoff genutzt. Die Trocknungsanlage ist, so die Projektpartner in einer Pressemitteilung, „optimal auf die Standortbedingungen abgestimmt.“

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Bayern: Abwasser-Innovationspreis für wegweisende kommunale Projekte

Für wegweisende Projekte vor Ort wurden am 5. Dezember 2018 der Zweckverband Zentralkläranlage Ingolstadt, die Gemeinde Kalchreuth und der Abwasserverband Kempten mit dem Abwasser- Innnovationspreis des Bayerischen Umweltministeriums ausgezeichnet. Mit der Preisverleihung ist eine Zusage für eine finanzielle Förderung der Projekte in Höhe von insgesamt rund 1,6 Millionen Euro verbunden. Der Zweckverband Zentralkläranlage Ingolstadt und die Gemeinde Kalchreuth teilen sich den 1. Preis.

Der Zweckverband Zentralkläranlage Ingolstadt plant den Umbau einer bestehenden Anlage in ein Wirbelschwebebettverfahren zur gezielten Stickstoffentfernung. Diese Anlagentechnik wurde bisher noch nirgends eingebaut und kann Vorbild für weitere Kläranlagen werden. Dafür erhält der Zweckverband Fördermittel in Höhe von 720 000 Euro.

Die Gemeinde Kalchreuth will das Durchlaufbecken vergrößern und einen Retentionsbodenfilter einbauen. Das verbessert die Reinigung des ablaufenden Mischwassers und spart Platz, denn es werden keine zusätzlichen Flächen verbraucht. Das Umweltministerium unterstützt dieses Vorhaben mit 520 000 Euro.

Der Abwasserverband Kempten plant das Projekt „Vom Klärwerk zum Kraftwerk“. Dahinter steckt ein innovatives Konzept zur Trocknung von Klärschlamm. Damit wird der Kraft-Wärme- Wirkungsgrad erhöht. Ziel ist es, die Kläranlage künftig energieautark zu betreiben. 360 000 Euro erhält der Zweckverband für diese zukunftsweisende Idee.

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Get-together der Jungen Wasserwirtschaft im ÖWAV

Am 28. November 2018 fand das 2. Get-together der „Jungen Wasserwirtschaft im ÖWAV“ statt, welches mit über 60 jungen Kolleginnen und Kollegen aus der Branche wieder restlos ausgebucht war.

Die „Junge Wasserwirtschaft“ stellte sich diesmal die Frage, wie man mit „Wasser in der Stadt“ zu der Zufriedenheit aller Betroffenen und natürlich zum Schutz vor Umweltereignissen umgehen kann.
Nach Vorträgen von Dr. Severin Hohensinner (BOKU Wien), DI Stefan Ribitsch-Bilek (IG Bilek + Krischner GmbH) und DI Bernhard Pucher (BOKU Wien) wurde noch eifrig diskutiert. Moderiert wurde die Veranstaltung von DI Arabel Amann (TU Wien) und Lena Simperler (BOKU Wien).

Im Anschluss an die Veranstaltung fand ein geselliger Ausklang statt, mit der Möglichkeit, sich noch intensiver in die Diskussion zu vertiefen.

Mehr:
https://www.oewav.at/Page.aspx?target=327061

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Klärschlammverbrennung in Offenbach am Main genehmigt

Das Regierungspräsidium Darmstadt hat der Energieversorgung Offenbach AG (EVO) die Genehmigung zur Errichtung und zum Betrieb einer Anlage zur Verbrennung von kommunalem Klärschlamm erteilt. Damit darf das bestehende Müllheizkraftwerk in Offenbach am Main um zwei Verbrennungslinien mit einer jährlichen Kapazität von insgesamt 100 000 Tonnen Klärschlamm aus kommunalen Anlagen erweitert werden. Gleichzeitig genehmigte das Regierungspräsidium der EVO, die Durchsatzleistung der bestehenden Verbrennungslinien für Hausmüll und ähnliche gewerbliche Abfälle um 50 000 Tonnen im Jahr zu erhöhen. Hintergrund der Änderungen sind betrieblich verbesserte Möglichkeiten zur Nutzung der bestehenden Anlage sowie die Verschärfung von Regelungen im Abfall- und Düngerecht, die die Möglichkeiten für eine landwirtschaftliche Klärschlamm-Verwertung einschränken.
Die EVO hatte bereits im Juli 2018 mit geteilt, es werde geplant, mit dem Bau des Projekts mit einem Gesamtvolumen von mehr als 18 Millionen Euro im Jahr 2019 zu beginnen. Die Inbetriebnahme ist im Lauf des Jahres 2020 vorgesehen.

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Neuartige Sanitärsysteme (NASS) – Element einer wassersensiblen, ressourceneffizienten Stadt- und Quartiersentwicklung

Neuartige Sanitärsysteme (NASS) stellen Alternativen zu konventionellen Abwasserableitungs- und -behandlungskonzepten bei Neuerschließungen und im Bestand dar und bieten auch bei Sanierungsmaßnahmen für bestehende, über-oder unterlastete Systeme neue Lösungsansätze. Ihre übergeordnete Zielsetzung einer möglichst ressourceneffizienten Wasserinfrastruktur trägt bei zur Umsetzung aktueller nationaler und internationaler Ziele (vgl. Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie, Sustainable Development Goals). Die DWA hat das Thema schon vor über zehn Jahren in ihrer Regelwerksarbeit aufgegriffen und dazu verschiedene Veröffentlichungen publiziert (Arbeitsblatt DWA-A 272, Merkblatt DWA-M 277, Themenband „Neuartige Sanitärsysteme“).

Die Umsetzung der Systeme beschränkt sich bislang aber überwiegend auf Forschungs- und Demonstrationsvorhaben. Im Rahmen eines Expertengesprächs sollen deshalb in der Praxis gesammelte Erfahrungen aus Planungs-und Umsetzungsprojekten für NASS diskutiert und ausgewertet werden, aber auch diskutiert werden, warum sich NASS bisher in der Planungs- und Umsetzungspraxis nicht als Alternative durchgesetzt haben. Insbesondere sollen fördernde und hemmende Faktoren herausgearbeitet und mögliche Lösungsansätze entwickelt werden. Dazu werden in das Expertengespräch mit Entsorgern, Planungsbüros, kommunalen Akteuren und Wohnungsbaugesellschaften wesentliche Akteure aus der Praxis eingebunden.

Die DWA-Arbeitsgruppe „Systemintegration“ im DWA-Fachausschuss KA-1 „Neuartige Sanitärsysteme“ bringt Fachleute zusammen, die in der Umsetzung neuartiger Sanitärsysteme in der Praxis Erfahrung haben und einen Beitrag leisten können, die fördernden und hemmenden Bedingungen zu beleuchten. Das Fachgespräch findet auf persönliche Einladung am 26. Februar 2019 in Kassel statt.

Weitere Informationen:
DWA-Bundesgeschäftsstelle Dr.-Ing. Christian Wilhelm E-Mail: wilhelm@dwa.de

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Neuer Lehrpreis für exzellente Lehre in den Ingenieurswissenschaften und der Informatik ausgeschrieben

Erstmals lobt der Stifterverband gemeinsam mit der Konferenz der Fachbereichstage (KFBT) den Ars Legendi-Fakultätenpreis für herausragende Lehre in Ingenieurwissenschaften und Informatik aus. Der Preis wird alle zwei Jahre verliehen und ist mit 15 000 Euro dotiert. Die Bewerbung um den Preis erfolgt in der Regel auf Vorschlag der Fakultäten und Fachbereiche oder der Fachschaften der Ingenieurwissenschaften und der Informatik. Eigenbewerbungen sind zulässig. Bewerbungsschluss ist der 8. Februar 2019.

https://www.stifterverband.org/ars-legendi-inginf

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Legionellen in Abwässern

Der Umgang mit Legionellen in Papier-und Brauereiwässern ist Gegenstand einer Antwort der Bundesregierung (Bundestags-Drucksache 19/5537) auf eine Kleine Anfrage der Fraktion Die Linke. Darin führt die Bundesregierung unter anderem ihre Erkenntnisse zum Umgang mit Abwässern aus bestimmten Industriezweigen in Nordrhein-Westfalen, Bremen und Bayern aus.

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Klärschlammtagung 2018

Am 15. und 16. November fand im Europacenter der Messe Wels die traditionelle „ÖWAV-Klärschlammtagung“ statt. Die alle zwei Jahre stattfindende Veranstaltung unter der Leitung von a.o.Univ.-Prof. DI Dr. Matthias Zessner war mit über 250 TeilnehmerInnen ausgezeichnet besucht.

Nach der Begrüßung durch den Präsidenten des ÖWAV, Herrn BR h.c. DI Roland Hohenauer, übernahm HR DI Gerhard Fenzl, ÖWAV-Vizepräsident und Leiter der Fachgruppe Abwassertechnik und Gewässerschutz im ÖWAV, den ersten Teil der Moderation.

Die Tagung unterteile sich in sechs Themenblöcke und startete mit einem Überblick über die nationalen und internationalen Entwicklungen. Dabei wurde unter anderem die Ressource Klärschlamm im Rahmen der Europäischen Düngemittelstrategie, aber auch die Klärschlammstrategie des Bundesministeriums für Nachhaltigkeit und Tourismus erläutert.

In den nachfolgenden Themenblöcken „Klärschlammtrocknung“, „Klärschlammqualität“ und „Klärschlammverbrennung“ wurden Wege der weiteren Behandlung aufgezeigt und diskutiert.
Am zweiten Tag der Veranstaltung präsentierten die Vortragenden Verfahren und Strategien zur Phosphor-Rückgewinnung und erläuterten im Zuge dessen auch Konzepte aus den beiden österreichischen Nachbarländern Deutschland und der Schweiz.

Am Freitag wurde außerdem das ÖWAV-ExpertInnenpapier „Kritische Ressource Phosphor“ vorgestellt, welches in einer interdisziplinären Arbeitsgruppe in einem langen Prozess erstellt wurde. Das Papier soll einerseits die möglichen Verfahren zur Phosphor-Rückgewinnung, andererseits aber auch die Hinderungsgründe aufzeigen, weswegen diese nicht dementsprechend genutzt werden. Das ExpertInnenpapier ist auf der ÖWAV-Homepage unter https://www.oewav.at/Publikationen zum Download verfügbar.
Die Veranstaltung wurde von einer Vielzahl von Firmen zur Präsentation ihrer Produkte und Dienstleistungen genutzt, wodurch den TeilnehmerInnen ergänzende Informationen und Kontakte zur Verfügung gestellt werden konnten. Die Tagung wurde dadurch auch zur Diskussion und zum Erfahrungsaustausch unter KollegInnen aus den verschiedensten Bereichen der Abfall- und Abwasserwirtschaft genutzt.
Mehr:
https://www.oewav.at/Page.aspx?target=326480

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97 % der Bevölkerung an die öffentliche Kanalisation angeschlossen

Im Jahr 2016 waren in Deutschland gut 97 % der Bevölkerung und damit rund 80 Millionen Einwohnerinnen sowie Einwohner an die öffentliche Abwasserkanalisation angeschlossen. 25 Jahre zuvor (1991) waren es rund 90 % der Bevölkerung gewesen. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) weiter mitteilt, wurden im Jahr 2016 über die öffentliche Kanalisation rund 5 Milliarden Kubikmeter Schmutzwasser aus Haushalten und Kleingewerbe zur Abwasserbehandlung abgeleitet. Knapp 3 % der Bevölkerung leiteten ihr Schmutzwasser ohne öffentliche Kanalisation in Kleinkläranlagen oder abflusslose Gruben ein.

Die Gesamtlänge des in Deutschland betriebenen Abwasserkanalnetzes belief sich auf rund 594 000 Kilometer. Davon waren 133 000 Kilometer reine Regenwasserkanäle. Die übrigen 461 000 Kilometer des Kanalnetzes waren entweder Mischkanalisation, in der Schmutzwasser zusammen mit Niederschlagswasser in die Kläranlage eingeleitet wurde (247 000 Kilometer), oder reine Schmutzwasserkanäle (214 000 Kilometer).

Durchschnittlich waren 2016 bundesweit 174 Einwohner je Kilometer Misch-und Schmutzkanalisation angeschlossen. Dabei bestanden große regionale Unterschiede. In den Stadtstaaten waren aufgrund der dichten Besiedlung durchschnittlich 449 Einwohner an jedem Kilometer der öffentlichen Kanalisation angeschlossen, während es im Flächenland Mecklenburg-Vorpommern im Durchschnitt 124 Einwohner je Kilometer waren.

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IKT: Neubau einer Starkregen- Prüfanlage in Gelsenkirchen

Das Gelsenkirchener IKT – Institut für Unterirdische Infrastruktur errichtet einen nach eigenen Angaben weltweit einmaligen Prüfstand für Starkregen und urbane Überflutungen. Das Vorhaben wird mit 9,18 Millionen Euro öffentlich gefördert: Die Fördermittel werden aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und zu 35 Prozent vom Land Nordrhein-Westfalen erbracht.

Ziel der Maßnahme ist, Überflutungen durch lokale Starkregen zu verhindern und Menschen und Gebäude schützen. Wegen der komplexen Verhältnisse, vor allem in den Innenstädten, lassen sich Lösungen nur sehr schwer allein am Computer erarbeiten. Daher hat das IKT einen neuen Prüfstand konzipiert, mit dem im Maßstab 1 : 1 realitätsnah simuliert wird, wie Regenwasser auf Straßen, Wohn- und Gewerbegebieten abfließt. Mit der neuen Einrichtung bilden IKT-Forscher ganze Straßenabschnitte nach, inklusive aller dazu gehöriger Einbauten wie Bordsteine, Rinnen, Gullys, Abwasserschächte und -leitungen sowie modernster Geräte zum Regenwasserrückhalt. Sogar Straßenneigungen bis zehn Prozent sind möglich.

Die Versuchsaufbauten werden Starkregenmassen von 1000 Liter pro Sekunde und Hektar ausgesetzt. Damit könnte man ein Bundesliga-Spielfeld in einer guten Viertelstunde knöcheltief unter Wasser setzen. Großflächige Überflutungen von Straßen und Plätzen werden darüber hinaus mit einem Wasserschwall von 250 Liter pro Sekunde simuliert. Damit ließen sich zwei Badewannen in einer Sekunde füllen.

Die Forschungsergebnisse des IKT werden Rückschlüsse zulassen für die künftige starkregensichere Gestaltung von Straßen, Geh- und Radwegen sowie Unterführungen. Ebenso wird erkennbar, wie man Gebäude besser schützt. Vor allem den Kommunen will das Institut praxisbezogene Erkenntnisse liefern, die vor Ort zielgerichtet eingesetzt werden können. Aber auch die Umweltverwaltung kann erkennen, welche technischen Vor schriften und rechtlichen Vorgaben sinnvoll sind und welche eventuell geändert werden müssen.

Die neue IKT-Prüfanlage wird auch über einen Steuer- und Regelstand verfügen, mit dem Messdaten und Videobilder der Versuche in Echtzeit visualisiert und über das Internet übertragen werden. Damit können Wissenschaftler weltweit die in Gelsenkirchen laufenden Versuche beobachten und kommentieren.

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Förderung für Projekte zur Schließung von Stoffkreisläufen

Die Koordinierung von Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten auf dem Gebiet der nachhaltigen Rohstoffversorgung im Rahmen einer ressourceneffizienten Kreislaufwirtschaft ist Ziel der Fördermaßnahme ERA-NET „ERA-MIN 2″, eine gemeinsame Initiative von 21 Partnern aus 14 europäischen Ländern und Regionen sowie vier außereuropäischen Ländern. ERA-MIN 2 ermöglicht die Zusammenarbeit deutscher Unternehmen und Forschungseinrichtungen mit akademischen sowie industriellen Partnern der beteiligten Länder in Forschungs- und Entwicklungsprojekten.
Gegenstand der Förderung sind Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen im Rahmen anwendungsorientierter vorwettbewerblicher Verbundprojekte, die sich die Optimierung von Produkt-und Stoffkreisläufen in industriellen Produktionsprozessen oder am Ende der Nutzungsdauer von Produkten zum Ziel setzen. Es wird ein Beitrag zur Erhöhung der Rohstoffeffizienz durch die Etablierung von Material- und Stoffkreisläufen gemäß dem Leitbild der Kreislaufwirtschaft erwartet. Dabei adressiert die Förderung die Optimierung von Produkt-und Stoffkreisläufen für nicht-energetische, abiotische Rohstoffe, das heißt Metalle, Bau- und Industrieminerale.

Die Förderung deutscher Partner beschränkt sich auf die Verarbeitung von Rohstoffen, im Zusammenhang mit der Herstellung bzw. Wiederaufarbeitung von Produkten sowie die Wiederverwendung und das Recycling nach dem Ende der Nutzungsdauer. Antragsberechtigt sind Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft, Hochschulen, Forschungseinrichtungen, Einrichtungen der Kommunen und Länder sowie Verbände und weitere gesellschaftliche Organisationen.

Das Antragsverfahren ist zweistufig angelegt, bestehend aus Projektskizze und anschließendem förmlichen Förderantrag. In der ersten Verfahrensstufe sind bis spätestens 31. Januar 2019 englischsprachige Projektskizzen einzureichen.

https://www.bmbf.de/foerderungen/ bekanntmachung-2106.html

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Brandenburg: für Investitionen im Rahmen der ELER-Förderung zukünftig auch Kosten für Vergabe förderfähig

Für Investitionsvorhaben, die über den EU-Agrarfonds ELER gefördert werden, können auch finanzielle Unterstützungen für die Durchführung von Vergabeverfahren beantragt werden. Dies regelt ein Erlass der für Brandenburg und Berlin zuständigen ELER-Verwaltungsbehörde, die unter dem Dach des Brandenburger Agrar- und Umweltministeriums arbeitet. Von der neuen Regelung betroffen sind unter anderem die Förderrichtlinien „Verbesserung Hochwasserschutz“ und „Landschaftswasserhaushalt/Gewässersanierung“. Hier wird unter dem jeweiligen Richtlinienpunkt: „Art und Umfang, Höhe der Zuwendung“ bei der Bemessung folgende Ergänzung aufgenommen: „Für investive Vorhaben sind Kosten für die Durchführung von Vergabeverfahren zuschussfähig.“
Die entstandenen Kosten für das durchgeführte Vergabeverfahren können im Rahmen des Antragsverfahrens im Kostenplan beantragt werden. Diese sind zu den Bedingungen des Fördersatzes der jeweils geltenden Richtlinie förderfähig. Der Erlass gilt nicht rückwirkend.

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Kooperation von Wupperverband und Currenta wird fortgesetzt

Der Chemieparkbetreiber Currenta und der Wupperverband verlängern vorzeitig ihre Kooperation bis 2031. Diese Verbindung besteht seit über 50 Jahren: Der Wupperverband und Currenta klären gemeinsam die Abwässer aus der chemischen Industrie und dem Bergischen Land. Nicht nur wirtschaftlich ist die Synergie von Wupperverband und Currenta ein Plus. Künftig werden die enthaltenen Schadstofffrachten noch besser abgebaut. Möglich macht das eine Millionen-Investition in die Optimierung und Erweiterung der Nachklärstufen: Das Projekt ONKL (Optimierung Nachklärkapazität Kläranlage Leverkusen) ist Teil der Kooperationsvereinbarung und schafft die Grundlage für einen dauerhaft sicheren Betrieb und weiterhin die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben während der vereinbarten Vertragslaufzeit.

Im Gemeinschaftsklärwerk Leverkusen werden die Betriebsabwässer aus dem Chempark zusammen mit den kommunalen Abwässer von bis zu 400 000 Einwohnern und Betrieben aus Leverkusen, Leichlingen, Burscheid sowie aus Teilen von Solingen und Bergisch Gladbach geklärt. Das Verhältnis dabei liegt bei rund 70 Prozent kommunaler und 30 Prozent Betriebsabwässer.

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Bertha-Benz-Preis 2019 ausgeschrieben

Gesucht werden Kandidatinnen für den Bertha-Benz-Preis 2019. Mit diesem Preis zeichnet die Daimler und Benz Stiftung jährlich eine Ingenieurwissenschaftlerin aus, die eine herausragende Promotion in Deutschland zur Doktor-Ingenieurin abgeschlossen hat. Der Preis ist mit 10 000 Euro dotiert. Stichtag für Nominierungen ist der 1. März 2019. Vorschlagsberechtigt sind die Leitungsgremien von Universitäten und selbstständigen Forschungsinstituten, eigene Bewerbungen sind nicht möglich. Nominierungen sind ausschließlich über das Online- Portal auf der Website der Stiftung möglich. Der Preis wird im Rahmen der Bertha-Benz-Vorlesung vergeben, die im Juli 2019 in Heidelberg stattfinden wird.

www.daimler-benz-stiftung.de

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Bewerbungsstart beim Deutschen Arbeitsschutzpreis 2019

Am 1. Dezember 2018 startete die Bewerbungsphase für den Deutschen Arbeitsschutzpreis 2019. Der Preis steht für eine branchenübergreifende Auszeichnung für vorbildliche technische, strategische, organisatorische und kulturelle Lösungen rund um Sicherheit und Geundheit bei der Arbeit. In fünf Kategorien werden 2019 vorbildlich entwickelte und gelebte Lösungen prämiert werden: Von weitreichenden Managementlösungen über kreative und innovative Lösun-gen auf Betriebsebene, von verhaltens-und verhältnisändernden Maßnahmen bis hin zu Maßnahmen, die Schutz, Si-cherheit und Gesundheit des Einzelnen betreffen. Ein Start-up-Betrieb wird mit einem zusätzlichen Stiftungspreis der Messe Düsseldorf ausgezeichnet. Interessierte können sich bis zum 1. März 2019 bewerben:

www.deutscher-arbeitsschutzpreis.de

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Tägliche Meldungen 2019

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Dezember 2019
Umwelt
Gesundheit
Gesellschaft
Umwelt
26.12.2019 Hochschule Flensburg forscht an Veredelung von Gärprodukten für die Landwirtschaft 
19.12.2019 Umwelt überwachen und schützen: THGA-Technik gewinnt internationale Challenge 
17.12.2019 Nur wer die Meere kennt, kann nachhaltig mit ihnen umgehen 
15.12.2019 2,5 Millionen Euro für Forschungsverbund „Gute Küste Niedersachsen“ 
13.12.2019 Jade Hochschule untersucht den Umgang mit Hochwasserrisiken im Nordseeraum 
10.12.2019 Wie sich in Europa die Wasserqualität verbessern lässt / Policy Briefs bieten Handlungsempfehlungen 
07.12.2019 Eine Millionen Euro und revolutionäre Filter für mehr Umweltschutz 
05.12.2019 Grüngut? Doppelt gut fürs Klima! 
03.12.2019 Ein neues Puzzleteil im globalen Kohlenstoffzyklus 
02.12.2019 Ostsee am Scheideweg? Zukunftsszenarien zum kombinierten Effekt von Klimawandel und Nährstoffbelastung 
Gesundheit
31.12.2019 Wenn der Rücken vom vielen Sitzen schmerzt 
30.12.2019 Herzgesundheit:Cholesterin senken reicht nicht 
27.12.2019 Apps verbessern Ernährungsverhalten und die Gesundheit 
24.12.2019 Erfolgreich abnehmen – eine Typfrage: Auf energiereduzierte Mischkost setzen oder eher Kohlenhydrate einschränken? 
22.12.2019 Immer mehr Menschen sind wegen Schimmelpilzgiften in Lebensmitteln besorgt 
20.12.2019 Bewegung schützt vor Diabetes – aber wie? 
18.12.2019 Fettstoffwechsel und Diabetes: Im Takt der inneren Uhr 
14.12.2019 Jeder fünfte Beschäftigte hat zu kurze Ruhezeiten 
12.12.2019 Geschirr aus „Bambusware“ nicht für heiße Getränke oder Speisen nutzen 
11.12.2019 AWMF-Arbeitskreis diskutiert über Masernimpfpflicht und mahnt Schließung der Impflücken bei Erwachsenen an 
09.12.2019 „Zu viele sterben zu jung“ – Start der Kampagne „Kenne Dein Risiko“ 
08.12.2019 Darmkrebs-Früherkennung: Wie lange warten bis zur zweiten Darmspiegelung? 
06.12.2019 Warum Beta-Blocker Hautentzündungen verursachen 
04.12.2019 Gesellschaftlicher Lebensstil als Ursache für Adipositas bei Kindern | Neue S3-Leitlinie fordert präventive Maßnahmen 
01.12.2019 Haben Fußballprofis ein erhöhtes Demenzrisiko? 
Gesellschaft
29.12.2019 Wie ein Elfmeterschießen im Gehirn entschieden wird 
25.12.2019 Der Traum vom Hauptgewinn: Statistik-Experte erklärt, warum wir Lotto spielen 
23.12.2019 Soziologen der KU untersuchen Wechselwirkungen von Zahlen und Daten im Profifußball 
21.12.2019 Studie zu Persönlichkeit und Verhalten im Arbeitskontext 
16.12.2019 Warum wir Menschen handeln 
November 2019
Umwelt
Gesundheit
Gesellschaft
Umwelt
30.11.2019 Ökologisch intakte Flüsse sind den Deutschen Milliarden wert 
28.11.2019 CO2-Preis erhöht den Benzinpreis um weniger als einen Cent pro Liter 
26.11.2019 Wasserstofftechnologien – Ein Beitrag zur Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit 
23.11.2019 Wieviel Methan kommt aus dem Ozean? Neue Studie reduziert Unsicherheiten bei Emissionen des wichtigen Treibhausgases 
22.11.2019 Wasserrahmenrichtlinie auf dem Prüfstand: IGB Policy Brief empfiehlt Festhalten an den Zielen und verbesserte Umsetzung 
20.11.2019 Indoorfarm mit Dachgewächshaus: Hochschule Osnabrück erhält 3,3 Millionen Euro für neues Forschungszentrum 
17.11.2019 Besser reagieren auf extreme Wetterereignisse: Forscher entwickeln europäische Frühwarnplattform 
15.11.2019 Klimawandel: Potential von Baumpflanzungen dramatisch überbewertet 
13.11.2019 Globaler Süden leidet am stärksten unter Klimawandel und Landnutzung 
11.11.2019 Mehr Energie, weniger CO2 – 9 Millionen Euro für KWK-Forschung 
09.11.2019 Auf den Spuren der Bärtierchen: Stuttgarter Biologe ausgezeichnet 
08.11.2019 Bodentiere: 365 Tage unter Wasser // Transport von Bodenlebewesen über Fließgewässer nachgewiesen 
07.11.2019 CO2 an der Quelle besteuern 
05.11.2019 Blasentang zeigt gekoppelte Reaktionen auf Umweltveränderungen 
Gesundheit
29.11.2019 Maserninfektion löscht Immungedächtnis – Masernimpfung schützt 
27.11.2019 Verhalten der Mutter beeinflusst Oxytocin-Entwicklung beim Säugling 
25.11.2019 Wie viele Wörter kennt mein Kind? 
21.11.2019 REM-Schlaf von Patienten mit Insomnien weist erhöhte Frequenz an Aufwachereignissen auf 
19.11.2019 „Metabolische Entzündung“: Warum Menschen mit starkem Übergewicht häufiger an Typ-2-Diabetes erkranken 
16.11.2019 Gefährdungen durch körperliche Fehlbelastungen einfach ermitteln 
14.11.2019 Bin ich nicht zu alt dafür? Musiktherapie gegen Tinnitus für die Generation 65plus 
10.11.2019 Leipziger Kardiologe: Moderate Werte bei Blutdruck und Cholesterin verlängern das Leben 
06.11.2019 Schlaganfall-Reha: Entspannung besser als Laufbandtraining? 
01.11.2019 Steckt im grünen Tee ein Wirkstoff gegen Antibiotikaresistenz? 
Gesellschaft
24.11.2019 Studie: Vorzeitige Rente bleibt attraktiv 
18.11.2019 62.000 Menschen befragt: Nachhaltigkeit und Umweltschutz spielen beim Kauf der Weihnachtsgeschenke kaum eine Rolle 
12.11.2019 Studenten entwickeln einen Koffer, der automatisch auf Schritt und Tritt folgt 
04.11.2019 Schön sein hilft, reicht aber nicht 
Oktober 2019
Umwelt
Gesundheit 
Gesellschaft
Umwelt
31.10.2019 Vom „Waldsterben“ in den 80ern zu den Waldschäden von heute? 
29.10.2019 Städtische Infrastrukturen fit für den Klimawandel machen. Das Projekt FLEXITILITY ist Anfang August gestartet. 
27.10.2019 Grüner und fairer 
24.10.2019 Künstliche Intelligenz in der Agrar- und Umweltwirtschaft 
21.10.2019 Forschen gegen Mikroplastik: TU Freiberg entwickelt neues Verfahren für naturbasierte Mikropartikel in Kosmetik 
19.10.2019 Weltweit erste Validierung der Aerodynamik von großen Windenergieanlagen 
14.10.2019 Ein genetischer Globetrotter schützt Meeresbakterien vor Umweltverschmutzung 
11.10.2019 TU Berlin: „Blau-grüne Straßen“ gegen Trockenstress und Sturzfluten 
09.10.2019 Neuartiges Verfahren für das Kunststoffrecycling präsentiert: Großes Industrie-Interesse an Forschungsprojekt „MaReK“ 
06.10.2019 Chemische Evolution – One Pot Wonder 
01.10.2019 Studie: Erhalt von biologischer Vielfalt erfordert Konsumwende 
Gesundheit
30.10.2019 Avatare gegen Adipositas 
28.10.2019 Überraschende Erkenntnisse zur Therapie des Herzinfarkts 
25.10.2019 Familiäres Darmkrebsrisiko: In den Genen steckt nur ein Teil der Wahrheit 
23.10.2019 Warum können wir uns nicht kitzeln? 
20.10.2019 Mehr Gesundheitskompetenz für Eltern allergiekranker Kinder 
18.10.2019 Waschmaschine verbreitete antibiotika-resistente Keime 
17.10.2019 Bessere Versorgung für diabetische Füße 
13.10.2019 Die Herz-Themen des Tages 
12.10.2019 Ist der Sehsinn der wichtigste Sinn? 
10.10.2019 Tuberkulose: Neue Einblicke in den Erreger 
08.10.2019 Forscher entschlüsseln Wirkung von Ebola-Impfstoff – Virologen der Uniklinik Köln identifizieren neue Antikörper 
03.10.2019 Dem HI-Virus auf der Spur: Forscherteam macht sichtbar, wie AIDS-Erreger sich im Körper vermehrt 
Gesellschaft
26.10.2019 Sechs Komponenten einer gesunden Familienmahlzeit 
22.10.2019 Wirkt sich die Selbsteinschätzung des schulischen Könnens doch nicht auf die Leistung aus? 
15.10.2019 Fußball und Feminismus 
07.10.2019 Starke Gleichstellungsstrategie zahlt sich aus 
05.10.2019 Tarifrunde 2020: Für mehr als 10 Millionen Beschäftigte werden neue Vergütungstarifverträge verhandelt 
04.10.2019 Strategien für eine nachhaltige Urbanisierung. Auftakt für Internationales Forschungsprojekt „EAST-CITIES“ 
02.10.2019 Wenn Zahlen lügen 
September 2019
Umwelt
Gesundheit 
Gesellschaft
Umwelt
29.09.2019 TU Bergakademie Freiberg und UFZ erforschen Vulkangebiete als nachhaltige, erneuerbare Energiequelle 
26.09.2019 Weltweit erste Validierung der Aerodynamik von großen Windenergieanlagen 
25.09.2019 Städtische Infrastrukturen fit für den Klimawandel machen. Das Projekt FLEXITILITY ist Anfang August gestartet 
24.09.2019 Bundesweites Forschungsprojekt Q-INTEGRAL: OTH Regensburg forscht an Stromnetz der Zukunft für Betriebe 
22.09.2019 Statt vieler Einzelmaßnahmen sollte CO2-Bepreisung im Mittelpunkt stehen – Statement von Prof. Christoph M. Schmidt 
21.09.2019 MOSAiC-Expedition: Dr. Gunnar Spreen startet ins Eis-Abenteuer 
19.09.2019 Land unter: Steigende Hochwassergefahr durch gleichzeitige Sturmfluten und Starkniederschläge in Nordeuropa 
18.09.2019 Fraunhofer IPA und EEP der Universität Stuttgart – Studie zu industriellen Energiespeichern veröffentlicht 
17.09.2019 TU Berlin beteiligt sich an „Covering Climate Now“ 
15.09.2019 Umweltsündern auf der Spur 
14.09.2019 Wird Wasser jetzt digital? 
12.09.2019 Starkregen und Trockenheit – digitale Technologien für das Wassermanagement 
11.09.2019 Unstatistik des Monats: Verwirrung um Nitrat 
08.09.2019 Kaum Wasser unterm Kiel – Messungen im Extrembereich / Helmholtz-Forscher starten neuntägige Messkampagne auf der Elbe 
06.06.2019 Vom Satellitenbild zum Trinkwasserkonzept 
04.09.2019 1,8-Millionen-Euro-Projekt zur Anpassung des Wasserspeichers Harz an den Klimawandel startet 
02.09.2019 Klimawandel beeinflusst Überschwemmungen 
Gesundheit 
13.09.2019 Was verursacht digitalen Stress und welche Rahmenbedingungen machen besonders anfällig? 
10.09.2019 Forscher der Jacobs University finden Gadolinium aus MRT-Kontrastmitteln in Getränken aus Fast-Food-Restaurants 
07.09.2019 IFA 2019: Eine bessere Haltung am Arbeitsplatz dank neuer Sensortechnik 
05.09.2019 Ausmaß eines Herzinfarkts unabhängig von Tageszeit 
03.09.2019 Jeder Mensch hört anders gut! 
01.09.2019 Dresdner Studie zu Kopfschmerz bei Kindern und Jugendlichen: nur wenige Betroffene suchen Hilfe bei einem Arzt 
Gesellschaft
30.09.2019 Radikale Ideen in der Hochschulbildung: Drei Projekte erhalten 650.000 Euro Förderung 
28.09.2019 Gefahren und Chancen einer neuen Währung 
27.09.2019 Digitalisierung in den Naturwissenschaften: Neue Ausschreibung für Forschungsprojekte in Niedersachsen startet 
23.09.2019 Sicherheit durch Einstimmigkeit 
20.09.2019 Acht Millionen Euro für Supercomputer an TU Dresden übergeben 
16.09.2019 Neue Studienergebnisse zur aktuellen Situation im Mittelstand – jetzt im IfM-Forschungsnewsletter 3/19 
09.09.2019 Erfolgsfaktor Mensch – Wie die Transformation von Arbeitswelten gelingt 
August 2019
Umwelt
Gesundheit 
Gesellschaft
Umwelt
30.08.2019 Statement: Elektroautos gehen auch bei Rekordhitze nicht in Flammen auf 
27.08.2019 Rettungsplan für das Weltmeer 
24.08.2019 Naturtourismus in den Tropen: Wie kann Abwassermanagement verbessert werden? 
22.08.2019 Wie geht es weiter nach dem EEG? Fraunhofer ISE befragt Besitzer der frühen EEG-geförderten PV-Anlagen 
19.08.2019 Wie Meeressedimente zur Bildung von Treibhausgasen beitragen 
16.08.2019 Meeresspiegel steigt seit 50 Jahren schneller 
15.08.2019 Geplatzte Hoffnung: Keine Chance für Umweltentlastende Plastik-Zersetzung durch Bakterien 
12.08.2019 Eisvolumen an Land beeinflusst Methanaustritte am Meeresboden 
11.08.2019 Doch keine Wassermoleküle im Selektivitätsfilter von Kaliumkanälen 
07.08.2019 „Ihr ganz persönlicher Einsatz für die Umwelt“ – Citizen-Science-Projekt zum Gewässerschutz 
05.08.2019 KIT-Experte zu aktuellem Thema: Hitzewellen und Rekordtemperaturen – was bringt die Zukunft? 
01.08.2019 Trockenzeiten und Starkregen: Was der Klimawandel für die Wasserqualität in Talsperren bedeutet 
Gesundheit 
31.08.2019 DGKN: Kribbeln in Fingern und Händen – Nutzung von Smartphones und Nerven-Engpass-Syndrom 
29.08.2019 Nächtliche Schichtarbeit als Krebsauslöser: Expertengremium bestätigt wahrscheinlichen Zusammenhang 
28.08.2019 Wie das Gehirn von Menschen mit großem Allgemeinwissen aussieht 
25.08.2019 Grauer Star: Wenn die Sicht trüb wird 
23.08.2019 Lange Arbeitszeiten von Eltern erhöhen das Risiko für Übergewicht ihrer Kinder 
20.08.2019 Für Gutverdiener ist der Renteneintritt ein Gesundheitsrisiko 
17.08.2019 Listerien im Tiefkühlgemüse und Melamin in Bambusgeschirr
13.08.2019 E-Autos, Smartphones und Co. – Welche Geräte stören Funktionen von Herzschrittmachern und implantierten Defibrillatoren? 
10.08.2019 Blut ist dicker als Wasser – und strömt daher anders 
08.08.2019 Fakten: Sonne belastet etwa jeden siebten Beschäftigten 
02.08.2019  „Hepatitis ist für mehr Todesfälle verantwortlich als HIV oder Tuberkulose!“ 
Gesellschaft
26.08.2019 Vor allem Geringverdiener und gut Ausgebildete bleiben auch im Rentenalter in Beschäftigung 
21.08.2019 Höherer Rentenbeitrag würde weder Wachstum noch Beschäftigung bremsen – positive und negative Effekte heben sich auf 
18.08.2019 Immer schön absichern! Häufigkeit und Ursachen von defensiven Entscheidungen 
14.08.2019 Sorgt der Videobeweis im Fußball wirklich für mehr Gerechtigkeit? 
09.08.2019 Das Moralverständnis von Kindern näher erforschen 
06.08.2019 Neue Studie zur Bedeutung von Influencerinnen für gestörtes Essverhalten bei Mädchen und Frauen 
03.08.2019  Arbeitsgedächtnis von Schimpansen ähnelt unserem 
Juli 2019
Umwelt
Gesundheit 
Gesellschaft
Umwelt
31.07.2019 Der Wert einer Idee liegt in ihrer Umsetzung 
30.07.2019 Wälder in Deutschland sind wichtige Kohlenstoffsenke 
28.07.2019 Was für unser Klima zählt: CO2-Budgets erklärt 
27.07.2019 Meeresspiegelanstieg: Eiskollaps in Westantarktis könnte durch Beschneien mit Meerwasser verhindert werden 
25.07.2019 Erste globale Analyse von Höhlentropfwasser 
23.07.2019 Neues Berechnungskonzept: Wie hoch kann der Meeresspiegel maximal steigen? 
22.07.2019 Gezielter Klimaschutz braucht faire und wirkungsvolle CO2-Steuer 
21.07.2019 CO2-Bepreisung als Innovationstreiber für klimafreundliche Technologien 
18.07.2019 5 Jahre internationale Wasserpolitik in Koblenz: Das ICWRGC feiert Jubiläum 
17.07.2019 Projektstart: Biobasierte Dünger sollen künftig Mineraldünger ersetzen 
14.07.2019 Braune Hundezecke gesucht: Uni Hohenheim forscht an eingewanderter Zeckenart 
12.07.2019 Istanbul: Erstmals beweisen Unterwasser-Messungen Erdbebengefahr 
08.07.2019 Gutes Gespür für Moskitos 
07.07.2019 Mehr Insektenvielfalt auf Äckern und Weiden 
05.07.2019 Wie Bäume das Klima retten könnten 
03.07.2019 Neuer Windatlas für Europa fertiggestellt 
02.07.2019 Forschungskooperation mit DLR-Institut: Kohlendioxid-Reduktion in industriellen Prozessen 
Gesundheit 
26.07.2019 Sensibel trotz dicker Hornhaut 
16.07.2019 Mehr Sonnenstunden erfordern mehr UV-Schutz 
09.07.2019 Kalkschulter per Ultraschall gezielt aufspüren und Schmerzen mit Stoßwellen lindern 
08.07.2019 Gießener Lungenforscher behandeln Lungenhochdruck mit einem Krebsmedikament 
01.07.2019 DDG/DGE: Essstörungen bei Diabetes können lebensgefährlich sein 
Gesellschaft
29.07.2019 Depressiv durch Facebook und Co. 
24.07.2019 Arbeitslosenversicherung bewirkt finanziellen Ausgleich zwischen Bundesländern 
19.07.2019 Wie sich Aufschieber und Macher genetisch unterscheiden 
15.07.2019 Ehrenpromotion für Ranga Yogeshwar 
10.07.2019 Wer bewältigt die tägliche Informationsflut am Arbeitsplatz besser: „Jung“ oder „Alt“? 
06.07.2019 Bissula erklärt die antike Wirtschaftsgeschichte 
04.07.2019 Berufsbegleitend für eine Ingenieur-Karriere studieren 
Juni 2019
Umwelt
Gesundheit 
Gesellschaft
Umwelt
26.06.2019 Gegen globale Erderwärmung: Waldböden sind bessere Kohlenstoffspeicher als erwartet 
25.06.2019 Raus aus der Raucherecke: Frühwarnsystem für Heizkessel reduziert Feinstaub 
19.06.2019 Einfach, präzise, günstig: Neue Methode zur Erforschung des Grundwassers 
18.06.2019 Beginnende Instabilität in der Westantarktis könnte die schnellste auf dem Kontinent sein 
17.06.2019 Flussfische vertragen keinen starken Schiffsverkehr 
15.06.2019 PM des MCC: Elektroautos können erst ab 2040 die CO₂-Emissionen deutlich senken 
13.06.2019 Kohleausstieg: Nur mit CO2-Preis hilft er wirklich dem Klima 
12.06.2019 Mikroorganismen auf Mikroplastik 
11.06.2019 Badeseen in NRW: Nur geringe Antibiotika-Belastung 
08.06.2019 Neues Horizon 2020-Verbundprojekt zu Bioplastik: HAW Hamburg wirbt 8,4 Millionen Fördermittel ein 
07.06.2019 Dürrerisiken neu bewerten: Beispiel Namibia und Angola 
05.06.2019 Einkorn, Emmer, Dinkel: Weltgrößter Feldversuch & Fachtag an der Universität Hohenheim 
01.06.2019 Blitze auf dem Mond 
Gesundheit 
21.06.2019 Studie: Übergewichtig durch Videospiele? 
20.06.2019 Studie: Saunabesuche belasten den Körper wie moderates Sportprogramm 
16.06.2019 Mechanismus zum Zusammenhang von Alter, Stress und Herzinfarkt gefunden 
14.06.2019 Sport im Alter – was geht noch? 
09.06.2019 Zähneknirschen ist keine Krankheit – ernste Folgen für die Gesundheit sind aber möglich 
03.06.2019 DGP: E-Zigaretten nicht verharmlosen. Dampfen in der Schwangerschaft gefährdet das Kind 
02.06.2019 Lebensmittel im Blickpunkt: Milch ist nicht gleich Milch 
01.06.2019 Schmerzfrei dank Evolution 
Gesellschaft
24.06.2019 Kostenfreie Weiterbildung zur Digitalisierung für KMU-Mitarbeiter 
10.06.2019 Zukünftig Arbeiten – Arbeit in Zukunft 
06.06.2019 International vernetzte Hochschulen haben bessere Ergebnisse bei Forschung und Wissenstransfer 
04.06.2019 Menschliche Vorfahren haben Steinwerkzeuge mehrmals erfunden 
01.06.2019 Recht im Angebot: Wenn Gesetzgeber konkurrieren 
Mai 2019
Umwelt
Gesundheit 
Gesellschaft
Umwelt
31.05.2019 Hochschulübergreifende Arbeitsgruppe untersucht Auswirkungen veränderter Grubenwassereinleitungen 
29.05.2019 RWI: Spitzenökonomen fordern Städte-Maut statt Fahrverbote 
28.05.2019 Vorkommen und Verbleib von Mikroplastik im Meer / Projekt MICRO-FATE startet mit Pazifik-Expedition 
27.05.2019 Eliminierung von Spurenstoffen durch nachhaltige Adsorbenzien 
25.05.2019 Universität Stuttgart benennt neue Bärtierchen-Art: Milnesium inceptum entdeckt 
24.05.2019 Vom Regen zum Hochwasser 
22.05.2019 Intelligente Energiespeicher- und -netze für sieben europäische Inseln 
21.05.2019 Submarine CO2-Speicherung in der Nordsee – Chance oder Risiko? 
20.05.2019 Unterwasser-Stromversorgung 
19.05.2019 Unkraut jäten leicht gemacht: Institut der FH Aachen entwickelt Feldroboter 
16.05.2019 Mysterium Bermuda: Geologen entdecken im Vulkangestein eine bisher unbekannte Region des Erdmantels 
15.05.2019 CO2-Steuer auf Diesel und Benzin hat positive Verteilungswirkungen 
13.05.2019 Phosphor-Recycling-Toilette »P-Bank« eröffnet auf dem Campus der Bauhaus-Universität Weimar 
12.05.2019 Drei Viertel der Flüsse weltweit durch menschliche Eingriffe in ihrem Lauf beeinträchtigt 
10.05.2019 Umsetzung der Klimaziele: Gasinfrastruktur in Deutschland vor Veränderungen 
09.05.2019 Eliminierung von Spurenstoffen durch nachhaltige Adsorbenzien 
08.05.2019 Wetterextreme im Sommer 2018 waren verbunden durch stockende Riesenwellen im Jetstream 
07.05.2019 „Crowd Oil“: Kraftstoffe aus der Klimaanlage 
06.05.2019 Neues Netzteil lässt Elektrogeräte länger leben 
04.05.2019 Masterplan Uferfiltration zur Wasserversorgung in Vietnam 
02.05.2019 Verbessertes Risikomanagement für die Geothermie 
Gesundheit 
30.05.2019 Elektrische Zahnbürsten beugen Zahnverlust vor 
26.05.2019 Klimawandel: wie sich Malaria in Europa und dem Mittelmeerraum ausbreiten wird 
03.05.2019 Erhöhtes Cholesterin im Blut: Schaden Eier der Gesundheit? 
01.05.2019 Wie wirken Omega-3-Fettsäuren? Wuppertaler Lebensmittelchemiker liefern wichtige Erkenntnisse 
Gesellschaft
18.05.2019 Öffentlichen Nahverkehr nutzen? Oft eine Frage von Kultur, Identität, Status und Prestige 
14.05.2019 Kreativität: Eine Frage der Impulsivität 
11.05.2019 Studie: Väter in Elternzeit – Unternehmen in der Verantwortung 
05.05.2019 Künstliche Intelligenz in Arbeitsprozesse integrieren 
April 2019
Umwelt 
Gesundheit 
Gesellschaft
Umwelt 
30.04.2019 Diskussion: Zwischen Plastikwahn und Plastikvermeidung 
25.04.2019 Materialbestände und -flüsse bestimmen Energiebedarf und Klimawirkung 
24.04.2019 Natrium-Ionen-Batterien: von der Materialentwicklung bis zur technologischen Innovation 
20.04.2019 Physikalische Zauberei ermöglicht Kühlen ohne Energiezufuhr 
17.04.2019 Drei Forschungsschiffe – ein Auftrag 
15.04.2019 Plastikmüll stört Kommunikation: Bayreuther Studie zeigt Risiken für Ökosysteme auf 
14.04.2019 Pilze filtern Medikamente aus dem Abwasser 
12.04.2019 KIT-Experte zu aktuellem Thema: Putzen mit Bakterien 
10.04.2019 E. coli & Co.: Fäkalkeime in Landschaften und Fließgewässern 
07.04.2019 Continental, Deutsche Telekom, Fraunhofer ESK, MHP, Nokia: vernetztes Fahren erfolgreich getestet 
05.04.2019 Schnelle globale Energiewende könnte Millionen Menschenleben retten 
04.04.2019 Biomasse effizient umwandeln: Forscher der Universität Münster decken neuen Reaktionsmechanismus auf 
02.04.2019 Elektroautos haben perspektivisch eine deutlich bessere Klimabilanz als Diesel und Benziner 
Gesundheit 
29.04.2019 Schlaf macht den Hippocampus frei für neue Gedächtnisinhalte 
27.04.2019 Schon der Gedanke an Kaffee sorgt für einen Energie-Kick am Morgen 
26.04.2019 Individuelle Ernährung zeigt Nutzen bei Spitalpatienten 
21.04.2019 Neue Behandlungsoptionen bei chronischen Schmerzen durch Früherkennung? 
19.04.2019 Salmonellen-Infektion – Schützende Darmbakterien identifiziert 
13.04.2019 BZgA empfiehlt: Jetzt gegen Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) impfen 
09.04.2019 Sich mental auf die Arbeit einstellen ist genauso wichtig wie das Abschalten nach Feierabend 
06.04.2019 Welcher Sport ist gut bei Arthrose? 
03.04.2019 Soziale Unterschiede in Deutschland: Mortalität und Lebenserwartung im Journal of Health Monitoring 
Gesellschaft
28.04.2019 Sinkendes Interesse: Fußball-Wettbewerbe leiden unter WM Debakel 2018 
23.04.2019 Förderung für junge Wissenschaftler 
22.04.2019 Bald ist Europawahl: Positionen der Parteien zur EU-Hochschulpolitik 
18.04.2019 Förderaufruf: Welchen Einfluss hat die Energiewende auf die Gesellschaft – und umgekehrt? 
16.04.2019 Vergangenheit trifft Zukunft 
08.04.2019 Digitalisierung „zum Anfassen“ 
01.04.2019 Gender Pay Gap: Das größte Loch auf dem Gehaltszettel von Frauen klafft in Süddeutschland 
März 2019
Umwelt 
Gesundheit 
Gesellschaft
Umwelt 
31.03.2019 Was kostet ein Hochwasser? 
30.03.2019 Weltwassertag: Was machen eigentlich polare Stoffe im Trinkwasser? 
27.03.2019 Kostbare Ressource: Wasser 
26.03.2019 Mit künstlicher Intelligenz unterwegs im Kanalsystem 
23.03.2019 Blühende Ergänzung zum Mais: Fachtagung betont ökol. Nutzen von Wildpflanzen für Biogasanlagen 
22.03.2019 Internationaler Aktionstag gegen Staudämme am 14. März: Gewässerforschende als Experten zum Thema 
21.03.2019 FH entwickelt fliegende Roboter zur Bekämpfung der Wilderei in Südafrika 
19.03.2019 Zum Tag des Wassers am 22.3.: Digitalisierung im Wassersektor meistern mit praxisnaher Forschung 
16.03.2019 Das Geheimnis des Vakuums erstmals nachweisen 
14.03.2019 Test der Symmetrie der Raumzeit mit Atomuhren 
13.03.2019 Internationaler Aktionstag gegen Staudämme am 14. März: Gewässerforschende als Experten zum Thema 
11.03.2019 Wie Öl attraktiv für Magneten wird 
10.03.2019 Bedrohte Wildbienen – Verhungern im ländlichen Raum 
08.03.2019 9,1 Millionen Euro für trinationale Quantenforschung 
06.03.2019 Phosphor und Fernwärme aus Klärschlamm 
04.03.2019 Stellungnahme: „Der aktuelle NO2-Grenzwert ist wissenschaftlich plausibel“ 
03.03.2019 Silber-Nanopartikel in natürlichen Umgebungen untersuchen 
Gesundheit 
29.03.2019 BIBB/BAuA-Befragung 2018: Viele Beschäftigte arbeiten immer noch körperlich hart 
28.03.2019 Gedächtnis wie ein Sieb? Unter welchen Bedingungen Menschen im Alter neue Erinnerungen bilden können 
25.03.2019 Mit Tönen gegen das Tönen – Musiktherapie bei akutem Tinnitus 
24.03.2019 Luftverschmutzung verkürzt das Leben der Europäer um rund zwei Jahre 
18.03.2019 Darmvorsorge rettet Leben | Infoveranstaltung des Universitätsklinikums Ulm am 23. März 
15.03.2019 Mit der Spiegelbild-Biologie zu besseren Medikamenten 
12.03.2019 Besserer Schutz vor Darmkrebs: Vorsorge-Darmspiegelung bereits ab 50! 
09.03.2019 Darauf sollten Kontaktlinsenträger achten: Stiftung Auge gibt Tipps zur Auswahl und Pflege 
01.03.2019 Wer ein Kind möchte, braucht Folsäure! 
Gesellschaft
19.03.2019 Psychologie von Geschwistern: Letztgeborene sind keine Draufgänger 
17.03.2019 Diversity-Strategien zur erfolgreichen Personalgewinnung 
07.03.2019 Fast ein Drittel der Frauen geht später als geplant in den Ruhestand 
05.03.2019 Nur jeder zehnte Babyboomer will bis zum gesetzlichen Renteneintrittsalter arbeiten 
02.03.2019 Beruflicher Aufstieg mit Berufsausbildung – Männer klar im Vorteil. Neuer BIBB REPORT erschienen 
Februar 2019
Umwelt 
Gesundheit 
Gesellschaft
Umwelt 
28.02.2019 BRIESE-Preis 2018: Fokus Ozeanversauerung – Großer Fortschritt bei Ostsee-pH-Monitoring und mehr 
25.02.2019 Eine für alles. Biogassystem der Zukunft 
24.02.2019 Forschergruppe der TH Lübeck untersucht Grundwasserneubildung in Zypern und Jordanien 
22.02.2019 Traktoren tanken Klimaschutz – TFZ bescheinigt Biokraftstoff Langzeit-Praxistauglichkeit 
16.02.2019 „Aktionstag Starkregen“: Fachtagung informiert über effektives Risikomanagement 
15.02.2019 BMBF-Forschungsprojekt untersucht Digitalisierung im industriellen Wassermanagement 
14.02.2019 Fütterungspläne für flexible Biogasproduktion: bis zu 50% weniger Gasspeicherbedarf 
13.02.2019 Wasserwiederverwendung in der Landwirtschaft: Fallstudien zeigen Machbarkeit 
11.02.2019 Nitratabbau im Grundwasser: Selbstreinigungskraft des Untergrunds höher als angenommen 
09.02.2019 Berühmtes „Sandhaufen-Modell“ bewegt sich wie wandernde Sanddünen 
08.02.2019 Sind sich Fische ihrer selbst bewusst? 
07.02.2019 Windenergie liefert fast drei Viertel des erwarteten Stroms 
04.02.2019 Trockene Gewässer sind unterschätzte „Player“ im Klimawandel 
01.02.2019 Der Einfluss des Klimawandels auf das Grundwasser – eine tickende Zeitbombe 
Gesundheit 
27.02.2019 Vor einer möglichen neuen Grippewelle: Was gibt es außer Impfungen? 
23.02.2019 Grippewellen im Keim ersticken 
21.02.2019 Influenzaviren von Fledermäusen könnten auf Menschen überspringen 
18.02.2019 Neue ESMT-Studie: Tägliches Mittagessen verbessert Leseleistung von Kindern um 18 Prozent 
17.02.2019 Anti-Baby-Pille beeinflusst Emotionserkennung von Frauen 
10.02.2019 Die Größe des Gehirns beeinflußt Geschmackswahrnehmung 
02.02.2019 Virtuelle Linse verbessert Röntgenmikroskopie 
Gesellschaft
26.02.2019 Kritik an Umsetzung der Energiewende nimmt zu – Bevölkerung will sozialen Ausgleich 
20.02.2019 Wie können Städte von der Vielsprachigkeit ihrer Einwohner profitieren? 
19.02.2019 Neandertaler ernährten sich wirklich hauptsächlich von Fleisch 
12.02.2019 Süße Ungeduld: Wie positive Gefühle unsere Zeitwahrnehmung beeinflussen 
06.02.2019 Roadmap zur Cybersicherheitsforschung 
05.02.2019 Betreuungswünsche vieler Eltern bleiben unerfüllt 
03.02.2019 Kieler Wissenschaftler erforschen autonomes Fahren auf Deutschlands größtem Flughafen 
Januar 2019
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Umwelt 
31.01.2019 Ernährungssicherheit weltweit stärken: Bayreuther Studie zur Phosphorverfügbarkeit durch Silizium 
30.01.2019 7. Herrenhausen Science Movie Night: Kunststoff-Umweltverschmutzung: Können Biokunststoffe helfen? 
29.01.2019 Gegen die Fluten 
28.01.2019 Herrscher der kalten Gewässer 
27.01.2019 Dem Klimawandel zum Trotz: Ostsee könnte zurück in einen guten Zustand gelangen 
25.01.2019 Umweltleistungen sichtbar machen: Ein neuer Index erleichtert die Bewirtschaftung von Flüssen 
22.01.2019 Mit Eisenoxid gegen hochgiftige Stoffe – Neues Verfahren zur Grundwassersanierung 
19.01.2019 Wenn für Fischlarven die Nacht zum Tag wird 
18.01.2019 Bakterien schwärmen aus 
15.01.2019 Antibiotika in Gülle: Biogasanlage keine Barriere 
14.01.2019 Interview mit Dr. Natalia Ivleva über ihre Forschung zur Analytik von Mikroplastik 
10.01.2019 Mobilfunktechnik für die Industrie 4.0 
08.01.2019 Biodiversität – Koexistenz durch verzögerte Anpassung 
05.01.2019 Magnesium-Batterien: Aufbruch ins Post-Lithium-Zeitalter 
04.01.2019 Wo die Flüsse nicht ins Meer fließen 
03.01.2019 Internationales Umweltschutzprojekt unter Leitung der Hochschule Karlsruhe 
02.01.2019 Leuphana Wissenschaftler warnen vor Umweltproblemen durch Fassadenanstriche 
01.01.2019 Organischen Müll von Kreuzfahrtschiffen verwerten 
Gesundheit 
26.01.2019 Menschliche Darmflora durch Nanopartikel in der Nahrung beeinflussbar 
24.01.2019 Studie: Längere Arbeitszeiten können der Gesundheit schaden
23.01.2019 Windpocken: Wie die Impfung Ihr Kind schützt 
20.01.2019 Blutdruck und Rauchen scheinen das Risiko für eine Hirnblutung erheblich zu beeinflussen 
17.01.2019 Mit Blutgefäßen aus Stammzellen gegen Volkskrankheit Diabetes 
16.01.2019 Gesundheitsgefühl: Männer fallen hinter Frauen zurück 
13.01.2019 Gestresste Mütter – übergewichtige Kinder 
07.01.2019 Food-Scanner für die Hosentasche 
01.01.2019  Zelle für Zelle zum Durchbruch des Jahres – MDC in Berlin ist Hotspot des Forschungsgebietes 
Gesellschaft 
11.01.2019 Neue Studie: Entgelttransparenzgesetz: Nur eine Minderheit der Unternehmen ist aktiv geworden 
09.01.2019 Studierende decken Sicherheitslücken auf 
06.01.2019 In Anlehnung an Pokemon Go – Mit neuen Verkerhssicherheitsapps Leben im Straßenverkehr retten 
01.01.2019 Großeltern sind für Enkelkinder wichtig 

Wenn der Rücken vom vielen Sitzen schmerzt

Dipl.-Ing. Mario Steinebach Pressestelle und Crossmedia-Redaktion
Technische Universität Chemnitz

Spezielle Selbstmassage lockert verspannte Muskeln – Professur Bewegungswissenschaft der TU Chemnitz veröffentlicht Ergebnisse einer Studie in der Fachzeitschrift „Applied Ergonomics“

Ob auf dem Weg zur Arbeit, im Büro, an der Haltestelle oder in den eigenen vier Wänden – eine Gelegenheit zum Setzen ist in vielen Alltagssituationen gegeben. Und sie wird gern genutzt. Im Auto lockt die Sitzheizung, im Büro der Komfort, beim Warten ist es die Gewohnheit und zu Hause dienen Sofa und Sessel der Entspannung. „Alles andere als entspannt kann das viele Sitzen jedoch für den Rücken sein“, weiß Dr. Freddy Sichting von der Professur Bewegungswissenschaft der Technischen Universität Chemnitz. Auf den Tag summiert sitzen Menschen immer mehr: durchschnittlich sechs bis zehn Stunden. „Ganz besonders problematisch wird es insbesondere dann, wenn etwa Lkw-Fahrer ohne großartige Pause nahezu neun Stunden ununterbrochen hinterm Steuer sitzen“, so Sichting.

Das Phänomen, dass Menschen nach langem Sitzen über Rückenschmerzen oder Muskelverspannungen klagen, ist nicht neu. „Umso erstaunlicher, dass es bislang weder einen Nachweis dafür gibt, dass sich der Rücken durch langes Sitzen verspannt, noch wie Betroffene ohne großen Aufwand selbst etwas dagegen tun können“, sagt der Bewegungswissenschaftler. Zwar würden Betroffene zur Lockerung der Rückenmuskulatur teilweise Massagen nutzen, doch sei die klassische Massage für den Arbeitsalltag eher ungeeignet. „Eine flexible Alternative verspricht hier die Selbstmassage mit einer Schaumstoffrolle“, meint Sichting.

Wie jüngst in einer Studie an der TU Chemnitz gezeigt werden konnte, reichen bereits acht Minuten Selbstmassage mit einer handelsüblichen Hartschaumrolle aus, um nach viereinhalb Stunden permanentem Sitzen die dadurch steif gewordene Rückenmuskulatur wieder zu lockern. „Der Bewegungsablauf besteht darin, sich gegen die Rolle gelehnt mit dem Rücken an die Wand zu stellen und sich durch langsame Auf- und Abwärtsbewegungen selbst den Rücken zu massierten“, erläutert der Studienleiter.

Für die Studie wurden 59 Teilnehmer in zwei Gruppen eingeteilt. Während die eine nach viereinhalb Stunden Sitzen acht Minuten lang die Selbstmassage mit der Rolle anwandte, pausierte die andere Gruppe ebenfalls acht Minuten im Stehen – allerdings ohne Massage. Bei allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern wurden drei Messungen zur Steifheit der Rückenmuskulatur vorgenommen: vor dem Sitzen, nach dem Sitzen und nach der jeweiligen Pause im Stehen mit oder ohne Selbstmassage. Anhand der Ergebnisse konnte laut Sichting nicht nur erstmals nachgewiesen werden, dass langes Sitzen Rückenverspannungen hervorrufen kann. Auch zeigte sich, dass mittels der Selbstmassage die durch das Sitzen steif gewordene Rückenmuskulatur wieder gelockert werden konnte und keine Verschlechterung mehr gegenüber dem Ausgangszustand zu vernehmen war.

„Für uns war es eine große Motivation, Menschen, die lange am Arbeitsplatz sitzen müssen, mit unserer Forschung helfen zu können“, sagt Sichting. Zusammen mit Alexander Kett, der sich im Rahmen seiner Promotion intensiv mit dieser Thematik beschäftigt, führte er die Studie an der Professur für Bewegungswissenschaft durch. Zufrieden fügt Kett hinzu: „Die achtminütige Selbstmassage lässt sich flexibel in jeden Alltag integrieren und kann dem Entstehen von Rückenschmerzen nicht nur entgegenwirken, sondern auch die Voraussetzungen dafür schaffen, sie zu vermeiden.“ Von Bedeutung könne die Selbstmassage besonders für diejenigen werden, die berufsbedingt lange ohne Unterbrechung sitzen müssen. „Zum Beispiel Lkw- oder Busfahrer“, sagt Sichting, „teilweise aber auch Büroangestellte.“ Zudem hebt der Bewegungswissenschaftler hervor, „dass sich der Nutzen unmittelbar spüren lässt, da sich das wohltuende Gefühl einer klassischen Massage einstellt.“ Auch könne der Gedanke, mit solch simpler Maßnahme etwas für die Gesundheit zu tun, dazu motivieren, die Selbstmassage regelmäßig durchzuführen. „Bei anderen Therapiemaßnahmen und Trainingsinhalten setzt der gewünschte Effekt oftmals erst später ein, wodurch die Betroffenen schnell die Lust daran verlieren“, sagt Sichting und betont zugleich: „Die Selbstmassage sollte ein Teil regelmäßiger Sitzpausen sein, diese jedoch nicht ersetzen.“ Präventiv rät er dazu, lieber aller 30 bis 60 Minuten für kleine Aktivitäten kurz aufzustehen, als über Stunden am Stück sitzen zu bleiben, um dann mit der Massage entgegenwirken zu können.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Freddy Sichting, Telefon 0371 531-38823, E-Mail freddy.sichting@hsw.tu-chemnitz.de

Originalpublikation:
Die Forschungsergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „Applied Ergonomics“ veröffentlicht: Alexander R. Kett, Freddy Sichting: „Sedentary behaviour at work increases muscle stiffness of the back: Why roller massage has potential as an active break intervention“, Appl Ergon. 2020 Jan;82:102947. doi: 10.1016/j.apergo.2019.102947. Epub 2019 Sep 9. Das Manuskript ist online verfügbar unter https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S000368701930167X?via%3Dihub.

Quelle: IDW 

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Herzgesundheit:Cholesterin senken reicht nicht

Dr. Anke Sauter Public Relations und Kommunikation
Goethe-Universität Frankfurt am Main

Wissenschaftsmagazin Forschung Frankfurt handelt in der jüngsten Ausgabe „von Herzen“. Es geht um Herz-Kreislauf-Forschung, aber auch um Liebe in Zeiten des Konsums.

FRANKFURT. Ein zu hoher Cholesterinspiegel kann heutzutage medikamentös gut behandelt werden. Doch inzwischen ist bekannt, dass weit mehr Stoffwechselprozesse bei der Entstehung von Herz- und Gefäßerkrankungen im Spiel sind. Viele lassen sich über die Ernährung beeinflussen, wie Forscherinnen und Forscher in der aktuellen Ausgabe von „Forschung Frankfurt“ berichten. Schwerpunkt ist die Forschung im Exzellenzcluster „Cardio-Pulmonary Institute“.

Wussten Sie, dass antibakterielles Mundwasser zu Bluthochdruck führen kann? Bakterien im Speichel produzieren Enzyme, die Nitrat aus der Nahrung zu Nitrit reduzieren. In dieser Form kann der Körper es weiter in Stickoxid (NO) umwandeln. NO hat eine Schlüsselfunktion für die Gesundheit der Entdothelzellen, mit denen die Innenwände der Gefäße ausgekleidet sind. Führt man den Körper andererseits mehr Nitrate mit der Nahrung zu, z.B. in Form von Rote Beete-Saft, könnte sich das bei bestimmten Patientengruppen als blutdrucksenkend auswirken. Es gibt Studien, wonach die Gabe von nichtorganischem Nitrat und Rote Beete-Saft mit einem signifikanten Rückgang des systolischen Blutdrucks verbunden ist. Dieser Befund sollte jedoch in weiteren Untersuchungen verifiziert werden.

Eine zweite, bisher unterschätzte Verbindung ist der Schwefelwasserstoff (H2S), bekannt durch den Geruch von faulen Eiern. Im Körper wird die Synthese von H2S durch eine Reihe von Enzymen gesteuert, wobei die Cystathioninlyase (CSE) die wichtigste im Herz-Kreislauf-System ist. Bei Patienten mit beschädigten und fehlerhaft funktionierenden Endothelzellen nimmt die CSE-Aktivität ab. Der Grund dafür könnten Gefäßentzündungen sein, wie Sofia-Iris Bibli aus dem „Institute for Vascular Signaling“ von Prof. Ingrid Fleming kürzlich herausgefunden hat. Für die Therapie werden derzeit H2S-Spender entwickelt.

Und wie steht es mit Diäten, die mit Omega-3-Fettsäuren (Fischölen) angereichert sind? Zunächst hatten Studienergebnisse gezeigt, dass diese Ernährungsform allgemein vor Diabetes und Herzerkrankungen schützt. Neuere klinische Studien konnten hingegen keinen signifikanten Nutzen von Fischölergänzungen nachweisen. Ingrid Fleming zufolge liegt das daran, dass die verschiedenen Studien nicht die optimale Konzentration jeder Omega-3-Fettsäure bestimmt haben bzw. das Verhältnis von Omega-3- zu Omega-6-Fettsäuren, das für den Schutz erforderlich ist. Zweitens schwankt die Qualität der rezeptfreien Ergänzungsmittel auf dem Markt stark. Die Analyse der meistverkauften Fischöl-Nahrungsergänzungsmittel in den USA ergab beispielsweise einen hohen Anteil an anderen Fettsäuren. Zudem können Fischöle eine Mischung aus EPA und DHA enthalten. Schützende Effekte sind jedoch nur von EPA bekannt.

Wie Fischöle ihre entzündungshemmende Wirkung entfalten ist derzeit schwer zu beantworten. Man weiß bisher nur, dass EPA und DHA leicht in Zellen und Gewebe eingebaut werden und dadurch die Membraneigenschaften, die Übermittlung von Signalen und die Genexpression verändern. Aus EPA entsteht außerdem das entzündungshemmende Resolvin E1, das nachweislich Entzündungen in verschiedenen Krankheitsmodellen aufzulösen hilft.

Fettsäuren sind außerdem für das Herz eine wichtige Energiequelle. Mit über 75 Prozent gewinnt es den allergrößten Teil seiner Energie aus ihnen, nur zwischen 10 und 20 Prozent stammen von Glukose. Es gibt Studien, die zeigen, dass bei einigen Menschen mit Herzfehlern das Herz mehr Energie aus Glukose statt aus Fettsäuren gewinnt. Das Herz bekommt dann zwar immer noch genug Energie, kann aber trotzdem nicht mehr richtig funktionieren. „Dieser Stoffwechsel-Vorgang ist wichtig. Wir wissen aber noch nicht genau, wie und warum er abläuft“, erklärt der Pharmakologe Dr. Jiong Hu, der für seine Forschung am „Institute for Vascular Signaling“ einen Advanced Grant des Cardio-Pulmonary Institute bekommen hat.

Schließlich kann auch die Bakterienflora im Darm die Entwicklung von Herz-Kreislauf- und Stoffwechsel-Erkrankungen beeinflussen. So begünstig eine Ernährung, die viel rotes Fleisch enthält, die Entstehung von Atherosklerose, denn rotes Fleisch enthält reichlich L-Carnitin, das von Darm-Mikrobiota in Trimethylaminoxid (TMAO) umgewandelt wird. TMAO begünstigt Atherosklerose. Eine vegetarische oder veganer schützt hingegen die Gefäße. Fleming vermutet, dass es künftig zur Entwicklung einer Welle von Probiotika kommen wird, die die Darmflora und die Bildung von Stoffwechselprodukten verändern sollen, um das Herz zu schützen.

Weitere Themen in der neuen Ausgabe von Forschung Frankfurt:
Vorbeugen ist besser als heilen
Interview mit dem Epidemiologen und Systemmediziner Prof. Philipp Wild, Deutsches Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung, zum Einfluss von Umweltfaktoren auf die Herzgesundheit

Vom Herz zum Schmerz: Kummer als Auslöser von Krankheit und Leiden

Klappe – die zweite: Herzklappenaustausch in einer halben Stunde dank modernem Katheter-Verfahren

„Meine herzkranken Kinder haben mich gerettet“ – Porträt des Kinderkardiologen Prof. Dietmar Schranz

Die aktuelle Ausgabe von „Forschung Frankfurt“ (2/2019) kann von Journalisten kostenlos bestellt werden bei: ott@pvw.uni-frankfurt.de.
Im Web: www.forschung-frankfurt.de.

Quelle: IDW 

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Wie ein Elfmeterschießen im Gehirn entschieden wird

Dr. Susanne Diederich Stabsstelle Kommunikation
Deutsches Primatenzentrum GmbH – Leibniz-Institut für Primatenforschung

Entscheidungsfindung wird durch unterschiedliche Nervenzellen gesteuert
Elfmeterschießen bei der Fußballweltmeisterschaft. Alle Augen sind auf den besten Stürmer der Mannschaft gerichtet. Er soll den entscheidenden Schuss vollbringen, möglichst am Torwart vorbei. Der Stürmer muss sich entscheiden, ob er in die rechte oder linke Torecke schießt. Im Gehirn plant er dafür bereits beide Handlungsoptionen, noch bevor er eine Entscheidung getroffen hat. Zeigt der Torwart durch seine Haltung an, dass er im entscheidenden Moment nach rechts springen wird, so wird der Stürmer bei der Bewegungsplanung im Gehirn eine vorläufige Präferenz für die linke Ecke entwickeln. Doch wie wirkt sich diese Tendenz auf die Entscheidung aus, wenn der Torwart kurz vorm Schuss seine Haltung ändert? Wird der Stürmer trotzdem nach links schießen? Und wie wird dieser Prozess auf der Ebene der Nervenzellen gesteuert? Neurowissenschaftler am Deutschen Primatenzentrum (DPZ) – Leibniz-Institut für Primatenforschung in Göttingen haben diese Fragen in einer Studie mit Rhesusaffen untersucht. Sie konnten zeigen, dass für den Entscheidungsprozess zwei verschiedene Nervenzelltypen im gleichen Hirnareal zuständig sind. Eine vorläufige Tendenz für einen Handlungsplan beeinflusst dabei die schlussendliche Entscheidung und die Gewichtung beider Optionen ist schon vorher auf neuronaler Ebene sichtbar. Der Stürmer wird also wahrscheinlich auch dann nach links schießen, wenn der Torwart seine Haltung plötzlich ändert – und der Elfmeter dadurch eventuell misslingen (eLife).

Die Wissenschaftler haben zwei Rhesusaffen darauf trainiert, eine Aufgabe am Bildschirm durchzuführen. Gleichzeitig wurde die Aktivität der Nervenzellen in ihrem Gehirn gemessen. Auf dem Touchscreen erschienen kreisrunde Signale, die die Affen berühren sollten. Die Kreise zeigten sich rechts oder links, oben oder unten auf dem Bildschirm. Der Ort, wo sie erschienen, war zufällig, die Affen erhielten aber vorher in Form von kleinen Pfeilen einen Hinweis, wo das nächste Signal erscheinen könnte. Zeigten sich zum Beispiel gleichzeitig ein großer violetter Pfeil, der nach links und ein kleiner blauer Pfeil, der nach rechts wies, so war die Wahrscheinlichkeit größer, dass das Signal auf der linken Seite erschien. Diese Erwartung wurde aber in unregelmäßigen Abständen durchbrochen, in dem das Signal genau gegenüber von der vorher angezeigten Richtung auftauchte oder beide Signale gleichzeitig rechts und links erschienen, die dann frei angewählt werden konnten.

Die Forscher beobachteten, dass die Affen eine Tendenz entsprechend der vorher gezeigten Richtungspfeile entwickelten. Erschien das Signal auf der erwarteten Seite, lösten sie die Aufgabe richtig und schnell. Zeigte sich das Signal wider Erwarten auf der gegenüberliegenden Seite, verlängerten sich die Reaktionszeiten und die Affen machten mehr Fehler. Hatten die Tiere die freie Wahl, zogen sie in den meisten Fällen diejenigen Signale vor, die auf der vorher angezeigten Seite erschienen, auch wenn beide Möglichkeiten objektiv betrachtet gleichwertig waren.

„Eine vorläufige Handlungstendenz beeinflusst nachfolgende Entscheidungen, auch wenn sich die Tatsachen zwischenzeitlich ändern“, sagt Lalitta Suriya-Arunroj, Erstautorin der Studie. „Auch wenn die Affen die freie Wahl hatten, entschieden sie sich für ihren vorläufig gefassten Handlungsplan. Ganz ähnlich ergeht es dem Stürmer vorm Tor. Er sieht, dass der Torwart nach rechts springen will und plant zunächst die linke Ecke. Auch wenn der Torwart im letzten Moment wieder eine neutrale Haltung einnimmt, wird er deshalb in den meisten Fällen diese Schussrichtung beibehalten und der Elfmeter wird möglicherweise abgefangen.“

Auf der Ebene der Nervenzellen konnten die Wissenschaftler zudem eine neue Entdeckung machen: Die Entscheidungsfindung und die Gewichtung zwischen mehreren Handlungsalternativen werden auf neuronaler Ebene als dualer Prozess abgebildet. Dafür zuständig sind zwei verschiedene Arten von Nervenzellen. Die erste Gruppe ist für die Kodierung des bevorzugten Ziels zuständig. So lange keine Tendenz besteht, sind sie nicht aktiv, sie regen sich erst, wenn eine Präferenz für eine Handlungsoption entsteht. Die Zellen werden dann umso aktiver, je stärker die Tendenz für diese Option wird. Die zweite Gruppe von Nervenzellen zeigt von Beginn an alle gegebenen Alternativen an. Entschieden wird danach, welche der Handlungsoptionen nicht in Frage kommt. Die Nervenzellen, die für die nicht präferierte Möglichkeit kodieren, werden umso stärker herunterreguliert, je weniger die Option in Betracht kommt. Nach dem Ausschlussprinzip bleibt schließlich diejenige Option übrig, die die beste Wahl darstellt.

„Dass für den Entscheidungsfindungsprozess zwei verschiedene Nervenzellen im gleichen Hirnareal zuständig sind, ist eine neue Erkenntnis dieser Studie“, sagt Alexander Gail, Leiter der Forschungsgruppe Sensomotorik am DPZ und ebenfalls Autor der Studie. „Die Planung wird also im Gehirn durch einen dualen Vorgang gesteuert, der sowohl starke Handlungstendenzen widerspiegelt als auch alle anderen Möglichkeiten abbildet, die durch das Ausschlussprinzip nacheinander eliminiert werden können. Dadurch ermöglicht uns das Gehirn ausbalancierte und flexible Entscheidungen. Der Stürmer vorm Tor ist somit trotz seiner ersten Präferenz in der Lage, die andere Torecke als Option nicht sofort auszuschließen, kann im letzten Moment die Schussrichtung wechseln und so möglicherweise doch noch einen Treffer landen.“

Kontakt und Hinweise für Redaktionen
Prof. Dr. Alexander Gail
Tel.: +49 (0) 551 3851-358
E-Mail: agail@dpz.eu

Dr. Sylvia Ranneberg (Kommunikation)
Tel.: +49 (0) 551 3851-163
E-Mail: sranneberg@dpz.eu

Die Deutsches Primatenzentrum GmbH (DPZ) – Leibniz-Institut für Primatenforschung betreibt biologische und biomedizinische Forschung über und mit Primaten auf den Gebieten der Infektionsforschung, der Neurowissenschaften und der Primatenbiologie. Das DPZ unterhält außerdem vier Freilandstationen in den Tropen und ist Referenz- und Servicezentrum für alle Belange der Primatenforschung. Das DPZ ist eine der 95 Forschungs- und Infrastruktureinrichtungen der Leibniz-Gemeinschaft.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Alexander Gail
Tel.: +49 (0) 551 3851-358
E-Mail: agail@dpz.eu

Originalpublikation:
Suriya-Arunroj L, Gail A (2019): Complementary encoding of priors in monkey frontoparietal network supports a dual process of decision-making. eLife 8:e47581, doi: 10.7554/eLife.47581

Weitere Informationen:
https://owncloud.dpz.eu/index.php/s/iUiJZ27wRiv4MM2
– druckfähige Bilder
https://www.dpz.eu/de/aktuelles/pressemitteilungen.html – Pressemitteilung auf der DPZ-Homepage

Quelle: IDW 

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Apps verbessern Ernährungsverhalten und die Gesundheit

Julia Wandt Stabsstelle Kommunikation und Marketing
Universität Konstanz

Studie an der Universität Konstanz bescheinigt Ernährungs-Interventionen mittels Smartphone-Apps eine positive Wirkung

Weltweit sind rund zwei Milliarden Menschen übergewichtig oder adipös. Da Übergewicht sowohl mit körperlichen als auch psychischen Gesundheitsfolgen und enormen wirtschaftlichen Kosten verbunden ist, gilt es als eines der größten Gesundheitsprobleme unserer Zeit. Psychologinnen und Psychologen der Universität Konstanz sowie des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung sind in einer Überblicksarbeit zum Ergebnis gekommen, dass mobile Interventionen mittels Smartphone-Apps hier gute Dienste leisten können. Ihre Überblicksarbeit, die die aktuell verfügbaren Einzelstudien im Bereich Ernährung einschließt, bescheinigt den untersuchten Apps insgesamt einen positiven Effekt auf das Ernährungsverhalten, Körpergewicht sowie auf verschiedene körperliche Gesundheitsindikatoren wie Cholesterinwerte. Die Studie wird im Wissenschaftsjournal Obesity Reviews vorgestellt.

Die Vorteile der App-basierten mobilen Interventionen sind zahlreich
Apps, die von Menschen genutzt werden, die ihr Ernährungsverhalten ändern möchten, arbeiten häufig mit Bildern und Informationen. Die User machen beispielsweise ein Foto von ihrem Essen oder protokollieren dieses mittels App, die dann beispielsweise Rückmeldung über die Kalorien und Nährstoffe gibt. Die Vorteile der App-basierten mobilen Interventionen sind zahlreich – einschließlich der Möglichkeit, im „realen Leben“ und in „Echtzeit“ einzugreifen sowie viele Personen direkt zu erreichen. Schließlich gibt es weltweit mehr als fünf Milliarden Smartphones. Gleichzeitig besitzen App-basierte Interventionen das Potenzial, durch die Interaktivität auf individuelle, zielgruppenspezifische Bedürfnisse der User einzugehen.

In den Arbeitsgruppen Psychologische Diagnostik und Gesundheitspsychologie von Prof. Dr. Britta Renner sowie Allgemeine und Biologische Psychologie von Prof. Dr. Harald Schupp wurden 41 wissenschaftliche Interventionsstudien ausgewertet, die Ernährungs-Apps auf ihre Effektivität hin untersucht haben. Über die Einzelstudien wurden rund 6.300 Frauen und Männer in die Meta-Analyse eingeschlossen. Die Altersspanne reicht von 14 bis 68 Jahren mit einem Durchschnittsalter von 41 Jahren. „Es hat sich gezeigt, dass App-basierte mobile Interventionen effektiv sind, sowohl um Ernährungsverhalten zu verändern, als auch um Gewicht zu reduzieren und ernährungsbezogene Gesundheitsparameter zu verbessern“, fassen die Autoren zusammen.

Bei Patienten wie bei gesunden Usern wirksam
Die Apps waren sowohl bei Patienten als auch bei gesunden Usern wirksam – und so für eine breite Gesundheitsförderung in ganz unterschiedlichen User-Gruppen. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben sich auch die von den rund 30 verschiedenen Apps genutzten Strategien zur Verhaltensänderung ihrer User angeschaut. Obwohl das optische Erscheinungsbild der Apps durchaus unterschiedlich ist, nutzen diese im Wesentlichen nur vier verschiedene Strategien zur Verhaltensänderung: Ziele setzen, Feedback geben, soziale Unterstützung bereitstellen und Wissen vermitteln. Das gilt sowohl für die auf dem Markt verfügbaren kommerziellen als auch die im wissenschaftlichen Kontext entwickelten Apps, die sich in ihrer Wirksamkeit nicht systematisch unterscheiden.

Die Studie zeigt, dass mobile Interventionen ein hohes Potential haben, aber dass gleichzeitig die Möglichkeiten der mobilen Technologie noch bei weitem nicht ausgeschöpft sind.

Faktenübersicht:
• Originalpublikation: Karoline Villinger, Deborah R. Wahl, Heiner Boeing, Harald T. Schupp, Britta Renner: The effectiveness of app‐based mobile interventions onnutrition behaviours and nutrition‐related health outcomes: A systematic review and meta‐analysis. Obesity Reviews, DOI: https://doi.org/10.1111/obr.12903
• Meta-Analyse mit rund 6.300 Frauen und Männern basierend auf 41 Einzelstudien bescheinigt Interventionen durch Apps auf dem Smartphone eine positive Wirkung
• Beteiligte Arbeitsgruppen an der Universität Konstanz: Psychologische Diagnostik und Gesundheitspsychologie von Prof. Dr. Britta Renner und Allgemeine und Biologische Psychologie von Prof. Dr. Harald Schupp
• Finanziell unterstützt durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) sowie die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG).

Kontakt:
Universität Konstanz
Kommunikation und Marketing
Telefon: +49 7531 88-3603
E-Mail: kum@uni-konstanz.de

Quelle: IDW 

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Hochschule Flensburg forscht an Veredelung von Gärprodukten für die Landwirtschaft

Torsten Haase Pressestelle
Hochschule Flensburg

In einem rund 2 Millionen Euro schweren Forschungsprojekt wollen Wissenschaftler*innen der Hochschule Flensburg zusammen mit dem regionalen Industriepartner der Bioenergie Schuby das Problem von Grundwasserbelastungen durch Gärprodukte und Güllen in den Griff bekommen.

Es ist – gerade auch in Schleswig-Holstein – eine aktuelle Problemstellung: Intensive Landwirtschaft in Verbindung mit Viehhaltung und die Produktion von Biogas führen zu einer teils übermäßigen Belastung des Grundwassers. Bedingt durch die Ausbringung von Gärprodukten und Gülle wird eine lokale Überbelastung der Böden und Grundwasserstruktur vor allem mit Nitraten verursacht. „Wir wollen eine Methode entwickeln, mit der wir die Gärprodukte so behandeln, dass sie dem Gewässerschutz Rechnung tragen und gleichermaßen ökonomisch verträglich sind“, sagt Dr. Wiktoria Vith. Die Professorin für Verfahrenstechnik leitet einen Teil des aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung geförderten Projekt „easy2clean“ an der Hochschule Flensburg.

Verringern soll die Grundwasserbelastung – Kohle. Zumindest eine kohleartige Struktur, die durch Pyrolyse entsteht. Dabei werden die festen Gärprodukte ohne Zufuhr von Sauerstoff verschwelt, wodurch sämtliche organische Überreste zersetzt werden. Zurück bleibt eine poröse Kohlenstoffstruktur. „Diese weist schwammartige Eigenschaften auf“, erklärt Vith, „und kann so eingebracht in den Boden wiederum auch die flüssigen Gärrückstände aufnehmen und verzögert die Nährstoffabgabe in den Boden“. Neben der positiven Eigenschaft, dass durch die Speicherung von Nährstoffen und Wasser die Bodenstruktur verbessert werde, könne man den überflüssigen regionalen Wirtschaftsdünger in Form der pflanzenähnlichen Kohlenstücke als Handelsprodukt überregional vertreiben, so Vith. Die Bedingungen unter welchen die geeigneten Pyrolysate entstehen und vor allem ihre Eigenschaften sollen als erstes in einem neu eingerichteten Labor untersucht werden.

Politik und Agrarbranche haben großes Interesse an solch nachhaltigen Lösungen. Doch der Teufel steckt im Detail. „Wir müssen das Produkt natürlich testen, bevor eine großtechnische Anlage zur Aufbereitung bei unserem Industriepartner errichtet wird“, sagt Vith. Eine industrielle Pyrolyseanlage für feste Gärprodukte soll in drei Jahren auf dem Gelände der Bioenergie Schuby GmbH in Schuby entstehen. Bis dahin werden Vith und ihr Team die Produkte der Pyrolyse im kleinen Maßstab testen. Welche Qualität hat es, wie verhält es sich hinsichtlich der Filtration und Speicherwirkung sind nur einige der zu klärenden Fragen.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Prof. Dr.-Ing. Wiktoria Vith
Professorin am Fachbereich Maschinenbau, Verfahrenstechnik und Maritime Technologien

CleanMarine4.0: Projektleiterin
Telefon 0461/805 – 1576
Raum B 6
wiktoria.vith@hs-flensburg.de

Weitere Informationen:

Weitere Infos: https://hs-flensburg.de/forschung/fue/forschungsprojekte/easy2clean

Anhang
PM als pdf
https://idw-online.de/de/attachment75903

Quelle: IDW 

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Der Traum vom Hauptgewinn: Statistik-Experte erklärt, warum wir Lotto spielen

Maxie Strate Marketing & Communications
International School of Management (ISM)

Am Wochenende wird mit der spanischen Weihnachtslotterie wieder die größte Lotterie der Welt ausgeschüttet. Der Traum von „El Gordo“, dem Hauptgewinn, schweißt ganze Dörfer zu Tippgemeinschaften zusammen. Auch in Deutschland erfreut sich Lottospielen nach wie vor großer Beliebtheit, obwohl die Gewinnchance verschwindend gering ist. Prof. Dr. Jens Perret unterrichtet an der International School of Management (ISM) Statistik und Volkswirtschaftslehre und hat sich mit dem Phänomen beschäftigt.

„Lotto ist in Deutschland aus gutem Grund als Glücksspiel und nicht als Strategiespiel kategorisiert“, sagt ISM-Professor Dr. Jens Perret. „Im Gegensatz zu den unterschiedlichsten Pokervarianten kann man sich zum Beispiel durch kognitive Leistung wie Kartenzählen keinen taktischen Vorteil verschaffen, geschweige denn eine Gewinnstrategie erarbeiten.“ Um im deutschen 6aus49 einen sicheren Gewinn einzufahren, müssten 77,50 Euro investiert werden. Statistisch betrachtet führt damit ein Euro Einsatz zu einem Gewinn von 0,0645 Euro – ein deutliches Minusgeschäft.

Trotzdem spielen rund 7,3 Millionen Deutsche regelmäßig Lotto. Grund dafür sind psychologische Ansätze – und unser mathematisch-statistisches Verständnis, erklärt Perret: „Am Anfang steht der Traum, was man mit dem Gewinn alles machen kann. Allein die Möglichkeit, gewinnen zu können, führt zu einer positiven Gemütslage. Ein geschicktes, psychologisch fundiertes Marketing zielt genau auf diesen Traum des besseren Lebens ab.“ Außerdem spielt die Darstellung der Gewinnwahrscheinlichkeit eine entscheidende Rolle. Bei 6aus49 liegt diese bei 1:140 Millionen. „Die 1 suggeriert uns, wir könnten der Eine sein, der gewinnt. Anders wäre es, wenn die Wahrscheinlichkeit als Verlustchance von 139.838.159:139.838.160 ausgedrückt werden würde. Diese Zahl lässt uns glauben, die Wahrscheinlichkeit nicht zu gewinnen sei überwältigend und das Spielen zwecklos.“

Andersherum wird die verschwindend kleine Wahrscheinlichkeit von 0,00000072% auf den Hauptgewinn plötzlich realistisch. „Den meisten Menschen fällt es schwer, sich große absolute Zahlen zu veranschaulichen. Ein Wert wie 140 Millionen ist nicht mehr greifbar und das Bauchgefühl übernimmt. Und intuitiv neigen wir dazu, kleine Wahrscheinlichkeiten überzubewerten“, erklärt Perret. „Unser mathematisch-statistisches Verständnis steht hinter dem Traum eines Lottogewinns zurück. Wenn der Jackpot winkt, gewinnt die Hoffnung gegen den Verstand.“

Hintergrund:
Die International School of Management (ISM) zählt zu den führenden privaten Wirtschaftshochschulen in Deutschland. In den einschlägigen Hochschulrankings rangiert die ISM regelmäßig an vorderster Stelle.
Die ISM hat Standorte in Dortmund, Frankfurt/Main, München, Hamburg, Köln, Stuttgart und Berlin. An der staatlich anerkannten, privaten Hochschule in gemeinnütziger Trägerschaft wird der Führungsnachwuchs für international orientierte Wirtschaftsunternehmen in kompakten, anwendungsbezogenen Studiengängen ausgebildet. Alle Studiengänge der ISM zeichnen sich durch Internationalität und hohe Lehrqualität aus. Projekte in Kleingruppen gehören ebenso zum Hochschulalltag wie integrierte Auslandssemester und -module an einer der rund 190 Partnerhochschulen der ISM.

Pressekontakt:
Maxie Strate
Leiterin Marketing & Communications
ISM International School of Management GmbH
Otto-Hahn-Str. 19
44227 Dortmund
tel.: 0231.97 51 39-31
fax: 0231.97 51 39-39
E-Mail: maxie.strate@ism.de

Weitere Informationen:
http://www.ism.de

Quelle: IDW 

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Erfolgreich abnehmen – eine Typfrage: Auf energiereduzierte Mischkost setzen oder eher Kohlenhydrate einschränken?

Christina Seddig Pressestelle
Deutsche Diabetes Gesellschaft

Gewichtsreduktion ist nicht nur für viele Diabetespatientinnen und -patienten ein wichtiges Thema. Ob sie gelingt, hängt stark von dem gewählten Ernährungskonzept ab. Elisabeth Höfler, Ernährungsexpertin der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG), stellt zwei Erfolgsdiäten vor. Die Stuttgarter Diätberaterin kennt schmackhafte Rezepte und gibt praktische Tipps, wie man eine Ernährungsumstellung im Alltag lange gut durchhält.

Maßgeblich für den Erfolg ist auch eine individuelle und qualifizierte Ernährungsberatung, die verschiedene Diabetes-Typen, Behandlungsformen, soziale Aspekte sowie persönliche Vorlieben berücksichtigt. Sie sollte ein wesentlicher Bestandteil der Diabetestherapie sein, fordert die DDG.

Adventsgebäck, Glühwein, Festessen – zur Weihnachtszeit kommen schnell etliche Kalorien zusammen. Im neuen Jahr fassen dann viele Menschen den Entschluss, wieder abzunehmen. Doch wie schafft man das am besten? „Zwar hat eine Reduzierung der Kohlehydrate den größten positiven Effekt auf den Blutglukosespiegel und auch auf die Gewichtsreduktion“, erklärt DDG Präsidentin Professor Dr. med. Monika Kellerer. „Doch ein ausschließlicher Fokus auf die Kohlehydrataufnahme ist nicht zielführend“. Die Ärztliche Direktorin des Zentrums für Innere Medizin I am Marienhospital Stuttgart verweist auf die aktuelle Stellungnahme der DDG zu den Empfehlungen der Amerikanischen Diabetesgesellschaft (ADA)1 und betont, dass bei der Ernährung insgesamt auf Fettsäurezusammensetzung, Ballaststoffe und glykämische Last zu achten sei.

Elisabeth Höfler, Leiterin der Diätschule, Diät- und Ernährungsberatung am Marienhospital Stuttgart, unterstützt seit 30 Jahren Diabetespatienten bei der Gewichtsreduktion. Sie empfiehlt zwei Konzepte: die energiereduzierte Mischkost und den weitgehenden Verzicht auf Kohlenhydrate, auch bekannt als Low Carb. „Wichtig ist, dass die gewählte Ernährungsform zufrieden stellt“, betont Höfler. „Denn man muss sie lange durchhalten, damit die Kilos purzeln.“ Deshalb steht am Anfang jeder Ernährungsumstellung die Frage: Welches Konzept passt zu mir?

–> Low Carb oder energiereduzierte Mischkost? Diese Fragen helfen bei der Entscheidung
Komme ich mit wenig Brot aus, mag ich sehr viel Gemüse essen? Diese beiden Punkte sind bei Low Carb entscheidend. „Wir haben häufig Patienten, die sich ein Frühstück oder Abendessen ohne Brot nicht vorstellen können“, berichtet Elisabeth Höfler. „Auch der Verzicht auf Kartoffeln und Pasta erscheint ihnen unvorstellbar.“ In diesem Fall kommt Low Carb nicht in Frage. „Das ist dann dauerhaft nicht umsetzbar“, so Höfler. Das Gemüse sollte zudem frisch gekauft und zubereitet sein – das kann eine Veränderung im Einkaufsverhalten mit sich bringen, die ebenfalls bedacht werden sollte.
Die zentrale Frage für Berufstätige bei der energiereduzierten Mischkost lautet: Kann ich in einer Kantine zu Mittag essen, die ein Salatbuffet, viel Gemüse und Fleisch und Fisch ohne kompakte Saucen anbietet? „Wenn es in meinem Umfeld vor allem Pizza, Pasta, Döner und Burger gibt, wird es schwierig“, betont Höfler. Dann müsse man sich darauf einrichten, zu Hause vorzukochen und die Speisen in einer Transportbox mitzunehmen. „Hier gebe ich gerne den Tipp: Einmal kochen, mehrfach essen“, erklärt Höfler. Beispiel: Die doppelte Menge Lachs zubereiten, für den zweiten Teil eine Marinade aus Zitrone und Olivenöl anmischen und mit Salat in den Job mitnehmen. So entsteht aus dem warmen Gericht ein Kaltgericht fürs Büro.
Ein weiterer wichtiger Punkt: Die Diät muss alltagstauglich sein. „Durch Einladungen, Reisen, Feiertage oder offizielle Anlässe kommt man leicht aus dem Rhythmus“, erläutert Höfler. „Man muss sich vorstellen können, am nächsten Tag wieder motiviert zum bewährten Konzept zurückzukehren und die kleinen Sünden auszugleichen.“

–> Low Carb – ein Kilo Gemüse täglich, einen Löffel sättigendes Leinöl
Und so funktioniert Low Carb: Gemüse bildet die Basis – zwischen 750 und 1000 Gramm pro Tag müssen es sein, um den Hunger zu stillen. „Sättigung kann man sich bei Low Carb nur über Gemüse verschaffen“, betont Höfler. Für die Kohlenhydratriesen Brot, Kartoffeln, Nudeln und Reis gilt: Knapp 120 Gramm pro Tag sind erlaubt. Als Proteinträger eignen sich mageres Fleisch und viel Kaltwasserfisch wie Lachs, Hering, Makrele und Thunfisch.
Was die Fette betrifft, ist Käse bis 45 Prozent Fettanteil statthaft. Ansonsten bieten sich Raps-, Oliven-, Walnuss- und Haselnussöl an. „Sehr empfehlenswert ist übrigens Leinöl, das ist ja sehr gesund und momentan wieder sehr populär“, rät Höfler. Ihr Tipp: Geflügel kurz anbraten, dazu Gemüse mit einem sättigenden Dip aus Quark, Hüttenkäse oder Joghurt anrichten, der mit Kräutern und Curry gewürzt ist und on top mit einem Teelöffel Leinöl aufwartet. Auch in leckere Brotaufstriche (siehe Rezepte unten) pro Portion einen Esslöffel Leinöl beimengen.
Süßes steht bei Low Carb nur ausnahmsweise auf der Speisekarte – einmal pro Woche etwa ein kleines Stück Obstkuchen mit Streuseln. Um den Appetit auf Süßes zu stillen, rät die Ernährungsexpertin zu klein geschnittenem Obst in Quark oder Joghurt, der mit Süßstoff versetzt wird. „Bei Getränken am besten auf zuckerfreie Varianten umsteigen“, erläutert Höfler. Wer zu Light-Varianten greift, sollte auf die Zutatenliste schauen und Fruktose meiden.

–> Energiereduzierte Mischkost: Alles ist erlaubt, aber nur bis etwa 1.500 Kilokalorien pro Tag
Das Prinzip: Man nimmt zwischen 500 und 800 Kilokalorien pro Tag weniger auf, als der Körper für Grundumsatz plus Bewegung benötigt. Den Bedarf kann man im Internet2 errechnen. Bei einer Schreibtischtätigkeit mit wenig Bewegung etwa liegt der Bedarf bei 1800 bis 2000 Kalorien täglich. „Hier ist ein Zielwert von 1500 Kalorien empfehlenswert“, so Höfler. „Viel weniger sollte es nicht sein, sonst ist dieses Prinzip nicht durchzuhalten, zumal wichtige Vitamine und Mineralstoffe fehlen könnten.“ Bei einem körperlich tätigen Handwerker beläuft sich der tägliche Energiebedarf auf 2400 bis 2800 Kalorien, er sollte 2000 Kalorien ansteuern. Achtung: Bei Frauen in den Wechseljahren sinkt der Grundumsatz auf 1700 bis 1800 Kalorien.
Ansonsten ist eigentlich alles erlaubt, sofern man in seinem „Kalorienbudget“ bleibt. Das erscheint mitunter einfacher, als es tatsächlich ist. Deshalb: Lebensmittel mit hohem Fettgehalt wie Wurst und Käse oder Speisen mit Soßen meiden, dafür bei Salat, Gemüse und magerem Fleisch reichlich zugreifen. Moderate Mengen an Süßwaren sind erlaubt, aber auch hier gilt: Besser ein Obstdessert mit Süßstoff zubereiten. Beim Kauf von Fertigprodukten sollten Konsumenten aufmerksam die Zutatenliste studieren. „Eine Fertigpizza kann den gesamten Tagesbedarf decken, unbedingt auf Größe und Belag achten“, warnt Höfler. Tipp der Stuttgarter Diätexpertin: Statt Pizza sättigende Tiefkühl-Fischgerichte wählen, die nur 500 bis 800 Kilokalorien enthalten.

–> Drei Hauptmahlzeiten einnehmen, zwölf Stunden pausieren
Ob nun Low Carb oder energiereduzierte Mischkost, auch für die Essens-Intervalle gibt es Empfehlungen. „Wir raten stark zu drei Hauptmahlzeiten“, sagt Höfler. Zwischen Frühstück, Mittag und Abendessen sollten jeweils vier bis sechs nahrungsfreie Stunden liegen und Essen zu sehr späten Zeiten vermieden werden. „Optimal ist es, über den Abend und die Nacht zwölf Stunden nahrungsfrei zu bleiben“, fügt die Expertin hinzu.

–> Gemüsesäfte: Kalorienarme Alternative zu Apfel & Co
Was die Getränke angeht, rangiert Mineralwasser ganz oben auf der Liste. „Es sollte möglichst reich an Kalzium sein, um die Knochengesundheit zu stärken“, erläutert Höfler. Der Kalziumgehalt ist auf den Etiketten deklariert. Wer Mineralwasser nicht schätzt, kann auf Kräuter- und Früchtetee ausweichen. Obstsäfte sollte man mit Wasser im Verhältnis von eins zu drei verdünnen. Hier hat DDG-Expertin Höfler einen Tipp parat: „Gemüsesäfte sind kalorienärmer als Obstsäfte – vielen schmeckt Tomatensaft ebenso gut wie Orangensaft.“ Für die benötigte Trinkmenge veranschlagt man 30 bis 35 Milliliter Flüssigkeit pro Kilogramm Körpergewicht und Tag. Ein 70 Kilogramm schwerer Mensch benötigt demnach 2,1 Liter pro Tag.

–> Für zehn Kilogramm Gewichtsverlust ein Jahr einplanen
Wer Low Carb oder energiereduzierte Mischkost konsequent umsetzt, wird erfolgreich Gewicht verlieren. „Anfangs sind 500 Gramm bis zu einem Kilo Gewichtsverlust pro Woche realistisch“, berichtet Höfler. Dann setzt meist eine Stagnation ein, die aber nicht frustrieren darf – Durchhaltevermögen ist gefragt. Wer mehr als zehn Kilo gesund und nachhaltig abnehmen will, sollte ein Jahr einplanen. „Ein Patient, der 160 Kilo wiegt und maximal 1.800 Kalorien täglich zu sich nimmt, kann in einem Jahr 20 bis 25 Kilo verlieren, wenn er konsequent ist“, weiß Höfler aus Erfahrung. Und: Einmal pro Woche wiegen reicht!

Ein Gewichtsverlust von 50 Kilo setzt allerdings eine fast unmenschlich hohe Motivation voraus. Bei massiver Adipositas rät die Stuttgarter Expertin daher eher zu chirurgischen Maßnahmen.

–> Informationen:
– 1) Stellungnahme des Ausschusses „Ernährung“ der DDG zum Consensus Report der ADA: Nutrition Therapy for Adults with Diabetes or Prediabetes, September 2019, Evert AB et al. Diabetes Care 2019;42:731-54.
https://www.deutsche-diabetes-gesellschaft.de/fileadmin/Redakteur/Gremien/Aussch…
– Tagespläne für beide Ernährungskonzepte finden Sie hier: https://www.deutsche-diabetes-gesellschaft.de/fileadmin/Redakteur/Presse/Pressem…
– Tipps für gesunde Adventsrezepte können Sie hier nachlesen: https://www.diabetesde.org/rezept-anlasse/adventsrezepte
– 2) Den Energiebedarfsrechner finden Sie hier: https://www.diabetesde.org/gesund_leben_mit_diabetes/ernaehrungswissen_diabetes_…

Über die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG):
Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) ist mit mehr als 9.000 Mitgliedern eine der großen medizinisch-wissenschaftlichen Fachgesellschaften in Deutschland. Sie unterstützt Wissenschaft und Forschung, engagiert sich in Fort- und Weiterbildung, zertifiziert Behandlungseinrichtungen und entwickelt Leitlinien. Ziel ist eine wirksamere Prävention und Behandlung der Volkskrankheit Diabetes, von der fast sieben Millionen Menschen in Deutschland betroffen sind. Zu diesem Zweck unternimmt sie auch umfangreiche gesundheitspolitische Aktivitäten.

Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG)
Geschäftsstelle
Katrin Bindeballe
Albrechtstraße 9, 10117 Berlin
Tel.: 030 3116937-55, Fax: 030 3116937-20
bindeballe@ddg.info
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Weitere Informationen:
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Soziologen der KU untersuchen Wechselwirkungen von Zahlen und Daten im Profifußball

Dipl.-Journ. Constantin Schulte Strathaus Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt

Kategorien wie Torgefährlichkeit, Ballbesitz oder Raumkontrolle gehören mittlerweile zum festen Bestandteil des Profifußballs – sowohl in der Berichterstattung als auch hinsichtlich der Entscheidungen zu Spieltaktik oder Spielertransfer. Doch wie entstehen diese Werte und welche Wechselwirkungen hat die Quantifizierung des Spielgeschehens auf den Fußball und sein Umfeld? Und wie spiegelt sich darin der generelle Trend wider, Abläufe auch in anderen gesellschaftlichen Bereichen in Zahlen zu übersetzen? Dieser grundlegenden Thematik gehen Soziologen der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) derzeit in ihrem Projekt „Accounting und transformatorische Effekte im Profifußball“ nach.

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert das Projekt über drei Jahre hinweg mit rund 430.000 Euro. Schon in den 1970er-Jahren wurde nicht nur von den Sportwissenschaften damit begonnen, elektronische Analysesysteme zu entwickeln und in die sportliche Praxis zu integrieren. Seit Anfang der 1990er-Jahre konnten dann auch Sportjournalisten auf eigens erhobene statistische Daten zu Spielern und Mannschaften der Bundesliga zurückgreifen. In Deutschland ermittelt ein Tochterunternehmen der Deutschen Fußball Liga (DFL) zusammen mit anderen Datendienstleistern die sogenannten „offiziellen“ Spieldaten für die erste und zweite Bundesliga zu ermitteln. Diese sind rund um die Uhr für die Firmenkundschaft zugänglich. Dazu zählen nicht nur die Fußballvereine selbst, sondern vor allem Medien der Sport- und Fußballberichterstattung.

„Die Erhebung der Daten hat Effekte, die über die bloße technische Erfassung des Spielgeschehens, seine Zergliederung in Einzelereignisse und seine Übersetzung in vermeintlich objektive Zahlen und Werte hinausgehen. Als Teil der Wirklichkeit des Profifußballs entfalten die Analyseverfahren vielfältige Wirkungen auf den Gegenstand selbst“, erklärt Prof. Dr. Robert Schmidt, Inhaber der Professur für Prozessorientierte Soziologie an der KU. So beeinflussten sie etwa Spieltaktiken, Transferentscheidungen und Vermarktungsstrategien der Fußballorganisationen, hätten Auswirkungen auf die mediale Berichterstattung, die Kommunikation unter Fußballfans und veränderten das Feld des Profifußballs, indem sie es um neue Akteursgruppen, wie etwa Sportwetten-Anbieter, erweitern.

Um den Logiken und Effekten von datengestützten Analysepraktiken auf die Spur zu kommen, will Schmidt gemeinsam mit Franziska Hodek und Max Weigelin (beide wissenschaftliche Mitarbeiter des Projektes) sowie Moritz Brinkmann (wissenschaftliche Hilfskraft) unter anderem auch vor Ort untersuchen, wie Daten bei Spielanalyse-Firmen konkret entstehen. In einem Fall etwa sind geschulte Analystinnen und Analysten damit beschäftigt, Spielereignisse anhand eines Definitionskataloges zu klassifizieren und während eines Spiels live in Datenbanken einzugeben. Wie werden von den Analysten dabei genau Spielereignisse und Körperbewegungen in Zahlen und Daten übersetzt und für die Neugestaltung und Neuorganisation der Spiel- und Trainingspraktiken und ihrer Kontexte bereitgestellt?

Schmidt, Hodek und Weigelin wollen zum einen sportsoziologische Forschungslücken schließen: „Es gilt zu klären, wie stark Accounting, Quantifizierung und Bewertung die Taktiken und Spielweisen, die Arbeit von Trainern, Managern, Medizinern und anderen Experten in den sportlichen Leitungen sowie die mediale Berichterstattung prägen“, so Schmidt. In den Blick genommen werden deshalb außerdem die Verbreitungswege von Daten und Analysen sowie Konflikte, die sich an Bewertungskriterien und Wertgrößen entzünden.

Doch auch über den Fußball hinaus erwarten sich die Eichstätter Soziologen Einblick in ein generelles sozio-kulturelles Phänomen: „Quantifizierung ist eine gesellschaftliche Entwicklung, die wir in den letzten Jahrzehnten in vielen gesellschaftlichen Bereichen verstärkt beobachten können, wie Bildung, Wissenschaft oder Gesundheit“, erklärt Hodek. Dabei werde versucht, Phänomene, Geschehnisse oder Eigenschaften in Zahlen zu übersetzen, und dafür entsprechende Methoden einzusetzen. Man verspreche sich davon eine evidenzbasierte Bewertung, an der man bestimmte Entscheidungen festmachen könne. „Auf diese Weise will man etwas steuerbar machen und kontrollieren.“

Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Für Fragen zu diesem Projekt stehen Ihnen Prof. Dr. Robert Schmidt (Professur für Prozessorientierte Soziologie, rschmidt@ku.de) sowie Franziska Hodek und Max Weigelin (wissenschaftliche Mitarbeiter der Professur für Prozessorientierte Soziologie, fhodek@ku.de; max.weigelin@ku.de) zur Verfügung.

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Immer mehr Menschen sind wegen Schimmelpilzgiften in Lebensmitteln besorgt

Dr. Suzan Fiack Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR)

BfR veröffentlicht neunten Verbrauchermonitor zur Wahrnehmung gesundheitlicher Risiken
Salmonellen in Lebensmitteln, gentechnisch veränderte Lebensmittel und Antibiotikaresistenzen sind die Gesundheits- und Verbraucherthemen, die auf der Bekanntheitsskala von Verbraucherinnen und Verbrauchern ganz oben stehen. Dennoch halten weiterhin mehr als drei Viertel der Deutschen Lebensmittel für eher sicher. Dies ist das Ergebnis des aktuellen Verbrauchermonitors – einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR). Das Thema Schimmelpilzgifte in Lebensmitteln ist deutlich bekannter und beunruhigt gleichzeitig mehr Menschen als in der vorherigen Umfrage im Februar 2019. Fast die Hälfte der Befragten zeigt sich darüber besorgt. „Verbraucher fürchten eher synthetisch hergestellte Stoffe als natürlich vorkommende Substanzen“, sagt BfR-Präsident Professor Dr. Dr. Andreas Hensel. „Dass die Menschen Schimmelpilzgifte in Lebensmitteln mittlerweile als ähnlich gefährlich wie Salmonellen oder Pflanzenschutzmittelrückstände ansehen, zeigt, wie schnell sich die Wahrnehmung von gesundheitlichen Risiken verändert.“
https://www.bfr.bund.de/cm/350/bfr-verbrauchermonitor-08-2019.pdf

Ob Antibiotikaresistenzen, Mikroplastik, Salmonellen oder Schimmelpilzgifte – welche gesundheitlichen Risiken sind der Bevölkerung bekannt und was beunruhigt sie? Als bevölkerungsrepräsentative Befragung liefert der BfR-Verbrauchermonitor in halbjährlichem Abstand Einsichten zu der Frage, wie die Deutschen gesundheitliche Risiken wahrnehmen. Dafür werden etwa 1.000 Personen, die in Privathaushalten leben und mindestens 14 Jahre alt sind, im Auftrag des BfR telefonisch interviewt.

Nach wie vor nehmen die Befragten eine ungesunde oder falsche Ernährung, die Klima- und Umweltbelastung sowie das Rauchen als die größten gesundheitlichen Risiken wahr. Erstmals nannten mindestens fünf Prozent der Befragten den Themenkomplex Pflege, Alter, Rente spontan als Risiko. Fragt man nach ausgewählten Themen, so führen Salmonellen in Lebensmitteln, gentechnisch veränderte Lebensmittel und Antibiotikaresistenzen die Bekanntheitsskala an. Darauf folgen Mikroplastik und Rückstände von Pflanzenschutzmitteln (abgefragt als Reste von Pflanzenschutzmitteln) in Lebensmitteln sowie Aluminium in Lebensmittelverpackungen oder -behältnissen.

Wie in der Vorgängerbefragung sind Antibiotikaresistenzen und Mikroplastik in Lebensmitteln immer noch die Themen, die den meisten Befragten Sorgen bereiten. Im Vergleich zur letzten Umfrage ist die Bevölkerung jedoch deutlich beunruhigter über Schimmelpilzgifte in Lebensmitteln: Hier ist die Zahl derer, die sich Sorgen machen, um 13 Prozentpunkte auf 46 Prozent gestiegen. Ähnlich viele Befragte finden beispielsweise Salmonellen in Lebensmitteln besorgniserregend. Die Thematik Listerien in Lebensmitteln, die erstmalig in dieser Umfrage aufgenommen wurde, ist nur knapp der Hälfte der Befragten bekannt.

In der Spezialausgabe des Eurobarometers zur Lebensmittelsicherheit in der EU, eine im April 2019 in 28 EU-Mitgliedsstaaten erfolgte Befragung von ca. 28.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern, werden Unterschiede in der Risikowahrnehmung innerhalb der EU deutlich. Im europäischen Vergleich liegt die Sorge um Antibiotika-, Hormon- oder Steroidrückstände in Fleisch in der deutschen Bevölkerung mit 61 Prozent weit über dem europäischen Durchschnitt (44 Prozent). Hingegen zeigt Deutschland sich bei der Frage nach „Lebensmittelvergiftungen durch Bakterien“ eher weniger besorgt (22 Prozent) als die EU insgesamt (30 Prozent). Auch der aktuelle BfR-Verbrauchermonitor zeigt eine relativ geringe Beunruhigung durch Bakterien in Lebensmitteln, wie z.B. Listerien oder Campylobacter, die beide nur weniger als der Hälfte der Befragten bekannt sind.

Link zum Eurobarometer 2019 „Food Safety in the EU“,
https://www.efsa.europa.eu/sites/default/files/corporate_publications/files/Euro…

Über das BfR
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ist eine wissenschaftlich unabhängige Einrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Es berät die Bundesregierung und die Bundesländer zu Fragen der Lebensmittel-, Chemikalien- und Produktsicherheit. Das BfR betreibt eigene Forschung zu Themen, die in engem Zusammenhang mit seinen Bewertungsaufgaben stehen.

Quelle: IDW 

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Studie zu Persönlichkeit und Verhalten im Arbeitskontext

Patricia Achter Dezernat Kommunikation
Otto-Friedrich-Universität Bamberg

Psychologinnen der Universität Bamberg suchen ab sofort Teilnehmende für eine Online-Befragung.
Die individuelle Beziehung zwischen Führungskräften und Mitarbeitenden ist unter anderem bedeutsam für deren Wohlbefinden, Arbeitszufriedenheit und Leistung. Das bestätigen bisherige personalpsychologische Forschungsergebnisse. Sie belegen auch: Wie sich Personen in diesen Beziehungen verhalten, hängt zum einen von der jeweiligen Persönlichkeit ab. Zum anderen sind Situation und Verhaltensweisen des Gegenübers entscheidend. Ab sofort beginnt ein Forschungsteam des Lehrstuhls für Persönlichkeitspsychologie und Psychologische Diagnostik an der Universität Bamberg gemeinsam mit der französischen Neoma Business School Reims eine Studie zu diesem Themenbereich. Das Team möchte ergründen, wie Persönlichkeit, Situation und Verhalten im Arbeitskontext miteinander zusammenhängen.

Die Forscherinnen suchen für die Online-Befragung Führungskräfte und Mitarbeitende, die mit ihren Erfahrungen dazu beitragen möchten, diese Fragestellung zu beantworten. Im Rahmen der Studie werden im Abstand von sechs Wochen zwei circa zehnminütige Online-Fragebögen ausgefüllt. Um zentrale Aspekte sowohl aus Mitarbeitenden- als auch Führungskräftesicht betrachten zu können, werden die Teilnehmenden im Verlauf der Studie gebeten, ihre Führungskraft beziehungsweise eine zufällig ausgewählte Mitarbeiterin oder einen Mitarbeiter zur Teilnahme einzuladen. Die Antworten sind für die Vorgesetzten oder Mitarbeitenden nicht einsehbar. Als Dank können die Teilnehmenden zwischen der Rückmeldung der Studienergebnisse, der Teilnahme an der Verlosung eines Tablets oder der Erstellung eines individuellen Persönlichkeitsprofils auswählen.

Das Forschungsteam garantiert für alle im Rahmen dieses Projekts erfassten Daten einen vertraulichen Umgang und strikte Anonymität. Die Angaben werden ausschließlich für Forschungszwecke verwendet und nicht an Dritte weitergegeben. Inhaltliche Rückfragen beantwortet Theresa Fehn unter der E-Mail-Adresse theresa.fehn@uni-bamberg.de oder telefonisch unter der 0951/863-1799.

Interessierte können unter folgendem Link teilnehmen: https://ww3.unipark.de/uc/JOB_Feld1/?a=7&b=0

Weitere Informationen zur Studie unter: www.uni-bamberg.de/kap

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Theresa Fehn
Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Persönlichkeitspsychologie und Psychologische Diagnostik
Tel.: 0951/863-1799
theresa.fehn@uni-bamberg.de

Weitere Informationen:
https://ww3.unipark.de/uc/JOB_Feld1/?a=7&b=0 zur Onlinebefragung
http://www.uni-bamberg.de/kap für weitere Informationen zur Studie

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Bewegung schützt vor Diabetes – aber wie?

Dr. Michael Ramm Pressestelle
Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie – Hans-Knöll-Institut (HKI)

Jena. Ärzte raten zu mehr Bewegung, wenn sie Prädiabetes diagnostizieren. Häufig lässt sich damit der Übergang zu einer Typ-II-Diabeteserkrankung verhindern oder verzögern. Aber eben nicht immer. Ein Team um den Jenaer Systembiologen Gianni Panagiotou fand nun Hinweise darauf, dass die Zusammensetzung des Darmmikrobioms eine entscheidende Rolle dabei spielt, ob Sport tatsächlich vor Typ-II Diabetes schützen kann. Die Ergebnisse der mit Forscherkollegen in Hongkong gemeinsam durchgeführten Studie erschienen kürzlich im Fachjournal Cell Metabolism.

Ungesunde Ernährung und zu wenig Bewegung sind häufig die Ursache für eine Diabeteserkrankung. Diese kündigt sich im Fall von Typ-II-Diabetes meist an: Die Patienten haben einen dauerhaft erhöhten Blutzuckerwert ohne jedoch die für die Diabetesdiagnose festgelegten Grenzwerte zu überschreiten. In diesem Fall handelt es sich um Prädiabetes. Menschen mit Prädiabetes erhalten die ärztliche Empfehlung, regelmäßig Sport zu treiben. Häufig lässt sich die Diabeteserkrankung durch Bewegung verhindern. Ein bestimmter Anteil der Betroffenen weist jedoch eine sogenannte Trainingsresistenz auf: bei ihnen zeigt der Sport keinerlei Wirkung oder fördert gar die Entwicklung von Diabetes.

Gianni Panagiotou vom Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie in Jena und seine Kollegen von der Universität Hongkong haben das Darmmikrobiom von Patienten, die positiv auf Sport ansprechen mit dem von jenen verglichen, wo Bewegung keine Wirkung zeigt. Die Studiendaten zeigen einen klaren Zusammenhang zwischen Darmmikrobiom, Bewegung und Blutzuckerwerten. „Es gibt eine hohe Variabilität bei der Reaktion von Blutzuckerwerten auf sportliche Betätigung. Wir konnten herausfinden, dass diese in Abhängigkeit des Darmmikrobioms steht“, sagt Panagiotou. Dabei beziehen sich diese Unterschiede sowohl auf die Zusammensetzung des Mikrobioms als auch auf seine Funktionalität. So produziert das Darmmikrobiom von erfolgreich Therapierten mehr nützliche kurzkettige Fettsäuren während bei denen, die nicht ansprachen, eher metabolisch schädliche Verbindungen auftreten.

Die Ergebnisse wurden anhand des Darmmikrobioms von 39 Männern mit Prädiabetes gewonnen. In einem Kontrollexperiment wurde das Darmmikrobiom der unterschiedlich reagierenden Patienten aus dieser Probandengruppe auf fettleibige Mäuse übertragen. Allein das Mikrobiom derer, bei denen die Bewegungstherapie wirksam war, führte bei den Mäusen zu denselben positiven Auswirkungen.

Mit der Untersuchung des Darmmikrobioms ließe sich also voraussagen, wie gut Prädiabetiker auf Bewegung ansprechen. „Diese Erkenntnis ermöglicht es, zukünftig personalisierte Therapieansätze zu entwickeln“, so Panagiotou.

Unter dem Begriff Mikrobiom verstehen Wissenschaftler die Gesamtheit aller Mikroorganismen in einem bestimmten Raum, also beispielsweise dem Darm. Es wird vermutet, dass das Darmmikrobiom einen großen Einfluss auf Gesundheit und Wohlbefinden des Menschen hat. Die Bildung und Veränderung von Mikrobiomen sowie die molekularen Mechanismen ihrer Regulation sind Forschungsgegenstand des Jenaer Exzellenzclusters „Balance of the Microverse“, in dem ein Teil der Studie durchgeführt wurde. Gianni Panagiotou bearbeitet das Thema zudem im Sonderforschungsbereich FungiNet und im EU-geförderten Marie Skłodowska-Curie Programm „BestTreat“, das er auch koordiniert. Die Ergebnisse der Forschungsarbeit wurden im Fachjournal Cell Metabolism veröffentlicht und von den Zeitschriften Nature und Nature Endocrinology als Forschungs-Highlight hervorgehoben.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Assoc. Prof. Dr. Gianni Panagiotou, gianni.panagiotou@leibniz-hki.de

Originalpublikation:
Liu Y, Wang Y, Ni Y, Cheung CKY, Lam KSL, Wang Y, Xia Z, Ye D, Guo J, Tse MA, Panagiotou G, Xu A (2019) Gut microbiome fermentation determines the efficacy of exercise for diabetes prevention. Cell Metabolism, https://doi.org/10.1016/j.cmet.2019.11.001.

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Umwelt überwachen und schützen: THGA-Technik gewinnt internationale Challenge

Carmen Tomlik Pressestelle
Technische Hochschule Georg Agricola

Der Sommer 2018 brach in vielerlei Hinsicht Rekorde, darunter auch einen traurigen: In vielen deutschen Seen und Flüssen kam es zu einem massiven Fischsterben. Grund dafür waren die langanhaltend hohen Temperaturen und der stetig sinkende Sauerstoffgehalt im Wasser. Damit sich solche Entwicklungen künftig besser überwachen und bestenfalls vermeiden lassen, haben Wissenschaftler der Technischen Hochschule Georg Agricola (THGA) ein neues System entwickelt. „Smart Lake“ überwacht Wasserdaten und sendet eigenständig eine Warnung an den zuständigen Techniker, wenn Grenzwerte überschritten werden.

An dem Projekt waren maßgeblich Masterstudierende aus dem Studiengang Elektro- und Informationstechnik beteiligt. Mit ihrer Idee vom intelligenten See belegten Prof. Dr. Bernd vom Berg und sein Team nun den ersten Platz in einem internationalen Wettbewerb, der „Sigfox Universities Challenge 2019″. Das digitale Erfolgsrezept heißt „Internet of Things“: Immer mehr Gegenstände des täglichen Lebens sind miteinander vernetzt und an eine globale Infrastruktur angeschlossen – vom Kühlschrank, der sich selbst befüllt, bis hin zum Autoassistenzsystem oder dem Fitnesstracker. Beim „Green IoT“ wird diese Idee noch um den Umweltgedanken erweitert, erklärt Prof. vom Berg von der THGA: „Dank modernster Technik können wir effektive Systeme zum Schutz der Umwelt aufbauen und einsetzen und somit einen wesentlichen Beitrag leisten, um Lebensräume für Tiere, Pflanzen und Menschen zu bewahren.“

So haben die Bochumer Wissenschaftler kurzerhand den See selbst smart gemacht. Im nahen Stadtparkteich installierten sie ihr spezielles Monitoring-System „Smart Lake“. Messstationen, entlang des Gewässers verteilt, erfassen seither zyklisch die Wasserparameter und übermitteln sie an zentrale Überwachungsstellen. „Dabei können wir genau festlegen, wie oft gemessen wird z.B. alle zehn Minuten, alle 12 Stunden oder einmal am Tag“, erklärt Student Philipp Krienke, der das System in seiner Bachelorarbeit entwickelt hat und jetzt weiter optimiert. „Sobald Grenzwerte überschritten werden, sendet es eigenständig eine Alarm-Mail an die Verantwortlichen. In Bochum etwa an das Tiefbauamt und ggf. dann an die Feuerwehr“, sagt der 28-Jährige.

Das Besondere ist, dass die Messwerte in einer übersichtlichen Grafik auf Smartphone oder Tablet ankommen. So lassen sich Tendenzen und Änderungen noch besser erkennen. Im Ernstfall könnte dann schnellstmöglich reagiert werden, z. B. mit der Einleitung von Frischwasser oder Sauerstoff. Und zwar bevor umweltgefährdende Situationen eintreten.

Für die Übertragung nutzen die THGA-Wissenschaftler das weltweite IoT-Netzwerk des französischen Anbieters „Sigfox“. Es ermöglicht, Objekte mit geringem Energiebedarf drahtlos mit dem Internet zu verbinden. Das praxisnahe Beispiel überzeugte jetzt auch Sigfox selbst: Bei der diesjährigen Sigfox Universities Challenge belegten die Bochumer Wissenschaftler den ersten Platz, zusammen mit einem Projekt aus Indien.

Monitoring mit unbegrenzten Möglichkeiten
Das Umweltmonitoring-System der THGA ist aber nicht nur für die Überwachung von Gewässern geeignet, sondern lässt sich universell in vielen Bereichen des aktiven Umweltschutzes einsetzen. Da die komplette Kernelektronik immer gleichbleibt, muss nur die Sensorik individuell an die Anforderungen angepasst werden. „Ursprünglich hatten wir die Technik für den Nachbergbau entwickelt, nämlich um stillgelegte Schächte zu überwachen“, erklärt Prof. vom Berg. Inzwischen überwachen die Sensoren u. a. auch Aquarien im Tierpark oder ein Wildschweingehege im Wald. Lediglich das Sigfox-Netzwerk muss vor Ort vorhanden sein. So lassen sich mit dem Bochumer System künftig die unterschiedlichsten Umweltschutzszenarien erfassen und lückenlos überwachen – auf der Erde, im Wasser oder in der Luft.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr.-Ing. Bernd vom Berg
Technische Hochschule Georg Agricola
Elektro- und Informationstechnik
Herner Straße 45
44787 Bochum
Telefon: (0234)968-3399
E-Mail: Bernd.vomBerg@thga.de

Weitere Informationen:

https://www.youtube.com/watch?v=2gn9yelPH4c

Quelle: IDW 

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Fettstoffwechsel und Diabetes: Im Takt der inneren Uhr

Sonja Schäche Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke

Abhängig von der Uhrzeit, zu der gegessen wird, verändern sich die Fettmuster im Blut und beeinflussen die Empfindlichkeit für das Hormon Insulin. Das zeigt die Publikation einer Forschergruppe um PD Dr. Olga Ramich vom DIfE im Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism.

Zahlreiche physiologische Prozesse wie beispielsweise Wach- und Schlafzustand, Körpertemperatur und Blutdruck folgen einem regelmäßigen 24-stündigen Tag/Nachtrhythmus. Dieser Takt der inneren Uhr wird von einem Netzwerk von Proteinen und Genen gesteuert und kann durch Licht und Mahlzeiten beeinflusst werden. Störungen des empfindlichen Systems, z. B. durch einen Jetlag oder Schichtarbeit, können Übergewicht, Insulinresistenz und veränderte Blutfettwerte begünstigen und erhöhen das Risiko für Stoffwechselerkrankungen wie Typ-2-Diabetes.

Nicht nur was und wie, sondern auch wann
Das Team um PD Dr. Olga Ramich, Leiterin der Forschungsgruppe „Molekulare Ernährungsmedizin“ am Deutschen Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE), erforscht die Zusammenhänge zwischen innerer Uhr, Zusammensetzung der Nahrung und Stoffwechselerkrankungen. Ramich wollte genau wissen, wie sich der Zeitpunkt der Aufnahme einer kohlenhydratreichen Mahlzeit im Vergleich zu einer fettreichen Mahlzeit auf den Fettstoffwechsel und die Blutzuckerkontrolle auswirkt. Dafür analysierte ihre Forschungsgruppe das Lipidom, also die Gesamtheit der Lipide im Blutplasma, von 29 nicht-adipösen, gesunden Männern.

„Unsere Ergebnisse zeigen sehr deutlich, dass sowohl Mahlzeitenkomposition als auch Tageszeit die Zusammensetzung der Fette im Blut beeinflussen. Für ein Drittel aller Lipide waren die Änderungen nach der Mahlzeit davon abhängig, ob dieselbe Mahlzeit morgens oder nachmittags gegessen wurde“, sagt Ramich. Zusammen mit den Blutlipiden veränderte sich im Laufe des Tages auch die Insulinempfindlichkeit. „Möglicherweise können die tageszeitlich bedingten Lipidmuster ein Grund dafür sein, dass unser Körper morgens empfindlicher auf Insulin reagiert als abends“, erklärt die Forscherin.

Ablauf der Studie
Die Studie bestand aus zwei jeweils vierwöchigen Ernährungsphasen. In der einen Phase nahmen die Probanden am Vormittag eine kohlenhydratreiche und am Nachmittag sowie am Abend eine fettreiche Mahlzeit zu sich. Während der anderen Phase gab es früh die fettreiche und spät die kohlenhydratreiche Kost. Nach Abschluss der jeweiligen Phase folgte ein Untersuchungstag, an dem die Studienteilnehmer in das Humanstudienzentrum des DIfE kamen und zwei Mahlzeiten zu sich nahmen – eine um 9 Uhr und die andere um 15.40 Uhr. Diese Testmahlzeiten waren der vorangegangenen Ernährungsintervention entsprechend entweder kohlenhydratreich oder fettreich. Das Forscherteam untersuchte die Fette im Blut und die Gene im Fettgewebe der Probanden vor und nach jeder Testmahlzeit.

Dynamische Analyse durch High Throughput Shotgun Plasma Lipidomics
Insgesamt analysierten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Blut der Probanden 672 Fette aus 14 Fettklassen. Dafür nutzten sie die neue High-Throughput-Shotgun-Plasma-Lipidomics-Methode. Eine Premiere, denn bislang hat noch keine Forschungsgruppe diese Methode für Analysen des Lipidstoffwechsels in einer Diätinterventionsstudie mit Menschen verwendet. „Für uns sind derartig dynamische Analysen des humanen Lipidoms ein Meilenstein. Erstmals können wir nun genau sehen, wie sich die Fettmuster im Laufe des Tages und unter Einfluss verschiedener Mahlzeiten verändern“, freut sich die Leiterin der Forschungsgruppe. Um zu verstehen, durch welche Mechanismen die Blutfette reguliert werden, untersuchten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zudem die Expression der Gene des Lipidstoffwechsels im Fettgewebe.

Zeitlich abgestimmte Ernährungsempfehlungen?
Die Studie gibt neue Einblicke in die tageszeitabhängigen Mechanismen der Fettstoffwechselregulation beim Menschen und deren Zusammenhang mit der Kontrolle des Blutzuckerspiegels. „Es ist gut vorstellbar, dass das Wissen um die richtige Tageszeit für bestimmte Mahlzeiten auch in zukünftige Ernährungsstrategien zur Vorbeugung von Typ-2-Diabetes einfließt“, so PD Dr. Olga Ramich. Um zu verstehen, wie die innere Uhr im Detail mit dem Lipidstoffwechsel interagiert und dabei möglicherweise die Empfindlichkeit für das Hormon Insulin herabsetzt, sind jedoch noch weitere Studien erforderlich.

Hintergrundinformationen:
Finanzierung: Die Studie wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) und dem Deutschen Zentrum für Diabetesforschung (DZD) finanziert.

Deutsches Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE)
Das DIfE ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Es erforscht die Ursachen ernährungsassoziierter Erkrankungen, um neue Strategien für Prävention, Therapie und Ernährungsempfehlungen zu entwickeln. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören die Ursachen und Folgen des metabolischen Syndroms, einer Kombination aus Adipositas (Fettsucht), Hypertonie (Bluthochdruck), Insulinresistenz und Fettstoffwechselstörung, die Rolle der Ernährung für ein gesundes Altern sowie die biologischen Grundlagen von Nahrungsauswahl und Ernährungsverhalten. Das DIfE ist zudem ein Partner des 2009 vom BMBF geförderten Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD).
-> http://www.dife.de
-> https://www.leibniz-gemeinschaft.de
-> https://www.dzd-ev.de

Pressekontakt:
Sonja Schäche
Leiterin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE)
Tel.: +49 (0) 33200 88-2278
E-Mail: sonja.schaeche@dife.de

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
PD Dr. Olga Ramich
Leiterin der Forschungsgruppe Molekulare Ernährungsmedizin
Deutsches Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE)
Tel.: +49 (0)33200 88-2749
E-Mail: olga.ramich@dife.de

Originalpublikation:
Kessler, K., Gerl, M. J., Hornemann, S., Damm, M., Klose, C., Petzke, K. J., Kemper, M., Weber, D., Rudovich, N., Grune, T., Simons, K., Kramer, A., Pfeiffer, A. F. H., Pivovarova-Ramich, O.: Shotgun lipidomics discovered diurnal regulation of lipid metabolism linked to insulin sensitivity in non-diabetic men. J Clin Endocrinol Metab., dgz176 (2019)
https://academic.oup.com/jcem/advance-article/doi/10.1210/clinem/dgz176/5611334

Quelle: IDW 

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Nur wer die Meere kennt, kann nachhaltig mit ihnen umgehen

Dr. Andreas Villwock Kommunikation und Medien
GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel

Europa mit seiner langen Küstenlinie vielen Halbinseln, Randmeeren, Golfen und Buchten ist eng mit dem Ozean verzahnt. In Zeiten von Meeresspiegelanstieg und -erwärmung ist es daher wichtig zu wissen, welche Prozesse sich genau vor den Küsten und im offenen Ozean abspielen. Doch bei der Ozeanbeobachtung gibt es noch große Lücken. Das will ein internationales Konsortium aus 55 Partnern mit dem Projekt EuroSea ändern. Die EU fördert es mit insgesamt 12,6 Millionen Euro. Diese Woche startet das am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel koordinierte Projekt mit einer Auftakttreffen in Brüssel.

Die Ozeane liefern uns Menschen Nahrung und Sauerstoff. Sie sind Verkehrswege und Klimapuffer. Sie dienen uns als Orte der Erholung, aber oft auch als Müllkippe. Stürme, der Meeresspiegelanstieg, Flutwellen und Meeresverschmutzung bedrohen Ökosysteme und an den Küsten lebende Menschen. Das gilt besonders für Europa, das mit seinen großen Halbinseln, Nebenmeeren und Buchten eng mit dem Ozean verzahnt ist.

Doch trotz dieser immensen Bedeutung der Meere gibt es noch immer große Lücken im Wissen über Vorgänge in ihrem Inneren. Das liegt unter anderem an fehlenden oder unzureichend verknüpften Beobachtungen. Die Wissenslücken machen Abschätzungen zu aktuellen und zukünftigen Entwicklungen und damit auch Planungen für einen nachhaltigen Umgang mit den Meeren schwierig.

Ein internationales Konsortium aus 55 Partnern hat sich jetzt in dem Projekt EuroSea zusammengeschlossen, um die Ozeanbeobachtung in Europa und darüber hinaus deutlich zu verbessern. Die Europäische Union fördert das Projekt bis 2023 mit insgesamt 12,6 Millionen Euro. Diese Woche treffen sich 80 Forscherinnen und Forscher sowie Gäste aus Politik und Wirtschaft im Naturkundemuseum in Brüssel (RBINS) zur Auftaktkonferenz.

„Ziel des Projekts ist es, vorhandene Kapazitäten bei der europäischen Meeresbeobachtungssystem besser miteinander zu verbinden, bestehende Lücken zu füllen und die dabei entstehenden Daten und Informationen einfacher für Nutzer zur Verfügung zu stellen“, sagt der Koordinator Dr. Toste Tanhua vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel.

Bei den Partnern im EuroSea-Konsortium handelt es sich vor allem um wissenschaftliche Einrichtungen in insgesamt 13 europäischen Ländern sowie in Brasilien und Kanada. Hinzu kommen internationale Institutionen und Netzwerke wie die Weltorganisation für Meteorologie (WMO), die Zwischenstaatliche Ozeanographische Kommission der Unesco (IOC-UNESCO), das European Marine Board oder der europäische Teil des Global Ocean Observing Systems (EuroGOOS). Auch aus der Wirtschaft konnten Partner gewonnen werden, unter anderem um Technologien und Dienstleistungen für die Ozeanbeobachtung weiterzuentwickeln und die Kontinuität nach der Projektlaufzeit sicherzustellen.

Neben der Verbesserung der Messungen direkt im Ozean legt EuroSea einen Fokus auf die Qualität und Nutzbarkeit der erhobenen Daten und auf Systeme, diese Daten für aktuelle Vorhersagedienste zu nutzen. „Dafür arbeiten wir eng mit den bestehenden marinen Datenbanken und Dateninfrastrukturen und dem EU-Projekt Blue-Cloud zusammen, um in diesen Bereichen Fähigkeiten zu verbessern und einen effizienten Datenaustausch zu erleichtern“, betont der Projektkoordinator. Die Ozeandaten sollen dem FAIR-Standard (findable, accessible, interoperable, reusable: auffindbar, zugänglich, untereinander kompatibel und wiederverwendbar) entsprechen. „Das ist leider noch nicht immer der Fall“, bedauert Dr. Tanhua.

Das Projekt baut auch auf dem Vorgängerprojekt AtlantOS auf und kooperiert mit dem daraus hervorgegangenen gleichnamigen Programm, das eine Verbesserung der Ozeanbeobachtung im gesamten atlantischen Raum zum Ziel hat. EuroSea setzt die dort begonnene Arbeit mit Blick auf die europäischen Meere einschließlich des Mittelmeers fort und intensiviert sie in diesem Bereich.

Das GEOMAR übernimmt bei EuroSea nicht nur die Gesamtkoordination, sondern ist auch an sechs der insgesamt zehn Arbeitspaketen intensiv beteiligt. Das reicht von der besseren Verknüpfung bestehender Messnetze über Datenintegration bis hin zu Forschungen zur Rolle des Ozeans im Klimawandel und der Abschätzung, wie groß die wirtschaftliche Bedeutung der ozeanischen Kohlenstoffpumpe ist. Knapp 1,8 Millionen Euro der Gesamtfördersumme gehen dafür an das Kieler Helmholtz-Zentrum.

„Wir wollen den Weg bereiten für ein nachhaltiges Ozeanbeobachtungs-System, das nicht nur der Forschung, sondern auch Nutzern wie der Fischerei, der Aquakultur, dem Küstenschutz, der Offshore-Energiegewinnung und letztendlich der Öffentlichkeit die Informationen liefert, die sie benötigen und nachfragen. Damit tragen wir auch zu den Nachhaltigen Entwicklungszielen der Vereinten Nationen, zur UN-Dekade zur Ozeanforschung für nachhaltige Entwicklung sowie zur G7-Initiative Zukunft der Meere und Ozeane bei „, fasst Dr. Tanhua zusammen.

Bitte beachten Sie:
EuroSea wird gefördert von der Europäischen Union im Rahmen der Initiative „The Future of Seas and Oceans“ (Grant 862626)

Weitere Informationen:
http://www.eurosea.eu Das Projekt EuroSEA
http://www.geomar.de Das GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel
https://www.naturalsciences.be/ Das RBINS
http://eurogoos.eu/ Das European Global Ocean Observing System

Quelle: IDW 

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Warum wir Menschen handeln

Katrina Jordan Abteilung Kommunikation
Universität Passau

Der Griff zur Kaffeetasse beim Zeitunglesen am Frühstückstisch, das Betätigen des Lautstärkereglers am Radio oder der heftige Tritt auf die Bremse bei Gefahr: Der Mensch handelt permanent – oft ohne bewusst darüber nachzudenken. Warum und wie Menschen handeln oder wie sie lernen zu handeln, diesen Fragen geht eine Gruppe von Kognitionsforscherinnen und -forschern unter Leitung von Psychologie-Professor Christian Frings von der Universität Trier nach. Beteiligt ist auch Prof. Dr. Susanne Mayr, Psychologin mit Schwerpunkt Mensch-Maschine-Interaktion an der Universität Passau.

Auch ein Team der Universität Passau beteiligt sich an der DFG-Forschungsgruppe „Merkmalsintegration und -abruf in der Handlungssteuerung“: Prof. Dr. Susanne Mayr, Inhaberin des Lehrstuhls für Mensch-Maschine-Interaktion, Dr. Malte Möller und Doktorandin Ruyi Qiu untersuchen gemeinsam mit Prof. Dr. Iring Koch von der Rheinisch-Westfälisch Technischen Hochschule Aachen, wie Störgeräusche auf menschliches Handeln wirken.

Zwar kann sich ein Mensch auf ein Sprachsignal konzentrieren, selbst wenn er oder sie gleichzeitig mit weiterem akustischen Input konfrontiert wird. Psychologinnen und Psychologen sprechen hier vom „Cocktailparty-Phänomen“ – denn auch für eine Cocktailparty ist es typisch, dass Gespräche geführt werden, während eine lautstarke Geräuschkulisse ausgeblendet werden muss. Allerdings blendet das Gehirn die Störgeräusche offenbar nicht ganz aus, sondern speichert sie in Kombination mit bestimmten Ereignissen ab.

„In unserer bisherigen Forschung konnten wir zeigen, dass diese nicht-relevanten Informationen Nachwirkungen auf die Verarbeitung haben“, sagt Prof. Dr. Mayr. Die Psychologin ließ dazu die Teilnehmerinnen und Teilnehmern ihrer Experimente eine Art Hörtest machen: Zunächst sollten sie verschiedene, über Kopfhörer eingespielte Geräusche erkennen lernen und mittels Tastendruck darauf reagieren. Im eigentlichen Experiment wurde während dieser Aufgabe zusätzlich ein Störgeräusch auf dem anderen Ohr eingespielt, das zu ignorieren war. In manchen Durchgängen musste auf dieses ignorierte Geräusch später reagiert werden.

„Wir konnten beobachten, dass sich die Reaktion in diesen Durchgängen verlangsamt. Wenn ich einmal gelernt habe, etwas zu ignorieren, dann hat das Effekte auf mein späteres Verhalten, wenn sich dieser Stimulus wiederholt“, so Mayr. Im Rahmen der Forschungsgruppe geht das Team diesem Effekt auf den Grund. Es prüft spezifische Hypothesen zur Bildung und Funktionsweise dieser sogenannten Stimulus-Reaktions-Episoden und untersucht, wie diese im Gedächtnis abspeichert werden.
„Uns interessiert, wie Kontexte oder Bezüge, die mit der eigentlichen Aufgabe gar nichts zu tun haben, das Handeln beeinflussen“, sagt Prof. Dr. Mayr. Die Forschung könnte wichtige Erkenntnisse liefern, wie Fehlbedienungen von Geräten entstehen und somit beispielsweise dabei helfen, Autocockpits so zu gestalten, dass solche Fehler vermieden werden.

Die Passauer Erkenntnisse zur Rolle akustischer Reize fließen in ein Rahmenmodell ein, das verschiedene psychologische Ansätze zur Steuerung menschlichen Handelns zusammenführt. Viele Facetten menschlicher Handlungssteuerung seien in der Vergangenheit unabhängig voneinander analysiert worden, sagt Prof. Dr. Christian Frings von der Universität Trier. Das soll das neue, integrative Rahmenmodell ändern und neue Hypothesen und Vorhersagen ermöglichen, auch über das Gebiet der Handlungskontrolle hinaus.

Beteiligte und Förderung
Die Universität Trier koordiniert die ortsverteilte DFG-Forschungsgruppe. 13 etablierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie acht Doktorandinnen und Doktoranden forschen – verbunden durch ein virtuelles Labor in Trier – an sieben Standorten: in Aachen, Jena, Freiburg, Leiden, Passau, Würzburg und Trier.
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert die Gruppe für die ersten drei Jahre mit ca. 1,8 Millionen Euro.

Rückfragen zu dieser Pressemitteilung richten Sie bitte an das Referat für Medienarbeit, Tel. 0851-509 1439.

Quelle: IDW 

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2,5 Millionen Euro für Forschungsverbund „Gute Küste Niedersachsen“

Mechtild Freiin v. Münchhausen Referat für Kommunikation und Marketing
Leibniz Universität Hannover

Großer Erfolg für Konsortium der Universitäten Hannover, Oldenburg und Braunschweig in der aktuellen Bewilligungsrunde des Niedersächsischen Vorab

Ökosystemstärkender Küstenschutz an der niedersächsischen Küste: Das ist das Thema eines neuen Forschungsverbundes der Leibniz Universität Hannover (Sprecherfunktion), der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg und der Technischen Universität Braunschweig. Der Verbund wird mit 2,5 Millionen Euro aus dem Niedersächsischen Vorab der VolkswagenStiftung finanziert.

Seit der Mensch begonnen hat, Küstenregionen zu besiedeln, versucht er, sich vor der Kraft des Meeres zu schützen und gleichzeitig seine Ressourcen zu nutzen. Der gesammelte Erfahrungsschatz spiegelt sich heute in der Disziplin des Küsteningenieurwesens wider und ist in Generalplänen zum Küstenschutz gesetzlich verankert. Neben dem Schutz von Lebens- und Wirtschaftsräumen stellt sich heute zunehmend die Frage nach einem ökosystemstärkenden Küstenschutz, der den übergeordneten Fragen folgt: Was ist eine gute Küste, an der wir sicher vor Naturgefahren, im Einklang mit der Natur, eingebettet in die gewachsene Kulturlandschaft, verantwortungsbewusst und nachhaltig leben und wirtschaften können?

Vor diesem Hintergrund ist das Verbundprojekt „Gute Küste Niedersachsen – Reallabore für einen ökosystemstärkenden Küstenschutz an der niedersächsischen Küste“ der drei Universitäten aufgestellt. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler werden in einem integrativen Ansatz ihren Forschungsfragen nachgehen, in dem neben den Forschenden auch die zuständigen Landesbetriebe und die küstennah lebende Bevölkerung einbezogen werden. In so genannten Reallaboren werden die Küstenforschungsinstitute methodisch gemeinsam mit den lokalen Akteurinnen und Akteuren Handlungs- und Managementmöglichkeiten zum ökosystemstärkenden Küstenschutz erarbeiten und testen. Orte an der niedersächsischen Küste und auf den Inseln, die für die Einrichtung und den Betrieb von Reallaboren im Küstenschutz besonders geeignet sind, können zum Beispiel exponierte Deichabschnitte oder Deichvorländer sein. Diese werden durch ökosystemfördernde Elemente und Systeme wie Salz- oder Seegraswiesen ergänzt, um regulierende Ökosystemleistungen (Wellendämpfung oder Sedimentakkumulation) konkret vor Ort zu etablieren und gleichzeitig deren Wirkungen zu beziffern. Die wesentlichen Ziele sind, zu untersuchen, wie robuste, multifunktionale und insbesondere ökosystemstärkende Küstenschutzmaßnahmen in Reallaboren auf lange Sicht funktionieren und wie diese gleichzeitig in der Planung und Genehmigung durch die zuständigen Landesbetriebe Berücksichtigung finden sowie in der Zivilgesellschaft auf Akzeptanz stoßen.

„Durch die enge Einbindung der relevanten Behörden, der Zivilgesellschaft und führenden Forschungseinrichtungen sollen die Grundlagen dafür geschaffen werden, dass die Forschung bereits während der Konzeption und Umsetzung von ergänzenden, ökosystemfördernden Maßnahmen nicht nur auf Akzeptanz treffen, sondern wechselseitig Wissen erzeugen und nach Ablauf des Projekts gegebenenfalls sogar breite Nachahmung auch über die Grenzen Niedersachsens hinaus finden“, sagt Sprecher Prof. Dr.-Ing. Torsten Schlurmann vom Ludwig-Franzius-Institut für Wasserbau, Ästuar- und Küsteningenieurwesen (LuFI) der Leibniz Universität. Vorgesehen sind insgesamt fünf Teilprojekte, die transdisziplinär ausgerichtete Reallabore entwickeln und betreiben.

Am Verbundprojekt beteiligt sind die Leibniz Universität Hannover (Ludwig-Franzius-Institut für Wasserbau, Ästuar- und Küsteningenieurwesen, Institut für Umweltplanung, Institut für Freiraumentwicklung), die Carl von Ossietzky Universität Oldenburg (Institut für Chemie und Biologie des Meeres, Ökologische Ökonomie) und die Technische Universität Braunschweig (Leichtweiß-Institut für Wasserbau, Institut für Geoökologie), die in einem engen Verbund unter anderem mit dem Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten und Naturschutz (NLWKN) und der Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer zusammenarbeiten.

Für weitere Informationen steht Ihnen folgende Ansprechpartner gerne zur Verfügung:

Prof. Dr.-Ing. Torsten Schlurmann, Ludwig-Franzius-Institut für Wasserbau, Ästuar- und Küsteningenieurwesen (LuFI), unter Telefon +49 511 762 19021 oder per E-Mail unter schlurmann@lufi.uni-hannover.de

Prof. Dr. Oliver Zielinski, Institut für Chemie und Biologie des Meeres, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, unter Telefon +49 442 1944 174 oder per E-Mail unter oliver.zielinski@uni-oldenburg.de

Prof. Dr.-Ing. Nils Goseberg, Leichtweiß-Institut für Wasserbau, Abteilung Hydromechanik und Küsteningenieurwesen, Technische Universität Braunschweig, unter Telefon +49 531 391 3930 oder per E-Mail unter n.goseberg@tu-braunschweig.de

Quelle: IDW 

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Jeder fünfte Beschäftigte hat zu kurze Ruhezeiten

Jörg Feldmann Pressestelle
Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin

Beschäftigte mit verkürzten Ruhezeiten haben häufiger gesundheitliche Beschwerden und eine schlechtere Work-Life-Balance. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA). Die Studie zeigt ebenso, dass das Risiko größer ist, die Ruhezeiten nicht einzuhalten, je länger die Tages- beziehungsweise Wochenarbeitszeiten der Beschäftigten sind. Die Publikation baua: Bericht kompakt „Verkürzte Ruhezeiten: Auswirkungen auf die Gesundheit und die Work-Life-Balance“ fasst diese und weitere Forschungsergebnisse übersichtlich zusammen.

Das deutsche Arbeitszeitgesetz legt die Höchstgrenzen für die tägliche Arbeitszeit und die Mindestdauer für Arbeitsunterbrechungen fest. In der Regel haben Beschäftigte demnach Anspruch auf eine ununterbrochene Ruhezeit von elf Stunden. Das Gesetz lässt jedoch Verkürzungen in bestimmten Bereichen wie zum Beispiel im Gesundheitswesen, in der Landwirtschaft oder beim Rundfunk zu. Zudem können abweichende Regelungen tarifvertraglich getroffen werden.

In der BAuA-Arbeitszeitbefragung von 2017 wurden die Beschäftigten erstmals dazu befragt, ob sie die Mindestruhezeiten einhalten. Rund 20 Prozent der Vollzeitbeschäftigten geben an, dass sie mindestens einmal im Monat von verkürzten Ruhezeiten betroffen sind. Am höchsten ist der Anteil im Gesundheitswesen: hier berichten 39 Prozent der dort Beschäftigten, dass sie mindestens einmal im Monat von verkürzten Ruhezeiten betroffen sind.

Die Auswertung zeigt: Insgesamt haben Beschäftigte mit verkürzten Ruhezeiten mehr psychosomatische Beschwerden als Beschäftigte mit mindestens elfstündigen Ruhezeiten. Dazu zählen zum Beispiel Rückenschmerzen, Schlafstörungen oder emotionale Erschöpfung. Auch die Work-Life-Balance verschlechtert sich signifikant.

Die Studie der BAuA macht deutlich, dass Mindestruhezeiten nach wie vor ein wichtiges und sinnvolles Instrument des Arbeitsschutzes sind. Die Autoren empfehlen, geltende Mindeststandards auch in Zukunft beizubehalten und vor allem die Länge der Ruhezeiten beziehungsweise die Ausnahmeregelungen und Abweichungen noch stärker in den Blick zu nehmen.

„Verkürzte Ruhezeiten: Auswirkungen auf die Gesundheit und die Work-Life- Balance“; Leon Ratermann, Nils Backhaus, Corinna Brauner, Anita Tisch; Dortmund: Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin 2019; 1. Auflage; 2 Seiten; doi: 10.21934/baua:berichtkompakt20191030

Den baua: Bericht kompakt gibt es im PDF-Format zum Herunterladen im Internetangebot der BAuA unter http://www.baua.de/dok/8825610.

Forschung für Arbeit und Gesundheit
Die BAuA ist eine Ressortforschungseinrichtung im Geschäftsbereich des BMAS. Sie betreibt Forschung, berät die Politik und fördert den Wissenstransfer im Themenfeld Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit. Zudem erfüllt die Einrichtung hoheitliche Aufgaben im Chemikalienrecht und bei der Produktsicherheit. An den Standorten Dortmund, Berlin und Dresden sowie in der Außenstelle Chemnitz arbeiten über 700 Beschäftigte.
http://www.baua.de

Quelle: IDW 

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Jade Hochschule untersucht den Umgang mit Hochwasserrisiken im Nordseeraum

Katrin Keller Presse & Kommunikation
Jade Hochschule – Wilhelmshaven/Oldenburg/Elsfleth

Durch den Klimawandel steigt das Hochwasserrisiko. Wissenschaftler der Jade Hochschule entwickelten in Kooperation mit internationalen Partnern Maßnahmen, um den Katastrophenschutz in der Nordseeregion Wesermarsch zu verbessern.

Oldenburg.Wesermarsch. Wie mit dem Hochwasserrisiko in verschiedenen Regionen des Nordseeraums umzugehen ist, war Thema des aktuellen Forschungsprojektes FRAMES der Jade Hochschule in Kooperationen mit dem Oldenburgisch-Ostfriesische Wasserverband (OOWV) sowie Partnern in der Region und aus den Nordseeanrainerstaaten England, Belgien, Niederlande, Dänemark und Schweden. Im Fokus des europäischen Projektes stand vor allem der Umgang mit Risiken, die durch den Klimawandel verstärkt werden, wie zum Beispiel Sturmfluten bei steigendem Meeresspiegel oder Starkregenereignisse.
Anhand von Pilotgebieten prüften die Wissenschaftler_innen, wo in der Region besonderer Handlungsbedarf besteht: Im Landkreis Wesermarsch, der zu einem großen Teil unter dem Meeresspiegel liegt, wurde die Organisation und Kommunikation innerhalb des Katastrophenschutzes untersucht und in der Gemeinde Butjadingen der Informationsstand und -bedarf der Bevölkerung zum Thema Hochwasserrisikomanagement und Katastrophenschutz.
„Der technische Hochwasserschutz ist gut ausgebaut, reicht aber allein nicht aus“, erklärte Projektleiter Dr. Helge Bormann von der Jade Hochschule bei der gestrigen Abschlussveranstaltung in Brake. Der Schutz muss auch in den Bereichen hochwasserangepasste Planung, Katastrophenmanagement und Nachsorgemaßnahmen weiter verbessert werden. „Wir konnten das Bewusstsein für die Hochwasserrisiken in den am Katastrophenschutz beteiligten Organisationen und in der Bevölkerung steigern“, sagt der Wissenschaftler. „Jetzt müssen alle mit anpacken.“

Katastrophenschutz in der Wesermarsch
Für den Katastrophenschutz und die Gefahrenabwehr sind die Kommunen zuständig. „Der enge Austausch mit den regionalen Akteuren hat gezeigt, dass der Landkreis Wesermarsch in vielen Bereichen bereits sehr gut aufgestellt ist“, sagt Bormann. In einigen Bereichen könne der Katastrophenschutz jedoch noch ausgeweitet werden. Würde durch ein Hochwasser beispielsweise ein Stromausfall auftreten, hätte das enorme Auswirkungen auf die Wasserversorgung, Entwässerung, Gesundheit oder den Verkehr. Die Krankenhäuser und das Kreishaus wären durch ein Notstromaggregat versorgt. „Wir haben jedoch festgestellt, dass bisher nur eins von neun Rathäusern in den Gemeinden über eine Notstromversorgung verfügt und damit im Katastrophenfall handlungsfähig wäre“, sagt der Projektleiter. Wenn im Fall einer Hochwasserkatastrophe die Stromnetzwerke abgeschaltet würden, werden auch die Schöpfwerke nicht mehr mit Strom versorgt, sodass die Entwässerung stark eingeschränkt wäre. Zudem seien Kommunikationssysteme wie Telefone oder Internet überwiegend von der Stromversorgung abhängig. Über alternative Systeme müsse nachgedacht werden. Außerdem gebe es im Katastrophenfall große Probleme bei der Evakuierung von Pflegebedürftigen.

Eigenvorsorge als wichtiger Baustein
„Auch wenn die öffentliche Hand in der Verantwortung für den Katastrophenschutz steht, spielt die Eigenvorsorge der Bürgerinnen und Bürger eine entscheidende Rolle“, sagt die Projektmitarbeiterin Jenny Kebschull. Es könnten beispielsweise bauliche Vorsorgemaßnahmen ergriffen, Versorgungsvorräte angelegt oder Versicherungen abgeschlossen werden. Insbesondere der Verlust von Sachwerten könne durch Vorsorge und richtiges Handeln drastisch reduziert werden. Informationen von WarnApps, wie die vom Landkreis Wesermarsch genutzte KATWARN-App, können die Wetter- und Wasserstandsvorhersagen und Warnmeldungen gut ergänzen.
Insbesondere landwirtschaftliche Betriebe müssen Eigenvorsorge betreiben, um sich vor Hochwasser zu schützen. Dieser Gruppe kommt in der Wesermarsch mit 633 Rinderhaltern und über 122.000 Tieren eine besondere Bedeutung zu. Die Versorgung mit Notstrom sei für große Betriebe unabdingbar, denn ohne Strom laufen die modernen Melkmaschinen nicht und ein paar Hundert Kühe ohne moderne Technik zu versorgen sei schier unmöglich.
Die Wissenschaftler_innen und lokalen Akteure haben sowohl für alle Einwohner_innen als auch insbesondere für die Landwirte eine Handreichung zur Eigenvorsorge erarbeitet. Eine Broschüre mit allen Informationen rund um das Projekt ist ab Dezember in allen Rathäusern in der Wesermarsch und online auf der Webseite der Jade Hochschule zu finden (jade-hs.de/frames-roadmap).

Zielgruppengerechte Information der Bevölkerung – Umfrage in Butjadingen
Ein Risikobewusstsein für Hochwasser und Klimawandel ist in der Region vorhanden, ergibt eine Umfrage der Wissenschaftler_innen, an der sich 280 Einwohnerinnen und Einwohner Butjadingens beteiligt haben. Es könne jedoch bei der jüngeren Generation durch geeignete Formate noch deutlich gesteigert werden. Zielgruppengerechte Informationen zu Hochwasser und Klimawandel seien erforderlich, um das Risiko-Bewusstseins weiter zu steigern. Zu diesem Zweck veranstalteten die Projektpartner_innen unter anderem einen Hochwasserschutztag, bei dem sich rund 500 Besucher_innen informierten.
„Alle Projektpartner haben zwei Jahre lang intensiv an regionalspezifischen Lösungen im Bereich des Katastrophenschutzes gearbeitet“, sagt Landrat Thomas Brückmann. „Mein Ziel ist es, sich verändernden Anforderungen im Bereich des Katastrophenschutzes zeitnah und bedarfsgerecht zu stellen, um im Ernstfall schnell vor die Lage zu kommen.“ Auch in Anbetracht möglicher Auswirkungen des Klimawandels sei es erforderlich, den Katastrophenschutz weit nach vorne zu bringen. „Hierbei hat uns die Teilnahme an dem Projekt FRAMES wichtige Erkenntnisse gebracht.“

Über das Forschungsprojekt FRAMES
Das Projekt FRAMES (Flood Resilient Areas by Multi-layEred Safety, deutsch: Hochwasserangepasste Regionen durch Vorsorge auf mehreren Ebenen) wurde im Rahmen des Nordseeprogramms der Europäischen Union „Interreg Vb“ seit 2016 mit insgesamt 6,9 Millionen Euro gefördert. Die Jade Hochschule kooperierte mit dem Leitpartner Provincie Zuid Holland und Institutionen aus dem Nordseeraum (Niederlande, Belgien, Dänemark und Großbritannien) sowie der Universität Oldenburg und dem Oldenburgisch-Ostfriesischen-Wasserverband OOWV.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Dr. Helge Bormann, 0441 7708 – 3775, helge.bormann@jade-hs.de

Quelle: IDW 

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Geschirr aus „Bambusware“ nicht für heiße Getränke oder Speisen nutzen

Dr. Suzan Fiack Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR)

BfR-Bewertung: Zu hohe Freisetzung von Formaldehyd und Melamin
Ob Mehrweg-„Coffee to go“ Becher oder Tassen und Schüsseln mit Tiermotiv – der Handel bietet eine Vielzahl von Geschirr aus Melamin-Formaldehyd-Harz (MFH) an, auch für Kinder. Das Material ist leicht und bruchfest. Enthält es Bambusfasern als Füllstoff, wird es häufig als „Bambusware“ beworben. „Aus gesundheitlicher Sicht sind diese Produkte jedoch nicht in jedem Fall für die Verwendung als Geschirr geeignet“, sagt BfR-Präsident Professor Dr. Dr. Andreas Hensel. Grund ist, dass bei höheren Temperaturen gesundheitlich bedenkliche Mengen an Melamin und Formaldehyd aus dem Geschirr in Lebensmittel übergehen können. Dies ergab die toxikologische Bewertung von Daten der Landesüberwachungsbehörden sowie eigener Daten durch das BfR. „Und die Kunststoffgegenstände sind noch aus einem weiteren Grund nicht für heiße Flüssigkeiten wie Kaffee, Tee oder Babyfolgenahrung geeignet“, so Hensel weiter. Denn neben den hohen Freisetzungsmengen an Formaldehyd und Melamin zeigten Langzeittests des BfR, dass der Kunststoff im Kontakt mit heißen Flüssigkeiten angegriffen wird. Häufig löst sich aus „Bambusware“ sogar mehr gesundheitsschädliches Formaldehyd und Melamin als aus „herkömmlichen“ Melaminharz-Bechern“, so Hensel weiter. Gesundheitliche Richtwerte waren im Einzelfall bis zu 120-fach überschritten. Für kalte oder lauwarme Lebensmittel ist Geschirr aus MFH hingegen gut geeignet. Häufig werden die „Bambusware“-Produkte beworben als umweltfreundlich, biologisch abbaubar oder ausschließlich aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt. Allerdings ist MFH ein Kunststoff, der nicht biologisch abbaubar ist – auch dann nicht, wenn ihm natürliche Füllstoffe zugesetzt sind.

Link zur BfR-Stellungnahme
https://www.bfr.bund.de/cm/343/gefaesse-aus-melamin-formaldehyd-harz.pdf

Link zu aktualisierten FAQ
https://www.bfr.bund.de/de/fragen_und_antworten_zu_geschirr_und_kuechenutensilie…

Bei sogenannter „Bambusware“ handelt es sich um Geschirr aus Melamin-Formaldehyd-Harz (MFH), das als Füllstoff Bambusfasern enthält.

Aus MFH-Geschirr allgemein und insbesondere aus „Bambusware“-Geschirr können sich gesundheitlich bedenkliche Mengen an Formaldehyd und Melamin lösen, wenn es mit heißen Flüssigkeiten wie Kaffee, Tee oder Säuglingsfolgenahrung gefüllt wird. Das ist das Ergebnis einer BfR-Bewertung von Daten zum Übergang von Melamin und Formaldehyd aus MFH-Geschirr in heiße flüssige Lebensmittel. Aus den „Bambusware“-Gegenständen wurden im Mittel sogar wesentlich höhere Freisetzungsmengen an Formaldehyd und Melamin gemessen als aus „herkömmlichem“ MFH-Geschirr. Zur Bewertung hat das BfR die tolerierbare tägliche Aufnahmemenge (TDI) bestimmt, bei der kein gesundheitliches Risiko zu erwarten ist. Nach Berechnungen des BfR würde die Formaldehydfreisetzung aus einigen „Bambusware“-Bechern den TDI um das 30-fache für Erwachsene und das 120-fache für Kleinkinder überschreiten. Für Erwachsene, die regelmäßig Kaffee aus solchen Mehrwegbechern trinken, oder für Kleinkinder, die täglich heiße Milch, Tee oder Folgenahrung aus „Bambusware“-Bechern, -Tassen oder -Schalen zu sich nehmen, besteht damit ein gesundheitliches Risiko.

Das BfR empfiehlt daher, keine heißen Speisen oder Getränke aus „Bambusware“ zu essen oder zu trinken. Dies gilt auch für „herkömmliches“ MFH-Geschirr. Beide Materialien sind auch nicht für das Erwärmen von Lebensmitteln in der Mikrowelle geeignet. Bei der Verwendung für kalte oder lauwarme Lebensmittel besteht hingegen kein gesundheitliches Risiko.

Das BfR hat für seine Risikobewertung Daten von Landesüberwachungsbehörden aus den Jahren 2014 bis 2019 sowie eigene Ergebnisse zur Freisetzung von Melamin bzw. Formaldehyd verwendet. Als Lebensmittelsimulanz wurde 3%ige Essigsäure genutzt. Ein Großteil der Proben wurde im Rahmen des amtlichen Monitorings von Lebensmittelbedarfsgegenständen untersucht. Insgesamt lagen Ergebnisse zur Formaldehyd-Freisetzung aus 366 Bechern, Tassen und Schalen (138 aus „herkömmlichem“ MFH und 228 aus „Bambusware“) bzw. zur Melamin-Freisetzung aus 291 Gegenständen (111 aus „herkömmlichem“ MFH und 180 aus „Bambusware“) vor.

Über das BfR
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ist eine wissenschaftlich unabhängige Einrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Es berät die Bundesregierung und die Bundesländer zu Fragen der Lebensmittel-, Chemikalien- und Produktsicherheit. Das BfR betreibt eigene Forschung zu Themen, die in engem Zusammenhang mit seinen Bewertungsaufgaben stehen.

Quelle: IDW 

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AWMF-Arbeitskreis diskutiert über Masernimpfpflicht und mahnt Schließung der Impflücken bei Erwachsenen an

Medizin – Kommunikation Medizinkommunikation
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V.

Eine Ausrottung von Masern ist nur möglich, wenn 95 Prozent der Bevölkerung immun ist – entweder nach durchlebter Erkrankung oder durch Impfung. In Deutschland ist dieser Wert leider noch nicht erreicht. Am 14. November 2019 hat der Deutsche Bundestag nun ein Gesetz verabschiedet, das eine Impfpflicht für Kinder beim Eintritt in den Kindergarten oder die Schule vorsieht. Ob eine Impflicht für Kinder gerechtfertigt und notwendig ist, haben Ärzte und Juristen des gleichnamigen Arbeitskreises der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) e. V. Anfang November diskutiert. Denn Impflücken bei Masern bestehen vor allem bei nach 1970 geborenen Erwachsenen.

Masernviren sind hochansteckend und verbreiten sich über eine Tröpfcheninfektion – ein Anhusten alleine reicht für eine Ansteckung aus. Noch bevor sich der typische Ausschlag mit roten Flecken zeigt, sind Erkrankte bereits etwa drei bis fünf Tage ansteckend. Eine Maserninfektion kann schwer verlaufen, Komplikationen wie beispielsweise eine Mittelohrentzündung, Lungenentzündung oder eine gefährliche Gehirnentzündung hervorrufen und Folgeerkrankungen nach sich ziehen. Zur Prävention stehen gut verträgliche hochwirksame Impfstoffe zur Verfügung, die eine langfristige Immunität vermitteln. Derzeit erfolgt die Impfung hauptsächlich mit einer gegen drei oder vier Erkrankungen gleichzeitig wirkenden Vakzine: MMR (Mumps, Masern, Röteln) beziehungsweise MMRV (zusätzlich Windpocken). Ein Maserneinzelimpfstoff ist in Deutschland aktuell nicht zugelassen.

Das Gesetz des Bundesgesundheitsministeriums sieht vor, dass alle Kinder, die das erste Lebensjahr vollendet haben und bei denen keine Kontraindikation gegen eine Masernimpfung vorliegt, beim Eintritt in eine Gemeinschaftseinrichtung (Kindertagesstätte und Schule) entweder einen ausreichenden Impfschutz gegen Masern oder eine natürlich erworbene Immunität nachweisen müssen. Für einen ausreichenden Impfschutz gegen Masern sind nach den Regelungen bis zur Vollendung des ersten Lebensjahres eine Masernimpfung und bis zur Vollendung des zweiten Lebensjahres zwei Masernimpfungen erforderlich.
Auch bei der Betreuung durch eine Tagesmutter muss ein Nachweis über die Masernimpfung oder eine Masernimmunität erfolgen. Gleiches gilt für Personen, die in Gemeinschaftseinrichtungen oder medizinischen Einrichtungen tätig sind wie medizinisches Personal, Erzieher, Lehrer und Tagespflegepersonen, wenn sie nach 1970 geboren sind.

Der Impfkalender der STIKO empfiehlt die erste Masernimpfung für Kinder im Alter von 11 bis14 Monaten und die zweite zwischen 15 bis 23 Monaten. „Während die Impfquote im Alter von zwei Jahren für die erste Impfung bei 95,6 Prozent liegt, beträgt sie für die zweite nur 73,9 Prozent“, sagt Dr. med. Martin Terhardt, Kinder- und Jugendarzt aus Berlin und STIKO-Mitglied. Die Daten zeigten somit „mangelndes zeitgerechtes Impfen“ bei Kleinkindern, vor allem für die zweite Impfung. Wenn man jedoch die Daten aus den Schuleingangsuntersuchungen betrachte, sehe die Situation schon besser aus: 97,1 Prozent haben die erste Impfung und knapp 93 Prozent die zweite Impfung erhalten. „Wir können die Masernimpfquote bei Kindern zu Schulbeginn daher als relativ gut bezeichnen“, so der Berliner Kinderarzt. Eklatante Lücken sind allerdings bei den nach 1970 geborenen Erwachsenen zu beobachten. „Die meisten Masernfälle treten inzwischen bei den nach 1970 Geborenen auf. Hier besteht ein deutlicher Nachholbedarf für die Masernimpfung“, sagt Dr. med. Jürgen Rissland, Leitender Oberarzt am Zentrum für Infektionsmedizin/Staatliche Medizinaluntersuchungsstelle am Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg/Saar.

Dr. med. Anne Bunte, die im Jahr 2018 als damalige Leiterin des Kölner Gesundheitsamtes eine Masernepidemie managte, bestätigt diesen Aspekt. Bei den in Köln insgesamt 139 an Masern Erkrankten waren über 60 Prozent Erwachsene. Zum Gesetz merkt die Leiterin der Abteilung Gesundheit des Kreises Gütersloh an: „Die Masern-Durchimpfungsquoten bei den Kindern machen uns weniger Sorgen. Hier eine Impfpflicht zu verankern, ist eher kontraproduktiv, denn sie kann dazu führen, dass die Bereitschaft bei den anderen ‚freiwilligen‘ Schutzimpfungen zurückgeht.“ Zudem sei mit vielen juristischen Auseinandersetzungen zu rechnen. „Die im Gesetz skizzierte Rolle des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (ÖGD) als Kontrollinstanz oder Anbieter von Reihenimpfungen stellt die bisherige Ausrichtung als Berater der Eltern infrage“, so Bunte. Die seit Jahren zunehmend ungünstigere personelle und finanzielle Ausstattung der deutschen Gesundheitsämter stelle eine weitere Herausforderung dar.

Die Impfung gegen Masern ist wichtig, weil sie auch diejenigen schützt, die nicht geimpft werden können, wie Menschen mit Immunerkrankungen oder schwangere Frauen. Experten sprechen von „Herdenimmunität“, wenn die 95-Prozent-Quote erreicht ist. Eine gesetzliche Impfpflicht für Kinder müsse aber kritisch betrachtet werden, denn sie setze nicht da an, wo die eigentlichen Lücken sind: Bei den ungeimpften oder unvollständig gegen Masern geimpften Erwachsenen.

Die Diskutanten im AWMF-Arbeitskreis wiesen darauf hin, dass die Ärzteschaft ebenso wie Juristen den BMG-Vorstoß durchaus unterschiedlich und kritisch bewerten. Auch wurde darüber diskutiert, ob sich eine Pflicht negativ auf andere „freiwillige“ Impfungen auswirken kann. Einig waren sich die Experten, dass mehr Aufklärungsarbeit initiiert werden muss, um vor allem Erwachsene an die Impflücken zu erinnern. Instrumente für eine Verbesserung der Impfquote könnten unter anderem ein bundesweites Impfregister beziehungsweise ein Impf-Informations-System sein, in dem Impfquoten, Surveillance-Daten, KV-Leistungen und Daten zu Nebenwirkungen erfasst werden. Hilfreich wären zudem automatische Impf-Erinnerungen, verständliche Impfaufklärungsmaterialien, Argumentationshilfen für Ärzte sowie ein elektronischer Impfpass.

Die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V. (AWMF) bündelt die Interessen der medizinischen Wissenschaft und trägt sie verstärkt nach außen. Sie handelt dabei im Auftrag ihrer 179 medizinisch-wissenschaftlichen Fachgesellschaften. Gegründet 1962 mit dem Ziel, gemeinsame Interessen stärker gegenüber dem Staat und der ärztlichen Selbstverwaltung zu positionieren, erarbeitet die AWMF seitdem Empfehlungen und Resolutionen und vertritt diese im wissenschaftlichen und politischen Raum. Die AWMF ist Ansprechpartner für gesundheitspolitische Entscheidungsträger, wie den Gemeinsamen Bundesausschuss, und koordiniert die Entwicklung und Aktualisierung medizinisch wissenschaftlicher Leitlinien in Deutschland. Jede gemeinnützige Fachgesellschaft in Deutschland kann Mitglied werden, sofern sie sich wissenschaftlichen Fragen der Medizin widmet. Die AWMF finanziert sich vorwiegend durch die Beiträge ihrer Mitgliedsgesellschaften und Spenden.

Pressekontakt AWMF:
Dagmar Arnold
Luisenstraße 58/59
10117 Berlin
Tel.: +49-(0)711 8931-380
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AWMF-Geschäftsstelle
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Wie sich in Europa die Wasserqualität verbessern lässt / Policy Briefs bieten Handlungsempfehlungen

Susanne Hufe Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ

Giftstoffe aus Landwirtschaft, Industrie und Haushalten gefährden die Wasserqualität in Europa – und damit Ökosysteme und die menschliche Gesundheit. Im Projekt SOLUTIONS haben mehr als 100 internationale Wissenschaftler*innen über fünf Jahre Methoden und praktische Lösungen erarbeitet, mit denen Schadstoffe erkannt und das Risiko von Chemikaliencocktails bewertet werden können. Das soll dazu beitragen, die Schadstoffbelastung in Fließgewässern zu reduzieren. Wie die Politik diese wissenschaftlichen Ergebnisse umsetzen kann, haben die Forscher in 15 Policy Briefs beschrieben, die nun auch im Fachmagazin Environmental Sciences Europe veröffentlicht wurden.

Die im Jahr 2000 beschlossene EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) zielt darauf an, die Fließgewässer Europas zu schützen. Bis zum Jahr 2027 sind die EU-Mitgliedstaaten verpflichtet, alle Gewässer in einen „guten ökologischen“ und einen „guten chemischen Zustand“ zu bringen. Noch ist das ein weiter Weg. Dies liegt zum Beispiel daran, dass einige wenige Altstoffe, für die es derzeit keine geeigneten Möglichkeiten zur Belastungsminderung gibt, zu flächendeckenden Überschreitungen der Umweltqualitätsnormen in Deutschland und Europa führen – und damit zu einem schlechten Gewässerzustand. „Gleichzeitig bleiben die täglich freigesetzten komplexen Mischungen aus Pflanzenschutzmitteln, Medikamenten und Industriechemikalien mit einem nicht zu vernachlässigendem Risiko für Mensch und Umwelt für den chemischen Zustand unserer Gewässer unberücksichtigt“, sagt UFZ-Umweltchemiker Dr. Werner Brack, der das im vorigen Jahr zu Ende gegangene Projekt SOLUTIONS koordinierte. Das derzeitige Indikatorsystem der WRRL differenziere nicht zwischen unterschiedlich belasteten Flüssen und mache die tatsächlichen Verbesserungen der Wasserqualität durch Maßnahmen nicht sichtbar. Deshalb müsse es dringend weiterentwickelt werden. Anders, so Brack, seien die Ziele der WRRL nicht zu erreichen.

Fünf Jahre forschten die Wissenschaftler aus Europa in dem von der EU mit zwölf Millionen Euro finanzierten Projekt SOLUTIONS. „Es hat sich gezeigt, dass die derzeitige Praxis, sich bei der Bewertung der chemischen Belastung auf einige wenige europaweit als prioritär definierte Stoffe und einige flussgebietsspezifische Schadstoffe zu beschränken, nicht geeignet ist, die Belastung als Ganzes zu erfassen“, bilanziert Werner Brack. Derzeit sind in der WRRL nur 45 sogenannte prioritäre Schadstoffe gelistet, die in Gewässern mit guter Wasserqualität nicht oder nur in geringem Maße vorkommen. Allerdings gelangen mehr als 100.000 chemische Substanzen in Umwelt und Gewässer. Die derzeit angewendeten Indikatoren zur Bewertung der Wasserqualität ermöglichten es nicht, Brennpunkte der Belastung zu identifizieren und geeignete Managementmaßnahmen auf den Weg zu bringen. In SOLUTIONS habe man deshalb neue Konzepte und Instrumente für die Überwachung und Reduzierung der Belastung durch komplexe Gemische entwickelt.

Wie politische Entscheidungsträger diese umsetzen können, haben die SOLUTIONS-Forscher in insgesamt 15 Policy Briefs festgehalten. So empfehlen die Wissenschaftler zum Beispiel, Stoffe in toxischen Mischungen auch bei der Priorisierung von Chemikalien im Rahmen der WRRL zu berücksichtigen. Bislang basieren die Priorisierung von Chemikalien und die Festlegung EU-weiter prioritärer und flussgebietsspezifischer Stoffen nur auf einzelnen Chemikalien. In einem anderen Policy Brief beschreiben sie, wie Nutzer die in SOLUTIONS entwickelte Toolbox RiBaTox verwenden können, um Probleme bei der Überwachung, Modellierung, Folgenabschätzung und Management von chemischen Gemischen in Oberflächengewässern zu lösen. Dabei sollten Überwachungsmethoden zum Einsatz kommen, die die komplexen Mischungen ins Visier nehmen – also effektbasierte Verfahren, bei denen repräsentative Gewässerorganismen wie Algen, Kleinkrebse, Fischembryos und geeignete Zellsysteme zeigen, wie giftig der jeweilige Chemikaliencocktail ist. Damit könnten toxische Belastungen erkannt werden, selbst wenn die zugrunde liegenden Chemikalien nicht bekannt sind oder unterhalb der analytischen Nachweisgrenze liegen. Diese Methoden sollten durch chemische Screeningverfahren mit hochauflösender Massenspektrometrie ergänzt werden, um zu sehen, welche Stoffe die Mischungen enthalten und um neu auftretende Chemikalien zu entdecken und Verschmutzungstrends in den Gewässern zu verfolgen. Damit lassen sich auch wertvolle Informationen zum Vorkommen von Stoffen sammeln, die heutzutage zwar detektiert, aber noch nicht identifiziert werden können. Um diese umfangreichen Daten zu hunderten und tausenden von Stoffen im Gewässer zur Risikobewertung der Chemikaliencocktails nutzen zu können, schlagen die Autoren zudem den Aufbau einer europäischen Dateninfrastruktur vor. Diese könne helfen, die Datenmengen zu sammeln, für Wissenschaft und Behörden zugänglich zu machen, auszuwerten und auszutauschen.

„Die Policy Briefs sollen den Entscheidungsträgern den Zugang zu wissenschaftlichen Informationen erleichtern, die für den Schutz der europäischen Wasserressourcen erforderlich sind“, sagt Werner Brack. Dies sei eine wichtige Grundlage für die Gesundheit der Menschen in Europa und für gesunde Ökosysteme, die wichtige Dienstleistungen für die Bevölkerung erbringen.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Dr. Werner Brack
Leiter UFZ-Department Wirkungsorientierte Analytik
werner.brack@ufz.de

Originalpublikation:
Brack (2019): Solutions for present and future emerging pollutants in land and water resources management. Policy briefs summarizing scientific project results for decision makers. Environmental Sciences Europe 2019, https://enveurope.springeropen.com/articles/10.1186/s12302-019-0252-7

Weitere Informationen:

https://www.springeropen.com/collections/solutions

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„Zu viele sterben zu jung“ – Start der Kampagne „Kenne Dein Risiko“

Davida Drescher Pressestelle
Stiftung Männergesundheit

Zu viele Männer sterben immer noch viel zu jung: 28% aller Männer noch vor ihrem 70. Lebensjahr. In der Altersgruppe zwischen 20 und 29 Jahren sind zwei Drittel aller Sterbefälle Männer, zwei Drittel aller Suizide werden von Männern begangen und zwei Drittel der Verkehrstoten sind ebenfalls männlich. Mit Veranstaltungen in ganz Deutschland und einer Kampagne auf Facebook informiert die Stiftung umfassend zum Thema Männergesundheit.

Das liegt nicht am Geschlecht: „Männer sterben viel zu früh, nicht weil sie Männer sind, sondern weil sie sich riskant verhalten“, sagt Olaf Theuerkauf, Vorstand der Stiftung Männergesundheit. „Hinzu kommt: Den meisten Männern sind ihre genetisch bedingten Risiken gar nicht bewusst. Sie wissen auch nicht, wie gefährlich anerzogene oder angewöhnte ungesunde Lebensweisen sind“.
„Kenn Dein Risiko“ – lautet deshalb das Motto der diesjährigen Kampagne. Die Stiftung Männergesundheit spricht Männer an. Sie sollen ermutigt werden, eine Bestandsaufnahme zu machen und herauszufinden, wo ihr persönliches Risiko liegt, zu erkranken.
Mit Veranstaltungen in ganz Deutschland und einer Kampagne auf Facebook informiert die Stiftung umfassend zum Thema Männergesundheit.

Auftakt der Kampagne ist der 19. November 2019 in Bautzen. Sie endet am 10. Dezember 2019, dem Tag der ungleichen Lebenserwartung.

Männer haben einen anderen Lebensstil als Frauen, sie haben aber auch eine andere gesellschaftliche Rolle. „Männer leben riskanter“, sagt Dr. Matthias Stiehler, Vorstand der Stiftung Männergesundheit. „Aber Männer wollen sich nicht selbst schaden. Hinter diesem Verhalten steckt immer der Versuch, Probleme zu lösen“.

Welche Probleme Männer haben und was sie dagegen tun können, darum geht es bei der Kampagne. Neben den klassischen Bereichen wie Ernährung und Bewegung geht es vor allem um Themen wie Burnout, die psychische Gesundheit von Jungen, Partnerschaft, aber auch Lebensqualität.

Wir laden Sie ein, über Männergesundheit zu berichten. Im Anhang finden Sie einen Terminplan der Veranstaltungen und Links zur Internetseite der Kampagne.

Als Gesprächspartner stehen Ihnen zur Verfügung:

• Prof. Dr. med. Theodor Klotz, Chefarzt an der urologische Klinik in Weiden
• Dr. Matthias Stiehler, Vorstand Stiftung Männergesundheit
• Olaf Theuerkauf, Vorstand Stiftung Männergesundheit

Kontakt:
Frau Davida Drescher
Geschäftsführerin Stiftung Männergesundheit
Claire-Waldoff-Straße 3
10117 Berlin
Email: drescher@stiftung-maennergesundheit.de
+49 30 652 126 121
oder unter: www.stiftung-maennergesundheit.de

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
• Prof. Dr. med. Theodor Klotz, Chefarzt an der urologische Klinik in Weiden
• Dr. Matthias Stiehler, Vorstand Stiftung Männergesundheit
• Olaf Theuerkauf, Vorstand Stiftung Männergesundheit

Weitere Informationen:
http://www.tag-der-ungleichen-lebenserwartung.de
https://www.facebook.com/stiftungmaenner/

Anhang
Hintergrundtext
https://idw-online.de/de/attachment73665

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Darmkrebs-Früherkennung: Wie lange warten bis zur zweiten Darmspiegelung?

Dr. Sibylle Kohlstädt Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Krebsforschungszentrum

Zur Früherkennung von Darmkrebs haben gesetzlich Krankenversicherte Anspruch auf zwei Darmspiegelungen. Verläuft die erste Untersuchung ohne Befund, wird eine Zweituntersuchung im Abstand von zehn Jahren empfohlen. Wissenschaftler im Deutschen Krebsforschungszentrum untersuchten nun systematisch, wann und wie oft bei einer Zweituntersuchung Gewebeveränderungen detektiert werden. Ihr Fazit: Die Zehnjahresfrist ist in der Regel sinnvoll. Ob und bei welchen Menschen sie eventuell noch etwas verlängert werden könnte, lässt sich anhand der Datenlage noch nicht sicher sagen.

Zur Früherkennung von Darmkrebs haben gesetzlich Krankenversicherte ab dem Alter von 50 Jahren Anspruch auf einen jährlichen Test auf verborgenes Blut im Stuhl. Die Wahrscheinlichkeit zu erkranken, steigt mit dem Alter. Daher wird Männern ab dem Alter von 50 Jahren und Frauen ab 55 Jahren eine Darmspiegelung (Koloskopie) angeboten. Sie ist zuverlässiger als der Stuhltest und Krebsvorstufen können sofort entfernt werden. Wird bei einer ersten Darmspiegelung kein auffälliger Befund entdeckt, so empfehlen die Leitlinien zur Darmkrebsprävention eine zweite Untersuchung nach einer Frist von zehn Jahren.

Dieses Zehn-Jahres-Intervall wurde bislang allerdings im Wesentlichen durch Beobachtungen der Wachstumsraten von Darmkrebs-Vorstufen oder anhand von Abgleichen mit Krebsregisterdaten ermittelt. „Was bislang fehlte, war eine systematische Untersuchung der Entdeckungsraten relevanter Befunde bei der Folgekoloskopie, um zu ermitteln, nach welchem Zeitraum zu einer Folgeuntersuchung geraten werden sollte“, sagt Hermann Brenner, Präventionsexperte am Deutschen Krebsforschungszentrum.

Sein Team führte daher nun eine so genannte Metaanalyse durch: Thomas Heisser, Erstautor der aktuellen Arbeit, fasste zusammen mit seinen Kollegen die Ergebnisse von 28 verschiedenen publizierten Einzelstudien zusammen, die ein Auftreten von Darm-Läsionen ein bis fünf Jahre (17 Studien), fünf bis zehn Jahre (16 Studien) sowie zehn und mehr Jahre (drei Studien) nach der Erstkoloskopie ermittelt hatten.

Die Wissenschaftler erfassten zunächst das Auftreten aller Arten von Darmläsionen: Bei 20,7 Prozent aller Untersuchten, deren Erstkoloskopie ein bis fünf Jahre zurücklag, wurden bei der Zweituntersuchung Läsionen entdeckt. Waren 5 bis 10 Jahre seit der Erstuntersuchung vergangen, so lag die Entdeckungsrate bei 23 Prozent, nach über zehn Jahren bei 21,9 Prozent.

Betrachteten die Wissenschaftler dagegen nur die klinisch wesentlich relevanteren fortgeschrittenen Vorstufen, so lagen die Entdeckungsraten bei 2,8 Prozent nach ein bis fünf Jahren, 3,2 Prozent nach fünf bis zehn Jahren und 7 Prozent bei über zehn Jahren.

„Die vergleichsweise hohe Rate kleinerer Gewebeveränderungen, die nur wenige Jahre nach der ersten Koloskopie gefunden wurden, lässt sich wahrscheinlich großenteils dadurch erklären, dass bei der Erstuntersuchung noch sehr kleine Veränderungen nicht entdeckt oder entfernt wurden“, sagt Hermann Brenner. „Dafür spricht auch, dass diese Rate im darauffolgenden Intervall kaum weiter ansteigt.“

Wesentlich wichtiger für die Prävention ist dagegen die Rate an fortgeschrittenen Krebsvorstufen. Sie bleibt bis zu zehn Jahre nach der Erstuntersuchung mit 2,8 Prozent und 3,2 Prozent auf einem nahezu gleichbleibend niedrigen Niveau. Das bedeutet, dass bei einer Folgekoloskopie in den ersten zehn Jahren nach einer unauffälligen Darmspiegelung nur sehr selten relevante Befunde gefunden würden. Es ist daher sinnvoll, nur in besonderen Fällen, z.B. bei erhöhtem Risiko aufgrund einer familiären Vorbelastung, zu einer früheren Folgeuntersuchung zu raten.

Für Aussagen darüber, ob bei Menschen ohne bekannte besondere Risiken die zweite Darmspiegelung möglicherweise noch weiter als zehn Jahre aufgeschoben werden kann, ist nach Ansicht der Autoren die Datenlage noch zu dünn. Hier konnten die Wissenschaftler auf nur drei Studien zugreifen. „Diese Studien schlossen auch Personen ein, deren Erstuntersuchung teilweise erheblich länger als zehn Jahre zurücklag. Um aber feststellen zu können, ob die Entdeckungsrate eventuell 12 oder 15 Jahre nach der Erstuntersuchung noch vertretbar niedrig ist – dazu sind größere Untersuchungen notwendig“, so Herrmann Brenner.

Thomas Heisser, Le Peng, Korbinian Weigl, Michael Hoffmeister, Hermann Brenner:
Outcomes at Follow-Up of a Negative Colonoscopy in the Average-Risk Population: A Systematic Review and Meta-Analysis
BMJ 2019, DOI: 10.1136/bmj.l6109

Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Über 1.300 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können.
Beim Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ erhalten Betroffene, interessierte Bürger und Fachkreise individuelle Antworten auf alle Fragen zum Thema Krebs.
Gemeinsam mit Partnern aus den Universitätskliniken betreibt das DKFZ das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) an den Standorten Heidelberg und Dresden, in Heidelberg außerdem das Hopp-Kindertumorzentrum KiTZ. Im Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK), einem der sechs Deutschen Zentren für Gesundheitsforschung, unterhält das DKFZ Translationszentren an sieben universitären Partnerstandorten. Die Verbindung von exzellenter Hochschulmedizin mit der hochkarätigen Forschung eines Helmholtz-Zentrums an den NCT- und den DKTK-Standorten ist ein wichtiger Beitrag, um vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik zu übertragen und so die Chancen von Krebspatienten zu verbessern.
Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.

Ansprechpartner für die Presse:
Dr. Sibylle Kohlstädt
Pressesprecherin
Kommunikation und Marketing
Deutsches Krebsforschungszentrum
Im Neuenheimer Feld 280
69120 Heidelberg
T: +49 6221 42 2843
F: +49 6221 42 2968
E-Mail: S.Kohlstaedt@dkfz.de
E-Mail: presse@dkfz.de
www.dkfz.de

Originalpublikation:
Thomas Heisser, Le Peng, Korbinian Weigl, Michael Hoffmeister, Hermann Brenner:
Outcomes at Follow-Up of a Negative Colonoscopy in the Average-Risk Population: A Systematic Review and Meta-Analysis
BMJ 2019, DOI: 10.1136/bmj.l6109

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Eine Millionen Euro und revolutionäre Filter für mehr Umweltschutz

Vanessa Offermann Abteilung Hochschulkommunikation
Hochschule Heilbronn

Jennifer Niessner, Professorin der Hochschule Heilbronn, wirbt eine Millionen Euro für ihr Forschungsprojekt Bionische Filter (BiFi) bei der Carl-Zeiss-Stiftung ein. Ihr Fokus liegt auf der Verbesserung von Reinigungsfiltern für Wasser und Luft. Niessner ist in der Fakultät Technische Prozesse (TP) Professorin für die Fachgebiete Technische Physik und Strömungslehre.

Heilbronn, November 2019. Saubere Luft und sauberes Wasser sind von grundlegender Bedeutung für die Gesundheit und Lebensqualität von Mensch und Tier. Filter helfen bei der Reinigung dieser lebenswichtigen Elemente. Sie säubern die durchströmende Luft, beziehungsweise das hindurchfließende Wasser und sind somit ein wichtiger Aspekt im Umweltschutz.
Oft jedoch erzielt das Filtermaterial nicht die gewünschte Leistung. Partikel bleiben zurück, die eigentlich herausgefiltert werden sollten oder das Filtermaterial erzielt das gewünschte Ergebnis nur mit einem erheblichen Energieaufwand.
Hier setzt das Forschungsprojekt Bionische Filter (BiFi) von Projektleiterin und Professorin im Studiengang Verfahrens- und Umwelttechnik, Jennifer Niessner an. Ziel des Projektes ist die Entwicklung intelligenter bionischer Filter nach dem Vorbild biologischer Funktionen.

Wie in der Natur ergibt sich in BiFi die optimale Geometrie der Filter als Antwort auf ein Optimierungsziel. So wie sich die typische Fischform im Laufe der Evolution als die Form ergeben hat, mit der sich ein Fisch mit dem geringsten Energieeinsatz fortbewegen kann, so wird in BiFi ein Optimierungsziel für die Geometrie des Filters formuliert: minimaler Energieaufwand bei maximaler Abscheideleistung. Die Geometrie des Filters passt sich also diesen Zielen an und ergibt sich aus ihnen. Eine Einschränkung, dass in den Filtergeometrien etwa nur Fasern mit kreisförmigem Querschnitt vorkommen dürfen, gibt es dadurch nun nicht mehr.

Niessner: „Wir wollen in BiFi durch einen revolutionären Ansatz Filter intelligent machen. Die optimale Geometrie stellt sich in unseren Strömungssimulationen mit Topologieoptimierung als Antwort auf das Optimierungsziel ein. Die resultierenden Geometrien sehen wie gewachsene Strukturen aus und können dank Additiver Fertigung erstmals auch hergestellt werden. Die bionischen Filter werden bessere Abscheideleistung und Energieeffizienz haben, als alle auf dem Markt verfügbaren Produkte.“ Überprüft werden die technischen Entwicklungen in drei Leitanwendungen, nämlich in einem Luftfilter, z.B. einem Pollenfilter für Innenräume, einem Mikroplastikfilter für Waschmaschinen und einer Öl-Wasser-Membran für Kraftfahrzeuge.

Das Forscher-Team
Professorin Niessner ist Spezialistin für Strömungssimulation und wird unterstützt von Professor Uwe Gleiter. Gleiter ist Spezialist für Kunststoffverarbeitung, Werkstoffe und Werkstoffprüfung im Studiengang Mechatronik und Robotik. Er kümmert sich um die Herstellung der Filterstrukturen mittels 3D-Druck. Weiterer Projektpartner ist Professor Wendelin Schramm, aus dem Studiengang Medizinische Informatik. Er lehrt Gesundheitsökonomik und Gesundheitsmanagement und behält im Projekt die Nutzenbewertung im Auge. Eng arbeitet das interdisziplinäre HHN-Forscherteam mit Dr. Jakob Barz vom Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik (IGB) in Stuttgart zusammen, der das Team in Fragen der Materialauswahl und Beschichtung unterstützt.
An der Hochschule Heilbronn wird im Rahmen des Projektes BiFi ein „Zentrum für Additive Fertigung poröser Strukturen“ gegründet, in dem Vertreter aus Forschung und Industrie beteiligt sein sollen. Dadurch finden die Forschungsergebnisse Eingang in die industrielle Praxis. Gefördert wird BiFi mit einer Millionen Euro durch die Carl-Zeiss-Stiftung, die sich als Partner für visionäre und exzellente Wissenschaft im Bereich der Natur- und Ingenieurwissenschaften versteht.

Hochschule Heilbronn – Kompetenz in Technik, Wirtschaft und Informatik
Mit ca. 8.400 Studierenden ist die Hochschule Heilbronn eine der größten Hochschulen für Angewandte Wissenschaften in Baden-Württemberg. Ihr Kompetenz-Schwerpunkt liegt auf den Bereichen Technik, Wirtschaft und Informatik. An drei Standorten in Heilbronn, Künzelsau und Schwäbisch Hall bietet die Hochschule mehr als 50 Bachelor- und Masterstudiengänge an. Die Hochschule pflegt enge Kooperationen mit Unternehmen aus der Region und ist dadurch in Lehre, Forschung und Praxis sehr stark vernetzt.

Ansprechpartnerin: Franziska Pöttgen, Forschungskommunikation,
Bildungscampus 14, 74076 Heilbronn, Telefon: 07131-504-229,
E-Mail: franziska.poettgen@hs-heilbronn.de,
Internet: http://www.hs-heilbronn.de/forschung

Pressekontakt Hochschule Heilbronn: Vanessa Offermann
Bildungscampus 14, 74076 Heilbronn Telefon: 07131-504-553,
E-Mail: vanessa.offermann@hs-heilbronn.de, Internet: http://www.hs-heilbronn.de

Über die Carl-Zeiss-Stiftung
Die Carl-Zeiss-Stiftung hat sich zum Ziel gesetzt, Freiräume für wissenschaftliche Durchbrüche zu schaffen. Als Partner exzellenter Wissenschaft unterstützt sie sowohl Grundlagenforschung als auch anwendungsorientierte Forschung und Lehre in den MINT-Fachbereichen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik). 1889 von dem Physiker und Mathematiker Ernst Abbe gegründet, ist die Carl-Zeiss-Stiftung die älteste private wissenschaftsfördernde Stiftung in Deutschland. Sie ist alleinige Eigentümerin der Carl Zeiss AG und SCHOTT AG. Ihre Projekte werden aus den Dividendenausschüttungen der beiden Stiftungsunternehmen finanziert.

Pressekontakt
Vanessa Marquardt
Telefon: 0711-162213 -16, E-Mail: vanessa.marquardt@carl-zeiss-stiftung.de

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Jennifer Niessner, Fakultät Technische Prozesse (TP),
Professorin für die Fachgebiete Technische Physik und Strömungslehre,
Max-Planck-Str. 39, 74081 Heilbronn, Telefon: 07131-504-308,
E-Mail: jennifer.niessner@hs-heilbronn.de, Internet: http://www.hs-heilbronn.de/bifi

Quelle: IDW 

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Warum Beta-Blocker Hautentzündungen verursachen

Johannes Seiler Dezernat 8 – Hochschulkommunikation
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

Beta-Blocker werden häufig gegen Bluthochdruck und andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen eingesetzt. Bei manchen Patienten können sie jedoch eine entzündliche Schuppenflechte auslösen oder verstärken. Wissenschaftler der Universität Bonn und der Freien Universität Berlin haben nun eine mögliche Ursache dafür gefunden. Ihre Ergebnisse sind heute in der renommierten Fachzeitschrift „Autophagy“ erschienen.

Dass Beta-Blocker schwere Hautentzündungen verursachen können, ist schon lange bekannt. Die Ursache für dieses Phänomen war allerdings bislang weitgehend unbekannt. Die aktuelle Studie bringt jedoch Licht ins Dunkel: Demnach können Beta-Blocker augenscheinlich den Abbau defekter Zellbestandteile stören. Im Gegenzug setzen die Zellen dann Botenstoffe frei, die immunvermittelte entzündliche Reaktionen auslösen.

In diese Richtungen deuten zumindest Experimente mit Zellkulturen. Die Wissenschaftler hatten dabei einen Wirkstoff namens Propranolol unter die Lupe genommen. Unabhängig vom eigentlichen Wirkmechanismus, der Blockade von Betarezeptoren, verdankt er seine entzündungsfördernden Nebenwirkungen vermutlich der Kombination zweier Eigenschaften: „Propranolol ist fettlöslich und zugleich leicht alkalisch“, erklärt Prof. Dr. Günther Weindl vom Pharmazeutischen Institut der Universität Bonn.

„Gelber Sack“ in der Zelle
Dank seiner Fettlöslichkeit kann der Wirkstoff Biomembranen durchqueren – das sind dünne fettähnliche Häutchen, die Zellen und manche ihrer Bestandteile umschließen. Der zweite Punkt sorgt dagegen dafür, dass Propranolol sich in saurer Umgebung positiv auflädt. In diesem Zustand kann die Substanz dann nicht mehr durch die Membran zurück.

Problematisch wird diese Kombination bei einem Vorgang, den Experten Autophagie nennen. Dabei nutzen Zellen Bläschen aus Biomembranen als eine Art „Gelben Sack“, in dem sie defekte Proteine und andere Zellbestandteile verpacken. Der Sack verschmilzt dann später mit einem zweiten Membran-Beutel, dem Lysosom. Dieses enthält zersetzende Enzyme, die den Inhalt des gelben Sacks zerlegen und die einzelnen Bausteine wieder in die Zelle abgeben – ein perfektes Recycling.

Die Flüssigkeit im Lysosom ist leicht sauer, denn nur in diesem Milieu können die Enzyme ihre Arbeit verrichten. Wenn daher ein Propranolol-Molekül per Zufall seinen Weg durch die Membran in den Beutel findet, wird es positiv geladen und sitzt in der Falle. Mit der Zeit sorgt dieser Effekt dafür, dass sich immer mehr Propranolol im Lysosom anhäuft. „Und dieser Prozess stört augenscheinlich die Autophagie“, sagt Weindl. „Das wiederum verändert eine Reihe von Prozessen in der Zelle. Als ein Resultat schüttet sie unter anderem Entzündungsbotenstoffe aus, vor allem das so genannte Interleukin-23, das hauptsächlich von Immunzellen abgesondert wird. Folge davon sind die beobachteten Hautprobleme.“

Nicht alle Beta-Blocker sind problematisch
Wie diese Prozesse auf molekularer Ebene genau zusammenhängen, wollen die Forscher nun weiter untersuchen. Schon jetzt deuten ihre Ergebnisse aber darauf hin, dass die entzündlichen Effekte vor allem bei fettlöslichen Beta-Blockern auftreten. Tatsächlich gibt es in dieser Wirkstoffgruppe auch Substanzen, die weniger gut membrangängig sind. „Wir haben sie in unseren Zellkulturen getestet“, betont der Pharmakologe. „Die Interleukin-23-Ausschüttung war bei ihnen deutlich geringer als nach Propranolol-Gabe.“

Diese Ergebnisse müssen aber noch bei lebenden Organismen verifiziert werden. Dass eine gestörte Autophagie schwere Erkrankungen auslösen kann, ist dagegen schon seit längerem bekannt. Darunter sind etwa Demenz, entzündliche Darmerkrankungen und Diabetes.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Günther Weindl
Pharmazeutisches Institut der Universität Bonn
Tel. 0228/739103
E-Mail: g.weindl@uni-bonn.de

Originalpublikation:
Gerrit Müller, Charlotte Lübow und Günther Weindl: Lysosomotropic beta blockers induce oxidative stress and IL23A production in Langerhans cells. Autophagy DOI: 10.1080/15548627.2019.1686728

Quelle: IDW 

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Grüngut? Doppelt gut fürs Klima!

Bianca Stur Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Biomasseforschungszentrum

Das Projekt Grün-OPTI befasst sich mit der Optimierung der stofflich-energetischen Verwertung von Grüngut in Deutschland.

Das Projekt Grün-OPTI (FKZ-Nr.: 03KB107) des Witzenhausen-Instituts nahm sich diesem Thema etwas genauer an und thematisierte die bislang unzureichende Ausschöpfung der Potenziale von Grüngut für eine hochwertige Verwertung als Brennstoff und Kompost. Denn wie die präsentierten Projektergebnisse zeigen, steckt die Nutzung von Reststoffen aus der Garten- und Landschaftspflege noch weit hinter ihrem eigentlichen Potenzial. Zwar trennen laut einer Befragung des Witzenhausen-Instituts gut 75 Prozent der beteiligten 175 Grüngut-Kompostierungsanlagen holzige Materialien vom Grüngut und nutzen diese als Brennstoff, statt sie in die Kompostierung zu geben. Dennoch ist der Anteil des als Brennstofffraktion eingebrachten Grünguts mit 18 Prozent relativ niedrig und könnte nach Berechnungen des Forschungsinstituts auf 30 Prozent gesteigert werden.

Für ihre Analysen holten sich die Forschenden Unterstützung aus drei Praxisbetrieben. Gemeinsam bestimmten sie Faktoren, die die Menge an abgegebenen Abfällen bei Grüngut-Entsorgern beeinflussen. Aus den dabei abgeleiteten Erfolgskriterien für die Wertschöpfungskette „holziges Grüngut“ entwickelten die Forscher aus Witzenhausen praktische Handlungsempfehlungen für Entsorgungsträger.

Vor allem der Komfort und Service bei der Sammlung von Gartenabfall sollte verbessert werden, damit der Anreiz für die Abgabe von Garten- und Landschaftspflegeabfällen erhöht wird. Aussichtsreiche Möglichkeiten wären eine kostenfreie Einsammlung des Grünguts oder gut erreichbare, kostenfreie Sammelstellen mit praktischen Öffnungszeiten.

Ein nicht zu vernachlässigender Effekt der optimierten stofflich-energetischen Verwertung von Grüngut ist zudem die hohe Einsparung an Treibhausgasen: Denn durch die Erzeugung von Kompost und regenerativer Energie ließen sich bei den derzeit pro Jahr erfassten Mengen von 4,9 Millionen Tonnen Grüngut etwa 3,3 Millionen Tonnen CO2 einsparen.

„Grün-OPTI“ ist ein Vorhaben des BMWi-Förderbereichs „Energetische Biomassenutzung“.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH
Werner-Eisenberg-Weg 1
37213 Witzenhausen

Thomas Raussen – Projektleiter
Telefon: +49 (0)5542 9380-15
E-Mail: t.raussen@witzenhausen-institut.de

BEGLEITVORHABEN
Diana Pfeiffer – Projektkoordination
Telefon: +49 (0)341 2434-554
E-Mail: diana.pfeiffer@dbfz.de

Bianca Stur – Öffentlichkeitsarbeit
Telefon: +49 (0)341 2434-582
E-Mail: bianca.stur@dbfz.de

Weitere Informationen:
https://www.energetische-biomassenutzung.de/projekte-partner/details/project/sho… Erfahren Sie mehr im Projektsteckbrief und Endbericht von Grün-OPTI
https://www.energetische-biomassenutzung.de/startseite/

Anhang
Pressemitteilung Grün-OPTI
https://idw-online.de/de/attachment73600

Quelle: IDW 

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Gesellschaftlicher Lebensstil als Ursache für Adipositas bei Kindern | Neue S3-Leitlinie fordert präventive Maßnahmen

Nina Schnürer Unternehmenskommunikation
Universitätsklinikum Ulm

Egal ob Säuglinge, Kleinkinder oder Jugendliche – die Zahl der Minderjährigen, die von Übergewicht betroffen sind, hat in den letzten Jahrzehnten deutlich zugenommen. Eine neue S3-Leitlinie zeigt nun: die Ursachen für Adipositas finden sich vor allem im Lebensstil unserer Gesellschaft. Die an der Erstellung der Leitlinie beteiligten Wissenschaftler*innen fordern daher, im Kampf gegen die Pfunde vermehrt auf verhältnispräventive statt auf verhaltenspräventive Maßnahmen zu setzen. Federführend wurde die Leitlinie von Prof. Dr. Martin Wabitsch zusammen mit Dr. Anja Moss geschrieben. Prof. Wabitsch leitet die Sektion Pädiatrische Endokrinologie und Diabetologie des Universitätsklinikums Ulm.

Die evidenzbasierte S3-Leitlinie „Therapie und Prävention der Adipositas im Kindes- und Jugendalter“ wurde gemeinsam von 40 Expert*innen aus 16 medizinisch-wissenschaftlichen Fachgesellschaften, Berufsverbänden und weiteren Organisationen erarbeitet. Sie zeigt: weder übergewichtigen Kindern und Jugendlichen selbst noch ihren Eltern kann die Schuld an einer Adipositas gegeben werden. Vielmehr führen die sogenannten „adipogenen“ Lebensbedingungen in Konsum- und Wohlstandsgesellschaften zu einem Anstieg an extremem Übergewicht junger Menschen. „Adipositas bei Kindern und Jugendlichen ist das Ergebnis des Lebensstils unserer Gesellschaft und entwickelt sich auf der Basis einer biologischen Anlage“, erklärt Prof. Dr. Martin Wabitsch. „Beides ist durch das Individuum nur begrenzt beeinflussbar. Um Übergewicht in dieser Altersgruppe in Zukunft zu verhindern, müssen Gesellschaft und Politik sich dafür einsetzen, den aktuellen Lebensstil zu ändern. Eine wichtige Maßnahme wäre beispielsweise, den Zuckergehalt in unseren Lebensmitteln – vor allem in Getränken – zu reduzieren.“ Die derzeitigen Maßnahmen gegen Adipositas seien unzureichend und teilweise unpassend, da sie in erster Linie am Verhalten der Betroffenen und nicht an deren Lebensbedingungen ansetzten.
Neben tiefgreifenden Änderungen auf Bevölkerungsebene fordert die Leitlinie außerdem eine Ausweitung des ambulanten Therapieangebots. Hierbei sollten Bewegungs-, Ernährungs- und Verhaltenstherapien kombiniert werden. „Wir empfehlen, junge Patientinnen und Patienten gemeinsam mit ihren Familien ambulant in ihrem gewohnten Umfeld zu betreuen“, sagt Prof. Dr. Martin Wabitsch. „Hierfür ist es aber notwendig, mehr Therapieplätze und Schulungsangebote zu schaffen, die bisher leider fehlen. Um mehr Angebote zu schaffen, sind wir vor allem auf die Unterstützung der Krankenkassen angewiesen.“ Besonders die Schulung von Kindern im Grundschulalter zeige positive Effekte. Für ältere Jugendliche, die unter extremer Adipositas leiden, müssten laut der Leitlinie jedoch neue Therapiekonzepte geschaffen werden, da bei ihnen die Erfolgsrate deutlich niedriger liege.
Eine entscheidende Rolle bei der Früherkennung und Behandlung von Übergewicht in jungen Jahren sprechen die Wissenschaftler*innen außerdem Haus- und Kinderärzt*innen zu. Deshalb sollte das Thema schon in der Ausbildung angehender Ärztinnen und Ärzte einen hohen Stellenwert einnehmen. „Ziel unserer Leitlinie ist es nicht nur, das Bewusstsein für das Gesundheitsproblem Adipositas zu stärken. Wir wollen auch eine orientierende Hilfe für alle im Gesundheitswesen und der Gesundheitspolitik Tätigen geben und Informationen zur Therapie und Prävention der Adipositas bereitstellen“, betont Prof. Dr. Martin Wabitsch.

Die Sektion Pädiatrische Endokrinologie und Diabetologie am Universitätsklinikum Ulm bietet ein intensives, ambulantes Schulungsprogramm für betroffene Kinder und deren Familien an. Die Kosten werden von den Krankenkassen übernommen.

LINK: Evidenzbasierte (S3-) Leitlinie der Arbeitsgemeinschaft Adipositas im Kindes- und Jugendalter (AGA, AWMF-Nr. 050-002) „Therapie und Prävention der Adipositas im Kindes- und Jugendalter“

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Ein neues Puzzleteil im globalen Kohlenstoffzyklus

Dr. Fanni Aspetsberger Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie

Mikrobiologinnen und -biologen der Max-Planck-Institute für terrestrische Mikrobiologie in Marburg und für marine Mikrobiologie in Bremen haben einen Stoffwechselweg entdeckt, der eine wichtige Rolle beim mikrobiellen Abbau der Algenbiomasse im Ozean spielt. Die Aufklärung der genauen Abläufe auf molekularer Ebene bis hin zum Nachweis der weltweiten Verbreitung liefern wertvolle Informationen für künftige Berechnungen der Kohlendioxid-Bilanz der Weltmeere.

Von Charles Darwin ist überliefert, dass er im „klaren blauen Wasser“ des Ozeans etwas vermutete, das noch kleiner sei als die Protozoen, die er im Mikroskop erkennen konnte. „Heute wissen wir, dass jeder Liter Ozeanwasser von Hunderten von Millionen Mikroorganismen wimmelt“, erklärt der Meeresforscher Rudolf Amann, Direktor am Max-Planck-Institut für marine Mikrobiologie in Bremen. Sein Kollege Tobias Erb vom Schwesterinstitut in Marburg ergänzt: „Obwohl sie selbst nur Mikrometer klein sind, bestimmen sie durch ihre schiere Anzahl und ihre hohe Stoffwechselrate maßgeblich den Energiefluss und den Umsatz von Biomasse in den Weltmeeren.“

Während einzellige Algen, auch bekannt als Phytoplankton, CO2 in Biomasse umwandeln, kommen andere Mikroorganismen vor allem dann zum Zuge, wenn die Algen den fixierten Kohlenstoff ausscheiden oder – manchmal schlagartig, wie nach der sogenannten Algenblüte – absterben. Noch im Oberflächenwasser verarbeiten die Einzeller viele Tausend Tonnen der Algen-Biomasse: ein zentraler Prozess im marinen Lebenszyklus. Eine der wichtigsten Verbindungen im Ozean ist dabei die Glycolsäure, ein direktes Nebenprodukt der Fotosynthese. Diese wird von marinen Bakterien teilweise wieder in CO2 zurückverwandelt. Doch hier wurde das Bild bislang unscharf: das genaue Schicksal des Kohlenstoffs in der Glycolsäure war nicht bekannt.

Um sinnvoll einschätzen zu können, wie es um den weltweiten Kohlenstoffkreislauf steht, darf die Gleichung aber nicht zu viele Unbekannte haben. Um die Konsequenzen auf globaler Ebene und für den Klimawandel zu verstehen, ist eine genaue Kenntnis des bakteriellen Abbaus der Algen-Biomasse unabdingbar. Dazu brauchen wir jedoch Grundlagenforschung zu Lokalisierung, Rate und Umfang der Nährstoffnetze im Ozean. Was geschieht also mit dem Kohlenstoff der Glycolsäure, bei dem es global immerhin um Stoffmengen im Bereich von einer Milliarde Tonnen pro Jahr geht?

Der vergessene Stoffwechselweg
Nicht immer müssen Forscherinnen und Forscher ganz von vorne beginnen. Manchmal gibt es bereits bekannte Puzzleteile, sie müssen nur erkannt und an die richtige Stelle gelegt werden. Ein solches Teil ist der β-Hydroxyaspartat-Zyklus, der vor mehr als 50 Jahren in dem Bodenbakterium Paracoccus entdeckt wurde. Damals erfuhr der Stoffwechselweg wenig Aufmerksamkeit, seine genauen biochemischen Abläufe blieben unerforscht. Lennart Schada von Borzyskowski, Erstautor der Publikation, ist Postdoktorand in der Abteilung von Tobias Erb am Max-Planck-Institut für terrestrische Mikrobiologie in Marburg. Er stieß im Rahmen von Literaturrecherchen auf diesen Stoffwechselweg. „Beim Betrachten des Weges fiel mir auf, dass er effizienter sein müsste als der bisher für den Abbau der Glycolsäure angenommene Prozess, und ich fragte mich, ob dieser Stoffwechselweg nicht vielleicht mehr Bedeutung besitzen könnte, als ursprünglich angenommen“, berichtet der Wissenschaftler.

Ausgestattet mit einer einzelnen Gensequenz stieß er in Datenbanken auf ein Cluster aus insgesamt vier Genen, die die Bauanleitung für vier Enzyme liefern. In Kombination miteinander waren drei der Enzyme ausreichend, um eine aus der Glycolsäure abgeleitete Verbindung weiter umzusetzen. Doch wofür war das vierte Enzym zuständig? Als Schada von Borzyskowski dieses Enzym im Labor testete, entdeckte er, dass es eine bisher unbekannte Reaktion katalysiert, eine sogenannte Iminreduktion. Durch diese vierte Reaktion schließt sich der Stoffwechselweg zu einem eleganten Kreislauf, durch den der Kohlenstoff der Glycolsäure ohne Verlust von CO2 zirkuliert werden kann.

Weltweit verbreitet, ökologisch bedeutsam
In Zusammenarbeit mit weiteren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Universität Marburg gelang es, den Glycolsäure-Stoffwechsel und seine Regulation in den lebenden Mikroorganismen zu studieren. „Nun ging es darum, das Vorkommen und die Aktivität dieser Gene im marinen Lebensraum und ihre ökologische Bedeutung nachzuweisen,“ erläutert Tobias Erb. Hierfür erwies sich die Zusammenarbeit der Marburger Biochemiker mit den Meeresforscherinnen und -forschern des Bremer Max-Planck-Instituts als besonders fruchtbar, denn diese untersuchen bereits seit Jahren die marinen Lebensgemeinschaften bei Helgoland, insbesondere die Bakterienpopulationen während und nach Algenblüten. In mehreren Exkursionen auf hoher See maßen die Marburger und Bremer die Bildung und den Verbrauch von Glycolsäure während der Algenblüte im Frühjahr 2018. Und tatsächlich: Der Stoffwechselzyklus war aktiv am Stoffwechsel der Glycolsäure beteiligt.

Auch in den bakteriellen Genomsequenzen, welche die TARA Oceans-Expedition in über 10.000 Kilometern Wegstrecke auf den Weltmeeren sammelte, fanden sich immer wieder die Baupläne des Stoffwechselzyklus, und zwar im Durchschnitt 20-mal häufiger als alle anderen postulierten Abbaurouten für Glycolsäure. Der wiederentdeckte Stoffwechselweg fristet also kein Nischendasein, sondern ist im Gegenteil weit verbreitet. Diese neuen Erkenntnisse erstaunen Rudolf Amann immer noch: „Die Entdeckung der Marburger Kolleginnen und Kollegen stellt unser bisheriges Verständnis zum Schicksal der Glycolsäure auf den Kopf. Unsere Daten zeigen, dass wir den Kreislauf von Milliarden Tonnen Kohlenstoff in den Weltmeeren neu bewerten müssen.“ Tobias Erb schließt daran an: „Diese Arbeit macht uns bewusst, welche globalen Ausmaße der Stoffwechsel von Mikroorganismen annehmen kann, und zeigt uns gleichzeitig, wieviel hier noch gemeinsam zu entdecken ist.“

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Tobias Erb
Max-Planck-Institut für terrestrische Mikrobiologie, Marburg
Telefon: +49 6421 178 700
E-Mail: toerb@mpi-marburg.mpg.de

Prof. Dr. Rudolf Amann
Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie, Bremen
Telefon: +49 421 2028-930
E-Mail: ra­mann@mpi-bre­men.de

Originalpublikation:
Schada von Borzyskowski, L., Severi, F., Krüger, K., Hermann, L., Gilardet, A., Sippel, F., Pommerenke, B., Claus, P., Socorro Cortina, N., Glatter, T., Zauner, S., Zarzycki, J., Fuchs, B.M., Bremer, E., Maier, U.G., Amann, R.I., Erb, T.J.: Marine Proteobacteria metabolise glycolate via the β-hydroxyaspartate cycle. Nature Vol. 575, November 2019.
DOI 10.1038/s41586-019-1748-4

Weitere Informationen:

https://www.mpi-bremen.de/Page3912.html (enthält ein kurzes Erklärvideo zur Veröffentlichung)

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Ostsee am Scheideweg? Zukunftsszenarien zum kombinierten Effekt von Klimawandel und Nährstoffbelastung

Dr. Kristin Beck Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde

Kann effektives Meeresmanagement Klimawandelfolgen so mildern, dass die Ostsee wieder einen guten ökologischen Zustand erreicht? Lassen sich zukünftige Beeinträchtigungen des Tourismus durch Rekord-Blaualgenblüten und andere Extremereignisse abwehren? Ein Team um Meeresphysiker Markus Meier vom Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW) präsentiert jetzt eine Studie, in der verschiedene Treibhausgas- und Nährstoffbelastungsszenarien bis 2100 modelliert wurden. Nur in dem optimistischsten Szenario – Nährstoffreduktion durch eine perfekte Umsetzung des Ostsee-Aktionsplans – wird ein guter Umweltzustand erreicht und Extrem-Algenblüten trotz gehäufter Hitzewetterlagen vermieden.

Zu hohe Nährstoffeinträge sind ein großes ökologisches Problem für die Ostsee. Die Folge: Übermäßiges Phytoplanktonwachstum – insbesondere sommerliche Blaualgenblüten. Absterbende Algenblüten wiederum fördern Sauerstoffmangel im Tiefenwasser, wo nur spezielle Bakterien existieren können, nicht aber höheres Leben wie Muscheln oder Fische. Obwohl sich alle Anrainerstaaten bereits vor über 10 Jahren im Rahmen des Ostsee-Aktionsplanes (BSAP, kurz für „Baltic Sea Action Plan“) auf klar definierte Nährstoff-reduktionsziele einigten, ist die Umsetzung schleppend, und der im BSAP definierte „gute ökologische Zustand“ der Ostsee wird nicht, wie angestrebt, 2021 erreicht. Auch mehren sich Studien, die davon ausgehen, dass der Klimawandel die Überdüngungsproblematik verschärft.

Ein wichtiger Grund, den guten ökologischen Zustand zu erreichen, ist der hohe Freizeitwert der Ostsee – nicht zuletzt, weil Tourismus für die Wirtschaft in der gesamten Ostsee-Region von großer Bedeutung ist. Ob Erholungssuchende ihren Besuch am Meer attraktiv finden, wird meist nicht durch mittlere Temperaturen oder davon bestimmt, wie es um das Ökosystem Ostsee im Allgemeinen bestellt ist (was mit Hilfe von BSAP-Indikatoren gemessen wird, die einen mittleren Umweltzustand abbilden). Vielmehr sind es Extremereignisse, z.B. lang anhaltende extreme Hitzewetterlagen oder ausgedehnte Teppiche giftiger oder stinkender Algen in Strandnähe. „Bei Zukunftsanalysen von Klimawandelfolgen für die Ostsee wurden derartige Extremereignisse bislang nicht berücksichtigt“, sagt Markus Meier, Klimaexperte am IOW und Leiter der Studie, die jetzt im renommierten Fachjournal „Ambio“ publiziert wurde. „Im Fokus unserer Modellierungen bis zum Ende des 21. Jahrhunderts standen also folgende Fragen: Kann die Ostsee einen guten ökologische Zustand überhaupt noch erreichen? Wenn ja, wann und unter welchen Bedingungen? Und erstmals auch: Wie verändert sich die Wahrscheinlichkeit für Extremereignisse, wie sie u.a. für die Entwicklung der Freizeit- und Tourismuswirtschaft relevant sind?“, so Meier weiter.

Das Forscherteam simulierte verschiedene Zukunftsszenarien, in denen sie drei Nährstoff-Belastungsszenarien (1. perfekte Umsetzung der BSAP-Ziele, 2. Weiterführung des Ist-Zustandes, 3. Worst-Case-Szenario mit steigender Belastung durch wachsende Bevölkerungszahlen) jeweils mit einem von zwei Treibhausgas-Belastungsszenarien (mittlere und hohe Belastung) koppelten. Analysiert wurde dabei die Entwicklung klassischer BSAP-Indikatoren, wie Sichttiefe, Nährstoffkonzentrationen und Sauerstoffmangel im Tiefenwasser. Indikatoren für Extremereignisse waren unter anderem das Auftreten sommerlicher Hitzewellen (ausgedrückt als Anzahl aufeinanderfolgender „tropischer Nächte“ wärmer als 20 °C) sowie dadurch bedingte dauerhaft hohe Oberflächenwasser-Temperaturen (über 18 °C) und Rekord-Blaualgenblüten (Anzahl der Algenblütentage pro Jahr, die jeweils höher sein muss als alle davor beobachteten). Um anhand bereits gemessener Werte die Aussagekraft der Modellierungsergebnisse einschätzen zu können, deckte der Simulationszeitraum die Jahre 1975 bis 2100 ab.

„Die Ostseeregion wird sich nach unseren Szenario-Berechnungen durch den Klimawandel deutlich verändern“, erläutert Markus Meier die Ergebnisse. „Je nachdem, welches Klimaszenario wir zugrunde legen, wird es im Hochsommer 2 – 4 °C wärmer. Für den Zeitraum 2070-2100 wird man bei hohen Treibhausgaskonzentrationen fast im gesamten Ostseebereich mit sommerlichen, durch tropische Nächte gekennzeichnete Hitzewellen rechnen müssen, die im Schnitt 2 – 3 Wochen dauern und im Extremfall sogar bis zu zwei Monate ununterbrochen anhalten.“ Diese Veränderungen spiegelten sich auch in den Wassertemperaturen wieder, so Meier weiter. So werde die Ostsee zum Ende des Jahrhunderts an der Oberfläche im Mittel um 2 – 3 °C wärmer sein und sommerliche Oberflächenwassertemperaturen über 18 °C könnten bis zu einem Monat länger auftreten als heute. „Am Beispiel von Warnemünde zeigen die Modelle schon für die nahe Zukunft bis 2050, dass im Vergleich zum heutigen Klima im Sommer deutlich häufiger neue Rekord-Wassertemperaturen an der Oberfläche auftreten werden: Je nach Szenario ist dies 200 – 400 % häufiger, als erwartet“, hebt der Meeresphysiker hervor.

Was auf den ersten Blick wie ein Plus für Ostseebesucher aussieht – zahlreiche ‚tropische Nächte‘, hohe Badetemperaturen über viele Wochen – gehört jedoch zu den Extremereignissen, die eine Beeinträchtigung des Tourismus zunehmend wahrscheinlich machen. Zum einen fördern derartige Bedingungen generell die Entwicklung von Blaualgenblüten. Markus Meier: „Rekord-Blaualgenblüten werden unseren Berechnungen zufolge zwar in allen Szenarien nach 2025 zunächst seltener, aber nur wenn eine Nährstoffreduktion strickt nach BSAP umgesetzt wird, bleiben sie dauerhaft aus.“ Und auch nur dann würden die im Rahmen des BSAP gesteckten Umweltziele – z. B. in Bezug auf Sichttiefe und Sauerstoffmangel im Tiefenwasser – noch vor 2100 für alle Teile der Ostsee erreicht.

„Machen wir dagegen weiter wie bisher oder erhöht sich die Nährstoffbelastung sogar bei hohen Treibhausgaskonzentrationen, ist die Wahrscheinlichkeit für Extremblaualgenblüten zum Ende des Jahrhunderts um 1000 % erhöht im Vergleich zum heutigen Klima. Und erreichen wir die BSAP-Umweltziele nicht, muss man mit zahlreichen weiteren negativen Folgen im Ökosystem Ostsee rechnen“, betont Meier. Außerdem sei aus Studien in anderen, vom Klima her eigentlich gemäßigten Regionen bekannt, dass extreme Hitzeereignisse und gehäufte Hitzewellen das Krankheits- und Sterblichkeitsrisiko signifikant erhöhen. „Bei uns an der Ostsee könnte dies z. B. bedeuten, dass Infektionen mit den lebensgefährlichen, Sepsis verursachenden Vibrio-Bakterien gehäuft auftreten“, erläutert Markus Meier.

„Die Ostsee steht am Scheideweg. Das ist kritisch, bedeutet aber auch, dass wir es immer noch in der Hand haben, wohin sie steuert. Über ein stringentes Meeresmanagement, für das es klare Vorgaben im BSAP gibt, und auch – selbst wenn dies schwieriger ist – über verstärke Klimaschutz-Anstrengungen können wir die Ostsee dauerhaft als Lebensraum und Reiseziel attraktiv halten“, kommentiert Markus Meier die Studienergebnisse abschließend.

Kontakt IOW Presse- und Öffentlichkeitsarbeit:
Dr. Kristin Beck: 0381 5197 135| kristin.beck@io-warnemuende.de
Dr. Barbara Hentzsch: 0381 5197 102 | barbara.hentzsch@io-warnemuende.de

Das IOW ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft, zu der zurzeit 95 Forschungsinstitute und wissenschaftliche Infrastruktureinrichtungen für die Forschung gehören. Die Ausrichtung der Leibniz-Institute reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Sozial- und Raumwissenschaften bis hin zu den Geisteswissenschaften. Bund und Länder fördern die Institute gemeinsam. Insgesamt beschäftigen die Leibniz-Institute etwa 19.100 MitarbeiterInnen, davon sind ca. 9.900 WissenschaftlerInnen. Der Gesamtetat der Institute liegt bei mehr als 1,9 Mrd. Euro. www.leibniz-gemeinschaft.de

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Markus Meier | Leiter IOW-Sektion Physikalische Ozeanographie und Messtechnik
Tel: 0381 – 5197 150 | markus.meier@io-warnemuende.de

Originalpublikation:

H.E. Markus Meier, Christian Dieterich, Kari Eilola, Matthias Gröger, Anders Höglund, Hagen Radtke, Sofia Saraiva, Iréne Wåhlström (2019). Future projections of record-breaking sea surface temperature and cyanobacteria bloom events in the Baltic Sea. Ambio, https://doi.org/10.1007/s13280-019-01235-5

Quelle: IDW 

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Haben Fußballprofis ein erhöhtes Demenzrisiko?

Dr. Bettina Albers Pressestelle der DGN
Deutsche Gesellschaft für Neurologie e.V.

Eine aktuell im „The New England Journal“ publizierte retrospektive Kohortenstudie [1] untersuchte die durch neurogenerative Erkrankungen verursachte Sterblichkeitsrate bei ehemaligen Fußballprofis. Im Vergleich zur nicht-fußballspielenden Kontrollgruppe waren bei den Fußballern signifikant häufiger Fälle von Morbus Alzheimer, Parkinson sowie anderen Demenzerkrankungen aufgetreten. Die kardiovaskuläre Sterblichkeit war bei den Fußballern jedoch geringer. Die Studie wirft zahlreiche Fragen auf: Gibt es tatsächlich einen kausalen Zusammenhang? Und was könnte ein solches erhöhtes Risiko medizinisch erklären?

In der retrospektiven Kohortenstudie waren 7.676 ehemalige Fußballprofis aus Schottland mit über 23.000 Menschen aus der Allgemeinbevölkerung in Hinblick auf Alter, Geschlecht und sozialen Status gematcht und beobachtet worden. Bei denen, die während der Studie verstarben, wurden die Todesursachen erhoben und ausgewertet. In median 18 Jahren verstarben 1.180 ehemalige Fußballprofis (15,4%) und 3.807 Menschen aus der Kontrollgruppe (16,5%) – und der Vergleich zeigte interessante Ergebnisse:

Die Gesamtmortalität war in der „Fußballergruppe“ bis zum 70. Lebensjahr geringer, dann aber in der Altersgruppe über 70 Jahren höher als in der Kontrollgruppe. Die ehemaligen Fußballprofis wiesen eine signifikant geringere Sterblichkeit an ischämischen Herzerkrankungen (p=0,02) auf als die „Nicht-Fußballer“, auch waren bei ihnen weniger an Lungenkrebs (p<0,001) verstorben. Einen deutlichen Unterschied gab es aber im Hinblick auf neurodegenerative Erkrankungen wie Morbus Parkinson, Motorneuronerkrankungen, Morbus Alzheimer und anderen Demenzerkrankungen. Auffällig war, dass die Rate der durch diese Erkrankungen verursachten Todesfälle in der „Fußball-Gruppe“ signifikant höher war. Insgesamt war bei 1,7% der ehemaligen Fußballer eine neurodegenerative Hauptdiagnose auf dem Totenschein vermerkt worden, aber nur bei 0,5% der Kontrollgruppe (p<0,001). Besonders häufig war bei den ehemaligen Fußballprofis der Morbus Alzheimer diagnostiziert worden: So gab es in der Fußballergruppe 64 Alzheimer-bedingte Todesfälle (0,8%), in der viel größeren Vergleichsgruppe insgesamt nur 47 (0,2%), – die Rate war also um den Faktor 4 höher. Zu diesem Ergebnis passte, dass auch mehr Studienteilnehmer in der „Fußballer-Gruppe“ Demenzmedikamente einnahmen als in der Kontrollgruppe. Interessanterweise gab es keinen Unterschied im Hinblick auf die neurodegenerative Mortalität zwischen Feldspielern und Torhütern, wohl aber hinsichtlich der Medikation: Feldspielern waren häufiger als Torhütern Demenzmedikamente verschrieben worden.

Die Studie wirft verschiedene Fragen auf. Die geringere Gesamtmortalität bei den Fußballern in jüngeren Jahren und die geringere Rate an ischämischen Herzerkrankungen führen die Autoren auf den protektiven Effekt des Sports auf das Herz-Kreislauf-System zurück. Sie bieten allerdings keine Erklärung für die höheren Raten an neurodegenerativen Erkrankungen an. „Es kann spekuliert werden, ob Kopfbälle und Schädel-Hirntraumen zu einem höheren Risiko an neurodegenerativen Erkrankungen führen können, das wurde in der Vergangenheit immer wieder diskutiert“, erklärt Prof. Dr. med. Hans-Christoph Diener, Pressesprecher der DGN. Ähnliche Ergebnisse gibt es für Footballspieler in den USA [2]. Anhand neuropathologischer Befunde wurde die Chronische traumatische Enzephalopathie (CTE) infolge von wiederholten leichten Kopfverletzungen bei verschiedenen Sportarten (Boxen, American Football, Australian Football, Rugby, Fußball, Eishockey) beschrieben. Interessant ist, dass bei der CTE eine Tauopathie gefunden wird wie bei neurodegenerativen Erkrankungen [3]“, betont Peter Berlit, Generalsekretär der DGN. „Selbstverständlich kann die hier vorliegende retrospektive Erhebung generell keine kausalen Beziehungen nachweisen und wir sollten mit der Interpretation dieser Daten vorsichtig sein.“

Auch die Studienautoren fordern, die Fragestellung prospektiv zu untersuchen. Sie betonen, dass die vorliegende retrospektive Studie mögliche methodische Mängel aufweist, die das Matching betreffen. Auch heben sie hervor, dass die Ergebnisse keinesfalls auf Amateurfußballer übertragen werden können.

Literatur
[1] Mackay DF, Russell E, Stewart E et al. Neurogenerative disease mortality among former professional soccer players. NEJM 2019; Oct 21. doi: 10.1056/NEJMoa1908483.
[2] Mez J, Daneshvar DH, Kiernan PT, et al. Clinicopathological Evaluation of Chronic Traumatic Encephalopathy in Players of American Football. JAMA. 2017;318(4):360-370. doi:10.1001/jama.2017.8334
[3] Kulbe JR, Hall ED. Chronic traumatic encephalopathy-integration of canonical traumatic brain injury secondary injury mechanisms with tau pathology. Prog Neurobiol. 2017 Nov;158:15-44. doi: 10.1016/j.pneurobio.2017.08.003. Epub 2017 Aug 26.

Pressestelle der Deutschen Gesellschaft für Neurologie
Dr. Bettina Albers
c/o albersconcept, Jakobstraße 38, 99423 Weimar
Tel.: +49 (0)36 43 77 64 23
Pressesprecher: Prof. Dr. med. Hans-Christoph Diener, Essen
E-Mail: presse@dgn.org

Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie e.V. (DGN)
sieht sich als neurologische Fachgesellschaft in der gesellschaftlichen Verantwortung, mit ihren über 9900 Mitgliedern die neurologische Krankenversorgung in Deutschland zu sichern. Dafür fördert die DGN Wissenschaft und Forschung sowie Lehre, Fort- und Weiterbildung in der Neurologie. Sie beteiligt sich an der gesundheitspolitischen Diskussion. Die DGN wurde im Jahr 1907 in Dresden gegründet. Sitz der Geschäftsstelle ist Berlin. www.dgn.org

Präsidentin: Prof. Dr. med. Christine Klein
Stellvertretender Präsident: Prof. Dr. med. Christian Gerloff
Past-Präsident: Prof. Dr. Gereon R. Fink
Generalsekretär: Prof. Dr. Peter Berlit
Geschäftsführer: Dr. rer. nat. Thomas Thiekötter
Geschäftsstelle: Reinhardtstr. 27 C, 10117 Berlin, Tel.: +49 (0)30 531437930, E-Mail: info@dgn.org

Originalpublikation:

doi: 10.1056/NEJMoa1908483.

Weitere Informationen:
http://www.dgn.org

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Ökologisch intakte Flüsse sind den Deutschen Milliarden wert

Nadja Neumann Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)

Gewässer und die darin beheimateten Tiere und Pflanzen bieten der Gesellschaft viele Vorteile. Es ist allerdings schwierig, diese Bedeutung ökonomisch zu beziffern. Forschende vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) haben in einem internationalen Team untersucht, wie hoch die Wertschätzung der Bevölkerung in Deutschland und drei anderen europäischen Ländern für die Renaturierung von Flüssen ist. Hochrechnungen zeigen, dass sich hierzulande die summierte Zahlungsbereitschaft für ökologisch intakte Flüsse auf 27 bis 47 Milliarden Euro pro Jahr beläuft. Das ist angesichts der Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie ein positives Signal.

Die Forschenden führten in vier Ländern – Deutschland, Schweden, Norwegen und Frankreich – ein ökonomisches Auswahlexperiment durch. Dazu wurden in jedem der Länder rund 1000 Einwohnerinnen und Einwohner befragt – als repräsentativer Querschnitt der jeweiligen „Online-Bevölkerung“. Die Teilnehmenden sollten für die Flüsse in ihrer Wohnumgebung bevorzugte Kombinationen von ökologisch relevanten Flussmerkmalen auswählen, mit der Maßgabe, für die Erreichung des ausgewählten Flusszustands einen bestimmten Betrag in einen Flussentwicklungsfonds einzuzahlen. Aus den Antworten konnten die Forschenden sowohl die Präferenzen der Bevölkerung für Flussmerkmale ablesen als auch die Zahlungsbereitschaft für die Verbesserung der Flüsse abschätzen.

Länderunabhängig positive Zahlungsbereitschaft für ökologische Aufwertung von Flüssen:
Die Befragten aller Länder bevorzugten Flüsse, die eine hohe Badegewässerqualität und eine hohe Artenvielfalt aufweisen und in denen charakteristische Flussfischarten wie Störe, Bachforellen oder Lachse vorkommen. Daraus kann man ableiten, dass ökologisch ausgerichtete Programme zur Renaturierung von Fließgewässern grundsätzlich positive Werte für die Bevölkerung stiften können. „Diese Ergebnisse können als Signal an die Politik gewertet werden, ihre Bemühungen zur Verbesserung der Wasserqualität und des ökologischen Zustands von Flüssen zu verstärken“, so der Erstautor der Studie, Dr. Carsten Riepe, vom IGB.

In Deutschland: 79 Euro plus für bessere Badegewässerqualität, 98 Euro minus für Ausbau der Wasserkraft:
Für eine Verbesserung der Wasserqualität von Flüssen wären die Deutschen bereit, 79 Euro pro Person und Jahr auszugeben. Von der deutschen Bevölkerung wurde als weitere Flusseigenschaft eine gute Durchgängigkeit, beispielsweise zur Gewährleistung von Fischwanderungen, besonders wertgeschätzt – etwas stärker sogar als das Auftreten bestimmter Fischarten oder die Förderung einer hohen heimischen Artenvielfalt. In Zahlen ausgedrückt: Ein Ausbau der Wasserkraft über das heutige Maß hinaus würde in Deutschland zu einem Nutzenverlust von fast 100 Euro pro Person und Jahr führen.

Würden gleich mehrere Flussmerkmale verbessert, beispielsweise über eine höhere Wasserqualität, freie Fließstrecken und die Förderung der heimischen Artenvielfalt, würde der Bevölkerung in Deutschland ein Nutzen gestiftet, der einer Zahlungsbereitschaft von 675 Euro pro Person im Jahr entspräche. Unter der Annahme von einer Person pro Haushalt würde eine ökologische Flussrenaturierung in der Wohnumgebung eines jeden der 41 Millionen Privathaushalte einen Nutzen von hochgerechnet etwa 27 Milliarden Euro pro Jahr ergeben. Wenn man die Zahlen auf alle Personen über 18 Jahre bezieht, entstünde sogar ein Nutzen, der mit 47 Milliarden Euro pro Jahr beziffert werden kann. Obwohl solche Befragungsergebnisse immer mit methodischen Unsicherheiten behaftet sind, zeigen die Zahlen doch eindrucksvoll, dass bei den Deutschen eine hohe ökologische Flussqualität auch eine sehr hohe Wertschätzung genießt und dass sich eine Flussverbesserung auch ökonomisch gesehen lohnen kann.

„Der hohe gesellschaftliche Wert, den naturnahe Flüsse aus Sicht der Menschen besitzen, kann die flächendeckende Umsetzung von Zielen der EU-Wasserrahmenrichtlinie ökonomisch begründen. Denn die ökologische Zielerreichung kostet viel Geld. Durch unsere Studie stehen Entscheidungsträgern nun Zahlen zur Verfügung, die in Kosten-Nutzen Rechnungen zur Abwägung von Investitionen in die Flussentwicklung einfließen können“, resümiert Studienleiter Robert Arlinghaus, Fischereiwissenschaftler am IGB und Professor für Integratives Fischereimanagement an der Humboldt-Universität zu Berlin.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Robert Arlinghaus
Professor für Integratives Fischereimanagement an der Humboldt-Universität zu Berlin und am Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)
+49 (0)30 64181 653
arlinghaus@igb-berlin.de
www.ifishman.de

Originalpublikation:
Riepe, C., Meyerhoff, J., Fujitani, M., Aas, Ø., Radinger, J., Kochalski, S., Arlinghaus, R. (2019). Managing river fish biodiversity generates substantial economic benefits in four European countries. Environmental Management, 63, 759-776.

Quelle: IDW 

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Maserninfektion löscht Immungedächtnis – Masernimpfung schützt

Dr. Susanne Stöcker Presse, Informationen
Paul-Ehrlich-Institut – Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel

Maserninfektionen sind nicht harmlos – sie können schwere Krankheits­verläufe verursachen, die auch tödlich enden können. Jetzt haben Forscherinnen und Forscher des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) im Verbund mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Großbritannien und den Niederlanden herausgefunden, dass Masernviren einen Teil des immunologischen Gedächtnisses über Jahre löschen. Damit werden Betroffene auch über die Maserinfektionszeit hinaus empfänglicher für Infektionen mit anderen Erregern. Über die Forschungsergebnisse berichtet Science Immunology in seiner Online-Ausgabe vom 01.11.2019.

Masern sollten längst ausgerottet sein – stattdessen nehmen sie wieder zu. In den ersten sechs Monaten 2019 wurden weltweit fast dreimal mehr Fälle gemeldet als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (European Centre for Disease Prevention and Control, ECDC) spricht von einem Wiederaufleben der Masern in der Europäischen Union bzw. im Europäischen Wirtschaftsraum (EEA). Verantwortlich hierfür sind vor allem fünf Länder, darunter Deutschland, in denen Übertragungen noch endemisch – also innerhalb der Bevölkerung – stattfinden.

Schon lange ist bekannt, dass die Maserninfektion nicht nur selbst durchaus schwer und sogar tödlich verlaufen kann, sondern zusätzlich das Masernvirus das Immunsystem des Erkrankten gegenüber anderen Krankheitserregern schwächt. So kommt es bei einer Maserninfektion häufiger auch zu weiteren Infektionen wie beispielsweise bakteriell bedingten Lungen- oder Mittelohrentzündungen.

In einer kürzlich im Vereinigten Königreich (UK) durchgeführten Masern-Kohortenstudie wurde nachgewiesen, dass zehn bis 15 Prozent der Kinder noch fünf Jahre nach einer Maserninfektion Anzeichen einer deutlichen Beeinträchtigung des Immunsystems hatten, was zu einem erhöhten Auftreten sekundärer (weiterer) Infektionen führte.

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler um Prof. Veronika von Messling, bis September 2018 Leiterin der Abteilung Veterinärmedizin des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI), Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel, haben innerhalb des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF) und mit Förderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gemeinsam mit Forscherinnen und Forschern aus Großbritannien und den Niederlanden untersucht, welche Mechanismen zu dieser Immunsuppression führen. Hierzu analysierten sie die Rezeptorvielfalt der Immunzellen und die Entwicklung einer wichtigen Gruppe von Immunzellen für das Immungedächtnis, den B-Gedächtniszellen, bei ungeimpften Personen mit und ohne vorangegangene Maserninfektion sowie bei gegen Masern geimpften Personen. Während die genetische Zusammensetzung und Vielfalt der B-Gedächtniszellen bei Personen ohne Maserninfektion und bei geimpften Personen stabil war, fand sich bei Personen nach Maserninfektionen eine signifikante Zunahme der Mutationsfrequenz in diesen Zellen sowie ein verändertes Isotypen(Variations)-Profil. Bei etwa zehn Prozent der mit Masern infizierten Personen in der Untersuchung war die Vielfalt der Immunzellen sogar sehr stark beeinträchtigt. Zudem fand sich eine Verschiebung hin zu immunologisch unreifen B-Zellen, was auf eine beeinträchtigte B-Zellreifung im Knochenmark hinweist.

Die Ergebnisse bestätigen, dass das Immunsystem nach einer Maserninfektion quasi vergisst, mit welchen Erregern es zuvor in Kontakt gekommen war. Es kommt zu einer „Immunamnesie“. Forscherinnen und Forscher im PEI bestätigten diese Befunde im Tiermodell (Frettchen). Die Tiere wurden zunächst gegen Influenza (Grippe) immunisiert und einige Tiere mit einem mutierten Hundestaupevirus (canine distemper virus, CDV), das mit dem Masernvirus verwandt ist, infiziert. Die mit CDV infizierten Tiere verloren die meisten Antikörper gegen Influenza und hatten einen schwereren Krankheitsverlauf als nicht zuvor mit CDV infizierte Tiere, als sie zu einem späteren Zeitpunkt mit dem Influenzavirus infiziert wurden.

„Die Masernimpfung ist nicht nur für den Schutz vor Masernviren wichtig, sondern schützt auch vor dem Auftreten oder schweren Verläufen anderer Infektions­krankheiten. Es schützt das Immungedächtnis, das bei Maserninfektionen schwer beeinträchtigt werden kann“, betont Prof. Klaus Cichutek, Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts.

Originalpublikation:

Petrova VN, Sawatsky B, Han AX, Laksono BM, Walz L, Parker E, Pieper K, Anderson CA, de Vries RD, Lanzavecchia A, Kellam P, von Messling V, de Swart RL, Russel CA (2019): Incomplete genetic reconstitution of B cell pools contributes to prolonged immune suppression after measles.
Sci Immunol Nov 1 [Epub ahead of print].
DOI: 10.1126/sciimmunol.aay6125

Weitere Informationen:

https://immunology.sciencemag.org/content/4/41/eaay6125.full – Volltext der Publikation
https://www.pei.de/DE/infos/presse/pressemitteilungen/2019/20-maserninfektion-lo… – Diese Pressemitteilung auf den Seiten des Paul-Ehrlich-Instituts

Quelle: IDW 

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CO2-Preis erhöht den Benzinpreis um weniger als einen Cent pro Liter

Martin Rothenberg Referat Hochschulkommunikation
Technische Universität Dortmund

Gemeinsame Stellungnahme von 15 Professorinnen und Professoren des Verkehrswesens zur CO2-Steuer.

Die Bundesregierung hat die in ihrem Klimaschutzprogramm geplante Umsetzung der CO2-Steuer beschlossen. Um die Preissteigerungen sozial abzufedern, wird außerdem die Pendlerpauschale erhöht. Eine Gruppe von 15 Professorinnen und Professoren des Verkehrswesens rund um Prof. Christian Holz-Rau von der TU Dortmund hat dazu eine gemeinsame Stellungnahme veröffentlicht: Die Verkehrsplanerinnen und -planer bezeichnen die Annahmen zu den Mehrbelastungen als falsch. Demnach liege die tatsächliche Mehrbelastung der Autofahrerinnen und Autofahrer nicht wie behauptet bei knapp 10 Cent pro Liter, sondern deutlich unter einem Cent pro Liter – und das verteilt auf sechs Jahre.

Die ausführliche Stellungnahme sowie die zugrundeliegenden Berechnungen finden Sie hier:
http://www.vpl.tu-dortmund.de/cms/de/Aktuelles/Meldungen/Die-eingebildete-CO2-St…

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr.-Ing. Christian Holz-Rau
TU Dortmund, Fakultät Raumplanung
Verkehrswesen und Verkehrsplanung
christian.holz-rau@tu-dortmund.de
Telefon: 0231 755 2270 oder 0176 40 31 33 40

Quelle: IDW 

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Verhalten der Mutter beeinflusst Oxytocin-Entwicklung beim Säugling

Bettina Hennebach Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften

Ergebnisse aus einer epigenetischen Studie des MPI für Kognitions- und Neurowissenschaften und der University of Virginia deuten darauf hin, dass ein höheres mütterliches Fürsorgeverhalten das Oxytocin-System bei Babys hochreguliert.

Oxytocin gilt als das „Bindungshormon“ bei Säugetieren und Menschen, denn es stärkt Vertrauen und fördert soziale Bindungen. Es ist ein Hormon der Nähe, welches schon ganz früh in der menschlichen Entwicklung von entscheidender Bedeutung ist: Seine Produktion wird angekurbelt bei Blickkontakt, Empathie oder angenehmen Berührungen. Kathleen Krol und Jessica Connelly von der University of Virginia sowie Tobias Grossmann vom Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften haben nun die Frage geklärt, ob das Verhalten der Mutter die Entwicklung des Oxytocin-Systems beim Säugling entscheidend beeinflussen kann. Ihre Ergebnisse deuten darauf hin, dass ein höheres mütterliches Fürsorgeverhalten das Oxytocin-System bei Babys hochreguliert. Kinder sind somit auf diese frühen, grundlegenden Interaktionen angewiesen, die ihnen letztendlich erleichtern, sich mit anderen zu verbinden und zu beschäftigen.

Die menschliche Kindheit markiert eine der dynamischsten und formbarsten Phasen der Entwicklung nach der Geburt und einen Punkt, an dem viele Systeme im kindlichen Körper untereinander abgestimmt werden. Welche Rolle das Hormon Oxytocin dabei spielt, war bislang unklar. „Bekannt ist sein Potenzial, frühe soziale Wahrnehmungs- und Kognitionsprozesse zu unterstützen und Entwicklungspfade für die Entstehung komplexer sozialer Verhaltensweisen zu beeinflussen.“, sagt Tobias Grossmann. „Wir haben untersucht, ob das mütterliche Verhalten die Entwicklung des Oxytocin-Systems im Säuglingsalter entscheidend beeinflussen könnte. Fortschritte in der Molekularbiologie ermöglichen es seit kurzem, das Zusammenspiel von Natur und Säuglingspflege mit epigenetischen Mitteln genau zu erforschen. Das haben wir in unserer Studie genutzt, indem wir modernste molekulare und statistische Methoden mit klassischen Methoden der Verhaltenspsychologie kombiniert haben.“

So beobachteten die Wissenschaftler eine Freispiel-Interaktion zwischen Müttern und ihren fünf Monate alten Kindern. „Beim fünf-monatigen Besuch und etwa ein Jahr später, als das Kind 18 Monate alt war, haben wir sowohl bei der Mutter als auch beim Säugling Speichel gesammelt. Um die Variabilität innerhalb des Oxytocin-Systems zu untersuchen, haben wir uns das Oxytocin-Rezeptorgen genauer angeschaut. Der Oxytocin-Rezeptor ist unerlässlich, damit das Hormon Oxytocin seine Wirkung entfalten kann.“, erklärt Kathleen Krol. Sie hat die Studie gemeinsam mit Tobias Grossmann am Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig durchgeführt und arbeitet nun in Connellys Labor an der Universität von Virginia als Postdoktorandin.

„Wir fanden heraus, dass die epigenetischen Veränderungen in der DNA der Säuglinge durch die Qualität des mütterlichen Engagements vorhergesagt wurden. Haben sich Mütter in der Spiel-Interaktion mit ihren Kindern besonders eingesetzt und gekümmert, zeigte sich dies ein Jahr später an einer stärkeren Reduktion der DNA-Methylierung des Oxytocin-Rezeptorgens. Ein höheres mütterliches Engagement hat also das Potenzial, das Oxytocin-System bei menschlichen Nachkommen hochzuregulieren.“, erklärt die Wissenschaftlerin. „Auf der anderen Seite fanden wir heraus, dass dieser Prozess, in dem das Oxytocin-Rezeptorgen eine entscheidende Rolle spielt, auch das Temperament von Säuglingen widerspiegeln kann, welches uns von den Eltern berichtet wurde. 18 Monate alte Kinder mit höheren Graden der Methylierung und vermutlich herunterregulierten Oxytocin-Rezeptoren waren daher temperamentvoller und weniger ausgeglichen.“

Die Ergebnisse dieser Studie sind ein eindrucksvolles Beispiel dafür, dass wir nicht nur an unsere Gene gebunden sind, sondern vielmehr das Ergebnis eines zarten Wechselspiels zwischen unseren Bauplänen und Erfahrungen. Die frühe soziale Interaktion mit unseren Betreuern, Väter ausdrücklich inbegriffen, kann unsere biologische und psychologische Entwicklung durch epigenetische Veränderungen des Oxytozinsystems beeinflussen. Diese und ähnliche Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung der Elternschaft für die Förderung generationenübergreifender Gesundheit.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Prof. Tobias Grossmann
+1 434 924-3651
grossmann@cbs.mpg.de

Originalpublikation:
https://advances.sciencemag.org/content/5/10/eaay0680

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Wasserstofftechnologien – Ein Beitrag zur Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit

Charlotte Giese Stab – Wissenschaftsmanagement
Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie e.V.

Das Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie e.V. (INP) in Greifswald arbeitet gemeinsam mit dem Institut für Vernetzte Energiesysteme e.V. des Deutschen Zentrum für Luft und Raumfahrt (DLR) in Oldenburg im Rahmen des Projektes 3DnanoMe 2.0 daran, die Technologie von Brennstoffzellen zu optimieren. Innerhalb von 3 Jahren soll ein Verfahren, welches für eine erhöhte Effizienz elektrokatalytischer Schichten auf Gasdiffusionselektroden sorgt, skaliert und validiert werden, mit dem Ziel, die Technologie in die Praxis zu übertragen.

Wasserstofftechnologien spielen eine große Rolle in der Energiewende. Es fehlt jedoch an effizienten und wirtschaftlichen Lösungen. „Mit Hilfe unserer Plasmatechnologie entwickeln wir ein Verfahren zur Herstellung von Elektrokatalysatoren in 3-Phasensystemen für eine nachhaltige fossilfreie Energie-Wirtschaft“, erläutert Dr. Gustav Sievers, Projektverantwortlicher am INP. In dem Projekt „3DnanoMe 2.0″ geht es um die plasmatechnische Skalierung und Validierung von Elektrokatalysatoren, die eine Umwandlung von elektrischer in chemische Energie und umgekehrt zur Speicherung bzw. Stromerzeugung ermöglichen. Weiterhin kann der erzeugte Wasserstoff und Sauerstoff auch in der chemischen Industrie eingesetzt werden.

In einem Vorprojekt wurde vom INP ein mittlerweile patentiertes plasma-basiertes Verfahren entwickelt, mit dem elektrokatalytische Schichten mit hohen Aktivitäten und hoher Stabilität hergestellt werden können. Diese katalytischen Schichten erhöhen durch eine Senkung der Aktivierungsbarriere die Geschwindigkeit chemischer Reaktionen und können, eingesetzt in Gasdiffusionselektroden oder Membran-Elektroden-Anordnungen, als gängige Produkte für elektrochemische Systeme wie Brennstoffzellen und Elektrolyseure verwendet werden.

Diese Technologie muss nun auf industriellen Maßstab skaliert und in der Brennstoffzelle und dem Elektrolyseur unter realen Bedingungen validiert werden. Hierzu wird das neue Katalysatorkonzept direkt für die Membran-Elektroden Anordnung oder Gasdiffusionelektrode umgesetzt. Nach erfolgreicher Bewertung soll eine Lizenzierung der Technologie an Unternehmen erfolgen. „Mit dem Validierungsprojekt wollen wir den Sprung aus dem Labor in die Anwendung schaffen“, so der Umweltwissenschaftler Sievers.

Das Projekt unter Leitung von Dr. Volker Brüser wird mit rund 1,4 Mio. vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF, Förderkennzeichen 03VP06451) gefördert. Das BMBF verfolgt im Rahmen der Hightech-Strategie 2025 „Forschung und Innovation für die Menschen“ das Ziel, die vielfältigen Anwendungspotenziale exzellenter Forschung schneller und effektiver zu identifizieren und für Wirtschaft und Gesellschaft nutzbar zu machen. Die Fördermaßnahme „Validierung des technologischen und gesellschaftlichen Innovationspotenzials wissenschaftlicher Forschung – VIP+“ soll Forscherinnen und Forscher dabei unterstützen, Forschungsergebnisse zu validieren und die Anwendung dieser möglich zu machen.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Ansprechpartner für das Projekt:
Dr. Gustav Sievers
Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie e. V. (INP)
Tel: 03834554-3861
E-Mail: sievers@inp-greifswald.de

Verbundkoordinator: Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie e. V. (INP), Greifswald
Partner: DLR-Institut für Vernetzte Energiesysteme e.V., Oldenburg

Anhang
Wasserstofftechnologien_Ein Beitrag zur Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit
https://idw-online.de/de/attachment73454

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Wie viele Wörter kennt mein Kind?

Thomas Richter Öffentlichkeitsarbeit
Georg-August-Universität Göttingen

Wie viele Wörter kennt mein Kind? Und wie entwickelt sich seine Sprache in den ersten Lebensjahren? Diese Fragen interessieren nicht nur die Eltern von Kleinkindern, sondern auch die Forschung. Vor diesem Hintergrund haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universitäten Göttingen und Oslo die App „Babylex“ entwickelt, mit der sich die frühe Entwicklung des Wortschatzes von Kleinkindern verfolgen lässt.

Babylex schätzt die Anzahl der Wörter, die ein Kind kennt, und einen Prozentwert, der den Wortschatz des Kindes mit dem von anderen Kinder gleichen Alters und gleichen Geschlechts vergleicht. Die App ist frei verfügbar und sowohl für Android- als auch für iOS-Geräte erhältlich.

Babylex berechnet die Informationen auf der Grundlage eines zweiminütigen Tests, bei dem Eltern und Forschende angeben, welche von 25 zufällig ausgewählten Wörtern das Kind bereits versteht oder hervorbringt. Die Ergebnisse lassen sich auf dem Handy speichern und die Entwicklung auf diese Weise von Monat zu Monat verfolgen. Babylex kann derzeit bei deutschen Kindern im Alter von 18 bis 30 Monaten, amerikanischen Kindern zwischen 16 und 30 Monaten und norwegischen Kindern im Alter von 16 bis 36 Monaten angewendet werden. In Zukunft sollen weitere Sprachen einbezogen werden.

Die App nutzt die kostenlose Wortdatenbank der Universität Stanford (http://wordbank.stanford.edu), die anonymisierte Vokabeldaten von Tausenden von Kindern enthält. Die Inhalte der Datenbank werden mit Hilfe von Standard-Vokabelbögen gesammelt, auf denen Eltern angeben, welche der 400 bis 600 Wörter ihr Kind bereits kennt. „Solche Fragebögen werden regelmäßig bei klinischen Beurteilungen von Kindern verwendet“, erläutert die Psychologin Prof. Dr. Nivedita Mani von der Universität Göttingen. Babylex schätzt dann die Anzahl der Wörter, die einzelne Kinder kennen, basierend auf der Überlappung zwischen den Antworten, die in die App eingegeben werden, und den Antworten in der Datenbank.

„Studien mit Kindern in der Göttinger Wortschatzinsel zeigen eine bemerkenswerte Übereinstimmung zwischen den von der App bereitgestellten Wortschatzschätzungen und den Standard-Vokabelfragebögen, obwohl die App sehr viel weniger Zeit zum Ausfüllen benötigt“, so Mani. Weitere Informationen zur App und ihrer Verwendung sind unter http://www.babylex.eu zu finden, Informationen über die Forschung hinter Babylex unter https://osf.io/j3fec/.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Nivedita Mani
Georg-August-Universität Göttingen
Fakultät für Biologie und Psychologie
Georg-Elias-Müller-Institut für Psychologie
Goßlerstraße 14, 37073 Göttingen
Telefon (0551) 39-10889
E-Mail: nmani@gwdg.de
Internet: http://www.psych.uni-goettingen.de/de/lang/team

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Studie: Vorzeitige Rente bleibt attraktiv

Ulrike Bohnsack Ressort Presse – Stabsstelle des Rektorats
Universität Duisburg-Essen

Die einen gehen regulär in Rente, die anderen treten so früh wie möglich in den Ruhestand und nehmen dafür auch Abschläge in Kauf. Diese Polarisierung zeigt der neue Altersübergangsreport des Instituts Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen (UDE). Untersucht wird darin, wie sich die schrittweise Anhebung der Altersgrenze auf 67 Jahre auf den Rentenzugang in Deutschland auswirkt.

Im Jahr 2017 ging mehr als jeder zweite Neurentner vor dem 65. Lebensjahr in den Ruhestand. „Die Anhebung der Regelaltersgrenze fördert die Polarisierung im Rentenzugangsalter und verschärft in der Folge die soziale Ungleichheit im Alter“, folgert der IAQ-Forscher Arthur Kaboth. „Denn wer vorzeitig in Rente geht, weil er oder sie beispielweise durch gesundheitliche Einschränkungen oder fehlende Erwerbsperspektiven quasi dazu gezwungen ist, muss geringere Rentenanwartschaften und Abschläge akzeptieren. Das bedeutet: mit weniger Geld auskommen.“

Zwar erfreut sich die abschlagsfreie Altersrente für besonders langjährig Versicherte (Rente ab 63) insbesondere bei Männern großer Beliebtheit (36,2 Prozent). Auch Frauen gehen mittlerweile häufiger auf diesem Weg in den Ruhestand (27,1 Prozent). Dennoch wurde fast jede vierte Altersrente mit Abschlägen in Anspruch genommen. „Das zeigt, dass der vorzeitige Renteneintritt nach wie vor attraktiv und für bestimmte Personen notwendig ist und alle rentenrechtlichen Möglichkeiten ausgeschöpft werden“, stellt der IAQ-Rentenexperte Prof. Dr. Martin Brussig fest.

Auf der einen Seite nehmen Übergänge in Rente aus stabiler Beschäftigung zu und spiegeln somit auch die Arbeitsmarktsituation Älterer wider, die sich in den letzten Jahrzehnten verbessert hat. Andererseits erreichen die verbesserten Chancen nicht alle Versicherten. Nach wie vor geht ein erheblicher Anteil aus Langzeitarbeitslosigkeit in den Ruhestand.

Der Altersübergangs-Report des IAQ veröffentlicht seit 2004 in unregelmäßiger Folge Ergebnisse des ‚Altersübergangs-Monitors‘, der von der Hans-Böckler-Stiftung gefördert wird.

Redaktion: Claudia Braczko, Tel. 0157/71283308, claudia.braczko@uni-due.de

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Martin Brussig, IAQ, Tel. 0203/37 9-3931, martin.brussig@uni-due.de,
Arthur Kaboth, IAQ, Tel. 0203/37 9-1297, arthur.kaboth@uni-due.de

Originalpublikation:
http://www.iaq.uni-due.de/auem-report/

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Wieviel Methan kommt aus dem Ozean? Neue Studie reduziert Unsicherheiten bei Emissionen des wichtigen Treibhausgases

Dr. Andreas Villwock Kommunikation und Medien
GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel

Methan (CH4) ist ein starkes Treibhausgas, das neben anthropogenen auch natürliche Quellen hat. Hier spielt auch der Ozean eine wichtige Rolle. Eine neue Studie deutscher und amerikanischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unter Beteiligung des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel, die in der Fachzeitschrift Nature Communications erschienen ist, kann die Unsicherheiten bei den globalen ozeanischen Methanemissionen um zwei Drittel reduzieren.

Methan (CH4) ist ein starkes Treibhausgas, das für etwa 20% des anthropogenen Treibhauseffekts verantwortlich ist. Der anthropogene Einfluss auf den atmosphärischen CH4-Gehalt wird nicht nur durch direkte Emissionen, sondern auch durch klimabedingte Veränderungen des natürlichen CH4-Kreislaufs verursacht. Zu den natürlichen Quellen von Methan gehört auch der Ozean, allerdings sind bisherige Abschätzungen von Methanemissionen aus dem Ozean mit großen Unsicherheiten verknüpft.

Dies ist darauf zurückzuführen, dass es noch recht wenige Messungen der CH4-Konzentrationen im Ozean gibt, und die CH4-Verteilung im Ozean sehr variabel ist. Während sich die Oberflächenkonzentrationen in biologisch unproduktiven Regionen im offenen Ozean fast im Gleichgewicht mit der Atmosphäre befinden, können sie in manchen flachen Küstengebieten mehr als 1000 Mal höher sein. Die bisherigen globalen Abschätzungen der ozeanischen Methanquelle wurden durch die Zusammenführung der Ergebnisse verschiedener regionaler Studien erstellt.

In der jetzt von amerikanischen und deutschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in der Fachzeitschrift Nature Communications publizierten Studie wird nun die erste globale Abschätzung der Methanemissionen aus dem Ozean vorgestellt, die auf der Zusammenstellung aller verfügbaren CH4-Daten des globalen Oberflächenozeans basiert. Daraus wurde zunächst eine globale Klimatologie des Ungleichgewichts von Methan zwischen Ozean und Atmosphäre (ΔCH4) erstellt. Diese Daten wurden dann genutzt, um zwei verschiedene maschinelle Lernmodelle (Artificial Neural Networks (ANN) und Random Regression Forest (RRF)) zu trainieren, die aus den Einzeldaten eine kontinuierliche, globale ΔCH4-Verteilungskarte berechnen. Beide Methoden nutzen Ähnlichkeiten in den Verteilungsmustern von ΔCH4 und verschiedene physikalische, chemische und biologische für Methan wichtige Parameter, deren ozeanische Verteilungen gut bekannt sind. Die daraus resultierende ΔCH4-Verteilung wurde genutzt, um den globalen CH4-Fluss aus dem Ozean zu berechnen. Diese Berechnung wurde durch eine Abschätzung des CH4-Flusses, der durch die direkte Emission von Methanblasen, die aus dem Sediment bis an die Wasseroberfläche steigen, ergänzt.

Die meisten der für die Erstellung der ΔCH4 Karten verwendeten Daten stammen aus der MEMENTO Datenbank (MarinE MethanE and NiTrous Oxide, https://memento.geomar.de), die am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel betreut wird. „MEMENTO sammelt marine Methan- und Lachgasdaten aus dem globalen Ozean, die wir interessierten Nutzern zur Verfügung stellen“, erläutert Dr. Annette Kock, Koordinatorin der Datenbank und Ko-Autorin der Studie vom GEOMAR. Derzeit enthält MEMENTO etwa 36.000 Dateneinträge für ozeanische Methanmessungen und etwa 120.000 Dateneinträge für ozeanische Lachgasmessungen aus mehr als 300 Messkampagnen.

„Die jetzt vorgelegte Studie zeigt den Mehrwert, den es hat, Daten aus einzelnen Messkampagnen in einem umfassenden, harmonisierten Datensatz zusammenzustellen“, so Dr. Kock. Die neue Abschätzung der Methanemissionen liegt zwischen 6 und12 Teragramm (Tg) CH4 pro Jahr und reduziert die Unsicherheit in der ozeanischen Methanquelle im Vergleich zu früheren Abschätzungen (5-25 Tg CH4 pro Jahr) um zwei Drittel. „Damit trägt unsere Arbeit dazu bei, das atmosphärische Budget von Methan besser zu bestimmen“, so Kock abschließend.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Dr. Annette Kock, akock@geomar.de

Originalpublikation:

Weber, T., N.A. Wiseman and A. Kock, 2019: Global ocean methane emissions dominated by shallow coastal waters, Nature Communications, doi: 10.1038/s41467-019-12541-7

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Wasserrahmenrichtlinie auf dem Prüfstand: IGB Policy Brief empfiehlt Festhalten an den Zielen und verbesserte Umsetzung

Nadja Neumann Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)

Die Europäische Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) bietet weltweit einen der fortschrittlichsten Rechtsrahmen für das Gewässermanagement. Sollten ihre Ziele und Prinzipien in Frage gestellt werden, wäre ein wirksamer Gewässerschutz in Deutschland und der Europäischen Union (EU) ernsthaft gefährdet. Verbesserungen in der Umsetzungspraxis sind jedoch dringend notwendig.
Zu diesem Urteil kommt das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB), Deutschlands größtes Forschungszentrum für Binnengewässer. Der jetzt veröffentlichte IGB Policy Brief erläutert Stärken und Schwächen der WRRL und zeigt Handlungsoptionen für Politik und Praxis auf.

Gemäß der WRRL sollen die Gewässer der EU bis spätestens 2027 in einen mindestens guten chemischen und ökologischen Zustand bzw. in ein gutes ökologisches Potenzial überführt werden. Seit Inkrafttreten vor 19 Jahren hat sich der Zustand der EU-Gewässer jedoch kaum nachweislich verbessert. Nach wie vor besteht bei 60 Prozent aller Gewässer in der EU Handlungsbedarf, in Deutschland sogar bei 93 Prozent der Fließ- und 73 Prozent der Stillgewässer.

„Die Gründe für diese schwache Bilanz liegen jedoch nicht in der Wasserrahmenrichtlinie selbst. Tatsächlich ist sie ein fachlich fundiertes und zielführendes Regelwerk. Die bisher sehr begrenzten ökologischen Verbesserungen weisen vielmehr auf nicht hinreichend austarierte Zielkonflikte zwischen Schutz und Nutzung und auf erhebliche Defizite in der praktischen Umsetzung hin“, erklärt Professor Mark Gessner, kommissarischer Direktor des IGB und Mitautor des IGB Policy Briefs.

Gewässerschutz als Querschnittsaufgabe in anderen Politikfeldern verankern:
Das IGB kommt zu der Einschätzung, dass dringend neue integrierende Ansätze auf Ebene der Politik, Verwaltung und Umsetzungspraxis notwendig sind. Renaturierungsprojekte müssen deutlich großflächiger geplant werden – und die durchgeführten Maßnahmen wirksamer sein. Administrative Prozesse müssen systematisch verbessert und Verfahren zur Lösung von Zielkonflikten entwickelt und etabliert werden. Hierfür ist es elementar, die nachhaltige Gewässerbewirtschaftung konsequent als Querschnittsaufgabe in allen relevanten Politikfeldern zu verankern. Dies gilt besonders für die Bereiche Landwirtschaft, Energie (u.a. Wasserkraft), Verkehr (Schifffahrt), Bergbau und natürlich für den Hochwasser- und Naturschutz.

Ohne eine konsequent nachhaltige Bewirtschaftung und ökologische Verbesserung der Gewässer können ihre vielfältigen Funktionen als Lebensraum und Schlüsselressource Europas nicht erhalten oder wiederhergestellt werden. Der Nutzungsdruck schreitet ebenso rasant voran wie Klima- und Umweltwandel, einschließlich Biodiversitätsverlust. „Deshalb muss auch über 2027 hinaus strikt an den Prinzipien und Zielen der WRRL festgehalten werden“, fasst Mark Gessner zusammen und betont gleichzeitig, dass „ungeachtet der hervorragenden Grundlage erhebliche Verbesserungen in der Anwendung der Richtlinie in der Praxis erreicht werden müssen“.

Über den IGB Policy Brief zur WRRL:
Das IGB hat sich 2019 im Rahmen des von der EU durchgeführten „Fitness Checks“ der WRRL an der Expertenkonsultation beteiligt. Der hier vorliegende IGB Policy Brief greift aus diesem Anlass sechs aus Sicht des IGB zentrale Punkte zu Stärken und Schwächen der WRRL auf und stellt diese Analyse für die öffentliche Diskussion zur Verfügung.

„Forschen für die Zukunft unserer Gewässer“ ist das Leitmotiv des IGB. Dazu gehört die objektive und evidenzbasierte Information und Beratung von Politik, Behörden, Verbänden, Wirtschaft, Bildungseinrichtungen und der Öffentlichkeit. Mit den IGB Policy Briefs macht das Institut forschungsbasiertes Wissen kostenfrei für die Öffentlichkeit zugänglich.

Lesen Sie hier den IGB Policy Brief zur WRRL: http://bit.ly/IGBPolicyBriefWRRL

Über das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB):
Das IGB ist das bundesweit größte und eines der international führenden Forschungszentren für Binnengewässer. Es verbindet Grundlagen- und Vorsorgeforschung, bildet den wissenschaftlichen Nachwuchs aus und berät Politik und Gesellschaft in Fragen des nachhaltigen Gewässermanagements. Forschungsschwerpunkte sind u.a. die Langzeitentwicklung von Seen, Flüssen und Feuchtgebieten und die Auswirkungen des Klimawandels, die Renaturierung von Ökosystemen, der Erhalt der aquatischen Biodiversität sowie Technologien für eine nachhaltige Aquakultur. Die Arbeiten erfolgen in enger Kooperation mit den Universitäten und Forschungsinstitutionen der Region Berlin-Brandenburg und weltweit. Das IGB gehört zum Forschungsverbund Berlin e. V., einem Zusammenschluss von acht natur-, lebens- und umweltwissenschaftlichen Instituten in Berlin. Die vielfach ausgezeichneten Einrichtungen sind Mitglieder der Leibniz-Gemeinschaft. https://www.igb-berlin.de

Medieninformationen im Überblick: https://www.igb-berlin.de/newsroom
Anmeldung für den IGB-Newsletter: https://www.igb-berlin.de/newsletter
IGB bei Twitter: https://twitter.com/LeibnizIGB
IGB bei Facebook: https://www.facebook.com/IGB.Berlin/

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Johannes Graupner
Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)
Wissenstransfer – Politik, Wirtschaft, Verbände
+49 (0)30 64 181 703
graupner@igb-berlin.de

Originalpublikation:
IGB (2019): Stärken und Schwächen der Wasserrahmenrichtlinie (WRRL). IGB Policy Brief, Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei, Berlin. DOI: https://dx.doi.org/10.4126/FRL01-006416484

Quelle: IDW 

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REM-Schlaf von Patienten mit Insomnien weist erhöhte Frequenz an Aufwachereignissen auf

Romy Held Pressestelle
Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM)

Freiburger Forscher um den Schlafmediziner Prof. Dieter Riemann konnten nun zeigen, dass es bei Menschen, die über Ein- oder Durchschlafstörungen (Insomnie) klagen, zu Veränderungen des REM-Schlafs kommt. Der REM-Schlaf ist der Zustand im Schlaf, in dem unser Gehirn am aktivsten ist, möglicherweise sogar aktiver als im Wachzustand. Eine Meta-Analyse belegte, dass bei diesen insomnischen Störungen im Gegensatz zu depressiven Erkrankungen der REM-Schlaf leicht, aber signifikant unterdrückt ist.

Eine mikroanalytische Untersuchung der REM-Schlaf-Regulation an 100 Patienten konnte darüber hinaus zeigen, dass der REM-Schlaf von Patienten mit Insomnien durch eine erhöhte Frequenz an Aufwachereignissen und kurzen Weckreaktionen, sogenannten Mikroarousals, charakterisiert ist. Diese Mikroarousals könnten wiederum erklären, warum REM-Schlaf bei Menschen mit Insomnie, anders als bei gesunden Schläfern, eventuell als „wach“ wahrgenommen wird. Besteht nun ein Hyperarousal (Übereregtheit, Erschrecken, Angst, starke Unruhe), wie dies bei vielen Menschen mit Insomnie der Fall ist, so betrifft dies auch den REM-Schlaf, der dann wiederum durch eine erhöhte Anzahl von Mikroarousals gekennzeichnet ist, die möglicherweise wiederum bewirken, dass der REM-Schlaf als Grübelei über Schlaflosigkeit und nicht als Träumen empfunden wird. Diese im Schlaf und speziell im REM-Schlaf stattfindenden Grübeleien und Gedankenspiele führen dann am Morgen dazu, dass Menschen mit einer Insomnie ihren Schlaf primär als wach charakterisieren, obwohl sie eigentlich geschlafen haben. „Eine entsprechende Untersuchung mit REM-Schlaf-Weckungen aus unserer Arbeitsgruppe konnte diesen Befund stützen. Zusammenfassend denken wir also, dass eine Instabilität des REM-Schlafs möglicherweise erklären kann, warum viele Menschen mit Insomnie ihren Schlaf als so gestört wahrnehmen, obwohl er auf der Makrostrukturebene dies gar nicht ist. Therapeutische Ansätze hierzu werden diskutiert“, erklärt Dieter Riemann.

Pressekontakt der DGSM-Jahrestagung:
Conventus Congressmanagement & Marketing GmbH
Romy Held
Tel.: 03641/3 11 62 80
E-Mail: romy.held@conventus.de

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Univ. Prof. Dr. rer. soc. Dipl. Psych. Dieter Riemann
Psychologischer Psychotherapeut/ Supervisor KVT, Somnologe (DGSM)/ Behaviorial Sleep Medicine (ESRS), Abteilungsleiter für Klinische Psychologie und Psychophysiologie
Zentrum für Psychische Erkrankungen, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Universitätsklinikum Freiburg (https://www.uniklinik-freiburg.de/psych/team/riemann.html)
Bei Rückfragen kontaktieren Sie bitte den DGSM-Pressekontakt!

Weitere Informationen:
https://www.dgsm-kongress.de/allgemeine-informationen/presse/
Hier finden Sie diese und weitere Pressemitteilungen zur Jahrestagung der DGSM.

Quelle: IDW 

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Indoorfarm mit Dachgewächshaus: Hochschule Osnabrück erhält 3,3 Millionen Euro für neues Forschungszentrum

Julia Ludger Geschäftsbereich Kommunikation – Presse- und Informationsstelle
Hochschule Osnabrück

Am Campus Haste der Hochschule Osnabrück sollen wetterunabhängig in einer Indoorfarm mit Dachgewächshaus neue, zukunftsorientierte Kultursysteme erforscht werden. Der Clou: Das Gebäude und das auf dem Dach befindliche Gewächshaus sind über ein intelligentes Kreislaufmanagementsystem miteinander verbunden. Dies ermöglicht eine Verknüpfung der Energieströme, um so die Ressourcen- und Energieeffizienz zu steigern.

Klimawandel, Urbanisierung und Umweltverschmutzung sind nur einige Herausforderungen, denen die Agrar- und Gartenbaubranche mit innovativen Lösungen begegnen muss. Wie können Menschen in urbanen Räumen trotz dieser Herausforderungen auch zukünftig mit regional erzeugten Lebensmitteln versorgt werden? Um neue, zukunftsorientierte Kultursysteme und -räume zu erforschen, soll am Campus Haste ein neues Forschungszentrum „Agrarsysteme der Zukunft“ entstehen. Der Haushaltsausschuss des Niedersächsischen Landtags genehmigte die Bereitstellung der Fördermittel für den geplanten Bau in seiner Sitzung am 16. Oktober 2019.

„Emissionen mindern und Ressourcen effizienter einsetzen – das sind die großen Herausforderungen, die die Landwirtschaft angesichts des Klimawandels in Angriff nehmen muss“, sagt der Niedersächsische Minister für Wissenschaft und Kultur, Björn Thümler. Mit dem Neubau des Forschungszentrums Agrarsysteme der Zukunft schaffen wir eine moderne Forschungsinfrastruktur, die angewandte Forschung zu zukunftsweisenden Agrarsystemen auf höchstem Niveau ermöglicht. Ich freue mich, dass wir die dynamischen Entwicklung der Hochschule Osnabrück auf diesem Gebiet vorantreiben können.“

Das geplante dreistöckige Gebäude soll aus einem Betonkubus mit einer sogenannten Indoor-Vertical-Farm sowie einem 160 Quadratmeter großen Dachgewächshaus bestehen. Die zweigeschossige Indoorfarm wird aus mehreren getrennt voneinander klimatisierbaren Anzuchtkammern und Kulturräumen sowie einem Laborraum bestehen.

Effiziente Flächennutzung und verlässliche Produktqualität
Die Vorteile dieser vertikalen Indoorfarm: Neben der effizienten Flächennutzung in der Höhe bietet sie eine verlässliche, wetterunabhängige Produktqualität, da ganzjährig die gleichen Temperaturen, die gleiche Lichtintensität und Luftfeuchtigkeit sowie die gleiche Nährstoff- und Wasserversorgung gewährleistet werden können. Der Clou: Das Gebäude und das auf dem Dach befindliche Gewächshaus sind über ein intelligentes Kreislaufmanagementsystem miteinander verbunden. „Dies ermöglicht eine Verknüpfung der Energieströme, um so die Ressourcen- und Energieeffizienz zu steigern. Konkret heißt das zum Beispiel, die überschüssige Wärme der eingesetzten LEDs der Indoorkammern zur Beheizung des Gewächshauses zu verwenden und dort neue Kulturarten speziell für die Region anzubauen“, erläutert Prof. Dr. Andreas Ulbrich, Professor für Gemüseproduktion und -verarbeitung.

„Wir wollen mit dem geplanten Forschungszentrum unseren Beitrag dazu leisten, zukunftsfähige, ressourceneffiziente und nachhaltige Lösungen für die Agrar- und Gartenbaubranche in Niedersachsen und darüber hinaus zu finden“, erklärt Hochschul-Präsident Prof. Dr. Andreas Bertram, „Wir wollen dabei innovative und vor allem auch praxisorientierte Produktionsszenarien erforschen und setzen dabei auf eine enge Kooperation mit regionalen Partnern.“

„Im neuen Versuchszentrum an der Fakultät Agrarwissenschaften und Land-schaftsarchitektur sollen nicht nur intensive, zukunftsweisende Kultursysteme optimiert, sondern auch neue Kulturarten- und räume entwickelt werden. Damit reagieren wir auf die bereits existierenden und zukünftigen globalen Herausforderungen der Agrarproduktion“, erläutert Prof. Dr. Bernd Lehmann, Vizepräsident für Forschung, Transfer und Nachwuchsförderung.

Die Gesamtkosten des Baus liegen bei rund vier Millionen Euro. Finanziert werden soll der Bau aus Mitteln aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) der Förderrichtlinie „Innovation durch Hochschulen und Forschungseinrichtungen“ in Höhe von rund 1,9 Millionen Euro, Landesmitteln von rund 1,4 Millionen Euro und Eigenmitteln der Hochschule von etwa 700.000 Euro.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Andreas Ulbrich
Professor für Gemüseproduktion und -verarbeitung
E-Mail: a.ulbrich@hs-osnabrueck.de
Telefon: 0541 969-5116

Anhang
Das neue Forschungszentrum „Agrarsysteme der Zukunft“ am Campus Haste soll aus einer Indoorfarm und einem Dachgewächshaus bestehen
https://idw-online.de/de/attachment73501

Quelle: IDW 

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„Metabolische Entzündung“: Warum Menschen mit starkem Übergewicht häufiger an Typ-2-Diabetes erkranken

Christina Seddig Pressestelle
Deutsche Diabetes Gesellschaft

Mit jedem weiteren Kilogramm Körpergewicht steigt das Risiko für Typ-2-Diabetes. Insbesondere bei einem Body-Mass-Index von über 30 kg/m2 ist das Risiko sehr hoch. Die Ursache hierfür, so zeigen neuere Studien, könnten Entzündungen im Fettgewebe und eventuell auch im Appetitzentrum des Gehirns sein. Für diese Vorgänge scheinen die genetische Veranlagung, aber auch die Zusammensetzung der Darmbakterien verantwortlich zu sein. Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) rät Betroffenen zu individuellen Lebensstilverbesserungen, um Körperfett abzubauen.

Aber auch gesundheitspolitische Maßnahmen wie das aktuelle Vorhaben des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), den NutriScore als Lebensmittelkennzeichnung in Deutschland einzuführen, seien notwendig.

In Deutschland hat jeder vierte Erwachsene starkes Übergewicht. Fast jeder zehnte Deutsche erkrankt im Laufe seines Lebens an einem Typ-2-Diabetes. Dass zwischen dieser Stoffwechselerkrankung und Übergewicht ein Zusammenhang besteht, steht mittlerweile außer Zweifel. Doch warum erkranken einige Menschen mit Adipositas an Diabetes, andere jedoch nicht? „Der Unterschied könnte in einer niederschwelligen Entzündungsreaktion bestehen, zu der es im Fettgewebe kommt“, erklärt DDG-Präsidentin Professor Dr. med. Monika Kellerer. Bei einigen Menschen entstünde diese Reaktion, bei anderen bliebe das Fettgewebe „unbehelligt“ und führe zu keinen weiteren Erkrankungsvorgängen.

Im ungünstigen Fall speichern die Fettzellen überschüssige Kalorien, wodurch die Abwehrzellen des Immunsystems aktiviert werden. Zunächst sind Makrophagen, später auch andere Immunzellen wie Lymphozyten nachweisbar. Im weiteren Entzündungsverlauf setzen die Abwehrzellen eine Reihe von Botenstoffen frei, die den Blutzuckerstoffwechsel stören. Das Hormon Insulin, dass die Glukose auf die Zellen verteilt, verliert allmählich seine Wirkung. Es kommt zur sogenannten Insulinresistenz. „Wir sprechen auch von einer ‚metabolischen Entzündung‘“, erklärt Professor Matthias Laudes, Leiter der Endokrinologie, Diabetologie und klinischen Ernährungsmedizin am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) in Kiel, der zu diesem Thema forscht.

So zeigte der Kieler Forscher anhand von Aufnahmen in der Magnetresonanztomographie (MRT), dass es bei einigen Betroffenen auch im Hypothalamus zu einer Entzündung kommt.1 „Da sich in diesem wichtigen Steuerzentrum des vegetativen Nervensystems auch das Appetitzentrum befindet, könnte dies vielleicht sogar das verminderte Sättigungsgefühl von Menschen mit starkem Übergewicht erklären“, vermutet Laudes. Auch Genvarianten beeinflussen die Entzündungsreaktion im Gehirn. Eine könnte bei der Entstehung der Adipositas beteiligt sein. Laudes sieht hier einen Zusammenhang mit Leptin – einem Hormon, das Fettzellen aussendet, um im Gehirn ein Sättigungsgefühl zu erzeugen. Die Entzündung rufe eventuell eine Leptin-Resistenz hervor. „Das würde bedeuten, dass der Sättigungsmechanismus bei Betroffenen nicht funktioniert. Sie essen mehr, bevor sie satt werden.“ Darüber hinaus wies Laudes in seinen Untersuchungen darauf hin, dass ein Mangel an bestimmten Darmbakterien ebenfalls mit einer vermehrten Entzündungsreaktion im Hypothalamus verbunden war.

„Weitere Studien würden zeigen, ob Probiotika die Entzündungsreaktion im Fettgewebe und im Gehirn und somit einen Diabetes Typ 2 verhindern könnten“, prognostiziert Laudes. Eine andere entzündungsvorbeugende Therapiemaßnahme könnte darin bestehen, die Botenstoffe der Immunzellen, das so genannte Interleukin 1 oder Interleukin 6, mithilfe von Antikörpern zu hemmen. „Erste Studien zeigen bereits, dass bei Patienten so der Glukosespiegel verbessert wird und dies sogar der vorzeitigen Verkalkung der Blutgefäße vorbeugt“, so Laudes.

Um den Teufelskreis aus falscher Ernährung und krankmachenden Stoffwechselprozessen zu unterbrechen, seien präventive Maßnahmen, die den Lebensstil der Betroffenen hinsichtlich Ernährung und Bewegung verbessern, weiterhin unabdingbar. „Allerdings müssen zudem gesundheitspolitische verhältnispräventive Maßnahmen greifen, die das Umfeld der Betroffenen gesünder machen und ihnen eine Veränderung erleichtern“, ergänzt Kellerer. Darunter fallen ökonomische Anreize wie Limo- und Zuckersteuern, die sich seit einigen Jahren weltweit immer mehr durchsetzen und ein verständliches Kennzeichnungssystem von Lebensmitteln wie den NutriScore, den das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) aktuell in Deutschland einführen möchte.

LITERATUR:
1 Kreutzer C et al. Hypothalamic Inflammation in Human Obesity Is Mediated by Environmental and Genetic Factors. Diabetes 2017; 66: 2407-2415
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/28576837

Amin, MN., How the association between obesity and inflammation may lead to insulin resistance and cancer, 2019 Mar – Apr;13(2):1213-1224. doi: 10.1016/j.dsx.2019.01.041. Epub 2019 Jan 29.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/31336467

Über die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG):
Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) ist mit mehr als 9.000 Mitgliedern eine der großen medizinisch-wissenschaftlichen Fachgesellschaften in Deutschland. Sie unterstützt Wissenschaft und Forschung, engagiert sich in Fort- und Weiterbildung, zertifiziert Behandlungseinrichtungen und entwickelt Leitlinien. Ziel ist eine wirksamere Prävention und Behandlung der Volkskrankheit Diabetes, von der fast sieben Millionen Menschen in Deutschland betroffen sind. Zu diesem Zweck unternimmt sie auch umfangreiche gesundheitspolitische Aktivitäten.

Kontakt für Journalisten:
Pressestelle DDG
Christina Seddig/Kerstin Ullrich
Postfach 30 11 20, 70451 Stuttgart
Tel.: 0711 8931-652, Fax: 0711 8931-167
seddig@medizinkommunikation.org

Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG)
Geschäftsstelle
Katrin Bindeballe
Albrechtstraße 9, 10117 Berlin
Tel.: 030 3116937-55, Fax: 030 3116937-20
bindeballe@ddg.info
http://www.ddg.info

Weitere Informationen:

http://www.ddg.info

Quelle: IDW 

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62.000 Menschen befragt: Nachhaltigkeit und Umweltschutz spielen beim Kauf der Weihnachtsgeschenke kaum eine Rolle

Thomas Kirschmeier Pressestelle
FOM Hochschule

Das Thema Nachhaltigkeit spielt beim Geschenkekauf vor Weihnachten nur eine untergeordnete Rolle. Überraschend ist vor allem, dass die jüngeren Generationen offenbar wenig Wert auf einen umwelt- und ressourcenschonenden Einkauf in der Adventszeit legen. Das ergab eine von der FOM Hochschule für Oekonomie & Management durchgeführte bundesweite Umfrage unter rund 62.000 Frauen und Männern zwischen 12 und 99 Jahren.

Unter dem Oberbegriff „Nachhaltigkeit“ hatten die Forscher die Bedeutung von umweltfreundlichen Materialien (z.B. Holz statt Plastik), die Verwendung gesundheitsschonender Lacke und Farben, Ökosiegel, biologische Herstellung und die Recyclingfähigkeit von Produkten zusammengefasst. Auf die Frage, ob diese Kriterien Einfluss auf den Geschenkekauf ausüben würden, gaben 77 Prozent der 12- bis 22-Jährigen an, das dies für sie keine Rolle spiele. Bei der Generation Y (23-38 Jahre) waren es noch 67 Prozent, bei den 39- bis 54-Jährigen immerhin noch mehr als Hälfte (55 %).

Nur 26 Prozent aller Befragten zwischen 12 und 99 Jahren gaben an, bei der Verpackung ihrer Geschenke auf umweltfreundliche Verpackungen wie zum Beispiel Recyclingpapier zu achten. Ebenfalls nur 26 Prozent aller Befragten wollen auch an Weihnachten unnötigen Müll vermeiden.

Was schenken die Deutschen?
Die Hitliste der Geschenke ist 2019 im Vergleich zu den Vorjahren relativ konstant. Jeder zweite Deutsche verschenkt zu Heiligabend Geschenkgutscheine (51 %), gefolgt von Kosmetik (46 %), Konzert- und Theaterkarten (44 %), Büchern (41 %) und Schmuck (40 %). Weit abgeschlagen liegen hingegen eher traditionelle Geschenke wie Heimtextilien und Lederwaren (jeweils 15 %) oder Hausrat bzw. Porzellan (17 %). Durchschnittlich beabsichtigt jeder Bundesbürger 2019 rund 475 Euro für Weihnachtsgeschenke auszugeben.

Weihnachtseinkauf im Internet
Persönliche Empfehlungen von Freunden und Bekannten sind die wichtigsten Informationsquellen für den Geschenkekauf (53 %), noch deutlich vor Social Media und anderen Online-Medien (21 %). Das Internet ist als Kaufplattform aber weiterhin angesagt: Bei den 23- bis 38-Jährigen geben sogar rund 90 Prozent der Befragten an, die Bestellung im Internet zu tätigen. Gut die Hälfte der Bevölkerung kauft die Geschenke aber auch noch im Fachgeschäft in der Stadt und weiß die persönliche Beratung zu schätzen.

Ältere Generation lässt sich Zeit
Der Generationenvergleich zeigt zudem Unterschiede bei der Frage, wann Geschenke gekauft werden. Hier lässt sich das Ergebnis klar auf die Formel bringen: Je jünger, desto kurzfristiger vor Weihnachten wird eingekauft, und je älter, desto mehr Zeit für Auswahl und Kauf lassen sich die Befragten. So geht jeder zweite junge Mensch erst in den letzten acht Tagen vor dem Fest auf Shoppingtour, bei den Älteren (über 38 Jahre) haben dagegen zu diesem Zeitpunkt schon rund zwei Drittel ihre Geschenke beisammen.

Zur Studie
Die FOM Weihnachtsumfrage ist eine der größten Umfragen dieser Art in Deutschland. Unter wissenschaftlicher Leitung von Prof. Dr. Oliver Gansser vom ifes Institut für Empirie und Statistik der FOM, beteiligten sich rund 30 Professorinnen und Professoren an der Studie. Rund 5.600 Studierende befragten im Herbst 2019 in Face-to-face-Interviews mit standardisierten Fragebögen bundesweit rund 62.000 Frauen und Männer im Alter von 12 bis 99 Jahren, quotiert nach Geschlecht und Alter.

Viele weitere Ergebnisse der Studie, zum Beispiel die Auswertung unterteilt nach Einkommensgruppen und weiteren Alterseinteilungen sowie die komplette Studie finden Sie unter http://fom.de/weihnachtsbefragung2019 zum Download.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Oliver Gansser

Quelle: IDW 

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Besser reagieren auf extreme Wetterereignisse: Forscher entwickeln europäische Frühwarnplattform

Simon Ratmann Stabsstelle Presse und Kommunikation
Universität Paderborn

Lange Trockenperioden, Waldbrände, Starkregen und Überschwemmungen im Sommer, Schneemassen im Winter: Immer wieder leiden verschiedene Regionen Deutschlands und Europas unter extremen Klima- und Wetterereignissen – und diese könnten laut Klimaforschern und Meteorologen künftig zunehmen. Im Forschungsprojekt „ANYWHERE“ entwickeln Wissenschaftler der Universität Paderborn mit einem internationalen Kollegenteam eine gesamteuropäische Plattform, die präziser auf Extremwetterlagen vorbereiten soll. Die Europäische Union fördert das noch bis Dezember laufende dreijährige Projekt mit rund 12 Millionen Euro. Beteiligt sind 31 Einrichtungen aus zwölf europäischen Ländern.

Eine Plattform mit Frühwarntools für verschiedene Nutzer
„In unserem Forschungsprojekt entwickeln wir eine europaweite Frühwarnplattform, das „ANYWHERE Multi-Hazard Early Warning System“. Damit lassen sich Klima- und Wettersituationen, die Todesfälle und massive wirtschaftliche wie infrastrukturelle Schäden nach sich ziehen können, früher als bislang vorab identifizieren“, erklärt Matthias Habdank vom Lehrstuhl „Computeranwendung und Integration in Konstruktion und Planung“ von Prof. Dr.-Ing. Rainer Koch. Er betreut das Projekt mit seinen Kollegen Dr.-Ing. Jens Pottebaum und Philipp Scholle vom Lehrstuhl für Produktentstehung unter der Leitung von Prof. Dr.-Ing. Iris Gräßler.

Die ANYWHERE-Plattform wird derzeit an sechs ausgewählten Standorten in Spanien, Italien, Frankreich, der Schweiz, Norwegen und Finnland getestet. Sie soll Behörden, Katastrophenschutzorganisationen, Unternehmen und Bürgern künftig gebündelt eine Reihe modernster Frühwarntools zur Verfügung stellen. Mit diesen Anwendungen lassen sich der Zeitpunkt eines extremen Wetterereignisses, potentiell betroffene Orte und mögliche Auswirkungen schneller als bisher antizipieren und Schutzmaßnahmen können optimiert werden. „Unsere Plattform richtet sich bewusst an verschiedene Nutzer. Sie soll die öffentliche Gefahrenabwehr unterstützen, aber auch dem Selbstschutz von Unternehmen und Bürgern dienen“, betont Jens Pottebaum. Auf Korsika erproben die Wissenschaftler beispielsweise Frühwarntools, mit denen sich Waldbrände prognostizieren lassen. So kann die Bevölkerung schnell gewarnt werden und die Feuerwehr gezielt ihre Einsätze planen.

Hilfe im Katastrophenfall
ANYWHERE stellt nicht nur Frühwarntools zur Verfügung, die vor einem extremen Wettereignis warnen. Die Plattform bietet auch Hilfeanwendungen für den Katastrophenfall, mit denen rascher als bislang reagiert und Rettungsaktionen besser koordiniert werden können. „Für Behörden, Feuerwehr und Co. sind konkrete Sofortmaßnahmen interessant, der Bürger fragt sich, wie er sich selbst schützen kann und der Unternehmer, wie er sich so vorbereiten kann, dass sein Geschäft nicht einbricht und Arbeitsplätze gefährdet werden. Unsere Anwendungen sollen allen helfen“, so Matthias Habdank. Im italienischen Genua etwa testen die Wissenschaftler ein Tool, das sich bei Hochwasser einsetzen lässt. Mit der Anwendung können Katastrophenschutzbehörden die Eltern von Schülern informieren, dass ihre Kinder in Sicherheit sind und so verhindern, dass sich die Erwachsenen selbst in Gefahr bringen. In Katalonien wird eine Anwendung erprobt, mit der LKW-Fahrer eines Nahrungsmittellogistikers bei starkem Schneefall Routen planen können. Das Tool erfasst die aktuellen Straßenbedingungen und mögliche Staus. So gelangt das Fahrzeug schnellstmöglich an sein Ziel, das Unternehmen kann sein Geschäft aufrechterhalten und die Bevölkerung bekommt die benötigten Lieferungen.

Bereits existierende Frühwarn- und Hilfetools werden integriert
Bei ANYWHERE arbeiten Ingenieure, Informatiker, Meteorologen, Naturwissenschaftler, Geologen, Juristen und Experten anderer Fachgebiete aus ganz Europa zusammen. So können bereits existierende Frühwarn- und Hilfetools in die Plattform integriert und weiterentwickelt werden. Daneben speist sich ANYWHERE aus europaweiten Daten: „Unsere Plattform bezieht ihre Daten aus verschiedenen Quellen. Mittelfristige Wetterdaten kommen beispielsweise vom Europäischen Zentrum für mittelfristige Wettervorhersage (ECMWF) und lokale Wetterdaten teils von örtlichen Sensoren“, erläutert Jens Pottebaum. „Wir verwenden ein offenes Schnittstellenkonzept und aktuelle Standards. So konnten bereits 300 Systeme Dritter – wie Systeme von Wetterdiensten – und damit verschiedenste Vorhersage- und Auswirkungsalgorithmen integriert werden“, ergänzt Philipp Scholle. Alle Tools der ANYWHERE-Plattform werden an die lokalen Anforderungen von Behörden und öffentlichen wie privaten Betreibern kritischer Infrastrukturen angepasst.

Den Selbstschutz fördern
Die ANYWHERE-Plattform integriert nicht nur Daten und Anwendungen Dritter. Sie kann auch selbst in bereits bestehende Frühwarnsysteme eingebettet werden und stellt ihre Daten und Algorithmen anderen Anwendungen zur Verfügung. Begleitend zur Frühwarnplattform entwickeln die Paderborner Wissenschaftler außerdem eine Wissensplattform, den „Common Information Space“ (CIS). „Es geht uns nicht nur darum, Frühwarn- und Hilfetools für Extremwetterlagen zu bündeln und weiterzuentwickeln. Es sollen auch Handlungsempfehlungen entstehen, die zeigen, wie sich die Tools bestmöglich nutzen lassen, und wir wollen die Entwicklung weiterer Anwendungen fördern – vor allem zum Selbstschutz der Bürger“, betont Matthias Habdank. Der CIS bietet Entwicklern daher Werkzeuge und Guidelines, mit denen sich weitere Frühwarn- und Hilfetools programmieren lassen.

Um möglichst viele Menschen zu erreichen, sind Sprache und Form der Frühwarnplattform flexibel anpassbar. „Prinzipiell ist alles möglich, was web- oder cloudbasiert ist“, erklärt Jens Pottebaum. „In den Lagezentren von Behörden wird die Plattform beispielsweise als PC-Software verwendet, bei unseren lokalen Fallstudien kommen teilweise Apps zum Einsatz.“ Einige der Plattform-Tools arbeiten außerdem mit Warnmeldungen, die etwa über Twitter und den Kurznachrichtendienst Telegram verschickt werden können.

Nach Projektende werden einige der Frühwarn- und Hilfetools für Behörden, Unternehmen und Bürger kostenfrei verfügbar sein – jeweils angepasst an regionale Gegebenheiten und Anforderungen. Der Common Information Space ist dann ebenfalls frei zugänglich. Einige Ergebnisse von ANYWHERE werden außerdem in neuen Forschungsprojekten genutzt, um an einem internationalen Standard zur Nutzung von Social Media in der Gefahrenabwehr zu arbeiten (siehe dazu: www.isotc292online.org/projects/iso-22329).

Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Matthias Habdank M.Sc., Fakultät für Maschinenbau, Tel.: 05251 60-2292, E-Mail: habdank@cik.upb.de; Dr.-Ing. Jens Pottebaum, Heinz Nixdorf Institut der Universität Paderborn, Fakultät für Maschinenbau, Tel.: 05251 60-6258, E-Mail: jens.pottebaum@hni.upb.de,
Philipp Scholle, M.Sc., Heinz Nixdorf Institut, Fakultät für Maschinenbau, Tel.: 05251 60-6263, E-Mail: philipp.scholle@hni.upb.de

Weitere Informationen:
http://www.upb.de

Quelle: IDW 

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Gefährdungen durch körperliche Fehlbelastungen einfach ermitteln

Jörg Feldmann Pressestelle
Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin

Seit Jahrzehnten stehen die Ausfalltage aufgrund von Muskel-Skelett-Erkrankungen an erster Stelle in den Statistiken für Arbeitsunfähigkeit. Ob akute Beschwerden oder Verschleißerkrankungen – Fehlbelastungen des Körpers spielen hier eine bedeutende Rolle im Erkrankungsgeschehen. Umso wichtiger ist es, Gefährdungen durch körperliche Tätigkeiten am Arbeitsplatz zu beurteilen, um die Gesundheit der Beschäftigten durch präventive Maßnahmen zu schützen. Gemeinsam mit der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) führte die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) das Projekt „MEGAPHYS – Mehrstufige Gefährdungsanalyse physischer Belastungen am Arbeitsplatz“ durch.

Im Rahmen des Projektes wurden insgesamt sechs Leitmerkmethoden entwickelt. Sie stehen jetzt der betrieblichen Praxis zur Verfügung, um mit ihnen Gefährdungen durch verschiedene Formen körperlicher Belastung zu ermitteln und zu beurteilen.

Die BAuA hat jetzt Band 1 des Projektes MEGAPHYS veröffentlicht. Auf rund 1.000 Seiten erläutert er die Entwicklung, Erprobung und Evaluation der Methoden, mit denen sich die Gefährdung durch verschiedene Belastungsarten des Körpers beurteilen lässt. Der Bericht beschreibt detailliert und nachvollziehbar, wie die sechs Leitmerkmalmethoden erarbeitet wurden. Es handelt sich dabei um drei weiterentwickelte Methoden zu den Belastungsarten „Manuelles Heben, Halten und Tragen von Lasten“, „Manuelles Ziehen und Schieben von Lasten“ sowie „Manuelle Arbeitsprozesse“. Neu entwickelt wurden die Methoden zu den Belastungsarten „Ganzkörperkräfte“, „Körperfortbewegung“ und „Körperzwangshaltung“. Alle haben eine umfangreiche Prüfung von Gütekriterien durchlaufen und werden zur Anwendung und zum Test in der Praxis empfohlen. Ergänzend liegt ein Konzept für eine mögliche Bewertung von Mischbelastungen über die gesamte Arbeitsschicht vor.

Die Leitmerkmalmethoden sollen auf möglichst einfache Art und Weise die wesentlichen Belastungsmerkmale dokumentieren und eine überschlägige Beurteilung ermöglichen. Dazu ist eine gute Kenntnis der zu beurteilenden Tätigkeit unabdingbar. Methodisch werden im ersten Schritt die Leitmerkmale der Tätigkeit wie beispielsweise Dauer/Häufigkeit, Lastgewicht, Körperhaltung und Ausführungsbedingungen erfasst. Anschließend wird aus den Einschätzungen der Leitmerkmale mathematisch ein Risikowert berechnet, aus dem sich die weitere Herangehensweise nach der Gefährdungsbeurteilung ergibt. Dabei bedient sich die Methode des Ampelmodells, die von Grün oder „keine Überbeanspruchung“ bis hin zu Rot oder „wahrscheinliche Überbeanspruchung“ reicht. Die Formblätter der neuen Leitmerkmalmethoden gibt es in Deutsch und in Englisch im Internetangebot der BAuA unter http://www.baua.de/leitmerkmalmethoden.

„MEGAPHYS – Mehrstufige Gefährdungsanalyse physischer Belastungen am Arbeitsplatz. Band 1″; Dortmund, Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin 2019; 1. Auflage; 986 Seiten; doi:10.21934/baua:bericht20190821. Den Bericht im PDF-Format gibt es zum Herunterladen im Internetangebot der BAuA unter http://www.baua.de/publikationen.

Forschung für Arbeit und Gesundheit
Die BAuA ist eine Ressortforschungseinrichtung im Geschäftsbereich des BMAS. Sie betreibt Forschung, berät die Politik und fördert den Wissenstransfer im Themenfeld Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit. Zudem erfüllt die Einrichtung hoheitliche Aufgaben im Chemikalienrecht und bei der Produktsicherheit. An den Standorten Dortmund, Berlin und Dresden sowie in der Außenstelle Chemnitz arbeiten über 700 Beschäftigte.
http://www.baua.de

Originalpublikation:
http://www.baua.de/dok/8820522
Direkter Link zum Bericht „MEGAPHYS – Mehrstufige Gefährdungsanalyse physischer Belastungen am Arbeitsplatz. Band 1″

Quelle: IDW 

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Klimawandel: Potential von Baumpflanzungen dramatisch überbewertet

Henning Zuehlsdorff Pressestelle
Leuphana Universität Lüneburg

Wissenschaftler kritisieren Vorschläge der ETH Zürich – Potential fünffach überschätzt
Kohlendioxid, das durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe in die Atmosphäre gelangt, führt zu einer Erwärmung der Erde, einer Versauerung der Ozeane und einer Veränderung des Klimas. Da Bäume Kohlenstoff durch Photosynthese binden, sehen einige Wissenschaftler und Umwelt-Gruppen im millionenfachen Pflanzen von Bäumen eine Lösung für den Klimawandel. Eine Gruppe von 46 Wissenschaftlern aus aller Welt, unter ihnen Prof. Dr. Vicky Temperton von der Leuphana Universität Lüneburg, mahnt zur Vorsicht.

In einem jetzt in der amerikanischen Fachzeitschrift Science veröffentlichten Beitrag zeigen Joseph Veldman von der Texas A & M University und seine Co-Autoren, dass die jüngsten Forschungsergebnisse das Potenzial von Baumpflanzungen zur Eindämmung des Klimawandels dramatisch überbewertet haben. Sie warnen: Das Pflanzen von Bäumen an falschen Orten kann sogar Ökosysteme zerstören, die Intensität von Waldbränden erhöhen und die globale Erwärmung verschärfen.

Veldman sagte: „Während das Pflanzen von Bäumen in abgeholzten Gebieten positive Auswirkungen haben kann, zerstört es im natürlichen Grasland der Erde den Lebensraum von Pflanzen und Tieren und wird außerdem nicht genügend Kohlenstoff binden, um die Emissionen fossiler Brennstoffe zu kompensieren.“

Mit ihrem Beitrag kritisieren die Autoren einen anderen, kürzlich in Science erschienenen Artikel von Wissenschaftlern der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) in Zürich. Diese Forscher waren von einer niederländischen gemeinnützigen Stiftung (DOB Ecology), einer Interessengruppe für das Pflanzen von Bäumen (Plant-for-the-Planet) und dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) finanziert worden. Sie behaupteten, dass mit weltweiten Baumpflanzungen 205 Gigatonnen Kohlenstoff oder ein Drittel des Kohlendioxids, das seit der industriellen Revolution ausgestoßen wurde, kompensiert werden könnten.

Veldman macht klar: „Da die geschätzte Kompensation von 205 Gigatonnen Kohlenstoff so hoch war, wurde das Pflanzen von Bäumen weltweit als die beste Lösung für die Eindämmung des Klimawandels bezeichnet. Wir wissen jetzt, dass diese Annahme falsch war. “

In ihrer Kritik schreiben Veldman und seine Co-Autoren, dass die Schweizer Forschung schwerwiegende Mängel aufwies, die zu einer fünffachen Überschätzung des Potenzials neu gepflanzter Bäume für die Eindämmung des Klimawandels führten. Die ursprüngliche Studie ging unter anderem davon aus, dass Böden in Ökosystemen ohne Bäume keinen Kohlenstoff enthalten, obwohl in vielen Ökosystemen wie Savannen und Torfmooren mehr Kohlenstoff im Boden gebunden ist als in der oberirdischen Vegetation.

Die Schweizer Forscher vernachlässigten auch die Tatsache, dass Nadelwälder in gemäßigt kalten Klimazonen und Hochgebirgsregionen mehr Sonnenlicht absorbieren und mehr Wärme abgeben als baumlose Gebiete und so die globale Erwärmung eher verschärfen als mildern. Außerdem warnen die Autoren, dass das Pflanzen von Bäumen auf Wiesen und in Savannen, wie vom Schweizer Forscherteam vorgeschlagen, die Umwelt schädigt.

Veldman sagt: „Uralte Wiesen und Savannen enthalten eine immense Artenvielfalt und erbringen Dienstleistungen für die Menschheit, wie z. B. Viehfutter und Grundwasserneubildung. Wir befürchten, dass ein kurzsichtiger Fokus auf das Pflanzen von Bäumen die Anpassungsfähigkeit der Menschen an den Klimawandel verringert und gleichzeitig von den Bemühungen zur Erhaltung intakter Ökosysteme und zur Reduzierung des Verbrauchs fossiler Brennstoffe ablenkt. “

Co-Autorin Vicky Temperton von der Leuphana fügt hinzu: „Eine ökologische Sanierung könnte viel mehr zu natürlichen Klimalösungen beitragen, wenn wir uns nicht nur auf Wälder fokussieren, sondern uns auch um Grasland, Savannen, Buschland und Torfmoore kümmern.“

Originalpublikation:
https://science.sciencemag.org/content/366/6463/eaay7976

Quelle: IDW 

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Bin ich nicht zu alt dafür? Musiktherapie gegen Tinnitus für die Generation 65plus

Natascha Schettler-Brox Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Zentrum für Musiktherapieforschung (Viktor Dulger Institut) DZM e.V.

Musiktherapie ist auch bei „Best agern“ sehr effektiv.
Etwa jeder vierte Mensch über 65 Jahren leidet unter Tinnitus- mit steigender Tendenz.
Dieser Alterstrend lässt sich auch in der Tinnitusambulanz am Deutschen Zentrum für Musiktherapieforschung DZM e.V. beobachten: Seit nunmehr 15 Jahren wird die Neuro-Musiktherapie bei Tinnitus angeboten und zunehmend von Senioren angefragt und in Anspruch genommen. Dabei taucht immer wieder die Besorgnis auf „für diese Therapie bin ich doch schon zu alt, oder?“

Ausgehend von diesem Alterstrend wurde nun die „Neuro-Musiktherapie“ für chronischen Tinnitus speziell auf die Bedürfnisse der Generation 65plus abgestimmt.
Ergebnisse einer aktuellen Analyse an 140 Tinnitusbetroffenen bestätigen, dass Teilnehmer ab 65 Jahren (Durchschnittsalter 72 Jahre) davon profitieren – und sogar eine größere Chance auf Therapieerfolg erreichen, wie eine im Schnitt rund 25 Jahre jüngere Vergleichsgruppe. Insgesamt erreichten rund 80% der behandelten Senioren eine spürbare Verbesserung ihrer Tinnitussymptome.
Gerade weil sich die Best Ager überwiegend „reich, jung und fit“ (Quelle: Generali Altersstudie) fühlen, stellt ein dauerhaftes Ohrgeräusch eine deutliche Belastung dar und führt zu Einbußen in der Lebensqualität im dritten Lebensabschnitt. In der Regel sind die bisherigen Therapieangebote offen für eine sehr große Zielgruppe, richten sich aber implizit vor allem an die Gruppe der berufstätigen Erwachsenen im Alter zwischen 35 und 60 Jahren. Eine spezielle Anpassung der Therapie, wie sie am DZM e.V. angeboten wird, erhöht allerdings die Therapiechancen drastisch.

Die Tinnitusambulanz des Deutschen Zentrums für Musiktherapieforschung bietet laufend Kompakttherapien für Patienten mit akutem und chronischem Tinnitus an. Weitere
Informationen für Patienten sind telefonisch erhältlich unter 06221 – 79 63 101 oder per E-Mail unter
tinnitusambulanz@dzm-heidelberg.de.

Das Deutsche Zentrum für Musiktherapieforschung (Viktor Dulger Institut) DZM e. V. wurde 1995 in Heidelberg gegründet. Heute ist das DZM eines der größten musiktherapeutischen Forschungsinstitute in Europa und vereint Forschung und Praxis unter einem Dach. Das DZM ist als gemeinnützig anerkannt und finanziert sich zum überwiegenden Teil aus Spenden und Forschungsdrittmittel. Am DZM entwickeln und erforschen Musiktherapeuten, Mediziner, Musikwissenschaftler und Psychologen in interdisziplinären Projekten musiktherapeutische und musikmedizinische Konzepte zur Verbesserung der Lebenssituation erkrankter Menschen.
Außer dem Forschungsinstitut gehören eine Tinnitus- sowie eine Cochlea-Implantat-Ambulanz zum DZM.

Weitere Informationen:
Deutsches Zentrum für Musiktherapieforschung
(Viktor Dulger Institut) DZM e.V.
Ansprechpartner: Natascha Schettler-Brox
Maaßstraße 26
69123 Heidelberg
Telefon: +49 (6221) 83 38 60
Telefax: +49 (6221) 73 999 89
E-Mail: dzm@dzm-heidelberg.de
Internet: www.dzm-heidelberg.de

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Dr. Heike Argstatter
Deutsches Zentrum für Musiktherapieforschung
DZM e.V.
Maaßstraße 26
69123 Heidelberg
Telefon: +49 (6221) 79 63 101
Telefax: +49 (6221) 73 999 89
E-Mail: heike.argstatter@dzm-heidelberg.de
Internet: www.dzm-heidelberg.de

Quelle: IDW 

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Globaler Süden leidet am stärksten unter Klimawandel und Landnutzung

Volker Hahn Medien und Kommunikation
Deutsches Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig

Bis zum Jahr 2050 könnten bis zu fünf Milliarden Menschen von Wasserverschmutzung, Küstenstürmen oder unbestäubten Nutzpflanzen bedroht sein – ein Großteil davon in Entwicklungsländern. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie im Fachmagazin Science, die von einem internationalen Forscherteam verfasst wurde. Die Forscher erstellten eine hochauflösende globale Karte, welche die Leistungen der Natur für den Menschen darstellt. Diese sogenannten Ökosystemleistungen sind durch die vom Menschen verursachte Schädigung der Ökosysteme und der Biodiversität bedroht. Die neue Karte kann helfen, politische Entscheidungen zum Schutz der Natur zu verbessern – sowohl lokal als auch global.

Der Mensch ist auf die Natur angewiesen. Wildbienen summen über einen landwirtschaftlichen Betrieb und bestäuben die dort angebauten Gemüsepflanzen. Nahegelegene Feuchtgebiete filtern Schadstoffe aus dem Abwasser und gewährleisten so sauberes Trinkwasser für die Gemeinde. Überall auf der Welt leistet die Natur einen wichtigen Beitrag für die Menschheit. Eine neue Studie mit Beteiligung des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) und der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU), die im Fachmagazin Science veröffentlicht wurde, nutzt hochauflösende Satellitendaten um die detailreichen lokalen Analysen in eine globale Übersicht einfließen zu lassen. Mithilfe neuester Technologien und Software erstellten die Forscher eine interaktive Karte, die die Ergebnisse lokaler Untersuchungen im globalen Kontext darstellt. Die so entstandene Analyse zeigt, dass die Natur immer weniger in der Lage ist, die Menschen vor Wasserverschmutzung, Küstenstürmen oder Problemen mit der Bestäubung von Pflanzen zu schützen.

„Zum ersten Mal konnten wir darstellen, ob und wie die Ökosystemleistungen mit der Abhängigkeit der Menschen von diesen Leistungen überlappen“, erklärt Co-Autor Prof. Henrique Miguel Pereira, der die Arbeitsgruppe Biodiversität und Naturschutz bei iDiv und der MLU leitet. „Wir haben herausgefunden, dass Ökosysteme genau dort schwächer werden, wo die Menschen besonders von der Natur abhängig sind. Das ist sehr besorgniserregend – die Politik muss umgehend gegen die Schädigung der Ökosysteme vorgehen.“

Die Forscher konzentrierten sich auf drei Leistungen der Natur, von denen wir Menschen besonders profitieren: die Regulierung der Wasserqualität, der Schutz vor küstennahen Bedrohungen und die Bestäubung von Pflanzen. Mit einer Open-Source-Software, die vom Projekt Natural Capital entwickelt wurde, konnten sie Prognosen erstellen, wie sich diese Leistungen verändern könnten.

Sie fanden heraus, dass generell dort, wo die Menschen am meisten von der Natur abhängen, diese den Bedürfnissen immer weniger gerecht werden kann. Die Prognosen zeigen, dass bis zum Jahr 2050 fünf Milliarden Menschen durch Wasserverschmutzung, Küstenstürme und unbestäubte Pflanzen gefährdet sein könnten. Dabei sind diese Auswirkungen ungleich verteilt: In jedem Szenario der Wissenschaftler sind es die Entwicklungsländer, die einen Großteil der Last schultern müssen. Die Menschen in Afrika und Südasien leiden am stärksten unter den abnehmenden Beiträgen der Natur. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung in diesen Regionen bekommen schon jetzt die Folgen dieser „Leistungslücke“ am eigenen Leib zu spüren, wenn die Natur ihre Leistungen nicht mehr erbringen kann: Sie sind Küstenstürmen stärker ausgesetzt, leiden unter verschmutztem Trinkwasser oder Ernteverlusten. Doch die Auswirkungen beschränken sich nicht nur auf einzelne Länder. Der Anstieg des Meeresspiegels aufgrund des Klimawandels wird das Risiko für die Bevölkerung küstennaher Gebiete überall auf der Erde ansteigen lassen – allein davon könnten weltweit mehr als 500 Millionen bis 2050 betroffen sein.

Angesichts der zunehmenden Globalisierung stellt die Nutzung integrierter und hochauflösender Daten eine Möglichkeit dar, den Zustand der Natur in globale politische Entscheidungen einfließen zu lassen. Die Zugänglichkeit der Informationen war den Wissenschaftlern besonders wichtig. Ein zentrales Anliegen ihrer Forschung war daher, eine hochauflösende und interaktive Karte zu erstellen, auf die online zugegriffen werden kann. Dieses Online-Tool half dem Team nicht nur dabei, die Daten auszuwerten, sondern es hilft auch dabei, komplexe und globale Daten gegenüber wichtigen Entscheidungsträgern auf eine verständliche Art und Weise darzustellen.

Das Ziel dieser Forschung – und zukünftiger Projekte, die darauf aufbauen – ist es, die Politik und Entscheidungsprozesse in Bezug auf Investitionen in die Natur mit Informationen zu versorgen. So kann anhand der Prognosen beispielsweise abgeleitet werden, dass Gebiete im Becken des Ganges oder in Teilen Ostchinas besonders geeignet sind für Investitionen in die natürlichen Ökosysteme. Der Schutz der Ökosysteme in diesen Gebieten wird zum Wohlergehen ganzer Gemeinschaften beitragen.

Das Team hofft, dass insbesondere politische Entscheidungsträger, Entwicklungsbanken und andere globale Einflussnehmer die Informationen dafür nutzen werden, die nachhaltige Entwicklung und den Naturschutz weiter voranzutreiben. Zukünftig werden die Wissenschaftler ihre Analysen auch auf andere Ökosystemleistungen ausweiten. Auch möchten sie noch besser verstehen, wo die Natur besondere gefährdete Bevölkerungsgruppen noch besser unterstützen könnte. „Wir haben die Informationen, die wir brauchen um die schlimmsten Szenarien abzuwenden und um eine gerechtere und nachhaltigere Zukunft zu gewährleisten“, meint Erstautorin Dr. Becky Chaplin-Kramer, die das Projekt Natural Capital an der Stanford University leitet. „Es ist Zeit, dass wir sie auch nutzen.“

Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Prof. Dr. Henrique Pereira
Deutsches Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU)
Tel.: +49 341 9733137
E-Mail: henrique.pereira@idiv.de

Originalpublikation:

Rebecca Chaplin-Kramer, Richard P. Sharp, Charlotte Weil, Elena M. Bennett, Unai Pascual, Adrian L. Vogl, Katie K. Arkema, Kate A. Brauman, Anne D. Guerry, Nick M. Haddad, Maike Hamann, Perrine Hamel, Justin A. Johnson, Lisa Mandle, Henrique M. Pereira, Stephen Polasky, Mary Ruckelshaus, M. Rebecca Shaw, Jessica M. Silver, Gretchen C. Daily(2019), Global Modeling of Nature’s Contributions to People. Science. DOI: 10.1126/science.aaw3372

Weitere Informationen:

http://viz.naturalcapitalproject.org/ipbes/ Interaktive Karte

Quelle: IDW 

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Studenten entwickeln einen Koffer, der automatisch auf Schritt und Tritt folgt

Claudia Ehrlich Pressestelle der Universität des Saarlandes
Universität des Saarlandes

Lästiges Schleppen und kippeliges Hinterherziehen von Reisegepäck könnten bald der Vergangenheit angehören: Studenten der Universität des Saarlandes wollen mit einem smarten Koffer dafür sorgen, dass Reisende in Zukunft ihre Hände für Wichtigeres frei haben. Der „Smartcase“ genannte Prototyp, den die vier Nachwuchsforscher gerade entwickeln, heftet sich an die Fersen – oder bei Rollstuhlfahrern auch an die Felgen – seines Besitzers und fährt ihm oder ihr ohne Weiteres hinterher. Möglich wird dies durch eine Kombination aus Kamera, Sensoren und einer pfiffigen Regelung und Steuerung. Mit ihrer klugen Tüftelei vertreten die Studenten ab 28. Oktober die Saar-Universität beim Wettbewerb Cosima.

Die nötigsten Habseligkeiten mit auf Reisen zu nehmen, kann eine echte Herausforderung sein. Wer Reiseunterlagen, Handgepäck und Taschen, Jacken, mitunter auch heißgeliebte Teddys oder Kekse von kleinen Mitreisenden zugleich jonglieren muss, hat alle Hände voll zu tun. Da kann ein Koffer, auch wenn er Rollen hat, zum Ballast werden – erst recht, wenn die Zeit drängt. Würde einem das Reisegepäck wie ein treuer Hund von selbst nachfolgen, wäre dies für Tausende und Abertausende von Reisenden tagtäglich eine enorme Erleichterung. „Wir denken dabei gerade auch an Menschen mit Einschränkungen wie Gehbehinderungen. Ihnen könnte solch ein intelligenter Koffer unabhängigeres Reisen möglich machen“, erklärt Joshua Summa, der Systems Engineering an der Universität des Saarlandes studiert. Gemeinsam mit seinen Studienkollegen Till Mertin, Nick Kempel und dem Informatikstudenten Joshua Arens, baut der angehende Ingenieurwissenschaftler derzeit einen intelligenten Koffer, der das Reisen künftig stressfreier machen soll.

Der „Smartcase“-Prototyp ist bereits jetzt in der Lage, sich an die Fersen einer bestimmten Zielperson zu heften, und dann konsequent ihre Verfolgung aufzunehmen. „Unser System beruht auf einer Kombination mehrerer Sensoren“, erklärt Joshua Summa. Kernstück ist eine Kamera, die denjenigen erkennt, dem sie folgen soll, und jede seiner Bewegungen erfasst. Hinzu kommen drei Ultraschallsensoren, die unter anderem permanent Entfernungen messen und so etwa dabei helfen, Hindernisse zu erkennen und ihnen, wenn nötig, auszuweichen.

Die Messdaten der Sensoren laufen in einem Mikro-Prozessor zusammen, der die Informationen auswertet, weiterarbeitet und entsprechende Befehle an die Elektromotoren der Räder des Koffers weitergibt. Dies alles haben die Studenten dem Prozessor beigebracht. „Wir haben das System so angelernt, dass es mit den Daten der Sensoren die Route permanent neu berechnen kann und entsprechende Signale an den Motor sendet“, sagt Joshua Summa.

„Die Einsatzmöglichkeiten eines solchen Sensorsystems lassen sich noch weiterdenken: etwa im Transportbereich oder in der Lagerlogistik“, erläutert Summa das weitere Potenzial der Erfindung, an der die vier Nachwuchsingenieure derzeit in den Räumen des Lehrstuhls für Mikromechanik von Professor Helmut Seidel auf dem Saarbrücker Uni-Campus arbeiten. Die Idee zum smarten Koffer hat ihren Ursprung in einer Vorlesung von Professor Seidel über Mikromechanik. Diese gilt an der Saar-Uni bereits seit Langem als Ideenschmiede für besondere Prototypen: Ein anderes Studententeam hat etwa einen kopfgesteuerten Rollstuhl entwickelt. Besonders erfolgreich war auch ein Sensorsystem gegen Falschfahrer, das in Leitpfosten eingebaut werden kann: Die Jungforscher, die dieses System entwickelt hatten, wurden mehrfach ausgezeichnet.
„Hier an der Uni haben wir ein gutes Umfeld für unsere Arbeit am Prototyp, bei Fragen können wir uns an die Professoren und ihre Teams wenden. So unterstützt uns zum Beispiel auch die Forschergruppe von Antriebstechniker Professor Matthias Nienhaus, die unter anderem auf intelligente Elektromotoren in Rädern spezialisiert ist“, sagt Joshua Summa.

Mit ihrem Prototyp „Smartcase“ nehmen die Bachelor-Studenten Joshua Summa, Till Mertin, Nick Kempel und Joshua Arens vom 28. bis 30. Oktober am Cosima-Wettbewerb in Berlin teil: Der Studentenwettbewerb, der jedes Jahr vom Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik (VDE) ausgeschrieben wird, soll dazu beitragen, neue Einsatzmöglichkeiten von Mikrosystemen zu finden.
(Info über Cosima 2019: http://partner.vde.com/cosima-mems)

Weitere Pressefotos für den kostenlosen Gebrauch finden Sie unter
http://www.uni-saarland.de/pressefotos

Kontakt für die Presse: Joshua Summa, Till Mertin, Nick Kempel und Joshua Arens
Telefon: 0681-302 -2601 oder -64091, E-Mail: info@smartcase-companion.com
Prof. Dr. Helmut Seidel: Tel.: 0681/302-3979, E-Mail: seidel@lmm.uni-saarland.de

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Kontakt für die Presse: Joshua Summa, Till Mertin, Nick Kempel und Joshua Arens
Telefon: 0681-302 -2601 oder -64091, E-Mail: info@smartcase-companion.com

Quelle: IDW 

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Mehr Energie, weniger CO2 – 9 Millionen Euro für KWK-Forschung

Dr. Alexandra Nießen Ressort Presse – Stabsstelle des Rektorats
Universität Duisburg-Essen

Umweltfreundlich Strom und Wärme produzieren – das ist die Idee der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK). Das Forschungsprojekt KWK.NRW 4.0 bekommt für die Entwicklung und den Test neuer Systeme neun Millionen Euro von der EU und dem Land NRW.* Die Projektkoordination hat das Essener Gas- und Wärme-Institut, Partner ist die Universität Duisburg-Essen (UDE) mit dem Zentrum für BrennstoffzellenTechnik (ZBT) und den drei Lehrstühlen Energiewirtschaft, Energietechnik sowie Umweltverfahrens- und Anlagentechnik.

Die Kraft-Wärme-Kopplung gilt als umweltfreundliche Technik, denn mit ihr kann man gleichzeitig Strom, Wärme und Kälte erzeugen. Sie hat einen hohen Wirkungsgrad und stößt weniger Treibhausgase aus. Die Anlagen können zum Beispiel mit Gasmotoren, Turbinen, aber auch mit Brennstoffzellen betrieben werden. Diese sind sehr interessant, weil sie besonders emissionsarm sind.

Die Wissenschaftler im Verbund möchten nun neue KWK-Konzepte entwickeln und untersuchen, wie flexibel, ökologisch und wirtschaftlich zwei innovative Brennstoffzellensysteme sind: Im ersten Teilprojekt (iFlex KWK 4.0) entwickeln sie neue KWK-Versorgungskonzepte sowohl für den gewerblichen und industriellen Verbrauch als auch für städtische Quartiere. Hierfür kombinieren sie am ZBT in Duisburg eine vorhandene Phosphorsäure-Brennstoffzelle mit einer Absorptionskältemaschine, um längere Laufzeiten der Brennstoffzelle und eine bessere Wirtschaftlichkeit zu erreichen.

Für die zweite Teilstudie (Demo Hybrid-SOFC) wird beim Essener Partner Gas- und Wärme-Institut das europaweit erste Hybrid-System aus einer Festoxid-Brennstoffzelle mit nachgeschalteter Mikro-Gasturbine installiert. Dadurch wird die Stromerzeugung extrem effizient.

KWK.NRW 4.0 läuft für drei Jahre, Ende 2021 sollen erste Ergebnisse vorliegen.

*Die Mittel stammen aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und dem Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung des Landes Nordrhein-Westfalen.

Redaktion: Alexandra Nießen, Tel. 0203/37 9-1487, alexandra.niessen@uni-due.de

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Dr. Jürgen Roes, Energietechnik, Tel. 0203/37 9-3010, juergen.roes@uni-due.de

Weitere Informationen:
http://vi.virtuelles-institut-kwk-nrw.de

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Leipziger Kardiologe: Moderate Werte bei Blutdruck und Cholesterin verlängern das Leben

Helena Reinhardt Pressestelle / Unternehmenskommunikation
Universitätsklinikum Leipzig AöR

Dramatisch gesenkt wird das Risiko für Herz- und Gefäßerkrankungen, wenn Blutdruck- und Cholesterin-Werte lebenslang moderat gehalten werden. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie, an der Prof. Dr. Ulrich Laufs, Direktor der Klinik und Poliklinik für Kardiologie am Universitätsklinikum Leipzig, beteiligt war.

„Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind bei Frauen und Männern die häufigste Todesursache“, so der Leipziger Kardiologe mit Blick auf den Weltherztag am 29. September. „Das ist niederschmetternd. Denn Herzinfarkte und Schlaganfälle können durch anhaltend niedrige Werte bei Blutdruck und LDL-Cholesterin weitgehend vermieden werden. Das hat jetzt eine Studie meines Kollegen Brian Ference von der Universität Cambridge unterstrichen, an der ich mitgewirkt habe. Sie zeigt, dass schon eine geringe, aber dauerhafte Senkung von systolischem Blutdruck und LDL-Cholesterin das kardiovaskuläre Erkrankungsrisiko hochsignifikant senkt.“
Ausgewertet wurden die Daten von über 400 000 Briten, die in einer Biobank gesammelt sind. Die Teilnehmer waren durchschnittlich 65,2 Jahre alt; 54 Prozent waren Frauen. Bemerkenswertes Ergebnis der Studie: Werden lebenslang der LDL-Cholesterinspiegel um 39 mg/dl (1 mmol/l) und gleichzeitig der systolische Blutdrucks um 10 mmHg gesenkt, ergibt sich ein um 80 Prozent niedrigeres Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen und ein um 68 Prozent niedrigeres Risiko für einen kardiovaskulär verursachten Tod. Schon bei dauerhafter Abnahme des Cholesterins um 15 mg/dl und des Blutdrucks um 5 mmHg halbiert sich das Erkrankungsrisiko.
„Der Knackpunkt ist, dass die Werte lebenslang niedrig sein müssen“, so Prof. Laufs. „Die Patienten, die zu uns kommen, sind aber meist schon in der fünften oder sechsten Lebensdekade oder noch älter. Dann haben Blutdruck und Cholesterin schon ein halbes Jahrhundert auf die Innenwände der Gefäße eingewirkt. Von Bedeutung ist also rechtzeitig zu messen und vor allem rechtzeitig Maßnahmen zur Blutdruck- und Cholesterin-Kontrolle zu ergreifen. Hierzu gehören an erster Stelle körperliche Aktivität und das Nicht-Rauchen, manchmal auch Medikamente.“ Vielleicht könnte schon im Kindes- und Jugendalter bei den sogenannten U-Untersuchungen auch auf diese Werte geachtet werden. Laut Prof. Laufs ist die aktuelle Studie aus Cambridge geeignet, eine solche Diskussion befeuern.

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Auf den Spuren der Bärtierchen: Stuttgarter Biologe ausgezeichnet

Andrea Mayer-Grenu Abteilung Hochschulkommunikation
Universität Stuttgart

Der Biologe Ralph Schill vom Institut für Biomaterialien und biomolekulare Systeme der Universität Stuttgart erhält heute den renommierten Walter-Schall-Preis 2019 der Gesellschaft für Naturkunde in Württemberg e.V. Mit diesem Preis werden seit 1985 Wissenschaftler aus den Fachgebieten der Botanik, Geologie, Geomorphologie, Geophysik, Meteorologie, Mikrobiologie, Naturschutz, Ökologie, Paläontologie und Zoologie geehrt, die im südwestdeutschen Raum aktiv sind.

Ralph Schill befasste sich bereits an der Universität Tübingen mit Bärtierchen, die in der Lage sind einzutrocknen oder zu gefrieren, um so längere Zeiträume unbeschadet überdauern zu können. Keine andere Tiergruppe hat es geschafft, sich im Laufe der Evolution so perfekt an schnell wechselnde Umweltbedingungen anzupassen wie die nur knapp 1 mm großen Tiere. Als Schill 2003 an die Universität Stuttgart wechselte etablierte er die Bärtierchenart Milnesium inceptum als Modelorganismus und schuf damit eine der renommiertesten Bärtierchenforschergruppen weltweit. Seither entdeckte er mehrere neue Bärtierchenarten in Europa, Afrika, Amerika und auf einer pazifischen Inselgruppe. Mit dem erst dieses Jahr herausgegebene Standardwerk „Water Bears: The Biology of Tardigrades“ beschreibt er zusammen mit 25 führenden Bärtierchenforschern die Erkenntnisse von knapp zweihundert Jahren Bärtierchenforschung.

„Durch diesen Preis fühle ich mich sehr geehrt“, sagt Ralph Schill, „und es freut mich besonders, da sich bereits eines der Ehrenmitglieder der Gesellschaft für Naturkunde in Württemberg im 19. Jahrhundert mit den Bärtierchen beschäftigte. An der forstwirtschaftlichen Akademie zu Hohenheim und am Königlichen Polytechnikum Stuttgart, der späteren Universität Stuttgart, lehrte der Arzt und Zoologe Prof. Gustav Jäger, zu dessen Studenten auch der junge Robert Bosch zählte und in ihm einen überzeugenden Mentor fand. Jäger beschäftige sich intensiv mit der Welt im Kleinen und in seinem Buch „Die Wunder der unsichtbaren Welt“ von 1867 befasst er sich auch mit den Bärtierchen mit ihren außergewöhnlichen Fähigkeiten.

In den letzten 20 Jahren hat sich die Anzahl der Bärtierchenarten mehr als verdoppelt. So sind der Wissenschaft derzeit über 1.200 Arten bekannt. In Baden-Württemberg wurden bisher 75 verschiedene Bärtierchenarten gefunden. Das entspricht etwa der Hälfte der Gattungen und einem Drittel der Arten, die in ganz Deutschland bisher nachgewiesen sind. Ralph Schill, der seit vielen Jahren auch in Baden-Württemberg nach neuen Arten Ausschau hält ist sich aber sicher, „Wir werden sicherloch noch einige neue, unentdeckte Arten im Ländle finden.“

Ein Vortrag von Ralph Schill und die Preisverleihung findet am 10. Oktober um 19:00 Uhr im Staatliches Museum für Naturkunde Stuttgart, Museum am Löwentor, Rosenstein 1, 70191 Stuttgart statt. Der Eintritt zur Veranstaltung ist frei.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. apl. Ralph O. Schill, Institut für Biomaterialien und biomolekulare Systeme, Pfaffenwaldring 57, 70569 Stuttgart, Tel. 0172 7304726
ralph.schill@bio.uni-stuttgart.de

Weitere Informationen:
Gesellschaft für Naturkunde in Württemberg, Rosenstein 1, 70191 Stuttgart, www.gesellschaft-naturkunde-wuerttemberg.de

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Bodentiere: 365 Tage unter Wasser // Transport von Bodenlebewesen über Fließgewässer nachgewiesen

Judith Jördens Senckenberg Pressestelle
Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseen

Forschende des Senckenberg Museums für Naturkunde Görlitz haben die Verbreitungswege von bodenlebenden Milben und Springschwänzen untersucht. Mit kombinierten Feld- und Labormethoden konnten sie nachweisen, dass sich die winzigen Bodenorganismen unter anderem über Fließgewässer zu neuen Lebensräumen transportieren lassen. Einige Arten überleben dabei bis zu 365 Tage unter Wasser. Die Studie erschien kürzlich im Fachjournal „Movement Ecology“.

Etwa 5 Zentimeter können bodenlebende Hornmilben (Oribatida) aus eigener Körperkraft pro Tag zurücklegen; bei Springschwänzen (Collembola) ist es immerhin ein knapper halber Meter. „Trotz ihrer eingeschränkten Mobilität haben diese winzigen Tiere eine sehr große räumliche, zum Teil sogar weltweite Verbreitung – sie müssen demnach andere Wege für ihre Ausbreitung gefunden haben“, erklärt Meike Schuppenhauer vom Senckenberg Museum für Naturkunde in Görlitz und fährt fort: „Bereits bekannt ist, dass sich Bodentiere mit dem Wind verfrachten lassen oder von anderen Tieren verbreitet werden.“

Nun hat die Doktorandin mit ihren Görlitzer Kolleg*innen Dr. Ricarda Lehmitz und Prof. Dr. Willi Xylander ein weiteres potentielles Transportmittel unter die Lupe genommen. „Wir haben untersucht, ob und wie sich Hornmilben und Springschwänze über Fließgewässer verbreiten können. Anders als bei Vögeln oder Säugetieren konnten wir diese winzigen Bodenlebewesen aber natürlich nicht einfach mit GPS-Sendern ausstatten“, erzählt Schuppenhauer.
Das Team hat daher in aufwendigen Laborversuchen etwa 200 Milben-Individuen beobachtet, um herauszufinden, ob die Tiere auf der Oberfläche von Fließgewässern treiben können und wie lange sie unter Wasser überleben. Zudem wurden bei Feldforschungen die Fähigkeit zur Neubesiedlung am „Zielort“ untersucht und knapp 300 Milben – und Springschwanz-Individuen im Fließgewässer nachgewiesen.

„Der erfolgreiche Wassertransport ist vermutlich davon abhängig, ob es den Bodentieren gelingt für einige Stunden an der Wasseroberfläche zu treiben und wie lange sie untergetaucht überleben können. Unsere Ergebnisse zeigen, dass dies von Art zu Art unterschiedlich ist und die Tiere in ‚Schwimmer‘ und ‚Taucher‘ eingeteilt werden können“, fasst Schuppenhauer die Versuche zusammen.

Während etwa 80 Prozent der Milbenarten über den gesamten Verlauf des Experiments permanent an der Wasseroberfläche treibend transportiert wurden, sanken einige Arten schon innerhalb weniger Stunden unter Wasser. Schuppenhauer hierzu: „Dabei gab es auch echte Überlebenskünstler unter den winzigen Bodenorganismen: Die Hornmilbenarten Carabodes subarcticus und Carabodes ornatus können mindestens 365 Tage unter Wasser überleben!“

In einem Quadratmeter Auenboden leben zwischen 3.000 und 37.000 Hornmilben. Auch Springschwänze treten in den teilweise überfluteten Gebieten mit bis zu 12.000 Individuen pro Quadratmeter auf. „Flüsse und Bäche durchziehen das ganze Bundesgebiet mit einer Gesamtlänge von 400.000 Kilometern – sie sind damit die idealen Transportwege für diese weniger mobilen Organismen!“, unterstreicht Prof. Dr. Willi Xylander die Studienergebnisse.
Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Meike Schuppenhauer
Senckenberg Museum für Naturkunde Görlitz
Tel. 03581 4760-5572
meike.schuppenhauer@senckenberg.de

Originalpublikation:
Schuppenhauer MM, Lehmitz R, Xylander WER. 2019. Slow-moving soil organisms on a water highway: aquatic dispersal and survival potential of Oribatida and Collembola in running water. Movement Ecology. 7(1):20.
https://doi.org/10.1186/s40462-019-0165-5

Quelle: IDW 

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CO2 an der Quelle besteuern

Stephan Düppe Stabsstelle 2 – Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
FernUniversität in Hagen

Der Volkswirt Prof. Robert Schmidt (FernUniversität in Hagen) spricht sich entschieden für eine CO2-Steuer aus: Sie schafft ideale Bedingungen für Investitionen in emissionsarme Technologien. Die umfassende Festlegung von einheitlichen Preisen für alle Emissionen, insbesondere von Kohlendioxid („CO2-Steuer“) ist ein einfaches und seit Langem bekanntes ökonomisches Instrument, um den Klimawandel wirksam zu bekämpfen. Ein solcher Markteingriff ist nach seiner Ansicht berechtigt und unter Umständen sogar zwingend erforderlich. Darüber hinaus hält er eine gezielte Förderung grüner Technologien für sinnvoll. Robert Schmidt ist Inhaber des Lehrstuhls für Mikroökonomie an der FernUniversität.

„Erstaunlich einfach und seit Langem bekannt“ ist nach den Worten von Prof. Dr. Robert Schmidt ein ökonomisches Instrument, das wirksam den Klimawandel bekämpfen kann. Damit meint der Inhaber des Lehrstuhls für Volkswirtschaftslehre, insbesondere Mikroökonomie an der FernUniversität in Hagen die umfassende Festlegung von einheitlichen Preisen für alle Emissionen, insbesondere von Kohlendioxid („CO2-Steuer“). Ein solcher Markteingriff ist seiner Ansicht nach berechtigt und unter Umständen sogar zwingend erforderlich. Darüber hinaus hält er eine gezielte Förderung grüner Technologien (z.B. erneuerbare Energien, Speichertechnologien) für sinnvoll. „Die Bereitstellung emissionsarmer Technologien hat – ähnlich wie die Senkung der Emissionen – z.T. Eigenschaften eines globalen öffentlichen Gutes!“ Wenn Deutschland eine umfassende CO2-Bepreisung einführe, könne es zudem andere Länder mit an Bord holen und so einen wichtigen Impuls in Richtung einer globalen Bepreisung geben.

Hinsichtlich der Bepreisung von CO2-Emissionen setzt Prof. Schmidt sich vehement für eine Quellenbesteuerung ein, also eine Kohlenstoffsteuer. Dabei würden die fossilen Brennstoffe direkt bei ihrer Förderung bzw. bei ihrem Import entsprechend ihrem Kohlenstoffgehalt besteuert. Schmidt: „Das ist einfacher und unbürokratischer, als riesige Zahlen von CO2-Emittenten einzeln zu erfassen. Ökonomisch ist es eigentlich egal, wo man die Steuer ansetzt. Pragmatisch ist es, wenn man wirklich an der Quelle, also bei oder möglichst direkt nach der Extraktion der fossilen Brennstoffe aus dem Erdreich sowie beim Import ansetzt. Damit kann man theoretisch eine hundertprozentige Abdeckung der CO2-Emissionen erreichen.“

Denn nicht nur Auto fahren, heizen oder Güter und Dienstleistungen verursachen durch Betrieb und Erzeugung CO2, sondern z.B. auch der energieaufwändige Bau eines Hauses („Graue Emissionen“). Hier müssten z.B. Zementgewinnung und Betonherstellung berücksichtigt werden.

Bisher nur 45 Prozent der CO2-Emissionen in der EU erfasst
Im Gegensatz zu einer solchen umfassenden CO2-Steuer sind im EU ETS, dem EU-Emissionshandel (European Union Emissions Trading System), nur die großen Emittenten wie Industrieunternehmen und Energieerzeuger erfasst und damit lediglich ca. 45 Prozent der Emissionen in der EU. Schmidt: „Wenn man nur den Energieverbrauch der Heizung besteuern würde, bliebe außer Acht, wie energieaufwändig das Gebäude hergestellt wurde. Bei einer umfassenden Kohlenstoffbesteuerung würde das alles berücksichtigt. Und wenn ein Produzent sieht, dass seine Produkte durch die Besteuerung teurer werden, wird er versuchen, kohlenstoffarm zu produzieren.“

Industrieunternehmen und Energieerzeuger könnten – und würden – die höheren Belastungen an ihre Kunden weitergeben. Schmidt: „Es ist egal, wo man die Steuer ansetzt; direkt beim Verbraucher oder in der Produktionskette. Es ist ja auch gewollt, dass das Preissignal sich entlang der Wertschöpfungskette fortpflanzt. Die Verbraucherin, der Verbraucher soll sehen: Dieses Produkt oder diese Dienstleistung ist jetzt teurer, weil da mehr CO2 ‚drinsteckt‘. Also weiche ich auf eine andere Dienstleistung oder ein anderes Produkt aus. Auf den Apfel, der nicht aus Argentinien eingeflogen wurde, sondern hier gewachsen ist.“ Und Produzenten emissionsärmerer Produkte können diese vergleichsweise billiger anbieten, und dadurch ihre Marktanteile steigern. Somit entstehen entsprechende Investitionsanreize in emissionsärmere Produktionsprozesse und Technologien. Um Wettbewerbsnachteile für die heimische Wirtschaft auszuschließen, sollte eine CO2-Bepreisung mit steuerlichem Grenzausgleich (sog. Border Carbon Adjustment – BCA) gekoppelt werden: Exporte würden vom heimischen CO2-Preis befreit und Importe damit belastet.

Da das EU ETS bereits existiert, plädiert Schmidt dafür, die CO2-Steuer zusätzlich einzuführen und die Kosten der Zertifikate an die beteiligten Firmen zurückzuerstatten, um eine Doppelbesteuerung zu vermeiden: „Die Steuer wirkt dann wie ein Mindestpreis für Emissionen und ergänzt das EU ETS.“ Prof. Schmidt spricht sich entschieden für die Steuer aus und gegen eine Ausweitung des Zertifikatehandels auf bisher nicht erfasste Sektoren. „Die Steuer setzt ein stabiles Preissignal und schafft somit ideale Bedingungen für Investitionen in emissionsarme Technologien, während der Preis im EU ETS schwankt. Dabei sind sowohl unerwartet geringe als auch sehr hohe Zertifikatepreise nicht wünschenswert. Bei geringen Preisen fehlen Anreize, die Emissionen weiter zu reduzieren, sehr hohe Preise bergen konjunkturelle Risiken.“ Prof. Schmidt schlägt einen Einstiegspreis von 80 Euro pro Tonne CO2 vor, was vergleichbar ist mit der Schweizer CO2-Steuer. Die CO2-Steuer sollte im Anschluss kontinuierlich über die Zeit ansteigen.

Ein Teil der Erlöse aus der CO2-Bepreisung sollte seiner Ansicht nach für Regenwald-Schutzprogramme verwendet werden. Das hält Schmidt für noch dringender als das Abschalten von Kohlekraftwerken oder die Entschädigung von Stromkonzernen, weil so neben der Emissionsminderung auch noch ein unermesslicher Beitrag für den Erhalt der globalen Artenvielfalt geleistet würde.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Robert Schmidt robert.schmidt@fernuni-hagen.de

Weitere Informationen:
https://www.scientists4future.org/wp-content/uploads/2019/08/S4F_CO2_Preis_final… „Antworten auf zentrale Fragen zur Einführung von CO2-Preisen“ gibt Prof. Robert Schmidt zusammen mit zahlreichen Kolleginnen und Kollegen in „Diskussionsbeiträge der Scientists for Future 2, 2019, Version 1.1, doi:10.5281/zenodo.3371150″. In der Veröffentlichung geht es um „Gestaltungsoptionen und ihre Auswirkungen für den schnellen Übergang in die klimafreundliche Gesellschaft“.

Quelle: IDW 

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Schlaganfall-Reha: Entspannung besser als Laufbandtraining?

Dr. Bettina Albers Pressestelle der DGN
Deutsche Gesellschaft für Neurologie e.V.

Fortschritte in der Schlaganfalltherapie führen zu einem immer besseren Überleben. Es steigt dadurch aber auch die Zahl der Patienten, die nach Schlaganfall mit bleibenden Behinderungen leben müssen. Somit kommt der Rehabilitation eine wachsende Bedeutung zu. Derzeit ist die Datenlage dazu, welche Trainingsmethode am erfolgversprechendsten ist, widersprüchlich. Das von den amerikanischen Fachgesellschaften empfohlene Ausdauertraining zeigte sich in einer aktuellen, prämierten Studie [1] gegenüber einer Entspannungstherapie als nicht überlegen. Die neuen Daten deuten darauf, dass in der Frühphase nach einem Schlaganfall „weniger vielleicht mehr“ ist.

Weltweit erleiden jährlich 10 Millionen Menschen einen Schlaganfall [2]. Davon erholt sich mindestens ein Drittel funktionell nicht wieder vollständig [3, 4]. Medikamente zur effektiven Unterstützung der Rehabilitation stehen nicht zur Verfügung – das Vorgehen der Wahl besteht in Physio- und Ergotherapie, – im Falle von Sprachstörungen – in der Logopädie sowie in neuropsychologischen Maßnahmen. Laufband-Training kann Geschwindigkeit und Ausdauer beim Gehen und Treppensteigen verbessern und einer zunehmenden Dekonditionierung vorbeugen. Zusätzlich könnte die Neuroplastizität des Gehirns gefördert und somit das Outcome verbessert werden. Daher empfiehlt die „American Heart Association/American Stroke Association“ Schlaganfallpatienten ab der subakuten Phase 3-5 x wöchentlich 20-60 Minuten aerobes Training (Ausdauertraining) bei 55-80% der maximalen Herzfrequenz [5].

Die Datenlage zu den Ergebnissen einer solchen Schlaganfall-Reha ist allerdings widersprüchlich. Manche Studien zeigten eine Verbesserung des maximalen Gehtempos oder einen Anstieg des „Barthel Index“, eines Scores zur Objektivierung von Behinderungen in grundlegenden Alltagsfunktionen. Metaanalysen lieferten dagegen uneinheitliche Ergebnisse eines körperlichen Trainings [6]. Auch die LEAPS-Studie [7] („Locomotor Experience Applied Post-Stroke“) zeigte keine Outcome-Unterschiede für die Laufband-Trainingstherapie versus eines häuslichen Übungsprogramms – allerdings wurde in dieser Studie kein aerobes Training in der Frühphase nach Schlaganfall eingesetzt. „Generell lassen sich die Studien wegen der Unterschiede im Hinblick auf Art, Intensität und Zeitpunkt des Trainingsbeginns schwer vergleichen“, erklärt Frau Prof. Dr. Agnes Flöel, Direktorin der Klinik für Neurologie, Universitätsmedizin Greifswald. „Insbesondere für Patienten in der Frühphase nach einem Schlaganfall bestehen Unsicherheiten, welches Training optimal ist.“

Die deutsche, multizentrische Studie „PHYS-STROKE“ („Physical Fitness Training in Patients with Subacute Stroke“) [1], die innerhalb des Center for Stroke Research Berlin (CSB) an der Charité gefördert wurde, untersuchte unter der Leitung von Frau Prof. Flöel daher randomisiert, kontrolliert und endpunktverblindet die Effekte eines aeroben Laufband-Trainings mit Beginn in der Frühphase nach einem Schlaganfall.

Die PHYS-STROKE-Studie wurde zwischen 2013-2017 an sieben deutschen, stationären Rehabilitationskliniken durchgeführt. Evaluiert wurde die Sicherheit und Effektivität der frühen Lokomotionstherapie mit dem Laufband (5-45 Tage nach dem Ereignis, median 28). 200 erwachsene Schlaganfallpatienten wurden 1:1 in zwei Gruppen randomisiert. Das mittlere Alter lag bei 69 Jahren, 41% waren Frauen. Die Patienten waren mittelschwer bis schwer betroffen (medianer National Institutes of Health Stroke Scale [NIHSS] 8 [IQR 5-12]).

Die Studiengruppe (n=105) absolvierte zusätzlich zu den Standard-Rehamaßnahmen ein aerobes Laufband-Training, die Kontrollgruppe (n=95) nahm neben den Standard-Rehamaßnahmen an Entspannungs-Einheiten teil (n=95). Jede Gruppe absolvierte das jeweilige Training fünfmal wöchentlich, jeweils 25 Minuten, über insgesamt vier Wochen. Nach dieser Zeit nahmen die Patienten weiter an der Standardtherapie teil. Primäres Outcome waren die maximale Gehgeschwindigkeit (in m/s über eine 10-m-Strecke) und Alltagsaktivität der Patienten (Barthel Index 0-100, wobei ein höherer Wert weniger Behinderung bedeutet) – gemessen drei Monate nach dem Schlaganfall. Als schwere unerwünschte Ereignisse galten kardiovaskuläre Ereignisse einschließlich erneutem Schlaganfall, Rückverlegung in ein Akutkrankenhaus und Tod. Im Ergebnis hatte das Laufband-Training nach drei Monaten nicht zur signifikanten Verbesserung des maximalen Gehtempos oder des Barthel Index geführt. Insgesamt gab es in der Laufband-Gruppe jedoch 1,8-mal mehr schwere Ereignisse (22/105 vs. 9/95 Patienten in der Kontrollgruppe) und 2,5-mal mehr Klinikaufnahmen (14/105 vs. 5/95). Zu erneuten Schlaganfällen kam es bei 8/105 vs. 3/95 Patienten, Herzinfarkte traten keine auf, dagegen kam es in der Laufband-Gruppe häufiger zu Stürzen (36/105 vs. 14/95), wenn auch ohne Knochenbrüche. In der Kontrollgruppe gab es einen Todesfall.

„Zusammenfassend war das frühe vierwöchige Laufband-Training hinsichtlich des maximalen Gehtempos und der Alltags-Fitness nach drei Monaten dem Entspannungstraining nicht überlegen“, so Prof. Martin Ebinger, Medical Park Berlin Humboldtmühle, der an der Planung und Durchführung der Studie beteiligt war. „Die vorliegenden Daten sprechen also dafür, bei mittel- bis schwer betroffenen Patienten in der subakuten Phase nach Schlaganfall aerobes Training nicht zu forcieren. Möglicherweise könnten aber leichter betroffene Patienten schon früher profitieren. Dieser Frage muss in künftigen Studien nachgegangen werden, damit konkrete Empfehlungen für diese Gruppe gegeben werden können.“

Die Arbeit vom Team des CSB [1] wurde aktuell mit dem „QUEST Award for Null Results“ vom „Berlin Institute of Health“ (BIH), einer biomedizinischen Forschungseinrichtung der Charité – Universitätsmedizin Berlin und des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin, ausgezeichnet [8]. Das „Quest Center“ des BIH hat zum Ziel, Qualität und Nutzen der medizinischen Forschung zu fördern – unter anderem durch Publikation gut durchgeführter, aber „negativer“ Studien, d. h. sogenannter NULL-Ergebnisse. Denn negative Studienergebnisse haben eine oft unterschätzte Bedeutung, sie sind ein wichtiger Bestandteil der wissenschaftlichen Diskussion über die Effizienz verschiedener Therapieansätze. Werden negative Studienergebnisse nicht veröffentlicht, entsteht ein verzerrtes Gesamtbild in der wissenschaftlichen Literatur (Publikationsbias).

Literatur
[1] Nave AH, Rackoll T, Grittner U et al. Physical Fitness Training in Patients with Subacute Stroke (PHYS-STROKE): multicentre, randomised controlled, endpoint blinded trial. BMJ 2019; 366: l5101, doi: https://doi.org/10.1136/bmj.l5101 (Published 18 September 2019)
[2] Feigin VL, Norrving B, Mensah GA. Global Burden of Stroke. Circ Res 2017; 120: 439-48
[3] Wolfe CDA, Crichton SL, Heuschmann PU et al. Estimates of outcomes up to ten years after stroke: analysis from the prospective South London Stroke Register. PLoS Med 2011; 8: e1001033
[4] Crichton SL, Bray BD, McKevitt C et al. Patient outcomes up to 15 years after stroke: survival, disability, quality of life, cognition and mental health. J Neurol Neurosurg Psychiatry 2016; 87: 1091-8
[5] Billinger SA, Arena R, Bernhardt J et al. Physical activity and exercise recommendations for stroke survivors: a statement for healthcare professionals from the American Heart Association/American Stroke Association. Stroke 2014; 45: 2532- 53
[6] Saunders DH, Sanderson M, Hayes S et al. Physical fitness training for stroke patients. Cochrane [7] Duncan PW, Sullivan KJ, Behrman AL et al. LEAPS Investigative Team. Body-weight-supported treadmill rehabilitation after stroke. N Engl J Med 2011; 364: 2026-36
[8] https://www.bihealth.org/de/forschung/quest-center/initiativen/null-und-replikat…
Pressestelle der Deutschen Gesellschaft für Neurologie c/o albersconcept, Jakobstraße 38, 99423 Weimar
Tel.: +49 (0)36 43 77 64 23 Pressesprecher: Prof. Dr. med. Hans-Christoph Diener, Essen E-Mail: presse@dgn.org
Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie e.V. (DGN) sieht sich als neurologische Fachgesellschaft in der gesellschaftlichen Verantwortung, mit ihren über 9800 Mitgliedern die neurologische Krankenversorgung in Deutschland zu sichern. Dafür fördert die DGN Wissenschaft und Forschung sowie Lehre, Fort- und Weiterbildung in der Neurologie. Sie beteiligt sich an der gesundheitspolitischen Diskussion. Die DGN wurde im Jahr 1907 in Dresden gegründet. Sitz der Geschäftsstelle ist Berlin. www.dgn.org
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Originalpublikation:

doi: https://doi.org/10.1136/bmj.l5101

Weitere Informationen:

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Blasentang zeigt gekoppelte Reaktionen auf Umweltveränderungen

Dr. Andreas Villwock Kommunikation und Medien
GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel

Mehr kurzzeitige Hitzewellen, langfristig Erwärmung und Versauerung, zunehmende Überdüngung und Sauerstoffarmut – marine Ökosysteme sind vielfältigen Veränderungen ausgesetzt. Ebenso vielfältig sind die Reaktionen der im Meer lebenden Organismen auf einzelne dieser Faktoren. Biologinnen und Biologen des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel konnten jetzt erstmals bei einer Großalge nachweisen, dass ihre Antwort auf unterschiedliche Umweltveränderungen positiv und negativ gekoppelt sein können – was zu einer Beschleunigung oder Ausbremsung ihrer Anpassung führt. Die Studie ist jetzt in der internationalen Online-Fachzeitschrift Scientific Reports erschienen.

Der Stress für marine Ökosysteme steigt. Die Erwärmung der Meere, das Absinken des pH-Wertes des Meerwassers, die Zufuhr von Nährstoffen und der Verlust von Sauerstoff setzt ihnen zu. Zwar können einzelne Faktoren für bestimmte Arten durchaus einen Vorteil bedeuten. Andere Veränderungen können den Lebensraum derselben Art aber auch empfindlich einschränken. Die unterschiedlichen Wirkungen machen die Abschätzung zukünftiger Verschiebungen der Artenvielfalt sehr schwierig. „Eine der zentralen Fragen ist, ob die Reaktionen auf verschiedene Veränderungen positiv oder negativ miteinander in Verbindung stehen oder ob sie unabhängig voneinander ablaufen“, sagt Prof. Dr. Martin Wahl, Meeresbiologe am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel.

Biologinnen und Biologen des GEOMAR und der Universität Rostock veröffentlichen jetzt in der internationalen Online-Fachzeitschrift Scientific Reports eine Studie, die erstmals zeigt, dass bei einer Schlüsselart in Küstenökosystemen, dem Blasentang Fucus vesiculosus, Anpassungen an mehrere Veränderungen auf genetischer Ebene gekoppelt sind. „Das kann Reaktionen des Blasentangs auf Veränderungen sowohl beschleunigen als auch blockieren „, erklärt Professor Wahl, Hauptautor der Studie.

Der Blasentang Fucus vesiculosus ist eine Braunalge, die auf harten Untergründen entlang der Küsten des Nordatlantiks sowie in Nord- und Ostsee siedelt. Wie andere Algen auch spielt er in bei der Bindung von Kohlenstoff im Meer eine wichtige Rolle. Außerdem bildet er die Grundlage von Ökosystem an den jeweiligen Küstenabschnitten. In der Ostsee, aber auch in seinen anderen Verbreitungsgebieten, sind die Bestände von Fucus vesiculosus seit Beginn des 21. Jahrhunderts stark zurückgegangen. Die genauen Gründe dafür sind noch nicht endgültig geklärt.

Für ihre Studie haben die Forscherinnen und Forscher eine spezielle Versuchsanlage, die Kiel Outdoor Benthokosmen (KOB), genutzt. Sie besteht aus insgesamt zwölf Versuchskammern, in denen in kleinem Maßstab Küstenökosysteme nachgebildet werden können. Dank einer komplexen Regeltechnik sind mehrere Umweltparameter manipulierbar. Da die KOB auf einem Ponton in der Kieler Innenförde liegen und direkt mit Wasser aus der Förde versorgt werden, kommen die Umweltbedingungen innerhalb der Versuchsbecken der Natur sehr nahe.

In den Versuchskammern hat das Team über einen Zeitraum von zwölf Monaten genetisch unterschiedliche Familien des Blasentangs erhöhten Kohlendioxid-Bedingungen und daraus resultierenden niedrigeren pH-Werten im Wasser, Wärmephasen, erhöhtem Nährstoffeintrag und Phasen mit Sauerstoffarmut ausgesetzt. „Bei den einzelnen Familien handelte es sich jeweils um die Nachkommen von nur einem Elternpaar“, erklärt Professor Wahl.

Die Reaktionen auf die verschiedenen Veränderungen waren klar aneinander gekoppelt. So konnten Familien, die niedrigere pH-Werten vertrugen, auch Erwärmung und höhere Nährstoffwerte vertragen – und umgekehrt. Gleichzeitig waren genau diese Familien aber deutlich anfälliger für Sauerstoffarmut. „In der Natur könnte das bedeuten, dass eine Blasentang-Population, die sich an Überdüngung und sommerliche Hitze angepasst hat, im Herbst durch den Auftrieb von sauerstofffreiem Wasser aus der Tiefe besonders schwer geschädigt oder ganz vernichtet wird“, sagt Martin Wahl.

Insgesamt ist dem Team damit nicht nur der erste Nachweis gelungen, dass Reaktionen auf verschiedene Symptome des globalen Wandels bei einem marinen Primärproduzenten gekoppelt sein können. „Die Studie zeigt auch, dass wir in Zukunft noch Forschung benötigen, welche die Reaktionen von Organismen auf mehrere gleichzeitig oder zeitlich versetzt auftretende Umweltveränderungen untersucht. Sonst ist es schwer, belastbare Aussagen über die zukünftige Entwicklung von Ökosystemen im Meer zu treffen“, betont Professor Wahl.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Martin Wahl, mwahl@geomar.de

Originalpublikation:
Al-Janabi, B., M. Wahl, U. Karsten, A. Graiff, and I. Kruse (2019): Sensitivities to global change drivers may correlate positively or negatively in a foundational marine macroalga. Scientific Reports, https://doi.org/10.1038/s41598-019-51099-8

Quelle: IDW 

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Schön sein hilft, reicht aber nicht

Nicolas Scherger Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau

Die Frage ist vielleicht so alt wie die Demokratie selbst: Werden physisch attraktivere Menschen eher gewählt als ihre Mitstreiterinnen und Mitstreiter? Dr. Sebastian Jäckle vom Seminar für Wissenschaftliche Politik der Universität Freiburg hat in zwei gerade erschienen Studien gemeinsam mit seinen Kollegen Thomas Metz, ebenfalls von der Universität Freiburg, sowie Prof. Dr. Georg Wenzelburger und Dr. Pascal König von der Technischen Universität Kaiserslautern herausgefunden, dass gutes Aussehen den Erfolg bei Wahlen teilweise erklären kann.

Am wichtigsten bleibe den Wählerinnen und Wählern jedoch bei ihrer Entscheidung die Parteizugehörigkeit der Kandidatin oder des Kandidaten, fügt Sebastian Jäckle hinzu.

In der ersten Studie, die in der Zeitschrift für Parlamentsfragen erschienen ist, zeigt sich, dass Direktkandidaten bei der Bundestagswahl 2017 sowohl von einem attraktiven Äußeren profitieren als auch davon, wenn sie auf Fotos kompetent wirken. Konkret zeigen die Modelle, dass eine Person, die von allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Studien für attraktiver bewertet wird als ihre direkte Wahlkreiskonkurrenz, hierdurch 3,8 Prozentpunkte Vorsprung einfahren kann. „Der positive Aspekt der Attraktivität ist zwar am stärksten, allerdings schneiden Direktkandidaten, die als kompetenter eingeschätzt werden, ebenfalls signifikant besser ab als diejenigen, denen eine geringere Kompetenz attestiert wird“, betont Jäckle. Keinen relevanten Vorteil hätte hingegen, wer sympathischer wirke.

Die zweite Studie hat dieselbe Fragestellung für die Wahlen zum US-amerikanischen Repräsentantenhaus untersucht. „In den USA ist der Effekt des Aussehens aufgrund der starken Personalisierung des politischen Lebens noch extremer. Dort beeinflusst das Erscheinungsbild die Wahl von Kongresskandidaten wesentlich stärker, hier sind bis zu elf Prozentpunkte allein aufgrund des Aussehens herauszuholen“, erläutert der Politologe den Hauptbefund seiner Studie „A Catwalk to Congress“, die in American Politics Research veröffentlicht wurde.

Angelehnt an zwei frühere Studien hat das Team um Sebastian Jäckle untersucht, ob es Verschiebungen in der Bedeutung der drei Merkmale Attraktivität, Sympathie und wahrgenommene Kompetenz zwischen den Bundestagswahlen 2013 und 2017 gab. „Es galt herauszufinden, ob sich die 2013 beobachteten Effekte verändert haben, welche Merkmale im Aussehen besonders erklärungskräftig sind und ob sie unter bestimmten Bedingungen auffallend stark zu Tage treten“, sagt Jäckle. Die Ergebnisse zeigen, dass sich der Effekt der Attraktivität 2017 im Vergleich zur vorherigen Wahl deutlich erhöht hat und sich das Wahlverhalten in Deutschland damit immer mehr dem in den USA annähert. Zudem weisen die Analysen darauf hin, dass das Aussehen in bestimmten Wahlkreiskonstellationen wichtiger ist als in anderen. In Wahlkreisen, in denen zwei Männer gegeneinander antreten, spiele es eine eher untergeordnete Rolle. Erlange hingegen eine Frau das Direktmandat, egal ob gegen eine andere Frau oder einen Mann, habe die Bewertung des Aussehens tendenziell einen größeren Einfluss.

Als Datengrundlage dienten für beide Studien Online-Fragebögen, in denen die Teilnehmer 30 Kandidatenpaare präsentiert bekamen, die auch in der Realität im Wahlkreis gegeneinander angetreten sind. Von diesen mussten sie unter Zeitdruck intuitiv angeben, wen von den beiden sie für attraktiver, kompetenter und sympathischer hielten. „Im Gegensatz zu der verbreiteten Praxis, vergleichsweise kleine Gruppen von Studierenden für solche Ratings heranzuziehen, wurde bei beiden Studien auf eine sehr viel größere und diversere Stichprobe von 700 beziehungsweise 5.400 Personen zurückgegriffen“, unterstreicht Jäckle.

Den Ergebnissen der Studie schreibt der Politologe durchaus eine praktische Relevanz zu, denn „es ist vergleichsweise einfach, über ein verändertes Aussehen die Attraktivitäts- und Kompetenzratings zu beeinflussen“. So ließe sich beispielsweise an das Tragen einer Brille oder von Schmuck, an bestimmte Frisuren oder Make-up sowie an professionelle Fotoshootings für die Wahlkampagne denken. „Allein hierdurch dürften in einigen Wahlkreisen ein oder zwei zusätzliche Prozentpunkte herauszuholen sein – was durchaus über Sieg oder Niederlage entscheiden könnte.“

Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Dr. Sebastian Jäckle
Seminar für Wissenschaftliche Politik
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Tel.: 0761/203-9368
E-Mail: sebastian.jaeckle@politik.uni-freiburg.de

Originalpublikation:

Jäckle, Sebastian/Metz, Thomas/Wenzelburger, Georg/König, Pascal (2019): A Catwalk to Congress? Appearance-Based Effects in the Elections to the U.S. House of Representatives 2016, in American Politics Research. https://doi.org/10.1177/1532673X19875710

Jäckle, Sebastian/Metz, Thomas (2019): „Schönheit ist überall ein gar willkommener Gast“ – Zum Einfluss des Aussehens auf die Wahlchancen von Direktkandidaten bei der Bundestagswahl 2017, in ZParl Heft 3/2019, S. 507 – 528, https://www.nomos-elibrary.de/10.5771/0340-1758-2019-3-523

Weitere Informationen:

https://www.pr.uni-freiburg.de/pm/2019/schoen-sein-hilft-reicht-aber-nicht

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Steckt im grünen Tee ein Wirkstoff gegen Antibiotikaresistenz?

Karola Neubert Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Zentrum für Infektionsforschung

Eine gesundheitsfördernde Wirkung wird dem grünen Tee schon seit längerer Zeit nachgesagt. Dass er aber im Kampf gegen Antibiotika-resistente Bakterien helfen kann, ist eine neue Erkenntnis von DZIF-Wissenschaftlern an der Uniklinik Köln und Wissenschaftlern der University of Surrey. Sie haben ein natürliches Antioxidans im Tee entdeckt, das multiresistente Pseudomonas aeruginosa Bakterien in einer Studie angreifbarer machte. Die Untersuchung wurde aktuell im Journal of Medical Microbiology veröffentlicht.

Epigallocatechin (EGCG) heißt die Substanz im grünen Tee, die die Aktivität eines Antibiotikums – Aztreonam – gegen den in Krankenhäusern gefürchteten Erreger Pseudomonas aeruginosa wiederherstellen konnte und damit dessen Wachstum hemmte. P. aeruginosa kann schwere Lungeninfektionen sowie Blutvergiftungen hervorrufen und wird häufig mit Aztreonam behandelt, wenn andere Antibiotika nicht mehr helfen. Durch zunehmende Resistenzen gegenüber Aztreonam kann die Behandlung des Bakteriums schwierig werden.

Tee-Wirkstoff im Test
In in vitro-Versuchen analysierten die Wissenschaftler, ob EGCG die Wirkung des Antibiotikums auf das Wachstum von P. aeruginosa beeinflusst. „Wir konnten zeigen, dass Aztreonam die Bakterienvermehrung stärker hemmte, wenn EGCG mit im Kulturmedium enthalten war“, erklärt Prof. Harald Seifert, DZIF-Wissenschaftler an der Uniklinik Köln. Die Substanz aus dem Tee konnte demnach die Empfindlichkeit der Bakterien für das Antibiotikum wiederherstellen. Dieser synergistische Effekt wurde auch in vivo bestätigt, indem Wachsmottenlarven mit dem Antibiotikum – mal mit und mal ohne das EGCG – behandelt wurden. Die toxische Wirkung von EGCG erwies sich sowohl in Versuchen mit Hautzellen als auch in den Larven als gering, was für einen möglichen klinischen Einsatz in der Zukunft entscheidend sein kann. Der Wirkmechanismus ist noch nicht abschließend geklärt.

Erstautor Dr. Jonathan Betts, University of Surrey, erklärt: „Natürliche Produkte wie EGCG, die mit bereits lizenzierten Antibiotika kombiniert werden, könnten ein wichtiges Mittel sein, um die Lebensdauer eines Antibiotikums zu verlängern.“ Eine Weiterentwicklung dieser alternativen Wirksubstanz bis hin zu klinischen Studien ist geplant.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Prof. Harald Seifert und Dr. Paul Higgins
T +4922147832008
harald.seifert@uni-koeln.de
paul.higgins@uni-koeln.de

Originalpublikation:

Betts JW, Hornsey M, Higgins PG, Lucassen K, Wille J, Slquero FJ, Seifert H, La Ragione RM
Restoring the activity of the antibiotic aztreonam using the polyphenol epigallocatechin gallate (EGCG) against multidrug-resistant clinical isolates of Pseudomonas aeruginosa.
J Med Microbiol 2019 Aug 16. Doi: 10.1099/jmm.0.001060

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Vom „Waldsterben“ in den 80ern zu den Waldschäden von heute?

Dr. Michael Welling Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Johann Heinrich von Thünen-Institut, Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei

Neues Fachbuch zum Status und zur Entwicklung der Wälder in Deutschland vorgestellt
Seit Mitte der 1980er-Jahre wird der Waldzustand in Deutschland flächendeckend beobachtet – eine Konsequenz aus der damaligen Waldsterben-Diskussion. Zu welchen Erkenntnissen kommt das Langzeitmonitoring in Bezug auf die Ursachen und den Umfang der Waldschäden im Laufe der Zeit? Antworten auf diese und andere Fragen gibt ein neu erschienenes Fachbuch, das am 18. September 2019 im Rahmen eines internationalen Symposiums von Waldfachleuten im Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) in Berlin vorgestellt wurde.

Umweltbedingungen haben sich in den letzten 30 Jahren verändert
Gegen das in den 1980er-Jahren befürchtete „Waldsterben“ wurden erfolgreich Maßnahmen ergriffen, vor allem zur Luftreinhaltung. Die anthropogen bedingten Einträge an Schwefel konnten deutlich gemindert werden. Die Stickstoffeinträge in Wälder verringerten sich hingegen nur in geringerem Maße. Gleichzeitig wurden viele Wälder zu laubbaumreichen Beständen umgebaut. Dies hat die Humusauflagen verbessert und zu einer Verlagerung von organischer Substanz sowie von Nähr- und Schadstoffen von der Humusauflage in den oberen Mineralboden geführt. Doch heute steht der Wald mit dem Klimawandel vor einer neuen Herausforderung. „Wir erleben gerade die dramatischen Auswirkungen von Witterungsextremen: Stürme, lang anhaltende Dürreperioden, Hitze, unterbrochen von lokalen Starkniederschlägen, die Schäden an der Infrastruktur verursachen, aber den Wassermangel im Waldboden nicht auszugleichen vermögen“, sagt Dr. Nicole Wellbrock vom Thünen-Institut für Waldökosysteme und Mitautorin des Buches. Die würde nicht nur bei uns beobachtet, sondern quer durch Europa.

Waldschäden im Wandel
Die Daten der bundesweiten Waldzustandserhebung zeigen eine räumliche Verlagerung der Hauptschadensgebiete und -baumarten seit den 1990er Jahren. Während früher Versauerung mit seinen Folgen im Boden oder sogar direkte Rauchgasschäden zu einem Absterben der Bäume führten, sind heute vor allem Fichtenbestände in den Lagen unter 500 Metern betroffen; in der Folge kommt es bei der Fichte zu starken Borkenkäfer-Kalamitäten. In den letzten zwei Jahren ist auch die Buche vermehrt durch Trockenheit geschädigt worden; zurzeit wird das Absterben ganzer Buchenbestände beobachtet. In Eichenbeständen treten vermehrt Insektenschäden auf.

Nährstoff- und Wasserhaushalt von Waldböden
Die Waldböden spielen eine Schlüsselrolle für die Anpassung unserer Wälder an den Klimawandel. Denn für das Gedeihen von Waldbäumen sind neben Klimafaktoren wie Temperatur und Niederschlag der Nährstoff- und Wasserhaushalt der Böden entscheidend. Die anthropogen bedingte Bodenversauerung hat abgenommen, und es ist im Mittel eine leichte Erholung zu verzeichnen. Dies ist die Folge der Luftreinhaltung (Rauchgas-Entschwefelung, Katalysatoren), durch die weniger versauernd wirkender Schwefel in die Atmosphäre und von dort in die Waldökosysteme gelangt. Kalkungsmaßnahmen unterstützen die Erholung der Böden. Weiterhin auf hohem Niveau sind aber die Stickstoffeinträge, die sowohl versauernd als auch eutrophierend wirken. Dies zeigen die Waldernährungswerte und die Stickstoffbilanzen. Noch gibt es wenige Waldstandorte, die Nitratausträge aufweisen. Die Stickstoffbilanzen an den Punkten der bundesweiten Bodenzustandserhebung im Wald zeigen aber, dass die kritischen Belastungsgrenzen überschritten werden.

Auf flachgründigen Böden sowie Sand- und Kiesböden mit geringem Wasserhaltevermögen leiden die Bäume in niederschlagsfreien Perioden schneller unter Wassermangel. Bei langanhaltender Hitze und Dürre trocknen jedoch auch tiefgründige Böden aus.

Böden als Klimaschützer
Waldböden binden pro Jahr rund 0,75 Tonnen Kohlenstoff pro Hektar. Zum Zeitpunkt der zweiten Bodenzustandserhebung im Wald (2006-2008) betrugen die Vorräte 1,3 Milliarden Tonnen Kohlenstoff im Boden. Somit sind die Vorräte im Waldboden etwa so hoch wie im Holz.

Böden als Speichermedium
Bezüglich Schadstoffen gelten Wälder als relativ unbelastet. Beim Stickstoff hat sich gezeigt, dass dies nicht ohne Weiteres stimmt. Doch wie sieht es mit den „klassischen“ Schadstoffen wie Schwermetallen und organischen Schadstoffen aus? Insbesondere Blei hat in den Humusauflagen abgenommen und wurde in den Mineralboden verlagert und dort gespeichert. Im Buch wie auf der Tagung werden erstmals auch die Ergebnisse zu organischen Schadstoffen (POP) im Rahmen der Bodenzustandserhebung vorgestellt.

Herausforderung für die Zukunft
Das Fachbuch beschreibt die vielfältigen Funktionen und Leistungen des Wald und insbesondere der Waldböden, aber auch die Risiken wie Stickstoff-Einträge und Klimawandel. Bei der begleitenden Tagung ging es im letzten Vortrag um die Frage, welche Risiken und Chancen die Forstwirtschaft bei der Anpassung der Wälder an den Klimawandel hat. Klima- und standortgerechte Baumartenwahl und Waldbehandlung unter sich schnell ändernden Bedingungen werden eine der Kernherausforderungen der Zukunft sein.

Das Buch „Status and Dynamics of Forests in Germany“, herausgegeben von Nicole Wellbrock und Andreas Bolte, Forstwissenschaftler am Thünen-Institut für Waldökosysteme, ist im Springer-Verlag als „Open access“-Publikation erschienen. Der Link zum Buch: https://www.springer.com/gp/book/9783030157326#aboutBook

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Dr. Nicole Wellbrock
Thünen-Institut für Waldökologie, Eberswalde
Tel.: 03334 3820-304
Mail: nicole.wellbrock@thuenen.de

Originalpublikation:
Wellbrock N., Bolte A. (ed): Status and Dynamics of Forests in Germany. Springer-Verlag.
https://www.springer.com/gp/book/9783030157326#aboutBook

Quelle: IDW 

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Avatare gegen Adipositas

Robert Emmerich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Julius-Maximilians-Universität Würzburg

Neue Therapien gegen starkes Übergewicht: Unter Leitung der Uni Würzburg erforscht ein Verbundprojekt Methoden der virtuellen Realität, um die Körperwahrnehmung von Betroffenen positiv zu beeinflussen.

Adipositas, also die krankhafte Form von Übergewicht, ist weit verbreitet: 20 Prozent der Bürgerinnen und Bürger in Deutschland sind davon betroffen. Auch global gesehen ist Adipositas ein Problem: Deutlich erhöhtes Übergewicht steht auf Platz sechs der häufigsten Todesursachen.

Menschen mit Adipositas befinden sich oft in einer Art Kriegszustand mit ihrem Körper. Viele Betroffene verlieren den Glauben daran, abnehmen zu können. Diese Unzufriedenheit kann sich auch auf das soziale Leben und die Psyche auswirken.

Fünf Hochschulen und zwei Firmen sind beteiligt
Das sind gute Gründe, nach neuen Therapiemöglichkeiten zu forschen. Dieses Ziel verfolgen Professor Marc Erich Latoschik und Juniorprofessorin Carolin Wienrich von der Julius-Maximilians-Universität (JMU) Würzburg gemeinsam mit dem Team von Professor Mario Botsch von der Universität Bielefeld. Beteiligt sind außerdem Gruppen der TU München, der HTW Berlin und der FH Gera sowie die Unternehmen brainboost GmbH und The Captury GmbH.

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert das Projekt ViTraS in den kommenden drei Jahren mit rund 2,5 Millionen Euro; davon fließt fast eine Million an die JMU. ViTraS steht für „Virtual Reality Therapy by Stimulation of Modulated Body Perception“.

Psychische Aspekte bleiben oft untergeordnet
„Für starkes Übergewicht gibt es verschiedene Ursachen. Dazu zählen zum Beispiel Lebensgewohnheiten, sozio-kulturelle, psychische oder genetische Faktoren“, erläutert Latoschik, der an der JMU den Lehrstuhl für Mensch-Computer-Interaktion leitet. „Bislang stehen Diäten, die Änderung der Lebensgewohnheiten oder die operative Verkleinerung des Magens als Therapieoptionen im Vordergrund. Die psychischen Ursachen und Folgen bleiben oft untergeordnet.“

Viele Menschen mit Adipositas zeigen Veränderungen der Wahrnehmung ihres Körpers, was die therapeutische Arbeit erschwert. Manche schwerwiegenden körperlichen Veränderungen, zum Beispiel der Organe, können nur schwer wahrgenommen werden. Darüber hinaus spielt die äußere Form des Körpers in so gut wie allen sozialen Situationen eine Rolle. Menschen mit Adipositas vermeiden daher häufig soziale Situationen mit Konsequenzen für das Wohlbefinden. Hier wollen die Forschungsteams ansetzen.

Realistisches Bild des Körpers vermitteln
„Die Patientinnen und Patienten sollen zunächst ein realistisches Bild ihres eigenen Körpers erhalten, kein von außen beeinflusstes, wertendes Bild“, erläutert Wienrich, die an der JMU die Juniorprofessur für Mensch-Technik-Systeme innehat. „Dazu erschaffen wir ein exaktes virtuelles Abbild der betroffenen Person, einen sogenannten Avatar.“

Um diesen Avatar so lebensecht wie möglich zu gestalten, werden Patientinnen und Patienten mit 120 Kameras aus verschiedenen Perspektiven fotografiert. Das Team der Universität Bielefeld setzt daraus ein realitätsgetreues Abbild des Körpers zusammen, das danach im virtuellen Raum agieren kann – gesteuert vom Patienten selbst.

Akzeptanz durch Konfrontation
Die Konfrontation mit dem eigenen Körper in der virtuellen Welt kann zu Beginn ungewöhnlich sein – und auch negative Gefühle hervorrufen. „Man muss seine gewohnten Komfortzonen verlassen und lernen, das virtuelle Abbild als den eigenen Körper zu akzeptieren“, so Wienrich. „Hat man sich erst einmal daran gewöhnt, können die Möglichkeiten der virtuellen Umgebung zum Einsatz kommen. Darin können wir zum Beispiel Situationen konstruieren, die dabei helfen können, Teufelskreise aus der realen Welt zu durchbrechen.“

„Diese Gegenüberstellung in auch unangenehmen Situationen in der virtuellen Welt ist in der Psychologie eine etablierte Methode“, erläutert Latoschik. „Hier in Würzburg erforscht auch die klinische Psychologie virtuelle Welten, um Phobien, beispielsweise Spinnenangst, durch individuelles Training im Simulator zu behandeln. Diese Ansätze kommen dann direkt in der Hochschulambulanz für Psychotherapie zum Einsatz.“

Therapiemöglichkeiten im virtuellen Raum
Nachdem das eigene Abbild im virtuellen Raum geschaffen wurde, lassen sich unterschiedliche Therapieansätze verwirklichen. Dazu zählt zum Beispiel die Möglichkeit, den Avatar beliebig zu verändern. Zurückliegende Ereignisse, wie ein schleichender Gewichtsanstieg über viele Jahre, lassen sich in der Rückschau aufarbeiten. Aber auch die Aussichten einer erfolgreichen Therapie können vor Augen geführt werden.

„Ändern wir das Erscheinungsbild oder das Auftreten des Avatars, kann sich das messbar auf die reale Person auswirken“, sagt Latoschik. So könnten Bilder aus dem Innenleben des Körpers konstruiert werden, die verdeutlichen, wie sich eine krankhafte Gewichtszunahme auf Körperorgane auswirkt – und wie eine Therapie hier positive Ergebnisse liefern kann.

„Kaum einer von uns kann sich seinen eigenen Körper 20 oder 30 Jahre in der Zukunft vorstellen. Wenn wir die Zeit in der virtuellen Realität vorspulen, erhalten wir ganz neue An- und Einsichten über uns selbst und die möglichen Konsequenzen unseres Handelns“, so der JMU-Professor.

Virtuelle Gruppentherapien als Option
Die virtuelle Welt lässt einen nahezu unbegrenzten Freiraum für Anwendungen und Erfahrungsmöglichkeiten. „Losgelöst vom realen Körper könnten sich Menschen mit einer frei wählbaren Erscheinungsform weltweit in virtuellen Gruppentherapien austauschen. Sonst negativ wahrgenommene Körperbilder treten hier in den Hintergrund“, erläutert Wienrich.

Wichtig ist dem JMU-Team, dass in diesem Projekt Grundlagenforschung und anwendungsreife Ansätze kombiniert werden. „Forschungen mit virtuellen Umgebungen sind in der Wissenschaft und in Unternehmen etabliert“, führt die Professorin aus. „Wir verbinden die erprobten Aspekte mit neuen technischen Möglichkeiten und wissenschaftlichen Fragestellungen.“

Gamification: Elemente aus Spielen einsetzen
Das Projekt ViTraS verbindet Aspekte der interaktiven Computergrafik, Kognitionsforschung und Informatik. Es setzt auch auf Gamification – also auf die Nutzung von Elementen aus Computerspielen. „Dabei interessieren uns vor allem Fragen zu Spielemechaniken und zur Motivierung der Teilnehmenden. Das macht das Projekt auch für Studierende interessant“, sagt Latoschik. Studierende mit einem passenden fachlichen Hintergrund können über eine wissenschaftliche Mitarbeit oder Praktika in die Forschungen eingebunden werden.

Preisgekrönt schon kurz nach dem Projektstart
Das Deutsche Institut für Virtual Reality (DIVR) hat das Konzept von ViTraS schon kurz nach dem Start des Projekts ausgezeichnet. Im Rahmen der „DIVR Science Awards“ erhielt ViTraS den Preis in der Kategorie „Best Impact“. Insgesamt hatte es 49 Bewerbungen gegeben. Der Preis wurde am 23. Mai 2019 beim „VR Science und Business Day“ des „Places VR Festival“ in Gelsenkirchen verliehen.
Von Jörg Fuchs

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Marc Erich Latoschik, Universität Würzburg, T +49 931 31-85871, marc.latoschik@uni-wuerzburg.de

Weitere Informationen:

http://hci.uni-wuerzburg.de/projects/vitras/ Verbundprojekt ViTraS
https://www.divr.de/divr-award-2019-ein-rueckblick/ DIVR Science Awards 2019

Quelle: IDW 

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Städtische Infrastrukturen fit für den Klimawandel machen. Das Projekt FLEXITILITY ist Anfang August gestartet.

Helke Wendt-Schwarzburg Wissenschaftskommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
inter 3 Institut für Ressourcenmanagement

Der Klimawandel wird bereits jetzt in Form von Extremwetterereignissen spürbar. Häufige Starkregen und lange Phasen von Trockenheit und Hitze in diesem Jahr sind ein Beispiel dafür. Davon sind zunehmend städtische Infrastrukturen wie die Wasser- oder Energieversorgung, betroffen. inter 3 koordiniert das jetzt gestartete Projekt „Flexible Utility – Mit sozio-technischer Flexibilisierung zu mehr Klimaresilienz und Effizienz in der städtischen Infrastruktur“, kurz „Flexitility“. Im Projekt wird untersucht, wie durch Flexibilität im Einsatz von Infrastrukturleistungen besonders hohe, kurzzeitige Leistungsnachfragen vermindert und eine klimaresiliente Stadtentwicklung unterstützt werden können.

Ein höherer Wasserverbrauch in Trockenperioden zum Bewässern von Gärten, ein höherer Stromverbrauch durch Klimaanlagen bei Hitze oder überflutete Abwassersysteme bei Starkregen – das sind nur ein paar Herausforderungen, die die Versorgungsinfrastrukturen in Städten und Gemeinden zu bewältigen haben.

„Für städtische Versorgungsinfrastrukturen stellt das sich verändernde Klima eine deutliche Belastung dar“, sagt Dr. Shahrooz Mohajeri, Projektleiter bei inter 3. „Der Wasserverbrauch ist zum Beispiel seit Jahren rückläufig, doch in heißen Sommermonaten kann die Spitzenlast auf das Zwei- bis Dreifache ansteigen“.

Um diesen Veränderungen Rechnung zu tragen, stehen Städte und Gemeinden vermehrt vor der Entscheidung: Infrastrukturen teuer ausbauen oder beispielsweise mit erheblichem technischem und organisatorischem Aufwand die Ver- und Entsorgungsinfrastruktur dezentralisieren. Im Projekt Flexitility wird daher eine dritte Möglichkeit als potentielle Alternative zum Aus- und Umbau betrachtet: die Flexibilisierung des Infrastruktur- und Ressourceneinsatzes.

Testen unter realen Bedingungen
In Flexitility soll einerseits untersucht werden, inwieweit die Unternehmen bei der Versorgung ihrer Kund*innen technisch flexibler werden können. Andererseits richtet sich der Blick auf die Abnehmer, also Haushalte, Gewerbe und Industrie. Welche Möglichkeiten eines flexiblen Konsumverhaltens gibt es bei den Verbraucher*innen, um die Nachfrage zu „glätten“, also den Verbrauch in Spitzenzeiten zu senken und die Phasen geringer Nachfrage zu reduzieren? Was hindert die Verbraucher*innen daran, ihr momentanes Verbrauchsverhalten an bestehende Infrastrukturkapazitäten anzupassen?

Um diesen Fragen auf den Grund zu gehen, wird – orientiert an realen Bedingungen – konkret erprobt, wie die Umgestaltung des Versorgungssystems aussehen könnte. Ein wichtiger Punkt hierbei ist die aktive Beteiligung von Bürger*innen sowie die Einbindung von Städten und Infrastrukturbetreibern, insbesondere in der Region Anhalt. In diesem „Reallabor Anhalt“ wird modellhaft erforscht, wie Flexibilisierungen der Versorgung und des Verbrauchs vonstattengehen können. Daraus lässt sich Handlungswissen ableiten, das für Wissenschaft und Politik in Zukunft ein wichtiger Wegweiser sein kann.

Die Stadt der Zukunft ist an den Klimawandel angepasst
Das Projekt Flexitility wird im Rahmen der Fördermaßnahme „Umsetzung der Leitinitiative Zukunftsstadt“ vom Bundeministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Es hat zum Ziel, Akteure auf kommunaler Ebene zu befähigen, besser mit den Risiken des Klimawandels umzugehen. Durch das Erkennen und Heben technischer und gesellschaftlicher Potentiale der Flexibilisierung von Versorgungsinfrastrukturen und Verbrauchsverhalten soll die Klimaresilienz von Städten gestärkt werden. Im Umkehrschluss wird damit auch die Vulnerabilität von Unternehmen und der regionalen Wirtschaft gesenkt.

Neben inter 3 gehören der Verein Energieavantgarde Anhalt e.V als Träger eines Reallabors in der Region Anhalt, die Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg, das Fraunhofer-Institut für Energiewirtschaft und Energiesystemtechnik, und die co2online gGmbH zum Verbund. Als Praxispartner sind die Stadt Bitterfeld-Wolfen mit der Stadtentwicklungsgesellschaft mbH, der Herzberger Wasser- und Abwasserzweckverband, die Dessauer Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft mbH, die Stadtwerke Bitterfeld-Wolfen GmbH und die Köthen Energie GmbH an dem Projekt beteiligt.

Weitere Informationen zum Projekt finden Sie unter https://www.inter3.de/de/projekte/details/article/flexible-utility-staedtische-v…

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Dr. Shahrooz Mohajeri, E-Mail: mohajeri@inter3.de; Tel.: +49(0)30 34 34 74 40

Weitere Informationen:

https://www.inter3.de/de/projekte/details/article/flexible-utility-staedtische-v… Kurzdarstellung des Projekts

Anhang

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https://idw-online.de/de/attachment73133

Quelle: IDW 

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Überraschende Erkenntnisse zur Therapie des Herzinfarkts

Christine Vollgraf Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung e.V.

Nach einem Herzinfarkt oder bei einer instabilen Angina pectoris ist die blutplättchenhemmende Behandlung mit Prasugrel für die Patienten besser als mit Ticagrelor. Zu diesem unerwarteten Ergebnis kommt die vom Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) und dem Deutschen Herzzentrum München finanzierte, industrie-unabhängige Studie ISAR-REACT 5, die jetzt auf dem ESC Kongress in Paris vorgestellt wurde.

Nach einem Jahr kam es in der mit Prasugrel behandelten Patientengruppe zu weniger Herzinfarkten, Schlaganfällen und Todesfällen als in der Patientengruppe, die Ticagrelor erhielt. „Auch das Risiko für Blutungen war mit Prasugrel nicht erhöht“, sagt Studienleiterin Professor Stefanie Schüpke vom Deutschen Herzzentrum München, Klinik an der Technischen Universität München (TUM). „Das ist eine sehr gute Nachricht für die Patienten.“ Aufgrund vorangegangener Studien zur Vorbehandlung bei einer bestimmten Form des Herzinfarkts hatten die Wissenschaftler erwartet, dass Ticagrelor als Gewinner aus dem direkten Vergleich mit Prasugrel hervorgeht.

Beide Medikamente gehören zu den Blutplättchenhemmern, die Ärzte nach einem akuten Koronarsyndrom (ACS) standardmäßig verordnen. Akutes Koronarsyndrom ist ein Oberbegriff für schwerwiegende Durchblutungsstörungen des Herzmuskels. Dazu gehören der Herzinfarkt und die instabile Angina pectoris. Bei Letzterer treten wie bei einem Herzinfarkt drückende, einschnürende Schmerzen im Brustraum auf, andere Kriterien für einen Infarkt fehlen jedoch.

Die Plättchenhemmer sollen verhindern, dass die Blutplättchen verklumpen und erneut Blutgerinnsel in den vorgeschädigten Herzkranzgefäßen bilden. Bislang empfehlen die Behandlungs-Leitlinien der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie Prasugrel und Ticagrelor gleichermaßen. „Welches der beiden Medikamente besser ist, wussten wir bislang nicht, da der direkte Vergleich in einer ausreichend großen ACS-Population über ein Jahr fehlte“, erklärt die DZHK-Forscherin Stefanie Schüpke. Diese Lücke wird nun von den Ergebnissen der ISAR-REACT 5-Studie geschlossen. An der Studie beteiligten sich 23 Zentren in Deutschland und Italien, insgesamt wurden 4.018 Patienten mit einem ACS untersucht.

Die Prasugrel-basierte Strategie ist der Ticagrelor-basierten Strategie überlegen
In die Studie wurde das gesamte Spektrum von Patienten mit ACS eingeschlossen: 41 Prozent der Studienteilnehmer wurden mit der Diagnose Herzinfarkt mit ST-Streckenhebung (STEMI) aufgenommen, 46 Prozent mit einem Herzinfarkt ohne ST-Strecken-Hebung (NSTEMI) und 13 Prozent der Studienteilnehmer mit einer instabilen Angina pectoris. Der NSTEMI unterscheidet sich vom STEMI unter anderem durch das Fehlen einer bestimmten Hebung in einem Abschnitt des EKGs, der ST-Strecke. Bei allen Patienten war eine Untersuchung mit dem Herzkatheter geplant.

Die Studienteilnehmer wurden zufällig einer Therapie mit Prasugrel oder Ticagrelor zugeordnet. Patienten mit Ticagrelor-Therapie erhielten das Medikament schon bevor die Ärzte ihr Herz mit dem Katheter untersuchten. Mit Prasugrel wurden nur Patienten mit einem STEMI medikamentös vorbehandelt. Aufgrund früherer Studienerkenntnisse erhielten Patienten mit NSTEMI und instabiler Angina pectoris Prasugrel erst nachdem die Herzanatomie bekannt war. Bei älteren Patienten (ab 75 Jahren) und Patienten mit einem Gewicht unter 60 kg wurde die Erhaltungsdosis von Prasugrel von 10 auf 5 mg pro Tag reduziert.

Die Mehrzahl der Patienten (84 %) wurde mit einer perkutanen Koronarintervention behandelt, 2 Prozent erhielten eine Bypass-Operation und 14 Prozent der Patienten wurden konservativ behandelt.

Nach einem Jahr trat der Endpunkt Tod, erneuter Herzinfarkt oder Schlaganfall seltener bei mit Prasugrel behandelten Patienten auf (6,9 %) im Vergleich zu Patienten, die Ticagrelor erhalten hatten (9,3 %). Gleichzeitig war das Risiko für Blutungen mit der Prasugrel-basierten Strategie nicht erhöht.
Die Ergebnisse der Studie sprechen dafür, sowohl bei einem STEMI als auch bei einem NSTEMI und einer instabilen Angina pectoris Prasugrel zu bevorzugen.

Komfortabler und günstiger
Obwohl die beiden Substanzen eine Hemmung der Blutplättchen bewirken, sind sie chemisch ganz unterschiedlich aufgebaut. Ticagrelor ist ein reversibler Plättchenhemmer, dessen Wirkung schneller nachlässt als die von Prasugrel. Ticagrelor muss daher zweimal täglich eingenommen werden, was den Patienten etwas mehr Therapietreue abverlangt. Prasugrel ist hingegen ein irreversibler Plättchenhemmer. Es reicht, ihn einmal täglich einzunehmen. Außerdem ist Prasugrel mittlerweile als Generikum erhältlich und damit günstiger als Ticagrelor.

Relevanz der Studie für die Praxis
Die Studie löst das Dilemma, welches Medikament Ärzte Millionen von Patienten, die jährlich ein ACS erleiden, verordnen sollten. Außerdem erlaubt sie eine Individualisierung der Plättchen-hemmenden Therapie. Sie unterstützt das Konzept, zunächst die Diagnose ACS mittels Herzkatheter zu sichern und vermeidet so, dass Patienten Medikamente erhalten, die sie gar nicht benötigen. Darüber hinaus untermauern die Daten die Sicherheit einer reduzierten Prasugrel-Dosis bei Patienten mit erhöhtem Blutungsrisiko.

Professor Thomas Eschenhagen, Vorstandsvorsitzender des DZHK, lobt nicht nur die hohe Qualität und die klaren Ergebnisse der Studie: „Die ISAR-REACT 5-Studie ist in meinen Augen ein gutes Beispiel für klinische Studien, die das DZHK fördern sollte: Wissenschaftliche Fragestellungen, die unmittelbaren Nutzen für die Patientenversorgung haben, die aber sonst niemand fördern würde. Der Vergleich von zwei (zu Studienbeginn) noch unter Patentschutz stehenden Medikamenten wäre weder vom Bundesministerium für Bildung und Forschung noch von einem der Hersteller finanziert worden. Deswegen hat sich das DZHK entschlossen, diese Studie zu unterstützen, und wie man heute sieht, hat sich das mehr als gelohnt.“

Der Diskutant der Studie, Professor Gilles Montalescot vom Hospital Pitie-Salpetriere in Paris, bezeichnete die Studie als Meilenstein, die die klinische Praxis und die Behandlungsempfehlungen beeinflussen wird.
Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Prof. Dr. Stefanie Schüpke, Deutsches Herzzentrum München, Klinik an der Technischen Universität München, schuepke@dhm.mhn.de

Originalpublikation:
Ticagrelor or Prasugrel in Patients with Acute Coronary Syndromes.
Schüpke S, Neumann FJ, Menichelli M, Mayer K, Bernlochner I, Wöhrle J, Richardt G, Liebetrau C, Witzenbichler B, Antoniucci D, Akin I, Bott-Flügel L, Fischer M, Landmesser U, Katus HA, Sibbing D, Seyfarth M, Janisch M, Boncompagni D, Hilz R, Rottbauer W, Okrojek R, Möllmann H, Hochholzer W, Migliorini A, Cassese S, Mollo P, Xhepa E, Kufner S, Strehle A, Leggewie S, Allali A, Ndrepepa G, Schühlen H, Angiolillo DJ, Hamm CW, Hapfelmeier A, Tölg R, Trenk D, Schunkert H, Laugwitz KL, Kastrati A; ISAR-REACT 5 Trial Investigators. N Engl J Med. 2019 Sep 1. DOI: 10.1056/NEJMoa1908973

Weitere Informationen:
https://dzhk.de/aktuelles/news/artikel/ueberraschende-erkenntnisse-zur-therapie-…

Quelle: IDW 

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Grüner und fairer

Dr. Corinna Dahm-Brey Presse & Kommunikation
Carl von Ossietzky-Universität Oldenburg

Eine Steuer auf Kohlendioxid und andere Schadstoffe wirkt doppelt: Sie kann die Emissionen verringern und soziale Ungleichheiten ausgleichen, zeigt eine Studie des Oldenburger Wirtschaftsexperten Christoph Böhringer.

In Diskussionen um die CO2-Steuer ist immer wieder der Vorwurf zu hören, eine pauschale Abgabe auf Treibhausgas-Emissionen sei sozial ungerecht – da sie ärmere Haushalte überproportional belasten würde. Doch tatsächlich könnten Haushalte mit niedrigem Einkommen in manchen europäischen Ländern finanziell von einer CO2-Steuer profitieren – wenn die Einnahmen zu gleichen Anteilen auf alle Haushalte zurückverteilt werden. Das zeigt eine neue Studie unter Leitung des Oldenburger Volkswirtschaftlers Prof. Dr. Christoph Böhringer, die soeben in der Fachzeitschrift Economics of Energy & Environmental Policy erschienen ist.

Zusammen mit Kollegen vom Basque Center for Climate Change in Leioa (Spanien) und vom Massachusetts Institute of Technology in Boston (USA) untersuchte Böhringer, welche wirtschaftlichen und ökologischen Auswirkungen eine grüne Steuerreform in Spanien haben würde. Die vorgeschlagene Steuer betrug 40 Euro pro Tonne CO2 in allen Sektoren, die nicht vom Emissionshandel der EU abgedeckt werden. Dazu kam eine Steuererhöhung für fossile Brennstoffe, um die spanische Steuer an den EU-weiten Durchschnitt von 1,5 Prozent des Bruttoinlandprodukts anzugleichen. Außerdem wurden Abgaben auf Luftschadstoffe wie Stickoxide und Schwefeldioxid erhoben. Die zusätzlichen Steuereinnahmen wurden direkt an alle Haushalte mit einer gleich hohen Pauschalzahlung zurückverteilt.

Das Ergebnis: „Diese Maßnahmen führen zu einer deutlichen Senkung der Emissionen, ohne einzelne Bevölkerungsgruppen ökonomisch übermäßig zu belasten“, berichtet Böhringer. Der Studie zufolge fallen die Kohlendioxid-Emissionen um zehn Prozent, der Ausstoß an Stickoxiden könnte sich um 13 Prozent reduzieren, der an Schwefeldioxid um 20 Prozent. Die Forscher erwarten Einnahmen von 7,3 Milliarden Euro, was einer Rückzahlung von 400 Euro pro Haushalt entsprechen würde. Bei der unteren Hälfte der Einkommen dürften die Rückzahlungen die Steuer ausgleichen: Die Haushalte mit dem niedrigsten Einkommen erhalten demnach eine Netto-Zuwendung von 203 Euro, die reichsten Haushalte zahlen netto 599 Euro pro Jahr.

Die Umweltsteuer verspricht demnach eine doppelte Dividende: Umweltbelastungen würden sich ebenso verringern wie die Steuerlast für Geringverdiener. Die Forscher erwarten, dass ein ähnliches Steuermodell auch in anderen Ländern funktionieren würde.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Christoph Böhringer, Tel.: 0441/798-4102, E-Mail: christoph.boehringer@uol.de

Originalpublikation:
Christoph Böhringer, Xaquin Garcia-Muros, Mikel González-Eguino: „Greener and Fairer: A Progressive Environmental Tax Reform for Spain“, Economics of Energy & Environmental Policy, Vol. 8, No. 2., S. 141ff, DOI: 10.5547/2160-5890.8.2.cboh

Weitere Informationen:
https://uol.de/wipol
https://www.iaee.org/en/publications/eeeparticle.aspx?id=283

Quelle: IDW 

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Sechs Komponenten einer gesunden Familienmahlzeit

Nicole Siller Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für Bildungsforschung

Fernseher aus, sich Zeit lassen beim Essen, kein Streit bei Tisch: Wissenschaftler*innen des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung und der Universität Mannheim haben Studien zur Qualität von Familienmahlzeiten ausgewertet. Ihre Ergebnisse können Eltern und Erziehungsberechtigten als Leitfaden dienen, um die Ernährungsgesundheit ihrer Kinder zu fördern. Die Ergebnisse der Studie sind in der Fachzeitschrift Health Psychology erschienen.

Häufige Familienmahlzeiten sind gut für eine gesunde Ernährung von Kindern. So konnten die Wissenschaftler*innen des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung und der Universität Mannheim bereits in der Vergangenheit zeigen, dass Kinder, in deren Familien häufiger zusammen gegessen wird, einen geringeren Body Mass Index (BMI) haben und sich insgesamt gesünder ernähren. Ungeklärt war jedoch bislang, was Familienmahlzeiten so besonders für die kindliche Ernährung macht. „Familienmahlzeiten führen nicht per se zu einem besseren Essverhalten. Soziale, psychologische und Verhaltensaspekte spielen eine wichtige Rolle“, sagt Erstautorin Mattea Dallacker vom Max-Planck-Institut für Bildungsforschung.

Dazu legen die Wissenschaftler*innen nun eine Metaanalyse von Studien vor, die sich mit den qualitativen Aspekten von Familienmahlzeiten beschäftigen. Insgesamt sechs Komponenten stehen in korrelativem Zusammenhang mit einer besseren Ernährungsgesundheit von Kindern: Eine gute Atmosphäre bei den Mahlzeiten zählt ebenso dazu wie gesunde Lebensmittel. Auch ernähren sich diejenigen Kinder gesünder, die bei der Zubereitung der Mahlzeiten mit einbezogen werden oder deren Eltern durch ihr eigenes Ernährungsverhalten mit gutem Beispiel vorangehen. Darüber hinaus sind die Dauer der Mahlzeit sowie das Ausschalten des Fernsehers weitere wichtige Komponenten. „Wie eine Familie gemeinsam isst, ist genauso wichtig oder sogar wichtiger als die Häufigkeit der gemeinsamen Mahlzeiten“, kommentiert Co-Autor Ralph Hertwig, Direktor am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, die Ergebnisse. Das Alter der Kinder – ob Kleinkind oder bereits Heranwachsende*r – sowie der soziale und ökonomische Hintergrund der Familie hatten keinen Einfluss auf die Ergebnisse.

Die Metaanalyse untersuchte insgesamt 50 Studien mit über 29.000 Proband*innen aus aller Welt, die sich mit dem Zusammenhang eines oder mehrerer Komponenten von Familienmahlzeiten und der Ernährungsgesundheit von Kindern beschäftigen. Als Indikatoren für die Ernährungsgesundheit wurden der BMI als indirektes Maß für Körperfett und Übergewicht sowie die Ernährungsqualität herangezogen, gemessen an den pro Tag konsumierten Portionen an gesunden und ungesunden Lebensmitteln.

Der berichtete Zusammenhang zwischen Familienmahlzeiten und der Ernährungsgesundheit ist klein. Dennoch spielen Familienmahlzeiten nach Ansicht der Wissenschaftler*innen eine wichtige Rolle in der Adipositasprävention. „Um Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen zu bekämpfen sind vielfältigste Maßnahmen notwendig. Familienmahlzeiten sind eine Möglichkeit. Sie bieten die Chance, auf kindliche Essgewohnheiten unmittelbar und frühzeitig einzuwirken“, sagt Jutta Mata, Professorin für Gesundheitspsychologie an der Universität Mannheim. Im Hinblick auf die vielfältigen Familienmodelle, die es in modernen Gesellschaften gibt, erscheinen die Ergebnisse unabhängig von spezifischen Konstellationen. Beispielsweise mache es keinen Unterschied, ob nur ein oder zwei Elternteile bei den Familienmahlzeiten anwesend sind.

In weiteren Studien gilt es herauszufinden, ob sich die Aussagen beispielsweise mit Blick auf die Nutzung von Smartphones oder Tablets während Mahlzeiten oder auf andere Kontexte wie Schulessen verallgemeinern lassen.

Originalpublikation:

Dallacker, M., Hertwig, R., & Mata, J. (2019). Quality matters: A meta-analysis on components of healthy family meals. Health Psychology. Advance online publication. doi:10.1037/hea0000801

Dallacker, M., Hertwig, R., & Mata, J. (2018). The frequency of family meals and nutritional health in children: A meta-analysis. Obesity Reviews, 19(5), 638-653. doi:10.1111/obr.12659

Weitere Informationen:
https://www.mpib-berlin.mpg.de/de/presse/2019/10/sechs-komponenten-einer-gesunde…

Quelle: IDW 

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Familiäres Darmkrebsrisiko: In den Genen steckt nur ein Teil der Wahrheit

Dr. Sibylle Kohlstädt Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Krebsforschungszentrum

Wenn es um das familiär erhöhte Darmkrebsrisiko geht, wurde die Rolle der Gene überschätzt. Zu diesem Schluss kommen Wissenschaftler des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) in einer aktuellen epidemiologischen Studie. Vermutlich wiegen andere Risikofaktoren wie etwa familiäre Ernährungsgewohnheiten schwerer als bislang angenommen. Das hat Konsequenzen für künftige Berechnungen des individuellen Risikos sowie auch für Empfehlungen, die daraus resultieren.

Darmkrebs ist die dritthäufigste Krebserkrankung weltweit. Wissenschaftler gehen derzeit davon aus, dass die Erkrankung zu 35 Prozent erblich bedingt ist. Zu den wichtigsten Risikofaktoren zählt eine familiäre Vorbelastung. Zudem haben Forschende in den letzten Jahren rund 100 winzige Genvariationen identifiziert, die in der Bevölkerung weit verbreitet sind (Einzelnukleotid-Polymorphismen, Single nucleodid polymorphisms, SNPs) und die das Risiko für Darmkrebs beeinflussen. Aktuelle Ergebnisse der DKFZ-Wissenschaftler um Hermann Brenner und Korbinian Weigl legen nun aber nahe, dass diese SNPs einen deutlich geringeren Anteil des familiär erhöhten Darmkrebsrisikos erklären als bisher angenommen.

Die DKFZ-Forscher haben zunächst die gängigen statistischen Verfahren geprüft, mit deren Hilfe dieser Anteil geschätzt wird. Dabei sind ihnen eine Reihe von Schwächen bei der Kalkulation aufgefallen, die in der Summe zu einer deutlichen Überschätzung führen. „Insbesondere gingen die bislang gängigen Verfahren davon aus, dass die familiäre Häufung letztendlich zu einhundert Prozent genetisch bedingt ist“, sagt Korbinian Weigl, Erstautor der Studie. „Davon ausgehend berechneten sie dann, welcher Anteil hiervon durch die bislang bekannten Genvarianten erklärt werden kann.“

Das Team um Brenner und Weigl wertete die Daten von 7.927 Probanden einer Fall-Kontroll-Studie aus – darunter 4.447 Patienten mit Darmkrebs und 3.480 gesunde Personen, die als Kontrollgruppe dienten. „Wir haben eine neue Berechnungsmethode entwickelt, die nicht von vornherein von der Grundannahme ausgeht, dass das familiäre Risiko komplett durch die Genetik bedingt ist“, erklärt Studienleiter Hermann Brenner. Mit dieser Methode werteten die Forscher dann die Daten ihrer Probanden aus.

Tatsächlich war der Einfluss der SNPs nach dieser Methode wesentlich geringer als angenommen. Während bisherige Berechnungen den bislang bekannten Genvarianten einen Anteil von 9,6 bis 23,1 Prozent am familiär erhöhten Darmkrebsrisiko zusprachen, resultieren die neuen Berechnungen der DKFZ-Forscher in einem geschätzten Einfluss der SNPs, der zwischen 5,4 und 14,3 Prozent liegt.

„Die Ergebnisse passen sehr gut zu den Ergebnissen einer anderen DKFZ-Studie, die letztes Jahr publiziert wurde“, erklärt Brenner. Dabei hatte sich gezeigt, dass bei Halbgeschwistern von Darmkrebspatienten das Risiko selbst zu erkranken ebenso erhöht ist wie bei „echten“ Geschwistern. „Das legt nahe, dass gemeinsame Risikofaktoren, etwa spezielle Ernährungsgewohnheiten, Rauchen oder ein Bewegungsmangel eine deutlich größere Rolle spielen als bisher angenommen.“

Für die künftige Einschätzung des individuellen Darmkrebsrisikos bedeutet das aber auf keinen Fall, dass die Genvarianten, die mit einem erhöhten Risiko assoziiert werden, bedeutungslos geworden sind. „Vielmehr zeigt unsere Studie, wie wichtig es ist, sowohl genetische als auch andere Risikofaktoren in der Familie gleichermaßen zu betrachten, um zu einer realistischen Einschätzung zu gelangen“, so Weigl. Oder anders ausgedrückt: Wer nur wenige auffällige Genvarianten in seinem Erbgut trägt, darf sich nicht in Sicherheit wiegen, wenn etwa sein Lebensstil die Gefahr für Darmkrebs erhöht. Umgekehrt, muss Darmkrebs trotz ungünstiger Genetik kein Schicksal sein, wenn das individuelle Verhalten das Risiko senkt. In jedem Fall ist es ratsam, die sehr effektiven Möglichkeiten der Darmkrebsvorsorge zu nutzen.

Weigl K, Chang-Claude J, Hsu L, Hoffmeister M, Brenner H. Establishing a valid approach for estimating familial risk of cancer explained by common genetic variants. International Journal of Cancer 2019, DOI: 10.1002/ijc.32664

Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Über 1.300 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können.
Beim Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ erhalten Betroffene, interessierte Bürger und Fachkreise individuelle Antworten auf alle Fragen zum Thema Krebs.
Gemeinsam mit Partnern aus den Universitätskliniken betreibt das DKFZ das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) an den Standorten Heidelberg und Dresden, in Heidelberg außerdem das Hopp-Kindertumorzentrum KiTZ. Im Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK), einem der sechs Deutschen Zentren für Gesundheitsforschung, unterhält das DKFZ Translationszentren an sieben universitären Partnerstandorten. Die Verbindung von exzellenter Hochschulmedizin mit der hochkarätigen Forschung eines Helmholtz-Zentrums an den NCT- und den DKTK-Standorten ist ein wichtiger Beitrag, um vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik zu übertragen und so die Chancen von Krebspatienten zu verbessern.
Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.

Ansprechpartner für die Presse:
Dr. Sibylle Kohlstädt
Pressesprecherin
Kommunikation und Marketing
Deutsches Krebsforschungszentrum
Im Neuenheimer Feld 280
69120 Heidelberg
T: +49 6221 42 2843
F: +49 6221 42 2968
E-Mail: S.Kohlstaedt@dkfz.de
E-Mail: presse@dkfz.de
www.dkfz.de

Originalpublikation:
Weigl K, Chang-Claude J, Hsu L, Hoffmeister M, Brenner H. Establishing a valid approach for estimating familial risk of cancer explained by common genetic variants. International Journal of Cancer 2019, DOI: 10.1002/ijc.32664

Quelle: IDW 

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Künstliche Intelligenz in der Agrar- und Umweltwirtschaft

Arne Dessaul Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

Die Folgen des Klimawandels auf unsere Umwelt sind vielfältig: Ernteausfälle, Einschränkungen in der Schifffahrt durch Niedrigwasser, Überschwemmungen und Sturmschäden in den Städten sind nur einige, die das Leben seit einigen Jahren immer stärker beeinträchtigen. Wissenschaftler der Ruhr-Universität Bochum (RUB) arbeiten an digitalen Anwendungen, die es verschiedenen Akteuren leichter machen sollen, anstehenden Wetterereignissen besser begegnen zu können.

Dr. Benjamin Mewes und Dr. Henning Oppel vom Lehrstuhl für Ingenieurhydrologie und Wasserwirtschaft setzen in ihrem gemeinsamen Projekt „Okeanos“ auf den Einsatz von künstlicher Intelligenz. Während sich Benjamin Mewes auf die bewässerte Landwirtschaft konzentriert, beschäftigt sich Henning Oppel damit, wie man Hochwasserereignisse besser vorhersagen kann.

Landwirte könnten viel Wasser einsparen
Weltweit gesehen ist die Landwirtschaft der größte Frischwasserverbraucher. „Die Entscheidung, wann und wieviel sie ihre Böden wässern, fällen die meisten Landwirte aufgrund ihrer Erfahrung und ihres Fachwissens“, so Mewes. Doch auf diese Weise werden viele Hunderttausende Liter der wertvollen Ressource verschwendet.

Abhilfe schaffen könnte eine Computeranwendung, die alle für die Bewässerung wichtigen Faktoren betrachtet und daraus eine Handlungsempfehlung ableitet – oder besser noch, gleich selbst die Bewässerungsanlagen steuert.

Autonom handelnde Software-Einheiten
Mewes Lösung basiert auf einem von ihm entwickelten Agenten-basiertem Bodenwassermodell. Agenten sind autonom handelnde Software-Einheiten, die auf Basis eines Regelwerks Entscheidungen treffen und durch ihre Interaktion untereinander komplexe Systeme und Verkettungen darstellen können.

„Das Modell ist dynamisch, kann sich an individuelle Gegebenheiten anpassen und bietet somit jedem Landwirt eine auf ihn zugeschnittene Bewässerungsstrategie“, erklärt Mewes die Vorzüge.

Präzisere Hochwasserwarnungen ermöglichen
Mit einem wasserwirtschaftlichen Problem ganz anderer Art beschäftigt sich Henning Oppel. Er möchte präzisere Hochwasserwarnungen möglich machen. Auch er setzt dabei auf maschinelles Lernen.

Denn wenn man wissen will, wie sich der Wasserstand eines Flusses ändern wird, reicht es nicht, sich nur die lokalen Prozesse am Ort, für den eine Hochwasservorhersage benötigt wird, anzuschauen. Man muss stattdessen viele Tausend Quadratkilometer betrachten, die das Einzugsgebiet des Flusses definieren, und die ganz unterschiedliche Oberflächen wie Asphalt, Waldboden oder Kiesflächen enthalten können – auf allen bewegt sich das Wasser mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten.

Interessant für Versicherungen und Hochwassermeldedienste
„Diese Vielzahl von aktiven Prozessen macht die Anwendung einer einzelnen Prozessgleichung schwer. Maschinelles Lernen eröffnet uns aber die Möglichkeit, neue Prozessbeschreibungen zu erarbeiten und bestehende Konzepte zu ergänzen“, sagt Oppel.

Von einem verbesserten Angebot in Form einer App könnten viele verschiedene Zielgruppen profitieren: Hochwassermeldedienste, Versicherungen, Feuerwehr oder Technischer Hilfsdienst, um nur einige zu nennen.

Ausführlicher Beitrag im Wissenschaftsmagazin Rubin
Einen ausführlichen Beitrag zu dem Thema finden Sie im Wissenschaftsmagazin Rubin. Texte auf der Webseite und Bilder aus dem Downloadbereich dürfen unter Angabe des Copyrights für redaktionelle Zwecke honorarfrei verwendet werden.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Dr. Benjamin Mewes
Lehrstuhl für Ingenieurhydrologie und Wasserwirtschaft
Fakultät für Bau- und Umweltingenieurwissenschaften
Ruhr-Universität Bochum
Tel.: 0234 32 25896
Mail: benjamin.mewes@rub.de

Dr. Henning Oppel
Lehrstuhl für Ingenieurhydrologie und Wasserwirtschaft
Fakultät für Bau- und Umweltingenieurwissenschaften
Ruhr-Universität Bochum
Tel.: 0234 32 25874
Mail: henning.oppel@rub.de

Weitere Informationen:
https://news.rub.de/wissenschaft/2019-09-25-wasserwirtschaft-kuenstliche-intelli…

Quelle: IDW 

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Warum können wir uns nicht kitzeln?

Hans-Christoph Keller Abteilung Kommunikation, Marketing und Veranstaltungsmanagement
Humboldt-Universität zu Berlin

Eine Studie an der Humboldt-Universität zu Berlin (HU) hat die Mechanismen von Kitzligkeit im Gehirn der Ratte genauer erforscht

Kitzligkeit ist ein auf vielen Ebenen mysteriöses Phänomen. Wir wissen nicht, warum wir uns nicht selbst kitzeln können, obwohl diese Frage bereits 350 v. Chr. von Aristoteles aufgeworfen wurde. Wir wissen ebenso wenig, warum Kinder sich oft heftig wehren, wenn sie gekitzelt werden, nur um nach mehr zu verlangen, sobald mit dem Kitzeln aufgehört wird. Wir wissen auch nicht, warum die reine Annäherung einer kitzelnden Hand ohne Berührung bereits Lachen hervorruft.

Lachen im Gehirn?
Frühere Arbeiten zeigten, dass Ratten mit „Lachen“ im Ultraschallbereich reagieren, wenn sie von Menschen gekitzelt werden. Dieses „Lachen“ wird durch den somatosensorischen Kortex, die größte taktile Repräsentation im Gehirn, vermittelt. Ältere Modelle der Suppression durch Selbstberührung gingen davon aus, dass diese darauf basiert, dass das Gehirn zwischen Selbstberührung und der Berührung durch Andere unterscheiden kann. In ihrer Studie schlagen die Forscher*innen einen einfacheren Mechanismus vor. Sie fanden heraus, dass Vokalisationen, also das Lachen, ebenso wie die Aktivität des somatosensorischen Kortex, während einer Selbstberührung wie etwa dem Putzen, unterdrückt werden, aber während der Berührung und dem Kitzeln durch die Wissenschaftler*innen verstärkt werden. Wenn Selbstberührung und „Fremd“-Berührung zur selben Zeit passieren, sind Vokalisationen und Aktivität des somatosensorischen Kortex ebenso unterdrückt, was darauf hindeutet, dass das Gehirn der Ratte hier nicht zwischen Selbstberührung und der Berührung durch Andere unterscheidet. Wenn beim gleichzeitigen Gekitzeltwerden und dem Selbstkitzeln pharmakologisch blockiert wird, dass die Neuronen weniger aktiv sind, dann bleibt die Empfindung des Gekitzeltwerdens.

Ratten kitzeln zurück
Des Weiteren wurden Ratten trainiert, selbst Kitzel-Interaktionen zu initiieren. Erstaunlicherweise brachen die Ratten diese Initiation des Kitzelns manchmal vorzeitig ab und zeigten Fluchtverhalten, Schreckstarre und für gewöhnlich mit negativen Emotionen assoziierte Vokalisationen, nachdem sie die Kitzel-Interaktion initiiert hatten. Diese rätselhafte Ambivalenz des Kitzelns (Stichwort Nervenkitzel) gleicht dem Verhalten, das auch Kinder zeigen. Die ForscherInnen haben zudem herausgefunden, dass eine tief liegende Schicht des somatosensorischen Kortex bei der Eigen-Initiation aktiviert wird, noch bevor die Kitzel-Interaktion beginnt.
Fazit

Diese neuen Erkenntnisse legen nahe, dass wir uns nicht selbst kitzeln können, weil die Selbstberührung eine „inhibitorische Bremse“ im somatosensorischen Kortex aktiviert. Zudem ist die Ambivalenz in Bezug auf Kitzeln offenbar eine Verhaltensreaktion, die von Ratten und Menschen gleichermaßen gezeigt wird. Zuletzt zeigt die Studie, dass im somatosensorischen Kortex nicht nur die Berührung, sondern auch die Erwartung gekitzelt zu werden, repräsentiert ist.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Michael Brecht,
Humboldt-Universität zu Berlin
Bernstein Center for Computational Neuroscience
Tel.: 030 2093- 6718
Mail: michael.brecht@bccn-berlin.de
Web: https://www.bernstein-network.de/de/forschung/Portraits/a-d/brecht

Originalpublikation:
Ishiyama S., Kaufmann, L.V. & Brecht M., Behavioral and cortical correlates of self-suppression, anticipation and ambivalence in rat tickling. Current Biology. 2019; 29.
https://doi.org/10.1016/j.cub.2019.07.085

Weitere Informationen:
https://www.youtube.com/watch?v=iBnHVC5q4hw
https://www.hu-berlin.de/de/pr/nachrichten/september-2019/nr-19926

Anhang
PM HU Ratten kitzeln
https://idw-online.de/de/attachment73169

Quelle: IDW 

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Wirkt sich die Selbsteinschätzung des schulischen Könnens doch nicht auf die Leistung aus?

Philip Stirm Referat Kommunikation
DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation

Es ist unter Lehrkräften sehr verbreitet, das Bild, das Schülerinnen und Schüler von ihren eigenen Fähigkeiten haben, zu stärken, um dadurch ihre Leistungen zu verbessern – zum Beispiel mit einem aufmunternden „Du bist doch gut in Deutsch!“. Auch in der Forschung finden sich viele Belege für diesen Ansatz. Eine neue Studie des DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation stellt diese Annahme nun für den Grundschulbereich und bezogen auf die Lesekompetenzen in Frage. Mit weiterentwickelten statistischen Methoden konnte kein Effekt des sogenannten akademischen Selbstkonzeptes auf die schulische Leistung gefunden werden.

Das akademische Selbstkonzept ist eine subjektive Einschätzung der eigenen Fähigkeiten durch die Schülerinnen und Schüler. Es wird durch mehrere Faktoren beeinflusst, zum Beispiel den sozialen Vergleich, die Erziehung sowie die Rückmeldungen und Leistungsbewertungen der Lehrkräfte, und kann sich auf verschiedene thematische Bereiche beziehen, etwa die Fähigkeiten in Mathematik oder im Lesen. Viele bisherige Studien, darunter auch Arbeiten am DIPF, haben auf einen positiven Effekt des Selbstkonzeptes auf die schulischen Leistungen hingewiesen – vor allem bei Schülerinnen und Schülern auf der weiterführenden Schule, aber auch im Grundschulbereich. All diese Untersuchungen stützten sich auf eine bestimmte statistische Methode: das Cross-Lagged-Panel-Modell. Hier setzt die neue Studie an. „Inzwischen stehen weiterentwickelte methodische Ansätze zur Verfügung, die wir im Grundschulbereich und mit Blick auf das Lesen eingesetzt haben“, so Dr. Jan-Henning Ehm, der Leiter der Untersuchung.

Bei einem Cross-Lagged-Panel-Modell misst man bei einer Untersuchungsgruppe zunächst zu mehreren Zeitpunkten die Ausprägung von zwei Variablen – in diesem Fall „Selbstkonzept im Lesen“ und „Leseleistung“. Die ermittelten Werte und ihre Entwicklung im Verlauf der Zeit werden dann über statistische Analysen miteinander in Beziehung gesetzt, um sich unter anderem ein Bild vom Einfluss des Selbstkonzepts auf die Leistungsentwicklung zu machen. Problem bei dieser Methode ist aber, dass man bei der Entwicklung der Variablen nicht genau zwischen Veränderungen, die sich innerhalb einer Person abspielen (intraindividuell), und Unterschieden zwischen den Personen, also dem Verhältnis zueinander (interindividuell), unterscheiden kann. „Um genauere Aussagen zu den Effekten zwischen zwei Variablen treffen zu können, müsste man sie aber den Veränderungen innerhalb einer Person zuordnen“, erläutert Dr. Ehm. Das ermöglichen nun die genannten neueren Methoden, darunter das Random-Intercept-Cross-Lagged-Panel-Modell. Mit ihnen kann man die Unterschiede zwischen den Personen isolieren und sich auf die intraindividuellen Veränderungen konzentrieren.

Mehr als 2.000 Kinder nahmen an vierjähriger Längsschnittstudie teil
Die neuen Methoden wendete das DIPF-Team auf Daten an, die bei 2.009 Kindern aus 90 Klassen an 36 Grundschulen in Baden-Württemberg erhoben worden waren. Bei ihnen waren in der ersten, zweiten, dritten und vierten Klasse das Leseselbstkonzept und die Leseleistung gemessen worden: das Selbstkonzept mithilfe eines von den Kindern beantworteten Fragebogens und die Leistungen anhand eines standardisierten Kompetenztests sowie über die Einschätzungen der Lehrkräfte. Die Daten stammen aus dem vom Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg geförderten Forschungsprojekt „Schulreifes Kind“, das die Effekte eines Förderprogramms zur Unterstützung beim Übergang in die Schule langfristig untersucht hat. Das Ergebnis der aktuellen Auswertung ist eindeutig, wie der Bildungsforscher darlegt: „Mit den erweiterten Modellen konnten wir keinen Effekt vom Selbstkonzept auf die Entwicklung der Leseleistung feststellen.“

Trotz der Ergebnisse warnt Ehm davor, den pädagogischen Wert eines positiven akademischen Selbstkonzeptes nun gänzlich in Frage zu stellen, da es beispielsweise auch im Zusammenhang mit der Motivation und dem Wohlbefinden der Schülerinnen und Schüler stehe. Zugleich verdeutlicht er: „Wenn man das Selbstbild der schulischen Fähigkeiten stärkt, sollte man nicht unbedingt erwarten, damit direkt zu besseren Leistungen beizutragen.“

Um diese Ergebnisse zu erhärten, bräuchte es nun weitere Untersuchungen in anderen fachlichen Bereichen, an der weiterführenden Schule und mit mehr Messzeitpunkten. Besonders belastbare Aussagen würde eine Studie unter experimentellen Bedingungen erlauben, bei der das Selbstkonzept gezielt beeinflusst wird. Denn wie sich gezeigt hat, können weiterentwickelte Methoden und Forschungs-Designs die Perspektive auf bestehende Befunde erweitern.

Pressekontakt:
Philip Stirm, DIPF, +49 (0)69 24708-123, stirm@dipf.de, http://www.dipf.de

Über das DIPF:
Das DIPF ist das Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation mit Standorten in Frankfurt am Main und in Berlin. Es will dazu beitragen, Herausforderungen im Bildungswesen zu bewältigen, den Zugang zu Bildung zu erleichtern und die Qualität von Bildung zu verbessern. Dafür unterstützt das Institut Schulen, Kindertagesstätten, Wissenschaft, Verwaltung und Politik mit empirischer Forschung, wissenschaftlichen Infrastrukturen und Wissenstransfer.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Dr. Jan-Henning Ehm, DIPF, +49 (0)69 24708-723, Ehm@dipf.de

Originalpublikation:

Ehm, J.-H., Hasselhorn, M., Schmiedek, F. (2019). Analyzing the Developmental Relation of Academic Self-Concept and Achievement in Elementary School Children: Alternative Models Point to Different Results. Developmental Psychology. Advance online publication. DOI: 10.1037/dev0000796

Weitere Informationen:
http://www.dipf.de – Das DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation

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Forschen gegen Mikroplastik: TU Freiberg entwickelt neues Verfahren für naturbasierte Mikropartikel in Kosmetik

Luisa Rischer Pressestelle
Technische Universität Bergakademie Freiberg

Vor allem im Meer verbreitet sich Mikroplastik immer mehr. Welche Auswirkungen das auf Lebewesen und den Menschen haben kann, ist noch nicht langfristig erforscht. Die Professur Strömungsmechanik und Strömungsmaschinen der Technischen Universität Bergakademie Freiberg will in den kommenden Jahren gemeinsam mit Wissenschaftlern der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz und der TU München sowie drei Industriepartnern ein innovatives Verfahren zur Herstellung neuer biobasierter und bioabbaubarer Mikropartikel entwickeln.

Die umweltfreundlichen Mikropartikel sollen umweltschädliches Mikroplastik in Shampoos und anderen Kosmetika ersetzen. Im Projekt „Bioshampoo“ wird die vollständige Prozesskette von der Konzeption des Verfahrens, der Partikelentwicklung, der Integration in ein Endprodukt (Shampoo) und der abschließenden Untersuchung der Bioabbaubarkeit nach Einleitung in den Wasserkreislauf untersucht.

Als „Mikroplastik“ werden Plastikpartikel mit einer Größe von wenigen Nanometern bis hin zu einigen Millimetern bezeichnet. Erdölbasiertes Mikroplastik ist aktuell noch in vielen Kosmetikprodukten enthalten. In Kläranlagen können diese Kleinstpartikel nur schwer abgebaut oder abgefiltert werden.

Beim geplanten Verdüsungsverfahren wird das aus Naturstoffen gewonnene Ausgangsmaterial zunächst aufgeschmolzen und die Schmelze anschließend über ein eingeleitetes Gas mit hoher Geschwindigkeit durch eine Düse gedrückt. Die Schmelze zerfällt dabei in einzelne Tröpfchen, aus denen sich nach der Erstarrung überwiegend sphärische Teilchen bilden. Diese sollen in der Kosmetik die gleiche Funktion wie Mikroplastik übernehmen, allerdings erwarten die beteiligten Wissenschaftler, dass die naturbasierten Mikropartikel viel einfacher und schneller aus dem Abwasser entfernt werden können.

Das Projekt wird im Rahmen des Zentralen Innovationsprogramms Mittelstand (ZIM) mit einer Gesamtsumme von zirka 1,1 Millionen Euro gefördert. In der Projektbeantragung und -durchführung wurden und werden die Wissenschaftler außerdem durch die innoscripta GmbH München unterstützt.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr.-Ing. habil. Rüdiger Schwarze, Tel.: +49 (0)3731 39 2486, E-Mail: Ruediger.Schwarze@imfd.tu-freiberg.de

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Mehr Gesundheitskompetenz für Eltern allergiekranker Kinder

Stefan Zorn Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Medizinische Hochschule Hannover

Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert Präventionsverbund mit 2,2 Millionen Euro / Professorin Dr. Marie-Luise Dierks leitet Teilprojekt an der MHH

Mehr als die Hälfte der Deutschen hat nach eigener Einschätzung Schwierigkeiten, mit der Flut an Gesundheitsinformationen umzugehen und sich im Gesundheitssystem zurechtzufinden. Das ist problematisch, stehen doch die sogenannte Gesundheitskompetenz und die individuelle Gesundheit in unmittelbarem Zusammenhang. Welche Bedingungen im Einzelnen dafür sorgen, ob Menschen gut und richtig informiert sind, will eine von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Forschungsgruppe jetzt am Beispiel frühkindlicher Allergieprävention herausfinden. Die DFG-Gruppe HELICAP (Health Literacy in Early Childhood Allergy Prevention) an den Standorten Hannover, Magdeburg, Regensburg und Freiburg wird mit insgesamt 2,2 Millionen Euro gefördert. 320.000 Euro davon gehen an die Medizinische Hochschule Hannover (MHH). Das Teilprojekt unter der Leitung von Professorin Dr. Marie-Luise Dierks, Public-Health-Expertin am Institut für Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung, untersucht die Frage, wo sich Eltern allergiekranker Kinder und solche mit erhöhtem Risiko für eine Allergie informieren und wer sie in ihren Entscheidungen beeinflusst. Mit den gewonnenen Erkenntnissen sollen Empfehlungen dazu entwickelt werden, wie geeignete Informationsmaterialien aussehen müssten, um die elterliche Gesundheitskompetenz zu fördern.

„Immer mehr Kinder leiden unter Allergien – mit hoch bleibender und teils steigender Tendenz“, sagt Professorin Dierks. Dabei sei es für betroffene Eltern nicht einfach, sich richtig zu informieren. Mangelnde Qualität vor allem von digitalen Quellen, Missverständnisse und Mythen erschwerten richtige Entscheidungen zur Vorbeugung. Gerade die ersten zwei bis drei Lebensjahre seien jedoch prägend für die Entwicklung des kindlichen Immunsystems. „Beim Thema Allergieprävention kommt hinzu, dass sich die wissenschaftlichen Empfehlungen schnell ändern. Gute Informationen können aber nur entwickelt werden, wenn wir wissen, wie Eltern mit Empfehlungen umgehen und welchen Ressourcen sie vertrauen“, gibt Jonas Lander zu bedenken, wissenschaftlicher Mitarbeiter des DFG-Teilprojektes. So gehe der Trend derzeit von der Vermeidung allergieauslösender Stoffe hin zur frühzeitigen Konfrontation mit Allergenen wie etwa Tierhaaren, Nüssen oder Gräserpollen.

Das Team um Professorin Dierks will in den kommenden drei Jahren 16 Gruppendiskussionen an den vier Studienstandorten zusammenstellen und Mütter und Väter persönlich befragen. Damit die Ergebnisse aussagekräftig sind, sollen etwa 130 teilnehmende Eltern aus möglichst unterschiedlichen sozialen, sprachlichen und kulturellen Bevölkerungsgruppen kommen. Während sich das Teilprojekt Hannover um die elterlichen Sichtweisen kümmert, tragen die anderen drei Teams das Wissen von Gesundheitsexperten wie Ärzten und Hebammen zusammen, werten nationale und internationale klinische Leitlinien zur Allergieprävention aus und bewerten, welche Präventionsmaßnahmen aus wissenschaftlicher Sicht effektiv sind.
Die Förderdauer der DFG-Forschungsgruppe ist zunächst auf drei Jahre befristet. „Wenn wir eine Anschlussförderung erhalten, wollen wir den Umgang von Eltern mit Gesundheitsinformationen zu Allergien und deren Präferenzen repräsentativ für Deutschland erheben“, sagt Professorin Dierks. Diese Befragung könnte auf Basis der ersten Ergebnisse online erfolgen.

Weitere Informationen erhalten Sie bei Professorin Dr. Marie-Luise Dierks, dierks.marie-luise@mh-hannover.de, Telefon (0511) 532-4458.

Ein Foto ist beigefügt. Es zeigt Professorin Dr. Marie-Luise Dierks und Jonas Lander (Wissenschaftlicher Mitarbeiter), die im DFG-Projekt HELICAP Eltern allergiekranker Kinder zu mehr Durchblick im Informationsdschungel verhelfen wollen. Sie können es kostenfrei nutzen, wenn Sie als Quelle „MHH / Karin Kaiser“ angeben.

Diese Presseinformation finden Sie auch auf www.mhh.de.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Weitere Informationen erhalten Sie bei Professorin Dr. Marie-Luise Dierks, dierks.marie-luise@mh-hannover.de, Telefon (0511) 532-4458.

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Weltweit erste Validierung der Aerodynamik von großen Windenergieanlagen

Lisa Bösch Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Fraunhofer-Institut für Windenergiesysteme IWES

Weltweit zum ersten Mal prüft das Fraunhofer IWES die Aerodynamik für Windenergieanlagen mit einer Nennleistung von mehr als fünf Megawatt (MW). In dem vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) mit 4 Mio. Euro geförderten Forschungs- und Entwicklungsprojekt „HighRe“ werden die aerodynamischen Eigenschaften der Windenergieanlage AD 8 am Standort Bremerhaven mit einer Leistung von acht MW und einem Rotordurchmesser von 180 Metern vermessen und mit aufwendigen Modellen verglichen. Dies ermöglicht erstmals eine Untersuchung, ob die bisher verwendeten Modellberechnungen auch für große Windenergieanlagen, die in Zukunft vor allem Offshore gebaut werden sollen, noch gültig sind.

In dem Projekt „HighRe“ (Aerodynamik bei hohen Reynoldszahlen für große Offshore-Windenergieanlagen der Zukunft) werden in Kürze aufwendige Messungen des Wind-feldes und der aerodynamischen Reaktion der Windenergieanlage durchgeführt. Durch diese detaillierten Erkenntnisse der realen Windbedingungen vor und an einer Wind-energieanlage wird es erstmals möglich sein, die genaue aerodynamische Wirkung auf die Rotorblätter bei so großen Dimensionen zu analysieren und zu verstehen. Das Windfeld wird mit drei sich überlappenden LiDAR-Laser-Scannern vor der Windenergieanlage abgetastet und mit weiteren Windmessungen vor und hinter der Anlage ergänzt. Gleich-zeitig werden Sensoren auf der Anlage und an den Rotorblättern installiert, um auch diese Bedingungen präzise zu erfassen.

Bereits im Vorfeld des Projekts „HighRe“ konnte das Fraunhofer IWES zeigen, dass es erhebliche Abweichungen in der Modellierung gierender Windenergieanlagen unter schräger Anströmung gibt. Das dafür verwendete Modell wurde vor fast 20 Jahren an wesentlich kleineren Anlagen entwickelt. Bei einer großen Anzahl von Modellen der Windenergieaerodynamik verhält es sich ähnlich: Grundlage für die Modellberechnungen sind kleine Anlagen. Um dies auszugleichen, greift man zunehmend auf Methoden der numerischen Strömungssimulation (engl. „Computational Fluid Dynamics“ – CFD) zurück. Die Genauigkeit dieser Methoden konnte bisher jedoch auch nur an kleinen Modellanlagen überprüft werden. Durch das HighRe-Projekt ändert sich dies nun völlig. „Das Projekt „HighRe“ ist eine große Chance für die Windenergieforschung und die Windenergieindustrie. Die Sicherheit und Genauigkeit in der Windenergieaerodynamik kann mit diesem Projekt an die reale Anlagenentwicklung angepasst werden. Die Potenziale für die Windenergieindustrie sind enorm“, fasst der Projektleiter Dr. Bernhard Stoevesandt die Aussichten des Projekts zusammen.

Das Fraunhofer IWES sichert Investitionen in technologische Weiterentwicklungen durch Validierung ab, verkürzt Innovationszyklen, beschleunigt Zertifizierungsvorgänge und erhöht die Planungsgenauigkeit durch innovative Messmethoden im Bereich der Windenergie.

Kontakt: Dr. Bernhard Stoevesandt, Tel.: +49 4417985011
E-Mail: bernhard.stoevesandt@iwes.fraunhofer.de, www.iwes.fraunhofer.de

Quelle: IDW 

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Waschmaschine verbreitete antibiotika-resistente Keime

Johannes Seiler Dezernat 8 – Hochschulkommunikation
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

Antibiotika-resistente Erreger können über Waschmaschinen verbreitet werden. Das haben Hygieniker der Universität Bonn für ein Kinderkrankenhaus nachgewiesen, in dem mehrfach ein Klebsiella oxytoca-Typ auf Neugeborene übertragen wurde. Glücklicherweise kam es zu keiner gefährlichen Infektion. Quelle war eine handelsübliche Waschmaschine, in der Kleidungsstücke der Neugeborenen gewaschen wurden. Dieser Fall lässt aufhorchen, zumal auch in Haushalten mit zu pflegenden Personen antibiotika-resistente Bakterien über die Waschmaschine übertragen werden könnten. Die Ergebnisse sind nun im Journal „Applied and Environmental Microbiology“ veröffentlicht.

Auf der Neugeborenen-Station eines Kinderkrankenhauses in Deutschland wurde bei routinemäßigen Hygiene-Screenings vermehrt das Bakterium Klebsiella oxytoca festgestellt. Das Bakterium kann zu Magen-Darm- und Atemwegsinfektionen sowie im schlimmsten Fall zur tödlichen Sepsis führen. In diesem besonderen Fall konnten gängige Antibiotika gegen diesen Erreger nur eingeschränkt oder überhaupt nicht mehr eingesetzt werden. Nachdem immer wieder Neugeborene mit dem Keim besiedelt und intensive Hygieneinterventionsmaßnahmen erfolglos waren, zog das Krankenhaus das Institut für Hygiene und Öffentliche Gesundheit (IHPH) des Universitätsklinikums Bonn hinzu. „Glücklicherweise war es zu keinen gefährlichen Infektionen bei den Babys gekommen“, sagt Dr. Daniel Exner, Hygienebeauftragter Arzt der Klinik und Poliklinik für Allgemein-, Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie des Universitätsklinikums Bonn.

Um der Quelle und möglichen Verbreitungswegen auf die Spur zu kommen, wurden mehrfach Umgebungsproben im Patienten- und Personalbereich und vermuteten Risikoorten mit den Proben der Neugeborenen verglichen. „Dieser Klebsiella oxytoca-Typ war so einzigartig, dass er bisher in dieser Form noch nicht in der Datenbank des Nationalen Referenzzentrums (NRZ) für Gramnegative Krankenhauserreger erfasst war“, sagt Dr. Dr. Ricarda Schmithausen, Leiterin des One Health-Fachbereiches am IHPH. Diese Besonderheit war ein Vorteil, weil sich dadurch der Verbreitungsweg eindeutig nachvollziehen ließ. Weder Eltern noch das Pflegepersonal hatten die Bakterien übertragen.

Verbreitung über Mützchen und Söckchen auf die Neugeborenen
„Der Klebsiella oxytoca-Typ war eindeutig im Spülfach und am Türgummi einer Waschmaschine im Keller nachzuweisen, mit der die handgestrickten Söckchen und Mützchen der Babys auf der Station gewaschen wurden“, sagt Prof. Dr. Dr. Martin Exner, Direktor des Instituts für Hygiene und Öffentliche Gesundheit der Universitätskliniken Bonn. Über die Kleidung wurden die Keime auf die Neugeborenen übertragen.

Nachdem die Waschmaschine entfernt wurde, wurden auch keine weiteren Besiedelungen der Frühchen nachgewiesen. „Das zeigt eindeutig, dass wir die Klebsiella-Quelle gefunden haben“, fasst Schmithausen das Ergebnis zusammen. „Es handelt sich um einen Sonderfall.“ Normalerweise sind in Krankenhäusern spezielle Waschmaschinen und Waschverfahren im Einsatz, die bei hohen Temperaturen und mit Desinfektionsmitteln waschen, oder ausgewiesene Wäschereien bereiten die Wäsche extern auf. Auf der Frühgeborenen-Station handelte es sich bei dem etwas länger zurückliegenden Fall dagegen um eine handelsübliche Waschmaschine. „Wir haben uns entschieden, diesen Fall aufzuarbeiten, um auf mögliche Probleme mit resistenten Bakterien, die nun auch weiter in das häusliche Umfeld vordringen, aufmerksam zu machen“, sagt Schmithausen.

In Studien wurde bereits beschrieben, dass sich antibiotika-resistente Bakterien in Waschmaschinen einnisten können. „Wir haben jedoch erstmals nachgewiesen, dass es durch eine Waschmaschine auch zur Übertragung von antibiotika-resistenten Keimen auf den Menschen kommen kann“, berichtet Prof. Exner. Dieses Resultat habe unter anderem auch Konsequenzen für den häuslichen Bereich. Denn aus Umweltschutzgründen gehe bei üblichen Haushaltsmaschinen der Trend zu niedrigeren Temperaturen deutlich unter 60 Grad. Dies sei im Prinzip eine sehr positive Entwicklung, weil dadurch Energie eingespart und das Klima geschont werde, so die Forscher.

Sofern jedoch pflegebedürftige, ältere Menschen mit offenen Wunden oder Blasenkathetern oder auch jüngere Menschen mit eiternden Verletzungen oder Infektionen im Haushalt lebten, sollte die Wäsche bei höheren Temperaturen – zum Beispiel 60 Grad – gewaschen werden, um die Übertragung von gefährlichen Keimen zu vermeiden. In den Augen der Hygieniker ist dies eine wachsende Herausforderung, da die Zahl der in Familien versorgten Pflegebedürftigen ständig zunimmt.

Neue Studie: Probanden gesucht
Diesen Übertragungsweg möchte das Institut für Hygiene und Öffentliche Gesundheit noch genauer untersuchen. Die Wissenschaftler suchen deshalb Haushalte mit Personen, die zuvor aufgrund einer Besiedelung mit multiresistenten Erregern stationär isoliert wurden und Interesse haben, sich an einer Studie zur Übertragung von antibiotika-resistenten Keimen über Waschmaschinen zu beteiligen. Interessierte können sich an Dr. Daniel Exner wenden (E-Mail: daniel.exner@ukbonn.de).

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Dr. med. Dr. agr. Ricarda Schmithausen
Oberärztin, Fachbereich One Health
Institut für Hygiene und Öffentliche Gesundheit (IHPH)
Universitätsklinikum Bonn
Tel. 0228/287-13452
E-Mail: Ricarda.Schmithausen@ukbonn.de

Prof. Dr. med. Dr. h.c. Martin Exner
Direktor des Instituts für Hygiene und öffentliche Gesundheit (IHPH)
Universitätsklinikum Bonn
Tel. 0228/287-15520 oder -15521
E-Mail: martin.exner@ukbonn.de

Originalpublikation:
Ricarda M. Schmithausen, Esther Sib, Martin Exner, Sylvia Hack, Claudia Rösing, Patrick Ciorba, Gabriele Bierbaum, Michael Savin, Sally F. Bloomfield, Martin Kaase, Anja Jacobshagen, Stefanie Gemein, Jürgen Gebel, Steffen Engelhart, Daniel Exner: The washing machine as a reservoir for transmission of extended spectrum beta-lactamase (CTX-M-15)-producing Klebsiella oxytoca ST201 in newborns, Applied and Environmental Microbiology, DOI: 10.1128/AEM.01435-19

Quelle: IDW 

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Bessere Versorgung für diabetische Füße

Britta Widmann Kommunikation
Fraunhofer-Gesellschaft

Menschen mit Typ2-Diabetes leiden oftmals an schlecht heilenden, infizierten Wunden an den Füßen. Bisher dauert es jedoch zwei Tage, um über eine Bakterienkultur die Erreger samt ihrer Resistenzen zu identifizieren, die die Wunde infizieren – und somit ein wirksames Antibiotikum zu finden. Mit Hilfe eines neuartigen Schnelltests von Fraunhofer-Forscherinnen und -Forschern funktioniert dies künftig in einer Stunde.

Fast tausend Menschen erkranken Tag für Tag in Deutschland an Diabetes – mehr als 90 Prozent davon an Typ2-Diabetes. Und das mit steigender Tendenz: Sowohl in Europa als auch weltweit nehmen die Erkrankungszahlen zu. Zu den Begleiterkran- kungen bei Typ2-Diabetes gehört unter anderem eine Schädigung von Nervenzellen: Die Betroffenen verlieren das Gefühl in den Extremitäten und ziehen sich häufig schlecht heilende Wunden zu. Diese Wunden werden oft mit verschiedenen Erregern infiziert. Ärzte behandeln daher üblicherweise mit Antibiotika. Das Problem: Nicht jedes Antibiotikum wirkt gegen jeden Erreger, es treten mittlerweile viele Resistenzen auf. Die Mediziner nehmen aus diesem Grund einen Abstrich der Wunde und lassen im Labor eine Bakterienkultur anlegen. Diese gibt Aufschluss über die Art der Erreger ebenso wie über die vorhandenen Resistenzen. Allerdings dauert es zwei Tage, bis ein solches Ergebnis vorliegt. Kritisch ist das unter anderem in Indien, wo die Anreise zum nächsten Krankenhaus oftmals sehr lange dauert und die meist nicht-stationäre Behandlung vielfach erst nach einigen Wochen angepasst werden kann. Auch fördert eine Behandlung mit Breitbandantibiotika oder nicht wirkungsvollen Antibiotika langfristig die weitere Ausbildung von Resistenzen.

Eine Stunde statt zwei Tage
Ein neuartiger Schnelltest ermöglicht es Medizinern, von Anfang an auf das passende Antibiotikum zu setzen. Entwickelt haben ihn Forscherinnen und Forscher der Fraunhofer-Institute für Zelltherapie und Immunologie, Institutsteil Bioanalytik und Bioprozesse IZI-BB (Potsdam) und für Elektronische Nanosysteme ENAS (Chemnitz) gemeinsam mit der Firma BiFlow Systems GmbH und Partnern in Indien im Projekt MIDARDI. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung BMBF und das Indo-German Science & Technology Centre IGSTC fördern das Vorhaben. »Mit unserem Schnelltest lässt sich innerhalb von einer Stunde bestimmen, welche Bakterien die Wunde besiedeln und welche Resistenzen sie aufweisen – und somit bereits direkt zu Beginn der Behandlung das passende Antibiotikum auswählen«, sagt Dr. Harald Peter, Gruppenleiter am Fraunhofer IZI-BB.

Statt wie bisher eine Bakterienkultur anzulegen und zu beobachten, wie die Bakterien auf verschiedene Antibiotika reagieren, analysiert der Schnelltest die DNA der Bakterien. Der Arzt nimmt einen Abstrich der Wunde und gibt die Wundflüssigkeit auf den Eingangsbereich der etwa Smartphone-großen Kartusche. Im Inneren werden die Bakterien extrahiert, ihre DNA freigelegt und zerteilt. Auf einem Biosensor, der in der Kartusche integriert ist, befinden sich spezielle Fängermoleküle: Sie bilden das passende Gegenstück zu den Erbgutsträngen der Bakterien bzw. des mutierten Erbguts, das bestimmte Resistenzen hervorruft. Passt ein Erbgutstrang zu einem bestimmten Fänger, bindet dieses DNA-Stück daran, während die Erbgutstränge an allen anderen Fängern durch einen Spülgang entfernt werden. Das Leuchten der fluoreszenzmarkierten bakteriellen DNA verrät, an welchen Fängermolekülen das Erreger-Erbgut gebunden hat – und somit auch, um welche Erreger es sich handelt und welche Resistenzen diese aufweisen.

Das Forscherteam vom Fraunhofer ENAS hat Teile der aufwändigen Probenvorbereitung der DNA-Stränge entwickelt. »Wir haben beispielsweise dabei geholfen, dass die DNA der Erreger in Stücke passender Länge verdaut werden und somit an die immobilisierten Fängermoleküle binden kann«, erläutert Andreas Morschhauser, Gruppenleiter am Fraunhofer ENAS. Die BiFlow Systems GmbH stellte die Kartusche bereit, die sowohl den Biochip aufnimmt als auch das gesamte Probenhandling realisiert. Sie sorgten unter anderem dafür, dass die Flüssigkeiten wie gewünscht durch den Chip bewegt werden – etwa indem elektrisch gesteuert Gas erzeugt wird, das wiederum eine Membran wie einen Ballon aufbläst und somit die Flüssigkeit weiterpumpt. Die Kolleginnen und Kollegen des Fraunhofer IZI-BB konzipierten den Biochip. »Auf 5×5 Millimetern können wir – wenn nötig – bis zu 400 unterschiedliche Fängerstränge unterbringen, in Abständen von weniger als hundert Mikrometern«, beschreibt Dr. Peter den Biosensor.

Auch für andere medizinische Analysen geeignet
Der Schnelltest ist keineswegs auf infizierte Wunden beschränkt. So lässt er sich auch bei Blutvergiftungen oder im Veterinärbereich für eine Mastitis – also eine Milchdrüsenentzündung – bei Milchkühen einsetzen. Nötig ist nur ein anderer Biochip mit angepassten Fängermolekülen. »Innerhalb von etwa zwei Wochen können wir den Biochip an eine andere Fragestellung anpassen«, konkretisiert Dr. Peter. Auch kann der Schnelltest für alle Arten von Proben ausgelegt werden, sei es Wundflüssigkeit, Blut, Urin oder Kot. In etwa zwei bis drei Jahren, so schätzen die Experten, könnte der Schnelltest auf dem Markt sein.

Weitere Informationen:
https://www.fraunhofer.de/de/presse/presseinformationen/2019/oktober/bessere-ver…

Quelle: IDW 

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Fußball und Feminismus

Hans-Christoph Keller Abteilung Kommunikation, Marketing und Veranstaltungsmanagement
Humboldt-Universität zu Berlin

Ethnographische Studie zu Geschlechtergerechtigkeit auf dem Platz
Fußball, ein Männersport? Was lange selbstverständlich war, wird zunehmend bezweifelt. Die Geschlechterverhältnisse sind in Bewegung geraten und Frauen fordern ihren Platz auf dem Rasen. Dr. Friederike Faust vom Institut für Europäische Ethnologie an der Humboldt-Universität zu Berlin hat eine feministische Frauenfußballorganisation bei ihren lokalen und internationalen Aktivitäten begleitet und darüber eine ethnografische Studie erstellt. Ihre Arbeit zeigt die Chancen, aber auch Grenzen, die entstehen, wenn die vermeintlichen Gegensätze Fußball und Feminismus aufeinandertreffen.

„Das Hauptproblem ist, dass an der Definition, was Fußball eigentlich ist, kaum zu rütteln ist. Feministische Positionen – es gibt nicht nur eine – wollen nicht nur, dass Frauenfußball genauso anerkannt ist wie Männerfußball und dass dabei alles genau gleich läuft. Es gibt ganz andere Konzepte, nämlich das Leistungsprimat, die Gewalt gegen den eigenen und gegen andere Körper, diese Wiederholung patriarchialer Gesellschaftsstrukturen radikal in Frage zu stellen“, so die Wissenschaftlerin.

Weitere Informationen
Ein Interview mit Friederike Faust zum Thema finden Sie hier: https://www.hu-berlin.de/de/pr/nachrichten/september-2019/nr-19924/view

Publikation
Friederike Faust: Fußball und Feminismus. Eine Ethnografie geschlechterpolitischer Interventionen. Budrich UniPress, 2019. 344 Seiten. Kart. 36,00 Euro (D), 37,10 Euro (A) ISBN 978-3-86388-819-0.

Kontakt

Dr. Friederike Faust
Institut für Europäische Ethnologie
Humboldt-Universität zu Berlin (HU)
Tel.: 030 2093-70868
f.faust@hu-berlin.de

Weitere Informationen:
https://www.hu-berlin.de/de/pr/nachrichten/september-2019/nr-19924/view

Anhang
PM HU Fußball und Feminismus
https://idw-online.de/de/attachment73138

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Ein genetischer Globetrotter schützt Meeresbakterien vor Umweltverschmutzung

Sven-David Müller Stabsstelle Presse und Kommunikation
Leibniz-Institut DSMZ-Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen GmbH

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler um Privatdozent Dr. Jörn Petersen vom Leibniz-Institut DSMZ-Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen GmbH und dem Karlsruhe Institute of Technology (KIT) haben ein einzigartiges Plasmid, pLA6_12, identifiziert, das mit einhundertprozentiger Sequenzidentität in verschiedenen Arten der Bakteriengruppe Roseobacter vorkommt.

Erste Untersuchungen zeigen, dass das Plasmid die Toleranz der marinen Bakterien gegenüber Umweltverschmutzungen, in diesem Fall gegen das hochgiftige und krebsauslösende Chromat (CrO42-), um das Zwanzigfache erhöht und somit einen wichtigen evolutionären Vorteil bietet. Ihre Ergebnisse publizierten die Forscher in dem renommierten Fachmagazin Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS).

Horizontaler Gentransfer durch Plasmide
Plasmide, ringförmige, doppelsträngige DNA-Moleküle, die unabhängig vom Bakterienchromosom in der Bakterienzelle vorkommen, werden von Bakterien unter anderem für den horizontalen Gentransfer genutzt. Dabei werden DNA-Informationen von einer Bakterienzelle an die andere mittels eines Injektionsmechanismus weitergegeben. Eine große Rolle spielt dieser Austausch von genetischen Informationen zum Beispiel bei der Antibiotikaresistenz. Während jedoch über die Verbreitung von Antibiotikaresistenzen viele Details bekannt sind, ist der natürlich vorkommende Plasmidtransfer noch weitestgehend unerforscht. „Die hier entdeckte hundertprozentige Sequenzidentität des Plasmids, das wir in Isolaten unterschiedlicher geographischer Herkunft und verschiedener Genera isoliert haben, ist bisher einzigartig“, fasst PD Dr. Jörn Petersen die Ergebnisse zusammen.

Ocean´s Thirteen – Ein Proteobakterium mit 13 Replikons
Die komplette Erbgut-Entschlüsselung des neu beschriebenen Bakteriums Marinibacterium anthonyi La 6 führte zu einer weiteren verblüffenden Beobachtung. Mit einem Chromosom und zwölf Plasmiden ist der Stamm La 6 der Rekordhalter unter den Proteobakterien, wobei seine Genomorganisation ähnlich komplex ist wie die der Pflanzen und Tiere. Mit 6,8 Millionen Bausteinen verfügt Marinibacterium zudem über das größte Genom innerhalb der Familie der Rhodobacteraceae. Unter den dutzend Plasmiden entpuppte sich das kleinste Element von gerade einmal 7.053 Basenpaaren, pLA6_12, als das Spannendste. Es enthält ein hochkonserviertes Rückgrat und eine austauschbare Kassette von Genen, die unter bestimmten Umweltbedingungen überlebenswichtig sind.

Einzigartigkeit von pLA6_12
Das neu entdeckte Plasmid pLA6_12 repräsentiert eine bisher nicht bekannte Klasse mobiler genetischer Elemente in der Roseobacter-Gruppe. Mikroorganismen nutzen diese Elemente, um mittels horizontalen Gentransfers schnell und unkompliziert DNA auszutauschen. Analysen der vorliegenden Studie haben gezeigt, dass der jetzt identifizierte Plasmid-Typ nur in der marinen Roseobacter-Gruppe vorkommt. Einzigartig dabei ist, dass das Plasmid pLA6_12 in identischer Form in drei verschiedenen Arten der Rhodobacteraceae vorliegt. Obwohl der Austausch von Plasmiden die Grundlage für die Entstehung multiresistenter Krankenhauskeime ist, wurde der natürliche Transfer eines hundertprozentig identischen Plasmids über die Artgrenze hinaus bisher überraschenderweise noch nie beschrieben.Experimentell wurde in der vorliegenden Publikation nachgewiesen, dass das Plasmid pLA6_12 die Toleranz gegen das hochgiftige Chromat um das Zwanzigfache erhöhen kann. Damit ermöglicht es seinem Träger das Überleben in stark kontaminierten Habitaten.

Unentdeckte Talente: Roseobacter unter der Lupe
Bakterien der Roseobacter-Gruppe gehören zu den Alphaproteobacteria, genauer der Familie der Rhodobacteraceae. Sie repräsentieren eine der häufigsten marinen Bakteriengruppen und leben in allen Weltmeeren. Obwohl sie eine zentrale Rolle im globalen Kohlenstoff- und Schwefelhaushalt spielen, werden sie erst seit einem knappen Jahrzehnt intensiv erforscht. Durch ihren ungewöhnlich vielseitigen Stoffwechsel rücken sie immer mehr in den Fokus der Wissenschaft, da sie großes Potential für biotechnologische Anwendungen besitzen.

Das Leibniz-Institut DSMZ ist Partner im Sonderforschungsbereich „Roseobacter (TRR 51)“, der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert wird und dessen Ziel es ist, ein systembiologisches Verständnis dieser bedeutenden Gruppe von Meeresbakterien zu erlangen. „Durch die Erforschung der Roseobacter-Gruppe haben wir bereits grundlegende Antworten zu evolutionsbiologischen Fragestellungen erhalten. Über neue Erkenntnisse zur genetischen Organisation der Bakterien hinaus erwarten wir, dass auch biotechnologisch nutzbare Ergebnisse erzielt werden“, so PD Dr. Jörn Petersen.

Originalpublikation:
A marine plasmid hitchhiking vast phylogenetic and geographic distances. Petersen J, Vollmers J, Ringel V, Brinkmann H, Ellebrandt-Sperling C, Spröer C, Howat AM, Murrell JC, Kaster AK. Proc Natl Acad Sci U S A. 2019 Sep 23. pii: 201905878. doi: 10.1073/pnas.1905878116. [Epub ahead of print]

DSMZ-Pressekontakt:
Sven-David Müller, Pressesprecher des Leibniz-Instituts DSMZ-Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen GmbH
Tel.: 0531/2616-300
E-Mail: sven.david.mueller@dsmz.de

Über das Leibniz-Institut DSMZ
Das Leibniz-Institut DSMZ-Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen GmbH ist die weltweit vielfältigste Sammlung für biologische Ressourcen (Bakterien, Archaeen, Protisten, Hefen, Pilze, Bakteriophagen, Pflanzenviren, genomische bakterielle DNA sowie menschliche und tierische Zellkulturen). An der DSMZ werden Mikroorganismen sowie Zellkulturen gesammelt, erforscht und archiviert. Als Einrichtung der Leibniz-Gemeinschaft ist die DSMZ mit ihren umfangreichen wissenschaftlichen Services und biologischen Ressourcen seit 1969 globaler Partner für Forschung, Wissenschaft und Industrie. Die DSMZ ist als gemeinnützig anerkannt, die erste registrierte Sammlung Europas (Verordnung (EU) Nr. 511/2014) und nach Qualitätsstandard ISO 9001:2015 zertifiziert. Als Patenthinterlegungsstelle bietet sie die bundesweit einzige Möglichkeit, biologisches Material nach den Anforderungen des Budapester Vertrags zu hinterlegen. Neben dem wissenschaftlichen Service bildet die Forschung das zweite Standbein der DSMZ. Das Institut mit Sitz auf dem Science Campus Braunschweig-Süd beherbergt mehr als 69.701 Kulturen sowie Biomaterialien und hat 198 Mitarbeiter. www.dsmz.de

Über die Leibniz-Gemeinschaft
Die Leibniz-Gemeinschaft verbindet 95 selbständige Forschungseinrichtungen. Ihre Ausrichtung reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Raum- und Sozialwissenschaften bis zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute widmen sich gesellschaftlich, ökonomisch und ökologisch relevanten Fragen. Sie betreiben erkenntnis- und anwendungsorientierte Forschung, auch in den übergreifenden Leibniz-Forschungsverbünden, sind oder unterhalten wissenschaftliche Infrastrukturen und bieten forschungsbasierte Dienstleistungen an. Die Leibniz-Gemeinschaft setzt Schwerpunkte im Wissenstransfer, vor allem mit den Leibniz-Forschungsmuseen. Sie berät und informiert Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Leibniz-Einrichtungen pflegen enge Kooperationen mit den Hochschulen – u.a. in Form der Leibniz-WissenschaftsCampi, mit der Industrie und anderen Partnern im In- und Ausland. Sie unterliegen einem transparenten und unabhängigen Begutachtungsverfahren. Aufgrund ihrer gesamtstaatlichen Bedeutung fördern Bund und Länder die Institute der Leibniz-Gemeinschaft gemeinsam. Die Leibniz-Institute beschäftigen rund 20.000 Personen, darunter 10.000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Der Gesamtetat der Institute liegt bei mehr als 1,9 Milliarden Euro. www.leibniz-gemeinschaft.de

Quelle: IDW 

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Die Herz-Themen des Tages

Prof. Dr. Michael Böhm Pressesprecher
Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e.V.

Am zweiten Tag der DGK Herztage 2019 in Berlin können wir Ihnen spannende Ergebnisse aus der Telemedizin, der Behandlung von Vorhofflimmern und der Entwicklung der Herzinfarkt-Häufigkeit in Deutschland mitteilen. Zu dem Kongress der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie werden vom 10. bis zum 12. Oktober mehr als 3.500 Teilnehmer erwartet, die die neuesten Forschungsergebnisse aus der Herz-Kreislauf-Medizin und ihre Umsetzung in der Patientenversorgung diskutieren.

Erfahren Sie hier mehr über unsere Themen des Tages:
Telemonitoring senkt die Sterberate bei Herzschwäche-Patienten deutlich

Einer Analyse von Krankenkassendaten zufolge sinkt die Sterblichkeit bei Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz durch eine intensive telemedizinische Betreuung um fast ein Drittel. Tendenziell profi-tieren vor allem ältere Patienten von dem telemedizinischen Versorgungsprogramm AOK-Curaplan Herz Plus. Eine Auswertung der Daten wurde heute im Rahmen der Herztage der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie vorgestellt.

Hier geht es zur Pressemitteilung: http://dgk.org/pressemitteilungen/dgk-herztage-2019/aktuelle-pressemitteilungen/…

Herzinfarkt-Patienten werden immer älter
In den letzten 17 Jahren hat sich das Alter, in dem Patienten zum ersten Mal einen Herzinfarkt erleiden, im Schnitt um acht Jahre nach hinten verschoben. Experten sehen darin einen Erfolg der medikamentösen Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Eine Zunahme der Patienten mit kardiovaskulären Risikofaktoren machen weitere Anstrengungen in der Prävention aber dennoch unabdingbar.

Hier geht es zur Pressemitteilung http://dgk.org/pressemitteilungen/dgk-herztage-2019/aktuelle-pressemitteilungen/…

Vorhofflimmer-Ablation: Je früher desto besser?
Eine interventionelle Behandlung von Vorhofflimmern ist wirksamer als eine medikamentöse Therapie. Große Studien haben das mehrfach eindrucksvoll belegt. Neue Daten deuten außerdem darauf hin, dass Patienten von einer frühzeitigen Ablation zu profitieren scheinen.

Hier geht es zur Pressemitteilung: http://dgk.org/pressemitteilungen/dgk-herztage-2019/aktuelle-pressemitteilungen/…

Interventionelle Behandlung von Vorhofflimmern – was neue Devices leisten können
Die Zahl der Herzrhythmus-Ablationen in Deutschland steigt auf 100.000 pro Jahr. Die Eingriffe wer-den an immer mehr Zentren durchgeführt, die zum Teil nur sehr geringe Fallzahlen nachweisen können. Neue Innovationen beschleunigen und vereinfachen die Durchführung der Eingriffe

Hier geht es zur Pressemitteilung: http://dgk.org/pressemitteilungen/dgk-herztage-2019/aktuelle-pressemitteilungen/…

Medienkontakt:
Deutsche Gesellschaft für Kardiologie
Pressesprecher: Prof. Dr. Michael Böhm (Homburg/Saar)
Pressestelle: Kerstin Kacmaz, Tel.: 0211 600 692 43, Melissa Wilke, Tel.: 0211 600 692 13
Telefonnummer während der DGK-Herztage (10.10.-12.10.2019): 030 / 2065-1912
presse@dgk.org

Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz und Kreislaufforschung e.V. (DGK) mit Sitz in Düsseldorf ist eine gemeinnützige wissenschaftlich medizinische Fachgesellschaft mit mehr als 10.000 Mitgliedern. Sie ist die älteste und größte kardiologische Gesellschaft in Europa. Ihr Ziel ist die Förderung der Wissenschaft auf dem Gebiet der kardiovaskulären Erkrankungen, die Ausrichtung von Tagungen die Aus-, Weiter- und Fortbildung ihrer Mitglieder und die Erstellung von Leitlinien. Weitere Informationen unter www.dgk.org

Weitere Informationen:
http://www.dgk.org/presse

Quelle: IDW 

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Ist der Sehsinn der wichtigste Sinn?

Christina Glaser Referat II/2 – Media Relations & Communications
Universität Regensburg

Welcher Sinn würde Ihnen am meisten fehlen, wenn Sie ihn verlieren würden? Diese Frage hat der Regensburger Psychologe Fabian Hutmacher in einer Umfrage gestellt. Der Großteil der Befragten antwortete: Der Sehsinn. Das deckt sich mit der Anzahl an Forschungspublikationen, die zur Wahrnehmung mit den verschiedenen Sinnesmodalitäten veröffentlicht wurden: Etwa dreiviertel der Aufsätze beschäftigen sich mit dem visuellen Sinn. Der bedeutendste Sinn scheint also der Sehsinn zu sein – sowohl in westlichen Gesellschaften als auch in der Forschung. Aber wieso ist das so? Das wollte Fabian Hutmacher genauer wissen. Seine Erkenntnisse sind in der Fachzeitschrift Frontiers in Psychology erschienen.

In Zeiten von Tablets und Smartphones ist der visuelle Sinn zweifelsfrei von großer Bedeutung. Aber kann man wirklich sagen, dass der Sehsinn der wichtigste Sinn ist? „Ganz so einfach ist es wahrscheinlich nicht“, findet Fabian Hutmacher. „Denn man muss erst mal festlegen, woran man die Wichtigkeit festmacht. Unsere Gesellschaft ist beispielsweise gut darauf ausgerichtet, blinde Menschen zu unterstützen. Jemand der blind ist, kommt daher meist relativ gut im Alltag zurecht. Aber stellen Sie sich vor, Sie hätten keinen Tastsinn mehr. Sie würden zum Beispiel nicht merken, wann Sie beim Hinsetzen die Sitzfläche des Stuhls erreichen und Sie könnten keinen Schmerz empfinden. Tatsächlich haben Menschen, die keine Schmerzen wahrnehmen können, eine geringere Lebenserwartung. Das gilt für Blinde nicht. Für das Überleben in unseren heutigen Gesellschaften ist der Tastsinn also vielleicht sogar wichtiger als der Sehsinn. Das bedeutet nicht, dass der Sehsinn definitiv nicht der wichtigste Sinn ist, aber es bedeutet, dass man über den Begriff der Wichtigkeit zumindest diskutieren kann.“

Der visuelle Sinn gilt nicht nur als der wichtigste, sondern auch als der komplexeste Sinn, denn die Areale im Gehirn, die für die visuelle Verarbeitung zuständig sind, scheinen viel größer zu sein, als die Bereiche für die Verarbeitung von Reizen in anderen Sinnessystemen. Doch auch hier ist es nicht so leicht, erklärt Fabian Hutmacher: „Untersuchungen aus den vergangenen Jahren und Jahrzehnten haben gezeigt, dass die Informationen aus verschiedenen Sinneskanälen weniger strikt getrennt als vielmehr sehr vernetzt verarbeitet werden – und dass scheinbar auf die Verarbeitung visueller Informationen spezialisierte Hirnareale auch bei der Verarbeitung anderer Sinneseindrücke eine wichtige Rolle spielen.“ Komplexität lässt sich daneben auch anders definieren, zum Beispiel anhand der Größe des Sinnesorgans – hier übertrumpft der über die ganze Körperoberfläche verteilte Tastsinn alle anderen Sinne – oder anhand der Anzahl verschiedener Sinnesrezeptoren. „Im Auge haben wir nicht so viele verschiedene Rezeptoren, nur Stäbchen für das Sehen im Dunklen und drei verschiedene Arten von Zapfen für das Farbsehen. Für das Riechen hingegen gibt es hunderte verschiedene Rezeptoren. Das heißt wiederum nicht unbedingt, dass das Riechen komplexer ist, als das Sehen. Es zeigt aber, dass es andere Kriterien gibt, nach denen man die Komplexität gewichten könnte“, so Hutmacher.

Daher ist sich Fabian Hutmacher sicher: Die Wichtigkeit und die Komplexität des Sehsinns können nicht die einzigen Gründe dafür sein, dass sich die Forschung so eingehend mit ihm beschäftigt, während die anderen Sinnesmodalitäten – also Hören, Riechen, Schmecken und Tasten – eher am Rande behandelt werden. Eine weitere Erklärung könnte strukturell-methodischer Natur sein. Zum einen ist die Untersuchung der anderen Sinne meist aufwändiger. „Es ist zum Beispiel schwieriger, kontrolliert einen Geruch darzubieten als ein Bild zu zeigen“, erklärt Hutmacher. Zum anderen könnte der sogenannte Matthäus-Effekt greifen, nach dem Motto: Wer hat, dem wird gegeben. „Wer Forschungsgelder beantragt, muss begründen, wozu er die Mittel benötigt. Da es bereits viel Forschung zum Visuellen gibt, schätzen die Geldgeber dieses Thema als wichtig ein. Themen, die bisher nicht stark im Fokus der Wissenschaft waren, erscheinen dagegen als weniger relevant, da sie ja bisher nicht so intensiv erforscht wurden.“

Noch eine Erklärung für die Dominanz des Sehsinns in der Forschung hat Fabian Hutmacher ausgemacht – eine kulturelle: „Wir leben in einer sehr visuell geprägten Kultur. Überall gibt es Bildschirme, beispielsweise als Smartphones, Fernseher oder Infoscreens. Gerade der digitale Wandel hat das Visuelle in den letzten Jahren noch stärker in den Fokus der Aufmerksamkeit gerückt.“ Interessanterweise aber ist die Dominanz des Visuellen weder eine historische noch eine kulturelle Konstante. Zum einen lässt sich zeigen, dass sich die Dominanz des Visuellen in westlichen Gesellschaften schon seit dem Mittelalter und nicht erst mit der Erfindung von Smartphones verstärkt hat. Zum anderen gibt es nicht-westliche Kulturen, in denen eben nicht dem Sehen, sondern anderen Sinnen der erste Platz in der Hierarchie der Sinne eingeräumt wird.

Seine hohe Relevanz möchte Fabian Hutmacher dem Sehsinn nicht absprechen. Auch für ihn spielt das Visuelle eine große Rolle: „Ich lese extrem viel und arbeite den Großteil des Tages am Computer.“ Trotzdem plädiert er dafür, in der Forschung auch die anderen Sinne stärker zu beachten. „Wer wissen möchte, wie beispielsweise das Gedächtnis für Sinneswahrnehmungen funktioniert, sollte nicht unbedingt alle Erkenntnisse aus der Untersuchung des visuellen Gedächtnisses ableiten.“

Auch in Zukunft möchte Fabian Hutmacher die Sinnesmodalitäten erkunden, auch wenn die Menschen oft sehr auf das Rationale und Intellektuelle bedacht sind. „Die sinnliche Qualität, die die Welt ja hat, wird manchmal etwas stiefmütterlich behandelt. Die Reichhaltigkeit und Detailliertheit dessen, was wir sinnlich wahrnehmen und abspeichern, finde ich sehr spannend.“

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Fabian Hutmacher
Am Institut für Experimentelle Psychologie
Universität Regensburg
Tel.: 0941 943-3317
E-Mail: fabian.hutmacher@ur.de

Originalpublikation:
Fabian Hutmacher „Why Is There So Much More Research on Vision Than on Any Other Sensory Modality?“ Frontiers in Psychology 2019.
DOI: https://doi.org/10.3389/fpsyg.2019.02246

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TU Berlin: „Blau-grüne Straßen“ gegen Trockenstress und Sturzfluten

Stefanie Terp Stabsstelle Kommunikation, Events und Alumni
Technische Universität Berlin

In Großstädten wie Berlin leiden Straßenbäume trotz Extremniederschlägen unter Dauerstress durch Dürreperioden – Wassermanagement muss neu gedacht werden

Der Herbst ist da und bringt endlich Regen mit sich. Doch die Folgen des diesjährigen Extremsommers werden uns auch die nächsten Jahre noch beschäftigen, befürchten Wissenschaftler*innen. Nach dem zweiten Sommer mit ungewöhnlich hohen Temperaturen und langanhalten Trockenperioden waren die Auswirkungen auf die Straßenbäume im Berliner Stadtbild deutlich zu erkennen. Gleichzeitig führten zwei Extremniederschläge zu rapiden Überflutungen ganzer Straßenzüge ohne den Dürrestress der Bäume zu mindern, da die klassische Stadtentwässerung für die möglichst rasche Ableitung des Wassers sorgt, was die Kanalisation in dieser Extremsituation überlastet und die Gewässer mit Schmutzfracht belastet. Abhilfe könnte eine Umstrukturierung des urbanen Wassermanagements schaffen, das die umgehende Ableitung von Regenwasser verhindert, das Wasser für die Bewässerung nutzt und damit eine Anpassung an den lokalen Klimawandel ermöglicht. Das mit 2,5 Millionen Euro geförderte BMBF-Verbundvorhaben „BlueGreenStreets“ will durch eine Neudefinition und sogenannte Multikodierung von Straßenräumen dieses Dilemma auflösen.

„Schon Ende Juli schien in vielen Straßenzügen der Herbst Einzug gehalten zu haben, wenn man in die Kronen von Stadtbäumen schaute: Gelbes Laub, kahle Äste und fallende Blätter“, sagt Dr.-Ing. Björn Kluge vom Fachgebiet Ökohydrologie und Landschaftsbewertung der TU Berlin. „Unsere Straßenbäume zeigen zunehmend deutliche Schäden.“ Dies lasse sich zum einen auf die geringen Niederschläge 2018 und 2019 zurückführen, mit nur 376 Litern beziehungsweise in 2019 bisher nur 323 Litern pro Quadratmeter, während der langjährige Durchschnitt bei 580 Litern pro Quadratmeter liege, zum anderen auch auf die deutliche Zunahme der „Sommertage“ mit über 25° C und der „heißen“ Tage mit über 30° C. Gleichzeitig wurde Berlin in diesem Sommer von gleich zwei Jahrhundert-Extremniederschlägen mit Regenmengen von rund 30 Litern pro Quadratmeter in nur 20 Minuten überflutet. Und auch in anderen wachsenden Städten besteht die Gefahr, dass es durch die Bebauung und damit den Verlust wichtiger Grünflächen zu mehr Überflutungen kommt.

Förderung von Versickerung und Verdunstung durch intelligente Lenkung
„Bei gleichzeitiger, extremer Trockenheit im Wurzelraum der Stadtvegetation erzeugen Extremniederschläge urbane Sturzfluten, welche in kürzester Zeit abfließen, die Gewässer belasten, die Nutzung des Verkehrsraumes einschränken und zu Gebäude- und Infrastrukturschäden führen, während die Straßenbäume auf dem Trockenen sitzen“, erklärt Prof. Dr. Eva Paton, die das Fachgebiet leitet. Diese Extremniederschläge minderten also den Dürrestress der Bäume keineswegs. Grund sei eine nicht angepasste Gestaltung der Stadt, denn das Wasser werde nach klassischer Stadtentwässerung so schnell wie möglich aus der Stadt abgeleitet. „In der zukünftigen Stadtentwicklung brauchen wir eine intelligente Lenkung, um Niederschläge und Überflutungsereignisse durch dezentrale Versickerung und Verdunstung in temporären wie dauerhaften Retentionsräumen deutlich abzupuffern“, erklären die Wissenschaftler*innen. Diese Räume könnten Parkflächen, Straßenräume, Mulden, Baumscheiben, Baumrigolen- und Fassadenbegrünungssysteme sowie eine Kombination aus diesen Elementen sein. Stadtbäumen und grünen Fassaden würde durch diese Zwischenspeicherung im Boden deutlich mehr Wasser zur Verfügung stehen. Das hätte mannigfaltige positive Wirkungen auf den urbanen Raum zur Folge: Entlastung der Kanalisation, weniger Schmutzfracht für die Gewässer, höhere Baumvitalität und damit geringere Baumpflegekosten sowie eine deutlich höhere Verdunstung mit stärkerem Kühlungseffekt an heißen Tagen.

„Diese Art der Wassernutzung ist allerdings derzeit aus rechtlicher Sicht bisher nur sehr eingeschränkt genehmigungsfähig“, so Björn Kluge. Es müsse also zunächst eine Anpassung der gängigen Verwaltungspraxis stattfinden. Unter anderem müsse der Grundwasserschutz berücksichtigt sowie die zu erwartenden Nutzen durch Untersuchungen und Risikoabschätzungen validiert werden. Diese Untersuchungen sowie die Nutzung von Synergien und die Möglichkeiten der Verknüpfung und Implementierung untersucht das Forschungs- und Entwicklungs-Verbundvorhaben „BlueGreenStreets“, das soeben vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen der Fördermaßnahme „RES:Z – Ressourceneffiziente Stadtquartiere für die Zukunft“ für drei Jahre bewilligt wurde. An dem mit rund 2,5 Millionen Euro geförderten Projekt ist die TU Berlin mit zwei Teilprojekten beteiligt. Das Fachgebiet Ökohydrologie des Instituts für Ökologie untersucht die Verdunstungsleistung von Stadtbäumen und Fassadengrün und führt Messungen zu deren Verdunstungsleistungen durch, um den Wasserbedarf und potenziell mögliche Verdunstungsmengen abzuleiten. Die Daten werden für die Modellierung zur Ableitung der Auslegung und der Effekte von sogenannten „Blau-Grünen Straßen“ mit integriertem Stadtgrün und Wasserflächen im Stadtraum genutzt. Das Fachgebiet Siedlungswasserwirtschaft des Instituts für Bauingenieurwesen identifiziert und untersucht verkehrliche Belastungs-Hotspots im Straßenraum und erprobt Reinigungsverfahren.

Entwickelte Tools werden mit kommunalen Partnern erprobt
Das Gesamtprojekt untersucht die Wirksamkeit von Planungsinstrumenten und Regelwerken zu grünen städtischen Infrastrukturen, urbaner Wasserwirtschaft, dem Sanierungsmanagement von Straßen und Kanälen, und der Verkehrs- und Freiraumplanung und entwickelt diese weiter. Straßenräume sollen so zukunftsfähig gestaltet werden und damit zu Multitalenten in Stadtquartieren werden. Die entwickelten Planungsvorschläge und Tools werden mit kommunalen Partnern unter anderem in Berlin, Hamburg und Neuenhagen, Bochum, Solingen mit den Stadtakteuren in Pilotstraßen erprobt. Die Übertragbarkeit auf andere Kommunen soll anschließend durch modellhafte Lösungsvorschläge zur Integration von Stadtgrün im Straßenraum gewährleistet werden.

Weitere Informationen erteilen Ihnen gern:
Prof. Dr. Eva Paton
Dr. Björn Kluge
Dr. Thomas Nehls
TU Berlin
Fachgebiet Ökohydrologie & Landschaftsbewertung
Tel.: 030/314-73536, -73535
E-Mail: eva.paton@tu-berlin.de, bjoern.kluge@tu-berlin.de, thomas.nehls@tu-berlin.de
Website: http://www.oekohydro.tu-berlin.de/menue/forschung/laufende_forschungsprojekte/

Quelle: IDW 

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Tuberkulose: Neue Einblicke in den Erreger

Gunnar Bartsch Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Julius-Maximilians-Universität Würzburg

Forscher der Universität Würzburg und des spanischen Krebsforschungszentrums haben neue Erkenntnisse über den Erreger der Tuberkulose gewonnen. Die in Nature veröffentlichte Arbeit liefert die Grundlage für einen neuen Ansatzpunkt in der Antibiotikatherapie.

Tuberkulose ist eine hochansteckende Infektionskrankheit, die über den Luftweg übertragen wird und hauptsächlich die Lunge befällt. Laut Weltgesundheitsorganisation WHO sterben jedes Jahr geschätzte 1,7 Millionen Menschen weltweit an einer solchen Infektion. Zudem trägt ein Viertel der Weltbevölkerung eine Form der Tuberkulose in sich, die über lange Zeit im Verborgenen schwelt. Sie zeigt zunächst keine Symptome, kann aber zu einem späteren Zeitpunkt ausbrechen.

Nanomaschinen in der Zellhülle
Bei einer Ansteckung scheidet der Erreger der Tuberkulose, das Mycobacterium tuberculosis, über sogenannte Typ VII-Sekretionssysteme eine Vielzahl an spezialisierten Effektorproteinen aus. Diese kleinen, aus Proteinen bestehenden Nanomaschinen in der Zellhülle sorgen dafür, dass das Mycobacterium beispielsweise die Immunabwehr bekämpfen oder die Aufnahme von Nährstoffen sicherstellen kann, um sich im Wirt zu vermehren. Die Funktionsweise dieser zentralen Sekretionssysteme ist bisher wenig verstanden.

Wissenschaftlern der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) und vom spanischen Krebsforschungszentrum CNIO (Centro Nacional de Investigaciones Oncológicas) ist es jetzt gelungen, die molekulare Struktur dieser Nanomaschinen zu entschlüsseln. Federführend bei diesen Arbeiten war Dr. Sebastian Geibel, der eine vom Elitenetzwerk Bayern finanzierte Arbeitsgruppe am Institut für Molekulare Infektionsbiologie leitet und gleichzeitig mit dem Rudolf-Virchow-Zentrum der JMU affiliert ist. In der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift Nature haben die Wissenschaftler die Ergebnisse ihrer Arbeit veröffentlicht.

Messungen bei Tiefsttemperaturen
Die Arbeitsgruppe um Sebastian Geibel hat in den vergangenen fünf Jahren intensiv daran gearbeitet, eine dieser Sekretionsmaschinen stabil zu rekonstituieren und die empfindliche Probe für Messungen am Kryo-Elektronenmikroskop vorzubereiten. Dazu müssen die Proteinkomplexe zunächst unter definierten Bedingungen schockgefroren werden.

In Zusammenarbeit mit der spanischen Arbeitsgruppe um Oscar Llorca, die in Madrid in einem aufwendigen Verfahren dreidimensionale Karten des Proteinkomplexes generierte, konnten die Würzburger Forscher ein Model der Molekülstruktur erstellen. Es gelang, wichtige Elemente der Nanomaschine zu identifizieren, die die Transportpore formen, als auch Elemente zu bestimmen, die chemische Energie in Bewegung umwandeln und dadurch den Transport der Effektorproteine durch die Pore antreiben.

Neuer Ansatz für neue Wirkstoffe
Die Erkenntnisse der Forscher führen zu einem tieferen Verständnis der Funktionsweise von Type VII-Sekretionssystemen. Da es momentan noch keinen umfassenden Impfschutz gegen Tuberkulose gibt und gleichzeitig immer mehr Tuberkulose-Erreger Resistenzen gegen gängige Antibiotika entwickeln, schaffen die Erkenntnisse der Forscher die Grundlage für die Entwicklung neuer Wirkstoffe in der Antibiotikatherapie.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Dr. Sebastian Geibel, NWG Mykobakterielle Sekretionssysteme, Lehrstuhl für Molekulare Infektionsbiologie I (Prof. Dr. Jörg Vogel), T: +49 931 31-84590, sebastian.geibel@uni-wuerzburg.de

Originalpublikation:
Architecture of the mycobacterial type VII secretion system. Nikolaos Famelis, Angel Rivera-Calzada, Gianluca Degliesposti, Maria Wingender, Nicole Mietrach, J. Mark Skehel, Rafael Fernandez-Leiro, Bettina Böttcher, Andreas Schlosser, Oscar Llorca & Sebastian Geibel. Nature, 9. October 2019, DOI 10.1038/s41586-019-1633-1.

Weitere Informationen:
https://www.nature.com/articles/s41586-019-1633-1 Link zur Originalpublikation

Quelle: IDW 

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Neuartiges Verfahren für das Kunststoffrecycling präsentiert: Großes Industrie-Interesse an Forschungsprojekt „MaReK“

Annika Borchers Pressestelle
Hochschule Pforzheim

Es sind deutliche technische Fortschritte erforderlich, um den Kunststoffverbrauch in Deutschland und auf der Welt zu reduzieren. Daher fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) Forschungsarbeiten im Förderschwerpunkt „Plastik in der Umwelt“. Im Rahmen des Forschungsprojekts „MaReK – Markerbasiertes Sortier- und Recyclingsystem für Kunststoffverpackungen“ wird dazu an der Hochschule Pforzheim eine neue Möglichkeit der Sortierung von Abfällen untersucht. Das Konsortium lud Ende September zu einem internationalen Workshop ein, um die bisher erreichten Ergebnisse darzustellen und über die weitere Umsetzung zu diskutieren.

Zukünftig wird für Kunststoffverpackungen in Deutschland eine Recyclingquote von 63 Gewichts-% gefordert. Es sind deutliche technische Fortschritte erforderlich, wenn diese gesetzliche Vorgabe im Jahr 2022 erreicht werden soll. In Europa werden derzeit lediglich 6% des Kunststoffverbrauchs durch Rezyklate gedeckt. Weltweit werden derzeit knapp 10% aller Verpackungen rezykliert, weit überwiegend jedoch nicht als gleichwertige Verpackung, sondern in Anwendungen mit geringerer Qualität. Viele Kunststoffe finden ihren Weg in die Umwelt und letztlich in die Ozeane. Daher fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) Forschungsarbeiten im Förderschwerpunkt „Plastik in der Umwelt“. Im Rahmen des Forschungsprojekts „MaReK – Markerbasiertes Sortier- und Recyclingsystem für Kunststoffverpackungen“ wird dazu an der Hochschule Pforzheim eine neue Möglichkeit der Sortierung von Abfällen untersucht, um hochwertige Rezyklate aus Kunststoffabfällen herzustellen. An dem Projekt arbeiten neben dem Institut für Industrial Ecology (INEC) der Hochschule Pforzheim (HS PF) die drei Unternehmen Polysecure GmbH, Werner & Mertz GmbH, Der Grüne Punkt – Duales System Deutschland GmbH sowie das Institut für Mikrostrukturtechnologie des KIT mit. Das Projektkonsortium untersucht einen auf Fluoreszenz-Markern basierenden Ansatz zur Erkennung von Kunststoffverpackungen.

Das Konsortium lud Ende September zu einem internationalen Workshop ein, um die bisher erreichten Ergebnisse darzustellen und das durch den Projektpartner Polysecure entwickelte Sortierverfahren anhand einer Demonstrator-Sortieranlage zu präsentieren. Rund vierzig internationale Vertreter von Industrieunternehmen, großen Markenherstellern sowie von Forschungseinrichtungen und auch Abfallwirtschaftsbehörden folgten der Einladung. „Wir sind überwältigt von desr Resonanz, denn zahlreiche große Unternehmen und weitere wichtige Partner für die Realisierung unseres Ansatzes haben ihr Interesse ausgedrückt und Umsetzungsmöglichkeiten mit uns diskutiert“, so der Tagungs- und Projektleiter Dr. Claus Lang-Koetz, Professor für Nachhaltiges Technologie- und Innovationsmanagement an der HS PF. Er leitet zusammen mit seinem Kollegen Professor Dr. Jörg Woidasky das Verbundvorhaben.

Der Veranstaltungsort waren die Technika des Projektpartners Polysecure in Freiburg: „Nachdem wir erst kürzlich die neuen Technikumsräume hier in Freiburg beziehen konnten, war dieser Workshop eine einmalige Gelegenheit, neben dem Unternehmen auch die von uns entwickelte Sortiertechnik zu präsentieren“, so der Polysecure-Geschäftsführer Jochen Moesslein. „Bereits die ersten Versuche mit unserem neuen Fallrohr-Identifikationskonzept haben überzeugende Ergebnisse gezeigt, und das konnten alle Workshop-Teilnehmer direkt miterleben!“

Neben der Demonstration der „Tracer-Based Sorting“ (TBS)-Sortiertechnik, bei der eigens entwickelte anorganische Leuchtstoffe durch Infrarotstrahlung angeregt werden und so die auszusortierenden Verpackungen zum Leuchten bringen, wurden weitere Prozesse des Tracer-Based Sorting wie die Markerproduktion selbst sowie die Integration des Markers auf und in den Verpackungen vorgestellt. Anschließend wurde in vier hochkarätig besetzten Arbeitsgruppen über wichtige Fragen für die weitere Umsetzung diskutiert. Unter anderem interessierte das Forschungskonsortium in den Diskussionsrunden die Einschätzung der Stakeholder zu verschiedenen Anwendungskonzepten sowie Treibern und Hemmnissen der Technologie. Wichtige Ergebnisse waren dabei neben der Einsetzbarkeit der TBS-Technologie zur Trennung von Lebensmittel- von Nicht-Lebensmittelverpackungen auch die Kennzeichnung schlecht verwertbarer Verbundverpackungen oder die weitere Auftrennung von einzelnen Polymersorten.

Da es sich beim Tracer-Based Sorting um eine komplexe Innovation handelt, die wert-schöpfungskettenübergreifend erhebliche Auswirkungen haben wird, ist es wichtig, schon in einer frühen Phase der Innovation die Einflussgruppen einzubeziehen. Die Besucher vertraten die Bereiche Herstellung, Handel und Entsorgung sowie Verwaltung und bildeten damit ein hervorragendes Forum, um neben technischen auch organisatorische und politische Fragestellungen zur Umsetzung zu diskutieren. Neben zahlreichen Teilnehmern aus Deutschland nahmen Stakeholder aus Frankreich, der Schweiz, den Niederlanden, Großbritannien und Australien am englischsprachigen Stakeholder-Workshop teil.

Informationen zur Technologie:
Grundlage der im Projekt MaReK untersuchten Möglichkeit der Sortierung von Abfällen ist die Tracer-Based-Sorting-Technologie. Sie wurde vom Projektpartner Polysecure GmbH entwickelt und soll es ermöglichen, Kunststoffverpackungen gezielt in hochwertige sortenreine Fraktionen zu separieren, um ein qualitativ höherwertiges Recycling zu ermöglichen. Darauf basierend wird im Projekt MaReK die Entwicklung und Erprobung einer Kombination aus Verpackungs-kennzeichnung und eines darauf abgestimmten Sortierverfahrens verfolgt. Dabei werden der Kunststoffverpackung oder dem Etikett bereits bei der Herstellung fluoreszierende Markerpartikel beigemischt. Der Marker ist unter natürlichen Umständen für das menschliche Auge nicht wahrnehmbar, nur bei speziell definierter Anregung im Infrarotbereich wird er sichtbar. In der Verwertung können dann mit einer speziell auf die Marker abgestimmten TBS-Sortiermaschine markierte Artikel aus dem Abfallstrom identifiziert und abgetrennt werden. So können hochwertige, sortenreine oder sogar typenreine Stoffe für die Verwertung aussortiert werden. Damit leistet die TBS-Technologie einen erheblichen Beitrag zur Ausweitung des werkstofflichen Recyclings.

Informationen zum Projekt:
Das Projekt MaReK (Markerbasiertes Sortier- und Recyclingsystem) wird gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmenprogramm „Forschung für Nachhaltige Entwicklung“ (FONA3) in der Fördermaßnahme „Plastik in der Umwelt“. Betreut wird das Projekt vom Projektträger Jülich (Projektträgerschaft Ressourcen und Nachhaltigkeit) im BMBF-Förderschwerpunkt „Plastik in der Umwelt“ im Rahmen der Leitinitiative „Green Economy“, Rahmenprogramm „Forschung für Nachhaltige Entwicklung – (FONA³).

Projektpartner sind:
• Hochschule Pforzheim, Institut für Industrial Ecology INEC (Pforzheim) (Projektleitung)
• Polysecure GmbH (Freiburg)
• Der Grüne Punkt – Duales System Deutschland GmbH (Köln)
• Werner & Mertz GmbH (Mainz)
• KIT Karlsruher Institut für Technologie, Institut für Mikrostrukturtechnologie (Karlsruhe)
• Assoziierter Partner: Umwelttechnik BW GmbH (Stuttgart)

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Professor Dr. Claus Lang-Koetz, claus.lang-koetz@hs-pforzheim.de
Professor Dr. Jörg Woidasky, joerg.woidasky@hs-pforzheim.de

Weitere Informationen:

http://www.hs-pforzheim.de/marek

Quelle: IDW 

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Forscher entschlüsseln Wirkung von Ebola-Impfstoff – Virologen der Uniklinik Köln identifizieren neue Antikörper

Christoph Wanko Unternehmenskommunikation und Marketing
Uniklinik Köln

rVSV-EBOV heißt der noch neue Impfstoff, der aktuell im Kampf gegen das meist tödliche Ebola-Virus eingesetzt wird. Seit 2018 haben ihn bereits über 200.000 Menschen erhalten. Wie genau der Impfstoff wirkt, war bislang jedoch nur teilweise bekannt. Wissenschaftler um Univ.-Prof. Dr. Florian Klein, Direktor des Instituts für Virologie an der Uniklinik Köln und der Medizinischen Fakultät, konnten die durch rVSV-EBOV ausgelöste Antikörperantwort nun im Detail entschlüsseln. Ihre Erkenntnisse sind heute (7.10.19) im renommierten Fachmagazin „Nature Medicine“ veröffentlicht worden.

Nach der dramatischen Ebola-Epidemie von 2013 bis 2016 in Westafrika grassiert das Virus nun seit 2018 in der Demokratischen Republik Kongo. Seitdem ist es zu über 2.100 Todesfällen gekommen und die Zahl der Opfer sowie Neuinfektionen steigt täglich. Um die Epidemie einzudämmen setzen Mediziner den rekombinanten Lebendimpfstoff rVSV-ZEBOV ein, der abgeschwächte vesikuläre Stomatitis-Viren (VSV) mit dem Hüllprotein des Ebola-Virus vom Zaire-Stamm (ZEBOV) kombiniert.

Wissenschaftler um Prof. Klein konnten nun zeigen, wie das Immunsystem auf die Impfung reagiert und Antikörper gegen das Ebola-Virus bildet. Die Untersuchungen erfolgten mit der Unterstützung des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF) in enger Zusammenarbeit mit Forschern der Universität Marburg, des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf und des Weizmann-Instituts für Wissenschaften in Israel.

In ihrer Arbeit zeigten die Forscher, dass die Impfung eine große Bandbreite an verschiedenen Antikörpern gegen das Ebola-Virus hervorruft, die unterschiedliche Stellen auf dem Hüllprotein des Virus erkennen. Viele der untersuchten Antikörper wiesen zudem sehr gute Neutralisations-Eigenschaften auf. Diese sind in der Regel besonders wichtig, um vor Infektionen zu schützen. Ausgesprochen wirkungsstark waren dabei die Antikörper 3T0331 und 4T0243. Diese konnten Ebola-Viren unter Zellkultur-Bedingungen deutlich effizienter neutralisieren als andere Antikörper, die zurzeit therapeutisch eingesetzt werden.

Des Weiteren entdeckten die Wissenschaftler, dass bestimmte Antikörper bei allen untersuchten und geimpften Personen in sehr ähnlicher Weise auftraten. Dafür hat das Team von Prof. Klein, dem auch die Erstautoren Doktorandin Stefanie Ehrhardt und Post-Doc Dr. Matthias Zehner angehören, die sogenannten B-Zellen untersucht, die für die Bildung der Antikörper verantwortlich sind. „Die spezifischen B-Zellen im Blut der geimpften Personen haben wir mittels eines markierten Ebola-Hüllproteins sichtbar gemacht und jede einzelne Zelle genau analysiert“, so Dr. Zehner. „Die Ähnlichkeit bestimmter Antikörper zwischen den geimpften Personen ist sehr beeindruckend, da jeder Mensch eine fast unbegrenzte Anzahl an verschiedenen Antikörpern produzieren kann. Zudem ähneln sie auch den Antikörpern, die in Ebola-Überlebenden gefunden wurden, was unterstreicht, dass der Impfstoff zu einer der Virus-Infektion ähnlichen Antikörperantwort führt“, erklärt Stefanie Ehrhardt.

Die Forscher verdeutlichen mit ihrer Arbeit darüber hinaus, dass therapeutische Antikörper auch effektiv aus geimpften Personen entwickelt werden können. „Das ist besonders bei schwerwiegenden Ausbrüchen in Gebieten mit schlechter Infrastruktur von Bedeutung. Wenn zuvor eine Studie mit einem Impfstoff gegen den Erreger durchgeführt wurde, kann versucht werden, direkt aus diesen Personen neutralisierende Antikörper zu isolieren. Diese können dann zum Schutz und zur Therapie der Infektion eingesetzt werden“, erklärt Prof. Klein abschließend.

Kooperationspartner der Studie:
• Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
• Institut für Virologie der Philipps-Universität Marburg
• Weizmann-Institut für Wissenschaften in Rehovot, Israel
• Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin
• Deutsches Zentrum für Infektionsforschung (DZIF)
• Universitätsklinikum Frankfurt

Für Rückfragen:
Anja Schattschneider
Redakteurin / Pressereferentin
Stabsabteilung Unternehmenskommunikation und Marketing
Telefon: 0221 478-5548
E-Mail: presse@uk-koeln.de

Originalpublikation:
Polyclonal and convergent antibody response to, Ebola virus vaccine rVSV-ZEBOV, Stefanie A. Ehrhardt und Matthias Zehner*, Verena Krähling, Hadas Cohen-Dvashi, Christoph Kreer, Nadav Elad, Henning Gruell, Meryem S. Ercanoglu, Philipp Schommers, Lutz Gieselmann, Ralf Eggeling, Christine Dahlke, Timo Wolf, Nico Pfeifer, Marylyn M. Addo, Ron Diskin, Stephan Becker and Florian Klein

https://doi.org/10.1038/s41591-019-0602-4

Quelle: IDW 

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Starke Gleichstellungsstrategie zahlt sich aus

Sebastian Hollstein Abteilung Hochschulkommunikation/Bereich Presse und Information
Friedrich-Schiller-Universität Jena

Die Friedrich-Schiller-Universität Jena gehört im Bereich Gleichstellung zu den drei führenden Universitäten Deutschlands. Das geht aus dem bundesweiten „Hochschulranking nach Gleichstellungsaspekten 2019″ des Kompetenzzentrums Frauen in Wissenschaft und Forschung (CEWS) hervor. Das Ranking vergleicht 292 Hochschulen, darunter 63 Universitäten, nach Kennzahlen zur Gleichstellungssituation in verschiedenen Bereichen. Mit zehn von zwölf Punkten bildet die Universität Jena gemeinsam mit den Universitäten Bielefeld und Potsdam die Spitzengruppe des Universitätsrankings.

Hervorragend sind in Jena beim Gleichstellungsranking vor allem die Ergebnisse in den Bereichen Promotionen und hauptberufliches wissenschaftliches Personal sowie die Steigerung des Frauenanteils am hauptberuflichen wissenschaftlichen Personal und an den Professuren gegenüber dem Jahr 2012.

„Diese Platzierung ist eine erneute Bestätigung dafür, dass wir mit unserer jüngst durch das Sachverständigengremium des Professorinnenprogramms von Bund und Ländern prämierten Gleichstellungsstrategie und den damit verbundenen Bemühungen um Chancengleichheit den richtigen Weg eingeschlagen haben“, sagt Prof. Dr. Uwe Cantner, der Vizepräsident für wissenschaftlichen Nachwuchs und Gleichstellung der Universität Jena. „Um die Bedeutung dieses Themas als Grundprinzip unserer Universität herauszustellen und wirkungsvoll agieren zu können, haben wir die Bemühungen auf diesem Feld als Führungs- und Querschnittsaufgabe verankert, in die die gesamte Universität einbezogen ist – und das zahlt sich aus, wie das Ranking belegt. Basierend auf gleichstellungsorientierten Konzepten der Studien- und Personalentwicklung und einem vielfältigen Beratungs- und Förderangebot für Frauen, in den Bereichen, in denen sie bisher unterrepräsentiert sind, wird die positive Entwicklung von allen Hochschulangehörigen getragen, die für Fairness und Chancengerechtigkeit in ihren Studien- und Arbeitsumfeld sensibel sind und sich in ihrem Team und Kollegium sowie in ihrer Lehre und Personalführung dafür einsetzen.“ Die erfolgreiche Gleichstellungsarbeit der Friedrich-Schiller-Universität lasse sich nicht zuletzt sehr gut an stetig verbesserten Ergebnissen in vorangegangenen Rankings ablesen.

Das CEWS-Hochschulranking erscheint seit 2003 im Zweijahres-Rhythmus. Es berücksichtigt das Fächerprofil der Hochschulen, zeigt bundesweite Entwicklungen im Gleichstellungsbereich auf und hat sich als Bestandteil der Qualitätssicherung für Gleichstellung etabliert. Das aktuelle Ranking basiert auf Daten des Statistischen Bundesamtes 2017.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Uwe Cantner
Vizepräsident für wissenschaftlichen Nachwuchs und Gleichstellung der Universität Jena
Fürstengraben 1, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 930400
E-Mail: vpwiss.nachwuchs@uni-jena.de

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Chemische Evolution – One Pot Wonder

LMU Stabsstelle Kommunikation und Presse
Ludwig-Maximilians-Universität München

Vor dem Leben kam die RNA: LMU-Forscher zeigen, wie auf der Ur-Erde die vier verschiedenen Buchstaben dieses Erbgut-Alphabets aus simplen Vorläufermolekülen entstehen konnten – unter denselben präbiotischen Bedingungen.

Auf geothermalen Feldern wie im hier Yellowstone-Nationalpark könnten auf der Ur-Erde erste RNA-Moleküle, die Vorboten des Lebens, entstanden sein. Foto: imago / Westend61
Auf geothermalen Feldern wie im hier Yellowstone-Nationalpark könnten auf der Ur-Erde erste RNA-Moleküle, die Vorboten des Lebens, entstanden sein. Foto: imago / Westend61

Die Evolution hat eine Vorgeschichte: Bevor sich auf dem damals noch jungen Planeten das Leben formen konnte, müssen vor gut vier Milliarden Jahren die ersten einfachen Bausteine entstanden sein, die seine Entstehung in Gang setzten. Unter welchen Bedingungen und auf welchem Wege fügten sich solche Moleküle zusammen, aus denen sich komplexere informationstragende Einheiten bilden konnten, die sich selbst vervielfältigen – Vorläufer des heutigen Erbmaterials? Wissenschaftler um den LMU-Chemiker Professor Thomas Carell können nun einen weiteren, wenn nicht den entscheidenden Schritt in dieser chemischen Evolution erklären, die der biologischen Stammesgeschichte vorausgegangen ist. Davon berichten sie im renommierten Fachmagazin Science.

Thomas Carell und sein Team schlagen in ihrer neuen Arbeit eine Kaskade chemischer Reaktionen vor, in der die vier verschiedenen Bausteine des Erbmoleküls RNA allesamt unter identischen präbiotischen Bedingungen entstehen können: die Ursuppe – sozusagen in einem Topf gekocht. Bislang gab es zwei konkurrierende Modelle, die unterschiedliche geochemische Settings auf der frühen Erde voraussetzten. Eines führt zum Bau der sogenannten Pyrimidine, der Buchstaben C (Cytosin) und U (Uracil) im RNA-Alphabet, das andere zu A (Adenin) und U (Uracil). Den Reaktionsweg zu diesen Purinen hatte Carells Team schon in einer früheren Arbeit beschrieben. Jetzt haben die Münchner Chemiker, wenn man so will, eine Synthese geschafft.

Danach reichten einfachste chemische Zutaten und Reaktionsbedingungen, wie sie auf der Erde vor Millionen von Jahren etwa auf geothermalen Feldern mit vulkanischer Aktivität im Untergrund oder aber auch in flachen Teichen zu finden gewesen sein dürften, um die Synthese sogenannter Nukleoside, der direkten Vorstufen für die Purine und Pyrimidine, über eine ganze Reihe von Reaktionsschritten in Gang zu halten. Ausgangsstoffe dafür waren in den Versuchen, die die präbiotischen Bedingungen nachstellen sollten, so einfache Substanzen wie Ammoniak, Harnstoff und Ameisensäure. Auch brauchte es Salze wie Nitrite und Carbonate sowie Metalle wie Nickel, die in großen Mengen in der Erdkruste vorhanden sind. Angetrieben wurde die Kette der chemischen Reaktionen lediglich von Nass-Trocken-Zyklen, wie sie durch hydrothermale Quellen oder auch Dürre- beziehungsweise Regenperioden entstehen können.

Thomas Carell spricht von einem „Durchbruch“. Interessant sei, wie vergleichsweise homogen die Reaktionsbedingungen für die einzelnen Schritte der Synthese seien. Es reichten schon geringe Fluktuationen physikalischer Parameter wie eine gelinde Erwärmung beziehungsweise Abkühlung oder der Wechsel zwischen einem leicht sauren und einem leicht basischen Reaktionsmilieu. „Es gibt wenige komplexe Moleküle, die sich in so engen Reaktionsbändern herstellen lassen“, sagt der LMU-Chemiker. Solche einfachen Rahmenbedingungen, so folgert er, ließen es umso plausibler erscheinen, dass diese Reaktionskaskaden und damit ein entscheidender Schritt der chemischen Evolution auf der frühen Erde haben stattfinden können.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Thomas Carell
Chair of Organic Chemistry – Nucleic Acid Chemistry
LMU
Tel.: +49 / 89 / 2180-77750
E-Mail: thomas.carell@cup.uni-muenchen.de

Originalpublikation:
Sidney Becker, Jonas Feldmann, Stefan Wiedemann, Hidenori Okamura, Christina Schneider, Katharina Iwan, Antony Crisp, Martin Rossa, Tynchtyk Amatov, Thomas Carell:
Unified prebiotically plausible synthesis of pyrimidine and purine RNA ribonucleotides
Science 2019

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Tarifrunde 2020: Für mehr als 10 Millionen Beschäftigte werden neue Vergütungstarifverträge verhandelt

Rainer Jung Abt. Öffentlichkeitsarbeit
Hans-Böckler-Stiftung

Service des WSI-Tarifarchivs
Tarifrunde 2020: Für mehr als 10 Millionen Beschäftigte werden neue Vergütungstarifverträge verhandelt – Die Kündigungstermine

Die Tarifrunde 2019 geht in die Schlussphase: In einigen Bereichen wird in den verbleibenden Wochen und Monaten des Jahres noch verhandelt. Dazu gehören zum Beispiel die chemische Industrie und das Versicherungsgewerbe sowie die von der DGB-Tarifgemeinschaft geführten Verhandlungen für die Leiharbeit.

Zeitgleich laufen bereits in vielen Branchen die Vorbereitungen für die Tarifrunde 2020. Insgesamt verhandeln die DGB-Gewerkschaften im nächsten Jahr für mehr als 10 Millionen Beschäftigte neue Vergütungs-tarifverträge. Hierzu gehören u. a. die großen Tarifbereiche Metall- und Elektroindustrie und der öffentliche Dienst (Bund und Gemeinden).

Wann in welchem Bereich die gültigen Tarifverträge auslaufen, zeigt der tarifliche Kündigungsterminkalender, den das Tarifarchiv des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung jetzt vorlegt. Einige ausgewählte Beispiele (in Klammern: Beschäftigtenzahlen, gerundet auf volle Tausender):

Dezember 2019:
-Leiharbeit (980.000)
-Systemgastronomie (80.000)

März:
– Metall- und Elektroindustrie (3.780.000)

April:
– Bauhauptgewerbe (633.000)
– Volkswagen AG (115.000)
– Hotel- und Gaststättengewerbe Bayern (157.000)

Mai:
– Deutsche Post AG (140.000)
– Hotel- und Gaststättengewerbe Weser-Ems (Oldenburg), Nordrhein-Westfalen (142.000)

Juni:
– Wohnungs- und Immobilienwirtschaft (64.000)

August:
– öffentlicher Dienst Bund und Gemeinden (2.712.000)

September:
– Dachdeckerhandwerk (88.000)

Oktober:
– Maler- und Lackiererhandwerk (123.000)

November:
– Privates Verkehrsgewerbe Bayern (128.000)

Dezember:
– Gebäudereinigerhandwerk (460.000)
– Bewachungsgewerbe verschiedene Regionen (153.000)

In einigen Branchen wird im kommenden Jahr nicht verhandelt, weil die Verträge bis ins Jahr 2021 gelten. Dies gilt z. B. für den Groß- und Außen- und den Einzelhandel sowie den öffentlichen Dienst der Länder. Der ausführliche Überblick im Anhang der pdf-Version dieser PM (Link unten) informiert über die Kündigungstermine in zahlreichen weiteren Branchen bis Ende des Jahres 2020. In der Tabelle wird auch ausgewiesen, wie viele Beschäftigte in den jeweiligen Tarifbereichen tätig sind.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Prof. Dr. Thorsten Schulten
Leiter WSI-Tarifarchiv
Tel.: 0211 / 77 78-239
E-Mail: Thorsten-Schulten@boeckler.de

Rainer Jung
Leiter Pressestelle
Tel.: 0211 / 77 78-150
E-Mail: Rainer-Jung@boeckler.de

Originalpublikation:
Die PM mit Tabellen-Anhang (pdf):
https://www.boeckler.de/pdf/pm_ta_2019_10_04.pdf

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Strategien für eine nachhaltige Urbanisierung. Auftakt für Internationales Forschungsprojekt „EAST-CITIES“

Dr. Elisabeth Hoffmann Presse und Kommunikation
Technische Universität Braunschweig

Immer mehr Menschen ziehen in die Städte. In wenigen Ländern schritt die Urbanisierung in den letzten Jahren so voran wie in China. Diese rasante Entwicklung birgt große Chancen – wie eine Verbesserung des Lebensstandards – hat jedoch auch negative Auswirkungen auf die Lebensgrundlagen und die Umwelt. Hier setzt das internationale Forschungsprojekt „EAST-CITIES – Establishing and Achieving Sustainability Targets in Eastern Chinese Cities“ an. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Deutschland und China unter Leitung der Technischen Universität Braunschweig und der Tongji University, Shanghai, wollen gemeinsam die nachhaltige Entwicklung von Stadtregionen untersuchen.

Die Urbanisierung Chinas kann als eines der größten Projekte der Menschheit angesehen werden. Noch nie zuvor waren so viele Menschen in Städten und städtischen Regionen beheimatet. Noch nie zuvor haben so viele Menschen in so kurzer Zeit eine so deutliche Verbesserung ihres Lebensstandards und ihrer sozioökonomischen Möglichkeiten erlebt. Gleichzeitig führt die fortschreitende und rasante Urbanisierung in China zu ökologischen Problemen, die mit einer Minderung der Lebensqualität einhergehen. Die Forscherinnen und Forscher wollen neue Ansätze für eine nachhaltige Stadtentwicklung entwickeln, die auf einem besseren Verständnis regionaler Siedlungsformen am Übergang von Stadt zu Land und ihren Wechselwirkungen fußen.

Das interdisziplinäre EAST-CITIES-Forschungsteam der Tongji University Shanghai, der Technischen Universität Braunschweig, der Leibniz Universität Hannover (LUH) sowie GESIS Leibniz Institut für Sozialwissenschaften konzentriert sich gemeinsam mit Partnerinnen und Partnern in China auf die ganzheitliche Entwicklung von „mittelgroßen“ Stadtregionen von bis zu 10 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern. Die Stadtregion Qingdao in der ostchinesischen Provinz Shandong wurde als Forschungsgebiet ausgewählt. Mit ihren rund 5 Millionen Einwohnern ist die Stadt eine sogenannte sekundäre Großstadt. In ihrem unmittelbaren Einzugsbereich leben weitere 2,5 Millionen Einwohner. Für die nächsten Jahre wird noch ein Bevölkerungszuwachs von über 1 Million Menschen erwartet.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wollen fachübergreifend Strategien entwickeln, um unerwünschten sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Auswirkungen aktueller Urbanisierungsmuster entgegenzuwirken. Dazu wird im Forschungsprojekt das Know-how für die vielfältigen, komplexen, maßstabs- und sektorübergreifenden Herausforderungen zusammengeführt. Unter anderem nachhaltige Architektur und Stadtplanung, nachhaltige Mobilität in Stadtregionen und Ressourcenmanagement, urbane Produktion und Landwirtschaft. Die Forschungsarbeiten schließen dabei die verschiedenen städtischen und ländlichen Siedlungstypen und die miteinander verbundenen Infrastruktursysteme und Landschaften ein. „Bislang wurden in der Stadtforschung sehr stark die Mega-City-Regionen mit über 10 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner fokussiert. Dabei wachsen in China insbesondere die vielen mittelgroßen Städte mit 5 bis 10 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner besonders stark. Indem wir uns nun mit dem Beispiel Qingdao ganz bewusst den mittelgroßen Städten und insbesondere der Stadt-Land-Problematik widmen, schließen wir eine Lücke in der Betrachtung nachhaltiger Regionen“, so die Projektleiterin der Forschungsgruppe in Deutschland, Prof. Dr. Vanessa Miriam Carlow vom Institute for Sustainable Urbanism (ISU).

Erste Ergebnisse der laufenden Forschungstätigkeiten werden im Rahmen einer gemeinsamen Projektwoche vom 8. bis 12. Oktober 2019 vor Ort vorgestellt und diskutiert. Eine Delegation aus 15 Forscherinnen und Forschern der TU Braunschweig und des L3S Research Centers der Leibniz Universität Hannover wird nach Shanghai und Qingdao reisen und gemeinsam mit ihren chinesischen Partnerinnen und Partnern das Untersuchungsgebiet erkunden.

Das Forschungsprojekt „EAST-CITIES – Establishing and Achieving Sustainability Targets in Eastern Chinese Cities“ wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Derzeit in der Definitionsphase (2019-2020) beträgt die Fördersumme bei Bewilligung im geplanten Projektzeitraum von 2020 bis 2024 ca. 3,5 Millionen Euro. Übergeordnete Fragestellung und Ziel des fünfjährigen Projektes ist die Entwicklung von Strategien, um Wachstum und Entwicklung von negativen ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen zu entkoppeln.

Projektteam
Das deutsche Projektteam besteht aus drei Forschungsclustern: Mitgliedern des Forschungsschwerpunkts Stadt der Zukunft der TU Braunschweig, des Niedersächsischen Forschungszentrums Fahrzeugtechnik und des L3S Forschungszentrum der Leibniz Universität Hannover. Hinzu kommt ein Projektteam in China aus Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern an der Tongji University Shanghai: College of Architecture and Urban Planning (CAUP), Tongji Clean Energy Automotive Engineering Center, School of Automotive Studies, College of Environmental Science and Engineering, UNEP TONGJI Institute of Environment for Sustainable Development, School of Transportation Engineering, Department of Comprehensive Transportation Information and Department of Transportation Management Engineering.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Vanessa Miriam Carlow
Technische Universität Braunschweig
Institute for Sustainable Urbanism (ISU)
Pockelsstr. 3
38106 Braunschweig
Tel.: 0531 391-3537
E-Mail: eastcities@tu-braunschweig.de
http://www.eastcities.org

Weitere Informationen:
http://www.eastcities.org

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Dem HI-Virus auf der Spur: Forscherteam macht sichtbar, wie AIDS-Erreger sich im Körper vermehrt

Lavinia Meier-Ewert Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Photonische Technologien e. V.

Einem Forscherteam um Prof. Christian Eggeling vom Leibniz-Institut für Photonische Technologien, der Friedrich-Schiller-Universität Jena und der Universität Oxford ist es gelungen, mit höchstauflösender Bildgebung millisekundengenau sichtbar zu machen, wie das HI-Virus sich zwischen lebenden Zellen verbreitet. Mit superauflösender STED-Fluoreszenzmikroskopie liefern die Forschenden erstmals einen direkten Beweis dafür, dass der AIDS-Erreger zum Vervielfältigen ein bestimmtes Lipidmilieu schafft. „Wir haben eine Methode geschaffen, um zu erforschen, wie sich die Vermehrung potentiell verhindern lässt“, so Eggeling. Die Ergebnisse veröffentlichten sie am 2. Oktober 2019 in Science Advances.

In den Fokus nahmen die Forschenden die Schleuse, durch die das HI-Virus (Human Immunodeficiency Virus/ Erworbenes Abwehrschwäche-Syndrom) wieder aus der Zelle heraustritt, nachdem es sie infiziert hat: die Plasmamembran der Wirtszelle. Als Marker diente ihnen dabei das Protein Gag, das die Vorgänge bei der Reifung des Virus koordiniert. „Dort, wo sich dieses Protein sammelt, laufen die entscheidenden Prozesse ab, die dazu führen, dass die Viren sich freisetzen und weitere Zellen infizieren“, erläutert Christian Eggeling. Um diese zu entschlüsseln, haben sich die Forschenden die Diffusion an diesem Ort der Knospung – des „budding“ – des Viruspartikels angesehen. Sie fanden heraus, dass nur bestimmte Lipide mit dem HI-Virus wechselwirken. Zwar waren diese Lipide prinzipiell schon vorher bekannt, aber das Forscherteam konnte diese Wechselwirkung erstmals direkt an der lebenden und infizierten Zelle nachweisen.

Angriffspunkt, um die Vermehrung des Virus zu verhindern
„Damit haben wir einen potentiellen Angriffspunkt, an dem antivirale Medikamente ansetzen könnten“, so Christian Eggeling. „Zu wissen, welche Moleküle das HI-Virus braucht, um aus der Zelle herauszutreten und sich zu vervielfältigen, ist eine entscheidende Voraussetzung, um zu erforschen, wie sich dies verhindern lässt. Mit unserer Technik können wir das jetzt direkt und live verfolgen.“ Mit seinem Team will Eggeling nun Antikörper entwickeln, die genau diese Moleküle angreifen – und so die Verbreitung des Virus unterdrücken.

„Wir wollen diese Antikörper nicht nur in medizinischer Hinsicht untersuchen, sondern herausfinden, wie man ihre biophysikalische Wechselwirkung nutzen kann, um ihre Wirksamkeit zu verstärken“, umschreibt Eggeling sein Forschungsprogramm. „Dazu analysieren wir biologische Vorgänge – nämlich die Interaktion von Zellen und Molekülen – mithilfe physikalischer Parameter wie Diffusion.“ Vor einem guten Jahr ist der Physiker von Oxford nach Jena gewechselt. Neben seiner Professur für „Superresolution Microscopy“ an der Universität leitet er am Leibniz-IPHT die Forschungsabteilung „Biophysikalische Bildgebung“. Er führt zudem noch seine Arbeitsgruppe in der MRC Human Immunology Unit und am Wolfson Imaging Centre des Weatherall Institute of Molecular Medicine der Universität Oxford.

Um auf kleinster, molekularer Ebene zu verstehen, wie Krankheiten entstehen, kombiniert Christian Eggeling räumlich superauflösende Fluoreszenzmikroskopie-Techniken mit Methoden, die es ermöglichen, die Bewegung markierter Moleküle in Echtzeit zu verfolgen. So können er und sein Forscherteam einzelne Moleküle – etwa in Zellmembranen – in lebenden Zellen räumlich und zeitlich untersuchen. „Das ermöglicht es uns, zelluläre Mechanismen auf molekularer Ebene zu enthüllen, die für bisherige Untersuchungsmethoden viel zu schnell sind und auf viel zu kleinen räumlichen Skalen ablaufen.“

Neue superauflösender Fluoreszenzmikroskopietechniken hat Christian Eggeling zuvor bereits am Göttinger Max-Planck-Institut für Biophysikalische Chemie in der Gruppe von Stefan W. Hell erforscht. Stefan Hell erhielt dafür zusammen mit Eric Betzig und William E. Moerner im Jahr 2014 den Nobelpreis für Chemie. In Jena möchte Eggeling nun in enger Zusammenarbeit mit Biologen und Medizinern herausfinden, wie man diese Methoden nutzen kann, um Krankheiten frühzeitiger und genauer zu erkennen und möglicherweise sogar zu verhindern.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Christian Eggeling
Friedrich-Schiller-Universität Jena // Institut für Angewandte Optik und Biophysik sowie Leibniz-Institut für Photonische Technologien // Leiter der Forschungsabteilung Biophysikalische Bildgebung

+49 3641 206-401 (Leibniz-IPHT); +49 3641 9-47670 (Universität)
christian.eggeling@leibniz-ipht.de; christian.eggeling@uni-jena.de

Originalpublikation:
C. Favard, J. Chojnacki, P. Merida, N. Yandrapalli, J. Mak, C. Eggeling, D. Muriaux: HIV-1 Gag specifically restricts PI(4,5)P2 and cholesterol mobility in living cells creating a nanodomain platform for virus assembly. In: Science Advances 2019, 5.
DOI: 10.1126/sciadv.aaw8651

Weitere Informationen:
https://www.leibniz-ipht.de/institut/presse/aktuelles/detail/christian-eggeling-…

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Wenn Zahlen lügen

Katharina Vorwerk Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg

Wirtschaftswissenschaftler der Universität Magdeburg veröffentlichen Studie zur Flüchtlingskriminalität
Deutsche Staatsbürger sind seit 2015 nicht häufiger Opfer von schweren Straftaten wie Körperverletzung, Sexualdelikten oder Raub geworden, für die Flüchtlinge als Tatverdächtige polizeilich erfasst sind. Das hat eine Studie der Wirtschaftswissenschaftler Professor Dr. Michael Kvasnicka und Yue Huang (M.Sc.) von der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg nachgewiesen.

Wurde in der bisherigen Forschung die allgemeine Kriminalitätsrate herangezogen, schließt die in der Magdeburger Studie verwandte Opferstatistik korrekterweise solche Delikte aus, die nicht von Flüchtlingen gegen deutsche Staatsbürger verübt wurden. Darunter sind Straftaten von Deutschen gegen Deutsche, von Flüchtlingen gegen Flüchtlinge sowie Delikte von Deutschen gegen Flüchtlinge.

„Detaillierte und aussagekräftige Daten sind bei so einem gesellschaftlich relevanten Thema äußerst wichtig“, sagt die Wissenschaftlerin Yue Huang, „denn falsche oder schlechte Daten können zu falschen oder irreführenden Befunden führen, die die öffentliche Meinung verzerren und auch zu gefährlicher Voreingenommenheit beitragen.“ In der Studie wurden Sonderauswertungen der polizeilichen Kriminalstatistik des Bundeskriminalamts und der Asylbewerberleistungsstatistik der 16 Statistischen Landesämter in Deutschland ausgewertet.

Die Wissenschaftler haben in ihrer Studie auch potenzielle Einflussfaktoren wie die Alters-, Geschlechts- und Unterbringungsstruktur regionaler Flüchtlingsgruppen betrachtet. Dabei zeigte sich, dass eine dezentralisierte Unterbringung von Asylbewerbern die allgemeine Kriminalitätsrate reduziert.

„Wir wollen mit dieser Studie auch einen methodischen Beitrag leisten“, betont Prof. Dr. Michael Kvasnicka, „und aufzeigen, wie unterschiedlich die Schlussfolgerungen sein können, je nachdem, ob detailliertes und aussagekräftiges Datenmaterial verwandt wird oder nicht.“
Drei Jahre lang forschen die Wirtschaftswissenschaftler im Forschungsprojekt „Deutschland und die Flüchtlingskrise im Jahr 2015″ zu den Themen Gewalt gegen Ausländer und Kriminalität durch Ausländer, Spendenverhalten, Wahlergebnisse und Immobilienmärkte. Das Projekt wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert und gemeinsam mit dem RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung e.V. durchgeführt.

Die Studie in englischer Sprache steht kostenlos und öffentlich zum Download zur Verfügung unter: http://link.ovgu.de/paperhuangkvasnicka

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Michael Kvasnicka, Fakultät für Wirtschaftswissenschaft, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Tel.: +49 391 67-58739, E-Mail: michael.kvasnicka@ovgu.de

Originalpublikation:
http://link.ovgu.de/paperhuangkvasnicka

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Studie: Erhalt von biologischer Vielfalt erfordert Konsumwende

Ruth Birkhölzer Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Bundesamt für Naturschutz

Deutschland importiert jährlich über 200 Millionen Tonnen Rohstoffe und Produkte direkt von außerhalb der Europäischen Union. Deren Anbau, Abbau und Herstellung haben schwerwiegende Auswirkungen auf die Natur in den Erzeugerländern. Dabei handelt es sich häufig um Länder des Globalen Südens. Neue Untersuchungen des Bundesamts für Naturschutz (BfN) kommen zu dem Schluss, dass ein wirksamer Schutz von biologischer Vielfalt und Ökosystemleistungen weltweit nur gelingt, wenn sich der Konsum im Globalen Norden umfassend verändert. Die Studie „Sustainable Consumption for Biodiversity and Ecosystem Services“ wurde heute auf einer Konferenz im Bundesumweltministerium in Berlin vorgestellt.

Der Konsum in Deutschland ist insbesondere mit den Importen von Soja, Palmöl, Baumwolle und Steinkohle sowie Eisen-, Kupfer- und Aluminiumerzen wesentlicher Mitverursacher des Raubbaus an der Natur anderer Länder. Als weiteres Produkt mit gravierenden Nebenwirkungen steht der heutige Lithiumabbau. Der Anbau von Soja für Tierfuttermittel zur Deckung des deutschen Fleischkonsums erfolgt in Monokulturen auf riesigen Flächen, hauptsächlich in den USA und in Brasilien. Die Auswirkungen auf die biologische Vielfalt in den Anbauregionen sind gravierend und die lokale Bevölkerung leidet unter dem Verlust wichtiger ökologischer Leistungen und den gesundheitlichen Folgen des hohen Einsatzes von Pestiziden.

Die Analysen des Berliner Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) im Auftrag des Bundesamtes für Naturschutz zeichnet für die drei Importgüter Lithium, Soja und Baumwolle nach, wie durch ihren An- bzw. Abbau Lebensräume verloren gehen: So werden Regenwälder für neue landwirtschaftliche Flächen abgeholzt, riesige Monokulturen geschaffen, chemische Düngemittel und Pestizide kommen übermäßig zum Einsatz und offene Wasserflächen gehen verloren.

Die Ergebnisse der Studie machen deutlich, dass sich das Konsumverhalten der Menschen im Globalen Norden ändern muss. „Mit unseren Importen nutzen wir in Europa zwei bis dreimal so viel produktives Land wie uns innerhalb unserer Grenzen zur Verfügung steht. Dieser Teil unseres ökologischen Fußabdrucks wird bisher viel zu wenig beachtet“, sagt BfN-Präsidentin Prof. Dr. Beate Jessel. „Um die Natur weltweit wirksam zu schützen, müssen wir wesentliche Konsumtrends umdrehen. Dazu zählen etwa: weniger Fleischverzehr, Slow statt Fast Fashion, weniger motorisierter Individualverkehr.“

Als Politikmaßnahmen empfehlen die Expertinnen und Experten des IÖW etwa, öffentlichen und nichtmotorisierten Verkehr in Städten zu fördern, den Fleischkonsum mit steuerlichen und regulatorischen Maßnahmen zu reduzieren sowie Kampagnen für die Etablierung einer „Slow Fashion“-Kultur durchzuführen. Verbraucherinnen und Verbraucher müssten stärker über die Auswirkungen ihres Konsumverhaltens auf die Natur informiert und die Forschung nach alternativen, umweltschonenden Rohstoffen verstärkt werden.

Die Studie „Sustainable Consumption for Biodiversity and Ecosystem Services – The cases of cotton, soy and lithium“ steht auf der BfN-Website zum Download bereit:
https://www.bfn.de/fileadmin/BfN/internationalernaturschutz/Dokumente/Sustainabl…

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Radikale Ideen in der Hochschulbildung: Drei Projekte erhalten 650.000 Euro Förderung

Melisa Berktas Corporate Communications & Public Relations
Jacobs University Bremen gGmbH

Gesucht waren innovative und bahnbrechende neue Ideen für die künftige Hochschulbildung: In einem internationalen Wettbewerb hatten die Jacobs Foundation und die Jacobs University Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aller Fachrichtungen zur Teilnahme aufgefordert. 650.000 Euro stellte die Jacobs Foundation zur Förderung wegweisender Forschungsprojekte im Anschluss an die „B3 – Bildung Beyond Boundaries“ Konferenz bereit. Jetzt wurde das dritte und letzte Vorhaben bewilligt.

„Hands-On 4.0: Individualized Applied Education in the Digitalization Age“ lautet der Titel des dritten Forschungsprojekts, das nach der B3-Konferenz gefördert wird. Es zielt ab auf eine individualisierte Ausbildung, die sowohl die Interessen als auch das vorhandene Wissen und die Persönlichkeit des Lernenden berücksichtigt. Entwickelt wurde es von den Professoren Andrea Censi (ETH Zürich), Ralf Bachmayer (Universität Bremen), Andreas Birk und Francesco Maurelli (beide Jacobs University). Ebenfalls gefördert wird das Projekt „Developmental Adaptive Learning Support for Physics Students“ von Dr. Jürgen Fritz, Professor für Biophysik an der Jacobs University sowie ein Vorhaben von Dr. Henrik Bellhäuser von der Johannes Gutenberg Universität Mainz mit Namen „AMIGO“ (Algorithmic Method for Intelligent Group Formation).

Insgesamt 30 Vorschläge gingen bei der Jury unter Führung der Züricher Jacobs Foundation ein. Der Wettbewerb geht zurück auf die internationale „B3 – Bildung Beyond Boundaries“ Konferenz an der Jacobs University im November 2018. „Die Diskussion mit den Teilnehmern hatte uns bestärkt, im Rahmen eines Wettbewerbes nach radikalen Ideen aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln zu suchen“, sagt Simon Sommer, Co-Geschäftsführer der Jacobs Foundation. Die Zusammenarbeit internationaler und interdisziplinärer Teams soll gefördert, der Schwerpunkt auf eine evidenzbasierte Bildungsforschung gelegt werden.

„Als Experimentierraum dient der Campus der Jacobs University gemeinsam mit den Studierenden und Professorinnen und Professoren“, so Pablo Zerm, Mitglied des Management Boards der Jacobs University. „Das ist sicherlich das Besondere: Es geht nicht nur um die Entwicklung von Ideen, sondern auch um die ganz konkrete Implementierung und wissenschaftliche Auswertung.“

Über die Jacobs University Bremen:
In einer internationalen Gemeinschaft studieren. Sich für verantwortungsvolle Aufgaben in einer digitalisierten und globalisierten Gesellschaft qualifizieren. Über Fächer- und Ländergrenzen hinweg lernen, forschen und lehren. Mit innovativen Lösungen und Weiterbildungsprogrammen Menschen und Märkte stärken. Für all das steht die Jacobs University Bremen. 2001 als private, englischsprachige Campus-Universität gegründet, erzielt sie immer wieder Spitzenergebnisse in nationalen und internationalen Hochschulrankings. Ihre mehr als 1400 Studierenden stammen aus mehr als 100 Ländern, rund 80 Prozent sind für ihr Studium nach Deutschland gezogen. Forschungsprojekte der Jacobs University werden von der Deutschen Forschungsgemeinschaft oder aus dem Rahmenprogramm für Forschung und Innovation der Europäischen Union ebenso gefördert wie von global führenden Unternehmen.
Für weitere Informationen: www.jacobs-university.de
Facebook | Youtube | Twitter | Instagram | Weibo

Weitere Informationen:
https://jacobsfoundation.org/
https://www.jacobs-university.de/b3

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TU Bergakademie Freiberg und UFZ erforschen Vulkangebiete als nachhaltige, erneuerbare Energiequelle

Luisa Rischer Pressestelle
Technische Universität Bergakademie Freiberg

Kann man Wasser sicher in tief liegende aktive Vulkangebiete pumpen, um erneuerbare Wärme und Strom zu erzeugen? Mit dieser Frage beschäftigt sich eine am 26. September in der Nature Communications veröffentlichte Studie der TU Bergakademie Freiberg, des CSIC und des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung aus dem Forschungsprojekt HIGHER. In diesem untersuchen die Wissenschaftler/innen sogenannte superheiße geothermische Systeme. Sie sind eine neue Form der tiefen Geothermie und oft in vulkanischen Gebieten zu finden.

Die Technologie ist vor allem durch ihren potentiell hohen Energieertrag interessant, der herkömmliche Systeme um den Faktor zehn übersteigt. Noch steht die Forschung aber am Anfang und vor großen wissenschaftlichen und technologischen Herausforderungen. Zudem ist unklar, wie sich solche Systeme über wirtschaftlich interessante Zeiträume verhalten und ob sie sicher betrieben werden können.

Einen ersten Schritt zur Erforschung der Systeme haben nun die TU Bergakademie Freiberg, das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) und das Consejo Superior de Investigaciones Científicas (CSIC) in Spanien mit ihrem Projekt HIGHER (finanziert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der Japan Society for the Promotion of Science) gemacht.

In verschiedenen Versuchen haben sie erstmals analysiert, wie sich die Rückführung kalten Wassers in die Tiefe, auf den Druckanstieg und die Abkühlung des Gesteins und damit auf die Erdbebenaktivität (Seismizität) auswirkt. Ein grundlegendes Verständnis der induzierten Seismizität bei tiefengeothermischen Anwendungen ist zentral für die sichere und nachhaltige Nutzung der geothermischen Technologie.

Mit modernsten Computersimulationen, basierend auf der von den Forschern selbst entwickelten Software OpenGeoSys, haben sie die komplexen physikalischen Vorgänge in der Erdkruste erstmals beschrieben und wichtige Erkenntnisse gewonnen, wie superkritische geothermische Systeme in Zukunft sicher betrieben werden können, um eine saubere und nachhaltige erneuerbare Energiequelle zu erschließen.

OpenGeoSys ist eine open source-Forschungsplattform, die in Kooperation mit verschiedenen Universitäten und Forschungseinrichtungen vom UFZ geleitet wird. Die TU Freiberg und das UFZ wollen ihre Kooperation in der umwelt-geowissenschaftlichen Zusammenarbeit zukünftig weiter ausbauen.

Die Ergebnisse haben die Wissenschaftler/innen in einer Studie veröffentlicht, die am 26. September auch im renommierten Wissenschaftsmagazin Nature Communications publiziert wurde. Zum Fachartikel: https://www.nature.com/articles/s41467-019-12146-0.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Dr. Francesco Parisio, Tel.: +49 3731 39-2492, und Prof. Olaf Kolditz (UFZ), Tel.:+49 341 235-1281

Originalpublikation:
https://www.nature.com/articles/s41467-019-12146-0

Weitere Informationen:
https://tu-freiberg.de/fakultaet3/gt/bodenmechanik/forschung/aktuelle-projekte/d…

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Gefahren und Chancen einer neuen Währung

Friederike Mannig Pressestelle
Frankfurt University of Applied Sciences

Prof. Dr. Michaela Hönig von der Frankfurt UAS stellt Studienergebnisse zu neuer Facebook-Währung Libra im Deutschen Bundestag vor

Libra – so lautet der Name einer Internetwährung, die das Unternehmen Facebook im Jahr 2020 auf den Markt bringen will. Doch was bedeutet dies für den internationalen Finanzmarkt? Welche Vorteile und welche Risiken hätte Libra? Um diese Fragen zu beantworten, hat Prof. Dr. Michaela Hönig, Professorin für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Finanzwirtschaft und Asset Management an der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS), eine Studie zum Thema „Libra – Gefahr einer digitalen Parallelwelt“ durchgeführt. Unterstützt wurde das Projekt von der DekaBank in Frankfurt. Die Ergebnisse, die gemeinsam mit 15 Studierenden aus den Studiengängen Betriebswirtschaftslehre, International Finance und Wirtschaftsinformatik erarbeitet wurden, wurden am 25. September 2019 in einer Anhörung im Ausschuss „Digitale Agenda“ im Deutschen Bundestag vorgestellt.

„Viele Fragen zu Libra sind aktuell noch offen. Das bezieht sich auf den Anleger- und Datenschutz, die Verhinderung von Datenbetrug, das Aufsichtsrecht, die Regulierung sowie die Verhinderung von organisierter Kriminalität auf der Plattform“, so Hönig, die am Fachbereich Wirtschaft und Recht der Frankfurt UAS lehrt und forscht. „Insbesondere haben wir uns die Frage gestellt, wie der Wert des angedachten Stable Coins, also des möglichst stabilen Wechselkurses, von Libra garantiert werden kann.“ Sollte die Währung große Verwendung finden, könnte sie die Einlagenbildung und das Geschäftsmodell der traditionellen Banken untergraben. Das wiederum könnte deren Zahlungsverkehrsgeschäft und Prozesse an den Finanzmärkten stören. „Ohne eine Regulierung kann eine systemische Gefahr für den Finanzsektor entstehen“, warnt Hönig. „Die Libra Association könnte so durch die Eins-zu-eins-Deckung in kurzer Zeit zu einer der weltweit größten Vermögensverwalter und somit zu einem ‚too big to fail‘-Akteur werden. Sie müsste entsprechend wie ein vergleichbares Kreditinstitut oder ein Zahlungsverkehrsdienstleister dieser Größenordnung reguliert und aufsichtsrechtlich überwacht werden“, führt Hönig in ihrer Stellungnahme aus.

Gemeinsam kamen die Studierenden und Hönig zu dem Ergebnis, dass Facebook angesichts der grenzüberschreitenden Verbreitung von Libra zusammen mit Notenbanken und Aufsichtsbehörden Lösungen entwickeln muss. Facebook würde bei einer großen Nutzung von Libra zu einem systemrelevanten Intermediär und Finanzmarktinfrastrukturanbieter fungieren und diese Funktion birgt Rechts-, Liquiditäts-, Kredit- und IT-Risiken. „Das ist aus meiner Sicht der einzige, zukunftsfähige Weg für Facebook. Dennoch wissen wir aktuell nicht, wie die staatliche Kontrollfähigkeit in der digitalen Welt gewährleistet werden soll“, betont Hönig. Aus ihrer Sicht gehe dies nur in einer globalen Regulierung und weit über die Beteiligung von G7 oder G20 hinaus.

Weitere Informationen zum Fachbereich Wirtschaft und Recht unter http://www.frankfurt-university.de/fb3.

Die Präsentation der Ergebnisse im Ausschuss „Digitale Agenda“ des Deutschen Bundestages können Sie in Kürze im Stream unter www.bundestag.de ansehen. Mehr zur Berichterstattung sowie die Stellungnahme von Prof. Dr. Michaela Hönig finden Sie zudem unter https://www.bundestag.de/ada#url=L2Rva3VtZW50ZS90ZXh0YXJjaGl2LzIwMTkva3czOS1wYS1….

Weitere Informationen zum Studierenden-Projekt unter http://www.youtube.com/watch?v=354IgTFRyls.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Frankfurt University of Applied Sciences, Fachbereich 3: Wirtschaft und Recht, Prof. Dr. Michaela Hönig,
E-Mail: hoenig@fb3.fra-uas.de

Quelle: IDW 

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Digitalisierung in den Naturwissenschaften: Neue Ausschreibung für Forschungsprojekte in Niedersachsen startet

Jens Rehländer Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
VolkswagenStiftung

Wie verändern digitale Prozesse wissenschaftliche Disziplinen, ihre Methoden und ihr Selbstverständnis? Welche Chancen zur Weiterentwicklung bisheriger Forschung und zur Erschließung neuer Felder in den Naturwissenschaften gibt es? Antworten erhoffen sich das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur und die VolkswagenStiftung durch die neue Ausschreibung „Digitalisierung in den Naturwissenschaften“, die aus Mitteln des Niedersächsischen Vorab der VolkswagenStiftung finanziert wird. Insgesamt stehen 18 Mio. Euro zur Verfügung.

Mit der Digitalisierung sind Prozesse auf unterschiedlichen Ebenen angesprochen: Dazu gehören Weiterentwicklung und Einsatz von Computertechnologien der neuesten Generation in der Forschung, die Vernetzung verschiedener Technologien bis zum Aufbau von vernetzten Räumen, die Nutzung von Daten auf weit verbreiteten Endgeräten sowie Entwicklung und Nutzung von spezifischen forschungsbezogenen Algorithmen und Anwendungen.

Die Ausschreibung zielt auf die Förderung von Projektteams, die sich interdisziplinär mit Aspekten der Digitalisierung zur Bearbeitung originär naturwissenschaftlicher Fragestellungen befassen und gleichzeitig den Transfer neu gewonnenen Wissens im Blick haben. Forschungsansätze, die digitale Methoden verwenden, sollen genauso gefördert werden wie die Entwicklung neuer digitaler Methoden, sowohl bei der Hardware als auch bei der Software. Im Rahmen der Ausschreibungsreihe wurden bereits die Lebenswissenschaften sowie die Geistes- und Kulturwissenschaften adressiert – zwei weitere Ausschreibungsrunden für die Sozial- beziehungsweise Ingenieurwissenschaften sind bereits in Planung.

Björn Thümler, Niedersächsischer Minister für Wissenschaft und Kultur: „Die Kooperation der Naturwissenschaften mit anderen Fächern auf dem Gebiet der Digitalisierung verspricht einen besonderen Erkenntnisgewinn und bietet ein hohes Innovations- und Transferpotenzial. Die Forschungsergebnisse haben das Potenzial, neue Anwendungen und Wertschöpfungsmöglichkeiten zu erschließen.“

„Mit dieser Ausschreibung bieten wir den naturwissenschaftlichen Forscherinnen und Forschern die Chance, ihre bisherigen Vorhaben gezielt um neue Methoden und Techniken zu erweitern. Das verspricht einen erheblichen Kreativitätsschub für die niedersächsische Wissenschaft“, sagt Dr. Wilhelm Krull, Generalsekretär der VolkswagenStiftung.

Die Teams, die sich in der Regel aus drei bis fünf Professuren/Arbeitsgruppen zusammensetzen sollen, können bis zu 1 Mio. Euro für bis zu drei Jahre Projektlaufzeit beantragen. Stichtag für Antragsskizzen ist der 3. Dezember 2019, als Stichtag für Vollanträge (nur nach Aufforderung) ist der 29. April 2020 geplant. Antragsberechtigt sind promovierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler niedersächsischer Hochschulen, außeruniversitäre Forschungseinrichtungen, wissenschaftliche Bibliotheken und Archive sowie wissenschaftliche Museen und Sammlungen. Mit Blick auf das relativ junge Forschungsfeld sollen ausdrücklich auch Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler mit einbezogen werden.

Details zu der Ausschreibung finden Sie auf den Websites vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur und der VolkswagenStiftung: https://www.volkswagenstiftung.de/unsere-foerderung/unser-foerderangebot-im-uebe…

NIEDERSÄCHSISCHES VORAB:Nach § 8 Abs. 2 der Satzung der VolkswagenStiftung setzt sich das „Vorab“ aus drei Teilen zusammen: Es umfasst zum einen den Gegenwert der jährlichen Dividende auf nominal 77,3 Millionen Euro VW-Aktien, der der VolkswagenStiftung aus der Beteiligung des Landes Niedersachsen an der Volkswagen Aktiengesellschaft zusteht, ferner den Ertrag aus der Anlage von 35,8 Millionen Euro aus einem Vertrag mit dem Land Niedersachsen von 1987 sowie zehn Prozent der übrigen zur Verfügung stehenden Fördermittel.

Weitere Informationen zum Niedersächsischen Vorab finden Sie unter https://www.volkswagenstiftung.de/vorab.

INFORMATIONEN ZUR VOLKSWAGENSTIFTUNG:Die VolkswagenStiftung ist eine eigenständige, gemeinnützige Stiftung privaten Rechts mit Sitz in Hannover. Mit einem Fördervolumen von insgesamt etwa 150 Millionen Euro pro Jahr ist sie die größte private deutsche wissenschaftsfördernde Stiftung und eine der größten Stiftungen hierzulande überhaupt. Ihre Mittel vergibt sie ausschließlich an wissenschaftliche Einrichtungen. In den mehr als 50 Jahren ihres Bestehens hat die VolkswagenStiftung rund 33.000 Projekte mit insgesamt mehr als 5,1 Milliarden Euro gefördert. Auch gemessen daran zählt sie zu den größten gemeinnützigen Stiftungen privaten Rechts in Deutschland.

Weitere Informationen über die VolkswagenStiftung finden Sie unter https://www.volkswagenstiftung.de/stiftung/wir-ueber-uns.

NEWSLETTER DER VOLKSWAGENSTIFTUNG ERHALTEN:Der Newsletter der VolkswagenStiftung informiert regelmäßig (etwa einmal pro Monat) über aktuelle Förderangebote, Stichtage, Veranstaltungen und Nachrichten rund um die Stiftung und um geförderte Projekte. Haben Sie Interesse an unserem Newsletter? Dann folgen Sie diesem Link: https://www.volkswagenstiftung.de/newsletter-anmeldung

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
VolkswagenStiftung

Niedersächsisches Vorab
Dr. Franz Dettenwanger
Telefon: 0511 8381 217
E-Mail: dettenwanger@volkswagenstiftung.de

Weitere Informationen:
https://www.volkswagenstiftung.de/unsere-foerderung/unser-foerderangebot-im-uebe…

Details zur Ausschreibung.
https://www.volkswagenstiftung.de/vorab Weitere Informationen zum Niedersächsischen Vorab.
https://www.volkswagenstiftung.de/aktuelles-presse/presse/digitalisierung-in-den… Die Pressemitteilung im Internet.

Quelle: IDW 

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Weltweit erste Validierung der Aerodynamik von großen Windenergieanlagen

Lisa Bösch Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Fraunhofer-Institut für Windenergiesysteme IWES

Weltweit zum ersten Mal prüft das Fraunhofer IWES die Aerodynamik für Windenergieanlagen mit einer Nennleistung von mehr als fünf Megawatt (MW). In dem vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) mit 4 Mio. Euro geförderten Forschungs- und Entwicklungsprojekt „HighRe“ werden die aerodynamischen Eigenschaften der Windenergieanlage AD 8 am Standort Bremerhaven mit einer Leistung von acht MW und einem Rotordurchmesser von 180 Metern vermessen und mit aufwendigen Modellen verglichen. Dies ermöglicht erstmals eine Untersuchung, ob die bisher verwendeten Modellberechnungen auch für große Windenergieanlagen, die in Zukunft vor allem Offshore gebaut werden sollen, noch gültig sind.

In dem Projekt „HighRe“ (Aerodynamik bei hohen Reynoldszahlen für große Offshore-Windenergieanlagen der Zukunft) werden in Kürze aufwendige Messungen des Wind-feldes und der aerodynamischen Reaktion der Windenergieanlage durchgeführt. Durch diese detaillierten Erkenntnisse der realen Windbedingungen vor und an einer Wind-energieanlage wird es erstmals möglich sein, die genaue aerodynamische Wirkung auf die Rotorblätter bei so großen Dimensionen zu analysieren und zu verstehen. Das Windfeld wird mit drei sich überlappenden LiDAR-Laser-Scannern vor der Windenergieanlage abgetastet und mit weiteren Windmessungen vor und hinter der Anlage ergänzt. Gleich-zeitig werden Sensoren auf der Anlage und an den Rotorblättern installiert, um auch diese Bedingungen präzise zu erfassen.

Bereits im Vorfeld des Projekts „HighRe“ konnte das Fraunhofer IWES zeigen, dass es erhebliche Abweichungen in der Modellierung gierender Windenergieanlagen unter schräger Anströmung gibt. Das dafür verwendete Modell wurde vor fast 20 Jahren an wesentlich kleineren Anlagen entwickelt. Bei einer großen Anzahl von Modellen der Windenergieaerodynamik verhält es sich ähnlich: Grundlage für die Modellberechnungen sind kleine Anlagen. Um dies auszugleichen, greift man zunehmend auf Methoden der numerischen Strömungssimulation (engl. „Computational Fluid Dynamics“ – CFD) zurück. Die Genauigkeit dieser Methoden konnte bisher jedoch auch nur an kleinen Modellanlagen überprüft werden. Durch das HighRe-Projekt ändert sich dies nun völlig. „Das Projekt „HighRe“ ist eine große Chance für die Windenergieforschung und die Windenergieindustrie. Die Sicherheit und Genauigkeit in der Windenergieaerodynamik kann mit diesem Projekt an die reale Anlagenentwicklung angepasst werden. Die Potenziale für die Windenergieindustrie sind enorm“, fasst der Projektleiter Dr. Bernhard Stoevesandt die Aussichten des Projekts zusammen.

Das Fraunhofer IWES sichert Investitionen in technologische Weiterentwicklungen durch Validierung ab, verkürzt Innovationszyklen, beschleunigt Zertifizierungsvorgänge und erhöht die Planungsgenauigkeit durch innovative Messmethoden im Bereich der Windenergie.

Kontakt: Dr. Bernhard Stoevesandt, Tel.: +49 4417985011
E-Mail: bernhard.stoevesandt@iwes.fraunhofer.de, www.iwes.fraunhofer.de

Quelle: IDW 

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Städtische Infrastrukturen fit für den Klimawandel machen. Das Projekt FLEXITILITY ist Anfang August gestartet.

Helke Wendt-Schwarzburg Wissenschaftskommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
inter 3 Institut für Ressourcenmanagement

Der Klimawandel wird bereits jetzt in Form von Extremwetterereignissen spürbar. Häufige Starkregen und lange Phasen von Trockenheit und Hitze in diesem Jahr sind ein Beispiel dafür. Davon sind zunehmend städtische Infrastrukturen wie die Wasser- oder Energieversorgung, betroffen. inter 3 koordiniert das jetzt gestartete Projekt „Flexible Utility – Mit sozio-technischer Flexibilisierung zu mehr Klimaresilienz und Effizienz in der städtischen Infrastruktur“, kurz „Flexitility“. Im Projekt wird untersucht, wie durch Flexibilität im Einsatz von Infrastrukturleistungen besonders hohe, kurzzeitige Leistungsnachfragen vermindert und eine klimaresiliente Stadtentwicklung unterstützt werden können.

Ein höherer Wasserverbrauch in Trockenperioden zum Bewässern von Gärten, ein höherer Stromverbrauch durch Klimaanlagen bei Hitze oder überflutete Abwassersysteme bei Starkregen – das sind nur ein paar Herausforderungen, die die Versorgungsinfrastrukturen in Städten und Gemeinden zu bewältigen haben.

„Für städtische Versorgungsinfrastrukturen stellt das sich verändernde Klima eine deutliche Belastung dar“, sagt Dr. Shahrooz Mohajeri, Projektleiter bei inter 3. „Der Wasserverbrauch ist zum Beispiel seit Jahren rückläufig, doch in heißen Sommermonaten kann die Spitzenlast auf das Zwei- bis Dreifache ansteigen“.

Um diesen Veränderungen Rechnung zu tragen, stehen Städte und Gemeinden vermehrt vor der Entscheidung: Infrastrukturen teuer ausbauen oder beispielsweise mit erheblichem technischem und organisatorischem Aufwand die Ver- und Entsorgungsinfrastruktur dezentralisieren. Im Projekt Flexitility wird daher eine dritte Möglichkeit als potentielle Alternative zum Aus- und Umbau betrachtet: die Flexibilisierung des Infrastruktur- und Ressourceneinsatzes.

Testen unter realen Bedingungen
In Flexitility soll einerseits untersucht werden, inwieweit die Unternehmen bei der Versorgung ihrer Kund*innen technisch flexibler werden können. Andererseits richtet sich der Blick auf die Abnehmer, also Haushalte, Gewerbe und Industrie. Welche Möglichkeiten eines flexiblen Konsumverhaltens gibt es bei den Verbraucher*innen, um die Nachfrage zu „glätten“, also den Verbrauch in Spitzenzeiten zu senken und die Phasen geringer Nachfrage zu reduzieren? Was hindert die Verbraucher*innen daran, ihr momentanes Verbrauchsverhalten an bestehende Infrastrukturkapazitäten anzupassen?

Um diesen Fragen auf den Grund zu gehen, wird – orientiert an realen Bedingungen – konkret erprobt, wie die Umgestaltung des Versorgungssystems aussehen könnte. Ein wichtiger Punkt hierbei ist die aktive Beteiligung von Bürger*innen sowie die Einbindung von Städten und Infrastrukturbetreibern, insbesondere in der Region Anhalt. In diesem „Reallabor Anhalt“ wird modellhaft erforscht, wie Flexibilisierungen der Versorgung und des Verbrauchs vonstattengehen können. Daraus lässt sich Handlungswissen ableiten, das für Wissenschaft und Politik in Zukunft ein wichtiger Wegweiser sein kann.

Die Stadt der Zukunft ist an den Klimawandel angepasst
Das Projekt Flexitility wird im Rahmen der Fördermaßnahme „Umsetzung der Leitinitiative Zukunftsstadt“ vom Bundeministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Es hat zum Ziel, Akteure auf kommunaler Ebene zu befähigen, besser mit den Risiken des Klimawandels umzugehen. Durch das Erkennen und Heben technischer und gesellschaftlicher Potentiale der Flexibilisierung von Versorgungsinfrastrukturen und Verbrauchsverhalten soll die Klimaresilienz von Städten gestärkt werden. Im Umkehrschluss wird damit auch die Vulnerabilität von Unternehmen und der regionalen Wirtschaft gesenkt.

Neben inter 3 gehören der Verein Energieavantgarde Anhalt e.V als Träger eines Reallabors in der Region Anhalt, die Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg, das Fraunhofer-Institut für Energiewirtschaft und Energiesystemtechnik, und die co2online gGmbH zum Verbund. Als Praxispartner sind die Stadt Bitterfeld-Wolfen mit der Stadtentwicklungsgesellschaft mbH, der Herzberger Wasser- und Abwasserzweckverband, die Dessauer Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft mbH, die Stadtwerke Bitterfeld-Wolfen GmbH und die Köthen Energie GmbH an dem Projekt beteiligt.

Weitere Informationen zum Projekt finden Sie unter https://www.inter3.de/de/projekte/details/article/flexible-utility-staedtische-v…

Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Dr. Shahrooz Mohajeri, E-Mail: mohajeri@inter3.de; Tel.: +49(0)30 34 34 74 40

Weitere Informationen:

https://www.inter3.de/de/projekte/details/article/flexible-utility-staedtische-v… Kurzdarstellung des Projekts

Anhang

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https://idw-online.de/de/attachment73133

Quelle: IDW 

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Bundesweites Forschungsprojekt Q-INTEGRAL: OTH Regensburg forscht an Stromnetz der Zukunft für Betriebe

Dipl. Journalistin, MBA Diana Feuerer Hochschulkommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
Ostbayerische Technische Hochschule Regensburg

Die Forschungsstelle für Energienetze und Energiespeicher der OTH Regensburg ist an dem aktuell gestarteten, deutschlandweiten Forschungsprojekt „Q-INTEGRAL“ beteiligt. Ziel
ist ein zuverlässiges Blindleistungsmanagement im Stromnetz. In ihrem Teilprojekt forscht die
OTH Regensburg im Speziellen an einem internen Blindleistungsmanagement für Betriebe.
Das Bundeswirtschaftsministerium fördert „Q-INTEGRAL“ mit insgesamt 1,9 Millionen Euro.

Wie kommt auch künftig zu jeder Zeit Strom aus unseren Steckdosen – auch trotz der unbeständigen Stromgewinnung aus erneuerbaren Energiequellen? Der Schlüssel dazu ist ein zuverlässiges, sogenanntes Blindleistungsmanagement in unserem Stromnetz. Dazu ist aktuell ein neues Forschungsprojekt mit Namen „Q-INTEGRAL“ an der Forschungsstelle für Energienetze und Energiespeicher (FENES) der OTH Regensburg unter Leitung von Prof. Dr. Oliver Brückl mit vielen weiteren Partnern gestartet. „Q-INTEGRAL“ wird drei Jahre vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) gefördert. Das Projektvolumen beträgt insgesamt rund 1,9 Millionen Euro. Die OTH Regensburg erhält rund 370.000 Euro.

Die OTH Regensburg widmet sich im Forschungsprojekt der Teilaufgabe, wie ein Netz geplant werden kann, welches den künftigen Herausforderungen gewachsen ist. Es sollen verschiedene Optionen analysiert werden, auf welche Art im Netz Blindleistung kostengünstig und effizient bereitgestellt und in der Netzplanung berücksichtigt werden kann, zum Beispiel durch Erneuerbare Energie-Anlagen oder betriebliche Kompensationsanlagen. Gemeinsam mit der KBR Kompensationsanlagenbau GmbH erarbeitet die OTH Regensburg dafür außerdem ein internes Blindleistungsmanagement für Betriebe, welches in einem Feldtest umgesetzt wird.

Kooperationspartner des Forschungsprojekts „Q-INTEGRAL“ sind das Institut für Hochspannungstechnik und Elektrische Energieanlagen (elenia) der Technischen Universität Braunschweig und das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme. Weitere Industriepartner und Netzbetreiber sind: Siemens AG, Scada International A/S, Baywa r. e. Wind GmbH, 50Hertz Transmission GmbH, WEMAG Netz GmbH, E.DIS Netz GmbH und Thüringer Energienetze GmbH & Co. KG.

Quelle: IDW 

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Sicherheit durch Einstimmigkeit

Dr. Barbara Laaser (Pressestelle) Öffentlichkeitsarbeit/Pressestelle
Westfälische Hochschule

Das NRW-Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie, fördert mit insgesamt 1,8 Millionen Euro zwei Konsortien aus Hochschulen, Städten, der Fraunhofer-Gesellschaft und Unternehmen der Informationstechnik. Entstehen sollen Blockchain-Reallabors, die als Kooperation zwischen Wissenschaft und Zivilgesellschaft diese besondere Technik des sicheren Datenaustauschs entwickeln, erproben und zur Nutzungsreife führen will. Die Westfälische Hochschule ist unter der Leitung von Prof. Norbert Pohlmann über das Institut für Internetsicherheit an beiden Projekten beteiligt mit insgesamt rund 430.000 Euro an Fördermitteln.

Gelsenkirchen/Düsseldorf. Die Westfälische Hochschule beteiligt sich unter der Leitung von Prof. Norbert Pohlmann vom Institut für Internetsicherheit an zwei aufeinander aufbauenden nordrhein-westfälischen Projekten des Ministeriums für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie. Ziel ist, einen sicheren und damit verlässlichen Datenaustausch zwischen Behörden, Betrieben sowie Bürgerinnen und Bürgern mithilfe der Blockchain-Technologie aufzubauen. Das Besondere an dieser Technik ist, dass Daten nicht zentral und damit angreifbar gespeichert werden, sondern auf mehrere Rechner und Server verteilt werden und ihre Richtigkeit nur bestätigt wird, wenn sich alle beteiligten Maschinen einstimmig dafür aussprechen. „Die dezentrale Verarbeitung führt dazu, dass die aufgezeichneten Daten extrem sicher und vertrauenswürdig sind, da eine nachträgliche Änderung technisch so gut wie unmöglich ist“, erläutert Pohlmann, dessen Institut für Internetsicherheit (IfIS) bereits Erfahrung mit der Blockchain-Technologie hat. Das Ifis steuert den beiden Entwicklungsgruppen aus Hochschulen, Behörden und Unternehmen der Informationstechnik neben Methoden der Blockchain-Technik konkrete Anwendungen zum sicheren Umgang mit Zeugnissen, Qualifikations- und Leistungsnachweisen bei, die in der Hochschule zum Teil zentral, zum Teil dezentral ausgestellt werden und duch Blockchain-Sicherheit digital zur Verfügung gestellt werden können. Studierende und Absolventen können ihre Nachweise dadurch elektronisch führen, ohne Studienbescheinigungen oder Zeugnisse kopieren und beglaubigen lassen zu müssen.
Neben der Westfälischen Hochschule (sowie der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule und der Fachhochschule in Aachen sowie der Ruhr-Universität in Bochum) sind die Städte Gelsenkirchen und Aachen als „Nutzer“ beteiligt und vertreten die Seite der Behörden. Sie wollen in einer digitalisierten Welt über Blockchains im Verbund mit den kommunalen Rechenzentren beispielsweise das Nachweis- und Bescheinigungsmanagement zwischen der Kommunalverwaltung und Betrieben vereinfachen. Für Bürgerinnen und Bürger geht es um Bewohnerparkausweise, Einwohnermeldebescheinigungen oder Führerscheine. Antragsteller können dank der Blockchain-Technik sicher sein, dass die Dokumente echt sind und nachträglich nicht geändert werden können. Neben dem einfacheren digitalen Zugriff für beide Seiten sollen zugleich Transaktionskosten auf dem Papierweg für Behörden, Firmen und Bürger gesenkt werden. Aus dem „Reallabor“ soll bereits im kommenden Jahr Verwaltungswirklichkeit werden.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Prof. Norbert Pohlmann

Quelle: IDW 

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Statt vieler Einzelmaßnahmen sollte CO2-Bepreisung im Mittelpunkt stehen – Statement von Prof. Christoph M. Schmidt

Sabine Weiler Kommunikation
RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung

RWI-Präsident Christoph M. Schmidt zum Klimakabinett: „Die Ergebnisse zeigen, dass die Politik dem Preissignal noch nicht hinreichend traut. Sie setzt den CO2-Preis daher viel zu vorsichtig an und verwässert ihn mit einem Sammelsurium an Maßnahmen.“

„Die Beschlüsse des ,Klimakabinetts‘ zeigen, dass die Bundesregierung in der Klimaschutzpolitik ernsthaft um geeignete Schritte bemüht ist, die teilweise in die richtige Richtung weisen. Der angekündigte „große Wurf“ ist das Paket aber nicht. Denn dies misst sich ja nicht an der Fülle der Einzelmaßnahmen oder deren Volumen, sondern daran, ob das Paket dafür sorgt, dass die in Europa bis 2030 verbindlich zugesagte Emissionsreduktion wirksam und kosteneffizient erreicht wird.

Hier ist leider Skepsis angebracht. Denn um diese beiden Ziele zu verbinden, müsste ein hinreichend ambitionierter CO2-Preis das zentrale Leitinstrument für eine erfolgreiche Reduktion der Treibhausgasemissionen sein. Er könnte das entscheidende Koordinationssignal darstellen, mit dem die Politik einen glaubwürdigen Rahmen setzt, die Entscheidungen über einzelne Maßnahmen, Verhaltensanpassungen und Investitionen aber weitgehend den Bürgern und Unternehmen überlässt.

Die Ergebnisse der heutigen Verhandlungen zeigen, dass die Politik dem Preissignal noch nicht hin-reichend traut. Sie setzt den Einstieg daher viel zu vorsichtig an, verwässert das Preissignal mit einem Sammelsurium an Maßnahmen und bürdet sich selbst zu viele Detailentscheidungen auf. Da-bei nimmt sie erhebliche Mitnahmeeffekte in Kauf und konterkariert sogar an einigen Stellen das Preissignal – etwa bei der Erhöhung der Pendlerpauschale. Das macht den Klimaschutz unnötig teuer.

Ermutigend finde ich zwar, dass neben vielen Einzelmaßnahmen im Beschluss davon die Rede ist, dass es weitere Schritte in Richtung einheitlicher und europäischer CO2-Bepreisung geben soll. Doch noch bleibt die aus volkswirtschaftlicher Sicht völlig verfehlte sektorspezifische Perspektive auf die Klimapolitik weiter bestehen. Es bleibt also nur zu hoffen, dass der CO2-Preis künftig eine weitaus stärkere Rolle spielen wird als in den aktuellen Entscheidungen.“

Prof. Dr. Christoph M. Schmidt ist Präsident des RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung, Vorsitzender des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung und Professor an der Ruhr-Universität Bochum.

Ansprechpartner/in:
Sabine Weiler (Pressestelle), Tel. 0201/8149-213

Quelle: IDW 

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MOSAiC-Expedition: Dr. Gunnar Spreen startet ins Eis-Abenteuer

Kai Uwe Bohn Hochschulkommunikation und -marketing
Universität Bremen

Es ist der bedeutendste wissenschaftliche Einsatz seiner Karriere: Dr. Gunnar Spreen vom Institut für Umweltphysik der Universität Bremen nimmt an MOSAiC teil, der größten Arktisexpedition aller Zeiten. Am 20. September 2019 legt er in Tromsø (Norwegen) zu monatelangen Forschungen im ewigen Eis ab.

Etwas aufgeregt ist er schon, der Leiter der Arbeitsgruppe „Fernerkundung der Polarregionen“ im Institut für Umweltphysik (IUP) der Universität Bremen. Schließlich geht es nach monatelanger Vorbereitung jetzt endlich los: Dr. Gunnar Spreen gehört zu der ersten Gruppe von insgesamt 600 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sowie Besatzungsmitgliedern, die bei MOSAiC – der bislang bedeutendsten Arktisexpedition aller Zeiten – dabei sind.

Drift in Richtung Europa
„Dass sich ein Forschungsschiff einfrieren lässt, um dann über tausende Kilometer im Eis über den Nordpol hinweg Richtung Europa zu driften, hat es bislang nie gegeben“, erläutert der 43-Jährige die außergewöhnliche Mission. Für die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler heißt das, einerseits über Wochen in Dunkelheit und Kälte auszuharren – andererseits aber auch, genug Zeit für Experimente und Forschungen zu haben, die man erstmals unter diesen Bedingungen machen kann. „Denn bisher hat noch niemand die Gegebenheiten vor Ort über einen langen Zeitraum in der arktischen Polarnacht erforscht. Alle bisherigen – wesentlich kürzeren – Expeditionen fanden überwiegend in der hellen Jahreszeit statt“, sagt Gunnar Spreen.

Das Expeditionsprojekt hat die Abkürzung MOSAiC für „Multidisciplinary drifting Observatory for the Study of Arctic Climate“, auf Deutsch „Multidisziplinäres driftendes Observatorium zur Erforschung des arktischen Klimas“. Driften wird das deutsche Forschungsschiff Polarstern, das sich ab Oktober 2019 im Nordpolarmeer für ein Jahr einfrieren lässt. Die Polarstern überwintert dann in einer Region, die in der Polarnacht sonst weitgehend unerreichbar ist. Auf einer Eisscholle schlagen die 600 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie die Besatzung – nie gleichzeitig, sondern in unterschiedlicher Zusammensetzung und insgesamt sechs Abschnitten – ihr Forschungscamp auf. MOSAiC ist ein internationales Forschungsprojekt der Superlative. Erstmals werden Daten in einem Zeitraum gemessen, in dem dies bisher nicht möglich war.

Bessere und sicherere Resultate
Gunnar Spreen gehört zur ersten Gruppe, die ihre Arbeit aufnimmt. Er wird vorrangig mit dem Mikrowellenradiometer arbeiten. „Es gibt praktisch keine neueren Daten von jungem Eis, vom Prozess der Meereisbildung über den arktischen Winter bis zum Auftauen“, so der Umweltphysiker. „Wir ermitteln jetzt ein Jahr lang vor Ort die Eistypen, die Eisdicke, die Schneeeigenschaften und vieles mehr.“ Diese Daten gleichen die Forscher dann mit ihren Messungen ab, die sie seit vielen Jahren von Satelliten aus 800 km Höhe vornehmen. Der Vergleich der Daten aus dem All mit den detaillierten Mikrowellenmessungen vor Ort soll dazu führen, dass für künftige Missionen wesentlich bessere Methoden entwickelt werden können. Die sind schon geplant und werden dann unter der der Federführung der EU von der europäischen Weltraumorganisation ESA durchgeführt. Spreen: „Wir können jetzt ein Jahr lang das unter die Lupe nehmen, was wir sonst nur aus großer Entfernung sehen. Das führt letztlich zu Resultaten, die besser und sicherer sind.“

Nach der Abfahrt in Tromsø am 20. September wird es einige Zeit dauern, bis die Polarregion erreicht ist. „Beim Aufbauen unserer Geräte müssen wir uns beeilen, weil wir noch einige Tage lang ein paar Stunden Helligkeit nutzen können. Ab dem 15. Oktober herrscht dann völlige Dunkelheit“, so der 43-Jährige. Abgelöst wird er dann an seinem Geburtstag, dem 15. Dezember. Dann bringt der russische Forschungseisbrecher Kapitan Dranitsyn die nächste Forschergruppe ins Eis und holt die „Pilotgruppe“ ab.

Gunnar Spreen übergibt dann seine Forschungstätigkeit vor Ort an Markus Huntemann vom Alfred-Wegener-Institut – Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI). Huntemann gehört zu der gemeinsam von Universität Bremen und AWI eingerichteten „Kooperativen Nachwuchsgruppe für Meereis-Fernerkundung“, die von Gunnar Spreen geleitet wird.

Weihnachten noch auf See
Bis der Bremer Umweltphysiker nach der „Abholung“ durch die Kapitan Dranitsyn wieder festen Boden unter den Füßen hat, vergeht aber noch einige Zeit auf See. Der Eisbrecher braucht gut drei Wochen bis Tromsø. Erst im neuen Jahr wird er eintreffen „Geplant ist der 2. Januar 2020″, so Gunnar Spreen, „aber wie lange der Eisbrecher wirklich braucht, ist natürlich ungewiss. Bei einer solchen Expedition gibt es natürlich zahlreiche Unwägbarkeiten.“ Sicher ist aber, dass der Wissenschaftler und seine Begleiterinnen und Begleiter Weihnachten und Silvester auf See feiern werden.

Eine weitere Forscherin der Universität Bremen wird im April 2020 in der vierten Forschungsgruppe ins Eis gehen: Die Physikerin Natalia Sukhikh, die zur Arbeitsgruppe Ozeanographie von IUP-Professorin Monika Rhein gehört, wird dann Wasserproben aus den verschiedenen Schichten nehmen, die unter dem Eis liegen. An der Universität Bremen wird später der Gasgehalt dieser Schichten bestimmt, um den Austausch zwischen wärmeren und kälteren Strömungen nachvollziehen zu können.

Über die MOSAiC-Expedition
Die MOSAiC-Expedition unter Leitung des Alfred-Wegener-Instituts, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) ist verbunden mit noch nie dagewesenen Herausforderungen. Eine internationale Flotte von vier Eisbrechern, Helikoptern und Flugzeugen versorgt das Team auf dieser extremen Route. Insgesamt 600 internationale Teilnehmerinnen und Teilnehmer, davon die Hälfte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, werden die Mission begleiten.

Markus Rex, Expeditionsleiter MOSAiC, Alfred-Wegener-Institut, sagt: „Diese Expedition ist bahnbrechend. Niemals zuvor gab es eine derart komplexe Arktisexpedition. Erstmals werden wir die Klimaprozesse der Zentralarktis im Winter vermessen können. Erstmals wird es uns gelingen, diese Region zu verstehen und in Klimamodellen korrekt abzubilden. Die Arktis ist das Epizentrum der globalen Erwärmung mit dramatischen Veränderungen schon heute. Und sie ist die Wetterküche für unser Wetter in Europa. Extremwetterlagen wie winterliche Ausbrüche arktischer Kaltluft bis zu uns oder extrem heiße Phasen im Sommer hängen mit den Veränderungen der Arktis zusammen. Gleichzeitig sind die Unsicherheiten unserer Klimamodelle nirgends so groß wie in der Arktis. Es gibt keine verlässlichen Prognosen, wie sich das Klima der Arktis in der Zukunft weiter entwickeln wird und was das für das Wetter bei uns bedeutet. Es ist unsere Mission, das zu ändern.“

Das Budget der Expedition beträgt rund 140 Millionen Euro. Im Laufe des Jahres werden ca. 300 Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen aus 17 Ländern an Bord sein. Sie kommen aus Belgien, China, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Großbritannien, Japan, Kanada, den Niederlanden, Norwegen, Polen, Russland, Schweden, der Schweiz, Spanien und den USA. Dabei werden sie landseitig auch von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Österreich und Südkorea unterstützt. Die Fragen, denen die Forscherinnen und Forscher während der Expedition nachgehen wollen, sind eng miteinander verknüpft. Zusammen wollen sie zum ersten Mal das gesamte Klimasystem in der Zentralarktis erforschen. Sie erheben Daten in den fünf Teilbereichen Atmosphäre, Meereis, Ozean, Ökosystem und Biogeochemie, um die Wechselwirkungen zu verstehen, die das arktische Klima und das Leben im Nordpolarmeer prägen.

Neuigkeiten direkt aus der Arktis gibt es über die MOSAiC-Kanäle auf Twitter (@MOSAiCArctic) und Instagram (@mosaic_expedition) über die Hashtags #MOSAiCexpedition, #Arctic und #icedrift. Weitere Informationen zur Expedition auf: www.mosaic-expedition.org. In der MOSAiC-Web-App kann die Driftroute der Polarstern zudem live mitverfolgt werden: follow.mosaic-expedition.org .

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Justus Notholt
Institut für Umweltphysik (IUP)
Universität Bremen
Tel.: +49 421 218-62190
E-Mail: jnotholtiup.physik.uni-bremen.de

Quelle: IDW 

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Acht Millionen Euro für Supercomputer an TU Dresden übergeben

Kim-Astrid Magister Pressestelle
Technische Universität Dresden

Dresden wird Standort des weltweit ersten Supercomputers, der die Arbeit des menschlichen Gehirns in Echtzeit simuliert. Sachsens Wissenschaftsministerin Dr. Eva-Maria Stange hat heute einen entsprechenden Förderbescheid in Höhe von acht Millionen Euro an die TU Dresden übergeben. „Wir erwarten, dass das Projekt SpiNNcloud das Tor zu heute noch nicht absehbaren Forschungsmöglichkeiten öffnet“, betont Frau Staatsministerin Dr. Stange. „Seine Wirkung geht weit über Sachsen und Deutschland hinaus. Der Freistaat setzt damit perspektivisch auf die Entstehung neuer Industriearbeitsplätze genauso wie auf die internationale Stärkung Sachsens als Forschungsstandort.“

Im Human Brain Project, einem der größten Forschungsprojekte der Europäischen Union, arbeiten seit 2013 Wissenschaftler in mehr als einhundert europäischen Einrichtungen an einem Rechner, der wie das menschliche Gehirn funktioniert. An der TU Dresden werden in Kooperation mit der University of Manchester mittlerweile in zweiter Generation spezielle Chips entwickelt, sogenannte SpiNNaker2-Systeme, die auf die Nachahmung neuronaler Netze optimiert sind. An der TU Dresden soll nun ein Prototyp dieses elektronischen Gehirns namens SpiNNcloud aufgebaut werden.

SpiNNcloud besteht aus zehn Millionen ARM-Prozessoren verteilt auf 70.000 Chips in zehn Serverschränken. Der Rechner vereint hocheffizientes maschinelles Lernen, Sensor/Aktor-Verarbeitung mit Millisekunden-Latenz, hohe Energieeffizienz sowie strikte Echtzeitverarbeitung. „Mit der SpiNNcloud erhält Dresden eine einzigartige Forschungs- und Entwicklungsplattform“, erklärt Professor Christian Mayr, Leiter der Professur für Hochparallele VLSI-Systeme und Neuromikroelektronik an der TU Dresden. „Das Thema Künstliche Intelligenz (KI) ist in der Forschungslandschaft Sachsens gerade sehr aktuell. Das neue Exzellenzcluster CeTI (Zentrum für Taktiles Internet) an der TU Dresden beschäftigt sich mit der interaktiven Robotik und wird voraussichtlich der Hauptnutzer für den Rechner sein. Aber auch die regionale Industrie hat großes Interesse geäußert. Wir bekommen schon jetzt Anfragen von zahlreichen potentiellen Nutzern. Die SpiNNcloud eröffnet vielfaltige Forschungsmöglichkeiten und wir schätzen, dass 60 bis 70 Prozent der Zeit mit lokalen KI-Initiativen und Forschungsprojekten ablaufen wird.“

SpiNNcloud wird voraussichtlich einen Durchbruch im Bereich Mensch-Maschine-Echtzeitinteraktion darstellen: Sie wird niedriglatentes „taktiles Internet“ ermöglichen. Der Begriff Taktiles Internet beschreibt eine Echtzeitinteraktion zwischen Menschen und Maschinen und wurde maßgeblich von Forschungsgruppen an der TU Dresden geprägt. Das Taktile Internet ist mit seinen vielfältigen Ausprägungen wie autonomes Fahren, Robotik, Industrie 4.0 und Telemedizin ein wichtiges Forschungsfeld an der TU Dresden.

„Die Auswirkung Künstlicher Intelligenz auf unser aller Leben nimmt rasant zu. Dennoch müssen wir immer noch viel von der Biologie lernen, wenn wir künftig das volle Potenzial Künstlicher Intelligenz ausschöpfen wollen“, ist Professor Steve Furber von der University of Manchester überzeugt. „SpiNNaker2 ist entwickelt worden, um die Lücke zwischen realistischen Hirnmodellen und Künstlicher Intelligenz zu schließen. Damit wird der Informationsaustausch verbessert und es werden notwendige Synergien für den Fortschritt in beiden Forschungsgebieten geschaffen.“

Wissenschaftsministerin Dr. Eva-Maria Stange ergänzt: „Das schon jetzt drängende Interesse aus Forschung und Industrie zeigt das Potenzial für neuromorphes Rechnen etwa in den Bereichen taktiles Internet, Internet of Things, Industrie 4.0 und Künstliche Intelligenz. Sowohl der Exzellenzstatus der Technischen Universität Dresden als auch die zahlreichen universitären und außeruniversitären Forschungseinrichtungen im Land liefern den Nährboden für Projekte dieser Kategorie. Ich wünsche mir, dass die Faszination der Wissenschaft für die noch vor wenigen Jahrzehnten undenkbaren Möglichkeiten begleitet wird von Fragen nach dem Erhalt der menschlichen Würde und Einzigartigkeit in der Zukunft.“

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Christian Mayr
Technische Universität Dresden
Fakultät Elektrotechnik und Informationstechnik
Professur für Hochparallele VLSI-Systeme und Neuromikroelektronik
Tel.: 0351 463-42392
E-Mail: christian.mayr@tu-dresden.de

Quelle: IDW 

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Land unter: Steigende Hochwassergefahr durch gleichzeitige Sturmfluten und Starkniederschläge in Nordeuropa

Mag. Gudrun Pichler Presse + Kommunikation
Karl-Franzens-Universität Graz

Ein internationales ForscherInnen-Team unter Leitung der Universität Graz hat untersucht, wie sich durch den Klimawandel in Europa die Gefahr von Hochwasser, verursacht durch Starkregen und Sturmfluten, verändern könnte. Die Ergebnisse liefern wichtige Informationen, die im Küstenschutz zusätzlich zum Meeresspiegelanstieg berücksichtigt werden sollten. Die Studie ist in der Fachzeitschrift Science Advances erschienen.

Die Hochwassergefahr an Europas Küsten nimmt zu. Dafür ist vor allem der Anstieg des Meeresspiegels verantwortlich. Treten Sturmfluten gleichzeitig mit Starkniederschlägen auf, steigt die Gefahr zusätzlich. Das abfließende Regenwasser wird an der Küste, vor allem in Flussmündungen, von der Sturmflut aufgestaut. Bisher betrachten Risikoabschätzungen Sturmfluten und Starkniederschläge unabhängig voneinander. Oft werden beide jedoch durch die gleiche Wetterlage ausgelöst, hängen also zusammen. Die Gefahr des gleichzeitigen Auftretens wird unterschätzt.

WissenschafterInnen vom Joint Research Center der Europäischen Kommission in Ispra/Italien haben anhand eines mathematischen Modells der Meeresoberfläche berechnet, wie in Klimamodellsimulationen der Zukunft Sturmfluten auftreten. Diese Ergebnisse hat die Forschungsgruppe um Douglas Maraun am Wegener Center für Klima und Globalen Wandel der Universität Graz zusammen mit Simulationen des Niederschlags in einem komplexen statistischen Modell analysiert. „Es zeigt sich, dass in Nordeuropa die Niederschläge intensiver werden, so dass die Gefahr von gleichzeitig auftretenden Starkniederschlägen und Sturmfluten tendenziell steigen könnte“, berichtet Douglas Maraun. Das bedeutet, dass im Bereich von Flussmündungen verstärkt mit Hochwasser gerechnet werden sollte. In Südeuropa sieht die Situation anders aus: „Dort dürfte die Zahl der Sturmfluten abnehmen, wodurch die Gefahr gleichzeitiger Extremniederschläge insgesamt eher sinken sollte“, so der Klimaforscher.

Die Ergebnisse dieser Analysen können als Grundlage für weitere detaillierte Studien dienen, die zusätzlich lokale Gegebenheiten, wie etwa die genaue Küstenform, Deiche, Hafenanlagen oder Sperrwerke, in Betracht ziehen.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Assoz. Prof. Dr. Douglas Maraun
Wegener Center für Klima und Globalen Wandel der Universität Graz
Tel.: +43 (0)664/88 32 68 27
E-Mail: douglas.maraun@uni-graz.at

Originalpublikation:
„Higher probability of compound flooding from precipitation and storm surge in Europe under anthropogenic climate change“
E. Bevacqua, D. Maraun, M. I. Vousdoukas, E. Voukouvalas, M. Vrac, L. Mentaschi, M. Widmann
Science Advances, 18 September 2019

Quelle: IDW 

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Fraunhofer IPA und EEP der Universität Stuttgart – Studie zu industriellen Energiespeichern veröffentlicht

Jörg Walz Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA

Weil die Elektromobilität immer weiter voranschreitet, ist die kontinuierliche Weiterentwicklung von nachhaltigen Energiespeichertechnologien unerlässlich. Auch in vielen produzierenden Unternehmen sind Energiespeicher integriert, etwa um die unterbrechungsfreie Stromversorgung (USV) für sensible Prozesse zu garantieren. Zusätzliche Einsatzoptionen entstehen durch die Integration von erneuerbaren Energien und deren volatile Erzeugung. Dazu zählen unter anderem die Verringerung des Leistungsbezugs aus dem Netz oder die Eigenverbrauchsoptimierung.

Vor diesem Hintergrund haben das Fraunhofer IPA und das Institut für Energieeffizienz in der Produktion EEP der Universität Stuttgart, gefördert vom Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg, die ESIP-Studie »Energiespeicher in Produktionssystemen« durchgeführt und nun veröffentlicht. Sie identifiziert mögliche Einsatzoptionen für Energiespeicher in Produktionssystemen und beschreibt den Status quo von Energiespeichertechnologien sowie deren aktuellen Herausforderungen und Chancen.

Um das Potenzial für Energiespeicher zu erfassen, wurden Experteninterviews und eine Online-Umfrage durchgeführt. Zwischen dem 1. August und dem 18. Oktober 2018 nahmen 269 Personen an der Studie teil, 136 Datensätze flossen schließlich in die Auswertung ein. Gefragt wurde unter anderem nach technischen Integrationsmöglichkeiten, einsetzbaren Energiespeichertechnologien, Wettbewerb, Herausforderungen, Motivation, und Wirtschaftlichkeit. Darüber hinaus wurden acht Experteninterviews durchgeführt. In den Unternehmen der meisten ausgewählten Experten werden bereits Energiespeicher eingesetzt.

Optionen für den Einsatz
Für Energiespeicher gibt es zahlreiche Einsatzoptionen im industriellen Umfeld. Grundsätzlich kann zwischen den Einsatzoptionen zur Absicherung der Produktion, der Optimierung des Energiebezugs und den Systemdienstleistungen unterschieden werden. Bereits etabliert sind die Einsatzoptionen zur Absicherung der Produktion, während die Einsatzoptionen zur Optimierung des Energiebezugs für produzierende Unternehmen nun immer interessanter werden. Die Einsatzoptionen durch Systemdienstleistungen werden nur als Nebeneffekt zur Erhöhung der Wirtschaftlichkeit gesehen.

Verfügbare Technologien
Schwungmassenspeicher, Kondensatoren und Blei-Säure-Batterien zählen zu den ausgereiften, am Markt verfügbaren Technologien. Lithium-Batterien sind auf dem besten Weg dorthin. Auch Redox-Flow-Batterien können aufgrund der getrennten Dimensionierung von Leistung und Kapazität eine wichtige Rolle einnehmen.

Reduzierung der Kosten
Alle Energiespeichertechnologien haben wegen der geringen Stückzahl hohe Herstellkosten. Eine Senkung der Investitionskosten könnte bei fast allen betrachteten Energiespeichertechnologien durch Massenproduktion erreicht werden. Eine andere Möglichkeit, die hohen Investitionskosten von Energiespeichern zu reduzieren, ist die Nutzung von Second-Life-Batterien aus Elektroautos, denn durch die erneute Verwendung gebrauchter Batterien aus Elektroautos für stationäre Anwendungen können positive ökonomische und ökologische Effekte erzielt werden.

Abbau von Hürden
Neben der Wirtschaftlichkeit sind jedoch auch die Regulierungen eine Herausforderung für die Energiespeicherintegration. Außerdem mangelt es in der Branche an Erfahrung, Know-how und praxisnahen Demonstratoren. Der größte Treiber für die Energiespeicherintegration ist die Notwendigkeit zur Effizienzsteigerung sowohl aus betriebswirtschaftlicher als auch aus energetischer Sicht.

Fazit
Für die stationäre Anwendung werden aktuell am häufigsten elektrische bzw. elektrochemische Energiespeicher eingesetzt. Auch in Zukunft werden diese Energiespeichertechnologien – zumindest für kurz- und mittelfristige Einsatzoptionen – den Markt dominieren. Thermische Energiespeicher werden an Bedeutung gewinnen. Lithium-Batterien haben auch bei stationären Anwendungen ein großes Einsatzpotenzial und noch nicht marktreife Energiespeichertechnologien wie etwa Redox-Flow-Batterien können aus Sicht der Umfrageteilnehmer für stationäre Anwendungen zukünftig interessant werden. Eine große Chance für Unternehmen liegt in der Entwicklung und dem Aufbau von hybriden Energiespeichersystemen. Sie bestehen aus elektrischen und elektrochemischen oder elektrischen und thermischen Energiespeichern.
Die Energiespeicherintegration zur Optimierung des Energiebezugs wird für Unternehmen zunehmend interessanter, jedoch ist die Wirtschaftlichkeit weiterhin die größte Herausforderung. Unternehmen tendieren eher zu einem großen zentralen Energiespeicher, um sich energetisch vom Netz zu entkoppeln. Durch zentrale große Energiespeicher ist deren multifunktionaler Einsatz möglich. So wird der Speicher besser ausgelastet und die Wirtschaftlichkeit wird erhöht. Die Reduzierung der Kosten, getrieben durch die technologische Weiterentwicklung und den zunehmenden Aufbau einer Massenfertigung, ist weiterhin der wichtigste Faktor für die Wirtschaftlichkeit.

Auf einen Blick
Die Studie »Energiespeicher in Produktionssystemen« identifiziert unterschiedliche Einsatzoptionen für stationäre Energiespeicher im industriellen Umfeld. Zudem werden die derzeitigen Energiespeichertechnologien vorgestellt sowie die aktuellen Chancen und Herausforderungen beschrieben.

Gefördert durch:
Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg

Autoren:
Fabian Zimmerman, Alexander Emde
Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA

Raoul Laribi, Diana Wang, Alexander Sauer
Universität Stuttgart, Institut für Energieeffizienz in der Produktion EEP
Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA, Stuttgart;
Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO, Stuttgart

Jahr: 2019

Weitere Informationen und Download der Studie:
https://www.ipa.fraunhofer.de/de/Publikationen/studien.html

Pressekommunikation
Dr. Birgit Spaeth | Telefon +49 711 970-1810 | birgit.spaeth@ipa.fraunhofer.de | Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA | www.ipa.fraunhofer.de
Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Fabian Zimmermann | Telefon +49 711 970-1908 | fabian.zimmermann@ipa.fraunhofer.de | Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA | www.ipa.fraunhofer.de

Originalpublikation:
https://www.ipa.fraunhofer.de/de/Publikationen/studien.html

Anhang

Pressemitteilung
https://idw-online.de/de/attachment73049

Quelle: IDW 

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TU Berlin beteiligt sich an „Covering Climate Now“

Stefanie Terp Stabsstelle Kommunikation, Events und Alumni
Technische Universität Berlin

Forschungsprojekte für die Wissenschaftskommunikation im Rahmen der internationalen Aktionswoche „Covering Climate Now

TU Berlin beteiligt sich an internationaler Aktionswoche und berichtet von aktuellen Forschungsprojekten rund um die Themen Klimaschutz und Nachhaltigkeit. Wissenschaftler*innen der TU Berlin stehen außerdem für Interviewmöglichkeiten zur Verfügung.

Vom 15. bis 23. September 2019 stehen auch an der TU Berlin Klimaschutz und Nachhaltigkeit im Mittelpunkt der Kommunikation. In dieser Zeit wirft die Universität einen Blick hinter die Labortüren und berichtet eine Woche lang von aktuellen Forschungsprojekten zu den Themen CO2-Steuer, Kohleausstieg, Windenergie oder innovative Verwertung von Abfall.

Zu der Aktionswoche „Covering Climate Now“ hat das Magazin „Columbia Journalism Review“ von der Columbia School of Journalism an der University of New York gemeinsam mit dem US-Wochenmagazin „The Nation“ aufgerufen. Weltweit sind über 250 Medienhäuser und Wissenschaftseinrichtungen diesem Aufruf gefolgt und werden mit Blick auf den „Climate Action Summit“ der Vereinten Nationen am 23. September 2019 in New York den Schwerpunkt ihrer Berichterstattung auf den Klimawandel legen. Neben der TU Berlin beteiligen sich aus dem Bereich Forschung unter anderem die Princeton University (USA), die Boston University (USA) und die University of Manchester (Großbritannien).

Expert*innendienst
Medienvertreter*innen stehen in der Aktionswoche außerdem folgende Wissenschaftler*innen der TU Berlin für Recherche- und Interviewanfragen zur Verfügung:

Prof. Dr. Felix Creutzig
Tel.: +49 30 314-73331
Institut für Landschaftsarchitektur und Umweltplanung
Fachgebiet Sustainability Economics of Human Settlements
E-Mail: creutzig@tu-berlin.de

Expertise:
• Urbanisierung und globale Umweltveränderungen
• CO2-Bepreisung

Prof. Dr. Matthias Finkbeiner
Institut für Technischen Umweltschutz
Fachgebiet Sustainable Engineering
Tel: +49 30 314-24341
E-Mail: matthias.finkbeiner@tu-berlin.de

Expertise:
• soziale Ökobilanz
• Wasser- und CO2-Fußabdruck

Prof. Dr.-Ing. Markus Hecht
Institut für Land- und Seeverkehr
Fachgebiet Schienenfahrzeuge
E-Mail: markus.hecht@tu-berlin.de

Expertise:
• Verlagerung von Mobilität auf die Schiene
• Energie und Antrieb von Schienenfahrzeugen

Prof. Dr. Melanie Jaeger-Erben
Institut für Hochfrequenz- & Halbleiter-Systemtechnologien
Fachgebiet Transdisziplinäre Nachhaltigkeitsforschung in der Elektronik
Tel.: +49 30 46403-206
E-Mail: jaeger-erben@tu-berlin.de

Expertise:
• Transdisziplinäre Nachhaltigkeitsforschung in der Elektronik

Prof. Dr.-Ing. Julia Kowal
Institut für Energie- und Automatisierungstechnik
Fachgebiet Elektrische Energiespeichertechnik
Tel.: +49 30 314-21633
E-Mail: julia.kowal@tu-berlin.de

Expertise:
• Energiespeichertechnik
• Batterietechnik

Prof. Dr.-Ing. Martin Kriegel
Institut für Energietechnik
Fachgebiet Gebäude-Energie-Systeme
Tel.: +49 30 314-24176
E-Mail: m.kriegel@tu-berlin.de

Expertise:
• Energiewende im Gebäudebereich
• CO2-neutrale Gebäudeenergieversorgung
• Wohlbefinden und Gesundheit des Menschen im Gebäude

Prof. Dr.-Ing. Vera Rotter
Institut für Technischen Umweltschutz
Fachgebiet Kreislaufwirtschaft und Recyclingtechnologie
Tel.: +49 30 314-22619
E-Mail: vera.rotter@tu-berlin.de

Expertise:
• Recycling
• zirkuläres Wirtschaften und geschlossene Produktionskreisläufe
• Rohstoffe für die Energiewende und Energieerzeugung aus Biomasse-Reststoffen

Prof. Dr. Tilman Santarius
Institut für Berufliche Bildung und Arbeitslehre
Fachgebiet Sozial-ökologische Transformation sowie Einstein Center Digital Future
Tel.: +49 30 314-78869
E-Mail: santarius@tu-berlin.de

Expertise:
• Klimapolitik
• Digitalisierung und Nachhaltigkeit
• nachhaltiges Wirtschaften

Prof. Dr. Dr. Martina Schäfer
Zentrum Technik und Gesellschaft
Tel.: +49 0 314-23665
E-Mail: schaefer@ztg.tu-berlin.de

Expertise:
• nachhaltiger Konsum und klimafreundliches Alltagshandeln
• nachhaltige Regionalentwicklung, insbesondere regionaler Wertschöpfungsketten im Bereich Landwirtschaft und Ernährung

Prof. Dr. Ulf Schrader
Institut für Berufliche Bildung und Arbeitslehre
Fachgebiet Arbeitslehre/Ökonomie und Nachhaltiger Konsum
Tel.: +49 30 314-28769/-78838
E-Mail: schrader@tu-berlin.de

Expertise:
• nachhaltiger Konsum und Verbraucherpolitik
• Corporate Social Responsibility und Nachhaltigkeitsmarketing
• Innovationsmanagement

Prof. Dr. Dodo zu Knyphausen-Aufseß
Institut für Technologie und Management
Fachgebiet Strategische Führung und Globales Management
Tel.: +49 30 314-28744
E-Mail: knyphausen@strategie.tu-berlin.de

Expertise:
• Nachhaltigkeit und Wirtschaft, Globalisierung

Weiterführende Informationen:
• Alle Forschungsthemen zur Aktionswoche „Covering Climate Now“ werden veröffentlicht unter: http://www.tu-berlin.de/?208333 und auf Twitter @tuberlin (https://twitter.com/tuberlin).
• Informationen zu „Fridays for Future an der TU Berlin“: http://www.tu-berlin.de/?205334

Kontakt:
Stefanie Terp
Pressesprecherin der TU Berlin
Tel.: 030 314-23922
E-Mail: pressestelle@tu-berlin.de

Quelle: IDW 

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Neue Studienergebnisse zur aktuellen Situation im Mittelstand – jetzt im IfM-Forschungsnewsletter 3/19

Dr. Jutta Gröschl Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Institut für Mittelstandsforschung (IfM) Bonn

Der Mittelstand wird mit Werten wie beispielsweise Innovationskraft und Anpassungsfähigkeit oder Verantwortungs- und Risikobereitschaft verbunden. Viele Unternehmerinnen und Unternehmer in Deutschland sind stolz darauf, dem Mittelstand anzugehören. Wie gerechtfertigt ist jedoch diese Wahrnehmung?

Im Rahmen einer Studie haben die Wissenschaftler des IfM Bonn untersucht, ob sich tatsächlich die Unternehmensziele von mittelständischen Unternehmen und managergeführten Unternehmen unterscheiden. Dabei konnten sie teilweise signifikante Unterschiede bei den Unternehmenszielen feststellen.

Weitere Themen der Ausgabe 3/19:
• Warum weniger Frauen gründen.
• Welche Chancen und Risiken Unternehmensnachfolgen von Arbeitnehmern und
Arbeitnehmerinnen beinhalten.

Der IfM-Forschungs-Newsletter informiert alle 3 Monate kostenfrei über die jüngsten Studienergebnisse des IfM Bonn.

Weitere Informationen:

https://www.ifm-bonn.org/meta/news/newsletter/

Quelle: IDW 

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Umweltsündern auf der Spur

Britta Widmann Kommunikation
Fraunhofer-Gesellschaft

Kriminelle Machenschaften nachzuweisen, kann mitunter schwierig sein: Etwa bei Akteuren, die schädliche Abwässer heimlich in die Kanäle einleiten. Ein neues Sensorsystem von Fraunhofer-Forscherinnen und Forschern und ihren Partnern könnte die Sicherheitsbehörden künftig bei dem Nachweis unterstützen: Im Abwasserkanal positioniert, spürt es entsprechende Inhaltstoffe auf und hilft, Umweltsünder einzugrenzen und zu entlarven.

Schwarze Schafe gibt es immer wieder – auch in der Industrie. Denn während der Großteil der Firmen ihre Abwässer ordnungsgemäß entsorgt, scheuen einige wenige die damit verbundenen Kosten und leiten das schädliche Abwasser heimlich, still und leise in die Kanäle ein. Bislang fehlen den Sicherheitsbehörden größtenteils die Möglichkeiten, einer solchen Umweltkriminalität großflächig auf die Schliche zu kommen: Dies würde die Kapazitäten der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei Weitem übersteigen. Die Betreiber von Kläranlagen stellen solche gesetzeswidrigen Abwässer jedoch vor große Herausforderungen – sie können sogar dazu führen, dass die Kläranlagen kippen.

Umweltschädigende Substanzen im Abwasser nachweisen
Ein neuartiges Sensorsystem könnte es den Sicherheitsbehörden künftig erleichtern, solche Delikte aufzudecken. Entwickelt haben die Technologie – gemeinsam mit Partnern – die Forscherinnen und Forscher der Fraunhofer-Institute für Integrierte Schaltungen IIS und für Zuverlässigkeit und Mikrointegration IZM im EU-Projekt Micromole. »Das Sensorsystem soll bestimmte Substanzen im Wasser nachweisen, die in solchen Abwässern typischerweise enthalten sind«, erläutert Dr. Matthias Völker, Gruppenleiter am Fraunhofer IIS. »Es besteht aus zwei Sensorkomponenten: Physikalischen Sensoren und einem chemischen Sensor. Weitere Systeme sind: Energiemanagement, Steuerung- und Kommunikation und ein Probenentnahmesystem.« Führen solche Abwässer an Kläranlagen wiederholt zu Problemen, könnten die Sicherheitsbehörden das Abwassersystem an bestimmten Stellen überprüfen, den Übeltäter durch mehrere Messungen immer weiter eingrenzen und schließlich enttarnen.

Für solche Messungen setzt ein Roboter im Abwasserrohr drei Ringe ein. Der erste Ring wird direkt vor dem Zulauf der verdächtigen Firma positioniert, der zweite direkt dahinter. An beiden dieser Ringe befindet sich jeweils ein physikalischer Sensor, der Parameter wie die Temperatur, den pH-Wert oder auch die Leitfähigkeit des Wassers misst. Über eine Funkverbindung stehen diese beiden Ringe miteinander in Kontakt und vergleichen die von ihren Sensoren gemessenen Werte. Unterscheiden sie sich, könnte dies darauf zurückzuführen sein, dass aus dem fokussierten Gebäude schädliche Abwässer eingeleitet wurden. Auf das entsprechende Signal des zweiten Rings »erwachen« nun die Systeme am dritten Ring, der etwas weiter hinten im Abwasserkanal befestigt ist: Genauer gesagt ein chemischer Sensor und ein Probenentnahmesystem. Für den chemischen Sensor entnimmt eine Mikropumpe einige Mikroliter des Abwassers, verdünnt diese und leitet sie auf den chemischen Sensor. Auf diesem befinden sich sechs Elektroden, die jeweils mit einer speziellen Beschichtung aus Polymeren überzogen sind. Das Besondere: In diesen Polymerschichten befinden sich Lücken, in die bestimmte Schadstoffe jeweils genau hineinpassen – ähnlich wie Puzzleteilchen. Binden sie auf diese Weise an die Polymerschicht, ändert sich ihre elektrische Kapazität. Solche Kapazitätsänderungen auf den Elektroden legen also nahe, dass sich bestimmte Schadstoffe im Abwasser befinden. Vor Gericht gilt dies jedoch nicht als Beweis. Daher entnimmt das System zudem eine kleine Probe des Abwassers, das dann von Menschenhand im Labor genau überprüft werden kann. Damit der chemische Sensor für mehrere Messungen eingesetzt werden kann, spült eine Waschlösung die angebundenen Moleküle nach jeder Messung wieder heraus.

Das Sensorsystem ist in einer Kooperation mehrerer Forschungseinrichtungen und weiterer Partner entstanden. Die Forscherinnen und Forscher des Fraunhofer IIS haben dabei die Entwicklung der Elektronik, der Signalerfassung und -auswertung des Sensormoduls sowie der Energieversorgung des Systems übernommen. Ihre Kolleginnen und Kollegen vom Fraunhofer IZM waren für das BUS-System auf dem Metallring zuständig und für den Entwurf der wasserdichten Steckkontakte zu den einzelnen Komponenten sowie der wasser- und chemikaliendichten Gehäuse. Zudem haben sie die physikalischen Sensoren miniaturisiert.

Großangelegter Testlauf geplant
Die einzelnen Komponenten wurden zunächst bei den Partnern im Labor geprüft, anschließend im Zusammenspiel in einem künstlichen Abwassersystem mit realem Abwasser. In einem dritten Schritt wurden verschiedene Komponenten in einem realen Abwasserrohr getestet. Die ersten Ergebnisse sind vielversprechend: »Das System konnte verdächtige Abwässer aufspüren und einen entsprechenden Alarm auslösen«, fasst Harald Pötter, Abteilungsleiter am Fraunhofer IZM, zusammen. In einem Nachfolge-Projekt wollen die Forscherinnen und Forscher des Fraunhofer IZM nun mit Partnern in fünf europäischen Städten einen großangelegten Testlauf der physikalischen Sensoren des Systems durchführen.

Weitere Informationen:
https://www.fraunhofer.de/de/presse/presseinformationen/2019/september/umweltsue…

Quelle: IDW 

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Wird Wasser jetzt digital?

Dr.-Ing. Bodo Weigert Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
KompetenzZentrum Wasser Berlin gGmbH (KWB)

Apps, die Badegewässerqualität voraussagen, Sensoren, die bei Regen potenzielle Überflutungsflächen anzeigen: Digitale Tools ermöglichen in Zeiten des Klimawandels ein effizienteres und nachhaltigeres Wassermanagement.

Im EU-Verbundvorhaben „Digital-Water.City (DWC)“, das vom Kompetenzzentrum Wasser Berlin (KWB) koordiniert wird, werden solche neuen Tools entwickelt.

– Christian Rickerts, Staatssekretär bei der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe
– Dr. Frank Nägele, Staatssekretär für Verwaltungs- und Infrastrukturmodernisierung/Wachsende Stadt in der Senatskanzlei Berlin

Beide werden das Projekt in die Digitalisierungsstrategie des Landes Berlin einordnen und die Bedeutung einer digitalen Infrastruktur für Smart City erläutern. Anschließend geben die Geschäftsführerinnen des KWB, Edith Roßbach und Regina Gnirß, einen Überblick über das Projekt und stellen beispielhafte Einzelaktivitäten vor.

Jörg Simon, Vorstandvorsitzender der Berliner Wasserbetriebe, und Nicolas Zimmer, Vorstandvorsitzender der Technologiestiftung Berlin, stehen für Fragen zur Verfügung.

Wir freuen uns über Ihre Anmeldung per E-Mail.

Anhang
Einladung Pressegespräch: Start EU-Vorhaben Digital-Water.City
https://idw-online.de/de/attachment72841

Quelle: IDW 

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Was verursacht digitalen Stress und welche Rahmenbedingungen machen besonders anfällig?

Alex Deeg PR und Marketing
Fraunhofer-Institut für Angewandte Informationstechnik FIT

Das seit November 2017 laufende BMBF-Projekt »PräDiTec« hat erste Erkenntnisse über die größten Auslöser von digitalem Stress gewonnen. In einer Studie mit mehr als 5.000 Erwerbstätigen wurde untersucht, wie sich das Belastungs- und Beanspruchungsprofil durch den Einsatz von neuen Technologien verändert. Neben den Belastungsfaktoren und Auswirkungen von digitalen Stress wurden Rahmenbedingungen analysiert, unter denen digitaler Stress besonders hoch oder gering ausfällt. Am 4. September 2019 ab 16:00 Uhr können Sie der Ergebnisveröffentlichung per Livestream beiwohnen. Genauere Details und die gesamte Studie zum Download finden Sie auf der Projektwebsite https://gesund-digital-arbeiten.de.

>>Ständige Erreichbarkeit, Angst vor Leistungsüberwachung und eine Beschleunigung der Arbeitstätigkeit als Auslöser für digitalen Stress
Aus der Studie heraus konnten 12 verschiedene Belastungsfaktoren bei der Arbeit mit digitalen Technologien und Medien identifiziert werden. Dazu gehört beispielsweise die Omnipräsenz, das Gefühl der ständigen Erreichbarkeit und einer kürzeren Reaktionszeit durch das Auflösen der Grenzen zwischen Arbeits- und Privatleben. Ein weiterer Belastungsfaktor, die Überflutung, beschreibt das Gefühl, aufgrund der höheren Menge an bereitgestellten Informationen mehr und schneller arbeiten zu müssen. Von den Befragten werden am häufigsten Leistungsüberwachung sowie die Verletzung der Privatsphäre als Belastungsfaktor genannt. Bemerkenswert ist nicht nur, dass jeder dritte Befragte mindestens einem der Belastungsfaktoren sehr stark ausgesetzt ist, sondern auch, dass fast jeder fünfte aufgrund des Belastungsfaktors sehr starken digitalen Stress wahrnimmt.

>>Stressempfinden geht mit der Nutzungsintensivität und der Anzahl genutzter Technologien einher
Doch nicht jeder Arbeitsplatz, der mit digitalen Technologien ausgestattet ist, verursacht digitalen Stress im gleichen Maß. Die Kombination aus der Anzahl genutzter digitaler Technologien und Medien sowie die Nutzungsintensität hat Einfluss auf die Belastung. So ist diese bei einer hohen Anzahl an verschiedenen Technologien, die nur wenig genutzt werden, am höchsten, da die Fähigkeiten und Kenntnisse zur Nutzung der Technologien bei geringer Nutzung schwieriger zu erhalten sind und die Verunsicherung größer wird.

>>Gesundheitliche und arbeitsbeeinträchtige Auswirkungen
Erschöpfung, Gereiztheit sowie psychischen Beeinträchtigungen bis hin zu Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems gehen mit digitalem Stress einher. Unzufriedenheit mit der Arbeitsstelle und eine schlechtere Leistung sind ebenso mögliche Folgen von digitalen Stresses. Doch organisationale und soziale Faktoren können digitalem Stress am Arbeitsplatz entgegenwirken. Dazu gehören beispielsweise ein erweiterter Handlungsspielraum hinsichtlich arbeitsrelevanter Entscheidungen sowie eine gute Beziehung zu dem Vorgesetztem.

Sie möchten mehr über die neusten Ergebnisse der Studie erfahren und darüber diskutieren? Am 04. September 2019 können Sie ab 16:00 Uhr per Livestream (https://www.youtube.com/watch?reload=9&v=t8R9X6D3TE8) an der Vorstellung des Studienberichts und einer regen Podiumsdiskussion über die Kernergebnisse mit Vertretern aus der Praxis und der Wissenschaft teilnehmen. Mit dabei sind unter anderem Frau Dr. Patricia Tegtmeier von der Bundesagentur für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin und Herr Guido Fuhrmann, Personalleiter Deutschland bei der Deutschen Bank. Ihre formlose Anmeldung zum Stream oder Ihr Teilnahmeinteresse an der Ergebnisveröffentlichung richten Sie gerne an praeditec@ias-gruppe.de.

>>Ansprechpartner
Prof. Dr. Henner Gimpel (henner.gimpel@fit.fraunhofer.de) und Prof. Dr. Nils Urbach (nils.urbach@fit.fraunhofer.de), Projektgruppe Wirtschaftsinformatik, Fraunhofer-Institut für Angewandte Informationstechnik FIT

Quelle: IDW 

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Starkregen und Trockenheit – digitale Technologien für das Wassermanagement

Dr.-Ing. Bodo Weigert Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
KompetenzZentrum Wasser Berlin gGmbH (KWB)

Apps, die Badegewässerqualität voraussagen, Sensoren, die bei Regen potenzielle Überflutungsflächen anzeigen: Digitale Tools ermöglichen in Zeiten des Klimawandels ein effizienteres und nachhaltigeres Wassermanagement. Welche Tools das sind und wie sie funktionieren, erforscht das Kompetenzzentrum Wasser Berlin (KWB) ab sofort im europäischen Ver-bundvorhaben Digital-Water.City (DWC). In Paris, Sofia, Kopenhagen,
Mailand und Berlin arbeiten Forscher am Wassermanagement der intelligenten Stadt. Das KWB, das gleichzeitig Initiator und Koordinator des Projekts ist, hat es heute im CityLAB Berlin vorgestellt.

Überflutete Straßen, unter Wasser stehende Keller und verschmutzte (Bade)gewässer einerseits; anhaltende Trockenheit mit Ernteausfällen und überhitzten Innenstädten andererseits. Die Extreme im Wettergeschehen haben erhebliche Auswirkungen auf Wassermengen und Wasserqualität, besonders in Metropolen. Die intelligente Erfassung und Verarbeitung von Daten können dabei helfen, Entwicklungen früher zu erkennen und besser zu managen. Schon heute erfassen Sensoren im Fluss Daten in Echtzeit, eine lernfähige Software macht daraus eine Prognose zur Wasserqualität, in einer Bade-App können sich die Berliner*innen täglich über die erwartete Badegewässerqualität informieren. Ähnliche Tools sollen etwa künftig bei Starkregen auf Überflutungsflächen hinweisen.

Christian Rickerts, Staatssekretär in der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Be-triebe, sagt: „Berlin spielt im Bereich des digitalen Wassermanagements eine führende Rol-le in Europa. Das Kompetenzzentrum Wasser und die Berliner Wasserbetrieben zeigen seit Jahren, wie Digitalisierung beim Wassermanagement, bei der Instandhaltung der Abwasserrohre oder bei der Beurteilung von Wasserqualität unserer Stadt helfen kann. Diese Erfolgsgeschichte schreiben wir heute international fort: Zusammen mit 24 Partnern aus zehn europäischen Städten macht das Verbundvorhaben Digital-Water.City die Wasserver- und -entsorgung noch effizienter – und leistet damit gleichzeitig einen Beitrag zum nachhaltigen Energie- und Ressourceneinsatz.“

Neben der Information zur Badewasserqualität werden im Rahmen des Projekts weitere Vorhaben verfolgt wie die digitale Überwachung und Steuerung von Abwasserströmen im Kanalnetz. Die Daten dazu liefert ein dichtes Netz von einfachen kostengünstigen Temperarursonden. „Wenn es uns tatsächlich gelingt, über Temperaturmessungen die hydraulische Belastung in der Kanalisation besser als bisher zu bestimmen, könnten unerwünschte Über-läufe der Mischwasserkanalisation viel effizienter vermieden werden. Dies wäre ein großer Gewinn für den Gewässerschutz“, betont Jörg Simon, Chef der Berliner Wasserbetriebe.

Nicolas Zimmer, Vorstandsvorsitzender der Technologiestiftung, fasst zusammen: „Das große Verbundprojekt Digital-Water.City gibt uns die Möglichkeit, die Expertise, die das KWB vorhält, weiter auszubauen. Im Wassermanagement können wir exemplarisch zeigen, wie die Digitalisierung effiziente und nachhaltige öffentliche Infrastruktur ermöglicht.“
Wissenschaftliche Ansprechpartner:

nicolas.caradot@kompetenz-wasser.de

Anhang
Projekt Digital-Water.City: Kompakte Projektinformationen
https://idw-online.de/de/attachment72890

Quelle: IDW 

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Unstatistik des Monats: Verwirrung um Nitrat

Sabine Weiler Kommunikation
RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung

Laut eines Artikels in der Rheinischen Post ist die Nitratbelastung deutscher Böden in den Jahren 2013 bis 2017 insgesamt gestiegen. Diese Aussage ist durch die zugrundeliegenden Daten aber nicht gedeckt, weil Messpunkte verändert und 2017 Höchstwerte statt Jahresdurchschnittswerte verwendet wurden.

Die Unstatistik des Monats August ist ein Artikel aus der Rheinischen Post vom 8. des Monats. Unter der Überschrift „Immer mehr Nitrat im Grundwasser“ kommentiert die Rheinische Post darin die Antwort der Bundesregierung auf eine kleine Anfrage der Grünen. Demnach nahm der mittlere Nitratgehalt an den 15 am stärksten belasteten deutschen Messpunkten von 2013 bis 2017 um rund 40 Milligramm pro Liter zu. Daraus folgt aber nicht, wie von der Rheinischen Post fälschlicherweise kolportiert, dass die Nitratbelastung insgesamt gestiegen ist. Sie ist vermutlich, wie schon in den Vier-jahres-Zeiträumen davor, weiter gefallen.

Erstens sind die Messpunkte nicht die gleichen – im Jahr 2017 wurden verschiedene Messpunkte aus dem Jahr 2013 gegen bekannte Hochnitrat-Messstellen ausgetauscht. Die Werte an den 2013er Messpunkten sind bis 2017 im Mittel gefallen. Und zweitens gingen 2013 die Jahresdurchschnitts-werte, im Jahr 2017 aber die Höchstwerte (über ausgewählte Tage) in die Analyse ein. Die Meldung aus der Rheinischen Post ist also statistisch gesehen der gleiche Unfug, als wollte man die Veränderung der jährlichen landesweiten Niederschlagsmenge durch einen Vergleich der 15 jeweils feuchtesten Orte ermitteln (und dann auch noch für ein Jahr basierend auf dem Durchschnitt pro Ort, das andere Jahr basierend auf dem Tagesmaximum).

Damit ist natürlich nichts gegen eine sinnvolle Messung der Nitratbelastung in Flüssen, Seen und im Grundwasser gesagt. Deren Begrenzung und Absenkung ist Gegenstand einer der ersten Umweltschutzdirektiven der EU, der Nitratrichtlinie von 1991. Das dazu nötige europaweite Messnetz ist allerdings wissenschaftlich durchaus angreifbar. Wie schon in der Meldung der Rheinischen Post werden speziell in Deutschland Messstellen gerne ausgetauscht beziehungsweise mit Bedacht in Hochbelastungsregionen angelegt. Dagegen wäre auch nichts einzuwenden, wäre man an der zeitlichen Entwicklung der Maxima interessiert. Zum Betrug wird diese Vorgangsweise immer dann, wenn man das Ergebnis als landesweiten Durchschnitt verkauft. Hier zeigt sich, dass bei unveränderten Messpunkten die Belastung eher sinkt.

Ansprechpartner/in:
Prof. Dr. Walter Krämer, Tel.: (0231) 755-3125
Sabine Weiler (Pressestelle RWI), Tel.: (0201) 8149-213

Mit der „Unstatistik des Monats“ hinterfragen der Berliner Psychologe Gerd Gigerenzer, der Dortmunder Statistiker Walter Krämer, die STAT-UP-Gründerin Katharina Schüller und RWI-Vizepräsident Thomas K. Bauer jeden Monat sowohl jüngst publizierte Zahlen als auch deren Interpretationen. Alle „Unstatistiken“ finden Sie im Internet unter http://www.unstatistik.de und unter dem Twitter-Account @unstatistik.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Prof. Dr. Walter Krämer, Tel.: (0231) 755-3125

Weitere Informationen:
http://www.unstatistik.de (Alle „Unstatistiken“ im Internet)

Anhang

Die Unstatistik-Pressemitteilung im pdf-Format
https://idw-online.de/de/attachment72814

Quelle: IDW 

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Forscher der Jacobs University finden Gadolinium aus MRT-Kontrastmitteln in Getränken aus Fast-Food-Restaurants

Melisa Berktas Corporate Communications & Public Relations
Jacobs University Bremen gGmbH

Nachdem die Forschungsgruppe um Michael Bau, Professor für Geowissenschaften an der Jacobs University Bremen, Kontrastmittel-Gadolinium weltweit bereits in vielen Flüssen und auch im Trinkwasser einiger deutscher Städte nachweisen konnte, wurde sie jetzt auch in Nahrungsmitteln fündig. In Cola-Getränken aus Restaurants bekannter Fast-Food-Ketten in Berlin, Düsseldorf, Essen, Karlsruhe, München und Dresden konnte das Kontrastmittel-Gadolinium jetzt identifiziert werden. Gadolinium kommt insbesondere bei radiologischen Untersuchungen in der Magnetresonanztomographie (MRT) zum Einsatz.

Die gemessenen Konzentrationen sind nach aktuellem Wissensstand nicht gesundheitsgefährdend, jedoch ein Indikator für die mögliche Anwesenheit anderer Rückstände aus dem Abwasser in den Getränken.

Kontrastmittel sind aus der medizinischen Diagnostik nicht mehr wegzudenken, die verbrauchten Mengen steigen von Jahr zu Jahr. Das gilt auch für MRT-Kontrastmittel, die auf dem Selten-Erd-Element Gadolinium basieren. Patienten scheiden es im Krankenhaus oder zuhause wieder aus und mit dem Abwasser gelangt es in die lokalen Klärwerke. Diese können die Kontrastmittel, wie auch manch andere Arzneimittelrückstände, nicht aus dem Wasser entfernen und leiten sie mit dem vermeintlich gereinigten Abwasser in Flüsse und Seen ein. Dies ist ein weltweites Phänomen, wie viele Untersuchungen von Michael Bau und seiner Forschungsgruppe an der Jacobs University belegen.

Von den Flüssen wird ein Teil dieses Gadoliniums ins Meer eingetragen, wo es beispielsweise bereits die Nordsee verunreinigt, während es mit dem versickernden Flusswasser auch ins Grundwasser gelangt. Durch die Trinkwassergewinnung aus Grundwasser und Uferfiltrat findet sich das Kontrastmittel-Gadolinium letztlich auch im Leitungswasser. Dies haben Michael Bau und seine Mitarbeiterinnen Katja Schmidt, Gila Merschel und Nathalie Tepe nun nach Berlin, Essen, Köln und London auch für die Städte Bremen, Düsseldorf, Dresden, Karlsruhe und München nachgewiesen.

Zudem belegen aktuelle Daten für Berlin, dass das Trinkwasser in einzelnen Berliner Bezirken, wie zum Beispiel in Proben vom Bahnhof Zoo oder der Clay Allee, nicht nur die weltweit höchsten im Leitungswasser gemessenen Anteile (99 Prozent) an anthropogenem – also durch Menschen verursachtem – Gadolinium aufweist, sondern dass diese in den vergangenen Jahren nochmals deutlich zugenommen haben. Aber auch in den anderen untersuchten Städten stammt ein Teil des Gadoliniums im Trinkwasser aus MRT-Kontrastmitteln: 31 Prozent in Bremen, 34 Prozent in Karlsruhe, 63 Prozent in Dresden, 85 Prozent in Düsseldorf und 91 Prozent in München. Und weil die Zahl der MRT Untersuchungen weiter ansteigt, wird sich dieser Trend zu höheren Kontrastmittelkonzentrationen im Trinkwasser weiter verstärken.

Das Hauptaugenmerk der jetzt in der renommierten internationalen Fachzeitschrift „Science of the Total Environment“ veröffentlichten Studie lag allerdings auf der Frage, ob in verschiedenen deutschen Ballungszentren das Kontrastmittel-Gadolinium über das Trinkwasser auch in Nahrungsmittel gelangen kann. Dafür wurden in den Städten Berlin, Düsseldorf, Essen, Karlsruhe, München und Dresden Cola-Getränke aus Filialen bekannter Fast-Food-Ketten untersucht und mit den Leitungswasserproben aus dem jeweiligen Stadtteil verglichen. Das Ergebnis ist eindeutig: Die Getränke zeigen nahezu dieselben Gehalte an Kontrastmittel-Gadolinium wie das jeweils lokale Leitungswasser.

Für den Geochemiker Michael Bau ist das wenig überraschend: „In Filialen von Schnellrestaurants wird der Cola-Sirup mit Leitungswasser und CO2 vermischt. Obwohl die Restaurants angeben, dass dieses Leitungswasser zuvor zusätzlich gereinigt wird, ist dieser Reinigungsschritt offensichtlich nicht in der Lage, die Kontrastmittelrückstände zu entfernen.“
Auch wenn das Gadolinium in den gemessenen Konzentrationen nach jetzigem Wissensstand gesundheitlich unproblematisch ist, so ist es doch ein Indikator dafür, dass auch andere chemische Substanzen aus dem Abwasser im Trinkwasser und damit zubereiteten Nahrungsmitteln sein können. „Dies sind zum Beispiel Arzneimittelrückstände und besonders die sogenannten ‚endokrinen Disruptoren‘, die bei Menschen und Tieren hormonähnliche Wirkungen haben und im Gegensatz zum Kontrastmittel-Gadolinium schon in sehr geringen Konzentrationen die Gesundheit beeinflussen“, sagt Bau. Insofern, meint Bau, sei das anthropogene Gadolinium dabei hilfreich, Grund- und Trinkwasser aber auch Nahrungsmittel auf die mögliche Anwesenheit sogenannter „abwasserbürtiger“ Stoffe zu testen – also Verunreinigungen, die auch nach Durchlauf einer Kläranlage noch im Wasser vorhanden sind.

Gadolinium und andere Selten-Erden gehören zur Gruppe der „kritischen Metalle“, wie Niob, Antimon, Gallium oder Germanium, die für moderne Hochtechnologien und damit für Energiewende, Elektromobilität und Digitalisierung nahezu unersetzlich sind, für die aber keine Versorgungssicherheit besteht. Während dies zu verstärkten Anstrengungen im Bereich Rohstoffsuche und Recycling geführt hat, ist über die Verbreitung und das Verhalten der kritischen Metalle in der Umwelt nur wenig bekannt. Eine integrierte Betrachtung sowohl der Rohstoff- als auch der Umweltproblematik ist einer der Schwerpunkte in der Forschungsgruppe Rohstoff- und Umweltgeochemie an der Jacobs University Bremen, die im vielfach ausgezeichneten Earth and Environmental Science Programm angesiedelt ist.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Prof. Dr. Michael Bau
Jacobs University Bremen, Campus Ring 1, 28759 Bremen
Tel. +49 (0)421 2003564
Email: m.bau@jacobs-university.de

Originalpublikation:

K. Schmidt, M. Bau, G. Merschel, N. Tepe, 2019. Anthropogenic gadolinium in tap water and in tap water-based beverages from fast-food franchises in six major cities in Germany. Science of the Total Environment.
https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0048969719331882

Anhang
Gadolinium Verteilung in Deutschland nach Regionen
https://idw-online.de/de/attachment72811

Quelle: IDW 

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Erfolgsfaktor Mensch – Wie die Transformation von Arbeitswelten gelingt

Juliane Segedi Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO

Fraunhofer IAO ermittelt Erfolgsfaktoren für den Wandel von Arbeitswelten
Die aktuelle Studie des Fraunhofer IAO unter 1600 Büroarbeitenden zeigt auf: Ist die Unternehmensleitung treibende Kraft der gewünschten Veränderungen im Unternehmen und können sich die Mitarbeitenden wirkungsvoll in den Wandel einbringen, werden sowohl neu eingeführte Arbeitstechnologien als auch eine Vielfalt in der Arbeitsumgebung intensiver genutzt. Darüber hinaus intensiviert sich auch die Kollaboration unter den Mitarbeitenden enorm.

Die Arbeitswelt unterliegt einem rasanten Wandel. Mehr Flexibilität im Arbeitsalltag und neue Führungskonzepte sind nur einige Schlüsselbegriffe, die in der öffentlichen Debatte fallen. Um den Weg für Veränderungen in der Arbeitswelt freizumachen, müssen verkrustete Strukturen zwingend aufgebrochen und transformiert werden. Viele Unternehmen und Organisationen möchten die Chance ergreifen, die eigene Organisation zukunftsfähig zu gestalten. Aber wie kann eine erfolgreiche Umsetzung von wirksamen Arbeitswelten gelingen? Diese wesentliche Fragestellung hat das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO im Rahmen der Studie »Transformation von Arbeitswelten« untersucht.

Die Unternehmensleitung als treibende Kraft von Veränderungen
Grundlage der Studie ist die Befragung von rund 1600 Büroarbeitenden aus allen Hierarchieebenen, Funktionsbereichen und vielen verschiedenen Branchen. Je gesamtheitlicher und konsequenter die Veränderungen der Arbeitsgestaltung in der Organisation angegangen wird, umso stärker gelingt die Transformation hin zu einer höheren Nutzungsintensität von technologischen und räumlichen Infrastrukturen sowie zu einer stärkeren Kollaborationsintensität in der Belegschaft – auch über Abteilungsgrenzen hinweg.

Eine transformationale Führung der Organisation trägt maßgeblich dazu bei, dass der Wandel überhaupt vollzogen wird. Hierbei ist die oberste Führungsebene in der Organisation die treibende Kraft der geplanten Veränderungen – z. B. stellt sie sicher, dass einzelne Neuerungen im Unternehmen aufeinander abgestimmt sind, ausreichend Ressourcen für die erfolgreiche Umsetzung von Veränderungsprojekten zur Verfügung stehen, lebt die angestrebten Handlungsweisen sichtbar vor und vieles mehr. Organisationen ohne diesen Erfolgsfaktor nutzen technologische und räumliche Infrastrukturen weniger intensiv und weisen eine niedrigere Kollaborationsintensität in der Belegschaft auf.

Ein erfolgreicher Wandel braucht eine aktiv mitwirkende Belegschaft
Die umfangreiche Partizipation der Menschen an den Veränderungen ist ebenfalls ein kritischer Erfolgsfaktor für den Veränderungsprozess. Der Wandel kann umso besser gelingen, je stärker die Menschen in der Organisation die Arbeit mitgestalten und ihre Arbeitsanforderungen einfließen lassen. Bislang wird die Belegschaft vorwiegend bei Entscheidungen einbezogen, die sich auf sie persönlich auswirken. Dabei ist es ebenso bedeutsam, sie bei Entscheidungen einzubeziehen, die das gesamte Unternehmen betreffen.

Eckdaten zur Studie
Die Studie erfasste die Angaben von 1676 Unternehmens- oder Organisationsleitungen, Führungskräften und Angestellten in der Büro- und Wissensarbeit aus völlig unterschiedlichen Unternehmen vieler verschiedener Branchen. Bei allen Teilnehmenden fanden in den letzten drei Jahren Veränderungen im Bereich der Arbeitsgestaltung statt – organisatorisch, technologisch und/oder räumlich. Der Frauenanteil liegt bei ca. 45 Prozent, ebenfalls ca. 45 Prozent der Teilnehmenden stammen aus KMUs bis 500 Mitarbeitende, ca. 55 Prozent aus Großunternehmen bis über 50.000 Mitarbeitende. Das Studiendesign umfasst zwei verschiedene Stichproben. Die erste Stichprobe besteht aus 1028 Personen mit einer aktiven Rolle in einem Veränderungsprojekt (z. B. Projektmitarbeitende, Projektleitungen, oberste Entscheidungsebene in einem Projekt). In der zweiten Stichprobe befinden sich 648 Personen, die nicht aktiv an einem Veränderungsprojekt mitgewirkt.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Stephanie Wackernagel
Workspace Innovation
Fraunhofer IAO
Nobelstraße 12
70569 Stuttgart
Telefon +49 711 970-5467
E-Mail: Stephanie.Wackernagel@iao.fraunhofer.de

Udo-Ernst Haner
Forschungskoordination
Fraunhofer IAO
Nobelstraße 12
70569 Stuttgart
Telefon +49 711 970-5470
E-Mail: udo-ernst.haner@iao.fraunhofer.de

Originalpublikation:
Wackernagel, Stephanie; Haner, Udo-Ernst: Ergebnisbericht zur Studie »Transformation von Arbeitswelten«. Faktoren für einen erfolgreichen Wandel in Organisationen
https://www.iao.fraunhofer.de/images/iao-news/transformation-von-arbeitswelten-s…

Weitere Informationen:
https://www.iao.fraunhofer.de/lang-de/presse-und-medien/aktuelles/2182-erfolgsfa…

Quelle: IDW 

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Kaum Wasser unterm Kiel – Messungen im Extrembereich / Helmholtz-Forscher starten neuntägige Messkampagne auf der Elbe

Susanne Hufe Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ

Auf mehr als 580 Kilometer zieht sich die Elbe von der deutsch-tschechischen Grenze in Schmilka bis nach Geestnacht kurz vor Hamburg. Wie sich das extreme Niedrigwasser auf die Wasserqualität auswirkt, ist eine der zentralen Fragen, auf die Wissenschaftler des UFZ Antworten finden wollen. Sie starten deshalb heute ihre neuntägige Fahrt auf dem UFZ-Forschungsschiff Albis. Eingebettet ist die Messkampagne in die MOSES-Initiative, bei der Wissenschaftler*innen aus neun Helmholtz-Zentren u.a. untersuchen, wie sich infolge des Klimawandels hydrologische Extremereignisse (Hoch-, Niedrigwasser) auf die Wasserqualität der Binnengewässer, den Boden und den stofflichen Eintrag ins Meer auswirken.

An 24 Standorten von Schmilka bis Geesthacht, jeweils links- und rechtsseitig sowie mittig der Elbe, werden die UFZ-Wissenschaftler Proben nehmen. In Absprache mit den Landesbehörden in Sachsen und Sachsen-Anhalt messen sie mit einer Multiparametersonde Temperatur, Sauerstoff, die Konzentrationen schwebender Algen oder die Trübung des Fließgewässers sowie chemische Parameter von Wasserproben wie partikuläre und gelöste Nährstoffe, Schwermetalle, seltene Erden und Mikroschadstoffe.

Ein Schwerpunkt der Messkampagne ist die Analyse von Phytoplankton, das sind im Wasser schwebende einzellige Algen. Sie dienen vielen Tieren im Gewässer als Nahrung und nehmen gleichzeitig Nährstoffe wie Phosphat und Nitrat auf. So kann moderates Algenwachstum einen positiven Einfluss auf das Gewässer haben. Übermäßiges Algenwachstum führt hingegen zu einer Abwertung der Wasserqualität – man spricht dann von Eutrophierung. Es kommt also für die Elbe und auch für die nachgelagerten Küstengewässer auf die richtige Balance an. Und diese kann durch ein extremes Niedrigwasser gestört werden. Im Fokus der Testfahrt steht zudem eine genaue Charakterisierung von gelöstem organischem Material. Dabei können die Wissenschaftler mithilfe hochauflösender Massenspektrometrie mehr als 1.000 Elementarkomponenten in diesen hoch komplexen Gemischen identifizieren und deren Veränderung entlang der Elbe auf bakterielle Aktivität und Biomasseproduktion zurückführen. Zusätzlich finden auf der Flussfahrt nach dem gleichen Schema auch Messungen an den Mündungen von Saale, Mulde, Schwarzer Elster und Havel statt. Diese Zuflüsse sind von großem Interesse, weil sie die Wasserqualität der Elbe stark beeinflussen können. So prägt beispielsweise die Saale als größter Zufluss die Elbe durch eine hohe Salzbelastung.

Anders als mit Standardmessungen vom Ufer aus ist es mit dieser Messfahrt möglich, sich über 580 Kilometer ein detailliertes Bild zu machen, welche Prozesse etwa bei der Umwandlung von Nährstoffen und Schadstoffen im Wasserkörper der Elbe ablaufen. Zudem fanden die Messkampagnen der vergangenen Jahre nie bei einem solch extremen Niedrigwasser statt. So liegt derzeit zum Beispiel in Magdeburg der Pegel bei rund 53 Zentimetern nur knapp über dem Rekordniedrigstand von 46 Zentimetern. „Die Umsetzung von Kohlen- und Stickstoff sowie Phosphor bei diesem extremen Niedrigwasser zu analysieren, ist für uns besonders interessant und hilft uns, Prognosen für zukünftige Extremsituationen zu erstellen“, sagt UFZ-Fließgewässerökologe Prof. Dr. Markus Weitere und Mitglied der MOSES-Arbeitsgruppe Hydrologische Extreme. Da bei diesem Wasserstand die Elbe sehr langsam fließe und stark besonnt sei, könnte es besonders in unteren Flussabschnitten zu starken Eutrophierungserscheinungen kommen.

Eingebettet ist die jetzige Elbe-Fahrt in weitere Testkampagnen, die im Rahmen der MOSES-Initiative im April und Juni zwischen der Elbemündung in Cuxhaven und Helgoland stattfanden und die im September noch um eine weitere Fahrt ergänzt werden soll. Beteiligt sind daran Helmholtz-Wissenschaftler auf Forschungsschiffen des Helmholtz-Zentrums Geesthacht, des Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrums für Polar- und Meeresforschung und des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel. „Die Testfahrten in diesem Jahr dienen dazu, wichtige wissenschaftliche Daten zu erheben und in Kooperation zwischen den Helmholtz-Einrichtungen die Abläufe der umfangreichen Messeinsätze zu üben“, sagt die MOSES-Projektleiterin Dr. Ute Weber. Sie seien zugleich Generalprobe für eine noch größere Elbe-Testkampagne, die im kommenden Jahr unter Leitung des UFZ stattfindet und an der weitere sieben an MOSES beteiligte Helmholtz-Einrichtungen dabei sein werden. Diese soll sich von Schmilka bis in die Nordsee erstrecken. Ziel wird dann sein, in einer Prozesskette die Auswirkungen auf terrestrische und marine Ökosysteme zu analysieren – beginnend von Starkregen- und Gewitter-Ereignissen an Land, über hydrologische Abflüsse bis hin zur Analyse einer Vielzahl von Stoffen, die in der Elbe und schließlich in der Nordsee landen.

MOSES steht für „Modular Observation Solutions for Earth Systems“. In dieser vom UFZ koordinierten Initiative bauen neun Forschungszentren der Helmholtz-Gemeinschaft zwischen 2017 und 2022 gemeinsam mobile und modular einsatzfähige Beobachtungssysteme auf, um die Auswirkungen zeitlich und räumlich begrenzter dynamischer Ereignisse, wie extremer Niederschlags- und Abflussereignisse, auf die langfristige Entwicklung von Erd- und Umweltsystemen zu untersuchen.

Aktuelle Informationen zu MOSES:
https://blogs.helmholtz.de/moses

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Markus Weitere
Leiter UFZ-Department Fließgewässerökologie
markus.weitere@ufz.de

Dr. Norbert Kamjunke
UFZ, Leiter Elbe-Kampagnen
norbert.kamjunke@ufz.de

Weitere Informationen:
https://blogs.helmholtz.de/moses

Quelle: IDW 

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IFA 2019: Eine bessere Haltung am Arbeitsplatz dank neuer Sensortechnik

Udo Urban DFKI Kaiserslautern
Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz GmbH, DFKI

Ob Schmerzen im Rücken, an Schultern oder Knien: Die falsche Haltung am Arbeitsplatz kann Folgen haben. Helfen kann ein Sensorsystem, an dem Forscher der TU Kaiserslautern und des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI) arbeiten. Sensoren etwa an Armen, Beinen und Rücken ermitteln Bewegungsabläufe. Eine Software wertet die Daten aus. Über eine Smartwatch gibt das System dem Nutzer direkt Rückmeldung, damit er Bewegung oder Haltung korrigiert. Die Sensoren könnten in Arbeitskleidung und -schuhe eingebaut werden. Auf der Internationalen Funkausstellung (IFA) in Berlin stellen die Forscher die Technik vom 6. bis 11. September (IFA Next, Halle 26, Stand 324/325) vor.

Über seine Smartwatch soll der Nutzer direkt informiert werden, um seine Bewegung oder Haltung zu korrigieren. Die Forscher planen unter anderem, die Sensoren in Arbeitskleidung und -schuhe einzubauen. Interessant ist die Technik beispielsweise für Unternehmen in der Industrie, aber auch im Büroalltag am Schreibtisch kann sie helfen, mehr auf den eigenen Körper zu achten.

Bis die Technik erhältlich ist, wird es noch dauern. Die Arbeiten haben erst vor ein paar Monaten begonnen. Sie sind eingebunden in das Projekt BIONIC, das von der Europäischen Union gefördert wird. BIONIC steht für „Personalized Body Sensor Networks with Built-In Intelligence for Real-Time Risk Assessment and Coaching of Ageing workers, in all types of working and living environments“. Koordiniert wird es von Professor Didier Stricker, Leiter des Forschungsbereichs Augmented Vision/Erweiterte Realität am DFKI. Ziel ist es, ein Sensorsystem zu entwickeln, mit dem sich Fehlhaltungen und andere Belastungen am Arbeitsplatz reduzieren lassen.

Am Vorhaben beteiligt sind neben dem DFKI und der TUK: die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) in Dortmund, das spanische Instituto de Biomechanica de Valencia, das Fundación Laboral de la Construcción, ebenfalls in Spanien, das Forschungszentrum Roessingh Research and Development an der Universität von Twente in den Niederlanden, das Systems Security Lab der griechischen Universität von Piräus sowie die Unternehmen Interactive Wear GmbH aus München, Hypercliq IKE aus Griechenland, ACCIONA Construcción S.A. aus Spanien und die Rolls-Royce Power Systems AG in Friedrichshafen.

Auf der IFA stellt das Team seine Technik vor. Sie präsentieren ihr Projekt am Gemeinschaftsstand des Messearbeitskreises Wissenschaft im Bereich „IFA Next“.

Fragen beantworten:
Mathias Musahl
DFKI / Forschungsbereich Augmented Vision/Erweiterte Realität
Tel.: 0631 20575 3606
Mathias.Musahl@dfki.de

Dr. Gabriele Bleser
TU Kaiserslautern / AG wearHEALTH
Tel.: 0631 205 3327
bleser@cs.uni-kl.de

Ergänzung vom 22.08.2019
3. Absatz: Abhilfe kann künftig eine Technik schaffen, an der ein Forscherteam des DFKI und der Technischen Universität Kaiserslautern (TUK) derzeit arbeitet. Zum Einsatz kommen Sensoren, die einfach an verschiedenen Körperstellen wie Armen, Wirbelsäule und Beinen aufgebracht werden. „Diese messen unter anderem Beschleunigungen und sogenannte Winkelgeschwindigkeiten. Diese Daten werden im Anschluss von unserer Software verarbeitet“, sagt Dr. Gabriele Bleser, die an der TUK die Arbeitsgruppe wearHEALTH leitet. Daraus berechnet sie Bewegungsparameter wie zum Beispiel Gelenkwinkel an Arm und Knie oder den Grad der Beugung oder Verdrehung der Wirbelsäule. „Die Technik erkennt dabei sofort, wenn eine Bewegung falsch ausgeführt oder eine falsche Haltung eingenommen wird“, fährt ihr Kollege Mathias Musahl vom Forschungsbereich Augmented Vision/Erweiterte Realität am DFKI fort.

Quelle: IDW 

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Vom Satellitenbild zum Trinkwasserkonzept

Monika Landgraf Strategische Entwicklung und Kommunikation – Gesamtkommunikation
Karlsruher Institut für Technologie

Wasser ist eine der wichtigsten Ressourcen – als Trinkwasser oder zur Bewässerung in der Landwirtschaft. In einigen Regionen, die bereits mit Wasserknappheit kämpfen, ist die Versorgung etwa durch den Klimawandel stark gefährdet. Gleichzeitig steigt weltweit der Wasserbedarf. Für Trinkwasserkonzepte von Städten in Wassermangelregionen sind präzise Informationen über die Böden im Einzugsgebiet von Flüssen entscheidend. Sie zu bekommen, ist vor allem in unwegsamen Geländen bisher schwierig. Forscher des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) arbeiten an einer KI-basierten Methode, die anhand von Luftaufnahmen und Satellitenbildern verlässliche Angaben über Bodeneigenschaften machen kann.

„Einige Bodeneigenschaften können wir zwar jetzt schon mit herkömmlichen Bildanalysemethoden erhalten. Parameter wie etwa die Bodenfeuchte und Bodenart können wir jedoch nur durch aufwendige Proben erfassen“, sagt Felix Riese vom Institut für Photogrammmetrie und Fernerkundung (IPF) des KIT. Dies ist bei unwegsamem Gelände nur schwer oder gar nicht möglich. Hier setzt der Physiker in seinem Forschungsprojekt an: „Wir arbeiten an einer Künstlichen Intelligenz, die nur aus Satelliten- und Luftbildern Angaben über zum Beispiel die Bodenfeuchte, die Art der Vegetation oder die Bodenzusammensetzung ermittelt. Diese Zusammenhänge sind oft so komplex, dass ein Mensch sie nicht mit einem herkömmlichen Algorithmus beschreiben kann. Unsere KI soll sie selbstständig erkennen und miteinander verknüpfen.“

Bei einer gemeinsamen Kampagne mit dem Institut für Wasser und Gewässerentwicklung des KIT, die Riese koordinierte, haben die Forscherinnen und Forscher des KIT in Peru Bodenproben genommen. Außerdem haben sie ihr gesamtes Untersuchungsgebiet mit einer speziellen Kamera gescannt, die auf einem Hexakopter montiert ist. Sie macht Aufnahmen im Hyperspektralbereich und bildet das Hundertfache an sichtbaren Informationen im Vergleich zu normalen Kameras ab. „Mit diesen Daten trainieren wir die KI so lange, bis sie die Luftaufnahmen so auswertet, dass sie mit den von uns gemessenen Werten übereinstimmen.“

Um die Methode auch außerhalb der Testregion in Peru anwenden zu können, speisen Riese und seine Kolleginnen und Kollegen Daten aus Gebieten in die KI ein, die etwa trockener sind, oder eine andere Vegetation haben. „Wenn wir die KI richtig trainieren, sind mühsame und teure Messkampagnen vor Ort nicht mehr nötig, um genaue Informationen über den Zustand des Grundwassers zu ermitteln“, sagt Riese. Ziel ist, dass dafür ein Satellitenbild ausreicht. Diese Auswertungen könnten künftig beispielsweise die schnellere und günstigere Umsetzung von Trinkwasserkonzepten für Städte unterstützen.

TRUST: Trinkwasserversorgung nachhaltig, gerecht und ökologisch
Felix Rieses Forschung ist Teil des Projekts TRUST unter der Koordination von Sina Keller. Hier arbeiten Expertinnen und Experten verschiedener Einrichtungen und Disziplinen zusammen, um am Beispiel des Wassereinzugsgebiets der Region Lima/Peru ganzheitliche Planungswerkzeuge und neuartige, nachhaltige Wasserver- und Abwasserentsorgungskonzepte zu entwickeln, vor allem für die Trinkwasserversorgung. In TRUST arbeiten die Universität Stuttgart (Koordination), das KIT, das Technologiezentrum Wasser, Disy Informationssysteme GmbH, decon International GmbH, Ingenieurbüro Pabsch & Partner sowie die Ingenieurgesellschaft mbH zusammen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert das Projekt.

Details zum KIT-Zentrum Klima und Umwelt: http://www.klima-umwelt.kit.edu
Als „Die Forschungsuniversität in der Helmholtz-Gemeinschaft“ schafft und vermittelt das KIT Wissen für Gesellschaft und Umwelt. Ziel ist es, zu den globalen Herausforderungen maßgebliche Beiträge in den Feldern Energie, Mobilität und Information zu leisten. Dazu arbeiten rund 9 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf einer breiten disziplinären Basis in Natur-, Ingenieur-, Wirtschafts- sowie Geistes- und Sozialwissenschaften zusammen. Seine 25 100 Studierenden bereitet das KIT durch ein forschungsorientiertes universitäres Studium auf verantwortungsvolle Aufgaben in Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft vor. Die Innovationstätigkeit am KIT schlägt die Brücke zwischen Erkenntnis und Anwendung zum gesellschaftlichen Nutzen, wirtschaftlichen Wohlstand und Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen.

Originalpublikation:
https://www.kit.edu/kit/pi_2019_110_vom-satellitenbild-zum-trinkwasserkonzept.ph…

Anhang

Vom Satellitenbild zum Trinkwasserkonzept
https://idw-online.de/de/attachment72810

Quelle: IDW 

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Ausmaß eines Herzinfarkts unabhängig von Tageszeit

Christine Vollgraf Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung e.V.

Ob ein Herzinfarkt mitten in der Nacht oder am helllichten Tag auftritt, bestimmt nicht, wie schwer seine Folgen sind. Herausgefunden haben das Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) am Deutschen Herzzentrum München, Klinik an der Technischen Universität München (TUM).

Die Brust schmerzt und Tonnen scheinen auf dem Brustkorb zu liegen – so kann es sich anfühlen, wenn ein Herzinfarkt das Leben bedroht. In diesem Notfall gilt es, sofort die Rettungskräfte zu alarmieren. Am häufigsten treten die gefährlichen Attacken zwischen sechs Uhr morgens und zwölf Uhr mittags auf. Auch andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzrhythmusstörungen oder plötzlicher Herztod scheinen einem Tagesrhythmus zu folgen, sie ereignen sich ebenso gehäuft morgens oder vormittags. Einige Studien deuten außerdem darauf hin, dass der Zeitpunkt, zu dem die Beschwerden beginnen beziehungsweise der Herzinfarkt einsetzen, beeinflusst, wie Herzerkrankungen verlaufen. Privatdozent Dr. Hendrik Sager, Dr. Thorsten Kessler und ihre Kollegen sind diesem Aspekt genauer nachgegangen. In einer Studie mit rund 1.200 Patienten haben sie untersucht, ob die Uhrzeit, zu der sich der Herzinfarkt ereignet, auch bestimmt, welche Folgen er hat. Sie kommen zu dem Ergebnis, dass es nicht von der Tageszeit abhängt, wie ein Herzinfarkt sich langfristig auswirkt.

Für ihre Untersuchung haben die Wissenschaftler den Tag in vier Zeitfenster unterteilt: 0 bis 6 Uhr, 6 bis 12 Uhr, 12 bis 18 Uhr und 18 bis 24 Uhr. In allen untersuchten Fällen lag ein sogenannter ST-Hebungsinfarkt (STEMI) vor und ein verschlossenes Blutgefäß im Herzen, nämlich ein Herzkranzgefäß, löste den Infarkt aus. Dadurch wird das Herz schlechter durchblutet und Herzmuskelzellen sterben ab.

Blutfluss sichtbar machen
Bei einem Herzinfarkt eröffnen die Ärzte das verschlossene Blutgefäß mithilfe eines Katheters. Noch vor diesem Eingriff bekamen alle Studienteilnehmer eine Substanz gespritzt. Die Substanz reichert sich im Herzen überall da an, wo das Blut fließt. Dadurch konnten die Mediziner bei der anschließenden Aufnahme des Herzens mit einer speziellen Kamera bestimmen, welche Bereiche des Herzens nicht durchblutet sind. Sieben Tage nach dem Eingriff verabreichten sie die Substanz erneut, um zu beurteilen, welche Bereiche des vormals nicht durchbluteten Herzgewebes durch das Wiedereröffnen des verschlossen Herzkranzgefäßes gerettet werden konnten. Außerdem ermittelten Sager und seine Kollegen auch, wie viele der Patienten nach fünf Jahren noch lebten. Hiermit konnten sie Rückschlüsse ziehen, ob die Tageszeit, zu der ein Herzinfarkt auftritt, die langfristige Prognose verändert. „Natürlich gibt es viele Faktoren, die bestimmen, wie schwer ein Herzinfarkt verläuft“, sagt DZHK-Wissenschaftler Sager. „Etwa wie lange es dauert, bis das Gefäß wiedereröffnet wird oder welches der drei Herzkranzgefäße verschlossen ist. Diese Faktoren haben wir herausgerechnet.“

Bisherige Studien lieferten widersprüchliche Ergebnisse, ob sich die Tageszeit auf Infarktgröße und Überlebensrate auswirkt. Den Grund hierfür sieht Sager in den zu kleinen Patientenkollektiven und zu kurzen Beobachtungszeiträumen dieser Untersuchungen. Mit ihrer umfangreichen Analyse haben die Forscher nun erstmals eindeutig geklärt, dass die Tageszeit den Verlauf eines Herzinfarktes nicht beeinflusst und die Ärzte bei der Behandlung ihrer Patienten nicht berücksichtigen müssen, zu welcher Uhrzeit der Herzinfarkt auftrat.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
PD Dr. Hendrik Sager, Dr. Thorsten Kessler, Klinik für Herz- und Kreislauferkrankungen, Deutsches Herzzentrum München, Klinik an der Technischen Universität München, hendrik.sager@tum.de, thorsten.kessler@tum.de

Originalpublikation:
Time-of-day at symptom onset was not associated with infarct size and long-term prognosis in patients with ST-segment elevation myocardial infarction. Sager HB, Husser O, Steffens S, Laugwitz KL, Schunkert H, Kastrati A, Ndrepepa G, Kessler T. J Transl Med. 2019 May 29;17(1):180. DOI: 10.1186/s12967-019-1934-z

Weitere Informationen:

https://dzhk.de/aktuelles/news/artikel/ausmass-eines-herzinfarkts-unabhaengig-vo…

Quelle: IDW 

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1,8-Millionen-Euro-Projekt zur Anpassung des Wasserspeichers Harz an den Klimawandel startet

Christian Ernst Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Technische Universität Clausthal

Das Projekt „Energie- und Wasserspeicher Harz“ (EWAZ) hat ein Gesamtvolumen von 1,8 Millionen Euro und wird in den kommenden drei Jahren mit rund 1,6 Millionen Euro durch Fördermittel aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) sowie aus Landesmitteln finanziert werden. Frau Dr. Sabine Johannsen, Staatssekretärin im Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur (MWK), informierte sich über das Forschungsvorhaben anlässlich der Kick-off-Veranstaltung am 28. August auf dem EnergieCampus der TU Clausthal in Goslar. Zudem übergab sie die Bewilligungsbescheide.

Das Projekt „Energie- und Wasserspeicher Harz“ (EWAZ) hat ein Gesamtvolumen von 1,8 Millionen Euro und wird in den kommenden drei Jahren mit rund 1,6 Millionen Euro durch Fördermittel aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) sowie aus Landesmitteln finanziert werden. Frau Dr. Sabine Johannsen, Staatssekretärin im Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur (MWK), informierte sich über das Forschungsvorhaben anlässlich der Kick-off-Veranstaltung am 28. August auf dem EnergieCampus der TU Clausthal in Goslar. Zudem übergab sie die Bewilligungsbescheide.

Hintergrund des Projektes sind die Auswirkungen des Klimawandels im Harz, wie sie in den Jahren 2017 und 2018 aufgetreten sind. Erst traf die Region ein Jahrtausend-Hochwasser, darauf folgte eine Dürreperiode mit Minusrekorden beim Niederschlag. Jetzt erforschen die TU Clausthal, die TU Braunschweig sowie die Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften gemeinsam mit den Kooperationspartnern Harzwasserwerke und HarzEnergie, wie sich der Harz mit seinen multifunktionalen Aufgaben im Bereich der Wasserwirtschaft und des Energiesystems an den Klimawandel anpassen kann. Denn der Wasserspeicher Harz nimmt seit Jahrzehnten Aufgaben zum Hochwasser- und Niedrigwasserschutz sowie zur Trinkwasser- und regenerativen Energiebereitstellung wahr. „Auch an der TU Clausthal zählt Wasser zu den zentralen Themen, dessen historische Bedeutung für das Umfeld durch das Oberharzer Wasserregal nachhaltig dokumentiert ist. Heute beschäftigen wir uns in Lehre und Forschung mit Wasser als Ressource unter aktuellen Aspekten bis hin zum Einsatz von Wasserkraft, z.B. zum Betrieb von untertägigen Pumpspeichern für erneuerbare Energie“, so Professor Joachim Schachtner, Präsident der TU Clausthal.

Das Projekt EWAZ ist nach einer wettbewerblichen Ausschreibung der EFRE-Innovationsrichtlinie des MWK ausgewählt worden. Das Thema lautete „Energieversorgung neu denken – Forschung und Entwicklung für eine ressourcen- und umweltschonende, zuverlässige und saubere Energieversorgung sowie intelligente Speicherung und Netzstrukturen“. Über drei Jahre wird der Harz nun in verschiedenen Arbeitsschritten untersucht. Meteorologische Klimaszenarien werden beleuchtet, Systemoptimierungen ermittelt und mögliche Verbesserungen im Kontext mit sozio- und ökonomischen Fragen bewertet. „Die Region Harz ist für ein derartiges Vorhaben, das sich aktuellen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Herausforderungen im Zusammenhang mit Klimawandel und Energiewende widmet, aufgrund seiner Geschichte und geologischen Gegebenheiten prädestiniert“, sagte Staatssekretärin Dr. Johannsen.

„Es stellt sich für die Harzwasserwerke und das Land Niedersachsen die Grundsatzfrage, wie der Wasserspeicher Harz zunächst im Westteil mittelfristig ertüchtigt werden muss, um seine vielfältigen Funktionen bei zunehmenden Extremwetterereignissen auch zukünftig verlässlich erfüllen zu können“, erläuterte Professor Hans-Peter Beck, der Leiter des Projektes. Durch den jahrhundertelangen Bergbau existieren im Harz eine Vielzahl von unterirdischen Stollen und Schächten, die zum Beispiel mit Talsperren verbunden werden können, um Wasser noch besser zu verteilen. Schon im Zuge der extremen Trockenheit im vergangenen Jahr haben die Harzwasserwerke das vernetzte System von Teichen und Gräben der Oberharzer Wasserwirtschaft, auch Wasserregal genannt, genutzt. Neben der Verbesserung bereits existierender Anlagen thematisiert das Projekt mögliche Neubauten und Erweiterungen von Talsperren.

„Das Vorhaben adressiert mit der systemischen Betrachtung von Energie- und Wasseranwendungen die wissenschaftlichen Themengebiete der TU Clausthal“, sagte Dr. Jens zum Hingst, der stellvertretende Projektleiter. Die Kombination von Stoff und Energie (allgemein Power-to-X, hier X = Wasser) stellt schon lange einen Schwerpunkt an der Harzer Universität dar, der mit diesem Projekt weiter ausgebaut werden soll. Insbesondere erfolgt hier eine Zusammenarbeit der relevanten Forschungszentren EST (Forschungszentrum Energiespeichertechnologien) und CUTEC (Clausthaler Umwelttechnik Forschungszentrum) innerhalb der TU Clausthal. Das transdisziplinäre Projekt ist für die Harzregion von wirtschaftlicher Bedeutung und bietet ein Alleinstellungsmerkmal auf nationaler und internationaler Ebene zur Kopplung von Wasser und Energie.

Geplant ist, in spätestens zwei Jahren mit ersten praktikablen Lösungsvorschlägen an die Öffentlichkeit zu gehen. „Wir haben zu diesem stringenten Vorgehen in der Vergangenheit in dem ebenfalls öffentlich geförderten Projekt ,Pumpspeicher unter Tage‘ in Kooperation mit der HarzEnergie Erfahrungen gesammelt“, bekräftigte der damalige und heutige Leiter des Vorhabens. Das seinerzeit entwickelte untertägige Pumpspeicher-Kraftwerk konnte allerdings aus Kostengründen nicht gebaut werden. Dies könnte vor dem Hintergrund des Klimawandels und aus volkswirtschaftlicher Sicht betrachtet heute anders aussehen.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Hans-Peter Beck
Forschungszentrum Energiespeichertechnologien (EST)
hans-peter.beck@tu-clausthal.de

Quelle: IDW 

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Jeder Mensch hört anders gut!

Christian Colmer Press & Public Relations
Fraunhofer-Institut für Digitale Medientechnologie IDMT

Einfach zum persönlichen Wohlklang mit dynamischen Hörprofilen
Der Institutsteil Hör-, Sprach- und Audiotechnologie des Fraunhofer IDMT in Oldenburg entwickelt Algorithmen für Hörprofile, die sich automatisch und dynamisch an das akustische Eingangssignal anpassen. Trägern von Hörhilfen, Kopfhörern und Hearables ermöglicht dies einen einfachen Weg zu persönlichem Wohlklang und guter Sprachverständlichkeit. Die Humantechnik GmbH aus Weil am Rhein präsentiert diese gemeinsam weiterentwickelte Technologie aktuell in einem neuen Kinnbügel-Kopfhörer für häusliche Anwendungen.

Jeder Mensch hört anders gut. Aber wie genau, und welche Konsequenzen ergeben sich dadurch für die Entwicklung von Audio-Geräten? Die Medienaffinität der Menschen wächst und bleibt auch im Alter erhalten. Das Hörvermögen hingegen nimmt ab und Klangpräferenzen können sich im Laufe der Lebensphasen oder sogar situationsabhängig ändern. Eine Tatsache, die in bisherigen Hörsystemen nur wenig Beachtung findet. Gleichzeitig ist die einfache Bedienbarkeit für optimales, individuelles Hören wichtig für die Endnutzer.

Individueller Klangkomfort, „adaptive“ Algorithmen
In mehrstufigen Anpassungsexperimenten hat das Fraunhofer IDMT in Oldenburg Klangpräferenzen ermittelt, welche die gängigsten Facetten persönlichen Wohlklangs abbilden. Diese stellen die Grundlage für intelligente und dynamische Presets dar, die über ein leicht bedienbares Interface in Produkte integriert werden können, z.B. in TV-Hörsystemen. Besonders angenehm für den Endnutzer: Auch beim Umschalten oder bei Werbeeinblendungen werden Klang- und Lautstärkeeigenschaften automatisch an die Hörpräferenzen angepasst.

»Unsere Algorithmen haben wir für Menschen entwickelt, die Wert auf guten Klang und beste Sprachverständlichkeit legen. Das können Träger von Headsets im Call Center sein, aber auch Nutzer von Hörhilfen, Kopfhörern für den Fernseh- oder Musikkonsum und das Telefonieren oder anderer Hearables. Damit schaffen wir eine neue Ebene des Klangkomforts, von der sowohl Normalhörende als auch Hörbeeinträchtigte profitieren.« sagt Dr. Jan Rennies-Hochmuth, Gruppenleiter Persönliche Hörsysteme am Fraunhofer IDMT.

Unter dem Namen »earis®« stellt das Unternehmen Humantechnik GmbH derzeit ein in der Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer IDMT in Oldenburg entwickeltes TV-Hörsystem vor. Dabei handelt es sich um einen Kinnbügel-Kopfhörer und einen Pocket-Empfänger, der auch mit anderen Kopfhörern genutzt werden kann.

„Individueller Bedienkomfort und höchste Klangqualität: diese Attribute verbinden wir mit unserem TV-Hörsystem »earis«. Das Audio-Know-How und die innovativen Algorithmen für den persönlichen Wohlklang auf Tastendruck kommen vom Fraunhofer IDMT.“ erklärt Gerhard Sicklinger, Geschäftsführer Humantechnik GmbH.

Ein großes Stellrad ermöglicht die einfache Lautstärkeregelung. Das Novum: Die fünf voreingestellten Hörprofile, über eine Drucktaste leicht und intuitiv einzustellen, sind nicht statisch, sondern dynamisch angelegt. Ein vom Institutsteil Hör-, Sprach- und Audiotechnologie des Fraunhofer IDMT speziell für Nutzer mit nachlassendem Hörvermögen entwickelter Algorithmus passt den Klang kontinuierlich und dynamisch entsprechend der persönlichen Einstellungen des Fernsehzuschauers an. Auch bei verändernden akustischen Situationen sorgt er stets automatisch für eine Anpassung auf die individuell empfundene beste Hörqualität.

Hör-, Sprach- und Audiotechnologie HSA am Fraunhofer-Institut für Digitale Medientechnologie IDMT in Oldenburg
Ziel des Institutsteils Hör-, Sprach- und Audiotechnologie HSA des Fraunhofer IDMT ist es, wissenschaftliche Erkenntnisse über die Hörwahrnehmung und Mensch-Technik-Interaktionen in technologischen Anwendungen umzusetzen. Schwerpunkte der angewandten Forschung sind die Verbesserung von Klang und Sprachverständlichkeit, die personalisierte Audiowiedergabe sowie die akustische Sprach- und Ereigniserkennung mit Hilfe künstlicher Intelligenz (KI). Einen weiteren Fokus setzt der Institutsteil auf mobile Neurotechnologien, um auch außerhalb des Labors Gehirnaktivitäten zu erfassen und die dabei gewonnen Daten zu nutzen. Zu den Anwendungsfeldern gehören Consumer Electronics, Verkehr, Automotive, Produktion, Sicherheit, Telekommunikation und Gesundheit. Über wissenschaftliche Kooperationen ist das Fraunhofer IDMT-HSA eng mit der Carl von Ossietzky Universität, der Jade Hochschule und anderen Einrichtungen der Oldenburger Hörforschung verbunden. Das Fraunhofer IDMT-HSA ist Partner im Exzellenzcluster »Hearing4all«.

Weitere Informationen auf www.idmt.fraunhofer.de/hsa

Kontakt für die Medien:
Christian Colmer
Leiter Marketing & Public Relations

Fraunhofer-Institut für Digitale Medientechnologie IDMT
Institutsteil Hör-, Sprach- und Audiotechnologie HSA
Marie-Curie-Str. 2
26129 Oldenburg

Telefon +49 441 2172-436
christian.colmer@idmt.fraunhofer.de

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Dr. Jan Rennies-Hochmuth
Gruppenleiter Persönliche Hörsysteme
Fraunhofer-Institut für Digitale Medientechnologie IDMT
Institutsteils Hör-, Sprach- und Audiotechnologie HSA

Marie-Curie-Straße 2
26129 Oldenburg

Telefon +49 441 2172-433
jan.rennies-hochmuth@idmt.fraunhofer.de

Weitere Informationen:

http://www.idmt.fraunhofer.de/hsa

Quelle: IDW 

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Klimawandel beeinflusst Überschwemmungen

Josef Zens Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Helmholtz-Zentrum Potsdam – Deutsches GeoForschungsZentrum GFZ

Ein internationales Forschungsprojekt zeigt erstmals in großem Umfang, dass der Klimawandel das Ausmaß der Hochwasserereignisse in Europa verändert. Demnach nehmen Hochwasserereignisse in Nordwesteuropa zu und in Südosteuropa ab. Die Studie, an der auch Bruno Merz vom Deutschen GeoForschungsZentrum GFZ beteiligt war, erscheint in der Zeitschrift Nature.

Der Klimawandel beeinflusst nicht nur das zeitliche Muster von Überschwemmungen, sondern auch ihr Ausmaß. Das zeigt eine internationale Studie, die Daten von mehr als 3.700 Hochwassermessstellen aus ganz Europa in einem Zeitraum von 50 Jahren auswertete. Demnach nehmen Hochwasserereignisse in Nordwesteuropa zu und in Südosteuropa ab. Die Studie, an der auch Bruno Merz vom Deutschen GeoForschungsZentrum GFZ beteiligt war, erscheint in der Zeitschrift Nature.

Über die Ufer tretende Flüsse verursachen weltweit jedes Jahr rund 100 Milliarden Dollar Schaden. Und schon länger vermuten Forschende, dass der Klimawandel das Problem verschärfen könnte. Doch es fehlten Daten. „Nachdem wir vor zwei Jahren zeigen konnten, dass sich die zeitlichen Muster ändern, haben wir gemeinsam mit internationalen Kolleginnen und Kollegen jetzt nachgewiesen, dass auch die Schwere der Ereignisse vom Klimawandel beeinflusst wird“, sagt Bruno Merz, Leiter der Sektion Hydrologie am GFZ. Er war an der Studie beteiligt, die von Günter Blöschl aus Wien geleitet wurde. Blöschl, der an der Technischen Universität Wien forscht, war sechs Jahre lang Mitglied des wissenschaftlichen Beirats des GFZ und ist Helmholtz International Fellow am GFZ. Der österreichische Hochwasserexperte sagt: „Unabhängig von den notwendigen Anstrengungen zur Bekämpfung des Klimawandels werden wir in den kommenden Jahrzehnten die Auswirkungen dieser Veränderungen sehen. Das Hochwassermanagement muss sich an diese neuen Gegebenheiten anpassen.“

Die Studie von 35 Forschungsgruppen aus ganz Europa wertete Daten von 3738 Hochwassermessstellen in ganz Europa aus. Die Daten umfassen fünfzig Jahre zwischen 1960 und 2010. „Es wird seit langem vermutet, dass der Klimawandel Auswirkungen auf das Ausmaß von Hochwasser hat, da eine wärmere Atmosphäre mehr Wasser speichern kann“, erklärt Günter Blöschl. „Aber das ist nicht der einzige Effekt, Hochwasseränderungen sind komplizierter.“

Die Auswertung der Daten ergab unterschiedliche Trends in den verschiedenen Regionen Europas: In Mittel- und Nordwesteuropa, zwischen Island und den Alpen, nehmen die Überschwemmungen zu, weil die Niederschläge zunehmen und die Böden feuchter werden. In Südeuropa hingegen sinken die Hochwasserstände tendenziell – denn der Klimawandel führt dort zu sinkenden Niederschlägen und die höheren Temperaturen führen zu einer erhöhten Verdunstung des Bodenwassers. Bei kleinen Flüssen können die Überschwemmungen jedoch aufgrund häufigerer Gewitter und Veränderungen im Landmanagement (z.B. Entwaldung) größer werden.

Im kontinentaleren Klima Osteuropas sinken auch die Überschwemmungsniveaus, was auf weniger Schnee im Winter zurückzuführen ist. „Es gibt in ganz Europa klare Muster des Hochwasserrisikos, die mit den prognostizierten Auswirkungen des Klimawandels übereinstimmen“, sagt Blöschl. Bisher reichten die Daten nicht aus, um festzustellen, ob sich beides – Ausmaß und zeitliches Muster – von Hochwasserereignissen europaweit verändert. Jetzt sagen die Autorinnen und Autoren: Ja, die Auswirkungen des Klimawandels sind hier deutlich sichtbar.

Das Ausmaß der Hochwasseränderungen ist bemerkenswert: Sie reichen von einem Rückgang des erwarteten Hochwasserniveaus um 23% pro Jahrzehnt bis zu einem Anstieg um 11% pro Jahrzehnt (im Vergleich zu den langfristigen Durchschnittswerten). Wenn sich diese Trends auch in Zukunft fortsetzen, sind in vielen Regionen Europas erhebliche Auswirkungen auf das Hochwasserrisiko zu erwarten.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Bruno Merz
E-Mail: bruno.merz@gfz-potsdam.de
Telefon: 0331 288-1500

Originalpublikation:
Originalstudie: G. Blöschl et al.: „Changing climate both increases and decreases European river floods“ in Nature, 2019; DOI: 10.1038/s41586-019-1495-6

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Dresdner Studie zu Kopfschmerz bei Kindern und Jugendlichen: nur wenige Betroffene suchen Hilfe bei einem Arzt

Holger Ostermeyer Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden

Schmerz-Experten des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden beklagen ein mangelndes Bewusstsein der Gesellschaft für die Kopfschmerzproblematik bei Kindern und Jugendlichen. Ein Team des Universitäts SchmerzCentrums und der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin stellte im Rahmen einer im Frühjahr 2019 in der Fachzeitschrift „Cephalalgia“ publizierten Studie (doi: 10.1177/0333102419837156) fest, dass über ein Fünftel aller Kinder und Jugendlichen, die mehr als zweimal im Monat Kopfschmerzen hatten, aufgrund dieses Problems häufiger in der Schule fehlten.

Bleiben die Kopfschmerzen unbehandelt, geraten Betroffene in einen Teufelskreis: Schulfehltage können zu Leistungsabfall, Schulversagen, Schulangst führen, viele betroffene Kinder isolieren sich sozial, auch die Gefahr einer Depression ist erhöht. Umso wichtiger sind eine rechtzeitige ärztliche Diagnose und individuelle Therapie dieser Kinder und Jugendlichen. Doch die Dresdner Studie zeigt, dass nahezu alle Kinder, die nur einmal im Monat Kopfschmerzen aufwiesen, und etwa 80 Prozent derjenigen, die mehr als zweimal im Monat unter Kopfschmerzen litten, keinen Arzt aufgesucht hatten.

Mehr als zwei Drittel aller Schulkinder leiden regelmäßig an Kopfschmerzen, stellte das von Privatdozentin (PD) Dr. Gudrun Goßrau geleitete Wissenschaftler-Team in der Studie fest, die unter dem Titel „The prevalence of headache in German pupils of different ages and school types“ in der Fachzeitschrift der internationalen Kopfschmerzgesellschaft „Cephalalgia“ erschienen ist. Ein Ergebnis der wissenschaftlichen Erhebung, dass mehr als zwei Drittel der in Deutschland befragten Kinder und Jugendlichen regelmäßig Kopfschmerzen haben. Bei den Oberschülern lag der Anteil sogar bei fast 80 Prozent. Einen Arzt suchten jedoch nur die wenigsten auf, was auch zeigt, dass Kopfschmerzen in unserer Gesellschaft nicht als „echte“ Krankheit wahrgenommen werden. „Dabei stellen Kopfschmerzen bereits im Kindes- und Jugendalter ein relevantes Gesundheitsproblem dar und sollten rechtzeitig und individuell von einem Arzt behandelt werden“, erklären Prof. Reinhard Berner, Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin des Dresdner Uniklinikums und Dr. Matthias Richter. Beide Pädiater sind Co-Autoren der Publikation.

Für die Studie beantworteten 2.706 Schülerinnen und Schüler, die in Dresden eine Grund- oder weiterführende Schule besuchten, den Fragebogen. Erhoben wurde darin, wie oft Kopfschmerzen bei Kindern und Jugendlichen in den vergangenen drei Monaten auftraten, in welcher Stärke und welche Maßnahmen ergriffen wurden. Das Ergebnis: Nur knapp 32 Prozent der Befragten gaben an, gar nicht unter Kopfschmerzen zu leiden, fast 37 Prozent hatten einmal pro Monat Kopfschmerzen, fast 32 Prozent, mehr als zweimal im Monat. Die letztgenannte Gruppe untersuchte das USC-Team genauer: 55 Prozent hatten an zwei bis fünf Tagen pro Monat Kopfschmerzen, 27 Prozent an fünf bis zehn Tagen. Sieben Prozent derjenigen, die mehr als zweimal im Monat Kopfschmerzen hatten, gab sogar an, an mehr als 15 Tagen pro Monat unter diesen Schmerzen zu leiden.

Insgesamt gaben 624 der befragten Kinder und Jugendliche an, Schmerzmedikamente oder homöopathische Mittel gegen Schmerzen einzunehmen. In der Gruppe, die nur einmal im Monat unter Kopfschmerzen litt, nahm knapp ein Fünftel Schmerzmittel ein, in der Gruppe derer, die mehr als zweimal im Monat von Kopfschmerzen gequält wurden, gab fast die Hälfte an, regelmäßig Schmerzmittel einzunehmen. Auffällig war dabei, dass nahezu alle Kinder, die nur einmal im Monat Kopfschmerzen aufwiesen, und etwa 80 Prozent derjenigen, die mehr als zweimal im Monat Kopfschmerzen hatten, keinen Arzt aufgesucht hatten.

PD. Dr. Gudrun Goßrau sieht in der mangelnden Bereitschaft, sich ärztlich behandeln zu lassen, auch als Ausdruck eines fehlenden Bewusstseins für Kopfschmerzen als ernstzunehmende Krankheit in unserer Gesellschaft: „Doch diese Form des Schmerzes ist bereits in Kindheit und Jugend ein relevantes Gesundheitsproblem. Wie unsere Erhebung gezeigt hat, sind bei jungen ebenso wie bei älteren Menschen Lebensqualität und Leistungsfähigkeit stark beeinträchtigt.“ Beispielsweise zeigte die Studie auch, dass über ein Fünftel aller Kinder und Jugendlichen, die mehr als zweimal im Monat Kopfschmerzen hatten, aus diesem Grund häufiger in der Schule fehlen. Kopfschmerz ist damit dritthäufigste Ursache für Fehltage in der Schule. „Oft führen Kopfschmerzen dann in einen Teufelskreis. Schulfehltage können zu Leistungsabfall, Schulversagen, Schulangst führen, viele betroffene Kinder isolieren sich sozial, auch die Gefahr einer Depression ist erhöht“, so Dr. Goßrau. Umso wichtiger sind eine rechtzeitige ärztliche Diagnose und individuelle Therapie der betroffenen Kinder und Jugendlichen. „Es ist eine irrige Annahme, dass jeder seine Kopfschmerzen selbst therapieren kann und keine Diagnose vom Arzt nötig ist“, betont Prof. Berner und verweist auf die aus ärztlicher Sicht sehr unterschiedlichen Therapie für die einzelnen Schmerzarten: „Eine Migräne muss anders behandelt werden, als ein Clusterkopfschmerz.“ Ebenso kritisch sehen die Pädiater die häufig zu beobachtende unbedachte Schmerzmitteleinnahme. Schließlich können häufig eingenommene, frei verkäufliche Kopfschmerzmedikamente ihrerseits Kopfschmerzen verursachen oder verstärken.

Frühes Eingreifen verhindert spätere Chronifizierung
Das Wissen über das häufige Auftreten unterschiedlicher Formen des Kopfschmerzes bei Kindern und Jugendlichen ist ein wichtiger Ansatzpunkt dafür, verstärkt Versorgungsangebote für die Betroffenen zu schaffen. Die interdisziplinäre Kinderkopfschmerzambulanz am Universitäts SchmerzCentrum und das dort in Zusammenarbeit mit der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin entwickelte und etablierte DreKiP- Konzept (Dresdner KinderKopfschmerzprogramm) sind erste Aktivitäten, um der aktuellen Unterversorgung der Schmerzpatienten im Schulalter zu begegnen. Nach Ansicht der Dresdner Schmerzexperten eine gute Investition in die Zukunft. Denn ein unbehandelter Kopfschmerz, der bereits im Kindes- und Jugendlichenalter zu Fehltagen in der Schule führt, droht im weiteren Verlauf sich zu einer chronischen Erkrankung zu entwickeln, an deren Ende auch eine Erwerbsunfähigkeit und Frühverrentung steht.

Lebensstil-Wandel von Kindern und Jugendlichen begünstigt Kopfschmerz
Der Trend zu elektronischen Spielen und medialer Unterhaltung aber auch eine weiter komprimierte Wissensvermittlung in der Schule sind bei Kindern und Jugendlichen ebenso Risikofaktoren für das Auftreten häufiger Kopfschmerzattacken wie körperliche Inaktivität oder seelischer Stress. Mit den unterschiedlichen Formen der in das DreKiP-Programm integrierten Therapien gelingt es, dieser Entwicklung gegenzusteuern. Der Schlüssel dazu sind Aktivitäten, in denen die Betroffenen in einer Gruppe agieren, wieder einen Zugang zu körperlicher Bewegung bekommen, kreativ werden und ihren eigenen Körper wahrnehmen. Diese Erkenntnis sollte nicht nur die von häufigen Kopfschmerzen heimgesuchten Kindern und Jugendlichen anregen, ihren Lebensstil auf den Prüfstand zu stellen, sondern auch ihren Altersgenossen, die bisher von diesen Problemen verschont wurden. Denn die Wahrscheinlichkeit, künftig selbst häufiger unter Kopfschmerzen zu leiden, steigt bereits in der Schulzeit.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
Universitäts SchmerzCentrum
Direktor: Prof. Dr. med. Rainer Sabatowski
Tel.: 0351 458 33 54

Originalpublikation:

Nieswand V, Richter M, Berner R, von der Hagen M, Klimova A, Roeder I, Koch T, Sabatowski R, Gossrau G. – The prevalence of headache in German pupils of different ages and school types. In Cephalalgia; doi: 10.1177/0333102419837156

Weitere Informationen:

https://journals.sagepub.com/doi/abs/10.1177/0333102419837156
http://www.uniklinikum-dresden.de/usc

Anhang

Pressemitteilung
https://idw-online.de/de/attachment72687

Quelle: IDW 

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DGKN: Kribbeln in Fingern und Händen – Nutzung von Smartphones und Nerven-Engpass-Syndrom

Medizin – Kommunikation Medizinkommunikation
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V.

Die intensive Nutzung von Smartphones fördert vermutlich einen Nerven-Engpass im Handgelenk mit schmerzhaften Taubheitsgefühlen, das sogenannte Karpaltunnelsyndrom (KTS). Das belegen aktuelle Studien aus Asien. „Drehende Bewegungen im Handgelenk verstärken das KTS, das ist bekannt“, bestätigt Professor Dr. med. Helmut Buchner von der Deutschen Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie und Funktionelle Bildgebung (DGKN). Wer häufig Kribbeln im zweiten und dritten Finger spürt, sollte einen Neurologen aufsuchen. Für Schwangere sind örtliche Kortison-Spritzen zur Behandlung besonders geeignet.

Seit langem wissen Mediziner, dass Karpaltunnel-Beschwerden durch intensive Handarbeit entstehen können. „Bei Fleischern etwa gilt das KTS als Berufskrankheit“, berichtet Buchner. „Die drehenden Bewegungen im Handgelenk mit dem Messer fördern den Nerven-Engpass.“ Das gilt gleichermaßen für intensives Stricken oder Reinigungskräfte, die unablässig Wäsche auswringen. „Insofern ist es plausibel, dass der dramatische Mehrgebrauch von Smartphones und Computertastaturen ein KTS auslösen kann, auch wenn dies bisher nur Studien aus Asien belegen“, führt der Neurologe aus. „Ich kann keinen Grund erkennen, warum es bei uns anders sein sollte.“

Beim Karpaltunnel-Syndrom gerät der Nervus medianus unter Druck, der an einer Engstelle durch das Handgelenk führt. Ursache ist meist eine Schwellung, die durch belastende Bewegungen entsteht, ferner durch nächtliches Schlafen mit abgeknickten Handgelenken, starke Gewichtszunahme oder hormonelle Einflüsse wie Schwangerschaft und Wechseljahre. „Frauen sind drei bis vier Mal häufiger als Männer betroffen“, erläutert Buchner. „Schon aufgrund ihres Monatszyklus können Schwellungen leichter entstehen.“ Die Schwellung führt häufig zu Entzündungen, die wiederum Vernarbungen hervorrufen können, was die Durchblutung weiter verschlechtert und die Schwellung befördert.

Erste Symptome sind ein Kribbeln in den Spitzen der ersten drei Finger, vom Daumen bis zum Mittelfinger. „Das Kribbeln fühlt sich elektrisierend und brennend an“, so Buchner. Schüttelt man die Hände, verschwinden die Missempfindungen häufig. Im weiteren Verlauf können Schmerzen auftreten, die nachts sogar bis in den Arm ziehen. „Zum Schluss kann das Kribbeln in ein permanentes Taubheitsgefühl übergehen und sich die Muskulatur am seitlichen Daumenballen der betroffenen Hand zurückbilden“, erklärt DGKN-Experte Buchner, der an der Klinik für Neurologie und Klinische Neurophysiologie am Knappschaftskrankenhaus Recklinghausen tätig ist.

Um zu klären, ob ein KTS vorliegt, erfragt der Neurologe zunächst Vorgeschichte und Beschwerden. Dann folgen meist zwei einfache Tests. Beim Phalen-Test presst der Patient die Handflächen wie beim Beten aneinander und knickt zugleich die Handgelenke im 90-Grad-Winkel ab. „Mit dieser Haltung provoziert man die Enge“, erläutert Buchner. „Tritt nach zwei Minuten kein Kribbeln auf, liegt kein KTS vor.“ Beim Hoffmann-Tinel-Zeichen beklopft der Arzt den Mediannerv in der Innenseite des Handgelenks mit dem Finger. Führt das zum Kribbeln in den Fingerspitzen, ist dies ein Hinweis auf ein KTS.

Eine eindeutige Aussage erlaubt die elektrische Diagnostik, die Elektroneurographie. „Mit leichten Stromimpulsen messen wir, wie viel Zeit der Mediannerv für die Weiterleitung eines Reizes benötigt“, so Buchner. Dauert es zu lange, das heißt länger als 4,2 bis 4,5 Millisekunden, hat der Nerv eine Funktionsstörung erlitten. Dann kann eine Therapie erforderlich werden. „Dafür eignet sich ein dreistufiges Vorgehen“, rät Buchner.

Im Anfangsstadium hilft es mitunter, Belastungen zu vermeiden – etwa mit einer Handschiene, die ein Abknicken der Gelenke verhindert. „Oder durch den Verzicht auf intensive Smartphone-Nutzung, vor allem auf drehende Handgelenkbewegungen wie beim Wischen auf dem Display“, rät Buchner. Verhaltensänderungen lösen allerdings die Engstelle nicht auf, räumt der DGKN-Experte ein.

Gut schlägt häufig das einmalige Spritzen von entzündungshemmendem Kortison in die Engstelle an, ein in Deutschland eher selten angewandtes Verfahren. „Diese Behandlung ist besonders für Schwangere geeignet, deren Hormonhaushalt sich nach der Geburt wieder umstellt“, meint Buchner. Sorgen um das ungeborene Kind sind laut Buchner unbegründet: „Die Kortison-Dosis ist minimal und nur örtlich wirksam.“

Am häufigsten und am wirksamsten ist jedoch nach wie vor die Operation, die bei anhaltenden Beschwerden unumgänglich wird. Dabei spalten Hand- oder Neurochirurgen über einen kleineren Schnitt in örtlicher Betäubung das Bindegewebsgewebsband über dem Karpaltunnel, so dass der eingeklemmte Nerv mehr Platz bekommt und der Druck sinkt. Jährlich erfolgen etwa 300.000 Eingriffe dieser Art in Deutschland.

Quellen:
Studien zum Thema:

• Woo EHC, White P, Lai CWK. Effects of electronic device overuse by university students in relation to clinical status and anatomical variations of the median nerve and transverse carpal ligament. Muscle Nerve. 2017 Nov;56(5):873-880. doi: 10.1002/mus.25697. Epub 2017 Jun 21. (https://onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1002/mus.25697)

• İnal EE et al. Effects of smartphone overuse on hand function, pinch strength, and the median nerve. Muscle Nerve. 2015 Aug;52(2):183-8. doi: 10.1002/mus.24695. Epub 2015 Jun (https://onlinelibrary.wiley.com/doi/pdf/10.1002/mus.24695)

Kontakt für Journalisten:
Katharina Weber
DGKN Pressestelle
Postfach 30 11 20
70451 Stuttgart
Tel.: 0711 8931-641
Fax: 0711 8931-167
weber@medizinkommunikation.org
http://www.dgkn.de

Die Deutsche Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie und Funktionelle Bildgebung (DGKN) ist die medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft für Ärzte und Wissenschaftler in Deutschland, die auf dem Gebiet der klinischen und experimentellen Neurophysiologie tätig sind. Anliegen der DGKN ist es, die Forschung auf diesem Gebiet zu fördern sowie eine qualitätsgesicherte Aus-, Weiter- und Fortbildung zu garantieren. Zu diesem Zweck richtet die DGKN wissenschaftliche Tagungen, Symposien und Fortbildungsveranstaltungen aus. Sie erarbeitet Richtlinien und Empfehlungen für die Anwendung von Methoden wie EEG, EMG oder Ultraschall. Darüber hinaus setzt sich die DGKN für den wissenschaftlichen Nachwuchs ein, indem sie etwa Stipendien und Preise vor allem für junge Forscher vergibt. Die Methoden der klinischen Neurophysiologie kommen Patienten bei der Diagnose und Therapie neurologischer Erkrankungen wie Parkinson, Alzheimer, Migräne, Epilepsie, Schlaganfall oder Multiple Sklerose zugute.

Weitere Informationen:

http://www.dgkn.de

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Statement: Elektroautos gehen auch bei Rekordhitze nicht in Flammen auf

Claudia Staat Pressestelle
Frankfurt University of Applied Sciences

Sicherheit auch bei hohen Außentemperaturen: Prof. Dr.-Ing. Schilder von der Frankfurt UAS nimmt Stellung zu aktuellen Medienberichten und verweist auf Thermomanagement-Systeme für Batteriezellen

Über brennende Elektroautos berichten Medien immer wieder. Angesichts des heißen Sommers steht die Frage im Raum, ob E-Autos bei diesen Rekordtemperaturen in Flammen aufgehen könnten. Dies ist Anlass für Prof. Dr.-Ing. Boris Schilder, Professor für Thermodynamik und Strömungslehre an der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS), mit einigen Fakten das vermeintlich heiße Thema etwas abzukühlen.

„Lithium-Ionen-Batteriezellen, die Standard sind bei aktuellen Elektroautos, sollten in einem Temperaturfenster von ca. 15 bis 35 Grad betrieben und gelagert werden. Bei niedrigeren Temperaturen sinkt die Leistung, und der elektrische Widerstand der Batterie steigt an. Dadurch verringert sich die Reichweite des Elektroautos. Bei Temperaturen oberhalb von 35 Grad reduziert sich dagegen die Lebensdauer von Batterien. Thermomanagement-Systeme, die kühlen und häufig auch heizen können, sorgen in Elektroautos dafür, dass die Batterietemperatur im oben genannten Temperaturfenster gehalten wird“, erläutert der Wissenschaftler, der selbst solche Thermomanagement-Systeme für die Autoindustrie entwickelt hat. „Sicherheitskritisch werden erst Batterietemperaturen im Bereich ab ca. 130 Grad. Bei diesen Temperaturen können Kurzschlüsse und/oder chemische Reaktionen auftreten und Brände ausgelöst werden.“

Elektroautos geraten laut Schilder trotz sehr hoher Außentemperaturen nicht in Brand. Die Gründe dafür sind:
1. Das Thermomanagement-System sorgt dafür, dass die Batterietemperatur im oben genannten Bereich bleibt. Bei einigen Herstellern arbeitet das System auch bei geparkten Fahrzeugen, hauptsächlich, um die Lebensdauer der Batterie zu verlängern.
2. Selbst wenn kein Thermomanagement-System die Batterie kühlt, weil entweder keines vorhanden ist oder es versagt, sorgt eine Temperaturüberwachung dafür, dass die sich im Betrieb befindende Batterie abgeschaltet wird und zwar lange, bevor sicherheitskritische Temperaturen erreicht werden.
3. Ist das E-Auto geparkt, befindet sich die Batterie nicht im Betrieb und generiert auch keine Abwärme. Selbst bei sehr hohen Außentemperaturen, Sonneneinstrahlung und ohne aktives Thermomanagement werden innerhalb der Batterie keine sicherheitskritischen Temperaturen von mehr als 130 Grad erreicht.

„Elektrofahrzeuge sind relativ sicher, und ich halte einen Brand bei einem Fahrzeug mit konventionellem Antrieb mit Verbrennungsmotor für wahrscheinlicher. Aufgrund der Neuheit der Technologie stehen Elektrofahrzeuge jedoch stärker im Fokus der Berichterstattung, und einzelne Unfälle fallen daher stärker auf“, nimmt Schilder an. „In der Regel werden diese Brände jedoch durch Unfälle, fehlerhafte Batteriezellen, Elektronik- oder Software-Fehler verursacht und nicht durch hohe Außentemperaturen.“

Auch wenn durch hohe Umgebungstemperaturen die Sicherheit nicht beeinträchtigt wird, reduzieren sie die Batterielebensdauer und die Reichweite des Elektroautos. Der Energieverbrauch des Thermomanagement-Systems und insbesondere der Klimaanlage kann die Reichweite des Elektroautos bei Umgebungstemperaturen von 40 Grad gegenüber moderaten Temperaturen von 20 Grad im Extremfall um bis zu ca. 50 Prozent reduzieren. Leistungslimitierungen aufgrund hoher Umgebungstemperaturen sind dagegen nicht die Regel, können aber bei Elektroautos auftreten, die über ein unzureichendes Thermomanagement-System verfügen.

Zur Person:
Prof. Dr.-Ing. Boris Schilder ist Professor für Thermodynamik und Strömungslehre an der Frankfurt University of Applied Sciences. Einer seiner Arbeitsschwerpunkte ist das Thermomanagement von Fahrzeugen, Batterien, Brennstoffzellen und Elektronik. Vor seinem Ruf an die Frankfurt UAS war Schilder beim Autohersteller Opel u.a. für die Entwicklung von Thermomanagement-Systemen für Batterien von Elektroautos zuständig.
Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Kontakt: Frankfurt University of Applied Sciences, Fachbereich 2: Informatik und Ingenieurwissenschaften, Prof. Dr.-Ing. Boris Schilder, Telefon: +49 69 1533-2293, E-Mail: b.schilder@fb2.fra-uas.de

Weitere Informationen:
http://www.frankfurt-university.de/fb2 (weitere Informationen zum Fachbereich Informatik und Ingenieurwissenschaften)

Quelle: IDW 

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Nächtliche Schichtarbeit als Krebsauslöser: Expertengremium bestätigt wahrscheinlichen Zusammenhang

Rasmus Cloes Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie – BIPS

Nachtschichtarbeit löst wahrscheinlich Krebs aus. Diese Einschätzung bestätigte im Juni ein international besetztes Gremium aus 27 Wissenschaftlern für die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC). Ihre Einschätzung erschien nun in der Fachzeitschrift „Lancet Oncology“.

Etwa 20 Prozent aller Beschäftigten arbeiten außerhalb der typischen Arbeitszeit am Tag. Bereits im Jahr 2007 stufte eine Arbeitsgruppe der IARC Nachtschichtarbeit als „wahrscheinlich für Menschen krebserregend“ (probably carcinogenic to humans) ein. Schichtarbeit, bei der der Tag-Nacht-Rhythmus gestört wird, fällt damit in die Gruppe 2A, zu der auch Glyphosat oder rotes Fleisch gehören. Diese Einschätzung wurde nun in einer Folgeevaluation bestätigt. Grund für die Neubewertung war die relativ hohe Zahl neuer Studien zum Thema, die in den letzten Jahren veröffentlicht worden sind. Ihre Schlussfolgerung ziehen die beteiligten Wissenschaftler auf der Basis einer beschränkten Datenlage in Studien am Menschen, einer guten in Tierexperimenten und einer starken biologischen Plausibilität, wie sie in ihrer Begründung schreiben.

„Es war eine in weiten Teilen durchaus kontrovers geführte Diskussion der wissenschaftlichen Daten zum Thema. Einige neuere Studien fanden keinen Zusammenhang zwischen Nachtschichtarbeit und Krebs, andere wiederum zeigten überzeugend Risiken auf. Und die Einordnung der biologischen Befunde ist teils hoch kompliziert“, sagt Prof. Dr. Hajo Zeeb, Leiter der Abteilung Prävention und Evaluation am Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie – BIPS, der als einziges deutsches Mitglied in der Expertenkommission an der neuen Klassifikation mitwirkte. „Es gibt eine relativ deutliche Assoziation zwischen Nachtarbeit und malignen Tumoren der Brust, der Prostata und des Darms. Allerdings lassen sich, bedingt durch die Studiendesigns, andere Erklärungen nicht vollkommen ausschließen – darum mussten wir uns den Entscheidungskriterien der IARC gemäß für die Gruppe 2A, wahrscheinlich krebserregend, entscheiden“, so Zeeb.

Für die Neubewertung trafen sich 27 Wissenschaftler aus 16 Ländern im Juni für acht Tage in Lyon, Frankreich. In der Zeit vor und während des Treffens analysierten die Experten die gesamte zum Thema verfügbare wissenschaftliche Literatur. Dabei bewerteten sie die Stärke der Evidenz für die Kanzerogenität des zu beurteilenden Faktors auf Basis der von der IARC vorgegebenen Kriterien. Diese Einstufung gilt explizit nicht als Risikobewertung. Sie kann also nichts über die Wahrscheinlichkeit aussagen, mit der ein Stoff oder Agens Krebs auslöst.

Das BIPS – Gesundheitsforschung im Dienste des Menschen
Die Bevölkerung steht im Zentrum unserer Forschung. Als epidemiologisches Forschungsinstitut sehen wir unsere Aufgabe darin, Ursachen für Gesundheitsstörungen zu erkennen und neue Konzepte zur Vorbeugung von Krankheiten zu entwickeln. Unsere Forschung liefert Grundlagen für gesellschaftliche Entscheidungen. Sie klärt die Bevölkerung über Gesundheitsrisiken auf und trägt zu einer gesunden Lebensumwelt bei.

Das BIPS ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft, zu der 95 selbstständige Forschungseinrichtungen gehören. Die Ausrichtung der Leibniz-Institute reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Raum- und Sozialwissenschaften bis zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute widmen sich gesellschaftlich, ökonomisch und ökologisch relevanten Fragen. Aufgrund ihrer gesamtstaatlichen Bedeutung fördern Bund und Länder die Institute der Leibniz-Gemeinschaft gemeinsam. Die Leibniz-Institute beschäftigen rund 19.100 Personen, darunter 9.900 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Der Gesamtetat der Institute liegt bei mehr als 1,9 Milliarden Euro.
Originalpublikation:

Originalveröffentlichung: IARC Monographs Vol 124 group, with the collaboration of Zeeb, Hajo. Carcinogenicity of night shift work. The Lancet Oncology. 2019; forthcoming. DOI: https://doi.org/10.1016/S1470-2045(19)30455-3

Weitere Informationen:

http://Weitere Information unter https://www.iarc.fr/news-events/iarc-monographs-evaluation-of-the-carcinogenicit…

Quelle: IDW 

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Wie das Gehirn von Menschen mit großem Allgemeinwissen aussieht

Dr. Julia Weiler Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

Die Gehirne von Menschen mit hohem Allgemeinwissen sind besonders effizient vernetzt. Das zeigten Neurowissenschaftlerinnen und -wissenschaftler der Ruhr-Universität Bochum und der Humboldt-Universität zu Berlin mittels Magnetresonanztomografie. „Obwohl wir das Allgemeinwissen von Menschen präzise messen können und dieser Wissensschatz sehr bedeutend für die individuellen Lebenswege ist, wissen wir bislang wenig über die Zusammenhänge zwischen Allgemeinwissen und der Beschaffenheit des Gehirns“, sagt Dr. Erhan Genç aus der Bochumer Arbeitseinheit für Biopsychologie. Die Ergebnisse schildert das Team im European Journal of Personality vom 28. Juli 2019.

Die Forscherinnen und Forscher untersuchten die Gehirne von 324 Männern und Frauen mit einer besonderen Form der Magnetresonanztomografie, der sogenannten Diffusions-Tensor-Bildgebung. Sie ermöglicht es, die Verläufe von Nervenfasern zu rekonstruieren und so einen Einblick in die strukturelle Vernetzung des Gehirns zu erhalten. Mithilfe von mathematischen Berechnungen wiesen die Forscherinnen und Forscher dem Gehirn jedes Teilnehmers einen individuellen Wert zu, welcher die Effizienz eben dieser strukturellen Vernetzung widerspiegelte.

Außerdem absolvierten die Probandinnen und Probanden einen in Bochum von Dr. Rüdiger Hossiep entwickelten Allgemeinwissenstest, Bochumer Wissenstest genannt. Er umfasst mehr als 300 Fragen aus unterschiedlichen Wissensgebieten wie Kunst und Architektur oder Biologie und Chemie. Zuletzt untersuchte das Team um Erhan Genç, ob die Effizienz der strukturellen Vernetzung mit der Menge an gespeichertem Allgemeinwissen assoziiert ist.

Das Ergebnis: Menschen mit einem sehr effizienten Fasernetzwerk verfügten über mehr Allgemeinwissen als jene mit einer weniger effizienten strukturellen Vernetzung.

Teilinformationen verbinden
„Wir nehmen an, dass einzelne Wissensinhalte in Form von Teilinformationen über das gesamte Gehirn verstreut sind“, erklärt Erhan Genç. „Um die Informationen, die in unterschiedlichen Gehirnarealen abgelegt sind, zusammenzufügen und einen Wissensinhalt erfolgreich abzurufen, ist eine effiziente Vernetzung des Gehirns unabdingbar.“

Ein Beispiel: Um die Frage zu beantworten, welche Konstante in Einsteins Relativitätstheorie vorkommt, muss man die Bedeutung des Begriffs „Konstante“ mit dem Wissen über die Relativitätstheorie verbinden. „Wir vermuten, dass eine effizientere strukturelle Vernetzung des Gehirns zu einer besseren Integration der Teilinformationen beiträgt und somit zu besseren Ergebnissen in einem Allgemeinwissenstest führt“, so der Bochumer Forscher.

Förderung
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft förderte die Arbeiten im Rahmen des Sonderforschungsbereiches 1280 sowie der Projekte mit den Grantnummern Gu227/16-1 und GE2777/2-1. Weitere Förderung kam von der Mercur-Stiftung im Rahmen des Projektes An-2015-0044.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Dr. Erhan Genç
Arbeitseinheit Biopsychologie
Institut für Kognitive Neurowissenschaft
Fakultät für Psychologie
Ruhr-Universität Bochum
Tel.: 0234 32 24323
E-Mail: erhan.genc@rub.de

Originalpublikation:

Erhan Genç, Christoph Fraenz, Caroline Schlüter, Patrick Friedrich, Manuel C. Voelkle, Rüdiger Hossiep, Onur Güntürkün: The Neural Architecture of General Knowledge, in: European Journal of Personality, 2019, DOI: 10.1002/per.2217

Quelle: IDW 

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Rettungsplan für das Weltmeer

Sabine Letz Presse und Kommunikation
Institute for Advanced Sustainability Studies e.V.

Ein umfassendes Hochseeabkommen mit großflächigen Schutzgebieten im Ozean zählen zu den Maßnahmen, die innerhalb des nächsten Jahrzehnts umzusetzen sind, um die lebenserhaltende Funktion der Ozeane zu bewahren. Dies ist die Empfehlung einer aktuellen Studie, die unter Beteiligung von Wissenschaftler Torsten Thiele entstand, der am Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung (IASS) im Team Ocean Governance arbeitet.

„Es besteht schneller Handlungsbedarf, denn es mehren sich die Anzeichen von Veränderungen der Ozeane, die rascher auftreten als dies selbst jüngere Modelle prognostiziert haben“, sagt Mitautor Thiele vom IASS, der zu den Experten des Internationalen Programms zum Zustand der Ozeane (IPSO) zählt.

Folgende Veränderungen seien laut der internationalen Expertengruppe von IPSO besonders gefährlich:
● Die Ozeane erwärmen sich schneller als Schätzungen eines Gremiums der Vereinten Nationen vor fünf Jahren annahmen: durchschnittlich um 40 Prozent schneller.
● Die Erwärmung der oberen Ozeanschichten verändert weltweit die Wellenbedingungen: die Wellen werden verstärkt.
● Ozeane setzen allmählich einen Teil der gespeicherten Wärmeenergie frei, was in den kommenden Jahren weltweit zu einem erheblichen Temperaturanstieg beitragen könnte.
● Der sinkende Sauerstoffgehalt der Ozeane führt dazu, dass in Kombination mit chemischen Schadstoffen weite Gebiete für Lebewesen unbewohnbar werden.
● Das arktische und antarktische Eis schmilzt schneller als von Wissenschaftlern prognostiziert. Der daraus folgende Anstieg des Meeresspiegels hat katastrophale Folgen für Städte weltweit.
„Oberste Priorität hat daher die konsequente Bekämpfung der globalen Erderwärmung und die Begrenzung des Anstiegs der Oberflächentemperatur auf 1,5 Grad Celsius bis 2100″, sagt Wissenschaftler Thiele – „und es sollten jedoch zusätzliche Maßnahmen ergriffen werden, um auf einen Temperaturanstieg von zwei bis drei Grad Celsius vorbereitet zu sein.“

Das multidisziplinäre Team, bestehend aus Meeresforschern und Experten aus den Bereichen Recht, Politik und Finanzen, überprüfte die Ergebnisse von 131 wissenschaftliche Arbeiten, um sowohl die auftretenden Veränderungen als auch die Folgen der Untätigkeit zu bewerten.

Die heute und aus der Analyse hervorgegangene Bewertung geht davon aus, dass die Verarmung der Nahrungsketten in den Meeren, die verminderte Kapazität zur Einlagerung von Kohlenstoff, der sinkende Sauerstoffgehalt und das Risiko, dass die gespeicherte Wärme wieder an die Erdatmosphäre abgegeben wird, zu den Folgeprobleme der Veränderungen zählen, die entweder bereits aufgetreten sind oder nachgewiesenermaßen auftreten können, weil die Weltmeere aufgrund der menschliche Aktivitäten unter einer Art Dauerbeschuss stehen.

Die IPSO-Publikation in „Aquatic Conservation“ nennt die Schwerpunktmaßnahmen, die zeitgleich umgesetzt werden müssen, um die Worst-Case-Szenarien und möglicherweise irreversible Veränderungen der Ozeane abzuwenden. Dazu gehört insbesondere auch ein angemessener Finanzierungsmechanismus zum Schutz der Ozeane.

Weitere dringliche Sofortmaßnahmen:
● Abschluss eines belastbaren und umfassenden Schutzabkommens für die Hohe See mit Vertragsstaatenkonferenz und wissenschaftlichem Ausschuss. Zudem reformierte Stimmrechte für Organisationen wie die Internationale Meeresbodenbehörde, um zu verhindern, dass das Vorsorgeprinzip von Einzelinteressen untergraben wird.

● Durchsetzung bestehender Standards für wirksame Meeresschutzgebiete (MPAs), insbesondere für vollständig geschützte Meeresschutzzonen sowie deren Ausweitung auf mindestens 30 Prozent der Ozeanfläche. Gleichzeitige Gewährleistung einer effektiven Bewirtschaftung für die restliche Ozeanfläche.

● Beendung der Überfischung und zerstörerischer Praktiken, einschließlich illegaler, nicht gemeldeter und nicht regulierter Fischerei.
● Drastische Reduzierung der Verschmutzung der Meeresgewässer, einschließlich Stickstoffdünger, Abwasser und Plastik.

● Vor Beginn jeglichen Tiefseebergbaus eine Gedenkpause, um ausreichendes Wissen zu sammeln und nachhaltiges Management zu ermöglichen.

● Steigerung der Meeresforschung und Erhöhung der Zugänglichkeit von Daten aller Quellen von Wissenschaft über Regierung bis Industrie. Forschungsfokus sollte ein besseres Verständnis der Wärmeaufnahme und -abgabe der Meere an die Atmosphäre sein. Die von der UNO ausgerufene Internationale Dekade der Meeresforschung für Nachhaltige Entwicklung ab 2021 wäre die Gelegenheit, um dies zu forcieren.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Torsten Thiele
Senior Wissenschaftlicher Mitarbeiter
IASS-Team Ocean Governance
Telefon: +49 331 28822 360
E-Mail: torsten.thiele@iass-potsdam.de

Originalpublikation:
Laffoley, D. et al.: Eight urgent fundamental and simultaneous steps needed to restore ocean health, and the consequences for humanity and the planet of inaction or delay, Ipso 07/2019.
http://www.stateoftheocean.org/wp-content/uploads/2019/07/IPSO-2019-Report-Final…

Weitere Informationen:
https://www.iass-potsdam.de/de/news/rettungsplan-fuer-das-weltmeer
http://www.stateoftheocean.org/science/current-work/

Quelle: IDW 

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Vor allem Geringverdiener und gut Ausgebildete bleiben auch im Rentenalter in Beschäftigung

Wolfgang Braun Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB)

Aus dem Geburtsjahrgang 1950 gingen etwa 170.000 Personen sechs Monate nach Erreichen des Regelrentenalters 65 plus, also dem je nach Geburtsjahr geltenden gesetzlichen Renteneintrittsalter, einer abhängigen Beschäftigung nach. Dabei arbeiten besser ausgebildete Beschäftigte häufiger als geringqualifizierte im Rentenalter weiter – und auch öfter für denselben Arbeitgeber. Das geht aus einer am Donnerstag veröffentlichten Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor.

Dieser Befund lasse sich unter anderem durch Fachkräfteengpässe erklären, denn qualifiziertes Personal sei derzeit schwer zu ersetzen, erläutert der IAB-Forscher Christian Westermeier. Auch Personen, die im Alter von Mitte 50 besonders wenig verdient haben, arbeiten signifikant häufiger noch mit 65 plus und bleiben öfter beim selben Arbeitgeber. „Dies erklärt sich auch daraus, dass diese Personen meist schon in der Vorruhestandsphase nur geringfügig beschäftigt waren und sich Minijobs aus steuerlichen und rentenrechtlichen Gründen leicht neben einer Altersrente fortführen lassen“, so Westermeier.

Zwischen Frauen und Männern sowie zwischen Ost und West gibt es kaum quantitative Unterschiede bei der Erwerbsbeteiligung nach der Altersgrenze. Auch die Branche, in der vor Erreichen des Rentenalters gearbeitet wurde, hat kaum einen Einfluss auf die Erwerbsbeteiligung 65 plus. Allerdings ist in einigen Branchen ein Wechsel in einen anderen Betrieb deutlich wahrscheinlicher als in anderen. Dies ist etwa in der öffentlichen Verwaltung oder in der Finanz- und Versicherungsbranche der Fall. Relevant ist das auch insofern, weil diejenigen, die nach dem 58. Lebensjahr noch einmal den Betrieb wechseln, im Mittel eine ungünstigere Lohnentwicklung im Vergleich zu Personen ohne Betriebswechsel haben.

Zwischen den Geburtskohorten 1945 und 1950 ist die Beschäftigung kurz nach der Regelaltersgrenze 65 plus relativ zur Größe der Gruppe um drei Prozentpunkte auf 14 Prozent gestiegen. In absoluten Zahlen hat sie sich zwischen den Jahrgängen 1945 und 1950 verdoppelt.

Weitere Informationen:
http://doku.iab.de/kurzber/2019/kb1519.pdf

Quelle: IDW 

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Grauer Star: Wenn die Sicht trüb wird

Lisa-Marie Ströhlein Pressestelle
Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft

In Deutschland leiden schätzungsweise rund 10 Millionen Menschen an Grauem Star (Katarakt). Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko dieser Eintrübung der Augenlinse. Bilder erscheinen getrübt, Farben verblassen und die Blendeempfindlichkeit nimmt zu. Dabei lässt sich die Erkrankung heute sehr gut behandeln. Die Stiftung Auge informiert über Symptome und Therapiemöglichkeiten bei Katarakt.

Unter einer Katarakt, im Volksmund auch Grauer Star genannt, versteht man die Eintrübung der Augenlinse. Die Erkrankung tritt vermehrt bei Menschen im fortgeschrittenen Alter auf. Jeder Zweite der 52- bis 64-Jährigen sowie über 90 Prozent der Menschen über 75 Jahren leiden an einer getrübten Linse. Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Neben dem Alter können auch Verletzungen, Medikamente oder Erkrankungen wie Diabetes die Entstehung eines Grauen Stars begünstigen.

Nachlassende Sehstärke und -schärfe können erste Anzeichen eines Grauen Stars sein. Viele Betroffene verwechseln dies zu Beginn mit einer Alterssehschwäche und suchen oft erst Hilfe beim Augenarzt, wenn die Erkrankung sie in ihrem Alltag erheblich einschränkt. Da das Risiko einer Katarakt mit dem Alter steigt, rät Professor Dr. med. Frank G. Holz, Vorsitzender der Stiftung Auge, zu regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen ab dem 60. Lebensjahr. „Betroffene mit einer getrübten Linse laufen Gefahr, im Alltag zu stürzen oder in Verkehrsunfälle verwickelt zu werden. Ein jährliches Check-up beim Augenarzt hilft, die Erkrankung frühzeitig zu erkennen und zu therapieren und damit solche Unglücksfälle zu verhindern“, so der Direktor der Universitätsaugenklinik Bonn.

Der Graue Star lässt sich nur operativ beseitigen. Die Katarakt-OP ist einer der häufigsten Eingriffe in Deutschland überhaupt – rund 800.000 Mal führen deutsche Augenärzte diesen jedes Jahr durch. „Wenn die Linseneintrübung Patienten im Alltag, im Beruf oder im Verkehr beeinträchtigt, ist meist eine Operation sinnvoll und notwendig“, so Holz. „Die Operation gibt den Patienten ein großes Stück Lebensqualität zurück. Komplikationen treten dabei dank der großen Erfahrung der Kollegen und der fortschrittlichen, minimal-invasiven Operationstechnik äußerst selten auf“, sagt der Bonner Experte.

Bei der Operation ersetzt der Arzt die getrübte natürliche Linse durch eine passgenau auf den Patienten abgestimmte Kunstlinse, eine sogenannte Intraokularlinse. Diese gibt es als Monofokallinsen, die entweder Fern- oder Nahsicht ermöglichen. Die Krankenkassen übernehmen die Kosten für die Monofokallinsen vollständig. Gegen eine Zuzahlung können sich Patienten auch sogenannte Multifokallinsen einsetzen lassen. Sie ermöglichen es dem operierten Auge, Objekte in unterschiedlichen Distanzen anzuvisieren. Träger dieser Linsen können so auch ohne Brille Zeitung lesen, am Computer arbeiten und Dinge in der Ferne betrachten.

In den meisten Fällen können die Patienten das Krankenhaus noch am Tag der Operation wieder verlassen. Die Nachsorge erfolgt ebenfalls ambulant beim niedergelassenen Augenarzt oder in der Klinik. Nach der OP benötigt das behandelte Auge etwas Schonung. „Da sich die Sehstärke in der Zeit nach der Operation noch anpassen kann, ist auch zunächst auf Autofahren zu verzichten. Gegebenenfalls ist eine Brillenkorrektur nötig“, erläutert Professor Dr. med. Christian Ohrloff, Mediensprecher der Stiftung Auge und ehemaliger Direktor der Universitäts-Augenklinik in Frankfurt am Main. Neun von zehn Katarakt-Patienten berichten nach der Operation von einer wesentlichen Verbesserung des Sehvermögens. „Die Betroffenen profitieren besonders von einer verbesserten Lebensqualität, da die OP Dinge wie Lesen oder Autofahren wieder ohne trübe Sicht möglich macht“, so der Experte.

Quellen:
[1] Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft: Weißbuch zur Situation der ophthalmologischen Versorgung in Deutschland, September 2012.
[2] Homepage des Berufsverbandes der Augenärzte Deutschlands e.V., Statstiken: Katarakt.
[3] Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft: Leitlinie Nr. 19, Januar 2012.
[4] Deutsche Ophthalmologische Gesellschaf: Lebensstil kann Grauen Star beeinflussen: Diabetes, Rauchen und Übergewicht trüben die Augenlinse, Pressemitteilung Februar 2017.

Kontakt für Journalisten:
Stiftung Auge der DOG Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft
Pressestelle
Sabrina Hartmann
Postfach 30 11 20
70451 Stuttgart
Telefon: 0711 8931-649
Telefax: 0711 8931-167
hartmann@medizinkommunikation.org
http://www.stiftung-auge.de

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Naturtourismus in den Tropen: Wie kann Abwassermanagement verbessert werden?

Andrea Daschner Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung (ZMT)

Gemeinsame Pressemitteilung Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung (ZMT) und Universität Bremen
Sozial-ökologische Forschung und eine neue Arbeitsgruppe am Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung (ZMT) in Kooperation mit dem Fachbereich Sozialwissenschaften der Universität Bremen fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit knapp zwei Millionen Euro. Die Ergebnisse des Forschungsprojekts sollen zur Entwicklung eines nachhaltigen Tourismus beitragen.

Im Mittelpunkt des fünfjährigen Forschungsprojekts „Transdisziplinäre Wissenschaft für nachhaltigen Tourismus“ (TransTourismus) steht das Problem der Abwasserentsorgung an tropischen Küsten. Diese sind für den derzeit boomenden Naturtourismus besonders attraktiv und entwickeln sich schnell. Unzureichend gereinigte Abwässer aus touristischen Anlagen gelangen ins Meer und können Folgen für Küstenökosysteme, menschliche Gesundheit und die Tourismusindustrie vor Ort haben. Die Gemeinden müssen daher handeln, aber was ist zu tun? Was sind die besten Wege, um herauszufinden, wie die Situation verbessert werden kann?

Forschung bindet Expertinnen und Experten vor Ort ein
Projektleiterin Dr. Marie Fujitani, Sozialwissenschaftlerin am Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung (ZMT) und an der Universität Bremen, will Tourismusgemeinden in Tansania, Indonesien und Costa Rica dabei unterstützen, ihr Abwassermanagement zu verbessern. Um ausgewogene Lösungsvorschläge zu finden, bindet sie verschiedene Interessengruppen ein, wie etwa Hotel-, Restaurant- und Ladenbesitzende, Reiseveranstaltende, politische Entscheidungsträgerinnen und -träger und Umweltorganisationen. „So können ein ganzheitliches Bild der tourismusbedingten Abwasserbelastung entwickelt und Lösungen zur Entsorgung erarbeitet werden“, sagt sie. Das Projekt besteht aus Teilstudien, die Natur- und Sozialwissenschaften integrieren, um den Zusammenhang zwischen Dienstleistungen der Ökosysteme, Tourismus, Gesundheit und menschlichem Wohlbefinden zu identifizieren. „In dem Prozess der Entscheidungsfindung, werden wir nicht nur verschiedene marine Ökosysteme, sondern auch die unterschiedlichen Prioritäten von Gemeindemitgliedern und Touristen berücksichtigen“, so Fujitani.

Das Ziel: Ein umweltschonender und sozialverträglicher Tourismus
„Unsere Forschungsgruppe Deliberation, Bewertung und Nachhaltigkeit untersucht Prozesse für das Management gemeinsamer natürlicher Ressourcen, die Entscheidungen unterstützen sollen. Dabei liegt unser Fokus darauf, wie man Naturtourismus nachhaltiger gestalten kann“, so Fujitani. „Wir untersuchen, wie Einflüsse ausgewählter Indikatoren und Informationsquellen und verschiedene Vorstellungen vom Wert der Umwelt unsere Entscheidungen auf sozial, ökologisch und ökonomisch nachhaltige Pfade leiten können.“ Das transdiziplinäre Forschungsprojekt bezieht bereits bei der Erarbeitung der Forschungsfragen unterschiedliche Interessengruppen aus Wissenschaft und Gesellschaft in tropischen Partnerländern des ZMT ein. Für die Studien wird Dr. Marie Fujitani zunächst eine neue Nachwuchsarbeitsgruppe am ZMT aufbauen. Drei Doktoranden und ein Postdoc werden sie in ihrer Arbeit unterstützen, ebenso wie Forschende aus verschiedenen naturwissenschaftlichen Arbeitsgruppen des ZMT.

Weitere Informationen:
www.leibniz-zmt.de/de/forschung/wissenschaftliche-projekte/transtourismus.html
www.uni-bremen.de

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Dr. Marie Fujitani
AG Deliberation, Bewertung und Nachhaltigkeit
Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung (ZMT) GmbH
Tel.: +49 421 23800126
E-Mail: marie.fujitani@leibniz-zmt.de

Quelle: IDW 

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Lange Arbeitszeiten von Eltern erhöhen das Risiko für Übergewicht ihrer Kinder

Dr. Harald Wilkoszewski Informations- und Kommunikationsreferat
Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung gGmbH

Kinder aus Familien mit mittlerem und hohem Einkommen besonders betroffen

Lange Arbeitszeiten von Müttern und Vätern erhöhen das Risiko für ihre Kinder, im Vorschulalter an Übergewicht oder Fettleibigkeit zu leiden. Das ist das Ergebnis einer von WZB-Forscherin Jianghong Li geleiteten Studie, die die Auswirkung elterlicher Arbeitszeiten auf das Körpergewicht von Kindern untersucht hat. Die Studie nutzt Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) für 2.400 Kinder im Alter zwischen 0 und 6 Jahren.

Das Vorschulalter ist eine entscheidende Entwicklungsphase für das Körpergewicht von Kindern. Die Studie zeigt, dass Kinder von Müttern, die 35 Stunden oder mehr pro Woche arbeiten, einem erhöhten Risiko für Übergewicht und Fettleibigkeit ausgesetzt sind – im Vergleich zu Kindern, deren Mütter nicht erwerbstätig sind. Das Risiko erhöht sich, wenn auch die Väter lange arbeiten (55 Stunden oder mehr pro Woche). In diesem Fall wirken sich bereits kürzere Arbeitszeiten der Mutter (24-34 Wochenstunden) negativ auf das Körpergewicht der Kinder aus. Dies zeigt, dass auch die Arbeitszeit von Vätern einen wesentlichen Einfluss auf die Gesundheit von Kindern hat. Die Studie ist eine von wenigen Untersuchungen, die den Effekt der mütterlichen und väterlichen Arbeitszeiten gemeinsam betrachtet.
WZB-Forscherin Jianghong Li vermutet, dass die Ernährungsqualität und das körperliche Aktivitätsniveau von Vorschulkindern mit längeren Arbeitszeiten der Mütter sinken – ein Zusammenhang, den Studien bereits für Deutschland und andere Industrieländer nachgewiesen haben. Eine andere Ursache könnten unterbrochene Schlafrhythmen bei Kindern sein, deren Eltern lange arbeiten. Um diese Erklärungsansätze empirisch zu belegen, seien aber umfangreichere Daten notwendig, so Li.

Der negative Einfluss langer Arbeitszeiten auf das Körpergewicht wurde hauptsächlich bei Kindern aus Familien mit mittlerem und hohem Einkommen festgestellt. Bei Familien mit niedrigem Einkommen lässt sich dagegen dieser Zusammenhang nicht nachweisen. „Eltern mit niedrigem Einkommen sind vielleicht weniger informiert, welchen Einfluss Ernährung und körperliche Bewegung auf das Risiko für Übergewicht und Fettleibigkeit ihrer Kinder haben. Deshalb ändern weniger oder mehr Arbeitsstunden an der Ernährungsqualität oder der körperlichen Betätigung möglicherweise nicht viel. Es ist auch denkbar, dass in einkommensschwächeren Familien die Vorteile eines höheren Verdiensts durch längere Arbeitsstunden die negativen Folgen des Zeitmangels ausgleichen“, erklärt Li.
Ein Kita-Besuch mindert das Risiko für Übergewicht oder Fettleibigkeit hingegen unabhängig vom sozialen Hintergrund der Kinder. „Staatliche Investitionen zur Verbesserung der Kitas, insbesondere der Ernährungsqualität und angemessener körperlicher Bewegung können erwerbstätige Eltern bei ihren Erziehungsaufgaben unterstützen“, sagt Li.

Die Forscher*innen analysierten Langzeitdaten zum Body-Mass-Index (BMI) von Kindern und den Arbeitsstunden ihrer Eltern. Es wurden Daten von 2.413 Kindern im Alter zwischen 0 und 1, 2 und 3 sowie 5 und 6 ausgewertet, die zwischen 2003 und 2014 im Sozio-oekonomischen Panel (SOEP) erhoben wurden.
Die Studie ist im Journal of Epidemiology and Community Health erschienen:
Jianghong Li, Till Kaiser, Matthias Pollmann-Schult, Lyndall Strazdins: „Long work hours of mothers and fathers are linked to increased risk for overweight and obesity among preschool children: Longitudinal evidence from Germany“

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Jianghong Li, Ph.D. ist wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Forschungsgruppe der Präsidentin.

Quelle: IDW 

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Wie geht es weiter nach dem EEG? Fraunhofer ISE befragt Besitzer der frühen EEG-geförderten PV-Anlagen

Karin Schneider Presse und Public Relations
Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE

Im Jahr 2000 wurde das EEG-Gesetz mit dem Ziel verabschiedet, die Entwicklung von Stromerzeugungstechnologien aus erneuerbaren Energien wie die Photovoltaik zu fördern, Energieimporte zu reduzieren und den Klimaschutz voranzutreiben. Besitzern von Solaranlagen wurde eine auf 20 Jahre festgelegte Vergütung für die Einspeisung von Strom ins öffentliche Netz zugesichert. Anfang 2021 laufen nun die ersten EEG-Vergütungen aus. Im Rahmen des SINTEG Projekts »C/sells« ruft das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE die Besitzer von älteren PV-Anlagen auf, an einer Befragung zu Betriebsoptionen nach dem EEG teilzunehmen.

Die Umfrage wendet sich vor allem an jene Betreiber, deren PV-Anlagen bis 2025 aus der EEG-Förderung fallen und die nun vor der Frage stehen, wie sie ihre Anlage zukünftig wirtschaftlich betreiben. Das Fraunhofer ISE untersucht die künftigen Betriebsformen für solche Alt-Anlagen. Dabei geht es den Forschenden auch um die Frage, inwieweit die Anlagen weiter einen Beitrag zu Energiewende leisten können: »Viele Betreiber alter PV-Anlagen sind verunsichert darüber, wie sie nach Ablauf der 20 Jahre EEG-Förderung mit ihrer Anlage verfahren sollen. Dabei könnten Haushalte mit PV-Anlagen vor dem Hintergrund fluktuierender Stromeinspeisung aus Solar- und Windanlagen sogar einen Beitrag zur Netzstabilität und damit zur Versorgungssicherheit leisten. Durch die Teilnahme an unserer Studie erfahren PV-Prosumenten, welche Betriebsmöglichkeiten ihnen offen stehen «, so Dr. Sebastian Gölz, Teilprojektleiter des C/sells-Projekts.

Im Wesentlichen stehen den Besitzern alter Solar-Anlagen (sogenannte PV-Prosumenten) fünf Optionen offen:
1. Weiterbetrieb der Anlage mit Speicher: Durch die Investition in einen Speicher können PV-Anlagenbesitzer hohe Eigenverbrauchsgrade realisieren und so die Spitzenlasten von Erzeugung und Verbrauch signifikant absenken. In einer Energy Community mit vernetzten Speichern können mehrere PV-Prosumenten den erzeugten PV-Strom gemeinsam nutzen.

2. Vermarktung des PV-Stroms über Drittanbieter oder eine Plattform: Neben der reinen
Vermarktung (Strombörse oder lokale Grünstromvermarktung) gibt es hier die Möglichkeit, die Erzeugungsleistung der PV-Anlage als Flexibilitätsleistung anzubieten. Der Drittanbieter kann den PV-Strom dann als Regelenergie/Flexibilität an überregionalen Märkten anbieten. Die Vermarktung über eine Plattform, bei der die Teilnehmer direkt interagieren- durch entsprechende Sicherheitstechnologien- ist zukünftig denkbar.
Volleinspeisung: Falls nichts aktiv unternommen wird, wird der erzeugte Strom weiter ins Netz eingespeist und mit einer festen Vergütung pro KWh vergütet, die sich am Börsenstrompreis orientiert

3. Verpachtung der Anlage: Die PV-Anlage wird an einen Anlagenbetreiber verpachtet, der dafür eine Miete zahlt. Der Pächter nutzt den Strom der PV-Anlage (z.B. durch Direktvermarktung) und kümmert sich um die Anlage, falls Defekte auftreten.

4. Abbau der Solaranlage

»Uns interessiert bei der Befragung insbesondere, was den Prosumenten beim Weiterbetrieb selbst besonders wichtig ist – das Geld, die Eigenversorgung oder netzdienliche Beiträge«, erläutert Jessica Berneiser, Projektleiterin der PV-Prosumentenstudie.

Die Sozialwissenschaftlerinnen und Sozialwissenschaftler des Fraunhofer ISE kooperieren bei dieser Befragung mit den Verteilnetzbetreibern Netze BW, EnergieNetz Mitte und der MVV Energie, die alle PV-Prosumenten in ihrem Kundenkreis direkt zur Befragung einladen.

Das Fraunhofer ISE bietet diese Kooperation auch allen anderen bundesdeutschen Verteilnetzbetreibern bis zum Ende der Erhebungszeit an, im Gegenzug erhalten Kooperationspartner eine gesonderte Auswertung nur für ihre Kunden.

Die Umfrage läuft von Juli bis Anfang September auf der Webseite https://www.csells.net/PV-Studie

C/sells ist ein Demonstrationsprojekt im Rahmen des Förderprogramms »Schaufenster intelligente Energie – Digitale Agenda für die Energiewende« (SINTEG) des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) und trägt das Förderkennzeichen 03SIN125.

Weitere Informationen:
https://www.ise.fraunhofer.de/de/presse-und-medien/presseinformationen/2019/wie-…

Anhang
Presseinformation [PDF]
https://idw-online.de/de/attachment72556

Quelle: IDW 

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Höherer Rentenbeitrag würde weder Wachstum noch Beschäftigung bremsen – positive und negative Effekte heben sich auf

Rainer Jung Abt. Öffentlichkeitsarbeit
Hans-Böckler-Stiftung

Forscher berechnen volkswirtschaftliche Folgen
In den kommenden Jahren gehen viele Beschäftigte aus geburtenstarken Jahrgängen – die sogenannten Babyboomer – in den Ruhestand. Das wird nicht ohne Folgen für das deutsche Rentensystem bleiben. Dass die Beitragssätze steigen werden, erscheint längerfristig unvermeidlich. Denn ohne eine finanzielle Stärkung der gesetzlichen Rentenversicherung lässt sich künftig kein auskömmliches Sicherungsniveau für alte Menschen erreichen.

Sind höhere Ausgaben für die Rente ein Problem für die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland? Nein, ergibt eine neue Studie des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung. Eine Ausweitung der Finanzierung ist möglich, ohne Wirtschaftswachstum und Beschäftigung zu bremsen. Das liegt daran, dass dann Menschen im Ruhestand insgesamt mehr Geld für ihren Konsum zur Verfügung haben. Es geht also keine Kaufkraft verloren, sondern sie wird zwischen Rentnern, aktiv Beschäftigten und Unternehmen umverteilt, zeigt die Untersuchung von Dr. Fabian Lindner, Dr. Rudolf Zwiener und Dr. Florian Blank (Hans-Böckler-Stiftung) sowie Prof. Dr. Camille Logeay (Hochschule für Wirtschaft und Technik Berlin).* Die Ökonomen stützen ihre Untersuchung auf umfassende Berechnungen mit dem makroökonomischen Modell des IMK, das die Verflechtungen der deutschen Gesamtwirtschaft Daten gestützt nachbildet.

Nach einer weit verbreiteten Meinung schaden höhere Rentenbeiträge der Wirtschaft, weil sie die Arbeitskosten steigern und damit die internationale Wettbewerbsfähigkeit gefährden. Sie würden das Wirtschaftswachstum bremsen und zu steigender Arbeitslosigkeit führen, wird argumentiert. So einfach ist der Zusammenhang jedoch nicht, erklären die Wissenschaftler. Sie haben berechnet, wie sich das Bruttoinlandsprodukt langfristig entwickelt, wenn die Beitragssätze um einen Prozentpunkt steigen. Ergebnis: Es bleibt nahezu unverändert, nominal würde es sogar minimal um 0,3 Prozent höher ausfallen als ohne Erhöhung. Die Beschäftigungsentwicklung wäre nicht negativ betroffen.

Das liegt daran, dass sich verschiedene Effekte gegenseitig aufheben: Zwar fallen die Lohnstückkosten dann tatsächlich etwas höher aus. Das dürfte in erster Linie die Exportwirtschaft treffen. Auf der anderen Seite kämen die höheren Beiträge einer großen Zahl von Rentnerinnen und Rentnern zugute. Diese hätten in der Summe mehr Geld zur Verfügung, was wiederum die Binnennachfrage stärken würde. Selbst wenn man einrechnet, dass die Reallöhne der Arbeitnehmer wegen ihres nun höheren Beitrags zur Rentenversicherung weniger stark zulegen, bleibt unter dem Strich eine leicht positive Wirkung für den Konsum. Steigen die Beitragssätze um mehr als einen Prozentpunkt, erhöhen sich die gesamtwirtschaftlichen Effekte proportional stärker.

– Forscher empfehlen Mix aus höherem Beitrag und Steuermitteln –
Die Folgen für das Wachstum wären nach Berechnungen des IMK ähnlich gering, wenn man die Rentenkasse nicht durch höhere Beiträge, sondern alternativ mit höheren direkten Steuern stärken würde. Allerdings würden sich dann insbesondere die Nettolöhne pro Kopf etwas schlechter als bei einer Beitragssatzerhöhung entwickeln, weil nun die Unternehmen – im Unterschied zur Beitragsfinanzierung – weit weniger an der Finanzierung beteiligt würden. Einen Vorteil hätten Zuschüsse aus Steuermitteln aber: Besserverdiener würden stärker belastet als im Falle der Beitragsfinanzierung und Beamte und Selbständige würden einbezogen. Gesamtgesellschaftlich betrachtet könne dies „die notwendige Akzeptanz von steigenden Rentenausgaben erhöhen“.

Das Fazit der Ökonomen lautet: Die steigenden Rentenausgaben sollten durch eine Kombination aus höheren Beitragssätzen und Steuermitteln finanziert werden. Dadurch seien „keine nennenswerten negativen Wachstums- und Beschäftigungseffekte“ zu befürchten. Zusätzlich sollten Selbstständige und Beamte schrittweise in die gesetzliche Rentenversicherung einbezogen werden, um die notwendigen Ausgaben auf mehr Schultern zu verteilen.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Dr. Rudolf Zwiener
Rentenexperte IMK
Tel.: 0211-7778-648
E-Mail: Rudolf-Zwiener@boeckler.de

Rainer Jung
Leiter Pressestelle
Tel.: 0211-7778-150
E-Mail: Rainer-Jung@boeckler.de

Originalpublikation:

*Fabian Lindner, Camille Logeay, Rudolf Zwiener, Florian Blank: Demografischer Wandel: Zu den gesamtwirtschaftlichen Effekten höherer Beitragssätze und Steuern, IMK Policy Brief, Juli 2019. Download: https://www.boeckler.de/pdf/p_imk_pb_2_2019.pdf

Quelle: IDW 

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Für Gutverdiener ist der Renteneintritt ein Gesundheitsrisiko

Sabine Weiler Kommunikation
RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung

Die Erwerbsbiografie hat einen wesentlichen Einfluss darauf, wie der Renteneintritt die Sterblichkeit beeinflusst. So profitieren Männer aus manuellen Routinejobs davon, mit 63 Jahren in den Ruhestand zu gehen. Für Männer und Frauen, die aus gut bezahlten Jobs mit 65 Jahren ihr Berufsleben beenden, steigt hingegen die Sterblichkeit kurz nach der Verrentung. Eine Schlüsselrolle für die Sterblichkeitseffekte spielt die Aktivitätsveränderung um den Renteneintritt. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie des RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung. Grundlage sind Daten der Deutschen Rentenversicherung zu knapp 800.000 Rentnerinnen und Rentnern der Geburtsjahrgänge 1934 bis 1936.

Die wichtigsten Ergebnisse:
– Der Eintritt in den Ruhestandkann die Sterblichkeit positiv oder negativ beeinflussen. So sinkt bei Männern aus der unteren Hälfte der Einkommensverteilung, die mit 63 Jahren ihr Berufsleben beenden, die Sterblichkeit kurz nach der Verrentung um gut ein Prozent.

– Bei Männern und Frauen aus der oberen Hälfte der Einkommensverteilung, die mit 65 Jahren in Rente gehen, steigt die Sterblichkeit hingegen um zwei bis drei Prozent.

– Ausschlaggebend für den Effekt des Renteneintrittsist die Erwerbsbiografie vor der Rente. Männer, die mit 63 Jahren in Rente gehen, kommen überwiegend aus Berufen mit manuellen Routinetätigkeitenund relativ geringem Verdienst. Viele dieser Jobs sind körperlich anstrengendoder mit Gefährdungenam Arbeitsplatz verbunden. Weniger Stress und Gefahrensowie ein relativ hoher Freizeitwert senkenbei dieser Gruppe nach dem Renteneintritt die Sterblichkeit.

– Noch positiverwirkt sich die Verrentung auf Männer aus, die mit 63 Jahren aus vorheriger Arbeitslosigkeitin Rente gehen. Sie profitieren davon, dann nicht mehr dem Stigma der Arbeitslosigkeitausgesetzt zu sein.

„Die Studie zeigt erstmals, welch großen Einfluss die Erwerbsbiografie auf die Gesundheit im Rentenalter hat“, sagt Matthias Giesecke, RWI-Wissenschaftler und Studienautor. „Die Erwerbsbiografie ist entscheidend für die Art der Aktivitätsveränderung um den Renteneintritt. Gerade frühere Gutverdiener sind durch den Renteneintritt offenbar größeren Gesundheitsrisiken ausgesetzt. Bei Ihnen steht wahrscheinlich die soziale Isolation im Rentenalter im Vordergrund, weil sie mit der Berufstätigkeit auch Berufsprestige und soziale Netzwerke verlieren.“

Die Untersuchung basiert auf Daten des Forschungsdatenzentrums der Rentenversicherung (FDZ-RV) der Deutschen Rentenversicherung. Analysiert wurden Informationen zu rund 280.000 Rentnerinnen und gut 500.000 Rentnern der Geburtsjahrgänge 1934 bis 1936, die für den Zeitraum 1994 bis 2013 ausgewertet wurden. Als zweite Datenquelle diente das Sozio-oekonomische Panel (SOEP).

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Dr. Matthias Giesecke, Tel.: (0201) 81 49-235
Leonard Goebel (Kommunikation), Tel.: (0201) 81 49-210

Originalpublikation:
http://www.rwi-essen.de/publikationen/ruhr-economic-papers/1010/

Quelle: IDW 

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Wie Meeressedimente zur Bildung von Treibhausgasen beitragen

Dr. Karl Guido Rijkhoek Hochschulkommunikation
Eberhard Karls Universität Tübingen

Forschungsteam der Universität Tübingen untersucht Mikroben und chemische Prozesse an Küsten als natürliche Quelle für Lachgas
Lachgas (Distickstoffmonoxid) ist als Treibhausgas fast 300 Mal so schädlich wie Kohlendioxid. Neben menschengemachten Einflüssen wie der Freisetzung aus Düngemitteln sowie Auto- und Industrieabgasen gibt es auch natürliche Quellen. Bisher kennt man jedoch längst nicht alle Prozesse der Lachgasbildung und deren Größenordnung. Nun hat ein Forschungsteam in der Geomikrobiologie unter der Leitung von Professor Andreas Kappler und Dr. Caroline Schmidt vom Zentrum für Angewandte Geowissenschaften der Universität Tübingen eine bedeutende Quelle für das klimaschädliche Gas ausgemacht. Es fand heraus, dass nicht allein die Aktivität von Bakterien, sondern auch chemische Prozesse in Sedimenten der Meeresküste zur Bildung von Lachgas führen. Dieser Quelle ist dort bis zu einem Viertel des gebildeten Lachgases zuzuschreiben. Herkunft und Umfang der Produktion klimaschädlicher Gase sind wichtige Informationen, um die künftige Klimaentwicklung einzuschätzen. Die Studie wird in der Fachzeitschrift Scientific Reports veröffentlicht.

„Bisher ging man davon aus, dass in klassischen marinen Küstensedimenten Lachgas hauptsächlich als Zwischenprodukt bei der Umsetzung von Nitrat durch Bakterien entsteht“, sagt Andreas Kappler. Doch habe man damit nicht den ganzen Umfang der Gasbildung erklären können. Ungeklärte Lachgasquellen hätten sich auch bei verschiedenen Studien an natürlichen Systemen wie den Böden von Reisfeldern und an Flusssedimenten ergeben. In der neuen Studie nahm das Forschungsteam Sedimentproben von der dänischen Ostseeküste und stellte im Labor in einem künstlichen Mikrokosmos die draußen herrschenden Bedingungen nach. In der kontrollierten Umgebung ließen sich die ablaufenden Einzelprozesse identifizieren und mengenmäßig erfassen.

Nur die Ausgangssubstanzen stammen von Mikroorganismen
Dabei zeigte sich, dass für einen erheblichen Teil der Lachgaserzeugung die chemische Denitrifikation (Chemodenitrifikation) verantwortlich ist. Als Denitrifikation wird ansonsten die mikrobielle Umwandlung des im Nitrat gebundenen Stickstoffs zu molekularem Stickstoff und Stickoxiden wie dem Lachgas bezeichnet. „Zwar werden die Ausgangssubstanzen der Chemodenitrifikation, zweiwertiges Eisen und Nitrit, ebenfalls durch mikrobielle Prozesse im Sediment gebildet“, erklärt Caroline Schmidt. Doch die Umsetzung zu Lachgas geschehe ohne Beteiligung von Mikroorganismen. Die chemische Reaktion laufe spontan ab. „Dabei wird extrem schnell Lachgas gebildet und freigesetzt“, sagt die Forscherin. Der Umfang der Lachgasbildung durch diese Reaktion könne die bisher rätsel-hafte Herkunft des klimaschädlichen Gases erklären.

„Wir müssen alle durch Menschen verursachten und natürlichen Quellen der Bildung von Treib-hausgasen verstehen, um die künftige Klimaentwicklung abschätzen zu können“, betont Kappler. Schmidt ergänzt: „Die Studie verdeutlicht, wie Prozesse auf kleinster Skala – Interaktionen zwischen Mikroorganismen und der Sedimentchemie – massive Auswirkungen auf globale Umweltphänomene wie die Treibhausgasemission haben können.“
Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Universität Tübingen
Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät
Zentrum für Angewandte Geowissenschaften
Prof. Dr. Andreas Kappler
Telefon +49 7071 29-74992
andreas.kappler@uni-tuebingen.de

Dr. Caroline Schmidt
Telefon +49 7071 29-75496
caroline.schmidt@uni-tuebingen.de

Originalpublikation:

Otte JM, Blackwell N, Ruser R, Kappler A, Kleindienst S, Schmidt C. 2019. Cause and effects of N2O formation by nitrite-induced (chemo)denitrification in coastal marine sediment. Scientific Reports, 31. Juli 2019, https://dx.doi.org/10.1038/s41598-019-47172-x

Quelle: IDW 

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Immer schön absichern! Häufigkeit und Ursachen von defensiven Entscheidungen

Artur Krutsch Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für Bildungsforschung

Obwohl sie es eigentlich besser wissen, entscheiden sich Entscheidungsträger*innen häufig nicht für die sachlich beste Option. Stattdessen wählen sie die Option, welche das geringste Risiko für die eigene Person birgt. Wie häufig Entscheidungsträger*innen auf solche sogenannten defensiven Entscheidungen setzen und wie eine mangelnde Kommunikations- und Fehlerkultur dieses Verhalten bedingt, hat ein Forscherteam des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung untersucht. Dafür befragten sie 950 Führungskräfte einer öffentlichen Einrichtung. Die Ergebnisse der Studie sind im Journal Business Research erschienen.

Ob in einem privaten Großunternehmen oder in einer öffentlichen Einrichtung: Führungskräfte und Manager*innen müssen ständig Entscheidungen treffen, die Auswirkungen auf Kolleg*innen, die Organisation und natürlich auch auf die eigene Person haben. Idealerweise entscheiden sie sich für die Option, die für die Organisation am besten ist. Doch dies geschieht bei weitem nicht immer. Häufig entscheiden sie sich für die aus Sicht der Organisation schlechtere Alternative, um sich selbst zu schützen. Diese Alternative kann bequemer sein, weniger Gegenwind mit sich bringen oder die Möglichkeit bieten, dass jemand anderes die Verantwortung trägt, falls etwas schiefgeht.

Um die Häufigkeit und Gründe für diese sogenannten defensiven Entscheidungen zu erforschen, befragte ein Team des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung in einer anonymen Studie 950 Führungskräfte aller Hierarchiestufen einer öffentlichen Einrichtung. Rund 80 Prozent der Befragten gaben an, dass mindestens eine der zehn wichtigsten Entscheidungen der vergangenen zwölf Monate defensiv war. Im Durchschnitt waren etwa 25 Prozent der wichtigsten Entscheidungen nicht im besten Interesse der Organisation. Gleichzeitig zeigen erste Ergebnisse aus DAX-Unternehmen, dass hier defensive Entscheidungen noch weiter verbreitet sind.

„Defensive Entscheidungen sind in vielen Organisationen weit verbreitet. Es gibt sie in öffentlichen Einrichtungen, in der privaten Wirtschaft genauso wie in Krankenhäusern. Selbst in den obersten Führungsebenen trifft man Entscheider, bei denen viele der wichtigsten Entscheidungen nicht primär im besten Interesse der Organisation sind, sondern zuerst dazu dienen, sich selbst zu schützen. In unserer Studie konnten wir darüber hinaus zeigen, dass es einen Zusammenhang zwischen der Arbeitskultur im Team und der Häufigkeit von defensiven Entscheidungen gibt“, sagt Florian Artinger, Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Forschungsbereich Adaptive Rationalität am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung und Mitgründer der Simply Rational GmbH, einer Ausgründung des Instituts.

Entscheidungsträger*innen wurden danach gefragt, wie sie die Kommunikations- und Fehlerkultur in ihrem Team empfinden, beides wichtige Aspekte einer Organisationskultur. Wer die Fehlerkultur als schlecht bewertete, traf deutlich häufiger defensive Entscheidungen als jemand, der die Fehlerkultur als gut empfand. Häufig müssen Entscheidungen in einem komplexen und dynamischen Umfeld gemacht werden, in dem das Risiko besteht, dass man scheitert. In einer Organisation mit einer positiven Fehlerkultur werden Misserfolge nicht stigmatisiert und man unterstützt sich gegenseitig, auch wenn Fehler passieren. Ebenfalls konnte in Bezug auf die Kommunikationskultur ein Zusammenhang festgestellt werden. In einer positiven Kommunikationskultur haben alle Mitarbeiter*innen eines Teams die Möglichkeit, über Ideen, Meinungen oder Bedenken zu sprechen, ohne Nachteile zu befürchten. Entscheidungsträger*innen, die angaben, in einem Team mit guter Kommunikationskultur zu arbeiten, trafen weniger defensive Entscheidungen.

„Defensive Entscheidungen verursachen nicht nur erhebliche Mehrkosten. Sie haben auch negative Auswirkungen auf die Innovationskraft, Mitarbeiterführung oder Kundenzufriedenheit. Damit Manager wieder die für die Organisation besten Entscheidungen treffen, braucht es eine Fehlerkultur statt einer Absicherungskultur“, sagt Gerd Gigerenzer, Mitautor der Studie und Direktor des Harding-Zentrums für Risikokompetenz am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung sowie Mitgründer von Simply Rational.

Das Max-Planck-Institut für Bildungsforschung wurde 1963 in Berlin gegründet und ist als interdisziplinäre Forschungseinrichtung dem Studium der menschlichen Entwicklung und Bildung gewidmet. Das Institut gehört zur Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e. V., einer der führenden Organisationen für Grundlagenforschung in Europa.

Originalpublikation:
Artinger, F. M., Artinger, S., & Gigerenzer, G. (2019). C. Y. A.: Frequency and causes of defensive decisions in public administration. Business Research, 12(1), 9-25. https://doi.org/10.1007/s40685-018-0074-2

Weitere Informationen:
https://www.mpib-berlin.mpg.de/de/presse/2019/08/immer-schoen-absichern-haeufigk…

Quelle: IDW 

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Listerien im Tiefkühlgemüse und Melamin in Bambusgeschirr

Nina Banspach Pressestelle
Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL)

Bericht aus dem Europäischen Schnellwarnsystem für Lebensmittel und Futtermittel 2018

Informationen zu mehr als 3.600 Fällen wurden im vergangenen Jahr über das Europäische Schnellwarnsystem für Lebensmittel und Futtermittel (RASFF) ausgetauscht. Dank des Behördennetzwerkes konnte z. B. ein internationaler Listeriose-Ausbruch aufgeklärt und Bambusgeschirr mit einer gesundheitsgefährdenden Menge an Melamin vom Markt genommen werden. „Die Zahlen des Vorjahres zeigen, wie wichtig in Zeiten des grenzüberschreitenden Handels ein europäisches Netzwerk zur Wahrung eines hohen Maßes an Lebensmittelsicherheit ist“, so der Präsident des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) Dr. Helmut Tschiersky. „Die europäischen Behörden arbeiten im RASFF sehr eng, schnell und erfolgreich zusammen.“

Mithilfe des Schnellwarnsystems RASFF informieren sich die Staaten der Europäischen Union und assoziierte Länder seit nunmehr 40 Jahren gegenseitig über potentiell gesundheitsgefährdende Lebensmittel, Futtermittel und Lebensmittelkontaktmaterialien wie Geschirr, Besteck oder Verpackungen. 2018 hatten 926 aller RASFF-Meldungen einen Bezug zu Deutschland. Besonders häufig wurde dabei vor Nüssen und Nusserzeugnissen gewarnt (16,2 % aller Meldungen), gefolgt von Obst und Gemüse (13,7 %) und Nahrungsergänzungsmitteln, diätetischen und angereicherten Lebensmitteln (8,9 %).

In über 30 % der Meldungen wurde auf eine potentielle Gesundheitsgefahr durch Mikroorganismen wie Salmonellen und Listerien hingewiesen. Schimmelpilzgifte (14,7 %) und eine gesundheitsgefährdende Zusammensetzung (8,2 %), wie beispielsweise nicht zugelassene Inhaltstoffe, waren ebenfalls häufige Gründe für einen Informationsaustausch über das europäische Netzwerk.

Die in den Meldungen mit Deutschlandbezug genannten Produkte stammten zu 14,8 % aus der Bundesrepublik selbst. Danach folgten die Herkunftsländer China (8,3 %) und Türkei (8,0 %). Bei einem großen Teil der chinesischen Produkte handelte es sich um Lebensmittelkontaktmaterialien, die aufgrund des Übergangs unerwünschter Stoffe aus dem Material in Lebensmittel beanstandet wurden. Die aus der Türkei stammenden Produkte wurden meistens bereits an den europäischen Außengrenzen beanstandet und zurückgewiesen und gelangten somit nicht auf den europäischen Markt. Dies betraf vor allem Obst, Gemüse und Nüsse, bei denen häufig Schimmelpilzgifte nachgewiesen wurden.

Listerien in Tiefkühlgemüse
2018 konnte mittels des Europäischen Schnellwarnsystems RASFF auch ein lebensmittelbedingter Krankheitsausbruch aufgeklärt werden. Bereits im Vorjahr hatte die Europäische Kommission die EU-Mitgliedstaaten auf eine Häufung von Listeriose-Erkrankungen in mehreren europäischen Staaten aufmerksam gemacht.
Im Januar 2018 informierte zunächst Finnland die übrigen Staaten des Netzwerks über einen Fund von Listeria monocytogenes in gefrorenem Mais. Der Mais, wie auch anderes kontaminiertes Tiefkühlgemüse, stammte aus Ungarn. Von dort aus wurde der Mais an Unternehmen in mehreren Staaten geliefert, in denen er in verschiedenen Produkten weiterverarbeitet wurde. Diese verarbeiteten Produkte wiederum wurden in mehr als 80 Ländern weltweit verkauft.

Nach der finnischen Erstmeldung folgten über 300 weitere Meldungen aus ganz Europa sowie von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA). Sie alle trugen dazu bei, die Lieferwege des Maises zu rekonstruieren, die betroffenen Produkte vom Markt zu nehmen und damit weitere Infektionen zu verhindern.

Melamin in Bambusgeschirr
Neben Lebensmitteln und Futtermitteln wird das RASFF auch zum Informationsaustausch über Lebensmittelkontaktmaterialien wie Verpackungen, Besteck und Geschirr genutzt. Geht von diesen ein Gesundheitsrisiko für die Verbraucher aus, z. B. durch den Übergang gesundheitsschädlicher Inhaltsstoffe vom Material auf das Lebensmittel, so wird eine Meldung ins Schnellwarnsystem eingestellt.

Geschirr aus Bambusfasern, besonders für Kinder, ist seit einigen Jahren auf dem deutschen Markt sehr präsent. Im Jahr 2018 wurden aufgrund einer amtlichen Marktkontrolle in Deutschland Bambusteller beanstandet. In diesem Fall waren die Migrationsgrenzwerte für Melamin überschritten, d. h. ein nicht akzeptabler Übergang von Melamin aus dem Kunststoff auf das Lebensmittel fand statt. Zudem suggerierte die Aufmachung des Produktes, dass es ausschließlich aus Bambusfasern und Maisstärke hergestellt wurde. Für den Verbraucher war nicht ersichtlich, dass die Teller zu einem erheblichen Anteil aus dem Kunststoff Melamin-Formaldehydharz bestanden.

Da das beanstandete Produkt auch online vertrieben wurde, wurde die beim BVL angesiedelte Zentralstelle der Bundesländer für die Kontrolle des Internethandels „G@ZIELT“ aktiv. Mit ihrer Hilfe konnten neben dem stationären Vertrieb auch Onlinehändler in Deutschland und Großbritannien identifiziert werden. Diese Informationen wurden über das RASFF mit den übrigen europäischen Staaten geteilt, so dass auch dort die entsprechenden Maßnahmen eingeleitet werden konnten.

Von der Meldung zum Rückruf
Als nationale RASFF-Kontaktstelle erhält das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) alle Meldungen des Schnellwarnsystems. Ist ein gesundheitsgefährdendes Produkt nach Deutschland gelangt, so prüft das BVL die Meldung und leitet sie an die zuständigen Überwachungsbehörden in den Bundesländern weiter.

Vor Ort treten die Behörden an die betroffenen Unternehmen heran. Alle erforderlichen Maßnahmen – z. B. ein öffentlicher Rückruf – werden eingeleitet, damit das Produkt schnellstmöglich vom Markt genommen und somit die Verbraucher geschützt werden können.

Stellt sich währenddessen heraus, dass noch weitere Staaten mit dem Produkt beliefert wurden, so wird dies ebenfalls über das RASFF kommuniziert. Zusätzlich zu der eigentlichen Meldung werden auch weiterführende Informationen zu Vertriebswegen und Analyseergebnissen über das Netzwerk geteilt.

Neben der Europäischen Kommission, der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) und der EFTA-Überwachungsbehörde (ESA) sind inzwischen 32 Länder Mitglieder des RASFF-Netzwerks, darunter sämtliche EU-Mitgliedstaaten sowie Norwegen, die Schweiz, Liechtenstein und Island als assoziierte Staaten. Für Deutschland stellt das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) als nationale Kontaktstelle 24 Stunden am Tag und sieben Tage die Woche den Informationsaustausch sicher.

Weiterführende Informationen
• Grafiken zu den Meldungen im RASFF (mit Bezug zu Deutschland) 2018: https://www.bvl.bund.de/rasff_grafiken
• Das RASFF im Video: https://www.bvl.bund.de/rasff_video
• Europäische Schnellwarnsysteme: https://www.bvl.bund.de/schnellwarnsysteme
• Blick ins RASFF-Portal: https://webgate.ec.europa.eu/rasff-window/portal/?event=SearchForm&cleanSear…
• EU-Kommission zum RASFF: https://ec.europa.eu/food/safety/rasff_en

Anhang
2019 08 06 PI RASFF
https://idw-online.de/de/attachment72615

Quelle: IDW 

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Meeresspiegel steigt seit 50 Jahren schneller

Tanja Hoffmann M.A. Stabsstelle für Presse, Kommunikation und Marketing
Universität Siegen

Wissenschaftler der Universität Siegen haben herausgefunden: Der Anstieg des globalen Meeresspiegels hat früher Fahrt aufgenommen, als bisher bekannt. Demnach lässt sich schon ab Ende der 1960er Jahre eine deutliche Beschleunigung nachweisen.

Der Himmel ist blau, die Sonne scheint – und trotzdem stehen die Straßen knietief unter Wasser. Das Phänomen des „sunny day flooding“, also Überflutungen trotz schönen Wetters, ist an der amerikanischen Ostküste bereits weit verbreitet. Wenn die reguläre Flut ihren Höhepunkt erreicht, strömt das Meerwasser in tiefliegende Straßen und Wohngebiete. Grund ist der globale Meeresspiegel-Anstieg, er macht sich hier unmittelbar bemerkbar. Wissenschaftlern der Universität Siegen ist es gemeinsam mit KollegInnen aus Großbritannien, den USA und Spanien gelungen, die Entwicklung des Meeresspiegels seit dem Jahr 1900 mit bisher unerreichter Präzision zu rekonstruieren. Die Studie zeigt: Bereits Ende der 1960er Jahre hat sich der Anstieg des Meeresspiegels deutlich beschleunigt, seither verläuft die Entwicklung auf konstant hohem Niveau. Die Studie ist jetzt in der Fachzeitschrift „Nature Climate Change“ veröffentlicht worden.

„Seit den frühen 1990er Jahren wird der globale Meeresspiegel sehr präzise durch Satelliten gemessen, daher wissen wir, dass er in dieser Zeit beschleunigt gestiegen ist. Was wir bisher nicht sagen konnten, war, wann diese Beschleunigung eigentlich begonnen hat, von welcher Region sie ausgegangen ist – und welche Prozesse hauptsächlich dazu beigetragen haben“, sagt Dr. Sönke Dangendorf vom Forschungsinstitut Wasser und Umwelt (fwu) der Universität Siegen. Das Problem: Für den Zeitraum vor 1992 stehen den WissenschaftlerInnen lediglich Daten lokaler Tidepegel zur Verfügung, die für die Schifffahrt entlang der Küsten installiert wurden.

Präzise Berechnungen seien mit den Pegel-Daten bisher nicht möglich gewesen, erklärt Dangendorfs Kollege Carling Hay vom Boston College: „In unserer Studie haben wir durch die Kombination zweier Berechnungsmethoden jedoch eine Möglichkeit gefunden, die Entwicklung des Meeresspiegels anhand der Pegel-Daten ähnlich exakt zu rekonstruieren, wie mit Satellitenmessungen.“ Den Wissenschaftlern ist es damit erstmals gelungen, detaillierte Erkenntnisse zum Meeresspiegel-Anstieg zu gewinnen, die bis zum Jahr 1900 zurückreichen. Die Berechnungen zeigen, dass die von Satelliten gemessene, jüngste Beschleunigung des Meeresspiegel-Anstiegs bereits Ende der 1960er Jahre begonnen hat und damit seit rund 50 Jahren andauert.

Die Studie lässt außerdem Schlüsse darauf zu, wo die zu beobachtende Beschleunigung entstanden ist und welche Prozesse sie begünstigt haben, erklärt Dangendorf: „Der Meeresspiegel steigt nicht in jeder Region gleich stark an, sondern variiert regional sehr stark. Anhand unserer Daten konnten wir feststellen, dass der beschleunigte Anstieg seinen Ursprung hauptsächlich in der südlichen Hemisphäre hat, vor allem im subtropischen Südpazifik, östlich von Australien und Neuseeland.“ In dieser Region konnten die WissenschaftlerInnen eine fünfmal stärkere Beschleunigung nachweisen, als im globalen Schnitt.

Zu erklären sei dieses Phänomen mit starken, westlichen Winden in der südlichen Hemisphäre, sagt Dangendorf: „Es gibt deutliche Anzeichen dafür, dass die Westwinde den schnelleren Anstieg des Meeresspiegels seit dem Ende der 60er Jahre verursacht haben. Unsere Messdaten zeigen, dass sich die Winde um diese Zeit intensiviert haben. Außerdem hat sich ihre Position im Südpazifik leicht verändert.“ Aus Sicht der Wissenschaftler mit direkten Auswirkungen auf den Meeresspiegel: Zum einen haben die Winde wärmere Wassermassen aus den oberen Schichten des Ozeans Richtung Norden transportiert, was den beschleunigten Anstieg des Meeresspiegels im Subtropischen Südpazifik erklärt. Zum anderen wurden kühlere Wassermassen, die Wärme schneller speichern, durch die Winde an die Oberfläche bewegt. „So konnte mehr Wärme aus der Atmosphäre in den Ozean gepumpt werden, wodurch sich der Wasserkörper ausgedehnt hat und der Meeresspiegel gestiegen ist“, erklärt Dangendorf.

Spielten in den 60er Jahren vor allem die stärkeren Westwinde und die damit einhergehende thermale Expansion eine wichtige Rolle für den beschleunigten Meeresspiegel-Anstieg, kommt seit Beginn der 90er Jahre das Abschmelzen der Gletscher in Grönland und der Antarktis hinzu. Zurückzuführen seien beide Phänomene mit großer Sicherheit auf die vom Menschen verursachte Erderwärmung, sagt Dangendorf: „Der Meeresspiegel ist auch früher schon zeitweise beschleunigt angestiegen, beispielsweise in den 1930er Jahren. Die Tatsache, dass die aktuelle Beschleunigung bereits seit 50 Jahren andauert, ist jedoch sehr außergewöhnlich. Sie zeigt, dass sich hier ein nachhaltiges Muster entwickelt hat und bestätigt die Prognosen aktueller Klimamodelle, dass der Meeresspiegel auch im 21. Jahrhundert beschleunigt ansteigen wird.“

Hintergrund:
An der Studie waren auch Prof. Dr. Jürgen Jensen und Kevin Berk von der Universität Siegen beteiligt. Außerdem Francisco M. Calafat vom „National Oceanography Centre“ in Southampton, Christopher G. Piecuch von der „Woods Hole Oceanographic Institution“ in den USA, sowie Marta Marcos von der „University of the Balearic Islands“ in Spanien.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Dr. Sönke Dangendorf (Forschungsinstitut „Wasser und Umwelt“, Universität Siegen)
E-Mail: soenke.dangendorf@uni-siegen.de
Tel.: 0271 – 740 2518

Originalpublikation:
https://www.nature.com/articles/s41558-019-0531-8

Anhang
Eine Intensivierung und leichte Verschiebung der westlichen Winde haben dazu geführt, dass der Meeresspiegel im Südpazifik deutlich schneller ansteigt, als im globalen Schnitt.
https://idw-online.de/de/attachment72599

Quelle: IDW 

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Geplatzte Hoffnung: Keine Chance für Umwelt-entlastende Plastik-Zersetzung durch Bakterien

Dr. Kristin Beck Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde

Nein, sie werden uns bei diesem Umweltproblem nicht helfen: Bakterien sind definitiv nicht in der Lage, in die Meeresumwelt geratenes Plastik zu zersetzen und sie werden diese Fähigkeit voraussichtlich auch nicht evolutionär erwerben. Zu diesem Schluss kommen die Mikrobiologen Sonja Oberbeckmann und Matthias Labrenz vom Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW) in einer groß angelegten Übersichtsstudie über Biofilme auf Mikroplastik. Die Ergebnisse wurden nun in der renommierten internationalen Fachzeitschrift Annual Review of Marine Science veröffentlicht.

Unsere Gewässer sind mit Mikroplastik verschmutzt. Seien es Fasern aus Fleece Pullovern, Plastikkügelchen aus Zahncreme, oder zerfallende Plastiktüten und -flaschen: All diese kleinen Plastikteilchen landen irgendwann im Ozean, mit zurzeit noch nicht absehbaren Folgen für die marine Umwelt. Da die Mini-Partikel im Meer aber auch von Bakterien besiedelt werden, stellte sich recht früh die Frage, ob sich spezifische Bakterien auf Mikroplastik anreichern könnten. Vielleicht wären solche Spezialisten sogar in der Lage, irgendwann das unverwüstliche Material abzubauen und damit die Meere auf längere Sicht von dieser Kontamination zu befreien.

Die IOW-Mikrobiologen Sonja Oberbeckmann und Matthias Labrenz beschäftigen sich bereits seit einigen Jahren mit dieser Frage und haben nun, neben ihren eigenen, die weltweit zu diesem Thema erschienenen Ergebnisse aus mehreren hundert Studien zusammengefasst und neu ausgewertet. Sie kommen zu dem Schluss, dass die Wechselwirkungen zwischen Bakterien und Mikroplastik-Partikeln in marinen Lebensräumen äußerst begrenzt sind. Bakterien besiedeln zwar diese Partikel, sie bauen sie aber nicht ab, da der Energieaufwand für sie viel zu hoch wäre. Mehr noch: Mikroplastik ist so schwer abbaubar für Bakterien, dass sie unter marinen Bedingungen mit hoher Wahrscheinlichkeit auch in Zukunft keinen Plastik-Abbaumechanismus entwickeln werden. „Somit sind wir mit der Herausforderung, das Mikroplastik loszuwerden, weiterhin auf uns alleine gestellt. Da wir es aber nicht aus unseren Meeren entfernen können, wird es sich auch in Zukunft dort immer mehr anreichern. Und wir wissen nicht, ob es sich dort letztendlich zu einer ‚chronischen Krankheit‘ entwickeln könnte“, kommentieren Oberbeckmann und Labrenz dieses Ergebnis ihrer Studie. Aus diesem Grunde fordern die beiden Mikrobiologen proaktive und konsequente Maßnahmen zum Schutz der Meere vor Plastikvermüllung, wie zum Beispiel eine signifikante und zeitnahe Reduzierung von Wohlstandsplastik (von der Plastiktüte bis zum Plastikspielzeug) sowie Recyling-Systeme, die ihr Potential vollständig ausschöpfen und weltweit kostengünstig eingesetzt werden können.

Gute Nachrichten erbrachte die umfangreiche Übersichtsstudie aber auch: Die häufig postulierte Annahme, dass sich pathogene Bakterien spezifisch auf Mikroplastik anreichern könnten, und auf diese Weise besonders rasch und weit verbreitet werden, ließ sich nicht erhärten. Die auf Mikroplastik wachsenden Mikroorganismen gehören in der Regel zu Gruppen, die typische Besiedler von im Meer treibenden Partikeln sind und dabei nicht zwischen natürlichen und künstlichen Oberflächen unterscheiden. Unter ihnen sind zwar auch einige schädliche Bakterien, aber nicht mehr als auf anderen Partikeln, wie Holz oder andere organische Substanzen. In dieser Hinsicht stellt Mikroplastik in marinen Lebensräumen also kein erhöhtes Risiko dar.

Kontakt IOW-Presse- und Öffentlichkeitsarbeit:
Dr. Kristin Beck | Tel.: 0381 – 5197 135 | kristin.beck@io-warnemuende.de
Dr. Barbara Hentzsch | Tel.: 0381 – 5197 102 | barbara.hentzsch@io-warnemuende.de

Das IOW ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft, zu der zurzeit 95 Forschungsinstitute und wissenschaftliche Infrastruktureinrichtungen für die Forschung gehören. Die Ausrichtung der Leibniz-Institute reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Sozial- und Raumwissenschaften bis hin zu den Geisteswissenschaften. Bund und Länder fördern die Institute gemeinsam. Insgesamt beschäftigen die Leibniz-Institute etwa 19.100 MitarbeiterInnen, davon sind ca. 9.900 WissenschaftlerInnen. Der Gesamtetat der Institute liegt bei mehr als 1,9 Mrd. Euro. http://www.leibniz-gemeinschaft.de

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Dr. Sonja Oberbeckmann, IOW-Sektion Biologische Meereskunde
Tel.: 0381 – 5197 3464 | sonja.oberbeckmann@io-warnemuende.de

PD. Dr. Matthias Labrenz, IOW-Sektion Biologische Meereskunde
Tel.: 0381 – 5197 378 | matthias.labrenz@io-warnemuende.de

Originalpublikation:
Oberbeckmann, S., Labrenz, M. (2019). Marine microbial assemblages on microplastics: diversity, adaptation, and role in degradation. Annu Rev Mar Sci, https://doi.org/10.1146/annurev-marine-010419-010633

Quelle: IDW 

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Sorgt der Videobeweis im Fußball wirklich für mehr Gerechtigkeit?

Anneliese Odenthal Presse und Kommunikation
Universität zu Köln

Statement von Dr. Christian Deckenbrock vom Institut für Arbeits- und Wirtschaftsrecht
Er empfiehlt Wiederholungen strittiger Szenen auf den Bildschirmen im Stadion und Offenlegung des Funkverkehrs

„Ich bin nach wie vor der Meinung, dass der Videobeweis Blödsinn ist. Vor allem die Diskussionen am Arbeitsplatz werden uns fehlen – die vermisse ich jetzt schon“, sagte Bayern-Präsident Uli Hoeneß anlässlich der Einführung des Videobeweises in der Fußball-Bundesliga zur Saison 2017/18. Die Befürchtung oder Hoffnung – je nach Sichtweise -, dass über Schiedsrichterentscheidungen nicht mehr diskutiert wird, hat sich allerdings nicht bewahrheitet. Im Gegenteil: Seither gibt es rund um den Begriff der „klaren und offensichtlichen“ Fehlentscheidung, die Voraussetzung für einen Eingriff des „Video-Assistant-Referees“ (VAR) ist, ganz neues Diskussionspotenzial.

Gleichwohl lässt sich nicht leugnen, dass dank des Videobeweises die Anzahl solcher klaren und offensichtlichen Fehlentscheidungen abgenommen hat – der Deutsche Fußball-Bund (DFB) spricht für die Saison 2018/19 davon, dass 82 von 92 Fehlentscheidungen verhindert wurden. Es verwundert daher nicht, dass der Videobeweis immer flächendeckender eingesetzt wird. Nach seiner Premiere bei WM und Champions League werden ab der kommenden Saison auch die Schiedsrichter der 2. Bundesliga den sogenannten „Kölner Keller“ anrufen können.

Mithilfe des Videobeweises können offensichtliche und klare Fehlentscheidungen unmittelbar, also noch vor der nächsten Spielfortsetzung, korrigiert werden. Der Videobeweis steht daher nicht im Widerspruch zum sportrechtlich anerkannten „Grundsatz der Unanfechtbarkeit der Tatsachenentscheidung“. Dieser besagt nur, dass Fehlentscheidungen von Schiedsrichterinnen und -richtern in der Regel nicht im Wege eines auf Spielwiederholung gerichteten Einspruchs nachträglich überprüft werden dürfen. Denn der Reiz und die Attraktivität sportlicher Wettkämpfe leben davon, dass die Spiele auf dem Feld und nicht am grünen Tisch entschieden werden. Es verwundert daher nicht, dass auch Entscheidungen, die trotz – oder wegen – des Videobeweises falsch getroffen werden, in der Regel nicht eine Neuansetzung eines Meisterschaftsspiels nach sich ziehen dürfen. Erhobene Einsprüche gegen die Spielwertung haben daher praktisch keine Erfolgsaussicht.

Dass mit der Einführung des Videobeweises verbundene „Mehr an Gerechtigkeit“ hat aber seine natürlichen Grenzen: Menschliche Fehler lassen sich bei „Interpretationsentscheidungen“ auch mithilfe der Technik und von fortwährenden intensiven Schulungen nicht vollständig vermeiden, zumal bei der Entscheidungsfindung erheblicher Zeitdruck besteht. Der Begriff „Videobeweis“ gaukelt eine Objektivität vor, die längst nicht immer gegeben ist und auch nicht gegeben sein kann.

Fehlerfreiheit wird man auch künftig nicht erwarten können, und manchmal kommt es sogar erst aufgrund des Videobeweises zu einer Fehlentscheidung (der DFB spricht für die Saison 2018/19 von zwei Fällen). Zudem ist der Einsatz des Videobeweises – zur Wahrung des Spielflusses – von vornherein auf bestimmte Spielsituationen beschränkt. Die Verhängung einer gelb-roten Karte oder eines Freistoßes an der Strafraumgrenze etwa zählen nicht hierzu. Aber auch aus einem zu Unrecht gegebenen Eckball kann das spielentscheidende Tor fallen. Mehr Gerechtigkeit „insgesamt“ bedeutet daher nicht zwingend, dass das Endergebnis im konkreten Spiel tatsächlich „gerecht“ ist.
Damit der Videobeweis auch bei seinen Kritikern weiter an Akzeptanz gewinnt, bedarf es mehr Transparenz für die Zuschauer und Zuschauerinnen in den Stadien und vor den Bildschirmen. Dabei darf auch die Wiederholung strittiger Entscheidungen auf der Videoleinwand oder die Offenlegung des Funkverkehrs zwischen Schiedsrichterteam und Videoassistenten kein Tabu sein. Zudem sollte die FIFA überlegen, die Entscheidung, ob es zur Überprüfung einer Situation kommt, grundsätzlich den Mannschaften zu überantworten (das sogenannte Prinzip der „Challenge“ oder Anrufung). Sofern ein Team von ihrem (in der Anzahl zu begrenzenden) Anrufungsrecht Gebrauch macht, sollte die Überprüfung stets vom Feldschiedsrichter selbst vorgenommen werden. Der Video-Assistent sollte sich dagegen nur bei „Schwarz-Weiß“-Entscheidungen (insbesondere Abseits oder Vergehen innerhalb oder außerhalb des Strafraums) von sich aus einmischen dürfen.

Kurzbiographie:
Dr. Christian Deckenbrock ist Akademischer Rat am Institut für Arbeits- und Wirtschaftsrecht d3er Universität zu Köln. Er engagiert sich ehrenamtlich als Vizepräsident Recht des Deutschen Hockey-Bundes e.V. Zudem ist er Schiedsrichter in der Hockey-Bundesliga (470 Einsätze) sowie Turnieroffizieller für den internationalen Hockey-Verband mit Einsätzen auf allen Ebenen einschließlich Weltmeisterschaften und Olympische Spiele.

Presse und Kommunikation:
Anneliese Odenthal
+49 221 470-5602
odenthal@uni-koeln.de

Das Statement auf YouTube:
Wie gerecht ist der Videobeweis im Fußball? // Statement aus Sicht eines Juristen https://youtu.be/EnPAIjp1X1s

Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Dr. Christian Deckenbrock
Institut für Arbeits- und Wirtschaftsrecht
+49 221 470-2940
c.deckenbrock@uni-koeln.de

Quelle: IDW 

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E-Autos, Smartphones und Co. – Welche Geräte stören Funktionen von Herzschrittmachern und implantierten Defibrillatoren?

Prof. Dr. Michael Böhm Pressesprecher
Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e.V.

Können elektromagnetische Felder, die durch Geräte in unserem privaten und beruflichen Alltag entstehen, Herzrhythmusimplantate wie Herzschrittmacher und implantierte Defibrillatoren stören? Und wie gefährlich sind diese Einflüsse? Diese Fragen stellen Herzpatienten sich und ihren Ärzten häufig. Eine Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) und der Deutschen Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin (DGAUM) fasst die aktuelle Studienlage zu dem Thema zusammen und spricht Empfehlungen für den Umgang mit unterschiedlichen elektronischen Geräten aus.

Die gute Nachricht gleich vorweg: Die modernen Aggregate von Schrittmachern und Defibrillatoren werden von elektromagnetischen Feldern im Alltag in der Regel nicht beeinträchtigt, sofern sie nach Herstellerempfehlung programmiert sind. Dennoch gilt es für Patienten, denen diese Devices implantiert wurden, eine gewisse Vorsicht im Umgang mit einigen elektrischen Alltagsgeräten walten zu lassen.

Pro Jahr werden in Deutschland mehr als 77.000 Herzschrittmacher und über 25.000 Defibrillatoren implantiert, immer öfter auch bei jüngeren Patienten. Zugleich nimmt die Zahl der elektromagnetischen Felder in unserem beruflichen und privaten Umfeld durch mehr technische Geräte weiter zu. Interferenzen dieser Felder mit aktiven kardialen Implantaten können unterschiedliche Auswirkungen haben. Beispielsweise kann es in vergleichsweise harmlosen Fällen zu einem Moduswechsel des Herzschrittmachers und in schwerwiegenden Fällen gar zu inadäquaten, schmerzhaften Schockabgaben bei implantierten Defibrillatoren (ICDs) kommen. Bei heute gängigen Implantaten kommen diese Interferenzen aufgrund von technischen Verbesserungen gegenüber früheren Geräten jedoch nur noch sehr selten vor. Je nach Studie und Implantat konnten lediglich 0,3 bis 0,7 Fälle pro 100 Patientenjahre nachgewiesen werden.

Dennoch verunsichern die Gefahren möglicher Wechselwirkungen die Patienten häufig: Im Rahmen von Nachsorgeuntersuchungen spricht etwa ein Viertel der Patienten dieses Thema an. Viele Patienten schränken sich zudem aus Furcht vor Interferenzen im Alltagsleben unnötig ein.

Daher finden sich in der Stellungnahme der DGK und der DGAUM dezidierte Empfehlungen für den Umgang mit vielen Alltagsgeräten, die auf der aktuellen Datenlage der verfügbaren Studien basieren.

Mobiltelefone
Moderne Mobiltelefone und Smartphones mit Internetfunktion stellen ein nur sehr geringes Interferenzrisiko dar. Ein Sicherheitsabstand von 15 cm zum Implantat, wie er noch vor zehn Jahren empfohlen wurde, ist aufgrund der Telefonie- und Internetfunktion nicht mehr erforderlich. In Studien mit Smartphones trat nur ein einziger Fall auf, in dem Störsignale nachgewiesen wurden, nachdem das Handy direkt auf die Hautstelle gelegt wurde, unter der sich das Implantat befindet.
Zu induktiven Ladestationen hingegen sollten Schrittmacher- und ICD-Träger einen Mindestabstand von 10 cm einhalten.

Unterhaltungselektronik und Kopfhörer
MP3-Player können ohne Bedenken genutzt werden. Interferenzen konnten in Studien nicht nachgewiesen werden. Da sie allerdings während der Nachsorgeuntersuchung die Telemetrie zwischen Programmiergerät und Implantat stören können, sollten sie während dieses Zeitraums nicht in Betrieb sein.
Die in Kopfhörern oder Lautsprechern verarbeiteten Dauermagnete können Störungen an Herzschrittmachern und Defibrillatoren erzeugen. Daher sollten sie niemals direkt auf der Stelle platziert sein, an der das Gerät implantiert ist.

Diebstahlsicherungen in Geschäften
Die elektronischen Warensicherungssysteme in den Ein- und Ausgangsbereichen von Kaufhäusern sollten von Device-Trägern zügig passiert werden. Sie sollten sich nicht unnötig lange in deren Magnetfeld aufhalten.
Die größte Interferenzgefahr geht dabei von akustomagnetischen Diebstahlsicherungen aus. Zu RFID-Scannern sollten Herzschrittmacherträger 60 cm und Defibrillator-Träger 40 cm Abstand einhalten.

Metalldetektoren
Sowohl Torbogenmetalldetektoren als auch handbetriebene Detektoren, wie sie an Flughäfen verwendet werden, stellen der Datenlage zufolge kein Risiko für Implantat-Träger dar.

Reisen/Mobilität
Besonders häufig sorgen Patienten sich, ob sie gefahrlos Hybrid- und Elektrofahrzeuge nutzen können. Hier geben die Experten nun Entwarnung: Es konnten bei den Autos keine Wechselwirkungen mit den Devices festgestellt werden.
Auch für die Reise mit dem Flugzeug oder der Bahn gelten keine ärztlichen Einschränkungen.
„Reiserestriktionen für Patienten mit aktiven Herzrhythmusimplantaten können auf Basis der zugrunde liegenden Herzerkrankung indiziert sein, nicht jedoch wegen des reinen Vorhandenseins eines kardialen Implantates“, heißt es in der Stellungnahme der beiden Gesellschaften.

Stromleitungen
Korrekt installierte Stromleitungen im Haus stellen für Schrittmacher- und ICD-Träger kein Gefährdungspotential hinsichtlich elektromagnetischer Interferenzen dar. Zur Vermeidung von Interferenzen sollten Schrittmacher- und ICD-Träger in besonderem Maße auf eine korrekte Erdung von elektrischen Geräten achten und defekte Haushaltsgeräte nicht in Betrieb halten. Auch das Unterqueren von Hochspannungsleitungen oder das Überqueren von Erdkabeln kann sicher erfolgen.

Induktionsherde
Insbesondere schrittmacherabhängige Patienten und ICD-Träger sollten einen Sicherheitsabstand von mindestens 25 cm zwischen Implantat und Induktionsherd einhalten. Einem normalen Gebrauch des Herdes steht somit nichts im Wege.

Körperfettwaagen
Grundsätzlich erscheint das Risiko einer Interferenz gering und rechtfertigt eine Einschränkung hinsichtlich Körperfettwaagen nur bedingt. Schrittmacherpatienten ohne einen ausreichenden eigenen Herzrhythmus sowie ICD-Träger sollten aber vorerst von der Verwendung absehen, da die geringe Fallzahl der bisher untersuchten Patienten keine eindeutige Risikoeinschätzung erlaubt.

Da elektrischen Geräten die Stärke der von ihnen verursachten elektromagnetischen Felder nicht angesehen werden kann, sollte bereits vor der Implantation geklärt werden, ob der Patient im privaten oder beruflichen Umfeld starken Störquellen ausgesetzt ist. Gegebenenfalls kann der behandelnde Arzt vor dem Eingriff Kontakt zu der zuständigen Berufsgenossenschaft aufnehmen, um das Risiko schon im Vorfeld durch die individuell richtige Implantatauswahl und die Einstellung der Geräteparameter zu minimieren.

Bei der Rückkehr an den Arbeitsplatz muss jeweils im Einzelfall entschieden werden, ob der betroffene Beschäftigte auch weiterhin an seinem bisherigen Arbeitsplatz eingesetzt werden kann oder ob Einschränkungen erforderlich sind. Dies gilt beispielsweise für die Arbeit mit technischem Gerät oder falls der Patient starken Permanentmagneten ausgesetzt ist. Die Beurteilung des Arbeitsplatzes sollte immer in enger Abstimmung zwischen Arbeitgeber, Betriebsarzt und Fachkraft für Arbeitssicherheit erfolgen. „Das primäre Ziel ist immer der Erhalt des Arbeitsplatzes“, bekräftigen die Experten in der Stellungnahme. „Die Erfahrung zeigt, dass in vielen Fällen eine Wiedereingliederung des Implantatträgers in den betrieblichen Alltag möglich ist.“

Keine Empfehlungen können bisher zu neuen Implantaten wie elektrodenfreien Herzschrittmachern oder rein subkutanen Defibrillatoren gegeben werden, da noch keine ausreichenden Daten vorliegen.

Grundsätzlich gilt für Patienten, dass ihnen bei allen Fragen und Unsicherheiten die jeweiligen Kardiologen oder Betriebsärzte mit fundierten Ratschlägen gerne und kompetent zur Seite stehen.

Medienkontakt DGK:
Deutsche Gesellschaft für Kardiologie
Pressesprecher: Prof. Dr. Michael Böhm (Homburg/Saar)
Pressestelle: Kerstin Kacmaz, Tel.: 0211 600 692 43, Melissa Wilke, Tel.: 0211 600 692 13
presse@dgk.org

Medienkontakt DGAUM:
Deutsche Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin e.V.
Dr. Thomas Nesseler
Tel. 089/330 396-10
Fax 089/330 396-13
tnesseler@dgaum.de

Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz und Kreislaufforschung e.V. (DGK) mit Sitz in Düsseldorf ist eine gemeinnützige wissenschaftlich medizinische Fachgesellschaft mit mehr als 10.000 Mitgliedern. Sie ist die älteste und größte kardiologische Gesellschaft in Europa. Ihr Ziel ist die Förderung der Wissenschaft auf dem Gebiet der kardiovaskulären Erkrankungen, die Ausrichtung von Tagungen die Aus-, Weiter- und Fortbildung ihrer Mitglieder und die Erstellung von Leitlinien. Weitere Informationen unter www.dgk.org

Die DGAUM wurde 1962 gegründet und ist eine gemeinnützige, wissenschaftlich-medizinische Fachgesellschaft der Arbeitsmedizin und der klinisch orientierten Umweltmedizin. Ihr gehören heute über 1.100 Mitglieder an, die auf dem Gebiet der Arbeitsmedizin und Umweltmedizin arbeiten, vor allem Ärztinnen und Ärzte, aber auch Angehörige anderer Berufsgruppen wie etwa Natur- und Sozialwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler. Die Mitglieder der Fachgesellschaft engagieren sich nicht nur in Wissenschaft und Forschung, um so bereits bestehende Konzepte für die Prävention, die Diagnostik und Therapie kontinuierlich zu verbessern, sondern sie übernehmen die ärztliche und medizinische Beratung von Arbeitgebern und Arbeitnehmern an der Schnittstelle von Individuum und Unternehmen. Darüber hinaus beraten die Mitglieder der DGAUM alle Akteure, die ihren Beitrag zu der medizinischen Versorgung leisten und auf Fachwissen aus der betrieblichen Gesundheitsförderung und Prävention, der arbeits- und umweltbezogenen Diagnostik und Therapie, der Beschäftigungsfähigkeit fördernden Rehabilitation sowie aus dem versicherungsmedizinischen Kontext angewiesen sind. Weitere Informationen unter www.dgaum.de.

Originalpublikation:

https://leitlinien.dgk.org/2019/elektromagnetische-interferenz-von-aktiven-herzr…

Weitere Informationen:

http://www.dgk.org

Quelle: IDW 

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Eisvolumen an Land beeinflusst Methanaustritte am Meeresboden

Ulrike Prange Pressestelle
MARUM – Zentrum für Marine Umweltwissenschaften an der Universität Bremen

Die wechselnde Eismenge in der Arktis steht in direkter Beziehung zu Methanemissionen aus dem Meeresboden westlich von Spitzbergen (Norwegen). Das bedeutet, die Dicke der Eisdecke an Land steuert, wann Methan aus dem Ozeanboden austritt. Dazu ist jetzt eine Studie in Science Advances erschienen, an der auch Forschende des MARUM – Zentrum für Marine Umweltwissenschaften der Universität Bremen beteiligt sind.

Große Eisbewegungen aktivieren Verwerfungen der Erdkruste und tragen so zu Methanleckagen am Meeresboden entlang des Kontinentalrandes westlich von Spitzbergen bei. „Unsere Ergebnisse zeigen einen Zusammenhang zwischen sich ändernden kontinentalen Eismengen und Tiefsee-Methanemissionen in der Arktis“, sagt Erstautor Dr. Tobias Himmler vom Norwegischen Geologischen Dienst (NGU).

Forschende des NGU und des Zentrums für arktische Gashydrate, Umwelt und Klima (CAGE) an der Arctic University von Tromsø (Norwegen) haben auf einer Expedition 2016 mehrere Kalksteinproben – sogenannte Seep-Karbonate am Meeresboden – an aktiven Methanaustritten auf dem Vestnesa-Rücken in 1.200 Metern Wassertiefe beprobt. Seep-Karbonate entstehen durch einen mikrobiellen Prozess, bei dem Methan im Meeresboden mit Sulfat reagiert. So geben diese Karbonate einen eindeutigen Hinweis auf Methan, das von unten durch das Sediment aufgestiegen ist. Eine detaillierte Analyse der Seep-Karbonate hat jetzt gezeigt, dass es wiederholt Methanaustritte in den vergangenen 23.000 Jahren seit der letzten Eiszeit gegeben hat.

In Kooperation mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des MARUM haben die norwegischen Forschenden dann während einer Folgeexpedition an Bord des Forschungsschiffs MARIA S. MERIAN mit dem Meeresbodenbohrgerät MARUM-MeBo70 Seep-Karbonate in tiefen Schichten erbohren können. Anhand von Datierungen der erbohrten Seep-Karbonate mittels der natürlichen radioaktiven Isotope Uran und Thorium konnte das Team zwei weitere Episoden von Methanleckagen nachweisen, und zwar zwischen 160.000 und 133.000 Jahren sowie 50.000 und 40.000 Jahren. In diesen Zeiträumen gab es aktive Methanaustritte am Vestnesa-Rücken, die in den gewonnenen Bohrkernen aufgezeichnet sind. Diese beiden Zeitabschnitte sind durch Kaltzeiten gekennzeichnet, in denen in der Barentssee und auf Spitzbergen das Eisvolumen deutlich zugenommen hatte. Durch die Eisauflast wurde die vom Eis bedeckte Erdkruste eingedrückt. Zum Ausgleich hebt sich außerhalb der Eisbedeckung der Meeresboden – in diesem Fall der Vestnesa-Rücken. Das führte zu Bewegungen entlang von bereits existierenden Störungen in der Erdkruste und ermöglicht den Aufstieg von Methan aus größeren Tiefen.

Während der vergangenen 23.000 Jahre ist das Eis abgeschmolzen – und die darunterliegende Landmasse wieder gestiegen. Das wiederum führte durch einen iso-statischen Ausgleich zum Absenken des Vestnesa-Rückens. Die Resultate des Teams deuten nun darauf hin, dass Methan vor allem dann ausgetreten ist, wenn Eisschildbewegungen die Störungszonen aktiviert haben.

„Seep-Karbonate sind geologische Archive für Methanemissionen am Meeresboden. Wir sind sehr froh, dass wir mit dem Meeresbodenbohrgerät MARUM-MeBo diese Archive auf dem Vestnesa-Rücken erstmals erbohren konnten“, berichtet Gerhard Bohrmann, Fahrtleiter der Expedition. „Methanemissionen sind dabei sowohl während Zeiten der Festlandeiszunahme als auch während der Eisabnahme dokumentiert.“

Die MeBo-Bohrungen wurden mit finanzieller Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) in Kooperation mit CAGE realisiert. Die weiteren Untersuchungen wurden im Projekt „Norwegian margin fluid systems and methane-derived carbonate crusts“ (NORCRUST) vom norwegischen Forschungsrat finanziert.

Beteiligte Institute:
Geological Survey of Norway, Trondheim (Norwegen)
MARUM – Zentrum für Marine Umweltwissenschaften, Universität Bremen
British Geological Survey, Nottingham (Großbritannien)
Department of Geology, Tallinn University of Technology (Estland)
Centre for Arctic Gas Hydrate, Environment and Climate, Department of Geosciences, UiT-The Arctic University of Norway, Tromsø (Norwegen)

Das MARUM gewinnt grundlegende wissenschaftliche Erkenntnisse über die Rolle des Ozeans und des Meeresbodens im gesamten Erdsystem. Die Dynamik des Ozeans und des Meeresbodens prägen durch Wechselwirkungen von geologischen, physikalischen, biologischen und chemischen Prozessen maßgeblich das gesamte Erdsystem. Dadurch werden das Klima sowie der globale Kohlenstoffkreislauf beeinflusst und es entstehen einzigartige biologische Systeme. Das MARUM steht für grundlagenorientierte und ergebnisoffene Forschung in Verantwortung vor der Gesellschaft, zum Wohl der Meeresumwelt und im Sinne der Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen. Es veröffentlicht seine qualitätsgeprüften, wissenschaftlichen Daten und macht diese frei zugänglich. Das MARUM informiert die Öffentlichkeit über neue Erkenntnisse der Meeresumwelt, und stellt im Dialog mit der Gesellschaft Handlungswissen bereit. Kooperationen des MARUM mit Unternehmen und Industriepartnern erfolgen unter Wahrung seines Ziels zum Schutz der Meeresumwelt.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Gerhard Bohrmann
Allgemeine Geologie – Marine Geologie
Telefon: 0421 218 65050
E-Mail: gbohrmann@marum.de

Originalpublikation:
Tobias Himmler, Diana Sahy, Tõnu Martma, Gerhard Bohrmann, Andreia Plaza-Faverola, Stefan Bünz, Daniel J. Condon, Jochen Knies, and Aivo Lepland: A 160,000-year-old history of tectonically controlled methane seepage in the Arctic. Science Advances 2019, DOI: 10.1126/sciadv.aaw1450

Weitere Informationen:
http://www.marum.de/Forschung/MSM-57-1.html – Informationen zur Expedition MSM 57
http://www.marum.de/en/Infrastructure/Sea-floor-drill-rig-MARUM-MeBo70.html – Informationen zum Meeresbodenbohrgerät MARUM-MeBo 70
http://www.marum.de/Entdecken/Meldungen.html

Quelle: IDW 

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Doch keine Wassermoleküle im Selektivitätsfilter von Kaliumkanälen

Silke Oßwald Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Forschungsinstitut für Molekulare Pharmakologie (FMP)

Passieren Kaliumionen alleine den Selektivitätsfilter eines Kaliumkanals oder sitzen Wassermoleküle zwischen den Ionen? Diese Frage ist seit Jahren umstritten. Forscher um Prof. Adam Lange vom Berliner Leibniz-Forschungsinstitut für Molekulare Pharmakologie (FMP) haben nun zeigen können, dass keine Wassermoleküle durch den Kaliumkanal wandern. Da die Versuche erstmals an Zellmembranen unter natürlichen Bedingungen durchgeführt wurden, haben die Forscher einen starken Beweis in der Hand. Ihre Arbeit ist soeben im Fachjournal „Science Advances“ erschienen.

Unsere Zellen brauchen Kaliumionen, zum Beispiel um Nervenimpulse weiterzuleiten oder die Herzfrequenz zu steuern. Darum ist fast jede menschliche Zelle – oder genauer gesagt die Membran einer Zelle – mit Kaliumkanälen ausgestattet. Weil Kaliumkanäle eine fundamentale Bedeutung für biologische Prozesse haben und schon kleinste Veränderungen zu schweren Krankheiten führen können, werden die winzigen Eiweißmoleküle weltweit erforscht. Für die Aufklärung der Struktur von Kaliumkanälen hat ein US-Forscher im Jahr 2003 sogar den Nobelpreis für Chemie erhalten.

Kontroverse Debatte um zwei verschiedene Mechanismen
Unklar war jedoch, wie genau Kalium den Kanal passiert, um über die Zellmembran zu gelangen. Lange Zeit ging man davon aus, dass auf jedes Kaliumion ein Wassermolekül folgt und die Elemente dann aufgereiht wie an einer Kette nacheinander den engsten Teil des Kaliumkanals, den sogenannten Selektivitätsfilter, passieren. Erklärt wurde das damit, dass Kaliumionen positiv geladen sind und sich ohne die Zwischenmoleküle gegenseitig abstoßen würden. Dieser Mechanismus wurde 2014 von Göttinger Forschern um Prof. Bert de Groot jedoch in Frage gestellt: Computersimulationen zeigten, dass im Selektivitätsfilter von Kaliumkanälen gar keine Wassermoleküle vorhanden sind. Doch klar war die Sache damit noch nicht. Denn anschließend wurden weitere Arbeiten publiziert, die den älteren Mechanismus stützten und den neuen anscheinend widerlegten.
Nun haben Forscher vom Berliner Leibniz-Forschungsinstitut für Molekulare Pharmakologie (FMP) Klarheit in die kontroverse Debatte gebracht: Dr. Carl Öster und Kitty Hendriks aus der Arbeitsgruppe von Prof. Adam Lange konnten zusammen mit weiteren Kollegen am FMP erstmals mittels Festkörper-Kernspinresonanz (NMR)-Spektroskopie zeigen, dass Kaliumionen tatsächlich ohne Wassermoleküle durch die Kaliumkanäle wandern. Die Kaliumionen sitzen demnach direkt hintereinander und schieben sich gegenseitig von unten nach oben durch den Kaliumkanal.

Unter natürlichen Bedingungen ist der Selektivitätsfilter von Kaliumkanälen frei von Wasser
„Die Technik, die wir verwendet haben, erlaubt es, Membranproteine in echten Zellmembranen unter natürlichen Bedingungen anzuschauen, also etwa bei Raumtemperatur oder physiologischen Salzkonzentrationen“, erklärt Kitty Hendriks. „Damit konnten wir zeigen, dass unter diesen Bedingungen definitiv kein Wasser zwischen den Kaliumionen im Selektivitätsfilter zu finden ist.“
Die ersten Hinweise darauf kamen aus Computersimulationen und es gibt auch röntgenkristallografische Daten, die für die Abwesenheit von Wassermolekülen im Selektivitätsfilter von Kaliumkanälen sprechen. „Diese Untersuchungen wurden allerdings unter künstlichen Bedingungen durchgeführt“, betont Dr. Carl Öster. „Mit unseren ergänzenden Daten aus der NMR-Spektroskopie haben wir jetzt ein schwergewichtiges Argument in der Hand, dass der neuere Mechanismus der richtige ist.“
Den Nachweis, dass keine Wassermoleküle zwischen den Kaliumionen sitzen, haben die FMP-Forscher zusammen mit Kollegen vom Max Planck Institut für Biophysikalische Chemie um Prof. Bert de Groot erbracht, deren computergestützte Molekulardynamiksimulationen ebenfalls mit in die Arbeit eingeflossen sind.

Ein Fortschritt für die Forschung
Entscheidend für die Aufklärung des Mechanismus war, dass das FMP ein weltweit führendes Zentrum für NMR-spektroskopische Untersuchungen ist und diese komplexe Technik ständig weiterentwickelt. „Vor fünf Jahren hätten wir das sicher so noch nicht zeigen können, aber jetzt sind wir so weit, dass wir diese wichtige Fragestellung gut beantworten können“, sagt Arbeitsgruppenleiter Prof. Adam Lange, dessen Schwerpunkt auf der Erforschung von Membranproteinen wie Ionenkanälen liegt. Er fügt hinzu: „Da die Abläufe in den Kaliumkanälen elementar für unsere Gesundheit sind, haben unsere Ergebnisse eine große Bedeutung, auch über die Grundlagenforschung hinaus.“
Finanziell unterstützt wurde die Arbeit durch das European Research Council im Rahmen eines ERC Grants an Prof. Lange und durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG; Forschergruppe 2518).

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Adam Lange
Abteilung Molekulare Biophysik (FMP)
alange@fmp-berlin.de
Tel: 0049 30 94793-190
www.leibniz-fmp.de/lange

Originalpublikation:
Carl Öster*, Kitty Hendriks*, Wojciech Kopec, Veniamin Chevelkov, Chaowei Shi, Dagmar Michl, Sascha Lange, Han Sun, Bert L. de Groot, Adam Lange. The conduction pathway of potassium channels is water free under physiological conditions, Science Advances 31. Juli 2019, DOI: 10.1126/sciadv.aaw6756

Weitere Informationen:
https://www.leibniz-fmp.de/de/press-media/filmportraits-2017/filmportraits-2017-…

Quelle: IDW 

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Blut ist dicker als Wasser – und strömt daher anders

Birgit Kinkeldey Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Zentrum für angewandte Raumfahrttechnologie und Mikrogravitation (ZARM)

Die Art und Weise, wie Blut durch die Gefäße strömt, spielt eine wesentliche Rolle bei der Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, etwa Thrombosen und Arteriosklerose. Allerdings sind die physikalischen Grundlagen des Blutstroms kaum bekannt. Blut ist heterogener als Wasser und wird von einer Pumpe, dem Herzen, angetrieben, es pulsiert. Bisherige Experimente zum Strömungsverhalten basieren aber in der Regel auf Wasser, das sich gleichförmig bewegt. Ein interdisziplinäres Team aus der Physik, den Ingenieurswissenschaften und der Medizin will diese Wissenslücke nun schließen – mit dabei ist das Zentrum für angewandte Raumfahrttechnologie und Mikrogravitation (ZARM) der Universität Bremen.

Pumpen und Kanäle, Herzen und Gefäße
Sowohl in technischen als auch biologischen Systemen sind pulsierende Strömungen allgegenwärtig. Durch die getaktete Beschleunigung der Flüssigkeit durch Pumpen – oder durch das menschliche Herz – entstehen häufig Phänomene, die zu technischen Problemen oder kardiovaskulären Erkrankungen führen können. Die neu eingerichtete Forschungsgruppe „Instabilitäten, Bifurkationen und Migration in pulsierender Strömung“ beschäftigt sich mit Krankheiten, die viele Menschen betreffen und nicht selten tödlich verlaufen: Ablagerungen in den Blutgefäßen, Thrombosen und ähnliche Leiden, bei denen sich Feststoffe im Blutkreislauf ablagern und den Blutfluss behindern, so dass im schlimmsten Fall das Herz-Kreislauf-System zusammenbricht. Diese Ablagerungen entstehen unter anderem dort, wo das Blut nicht mehr ideal strömen kann. Genaue Kenntnis des Strömungsverhaltens von Blut könnte also dabei helfen, die Ursachen dieser Krankheiten besser zu verstehen – und mittelfristig auch, diese Krankheiten zu vermeiden oder effektiver zu therapieren.

Die Grundlagen der Strömungsphysik von Blut und anderen ähnlich komplexen Flüssigkeiten, die überdies von einer Pumpe angetrieben werden, sind weitestgehend unerforscht. Nicht nur im menschlichen Körper, sondern auch in der Industrie fließen Flüssigkeiten nicht gleichförmig durch ein einfaches Röhrensystem. In den allermeisten Fällen pulsieren sie in einem bestimmten Takt. Vereinfacht gesagt: Sie sind mal langsamer (wenn die Pumpe gerade nicht pumpt) und mal schneller (wenn sie pumpt). Auch an verschiedenen Stellen des Röhrensystems variiert die Strömungsgeschwindigkeit oder es kommt zu Wechselwirkungen zwischen Strömung und Wand, was zu Verwirbelungen und Turbulenzen führt. Fließt zudem etwas anderes als Wasser durch die Leitungen, also etwa Blut oder Dispersionsfarben, und ist das Röhrensystem, durch das diese Flüssigkeiten strömen, so komplex wie das Blutgefäßsystem, werden Simulationen dieser Strömungen zu einer hochkomplizierten Angelegenheit.

Simulation des Blutkreislaufs
Dieser Herausforderung möchte sich die Forschungsgruppe nun stellen. In den kommenden Jahren erforscht sie, nach welchen Gesetzmäßigkeiten komplexe Flüssigkeiten durch solche Leitungssysteme fließen. Zunächst wird der Einfluss eines pulsierenden Antriebs auf das einfachste System, also Wasser, untersucht. Darauf aufbauend wird die Komplexität der Flüssigkeit erhöht, bis hin zur Zusammensetzung von Blut. Neben geraden Röhren werden verschiedene Strömungsgeometrien zum Einsatz kommen, wie zum Beispiel Krümmungen oder elastische Wände. Die eingesetzten Methoden reichen von Experimenten mit turbulenten Strömungen über Computersimulationen bis hin zu Messungen in Blutgefäßen. Das Ziel ist es, ein grundlegendes Verständnis von Blutströmungen zu erlangen und dadurch auch hochkomplexe wechselwirkende Prozesse in seine Bestandteile zerlegen zu können. Auf dieser Basis kann dann die dringend benötigte theoretische Beschreibung der Instabilitäten in Blutströmungen entwickelt werden.

Projektperspektive und Beteiligte
Am Ende der ersten Förderperiode von drei Jahren möchten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Grundlagen für ein tragfähiges theoretisches Modell für das Strömungsverhalten von Blut und ähnlichen Flüssigkeiten erarbeitet und mit Experimenten verifiziert haben. Falls die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) beschließt, die Forschungsgruppe in einer weiteren Periode zu fördern, könnten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Erkenntnisse zu einem vollständigen physikalischen Modell der Blutströmung ausbauen.

Die Forschungsgruppe FOR 2688 „Instabilitäten, Bifurkationen und Migration in pulsierender Strömung“ wird von der DFG ab August 2019 für drei Jahre mit rund zwei Millionen Euro gefördert. 700.000 Euro davon erhält die Universität Bremen. Weitere Partner im Verbund sind die Universität des Saarlandes, die Universität Bayreuth sowie das Helmholtz-Institut Nürnburg-Erlangen, das IST in Klosterneuburg bei Wien und die eidgenössische Forschungsanstalt WSL in Zürich.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Dr. Kerstin Avila
Tel.: 0421 218-57827
E-Mail: kerstin.avila@zarm.uni-bremen.de

Weitere Informationen:

https://www.zarm.uni-bremen.de/de/presse/einzelansicht/article/blood-is-thicker-…

Quelle: IDW 

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Das Moralverständnis von Kindern näher erforschen

Christoph Möckel Marketing / PR
SRH Hochschule für Gesundheit

Prof. Dr. Susanne Hardecker beschäftigt sich in ihrer neuen Publikation mit der Fragestellungen wie: „Werden Kinder rigide in ihrer eigenen Moral, wenn sie Anweisung von Erwachsenen erhalten?“

„Die Aufgabe der Umgebung ist es nicht, das Kind zu formen, sondern ihm zu erlauben, sich zu offenbaren“, behauptete die berühmte Reformpädagogin Maria Montessori einmal. Doch wie verhalten sich Kinder, wenn man ihnen klare Anweisungen gibt und wie beeinflusst dies deren Moralvorstellungen?

Dieser Frage geht Prof. Dr. Susanne Hardecker, Professorin für Methodenlehre in den Gesundheits- und Sozialwissenschaften an der SRH Hochschule für Gesundheit, auf den Grund. Im Journal of Experimental Child Psychology veröffentlicht sie nun eine Studie mit dem Titel „Adult instruction limits children’s flexibility in moral decision-making“, die sich thematisch mit der moralischen Entwicklung von Kindern beschäftigt.

Zu diesem Zweck wurden 48 Paare aus jeweils zwei 5-jährigen Kindern bei einem gemeinsamen Spiel beobachtet, in dem sie gemeinsam durch Kooperation versuchen mussten, Bauklötze zu erspielen. Diese Bauklötze konnten sie später individuell gegen Überraschungen eintauschen, wobei ein Kind umso mehr Überraschungen erhielt, je mehr Bausteine es hatte. Die Paare wurden einer von drei Bedingungen zugeteilt: (a) entweder erhielten sie die Anweisung durch einen Erwachsenen die Bausteine, die sie durch das Spiel erzielt hatten, gleich aufzuteilen, oder (b) durften selbst Regeln bilden wie die Bausteine aufgeteilt werden oder (c) erhielten keinerlei Form der Instruktion. In allen Bedingungen teilten die Kinder die Bausteine jedoch immer gleich auf, es unterschied sich also lediglich der Weg, wie sie zur Gleichaufteilung kamen.

Anschließend wurde dieser Test mit den Kindern wiederholt, allerdings mit neuen Interaktionspartnern, die sich mehr im Spiel anstrengen mussten als die Kinder selbst und bedürftiger waren, da sie mehr Bausteine brauchten als das Kind, um eine Überraschung zu gewinnen. Die Studie untersuchte nun, wie sehr die Kinder bereit sein würden, von der vorangegangenen Gleichaufteilung abzuweichen, wenn es einen guten Grund, also mehr Leistung oder Bedürftigkeit, dafür gibt.

Prof. Dr. Susanne Hardecker und ihr Team fanden heraus, dass Kinder, die eine Instruktion durch einen Erwachsenen erhielten, dem bedürftigen bzw. schwerer arbeitenden Partner weniger Bausteine abgaben, als die Kinder, die keine Instruktion erhielten. Kinder ließen sich also durch das erwachsene Urteil in ihren moralischen Entscheidungen einschränken und blieben häufiger bei der Gleichaufteilung.

Diese Studie ist ein wichtiger Beitrag dahingehend, die Komplexität des moralischen Lernens von Kindern zu begreifen und die vielseitigen Rollen zu verstehen, die Erwachsene und Gleichaltrige dabei spielen.

Die Studie können Sie hier [https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0022096519301262?via%3Dihub] im Detail lesen.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Susanne Hardecker, Professorin für Methodenlehre in den Gesundheits- und Sozialwissenschaften
E-Mail: susanne.hardecker@srh.de
Campus Gera
Telefon: +49 365 773407-23

Quelle: IDW 

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Fakten: Sonne belastet etwa jeden siebten Beschäftigten

Jörg Feldmann Pressestelle
Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin

Etwa jeder siebte Beschäftigte in Vollzeit (14 Prozent) verbringt mehr als die Hälfte seiner Arbeitszeit im Freien. Jedoch erhält nur rund jeder dritte Betroffene (39 Prozent) eine regelmäßige Unterweisung über Gefährdungen durch die Sonnenstrahlung. Diese und andere Ergebnisse der BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragung 2018 enthält das jetzt von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) veröffentlichte Faktenblatt „Arbeiten im Freien – Beschäftige vor UV-Strahlung schützen“.

Rund 290.000 Menschen erkranken jährlich in Deutschland neu an Hautkrebs. Die UV-Anteile der Sonnenstrahlung lösen dabei häufig aktinische Keratosen und das Plattenepithelkarzinom aus. Diese Formen des weißen Hautkrebses sind seit 2015 als Berufskrankheit anerkannt. Bei der BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragung 2018 gab etwa jeder siebte in Vollzeit arbeitende Befragte (14 Prozent) an, mehr als die Hälfte der Arbeitszeit im Freien zu verbringen. Sie arbeiten zumeist im Baugewerbe (91 Prozent), dem Gartenbau und der Floristik (85 Prozent) oder der Land- und Forstwirtschaft (81 Prozent). Jedoch liegt der Anteil auch in Berufen wie beispielsweise Fahrern oder Gebäudetechnikern bei rund 40 Prozent. Bei den Betroffenen handelt es sich überwiegend um Männer (87 Prozent).

Die Beschäftigten sehen sich im Freien nicht nur der UV-Strahlung der Sonne ausgesetzt. Rund zwei von drei Betroffenen (69 Prozent) arbeiten auch häufig unter Hitze, Kälte, Feuchtigkeit und Zugluft. Auch befinden sich Dreck und Schmutz sowie Rauch, Staub und Gase häufiger in ihrer Arbeitsumgebung. Insgesamt berichten die viel im Freien Arbeitenden häufiger über Reizungen der Haut (16 Prozent) als andere Beschäftigte (11 Prozent).

Von den Erwerbstätigen, die überwiegend im Freien arbeiten, erhält nur jeder etwa Dritte (39 Prozent) eine regelmäßige Unterweisung über die Gefährdungen durch Sonnenstrahlung. Dabei finden in größeren Betrieben, in der Bauwirtschaft sowie in Betrieben, die eine Mitarbeitervertretung haben oder Maßnahmen der Gesundheitsförderung durchführen, deutlich häufiger Unterweisungen statt.

Die Ergebnisse zeigen, dass es verschiedene Berufe gibt, in denen Beschäftigte durch die Arbeit im Freien ein erhöhtes Hautkrebsrisiko tragen. Rund 60 Prozent der Betroffenen erhalten keine regelmäßige Unterweisung. Letztlich lassen sich die Risiken durch die UV-Anteile der Sonnenstrahlung durch angepasste Schutzmaßnahmen und angepasstes Verhalten verringern. Neben der Aufklärung der Beschäftigten durch den Arbeitgeber gehören dazu Maßnahmen wie beispielsweise eine ausreichende Verschattung der Arbeitsplätze oder das Tragen angemessener Kleidung zum Sonnenschutz.

baua: Fakten „Arbeiten im Freien – Beschäftige vor UV-Strahlung schützen“ gibt es als PDF im Internetangebot der BAuA unter http://www.baua.de/dok/8819866.

Forschung für Arbeit und Gesundheit
Die BAuA ist eine Ressortforschungseinrichtung im Geschäftsbereich des BMAS. Sie betreibt Forschung, berät die Politik und fördert den Wissenstransfer im Themenfeld Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit. Zudem erfüllt die Einrichtung hoheitliche Aufgaben im Chemikalienrecht und bei der Produktsicherheit. An den Standorten Dortmund, Berlin und Dresden sowie in der Außenstelle Chemnitz arbeiten über 700 Beschäftigte.
http://www.baua.de

Quelle: IDW 

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„Ihr ganz persönlicher Einsatz für die Umwelt“ – Citizen-Science-Projekt zum Gewässerschutz

Dr. Utz Lederbogen Stabsstelle Kommunikation und Marketing
Universität Osnabrück

OSNABRÜCK.- Zum ersten Mal haben Bürgerinnen und Bürger aus dem Weser-Ems-Gebiet die Möglichkeit, aktiv an einem Forschungsprojekt zum Gewässerschutz der Universitäten Osnabrück und Oldenburg teilzunehmen. Das von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt inhaltlich und finanziell geförderte Projekt „Schüler und Bürger forschen zusammen mit Wissenschaftlern zum Thema Stickstoffbelastung von Gewässern“ bietet dabei die Möglichkeit, sich für die nachhaltige Wassernutzung einzusetzen. Ab sofort können sich Bürgerinnen und Bürger unter www.nitrat.uos.de für das Nitrat-Monitoring anmelden.

An dem Monitoring teilnehmen können alle Bürgerinnen und Bürger aus den Landkreisen Osnabrück (Nord), Cloppenburg, Vechta und Emsland sowie aus der Stadt Osnabrück. Nach der Anmeldung erhalten sie kostenlos von den Universitäten in Osnabrück und Oldenburg alle Materialien zur Messung der Nitrat-Konzentration in einem beliebigen Gewässer in ihrer Region. Die Federführung für das Projekt hat an der Universität Osnabrück die AG Chemiedidaktik (Prof. Dr. Marco Beeken) und an der Universität Oldenburg die AG Chemiedidaktik (Prof. Dr. Verena Pietzner)

Das Nitrat-Monitoring läuft über einen Zeitraum von anderthalb Jahren (September 2019 – Februar 2021), wobei die einzelnen Messungen etwa zweiwöchentlich stattfinden. Die Messung ist ganz einfach: Sie erfolgt in den meisten Fällen über Nitrat-Teststäbchen, welche für einige Sekunden in eine Gewässerprobe gehalten werden. Anschließend wird die Farbe eines Testfeldes mit einer Farbskala verglichen und die entsprechende Nitratkonzentration einfach abgelesen und in einer App hochgeladen.

Begleitet werden die teilnehmenden Bürgerinnen und Bürger über den gesamten Zeitraum von sogenannten Forschungspaten, also von Schülerinnen und Schülern aus ihrer Region, welche ein Seminarfach rund um das Thema Nitrat belegen und sie bei Fragen zum Nitrat-Monitoring unterstützen können. Fragen zur Anmeldung oder zum allgemeinen Ablauf des Nitrat-Monitorings beantwortet die wissenschaftliche Mitarbeiterin Frauke Brockhage unter frauke.brockhage@uos.de

Zwischenergebnisse und Ergebnisse des Nitrat-Monitorings werden regelmäßig als Wanderausstellung an den Regionalen Umweltzentren in der Region ausgestellt – hier wird vor Beginn des Nitrat-Monitorings auch eine offizielle Eröffnungsveranstaltung stattfinden.

„Das Projekt an den Universitäten Osnabrück und Oldenburg ist entstanden, weil insbesondere im Weser-Ems-Land und im nördlichen Osnabrücker Land das Thema Nitratbelastung in der gesellschaftlichen und politischen Diskussion einen immer größer werdenden Stellenwert einnimmt“, so der Chemiedidaktiker an der Universität Osnabrück, Prof. Dr. Marco Beeken. Seit Jahren werde von einer steigenden Nitratbelastung berichtet, wobei die Schuldzuweisungen oftmals einseitig seien und es trotz des hohen Interesses seitens der Bürgerinnen und Bürger es an fachlichen Informationen mangele. „Gleichzeitig ist in der modernen Gesellschaft ein zunehmender Bedarf am Verständnis fachwissenschaftlicher Errungenschaften erkennbar. In diesem Kontext ist der Citizen-Science-Ansatz entstanden, bei denen interessierte Bürgerinnen und Bürger unmittelbar an der Forschung zu hochaktuellen Fragestellungen teilnehmen“, erläutert Beeken.

Im Weser-Ems-Gebiet werden folgende Schulen an dem Projekt teilnehmen: Albertus-Magnus Gymnasium Friesoythe (LK Cloppenburg), Clemens-August-Gymnasium Cloppenburg (LK Cloppenburg), Gymnasium Liebfrauenschule Cloppenburg (LK Cloppenburg), Copernicus Gymnasium Löningen (LK Cloppenburg), Gymnasium Damme (LK Vechta), Gymnasium Bersenbrück (LK Osnabrück), Gymnasium Angelaschule Osnabrück (Stadt Osnabrück), Windthorst-Gymnasium Meppen (LK Emsland), BBS am Museumsdorf, Cloppenburg (LK Cloppenburg).

Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Prof. Dr. Marco Beeken und Frauke Brockhage, Universität Osnabrück
Chemiedidaktik
Barbarastraße 11, 49076 Osnabrück
Tel: +49 541 969 2351
E-Mail: frauke.brockhage@uni-osnabrueck.de

Prof. Dr. Verena Pietzner und Mientje Lüsse, Universität Oldenburg
Chemiedidaktik
Carl-von-Ossietzky-Str. 9-11, 26129 Oldenburg
Tel: +49 441 798 3691
Email: mientje.luesse@uni-oldenburg.de

Weitere Informationen:

https://www.chemie.uni-osnabrueck.de/forschung/didaktik_der_chemie/forschung/cit…

Quelle: IDW 

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Neue Studie zur Bedeutung von Influencerinnen für gestörtes Essverhalten bei Mädchen und Frauen

Kristina Staudinger Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Hochschule Landshut

Hochschule Landshut und IZI führen Studie zur Bedeutung von Influencerinnen für gestörtes Essverhalten bei Mädchen und Frauen durch. Das Ergebnis: Die Nutzung von Instagram kann Essstörungen verstärken.

Instagram ist für viele Mädchen und Frauen ein Begleiter auf dem Weg in die Essstörung, kann in Einzelfällen aber auch zur Genesung beitragen. Dies zeigt eine aktuelle Studie, die das Internationale Zentralinstitut für das Jugend- und Bildungsfernsehen (IZI) gemeinsam mit der Hochschule Landshut durchführte und auf der Jahrestagung des Bundesfachverbands Essstörungen (BFE) vorstellte. Dazu wurden in Kooperation mit dem Bundesfachverband Essstörungen BFE und der Schön Klinik 143 Menschen befragt, davon 138 Mädchen und Frauen, die sich aktuell in Behandlung wegen Essstörungen befanden. Das Ergebnis: Influencerinnen aus dem Modemodel-Bereich, wie Heidi Klum oder Lena Gercke, können ein überkritisches Verhältnis zum eigenen Körper verstärken. Fitness-Influencerinnen, wie Pamela Reif oder Anne Kissner, regen zu vermehrtem Training und zur Nachahmung des Essverhaltens der Influencerinnen an und begleiten so Mädchen und Frauen auf ihrem Weg in die Essstörung. Influencerinnen wie Fine Bauer, die als Curvy Model für Body Positivity steht, können aber auch bei der Heilung einer Essstörung unterstützen.

Influencerinnen als Vorbild für junge Menschen
Prof. Dr. Eva Wunderer, die an der Hochschule Landshut die Studie wissenschaftlich begleitet, betont: „Influencerinnen haben eine starke Wirkung auf junge Menschen. Sie müssen sich dieser Verantwortung bewusst sein. Was viele Klicks erzeugt, ist nicht zwangsläufig auch gut für die Followerinnen und Follower.“ Da Essstörungen komplexe psychosomatische Erkrankungen sind, sind es zwar nicht die Influencerinnen allein, die eine Essstörung auslösen. Doch sie leben Werte vor, zeigen Ziele im Leben auf und können zum konkreten Vorbild für essgestörtes Verhalten werden.

Konsequenzen von Instagram-Postings im realen Leben
So gaben drei Viertel (74 %) der Mädchen und Frauen mit Essstörungen an, aktiv auf Instagram Bilder von sich zu posten. Dabei sei es ihnen besonders wichtig, „schlank“ auszusehen, aber auch, sich „von der besten Seite zu zeigen“ und „natürlich“ zu erscheinen. Um dies zu erreichen, nutzen sieben von zehn (72 %) Befragte Filter-Apps, um z.B. die Haut zu korrigieren, die Zähne aufzuhellen oder Gesicht und Körper schlanker zu gestalten. Doch trotz Nachbearbeitung können die eigenen Bilder in den Augen der Befragten dem Vergleich mit anderen nicht standhalten. Die Unzufriedenheit mit dem eigenen realen Körper steigt. Die Mädchen und jungen Frauen beginnen, ihr Ess- und Trainingsverhalten zu verändern; die virtuelle Lebenswelt greift in den realen Alltag ein.

Influencerinnen als Begleiterinnen in die Krankheit
Auf die Frage nach bekannten Persönlichkeiten, die besonderen Einfluss auf die Entwicklung der Essstörung hatten, nennen die Befragten eine ganze Reihe von Namen. So gibt die Hälfte der befragten Frauen und Mädchen an, Heidi Klum habe mindestens „ein wenig Einfluss“ auf die Entwicklung ihrer Essstörung gehabt. Lena Gercke, die Gewinnerin der ersten Staffel von Germany’s Next Topmodel, wird von jeder Dritten als bedeutsam beschrieben. Jede vierte Befragte schreibt Fitness-Influencerin Pamela Reif einen Einfluss auf die Essstörung zu, 18% aller Befragten geben an, sie hätte sogar einen „sehr starken Einfluss“ auf ihre Erkrankung gehabt. Ein weiterer, mehrfach als bedeutsam genannter Name ist Anne Kissner.

Wo Influencerinnen bei der Heilung unterstützen
Die Studie zeigt allerdings auch, dass Influencerinnen zur Erweiterung des Schönheitsideals und zu einer positiven Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper beitragen können. Explizit genannt wird zum Beispiel Fine Bauer: Als Model für große Größen half sie einer Betroffenen, ihren Körper so zu akzeptieren, wie er ist. „Diese Positivbeispiele zeigen: Wir brauchen dringend mehr Realitätsnähe, Individualität und diversere Körperbilder in der Medienlandschaft insgesamt, insbesondere aber auch bei den Influencerinnen“, sagt Dr. Maya Götz, Leiterin der Studie am Internationalen Zentralinstitut für das Jugend- und Bildungsfernsehen.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Eva Wunderer
Hochschule Landshut
eva.wunderer@haw-landshut.de

Dr. Maya Götz
Leiterin der Studie am
Internationalen Zentralinstitut für das Jugend- und Bildungsfernsehen
Tel.: +49 (0)89 – 5900 42264
Maya.Goetz@br.de
www.izi.de
www.maya-goetz.de

Anhang
Pressemeldung_Studie Essstörung und Social Media
https://idw-online.de/de/attachment72545

Quelle: IDW 

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KIT-Experte zu aktuellem Thema: Hitzewellen und Rekordtemperaturen – was bringt die Zukunft?

Monika Landgraf Strategische Entwicklung und Kommunikation – Gesamtkommunikation
Karlsruher Institut für Technologie

Die aktuelle Hitzewelle hat Deutschland fest im Griff, der Temperaturrekord aus dem Jahr 2015 in Kitzingen, wurde bereits am Mittwoch, 24. Juli 2019, um mehr als ein Grad übertroffen und wurde gestern (25. Juli) geradezu pulverisiert: 42,6 Grad Celsius wurden in Lingen (Ems) gemessen, wie der Deutsche Wetterdienst inzwischen bestätigt. Eine Frage, die daraus gerade angesichts des Klimawandels folgt und an der das KIT forscht, lautet: Werden diese Extreme bald Normalität?

„Aussagen von neuen Modellen, die wir hier am KIT in hoher räumlicher Auflösung errechnet haben, lassen Temperaturen von mehr als 40 Grad Celsius in den nächsten zehn Jahren fast jährlich erwarten“, sagt Christoph Kottmeier, Leiter des Instituts für Meteorologie und Klimaforschung – Department Troposphärenforschung des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT). Auch Hitzewellen, wie wir sie zurzeit erleben, würden künftig häufiger, so der Klimaforscher: „Insbesondere bis Mitte des Jahrhunderts erwarten wir eine signifikante Änderung. Hitzewellen werden dann deutlich wahrscheinlicher sein als heute.“

Die Angst vor Temperaturen jenseits der 45-Grad-Marke, sei in naher Zukunft jedoch unbegründet. „Davon sind wir noch sehr weit weg. Unsere Modelle zeigen, dass gegen Mitte des Jahrhunderts 42 Grad so oft knapp erreicht werden dürften wie heute 40 Grad Celsius. Erst in der zweiten Jahrhunderthälfte dürften in Deutschland Temperaturen von mehr als 45 Grad Celsius erreicht werden“, betont Kottmeier. „Nicht zu unterschätzen sind aber lokale Hitzespitzen in Städten, etwa an Kreuzungen oder Baustellen. Auch in Karlsruhe konnten wir gestern an einem solchen Hotspot 42 Grad Celsius messen.“

Für weitere Informationen stellt der Presseservice des KIT gern Kontakt zu Christoph Kottmeier her. Bitte wenden Sie sich an Timo Schreck, Tel. 0721 608-21152, E-Mail an timo.schreck@kit.edu, oder das Sekretariat, Tel. 0721 608-21105, E-Mail an presse@kit.edu.

Im Portal „KIT-Expertinnen und -Experten“ finden Sie weitere Ansprechpartner zu Highlights aus der Forschung des KIT sowie zu tagesaktuellen Themen: https://www.sek.kit.edu/kit_experten.php.

Freundliche Grüße
Karlsruher Institut für Technologie (KIT)
Strategische Entwicklung und Kommunikation (SEK)

Monika Landgraf
Leiterin Gesamtkommunikation
Pressesprecherin

Kaiserstraße 12
76131 Karlsruhe
Telefon: +49 721 608-21105
E-Mail: presse@kit.edu
http://www.kit.edu

KIT – Die Forschungsuniversität in der Helmholtz-Gemeinschaft

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Timo Schreck
Tel. 0721 608-21152
timo.schreck@kit.edu

oder

Sekretariat
Tel. 0721 608-21105
presse@kit.edu

Weitere Informationen:
https://www.sek.kit.edu/kit_experten.php

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Arbeitsgedächtnis von Schimpansen ähnelt unserem

Sandra Jacob Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie

Anders als Menschen verwendeten die Schimpansen keine Suchstrategie, um die Aufgabe zu vereinfachen
Frühere Studien zeigten bereits, dass Schimpansen ein exzellentes Langzeitgedächtnis besitzen. Bisher war allerdings wenig über ihr Arbeitsgedächtnis bekannt. Um dieses näher zu erforschen, präsentierten die Forscher Schimpansen eine Aufgabe: Die Schimpansen konnten zunächst beobachten, wie Futter in verschiedenen undurchsichtigen Boxen versteckt wurde. Dann konnten die Menschenaffen eine Box auswählen, indem sie auf sie zeigten. War Futter in der Box enthalten, erhielten sie diese als Belohnung. Nach jeder Wahl wurden die Boxen für 15 Sekunden abgedeckt, dann durften die Schimpanse erneut wählen.

Um an alle Futterstücke zu gelangen müssen sich die Schimpansen fortlaufend merken, welche Boxen sie bereits ausgewählt haben und daher kein Futter mehr enthalten. Die Wissenschaftler erhöhten die Schwierigkeit der Aufgabe je nach Fähigkeit des einzelnen Schimpansen, indem sie entweder weitere Boxen hinzufügten oder die Reihenfolge der Boxen nach jeder Wahl änderten. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass sich das Arbeitsgedächtnis von Schimpansen und Menschen ähnlicher ist, als bislang angenommen: Die Schimpansen erinnerten sich mindestens an vier zuvor ausgewählte Boxen, ein junger Schimpanse sogar an mehr als sieben Boxen. Dabei spielt sowohl das Aussehen der Boxen als auch deren Position eine Rolle, berichten die Forscher.

Menschen schneiden normalerweise schlechter ab in Arbeitsgedächtnisaufgaben, wenn sie zwischendurch abgelenkt werden. Auch die Schimpansen haben in dieser Aufgabe schlechter abgeschnitten, wenn sie gleichzeitig eine zweite, ähnliche Aufgabe durchführen sollten. Die individuellen Unterschiede in dieser Arbeitsgedächtnisaufgabe waren über mehrere Monate stabil. Anders als Menschen verwendeten die Schimpansen allerdings keine Suchstrategie, um die Aufgabe zu vereinfachen. Keiner der Schimpansen kam auf die Idee, die Boxen der Reihe nach zu durchsuchen.

Die Studie zeigt, dass Schimpansen ähnlich wie Menschen ein Arbeitsgedächtnis besitzen, das es ihnen erlaubt, sich fortlaufend an eine Reihe von vorangegangen Ereignissen und Handlungen zu erinnern. Ihre Arbeitsgedächtniskapazität scheint sich dabei nicht grundlegend von der des Menschen zu unterschieden. „Unsere Studie zeigt, dass Schimpansen ähnlich abschneiden wie siebenjährige Kinder in einer für sie leicht verständlichen Arbeitsgedächtnisaufgabe, die ohne langwieriges Training auskommt“, sagt Christoph Völter, Forscher am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig und an der Veterinärmedizinischen Universität Wien.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Dr. Christoph Völter
Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie, Leipzig &
Veterinärmedizinische Universität Wien
+43 1 25077-2670
christoph.voelter@vetmeduni.ac.at

Originalpublikation:

Völter C. J., Mundry R., Call J., Seed A. M.
Chimpanzees flexibly update working memory contents and show susceptibility to distraction in the self-ordered search task
Proceedings of the Royal Society B, 24 July 2019, http://dx.doi.org/10.1098/rspb.2019.0715

Quelle: IDW 

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„Hepatitis ist für mehr Todesfälle verantwortlich als HIV oder Tuberkulose!“

Karola Neubert Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Zentrum für Infektionsforschung

„Findet die fehlenden Millionen!“ lautet das Motto des diesjährigen Welt-Hepatitis-Tages am 28. Juli 2019. Nach wie vor ist von einer großen Dunkelziffer von Menschen mit unentdeckter Hepatitis B und C auszugehen: Etwa 290 Millionen Menschen – so die Schätzungen – ahnen nichts von ihrer Infektion und den möglichen Folgen. Prof. Ulrike Protzer, Hepatitis-Forscherin am DZIF, sieht dringenden Handlungsbedarf.

Was macht die Hepatitis so gefährlich?
Ulrike Protzer: Die Virushepatitis ist für mehr Todesfälle verantwortlich als HIV oder Tuberkulose. Viel zu lange ist die Zahl der Betroffenen komplett unterschätzt worden, sodass zu wenig politische Maßnahmen ergriffen wurden. Es gab beispielsweise keine Diagnosekampagnen wie bei HIV. Die WHO hat das Problem jetzt erkannt und ruft dazu auf, mehr zu tun. Ihr Ziel ist die drastische Senkung der Zahlen für Neuerkrankungen und Todesfälle bis 2030. Dazu gehört auch der Aufruf zum Welt-Hepatitis-Tag, die fehlenden Millionen zu finden. Denn die Dunkelziffer ist enorm groß.

Wie kann man die Betroffenen aus dem Dunkel holen, um ihnen zu helfen?
Ulrike Protzer: Es müssen massive Screening-Kampagnen gefahren werden, nur durch Aufklärung können wir die Patienten ausfindig machen. Das Tückische an der Hepatitis ist ja ihre Fähigkeit, lange ohne Symptome im Körper zu sein. Der Betroffene merkt nichts von der Infektion, aber trotzdem geht seine Leber kaputt. Hier hilft Aufklärung und dann Behandeln – dafür benötigt man mehr Geld. Wichtig wird es auch sein, die Stigmatisierung der Krankheit zu durchbrechen. Keiner möchte gerne zugeben, Überträger einer Krankheit zu sein. Viele Betroffene scheuen daher eine Diagnose, weil sie – und das zu Recht – Nachteile befürchten.

Was wird im DZIF im Kampf gegen die Virushepatitis getan?
Ulrike Protzer: Es gibt drei Maßnahmen, die entscheidend sind, um die WHO-Ziele zu erreichen. Erstens: Impfen, um eine Erkrankung zu verhindern. Hier fehlt uns ein Impfstoff für Hepatitis C, für die Hepatitis B müssen wir die Impfraten weiter verbessern. Zweitens: Diagnostizieren, um behandeln zu können. Dies setzt Aufklärungskampagnen voraus, wie wir das im Rahmen eines internationalen Konsortiums mit der „B“ Aware Kampagne“ begonnen haben. Und drittens: Behandeln, was insbesondere bei Hepatitis B bisher nicht ausreichend funktioniert. In allen drei Bereichen ist das DZIF aktiv und kann bereits wichtige Erfolge vorweisen.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Prof. Dr. Ulrike Protzer
protzer@tum.de

Weitere Informationen:

https://www.dzif.de/de/hepatitis Hepatitis-Forschung im DZIF

Quelle: IDW 

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Trockenzeiten und Starkregen: Was der Klimawandel für die Wasserqualität in Talsperren bedeutet

Kim-Astrid Magister Pressestelle
Technische Universität Dresden

Die Trinkwasserversorgung in Sachsen wird durch ein stabiles Talsperrennetz gesichert. Doch die Folgen des Klimawandels beeinflussen die Gewässer zunehmend. Die Talsperren müssen längere Trockenzeiten ebenso ausgleichen können wie plötzlich auftretenden Starkregen. Aufgrund der steigenden Wassertemperaturen, verstärkt sich das Wachstum von Algen; das wertvolle Rohwasser wird knapper.

Das sind die Ergebnisse einer Studie, für die Kathrin Jäschke, Doktorandin am Institut für Hydrobiologie an der TU Dresden die seit den 60er, 70er und 80er Jahren erhobenen Daten von 43 Talsperren und die Gewässergüte von sechs Trinkwassertalsperren in Kooperation mit der Arbeitsgemeinschaft Trinkwassertalsperren e.V. ausgewertet hat.
Auf einem Symposium mit Talsperrenbetreibern, Wasserversorgern, Behörden und Wissenschaftlern im thüringischen Erfurt stellte sie die Ergebnisse vor und diskutierte mit den Teilnehmern Strategien zur künftigen Bewirtschaftung.

„Die Wassertemperaturen zeigen in den oberen Wasserschichten steigende Trends zu allen Jahreszeiten. Vor allem im Frühjahr haben sie bis zu 3 Kelvin seit den 80er Jahren zugenommen. Insbesondere in den tieferen Lagen bis 500 Meter frieren die Gewässer im Winter nur noch selten über einen längeren Zeitraum zu. Dadurch setzt das Algenwachstum früher ein bzw. wird kaum noch unterbrochen. Da die Gewässer im Frühjahr gut durchmischt sind, verteilen sich die Algen über die gesamte Wassersäule und ein Ausweichen der Rohwasserentnahme auf andere, algenärmere, Bereiche ist nicht möglich“, erläutert Jäschke. „Für die Wasseraufbereitung bedeutet ein verstärktes Algenwachstum mehr Filtrationsleistung im Wasserwerk.“

Die durch den Klimawandel verursachten Veränderungen gehen im Sommer weiter. Die Sommerstagnation, also die Warm-Kalt-Schichtung der Gewässer, setzt ebenfalls früher ein. In die tieferen Schichten dringt dann kein Sauerstoff mehr vor. Theoretisch müsste der Vorrat an kaltem, sauerstoffreichen und klarem Tiefenwasser für die Rohwasserbereitstellung also länger halten. Allerdings wird der Sauerstoff durch den mikrobiellen Abbau von abgestorbenen Algen und Kleinstlebewesen aufgezehrt. Je nährstoffreicher die Talsperre, desto mehr wachsen die Algen, es wird mehr Sauerstoff beim Abbau verbraucht und der Vorrat geht schneller zur Neige.

„Auch das ist für die Wasseraufbereitung ungünstig, da ohne Sauerstoff Nährstoffe wie Phosphor und die Elemente Mangan und Eisen in Lösung gehen. Die Nährstoffe gelangen bei der Herbstdurchmischung in die oberen Schichten und sind ein idealer Dünger für Algen. Außerdem fallen im Wasserwerk das gelöste Eisen und Mangan unter Sauerstoffzufuhr wieder aus und führen zu einer Verockerung, also einem Zusetzen der Rohrleitungen. Wenn der Herbst warm ist und die Sommerstagnation dadurch lange anhält, verstärken sich diese Prozesse“, fasst Kathrin Jäschke die Ergebnisse zusammen. Die Wasserwerke können diesen Entwicklungen mit einem Aufbereitungsprozess, der sogenannten „Enteisenung und Entmanganung“ bei der Rohwasseraufbereitung entgegenwirken. Sauerstoffmatten oder Belüftung beugen schon jetzt in stark betroffenen Talsperren sauerstoffarmen Verhältnissen vor. „Weiterhin ist durch einen früheren Beginn der Sommerstagnation bei einigen Talsperren der Rohwasservorrat bereits zeitig, weit vor Beginn der Herbstdurchmischung, aufgebraucht und es bleibt nur das warme, und in nährstoffreicheren Talsperren algenreiche Oberflächenwasser übrig, das sich schwerer aufbereiten lässt“, sagt die Hydrobiologin. Talsperren über 500 Meter, Talsperren mit einem großen Volumen und nährstoffarme Talsperren haben mit diesen Problemen insgesamt weniger zu kämpfen, da sie im Sommer trotz des Temperaturanstiegs noch relativ kühl sind und das unerwünschte Algenwachstum gering ist.

Deutlich geworden ist auf dem Symposium, dass es viele Lösungsansätze gibt. Auch die sächsische Landestalsperrenverwaltung hat bereits Ideen entwickelt und umgesetzt, wie das wertvolle Rohwasser geschützt werden kann. Allerdings bleibt die Tatsache, dass die Produktion von Trinkwasser in einigen Talsperren aufwendiger und teurer wird. „Künftig kommt es noch viel mehr darauf an, jede Talsperre aufgrund ihrer regionalen Besonderheiten und ihrem Nährstoffgehalt einzeln zu betrachten, damit die Wasserqualität erhalten bleibt“, sagt Jäschke.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Kathrin Jäschke
Institut für Hydrobiologie
Tel.: 0351 463-38631
E-Mail: Kathrin.Jaeschke@mailbox.tu-dresden.de

Quelle: IDW 

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Der Wert einer Idee liegt in ihrer Umsetzung

Dominik Rösch Referat Öffentlichkeitsarbeit
Bundesanstalt für Gewässerkunde

Aus der Wissenschaft in die Praxis – BfG bringt Forschungsergebnisse zum Gewässerschutz in die Anwendung
Der amerikanische Erfinder und Unternehmer Thomas Edison sagte einst, dass gute Ideen alleine nicht ausreichen, um Wirkung zu erzielen. Erst die Umsetzung einer guten Idee zeigt ihren Wert. Badegewässer-App, autonomer Messkatamaran, Starkregenvorhersage: Mit Auslaufen der Fördermaßnahme „Regionales Wasserressourcen-Management für den nachhaltigen Gewässerschutz in Deutschland (ReWaM)“ stehen der Wasserwirtschaft eine Vielzahl neuer Methoden, Lösungen und praxisnaher Produkte zur Verfügung. Damit sie ihren Weg aus der „Schublade“ in die Anwendung finden, unterstützte die Bundesanstalt für Gewässerkunde in den vergangenen vier Jahren die ReWaM-Verbundprojekte, ihre Erkenntnisse in Politik und wasserwirtschaftliche Praxis zu übertragen. Die Aktivitäten förderte das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit dem Transfer- und Vernetzungsvorhaben ReWaMnet,

Die BfG als Wissensdrehscheibe
Der Weg von der Idee zu einer konkreten Anwendung ist oftmals lang und steinig. „Begleitvorhaben wie ReWaMnet sind ein wichtiges Instrument in der Wissenschaft. Sie eröffnen viele Wege, damit noch mehr Ideen ihren Weg in die Praxis finden“, sagt Dr. Birgit Esser, Leiterin der BfG. „Dieser Ergebnistransfer war wesentliche Motivation der Bundesanstalt für Gewässerkunde, sich in ReWaMnet zu engagieren. Auch in Zukunft steht die BfG wieder gern für diese Rolle zur Verfügung.“

Die BfG engagiert sich als Ressortforschungseinrichtung traditionell an der Schnittstelle von Wissenschaft und Politik und ist eingebunden in verschiedene Gremien des Bundes und der Länder. Neben der großen Erfahrung in der anwendungsorientierten Forschung war dies entscheidend für das BMBF, um das Vernetzungs- und Transfervorhaben in die Hände der Bundesanstalt zu legen. „Die BfG wirkt als Multiplikator für die in ReWaM und anderen Forschungsprogrammen erarbeiteten wissenschaftlichen und praktischen Erkenntnisse“, sagt Esser. Andere Forschungsprogramme, wie das Bundesprogramm Blaues Band Deutschland oder das LIFE Förderprogramm der EU bilden dabei wichtige Anknüpfungspunkte zur Anwendung der Resultate aus ReWaM.

In diesem Sinne hat die BfG auf der ReWaM-Homepage eine „Produktbibliothek„ eingerichtet. So sollen die ReWaM-Ergebnisse auch nach dem Ende der Förderlaufzeit gut auffindbar und verfügbar bleiben. Das Online-Archiv erlaubt neben verschiedenen Filtermöglichkeiten auch eine Freitextsuche nach bestimmten Stichworten (z. B. Ökosystemleistungen oder Phosphor).

Forschung und Praxis im Dialog
Das Vernetzungs- und Transfervorhaben ReWaMnet führte seit dem Frühjahr 2015 die Forschungsergebnisse der 15 ReWaM-Verbundprojekte zusammen und entwickelte Formate und Produkte, um die Ergebnisse potenziellen Anwendern gezielt zur Verfügung zu stellen. Neben drei Konferenzen und zahlreichen Arbeitstreffen waren zwei Anwenderworkshops besondere Höhepunkte der Vernetzungstätigkeit. Große Aufmerksamkeit erfuhren außerdem ein Politikpapier, die ReWaM-Themenhefte u. A. in den Zeitschriften Hydrologie und Wasserbewirtschaftung und KW Korrespondenz Wasserwirtschaft sowie eine Dokumentation, die der Deutsche Städte- und Gemeindebund herausgegeben hat.

Eine nachhaltige Gewässerbewirtschaftung ist mehr als eine rein wasserwirtschaftliche Aufgabe. Für eine erfolgreiche Umsetzung von Maßnahmen müssen alle relevanten gesellschaftlichen und politischen Akteure beteiligt werden. Um die Implementierung der ReWaM-Ergebnisse zu unterstützen, förderte ReWaMnet die Zusammenarbeit der Projektpartnern mit Wasserverbänden und Landesbehörden.

Über die BMBF-Fördermaßnahme ReWaM
ReWaM ist Teil des BMBF-Förderschwerpunktes „Nachhaltiges Wassermanagement“ (NaWaM) im BMBF-Rahmenprogramm „Forschung für Nachhaltige Entwicklung“ (FONA^3). Neben Vernetzung und Transfer leistete die BfG in den ReWaM-Verbundprojekten FLUSSHYGIENE, NiddaMan und RESI einen Forschungsbeitrag.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Dr. Sebastian Kofalk, Pressesprecher und Leiter ReWaMnet, Bundesanstalt für Gewässerkunde, Am Mainzer Tor 1, 56068 Koblenz, Fon: 0261/1306 5331 und Dominik Rösch, Bundesanstalt für Gewässerkunde, Am Mainzer Tor 1, 56068 Koblenz, Fon: 0261/1306 5448, E-Mail: rewamnet@bafg.de

Quelle: IDW 

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Wälder in Deutschland sind wichtige Kohlenstoffsenke

Dr. Michael Welling Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Johann Heinrich von Thünen-Institut, Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei

In deutschen Wäldern wächst mehr Holz nach als genutzt wird / Deutschland ist das holzreichste Land der EU

Die Wälder in Deutschland sind ein wichtiger Faktor im Klimageschehen, denn sie binden große Mengen Kohlenstoff, der ursprünglich als CO₂(Kohlendioxid) in der Atmosphäre war. Dass die Bedeutung der Wälder als Kohlenstoffsenke und damit Bremser des Klimawandels weiter ansteigt, belegt die Kohlenstoffinventur 2017, die jetzt ausgewertet ist. Danach sind in deutschen Wäldern rund 1,23 Milliarden Tonnen Kohlenstoff in der lebenden Biomasse gespeichert, fünf Prozent mehr als vor fünf Jahren. Hinzu kommen 33,6 Millionen Tonnen Kohlenstoff im Totholz. Die Kohlenstoffvorräte haben mit 113,7 Tonnen pro Hektar ein neues Rekordhoch erreicht. Diese und weitere Ergebnisse haben Wissenschaftler des Thünen-Instituts für Waldökosysteme jetzt in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift „AFZ-Der Wald“ veröffentlicht.

Die Kohlenstoffinventur ist eine Art kleine Bestandsaufnahme zwischen den großen, alle zehn Jahre stattfindenden Bundeswaldinventuren. Sie wird vom Thünen-Institut mit Unterstützung der Bundesländer durchgeführt und erfasst den Zustand des deutschen Waldes.

Der Holzvorrat in deutschen Wäldern ist gegenüber der letzten Bundeswaldinventur 2012 um sechs Prozent gestiegen, weil deutlich mehr Holz nachgewachsen ist als genutzt wurde. Damit hat sich der Vorratsanstieg deutlich beschleunigt: In den letzten fünf Jahren wurde genauso viel Vorrat aufgebaut (19 Vorratsfestmeter pro Hektar) wie in den zehn Jahren davor. Mit einem Holzvorrat von aktuell 3,9 Milliarden Kubikmetern ist Deutschland das holzreichste Land der Europäischen Union. Auch die Waldstruktur hat sich verändert: Es gibt 12 Prozent mehr alte Wälder über 120 Jahre – damit hat sich der Trend zu älteren Wäldern mit dickeren Bäumen fortgesetzt. Auch der Totholzvorrat ist um einen Kubikmeter pro Hektar gestiegen. Etwa 50 Prozent des Totholzes sind liegende Stücke, 25 Prozent sind stehendes Holz und 25 Prozent Wurzelstöcke.

Der höhere Holzvorrat und damit einhergehend die weiterhin hohe Kohlenstoffanreicherung macht die Wälder zu Klimaschützern: Sie haben die Atmosphäre zuletzt jährlich um 62 Millionen Tonnen CO₂ entlastet. Das kommt in die Größenordnung dessen, was die deutsche Industrie pro Jahr an Treibhausgasen ausstößt (2017: 64 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente). Der gestiegene Holzvorrat hat damit jedes Jahr rund sieben Prozent der gesamten deutschen Treibhausgas-Emissionen kompensiert.

Die häufigsten Baumarten in den deutschen Wäldern sind Fichte (25 Prozent) und Kiefer (23 Prozent), gefolgt von den Laubbaumarten Buche (16 Prozent) und Eiche (10 Prozent). Der Flächenanteil der Laubbäume ist um zwei Prozent gestiegen, die Dynamik hin zu mehr Laubbäumen hat sich damit allerdings verlangsamt. Das Flächenverhältnis von Laub- zu Nadelbäumen beträgt 45 zu 55 Prozent.

Die Ergebnisse der Kohlenstoffinventur 2017 sind ebenso wie die der Bundeswaldinventur 2012 unter https://bwi.info abrufbar.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Dr. Thomas Riedel
Thünen-Institut für Waldökosysteme, Eberswalde
Tel.: 03334 3820-315
Mail: thomas.riedel@thuenen.de

Quelle: IDW 

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Depressiv durch Facebook und Co.

Meike Drießen Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

Toller Urlaub, super Party, süße Kinder, abgefahrenes Essen: In sozialen Netzwerken zeigen alle ihr Leben von der Sonnenseite. Wer sich hier umschaut, dessen Selbstwertgefühl kann leicht leiden, weil vermeintlich alle besser sind als man selbst. In Gefahr, dadurch depressive Symptome zu entwickeln, sind vor allem Nutzer, die soziale Netzwerke passiv nutzen, also selbst nicht posten, und dazu neigen, sich mit anderen zu vergleichen. Das hat ein Team der Psychologie der Ruhr-Universität Bochum (RUB) um Dr. Phillip Ozimek herausgefunden. Über die Ergebnisse berichtet die Zeitschrift Behaviour and Information Technology am 12. Juli 2019.

Infos über die ersten fünf Personen
Die Frage, ob die Nutzung sozialer Netzwerke depressive Tendenzen hervorrufen kann, wurde bisher widersprüchlich beantwortet. Die Bochumer Forscherinnen und Forscher haben dazu eine experimentelle und zwei Fragebogenstudien durchgeführt. In der ersten Studie ließen sie zwei Gruppen von Versuchspersonen fünf Minuten lang entweder auf ihrer Facebook-Pinnwand oder auf der Mitarbeiterwebseite der Katholisch-Theologischen Fakultät der RUB Informationen über die ersten fünf Personen herausschreiben, die sie sahen. Eine dritte Gruppe übersprang diese Aufgabe. Alle drei Gruppen füllten danach einen Fragebogen aus, der über ihr Selbstwertgefühl Auskunft gab.
Dr. Phillip Ozimek (links) und Prof. Dr. Hans-Werner Bierhoff haben untersucht, welche Folgen die Nutzung sozialer Medien hat.
© RUB, Kramer

„Es hat sich gezeigt, dass die Konfrontation mit sozialen Informationen im Internet – die sowohl auf Facebook als auch auf Mitarbeiterseiten selektiv und nur positiv und vorteilhaft sind – zu einem geringeren Selbstwertgefühl führen“, berichtet Phillip Ozimek. Da ein niedriges Selbstwertgefühl eng mit depressiven Symptomen zusammenhängt, sehen Forscher schon in dieser kurzfristigen Auswirkung eine mögliche Gefahrenquelle.

Über 800 Versuchspersonen
Die langfristige Perspektive untersuchten sie mittels Fragebogenstudien. Sie befragten über 800 Personen zu ihrer Facebook-Nutzung, zu ihrer Tendenz, sich mit anderen vergleichen zu wollen, zu ihrem Selbstwertgefühl und zum Auftreten depressiver Symptome. Dabei zeigte sich, dass es dann einen positiven Zusammenhang zwischen vor allem passiver Facebook-Nutzung und depressiven Symptomen gibt, wenn Probanden ein verstärktes Bedürfnis nach sozialen Vergleichen ihrer Fähigkeiten haben. „Wenn ich also ein starkes Bedürfnis nach Vergleichen habe und im Internet immer wieder auf meiner Startseite sehe, dass andere tolle Urlaube haben, tolle Abschlüsse machen, sich teure und tolle Dinge kaufen, während ich aus meinem Büro das trübe Wetter draußen sehe, senkt das meinen Selbstwert“, fasst Ozimek zusammen. „Und wenn ich dies Tag für Tag und immer wieder erlebe, kann das langfristig höhere depressive Tendenzen begünstigen.“

In einer dritten Studie haben die Forscher per Fragebogen untersucht, ob sich ihre Befunde auch auf andere Netzwerke übertragen lassen. Weil professionelle Netzwerke etwas anders funktionieren, entschieden sie sich für Xing. „Da betreibt man zwar auch ein beschönigtes Profil, bleibt aber auf dem Teppich, um möglichst authentisch, aber positiv zu wirken“, erläutert Phillip Ozimek. Die Auswertung ergab ein sehr ähnliches Ergebnis wie die Facebookstudie.

Die Art der Nutzung ist entscheidend
„Insgesamt konnten wir zeigen, dass nicht die Nutzung sozialer Netzwerke generell und unmittelbar zu Depressionen führt oder mit ihnen im Zusammenhang steht, sondern dass gewisse Voraussetzungen und eine bestimmte Art der Nutzung das Risiko für depressive Tendenzen erhöhen“, so Ozimek. Private wie professionelle soziale Netze können höhere Depressionswerte begünstigen, wenn Nutzer hauptsächlich passiv unterwegs sind, sich mit anderen sozial vergleichen und diese Vergleiche den Selbstwert negativ beeinflussen.

„Wichtig ist, dass dieser Eindruck, dass es alle besser haben, ein absoluter Trugschluss sein kann“, so der Psychologe. „Tatsächlich posten nur die wenigsten Menschen auch negative Erlebnisse und Erfahrungen in sozialen Medien. Dadurch, dass wir mit diesen positiven Erlebnissen im Netz überflutet werden, gewinnen wir jedoch einen ganz anderen Eindruck.“

Originalveröffentlichung
Phillip Ozimek, Hans-Werner Bierhoff: All my online-friends are better than me – three studies about ability-based comparative social media use, self-esteem, and depressive tendencies, in: Journal Behaviour & Information Technology 2019, DOI: 10.1080/0144929X.2019.1642385

Pressekontakt
Phillip Ozimek
Arbeitseinheit Sozialpsychologie
Fakultät für Psychologie
Ruhr-Universität Bochum
Tel.: 0234 32 22592
E-Mail: phillip.ozimek@rub.de

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Phillip Ozimek
Arbeitseinheit Sozialpsychologie
Fakultät für Psychologie
Ruhr-Universität Bochum
Tel.: 0234 32 22592
E-Mail: phillip.ozimek@rub.de

Originalpublikation:
Phillip Ozimek, Hans-Werner Bierhoff: All my online-friends are better than me – three studies about ability-based comparative social media use, self-esteem, and depressive tendencies, in: Journal Behaviour & Information Technology 2019, DOI: 10.1080/0144929X.2019.1642385

Quelle: IDW 

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Was für unser Klima zählt: CO2-Budgets erklärt

Jonas Viering Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung

Je mehr CO2 wir bei der Verbrennung von Kohle, Öl und Gas emittieren, desto mehr erwärmen wir unser Klima – das klingt einfach und das ist es auch. Verschiedene Analysen haben unterschiedliche Schätzungen darüber vorgelegt, wie viel CO2 die Menschheit noch ausstoßen kann, wenn wir die globale Erwärmung auf die international vereinbarten 1,5 und deutlich unter 2 Grad Celsius begrenzen wollen. Eine neue Studie zeigt, dass fehlende Klarheit über die Gründe dieser Abweichungen zu unnötiger Verwirrung geführt hat.

Die Studie erleichtert den Vergleich unterschiedlicher Analysen, indem sie die relevanten Faktoren zur Schätzungen der verbleibenden CO2-Budgets identifiziert. Dadurch macht sie die Schätzungen leichter vergleichbar, was auch ihre Nutzung durch Entscheidungsträger erleichtern wird. Aus klimapolitischer Sicht bleibt die Grundaussage gleich: Selbst wenn das verbleibende Kohlenstoffbudget zur Begrenzung der Erwärmung auf 1,5°C um die Hälfte höher wäre, hätten wir nur noch 10 Jahre Zeit, bis die Emissionen auf Null reduziert werden müssen.

„Die CO2-Emissionen von der Industrie bis zum Verkehr auf Null zu bringen, erfordert sofortige Maßnahmen. Ob wir das ein paar Jahre früher oder später erreichen, ist unerheblich dafür, dass wir jetzt Maßnahmen ergreifen müssen“, sagt Elmar Kriegler vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK), einer der Autoren der Studie. „Doch die Klärung verschiedener Berechnungen des CO2-Budgets ist mehr als nur eine akademische Frage. Es sagt uns etwas über die Risiken“. Eine der wichtigsten Erkenntnisse der jetzt in Nature veröffentlichten Studie ist, dass Rückkopplungen im Erdsystem, wie etwa das Tauen des Permafrostes und damit die Freisetzung des starken Treibhausgases Methan, ein unterschätzter wichtiger Faktor für den Umfang des verbleibenden CO2-Budgets sein könnten.

„Vorliegende Schätzungen des Kohlenstoffbudgets vernachlässigen oft das Tauen des Permafrostes und andere langsame Rückkopplungen des Erdsystems, die zu einer weiteren Erwärmung des Planeten führen könnten. Das bedeutet, dass unser Spielraum noch kleiner sein könnte, als wir dachten“, erklärt Kriegler. „Die impliziten Grundannahmen für CO2-Budgetberechnungen wie diese zu präzisieren, ist wichtig, um politische Entscheidungsträger mit fundierten Informationen zu unterstützen“.

Rückkopplungen des Erdsystems und andere wichtige Faktoren
Ein weiteres Beispiel für Unterschiede zwischen den Schätzungen des Kohlenstoffbudgets ist die Art der Temperaturmessung, die sie veranschlagen. Einige Schätzungen beziehen sich auf die Oberflächenlufttemperatur der Erde. 1,5 Meter über dem Boden gemessen, ist dies im Grunde die Temperatur, die die Menschen empfinden. Einige Schätzungen des Kohlenstoffbudgets beziehen jedoch die Temperaturen der Meeresoberfläche in ihre Bemessung der Erderwärmung ein. Da sich die Meeresoberflächentemperaturen langsamer erwärmen als die Lufttemperaturen, scheint es, als könne mehr CO2 ausgestoßen werden, bevor die 1,5 Grad Celsius-Grenze überschritten wird. Doch die so berechneten Budgets hätten auch klare Klimafolgen: eine verhältnismäßig heißere Erde. In ihrer Studie empfehlen die Autoren, ausschließlich die Oberflächenlufttemperatur für die Schätzung des verbleibenden CO2-Budgets zu wählen.

In einer Schlüsselgleichung für aktuelle und zukünftige Schätzungen des verbleibenden Kohlenstoffbudgets definieren die Wissenschaftler fünf Faktoren. Einer davon, die zukünftige Erwärmung durch Nicht- CO2-Emissionen, hängt stark von den politischen Entscheidungen über Treibhausgase jenseits von CO2 ab, die wir weiterhin emittieren werden. Je weniger wir den Planeten mit Treibhausgasen wie Methan erwärmen, desto größer wird unser verbleibendes Budget für CO2-Emissionen sein. Neben den Rückkopplungen des Erdsystems bezieht sich die größte Unsicherheit auf unsere Schätzung, wie stark sich das Klima als Reaktion auf die gesamten CO2-Emissionen erwärmt. Weitere Unsicherheiten ergeben sich aus der Bandbreite der historischen vom Menschen verursachten Erwärmung und dem Ausmaß der zusätzlichen Erwärmung nach Erreichen des Netto-Nullpunktes der CO2-Emissionen. Als wichtigen Meilenstein zur Verringerung dieser Unsicherheiten weisen die Autoren auf den sich derzeit in Vorbereitung befindlichen 6. Sachstandsbericht des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) hin.

Der Ansatz der Autoren baut auf der Argumentation des IPCC-Sonderberichts über 1,5 Grad globale Erwärmung auf, an dem sie mitgearbeitet haben. Der Bericht schätzt das verbleibende CO2-Emissionsbudget ab 2018 auf 420 GtCO2, wenn mit einer 66-prozentigen Wahrscheinlichkeit die Erderwärmung auf 1,5°C begrenzt werden soll, bzw. 580 GtCO2 für eine 50-prozentige Wahrscheinlichkeit. Die Annahmen über zukünftige Nicht- CO2-Emissionen können diese Schätzungen um 250 GtCO2 nach oben und unten verändern. Von diesen Schätzungen müsste man die CO2-Emissionen aus dem Tauen des Permafrosts und anderen nicht erfassten Rückkopplungen des Erdsystems abziehen, die vorläufig auf mindestens 100 GtCO2 geschätzt werden. „Wie groß das Budget am Ende ist, können wir nicht genau sagen, weil es auch von künftigen Entscheidungen über andere Treibhausgase als CO2 und von Unsicherheiten in natürlichen Systemen abhängt. Aber wir wissen genug, um sicher zu sein, dass keine Zeit mehr zu verlieren ist, um die Treibhausgasemissionen deutlich zu reduzieren“, sagt Kriegler.

Auf dem Laufenden bleiben, um fundierte Entscheidungen treffen zu können
„Alle Faktoren unserer Gleichung werden im Verlauf des wissenschaftlichen Fortschritts aktualisiert werden – einige dieser Aktualisierungen werden die CO2-Budgets kleiner machen, während andere sie etwas größer machen“, sagt Joeri Rogelj vom Grantham Institute am Imperial College London, einer der Leitautoren der Studie. „Die explizite Darstellung dieser regelmäßigen Aktualisierungen hilft aber dabei, sie transparent zu kommunizieren. Es ist wichtig, dass die politischen Entscheidungsträger über den neuesten Stand der Wissenschaft auf dem Laufenden gehalten werden, denn der nächste Bericht des IPCC im Jahr 2021 soll unser Wissen über die verbleibenden CO2-Budgets konsolidieren, um die Erwärmung auf 1,5°C und deutlich unter 2°C zu begrenzen.“

„Wie wir uns heute verhalten, wird entscheiden, ob wir eine realistische Chance haben, die Erwärmung auf 1,5°C zu begrenzen. An diesem Ergebnis ändert unsere Studie nichts“, fügt Rogelj hinzu. „Alles, was wir über die Größenordnung der erwarteten Klimaauswirkungen in einer Welt mit mehr als 1,5 Grad Temperaturzunahme wissen und unser besseres Verständnis der verschiedenen Faktoren, die die Größe des verbleibenden Kohlenstoffbudgets beeinflussen, lässt keinen Zweifel: Wir brauchen einen Vorsorgeansatz mit entschlossenen Klimaschutzmaßnahmen in den nächsten fünf bis zehn Jahren, um die Risiken zu begrenzen und Optionen offen zu halten – egal, in welche Richtung die Schätzungen des verbleibenden Kohlenstoffbudgets variieren.“

Artikel: Joeri Rogelj, Piers M. Forster, Elmar Kriegler, Christopher J. Smith, Roland Séférian (2019): Estimating and tracking the remaining carbon budget for stringent climate targets. Nature [DOI: 10.1038/s41586-019-1368-z]

Weblink zum Artikel nach Veröffentlichung: https://doi.org/10.1038/s41586-019-1368-z

Quelle: IDW 

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Meeresspiegelanstieg: Eiskollaps in Westantarktis könnte durch Beschneien mit Meerwasser verhindert werden

Jonas Viering Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung

Der Westantarktische Eisschild droht auf lange Sicht ins Meer zu rutschen. Während eine weitere Destabilisierung der Eisflächen in anderen Teilen des Kontinents durch eine Verringerung von Treibhausgasemissionen begrenzt werden könnte, wird der langsame, aber unwiederbringliche Eisverlust in der Westantarktis wohl auch im Falle einer Klimastabilisierung noch weiter fortschreiten. Ein Zusammenbruch der Eismassen würde zwar Jahrhunderte dauern, aber den Meeresspiegel weltweit um mehr als drei Meter ansteigen lassen.

Eine Gruppe von Wissenschaftlern des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) hat jetzt einen besonders kühnen Weg untersucht, das Eis zu stabilisieren: mit Billionen Tonnen zusätzlichen Schnees, erzeugt aus Meerwasser, könnten die instabilen Gletscher beschneit werden. Das würde beispiellose Ingenieurslösungen erfordern und eine der letzten unberührten Regionen der Erde erheblichen Umweltrisiken aussetzen – um den langfristigen Anstieg des Meeresspiegels in einigen der am dichtesten besiedelten Gegenden der Welt entlang der Küsten von den Vereinigten Staaten über China bis an die Nordseeküste zu verhindern.

„Im Kern geht es um die Abwägung, ob wir als Menschheit die Antarktis opfern wollen, um die heute bewohnten Küstenregionen und das dort entstandene und entstehende Kulturerbe zu retten. Hier geht es um globale Metropolen, von New York über Shanghai bis nach Hamburg, die langfristig unterhalb des Meeresspiegels liegen werden, wenn wir nichts tun“, sagt Anders Levermann, Physiker am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) und der Columbia University in New York und einer der Autoren der Studie. „Der Westantarktische Eisschild ist das erste Kippelement in unserem Klimasystem, das wir gerade kippen sehen. Der Eisverlust beschleunigt sich und hört wahrscheinlich erst auf, wenn das Eisschild der Westantarktis praktisch schon verschwunden ist.“

Beispiellose Maßnahmen zur Stabilisierung des Eisschilds
Warme Meeresströmungen haben das Gebiet der Amundsensee in der Westantarktis erreicht – eine Region mit mehreren Gletschern, die durch ihre topografische Beschaffenheit instabil werden können. Das Abschmelzen dieser Gletscher unterhalb der Wasseroberfläche war der Auslöser für ihre Beschleunigung und ihren Rückzug. Das ist bereits jetzt Ursache für den größten Eisverlust des Kontinents und trägt zu einem immer schnelleren Beitrag zum globalen Meeresspiegelanstieg bei. In ihrer Studie haben die Forscher mit Hilfe von Computersimulationen errechnet, wie sich der Eisverlust in Zukunft entwickelt. Ihre Ergebnisse bestätigen frühere Arbeiten, die darauf hindeuteten, dass selbst eine deutliche Reduzierung der Treibhausgasemissionen den Zusammenbruch des Eisschildes der Westantarktis wahrscheinlich nicht verhindern könnte.

„Also haben wir untersucht, was einen möglichen Kollaps stoppen könnte und in unseren Simulationen den Schneefall in der destabilisierten Region weit über das beobachtete Niveau hinaus erhöht“, sagt PIK-Koautor Johannes Feldmann. „Tatsächlich stellen wir fest, dass eine riesige Menge Schnee den Eisschild tatsächlich in Richtung Stabilität zurückdrücken und die Instabilität stoppen kann. Umgesetzt werden könnte dies durch eine enorme Umverteilung von Wassermassen erreicht werden – mehreren hundert Milliarden Tonnen Wasser müssten pro Jahr aus dem Ozean gepumpt und über einige Jahrzehnte hinweg auf das Eis geschneit werden.“

Eine gewaltige Abwägung zwischen Gefahren und Hoffnungen
„Wir sind uns der Schwere bewusst, die ein solcher Eingriff hätte“, ergänzt Feldmann. Das Hochpumpen, das Entsalzen und die Erwärmung des Meerwassers sowie das Betreiben der Schneekanonen würden eine Strommenge in der Größenordnung von mehreren zehntausend High-End-Windturbinen erfordern. „Einen solchen Windpark inklusive der dafür nötigen Infrastruktur in der Amundsensee zu errichten und derartige enorme Mengen an Meerwasser zu entnehmen , würde im Wesentlichen den Verlust eines einzigartigen Naturreservates bedeuten. Darüber hinaus macht das raue antarktische Klima die technischen Herausforderungen kaum absehbar und schwer zu bewältigen, während die potenziellen schädlichen Auswirkungen auf die Region wahrscheinlich verheerend sein würden.“ Daher müssen die Risiken und Kosten eines solch beispiellosen Projekts sehr sorgfältig gegen die potenziellen Nutzen abgewogen werden. „Außerdem berücksichtigt unsere Studie nicht die zukünftige menschengemachte globale Erwärmung. Daher wäre dieses gigantische Unterfangen nur dann überhaupt sinnvoll, wenn das Pariser Klimaabkommen eingehalten wird und die CO2-Emissionen schnell und drastisch reduziert werden.“

„Die offensichtliche Absurdität des Unterfangens, die Antarktis künstlich zu beschneien um eine Eisinstabilität zu stoppen, spiegelt die atemberaubende Dimension des Meeresspiegelproblems wider“, schließt Levermann. „als Wissenschaftler sehen wir es jedoch als unsere Pflicht an, die Gesellschaft über jede einzelne mögliche Option zur Bewältigung der anstehenden Probleme zu informieren. So unglaublich es auch erscheinen mag: Um ein noch nie dagewesenes Risiko zu vermeiden, muss die Menschheit vielleicht auch noch nie da gewesene Anstrengungen unternehmen.“

Artikel: Johannes Feldmann, Anders Levermann, Matthias Mengel (2019): Stabilizing the West Antarctic Ice Sheet by surface mass deposition. Science Advances [DOI: 10.1126/sciadv.aaw4132]

Weblink zum Artikel nach Veröffentlichung: https://www.doi.org/10.1126/sciadv.aaw4132

Vorherige Forschung zu diesem Thema: Anders Levermann, Johannes Feldmann (2019): Scaling of instability timescales of Antarctic outlet glaciers based on one-dimensional similitude analysis. The Cryosphere https://doi.org/10.5194/tc-2018-252

Pressemitteilung zur Studie:
https://www.pik-potsdam.de/aktuelles/pressemitteilungen/beginnende-instabilitaet…

Quelle: IDW 

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Sensibel trotz dicker Hornhaut

Matthias Fejes Pressestelle und Crossmedia-Redaktion
Technische Universität Chemnitz

Bewegungswissenschaftler aus Chemnitz und Biologen aus Harvard untersuchen in aktueller „Nature“-Veröffentlichung den Einfluss des Barfußgehens auf die Sensibilität unserer Fußsohlen

Bereits vor sechs Millionen Jahren begann der Mensch, auf zwei Beinen zu laufen. Die ältesten bekannten Nachweise für Schuhe sind nur 40.000 Jahre alt – demnach ist die menschliche Anatomie bestens an ein Leben ohne Schuhe in natürlicher Umgebung angepasst. Ein Teil dieser Anpassung ist die Hornhaut, eine natürliche Schutzschicht der Füße – die heute allerdings eher als kosmetisches Problem gesehen wird. Doch welchen Einfluss hat die dicke Hornhaut auf die Empfindlichkeit der Fußsohlen? Das untersuchten Prof. Dr. Thomas Milani, Professur Bewegungswissenschaft der Technischen Universität Chemnitz, und Professor Daniel Lieberman von der Harvard University.

Kooperation zischen Chemnitz und Harvard
In der Theorie liegt die Hornhautschicht zwischen dem Boden und den menschlichen Sensoren in der Haut. Diese nehmen beispielsweise die Bodenbeschaffenheit war. Demnach wäre die logische Schlussfolgerung: Durch die Zunahme von Hornhaut müsste diese Wahrnehmung beim Gehen gedämpft sein. Dementgegen steht allerdings die evolutionsbiologische Theorie, dass der Mensch sich über Millionen von Jahren ideal an ein Leben mit Hornhaut angepasst hat, sodass die Funktion der Sensoren nicht in relevantem Maße beeinträchtigt sein sollte.

Zur Untersuchung der Hypothesen reiste das internationale Forscherteam um den Chemnitzer Wissenschaftler Milani und seinen Kollegen Liebermann von der Harvard University im Juni 2016 nach Kenia und testete mithilfe eines Ultraschallgerätes die Dicke der Fußsohlenhaut von 40 barfuß laufenden Personen.

Mit einem Vibrationsgerät konnte zudem die Empfindlichkeit der Fußsohlen gemessen werden. Dazu wurden unterschiedlich große Vibrationen über ein Messgerät abgefragt, um die Wahrnehmungsschwelle jedes Probanden zu finden. Als Kontrollgruppe dienten Kenianerinnen und Kenianer, die regelmäßig Schuhe tragen. Unterstützung erhielten die Forscherinnen und Forscher vom Institut für Physiologie der Moi University (Kenia).

Verblüffende Erkenntnis
Das verblüffende Ergebnis dieser Untersuchungen: Trotz 30 Prozent dickerer Hornhaut konnte kein Sensibilitätsunterschied zwischen den Gruppen festgestellt werden. Das Forschungsteam schlussfolgerte, dass Hornhaut damit ihre Schutzfunktion erfüllt, ohne die darunter liegenden Sensoren in ihrer Funktion einzuschränken.

„Fest steht, dass unsere Füße evolutionsbiologisch nicht für Schuhe vorgesehen sind“, sagt Milani. Daraus zu folgern, grundsätzlich barfuß zu laufen und auf Schuhe zu verzichten, wäre jedoch in Anbetracht der asphaltierten Straßen ebenfalls falsch.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Thomas Milani, Professur Bewegungswissenschaft der TU Chemnitz, Tel. +49 371 531-34536, E-Mail thomas.milani@hsw.tu-chemnitz.de

Originalpublikation:
Holowka, N.B., Wynands, B., Drechsel, T., Yegian, A., Tobolsky, V.P., Okutoyi, R., Ojiambo Mang’Eni, Haile, D.K., Sigei, T., Zippenfennig, C., Milani, T.L. & Lieberman, D.E. (2019). Foot callus thickness does not trade off protection for dynamic skin sensitivity during walking. DOI: https://doi.org/10.1038/s41586-019-1345-6

Quelle: IDW 

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Erste globale Analyse von Höhlentropfwasser

Nicolas Scherger Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau

Die in Karsthöhlen vorkommende Tropfsteine Stalagmiten und Stalaktiten geben wertvolle Hinweise auf das bisherige Erdklima. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler benutzen die Zusammensetzung von Sauerstoffisotopen in Stalagmiten als Klimaarchiv, das wichtige Informationen zu früheren Klimawandeln gespeichert hat. Der Sauerstoff in den Stalagmiten kommt aus dem Wasser, das von den Stalaktiten auf die Stalagmiten tropft. Dieses Tropfwasser stammt ursprünglich aus Niederschlägen und stellt eine direkte Verbindung zum Oberflächenklima her.

Forschende wollen herausfinden, wie die Zusammensetzung der Sauerstoffisotopen im Tropfwasser mit dem Niederschlag zusammenhängt, um dadurch das so genannte Klimaarchiv besser zu analysieren.

Juniorprofessor Dr. Andreas Hartmann von der Professur für Hydrologische Modellierung und Wasserressourcen der Universität Freiburg hat mit einem Team unter der Leitung von Prof. Dr. Andy Baker von der Universität von New South Wales in Sydney/Australien die weltweit erste globale Analyse von Tropfwasser in Karsthöhlen in der aktuellen Ausgabe von Nature Communications veröffentlicht.

In ihrer Studie verglichen die Wissenschaftler die Sauerstoffisotopenzusammensetzung des Tropfwassers mit der von Niederschlägen. Mittels statistischer Analyse identifizierten sie wichtige klimatische Schwellenwerte: In kühlen Klimazonen ähnelt die Sauerstoffisotopenzusammensetzung von Tropfwasser in Höhlen der von Niederschlägen, was bedeutet, dass Stalagmiten-Sauerstoffisotope die vergangenen Niederschläge in diesen Regionen am besten speichern können. In wärmeren und stark saisonalen Klimazonen ähnelt die Sauerstoffisotopenzusammensetzung des Tropfwassers der Grundwasserneubildung, die auf Basis des großskaligen Karstsimulationsmodells von Hartmann bestimmt wurde.

Die Forschenden zeigen damit, dass in diesen wärmeren Klimazonen, zu denen auch der Mittelmeerraum gehört, Stalagmiten-Sauerstoffisotopen Information über die Menge der Grundwasserneubildung in der Vergangenheit gespeichert haben. In Zeiten wiederkehrender Hitzewellen im Mittelmeerraum sind diese Erkenntnisse besonders wichtig, da sie Rückschlüsse über die frühere Grundwasserneubildung und die damit zusammenhängende Wasserverfügbarkeit ermöglichen.

Originalpublikation:
Baker, A., Hartmann, A., Duan, W., Hankin, S., Comas-bru, L., Cuthbert, M.O., Treble, P.C., Banner, J., Genty, D., Baldini, L.M., Bartolomé, M., Moreno, A., Pérez-Mejías, C., Werner, M. (2019): Global analysis reveals climatic controls on the oxygen isotope composition of cave drip water. In: Nature Communications, 10. S. 1-7. DOI: 10.1038/s41467-019-11027-w

Kontakt:
Juniorprofessor Dr. Andreas Hartmann
Professur für Hydrologische Modellierung und Wasserressourcen
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Tel.: 0761/203-3520
E-Mail: andreas.hartmann@hydmod.uni-freiburg.de
Internet: http://www.hydmod.uni-freiburg.de

Weitere Informationen:
https://www.pr.uni-freiburg.de/pm/2019/archiv-des-klimawandels

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Arbeitslosenversicherung bewirkt finanziellen Ausgleich zwischen Bundesländern

Wolfgang Braun Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB)

Wirtschaftlich starke Regionen mit niedriger Arbeitslosigkeit zahlen mehr Beiträge als sie Leistungen aus der Arbeitslosenversicherung erhalten. Regionen mit hoher Arbeitslosigkeit empfangen dagegen mehr Leistungen als sie Beiträge zahlen. Eine am Dienstag veröffentlichte Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zeigt: Die regionalen Verteilungsmuster von Arbeitslosenversicherung und Länderfinanzausgleich ähneln sich.

Die regionale Umverteilung ist sowohl bei der Arbeitslosenversicherung wie beim Länderfinanzausgleich nach wie vor von einem starken West-Ost-Gefälle geprägt. Innerhalb Westdeutschlands zeichnet sich ein Süd-Nord-Gefälle ab. Insbesondere in Bremen, das unter den westdeutschen Bundesländern die höchste Arbeitslosigkeit aufweist, liegen die Beiträge zur Arbeitslosenversicherung deutlich unter den Ausgaben. In den süddeutschen Regionen werden hingegen – abgesehen von den Krisenjahren von 2008 bis 2010 – mehr Beiträge erzielt als Ausgaben getätigt.

In den Krisenjahren von 2008 bis 2010 lagen in allen Bundesländern die Einnahmen der Arbeitslosenversicherung unter den Ausgaben. Beim Kurzarbeitergeld zeigt die IAB-Studie zudem ein völlig anderes räumliches Verteilungsmuster. Die besonders unter der Wirtschaftskrise leidenden süddeutschen Industriegebiete erhielten deutlich mehr Kurzarbeitergeld als andere Teile Deutschlands. Baden-Württemberg bekam in den Jahren 2009 bis 2011 ein Viertel des gesamten Kurzarbeitergeldes. Dies stützte die Kaufkraft in Baden-Württemberg mit fast 2,4 Milliarden Euro, in Mecklenburg-Vorpommern dagegen mit rund 100 Millionen Euro. Im Juni 2009 bezogen 8,3 Prozent der abhängig Beschäftigten in Baden-Württemberg Kurzarbeitergeld, während es in Mecklenburg-Vorpommern 1,5 Prozent waren. „Das Kurzarbeitergeld eignet sich gut, um die Folgen von Konjunkturschocks abzufedern, die sich regional unterschiedlich stark auswirken“, erklären die Forscher Kerstin Bruckmeier, Karl Heinz Hausner und Enzo Weber.

Die regionale Umverteilung durch die Arbeitslosenversicherung ist im Laufe der Jahre stark zurückgegangen. Während bis zum Jahr 2010 bei den ostdeutschen Bundesländern ein zum Länderfinanzausgleich vergleichbar hohes Niveau erreicht wurde, fallen die regionalen Defizite seit dem Jahr 2011 deutlich geringer aus. Dies ist den Forschern zufolge darauf zurückzuführen, dass sich gerade in Regionen mit vormals sehr hoher Arbeitslosigkeit wie Ostdeutschland die Arbeitslosigkeit stark reduziert hat: „Mit der Verbesserung der Arbeitsmarktlage ist auch der auf die Arbeitslosigkeitssituation bezogene regionale Umverteilungsbedarf gesunken.“ Bei der Diskussion um den Länderfinanzausgleich sei aber auch zu beachten, dass ein anderer Umverteilungskanal, über die Arbeitslosenversicherung, stark an Bedeutung verloren habe.

Weitere Informationen:
http://doku.iab.de/kurzber/2019/kb1219.pdf

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Neues Berechnungskonzept: Wie hoch kann der Meeresspiegel maximal steigen?

Birgit Kruse Referat Medien- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Hamburg

Ein internationales Forschungsteam um Prof. Dr. Detlef Stammer vom Centrum für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit (CEN) der Universität Hamburg hat ein Konzept zur Berechnung des maximal möglichen Meeresspiegelanstiegs entwickelt und im Fachjournal „Earth´s Future“ vorgestellt. Im Forschungsprogramm „SeaLevel“, das den Zuschlag für eine zweite Förderphase bekommen hat und sechs Millionen Euro erhält, wird ein Teil der neuen Berechnugen erstellt werden.

Die Forscherinnen und Forscher zeigen in der Studie, wie in Zukunft zuverlässige Informationen zum maximalen Anstieg des Meeresspiegels bereitgestellt werden können (high-end sea-level rise). „Mit dem neuen Konzept können wir viele Missverständnisse zum Thema, auch in der Fachliteratur, auflösen und zu tragfähigen Aussagen kommen“, sagt Stammer. Physikalische Prozesse wie das Abschmelzen von Landeis in Grönland oder in der Antarktis werden erstmals mit ihren Unsicherheiten in die Berechnungen miteinbezogen.

Bisher wurden diese Prozesse international sehr unterschiedlich berechnet oder bezogen sich auf andere Fragestellungen – und sind daher nicht vergleichbar. Zum Beispiel gibt der IPCC-Bericht des Weltklimarats jeweils nur eine wahrscheinliche Spanne für den Anstieg an, keine Werte für den maximal möglichen Ausschlag.

Dabei ist der Informationsbedarf hoch: Da sich im Zuge des Klimawandels der Meeresspiegel lokal völlig unterschiedlich entwickeln wird – in einigen wenigen Regionen kann er sogar sinken -, brauchen Akteurinnen und Akteure vor Ort weniger die Angaben zum globalen Mittelwert, sondern konkrete Prognosen für den maximalen Anstieg in ihrer Region. Dieser Wert setzt den Rahmen für das höchste Risiko und die größten Schäden, aber auch für die höchsten Kosten für anstehende Schutzmaßnahmen.

Doch je weiter der Anstieg des Meeresspiegels in die Zukunft hinein berechnet werden soll, desto unsicherer wird die Prognose. Das neue Konzept lässt sich deshalb an verschiedene Zeitskalen anpassen. „In den nächsten 50 Jahren kann das Eis der Westantarktis nicht vollständig abschmelzen. Das funktioniert physikalisch in dieser Zeitspanne nicht“, sagt Detlef Stammer. „Aber in 100 Jahren wäre dies rein theoretisch möglich. Also muss dieses Risiko dann in die Berechnung des maximalen Anstiegs einfließen.“

Im Programm „SeaLevel“ wird ein Teil dieser Berechnungen erstellt werden. In weiteren Schritten geht es darum, die Eispakete in Grönland und der Antarktis zu quantifizieren, um später konkrete Werte für den höchstmöglichen Meeresspiegelanstieg in den ausgewählten Beispielregionen des Projekts, Indonesien und Norddeutschland, zu berechnen. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft bewilligte jetzt sechs Millionen Euro für die kommenden drei Jahre. Das Schwerpunktprogramm „Regional Sea Level Change and Society“ (SeaLevel) startete 2015 und erhielt für die erste Phase ebenfalls sechs Millionen Euro.

Für Rückfragen:
Prof. Dr. Detlef Stammer
Centrum für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit (CEN)
Exzellenzcluster „Climate, Climatic Change, and Society“ (CLICCS)
Tel.: +49 40 42838-5052
E-Mail: detlef.stammer@uni-hamburg.de

Stephanie Janssen
Centrum für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit (CEN)
Exzellenzcluster „Climate, Climatic Change, and Society“ (CLICCS)
Öffentlichkeitsarbeit / Outreach
Tel.: +49 40 42838-7596
E-Mail: stephanie.janssen@uni-hamburg.de

Originalpublikation:
Stammer, D., Wal, R. S. W., Nicholls, R. J., Church, J. A., Le Cozannet, G., Lowe, J. A., et al (2019): Framework for high‐end estimates of sea‐level rise for stakeholder applications. Earth’s Future, 7. https://doi.org/10.1029/2019EF001163

Weitere Informationen:
Webseite des Projektes „Regional Sea Level Change and Society“ (SeaLevel): https://www.spp-sealevel.de/index.php?id=3130

Quelle: IDW 

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Gezielter Klimaschutz braucht faire und wirkungsvolle CO2-Steuer

Christin Hasken Kommunikation
Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie gGmbH

Wuppertal Paper liefert Diskussionsgrundlage zur CO2-Bepreisung

Wie kann Deutschland seine Klimaziele bis 2030 erreichen? Die derzeit heiß diskutierte CO2-Steuer verbunden mit weiteren gezielten Klimaschutzmaßnahmen ist eine Möglichkeit, womit diese Ziele in greifbare Nähe rücken. Dabei kommt es auf die konkrete Ausgestaltung an. Liegt der CO2-Preis zwischen 30 und 50 Euro pro ausgestoßener Tonne CO2, ist es zielorientiert die Hälfte der Einnahmen für Klimaschutzmaßnahmen zu investieren. Sozial gerecht ist eine Steuer, wenn die andere Hälfte der Einnahmen direkt an Haushalte und Unternehmen zurückerstattet wird. Eine Diskussionsgrundlage dafür liefert das neue Wuppertal Paper „Ein CO2-Preis als Instrument der Klimapolitik: notwendig, aber nur im Gesamtpaket wirkungsvoll und sozial gerecht“.

Wuppertal, 11. Juli 2019: Der Sonderbericht des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) im vergangenen Herbst zum 1,5-Grad-Ziel sowie die Proteste der Fridays-for-Future-Bewegung setzte die Dringlichkeit eines raschen Klimaschutzes wieder neu auf die öffentliche und politische Agenda. Das eröffnet neue politische Möglichkeiten für eine verschärfte Klimapolitik in Deutschland und ist angesichts des von Tag zu Tag steigenden Handlungsdrucks aufgrund des fortschreitenden Klimawandels auch zwingend notwendig.
Ein Preis für das klimaschädliche Kohlenstoffdioxid (CO2) gilt seit vielen Jahren als ein essenzieller klimapolitischer Baustein zur langfristigen Dekarbonisierung aller Sektoren. Inzwischen rückt das Thema in den Fokus der Debatten. Doch ist die Streitfrage des CO2-Preises in puncto Umsetzung noch offen. Soll er über eine CO2-Besteuerung oder eine Ausweitung des Emissionshandels eingeführt werden? Wie hoch soll er sein? Wofür sollen die Einnahmen verwendet werden?

Eine mutige CO2-Bepreisung sei längst überfällig, aber: „Obwohl ein CO2-Preis ein zentraler Baustein für erfolgreichen Klimaschutz ist, wäre es aufgrund der Vielschichtigkeit der zu überwindenden Hemmnisse zu kurz gegriffen, sich allein darauf zu verlassen“, sagt Prof. Dr.-Ing. Manfred Fischedick, Vizepräsident des Wuppertal Instituts.
Das Pariser Klimaabkommen gibt vor, dass alle Sektoren umgehend auf einen Dekarbonisierungspfad einschwenken müssen und dieser spätestens bis 2050 vollständig umgesetzt sein muss. Angesichts der vielfältigen sektorenspezifischen Herausforderungen braucht es ein ganzes Paket sich ergänzender Maßnahmen. Eine CO2-Steuer könnte dafür die notwendige Basis liefern.

„Beispielsweise würde ein moderater Einstieg in eine CO2-Steuer von 30 bis 50 Euro pro ausgestoßener Tonne CO2 bei Gebäuden und Verkehr zunächst ausreichende Mittel generieren, um sektorale Politiken und Infrastrukturmaßnahmen besser finanzieren zu können und so die Energie-, Verkehrs- und Klimaziele 2030 zu erreichen“, sagt Dr. Stefan Thomas, Leiter der Abteilung Energie-, Verkehrs- und Klimapolitik am Wuppertal Institut. Vorrangig sollten zusätzliche Maßnahmen für Energieeffizienz in allen Sektoren umgesetzt werden, aber auch für umweltfreundlichen Verkehr – also eine attraktivere Infrastruktur um zu Fuß, mit dem Rad, per Bus und Bahn sowie elektromobil unterwegs zu sein -, erneuerbare Energien zur Wärmeversorgung sowie Impulse für die Entwicklung innovativer Technologien wie Energiespeicher gesetzt werden. Damit ließen sich auch mögliche Strafzahlungen an die Europäische Union vermeiden. Solche Strafzahlungen entstehen zwangsläufig, wenn die Klimaschutzziele, zu denen sich Deutschland für das Jahr 2030 verpflichtet hat, nicht erreicht werden. Gleichzeitig könnte etwa die Hälfte der Einnahmen als Rückzahlungen einen sozialen Ausgleich für Haushalte und einen wettbewerblichen Ausgleich für Unternehmen schaffen.

Eine wirkungsvolle und faire CO2-Steuer
Eine Diskussionsgrundlage für die Ausgestaltung einer CO2-Steuer liefert das Wuppertal Institut im neuen Wuppertal Paper „Ein CO2-Preis als Instrument der Klimapolitik: notwendig, aber nur im Gesamtpaket wirkungsvoll und sozial gerecht“. Das Autorenteam ist sich einig: Eine CO2-Bepreisung hat zweifellos eine wichtige Lenkungswirkung für den Kauf und Einsatz von effizienten Produkten, Fahrzeugen und Anlagen. Die volle Wirkung erzeuge sie aber erst, wenn die eingenommenen Mittel richtig verwendet werden. In ihrem Diskussionspapier beziehen sie mit neun Thesen Stellung, wann und wie eine CO2-Steuer sinnvoll ist und wie sie sich am besten umsetzen lässt. Eine CO2-Steuer:

1) ist sinnvoll für die Verkehrs- und Gebäudesektoren, die bisher nicht in den EU-Emissionshandel einbezogen sind und muss hoch genug sein, um eine Lenkungswirkung erzielen zu können,
2) muss mit einer verstärkten Förderung von Energieeinsparung oder erneuerbaren Energien sowie Infrastruktur- und Technologieentwicklung einhergehen und Innovationsakzente setzen,
3) führt je nach Rückvergütungsmechanismen nicht zu Mehrkosten für die Verbraucherinnen und Verbraucher, sondern zu Entlastungen für energiebewusste Verbrauchergruppen
4) wird in Verbindung mit solchen gezielten (flankierenden) Klimaschutzmaßnahmen im Zuge der Ausschöpfung von Energieeffizienzpotenzialen einen höheren Entlastungseffekt ermöglichen und die Gesamtkosten aller Haushalte und Unternehmen stärker senken können
5) führt in dieser Verbindung zu substantiellen Investitionseffekten, wodurch positive Effekte auf die Staatseinnahmen ausgelöst werden,
6) muss dynamisch anwachsen, um die langfristigen Klimaziele zu erreichen mit entsprechend höherer Rückerstattung,
7) muss additiv wirken und bringt insgesamt für den Klimaschutz wenig, wenn nur die bestehende Energiesteuer auf eine CO2-Basis gestellt oder von Strom zu Heizenergien und Kraftstoffen verlagert wird,
8) sollte daher mit zunächst 30 bis 50 Euro pro ausgestoßener Tonne CO2 zusätzlich zur momentanen Energiesteuer eingeführt werden und
9) wirkt besser und lässt sich aufgrund der nationalen Handlungsautonomie schneller umsetzen als eine Ausweitung des Emissionshandels auf die Bereiche Verkehr und Gebäude.

„Der Politik in Deutschland bleibt daher der Mut zu wünschen, nun rasch einen solchen Schritt zu einer wirksamen und sozial ausgewogenen CO2-Bepreisung zu gehen. Dabei kommt es heute mehr denn je auf Geschwindigkeit an, einen monatelangen Streit über das vermeintlich beste Modell können wir uns nicht leisten“, ergänzt Fischedick.
Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Prof. Dr. Manfred Fischedick, Vizepräsident Wuppertal institut (https://wupperinst.org/c/wi/c/s/cd/5/)
Dr. Stefan Thomas, Abteilungsleiter Energie-, Verkehrs- und Klimapolitik (https://wupperinst.org/c/wi/c/s/cd/94/)

Originalpublikation:

Wuppertal Paper Nr. 195 (2/2019):
Ein CO2-Preis als Instrument der Klimapolitik: notwendig, aber nur im Gesamtpaket wirkungsvoll und sozial gerecht
https://epub.wupperinst.org/frontdoor/index/index/docId/7340

Anhang

Wuppertal Paper Nr. 195 (2/2019): Ein CO2-Preis als Instrument der Klimapolitik: notwendig, aber nur im Gesamtpaket wirkungsvoll und sozial gerecht
https://idw-online.de/de/attachment72439

Quelle: IDW 

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CO2-Bepreisung als Innovationstreiber für klimafreundliche Technologien

Petra Szczepanski Öffentlichkeitsarbeit
ForschungsVerbund Erneuerbare Energien (FVEE)

Der ForschungsVerbund Erneuerbare Energien (FVEE) befürwortet die rasche Einführung einer CO2-Bepreisung und begrüßt die aktuellen politischen und gesellschaftlichen Initiativen. „Im Gebäudebereich und im Verkehrssektor sind wir am weitesten von der Einhaltung des Zielpfades entfernt und müssen neue Instrumente zur Erreichung der deutschen Klimaschutzziele einsetzen. Ein angemessener CO2-Preis kann hier eine wirksame Dynamik zur Treibhausgasreduzierung entfalten“, betont Prof. Dr. Harald Bolt, Vorstand des Forschungszentrums Jülich und Sprecher des FVEE.

Die FVEE-Mitglieder sehen die CO2-Bepreisung auch als große Chance für die Etablierung neuer Energietechnologien: „Angemessene Preise für fossile Energieträger verbessern die Wettbewerbsfähigkeit klimafreundlicher Technologien, die Strom, Wärme und Mobilität bereitstellen. Im Sinne eines Innovationstreibers kann eine CO2-Bepreisung auch die Marktentwicklung für neue technische Komponenten zur Bereitstellung, Verteilung, Wandlung und Speicherung von Energie befördern und damit die Energiewende beschleunigen“, erläutert Bolt. Diese Technologien werden für ein integriertes erneuerbares Energiesystem dringend benötigt, in Deutschland genauso wie auf den wachsenden globalen Klimaschutzmärkten.

Ein CO2-Preis kann zudem die Wirtschaftlichkeit von Energieeffizienz-Maßnahmen verbessern und aus volkswirtschaftlicher Sicht dazu beitragen, Kosten einzusparen. Eine wirkungsvolle CO2-Bepreisung sollte auch dazu beitragen, staatlich induzierte Stromkostenbestandteile zu senken und damit die Verzerrung zwischen fossilen Brennstoffen und Strom zu korrigieren. Zugleich muss die CO2-Bepreisung zur Sicherung der gesellschaftlichen Akzeptanz sozial austariert werden. Weitere Schritte wie die Einführung einer länderübergreifenden Mengenbegrenzung von CO2-Emissionen in wirksamer Höhe sind für die Einhaltung der Klimaschutzziele mittelfristig unabdingbar.

Die folgenden Aspekte sind den Forschungseinrichtungen im FVEE für die Einführung einer CO2-Bepreisung besonders wichtig:

„Durch das Emittieren von Klimagasen nehmen wir faktisch einen Kredit bei den nachfolgenden Generationen auf, da die Kosten unseres derzeitigen Energie-Wohlstands erst in der Zukunft anfallen werden. Die Einführung einer angemessenen sektorenübergreifenden CO2-Mindestbepreisung ist daher ein sinnvolles Element eines zeitgemäßen Generationenvertrags. Gleichzeitig würde die Attraktivität von Investitionen in klimafreundliche Technologien deutlich erhöht werden. Dies gilt insbesondere für den Wärme- und Verkehrssektor, wobei wir im Stromsektor weiterhin den Emissionshandel wirksam ausgestalten sollten. Eine sektorenübergreifende CO2-Bepreisung stellt ein marktnahes, schlankes und effizientes Instrument dar, mit dem dringend benötigte CO2-arme bzw. -neutrale Technologien wirtschaftlich attraktiver werden.“
Prof. Dr. Carsten Agert, Institutsleiter, DLR Institut für Vernetzte Energiesysteme

„Klimaschädliches Handeln ist gerade im Gebäude- und Verkehrssektor derzeit noch wirtschaftlich zu attraktiv. Eine wirksame und sozial abgefederte CO2-Bepreisung muss daher relevanter Bestandteil eines wirksamen Maßnahmenkatalogs sein: Gemeinsam mit ordnungsrechtlichen Vorgaben, zielorientierten Förderprogrammen sowie einer Streichung kontraproduktiver Subventionen unterstützt ein CO2-Preis die Attraktivität von klimafreundlichen Technologien und führt zu einem Innovationsschub bei deren Umsetzung. Ein für die kommenden Dekaden definierter ambitionierter Mindestpreispfad für CO2 gibt dabei Unternehmen sowie Verbraucherinnen und Verbrauchern mehr Planungssicherheit für ihre (Investitions-) Entscheidungen.“
Prof. Dipl.-Ing. Frank Baur, Wissenschaftlicher Geschäftsführer,
Institut für ZukunftsEnergie- und Stoffstromsysteme (IZES)

„Die Bepreisung von CO2 darf nicht an den Grenzen von Deutschland halt machen. Importe müssen – wie in Deutschland produzierte Produkte – einen entsprechenden CO2-Preisaufschlag erfahren. Dadurch werden Impulse für eine nachhaltige Produktion vor Ort in Deutschland gesetzt. Bei der Photovoltaik kann dies – als Beispiel – im Zusammenspiel mit den neusten Innovationen aus unseren Laboren der Trigger sein, der bewirkt, dass die gesamte Wertschöpfungskette industriell in Deutschland aufgebaut wird und global wettbewerbsfähig agieren kann. Somit schafft eine CO2-Bepreisung Innovation und Wertschöpfung in Deutschland in einem Zukunftsmarkt.“
Dr. Andreas Bett, Leiter des Fraunhofer Instituts für Solare Energiesysteme (ISE)

„Unter den bestehenden Regeln schreitet die Transformation des Energiesystems in Deutschland zu langsam voran. Eine sektorübergreifende Bepreisung der CO2-Emissionen kann rasch eingeführt werden. Zu detailreiche Einzelreglungen mit schwer überschaubaren Auswirkungen können so vermieden werden. Eine CO2-Bepreisung erzeugt eine treibende Kraft hin zu mehr Markt für innovative Komponenten und innovative Systemlösungen. Auch der dringend benötigte Ausbau der Solarenergie könnte so schneller vorankommen.“
Prof. Dr.-Ing. Rolf Brendel, Leiter des Instituts für Solarenergieforschung in Hameln (ISFH)

„Eine CO2-Bepreisung mit Augenmaß stellt ein starkes Steuerungsinstrument zur Realisierung einer umwelt- und energieeffizienten Volkswirtschaft dar. Insbesondere im Gebäude- und Mobilitätsbereich wird eine solche Maßnahme wichtige Impulse setzen und eine Beschleunigung der Energiewende herbeiführen. Wesentlich dabei ist die Schaffung eines breiten Konsenses in der Bevölkerung für eine CO2-Bepreisung, d.h. ein sozialverträgliches und transparentes Erhebungs- und Rückverteilungsmodell, das CO2-sparsames Verhalten belohnt.“
Prof. Dr. Vladimir Dyakonov, Wissenschaftlicher Leiter und Vorstand, Bayerisches Zentrum für Angewandte Energieforschung e.V. (ZAE Bayern)

„Die Einführung eines CO2-Preises ist sinnvoll, um stärkere Anreize für klimafreundliche Investitionen zu setzen. Dies gilt insbesondere in den Sektoren Verkehr und Gebäude, die bislang nicht in den EU-Emissionshandel einbezogen sind. Ein CO2-Preis kann die bestehenden Instrumente z.B. zur Förderung von Energieeinsparung oder erneuerbaren Energien verstärken aber nicht ersetzen. Um auch nicht-wirtschaftliche Hemmnisse zu überwinden, muss er mit verstärkten Maßnahmen des „Fördern, Fordern und Informieren“ sowie der Infrastruktur- und Technologieentwicklung gekoppelt werden.“
Prof. Dr. Manfred Fischedick, Vizepräsident des Wuppertal Instituts

„CO2-Bepreisung mobilisiert das nötige Eigeninteresse privater Akteure an der Erreichung der Klimaziele und nutzt zugleich Märkte als Entdeckungsverfahren für sinnvolle und günstige Lösungen. Sie trägt dazu bei, den klimapolitisch falsch gesetzten Preisvorteil fossiler Strukturen zu korrigieren und alte Strukturen ohne direkten staatlichen Zwang aus dem Markt auslesen zu lassen. Wird sie über alle Sektoren hinweg möglichst einheitlich gesetzt, hilft sie zugleich dabei, die Klimaziele kostengünstig zu erfüllen. Bereits vorhandene Instrumente wie Energie- und Stromsteuer, CO2-Komponente der Kfz-Steuer oder der Emissionshandel müssen dafür konsequent auf die Dekarbonisierungsziele ausgerichtet und aufeinander abgestimmt werden.“
Prof. Dr. Erik Gawel , Leiter Department Ökonomie,
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung und Universität Leipzig (UFZ)

„Strom aus erneuerbaren Energien wird zu einem der wichtigsten Energieträger eines klimaneutralen Energiesystems. Seine Nutzung in Wärmepumpen für den Gebäudesektor, in Elektromotoren für die Mobilität oder zur Herstellung von Wasserstoff wird umso wirtschaftlicher, je stärker die Klimawirkung fossiler Energieträger in deren Preis enthalten ist. Deshalb entfaltet eine sektorenübergreifende CO2-Bepreisung eine steuernde Wirkung in Richtung einer klimaverträglichen Energieversorgung. Und sie unterstützt zugleich die Entwicklung und Produktion der dafür benötigten Technologien in Deutschland und Europa.“
Prof. Dr. Hans-Martin Henning, Leiter des Fraunhofer Instituts für Solare Energiesysteme (ISE)

„Durch die Einführung eines CO2-Preises wird geothermische Wärmebereitstellung im Vergleich zu klimaschädlichen Optionen kostengünstiger. Mit dieser Maßnahme wird in urbanen Räumen Geothermie schneller fossile Heizungen ersetzen und das würde zu einer signifikanten CO2-Reduktion beitragen. Auch die Speicherung von Überschusswärme im geologischen Untergrund und deren spätere Nutzung zum Heizen würde dadurch befördert.“
Prof. Dr. Dr. h.c. Reinhard F. Hüttl, Wissenschaftlicher Vorstand und Vorstandsvorsitzender, Helmholtz-Zentrum Potsdam Deutsches GeoForschungsZentrum GFZ

„Eine direkte Bepreisung von CO2-Emissionen aus der Wandlung, dem Transport, der Speicherung und Nutzung von Energie muss so erfolgen, dass sie zu einem sorgsameren und sparsameren Umgang mit Energie über vollständige Wertschöpfungketten hinweg führt. Ein in diesem Sinne ausgestaltetes Bepreisungssystem führt zur Reduktion von Emissionen durch Innovationen und einen intensiveren Einsatz erneuerbarer Energien. Dieser Denkansatz sollte alle Bereiche, also Strom, Gas, Wärme, Kraftstoffe und chemische Rohstoffe, einbeziehen. Durch die Kraft der Innovationen kann die gemeinsame Hinwendung zu einem klimaneutralen Energiesystem in Deutschland und den in enger Wechselwirkung stehenden Ländern Europas gelingen. Eine Einbeziehung der europäischen Bürgerinnen und Bürger in diesen Prozess ist unerlässlich.“
Prof. h.c. Dr.-Ing. Joachim Knebel, Leiter des Bereichs Maschinenbau und Elektrotechnik, Karlsruher Institut für Technologie (KIT)

„Die CO2-Bepreisung macht den ökonomischen Wert der CO2-Vermeidung sichtbar und bildet eine monetäre Grundlage für Investitionsentscheidungen und Nutzungsverhalten von Akteuren des Energiesystems. Sie stärkt das Prinzip der Kosteneffizienz im Klimaschutz, übt Lenkungswirkung im Rahmen der Energiewende aus und stimuliert Innovationen für klimafreundliche Technologien in allen Sektoren. Sie kann zusätzlich strukturelle Wirkung z.B. in Richtung Sektorkopplung entfalten, wenn mit den Einnahmen aus der CO2-Bepreisung Stromkostenbestandteile wie z.B. der EEG-Beitrag finanziert werden oder die Stromsteuer gesenkt wird. Da insbesondere in den Bereichen Mobilität und Wohnen ein großer Teil der Bevölkerung kurzfristig nur eingeschränkt auf emissionsarme Techniken ausweichen kann, bedarf es zusätzlicher Maßnahmen, um eine entsprechende Steuerreform sozialverträglich auszugestalten. Die CO2-Bepreisung sollte so angelegt sein, dass eine steuerliche Mehrbelastung vermieden wird.“
Dr. Wilhelm Kuckshinrichs, Leiter Institut für Energie- und Klimaforschung – Systemforschung und Technologische Entwicklung, Forschungszentrum Jülich

„Bis 2050 brauchen wir eine klimaneutrale Gesellschaft und dies ist eine riesige globale Herausforderung! Um dieses Ziel zu erreichen, sind kurzfristig greifende Anreize mit Lenkungsfunktion für klimafreundliche Investitionen und Verhaltensweisen zwingend erforderlich. Die Einführung eines sozialverträglichen CO2-Preises ist ein wichtiger Schritt in Richtung des notwendigen 100 % Erneuerbaren Energiesystems und einer zumindest klimaneutralen, biobasierten Wirtschaft mit optimierten, erneuerbaren Kohlenstoffkreisläufen.“
Prof. Dr. mont. Michael Nelles, Wissenschaftlicher Geschäftsführer,
Deutsches Biomasseforschungszentrum (DBFZ)

„Aus europäischer Sicht sind neben der Einführung eines CO2-Preises klare Mengenbegrenzungen (jährlich abschmelzende Budgets) der CO2-Emissionen umzusetzen. Bei einer Einführung eines CO2-Preises muss gleichzeitig auch der Strompreis stark gesenkt werden. Die Einnahmen aus dem CO2-Preis sollten insbesondere zur Senkung der EEG-Umlage verwendet werden. Eine alleinige Senkung der Stromsteuer reicht für viele Technologien nicht aus. So ist es zum Beispiel notwendig, in den nächsten 10 Jahren massiv in Wärmenetze und auch Großwärmepumpen zu investieren. Sonst wäre auch in den nächsten 15 Jahren ein Einsatz von Wärmepumpen selbst bei steigenden CO2-Preisen nicht wirtschaftlich.“
Prof. Kurt Rohrig, Stellvertretender Institutsleiter des
Fraunhofer Instituts für Energiewirtschaft und Energiesystemtechnik (IEE)

„Eine CO2-Bepreisung fossiler Energieträger stellt DEN ökonomisch effizienten, stabilen und langfristigen Rahmen für die Transformation des Energiesystems dar und sollte als Leitinstrument der Energiewende schnellstmöglich implementiert werden. Kurzfristig kann ein CO2-Preis entscheidende Impulse zur Auflösung des Innovationstaus insbesondere in den Bereichen Sektorenkopplung, Speicherentwicklung und Systemflexibilisierung liefern. Bleiben diese Impulse aus, wird die Chance vertan, wichtige Innovationen in zukünftigen Schlüsseltechnologien wie Power-to-X umzusetzen und die beträchtlichen Exportpotenziale für die deutsche Wirtschaft zu heben.“
Prof. Dr. Frithjof Staiß, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied des
Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW)

Über den ForschungsVerbund Erneuerbare Energien

Der ForschungsVerbund Erneuerbare Energien ist eine bundesweite Kooperation von Forschungseinrichtungen. Die Mitglieder erforschen und entwickeln Technologien für erneuerbare Energien, Energieeffizienz, Energiespeicherung und das optimierte technische und sozio-ökonomische Zusammenwirken aller Systemkomponenten. Gemeinsames Ziel ist die Transformation der Energieversorgung zu einem nachhaltigen Energiesystem.

Kontakt für inhaltliche Fragen
Dr. Niklas Martin (Geschäftsführung)
Telefon 030 288 7565 71, www.fvee.de, fvee@helmholtz-berlin.de

Kontakt für Medien
Petra Szczepanski (Leiterin Öffentlichkeitsarbeit)
Telefon 030 288 7565 72, www.fvee.de, fvee@helmholtz-berlin.de

Quelle: IDW 

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Wie sich Aufschieber und Macher genetisch unterscheiden

Dr. Julia Weiler Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

Manche Menschen neigen dazu, Handlungen aufzuschieben. Bei Frauen geht dieser Charakterzug mit der genetischen Veranlagung einher, einen höheren Dopaminspiegel im Gehirn zu besitzen. Das fanden Forscherinnen und Forscher der Ruhr-Universität Bochum und der Technischen Universität Dresden mit genetischen Analysen und Fragebögen heraus. Bei Männern konnten sie diesen Zusammenhang nicht feststellen.

„Der Botenstoff Dopamin ist in der Vergangenheit immer wieder mit einer erhöhten kognitiven Flexibilität in Verbindung gebracht worden“, sagt Dr. Erhan Genç aus der Bochumer Abteilung für Biopsychologie. „Das ist nicht grundsätzlich schlecht, aber geht oftmals mit einer erhöhten Ablenkbarkeit einher.“

In der Zeitschrift Social Cognitive and Affective Neuroscience, vorab online veröffentlicht am 3. Juli 2019, berichtet Erhan Genç unter anderem zusammen mit Caroline Schlüter, Dr. Marlies Pinnow, Prof. Dr. Dr. h. c. Onur Güntürkün, Prof. Dr. Christian Beste und Privatdozent Dr. Sebastian Ocklenburg über die Ergebnisse.

Nur bei Frauen
Die Forschungsgruppe untersuchte die genetische Ausstattung von 278 Männern und Frauen. Sie interessierten sich vor allem für das sogenannte Tyrosinhydroxylase-Gen (TH-Gen). Je nach Ausprägung des Gens besitzen Menschen im Gehirn viel oder wenig Botenstoffe aus der Katecholamin-Familie, zu denen der Botenstoff Dopamin gehört. Außerdem erfasste das Team mit einem Fragebogen, wie gut die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihre Handlungen kontrollieren können. Frauen mit schlechterer Handlungskontrolle hatten die genetische Anlage für höhere Dopaminlevel.

Dopamin und Handlungskontrolle
Ob jemand dazu neigt, Aufgaben aufzuschieben oder direkt anzugehen, hängt von der individuellen Fähigkeit ab, eine Handlungsabsicht aufrechtzuerhalten, ohne sich von Störfaktoren ablenken zu lassen. Genau hierfür könnte Dopamin entscheidend sein. Der Botenstoff wurde in früheren Studien nicht nur mit erhöhter kognitiver Flexibilität in Zusammenhang gebracht, sondern scheint auch dafür zu sorgen, dass Informationen leichter ins Arbeitsgedächtnis gelangen.

„Wir nehmen an, dass es dadurch schwerer wird, eine einmal gefasste Handlungsabsicht aufrechtzuerhalten“, sagt Doktorandin Caroline Schlüter. „Frauen, die aufgrund ihres Genotyps einen höheren Dopaminspiegel haben, könnten also eher dazu neigen, Handlungen aufzuschieben, weil sie sich stärker von Umwelteinflüssen und anderen Störfaktoren ablenken lassen.“

Empfänglicher für die genetischen bedingten Unterschiede?
Auch frühere Studien haben bereits geschlechtsspezifische Unterschiede zwischen der Ausprägung des TH-Gens und dem Verhalten zutage gefördert. „Der Zusammenhang ist noch nicht vollständig geklärt, aber das weibliche Sexualhormon Östrogen scheint eine Rolle zu spielen“, erläutert Erhan Genç. Östrogen beeinflusst indirekt die Dopamin-Produktion im Gehirn und erhöht die Anzahl bestimmter Nervenzellen, die auf Signale aus dem Dopaminsystem reagieren. „Frauen könnten also aufgrund des Östrogens empfänglicher für die genetisch bedingten Unterschiede im Dopaminlevel sein, was sich wiederum im Verhalten niederschlägt“, so der Biopsychologe.

Ausblick
In künftigen Studien will das Forschungsteam untersuchen, inwiefern der Östrogenspiegel tatsächlich einen Einfluss auf den Zusammenhang zwischen TH-Gen und Handlungskontrolle hat. „Hierzu wäre es erforderlich, den Menstruationszyklus und die damit verbundenen Schwankungen im Östrogenspiegel der Teilnehmerinnen genauer unter die Lupe zu nehmen“, erklärt Caroline Schlüter.

Neben Dopamin beeinflusst das TH-Gen auch Noradrenalin, einen weiteren wichtigen Botenstoff aus der Katecholamin-Familie. Die Rolle dieser beiden Neurotransmitter für die Handlungskontrolle wollen die Forscherinnen und Forscher in weiteren Untersuchungen beleuchten.

Förderung
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft förderte die Arbeiten im Rahmen der Grants mit den Nummern GU 227/16-1 und GE 2777/2-1 sowie im Rahmen der Sonderforschungsbereiche 940, Projekt B08, und 1280, Projekt A03. Weitere Unterstützung kam vom Mercator Research Center Ruhr durch den Grant An-2015-0044.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Caroline Schlüter
Arbeitseinheit Biopsychologie
Fakultät für Psychologie
Ruhr-Universität Bochum
Tel.: 0234 32 21453
E-Mail: caroline.schlueter@rub.de

Originalpublikation:

Caroline Schlüter, Larissa Arning, Christoph Fraenz, Patrick Friedrich, Marlies Pinnow, Onur Güntürkün, Christian Beste, Sebastian Ocklenburg, Erhan Genc: Genetic variation in dopamine availability modulates the self-reported level of action control in a sex-dependent manner, 2019, Social Cognitive and Affective Neuroscience, DOI: 10.1093/scan/nsz049

Quelle: IDW 

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5 Jahre internationale Wasserpolitik in Koblenz: Das ICWRGC feiert Jubiläum

Dominik Rösch Referat Öffentlichkeitsarbeit
Bundesanstalt für Gewässerkunde

Am 9. Juli 2014 unterzeichneten die Bundesregierung und die UNESCO in Berlin den Vertrag zur Gründung des ersten UNESCO-Kategorie 2 Wasserzentrums in Deutschland. Das Zentrum ist angesiedelt an der BfG in Koblenz.

Das Internationale Zentrum für Wasserressourcen und globalen Wandel (ICWRGC) an der BfG feiert 5-jähriges Bestehen. Das ICWRGC wurde am 9. Juli 2014 als besondere Wertschätzung der UNESCO gegründet. In den vergangenen Jahren wuchs die Bedeutung des Zentrums und neue Aufgaben kamen hinzu: Beispielsweise übertrug die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) im Jahr 2017 die Koordination des Globalen Terrestrischen Netzwerkes Hydrologie (GTN-H) an das ICWRGC und verlängerte 2019 das Mandat. Das Zentrum ging aus dem deutschen Sekretariat des Nationalen Komitees für das Internationale Hydrologische Programm (IHP) der UNESCO und das Hydrologische Wasserressourcenprogramm (HWRP) der WMO hervor. Das Sekretariat ist seit 1974 an der BfG angesiedelt. Das ICWRGC in Koblenz ist eines von derzeit 36 sogenannter Kategorie 2-Wasserzentren unter der Schirmherrschaft der UNESCO.

Sprachrohr für die deutsche Wasserforschung und -politik auf dem UN-Parkett
Das ICWRGC ist eng mit Partnern aus der Wissenschaft, operationellen hydrologischen Diensten, Datenzentren und anderen wasserrelevanten UN-Organisationen vernetzt. Für diese Partner erstellt das Zentrum maßgeschneiderte Produkte, als Grundlage für wissenschaftliche Untersuchungen, zur Verbesserung operationeller Fähigkeiten, Politikberatung und Kompetenzförderung im Wasserbereich. „Das ICWRGC ist auch ein Sprachrohr der BfG, um unser Wissen und neue Methoden sowie die Interessens Deutschlands zur Entwicklung der Wasserressourcen auf internationaler Ebene einzubringen“, sagt Birgit Esser, Leiterin der BfG. Besonders stolz ist die Leiterin, auf die Mandatierung des Zentrums durch verschiedene UN-Einrichtungen sowie auf die erzielten Ergebnisse auf dem letzten WMO-Kongress im Juni 2019, wo die wichtige Rolle der Hydrologie mit zahlreichen Resolutionen bekräftigt wurde.

Das ICWRGC ist an der BfG angesiedelt. Die intensive Zusammenarbeit zeigt sich unter anderem in der globalen Datenbank zur Wasserqualität von Grund- und Oberflächengewässern GEMStat, die gemeinsam von BfG und ICWRGC betrieben wird. „Ich möchte mich bei den zwölf Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des ICWRGC für die herausragende Arbeit der vergangenen fünf Jahre bedanken. Sich verändernde globale Rahmenbedingungen wie der Klimawandel oder das Bevölkerungswachstum machen die Expertise und das Engagement des Zentrums auch für die kommenden Jahrzehnte notwendig“, sagt Esser.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Harald Köthe, Direktor ICWRGC (koethe@bafg.de)

Quelle: IDW 

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Projektstart: Biobasierte Dünger sollen künftig Mineraldünger ersetzen

Johannes Kaufmann Pressestelle
Julius Kühn-Institut, Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen

JKI-Wissenschaftlerinnen untersuchen bio-basierte Düngemittel auf organische Schadstoffe und koordinieren ein Arbeitspaket in EU-Projekt, das die Stickstoff- und Phosphordüngung in der Landwirtschaft optimieren will, um Europas Abhängigkeit von Mineraldüngerimporten zu reduzieren.

(Braunschweig) Die mineralischen Düngerreserven insbesondere für Phosphor sind endlich. Rentable Abbaugebiete könnten in einigen Jahrzehnten erschöpft sein. Biobasierte Düngemittel aus Gülle, Mist, Klärschlamm oder Gärresten gewinnen in der europäischen Landwirtschaft zunehmend an Bedeutung. Sie können mineralischen Dünger ersetzen, der nicht nur wegen seiner energieaufwendigen Herstellung klimaschädlich ist, sondern überwiegend aus dem Ausland importiert werden muss. Eine optimierte Kreislaufwirtschaft von Tier- und Pflanzenproduktion hingegen könnte in Europas ländlichen Regionen Arbeitsplätze schaffen. Hierzu will das kürzlich gestartete Projekt LEX4BIO beitragen, das über das EU-Förderprogramm für Forschung und Innovation Horizon 2020 finanziert wird.

Die an LEX4BIO beteiligten Partner, darunter das Julius Kühn-Institut (JKI) in Braunschweig, wollen nährstoffreiche, bisher unzureichend genutzte Materialströme identifizieren und ihre Nährstoffgehalte ermitteln. Das Projekt soll die Basis schaffen für notwendige Technologien, um sichere bio-basierte Dünger zu produzieren und schließlich auf den Markt zu bringen.

Am JKI untersuchen Forscherinnen organische Schadstoffe in bio-basierten Düngemitteln. „Dazu zählen zum Beispiel Rückstände von Medikamenten, wobei wir uns auf die Analytik von Antibiotikarückständen spezialisiert haben. Wir planen zusätzlich ökotoxikologische Verfahren weiterzuentwickeln, um die möglichen Risiken verschiedener Düngemittel beurteilen zu können“, sagt Dr. Elke Bloem vom JKI-Institut für Pflanzenbau und Bodenkunde in Braunschweig. „Zu diesem Zweck führen wir Versuche durch, indem wir die verschiedenen Produkte in Pflanzgefäßen anwenden und ihren Einfluss auf das Pflanzenwachstum und das Bodenleben prüfen“.
Neben diesen eigenen Untersuchungen leiten die Wissenschaftlerinnen das Arbeitspaket 1 (WP1) zur Erfassung und Bewertung nährstoffreicher Nebenströme. Denn neben den bekannten Hauptquellen wie Gülle, Klärschlamm oder Gärresten aus Biogasanlagen sind auch Abfälle aus papier- und holzverarbeitenden Betrieben aussichtsreiche Kandidaten für bio-basierte Dünger. Auch die Harmonisierung der rechtlichen Rahmenbedingungen für den Einsatz dieser Dünger in der EU ist Teil des Projekts.

Hintergrund
Das bei einem Kickoff-Meeting am 12.-13. Juni im finnischen Hämeenlinna gestartete Projekt LEX4BIO wird im Rahmen des EU-Programms Horizon 2020 für vier Jahre mit insgesamt sechs Millionen Euro gefördert. Koordiniert wird das Projekt mit seinen 21 Partnern aus 14 europäischen Ländern vom Natural Resources Institute Finland (Luke). Beteiligt sind Forschungseinrichtungen und Universitäten sowie kleinere Unternehmen und Industriepartner.

Ziel des Projekts ist die Förderung der Kreislaufwirtschaft durch den verstärkten Einsatz bio-basierter Dünger. Unterschiedliche Dünger werden unter diversen europäischen Anbaubedingungen an verschiedenen Kulturpflanzen getestet und hinsichtlich ihrer Stickstoff- und Phosphordüngewirkung evaluiert. Empfehlungen zur Phosphordüngung basierend auf dem Pflanzenbedarf sollen auf europäischer Ebene erarbeitet werden. Um die Vergleichbarkeit pflanzenverfügbarer Phosphorgehalte zu garantieren, strebt das Projekt eine EU-weite Harmonisierung der bodenanalytischen Methoden an.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Dr. Elke Bloem
Julius Kühn-Institut (JKI), Institut für Pflanzenbau und Bodenkunde, Bundesallee 69,
38116 Braunschweig
Tel.: 0531 596-2200
E-Mail: elke.bloem@julius-kuehn.de

Dr. Sylvia Kratz
Julius Kühn-Institut (JKI), Institut für Pflanzenbau und Bodenkunde, Bundesallee 69,
38116 Braunschweig
Tel.: 0531 596-2144
E-Mail: sylvia.kratz@julius-kuehn.de

Weitere Informationen:
https://www.lex4bio.eu/

Quelle: IDW 

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Mehr Sonnenstunden erfordern mehr UV-Schutz

Nicole Meßmer PB2/ Pressearbeit
Bundesamt für Strahlenschutz

Wer Schatten sucht, der muss ihn auch finden
Pünktlich zum Start der Ferien in mehreren Bundesländern versprechen die Meteorologen auch weiterhin Sonne pur von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. Doch die Sonne bringt nicht nur extreme Temperaturen mit sich, sondern auch hohe UV-Werte. Aufgrund des hohen Sonnenstandes ist zurzeit mit hoher solarer UV-Strahlung in ganz Deutschland zu rechnen. Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) rät, sich vor Hitze und UV-Strahlung zu schützen und fordert mehr Schattenplätze im öffentlichen Raum.

„Durch den Klimawandel gibt es immer mehr warme wolkenlose Tage, sodass die Zahl der Sonnenstunden und damit die Stunden, in denen man sich der UV-Strahlung aussetzt, steigt. UV-Strahlung erhöht das Hautkrebsrisiko“, warnt BfS-Präsidentin Dr. Inge Paulini. „Der sicherste Schutz davor ist: Starke Sonne meiden. Vor allem mittags sollte man bei der derzeit herrschenden UV-Belastung drinnen bleiben. Wer den Aufenthalt im Freien nicht vermeiden kann, sollte sich mit entsprechender Kleidung, Kopfbedeckung, Sonnenbrille und Sonnencreme schützen – auch im Schatten.“

Um dem UV-Risiko zu begegnen, hält Paulini auch Veränderungen im öffentlichen Raum für notwendig: „Bis jeder, der Schatten sucht, auch welchen findet, ist noch einiges zu tun. Als Anpassung an den Klimawandel müssen Kindergärten, Schulen, Freizeiteinrichtungen wie Spielplätze und Schwimmbäder, aber auch Marktplätze und Innenstädte viel mehr Schatten bieten. Zum Beispiel durch Sonnensegel oder Bäume.“

Orientierung bei der Frage, welcher Sonnenschutz notwendig ist, bietet der UV-Index. Das BfS informiert montags, mittwochs und freitags via Newsletter über die zu erwartenden UV-Werte. Der Newsletter kann unter www.bfs.de/uv-newsletter abonniert werden.

Klimawandel und UV-Strahlung
Daten des Deutschen Wetterdienstes zeigen, dass sich die durchschnittliche Sonnenscheindauer seit 1951 bis 2018 um etwa 96 Sonnenstunden erhöht hat. Auswertungen des BfS legen nahe, dass eine steigende Anzahl an sonnigen Tagen und damit der Sonnenscheindauer über das Jahr direkt mit einem Anstieg der UV-Jahresdosis einhergeht. Gezeigt hat sich dies auch im vergangenen Jahr, in dem die Sonnenscheindauer etwa 30 Prozent über dem langjährigen Mittelwert lag. Das BfS geht davon aus, dass es künftig aufgrund der globalen Erwärmung mehr Tage mit Wohlfühltemperaturen gibt, an denen sich die Menschen im Freien aufhalten und sich damit vermehrt der UV-Strahlung aussetzen. Die Erhöhung der UV-Belastung durch den Klimawandelt sieht auch das UV-Schutz-Bündnis und fordert darum in seinem Grundsatzpapier, deutschlandweit verhältnispräventive Maßnahmen zur Reduzierung der UV-Belastung zu schaffen.

UV-Strahlung und Gesundheit
UV-Strahlung der Sonne fördert die Bildung von Vitamin D im Körper, ist aber gleichzeitig Ursache für Gesundheitsschäden wie Sonnenbrand, Bindehautentzündung und Hornhautentzündung, grauer Star, vorzeitige Hautalterung und im schlimmsten Fall Hautkrebs. Hochrechnungen auf Basis der Daten des Krebsregisters Schleswig-Holstein zeigen, dass 2015 in Deutschland 293.285 Menschen neu an Hautkrebs erkrankten. Die Zahl der Neuerkrankungen lag damit um 10 Prozent höher als noch im Jahr 2013. Insgesamt hat sich die Anzahl der Hautkrebsneuerkrankungen in Deutschland seit dem Jahr 2000 mehr als verdoppelt.

Bundesamt für Strahlenschutz:
Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) arbeitet für den Schutz des Menschen und der Umwelt vor Schäden durch Strahlung. Das BfS informiert die Bevölkerung und berät die Bundesregierung in allen Fragen des Strahlenschutzes. Die über 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bewerten Strahlenrisiken, überwachen die Umweltradioaktivität, unterstützen aktiv im radiologischen Notfallschutz und nehmen hoheitliche Aufgaben wahr, darunter im medizinischen und beruflichen Strahlenschutz. Ultraviolette Strahlung und strahlenrelevante Aspekte der Digitalisierung und Energiewende sind weitere Arbeitsfelder. Als wissenschaftlich-technische Bundesoberbehörde betreibt das BfS Forschung und ist mit nationalen und internationalen Fachleuten vernetzt.

Weitere Informationen unter www.bfs.de.

Quelle: IDW 

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Ehrenpromotion für Ranga Yogeshwar

Bernd Hegen Referat Öffentlichkeitsarbeit
Universität Koblenz-Landau

Eine außergewöhnliche Auszeichnung hat der Physiker und Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar von der Universität Koblenz-Landau erhalten: Ihm wurde am 27. Juni 2019 in einem Festakt am Campus Koblenz die Ehrendoktorwürde verliehen. Denn der 60-Jährige setzt sich intensiv mit aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen und der Frage auseinander, wie man sie mithilfe von Wissenschaft erklären und verstehen kann.

Dem Grenzgänger Yogeshwar gehe es darum, Naturwissenschaften für Laien fassbar zu machen. Er beschäftige sich nicht nur mit der Wissenschaftsvermittlung, sondern hinterfrage diese auch immer kritisch und zeige einen hohen Anspruch an Bildung, erklärte die Präsidentin der Universität Koblenz-Landau, Prof. Dr. May-Britt Kallenrode.

Sein größter Verdienst sei, dass er die Faszination an Alltagsfragen und Alltagsphänomenen wecke und Menschen dazu bringe, mit offenen Augen durch das Leben zu gehen und zu staunen, betonte Prof. Dr. Claudia Quaiser-Pohl, Dekanin des Fachbereichs Bildungswissenschaften der Universität. Besonders wichtig sei dies in einem Zeitalter, in dem man – einerseits durch die vorgegebenen Lehr- und Lernformen in der Schule, durch das Bachelor-Master-System, aber auch durch Reiz- und Wissensüberflutung durch Smartphones etc. – fast verlernt, Fragen zu stellen, so die Dekanin weiter.

Yogeshwar‘s Sendungen und Themen haben häufig auch Bezug zu den Bildungswissenschaften. Darüber hinaus setzt er sich auch mit der Forschung von Prof. Dr. Claudia Quaiser-Pohl zu Geschlechterunterschieden in der Mentalen Rotation, insbesondere mit der Frage, ob Frauen wirklich schlechter einparken können, auseinander. Umgekehrt verwenden Dozierende der Bildungswissenschaften an der Universität seine Sendungen in ihren Vorlesungen sowie Seminaren und befassen sich damit. Yogeshwar‘s Beiträge sind somit auch ein Input für die universitäre Lehre.

In ihrer Laudatio hob Prof. Dr. Nicole Hoffmann vom Fachbereich Bildungswissenschaften Yogeshawar‘s Gabe, alltägliche Phänomene und neue Entwicklungen generell erfahrbar zu machen, hervor. Er wende sich einem breiten Publikum durch ein breites Spektrum der Vermittlung zu: durch Wissenschaftssendungen, Bücher, Magazine sowie durch die aktive Teilnahme an Talkshows. Der Wissenschaftsjournalist transformiere das Wissen aber nicht nur zu den Menschen, sondern frage auch, was diese damit machen. Yogeshwar sei ein Mittler in der Mediengesellschaft, ein Wanderer in der Wissensgesellschaft, ein Kritiker der Konsumgesellschaft, vor allem aber ein Botschafter der Neugierde.

Ranga Yogeshwar hielt seinen Festvortrag unter dem Titel „Mensch und Maschine – wer programmiert wen?“ zum Thema Veränderung. Diese gehe vor allem in Deutschland auch mit Ängsten einher. Trotzdem gebe es immer wieder gewaltige Innovationsschübe, zum Beispiel in der IT von den Computer Centern der 1980er Jahre mit großen, langsamen Rechnermaschinen hin zu Smartphones der heutigen Zeit. Der Gebrauch von Smartphones sei ein globales Phänomen. Man solle überlegen, wie sich die Kultur verändere, wenn viele Menschen auf der ganzen Welt auf dieselben Informationen zugreifen können.

Maschinen seien lernfähig geworden. Beispielsweise könne ein Computer lernen, durch die Analyse von Röntgenaufnahmen die jeweils richtige Diagnose zu stellen, wie es ein guter Radiologe könne.

Der Einsatz Künstlicher Intelligenz werfe allerdings ethische Fragen auf, wenn zum Beispiel anhand von Internetdaten über die Kreditwürdigkeit eines Menschen entschieden wird. Oder wenn ein Fotobuchhersteller durch moderne Gesichtserkennung Menschen mit einem Alkoholproblem identifizieren könne, und diese Information weitergäbe, womöglich an Versicherungen. Es gelte daher, die Sinnhaftigkeit und mögliche Konsequenzen der Künstlichen Intelligenz nicht nur im Vorfeld auszuloten, sondern sie in einem ethischen Prozess auf Basis begründeter gemeinsamer Werte ständig zu prüfen und zu bewerten. „Wir müssen den Fortschritt diskutieren“, appellierte Yogeshwar.

Auch dem Ada-Lovelace-Projekt der Universität stattete Yogeshwar einen Besuch ab. Nach einer kurzen Begrüßung ließ er sich ausführlich erklären und zeigen, was die Teilnehmerinnen des RobertaLabs programmiert, gebaut und ausgetüftelt haben. Drei Mitmachstationen mit unterschiedlichen Robotern und Controllern wurden ihm präsentiert.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Prof. Dr. Claudia Quaiser-Pohl
Dekanin Fachbereich 1: Bildungswissenschaften
Universität Koblenz-Landau, Campus Koblenz
Universitätsstraße 1, 56070 Koblenz

Tel.:+49-(0)261-287-1800
E-Mail: quaiser@uni-koblenz.de

Quelle: IDW 

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Braune Hundezecke gesucht: Uni Hohenheim forscht an eingewanderter Zeckenart

Florian Klebs Hochschulkommunikation
Universität Hohenheim

Warmes Klima und Wohnungen ideal für die Braune Hundezecke / Zecken-Expertin bittet um Zusendung auffälliger Zeckenfunde / alle Infos http://hundezecken.uni-hohenheim.de

Sie ist unauffällig, flink, und kann schnell zur Plage werden: Die Braune Hundezecke (Rhipicephalus sanguineus). Die eigentlich im Mittelmeerraum und Nordafrika heimische Zecke scheint sich neuerdings auch in Deutschland wohl zu fühlen – vor allem in Wohnungen, warnt Katrin Fachet vom Fachgebiet Parasitologie der Universität Hohenheim in Stuttgart. In einem neuen Forschungsprojekt soll die Zeckenart genau untersucht werden: Von ihrer Häufigkeit, Verbreitung, über mögliche Krankheitserreger bis zur Frage, wie man sie eigentlich richtig loswird. Für die Forschung bittet die Universität Hohenheim die Bevölkerung, Funde der Braunen Hundezecke mit Bild zu melden. Bereits im Frühjahr hatte die Universität Hohenheim darum gebeten, Exemplare einer neuen Zeckenart, der auffälligen Hyalomma-Zecke, einzusenden. Alle Informationen unter: http://hundezecken.uni-hohenheim.de

Um die 25 Grad und trocken hat sie es am liebsten, lauert in kleinen, steinigen Spalten. Und wenn dann noch ein Hund in der Nähe ist, hat die Braune Hundezecke (Rhipicephalus sanguineus) den idealen Lebensraum für sich entdeckt.

„Anders als unser Gemeiner Holzbock kann die Braune Hundezecke sehr gut in Wohnungen überleben“, sagt Katrin Fachet vom Fachgebiet Parasitologie der Uni Hohenheim. „Heimisch ist sie eigentlich im Mittelmeerraum und Nordafrika, in unseren warmen und vor allem trockenen Wohnungen gefällt es ihr also sehr gut.“

Nach Deutschland gebracht wird sie wohl mit Urlaubern, vermutet auch Prof. Dr. Ute Mackenstedt, Parasitologin und Expertin für Zecken an der Universität Hohenheim. „Wir können davon ausgehen, dass Besitzer, die mit ihren Hunden im Ausland im Urlaub waren, die Braune Hundezecke nach Deutschland bringen. Es wurden aber auch bereits Exemplare an Hunden gefunden, die ihren Hof nie verlassen hatten – ein Hinweis darauf, dass die Art hier möglicherweise bereits Fuß gefasst hat.“

Rasche Verbreitung: Nester mit bis zu 100.000 Zecken möglich
Einmal eingenistet, weiß Katrin Fachet, kann die Braune Hundezecke sehr schnell zu einer sehr unangenehmen Plage werden. „Ein Holzbockweibchen kann bis zu 2.000 Eier legen – ein Hundezeckenweibchen bis zu 4.000. Innerhalb weniger Monate hat man dann schnell mehrere 100.000 Zecken in der Wohnung.“

Das könnte dann u.U. auch gefährlich für den Menschen werden. „Normalerweise befällt die Braune Hundezecke – wie es der Name schon sagt – fast ausschließlich Hunde. Ist die Population aber zu groß und der Wirt reicht nicht mehr aus, dann ist sie nicht wählerisch und sucht sich das Nächstbeste: Den Menschen.“

FSME oder Borreliose-Erreger wurde bisher nicht in dieser Zeckenart festgestellt. Dafür jedoch andere Krankheiten, so Fachet. „Die Braune Hundezecke kann zu schweren Erkrankungen der Hunde führen.“ Auch auf den Menschen übertragbare Krankheiten wie das Mittelmeer-Fleckfieber, ausgelöst durch Rickettsien, bringt sie mit sich.

„Wenn Sie annehmen, dass es in Ihrem Haushalt zu einem Befall mit den braunen Hundezecken gekommen ist, sollten Sie sich mit einem Experten zu dieser Art in Verbindung setzen, der Sie beim weiteren Vorgehen beraten kann“, empfiehlt Katrin Fachet. „Werden in Eigeninitiative die falschen Maßnahmen ergriffen, kann es zu einer erheblichen Verschlimmerung des Befalls mit stark erhöhtem Gesundheitsrisiko für Mensch und Tier kommen.“

Aufruf an die Bevölkerung: Auffällige Zeckenfunde melden / einsenden
Die Wissenschaftlerin der Universität Hohenheim bittet daher die Bevölkerung um Hilfe bei ihrem Forschungsprojekt: „Wir wollen die betroffenen Fälle gerne betreuen – vom Anfang bis zum Ende des Befalls. Sollten Sie daher häufiger eine ungewöhnliche Anzahl an braunen Zecken in einem Gebäude bemerken oder sollte Ihr Hund sehr stark von Zecken befallen sein, die der braunen Hundezecke ähnlich sehen, dann schicken Sie bitte eine E-Mail mit Bild der Zecke an hundezecken@uni-hohenheim.de.“

Weiterhin ruft die Parasitologie der Universität Hohenheim auch dazu auf, gefangene Exemplare der auffälligen Hyalomma-Zecke einzusenden. Alle Informationen zur Hyalomma unter: https://zecken.uni-hohenheim.de/hyalomma

Auch am Tag der offenen Tür am Samstag, 6.7., haben Interessierte die Möglichkeit, sich genauer über die Braune Hundezecke und das Forschungsprojekt zu informieren. Ein Stand mit Informationen und den Experten ist im oberen Foyer von Schloss Hohenheim.

Alle weiteren Informationen gibt es unter: http://hundezecken.uni-hohenheim.de

HINTERGERUND: Zeckenforschung an der Universität Hohenheim
Seit Jahrzehnten beschäftigen sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Hohenheim mit der Erforschung von Zecken. Sie studieren das Verhalten der Tiere, sammeln sie mit verschiedenen Techniken oder untersuchen sie auf Krankheitserreger. Unterstützung von außen (von Tierheimen, Veterinären, Jägern und direkt aus der Bevölkerung) stellt dabei eine wichtige Säule der Zeckenforschung dar. Zwischen 2014 und 2016 konnte so dank der Unterstützung hunderter Gartenbesitzer wichtigen Fragen zur Häufigkeit und Erregerlast in Zecken aus Gärten auf den Grund gegangen werden. Die Beteiligung an Hohenheimer Zeckenstudien ist dabei hilfreich für beide Seiten: Eingesendete Zecken werden bestimmt und je nach Studie auch auf Krankheitserreger untersucht. Die gewonnenen Informationen werden den Einsendern zur Verfügung gestellt.

Auch exotischere Zecken werden in Hohenheim studiert und erforscht. Vögel und Reisende, vor allem mit Haustieren, bringen immer wieder ungewöhnliche Arten nach Deutschland. Nicht nur können die neuen Arten andere Erreger in sich tragen als die heimischen Zecken. Denn neue Arten zeigen häufig auch ein völlig anderes Verhalten.

Seit dem Rekordsommer 2018 steht neben der Braunen Hundezecke auch eine weitere Zeckenart im Fokus der Experten: Vermutlich eingeschleppt durch Vögel haben sich die Hyalomma-Zecken bei den warmen Wetterbedingungen mit einer nie da gewesenen Häufigkeit gezeigt. Diese Zecken sind aktive Jäger. Entdecken sie mit ihren Augen oder chemischen Sinnen einen Warmblüter im Umkreis von bis zu 10 Metern, so können sie diesen auf mehrere hundert Meter verfolgen. Und die spinnenähnlichen Tiere mit den auffällig gestreiften Beinen sind dabei äußerst schnell. Besonders häufig wurden die Zecken an Pferden gefunden.

Text: C. Schmid

Weitere Informationen
http://hundezecken.uni-hohenheim.de

Kontakt für Medien
Prof. Dr. Ute Mackenstedt, Universität Hohenheim, Leiterin des Fachgebiets Parasitologie
T 0711 459-22275, E Mackenstedt@uni-hohenheim.de

Katrin Fachet, Universität Hohenheim, Fachgebiet Parasitologie
T 0711 459- 23071, E hundezecken@uni-hohenheim.de

Weitere Pressemitteilungen der Universität Hohenheim
Pressemitteilungen: www.uni-hohenheim.de/presse

Quelle: IDW 

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Istanbul: Erstmals beweisen Unterwasser-Messungen Erdbebengefahr

Dr. Andreas Villwock Kommunikation und Medien
GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel

GeoSEA-Sensoren belegen Spannungsaufbau unter dem Marmarameer
Istanbul mit seinen mehr als 15 Millionen Einwohnern liegt genau an der Nordanatolischen Störung, einer Grenze zwischen zwei Erdplatten. Hier kommt es immer wieder zu verheerenden Erdbeben. Ausgerechnet der Abschnitt vor Istanbul konnte bisher nur indirekt beobachtet werden, weil er im Marmarameer unter Wasser liegt. Mit Hilfe des neuartigen Messsystems GeoSEA haben Forscherinnen und Forscher des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel zusammen mit Kolleginnen und Kollegen aus Frankreich und der Türkei jetzt erstmals einen erheblichen tektonischen Spannungsaufbau unterhalb des Marmarameers nachgewiesen.

Zerstörte Häuser, beschädigte Hafenanlagen und tausende Opfer – am 22. Mai 1766 lösten ein Erdbeben mit einer Magnitude von ungefähr 7,5 und eine darauf folgende Flutwelle in Istanbul eine Katastrophe aus. Der Ursprung des Bebens wird heute entlang der Nordanatolischen Störung im Marmarameer verortet. Es war bislang das letzte schwere Erdbeben, das die Metropole am Bosporus getroffen hat.

Forscherinnen und Forscher des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel konnten jetzt zusammen mit Kolleginnen und Kollegen aus Frankreich und der Türkei erstmals mit direkten Messungen am Meeresboden nachweisen, dass sich mittlerweile wieder eine erhebliche tektonische Spannung in der Nordanatolischen Störung unterhalb des Marmarameers aufgebaut hat. „Sie würde reichen, um erneut ein Beben der Stärke 7,1 bis 7,4 auszulösen“, sagt der Geophysiker Dr. Dietrich Lange vom GEOMAR. Er ist der Erstautor der Studie, die heute in der internationalen Fachzeitschrift Nature Communications erscheint.

Die Nordanatolische Störungszone markiert die Grenze zwischen der eurasischen und der anatolische Erdplatte. Beide schieben sich sehr langsam aneinander vorbei. „Zu starken Erdbeben kommt es, wenn sich die Störungszone verhakt. Dann bauen sich tektonische Spannungen auf, die sich irgendwann in einem Moment entladen“, erklärt Dr. Lange. Zuletzt geschah dies 1999 an einem Abschnitt der Nordanatolischen Störung bei Izmit, etwa 90 Kilometer östlich von Istanbul. Damals kam es zu einem Versatz der Störung um zwei bis vier Meter.

Der tektonische Spannungsaufbau entlang von Störungszonen an Land wird seit Jahren regelmäßig mit GPS oder Landvermessungsmethoden überwacht. Bei Störungszonen am Meeresboden ist dies aufgrund der geringen Eindringtiefe der Satellitensignale unter Wasser nicht möglich. Ausgerechnet der Abschnitt der Nordanatolischen Störung, der ein erhebliches Gefährdungspotential für den Stadtkern Istanbuls birgt, liegt aber im Marmarameer.

Ob sich die Plattengrenzen dort bewegen oder verhaken, konnte bisher nur indirekt, zum Beispiel mit Beobachtungen von Land, extrapoliert werden. Die Methoden konnten allerdings nicht zwischen einer Kriechbewegung oder der kompletten Verhakung der Erdplatten unterscheiden. Das am GEOMAR entwickelte, neuartige GeoSEA-Systems zur akustischen Abstandsmessung am Meeresboden ermöglichte jetzt erstmals eine direkte Messung der Plattenbewegung im Marmarameer. Über einen Zeitraum von zweieinhalb Jahren standen insgesamt zehn Messgeräte in 800 Metern Wassertiefe beiderseits der Störung. Sie führten in dieser Zeit mehr als 650.000 Abstandmessungen durch.

„Damit diese Messungen über mehrere hundert Meter auf wenige Millimeter genau sind, benötigt man auch sehr genaue Kenntnisse über die Schallgeschwindigkeit unter Wasser. Deswegen müssen auch Druck- und Temperaturschwankungen des Wassers sehr präzise über den gesamten Zeitraum gemessen werden“, erklärt Prof. Dr. Heidrun Kopp, GeoSEA-Projektleiterin und Co-Autorin der aktuellen Studie.

„Unsere Messungen zeigen, dass die Verwerfungszone im Marmarameer verhakt ist und sich deswegen tektonische Spannungen aufbauen. Das ist der erste direkte Nachweis über den Spannungsaufbau am Meeresboden südlich von Istanbul“, betont Dr. Lange.

„Wenn sich die angestaute Spannung während eines Erdbebens löst, würde sich die Verwerfungszone auf einen Schlag um mehr als vier Meter bewegen. Dies entspricht einem Erdbeben mit einer Magnitude zwischen 7,1 und 7,4″, ergänzt Professorin Kopp. Ein solches Ereignis hätte für das nahegelegene Istanbul sehr wahrscheinlich ähnlich weitreichende Folgen wie das Erdbeben 1999 für Izmit mit über 17.000 Opfern.

Originalpublikation:

Lange, D., H. Kopp, J.-Y. Royer, P. Henry, Z. Çakir, F. Petersen, P. Sakic, V. Ballu, J. Bialas, S. Ozeren, S. Ergintav, L. Géli (2019): Interseismic Strain Build-up on the Submarine North Anatolian Fault Offshore Istanbul. Nature Communications,
https://doi.org/10.1038/s41467-019-11016-z

Quelle: IDW 

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Kalkschulter per Ultraschall gezielt aufspüren und Schmerzen mit Stoßwellen lindern

Friederike Gehlenborg Pressestelle
Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM)

Wenn die Schulter in der Nacht schmerzt und das vom Schlafen abhält oder Haare kämmen nahezu unmöglich erscheint – dann kann eine Kalkschulter die Ursache sein. Bei Kalkansammlungen, die starke Schmerzen verursachen, wird den Patienten manchmal zur Operation geraten. Eine schonende Alternative dazu kann die extrakorporale Stoßwellentherapie (ESWT) sein. Dabei richtet der behandelnde Arzt mit einem Ultraschallgerät energiereiche Stoß- oder Druckwellen gezielt auf die betroffene Schulter. Und auch bei der Diagnose kann das Ultraschallverfahren sehr hilfreich sein.

Wie die Diagnostik und die Stoßwellentherapie genau funktionieren und warum sie so erfolgsversprechend sind, erläutert Dr. Rainer Berthold, Experte der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin e.V. (DEGUM).

Bei einer Kalkschulter bilden sich Kalkansammlungen in einer Sehne in der Schulter. Ursache können mechanische Faktoren sowie lokale Durchblutungs- oder Stoffwechselstörungen sein. „Bewegungen über Kopf, aber auch nach hinten oder zur Seite mit Belastung sind äußerst schmerzhaft“, so beschreibt Dr. Rainer Berthold, einer der stellvertretenden DEGUM-Sektionsleiter Chirurgie, die Symptome einer Kalkschulter. Die Vielfalt der Beschwerden lässt die Kalkschulter als Chamäleon erscheinen. Wegen der starken Schmerzen können die Patienten den Arm oft kaum noch bewegen und nicht auf der betroffenen Schulter liegen; durch eine Schonhaltung kann es sogar zur Versteifung der Schulter kommen.
Von einer Kalkschulter sind vor allem Menschen zwischen 35 und 50 Jahren betroffen, rund zwei Drittel davon sind Frauen. Die Erkrankung wird meistens erst recht spät diagnostiziert, denn solange die Ablagerungen klein sind, verursachen sie keine Symptome. Es ist davon auszugehen, dass ein asymptomatischer Kalkherd zu etwa 40 Prozent im weiteren Verlauf zu Beschwerden führt. „Wir können die Verdachtsdiagnose, die wir aufgrund des Beschwerdebildes und der Bewegungseinschränkung gewonnen haben, mit Hilfe des Ultraschallverfahrens und einer Röntgenuntersuchung bestätigen“, erklärt Dr. Berthold. „Diese Kombination ist im Vergleich zur Kernspintomographie von hoher Treffsicherheit und sie ist schnell und kostengünstig durchführbar.“
Warum sich die Kalkansammlungen bilden, ist noch nicht endgültig geklärt. Eine Ursache könnte eine Mangeldurchblutung und damit ein Sauerstoffmangel in den Schultersehnen sein. Ein therapeutischer Ansatz ist deshalb die Aktivierung des Stoffwechsels – und somit auch der Durchblutung – durch gezielte Bewegung. Spezielle Dehnübungen helfen, den Schmerz zu lindern. Bei Bedarf verordnet der Arzt zudem noch Medikamente gegen Schmerzen oder Entzündungen, um die Patienten, die häufig im Alltag und im Beruf stark eingeschränkt sind, kurzfristig zu entlasten. Manchmal setzen auch Physiotherapeuten therapeutischen Ultraschall unterstützend zur Schmerzbehandlung ein.

Solange die Patienten mit ihren Beschwerden gut zurechtkommen, kann der meist gutartige Spontanverlauf der Erkrankung abgewartet werden. Denn oft lösen sich die Verkalkungen im Laufe der Zeit wieder von allein auf – das kann aber Monate dauern und ist mit starken Schmerzen verbunden. Bei großen Kalkansammlungen wird den Patienten manchmal zur Operation geraten. Eine schonende Alternative dazu kann jedoch die Stoßwellentherapie sein. Der Nutzen der Behandlung in Bezug auf eine Besserung der Symptome und Verkleinerung der Kalkdepots ist inzwischen in vielen Studien nachgewiesen. Dabei setzen Ärzte das Ultraschallverfahren nicht nur zur Diagnose, sondern auch zur präziseren Behandlung ein.

Bei der fokussierten extrakorporalen Stoßwellentherapie (ESWT) werden mit Hilfe der sogenannten Piezoelektrik außerhalb des Körpers Impulse erzeugt, die innerhalb des Körpers wirksam werden. Bei der Therapie der Kalkschulter richtet der Arzt fokussierte Stoßwellen gezielt auf das Kalkdepot in der Schultersehne. Dieser Fokus lässt sich berechnen und das Gerät je nach Position des Kalkdepots adaptieren. Die Stoßwellenwirkung kann dann exakt auf die gewünschte Zone ausrichtet werden. Das Gewebe um die Kalkansammlung – also die Haut, die Muskulatur und das Bindewebe – wird somit nicht beeinträchtigt. „Oft wird angenommen, die Stoßwellen würden das Kalkdepot zerstören. Dies ist aber nicht richtig – vielmehr bewirkt der Druckimpuls die Induktion zellulärer Reaktionen“, erklärt Dr. Berthold. „Die vermehrte Durchblutung mit Gefäßneubildungen im betroffenen Areal führt danach zur Auflösung der Kalkdepots.“
Alternativ gibt es die kostengünstigere radiale Stoßwellentherapie. Sie arbeitet meist mit Druckluft. Durch den Aufschlag eines Projektils auf einen Applikator werden hier die nicht fokussierten Druckwellen erzeugt. Allerdings ist die Effektivität dieses niederenergetischen Verfahrens geringer – die Anzahl der notwendigen Behandlungen damit meist höher.
Die Anwendung gehört für gesetzlich Versicherte zu den individuellen Gesundheitsleistungen (IGeL); der Patient muss die Kosten selbst tragen. Die meisten privaten Kassen und Beihilfestellen übernehmen die Behandlung. „Ein bis drei Behandlungen, die jeweils etwa zehn Minuten dauern, reichen bei der fokussierten Stoßwelle meistens aus“, versichert Dr. Berthold. „Die Nebenwirkungen sind gering, die Patienten werden durch dieses schonende Verfahren häufig wieder schmerzfrei und in der Schulter beweglich. Die Krankheitsdauer wird verkürzt und eine Operation in der Regel vermeidbar. Die ESWT lässt sich mit vorheriger Lokalisierung des Kalkdepots mittels Sonografie nach meiner Erfahrung exakter durchführen.“

Quelle: F. Dehlinger, T. Ambacher. Die Kalkschulter. Orthopädie und Unfallchirurgie up2date.2014; 439-458

Über die DEGUM:
Die Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM) bietet ein Forum für den wissenschaftlichen und praktischen Erfahrungsaustausch auf dem Gebiet des medizinischen Ultraschalls. Sie vereint rund 10 000 Ärzte verschiedener Fachgebiete, medizinische Assistenten, Naturwissenschaftler und Techniker. Ultraschalldiagnostik ist heute das am häufigsten eingesetzte bildgebende Verfahren in der Medizin. Ultraschallanwendern bescheinigt die DEGUM eine entsprechende Qualifikation mit einem Zertifikat der Stufen I bis III. Patienten finden DEGUM-zertifizierte Ärzte im Internet unter: http://www.degum.de

Kontakt für Journalisten:
Pressestelle der Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin e.V. (DEGUM)
Katharina Weber
Postfach 30 11 20
70451 Stuttgart
Tel.: 0711 8931-583
Fax: 0711 8931-167
E-Mail: weber@medizinkommunikation.org

Originalpublikation:
F. Dehlinger, T. Ambacher. Die Kalkschulter. Orthopädie und Unfallchirurgie up2date.2014; 439-458

Weitere Informationen:
http://www.degum.de

Quelle: IDW 

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Wer bewältigt die tägliche Informationsflut am Arbeitsplatz besser: „Jung“ oder „Alt“?

Alexander Pradka Presse & Öffentlichkeitsarbeit
Hochschule Fresenius

Wer geht am Arbeitsplatz eigentlich besser mit der täglichen Informationsflut um – jüngere oder ältere Kollegen? Die Jüngeren, sagen viele – weil sie fitter sind beim Bedienen moderner Medien und sie ihre gesamte berufliche Entwicklung schon in einem digitalisierten Umfeld durchlebt haben. Indes gibt es gute Gründe, auch bei diesem Thema die Älteren keinesfalls abzuschreiben.

Studien zeigen, dass wir in jungen Jahren Informationen schneller aufnehmen und verarbeiten können. Mit zunehmendem Alter nimmt die Verarbeitungsgeschwindigkeit ab. Aber während es früher vor allem auf das Sammeln von Informationen ankam, ist es heute viel wichtiger, Informationen zu filtern. Das sagt Prof. Dr. Ingo Aberle, Wirtschaftspsychologe an der Hochschule Fresenius in Wiesbaden. „Informationen sind leicht verfügbar und wir werden permanent über diverse Kanäle mit immer neuen beliefert. Dabei steigt natürlich auch der Anteil der für mich irrelevanten Informationen stark an. Das kann leicht zu Stress führen.“

An dieser Stelle kommt ins Spiel, was Aberle „Erfahrungswissen“ nennt: Es sind Fähigkeiten und Strategien gefragt, um den passenden Filter anzuwenden und Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden. „Da haben definitiv Menschen, die schon länger im Beruf stehen, Vorteile – ebenso diejenigen, die schon länger im Unternehmen sind und die Prozesse kennen.“ Aberle ordnet dem strategischen Umgang mit Informationen eine höhere Relevanz zu als der reinen Verarbeitungsgeschwindigkeit.

„Jung lernt von Alt“ hat also keinesfalls ausgedient – es gibt allerdings Einschränkungen. Aufgrund sich verändernder Prozesse kann es passieren, dass funktionale Strategien ihre Gültigkeit verlieren. Schnelle Anpassungen an neue Rahmenbedingungen sind vonnöten. „Ein aktuelles Beispiel ist der Umgang mit den sozialen Medien und Netzwerken“, sagt Aberle. „Dort finden wir neue Regeln der Kommunikation vor und um diesen geänderten Verhältnissen gerecht zu werden, wird teilweise Reversed Mentoring angewandt.“ Entgegen dem klassischen Mentoring – ein erfahrener Mitarbeiter steht einem jüngeren Mitarbeiter zur Seite – wird in diesem Ansatz ein jüngerer Mitarbeiter zum Mentor eines älteren Mitarbeiters. „Das klingt in der Theorie gut, ist aber in der Praxis nicht immer leicht umzusetzen, da beim Miteinander von Jung und Alt viele Konflikte am Arbeitsplatz entstehen können.“

Wie lassen sich diese vermeiden – und wie können die Stärken beider Altersgruppen am besten genutzt werden? „Es bedarf einer Kultur des lebenslangen Lernens. Das gilt für jüngere und ältere Mitarbeiter gleichermaßen“, antwortet Aberle. Außerdem ist der generelle Umgang mit Altersunterschieden relevant. Hier gilt es, eine Kultur der Wertschätzung und Anerkennung von Altersdiversität zu etablieren: „Diese Wertschätzung betrifft explizit sowohl ältere als auch jüngere Mitarbeiter. Denn nur gemeinsam können wir den steigenden Anforderungen einer immer schneller und komplexer werdenden Informationsgesellschaft gerecht werden.“

Ein ausführliches Interview dazu, wie wir mit der täglichen Informationsflut am Arbeitsplatz umgehen und welche Konflikte möglicherweise dabei entstehen können, findet sich im Wissenschaftsblog adhibeo (unten stehender Link).

Weitere Informationen:

https://www.adhibeo.de/wie-wir-die-informationsflut-bewaeltigen-die-mechanik-der..

Quelle: IDW 

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Gutes Gespür für Moskitos

Gunnar Bartsch Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Julius-Maximilians-Universität Würzburg

Venusfliegenfallen können sogar Berührungen von extrem leichten Tieren wahrnehmen. Auf diese Weise schützen sie sich vor dem Verhungern durch Überaktivität. Das zeigt eine neue Studie von Forschern aus Würzburg und Cambridge.

Weil Pflanzen nicht dazu in der Lage sind, ihren Standort zu verlassen, müssen sie eine andere Technik entwickeln, um sich mit lebenswichtigen Nährstoffen zu versorgen. Die meisten von ihnen bilden dafür ein Wurzelsystem aus und holen sich aus dem Boden, was sie zum Leben benötigen. Was aber, wenn der Boden dauerhaft nichts hergibt? Einen Ausweg aus dieser Zwangslage haben fleischfressende Pflanzen gefunden, wie beispielsweise die Venusfliegenfalle.

Die Venusfliegenfalle wächst in den nährstoffarmen Sümpfen von North und South Carolina an der Ostküste der USA. Sie hat ihre Blätter zu Insektenfallen umgewandelt, die in einem Bruchteil einer Sekunde zuschnappen können. Ihre Beute nimmt die Pflanze über Sinneshaare auf der Fallenoberfläche war. Und weil die Beutetiere in unterschiedlichen Größen daherkommen, die Venusfliegenfalle aber fast alles nehmen muss, was sie bekommen kann, bildet die Pflanze unterschiedlich große Fallen aus.

Forscher der Universitäten Würzburg und Cambridge haben jetzt herausgefunden, dass die Berührungssensoren in diesen Fallen selbst auf mikroskopisch kleine Drücke anspringen, diese in elektrische Signale umwandeln und so das Zuschnappen der Falle auslösen. Ihre Ergebnisse haben sie in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift Nature Plants publiziert.

Sinneshaar wandelt Berührung in elektrischen Strom
„Aus der Oberseite jeder Fallenhälfte entspringen drei bis vier multizelluläre Haare, die insgesamt verwindungssteif sind, bis auf eine Einkerbung an der Basis. Wenn ein Insekt, angelockt von Duft, Farbe oder Nektar der Falle, gegen das Sinneshaar stößt, gibt dieses im Bereich der nicht verstärkten Einkerbung nach. Dies führt dazu, dass die in diesem Bereich befindlichen Sinneszellen auf der einen Seite gedehnt und auf der anderen eingedrückt werden“, erklärt Professor Rainer Hedrich die Arbeitsweise der Venusfliegenfalle. Der Biophysiker und Pflanzenforscher hat an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) den Lehrstuhl für Botanik I inne und forscht schon lange an der fleischfressenden Pflanze.

Werden die Sinneszellen dementsprechend verformt, reagieren in einem nächsten Schritt die Berührungssensoren und wandeln die mechanische Energie in elektrische um; ein Aktionspotential wird ausgelöst und breitet sich von der Basis des Sinneshaars schnell über die ganze Falle aus. Kommt es innerhalb kurzer Zeit zu einer zweiten Berührung, wiederholt sich dieser Prozess – und erst dann schnappt die Falle zu.

Wie weit verbiegt aber ein Insekt das Sinneshaar? Wie groß und schwer muss es sein, damit es von der Venusfliegenfalle wahrgenommen wird? Diese Fragen wollte Hedrich mit seiner jüngsten Studie beantworten. „Es war von Anfang an klar, dass wir die Antworten mit Insekten, die fliegen können, nicht so leicht bekommen würden“, so Hedrich. Bei der Suche nach einem geeigneten Forschungstier hätten er und sein Team sich deshalb für Ameisen entschieden. Das entsprechende Fachwissen und die notwendige Unterstützung in ihren Experimenten erhielten die Würzburger Pflanzenwissenschaftler von Professor Walter Federle, einem Biomechaniker und Ameisenexperten der Universität von Cambridge.

Minimale Verbiegung löst elektrische Reizung aus
Wie kann man Ameisen dazu bewegen, auf Befehl gegen ein Sinneshaar zu stoßen? Zur Lösung dieses Problems setzte der Ameisenkenner Federle auf Blattschneideameisen. Diese Ameisenart pendelt regelmäßig zwischen der Blattsammelstelle und dem Nest. Im Experiment führte Federle die Tiere auf ihrem Heimweg über eine Brücke, auf der das letzte Teilstück durch eine Fliegenfallenhälfte ersetzt wurde. Den Ameisenverkehr über die Fliegenfallenbrücke überwachte er mit einer Hochgeschwindigkeitskamera, die alle Zusammenstöße festhielt. Das Ergebnis: Federles Auswertung ergab eine minimale und maximale Sinneshaarauslenkung von 3,5 und 7,5 Grad.

Um nun den Biegewinkel und die Kraft zu bestimmen, die nötig ist, um bei der Venusfliegenfalle ein Aktionspotential auszulösen, haben die Wissenschaftler die Ameisen gegen computergesteuerte Mikromanipulatoren mit speziellen Kraftaufnehmern eingetauscht. Nachdem die Mikromanipulatoren auf dem Sinneshaar aufsetzten, wurde schrittweise der Abknickwinkel verändert. „Zu unserer Überraschung zeichneten unsere Spannungsdetektoren schon bei einer Auslenkung um 2,9 Grad ein Aktionspotential auf“, so Dr. Sönke Scherzer, Erstautor der Arbeit und wissenschaftliche Mitarbeiter an Hedrichs Lehrstuhl. Das bedeute, dass schon der schwächste Zusammenstoß mit der Blattschneideameise von der Fliegenfalle bemerkt wird.

Eine Falle für jede Fliegengröße
Eine Ameise oder Stubenfliege bringt beim Laufen eine Kraft auf, die in etwa ihrem Körpergewicht entspricht. Eine Fliege mit einem Gewicht von zehn Milligramm schafft demnach 100 Mikro-Newton, eine Kraft, die gut ausreicht, eine große Falle elektrisch zu erregen. Verirrt sich aber beispielsweise ein Moskito, der nicht mehr als drei Milligramm wiegt, in solch eine große Falle, verbiegen sich die Sinneshaare nicht.

Weil aber auch ein Moskito eine wichtige Nahrungsquelle sein kann, hat die Venusfliegenfalle im Laufe der Evolution auch kleinere Fallen entwickelt. Dort reagieren die Sinneshaare auch auf den Druck eines Moskitogewichts. „Diese fallengrößenabhängige Berührungsempfindlichkeit der Sinneshaare ist für die Wirtschaftlichkeit der Fallen wichtig“, erklärt Rainer Hedrich. Schließlich kostet es die Pflanze deutlich mehr Energie, eine große Falle wieder zu öffnen als eine kleine. „Wenn selbst untergewichtige, nährstoffarme Beutetiere den Verschluss großer Fallen auslösen könnten, fiele die Kosten-Nutzen-Bilanz negativ aus und die Venusfliegenfalle würde im Extremfall langsam verhungern“, so Hedrich.

Wenn das Sinneshaar ermüdet
Wenn die Falle geschlossen ist, ergeben sich die Beutetiere in der Regel nicht ihrem Schicksal. Stattdessen versuchen sie auszubrechen. In ihrer Panik berühren sie dabei fortwährend die Sinneshaare und lösen so bis zu 100 Aktionspotentiale innerhalb von zwei Stunden aus. Diese elektrischen Signale verrechnet die Fliegenfalle und setzt eine der Anzahl entsprechende Reaktion in Gang, die von der Herstellung und dem Ausschütten eines Verdauungssekret bis zur Aufnahme der Nahrungsbestandeile aus dem zersetzten Tierischen reicht, erklärt Hedrich.

Die Frage, wie oft in einer Stunde ein einzelnes Sinneshaar stimuliert werden kann, haben die Wissenschaftler in einem weiteren Experiment untersucht. Das Ergebnis: „Ab einer Frequenz von einem Zehntel Hertz, also einer Stimulation alle zehn Sekunden, stellen sich beim Sinneshaar Ermüdungserscheinungen ein“, sagt Sönke Scherzer. Bei noch höheren Frequenzen löste nicht mehr jede Berührung ein Aktionspotential aus, und schließlich blieben die elektrischen Ereignisse völlig aus. Unterbrachen die Forscher die wiederholte Stimulationsfolge für eine Minute, erlangte das Haar seine mechano-elektrischen Eigenschaften wieder vollständig.

Die sensorischen Zellen unter der Lupe
In einem nächsten Schritt wollen die Wissenschaftler nun herausfinden, wie die Fliegenfalle zählt und was der Grund für die Aussetzer des Sinneshaars bei hochfrequenter Beanspruchung ist. Dazu werden sie Sinneshaare und Sinneszellen isolieren und eine Reihe von Eigenschaften bestimmen, wie beispielsweise die Ermüdung und Erholung der Ionenkanäle, die Berührung in ein elektrisches Ereignis umsetzen.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Rainer Hedrich, Lehrstuhl für Botanik I (Pflanzenphysiologie und Biophysik), Universität Würzburg, T +49 931 31-86100, hedrich@botanik.uni-wuerzburg.de

Originalpublikation:

Venus flytrap trigger hairs are micronewton mechano-sensors that can detect small insect prey, S. Scherzer, W. Federle, K. A. S. Al-Rasheid and R. Hedrich. Nature Plants, DOI: 10.1038/s41477-019-0465-1.

Weitere Informationen:

https://www.nature.com/articles/s41477-019-0465-1 Die Originalpublikation

Quelle: IDW 

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Gießener Lungenforscher behandeln Lungenhochdruck mit einem Krebsmedikament

Lisa Dittrich Referat für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Justus-Liebig-Universität Gießen

Erfolg für Sonderforschungsbereich 1213 „Pulmonale Hypertonie und Cor pulmonale“
Lungenhochdruck ist eine schwere, zum Tode führende Erkrankung, die durch eine starke Verengung der Lungengefäße gekennzeichnet ist. Die Betroffenen leiden bereits bei geringster Belastung oder sogar in Ruhe unter Atemnot, blauen Lippen, Beinödemen, Brustschmerzen, und klagen allgemein über schnelle Erschöpfung und Ermüdung. Die richtige Diagnose wird zumeist erst gestellt, wenn es durch die fortschreitende Überlastung zum Herzversagen kommt. Im an der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) angesiedelten Sonderforschungsbereich 1213 „Pulmonale Hypertonie und Cor pulmonale“ (Sprecher Prof. Norbert Weißmann) wird genau die Erkrankung untersucht und die Entwicklung neuer Therapien angestrebt.

Das scheint nun gelungen zu sein: In der aktuellen Ausgabe von „Nature Communications“ berichten Prof. Dr. Friedrich Grimminger und Prof. Dr. Ralph Schermuly vom Fachbereich Medizin der JLU von der Identifizierung eines molekularen Mechanismus, der die Erkrankung aus der Wand der Gefäße heraus steuert. Die Zyklin-abhängigen Kinasen (CDKs) 2, 4 und 6 sind im Lungengewebe und in isolierten Zellen von PAH Patienten in so auffälligen Konzentrationen vorhanden wie man sie sonst nur bei Krebspatientinnen mit Brustkrebs kennt. Die moderne Krebstherapie umfasst deshalb auch eine medikamentöse Blockade dieser Schlüsselproteine.

Die Autoren setzten nun diese in der Krebstherapie etablierten CDK-Inhibitoren – also künstlich hergestellte Wirkstoffe, die die Wirkung der CDK hemmen – in vorklinischen Studien ein. Sie folgten der Hypothese, dass diese CDK-Inhibitoren auch den überaktivierten Signalweg bei den Lungenkranken so wirksam hemmen, dass die Erkrankung zum Stillstand kommt. Ihre Hoffnung, den krankhaften Umbau der Blutgefäße zu stoppen, wurde bestätigt. Überraschenderweise gelang es sogar, die bereits krankhaft verengten Blutgefässe zu regenerieren.

Die Beobachtung, dass bereits entstandene krankhafte Wandververdickungen der Blutgefäße „repariert“ werden konnten, ist ein unerwarteter Erfolg. Der Einsatz von Krebsmedikamenten beim Herzversagen ist eine völlig neue Perspektive. Dafür wurden zwei CDK-Inhibitoren, Dinaciclib und Palbociclib, verwendet, die bereits in der Tumorbehandlung erfolgreich getestet wurden. „So ist Palbociclib aufgrund seiner hemmenden Eigenschaften auf Tumorzellen für die Behandlung des fortgeschrittenen Brustkrebses zugelassen“, erklärt Prof. Grimminger, der selbst als Onkologe arbeitet. In den isolierten Zellen führte die gezielte Hemmung der CDKs durch Abschaltung eines nachgeschalteten Signalwegs (CDK-Retinoblastoma-Protein-E2F-Signalweg) zu einer Unterbrechung des Zellwachstums und damit zur signifikanten Abnahme der übermäßigen Zellvermehrung. In zwei experimentellen Modellen der PAH zeigte Palbociclib eine Reduzierung des krankhaften Gefäßumbaus. Damit einhergehend zeigte sich insgesamt eine deutliche Verbesserung der Herzleistung.

„Die Daten zeigen, dass die Hemmung von CDK durch Wirkstoffe wie Palbociclib eine neue Therapieoption für die Behandlung von PAH-Patienten darstellt, die am krankhaften Gefäßumbau der Lunge und des rechten Herzens ansetzt“, erklärt Prof. Schermuly. Auch wenn die Entstehung und Entwicklung einer PAH insgesamt komplex sind, lassen die Ergebnisse hoffen, dass sich das Fortschreiten der Erkrankung durch die Hemmung des Gefäßumbaus eindämmen lässt und somit der Leidensdruck der Patienten verringert wird. Die Erstautoren der Arbeit Dr. Astrid Weiß und Moritz Neubauer erhielten für diese Arbeit den hochrenommierten Preis der Rene-Baumgart Stiftung bei dem diesjährigen Kongress der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Prof. Dr. Ralph Schermuly, Innere Medizin
E-Mail: Ralph.Schermuly@innere.med.uni-giessen.de

Originalpublikation:

Weiss A, Neubauer MC, Yerabolu D, Kojonazarov B, Schlueter BC, Neubert L, Jonigk D, Baal N, Ruppert C, Dorfmuller P, Pullamsetti SS, Weissmann N, Ghofrani HA, Grimminger F, Seeger W, Schermuly RT. Targeting cyclin-dependent kinases for the treatment of pulmonary arterial hypertension.
Nature Communication, 2019 May 17;10(1):2204. doi: 10.1038/s41467-019-10135-x.
https://www.nature.com/articles/s41467-019-10135-x

Quelle: IDW 

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Mehr Insektenvielfalt auf Äckern und Weiden

Dr. Corinna Dahm-Brey Presse & Kommunikation
Carl von Ossietzky-Universität Oldenburg

Wie lassen sich landwirtschaftliche Flächen für Insekten attraktiver machen, ohne dass der Ertrag abnimmt? Das untersuchen Oldenburger Biologen in einem EU-Projekt.

Die Bestäubung durch Insekten ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Doch in ganz Europa nimmt die Zahl von Wildbienen, Hummeln, Schmetterlingen oder Schwebfliegen ab, weil es immer weniger Blühpflanzen gibt. Das EU-Projekt BEESPOKE (Benefitting Ecosystems through Evaluation of food Supplies for Pollination to Open up Knowledge for End users), an dem auch Biologen der Universität Oldenburg beteiligt sind, soll dies nun ändern: Ziel ist es, neue Methoden, Saatmischungen und Empfehlungen für Landwirte zu entwickeln, damit die Insektenvielfalt auf Äckern und Wiesen wieder zunimmt. Das Europäische Interreg-Programm „Nordsee“ fördert das Projekt über dreieinhalb Jahre mit 4,1 Millionen Euro. Insgesamt sind 16 Partner aus sechs Nordsee-Anrainerstaaten beteiligt, die Leitung liegt beim britischen Game & Wildlife Conservation Trust.

Im Mittelpunkt des Projekts steht die Frage, wie sich landwirtschaftliche Flächen für Insekten attraktiver machen lassen, ohne dass der Ertrag abnimmt. Die Projektpartner führen dazu rund 70 Feldversuche für zahlreiche verschiedene Nutzpflanzen durch. Im deutschen Teilprojekt, an dem neben der Universität Oldenburg auch das Grünlandzentrum Niedersachsen/Bremen beteiligt ist, geht es um Weiden und Grünland. „Wir untersuchen beispielsweise, welchen Einfluss ein Schnitt pro Jahr mehr oder weniger hat, oder wie sich die genetische Vielfalt der Pflanzenarten im Grünland auf die Bestäuber auswirkt“, erläutert Prof. Dr. Dirk Albach, Leiter der Arbeitsgruppe Biodiversität und Evolution der Pflanzen und Direktor des Botanischen Gartens. Für die Experimente stehen dem Team 20 Hektar Weideflächen im Oldenburger Umland zur Verfügung, darüber hinaus finden auch im Botanischen Garten Versuche statt. Als Ergebnis des Projekts sollen zum Beispiel verbesserte Saatmischungen, Trainingsmaterial und Richtlinien entwickelt werden. Dieser Ansatz soll Landwirte in die Lage versetzen, belastbare und nachhaltigere Agrar-Ökosysteme zu schaffen und dabei routinemäßig auch das Wohlergehen der Bestäuber zu fördern.

Partner der Universität und des Grünlandzentrums ist die Firma Meiners Saaten in Harpstedt. Am Interreg-Programm Nordsee sind die Länder Großbritannien, Belgien, die Niederlande, Schweden, Dänemark und Deutschland beteiligt. Das Projekt BEESPOKE ist Teil der Priorität 3 „Nachhaltige Nordseeregion“. Das Programm wird vom European Regional Development Fund (ERDF) der Europäischen Union finanziert.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Kontakt: Prof. Dirk Albach, Tel.: 0441/798-3339, E-Mail: dirk.albach@uol.de

Weitere Informationen:
http://uol.de/plant-evol/
http://www.northsearegion.eu

Quelle: IDW 

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Bissula erklärt die antike Wirtschaftsgeschichte

Peter Kuntz Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Trier

Mehr als zwei Jahre lang wurde an der Universität Trier ein römisches Schiff für den Seehandel nachgebaut. Nun tritt es seine wissenschaftliche Mission an.

In den vergangenen Jahren hat sich die Universität Trier zu einem führenden Standort für experimentelle Archäologie entwickelt. Das bislang spektakulärste Projekt dieser Forschungsrichtung ist der originalgetreue Nachbau eines 16 Meter langen römischen Handelsschiffs. Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer hat es heute in Trier auf den Namen „Bissula“ getauft, die Geliebte des römischen Dichters Ausonius.
Althistoriker Prof. Dr. Christoph Schäfer ist die treibende Kraft hinter den Rekonstruktionen antiker Vorbilder. Unter seiner wissenschaftlichen Leitung sind bereits römische Feldgeschütze und drei römische Militärschiffe wiedererschaffen und wissenschaftlich untersucht worden. Ein wichtiger Bestandteil des nun fertiggestellten Nachbaus eines Handelsschiffs vom Typ Laurons 2 ist die Kooperation mit Michael Hoffmann und Prof. Dr. Ing. Karl Hofmann-von Kap-herr vom Fachbereich Technik der Hochschule Trier.

Ministerpräsidentin Malu Dreyer, Taufpatin für Laurons 2, bezeichnete es als Leuchtturmprojekt der Wissenschaftsallianz Trier. „Es ist ein treffendes Sinnbild für die besonderen Qualitäten der Stadt Trier und der gesamten Region. Die Realisierung des Projekts bestätigt auf eindrucksvolle Weise, dass wir in Trier einen leistungs- und innovationsstarken Wissenschaftsstandort haben, der durch das Projekt noch einmal nachhaltig gestärkt wird“, sagte sie. Zum anderen unterstreiche das Projekt erneut die Bedeutung der Stadt als Zentrum der Antike. „Mich persönlich beeindruckt neben den historischen Aspekten vor allem, dass Studierende der Universität und weitere Helfer und Helferinnen auch ehrenamtlich sehr viel Zeit in das Projekt investiert haben. Es ist toll, mit welcher Einsatzbereitschaft sie sich einbringen. Das verdient Anerkennung und dafür möchte ich mich bei ihnen sowie bei allen anderen Verantwortlichen und Beteiligten ausdrücklich bedanken.“

Für den Wissenschaftsstandort Trier und das Transmare-Institut an der Universität Trier ist das Projekt von besonderer Bedeutung. In Transmare haben sich über 20 Wissenschaftler zusammengeschlossen, um gemeinsam Forschung maritimer Art von der Antike bis ins 21. Jahrhundert zu betreiben. Dabei geht es um den Transfer von Menschen, Gütern und Ideen sowohl aus kultur- wie wirtschaftsgeschichtlicher Perspektive von der Antike bis heute.

„Für alle Beteiligten war es ein `duales Studium´ der besonderen Art an einem besonderen Ort. Theorie und Praxis haben sich in der gesamten Rekonstruktionsphase des Schiffs die Hand gegeben. Entstanden ist ein Vorzeigeobjekt, das nun zu einer schwimmenden Forschungsstation wird. Das nenne ich moderne Altertumswissenschaft“, sagte Prof. Dr. Michael Jäckel, Präsident der Universität Trier.

Die „Bissula“ soll dabei helfen, mehr über die Wirtschaftsgeschichte der römischen Kaiserzeit zu erfahren. Ohne den Seehandel hätte das römische Imperium nicht existieren können. Getreide, Olivenöl, Wein oder andere Massengüter mussten über weite Strecken auf Mittelmeer, Atlantik oder Nordsee transportiert werden, um die dortige Bevölkerung zu versorgen. Historiker stehen vor dem Dilemma, lediglich über wenige überlieferte Informationen zum Seehandel zu verfügen. Die anstehenden Messungen und Datenerhebungen mit der seegängigen „Bissula“ sollen daher belastbare Rückschlüsse auf das Potential und die Intensität der römischen Handelsschifffahrt und des Seehandels erbringen. „Darüber lassen sich höchst aufschlussreiche Globalisierungsphänomene entdecken, die uns helfen können, die Globalisierung heute besser zu verstehen“, erklärt Prof. Dr. Christoph Schäfer.

Auf der Basis gut erhaltener Funde mehrerer römischer Schiffe an der französischen Küste bei Laurons haben Maschinenbauer der Hochschule Trier ein digitales dreidimensionales Modell erstellt. Damit können Simulationen und Berechnungen durchgeführt und mit Daten verglichen werden, die sich bei den realen Messfahrten mit der „Bissula“ ergeben. Letztlich soll der Abgleich dieser beiden Messvarianten zeigen, inwieweit digitale Modelle künftig aufwendige Nachbauten ersetzen können.
„Für die 3D-Rekonstruktion, die numerischen und Virtual Reality Simulationen setzen wir in diesem Projekt Technologien, Software und Methoden ein, die in der heutigen Automobil-, der Luftfahrt- und auch der Schifffahrtindustrie zum Einsatz kommen. Diese Technologien können natürlich auch historische Fragestellungen vorantreiben, denn sicher wird man nicht tausende Schiffswracks im Nachbau rekonstruieren können“, so Michael Hoffmann von der Hochschule Trier.
„Dieses Projekt zeigt erneut, dass Trier prädestiniert ist für eine Wissenschaftsallianz zwischen der Universität Trier und der Hochschule Trier. Wir sind als Hochschule stolz, unseren Beitrag zum Erfolg dieses Projektes beizutragen“, sagte Claudia Hornig, Kanzlerin der Hochschule Trier.
Bei der nun anstehenden wissenschaftlichen Mission der Bissula werden Prof. Dr. Christoph Schäfer und Prof. Dr. Karl Hofmann-von Kap-herr von der Hochschule Trier in erprobter Zusammenarbeit mit modernsten nautischen Instrumenten Messungen zur Leistungsfähigkeit derartiger Handelsschiffe durchführen. Den Fahrten auf der Mosel könnten weitere Tests auf hoher See folgen.
Weitere Informationen zum Projekt: https://www.uni-trier.de/index.php?id=62438

Zum Projekt
Die 1:1-Rekonstruktion des römischen Handelsschiffes unter der Leitung von Prof. Dr. Christoph Schäfer begann im Frühjahr 2016 mit dem Fällen geeigneter Bäume. Nach einer einjährigen Trocknungszeit begann der Schiffsbau, für den Studierende der Universität und weitere Helfer unzählige ehrenamtliche Arbeitsstunden leisteten. Anleiter waren ein spezialisierter Bootsbaumeister und erfahrene Bauleiter. Den Studierenden eröffneten sich Bezüge zur handwerklichen Praxis und tiefere Einblicke in die Leistungen der antiken Handwerker. Nach knapp zweijähriger Bauzeit wurde das Schiff Anfang Juni von der Baustelle auf dem Campus der Universität zum Liegeplatz des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes Trier transportiert. Nun folgen Mess- und Testfahrten der Bissula – zunächst auf der Mosel, später möglicherweise auch auf See. Hauptförderer des Projekts sind die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) und die Nikolaus Koch Stiftung.

Zum Namen des Schiffs
Die Alemannin Bissula kam im Jahr 368 bei einem Feldzug in römische Kriegsgefangenschaft. Sie wurde Sklavin des in Trier als Prinzenerzieher tätigen Dichters Decimus Magnus Ausonius. Er verliebte sich in Bissula und setzte ihr in dem Gedicht „de Bissula“ ein literarisches Denkmal.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Christoph Schäfer
Alte Geschichte
Tel. +49 651 201-2435
christoph.schaefer@uni-trier.de

Quelle: IDW 

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Wie Bäume das Klima retten könnten

Hochschulkommunikation Hochschulkommunikation
Eidgenössische Technische Hochschule Zürich (ETH Zürich)

Die weltweite Aufforstung von Wäldern wäre auf einer Fläche von 0,9 Milliarden Hektar möglich und könnte so zwei Drittel der vom Menschen verursachten CO2-Emissionen aufnehmen. Dies wäre die effektivste Massnahme gegen den Klimawandel. Zu diesem Schluss kommt eine aktuell in Science publizierten Studie der ETH Zürich.

Das Crowther Lab an der ETH Zürich forscht an naturbasierten Lösungen für den Klimawandel. In der neuen Studie zeigten die Forschenden erstmals auf, wo auf der Welt neue Bäume wachsen könnten und wie viel Kohlenstoff sie speichern würden. Jean-François Bastin, Studienleiter und Postdoc am Crowther Lab erklärt: «Ein Aspekt war für uns bei den Berechnungen besonders wichtig: Wir haben Städte und landwirtschaftliche Flächen von der gesamten Fläche, die das Potenzial zur Wiederaufforstung hat, ausgeschlossen, denn diese Gebiete braucht der Mensch anderweitig.“

Ein Gebiet von der Grösse der USA aufforsten
Die Forschenden berechneten, dass unter den aktuellen klimatischen Bedingungen die Erde mit rund 4,4 Milliarden Hektar Wald bedeckt sein könnte. Das sind 1,6 Milliarden mehr als die derzeit vorhandenen 2,8 Milliarden Hektar. Von diesen 1,6 Milliarden Hektar erfüllen 0,9 Milliarden Hektar das Kriterium nicht von Menschen genutzt zu werden. Derzeit stünde also ein Gebiet von der Grösse der USA für die Aufforstung zur Verfügung. Einst herangewachsen könnten diese neuen Wälder 205 Milliarden Tonnen Kohlenstoff speichern. Das sind etwa zwei Drittel der 300 Milliarden Tonnen Kohlenstoff, die seit der industriellen Revolution durch den Menschen verursacht in die Atmosphäre gelangten.

ETH-Professor Tom Crowther, Mitautor der Studie und Gründer des Crowther Lab, meint dazu: «Wir alle wussten, dass die Aufforstung der Wälder einen Beitrag zur Bekämpfung des Klimawandels leis-ten könnte, aber bislang war unklar, wie gross der Effekt wäre. Unsere Studie zeigt deutlich, dass Flä-chen zu bewalden derzeit die beste verfügbare Lösung gegen den Klimawandel ist. Allerdings müssen wir schnell handeln, denn es wird Jahrzehnte dauern, bis die Wälder reifen und ihr Potenzial als natürliche CO2-Speicher ausschöpfen.»

Russland wäre am besten geeignet
Die Studie zeigt auch, wo eine Aufforstung am besten möglich wäre. Die meiste Fläche entfällt auf nur sechs Länder: Russland (151 Millionen Hektar), USA (103 Millionen Hektar), Kanada (78,4 Millionen Hektar), Australien (58 Millionen Hektar), Brasilien (49,7 Millionen Hektar) und China (40,2 Millionen Hektar).

Die Studie warnt schliesslich davor, dass viele aktuelle Klimamodelle fälschlicherweise erwarten, dass der Klimawandel die globale Baumbedeckung erhöhe. Zwar werden die Flächen der nördlichen Wälder in Regionen wie Sibirien wahrscheinlich zunehmen. Aber dort beträgt die Baumdichte durchschnittlich nur 30 bis 40 Prozent. Dem gegenüber steht allerdings der Verlust von dichten tropischen Wäldern, die typischerweise eine Baumbedeckung von 90 bis 100 Prozent aufweisen.

Bäume im Blick – auch an der Scientifica
Ein Tool auf der Website des Crowther Lab [https://gee.ethz.ch/] ermöglicht es Nutzern, einen beliebigen Ort der Welt zu wählen und herauszufinden, wie viele Bäume dort wachsen könnten und wie viel Kohlenstoff sie speichern würden. Zudem bietet es auch Listen von Waldrestaurierungsorganisationen. Das Crowther Lab wird an der diesjährigen Scientifica [https://www.scientifica.ch/] teilnehmen und das neue Werkzeug vorstellen.

Das Crowther Lab setzt auf naturbasierte Lösungen für den Klimawandel. Es will so erstens die Ressourcen besser zuteilen, indem es Regionen identifiziert, die bei der Aufforstung den grössten Klimaeffekt haben könnten. Zweitens will das Lab realistische und messbare Ziele setzen, um die Wirkung von Sanierungsprojekten zu maximieren; und drittens den Fortschritt laufend überprüfen und gegebenenfalls Korrekturmassnahmen einleiten.

Originalpublikation:

Bastin JF, Finegold Y, Garcia C, Mollicone D, Rezende M, Routh D, Zohner CM, Crowther TW: The global tree restoration potential, Science, 5 July 2019, doi: 10.1126/science.aax0848 [http://dx.doi.org/10.1126/science.aax0848]

Anhang

Medienmitteilung
https://idw-online.de/de/attachmentdata72372.pdf

Quelle: IDW 

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Berufsbegleitend für eine Ingenieur-Karriere studieren

Sigrid Neef Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation
Ernst-Abbe-Hochschule Jena

Am 28. August findet um 18.00 Uhr in der Ernst-Abbe-Hochschule (EAH) Jena, Raum 05.01.43, eine Informationsveranstaltung zu einem neuen Weiterbildungsmasterstudiengang für Ingenieure statt. Der schnelle technologische und digitale Wandel eröffnet Möglichkeiten für neue Geschäftsfelder, moderne Produktionsverfahren und innovative Erlösmodelle. Um diese Chancen erfolgreich zu nutzen, braucht es Fach- und Führungskräfte, die in Unternehmen kompetent und effizient agieren können.

Ob Produktionsleiter, Qualitätsingenieur, Produkt- oder Projektmanager – Ingenieure arbeiten zunehmend mit vielen Abteilungen im Unternehmen zusammen und benötigen bereichsübergreifendes Wissen.

Diese interdisziplinären Kompetenzen können interessierte Ingenieure im Rahmen des neuen berufsbegleitenden Masterstudiengangs „Wirtschaftsingenieurwesen“ an der EAH Jena erwerben. Das fünfsemestrige Masterstudium vermittelt praxisrelevantes Wissen in einer erfolgversprechenden Kombination aus technischen, wirtschaftlichen und rechtlichen Inhalten. Als Alternative zum MBA fokussiert dieses Masterprogramm speziell auf die Herausforderungen in technologiegeprägten Unternehmen.

Die Teilnehmer erhalten fundierte Einblicke in Erkenntnisse und Methoden, die es ihnen ermöglichen, in ihrem Beruf komplexe Koordinationsaufgaben wahrzunehmen. Der Studiengang verfolgt die Philosophie, ein integriertes Gesamtverständnis für die Erfolgsfaktoren bei der Entwicklung, Realisierung und Vermarktung von Produkten in einer zunehmend digitalisierten Welt zu vermitteln. Damit ist dieses Masterprogramm einmalig unter den Weiterbildungsstudiengängen an Thüringer Hochschulen.

Die Studiengangsteilnehmer werden durch speziell für das Selbststudium entwickelte Lehrmaterialien unterstützt. Zudem garantieren regelmäßig stattfindende Präsenzphasen eine zielgerichtete und zeiteffiziente Aneignung von Wissen.

Der Masterstudiengang wurde vom Fachbereich Wirtschaftsingenieurwesen der EAH entwickelt und wird in Zusammenarbeit mit der Jenaer Akademie für Lebenslanges Lernen e.V. durchgeführt. Er richtet sich an im Beruf stehende Ingenieure und Wirtschaftsingenieure, die über einen Diplom- oder Bachelorabschluss verfügen. Das Masterstudium ist ausgerichtet auf 5 Semester und erfordert eine Präsenzzeit von 24 Tagen am Studienort Jena. Die Seminare finden freitags und samstags statt. Die Seminarsprache ist Deutsch.

Die Kosten betragen 2.380 Euro pro Semester. Die Studieninhalte sind in 13 Module unterteilt, die auch einzeln gebucht werden können. Die Bewerbungsfrist für das Wintersemester 2019 endet am 15.09.2019.

Im Rahmen der Infoveranstaltung am 28. August, 18.00 Uhr, im Raum 05.01.43 (Haus 5, Etage 1), können sich Interessenten über das Studienangebot informieren und haben die Möglichkeit, Fragen zu Inhalten, Zulassungsvoraussetzungen und organisatorischem Ablauf des berufsbegleitenden Weiterbildungsstudiums zu stellen.

Weitere Informationen:
http://www.jenall.de/studium
http://www.eah-jena.de/weiterbildungsstudium

Prof. Dr. Uwe Herbst, Studiengangsleiter (EAH Jena)
Peter Perschke, Geschäftsführer (JenALL e.V.)

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Uwe Herbst
uwe.herbst@eah-jena.de

Weitere Informationen:

http://www.eah-jena.de
http://www.jenall.de/studium
http://www.eah-jena.de/weiterbildungsstudium

Quelle: IDW 

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Neuer Windatlas für Europa fertiggestellt

Lisa Bösch Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Fraunhofer-Institut für Windenergiesysteme IWES

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus ganz Europa haben im Forschungsprojekt NEWA den Neuen Europäischen Windatlas fertiggestellt. Die Universität Oldenburg mit dem Zentrum für Windenergieforschung (ForWind), das Fraunhofer-Institut für Energiewirtschaft und Energiesystemtechnik IEE und das Fraunhofer-Institut für Windenergiesysteme IWES bilden das deutsche Konsortium des europäischen Forschungsprojektes NEWA (Neuer Europäischer Windatlas).

Gemeinsam mit ihren Partnern aus ganz Europa haben sie daran gearbeitet, neue Methoden zur Bewertung der Windverhältnisse zu entwickeln und zu validieren, um so bei der Suche nach optimalen Standorten für neue Windparks zu helfen. Der fertiggestellte Atlas wird der deutschen Windbranche am 2. Juli 2019 auf der NEWA-Stakeholder-Abschlussveranstaltung in Hannover präsentiert. International wurde der Atlas am 27. Juni 2019 in Brüssel vorgestellt.

30 Partner aus Wissenschaft und Wirtschaft aus acht verschiedenen Ländern haben europaweit an der Realisierung des Neuen Europäischen Windatlas (NEWA) zusammengearbeitet. Die Forscherinnen und Forscher haben neue Methoden zur Bewertung der Windverhältnisse entwickelt und validiert. Ein zentrales Ziel des Windatlas war die Entwicklung von standardisierten Online-Karten für die Standortbewertung.

Jakob Mann, Professor an der DTU Windenergie und Koordinator des internationalen Konsortiums, erklärt: „NEWA ist der größte und detaillierteste Datensatz zur Validierung und Bewertung der Windverhältnisse.“

Mit Hilfe eines Wettermodells wurden die Windverhältnisse der zurückliegenden 30 Jahre über ganz Europa mit einer Auflösung von drei Kilometern nachsimuliert. Online können jetzt für jeden Punkt in der EU Informationen über das langjährige Windklima abgerufen werden: unter anderem interaktive Karten, Zeitreihen und Statistiken von Windgeschwindigkeit und anderen windenergierelevanten Parametern in verschiedenen Höhen. „Der Umfang und die Genauigkeit des Neuen Europäischen Windatlas werden eine neue Grundlage für die Planung der Windenergienutzung in Europa darstellen“, sagt IWES-Wissenschaftler und Projektkoordinator Dr. Bernhard Lange.

Das internationale Projekt NEWA startete 2015 und wurde aus nationalen Förderprogrammen der Partnerländer sowie EU-Mitteln mit einer Gesamtsumme von 13,5 Millionen Euro finanziert. Von deutscher Seite wurde NEWA vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie mit ca. 1,5 Millionen Euro gefördert. Mit den Projektergebnissen soll das europäische Windenergiepotenzial genauer bestimmt und so ein Beitrag zur Kostenreduzierung für die Stromerzeugung aus Windparks geleistet werden.

NEWA ist ab sofort für alle frei verfügbar unter: https://map.neweuropeanwindatlas.eu/.

ForWind ist das gemeinsame Zentrum für Windenergieforschung der Universitäten Oldenburg, Hannover und Bremen und bildet einen bundesweit einmaligen Forschungsverbund. ForWind deckt ein breites ingenieurwissenschaftliches sowie physikalisches Spektrum ab und begleitet industriell ausgerichtete Projekte wissenschaftlich.
Kontakt: Dr. Björn Witha, Tel.: +49 441 798-5075,
E-Mail: bjoern.witha@forwind.de, www.forwind.de

Das Fraunhofer IEE in Kassel forscht für die Transformation der Energieversorgungssysteme und entwickelt Lösungen für technische und wirtschaftliche Herausforderungen. Es hat sich in den Geschäftsbereichen Energiewirtschaft und Energiesystemtechnik etabliert.
Kontakt: Dr.-Ing. Paul Kühn, Telefon +49 561 7294-351,
E-Mail: Paul.kuehn@iee.fraunhofer.de, www.iee.fraunhofer.de

Das Fraunhofer IWES sichert Investitionen in technologische Weiterentwicklungen durch Validierung ab, verkürzt Innovationszyklen, beschleunigt Zertifizierungsvorgänge und erhöht die Planungsgenauigkeit durch innovative Messmethoden im Bereich der Windenergie.
Kontakt: Dr. Julia Gottschall. Tel.: +49 471 14290-354,
E-Mail: julia.gottschall@iwes.fraunhofer.de, www.iwes.fraunhofer.de

Quelle: IDW 

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Forschungskooperation mit DLR-Institut: Kohlendioxid-Reduktion in industriellen Prozessen

Carmen Richter Stabsstelle Kommunikation und Marketing
Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg

Wie aus fossilen Kraftwerken kohlenstoffarme Energielieferanten werden, erforschen BTU-Wissenschaftler gemeinsam mit dem neuen Institut des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR)

Deutschlands Klimaschutzziele sehen bis 2030 eine Reduzierung der Treibhausgasemissionen um mindestens 55 % gegenüber 1990 vor. Bis 2050 soll eine weitgehende Treibhausgasneutralität erreicht sein. Um diese Ziele zu erreichen, sind unter anderem verstärkte Anstrengungen erforderlich, um die Dekarbonisierung energieintensiver industrieller Prozesse, wie der Stahl- oder Aluminiumproduktion, zu beschleunigen. Zudem gilt es, Kohlekraftwerke in kohlenstoffarme Energiewandlungssysteme umzubauen, um Emissionen zu vermeiden.

Gemeinsam mit dem DLR-Institut für dekarbonisierte Industrieprozesse arbeiten BTU-Forscher künftig daran, alternative, emmissionsarme Technologien für energieintensive Industrien zu entwickeln, die nicht mit fossilen Brennstoffen arbeiten. „Die Industrie mittel- bis langfristig klimaneutral umzubauen, ist eine internationale Mammutaufgabe. Ideen und Innovationen für diesen Umbau werden künftig aus der Lausitz kommen und einen wichtigen Beitrag zur klimafreundlichen Entwicklung am Industriestandort Deutschland leisten“, so die amtierende BTU-Präsidentin Prof. Dr. Christiane Hipp.

Wie die künftige Forschungskooperation gestaltet werden soll, haben das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt, der kommissarische Leiter des Instituts Prof. Dr. Uwe Riedel gemeinsam mit der BTU, Prof. Dr.-Ing. Christoph Egbers und einem Wissenschaftlerteam erarbeitet. Prof. Egbers: „Die Ansiedlung des neuen DLR-Instituts im Bereich der Energieforschung ist ein entscheidendes Signal und ein wichtiger Baustein für die weitere Entwicklung des Wissenschaftsstandortes Cottbus. Sie hat große strukturelle und technologische Bedeutung für die Lausitz“, sagt er und ergänzt: „Gemeinsam mit dem DLR-Institut werden wir an der Entwicklung von Hochtemperatur-Wärmepumpen und virtuellen Modellen arbeiten, anhand derer wir industrielle Prozesse optimieren können.“ Am Standort Cottbus sind drei gemeinsamen Berufungen zwischen BTU und DLR in Planung. Gegenwärtig gehen DLR und BTU davon aus, dass das Institut mit einer Personalausstattung von insgesamt 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern seine Arbeit aufnimmt und im weiteren Verlauf – abhängig von der Nachfrage am Markt – auch noch wachsen kann.

Hintergrund
Die Ansiedlung des neuen Instituts des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) gehört zu den vom Bund geförderten Vorhaben, die zur Strukturentwicklung beitragen sollen. 60 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler werden an den beiden Standorten in Cottbus und Zittau arbeiten, 30 in Cottbus. Zusätzlich werden weitere 60 Forschende über Projekte drittmittelfinanziert. Für die Administration und technische Unterstützung sind weitere 15 Stellen geplant.

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie stellt jährlich 10 Mio. € Grundfinanzierung zur Verfügung. Brandenburg und Sachsen kofinanzieren das Institut an beiden Standorten mit jeweils 0,55 Mio. € jährlich und leisten eine einmalige Anschubfinanzierung in Höhe von je 10 Mio. €.

Quelle: IDW 

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DDG/DGE: Essstörungen bei Diabetes können lebensgefährlich sein

Medizin – Kommunikation Medizinkommunikation
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V.

Essstörungen treten bei jungen Patientinnen mit Typ-1-Diabetes zwei- bis dreimal häufiger auf als bei gesunden Frauen. Die Betroffenen hoffen, Gewicht zu verlieren, indem sie zeitweise darauf verzichten, sich Insulin zu spritzen. Damit riskieren sie unumkehrbare Schäden an Nerven und Gefäßen und im schlimmsten Fall sogar ihr Leben. Anlässlich einer gemeinsamen Pressekonferenz am 18. Juni in Berlin rufen Diabetes- und Hormonexperten dazu auf, die Kombination dieser beiden Erkrankungen stärker in den Fokus zu rücken. Insbesondere Ärzte und Familienangehörige sollen bei jungen Diabetespatientinnen stärker auf Anzeichen möglicher Essstörungen achten.

Vor allem die Bulimie ist bei jungen Frauen mit Diabetes Typ 1 besonders verbreitet. Die Betroffenen haben Essanfälle, bei denen sie große Mengen an Nahrung förmlich verschlingen. Aus Angst, zuzunehmen, greifen sie zu verschiedenen Strategien: Sie erbrechen das Essen beispielsweise oder nehmen Abführmittel in hohen Dosen ein. Patientinnen mit Typ-1-Diabetes wenden eine weitere Methode an: Sie verzichten auf das Spritzen von Insulin. Ohne das lebenswichtige Hormon kann ihr Körper den Zucker aus der Nahrung nicht aufnehmen, sodass er mit dem Urin ausgeschieden wird. Das sogenannte Insulin-Purging hat jedoch fatale Folgen: Da der Körper von Menschen mit Diabetes keinen Zucker aufnehmen kann, verbleiben zu große Mengen davon im Blut. Das schadet Blutgefäßen, Nerven und Nieren. Im Extremfall kann es zu lebensgefährlichen Übersäuerungen des gesamten Körpers kommen.

„Durch den Diabetes müssen sich Mädchen und junge Frauen täglich mit Inhalt und Menge des Essens auseinandersetzen“, erklärt Susan Clever, Diplom-Psychologin aus Hamburg. „Gerade in der Pubertät ist die Gefahr groß, dass Maßnahmen, die den Diabetes behandeln sollen, in ein krankhaftes Verhältnis zum Essen und zum eigenen Körper führen.“ Viele Menschen legen auch an Gewicht zu, wenn sie eine Insulintherapie beginnen. Hinzu kommen der tägliche Stress, den die Erkrankung verursacht, ein geringes Selbstwertgefühl und eventuell beschämende Aussagen von Mitschülern und Freunden – die Patientinnen flüchten sich in ein gestörtes Essverhalten. Die Expertin aus der Diabetespraxis Blankenese weiß, dass durch Essstörungen auch die Therapie des Diabetes gefährdet ist: Diese Patientinnen essen unregelmäßig und messen ihren Blutzucker seltener.

„Da die Betroffenen aus Scham nicht über ihre Erkrankung sprechen, sind Ärzte und Angehörige gefragt, bei jungen Patientinnen mit Diabetes Typ 1 verstärkt auf Anzeichen von Essstörungen zu achten“, sagt Clever. Schwankendes Körpergewicht und sehr hohe Blutzuckerwerte können ein wichtiger Hinweis sein. Aber auch wenn eine Patientin ihren Blutzucker nur selten misst oder mehrere Messgeräte dafür benutzt, sollten Eltern und Behandler nachforschen.

Wie Essstörungen bei Diabetes behandelt werden können und was zu tun ist, um ihnen vorzubeugen, erklären Experten auf einer gemeinsamen Pressekonferenz der Deutschen Diabetes Gesellschaft und der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie am 18. Juni in Berlin.

Ihr Kontakt für Rückfragen:
DDG- und DGE-Pressestelle
Stephanie Balz
Postfach 30 11 20
70451 Stuttgart
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Gegen globale Erderwärmung: Waldböden sind bessere Kohlenstoffspeicher als erwartet

Florian Klebs Hochschulkommunikation
Universität Hohenheim

Pilze im Unterboden ermöglichen langfristige Kohlenstoff-Speicherung / Uni Hohenheim erforscht Mikroorganismen in einer Bodentiefe von bis zu 1,5 Metern / ein Werkstattbericht

Pilze in tiefen Waldbodenschichten sind winzig klein – doch sie besitzen eine große Fähigkeit: Sie können Kohlenstoffe nachhaltig speichern. Dies hat ein Forscherteam der Universität Hohenheim in Stuttgart herausgefunden. Mit einem aufwändigen Verfahren sind die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in bislang unerforschte Tiefen vorgedrungen. Das Ergebnis kann für konkrete Maßnahmen gegen die globale Erderwärmung bedeutend sein. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert das Projekt der Universität Hohenheim mit insgesamt 411 500 Euro. Damit zählt es zu den Schwergewichten der Forschung.

Bodenbiologen haben sich in der Vergangenheit bei der Erforschung von Böden lediglich einem Bereich bis zu 30 Zentimeter Bodentiefe gewidmet, weil dort rund die Hälfte der Mikroorganismen wie Pilze und Bakterien zu finden sind. „Die anderen 50 Prozent liegen darunter in einer Tiefe bis mindestens 1,8 Metern“, erklärt Prof. Dr. Ellen Kandeler vom Institut für Bodenkunde und Standortslehre.

Für ihre Versuche schufen Projektpartner mehrere Observatorien im Grinderwald bei Hannover. 13C markierte Buchenblätter wurde auf diese Observatorien aufgebracht, um das Kohlenstoffsignal bis in den Unterboden verfolgen zu können.

Das Team um Bodenbiologin Prof. Dr. Kandeler stellt fest: „Der markierte Kohlenstoff wird auch in tiefe Bodenschichten verlagert und dort bevorzugt von Pilzen in ihre Biomasse eingebaut.“

Pilze besitzen eine höhere Kohlenstoffnutzungseffizienz als Bakterien
Diese Erkenntnis war für das Forscherteam völlig neu. „Die Pilze haben eine deutlich höhere Kohlenstoffnutzungseffizienz als Bakterien und tragen somit sehr viel mehr zur Kohlenstoffspeicherung im Unterboden bei als zunächst angenommen“, sagt Prof. Dr. Kandeler. „Während Bakterien den Kohlenstoff sofort wieder verbrennen, sind die Pilze in der Lage ihn längerfristig zu speichern.“

Dies könnte der Wissenschaft bei der Suche nach neuen Möglichkeiten, den Kohlenstoff lange im Boden zu halten um die globale Erderwärmung einzudämmen, nützlich sein. „Da Waldböden reicher an Pilzen sind als andere Böden, könnten diese künftig als ein möglicher Kohlenstoffspeicher dienen“, sagt Prof. Dr. Kandeler.

HINTERGRUND zum Projekt SUBSOM
Der Projekt-Titel lautet „SUBSOM – The forgotten part of carbon cycling: organic matter storage and turnover in subsoils, Teilprojekt: Biological regulation of subsoil C-cycling under field conditions“. Das interdisziplinäre Projekt SUBSOM besteht aus insgesamt neun Teilprojekten. Beteiligt sind insgesamt sieben deutsche Hochschulen und zwei Forschungseinrichtungen. Die Projektleitung liegt bei Prof. Dr. Bernd Marschner von der Ruhr-Universität Bochum.

SUBSOM startete am 1. 1. 2017 und wird vorerst bis zum 31.12.2019 laufen. Die Universität Hohenheim erhält für das Projekt von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) 411 500 Euro. Ein Verlängerungsantrag für das Projekt wird bei der DFG im Herbst 2019 gestellt.

HINTERGRUND: Schwergewichte der Forschung
32,5 Millionen Euro an Drittmitteln akquirierten Wissenschaftler der Universität Hohenheim 2018 für Forschung und Lehre. In loser Folge präsentiert die Reihe „Schwergewichte der Forschung“ herausragende Forschungsprojekte mit einem finanziellen Volumen von mindestens 350.000 Euro für apparative Forschung bzw. 150.000 Euro für nicht-apparative Forschung.
Text: A.Schmid

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Ellen Kandeler, Universität Hohenheim, Institut für Bodenkunde und Standortslehre, Fachgebiet Bodenbiologie
T+49 711 459 24220, E kandeler@uni-hohenheim.de

Weitere Informationen:
http://www.subsom.de/index.php?id=47 „Projekt-Homepage SUBSOM“

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Raus aus der Raucherecke: Frühwarnsystem für Heizkessel reduziert Feinstaub

Bianca Stur Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Biomasseforschungszentrum

Forscher am Fraunhofer Institut für Bauphysik (IBP) entwickelten gemeinsam mit den Unternehmen HDG Bavaria und LAMTEC ein Kombinationssystem zur Früherkennung von Bedienungsfehlern durch die Betreiber von Heizkesselanlagen. Die Verbesserung der Verbrennung bei kontinuierlicher Prozessüberwachung reduziert nicht nur in erheblichem Maße schädliche Emissionen, sondern erhöht auch den Wirkungsgrad im Praxisbetrieb auf über 93 Prozent.

Die Debatte um Feinstaub aus Kleinfeuerungsanlagen wird so heiß geführt, wie die Sache an sich auch ist. Einerseits erzeugen die ca. 11 Mio. Holzkamine und 0,7 Mio. Heizkessel in Deutschland einen hohen Anteil an erneuerbarer Wärme und tragen zum Klimaschutz bei, auf der anderen Seite schlagen die Zahlen des Umweltbundesamts Alarm. Denn Holzfeuerungsanlagen verursachen einen vergleichsweise hohen Ausstoß an Feinstaub und anderen Schadstoffen, etwa organischen Verbindungen aus einer unvollständigen Verbrennung. Einige dieser Stoffe, vor allem polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) sind krebserregend. Mit Blick auf den Trend zum gemütlichen „Komfortkamin“ in den eigenen vier Wänden und dem Ausbau der Erneuerbaren durch Wärmegewinnung aus Biomasse werden dringend Lösungen für saubere Feuerungsanlagen gesucht. Nun gibt das Forschungsprojekt „Kombinationssystem“ (FKZ-Nr.: 03KB109) Hoffnung auf rauchfreiere Zeiten. Das Projekt wird im BMWi-Förderbereich „Energetische Biomassenutzung“ im Rahmen des 7. Energieforschungsprogramms gefördert.

Worum geht es genau?
Der Fokus des Vorhabens liegt speziell auf Heizkesseln, die also nicht nur die kleine Stube, sondern ganze Wohnanlagen beheizen.
„Unsere Idee war, dass neben den konstruktiven Gegebenheiten der Verbrennungstechnik, vor allem das Verhalten des Betreibers von entscheidender Bedeutung für die Verbrennungsqualität und somit die Feinstaubemissionen ist.“, so Dr. Mohammad Aleysa, Projektleiter am IBP.
Denn nur durch eine gute Auswahl des Brennstoffs und die richtige Bedienung der Verbrennungstechnik kann ein effizienter und schadstoffarmer Betrieb des Kessels gewährleistet werden. Das nun von den Forschern entwickelte VREM-System (Verbrennungsregelungs- und Emissionsmonitoringsystem) zur kombinierten regelungstechnischen Optimierung der Verbrennung bei gleichzeitiger Überwachung der Prozesse soll künftig eine Fehlbedienung der Biomasseheizkessel vermeiden.

Wie funktioniert das VREM-System?
O2/COe-sondengestützte Analysen und intelligente Überwachungsalgorithmen regeln den Verbrennungsprozess mit niedrigerem Sauerstoffüberschuss und der Vermeidung hoher Wärmeverluste. Letztere können über nicht verbrannte Bestandteile oder über die freie Wärme im Abgas entstehen. Die Regelung des Verbrennungsprozesses ermöglicht eine präzise Luftzufuhr, welche wiederum eine optimale Verbrennung gewährleistet – ganz unabhängig vom eingesetzten Brennstoff. Beim Auftreten von Komplikationen bzw. Betriebsstörungen, die sich regelungstechnisch nicht beheben lassen wie z. B. beim Einsatz illegaler Brennstoffe wie Haushaltsabfälle und Althölzer oder technischen Defekten, wird der Betreiber per E-Mail und SMS informiert. Durch diese frühzeitige Fehlererkennung und ihre Beseitigung können gefährliche Schadstoffe wie bspw. Feinstaub, CO, CnHm (Kohlenwasserstoffe) oder PAKs vermieden werden. Darüber hinaus werden durch das VREM-System nicht nur Emissionen erheblich reduziert, sondern auch der Wirkungsgrad auf über 93 Prozent erhöht.

Wie lief der Praxistest?
Die Überwachungsalgorithmen mit der O2/COe-Sonde wurden nach der Erprobung auf dem Prüfstand erfolgreich in zwei in der Praxis befindlichen Biomasseheizkesseln der Firma HDG Bavaria über eine Heizperiode dauererprobt. Hierbei handelte es sich um hand- und automatisch beschickte Heizkessel für die Verbrennung von Scheitholz und Holzpellets. Sowohl die O2/COe-Sonde, als auch die Überwachungsalgorithmen haben eine sehr gute Eignung für den Dauereinsatz in der Praxis gezeigt.

Was kommt nun?
Das Projekt hat sehr gute Erkenntnisse hervorgebracht, wie der Betrieb von Biomasseheizkesseln energetisch und wirtschaftlich optimiert sowie umweltverträglicher gestaltet werden kann. Entscheidend für die Umsetzung der Projektergebnisse ist die Entwicklung einer kompakten für den Einsatz in Biomasseheizkesseln angepassten Elektronik für die O2/COe-Sonde, welche im Rahmen eines laufenden ZIM-Projekts (Zentrales Innovations-programm Mittelstand, BMWi) in Kooperation mit der Firma SABO Elektronik GmbH seit eineinhalb Jahren erfolgt. Auf Basis der beiden Projekte soll in einem Nachfolgeprojekt eine hard- und softwaremäßig praxistaugliche O2/COe-Regelung entwickelt werden. Diese soll anschließend im Praxisbetrieb an fünf Heizkesseln unterschiedlicher Hersteller über zwei Heizperioden erprobt werden. Die Beantragung des Folgeprojekts soll bis April 2020 erfolgen.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Fraunhofer Institut für Bauphysik (IBP)
Nobelstraße 12
70569 Stuttgart

Dr. Mohammad Aleysa – Projektleiter
Telefon: +49 (0)711-970-3455
E-Mail: mohammadshayesh.aleysa@ibp.fraunhofer.de

Begleitvorhaben des BMWi-Förderbereichs „Energetische Biomassenutzung“
Diana Pfeiffer – Projektkoordination
Telefon: +49 (0)341 2434-554
E-Mail: diana.pfeiffer@dbfz.de

Bianca Stur – Öffentlichkeitsarbeit
Telefon: +49 (0)341 2434-582
E-Mail: bianca.stur@dbfz.de

Weitere Informationen:

https://www.energetische-biomassenutzung.de/news-media/presse/news-details/newsa…

Anhang

Pressemitteilung Kombinationssystem

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Kostenfreie Weiterbildung zur Digitalisierung für KMU-Mitarbeiter

Anja-Maria Meister Pressestelle
Universität Bayreuth

Die Universität Bayreuth sucht kleine und mittlere Unternehmen (KMU), die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen berufsbegleitend auf dem Feld der Digitalisierung weiterbilden möchten. Hierfür werden zwei Weiterbildungsmaßnahmen entwickelt, die durch den Europäischen Sozialfonds (ESF) gefördert werden sollen und damit kostenfrei angeboten werden können. Die Themen sind: „Agile Zusammenarbeit 4.0″ und „Digital Future Factory – Digitalisierung in Arbeit und Fertigung für KMU“.

Lebenslanges Lernen ist mehr als ein Schlagwort: Der Wissens- und Qualifikationsstand von Mitarbeiter/-innen ist für kleine und mittlere Unternehmen der entscheidende Wettbewerbsfaktor inmitten der digitalen Revolution. Eine Kollaboration von Wirtschaft und Wissenschaft hat hier das größte Potenzial, auch KMU an den digitalen Entwicklungen teilhaben zu lassen. Denn maßgeschneiderte Weiterbildung hilft, den notwendigen Paradigmenwechsel von starren hin zu agilen Strukturen, von der Fabrik zur Digital Factory zu meistern.

Doch zur Bewältigung bedarf es einer ganzen Bandbreite an interdisziplinärem Methodenwissen. Dieses wird die Weiterbildungsmaßnahme „Agile Zusammenarbeit 4.0″ vermitteln. Die acht Lehrgangsmodule – u. a. Teamdynamiken, Assistenzsysteme, Technologieanalyse 4.0, Mass Customization und Circular Ecomomy – finden ab April 2020 bzw. Februar 2021 berufsbegleitend statt.

Die zweite Weiterbildungsmaßnahme „Digital Future Factory“ vermittelt ab Mai 2020 bzw. Februar 2021 Anwendungswissen zum Einsatz innovativer Technologien und Methoden der Digitalisierung. Hier werden zehn Lehrgangsmodule ebenfalls berufsbegleitend angeboten – u. a. digitale Bauteilkonstruktion und -fertigung, digitale Prozess- bzw. Auftragsüberwachung, digitale Qualitätssicherung, digitale Fabrikplanung und der digitale Zwilling.

Neben den acht bzw. zehn Präsenztagen beinhalten die beiden Weiterbildungsmaßnahmen ein umfangreiches E-Learning-Angebot sowie diverse Netzwerkveranstaltungen und somit einen Wissenstransfer mit hohem Praxisbezug. Beide Angebote sind für Mitarbeiter/-innen teilnehmender KMU kostenfrei. Um Teilnahmeerklärung für die beiden Weiterbildungsmaßnahmen wird bis zum 01. Juli 2019 gebeten.

Der Mehrwert für Unternehmen liegt auf der Hand: direkter Draht zu Wissenschaft, Input für ungeklärte Digitalisierungs- oder Führungs-Themen in der Organisation, Einfluss auf die Weiterbildungsinhalte, hochwertige Zusatzqualifizierung, kostenfrei. Der Anbieter der Weiterbildungsmaßnahmen ist die Universität Bayreuth, vertreten durch die Lehrstühle Umweltgerechte Produktionstechnik und Strategisches Management und Organisation sowie die Campus Akademie, als Impulsgeber für die Region Oberfranken.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Dr.-Ing. Sebastian Schötz
Lehrstuhl Umweltgerechte Produktionstechnik
Universität Bayreuth
Tel.: +49 (0) 921 – 78516-421
Mail: sebastian.schoetz@uni-bayreuth.de

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Studie: Übergewichtig durch Videospiele?

Kristian Lozina Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Julius-Maximilians-Universität Würzburg

Sind Kinder, Jugendliche und Erwachsene, die intensiv Computer spielen, tatsächlich fettleibiger? Eine Meta-Studie mit Beteiligung der Universität Würzburg hat das nun untersucht. Das Klischee stimmt – aber nur bei Erwachsenen.

Ein pummeliger Jugendlicher sitzt stundenlang auf dem Sofa mit dem Controller in der Hand, direkt daneben die fettigen Chips und die ungesunde Cola auf dem Couchtisch. So stellen sich viele Menschen die typischen Gamerinnen und Gamer vor. Daher ist auch das Vorurteil, das intensives Spielen von Videospielen dick macht, weit verbreitet. Zurecht?

„Die Studienlage bei Kindern und Jugendlichen widerspricht dem Stereotyp, bei Erwachsenen gibt es kleine Zusammenhänge zwischen Computerspielen und Körpermasse“, erklärt Professor Markus Appel, Kommunikationspsychologe an der Julius-Maximilians-Universität (JMU) Würzburg. Forscher der JMU (Markus Appel, Caroline Marker) und der Johannes-Kepler-Universität Linz bzw. dem Leibniz-Institut für Bildungsverläufe in Bamberg (Professor Timo Gnambs) haben mit einer Meta-Analyse insgesamt 20 aussagekräftige Studien mit mehr als 38.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern ausgewertet. Der Zusammenhang zwischen Videospielen und Übergewicht bzw. Körpermasse zeigt sich aber nur in geringem Umfang. Lediglich ein Prozent des individuellen Übergewichts kann demnach durch die Zeit mit Videospielen erklärt werden.

Kein Zusammenhang bei Kindern und Jugendlichen
Der Zusammenhang konnte auch nur bei Erwachsenen nachgewiesen werden, bei Kindern und Jugendlichen jedoch nicht. „Möglicherweise bleiben fettleibigere Personen beim Übergang ins Erwachsenenalter eher ihrem Hobby Videospielen treu, während für andere neue Freizeitangebote wichtiger werden“, vermutet Appel.

In der Vergangenheit haben sich schon einige Forscherinnen und Forscher mit der Frage beschäftigt, inwiefern Videospiele und Übergewicht zusammenhängen. „Übergewicht und Fettleibigkeit werden meist mit Medienkonsum im Sitzen verbunden, wie Fernsehen oder nicht-aktive Videospiele“, schreibt das Forscherteam in seiner aktuellen Studie, die im Fachmagazin „Social Science and Medicine“ erschienen ist. Doch die einzelnen Untersuchungen kamen bislang zu unterschiedlichen Ergebnissen, daher der aktuelle Vergleich.

Weniger Zeit beim Sport
Warum es zu dem Zusammenhang kommt? „Wir haben einen signifikanten indirekten Effekt gefunden, der zeigt, dass Menschen, die mehr Zeit mit Videospielen verbringen auch weniger Zeit mit Sport verbringen und daher ein höheres Körpergewicht bzw. mehr Körpermasse haben“, schreibt die das Team aus Würzburg und Linz. Andere Faktoren, wie zum Beispiel eine ungesunde Ernährung vor der Spielekonsole oder Schlafmangel, konnten aufgrund zu weniger Studien nicht überprüft werden.
Die Forscherinnen und Forscher haben bei ihrer aktuellen Analyse lediglich nicht-aktive Videospiele berücksichtigt – also solche, die man im Sitzen spielen kann. Aktive Videospiele, zum Beispiel Wii-Sports oder Pokémon Go, bei denen Bewegung erforderlich ist, wurden bewusst nicht berücksichtigt.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Prof. Dr. Markus Appel, Lehrstuhl für Kommunikationspsychologie und Neue Medien, Universität Würzburg, T: +49 (931) 31-86176 (Sekretariat), markus.appel@uni-wuerzburg.de

Originalpublikation:

Exploring the myth oft he chubby gamer: A meta-analysis on sedentary video gaming and body mass. Caroline Marker, Timo Gnambs, Markus Appel. Social Science and Medicine, 2019

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Studie: Saunabesuche belasten den Körper wie moderates Sportprogramm

Tom Leonhardt Pressestelle
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Schwitzen für die Wissenschaft: Anders als bisher angenommen sinkt der Blutdruck bei einem Saunabesuch nicht – er steigt. Und das sogar in einem vergleichbaren Maß wie bei einer kurzen, moderaten Sporteinheit. Das zeigt eine neue Studie von Sportwissenschaftlern der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) in Zusammenarbeit mit dem Medical Center Berlin (MCB), die ihre Versuchsteilnehmer sowohl in die Sauna geschickt als auch auf ein Fahrradergometer gesetzt haben. Auch der Puls erhöhte sich beim Saunieren und beim Sport gleichermaßen. Die Studie wurde kürzlich im internationalen Fachjournal „Complementary Therapies in Medicine“ veröffentlicht.

Bisher galt es als allgemein anerkannt, dass ein Saunabesuch den Blutdruck senkt. „Man ging davon aus, dass sich die Körpergefäße durch die Hitze weiten und so der Blutdruck abfällt“, sagt der Sportwissenschaftler Dr. Sascha Ketelhut von der MLU. Deshalb werde Menschen mit niedrigem Blutdruck und Herz-Kreislaufstörungen von Saunabesuchen abgeraten, da es durch den Blutruckabfall zum Bewusstseinsverlust kommen kann. „Hier sollte man jedoch zwischen akuten Auswirkungen eines Saunagangs und denen in der Ruhephase nach der Sauna unterscheiden. Über die akute Wirkung von Saunabesuchen wird viel vermutet, untersucht ist dagegen noch nicht viel“, so Ketelhut weiter.

Für ihre seine Studie rekrutierten die Wissenschaftler 19 Freiwillige, um die unmittelbare Wirkung von Saunabesuchen auf das Herzkreislauf-System zu überprüfen: Die Probanden nahmen an einer 25-minütigen Saunasitzung teil, währenddessen wurden sowohl ihr Blutdruck als auch ihr Puls regelmäßig gemessen. Dabei zeigte sich, dass Blutdruck und Herzfrequenz unmittelbar während des Saunabesuchs ansteigen. Die Werte sanken erst einige Zeit nach dem Saunabesuch unter das Ruheniveau vor der Sauna. Für den zweiten Teil der Studie setzten die Forscher die Versuchsteilnehmer auf ein Fahrradergometer und ließen sie ein kurzes, einfaches Trainingsprogramm absolvieren. „Die gleichen Blutdruck- und Herzfrequenzwerte wie beim Saunabesuch erzielten die Probanden bei einer Belastung von etwa 100 Watt auf dem Fahrradergometer“, so Ketelhut. Das zeige, dass ein Saunabesuch durchaus eine gewisse körperliche Belastung darstelle. Für Menschen mit einem niedrigen Blutdruck kann Sportwissenschaftler Ketelhut Entwarnung geben: „Eigentlich kann jeder in die Sauna gehen, der moderate körperliche Belastungen beschwerdefrei toleriert. Nach dem Saunabesuch müssen Menschen mit einem niedrigen Blutdruck jedoch aufpassen, da dieser dann noch weiter als vor Beginn des Saunaaufenthalts gesenkt werden kann.“

Die Beobachtung des Forschers aus Halle deckt sich mit anderen Studien, die sich vor allem auf die langfristigen Folgen von Saunabesuchen konzentrierten und zum Beispiel positive Effekte für das Herzkreislauf-System nachweisen konnten. „Ein Saunabesuch ist eine körperliche Belastung. Längerfristig stellen sich dabei auch ähnliche positive Effekte wie beim Sport ein“, so Ketelhut. Beim Abnehmen würde das gesundheitsförderliche Schwitzen allerdings nicht helfen. „Der Effekt ist aufgrund der fehlenden Muskelaktivität sehr gering. Zwar verliert man beim Saunieren Gewicht, aber das ist nur die Flüssigkeit, die man ausschwitzt und später wieder zu sich nehmen sollte“, erklärt Ketelhut abschließend.

Originalpublikation:

Ketelhut S., Ketelhut R. G. The blood pressure and heart rate during sauna bath correspond to cardiac responses during submaximal dynamic exercise. Complementary Therapies in Medicine (2019). doi: 10.1016/j.ctim.2019.05.002

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Einfach, präzise, günstig: Neue Methode zur Erforschung des Grundwassers

Monika Landgraf Strategische Entwicklung und Kommunikation – Gesamtkommunikation
Karlsruher Institut für Technologie

Wasser ist eine lebenswichtige Grundlage für Mensch und Umwelt. Eine der wichtigsten Quellen ist Grundwasser, das von Niederschlägen oder oberirdischen Gewässern erneuert wird. Bevölkerungswachstum sowie Landwirtschaft und Industrie beeinflussen stark die Menge und Qualität des Grundwassers. Um Grundwasserressourcen kostengünstiger, einfacher und flächendeckender als bisher untersuchen zu kann, haben Forscherinnen und Forscher des Karlsruhers Institut für Technologie (KIT) gemeinsam mit australischen Kollegen eine neue Methode entwickelt, die sie nun im Fachmagazin Reviews of Geophysics vorstellen.

Mehr als 70 Prozent des Trinkwassers stammen laut Umweltbundesamt allein in Deutschland aus Grundwasser. Weltweit nimmt die Gewinnung so rasant zu, dass die Grundwasserspiegel fallen, sich die Qualität verschlechtert und ganze Städte absinken. Dementsprechend wichtig ist es, die Untergrundeigenschaften zu erforschen um die Reserven nachhaltiger zu bewirtschaften.

„Derzeitige Testmethoden wie etwa der klassische Pumpversuch erfordern, dass Wasser aus speziell angelegten Brunnen aktiv abgepumpt und gleichzeitig der Wasserstand in nahegelegenen Brunnen beobachtet wird“ sagt Dr. Gabriel Rau vom Institut für Angewandte Geowissenschaften (AGW) des KIT. Hierfür müssten zwei bis drei Personen eine entsprechenden Pumpversuch einrichten und für einen längeren Zeitraum für Messungen betreuen. Dieses Verfahren ist äußerst kostspielig, kann je nach Untergrundeigenschaften von einigen Stunden bis zu mehreren Monaten dauern und das Ergebnis ist nur für den getesteten Standort gültig. „Unterirdische Grundwasserspeicher unterscheiden sich jedoch räumlich stark voneinander und es wäre viel zu teuer und umständlich, überall Förderbrunnen zu bauen.“

Gemeinsam mit den australischen Universitäten University of New South Wales (UNSW) in Sydney und der Deakin University in Melbourne hat das KIT nun eine neue Methode entwickelt. Diese wertet Informationen über die Gezeiteneinwirkung auf den Grundwasserspiegel aus. Ähnlich wie bei Ebbe und Flut im Ozean, verändern die Gezeiten auch den Grundwasserstand: So drückt die sich ändernde Gravitation beispielsweise poröse Gesteine im Untergrund zusammen und beeinflussen dadurch den Porendruck. Zusätzlich gibt es atmosphärische Gezeiten, die den Druck im Untergrund zyklisch verändern. „Diese Veränderung können wir mit geringem technischem, personellem und finanziellem Aufwand messen, um die Beschaffenheit des Untergrunds zu quantifizieren“, sagt Rau. Hierfür müssen die Ingenieure keine speziellen Gewinnungsbrunnen anlegen, sondern können einen automatischen Wasserdruck-Datenlogger in eine gewöhnliche Grundwassermessstelle platzieren. Der Drucksensor misst dann für mindestens einen Monat regelmäßig den Grundwasserspegel. Anhand der Messungen können die Forscher die physikalischen Eigenschaften des Untergrundes wie zum Beispiel Porösität, hydraulische Leitfähigkeit und Kompressibilität berechnen und die Erkenntnisse in eine nachhaltige Nutzung der Grundwasserressourcen umsetzen. „Da die Bohrungen der Beobachtungsstellen deutlich günstiger sind als das Anlegen von ganzen Brunnen, können wir an mehr Standorten messen und somit die Anzahl der bestimmten Untergrundeigenschaften deutlich und flächendeckend erhöhen“, so Rau.

Für ihre Methode haben die Forscher internationale Studien und Fachartikel aus verschiedenen Disziplinen untersucht und zusammengefasst: „Dabei haben wir gesehen, dass die jüngsten Fortschritte in der Grundwasserforschung das Potenzial für wesentlich kostengünstigere Langzeituntersuchungen des Grundwassers aufzeigen“, sagt Timothy McMillan vom Connected Waters Initiative Research Centre der UNSW Sydney. „Mit unserer Methode kombinieren wir Ingenieurwesen, Naturwissenschaften und Mathematik und können so durch die Auswirkungen der Gezeiten auf das Grundwasser die Untergrundeigenschaften berechnen.“ Diese Erkenntnisse können auch dazu beitragen, räumliche und zeitliche Schwankungen des Klimasystems und dessen Einfluss auf die Grundwasserreserven vorherzusagen. „Hier stehen wir in Zukunft vor gewaltigen Herausforderungen. Mit unserer Methode können wir die Ressourcen unter der Oberfläche einfacher untersuchen und damit auch nachhaltiger verwalten“, sagt Rau.

Presseinformation der University of New South Wales:
https://newsroom.unsw.edu.au/news/science-tech/low-cost-way-explore-groundwater-…

Fachartikel:
https://agupubs.onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1029/2018RG000630

Details zum KIT-Zentrum Klima und Umwelt: http://www.klima-umwelt.kit.edu

Weiterer Pressekontakt:
Sarah Werner, Redakteurin/Pressereferentin, Tel.: +49 721 608-21170, sarah.werner@kit.edu

Als „Die Forschungsuniversität in der Helmholtz-Gemeinschaft“ schafft und vermittelt das KIT Wissen für Gesellschaft und Umwelt. Ziel ist es, zu den globalen Herausforderungen maßgebliche Beiträge in den Feldern Energie, Mobilität und Information zu leisten. Dazu arbeiten rund 9 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf einer breiten disziplinären Basis in Natur-, Ingenieur-, Wirtschafts- sowie Geistes- und Sozialwissenschaften zusammen. Seine 25 100 Studierenden bereitet das KIT durch ein forschungsorientiertes universitäres Studium auf verantwortungsvolle Aufgaben in Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft vor. Die Innovationstätigkeit am KIT schlägt die Brücke zwischen Erkenntnis und Anwendung zum gesellschaftlichen Nutzen, wirtschaftlichen Wohlstand und Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen.

Originalpublikation:
https://www.kit.edu/kit/pi_2019_079_einfach-prazise-gunstig-neue-methode-zur-erf…

Anhang

Einfach, präzise, günstig: Neue Methode zur Erforschung des Grundwassers
https://idw-online.de/de/attachment72176

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Beginnende Instabilität in der Westantarktis könnte die schnellste auf dem Kontinent sein

Jonas Viering Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung

Entlang der antarktischen Küste gibt es vielfach Instabilitäten im Eis, die gleichsam darauf warten, ausgelöst zu werden. Wenn das geschieht, werden die Eismassen langsam und unaufhaltsam in den Ozean fließen und damit weltweit den Meeresspiegel ansteigen lassen. Dabei ist genau jene Region, in der die Instabilität durch eine Erwärmung des Ozeans wahrscheinlich bereits eingesetzt hat, auch die Region, die schneller kollabieren wird als jede andere, so Wissenschaftler des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK).

Auch wenn der vergleichsweise schnelle Eisverlust sich nur über Jahrzehnte hinweg entfaltet und Jahrhunderte andauert, ist die Geschwindigkeit des Eisverlustes in der Antarktis bereits heute ein wichtiger Faktor für den weltweiten Anstieg des Meeresspiegels. Davon werden Hunderte von Millionen Menschen an den Küsten der Welt betroffen sein, von Miami bis Shanghai.

„Wir denken oft, dass uns beim Verlust von Eis in der Antarktis das Schlimmste erst noch bevorsteht. Das stimmt auch, aber es scheint, dass dieses ‚Schlimmste‘ durchaus bereits in Gang gesetzt wurde“, sagt Anders Levermann vom PIK und dem Lamont-Doherty Earth Observatory der Columbia University in New York, Leitautor der in The Cryosphere erscheinenden Studie. „Der Pine-Island-Gletscher und der Thwaites-Gletscher im Westen des antarktischen Kontinents verlieren bereits seit drei Jahrzehnten zunehmend Eis. Computersimulationen belegen, dass wir hier eine Instabilität der auf dem Meer aufschwimmenden Eismassen sehen, die zu einem zusätzlichen globalen Meeresspiegelanstieg von mehr als 3 Metern führen kann. Unsere Berechnungen zeigen nun, dass diese Instabilität viel schneller voranschreitet als ähnliche Prozesse in anderen Teilen der Antarktis, die vergleichbar große Eismassen enthalten. Die gute Nachricht ist, dass die Eismassen im Osten des Kontinents langsamer sein könnten, zumindest wenn wir die weitere globale Erwärmung rasch begrenzen. Die schlechte Nachricht ist, dass der schlimmste Anstieg des Meeresspiegels bereits im Gange sein könnte.“

+++ „Das erste Kippelement, das wir kippen sehen.“ +++
Es ist noch unklar, ob die Instabilität der Eismassen in der Westantarktis durch menschliche Aktivitäten ausgelöst wurde. Die Oberflächentemperaturen auf den meisten Teilen des eisigen Kontinents liegen dauerhaft unter dem Gefrierpunkt, aber der Ausstoß von Treibhausgasen aus der Verbrennung fossiler Brennstoffe wird nicht nur zu einer weltweit wärmeren Atmosphäre führen, sondern auch zu wärmeren Meeresströmungen, die bis in die Antarktis vordringen und den Schmelzprozess unter Wasser starten. Wenn sich die Aufsetzlinie – also die Linie, die am Rande des Kontinents das noch auf Felsboden ruhende Eis von dem Eis trennt, das bereits auf dem Wasser aufschwimmt – zurückzieht, und wenn sie das in einem Gebiet tut, in dem der Felsboden sich zum Landesinneren hin absenkt statt ansteigt, kann dies zu einem sich selbst beschleunigenden Eisverlust führen. Deshalb gelten Teile der Antarktis als sogenannte Kippelemente des Erdsystems. „Das erste Kippelement, das wir kippen sehen, ist das schnellste – zumindest das schnellste der Antarktis“, sagt Levermann.

„Unsere Ergebnisse müssen natürlich im Licht der damit verbundenen Unsicherheiten betrachtet werden. Wir haben etwa den Effekt der Abstützung nicht berücksichtigt – bestimmte aufschwimmende Eismassen oder massive und spitze Felsen auf dem Meeresboden können den Eisfluss vom Land ins Meer verlangsamen. Auch die Daten, die wir für unsere Berechnungen aus diesem wildesten aller Kontinente verwenden, sind von Natur aus nicht perfekt“, sagt Co-Autor Johannes Feldmann vom PIK.

+++ Die Anwendung reiner Physik, der Skalierungsgesetze, auf die reale Welt +++
Die Wissenschaftler nutzten jedoch ein bekanntes Prinzip auf neuartige Weise. „Indem wir das so genannte Konzept der Ähnlichkeit auf die wesentlichen Gleichungen für einen schnellen, flachen Eisfluss angewandt haben, konnten wir bereits in einer früheren Studie so genannte Skalierungsgesetze entwickeln“, sagt Feldmann. „Diese Gesetze gewährleisten ähnliche Strömungsmuster des Eises unter Variation seiner geometrischen Abmessungen, Geschwindigkeit, Reibung, Schneefall und Viskosität. Das ist reine Physik. Wir haben diese Theorie nun auf die reale Welt, auf verschiedene antarktische Auslassgletscher angewendet, unter Berücksichtigung ihrer beobachteten individuellen Geometrie und ihrer physikalischen Eigenschaften. So können wir die Geschwindigkeit potenzieller Instabilitäten in der Antarktis vergleichen.“

„Die Ergebnisse sind faszinierend“, fügt Feldmann hinzu. „Zugleich sind sie aber auch ein klares Zeichen, dass wir mehr tun müssen bei der Anpassung an Folgen des Klimawandels und bei der konsequenten Reduzierung der Treibhausgasemissionen, um den globalen Anstieg des Meeresspiegels einzudämmen.“

Originalpublikation:

Anders Levermann, Johannes Feldmann (2019): Scaling of instability timescales of Antarctic outlet glaciers based on one-dimensional similitude analysis. The Cryosphere [DOI:10.5194/tc-2018-252]

Weitere Informationen:
https://doi.org/10.5194/tc-2018-252

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Flussfische vertragen keinen starken Schiffsverkehr

Nadja Neumann Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)

Deutschland ist einer der wichtigsten Märkte für den Güterverkehr per Schiff. Hinzu kommt eine wachsende, aber kaum regulierte Freizeitschifffahrt. Wissenschaftler vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) haben erforscht, wie sich dieser Schiffs- und Bootsverkehr auf die Fischgemeinschaften in sechs großen europäischen Flüssen auswirkt. Sie analysierten dafür fast 400 Befischungen an 88 verschiedenen Stellen. Das Ergebnis: Starker Schiffsverkehr verringert die Anzahl an Fischen deutlich. Die Forscher empfehlen, diese Ergebnisse auch im Bundesprogramm „Blaues Band Deutschland“ zu berücksichtigen, zu dem heute die 3. Statuskonferenz in Berlin stattfindet.

Deutschland ist mit rund 7.500 Kilometern an Wasserstraßen einer der wichtigsten europäischen Standorte für die Binnenschifffahrt. Auf zu Wasserstraßen ausgebauten Flüssen und Seen fahren neben Transportschiffen auch Sportboote und Personenschiffe. Der Markt für die Freizeit -und Erholungsschifffahrt wächst stetig. Ein weiterer Trend geht zu stärkeren Motorisierungen und höheren Transportkapazitäten.

Blaues Band fördert Wassertourismus und gefährdet dabei Fischpopulationen:
Im Rahmen des Bundesprogramms Blaues Band Deutschland, sollen Schifffahrtsstraßen von geringer verkehrlicher Bedeutung ökologisch aufgewertet und parallel auch verstärkt touristisch entwickelt werden. Bis spätestens 2050 sollen diese Wasserstraßen einerseits europäische Umweltziele erfüllen und andererseits die regionale Wirtschaft stärken – auch durch eine Förderung des Wassertourismus auf diesen Gewässern. Die ökologischen Auswirkungen eines regen Schiffs- und Bootsverkehrs auf Fischgemeinschaften in diesen Flüssen waren bisher jedoch eher unzureichend erforscht.

Wissenschaftler des IGB haben deshalb untersucht, wie sich der Schiffsverkehr auf unterschiedliche Fischgemeinschaften in sechs großen europäischen Flüssen auswirkt. Sie analysierten insgesamt fast 400 Probebefischungen an 88 Stellen. Mit Hilfe mathematischer Modelle arbeiteten sie heraus, wie stark Fischgemeinschaften abhängig vom Schiffstyp (Frachtschiff, Passagierdampfer oder Sportboot) oder abhängig von Schiffsfrequenz, transportierter Fracht, Schiffsgröße oder Anzahl der Leerfahrten beeinflusst und gefährdet werden.

Viel zu wenige Fischarten im Rhein – auch eine Folge des Schiffsverkehrs:
Der Rhein ist der am meisten befahrene Fluss der Welt. Er trägt rund zwei Drittel der in Europa mit Schiffen transportierten Frachtmenge, nämlich 200 Millionen Tonnen Güter pro Jahr. Täglich fahren hier 264 Frachtschiffe. Zum Vergleich: Auf der Oder fahren im Durchschnitt nur 15 Frachtschiffe pro Tag, die insgesamt 500.000 Tonnen Güter pro Jahr transportieren.
„Der Unterschied im Schiffsverkehr schlägt sich auf die Artenvielfalt nieder. Unsere Analysen bestätigten für den Rhein unterdurchschnittlich wenige Fischarten, für die Oder dagegen überdurchschnittlich viele“, erläutert der Erstautor der Studie, Dr. Petr Zajicek, die Ergebnisse.

Frachtschiffe schaden vor allem durch ihren Tiefgang, Freizeitboote durch starke Sekundärwellen:
Frachtschiffe mit voller Ladung haben den größten Tiefgang und damit potenziell einen besonders negativen Einfluss auf die Artenvielfalt in einem Fluss. Je schneller sie fahren, desto stärker wirken die physikalischen Kräfte einer Vorbeifahrt: Bug- und Heckwellen führen zu „Absunk“ und Rückströmung. Beides zusammen beeinträchtigt Fische und andere Wasserlebewesen in ihren Lebensräumen. Passagierdampfer und Sportboote haben spezifische ökologische Wirkungen: Diese Bootstypen fahren im Vergleich zu Frachtschiffen besonders schnell und erzeugen dadurch starke Sekundärwellen, die sich nahezu ungebremst im Gewässer ausbreiten und die Fischgemeinschaft noch in weit entfernten Uferzonen schädigen können. Alle Schiffstypen führen dazu, dass die Anzahl der Fische mit zunehmender Schiffsfrequenz sinkt. Dieser Effekt lässt sich beispielsweise bereits ab einer durchschnittlichen Vorbeifahrt von acht Frachtschiffen pro Tag nachweisen. Besonders empfindlich reagieren Fischarten, die auf Kies-Laichplätze und flache Uferzonen angewiesen sind.

Forscher befürchten beschleunigten Rückgang der Biodiversität:
Studienleiter und IGB-Forscher Dr. Christian Wolter kommentiert die Ergebnisse der Studie im Hinblick auf das Bundesprogramm Blaues Band Deutschland: „Ohne die Revitalisierung flusstypischer Lebensräume wird die geplante touristische Entwicklung der Nebenwasserstraßen den Biodiversitätsverlust in unseren Flüssen eher beschleunigen als stoppen. Deshalb sollten nicht Wachstumserwartungen neuer Nutzungen, sondern ökologische Entwicklungspotenziale die Zielsetzungen künftiger Entwicklungsprogramme wie die des Blauen Bandes bestimmen. Eine ökologisch intakte, artenreiche und vielfältige Flusslandschaft wird mit Sicherheit neue und nachhaltige Nutzungspotenziale erschließen.“

Über das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB):
Das Leibniz-IGB ist das bundesweit größte Forschungszentrum für Binnengewässer. Es verbindet Grundlagen- und Vorsorgeforschung, bildet den wissenschaftlichen Nachwuchs aus und berät Politik und Gesellschaft in Fragen des nachhaltigen Gewässermanagements. Forschungsschwerpunkte sind u.a. die Langzeitentwicklung von Seen, Flüssen und Feuchtgebieten angesichts sich rasch ändernder Umweltbedingungen, die Renaturierung von Ökosystemen, die Biodiversität aquatischer Lebensräume sowie Technologien für eine ressourcenschonende Aquakultur. Die Arbeiten erfolgen in enger Kooperation mit den Universitäten und Forschungsinstitutionen der Region Berlin-Brandenburg und weltweit. Das Leibniz-IGB gehört zum Forschungsverbund Berlin e. V., einem Zusammenschluss von acht natur-, lebens- und umweltwissenschaftlichen Instituten in Berlin. Die vielfach ausgezeichneten Einrichtungen sind Mitglieder der Leibniz-Gemeinschaft. www.igb-berlin.de

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Medieninformationen im Überblick: www.igb-berlin.de/news
Anmeldung für den Newsletter: www.igb-berlin.de/newsletter
IGB bei Twitter: www.twitter.com/LeibnizIGB

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Dr. Christian Wolter
Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)
E-Mail: wolter@igb-berlin.de
Telefon: 030/64181633

Originalpublikation:
Petr Zajicek; Christian Wolter: The effects of recreational and commercial navigation on fish assemblages in large rivers; Science of the Total Environment. – 646(2019), S. 1304-1314. https://doi.org/10.1016

Quelle: IDW 

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Mechanismus zum Zusammenhang von Alter, Stress und Herzinfarkt gefunden

Anke Schlee Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für Psychiatrie

Alter und Stress führen zu einem erhöhten Krankheitsrisiko sowie zu verstärkten Entzündungsprozessen. Welche molekularen Vorgänge dahinter stecken, weiß man nicht. Bekannt ist, dass Alter und Stress sich epigenetisch auswirken, sprich sie beeinflussen, ob bestimmte Gene stärker, schwächer oder überhaupt nicht abgelesen werden. Epigenetische Veränderungen sind normal, werden aber durch den Alterungsprozess sowie durch Stress beschleunigt. Je mehr Stress, desto schneller schreitet das „epigenetische Altern“ voran. Forscher des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie haben untersucht, ob diese epigenetischen Effekte Moleküle beeinflussen, die an Entzündungsprozessen beteiligt sind.

Im renommierten Fachjournal PNAS wurden ihre Studienergebnisse jüngst veröffentlicht. Erstautor Anthony S. Zannas und seine Kolleginnen sowie Kollegen werteten Daten von mehr als 3000 Teilnehmenden im Alter zwischen 18 und 87 Jahren aus. Sie konnten zeigen, dass epigenetische Veränderungen, die durch Stress und Alter entstanden sind, mit Veränderungen im Immunsystem zusammenhängen, die entscheidend für entzündliche Prozesse bei cardiovaskulären Erkrankungen sind. Durch viel Stress erfolgt eine schnellere epigenetische Alterung in Genen, die das Immunsystem regulieren und dadurch ein höheres Risiko für einen Herzinfarkt.

Der epigenetische Effekt von Stress und Alter zeigt sich durch die Reduzierung der so genannten Methylierung des Gens FKBP5. Das an der Stress-Physiologie beteiligte Protein wird durch diesen Prozess stärker abgelesen. Das führt zu einer gesteigerten Entzündungsreaktion durch die Aktivierung des wichtigen Immunregulators NF-kB. Dadurch entsteht ein höheres Risiko für cardiovaskuläre Erkrankungen. „Die durch den Alterungsprozess und Stress hervorgerufenen epigenetischen Veränderungen im Immunsystem können ein Risikofaktor für Entzündungen sowie Herzinfarkte sein“, fasst Zannas zusammen. Anders gesagt zeigen Patienten, die einen Herzinfarkt erlitten haben, genau die epigenetischen Veränderungen, die durch vermehrten Stress und den dadurch beschleunigten Alterungsprozess entstehen.

Die MPI-Forscher haben auch den umkehrten Effekt auf Zellebene überprüft: durch die Hemmung oder Löschung von FKBP5 in Immunzellen wurde die Reaktion auf das Immunsystem unterbunden.

Neue Behandlungsansätze
Die Ergebnisse lassen den Schluss zu, dass durch Alter und Stress entstandene epigenetische Effekte Entzündungsprozesse beschleunigen. Sie könnten dadurch eine entscheidende Rolle für die Entstehung cardiovaskulärer Erkrankungen spielen. „Damit konnten wir einen Mechanismus identifizieren, der verantwortlich sein könnte für die Häufigkeit cardiovaskulärer Erkrankungen bei Personen mit Stress-bedingten psychiatrischen Erkrankungen“, sagt Elisabeth Binder, Direktorin am Max-Planck-Institut für Psychiatrie.

Die beschriebenen epigenetischen Modifikationen sowie die Immunveränderungen könnten als Biomarker dienen und helfen, ein erhöhtes Risiko für Erkrankungen wie einen Herzinfarkt vorherzusagen. Das Wissen um die Zusammenhänge von Stress, Alter und Herzerkrankungen bzw. epigenetische Veränderungen und Entzündungsprozesse kann außerdem zu neuen Behandlungsansätzen für Stress-bedingte Erkrankungen führen.

Originalpublikation:

https://doi.org/10.1073/pnas.1816847116

Quelle: IDW 

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PM des MCC: Elektroautos können erst ab 2040 die CO₂-Emissionen deutlich senken

Ulrich von Lampe Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC) gGmbH

Die Vorstellung, Deutschland könnte im Wesentlichen mit Elektroautos seine Klimaschutzziele im Verkehrssektor realisieren, wird durch eine Studie des Berliner Klimaforschungsinstituts MCC (Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change) und der Uni Newcastle stark relativiert: Selbst in England, wo zwei wesentliche Rahmenbedingungen deutlich günstiger sind, kann die Elektrifizierung der Fahrzeugflotte die verkehrsbedingten CO₂-Emissionen für sich genommen bis 2030 kaum und bis 2040 nur um maximal 10 Prozent senken.

Erstens hat Großbritannien bereits entschieden, die Neuzulassung konventioneller Benziner und Diesel ab 2040 zu verbieten, zweitens ist der Anteil fossiler Energieträger an der Stromerzeugung auf der Insel etwas niedriger als in Deutschland. Die Studie wurde jetzt in der renommierten Fachzeitschrift Applied Energy veröffentlicht.

„Langfristig muss E-Mobilität eine tragende Rolle spielen – aber damit auch kurzfristig die Emissionen sinken, muss die Politik durch höhere Spritsteuern an der Fahrleistung ansetzen und den Umstieg auf Bus, Bahn oder Fahrrad begünstigen“, sagt Felix Creutzig, ein Autor der Studie und Leiter der Arbeitsgruppe Landnutzung, Infrastruktur und Transport am MCC. „Zugleich ist es wesentlich, dass sie den Kohleausstieg und die Energiewende vorantreibt.“ Denn beim derzeitigen Strom-Mix fahren Elektroautos eben de facto doch nicht emissionsfrei. Und bei ihrer Herstellung entstehen der Studie zufolge rund 8,8 Tonnen CO₂, etwa 60 Prozent mehr als bei der Herstellung eines Fahrzeugs mit Verbrennungsmotor. „Unserer Studie zufolge können Elektroautos erst nach dem Jahr 2040 die Klimabilanz deutlich verbessern“, so Creutzig, „sofern dann Betrieb und Herstellung weitgehend mit Grünstrom laufen.“

Der verkehrsbedingte CO₂-Austoß in Großbritannien ist, wie in Deutschland, immer noch so hoch wie 1990. Bis 2030 dürfte er der Studie zufolge insgesamt um etwa 20 Prozent sinken – aber weitgehend unabhängig vom Thema E-Mobil, sondern weil die ehrgeizigen Flottenstandards die Emissionen von Verbrennungsmotoren drosseln. 2050 könnte der Gesamtausstoß, inklusive der bei der Autoproduktion entstehenden Emissionen, in einem Best-Case-Szenario tatsächlich um 80 Prozent niedriger liegen als heute. Voraussetzung ist, dass bis dahin auch der CO₂-Aussoß der Stromerzeugung um vier Fünftel sinkt.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
https://www.mcc-berlin.net/ueber-uns/team/creutzig-felix.html

Originalpublikation:
Hill, G., Heidrich, O., Creutzig, F., Blythe, P., 2019, The role of electric vehicles in near-term mitigation pathways and achieving the UK’s carbon budget, Applied Energy
https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0306261919307834

Weitere Informationen:
http://www.mcc-berlin.net

Anhang

PM des MCC: Elektroautos können erst ab 2040 die CO₂-Emissionen deutlich senken
https://idw-online.de/de/attachment72106

Quelle: IDW 

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Sport im Alter – was geht noch?

Kathrin Reisinger Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin (GOTS)

Obwohl es im Sport ständig neue Alters-Rekorde gibt, nimmt die physiologische Leistungsfähigkeit insgesamt mit zunehmendem Alter ab. Woran liegt das? Welche physiologischen Prozesse sind dafür hauptsächlich verantwortlich? Und welcher Sport geht im Alter am besten? Wissenschaftler werteten umfangreiche Datensätze aus den Weltmeisterschaften der Senioren aus. Die Ergebnisse präsentieren sie auf dem Kongress der Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin im Juni in Salzburg.

Prof. Dr. med. habil. Georg Neumann forschte am Institut für Körperkultur und Sport (FKS) Leipzig, arbeitete für das Institut für Angewandte Trainingswissenschaft (IAT) Leipzig im Bereich Leistungssport und zuletzt für die Universität Halle im Bereich Trainingswissenschaft.

Sein Fazit: „Bis Mitte, manchmal Ende 30 werden Rekorde erbracht. Danach ist man als Sportler ´alt´. Ab 40 Jahren beginnt bei jedem Menschen dann ein Muskelschwund (Sarkopenie) von durchschnittlich ein bis zwei Prozent pro Jahr. Frauen sind im Leistungssport ein Leben lang durchschnittlich 10 Prozent weniger leistungsfähig als Männer. Im Alter wird dieser Unterschied noch größer.“
In der Sportart Leichtathletik wurden Datensätze von der Altersklasse (AK) 35 bis zur AK 70 ausgewertet. Doch trotz intensiven Trainings nimmt die sportliche Leistungsfähigkeit kontinuierlich ab. Dafür gibt es verschiedene Gründe.
Erste Ursache ist der Muskelschwund. Ab 40 Jahren verschwinden zuerst vor allem die schnellen Muskelfasern. Sie werden durch Fett- und Bindegewebseinlagerungen ersetzt. Mit 80 Jahren steht dem Alterssportler dann nur noch rund 50 Prozent der aktiven Muskelmasse zu Verfügung.

Neumann: „Die, die trainieren, trainieren also ihren „Muskelrest“. Empfehlungen aus Amerika legen den Alten als Minimum 150 Minuten schnelles Gehen pro Woche, jeweils mit anschließender Dehnung (Stretching), ans Herz. Das Optimum liegt bei 150 min Belastung pro Woche im aeroben Bereich und etwas Krafttraining.“

Zu den Ursachen des Alterns gibt es verschiedene Theorien. Forscher haben erkannt, dass sogenannte Telomere- die Endpunkte an den Chromosomen- sich mit zunehmendem Alter vermindern. Neue Daten in der Telomerenforschung belegen, dass nur das Ausdauertraining die Telomerenaktivität erhöht und die Telomerenlänge positiv beeinflusst. Die Telomerenlänge soll die Lebenserwartung beeinflussen. Das Krafttraining war in diesem Punkt wirkungslos.

In den Leistungsklassen bringen Senioren sehr lange gute Ergebnisse in den Ausdauersportarten (Marathon, Halbmarathon, 10.000 m, Radsport). Auch in weiteren leichtathletischen Disziplinen (Speerwerfen, Weit- und Hochsprung) werden im Alter noch beachtliche Leistungen erbracht. Ein einhundert Jahre alter Inder zum Beispiel bewältigte den Marathon 2011 noch in 8 Stunden, 25 Minuten und 11 Sekunden. Ein 105 jähriger Franzose fuhr mit dem Rennrad auf der Bahn 22,5 km in der Stunde.
Die Sportart der Zukunft für den Alterssport allgemein wird aber wohl das Joggen, schnelle Gehen, Nordic Walking (Walken), meint der renommierte Wissenschaftler. Dazu kommen Schwimmen und Radfahren. Insgesamt verletzungsarme Dauerbelastungen.

Warum aber brauchen die Senioren überhaupt Bewegung und Sport?
Neumann: „Das Gehirn gibt für Bewegungen einen Befehl an den Muskel. Der Muskel muss sich mit Stoffwechsel, Energiezufuhr, Hormonen, Durchblutung und vielem mehr auseinander setzen. Über Botenstoffe, sogenannte Myokine, kommuniziert der Muskel dann mit anderen Organen, um die gewünschte Funktion ausführen zu können. Der Muskel ist als größtes Organ im Körper viel aktiver als bisher angenommen. Nichtstun reduziert die Myokinexpression auf ein Minimum. Beim Skifahren beispielsweise merkt jeder besonders, wenn einmal der Muskel nicht vorbereitet ist, die Verletzungsgefahr steigt. Bekannt ist, dass Astronauten nach dem Leben in Schwerelosigkeit nicht einmal mehr stehen oder Gehen können, wenn sie zurück zur Erde kommen. Auch hier sind die fehlenden Impulse, wie sie durch Bewegung bei Schwerkraft auf der Erde stattfinden und auf die Myokinaktivität wirken, ´schuld´“.

Prof. Dr. Georg Neumann, der seit kurzem im Ruhestand ist, hat lange Zeit Leistungssportler im Skilanglauf, Radsport, in der Leichtathletik und zuletzt im Triathlon betreut.

Weitere Informationen:

http://gots-kongress.org/news-presse/

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Kohleausstieg: Nur mit CO2-Preis hilft er wirklich dem Klima

Jonas Viering Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung

Der Plan für den deutschen Kohleausstieg bis 2038 bietet keine Sicherheit, dass der Ausstoß des Treibhausgases CO2 unter dem Strich wirklich sinkt. Im Gegenteil könnten der Ausstieg die Emissionen durch die komplizierten Mechanismen im Europäischen Emissionshandel sogar noch steigen lassen, wie ein Team von Forschern in einer neuen Analyse zeigt. Damit der Kohleausstieg wirklich etwas bringt für die Stabilisierung unseres Klimas, muss er kombiniert werden mit einem Mindestpreis auf CO2 oder der Löschung von Emissionszertifikaten.

„Dass ein Industrieland mit hohem Kohleverbrauch wie Deutschland den Ausstieg aus der Kohle beschließt, ist ein starkes Signal – jetzt aber brauchen wir wirksame politische Werkzeuge, damit die nun anstehende Umsetzung des Beschlusses der Kohlekommission auch tatsächlich die klimaschädlichen CO2-Emissionen senkt“, erklärt Michael Pahle vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK), Leit-Autor der im Fachjournal Energiewirtschaftlichen Tagesfragen veröffentlichten Untersuchung. „Es besteht sonst ernsthaft das Risiko, dass ein Kohleausstieg allein durch Abschaltungen von Kraftwerken das Gegenteil von dem bewirkt, was er bewirken soll. Das wäre für die dringend nötige Stabilisierung unseres Klimas fatal – und es wäre schädlich für das Vertrauen der Menschen in die deutsche Politik und das Ansehen der deutschen Klimapolitik in der Welt. Deshalb sollte man jetzt gegensteuern: mit einer verlässlichen und gerechten Bepreisung von CO2.“

Die Analyse ist Teil der Arbeit des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Kopernikus-Projekts „ENavi“. Eingeflossen sind auch die Forschungen zu einem Mindestpreis im europäischen Emissionshandel im Rahmen des von der Stiftung Mercator geförderten Projekts „AHEAD“. Vorgestellt werden die Ergebnisse von Ko-Autor Ottmar Edenhofer auch beim Kongress des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft an diesem Donnerstag.

+++Europäischer Emissionshandel: Nur Verlagerung über die Grenze?+++
Zwei Effekte haben die Forscher in ihren Wirkungen analysiert. Erstens: Wenn Kohlekraftwerke in Deutschland abgeschaltet werden, sinkt das Angebot von Strom im Markt, und entsprechend steigt der Strompreis. Dadurch aber können die immer noch im Markt verbleibenden Kohlekraftwerke häufiger kostendeckend produzieren – sie erhöhen ihre Produktion, und damit steigt ihr Ausstoß an CO2. Zweitens: Durch den deutschen Kohleausstieg sinkt die Nachfrage nach Emissions-Berechtigungs-Zertifikaten im Europäischen Emissionshandel und nach den Marktgesetzen damit auch deren Preis. Stromproduzenten im Ausland kaufen mehr der dann billigeren Emissions-Berechtigungen und steigern ihren CO2-Ausstoß.

„Diese Risiken werden bislang unterschätzt“, sagt Christian Flachsland, Ko-Autor vom Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC). Die Forscher haben eine Reihe von Szenarien durchgerechnet. So kann etwa die Stromnachfrage stark steigen, insbesondere wenn der Wärmesektor und der Verkehrssektor – Stichwort Elektro-Autos – umfassend elektrifiziert werden. Diese Nachfragesteigerung kann die CO2-Emissionen in Deutschland trotz Kohleausstiegsplan steigen lassen.

Wichtig: Auch die neu eingeführte sogenannte Markt-Stabilitäts-Reserve im Europäischen Emissionshandel hilft nicht. „Hier werden zwar Emissions-Zertifikate vom Markt genommen“, so Flachsland. „Aber dies passiert im Wesentlichen vor 2035 – und erst dann soll der Großteil der Emissionsreduktionen durch den deutschen Kohleausstieg erfolgen. Unter dem Strich kann der Emissionshandel, so wie er heute ist, nicht garantieren, dass der Kohleausstieg wirklich zusätzliche Emissionsreduktionen bringt.“

+++Edenhofer: Eine Versicherung gegen die Unsicherheiten auf den Märkten+++
Helfen kann ein CO2-Preis. Wird er in Deutschland eingeführt, je nach Szenario mit 30 bis 60 Euro pro Tonne im Jahr 2030, werden die nationalen Klimaziele im Stromsektor erreicht. Um eine bloße Verlagerung der Kohle-Verstromung und damit des CO2-Ausstoßes im Europäischen Emissionshandel von Deutschland zu seinen Nachbarn zu verhindern, könnten Emissions-Zertifikate gelöscht werden. Dies würde Deutschland allerdings bis zum Jahr 2050 möglicherweise grob 19 Milliarden Euro kosten. Die Einführung eines Mindestpreises für versteigerte CO2-Zertifikate im gesamten Europäischen Emissionshandel analog zu einem Mindestgebotspreis auf Ebay wäre hierbei eine besonders elegante Lösung: Liegt der Marktpreis unter dem Mindestpreis der Zertifikate, werden automatisch Zertifikate zurückgehalten und können gelöscht werden.

„Bereits wenn eine Pioniergruppe aus Deutschland, Frankreich, den Niederlanden und wenigen anderen einen solchen Mindestpreis einführen würde, könnte das ein wichtiger Schritt zu einem EU-weiten Mindestpreis sein“, betont Ottmar Edenhofer, Direktor von PIK und MCC sowie Ko-Autor. Die Kosten der Löschung von Zertifikaten würden auf mehrere Schultern verteilt, unter Umständen könnte Deutschland hier sogar Einnahmen erwarten. „Der Mindestpreis ist eine Versicherung gegen die Unsicherheiten auf den Märkten – und damit letztlich auch gegen die realen Risiken des Klimawandels wie etwa immer mehr Extremwetter“, so Edenhofer. „Und er wäre eine Versicherung für die Politik, dass sie glaubwürdig bleibt. Wenn sie die Bepreisung so gestaltet, dass die Stromsteuer sinkt und insbesondere ärmere Familien Rückerstattungen bekommen, gewinnen am Ende alle.“

Originalpublikation:
Michael Pahle, Ottmar Edenhofer, Robert Pietzcker, Oliver Tietjen, Sebastian Osorio und Christian Flachsland (2019): Die unterschätzten Risiken des Kohleausstiegs. Energiewirtschaftliche Tagesfragen, 69 Jg., H.6. S.1-4

Weitere Informationen:

https://www.ew-online.de/medien/fachzeitschriften-fuer-die-energiewirtschaft/et-…

Quelle: IDW 

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Mikroorganismen auf Mikroplastik

Nadja Neumann Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)

Organismen können auf Mikroplastik wachsen und sich im Gewässer anreichern. Forschende vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) und dem Leibniz-Institut für Ostseeforschung (IOW) zeigen in einer Studie, dass auch potenziell giftbildende Mikroorganismen wie der Dinoflagellat Pfiesteria piscicida Plastikteilchen besiedeln und dort etwa fünfzig Mal so hohe Konzentrationen erreichen wie im umgebenden Wasser und etwa zwei bis drei Mal so hohe Dichten wie auf vergleichbaren Treibholzpartikeln.

Ein Plastikteilchen von einem Gramm Gewicht kann mehr lebende Organismen beherbergen als eintausend Liter Seewasser, in denen es schwimmt. Bisher ist kaum erforscht, in welchem Ausmaß Mikroorganismen Mikroplastik im Brackwasser besiedeln und welche Arten dabei dominieren. Ein Team aus Gewässerforscherinnen und Gewässerforschern untersuchte die natürliche Besiedlung von Mikroplastik aus Polyethylen (PE) und Polysterol (PS) mit eukaryotischen Mikroorganismen. Eukaryotische Mikroorganismen sind beispielsweise Planktonarten, die – anders als Bakterien und Viren – einen Zellkern besitzen.

Die Forschenden inkubierten wenige Millimeter große PE- und PS-Teilchen für 15 Tage an verschiedenen Stellen in der Ostsee, der Warnow und in einer Kläranlage mit der natürlichen Mikrofauna. Anschließend untersuchten sie mittels Sequenzanalysen die komplexen Lebensgemeinschaften auf dem Mikroplastik. Rund 500 verschiedene Eukaryoten-Arten tummelten sich auf den winzigen Teilchen.

Die Top-Besiedler von Mikroplastik stellen eine potenzielle Gesundheitsgefährdung für Tier und Mensch dar:
Die Top-20-Liste der Mikroplastik Mikroorganismen wurde von einer potenziell giftigen Planktonart, dem Dinoflagellaten Pfiesteria piscicida angeführt. Er erreichte etwa fünfzig Mal so hohe Dichten wie wie im umgebenden Wasser und etwa zwei bis drei Mal so hohe Dichten wie auf vergleichbaren im Wasser schwimmenden Holzpartikeln. Der Name „piscicida“ bedeutet fischtötend, denn der Erreger kann die Haut von Fischen durch die Bildung von Giftstoffen schädigen. Diese Gifte können bei Massenentwicklung die Gesundheit von Mensch und Tier stark gefährden. Die Forschenden wählten zur Dichteabschätzung der unterschiedlichen Mikroorganismen eine Methode zur Quantifizierung spezifischer ribosomaler RNA. Bei dieser Methode wird nicht die tatsächliche Zellzahl der besiedelnden Organismen erfasst. Sie gilt aber als guter Indikator dafür, in welchem Maß bestimmte Organismen eine mikrobielle Lebensgemeinschaft prägen.

„Mikroplastik kann ein bedeutender Lebensraum und ein Transportmittel für Mikroorganismen sein – auch für giftige oder schädigende. Wir konnten in unseren Untersuchungen feststellen, dass Mikroorganismen, beispielsweise potenziell giftige Dinoflagellaten wie Pfiesteria piscicida, sich auf Plastikteilchen anreichern und dort höhere Dichten als auf Treibholzteilchen oder im umgebenden Wasser erreichen,“ erläutert die Erstautorin der Studie, Maria Therese Kettner vom IGB, die Ergebnisse. Der Leiter der Studie, IGB-Forscher Hans-Peter Grossart, spricht eine weitere Problematik an: „Im Gegensatz zu natürlichen Substanzen wie Holz oder Algenkolonien, zerfallen die Mikroplastikpartikel nur extrem langsam und können so die anhaftenden Lebewesen über weite Strecken transportieren“. Schwimmendes Plastik könnte damit zur Ausbreitung von verschiedensten Organismen, darunter invasive, parasitäre oder pathogene Arten, beitragen. „Allerdings verändern sich die Gemeinschaften auf Mikroplastikpartikeln auch häufig, wenn sie ‚auf Reisen sind‘ und passen sich ihrer neuen Umgebung an“, so Meeresmikrobiologe Matthias Labrenz. „Daher benötigen diese Aspekte noch weitere Untersuchungen“, so der IOW-Forscher abschließend.

Über das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB):
Das Leibniz-IGB ist das bundesweit größte Forschungszentrum für Binnengewässer. Es verbindet Grundlagen- und Vorsorgeforschung, bildet den wissenschaftlichen Nachwuchs aus und berät Politik und Gesellschaft in Fragen des nachhaltigen Gewässermanagements. Forschungsschwerpunkte sind u.a. die Langzeitentwicklung von Seen, Flüssen und Feuchtgebieten angesichts sich rasch ändernder Umweltbedingungen, die Renaturierung von Ökosystemen, die Biodiversität aquatischer Lebensräume sowie Technologien für eine ressourcenschonende Aquakultur. Die Arbeiten erfolgen in enger Kooperation mit den Universitäten und Forschungsinstitutionen der Region Berlin-Brandenburg und weltweit. Das Leibniz-IGB gehört zum Forschungsverbund Berlin e. V., einem Zusammenschluss von acht natur-, lebens- und umweltwissenschaftlichen Instituten in Berlin. Die vielfach ausgezeichneten Einrichtungen sind Mitglieder der Leibniz-Gemeinschaft. www.igb-berlin.de

Service für Journalistinnen und Journalisten:
Medieninformationen im Überblick: www.igb-berlin.de/news
Anmeldung für den Newsletter: www.igb-berlin.de/newsletter
IGB bei Twitter: www.twitter.com/LeibnizIGB

Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Prof. Dr. Hans-Peter Grossart
Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)
Alte Fischerhütte 2, OT Neuglobsow, 16775 Stechlin
E-Mail: hgrossart@igb-berlin.de
Telefon: 03308269991

Originalpublikation:
Marie Therese Kettner; Sonja Oberbeckmann; Matthias Labrenz; Hans-Peter Grossart:
The eukaryotic life on microplastics in brackish ecosystems.
Frontiers in Microbiology. – 10(2019)art. 538

Quelle: IDW 

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Badeseen in NRW: Nur geringe Antibiotika-Belastung

Johannes Seiler Dezernat 8 – Hochschulkommunikation
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

Die Temperaturen steigen, viele suchen Abkühlung in Gewässern. Doch wie sieht es mit der Wasserqualität in den Badeseen aus? Muss man sich vor antibiotika-resistenten Keimen fürchten? Wissenschaftler vom Institut für Hygiene und Öffentliche Gesundheit des Universitätsklinikum Bonn geben weitgehend Entwarnung. Sie haben Badegewässer in NRW beprobt. Die Wissenschaftler fanden in 16 Seen nur sehr geringe Mengen an Antibiotika und entsprechenden resistenten Keimen. Die Ergebnisse sind nun im Journal „Exposure and Health“ vorab online veröffentlicht. Die Druckfassung erscheint demnächst.

Antibiotika in Badegewässern sorgten vergangenen Sommer für Schlagzeilen. Die Substanzen, die im Kampf gegen zahlreiche Infektionskrankheiten eingesetzt werden, können vor allem mit dem Abwasser in die Umwelt gelangen. Wird der Mensch häufig Antibiotika ausgesetzt, können sich resistente Keime bilden, gegen die fortan diese medizinischen Waffen stumpf sind. Das Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz (MULNV) und das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (LANUV) beauftragten deshalb Wissenschaftler der „One Health“-AG unter Leitung von Dr. med. Dr. agr. Ricarda Schmithausen am Institut für Hygiene und Öffentliche Gesundheit (IHPH) des Universitätsklinikums Bonn (UKB) mit der Untersuchung von zehn Badegewässern in Nordrhein-Westfalen. Die Hygieniker untersuchten zudem sechs weitere Gewässer.

Zwei Badegewässer scheinen dauerhafter gering belastet zu sein
Die Wissenschaftler des UKB beprobten mit dem LANUV während der Badesaison im Jahr 2018 insgesamt vier Mal die Gewässer, darunter den Baldeneysee, den Fühlinger See und den Zülpicher See. Die Hygieniker untersuchten die Wasserproben auf Bakterien, Antibiotika-Rückstände und entsprechende Resistenzgene. „Wir können Entwarnung geben: Die Wasserqualität entsprach der EU-Badegewässerrichtlinie, und die enthaltenen Mengen an Antibiotika und -resistenten Keimen war sehr gering“, bestätigt Prof. Dr. med. Dr. h.c. Martin Exner, Direktor des IHPH. In drei Badegewässern wurden niedrige Konzentrationen an Antibiotika-Rückständen gemessen. Nur bei zwei Badegewässern gab es Hinweise auf eine geringe Belastung mit Antibiotika und -Resistenzgenen (Baldeneysee und Seebad Haltern). Vier Proben zeigten vereinzelte, geringe Antibiotika-Verunreinigungen (Elfrather See, Freilinger See, Großer Weserbogen und Naturheilbad Heil). Zehn Badeseen waren völlig unbelastet.

Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass diese geringen Belastungen mit Antibiotika und -resistenzgenen für gesunde Menschen kein Gesundheitsrisiko darstellen. „Allerdings sollten Patienten mit Beeinträchtigungen des Immunsystems generell natürliche Badegewässer meiden“, sagt Prof. Dr. Dr. Exner. Menschen mit Risikofaktoren, wie etwa chronischen Wunden, offenen Hauterkrankungen, andauernden Antibiotikabehandlungen oder etwa Urinkatheter, rät der Mediziner davon ab, in belasteten Gewässern zu baden.

Andere Untersuchungen weisen in eine ähnliche Richtung
„Die Ergebnisse der Studie sind nicht direkt auf andere Badegewässer übertragbar“, sagt der Erstautor der Publikation Dr. Manuel Döhla. Allerdings zeigten auch Gewässeruntersuchungen aus Niedersachsen, Bayern und Rheinland-Pfalz ähnlich geringe Werte zu Antibiotika und -resistenzgenen. Die Wissenschaftler des Instituts für Hygiene und Öffentliche Gesundheit des Universitätsklinikums Bonn wollen ihre Untersuchung der Badegewässer auf Antibiotika und entsprechende Resistenzen ausweiten. Döhla: „Wir brauchen mehr Daten, um die Risiken für die Badenden noch besser klassifizieren zu können.“
Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Dr. med. Manuel Döhla
Institut für Hygiene und Öffentliche Gesundheit
Universitätsklinikum Bonn
Tel. 0228/28714921
E-Mail: Manuel.Doehla@ukbonn.de

Dr. med. Dr. agr. Ricarda Schmithausen
Institut für Hygiene und Öffentliche Gesundheit
Universitätsklinikum Bonn, AG One Health
Tel. 0228/28713452
E-Mail: Ricarda.Schmithausen@ukbonn.de

Wilhelm Deitermann
Leitung Pressestelle, Pressesprecher
Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW
Tel. 0201/79951337
E-Mail: wilhelm.deitermann@lanuv.nrw.de

Originalpublikation:
Manuel Döhla, Esther Sib, Barbara Dericks, Susanne Grobe, Katja Behringer, Monika Frechen, Katharina Simon, Harald Färber, Franziska Lenz, Marijo Parcina, Dirk Skutlarek, Alexander Voigt, Carsten Felder, Martin Exner, Ricarda Maria Schmithausen: Assessment of the Prevalence of Antibiotic Resistant Bacteria and the Concentration of Antibiotics in EU Bathing Waters in Western Germany, Exposure and Health, DOI: 10.1007/s12403-019-00313-z

Quelle: IDW 

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Zukünftig Arbeiten – Arbeit in Zukunft

Dr. Susanne Langer Kommunikation und Presse
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

FAU-Forscherin koordiniert DFG-Programm, das die digitalisierte Arbeitswelt untersucht

Die digitale Transformation ist in vollem Gange – die ganze Gesellschaft spricht darüber. Gemeint ist die Digitalisierung der Arbeitswelt oder: Industrie 4.0. Neue Ansätze in der Robotik, Künstliche Intelligenz und Machine Learning sowie eine neue Dimension der Vernetzung von physischer und digitaler Welt haben das Potenzial, das Verhältnis von Mensch und Technik grundlegend zu verändern. Dies hat nicht nur Einfluss auf die Art und Weise wie wir arbeiten, sondern wird auch Auswirkungen auf die klassischen Wertschöpfungsketten und letztlich auf den Arbeitsmarkt, auf Betriebe, Unternehmenskulturen und Beschäftigung sowie auf die Gesellschaft als Ganzes haben. Wie dieser Wandel sich gegenwärtig zeigt und ausgestaltet, untersucht ein von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) eingerichtetes Schwerpunktprogramm unter der Leitung von Prof. Dr. Sabine Pfeiffer, Inhaberin des Lehrstuhls für Soziologie mit dem Schwerpunkt Technik – Arbeit – Gesellschaft an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen- Nürnberg (FAU). In dem Programm werden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den Geschichts- und Wirtschaftswissenschaften sowie der Soziologie zusammenarbeiten, wobei Zukunftsprognosen nicht das Ziel sind. Vielmehr wollen die Forscherinnen und Forscher die gegenwärtig ablaufenden Prozesse sicht- und verstehbar machen, dem aktuellen gesellschaftlichen Diskurs – also wie der technologische Wandel in der Gesellschaft thematisiert wird – eine historische Rückbindung verleihen, indem frühere Veränderungsprozesse beleuchtet werden, und im Entstehen begriffene Arbeitswelten nachzeichnen. Das Forschungsvorhaben ist zunächst für drei Jahre bewilligt worden.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Prof. Dr. Sabine Pfeiffer
Tel.: 0911/5302-96670
sabine.pfeiffer@fau.de

Weitere Informationen:
http://www.digitalisierung-der-arbeitswelten.de
http://www.sabine-pfeiffer.de Homepage von Prof. Dr. Sabine Pfeiffer
http://www.soziologie.phil.fau.de/person/sabine-pfeiffer Homepage von Sabine Pfeiffer am Lehrstuhl für Soziologie mit dem Schwerpunkt Technik – Arbeit – Gesellschaft
http://www.youtube.com/watch?v=pFUNUTSpfb4 Video zu Prof. Dr. Sabine Pfeiffer und ihren Forschungsschwerpunkten

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Zähneknirschen ist keine Krankheit – ernste Folgen für die Gesundheit sind aber möglich

Markus Brakel Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde e.V.

DGFDT und DGZMK stellen neue S3-Leitlinie und Patienteninformation zum Thema Bruxismus vor

Berlin. Zähneknirschen (Fachbegriff Bruxismus) entsteht durch wiederholte Aktivität der Kaumuskulatur. Davon ist jede/r Fünfte in Deutschland betroffen. „Das Zähneknirschen selbst wird nicht als Krankheit angesehen, es kann jedoch ernsthafte Folgen für die Gesundheit der Zähne, Kaumuskulatur und Kiefergelenke haben“, fasst die Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Funktionsdiagnostik und -therapie (DGFDT), Prof. Dr. Ingrid Peroz (Charité Berlin), die Ergebnisse der ersten deutschen Leitlinie zum Bruxismus zusammen. Die S3-Leitlinie wurde von DGFDT, DGZMK sowie 30 involvierten Fachgesellschaften und Institutionen erarbeitet und wird heute veröffentlicht (https://www.dgzmk.de/zahnaerzte/wissenschaft-forschung/leitlinien/details/docume…). Diese Zusammenfassung der aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse auf abgesichertem Niveau ist ein Meilenstein und trägt zu mehr Sicherheit beim Umgang mit dem häufigen Phänomen Bruxismus bei.

Auf der wissenschaftlichen Pressekonferenz der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK) in Berlin erläuterte Prof. Peroz gemeinsam mit Dr. Matthias Lange (Europäischen Akademie für kraniomandibuläre Dysfunktionen
/Berlin) den aktuellen wissenschaftlichen Stand. Neben Schädigungen an der Zahnhartsubstanz oder Funktionsstörungen im Kauorgan könne Bruxismus auch schützende Funktionen für die Gesundheit erzeugen. Der aktuelle Wissensstand steht Interessierten in einer anschaulichen Patienteninformation zum Zähneknirschen kostenfrei unter dem Link
www.zahnmedizinische-patienteninformationen.de/patienteninformationen
zur Verfügung. Sie klärt über die Diagnose und mögliche Folgen des Bruxismus auf und stellt verschiedene, wissenschaftlich fundierte Therapieansätze (auch zur Selbsthilfe) vor.

Zähneknirschen ist wie das Zähnepressen oder das Anspannen der Kiefer ohne Zahnkontakt eine wiederholte Aktivität der Kaumuskulatur, die man unter dem Begriff Bruxismus zusammenfasst. Diese Aktivitäten können rhythmisch verlaufen (phasischer Bruxismus) oder aber über einen gewissen Zeitraum andauern (tonischer Bruxismus). Zudem unterscheidet man, ob Bruxismus im Wachzustand auftritt (Wachbruxismus) oder während des Schlafs (Schlafbruxismus). Bruxismus kann bereits mit dem Durchbruch der ersten Zähne beginnen, tritt am häufigsten im zweiten bis dritten Lebensjahrzehnt auf und nimmt mit zunehmendem Alter eher ab. Wachbruxismus ist bei Erwachsenen häufiger als Schlafbruxismus. Männer und Frauen sind gleichermaßen betroffen.

Ursachen nicht eindeutig identifiziert
Die Ursachen für Bruxismus sind nicht eindeutig identifiziert. Während man früher noch annahm, dass fehlerhafte Zahnkontakte Auslöser seien, stehen heute zentrale Faktoren im Vordergrund, wie emotionaler Stress, Angststörungen, Schlafstörungen (z. B. Insomnie), Reflux, Nikotin-, Alkohol-, Koffein- und Drogenkonsum, Nebenwirkungen von Medikamenten oder genetische Faktoren. Wachbruxismus scheint eher psychologisch bedingt (emotionaler Stress und andere emotionale Faktoren), während Schlafbruxismus eher als zentralnervöse Störung angesehen wird. Es wird diskutiert, dass Bruxismus eine stressabbauende Funktion hat. Dies wäre eine Erklärung für eine physiologische Funktion des Bruxismus in Zusammenhang mit Stress.

Gelegentlich durchgeführte wiederholte Muskelaktivitäten sind ein völlig harmloses Verhalten. Häufig sind sich Patienten dieser Muskelaktivitäten gar nicht bewusst. Jeder kennt aber Situationen, in denen solche Muskelanspannungen vorkommen. Auch Sprachbilder weisen auf Bruxismus hin: z. B. die Zähne zusammenbeißen, sich in ein Problem verbeißen, zerknirscht sein.

Bruxismus kann auch protektive Auswirkungen auf die Gesundheit haben. So tritt er häufig in Verbindung mit schlafbezogenen Atmungsstörungen auf (z. B. Schlafapnoe), wobei die Muskelanspannungen die oberen Atemwege offenhalten. Bei Sodbrennen (Reflux) bewirkt Bruxismus eine vermehrte Speichelproduktion und damit eine Reduktion der Säurewirkung.

Entstehen von Funktionsstörungen möglich
Bruxismus ist ein Risiko für das Entstehen von Beschwerden und/oder Funktionsstörungen an den Zähnen, der Kaumuskulatur oder den Kiefergelenken (craniomandibuläre Dysfunktionen). Durch die Überbelastung der Zähne und durch den Abrieb von Zahnsubstanz werden die Zähne überempfindlich auf Heiß und Kalt, Süß oder Sauer. Die Kaumuskulatur kann auf die wiederholten Aktivitäten mit Muskelbeschwerden reagieren, wobei die Regionen der Wange und der Schläfe am häufigsten betroffen sind. Es sind die weniger starken Muskelanspannungen, die zu schmerzhaften Muskelreaktionen oder zur morgendlicher Muskelsteifigkeit führen.

Die Anspannung der Kaumuskulatur kann auch zur Überlastung der Kiefergelenke führen. Als Symptome treten Schmerzen im Bereich der Kiefergelenke auf z. B. beim Kauen harter Speisen, bei weiter Kieferöffnung oder bei Seitwärtsbewegungen des Unterkiefers. Kiefergelenkgeräusche oder blockierte Kiefergelenke sind ebenfalls häufiger mit Bruxismus verknüpft.

Diagnose durch Screening
Mit Hilfe eines kurzen Befundes (Screening) können Anzeichen für Bruxismus aufgedeckt werden. Erste Hinweise liefern Berichte von Patienten, die von ihrer Familie oder ihrem Partner auf Knirschgeräusche im Schlaf aufmerksam gemacht werden oder nachts mit zusammengebissenen Zähnen erwachen. Typische Anzeichen, wie Schäden und Abnutzungserscheinungen an den Zähnen, Schmerzen in der Kaumuskulatur und Berichten über kurzzeitige Schwierigkeiten bei der Mundöffnung oder im Tagesverlauf auftretender Überempfindlichkeit der Zähne ergänzen das Bild. Die klinische Untersuchung beginnt mit der Beurteilung der Kaumuskulatur. Es folgt eine Bestandsaufnahme der durch das Knirschen und Pressen verursachten Schäden an der Zahnhartsubstanz und die Bewertung des Zahnabnutzungsgrades.

Therapie zielt auf Schutz der Zähne
Da gegenwärtig keine Therapie zur Heilung oder zur Beseitigung von Bruxismus bekannt ist, zielt die Behandlung vor allem auf den Schutz der Zähne und der Restaurationen, die Reduktion der Bruxismusaktivität und die Linderung von Schmerzen ab. Als Interventionsmaßnahmen werden Aufklärung/Beratung, Schienen, Verhaltenstherapie und Biofeedback empfohlen. Botulinumtoxininjektionen können erwogen werden. Bruxismus gilt als eine Ursache für die übermäßige Abnutzung der Zähne. Ob und wann eine zahnärztliche Intervention eingeleitet werden muss, hängt neben dem Grad der Abnutzung und der Anzahl der betroffenen Zähne auch vom Alter der Patienten, der Abnutzungsgeschwindigkeit und der Art der auslösenden Faktoren ab.

Quelle: IDW 

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Neues Horizon 2020-Verbundprojekt zu Bioplastik: HAW Hamburg wirbt 8,4 Millionen Fördermittel ein

Dr. Katharina Jeorgakopulos Presse und Kommunikation
Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg

Wieder gute Nachrichten für das Forschungs- und Transferzentrum Nachhaltigkeit und Klimafolgenmanagement der HAW Hamburg. Die Europäische Union fördert in ihrem Forschungsprogramm HORIZON 2020 das durch die HAW Hamburg initiierte Projekt BIOPLASTIC EUROPE mit insgesamt 8,4 Millionen Euro – Davon erhält die HAW Hamburg knapp eine Millionen Euro.

Die HAW Hamburg ist Konsortialführer des internationalen Verbundprojektes BIOPLASTIC EUROPE. Das Partnerkonsortium untersucht Probleme, die mit der Behandlung und Entsorgung von Plastikabfällen einhergehen. Dazu sollen Innovationen im Bereich der Produktion von Bioplastik angestoßen werden. Das Verbundprojekt mit einem Gesamtvolumen von 8,4 Millionen Euro umfasst 22 Partner aus Wissenschaft, Wirtschaft und Verbänden aus elf Ländern. Weitere 20 Netzwerkpartner, darunter Unternehmen wie TetraPak und Adidas sind ebenfalls involviert.

Der geplante Start des vierjährigen Forschungsprojekts ist im Herbst 2019. Projektkoordinator ist Prof. Dr. Dr. Walter Leal, ansässig an der Fakultät Life Science der HAW Hamburg und Leiter der European School of Sustainability Science and Research (ESSSR). Ebenso ist Frau Prof. Dr. habil. Gesine Witt, Professorin für Umweltchemie an der HAW Hamburg, an dem Projekt beteiligt. Koordinator Professor Dr. Walter Leal, den diese gute Nachricht überaus erfreut, erläutert: „Es reicht nicht mehr aus, den Plastikverbrauch zu reduzieren. Dies ist zwar ein wichtiger Schritt, genauso aber müssen neuartige Plastikersatzstoffe hergestellt werden, und zwar mit biobasierten Materialien. Das ist ein Plastik, das auf Basis nachwachsender Rohstoffe erzeugt wird, biologisch abbaubar ist und somit für die Fauna, Flora und die Gesundheit von Menschen weniger Gefahren darstellt.“

Prof. Dr.-Ing. Thomas Netzel, Vizepräsident für Forschung, Transfer und Internationales, freut sich ebenfalls über das europäische Forschungsprojekt HORIZON 2020 an der HAW Hamburg: „Die HAW Hamburg arbeitet seit Jahren konsequent daran, europäische Fördermittel einzuwerben. Dass wir mit dem Projekt BIOPLASTIC EUOROPE einen solchen Erfolg erzielen konnten, ist das Ergebnis sorgfältiger Vorarbeit vieler Kolleginnen und Kollegen an der HAW Hamburg.“

Der Hamburger Umweltsenator Jens Kerstan ergänzt: „Als vor wenigen Wochen ein Tauchboot einen neuen Tiefenrekord aufgestellt hat, haben die Forscher elf Kilometer tief am Meeresboden eine Plastiktüte gefunden. Das zeigt drastisch: Plastikmüll ist ein riesiges, globales Problem. Wenn unser Planet nicht daran ersticken soll, brauchen wir dringend alternative, umweltverträgliche Materialien. Ich freue mich, dass die HAW Hamburg dieses vielversprechende internationale Projekt koordiniert, das einen wichtigen Lösungsbeitrag liefern kann.“ (http://bit.ly/2WOr0b3)

Plastikabfälle stellen eine große Gefährdung für die Umwelt und damit auch für die menschliche Gesundheit dar. Knapp 70 Prozent der rund 10 Millionen Tonnen Müll, die jährlich in die Weltmeere gespült werden, bestehen aus Plastik. Mit Plastikmüll verbundene Probleme haben mittlerweile ein solches Ausmaß erreicht, dass die Vereinten Nationen Alarm geschlagen haben. Alle Länder sind aufgerufen, sich dringend an der Bekämpfung des Problems zu beteiligen. Neben der Bundesregierung, die vor kurzem konkrete Maßnahmen zur Reduzierung des Verbrauchs von Plastik angestoßen hat, trägt auch die Europäische Union dazu bei, dem Plastikmüll den Kampf anzusagen.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
KONTAKT

HAW Hamburg
Fakultät Life Sciences
Franziska Wolf
Geschäftsführerin „European School of Sustainability Science and Research“ (ESSSR)
T: +49 (0)40 42875 6343
franziska.wolf@haw-hamburg.de

Weitere Informationen:
http://www.haw-hamburg.de/ftz-nk.html

Quelle: IDW 

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Dürrerisiken neu bewerten: Beispiel Namibia und Angola

Melanie Neugart Wissenskommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung

Dürren bedrohen weltweit Millionen von Menschen. Durch den Klimawandel werden sich Hungersnöte und Wasserknappheit voraussichtlich noch verschärfen. Vor allem Menschen in Staaten südlich der Sahara sind vom Risiko häufigerer Dürren betroffen. Wissenschaftliche Instrumente, die das Ausmaß dieser Dürrerisiken erfassen, werden immer wichtiger, denn nur so können wirkungsvolle Gegenmaßnahmen ergriffen werden. Für Namibia und Angola haben ISOE-Forscher*innen nun ein Instrument entwickelt, das neben konventionellen Umweltparametern auch die sozialen Aspekte von Dürren erfasst.

Die daraus resultierenden Vorschläge für integrierte Maßnahmen zur Verringerung von Dürrerisiken fassen die Autoren Stefan Liehr und Robert Lütkemeier im aktuellen ISOE-Policy Brief zusammen.

Nur mit einer umfassenden Strategie lassen sich die Ziele einer nachhaltigen Entwicklung, wie sie in den Sustainable Development Goals (SDG) der Vereinten Nationen beschrieben sind, erreichen. Zu einer umfassenden Strategie zählt auch, geeignete Maßnahmen im Umgang mit Dürren zu entwickeln. Hierfür ist es wichtig, neben ökologischen auch die sozialen Folgen von Dürren zu kennen. Denn erst durch diese ganzheitliche Betrachtungsweise wird das tatsächliche Ausmaß von Dürrerisiken – und damit die Anfälligkeit von Mensch und Natur gegenüber Umweltereignissen – deutlich. Zur Bekämpfung von Hunger, Wasserknappheit und Flucht als Folgen von Dürren sind mittel- und langfristige Strategien notwendig. Diese vereinen ganz unterschiedliche technische wie auch institutionelle Anpassungsmaßnahmen. Und da Umweltereignisse nicht an Ländergrenzen haltmachen, wie das Beispiel des Cuvelai-Einzugsgebiets in der Grenzregion zwischen Namibia und Angola zeigt, muss diese Risikobewertung auch länderübergreifend ausgerichtet sein.

Der ISOE Policy Brief No. 6 „Integrated responses to drought risk in Namibia and Angola“ beschreibt die Anforderungen für eine solche integrierte, transnationale Risikobewertung für Dürren. Die Autoren Stefan Liehr und Robert Lütkemeier lassen darin ihre Expertise aus dem internationalen Forschungsprojekt SASSCAL (Southern African Science Service Centre for Climate Change and Adaptive Land Management) einfließen, in dem sie wasserbezogene Verwundbarkeiten und Risiken für Bevölkerung und Ökosysteme im Cuvelai-Einzugsgebiet untersucht haben. Der Großteil der ländlichen Bevölkerung lebt dort von Ackerbau und Viehwirtschaft, ist also von Dürren und ihren Folgen unmittelbar betroffen. Die unter anderem mithilfe von Haushaltsbefragungen erhobenen Daten wurden in einem modellbasierten Ansatz räumlich differenziert analysiert, um Gebiete mit besonders hoher Vulnerabilität und zugleich häufig auftretenden Dürren zu identifizieren.

Multi-Ressourcen-Mix: Potenzial für nachhaltige Wassernutzung
Die daraus abgeleiteten Vorsorge- und Anpassungsmaßnahmen konzentrieren sich vor allem auf eine nachhaltige Nutzung der verfügbaren Wasserressourcen. Es geht darum, dass zentrale Wasserversorgungsnetze mit dezentralen Wasserressourcen auf effiziente Weise zusammengeführt werden. Diesen sogenannten „Multi-Ressourcen-Mix“ erforschte und erprobte das ISOE bereits im Projekt CuveWaters. Leitungswasser ist im Norden Namibias für einen Großteil der Bevölkerung eine zentrale Säule der Versorgungssicherheit. Doch ebenfalls unabdingbar ist das während der Regenzeit verfügbare Wasser, um den häuslichen und landwirtschaftlichen Wasserbedarf zu decken. Wichtig ist daher, dieses Wasser auch in der Trockenzeit verfügbar zu machen, beispielsweise durch Regen- und Flutwassersammlung oder kontaminationsgeschützte Brunnen. Eine solche effizientere Wassernutzung könnte dann auch einen Beitrag zur landwirtschaftlichen Entwicklung leisten. Indem die kleinbäuerlichen Betriebe ausreichend Wasser für Ackerbau und Viehwirtschaft zur Verfügung haben, könnten Engpässe in der Nahrungsmittelverfügbarkeit vermindert werden.

Unerlässlich für die Wasser- und Ernährungssicherheit sind neben diesen technologischen Maßnahmen auch soziale Innovationen. Ganz entschieden gilt es hier, vor allem die Bewohner*innen im ländlichen Raum im Hinblick auf ihren gemeinschaftlichen Zusammenhalt und die Solidarität untereinander in den Dörfern zu fördern, denn die nachbarschaftliche und familiäre Unterstützung ist eine wichtige Strategie im Umgang mit Notlagen, wie Dürrezeiten sie darstellen.

Betroffenen Staaten empfehlen die Autoren des ISOE-Policy Briefs, grundsätzlich die wichtigsten Parameter für das Dürrerisiko kontinuierlich zu überwachen. Neben der Beobachtung von Naturgefahren (z.B. hydrometeorologische Messungen) sollte auch die gesellschaftliche Dimension der Vulnerabilität in ein solches Monitoring aufgenommen werden.

Über das ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung
Das ISOE gehört zu den führenden unabhängigen Instituten der Nachhaltigkeitsforschung. Seit 30 Jahren entwickelt das Institut wissenschaftliche Grundlagen und zukunftsfähige Konzepte für Politik, Zivilgesellschaft und Wirtschaft – regional, national und international. Zu den Forschungsthemen gehören Wasser, Energie, Klimaschutz, Mobilität, Urbane Räume, Biodiversität und sozial-ökologische Systeme.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Dr. Stefan Liehr
Forschungsschwerpunktleiter
Wasserressourcen und Landnutzung
liehr@isoe.de

Dr. Robert Lütkemeier
Wissenschaftlicher Mitarbeiter
Wasserressourcen und Landnutzung
luetkemeier@isoe.de

Originalpublikation:
Luetkemeier, Robert/Stefan Liehr (2019): Integrated responses to drought risk in Namibia and Angola. ISOE Policy Brief, No. 6. ISOE – Institute for Social-Ecological Research (ed.). Frankfurt am Main, Germany

Weitere Informationen:

https://www.isoe.de/aktuelles/news/detail-all/news/duerrerisiken-neu-bewerten-be…

Anhang

Integrated responses to drought risk in Namibia and Angola. ISOE Policy Brief, No. 6. ISOE – Institute for Social-Ecological Research (ed.). Frankfurt am Main, Germany
https://idw-online.de/de/attachment72163

Quelle: IDW 

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International vernetzte Hochschulen haben bessere Ergebnisse bei Forschung und Wissenstransfer

Britta Hoffmann-Kobert Bereich Dialog und Veranstaltungen
CHE Centrum für Hochschulentwicklung

International vernetzte Hochschulen schneiden bei vielen Indikatoren zu Forschung und Wissenstransfer besser ab als Hochschulen mit wenig internationalem Austausch. Sie sind erfolgreicher darin, Forschungsergebnisse in Industrie und Wirtschaft zu transferieren, in der Gründung von Spin off Firmen (80% höher) und im Patentieren ihrer Forschungsergebnisse (2,5 mal mehr Patente). Ebenso haben ihre Forschungsergebnissen einen höheren Impact (der Anteil der Publikation, die zu den weltweit am häufigsten zitierten gehören, ist um 36 % höher). Aber auch in Studium und Lehre stehen sie gut da: Ihre Studierenden sind zufriedener mit ihren Studienbedingungen und ihrer Lernerfahrung.

Dies sind exklusive Ergebnisse der neuen Ausgabe von U-Multirank, die 1.711 Hochschulen aus 96 Länder miteinander vergleicht. International vernetzte Hochschulen sind gekennzeichnet durch höhere Anteile internationale Studierender und Doktoranden, mehr internationalem akademischen Personal und einem höherer Anteil von gemeinsamen Publikation mit Autoren aus anderen Ländern. Im Bereich des Wissenstransfer, gemessen an er Zahl der Spin Offs gehören Telecom ParisTech und die Grenoble Ecole de Management zu den besten international vernetzten Hochschulen. Schaut man auf den Anteil gemeinsamer Publikationen mit Wirtschaft und Industrie, zählen z.B. Luiss Guido Carli in Rom und die Montanuniversität Leoben zu den führenden vernetzten Hochschulen. Die beiden international vernetzten Hochschulen mit den höchsten Anteilen der am häufigsten zitierten Publikationen sind mit der Rockefeller University in New York und dem Massachusetts Institute of Technology (MIT) zwei US Universitäten; die beste europäische diesbezüglich ist die ETH Zürich.

„Die internationale Vernetzung öffnet den Hochschulen ein Reservoir an Studierenden und Personal, die zu den hervorragenden Leistungen beitragen. Die Ergebnisse von U-Multirank zeigen, dass Universitäten besser sind, wenn sie international offen und vernetzt sind. Abgrenzung und Nationalismus gefährden die Qualität der Hochschulen“, sagen Professor Frans van Vught und Profesor Frank Ziegele, beide Leiter von U-Multirank.

2019 wurden die Naturwissenschaften mit Mathematik, Physik, Chemie und Biologie sowie die Ingenieurwissenschaften (Maschinenbau, Elektro- und Informationstechnik, Informatik /“Computer Engineering“, Chemieingenieurwesen, Bauingenieurwesen, Wirtschaftsingenieurwesen / Produktion) aktualisiert. Erstmals beteiligt sind die Fächer Umweltingenieurwesen und Materialingenieurwesen.

Die neuen Ergebnisse von U-Multirank geben nicht nur Einblick in die Wirkung offener Grenzen und internationalem Austausch, sondern schaffen auf einer breiten Basis Transparenz über die Leistungen der Hochschulen. Sie unterstützen Studierende bei der Wahl der für sie besten Hochschule. Für die Hochschulen bietet U-Multirank vielfältige Möglichkeiten, sich mit im Profil ähnlichen Hochschulen aus aller Welt zu vergleichen, um Anhaltspunkte für Verbesserungen ihrer Qualität zu finden.

U-Multirank bietet das umfassendste nutzerorientierte, interaktive globale Ranking, da es nicht nur die Forschungsexzellenz, sondern die ganze Vielfalt von Leistungen der Hochschulen bewertet und sichtbar macht.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Gero Federkeil
Leiter internationale Rankings
Tel: 05241 9761 30
Gero.Federkeil@che.de

Weitere Informationen:
http://www.che.de/cms/?getObject=5&getNewsID=2218&getCB=398&getLang=… Pressemitteilung
https://www.umultirank.org/export/sites/default/press-media/documents/UMR-Propos… Ergebnisse für Deutschland
https://www.umultirank.org/university-rankings/top-performing-universities/2019/
https://www.umultirank.org/university-rankings/top-performing-universities/2019/… Top performing universities 2019

Quelle: IDW 

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Einkorn, Emmer, Dinkel: Weltgrößter Feldversuch & Fachtag an der Universität Hohenheim

Florian Klebs Hochschulkommunikation
Universität Hohenheim

– Mo, 8. Juli 2019, 11:00: Pressetermin „Weltgrößter Feldversuch Einkorn, Emmer & Dinkel“
– ab 13 Uhr: Feldtag Urgetreide für Fachpublikum u.a. mit Backartist Tom the Baker
– Beide Termine: Heidfeldhof der Uni Hohenheim, Filderhauptstraße 201, 70599 Stuttgart

Ungeahnte Mengen an Urgetreide: Je 150 Sorten Einkorn, Emmer und Dinkel wachsen derzeit auf den Versuchsfeldern der Universität Hohenheim in Stuttgart zu circa 2 Tonnen Getreide heran. Anschließend sollen sie zu 500 sortenreinen Mehlen vermahlen werden. Daraus entstehen 3.000 Brötchen für wissenschaftliche Untersuchungen. Laut Studienleiter PD Dr. Friedrich Longin von der Universität Hohenheim handelt es sich um den weltweit größten Feldversuch zu Urgetreidesorten. Der Versuch soll Auskunft geben, wie sich die unterschiedlichen Sorten im Feld behaupten, welche Risiken es beim Anbau gibt, welche Unterschiede es beim Backen gibt und für welche Produkte welche Getreidesorte ideal ist. Am 8. Juli haben Medienvertreter die Gelegenheit, eines der Versuchsfelder in Hohenheim zu besichtigen und die Experten zum Versuch zu befragen. Im Anschluss findet der Hohenheimer Feld- und Fachtag zu Einkorn, Emmer und Dinkel statt. Fachleute aus allen Bereichen des Getreideanbaus, der Verarbeitung und der Vermarktung sind herzlich eingeladen.

Feldvorführungen, Produktdemonstrationen und Erfahrungsaustausch: das und mehr bietet der Feldtag zu Einkorn, Emmer und Dinkel an der Universität Hohenheim. Zum 7. Mal treffen sich Getreide-Spezialisten in Hohenheim und besprechen die neuesten Erkenntnisse zum Thema Urgetreide.

Unter dem Motto „Biodiversität erfolgreich umsetzen“ lädt die Universität Hohenheim zusammen mit dem Landesinnungsverband für das württembergische Bäckerhandwerk e.V. zum Fachtag auf die Versuchsstation Heidfeldhof, Filderhauptstraße 201, 70599 Stuttgart, ein.

Kurze Vorträge zeigen Probleme und Lösungsansätze zur erfolgreichen Etablierung einer Wertschöpfungskette mit alten Arten, Auswirkungen des Einsatzes von Emmermehlen in Backwaren auf Qualität und Geschmack und Reaktionsmöglichkeiten.

Besonderes Highlight ist dieses Jahr der Bäckermeister und Backartist Tom the Baker. Unter dem Titel „Diversität auf dem Teller“ verrät er Tipps und Tricks für leckere Backwaren aus Einkorn, Emmer, Dinkel und Waldstaudenroggen.

Pressetermin zum weltgrößten Feldversuch Einkorn, Emmer und Dinkel

Ab 11:00 Uhr zeigt PD Dr. Friedrich Longin Medienvertretern eines der Versuchsfelder und erläutert den Versuch. Es wird Zeit für Fragen und Fotos geben.

Längere Interviews können über die Pressestelle vermittelt werden. Medienvertreter sind außerdem herzlich eingeladen, im Anschluss den Feld- und Fachtag zu besuchen. Anmeldung bitte per Antwortfax.

Das Programm des Feldtages Urgetreide 2019 an der Universität Hohenheim

13:00 – 13:15 Uhr: Start des Feldtags und Begrüßung

13:15 – 14:40 Uhr: Kurzvorträge und Diskussion

Probleme und Lösungsansätze zur erfolgreichen Etablierung einer Wertschöpfungskette mit alternativen Arten (PD Dr. F. Longin, Universität Hohenheim)

Wie wird Geschmack und Qualität des Brotes durch 25, 50, 75 und 100% Einsatz von Emmermehl beeinflusst? (F. Keßler und H. Glaser, Schapfenmühle Ulm)

Diversität auf dem Teller – Tipps und Tricks für leckere Backwaren aus Einkorn, Emmer, Dinkel und Waldstaudenroggen (Bäckermeister und Backartist Tom the Baker)

14:30 – 15:00 Uhr: Pause

15:00 – 16:00 Uhr: Feld-Demonstrationen, u.a. Besichtigung des weltgrößten Einkorn- und Emmerversuchs (PD Dr. F. Longin, Universität Hohenheim)

Ab 13:00 Uhr: Vorführung von Produkten mit Einkorn, Emmer und Dinkel & Networking

Landesinnungsverband für das württembergische Bäckerhandwerk e.V.
Schapfenmühle Ulm – neue Backwaren aus Emmer und Dinkel
Schnitzer GmbH & Co. KG – Biovollkornbackwaren aus Einkorn, Emmer und Dinkel
CSM – Urgetreidespezialitäten
AlbGold
Richemont Kompetenzzentrum Luzern
Urkornexperten – Altes neu erleben

Ort: Heidfeldhof, Filderhauptstraße 201, 70599 Stuttgart

Kontakt für Medien
PD Dr. Friedrich Longin, Universität Hohenheim, Landessaatzuchtanstalt, Arbeitsgebiet Weizen
T 0711 459 23846, E friedrich.longin@uni-hohenheim.de

Zu den Pressemitteilungen der Universität Hohenheim
www.uni-hohenheim.de/presse

Quelle: IDW 

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Menschliche Vorfahren haben Steinwerkzeuge mehrmals erfunden

Sandra Jacob Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie

Bisher dachte man, dass unsere Vorfahren frühestens vor 2,58 bis 2,55 Millionen Jahren Steinwerkzeuge systematisch angefertigt und genutzt haben. Die Entdeckung einer neuen Fundstelle in Äthiopien beweist jedoch, dass die Ursprünge der Produktion solcher Werkzeuge älter als 2,58 Millionen Jahre sind. Eine Gruppe von Wissenschaftlern unter der Leitung von David Braun von der George Washington University und dem Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie vermutet, dass Steinwerkzeuge mehrmals auf unterschiedliche Weise erfunden wurden, bevor sie zu einem wesentlichen Bestandteil im täglichen Leben unserer Vorfahren wurden.

Die Ausgrabungsstätte Bokol Dora 1 (BD 1) befindet sich in der Region Afar im Nordosten Äthiopiens. Dort haben Forscher im Jahr 2013 das älteste der Gattung Homo zugeschriebene Fossil entdeckt. Der Kieferknochen stammt aus der Zeit vor etwa 2,78 Millionen Jahren und ist somit etwa 200.000 Jahre älter als die ältesten bis dahin bekannten Steinwerkzeuge. Seit fünf Jahren erforscht das Team einen möglichen Zusammenhang zwischen dem Ursprung unserer Gattung und der systematischen Steinwerkzeugherstellung.

Dabei gelang Christopher Campisano, Geologe an der Arizona State University, eine wichtige Entdeckung, als er vor Ort scharfkantige Steinwerkzeuge entdeckte, die an einem steilen Hang aus den Sedimenten herausragten. „Zuerst haben wir mehrere Gegenstände an der Oberfläche gefunden, wussten aber nicht, aus welchen Sedimentschichten sie stammten“, sagt Campisano. „Doch als ich über den Rand einer kleinen Klippe blickte, sah ich Gesteinsbrocken aus der Tonsteinwand ragen. Ich stieg an die Gesteinswand und fand zwei gut erhaltene Steinwerkzeuge, die aus den Hangsedimenten herauswitterten.“

Sedimentschicht mit Tierknochen und Steinabschlägen
Die Ausgrabung nahm mehrere Jahre in Anspruch, in denen die Forscher von Hand mehrere Meter Sediment abtrugen. Schließlich gelang es ihnen, eine archäologische Schicht freizulegen, die Tierknochen und Hunderte von kleinen Steinabschlägen enthielt. Bei diesen Steinabschlägen handelt es sich um die frühesten Zeugnisse, wie unsere direkten Vorfahren aus Stein Werkzeuge hergestellt und verwendet haben. Die Fundstelle enthält eine Fülle an Informationen darüber, wie und wann Menschen begannen, Steinwerkzeuge zu benutzen.

Dass die Artefakte nahe an einem Gewässer ins Erdreich gelangten, trug zu ihrer Erhaltung bei. „Unter dem Mikroskop zeigte sich, dass der Fundort nur kurze Zeit der Witterung ausgesetzt war. Die Werkzeuge wurden von frühen Menschen am Rande eines Gewässers abgelegt und dann rasch von Sediment bedeckt. Die Fundschicht blieb dann Millionen von Jahre so erhalten“, sagt Vera Aldeias, Geoarchäologin am Interdisziplinären Zentrum für Archäologie und Verhaltensevolution an der Universität der Algarve in Portugal.

Veränderung des Lebensraums
Kaye Reed, Direktorin des Ledi-Geraru-Forschungsprojekts und zusammen mit Campisano Forscherin am Institute of Human Origins der Arizona State University, untersuchte die Ökologie der Fundstelle. Dabei fand sie heraus, dass die bei den Werkzeugen gefundenen Überreste von Tieren denen ähnelten, die nur wenige Kilometer entfernt bei den frühesten Homo-Fossilien gefunden wurden. „Die ersten Menschen, die diese Steinwerkzeuge herstellten, lebten in einem völlig anderen Lebensraum als Lucy“, sagt Reed. Lucy ist der Spitzname einer älteren Homininenart namens Australopithecus afarensis, die an der Fundstelle Hadar in Äthiopien entdeckt wurde, etwa 45 Kilometer südwestlich des neuen Fundplatzes. „Der Lebensraum veränderte sich von einem Strauchland mit wenigen Bäumen und Auenwäldern zu einem offenen Grasland mit wenigen Bäumen. Sogar die fossilen Giraffen fraßen Gras!“

Zusätzlich zur Datierung von Vulkanasche, die sich mehrere Meter unterhalb des Fundortes befand, untersuchten Geologen die magnetische Signatur der Sedimente. Die Ergebnissen lassen den Schluss zu, dass die neue Fundstelle älter als alle bisher bekannten ist.

Zusammen mit Funden von zerlegten Tierknochen aus Äthiopien zeigt die jüngste Entdeckung von 3,3 Millionen Jahre alten, hammerartigen Schlagsteinen aus Kenia, die dem sogenannten „Lomekwian“ zugeordnet werden, wie tief verwurzelt die Herstellung und der Gebrauch von Werkzeugen in der Geschichte unserer Vorfahren ist. Andererseits stellen jüngste Funde von Werkzeugen, die von Schimpansen und anderen Affen hergestellt wurden, jedoch die Idee des „technologischen Affen“ in Frage, die den Werkzeuggebrauch als Alleinstellungsmerkmal in der Menschwerdung betrachtet.

Kaum Gemeinsamkeiten mit anderen Werkzeugen
Den Archäologen der neuen Fundstelle zufolge sind die dort entdeckten Steinwerkzeuge nicht nur die ältesten Artefakte des sogenannten Oldowan-Technokomplexes, sondern sie unterscheiden sich auch von den Werkzeugen der Schimpansen, anderer Affen oder noch früherer menschlicher Vorfahren. „Wir haben erwartet, Hinweise für eine Entwicklung von Lomekwian- hin zu diesen frühesten Oldowan-Werkzeugen zu finden. Doch als wir uns die Steinartefakte genauer ansahen und mit statistischen Methoden untersuchten, wurde uns klar, dass sie nur wenig mit den Steinwerkzeugen verbindet, die uns aus älteren archäologischen Fundstellen bekannt sind oder die von heute lebenden Primaten hergestellt werden“, sagt Will Archer vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig und der University of Cape Town in Südafrika.

Der Hauptunterschied ist die Fähigkeit, kleinere scharfkantige Werkzeuge systematisch von größeren Gesteinsbrocken abzutrennen. Schimpansen und andere Affenarten benutzen Werkzeuge aber im Allgemeinen für schlagende Tätigkeiten, zum Beispiel um Nahrungsmittel wie Nüsse und Schalentiere durch Hämmern aufzuschlagen. Dies scheint auch bei den 3,3 Millionen Jahre alten Werkzeugen aus dem Lomekwian der Fall zu sein.

Vor etwa 2,6 Millionen Jahren änderte sich dies, und unsere Vorfahren konnten Steine geschickter zu scharfkantigen Werkzeugen zurechtschlagen. Die nun gefundenen Steinabschläge belegen diesen Paradigmenwechsel. Es scheint, dass dieser Wechsel bei der Werkzeugproduktion etwa zur gleichen Zeit stattgefunden hat wie eine Veränderung der Zahngröße unserer Vorfahren. Dies zeigt sich am Beispiel des Homo-Kiefer an der Fundstelle: Als unsere Vorfahren begannen, Nahrungsmittel vor dem Verzehr mit Steinwerkzeugen zu bearbeiten, fingen ihre Zähne an sich zu verkleinern. Schon vor 2,6 Millionen Jahren waren Technologie und Biologie des Menschen eng miteinander verknüpft.

Neue Wege für die Herstellung von Werkzeugen
Der Mangel an eindeutigen Verbindungen zu früheren Methoden der Steinwerkzeugbearbeitung deutet darauf hin, dass der Werkzeuggebrauch in der Vergangenheit mehrfach erfunden wurde. „Da Primatenarten auf der ganzen Welt routinemäßig Steinhämmer benutzen, um sich neue Nahrungsressourcen zu erschließen, scheint es sehr wahrscheinlich, dass in ganz Afrika viele verschiedene menschliche Vorfahren jeweils neue Wege gefunden haben, um mit Hilfe von Steinartefakten Ressourcen aus ihrer Umwelt zu gewinnen“, sagt David Braun, Archäologe an der George Washington University und Erstautor der Studie. „Wenn unsere Annahme richtig ist, dann würden wir erwarten, dass wir ab einem Zeitpunkt vor etwa 2,6 Millionen Jahren, jedoch nicht vorher, eine Art Kontinuität bezüglich der Form dieser Steinartefakte vorfinden. Um diese Annahme hinreichend zu belegen, müssen wir weitere Fundstellen ausfindig machen.“

Vor etwa 2,6 Millionen Jahren scheinen Menschen also damit begonnen zu haben, langfristig in den Werkzeuggebrauch als Teil des Menschseins zu investieren. Fortlaufende Arbeiten im Projektgebiet des Fundorts liefern bereits jetzt erste Erkenntnisse über die Verhaltensmuster unserer frühesten Vorfahren hinsichtlich des Werkzeuggebrauchs. Neue Ausgrabungsorte wurden bereits identifiziert und das Team wird noch in diesem Jahr mit weiteren Grabungen beginnen.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Prof. David R. Braun
George Washington University &
Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie, Leipzig
+1 908 251-4523
david_braun@gwu.edu

Dr. Will Archer
Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie, Leipzig &
University of Cape Town
+49 174 517-4785
william_archer@eva.mpg.de

Originalpublikation:

Braun, David R., et al.
Earliest known Oldowan artifacts at >2.58 Ma from Ledi-Geraru, Ethiopia, highlight early technological diversity
Proceedings of the National Academy of Sciences, 03 June 2019

Quelle: IDW 

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DGP: E-Zigaretten nicht verharmlosen. Dampfen in der Schwangerschaft gefährdet das Kind

Medizin – Kommunikation Medizinkommunikation
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V.

Zum Weltnichtrauchertag 2019 am 31. Mai 2019 fordern die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) und die Deutsche Lungenstiftung (DLS), Kinder und Schwangere besser vor den schädlichen Einflüssen von Tabakrauch und E-Zigarettenaerosol zu schützen. Neben einem umfassenden Werbeverbot und dem Verbot im Auto zu rauchen oder zu dampfen fordert sie auch, werdende Eltern über die Gefahren der E-Zigarette aufzuklären. Aktuelle Erhebungen legen nämlich nahe, dass Schwangere die Risiken des Dampfens unterschätzen und fälschlicherweise davon ausgehen, dass E-Zigaretten bei der Entwöhnung von Tabakzigaretten helfen.

Laut Schätzungen des Robert Koch-Instituts raucht jede zehnte Frau in Deutschland während der Schwangerschaft Zigaretten (1). Damit stören sie die Entwicklung des Kindes im Mutterleib und erhöhen sein Risiko für diverse Erkrankungen im späteren Leben. „Da die E-Zigarette als Hilfsmittel zu sanften Ausstieg aus der Tabakabhängigkeit beworben wird, müssen wir annehmen, dass Schwangere, die das Rauchen aus eigener Kraft nicht aufgeben können, E-Zigaretten als Alternative nutzen, sagt Professor Dr. med. Robert Loddenkemper als Vertreter der DGP. Diese Vermutung wird von einer amerikanischen Langzeitstudie bestätigt, an der über 3.000 Frauen teilnahmen, die währenddessen Mütter wurden (2). Sieben Prozent von ihnen gaben an, während der Schwanger-schaft E-Zigaretten geraucht zu haben. Die Hälfte von ihnen nannte als Begründung, dass E-Zigaretten weniger schädlich für das Kind seien und zudem bei der Tabakentwöhnung helfen würden. Jede vierte Schwangere wusste nicht, dass ihre E-Zigarette den Suchtstoff Nikotin enthielt.

Lungenexperten halten diese Ergebnisse für besorgniserregend, wenngleich für Deutschland noch keine Zahlen erhoben wurden. „Die Studie zeigt, dass die Vermarktungsstrategie der Industrie auf-geht, die die schädlichen Effekte von E-Zigaretten verharmlost“, sagt Professor Dr. med. Stefan Andreas, der die Deutsche Lungenstiftung vertritt. Zwar sind die gesundheitlichen Langzeitfolgen der E-Zigarette nicht so gut untersucht wie die des Tabakkonsums. Als belegt gilt aber, dass Nikotin die embryonale Entwicklung stört: Zu den Folgen zählen Früh- oder Totgeburten, ein niedriges Geburtsgewicht und ein erhöhtes Asthmarisiko (3). Auch in nikotinfreien E-Zigaretten fanden Forscher Substanzen, die akute Entzündungen im Lungengewebe hervorrufen können (4). Um werdende Mütter und ungeborene Kinder zu schützen, fordert die DGP deshalb eine bessere Aufklärung und Angebote, um rauchende Schwangere bei der Tabakentwöhnung zu unterstützen. „Der überwiegende Anteil der unabhängigen Studien konnten nicht zeigen, dass E-Zigaretten beim Rauchstopp helfen“, ergänzt Andreas. „Vielmehr wird deutlich, dass mit dem Umstieg auf E-Zigaretten eine neue Sucht geschaffen wird.“

Zum Schutz von Schwangeren und Kindern fordern DGP und DLS auch ein Rauchverbot in geschlossenen Räumen und Autos. Schon das Rauchen einer Zigarette oder E-Zigarette führt zu einer hohen Konzentration verschiedener Schadstoffe wie Feinstäube, Nikotin, Propylenglykol und Ace-ton, die bei Kindern chronische Erkrankungen der Atemwege verursachen können (5). „Nicht zuletzt müssen Kinder auch durch ein umfangreiches Werbeverbot für Tabak und E-Zigaretten geschützt werden“, betont Loddenkemper. Untersuchungen ergaben, dass jeder zehnte Jugendliche über Anzeigen auf dem sozialen Netzwerk Facebook dazu gebracht wurde, E-Zigaretten auszuprobieren (6). Mit zahlreichen süßlichen Aromen sind sie vor allem für diese Zielgruppe besonders ansprechend. Eine Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung ergab, dass 22 Prozent der Jugendlichen, die bereits mit E-Zigaretten Erfahrungen gemacht hatten, in der Folge auch Tabakzigaretten rauchten – bei ihren nie-rauchenden Altersgenossen waren es nur 10 Prozent (7).

Quellen:
(1) Kuntz B, Zeiher J, Starker A, et al. Rauchen in der Schwangerschaft – Querschnittsergebnisse aus KIGGS Welle 2 und Trends. J Health Monitor 2018; 3:47-54
(2) Kapaya M, D’Angelo DV, Tong VT, et al. Use of Electronic Vapor Products Before, During, and After Pregnancy Among Women with a Recent Live Birth – Oklahoma and Texas, 2015. MMWR Morb Mortal Wkly Rep 2019; 68:189-194
(3) Deutsches Krebsforschungszentrum. Gesundheitsrisiko Nikotin. Fakten zum Rauchen. Heidelberg: DKFZ; 2015.
(4) Brożek GM , Jankowski M& Zejda JA. Acute respiratory responses to the use of e-cigarette: an in-tervention study, Scientific Reports 2019; 9:6844
(5) Schober W, Fembacher L, Frenzen A, Fromme H. Passive exposure to pollutants from conventional cigarettes and new electronic smoking devices (IQOS, e-cigarette) in passenger cars. Int J Hygiene Environ Health 2019; 222: 486-493
(6) Camenga D, Gutierrez KM, Kong G, et al. E-cigarette advertising exposure in e-cigarette naïve ado-lescents and subsequent e-cigarette use: A longitudinal cohort study. Addict Behav 2018; 81:78-83
(7) Morgenstern M, Nies A, Goecke M, Hanewinkel R. E-Zigaretten und Einstieg in den Konsum kon-ventioneller Zigaretten – Eine Kohortenstudie bei Jugendlichen der Klasse 10. Dtsch Arztebl Int 2018; 115:243-248.

Pressekontakt
Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V.
Lisa Ströhlein
Tel: 0711 8931-173
stroehlein@medizinkommunikation.org

Quelle: IDW 

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Lebensmittel im Blickpunkt: Milch ist nicht gleich Milch

Nina Banspach Pressestelle
Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL)

Empfindliche Personengruppen sollten wegen der Keimbelastung auf Roh- und Vorzugsmilch verzichten
Verbraucher können Milch mittlerweile nicht nur im Supermarkt kaufen. Milchtankstellen oder Milchausgabeautomaten auf dem Hof erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Doch Milch ist nicht gleich Milch. Anlässlich des Weltmilchtags am 1. Juni weist das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) in Berlin auf die unterschiedlichen Angebotsformen und die damit verbundene Keimbelastung hin. Da Rohmilch nicht wie Konsummilch einer Wärmebehandlung unterzogen wird, werden krankheitsauslösende Keime nicht abgetötet und können bei empfindlichen Personengruppen schwere Erkrankungen auslösen.
Als tierisches Lebensmittel kann Milch sogenannte Zoonoseerreger enthalten, die von der Kuh selbst stammen oder über den Melkprozess eingetragen werden. Zoonoseerreger wie Salmonellen, Campylobacter oder Listerien sind Keime, die vom Tier auf den Menschen übertragen werden und bei diesem Erkrankungen auslösen können. Die Lebensmittelüberwachungsbehörden der Bundesländer kontrollieren daher Milch und Milchprodukte regelmäßig auf ihre Keimgehalte. Lebensmittelrechtlich wird bei Milch zwischen Rohmilch, Vorzugsmilch und Konsummilch unterschieden.

Rohmilch
Rohmilch wird nicht über 40 °C erhitzt oder einer ähnlich wirkenden Behandlung unterzogen, die Bakterien abtötet. Rohmilch darf nur direkt im milcherzeugenden Betrieb, in dem sie gewonnen wurde mit dem gut sichtbaren Hinweis „Rohmilch, vor dem Verzehr abkochen“ an Verbraucher abgegeben werden („Milch ab Hof“). Milchausgabeautomaten oder Milchtankstellen werden immer beliebter. Daher wurden bei den vom BVL koordinierten Programmen des Zoonosen-Monitorings und des Bundesweiten Überwachungsplans (BÜp) Proben von Rohmilch auf krankmachende Keime untersucht.
Bis zu 4 % der Proben von Rohmilch, die zur weiteren Bearbeitung bestimmt war, als auch der Rohmilch aus Milch-ab-Hof-Zapfautomaten waren mit den Krankheitserregern Campylobacter spp., Listeria monocytogenes und shigatoxin-/verotoxinbildenden Escherichia coli (STEC/VTEC) kontaminiert. Die Ergebnisse der Untersuchungen der „Milch ab Hof“ auf Hygieneindikatoren wie Escherichia coli und koagulasepositive Staphylokokken zeigten zudem, dass Rohmilch, die direkt an den Verbraucher abgegeben wird, nicht immer eine zufriedenstellende hygienische Qualität aufweist. Die Ergebnisse bestätigen, dass von Rohmilch ein Risiko für eine Infektion des Menschen mit Krankheitserregern ausgehen kann und Verbraucher Rohmilch deshalb grundsätzlich vor dem Verzehr erhitzen sollten. Dem BVL wurden im Jahr 2017 insgesamt 18 Krankheitsausbrüche gemeldet, die durch den Verzehr von nicht abgekochter Rohmilch verursacht wurden. Dabei erkrankten 221 Menschen an Campylobacter, weitere infizierten sich durch die verzehrte Rohmilch mit dem EHEC-Krankheitserreger und dem Frühsommer-Meningoenzephalitis-Erreger (FSME-Virus).

Vorzugsmilch
Abgepackt darf Rohmilch nur als Vorzugsmilch an Verbraucher verkauft werden. Sie darf nur aus bestimmten, zuvor genehmigten und regelmäßig kontrollierten Milcherzeugungsbetrieben stammen. An den Tierbestand, den Betrieb sowie die Vorzugsmilch werden besondere rechtliche Anforderungen gestellt. Als besonders leicht verderbliches Lebensmittel ist Vorzugsmilch mit einem Verbrauchsdatum und dem Hinweis „Aufbewahren bei höchstens + 8 °C“ zu kennzeichnen. In Proben von Vorzugsmilch wurden in den genannten Überwachungsprogrammen keine krankmachenden Keime nachgewiesen, so dass die hohen hygienischen Anforderungen die Kontamination der Milch offenbar weitgehend vermeiden.

Rohmilchkäse
Konsummilch wird vor der Abgabe an Verbraucher grundsätzlich wärmebehandelt (z. B. durch Pasteurisation oder Ultrahocherhitzung), so dass vorhandene Krankheitserreger sicher abgetötet werden. Eine gesundheitliche Gefahr kann aber dann von Produkten ausgehen, bei deren Herstellung die Rohmilch nicht erhitzt wird, wie Rohmilchkäse. Dies zeigen auch weitere Ergebnisse aus dem Zoonosen-Monitoring. Bis zu 1,6 % der Proben von Rohmilchkäse wurden positiv für Salmonella spp., STEC/VTEC und Listeria monocytogenes getestet. In einer Probe von Weichkäse/halbfestem Schnittkäse wurden so hohe Keimzahlen von Listeria monocytogenes nachgewiesen, dass sie eine potenzielle Gesundheitsgefahr für den Menschen darstellten.

Verzehrsempfehlungen
Salmonellen und Campylobacter sind häufig Auslöser von Magen-Darm-Erkrankungen beim Menschen. Infektionen mit Listeria monocytogenes treten im Vergleich dazu zwar insgesamt seltener auf. Sie können aber schwere Erkrankungen wie Hirnhautentzündungen auslösen und sogar zum Tode führen. Die Untersuchungsergebnisse unterstreichen daher die Empfeh-lung des Bundesinstituts für Risikobewertung, dass empfindliche Verbrauchergruppen wie Kleinkinder, ältere und immunsupprimierte Menschen sowie Schwangere auf den Konsum von nicht wärmebehandelter Rohmilch und Rohmilchkäse verzichten sollten. Diese Empfeh-lung gilt auch für den Konsum von Vorzugsmilch, da Vorzugsmilch zum direkten Verzehr be-stimmt ist und ein Vorkommen von pathogenen Keimen nicht gänzlich ausgeschlossen wer-den kann.

Rückstände und Kontaminanten
Die Behörden der Bundesländer untersuchen Milch auch auf Rückstände von Pflanzenschutzmitteln, Tierarzneimitteln und Umweltkontaminanten. Überschreitungen von geltenden Höchstgehalten sind dabei die Ausnahme. So wurden 2017 im Rahmen des Nationalen Rückstandskontrollplanes lediglich in zwei von 1.510 Proben der zulässige Höchstgehalt des entzündungshemmenden Wirkstoffs Diclofenac überschritten. Die übrigen Untersuchungen auf verbotene und nicht zugelassene Stoffe, sonstige Tierarzneimittel und Umweltkontaminanten waren unauffällig. Dies traf auch auf die Untersuchungen von Vollmilch und Rohmilch auf Glyphosat zu, die im Rahmen des Monitorings durchgeführt wurden. Keine der untersuchten Proben wies messbare Rückstände dieses Pflanzenschutzmittelwirkstoffs auf. Ebenso waren die Befunde in Bezug auf weitere organische Substanzen wie DDT/DDE, Hexachlorbenzol und Lindan unauffällig. Diese Stoffe werden zwar seit Jahren nicht mehr eingesetzt, verbleiben aber in der Umwelt und reichern sich aufgrund ihrer hohen Fettlöslichkeit insbesondere in tierischen Lebensmitteln an.

Weiterführende Informationen
Bundesweiter Überwachungsplan: www.bvl.bund.de/buep
Monitoring: www.bvl.bund.de/monitoring
Zoonosen-Monitoring: www.bvl.bund.de/zoonosenmonitoring
Berichte zu lebensmittelbedingten Krankheitsausbrüchen in Deutschland: www.bvl.bund.de/bela
Fragen und Antworten des Bundesinstituts für Risikobewertung zum Verzehr von Rohmilch: https://www.bfr.bund.de/de/fragen_und_antworten_zum_verzehr_von_rohmilch-197200….

Hintergrundinformation
Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) ist eine eigenständige Bundesoberbehörde im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft. Das BVL ist für die Zulassung von Pflanzenschutzmitteln, Tierarzneimitteln und gentechnisch veränderten Organismen in Deutschland zuständig. Im Bereich der Lebensmittel- und Futtermittelsicherheit übernimmt es umfassende Managementaufgaben und koordiniert auf verschiedenen Ebenen die Zusammenarbeit zwischen dem Bund, den Bundesländern und der Europäischen Union. In der Rubrik „Lebensmittel im Blickpunkt“ stellt das BVL regelmäßig Informationen zu bestimmten Lebensmitteln zusammen.

Anhang
Anhang zur Pressemitteilung
https://idw-online.de/de/attachment72082

Quelle: IDW 

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Recht im Angebot: Wenn Gesetzgeber konkurrieren

Christa Manta Wissenschafts- und Unternehmenskommunikation
Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V.

Staaten sehen sich in immer mehr Rechtsbereichen im Wettbewerb um die Gunst mobiler Nachfrager, zeigt Johanna Stark vom Max-Planck-Institut für Steuerrecht und Öffentliche Finanzen in ihrer jüngst erschienenen Monographie „Law for Sale“. Sie erläutert, warum sich unter marktähnlichen Prozessen geformtes Recht anders entwickelt als etwa nach dem Ideal demokratischer Entscheidungsfindung oder nach der Vorgabe moralischer und politischer Werte.

Stellen Sie sich vor, Sie sind Schifffahrtsunternehmer und wollen Ihren neuen Frachter registrieren. Mit einiger Wahrscheinlichkeit werden Sie nicht unter deutscher Flagge in See stechen, sondern sich für die Flagge Panamas, Liberias oder der Marshallinseln entscheiden. Diese „Billigflaggen“ bringen gemeinsam etwa 40 Prozent der weltweit registrierten Tonnage zu Waage. Sie locken mit niedrigeren Steuern, geringeren Lohnkosten und Sozialabgaben sowie laxeren Umweltvorschriften. Sollten Sie unter liberianischer Flagge fahren, tragen Sie zu Liberias größter Einnahmequelle in US-Dollar seit den 1990er Jahren bei. Und dabei befinden Sie sich in bester Gesellschaft: Jedes vierte im Dezember 2018 registrierte Handelsschiff im Eigentum deutscher Gesellschafter fährt unter liberianischer Flagge, nur 15 Prozent der 2104 Schiffe deutscher Eigner fahren unter deutscher Flagge.

„Wegen hoher Arbeits- und Sozialstandards in Deutschland kann es für deutsche Schifffahrtsgesellschaften zurzeit günstiger sein, ihre Frachter in Flaggenstaaten wie Zypern oder Liberia zu registrieren“, teilte die Bundesregierung im Juni 2016 mit. Sie sieht sich im Rechtswettbewerb mit den Flaggenstaaten, passt die Schiffsbesetzungsordnung an, entlastet die Reeder bei der Lohnsteuer und beim Arbeitgeberanteil zur Sozialversicherung. „Auf Druck der Reeder hat der deutsche Staat Erleichterungen beschlossen“ schrieb die Tageszeitung Die Welt daraufhin und prangerte „das brutale System der Billigflaggen“ an: „Die Flaggenstaaten setzen die Standards für die Arbeit und teilweise auch für die Technik an Bord.“

Das Flaggenbeispiel veranschaulicht ein Phänomen, dem sich Staaten zunehmend in immer mehr Rechtsbereichen ausgesetzt fühlen, ob im Privatrecht, im Gesellschaftsrecht, im Arbeitsrecht, im Steuerrecht oder im Insolvenzrecht – dem Wettbewerb zwischen den Rechtssystemen. Im Zuge der Globalisierung und Digitalisierung sind die Mobilitätskosten für natürliche und juristische Personen sowie für Kapital deutlich gesunken. Individuen und Unternehmen können sich immer leichter aus einem Rechtssystem heraus- und in ein anderes hineinwählen, und so Einfluss darauf nehmen, welche Rechtsnormen für ihr Unternehmen, ihren Vertrag, ihre Ehe oder ihr Insolvenzverfahren gelten sollen.

Der Rechtwettbewerb begünstigt mobile Nachfrager
In ihrem jüngst bei Oxford University Press erschienen Buch „Law for Sale“ ergründet Johanna Stark, wissenschaftliche Referentin am Max-Planck-Institut für Steuerrecht und Öffentliche Finanzen, das Phänomen des Rechtswettbewerbs und was es bedeutet, wenn Gesetzgeber ihre ‚Rechtsprodukte‘ auf die Interessen potenzieller ‚Käufer‘ zuschneiden, manchmal sogar aktiv vermarkten. Wie wird sich das Recht entwickeln, das als Produkt begriffen wird, in der Marktinteraktion geformt wird und einem gewissen Preisbildungsmechanismus zwischen Anbietern und Nachfragern unterliegt? Johanna Stark beleuchtet diese Fragen aus verschiedenen wissenschaftlichen Perspektiven. Sie nimmt die philosophischen Grundlagen des Rechtswettbewerbs sowie dessen Auswirkungen in den Blick und kontrastiert Recht als Gegenstand von Markt und Wettbewerb mit anderen Vorstellungen von den Aufgaben des Staates und der Rolle, die das Recht bei deren Erfüllung spielt.

Stark zeigt die Nähe zwischen den positiven Effekten, die dem Rechtswettbewerb aus ökonomischer Sicht zugeschrieben werden, und den Grundannahmen eines politischen Utilitarismus auf. Die Einwände, die gegen Utilitarismus im Allgemeinen erhoben werden, lassen sich in eine Kritik am Rechtswettbewerb übersetzen, argumentiert die Juristin.

Weiter legt Stark dar, dass die Idee von Rechtsregeln als Marktprodukte nicht konfliktfrei mit unserem Verständnis politischer Werte und Strukturprinzipien wie Demokratie, Autonomie und politischer Autorität zusammenpasst. So zeigt sie etwa, dass durch Marktinteraktion und somit durch eine ‚demand rule‘ geprägte Gesetze mit der demokratischen Verpflichtung auf eine ‚majority rule‘, auf im Parlament geformte Rechtsregeln, kollidieren, und dass der Rechtswettbewerb zu einem Ungleichgewicht von Markt und Verhandlungsmacht zugunsten besonders mobiler Nachfrager führt. Dies wiederum widerspricht unserer Vorstellung, dass die Interessen aller Mitglieder eines Gemeinwesens gleichermaßen Achtung verdienen.

Widersprüchliche Interessen werden nicht mehr ausgeglichen
Schließlich zeichnet Stark nach, wie sich die in den Sozialwissenschaften seit einigen Jahrzehnten geführte Debatte um „contested commodities“ mit ihren Argumenten und Folgerungen auch auf Rechtsregeln übertragen lässt. Bei solchen „contested commodities“ handelt es sich um Güter, für deren Produktion und Verteilung wir den Marktmechanismus für nicht angemessen halten, wie etwa menschliche Organe oder akademische Titel. Stark argumentiert, dass unter Marktbedingungen geformtes Recht zwei seiner gesellschaftlichen Funktionen nicht mehr ausfüllen kann wie bisher. Zum einen verliert kommodifiziertes Recht seinen universellen Geltungsanspruch, kann seiner Funktion nicht mehr nachkommen, widersprüchliche Interessen auszugleichen sowie Vorhersehbarkeit und Erwartungssicherheit in Bezug auf das Verhalten anderer zu schaffen. Zum anderen leidet die expressive Funktion des Rechts, im Sinne einer Kommunikation kollektiver Wertentscheidungen: Je mehr die Rolle des Rechts als Standortfaktor an Bedeutung gewinnt, desto mehr wird sich auch seine inhaltliche Gestaltung an dieser Funktion orientieren.

Man sollte daher, schlussfolgert Stark, bei allen Vorzügen, die ein Wettbewerb der Gesetzgeber haben mag, etwa dass er die Qualität der Rechtsnormen erhöht und sie besser auf die Bedürfnisse der Adressaten zuschneidet, dessen „Nebenwirkungen“ nicht aus dem Blick verlieren. Diese Implikationen des Rechtswettbewerbs müssten offen diskutiert werden, anstelle „durch die Hintertür“ vermeintlich gezwungen, das Recht den Anforderungen eines Wettbewerbs anzupassen, dessen Voraussetzungen die Gesetzgeber zuvor selbst erst geschaffen haben.
Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Dr. Johanna Stark, M.Phil.

Wissenschaftliche Referentin
Max-Planck-Institut für Steuerrecht und Öffentliche Finanzen, München
+49 89 24246-5412
johanna.stark@tax.mpg.de

Originalpublikation:
Johanna Stark
Law for Sale. A Philosophical Critique of Regulatory Competition
Oxford University Press. 2019

Quelle: IDW 

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Schmerzfrei dank Evolution

Jana Schlütter Kommunikation
Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft

Afrikanische Mulle sind gegen viele Schmerzen unempfindlich. Wie ein internationales Team um den MDC-Forscher Gary Lewin in „Science“ berichtet, eröffnen sich ihnen dadurch sogar neue Lebensräume. So lebt der Highveld-Mull dank eines mutierten Gens mit Ameisen zusammen, die von anderen Mullen gemieden werden.

Vor gut zehn Jahren wurden die Nacktmulle des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin (MDC) quasi über Nacht berühmt. Zu verdanken hatten sie das Gary Lewin (Berlin) und Thomas Park (Chicago), die gemeinsam die seltsame Sinneswelt der Nacktmulle untersuchen. Lewin, Park und ihre Teams konnten zeigen, dass die aus Afrika stammenden Nager gegen Schmerzen erstaunlich resistent sind: Wie sie 2008 im Fachblatt „PLOS Biology“ berichteten, konnten weder Säure noch Capsaicin – die Substanz, die Chilischoten scharf macht – den unterirdisch lebenden Tieren etwas anhaben. Die Experimente stießen weltweit auf großes Interesse.

Für seine neueste in „Science“ veröffentlichte Studie haben sie sich mit Kolleginnen und Kollegen aus Südafrika und Tansania zusammengetan, um die ungewöhnliche Schmerzresistenz der afrikanischen Nager weiter zu ergründen. „Die Erkenntnisse, die wir an den Tieren gewinnen, sollen unter anderem bei der Entwicklung neuer Schmerzmedikamente helfen“, erklärt der Leiter der MDC-Arbeitsgruppe „Molekulare Physiologie der somatosensorischen Wahrnehmung“.

In enger Zusammenarbeit mit einem weltweit führenden Experten für Mulle, Nigel Bennett von der Universität Pretoria in Südafrika, haben Lewin, Park und ihre Kolleginnen und Kollegen daher untersucht, wie der Nacktmull und acht weitere, mit ihm verwandte Arten auf drei Substanzen reagieren, die bei Menschen und anderen Säugetieren auf der Haut gewöhnlich für kurze Zeit einen brennenden Schmerz auslösen: verdünnte Salzsäure, Capsaicin und Allylisothiocyanat, kurz AITC. AITC verleiht dem vom Sushi-Essen bekannten Wasabi seine extreme Schärfe. Solchen und ähnlichen Substanzen sind die Mulle auch in der Natur ausgesetzt.

Nur der Highveld-Mull ist von der Wasabi-Schärfe unbeeindruckt
Wie die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler um die beiden Erstautoren der Studie, Ole Eigenbrod und Karlien Debus, in „Science“ schreiben, waren insgesamt drei Mullarten unempfindlich gegen Säure. Sie sind evolutionär nicht sehr eng miteinander verwandt. Zwei Spezies zeigten keinerlei Reaktion, wenn sie eine Lösung mit Capsaicin in die Pfote injiziert bekamen. „Die anderen hoben ihre Pfote kurz an oder leckten sie ab – was uns zeigte, dass die Tiere einen kurzzeitigen Schmerzreiz empfanden“, erläutert Lewin.

Nur eine einzige Mullart erwies sich als resistent gegen AITC. Und dabei handelte es sich nicht um den Nacktmull, sondern um den ebenfalls in unterirdischen Gängen lebenden Highveld-Mull – benannt nach der gleichnamigen Region im östlichen Südafrika, in der die Tiere ausschließlich vorkommen. „Diese Beobachtung war für uns äußerst spannend“, sagt Lewin. „Denn AITC kann im Körper Aminosäuren und somit auch ganze Proteine zerstören. Deswegen vermeiden es alle anderen Tierarten, die wir kennen, mit der Substanz in Kontakt zu kommen.“ Lediglich der Highveld-Mull zeigte sich von AITC in den Experimenten völlig unbeeindruckt.

Der Grund für die Schmerzresistenz sind veränderte Ionenkanäle
Um den molekularen Gründen für die ungewöhnliche Schmerzresistenz der Mulle auf die Spur zu kommen, isolierten die Forscherinnen und Forscher von allen neun untersuchten Arten sensorisches Gewebe aus dem Rückenmark sowie Spinalganglien. Dabei handelt es sich um Ansammlungen von Nervenzellkörpern, die Schmerzsignale an das Rückenmark weiterleiten. „Mithilfe moderner Sequenziertechniken haben wir dann in den Geweben die Aktivität von rund 7000 Genen miteinander verglichen“, berichtet Lewin.

Zunächst konnte das Team feststellen, dass bei den schmerzunempfindlichen Tieren insbesondere die Aktivität von zwei Genen verändert war, die den Bauplan für die Ionenkanäle TRPA1 und NaV1.7 enthalten. Von beiden Kanälen ist bekannt, dass sie an der Schmerzwahrnehmung beteiligt sind.

„AITC und viele andere ätzende Substanzen, die in Wurzeln, einem der Hauptnahrungsmittel von Mullen, vorkommen, aktivieren TRPA1″, sagt Lewin. Deshalb sei bei vielen Arten im Laufe der Evolution das Gen für diesen Kanal offenbar herunterreguliert worden. „Gänzlich stummgeschaltet ist der Wasabi-Kanal aber nur bei den Highveld-Mullen“, sagt der Forscher. Wie er und sein Team herausfanden, liegt das an einem besonders aktiven Gen für einen weiteren Kanal, den stets offen stehenden sogenannten Leckkanal NALCN. Auf diese veränderte Genexpression stieß die Forschungsgruppe ausschließlich bei den Highveld-Mullen.

Die Schmerzresistenz der Mulle ließ sich in Experimenten ausschalten
Besonders überrascht war Lewin jedoch von den Ergebnissen eines weiteren Experiments: „Wenn wir den NALCN-Kanal mit einem Wirkstoff blockierten, wurden die Highveld-Mulle auf einmal wieder empfindlich für AITC“, berichtet der Wissenschaftler. Und nur einen Tag nach der Gabe des Kanal-Antagonisten hätten sich die Tiere von AITC erneut unbeeindruckt gezeigt. „Offenbar hatten wir unter den Tausenden von untersuchten Genen das entscheidende für die besondere Schmerzresistenz der Highveld-Mulle gefunden“, sagt Lewin – was er persönlich für einen riesengroßen Glücksfall halte.

Daniel Hart, ein Doktorand, der mit Nigel Bennett zusammenarbeitet, fand zudem heraus, dass die Highveld-Mulle in ihren Höhlen oft mit Ameisen der Art Myrmicaria natalensis, auch Natal-Droptail-Ameisen genannt, zusammenleben. „Diese Insekten sind für ihre Aggressivität und ihr sehr ätzendes Gift bekannt“, sagt Lewin. Tatsächlich reagierten alle untersuchten Mullarten auf einen Cocktail des Ameisengiftes in ihrer Pfote mit einer kurzen Schmerzreaktion – nur nicht der Highveld-Mull. Blockierten die Forscherinnen und Forscher bei ihm jedoch den NALCN-Kanal, wurde auch er empfindlich für das Gift.

Das neue Wissen dient womöglich auch der Arzneimittelforschung
„Mithilfe eines besonders aktiven Gens für einen Ionenkanal konnte sich der Highveld-Mull im Laufe der Evolution ganz offensichtlich einen Lebensraum erobern, der von anderen Mullen gemieden wird“, schlussfolgert Lewin. Für ihn sei es ein besonders schönes Beispiel dafür, wie die Umwelt die langfristige Entwicklung von Tieren beeinflusse. Nutzen lassen könne sich das jetzt erworbene Wissen womöglich aber auch zur Entwicklung sehr wirksamer Analgetika, sagt der MDC-Forscher: „Das Hochexprimieren des NALCN-Kanals ist anscheinend ein sehr effektives Mittel, um Schmerzen zu stillen.“ (bro)

Das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin
Das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC) wurde 1992 in Berlin gegründet. Es ist nach dem deutsch-amerikanischen Physiker Max Delbrück benannt, dem 1969 der Nobelpreis für Physiologie und Medizin verliehen wurde. Aufgabe des MDC ist die Erforschung molekularer Mechanismen, um die Ursachen von Krankheiten zu verstehen und sie besser zu diagnostizieren, verhüten und wirksam bekämpfen zu können. Dabei kooperiert das MDC mit der Charité – Universitätsmedizin Berlin und dem Berlin Institute of Health (BIH) sowie mit nationalen Partnern, z.B. dem Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DHZK), und zahlreichen internationalen Forschungseinrichtungen. Am MDC arbeiten mehr als 1.600 Beschäftigte und Gäste aus nahezu 60 Ländern; davon sind fast 1.300 in der Wissenschaft tätig. Es wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Berlin finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft deutscher Forschungszentren. www.mdc-berlin.de

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Gary Lewin
Leiter der Arbeitsgruppe „Molekulare Physiologie der somatosensorischen Wahrnehmung“
Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC)
+49 173 6155 51
glewin@mdc-berlin.de

Originalpublikation:
Ole Eigenbrod, Karlien Debus et al. (2019): „Rapid molecular evolution of pain insensitivity in multiple African rodents“, Science, doi/10.1126/science.aau0236.

Weitere Informationen:
https://www.mdc-berlin.de/lewin (Webseite der AG Lewin)
https://science.sciencemag.org/content/364/6443/852 (Studie in Science)
https://www.mdc-berlin.de/de/news/press/molekulare-mechanismen-entschluesseln-un… (Gary Lewin erhält Ernst-Jung-Preis)
https://www.mdc-berlin.de/de/news/news/beruehrung-schmerz-und-die-seltsame-sinne… (Gary Lewin im Porträt)

Quelle: IDW 

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Blitze auf dem Mond

Robert Emmerich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Julius-Maximilians-Universität Würzburg

Auf dem Mond sind immer wieder Blitze und andere rätselhafte Lichterscheinungen zu beobachten. Mit einem neuen Teleskop will ein Professor der Uni Würzburg diesen Phänomenen auf den Grund gehen.

Es passiert mehrere Male in der Woche. Manchmal sind es nur kurze Lichtblitze, die an der Oberfläche des Mondes aufscheinen. Andere Leuchtphänomene auf dem Erdtrabanten können länger dauern. Und bisweilen sind auch Stellen zu beobachten, die sich vorübergehend verdunkeln.

Die Wissenschaft weiß nicht genau, wie diese Phänomene auf dem Mond zu Stande kommen. Sie hat aber Erklärungsversuche: Der Aufprall eines Meteors etwa dürfte für ein kurzzeitiges Aufleuchten sorgen. Solche Blitze könnten auch entstehen, wenn elektrisch geladene Teilchen des Sonnenwindes mit Partikeln aus Mondstaub reagieren.

„Auf dem Mond wurden auch seismische Aktivitäten beobachtet. Bei Bewegungen der Oberfläche könnten aus dem Mondinneren Gase austreten, die das Sonnenlicht reflektieren. Das würde die Leuchterscheinungen erklären, die teils über Stunden anhalten“, sagt Hakan Kayal, Professor für Raumfahrttechnik an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU).

Mondteleskop in Spanien aufgestellt
Kayal ist an diesen Erscheinungen höchst interessiert. „Man kennt die sogenannten transienten lunaren Phänomene schon seit den 1950er-Jahren, aber sie wurden nicht ausreichend systematisch und langfristig beobachtet.“ Das ändert sich zurzeit, und der JMU-Professor will seinen Beitrag dazu leisten.

Als ersten Schritt hat Kayals Team ein Mondteleskop gebaut und im April 2019 in Betrieb genommen. Es steht in einem privaten Observatorium in Spanien, etwa 100 Kilometer nördlich von Sevilla in einer ländlichen Gegend. Warum Spanien? „Dort herrschen einfach bessere Wetterbedingungen für die Mondbeobachtung als in Deutschland“, so Kayal.

Das Teleskop wird vom JMU-Campus aus ferngesteuert. Es besteht aus zwei Kameras, die Nacht für Nacht den Mond im Blick behalten. Nur wenn beide Kameras gleichzeitig eine Leuchterscheinung registrieren, löst das Teleskop weitere Aktionen aus. Es speichert dann Fotos und Videosequenzen von dem Ereignis und schickt via E-Mail eine Nachricht an Kayals Team.

Feilen an der intelligenten Software
Noch ist das System nicht komplett fertig – an der Software, die Blitze und andere Leuchtphänomene automatisch und zuverlässig erkennen soll, wird weiter gefeilt. Kayal will dafür unter anderem Methoden der Künstlichen Intelligenz einsetzen: Neuronale Netzwerke sorgen dafür, dass das System nach und nach lernt, einen Mondblitz von technischen Störungen oder von Objekten wie Vögeln und Flugzeugen zu unterscheiden, die vor der Kamera vorbeifliegen. Bis dahin ist schätzungsweise noch ein Jahr Arbeit nötig.

Die Rate der Fehlalarme möglichst stark zu reduzieren, ist für Kayal nur das erste Etappenziel in diesem Projekt. Das System, das er auf spanischem Boden entwickelt, soll später einmal auf einer Satellitenmission zum Einsatz kommen. Die Kameras könnten dann im Orbit der Erde oder des Mondes arbeiten. Davon verspricht sich der Professor wesentlich bessere Ergebnisse: „Wir sind dann die Störungen los, die sich durch die Atmosphäre ergeben.“

Wie geht es weiter, sobald das Teleskop eine Leuchterscheinung dokumentiert hat? Kayals Team würde das Ergebnis dann mit der Europäischen Raumfahrtagentur ESA abgleichen, die ebenfalls den Mond beobachtet. „Wenn dort das Gleiche gesehen wurde, kann das Ereignis als bestätigt gelten.“ Bei Bedarf könne man dann gemeinsam weitere Forschungen in die Wege leiten.

Neuer Wettlauf zum Mond
Das Interesse an den lunaren Leuchterscheinungen ist derzeit groß. Das liegt auch an einem neuen „Wettlauf zum Mond“, der im Gange ist: China hat ein umfassendes Mondprogramm aufgelegt und Anfang Januar 2019 eine Sonde auf der erdabgewandten Seite des Mondes abgesetzt. Indien plant eine ähnliche Mission. Als Reaktion auf diese Initiativen hat US-Präsident Donald Trump im Mai von einer Rückkehr der USA zum Mond gesprochen und angekündigt, die NASA „zu alter Größe“ zurückführen zu wollen.

Hinter all diesen Aktivitäten stehen Prestigegründe und ein Streben nach der technologischen „Vorherrschaft“ im All. China und andere Akteure wie die Firma Space X aber ziehen auf lange Sicht den Mond auch als Lebensraum für Menschen in Betracht. Dazu kommt, dass es auf dem Mond Rohstoffe gibt – zum Beispiel seltene Metalle, die für Smartphones und andere Geräte nötig sind.

„Wer irgendwann eine Mondbasis bauen will, muss die Gegebenheiten vor Ort natürlich bestens kennen“, sagt Professor Kayal. Was, falls derartige Pläne einmal konkret werden sollten? Spätestens dann sollte klar sein, was es mit den geheimnisvollen Blitzen und Leuchterscheinungen auf sich hat.

Luft- und Raumfahrtinformatik studieren
In die Erforschung der Mondphänomene sind auch Studierende der JMU eingebunden. Sie können zum Beispiel Bachelor- oder Masterarbeiten über das Thema schreiben. An der Universität Würzburg gibt es einen zulassungsfreien Bachelor-Studiengang für Luft- und Raumfahrtinformatik. Dazu passt der Master-Studiengang „Satellite Technology“, der in englischer Sprache unterrichtet wird. Außerdem kann man im Masterstudium Informatik den Schwerpunkt Luft- und Raumfahrttechnik wählen.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Hakan Kayal, Informatik und Raumfahrttechnik, Universität Würzburg, T +49 931 31-86649, hakan.kayal@uni-wuerzburg.de

Weitere Informationen:
https://www.youtube.com/watch?v=7KjVPSnTNLg
Video über das Mondteleskop auf dem Youtube-Kanal der Uni Würzburg
http://www8.informatik.uni-wuerzburg.de/mitarbeiter/kayal0/
Website Prof. Hakan Kayal
https://www.uni-wuerzburg.de/studium/angebot/faecher/luri
Luft- und Raumfahrtinformatik an der Uni Würzburg studieren

Quelle: IDW 

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Hochschulübergreifende Arbeitsgruppe untersucht Auswirkungen veränderter Grubenwassereinleitungen

Christiane Gandner M.A. Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Hochschule Koblenz – University of Applied Sciences

Die Steinkohleförderung in Deutschland ist im vergangenen Jahr zu Ende gegangen. Dennoch ist es weiterhin nötig, sich mit ihren ökologischen und wasserwirtschaftlichen Folgen auseinander zu setzen. Es zählt zu den sogenannten Ewigkeitsaufgaben der RAG AG, über das Ende des aktiven Bergbaus hinaus die Grubenwässer zu bewirtschaften, um Schäden in der Region wie Senkungen oder Versalzung desGrundwassers zu vermeiden. Dafür hat die RAG AG ein Grubenwasserkonzept entwickelt, dessen Auswirkungen nun eine interdisziplinäre, hochschulübergreifende Forschungsgruppe der Hochschule Koblenz, der Universität Koblenz-Landau sowie der Hochschule Rhein-Waal, Kleve untersucht.

Um Bergbau betreiben zu können, muss das in die Gruben eindringende Wasser gehoben und abgeleitet werden. Diese sogenannten Grubenwässer sind keine verunreinigten Abwässer, sondern stammen aus Grundwasser, das aus den umliegenden Gesteinsschichten in die Gruben einsickert. Auf dem Sickerweg nimmt das Wasser unter anderem Salze auf und ist aufgrund der Tiefe bis zu 28°C warm, so dass diese Grubenwässer sich negativ auf die Ökologie der aufnehmenden Flüsse auswirken können. Höhere Temperaturen verändern zum Beispiel Verhalten und Entwicklung von Fischen, wodurch Nahrungsnetzbeziehungen gestärkt oder geschwächt werden können. Das Wissenschaftsteam untersucht, ob das neue Grubenwasserkonzept der RAG AG die ökologischen Auswirkungen reduzieren kann. Mit Hilfe von Experimenten und Modellsimulationen analysieren sie, wie sich in Zukunft Salzgehalt und Wassertemperatur des Rheins verändern können und welche Einflüsse auf die Lebensgemeinschaft zu erwarten sind.

„Wir betrachten dabei wasserwirtschaftliche und ökologische Auswirkungen integriert, da die ökologischen Konsequenzen stark von den Änderungen der Wassermenge und den Wassereigenschaften abhängen“, erklärt Prof. Dr. Lothar Kirschbauer vom Fachbereich bauen-kunst-werkstoffe der Hochschule Koblenz. Es soll untersucht werden, ob die veränderten Grubenwassereinleitungen die ökologische Qualität und die Stabilität der Lebensgemeinschaft im Rhein beeinflussen und die Struktur und Funktion des Nahrungsnetzes verändern kann: „Hier beschäftigen wir uns hauptsächlich mit dem Problem hoher Wassertemperaturen im Sommer und der Erhöhung der Minimaltemperaturen im Winter, insbesondere unter dem Aspekt der vorhergesagten Klimaänderungen und den Einflüssen hoher Salzkonzentrationen auf Fische und Wirbellose wie Krebse, Schnecken und Insektenlarven.“

Um dieser komplexen Frage gerecht zu werden, haben sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Hochschule Koblenz, der Universität Koblenz-Landau sowie der Hochschule Rhein-Waal, Kleve zu einem Forschungsteam zusammengeschlossen. Das gemeinsame Projekt besteht aus einem wasserwirtschaftlichen und einem ökologischen Teil. Im wasserwirtschaftlichen Teil untersuchen sie mit Hilfe eines mathematischen Modells, welche Auswirkungen die veränderten Einleitungen auf die Wassertemperatur und die Salzkonzentration in den Gewässern haben werden. Durch eine Simulation verschiedener Szenarien werden Wassertemperaturen und Salzkonzentrationen in verschiedenen zukünftig möglichen Situationen berechnet. So wird zum Beispiel simuliert, welche Maximaltemperaturen, insbesondere im Zusammenhang mit den Klimaveränderungen, im Sommer während Niedrigwassersituationen in Hitzeperioden auftreten können, aber auch welche Veränderungen sich gegebenenfalls im Winter beim Verhalten der Fische und Wirbellosen ergeben können.

In den beiden ökologischen Teilprojekten sollen zuerst die Effekte der Temperatur und Salzkonzentration auf das Verhalten und die Entwicklung von Fischen und auf die Nahrungsnetzbeziehung von Fischen und Wirbellosen ermittelt werden. Sehr hohe Wassertemperaturen könnten zum Beispiel dafür sorgen, dass sich die invasive Schwarzmundgrundel ausbreitet, welche höhere Temperaturen besser erträgt als einheimische Arten wie zum Beispiel Flussbarsche. Anschließend entwickelt die Gruppe ein Modell, das auf Basis der Ergebnisse des wasserwirtschaftlichen Teilprojekts und der Experimente die mittelfristige Entwicklung der Lebensgemeinschaft vorhersagt. „Auch methodisch ist dieses Projekt sehr vielfältig und herausfordernd“, so Kirschbauer, „es beinhaltet sowohl Verhaltensexperimente mit Fischen und Wirbellosen, als auch Beprobungen der Lebensgemeinschaft in der Nähe aktueller Einleitungsstellen und die Anpassung beziehungsweise Neuentwicklung hydrologischer und ökologischer Modelle.“

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Lothar Kirschbauer
kirschbauer@hs-koblenz.de

Quelle: IDW 

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Elektrische Zahnbürsten beugen Zahnverlust vor

Constanze Steinke Pressearbeit
Universität Greifswald

Studie von Greifswalder Wissenschaftlern in internationaler Fachzeitschrift veröffentlicht

Die Verwendung einer elektrischen Zahnbürste beugt dem Zahnverlust vor. Dies geht aus einer Studie Greifswalder Zahnmediziner hervor, die im Journal of Clinical Periodontology veröffentlicht worden ist. Der Zahnverlust bei Nutzern elektrischer Zahnbürsten war im Schnitt ein Fünftel geringer als bei denjenigen, die konventionelle Bürsten verwenden.

Die elfjährige Beobachtungsstudie untersuchte den Zusammenhang zwischen der Benutzung einer elektrischen Zahnbürste und Parodontitis, Karies und Anzahl der vorhandenen Zähne. Die Studie umfasste 2.819 Erwachsene aus der Greifswalder Gesundheitsstudie „Study of Health in Pomerania“ (SHIP), die von 2002 bis 2006 sowie nach sechs und elf Jahren erneut untersucht worden sind. Zu Studienbeginn verwendeten 18 Prozent der Studienteilnehmer und nach elf Jahren 37 Prozent eine elektrische Zahnbürste. „Elektrische Zahnbürsten sind in Deutschland in allen Altersgruppen beliebter geworden, aber nur wenige Studien haben ihre Langzeitwirksamkeit getestet“, sagt der Studienautor Dr. Vinay Pitchika von der Universitätsmedizin Greifswald. „Unsere Studie zeigt, dass elektrische Zahnbürsten für die Aufrechterhaltung einer guten Mundgesundheit am vorteilhaftesten sind und mit einem verminderten Fortschreiten von Parodontitis und mehr erhaltenen Zähnen einhergehen.“

Ein Fünftel weniger Zahnverlust
Die Studie ergab, dass das elektrische Zähneputzen mit weniger Taschen und weniger Verlust an Zahnhalteapparat verbunden war. Dies zeigte sich in einem um 22 Prozent bzw. 21 Prozent geringeren Zuwachs an der Zahntaschentiefe (Sondierungstiefe) und an klinischen Substanzverlust im Zahnfleischhalte¬apparat (Attachmentverlust) im Vergleich zu manuellen Zahnbürstenbenutzern. Insgesamt hatten Anwender von elektrischen Zahnbürsten während der Beobachtungszeit 20 Prozent weniger Zahnverlust als Anwender von manuellen Zahnbürsten. So verloren sie durchschnittlich 0,4 Zähne weniger in den elf Jahre Beobachtungszeit.

In einem gesunden Mund sitzt das Zahnfleisch fest um jeden Zahn. Bei der Parodontitis handelt es sich um eine durch bakteriellen Zahnbelag verursachte Entzündung des Zahnfleisches, die im weiteren Verlauf zur Zerstörung des Zahnhalteapparates und zum Zahnverlust führt. Mehr als jeder zweite Erwachsene in Deutschland leidet unter der „Volkskrankheit“ Parodontitis, die nachweislich weitere gesundheitliche Auswirkungen haben kann.

„Wenn die Teilnehmer nach Schweregrad der Parodontitis eingeteilt wurden, wurden signifikante Zusammenhänge zwischen elektrischem Zähneputzen und weniger Schäden am Zahnfleisch nur bei Personen mit leichter und mäßiger Parodontitis gefunden. Bei Probanden mit schwerer Parodontitis bestand kein Zusammenhang zwischen dem elektrischen Zähneputzen und dem weiteren Zuwachs an Sondierungstiefe und Attachmentverlust“, erläuterte Zahnmediziner Pitchika. „Menschen, die bereits eine relativ gute Mundgesundheit und keine oder eine geringfügige Parodontalerkrankung haben, profitieren am meisten von der elektrischen Zahnbürste. Patienten mit schwerer Parodontitis benötigen jedoch eine medizinische Parodontalbehandlung.“

Dr. Vinay Pitchika stellte fest, dass Frauen und Männer mit guter Mundgesundheit tendenziell jünger sind, während diejenigen mit Parodontitis in der Regel älter sind. „Frühere Studien haben allerdings gezeigt, dass elektrische Zahnbürsten für die Plaquekontrolle bei älteren Menschen geeignet sind, die eine verringerte Feinmotorik haben.“

Kein Zusammenhang konnte dagegen zwischen der Verwendung von elektrischen Zahnbürsten und einer Karies festgestellt werden: „Es ist davon auszugehen, dass Fluorid in Zahnputzcremes eine wichtigere Rolle bei der Vorbeugung von Karies oder der Verringerung der Kariesprogression spielt“, so Pitchika abschließend.

Originalartikel
Pitchika V, Pink C, Völzke H, Welk A, Kocher T, Holtfreter B.
Long-term impact of powered toothbrush on oral health: 11-year cohort study.
First published: 22 May 2019
J Clin Periodontol. 2019. doi: 10.1111/jcpe.13126.
https://onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1111/jcpe.13126

Universitätsmedizin Greifswald
Zentrum für Zahn-, Mund-, und Kieferheilkunde
Poliklinik für Zahnerhaltung, Parodontologie und Endodontologie
Leiter: Prof. Dr. med. dent. Thomas Kocher
Studienautor: Dr. Vinay Pitchika
Walther-Rathenau-Straße 42a, 17475 Greifswald
T + 49 3834 86-71 72
E kocher@uni-greifswald.de
E pitchikav@uni-greifswald.de

Stabsstelle Kommunikation und Marketing
Leiter: Christian Arns
T +49 3834 86-52 88
E christian.arns@med.uni-greifswald.de
http://www.medizin.uni-greifswald.de
http://www.facebook.com/UnimedizinGreifswald
Instagram/Twitter @UMGreifswald

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. med. dent. Thomas Kocher
Dr. Vinay Pitchika
Tel. +49 3834 86-71 72
E-Mail kocher@uni-greifswald.de
E-Mail pitchikav@uni-greifswald.de

Originalpublikation:

Pitchika V, Pink C, Völzke H, Welk A, Kocher T, Holtfreter B.
Long-term impact of powered toothbrush on oral health: 11-year cohort study.
First published: 22 May 2019
J Clin Periodontol. 2019. doi: 10.1111/jcpe.13126.
https://onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1111/jcpe.13126

Quelle: IDW 

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RWI: Spitzenökonomen fordern Städte-Maut statt Fahrverbote

Sabine Weiler Kommunikation
RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung

In einem gemeinsamen Plädoyer sprechen sich 30 Ökonominnen und Ökonomen aus ganz Deutschland für die Einführung einer Städte-Maut in Deutschland aus. Sie wäre eine ökono-misch und ökologisch sinnvolle Antwort auf die vielfältigen Probleme, die mit dem zuneh-menden Autoverkehr in deutschen Städten einhergehen. Gleichzeitig könnte sie helfen, sozial ungerechte und ökologisch wenig zielführende Fahrverbote zu vermeiden. Initiiert wurde das Plädoyer vom RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung und der Stiftung Mercator. Es wird u.a. unterstützt von den Mitgliedern des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (SVR).

Die wichtigsten Ergebnisse:
• 30 Ökonominnen und Ökonomen haben sich zu einem Plädoyer für eine Städte-Maut zusammengeschlossen, darunter alle fünf Mitglieder des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats beim Bundesministerium für Wirtschaft und Energie und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von Forschungsinstituten und Universitäten aus ganz Deutschland.

• Um deutsche Innenstädte vom zunehmenden Autoverkehr zu entlasten, sollte schrittweise eine Städte-Maut eingeführt werden. Die entfernungs- und schadstoffabhängige Straßennutzungsgebühr sollte zeitlich fein gestaffelt alle negativen externen Effekte wie Stau, Lärm und Luftschadstoffe berücksichtigen.

• Zusammen mit einer adäquaten Bepreisung öffentlicher Parkplätze böte eine Städte-Maut die aus ökonomischer Sicht beste Möglichkeit, um die Überlastung von Straßen und Parkflächen zu reduzieren.

• Eine Städte-Maut wäre anderen Regulierungsinstrumenten wie etwa Fahrverboten deutlich überlegen. Sie verteuert die Fahrzeugnutzung und macht es auf diese Weise attraktiver, umweltfreundlichere Verkehrsmittel zu nutzen, etwa den öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) oder das Fahrrad. Gleichzeitig erlaubt sie Haushalten mit niedrigeren Einkommen einen größeren Handlungsspielraum als die nun drohen-den oder bereits erlassenen Fahrverbote für ältere Dieselfahrzeuge.

• Die Einnahmen aus der Städte-Maut sollten für eine Verbesserung des ÖPNV und der Fahrradinfrastruktur sowie zur Finanzierung von Sozialtickets genutzt werden, um wünschenswerte Alternativen zum Autoverkehr anzubieten.

• Kurzfristig sollten in Modellgebieten „regulative Experimente“ mit Mautmodellen umgesetzt werden, an deren Ausgestaltung die Bürgerinnen und Bürger umfänglich und von Anfang an beteiligt sind.

• In einer aktuellen, noch unveröffentlichten Befragung im Rahmen eines von der Stiftung Mercator geförderten Forschungsprojekts des RWI und des Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) zum Verkehrsverhalten und zu verkehrspolitischen Einstellungen in Deutschland wird erkennbar, dass die Mehrheit der Bevölkerung einige einschneidende Maßnahmen akzeptieren würde. Dazu gehören der Ausbau von Fahrradwegen auf Kosten von Autoparkplätzen oder die Bevorrechtigung von Bus und Bahn auf staubelasteten Straßen. Es ist daher zu erwarten, dass sich die Bevölkerung auch gegenüber einer sozial abgefederten Städte-Maut offen zeigen würde. Weitere Befragungen hierzu laufen derzeit und werden im Laufe des Jahres veröffentlicht.

„Eine Städte-Maut bietet die Möglichkeit, mit einer modernen Verkehrspolitik sozial ungerechte und ökologisch wenig zielführende Fahrverbote zu umgehen“, sagt Manuel Frondel, Leiter des Kompetenzbereichs „Umwelt und Ressourcen“ am RWI. „Um eine hohe Akzeptanz der Städte-Maut in der Bevölkerung zu erreichen, sollte die Bevölkerung von Anfang an in entsprechende Modellprojekte eingebunden werden“, sagt Lars Grotewold, Leiter des Bereichs Klimawandel bei der Stiftung Mercator.

Ihre Ansprechpartner/in dazu:
Prof. Dr. Manuel Frondel, Tel. 0201/8148-204
Sabine Weiler (Pressestelle RWI), Tel.: (0201) 81 49-213

Dieser Pressemitteilung liegt die RWI Position „Weniger Staus, Staub und Gestank per sozial ausgewogener Städte-Maut – Gemeinsames Plädoyer initiiert vom RWI und der Stiftung Mercator“ zugrunde. Sie kann unter http://www.rwi-essen.de/publikationen/rwi-positionen/ als pdf-Datei heruntergeladen werden. Über die Inhalte des Plädoyers berichtet „Spiegel online“ unter der Überschrift „Regierungsberater wollen City-Maut und Ausbau des Nahverkehrs“.

Der Wissenschaftliche Beirat beim Bundesministerium für Wirtschaft und Energie hat in ei-nem ebenfalls am Samstag veröffentlichten Brief an Bundesminister Peter Altmaier seine Unterstützung für den Vorschlag einer Städte-Maut bekundet.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Manuel Frondel, Tel. 0201/8148-204

Originalpublikation:
RWI Position „Weniger Staus, Staub und Gestank per sozial ausgewogener Städte-Maut – Gemeinsames Plädoyer initiiert vom RWI und der Stiftung Mercator“ Download unter http://www.rwi-essen.de/publikationen/rwi-positionen/

Quelle: IDW 

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Vorkommen und Verbleib von Mikroplastik im Meer / Projekt MICRO-FATE startet mit Pazifik-Expedition

Susanne Hufe Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ

Bisher ist sehr wenig darüber bekannt, was mit Mikroplastik im Meer geschieht. Mit dem Projekt MICRO-FATE, das jetzt unter Leitung des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) startet, soll sich das ändern. Das internationale Wissenschaftlerteam will herausfinden, wo sich Mikroplastik im Meer ansammelt, wie es abgebaut wird und welche Effekte es auf die Umwelt hat. Eine fünfwöchige Expedition über den Pazifik markiert den Start des Projekts. Die Reise mit dem Forschungsschiff „Sonne“ führt die Wissenschaftler*innen von Vancouver nach Singapur. Ihr wichtigstes Ziel ist es, Proben für die spätere Laboranalyse zu nehmen und zu konservieren sowie erste Versuche durchzuführen.

Millionen Tonnen Plastikabfälle gelangen jährlich über Flüsse, durch Wind und Abwässer ins Meer und verbleiben dort. „Detaillierte Daten darüber, wo sich welche Mengen Plastik ansammeln, gibt es bisher nicht“, sagt UFZ-Umweltchemikerin Dr. Annika Jahnke. Die bisherigen Schätzungen beruhen auf Computermodellen, Einzeldaten und Beobachtungen aus der Luft. „Das wollen wir konkretisieren und herausfinden, was mit dem Plastik im Ozean passiert und welche Effekte Mikroplastik auf die Umwelt hat“, erklärt Jahnke. Die Umweltchemikerin leitet am UFZ das bis zum Jahr 2021 laufende und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Projekt MICRO-FATE, an dem auch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts für keramische Technologien und Systeme (IKTS), des Leibniz-Instituts für Ostseeforschung Warnemünde (IOW) und der Stockholm University (SU) in Schweden beteiligt sind. Am 30. Mai startet in Vancouver (Kanada) ein Team von 19 Projektteilnehmern eine Expedition über den Pazifik. An Bord des Forschungsschiffs „Sonne“, das am 5. Juli in Singapur ankommen soll, sind vor allem Biologen, Ökotoxikologen und Umweltchemiker. Sie werden während der Überfahrt an mehreren Stationen Proben sammeln – darunter auch im North Pacific Garbage Patch, einem der größten Müllteppiche im Pazifik – aber auch an weniger belasteten Orten.

Den Wissenschaftlern geht es vor allem darum, Proben aus dem Oberflächenwasser, der Wassersäule und vom Meeresboden zu sammeln. „Die Wassersäule wurde bislang wenig untersucht“, erläutert Annika Jahnke. Die Forscher hoffen, dadurch mehr über die vertikale Verteilung der Kunststoffpartikel herauszufinden und mögliche Gradienten in Hinblick auf ihre Konzentration, Zusammensetzung, Alter und Bewuchs mit Biofilmen zu identifizieren.

Eine Analyse der Proben vom Meeresboden soll zudem Informationen über Plastikmaterial in den Sedimenten liefern und darüber, wo Mikroplastik im Meer verbleibt. Die Wissenschaftler vermuten, dass sich die Mehrheit des Materials am Meeresboden ablagert. „Durch die Messungen werden wir feststellen können, ob sich tatsächlich nur ca. ein Hundertstel des gesamten Plastiks an der Wasseroberfläche befindet“, sagt die Umweltchemikerin. Sowohl die Sedimentproben als auch das Wasser werden außerdem auf Schadstoffe untersucht, um herauszufinden, welche Stoffe Mikroplastik an die Meeresumwelt abgibt oder daraus aufnimmt.

Ein weiteres Anliegen der Forscher ist es zu analysieren, wie sich die Polymerstruktur der Plastikpartikel infolge der Verwitterung verändert. „Wir wissen bislang nur wenig über die Verwitterung von marinem Plastik“, sagt Jahnke. „Es gibt zwar Schätzungen, aber keine soliden Daten.“ Bisher wurde die Verwitterung zumeist im Labor simuliert. Daher gibt es an Bord des Forschungsschiffs Stahlbecken, die mit Meerwasser gefüllt sind. In denen wollen die Wissenschaftler untersuchen, welchen Einfluss die Sonnenstrahlung, der Salzgehalt und die Temperatur auf den Verwitterungsprozess von Plastik haben. „Hier geht es darum, unsere vorherigen Laborexperimente mit den Feldexperimenten zu ergänzen“, erläutert die Forscherin.

Die Verwitterung hat zur Folge, dass Plastikgegenstände allmählich zerfallen und sich letztlich feine Polymerpartikel bilden. Diese neigen dazu, sich mit Mikroorganismen-Gemeinschaften zu Heteroaggregaten zu verbinden. Die Forscher gehen davon aus, dass diese Biofilme eine entscheidende Rolle für den Verbleib, den Transport und die Verwitterung von marinem Plastik spielen. Daher werden sie die Biofilme analysieren sowie deren Funktion und Rolle für biogeochemische Kreisläufe der Meeresumwelt untersuchen. Studien lassen vermuten, dass sich die kunststoffbesiedelnden Biofilme von anderen marinen mikrobiellen Gemeinschaften unterscheiden, und dass Plastik daher ein neuer Lebensraum für Mikroben in marinen Systemen ist – mit bisher unbekannten Folgen.

„Uns geht es darum, die Felddaten mit bestehenden Modellen abzugleichen“, erklärt die UFZ-Wissenschaftlerin. „Nach der Auswertung können wir besser abschätzen, wieviel Plastik in den Ozeanen vorkommt und welche Auswirkungen Mikroplastik auf die marine Umwelt hat. Wir werden mehr über das Vorkommen und den Verbleib von Plastik erfahren und darüber, ob der Meeresboden so wie angenommen eine so große Senke von Plastik ist.“

Das Projekt MICRO-FATE steht für Characterizing the fate and effects of microplastic particles between hotspots and remote regions in the Pacific Ocean. An dem Projekt sind Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts für keramische Technologien und Systeme (IKTS), des Leibniz-Instituts für Ostseeforschung Warnemünde (IOW) und der Stockholm University (SU) in Schweden beteiligt. Dazu kommen das Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung AWI und das Senckenberg Forschungsinstitut, die als Gastinstitutionen an der Expedition teilnehmen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert das Projekt bis 2021 mit circa 820.000 Euro.

Aktuelle Informationen von der Reise auf dem Helmholtz-Expeditionsblog: https://blogs.helmholtz.de/on-tour/

Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Dr. Annika Jahnke
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ)
Department Zelltoxikologie
E-Mail: annika.jahnke@ufz.de
https://www.ufz.de/index.php?de=38512

Quelle: IDW 

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Eliminierung von Spurenstoffen durch nachhaltige Adsorbenzien

Dipl.-Chem. Iris Kumpmann Abteilung Public Relations
Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT

Die Verunreinigung durch Medikamente, Biozide und Industriechemikalien im Abwasser nimmt immer weiter zu. Fraunhofer-Forschende entwickeln ein neues Adsorptionsmittel für die Eliminierung von Spurenstoffen in kommunalen Abwässern – auf Basis nachwachsender Rohstoffe und mit weiteren Vorteilen gegenüber bisher verwendeter Aktivkohle.

Nicht alle Substanzen werden in Kläranlagen abgebaut. Rückstände von Medikamenten, Bioziden und Industriechemikalien etwa gelangen daher in die Umwelt. Zwar verfügen Kläranlagen häufig über eine nachgeschaltete Aktivkohleadsorption, aber auch hier können diese Spurenstoffe nur zum Teil zurückgehalten werden. Hinzu kommt, dass Aktivkohle ein fossiler Rohstoff ist, der in erster Linie unpolare oder we­nig polare Substanzen binden kann. Polare und ionisierte Stoffe hingegen bleiben meist im Wasser zurück. Hier setzt das Projekt BioSorb an.

Das Fraunhofer UMSICHT entwickelt gemeinsam mit dem Fraunhofer ITWM neue Adsorptionsmittel für die Eliminierung von Spurenstoffen in kommunalen Abwässern. Die Adsorptionsmittel sollen auf nachwachsenden Rohstoffen basieren und dabei deutlich ressourcenschonender und auch selektiver als herkömmliche Aktivkohle vorgehen. Besonders proteinbasierte Materialien sind vielversprechende Biosorbenzien, da diese weltweit in großem Umfang und endlos vorhanden sind; oft sogar als Abfallstoffe.

Schritt für Schritt zu sauberem Wasser
Dazu wird beim Fraunhofer UMSICHT zunächst ein Screening verschiedener proteinhaltiger Materialien durchgeführt. Die natürlich nachwachsenden Rohstoffe werden genau untersucht und in ersten Adsorptionsversuchen in kleinem Maßstab auf ihre Eignung getestet. Erste Versuche zeigen, dass oftmals eine einfache chemische Behandlung – wie eine Kombination aus Säure- und Wärmebehandlung – die Adsorptionsfähigkeit deutlich verbessern kann.

Anschließend werden im Rahmen einer groß angelegten Versuchsreihe vielversprechende Materialien auf ihre Wirksamkeit als Adsorbenz gegenüber Perfluorbutansulfonsäure (PFBS) geprüft. PFBS ist ein Vertreter der 850 verschiedene Substanzen umfassenden Stoffgruppe der perfluorierten Tenside. Diese sind nahezu überall verbreitet, kaum abbaubar und oft gesundheitsschädlich. Eingesetzt werden sie z. B. als Imprägnierungsmittel für Papier, Kleidung und viele andere Materialien, in Feuerlöschschäumen und Reinigungsmitteln sowie als Antistatika bei der Chipherstellung. Über das Grund- und Oberflächengewässern gelangen sie in Kläranlagen, wo sie jedoch nicht abgebaut werden.

Fraunhofer ITWM liefert Simulationsexpertise
Parallel zur Versuchsreihe erfolgt die Entwicklung eines numerischen Adsorptionsmodells. Das Fraunhofer ITWM nutzt dazu selbst entwickelte Simulationswerkzeuge. Dieses Vorgehen ermöglicht es, in Kombination mit hoher Rechnerkapazität und der Erfahrung mit Simulationsstudien, die Adsorbenzien und insbesondere Effekte chemischer Behandlungen mit einer Multiskalensimulation virtuell zu bewerten.

Basierend auf den Laborexperimenten und Erkenntnissen aus den Simulationen optimieren die Forschenden daraufhin die Biosorbenzien. In einem nächsten Schritt werden sie in Wasser getestet, das aus dem Kläranlagenablauf in Wuppertal-Buchenhofen stammt.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Sebastian Hagedorn M. A.
Redaktion
Telefon +49 208 8598-1303
Fax +49 208 8598-1289

Dipl.-Chem. Annette Somborn-Schulz
Telefon +49 208 8598-1257

Originalpublikation:

https://www.umsicht.fraunhofer.de/de/presse-medien/pressemitteilungen/2019/bioso…

Weitere Informationen:

https://www.itwm.fraunhofer.de/en.html
https://www.umsicht.fraunhofer.de/de/kompetenzen/photonik-umwelt.html

Quelle: IDW 

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Klimawandel: wie sich Malaria in Europa und dem Mittelmeerraum ausbreiten wird

Corina Härning Presse – Öffentlichkeitsarbeit – Information
Universität Augsburg

Malaria-übertragende Mücken-Arten profitieren vom Klimawandel und werden sich infolgedessen in Europa und dem Mittelmeerraum weiter ausbreiten. In welchem Ausmaß diese Ausbreitung voranschreitet, lässt sich nach einer aktuellen Studie von PD Dr. Elke Hertig, Geographin an der Universität Augsburg, ziemlich genau vorhersagen.

Ein Aspekt des Klimawandels, der in der öffentlichen Debatte bislang wenig Beachtung fand, ist die Ausbreitung so genannter vektorübertragener Krankheiten, also Krankheiten, die von einem Erreger tragenden Organismus übertragen werden. Dazu zählt zum Beispiel die Malaria, die von Anopheles, einer Stechmücken-Gattung übertragen wird.

Das verstärkte Auftauchen Anopheles-freundlicher Wetterlagen könnte zu einer Ausbreitung dieser Stechmücken und infolgedessen zu einem Erstarken von Malaria in Europa und dem Mittelmeerraum führen. Wie genau diese Ausbreitung aussehen und in welchem Tempo sie vor sich gehen könnte, war bislang nicht genau prognostizierbar. Die Geographin PD Dr. Elke Hertig von der Universität Augsburg hat nun ein Modell vorgelegt, das genauere Aussagen ermöglicht.

Mit dem geostatistischen Ansatz boosted regression tree, BRT, modelliert Hertig das Vorkommen der Mücken in Europa bis zum Ende dieses Jahrhunderts. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass Veränderungen in Temperatur und Niederschlag zu einem deutlichen Ausbreiten von Malariamücken in Richtung Norden führen werden. Günstig für die Insekten sind vor allem die zu erwartenden wärmeren Frühlingstemperaturen und die kräftigeren Niederschläge in Sommer und Herbst.

Die deutlichsten Zuwächse der Mückenpopulationen sind gegen Ende unseres Jahrhunderts in Süd- und Südosteuropa zu erwarten. Nur in einzelnen Gebieten des Mittelmeerraums, für die sinkende Niederschlagsmengen vorausgesagt werden, wird das Mückenvorkommen sinken.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
PD Dr. Elke Hertig
Institut für Geographie, Universität Augsburg
Telefon 0821/598 2752
elke.hertig@geo.uni-augsburg.de

Originalpublikation:
https://www.researchgate.net/publication/330233392_Distribution_of_Anopheles_vec…

Quelle: IDW 

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Universität Stuttgart benennt neue Bärtierchen-Art: Milnesium inceptum entdeckt

Andrea Mayer-Grenu Abteilung Hochschulkommunikation
Universität Stuttgart

Eine neue Bärtierchen-Art wurde von Dr. Ralph Schill vom Institut für Biomaterialien und biomolekulare Systeme der Universität Stuttgart entdeckt. Es handelt sich um die nun als Milnesium inceptum bezeichnete Bärtierchenart, abgeleitet von dem lateinischen Begriff für Pionier oder Initiator. Gleichzeitig klassifizierte Schill zusammen mit Kollegen aus England, Polen und Japan eine andere Bärtierchenart, Milnesium alpigenum, die bereits Mitte des 19. Jahrhunderts beschrieben, aber nicht mehr als Präparat vorhanden war, neu als Neotyp.

Bärtierchen sind Überlebenskünstler. Sie kommen in unterschiedlichsten Lebensräumen vor und haben die Fähigkeit, lange Zeiten in einem Überdauerungsstadium auf bessere Umweltbedingungen zu warten, ohne dass ein Stoffwechsel nachweisbar ist. Deshalb interessiert sich eine stetig wachsende Zahl von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern für diese faszinierenden Tiere.

Eine der ersten Arten überhaupt, die in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts beschrieben wurde, ist die Art Milnesium tardigradum, der der französische Zoologe Louis Michel François Doyère seinen Namen gab. 13 Jahre später beschrieb der deutsche Zoologe Christian Gottfried Ehrenberg mit der Milnesium alpigenum eine weitere Art, die im Monte Rosa Gebirgsmassiv in den Walliser Alpen an der Grenze zwi¬schen Italien und der Schweiz erstmals gefunden wurde. Mit einer eigenen, im Naturpark Schönbuch gefundenen Bärtierchenart „Milnesium tardigradum Doyère 1840″ zugeordneten Tierkultur kam 2003 der Zoologe Ralph Schill an die Universität Stuttgart. Mit dieser von ihm dann als Modellorganismus etablierten Art schuf er eine der renommiertesten Bärtierchenforschergruppen weltweit. Zwischen 2003 und 2016 entstanden darüber über 30 wissenschaftliche Publikationen. Das weltweit größte Bärtierchenprojekt „FUNCRYPTA“ wurde durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.

Wissenschaftler bestimmen neue Art
Ausschlaggebend für eine Artbeschreibung ist der Vergleich mit dem sogenannten Holotyp, dem Tier, dass zur erstmaligen Beschreibung verwendet wurde. Nachdem sowohl die Präparate von Doyère als auch Ehrenberg nicht mehr erhalten sind, wurden so genannte Neotypten definiert, Präparate, die stattdessen die jeweilige Art repräsentieren und als Vergleichsmaterial dienen. Zu den dafür bislang verwendeten morphologischen Merkmalen kommen inzwischen noch molekulare Informationen wie DNA-Sequenzen hinzu. Beim Vergleich vieler Exemplare von der Art Milnesium tardigradum aus verschiedenen Regionen der Welt stellten Zoologen fest, dass sowohl die Stuttgarter Art als auch die eines japanischen Wissenschaftlers zu einer neuen Art gehören müssen. Daraufhin wurde eine Milnesium-Art als neuen Neotyp der nicht mehr vorhandenen Art Milnesium alpigenum neu beschrieben und die Stuttgarter Bärtierchen als neue Art Milnesium inceptum in die Wissenschaft eingeführt. Der Name der neuen Art stammt vom lateinischen „inceptor“, was „ein Initiator“ oder „ein Pionier“ bedeutet, nachdem Ralph Schill diese Art zum neuen Mo-dellorganisms in der Bärtierchenforschung etabliert hatte.

Neues Standardwerk über die kleinen Wasserbären erschienen
In Zusammenarbeit mit 25 führenden Bärtierchenforschern und heraus-gegeben von Schill ist jetzt ein Standardwerk „Water Bears: The Biology of Tardigrades“ erschienen. Es enthält erstmals eine vollständige Be¬schreibung der ersten knapp zweihundert Jahre Bärtierchenforschung. Das über 400 Seiten umfassende Buch mit 51 Schwarz-Weiß-Illustrationen und 65 farbigen Abbildungen dokumentiert die Entdeckung der Tiere und die erste Beschreibung 1773 bis hin zum aktuelle Stand des Wissens über die Morphologie, Taxono¬mie, Phylogenie, Biogeographie, Paläontologie, Zytologie und Zytogenetik der Bärtierchen. Das Buch gibt Einblicke in die Ökologie der Bärtierchen, die im Meer, in Seen und Flüssen und terrestrischen Lebens¬räumen vorkommen können. Weitere Kapitel enthalten einen Überblick über die Fortpflanzung, Entwicklungs- und Lebenszyklen sowie die außergewöhnlichen Umweltanpassungen wie unter anderem der Trocken- und Gefriertoleranz, für die die Tiere bekannt sind. Auch neueste molekulare Techniken, die in der Bärtierchenforschung angewandt werden, sowie praktische Tipps für die Probenahme und Proben-verarbeitung sind beschrieben. Das Buch schließt mit einem vollständi-gen Überblick über die bisher bekannten Bärtierchengruppen.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. apl. Ralph O. Schill, Institut für Biomaterialien und biomolekulare Systeme, Pfaffenwaldring 57, 70569 Stuttgart, Tel. 0172 7304726, ralph.schill@bio.uni-stuttgart.de

Originalpublikation:
W. Morek et. al 2019. Redescription of Milnesium alpigenum Ehrenberg, 1853 (Tardigrada: Apochela) and a description of Milnesium inceptum sp. nov., a tardigrade laboratory model. Zootaxa 4586 (1): 035-064
https://doi.org/10.11646/zootaxa.4586.1.2 (open access)

„Water Bears: The Biology of Tardigrades“, Springer Verlag, 2018
419 Seiten, 118 Illustrationen, ISBN 978-3-319-95702-9

Quelle: IDW 

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Vom Regen zum Hochwasser

Monika Landgraf Strategische Entwicklung und Kommunikation – Gesamtkommunikation
Karlsruher Institut für Technologie

Extreme Wetterereignisse wie Gewitter oder starke Regenfälle und darauffolgende Überflutungen beeinflussen Erd- und Umweltsysteme langfristig. Um die Auswirkungen hydrologischer Extreme ganzheitlich – vom Niederschlag über den Wassereintrag in den Boden und den Abfluss bis hin zum Eintrag ins Meer – zu untersuchen, startet nun innerhalb der Helmholtz-Initiative MOSES eine Messkampagne im Müglitztal in Sachsen. Koordiniert wird die Messkampagne vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT).

Ein einzelnes Starkregenereignis kann schwerwiegende Folgen für ein ganzes Flusssystem haben – von Landveränderungen durch Überflutung über Nährstoff- und Schadstofftransporte bis hin zu Veränderungen im Ökosystem. Die aktuelle MOSES-Messkampagne untersucht hydrologische Extremereignisse übergreifend von der Quelle in der Atmosphäre bis hin zur Reaktion von Biosystemen.

MOSES steht für „Modular Observation Solutions for Earth Systems“. In dieser gemeinsamen Initiative bauen insgesamt neun Forschungszentren der Helmholtz-Gemeinschaft mobile und modular einsatzfähige Beobachtungssysteme auf, um die Auswirkungen zeitlich und räumlich begrenzter dynamischer Ereignisse wie extremer Niederschlags- und Abflussereignisse auf die langfristige Entwicklung von Erd- und Umweltsystemen zu untersuchen. Die aktuelle vom KIT koordinierte Messkampagne zu hydrologischen Extremen läuft von Mitte Mai bis Mitte Juli 2019 im Müglitztal in Sachsen. In diesem Gebiet im Osterzgebirge kommt es bei bestimmten Wetterlagen zu extremen Niederschlägen und Überschwemmungen, wie bei der Flutkatastrophe 2002. Ausgelöst werden solche Extremereignisse entweder durch Tiefdruckgebiete, die verstärkt durch Staueffekte an Gebirgen kräftigen Niederschlag erzeugen, oder durch kleinräumige konvektive Niederschlagsereignisse, das heißt Gewitter, die Hochwasser in einem begrenzten Gebiet wie einem Gebirgstal mit sich bringen können.

An der aktuellen Messkampagne sind neben dem Institut für Meteorologie und Klimaforschung – Department Troposphärenforschung (IMK-TRO) des KIT auch das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) aus Leipzig, das Forschungszentrum Jülich (FZJ) sowie das Helmholtz-Zentrum Potsdam – Deutsches GeoForschungsZentrum GFZ mit ihren Messsystemen beteiligt.

Das KIT setzt sein mobiles Observatorium KITcube ein. Dieses liefert Informationen über Entstehung und Entwicklung von Starkniederschlägen, Niederschlagsverteilung und Verdunstung. Zum Einsatz kommen unter anderem ein Radar zur Erfassung des Niederschlags in einem Radius von 100 Kilometern, ein Mikrowellenradiometer zur Bestimmung des atmosphärischen Temperatur- und Feuchteprofils sowie ein Lidar-System zur Erfassung des Windprofils mithilfe von Lasern. Radiosonden liefern Informationen über den Zustand der Atmosphäre bis zu einer Höhe von 18 Kilometern. Ein Netz aus Distrometern – also Messgeräten zur kontinuierlichen Überwachung der Niederschlagsintensität und Größe der Regentropfen – liefert zusätzliche Informationen über die Vorgänge im Beobachtungsgebiet.

Im Fokus der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des UFZ steht die Bodenfeuchte. Sie ist eine zentrale Steuergröße für den Abfluss des Regenwassers: Ist der Boden sehr feucht oder extrem trocken, fließt das Regenwasser über die Landoberfläche ab und es kommt schneller zu Überflutungen. Um die Entwicklung der Bodenfeuchte optimal überwachen zu können, installiert das UFZ während der Messkampagne ein mobiles, drahtloses Sensornetzwerk, das Bodenfeuchte und -temperatur in verschiedenen Tiefen misst. Gegenüber klassischen Systemen zeichnet sich das Sensornetzwerk dadurch aus, dass sich die Positionierung und Verteilung der Sensoren sowie die Abtastraten genau auf die lokalen Messbedingungen abstimmen lassen. Zusätzlich zu dem fest installierten Sensornetzwerk kommt der mobile Cosmic Ray Rover mit speziell entwickelten Neutronensensoren zum Einsatz. Durch sie können die Forscher die Variation der Bodenfeuchte im Einzugsgebiet der Müglitz auch großräumig beobachten.

Die Wissenschaftler des Forschungszentrums Jülich lassen Ballonsonden bis in 35 Kilometer Höhe steigen, um unter anderem zu ermitteln, wie sich Gewitter langfristig auf das Klima auswirken. Mit Wasserdampf-, Ozon- und Wolkeninstrumenten untersuchen sie den Spurengastransport durch das Gewitter in die obere Troposphäre – die unterste Schicht der Erdatmosphäre – oder sogar in die darüber liegende Stratosphäre.

Die Forscher des GFZ ermitteln mit mobilen Messeinheiten den Einfluss des gespeicherten Wassers auf den Verlauf eines Hochwassers. Neben Cosmic Ray Sensoren zur Messung des Wassers im Oberboden und Sensoren zur Messung des oberflächennahen Grundwassers verwenden sie dabei auch sogenannte Gravimeter. Diese Geräte detektieren die Änderungen der Schwerkraft der Erde infolge sich ändernder Wassermassen im Untergrund, auch in größeren Tiefen.

Die aktuelle Messkampagne ist Teil der Aktivitäten der MOSES-Arbeitsgruppe innerhalb des Moduls „Hydrologische Extreme“ im Forschungsbereich Erde und Umwelt der Helmholtz Gemeinschaft.

Homepage von MOSES: https://www.ufz.de/moses/

Weitere Materialien:
https://blogs.helmholtz.de/moses/de/

Details zum KIT-Zentrum Klima und Umwelt: http://www.klima-umwelt.kit.edu

Weiterer Kontakt:
Martin Heidelberger, Redakteur/Pressereferent, Tel.: +49 721 608-21169, E-Mail: martin.heidelberger@kit.edu

Als „Die Forschungsuniversität in der Helmholtz-Gemeinschaft“ schafft und vermittelt das KIT Wissen für Gesellschaft und Umwelt. Ziel ist es, zu den globalen Herausforderungen maßgebliche Beiträge in den Feldern Energie, Mobilität und Information zu leisten. Dazu arbeiten rund 9 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf einer breiten disziplinären Basis in Natur-, Ingenieur-, Wirtschafts- sowie Geistes- und Sozialwissenschaften zusammen. Seine 25 100 Studierenden bereitet das KIT durch ein forschungsorientiertes universitäres Studium auf verantwortungsvolle Aufgaben in Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft vor. Die Innovationstätigkeit am KIT schlägt die Brücke zwischen Erkenntnis und Anwendung zum gesellschaftlichen Nutzen, wirtschaftlichen Wohlstand und Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen.

Diese Presseinformation ist im Internet abrufbar unter: http://www.sek.kit.edu/presse.php

Weitere Informationen:
https://www.ufz.de/moses/
https://blogs.helmholtz.de/moses/de/
http://www.klima-umwelt.kit.edu
martin.heidelberger@kit.edu
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Anhang
KIT: Vom Regen zum Hochwasser
https://idw-online.de/de/attachment71903

Quelle: IDW 

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Intelligente Energiespeicher- und -netze für sieben europäische Inseln

Anette Mack Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Steinbeis-Europa-Zentrum

Das Steinbeis-Europa-Zentrum unterstützt die Stadtwerke Norderney beim ersten Schritt in die Welt der EU-Projekte und begleitet die Insel auf dem Weg zur Dekarbonisierung.Die Insel profitiert vom Wissensaustausch und von den technologischen Maßnahmen.

Nachdem das Steinbeis-Europa-Zentrum als Partner im EU-Projekt NETfficient in den letzten drei Jahren die Stadtwerke Borkum auf dem Weg zur Energieautarkie begleitet hat, lebt die gewonnene Erfahrung nun im Projekt INSULAE in Kooperation mit den Stadtwerken Norderney weiter.

INSULAE startete im April 2019 mit 27 Partnern, darunter Forschungseinrichtungen, Universitäten, Energieversorger, öffentliche Verwaltungen und verschiedene in der Energiebranche tätige Unternehmen. Das spanische Forschungsinstitut CIRCE leitet das Konsortium. Das Steinbeis-Europa-Zentrum begleitet als Projektpartner die Insel Norderney beim Wissenstransfer und der Implementierung. Die EU fördert das Projekt für vier Jahre mit 12 Millionen Euro.

Dekarbonisierung europäischer Inseln
Im Zentrum von INSULAE steht die Dekarbonisierung europäischer Inseln und die Verbreitung von innovativen Lösungen auf den drei Leuchtturminseln Bornholm (Dänemark), Madeira (Portugal) und die Unije in der Kvarner Bucht (Kroatien). Die drei Inseln ergänzen sich gut hinsichtlich Lage, Größe, Anbindung ans Festland, wirtschaftliche Entwicklung, Anteil an erneuerbaren Energien und CO2-Intensität.

Weitere sogenannte Beobachter-Inseln in Deutschland, Griechenland und Spanien profitieren von den Maßnahmen und werden die Ergebnisse als Erstanwender erproben. Eine der Inseln ist Norderney. Darüber hinaus werden andere Inseln, die an der Thematik interessiert sind angesprochen, um einen entsprechenden Diskurs zwischen den Inseln anzuregen.

Die Maßnahmenpalette umfasst die Speicherung von erneuerbarer Energie, intelligentes Management von Wasser und Energie, Einsatz von 5G und IoT-Technologien, Übergang zu Gleichstromnetzen, Einsatz von Biobrennstoffen, E-Mobilität und Stabilisierung von Stromnetzen. Sieben replizierbare Anwendungsfälle dienen dazu, ein Investitionsplanungstool für diese Maßnahmen zu validieren, welches die vier Beobachter-Inseln als Erstanwender erproben werden, um damit selbst Dekarbonisierungspläne zu entwickeln. Die Eingriffe sollen aufzeigen, dass Energiesysteme, die auf erneuerbaren Energieträgern basieren 40-70% billiger sein können als entsprechende dieselbasierte Energieversorgung und dass 11% an fossilen Energieträgern eingespart werden können, bei Umsetzung der Maßnahmen in größerem Stil.

Das Investitionsplanungstool INSULAE IPT soll Entscheidungsträger in der Auswahl und Umsetzung von kosteneffizienten Maßnahmen unterstützen, um Inseln zu dekarbonisieren und um Alternativen zu teuren Gleichstrom- oder Wechselstromhochspannungskabeln vom Festland zu bieten.

Projektlaufzeit: 04/2019 – 03/2023

Beteiligte Länder: Dänemark, Deutschland, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Italien, Kroatien, die Niederlande, Portugal, Spanien

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Andrea Immendörfer, E-mail:immendoerfer@steinbeis-europa.de

Weitere Informationen:

http://www.steinbeis-europa.de/insulae – Informationen zum Projekt
http://netfficient-project.eu/ – Informationen zum Projekt Netfficient:

Quelle: IDW 

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Submarine CO2-Speicherung in der Nordsee – Chance oder Risiko?

Dr. Andreas Villwock Kommunikation und Medien
GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel

Realistische Abschätzungen zeigen, dass sich die Klimaerwärmung nur dann noch unter 1.5 bzw. 2 Grad begrenzen lässt, wenn Kohlendioxid aus der Atmosphäre entfernt wird. Speicherung unterhalb des Meeresbodens ist eine Option, die von einem internationalen Team von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern unter der Leitung des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel intensiv untersucht wurde. Die Ergebnisse, die Möglichkeiten und Risiken aufzeigen, wurden nun in der Fachzeitschrift International Journal of Greenhouse Gas Control veröffentlicht.

Es ist möglich, die anthropogenen CO2-Emissionen zu reduzieren, indem CO2 aus Abgasen entfernt und in geologischen Formationen gespeichert wird. Negative Emissionen können durch die Kopplung der Biogaserzeugung mit CO2-Abscheidung und Speicherung erzielt werden. Bewertungen des Weltklimaforschungsrate IPCC zeigen, dass diese Ansätze wesentliche Bestandteile des Technologiemixes sind, der zur Begrenzung der globalen Erwärmung auf unter zwei Grad Celsius erforderlich ist.

In Europa befindet sich das größte CO2-Speicherpotenzial vor der Nordseeküste in tiefen salzhaltigen Grundwasserleitern und in anderen tief unter dem Meeresboden gelegenen geologischen Formationen. In den letzten Jahrzehnten wurden jedoch mehr als 10.000 Bohrungen in den Meeresboden der Nordsee niedergebracht, um Öl und Gas zu fördern. An vielen dieser Bohrlöcher tritt Methangas aus organisch gebildeten Ablagerungen in die Umwelt aus, da die umgebenden Sedimente während des Bohrprozesses mechanisch gestört und geschwächt wurden. Kohlendioxid, das in der Nähe solcher Bohrlöcher gespeichert wird, könnte die Speicherformation ebenfalls verlassen, ins Meerwasser entweichen und schließlich in die Atmosphäre zurückkehren.

„Wir haben im norwegischen Teil der Nordsee ein Freisetzungsexperiment durchgeführt, um die Signatur und die Folgen eines solchen Lecks zu bestimmen“, erläutert Dr. Lisa Vielstädte vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel. Sie ist Erstautorin der Studie, die jetzt in der Fachzeitschrift International Journal of Greenhouse Gas Control veröffentlicht wurde. Am Meeresboden wurde in 82 Metern Wassertiefe CO2 mit einer Rate von 31 t / Jahr freigesetzt, was am oberen Ende des Bereichs der Methanemissionen liegt, die an undichten Bohrungen beobachtet wurde. Das freigesetzte CO2 wurde mit Hilfe eines ferngesteuerten Unterwasserfahrzeugs (ROV) mit chemischen und akustischen Sensoren und zusätzlichen Messungen an Bord des irischen Forschungsschiffes Celtic Explorer verfolgt. Das Experiment wurde vom GEOMAR als Beitrag zum europäischen Projekt ECO2 (http://www.eco2-project.eu/) durchgeführt.

„Unsere Daten zeigen, dass sich die CO2-Gasblasen in Bodennähe vollständig gelöst haben“, so Dr. Vielstädte. Der pH-Wert des umgebenden Bodenwassers wurde infolge des Auflösungsprozesses von einem Hintergrundwert von 8,0 auf einen saureren Wert von 7,0 an der Freisetzungsstelle reduziert. „Diese Versauerung des Bodenwassers wirkt sich nachteilig auf die am Meeresboden lebenden Organismen aus“, erklärt Prof. Dr. Klaus Wallmann, Projektleiter von ECO2 vom GEOMAR. „Aber die dort vorhandenen starke Bodenströmungen verteilen das gelöste CO2 rasch, so dass dies Fläche am Meeresboden, auf der potenziell schädliche Auswirkungen auftreten können, gering ist“, so Wallmann weiter. Die Fläche, auf der der pH-Wert um >0,2 Einheiten zurückging, lag bei etwa 50 m2.

„Zusammenfassend können wir sagen, dass die Beobachtungen und die begleitende Modellierung bestätigten, dass Leckagen an Bohrlöchern die lokalen Ökosysteme in unmittelbarer Nähe des Bohrlochs beeinträchtigen können, jedoch keine großen schädlichen Auswirkungen auf das Ökosystem der Nordsee haben. Wir kommen daher vorläufig zu dem Schluss, dass es möglich ist, CO2 sicher in Formationen unter dem Meeresboden zu speichern, wenn sich der Speicherort in einem Gebiet mit wenigen undichten Bohrlöchern befindet“, so Prof. Wallmann.

In diesem Monat wird vom europäischen Projekt STEMM-CCS (https://www.stemm-ccs.eu/) ein zweites Freisetzungsexperiment in der Nordsee durchgeführt. Hochempfindliche Sensoren und Überwachungsgeräte werden eingesetzt, um das freigesetzte CO2 zu verfolgen und die Auswirkungen auf die Umwelt zu untersuchen. Mithilfe dieser zusätzlichen Daten werden wir die Sicherheit von Speicherstätten in der Nordsee und ihren potenziellen Beitrag zur Eindämmung des Klimawandels weiter validieren.

Originalpublikation:
Vielstädte, L., P. Linke, M. Schmidt, S. Sommer, M. Haeckel, M. Braack, and K. Wallmann, 2019: Footprint and detectability of a well leaking CO2 in the Central North Sea: Implications from a field experiment and numerical modelling. International Journal of Greenhouse Gas Control, DOI: https://doi.org/10.1016/j.ijggc.2019.03.012

Weitere Informationen:

http://www.geomar.de Das GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel
https://www.stemm-ccs.eu/ STEMM-CCS Projekt
http://www.eco2-project.eu/ ECO2 Projekt

Quelle: IDW 

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Unterwasser-Stromversorgung

Dr. Karin J. Schmitz Abteilung Öffentlichkeitsarbeit
Gesellschaft Deutscher Chemiker e.V.

Energie aus Meerwasser: Stromgenerator wechselt autonom zwischen zwei Betriebsmodi

Unterwasserfahrzeuge, Tauchroboter oder Detektoren benötigen eine eigene Energieversorgung, wenn sie über längere Zeit unabhängig von Begleitschiffen unter Wasser betrieben werden sollen. Praktikabler als Akkus ist eine direkte elektrochemische Energiegewinnung aus Meerwasser. Ein neuer kostengünstiger Ansatz bietet den Vorteil, bei langen Laufzeiten auch kurzzeitige Belastungsspitzen, etwa für rasche Bewegungen, zu bedienen. Wie Forscher in der Zeitschrift Angewandte Chemie berichten, kann ihr System zu diesem Zweck autonom zwischen zwei Betriebsmodi umschalten.

Unterseeisches Gelände erforschen, Strömungen und Temperaturen aufzeichnen, Pipelines und Tiefseekabel inspizieren und reparieren – das sind nur einige Beispiele für Aufgaben, die Unterwasser-Geräte selbsttätig in den Tiefen der Ozeane ausführen sollen. Die Herausforderung unter diesen extremen Bedingungen: Ihre Stromgeneratoren sollen sowohl eine hohe Energiedichte (lange Laufzeit bei Grundstromverbrauch) als auch eine hohe Leistungsdichte (kurzzeitiger hoher Stromfluss) bieten.

Liang Tang, Hu Jiang und Ming Hu und ihr Team von der East China Normal University in Shanghai der Shanghai University sowie der Chinese Research Academy of Environmental Sciences in Beijing haben sich durch spezielle marine Mikroorganismen inspirieren lassen, die ihre Zellatmung je nach benötigtem Leistungs-Output zwischen einem aeroben und einem anaeroben Modus wechseln, indem sie verschiedene Stoffe als Elektronenakzeptoren verwenden. Nach diesem Prinzip arbeitet auch ihr neuer Stromgenerator.

Erfolgsgeheimnis ist eine Kathode aus „Berliner Blau“, einer offenen Gerüst-Struktur mit Cyanid-Ionen als „Verstrebungen“ und Eisenionen als „Knotenpunkten“, die leicht Elektronen aufnehmen und abgeben können. Mit einer Metallanode kombiniert lässt sich damit Strom aus Meerwasser generieren.

Ist die abgerufene Leistung gering, werden die in die Kathode einfließenden Elektronen sofort auf gelösten Sauerstoff übertragen. Da gelöster Sauerstoff im Meer unerschöpflich ist, kann die Energieversorgung bei niedrigem Stromfluss theoretisch ewig laufen. Die Konzentration des Sauerstoffs jedoch ist gering. Wenn die abgerufene Leistung und damit die Stromstärke stark erhöht werden, ist nicht genug Sauerstoff an der Kathode, um alle ankommenden Elektronen sofort aufzunehmen. Nun muss das Berliner Blau diese speichern, indem Eisenionen vom dreifach in den zweifach positiv geladenen Zustand wechseln. Für den Ladungsausgleich lagern sich positiv geladene Natriumionen in das Gerüst ein. Da diese in hoher Konzentration in Meerwasser vorhanden sind, können viele Natriumionen und damit auch viele Elektronen in kurzer Zeit aufgenommen werden. Nimmt der Stromverbrauch dann wieder ab, werden die Elektronen wie zuvor auf den Sauerstoff übertragen. Der Sauerstoff regeneriert das Gerüst zudem wieder, Fe2+ wird wieder zu Fe3+, die Natriumionen treten aus.

Das neue System zeigte sich in korrosivem Meerwasser sehr stabil und überstand eine Vielzahl an Moduswechseln. Im Hochenergie-Modus lief es kontinuierlich über vier Tage, ohne an Leistung zu verlieren. Im Hochleistungs-Modus konnte es 39 Leuchtdioden versorgen und einen Propeller antreiben.

Angewandte Chemie: Presseinfo 13/2019

Autor: Ming Hu, East China Normal University (China), mailto:mhu@phy.ecnu.edu.cn

Angewandte Chemie, Postfach 101161, 69451 Weinheim, Germany.

Originalpublikation:
https://doi.org/10.1002/ange.201901759

Weitere Informationen:
http://presse.angewandte.de

Quelle: IDW 

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Unkraut jäten leicht gemacht: Institut der FH Aachen entwickelt Feldroboter

Team Pressestelle Presse-, Öffentlichkeitsarbeit und Marketing
FH Aachen

Der Feldroboter „ETAROB“ wurde vom Institut MASKOR (Mobile autonome Systeme und kognitive Robotik) der FH Aachen entwickelt. Vollautonom ist es ihm möglich, während der Fahrt über die Felder Pflanzen anhand ihrer Struktur zu erkennen. Das umliegende Unkraut beseitigt er durch den Einsatz von Elektroschocks. Auf diese Weise kann die Menge von Chemikalien bei der Feldarbeit reduziert werden. Prof. Dr. Marcus Baumann, Rektor der FH Aachen, ist begeistert von dem Projekt: „Mit dem Feldroboter leisten wir einen Beitrag für eine zukünftige umweltfreundlichere Landwirtschaft und liefern ein eindrucksvolles Beispiel für die Innovationskraft an Hochschulen für angewandte Wissenschaften.“

Sonnenaufgang in Kempen. Über die Felder der Region rollen bereits die Traktoren. In stundenlanger Arbeit werden die Böden der Felder aufgelockert und das Unkraut gejätet. Dabei ist der Einsatz von Chemikalien für die Feldarbeit und Diesel für die Traktoren nicht unumstritten, doch es fehlt bislang eine wirtschaftliche Alternative. Das sogenannte „Precision Farming“, ein Forschungsfeld des Instituts für angewandte Automation und Mechatronik (IaAM) der FH Aachen, zeigt Lösungswege auf. Gemeinsam mit dem FH-Institut MASKOR (Mobile Autonome Systeme und Kognitive Robotik) wurde der Feldroboter „ETAROB“ entwickelt.

ETAROB ist fahrerlos und damit autonom auf den Feldern unterwegs, lockert Böden auf und beseitigt Unkraut. Während seiner Fahrt über die Felder erkennt er die Pflanzen – er erfasst Struktur, Farbe und Schatten der Blätter und vergleicht die Befunde mit intern abgespeicherten Vergleichsdaten. Anschließend verpasst er dem umliegenden Unkraut Elektroschocks. Diese Technologie zur Unkrautbeseitigung wurde vom Kooperationspartner Zasso GmbH entwickelt.

Das System des Roboters ist zudem so ausgelegt, dass er die Pflanzenerkennung optimieren kann. Dies gelang dem Team hinter ETAROB, indem sie die Veränderbarkeit der Pflanze mit Hilfe von Fotos digital erfasst haben. „Der Roboter ist so wie ein Mensch in der Lage, Pflanzen zu erkennen und aus gesammelter Erfahrung zu lernen“, erklärt Josef Franko, Mitbegründer des Projekts und wissenschaftlicher Mitarbeiter am MASKOR Institut.

„Die Idee wird seit über zwanzig Jahren verfolgt. Ich bin mit der Landwirtschaft groß geworden, aber das Fahren von Landmaschinen wird mit der Zeit sehr monoton. Das möchten wir automatisieren“, erzählt Franko. Die Idee des Feldroboters setzte er gemeinsam mit den beiden FH-Absolventen und wissenschaftlichen Mitarbeitern Enno Dülberg und Heiko Engemann um. Neben dem mobilen Feldroboter entwickelte das Team – zusammen mit dem Unternehmen RIWO Agrarsoftware – die Feldrobotersoftware ETAS. Mit ihr kann der autonome Betrieb gesteuert werden.

Der Antriebsstrang von ETAROB ist elektrisch und somit potenziell umweltfreundlich. Zudem müssen dank des Roboters keine Chemikalien zur Unkrautbekämpfung genutzt werden. Prof. Dr. Marcus Baumann, Rektor der FH Aachen, ist begeistert von dem Projekt: „Mit dem Feldroboter leisten wir einen Beitrag für eine zukünftige umweltfreundlichere Landwirtschaft und liefern ein eindrucksvolles Beispiel für die Innovationskraft an Hochschulen für angewandte Wissenschaften.“ Die Idee des Feldroboters ist auch auf den Weinanbau übertragbar. Zusammen mit der Zasso GmbH wird bereits ein kleinerer Roboter entwickelt, der im Weinberg Unkraut beseitigt. Vorstellbar ist auch, dass der Feldroboter selektiv ernten kann.

Das Team um ETAROB entwickelte den Feldroboter innerhalb von einem Jahr, betreut durch Prof. Dr. Stephan Kallweit. „Das Projekt ist aus der intrinsischen Motivation von Studierenden entstanden“, berichtet Franko. Das Team des MASKOR-Instituts um ETAROB wurde im April mit dem Robotics Award der Hannover Messe ausgezeichnet. Nun beginnt die Unternehmensgründung im Rahmen des Förderprogramms „EFRE“ vom Land NRW.

Quelle: IDW 

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Öffentlichen Nahverkehr nutzen? Oft eine Frage von Kultur, Identität, Status und Prestige

Sabine Ranke-Heinemann Pressestelle
Australisch-Neuseeländischer Hochschulverbund / Institut Ranke-Heinemann

Weltweit werden die Städte größer und die Straßen voller. Dabei ist der allmorgendliche Stau im Berufsverkehr weder gut für die Nerven noch für die Umwelt. Gerade in Ländern wie China oder Indien platzen die Fahrbahnen aus allen Nähten. Eine naheliegende Alternative zum eigenen Auto bietet da der öffentliche Nahverkehr. Doch nun hat eine Studie der University of Queensland in Australien herausgefunden, dass die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel je nach Land und Kulturkreis unterschiedlich bewertet wird. Im asiatischen Raum etwa ist das Busfahren mit einem gesellschaftlichen Stigma behaftet. In anderen Ländern hingegen hat das Auto an Prestige eingebüßt.

In einer internationalen Studie, an der auch Wissenschaftler der University of Queensland beteiligt waren, wurden große kulturelle Unterschiede bei der persönlichen Einstellung zu öffentlichen Verkehrsmitteln deutlich. Die Forscher befragten Pendler in angelsächsischen und nordischen Ländern, darunter die Vereinigten Staaten, die Niederlande und Australien, sowie in asiatischen Ländern wie China und Indien, um das Image, das die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel hat, zu untersuchen.

Dr. Dorina Pojani von der University of Queensland School of Earth and Environmental Sciences staunt darüber, wie unterschiedlich der öffentliche Nahverkehr in verschiedenen Teilen der Welt bewertet wird: „Im Durchschnitt sind berufstätige und gebildete Haushalte in angelsächsischen und nordischen Ländern wohlhabender, sodass man eigentlich erwarten würde, dass sie mehr an ihren Autos hängen und gegenüber öffentlichen Verkehrsmitteln negativer eingestellt sind. Aber wir haben herausgefunden, dass sie diese Thematik viel gleichmütiger betrachten.

Im Gegensatz dazu haben Berufstätige in China und in Indien – also in Ländern, in denen es noch nicht so lange üblich ist, ein eigenes Fahrzeug zu besitzen – bereits eine sehr starke und negative Einstellung zu öffentlichen Verkehrsmitteln entwickelt. Diese Erkenntnis war ziemlich aufschlussreich. Es hat sich außerdem gezeigt, dass Berufstätige in diesen Ländern glauben, dass es ihren Geschäftsbeziehungen oder sogar ihren Aussichten auf dem Heiratsmarkt schaden könnte, wenn sie mit dem Bus fahren.“

Dr. Pojani – die mit dem Bus zur Arbeit fährt – glaubt, dass Vorurteile gegenüber öffentlichen Verkehrsmitteln tief verinnerlicht werden und dass sie eine gesellschaftliche Befürwortung sowohl fördern als auch behindern können.

„In der Geschichte des öffentlichen Nahverkehrs wurde dieser gesellschaftliche Bereich nahezu vollständig von Ingenieuren dominiert, die der Meinung waren, dass sie die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel ankurbeln können, indem sie die Infrastruktur ausbauen oder die Fortbewegungsmittel schneller gestalten.

Aber tatsächlich reicht das allein nicht aus. Verkehrsmittel wie Busse, Autos und Fahrräder haben alle eine starke symbolische Bedeutung. Die Verwendung oder Vermeidung eines bestimmten Fortbewegungsmittels ist eine Möglichkeit, um unseren sozialen Status und unsere Identität auszudrücken.

Selbst wenn wir uns dessen nicht bewusst sind, hängt die Entscheidung darüber, ob wir mit dem Bus fahren, möglicherweise nicht davon ab, wie viel die Fahrt kostet oder ob wir damit ans Ziel kommen, sondern davon, wie wir von den anderen wahrgenommen werden wollen. In einigen Ländern hat man eventuell Angst davor, arm zu wirken, oder man möchte nicht mit denjenigen in Verbindung gebracht werden, die normalerweise mit dem Bus fahren.“

Die Studie weist darauf hin, wie wichtig es ist, diese gesellschaftlichen Vorurteile zu ändern, um rund um den Globus häufig genutzte und nachhaltige öffentliche Verkehrssysteme zu entwickeln.

„Wir leben in einer Welt der zunehmenden Treibhausgase, des beschleunigten Klimawandels und der schnellen Erschöpfung von nicht erneuerbaren Ressourcen“, so Dr. Pojani. „Öffentliche Verkehrsmittel müssen beliebter werden, insbesondere in asiatischen Megametropolen wie Peking oder Chennai, wo die Bürger unter den gesundheitlichen Folgen der immer schlechter werdenden Luftqualität leiden. Ein Umdenken im Bereich des öffentlichen Verkehrs kann dazu beitragen, eine bessere Zukunft für alle zu schaffen.“

Die Studie ist im Journal of Transport Geography erschienen (DOI: 10.1016/j.jtrangeo.2019.04.008).

Weitere Informationen:
Institut Ranke-Heinemann / Australisch-Neuseeländischer Hochschulverbund
Pressestelle Friedrichstr. 95
10117 Berlin
Email: berlin@ranke-heinemann.de
Tel.: 030-20 96 29 593

oder

The University of Queensland
Dr. Dorina Pojani
Email: d.pojani@uq.edu.au
Tel.: +61 473 989 847

Das Institut ist die gemeinnützige Einrichtung zur Förderung des Austausches und der Auslandsstudien insbesondere mit allen Universitäten Australiens und Neuseelands sowie zur Förderung von Wissenschaft und Forschung. In seinen Förderprogrammen stellt es SchülerInnen und Studierenden Unterstützung in der Finanzierung durch Stipendien und Coaching in der Studienberatung und Studienplatzbewerbung zur Verfügung.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
https://www.ranke-heinemann.de

Quelle: IDW 

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Mysterium Bermuda: Geologen entdecken im Vulkangestein eine bisher unbekannte Region des Erdmantels

Svenja Ronge Presse- und Informationsstelle
Westfälische Wilhelms-Universität Münster

Bermuda im westlichen Atlantik ist ein besonderes Terrain, weil es sich auf der Spitze eines 4.570 Meter hohen, erloschenen Vulkans befindet. Ein internationales Forscherteam mit Geologen der Universität Münster hat nun das Gestein unter Bermuda zum ersten Mal im Detail geochemisch untersucht. Die Forscher entdeckten eine bisher unbekannte Region des Erdmantels und vermuten, dass das neu entdeckte Mantelreservoir von Gesteinsplatten stammt, die noch von Pangäa, dem letzten Superkontinent der Erdgeschichte, übriggeblieben und in der sogenannten Übergangszone gespeichert sind. Die Studie ist in der Fachzeitschrift „Nature“ erschienen.

Die Bermudainseln gelten seit jeher nicht nur wegen ihrer weißen Strände als ein besonderes Terrain inmitten des westlichen Atlantiks – die Inselgruppe liegt auf der Spitze eines 4.570 Meter hohen, vor rund 30 Millionen Jahren erloschenen Vulkans. Diese geologische Besonderheit hat jetzt ein internationales Forscherteam genauer unter die Lupe genommen und das aus Magma entstandene Gestein unter Bermuda zum ersten Mal im Detail geochemisch untersucht. Ziel der Forscher war es, Rückschlüsse auf die innere Beschaffenheit der Erde zu ziehen. Der Fund: Die Geologen entdeckten eine bisher unbekannte Region des Erdmantels, also der Schale des Erdinneren, die unter der äußersten Erdkruste beginnt und bis 2.900 Meter tief ins Erdinnere reicht.

Die neu entdeckte Region zeichnet sich durch eine besondere Atomzusammensetzung aus Blei aus, das durch radioaktiven Zerfall entstanden ist, sowie durch Kohlenstoff, Wasser und andere flüchtige Stoffe. „Unsere Studie zeigt, dass unser Verständnis von der Zusammensetzung des Erdmantels immer noch unvollständig ist – obwohl wir ihn seit fast einem Jahrhundert untersucht haben“, betont Studienleiterin Dr. Sarah Mazza vom Institut für Planetologie der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU). Die Studie ist in der Fachzeitschrift „Nature“ erschienen.

Die Forscher vermuten, dass das neu entdeckte Mantelreservoir von Gesteinsplatten stammt, die noch von Pangäa, dem letzten Superkontinent der Erdgeschichte, übriggeblieben und in der sogenannten Übergangszone gespeichert sind – dem Bereich zwischen 410 und 660 Kilometern Tiefe, der als Übergang vom oberen zum unteren Mantel gilt. Dass die neuen Erkenntnisse über die Übergangszone direkt durch Gesteinsproben erhoben wurden, ist eine Besonderheit – das meiste vorherige Wissen hatten Forscher aus anderen Verfahren wie der Untersuchung von tief im Erdmantel liegenden Diamanten und geophysikalischen Berechnungen erlangt. „Die Entdeckungen in Bermuda zeigen, dass wir weiter Inseln, Unterwasserberge und andere vulkanische Regionen im Atlantischen Ozean untersuchen sollten, um unser Verständnis der geochemischen Evolution der Erde zu verbessern“, sagt Prof. Dr. Esteban Gazel von der Cornell University (USA), ebenfalls Leiter der Studie.

Hintergrund und Methode:
Die Forscher nutzten Proben von vulkanischem Gestein, die aus einem in den Siebzigerjahren angelegten Bohrloch auf Bermuda stammen, das rund 770 Meter in die Tiefe ging. Mithilfe von geochemischen Analysen fanden die Wissenschaftler heraus, dass die Erde unter Bermuda aus zwei vulkanischen Gesteinsarten besteht. Eine dieser Lavasorten ist mit Wasser, Kohlendioxid und Spurenelementen angereichert und zudem einzigartig, da sie den höchsten Anteil an bestimmten Blei-Isotopen aufweist, die je auf einer ozeanischen Insel gemessen wurden. Solche durch den Zerfall von Uran entstandenen Atomsorten geben Geologen die Möglichkeit, die Zusammensetzung des Erdmantels zu ergründen, weil diese chemische Zusammensetzung in einem Vulkan dieselbe ist wie die in der Region des Erdmantels, von der die Gesteinsschmelzen stammen.

Ihre Ergebnisse aus der geochemischen Analyse kombinierten die Forscher mit sogenannten geodynamischen Berechnungen, also Modellen von Kräften in der Erde und den dadurch hervorgerufenen Bewegungen. Das gefundene Material kann demnach von Pangäa stammen. Dabei handelt es sich um eine alle Kontinente der Erde miteinander verbindende Landmasse, die bis vor 150 Millionen Jahren existierte – und deren Überreste, alte Gesteinsplatten, aufgrund von Bewegungen in der Erdkruste und im oberen Erdmantel in die Übergangszone gerutscht und dort gespeichert sind. „Wir zeigen, dass die Bildung von Superkontinenten und diese jüngste Wiederaufbereitung des Materials im Erdmantel – ,jüngst‘ bedeutet in den letzten 20 Prozent der Erdgeschichte – wichtig sind, um eine chemische Stoffvielfalt im Mantel aufrechtzuhalten“, betont Sarah Mazza.

Die Studie gibt außerdem Ausschluss darüber, auf welche Weise Wasser und Kohlenstoff im Erdmantel gespeichert sind. So scheint Bermuda ein wichtiger Ort zu sein, um den tief im Erdinneren stattfindenden Kohlenstoffkreislauf zu verstehen. Darüber hinaus könnten die Ergebnisse dabei helfen, herauszufinden, wie viel Kohlenstoff sich in der gesamten Erde befindet.

In Folgestudien möchten die Wissenschaftler dem „Mysterium Bermuda“ weiter auf den Grund gehen und dazu die Mineralogie und Geochemie von Bohrloch-Proben untersuchen.

Wissenschaftliche Beiträge und Förderung:
Neben den Universitäten Münster und Cornell waren aus den USA die University of South Carolina, die Syracuse University, die James Madison University und das United States Geological Survey beteiligt. Weitere Beiträge leisteten die Universität Grenoble in Frankreich und das Vernadsky Institute of Geochemistry and Analytical Chemistry in Russland.

Die Studie erhielt finanzielle Unterstützung von der US-amerikanischen „National Science Foundation“.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Dr. Sarah Elizabeth Mazza
Westfälische Wilhelms-Universität Münster (WWU)
Institut für Planetologie
+49 251 83-33413
mazza@uni-muenster.de

Originalpublikation:

S. Mazza et al. (2019): Sampling the volatile-rich transition zone beneath Bermuda. Nature; DOI: 10.1038/s41586-019-1183-6

Weitere Informationen:
https://www.nature.com/articles/s41586-019-1183-6 Link zur Originalpublikation in „Nature“
https://www.uni-muenster.de/Planetology/ifp/home.html Institut für Planetologie an der WWU

Quelle: IDW 

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CO2-Steuer auf Diesel und Benzin hat positive Verteilungswirkungen

Alex Deeg PR und Marketing
Fraunhofer-Institut für Angewandte Informationstechnik FIT

In der aktuellen Debatte um die Einführung einer CO2-Steuer wird oftmals auf mögliche negative Verteilungswirkungen hingewiesen. Es wird befürchtet, dass ärmere Haushalte stärker von einer solchen Steuer betroffen sein könnten als Haushalte in höheren Einkommensschichten. Tatsächlich ist genau das Gegenteil der Fall – zumindest bei einer zusätzlichen CO2-Steuer nur auf Pkw-Kraftstoffe, deren Gesamterlös der Fiskus im Rahmen einer jährlichen Pro-Kopf-Pauschale vollständig an die Bevölkerung zurückerstattet. Dies zeigen die Ergebnisse einer Analyse der Abteilung Mikrosimulationsmodelle des Fraunhofer FIT.

Der untersuchte Vorschlag umfasst eine Erhöhung der Energiesteuersätze um eine CO2-Komponente in Höhe von 20 Euro pro Tonne CO2. Unter Berücksichtigung der Mehrwertsteuer wäre eine Erhöhung des Literpreises von Diesel um etwa 6,3 Cent und von Benzin um etwa 5,5 Cent zu erwarten.

»Dabei zeigt sich, dass gerade Haushalte mit geringem Einkommen unterdurchschnittlich von der zusätzlichen Besteuerung betroffen wären. Verteilt der Fiskus das von uns auf etwa 2,2 Mrd. Euro bezifferte Mehraufkommen der Energie- und Mehrwertsteuer in Form eines Verkehrswendebonus in Höhe von rund 28 Euro pro Kopf zurück an die Bevölkerung, so gewinnen diese Haushalte unter dem Strich«, sagt Dr. Sven Stöwhase, Leiter der Abteilung Mikrosimulationsmodelle am Fraunhofer-Institut für Angewandte Informationstechnik FIT.

Wie die Analyse verschiedener Einkommensgruppen in der Abbildung veranschaulicht, würden unter den ärmsten Haushalten in Deutschland fast 80 Prozent von einer solchen CO2-Steuer profitieren. Lediglich die reichsten Haushalte würden mehrheitlich belastet werden. Die beobachtete Verteilungswirkung ist dabei unabhängig von der konkreten Höhe der CO2-Steuer. Insgesamt würde dieser Reformvorschlag für 60 Prozent der Haushalte eine Entlastung bedeuten.

Dabei wären sowohl die finanziellen Ent- als auch Belastungen zumindest im Durchschnitt über alle Haushalte überschaubar: Während Haushalte im untersten Einkommensquartil um durchschnittlich 20 Euro entlastet werden, käme es bei den Haushalten im obersten Einkommensquartil im Durchschnitt zu einer Belastung in Höhe von 20 Euro. Getrieben werden die Ergebnisse, neben der individuellen Fahrleistung, insbesondere auch durch die durchschnittlich stärkere Motorisierung und einen damit einhergehenden höheren Kraftstoffverbrauch der Fahrzeuge in den einkommensstärkeren Haushalten. Ein Vier-Personen-Haushalt, der im Jahr weniger als 32.000 Kilometern mit einem durchschnittlichen Benzin-Pkw fährt, würde demnach zu den Gewinnern der CO2-Abgabe gehören.

Weitere Differenzierungen, beispielsweise hinsichtlich der Mehrbelastung von Familien oder der geographischen Verteilung der Haushalte, deuten darauf hin, dass der hier untersuchte Reformvorschlag zum Einstieg in die verursachergerechte Verteilung der Kosten von CO2-Emissionen sozialpolitisch insgesamt tragfähig wäre. Wie eine bereits im August 2018 von Fraunhofer FIT im Wirtschaftsdienst veröffentlichte Studie (https://doi.org/10.1007/s10273-018-2334-3) aufzeigen konnte, hätte selbst eine vollständige Umwandlung der bisherigen Energiesteuer für Kraftstoffe in eine CO2-Steuer eher positive Verteilungseffekte zur Folge.

Als Datengrundlage für die Mikrosimulationsrechnung des Automobilsteuer-Modells (ASt-Modell) dienen das Deutsche Mobilitätspanel 2017 sowie die Einkommens- und Verbrauchsstichprobe 2013. Simuliert werden die direkten kurzfristigen Effekte auf die privaten Haushalte, ohne Berücksichtigung etwaiger Verhaltensanpassungen in der mittleren bis längeren Frist. Indirekte Effekte, beispielsweise über höhere Preise für transportkostenintensive Konsumgüter, sind nicht berücksichtigt.

Detailliertere Ergebnisse der aktuellen Analyse sowie Informationen zum verwendeten Mikrosimulationsmodell sind auf Anfrage verfügbar.

Kontakt:
Leif Jacobs, Wissenschaftlicher Mittarbeiter der Forschungsgruppe Mikrosimulationsmodelle am Fraunhofer FIT, E-Mail: leif.jacobs@fit.fraunhofer.de, Telefon: +49 2241 14-2511
Lara Quack, Wissenschaftliche Mittarbeiterin der Forschungsgruppe Mikrosimulationsmodelle am Fraunhofer FIT, E-Mail: lara.quack@fit.fraunhofer.de, Telefon:+49 2241 14-2684
Dr. Sven Stöwhase, Abteilungsleiter der Forschungsgruppe Mikrosimulationsmodelle am Fraunhofer FIT, E-Mail: sven.stoewhase@fit.fraunhofer.de, Telefon: +49 2241 14-2345

Quelle: IDW 

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Kreativität: Eine Frage der Impulsivität

Dr. Susanne Langer Kommunikation und Presse
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

Wie kann die Arbeitszeit von Mitarbeitern so organisiert werden, dass diese die höchstmögliche Leistung bei kreativen und Routineaufgaben zeigen? Dieser Frage sind zwei Wirtschaftswissenschaftler der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) experimentell nachgegangen – und haben eine überraschende Entdeckung gemacht: Welches Arbeitsmodell am besten funktioniert, hängt von der Impulsivität der Mitarbeiter ab.

Erst E-Mails beantworten, dann Rechnungen schreiben; wenn das langweilig wird, an der Konzeption einer neuen Kampagne weiterarbeiten – und sobald die Ideen ausgehen, wieder zurück zu den Routineaufgaben? Oder erst die Routineaufgaben abarbeiten und sich dann in festgelegten Zeitfenstern ganz auf die kreative Aufgabe stürzen? Wie Mitarbeiter ihre Arbeitszeit zwischen kreativen und Routineaufgaben einteilen, handhaben Unternehmen unterschiedlich. Ihr Ziel ist es dabei, den Weg zu wählen, der die kreative Leistung am meisten fördert – denn gesicherte Erkenntnisse, was am besten funktioniert, gab es bisher nicht. Nichtsdestotrotz nutzen Unternehmen wie 3M oder Google teilweise schon seit Jahrzehnten Regeln, welche Mitarbeitern 15 bis 20 Prozent ihrer Arbeitszeit für kreatives Denken und Arbeiten zur Verfügung stellen.

Die beiden FAU-Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Alexander Brem, Lehrstuhl für
Technologiemanagement, und Prof. Dr. Verena Utikal, Juniorprofessur für Verhaltensökonomik, sind nun der Frage nachgegangen, wie man kreative Arbeitszeit – und damit gleichzeitig auch Zeit für Routineaufgaben – am besten organisiert, und von welchen Faktoren Höchstleistungen abhängen.

Dafür ließen sie 233 Probanden verschiedene Aufgaben bearbeiten: Einfache Rechenaufgaben zu lösen, stellte die Routineaufgabe dar; aus einem vorgegebenen Set an Buchstaben so viele Wörter wie möglich zu formen, simulierte die kreativen Aufgabe. Während die eine Gruppe zwischen diesen beiden Aufgaben beliebig oft und zu jedem Zeitpunkt wechseln konnte, musste die zweite Gruppe erst die eine Aufgabe erledigen, bevor sie sich der zweiten zuwenden durfte.

Wie impulsiv sind die Beschäftigten?
Das Ergebnis: Ein universell gültiges Arbeitsmodell gibt es nicht. „Welches Modell die besten Ergebnisse bringt, hängt stark von der individuellen Person ab“, erklärt Professor Brem ein zentrales Ergebnis der Studie. In diesem Fall davon, wie impulsiv eine Person ist. „Impulsiv veranlagte Menschen sind kreativer, wenn sie sich ihre Arbeitszeit frei einteilen können, ihrer Impulsivität also keinen Einhalt gebieten müssen. Weniger impulsive Beschäftigte hingegen zeigen genau den gegenteiligen Effekt: Ihre Kreativleistungen sind am schlechtesten, wenn sie Autonomie erhalten.“ Das hat die Forscher durchaus überrascht, denn: „Dieses Ergebnis widerspricht vorherigen Studien, in denen Persönlichkeitseigenschaften wie Durchsetzungsvermögen oder eben Impulsivität wenig Einfluss auf die kreative Leistung nachgesagt wird“, sagt Prof. Utikal.

Und was bedeutet das Ergebnis für Unternehmen, die auf hohe kreative Leistungen Wert legen? „Führungskräfte sollten lernen, ihre Mitarbeiter und die dazugehörigen Teams gut einschätzen zu können, um ihnen das für sie bestmögliche Arbeitsmodell anbieten zu können“, rät Professor Brem. „Oder schon im Bewerbungsgespräch darauf zu achten, ob die Person wohl zum Arbeitszeitmodell des Unternehmens passt.“

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Alexander Brem
Tel.: 0911/65078-64883
alexander.brem@fau.de

Prof. Dr. Verena Utikal
Tel.: 0911/5302-229
verena.utikal@fau.de

Originalpublikation:
Der englischsprachige Zeitschriftenartikel ist unter folgenden Link verfügbar:
https://onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1111/caim.12309

Quelle: IDW 

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Phosphor-Recycling-Toilette »P-Bank« eröffnet auf dem Campus der Bauhaus-Universität Weimar

Claudia Weinreich Universitätskommunikation
Bauhaus-Universität Weimar

»Nichts ist Abwasser, alles ist Ressource« – gemäß diesem Motto entwickelten Studierende und Lehrende der Fakultät Bauingenieurwesen an der Bauhaus-Universität Weimar eine interaktive Toilette. Mit dem DBU-geförderten Projekt »P-Bank« sollen nachhaltige Alternativen zum konventionellen Abwassersystem aufgezeigt werden. Bis 16. August 2019 sind Interessierte herzlich eingeladen, das neuartige Sanitärsystem (NASS) in der Marienstraße 11 (LÜCKE) auszuprobieren und Phosphor zu spenden.

Auf dem Gelände der Bauhaus-Universität Weimar steht seit kurzem ein ganz besonderes Toilettenhäuschen: Der knallgelbe Bauwagen, mit einer Spültrenntoilette auf der linken Seite und einem wasserlosen Urinal auf der rechten Seite, lädt seine Benutzerinnen und Benutzer nicht nur zum Toilettengang ein, sondern fordert auf »Come donate your P« (Spende dein P).

 Dahinter steckt ein ausgeklügeltes System zur Gewinnung des lebenswichtigen Rohstoffes Phosphor aus menschlichem Urin. »Phosphor ist eine endliche und durch nichts anderes zu ersetzende Ressource, knapper als Erdöl«, erläutert Projektleiter Prof. Jörg Londong, Professur Siedlungswasserwirtschaft an der Bauhaus-Universität Weimar. »Über Abwasser und Gülle wird Phosphor dispers in Gewässer verteilt und letztlich verschwendet – das wollen wir ändern«. Ab sofort kann daher jeder sein »P« spenden, um daraus den wertvollen Rohstoff zu gewinnen.

Phosphorknappheit entgegenwirken
Das von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) fachlich und finanziell geförderte Kooperations- und Demonstrationsprojekt »P-Bank« rückt die Umweltthemen Phosphorknappheit und Kreislaufführung von Nährstoffen in den Fokus. Der Buchstabe P steht dabei einerseits für das chemische Element Phosphor und andererseits für die zeitgleich stattfindende umweltschädliche Fehlleitung der Nährstoffe beim Urinieren (englisch: to pee).

»Die vor Ort direkt erlebbare Kreislaufschließung zeigt, dass es relativ einfach ist, den über Urin ausgeschiedenen Phosphor in einen Dünger zu verwandeln«, fährt Prof. Londong fort. Hierzu muss Urin zunächst getrennt gesammelt werden. Wie das funktioniert – nämlich mit einer sogenannten No-Mix-Toilette und wasserlosen Urinalen – wird in der P-Bank demonstriert. Ergebnis ist ein Dünger, der universell einsetzbar ist und beispielsweise auch die Gartenkräuter vor Ort mit den hier produzierten Nährstoffen versorgt.

Nachhaltigkeit, Ressourcenschonung und Recyclingstrategien
Mit der Toilettenanlage für den öffentlichen Raum sollen die Nutzerinnen und Nutzer für nachhaltige Lösungen in der Abfall- und Kreislaufwirtschaft sensibilisiert werden. DBU-Generalsekretär Alexander Bonde unterstützt das Vorhaben: »Wollen wir zukünftig den Phosphorkreislauf schließen, brauchen wir nicht nur die technischen Voraussetzungen dafür, sondern überhaupt ein gesellschaftliches Bewusstsein für die Notwendigkeit. Das Projekt kann in unseren Augen einen wichtigen Beitrag dazu leisten.«

Alternative Lösungsansätze für den Umgang mit Abwasser sind seit Jahren Kernbestandteil der Forschungsarbeiten der Arbeitsgruppe von Professor Londong am Bauhaus-Institut für zukunftsweisende Infrastruktursysteme (b.is). Im Rahmen des Jubiläums zum 100-jährigen Bestehen des Bauhauses zeigt die P-Bank beispielhaft, dass sich die Bauhaus-Universität Weimar aktiv mit gesellschaftlich relevanten Fragen auseinandersetzt und ungewöhnliche, zum Teil radikale Antworten präsentiert.

Bei der Realisierung wurden die Umweltingenieure von den beiden Designerinnen Anniek Vetter und Silvia Debit unter der Leitung von Prof. Wolfgang Sattler, Fakultät Kunst und Gestaltung, sowie der Firma Werkhaus Design + Produktion GmbH, dem prämierten temporären Restaurant »LÜCKE«, der gemeinnützigen Goldeimer gGmbH und der EOOS Design GmbH aus Wien unterstützt. Finanziert wurde das Projekt von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt mit einer Förderung in Höhe von 100.000 Euro.

Recycling-Toilette »P-Bank«
3. Mai bis 16. August 2019
Marienstraße 11, 99423 Weimar (LÜCKE)

Die feierliche Eröffnung der P-Bank findet am Freitag, 3. Mai 2019, gemeinsam mit der Einweihung des temporären Restaurants »LÜCKE«, ab 18 Uhr in der Marienstraße 11 in Weimar statt. Bis zum 16. August 2019 wird die P-Bank auf dem Gelände der Bauhaus-Universität Weimar zu finden sein.

Das Projekt wurde gefördert durch den Bauhaus100-Jubiläumsfonds.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Univ.-Prof. Dr.-Ing. Jörg Londong
Bauhaus-Universität Weimar
Fakultät Bauingenieurwesen
Professur Siedlungswasserwirtschaft
Coudraystr. 7, Zimmer 215
, 99421 Weimar
Tel.: +49 (0) 36 43/58 46 15
E-Mail: joerg.londong@uni-weimar.de

Weitere Informationen:
https://www.uni-weimar.de/de/bauingenieurwesen/professuren/siedlungswasserwirtsc…

Quelle: IDW 

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Drei Viertel der Flüsse weltweit durch menschliche Eingriffe in ihrem Lauf beeinträchtigt

Dr. Karl Guido Rijkhoek Hochschulkommunikation
Eberhard Karls Universität Tübingen

Globale Studie unter Beteiligung der Universität Tübingen erfasst den Zustand von Flussökosystemen
Weniger als ein Viertel aller Flüsse weltweit fließt auf der gesamten Länge ungehindert durch Staudämme oder menschengemachte Regulierungen ins Meer. Unter den mehr als tausend Kilometer langen Flüssen kann nur rund ein Drittel dem von der Natur vorgegebenen Lauf folgen. Das ergab eine umfangreiche Studie eines großen internationalen Wissenschaftlerteams aus Mitgliedern der Naturschutzorganisation World Wide Fund for Nature (WWF) und von Forschungseinrichtungen. An der Studie waren maßgeblich Professorin Christiane Zarfl vom Zentrum für Angewandte Geowissenschaften der Universität Tübingen sowie auch Klement Tockner, langjähriger Direktor des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) und Professor für aquatische Ökologie an der Freien Universität Berlin, beteiligt.

Das Team bezog zwölf Millionen Flusskilometer weltweit in die Studie ein. Untersucht wurde vor allem jeweils die Vernetzung des Flusses mit seinem Überschwemmungsgebiet und dem Grundwasser sowie der Stoffaustausch mit den verbundenen Biotopen – die Forscher fassen diese Eigenschaften als Konnektivität des Flusses zusammen. Diese kann als Maß gelten für den Zustand eines Flusses, der mit ihm verbundenen Ökosysteme und deren Artenvielfalt. Die Quantifizierung und Kartierung sollen außerdem als Grundlage für den Erhalt der letzten naturbelassenen Flüsse dienen und eine Priorisierung von Renaturierungsmaßnahmen unterstützen. Die Studie wurde in der Fachzeitschrift Nature veröffentlicht.

Ökosysteme mit großer Artenvielfalt
Frei fließende Flüsse lassen global die Ökosysteme mit der größten Artenvielfalt und Dynamik ent-stehen, vergleichbar tropischen Regenwäldern und Korallenriffen. Zugleich bieten Flüsse zum Bei-spiel für die Süßwassernutzung, Bewässerung in der Landwirtschaft, durch Fischfang und Energie-gewinnung aus Wasserkraft wichtige Lebensgrundlagen für viele Millionen von Menschen. So zählte das Wissenschaftlerteam in der neuen Studie allein rund 2,8 Millionen Dämme, hinter denen Reser-voire von mindestens tausend Quadratmetern Wasserfläche entstanden sind, auf den zwölf Millionen untersuchten Flusskilometern. „Das führt zur Fragmentierung des Flusslaufs und hat teilweise schwerwiegende Auswirkungen auf das ganze Flusssystem“, sagt Christiane Zarfl. Durch die Weiterentwicklung der Infrastruktur für eine steigende Zahl von Menschen seien Flüsse und ihre Ökosysteme weltweit zunehmend bedroht.

Konnektivität als Maß
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler entwickelten in ihrer Studie eine neue Methode, um den Zustand eines Flusses zu beurteilen. Zentrales Maß ist dabei die Konnektivität eines Flusses mit Bewertungen zum freien Wasserfluss, zu den Bewegungsmöglichkeiten von Organismen sowie zum Transport von Sedimenten, organischen Stoffen, Nährstoffen und Energie. In die umfassende Untersuchung gingen vier Dimensionen ein: in Fließrichtung, flussauf- und abwärts im Flussbett; über die Flussufer hinaus, zwischen dem Hauptbett des Flusses und der Aue; in vertikaler Richtung zwischen dem Grundwasser, dem Fluss und der Atmosphäre sowie in zeitlicher Abhängigkeit bedingt durch die Jahreszeiten. Darüber beurteilte das Wissenschaftlerteam, welche Flüsse noch als frei fließend betrachtet werden können. „Heute sind sie weitgehend auf abgelegene Regionen wie die Arktis, das Amazonasbecken und das Kongobecken beschränkt“, sagt Christiane Zarfl. „In dicht bevölkerten Erdregionen wie Nordamerika, Europa und Südasien sind nur noch wenige sehr lange Flüsse frei fließend, allen voran der Irrawaddy und der Saluen.“

2015 verabschiedeten zahlreiche Nationen beim UNO-Nachhaltigkeitsgipfel in New York Nachhaltigkeitsziele, die auch den Schutz beziehungsweise die Wiederherstellung wassergebundener Ökosysteme vorsehen. Dennoch seien zurzeit mehr als 3.700 neue und große Dämme zur Wasserkraftnutzung in Planung, sagt die Wissenschaftlerin, zum Beispiel in den Balkanstaaten, im Amazonasgebiet, vor allem aber in Asien, in China und im Himalaja. Außerdem seien etwa in Indien, China und Brasilien große Bewässerungsvorhaben geplant oder bereits im Bau, die das Ausbaggern von Flüssen, ihre Kanalisierung oder den Bau von Talsperren oder Dämmen erfordern. „Wir haben nun erstmals ein umfassendes Informationssystem mit hoher Auflösung zu den Flüssen der Erde angelegt. Es soll auch dazu dienen, die Zusammenhänge und Abhängigkeiten der Ökosysteme und die Folgen künftiger Eingriffe deutlich zu machen“, erklärt Christiane Zarfl. Übergeordnetes Ziel sei die Erhaltung der letzten frei fließenden Flüsse der Erde.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Prof. Dr. Christiane Zarfl
Universität Tübingen
Zentrum für Angewandte Geowissenschaften – Umweltsystemanalyse
Telefon +49 7071 29-76076
christiane.zarfl@uni-tuebingen.de

Prof. Dr. Klement Tockner
Freie Universität Berlin
Aquatische Ökologie
klement.tockner@fwf.ac.at

Originalpublikation:

G. Grill, B. Lehner, M. Thieme, B. Geenen, D. Tickner, F. Antonelli, S. Babu, P. Borrelli, L. Cheng, H. Crochetiere, H. Ehalt Macedo, R. Filgueiras, M. Goichot, J. Higgins, Z. Hogan, B. Lip, M. McClain, J-H. Meng, M. Mulligan, C. Nilsson, J.D. Olden, J. Opperman, P. Petry, C. Reidy Liermann, L. Saenz, S. Salinas-Rodríguez, P. Schelle, R.J.P. Schmitt, J. Snider, F. Tan, K. Tockner, P.H. Valdujo, A. van Soesbergen, C. Zarfl: Mapping the world’s free-flowing rivers. Nature, 9. Mai 2019.

Quelle: IDW 

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Studie: Väter in Elternzeit – Unternehmen in der Verantwortung

Amelie Möller Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
SRH Fernhochschule

Bei der Elternzeit sind Männer im Vergleich zu Frauen nach wie vor in der Minderheit. Denn Väter trauen sich nur selten, für sich eine Elternzeit in Anspruch zu nehmen. Welchen Nutzen Arbeitgeber haben, wenn sie ihre männlichen Mitarbeiter dabei unterstützen, untersuchte Kristin Pogorzelski, Absolventin Wirtschaftspsychologie, Leadership & Management an der SRH Fernhochschule in ihrer Masterarbeit „Männliche Mitarbeiter in Elternzeit: Eine qualitative Studie zur Zufriedenheit der Väter und praktische Bedeutung für Unternehmen“.

Dazu wurden 15 Interviews mit männlichen Mitarbeitern durchgeführt, die ihre Berufstätigkeit in den letzten zwei Jahren für mindestens zwei Monate Elternzeit unterbrochen hatten. Die Interviewpartner wurden aus verschiedenen Berufen – von einem Piloten über einen Assistenzarzt, Technischen Leiter bis zu einem Sozialarbeiter – ausgewählt.

„Die Untersuchung hat gezeigt, dass positive Erfahrungen von der Wahrnehmung einer familienfreundlichen Unternehmenskultur und dem ethisch gelebten Führungsverhalten der direkten Vorgesetzten abhängig sind. Das heißt: Wie lange Männer Elternzeit nehmen, ist abhängig von den vermuteten Reaktionen des betrieblichen Umfelds. Positive Erlebnisse stärken das Commitment mit dem Unternehmen, während negative Erlebnisse zu Distanzierung oder Kündigung führen“, erklärt Pogorzelski.

Um Männer bei der Elternzeit zu unterstützen, empfiehlt Pogorzelski: „Ein erster Schritt sollte die Bestimmung eines Väterbeauftragten sein, der zusammen mit den Vätern und den direkten Vorgesetzten den Schritt in die Elternzeit und den Wiedereinstieg danach plant.“ Doch auch die Väter sind gefordert und sollten während der Elternzeit Kontakt zum Unternehmen halten. Dazu bieten sich beispielsweise gemeinsame Mittagspausen mit den Kollegen, die Teilnahme an Teamsitzungen oder auch Firmenfeiern an. Die Kinder sollten dabei ebenfalls willkommen sein.

Durch die Unterstützung bei der Elternzeit wurde die Arbeitszufriedenheit und -motivation der männlichen Mitarbeiter deutlich erhöht. Ein weiterer positiver Effekt: Die Hemmschwelle der Kollegen, eine Elternzeit anzufragen, ist deutlich gesunken. Somit haben sich mehr Väter getraut, in Elternzeit zu gehen. Die Folge davon war, dass die Reputation der Unternehmen deutlich positiver wurde.

Das Fazit der Studie laut Pogorzelski: „Unternehmen, welche die Inanspruchnahme von Elternzeit bei männlichen Mitarbeitern unterstützen, erreichen eine stärkere Bindung ihrer Mitarbeiter an das Unternehmen und erzielen somit einen Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Unternehmen. Dieses wichtige Thema wird aufgrund der Generation Y und der kommenden Generation Z noch deutlich an Bedeutung gewinnen.“

Anhang
Studie: Väter in Elternzeit – Unternehmen in der Verantwortung
https://idw-online.de/de/attachment71877

Quelle: IDW 

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Umsetzung der Klimaziele: Gasinfrastruktur in Deutschland vor Veränderungen

Anne-Catherine Jung Pressestelle
Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI)

Die Umsetzung der Klima- und Energieziele wird dazu führen, dass der Gasbedarf in Deutschland in den kommenden Jahrzehnten deutlich zurückgeht. Für den heute bedeutendsten Energieträger Erdgas gilt: Je ambitionierter die Ziele formuliert sind, desto weniger Gas wird nachgefragt werden. Das wird größere Auswirkungen auf die Gasinfrastruktur in Deutschland haben. Insbesondere werden nicht alle Gasverteilnetze wirtschaftlich weiterbestehen können.

Erdgas ist zwar weniger klimaschädlich als Kohle, jedoch hat sich Deutschland im Pariser Klimaabkommen verpflichtet, den Ausstoß klimarelevanter Gase weitestgehend zu vermeiden, weshalb Erdgas langfristig als Energieträger ersetzt werden muss. Die Studie »Roadmap Gas für die Energiewende – Nachhaltiger Klimabeitrag des Gassektors«, die das Fraunhofer ISI im Auftrag des Umweltbundesamtes erstellt hat, hat untersucht, was die Umsetzung der Klimaziele für die Gasinfrastruktur und die Gaswirtschaft in Deutschland bedeutet. Dazu hat die Studie Szenarien aus der Literatur analysiert und darauf aufbauend den infrastrukturellen Bedarf und die damit verbundenen Kosten modelliert.

Rückgang der Gasnachfrage wahrscheinlich
Insbesondere im Gebäudebereich zeichnet sich demnach ein erheblicher Rückgang der Gasnachfrage ab. Dieser Rückgang kann in bestimmten Gebieten dazu führen, dass die Kosten zum Unterhalt des Gasnetzes so stark steigen, dass ein Weiterbetrieb nicht mehr wirtschaftlich ist. Hinzu kommt, dass die Umsetzung der Klimaziele den Ausbau alternativer Energieträger wie beispielsweise Wasserstoff oder E-Methan begünstigt. »Das erfordert unabhängig von der Frage einer möglichen Stilllegung eine technische Anpassung der Gasinfrastruktur und Verteilnetze«, sagt Jakob Wachsmuth, Projektleiter am Fraunhofer ISI.

Jedes dritte Gasverteilnetz könnte unwirtschaftlich werden
Bei einer ambitionierten Klimaschutzstrategie (Treibhausgasminderung um 95 Prozent gegenüber 1990) ergeben die Szenarioauswertungen eine potenzielle Stilllegung von mindestens rund einem Drittel der Verteilnetze. Je nach Region könne dieser Wert auch deutlich höher ausfallen. Selbst bei einer Treibhausgasminderung von 80 Prozent könnte jedes fünfte Verteilnetz stillgelegt werden. Weit weniger stark davon betroffen sei das Fernleitungsnetz, das auch in Zukunft in ähnlichem Umfang wie heute gebraucht werden wird.

Eine Stilllegung eines Teils der Gasinfrastruktur kann helfen, den Ausbau anderer Technologien oder Energieträger voranzutreiben. Dabei ist es laut Studie ratsam, überschüssige Gasinfrastruktur nicht komplett zurückzubauen. »Soweit im Rahmen der regulatorischen Vorgaben möglich raten wir dazu, die Leitungen und Verteiler reversibel zu versiegeln«, sagt Jakob Wachsmuth. »Damit erhält man sich die Option, die Elemente später wiederzuverwenden, beispielsweise für Wasserstoff.« Grundsätzlich ist eine flexible und anpassungsfähige Gestaltung der Gasinfrastruktur und der Gasversorgung erforderlich, wofür in der Studie eine Roadmap in Form einer Reihe politischer Leitplanken entwickelt worden ist.

Über die Studie
Die Studie »Roadmap Gas für die Energiewende – Nachhaltiger Klimabeitrag des Gassektors« wurde vom Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI im Auftrag des Umweltbundesamtes erstellt. Bei der Modellrechnung erhielt das Fraunhofer ISI Unterstützung von der Forschungsstelle des Deutschen Verein des Gas- und Wasserfaches am Engler-Bunte-Institut in Karlsruhe.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Dr. Jakob Wachsmuth
Telefon +49 721 6809-632

Originalpublikation:
https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/roadmap-gas-fuer-die-energiewende-n…
Studie: »Roadmap Gas für die Energiewende – Nachhaltiger Klimabeitrag des Gassektors«

https://www.umweltbundesamt.de/themen/klimaschutz-roadmap-fuer-die-gaswirtschaft
Klimaschutz: Roadmap für die Gaswirtschaft und -infrastruktur (Meldung des Umweltbundesamtes)

Quelle: IDW 

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Eliminierung von Spurenstoffen durch nachhaltige Adsorbenzien

Dipl.-Chem. Iris Kumpmann Abteilung Public Relations
Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT

Die Verunreinigung durch Medikamente, Biozide und Industriechemikalien im Abwasser nimmt immer weiter zu. Fraunhofer-Forschende entwickeln ein neues Adsorptionsmittel für die Eliminierung von Spurenstoffen in kommunalen Abwässern – auf Basis nachwachsender Rohstoffe und mit weiteren Vorteilen gegenüber bisher verwendeter Aktivkohle.

Nicht alle Substanzen werden in Kläranlagen abgebaut. Rückstände von Medikamenten, Bioziden und Industriechemikalien etwa gelangen daher in die Umwelt. Zwar verfügen Kläranlagen häufig über eine nachgeschaltete Aktivkohleadsorption, aber auch hier können diese Spurenstoffe nur zum Teil zurückgehalten werden. Hinzu kommt, dass Aktivkohle ein fossiler Rohstoff ist, der in erster Linie unpolare oder we­nig polare Substanzen binden kann. Polare und ionisierte Stoffe hingegen bleiben meist im Wasser zurück. Hier setzt das Projekt BioSorb an.

Das Fraunhofer UMSICHT entwickelt gemeinsam mit dem Fraunhofer ITWM neue Adsorptionsmittel für die Eliminierung von Spurenstoffen in kommunalen Abwässern. Die Adsorptionsmittel sollen auf nachwachsenden Rohstoffen basieren und dabei deutlich ressourcenschonender und auch selektiver als herkömmliche Aktivkohle vorgehen. Besonders proteinbasierte Materialien sind vielversprechende Biosorbenzien, da diese weltweit in großem Umfang und endlos vorhanden sind; oft sogar als Abfallstoffe.
Schritt für Schritt zu sauberem Wasser

Dazu wird beim Fraunhofer UMSICHT zunächst ein Screening verschiedener proteinhaltiger Materialien durchgeführt. Die natürlich nachwachsenden Rohstoffe werden genau untersucht und in ersten Adsorptionsversuchen in kleinem Maßstab auf ihre Eignung getestet. Erste Versuche zeigen, dass oftmals eine einfache chemische Behandlung – wie eine Kombination aus Säure- und Wärmebehandlung – die Adsorptionsfähigkeit deutlich verbessern kann.

Anschließend werden im Rahmen einer groß angelegten Versuchsreihe vielversprechende Materialien auf ihre Wirksamkeit als Adsorbenz gegenüber Perfluorbutansulfonsäure (PFBS) geprüft. PFBS ist ein Vertreter der 850 verschiedene Substanzen umfassenden Stoffgruppe der perfluorierten Tenside. Diese sind nahezu überall verbreitet, kaum abbaubar und oft gesundheitsschädlich. Eingesetzt werden sie z. B. als Imprägnierungsmittel für Papier, Kleidung und viele andere Materialien, in Feuerlöschschäumen und Reinigungsmitteln sowie als Antistatika bei der Chipherstellung. Über das Grund- und Oberflächengewässern gelangen sie in Kläranlagen, wo sie jedoch nicht abgebaut werden.

Fraunhofer ITWM liefert Simulationsexpertise
Parallel zur Versuchsreihe erfolgt die Entwicklung eines numerischen Adsorptionsmodells. Das Fraunhofer ITWM nutzt dazu selbst entwickelte Simulationswerkzeuge. Dieses Vorgehen ermöglicht es, in Kombination mit hoher Rechnerkapazität und der Erfahrung mit Simulationsstudien, die Adsorbenzien und insbesondere Effekte chemischer Behandlungen mit einer Multiskalensimulation virtuell zu bewerten.

Basierend auf den Laborexperimenten und Erkenntnissen aus den Simulationen optimieren die Forschenden daraufhin die Biosorbenzien. In einem nächsten Schritt werden sie in Wasser getestet, das aus dem Kläranlagenablauf in Wuppertal-Buchenhofen stammt.

Originalpublikation:
https://www.umsicht.fraunhofer.de/de/presse-medien/pressemitteilungen/2019/bioso…

Quelle: IDW 

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Wetterextreme im Sommer 2018 waren verbunden durch stockende Riesenwellen im Jetstream

Jonas Viering Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung

Rekordhitze und Dürren in Nordamerika und Westeuropa, Starkregen und Überschwemmungen in Südosteuropa und Japan – der Sommer 2018 war geprägt durch eine Reihe von extremen Wetterereignissen auf der Nordhalbkugel, die nahezu gleichzeitig im Juni und Juli auftraten. Diese Ereignisse hatten etwas gemeinsam, wie ein internationales Team von Klimaforschern nun in einer neuen Studie herausgefunden hat: Die Wetterextreme waren verbunden durch ein besonderes Wellenmuster in einer großen Luftströmung, dem Jetstream, der die Erde umrundet.

Die Wellen des Windbands blieben längere Zeit stehen, statt weiter zu wandern – dadurch hielten in den betroffenen Regionen die Wetterbedingungen länger an und wurden zu Wetterextremen. Das gleiche Muster zeigte sich auch bei den europäischen Hitzewellen in den Jahren 2015, 2006 und 2003, die zu den extremsten jemals aufgezeichneten gehören. In den letzten Jahren beobachteten die Wissenschaftler eine deutliche Zunahme dieser Muster.

Der Jetstream ist ein starker Wind, der sich in etwa 10 Kilometern Höhe bewegt und große Wettersysteme von West nach Ost transportiert. Diese Luftströmung kann große Schlängelungen entwickeln, sogenannte Rossby-Wellen, und diese können manchmal über Wochen an einer Stelle verharren. Dann kann aus ein paar warmen sonnigen Tagen eine Hitzewellen oder Dürren entstehen, und aus ein paar regnerischen Tagen können Fluten werden. „Unsere Studie zeigt, dass die spezifischen Orte und der Zeitpunkt der Wetterextreme im Sommer 2018 nicht zufällig waren, sondern direkt mit dem Entstehen eines sich wiederholenden Musters im Jetstream verbunden waren, der sich über die gesamte Nordhalbkugel erstreckt“, sagt Leitautor Kai Kornhuber von der Universität Oxford und dem Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK).

Die brisanten Windmuster waren auch in früheren Sommern mit Wetterextremen vorhanden
„Wir sehen einen starken Zusammenhang zwischen dem Windmuster und den anhaltenden Hitzeextremen in Westeuropa, Nordamerika und der Region um das Kaspische Meer. Das beobachtete Muster war auch in früheren Jahren mit extremen Wetterereignissen wie den Hitzewellen in Europa im Sommer 2015, 2006 und 2003 präsent. Darüber hinaus haben Häufigkeit und Dauer in den letzten zwei Jahrzehnten zugenommen. „In den zwei Jahrzehnten vor 1999 gab es keine Sommer, in denen wir dieses Muster der stockenden Wellen über eine Dauer von zwei Wochen oder noch länger hatten, aber seitdem haben wir bereits sieben solcher Sommer erlebt“, sagt Ko-Autor Dim Coumou von der Vrije Universiteit Amsterdam und dem PIK.

Es ist zu erwarten, dass das beobachtete Wellenmuster durch den Klimawandel und die menschgemachte globale Erwärmung in Zukunft häufiger auftreten wird. Dafür gibt es physikalischen Ursachen: Landmassen neigen dazu, sich schneller zu erwärmen als Meeresgebiete. Das wiederum führt zu einem größeren Temperaturunterschied zwischen Landmassen und Ozean. „Das Entstehen des Wellenmusters könnte durch diesen erhöhten Temperaturkontrast zwischen Landmassen und Ozean begünstigt werden. Ein weiterer relevanter Faktor könnte sein, dass der Nordatlantik kühler ist, als er sein müsste, wahrscheinlich als Folge der Verlangsamung der Atlantischen Meridionalen Umwälzzirkulation, besser bekannt als Golfstrom. Dies bedarf jedoch noch weiterer Untersuchungen“, sagt Stefan Rahmstorf, Leiter der Abteilung Erdsystemanalyse am PIK.

Risiko von sehr extremen Hitzewellen in Nordamerika und Europa
Die Studie macht außerdem deutlich, dass das gleichzeitige Auftreten von extremen Wetterereignissen die Risiken für die Menschen und insbesondere für die globale Nahrungsmittelproduktion erhöht, da sich in den betroffenen Regionen wichtige Kornkammern befinden und die Mehrheit der Menschen auf der nördlichen Erdhalbkugel lebt.

„Diese anhaltenden Hitzewellen, die durch stagnierende Wellenmuster entstehen, kommen auf den bereits beobachteten allgemeinen Temperaturanstieg durch die globale Erwärmung noch obendrauf hinzu. Das erhöht das Risiko besonders extremer Hitzewellen, vor allem in Regionen wie Nordamerika und Europa“, ergänzt Scott Osprey vom britischen National Centre for Atmospheric Science an der Universität Oxford.

Das nun dingfest gemachte Muster bietet eine Möglichkeit, die Vorhersage zukünftiger extremer Wetterereignisse für die gefährdeten Regionen auf der Nordhalbkugel zu verbessern. „Es ist ungeheuer wichtig“, so Kornhuber, „diese stagnierenden Wellenmuster bei der Erforschungen von Wetterextremen zukünftig zu berücksichtigen.“

Artikel: Kai Kornhuber, Scott Osprey, Dim Coumou, Stefan Petri, Vladimir Petoukhov, Stefan Rahmstorf, Lesley Gray (2019): Extreme weather events in early summer 2018 connected by a recurrent hemispheric wave-7 pattern. Environmental Research Letters, Volume 14, Number 5. [DOI: 10.1088/1748-9326/ab13bf]

Weblink zum Artikel:
https://iopscience.iop.org/article/10.1088/1748-9326/ab13bf

Kontakt für weitere Informationen:
Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, Pressestelle
Telefon: +49 (0)331 288 2507
E-Mail: presse@pik-potsdam.de
Twitter: @PIK_Klima
www.pik-potsdam.de

Originalpublikation:
Artikel: Kai Kornhuber, Scott Osprey, Dim Coumou, Stefan Petri, Vladimir Petoukhov, Stefan Rahmstorf, Lesley Gray (2019): Extreme weather events in early summer 2018 connected by a recurrent hemispheric wave-7 pattern. Environmental Research Letters, Volume 14, Number 5. [DOI: 10.1088/1748-9326/ab13bf]

Quelle: IDW 

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„Crowd Oil“: Kraftstoffe aus der Klimaanlage

Monika Landgraf Strategische Entwicklung und Kommunikation – Gesamtkommunikation
Karlsruher Institut für Technologie

Klima- und Lüftungsanlagen, die aus Kohlendioxid (CO2) und Wasser aus der Umgebungsluft synthetische Kraftstoffe herstellen – ein Verfahren, das dies möglich machen soll, haben nun Forscher des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) und der University of Toronto vorgeschlagen. Dabei sollen kompakte Anlagen direkt in Gebäuden CO2 aus der Umgebungsluft abtrennen und synthetische Kohlenwasserstoffe herstellen, die sich dann als erneuerbares synthetisches Öl nutzen lassen. Dieses „crowd oil“-Konzept stellt das Team nun in Nature Communications vor. (DOI: 10.1038/s41467-019-09685-x).

Um katastrophale Auswirkungen des globalen Klimawandels zu verhindern, müssen die vom Menschen verursachten Treibhausgasemissionen in den kommenden drei Jahrzehnten auf „null“ gesenkt werden. Das geht aus dem aktuellen Sonderbericht des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) deutlich hervor. Die notwendige Transformation stellt die Weltgemeinschaft vor gewaltige Herausforderung: Ganze Sektoren wie die Stromerzeugung, die Mobilität oder die Gebäudebewirtschaftung müssen umgestaltet werden. In einem zukünftigen klimafreundlichen Energiesystem könnten synthetische Energieträger einen wesentlichen Baustein darstellen: „Wenn wir den erneuerbaren Wind- und Solarstrom sowie Kohlenstoffdioxid direkt aus der Umgebungsluft nutzen, um Kraftstoffe herzustellen, dann können wir große Mengen an Treibhausemissionen vermeiden“, sagt Professor Roland Dittmeyer vom Institut für Mikroverfahrenstechnik (IMVT) des KIT.

Wegen der geringen CO2-Konzentration in der Umgebungsluft – der Anteil liegt heute bei 0,038 Prozent – müssen aber große Mengen Luft in großen Filteranlagen behandelt werden, um signifikante Mengen synthetischer Energieträgern herzustellen. Ein Forscherteam rund um Dittmeyer und Professor Geoffrey Ozin von der University of Toronto (UoT) in Kanada schlägt nun vor, die Herstellung synthetischer Energieträger zukünftig dezentral zu organisieren – und mit bestehenden Lüftungs- und Klimaanlagen in Gebäuden zu koppeln. Die notwendigen Technologien seien dafür im Wesentlichen vorhanden und durch die thermische und stoffliche Integration der einzelnen Prozessstufen ließe sich eine hohe Kohlenstoffausnutzung und eine hohe Energieeffizienz erreichen, so Dittmeyer: „Wir wollen die Synergien zwischen der Lüftungs- und Klimatechnik auf der einen und der Energie- und Wärmetechnik auf der anderen Seite nutzen, um Kosten und Energieverluste bei der Synthese zu senken. Darüber hinaus könnten durch ‚crowd oil‘ viele neue Akteure für die Energiewende mobilisiert werden. Wie gut das funktionieren kann, haben wir bei den privaten Photovoltaikanlagen gesehen.“ Für die Umwandlung des CO2 würden allerdings große Mengen an elektrischem Strom zur Herstellung von Wasserstoff beziehungsweise Synthesegas benötigt. Dieser Strom müsse CO2-frei sein, das heißt er darf nicht aus fossilen Quellen stammen. Ein forcierter Ausbau der erneuerbaren Stromerzeugung, unter anderem auch durch gebäudeintegrierte Photovoltaik, sei daher notwendig, so Dittmeyer.

In einer gemeinsamen Veröffentlichung in der Fachzeitschrift Nature Communications zeigen die Wissenschaftler um Roland Dittmeyer vom KIT und Geoffrey Ozin von der UoT anhand quantitativer Betrachtungen am Beispiel von Bürogebäuden, Supermärkten und Energiesparhäusern das CO2-Einsparungspotenzial ihrer Vision von dezentralen, an Gebäudeinfrastruktur gekoppelten Konversionsanlagen. Sie schätzen, dass ein signifikanter Anteil der in Deutschland für Mobilität eingesetzten fossilen Energieträger durch „crowd oil“ ersetzt werden könnte. Nach den Berechnungen des Teams würde beispielsweise allein die Menge CO2, die potenziell in den Lüftungsanlagen der rund 25 000 Supermärkte der drei größten Lebensmittelhändler Deutschlands abgeschieden werden könnte, ausreichen, um etwa 30 Prozent des Kerosinbedarfs oder rund acht Prozent des Dieselbedarfs in Deutschland zu decken. Zudem wäre eine Verwendung der erzeugten Energieträger in der chemischen Industrie als universelle Synthesebausteine möglich.

Das Team kann dabei auf Voruntersuchungen der einzelnen Prozessschritte und Prozesssimulationen, unter anderem aus dem Kopernikus-Projekt P2X des Bundesministeriums für Bildung und Forschung zurückgreifen. Auf dieser Grundlage rechnen die Wissenschaftler mit einer Energieeffizienz – das heißt hier, dem Anteil der aufgewendeten elektrischen Energie, der in chemische Energie umgewandelt werden kann – von etwa 50 bis 60 Prozent. Darüber hinaus erwarten sie eine Kohlenstoffeffizienz – also den Anteil der aufgewendeten Kohlenstoffatome, die sich im produzierten Kraftstoff wiederfinden – von etwa 90 bis annähernd 100 Prozent. Um diese Simulationsergebnisse bestätigen zu können, bauen die Forscher des IMVT zusammen mit Projektpartnern derzeit am KIT den voll integrierten Prozess auf, mit einem geplanten CO2-Umsatz von 1,25 Kilogramm pro Stunde.

Gleichzeitig arbeiten die Wissenschaftler aber auch heraus, dass das vorgeschlagene Konzept – selbst bei flächendeckender Einführung – nicht in der Lage wäre, den heutigen Bedarf an Rohölprodukten vollständig zu decken. Das Reduzieren des Bedarfs an flüssigen Kraftstoffen bleibe eine Notwendigkeit, beispielweise durch neue Mobilitätskonzepte und den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs. Obwohl die Bausteine der vorgeschlagenen Technologie wie die Anlagen zur CO2-Abtrennung und zur Synthese von Energieträgern teilweise schon heute kommerziell erhältlich sind, so die Forscher, bedürfe es außerdem noch großer Forschungs- und Entwicklungsanstrengungen sowie einer Anpassung der rechtlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, um diese Vision in die Praxis umzusetzen.

Originalpublikation:
Roland Dittmeyer, Michael Klumpp, Paul Kant, Geoffrey Ozin: ‚Crowd oil not crude oil. Nature Communications, 2019. (DOI: 10.1038/s41467-019-09685-x)

Details zum KIT-Zentrum Energie: http://www.energie.kit.edu

Weiterer Kontakt:
Martin Heidelberger, Redakteur/Pressereferent, Tel.: +49 721 608-21169, E-Mail: martin.heidelberger@kit.edu

Als „Die Forschungsuniversität in der Helmholtz-Gemeinschaft“ schafft und vermittelt das KIT Wissen für Gesellschaft und Umwelt. Ziel ist es, zu den globalen Herausforderungen maßgebliche Beiträge in den Feldern Energie, Mobilität und Information zu leisten. Dazu arbeiten rund 9 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf einer breiten disziplinären Basis in Natur-, Ingenieur-, Wirtschafts- sowie Geistes- und Sozialwissenschaften zusammen. Seine 25 100 Studierenden bereitet das KIT durch ein forschungsorientiertes universitäres Studium auf verantwortungsvolle Aufgaben in Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft vor. Die Innovationstätigkeit am KIT schlägt die Brücke zwischen Erkenntnis und Anwendung zum gesellschaftlichen Nutzen, wirtschaftlichen Wohlstand und Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen.

Diese Presseinformation ist im Internet abrufbar unter: http://www.sek.kit.edu/presse.php

Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Martin Heidelberger, Redakteur/Pressereferent, Tel.: +49 721 608-21169, E-Mail: martin.heidelberger@kit.edu

Originalpublikation:

Roland Dittmeyer, Michael Klumpp, Paul Kant, Geoffrey Ozin: ‚Crowd oil not crude oil. Nature Communications, 2019. (DOI: 10.1038/s41467-019-09685-x)

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martin.heidelberger@kit.edu
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Anhang
KIT: „Crowd Oil“: Kraftstoffe aus der Klimaanlage
https://idw-online.de/de/attachment71747

Quelle: IDW 

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Neues Netzteil lässt Elektrogeräte länger leben

Monika Landgraf Strategische Entwicklung und Kommunikation – Gesamtkommunikation
Karlsruher Institut für Technologie

Vom Ladegerät für das Smartphone über das Netzteil des Laptops oder der Waschmaschine bis zu LED-Leuchten oder der Ladestation für E-Autos – bei der Stromversorgung von Elektrogeräten sind Schaltnetzteile allgegenwärtig. Sie wandeln den Wechselstrom aus der Hausleitung in den vom Gerät benötigten Gleichstrom um. Das Problem: Die Netzteile sind fehleranfällig, was auch die Lebensdauer der Endgeräte verkürzt. Forscherinnen und Forscher am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) haben jetzt ein deutlich langlebigeres Netzteil entwickelt.

Die heute verbreiteten Schaltnetzteile sind leicht und kompakt, wegen der darin verbauten Elektrolytkondensatoren aber auch fehleranfällig. Wesentlich langlebiger wären Folienkondensatoren. Diese brauchen aber bis zu zehnmal mehr Platz. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Lichttechnischen Instituts (LTI) am KIT haben jetzt ein digitales Regelungsverfahren entwickelt, welches es erlaubt, Folienkondensatoren einzusetzen – bei nur leicht gesteigertem Platzbedarf.

Das Regelungsverfahren, das auf einem im Netzteil eingebauten Mikroprozessor läuft, erkennt störende Umgebungseinflüsse, sodass beispielsweise höhere Spannungsschwankungen ausgeglichen werden können. Dadurch sind Speicherkondensatoren mit geringerer Kapazität ausreichend. Die Vorteile fasst Michael Heidinger vom LTI zusammen: „Die Verwendung dieser Folienkondensatoren eliminiert die Hauptausfallursache von Netzgeräten, die Elektrolytkondensatoren. Dies kann je nach Design die Betriebsdauer verdreifachen.“ Das Ergebnis sei ein viel geringerer Wartungsaufwand. „Ein großer Vorteil vor allem an Stellen, bei denen es auf höchste Zuverlässigkeit ankommt, wie in der Luftfahrt, bei Elektroautos oder industriellen Anwendungen.“

Möglich sei diese Technologie erst mit der Verbreitung von sehr leistungsstarken Mikroprozessoren geworden, erklärt Heidinger. „Man kann die Digitalisierung der Netzteile mit dem Technologiesprung von der analogen zur digitalen Fotografie vergleichen.“ Die Technologie bringt weitere Vorteile der Digitalisierung, wie die Fähigkeit zur Fernwartung und die damit verbundene Integration in das Internet of Things.

Die Forscherinnen und Forscher suchen jetzt Industriepartner, die basierend auf dem existierenden Prototypen für ihre Anwendung passende Netzteile konzipieren. Weitere Informationen auch in der Technologiebörse des KIT: https://www.kit-technology.de/de/technologieangebote/details/664/.

Details zum KIT-Zentrum Information · Systeme · Technologien (in englischer Sprache): http://www.kcist.kit.edu

Weiterer Kontakt:
Dr. Felix Mescoli, Redakteur/Pressereferent, Tel.: +49 721 608 21171, E-Mail: felix.mescoli@kit.edu

Als „Die Forschungsuniversität in der Helmholtz-Gemeinschaft“ schafft und vermittelt das KIT Wissen für Gesellschaft und Umwelt. Ziel ist es, zu den globalen Herausforderungen maßgebliche Beiträge in den Feldern Energie, Mobilität und Information zu leisten. Dazu arbeiten rund 9 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf einer breiten disziplinären Basis in Natur-, Ingenieur-, Wirtschafts- sowie Geistes- und Sozialwissenschaften zusammen. Seine 25 100 Studierenden bereitet das KIT durch ein forschungsorientiertes universitäres Studium auf verantwortungsvolle Aufgaben in Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft vor. Die Innovationstätigkeit am KIT schlägt die Brücke zwischen Erkenntnis und Anwendung zum gesellschaftlichen Nutzen, wirtschaftlichen Wohlstand und Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen.

Diese Presseinformation ist im Internet abrufbar unter: http://www.sek.kit.edu/presse.php

Wissenschaftliche Ansprechpartner:

felix.mescoli@kit.edu

Weitere Informationen:
https://www.kit-technology.de/de/technologieangebote/details/664/
http://www.kcist.kit.edu
http://www.sek.kit.edu/presse.php

Anhang
Neues Netzteil lässt Elektrogeräte länger leben
https://idw-online.de/de/attachment71751

Quelle: IDW 

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Künstliche Intelligenz in Arbeitsprozesse integrieren

Dr. Jutta Gröschl Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Institut für Mittelstandsforschung (IfM) Bonn

Die Führungskräfte kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU) sind dabei, die Chancen und Potenziale von KI zu erkennen. Gleichwohl ist es wichtig, dass sie die Einführung von KI in ihrem Unternehmen bewusst begleiten und gestalten. Im Rahmen des dreijährigen BMBF-Forschungsprojekts „Prävention 4.0″ wurden hierfür Umsetzungshilfen entwickelt.

Experten aus Forschung, Wirtschaft und Verbänden haben im Rahmen des dreijährigen BMBF-Forschungsprojekts „Prävention 4.0″ Umsetzungshilfen Arbeit 4.0 zur Einführung von künstlicher Intelligenz und von 4.0 Technologien entwickelt.„Wir geben mit den Umsetzungshilfen Arbeit 4.0 konkrete praxisnahe Gestaltungsempfehlungen zu allen relevanten Themen der Betriebsführung im Mittelstand.“ erläutert Dr. Rosemarie Kay vom Institut für Mittelstandsforschung (IfM) in Bonn.

Zielgruppe der Gestaltungsempfehlungen sind Experten und interessierte Fachleute aus mittelständischen Betrieben und Interessenvertretungen sowie Berater. „Informiert wird beispielsweise über die Auswirkungen der Integration von KI-Anwendungen auf Entscheidungen und Verantwortung im Betrieb, auf den Umgang mit Daten, die Kompetenzen der Führungskräfte und Beschäftigten, aber auch auf das Thema Ergonomie von KI-Systemen, Betriebssicherheit von smarten Arbeitsmitteln oder Möglichkeiten sowie Grenzen von Tracking und Worklogging“, erläutert die stellvertretende Geschäftsführerin des IfM Bonn weiter.

Die 79 Umsetzungshilfen geben zu jedem Thema Hintergrundinformationen, beschreiben die Chancen und Gefahren, die mit der Integration von KI-Anwendungen entstehen und welche Gestaltungsmaßnahmen hilfreich sein können. Sie geben ganz konkrete Hinweise zu Themen wie Strategie, Unternehmensführung, Betriebsklima, Arbeitsorganisation oder Sicherheit und Gesundheit im Umgang mit KI. Ebenso gehen sie auf grundlegende Fragestellungen wie zum Beispiel Fragen der ethischen Grundlagen von KI-Systemen im Betrieb ein.

„Führungskräfte und Beschäftigte müssen keine IT-Experten werden, um die Chancen und Gefahren von KI erkennen zu können. Sie sollten aber die wesentlichen Gestaltungs-Kriterien kennen, um die Stärken von KI-Systemen im Betriebsalltag nutzen zu können,“ erläutert Prof. Dr. Sascha Stowasser, Direktor des arbeitgebernahen ifaa-Instituts für angewandte Arbeitswissenschaft e.V. Oleg Cernavin, Vorsitzender der Stiftung „Mittelstand – Gesellschaft – Verantwortung“ ergänzt: „Unsere Umsetzungshilfen setzen genau hier an: Sie geben Interessierten praxisnahe Anregungen, wie sie KI produktiv und gesundheitsgerecht nutzen können. Wir wollen ein reflexives KI-Bewusstsein fördern und die Türen in die KI-Welten konkret für kleine und mittlere Unternehmen öffnen.“

Die Umsetzungshilfen Arbeit 4.0 stehen online als PDF-Download unter: www.praeventive-arbeit40.de sowie als Paperback zur Verfügung.

Quelle: IDW 

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Masterplan Uferfiltration zur Wasserversorgung in Vietnam

Constanze Elgleb Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden

Ein neues Forschungsprojekt an der HTW Dresden dient der sicheren Trinkwasserversorgung in Vietnam.

Das Forschungsprojekt „AquaViet“, das im Februar an der Fakultät Bauingenieurwesen gestartet ist, soll die Trinkwasserversorgung in Vietnam verbessern. Dazu wollen die Wissenschaftler einen Masterplan zur Uferfiltration entwickeln, um diese naturnahe Methode der Wasseraufbereitung stärker zu nutzen.

An dem Projekt sind neben der HTW Dresden die TU Dresden, die Dresdner Außenstelle des DVGW Technologiezentrums Wasser, sechs deutsche Unternehmen sowie sieben vietnamesische Partner beteiligt. Zunächst sollen mögliche Standorte für die Uferfiltratgewinnung erkundet und für die weitergehende Trinkwasseraufbereitung untersucht werden.

Uferfiltrat wird aus Brunnen in der Nähe des Flussufers gefördert. Nach der Infiltration des Flusswassers werden entlang des Fließweges zu den Brunnen Trübstoffe, Mikroorganismen und organische Schadstoffe weitgehend entfernt. In Dresden wird seit 140 Jahren Uferfiltrat der Elbe gewonnen und aufbereitet. Auch für Vietnam ist dieses Verfahren zur Trinkwassergewinnung interessant, denn diese natürliche Voraufbereitung ermöglicht eine kostengünstige und sichere weitergehende Wasseraufbereitung. Gleichzeitig werden Grundwasserentnahmen verringert, die in Vietnam zu erheblichen Geländesetzungen führen.

Eine große Herausforderung in Vietnam stellen die hohen Ammonium- und Arsenkonzentrationen im Grundwasser dar. Deshalb müssen die Uferfiltratgewinnung und insbesondere die Desinfektion des Trinkwassers so optimiert werden, dass die Anforderungen der Trinkwasserverordnung erfüllt werden.
An zwei Demonstrations-Standorten bei Hanoi, am Cau River und am Red River, werden Pilotanlagen aufgebaut und Lösungen für den Betrieb der Anlagen erarbeitet. Dabei kommen innovative Technologien zur Aufbereitung des Rohwassers und online-Monitoringsysteme zum Einsatz.

„Ich freue mich, dass die HTW Dresden mit AquaViet erneut ein internationales Forschungsprojekt einwerben konnte. Damit wird unsere Fachkompetenz auch in Asien beitragen zu einer sicheren Trinkwasserversorgung und zu einer Erweiterung des Marktes für Anlagen und Dienstleistungen deutscher Unternehmen.“, so der Prorektor für Forschung und Entwicklung Professor Knut Schmidtke.

Das Projekt unter Leitung von Professor Thomas Grischek läuft bis Januar 2022, das Teilprojekt der HTW Dresden wird mit 400.000 Euro vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Fakultät Bauingenieurwesen
Prof. Dr. Thomas Grischek
thomas.grischek@htw-dresden.de

Weitere Informationen:
http://www.htw-dresden.de

Quelle: IDW 

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Erhöhtes Cholesterin im Blut: Schaden Eier der Gesundheit?

Michael Wichert Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Herzstiftung e.V./Deutsche Stiftung für Herzforschung

Neue US-Studie – Herzstiftungs-Experte vor Ostern: Nicht Ei alleine, sondern gesamtes Ernährungskonzept entscheidend

Erhöhen Eier den Cholesterinspiegel und schaden so dem Herzen? Ab wie vielen Eiern pro Woche wird es bedenklich? Immer wieder erreichen die Deutsche Herzstiftung Fragen wie diese. „Erhöhte Cholesterinspiegel im Blut sind ein wichtiger Risikofaktor für koronare Herzkrankheit (KHK), Herzinfarkt und Schlaganfall. Das belegen Studien seit Jahrzehnten“, untermauert der Herzspezialist Prof. Dr. med. Helmut Gohlke vom Vorstand der Deutschen Herzstiftung. Zusätzlich konnte in vielen Studien gezeigt werden, dass sich eine medikamentöse Senkung erhöhter Cholesterinwerte insbesondere durch Statine oder seit kurzem auch durch PCSK9-Inhibitoren günstig auf den Krankheitsverlauf auswirkt. (Infos: www.herzstiftung.de/cholesterin-ratgeber.html)
„Aber weit weniger klar war, welche Bedeutung die Cholesterinzufuhr über die Nahrung für den Cholesterinspiegel im Blut und für das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen hat“, betont Gohlke. Die Cholesterin-Aufnahme durch Konsum cholesterinhaltiger Lebensmittel auf etwa 300 mg Cholesterin pro Tag zu begrenzen, war für Jahrzehnte die Empfehlung der Amerikanischen Herzgesellschaft (AHA). Bis die AHA und das Beratungskomitee für die US-amerikanischen Ernährungs-Leitlinien in Übereinstimmung mit dem American College of Cardiology (ACC) im Jahr 2015 von dieser Position wegen der unzureichenden Studienlage abrückten. Nach deren Ansicht fehlte der Nachweis dafür, dass die Cholesterinzufuhr mit der Ernährung oder speziell mit Eiern einen wesentlichen Einfluss auf die kardiovaskuläre Ereignisrate habe.

US-Studie: Auch Eier können Herz-Kreislauf-Risiko erhöhen
Eine neue Übersichtsarbeit (Meta-Analyse) (1) zu sechs Studien mit über 29.600 Teilnehmern, die sorgfältig zu ihrem Ernährungsverhalten befragt und im Schnitt für 17,7 Jahre nachbeobachtet wurden, kommt zu dem Schluss, dass eine unbeschränkte Cholesterinzufuhr mit der Ernährung doch nicht unbedenklich ist: „Denn bei erwachsenen US-Amerikanern war eine höhere Cholesterinzufuhr deutlich mit einem höheren Erkrankungs- und Sterblichkeitsrisiko durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbunden“, so Gohlke. „Also je höher der Cholesterinverzehr in Lebensmitteln oder der Eierkonsum war, umso höher war auch das kardiovaskuläre Risiko.“ (*). Dabei spielte es keine Rolle, ob das Cholesterin vorwiegend über den Verzehr von Eiern oder über sonstige Komponenten der Nahrung aufgenommen wurde. Ein Ei enthält etwa 250-280 mg Cholesterin. Allerdings weisen die Autoren der Studie darauf hin, dass sich ihre Auswertungen nicht ohne Weiteres auf Menschen außerhalb der USA übertragen ließen. Gohlke folgt diesem Standpunkt u. a. mit Blick auf Studien in Europa. „Vermutlich spielt die gängige und beliebte Zubereitung der Eier in den USA, beispielsweise mit Speck, eine größere Rolle als das Ei selbst.“

Erkenntnisse aus US-Studien nicht unbedingt auf Europa übertragbar
Die Europäischen Präventions-Leitlinien geben bezüglich des Cholesterin-Konsums keine Empfehlungen mehr ab, auch weil gesättigte Fette eine stärker cholesterinerhöhende Wirkung haben als das mit der Nahrung zugeführte Cholesterin selbst. Eine spanische Beobachtungsstudie (2) an einem Kollektiv von über 14.100 gesunden Universitätsabsolventen konnte auch in der Gruppe der Personen, die mehr als vier Eier pro Woche verzehrten, kein erhöhtes KHK-Risiko feststellen. „Der Blick beim Essen sollte daher nicht nur auf die einzelne Nahrungskomponente Ei fallen. Vielmehr kommt es auf das Gesamternährungskonzept an“, gibt Prof. Gohlke zu bedenken. „Dennoch kann man die neuerlichen Bedenken der US-amerikanischen Kollegen nicht völlig außer Acht lassen.“
In einer schwedischen Studie (3) waren bis zu sechs Eier pro Woche nicht mit einem erhöhten Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall verbunden, bei höherem Konsum nahm das Risiko jedoch zu. Das würde einer täglichen Cholesterinzufuhr nur durch Ei-Konsum von 240 mg pro Tag entsprechen und damit die Bedenken der neueren US-amerikanischen Studien gegen einen „ungebremsten“ Cholesterinkonsum unterstützen. In diesen Studien geht es allerdings um einen dauerhaft hohen Cholesterin- bzw. Eierkonsum und nicht um den über einen kurzen Zeitraum zu Ostern erhöhten Cholesterin- bzw- Eierkonsum. „Deshalb sollte man sich die Freude am Osterfrühstück auch nicht durch ein schlechtes Gewissen verderben lassen.“

Wichtig: Ungesunde gesättigte Fette in Wurst, Speck & Co. vermeiden!
Die Auswirkung der Cholesterinzufuhr durch die Nahrung auf den Cholesterinspiegel im Blutserum ist außerdem stark von der übrigen Ernährung abhängig. Ein hoher Anteil an mehrfach ungesättigten Fetten in der Ernährung reduziert die Cholesterinaufnahme. „Je höher jedoch der Anteil der gesättigten Fette in der Nahrung ist, umso stärker fällt die Cholesterinerhöhung aus. Außerdem verstärken die gesättigten Fette die Gerinnungsaktivität im Blut. Dadurch begünstigen sie die KHK, Herzinfarkt und Schlaganfall“, erläutert Gohlke. Gesättigte Fette verstecken sich in erheblichen Mengen z. B. in Fleisch, Speck, Wurst, Schinken und Schweineschmalz. Gesättigte Fette finden sich zwar auch in Milchprodukten, z. B. Käse, aber die gesättigten Fette aus der Milch von Kühen, Schafen und Ziegen werden als eher günstig beurteilt. Die Erkenntnisse der US-Studie im JAMA (1) unterstreichen die Bedeutung der von den kardiologischen Gesellschaften und der Herzstiftung empfohlenen Mittelmeerküche (www.herzstiftung.de/Rezept-Tipps-Mittelmeerkueche) für die Verbesserung der Prognose von Patienten mit KHK. Wer sich daher herzgesund ernähren möchte, legt am besten die Betonung seiner Ernährung auf Gemüse, Obst, Vollkornprodukte, Geflügel, Fisch, Hülsenfrüchte, Raps- und Olivenöl (kein Kokosnuss- oder Palmöl) und Nüsse. Beobachtungsstudien zeigen: Bei 200 g Obst und Gemüse pro Tag sinkt das Risiko für die Arteriosklerose. 30-45 g Ballaststoffe aus Vollkornprodukten, Obst und Gemüse sind wünschenswert. Auch Fisch (ca. 2-mal pro Woche) wirkt sich günstig aus. Industrielle Transfette sind möglichst ganz zu vermeiden.

(*) Pro 300 mg Cholesterinzufuhr in Lebensmitteln pro Tag nahm das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen um relative 17% (absolut: 3,24 %), das Sterberisiko um relative 18% (absolut 4,43%) zu.

(1) Zhong Victor W et al., Associations of Dietary Cholesterol or Egg Consumption With Incident Cardiovascular Disease and Mortality. JAMA. 2019;321(11):1081-1095

(2) Zazpe I et al., Egg consumption and risk of cardiovascular disease in the SUN Project. Eur J Clin Nutr. 2011 Jun;65(6):676-82. doi: 10.1038/ejcn.2011.30. Epub 2011 Mar 23.

(3) Larsson SC et al., Egg consumption and risk of heart failure, myocardial infarction, and stroke: results from two prospective cohorts The American Journal of Clinical Nutrition, 102:1007-1013; November 2015

Cholesterin-Ratgeber: Worauf bei ungünstigen Cholesterinwerten zu achten ist, mit welchen Cholesterinsenkern zu hohe Werte behandelt werden und wie wichtig eine gezielte Ernährung ist, darüber informiert der kostenfreie Ratgeber „Hohes Cholesterin: Was tun?“ (32 S.), erhältlich unter www.herzstiftung.de/cholesterin-ratgeber.html oder per Tel. 069 955128-400.

Der Sonderdruck „Länger leben durch Mittelmeerküche: Traum oder Wirklichkeit?“ (16 Seiten) von Prof. Dr. Helmut Gohlke (inkl. 5 Rezepte) kann kostenfrei angefordert werden unter Tel. 069 955128400 oder per E-Mail unter bestellung@herzstiftung.de (Stichwort: Mittelmeerküche-Sonderdruck).

Druckfähiges Bildmaterial unter:
www.herzstiftung.de/presse/bildmaterial/cover-cholesterin-ratgeber-31-2016.jpg

13/2019
Deutsche Herzstiftung e.V.
Pressestelle: Michael Wichert / Pierre König
Tel. 069 955128-114/-140
E-Mail: presse@herzstiftung.de
www.herzstiftung.de

Originalpublikation:
Zhong Victor W et al., Associations of Dietary Cholesterol or Egg Consumption With Incident Cardiovascular Disease and Mortality. JAMA. 2019;321(11):1081-1095

Weitere Informationen:
http://www.herzstiftung.de/cholesterin-ratgeber.html
http://www.herzstiftung.de/Rezept-Tipps-Mittelmeerkueche
http://www.herzstiftung.de/presse/bildmaterial/cover-cholesterin-ratgeber-31-201…
http://www.herzstiftung.de/presse/bildmaterial/sd-mittelmeerkueche-cover-5-2017….
http://www.herzstiftung.de/presse/bildmaterial/sd-mittelmeerkueche-collage-5-201…

Anhang
PM_DHS_Eier-Konsum_Cholesterin-Spiegel_2019-04-15

Quelle: IDW 

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Verbessertes Risikomanagement für die Geothermie

Josef Zens Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Helmholtz-Zentrum Potsdam – Deutsches GeoForschungsZentrum GFZ

Um heiße Flüssigkeiten zur Energiegewinnung aus dem Untergrund zu fördern, werden große Mengen Wasser unter hohem Druck in das Gestein injiziert. Diese „hydraulische Stimulation“ schafft die notwendigen Klüfte zur Förderung im Rahmen von Geothermieprojekten, führt aber auch zu Bodenerschütterungen. Die Fachleute sprechen von induzierter Seismizität. Ein Team von Forschenden hat jetzt eine Methode vorgestellt, mit der die induzierte Seismizität kontrolliert werden kann. Die Versuche fanden an einem Reservoir unter Helsinki bei der bisher tiefsten hydraulischen Stimulation eines geothermischen Bohrlochs statt. Das Team berichtet darüber in der Fachzeitschrift Science Advances.

Die induzierte Seismizität bei so genannten Enhanced Geothermal Systems (EGS) hat in der Öffentlichkeit Besorgnis und Skepsis hervorgerufen. In der Vergangenheit kam es deshalb bereits zur Stilllegung mehrerer EGS-Projekte. Das Management des Risikos einer induzierten Seismizität ist daher entscheidend für die Entwicklung und weitere Nutzung der EGS-Technologie zur marktreifen Strom- und Wärmeversorgung in städtischen Gebieten. Die Geothermie bietet viele Vorteile: Sie ist als Energiequelle „sauber“ und eignet sich für die Grundlastversorgung von Städten mit Wärme und Strom.

„Wir haben in Zusammenarbeit mit einem Team von internationalen Forscherinnen und Forschern aus Wirtschaftsunternehmen, akademischen Institutionen und Universitäten eine Strategie entwickelt um Stimulationen sicherer durchführen zu können“, berichtet der Leiter der GFZ-Sektion Geomechanik und Wissenschaftliches Bohren, Marco Bohnhoff. Die finnischen Behörden hatten als Vorgabe festgelegt, dass das dortige Geothermieprojekt „St1 Deep Heat Oy“ nur fortgesetzt werden kann, wenn keine Erdbeben stärker als Magnitude 2 ausgelöst werden.

In der Studie berichten die Forschenden, wie sie das Seismizitätsrisiko in den Griff bekamen: „Die Verarbeitung seismischer Daten, die aus einem ad-hoc installierten Netzwerk von Bohrloch- und Oberflächengeofonen gewonnen wurden, lieferte den entscheidenden Input für den sicheren Betrieb der Stimulation“, sagt der Hauptautor der Studie, Grzegorz Kwiatek vom GFZ. Betreiber und Wissenschaftler arbeiteten dabei über mehrere Monate an und mit einem Ampelsystem. Die seismische Überwachung ermöglichte ein extrem schnelles aktives Feedback. Das heißt, es erfolgte eine sofortige Anpassung der Stimulationsparameter durch Reduzierung der Injektionsrate. Dazu gab es Richtlinien für die Reservoir-Ingenieure zur Anpassung von Raten und Druck während der Injektion. Es gab zudem immer wieder Ruhezeiten, in denen gar kein Wasser injiziert wurde.

Georg Dresen, Leiter der Gruppe Geomechanik am GFZ, erklärt: „Diese Rückmeldung in nahezu Echtzeit war der Schlüssel zum Erfolg. Sie ermöglichte es, das Verständnis der seismischen Reaktion des Reservoirs und der Freisetzung der hydraulischen Energie im Untergrund zu vertiefen, und sie gewährte gleichzeitig eine schnelle technische Reaktion auf die erhöhte seismische Aktivität.“ Das Energieprojekt „St1 Deep Heat Oy“ ist nun für die weitere Entwicklung genehmigt und wird nach Fertigstellung einer zweiten Bohrung mit der Realisierung einer voll funktionsfähigen Geothermieanlage zur Nahwärmeversorgung beginnen.

Zwar seien die Ergebnisse der Studie zur Vermeidung größerer seismischer Ereignisse nicht direkt auf andere tektonische Regionen übertragbar, sagt Grzegorz Kwiatek, „aber die von unserem Team entwickelte Methodik und Konzeption können für andere EGS-Projekte nützlich sein, um das seismische Risiko zu begrenzen und Ad-hoc-Stimulationsstrategien abzuleiten“.

Projektförderung
Das Projekt erfolgte in enger Zusammenarbeit mit der Firma St1 Deep Heat Oy, die das Projekt finanzierte und koordinierte, mit ASIR Ltd. aus den USA, die das seismische Netzwerk entwarf und implementierte, der fastloc GmbH, einem Spin-off-Unternehmen aus dem GFZ, das eine nahezu in Echtzeit seismische Überwachung durchführte, ARUP aus Großbritannien, das das Ampelsystem entwarf und betrieb, und dem Team aus der Sektion Geomechanik und Wissenschaftliches Bohren des GFZ.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Georg Dresen
Sektion Geomechanik und Wissenschaftliches Bohren
Helmholtz-Zentrum Potsdam
Deutsches GeoForschungsZentrum GFZ
Telegrafenberg
14473 Potsdam
Tel.: +49 331 288-1320
Email: georg.dresen@gfz-potsdam.de

Originalpublikation:
Originalstudie: Kwiatek, G., Bluemle, F., Bohnhoff, M., Dresen, G., Leonhardt, M., Malin, P., Martínez-Garzón, P., Wollin, C., 2019. Controlling fluid-induced seismicity during a 6.1-km-deep geothermal stimulation in Finland. Science Advances. DOI: 10.1126/sciadv.aav7224
https://doi.org/10.1126/sciadv.aav7224

Quelle: IDW 

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Wie wirken Omega-3-Fettsäuren? Wuppertaler Lebensmittelchemiker liefern wichtige Erkenntnisse

Dr. Maren Wagner Pressestelle
Bergische Universität Wuppertal

Dass sich Omega-3-Fettsäuren positiv auf die menschliche Gesundheit auswirken, ist wissenschaftlich gut belegt. Welcher molekulare Mechanismus hinter dieser Wirkung steckt, ist dagegen weniger bekannt. Grundlegende Erkenntnisse, um sich dieser noch ungeklärten Frage zu nähern, brachte nun eine Studie, die Lebensmittelchemiker der Bergischen Universität Wuppertal gemeinsam mit einer britischen Arbeitsgruppe über ein Jahr lang durchführten.

Senkung der Blutfettwerte, Regulation von Entzündungen oder der Einfluss auf die Gerinnungsfähigkeit des Blutes – Omega-3-Fettsäuren haben zahlreiche positive Eigenschaften für die Gesundheit. So viel steht fest: Die spezielle Gruppe von mehrfach ungesättigten Fettsäuren wandelt der Körper nach ihrer Aufnahme teilweise in so genannte Eikosanoide und andere Oxylipine um. „Diese oxidierten Fettsäuren sind starke Botenstoffe und damit wichtig für die Signalübertragung und die chemische Kommunikation in den Zellen. Oxylipine aus Omega-3-Fettsäuren wirken so als Mediatoren mit vielen physiologischen Funktionen wie zum Beispiel der Hemmung von Entzündungen“, erklärt Prof. Dr. Nils Helge Schebb, Leiter des Lehrstuhls für Lebensmittelchemie an der Uni Wuppertal. Mit seinem Team ging der Wissenschaftler nun der Frage nach dem Dosis-Wirkung-Zusammengang nach, also wie sich die Einnahme von Omega-3-Fettsäuren auf die Konzentration von diesen Oxylipinen im Blut auswirkt. „Dazu gab es in der Literatur bislang keine Informationen. Für ein molekulares Verständnis der physiologischen Wirkung von ungesättigten Fettsäuren sind diese Kenntnisse jedoch sehr wichtig“, so Nils Helge Schebb.

Besonders reich an Omega-3-Fettsäuren ist fettreicher Fisch aus vor allem kalten Gewässern – z. B. Lachs, Makrele und Hering. Hier kommen vor allem die Eicosapentaen- (EPA) und Docosahexaensäure (DHA) vor. Im Verlauf der Studie verzehrten gesunde Menschen ein Jahr lang die Menge an EPA und DHA von einer, zwei und vier Portionen Fisch pro Woche. „Innerhalb ihrer Gruppe nahmen die teilnehmenden Personen immer die gleiche Menge Omega-3-Fettsäuren zu sich“, erklärt Nils Helge Schebb. Schließlich untersuchte das Studienteam zu bestimmten Zeitpunkten die im Blut befindliche Menge an Oxylipinen. „Wir wollten wissen, wie sich das Oxylipinmuster in Abhängigkeit der Portionen verändert.“ Nach einem Jahr blicken die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen auf besondere Ergebnisse: „Wir konnten einen klaren linearen Zusammenhang feststellen. Vereinfacht gesprochen: Je mehr Fisch jemand zu sich nimmt, desto mehr Oxylipine bildet der Körper. Es findet entsprechend keine Regulierung der Bildung durch den Körper statt. Was aufgenommen wird, wird auch verarbeitet“, fasst Nils Helge Schebb zusammen. So ein eindeutiger Zusammenhang sei aus Sicht der Wissenschaft spannend und grundlegend für die weitere Erforschung der Wirkung von Omega-3-Fettsäuren.

Von der Wertigkeit der Ergebnisse zeugt zudem ihre Veröffentlichung im American Journal of Clinical Nutrition, das als eines der wichtigsten Fachzeitschriften im Bereich der Ernährungswissenschaften gilt. „Ein schöner Erfolg für die Lebensmittelchemie in Wuppertal“, bewertet Nils Helge Schebb die prominente Platzierung des Beitrags der Forschungsgruppe um die Erstautorin und ehemalige Doktorandin des Teams Dr. Annika Ostermann.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Nils Helge Schebb
Lehrstuhl für Lebensmittelchemie
Telefon 0202/439-3457
E-Mail schebb@uni-wuppertal.de

Originalpublikation:
https://doi.org/10.1093/ajcn/nqz016

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Diskussion: Zwischen Plastikwahn und Plastikvermeidung

Miriam Wienhold Pressestelle
Kulturwissenschaftliches Institut Essen (KWI)

Politischer Salon im Essener Grillo Theater

Montag, 20. Mai 2019, 20.00 Uhr
Grillo Theater Essen, Café Central International
Theaterplatz 11, 45127 Essen

„Die Menge an Kunststoff, die wir seit Beginn des Plastikzeitalters produziert haben, reicht bereits aus, um unseren gesamten Erdball sechs Mal mit Plastikfolien einzupacken.“ (Planet Plastic)

Plastik ist der umgangssprachliche Ausdruck für Kunststoffe aller Art. Kunststoffe sind leicht, hitzebeständig, formbar und billig und kommen fast überall zum Einsatz – ein Leben ohne sie ist kaum mehr vorstellbar. Sie dienen nicht nur als Verpackungsmaterialien, sondern auch als Textilfasern, Kosmetika, in der Elektrotechnik als Material für Isolierungen, im Fahrzeugbau als Material für Reifen und vieles mehr. Die Persistenz, also der Fortbestand von Plastik in unserer Umwelt, ist ein lokales und globales Problem. So zerfallen Plastikprodukte in den meisten Fällen nur in immer kleinere Teile. Gelangen sie als wilder Müll in die Umwelt, braucht die Natur je nach Kunststofftyp Jahrzehnte bis Jahrtausende, um sie wieder abzubauen. Im Gegensatz hierzu benutzen wir Plastikmaterialien oft nur einmalig und kurze Zeit und verpulvern so gedankenlos Rohstoffe und Energie. Um dagegen anzugehen, sind nicht nur Politik, Wirtschaft und Forschung gefordert, sondern auch wir alle als Verbraucherinnen und Verbraucher. Wie können wir Plastikmüll vermeiden? Welche Alternativen gibt es? Welche Lösungen schlägt die Wissenschaft vor?

Zum Einstieg liest Jens Winterstein, Ensemblemitglied des Schauspiels Essen, aus Roland Barthes „Mythen des Alltags“.

PODIUMSGÄSTE
Jürgen Bertling (Fraunhofer UMSICHT)
Uta Scholten (LVR Industriemuseum)
Olga Witt (Zero Waste Lifestyle)

MODERATION
Dodo Schulz (Exile Kulturkoordination e.V.)

ANMELDUNG
Anmeldungen bitte unter: politischer-salon-essen@exile-ev.de. Der Eintritt ist frei

VERANSTALTER
Eine Veranstaltung von Exile e.V. und dem Kulturwissenschaftlichen Institut Essen (KWI)
Wissenschaftliche Ansprechpartner:

plastikbudget@kwi-nrw.de

Weitere Informationen:
https://www.plastikbudget.de/termine/politischer-salon-essen-zu-plastik/ – Link zum Onlinetermin

Anhang
Flyer Politischer Salon
https://idw-online.de/de/attachment71737

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Schlaf macht den Hippocampus frei für neue Gedächtnisinhalte

Dr. Karl Guido Rijkhoek Hochschulkommunikation
Eberhard Karls Universität Tübingen

Forschungsteam der Universität Tübingen verfolgt, wie die Großhirnrinde als langfristiger Informationsspeicher arbeitet

Zwei Regionen unseres Gehirns werden zur Speicherung von Gedächtnisinhalten verwendet: der Hippocampus und die Großhirnrinde. Während ersterer vor allem kurzfristig zur Aufnahme neuer Informationen benötigt wird, kann letztere große Informationsmengen für lange Zeit speichern. Lea Himmer, Dr. Monika Schönauer und Professor Steffen Gais vom Institut für Medizinische Psychologie und Verhaltensneurobiologie der Universität Tübingen haben gemeinsam mit ihrem Team untersucht, wie sich die Gehirnbereiche die Aufgaben bei der Verfestigung von neu Gelerntem teilen und welche Rolle Schlaf dabei spielt. Das Forschungsteam wies mithilfe bildgebender Verfahren nach, dass in der Großhirnrinde durch wiederholtes Üben schon innerhalb kurzer Zeit neue Gedächtnisspuren aufgebaut werden können. Allerdings sind diese nur dann allein ausreichend, wenn auf das Lernen eine Schlafphase folgt – anderenfalls muss das Gehirn zur dauerhaften Speicherung der neuen Gedächtnisinhalte zusätzlich auf den Hippocampus zurückgreifen. Die Studie der Tübinger Neurowissenschaftlerinnen und Neurowissenschaftler erscheint im Fachjournal Science Advances.

In der neuen Studie stellten die Wissenschaftler ihren Probanden eine Lernaufgabe, in der diese sich in sieben Wiederholungen eine Wortliste einprägen sollten. Während sie diese Aufgabe ausführten, wurde ihre Gehirnaktivität in einem Magnetresonanztomografen (MRT) aufgezeichnet. Zwölf Stunden später wiederholten die Probanden die gleiche Aufgabe mit der bereits gelernten und einer neuen Wortliste. Die Hälfte der Personen hatte in dieser Zeit geschlafen, die andere Hälfte war wach geblieben. Wiederholtes Üben führte schon innerhalb einer Stunde dazu, dass das Gelernte mithilfe des hinteren Parietallappens, einer Region der Großhirnrinde, abgerufen wurde. Entsprechend verringerte sich die Beteiligung des Hippocampus.

Schnelle Bildung von Gedächtnisspuren
„Dieses Muster weist auf eine schnelle Bildung von Gedächtnisspuren in der Großhirnrinde hin“, sagt Monika Schönauer. „Außerdem zeigt der Parietallappen auch nach zwölf Stunden eine stärkere Aktivität bei gelernten Wörtern im Vergleich zu neuen Wörtern, was für eine Langzeitstabilität dieser Spuren spricht.“ Allerdings blieb der Hippocampus nur dann unbeteiligt, wenn die Probanden nach der ersten Sitzung mehrere Stunden lang schliefen. Blieben sie wach, wurde er auch bei bereits bekannten Wörtern wieder benötigt, ebenso wie bei neuen Wörtern. „Damit zeigen wir, dass im Schlaf Gedächtnisprozesse ablaufen, die über das reine Wiederholen hinausgehen. Lernwiederholungen können langfristige Gedächtnisspuren anlegen. Ob die Inhalte unabhängig vom Hippocampus dauerhaft gespeichert werden können, hängt jedoch entscheidend von einer Schlafphase ab“, sagt Lea Himmer.

Der Schlaf wirkte sich im Experiment also vor allem auf den Hippocampus aus. „Wie Hippocampus und Großhirnrinde genau zusammenspielen, bleibt noch offen“, stellt Steffen Gais, der Leiter der Arbeitsgruppe, fest. „Diese Interaktion zu verstehen, ist ein wichtiger Schritt zur Weiterentwicklung der gängigen Theorien zur Gedächtnisbildung.“ Das Wissen, unter welchen Bedingungen Gedächtnisinhalte direkt in der Großhirnrinde gespeichert werden und welche Rolle der Hippocampus dabei spielt, sei auch zum grundlegenden Verständnis von Lern- und Gedächtnisstörungen von Bedeutung.
Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Lea Himmer
Universität Tübingen
Institut für Medizinische Psychologie und Verhaltensneurobiologie
Telefon +49 7071 29-73264
E-Mail lea.himmer@uni-tuebingen.de

Originalpublikation:
L. Himmer, M. Schönauer, D. P. J. Heib, M. Schabus, S. Gais (2019): Rehearsal initiates systems memory consolidation, sleep makes it last. Science Advances, https://dx.doi.org/10.1126/sciadv.aav1695

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Sinkendes Interesse: Fußball-Wettbewerbe leiden unter WM Debakel 2018

Florian Klebs Hochschulkommunikation
Universität Hohenheim

Studie der Universität Hohenheim: Fußball-Wettbewerbe wecken bei Deutschen aufgrund des WM-Debakels weniger Interesse / Politisierung der Spiele als eine mögliche Ursache

Das Interesse der Deutschen an internationalen sowie nationalen Fußball-Wettbewerben ist aufgrund des Debakels der deutschen Herren-Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft 2018 gesunken, so das Ergebnis einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage der Universität Hohenheim in Stuttgart. Ein Indikator: Knapp mehr als ein Drittel der Befragten gaben an, überhaupt keine Fußball-Wettbewerbe der Saison 2018/2019 live verfolgen zu wollen. Insbesondere sank das Vorhaben Spiele der deutschen Herren-Nationalmannschaft zu verfolgen von 47,3 % auf lediglich 27 % nach der WM 2018. Eine mögliche weitere Ursache: die angebliche Politisierung des Fußballs, wie ein Drittel der Teilnehmerinnen und Teilnehmer angaben.

Das Interesse insgesamt an Fußball-Wettbewerben hat aufgrund des schlechten Abschneidens der deutschen Herren-Nationalmannschaft bei der WM 2018 in Russland gelitten, bilanziert Prof. Dr. Markus Voeth, Inhaber des Lehrstuhls für Marketing & Business Development der Universität Hohenheim: Laut seiner Umfrage gaben 35,4 % der Deutschen an, keine Fußball-Wettbewerbe in der Saison 2018/2019 live (z. B. im Stadion, im TV oder über Online-Streamingdienste) verfolgen zu wollen. Lediglich 34,4 % der Befragten planten weiterhin Bundesliga-Spiele live anzuschauen.

Insbesondere sank das Interesse an Spielen der deutschen Herren-Nationalmannschaft von 47,3 % vor der Fußball-Weltmeisterschaft auf 27 % nach dem sportlichen Großereignis. Dabei ist hervorzuheben, dass die Daten vor dem Abstieg der deutschen Herren-Nationalmannschaft aus der Nations League sowie dem Ausscheiden der deutschen Mannschaften aus der Champions League erhoben wurden, sagt Prof. Dr. Voeth.

Hoher Stellenwert von Fußball-Weltmeisterschaften
„Ein wesentlicher Grund für das sinkende Interesse an internationalen sowie nationalen Fußball-Wettbewerben wie der UEFA Champions League, der UEFA Europa League oder auch dem DFB-Pokal dürfte das Debakel der deutschen Herren-Nationalmannschaft bei der WM 2018 in Russland sein. Interessant ist insbesondere zu sehen, dass sich das Abschneiden bei einer Fußball-Weltmeisterschaft auch auf das Interesse anderer Fußball-Wettbewerbe auswirkt. Das wiederum unterstreicht die Wichtigkeit und den enormen Stellenwert von Fußball-Weltmeisterschaften“, so Prof. Dr. Voeth.

Fans beklagen zunehmende Politisierung des Fußballs
Ein möglicher Grund: die zunehmende Politisierung des Fußballs, die knapp ein Drittel der Befragten beklagen. Auslöser dafür dürfte die Vermischung von Fußball und Politik während der WM 2018 gewesen sein. So äußerten 54 % der Befragten die Meinung, dass Politik und Fußball nicht zusammengehören.

Dennoch trauten die Fans vereinzelten Fußballern durchaus zu, nach der Karriere als Sportler auch noch Karriere in der Politik zu machen. Dabei sehen 35 % der Befragten das größte politische Potenzial bei Philipp Lahm. Ihm folgen an zweiter Stelle Oliver Kahn (28 %) sowie der Ex-Fußballer Rudi Völler (21 %) an dritter Stelle.

Leitmedium Fernsehen mit Live-Berichterstattungen
Wenn die Befragten sich jedoch dazu entschlossen Fußball-Wettbewerbe live zu verfolgen, entschieden sie sich sowohl bei der WM als auch insbesondere bei der Fußball-Bundesliga für Live-Berichterstattungen und Sportsendungen und somit für das Leitmedium Fernsehen. Von denjenigen, die einen Online-Streamingdienst abonniert hatten, entschied sich mehr als ein Viertel für den Streamingdienst Sky (27,3 %), gefolgt von Eurosport (12,8 %) und DAZN (10,3 %). Durchschnittlich gaben sie dafür im Monat 11,57 Euro aus.

HINTERGRUND: Studie Fußball-Vermarktung
„Der Ball rollt auch in der neuen Saison – Ein repräsentatives Stimmungsbild nach dem WM-Debakel in Russland“ lautet der Titel einer repräsentativen Befragung des Lehrstuhls für Marketing & Business Development von Prof. Dr. Markus Voeth an der Universität Hohenheim im Rahmen eines Humboldt reloaded-Forschungsprojekts. Dazu wurden vom 16.11.2018 bis 7.12.2018 deutschlandweit 1000 Probanden, bevölkerungsrepräsentativ in Bezug auf Alter, Geschlecht und Bundeslandzugehörigkeit, anhand von standardisierten Fragebögen befragt. Die Umfrage erfolgte als Online-Umfrage durch Studierende und als Panel-Befragung des Marktforschungsinstituts Research-Now.

Text: A.Schmid

Kontakt für Medien
Prof. Dr. Markus Voeth, Universität Hohenheim, Lehrstuhl für Marketing & Business Development,
T +49 711 459 22925, E marketing@uni-hohenheim.de

Weitere Pressemitteilungen der Universität Hohenheim
www.uni-hohenheim.de/presse

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Schon der Gedanke an Kaffee sorgt für einen Energie-Kick am Morgen

Sabine Ranke-Heinemann Pressestelle
Australisch-Neuseeländischer Hochschulverbund / Institut Ranke-Heinemann

Vor der ersten Tasse Kaffee sind viele morgens noch gar nicht richtig ansprechbar. Doch bereits der Duft des frisch aufgebrühten Energielieferanten weckt die Sinne und lässt das Hirn so richtig hochfahren. Aber warum ist das so? Wissenschaftler der Monash University in Melbourne und der University of Toronto haben nun herausgefunden, dass schon der bloße Gedanke an Kaffee bei Kaffeeliebhabern zu einem intensiven Placeboeffekt führen kann, ohne das Heißgetränk tatsächlich zu sich genommen zu haben.

Für viele beginnt jeder Tag mit einer heißen Tasse Kaffee, mit der sie das Gehirn für den Arbeitstag aktivieren. Der morgendliche Kaffee fördert zwischenmenschliche Begegnungen, sorgt für das leibliche Wohl und stellt für einige Genießer ein unumgängliches Ritual dar.

Aber können Kaffeefans die gleichen positiven Effekte des morgendlichen Milchkaffees erzielen, indem sie ganz einfach auf Reize reagieren, die sie an Kaffee erinnern – also etwa auf Gerüche, visuelle Eindrücke und Geräusche?

Eine neue internationale Untersuchung der Monash University und der University of Toronto hat ergeben, dass der Placeboeffekt von Kaffee bei regelmäßigen Kaffeetrinkern dazu führen kann, dass sie sich angeregt, ehrgeizig und konzentriert fühlen, ohne das Getränk tatsächlich konsumiert zu haben.

Dr. Eugene Chan, Dozent für Marketing an der Monash Business School, und Sam Maglio, Professor für Marketing und Psychologie an der University of Toronto, haben den Zusammenhang zwischen Kaffee und dem Erregungszustand des zentralen Nervensystems (fachsprachlich: ‚Arousal‘) untersucht, um herauszufinden, ob die Wahrnehmung von Reizen die gleichen kognitiven Vorteile bringen kann wie ein Koffein-Kick.

„Solange Menschen Kaffee mit einem Erregungszustand verbinden, ganz gleich, woher diese Assoziation auch stammt, kann die Wahrnehmung von Sinnesreizen, die an Kaffee erinnern, das zentrale Nervensystem stimulieren, ohne irgendeine Form von Koffein zu sich zu nehmen“, so Dr. Chan.

„Der bloße Duft von Kaffee ruft dann die psychoaktiven, anregenden Effekte des Heißgetränks hervor. Das liegt daran, dass die Gehirne von regelmäßigen Kaffeekonsumenten darauf konditioniert sind, auf eine bestimmte Art und Weise auf Kaffee zu reagieren, ganz so wie es das berühmte Phänomen des Pawlowschen Hundes beschreibt.

So kann bereits das Vorbeigehen an unserem Lieblingscafé, der Geruch von Kaffeesatz oder die Wahrnehmung von Reizen in Form von Kaffee-Werbung die chemischen Rezeptoren in unseren Körpern so weit triggern, dass wir die gleichen Erregungszustände ohne den tatsächlichen Konsum von Kaffee erreichen können.“

Die Forscher haben 871 Studienteilnehmer aus westlichen und östlichen Kulturen in vier verschiedenen Experimenten Kaffee- und Tee-bezogenen Reizen ausgesetzt, die sie an das Getränk denken ließen, ohne es tatsächlich zu sich zu nehmen.

In einem Experiment wurden die Teilnehmer darum gebeten, Werbeslogans für Kaffee oder Tee zu entwickeln. In einem anderen sollten sie Berichte über die gesundheitlichen Vorteile des Kaffee- oder Teekonsums erfinden. Während der gesamten Untersuchung überwachten die Wissenschaftler die Erregungswerte und die Herzfrequenzen der Teilnehmer.

Im Mittelpunkt der Studie stand ein psychologischer Effekt, der als ‚mentale Abstraktion‘ bezeichnet wird. Die mentale Abstraktion bestimmt, wie der Mensch denkt und Informationen verarbeitet, und ob er sich auf kleinere Details oder eher auf das Gesamtbild konzentriert.

Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen, dass die Wahrnehmung von Kaffee-Reizen, also von Bildern, Gerüchen und Geräuschen, die einen an Kaffee denken lassen, die Aufmerksamkeit, Energie und Herzfrequenz der Menschen steigern und ihre kognitiven Leistungen verbessern kann.

Die kognitiv-verändernde Wirkung von Kaffee war bei Teilnehmern aus westlichen Ländern stärker verbreitet, da Kaffee dort im Vergleich zu östlichen Ländern beliebter ist und mit Energie, Konzentration und Ehrgeiz in Zusammenhang gebracht wird. Kaffee wird dort auch ein größerer anregender Effekt nachgesagt als Tee.

„Aus unserer Untersuchung lassen sich faszinierende Schlüsse ziehen, da sie aufzeigt, dass weniger physiologische Aspekte als vielmehr die psychologischen Assoziierungen unsere kognitiven Muster verändern können“, so Dr. Chan.

„Diese Studie könnte sogar helfen zu erklären, wie das Trinken von entkoffeiniertem Kaffee zu schnelleren Reaktionszeiten bei der Lösung von Aufgaben führen kann. Vielleicht ist die mentale Verknüpfung zwischen Kaffee und Erregungszustand so stark, dass sie kognitive Veränderungen hervorrufen kann, selbst wenn es rein physiologisch gar keine Koffeinzufuhr gab.

Dies trägt zu der wachsenden Menge an Literatur bei, die dokumentiert, dass die Lebensmittel, die wir essen, und die Getränke, die wir trinken, uns nicht bloß ernähren oder Vergnügen bereiten – ihre bloße Wahrnehmung oder die Erinnerung an sie beeinflusst, wie wir denken.“

Diese Studie wurde im April 2019 in der Fachjournal Consciousness and Cognition veröffentlicht.

Weitere Informationen:
Institut Ranke-Heinemann / Australisch-Neuseeländischer Hochschulverbund
Pressestelle Friedrichstr. 95
10117 Berlin
Email: berlin@ranke-heinemann.de
Tel.: 030-20 96 29 593

oder

Monash University
Dr. Eugene Chan
Senior Lecturer, Department of Marketing
Email: Eugene.Chan@monash.edu

Das Institut ist die gemeinnützige Einrichtung zur Förderung des Austausches und der Auslandsstudien insbesondere mit allen Universitäten Australiens und Neuseelands sowie zur Förderung von Wissenschaft und Forschung. In seinen Förderprogrammen stellt es SchülerInnen und Studierenden Unterstützung in der Finanzierung durch Stipendien und Coaching in der Studienberatung und Studienplatzbewerbung zur Verfügung.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
https://www.ranke-heinemann.de

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Individuelle Ernährung zeigt Nutzen bei Spitalpatienten

Reto Caluori Kommunikation & Marketing
Universität Basel

Durch eine individualisierte Ernährung nehmen Spitalpatienten nicht nur mehr Proteine und Kalorien zu sich, sondern es verbessern sich auch die klinischen Ergebnisse der Behandlung. Das zeigt eine Studie von Forschenden der Universität Basel und des Kantonsspitals Aarau in der Fachzeitschrift «The Lancet».

Wer wegen einer Erkrankung nicht mehr richtig essen und trinken kann, läuft Gefahr, zu wenig Proteine und Energie zu sich zu nehmen. In den medizinischen Abteilungen von Spitälern ist von diesem Phänomen über ein Drittel der stationären Patienten und Patientinnen betroffen.

Durch eine Mangelernährung verschlechtert sich nicht nur die Lebensqualität der hospitalisierten Patienten, sondern sie wirkt sich auch negativ auf den Krankheitsverlauf aus, steigert das Risiko für Komplikationen und erhöht die Sterberate.

Besteht die Gefahr für Ernährungsdefizite, empfehlen Richtlinien eine individuell angepasste Ernährung während des Spitalaufenthalts, um die Versorgung mit Proteinen und Kalorien sicherzustellen. Mögliche Massnahmen reichen von einem Ernährungsplan über die Nährstoffzufuhr mittels Sonde bis zu einer intravenösen Ernährung.

Erste kontrollierte Studie
Da bisher aussagekräftige Studien fehlen, war unklar, ob sich ein individuelles Ernährungsmanagement bei kranken Patienten tatsächlich positiv auswirkt, zumal auch eine Ernährungsunterstützung unerwünschte Nebenwirkungen haben kann.

In einer klinischen Studie mit über 2000 Patientinnen und Patienten in acht Schweizer Spitälern haben Forschende den Nutzen einer solchen Ernährungsunterstützung nun erstmals in einer randomisierten, kontrollierten Studie überprüft.

Dazu wurden medizinische Patientinnen und Patienten, bei denen ein Ernährungsrisiko bestand, zufällig in zwei Gruppen eingeteilt. Die eine Gruppe erhielt während ihres Spitalaufenthalts die herkömmlichen Gerichte aus der Spitalküche. Für die Patienten der zweiten Gruppe stellten Ernährungsberaterinnen ergänzend einen individuellen Ernährungsplan zusammen.

Individuelle Ernährung zeigt Nutzen
Nach 30 Tagen zeigte sich: Durch eine individualisierte Ernährung wurde nicht nur die Versorgung mit Energie und Proteinen besser erreicht, sondern die Behandlungsergebnisse verbesserten sich generell. So traten im Vergleich weniger schwere Komplikationen auf, und die Sterblichkeit ging zurück. Statistisch liess sich bei einer von 25 behandelten Personen eine schwere Komplikation und bei 37 behandelten Personen ein Todesfall verhindern.

«Unsere Ergebnisse zeigen, dass Mangelernährung ein modifizierbarer Risikofaktor ist und die Therapie einen positiven Einfluss auf den Krankheitsverlauf hat», sagt Studienleiter Prof. Dr. Philipp Schütz, SNF-Förderungsprofessor an der Universität Basel und Chefarzt der Inneren und Notfallmedizin am Kantonsspital Aarau. «Diese Studie ist für die Behandlung von polymorbiden Spitalpatienten von grosser Relevanz und dürfte die Bedeutung der Ernährungstherapie bei Risikopatienten stärken.»

Die Effort-Studie (Effect of early nutritional support on frailty, functional outcomes and recovery of malnourished medical inpatients trial) wurde vom Schweizerischen Nationalfonds und dem Forschungsfonds des Kantonsspitals Aarau unterstützt.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Philipp Schütz, Universität Basel / Kantonsspital Aarau, Tel. +41 62 838 95 24, mobil: +41 79 365 10 06, E-Mail: philipp.schuetz@unibas.ch

Originalpublikation:
Philipp Schuetz, Rebecca Fehr, Valerie Baechli, Martina Geiser, Manuela Deiss, Filomena Gomes, Alexander Kutz, Pascal Tribolet, Thomas Bregenzer, Nina Braun, Claus Hoess, Vojtech Pavlicek, Sarah Schmid, Stefan Bilz, Sarah Sigrist, Michael Brändle, Carmen Benz, Christoph Henzen, Silvia Mattmann, Robert Thomann, Claudia Brand, Jonas Rutishauser, Drahomir Aujesky, Nicolas Rodondi, Jacques Donzé, Zeno Stanga, Beat Mueller
Individualized nutritional support in medical inpatients at nutritional risk: a randomized clinical trial
The Lancet (2018), doi: 10.1016/S0140-6736(18)32776-4
https://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(18)32776-4/fullt…

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Materialbestände und -flüsse bestimmen Energiebedarf und Klimawirkung

Klaus P. Prem Presse – Öffentlichkeitsarbeit – Information
Universität Augsburg

Ein „Young Researcher Seminar on Sustainable Material Cycles“ am Resource Lab der Universität Augsburg diskutierte aktuelle Projekte der Industrial Ecology

Ein Viertel der globalen Treibhausgasemissionen sind allein auf die Bereitstellung von Materialien zurückzuführen. Wie lassen sich der weltweite Materialhunger und die von ihm mit verursachten Klimaschäden in den Griff bekommen? Knapp 30 junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler setzten sich mit dieser Herausforderung beim „Young Researcher Seminar on Sustainable Material Cycles“ des Resource Lab am Institut für Materials Resource Management der Universität Augsburg auseinander.

Mit der Konsequenz, dass seine Befriedigung mittlerweile weltweit ein Viertel der Luftbelastung durch Kohlenstoffdioxid und andere Treibhausgase verursacht, hat sich der Materialhunger der Welt innerhalb der letzten dreißig Jahre verdoppelt. Allein auf die Erzeugung von Stahl, Eisen, Zement und Kunststoffen lassen sich jährlich Treibhausgase von über acht Gigatonnen CO2-Äquivalenten zurückführen. Die Einhaltung der Pariser Klimaziele erweist sich damit als eine besondere Herausforderung für die Materialwirtschaft bzw. für die Verringerung der durch sie verursachten Emissionen.

Höhere Ressourceneffizienz und nachhaltige Materialkreisläufe
Eine höhere Ressourceneffizienz und nachhaltige Materialkreisläufe sind deshalb gefragter denn je: Wie lassen sich Ressourcen und Materialien effizienter und intelligenter nutzen und wie müssen ihre Kreisläufe gestaltet werden, damit der Bedarf an ihnen nicht unkontrolliert weiter wächst bzw. damit er ohne fortschreitend katastrophale Klimakonsequenzen gedeckt werden kann?

28 junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler – Doktoranden, Postdocs und frisch berufene Professoren aus zehn einschlägigen Forschungseinrichtungen in vier Ländern – nutzten das Augsburger „Young Researcher Seminar on Sustainable Material Cycles“ am 15. und 16. April 2019, um ihre laufenden Projekte und aktuellen Forschungsergebnisse zu globalen Flüssen und Beständen von Materialien und Energie zu präsentieren und um sie insbesondere auch unter den Gesichtspunkten der Methodentransparenz und der Verknüpfbarkeit der jeweiligen Modelle zur Diskussion zu stellen

Langfristige Festlegungen im Großen, verzögerte Wirkung von Maßnahmen im Kleinen
Deutlich wurde in diesen Diskussionen nicht zuletzt, wie dringend die Bewertung verschiedener Szenarien bzw. die Berücksichtigung der zeitlichen Dimensionen in unterschiedlichen Szenarien ist: So stehen z. B. zwei Drittel der Wohngebäude, die im Jahr 2050 genutzt werden, bereits heute, was bedeutet, dass im Großen also Teile des Energie- und Mobilitätsbedarfs, aber auch des Instandhaltungsbedarfs der Zukunft bereits festgelegt sind. Im Kleinen aber – wo es also etwa um die Reduktion von Störstoffen in recycelten Materialien geht – wirken die Maßnahmen aufgrund der Produktlebensdauern erst mit großer Verzögerung.

Interdisziplinarität der Industrial Ecology
„Dass das Forschungsfeld der Industrial Ecology, dem wir uns am Resource Lab der Universität Augsburg widmen, nur in umfassender und ausgeprägter Interdisziplinarität bearbeitet werden kann, wenn es den von Ressourcen- und Materialproblematik aufgeworfenen gesamtgesellschaftlichen und globalen Herausforderungen erfolgreich begegnen will, hat sich auch in unserem Augsburger Nachwuchsseminar einmal mehr gespiegelt: Die Ingenieur- und Naturwissenschaften,“ so die Resource Lab-Projektleiterin Dr. Andrea Thorenz, „waren unter den Teilnehmerinnen und Teilnehmern ebenso vertreten wie die Wirtschafts- und Sozialwissenschaften.“

Neue Vorlesung „Industrial Ecology“ für Master-Studierende
Seit dem laufenden Sommersemester bieten der Augsburger Lehrstuhl für Production and Supply Chain Management (Prof. Dr. Axel Tuma) und das Resource Lab im Masterstudium der Wirtschaftswissenschaften und des Wirtschaftsingenieurwesens erstmals eine neue Vorlesung zur „Industrial Ecology“ an. „Dass wir auf Anhieb mehr als hundert Hörererinnen und Hörer haben, belegt meines Erachtens, wie berechtigt und wichtig es ist, unsere zukunftsweisenden Themen auch in die interdisziplinäre Lehre einzubringen“, so der Wirtschaftswissenschaftler Tuma.

Das „Young Researcher Seminar on Sustainable Material Cycles“ am Resource Lab der Universität Augsburg wurde unterstützt von der Georg-Haindl-Wissenschaftsstiftung.

Ansprechpartner:
Dr. Andrea Thorenz und Dr. Christoph Helbig
Resource Lab
Universität Augsburg
86135 Augsburg
Telefon +49(0)821-598-3948 oder -3945
christoph.helbig@wiwi.uni-augsburg.de

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Dr. Andrea Thorenz und Dr. Christoph Helbig
Resource Lab
Universität Augsburg
86135 Augsburg
Telefon +49(0)821-598-3948 oder -3945
christoph.helbig@wiwi.uni-augsburg.de

Weitere Informationen:
http://www.resource-lab.de/

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Natrium-Ionen-Batterien: von der Materialentwicklung bis zur technologischen Innovation

Monika Landgraf Strategische Entwicklung und Kommunikation – Gesamtkommunikation
Karlsruher Institut für Technologie

Umweltfreundlich, kostengünstig und hochleistungsfähig sollen die Natrium-Ionen-Batterien der nächsten Generation sein. Passende Aktivmaterialien und Elektrolyte entwickeln Forscherinnen und Forscher des vom Karlsruher Institut für Technologie gegründeten Helmholtz-Instituts Ulm gemeinsam mit dem Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg und der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Im Projekt TRANSITION, vom Bundesforschungsministerium mit 1,15 Millionen Euro gefördert, arbeiten sie an Lösungen für den Technologietransfer und leisten damit einen wesentlichen Beitrag zu einem nachhaltigeren Energiespeichermarkt in Deutschland.

Die Motivation hinter dem Projekt TRANSITION ist, einen zentralen Beitrag zu einer nachhaltigeren Energiespeicherstrategie in Deutschland zu leisten. Die Märkte für Elektromobilität und stationäre Energiespeicherung werden im Zuge der Energiewende deutlich wachsen und erfordern energieeffizientere und leistungsfähigere Speichertechnologien. Derzeit sind Lithium-Ionen-Batterien einer der größten Erfolge für Energiespeicheranwendungen des letzten Jahrhunderts. Lithium-Ionen-Batterien sind leicht, kompakt und bieten eine hervorragende Energie- und Leistungsdichte und dominieren den Markt für tragbare Elektronik, Hybrid- und Elektrofahrzeuge. „Angesichts der zunehmend steigenden Nachfrage nach Lithium und den in der Lithium-Technologie eingesetzten Rohstoffen wie Kobalt werden jedoch Bedenken hinsichtlich der zukünftigen und langfristigen Verfügbarkeit der kritischen Rohstoffe und der Kosten laut. In diesem Szenario stellen Natrium-Ionen-Batterien eine alternative, kostengünstige und umweltfreundlichere Energiespeichertechnologie dar“, sagt Professor Stefano Passerini, Direktor des HIU.

Das Projekt TRANSITION konzentriert sich auf die Entwicklung leistungsfähiger, flüssiger und polymerer Natrium-Ionen-Batterien, die auf der Kathodenseite Übergangsmetallschichtoxide und auf der Anodenseite Hartkohlenstoff aus Biomasse verwenden. „Dies ist das erste vom BMBF geförderte deutsche Konsortium, das an der Entwicklung hochskalierter Natrium-Ionen-Batterien arbeitet und ein breites Spektrum an Herausforderungen von der Materialentwicklung bis zur Herstellung von Prototypenzellen abdeckt“, so Passerini. In dem Projekt wird sein Team einen innovativen, auf Biomasse basierenden Hartkohlenstoff in Kombination mit wässrigen Bindemitteln und Aluminium als Stromabnehmer entwickeln.

„Die Entwicklung von hochskalierten Prototypen der Natrium-Ionen-Batterien und das Erreichen der gewünschten Ziele stellen eine große Herausforderung dar, die sich nur in einem Netzwerk mit den komplementären Kompetenzen der Partner bewältigen lässt“, sagt Stefano Passerini. Das Team der Friedrich-Schiller-Universität Jena (FSU) koordiniert die Forschungsaktivitäten zur Entwicklung fortschrittlicher flüssiger und polymerer Elektrolyte, während das Team des Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) die Entwicklung kobaltfreier Kathoden vorantreibt.

Über das TRANSITION-Projekt
Die drei Partner des TRANSITION-Projekts werden gemeinsam an der Entwicklung leistungsfähiger flüssiger und polymerer Prototypen der Natrium-Ionen-Batterien arbeiten, um so die internationale Wettbewerbsfähigkeit zu stärken und die führende Position Deutschlands auf dem Gebiet der elektrochemischen Energiespeicherung zu unterstützen.

Das im Rahmenprogramm Batterien 2020 durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Projekt umfasst neben den drei wissenschaftlichen Partnern einen umfassenden Industriebeirat. Leiter der wissenschaftlichen Gruppen sind Professor Stefano Passerini (HIU), Dr. Margret Wohlfahrt-Mehrens vom Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung (ZSW) und Professor Philipp Adelhelm von der Friedrich-Schiller-Universität Jena (FSU).

Über das Helmholtz-Institut Ulm
Das Helmholtz-Institut Ulm (HIU) wurde im Januar 2011 vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) als Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft in Kooperation mit der Universität Ulm gegründet. Mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) sowie dem Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) sind zwei weitere renommierte Einrichtungen als assoziierte Partner in das HIU eingebunden. Das internationale Team aus rund 120 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern forscht im HIU an der Weiterentwicklung der Grundlagen von zukunftsfähigen Energiespeichern für den stationären und mobilen Einsatz.

Mehr zum HIU: http://www.hiu-batteries.de/

Details zum KIT-Zentrum Energie: http://www.energie.kit.edu

Weiterer Kontakt:
Martin Heidelberger, Redakteur/Pressereferent, Tel.: +49 721 608-21169, E-Mail: martin.heidelberger@kit.edu

Als „Die Forschungsuniversität in der Helmholtz-Gemeinschaft“ schafft und vermittelt das KIT Wissen für Gesellschaft und Umwelt. Ziel ist es, zu den globalen Herausforderungen maßgebliche Beiträge in den Feldern Energie, Mobilität und Information zu leisten. Dazu arbeiten rund 9 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf einer breiten disziplinären Basis in Natur-, Ingenieur-, Wirtschafts- sowie Geistes- und Sozialwissenschaften zusammen. Seine 25 500 Studierenden bereitet das KIT durch ein forschungsorientiertes universitäres Studium auf verantwortungsvolle Aufgaben in Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft vor. Die Innovationstätigkeit am KIT schlägt die Brücke zwischen Erkenntnis und Anwendung zum gesellschaftlichen Nutzen, wirtschaftlichen Wohlstand und Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen.

Diese Presseinformation ist im Internet abrufbar unter: http://www.sek.kit.edu/presse.php

Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Martin Heidelberger, Redakteur/Pressereferent, Tel.: +49 721 608-21169, E-Mail: martin.heidelberger@kit.edu

Originalpublikation:

https://www.kit.edu/kit/pi_2019_054_natrium-ionen-batterien-von-der-materialentw…

Weitere Informationen:
http://www.sek.kit.edu/presse.php
http://martin.heidelberger@kit.edu
http://www.hiu-batteries.de/
http://www.energie.kit.edu

Anhang
KIT: Natrium-Ionen-Batterien: von der Materialentwicklung bis zur technologischen Innovation
https://idw-online.de/de/attachment71663

Quelle: IDW 

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Förderung für junge Wissenschaftler

Dr. Torsten Gabriel Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V.

Das BMEL unterstützt Forscher-Nachwuchsgruppen im Bereich Nachwachsende Rohstoffe – Projektvorschläge bis 16.9. einreichen

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) ruft Forschungseinrichtungen dazu auf, Konzepte für Arbeiten zu nachwachsenden Rohstoffen einzureichen. Gefördert werden Gruppen mit bis zu fünf jungen Wissenschaftler*innen, die im Themenbereich „Nachwachsende Rohstoffe“ forschen.
Der Förderzeitraum beträgt bis zu fünf Jahre, Projektskizzen können bis zum 16.9.2019 an die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR), Projektträger des BMEL, gerichtet werden.

Der jetzt veröffentlichte Förderaufruf spricht besonders qualifizierte Nachwuchswissenschaftler*innen an. Sie erhalten die Chance, über einen Zeitraum von bis zu fünf Jahren vertieft zu forschen und damit zugleich die Voraussetzungen für eine Berufung als Hochschullehrer*in zu erfüllen. Die Qualifizierung soll u. a. durch die eigenverantwortliche Leitung einer Nachwuchsgruppe an einer Hochschule oder Forschungseinrichtung in Deutschland erfolgen.

Die Forscher-Nachwuchsgruppen sind aufgerufen, substanziell zur Entwicklung von innovativen Verfahren und Produkten auf Basis nachwachsender Rohstoffe beizutragen. Der Bekanntmachung liegt das Förderprogramm „Nachwachsende Rohstoffe“ des BMEL zu Grunde. Sie richtet sich auf die Themenbereiche

· Nachhaltige Erzeugung und Bereitstellung nachwachsender Ressourcen,
· Rohstoff- und Reststoffaufbereitung und -verarbeitung,
· Herstellung biobasierter Produkte sowie
· Innovative Technologien zur Bioenergiegewinnung und -nutzung.

Der vollständige Förderaufruf steht unter https://www.fnr.de/projektfoerderung/fuer-antragsteller/aktuelle-bekanntmachunge… zur Verfügung.

Pressekontakt:
Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V.
Torsten Gabriel
Tel.: +49 3843 6930-117
Mail: t.gabriel@fnr.de

Weitere Informationen:
https://www.fnr.de/projektfoerderung/fuer-antragsteller/aktuelle-bekanntmachunge…
https://www.fnr.de/projektfoerderung/fuer-antragsteller/aktuelle-bekanntmachunge…

Quelle: IDW 

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Bald ist Europawahl: Positionen der Parteien zur EU-Hochschulpolitik

Susanne Schilden Kommunikation
Hochschulrektorenkonferenz (HRK)

Die HRK hat die im Bundestag vertretenen Parteien zu ihren hochschulpolitischen Standpunkten auf europäischer Ebene befragt. Die Antworten auf sechs Wahlprüfsteine sind auf der HRK-Website einander gegenübergestellt. HRK-Präsident Prof. Dr. Peter-André Alt heute in Berlin zu den Ergebnissen: „Die Antworten der Parteien lassen zu wünschen übrig. Besonders die Frage nach einer stärkeren Repräsentation der Hochschulen auf EU-Ebene hat keine konkreten Vorschläge hervorgebracht. Dass die Parteien sich mit dem Status quo der Zusammenarbeit zwischen Hochschulen und EU-Kommission zufriedengeben, ist enttäuschend.“

Die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) hat die im Bundestag vertretenen Parteien zu ihren hochschulpolitischen Standpunkten auf europäischer Ebene befragt. Die Antworten auf sechs Wahlprüfsteine sind auf der HRK-Website einander gegenübergestellt.

HRK-Präsident Prof. Dr. Peter-André Alt heute in Berlin zu den Ergebnissen:
„Die Antworten der Parteien lassen zu wünschen übrig. Besonders die Frage nach einer stärkeren Repräsentation der Hochschulen auf EU-Ebene hat keine konkreten Vorschläge hervorgebracht. Dass die Parteien sich mit dem Status quo der Zusammenarbeit zwischen Hochschulen und EU-Kommission zufriedengeben, ist enttäuschend. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass selbst Leuchtturmprojekte der Wissenschaft wie Erasmus+ eine starke Stimme in den Gremien brauchen, um nicht in Vergessenheit zu geraten.

Die Hochschulautonomie halten die Parteien zwar erfreulicherweise für schützenswert, bieten aber auch hier keine Antworten, wie ein Mindestmaß definiert werden könnte. In Zeiten der Diskussionen um die Central European University in Ungarn und um die Wissenschaftsfreiheit in der Türkei sind verbindlichere Indikatoren zur Autonomie von Forschung und Lehre aber elementar.

Eine auskömmliche Finanzierung von Forschung und Innovation, von Bildung und Mobilität ist unerlässlich – darin sind sich die Parteien einig. Jedoch darf das EU-Parlament sich nicht auf seinen Forderungen nach einem höheren Budget für das kommende EU-Rahmenprogramm für Forschung und Innovation (FRP) ausruhen. Das FRP ist das Kerninstrument der europäischen Forschungsförderung und begünstigt den EU-weiten Austausch von Forschenden. Wir brauchen die wissenschaftliche, internationale Zusammenarbeit, sie ist aus dem hochschulischen Alltag nicht mehr wegzudenken. Das bestätigen die befragten Parteien, die der Mobilität einen hohen Stellenwert zuerkennen. Trotzdem fehlen auch hier politische Modellansätze, wie eine offene und flexible europäische Forschungszusammenarbeit aussehen kann und wie diesen finanziert werden soll. Die Hochschulen brauchen aber eine verlässliche und kompetente Vertretung auf EU-Ebene, um ihre globale Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.“

Weitere Informationen:
https://www.hrk.de/themen/eu-wahl-2019/eu-wahlpruefsteine-2019/ Wahlprüfsteine an die Parteien
http://www.hrk.de

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Neue Behandlungsoptionen bei chronischen Schmerzen durch Früherkennung?

Oliver Grieve, Pressesprecher Stabsstelle Integrierte Kommunikation
Universitätsklinikum Schleswig-Holstein

Der vom BMBF geförderte Forschungsverbund noChro hat sich zum Ziel gesetzt, durch einfache Diagnostik von Biomarkern eine Schmerzchronifizierung vorherzusagen und damit betroffenen Patienten eine auf sie maßgeschneiderte Therapie zu ermöglichen.

Chronischer Schmerz betrifft etwa ein Fünftel der europäischen Bevölkerung und ist ein schwer behandelbares Gesundheitsproblem, das sowohl die Lebensqualität stark einschränkt als auch die Ökonomie stark belastet. Bisher gibt es keine medizintechnischen Lösungen, welche eine Prädisposition für Schmerzchronifizierung diagnostizieren können. Dabei spielt gerade die Früherkennung krankhaft veränderter Schmerzverarbeitung eine entscheidende Rolle, um chronische Schmerzzustände durch frühe zielgerichtete Therapien zu vermeiden. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat diesen medizinischen Bedarf erkannt und mit der Bekanntmachung „Chronische Schmerzen – Innovative medizintechnische Lösungen zur Verbesserung von Prävention, Diagnostik und Therapie“ zur Einreichung innovativer Projekte aufgefordert. Der zukunftsweisende Vorschlag des noChro-Konsortiums mit dem Titel „Frühdetektion von Schmerzchronifizierung: eine Analyseapplikation zur Integration sensorischer Profile und Biomarker“ hat das BMBF überzeugt und erhielt Anfang 2019 die Bewilligung zur Förderung.
Das ambitionierte Ziel des Projektes verspricht eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität der Betroffenen durch eine frühzeitige Diagnostik und eine individuelle Therapie. noChro hat zum Ziel, durch eine verbesserte Diagnostik und ein verbessertes Versorgungsmanagement die Chronifizierung von Schmerzen zu verhindern und neue patientenspezifische Therapien zu entwickeln. noChro soll damit eine innovative Analyseplattform werden, welche anhand von spezifischen Bluttests und neurophysiologischen Messdaten seriöse Vorhersagen zu einer Schmerzchronifizierung erlaubt.

PD Dr. Philipp Hüllemann (Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel), wissenschaftlicher Koordinator, sagt: „Durch neue hochsensitive Analyseverfahren haben wir heute die Möglichkeit nach Markern im Blut zu suchen, welche uns eine Prädisposition für Schmerzchronifizierung anzeigen. Die entscheidenden Fragen sind, welche Marker sind ausschlaggebend, welche korrelieren mit sensorischen Messungen des Nervensystems oder mit der klinischen Ausprägung einer Schmerzerkrankung? Wenn wir unser Projekt abgeschlossen haben, werden wir wissen, ob uns ein einzelner Blutstropfen den Weg Richtung Spontanheilung oder Schmerzchronifizierung weisen kann.“
„Für die Präzisionsmedizin von Patienten mit chronischem Schmerz werden innovative Biomarker gebraucht, um Patienten zu stratifizieren mit dem Ziel, eine frühzeitige Prävention oder Anwendung maßgeschneiderter Therapieoptionen zu erreichen“, ergänzt Prof. Dr. Dirk Roggenbuck (Firma MEDIPAN GmbH). „Das Projekt noChro adressiert diese Herausforderung hervorragend durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit von klinischen Forschergruppen mit einer profunden Expertise im Wissenstransfer und kleinen und mittleren Unternehmen mit Erfahrungen bei der Herstellung und Vermarktung von Medizinprodukten.‘
Prof Dr. Ralf Baron (Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel), wissenschaftlicher Berater des Projektes, sagt: „Aus den USA hören wir zurzeit viel von einer sogenannten Opioid-Epidemie. Gerade um dem Fehlgebrauch von hochpotenten Opioiden bei Schmerzerkrankungen entgegenzuwirken, ist eine Verhinderung der Chronifizierung bereits zu Beginn der Erkrankung von entscheidender Bedeutung. Gerade diesem hochaktuellen Thema widmet sich das noChro-Projekt.“

Das Konsortium wird im Rahmen des durch das BMBF für drei Jahre geförderten Projekts Patienten mit schmerzhaften und schmerzlosen Polyneuropathien sowie Radikulopathiepatienten (z.B. lumbale Nervenwurzelkompression nach Bandscheibenvorfall) mit Bluttests und elektrophysiologischen Methoden untersuchen. Die für die Schmerzchronifizierung wichtigsten Blut-Biomarker (Interleukine und Mikro-RNA) sollen anhand modernster bioinformatischer Verfahren mit klinischen und neurophysiologischen Daten (Modalitäten-spezifischen evozierten Potentialen) nachgewiesen werden. noChro entwickelt eine mobile medizintechnische Lösung, welche die Blutergebnisse erfassen und die Prädisposition für Schmerzchronifizierung vorhersagen kann.
Das unternehmensgeführte Konsortium besteht aus der Firma MEDIPAN GmbH (Prof. Dr. Dirk Roggenbuck, Dr. Marc Wegmann), der Firma MicroDiscovery GmbH (Dr. Arif Malik), dem Fraunhofer IZI-BB (PD Dr. Harald Seitz), dem Zentrum für Translationale Medizin am Marien Hospital Herne, der Universitätsklinik der Ruhruniversität Bochum (Prof. Dr. Nina Babel) sowie der Sektion für Neurologische Schmerzforschung und -therapie der Klinik für Neurologie des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein, Campus Kiel (PD Dr. Philipp Hüllemann).

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel
Klinik für Neurologie, PD Dr. Philipp Hüllemann
Tel.: 0431 500-23911, E-Mail: philipp.huellemann@uksh.de

Quelle: IDW 

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Physikalische Zauberei ermöglicht Kühlen ohne Energiezufuhr

Beat Müller Kommunikation
Universität Zürich

Physiker der Universität Zürich haben eine verblüffend einfache Anordnung entwickelt, bei der Wärme ohne Energiezufuhr von aussen zeitweise von einem kälteren zu einem wärmeren Objekt fliesst. Dieser Vorgang steht jedoch nur scheinbar im Widerspruch zu den Gesetzen der Physik.

Stellt man einen Krug mit kochendem Wasser auf den Küchentisch, so wird dieser mit der Zeit abkühlen. Doch seine Temperatur wird nie unter jene des Tisches fallen. Genau diese Alltagserfahrung beschreibt einer der fundamentalen Sätze der Physik: der Zweite Hauptsatz der Thermodynamik. Er besagt, dass die Entropie eines abgeschlossenen Systems mit der Zeit zunehmen muss. Vereinfacht ausgedrückt heisst das, dass Wärme von selbst nur von einem wärmeren zu einem kälteren Objekt fliessen kann und nicht umgekehrt.

Abkühlen unter Zimmertemperatur
Die Forschungsgruppe von Prof. Andreas Schilling am Physik-Institut der Universität
Zürich (UZH) hat nun ein Experiment durchgeführt, dessen Ergebnis den Zweiten Hauptsatz der Thermodynamik auf den ersten Blick zu verletzen scheint. Den Forschern ist es gelungen, ein neun Gramm schweres Stück Kupfer von über 100°C deutlich unter Zimmertemperatur abzukühlen, ohne dass von aussen Energie zugeführt wird. «Theoretisch könnte man mit dieser Versuchsanordnung kochendes Wasser ohne Energieaufwand zu Eis erstarren lassen», sagt Schilling.

Oszillierende Wärmeströme erzeugen
Die Forscher verwendeten hierfür ein sogenanntes Peltier-Element – ein Bauteil, das beispielsweise für das Kühlen der Minibar in Hotelzimmern eingesetzt wird. Es hat die Fähigkeit, elektrische Ströme in eine Temperaturdifferenz umzuwandeln. Mit Hilfe eines solchen Elements erzeugten die Wissenschaftler in Verbindung mit einer elektrischen Induktivität schon in früheren Versuchen einen oszillierenden Wärmestrom, bei dem der Wärmefluss zwischen zwei Körpern ständig die Richtung wechselt. Dabei wird zeitweise auch Wärme von einem kälteren Objekt auf ein wärmeres Objekt übertragen, so dass das kältere Objekt weiter abkühlt. Ein solcher «thermischer Schwingkreis» enthält faktisch eine «thermische Induktivität». Er funktioniert analog zu einem elektrischen Schwingkreis, bei dem die elektrische Spannung mit ständig wechselndem Vorzeichen oszilliert.

Physikalische Gesetze bleiben intakt
Bis jetzt hatte das Team um Schilling solche thermischen Schwingkreise nur unter Zufuhr von Energie betrieben. Die Forscher konnten nun erstmals zeigen, dass sich ein solcher thermischer Schwingkreis auch passiv – also ohne jegliche Energiezufuhr von aussen – betreiben lässt. Es traten ebenfalls thermische Oszillationen auf und über einige Zeit floss Wärme direkt vom kälteren Kupfer hin zu einem wärmeren Wärmebad von 22°C ohne zwischenzeitlich in eine andere Energieform umgewandelt zu werden. Die Autoren konnten zudem nachweisen, dass bei diesem Vorgang trotzdem keine Gesetze der Physik verletzt wurden. Dazu berechneten sie die Änderung der Entropie des Gesamtsystems und zeigten, dass diese im Verlauf der Zeit zunimmt – genau wie dies der Zweite Hauptsatz der Thermodynamik fordert.

Potenzielle Anwendung noch Zukunftsmusik
Der im Experiment erreichte Unterschied zur Zimmertemperatur betrug zwar nur knapp 2°C, doch liegt dies hauptsächlich an den Eigenschaften des verwendeten kommerziellen Peltier-Elements. Gemäss Schilling wäre rein rechnerisch mit einem (noch nicht existierenden) «idealen» Peltier-Elements unter gleichen Bedingungen eine Abkühlung bis zu -47°C möglich: «Mit dieser sehr einfachen Technik liessen sich theoretisch also grosse Mengen an heissem Material, egal ob fest, flüssig oder gasförmig, ohne jeglichen Energieaufwand unterhalb Umgebungstemperatur abkühlen.» Der passive thermische Schaltkreis könnte dabei beliebig oft verwendet werden.

Schilling räumt allerdings ein, dass eine Anwendung in grossem Massstab noch nicht absehbar ist. Einerseits sind die derzeit erhältlichen Peltier-Elemente nicht effizient genug. Andererseits benötigt die jetzige Versuchsanordnung supraleitende Induktivitäten, um die elektrischen Verluste möglichst klein zu halten.

Altgediente Auffassungen auf den Kopf gestellt
Für den UZH-Physiker ist nicht nur der erstmals erbrachte, prinzipielle Nachweis bedeutsam: «Die Experimente muten zunächst wie thermodynamische Zauberei an und rütteln damit auch in gewissem Masse an unseren gängigen Vorstellungen über Wärmeflüsse.»

Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Prof. Dr. Andreas Schilling
Physik-Institut
Universität Zürich
Tel. +41 44 635 57 91
E-Mail: schilling@physik.uzh.ch

Originalpublikation:
A. Schilling, X. Zhang, and O. Bossen. Heat flowing from cold to hot without external intervention by using a „thermal inductor“. Science Advances. April 19, 2019. DOI: 10.1126/sciadv.aat9953

Weitere Informationen:
https://www.media.uzh.ch/de/medienmitteilungen/2019/Thermischer-Schwingkreis.htm…

Quelle: IDW 

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Salmonellen-Infektion – Schützende Darmbakterien identifiziert

Luise Dirscherl Stabsstelle Kommunikation und Presse
Ludwig-Maximilians-Universität München

LMU-Wissenschaftler haben Bakterien identifiziert, die Mäuse vor einer Salmonelleninfektionen schützen.

Salmonellen sind stäbchenförmige Bakterien, die beim Menschen und vielen Tieren Magen-Darm-Infektionen (Gastroenteritis) verursachen können. Insbesondere bei Angehörigen von Risikogruppen wie Säuglingen, Kleinkindern, älteren oder immungeschwächten Menschen kann eine Salmonelleninfektion schwer verlaufen. Menschen mit einer intakten Darmflora dagegen sind meist geschützt. Nur bei etwa 10 bis 20 Prozent derer, die die Keime – meist über kontaminierte Lebensmittel – aufnehmen, kommt es überhaupt zu einer Infektion. Welche Bakterien in der Darmflora aber womöglich die Ursache der schützenden Effekte sind, ist bisher weitgehend unbekannt. Wissenschaftlern um Bärbel Stecher, Professorin am Max von Pettenkofer-Institut der LMU und Mitglied des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF), ist es nun gelungen, ein Bakterium zu identifizieren, das im Mausmodell vor Infektionen mit Salmonella enterica serovar Typhimurium – eine der beiden in Deutschland häufigsten Subspezies – schützt. Über ihre Ergebnisse berichten die Wissenschaftler im Fachmagazin Cell Host & Microbe.

Der Darm gesunder Menschen und Mäuse ist dicht mit Bakterien und anderen Mikroorganismen besiedelt. Diese natürliche Darmflora kann vor Infektionen mit Salmonellen schützen, weil insbesondere die kommensalen Bakterien dort Inhibitoren produzieren, alle Nischen besetzen und relevante Nährstoffe wie Zucker oder Proteine, aber auch Sauerstoff verbrauchen. Um zu untersuchen, wie eine gesunde Darmflora zusammengesetzt ist, die optimal vor Infektionen schützt, haben Sandrine Brugiroux und Debora Garzetti aus dem Forschungsteam das Mikrobiom diverser Mausgruppen verglichen. Die Tiere einer Gruppe hatten sich als vor Salmonellen-Infektionen geschützt erwiesen, die Mäuse der anderen Gruppen nicht.

Dabei fanden die Wissenschaftler, dass in den geschützten Mäusen Bakterien der Art Mucispirillum schaedleri vorkommen, in der anderen Gruppe fehlen diese. M. schaedleri gehört zu einer Bakteriengroßgruppe, deren Vertreter hauptsächlich in Schlamm oder Sedimenten leben – nur Mucispirillum kommt im Darm von Warmblütern vor, bei Mäusen wie Menschen. „Bisher hat man geglaubt, dass dieses Bakterium bei Menschen nicht so häufig vorkommt“, sagt Stecher, „aber bei Stuhluntersuchungen wird M. schaedleri oft nicht entdeckt, da sich diese Bakterien in der Schleimschicht des Darms anreichern. In Studien, in denen die Darmschleimhaut untersucht wurde, hat man die Bakterien bei 50 Prozent der Probanden gefunden.“

In einem nächsten Schritt setzte Simone Herp, die gerade Ihre Doktorarbeit am Max von Pettenkofer-Institut erfolgreich abgeschlossen hat, ein sogenanntes gnotobiotisches Modell ein. Das sind Mäuse, deren Darm zunächst keimfrei ist und gezielt besiedelt werden kann, sodass sie eine definierte Darmflora in sich tragen. „Wir haben eine Gruppe Mäuse generiert, die Mucispirillum im Darm haben und eine andere ohne diese Bakterien. Beide Gruppen haben wir experimentell mit Salmonellen infiziert und konnten tatsächlich zeigen, dass Mucispirillum kausal mit einem Schutz vor Salmonelleninfektionen in Verbindung steht“, sagt Stecher.

Weitere Untersuchungen der Forscher zeigten, dass die Schutzwirkung von Mucispirillum darauf beruht, dass die Bakterien mit den Salmonellen um bestimmte Nährstoffe konkurrieren, zum Beispiel um Nitrat. Durch diese Konkurrenz wachsen die Salmonellen zwar nicht unbedingt langsamer, aber sie können ihren wichtigsten Virulenzfaktor – die Eigenschaft, auf dem die pathogene Wirkung beruht – nicht mehr bilden. Dieser Virulenzfaktor, ein sogenanntes Typ-III-Sekretionssystem, fungiert als eine Art molekulare Nadel, mit der die Salmonellen Toxine in die Epithelzellen spritzen. In der Folge können sie in die Epithelzellen eindringen und es kommt letztlich zur Entzündung und Gastroenteritis.

Möglicherweise könnten die Ergebnisse der Wissenschaftler langfristig zur Entwicklung neuer Präventionsmethoden führen. „Aber bis dahin ist noch viel Forschung nötig“, betont Stecher, „noch wissen wir beispielsweise nicht, ob und welche anderen – möglicherweise ja auch negativen – Effekte M. schaedleri im Darm hat.“
Cell Host & Microbe 2019

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Bärbel Stecher
Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene
Max von Pettenkofer-Institut
Tel: ++49-89-2180-72948
E-Mail: stecher@mvp.lmu.de
http://www.mvp.uni-muenchen.de/en/research/medical-microbiology-and-hospital-epi…

Originalpublikation:
Mucispirillum schaedleri Antagonizes Salmonella Virulence to Protect Mice against Colitis
Simone Herp, Sandrine Brugiroux, Debora Garzetti, Diana Ring, Lara M. Jochum, Markus Beutler, Claudia Eberl, Saib Hussain, Steffi Walter, Roman G. Gerlach, Hans J. Ruscheweyh, Daniel Huson, Mikael E. Sellin, Emma Slack, Buck Hanson, Alexander Loy, John F. Baines
Cell Host & Microbe 2019
DOI: 10.1016/j.chom.2019.03.004

Quelle: IDW 

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Förderaufruf: Welchen Einfluss hat die Energiewende auf die Gesellschaft – und umgekehrt?

Svenja Krämer Kommunikation, Geschäftsentwicklung
Projektträger Jülich

Die Energiewende geht mit tiefgreifenden Veränderungen und Erweiterungen unseres Energiesystems einher. Sie ist ein gesamtgesellschaftlicher Transformationsprozess. Das Gelingen der Energiewende erfordert daher nicht nur innovative Technologien. Auch die gesellschaftlichen und sozio-ökonomischen Rahmenbedingungen müssen erforscht, verstanden und berücksichtigt werden. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) sucht daher ab sofort Forschungsvorhaben mit system- und technologieübergreifendem Charakter zur Gesellschaft im Kontext der Energiewende. Projektskizzen können bis zum 11.06.2019 beim Projektträger Jülich (PtJ) eingereicht werden.

Durch den Anstieg erneuerbarer Energien im Strommix, die Innovationen bei den Energiespeichertechnologien und die Entwicklung intelligenter Übertragungs- und Verteilnetze nimmt die Energiewende in Deutschland und Europa immer mehr Form an. Ob und wie unser Energiesystem in Zukunft aussehen wird, hängt aber nicht nur von innovativen Technologien ab. Es braucht darüber hinaus Informationen darüber, wie sich tiefgreifende Veränderungen und neue Prozesse auf die Gesellschaft und ihre Akteure auswirken.

Aus diesem Grund fördert das BMWi im Rahmen des 7. Energieforschungsprogramms der Bundesregierung unter dem Titel „Energiewende und Gesellschaft“ explizit Projekte und Vorhaben zu übergeordneten Themen der gesellschaftlichen Implikation der Energiewende. Der erste offizielle Förderaufruf wurde am 10.4.2019 auf https://www.energieforschung.de veröffentlicht. Stichtag für die Skizzeneinreichung ist der 11.06.2019.

Transdisziplinäre Konsortien gesucht
Die Projektvorschläge sollten sich durch eine Zusammenarbeit von mindestens drei Fachdisziplinen auszeichnen. Das BMWi spricht hiermit neben Partnern aus Energie und Umwelt explizit Akteure aus dem sozialwissenschaftlichen, kommunikationswissenschaftlichen oder geisteswissenschaftlichen Forschungsumfeld an. Förderberechtigt sind unter anderem sektorübergreifende Analysen der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen der Energiewende hinsichtlich ihrer technischen, ökonomischen, sozialen, institutionellen und gesetzlichen/regulatorischen Dimension, die Erforschung von Akzeptanz und Mitwirkung im Transformationsprozess oder auch die sozio-ökonomische Erforschung der Folgen von Strukturwandelmaßnahmen.

Nicht Gegenstand des Förderaufrufs ist die originäre Politikberatung. Auch technologiespezifische Projektvorschläge mit direktem Bezug zu gesellschaftlichen Fragen werden nicht in diesem Förderaufruf adressiert. Diese Themen sollten im jeweiligen in der Förderbekanntmachung „Innovationen für die Energiewende“ (https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Downloads/B/bekanntmachung-forschungsfoerderung…) aufgeführten energietechnologischen Forschungsbereich eingereicht werden.

PtJ setzt die Fördermaßnahme im Auftrag des BMWi um.

Über den Projektträger Jülich (PtJ)
Als einer der großen Projektträger in Deutschland ist PtJ Partner für Wissenschaft, Wirtschaft und Politik. Mit seinen Kompetenzen im Forschungs- und Innovationsmanagement unterstützt er seine Auftraggeber in Bund und Ländern sowie die Europäische Kommission bei der Realisierung ihrer forschungspolitischen Zielsetzungen. Förderinteressenten und Antragsteller berät er über aktuelle Förderinitiativen und betreut sie bei der Vorbereitung und Umsetzung ihrer Vorhaben.

Weitere Informationen:
https://www.energieforschung.de/antragsteller/foerderangebote/foerderaufruf_gese…
(Weitere Informationen zum Förderaufruf „Energiewende und Gesellschaft“ sowie Kontaktdaten der Ansprechpartner/innen)

Quelle: IDW 

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Drei Forschungsschiffe – ein Auftrag

Ralf Röchert Kommunikation und Medien
Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung

Extreme Hoch- und Niedrigwasserereignisse im Fokus von Wissenschaftsteams

Sturmereignisse mit starken Regenfällen und Überschwemmungen wird es laut globaler Prognosen bis zum Ende dieses Jahrhunderts 10 bis 20 Prozent häufiger geben als bisher. Diese verursachen, ebenso wie extreme Niedrigwasserphasen, erhebliche Schäden und haben somit sozioökonomische aber auch ökologische Auswirkungen. Um diese besser zu verstehen, unternehmen drei Forschungsschiffe des Helmholtz-Programms MOSES am 16. und 17. April 2019 eine gemeinsame Forschungsfahrt von der Elbemündung bis nach Helgoland.

Deutlich erkennbare Extreme in Mitteleuropa sind Überschwemmungen im Einzugsgebiet der Elbe in den Sommermonaten der Jahre 2002 und 2013 sowie auch die extreme Niedrigwasserphase 2018. Jedes dieser Ereignisse verursachte Schäden in Milliardenhöhe und zeigte enorme sozioökonomische sowie ökologische Auswirkungen. „Um die hydrologischen Extreme und ihre Rolle in Wasser- und Stoffkreisläufen besser zu verstehen, brauchen wir fundiertes Wissen über das Zusammenspiel zwischen den Entstehungsbedingungen wie Wetterlagen, Niederschlagsmenge und der Topographie der betroffenen Gebiete sowie den Einflussparametern entlang der Fluss- und Meeressysteme wie beispielsweise Nährstoff- und Schadstoffquellen“, sagt Prof. Philipp Fischer. Der Biologe vom Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) auf Helgoland koordiniert die jetzt stattfindende Sternfahrt dreier Forschungsschiffe, die diese grundlegenden Daten liefern soll.

Die Ausfahrt findet statt im Rahmen des Helmholtz-Programms MOSES (Modular Observation Solutions for Earth Systems – www.moses-helmholtz.de). MOSES hat zum Ziel, die Auswirkungen solcher extremer Hoch- und Niedrigwasserereignisse am Beispiel des Einzugsgebiets der Elbe zu untersuchen und die möglichen chemischen, physikalischen und ökologischen Folgen von Extremereignissen für das Gesamtsystem von Flussoberlauf bis in die Küstengebiete zu bewerten.

Mit Hilfe speziell angepasster und teilweise neu entwickelter mobiler und modularer Sensorik können die Wissenschaftler Situationen im Wasserhaushalt des Einzugsgebietes (Starkregen- oder langanhaltende Trockenheit), die sich „extrem“ entwickeln, situationsangepasst erfassen und bewerten. Diese Messergebnisse können dann mit den Langzeitmessungen von bestehenden Dauerobservatorien oder den autonomen Beobachtungssystemen von Fähren (Ferry Boxes) von Büsum und Cuxhaven nach Helgoland vergleichend analysiert werden. Solche Observatorien und die Kooperation mit Fähren sind im Rahmen des Projektes Cosyna (Coastal Observing Systems for Northern and Arctic Seas) in der Elbmündung etabliert.

In der Zeit vom 16. bis 17. April findet die erste Testkampagne im Rahmen von MOSES mit den Forschungsschiffen Littorina, Mya II und Ludwig Prandtl statt, um den Ernstfall zu proben. Die drei Schiffe von GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel, AWI und Helmholtz-Zentrum Geesthacht Zentrum für Material- und Küstenforschung (HZG) sollen künftig bei Hoch- oder Niedrigwasserereignissen eingesetzt werden, um Proben zu sammeln und Echtzeitdaten während Extremereignisse zu nehmen und diese beispielsweise für die Modellierung möglicher Umweltszenarien und Auswirkungen der Extremereignisse bereitzustellen.

Forschende von fünf Forschungszentren werden von Cuxhaven und Büsum aus nach Helgoland und zurück fahren – neben den Schiffsbetreibern sind das Helmholtz-Zentrum Potsdam – Deutsches GeoForschungsZentrum (GFZ) und das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) dabei. Dabei werden sie den schiffsübergreifenden Einsatz vernetzter Sensorik zur flächenhaften Messung der Ökosystemqualität in den Küstengewässern erproben. Die Forschungsschiffe werden sich dabei zusätzlich mit den Fähren Helgoland und Funny Girl der Reederei Cassen Eils auf dem Weg nach Helgoland treffen. Diese Schiffe sind ebenfalls mit Sensoren in einer Ferry Box ausgestattet, mit denen sie kontinuierlich Umweltmessdaten aufnehmen, die im Ernstfall die Daten der Forschungsschiffe komplementieren.

Die Testkampagne ist die erste von drei geplanten Übungen in der Elbmündung, welche die Koordination und den Ablauf solcher Messfahrten optimieren sollen. Im Falle eines sich anbahnenden extremen Hochwasserereignisses in der Elbe verfügt das Forscherteam über eine relativ kurze Vorlaufzeit von etwa einer Woche, um die Schiffe mit den Messinstrumenten vorzubereiten, das Einsatzteam zu organisieren und die Flutwelle anzutreffen, wenn sie in der Nordsee einläuft. „Die Folgen von Extremereignissen für Dörfer, Städte und Gemeinden an der Elbe sind größtenteils bekannt, aber unser Wissen über die Auswirkungen auf die Meeresumwelt ist sehr beschränkt. Mit der Übung im April 2019 bereitet MOSES die Durchführung erster Messungen im Abfluss der Elbe für den ‚Ernstfall‘ während eines extremen Hochwassers vor“, sagt AWI-Biologe Philipp Fischer.

Das Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) forscht in der Arktis, Antarktis und den Ozeanen der gemäßigten sowie hohen Breiten. Es koordiniert die Polarforschung in Deutschland und stellt wichtige Infrastruktur wie den Forschungseisbrecher Polarstern und Stationen in der Arktis und Antarktis für die internationale Wissenschaft zur Verfügung. Das Alfred-Wegener-Institut ist eines der 19 Forschungszentren der Helmholtz-Gemeinschaft, der größten Wissenschaftsorganisation Deutschlands.

Quelle: IDW 

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Vergangenheit trifft Zukunft

Elke Sähn Presse und Öffentlichkeitsarbeit
Fraunhofer-Institut für Verkehrs- und Infrastruktursysteme

autartec®-Haus am Fuß der F60 fertiggestellt

Der Hafen des Bergheider Sees beherbergt seinen ersten Bewohner. Das schwimmende autartec®-Haus – entstanden im Rahmen eines vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Wachstumskerns – soll mit seinem unkonventionellen Aussehen und einer Vielzahl implementierter neuer Technologien das Lausitzer Seenland bereichern.

Bereits seit 2014 entwickelten und erprobten Unternehmen, Hochschulen und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen aus Süd-Brandenburg, Sachsen und Ost-Thüringen neue Materialien und Methoden. So entstanden innerhalb des Projekts autartec® verschiedenste Technologien für sich selbst versorgende Siedlungen und schwimmende Architektur. Am 16. April findet die offizielle Abschlussveranstaltung statt.

Insbesondere die Verwendung innovativer Bauwerkstoffe aus Carbonbeton, die Strukturintegration von Energiespeichern, die Erprobung von Wasseraufbereitungsanlagen und die Entwicklung einer umfassenden Steuerung der spezifischen Teilkomponenten sollen dazu beitragen, eine autarke Lebensweise zu ermöglichen.

Mitte letzten Jahres wurde unter Federführung des Fraunhofer-Institut für Verkehrs- und Infrastruktursysteme IVI in Dresden damit begonnen, das Haus als Technologiedemonstrator zu errichten. Das Nutzungsszenario orientiert sich an dem Energie- und Platzbedarf eines 4-Personenhaushaltes. Der 175 qm großen Ponton bildet das Fundament für ein zweistöckiges Gebäude mit umlaufender Terrasse.

Architektonisch spiegelt die Kubatur des Hauses die drei Facetten der im Projekt angestrebten Autarkiebereiche für Wasser/ Abwasser, Elektroenergie und Wärmeenergie wider. Dementsprechend prägen drei sich durchdringende Kuben das skulpturale Erscheinungsbild. Spezifische Gebäudeflächen sind für den jeweiligen Energieertrag optimal ausgerichtet. Die Gesamtkomposition referenziert zu der freiheitlichen und unabhängigen Wohnkultur auf Basis moderner Technologien.

Das schwimmende Haus als Symbolbild für vernetzte alternative Energiekonzepte und moderne Wohnkultur bietet gute Chancen, als Kristallisationskeim für weitere Aktivitäten zu neuen Lebensformen auf dem Wasser und dem Land zu fungieren.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Matthias Klingner
Institutsleiter

Telefon +49 (0)351/ 46 40-640
matthias.klingner@ivi.fraunhofer.de

Weitere Informationen:
http://www.ivi.fraunhofer.de
http://www.autartec.com

Quelle: IDW 

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Plastikmüll stört Kommunikation: Bayreuther Studie zeigt Risiken für Ökosysteme auf

Christian Wißler Pressestelle
Universität Bayreuth

Plastikmüll beeinträchtigt im Wasser lebende Organismen auf eine bisher wenig beachtete Weise: Botenstoffe, die für die Kommunikation unter Wasser unentbehrlich sind, reichern sich an der Oberfläche von Plastikteilchen an und können dadurch ihre ökologischen Funktionen nicht mehr erfüllen. Dies zeigen Wissenschaftler der Universität Bayreuth in einer neuen Studie am Beispiel von Wasserflöhen. Die Tiere bilden Verteidigungsstrukturen aus, wenn Botenstoffe ihnen signalisieren, dass sie von Fressfeinden bedroht sind. Die Verteidigungen sind jedoch deutlich schwächer ausgebildet, sobald sich Plastikmüll im Wasser befindet. In Scientific Reports stellen die Wissenschaftler ihre Erkenntnisse vor.

„Forschungsarbeiten zu den möglichen Effekten von Plastikpartikeln in der Umwelt haben sich bisher auf direkte Auswirkungen fokussiert, die beispielsweise auftreten können, wenn diese mit der Nahrung aufgenommen werden. Wir haben hingegen an einem Fallbeispiel nachgewiesen, welche potenziellen Risiken die bloße Anwesenheit von Plastikmüll in Ökosystemen hat“, erklärt Prof. Dr. Christian Laforsch, der die Forschungsarbeiten koordiniert hat.

Von kleinen im Plankton lebenden Krebsen der Gattung Daphnia (Wasserflöhe) ist bekannt, dass sie sich vor Fressfeinden durch vergrößerte körpereigene Strukturen schützen: Beispielsweise entwickelt die Art Daphnia longicephala eine große „Kopfhaube“ und einen langen Stachel. Dadurch sind sie vor Angriffen ihrer Fressfeinde, in diesem Fall Wasserwanzen, geschützt. Botenstoffe, sogenannte Kairomone, bewirken, dass sich diese Strukturen ausbilden. Sie werden von natürlichen Fressfeinden im Wasser abgegeben und signalisieren den Daphnien die Anwesenheit der Räuber. Das Team der Bayreuther Biologen hat nun untersucht, wie es um dieses körpereigene Verteidigungssystem bestellt ist, falls sich in der Umwelt der Wasserflöhe auch Plastikpartikel befinden. Für diese Tests haben sie zwei Kunststoffsorten ausgewählt, die besonders häufig in Gewässern gefunden werden. In den Versuchsansätzen, in denen Plastikpartikel im Wasser waren, wurden die der Verteidigung dienenden Strukturen deutlich schwächer ausgebildet. „Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass sich die Kairomone zu einem erheblichen Teil an den Plastikpartikeln anlagern – ein Vorgang, der als Adsorption bezeichnet wird. Dadurch können sie im Wasser nicht mehr detektiert werden, so dass den Wasserflöhen fälschlicherweise eine geringere Gefahr signalisiert wird“, sagt der Erstautor der Studie, Benjamin Trotter M.Sc., Doktorand an der Universität Bayreuth.

Die Folgen dieser gestörten Unterwasser-Kommunikation könnten weitreichend sein. Die Wasserflöhe unterschätzen die Gefahren, die ihnen von natürlichen Fressfeinden drohen, entwickeln keine ausreichende Abwehr und fallen daher ihren Fressfeinden häufiger zum Opfer. „Daphnien haben eine entscheidende Bedeutung für das natürliche Nahrungsnetz in stehenden Gewässern“, sagt die Bayreuther Doktorandin Anja Ramsperger M.Sc., die an der Studie ebenfalls mitgewirkt hat. Eine derartige Fehlanpassung, bedingt durch das bloße Vorkommen von Plastik in der Umwelt, könnte das gesamte Nahrungsnetz beeinflussen und somit Auswirkungen auf das entsprechende Ökosystem haben.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Prof. Dr. Christian Laforsch
Lehrstuhl für Tierökologie I
Universität Bayreuth
Tel.: +49 (0) 921 / 55- 2650
E-Mail: christian.laforsch@uni-bayreuth.de

Originalpublikation:

B. Trotter, A.F.R.M. Ramsperger, P. Raab, J. Haberstroh, C. Laforsch: Plastic waste interferes with chemical communication in aquatic ecosystems, in Scientific Reports (2019), DOI: https://doi.org/10.1038/s41598-019-41677-1

Quelle: IDW 

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Pilze filtern Medikamente aus dem Abwasser

Kim-Astrid Magister Pressestelle
Technische Universität Dresden

Wissenschaftler der TU Dresden entwickeln ein Biofiltersystem auf der Basis von Pilzenzymen, das kritische Chemikalien effektiv und nachhaltig aus gereinigtem Abwasser entfernt. Die Arbeitsgruppe Enzymtechnik am Institut für Naturstofftechnik forscht seit zwei Jahren an dem biochemischen Verfahren zur Entfernung von Xenobiotika, die Flüsse und Seen belasten.

Xenobiotika – dazu gehören Hormone, Schmerzmittel, Antibiotika, aber auch Röntgenkontrastmittel oder Industrie- und Agrarchemikalien – werden durch den Menschen über das Abwasser in die Stoffkreisläufe der Natur eingebracht. Aktuelle Studien zeigen, dass allein in Deutschland jährlich etwa 300.000 Tonnen Mikroschadstoffe in die Wasserkreisläufe gelangen. Schon in sehr geringer Konzentration haben einige dieser Stoffe nachteilige Wirkungen auf unser Ökosystem und beeinflussen die Gewinnung von Trinkwasser negativ.

„Die bestehenden dreistufigen kommunalen Wasser- und Abwasserreinigungsanlagen sind nur teilweise in der Lage, diese Schadstoffe herauszufiltern. Selbst modernste Anlagen können keine vollständige Reinigung leisten. Manche Mikroschadstoffe wie zum Beispiel Anti-Epileptika können bisher überhaupt nicht rausgefiltert werden. Über das Wasser gelangen sie in die Umwelt und verändern Fische und alle anderen lebenden Organismen“, umreißt die Projektleiterin Dr. Anett Werner das Problem. „Noch gibt es für diese Stoffe keine gesetzlichen Grenzwerte, doch das wird sich ändern müssen. Dann steht in vielen Klärwerken in Deutschland der Ausbau einer vierten Reinigungsstufe an. In der Schweiz ist das an vielen Stellen schon erfolgt.“

Die Wissenschaftler der TU Dresden entwickeln ein Verfahren, das die chemischen Verbindungen der naturfremden Rückstände aufspalten kann. Dieses Biofiltersystem funktioniert auf der Basis von bestimmten Pilzenzymen. Nur Ständerpilze (Basidiomyceten) besitzen diesen Enzym-Cocktail. Sie können ringförmige chemische Verbindungen, wie sie auch die kritischen Xenobiotika besitzen, aufspalten und schließlich zu deren Entfernung beitragen.

„Wir wollen ein Filtersystem entwickeln, das zumindest einen Teil der Mikroschadstoffe auf natürlichem Weg entfernt. Dabei helfen uns Pilze, deren Enzyme wie chemische
Scheren arbeiten. Die Scheren zerschneiden die Ringstrukturen der Medikamente, dadurch werden sie biologisch abbaubar. Wir isolieren die Enzyme, binden sie an hochporöse metallische Werkstoffe und bauen sie in Filter am Ende der Kläranlagen ein. Sobald die Enzyme nicht mehr arbeiten, werden die Kugeln entnommen, erhitzt und mit neuen Enzymen versehen“, so Werner.

Für das eigentliche Biofiltersystem mussten die Wissenschaftler eine Technologie zur Immobilisierung (Isolation & Fixierung) der Enzyme auf hochporöse Träger konstruieren. Als Trägermaterial wurden verschiedene Materialien erfolgreich getestet: metallische Hohlkugeln aus einem Sintermaterial, die kaum 4 Millimeter groß sind, Metallschäume, Membranen und Luffa-Schwämme, ein Naturmaterial, das als Naturstoff reichlich und günstig verfügbar ist und nach der Nutzung im Filter auch noch biologisch abgebaut werden kann. Die Fixierung auf einem Träger ist wichtig, damit die Enzyme in einem Filtersystem an Ort und Stelle arbeiten können.

Bisherige Laborversuche haben gezeigt, dass die Enzyme auf metallischen Hohlkugeln selbst nach acht Wochen noch aktiv sind. Dieser Zeitraum soll weiter optimiert werden. In einer Biofilteranlage müsste das Wasser etwa zwei bis acht Stunden verweilen bis die kritischen Substanzen abgebaut sind. Zudem konnten die Wissenschaftler nachweisen, dass sich 15 Substanzen mithilfe der Pilzenzyme auf natürlichem Weg aus dem Wasser entfernen lassen – darunter Antibiotika, Schmerzmittel, Blutdrucksenker, Entwässerungsmittel und ein Anti-Epileptikum, für das es bisher keine praktikable technische Lösung gab. Damit entwickeln die Bioverfahrenstechniker der TU Dresden einen wesentlichen Baustein zur nachhaltigen Wassernutzung. In Kürze wird das Biofiltersystem unter Realbedingungen getestet. Zukünftig soll das Verfahren auch für weitere Xenobiotika, wie Bisphenol-A, verschiedene Antibiotika und Pestizide optimiert werden.

Im Projekt XenoKat arbeiten unter der Leitung des Institutes für Naturstofftechnik an der TU Dresden die ASA Spezialenzyme GmbH, die BfG Bundesanstalt für Gewässerkunde sowie das CIMTT Zentrum für Produktionstechnik und Organisation der TU Dresden zusammen. Das Gesamtprojekt wird mit 700.000 EUR für den Zeitraum Mai 2017 bis Oktober 2019 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Dr.-Ing. Anett Werner
Leiterin Arbeitsgruppe Enzymtechnik
TU Dresden
Institut für Naturstofftechnik
Professur für Bioverfahrenstechnik
Tel.: +49 351 463-32594
Émail: anett.werner@tu-dresden.de

Quelle: IDW 

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BZgA empfiehlt: Jetzt gegen Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) impfen

Dr. Marita Völker-Albert Pressestelle
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung

Die Zahl der FSME-Fälle in Deutschland steigt. Daher rät die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) allen Reisenden und Bewohnern in FSME-Risikogebiete sich rechtzeitig impfen zu lassen. Die meist durch Zeckenstiche übertragene Infektion mit FSME-Viren kann zu einer Entzündung des Gehirns, der Hirnhäute oder des Rückenmarks führen. Im Jahr 2018 wurden in Deutschland 583 FSME-Erkrankungen und damit fast 100 Fälle mehr als im Vorjahr (2017: 486) an das Robert Koch-Institut (RKI) gemeldet. Das ist die höchste Zahl von FSME-Fällen seit Einführung der Meldepflicht im Jahr 2001. Das RKI hat 2019 fünf weitere Landkreise als neue Risikogebiete ausgewiesen.

Wer eine Reise in FSME-Risikogebiete plant, sollte sich rechtzeitig impfen lassen. Dazu rät die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) und informiert auf http://www.impfen-info.de über die FSME-Impfung. FSME wird durch Zecken übertragen und führt zu einer Entzündung der Hirnhäute und des Gehirns. Im Jahr 2018 wurden in Deutschland 583 FSME-Erkrankungen und damit fast 100 Fälle mehr als im Vorjahr (2017: 486) an das Robert Koch-Institut (RKI) gemeldet. Das ist die höchste Zahl von FSME-Fällen seit Einführung der Meldepflicht im Jahr 2001.
Dr. med. Heidrun Thaiss, Leiterin der BZgA, erklärt: „Noch ist es Zeit, sich gegen FSME impfen zu lassen, bevor die aktive Zeit im Freien beginnt. Dies gilt nicht nur für Reisende, die in FSME-Risikogebieten Urlaub machen. Auch für diejenigen, die in Risikogebieten leben, ist der Impfschutz gegen FSME wichtig. Jedem, der sich in einer solchen Region im Freien, insbesondere im Wald, aufhält, wird die Impfung gegen FSME empfohlen.“
In Deutschland tritt FSME derzeit vor allem in Baden-Württemberg und Bayern, aber auch im südlichen Hessen (Odenwald), im südöstlichen Thüringen und in Sachsen auf. Außerdem betroffen sind die Landkreise Marburg-Biedenkopf (Mittelhessen), Saar-Pfalz-Kreis (Saarland), Birkenfeld (Rheinland-Pfalz) und Emsland (Niedersachsen). Das RKI hat in diesem Jahr fünf weitere Landkreise als neue Risikogebiete ausgewiesen. Hierzu gehören neben dem Landkreis Emsland (Niedersachsen) drei Kreise in Bayern (LK Garmisch-Partenkirchen, LK Landsberg a. Lech, SK Kaufbeuren) sowie der Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge.
Die Karte mit den Hochrisikogebieten findet sich unter: https://www.impfen-info.de/mediathek/infografiken/
Die meist durch Zeckenstiche übertragene Infektion mit FSME-Viren kann zu einer Entzündung des Gehirns, der Hirnhäute oder des Rückenmarks führen. Erwachsene erkranken meist schwerer als Kinder. Neben Zecken kann FSME sehr selten auch durch Rohmilchprodukte von erkrankten Ziegen oder Schafen übertragen werden, nicht jedoch von Mensch zu Mensch.
Mit drei Impfungen wird ein länger anhaltender Impfschutz gegen FSME aufgebaut. Nach dem üblichen Impfschema erhält man je nach Impfstoff die ersten beiden Impfungen im Abstand von 14 Tagen bzw. ein bis drei Monaten. Ein kurzzeitiger Impfschutz besteht ab etwa 14 Tagen nach der zweiten Impfung. Für einen längeren Schutz ist eine dritte Impfung nötig. Sie wird nach weiteren fünf bzw. neun bis zwölf Monaten verabreicht. Eine erste Auffrischung wird nach drei Jahren empfohlen, weitere Auffrischungen sind – abhängig vom Alter – alle drei bis fünf Jahre angeraten.
Deutschlandweit können Zecken neben FSME zum Beispiel auch Borreliose übertragen, eine Erkrankung, die im Gegensatz zu FSME durch Bakterien verursacht wird. Sie kann unterschiedlich schwer verlaufen und betrifft vor allem die Haut, das Nervensystem und die Gelenke.
Praktische Tipps zum Schutz vor einem Zeckenstich unter:
http://www.infektionsschutz.de/erregersteckbriefe/fsme/.

Weitere Informationen zum Thema:
Karte „FSME-Risikogebiete in Deutschland“ zum Download: https://www.impfen-info.de/mediathek/infografiken/
Für Kinder: https://www.impfen-info.de/impfempfehlungen/fuer-kinder-0-12-jahre/fsme-fruehsom…
Für Jugendliche: https://www.impfen-info.de/impfempfehlungen/fuer-jugendliche-12-17-jahre/fsme-fr…
Für Erwachsene: https://www.impfen-info.de/impfempfehlungen/fuer-erwachsene/fsme-fruehsommer-men…
Kostenlose Bestellung der BZgA-Materialien unter:
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, 50819 Köln
Online-Bestellsystem: www.bzga.de/infomaterialien
Fax: 0221/8992257
E-Mail: order@bzga.de

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KIT-Experte zu aktuellem Thema: Putzen mit Bakterien

Monika Landgraf Strategische Entwicklung und Kommunikation – Gesamtkommunikation
Karlsruher Institut für Technologie

Die Sonnenstunden werden mehr, die Temperaturen steigen – und der Frühjahrsputz steht an. Derzeit geraten Mittel mit Bakterien in Mode: Die probiotischen Reiniger enthielten „freundliche“ Mikroorganismen, die Schmutz, Staub und schädliche Bakterien auf natürliche Weise beseitigten, versprechen die Hersteller. So werde selbst hartnäckiger Schmutz effizient und umweltschonend entfernt. Forscherinnen und Forscher des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) haben die Mikro-Haushaltshilfen unter die Lupe genommen.

Die Reinigungswirkung von probiotischen Reinigern basiert auf dem Konzept, dass Stoffe wie Fette, Eiweiße, Kohlenhydrate oder Harnstoffe, aus denen der Schmutz in unseren Küchen, Bädern und Toiletten größtenteils besteht, Mikroorganismen als Nahrung dienen. Um diese aufnehmen zu können, bilden Bakterien Enzyme, welche die Schmutzpartikel aufspalten. Die Idee, dass man Bakterien auf einer Oberfläche versprühen könne und diese dadurch sauber werde, hält Professor Johannes Gescher vom Institut für Angewandte Biowissenschaften des KIT indes für wenig überzeugend. Zwar seien Mikroorganismen in der Lage, organischen Kohlenstoff zu fressen, wie es zum Beispiel in Klärwerken alltäglich geschehe, wo Bakterien eingesetzt werden, um Abwasser zu reinigen. Aber: „Alles, was Bakterien fressen, setzen sie in CO2 und in neue Biomasse um“, so der Experte für Angewandte Biologie. Sprich, wo Bakterien Nahrung finden, gibt es sehr schnell noch mehr Bakterien, die wiederum eventuell Ausscheidungen zurücklassen könnten. „Damit eignen sich Bakterien eher weniger, Oberflächen so von organischem Kohlenstoff zu befreien, dass man hinterher tatsächlich von Sauberkeit sprechen könnte“, meint Gescher.

Der Forscher hat einige Reiniger im Labor untersucht: In manchen davon fanden sich ein bis zwei Milliarden Zellen pro Milliliter. Darüber hinaus enthielten die probiotischen Allzweckreiniger eine Mischung aus Säuren, die der Verbraucher zum Teil gut kennt: Essigsäure ist ein Bestandteil von vielen Reinigungsmitteln und kam in verdünnter Form vor. Darüber hinaus enthielten die getesteten Reiniger Alkohol, Buttersäure und Propionsäure, was den charakteristischen Geruch der Reiniger erklärt. „Damit liegt der Verdacht nahe, dass die Reinigungsleistung die Zusatzstoffe erbringen und nicht die Mikroorganismen“, sagt Gescher und rät: „Wer umweltschonend putzen möchte, sollte zu schnell abbaubaren Reinigungsmitteln greifen.“

Der Gedanke, „gute“ Bakterien könnten unerwünschte vertreiben, überzeugt den Wissenschaftler nicht. „Die meisten Mikroorganismen leben in Biofilmen, also einer Schleimschicht, in der sie eingebettet sind. Sie haben sich an die Oberflächen und Bedingungen angepasst, auf und mit denen sie wachsen. Mikroorganismen in einem Reiniger sind kaum in der Lage, den natürlichen Film auf einer Oberfläche zu verdrängen.“ Solche Biofilme ließen sich vor allem mit mechanischen oder chemischen Mitteln entfernen, die umweltbewusste Nutzerinnen und Nutzer ja gerade meiden wollten. Zudem seien Bakterien in feuchter Umgebung aktiv. „Wenn man wischt, ist der Boden vielleicht zehn Minuten feucht“, sagt Gescher. Viel zu wenig Zeit für die Mikroorganismen, um etwas zu sich zu nehmen.

Schließlich seien die häufig angepriesenen Fotosynthese- und Milchsäurebakterien als Putzhelfer denkbar ungeeignet: Cyanobakterien, auch Blaualgen genannt, benutzten Sonnenlicht als Energiequelle, wie Bäume und Gräser. „Sie ernähren sich also, salopp gesagt, von Licht und Luft und können an der gewünschten Reinigungsleistung überhaupt nicht beteiligt sein“, so Gescher. Milchsäurebakterien hingegen nehmen zwar organischen Kohlenstoff zu sich und produzieren Milchsäure – wie beim Herstellen von Joghurt. „Das machen sie aber nur, wenn sie keinen Zugang zu Sauerstoff haben. Auch hier muss man also fragen, wie eine Reinigungsleistung erfolgen soll, wenn man diese Organismen auf einer Oberfläche ausbringt.“

Für weitere Informationen stellt der Presseservice des KIT gern Kontakt zu Johannes Gescher her. Bitte wenden Sie sich an Dr. Felix Mescoli, Tel. +49 721 608-21171, felix.mescoli@kit.edu oder an das Sekretariat, Tel. 0721 608-21105, E-Mail an presse@kit.edu.

Im Portal „KIT-Expertinnen und -Experten“ finden Sie weitere Ansprechpartner zu Highlights aus der Forschung des KIT sowie zu tagesaktuellen Themen: https://www.sek.kit.edu/kit_express.php

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
felix.mescoli@kit.edu
presse@kit.edu

Weitere Informationen:
https://www.sek.kit.edu/kit_express.php

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E. coli & Co.: Fäkalkeime in Landschaften und Fließgewässern

Nadja Neumann Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)

Fäkalkeime – Bakterien, die den Darm von Mensch und Tier bewohnen – können Gewässer verunreinigen. Die Ausbreitung und Verteilung von fäkalen Keimen in Flüssen und der Eintrag aus der umgebenden Landschaft ist bisher nur wenig erforscht. Dörthe Tetzlaff vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) hat zusammen mit Forschenden der Universität Aberdeen in Schottland ein indikatorgestütztes Modell entwickelt, um anhand der hydrologischen Prozesse in der Landschaft und der Vernetzung von Fließgewässern die Dynamik von E. coli & Co. abschätzen zu können – eine wichtige Grundlage, um akute oder länger andauernde mikrobielle Verunreinigungen von Flüssen zu managen.

Um die Ausbreitung und den Verbleib von Fäkalkeimen im Gewässer zu verstehen muss man auch die Herkunftsräume, die Menge und die Fließwege des Wassers in der Landschaft erfassen und die Einträge in das Flussnetz berücksichtigen. IGB-Forscherin Dörthe Tetzlaff, ihr Doktorand Aaron Neill und zwei ihrer Kollegen von der Universität Aberdeen (Chris Soulsby und Norval Strachan) haben in einem Untersuchungsgebiet in Schottland erforscht, wie sich markierte fäkale Indikatorkeime in einem Einzugsgebiet verbreiten. Anschließend verknüpften sie die Daten mit hydrometrischen Werten (mengenmäßige Erfassung des Wasserkreislaufs) und stabilen Isotopenmarkern („Tracer“). Eine solche Kombination ist neuartig. Daraus entwickelten die Forschenden ein mathematisches Modell zur Verbreitung von Fäkalkeimen, welches sich auch auf andere Fließgewässer übertragen lässt.

Modell sagt Verteilung von Fäkalkeimen im Sommer sehr genau voraus:
Die Forschenden konnten in dieser kombinierten Studie zeigen, dass der Grad der Vernetzung des Wasserkreislaufs (Konnektivität) eine entscheidende Rolle für die Verteilung der Fäkalkeime spielt. Die neu entwickelte Methode erlaubte es, genau zu quantifizieren, wann und von wo Keime in das System gelangen. „In unserem Untersuchungsgebiet waren die Konzentrationen von Fäkalkeimen im Gewässer im Sommer am höchsten, dies ist auch in anderen Regionen zu erwarten. Vor allem in den Sommermonaten kommen Starkregenereignisse häufiger vor und spülen Keime von landwirtschaftlich genutzten Flächen in Gewässer. Im Sommer gelangen so auch Keime ins Wasser, die nicht aus der unmittelbaren Nähe des Gewässers stammen, wohingegen im Winter Keime mobilisiert werden, die in der Uferzone gespeichert worden sind. Das von uns entwickelte Modell konnte die tatsächliche Verteilung der Keime im Sommer sehr genau widerspiegeln“, so Dörthe Tetzlaff zu den Ergebnissen der Studie.

Für die Wintermonate müssen die Forschenden das indikatorgestützte Modell noch anpassen. Für diesen Zeitraum unterschieden sich nämlich die berechneten Keimbelastungen von den gemessenen Werten. Grund dafür, so vermuten die Forschenden, sind die erhöhten Absterberaten der Keime bei niedrigen Temperaturen und vor allem aber Bodenfrost; beides Aspekte, die im Modell bisher nicht erfasst wurden. „Es ist eine sehr spannende, aber mühevolle Aufgabe, solch ein zeitlich und räumlich dynamisches mathematisches Modell zu optimieren. Es gibt so viele unbekannte Größen, die es zu berücksichtigen gilt“, resümiert Dörthe Tetzlaff. Die Forscherin ist optimistisch, dass dieses Modell und seine Weiterentwicklungen eines Tages die wissenschaftliche Grundlage bilden, um die Verbreitung von Fäkalkeimen im Einzugsgebiet von Fließgewässern abschätzen zu können.

Weitere Anknüpfungspunkte zum Thema am IGB:
• Stresstest für Flüsse: frei verfügbares Szenario-Analysetool, um verschiedene Stressoren für Europäische Flüsse zu analysieren und zu visualisieren. Dr. Markus Venohr
• Pharmaka in Oberflächengewässern und deren Auswirkungen auf Amphibien und Fische. Prof. Dr. Werner Kloas
• Wasser als Vektor für Krankheitserreger (z.B. Closterium deciphile, MRSA-Bakterien und Influenza A). Prof. Dr. Hans-Peter Grossart im Leibniz-Forschungsverbund INFECTIONS’21

Zu Prof. Dr. Dörthe Tetzlaff: Dörthe Tetzlaff ist Leiterin der Abteilung „Ökohydrologie“ am IGB. Ihr internationales Team untersucht den gesamten Kreislauf von Wasser in der Landschaft: im Boden, im Grundwasser und in Oberflächengewässern, aber auch in Pflanzen und der Atmosphäre. Ziel ist zu erforschen, wie Einzugsgebiete auf unterschiedlichen räumlich-zeitlichen Skalen ökohydrologisch funktionieren. Es werden Interaktionen von Landschaften und Fließgewässern untersucht, um das Verständnis physikalischer Prozesse zur Entstehung von Wasserführung und die Art, wie diese Prozesse die Hydrochemie und Ökohydrologie von Gewässern beeinflussen, zu erhöhen.

Über das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB):
Das Leibniz-IGB ist das bundesweit größte Forschungszentrum für Binnengewässer. Es verbindet Grundlagen- und Vorsorgeforschung, bildet den wissenschaftlichen Nachwuchs aus und berät Politik und Gesellschaft in Fragen des nachhaltigen Gewässermanagements. Forschungsschwerpunkte sind u.a. die Langzeitentwicklung von Seen, Flüssen und Feuchtgebieten angesichts sich rasch ändernder Umweltbedingungen, die Renaturierung von Ökosystemen, die Biodiversität aquatischer Lebensräume sowie Technologien für eine ressourcenschonende Aquakultur. Die Arbeiten erfolgen in enger Kooperation mit den Universitäten und Forschungsinstitutionen der Region Berlin-Brandenburg und weltweit. Das Leibniz-IGB gehört zum Forschungsverbund Berlin e. V., einem Zusammenschluss von acht natur-, lebens- und umweltwissenschaftlichen Instituten in Berlin. Die vielfach ausgezeichneten Einrichtungen sind Mitglieder der Leibniz-Gemeinschaft. www.igb-berlin.de/

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Dörthe Tetzlaff
Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)
Müggelseedamm 310
12587 Berlin
Telefon: 030/64181661
E-Mail: d.tetzlaff@igb-berlin.de

Originalpublikation:
Aaron J. Neill; Doerthe Tetzlaff; Norval J. C. Strachan; Chris Soulsby: To what extent does hydrological connectivity control dynamics of faecal indicator organisms in streams? Initial hypothesis testing using a tracer-aided model. Journal of Hydrology. – 570(2019), S. 423-435

Quelle: IDW 

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Sich mental auf die Arbeit einstellen ist genauso wichtig wie das Abschalten nach Feierabend

Linda Schädler Abteilung Kommunikation
Universität Mannheim

Morgens beim Frühstück oder unter der Dusche die mentale „To-Do-Liste“ für den bevorstehenden Arbeitstag durchzugehen, ist für die Zufriedenheit und Leistungsfähigkeit von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern genauso wichtig wie das Abschalten nach der Arbeit. Das zeigt eine Studie der Mannheimer Arbeitspsychologinnen Sabine Sonnentag und Kathrin Eck sowie ihrer Kolleginnen von der Universität Ulm und der Portland State University, USA.

Für das Wohlbefinden von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern ist es essentiell, dass sie nach der Arbeit mental Abstand von der Arbeit gewinnen und sich erholen. Das belegen zahlreiche Untersuchungen. Eine neue Studie zeigt jedoch, dass das Gegenteil genauso wichtig ist: Berufstätige, die sich morgens schon mental auf die Arbeit vorbereiten – sich also über bevorstehende Aufgaben, Herausforderungen und mögliche Lösungsansätze schon im Vorfeld Gedanken machen – sind am Arbeitsplatz engagierter.

Die im Journal of Management veröffentlichte Studie zeigt, dass das Planen von Aufgaben und das mentale Einstimmen auf den anstehenden Arbeitstag dabei hilft, bei der Arbeit engagierter zu sein. „Aus früheren Untersuchungen wissen wir, dass das gedankliche Abschalten von der Arbeit am Feierabend mit positivem Erleben einhergeht, beispielsweise geringerer Müdigkeit am nächsten Morgen“, sagt Sabine Sonnentag, Autorin der Studie und Professorin für Arbeits- und Organisationspsychologie an der Universität Mannheim. „Die Kehrseite dieser früheren Befunde ist, dass Menschen sich aber auch zum Start des Arbeitstages wieder mit ihrer Arbeit mental ‚verbinden‘ müssen, um den Herausforderungen, die während des Tages auf sie zukommen, gewachsen zu sein.“

Wie Menschen sich mental auf ihre Arbeit vorbereiten, ist personen- und berufsabhängig. Während manche beim Frühstück oder unter der Dusche die bevorstehenden Aufgaben durchgehen, durchdenken andere das Gespräch mit ihrem Vorgesetzten auf dem Weg zur Arbeit oder in der Schlange beim Bäcker. „Das gedankliche Einstimmen auf die Arbeit hängt damit zusammen, dass man am Arbeitsplatz engagierter und mit mehr Energie bei der Sache ist“, sagt Sonnentag. „Konkret haben wir gefunden, dass das gedankliche Einstimmen mit dem Aktivieren von arbeitsbezogenen Zielen einhergeht, wodurch der Arbeitstag dann insgesamt positiver verläuft.“

Auf Grundlage dieser Erkenntnisse schlagen die Forscherinnen Unternehmen neue Verfahren vor, mit denen sie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dabei helfen können, sich bereits zu Beginn des Arbeitstags mit ihren Aufgaben zu befassen. Möglich wäre es zum Beispiel, den Angestellten am Anfang jedes Arbeitstages ein paar Minuten für sich zu geben, Checklisten oder kurze Planungstreffen zu Beginn des Arbeitstages anzubieten oder ihnen mehr Freiheiten bei der Umsetzung der Aufgaben einzuräumen.

Im Rahmen der Studie wurden 151 Probanden aus einem breiten Spektrum an Industriezweigen befragt, unter anderen aus dem Finanzsektor, der öffentlichen Verwaltung, des Informations- und Kommunikations- sowie dem Gesundheitssektor.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Sabine Sonnentag
Lehrstuhl für Arbeits- und Organisationspsychologie
Universität Mannheim
Telefon: 0621 181-2117
E-Mail: sonnentag@uni-mannheim.de

Originalpublikation:
https://journals.sagepub.com/doi/10.1177/0149206319829823

Quelle: IDW 

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Digitalisierung „zum Anfassen“

Sigrid Neef Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation
Ernst-Abbe-Hochschule Jena

Internationale Gäste erlebten an der EAH Jena den Einsatz von Digitalisierung in der Industrie

Am 4. April besichtigte eine Gruppe internationaler Gäste die Ernst-Abbe-Hochschule (EAH) Jena. Die Frauen und Männer, unter anderem aus Industrie und Ministerien, die auf Einladung des Auswärtigen Amtes in Berlin und Jena unterwegs waren, kamen aus Europa, Südamerika, Afrika und Asien.

Im Mittelpunkt ihres Besuches standen Beispiele der digitalen Veränderungsprozesse in der deutschen Wirtschaft. An der Jenaer Hochschule erlebten die Besucher, wie die industrielle Fertigung mit dem Einsatz der Digitalisierung intelligenter und effizienter gestaltet werden kann.

Rektor Prof. Dr. Steffen Teichert und der Leiter des Fachgebietes Fertigungstechnik und Fertigungsautomatisierung, Prof. Dr. Jens Bliedtner, gaben einen Überblick zu Forschungsaktivitäten sowie Kooperationen mit Unternehmen und Digitalisierungsprojekten der EAH.

Michael Seiler, Mitarbeiter im Fachgebiet Fertigungstechnik und Fertigungsautomatisierung, stellte verschiedene Entwicklungsarbeiten vor, die in Zusammenarbeit mit Unternehmen durchgeführt werden. Im anschließenden Rundgang wurden die Labore des Fachgebiets gezeigt und die Projekte im Detail erläutert. Schwerpunkte waren der Bereich der additiven Technologien und die Laserlabore mit dem Einsatz neuester Fertigungstechnologien und Digitalisierungsanwendungen.

Vorgestellt wurden am Donnerstagnachmittag auch die „Modellfabrik 3D-Druck“, die kleinen und mittleren Unternehmen eine „Digitalisierung zum Anfassen“ bereitstellt und das „Thüringer Zentrum für additive Technologien“, ein Gemeinschaftsprojekt von Thüringer Forschungseinrichtungen, das Unternehmen einen schnellen und effizienten Zugang zu neuesten Verfahren der additiven Technologien ermöglicht. Gezielt vernetzt werden Akteure aus Wissenschaft und Wirtschaft bei „Nucleus Jena“, einem gemeinsamen Vorhaben von EAH und Friedrich-Schiller-Universität Jena.

Informationen und Kontakt:
Constance Möhwald
Constance.Moehwald@eah-jena.de

Weitere Informationen:
http://www.eah-jena.de

Quelle: IDW 

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Continental, Deutsche Telekom, Fraunhofer ESK, MHP, Nokia: vernetztes Fahren erfolgreich getestet

Presse Institute Kommunikation
Fraunhofer-Gesellschaft

• Vom Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft gefördertes Car2MEC-Projekt startete 2016

• Edge Computing entscheidend für Fahrsicherheit auf dem Weg zum vollständig automatisierten Fahren

Lokales Cloud-Computing (Multi-Access Edge Computing MEC) ist eine Schlüsseltechnologie, um vernetztes Fahren, v. a. sicheres vernetztes Fahren zu ermöglichen. Von größter Bedeutung ist zudem, dass die beteiligten Branchen eng zusammenarbeiten, damit aus Konzepten nachhaltige Wertschöpfung erwachsen kann. Das zeigt das Car2MEC-Projekt nach zwei Jahren mit intensiven Tests und Feldversuchen durch Continental, Deutsche Telekom, Fraunhofer ESK, MHP und Nokia auf dem digitalen Testfeld Autobahn A9.

Car2MEC wurde vom Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft gefördert. Ziel des Projekts war es, Erkenntnisse zur Tauglichkeit von MEC für vernetztes Fahren unter besonderer Berücksichtigung von Technologie, Netzarchitektur und Wirtschaftlichkeit zu gewinnen. Die Projektpartner testeten auf der A9 verschiedene konkrete Anwendungsfälle wie eine „Notfallwarnung“, eine „Stauendewarnung“, einen „Assistenten für variable Geschwindigkeitsbegrenzungen“ sowie „HD-Karten“. Der vollständige Abschlussbericht des Projekts steht hier zum Download bereit: https://onestore.nokia.com/asset/206173

„Multi-Access Edge Computing wird in Zukunft eine sehr wichtige Kommunikationstechnologie für das vernetzte Fahrzeug sein“, sagt Ronald Hain, Leiter der Backend-Entwicklung bei Continental. „Die Schließung der Lücke zwischen lokalen Echtzeitanwendungen und Cloud-Diensten wird es uns ermöglichen, automatisiertes Fahren zu verbessern und zu erreichen, dass Fahrzeuge miteinander kooperieren. Darüber hinaus können lokale Dienste die Datenrate von LTE- oder 5G-Netzen effektiv nutzen. Continental arbeitet derzeit an einer Fahrzeugarchitektur, die auf dieser Kommunikationstechnologie basiert.“

Die Deutsche Telekom baute eine projektspezifische Infrastruktur mit zwei räumlich getrennten MEC-Ressourcen in dem Testgebiet an der A9 auf. Die Testumgebung nutzte dabei auch das vorhandene LTE-Netz und wurde 12 Monate betrieben, um umfangreiche Testfahrten zu ermöglichen. Dadurch bot sich eine einmalige Gelegenheit, die MEC-Technologie unter realen Bedingungen zu analysieren: auf einer öffentlichen Straße und in einem kommerziellen Mobilfunknetz mit vielen parallelen Nutzern.

„Die Projektergebnisse bestätigen die Leistungsfähigkeit von Edge Computing in unseren 4G-Netzen und die Eignung dieser Technologie für Anwendungen im Automobilbereich, die niedrige Latenz und extrem hohe Zuverlässigkeit benötigten“, erklärt Alexander Lautz, Senior Vice President 5G der Deutschen Telekom. „Wir werden die Zusammenarbeit mit Partnern im Automobilsektor fortsetzen, um die Technologie weiterzuentwickeln und in Lösungen für vernetztes und automatisiertes Fahren umzusetzen, die das Fahren weiter verbessern.“

In dem Projekt ermöglichten die hybriden Kommunikationseinheiten von Fraunhofer ESK zeitkritische Anwendungen für vernetzte Fahrzeuge mit bewährten, standardisierten Protokollen und Nachrichtenformaten. Ein auf den Multi-Access Edge-Knoten implementierter hocheffizienter, verteilter Messaging-Dienst (GeoService) stellte Low-Latency-Konnektivität zwischen den Fahrzeugen und eine direkte Verbindung zu lokalisierten Diensten bereit. In Kombination mit den adaptiven Netzalgorithmen von Fraunhofer ESK, die in Laufzeit den am besten geeigneten Kommunikationspfad auswählen, können die komplementären Stärken unterschiedlicher Technologien genutzt werden, um für jede Anwendung und jeden Kontext eine optimierte Dienstgüte (Quality of Service, QoS) zu bieten.

„Dieses Projekt gab uns die Gelegenheit, unsere ETSI ITS-konforme Hybridlösung in einem kommerziellen Mobilfunknetz zu evaluieren und unter Berücksichtigung neuer Möglichkeiten durch 5G zu optimieren“, so Karsten Roscher, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fraunhofer ESK. „Zwar verbesserte die Edge-Cloud die Ende-zu-Ende-Latenz um mehr als 20 ms, doch das 4G-Funkzugangsnetz ist weiterhin ein begrenzender Faktor für anspruchsvollere zukünftige Dienste. Dennoch sind wir überzeugt, dass die Kombination von Edge-Cloud und 5G völlig neue vernetzte und verteilte Anwendungen schaffen wird.“

MHP lieferte Erkenntnisse zum Wert von MEC für vernetztes Fahren aus betriebswirtschaftlicher Sicht. Das Beratungsunternehmen identifizierte kritische Erfolgsfaktoren für potenzielle kommerzielle Ökosysteme auf Basis der neuen Technologie. Die wirtschaftlichen Möglichkeiten, die MEC der Automobilbranche eröffnet, sind unklar und vielversprechend zugleich. Mehrere mögliche Handlungsfelder wurden in dem Projekt identifiziert. Neben Standardisierung und einem eindeutigen Wertversprechen für das Engagement jedes einzelnen Investors werden Kooperation und Partnerschaften als für die künftige Entwicklung entscheidend angesehen.

Olaf Kleindienst, Partner bei MHP, merkt an: „Alle sprechen vom vernetzten Auto und in gewisser Weise gibt es das vernetzte Auto schon. Doch bis zum vollständig vernetzten Automobil bleibt noch einiges zu tun und viele Fragen müssen noch beantwortet werden. Das vollständig vernetzte Automobil ist ein neues Umfeld für die Automobilindustrie und die großen, etablierten Player müssen sich ein gutes Stück weit neu erfinden, auch mit neuen Geschäftsmodellen. Wir betrachten Projekte wie Car2MEC als hervorragende Möglichkeit, vorauszudenken, frühzeitig Fragen rund um diese neue Umgebung zu diskutieren und das Thema aus unterschiedlichen Perspektiven zu beleuchten.“

Die Multi-Access Edge Computing-Technologie (MEC) von Nokia bringt Cloud-Computing-Ressourcen näher an die Straße und ermöglicht so schnellere Reaktionszeiten (Latenz) im Netz im Vergleich mit zentralisierten Cloud-Architekturen. Dies ist sehr wichtig für Anwendungen wie Notfall- oder Stauendewarnung, wo Millisekunden einen großen Unterschied ausmachen können. Die Tests haben bestätigt, dass zeitkritische Informationen in einem LTE-Netz mit MEC-basierter Edge-Cloud in weniger als 30 ms von einem Fahrzeug an ein anderes übermittelt werden können. Auch die Leistung latenzkritischer und datenintensiver Anwendungen wie HD-Positionsbestimmung und HD-Karten verbesserte sich bei Unterstützung durch eine Edge-Cloud-Infrastruktur erheblich.

„Die Ergebnisse aus diesem Projekt markieren einen großen Schritt vorwärts auf dem Weg zu sicherem und automatisiertem Fahren“, erläutert Uwe Puetzschler, Leiter des Car2MEC-Projekts und Head of Car2X bei Nokia. „Wir haben gezeigt, dass die auf 4G- und 5G-Netzen aufsetzende Edge-Cloud die Implementierung verteilter Anwendungen ermöglicht, die die Anforderungen der Automobilindustrie in Bezug auf Latenz und Zuverlässigkeit erfüllen. Das wird den kommerziellen Einsatz dieser Technologie beschleunigen.“

Weitere Informationen:
https://onestore.nokia.com/asset/206173
https://www.continental-corporation.com/de
https://www.telekom.com/en
https://www.esk.fraunhofer.de/
https://www.mhp.com/de/home/
https://networks.nokia.com/products/vehicle-to-everything

Quelle: IDW 

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Welcher Sport ist gut bei Arthrose?

Kathrin Reisinger Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin (GOTS)

Arthrose – die Degeneration von Gelenken – ist ein weit verbreitetes Problem durch alle Bevölkerungsschichten, was mit steigendem Alter zunimmt. Wissenschaftler und Ärzte der GOTS (Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin) beschäftigt nun, inwieweit Sport und Arthrose kompatibel und welche Sportarten empfehlenswert sind.

Besonders geeignet sind Sportarten wie Radfahren, Wandern mit Stöcken oder Nordic Walken, Skilanglauf klassisch oder Wassergymnastik. Speziell beim Radfahren ist die zyklische Bewegung in entlastender Sitzposition für die untere Extremität besonders günstig. Bei schon eingeschränkter Beweglichkeit ist vor allem das Fahrradergometer zu empfehlen, was die Koordination zum Auf- und Abstieg erleichtert. Durch das Verwenden eines Damenrades oder eines Rades mit niedrigem Holm kann das Absteigen im Gelände gut erleichtert werden. Entsprechende Gangschaltung, aber auch Wahl der Touren und Ausrüstung sind hier entscheidend für die Gelenkbelastung.

Beim Nordic Walken ist die verminderte Belastung der Gelenke der unteren Extremität doch etwas geringer als zunächst angenommen. Durch die Verwendung der Stöcke wird der Schritt etwas größer, somit auch teilweise der Impact höher, sodass dies nur bei gutem Beherrschen der Sportart empfohlen werden kann.

Sportarten mit höherem technischem Anspruch müssen schon vor der Arthrose-Entstehung beherrscht worden sein, da ein Erlernen mit Arthrose schwierig oder unmöglich ist. Zu diesen Sportarten zählen vor allem Tennis, Golf, Skilauf, Tischtennis, Segeln und Reiten. Bei entsprechender Erfahrung und Akzeptanz für das etwas eingeschränkte Leistungsniveau, können diese Sportarten durchaus weiter betrieben werden. Wichtig erscheint hier das Verwenden von gedämpften Schuhen, eventuell Gehhilfen oder beim Golfen das Verwenden des Carts. Die Modifikationen der Technik- wie beim Tennis ohne ausgeprägte Rumpfrotation oder beim Golfen unter Durchführen des Golfschwunges ohne entsprechender Körperverdrehungen und Knieausgleichsbewegung sind diese Sportarten durchaus sinnvoll.

Welchen Sport besser nicht?
Ungeeignete Sportarten bei Arthrose sind Mannschaftssportarten oder Sportarten, die mit hohem Tempo, nicht vorhersehbarem Richtungswechsel und Fremdeinwirkung einhergehen. Das sind z.B. Squash, Trampolinspringen, Basketball, Handball, Fußball, Volleyball oder auch Disziplinen wie Gewichtheben und Leichtathletische Disziplinen.
„Belastungen im Spitzensport bei gelenkbelastenden Sportarten gehen häufiger mit Arthrose-Entstehung einher. Moderate Trainingsformen mit mittlerer Intensität können dagegen günstige Auswirkungen auf die Knorpeladaptation haben. Sporttherapeutische Ansätze zeigen, dass Sport und Bewegung auch ein wichtiges Mittel gegen Arthrose bzw. in der Arthrose-Prävention sind“, sagt Prof. Dr. Stefan Nehrer, GOTS-Vorstand und Universitätsprofessor an der Donau-Universität Krems.

Im Wesentlichen kann eine Arthrose alle Gelenke betreffen. Für den Sport relevant jedoch ist die Arthrose im Kniegelenk, oberen Sprunggelenk, gefolgt von der Hüfte und dem Schulterbereich.
Die Entstehung von solchen Gelenkdefekten wird durch Verletzungen, gerade auch im Sport, forciert. Im Knie sind dies meist Meniskus-, Kreuzband- und Knorpelverletzungen, im oberen Sprunggelenk Bandinstabilitäten und Knorpelkontusionen sowie Kapselverletzungen an der Hüfte. Chronische Überlastungssituationen in Gelenken, besonders im Knie, können durch O- und X-Bein-Stellung verstärkt werden.

Was ist gut für´s Gelenk, was nicht?
Zyklische Be- und Entlastungsphasen sind wichtig, um die Knorpelzelle zu ernähren. Die Knorpelzelle ist abhängig von Diffusion, die durch den Pumpmechanismus der Belastung besteht. Da sich die viskoelastischen Fähigkeiten von Knorpel erschöpfen, sind Erholungsphasen notwendig.
Gift für den Gelenkknorpel sind übermäßige Belastungen wie langes Stehen oder langes Sitzen. Solche Belastungsmuster können problematisch sein, da es zum Auspressen der Flüssigkeit und zum Erschöpfen des Schmiermechanismus des Knorpels kommt. Ebenso schädlich sind kurze Extrem-Belastungen, die die Bruchlasten von Knorpel überschreiten.

Was tun bei Arthrose?
Dr.Markus Neubauer, Arzt für Orthopädie am Universitätsklinikum Krems, erläutert: „ Zuerst müssen muskuläre Kraft und Koordination wieder hergestellt werden. Die Verbesserung der Gelenkfunktion führt zur Linderung des Reizzustandes und damit zu einer Schmerzreduktion. Die Sporttherapie sollte zuerst physiotherapeutisch gelernt werden. Dringend zu empfehlen dabei ist die Erhebung des Ausgangszustandes um eine individuelle Abstimmung auf Bewegungsumfang und Intensität zu gewährleisten und Überbelastung zu vermeiden.“ Voraussetzung ist hier eine sportmedizinische Untersuchung. Im nächsten Schritt müssen die Bewegungsprogramme auch im Heimtraining durchgeführt werden.

Wie kann ich vorbeugen?
Zyklische Belastung und Bewegung erhalten die Funktionalität von Knorpel und Gelenk. Um diesen Effekt optimal nutzen zu können, müssen die Bewegungen allerdings bei möglichst minimierter Belastung und Krafteinwirkung ausgeführt werden. Daher ist Radfahren eine sehr geeignete Prävention. Es wird verhindert, dass Reizzustände entstehen, die über Entzündungen den Knorpel nachhaltig schädigen. Tritt dennoch ein Reizzustand auf, ist sofort ein vorrübergehendes Sportverbot einzuhalten und eine anti-entzündliche Therapie einzuleiten. Bei Berücksichtigung aller Regeln und Sportarten kann jeder, auch mit Arthrose noch befriedigend Sport treiben.

Weitere Informationen:
http://www.gots.org/blog/2019/03/04/sport-mit-arthrose-grund-oder-hindernis/

Quelle: IDW 

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Schnelle globale Energiewende könnte Millionen Menschenleben retten

Dr. Susanne Benner Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für Chemie

Die Verbrennung fossiler Rohstoffe ist die wichtigste Ursache für Luftverschmutzung und damit verbundene Gesundheitsbelastungen

Die Reduktion der weltweiten Luftverschmutzung kann Millionen von Menschenleben retten. Dies zeigt ein internationales Wissenschaftlerteam unter Leitung des Max-Planck-Instituts für Chemie mit einer neuen Studie. Den wichtigsten Beitrag dazu würde der schnelle Ausstieg aus der Verbrennung fossiler Energieträger liefern – ein Schritt, der derzeit vor allem aus Gründen des Klimaschutzes gefordert wird. Den Einfluss von Luftverschmutzung auf die menschliche Gesundheit untersuchten die Forscher mithilfe eines Modells der globalen Atmosphärenchemie, sie analysierten auf diese Weise aber auch die Auswirkungen von Luftschadstoffen auf die Niederschlagsbildung und das Klima. Die Ergebnisse der Studie wurden vor kurzem in der Zeitschrift Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America (PNAS) veröffentlicht.

Das Team um den Atmosphärenforscher Jos Lelieveld, Direktor am Max-Planck-Institut für Chemie, berechnete, dass Emissionen aus der Verbrennung von Erdöl, Erdgas und Kohle weltweit für etwa 65 Prozent der vorzeitigen Todesfälle durch Luftschadstoffe verantwortlich sind. Verschmutzte Luft erhöht demnach deutlich das Risiko für kardiovaskuläre Krankheiten und Erkrankungen der Atemwege. Laut Richard Burnett von Health Canada, Koautor der Studie, ist die Gesundheitsbelastung durch Feinstaub extrem hoch. Ein Ausstieg aus der Nutzung fossiler Energieträger würde somit weltweit mehr als drei Millionen vorzeitige Todesfälle jährlich verhindern. „Würde man sämtliche durch Menschen verursachte Luftverschmutzungsquellen einstellen, stiege die Zahl sogar auf über fünf Millionen pro Jahr“, erklärt Andy Haines, Koautor der Studie und Professor an der London School of Hygiene and Tropical Medicine.

Ein Ende der Luftverschmutzung würde sich aber nicht nur auf die Gesundheit der Weltbevölkerung auswirken, sondern hätte auch Effekte auf das Klima. Ein globaler Stopp der Verfeuerung fossiler Rohstoffe würde zwar den Anstieg des CO2-Gehalts der Atmosphäre entscheidend bremsen, die derzeitige Menge von rund 400 ppm in der Luft würde aber erst einmal nicht abnehmen. Die Luftverschmutzung durch Feinstaubpartikel in der Atmosphäre, die einen Teil der Sonnenstrahlung reflektieren und die Erde in gewissem Maß kühlen, würde dagegen rasch zurückgehen. Deswegen käme es bei einer weltweiten Abkehr von fossilen Energieträgern kurzfristig sogar zu einem globalen Temperaturanstieg um etwa 0,5 Grad Celsius.

Dennoch scheint eine Begrenzung der Erderwärmung auf zwei Grad noch möglich. „Der Temperaturanstieg nach der Entfernung aller Schmutzpartikel aus der Luft kann durch die gleichzeitige Verringerung der Treibhausgase Ozon, Methan und halogenierter Kohlenwasserstoffe in der Troposphäre abgemildert werden“, erklärt Veerabhadran Ramanathan, Koautor der Studie und Professor an der University of California. Diese Verbindungen sind trotz kürzerer Lebensdauer im Vergleich zu Kohlendioxid stärkere Treibhausgase. Ihre Reduktion hätte daher einen direkten abkühlenden Effekt, wohingegen die Klimawirkung des langlebigeren CO2 Jahrhunderte andauern wird.

Weniger Feinstaubpartikel in der Atmosphäre und die damit verbundene Erhöhung der Meeresoberflächentemperatur sorgt laut den Forschern aber auch dafür, dass mehr Wasser aus den Ozeanen verdunsten würde, wodurch es besonders in von Dürre geplagten Regionen wieder mehr regnen würde. Der Effekt ist besonders ausgeprägt in Monsungebieten und könnte die Nahrungssicherung und den Wasserzugang der Menschen in Teilen von Afrika, Zentralamerika, China und Indien verbessern.

Die Wissenschaftler sind der Meinung, dass der Ausstieg aus der Verbrennung fossiler Energieträger nicht nur mittelfristig das Klima schützen würde, sondern auch eine große Chance bietet, die Gesundheit von Menschen weltweit deutlich zu verbessern. Sie plädieren daher für eine schnelle Umstellung auf erneuerbare Energien: „Saubere Energiequellen haben das Potenzial, Menschenleben zu retten“, sagt Jos Lelieveld.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Jos Lelieveld
Abteilung für Atmosphärenchemie
Max-Planck-Institut für Chemie, Mainz
Telefon: +49 6131 305-4040
Email: jos.lelieveld@mpic.de

Originalpublikation:
Effects of fossil fuel and total anthropogenic emission removal on public health and climate.
J. Lelieveld, K. Klingmüller, A. Pozzer, R. T. Burnett, A. Haines, und V. Ramanathan
PNAS, 25. März 2019, DOI: www.pnas.org/cgi/doi/10.1073/pnas.1819989116

Quelle: IDW 

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Biomasse effizient umwandeln: Forscher der Universität Münster decken neuen Reaktionsmechanismus auf

Svenja Ronge Presse- und Informationsstelle
Westfälische Wilhelms-Universität Münster

Nanowissenschaftlern der Universität Münster ist es gelungen, einen neuen Reaktionsmechanismus aufzuzeigen, mit dem Cellulose effizient umgewandelt werden kann. Diese neue Reaktion könnte zu einem effizienten, umweltfreundlichen und kostengünstigen Verfahren für die Umwandlung von Biomasse führen. Die Studie ist in der Fachzeitschrift „Angewandte Chemie“ erschienen.

Eine der größten globalen Herausforderungen ist es derzeit, erneuerbare Quellen effizient einzusetzen, um in Zukunft den steigenden Bedarf an Energie und Chemikalien abzudecken. Biomasse ist dabei eine vielversprechende Alternative zu den bisherigen fossilen Quellen wie Kohle oder Erdöl. Den größten Anteil an Biomasse als natürlichem Speicher für Kohlenstoffverbindungen, die für die Herstellung von Kraftstoffen und Grundchemikalien entscheidend sind, hat die Cellulose. Um ihr gesamtes Potenzial zu entfalten, muss die kettenförmige Struktur der Cellulose aufgebrochen werden.

Das kann durch eine sogenannte Hydrolyse-Reaktion erfolgen, die allerdings aufgrund der atomaren Struktur der Cellulose nur schwer möglich ist. Wissenschaftlern der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) um Dr. Saeed Amirjalayer und Prof. Dr. Harald Fuchs und der Ruhr-Universität Bochum um Prof. Dr. Dominik Marx ist es nun gelungen, einen neuen Reaktionsmechanismus aufzuzeigen, mit dem Cellulose durch den Einsatz von mechanischer Kraft effizient umgewandelt werden kann. Diese sogenannte mechano-katalytische Reaktion könnte dazu führen, ein umweltfreundliches und kostengünstiges Verfahren für die Umwandlung von Biomasse zu etablieren. Die Studie, die die Deutsche Forschungsgemeinschaft und der Exzellenzcluster RESOLV der Ruhr-Universität Bochum unterstützt haben, ist in der Fachzeitschrift „Angewandte Chemie“ erschienen.

Hintergrund und Methode:
Bei der Hydrolyse-Reaktion, durch die Cellulose aufgespalten werden kann, bleiben einzelne molekulare Bausteine erhalten. Diese molekularen Bausteine bilden die eigentliche Basis, um Treibstoffe oder chemische Grundstoffe herzustellen. Auf der Suche nach Möglichkeiten, um die Hydrolyse-Reaktion effizienter zu machen, fanden Forscher bereits in früheren Studien experimentelle Hinweise darauf, dass mechanische Kräfte den Prozess der Umwandlung beeinflussen können.

Bisher war es noch nicht gelungen, auf atomarer Ebene zu zeigen, wie genau dieser Einfluss während der einzelnen Reaktionsschritte aussieht. Allerdings ist es nur so möglich, noch effizientere und ressourcenschonendere Prozesse dieser Art zu entwickeln als bisher. In der nun veröffentlichen Arbeit zeigen die Wissenschaftler, dass der Einsatz von mechanischer Kraft auf die Cellulosemoleküle oberhalb einer Grenze einen signifikanten Einfluss auf die Reaktion hat.

Die Nanowissenschaftler führten dazu sogenannte atomistische Rechnungen durch. Diese ermöglichten es ihnen, die einzelnen Schritte der Hydrolyse-Reaktion im Detail zu verfolgen und gleichzeitig eine Zugkraft auf die Molekülstruktur auszuüben. Die Wissenschaftler erstellten sogenannte Energieprofile, die jeweils den Energieverlauf entlang des Reaktionswegs mit und ohne den Einfluss der mechanischen Kräfte darstellten. Es zeigte sich: Übten die Forscher mechanische Kraft auf das molekulare Gerüst der Cellulose aus, veränderte das stark die Hydrolyse-Reaktion. Zum einen war die benötigte Energie um ein Vielfaches geringer. Zum anderen machte eine erhöhte Zugkraft zwei von ursprünglich drei Reaktionsschritten sogar überflüssig. „Mithilfe unserer atomistischen Rechnungen konnten wir explizit den Einfluss einer mechanischen Zugkraft auf den Reaktionsmechanismus untersuchen“, erläutert Erstautor Dr. Saeed Amirjalayer, Gruppenleiter am Physikalischen Institut. „Dies ermöglichte es uns, einen bisher unbekannten und vor allem hocheffizienten Reaktionsweg für die Umwandlung von Cellulose aufzuzeigen.“

Die neuen Ergebnisse bestätigen nicht nur die experimentellen Beobachtungen, sondern weisen darüber hinaus das Potenzial auf, molekulare Prozesse mithilfe von mechanischer Kraft zu steuern. „Wir konnten unter anderem zeigen, dass durch mechanische Zugkraft die sogenannte Protonenaffinität in Cellulose regio-selektiv erhöht werden kann“, betont Saeed Amirjalayer.

Die Wissenschaftler erhoffen sich, dass diese Arbeit nicht nur ein effizientes und umweltfreundliches Verfahren für die Umwandlung von Cellulose ermöglicht, sondern auch dazu führen kann, neuartige mechano-responsive Verbindungen, zum Beispiel Kunststoffe, zu entwickeln. Diese könnten dann durch mechanische Kräfte nach ihrer Anwendung recycelt werden.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Dr. Saeed Amirjalayer (Erstautor)
Physikalisches Institut AG Fuchs
Wilhelm-Klemm-Str. 10
48149 Münster
Fon: +49 (0)251 83 63919

Originalpublikation:
S. Amirjalayer, H. Fuchs, D. Marx: Understanding the Mechanocatalytic Conversion of Biomass: A Low‐Energy One‐Step Reaction Mechanism by Applying Mechanical Force, Angewandte Chemie Int. Ed. (2019), DOI: 10.1002/anie.201811091

Quelle: IDW 

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Soziale Unterschiede in Deutschland: Mortalität und Lebenserwartung im Journal of Health Monitoring

Susanne Glasmacher Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Robert Koch-Institut

Vor Vollendung des 65. Lebensjahres sterben 13 % der Frauen und 27 % der Männer aus der niedrigsten Einkommensgruppe, in der höchsten Einkommensgruppe sind es 8 % der Frauen und 14 % der Männer. Diese sozialen Unterschiede in der Mortalität und Lebenserwartung sind in den vergangenen 25 Jahren relativ stabil geblieben. Der Anstieg der Lebenserwartung in den vergangenen Jahrzehnten hat sich möglicherweise wegen schwerer Grippewellen verlangsamt. Das sind einige der Ergebnisse aus neuen RKI-Analysen, die im Journal of Health Monitoring 1/2019 veröffentlicht sind.

„Soziale Ungleichheit hat wegen der massiven Auswirkungen auf Gesundheit und Lebenserwartung aus Sicht von Public Health eine zentrale Bedeutung“, betont Lothar H. Wieler, Präsident des Robert Koch-Instituts. Das RKI als Public-Health-Institut für Deutschland erhebt und bewertet kontinuierlich Daten. „Als Daten für Taten sind unsere Ergebnisse Grundlage für evidenzbasierte Entscheidungen der Politik im Hinblick auf Planung, Umsetzung und Evaluation von Maßnahmen“, unterstreicht Wieler.

Die Daten für die Analyse von Mortalität und Lebenserwartung stammen vom Sozio-ökonomischen Panel des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung und aus Sterbetafeln des Statistischen Bundesamtes. Im Journal of Health Monitoring betrachten die RKI-Forscher neben der sogenannten „ferneren Lebenserwartung“, bei der die zu erwartenden Lebensjahre ab einem bestimmten Alter (beispielsweise von 65 Jahren) berechnet werden, auch die mittlere Lebenserwartung bei Geburt und setzen sie in Bezug zum Einkommen. Das Ergebnis der bis 2016 vorliegenden Daten, die mit einem neuen methodischen Ansatz ausgewertet wurden: Bei der Lebenserwartung ab Geburt beträgt die Differenz zwischen der niedrigsten und höchsten Einkommensgruppe für Frauen 4,4 Jahre und für Männer 8,6 Jahre.

Die Lebenserwartung ist in den vergangenen Jahrzehnten in Deutschland deutlich gestiegen. Bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts resultierte dies vor allem aus einem Rückgang der Sterblichkeit bei Säuglingen, Kindern und jungen Erwachsenen. Seither sind vor allem sinkende Sterblichkeitsraten der Älteren für den stetigen Anstieg der Lebenserwartung verantwortlich. Allerdings gibt es immer wieder kleine Unterbrechungen im Anstieg der Lebenserwartung. Eine mögliche Erklärung sehen die RKI-Forscher in Grippewellen. Bei schweren Grippewellen, etwa in den Saisons 2012/2013, 2014/2015 und 2016/2017, gab es jeweils mehr als 20.000 geschätzte Todesfälle, das entspricht gut zwei Prozent der jährlichen Todesfälle. Die Influenza-Aktivität und damit die Todesfälle treten jeweils nach der Jahreswende auf, bei diesen Grippewellen also in den Jahren 2013, 2015 und 2017 – das waren exakt die Jahre, in denen sich der Anstieg der Lebenserwartung verlangsamt hat.

Neben Lebenserwartung und Mortalität enthält die neue Journal-Ausgabe auch einen Beitrag zur gesundheitlichen Ungleichheit bei Kindern und Jugendlichen. Dabei werden die Daten des RKI-Gesundheitsmonitorings im Hinblick auf den sozioökonomischen Status ausgewertet, für den Einkommen, Bildung und Beruf der Eltern berücksichtigt werden. In der Journal-Rubrik „Concepts & Methods“ wird das Projekt „IMIRA“ beschrieben, das auf eine bessere Berücksichtigung von Menschen mit Migrationshintergrund beim Gesundheitsmonitoring abzielt. Die Auswertungen dieser Ausgabe des Journal of Health Monitoring werden beim Kongress Armut und Gesundheit am 14./15. März 2019 vorgestellt.

Weitere Informationen: http://www.rki.de/journalhealthmonitoring

Herausgeber
Robert Koch-Institut
Nordufer 20
D-13353 Berlin
http://www.rki.de
Twitter: @rki_de

Pressestelle
Susanne Glasmacher (Pressesprecherin)
Marieke Degen (stellv. Pressesprecherin)
Heidi Golisch
Claudia Paape
Judith Petschelt

Kontakt
Tel.: 030-18754-2239, -2562 und -2286
E-Mail: presse@rki.de

Das Robert Koch-Institut ist ein Bundesinstitut im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Gesundheit

Quelle: IDW 

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Elektroautos haben perspektivisch eine deutlich bessere Klimabilanz als Diesel und Benziner

Anne-Catherine Jung Pressestelle
Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI)

Bis zu 28 Prozent weniger Treibhausgasemissionen als ein Oberklasse-Diesel, bis zu 42 Prozent weniger als ein Kleinwagen-Benziner: Wer heute ein batteriebetriebenes Elektroauto kauft und in Deutschland nutzt, stößt bei einer Nutzungsdauer von durchschnittlich 13 Jahren deutlich weniger CO2 und andere klimarelevante Gase aus als mit einem Auto mit konventionellem Verbrennungsmotor. Das ist das Ergebnis einer Studie des Fraunhofer ISI zur Klimabilanz von Elektroautos.

Grund für das hohe Einsparpotential bei Elektroautos ist laut der Studie »Die aktuelle Treibhausgasemissionsbilanz von Elektrofahrzeugen in Deutschland« vor allem die voranschreitende Energiewende. Der steigende Anteil erneuerbarer Energie am Strommix wird dazu führen, dass der Ausstoß klimarelevanter Gase bei der Stromerzeugung in Deutschland immer weiter sinkt.

»Damit verbessert sich auch die Klimabilanz von Elektroautos«, sagt Martin Wietschel, Leiter des Geschäftsfelds Energiewirtschaft am Fraunhofer ISI. »Ein heute gekauftes Elektroauto profitiert über die gesamte Nutzungsdauer von sinkenden Treibhausgasemissionen bei der Stromerzeugung. Ein konventioneller Verbrennungsmotor stößt dagegen auch im 13. Nutzungsjahr noch eine ähnlich hohe Menge klimarelevanter Gase aus wie zum Zeitpunkt des Kaufs.«

Zwar verbessere sich die Klimabilanz konventioneller Diesel und Benziner durch die Beimischung von Biokraftstoffen, aber nur geringfügig. Außerdem sei zu erwarten, dass die steigende Nutzung von unkonventionellen Ölvorkommen, beispielsweise durch Fracking, die Treibhausgasbilanz von Verbrennungsmotoren im Gegenzug verschlechtere.

Die Studie nennt vier große Hebel, mithilfe derer sich die Treibhausgasbilanz von batteriebetriebenen Elektroautos weiter verbessern lasse:

– Das Laden mit selbsterzeugtem Solarstrom zuhause. Knapp die Hälfte der Besitzerinnen und Besitzer von Elektroautos in Deutschland haben bereits eine eigene Photovoltaikanlage, oft mit eigenem Energiespeicher. Das Laden des Elektroautos mit selbsterzeugtem Solarstrom verbessert die Klimabilanz des Elektroautos noch einmal. Ein Anteil von 30 Prozent selbst erzeugtem Photovoltaikstrom in der Batterie kann die Treibhausgasemissionen eines Elektroautos um zusätzlich 8 bis 11 Prozentpunkte senken.

– Die Nutzung von Ökostrom aus zusätzlichen erneuerbaren Quellen. Bereits heute beziehen Besitzer und Besitzerinnen von Elektroautos ihren Strom überdurchschnittlich häufig von Ökostromanbietern. Bei einer vollständigen Versorgung mit regenerativen Strom lässt sich erreichen, dass die Treibhausgasemissionen des eigenen Elektroautos um bis zu 65 bis 75 Prozent niedriger ausfallen als die von konventionellen Pkw.

– Der Einsatz regenerativer Energien bei der Batterieherstellung. Durch den hohen Energiebedarf bei der Batterieproduktion entstehen bei der Herstellung eines Elektroautos heute deutlich mehr klimarelevante Gase als bei konventionellen Pkw. Durch den Einsatz regenerativer Energien bei der Herstellung der Batterien lassen sich diese Vorkettenemissionen von Elektroautos um 30 bis 50 Prozent senken.

– Intelligentes Lastmanagement. Dabei wird das Laden von Elektroautos verschoben auf einen Zeitpunkt, an dem Strom besonders günstig ist, was üblicherweise mit einem hohen Anteil regenerativer Stromerzeugung einhergeht. Simulationsrechnung der Studie zeigen, dass sich die Treibhausgasbilanz von Elektroautos damit noch einmal um 4 bis 6 Prozentpunkte senken lässt.

Die Studie diskutiert damit eine Reihe schnell zu realisierender Optionen, wie sowohl Nutzerinnen und Nutzer als auch Industrie die Treibhausgasbilanz von Elektroautos weiter verbessern können.

Weitere Informationen:
https://www.isi.fraunhofer.de/content/dam/isi/dokumente/sustainability-innovatio…

Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Prof. Dr. Martin Wietschel

Stellvertretender Leiter des Competence Centers Energietechnologien und Energiesysteme, Leiter des Geschäftsfelds Energiewirtschaft
Telefon +49 721 6809-254

Quelle: IDW 

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Gender Pay Gap: Das größte Loch auf dem Gehaltszettel von Frauen klafft in Süddeutschland

Rainer Jung Abt. Öffentlichkeitsarbeit
Hans-Böckler-Stiftung

Regionale Auswertung von Lohnspiegel.de zum Equal Pay Day 2019

Gender Pay Gap: Das größte Loch auf dem Gehaltszettel von Frauen klafft in Süddeutschland

Die geschlechtsspezifischen Unterschiede beim Entgelt variieren auch innerhalb Deutschlands stark. Besonders groß ist der Gehaltsrückstand von Frauen gegenüber Männern in Süddeutschland, während die ostdeutschen Bundesländer auf deutlich geringere Entgeltunterschiede kommen.

So verdienen Frauen in Baden-Württemberg durchschnittlich 22,7 Prozent weniger als Männer, während der Abstand in Brandenburg „nur“ 14,9 Prozent beträgt (siehe auch Abbildung 1 im Anhang der pdf-Version dieser PM; Link unten). Für Gesamtdeutschland beträgt der Gender Pay Gap unverändert 21 Prozent. Das ergibt eine aktuelle Auswertung des Online-Portals Lohnspiegel.de der Hans-Böckler-Stiftung zum Equal Pay Day am 18. März auf Basis der Angaben von über 300.000 Beschäftigten.

Die Gehaltslücke lässt sich sowohl mit Gehaltsabständen zwischen einzelnen Berufen als auch mit einer Gehaltslücke zu Lasten von Frauen innerhalb der einzelnen Berufe erklären. So arbeiten Frauen überdurchschnittlich häufig in vergleichsweise schlecht bezahlten Berufen, zum Beispiel als Verkäuferin im Einzelhandel (Durchschnittsgehalt der Frauen: 1.991 Euro, Frauenanteil unter den Befragten: 66 Prozent), als Physiotherapeutin (2.296 €, 67 Prozent Frauen) oder Erzieherin (2.701 €, 75 Prozent Frauen). „Bei den Löhnen hinken die sozialen Berufe, in denen Frauen deutlich überrepräsentiert sind, oft hinterher“, sagt Dr. Malte Lübker, Experte für Tarif- und Einkommensanalysen am Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung. „Dies gilt auch dann, wenn die Anforderungen an die Qualifikation vergleichbar sind.“ Höhere Löhne werden u.a. in den technischen Berufen bezahlt, wo der Männeranteil i.d.R. über 90 Prozent liegt.

Dies erklärt auch, warum beim Gender Pay Gap wirtschaftlich starke Länder wie Baden-Württemberg (22,7 Prozent) oder Bayern (21,9 Prozent) schlecht dastehen. In beiden Ländern ist das verarbeitende Gewerbe, insbesondere die Automobilindustrie, stark verankert und bietet gut bezahlte Jobs – in denen ganz überwiegend Männer arbeiten. In den ostdeutschen Bundesländern sind viele Industrie-Arbeitsplätze hingegen nach der Wende weggebrochen, und damit auch die traditionellen Berufsperspektiven für Männer. Zudem liegt das allgemeine Lohnniveau noch immer deutlich unter dem des Westens, u.a. weil viele Unternehmen nicht nach Tarif bezahlen. Die niedrigeren Werte beim Gender Pay Gap in Brandenburg (14,9 Prozent) oder Sachsen-Anhalt (15,5 Prozent) lassen sich deshalb nicht mit besonders guten Frauen-Löhnen erklären, sondern mit dem großen Abstand der ostdeutschen Männer gegenüber den Männern im Westen.

Doch auch wenn Frauen und Männer im gleichen Beruf arbeiten, klafft auf dem Gehaltszettel von Frauen oft ein großes Loch. Unter Versicherungskaufleuten verdienen Frauen nach den Zahlen des Lohnspiegels 21 Prozent weniger, bei Bauingenieurinnen beträgt der Rückstand zu männlichen Kollegen 16 Prozent, und bei Informatikerinnen 7 Prozent (Abbildung 2). Ein Grund hierfür sind u.a. die kürzeren Arbeitszeiten und Erwerbsunterbrechungen von Frauen. „Teilzeit und längere Elternzeiten werden in den Betrieben häufig abgestraft, da sie als Signal für geringeres Arbeitsengagement gelten. Das betrifft stärker Frauen, da diese nach wie vor den Löwenanteil an Haus- und Sorgearbeit übernehmen“, sagt Dr. Yvonne Lott, am WSI Expertin für Arbeitszeitforschung. „Etwas verkürzt gesagt: Eine Mutter auf einer Teilzeit-Stelle macht seltener Karriere. Und es gibt auch Unternehmen, die Teilzeitarbeit schlechter bezahlen als vergleichbare Vollzeitjobs, obwohl das illegal ist.“

Paradoxerweise wird in vielen Betrieben von Frauen erwartet, dass diese wegen der Familie beruflich kürzer treten. „Das Bild von der Rabenmutter ist jedoch ein vornehmlich westdeutsches Bild“, so Lott. „In Ostdeutschland sind die Einstellungen zu Geschlechterrollen egalitärer.“ Zudem arbeiten mehr Mütter in Ostdeutschland in Vollzeit, auch wegen des besseren Kinderbetreuungsangebots. Auch das trägt dazu bei, dass der Gender Pay Gap in den ostdeutschen Bundesländern geringer ausfällt als im Westen.

Um Beruf und Familie unter einen Hut zu bekommen, wechseln Frauen auch häufiger als Männer in schlechter bezahlte Jobs, die unter Umständen weniger anspruchsvoll sind, aber mehr zeitliche Flexibilität ermöglichen. Frauen tauschen so Geld gegen eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie. „Es ist daher wichtig, auch in qualifizierten und anspruchsvollen Berufen mehr zeitliche Selbstbestimmung für Beschäftigte zu schaffen“, so Lott weiter. „Dies gilt sowohl für die Dauer, die Lage und den Ort der Arbeit.“ Neben dem weiteren Ausbau einer verlässlichen Kinderbetreuung muss die Familienpolitik nach Einschätzung der Wissenschaftler die partnerschaftliche Arbeitsteilung weiter fördern, etwa durch eine Verlängerung der Partnermonate bei der Elternzeit. Auch das Ehegattensplitting, das für verheiratete Frauen den Fehlanreiz schafft, auf eine Vollzeitstelle zu verzichten, solle überdacht werden.

Die ungleichen Aufstiegschancen für Frauen, die oft niedrigere Bezahlung in Berufen mit einem hohen Frauenanteil und andere der genannten Gründe für den Gehaltsrückstand von Frauen werden bei dem sogenannten „bereinigten“ Gender Pay Gap herausgerechnet. Verschiedene Forscher kommen durch dieses spezielle Rechenverfahren auf geringere Werte von 6 bis 7 Prozent. „Auch dies ist eine hohe Differenz, die man vor allem auf direkte, blanke Diskriminierung zurückführen kann“, sagt Yvonne Lott. „Zudem ist dieser Wert nur bedingt aussagekräftig, da zentrale Dimensionen der Geschlechterungleichheit ausgeblendet werden.“ Die Auswertung des Lohnspiegels bezieht sich deshalb auf den unbereinigten Gender Pay Gap, der einen direkten Vergleich der tatsächlich gezahlten Gehälter ermöglicht. Um Unterschiede bei der Arbeitszeit auszugleichen, bezieht er sich auf Vollzeitäquivalente. Alle Monatsgehälter wurden auf Basis einer 38-Stundenwoche berechnet.

Die Daten des Portals Lohnspiegel.de beruhen auf einer kontinuierlichen Online-Umfrage unter Erwerbstätigen in Deutschland. Für die Analyse wurden 309.000 Datensätze berücksichtigt. Die Umfrage ist nicht-repräsentativ, erlaubt aber aufgrund der hohen Fallzahlen detaillierte Einblicke in die tatsächlich gezahlten Entgelte. Für Bremen und das Saarland lässt sich aufgrund vergleichsweise kleiner Fallzahlen kein getrennter Gender Pay Gap ausweisen. Der Lohnspiegel ist ein nicht-kommerzielles Angebot der Hans-Böckler-Stiftung mit dem Beschäftigte unter https://www.lohnspiegel.de/html/gehaltscheck.php ihr eigenes Gehalt mit den üblichen Gehältern in 430 Berufen vergleichen können.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Dr. Malte Lübker
WSI, Experte für Tarif- und Einkommensanalysen
Tel.: 0211 / 77 78-574
E-Mail: Malte-Luebker@boeckler.de

Rainer Jung
Leiter Pressestelle
Tel.: 0211 / 77 78-150
E-Mail: Rainer-Jung@boeckler.de

Originalpublikation:
Die Pressemitteilung mit Grafiken (pdf): https://www.boeckler.de/pdf/pm_wsi_2019_03_14.pdf

Quelle: IDW 

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Was kostet ein Hochwasser?

Constanze Elgleb Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden

Ein Forschungsprojekt der HTW Dresden entwickelt eine neue Methode zur Risikobewertung von Hochwasserschäden.
Das neue Forschungsprojekt „INNOVARU“ an der Fakultät Bauingenieurwesen beschäftigt sich damit, die Kosten von Schäden durch Hochwasser konkret beziffern zu können. INNOVARU steht für „Innovative Vulnerabilitäts- und Risikobewertung urbaner Räume gegenüber Überflutungsereignissen“. In Kooperation mit dem Sächsischen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) und der Bauhaus-Universität Weimar soll ein neuartiges Hochwasserschadensinformationsmodell entstehen.

Das Teilvorhaben an der HTW Dresden verfolgt dabei einen physikalisch-wirkungsanalytischen Ansatz: Es wird prognostiziert, welche Gebäudeschäden bei einem hohen Wasseraufkommen und entsprechenden Fließgeschwindigkeiten entstehen. Somit wird es möglich, objektgenaue Bewertungen abzugeben und die entstehenden Kosten im Voraus zu ermitteln. Auch für größere überflutungsgefährdete Gebiete gibt es Ansätze: Durch (halb-)automatisierte Klassifikationsverfahren wird es möglich, den besonders gefährdeten Gebäudebestand zu differenzieren und somit zeitaufwändige Ortsbegehungen zu reduzieren. Die pilothafte Erprobung dieses gekoppelten Hochwasserschadensinformationsmodells ist in den Untersuchungsgebieten Grimma, Pirna und Freital vorgesehen.

Insbesondere Landesfachbehörden und Ingenieurbüros, die im Hochwasserrisikomanagement tätig sind, können von dieser Methode der Risikobewertung profitieren Aber auch Versicherungen und Immobiliendienstleister, die sich mit Grundstücks- und Gebäudewerten sowie Schadenersatz nach Hochwasser beschäftigen, könnten zukünftig nach objektiveren Kriterien bewerten.

„Wir müssen uns in Sachsen – aber auch bundesweit – immer wieder den Risiken von Hochwasser stellen. Im entsprechenden Risikomanagement sollte daher auf möglichst wissenschaftsfundierte und objektive Kriterien zurückgegriffen werden. Ich freue mich, dass die HTW Dresden gemeinsam mit ihren Kooperationspartnern dazu einen Beitrag leisten kann.“, so der Prorektor für Forschung und Entwicklung, Professor Knut Schmidtke.
Das Projekt unter Leitung von Dr. Thomas Naumann, Professor für Baukonstruktion läuft bis Ende 2021 und wird mit rund 260.000 Euro vom Bundesministerium für Bildung Forschung (BMBF) gefördert.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Fakultät Bauingenieurwesen
Prof. Dr. Thomas Naumann
thomas.naumann@htw-dresden.de

Weitere Informationen:

http://www.htw-dresden.de

Quelle: IDW 

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Weltwassertag: Was machen eigentlich polare Stoffe im Trinkwasser?

Alexander Pradka Presse & Öffentlichkeitsarbeit
Hochschule Fresenius

Den Weltwassertag am 22. März nahm die Hochschule Fresenius zum Anlass, auf den hohen Forschungsbedarf bei den so genannten polaren Stoffen hinzuweisen. Diese sind sehr gut wasserlöslich und können deshalb leicht in den Kreislauf des Wassers geraten. Prominente Vertreter sind Glyphosat oder auch der künstliche Süßstoff Acesulfam. Die Hochschule Fresenius selbst geht mit gutem Beispiel voran und nimmt an europäisch und national geförderten Forschungsprojekten teil.

„Polare Stoffe sind noch zu wenig erforscht. Mit gängigen analytischen Methoden können sie gar nicht nachgewiesen werden“, sagt Daniel Zahn, Doktorand von Prof. Dr. Thomas Knepper, der Direktor am Institute for Analytical Research (IFAR) an der Hochschule Fresenius ist. „Viele sind noch nicht identifiziert und bei denen, die wir bereits kennen, haben wir meist lediglich Anhaltspunkte für deren Bewertung. Auf dieser Basis ist eine Vorhersage der Langzeitwirkung nicht möglich. Das ist aber zur Einschätzung möglicher Risiken unabdingbar.“ Was bekannt ist: Sie sind sehr gut wasserlöslich und dabei teilweise schwer abbaubar, wodurch sie die vielen Schutzbarrieren in Wasserkreisläufen – wie zum Beispiel Kläranlagen – überwinden und somit bis ins Leitungswasser gelangen können. Sie können sich schnell weit verbreiten und in erhöhten Konzentrationen vorkommen. „Keinesfalls möchten wir Panik verbreiten und die aktuelle Faktenlage deutet auch nicht darauf hin, dass eine Bedrohung besteht. Aber aus unserer Sicht ist eine Erhebung weiterer Daten unerlässlich um sicherzustellen, dass keine Gefährdung besteht – beziehungsweise, um geeignete Aufbereitungstechniken zu entwickeln und zu implementieren“, erläutert Zahn.

Das IFAR befasst sich seit 2013 im Rahmen verschiedener Forschungsprojekte mit dem Thema. Eines davon mit dem Namen „PROMOTE“ (Protecting Water Resources from Mobile Trace Chemicals) ist bereits abgeschlossen. Es diente der Ermittlung und Identifizierung polarer Stoffe – und damit der Schaffung notwendiger Grundlagen für weitere Nachforschungen. Dabei wurde beispielsweise mit der Trifluormethansulfonsäure ein bisher wenig beachteter polarer Stoff erstmals im Trinkwasser nachgewiesen. Anhaltspunkte für irgendeine Gefährdung haben sich nicht gezeigt. Jetzt hat die Hochschule Fresenius gerade mit ihren Partnern das Nachfolgeprojekt „PROTECT“ in Angriff genommen. Mit dem Namen wird der Projekttitel „Perresistente mobile Organische Chemikalien in der aquatischen Umwelt: Quellen, Vorkommen, Technische Möglichkeiten zu deren Entfernung in der Trinkwasseraufbereitung“ abgekürzt. Der Startschuss fiel am 1. Februar dieses Jahres, erste Ergebnisse werden 2022 erwartet. Hier stehen nun Vorkommen, Mengen und vor allem mögliche Risiken und Folgen im Fokus der Wissenschaftler. „Mit den Resultaten aus diesem Forschungsprojekt hoffen wir ein klareres Bild über polare Stoffe im Wasser zu erhalten und auf die wichtigen Fragen nach Wirkung und Verbreitung klare Antworten geben zu können“, so Zahn.

Quelle: IDW 

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BIBB/BAuA-Befragung 2018: Viele Beschäftigte arbeiten immer noch körperlich hart

Jörg Feldmann Pressestelle
Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin

Schwere körperliche Arbeit belastet noch immer viele Beschäftigte in Deutschland. Dies zeigt das zweite Faktenblatt zur BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragung 2018, das die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) jetzt unter dem Titel „Körperlich harte Arbeit in Deutschland – immer noch weit verbreitet“ veröffentlicht hat. Zugleich gibt es auch Informationen, wie gute Arbeitsgestaltung und Verhaltensregeln gesundheitlichen Beschwerden durch körperliche Arbeit entgegenwirken können.

Körperliche Belastungen bei der Arbeit gehören für viele Erwerbstätige zum Arbeitsalltag. So gibt mehr als jeder Zweite (54%) an, häufig im Stehen zu arbeiten. Das ist für mehr als jeden vierten Betroffenen (27 %) belastend. Auch wenn nur etwa jeder Vierte (23 %) häufig schwere Lasten hebt oder trägt, fühlt sich mehr als die Hälfte (53 %) davon belastet. Schwere körperliche Arbeit kommt unter anderem besonders häufig in Bau- und Gartenbauberufen vor, aber auch in der Pflege und Gastronomie vor. Das Faktenblatt nennt auch Zahlen zu Arbeit mit den Händen und in Zwangshaltung.

Insgesamt zeigt sich, dass körperliche Arbeit auch in der Wissensgesellschaft präsent ist. Im Vergleich zur Erwerbstätigenbefragung von 2012 lassen sich nur geringe Veränderungen feststellen. Die Ergebnisse haben sich insgesamt wenig verändert: Die größte Abweichung gibt es bei der Frage nach Arbeiten, die mit den Händen durchzuführen sind und viel Geschick, Geschwindigkeit oder große Kraft erfordern. Hier sank die Zahl der Betroffenen von 42 Prozent im Jahr 2012 auf 39 Prozent in 2018.

Nach wie vor sind Männer in Vollzeit am ehesten harter Arbeit ausgesetzt. Im Teilzeitbereich berichten jedoch Frauen häufiger über körperlich belastende Arbeitsbedingungen. Zudem empfinden Frauen unabhängig von der geleisteten Stundenzahl körperlich harte Arbeit im Vergleich zu Männern häufiger als belastend.

Die Daten zeigen auch, dass es ein großes Präventionspotenzial im Bereich körperlicher Belastungen gibt. Entlastung kann eine gesundheitsförderliche Arbeitsgestaltung bringen beispielsweise durch den Einsatz von ergonomischen Arbeitsmitteln oder Trage- und Transporthilfen. Die Beschäftigten können sich beispielsweise durch rückenschonende Hebe- und Tragetechniken, gezielte Ausgleichsbewegungen, aber auch durch Pausen entlasten. Dazu weist das Faktenblatt auf verschiedene BAuA-Broschüren zum Thema hin.

baua: Fakten „Körperlich harte Arbeit in Deutschland – immer noch weit verbreitet“ gibt es als PDF im Internetangebot der BAuA unter http://www.baua.de/dok/8816194.

Hintergrund:
Bei der BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragung 2018 handelt es sich um eine repräsentative Erhebung unter rund 20.000 Erwerbstätigen in Deutschland. Durch sie werden differenzierte Informationen über ausgeübte Tätigkeiten, berufliche Anforderungen, Arbeitsbedingungen und -belastungen, den Bildungsverlauf der Erwerbstätigen sowie über die Verwertung beruflicher Qualifikationen gewonnen.

Forschung für Arbeit und Gesundheit
Die BAuA ist eine Ressortforschungseinrichtung im Geschäftsbereich des BMAS. Sie betreibt Forschung, berät die Politik und fördert den Wissenstransfer im Themenfeld Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit. Zudem erfüllt die Einrichtung hoheitliche Aufgaben im Chemikalienrecht und bei der Produktsicherheit. An den Standorten Dortmund, Berlin und Dresden sowie in der Außenstelle Chemnitz arbeiten über 700 Beschäftigte.
www.baua.de

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Gedächtnis wie ein Sieb? Unter welchen Bedingungen Menschen im Alter neue Erinnerungen bilden können

Carsten Wette Stabsstelle für Presse und Kommunikation
Freie Universität Berlin

Menschen können einer Studie der Freien Universität zufolge in zunehmendem Alter nur dann neue Erinnerungen bilden, wenn ein zelluläres Reinigungsprogramm im Gehirn funktionstüchtig bleibt. Das Programm – die sogenannte Autophagie – muss reibungslos in denjenigen Neuronen im Gehirn ablaufen, die die Erinnerungen speichern, wie ein Team um Prof. Dr. Stephan Sigrist von der Freien Universität Berlin sowie dem Exzellenzcluster NeuroCure herausfand. Dies sei die Voraussetzung dafür, dass das gesamte Gehirn in einem geschützten und funktionstüchtigen Zustand gehalten werden kann.

Die Studie wurde in der jüngsten Ausgabe der renommierten Fachzeitschrift Nature Communications veröffentlicht. NeuroCure ist ein an der Charité – Universitätsmedizin Berlin, des gemeinsamen medizinischen Fachbereichs von Freier Universität Berlin und Humboldt-Universität zu Berlin, angesiedelter Forschungscluster, der seit 2007 im Rahmen der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder gefördert wird; im September 2018 war der Cluster auch im Wettbewerb Exzellenzstrategie erfolgreich. Stephan Sigrist ist seit 2014 Einstein-Professor; die Professur wird aus Mitteln der EinsteinStiftung gefördert.

Menschen sind nicht nur in der Lage, neue Erinnerungen zu bilden, sondern können diese in der Regel auch viele Jahre später wieder abrufen. Mit zunehmendem Alter jedoch entwickeln viele Menschen Schwierigkeiten, neue Erinnerungen zu bilden; dies wird als altersbedingte Gedächtnisstörung bezeichnet. Ein umfassendes Verständnis dieses komplexen Prozesses ist Voraussetzung, um altersbedingten Erkrankungen auf der Ebene der Nervenzellen effektiv begegnen zu können. In der aktuellen Publikation zeigt das Team von Stephan Sigrist von der Freien Universität Berlin, welche Rolle das zelluläre Reinigungsprogramm namens Autophagie spielt.

Erinnerungen werden durch strukturelle und funktionelle Veränderungen an Neuron-zu-Neuron-Verbindungen (Synapsen) im Gehirn gespeichert; diese Fähigkeit, Veränderungen einzugehen, wird als synaptische Plastizität bezeichnet. Bei der synaptischen Signalübertragung stehen die Präsynapsen den Postsynapsen gegenüber, wobei letztere die freigesetzten chemischen Signale erkennen und weiterleiten. Eine Zunahme der Größe dieser präsynaptischen Strukturen war von der Arbeitsgruppe von Stephan Sigrist zuvor als Ursache für eine altersbedingte Gedächtnisstörung in der Fruchtfliege Drosophila gefunden worden. Die Fruchtfliege gilt als etabliertes genetisches Modell für eine altersbedingte Gedächtnisstörung. Die vergrößerten präsynaptischen Strukturen verstärken die synaptischen Signale und erschwerten damit gleichzeitig nach der Vermutung der Forscherinnen und Forscher die Fähigkeit, plastische Veränderungen einzugehen. Damit aber werden Lernprozesse beeinträchtigt bis hin zur Ineffizienz. Die genetische Nachahmung einer solchen Vergrößerung war tatsächlich hinreichend, um Gedächtnisstörungen schon bei jungen Drosophila-Tieren auszulösen, wie die Mitglieder der Arbeitsgruppe herausfanden. Ein Mittel, diesen altersbedingten Gedächtnisstörungen entgegenzuwirken, ist den Ergebnissen zufolge das körpereigene Kleinmolekül Spermidin, dessen Konzentration im Körper mit zunehmendem Alter abnimmt. Die Forscherinnen und Forscher konnten zeigen, dass die Fütterung der Fliegen mit Spermidin die Größe der präsynaptischen Strukturen und damit die Gedächtnisleistungen auf dem Niveau jugendlicher Tiere stabilisieren konnte. Spermidin führte zur Belebung des zellulären Reinigungsprogramms Autophagie, wie in mehreren Tiermodellen und in menschlichen Zellen gezeigt werden konnte. Tatsächlich deuten neueste Studien darauf hin, dass die Verabreichung von Spermidin auch ältere Menschen vor Demenz schützen könnte.

Wie die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler weiter herausfanden, ist die Fähigkeit der Fruchtfliege, etwas zu erinnern, abhängig davon, wie gut das Reinigungsprogramm Autophagie in einem spezifischen Lern- und Gedächtniszentrums in ihrem Gehirn funktioniert. „Eine genetische Blockade der Autophagie in diesem Lern- und Gedächtniszentrum verursachte eine frühzeitige Gedächtnisstörung, die junge Tiere bereits ,alt‘ aussehen ließ“, erläutert Biologie-Professor Stephan Sigrist. Überraschenderweise führte die Blockade der Autophagie in diesen Regionen im gesamten Gehirn zu einer Zunahme dieser präsynaptischen Struktur. Diese Synapsen ähnelten denen älterer Tiere.

Normalerweise unterdrücke die Freisetzung schützender Neuropeptide eines bestimmten Typus aus den Lernzentren die synaptische Alterung im Gehirn. Wird die autophagische Reinigung in den Lernzentren allerdings ineffizient, würden auch weniger solcher Neuropeptide freigesetzt, und die Synapsen alterten im gesamten Gehirn. Genau solche Neuropeptide wiederum würden als mögliche Anti-Aging-Faktoren auch für Menschen angesehen und untersucht, sodass direkte Bezüge zur menschlichen Situation wahrscheinlich seien.

Veröffentlichung
Bhukel A*, Beuschel CB*, Maglione M, Lehmann M, Juhasz G, Madeo F, Sigrist SJ. (2019) Autophagy within the mushroom body protects from synapse aging in a non cell autonomous manner. Nature Communications, 21.3.2019; DOI: 10.1038/s41467-019-09262-2.

Kontakt
Prof. Stephan J. Sigrist, Fachbereich Biologie, Chemie, Pharmazie der Freien Universität Berlin, Telefon: 030-838-56940, E-Mail: stephan.sigrist@fu-berlin.de

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Kostbare Ressource: Wasser

Beate Kostka M.A. Ressort Presse – Stabsstelle des Rektorats
Universität Duisburg-Essen

Die nachhaltige Wasserwirtschaft steht im Mittelpunkt des Forschungskollegs Future Water, das jetzt in seine zweite Förderphase gestartet ist. Das NRW-Wissenschaftsministerium stellt für die kommenden 3,5 Jahre weitere rund 2,2 Mio. Euro zur Verfügung. Beteiligte des Verbundprojekts sind die Universität Duisburg-Essen (UDE), die Ruhr-Universität Bochum (RUB), die Hochschule Ruhr West (HRW), die EBZ Business School und das Institut für Energie- und Umwelttechnik (IUTA).

Urbane Wohn- und Arbeitswelten am Wasser, Biologische Abbaubarkeit diffuser Einträge in Regenwasser oder Anpassungsstrategien an Starkregenereignisse: Insgesamt 16 Promovierende erforschen, wie eine nachhaltige Wasserwirtschaft erreicht werden kann. Denn Schadstoffe gelangen über unterschiedliche Wege in die Gewässer – sei es über kommunale Kläranlagen, industrielle Direkteinleiter oder auch Niederschlagswasser, das von versiegelten oder landwirtschaftlich genutzten Flächen abläuft. Verschärft wird dies noch durch zunehmende Extremniederschläge, die die Entwässerungsanlagen überlasten.

Die Probleme sind vielschichtig und komplex und müssen deshalb auch disziplinübergreifend betrachtet werden. Im Forschungskolleg Future Water werden natur-, und ingenieurwissenschaftliche Aspekte mit wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Gesichtspunkten verknüpft. Außerdem werden Erkenntnisse nichtwissenschaftlicher Akteure berücksichtigt. Kollegsprecher ist Prof. Dr. Torsten C. Schmidt (UDE/Instrumentelle Analytische Chemie). Die Verbundkoordination übernimmt wieder das Zentrum für Wasser- und Umweltforschung (ZWU) an der UDE.

Redaktion:
Beate Kostka, Tel. 0203/37 9-2430, beate.kostka@uni-due.de

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Claudia Freimuth, Zentrum für Wasser- und Umweltforschung, Tel. 0201/18 3-6935, claudia.freimuth@uni-due.de

Weitere Informationen:

http://www.nrw-futurewater.de

Quelle: IDW 

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Mit künstlicher Intelligenz unterwegs im Kanalsystem

Dr.-Ing. Bodo Weigert Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
KompetenzZentrum Wasser Berlin gGmbH (KWB)

Innovationspreis für Simulationswerkzeug zur Kanalalterung verliehen
Die Berliner Wasserbetriebe und das Kompetenzzentrum Wasser Berlin haben ein Modellwerkzeug entwickelt, mit dem sich die Alterung von Abwasserkanälen simulieren lässt. Erstmals haben Forscher beider Häuser datenbasierte statistische Verfahren mit künstlicher Intelligenz verbunden. Mit dem Ergebnis lassen sich Investitionen deutlich genauer steuern. Dafür wurden sie nun mit dem renommierten Innovationspreis des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU) ausgezeichnet.

Wenn etwas kaputt geht, was wir jeden Tag dringend brauchen, ist das ärgerlich, überraschend, mitunter sogar katastrophal. Meistens ist es aber vor allem eines: teuer. Das gilt auch für eine der unsichtbaren Lebensadern unserer Stadt: die mehr als 9.600 Kilometer lange Kanalisation. Zumal Schäden am Kanal nicht sofort sichtbar werden. Anhaltspunkte für Reparaturen oder Investitionen liefern bisher statistische Angaben zu Schäden sowie Daten aus der Kamera-Inspektion.

Neues Prognoseinstrument ermöglicht bessere Steuerung von Investitionen
Jetzt – und das ist neu für die Branche – haben Forscher des Kompetenzzentrums Wasser Berlin und der Berliner Wasserbetriebe aus der Kombination und Weiterentwicklung statisti-scher Modelle mit künstlicher Intelligenz und vielen echten Daten ein Prognoseinstrument für die Kanalalterung entwickelt: SEMA-Berlin. „Mit diesem neuen Tool können wir Investitionen und Instandhaltungen deutlich besser steuern und den Zustand der Kanalisation langfristig erhalten oder gar verbessern“, erklärt Wasserbetriebe-Finanzvorstand Frank Bruckmann, der sich sehr über den am 11. März verliehenen Innovationspreis des VKU freut. Der Innovationspreis zeichnet „herausragende Innovationen kommunaler Unternehmen“ aus und wird alle zwei Jahre verliehen,
SEMA – ein Kürzel aus der englischen Übersetzung von Kanalalterungsmodell für Strategien des Asset-Managements – basiert auf mehr als 140.000 echten Berliner Datensätzen. Gefüttert mit Informationen über den Kanal selbst wie Alter, Material, Gefälle, Abwasser- und Bodentyp, der Verkehrsbelastung, der Nähe zu Bäumen und noch ein paar weiteren Einflussgrößen errechnet es sehr genau, wie sich der Zustand der einzelnen Kanäle im Netz in den kommenden Jahrzehnten entwickeln wird und welche Sanierungslängen erforderlich sind, damit es auch künftig ordentlich funktioniert. Damit geht es deutlich über bisherige statistische Modelle hinaus, die das Netz in seiner Gesamtheit und nicht im Detail betrachten.
Scheinbar, so könnte man aus der puren Addition der bisher bekannten Daten schlussfolgern, liegt der ideale, weil am wenigsten gealterte Kanal mindestens vier Meter tief im Spandauer Sandboden, ist gemauert, hat einen Innendurchmesser von einem Meter, führt Schmutzwasser und über ihm wachsen keine Bäume. Dieses auf Statistik fußende Klischee stimmt im Großen und Ganzen, im Detail aber eben auch oft nicht. Hier setzt SEMA-Berlin mit maschinellem Lernen auf. Bei der Vorhersage auf Haltungsebene – das ist der oft zwischen 30 und 50 Meter lange Bereich eines Kanals zwischen zwei Schächten – erreicht das Modell schon jetzt etwa 80 % der Genauigkeit einer Kamerainspektion und kann den Zustand sanierungsbedürftiger Haltungen in zwei von drei Fällen richtigrichtig prognostizieren.

AUZUKA verbessert Basis für SEMA-Berlin mit automatisierter Zustandsanalyse
Dafür wird der SEMA-Berlin-Prototyp jetzt bei den Berliner Wasserbetrieben trainiert. Dabei wird das Modell stetig klüger – auch weil es dank des Forschungsprojektes AUZUKA mit immer präziseren Daten gefüttert wird. AUZUKA schafft – wie sein Name sagt – die Voraussetzungen für eine automatische Zustandsanalyse und Klassifikation des Kanalnetzes durch virtuelle Begehung. Unter Leitung der Berliner Wasserbetrieben wurde dafür im Verbund mit neun Institutionen eine den neuen Stand der Technik definierende Technik-Kette vom Kanalinspektionsroboter bis zur automatischen Bild-Auswertesoftware entwickelt, die Kanalschäden schneller, sicherer, positionsgenauer und eben auch unermüdlich erkennt und klassifiziert.
Und ebenso wie SEMA lernt auch AUZUKA mit jedem neuen Datensatz dazu.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Mathias.Riechel@Kompetenz-wasser.de

Weitere Informationen:
https://www.youtube.com/watch?v=kxy_HwClGCo&feature=youtu.be
https://vimeo.com/252519129
https://www.kompetenz-wasser.de/de/news-item/vku-innovationspreis-sema-berlin/

Quelle: IDW 

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Mit Tönen gegen das Tönen – Musiktherapie bei akutem Tinnitus

Natascha Schettler-Brox Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Zentrum für Musiktherapieforschung (Viktor Dulger Institut) DZM e.V.

Studienergebnisse von Heidelberger Forschern bestätigen, dass die Behandlung durch Neuro-Musiktherapie auch im Akutstadium eines Tinnitus Erfolg verspricht.

Tinnitus ist die Wahrnehmung eines störenden Tones oder eines unangenehmen Rauschens ohne äußere Schallquelle. Von einem akuten Tinnitus spricht man, wenn der Tinnitus noch nicht länger als drei Monate besteht. Ohrgeräusche gehören mittlerweile zu den häufigsten Symptomen im HNO-medizinischen Bereich.
Für die Behandlung des akuten Tinnitus gibt es derzeit nur wenige wissenschaftlich überprüfte Therapiemöglichkeiten.
Das Therapiespektrum wurde nun um die Neuro-Musiktherapie erweitert.
Im aktuell veröffentlichten Buch Heidelberger Musiktherapiemanual: Akuter Tinnitus (erschienen im Verlag uni edition, ISBN 3947208103) wird dargestellt, wie die am Deutschen Zentrum für Musiktherapieforschung DZM e.V. entwickelte Neuro-Musiktherapie unmittelbar im Anschluss an die HNO-medizinische Akutbehandlung erfolgreich durchgeführt werden kann. Ein herausragendes Merkmal der Heidelberger Musiktherapie ist die Kombination von psychotherapeutischen Behandlungselementen mit einer gezielten akustischen Stimulation von Tönen und Tonfolgen im Bereich der individuellen Tinnitusfrequenz.
Durch die Musiktherapie wurden konkret eine allgemeine Verringerung der subjektiven Tinnitusbelastung sowie Verbesserungen in der Konzentration, in der Aufmerksamkeit und im allgemeinen Wohlbefinden erreicht. Bei N = 66 Probanden konnten die persönlichen Eindrücke durch unmittelbar vor und nach der Musiktherapie durchgeführten Messungen im Kernspintomographen eindrücklich bestätigt werden.
Diese Ergebnisse setzten neue wissenschaftliche und therapeutische Maßstäbe in der Musiktherapie: nur durch eine interdisziplinäre Vernetzung von HNO-medizinischer Akutversorgung und musiktherapeutischer Kurzzeitintervention kann eine dauerhafte Symptomlinderung erreicht werden.
Seit 15 Jahren werden am Deutschen Zentrum für Musiktherapieforschung (DZM) e.V. in Heidelberg Tinnitusbetroffene behandelt.

Die Tinnitusambulanz des Deutschen Zentrums für Musiktherapieforschung bietet laufend Kompakttherapien für Patienten mit akutem und chronischem Tinnitus an. Weitere
Informationen für Patienten sind telefonisch erhältlich unter 06221 – 79 63 101 oder per E-Mail unter
tinnitusambulanz@dzm-heidelberg.de.

Das Deutsche Zentrum für Musiktherapieforschung (Viktor Dulger Institut) DZM e. V. wurde 1995 in Heidelberg gegründet. Heute ist das DZM eines der größten musiktherapeutischen Forschungsinstitute in Europa und vereint Forschung und Praxis unter einem Dach. Das DZM ist als gemeinnützig anerkannt und finanziert sich zum überwiegenden Teil aus Spenden und Forschungsdrittmitteln. Am DZM entwickeln und erforschen Musiktherapeuten, Mediziner, Musikwissenschaftler und Psychologen in interdisziplinären Projekten musiktherapeutische und musikmedizinische Konzepte zur Verbesserung der Lebenssituation erkrankter Menschen.
Außer dem Forschungsinstitut gehört eine Tinnitus- sowie eine CI-Ambulanz zum DZM.

Weitere Informationen:
Deutsches Zentrum für Musiktherapieforschung
(Viktor Dulger Institut) DZM e.V.
Ansprechpartner: Natascha Schettler-Brox
Maaßstraße 26
69123 Heidelberg
Telefon: +49 (6221) 83 38 60
Telefax: +49 (6221) 73 999 89
E-Mail: dzm@dzm-heidelberg.de
Internet: www.dzm-heidelberg.de

Weitere Informationen:
http://www.dzm-heidelberg.de
https://tinnitusheidelberg.wordpress.com/

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Luftverschmutzung verkürzt das Leben der Europäer um rund zwei Jahre

Dr. Susanne Benner Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für Chemie

Neubewertung der Gesundheitsrisiken durch Luftschadstoffe ergibt unerwartet hohes Sterblichkeitsrisiko speziell durch Herzkreislauferkrankungen

Luftverschmutzung wird als Gesundheitsgefahr deutlich unterschätzt, auch wenn es derzeit eine hitzige Diskussion über Stickoxide, Feinstaub und Dieselfahrverbote gibt. Ein Wissenschaftlerteam um Jos Lelieveld, Direktor am Max-Planck-Institut für Chemie und Thomas Münzel, Professor an der Universitätsmedizin Mainz hat nun ermittelt, dass Luftverschmutzung die durchschnittliche Lebenserwartung der Europäer um rund 2 Jahre verringert. Weltweit sterben laut der Studie jährlich etwa 120 Menschen pro 100.000 Einwohner vorzeitig an den Folgen von verschmutzter Luft, in Europa sogar 133 und damit mehr als im globalen Durchschnitt. In mindestens der Hälfte der Fälle sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen die Todesursache.

Schlechte, insbesondere mit Feinstaub belastete Luft führt zu Atemwegs- und Herzkreislauferkrankungen und stellt offenbar ein größeres Gesundheitsrisiko dar als bislang angenommen. Denn mit ihrer Studie, die in der aktuellen Ausgabe des European Heart Journals veröffentlicht wird, aktualisierten die Mainzer Forscher jüngste Berechnungen des Global Burden of Disease (GBD), einer weltweiten Gesundheitsstudie und auch Ergebnisse eigener früherer Untersuchungen : Bis vor Kurzem gingen sie von einer globalen Sterblichkeitsrate durch Luftverschmutzung von rund 4,5 Millionen Menschen pro Jahr aus. Der neu berechnete Wert liegt bei 8,8 Millionen pro Jahr. Allein in Europa sterben demnach jährlich knapp 800.000 Menschen vorzeitig an den Folgen von Luftverschmutzung.

Die Aktualisierung der Berechnungen wurde notwendig, da eine kürzlich veröffentlichte Studie die krankheitsspezifischen Gefährdungsraten gegenüber den Werten des GBD deutlich höher ansetzt. „Da die GBD-Studie 41 umfangreiche Fallgruppenstudien aus 16 Ländern, inklusive China, berücksichtigt, bietet sie die beste derzeit verfügbare Datengrundlage“, sagt Jos Lelieveld, Direktor am Max-Planck-Institut für.

Verschmutzte Außenluft fordert mehr Opfer als Rauchen
Laut der Neuberechnung der Mainzer Forscher reiht sich schlechte Luft damit in die Liste der bedeutendsten Gesundheitsrisiken wie Bluthochdruck, Diabetes, Übergewicht und Rauchen. Zum Vergleich: Die Weltgesundheitsorganisation WHO schätzt die Mortalitätsrate durch Tabakrauch auf 7,2 Millionen Menschen pro Jahr – inklusive Passivrauchen. Somit ist verschmutzte Außenluft ein ähnlich großer Risikofaktor. Rauchen ist jedoch individuell vermeidbar, Luftverschmutzung hingegen nicht.

Die Forscher betonen, dass Feinstaubteilchen mit einem Durchmesser kleiner als 2,5 Mikrometer (PM2,5) die Hauptursache für Atemwegs- und Herzkreislauferkrankungen sind, was die hohen Sterberaten erklärt, die schlechter Luft zugeordnet werden. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass der Europäische Grenzwert für Feinstaub, der für den Jahresdurchschnitt bei 25 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft liegt, viel zu hoch ist“, sagt Thomas Münzel, Direktor des Zentrums für Kardiologie der Universitätsmedizin Mainz. Der Wert liegt weit über der Richtlinie der WHO von 10 Mikrogramm pro Kubikmeter.

Für ihre Berechnungen ermittelten die Wissenschaftler aus Mainz zunächst die regionale Belastung mit Schadstoffen wie Feinstaub und Ozon mit Hilfe eines etablierten, datengestützten Atmosphärenchemiemodells. Diese Expositionswerte verknüpften sie mit krankheitsspezifischen Gefährdungsraten aus epidemiologischen Daten, sowie Bevölkerungsdichte und Todesursachen in einzelnen Ländern.

Feinstaubbelastung sollte gesenkt werden
„Unsere Ergebnisse zeigen eine viel höhere Krankheitsbelastung durch Luftverschmutzung als bisher angenommen“, sagt Münzel, der auch Initiator der Stiftung Mainzer Herz ist. „Luftverschmutzung muss als wichtiger kardiovaskulärer Risikofaktor anerkannt werden, da sie im Körper zusätzliche Schäden durch Diabetes, Bluthochdruck und hohe Cholersterinwerte verursacht . Jetzt ist es noch dringlicher geworden, die Belastung durch Feinstaub weiter zu senken und die Grenzwerte anzupassen. Zudem muss Feinstaub als Verursacher von Herzkreislauferkrankungen stärker in den Leitlinien der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie in den Vordergrund gerückt werden.“

Ersatz fossiler Brennstoffe durch saubere Energiequellen kann die Sterberate um mehr als die Hälfte reduzieren
Da ein Großteil des Feinstaubs und anderer Luftschadstoffe aus der Verbrennung fossiler Brennstoffe stammt, plädieren die Wissenschaftler für den Ersatz fossiler Energieträger zur Energiegewinnung. „Wenn wir saubere, erneuerbare Energien einsetzen, erfüllen wir nicht nur die in Paris getroffenen Vereinbarungen zur Eindämmung der Folgen des Klimawandels“, sagt Jos Lelieveld, der auch Professor an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz und am Cyprus Institute in Nikosia ist. „Wir können damit auch die von Luftverschmutzung verursachte Sterberate in Europa bis zu 55 Prozent verringern.“

1 Age-dependent health risk from ambient air pollution: a modelling study of childhood mortality in middle and low-income countries
Jos Lelieveld, Andy Haines, Andrea Pozzer; The Lancet Planetary Health, 2. Juli 2018; pre-publication 29 June 2018

2 Global estimates of mortality associated with long-term exposure to outdoor fine particulate matter
Burnett et al.: Proceedings of the National Academy U S A. 115(38):9592-9597, doi: 10.1073/pnas.1803222115, 2018

3 Effects of gaseous and solid constituents of air pollution on endothelial function.
Munzel T, Gori T, Al-Kindi S, Deanfield J, Lelieveld J, Daiber A, Rajagopalan S. Eur Heart J 2018;39(38):3543-3550.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Jos Lelieveld
Abteilung für Atmosphärenchemie
Max-Planck-Institut für Chemie, Mainz
Telefon: +49 6131 305-4040
Email: jos.lelieveld@mpic.de

Prof. Dr. Thomas Münzel
Universitätsmedizin Mainz
Zentrum für Kardiologie – Kardiologie I
Tel.: +49 6131 17-7251
Fax: +49 6131 17-6615
Email: tmuenzel@uni-mainz.de

Originalpublikation:
Cardiovascular disease burden from ambient air pollution in Europe reassessed using novel hazard ratio functions.
J. Lelieveld, K. Klingmüller, A. Pozzer, U. Pöschl, M. Fnais, A. Daiber und T. Münzel
European Heart Journal (2019), 00, 1-7
DOI: 10.1093/eurheartj/ehz135

Quelle: IDW 

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Blühende Ergänzung zum Mais: Fachtagung betont ökol. Nutzen von Wildpflanzen für Biogasanlagen

Florian Klebs Hochschulkommunikation
Universität Hohenheim

Gemeinsame Pressemitteilung des NABU und der Universität Hohenheim

NABU und Kooperationspartner zeigen Ergebnisse aus Wissenschaft und Praxis

Stuttgart – Rund 950 Biogasanlagen erzeugen derzeit in Baden-Württemberg Strom. Ein bedeutender Energielieferant ist dabei Mais. Doch der intensive Anbau von Mais kann auf vielen Standorten durch mehrjährige Wildpflanzen sinnvoll ergänzt werden. Zu diesem Fazit kommt eine Fachtagung zum Wildpflanzenanbau für Biogasanlagen des NABU Baden-Württemberg und der Universität Hohenheim in Stuttgart. Am 12. März trafen sich Fachleute aus Wissenschaft und Praxis in Hohenheim. Das NABU-Projekt „Biodiversität für Biogasanlagen – naturverträgliche Alternativen zum Maisanbau“ präsentierte dabei seine Ergebnisse.

„Das Insektensterben, die dramatische Abnahme unserer Feldvögel und der Verlust der biologischen Vielfalt haben die Menschen in Deutschland wachgerüttelt. Unsere Aufgabe ist es, die Ursachen zu bekämpfen und die Auswirkungen zu mildern. Mehrjährige Wildpflanzenmischungen sind als Substrat für Biogasanlagen aufgrund ihrer ökologischen Leistungen besonders hervorzuheben. Deshalb engagieren wir uns für das Wissen und die Ansaat von Wildpflanzenmischungen in Baden-Württemberg und unterstützen das Modellvorhaben des NABU Landesverbandes mit rund 47.000 Euro“, betonte Karl-Heinz-Lieber als stellvertretender Geschäftsführer der Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg in seinem Grußwort.

Moritz von Cossel, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Universität Hohenheim im Fachgebiet Nachwachsende Rohstoffe und Bioenergiepflanzen, zog ein positives Fazit aus der Tagung. „Wo es am Ertrag fehlt, punkten die Wildpflanzen mit ihren Ökosystemleistungen. Durch den erfolgreichen Anbau der Wildpflanzenmischungen kann gleichzeitig ein Beitrag zur Artenvielfalt, zur Bereicherung des Landschaftsbildes, zum Schutz vor Bodenerosion sowie zur Entwicklung ökologisch nachhaltiger Bioökonomie-Strategien geleistet werden.“

„Wilde Malve, Flockenblume, Eibisch und weitere Wildpflanzen bleiben in der Energiebilanz hinter Mais zurück, doch sie haben andere Vorteile“, erklärte NABU-Landwirtschaftsreferent Jochen Goedecke. Er begleitete im NABU-Projekt „Biodiversität für Biogasanlagen“ über 18 Monate hinweg den Anbau verschiedener Mischungen und beriet Landwirte. „Trotz der niedrigeren Erträge im Vergleich zum Mais haben die Wildpflanzenmischungen ihre Berechtigung. Neben den Insekten, Vögeln und dem Niederwild profitieren auch der Boden und das Grundwasser von dieser Blütenpracht.“

Landwirt Markus Frick aus Kißlegg berichtete, dass sich Wildpflanzen gut in den betrieblichen Ablauf integrieren lassen und im Gegensatz zu Mais weniger Dünger, keinen Pflanzenschutz und weniger Zeit für die Bewirtschaftung brauchen. Jörg Messner, Biogasberater des Landwirtschaftlichen Zentrums Baden-Württemberg, legte dar, dass sich die Wildpflanzen-Silage problemlos gemeinsam mit Mais vergären lässt. Diese Eigenschaften unterstützen dabei, die Balance zwischen Ökonomie und Ökologie zu halten und die Mischungen aus bis zu 30 heimischen Pflanzen – trotz des geringeren Ertrags – als Energielieferanten zu etablieren.

Dass sich Wildpflanzenmischungen besonders für Grenzertragsstandorte eignen, stellte NABU-Projektleiter Jochen Goedecke fest. „Die Erfahrungen in unserem Projekt ‚Biodiversität für Biogasanlagen‘ haben gezeigt, dass Wildpflanzen für kleine, schwer erreichbare Flächen und Äcker mit schlechteren Bodenqualitäten eine echte Alternative darstellen. Sie sind robust, kommen mit Wetterextremen wie Hagel zurecht und sind für Wildschweine uninteressant.“

Das NABU-Projekt „Biodiversität für Biogasanlagen – naturverträgliche Alternativen zum Maisanbau“ wird unterstützt durch die Stiftung Naturschutzfonds mit Förderung aus zweckgebundenen Erträgen der Glücksspirale.

HINTERGRUND: Projekt „Biodiversität für Biogasanlagen – naturverträgliche Alternativen zum Maisanbau“

Im NABU-Projekt „Biodiversität für Biogasanlagen – naturverträgliche Alternativen zum Maisanbau“ erprobten Landwirte über 18 Monate hinweg eine Alternative zum Anbau von Biogas-Mais. Drei Betriebe testeten in dieser Zeit mehrjährige Wildpflanzenmischungen. Workshops und Feldexkursionen führten vorhandene Praxiserfahrungen für Landwirtinnen und Landwirte zusammen. Vermittelt wurde dabei Know-how zu Anbau, Ernte und Naturschutzeffekten von Wildpflanzenmischungen sowie zur naturverträglichen Bewirtschaftung.

Kooperationspartner des Projektes sind das Landwirtschaftliche Technologiezentrum Augustenberg, die Landesanstalt für Entwicklung der Landwirtschaft und der ländlichen Räume, das Landwirtschaftliche Zentrum Baden-Württemberg, der Fachverband Biogas und die Universität Hohenheim. Gefördert wird das Projekt von der Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg aus zweckgebundenen Erträgen der Glücksspirale.

Weitere Informationen:
www.NABU-BW.de/biogas
www.stiftung-naturschutz-bw.de

Bildmaterial für Pressezwecke finden Sie am 12.03.2019 ab 15.00 Uhr unter www.NABU-BW.de/pressebilder

Quelle: IDW 

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Internationaler Aktionstag gegen Staudämme am 14. März: Gewässerforschende als Experten zum Thema

Nadja Neumann Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)

Der 14. März 2019 ist der internationale Aktionstag für Flüsse und gegen Staudämme. Wasserkraft ist eine erneuerbare, aber nicht zwingend eine klimaneutrale und umweltfreundliche Energiequelle. Gewässerstrukturen und Ökosysteme werden oft unumkehrbar verändert. Fließgewässer sind für Fische und andere Lebewesen nicht mehr durchwanderbar. Stauseen können zudem klimarelevante Gase freisetzen. Das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) ist das größte deutsche Forschungszentrum für Binnengewässer. Unsere Forschenden geben gerne Auskunft zu den Auswirkungen von Staudämmen auf die betroffenen aquatischen Ökosysteme und ihre Artenvielfalt.

Heute tragen laut Weltbank-Studie erneuerbare Energien bereits etwa 20 Prozent zur globalen Stromproduktion bei, davon stammen allein 80 Prozent aus Wasserkraft. Tendenz steigend; Laut einer Studie des IGB von 2015 befinden sich weltweit etwa 3700 große Staudämme, vor allem in Entwicklungs- und Schwellenländern, im Bau oder in Planung. Mit oft dramatischen Auswirkungen auf die Umwelt. In Europa boomt der Ausbau von Kleinkraftanlagen. Allein für die Balkanregion weist Riverwatch ca. 2500 Staudämme in Planung oder Bau aus. Über die globale Entwicklung bei den kleinen Anlagen wissen wir wenig. Ihre ökologischen Auswirkungen sind aber unter Umständen besonders hoch, denn sie tragen nur wenig zur Energiesicherung bei, „verbrauchen“ aber überproportional viele natürliche Ressourcen in Form von freifließenden und durchwanderbaren Gewässerabschnitten. International fordern Forschende deshalb deutlich verbesserte Kriterien und Standards für die Errichtung und den Betrieb von Wasserkraftanlagen. Diese sollen nicht nur helfen, die Stromerzeugung zu optimieren, sondern gleichzeitig auch deren negative Auswirkungen zu minimieren.

Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner aus dem IGB:
Dr. Gabriel Singer: Auswirkungen von Staudämmen auf Fließgewässer im regionalen Maßstab.
Zitat: „Einen Staudamm zu bauen bedeutet, lokal einen Fluss zumindest in einem Abschnitt zu verlieren, ihn quasi in einen „See“ zu verwandeln. Darüber hinaus werden ureigene Eigenschaften von Flüssen auf weit größerem Maßstab durch einen Staudamm stark verändert. Ein regulierter Abfluss und der unterbundene Sedimenttransport verhindern die natürliche Dynamik stromabwärts gelegener Abschnitte des Fließgewässernetzwerks, der Fluss verliert eben dort sein typischerweise dynamisch ausgeprägtes Lebensraum-Mosaik, mit entsprechend negativen Konsequenzen für die Biodiversität. Staudämme machen Organismen aber auch das Wandern schwer und verändern die natürlicherweise von kleinen zu großen Flüssen stattfindenden Stofftransporte. All dies hat noch wenig erforschte Folgen für die Rolle von Flüssen im Landschaftsgefüge.“

Dr. Christian Wolter: Auswirkungen von Staudämmen auf die Durchwanderbarkeit von Fließgewässern für Fische.
Zitat: „Staudämme und Wehre stellen eine Barriere für viele Fischarten dar – nicht nur für Wanderfische. Wenn sich in einem Gewässerabschnitt der Wasserstand stark verändert, durch Hoch-oder Niedrigwasser, wandern Fische normalerweise in andere Flussabschnitte ab. Fischaufstiege sind für solche Ereignisse nicht ausgelegt. Einige Fischarten wie Störe können die gängigen Fischaufstiege gar nicht nutzen. Darüber hinaus gehen im Rückstaubereich von Wehren und Staudämmen frei fließende Strecken im Fluss verloren – und damit großräumige Lebensräume für typische Flussfischarten.“

Dr. Sonja Jähnig: Auswirkungen von Staudämmen auf die Artenvielfalt in Gewässern.
Zitat: „Der Boom der Wasserkraft ist vor allem in Entwicklungs- und Schwellenländern in Südamerika, Südostasien sowie Afrika zu spüren – und damit in jenen Regionen, die einen Großteil der biologischen Vielfalt unseres Planeten beherbergen. Schon heute ist diese Vielfalt stark gefährdet. Zusätzliche Staudämme werden den Rückgang der Arten weiter beschleunigen. Auch die Megafauna ist betroffen, also große Tiere wie Flussdelfine oder Störe, beispielsweise durch die Blockade von Migrationsrouten oder den Verlust von Futter- und Laichplätzen. Es gehen jedoch nicht nur Lebensräume im Fluss verloren, sondern auch Habitate in den Uferzonen und am Gewässerrand, beispielsweise durch den Bau von Infrastrukturen wie Straßen, Siedlungen und andere Landnutzungsänderungen.“

Dr. Peter Casper: Staudämme als Quellen von Treibhausgasen.
Zitat: „Die Gewinnung von Energie mittels Wasserkraft galt lange Jahre als klimafreundlich. Durch die Anstauung der Flüsse entstanden oft riesige Stauseen, in denen das von den Flüssen transportierte Material ablagert wird. Erst als in den späten 80er Jahren die ersten Berichte über die Freisetzung von Treibhausgasen aus den Stauseen publiziert wurden, geriet die Wasserkraft in die öffentliche Kritik. Besonders in den Tropen, wo auch die meisten neuen Staudämme geplant oder bereits im Bau sind, führen die höheren Temperaturen zum Abbau der organischen Bestandteile der Sedimente unter Bildung von Methan, Kohlenstoffdioxid und in manchen Fällen auch von Lachgas (Distickstoffoxid). Alle drei Gase haben das Potential, den Wärmehaushalt der Erde zu beeinflussen, also zum Klimawandel beizutragen. Auch in gemäßigten Breiten tragen Staudämme zum Anstieg der atmosphärischen Treibhausgaskonzentration bei.“

Über das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB):
Das Leibniz-IGB ist das bundesweit größte Forschungszentrum für Binnengewässer. Es verbindet Grundlagen- und Vorsorgeforschung, bildet den wissenschaftlichen Nachwuchs aus und berät Politik und Gesellschaft in Fragen des nachhaltigen Gewässermanagements. Forschungsschwerpunkte sind u.a. die Langzeitentwicklung von Seen, Flüssen und Feuchtgebieten angesichts sich rasch ändernder Umweltbedingungen, die Renaturierung von Ökosystemen, die Biodiversität aquatischer Lebensräume sowie Technologien für eine ressourcenschonende Aquakultur. Die Arbeiten erfolgen in enger Kooperation mit den Universitäten und Forschungsinstitutionen der Region Berlin-Brandenburg und weltweit. Das Leibniz-IGB gehört zum Forschungsverbund Berlin e. V., einem Zusammenschluss von acht natur-, lebens- und umweltwissenschaftlichen Instituten in Berlin. Die vielfach ausgezeichneten Einrichtungen sind Mitglieder der Leibniz-Gemeinschaft. www.igb-berlin.de/

Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)
Müggelseedamm 310
12587 Berlin
www.igb-berlin.de

Dr. Gabriel Singer:
gabriel.singer@igb-berlin.de
+49 (0)30 64181 726

Dr. Christian Wolter:
wolter@igb-berlin.de
+49 (0)30 64181 633

Dr. Sonja Jähnig:
sonja.jaehnig@igb-berlin.de
+49 (0) 30 6392 4085

Dr. Peter Casper:
pc@igb-berlin.de
+49 (0)33082 699 29

Quelle: IDW 

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FH entwickelt fliegende Roboter zur Bekämpfung der Wilderei in Südafrika

Team Pressestelle Presse-, Öffentlichkeitsarbeit und Marketing
FH Aachen

Teurer als Gold: Ein Kilogramm Rhinozeroshorn bringt auf den Schwarzmärkten in Asien mehr als 50.000 Euro ein. Die illegale Jagd hat die Nashornbestände im südlichen Afrika dezimiert. Jährlich werden mehr als 1000 Tiere getötet, obwohl auf Wilderei harte Strafen ausgesetzt sind. Organisiert wird der Schmuggel von asiatischen Syndikaten, die zum Aufspüren der Tiere modernste Technik einsetzen. Um die Banden zu bekämpfen, setzen die Tierschutzorganisationen ebenfalls auf Hightech.

An der FH Aachen wird derzeit eine Technologie entwickelt, mit der dem Treiben der Wilderer im südlichen Afrika Einhalt geboten werden kann. „Wir setzen unbemannte Fluggeräte ein, die große Gebiete überwachen. Damit können wir Menschen, Tiere und Autos in Echtzeit identifizieren“, sagt Patrick Wiesen. Der FH-Absolvent forscht am FH-Institut Mobile Autonome Systeme und Kognitive Robotik (MASKOR), seine Dissertation erstellt er an der Tshwane University of Technology (TUT) in Pretoria/Südafrika.

In einem ersten Schritt werden die Gebiete, in denen die Wilderer aktiv sind, in 3D erfasst. Das betrifft etwa den Kruger Nationalpark in Südafrika, der etwa 20.000 Quadratkilometer groß ist – das entspricht etwa der Fläche Hessens. Auf der Grundlage dieser dreidimensionalen Karte kommt ein Schwarm von „Unmanned Aerial Vehicles“ (UAV) zum Einsatz, also unbemannte Fluggeräte, die autonom das Gebiet überfliegen und Aktivitäten am Boden mit Hilfe von Wärmebildkameras erfassen. Patrick Wiesen erklärt: „Mit unserer Software können wir die Daten in Echtzeit auswerten. Die Parkwächter bekommen Warnhinweise von unserem System und können gezielt einschreiten.“ Dazu werden neuronale Netze der fliegenden Roboter so trainiert, dass sie Menschen, Tiere und Autos erkennen – die Systeme lernen gewissermaßen, die Objekte aus der Luft zu identifizieren.
Die FH-Forscher arbeiten eng mit der südafrikanischen Tierschutzorganisation SPOTS (Strategic Protection of Threatened Species) zusammen, die sich dem Schutz gefährdeter Tierarten verschrieben hat. Die Organisation setzt bereits jetzt auf den Einsatz von unbemannten Kleinflugzeugen. „Wir können SPOTS vor allem im Bereich der Software und der Datenauswertung unterstützen“, betont Patrick Wiesen. Bei einem einwöchigen Test im Dezember 2018 kam das neuentwickelte System erstmals zur Anwendung. Mit dabei waren auch die Partner von der TUT, mit der der Fachbereich Maschinenbau und Mechatronik der FH Aachen seit Jahren zusammenarbeitet. So bot die FH etwa die Summerschool zum Robot Operating System (ROS) schon dreimal in Südafrika an. Langfristiges Ziel ist es, im südlichen Afrika ein Netzwerk zur kognitiven Robotik aufzubauen. Potenzielle Partner könnten die Universität in Kapstadt und Stellenbosch sein. Treibende Kraft auf Seiten der FH Aachen ist Prof. Dr. Stephan Kallweit, der außerordentlicher Professor an der TUT ist und auf diesem Weg auch die Dissertationen von Patrick Wiesen, Josef Franko und Heiko Engemann betreut.

Bei dem Anti-Wilderei-Projekt geht es aber nicht nur um Software, sondern auch um die fliegende Hardware: Bislang ist der Aktionsradius der UAVs begrenzt, was die Einsetzbarkeit gerade in den Weiten des südlichen Afrika einschränkt. Der FH-Student Malte Holch vom Fachbereich Luft- und Raumfahrttechnik entwickelt im Rahmen seiner Bachelorarbeit eine Flugsteuerung für Senkrechtstarter – also Fluggeräte, die keine Start- und Landebahn benötigen und die trotzdem für den Streckenflug geeignet sind. Ein mögliches Anwendungsgebiet sind Lufttaxis, die zukünftig in verkehrsgeplagten Innenstädten der ersten Welt zum Einsatz kommen sollen. Für das Anti-Wilderei-Projekt können die Senkrechtstarter ebenfalls eine spannende Alternative sein. Malte Holch betont: „Wir setzen aktuell zur 3-D-Erfassung noch einen Multikopter ein. Dieser ist im Vergleich langsamer und hat nicht so eine hohe Reichweite wie der Senkrechtstarter.“ SPOTS setzt derzeit einen Starrmodellflieger ein, der ebenfalls höhere Geschwindigkeiten und Reichweiten erreicht, aber eine Start- und Landebahn braucht. Der Senkrechtstarter kombiniert die Vorteile von beiden Systemen. Auch die Kombination mit solargespeisten Elektromotoren sowie die Nutzung der Thermik wie beim Segelflug sei denkbar. Die FH-Fachbereiche Luft- und Raumfahrttechnik sowie Maschinenbau und Mechatronik arbeiten derzeit gemeinsam an weiteren Projekten rund um das Thema autonomes Fliegen.

Malte Holch hat neben Jagd auf Wilderer auch einen weiteren Anwendungszweck im Auge. Er ist in Namibia, dem nordwestlichen Nachbarland Südafrikas, aufgewachsen und hat gute Kontakt dorthin. „Ich kenne viele Farmer, die solche Systeme gerne zur Überwachung einsetzen möchten.“ Dabei gehe es darum, das Vieh zu zählen und die Zäune auf Schäden zu kontrollieren. Auch hierbei kann die Software zum Einsatz kommen, die an der FH Aachen entwickelt wird. „Für uns ist wichtig, dass wir auf einer Open-Source-Plattform arbeiten“, betonen Patrick Wiesen und Malte Holch, „unsere Partner im südlichen Afrika sollen in der Lage sein, die Systeme einzusetzen, zu warten und weiterzuentwickeln.“

Quelle: IDW 

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Psychologie von Geschwistern: Letztgeborene sind keine Draufgänger

Artur Krutsch Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für Bildungsforschung

Es gibt Annahmen und Theorien, die so verbreitet sind, dass sie für wahr gehalten werden. So auch diese, dass Letztgeborene risikobereiter sind als ihre älteren Geschwister. Ein Forscherteam vom Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, der Universität der Balearen, der Universität Basel und dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung konnte nun anhand von drei großen Datenanalysen zeigen, dass es keinen Zusammenhang zwischen der Geburtenreihenfolge und der individuellen Risikobereitschaft gibt. Die Ergebnisse wurden im Journal PNAS veröffentlicht.

Charles Darwin, Alexander von Humboldt und Rosa Luxemburg waren die jüngsten Kinder in ihren Familien und hatten Charaktereigenschaften, die man den Letztgeborenen oft zuschreibt: Sie waren abenteuerlustig, rebellisch und unerschrocken. Die These, dass die Geburtsreihenfolge die Persönlichkeit beeinflusst, wurde lange und kontrovers in der Psychologie und darüber hinaus diskutiert. In den 1990er Jahren wurde die These besonders prominent in den Arbeiten des Wissenschaftshistorikers und Darwin-Experten Frank Sulloway vertreten. Bei seiner Suche nach den Gründen, warum Menschen politische oder wissenschaftliche Revolutionäre werden, entdeckte er, dass es unter diesen statistisch gesehen mehr Letztgeborene gibt. Er entwickelte ein Modell der Familiendynamik, nach dem sich die Erstgeborenen der privilegierten Aufmerksamkeit der Eltern sicher sein konnten, wohingegen die jüngeren Geschwister sich erst eine „familiäre Nische“ erkämpfen und dafür Risiken eingehen müssten, was ihre Persönlichkeit präge.

Inzwischen wird Sulloways Familiendynamikmodell kritischer gesehen und jüngste Studien können keinen Zusammenhang zwischen Geburtsreihenfolge und Persönlichkeit im Allgemeinen nachweisen. Doch gilt dies auch für die Risikobereitschaft? Sind Letztgeborene waghalsiger als ihre älteren Geschwister? Dieser Frage ging ein Forscherteam vom Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, der Universität der Balearen, dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung und der Universität Basel in drei unterschiedlichen Analysen nach.

In der ersten Analyse untersuchten die Forscher Daten aus einer der umfangreichsten wissenschaftlichen Wiederholungsbefragungen in Deutschland, dem Sozio-oekonomischen Panel (SOEP). Das SOEP befragt jedes Jahr etwa 30.000 Menschen zu verschiedensten Themen, so zum Beispiel auch zur selbsteingeschätzten Risikobereitschaft beim Autofahren oder in finanziellen Dingen. Mit Blick auf die Risikobereitschaft verglichen die Forscher die Antworten von Erstgeborenen mit denen von Nachgeborenen und Letztgeborenen. In 96 Prozent der Vergleiche war dabei keinerlei Zusammenhang festzustellen.

Darüber hinaus werteten die Forscher die Daten der so genannten „Basel-Berlin Risk Study“ mit Blick auf die Geschwisterfrage neu aus. In dieser Studie wurde die individuelle Risikobereitschaft von 1.507 Erwachsenen in experimentellen Verhaltenstests im Labor und in Selbsteinschätzungen untersucht. Doch auch in diesen Daten fanden die Forscher keinen Zusammenhang zwischen der Geburtenreihenfolge und der Risikobereitschaft einer Person.

In der dritten Analyse recherchierten die Forscher zudem die Geburtsreihenfolge von fast 200 historischen Entdecker*innen und Revolutionär*innen. „Wir wollten ausschließen, dass sich die Risikobereitschaft von Letztgeborenen in Umfragen und Verhaltenstests nicht zeigt, aber durchaus im echten Leben. Deshalb haben wir auch in den Geschichtsbüchern geschaut, ob die Entscheidung, ein risikoreiches Leben zu führen von der Geburtsreihenfolge abhängt. Jedoch fanden wir auch hier keine statistischen Auffälligkeiten“, sagt Tomás Lejarraga, Erstautor der Studie und Assoziierter Wissenschaftler im Forschungsbereich Adaptive Rationalität am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung sowie Associate Professor an der Universität der Balearen auf Mallorca.

„Die These, dass die Dynamik in der Familie, die wiederum durch die Geburtsreihenfolge geprägt sein könnte, die Risikobereitschaft beeinflusst, scheint durchaus intuitiv und plausibel. Aber wir konnten weder in Umfragen, noch in experimentellen Versuchen, noch in den Stichproben historischer Persönlichkeiten, die enorme Risiken eingegangen sind, Hinweise für diese These finden“, sagt Ralph Hertwig, Direktor des Forschungsbereichs Adaptive Rationalität am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung und Mitautor der Studie.

Auch die Erstgeborenen Martin Luther, Christoph Kolumbus und die britische Abenteurerin Mary Kingsley zeigen, dass es wohl andere Faktoren als die Geburtsreihenfolge geben muss, die dazu führen, dass Menschen sich für ein risikoreiches Leben entscheiden.

Das Max-Planck-Institut für Bildungsforschung wurde 1963 in Berlin gegründet und ist als interdisziplinäre Forschungseinrichtung dem Studium der menschlichen Entwicklung und Bildung gewidmet. Das Institut gehört zur Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V., einer der führenden Organisationen für Grundlagenforschung in Europa.

Originalpublikation:
Lejarraga, T., Frey, R., Schnitzlein, D. D., & Hertwig, R. (2019). No effect of birth order on adult risk taking. PNAS. https://doi.org/10.1073/pnas.1814153116

Weitere Informationen:
https://www.mpib-berlin.mpg.de/de/presse/2019/03/psychologie-von-geschwistern-le…

Quelle: IDW 

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Zum Tag des Wassers am 22.3.: Digitalisierung im Wassersektor meistern mit praxisnaher Forschung

Alexander Knebel Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Zuse-Gemeinschaft

Ob als Lebensmittel oder in der Landwirtschaft, ob für die Reinigung oder in der Logistik: Wasser und mit ihm die Wasserbranche ist für die alle Lebensbereiche erfassende Digitalisierung ein Schlüsselelement.

„Für einen fließenden Übergang der Branche ins Zeitalter der Digitalisierung liefern die Forschungsinstitute der Zuse-Gemeinschaft mit ihrer Expertise wertvolle Antworten. Ihre Arbeit erlangt durch den Stellenwert von Wasser auf Energie-, Logistik- und Rohstoffmärkten ebenso wie durch die Auswirkungen des Klimawandels erhöhte Aktualität“, erklärt der Präsident der Zuse-Gemeinschaft, Dr. Ralf-Uwe Bauer, anlässlich des Tages des Wassers.

Wasser ist ein Medium, das elektrischen Strom ebenso wie Stoffe in den Boden und Verkehrsströme leitet. Dass Kanäle und Flüsse als Verkehrsadern künftig noch stärker pulsieren könnten, darauf deutet ein aktuelles Projekt des RIF Institut für Forschung und Transfer hin. Das Dortmunder Forschungsteam untersucht gemeinsam mit dem Duisburger Institut DST, wie eine dezentral gesteuerte Binnenschifffahrt für bedarfsorientierte und umweltgerechtere Mobilität sorgen kann. Kern des Projekts: Die Forschenden ermitteln anhand von Güterströmen einerseits und technischer Innovationen andererseits, inwieweit künftig wieder verstärkt kleinere Schiffe beim Lastentransport zum Zuge kommen können. „Die Chancen von Elektromobilität und autonomem Transport bieten in Kombination mit freien Kapazitäten in kleineren Häfen und Kanälen nahe der Ballungsräume an Rhein und Ruhr ideale Voraussetzungen für neue Logistiklösungen auf dem Wasser, die digitales Know-how mit den Vorzügen vorhandener Infrastruktur verbinden“, erklärt RIF-Geschäftsführer Michael Saal.

Elektrolyse befreit von Medikamenten-Rückständen
Als Teil der Daseinsvorsorge ist die Wasserwirtschaft bei Umwelt- und Gesundheitsschutz gefordert. In Deutschland sind laut Umweltbundesamt nur rund 8 Prozent der knapp 10.000 Gewässer in gutem oder sehr gutem ökologischen Zustand. Wie sich problematische Spurenstoffe aus Abwässern entfernen lassen, untersucht aktuell die Gesellschaft zur Förderung der naturwissenschaftlich-technischen Forschung in Berlin-Adlershof (GNF). Die Forschenden sind Rückständen von Arzneimitteln auf der Spur, so Röntgenkontrastmitteln. Im Wasserkreislauf wirken sich solche Kontrastmittel schädlich aus. Das wollen die GNF-Forschenden verhindern: Über einen Elektrolyseschritt und mit Hilfe von ultravioletter Strahlung haben sie vielversprechende Ergebnisse zum Abbau der Spurenstoffe erzielt. „Während Kontrastmitteln wie der im Röntgen häufig eingesetzten Amidotri-zoesäure selbst mit dem Einsatz von Ozon und Aktivkohlefiltern nicht beizukommen ist, können wir sie mit der Elektrolyse sehr gut bekämpfen. Wir sind sehr zuversichtlich, dass die bevorstehenden Feldtests unsere im Labor erzielten Ergebnisse bestätigen“, sagt der GNF-Vorsitzende Dr. Frank-Marc Krüger.

Simulationssoftware für Kläranlagen
Dass Digitalisierung in der Wasserwirtschaft nicht als disruptiver, sondern auch als organischer, dynamischer Prozess verstanden werden kann, zeigt das Institut für Automation und Kommunikation (ifak) aus Magdeburg. Mit der im ifak entwickelte Simulationssoftware SIMBA kann bereits seit mehr als 20 Jahren das dynamische Verhalten von Kläranlagen und Abwassersystemen analysiert werden. Mit SIMBA lassen sich u.a. Abläufe in Kläranlagen simulieren, die sowohl die Verfahrens- und Maschinentechnik als auch die Automatisierung abbilden. So ermöglicht SIMBA eine ganzheitliche Analyse von Kanalnetz, Kläranlage, Schlammbehandlung, Fließgewässer und Automatisierung. „Die Computersimulation komplexer technischer Systeme wird zunehmend zum Standardwerkzeug zur Verfahrensoptimierung und zur ganzheitlichen Bewertung von Automatisierungsprozessen“, sagt Dr. Jens Alex, Abteilungsleiter Geschäftsfeld Wasser und Energie im ifak.

„Die Institute der Zuse-Gemeinschaft sind nicht nur in der Wissenschaft, sondern auch als kompetente Berater und Dienstleister unterwegs. Für die Wasserwirtschaft und andere Branchen liefern sie kostbare Lösungen rund um die Digitalisierung. Die Bundesregierung muss diese Stärken der praxisnahen Forschung durch eine verbesserte Förderung honorieren“, fordert Dr. Bauer.

Über die Zuse-Gemeinschaft
Die Zuse-Gemeinschaft vertritt die Interessen gemeinnütziger, privatwirtschaftlich organisierter Industrieforschungseinrichtungen. Dem technologie- und branchenoffenen Verband gehören bundesweit über 70 Institute an. Als praxisnahe und kreative Ideengeber des deutschen Mittelstandes übersetzen sie die Erkenntnisse der Wissenschaft in anwendbare Technologien und bereiten so den Boden für Innovationen, die den deutschen Mittelstand weltweit erfolgreich machen.

Impressum
Deutsche Industrieforschungsgemeinschaft Konrad Zuse e.V. || Geschäftsführerin Dr. Annette Treffkorn || Invalidenstr. 34 || 10115 Berlin || Tel: 030 440 62 74 || Fax: 030 440 62 97 || E-Mail: info@zuse-gemeinschaft.de Registergericht: Amtsgericht Charlottenburg VR: 34276 B V.i.S.d.P.: Dr. Annette Treffkorn

Anhang
PM Zuse-Gemeinschaft: Zum Tag des Wassers am 22.3.: Die Digitalisierung im Wassersektor meistern mit praxisnaher Forschung
https://idw-online.de/de/attachment71278

Quelle: IDW 

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Darmvorsorge rettet Leben | Infoveranstaltung des Universitätsklinikums Ulm am 23. März

Nina Schnürer Unternehmenskommunikation
Universitätsklinikum Ulm

Darmkrebs ist mit über 70.000 Neuerkrankungen pro Jahr in Deutschland die zweithäufigste Krebserkrankung – sowohl bei Männern als auch bei Frauen. Am Samstag, 23. März von 10:00 bis circa 13:00 Uhr, laden die Darmkrebszentren des Universitätsklinikums Ulm und des Bundeswehrkrankenhauses Ulm zu einer Informationsveranstaltung zum Thema Darmkrebs und Vorsorge ins Stadthaus ein. Die Veranstaltung richtet sich an betroffene Patient*innen und die interessierte Bevölkerung und wird in Kooperation mit der Stiftung Lebensblicke und der Gastro-Liga durchgeführt.

„Mit höherem Alter steigt auch die Wahrscheinlichkeit, an Darmkrebs zu erkranken. Daher sind regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen, durch welche schon die Entstehung dieser Krankheit verhindert werden kann, äußerst wichtig“, erklärt Professor Thomas Seufferlein, Ärztlicher Direktor der Klinik für Innere Medizin I des Universitätsklinikums Ulm. „Bei vielen Menschen ist die Hemmschwelle, tatsächlich zur Darmkrebsvorsorge zu gehen, jedoch immer noch sehr hoch. Dagegen hilft nur Aufklärung, die wir unter anderem mit unserer Informationsveranstaltung im Stadthaus schaffen wollen.“

Was viele nicht wissen: Darmkrebs kann wie Herzkreislauferkrankungen und Diabetes Typ II durch einen gesunden Lebensstil mit ausgewogener Ernährung, Verzicht auf Rauchen und regelmäßiger Bewegung vorgebeugt werden. Auch helfen neue genetische Untersuchungen, das Risiko für eine Erkrankung besser einzuschätzen. Durch die Vorsorgekoloskopie oder Darmspiegelung können zudem schon Vorstufen von Darmkrebs erkannt und sicher entfernt werden. Durch moderne Techniken können heute sowohl frühe Krebserkrankungen des Darms als auch fortgeschrittene, bösartige Tumoren erfolgreich behandelt werden – die Heilungschancen für Patient*innen mit Darmkrebs haben sich in den letzten Jahren deutlich verbessert. Das zunehmende Wissen, warum Darmzellen bösartig werden, hilft außerdem, Patient*innen mit nicht heilbarem Krebs lange Zeit zu stabilisieren und deren Lebensqualität zu erhalten. Ein stärkeres Bewusstsein in der Öffentlichkeit zum Thema Darmkrebsvorsorge zu schaffen, ist auch Anliegen von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, der in diesem Jahr als Schirmherr des Darmkrebsmonats März fungiert.

„Im Namen der Darmkrebszentren am Universitätsklinikum Ulm und am Bundeswehrkrankenhaus Ulm laden wir Sie zusammen mit unseren niedergelassenen Kooperationspartnern sehr herzlich in das Stadthaus Ulm ein. Neben unseren Vorträgen möchten wir Ihnen Raum und Zeit für eine Diskussion und Ihre persönlichen Fragen geben und hoffen, Sie am 23. März begrüßen zu dürfen“, so Professor Thomas Seufferlein.

Informationen zu den Darmkrebszentren
Die zertifizierten Darmkrebszentren des Universitätsklinikums und des Bundeswehrkrankenhauses Ulm diagnostizieren und behandeln in enger Kooperation mit ihren niedergelassenen Partnern in der Region vor allem Krebserkrankungen des Dickdarms und des Enddarms sowie deren Vorstufen, die sogenannten Polypen. Dies geschieht nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen, mit hohem medizinischen Standard und modernsten Methoden.

Terminüberblick
Informationsveranstaltung im Darmkrebsmonat März
Samstag, 23.März 2019, von 10:00 bis ca. 13:00 Uhr
Stadthaus Ulm, Münsterplatz 50, 89073 Ulm

Anbei finden Sie das Programm mit allen Informationen und Vorträgen.

Kontakt:
Martina Schröck
Klinik für Innere Medizin I
Universitätsklinikum Ulm
Albert-Einstein-Allee 23
89081 Ulm
Tel.: + 49 731 500 44504
Fax: + 49 731 500 44502
E-Mail: martina.schroeck@uniklinik-ulm.de

Anhang
Programm Infoveranstaltung Darmkrebsvorsorge
https://idw-online.de/de/attachment71274

Quelle: IDW 

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Diversity-Strategien zur erfolgreichen Personalgewinnung

Gabriele Stegers Stabstelle Strategische Kommunikation und Marketing
Hochschule Rhein-Waal

Zum Thema „Digitalisierung – Demographie – Diversität“ trafen sich Unternehmen aus der Region und Expertinnen und Experten auf Einladung der Hochschule Rhein-Waal. Die Veranstaltung ist der Auftakt eines Forschungsvorhabens, im Rahmen dessen vor dem Hintergrund zunehmender Digitalisierung und des demographischem Wandels gemeinsam mit der Unternehmerschaft Diversity-Strategien zur erfolgreichen Personalgewinnung und -bindung erarbeitet werden sollen.

In den kommenden elf Jahren wird aufgrund des demographischen Wandels die Zahl der Erwerbstätigen am Niederrhein um etwa 15 Prozent sinken. Gleichzeitig werden die Digitalisierungsprozesse in den Unternehmen zunehmen und fortschreiten, nicht zuletzt, um die Wettbewerbsfähigkeit der Region zu erhalten. Das führt zwangsläufig zu einer Veränderung der beruflichen Landschaft. Um vor diesem Hintergrund den aktuellen und zukünftigen Bedarf an Arbeitskräften zu decken, muss die Wirtschaft neue Wege gehen und neue Arbeitskräftereservoirs erschließen: Frauen für Führungspositionen vorsehen, verstärkt Mütter und Berufsrückkehrerinnen, sowie Menschen mit einem Migrationshintergrund als Zielgruppe betrachten. Solche Schritte sind aber nur dann möglich, wenn dafür entsprechende Strategien entwickelt werden, um so die Vielfältigkeit der Belegschaft zu erhöhen und mit ihr agieren zu können.

Um genau diese Herausforderungen anzusprechen, mögliche Strategien vorzustellen sowie interessierte Akteurinnen und Akteure zu vernetzen, hatte die Hochschule Rhein-Waal zu einer Veranstaltung eingeladen. Darüber hinaus galt es, Projektunternehmen sowie Kooperationspartnerinnen und -partner für einen Beirat zu gewinnen. Das Treffen, an dem etwa 60 Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft, Politik, Verbänden und anderen Bereichen der Gesellschaft teilnahmen, ist der Auftakt eines Forschungsvorhabens. Dabei sollen unter der Leitung von Professorin Dr. Eva-Maria Hinterhuber, Professorin für Soziologie mit dem Schwerpunkt Genderforschung an der Hochschule Rhein-Waal, vor dem Hintergrund zunehmender Digitalisierung und des demographischem Wandels gemeinsam mit der regionalen Unternehmerschaft Diversity Strategien zur erfolgreichen Personalgewinnung und -bindung erarbeitet werden. „Bei dem Projekt steht die Frage im Mittelpunkt: Wie kann es gelingen, die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Arbeitsprozesse in Unternehmen durch Gender Diversity Management zu nutzen, um dem Fachkräftemangel zu begegnen. Ziel ist, die regionalen Unternehmen auf diese Weise zu stärken und die Region Rhein-Waal als attraktiven Lebens- und Arbeitsort zu erhalten“, erläutert Professorin Hinterhuber.

Kern der Veranstaltung war ein Workshop, in dem sich die Teilnehmenden unter anderem mit den Herausforderungen und Potenzialen der Region Niederrhein und der Region Rhein-Waal auseinandersetzten. Demographische Entwicklungen und Digitalisierungsprozesse machen zwar nicht vor Ländergrenzen halt, die Herangehensweisen zur Bewältigung der daraus resultierenden Herausforderungen aber sind teilweise recht unterschiedlich. Insofern stand immer auch das Ansinnen im Raum, mit einem Blick über die niederländisch-deutsche Grenze hinweg jeweils voneinander zu lernen.

„Die gesamte Region der Euregio Rhein-Waal muss für die Zukunft gerüstet sein. Disruptive Entwicklungen und neue Geschäftsmodelle haben einen großen Einfluss. Dass die Hochschule Rhein-Waal in diesem Zusammenhang Themen wie Digitalisierung und Diversität aufgreift, ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Dabei sehe ich die Grenze als Chance. Unsere Region als Vorzeigemodel, als eine Art ‚Living Lab‘, wo Fortschritt begrüßt wird und man bereit ist, voneinander zu lernen. Da dies nicht überall selbstverständlich ist, macht es die Zusammenarbeit noch wertvoller“, fasst Sigrid Helbig, Direktorin von The Economic Board, Nijmegen, das Kick-Off-Treffen zusammen. Und Dr. Gabriele Schambach, Inhaberin von Genderworks, die das Projekt wissenschaftlich begleitet, ergänzt: „Wir haben enormen Zuspruch erfahren. Eine Reihe von Unternehmen interessiert sich bereits für eine Projektpartnerschaft und viele Teilnehmende möchten im Beirat mitarbeiten. Das zeigt auch, wie aktuell das Thema ist.“

Die eigentliche Forschungsphase soll noch in diesem Jahr beginnen. Unternehmen aus der Region, die an der Veranstaltung nicht teilnehmen konnten aber gern mitwirken möchten, können sich bei Interesse an perspektive.rhein-waal@genderworks.de wenden.

Weitere Informationen:
https://www.hochschule-rhein-waal.de/de/aktuelles/newsmeldungen/diversity-strate…

Quelle: IDW 

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Das Geheimnis des Vakuums erstmals nachweisen

Till Bayer Abteilung Hochschulkommunikation/Bereich Presse und Information
Friedrich-Schiller-Universität Jena

Neue Forschungsgruppe an der Universität Jena vereint Theorie und Experiment, um erstmals bestimmte physikalische Prozesse im Quantenvakuum nachzuweisen

Für die meisten Menschen ist das Vakuum ein leerer Raum. Die Quantenphysik hingegen geht davon aus, dass selbst in diesem Zustand niedrigster Energie noch Teilchen und Anti-Teilchen fluktuieren. Eine Annahme, für die bisher kein eindeutiger Beleg erbracht werden konnte. Um die Prozesse im vermeintlichen Nichts über 80 Jahre nach deren Vorhersage durch Werner Heisenberg und Hans Euler erstmals experimentell nachweisen zu können, hat jetzt eine neue Forschungsgruppe der Universität Jena ihre Arbeit aufgenommen. Der Quantentheoretiker Prof. Dr. Holger Gies leitet die Gruppe, deren Bezeichnung „Probing the Quantum Vacuum at the High-intensity Frontier“ zugleich das Ziel der Forschungen formuliert. Am auf sechs Jahre angelegten Projekt sind neben der Universität Jena auch das Helmholtz-Institut Jena (HIJ) und die Universitäten in Düsseldorf und München (LMU) beteiligt. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert die erste, dreijährige Phase mit rund zwei Millionen Euro, womit v. a. neun Doktorandenstellen, fünf davon in Jena, finanziert werden.

Licht macht Phänomene im „leeren Raum“ sichtbar
Die Forschungsgruppe will mit starken Feldern an den Quanten wackeln, versuchen die Experten das Forschungsziel einfach zu beschreiben. Sie wollen Quantenvakuumprozesse, die den Grundzustand der Natur bilden, mit Hochintensitätslasern nachweisen. „Das Besondere an unserem Team ist das enge Zusammenspiel von fundamentaler Theorie und hoher Experimentierkunst“, erläutert Dr. Felix Karbstein, Theoretiker am HIJ, der an genauen Vorhersagen für Messgrößen arbeitet, in denen die im Vakuum extrem kurz entstehenden Teilchen und ihre Anti-Teilchen ihre Spuren hinterlassen.

Die Jenaer Experimentalphysiker sowie die Kollegen an der LMU arbeiten derweil an der Methodik, um den praktischen Nachweis zu erbringen. Dazu entwickeln und kombinieren sie leistungsstarke Laser mit neuartigen, präzisen Messverfahren, so dass die flüchtigen Prozesse im Vakuum gemessen werden können.

Bislang existierten keine Lichtquellen, die für eine experimentelle Überprüfung leistungsfähig genug waren. Die modernen Hochintensitätslaser, die bei den Versuchen zum Einsatz kommen, nähern sich inzwischen der notwendigen Laserleistung. Daher werden die Experimente nicht nur in Jena und München, sondern auch am Europäischen Röntgenlaser bei DESY in Hamburg durchgeführt.

Die Phänomene des Quantenvakuums, die Gies und sein Team beweisen wollen, werden in der modernen Physik als fundamental und exotisch zugleich angesehen. Zu ihnen zählen beispielsweise die multiphotonische Erzeugung von Teilchenpaaren aus dem Vakuum oder Streuphänomene des Lichts, wie die sogenannte Quantenreflexion. Diesen schwer zu fassenden Ereignissen ist jedoch nicht nur die Jenaer Forschungsgruppe auf der Spur. „Wir befinden uns in einem internationalen Wettbewerb“, weiß Holger Gies. Der Physiker ist allerdings „sehr hoffnungsvoll, weil ich sehr großes Vertrauen zu den experimentellen Kollegen habe“, dass die Forschungsgruppe aufgrund der besonderen Nähe von Theorie und Praxis den Nachweis als erstes führen kann.

Eigenschaften des Vakuums als Bausteine nutzen
Nachweis und Verständnis der Vakuumphänomene wären nicht nur für die Quantenphysik selbst von Bedeutung. Moderne Hochleistungslaser und präzise Messmethoden sind aus der Medizin, den Lebenswissenschaften und der Materialforschung nicht mehr wegzudenken. So könnten die Ergebnisse in Zukunft bei der Entwicklung von Geräten helfen, die die Eigenschaften des Vakuums als Bausteine nutzen. „Bei der Erforschung des Quantenvakuums kommen wir Grundlagenforscher einer konkreten Anwendung somit vergleichsweise nahe“, sagt Gies. Andererseits bestehe sogar die Möglichkeit, Hinweise auf Kandidaten für die rätselhafte Dunkle Materie zu finden, die für Strukturbildung im Universum verantwortlich ist, aber auch im Quantenvakuum Spuren hinterlassen könnte – doch zuerst müssen die erhofften Ergebnisse realisiert werden: Die Forschungsgruppe geht dem Vakuum nun verstärkt auf den Grund.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Prof. Dr. Holger Gies
Theoretisch-Physikalisches Institut der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Max-Wien Platz 1
07743 Jena
Tel.: 03641 / 947190
E-Mail: holger.gies@uni-jena.de

Quelle: IDW 

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Mit der Spiegelbild-Biologie zu besseren Medikamenten

Dr. Sibylle Kohlstädt Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Krebsforschungszentrum

Wissenschaftlern aus dem Deutschen Krebsforschungszentrum ist es gelungen, Biomoleküle in ihrer Spiegelbild-Form zu produzieren. Ziel der Forscher ist es, ein spiegelbildliches künstliches Proteinsynthese-System zu nachzubauen. Damit sollen unter Anderem spiegelbildliche therapeutische Proteine, etwa Antikörper, produziert werden, die im Körper vor biologischem Abbau geschützt wären und keine Reaktion des Immunsystems hervorrufen.

Von fast allen biologischen Molekülen existieren zwei verschiedene räumliche Strukturen, die sich zueinander wie Bild und Spiegelbild verhalten. Diese Moleküle bezeichnet man als Enantiomere. Wie eine rechte und eine linke Hand lassen sie sich nicht zur Deckung bringen. Abhängig davon, ob polarisiertes Licht beim Durchleuchten der Moleküle nach rechts oder nach links gedreht wird, spricht man von der D-Form oder L-Form des Enantiomers. In der Natur finden sich fast ausschließlich Proteine aus L-Aminosäuren, während DNA und RNA aus Molekülen in D-Form aufgebaut sind.

Wissenschaftler des Deutschen Krebsforschungszentrums arbeiten daran, Biomoleküle in ihrer Spiegelbild-Form zu synthetisieren. Künftig wollen sie allerdings nicht nur einzelne Moleküle nachbauen: „Unser langfristiges Ziel ist es, einfache, künstliche biologische Systeme in spiegelbildlicher Form zu kreieren, die denen in der Natur entsprechen, aber nicht mit der Umwelt interagieren“, sagt Jörg Hoheisel, der das Projekt leitet.

In einer aktuellen Arbeit ist es Wissenschaftlern um Hoheisel gelungen, aus D-Aminosäuren die Spiegelbildversion einer DNA-Ligase herzustellen. Ligasen fügen DNA-Stücke zusammen. Die Spiegelbild-Ligase kann aus ebenfalls spiegelbildlichen DNA-Stücken ein vollständiges Spiegelbild-Gen zusammenzusetzen. Weitere Enzyme in D-Form, die die DNA vervielfältigen und in RNA übersetzen, stehen ebenfalls schon zur Verfügung. „An dieser Stelle ist im Moment Schluss“, berichtet Hoheisel. „Als nächstes benötigen wir eine spiegelbildliche Struktur, die die Funktion der Ribosomen in der Zelle übernimmt.“

Ribosomen sind makromolekulare Komplexe, die in der Zelle dafür verantwortlich sind, RNA-Stränge in Aminosäureketten zu übersetzen und auf diese Weise Proteine herzustellen. „Mit den Spiegelbild-Ribosomen hätten wir ein einfaches System zusammengestellt, mit dem wir alle Arten von Proteinen relativ einfach im Reagenzglas herstellen könnten“, so Hoheisel. „Das künstliche System wäre unabhängig von der Natur, aber identisch in den biophysikalischen und chemischen Eigenschaften und könnte langfristig sogar zu einer archetypischen, spiegelbildlichen Kopie einer Zelle führen.“

Während dies aber noch Zukunftsmusik ist, könnte der zugrunde liegende Ansatz bereits in näherer Zukunft für therapeutische Zwecke genutzt werden, etwa für die Synthese von spiegelbildlichen Antikörpern. Therapeutische Antikörper werden heute synthetisch hergestellt und bei einer Reihe von Krankheiten als Medikament eingesetzt, nicht zuletzt in der Krebstherapie. Allerdings kann das Immunsystem des Patienten gegen die therapeutischen Antikörper reagieren. „Für den Körper sind sie letztlich körperfremde Eindringlinge, die es zu bekämpfen gilt, ebenso wie es mit Krankheitserregern geschieht“, erklärt Hoheisel. „Ein Antikörper-Medikament, das aus spiegelbildlichen D-Aminosäuren anstelle der natürlichen L-Aminosäuren besteht, würde voraussichtlich keine Immunantwort hervorrufen, da D-Moleküle vom Immunsystem nicht erkannt werden.“ Außerdem könnten die spiegelbildlichen Antikörper auch länger ihre therapeutische Wirkung entfalten, da sie im Körper nur langsam biologisch abgebaut würden. Sie könnten sogar unkompliziert als Tablette eingenommen werden. Die Verdauungsenzyme im Körper würden ihnen nichts anhaben. In einer internationalen Kooperation, gefördert durch das Bundesforschungsministerium, verfolgt Hoheisel diese Ziele.

Quelle:
Joachim Weidmann, Martina Schnölzer, Philip E. Dawson und Jörg D. Hoheisel. Copying life: synthesis of an enzymatically active mirror-image DNA-ligase made of D-amino acids. Cell Chemical Biology 2019, DOI: 10.1016/j.chembiol.2019.02.008

Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Über 1.000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Krebsinformationsdienstes (KID) klären Betroffene, interessierte Bürger und Fachkreise über die Volkskrankheit Krebs auf. Gemeinsam mit dem Universitätsklinikum Heidelberg hat das DKFZ das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg eingerichtet, in dem vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik übertragen werden. Im Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK), einem der sechs Deutschen Zentren für Gesundheitsforschung, unterhält das DKFZ Translationszentren an sieben universitären Partnerstandorten. Die Verbindung von exzellenter Hochschulmedizin mit der hochkarätigen Forschung eines Helmholtz-Zentrums ist ein wichtiger Beitrag, um die Chancen von Krebspatienten zu verbessern. Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Joachim Weidmann, Martina Schnölzer, Philip E. Dawson und Jörg D. Hoheisel. Copying life: synthesis of an enzymatically active mirror-image DNA-ligase made of D-amino acids. Cell Chemical Biology 2019, DOI: 10.1016/j.chembiol.2019.02.008

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Test der Symmetrie der Raumzeit mit Atomuhren

Dipl.-Journ. Erika Schow Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB)

Der Vergleich zweier optischer Atomuhren bestätigt ihre hohe Genauigkeit und eine Grundannahme der Relativitätstheorie – Nature-Veröffentlichung

Einstein formulierte in seiner Speziellen Relativitätstheorie die These, die Lichtgeschwindigkeit sei immer und unter allen Bedingungen gleich. Doch diese Gleichförmigkeit der Raumzeit könnte nach theoretischen Modellen der Quantengravitation für Teilchen nicht gelten. Jetzt haben Physiker dies mit einem ersten Langzeitvergleich zweier optischer Ytterbiumuhren in der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) überprüft. Mit diesen Uhren, die innerhalb von zehn Milliarden Jahren nur eine einzige Sekunde falsch gehen, müssten auch extrem kleine Abweichungen in der Bewegung der Elektronen des Ytterbiums gemessen werden können. Doch sie maßen keine Veränderung für unterschiedliche Ausrichtungen der Uhren im Raum. Damit ist die bisherige experimentelle Grenze für den Test der Raumzeit-Symmetrie um das Hundertfache verschärft worden. Zudem wird die extrem geringe systematische Messunsicherheit der optischen Ytterbiumuhren von weniger als 4 · 10E-18 bestätigt. Seine Ergebnisse hat das Team aus Physikern der PTB und der Universität Delaware (USA) in der aktuellen Ausgabe von Nature veröffentlicht.

Es ist eines der berühmtesten historischen Physik-Experimente: Michelson und Morley zeigten schon 1887 mithilfe eines drehbar gelagerten Interferometers, mit dem sie die Lichtgeschwindigkeit entlang zweier senkrecht zueinander stehender optischer Achsen verglichen, was Einstein später theoretisch formulierte. Es wurde zu einer Grundaussage seiner Speziellen Relativitätstheorie: Die Lichtgeschwindigkeit ist unabhängig von der Raumrichtung immer gleich. Nun kann man fragen: Gilt diese nach Hendrik Antoon Lorentz benannte Symmetrie des Raumes auch für die Bewegung materieller Teilchen, oder gibt es Richtungen, entlang derer sie sich bei gleicher Energie schneller oder langsamer bewegen? Insbesondere für hohe Energien der Teilchen sagen theoretische Modelle der Quantengravitation eine Verletzung der Lorentz-Symmetrie vorher.

Mit zwei Atomuhren wurde jetzt ein Experiment durchgeführt, um diese Fragestellung mit hoher Präzision zu untersuchen. Die Frequenz dieser Atomuhren wird jeweils von der Resonanzfrequenz eines einzelnen, in einer Falle gespeicherten Yb+-Ions gesteuert. Während die Verteilung der Elektronen des Yb+-Ions im Grundzustand kugelsymmetrisch ist, befinden sich die Elektronen im angeregten Zustand in einer deutlich elongierten Wellenfunktion und bewegen sich damit hauptsächlich entlang einer Raumrichtung. Die Ausrichtung der Wellenfunktion wird durch ein in der Uhr angelegtes Magnetfeld bestimmt und wurde für beide Uhren etwa senkrecht zueinander gewählt. Die Uhren sind im Labor fest montiert und drehen sich gemeinsam mit der Erde einmal am Tag (genauer: einmal in 23,9345 Stunden) relativ zu den Fixsternen. Eine Abhängigkeit der Elektronengeschwindigkeit von der Orientierung im Raum würde sich daher als periodisch mit der Erdrotation auftretende Frequenzdifferenz zwischen beiden Atomuhren zeigen. Um einen solchen Effekt klar von möglichen technischen Einflüssen unterscheiden zu können, wurden die Frequenzen der Yb+-Uhren über mehr als 1000 Stunden verglichen. Es wurde dabei keine Veränderung der Uhren zueinander für den zugänglichen Bereich von Periodendauern von wenigen Minuten bis zu 80 Stunden beobachtet. Für die theoretische Interpretation und Rechnungen zur Atomstruktur des Yb+-Ions hat das PTB-Team mit theoretischen Physikern von der University of Delaware, USA, zusammengearbeitet. Die aktuellen Resultate verschärfen nun die von Forschern der Universität Berkeley 2015 mit Ca+-Ionen gesetzten Grenzen um etwa einen Faktor 100.

Im Mittel über die gesamte Messzeit zeigten beide Uhren eine relative Frequenzabweichung von weniger als 3 · 10E-18. Dies bestätigt die vorher abgeschätzte kombinierte Unsicherheit der Uhren von 4 · 10E-18 und ist ein wichtiger Fortschritt in der Charakterisierung von optischen Atomuhren auf diesem Genauigkeitsniveau. Potenziell zeigen diese Uhren erst nach etwa zehn Milliarden Jahren eine Differenz von einer Sekunde an.
(es/ptb)

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Dr. Nils Huntemann, Arbeitsgruppe „Optische Uhren mit gespeicherten Ionen“,
Telefon: (0531) 592-4432, E-Mail: nils.huntemann@ptb.de

Originalpublikation:
Christian Sanner, Nils Huntemann, Richard Lange, Christian Tamm, Ekkehard Peik, Marianna S. Safronova, Sergey G. Porsev: Optical clock comparison for Lorentz symmetry testing. Nature (2019) – (erscheint als Printausgabe am 14.3.2019)

Quelle: IDW 

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Internationaler Aktionstag gegen Staudämme am 14. März: Gewässerforschende als Experten zum Thema

Nadja Neumann Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)

Der 14. März 2019 ist der internationale Aktionstag für Flüsse und gegen Staudämme. Wasserkraft ist eine erneuerbare, aber nicht zwingend eine klimaneutrale und umweltfreundliche Energiequelle. Gewässerstrukturen und Ökosysteme werden oft unumkehrbar verändert. Fließgewässer sind für Fische und andere Lebewesen nicht mehr durchwanderbar. Stauseen können zudem klimarelevante Gase freisetzen. Das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) ist das größte deutsche Forschungszentrum für Binnengewässer. Unsere Forschenden geben gerne Auskunft zu den Auswirkungen von Staudämmen auf die betroffenen aquatischen Ökosysteme und ihre Artenvielfalt.

Heute tragen laut Weltbank-Studie erneuerbare Energien bereits etwa 20 Prozent zur globalen Stromproduktion bei, davon stammen allein 80 Prozent aus Wasserkraft. Tendenz steigend; Laut einer Studie des IGB von 2015 befinden sich weltweit etwa 3700 große Staudämme, vor allem in Entwicklungs- und Schwellenländern, im Bau oder in Planung. Mit oft dramatischen Auswirkungen auf die Umwelt. In Europa boomt der Ausbau von Kleinkraftanlagen. Allein für die Balkanregion weist Riverwatch ca. 2500 Staudämme in Planung oder Bau aus. Über die globale Entwicklung bei den kleinen Anlagen wissen wir wenig. Ihre ökologischen Auswirkungen sind aber unter Umständen besonders hoch, denn sie tragen nur wenig zur Energiesicherung bei, „verbrauchen“ aber überproportional viele natürliche Ressourcen in Form von freifließenden und durchwanderbaren Gewässerabschnitten. International fordern Forschende deshalb deutlich verbesserte Kriterien und Standards für die Errichtung und den Betrieb von Wasserkraftanlagen. Diese sollen nicht nur helfen, die Stromerzeugung zu optimieren, sondern gleichzeitig auch deren negative Auswirkungen zu minimieren.

Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner aus dem IGB:
Dr. Gabriel Singer: Auswirkungen von Staudämmen auf Fließgewässer im regionalen Maßstab.
Zitat: „Einen Staudamm zu bauen bedeutet, lokal einen Fluss zumindest in einem Abschnitt zu verlieren, ihn quasi in einen „See“ zu verwandeln. Darüber hinaus werden ureigene Eigenschaften von Flüssen auf weit größerem Maßstab durch einen Staudamm stark verändert. Ein regulierter Abfluss und der unterbundene Sedimenttransport verhindern die natürliche Dynamik stromabwärts gelegener Abschnitte des Fließgewässernetzwerks, der Fluss verliert eben dort sein typischerweise dynamisch ausgeprägtes Lebensraum-Mosaik, mit entsprechend negativen Konsequenzen für die Biodiversität. Staudämme machen Organismen aber auch das Wandern schwer und verändern die natürlicherweise von kleinen zu großen Flüssen stattfindenden Stofftransporte. All dies hat noch wenig erforschte Folgen für die Rolle von Flüssen im Landschaftsgefüge.“

Dr. Christian Wolter: Auswirkungen von Staudämmen auf die Durchwanderbarkeit von Fließgewässern für Fische.
Zitat: „Staudämme und Wehre stellen eine Barriere für viele Fischarten dar – nicht nur für Wanderfische. Wenn sich in einem Gewässerabschnitt der Wasserstand stark verändert, durch Hoch-oder Niedrigwasser, wandern Fische normalerweise in andere Flussabschnitte ab. Fischaufstiege sind für solche Ereignisse nicht ausgelegt. Einige Fischarten wie Störe können die gängigen Fischaufstiege gar nicht nutzen. Darüber hinaus gehen im Rückstaubereich von Wehren und Staudämmen frei fließende Strecken im Fluss verloren – und damit großräumige Lebensräume für typische Flussfischarten.“

Dr. Sonja Jähnig: Auswirkungen von Staudämmen auf die Artenvielfalt in Gewässern.
Zitat: „Der Boom der Wasserkraft ist vor allem in Entwicklungs- und Schwellenländern in Südamerika, Südostasien sowie Afrika zu spüren – und damit in jenen Regionen, die einen Großteil der biologischen Vielfalt unseres Planeten beherbergen. Schon heute ist diese Vielfalt stark gefährdet. Zusätzliche Staudämme werden den Rückgang der Arten weiter beschleunigen. Auch die Megafauna ist betroffen, also große Tiere wie Flussdelfine oder Störe, beispielsweise durch die Blockade von Migrationsrouten oder den Verlust von Futter- und Laichplätzen. Es gehen jedoch nicht nur Lebensräume im Fluss verloren, sondern auch Habitate in den Uferzonen und am Gewässerrand, beispielsweise durch den Bau von Infrastrukturen wie Straßen, Siedlungen und andere Landnutzungsänderungen.“

Dr. Peter Casper: Staudämme als Quellen von Treibhausgasen.
Zitat: „Die Gewinnung von Energie mittels Wasserkraft galt lange Jahre als klimafreundlich. Durch die Anstauung der Flüsse entstanden oft riesige Stauseen, in denen das von den Flüssen transportierte Material ablagert wird. Erst als in den späten 80er Jahren die ersten Berichte über die Freisetzung von Treibhausgasen aus den Stauseen publiziert wurden, geriet die Wasserkraft in die öffentliche Kritik. Besonders in den Tropen, wo auch die meisten neuen Staudämme geplant oder bereits im Bau sind, führen die höheren Temperaturen zum Abbau der organischen Bestandteile der Sedimente unter Bildung von Methan, Kohlenstoffdioxid und in manchen Fällen auch von Lachgas (Distickstoffoxid). Alle drei Gase haben das Potential, den Wärmehaushalt der Erde zu beeinflussen, also zum Klimawandel beizutragen. Auch in gemäßigten Breiten tragen Staudämme zum Anstieg der atmosphärischen Treibhausgaskonzentration bei.“

Über das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB):
Das Leibniz-IGB ist das bundesweit größte Forschungszentrum für Binnengewässer. Es verbindet Grundlagen- und Vorsorgeforschung, bildet den wissenschaftlichen Nachwuchs aus und berät Politik und Gesellschaft in Fragen des nachhaltigen Gewässermanagements. Forschungsschwerpunkte sind u.a. die Langzeitentwicklung von Seen, Flüssen und Feuchtgebieten angesichts sich rasch ändernder Umweltbedingungen, die Renaturierung von Ökosystemen, die Biodiversität aquatischer Lebensräume sowie Technologien für eine ressourcenschonende Aquakultur. Die Arbeiten erfolgen in enger Kooperation mit den Universitäten und Forschungsinstitutionen der Region Berlin-Brandenburg und weltweit. Das Leibniz-IGB gehört zum Forschungsverbund Berlin e. V., einem Zusammenschluss von acht natur-, lebens- und umweltwissenschaftlichen Instituten in Berlin. Die vielfach ausgezeichneten Einrichtungen sind Mitglieder der Leibniz-Gemeinschaft. www.igb-berlin.de/

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)
Müggelseedamm 310
12587 Berlin
www.igb-berlin.de

Dr. Gabriel Singer:
gabriel.singer@igb-berlin.de
+49 (0)30 64181 726

Dr. Christian Wolter:
wolter@igb-berlin.de
+49 (0)30 64181 633

Dr. Sonja Jähnig:
sonja.jaehnig@igb-berlin.de
+49 (0) 30 6392 4085

Dr. Peter Casper:
pc@igb-berlin.de
+49 (0)33082 699 29

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Besserer Schutz vor Darmkrebs: Vorsorge-Darmspiegelung bereits ab 50!

Dr. Sibylle Kohlstädt Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Krebsforschungszentrum

Darmkrebs gehört zu den wenigen Tumorerkrankungen, die sich durch Vorsorgeuntersuchungen nahezu vollständig verhindern lassen. Denn bei einer Darmspiegelung können die in der Regel langsam wachsenden Krebsvorstufen rechtzeitig entdeckt und entfernt werden. In Deutschland wird die Darmspiegelung zur Darmkrebsvorsorge derzeit ab dem 55. Lebensjahr angeboten. Das könnte aber zu spät sein. Wissenschaftler aus dem Deutschen Krebsforschungszentrum weisen zum Darmkrebsmonat März darauf hin, dass ein Beginn der Vorsorge mit einer Darmspiegelung im Alter von 50 Jahren noch besser vor Darmkrebs schützen würde – sowohl Männer als auch Frauen.

Darmkrebs gehört nicht nur zu den häufigsten Krebserkrankungen, sondern auch zu den häufigsten Krebstodesursachen in Deutschland. Jährlich erkranken mehr als 60.000 Menschen neu an Darmkrebs und mehr als 25.000 Patienten versterben an der Krebserkrankung.

Seit 2002 gibt es in Deutschland ein Früherkennungsprogramm für Darmkrebs: Im Alter von 50 bis 54 Jahren haben gesetzlich Krankenversicherte jedes Jahr Anspruch auf einen Stuhlbluttest. Ab dem Alter von 55 Jahren übernimmt die Krankenkasse eine Vorsorge-Darmspiegelung, die nach 10 Jahren einmal wiederholt werden kann.

„In der Altersgruppe ab 55 Jahren, in der Vorsorge-Koloskopien angeboten werden, ist die Neuerkrankungs- und Sterberate an Darmkrebs deutlich zurückgegangen in den letzten Jahren“, berichtet Hermann Brenner vom Deutschen Krebsforschungszentrum. „Unsere Studie zeigt nun, dass mit der Vorsorge-Darmspiegelung noch deutlich größere Effekte zu erzielen wären, wenn man sie bereits mit 50 Jahren anbieten würde.“

Brenner und seine Kollegen führten anhand von Krebsregisterdaten Modellrechnungen durch. Das Ziel war, herauszufinden, wie sich Vorsorge-Koloskopien in verschiedenen Altersstufen auf die Zahl der Darmkrebs-Todesfälle und auf den Verlust an Lebenszeit auswirken. „Wir haben errechnet, dass bei einer ersten Vorsorge-Darmspiegelung bereits im Alter von 50 Jahren und einer Wiederholung der Untersuchung nach zehn Jahren der Darmkrebs-bedingte Verlust an Lebenszeit deutlich geringer ausfallen würde als mit dem derzeitigen Beginn mit 55 Jahren, und zwar sowohl für Männer als auch für Frauen“, berichtet Brenner.

Zu ähnlichen Schlussfolgerungen sind vor kurzem auch Wissenschaftler in den USA für die amerikanische Bevölkerung gekommen. „In den Empfehlungen der amerikanischen Krebsgesellschaft wurde die Altersgrenze für die erste Vorsorge-Koloskopie im vergangenen Jahr sogar auf 45 herabgesetzt“, so Brenner.

Auch in Deutschland ist noch im Jahr 2019 geplant, die Altersgrenze für die Vorsorge-Koloskopie zu senken – bisher allerdings nur für Männer. Da Männer ein höheres Darmkrebsrisiko haben, wird ihnen die Darmspiegelung künftig bereits ab 50 Jahren angeboten und nicht wie bisher ab 55. „Unseren Berechnungen zufolge sollten jedoch auch Frauen bereits ab dem 50. Lebensjahr zur Vorsorge-Koloskopie eingeladen werden“, betont Brenner.

Chen Chen, Christian Stock, Michael Hoffmeister, Hermann Brenner. The optimal age for screening colonoscopy: A modeling study. Gastrointestinal Endoscopy 2019, DOI 10.1016/j.gie.2018.12.021

Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Über 1.000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Krebsinformationsdienstes (KID) klären Betroffene, interessierte Bürger und Fachkreise über die Volkskrankheit Krebs auf. Gemeinsam mit dem Universitätsklinikum Heidelberg hat das DKFZ das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg eingerichtet, in dem vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik übertragen werden. Im Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK), einem der sechs Deutschen Zentren für Gesundheitsforschung, unterhält das DKFZ Translationszentren an sieben universitären Partnerstandorten. Die Verbindung von exzellenter Hochschulmedizin mit der hochkarätigen Forschung eines Helmholtz-Zentrums ist ein wichtiger Beitrag, um die Chancen von Krebspatienten zu verbessern. Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.

www.dkfz.de

Originalpublikation:
Chen Chen, Christian Stock, Michael Hoffmeister, Hermann Brenner. The optimal age for screening colonoscopy: A modeling study. Gastrointestinal Endoscopy 2019, DOI 10.1016/j.gie.2018.12.021

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Wie Öl attraktiv für Magneten wird

Dr. Susanne Langer Kommunikation und Presse
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

Ölfilme auf der Meeresoberfläche können möglicherweise künftig mittels Magneten beseitigt werden. Eine interdisziplinäre Gruppe von Forschern der FAU unter der Federführung von Prof. Dr. Marcus Halik hat Partikel aus funktionalisierten Eisenoxid entwickelt, die beliebige Kohlenwasserstoffe an sich ziehen. Die magnetischen Teilchen samt Hülle lassen sich dann auf relativ einfache und umweltschonende Weise aus Wasser entfernen und sind nach der Reinigung sogar erneut verwendbar.

Im renommierten Fachjournal Advanced Functional Materials haben die Wissenschaftler ihre Studie jetzt vorgestellt. Sie beschreiben darin, wie Eisenoxidpartikel durch Selbstanlagerung einer Funktionalisierungsschicht darauf spezialisiert werden, ausschließlich Kohlenwasserstoffe zu adsorbieren. Zu dieser chemischen Stoffgruppe zählen leichtere Verbindungen wie Alkane und Aromaten, aber auch Rohöl, Benzin und Diesel. Wie angesaugt lagern solche Kohlenwasserstoff-Moleküle um die staubfeinen Teilchen und erreichen dabei ein Volumen, das bis zum 14fachen des Partikelkerns anwachsen kann. Unter http://omd.fau.de/oilcatch/ ist ein Video abrufbar, das den Auftrag von Eisenoxid-Puder auf flüssiges Öl und die umgehende Verwandlung in eine Masse zeigt, die per Magnet abzuheben ist. Magnetische Eigenschaften bringt Eisenoxid von vornherein mit.

Das große Oberflächen-zu-Volumen-Verhältnis, welches Nanopartikel bieten, und das günstige Verhältnis zur Menge der adsorbierten Kohlenwasserstoffe tragen ebenso wie die mehrfache Nutzbarkeit des Ausgangsmaterials zur enormen Effizienz des Verfahrens bei. Zudem kann Wasser vollständig von Öl und Ölprodukten befreit werden. Konventionelle Methoden erzeugen dagegen Dispersionen, also Stoffgemische, wodurch die Kohlenwasserstoffe zwar leichter durch Bakterien abzubauen sind, bis dahin aber im Meerwasser bleiben.

Das vorgestellte System könnte in Zukunft helfen, durch Ölverschmutzungen ausgelöste ökologische Katastrophen deutlich zu verringern. Derzeit arbeiten die FAU-Wissenschaftler gemeinsam mit Partnern der Industrie daran, die Herstellung der Materialien zu skalieren und das Konzept auf reale Anwendungen zur Gewässerreinigung zu übertragen.

Die Forschungen umfassten neben der Herstellung und Charakterisierung der Partikel auch Experimente mit verschiedenen Kohlenwasserstoffen, Modell- und Realwässern bei unterschiedlichen Temperaturen, ergänzt durch molekulare Simulationen, die eine zusätzliche Verbesserung der Materialien ermöglichten. Beigetragen haben drei Arbeitsgruppen an der Technischen und der Naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Erlangen-Nürnberg: Wissenschaftler um Prof. Dr. Marcus Halik (Department Werkstoffwissenschaften, Organic Materials & Devices), Prof. Dr. Andreas Hirsch (Department für Chemie und Pharmazie, Organische Chemie II) und Prof. Dr. Dirk Zahn (Professur für Theoretische Chemie, Computer Chemistry Center). Die Arbeiten wurden durch den Exzellenzcluster EAM (Engineering of Advanced Materials) aus der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder und durch die Graduate School Molecular Science (GSMS) an der FAU unterstützt.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Weitere Informationen:

Prof. Marcus Halik
Tel.: 09131/85-27732
marcus.halik@fau.de

Marco Sarcletti
Tel.: 09131/85-67458
marco.sarcletti@fau.de

Originalpublikation:
https://doi.org/10.1002/adfm.201805742

Weitere Informationen:

https://youtu.be/qR8U1hSOW8I

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Bedrohte Wildbienen – Verhungern im ländlichen Raum

Luise Dirscherl Stabsstelle Kommunikation und Presse
Ludwig-Maximilians-Universität München

Um die einheimischen Wildbienen ist es nicht gut bestellt – mehr als die Hälfte aller Arten ist gefährdet. LMU-Wissenschaftler haben untersucht, welche besonders anfällig sind. Spätfliegende Bienen auf dem Land sind besonders betroffen.

Wildbienen sind als Blütenbestäuber ökologisch unverzichtbar und damit von enormem ökonomischen Nutzen. Doch von den über 500 Wildbienenarten in Deutschland sind mehr als die Hälfte bedroht oder lokal schon ausgestorben. Die LMU-Biologin Susanne Renner, Inhaberin des Lehrstuhls für Systematische Biologie und Mykologie sowie Direktorin des Botanischen Gartens München-Nymphenburg, hat nun mit ihrem Team anhand von Veränderungen der Roten Liste untersucht, welche Faktoren den Rückgang der Wildbienen verursachen. Ihre Ergebnisse, über die sie im Fachmagazin Proceedings of the Royal Society B berichten, legen nahe, dass die Bienen in landwirtschaftlich intensiv genutzten Gebieten vor allem im Spätsommer zu wenig Nahrung finden.

Wildbienen – zu denen auch die Hummeln gehören – sammeln wie Honigbienen Nektar und Blütenstaub und spielen deshalb eine wesentliche Rolle bei der Bestäubung von Blütenpflanzen – dabei sind einige Arten sogar effektiver als Honigbienen. Hummeln etwa besuchen im gleichen Zeitraum rund drei- bis fünfmal mehr Blüten. Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) gibt den monetären Wert der Insektenbestäubung in Europa auf über 14 Milliarden Euro pro Jahr an, manche Pflanzen wie Tomaten oder Glockenblumen werden ausschließlich von Wildbienen bestäubt. Aber wie aktuelle Studien (https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0006320718313636) zeigen, nimmt die Zahl der Insekten weltweit dramatisch ab – und das gilt auch für die Bienen. „Allgemein scheint die Artenvielfalt von Bienen aufgrund der intensiven Landwirtschaft und des verstärkten Einsatzes von Pestiziden, die sich beide negativ auf Nahrungsquellen und Nistmöglichkeiten auswirken, rückläufig zu sein“, sagt Renner. „Wir wollten herausfinden, welche Eigenschaften bestimmte Arten besonders anfällig dafür machen, lokal auszusterben.“

Für ihre Untersuchung nutzten die Wissenschaftler Veränderungen des in der sogenannten Roten Liste festgehaltenen Gefährdungsstatus einheimischer Wildbienenarten, der in Deutschland seit mehr als 40 Jahren erfasst wird. „Auf der Basis dieser Daten haben wir untersucht, welche artspezifischen Eigenschaften – etwa Habitatwahl, Pollen-Spezialisierung, Körpergröße, Nistplatzwahl, Dauer der Flugaktivität und Zeitpunkt des Auftretens während der Saison – statistisch den Gefährdungsstatus beziehungsweise das Aussterben einer Art voraussagen“, sagt Renner.

Insgesamt konnten die Wissenschaftler 445 der 561 in Deutschland bekannten Bienenarten in ihre Analyse einbeziehen und somit 79 Prozent der deutschen Bienenfauna abdecken. Dabei zeigte sich zu ihrer Überraschung, dass die Spezialisierung auf bestimmte Blüten entgegen ihrer Erwartung keinen Effekt hatte. „Zwei Faktoren allerdings waren extrem stark mit einer Gefährdung korreliert: Die Habitatpräferenz -, also die Spezialisierung auf einen Lebensraum – und eine Flugzeit erst im Spätsommer“, sagt Michaela Hofmann, Doktorandin in Renners Team und Erstautorin des Papers. Das Bienenvorkommen in den Städten ist vergleichsweise stabil, und auch die Bienen, die im Frühling ausfliegen, wie etwa die gehörnte Mauerbiene (Osmia cornuta), gelten als nicht gefährdet. Im Gegensatz dazu erhöhten enge Lebensraumpräferenzen, eine kurze Flugzeit und das Auftreten erst im Spätsommer das Aussterberisiko. „Den Spätfliegern – dazu gehört beispielsweise die Zahntrost-Sägehornbiene (Melitta tricincta) – vor allem auf dem Land geht es unserer Interpretation nach nicht gut, weil es dort dann nicht mehr genug Nahrung gibt. Landwirtschaftlich intensiv genutzte Flächen sind im Spätsommer von Blüten ausgeräumt, während es im Frühling wenigstens noch Massenpflanzen wie Raps und blühende Obstplantagen gibt“, sagt Renner. Dieser Faktor ist für die Wissenschaftler der wahrscheinlichste Grund für den Rückgang der Wildbienenarten in Deutschland.

Die Förderung umweltfreundlicher Anbaumethoden, wie sie im Volksbegehren Artenvielfalt gefordert werden, könnte auch spätfliegenden Bienenarten zugutekommen, sagt Renner. Helfen würden nach Ansicht der Wissenschaftler beispielsweise eine seltenere Mahd, die Anlage von Blühstreifen oder das Stehenlassen von Ackerrandstreifen mit Ackerunkräutern. In Bayern kommen derzeit an einem Runden Tisch Initiatoren und Kritiker des Volksbegehrens zusammen, um an einem Kompromiss für den Gesetzesentwurf zu arbeiten. „Aber auch Hobbygärtner können jetzt schon Bienen helfen, indem sie auf vielfältige Hausgärten ohne Pestizide und Mähroboter setzen“, sagt Renner.
Proceedings of the Royal Society B 2019

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Susanne Renner
Systematische Botanik und Mykologie
Tel.: +49 (0) 89/17861-250
E-Mail: renner@lmu.de

Originalpublikation:
Narrow habitat breadth and late-summer emergence increases extinction vulnerability in Central European bees
Michaela M. Hofmann, Constantin M. Zohner, and Susanne S. Renner
Proceedings of the Royal Society B 2019

https://royalsocietypublishing.org/doi/10.1098/rspb.2019.0316

Quelle: IDW 

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Darauf sollten Kontaktlinsenträger achten: Stiftung Auge gibt Tipps zur Auswahl und Pflege

Lisa-Marie Ströhlein Pressestelle
Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft

Viele Menschen mit Sehschwächen schätzen die Vorteile von Kontaktlinsen. Damit der Tragekomfort lange andauert, sollten Nutzer sich vor dem Kauf vom Augenarzt untersuchen und über geeignete Modelle beraten lassen. Kontaktlinsenträger müssen bestimmte Hygieneregeln beachten, um schmerzhafte Entzündungen zu vermeiden. Die Stiftung Auge gibt Tipps im Umgang mit der praktischen Sehhilfe.

Kontaktlinsen haben etliche Vorteile gegenüber Brillen: Sie beschlagen nicht, rutschen nicht von der Nase, sind sporttauglich und können neben Kurz- oder Weitsichtigkeit sogar Hornhautverkrümmungen korrigieren. „Um die Linsen lange und ohne Beschwerden tragen zu können, müssen Kontaktlinsenträger jedoch auch einige Regeln beachten“, sagt Professor Dr. med. Frank G. Holz, Vorsitzender der Stiftung Auge und Direktor der Universitätsaugenklinik Bonn.

Die Auswahl an Kontaktlinsen ist groß. Flexible (weiche) Linsen passen sich der Form der Hornhaut an, sodass sich das Auge schneller daran gewöhnt. Durch ihren größeren Durchmesser liegen die Ränder der Linse komplett unter dem Lid, was das Tragen angenehm macht. Formstabile (harte) Kontaktlinsen haben einen kleineren Durchmesser. Das schützt das Auge besonders vor dem Austrocknen. Harte Linsen können auch gut Hornhautverkrümmungen ausgleichen. Allerdings haben sie eine geringere Auflagefläche auf der Augenoberfläche, wodurch die Linsen leichter verrutschen können. In den ersten Tagen können sie sich für den Träger auch etwas unangenehm anfühlen. „In jedem Fall sollte bei einer augenärztlichen Untersuchung geklärt werden, ob die Grundvoraussetzungen für das Kontaktlinsentragen erfüllt sind. Wenn keine krankhaften Veränderungen der Augen, wie Entzündungen, vorliegen, kann man die Linsen individuell anpassen“, erklärt Holz. Ob und welche Linsen geeignet sind, hängt auch davon ab, ob sie nur ein- bis zweimal pro Woche beim Sport oder täglich von morgens bis abends zum Einsatz kommen.

Auch die Haltbarkeit von Kontaktlinsen ist unterschiedlich: Tageslinsen sollten nach einmaligem Tragen entsorgt werden, Monatslinsen nach etwa vier Wochen. Harte Kontaktlinsen können bis zu zwei Jahre getragen werden. „Wichtig ist, die Angaben des Herstellers zu beachten. Nutzt man die Linse länger als verordnet, kann sie die Hornhaut verletzen, was zu dauerhaften Augenschäden führen kann“, sagt der Experte.

Um die Augengesundheit nicht zu beeinträchtigen, sollten Kontaktlinsenträger einige Hygieneregeln und Vorgaben zur Tragedauer beachten. „Da eine zu lange tägliche Tragedauer Gesundheitsrisiken birgt, sollten Linsen nicht länger als empfohlen getragen werden. Nur spezielle Linsen eignen sich zum Tragen über Nacht“, erläutert Professor Dr. med. Christian Ohrloff, Mediensprecher der Stiftung Auge und ehemaliger Direktor der Universitäts-Augenklinik in Frankfurt. Die Kontaktlinse behindert den Stoffwechsel im Auge, da Nährstoffe und Abfallprodukte über den Tränenfilm nicht so einfach über das Auge hinweg transportiert werden können. Unter der Linse können sich Säuren, Schmutz und Keime sammeln. „Damit sich das Auge nicht infiziert, muss man die Kontaktlinsen regelmäßig herausnehmen und reinigen“, rät Ohrloff. Was dabei zu beachten ist, fassen diese Informationen zusammen:

5 Tipps, damit Linse und Auge sauber bleiben:
• Hände waschen: Damit Schmutz und Keime nicht ins Auge gelangen.
• Reinigen: Kontaktlinse auf die gereinigte Handinnenfläche legen und mit einigen Tropfen Reinigungsmittel sanft mit der Fingerspitze auf der Linse verrieben. Danach mit Kochsalzlösung abspülen. Niemals mit Leitungswasser reinigen oder aufbewahren, da sich sonst Keime an der Linse bilden können.
• Desinfizieren: Kontaktlinsen über Nacht in geeignete Lösung lagern, um Bakterien, Pilze oder Viren abzutöten und Eiweißreste zu entfernen.
• Aufbewahrungsbehälter reinigen: Desinfizieren und alle drei bis sechs Monate austauschen.
• Pflegeanleitung des Herstellers beachten: Nur Aufbewahrungslösungen verwenden, die sich für den jeweiligen Linsentyp eignen.

Quelle:
Kontaktlinsen, DOG Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft und Berufsverband der Augenärzte Deutschlands e.V. (BVA), 2017

2008 von der DOG gegründet, setzt sich die Stiftung Auge dafür ein, vermeidbare Erblindungen und schwere Seheinschränkungen zu bekämpfen. Informationen zu den Projekten der Stiftung Auge sind unter http://www.stiftung-auge.de nachzulesen.

Weitere Informationen:
http://www.stiftung-auge.de

Quelle: IDW 

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9,1 Millionen Euro für trinationale Quantenforschung

Nicolas Scherger Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau

Am European Campus wird das internationale Doktorandenprogramm „QUSTEC“ errichtet
Die Europäische Kommission hat den Antrag von Eucor – The European Campus für eine interdisziplinäre und internationale Doktorandenausbildung in den Quantenwissenschaften bewilligt. Am Projekt „Quantum Science and Technologies at the European Campus“ (QUSTEC) sind die Universitäten Basel, Freiburg und Strasbourg sowie das Karlsruher Institut für Technologie und die Forschungsabteilung des IT-Konzerns IBM in Zürich beteiligt. Gemeinsam ermöglichen sie 39 jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern eine Promotion in dem aufstrebenden Forschungsbereich. Das Projekt hat eine Laufzeit von fünf Jahren und ein Gesamtvolumen von 9,1 Millionen Euro. Zu 4,2 Millionen von der Europäischen Union kommt eine Kofinanzierung der beteiligten Partnerorganisationen sowie von Santander über den eigenen Unternehmensbereich Santander Universities, dem laut einer UNESCO-Studie weltweit größten privaten Förderer höherer Bildung. QUSTEC wurde mit Unterstützung der Deutsch-Französischen Hochschule initiiert.

QUSTEC beschäftigt sich mit aktuellen Zukunftstechnologien der Quantenforschung: Die Prinzipien der Quantenmechanik, die auf atomarer Ebene die Regeln der Physik, Chemie, Materialwissenschaften und Informatik bestimmen, haben bereits zu einer Reihe von neuen Technologien geführt. Die Quantentechnologie hat das Potenzial, für einen Entwicklungssprung zu sorgen, der für viele europäische Branchen und Märkte im 21. Jahrhundert ein entscheidender Faktor sein kann. QUSTEC will dazu einen Beitrag leisten: mit seinem international strukturierten Programm für Doktorandinnen und Doktoranden, die für vier Jahre in Lern- und Forschungsprojekten alle Hauptbereiche der Quantenwissenschaften durchlaufen. Die jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wählen für ihre Anstellung zwischen den beteiligten Standorten und haben darüber hinaus die Möglichkeit, mit Industriepartnern vom Oberrhein und aus angrenzenden Regionen zusammenzuarbeiten. Das Projekt stärkt den Schwerpunkt von Eucor – The European Campus im strategischen Profilbereich „Quantum Science and Technologies“.

„Die Quantenwissenschaften sind ein interdisziplinären Feld, das gerade durch die Vielzahl der Perspektiven zu neuen Technologien führen kann“, sagt Prof. Dr. Guido Pupillo von der Universität Strasbourg, wissenschaftlicher Leiter des Programms. „Wir möchten junge Forscherinnen und Forscher aus aller Welt an den Oberrhein holen, um mit ihnen sowohl Grundlagen zu erforschen als auch an Anwendungen zu arbeiten, beispielsweise an neuen, sicheren Kommunikationswegen, präziseren Sensoren, der Entwicklung neuer Quantenmaterialien oder am Prototyp für einen Quantencomputer.“

QUSTEC erhält eine Förderung aus dem Horizont 2020 Marie Skłodowska Curie „COFUND“ Programm. Zum ersten Mal hat die Europäische Kommission im Forschungsprogramm Horizont 2020 ein Projekt bewilligt, das vom Europäischen Verbund für territoriale Zusammenarbeit (EVTZ) Eucor – The European Campus eingereicht wurde. Die fünf Universitäten am Oberrhein haben 2015 den ersten EVTZ, der nur von Universitäten getragen wird, gegründet. „Die Bewilligung bestätigt unsere Strategie und unser Konzept. Die Universitäten im Verbund von Eucor – The European Campus sind dort stark, wo sie sich inhaltlich ergänzen und europäisch und global gemeinsam stärker auftreten können“, sagt Prof. Dr. Hans-Jochen Schiewer, Präsident von Eucor – The European Campus und Rektor der Universität Freiburg. „Ich freue mich sehr über den Erfolg der beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, der zugleich beweist, dass wir über unsere gemeinsame Rechtspersönlichkeit grenzüberschreitenden Forschungsaktivitäten neue Möglichkeiten eröffnen können.“

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Tobias Schätz
Physikalisches Institut
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Tel.: 0761/203-5815
tobias.schaetz@physik.uni-freiburg.de

Weitere Informationen:

https://www.pr.uni-freiburg.de/pm/2019/9-1-millionen-euro-fuer-trinationale-quan…

Quelle: IDW 

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Fast ein Drittel der Frauen geht später als geplant in den Ruhestand

Stefanie Hartmann Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Zentrum für Altersfragen

Ältere erwerbstätige Frauen planen zwar im Durchschnitt einen etwas früheren Ausstieg aus dem Arbeitsleben als Männer, arbeiten dann aber häufig doch länger als geplant. Dies zeigt eine Untersuchung des Deutschen Zentrums für Altersfragen mit Daten mehrerer Befragungswellen des Deutschen Alterssurveys.

Wie groß ist die Übereinstimmung von zuvor geäußerten Ruhestandsplänen und tatsächlichem Übergangsalter in den Ruhestand? Zu dieser Frage vergleicht die Studie die Ruhestandspläne von 55- bis 64-jährigen Berufstätigen im Jahr 2008 mit dem tatsächlichen Alter des Austritts aus dem Arbeitsleben bis zum Jahr 2014.

Dabei zeigt sich: Die Chancen, die Dauer ihres Arbeitslebens wie geplant zu gestalten, sind nicht für alle gleich. Sowohl ein schlechter Gesundheitszustand als auch ein geringes Ausbildungsniveau erhöhen die Wahrscheinlichkeit, früher als geplant aus dem Berufsleben auszuscheiden.
Hingegen ist das Risiko länger als geplant erwerbstätig zu sein, je nach Geschlecht unterschiedlich. Im Vergleich zu Männern haben Frauen dieser Generationen eine höhere Wahrscheinlichkeit länger zu arbeiten als geplant. Während von den Männern nur 18 Prozent über den ursprünglich geplanten Zeitpunkt hinaus erwerbstätig blieben, haben von den Frauen 28 Prozent länger als beabsichtigt weitergearbeitet.

Heribert Engstler, Wissenschaftler am Deutschen Zentrum für Altersfragen und Autor der Studie, benennt mögliche Gründe hierfür. Bei den befragten Frauen handelt es sich um jene Jahrgänge, die von der Anhebung der Altersgrenzen und dem Wegfall der speziellen vorgezogenen Altersrente für Frauen betroffen waren. Sie weisen seltener mindestens 35 Rentenversicherungsjahre auf als Männer und erfüllen damit auch seltener die Voraussetzungen für eine vorgezogene Altersrente. Zugleich verfügen die Frauen durchschnittlich über geringere Rentenanwartschaften als Männer. Die Notwendigkeit und der Anreiz aus finanziellen Gründen länger zu arbeiten und Rentenabschläge zu vermeiden oder klein zu halten, sind deswegen wahrscheinlich stärker ausgeprägt. Diese rentenrechtlichen und finanziellen Gründe tragen wahrscheinlich dazu bei, dass Frauen häufiger als Männer feststellen, dass sie ihre Ausstiegspläne revidieren müssen und länger als geplant erwerbstätig bleiben.

Insgesamt zeigt die Studie, dass die Hälfte (50%) der Befragten ihre zeitlichen Ausstiegs- oder Weiterarbeitspläne ziemlich genau (+- 6 Monate) verwirklichte; besonders gut gelang dies Personen im Beamtenstatus (61%). 23 % aller älteren Erwerbstätigen arbeiteten länger als geplant und 27% waren mindestens sieben Monate früher als geplant ausgeschieden, im Durchschnitt mehr als 3 Jahre früher.

Die Untersuchungsergebnisse vollständig und im Detail:
Engstler, Heribert (2019). Wie erfolgreich sind ältere Arbeitskräfte in der zeitlichen Umsetzung ihrer Ausstiegspläne? Soziale Unterschiede der Übereinstimmung zwischen geplantem und realisiertem Alter der Erwerbsbeendigung. Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie, 52(Suppl.1): 14-24.
doi: 10.1007/s00391-018-1451-3

Originalpublikation:
Engstler, Heribert (2019). Wie erfolgreich sind ältere Arbeitskräfte in der zeitlichen Umsetzung ihrer Ausstiegspläne? Soziale Unterschiede der Übereinstimmung zwischen geplantem und realisiertem Alter der Erwerbsbeendigung. Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie, 52(Suppl.1): 14-24.
doi: 10.1007/s00391-018-1451-3

Quelle: IDW 

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Phosphor und Fernwärme aus Klärschlamm

Erhard Jakobs Pressestelle
Technische Hochschule Mittelhessen

Ein Konzept zur Gewinnung von Phosphor und Energie aus Klärschlamm ist der Gegenstand eines Projekts der TH Mittelhessen. Die Professoren Dr. Ulf Theilen, Dr. Harald Weigand und Dr. Harald Platen vom Kompetenzzentrum für Energie- und Umweltsystemtechnik arbeiten dabei mit verschiedenen Partnern zusammen. Zu ihnen gehören die Stadtwerke Gießen, die Mittelhessischen Wasserbetriebe und das Institut für Pflanzenernährung der Justus-Liebig-Universität. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert das Vorhaben mit 125.000 Euro.

Der im Klärschlamm enthaltene Phosphor ist ein wertvoller Stoff, der in vielerlei Verbindungen für das biologische Wachstum und damit auch zur Produktion von Nahrungsmitteln gebraucht wird. Sein Vorkommen ist begrenzt. Bisher werden in Deutschland noch etwa 50 Prozent des Klärschlamms zur Düngung von Ackerflächen genutzt. Er kann allerdings eine Reihe bedenklicher Stoffe wie zum Beispiel Schwermetalle oder Arzneimittelrückstände enthalten. Verschiedene Verordnungen haben deren zulässige Grenzwerte für die landwirtschaftliche Verwertung deutlich verschärft. Außerdem werden in absehbarer Zeit viele größere Kläranlagen verpflichtet sein, Phosphor aus Klärschlamm zurückzugewinnen.

Die Projektpartner wollen ein Konzept entwickeln, das „für alle Kläranlagen der Partner-Kommunen in der erweiterten Region Mittelhessen unabhängig von der Größenklasse eine zukunftsweisende, sehr weitgehende energetische und stoffliche Verwertung mit Phosphor-Rückgewinnung realisiert und den Phosphor als Dünger in der regionalen Landwirtschaft nutzt“, so Theilen. Der getrocknete Klärschlamm, der annähernd den Heizwert von Braunkohle hat, soll in einem zentralen Heizwerk in Gießen verbrannt und die Energie in das Fernwärmenetz der Stadt eingespeist werden.

Bisher haben etwa 35 Kommunen Interesse an einer Zusammenarbeit gezeigt. Theilen schätzt, dass pro Jahr in deren Kläranlagen fast 75.000 Tonnen Klärschlamm anfallen. Ziel ist die Gründung einer kommunalen Gesellschaft zur regionalen Klärschlammverwertung.

In der aktuellen Konzeptphase sind viele rechtliche, technische, wirtschaftliche und logistische Fragen zu klären. Einbezogen sind das Hessische Umweltministerium, das Regierungspräsidium Gießen und die mittelhessischen Landkreise, die das Projekt unterstützen, aber in der Realisierungsphase auch Genehmigungsbehörden sind. Weitere wichtige Gesprächspartner sind die Raiffeisen Waren-Zentrale Rhein-Main und der Hessische Bauernverband, deren Expertise bei der Entwicklung eines Vermarktungskonzepts für den Dünger gebraucht wird.

Das Projekt läuft bis Juli dieses Jahres. Wenn das Konzept des mittelhessischen Konsortiums das BMBF überzeugt, besteht für die anschließende Realisierung die Aussicht auf eine Förderung in Höhe von fünf bis sieben Millionen Euro.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
ulf.theilen@bau.thm.de

Quelle: IDW 

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Nur jeder zehnte Babyboomer will bis zum gesetzlichen Renteneintrittsalter arbeiten

Marylen Reschop Pressestelle
Bergische Universität Wuppertal

„lidA – leben in der Arbeit“ ist eine repräsentative Studie, die am Lehrstuhl für Arbeitswissenschaft der Bergischen Universität Wuppertal unter der Leitung von Prof. Dr. med. Hans Martin Hasselhorn durchgeführt wird. Seit 2011 begleitet das Forschungsteam die sogenannten Babyboomer der Jahrgänge 1959 und 1965 auf ihrem Weg von der Arbeit in den Ruhestand. Ziel der Studie ist es, sich verändernde Arbeitsbedingungen und Erwerbsverläufe, aber auch persönliche Motive zu ergründen, die darüber entscheiden, wie lange älter werdende Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer berufstätig sind. Nun liegen die Ergebnisse der dritten Erhebungswelle vor.

Wer arbeitet wie lange und warum? Diese Frage zu beantworten ist komplex und spannend zugleich. Denn in ihrer Beantwortung liegen zahlreiche Erkenntnisse, die von gesellschaftlicher und betrieblicher Relevanz sind. „Mit unserer Kohortenstudie lidA greifen wir eine Vielzahl von Themen auf. Die Ergebnisse haben uns oft überrascht und nicht wenige machen nachdenklich“, erklärt Prof. Hasselhorn.

Die Ergebnisse der Studie zeigen: Fast alle erwerbstätigen Babyboomer der untersuchten Jahrgänge sehen sich zwar noch fest im Arbeitsleben, über die Hälfte von ihnen möchte jedoch so früh wie möglich aus der Berufstätigkeit aussteigen. Typische Wunschzeitpunkte für den Erwerbsaustritt orientieren sich an altbekannten Altersnormen: 60 Jahre (langjährige frühere Altersgrenze für Frauen), 63 Jahre (sog. „Rente ab 63″) und 65 Jahre (langjährige Altersgrenze). Bis zum gesetzlichen Renteneintrittsalter wollen weniger als zehn Prozent aller älteren Erwerbstätigen arbeiten. „Das passt nicht mit dem gesellschaftspolitischen Anliegen einer allgemeinen Verlängerung des Erwerbslebens zusammen“, weist Prof. Hasselhorn auf eine bestehende Diskrepanz hin.

So viel steht fest: Die Arbeitswelt wandelt sich. Neue Technologien, veränderte Arbeitsformen, Flexibilisierung und weitere Faktoren führen zu veränderten Bedingungen. „Auch ältere Erwerbstätige stellt dies vor große Herausforderungen“, so Prof. Hasselhorn.

Wenn also ältere Erwerbstätige heute mehr und länger arbeiten sollen, stellen sich für Politik, Gesellschaft und Betriebe verschiedene Fragen. „Darin geht es um Gesundheit, den Erhalt der Arbeitsfähigkeit, aber insbesondere auch um die Erwerbsmotivation. Es wird essenziell die zahlreichen verschiedenen Faktoren zu kennen, die die Fähigkeit und Bereitschaft, überhaupt oder länger zu arbeiten, beeinflussen.“

Auf diese Fragen sucht lidA nach Antworten: Im Abstand von drei Jahren werden dafür ältere Erwerbstätige befragt. Im Rahmen der im Frühjahr durchgeführten dritten Erhebungswelle wurden 3.586 Babyboomer der Jahrgänge 1959 und 1965 deutschlandweit zu Hause interviewt. „Für die sozialversicherungspflichtige Erwerbsbevölkerung dieser Jahrgänge ist die Studie in allen Erhebungswellen repräsentativ“, verweist Prof. Hasselhorn auf die Bedeutung der Ergebnisse. Mit diesen können die Wuppertaler Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler u.a. Einflussgrößen auf die Gesundheit, Arbeitsfähigkeit, Motivation und das Erwerbsleben der befragten Jahrgänge identifizieren. Auch individuelle Veränderungen und deren Auswirkungen können beschrieben und erklärt werden.

„Die Babyboomer-Generation bildet heute die größte Erwerbsgruppe in der Bundesrepublik. 2025 erreichen die ersten Befragten das gesetzliche Regelrenteneintrittsalter. Es ist unser Ziel, auch diesen Übergang wissenschaftlich zu begleiten“, betont Prof. Hasselhorn. Davor ist für 2021 noch eine vierte Erhebungswelle geplant.

Im Zuge der Aufbereitung der dritten Erhebungswelle hat der Lehrstuhl für Arbeitswissenschaft eine Broschüre erstellt, die einen übersichtlichen Einblick in die Fragestellungen und Ergebnisse bietet. Sie steht Interessierten zum kostenlosen Download zur Verfügung.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. med. Hans Martin Hasselhorn
Lehrstuhl für Arbeitswissenschaft
Telefon: 0202/349-2088
E-Mail: hasselhorn@uni-wuppertal.de

Weitere Informationen:

http://www.lida-studie.de
http://www.arbeit.uni-wuppertal.de/fileadmin/arbeit/lidA_Brosch%C3%BCre.pdf

Quelle: IDW 

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Stellungnahme: „Der aktuelle NO2-Grenzwert ist wissenschaftlich plausibel“

Eva Mühle Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund

Die Deutsche Gesellschaft für Toxikologie (GT) bezieht Stellung in der Diskussion um den Grenzwert von Stickstoffdioxid (NO2). Demnach stützt die umfassende Studienlage den aktuellen Grenzwert von 40 μg/m3 in der Außenluft. Er zielt darauf ab, die Gesamtbevölkerung vor gesundheitlichen Beeinträchtigungen zu schützen, insbesondere empfindliche Bevölkerungsgruppen wie Asthmatiker und Kinder.

In der aktuell veröffentlichten Stellungnahme wird eine Übersicht der Studientypen und wesentlicher Ergebnisse aufgeführt, auf deren Basis ein wissenschaftlich fundierter Richtwert abgeleitet wird. Dazu zählen humane Expositionsstudien, tierexperimentelle Studien, in-vitro-Studien und umweltepidemiologische Studien. Die Verfassenden der Stellungnahme erläutern zudem, warum verschiedene Grenzwerte für NO2 existieren (am Arbeitsplatz, für Außenluft oder für Innenraumluft). Weiterhin informiert die Deutsche Gesellschaft für Toxikologie darüber, wie aus gesundheitsbasierten Richtwerten rechtsverbindliche Grenzwerte werden.

Die Stellungnahme der Beratungskommission der Gesellschaft für Toxikologie finden Sie unter: https://www.toxikologie.de/fileadmin/user_upload/GT/Aktuelles/2019-02-26_Beratun…

Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Prof. Dr. Jan G. Hengstler
Mitglied der Beratungskommission der GT
Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund
Leiter der Forschungsabteilung „Toxikologie“
0231 1084-348 / 349
hengstler@ifado.de

Prof. Dr. Heidi Foth
Vorsitzende der Beratungskommission der GT
Institut für Umwelttoxikologie
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
heidi.foth@uk-halle.de

Originalpublikation:

https://www.toxikologie.de/fileadmin/user_upload/GT/Aktuelles/2019-02-26_Beratun…

Weitere Informationen:

https://www.toxikologie.de/fileadmin/user_upload/GT/Aktuelles/2019-02-26_Beratun…
Zur Stellungnahme der GT

Quelle: IDW 

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Silber-Nanopartikel in natürlichen Umgebungen untersuchen

Dr. Julia Weiler Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

Eine Methode, um das Verhalten von Silber-Nanopartikeln in natürlichen Gewässern zu untersuchen, haben Forscherinnen und Forscher des Exzellenzclusters Resolv an der Ruhr-Universität Bochum entwickelt. Aus Produkten wie Sportkleidung oder Lebensmittelverpackungen gelangen die Partikel regelmäßig ins Meer. Was dort mit ihnen passiert, ist weitgehend unbekannt. Mit einer Kombination aus elektrochemischen und spektroskopischen Verfahren können die Chemiker die Reaktion individueller Partikel in Lösung verfolgen, auch wenn diese Salze oder Algen enthält. Herkömmliche Verfahren kommen mit diesen Störfaktoren nicht zurecht und funktionieren meist nur im Hochvakuum.

Über die Arbeiten von Prof. Dr. Kristina Tschulik und ihrer Forschungsgruppe für Elektrochemie und Nanoskalige Materialien berichtet das Wissenschaftsmagazin Rubin der Ruhr-Universität.

Bislang nicht messbar
Aufgrund ihrer antibakteriellen und entzündungshemmenden Wirkung sind Silberteilchen in der Industrie beliebt. Sie finden sich nicht nur im Meer wieder, sondern auch im Prozessabwasser von Produktionsfirmen. „Solange es jedoch keine etablierten Messmethoden und folglich keine gesetzliche Pflicht gibt, solche Partikel nachzuweisen, tun die Firmen das natürlich auch nicht“, sagt Kristina Tschulik. Die Bochumer Chemikerinnen und Chemiker entwickelten daher einen Sensor, mit dem sich Silberpartikel auch in komplexen Umgebungen spezifisch untersuchen lassen.

Fjord-Wasser mit Anti-Mundgeruch-Spray im Test
Dass das Verfahren robust gegenüber Störquellen ist, zeigten sie im ersten Schritt mit Wasserproben aus einem unberührten kanadischen Fjord. In diesem Wasser waren zwar Salze, Algen und andere Störfaktoren enthalten, aber keine industriellen Verunreinigungen. Diese fügten die Wissenschaftler mit einem handelsüblichen Silbernanopartikel-Spray selbst hinzu, das für die Desinfektion von Besteck und als Mittel gegen Mundgeruch bei Hunden im Internet erhältlich war. Anschließend zeigten sie, dass sie die Partikel in dieser komplexen Umgebung elektrochemisch detektieren konnten.

Partikel verklumpen und sinken
Mit der kombinierten spektro-elektrochemischen Methode analysierten sie in weiteren Studien, was mit Silberpartikeln in salzhaltigem Wasser passiert. „Bislang war man davon ausgegangen, dass sich die Silberpartikel im Wasser auflösen“, erklärt Tschulik. Das bestätigte sich nicht. Die Partikel verklumpten und reagierten zu Silberchlorid, sie würden im Meer vermutlich zu Boden sinken und sedimentieren „Dann sind sie zwar aus dem Wasser entfernt, aber man müsste überlegen, welche langfristigen Folgen diese Schwermetallablagerungen für Meeresbewohner haben könnten, die in Bodennähe leben“, so Tschulik.

„Basierend auf einem solchen einzelnen Ergebnis sollte man nicht in Panik verfallen“, ergänzt die Chemikerin. Denn verschiedene Nanopartikel können sich sehr unterschiedlich verhalten. Man könne daher nicht aus wenigen Studien auf sämtliche Partikel schließen. „Aber je mehr wir Nanopartikel einsetzen, desto wichtiger ist es, dass wir ihre Auswirkungen abschätzen können“, sagt Tschulik.

Über die Methode
Für das Verfahren tauchen die Forscher eine hauchdünne Elektrode in die Partikellösung ein und legen eine Spannung an die Elektrode an. Da sich kleine Partikel in Flüssigkeiten ungerichtet bewegen, schlagen einige von ihnen im Lauf der Zeit auf der Elektrode ein. Ist die Spannung richtig gewählt, reagieren diese Partikel auf der Elektrodenoberfläche, zum Beispiel Silber zu Silberchlorid. Jedes Mal, wenn ein Silberatom zu einem einfach positiv geladenen Silberion reagiert, wird ein Elektron frei, das als Strom durch die Elektrode abfließt. Der Stromfluss erlaubt somit Rückschlüsse auf die Anzahl der Atome, die reagiert haben, und somit auf die Größe des Partikels.

Dieses elektrochemische Verfahren, das Kristina Tschulik ab 2012 in Oxford mit entwickelte, brachte ihr Bochumer Team mit der sogenannten Dunkelfeldmikroskopie zusammen. Letztere erlaubt den Chemikern, die Partikel in Echtzeit als farbige Bildpunkte sichtbar zu machen. Anhand der Farbänderung der Punkte, genauer gesagt anhand der spektralen Information, können sie verfolgen, was mit den Partikeln an der Elektrodenoberfläche passiert, zum Beispiel, ob sie sich auflösen oder umwandeln, etwa in Silberchlorid.

Ausführlicher Beitrag im Wissenschaftsmagazin Rubin
Zwei ausführliche Beiträge zum Thema finden Sie im Wissenschaftsmagazin Rubin unter:
https://news.rub.de/wissenschaft/2019-02-27-chemie-silbernanopartikel-ein-proble…
https://news.rub.de/wissenschaft/2019-02-27-chemie-den-star-unter-den-nanopartik…

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Kristina Tschulik
Lehrstuhl für Analytische Chemie II
Fakultät für Chemie und Biochemie
Ruhr-Universität Bochum
Tel.: 0234 32 29433
E-Mail: nanoec@rub.de

Quelle: IDW 

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Beruflicher Aufstieg mit Berufsausbildung – Männer klar im Vorteil. Neuer BIBB REPORT erschienen

Andreas Pieper Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB)

In Deutschland üben rund elf Prozent der Fachkräfte mit dualer Berufsausbildung eine höherwertige Tätigkeit aus, für die in der Regel auch ein höherer Abschluss erforderlich ist. Das kann zum Beispiel eine gelernte Einzelhandelskauffrau sein, die als Filialleiterin tätig ist, oder ein gelernter Kfz-Mechatroniker, der als Produktionsleiter beschäftigt ist. Diese Fachkräfte sind, auch ohne über den formal höherwertigen Abschluss zu verfügen, beruflich aufgestiegen und erzielen demzufolge auch ein höheres Einkommen als Erwerbstätige mit dualer Berufsausbildung, die entsprechend ihrer Qualifikation beschäftigt sind.

Dies ist ein Ergebnis einer aktuellen Analyse des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) mit dem Titel „Beruflicher Aufstieg durch überwertige Erwerbstätigkeit – Männer und Frauen mit dualer Ausbildung im Vergleich“.

Die BIBB-Analyse zeigt, dass Männer (13 Prozent) diesen beruflichen Aufstieg häufiger schaffen als Frauen (7 Prozent) und dass bestimmte Ausbildungsberufe besonders hohe Aufstiegschancen bieten. Hierzu gehören IT- und naturwissenschaftliche, aber auch kaufmännische und unternehmensbezogene Dienstleistungsberufe – beispielsweise Fachinformatiker, Groß- und Einzelhandelskaufleute, Industrie- und Bankkaufleute – sowie fertigungstechnische Berufe aus den Bereichen Mechatronik, Energie und Elektro.

Die große Mehrheit der höherwertig Erwerbstätigen fühlt sich den an sie gestellten Anforderungen gewachsen, was nach Ansicht der BIBB-Fachleute den Schluss nahelegt, dass diese Personen in hohem Maße über die notwendigen fachlichen Kenntnisse und Fertigkeiten verfügen, um die an sie im Job gestellten Aufgaben erfüllen zu können. Die Analyse macht deutlich, dass eine duale Berufsausbildung keine berufliche Sackgasse ist. Höherwertige Tätigkeiten, die in der Regel durch Aufstiegsfortbildungen – zum Beispiel Meister/-in oder Fachwirt/-in – erreicht werden, sind für Personen mit Berufsausbildung auch ohne berufliche Höherqualifizierung nicht gänzlich ausgeschlossen.

Für BIBB-Präsident Friedrich Hubert Esser wird die Arbeitswelt von morgen aufgrund des digitalen Wandels durch die Entstehung neuer Tätigkeiten und veränderter Kompetenzen geprägt sein. „Dieser Wandel kann die Tendenz zur Ausübung höherwertiger Tätigkeiten verstärken, weil die auf dem Arbeitsmarkt nachgefragten beruflichen Qualifikationen sich schneller verändern als die Qualifikationsstruktur des Arbeitskräfteangebots. Die Ergebnisse zeigen, dass beruflich Qualifizierte auch höherwertige Tätigkeiten ausüben können und bereits in der Arbeitswelt von heute anpassungsfähig sind, um diesen Anforderungen gerecht zu werden.“

Der BIBB-Analyse liegen Daten der Erwerbstätigenbefragung aus dem Jahr 2018 zugrunde. Die repräsentative Stichprobe von rund 20.000 befragten Erwerbstätigen in Deutschland wird vom BIBB und der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) durchgeführt. Betrachtet wurden nur Erwerbstätige, die eine duale Berufsausbildung als höchste Ausbildung abgeschlossen haben.

Weitere Informationen in der neuesten Ausgabe von BIBB REPORT, Ausgabe 1/2019, mit dem Titel „Beruflicher Aufstieg durch überwertige Erwerbstätigkeit – Männer und Frauen mit dualer Ausbildung im Vergleich“. Die Veröffentlichung steht im Internetangebot des BIBB unter http://www.bibb.de/bibbreport kostenlos als Download zur Verfügung.

Quelle: IDW 

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Wer ein Kind möchte, braucht Folsäure!

Giulia Roggenkamp Pressestelle
Stiftung Kindergesundheit

Stiftung Kindergesundheit informiert über ein Vitamin, das Babys vor schweren Schäden schützen kann

Mit ein bisschen Salat ist es nicht getan: Frauen, die schwanger werden wollen oder schwanger werden könnten, müssen wissen, welche Nährstoffe sie jetzt wirklich brauchen. Sie sollten sich folatreich ernähren und zusätzlich ein Folsäurepräparat einnehmen, empfiehlt die Stiftung Kindergesundheit in einer aktuellen Stellungnahme. Auf diese Weise können sie erreichen, dass ihr Körper bereits zu Beginn einer Schwangerschaft optimal mit Folsäure versorgt und für den Empfang eines gesunden Kindes bereit ist.

„Folat spielt eine zentrale Rolle im Stoffwechsel von Mutter und Kind“, begründet Prof. Dr. Berthold Koletzko, Vorsitzender der Stiftung Kindergesundheit die Empfehlung. „Das Vitamin ist ein wichtiger Baustein bei der Neubildung von Zellen und deshalb an vielen wesentlichen Prozessen im Körper des ungeborenen Kindes beteiligt. Deshalb ist eine zusätzliche Einnahme von Folsäure am besten schon vor der Schwangerschaft, aber auch während des Stillens in den ersten drei Monaten der Schwangerschaft besonders wertvoll“.

Als außerordentlich wichtig erweist sich Folsäure für die gesunde Entwicklung von Rückenmark und Gehirn des Babys: Mit ihrer Hilfe lässt sich das Risiko von Fehlbildungen des kindlichen Nervensystems – von sogenannten Neuralrohrdefekten – deutlich verringern. Zu diesen Fehlbildungen zählen die „Meningomyelozele“ (eine bruchsackartige Ausbeulung des Rückenmarks) oder eine „Spina bifida“ (offener Rücken), die oft mit einem Hydrozephalus („Wasserkopf“) vergesellschaftet sind.

Auch die werdende Mutter profitiert von einer Optimierung ihrer Folatversorgung, unterstreicht Professor Berthold Koletzko: „Das Risiko einer Blutarmut bei der Geburt wird verringert und die Gefahr einer Frühgeburt reduziert.“.

Für die Gesundheit unverzichtbar
Folsäure ist jedoch nicht gleich Folat, hebt die Stiftung Kindergesundheit hervor. „Folat“ oder „Folate“ sind Sammelbegriffe für eine in der Natur vorkommende Form des wasserlöslichen B-Vitamins, das für die menschliche Gesundheit unverzichtbar ist. „Folsäure“ ist die synthetisch hergestellte Form des Vitamins B9. Sie wird in Nahrungsergänzungsmitteln und zur Anreicherung von Lebensmitteln wie Mehl, Nudeln oder Brot verwendet. Folsäure kommt in der Natur nicht vor, wird jedoch im Organismus in einen aktiven Zustand umgewandelt. Die synthetisch hergestellte Folsäure ist zu 85 Prozent vom Körper verwertbar, die Folate aus den Nahrungsmitteln zu etwa 50 Prozent. Auch die im Körper natürlich vorkommende Folatform Metafolin ist heute als Supplement verfügbar.

Früher wurde eine Aufnahme von Folat bei nicht-schwangeren Erwachsenen bei 400 Mikrogramm pro Tag empfohlen. Dieser Wert wurde 2013 auf 300 Mikrogramm verringert, weil nach neueren Studien auch schon mit dieser Menge eine gute Versorgung erreicht werden kann.
Bedarf in der Schwangerschaft deutlich erhöht
Viele junge Frauen können eine optimale Ernährung im Alltag nicht umsetzen. Einige ernähren sich mit einseitigen Diäten oder wegen einer Unverträglichkeit nicht wirklich ausgewogen. Die Folge: Sie sind oft nur unzureichend mit wichtigen Nährstoffen wie Eisen, Jod, Vitamin D oder Omega-3-Fettsäuren versorgt. Und auch mit Folsäure: Die kürzlich vorgelegte Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1) ergab, dass nur etwa fünf Prozent der Frauen im gebärfähigen Alter Folatwerte aufweisen, die zum Schutz eines ungeborenen Babys vor Fehlbildungen notwendig sind.

Dabei ist der Bedarf an Folsäure während einer Schwangerschaft deutlich erhöht, betont die Stiftung Kindergesundheit. Der Grund: Der Embryo, die Gebärmutter und der Mutterkuchen (Plazenta) wachsen, die Blutmenge nimmt zu.

Mangelt es an Folsäure während der Frühschwangerschaft, droht auch ein erhöhtes Risiko für andere Gefahren wie zum Beispiel Herzfehler, Fehlbildungen der Harnwege oder eine Lippen-Kiefer-Gaumenspalte (LKG, im Volksmund als „Hasenscharte“ bezeichnet). Eine Studie ergab: Die regelmäßige Einnahme von Folsäure kann die Häufigkeit von LKG-Spalten um bis zu 40 Prozent verringern.

Die Pille nach der Pille
Reichlich Folat findet sich in Rohkost, Obst und Blattgemüse, Kohl, Broccoli, Feldsalat, Fenchel, Spinat, Spargel, Vollkornprodukten, Sauerkraut und Kartoffeln. Als Faustregel gilt: Alle Gemüse und Salate, von denen die Blätter der Pflanze gegessen werden, dienen der Folatversorgung. Leider kann der Körper aber nur einen Teil der darin enthaltenen Folsäure verwerten. Außerdem ist die Folsäure in Gemüse, Obst oder Getreide ausgesprochen hitze- und lichtempfindlich und geht bei langem Kochen oder Warmhalten der Lebensmittel leicht verloren.

Um das Risiko von Neuralrohrdefekten zu senken, empfiehlt die Stiftung Kindergesundheit in Übereinstimmung mit weiteren Fachgremien allen Frauen mit Kinderwunsch, neben einer folatreichen Ernährung mindestens vier Wochen vor Beginn der Schwangerschaft mit der täglichen Einnahme von mindestens 400 Mikrogramm Folsäure in Form eines Präparats zu beginnen. Die zusätzliche Einnahme von Folsäuretabletten sollte gleich nach der Beendigung der Schwangerschaftsverhütung beginnen: Die Tablette mit Folsäure ist gewissermaßen die Pille nach der Pille. Ihre Einnahme sollte während des ersten Drittels der Schwangerschaft beibehalten werden.
Folsäure in Brot und Nudeln
In den USA werden bereits seit 1998 standardisierte Mehle, Brote, Brötchen, Frühstücksflocken, Reis- und Nudelprodukte zusätzlich mit Folsäure angereichert. Seither ist die Zahl von Neuralrohrdefekten bei Babys nach wenigen Jahren um etwa 30 Prozent zurückgegangen. In Kanada gelten die gleichen Bestimmungen wie in den USA. Dort ist auch die Zahl der angeborenen Herzfehler gesunken.

In Deutschland dagegen geht die Häufigkeit von Neuralrohrdefekten trotz der seit Jahren bekannter Erkenntnisse nicht zurück, bedauert die Stiftung Kindergesundheit. Sie liegt mit jährlich bis zu 1.000 Fällen nach wie vor hoch. Dabei ließe sich wenigstens die Hälfte dieser Fehlbildungen durch eine gute Folatversorgung einfach und wirksam vermeiden, sagt Professor Koletzko: „Dies wäre am einfachsten zu erreichen, wenn wir bestimmte Grundnahrungsmittel mit Folsäure anreichern würden, so wie es in fast 100 anderen Ländern der Welt bereits geschieht“.

Die Anreicherung von Nahrungsmitteln mit Folsäure hat den klaren Vorteil, dass alle Frauen zumindest in einem gewissen Ausmaß mit Folsäure versorgt werden. In allen Ländern mit verpflichtender Folsäureanreicherung von Lebensmitteln kam es seit der Einführung zu einem Rückgang von Neuralrohrdefekten zwischen 27 und 55 Prozent, in Teilen Kanadas sogar noch deutlich darüber.
Das Babyvitamin macht auch Männer gesünder
Übrigens profitieren auch Männer vom Vitamin Folsäure, unterstreicht die Stiftung Kindergesundheit: Die Zugabe von Folsäure zu Brot und Pasta in den USA und Kanada hat dort die Zahl von Darmkrebsfällen um 20 Prozent gesenkt. Eine weitere wichtige Funktion der Folsäure ist ihre schützende Wirkung vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Sie ist für den Abbau des gefäßschädigenden Homocysteins im Blut mitverantwortlich und trägt zu einer leichten Blutdrucksenkung bei.

Somit kommt dem Vitamin eine Schlüsselrolle auch im Kampf gegen Herzinfarkt und Schlaganfall zu. Folsäure und B-Vitamin-Präparate mit Folsäure konnten das Schlaganfallrisiko in einer Studie aus China um bis zu 20 Prozent senken. Studien haben außerdem ergeben, dass sich durch die kombinierte Einnahme von Folsäure und Zink die Anzahl an Spermien um über 70 Prozent steigern lässt.

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Quelle: IDW 

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BRIESE-Preis 2018: Fokus Ozeanversauerung – Großer Fortschritt bei Ostsee-pH-Monitoring und mehr

Dr. Kristin Beck Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde

Den diesjährigen BRIESE-Preis für Meeresforschung erhält Dr. Jens Daniel Müller vom Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde. Die Jury würdigt damit seine Forschung zu den Besonderheiten der Ozeanversauerung in Rand- und Küstenmeeren. Am Beispiel der Ostsee zeigte Müller auf, dass diese unter fundamental anderen Voraussetzungen stattfindet als im offenen Ozean. Mit der Weiterentwicklung einer hochpräzisen optischen pH-Messmethode, die bislang nur bei den hohen Salzgehalten der offenen Weltmeere eingesetzt werden konnte, jetzt aber auch in weniger salzigem Brackwasser anwendbar ist, schuf er außerdem die Grundlage, um pH-Änderungen auch im Brackwasser weltweit vergleichbar zu machen.

Der von der Reederei Briese Schiffahrts GmbH & Co. KG gestiftete Preis für herausragende Doktorarbeiten in der Meeresforschung ist mit 5000 Euro dotiert und wurde jetzt zum 9. Mal am IOW verliehen. Der heute ausgezeichnete Preisträger Jens Müller, der über die Chemie zur Meeresforschung kam, erklärt das Engagement für sein Promotionsthema so: „Mir wurde bereits im Grundstudium klar, dass mich vor allem die chemischen Prozesse in der Natur interessieren. Dazu kommt, dass mir als begeisterter Segler und Taucher die Intaktheit der Meere am Herzen liegt.“ Seine wissenschaftliche Leidenschaft und Neugier setze er daher sehr gerne für ein Themenfeld ein, bei dem es darum geht, wie der Einfluss des Menschen auf die Meeresumwelt am besten zu beobachten ist und welche Lösungen sich für die entstandenen Probleme finden lassen. „Umso mehr freut es mich, dass diese Arbeit nun mit dem BRIESE-Preis gewürdigt wird“, so Jens Müller.

Die Ozeanversauerung, mit der sich Müller am Beispiel der Ostsee befasst hat, wird auch als „das andere CO2-Problem“ bezeichnet. Denn der durch den Menschen verursachte übermäßige Kohlendi-xid-Ausstoß ist nicht nur ein Problem für das Klima: CO2 löst sich im Meerwasser, bildet Kohlensäure und setzt so Wasserstoff-Ionen frei, die zur Versauerung führen. Die pH-Absenkung beeinflusst fast alle biochemischen und biologischen Prozesse im Meer. Sehr empfindlich reagieren beispielsweise Muscheln, da der Aufbau ihrer Kalkschalen im zunehmend sauren Milieu erschwert wird. Auch andere kalkhaltige Organismen sind betroffen. Obwohl die Ozeanversauerung bereits seit rund 20 Jahren erforscht wird, ist ihre Beobachtung schwierig: Aus Langzeit-Messreihen weiß man, dass sich der pH-Wert im offenen Ozean jährlich nur um ca. 0,002 Einheiten vermindert. Um solch geringe Veränderungen zu erfassen, hat sich in der Ozeanographie die optische pH-Messung etabliert. Sie beruht auf der Zugabe des Farbstoffs m-Kresolpurpur zur Wasserprobe und dessen pH-abhängigen Farbumschlag von Violett nach Gelb. Die Farbigkeit kann mit einem Photometer äußerst exakt bestimmt und in Abhängigkeit von Salzgehalt und Temperatur in pH-Einheiten umgerechnet werden.

Doch wie sieht es in der Ostsee aus? „Zusammen mit Kollegen habe ich in den Daten der letzten 20 Jahre keinen Versauerungstrend feststellen können – was zunächst erstaunlich ist“, schildert Jens Müller den Ansatzpunkt für sein Promotionsprojekt. Um das zu verstehen, befasste er sich mit zwei möglichen Ursachen für diese Beobachtung: 1. Es gibt tatsächlich keinen abnehmenden pH-Trend in der Ostsee. 2. Die Datenqualität ist in Bezug auf Messgenauigkeit unzureichend. Dass es in der Ostsee tatsächlich Prozesse gibt, die der Versauerung entgegenwirken, konnte Müller mittels umfangreicher Analysen zur Alkalinität zeigen, also zum Säurebindungsvermögen des Meerwassers. Dieses steigt seit 1995 an und ist wahrscheinlich durch kontinentale Gesteinsverwitterung bedingt, deren Produkte durch Flüsse in die Ostsee gewaschen werden. Ob der Alkalinitätsanstieg jedoch anhält und eine Versauerung weiterhin abpuffern kann, ist unbekannt. „Wichtig ist also auch, dass man beim Monitoring ausschließen kann, dass ein Versauerungsnachweis an Methodenungenauigkeit scheitert“, betont Müller. Denn bei Ostsee-Routine-Untersuchungen wird der pH bislang mit Glaselektroden gemessen, deren Messfehler zu groß ist, um Versauerungstrends sicher nachzuweisen.

„Wir haben deshalb die optische pH-Messmethode, die bislang nur bei Salzgehalten zwischen 20 und 40 anwendbar war, so weiterentwickelt, dass sie auch im Ostsee-Brackwasser bei geringer Salinität von 5 bis 20 funktioniert.“ Dazu arbeitete Jens Müller mit der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt zusammen, um in entsprechenden künstlichen Meerwasserstandards durchgeführte optische pH-Messungen mit Messungen nach dem messtechnisch definierten Primärverfahren abzugleichen. In einem weiteren Schritt prüfte er, ob Schwefelwasserstoff und größere Mengen organischen Materials, beides typisch für Brackwasserökosysteme wie die Ostsee, störend für das neue Messverfahren sind – was nicht der Fall war. Um die optische Methode auch für den Routineeinsatz auf See startklar zu machen, entwickelte der IOW-Forscher zusammen mit einer Meerestechnik-Firma und zwei wissenschaftlichen Partnerinstitutionen eine anwendungsreife technische Umsetzung, die mittlerweile erprobt und auf dem Markt ist. Um Prototypen und die nachfolgenden Gerätegenerationen zu testen, verbrachte Müller während 5 Schiffsexpeditionen gut 7 Wochen auf See. Mittlerweile überprüft die Helsinki-Kommission zum Schutz der Ostsee (HELCOM), ob das angepasste pH-Messverfahren offiziell als Versauerungsindikator in das internationale Ostsee-Monitoring aufgenommen werden soll.

Ein weiteres Kapitel seiner Doktorarbeit widmete Jens Müller möglichen Auswirkungen von Versauerung auf Miesmuscheln, die in der Ostsee oft inmitten küstennaher Seegraswiesen siedeln. Diese Arbeiten führte er am GEOMAR – Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel aus. In Seegraswiesen schwankt der pH-Wert – bedingt durch die Photosynthese – im Tagesverlauf sehr stark. Müller fand heraus, dass die Muscheln trotz zweitweise ungünstig niedrigem pH die Zeitfenster mit hohem pH nutzen können, um ihre Kalkschalen problemlos aufzubauen. Diese grundlegende Erkenntnis macht zum einen deutlich, wie wichtig die Berücksichtigung solcher natürlichen Fluktuationen bei der Erforschung der Folgen von Ozeanversauerung ist. Die Ergebnisse legen außerdem nahe, dass Seegraswiesen für viele Organismen als wertvolle Schutzhabitate vor globaler Versauerung besonders geschützt werden sollten.

„Jens Müller hat nicht nur wichtige neue Erkenntnisse zur Versauerung in der Ostsee erarbeitet; ihm ist auch eine ausgezeichnete Einbettung in die große internationale Fragestellung der Ozeanversauerung, einem hochaktuellem Aspekt der Erdsystem- und Klimawandelfolgenforschung, gelungen“, kommentiert Prof. Dr. Karin Lochte, Mitglied der BRIESE-Preis-Jury, die diesjährige Preisvergabe. „Die Weiterentwicklung der optischen pH-Messmethode wird für Forscher weltweit interessant sein. Zusammen mit seinen sehr guten Publikationen und Konferenzbeiträgen ist seine Leistung absolut überzeugend“, so die Sprecherin der Deutschen Allianz für Meeresforschung weiter. „Die Arbeit von Jens Müller zeigt eindrucksvoll, dass akribisches, wissenschaftliches Arbeiten in der Ostsee zu Ergebnissen führen kann, die auch international von Bedeutung sein werden. Wir freuen uns, in diesem Jahr einen jungen Wissenschaftler auszeichnen zu können, der auch durch seine Passion zum Meer diesen wissenschaftlichen Ehrgeiz entwickelt hat. Wir danken der Jury für die sorgfältige Auswahl des 9. Preisträgers BRIESE-Preis für Meeresforschung“, so Klaus Küper, Leiter der Abteilung Forschungsschifffahrt der Reederei Briese.

Der BRIESE-Preis für Meeresforschung wird von der Reederei Briese Schiffahrts GmbH & Co. KG (Leer/Ostfriesland) gestiftet, die für die Bereederung der mittelgroßen deutschen Forschungsschiffe, wie z. B. die ELISABETH MANN BORGESE und die HEINCKE, sowie der großen Forschungsschiffe METEOR und SONNE zuständig ist. Das IOW betreut die Preisvergabe wissenschaftlich. Seit 2010 werden jährlich herausragende Promotionen in der Meeresforschung prämiert, deren Ergebnisse in engem Zusammenhang mit dem Einsatz von Forschungsschiffen und der Verwendung und Entwicklung von Technik und/oder Datenerhebung auf See stehen.

## Informationen zum BRIESE-Preisträger 2018:
Dr. Jens D. Müller promovierte im Juni 2018 an der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Rostock. Originaltitel der Arbeit „OCEAN ACIDIFICATION IN THE BALTIC SEA: INVOLVED PROCESSES, METROLOGY OF PH IN BRACKISH WATERS, AND CALCIFICATION UNDER FLUCTUATING CONDITIONS“ (verfügbar unter: https://doi.org/10.18453/rosdok_id00002303) Note: 1 mit Auszeichnung („summa cum laude“); Betreuer: Prof. Dr. Gregor Rehder, Professor für Meereschemie und stellvertretender Leiter der IOW-Sektion Meereschemie

Jens Daniel Müller (Jahrgang 1986) wandte sich erst nach seinem Bachelor-Abschluss in Chemie an der Universität Marburg der Meeresforschung zu. Er studierte Biologische Ozeanographie am Kieler GEOMAR (2010 – 2012) und fertigte seine Masterarbeit am Bremerhavener Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, über die Ökologie chilenischer Miesmuscheln an. In seiner Promotionsarbeit (2014 – 2018) am IOW konzentrierte er sich dann auf die Ostsee und die Biogeochemie ihres CO2-Kreislaufes. In diesem Rahmen entstand neben Publikationen in Fachzeitschriften auch die gemeinsam mit seinem IOW-Kollegen Dr. Bernd Schneider verfasste Monographie „Biogeochemical transformations in the Baltic Sea: Observations through carbon dioxide glasses“, die 2017 im renommierten Springer-Wissenschaftsverlag erschien. Seit Juli 2018 ist Müller als Post-Doc in der IOW-Arbeitsgruppe „Biogeochemie Umweltrelevanter Gase“ tätig. Im Lauf seines Werdegangs erhielt er verschiedene Auszeichnungen und Stipendien, zuletzt den Early-Career Grant der National Geographic Society.

### Kontakte Presse- und Öffentlichkeitsarbeit:
Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW):
Dr. Kristin Beck | Tel.: 0381 – 5197 135 | kristin.beck@io-warnemuende.de
Dr. Barbara Hentzsch | Tel.: 0381 – 5197 102 | barbara.hentzsch@io-warnemuende.de

Briese Schiffahrts GmbH & Co. KG
Research | Forschungsschifffahrt
Sabine Kruse | Tel.: 0491 92520 164 | sabine.kruse@briese.de

Quelle: IDW 

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Vor einer möglichen neuen Grippewelle: Was gibt es außer Impfungen?

Alexander Pradka Presse & Öffentlichkeitsarbeit
Hochschule Fresenius

Im Februar steigt die Zahl der Grippekranken wieder an – gut möglich, dass eine neue Krankheitswelle auf uns zusteuert. Nicht überall in Deutschland sind ausreichend Impfstoffe vorhanden. Viele möchten sich auch gar nicht impfen lassen. Es gibt Alternativen, wie man sich schützen kann. Und selbst wenn die ersten Symptome auftreten, sind Therapieformen außerhalb der Schulmedizin vorhanden, die das Schlimmste verhindern können. Dabei spielt der Faktor Zeit eine wesentliche Rolle.

„Wir unterscheiden zunächst zwischen präventiven und therapeutischen Maßnahmen. Wer einen natürlichen Schutzwall vor Viren aufbauen möchte, hat eine ganze Reihe von Möglichkeiten“, sagt Prof. Dr. med. Peter W. Gündling, an der Carl Remigius Medical School Dekan für den Masterstudiengang Naturheilkunde und Komplementäre Medizin. Die Carl Remigius Medical School gehört zum Fachbereich Gesundheit & Soziales der Hochschule Fresenius mit Sitz in Idstein.

„Gute Voraussetzungen bringen diejenigen mit, die sich gesund ernähren und auch in der kalten Jahreszeit regelmäßig Bewegung an der frischen Luft suchen.“ Gesunde Ernährung, das heißt in diesem Fall reich unter anderem an Vitamin C, das wir über frisches Obst und Gemüse zu uns nehmen. Es ist unser stärkster Immunaktivator. Solche Mahlzeiten sollten aber nicht mehr abends zu sich genommen werden. „Das stört den Darm, der den größten Teil unseres Immunsystems beheimatet“, so Gündling. Neben diesen allgemein bekannten Maßnahmen gibt es aber noch weitere Methoden, die für Schutz sorgen und die nicht jeder kennt.

„Tatsächlich schützt der regelmäßige Besuch der Sauna sehr gut vor Infekten. Da braucht es auch keine großen Besonderheiten, ein- bis zweimal in der Woche klassisch-finnisch reicht vollkommen aus.“ Generell seien Wasseranwendungen nach Ansicht des Mediziners ratsam. Auch das so genannte ansteigende Fußbad verspricht Schutz oder Linderung. „Das Wasser sollte bis kurz unter dem Knie stehen und zu Beginn eine indifferente Temperatur, also circa 34 Grad Celsius, haben“, beschreibt Gündling. Dann führt man mit einem Schlauch langsam, das heißt über 10-20 Minuten, heißes Wasser zu, bis eine Temperatur von rund 43 Grad Celsius erreicht ist. „Bei dieser Anwendung öffnen sich die Blutgefäße und das gesamte Immunsystem wird aktiviert. Würde ich die Beine direkt in zu heißes Wasser stellen, ziehen die Adern sich zusammen und die positive Wirkung bleibt aus. Dem Wasser kann man noch Thymian oder Senfmehl beimischen, das verstärkt die Wirkung.“

Eine weitere wirksame Anwendung ist die Eigenblutbehandlung. Nach der Entnahme am Arm wird eine kleine Menge Blut wieder in den Gesäßmuskel eingespritzt. Dabei kann das Blut zusätzlich mit homöopathischen Mitteln versetzt werden. Auch eine Infusion mit hochdosiertem Vitamin C ist hilfreich. Sie hat den Vorteil, dass das Vitamin ohne Umwege in die Blutbahn gelangt und so deutlich stärker wirkt. Diese Methode kann sowohl präventiv als auch therapeutisch zur Anwendung kommen.

Wer bereits Symptome spürt, sollte möglichst schnell Gegenmaßnahmen einleiten. Stark antivirale Wirkung entfaltet Zistrosenextrakt. „Sobald man ein Kratzen im Hals oder ein Kribbeln in der Nase verspürt, sollte man davon eine Lutschpastille einnehmen“, empfiehlt Gündling. „Dann wird die Infektion meist sofort gestoppt.“ Sowohl antivirale als auch antibakterielle Effekte zeigt Pelargonienextrakt, der zusätzlich schleimlösend wirkt. Entsprechende Präparate sind in der Apotheke erhältlich. „Damit lassen sich nicht alle Viren neutralisieren“, sagt Gündling, „aber zumindest ein großer Teil. Den verbleibenden Rest schafft der Körper dann meist alleine. Auf diesem Weg werden Antikörper gebildet. Damit haben wir einen ähnlichen Effekt wie bei einer Impfung.“

Über die Carl Remigius Medical School
Die Carl Remigius Medical School (CRMS) besteht seit 2016. Sie ist Teil des Fachbereichs Gesundheit & Soziales der Hochschule Fresenius, die mit rund 13.000 Studierenden zu den größten privaten Präsenzhochschulen Deutschlands zählt. Der Name geht zurück auf Carl Remigius Fresenius, der 1848 in Wiesbaden eine Laborschule zur Ausbildung von Chemikern gegründet hat – Vorläufer der heutigen Hochschule Fresenius. Das Bildungsangebot der CRMS umfasst innovative pflegerische, gesundheitsökonomische und medizinnahe Bachelor- und Master-Studiengänge, wie etwa Physician Assistance, sowie im Bereich Ausbildung eine Hebammenschule in Frankfurt am Main. Die Carl Remigius Medical School ist bundesweit mit unterschiedlichen Bildungsangeboten an den Standorten in Idstein, Frankfurt am Main, Hamburg, Köln und München vertreten.

Weitere Informationen:
www.carl-remigius.de

Quelle: IDW 

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Kritik an Umsetzung der Energiewende nimmt zu – Bevölkerung will sozialen Ausgleich

Bianca Schröder Presse und Kommunikation
Institute for Advanced Sustainability Studies e.V.

Eine große Mehrheit der Bevölkerung steht weiterhin hinter der Energiewende – quer durch alle Bildungs-, Einkommens- und Altersgruppen. Die Befragten schätzen die Energiewende als Gemeinschaftsaufgabe ein, an der sie selbst mitwirken möchten. Kritik gibt es allerdings an der Umsetzung durch die Bundesregierung. Dies sind einige der Ergebnisse des 2018 zum zweiten Mal erstellten Sozialen Nachhaltigkeitsbarometers zur Energiewende, das in Berlin vom Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung (IASS) vorgestellt wurde. Über 6500 Bürgerinnen und Bürger in Deutschland sind dafür befragt worden.

Im Vergleich mit dem ersten Sozialen Nachhaltigkeitsbarometer der Energiewende von 2017 ist bemerkenswert, dass mehr Menschen in Deutschland die Energiewende als Gemeinschaftsaufgabe betrachten. Kritisch sehen die Befragten jedoch die Umsetzung der Energiewende durch die Bundesregierung: Drei Viertel der Befragten bewerten die Energiewende als „teuer“, über die Hälfte als „chaotisch“ und „ungerecht“. Die Bevölkerung wünscht sich zudem, dass es beim Klimaschutz schneller vorangeht, aber auch, dass soziale Gerechtigkeit stärker als bisher berücksichtigt wird.

Skepsis gibt es bei der Bereitschaft, mehr für den Klimaschutz zu zahlen, eine relative Mehrheit möchte dafür eine Entlastung. Bei der Zustimmung zur Elektromobilität und der Investition in eine eigene Wind- oder Solaranlage gibt es Zurückhaltung.

Das zweite Soziale Nachhaltigkeitsbarometer zur Energiewende wurde vom Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung (IASS), der 100 prozent erneuerbar Stiftung und der innogy Stiftung für Energie und Gesellschaft erstellt, die gemeinsam die Partnerschaft dynamis bilden.

Ortwin Renn, geschäftsführender Direktor am IASS sagt zu den Ergebnissen: „Die Menschen in Deutschland wollen die Energiewende und sie haben ein feines Gespür für ein ökologisches, sozial gerechtes Energiesystem und nachhaltigen Klimaschutz. Mit der Umsetzung der Energiewende verbinden jedoch viele inzwischen ein zu wenig abgestimmtes und geordnetes Vorgehen der Parteien – die kritische Sicht auf die Energiepolitik der Parteien hat stark zugenommen. Bemerkenswert ist, dass es vielen schlicht und ergreifend mit der Energiewende nicht schnell genug vorangeht. Gleichzeitig wollen sie aber, dass diejenigen, die unter den möglichen Belastungen der Energiewende leiden, auch solidarisch von den anderen unterstützt werden.“

Daniela Setton, Autorin der Studie und wissenschaftliche Mitarbeiterin am IASS, sagt: „Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Menschen in Deutschland gleichermaßen Klimaschutz wie sozialen Ausgleich wollen. Beide Aspekte müssen in zentralen Bereichen der Energiewende stärker zusammengebracht werden, das ist eine der Kernaufgaben der Bundesregierung. So ist es fast der Hälfte der Befragten wichtig, dass der Windausbau an Land nicht gegen die vor Ort betroffene Bevölkerung durchgesetzt wird. Und die Einführung von CO2-Preisen dürfte nur mit einem für die Mehrheit überzeugenden und sichtbaren Kompensationsmechanismus ausreichend Akzeptanz finden. Eine zentrale politische Aufgabe ist aber auch, für die Menschen im Alltag praktikable, attraktive und bezahlbare Handlungsalternativen zum Verbrauch fossiler Energien zu schaffen, daran fehlt es noch, beispielsweise bei der Mobilität aber auch beim Heizen.“

Für René Mono, geschäftsführender Vorstand 100 prozent erneuerbar Stiftung, zeigt das Barometer: „Wir können mit der Energiewende nicht weiter machen wie bisher. Die Menschen fordern eine gerechtere Verteilung der Kosten und einen lösungsorientierten Umgang mit Zielkonflikten. Vor allem aber erscheint ein Aspekt wichtig: Diejenigen, die von der Energiewende betroffen sind, müssen sich als Gewinner der Energiewende fühlen können, nicht als Leidtragende.“

Stephan Muschick, Geschäftsführer innogy Stiftung für Energie und Gesellschaft sagt: „Eine dezentrale, auch auf neuen technologischen Lösungen basierende Energiewende kommt ohne Menschen, die offen sind für neue Rollen, nicht aus. Vor diesem Hintergrund sollten einige Ergebnisse des Barometers als Weckruf verstanden werden – mehr zu werben und mehr Vertrauen zu schaffen für heute noch ungewohnte Anwendungen, inklusive einer verantwortungsvollen Nutzung von Daten.“

Zusammenfassung der Ergebnisse
• Zustimmung zur Energiewende weiterhin hoch
In den Augen einer breiten Mehrheit der Bevölkerung ist die Energiewende grundsätzlich auf dem richtigen Weg. 90 Prozent der Bevölkerung befürworten die Energiewende, quer durch alle Bildungs-, Einkommens- und Altersgruppen, gleichermaßen auf dem Land wie in den Städten. Das sind zwei Prozentpunkte mehr als bei der Befragung 2017.

80 Prozent der Bevölkerung sehen die Energiewende als Gemeinschaftsaufgabe, zu der jeder in der Gesellschaft einen Beitrag leisten sollte. Dies ist eine leichte Steigerung gegenüber dem Vorjahresergebnis (+5). Dem stimmen auch 76 Prozent (+ 6) der einkommensschwächeren Haushalte zu.

• Kritik an der Umsetzung der Energiewende hat zugenommen
Die kritische Sicht auf die Umsetzung der Energiewende hat deutlich zugenommen. 47 Prozent der Befragten bewerten den Stand Energiewende in Deutschland unterm Strich mehrheitlich als negativ. Dies entspricht einer deutlichen Steigerung um 14 Prozentpunkte im Vergleich zur Vorjahresbefragung, bei der noch eine positive Einschätzung überwog.

Die Energiewende wird in allen für die Soziale Nachhaltigkeit relevanten Aspekten wie Gerechtigkeit, Bürgernähe, Kosten und politische Steuerung um mehrere Prozentpunkte kritischer gesehen als im Jahr 2017.

• Unzufriedenheit mit der Energiewende-Politik der Bundesregierung gestiegen
Mehr als die Hälfte der Bevölkerung (61 Prozent) ist mit der Politik der Bundesregierung im Hinblick auf die Umsetzung der Energiewende unzufrieden, dies ist eine deutliche Steigerung um zwölf Prozentpunkte im Vergleich zur Befragung 2017. Auch die Mehrheit der Anhänger der Regierungsparteien ist in Sachen Energiewende mit der Bundesregierung unzufrieden. Als einen der wichtigsten Gründe für die Unzufriedenheit mit der Bundesregierung nennen 58 Prozent derjenigen, die mit der Energiewende unzufrieden sind, eine zu langsame Umsetzung der Energiewende und damit fehlende Wirksamkeit beim Klimaschutz. Knapp über die Hälfte (52 Prozent) stört mit am meisten, dass die soziale Gerechtigkeit nicht ausreichend Berücksichtigung findet.

• Vertrauen in die Energiewende-Kompetenz der Parteien gesunken – nur Grüne legen zu
Erneut kann keine der im Bundestag vertretenen Parteien die Bevölkerung bei der Umsetzung der Energiewende mit großer Mehrheit von sich einnehmen: Fast jeder Dritte (31 Prozent) ist von keiner der Parteien überzeugt, wenn es um Umsetzung der Energiewende geht, dies ist eine Steigerung um acht Prozentpunkte.

Den höchsten Kompetenzwert bei der Energiewende erreichen Bündnis 90/Die Grünen mit 27 Prozent. Aber auch die Grünen können in Sachen Energiewende nur etwa ein Viertel der Bevölkerung überzeugen.

• Bundesweit unverändert hohe Mehrheit für Kohleausstieg – aber in Braunkohleländern nimmt Skepsis zu
Bundesweit liegt die Zustimmung zum Kohleausstieg bei knapp zwei Dritteln der Bevölkerung (64 Prozent, + 1). Damit hat der Ausstieg aus der Kohle inzwischen eine gleich hohe Zustimmung wie der Atomausstieg (64 Prozent, -4). Insgesamt 13 Prozent (+2) lehnen den Kohleausstieg ab, davon 4 Prozent strikt. In den östlichen Bundesländern (inkl. Berlin) ist die Befürwortung des Kohleausstiegs geringer (51 Prozent zu 67 Prozent West) und die Ablehnung leicht erhöht (18 Prozent zu 11 Prozent West).

In den besonders betroffenen Regionen und Bundesländern zeigt sich ein differenzierteres Bild. Trotz einer weiterhin vorhandenen Mehrheit für den Ausstieg ist die Ablehnung in allen Braunkohleländern gestiegen. In der zweitgrößten deutschen Braunkohleregion, der Lausitz, sind 43 Prozent gegen den Kohleausstieg.

• Mehrheit steht hinter Klimaschutzzielen – aber auch für Rücksichtnahme auf Industrie und betroffene Regionen
Eine Mehrheit von 87 Prozent der Bevölkerung steht hinter den deutschen Klimaschutzzielen bis 2020 und will diese trotz eines voraussichtlichen Verfehlens nicht aufgeben. Dies gilt einkommens- und parteiübergreifend.

Die Hälfte (51 Prozent) der Befragten ist jedoch dafür, die Ziele zeitlich aufzuschieben, um den betroffenen Regionen und der Industrie mehr Zeit zur Umstellung zu lassen. Knapp über ein Drittel (36 Prozent) will hingegen, dass die Bundesregierung unbedingte Priorität auf schnellen Klimaschutz legt, auch wenn es in den Regionen zu Belastungen kommt.

• Breite Zustimmung für CO2-Preise – aber Mehrheit will dafür Entlastung
Eine Mehrheit von 54 Prozent findet moderat steigende Energiepreise gerechtfertigt. Allerdings ist diese Haltung bei einkommensstarken Haushalten mit 64 Prozent der Befragten öfter anzutreffen. Jeder Fünfte hält solche Preisveränderungen für nicht gerechtfertigt (22 Prozent). Ebenso würden einkommensstärkere Haushalte mehr für das Autofahren oder Fliegen bezahlen (45 Prozent), während der Anteil bei einkommensschwächeren Haushalten bei 23 Prozent rangiert.

In Kombination mit Entlastungen an anderer Stelle akzeptieren fast die Hälfte (46 Prozent) höhere Preise für mehr Klimaschutz bei Wärmeversorgung oder Mobilität. Der Wunsch nach einer Entlastung ist bei Autobesitzern (48 Prozent) am stärksten verbreitet. Unter den Personen ohne eigenes Auto sprachen sich 31 Prozent dafür aus.

• Verhaltene Zustimmung zur Elektromobilität – aber Mehrheit gegen Verbot von Verbrennungsmotoren bis 2030
Über die Hälfte der Befragten (55 Prozent) befürwortet den Ausbau der Elektromobilität in Deutschland, während 15 Prozent dies ablehnen. Vor allem Jüngere zwischen 18 und 29 Jahren stehen dem Ausbau der Elektromobilität positiv gegenüber: 67 Prozent dieser Zielgruppe befürworten dies. Etwas mehr als die Hälfte der Bevölkerung (54 Prozent) lehnt ein Verbot des Verbrennungsmotors bis 2030 ab; dies gilt weitestgehend parteiübergreifend.

• Solar-Dachanlagen: mit Abstand am beliebtesten unter den erneuerbaren Technologien
Nur 5 Prozent lehnen den Ausbau von Solardächern ab, während sich 81 Prozent der Bevölkerung klar für Solaranlagen auf Dächern aussprechen, selbst in stark besiedelten Gebieten (80 Prozent). Damit nehmen Dachanlagen den Spitzenplatz unter den erneuerbaren Technologien ein. Denn im Gegensatz dazu lehnen wiederum 22 Prozent der Bevölkerung den Ausbau von Windanlagen an Land ab, sieben Prozent sogar strikt.

• Windausbau an Land: Anzahl der Anlagen im direkten Wohnumfeld zentraler Faktor für Akzeptanz
Auch bei großer Betroffenheit von Windanlagen im unmittelbaren Wohnumfeld (unter fünf Kilometer) fühlen sich die Menschen davon mehrheitlich nicht gestört. Dies ändert sich aber, wenn sich die Anlagen in geringer Entfernung vom Wohnhaus stark häufen. Auch sinkt dann die Akzeptanz: 69 Prozent der Personen, die sich von einer Windanlage in ihrer Nähe gestört fühlen, lehnen den weiteren Ausbau von Windanlagen an Land ab. Diese Bevölkerungsgruppe beurteilt die Energiewende zugleich öfter als ungerecht (80 Prozent) und elitär (69 Prozent) als diejenigen, die sich nicht gestört fühlen. Eine große Mehrheit von denjenigen (83 Prozent), die sich von Windrädern in der Wohnumgebung gestört fühlen, kann sich auch vorstellen, gegen weitere geplante Windräder zu protestieren

• Knappe Mehrheit findet: Bürgerbeteiligung wichtiger als schneller Windausbau
Eine Mehrheit von 86 Prozent spricht sich für die Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger am Planungsprozess von Windanlagen aus, Betroffene sollen sogar die letzte Entscheidung darüber haben, ob in einer Region weitere Windanlagen gebaut werden (55 Prozent). Bezogen auf die Gesamtbevölkerung finden fast die Hälfte, dass eine Bürgerbeteiligung wichtiger sei als ein schneller Ausbau.

• Mitwirkung als „Prosumer“: Wohnsituation ist entscheidend
Wer bisher in eine Solar- oder Windenergieanlage investiert hat, ist in der Regel Eigenheimbesitzer (93 Prozent). Lediglich vier Prozent sind Mieterinnen und Mieter. Jeder Fünfte wäre grundsätzlich bereit, innerhalb der kommenden zwei Jahre in eine eigene Solar- oder Windanlage zu investieren, während sich dies mehr als die Hälfte (62 Prozent) nicht vorstellen können. 41 Prozent begründen ihre fehlende
Investitionsbereitschaft damit, dass sie in einem Mietverhältnis leben, jeweils 28 Prozent geben an, dass es sich für Sie nicht lohne oder zu teuer sei.

• Flexibilität beim Stromverbrauch – aber wenig Interesse an flexiblen Tarifen
Im Hinblick auf die Nutzung von Waschmaschine und Geschirrspüler gibt eine Mehrheit der Haushalte an, beim Stromverbrauch flexibel zu sein. Das Interesse an der Nutzung flexibler Tarife mit schwankenden Strompreisen ist aber gering und liegt bei nur 8 Prozent der Befragten. Sollte es flexible Stromtarife geben, dann würden die meisten Befragten (42 Prozent) eine digitale Anzeige wählen – das sogenannte Ampelmodell – das den Haushalten die Strompreise anzeigt, aber ihnen die Entscheidung überlässt, ob sie ihren Stromverbrauch anpassen oder nicht. Etwa drei Viertel (74 Prozent) lehnen es ab, dass der Energieversorger von außen den Stromverbrauch der Haushaltsgeräte nach der Preisentwicklung steuert.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Daniela Setton
Telefon: +49 331 28822 389
E-Mail: daniela.setton@iass-potsdam.de

Originalpublikation:
https://www.iass-potsdam.de/sites/default/files/2019-02/IASS_Nachhaltigkeitsbaro…

Weitere Informationen:

https://www.iass-potsdam.de/de/news/soziales-nachhaltigkeitsbarometer-energiewen…

Quelle: IDW 

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Eine für alles. Biogassystem der Zukunft

Dipl.-Ing. agr. Helene Foltan Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Agrartechnik und Bioökonomie e.V. (ATB)

Biogas hat Zukunft, prognostizieren WissenschaflerInnen des Potsdamer Leibniz-Instituts für Agrartechnik und Bioökonomie. In einem umfassenden Review, der vor Kurzem im Fachblatt energies im Open Access erschienen ist, skizzieren sie den interdisziplinären Forschungsbedarf für die Biogasproduktion der Zukunft als Element einer bioökonomischen Kreislaufwirtschaft – von Mikrobiologie bis Data Science.

Nach fast zwei Jahrzehnten subventionierter und auf Energiepflanzen ausgerichteter Entwicklung steht die landwirtschaftliche Biogasproduktion in Deutschland an einem Scheideweg. Eine Neuausrichtung ist erforderlich, um Biogasanlagen als integralen Bestandteil einer biobasierten Kreislaufwirtschaft für die Zukunft fit zu machen.

Die Herausforderungen bestehen darin, die Biogasproduktion von Energiepflanzen auf Reststoffe umzustellen, sie flexibel im Hinblick auf wechselnde Einsatzstoffe, eine bedarfsgerechte Energieproduktion und die Erzeugung hochwertiger Dünger zu gestalten und sie insgesamt effizienter zu machen. Der Großteil der mehr als 9.000 vorhandenen Anlagen besteht aus Rührkesselreaktoren, die auf Basis weitgehend gleichbleibender und leicht vergärbarer Stoffmischungen mit Mais und Rindergülle arbeiten. Künftig müssen Biogasanlagen in der Lage sein, ein breites Spektrum schwerer vergärbarer Reststoffe wie Festmist, Grünschnitt oder Siedlungsabfälle in wechselnder Zusammensetzung aufzunehmen und daraus flexibel Energie zu erzeugen, um das witterungsbedingt schwankende Angebot von Solar- und Windenergie auszugleichen. Dies stellt hohe Anforderungen an die Anlagentechnik und die Steuerung des komplexen und sensiblen biologischen Prozesses der anaeroben Vergärung.

In ihrem Artikel beschreiben die Potsdamer WissenschaftlerInnen die Biogasanlage der Zukunft: Diese wird wissensbasiert und weitgehend automatisiert arbeiten, modular aufgebaut sein, zusätzliche Produkte erzeugen und sich standortspezifisch in ein lokales Umfeld von Reststoffaufkommen und Produktbedarf einpassen.

Allerdings bedarf es umfassender interdisziplinärer Forschung, um dieses Zukunftskonzept zu verwirklichen. „Wir haben in den letzten Jahren geeignete Reaktortypen und effiziente Verfahren für kritische Einsatzstoffe wie Stroh oder Landschaftspflegegut entwickelt. Und wir wissen mittlerweile, dass ca. 2.000 Mikroorganismenarten am Prozess beteiligt sind, wobei wir nur von einem Bruchteil (1 bis 2 %) ihre Funktion im Prozess kennen. Um im laufenden Betrieb unterschiedlichste, auch problematische Reststoffe flexibel zuführen zu können – je nachdem, was gerade wann in welchen Mengen anfällt – und dabei den Biogasprozess weiterhin gut zu beherrschen, brauchen wir ein genaueres Detailverständnis der Prozesse, die Entwicklung von Sensoren für die laufende chemisch-physikalische und biologische Prozesskontrolle und den Einsatz moderner Methoden aus dem Bereich Data Science wie maschinelles Lernen für eine selbstlernende Prozesssteuerung“, so Prof. Prochnow.

Sensorgestützte und datengetriebene Modelle in Verbindung mit modularer Verfahrenstechnik sollen künftig dafür sorgen, den Prozess der anaeoben Vergärung so präzise zu steuern, dass die Reststoffverwertung und die Energieproduktion dem Bedarf entspricht. „Voraussetzung ist, dass wir verstehen, wie die mikrobiellen Gemeinschaften im Reaktor auf Managementmaßnahmen reagieren und wie sich diese Reaktion auf den Abbauprozess auswirkt“, unterstreicht Dr. Susanne Theuerl, Mikrobiologin am ATB. „Letztlich geht es darum, Optionen der Prozesssteuerung zu simulieren, automatisiert Reaktionen auszulösen oder Empfehlungen für den Anlagenbetreiber abzuleiten.“
War die Biogasproduktion ursprünglich ausschließlich auf die Bereitstellung erneuerbarer Energien ausgerichtet, kann die anaerobe Vergärung als integraler Bestandteil künftiger Bioraffineriekonzepte auch zur Produktion von Basischemikalien und zum Recycling von Nährstoffen und organischem Kohlenstoff beitragen. Hier gilt es nach Ansicht der Potsdamer WissenschaftlerInnen, individuelle und sehr spezifische Lösungen für das jeweilige lokale Umfeld zu identifizieren. Letztlich müssen, um die Leistungsfähigkeit zukünftiger landwirtschaftlicher Biogasanlagen zu gewährleisten, Geschäftsmodelle und -umgebungen entwickelt werden, die zu einer für Landwirte und Anlagenbetreiber rentablen und akzeptierten Produktion beitragen.

Mehr als 9.000 Biogasanlagen bundesweit produzieren derzeit Energie aus Biomasse. Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG), das seit dem Jahr 2000 die Einspeisung von Strom aus erneuerbaren Quellen ins Netz finanziell förderte, hatte starke Anreize für den Bau von Biogasanlagen und auch für den Anbau von Energiepflanzen gesetzt. Die Anzahl der Biogasanlagen war von 2004 bis 2012 von 1050 auf 8292 gestiegen, im gleichen Zeitraum weitete sich die Anbaufläche für Silomais von 1,2 Mio. ha auf 2,0 Mio. ha aus. Angesichts der gesellschaftlichen Debatte über Tank oder Teller gerieten die Vorteile der Biogasproduktion weitgehend aus dem Blick. Mit den Novellierungen des EEG seit 2014 war die Förderung drastisch zurückgefahren worden.

Die Forschung des Leibniz-Instituts für Agrartechnik und Bioökonomie e.V. (ATB) an der Schnittstelle von biologischen und technischen Systemen hat das Ziel, Grundlagen für nachhaltige bioökonomische Produktionssysteme zu schaffen. Dazu entwickelt und integriert das ATB neue Technologien und Managementstrategien für eine wissensbasierte, standortspezifische Produktion von Biomasse und deren Nutzung für die Ernährung, als biobasierte Produkte und Energieträger – von der Grundlagenforschung bis zur Anwendung.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Annette Prochnow – Abteilungsleitung Technikbewertung und Stoffkreisläufe
Tel.: 0331 5699-210, E-Mail: aprochnow@atb-potsdam.de
Dr. Susanne Theuerl – Abteilung Bioverfahrenstechnik
Tel.: 0331 5699-900, E-Mail: stheuerl@atb-potsdam.de

Originalpublikation:
Theuerl, S.; Herrmann, C.; Heiermann, M.; Grundmann, P.; Landwehr, N.; Kreidenweis, U.; Prochnow, A. The Future Agricultural Biogas Plant in Germany: A Vision. Energies 2019, 12 (3), 396; https://doi.org/10.3390/en12030396

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Forschergruppe der TH Lübeck untersucht Grundwasserneubildung in Zypern und Jordanien

Frank Mindt Kommunikation/ Pressestelle
Technische Hochschule Lübeck

In einem europäischen Forschungsprojekt namens IsoMed (Isotopenhydrologie in Mediterranen Ländern) erforscht ein Team der Technischen Hochschule Lübeck mit Partnern aus Zypern und Jordanien die Neubildung von Grundwasser im östlichen Mittelmeerraum. Unter der Leitung von Prof. Dr. Christoph Külls, Labor für Hydrologie der TH Lübeck arbeiten das Forschungszentrum Cyprus Institute, der Geologische Dienst von Zypern und die Deutsch-Jordanische Universität GJU in Amman in IsoMed gemeinsam an Lösungen zur nachhaltigen Nutzung des Grundwassers.

Finanziert wird IsoMed im Rahmen des Europäischen Forschungsprogramm „ERANET Mediterranean“ durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung. Es hat eine Laufzeit von drei Jahren. Das Ziel der gemeinsamen Forschung ist es, neue und effektivere Messmethoden zu entwickeln, um die vorhandene Menge und Erneuerungsraten des Grundwassers in den südöstlichen Mittelmeerländern genau zu bestimmen. Konkret geht es um neue Messmethoden für den Wasserhaushalt in den südlichen Mittelmeerländern. Seit langem ist dort eine Übernutzung des Grundwassers festzustellen. IsoMed soll helfen, die Grundwassernutzung ins Gleichgewicht mit dem natürlichen Wasserdargebot zu bringen.

In Zypern und Jordanien fallen die Grundwasserstände seit einigen Jahrzehnten. Grund dafür sind die Übernutzung der Ressourcen auf der einen und abnehmende Niederschlagsmengen auf der anderen Seite. Die natürliche Neubildung von Grundwasser entsteht durch tiefe Sickerung bis zur Grundwasseroberfläche und entspricht dem, was vom Niederschlag nicht verdunstet oder oberirdisch abfließt. „Um eine nachhaltige Nutzung von Grundwasser zu betreiben, sollte nur so viel Wasser entnommen werden, wie auch neues Wasser entsteht. Wenn der Prozess der kontrollierten Wasserentnahme und Grundwasserneubildung im Gleichgewicht ist, lässt sich auch in den südlichen Ländern des Mittelmeerraums die Wasserwirtschaft über viele Jahre regeln, ohne dass der Grundwasserspiegel sinkt“ sagt Projektleiter Professor Külls.

Allerdings betreiben die Menschen in diesen Ländern intensive Bewässerungslandwirtschaft und nutzen dafür zunehmend Grundwasser. So wird dem Grundwasser oft mehr Wasser entnommen, als durch natürliche Prozesse zugeführt wird. Dadurch sinkt der Grundwasserspiegel in vielen Mittelmeerländern.
„Wenn das nicht korrigiert wird, führt die unkontrollierte Entnahme von Grundwasser langfristig zu katastrohpalen Folgen. Wenn die Wasserspiegel sinken, muss immer tiefer gebohrt werden. Das verteuert das Wasser, weil mehr Energie und Strom zur Förderung aufgewendet werden muss. Sollte der Grundwasserspiegel letztendlich unter der Meereshöhe liegen, beginnt auch eine Versalzung des Grundwassers. Und irgendwann kommen die Bauern dann gar nicht mehr an Wasser und müssen die Landwirtschaft aufgeben. Dieses wollen die zuständigen Behörden in den Ländern natürlich vermeiden. Ihre Intention ist es, die Landwirtschaft so zu gestalten, dass sie auf der verfügbaren Wassermengennutzung beruht.

Dafür steht das Projekt IsoMed. Wir verwenden neue Messverfahren, um belastbare Aussagen zu erhalten, wieviel Wasser neu in den Regionen entsteht, wieviel Grundwasser neu gebildet wird pro Jahr auf verschiedenen Oberflächen in verschiedenen Regionen des Mittelmeerraumes. So können wir empfehlen, wieviel maximal gepumpt werden kann, ohne den Grundwasserhaushalt negativ zu belasten“, sagt Professor Külls.

„Am Ende des Projektes“, so Külls weiter, „wollen wir in der Lage sein, anhand einer Bohrung in einem zeitlichen Umfang von nur drei Stunden plus einem Tag Laborarbeit, herauszufinden, wie groß die Grundwasserneubildung an einem Standort in den letzten drei bis fünf Jahren war. D.h., was früher über einen Zeitraum von mehreren Jahren mit aufwändigen täglichen Messungen von Niederschlag, Verdunstung und Abfluss erfolgte, machen wir heute mit einer Bohrung, die dann im Isotopenlabor ausgewertet wird. Wir können die Daten der hydrologischen Prozesse der letzten Jahre auslesen und so die Wasserflüsse der letzten Jahre rekonstruieren. Mit den Isotopeninformationen können wir auch Niederschläge des Sommers und des Winters unterscheiden und errechnen, wieviel Prozent des Niederschlags jeweils verdunstet ist, wie schnell es durch den Boden geflossen ist, wieviel davon übriggeblieben ist und den Grundwasserspiegel erreicht hat. Im Prinzip können wir so für viele Standorte in Europa, für unterschiedliches Klima, für verschiedene Böden und Gesteine feststellen, wieviel Wasser neu entsteht.“
Von November bis Dezember 2018 lief bereits die erste Messkampagne in Zypern. Mehr als 300 Proben wurden genommen, die im Labor für Hydrologie der TH Lübeck untersucht werden und ersten Daten liefern, um vorhandene Menge und Erneuerungsrate des Grundwassers genau zu bestimmen.

„All diese Informationen stellen wir dann nicht nur der regionalen Wasserwirtschaft, den Diensten, Ministerien und Behörden für die Vergabe von Lizenzen und Wasserrechte zur Verfügung, sondern auch den Landwirten. Wir wollen sie an den Ergebnissen direkt beteiligen, damit sie selber wissen, wieviel Wasser sie zur Verfügung haben und zwar in den Einheiten, mit denen sie vertraut sind, damit sie auch selber Anpassungen vornehmen können“, schließt Külls.

Weitere Informationen:

http://www.th-luebeck.de

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Grippewellen im Keim ersticken

Dr. Stefan Kiesewalter Marketing – Strategisches Management
Fraunhofer-Institut für Mikrotechnik und Mikrosysteme IMM

Mainzer Fraunhofer Wissenschaftler entwickeln ein Point-of-Care System zur schnellen Diagnose von Influenzasubtypen. So könnte es bald eine schnelle Antwort auf die Frage geben, an welchem Subtyp Patienten leiden und der Inkubationsweg somit konsequent abgeschnitten werden.

In dem vom BMBF geförderten Projekt Panplex entwickeln und bauen die Wissenschaftler am Fraunhofer-Institut für Mikrotechnik und Mikrosysteme ein Diagnosesystem und einen mikrofluidischen Chip, welche komplett automatisiert den Nachweis über mehrere Grippesubtypen erbringen sollen. „Ziel ist es, schnell genaue Aussagen über die Grippeart treffen zu können, um schneller reagieren und gezielter behandeln zu können“, erläutert Dr. Tobias Schunck, Projektleiter von Panplex.

Dafür wurde im bisherigen Projektverlauf das Panplex-System realisiert und jetzt erstmals erfolgreich getestet. „Wir konnten zeigen, dass der Nachweis verschiedener Influenzasubtypen zuverlässig funktioniert“, so Schunck. In der verbleibenden Restprojektlaufzeit soll die vollständige Integration aller Prozessschritte im Gerät erfolgen sowie die Validierung der Daten. Am Ende des Projektes soll der Prozess komplett automatisiert ablaufen: Die arbeits- und dementsprechend zeitaufwendige Probenvorbereitung muss dann nicht mehr von Hand gemacht werden, sondern läuft im Gerät ab. Dadurch werden Fehlerquellen eliminiert, der Prozess wird schneller und genauer.

Bisher müssen die Proben noch ins Labor geschickt werden – mehrere Stunden oder gar Tage gehen da ins Land, bevor Patienten und Ärzte um die Lage wissen. Gerade bei schweren Grippeerkrankungen gilt es zügig zu handeln, auch im Interesse der Mitmenschen. Grippewellen, so wie in der Influenzasaison 2017/2018 mit über 300.000 Erkrankungen und fast 1.000 Todesfällen, zeigen die Aktualität und Relevanz des Themas.

Das Panplex System der Mainzer Wissenschaftler soll in der aktuellen Grippesaison in klinischen Tests an der Uniklinik Aachen auf Herz und Nieren geprüft werden. Zukünftig stehen auch weitere Anwendungsfälle auf der Agenda des Teams um Tobias Schunck. Das System ist als Plattform-Technologie ausgelegt und kann somit je nach Bedarf an neue Erreger angepasst werden. Jegliche Art von Erregern können so nachgewiesen werden, was im Kampf gegen epi- und pandemische Krankheiten (unter anderem z. B. Vogelgrippe und SARS) den entscheidenden Vorteil bringen kann.

Das Projekt
Im Projekt »PanPlex – Multiplex-basierter Point-of-Care Nachweis von Erregern mit pandemischem Potential«, gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung unter dem Förderkennzeichen 13N13846, arbeitet das Fraunhofer-Institut für Mikrotechnik und Mikrosysteme gemeinsam mit der r-Biopharm AG an der Verfügbarkeit einer schnellen und mobilen Diagnostik bei pan- oder epidemischen Ausbruchsgeschehen.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Dr. Christian Freese

Weitere Informationen:
https://www.imm.fraunhofer.de/de/presse-publikationen/panplex.html

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Traktoren tanken Klimaschutz – TFZ bescheinigt Biokraftstoff Langzeit-Praxistauglichkeit

Ulrich Eidenschink Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Technologie- und Förderzentrum im Kompetenzzentrum für Nachwachsende Rohstoffe (TFZ)

„Empfehlenswert!“ so ließe sich die Bilanz der Wissenschaftler vom Technologie- und Förderzentrum (TFZ) beschreiben, die in einem Langzeitprojekt moderne Traktoren auf Funktionalität, Effizienz und Umweltwirkung analysiert haben. Das Besondere daran: Betankt wurden die Traktoren mit Rapsölkraftstoff. In dem jetzt veröffentlichten Forschungsbericht fallen die Ergebnisse äußerst positiv aus: Sowohl bei der Praxistauglichkeit als auch beim Klimaschutz überzeugt der Biokraftstoff. Fazit: Landwirte können sich auf die neue Technik verlassen.

Die wissenschaftlichen Ergebnisse beruhen auf 60.000 Einsatzstunden von 20 Traktoren, die mit genormtem Rapsölkraftstoff (DIN 51605) betankt wurden. Motorleistung, Kraftstoffverbrauch und Abgasemissionen unterschieden sich in wiederkehrenden Messungen kaum von mit Diesel betriebenen Traktoren. Hinsichtlich der Abgasemissionen belegen die Messungen am Traktorenprüfstand sowie mit portabler Emissionsmesstechnik (PEMS) im Feld, dass im Rapsölbetrieb neueste Standards erfüllt werden und die Abgasnachbehandlungssysteme zuverlässig arbeiten.

Dr. Edgar Remmele, Sachgebietsleiter am TFZ, stellt den Nutzen für den Klimaschutz heraus: „Der Antrieb von modernen Traktoren mit regional erzeugtem Rapsölkraftstoff verursacht rund 90 Prozent weniger Treibhausgasemissionen als Diesel.“ Überall dort, wo die Elektromobilität an ihre Grenzen stößt, sollten deshalb bevorzugt Biokraftstoffe eingesetzt werden. Hierzu zählen laut Remmele vor allem Maschinen in der Land- und Forstwirtschaft.

Das Projekt wurde vom Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie finanziert. Der Forschungsbericht ist unter www.tfz.bayern.de als kostenloser Download abrufbar.
Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Dr. Edgar Remmele, Sachgebietsleiter Biogene Kraft-, Schmier- und Verfahrensstoffe

Originalpublikation:
http://www.tfz.bayern.de/mam/cms08/biokraftstoffe/dateien/tfz_bericht_60_monitra…

Quelle: IDW 

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Influenzaviren von Fledermäusen könnten auf Menschen überspringen

Rita Ziegler Kommunikation
Universität Zürich

Fledermäuse sind nicht nur Träger tödlicher Ebolaviren, sondern auch ein Reservoir neuartiger Influenzaviren. Diese in Südamerika entdeckten Grippeviren besitzen grundsätzlich die Fähigkeit, auch Zellen von Menschen und Nutztieren zu befallen, wie Forschende der Universität Zürich zeigen.

Die jährlich wiederkehrende Grippewelle wird von Influenzaviren ausgelöst, die nur Menschen infizieren können. Jene Influenzatypen, die in Vögeln oder Schweinen zirkulieren, sind für den Menschen normalerweise nicht gefährlich. Selten springt ein Vogel- oder Schweinevirus aber auf den Menschen über – in der Fachwelt Zoonose genannt -, was im schlimmsten Fall zu einer weltweiten Influenzapandemie mit zahlreichen schweren Erkrankungen und Todesfällen führt.

Fledermäuse als Reservoir für gefährliche Viren
Vor rund sechs Jahren wurden in Südamerika neuartige Influenzaviren entdeckt – in Fledermäusen. Die fliegenden Säugetiere stehen schon seit einiger Zeit im Fokus der Virologen. Denn sie sind Träger vieler verschiedener Viren, darunter auch sehr gefährliche wie Ebolaviren. Bisher war allerdings unklar, ob die Fledermaus-Influenzaviren auch für den Menschen eine Bedrohung darstellen. Ein internationales Forschungsteam unter der Leitung der Universität Zürich (UZH) hat nun herausgefunden, dass die neuartigen Grippeviren potenziell auch Menschen oder Nutztiere infizieren können.

Weltweite Suche nach der Eintrittspforte
Die bisher bekannten Influenzaviren dringen über Sialinsäure in die Wirtszellen ein. Diese chemischen Gruppen befinden sich auf der Oberfläche fast aller Zellen des Menschen sowie diverser Tiere. Dies ist einer der Gründe, warum Influenzaviren auch sehr unterschiedliche Arten wie Enten, Hühner, Schweine und Menschen befallen. Im Unterschied dazu binden die Fledermaus-Influenzaviren nicht an Sialinsäure. Mehrere Forschungsteams weltweit suchten deshalb nach jenem Rezeptor, über den sie sich in die Zellen einschleusen.

Fledermausviren dringen über MHC-II-Moleküle in Zelle
Diese Eintrittspforte haben Silke Stertz und ihr Team am Institut für Medizinische Virologie der UZH nun entdeckt. «Die Influenzaviren benützen sogenannte MHC-II-Moleküle für ihren Eintritt in die Wirtszellen», sagt Studienverantwortliche Stertz. Diese Proteinkomplexe sitzen normalerweise auf der Oberfläche gewisser Immunzellen und sind zuständig dafür, körpereigene und körperfremde Zellen und Strukturen zu unterscheiden. Auch einige andere Virusarten benützen diesen «Eingang», um in die Zellen zu gelangen.

Potenzielles Risiko für Menschen und Nutztiere
«Überraschend war, dass die Fledermaus-Influenzaviren nicht nur MHC-II-Komplexe von menschlichen Zellen, sondern auch jene von Hühnern, Schweinen, Mäusen und verschiedenen Fledermausarten nutzen können», erläutert UZH-Doktorand Umut Karakus und Erstautor der Studie. Die Influenzaviren der Fledermaus besitzen somit – zumindest auf Stufe des Zelleintritts – das Potenzial, sowohl Menschen wie auch Nutztiere zu infizieren. «Nachgewiesen wurden solche Infektionen bisher noch nicht. Unsere Ergebnisse zeigen aber, dass die Viren diese Fähigkeit grundsätzlich haben», ergänzt Silke Stertz. Für die Virologin Grund genug, die potenziell gefährlichen Viren weiter zu untersuchen. Zumal sich das Problem angesichts von Migration und Reisetätigkeit keineswegs auf Südamerika beschränkt.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Prof. Dr. Silke Stertz
Institut für Medizinische Virologie
Universität Zürich
Tel. +41 44 634 28 99
E-Mail: stertz.silke@virology.uzh.ch

Originalpublikation:
Umut Karakus, et al. MHC class II proteins mediate cross-species entry of bat influenza viruses. Nature. February 20, 2019. DOI: 10.1038/s41586-019-0955-3

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Wie können Städte von der Vielsprachigkeit ihrer Einwohner profitieren?

Gabriele Meseg-Rutzen Presse und Kommunikation
Universität zu Köln

Manifest zum internationalen Tag der Muttersprache: Kölner Linguist plädiert für Schutz bedrohter Sprachen weltweit / Workshop und Podiumsdiskussion im New Yorker Verbindungsbüro der Universität zu Köln

Professor Dr. Aria Adli vom Romanischen Seminar und Sonderforschungsbereich 1252 „Prominenz in Sprache“ der Universität zu Köln stellt am 21. Februar – dem internationalen Tag der Muttersprache – ein „Manifest“ zum Erhalt von bedrohten Sprachen weltweit vor. Verfasst hat er es gemeinsam mit seinem Kollegen Professor Dr. Gregory Guy (New York University, USA). Die beiden Linguisten plädieren für eine Erweiterung der Soziolinguistik, die sich bislang stark auf die indoeuropäischen Sprachen westlicher Gesellschaften konzentrierten. Stattdessen sollten auch Sprachen in entlegenen Weltregionen stärker berücksichtigt werden.

In vielen Großstädten wächst ein beträchtlicher Anteil der Bewohner mit einer anderen Muttersprache auf als der Landessprache. Diese Vielsprachigkeit hat Auswirkungen auf das Bildungswesen, die Politik und die Gesellschaft. Wie können Städte den Herausforderungen von Mehrsprachigkeit und Vielfalt begegnen – und davon profitieren?
Diese Fragen sind Thema eines Workshops mit anschließender Podiumsdiskussion anlässlich des Internationalen Tags der Muttersprache, den das Verbindungsbüro der Universität zu Köln in New York gemeinsam mit dem Deutschen Wissenschafts- und Innovationshaus und dem Deutschen Konsulat veranstaltet. Bei dieser Gelegenheit werden Adli und Guy ihr „Manifest“ vorstellen. Neben renommierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern nehmen auch Yasemin Pamuk, Leiterin des Bereichs Kultur und Wissenschaft des Generalkonsulats der Bundesrepublik Deutschland in New York, und Marie Paule Roudil, Leiterin des New Yorker UNESCO-Büros und UNESCO-Vertreterin bei den Vereinten Nationen, an der Podiumsdiskussion teil. Die Veranstaltung ist Teil des Deutschlandjahrs „wunderbar together“ 2018/19 in den USA.

Das New Yorker Büro der Universität zu Köln ist eins von drei internationalen Verbindungsbüros in Nordamerika, China und Indien. Sie stärken die internationale Präsenz der Universität und dienen als erste Anlaufstellen für außereuropäische Studierende, Studieninteressierte und Wissenschaftler. Das New Yorker Büro pflegt die Beziehungen zu nordamerikanischen Partnern und bietet Forscherinnen und Forschern Plattformen, um sich zu vernetzen, ihre wissenschaftlichen Ergebnisse zu präsentieren und neue Kooperationen in den USA und Kanada einzugehen.

Inhaltlicher Kontakt:
Dr. Eva Bosbach
Direktorin, Universität zu Köln New York-Büro
+1 212 758 5893
eva.bosbach@uni-koeln.de
Presse und Kommunikation:
Eva Schissler
+49 221 470-4030
e.schissler@uni-koeln.de

Weitere Informationen:
New Yorker Verbindungsbüro:
www.portal.uni-koeln.de/newyork.html
Deutschlandjahr USA:
wunderbartogether.org

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Neandertaler ernährten sich wirklich hauptsächlich von Fleisch

Sandra Jacob Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie

Eine Besonderheit des modernen Menschen ist sein regelmäßiger Fischkonsum, was sich durch die Analyse von Stickstoffisotopen in Knochen- oder Zahnkollagen nachweisen lässt. Forschende vom MPI für evolutionäre Anthropologie (MPI-EVA) in Leipzig maßen nun bei zwei späten Neandertalern außergewöhnlich hohe Stickstoffisotopenwerte, was traditionell für den Konsum von Süßwasserfisch steht. Eine Analyse der Isotopenwerte einzelner Aminosäuren ergab jedoch, dass sich der erwachsene Neandertaler nicht von Fisch, sondern von großen pflanzenfressenden Säugetieren ernährt hatte. Der zweite Neandertaler war ein noch nicht abgestillter Säugling, dessen Mutter ebenfalls Fleischfresserin gewesen ist.

Die Ernährungsweise der Neandertaler wird in Fachkreisen kontrovers diskutiert: Traditionell gelten sie als Fleischfresser, die große Säugetiere jagten. Es gibt aber auch zahlreiche Belege dafür, dass sie pflanzliche Nahrung zu sich genommen haben. Forschende können die Ernährung unserer Vorfahren rekonstruieren, indem sie die Stickstoffisotopenverhältnisse in einer Probe messen. Diese sind Indikatoren für die trophische Ebene, die Position eines Organismus in einer Nahrungskette. Neandertaler nehmen in den terrestrischen Nahrungsketten eine hohe Stellung ein und verfügen sogar über einen etwas höheren Stickstoffisotopenwert als an denselben Orten lebende Fleischfresser wie Hyänen, Wölfe und Füchse. Diese etwas höheren Werte könnten auf den Verzehr von Mammutfleisch oder Aas zurückgeführt werden. Für einige Neandertaler-Standorte sind auch Beispiele für Kannibalismus bekannt.

Steinzeitliche moderne Menschen, die kurz nach dem Verschwinden des Neandertalers in Frankreich ankamen, haben noch höhere Stickstoffisotopenwerte als dieser, was traditionell als Beleg für den Konsum von Süßwasserfisch interpretiert wird. Die Fischerei sei demzufolge eine für den modernen Menschen typische Tätigkeit. Ob Neandertaler ebenfalls Fisch verzehrten, ist in Fachkreisen umstritten. Als Klervia Jaouen, Erstautorin der Studie und Forscherin am MPI-EVA, ähnlich hohe Stickstoffisotopenwerte, wie sie für den modernen Menschen typisch sind, im Kollagen zweier Neandertaler entdeckten, stellte sich die Frage, ob diese regelmäßig Fisch zu sich genommen haben könnten. Die Neandertaler stammen aus Les Cottés und der Grotte du Renne in Frankreich; doch an keiner der beiden Ausgrabungsstätten wurden archäologische Überreste von Fischen gefunden. Die Messungen waren jedoch an einer Zahnwurzel durchgeführt worden, die die Ernährung zwischen dem vierten und achten Lebensjahr eines Individuums dokumentiert, und an dem Knochen eines einjährigen Babys. Die hohen Stickstoffisotopenwerte könnten also auch darauf hindeuten, dass es sich um noch nicht abgestillte Individuen handelte, was zumindest im Falle des Neandertalers aus Les Cottés (dessen Zahnwurzel untersucht wurde) im Widerspruch zu bisherigen Erkenntnissen stünde, denen zufolge Neandertaler bereits im Alter von etwa einem Jahr abgestillt wurden. Neben einem späten Abstillen könnte auch der Konsum von Süßwasserfisch, Aas oder sogar Kannibalismus die hohen Stickstoffisotopenwerte erklären.

Jaouen und Kolleg*innen wendeten eine neuartige Isotopenanalysetechnik an, um die richtige Erklärung für die außergewöhnlich hohen Stickstoffisotopenanteile zu identifizieren. Die Compound specific isotope analysis (CSIA) ermöglicht eine separate Analyse der im Kollagen enthaltenen Aminosäuren. Die Isotopenzusammensetzungen einiger dieser Aminosäuren werden durch Umweltfaktoren beeinflusst sowie durch die Isotopenwerte der Nahrungsmittel, die ein Individuum verzehrt. Andere werden zusätzlich durch das trophische Level beeinflusst. Erst die Kombination der Isotopenwerte dieser Aminosäuren ermöglicht es den Forschenden, die jeweiligen Beiträge der Umwelt und der trophischen Ebene zur endgültigen Isotopenzusammensetzung des Kollagens zu entschlüsseln. „So konnten wir nachweisen, dass der Neandertaler von Les Cottés eine Fleischfresserin war, die sich fast ausschließlich von landlebenden Säugetieren ernährt hatte. Sie war kein spät entwöhntes Kind, hat auch nicht regelmäßig Fisch verzehrt, sondern ihre Leute scheinen hauptsächlich Rentiere und Pferde gejagt zu haben“, sagt Jaouen. „Wir konnten auch bestätigen, dass es sich bei dem Neandertaler aus der Grotte du Renne um einen noch nicht abgestillten Säugling handelt, dessen Mutter ebenfalls eine Fleischfresserin war“. Interessanterweise stimmt diese Schlussfolgerung auch mit den Beobachtungen der Archäozoolog*innen überein.

Die aktuelle Studie veranschaulicht auch die Bedeutung der neuen Isotopenanalysetechnik für zukünftige Untersuchungen der Ernährungsgewohnheiten von Menschen und Neandertalern in der Vergangenheit. Mit Hilfe der Compound specific isotope analysis ist es den Forschenden gelungen, die außergewöhnlich hohen Stickstoffisotopenwerte richtig einzuordnen. Michael P. Richards von der Simon Fraser Universität in Kanada sagt: „Früheren Isotopenuntersuchungen zufolge ernährten sich die Neandertaler hauptsächlich von Fleisch, was auch durch umfangreiche archäologische Funde der Überreste von Tieren bestätigt wird, die von Neandertalern mitgebracht und deponiert wurden. In jüngster Zeit gab es einige, man könnte fast sagen bizarre Interpretationen von Isotopendaten, denen zufolge Neandertaler sich hauptsächlich von Wasserpflanzen ernährt oder sich gegenseitig aufgegessen haben, was aber beides im direkten Widerspruch zu den archäologischen Belegen steht. Die neuen verbindungsspezifischen Isotopenmessungen bestätigen frühere Interpretationen, denen zufolge Neandertaler sich hauptsächlich von großen Pflanzenfressern ernährten; obwohl sie natürlich auch andere Nahrungsmittel – wie Pflanzen – verzehrt haben.“

Darüber hinaus belegt die aktuelle Studie auch, dass sich die Neandertaler auf eine sehr monotone Art und Weise ernährt haben, auch dann noch als sich ihre materielle Kultur – möglicherweise beeinflusst durch den modernen Menschen – schon zu verändern begonnen hatte. Die Überreste des Neandertalerbabys aus der Grotte du Renne wurden an einer Stelle gefunden, die mit der archäologischen Kultur des Châtelperronien im Zusammenhang steht, einer Technologie, die der des modernen Menschen ähnelt. Die späten Neandertaler waren dem Menschen sehr ähnlich, schufen Höhlenmalereien und trugen Halsketten. Doch im Gegensatz zum Menschen angelten sie nicht. Jean-Jacques Hublin, Direktor der Abteilung für Humanevolution am MPI-EVA, sagt: „Diese Studie bestätigt, dass Homo sapiens, als er nach Europa kam und auf den Neandertaler traf, in direkter Konkurrenz zu diesem um die großen Säugetiere als Nahrungsquelle stand.“ „Der systematische Einsatz einer Kombination von CSIA und Radiokohlenstoffdatierung wird uns dabei helfen zu verstehen, ob beide Arten im entscheidenden Zeitraum tatsächlich die gleichen Überlebens- und Ernährungsstrategien verfolgten“, schlussfolgert Sahra Talamo, Forscherin am MPI-EVA.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Dr. Klervia Jaouen
Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie, Leipzig
+49 341 3550-375
klervia_jaouen@eva.mpg.de

Originalpublikation:
Klervia Jaouen, Adeline Le Cabec, Frido Welker, Jean-Jacques Hublin, Marie Soressi, Sahra Talamo
Exceptionally high δ15N values in collagen single amino acids confirm Neandertals as high-trophic level carnivores
PNAS, Januar 2019, https://doi.org/10.1073/pnas.1814087116

Quelle: IDW 

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Neue ESMT-Studie: Tägliches Mittagessen verbessert Leseleistung von Kindern um 18 Prozent

Martha Ihlbrock Corporate Communications and Marketing
European School of Management and Technology (ESMT)

Die hohe Bedeutung regelmäßiger Mahlzeiten für den Lernerfolg von Kindern wird durch neue Forschung der ESMT Berlin untermauert. Grundschüler in Indien, die über einen längeren Zeitraum an der öffentlichen kostenlosen Schulspeisung teilnahmen, erzielten demnach signifikant bessere Lernergebnisse. Rajshri Jayaraman von der ESMT Berlin und Tanika Chakraborty vom Indian Institute of Technology untersuchten in ihrer Arbeit die Auswirkungen des indischen „Midday Meal“-Programms, dem mit über 120 Millionen teilnehmenden Kindern weltweit größten kostenlosen Schulessen.

Der Studie zufolge schnitten Schüler, die bis zu fünf Jahre am Mittagessen teilnahmen, um 18 Prozent besser in Lesetests ab als Kinder, die weniger als ein Jahr Schulessen bekamen. Sie zeigten auch eine um neun Prozent bessere Leistung bei Mathematik-Tests. „Die Wirkung des Ernährungsprogramms scheint kumulativ zu sein bezogen auf die Dauer“, sagt Professor Jayaraman. „Frühere Studien haben Zeiträume zwischen zwei Wochen und zwei Jahren untersucht und konnten die Auswirkungen bisher nicht richtig erfassen – unsere Forschung zeigt, dass der Nutzen des Schulessens bei Kindern zu sehen war, die zwei bis fünf Jahre lang regelmäßig daran teilnahmen.“

Die Studie ist die bisher längste und größte zur Wirkung von regelmäßigem Mittagessen auf den Lernerfolg von Kindern im Grundschulalter. Die Forscherinnen nutzten Daten aus fast 600 Landkreisen in Indien, die über 200.000 Haushalte umfassen. Durch die gestaffelte Einführung des Programms über die verschiedenen Distrikte hinweg konnten sie eine kausale Verbindung zwischen regelmäßigen Mahlzeiten und Lernerfolg feststellen.

Die Ergebnisse bestätigen den erheblichen Wert kostenloser Schulspeiseprogramme für Kinder weltweit. Nach Angaben des Welternährungsprogramms erhielten im Jahr 2013 rund 368 Millionen Kinder – also jedes fünfte Kind – eine kostenlose Schulmahlzeit für insgesamt 75 Milliarden US-Dollar.

Die Studie „School Feeding and Learning Achievement: Evidence from India’s Midday Meal Program“ erscheint im Fachmagazin Journal of Development Economics.

Weitere Informationen:
https://press.esmt.org/de/taegliches-essen-lernerfolg

Quelle: IDW 

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Anti-Baby-Pille beeinflusst Emotionserkennung von Frauen

Jan Meßerschmidt Presse- und Informationsstelle
Universität Greifswald

Obwohl mehr als 100 Millionen Frauen die Anti-Baby-Pille zur Empfängnisverhütung nutzen, ist relativ wenig darüber bekannt, wie die Anti-Baby-Pille das Verhalten und Erleben dieser Frauen beeinflusst. Eine Reihe von kürzlich erschienen Studien legt nahe, dass die Anti-Baby-Pille die Verarbeitung emotionaler Reize und die Regulation emotionaler Reaktionen beeinflussen könnte. Ein Forschungsteam der Universität Greifswald, der Universität Rostock und der Universität Potsdam hat nun in der Zeitschrift Frontiers in Neuroscience eine Studie veröffentlicht, die Hinweise darauf liefert, dass die Anti-Baby-Pille die Emotionsverarbeitung von Frauen beeinflussen könnte.

Die Studie https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fnins.2018.01041/full, die von Dr. Alexander Lischke https://psychologie.uni-greifswald.de/43051/lehrstuehle-ii/klinische-und-physiol… vom Institut für Psychologie https://psychologie.uni-greifswald.de/ der Universität Greifswald geleitet wurde, konnte zeigen, dass Frauen, die die Anti-Baby-Pille nahmen, schlechter im Erkennen von emotionalen Gesichtsausdrücken waren als Frauen, die nicht die Anti-Baby-Pille nahmen. Interessanterweise waren die Frauen, die die Anti-Baby-Pille nahmen, vor allem bei der Verarbeitung von emotionalen Gesichtsausdrücken, die generell schwierig zu erkennen waren, beeinträchtigt. Bei der Verarbeitung von emotionalen Gesichtsausdrücken, die generell leicht zu erkennen waren, waren dagegen keine Beeinträchtigungen feststellbar. Die Ergebnisse zeigen, dass die Frauen, die die Anti-Baby-Pille nahmen, sehr spezifische Einschränkungen bei der Emotionsverarbeitung aufwiesen. Zudem handelte es sich eher um subtile, als um massive Einschränkungen, weshalb fraglich ist, inwieweit diese Einschränkungen tatsächlich Auswirkungen auf das Sozialverhalten dieser Frauen haben könnten.

Dr. Lischke weist daher ausdrücklich darauf hin, dass aufgrund der vorliegenden Ergebnisse nicht davon ausgegangen werden kann, dass Frauen, die die Anti-Baby-Pille nehmen, „emotionsblind“ und damit zu „Problemfällen“ in Beziehungen werden. Um derartige Aussagen treffen zu können, sind weitere Studien notwendig, in denen nicht nur der Einfluss der Anti-Baby-Pille auf die Emotionsverarbeitung, sondern auch auf die Beziehungsgestaltung untersucht wird.

In weiteren Studien möchte Dr. Lischke auch den Mechanismus untersuchen, der möglichen Beeinträchtigungen in der Emotionserkennung und Beziehungsgestaltung zu Grunde liegt. Es scheint zwar plausibel zu sein, dass die Anti-Baby-Pille über eine Modulation der Zyklushormone Estrogen und Progesteron die Aktivität in emotionsverarbeitenden Hirnregionen und damit die Emotionserkennung beeinflusst. Ob dies aber tatsächlich der Fall ist, muss noch nachgewiesen werden. Weitere Studien sind dringend notwendig, vor allem mit einem experimentellen Untersuchungsdesign und umfangreicheren Stichproben, um endgültige Schlussfolgerungen über den Einfluss der Anti-Baby-Pille auf das Erleben und Verhalten von Frauen treffen zu können. Da heute immer mehr Frauen die Anti-Baby-Pille unmittelbar nach Beginn der Pubertät und häufig bis zu Beginn der Menopause einnehmen, sind diese Studien nicht nur für die Wissenschaft, sondern auch für die Öffentlichkeit von Interesse.

Weitere Informationen
Pahnke, R., Mau-Moeller, A., Junge, M., Wendt, J., Weymar, M., Hamm, A. O., & Lischke, A. (2018). Oral contraceptives impair complex emotion recognition in healthy women. Front Neurosci. doi: 10.3389/fnins.2018.01041

Ansprechpartner an der Universität Greifswald
Dr. Alexander Lischke
Institut für Psychologie
Physiologische und Klinische Psychologie/Psychotherapie
Franz-Mehring-Straße 47, 17489 Greifswald
Telefon +49 3834 420 3720
alexander.lischke@uni-greifswald.de
https://www.researchgate.net/profile/Alexander_Lischke

Quelle: IDW 

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„Aktionstag Starkregen“: Fachtagung informiert über effektives Risikomanagement

Anette Schober-Knitz Referat für Presse und Öffentlichkeitsarbeit
HBC Hochschule Biberach

Zuletzt gingen sie im Sommer vergangenen Jahres über Baden-Württemberg nieder: Unwetterartige Regengüsse, die überall im Land zu dramatischen Überschwemmungen führten und aufzeigten, welchen Risiken Kommunen, aber auch Einzelpersonen durch Starkregen ausgesetzt sind. Das Land Baden-Württemberg reagierte und gab für das kommunale Starkregen-Risikomanagement einen Leitfaden heraus; auch fördert das Land die Umsetzung von Schutzmaßnahmen im Zusammenhang mit der Erstellung von Gefahrenkarten. Dennoch gibt es nach wie vor Unsicherheiten im Umgang mit Starkregen und einem effektiven Risikomanagement.

Die Hochschule Biberach (HBC) bietet nun einen Aktionstag „Starkregen“ an (21. März 2019). Das ganztägige Seminar soll über das Thema Starkregen und den Umgang damit informieren. Dabei geht es vor allem auf die Begebenheiten in Baden-Württemberg und speziell in der Region Oberschwaben ein. Die Veranstaltung ist eine Plattform für all diejenigen, die Lösungen entwickeln wollen im Umgang mit Starkregen – ob in Kommunen, Landkreisen, Ingenieur- oder Planungsbüros. Der Veranstalter – das Institut für Geo und Umwelt an der HBC – bietet mit dem Seminar eine Plattform für Austausch und Wissenstransfer. die Seminarleiter – Professor Dr.-Ing. Gerhard Haimerl und Professorin Dr.-Ing. Ulrike Zettl (beide aus dem Studiengang Bauingenieurwesen) -wollen mit den TeilnehmerInnen diskutieren, wer von Starkregen betroffen und sogar dadurch gefährdet ist, welche Maßnahmen und Konzepte greifen und wie sie praktisch umgesetzt werden können. Der „Aktionstag Starkregen“ wird auch aufzeigen, welche fachlichen und rechtlichen Rahmenbedingungen berücksichtigt werden und auf welche Herausforderungen sich Kommunen, Landkreise und Ingenieurbüros einstellen müssen.

Für die ganztägige Veranstaltung hat die Hochschule Biberach zahlreiche Fachleute als Referenten gewonnen, die aus allen für das Thema relevanten Bereichen kommen- etwa aus dem Regierungspräsidium Tübingen, der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) und den Biberacher Ämtern für Wasserwirtschaft sowie Brand- und Katastrophenschutz. Vertreter von Ingenieurbüros und Gemeinden werden ebenso von ihren Erfahrungen aus durchgeführten Projekten berichten wie Professoren der HBC aus den Gebieten Geotechnik und Wasserbau.

Das Seminar findet an der Hochschule Biberach statt; Anmeldungen sind ab sofort möglich.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Prof. Dr-Ing. Gerhard Haimerl

Weitere Informationen:
http://www.hochschule-biberach.de/starkregen

Quelle: IDW 

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BMBF-Forschungsprojekt untersucht Digitalisierung im industriellen Wassermanagement

Dr. Christine Dillmann Öffentlichkeitsarbeit
DECHEMA Gesellschaft für Chemische Technik und Biotechnologie e.V.

Acht Partner aus Industrie und Forschung beschäftigen sich erstmals mit den wissenschaftlichen, technischen und wirtschaftlichen Potenzialen, die mit einer Digitalisierung im industriellen Wassermanagement verbunden sind. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert das kürzlich angelaufene Verbundprojekt DynaWater 4.0 über einen Zeitraum von drei Jahren mit mehr als 1,5 Mio. Euro.

Acht Partner aus Industrie und Forschung beschäftigen sich erstmals mit den wissenschaftlichen, technischen und wirtschaftlichen Potenzialen, die mit einer Digitalisierung im industriellen Wassermanagement verbunden sind. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert das kürzlich angelaufene Verbundprojekt DynaWater 4.0 über einen Zeitraum von drei Jahren mit mehr als 1,5 Mio. Euro.

Während die Digitalisierung in der industriellen Produktion und der Prozessindustrie schnell fortschreitet, hat der Digitalisierungsgrad in der Wasserwirtschaft noch kein vergleichbares Niveau erreicht. Vor allem im industriellen Bereich ist die Wassertechnik durch die enge Verbindung mit der Produktion gefordert. Hierfür muss die Wasserwirtschaft flexibler und vernetzter werden; wie dies genau aussehen kann, haben Branchenexperten 2018 im Positionspapier „IndustrieWasser 4.0″ der DECHEMA Gesellschaft für Chemische Technik und Biotechnologie e.V. detailliert dargestellt.

Ziel von DynaWater 4.0 ist es, auf der Grundlage des Konzepts „IndustrieWasser 4.0″ Modelle und Cyber-physische Systeme (CPS), Sensornetze, Datenplattformen sowie Komponenten von industriellem Wassermanagement und industrieller Produktion miteinander zu vernetzen. Dies wird an konkreten Beispielen der Branchen Chemie, Stahl und Kosmetik demonstriert und bewertet. Dabei reicht der Grad der Vernetzung von der digitalen Verknüpfung von Prozessen innerhalb eines Unternehmens über den Standort bis zur Einbindung der kommunalen (Ab)Wasserwirtschaft. Zusätzlich wollen die Projektpartner zeigen, wie auch andere Branchen diese Ergebnisse verwerten können. So lässt sich die digitale Zusammenarbeit zwischen industriellem Wassermanagement und Produktion auf unterschiedlichen Ebenen beispielhaft darstellen. Außerdem sollen die entstehenden Optimierungspotentiale abgeschätzt werden.

Unter der Koordination der DECHEMA und Leitung von Dr. Thomas Track arbeiten acht Partner an dem Projekt: DECHEMA e.V., VDEh-Betriebsforschungsinstitut GmbH, Deutsche Edelstahlwerke Specialty Steel GmbH & Co. KG, Fraunhofer Institut für Offene Kommunikationssysteme, Institut für Automation und Kommunikation e.V., Evonik Technology & Infrastructure GmbH, Technische Universität Berlin und die EnviroChemie GmbH. Die DECHEMA ist darüber hinaus für die Bewertung der Effizienzpotentiale aus den Demonstrationsergebnissen, die Erarbeitung einer Roadmap zur Weiterentwicklung des Themas für die Anwendung sowie den Dialog mit der Fachöffentlichkeit verantwortlich.

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützt das Verbundprojekt „DynaWater4.0 – Dynamische Wertschöpfungsnetzwerke durch digitale Kollaboration zwischen industriellem Wassermanagement und Produktion“ als Teil der Fördermaßnahme „Industrie 4.0-Kollaborationen in dynamischen Wertschöpfungsnetzwerken (InKoWe)“ im Cluster Wasser.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Dr. Thomas Track, DECHEMA e.V.
Tel.: 069 7564-427, Fax: 069 7564-117, thomas.track@dechema.de

Quelle: IDW 

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Fütterungspläne für flexible Biogasproduktion: bis zu 50% weniger Gasspeicherbedarf

Uwe Krengel Pressestelle
Fraunhofer-Institut für Energiewirtschaft und Energiesystemtechnik IEE

Im Forschungsvorhaben »Upgrading von Bestandsbiogasanlagen hin zu flexiblen Energieerzeugern durch eine bedarfsorientierte Dynamisierung
der Biogasproduktion (UBEDB)« haben das Fraunhofer-Institut für Energiewirtschaft und Energiesystemtechnik (IEE) und der Landesbetrieb Hessisches Landeslabor mit Unterstützung durch den Maschinenring Kommunalservice Kassel GmbH, untersucht, wie sich die Biogasproduktion durch ein gezieltes Fütterungsmanagement mit verschiedenen, typischen landwirtschaftlichen Substraten flexibilisieren lässt. Die Ergebnisse des UBEDB-Projektes präsentiert das Fraunhofer IEE heute im Rahmen des Trading&Finance-Forums auf der Messe E-World in Essen.

Ziel des Projekts UBEDB war es, die flexibilisierte, bedarfsgerechte Stromerzeugung ohne die sonst üblichen, teuren technischen Änderungen zu ermöglichen. Als Flexibilitätskriterium wurde eine Verstromungspause (Zeit ohne Gasbedarf, trotz fortlaufender Biogasproduktion) am Wochenende von bis zu 60 Stunden angestrebt.

Auf Grundlage von theoretischen Verstromungsprofilen, wurden – erst im Labor, dann in Praxisversuchen – die für eine entsprechende bedarfsorientierte Gasproduktion passende Substratauswahl und Substratzufuhr erforscht. Dabei wurden im Labor insgesamt sechs verschiedene Substratzusammensetzungen mit neun verschiedenen Substraten erprobt.

Die Substratvarianten mit den vielversprechendsten Ergebnissen wurden anschließend an der Versuchsbiogasanlage auf dem Landwirtschaftszentrum Eichhof in Bad Hersfeld mit Unterstützung durch den Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) in die Praxis überführt. Dort konnte die flexible Biogasproduktion mit drei unterschiedlichen Substratvarianten über einen Zeitraum von acht Monaten praktisch erprobt wer-den. In den Versuchen wurden Substratvarianten mit Rinderfestmist, Schweine- und Rindergülle, Maissilage, Getreideschrot, Zuckerrüben und durchwachsende Silphie (siliert) berücksichtigt.

Sowohl im Laborversuch als auch in der praktischen Erprobung in der Versuchsbiogasanlage auf dem Eichhof zeigen die Ergebnisse der Versuche, dass sich entsprechend des unterstellten Stromeinspeisefahrplans (mit bis zu 60 Stunden Zeitdauer ohne Gasbedarf), eine deutliche Einsparung der für die Überbrückungszeit erforderlichen Gasspeicherkapazität erzielen lässt. In den großtechnischen Versuchen konnte durch die Verschiebung der Gasproduktion in die BHKW-Betriebszeiten an Wochentagen bis zu 50% des Gasspeicherbedarfs gegenüber einem Betrieb mit kontinuierlicher Gasproduktion eingespart werden. Ein derart angepasstes Fütterungsmanagement könnte damit eine maßgebliche Investitionskosteneinsparung bei der Gasspeichererweiterung ermöglichen.

Die auf den Versuchsergebnissen aufbauende ökonomische Analyse zeigt, dass die Einsparung bei Gasspeicherkapazitäten (vermiedenen bzw. reduzierte Investitionskosten gegenüber einem Anlagenbetrieb mit gleicher Verstromungsflexibilität bei kontinuierlicher Gasproduktion) zu einer verbesserten Wirtschaftlichkeit führt. Zudem erlaubt die flexible Gasproduktion, bei entsprechender Erhöhung der BHKW-Leistung, auch eine flexible Stromerzeugung ohne Erweiterung des Gasspeichers. Am Beispiel einer Biogasanlage mit 500 kW elektrischer Leistung erzielte diese Flexibilisierungsvariante die höchste Annuität und wäre für Biogasanlagenbetreiber die attraktivste Option.

Die im Abschlussbericht zum Verbundprojekt dargelegten Forschungsergebnisse zeigen, dass eine flexible Biogasproduktion durch angepasstes Fütterungsma-nagement mit verschiedenen im landwirtschaftlichen Umfeld üblicherweise verfügbaren Substraten möglich ist und bei reduzierten Investitionen für Gasspeichererweiterung die Wirtschaftlichkeit des flexiblen Anlagenbetriebs verbessert werden kann.

Wesentlich ist dabei, dass die an der Anlage vorhandenen Einbringsysteme zu den verschiedenen Substraten passen. Unter Umständen muss der Überlauf in den Nachgärbehälter kontrolliert erfolgen (»Kurzschlussströme« vermeiden), die Einstellung der Überdrucksicherung angepasst werden und eine etwaige Schaumbildung beim Einsatz von schnell abbaubaren Substraten (z.B. Getreideschrot), bei der Umstellung auf eine flexible Biogasproduktion bei Einsatz verschiedener Substrate beachtet werden. Biogasanlagenbetreibern wird empfohlen, neben der Prüfung und ggf. Anpassung von BHKW-Leistung und Gasspeicherkapazität vor allem auch die Einbringtechnik und ggf. Rührwerkstechnik auf notwendige Eignung und Leistungsfähigkeit zu überprüfen.

Aus Anbausicht ökologisch vorteilhafte Substrate wie Kleegras-Luzerne, Silphie und Wildpflanzenmischungen wiesen eine insgesamt geringere Abbaugeschwindigkeit auf, als die Referenz Mais. Dennoch konnten in allen Szenarien ähnliche Einsparungspotentiale erreicht werden. Dies wurde durch eine entsprechende Anpassung der Fütterungsstrategie an die Kinetik des Substrates erreicht. Mit Substraten wie z. B. Mist und heterogener Wildpflanzensilage konnte in den Versuchen gezeigt werden, dass die Flexibilisierung der Biogasproduktion im Wochengang weniger vom Substrat, als vielmehr von der geschickten Planung der Fütterung abhängt.

Das IEE erforscht und vergleicht intensiv die unterschiedlichsten Flexibilitätsoptionen,
zu denen auch das Projekt UBEDB gehört und stellt diese im Rahmen des »Trading & Finance« Forum auf der E-World am 6. Februar 2019 vor.

Das Verbundvorhaben »Upgrading von Bestandsbiogasanlagen hin zu flexiblen Energieerzeugern durch eine bedarfsorientierte Dynamisierung der Biogasproduktion« wurde vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) aus dem Programm Nachwachsende Rohstoffe finanziell gefördert und von der FNR als Projektträger des BMEL fachlich betreut.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Dr. Henning Hahn

Fraunhofer IEE
Goethestraße 29
34119 Kassel

Telefon +49 561 7294-261
henning.hanh@iee.fraunhofer.de

Originalpublikation:
Den vollständigen Forschungsbericht und weitere Informationen zum Ver-bundprojekt »Upgrading von Bestandsbiogasanlagen hin zu flexiblen Energie-erzeugern durch eine bedarfsorientierte Dynamisierung der Biogasproduktion (UBEDB)« sowie den Kontakt zu den Projektleitern erhalten Sie über folgende Links:

https://www.fnr.de/index.php?id=11150&fkz=22401614
https://www.fnr.de/index.php?id=11150&fkz=22400415

Weitere Informationen:

http://s.fhg.de/7X7

Anhang
Fütterungspläne für flexible Biogasproduktion: bis zu 50 % weniger Gasspeicherbedarf
https://idw-online.de/de/attachment70910

Quelle: IDW 

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Wasserwiederverwendung in der Landwirtschaft: Fallstudien zeigen Machbarkeit

Melanie Neugart Wissenskommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung

Wetterextreme wie lang anhaltende Trockenheit stellen die Landwirtschaft vor neue Herausforderungen. Gefragt sind wassersparende Bewässerungstechnologien und eine Pflanzenproduktion, die unabhängiger von langen Trockenperioden agieren kann. Hier bietet sich das hydroponische Anbauverfahren an, das mit wenig Wasser auskommt. Im Forschungsprojekt HypoWave wird dieses Verfahren mit speziell aufbereitetem Abwasser erprobt. Die ersten Fallstudien zeigen die Machbarkeit dieser wasser- und nährstoffeffizienten landwirtschaftlichen Produktion.

In Zeiten des Klimawandels, in denen extreme Wetterereignisse wie Trockenperioden auch in Deutschland zunehmen, werden auch in der Landwirtschaft Anpassungsmaßnahmen notwendig: Besonders in wasserarmen Regionen beansprucht die landwirtschaftliche Produktion den Großteil des vorhandenen Wassers. In der hydroponischen Pflanzenproduktion im Gewächshaus werden Setzlinge in Gefäßen über eine Nährstofflösung versorgt. Dabei versickert kein Wasser und es verdunstet deutlich weniger. Zudem kann die Nährstofflösung zirkulieren.

Optimiert werden kann dieses wassersparende Verfahren noch durch den Einsatz von speziell aufbereitetem Abwasser. In dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Verbundprojekt HypoWave wird diese optimierte Variante seit Herbst 2016 in einer Pilotanlage auf der Kläranlage Hattorf bei Wolfsburg erprobt. Das interdisziplinäre Forschungsteam hat mit den ersten beiden Fallstudien nun vielversprechende Ergebnisse veröffentlicht. Sie zeigen beispielhaft an zwei Regionen – dem Landkreis Gifhorn in Niedersachsen und der Gemeinde Raeren in Belgien – wie die angepasste Aufbereitung und Wiederverwendung von kommunalem Abwasser für den hydroponischen Gemüse- und Schnittblumenanbau gelingen kann. „Für kleinere Gemeinden von 500 bzw. 1.650 Einwohnerwerte kann hier auf 3.600 bzw. 6.000 m² eine wirtschaftliche Produktion erzielt werden“, sagt Marius Mohr, Koordinator der Fallstudien vom Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB. „Die Praxispartner sind an einer Fortsetzung der Kooperation interessiert.“

HypoWave-Verfahren hat Potenzial als alternative Anbauform
Die umfangreichen Interviews, die das Forschungsteam mit Akteuren in den Beispielregionen geführt hat, zeigen die Potenziale für das HypoWave-Verfahren. Besonders erfreulich sei das Interesse für den Gemüseanbau mit gereinigtem Abwasser in der Region Gifhorn, wo es schon Erfahrung im Bereich der Beregnung gebe. „Mit dem Interesse zur Zusammenarbeit von Kläranlagenbetreibern und Landwirten wird eine wichtige Hürde für die Wasserwiederverwendung genommen“, sagt Martina Winker, Projektkoordinatorin am ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung. „Das deutet darauf hin, dass die flexible HypoWave-Systemlösung auch in vergleichbaren Regionen das Potenzial als alternative Anbauform hat.“

Voraussetzung dafür ist ein fundiertes Wissen darüber, was bei Planungsprozessen für die technisch wie wirtschaftlich erfolgreiche Umsetzung eines hydroponischen Anbauverfahrens mit Wasserwiederverwendung notwendig ist. Neben gut koordinierten Partnerschaften zwischen Wasserverbänden, Landwirtschaft und allen weiteren Beteiligten sind geeignete Geschäfts- und Betreibermodelle ganz wesentlich. Das zeigen beide Fallstudien – die zweite skizziert dies nochmals am Beispiel des Wasser- und Nährstoffrecyclings zum Anbau von Schnittblumen. „Mit Blick auf den großen Absatzmarkt für Schnittblumen im grenzüberschreitenden EUREGIO-Gebiet könnte das modulare HypoWave-Verfahren insbesondere für deren Anbau in Teilen Belgiens interessant sein“, bewertet Projektkoordinatorin Martina Winker die Ergebnisse der Fallstudie für Ostbelgien. „Wir freuen uns sehr über diese positiven Ergebnisse“, ergänzt Fallstudienleiter Marius Mohr vom IGB, „zeigen sie uns doch, dass die modulare HypoWave-Systemlösung auch im europäischen Kontext attraktiv ist.“

HypoWave-Fallstudien zum Download:
Nutzung des Ablaufs eines Klärteichs zur Gemüseproduktion im Landkreis Gifhorn. Eine HypoWave-Fallstudie. Dr.-Ing. Marius Mohr, Björn Ebert, Dr. Engelbert Schramm, Dr. Jörn Germer, Dr.-Ing. Grit Bürgow (2018)
http://www.hypowave.de/fileadmin/user_upload/Ergebnisse/Broschueren/HypoWave_Bro…

Modulares Wasser- und Nährstoffrecycling zur Schnittblumenproduktion in der Gemeinde Raeren, Belgien. Eine HypoWave-Fallstudie. Michaela Fischer, Marc Beckett, Dr.-Ing. Grit Bürgow, Björn Ebert (2018)
http://www.hypowave.de/fileadmin/user_upload/Ergebnisse/Broschueren/HypoWave_Bro…

Das Forschungsprojekt HypoWave
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützt das Verbundprojekt „Einsatz hydroponischer Systeme zur ressourceneffizienten landwirtschaftlichen Wasserwiederverwendung (HypoWave)“ als Teil der Fördermaßnahme WavE. Die Projektpartner im Forschungsverbund unter der Leitung der Technischen Universität Carolo-Wilhelmina zu Braunschweig, Institut für Siedlungswasserwirtschaft (ISWW), sind das ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung, das Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB, die Universität Hohenheim (UHOH), das Julius Kühn-Institut (JKI), der Abwasserverband Braunschweig (AVB), WEB – Wolfsburger Entwässerungsbetriebe, ACS-Umwelttechnik GMBH & Co. KG, aquadrat ingenieure (a2i), aquatectura – studios for regenerative landscapes, aquatune – Dr. Gebhardt & Co. GmbH, BIOTEC Biologische Naturverpackungen GmbH und Co. KG sowie Xylem Services GmbH (Xylem). Die dreijährige Laufzeit von HypoWave endet am 31. August 2019.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Projektkoordination
Dr. Martina Winker
ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung
Hamburger Allee 45
60486 Frankfurt am Main
Tel. +49 69 707 69 19-53
Fax +49 69 707 69 19-11
winker@isoe.de
www.isoe.de

Weitere Informationen:
http://www.hypowave.de

Anhang
In Zeiten der Dürre: Fallstudien zeigen Machbarkeit der Wasserwiederverwendung in der Landwirtschaft
https://idw-online.de/de/attachment70916

Quelle: IDW 

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Süße Ungeduld: Wie positive Gefühle unsere Zeitwahrnehmung beeinflussen

Artur Krutsch Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für Bildungsforschung

Spare ich für die Weltreise oder gönne ich mir den Wochenendtrip? Trainiere ich für die Strandfigur oder bestelle ich Pizza? Werde ich heute Abend lernen oder ins Kino gehen? Oft haben wir die Wahl zwischen einer kleinen, kurzfristigen Belohnung und einer großen, zukünftigen Belohnung. Welche Rolle Emotionen bei diesen Entscheidungen spielen, konnten Forscher*innen des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung in zwei Experimenten zeigen. Demnach verzerren die durch die Belohnungen ausgelösten positiven Emotionen unsere Wahrnehmung für zukünftige Zeitspannen und verstärken dadurch unsere Ungeduld. Die Ergebnisse der Studie wurden im Journal Emotion veröffentlicht.

Obwohl wir uns vornehmen auf größere Belohnungen – eine Weltreise, die Strandfigur, den guten Abschluss – hinzusparen oder hinzuarbeiten, entscheiden wir häufig impulsiv und wählen doch kurzfristige, wenn auch kleinere Belohnungen – den Wochenendtrip, die Pizza, den Kinofilm. Dies führt dazu, dass die große Belohnung schwerer zu erreichen ist. Wenn impulsive Entscheidungen überhandnehmen und wir uns nur noch für die schnelle Belohnung entscheiden, kann das langfristig zu Problemen führen. Daher interessiert nicht nur die Wissenschaft, sondern auch Therapeut*innen, Pädagog*innen oder Ärzt*innen, wie die psychologischen Mechanismen hinter diesen oft unbewussten Entscheidungen funktionieren.

Eine neue Studie des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung konnte einen bisher unbekannten Grund für impulsives Verhalten zeigen. Demnach führen die positiven Emotionen, die der Gedanke an die zur Auswahl stehenden Belohnungen auslöst, zu einer verzerrten Zeitwahrnehmung. Die Dauer bis zur Weltreise oder bis zum Abschluss fühlt sich subjektiv länger an, als sie ist. Und so entscheiden sich viele Menschen für die kurzfristige Belohnung.

Um diesen Mechanismus zu untersuchen, hat Corinna Laube, während ihrer Promotion am Forschungsbereich Adaptive Rationalität, zwei unabhängige, aber ähnlich aufgebaute Versuche mit je 23 und 56 Proband*innen durchgeführt. Die Proband*innen nannten ihre beliebtesten Freizeitaktivitäten und schätzten deren Wert in Euros. Anschließend wurden sie vor die Wahl gestellt: eine günstigere Freizeitaktivität, zum Beispiel Minigolf, gleich heute oder eine teurere, wie einen Spa-Besuch, in zwei Wochen? Im nächsten Schritt wurde ihnen auch ein den Aktivitäten entsprechenden Geldbetrag angeboten. Sie könnten zum Beispiel 15 Euro heute oder 40 Euro in zwei Wochen bekommen. Schließlich mussten die Proband*innen noch ihre subjektive Einschätzung zu zukünftigen Zeitspannen angeben, während sie entweder an die Freizeitaktivität oder das Geld dachten: Fühlen sich zwei Wochen lang oder kurz an?

Die Ergebnisse zeigten, dass Proband*innen sich erstaunlicherweise häufiger für die kleinere, aber sofortige Freizeitaktivität entschieden als für den entsprechenden, kleineren Geldbetrag. Gleichzeitig kam Probanden dieselbe Zeitspanne länger vor, wenn sie an ihre liebsten Freizeitaktivitäten dachten, als wenn sie bloß an den entsprechenden Geldbetrag dachten. Die auf Freizeitaktivitäten gerichteten positiven Emotionen führen somit dazu, dass Menschen zukünftige Zeitspannen als länger wahrnehmen, während der Gedanke an Geld eher weniger Emotionen auslöst und die Zeitwahrnehmung nicht beeinflusst. Zwei Wochen bis zum Spa-Besuch fühlen sich demnach länger an, als zwei Wochen bis zur Auszahlung von 40 Euro.

„Entscheidungen, die mit positiven Gefühlen verbunden sind, führen zu einer veränderten Wahrnehmung zukünftiger Zeitspannen, was wiederum Menschen impulsiver handeln lässt“, sagt Corinna Laube, inzwischen Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Forschungsbereich Entwicklungspsychologie. „Mit diesem Wissen könnten neue psychotherapeutische Behandlungsmöglichkeiten für Menschen entwickelt werden, die zu impulsiven Entscheidungen neigen. Jemand, der gelernt hat zukünftige Zeitspannen objektiver und realistischer einzuschätzen, ist geduldiger und kann leichter auf die größere Belohnung warten.“

Originalpublikation:

Laube, C., & van den Bos, W. (2018). It’s about time: How integral affect increases impatience. Emotion. Advance online publication. https://doi.org/10.1037/emo0000553

Weitere Informationen:
https://www.mpib-berlin.mpg.de/de/presse/2019/02/suesse-ungeduld-wie-positive-ge…

Quelle: IDW 

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Nitratabbau im Grundwasser: Selbstreinigungskraft des Untergrunds höher als angenommen

Christian Wißler Pressestelle
Universität Bayreuth

Der Eintrag von reaktivem Stickstoff in Gewässer verursacht weltweit schwere ökologische Schäden. Umso wichtiger sind natürliche Reinigungsprozesse im Untergrund, die wenigstens einen Teil dieser Verschmutzung wieder beseitigen können. Ein internationales Forschungsteam unter Leitung der Universität Rennes (Frankreich), an der auch Hydrologen der Universität Bayreuth und vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) beteiligt waren, kommt zu dem Schluss, dass die Kapazität vieler tiefer Grundwasserleiter Nitrat zu entfernen wohl höher ist als oft angenommen. Im Fachjournal PNAS stellen sie eine robuste Methode zur Bewertung dieses Selbstreinigungspotenzials vor.

Reaktiver Stickstoff gelangt über stickstoffhaltige Düngemittel der Landwirtschaft sowie durch den Eintrag aus der Atmosphäre in den Boden. Dort wird ein Teil von Pflanzen aufgenommen, der Rest wird vor allem als Nitrat in tiefere Bodenschichten ausgespült und gelangt schließlich ins Grundwasser. „Die Prozesse, die sich in den tiefen Bodenschichten abspielen, werden durch unsere üblichen Messvorrichtungen jedoch kaum erfasst. Deshalb ist es meist schwer festzustellen, wieviel Stickstoff bis ins Grundwasser und die von ihm gespeisten Flüsse transportiert wird“, sagt Dr. Tamara Kolbe, Wissenschaftlerin an der schwedischen Universität für Agrarwissenschaften in Uppsala und Erstautorin der Studie.

Ein internationales Team von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern hat es nun mithilfe einer neuen Methode geschafft, das Reinigungspotenzial des Untergrunds zu bewerten.

Basis der Forschungsarbeit sind Daten zu Qualität und Alter des Grundwassers aus mehr als 50 Grundwasserbrunnen in Frankreich und den USA. Zur Überraschung der Wissenschaftler zeigten sich bei 80 Prozent der Brunnen Zeichen eines deutlichen Abbaus von Nitrat in der Tiefe. Kolbe und ihre Koautoren führen das auf die Existenz von energiereichen Mineralien im Untergrund zurück. Dieser Zusammenhang lässt sich dadurch erklären, dass einige Mikroorganismen bei der Atmung anstelle von Sauerstoff Nitrat umsetzen können. Dabei wird das Nitrat in harmloses Stickstoffgas umgewandelt, das den Großteil der Atmosphäre ausmacht. Damit dieser Umwandlungsprozess stattfinden kann, benötigen die Mikroben eine Energiequelle. Diese finden sie in der Regel im organischen Kohlenstoff (z.B. aus Pflanzenresten) der Böden. Allerdings erreicht nur ein geringer Teil des organischen Kohlenstoffs tiefere Grundwasserleiter. Häufig ist das grundwasserführende Gestein jedoch reich an energiereichen Mineralien wie Eisen- und Schwefelverbindungen. Einige Mikroorganismen können diese Gesteinsmineralien nutzen, um damit Nitrat abzubauen, auch lange nachdem der organische Kohlenstoff bereits aufgebraucht ist.

„Dies ist auch deshalb eine gute Nachricht, weil Trinkwasser häufig aus Grundwasserleitern in großer Tiefe gewonnen wird“, erklärt Prof. Stefan Peiffer von der Universität Bayreuth und Mitautor der Studie. Aus diesem Befund folgt allerdings nicht, dass stickstoffhaltiger Dünger bedenkenlos in unbegrenzter Menge auf Ackerflächen ausgebracht werden darf. „Die Verfügbarkeit mineralischer Energiequellen für den mikrobiellen Nitratabbau im Untergrund ist endlich und das Schutzpotenzial des Untergrunds damit begrenzt“, warnt Mitautor Prof. Jan Fleckenstein vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ).

Die Ergebnisse der Studie könnten auch erklären, warum Nitrat aus dem Grundwasser selbst dann noch in Fließgewässer gelangen kann, wenn die Einträge in den Boden schon längst stark reduziert oder sogar gestoppt wurden. Verschmutztes Wasser kann über lange Zeiträume im Untergrund unterwegs sein, ohne dass die richtigen Bedingungen für den Nitratabbau angetroffen werden. So kann es zu einer erheblichen Zeitverzögerung zwischen einem umweltfreundlicheren Management in der Landwirtschaft und gesünderen Ökosystemen kommen. „Die Methoden, die wir im Rahmen unserer Studie entwickelt haben, lassen uns die Erholungszeiträume für kontaminierte Grundwasserleiter besser abschätzen. Dieses Wissen könnte Verantwortliche in der Umweltpolitik auch vor unrealistischen Erwartungen bewahren“, ergänzt Tamara Kolbe.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Prof. Dr. Stefan Peiffer
Lehrstuhl für Hydrologie
Universität Bayreuth
s.peiffer@uni-bayreuth.de

Prof. Dr. Jan Fleckenstein
Leiter des Departments Hydrogeologie am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ)
jan.fleckenstein@ufz.de

Originalpublikation:
Tamara Kolbe, Jean-Raynald de Dreuzy, Benjamin W. Abbott, Luc Aquilina, Tristan Babey, Christopher T. Green, Jan H. Fleckenstein, Thierry Labasque, Anniet M. Laverman, Jean Marçais, Stefan Peiffer, Zahra Thomas, and Gilles Pinay: Stratification of reactivity determines nitrate removal in groundwater. DOI: 10.1073/pnas.1816892116

Quelle: IDW 

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Die Größe des Gehirns beeinflußt Geschmackswahrnehmung

Sabine Ranke-Heinemann Pressestelle
Australisch-Neuseeländischer Hochschulverbund / Institut Ranke-Heinemann

Süß oder bitter? Wissenschaftler der University of Queensland haben herausgefunden, dass die Größe des Gehirns das Geschmacksempfinden beeinflußt. Je größer das Gehirn, umso weniger bitter wird beispielsweise Tonic Water empfunden.

Die Größe des Gehirns steht nicht nur in Relation zur Intelligenz des Menschen, sondern bestimmt auch, wie bitter er den Geschmack von Tonic Water empfindet, wie Forscher der University of Queensland herausgefunden haben.

Postdoctoral Research Fellow Dr. Daniel Hwang des UQ Diamantina Institute sagte, es sei das erste Mal, dass die Beziehung von Gehirngröße und Geschmackswahrnehmung untersucht wurde.

„Jeder will wissen, warum wir bestimmte Lebensmittel mögen und warum Menschen Vorlieben für bitteren oder süßen Geschmack haben“, sagte Dr. Hwang.

„Es war unklar, ob die Gehirngröße mehr als den IQ einer Person bestimmt, aber jetzt können wir zeigen, dass sie beeinflußt, wie wir Essen und Trinken wahrnehmen.“

„Ob Sie nun Tonic Water genießen oder nicht, Menschen mit größerem Gehirn finden es normalerweise weniger bitter.“

Mehr als 1600 Teilnehmer in Australien und Amerika bewerteten ihre wahrgenommene Intensität verschiedener süßer und bitterer Getränke. Die Größe ihres Gehirns wurde dann mit einem MRT-Scan gemessen.

„Wir fanden heraus, dass die linke Seite des entorhinalen Kortex, ein Bereich des Gehirns, der für Gedächtnis, Geruch und visuelle Wahrnehmung verantwortlich ist, bei Menschen, die Chinin als weniger bitter empfanden, größer war.

„Chinin ist eine Schlüsselkomponente im Tonic Water und wird häufig verwendet, um die Reaktion von Menschen auf einen bitteren Geschmack zu beurteilen.“

Dr. Hwang sagte, dass die Ergebnisse das Verständnis über den gustatorischen Kortex, des Teils des Gehirns, der Geschmackssignale verarbeitet und Geschmacksempfindungen erzeugt, erhöhen.

„Unsere Studie ist ein Schritt, um genau zu verstehen, wie das Gehirn den Geschmack wahrnimmt“, sagte er.“Die Ergebnisse haben Auswirkungen auf die Verbesserung des Ernährungsverhaltens und die Behandlung von Essstörungen.

„Durch die gezielte Behandlung bestimmter Bereiche des gustatorischen Kortex könnten wir Essstörungen mit Methoden wie der transkraniellen Magnetstimulation behandeln, einer nicht-invasiven Behandlung, die derzeit zur Behandlung psychischer Erkrankungen eingesetzt wird.“

Die Studie war eine Zusammenarbeit zwischen UQ, dem QIMR Berghofer Medical Research Institute und dem Monell Chemical Senses Center und ist in Behavioural Brain Research (doi.org/10.1016/j.bbr.2019.01.046) veröffentlicht.

Weitere Informationen:
Institut Ranke-Heinemann / Australisch-Neuseeländischer Hochschulverbund
Pressestelle Friedrichstr. 95
10117 Berlin
Email: berlin@ranke-heinemann.de
Tel.: 030-20 96 29 593

oder

Dr Daniel Hwang
Faculty of Medicine
University of Queensland
Email: d.hwang@uq.edu.au
Tel: +61 7 3443 7976

Das Institut ist die gemeinnützige Einrichtung zur Förderung des Austausches und der Auslandsstudien insbesondere mit allen Universitäten Australiens und Neuseelands sowie zur Förderung von Wissenschaft und Forschung. In seinen Förderprogrammen stellt es SchülerInnen und Studierenden Unterstützung in der Finanzierung durch Stipendien und Coaching in der Studienberatung und Studienplatzbewerbung zur Verfügung.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Dr Daniel Hwang
Faculty of Medicine
University of Queensland
Email: d.hwang@uq.edu.au
Tel: +61 7 3443 7976

Weitere Informationen:
https://www.ranke-heinemann.de

Quelle: IDW 

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Berühmtes „Sandhaufen-Modell“ bewegt sich wie wandernde Sanddünen

Dr. Elisabeth Guggenberger Communications and Events
Institute of Science and Technology Austria

Forscher des IST Austria fanden neue Eigenschaft eines wichtigen physikalischen Modells. Ihre Ergebnisse wurden in PNAS veröffentlicht.

Das sogenannte Abelsche Sandhaufenmodell wird seit mehr als 30 Jahren intensiv erforscht, um das Phänomen der selbstorganisierten Kritikalität besser zu verstehen. Dieses Phänomen spielt in einer Vielzahl physikalischer, biologischer und wirtschaftswissenschaftlicher Prozesse eine wichtige Rolle, wie zum Beispiel beim koordinierten Feuern von Neuronen, bei der Ausbreitung von Waldbränden, in der Verteilung der Erdbebengrößen und sogar im koordinierten Verhalten von Ameisenkolonien. Obwohl der Abelsche Sandhaufen als das archetypische Modell zur Erforschung der selbstorganisierten Kritikalität angesehen wird, sind noch etliche Fragen zu seinen Eigenschaften ungeklärt und stellen ein aktives Forschungsfeld dar. Moritz Lang und Mikhail Shkonikov vom Institute of Science and Technology Austria (IST Austria) haben nun eine neue Eigenschaft dieses mathematischen Modells entdeckt: Indem sie Sandkörner auf spezifische Weise auf den Sandhaufen „rieseln“ ließen, erzeugten sie Dynamiken, die der Art ähneln wie Sanddünen in der Wüste Gobi oder der Namib entstehen, sich fortbewegen, zusammenstoßen und schlussendlich verschwinden. Anders als Sanddünen in realen Wüsten bestehen jedoch die Dünen in ihrer Arbeit, die in der aktuellen Ausgabe von PNAS veröffentlicht wurde, aus selbstähnlichen fraktalen Mustern, ähnlich der berühmten Mandelbrot-Menge.

Die Regeln des „Sandhaufen-Experiments“ sind recht einfach: Das Modell besteht im Wesentlichen aus einem regelmäßigen „Spielbrett“ mit quadratischen Feldern, ähnlich einem Schachbrett, auf das Sandkörner zufällig fallen gelassen werden. Felder, die weniger als vier Sandkörner beinhalten, bleiben dabei stabil und verändern sich nicht. Wenn sich jedoch mehr als vier Sandkörner auf einem Feld ansammeln, wird das Feld instabil und „kippt“. Bei einem solchen Kippen werden dann vier Sandkörner von dem instabilen Feld genommen und gerecht auf die vier benachbarten Felder verteilt: eines nach oben, eines nach unten, eines nach links und eines nach rechts. Dieser Prozess des Kippens kann dazu führen, dass auch die benachbarten Felder instabil werden und kippen, was wiederum dazu führen kann, dass die nächsten Nachbarn kippen und so weiter – eine „Lawine“ entsteht. Ähnlich wie bei echten Lawinen in den Alpen haben diese Lawinen im Sandhaufenmodell keine charakteristische Größe, und es ist äußerst schwierig vorherzusagen, ob das nächste Sandkorn eine große Lawine verursacht, oder überhaupt keine.

Das Sandhaufenmodell wird zwar aufgrund der Einfachheit dieser Regeln regelmäßig als Beispiel in Einführungskursen zur Programmierung an Universitäten oder sogar Schulen verwendet, weist jedoch verschiedene mathematische und physikalische Phänomene auf, die bis heute ungeklärt sind – trotz mehr als drei Jahrzehnten intensiver Forschung. Zu den faszinierendsten dieser Phänomene gehört das Auftreten von fraktalen Mustern im Sandhaufen. Diese fraktalen Sandhaufen zeichnen sich durch sich wiederholende Muster aus, bei denen immer wieder dieselben Formen erscheinen, jedoch in immer kleineren Varianten – man spricht von selbstähnlichen Mustern. Das Auftreten dieser fraktalen Muster hat sich bisher jeder mathematischen Erklärung entzogen. Auch die Forscher am IST Austria konnten dieses mathematische Rätsel auch nicht lösen. Stattdessen machten sie diese Rätzel noch ein wenig mysteriöser, indem sie zeigten, dass diese fraktalen Sandhaufen scheinbar kontinuierlich ineinander übergehen können. Sie konnten Filme produzieren, in denen die fraktalen Muster wahlweise, abhängig von dem Standpunkt des Betrachters, entweder Dynamiken zeigen die der Fortbewegung realer Sanddünen ähneln, oder aber „psychedelischen Filmen“ aus den 70er Jahren.

Eine mathematische Frage nicht zu lösen, sondern nur noch mysteriöser erscheinen zu lassen, scheint auf den ersten Blick wissenschaftlich nicht zielführend zu sein. Die beiden Wissenschaftler, Moritz Lang, Postdoc in der Forschungsgruppe von Professor Calin Guet, und Mikhail Shkonikov, Postdoc in der Gruppe von Professor Tamas Hausel, glauben jedoch, dass ihre „psychedelischen Filme“ der Schlüssel zum besseren Verständnis des Sandhaufenmodells und damit möglicherweise auch vieler anderer physikalischer, biologischer oder sogar wirtschaftlicher Phänomene sein könnten. „Wir haben sozusagen universelle Koordinaten für Sanddünen gefunden“, sagt Mikhail Shkonikov, „Im Prinzip können wir jetzt jede Düne in der Wüste benennen, identifizieren und katalogisieren.“ Moritz Lang, ein theoretischer Biologe, fügt hinzu: „Der Schlüssel zum Verständnis jedweder physikalischen oder biologischen Phänomene ist die Folgen dieser Phänomene zu verstehen. Je mehr zwingende Konsequenzen eines Phänomens wir kennen, desto schwieriger wird es wissenschaftliche Hypothesen zu entwickeln, die mit all diesen Konsequenzen übereinstimmen. In diesem Sinne stellt die Kenntnis aller möglicher Sanddünen und der Art ihrer Fortbewegung viele Einschränkungen dar, und wir hoffen, dass wir dadurch am Ende genügend Heu vom Heuhaufen entfernen können, um die Nadel zu finden.“

Die beiden Forscher sehen viele Anwendungsmöglichkeiten ihrer theoretischen Arbeit auf reale Probleme, wie in der Vorhersage von Erdbebengrößen, in der Funktionsweise des menschlichen Gehirns, in der Physik oder sogar in den Wirtschaftswissenschaften: „In all diesen Bereichen finden wir Heuhaufen, die sich ähneln, sehr ähneln. Vielleicht stellt sich am Ende heraus, dass es sich in Wirklichkeit immer um denselben Heuhaufen handelt, und dass es darin nur eine Nadel gibt die man finden kann.“

Moritz Lang promovierte im Frühjahr 2015 an der ETH Zürich mit seiner Arbeit “ Modular identification and analysis of biomolecular networks“ und kam im August 2015 an das IST Austria. Mikhail Shkonikov promovierte an der Universität Genf und forscht seit 2017 am IST Austria.

Finanzierungsinformationen:
Die Forschung wurde am IST Austria durchgeführt und erhielt eine Förderung aus dem ISTFELLOW-Programm, einem Marie Skłodowska-Curie COFUND-Grant, kofinanziert durch das IST Austria und die Europäischen Union im Rahmen des Forschungs- und Innovationsprogramms „Horizon 2020″. Dieses Programm wurde durch ein weiteres COFUND-Stipendium abgelöst, das für Bewerbungen von qualifizierten Post-DoktorantInnen aus aller Welt offen steht: dem ISTplus-Programm. https://ist.ac.at/research/postdoctoral-research/istplus/

Über das IST Austria
Das Institute of Science and Technology (IST Austria) in Klosterneuburg ist ein Forschungsinstitut mit eigenem Promotionsrecht. Das 2009 eröffnete Institut widmet sich der Grundlagenforschung in den Naturwissenschaften, Mathematik und Informatik. Das Institut beschäftigt ProfessorInnen nach einem Tenure-Track-Modell und Post-DoktorandInnen sowie PhD StudentInnen in einer internationalen Graduate School. Neben dem Bekenntnis zum Prinzip der Grundlagenforschung, die rein durch wissenschaftliche Neugier getrieben wird, hält das Institut die Rechte an allen resultierenden Entdeckungen und fördert deren Verwertung. Der erste Präsident ist Thomas Henzinger, ein renommierter Computerwissenschaftler und vormals Professor an der University of California in Berkeley, USA, und der EPFL in Lausanne. http://www.ist.ac.at

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Moritz Lang
moritz.lang@ist.ac.at

Originalpublikation:
Moritz Lang und Mikhail Shkolnikov: Harmonic dynamics of the Abelian sandpile, PNAS 2019, https://doi.org/10.1073/pnas.1812015116
https://www.pnas.org/content/early/2019/02/05/1812015116

Weitere Informationen:
https://www.youtube.com/watch?v=4EETd94ud1o
https://langmo.github.io/interpile/videos.html Videos der beweglichen fraktalen Muster. Die Videos stehen unter einer Creative Commons Lizenz und können daher frei weiterverwendet werden. Auf Wunsch stellen wir gerne hochauflösende Versionen der Videos bereit.
https://www.youtube.com/channel/UCD-1U3y52P7jx_RNqthASpQ

Quelle: IDW 

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Sind sich Fische ihrer selbst bewusst?

Dr. Harald Rösch Wissenschafts- und Unternehmenskommunikation
Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V.

Putzerfische scheinen sich selbst im Spiegel zu erkennen
Schimpansen, Delfine, Krähen und Elstern erkennen ihr Spiegelbild als Abbild des eigenen Körpers. Bislang gilt dies als Anzeichen dafür, dass diese Arten ein Bewusstsein von sich selbst besitzen. Wissenschaftler vom Max-Planck-Institut für Ornithologie in Radolfzell und der Universität Konstanz sowie der Osaka City University haben nun entdeckt, dass auch Putzerfische auf ihr Spiegelbild reagieren und versuchen, Flecken auf ihrem Körper zu entfernen, wenn sie diese im Spiegel sehen. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass diese Fische deutlich höhere geistige Fähigkeiten besitzen als bisher angenommen. Gleichzeitig stoßen sie eine Diskussion darüber an, wie Wissenschaftler die Intelligenz von Lebewesen ermitteln können, die vom Menschen so verschieden sind.

Beim klassischen Spiegeltest markieren Forscher das Gesicht oder andere Stellen des Körpers eines Tieres mit Farbflecken. Um den Test zu bestehen, müssen die Tiere die markierte Stelle genau in Augenschein nehmen oder gezielt berühren.

Um zu überprüfen, ob Fische sich selbst im Spiegel erkennen können, haben die Forscher die Reaktion von Putzerfischen (Labroides dimidiatus) auf einen Spiegeltest untersucht. Putzerfische leben in den Ozeanen und ernähren sich von Parasiten auf der Haut anderer Fische. Die Wissenschaftler markierten die Fische an einer Stelle des Körpers, die diese nur im Spiegel betrachten konnten. Der Test galt als bestanden, wenn die Fische die markierte Stelle an einer Oberfläche reiben und so versuchen, die Farbe zu entfernen.

Tatsächlich versuchten die Putzerfische, die Flecken auf ihrer Haut zu entfernen. Versahen die Forscher die Tiere mit Flecken, gaben ihnen jedoch keinen Spiegel, reagierten die Fische dagegen nicht darauf, ebenso wenig wie auf transparente Markierungen, die im Spiegel nicht sichtbar waren. Putzerfische versuchen zudem beim Anblick anderer markierter Artgenossen nicht, vermeintliche Flecken an ihrem eigenen Körper zu entfernen. Auf Flecken direkt auf dem Spiegel reagieren sie ebenfalls nicht. „Durch all diese Beobachtungen können wir ausschließen, dass die Fische instinktiv auf an Parasiten erinnernde Markierungen in ihrer Umwelt reagieren. Nur der Anblick von Flecken auf der eigenen Haut stellt folglich für einen Putzerfisch einen Reiz dar, auf den er reagiert. Damit erfüllt das Verhalten der Putzerfische alle Kriterien für einen bestandenen Spiegeltest“, erklärt Alex Jordan vom Max-Planck-Institut für Ornithologie und der Universität Konstanz.

Belegen die Ergebnisse nun, dass Putzerfische tatsächlich ein Bewusstsein für das eigene Selbst besitzen – eine Eigenschaft die man bisher nur einigen Säugetieren und Vögeln zuschreibt? Oder sind für das Bestehen eines Spiegeltests andere Fähigkeiten nötig als bisher angenommen? „Unsere Beobachtungen lassen nur wenig Zweifel, dass dieser Fisch mit seinem Verhalten alle Kriterien für einen bestandenen Spiegeltest erfüllt. Weniger klar ist dagegen, ob man daraus schließen kann, dass Fische sich ihrer selbst bewusst sind – auch wenn in der Vergangenheit vielen Tieren ein Selbst-Bewusstsein zugeschrieben worden ist, nachdem sie den Spiegeltest bestanden hatten“, sagt Jordan.

Das Argument, dass das Verhalten der Fische nicht eindeutig genug ist, um von einem bestandenen Spiegeltest zu sprechen, würde die generelle Glaubwürdigkeit des Spiegeltests in Frage stellen. Schließlich haben sich die Putzerfische während des Tests ähnlich verhalten wie andere Tiere bei gleichem Versuchsaufbau. „Die nahe liegende Erklärung ist, dass die Fische zwar den Spiegeltest bestehen, sie sich aber nicht ihrer selbst bewusst sind. Vielmehr erkennen sie ihr Spiegelbild als Abbild des eigenen Körpers, verstehen jedoch nicht, was es bedeutet. Wir müssen also den Spiegeltest kritisch hinterfragen und überlegen, ob er weiterhin als Standard für den Selbst-Bewusstseins-Nachweis bei Tieren eingesetzt werden sollte“, sagt Jordan.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Dr. Alex Jordan
Max-Planck-Institut für Ornithologie, Standort Radolfzell, Radolfzell
ajordan@orn.mpg.de

Originalpublikation:
Masanori Kohda, Hatta Takashi, Tmohiro Takeyama, Satoshi Awata, Hirokazu Tanaka, Jun-ya Asai, Alex Jordan
Cleaner wrasse pass the mark test. What are the implications for consciousness and self-awareness testing in animals?
PLOS Biology; 7 February, 2019 (DOI: 10.1101/397067)

Quelle: IDW 

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Windenergie liefert fast drei Viertel des erwarteten Stroms

Dr. Eberhard Fritz Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für Biogeochemie

Alterung und Windschatten-Effekte schmälern den tatsächlichen Ertrag – 20 Prozent der Differenz bleiben ungeklärt.

Die Energiewende in Deutschland hat gerade einen neuen Rekord erreicht. Fast 40 Prozent des erzeugten Stroms kamen im Jahr 2018 aus erneuerbaren Quellen, allein 17 Prozent aus Windkraft. Damit trägt die Windenergie etwa in dem Maße zum Strommix bei, wie unter den Windbedingungen in Deutschland zu erwarten ist. Das haben Forscher des Max-Planck-Instituts für Biogeochemie festgestellt, indem sie die mögliche mit der tatsächlich gewonnenen Energie der Windturbinen verglichen.

Der Blick auf manchen Windpark macht skeptisch: Oft stehen einzelne Turbinen still. Dieser Eindruck passt nicht zu der Maßgabe, dass die Windenergie intensiv genutzt werden soll, um den Anforderungen der Energiewende zu genügen. Vor dem Hintergrund fragen auch Wissenschaftler in den vergangenen Jahren zunehmend, ob der zu erwartende Beitrag der Windenergie zum Strommix nicht überschätzt wird. Sonja Germer und Axel Kleidon, die am Max-Planck-Institut für Biogeochemie in Jena forschen, haben jedoch festgestellt, dass Windturbinen in Deutschland gut 73 Prozent der theoretisch möglichen Energie liefern. „Unserer Untersuchung zufolge nutzen die Turbinen den Wind bislang größtenteils effektiv und tragen so zum Erfolg der Energiewende bei“, sagt Axel Kleidon.

In ihrer Studie, die den Zeitraum 2000 bis 2014 umfasst, kombinierten die Forscher Daten des Deutschen Wetterdiensts (DWD) zu Windfeldern mit Angaben zu den Standorten und technischen Eigenschaften der Windräder. So bestimmten sie, wieviel Strom die Turbinen bei den gegebenen Windverhältnissen idealerweise erzeugen sollten. Demnach beträgt die im besten Fall zu erwartende Effizienz der Windturbinen, also das Verhältnis von tatsächlicher Strommenge zur Fähigkeit der Generatoren, Strom zu erzeugen, etwa 25 Prozent oder rund 2300 Vollaststunden pro Jahr. „Diese erwartete Effizienz scheint vergleichsweise niedrig“, sagt Axel Kleidon. „Sie ergibt sich aber aus der ungleichen Verteilung von Windgeschwindigkeiten.“ Während der Hälfte der Zeit wehen Winde in Deutschland mit weniger als 20 Kilometern pro Stunde, sodass Turbinen während dieser Zeit höchstens 10 Prozent ihrer Kapazität nutzen können.

2014 lag der Anteil der Windkraft an der Stromerzeugung bei 9,1 Prozent
Den unter diesen Bedingungen zu erwartenden Stromertrag verglichen die Forscher für etwa ein Viertel der Anlagen, für die Daten zur erzeugten Leistung zugänglich waren, mit der tatsächlichen Strommenge. Die Forscher untersuchten zudem, welche Faktoren die real von aus der Windenergie erzeugte Strommenge reduzieren. Demnach schmälerte das Altern der Windkraftanlagen den Ertrag in 2014 immerhin um knapp sieben Prozent. Das liegt auch daran, dass im Zeitraum von 2000 bis 2014 das mittlere Alter der Windkraftanlagen in Deutschland von 3,8 Jahren auf 10,8 Jahre stieg. Da Turbinen in Windparks oft im Windschatten anderer Anlagen stehen, verringert sich die Ausbeute um weitere etwa zwei Prozent. Die Wissenschaftler beobachten allerdings auch eine konstante Differenz zwischen tatsächlichem und prognostiziertem Ertrag von bis zu 20 Prozent, die sie nicht erklären können. Die einzelnen Beiträge, mit denen die Forscher die Differenz zwischen erwartetem und tatsächlichem Stromertrag begründen, lassen sich jedoch nicht einfach summieren, da der Zusammenhang zwischen den Faktoren nicht linear ist.

Den Unterschied zwischen erwartetem und tatsächlichem Stromertrag berücksichtigten die Forscher, um auf der Basis der erzeugten Strommenge den tatsächlichen Ertrag aller Windkraftanlagen in Deutschland zu ermitteln. Die erzeugte Strommenge ist demnach zwischen 2000 und 2014 von 9,1 auf 58,9 Terawattstunden pro Jahr gestiegen. Das entspricht einem Anteil von 1,6 Prozent der bundesdeutschen Stromerzeugung im Jahr 2000 und 9,1 Prozent in 2014. Diese Zahlen decken sich sehr gut mit den Daten des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie zur Leistung der Windkraftanlagen in Deutschland.

Reduzierte Windgeschwindigkeiten machen sich noch nicht bemerkbar
In früheren Studien hatten die Wissenschaftler berechnet, dass die Effizienz von Windrädern sinken sollte, je mehr Turbinen in einem Gebiet errichtet werden. Denn bei einer so intensiven Nutzung sollten die Windgeschwindigkeiten abnehmen, weil jede Turbine dem Wind einen Teil seiner Energie entzieht. „Wir haben erwartet, dass wir einen solchen Trend in einigen Regionen Deutschlands finden würden“, meint Axel Kleidon, Arbeitsgruppenleiter am Max-Planck-Institut für Biogeochemie in Jena.

Die Forscher wählten daher für die neue Studie den Zeitraum zwischen 2000 und 2014, in dem die Zahl der Windräder in Deutschland von knapp 9000 auf mehr als 25.000 zunahm. Da die Turbinen im selben Zeitraum deutlich leistungsfähiger wurden – so vergrößerte sich der Rotordurchmesser im Schnitt von 42 auf 66 Meter -, wuchs die durchschnittliche Kapazität von 611 auf 1453 Kilowatt. Die installierte Kapazität nahm damit von 5,7 Gigawatt auf 37,6 Gigawatt zu. „Die Differenz zwischen dem zu erwartenden und dem tatsächlichen Stromertrag ist über die Jahre relativ konstant geblieben“, sagt Sonja Germer, wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Arbeitsgruppe. Die Forscher stellten also keinen Rückgang der Effizienz im Zusammenhang mit der gestiegenen Anzahl der Turbinen fest. „Wahrscheinlich nutzen wir einfach noch nicht genug Windenergie, um den Einfluss reduzierter Windgeschwindigkeiten deutlich genug sehen zu können“, so Sonja Germer.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Dr. Axel Kleidon
Max Planck Institut für Biogeochemie
07743 Jena
Telefon: +49 3641 57 6217
Mobil: 0170-9260144
E-Mail: akleidon@bgc-jena.mpg.de

Originalpublikation:
Sonja Germer and Axel Kleidon (2019) Have wind turbines in Germany generated electricity as would be expected from the prevailing wind conditions in 2000-2014?
PLOS ONE.
doi:10.1371/journal.pone.0211028

Weitere Informationen:
http://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0211028 Weblink zur Veröffentlichung
https://www.bgc-jena.mpg.de/index.php/BTM/Home Webseiten der Forschungsgruppe

Quelle: IDW 

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Roadmap zur Cybersicherheitsforschung

Monika Landgraf Strategische Entwicklung und Kommunikation – Gesamtkommunikation
Karlsruher Institut für Technologie

Wie den digitalen Bedrohungen auf europäischer Ebene künftig besser begegnet werden kann, haben unter der Koordination des BMBF-Verbundprojektes secUnity 30 namhafte europäische IT-Sicherheitsexperten in der secUnity-Roadmap niedergelegt, darunter Forscherinnen und Forscher des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT). Am heutigen Dienstag, 5. Februar, stellen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von secUnity die Roadmap in Brüssel vor und übergeben sie offiziell an die Europäische Agentur für Netzwerk und Informationssicherheit ENISA.

Übermittlung von Nachrichten, Verkehr, Industrieproduktion, Forschung, Verwaltung – nahezu kein Bereich kommt mehr ohne moderne Informations- und Kommunikationstechnologien aus. Gleichzeitig nimmt die Zahl der Cyberangriffe, die bekannt werden, stetig zu. Solche Attacken auf die digitale Infrastruktur durch Kriminelle oder staatliche Organisationen bedrohen den Wohlstand und die Sicherheit unserer Gesellschaften, am Ende sogar Freiheit und Demokratie. Bei einer Abendveranstaltung in der Vertretung des Landes Hessen bei der Europäischen Union in Brüssel werden secUnity-Wissenschaftler mit Vertretern des Europäischen Parlaments und der Europäischen Kommission über „Zivile Cybersicherheitsforschung für digitale Souveränität“ diskutieren und im Anschluss offiziell die secUnity-Roadmap veröffentlichen und an die Europäische Agentur für Netzwerk und Informationssicherheit übergeben.

„Das Gefahrenpotenzial, das Cyberattacken für hochentwickelte Länder entfalten können, kann man nicht hoch genug einschätzen“, warnt Professor Jörn Müller-Quade, Sprecher des Kompetenzzentrums für IT-Sicherheit KASTEL am KIT. In secUnity arbeiten IT-Sicherheitsexperten aus ganz Deutschland zusammen. Beteiligt sind, neben den drei nationalen Kompetenzzentren KASTEL, CRISP und CISPA, Spezialisten der TU Darmstadt, der Ruhr-Universität Bochum und der Fraunhofer-Institute für Angewandte und Integrierte Sicherheit AISEC und für Sichere Informationstechnologie SIT.

Cybersicherheitsexperten bemängeln schon lange, dass Firmen, öffentliche Einrichtungen und Institutionen nicht ausreichend auf digitale Bedrohungen vorbereitet seien. Im Gegenteil: Durch die fortschreitende Vernetzung, die sich durch digitale Trends wie Industrie 4.0, Smart Home oder selbstfahrende Autos noch potenzieren wird, würden die Angriffsflächen für Cyberkriminelle immer größer. In der jetzt vorgelegten Roadmap, die das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Verbundprojekt secUnity initiiert hat, haben die über 30 europäischen Autoren zukünftige Herausforderungen und Lösungswege identifiziert. Zum Beispiel werden die Sicherheit eingebetteter Systeme, Maschinelles Lernen, die Problematik der fehlenden Awareness und das Phänomen von Fake News untersucht und Vorschläge für mehr Sicherheit erarbeitet.

Sehr kritisch sehen die Experten die Verwendung von Hardwarelösungen, die oft ohne IT-Sicherheitsüberprüfung verwendet werden. Dies gefährde die digitale Souveränität Europas. „Eine Möglichkeit diese Situation zu verbessern, wären hier europäische Prüfinstitute, um die Technik unabhängig zu analysieren“, so Professor Michael Waidner, Direktor des Nationalen Forschungszentrums für angewandte Cybersicherheit CRISP und des Fraunhofer-Instituts SIT in Darmstadt. Zudem könnten Open-Source-Software- und Hardwarelösungen transparent in der EU entwickelt werden.

Da aber auch in Zukunft noch weiterhin eine Vielzahl von preiswerten jedoch unsicheren Hard- und Softwarekomponenten verbaut und genutzt wird, reichen Ansätze zur Entwicklung vertrauenswürdiger europäischer Lösungen nicht aus, um vernetzte Systeme wirksam zu schützen. Am Beispiel Smart Home führt Professorin Claudia Eckert, Direktorin des Fraunhofer-Instituts für Angewandte und Integrierte Sicherheit AISEC in München aus: „Wir brauchen Lösungen, um die Risiken solcher Komponenten zu minimieren und die Systeme resilient zu betreiben. Kameras, Türöffner, die Heizungssteuerung – jedes Heimautomatisierungsgerät ist ein mögliches Einfallstor für große Netz-Attacken. Sichere Gateways für die Verbindung unsicherer Komponenten können beispielsweise dafür sorgen, dass keine sensitive Information die Heimumgebung verlässt und keine Zugriffe von außen auf Steuerungskomponenten möglich sind.“ Resilienz trotz unkalkulierbarer Komponenten – dies muss natürlich insbesondere für kritische Infrastrukturen wie Gesundheits- und Energieversorgung, aber auch für Behörden und Unternehmen sichergestellt werden.

Auch die weltweit stark vorangetriebene Entwicklung von Quantencomputern berge Gefahren. Jörn Müller-Quade warnt: „Es ist zwar bislang noch nicht gelungen, einen hinreichend großen Quantencomputer zu bauen, um die Sicherheit aktueller kryptographischer Verfahren zu gefährden, aber dies könnte sich schnell ändern. Der derzeitige Fortschritt in der Quantentechnologie ist so groß, dass wir heute schon Vorsorge treffen müssen. Wir müssen unsere komplexen vernetzten Systeme auf zukunftssichere, noch weiter zu erforschende Verschlüsselungsverfahren umstellen.“

Methoden der Künstlichen Intelligenz viele neue Anwendungsfälle, sie bringen aber auch gravierende Risiken für die IT-Sicherheit mit sich: Maschinelle Lernprozesse können durch gezielte Manipulationen während der Lernphase und auch im Betrieb einfach angegriffen werden. „Bevor diese Technologien in kritischen Bereichen oder zur Verbesserung der Lebensqualität eingesetzt werden können, muss das Vertrauen in diese Verfahren und in deren Zuverlässigkeit auf ein wissenschaftliches Fundament gesetzt werden“, fordert Professor Thorsten Holz von der Ruhr-Universität Bochum.

Auch werfen neue Möglichkeiten der Informationsgesellschaft wie etwa intelligente Stromnetze, die den Alltag komfortabler machen und beim Energiesparen helfen, rechtliche und ganz besonders datenschutzrechtliche Fragen auf: „Angesichts der fundamentalen Risiken, die durch die Digitalisierung ganzer Industriezweige und auch kritischer Infrastrukturen wie die Strom- oder Energieversorgung für die Versorgungssicherheit entstehen, brauchen wir dringend einen europäisch harmonisierten Rechtsrahmen für IT-Sicherheit“, sagt Dr. Oliver Raabe vom Zentrum für Angewandte Rechtswissenschaft (ZAR) des KIT. Die rechtlichen Maßstäbe, welche Risiken akzeptabel sind und welche Schutzmaßnahmen den Unternehmen zugemutet werden könnten, müssten erst noch entwickelt werden. Ebenso Maßgaben für die Sicherung von Qualität und Unverfälschbarkeit der großen Datenbestände (Big Data).

Zudem müssen die Bürgerinnen und Bürger selbst, die zunehmend komplexe Kommunikationssysteme nutzen, beim Schutz ihrer Privatsphäre und IT-Sicherheit unterstützt werden. „Ziel der Forschung ist daher zum Beispiel, Methoden für einen Privacy Advisor zu entwickeln. Diese sollen beim Hochladen von Bildern oder Nachrichten ins Netz die Risiken einschätzen und unter Berücksichtigung bisheriger Posts aufzeigen, wie viel zusätzliche private Information durch die Veröffentlichung preisgegeben wird. Dies würde die Bürger dabei unterstützen, sich souverän in sozialen Netzwerken zu bewegen“, kündigt Professor Michael Backes, Gründungsdirektor des CISPA Helmholtz-Zentrums für Informationssicherheit, an.

Angesichts dieser immer größer werdenden Datenbestände, ergeben sich für viele Unternehmen neue Möglichkeiten für Innovationen, aber auch die Gefahr eine scheinbar sichere Marktposition im digitalen Zeitalter zu verlieren. „Daten sind nicht per se das Öl des 21. Jahrhunderts. Sie bekommen erst dann einen Wert, wenn Geschäftsmodelle entwickelt werden, die sie wertvoll machen – und Wertvolles hat besonderen Schutz und Sicherheit verdient“, erklärt Peter Buxmann, CRISP-Wissenschaftler und Professor für Wirtschaftsinformatik sowie Leiter des Gründungszentrums HIGHEST an der TU Darmstadt. Bürgerinnen und Bürger müssen sich des Wertes und Schutzbedarfs ihrer Daten bewusst werden, während Transparenz bei der Nutzung und Weiterverarbeitung von Daten sowie faire Preismodelle von Anbietern umgesetzt werden müssen. „Politisch sollten wir uns deswegen eher weg vom Prinzip der Datensparsamkeit in Richtung Datensouveränität bewegen und faire Geschäftsmodelle fördern und fordern“, so Buxmann.

„Um all diesen Herausforderungen zu begegnen, braucht die zivile Cybersicherheit ein interdisziplinäres Netzwerk von Experten der zivilen Cybersicherheitsforschung auf EU-Ebene“, fasst secUnity-Sprecher Jörn Müller-Quade zusammen.

Weitere Informationen im Internet unter: https://it-security-map.eu/de/startseite/

Als „Die Forschungsuniversität in der Helmholtz-Gemeinschaft“ schafft und vermittelt das KIT Wissen für Gesellschaft und Umwelt. Ziel ist es, zu den globalen Herausforderungen maßgebliche Beiträge in den Feldern Energie, Mobilität und Information zu leisten. Dazu arbeiten rund 9 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf einer breiten disziplinären Basis in Natur-, Ingenieur-, Wirtschafts- sowie Geistes- und Sozialwissenschaften zusammen. Seine 25 100 Studierenden bereitet das KIT durch ein forschungsorientiertes universitäres Studium auf verantwortungsvolle Aufgaben in Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft vor. Die Innovationstätigkeit am KIT schlägt die Brücke zwischen Erkenntnis und Anwendung zum gesellschaftlichen Nutzen, wirtschaftlichen Wohlstand und Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen.

Originalpublikation:
https://www.kit.edu/kit/pi_2019_015_roadmap-zur-cybersicherheitsforschung.php

Anhang
Roadmap zur Cybersicherheitsforschung
https://idw-online.de/de/attachment70896

Quelle: IDW 

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Betreuungswünsche vieler Eltern bleiben unerfüllt

Birgit Taffertshofer Abteilung Medien und Kommunikation
Deutsches Jugendinstitut e.V.

Jede fünfte Familie mit einem ein- oder zweijährigen Kind gibt in Westdeutschland an, dass ihr Kind derzeit nicht institutionell betreut wird, obwohl Bedarf besteht. In Ostdeutschland trifft das auf 12 Prozent dieser Familien zu. Damit suchen in Westdeutschland ungefähr 245.000 und in Ostdeutschland etwa 35.000 Eltern vergebens einen Betreuungsplatz für ihr Kind. Große Lücken zwischen Nachfrage und Angebot existieren aber auch bei der Betreuung von Schulkindern.

Immer mehr Kinder in Deutschland nutzen ein Angebot der Kindertagesbetreuung. So hat sich die Anzahl betreuter unter Dreijähriger seit dem Jahr 2006 mehr als verdoppelt. Doch obwohl sich Angebot und Nachfrage von Betreuungsplätzen immer weiter annähern, erfüllt sich der Wunsch nach einem Platz nicht für alle Eltern. Und auch für Eltern, die bereits einen Betreuungsplatz haben, ist das Angebot nicht immer ausreichend. Das zeigt die DJI-Kinderbetreuungsstudie (KiBS) des Deutschen Jugendinstituts (DJI), bei der im Jahr 2017 etwa 37.000 Eltern von Kindern unter 15 Jahren befragt wurden.

Die soeben erschienenen differenzierten Analysen der Elternbefragung zeigen, inwiefern das Betreuungsangebot dem Bedarf der Eltern entspricht. Die größte Lücke zwischen Nachfrage und Angebot existiert demnach im Bereich der frühkindlichen Betreuung – mit regionalen Unterschieden. So gibt in Westdeutschland jede fünfte befragte Familie mit einem ein- oder zweijährigen Kind an, dass ihr Kind derzeit nicht institutionell betreut werde, obwohl ein Bedarf bestehe. In Ostdeutschland trifft das auf 12 Prozent dieser Familien zu. Damit suchen in Westdeutschland ungefähr 245.000 und in Ostdeutschland etwa 35.000 Eltern vergebens einen Betreuungsplatz für ihr Kind.

Bei Kindern im Kindergartenalter (U6-Kinder) ist die Versorgung mit Betreuungsplätzen bislang noch gut. Deutschlandweit nutzen nur fünf Prozent dieser Kinder (130.000 bis 150.000 Kinder) kein Betreuungsangebot, ungefähr 60.000 dieser Familien hätten gerne einen Betreuungsplatz. „Wegen des Geburtenanstiegs könnten aber auch in dieser Alterskohorte bald mehr Plätze fehlen“, warnt Dr. Christian Alt, Leiter der DJI-Kinderbetreuungsstudie. Zudem geben 9 Prozent der Eltern von Grundschulkindern in Westdeutschland an, trotz ihres Bedarfs keinen Betreuungsplatz zu haben. In Ostdeutschland betrifft das 3 Prozent der Familien. Demnach gibt es bundesweit einen Bedarf in Höhe von etwa 200.000 Plätzen. Wenngleich der Wunsch nach einer institutionellen Betreuung für Kinder nach Abschluss der Grundschule seltener wird, gibt es auch in der sogenannten Sekundarstufe I einen ungedeckten Betreuungsbedarf (9 Prozent Westdeutschland, 12 Prozent Ostdeutschland).

Den Ergebnissen der Studie zufolge müssten in Westdeutschland für alle Altersgruppen vor allem Plätze geschaffen werden, die die Zeit bis zum frühen Nachmittag abdecken, sogenannte (erweiterte) Halbtagsplätze. In Ostdeutschland wird hingegen überwiegend eine ganztägige Betreuung nachgefragt.

Ein Bedarf ist aber nicht allein durch die Inanspruchnahme eines Betreuungsplatzes gedeckt. „Einige Eltern, die für ihr Kind bereits einen Betreuungsplatz haben, benötigen deutlich längere Betreuungszeiten als sie derzeit nutzen“, sagt Alt. Dies gilt insbesondere, wenn der Bedarf (auch) außerhalb der Zeit von 8 bis 17 Uhr liegt. 22 Prozent der Eltern von Kindern im Krippenalter und 17 Prozent der Eltern von Kindergartenkindern, die einen Bedarf an solchen Betreuungszeiten haben, benötigen einen Betreuungsumfang, der um mehr als fünf Stunden pro Woche über dem genutzten Umfang liegt.

Diese und weitere differenzierte Analysen der DJI-Kinderbetreuungsstudie (KiBS) sind im DJI-Kinderbetreuungsreport 2018 neu erschienen. Erste zentrale Ergebnisse der Elternbefragung, die das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) finanziert, erscheinen regelmäßig in der Broschüre „Kindertagesbetreuung kompakt“.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Dr. Christian Alt (Projektleitung)
Fachgruppenleitung „Lebenslagen und Lebenswelten von Kindern“
Tel.: 089 62306-239
alt@dji.de

KiBS-Projektteam:
kibs@dji.de

Originalpublikation:
Christian Alt, Benjamin Gedon, Sandra Hubert, Katrin Hüsken, Kerstin Lippert: Kinderbetreuungsreport 2018. Inanspruchnahme und Bedarfe bei Kindern bis 14 Jahre aus Elternperspektive – ein Bundesländervergleich. Deutsches Jugendinstitut

Weitere Informationen:
http://www.dji.de/kinderbetreuungsreport2018
http://www.dji.de/KiBS16-18

Quelle: IDW 

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Trockene Gewässer sind unterschätzte „Player“ im Klimawandel

Nadja Neumann Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)

Dürrejahr 2018 – im Klimawandel werden immer mehr Gewässer zumindest temporär austrocknen, viele Seen schrumpfen permanent und verschwinden dauerhaft. In den letzten dreißig Jahren sind bereits etwa 90.000 Quadratkilometer Seenoberfläche verschwunden. Dieser Trend gefährdet nicht nur Trinkwasserreserven und wichtige Ökosysteme – trockenfallende Gewässer spielen im globalen Kohlenstoffkreislauf eine wichtige Rolle, sie können CO2 und andere klimarelevante Gase freisetzen. Diese Bedeutung wurde bislang unterschätzt, so zwei aktuelle Studien unter Mitwirkung des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB).

Eine zentrale Größe der Sachstandsberichte des Weltklimarats (IPCC) ist der globale Kohlenstoffzyklus: Kohlenstoff bzw. C ist in verschiedenen Formen in Gesteinen, Böden, Wasser, Luft, Lebewesen und Atmosphäre vorhanden; zwischen diesen Sphären finden stetige Austauschprozesse statt. In der Atmosphäre wirkt Kohlenstoff in Form von CO2 als Treibhausgas. „Bei der Berechnung von Stoffflüssen im Kohlenstoffkreislauf sind bestimmte Lebensräume zu komplex zu erfassen und werden entsprechend im IPCC-Bericht nicht gesondert beachtet“, erklärt Dr. Gabriel Singer, Leiter der IGB-Arbeitsgruppe „Ökosystemökologie von Bächen und Flüssen“ und Mitautor der beiden Studien. Dabei haben Flüsse, Seen, Teiche oder Bäche, die teilweise oder vollständig austrocknen oder deren Wasserspiegel fällt, einen nicht unbedeutenden Anteil am global emittierten CO2, wie das Autoren-Team zeigen kann: Werden vollständig trockengefallene Seesedimente und saisonal trockenfallende Flächen unterschiedlichster Gewässer beachtet, müssen die CO2-Flüsse aus kontinentalen Gewässern an die Atmosphäre um etwa 10 Prozent höher angesetzt werden. Damit spielen Binnengewässer eine bedeutendere Rolle im globalen Kohlenstoffkreislauf als bislang angenommen.

Seen galten bislang als Kohlenstoff-Speicher – das stimmt nur bedingt:
Für die Studie werteten die Wissenschaftler zahlreiche Studien aus, die in den vergangenen Jahren zu der Frage beigetragen haben, wie sich CO2-Emissionen aus Gewässern und ihr Beitrag zum Kohlenstoffkreislauf beziffern lassen und welche Ursachen deren zunehmende Austrocknung hat. Eigentlich sind Gewässer, insbesondere Seen, vor allem C-Senken, in deren Sedimenten Kohlenstoff langfristig gebunden wird. Sinkt der Wasserspiegel jedoch ab, kommt ein größer werdender Teil des Seebodens in Kontakt mit dem Sauerstoff der Luft. Je trockener die Sedimente werden, umso mehr steigt die aerobe Respiration an – das tote organische Material im Seeboden wird von Bakterien veratmet, wodurch wiederum CO2 produziert wird. „Unsere Analyse zeigt, dass Seen mitnichten nur als C-Senken zu betrachten sind, sondern im Gegenteil gasförmigen Kohlenstoff emittieren, wenn sie trockenfallen“, betont Gabriel Singer. Diese Effekte dürften im Zuge des Klimawandels an Bedeutung zunehmen: So sind in den letzten 30 Jahren weltweit bereits etwa 90.000 km2 Gewässeroberfläche vollständig verschwunden.

Auf Grundlage der gesammelten Erkenntnisse errechnete das Autoren-Team einen ungefähren Basiswert für den Anteil, den trockenfallende Gewässer am globalen Kohlenstoffkreislauf haben. „Etwa 0,2 Gigatonnen CO2 werden jährlich von trockenen Gewässern weltweit emittiert. Zum Vergleich: Der jährliche CO2-Fluss aus kontinentalen Gewässern liegt bei ca. 2 Gigatonnen pro Jahr, die anthropogen erzeugte Menge aus der Verbrennung fossiler Brennstoffe bei 9 Gigatonnen pro Jahr“, so Gabriel Singer. Welchen Anteil der Mensch auf die zunehmende Trockenheit hat, lässt sich allerdings nur schwer beziffern; mögliche Einflüsse werden etwa einer veränderten Landnutzung in Einzugsgebieten von Gewässern oder Maßnahmen, die lediglich saisonal austrocknende Flüsse durch Wasserentzug dauerhaft trockenlegen, zugeschrieben. Und natürlich kann lokale Austrocknung auch eine Folgeerscheinung veränderter Temperatur- und Niederschlagsverhältnisse im Zusammenhang mit dem globalen Klimawandel sein.

Wasserspeicher sind mögliche Angriffspunkte für eine geringere Emission von CO2 aus Gewässern:
Die Ergebnisse der Studie bieten dem Menschen indes neue Handlungsoptionen. „Je genauer wir wissen, wie der globale Kohlenstoffkreislauf funktioniert, umso besser können wir mögliche Angriffspunkte identifizieren, vor allem wenn es darum geht, mögliche Rückkopplungen des Klimawandels abzufangen“, sagt Gabriel Singer. Wasserspeicher beispielsweise sind von Menschenhand geschaffene Gewässer, bei denen das Trockenfallen von Sedimentflächen bei Wasserstandschwankungen bewusst in Kauf genommen wird. Es gilt, die Rolle derartiger Systeme im Kohlenstoffkreislauf ganzheitlich abzuschätzen. Dazu gehört auch eine detaillierte Erfassung von Treibhausgasemissionen. Dies erscheint vor allem gegeben bei der Standortauswahl möglicher neu zu errichtender Speicher, aber auch im Hinblick darauf, wie das Management existierender Speicher angepasst werden kann oder ob sie gar entfernt werden sollten.

Eine weitere, kürzlich veröffentlichte Publikation aus dem Team von Gabriel Singer beschäftigt sich mit der Frage, welche Auswirkungen die Abwechslung von Trocken- und Regenperioden bei Flussökosystemen auf Stoffflüsse haben. Während eines Gastaufenthalts am IGB untersuchte die Nachwuchsforscherin Marisa Arce den Bestand von Stickstoff in den Sedimenten, die Oxidation von Ammonium sowie die Emission von Distickstoffmonoxid bzw. Lachgas, einem wichtigen Treibhausgas. Letzteres fällt während der Austrocknung ab, steigt aber wieder an, sobald es regnet. Die Ergebnisse helfen besser zu verstehen, wie sich Stickstoffflüsse in Bächen oder Flüssen in abwechselnd trockenen und Regenperioden verhalten. Dieses Szenario wird wegen des Klimawandels künftig mehr Flussökosysteme betreffen – und gegebenenfalls deren Rolle in globalen Stoffkreisläufen verändern.

Über das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB):
Das Leibniz-IGB ist das bundesweit größte Forschungszentrum für Binnengewässer. Es verbindet Grundlagen- und Vorsorgeforschung, bildet den wissenschaftlichen Nachwuchs aus und berät Politik und Gesellschaft in Fragen des nachhaltigen Gewässermanagements. Forschungsschwerpunkte sind u.a. die Langzeitentwicklung von Seen, Flüssen und Feuchtgebieten angesichts sich rasch ändernder Umweltbedingungen, die Renaturierung von Ökosystemen, die Biodiversität aquatischer Lebensräume sowie Technologien für eine ressourcenschonende Aquakultur. Die Arbeiten erfolgen in enger Kooperation mit den Universitäten und Forschungsinstitutionen der Region Berlin-Brandenburg und weltweit. Das Leibniz-IGB gehört zum Forschungsverbund Berlin e. V., einem Zusammenschluss von acht natur-, lebens- und umweltwissenschaftlichen Instituten in Berlin. Die vielfach ausgezeichneten Einrichtungen sind Mitglieder der Leibniz-Gemeinschaft. www.igb-berlin.de/

Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Dr. Gabriel Singer
Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)
Müggelseedamm 310
12587 Berlin
gabriel.singer@igb-berlin.de
Telefon: +49 (0)30 64181 726
Mobil: +49 (0)176 614 30 176

Originalpublikation:
Rafael Marce; Biel Obrador; Lluis Gomez-Gener; Nuria Catalan; Matthias Koschorreck; Maria Isabel Arce; Gabriel Singer; Daniel von Schiller: Emissions from dry inland waters are a blind spot in the global carbon cycle. Earth-Science Reviews. – 188(2019), S. 240-248

Maria Isabel Arce; Daniel von Schiller; Mia M. Bengtsson; Christian Hinze; Hoseung Jung; Ricardo J. Eloy Alves; Tim Urich; Gabriel Singer: Drying and rainfall shape the structure and functioning of nitrifying microbial communities in riverbed sediments. Frontiers in Microbiology. – 9(2018)art. 2794

Quelle: IDW 

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Kieler Wissenschaftler erforschen autonomes Fahren auf Deutschlands größtem Flughafen

Dr. Boris Pawlowski Presse, Kommunikation und Marketing
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel

Google, Tesla, Uber und die deutsche Automobilindustrie: Im Rennen um die Entwicklung selbstfahrender Autos mischen die ganz Großen mit. 3,3 Millionen Euro steckt das Bundeswirtschaftsministerium nun in das vom Sensorhersteller Ibeo koordinierte Projekt „AirPortMover“, in dem autonome, elektrisch angetriebene Nutzfahrzeuge für Flughäfen entwickelt werden sollen. Große Verantwortung tragen dabei Professor Dirk Nowotka und seine Mitarbeiter von der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU): Sie sollen mit ihren Analysen die Zuverlässigkeit der und das Vertrauen in die Roboterautos erhöhen. Ein neuer, 300.000 Euro teurer Großrechner soll die Forscher dabei unterstützen.

Google, Tesla, Uber und die deutsche Automobilindustrie: Im Rennen um die Entwicklung selbstfahrender Autos mischen die ganz Großen mit. 3,3 Millionen Euro steckt das Bundeswirtschaftsministerium nun in das vom Sensorhersteller Ibeo koordinierte Projekt „AirPortMover“, in dem autonome, elektrisch angetriebene Nutzfahrzeuge für Flughäfen entwickelt werden sollen. Große Verantwortung tragen dabei Professor Dirk Nowotka und seine Mitarbeiter von der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU): Sie sollen mit ihren Analysen die Zuverlässigkeit der und das Vertrauen in die Roboterautos erhöhen. Ein neuer, 300.000 Euro teurer Großrechner soll die Forscher dabei unterstützen.

Der Flughafen Frankfurt Frankfurt am Main ist der größte deutsche Flughafen und eines der weltweit bedeutendsten Luftfahrtdrehkreuze. Rund 70 Millionen Passagiere und über zwei Millionen Tonnen Fracht wurden dort im vergangenen Jahr abgefertigt. In diesem Mega-Unternehmen sollen in drei Jahren zwei Fahrzeuge computergesteuert unterwegs sein, um Flugzeugbesatzungen sicher an ihren Arbeitsplatz zu bringen und mobile Gangways an Flugzeuge heranzufahren. Ein hoch gestecktes Ziel, bedenkt man, dass die technischen Herausforderungen für autonomes Fahren auf einem Flughafengelände noch einmal höher liegen, als im normalen Straßenverkehr. Die Autos müssen zum Beispiel Kollisionen mit Flugzeugen vermeiden und dabei insbesondere auch in der Luft hängende Flugzeugflügel und Triebwerke erkennen. Zudem müssen sie sich in den extrem geschäftigen Flughafenhallen orientieren und in den Betriebsablauf eingefügt werden.

Die Software, die das leisten soll, muss vor allem eines sein: zuverlässig. Als Experte hat Dirk Nowotka, Leiter der Arbeitsgruppe „Zuverlässige Systeme“ an der Kieler Technischen Fakultät, die Aufgabe übernommen, die Software auf Herz und Nieren zu testen. Das geschieht zwar auch während der Fahrt in den Roboterautos auf dem Gelände des Projektpartners, der Flughafenbetreibergesellschaft Fraport. Die Umwelt- und Einsatzszenarien der Fahrzeuge sind jedoch viel zu komplex, als dass sie durch ein paar Testfahrten abgedeckt werden könnten. Informatiker Nowotka und seine Mitarbeiter verlassen sich deshalb auf die Mathematik. Mithilfe eines neuen Großrechners prüfen sie zum Beispiel, ob sich die Software in bestimmten Situationen „aufhängt“ oder sich parallele Rechenoperationen gegenseitig behindern. Entscheidend sind Nowotkas Analysen für die spätere Sicherheitszertifizierung und letztendlich die Zulassung der selbstfahrenden Nutzfahrzeuge. „Die Sicherheitsanforderungen beim autonomen Fahren sind ein relativ neues Feld, für die wir neue mathematische Modelle entwickeln müssen“, sagt Nowotka.

Neben der CAU, Ibeo und Fraport sind auch Airbus und die Hanseatische Fahrzeug Manufaktur am Projekt beteiligt. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) im Rahmen des Fachprogramms „Neue Fahrzeug und Systemtechnologien“ gefördert.

Mehr zum Progamm:
http://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Artikel/Technologie/fahrzeug-und-systemtechnologien.html

Wissenschaftlicher Kontakt:
Prof. Dr. Dirk Nowotka
Arbeitsgruppe Zuverlässige Systeme
Technische Fakultät
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
Tel.: 0431/880 4199
E-Mail: nowotka@zs.uni-kiel.de

Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
Presse, Kommunikation und Marketing, Dr. Boris Pawlowski, Text: Denis Schimmelpfennig
Postanschrift: D-24098 Kiel, Telefon: (0431) 880-2104, Telefax: (0431) 880-1355
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Link zur Meldung:
http://www.uni-kiel.de/de/detailansicht/news/028-airportmover/

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Dirk Nowotka
Arbeitsgruppe Zuverlässige Systeme
Technische Fakultät
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
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Weitere Informationen:
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Quelle: IDW 

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Virtuelle Linse verbessert Röntgenmikroskopie

Dagmar Baroke Abteilung Kommunikation
Paul Scherrer Institut (PSI)

Röntgenstrahlen ermöglichen einzigartige Einblicke in das Innere von Materialien, Gewebe und Zellen. Forschende des Paul Scherrer Instituts PSI haben eine neue Methode entwickelt, dank der die Röntgenbilder von Materialien noch besser werden. Die Forschenden bewegten dazu eine optische Linse und nahmen dabei etliche Einzelbilder auf, aus denen sie mit Hilfe von Computeralgorithmen die eigentliche Aufnahme errechneten. Damit haben sie erstmalig das Prinzip der sogenannten Fourier-Ptychografie auf Messungen mit Röntgenlicht übertragen. Die Ergebnisse der Arbeit an der Synchrotron Lichtquelle Schweiz SLS sind im Fachmagazin Science Advances veröffentlicht.

Mit Röntgenmikroskopen blicken Forschende am PSI in Computerchips, Katalysatoren, Knochenstückchen oder Hirngewebe. Die kurze Wellenlänge des Röntgenlichts macht Details sichtbar, die eine Million Mal kleiner als ein Sandkorn sind – also Strukturen im Nanometerbereich (millionstel Millimeter). Wie bei einem normalen Mikroskop trifft das Licht auf die Probe und wird von ihr abgelenkt. Eine Linse sammelt dieses gestreute Licht und erzeugt ein vergrössertes Bild auf der Kamera. Allerdings streuen winzige Strukturen das Licht in sehr grossen Winkeln. Will man sie im Bild auflösen, braucht es entsprechend eine grosse Linse. „Doch es ist äusserst schwierig, solch grosse Linsen herzustellen“, sagt Klaus Wakonig, Physiker am PSI: „Im sichtbaren Bereich gibt es Linsen, die sehr grosse Streuwinkel einfangen können. Im Röntgenbereich hingegen ist dies aufgrund der schwachen Wechselwirkung mit dem Material der Linse komplizierter. Infolgedessen können meist nur sehr kleine Winkel eingefangen werden oder die Linsen sind sehr ineffizient.“

Die neue, von Wakonig und seinen Kollegen entwickelte Methode umgeht dieses Problem. „Das Ergebnis ist so, als ob wir mit einer grossen Linse gemessen hätten“, erklärt der Forscher. Das PSI-Team verwendet eine kleine, aber effiziente Linse, wie sie üblicherweise in der Röntgenmikroskopie eingesetzt wird, und verschiebt diese über einen Bereich, den eine ideale Linse abdecken würde. Somit entsteht virtuell eine grosse Linse. „In der Praxis gehen wir mit der Linse zu verschiedenen Punkten und nehmen dort jeweils ein Bild auf“, erklärt Wakonig. „Dann verwenden wir Computeralgorithmen, um alle Bilder zu verbinden und so eine hochaufgelöste Aufnahme zu erzeugen.“

Vom sichtbaren Licht zur Röntgenstrahlung
Normalerweise vermeidet man, Linsen in Instrumenten von der optischen Achse weg zu bewegen, da dies die Abbildung verfälschen kann. Doch da die Forschenden die genaue Position der Linse kennen und viele nah beieinander liegende Punkte beleuchten, können sie rekonstruieren, wie das Licht gestreut wurde und wie die Probe ausgesehen hat. Das Verfahren heisst Fourier-Ptychografie und wird seit 2013 für die Mikroskopie im sichtbaren Bereich verwendet. In ihren Experimenten am PSI konnten die Forschenden nun erstmals dieses Prinzip auf die Röntgenmikroskopie übertragen. „Soweit wir wissen, wurde bisher keine erfolgreiche Umsetzung der Fourier-Ptychografie mit Röntgenlicht gemeldet“, schreiben die Forschenden in Science Advances.

Die neue Methode liefert nicht nur eine bessere Auflösung, sondern auch zwei sich ergänzende Bildinformationen. Einerseits wird wie bei einer Handy-Kamera gemessen, wie viel Licht vom abzubildenden Objekt absorbiert wird. Andererseits wird auch erfasst, wie das Licht abgelenkt wird. Die Fachleute sprechen von Absorptions- und Phasenkontrast. „Unsere Methode liefert den Phasenkontrast, der sonst nur schwer zu erhalten ist, praktisch gratis mit“, sagt Ana Diaz, Strahllinienwissenschaftlerin am PSI: „Dadurch ist die Qualität der Bilder viel besser.“ Der Phasenkontrast ermöglicht es sogar, Rückschlüsse auf die Materialeigenschaften der untersuchten Probe zu ziehen, was mit normaler Bildgebung in der Regel nicht gelingt.

Besonders interessant für biologische Proben
In ihren Experimenten war die untersuchte Probe der Forschenden ein Detektorchip. In Zukunft könnte die neue Methode zum Beispiel aufzeigen, wie ein Katalysator bei hohen Temperaturen arbeitet, wenn man ein Gas hinzufügt, oder wann und wie ein Metall unter Druck bricht.

Aber auch Gewebe und Zellverbände könnten damit besser untersucht werden. Davon erhoffen sich die Forschenden neue Erkenntnisse über die Entstehung von Krankheiten wie Alzheimer oder Hepatitis. „Biologische Proben haben normalerweise keinen guten Absorptionskontrast. Hier sorgt der Phasenkontrast für eine wesentliche Steigerung der Bildqualität“, erklärt Diaz die Vorzüge der neuen Methode. Zudem vermuten die Forschenden, dass die Fourier-Ptychografie schonender ist als bisherige Verfahren. „Ein Vergleich mit der normalen Röntgenmikroskopie deutet darauf hin, dass die neue Methode eine geringere Strahlendosis erfordert, weil sie effizienter ist“, sagt Wakonig. „Dies könnte für Untersuchungen von biologischen Proben besonders interessant sein.“

Aufgebaut hat das Forscherteam seine Demonstrationsanlage an der Strahllinie cSAXS der Synchrotron Lichtquelle Schweiz SLS. „Die Experimente sind zurzeit noch recht aufwendig und brauchen viel Zeit“, sagt Diaz. Damit das neue Verfahren funktioniert, müssen die verwendeten Röntgenstrahlen sich in einer Art Gleichklang befinden, die Forschenden sagen: Sie müssen kohärent sein. Solche Experimente erfordern derzeit Grossforschungsanlagen wie die SLS. Wakonig untersucht aber auch, ob sich das Verfahren mit weniger Kohärenz realisieren lässt. Könnte man Proben auf diese Weise mit einer üblichen Laborquelle für Röntgenstrahlung untersuchen, würden sich viele weitere Anwendungsbereiche erschliessen.
Text: Barbara Vonarburg

Über das PSI
Das Paul Scherrer Institut PSI entwickelt, baut und betreibt grosse und komplexe Forschungsanlagen und stellt sie der nationalen und internationalen Forschungsgemeinde zur Verfügung. Eigene Forschungsschwerpunkte sind Materie und Material, Energie und Umwelt sowie Mensch und Gesundheit. Die Ausbildung von jungen Menschen ist ein zentrales Anliegen des PSI. Deshalb sind etwa ein Viertel unserer Mitarbeitenden Postdoktorierende, Doktorierende oder Lernende. Insgesamt beschäftigt das PSI 2100 Mitarbeitende, das damit das grösste Forschungsinstitut der Schweiz ist. Das Jahresbudget beträgt rund CHF 390 Mio. Das PSI ist Teil des ETH-Bereichs, dem auch die ETH Zürich und die ETH Lausanne angehören sowie die Forschungsinstitute Eawag, Empa und WSL.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Klaus Wakonig
Forschungsgruppe für Kohärente Röntgenstreuung
Paul Scherrer Institut, Forschungsstrasse 111, 5232 Villigen PSI, Schweiz
Telefon: +41 56 310 39 69, E-Mail: klaus.wakonig@psi.ch [Deutsch, Englisch]

Dr. Ana Diaz
Forschungsgruppe für Kohärente Röntgenstreuung
Paul Scherrer Institut, Forschungsstrasse 111, 5232 Villigen PSI, Schweiz
Telefon: +41 56 310 56 26, E-Mail: ana.diaz@psi.ch [Deutsch, Englisch, Spanisch]

Dr. Andreas Menzel
Leiter der Forschungsgruppe für Kohärente Röntgenstreuung
Paul Scherrer Institut, Forschungsstrasse 111, 5232 Villigen PSI, Schweiz
Telefon: +41 56 310 37 11, E-Mail: andreas.menzel@psi.ch [Deutsch, Englisch]

Originalpublikation:
X-ray Fourier ptychography
K. Wakonig, A. Diaz, A. Bonnin, M. Stampanoni, A. Bergamaschi, J. Ihli, M. Guizar-Sicairos and A. Menzel
Science Advances 1. Februar 2019 (online)
DOI: http://dx.doi.org/10.1126/sciadv.aav0282

Weitere Informationen:
http://psi.ch/Ku2g – Darstellung der Mitteilung auf der Webseite des PSI

Quelle: IDW 

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Der Einfluss des Klimawandels auf das Grundwasser – eine tickende Zeitbombe

Dr. Susanne Eickhoff Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung (ZMT)

Laut einer Studie, die jetzt in der Zeitschrift Nature Climate Change erschienen ist, werden sich in den meisten Regionen der Welt die Auswirkungen heutiger Klimaveränderungen auf das Grundwasser erst in den nächsten 100 Jahren manifestieren und so das Leben unserer Folgegenerationen beeinflussen.

Der Klimawandel und seine unmittelbaren, bereits wahrnehmbaren Folgen, wie etwa das Abschmelzen der Polkappen oder die Korallenbleiche, stehen regelmäßig im Fokus der Öffentlichkeit. Weniger Beachtung findet bisher ein tief im Erdboden verborgenes Risiko. Denn auch das Grundwasser ist dem Klimawandel ausgesetzt.

Wie schnell es auf klimatische Änderungen reagiert, hat jetzt ein internationales Wissenschaftler-Team unter Beteiligung des Leibniz-Zentrums für Marine Tropenforschung (ZMT) herausgefunden. Die Ergebnisse der Studie wurden kürzlich in Nature Climate Change publiziert.

Grundwasser speist sich vor allem aus Regen, der im Boden versickert und dort gespeichert wird. Langsam, oft nur mit einer Geschwindigkeit von wenigen Metern pro Jahr, fließt das Wasser dann in Bäche, Flüsse, Seen oder direkt ins Meer ab. Auf die Eigenschaften eines solchen Grundwassersystems haben verschiedene Faktoren Einfluss: die Beschaffenheit des Bodens beispielsweise, oder die Neigung des Geländes. Sie bestimmen darüber, wie schnell das Wasser ausgetauscht wird.

Die an der Studie beteiligten Wissenschaftler aus Europa, Nordamerika und Australien trugen weltweite Datensätze über die Merkmale der Grundwassersysteme zusammen. Anhand von Simulationsmodellen berechneten sie die Reaktionszeit der Systeme auf eine gesteigerte oder gedrosselte Wasserzufuhr, wie sie im Rahmen des Klimawandels zu erwarten ist.

Dabei stellte sich heraus, dass sich in vielen Gebieten erst in 100 oder mehr Jahren ein Einfluss des Klimawandels auf das Grundwasser bemerkbar machen wird. Je nach Beschaffenheit kann ein Grundwassersystem Schwankungen in der Wasserzufuhr unterschiedlich gut abpuffern. In trockenen Regionen ist die Zeitspanne besonders lang. Dort liegt der Grundwasserspiegel meist tief in der Erde, der Austausch mit der Landoberfläche ist gering.

„In der langen Reaktionszeit der Grundwassersysteme liegt die Tücke“, erklärt der Geologe Nils Moosdorf vom ZMT, einer der Autoren der Studie. „Grundwassersysteme haben ein „Gedächtnis“, das sich als ökologische Zeitbombe erweisen kann. Was ihnen heute widerfährt, wirft seine Schatten weit in die Zukunft und beeinträchtigt die Lebensbedingungen unserer Urenkel.“

Grundwasser ist die größte Frischwasserreserve der Erde. Mehr als zwei Milliarden Menschen beziehen ihr Trinkwasser aus dem Grundwasser. Klimawandel, Übernutzung sowie die wachsende Weltbevölkerung stellen große Herausforderungen an eine nachhaltige Bewirtschaftung der Wasserressourcen, insbesondere in Küstenregionen. Für entsprechende Managementpläne sind die Ergebnisse der Studie von großer Bedeutung.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Dr. Nils Moosdorf
Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung
Tel: 0421 / 23800 – 33
E-Mail: nils.moosdorf@leibniz-zmt.de

Originalpublikation:
Cuthbert, M.O., Gleeson, T., Moosdorf, N., Befus, K.M., Schneider, A., Hartmann, J., Lehner, B., 2019. Global patterns and dynamics of climate-groundwater interactions. Nature Climate Change, doi: http://dx.doi.org/10.1038/s41558-018-0386-4.

Quelle: IDW 

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Ernährungssicherheit weltweit stärken: Bayreuther Studie zur Phosphorverfügbarkeit durch Silizium

Brigitte Kohlberg Pressestelle
Universität Bayreuth

Landwirtschaftliche Erträge können weltweit gesichert werden, indem der in den Böden vorhandene Phosphor durch Silizium mobilisiert und für Pflanzen verfügbar gemacht wird. Phosphorhaltige Dünger, die umweltschädlich und wegen der Begrenztheit der globalen Phosphorressourcen auch kostspielig sind, werden dadurch möglicherweise über Jahre hinaus überflüssig. Dies haben Forscher der Universitäten Bayreuth und Kopenhagen durch Untersuchungen von Böden in der Arktis herausgefunden. Über ihre Erkenntnisse, die vor allem in tropischen und subtropischen Entwicklungsländern einen wichtigen Beitrag zur Ernährungssicherheit leisten können, berichten sie in der Zeitschrift Scientific Reports.

Landwirtschaftliche Erträge sind davon abhängig, dass den Pflanzen ausreichende Mengen der für sie lebenswichtigen Nährstoffe zur Verfügung stehen. Hierzu zählt auch Phosphor. Der in den Ackerböden oft reichlich vorhandene Phosphor ist allerdings zum größten Teil chemisch fest gebunden, insbesondere an Eisen, das seinerseits ein Bestandteil verschiedener Mineralien ist. Infolgedessen ist dieser Phosphor immobil und für die Pflanzen nicht verfügbar. Daher werden heute in der Landwirtschaft große Mengen an phosphorhaltigem Dünger eingesetzt, um möglichst hohe Erträge zu erzielen.

Das interdisziplinäre Forscherteam unter der Leitung von Dr. Jörg Schaller (Bayreuth) und Prof. Dr. Bo Elberling (Kopenhagen) hat nun aber einen Weg gefunden, große Mengen des in den Böden enthaltenen Phosphors für Pflanzen verfügbar zu machen: Silizium mobilisiert den an Eisen gebundenen Phosphor und bewirkt, dass er von den Wurzeln der Pflanzen aufgenommen werden kann. Wenn Landwirte ihren Böden genau dosierte Mengen Silizium zuführen, können sie ohne Ernteverluste für gewisse Zeit – gegebenenfalls sogar über mehrere Jahre – auf phosphorhaltigen Dünger verzichten.

„Die wirtschaftlichen und ökologischen Vorteile liegen auf der Hand“, betont Schaller. „Phosphorhaltiger Dünger ist eine begrenzte Ressource, wohingegen Silizium nahezu unbegrenzt vorhanden ist. Auf der Basis unserer Forschungsergebnisse kann die weltweite Verfügbarkeit von Phosphor im Boden durch eine gezielte Düngung mit Silizium präzise gesteuert werden. Dies wäre ein nicht zu unterschätzender Beitrag zur globalen Ernährungssicherheit“, erläutert der Bayreuther Umweltgeochemiker. Gerade in tropischen und subtropischen Entwicklungsländern ist in einigen Böden sehr viel Phosphor gebunden, der durch den kontrollierten Einsatz von Siliziumdünger Stück für Stück mobilisiert werden könnte.

Damit ist ein bedeutender Beitrag zum Umweltschutz verbunden: Die verringerte Phosphordüngung und die präzise Steuerung der Phosphorverfügbarkeit durch Silizium führen dazu, dass möglicherweise weniger Phosphor von den Feldern in die Gewässer gelangt. Daher sinkt die umweltschädliche Eutrophierung (Algenblüte) von Gewässern. Die Anreicherung der Böden mit Silizium hat zudem einen weiteren ökologischen Vorteil: Sie bewirkt, dass mehr Silizium von den Böden ins Meer transportiert wird. Infolgedessen könnte in den Meeren mehr Kohlenstoff durch Kieselalgen gebunden werden, statt als Treibhausgas in der Atmosphäre zu verbleiben.

Alle diese Erkenntnisse haben die Wissenschaftler in Bayreuth und Kopenhagen durch Untersuchungen von arktischen Böden gewonnen. An mehr als 150 Stellen auf dem schwedischen Festland, auf Spitzbergen, an der Nordküste Russlands und auf Grönland haben sie Bodenproben entnommen, die anschließend im Labor umfangreichen Analysen und Experimenten unterzogen wurden. Permafrostböden haben für die Erforschung geochemischer Prozesse den Vorteil, dass sie noch nicht durch Landwirtschaft und andere Aktivitäten des Menschen beeinflusst worden sind. „Bei der Auswahl der Bodenproben haben wir darauf geachtet, dass sich die jeweiligen Regionen möglichst stark voneinander unterscheiden – beispielsweise im Hinblick auf die Bodentypen, Landschaftsprofile und die Vegetation. Auf diese Weise wollten wir sichergehen, dass unsere Forschungsergebnisse nicht durch spezielle regionale Faktoren bedingt, sondern möglichst weltweit übertragbar sind“, erläutert Schaller.

An der jetzt in Scientific Reports erschienenen Studie haben verschiedene Forschungsbereiche des Bayreuther Zentrums für Ökologie und Umweltforschung (BayCEER), eines interdisziplinären Forschungszentrums der Universität Bayreuth, mitgewirkt: die Umweltgeochemie, die Experimentelle Biogeochemie und die Hydrologie.

Forschungsförderung:
Die Forschungsarbeiten an der Universität Bayreuth wurden von der Bayerischen Forschungsallianz (BayFOR) sowie von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.

Veröffentlichung:
J. Schaller, S. Faucherre, H. Joss, M. Obst, M. Goeckede, B. Planer-Friedrich, S. Peiffer, B. Gilfedder, and B. Elberling: Silicon increases the phosphorus availability of Arctic soils, Scientific Reports (2019), DOI: 10.1038/s41598-018-37104-6

Kontakt:
Dr. Jörg Schaller
Bereich Umweltgeochemie
Bayreuther Zentrum für Ökologie und Umweltforschung (BayCEER)
Universität Bayreuth
Telefon: +49 (0) 921 / 55-3991
E-Mail: joerg.schaller@uni-bayreuth.de

Redaktion:
Pressestelle
Universität Bayreuth
Universitätsstraße 30 / ZUV
95447 Bayreuth
Telefon: 0921 / 55-5357 oder -5324
E-Mail: pressestelle@uni-bayreuth.de
http://www.uni-bayreuth.de/de/universitaet/presse

Quelle: IDW 

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7. Herrenhausen Science Movie Night: Kunststoff-Umweltverschmutzung: Können Biokunststoffe helfen?

Dr. Lisa Mundzeck IfBB – Institut für Biokunststoffe und Bioverbundwerkstoffe
Hochschule Hannover

Wie verändern Kunststoffe unser Leben? Können Biokunststoffe helfen, um das Problem der Umweltverschmutzung durch Kunststoffe zu lösen? IfBB-Leiterin Prof. Andrea Siebert-Raths war am vergangenen Freitag bei der 7. Herrenhausen Science Movie Night – Film trifft Wissenschaft – „Plastic Planet“ auf dem Podium zu Gast und klärte über Chancen und Möglichkeiten von Biokunststoffen auf. Über 380 Gäste begeisterten sich für das Thema und diskutierten am Ende lebhaft mit.

Unter dem Titel „Erst bunt – Jetzt düster. Die Plage mit dem Plastik“ begann nach der Filmvorführung „Plastic Planet“ (2010, Regisseur: Werner Boote) eine lebhafte Diskussionsrunde über die Auswirkungen von Kunststoffen in der Umwelt und die Frage, wie wir die Umweltverschmutzung lösen können. Auf dem Podium zu Gast waren Dr. Lars Gutow, Biologe am Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven, Dr. Johanna Kramm, Leiterin der SÖF-Nachwuchsgruppe PlastX am Institut für sozial-ökologische Forschung (ISOE) GmbH in Frankfurt am Main und Prof. Dr.-Ing. Andrea Siebert-Raths, Leiterin des IfBB an der Hochschule Hannover. Moderiert wurde die Veranstaltung von Eckhard Stasch vom Technik-Salon der Leibniz Universität Hannover.

Prof. Siebert-Raths erläuterte vor einem vollen Auditorium, inwiefern Biokunststoffe auf manchen Gebieten Abhilfe schaffen können. Sollte man mehr herkömmliche Kunststoffe durch Biokunststoffe ersetzen? Wo sollte man Biokunststoffe einsetzen? Können Biokunststoffe eine Lösung für die allgegenwärtige Meeresverschmutzung durch Kunststoffe sein? Sind Biokunststoffe immer abbaubar? Und wie sollten sich Verbraucher verhalten?

Sie traf auf ein sehr interessiertes und lebhaftes Publikum, dem sie auch im Anschluss an die Veranstaltung mit Freude Rede und Antwort stand.

Die „Herrenhausen SCIENCE MOVIE NIGHT – Film trifft Wissenschaft“ ist eine Veranstaltungsreihe der VolkswagenStiftung. Auf jeder Veranstaltung wird ein Film vorgeführt, der anschließend von Expertinnen und Experten aus der Wissenschaft aus verschiedenen Perspektiven diskutiert wird. Die Veranstaltung findet im Xplanatorium Schloss Herrenhausen statt.

Kontakt:
Für weitere Fragen steht Ihnen Dr. Lisa Mundzeck am IfBB – Institut für Biokunststoffe und Bioverbundwerkstoffe an der Hochschule Hannover unter Telefon 0511 9296-2269 oder per E-Mail an lisa.mundzeck@hs-hannover.de gerne zur Verfügung.

Weitere Informationen:
http://www.ifbb-hannover.de

Quelle: IDW 

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Gegen die Fluten

Dr. Corinne Benzing Öffentlichkeitsarbeit
Technische Hochschule Bingen

Studierende der TH Bingen haben in rheinland-pfälzischen Kommunen untersucht, wie hoch das Risiko für Schäden durch Starkregen ist. Nun haben sie ihre Ergebnisse bereits in der vierten Verbandsgemeinde vorgestellt.

Bäche, die zu reißenden Flüssen werden, vollgelaufene Keller oder umgerissene Bäume: Die Folgen von Starkregenereignissen können auch solche Bewohnerinnen und Bewohner treffen, die nicht unmittelbar an einem Flusslauf wohnen. Für welche Regionen die Gefahr besonders hoch ist, haben Studierende der Technischen Hochschule (TH) Bingen in vier Verbandsgemeinden untersucht: Nieder-Olm, Rhein-Nahe, Langenlonsheim und Rhein-Selz. Für die letztere Verbandsgemeinde wurden nun die Ergebnisse vorgestellt. Die Studierenden der Studiengänge Umweltschutz sowie Klimaschutz und Klimaanpassung haben die verschiedenen Parameter untersucht, die bei der Risikoanalyse von Starkregenfolgen wichtig sind: Wie sind das Klima und insbesondere der Niederschlag in der Region und inwiefern haben sie sich verändert? Was sind die geografischen und städtebaulichen Gegebenheiten, wie erfolgt die Landnutzung und wie hoch ist beispielsweise die Erosion in den vorhandenen Ackerflächen? Für das Projekt analysierten die Studierenden die topografischen Karten und erkundeten bei Exkursionen die Bedingungen. Denn viele Faktoren können erst an Ort und Stelle genau bestimmt werden. Dabei wurden sie jeweils von Ortskundigen unterstützt, zum Beispiel der Feuerwehr oder Vertreterinnen und Vertretern der Gemeinden. Anschließend analysierten sie die Risiken am Computer. Die Studierenden empfehlen auf Grundlage der Analysen dann ganz konkrete Maßnahmen für die jeweilige Region.

Elke Hietel, Professorin für Landschaftspflege, Landschafts- und Stadtplanung an der TH Bingen, betreut das Projekt gemeinsam mit Oleg Panferov, Professor für Klimawandel und Klimaschutz. Hietel betont: „Starkregenereignisse werden nicht nur häufiger, sie werden auch intensiver. Der Grund ist, dass es wärmer wird. Warme Luft kann mehr Wasser speichern, das sich dann als Starkregen entlädt. Außerdem kann nach einer langen Trockenphase auch ein normaler Regen zu einem Extremereignis werden – vor allem dann, wenn die Böden ausgetrocknet sind.“ Für Stadt versus Acker lassen sich die Empfehlungen recht klar zusammenfassen: Bei Starkregen muss das Wasser in Städten und Dörfern sehr schnell und konzentriert durch die Siedlungen abfließen. Nur so können größere Schäden an der Infrastruktur oder an Häusern vermieden werden. Für die landwirtschaftlichen Flächen gilt dagegen: Äcker sollten als Zwischenspeicher genutzt werden, auf denen das Wasser langsam und breit versickern kann. Die anthropogenen, also die menschengemachten Gegebenheiten verstärken ganz klar die Folgen von Starkregen maßgeblich. Zum Beispiel die Begradigung von Bachläufen, eine ungünstige Anlage von Straßen und Abflüssen oder fehlkonstruierte Häuser, die den Eintritt von Wasser begünstigen.

Für die Studierenden ist das Projekt eine gute Gelegenheit, in einem interessanten Berufsfeld zu arbeiten. Dr. Stefan Cludius, leitender staatlicher Beamter beim Kreis Mainz-Bingen und zuständig für den Katastrophenschutz, begrüßt die Arbeiten: „Die Studierenden können mit ihrem Studium anderen ganz praktisch helfen. Die Themen in den Studiengängen Umwelt- und Klimaschutz sind hochaktuell.“ Initiiert wurde das studentische Projekt von der TH Bingen gemeinsam mit der Kreisverwaltung Mainz-Bingen. Das Interesse der Gemeinden ist anhaltend hoch, denn das Bewusstsein für diese Gefahr steigt angesichts von Ereignissen wie in Stromberg 2016 deutlich an. Cludius freut sich über die studentischen Arbeiten und betont, dass das Interesse an einer weiteren erfolgreichen Zusammenarbeit groß sei.

Professor Panferov bestätigt: „Eins gilt für alle Gemeinden – Risikogebiete gibt es überall, wenngleich sie auch unterschiedlich verteilt sind. Wichtig ist es, dass sich die Städte und Gemeinden frühzeitig damit beschäftigen – bevor der Ernstfall eintritt.“ Die Ergebnisse der Studien stellen erste Voruntersuchungen dar, weitere Analysen und Planungen müssen dann in den Verbandsgemeinden folgen.

Bei Interesse können auch andere Gemeinden bei dem Projekt mitmachen (Kontakt: e.hietel@th-bingen.de, o.panferov@th-bingen.de).

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Elke Hietel
Professorin für Landschaftspflege, Landschafts- und Stadtplanung
www.th-bingen.de/person/elke-hietel

Prof. Dr. Oleg Panferov
Professor für Klimawandel, Klimaschutz
www.th-bingen.de/person/oleg-panferov

Weitere Informationen:
http://www.th-bingen.de

Quelle: IDW 

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Herrscher der kalten Gewässer

Rudolf-Werner Dreier Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau

Das Kräfteverhältnis der Meerestiere könnte sich durch die Erwärmung der Ozeane verschieben

In der Ökologie gilt die Regel, dass die Biodiversität in Richtung Äquator ansteigt und in den Tropen am höchsten ist. Eine Ausnahme bilden jedoch Warmblüter, wie Robben, Wale und Pinguine in den Ozeanen: Ihre Vielfalt nimmt in Richtung des Nord- und Südpols zu. Und das, obwohl sie dort ihren Körper stärker erwärmen müssen und die dafür notwendige Nahrung einen hohen Stoffwechsel erfordert. Ein Team um Dr. John Grady von der Michigan State Universität/USA und um die Freiburger Biologin Dr. Kristin Kaschner hat untersucht, was für weitreichende Konsequenzen die Anpassungen von warmblütigen Raubtieren an kalte Gewässer in Hinblick auf die Verteilung ihrer Artenvielfalt hat. Ihre Studie haben die Forschenden in der Fachzeitschrift „Science“ veröffentlicht.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zeigen anhand von Daten und theoretischen Modellen, was für einen evolutiven Vorsprung warmblütige Räuber mit ihrem hohen Stoffwechsel im Vergleich zu wechselwarmen Tieren in Polargebieten haben. Da Fische, als wechselwarme Tiere, in kaltem Wasser langsamer schwimmen, ist es für Robben, Wale und Pinguine in der Nähe der Pole einfacher, Beute zu fangen, und Räubern, wie zum Beispiel Haien, zu entgehen.

Die Vielfalt der Warmblüter-Raubtiere ist wichtig, um das Ökosystem zu regulieren, erklärt Grady: „Durch die Erwärmung der Ozeane wird sich jedoch das Kräfteverhältnis zugunsten der Haie und Fische verschieben. Die Populationen von Säugetieren und Vögeln werden abnehmen.“

Originalpublikation:
Grady, J.M., Maitner, B.S., Winter, A.S, Kaschner, K., et al. (2019): Metabolic asymmetry and the global diversity of marine predators. In: Science. DOI: 10.1126/science.aat4220

Kontakt:
Dr. Kristin Kaschner
Abteilung für Biologie und Umweltsystemanalyse
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Tel.: 0172/69 78 709
kristin.kaschner@biologie.uni-freiburg.de

Originalpublikation:
https://www.pr.uni-freiburg.de/pm/2018/herrscher-der-kalten-gewaesser?set_langua…

Quelle: IDW 

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Dem Klimawandel zum Trotz: Ostsee könnte zurück in einen guten Zustand gelangen

Dr. Barbara Hentzsch Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde

In dem größten Modellvergleich, der jemals für die Ostseeregion durchgeführt wurde, kam jetzt ein internationales Autorenteam um den Warnemünder Ozeanographen Markus Meier zu dem Ergebnis, dass ein guter Zustand der Ostsee-Umwelt erreicht werden kann, wenn die im Ostseeaktionsplan vorgesehenen Maßnahmen zur Reduktion der Nährstoff-Einleitung konsequent umgesetzt werden. Sie widersprachen damit der Ansicht, dass der Klimawandel generell ein Erreichen dieses Zieles unmöglich macht. Gleichzeitig bestätigten sie jedoch, dass bei unverändert hoher Nährstoffbelastung der Klimawandel für eine Verschärfung der Überdüngung sorgt.

Überdüngung zählt zu den größten Umweltproblemen der Ostsee. Sie befördert das Entstehen toxischer Algenblüten und führt zu Sauerstoffmangel-Regionen, in denen kein höheres Leben mehr existieren kann. Der Ostseeaktionsplan zielt daher explizit darauf ab, weniger Nährstoffe in die Ostsee einzutragen. Alle Anrainerstaaten haben sich auf dieses Ziel verständigt, aber die Umsetzung verläuft schleppend. In den letzten Jahren mehrten sich die Stimmen, die eine höhere Reduktionsrate forderten, da durch den erwarteten Klimawandel auch eine Verschärfung der Überdüngungsproblematik erwartet wird.

Vor diesem Hintergrund führte ein internationales Team von Modellierern aus Deutschland, Schweden, Finnland, Russland und Portugal eine Analyse von 58 so genannten Multi Model Ensemble Simulationen für die Ostseeregion im 21. Jahrhundert durch. Unter Berücksichtigung von Klimaszenarien, die der Weltklimarat (IPCC) für den fraglichen Zeitraum entwickelt hat, untersuchten alle Modelle die Auswirkungen einer konsequenten Umsetzung des Ostseeaktionsplans. Parallel wurde die Entwicklung bei unveränderten Eintragsmengen berechnet. Als Kontrolle dienten die Jahre 1980 bis 2005, für die Beobachtungswerte vorliegen. Je näher die Modellergebnisse für diesen Zeitraum an diese real gemessenen Werte herankamen, desto höher wurde die Verlässlichkeit der Modelle eingestuft. Zur Erfassung des Zustandes wurden die Variablen Sauerstoff, Salzgehalt und Temperatur sowie die Nährstoffe Stickstoff und Phosphor herangezogen.

Noch nie zuvor hatten so viele komplexe physikalisch-biogeochemische Modelle die Entwicklung der Ostsee durchgehend aus der Vergangenheit im Jahr 1960 über die Gegenwart bis in eine Zukunft im Jahr 2100 gerechnet. „Wir finden unter den Modellergebnissen solche, die die Referenzwerte der Jahre 1980 bis 2005 gut widerspiegeln“, fasst Markus Meier, Leiter der Sektion Physikalische Ozeanographie und Messtechnik am IOW, die Ergebnisse zusammen. „Diese Ergebnisse werten wir auch hinsichtlich der Projektionen in die Zukunft als verlässlich.“ Überraschend ergab sich jedoch, dass auch die Modelle, die einzeln von den Referenzwerten stark überweichen, in ihrer Gesamtheit einen Mittelwert aufweisen, der den Ergebnissen der verlässlichen Modelle entspricht. Offensichtlich kompensieren sich die unterschiedlichen Schwächen der Modelle am Ende. „Wir haben immer noch mit großen Unsicherheiten zu kämpfen. Aber insgesamt zeigen die Modellergebnisse, dass bei rigoroser Anwendung der im Ostseeaktionsplan ausgewiesenen Maßnahmen zur Reduktion von Nährstoffeinträgen auch unter veränderten Klimabedingungen ein guter Zustand für die Ostsee erreicht werden kann.“

Allerdings wird es einige Dekaden länger dauern, als ursprünglich angestrebt, bis der Erfolg eintritt. Markus Meier lässt keinen Zweifel daran, dass dem Klimawandel nicht mit Halbherzigkeit begegnet werden kann. „Wenn wir die Reduktionsziele nicht konsequent verfolgen, werden die Reaktionen auf den Klimawandel die Überdüngung und alle damit in Verbindung stehenden Umweltprobleme verschärfen.“

Der Modellvergleich ist unter dem Dach des Baltic Earth Programms (www.baltic-earth.eu/) und mit finanzieller Unterstützung des BONUS-Projektes Baltic App (Well-being from the Baltic Sea – applications combing natural sciences and economics) sowie des Schwedischen Forschungsrates für Umwelt-, Landwirtschaftsforschung und Raumplanung durchgeführt worden.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Markus Meier | Tel.: 0381 – 5197 150 | markus.meier@io-warnemuende.de
Leiter der Sektion Physikalische Ozeanographie und Messtechnik
Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde

Originalpublikation:

Meier, H. E. M., Edman, M. K., Eilola, K. J., Placke, M., Neumann, T., Andersson, H. C., Brunnabend, S. E., Dieterich, C., Frauen, C., Friedland, R., Gröger, M., Gustafsson, B. G., Gustafsson, E., Isaev, A., Kniebusch, M., Kuznetsov, I., Müller-Karulis, B., Omstedt, A., Ryabchenko, V., Saraiva, S. and Savchuk, O. P.(2018) Assessment of Eutrophication Abatement Scenarios for the Baltic Sea by Multi-Model Ensemble Simulations. Front. Mar. Sci. 5:440. doi: 10.3389/fmars.2018.00440

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Menschliche Darmflora durch Nanopartikel in der Nahrung beeinflussbar

Barbara Reinke M.A. Unternehmenskommunikation
Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz

Neue Studie der Universitätsmedizin Mainz über die (patho)biologischen Auswirkungen von Nanopartikeln auf das Darm-Mikrobiom in „science of food“ veröffentlicht:
Nanopartikel binden an Darm-Mikroorganismen und beeinflussen so deren Lebenszyklus. Die Erkenntnisse dienen sowohl als Grundlage für weitere epidemiologische Untersuchungen als auch der Entwicklung „probiotischer Nanopartikel“.

Das Darm-Mikrobiom leistet nicht nur unverzichtbare Dienste bei der Verdauung, sondern spielt auch bei verschiedensten Krankheiten eine Rolle. Neue Erkenntnisse über den Einfluss von Nanopartikeln auf Darm-Mikroorganismen haben nun Forscher unter Federführung der Universitätsmedizin Mainz erzielt: Die Kleinstpartikel binden an Darm-Mikroorganismen und beeinflussen so deren Lebenszyklus. Die Forscher beobachteten beispielsweise, dass eine Infektion durch den am Magenkrebs beteiligten Krankheitserreger Helicobacter pylori zurückging, nachdem sich Nanopartikel daran angelagert hatten. Diese Erkenntnisse dienen sowohl als Grundlage für weitere epidemiologische Untersuchungen als auch der Entwicklung „probiotischer Nanopartikel“. Nachzulesen sind sie in der jüngsten Ausgabe der Fachzeitschrift „Nature Publishing Journal – Science of Food“.

Nanopartikel haben aufgrund ihrer minimalen Größe einzigartige Eigenschaften und Fähigkeiten, beispielsweise bei der Anlagerung an Kleinststrukturen. Deswegen gilt die Nanotechnologie sowohl in der Industrie als auch in der Medizin als wichtiger Innovationsträger. Die Medizin hofft insbesondere auf verbesserte Diagnose- und Behandlungsmethoden durch die Kleinstteilchen. Die Industrie hat eher Produktoptimierungen im Blick. Sie verwendet künstlich hergestellte Nanopartikel bereits als Zusatzstoffe, um beispielsweise die Produkteigenschaften von Lebensmitteln zu verbessern. Doch wie lässt sich die Anwendung der Nanotechnologie in Lebensmitteln sicherer und effizienter gestalten? Welche Wirkprinzipien gilt es zu beachten?

Durch den vermehrten Einsatz der Nanotechnologie erlangt die Suche nach Antworten hierauf zunehmend an Bedeutung. Dies vor allem auch vor dem Hintergrund, dass Nanopartikel außer über Mund und Nase vor allem über die Nahrung in den Körper gelangen. Die Ernährung wiederum hat starken Einfluss auf die Vielfalt und Zusammensetzung des sogenannten Mikrobioms. Das Mikrobiom bezeichnet die Gesamtheit aller Mikroorganismen, die den Menschen besiedeln, insbesondere alle Darmbakterien – also die Darmflora, aber auch die Haut, Mund- und Nasenhöhle besiedelnden Mikroorganismen.

Interessant für die Forschung und Klinik sind Mikrobiome auch deshalb, weil sie das Immunsystem, den Stoffwechsel, die Gefäßalterung, die Hirnfunktionen sowie das Hormonsystem ihres Wirts positiv oder auch negativ beeinflussen können. Daher spielt die Zusammensetzung dieser Mikroorganismen auch eine Rolle bei der Entstehung verschiedener Erkrankungen. Dazu zählen beispielsweise Herz-Kreislauf-Krankheiten, Darmkrebs, Allergien oder Adipositas bis hin zu psychischen Störungen. Zudem kann sich die Wechselwirkung zwischen dem Mikrobiom und dem Wirt – und damit die Gesundheit des Menschen – verändern, wenn Umweltfaktoren, wie die Einnahme von Medikamenten und vor allem die Ernährung, also beispielsweise mit technischen Nanopartikeln versetzte Lebensmittel, auf sie einwirken. Um potenzielle Risiken zu verringern sowie idealerweise die Gesundheit zu fördern, gilt es daher, die potenziell negativen oder positiven Auswirkungen von mit der Nahrung aufgenommenen Nanoteilchen bestmöglich zu untersuchen und zu verstehen.

„Ob und inwiefern diese Nano-Zusätze die Magen- oder Darmflora überhaupt beeinflussen, war bislang völlig unbekannt. Daher haben wir es uns zum Ziel gesetzt, die komplexen Interaktionen von Nanopartikeln mit Mikroorganismen zu erforschen und ihre potenziellen positiven oder schädlichen Folgen zu verstehen“, erläutert Univ.-Prof. Dr. Roland Stauber von der Hals-, Nasen-, Ohren-Klinik und Poliklinik – Plastische Operationen (HNO) der Universitätsmedizin Mainz. „Zu diesem Zweck untersuchten wir eine Reihe von technischen Nanopartikeln mit klar definierten Eigenschaften, um diejenigen zu simulieren, die derzeit oder potenziell in der Lebensmittelindustrie als funktionelle Inhaltsstoffe verwendet werden. Besonders spannend wurde es, als wir Nanoteilchen aus Lebensmitteln wie Bier isolieren konnten. Das heißt, Nanoteilchen werden nicht nur gezielt unserer Nahrung zugesetzt, sondern entstehen auch völlig natürlich bei deren Zubereitung – sind also bereits omipräsent.“

Indem sie den Gang der Partikel durch die unterschiedlichen Bedingungen des Verdauungstrakts im Labor nachstellten, konnten die Wissenschaftlern nachweisen, dass eine Vielzahl von Nanomaterialien an Bakterien binden können, so auch die „Bier-Nanopartikel“.

Wie sich zeigte, kann sich dieser Vorgang unterschiedlich auswirken. Einerseits scheint die körpereigene Immunpolizei bedeckte Mikroorganismen weniger effizient zu erkennen, was zu vermehrten Entzündungsreaktionen führen kann. Andererseits sind auch positive Nebeneffekte durch das „Nano-food“ möglich. Beispielsweise ließ sich in Zellkulturmodellen durch Silica-Nanoteilchen die Infektiösität des Keims Helicobacter pylori, der als Hauptursache für die Entstehung von Magenkrebs gilt, abschwächen. Dies lässt den Schluss zu, dass nanoskalige Lebensmittelzusatzstoffe sowie natürlich vorkommende Nanoteilchen genutzt werden können, um das Mikrobiom (rational) zu formen.

„Aus den erzielten Studienergebnissen lassen sich nun Strategien ableiten, um technische Nanopartikeln als Inhaltsstoffe für funktionelle Lebensmittel zu entwickeln und anzuwenden. In diesem Forschungsfeld, einschließlich Nahrungsmittelallergien, liegt ein riesiges Potenzial“, so Professor Stauber. „Herauszufinden, ob und vor allem welche Art von künstlichen oder natürlichen Nanoteilchen möglicherweise sogar als probiotische Nahrungsergänzung ihre Anwendung finden könnten, ist für uns Forscher eine spannende Herausforderung“, betonen Stauber und sein Team.

Weitere Informationen zur Studie: Originalveröffentlichung: Siemer, S; Hahlbrock, A.; Vallet, C.; McClements, D. J.; Balszuweit, J.; Voskuhl, J.; Docter, D.; Wessler, S.: Knauer, S. K.; Westmeier, D.; Stauber, R. H.; Nanosized food additives impact beneficial and pathogenic bacteria in the human gut: a simulated gastrointestinal study. Nature publishing journal -Science of Food, (2018) 2:22 ; doi:10.1038/s41538-018-0030-8

Kontakt:
Prof. Dr. Roland H. Stauber, Hals-, Nasen-, Ohren-Klinik und Poliklinik – Plastische Operationen, Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Telefon: 06131 17-6030 / 6030, Fax: 06131 17-6671;
E-Mail: roland.stauber@unimedizin-mainz.de

Pressekontakt
Barbara Reinke, Stabsstelle Unternehmenskommunikation Universitätsmedizin Mainz,
Telefon 06131 17-7428, Fax 06131 17-3496, E-Mail: pr@unimedizin-mainz.de

Über die Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Die Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz ist die einzige medizinische Einrichtung der Supramaximalversorgung in Rheinland-Pfalz und ein international anerkannter Wissenschaftsstandort. Sie umfasst mehr als 60 Kliniken, Institute und Abteilungen, die fächerübergreifend zusammenarbeiten. Hochspezialisierte Patientenversorgung, Forschung und Lehre bilden in der Universitätsmedizin Mainz eine untrennbare Einheit. Rund 3.400 Studierende der Medizin und Zahnmedizin werden in Mainz ausgebildet. Mit rund 7.800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist die Universitätsmedizin zudem einer der größten Arbeitgeber der Region und ein wichtiger Wachstums- und Innovationsmotor. Weitere Informationen im Internet unter www.unimedizin-mainz.de

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Roland H. Stauber, Hals-, Nasen-, Ohren-Klinik und Poliklinik – Plastische Operationen, Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Telefon: 06131 17-6030 / 6030, Fax: 06131 17-6671;
E-Mail: roland.stauber@unimedizin-mainz.de

Originalpublikation:
Siemer, S; Hahlbrock, A.; Vallet, C.; McClements, D. J.; Balszuweit, J.; Voskuhl, J.; Docter, D.; Wessler, S.: Knauer, S. K.; Westmeier, D.; Stauber, R. H.; Nanosized food additives impact beneficial and pathogenic bacteria in the human gut: a simulated gastrointestinal study. Nature publishing journal -Science of Food, (2018) 2:22 ; doi:10.1038/s41538-018-0030-8

Quelle: IDW 

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Umweltleistungen sichtbar machen: Ein neuer Index erleichtert die Bewirtschaftung von Flüssen

Angelina Tittmann Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)

Als Teil unserer Umwelt werden Flüsse und Auen intensiv genutzt und bewirtschaftet. Bisher ließen sich die Leistungen, die sie dabei für den Menschen erbringen, nur schwer erfassen. Nun hat ein Team aus Forschenden und Praxispartnern unter Federführung des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) einen Index entwickelt, mit dem sich Leistungen von Flusslandschaften übersichtlich abbilden lassen. Erstmals lassen sich so die Auswirkungen von Bau- und Bewirtschaftungsmaßnahmen fachübergreifend zusammenfassen. Die Transparenz des Verfahrens erleichtert auch Bürgerbeteiligungen und die Mitsprache von Umweltverbänden.

Ob Schifffahrt, Wasserkraft, Hochwasserschutz, Naturschutz, Erholung und Tourismus, Siedlungsentwicklung oder Land- und Forstwirtschaft: Flusslandschaften zählen zu den am intensivsten genutzten Landesteilen. Wegen dieser Vielfalt an Interessen und Vorschriften sind Bauprojekte und andere Planungen in Flusslandschaften oft komplex und langwierig. Um die damit verbundenen Abstimmungs- und Planungsprozesse zu erleichtern, haben Forschende des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) zusammen mit zehn Partnern ein neues Verfahren entwickelt und dieses in einem Handbuch zusammengefasst. Der sogenannte River Ecosystem Service Index (RESI) bewertet die Auswirkungen von Maßnahmen auf die Ökosystemleistungen für den Menschen anhand allgemein verfügbarer Umweltdaten.

RESI erleichtert Priorisierung, Planung und Transparenz von Bewirtschaftungsmaßnahmen
Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Verbundprojekt „River Ecosystem Service Index (RESI)“ erforscht seit 2015, wie sich versorgende, regulative und kulturelle Leistungen von Flüssen und Auen erfassen und bewerten lassen. Für jede Leistung stehen nun Berechnungsformeln zur Verfügung. Farbcodierte Visualisierungen ermöglichen die Darstellung der verschiedenen Ökosystemleistungen sowie den Vergleich bestimmter Fluss-Auen-Abschnitte. Die Einzelbewertungen werden außerdem zu einem Index zusammengefasst, um somit alle Ökosystemleistungen integrativ zu bewerten. Mit dem neuen RESI können Zusammenhänge und Wechselwirkungen, z.B. zwischen Wasserwirtschaft, Tourismus und Naturschutz, besser erkannt und die Auswirkungen von Planungsvarianten von Fachleuten oder interessierten Bürgerinnen und Bürgern datenbasiert, integrativ und transparent verglichen werden.

Bau- und Bewirtschaftungsmaßnahmen in Flusslandschaften können auf diese Weise unter Einbeziehung aller wichtigen Naturfunktionen bewertet und umgesetzt werden. So muss zum Beispiel Hochwasserschutz nicht zwingend auf Kosten der Natur gehen, findet IGB-Wissenschaftler Dr. Martin Pusch. „Wir hoffen, dass mit unserer Methode nicht nur der Hochwasserschutz schneller verbessert werden kann, sondern davon auch die Wasserqualität, die Artenvielfalt und der Erholungswert unserer Flüsse profitieren“, betont der Projektleiter.

Getestet und angewendet wurde der RESI bereits in Zusammenarbeit mit Umweltbehörden mehrerer Regionen, zum Beispiel um den Hochwasserschutz an einem Abschnitt der Donau zu optimieren. Prinzipiell kann der Index in allen Flusslandschaften Deutschlands eingesetzt werden, und dort Raumplanungen, die Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie, Hochwasserschutzprogramme und Gewässerrenaturierungen erleichtern. Der RESI schafft dabei erstmals eine gemeinsame Bewertungsgrundlage für Akteure aus ganz verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen und mit unterschiedlichen Interessen.

Das RESI-Anwendungshandbuch steht ab sofort kostenlos zum Download bereit: http://www.resi-project.info/handbuch

Zum Projekt:
Das Verbundforschungsprojekt RESI (2015-2018) ist eines von 15 Verbundprojekten des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) im Förderprogramm „Regionales Wasserressourcen-Management für den nachhaltigen Gewässerschutz in Deutschland (ReWaM)“. Beteiligt waren öffentliche und private Forschungsinstitutionen, Gutachterbüros sowie Praxispartner aus den Modellregionen. Geleitet wurde das Projekt vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) in Berlin.

Über das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB):
Die Arbeiten des Leibniz-IGB verbinden Grundlagen- mit Vorsorgeforschung als Basis für die nachhaltige Bewirtschaftung der Gewässer. Das IGB untersucht dabei die Struktur und Funktion von aquatischen Ökosystemen unter naturnahen Bedingungen und unter der Wirkung multipler Stressoren. Forschungsschwerpunkte sind unter anderem die Langzeitentwicklung von Seen, Flüssen und Feuchtgebieten bei sich rasch ändernden Umweltbedingungen, die Entwicklung gekoppelter ökologischer und sozioökonomischer Modelle, die Renaturierung von Ökosystemen und die Biodiversität aquatischer Lebensräume. http://www.igb-berlin.de

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
PD Dr. Martin Pusch (Projektleitung)
Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)
E-Mail: pusch@igb-berlin.de
Tel.: +49 (0)30 64181 685

Dr. Simone Podschun (Projektkoordination, Erstautorin des Handbuchs)
Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)
E-Mail: podschun@igb-berlin.de

Sowie weitere Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner (siehe unter http://www.resi-project.info) in Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Sachsen.

Originalpublikation:
Podschun, S. et al. (2018) RESI-Anwendungshandbuch: Ökosystemleistungen von Flüssen und Auen erfassen und bewerten. IGB-Berichte Heft 31/2018, ISSN 1432-508X, DOI 10.4126/FRL01-006410777

Weitere Informationen:

http://www.resi-project.info/handbuch

Quelle: IDW 

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Studie: Längere Arbeitszeiten können der Gesundheit schaden

Tom Leonhardt Pressestelle
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Steigt die wöchentliche Arbeitszeit auch nur um eine Stunde, kann das den Menschen zu schaffen machen. Dieser kleine Aufwuchs reicht aus, dass Arbeitnehmer im öffentlichen Dienst ihre eigene Gesundheit schlechter bewerten und deutlich häufiger zum Arzt gehen. Das ist das Ergebnis einer Studie von Forschern der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) und der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), die kürzlich im Journal „Labour Economics“ veröffentlicht wurde.

Die Studie der Forscher aus Halle und Erlangen ist eine der ersten, die den Zusammenhang zwischen einer steigenden wöchentlichen Arbeitszeit und den Folgen für die Gesundheit untersucht. „In deskriptiven Analysen zeigt sich oft ein positiver Zusammenhang zwischen Gesundheit und Arbeitszeit, zum Beispiel, wenn gesündere Menschen auch länger arbeiten“, sagt Prof. Dr. Christoph Wunder von der MLU, der die Arbeit gemeinsam mit Dr. Kamila Cygan-Rehm von der FAU durchgeführt hat. Bislang wisse man aber wenig darüber, welche kausalen Effekte eine steigende Arbeitszeit auf die Gesundheit der Menschen habe, so der hallesche Wirtschaftswissenschaftler weiter. „Das Nachweisen eines ursächlichen Einflusses einer längeren Arbeitszeit auf die Gesundheit ist empirisch sehr schwierig, da man unbeobachtete Faktoren – zum Beispiel die innere Motivation – ausschließen muss, die sowohl zu längeren Arbeitszeiten als auch zur besseren Gesundheit führen können und somit den direkten kausalen Effekt verzerren“, sagt Dr. Kamila Cygan-Rehm von der FAU.

Um diesen Zusammenhang genauer zu beleuchten, werteten die Forscher die Daten des Sozio-oekonomischen Panels aus den Jahren 1985 bis 2014 aus. Dabei handelt es sich um die größte und am längsten laufende Langzeitstudie, bei der seit mehr als 30 Jahren über 12.000 Privathaushalte in regelmäßigen Abständen zu ihren Lebensumständen befragt werden. Die Daten des SOEP geben zum Beispiel Auskunft über Bildung, Gesundheit, Einkommen, Erwerbstätigkeit und Lebenszufriedenheit. „Da für das SOEP jedes Jahr dieselben Personen befragt werden, lassen sich damit auch langfristige Trends und Reaktionen auf externe Veränderungen, wie die Arbeitszeit, nachzeichnen“, erklärt Wunder.

Die beiden Wissenschaftler fanden heraus, dass bereits ein Plus von einer Stunde signifikante Folgen hatte: Die selbst eingeschätzte Gesundheit der Befragten sank um zwei Prozent, während die Anzahl der Arztbesuche um 13 Prozent stieg. Besonders betroffen von diesen negativen Effekten waren Frauen sowie Familien mit jungen Kindern. „Vermutlich sind die Effekte bei diesen Gruppen stärker, weil sie außerhalb ihrer Arbeitszeit mit sehr begrenzten Zeitbudgets ausgestattet sind. Steigt die Arbeitszeit, steigt somit auch der Zeitdruck außerhalb der Arbeit“, so Wunder.

In die Studie flossen ausschließlich Daten von Arbeitnehmerinnen und -nehmern aus den alten Bundesländern ein, die im öffentlichen Dienst angestellt oder als Beamte tätig waren. „Beschäftigte im öffentlichen Dienst übernehmen Neuregelungen der wöchentlichen Arbeitszeit tendenziell eher als Beschäftigte in der Privatwirtschaft, die im Fall einer Änderung der tariflichen Arbeitszeit zum Beispiel Überstunden anpassen und so die wöchentliche Arbeitszeit konstant halten können. Beschäftigte im öffentlichen Dienst haben hier weniger Flexibilität“, erläutert Wunder. In den Jahren 1985 bis 1991 sank die wöchentliche Arbeitszeit zunächst von 40 auf 38,5 Stunden. Später stieg sie in Bayern und Hessen für Beamte wieder auf bis zu 42 Stunden pro Woche an. In den neuen Bundesländern gab es diese starken Schwankungen nicht.

Aus der Studie lassen sich keine Aussagen zu einer optimalen Arbeitszeit ableiten. Allerdings gibt sie einen Einblick, welche Folgen bereits eine kleine Veränderung haben kann.

Originalpublikation:
Cygan-Rehm K. & Wunder C. Do working hours affect health? Evidence from statutory workweek regulations in Germany. Labour Economics (2018). doi: 10.1016/j.labeco.2018.05.003

Quelle: IDW 

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Windpocken: Wie die Impfung Ihr Kind schützt

Giulia Roggenkamp Pressestelle
Stiftung Kindergesundheit

Stiftung Kindergesundheit informiert über eine überaus lästige Kinderkrankheit, die fast jedes Kind befällt.

Seit 15 Jahren gehört die Impfung gegen Windpocken zu den von der Ständigen Impfkommission STIKO empfohlenen Schutzimpfungen. Zuvor war die Impfung nur für spezielle Risikogruppen angeraten worden, zum Beispiel für Kinder mit einem geschädigten Immunsystem. Im Jahre 2004 hatte die STIKO dann beschlossen: Künftig sollen alle Kinder die Impfung erhalten, am besten zusammen mit der Impfung gegen Mumps, Masern und Röteln im Alter von 11 bis 14 sowie 15 bis 23 Monaten.

Die Entscheidung erwies sich als in hohem Maße nützlich für die Generation der seitdem geborenen Kinder, berichtet erfreut die Stiftung Kindergesundheit in einer aktuellen Stellungnahme: Die Zahl der Erkrankungen an Windpocken ist seither in Deutschland deutlich zurückgegangen.

„Impfungen gehören zu den größten Erfolgen der Medizin unserer Zeit“, sagt Kinder- und Jugendarzt Professor Dr. Berthold Koletzko, Vorsitzender der Stiftung Kindergesundheit. „Es ist Impfungen zu verdanken, dass viele Schrecken früherer Kinderjahre so selten geworden sind. Moderne Impfstoffe sind gut verträglich und schützen Kinder von schwerwiegenden ansteckenden Krankheiten. Die Impfung gegen Windpocken bietet ein aktuelles Beispiel für die Erfolge einer nachhaltigen Impfstrategie“.

Windpocken (fachsprachlich: Varizellen) tragen ihren Namen völlig zu Recht: Ihr Erreger, das „Varicella-Zoster-Virus“ (VZV) weht wirklich mit dem Wind überall hin, erläutert die Stiftung Kindergesundheit. Die Viren fliegen nicht nur durch offene Türen, sondern überwinden im Aufwind von Treppenhäusern und sogar an Hauswänden mühelos Entfernungen von zehn Metern. Deshalb ist es kaum zu verhindern, dass sich die ungeimpften Geschwister eines Windpockenkranken oder ungeimpfte Kinder in der Nachbarschaft oder in der KiTa anstecken.

Mit kleinen Flecken geht es los
Die Krankheit beginnt elf bis 21 Tage nach der Ansteckung mit leichtem Fieber. Man kann fast zusehen, wie der Ausschlag entsteht: Zunächst treten kleine, blassrote Flecken auf und verwandeln sich dann in dünnwandige, Streichholzkopf große Bläschen. Sie platzen schon bei leichtem Druck. Der Ausschlag entwickelt sich schubweise: Die einzelnen Entwicklungsstadien – Flecken, Bläschen und eingetrocknete Krusten – folgen dicht aufeinander. So entsteht der Eindruck einer regelrechten „Sternkarte“ mit unterschiedlich großen „Sternen“. Manche Kinder haben mehr als 500 juckende Bläschen (manchmal sogar im Mund oder in der Scheide), die durchschnittliche Bläschenzahl liegt bei 350.

Am ansteckendsten sind die Kinder ein bis zwei Tage vor dem Erscheinen der Bläschen und sechs bis sieben Tage nach dem Ausbruch der Krankheit. Danach schwächt sich die Ansteckungsgefahr ab, erlischt jedoch erst mit Sicherheit, wenn die letzten Krusten abgefallen sind.

In der Regel harmlos, leider nicht immer
Einige Kinder fühlen sich trotz des Ausschlags überhaupt nicht krank und haben nur leicht erhöhte Körpertemperatur. Andere machen dagegen einen ausgesprochen kranken Eindruck. Bei Kindern, die an Neurodermitis (Ekzem) leiden, verläuft die Krankheit oft schwer.

Die Häufigkeit von Komplikationen ist um die Jahrtausendwende intensiv erforscht worden. Die Untersuchungen zeigten, dass von einer „völlig harmlosen“ Erkrankung nicht die Rede sein kann, unterstreicht die Stiftung Kindergesundheit: Nach Einschätzung der untersuchenden Ärzte kam es bei etwa 16 Prozent der Patienten zu einem schweren Krankheitsverlauf. Die Komplikationsrate betrug 5,7 Prozent.

Es handelte sich dabei vor allem um so genannte bakterielle Superinfektionen: Die Kinder kratzen mit schmutzigen Fingernägeln die juckenden Bläschen auf und es kommt zu zusätzlichen Entzündungen durch Bakterien. Eine Lungenentzündung ist eine relativ häufige, eine Enzephalitis (Gehirnentzündung) eine eher seltene Komplikation einer Windpockeninfektion.

Nebenwirkungen für die ganze Familie
Nicht zu unterschätzen sind laut Stiftung Kindergesundheit auch die „Nebenwirkungen“ der Krankheit, die nicht nur das betroffene Kind, sondern die ganze Familie schwer belasten können: Durch die Windpocken ist das Kind für gut eine Woche „aus dem Verkehr gezogen“. Es darf nicht in den Kindergarten oder zur Schule. Urlaubsreisen oder Ausflüge müssen abgesagt werden und auch die Einladung zum Kindergeburtstag kann man in den Wind schreiben. Da nicht überall Großeltern zur Pflege des kranken Kindes einspringen können, muss ein Elternteil in dieser Zeit zu Hause bleiben. Manche alleinerziehende, berufstätige Mutter wird durch die Windpocken vor eine schier unlösbare Situation gestellt.
Die von der STIKO seit 2004 empfohlene generelle Impfung aller Kinder führte bereits nach wenigen Jahren zu einem deutlichen Rückgang der Erkrankungen und Komplikationen, berichtet die Stiftung Kindergesundheit. Die Zahl der pro Arztpraxis gemeldeten Windpockenfälle ging von April 2005 bis März 2012 um 85 Prozent (von durchschnittlich 4 auf 0,6 Fälle pro Monat und Praxis) zurück. Der Rückgang erstreckte sich auf alle Altersgruppen und war mit 92 Prozent am stärksten bei den Ein-bis Vierjährigen.

Impfung schützt auch Nichtgeimpfte
Ein zusätzlicher Effekt der Impfung zeigt sich aber auch in den Altersgruppen ohne generelle Impfempfehlung: Auch bei noch nicht geimpften Säuglingen und bei Erwachsenen gab es weniger Ansteckungen mit Windpocken. Die Stiftung Kindergesundheit liefert die Erklärung dazu: Wenn viele Menschen geimpft werden, sind immer weniger Erreger im Umlauf. Es entsteht eine sogenannte Herdenimmunität und davon profitieren auch nicht geimpfte Kinder und Erwachsene.

Die Zahl der gemeldeten Komplikationen war ebenfalls stark rückläufig, der Rückgang betrug 93 Prozent. Laut Diagnosestatistik der Krankenhäuser mussten in der Altersgruppe der unter 15-Jährigen statt zwölf nur noch drei von 100.000 Kindern mit Windpocken in einer Klinik behandelt werden.
Vor Einführung der Impfung erkrankten in Deutschland jährlich ca. 750.000 Menschen an Windpocken, darunter ca. 310.000 (41,5 %) Babys und Kleinkinder unter fünf Jahren. Die aktuelle Statistik liefert den Beweis für den Erfolg der Impfung: Für das Jahr 2017 wurden insgesamt 22.206 Windpocken-Erkrankungen übermittelt. 83 Prozent der Erkrankten waren nicht geimpft. Es gab auch Todesfälle, jedoch nicht bei Kindern: Eine 59-jährige und eine 82-jährige Frau verstarben an Windpocken.

„Dass die Kindheit heute der ungefährlichste Zeitabschnitt des Lebens ist, verdanken unsere Kinder zu einem wesentlichen Teil den Impfungen“, betont Professor Dr. Berthold Koletzko mit großem Nachdruck: „Die Stiftung Kindergesundheit vertritt deshalb mit Überzeugung die Meinung, dass Eltern jede Möglichkeit nutzen sollten, Krankheiten, die auch ihrem Kind drohen können, durch wirksame Impfungen zu verhindern. Windpocken gehören dazu“.

Quelle: IDW 

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Mit Eisenoxid gegen hochgiftige Stoffe – Neues Verfahren zur Grundwassersanierung

Ulrike Bohnsack Ressort Presse – Stabsstelle des Rektorats
Universität Duisburg-Essen

Wo Industrie ist, ist oft der Boden mit Schwermetallen verseucht – und damit auch das Grundwasser. Es zu reinigen, ist aufwändig und teuer. In einem von der Universität Duisburg-Essen (UDE) koordinierten EU-Projekt wurde ein neues Verfahren entwickelt: Spezielle Eisenoxid-Nanopartikel werden in das Grundwasser leitende Gestein injiziert; dort bilden sie eine Barriere, die die gefährlichen Stoffe zurückhält. Die Methode konnte auf drei kontaminierten Geländen in Portugal, Spanien und Deutschland erfolgreich angewendet werden. Zu diesem ReGround-Projekt* ist ein englischsprachiger Dokumentarfilm entstanden. Er wird am 29. Januar um 18 Uhr öffentlich an der UDE gezeigt.

Arsen, Chrom, Kupfer, Blei, Zink: Um solche hochgiftigen Schwermetalle aus dem Grundwasser zu lösen, wird bisher das Wasser an die Oberfläche gepumpt und dann behandelt. Solche Pump-and-Treat-Verfahren sind allerdings kostspielig und müssen extrem lange betrieben werden. Viel wirksamer und wirtschaftlicher ist die Methode, die am Biofilm Centre der UDE entstanden ist.

Wie sie funktioniert, erklärt Chemikerin Dr. Beate Krok: „Wir haben kolloide Eisenoxid-Nanopartikel hergestellt. Sie lassen sich wegen ihrer einzigartigen Eigenschaften in die wasserführenden Gesteinsschichten injizieren. Dort überziehen die Partikel die Oberfläche des Sediments und bilden eine Adsorptionsbarriere: Wenn das kontaminierte Wasser hindurchfließt, werden die Schwermetalle dauerhaft zurückgehalten und können sich nicht weiter ausbreiten.“

Der große Vorteil: Das Verfahren ist in wenigen Tagen einsetzbar, denn es braucht keine großen baulichen Maßnahmen, und funktioniert auch in schwierigen Geländen. Außerdem eignet es sich nicht nur für stillgelegte Industriestandorte, sondern auch für aktive. Das hat das UDE-Team mit weiteren Projektpartnern an zwei sehr belasteten Flächen in Portugal und Spanien sowie an einer weiteren im Kölner Raum gezeigt: Dort konnten die Schwermetalle im Grundwasser reduziert werden.

Darüber ist der 35-minütige Dokumentarfilm „The ReGround Project“ entstanden. Er ist am 29. Januar um 18 Uhr am Campus Essen zu sehen (Hörsaal S05 T00 B59). Anschließend können die Zuschauer mit den drei UDE-Forschern Professor Rainer U. Meckenstock, Dr. Beate Krok, Dr. Sadjad Mohamadian sowie mit dem Filmemacher und weiteren Projektpartnern ins Gespräch kommen.

*ReGround (Colloidal Iron Oxide Nanoparticles for the REclamation of Toxic Metal Contaminated GROUNDwater Aquifers, Drinking Water Wells, and River Bank Filtrations) wurde von 2015 bis Ende 2018 aus EU-Mitteln gefördert. Zu den Partnern gehörten die Universitäten Jena, Leuven und Turin sowie vier europäische Technologieinstitute.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Dr. Beate Krok, Biofilm Centre, Tel. 0201/18-36613, beate.krok@uni-due.de

Weitere Informationen:
http://reground-project.eu/
https://www.uni-due.de/biofilm-centre/mikro_projekte_reground.php

Quelle: IDW 

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Blutdruck und Rauchen scheinen das Risiko für eine Hirnblutung erheblich zu beeinflussen

Dr. Eva Maria Wellnitz Wissenschaftskommunikation der Medizinischen Fakultät
Universitätsmedizin Mannheim

Metaanalyse deckt erstmals weltweite Abnahme des Auftretens von Aneurysma-bedingten Hirnblutungen parallel zur Abnahme von Bluthochdruck und Rauchen auf

Eine aneurysmatische Subarachnoidalblutung (SAB) ist eine spezielle Form des Schlaganfalls, bei der Blut in den mit Hirnflüssigkeit gefüllten Subarachnoidalraum gelangt, welcher Gehirn und Rückenmark schützend umgibt. Diese Form der Hirnblutung tritt häufig auf, wenn ein Aneurysma, eine sackförmige Erweiterung einer Arterie, an der Hirnbasis reißt. Subarachnoidalblutungen machen zwar nur etwa 5 Prozent aller Schlaganfälle aus, aber die Folgen sind höchst bedrohlich: Die Hälfte der Betroffenen ist jünger als 55 Jahre, ein Drittel stirbt innerhalb der ersten Tage bis Wochen nach dem Auftreten der Blutungen und etwa ein Drittel der Überlebenden bleibt dauerhaft auf Hilfe angewiesen.

Die umfassende Metaanalyse wurde von Wissenschaftlern der Neurochirurgischen Klinik an der Universitätsmedizin Mannheim (UMM) gemeinsam mit Wissenschaftlern der Neurologischen Klinik der Universität Utrecht, Niederlande, im Fachjournal JAMA Neurology publiziert. Das Ziel war, nicht nur Licht in die sowohl zeitlich als auch räumlich offenbar recht heterogene Verteilung der Inzidenz der SAB zu bringen, sondern auch potenzielle Determinanten nachzuweisen, die für einen Rückgang dieser Erkrankung verantwortlich sein könnten.

Ausgangspunkt des Projektes waren jüngst veröffentlichte, zum Teil widersprüchliche Daten verschiedener registerbasierter oder regionaler Studien, die einen Rückgang des Auftretens von Subarachnoidalblutungen dokumentieren. In die systematische Übersichtsarbeit flossen Metadaten aller weltweiten, bevölkerungsbasierten Schlaganfallstudien der letzten 60 Jahre ein. Zum einen erfasst die Studie dabei das Auftreten von aneurysmatischen Hirnblutungen regional und deren Häufigkeit im zeitlichen Verlauf. Darüber hinaus stellt die Metaanalyse erstmals die Entwicklung der Faktoren Blutdruck und Rauchen in Relation zur SAB-Inzidenz. Es zeigen sich dabei deutliche Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen dem Auftreten von aneurysmatischen Hirnblutungen und den Risikofaktoren Bluthochdruck und Rauchen.

Konkret zeigt die Analyse der Daten von 75 Studien mit insgesamt mehr als 8.000 Personen aus 32 Ländern, dass das Auftreten von Hirnblutungen in den vergangenen Jahrzehnten deutlich abgenommen hat: Zwischen 1980 und 2010 nahm die Inzidenz für eine aneurysmatische Subarachnoidalblutung weltweit insgesamt um etwa 40 Prozent ab. Hierbei wurden jedoch große regionale Unterschiede nachgewiesen: In Europa sank die Inzidenz um 41 Prozent, in Asien um 46 Prozent und in Nordamerika um 14 Prozent. Hingegen stieg die Inzidenz für SAB in Japan in den letzten drei Jahrzehnten um 59 Prozent. Das Auftreten einer SAB ist außerdem nach Alter und Geschlecht unterschiedlich verteilt.

Auffallend ist, dass die Entwicklung bzw. Abnahme der SAB-Inzidenz weltweit parallel zu der Abnahme des systolischen Blutdrucks und der Raucherprävalenz im selben Zeitraum verläuft. „Ein Gedankenspiel: Stünde die Abnahme der SAB-Inzidenz tatsächlich unmittelbar mit der Senkung des systolischen Blutdrucks in Verbindung, so hieße dies, dass die SAB-Inzidenz mit jedem Rückgang des Blutdrucks um 1 mmHg um 7,1 Prozent abnähme. Und bezogen auf die Raucherprävalenz bedeute dies, dass die SAB-Inzidenz um 2,4 Prozent pro Prozent Rückgang der Raucherprävalenz abnähme“, erläutert Professor Dr. Nima Etminan, Leitender Oberarzt der Neurochirurgischen Klinik der UMM und Erstautor der wissenschaftlichen Publikation.

Selbstverständlich lässt die parallele Entwicklung von Blutdruckabfall und Raucherprävalenz mit der Inzidenz für Subarachnoidalblutungen einen kausalen Zusammenhang lediglich vermuten. Einen Beleg dafür können die vorhandenen Daten nicht liefern, dafür wären quantitative Daten für diese Risikofaktoren auf Bevölkerungsbasis oder auf der Ebene individueller Patienten notwendig. Nichtsdestotrotz unterstützt die in der Studie gefundene Assoziation die präventiven Ansätze, die Risikofaktoren Bluthochdruck und Rauchen zu kontrollieren, um die Gefahr von aneurysmatischen Hirnblutungen zu reduzieren.

Parallel hierzu gehen die Autoren aktuell auch der wissenschaftlichen Frage nach, ob sich eine Senkung des Blutdrucks bei Patienten mit zufällig entdeckten Aneurysmen, welche nicht primär behandelt sondern mittels Bildgebung kontrolliert werden, günstig auf die Entwicklung der Aneurysmen auswirkt. Dies geschieht im Rahmen der prospektiven Phase III Studie PROTECT-U (www.protect-u-trial.com/) an verschiedenen neurovaskulären Zentren in Deutschland, den Niederlanden und bald auch in Kanada.

Die vorliegende Arbeit bietet außerdem Ansatzpunkte für weitere Studien, deren Ergebnisse – wenn sie in entsprechende Strategien der Primärprävention münden – tatsächlich dazu beitragen könnten, das Risiko für aneurysmatische Hirnblutungen weiter zu reduzieren: Dies wäre die genauere Untersuchung der regionalen Unterschiede der Inzidenz von SAB und deren Verringerung, der regionalen Unterschiede bei alters- und geschlechtsspezifischen Inzidenzen sowie deren Beziehung zu genaueren, quantitativen Daten zum Rauchverhalten.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. med. Nima Etminan
Stellvertretender Direktor
Neurochirurgische Klinik
Universitätsklinikum Mannheim
Medizinische Fakultät Mannheim,
Ruprecht-Karls Universität Heidelberg
Theodor-Kutzer-Ufer 1-3
68135 Mannheim
Telefon: +49 621 383-5968 oder -8173
Email: nima.etminan@umm.de

Originalpublikation:
Worldwide incidence of aneurysmal subarachnoid hemorrhage according to region, time period, blood pressure and smoking prevalence – a systematic review and meta-analysis
Nima Etminan, Han-Sol Chang, Katharina Hackenberg, Nicolien K. de Rooij, Mervyn D.I. Vergouwen, Gabriel J.E. Rinkel, Ale Algra
JAMA Neurology, published online January 19, 2019

Anhang
Pressemitteilung
https://idw-online.de/de/attachment70745

Quelle: IDW 

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Wenn für Fischlarven die Nacht zum Tag wird

Tanja Hoffmann M.A. Stabsstelle für Presse, Kommunikation und Marketing
Universität Siegen

Biologinnen der Universität Siegen haben herausgefunden, dass Zebrafischlarven Infrarotlicht wahrnehmen können. Das hat weitreichende Konsequenzen für wissenschaftliche Versuche mit diesen Larven.

Sie sind durchsichtig und so klein, dass man sie mit bloßem Auge kaum erkennen kann. Doch obwohl sie so unscheinbar daherkommen, sind Zebrafischlarven in Industrie und Wissenschaft für Forschungszwecke weltweit sehr beliebt. Sie eignen sich hervorragend als Biosensoren und werden in zahlreichen Versuchen eingesetzt, um beispielsweise die Auswirkungen von Chemikalien (auch in Form von Nanopartikeln), Kosmetika oder Medikamenten auf Gewässerorganismen zu untersuchen. Dabei wird beobachtet, ob sich das Bewegungsmuster der Larven ändert, wenn entsprechende Substanzen zugesetzt werden. Um bei den Versuchen Dunkelphasen zu simulieren, wird standardmäßig ein spezielles Infrarotlicht verwendet. Eine Infrarotkamera zeichnet die Bewegungen der Larven dabei weiter auf und liefert sichtbare Bilder. Biologinnen der Universität Siegen haben jetzt herausgefunden: Zebrafischlarven nehmen das Infrarotlicht – entgegen bisheriger Annahmen – durchaus wahr und reagieren darauf.

„Aus Sicht der Larven sind die Dunkel- oder Nachtphasen in den Versuchen gar nicht dunkel“, erklärt Biologie-Professorin Dr. Klaudia Witte. Ein Ergebnis, das sie und Doktorandin Sarah Hartmann überrascht hat und in dem die beiden Wissenschaftlerinnen weitreichende Konsequenzen sehen: „Das Genom der Zebrafische ist vollständig bekannt. Ihre Larven werden daher auch für neurowissenschaftliche und biomedizinische Studien genutzt“, sagt Sarah Hartmann. Bei den Tests kommen standardisierte Tracking-Systeme zum Einsatz, die mit Infrarotlicht mit einer Wellenlänge von 860 Nanometern arbeiten. Genau dieses Licht nehmen die Larven jedoch sehr wohl wahr, wie Witte und Hartmann mit ihrer Studie bewiesen haben. „Das Licht eignet sich daher nicht, um in Versuchen den natürlichen Wechsel zwischen Hell- und Dunkelphasen zu simulieren“, stellt Klaudia Witte fest.

Streng genommen müssten nach diesem Ergebnis sämtliche bisherigen Tests mit Zebrafischlarven wiederholt werden. Denn ob während der Untersuchungen ein Tag-Nacht-Wechsel stattfindet oder gefühlt dauerhaft Tag ist, macht durchaus einen Unterschied, erklärt Witte: „Licht hat zahlreiche Auswirkungen auf Organismen. Dauerlicht kann die Aktivität künstlich erhöhen, aber auch senken. Die Zellen können sich zudem nicht regenerieren und es können verstärkt Stresshormone ausgeschüttet werden.“ Die Siegener Wissenschaftlerinnen wünschen sich, dass ihre Ergebnisse bei zukünftigen Untersuchungen mit Zebrafischlarven berücksichtigt werden. Das Problem lasse sich leicht lösen, indem man Infrarotlicht mit einer Wellenlänge von mindestens 960 Nanometern verwende, sagt Witte: „Wir konnten nachweisen, dass die Larven dieses Licht tatsächlich nicht wahrnehmen und somit für sie Dunkelheit herrscht.“

Für ihre Versuche haben Witte und Hartmann im Fischlabor der Universität Siegen einen lichtundurchlässigen schwarzen Metallschrank aufgebaut. Darin werden die Zebrafischlarven in Petrischalen verschiedenen Lichtquellen ausgesetzt: Blau-weißes Licht wird für die Tagphasen verwendet, Infrarotlicht mit verschiedenen Wellenlängen für die Nachtphasen. Eine in dem Schrank installierte Kamera filmt die Aktivitäten der Fischlarven in der Schale. Über einen angeschlossenen Bildschirm können die Aufzeichnungen verfolgt werden. Dieses Tracking-System haben Informatiker der Uni Siegen speziell für die Studie entwickelt. Prof. Dr. Klaus-Dieter Kuhnert und Jan Kunze vom Institut für Echtzeit Lernsysteme (EZLS) haben es konstruiert und die Software zur Bewegungserkennung geschrieben.

„Auf das blau-weiße Licht und auf das 860 nm-Infrarotlicht haben die Larven eindeutig reagiert. Wir konnten beobachten, dass sie sich in beiden Fällen von der Lichtquelle wegbewegt haben, es also wahrnehmen“, erklärt Sarah Hartmann. Zebrafischlarven seien generell nicht dem Licht zugewandt und würden helles Licht daher meiden. Bei Versuchen mit 960 nm-Infrarotlicht konnten die Biologinnen diese so genannte „negative Phototaxis“ hingegen nicht beobachten: „Die Larven meiden dieses Licht nicht, weil sie es offensichtlich nicht wahrnehmen. Darum ist es für die Simulation von Dunkelphasen in Versuchen besser geeignet.“ Warum Zebrafischlarven bestimmtes Licht wahrnehmen und anderes nicht, ist noch unklar.

Hintergrund:
Die Studie mit den Zebrafischlarven fand im Rahmen des interdisziplinären Forschungsprojektes FENOMENO statt, bei dem die Auswirkungen von Nanopartikeln auf die aquatische Umwelt untersucht wurden. Kürzlich haben Sarah Hartmann und Klaudia Witte ihre Ergebnisse in dem Forschungsmagazin „PLoS ONE“ veröffentlicht.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Klaudia Witte
E-Mail.: Witte@biologie.uni-siegen.de
Tel.: 0271-740 3297

Originalpublikation:
https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0207264

Anhang
In einem lichtundurchlässigen Metallschrank werden die Zebrafischlarven verschiedenen Lichtquellen ausgesetzt, eine Kamera filmt dabei ihre Aktivitäten.
https://idw-online.de/de/attachment70739

Quelle: IDW 

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Bakterien schwärmen aus

Johannes Scholten Stabsstelle Hochschulkommunikation
Philipps-Universität Marburg

Die schwarmartige Ausbreitung von Bakterien lässt sich beschreiben, wenn man die räumlichen Wechselwirkungen zwischen den beteiligten Zellen und ihre Beweglichkeit kennt. Zu diesem Resultat gelangen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Marburg, Berlin und Cambridge in den USA, indem sie mikroskopische Untersuchungen mit genetischen Verfahren, maschinellem Lernen und mathematischer Modellierung kombinieren. Die Arbeitsgruppe berichtet über ihre Ergebnisse in der Online-Ausgabe der Wissenschaftszeitschrift PNAS.

Die gemeinschaftliche Bewegung von Zellen, das so genannte Schwärmen, ermöglicht Bakterien, sich auszubreiten sowie Nährstoffvorkommen zu erkunden. „Dieses Verhalten hat tiefgreifende Auswirkungen auf Krankheitsübertragung, Genfluss und Evolution“, sagt Professor Dr. Knut Drescher von der Philipps-Universität und vom Max-Planck-Institut für terrestrische Mikrobiologie, der federführende Autor der Studie.

Zwar kennt man bereits wichtige physiologische und biophysikalische Faktoren, die bestimmte Aspekte des Schwarmverhaltens steuern; „der kausale Zusammenhang zwischen den mikroskopischen Prozessen auf Ebene der Einzelzellen einerseits und der Schwarmdynamik auf der Makroebene andererseits wurde bislang jedoch noch nicht hergestellt“, legt der Biophysiker dar.

Drescher sowie seine Kolleginnen und Kollegen schließen diese Lücke, indem sie Hochleistungsmikroskopie mit maschinellem Lernen und Computermodellierung kombinieren. „Wir zeigen mit diesem integrierten Ansatz, dass physikalische Zell-Zell-Interaktionen ausreichen, um die Dynamik des Bakterienschwärmens in allen Phasen zu beschreiben“, führt Dreschers Doktorandin Hannah Jeckel aus, die als Erstautorin der Veröffentlichung firmiert.

Sie nutzte ausgeklügelte mikroskopische Verfahren, um während der Entwicklung des Schwarms kurze Filme aufzunehmen. Die so gewonnen Daten wurden mittels maschinellem Lernen ausgewertet. Sie bildeten außerdem den Ausgangspunkt, um die Entwicklung der Bakteriengemeinschaften im Computer nachzubilden: So fanden die Autorinnen und Autoren heraus, dass Stöße zwischen den Bakterien diese dazu veranlassen, sich in dieselbe Richtung zu bewegen. Eine hohe Dichte mobiler Zellen verstärkt diesen Effekt, immobile Zellen behindern ihn.

Professor Dr. Knut Drescher lehrt Biophysik am Fachbereich Physik der Philipps-Universität Marburg. Er leitet außerdem eine Forschungsgruppe am Max-Planck-Institut für terrestrische Mikrobiologie und gehört dem Marburger „LOEWE-Zentrum für Synthetische Mikrobiologie“ an. Im Jahr 2016 erhielt er einen „Starting Grant“ des Europäischen Forschungsrates ERC. Außerdem förderten unter anderem das „Human Frontier Science Program“, die Deutsche Forschungsgemeinschaft sowie das Massachusetts Institute of Technology die zugrunde liegenden Forschungsarbeiten finanziell.

Originalveröffentlichung: Hannah Jeckel & al.: Learning the space-time phase diagram of bacterial swarm expansion, PNAS 2019, DOI: https://doi.org/10.1073/pnas.1811722116

Video zur Publikation: http://www.youtube.com/watch?v=p5v9rglCaE8

Weitere Informationen:
Ansprechpartner: Professor Dr. Knut Drescher,
Fachgebiet Biophysik, Philipps-Universität Marburg
und Max-Planck-Institut für terrestrische Mikrobiologie
Tel.: 06421 28-21473
E-Mail: dresche5@physik.uni-marburg.de

Quelle: IDW 

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Mit Blutgefäßen aus Stammzellen gegen Volkskrankheit Diabetes

Mag. Evelyn Devuyst IMBA Communications
IMBA – Institut für Molekulare Biotechnologie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften GmbH

Wissenschaftlern des IMBA – Institut für Molekulare Biotechnologie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften – gelang es erstmals, menschliche Blutgefäße aus Stammzellen zu entwickeln. Diese bahnbrechende Technologie ermöglicht es nun, sämtliche Gefäßerkrankungen direkt am menschlichen Gewebe zu erforschen und birgt einen völlig neuen Ansatz für die Therapie von Diabetes, wie das Fach-journal Nature aktuell berichtet.

Jedes einzelne Organ des menschlichen Körpers ist von einem dichten Netz aus Blutgefäßen durchzo-gen. Die feinsten dieser Blutgefäße, Kapillaren genannt, haben einen Durchmesser von nur wenigen Mikrometern und versorgen jede einzelne Zelle de Körpers mit lebenswichtigem Sauerstoff und Nähr-stoffen. Krankhafte Veränderungen der Blutgefäße, wie etwa bei Diabetes, nehmen weltweit stark zu. Mittlerweile hat sich die Anzahl an DiabetikerInnen auf weltweit 420 Millionen Betroffene verdoppelt. Die schwerwiegenden Folgeerkrankungen von Diabetes wie Nierenversagen, Erblindung, Herzinfarkt, Schlaganfall, nicht-heilende Wunden, oder Amputationen entstehen durch Schädigungen der Blutgefä-ße, was laut WHO mittlerweile 825 Milliarden Dollar Gesundheitskosten pro Jahr verursacht.

Neue Therapien für Diabetes werden daher dringend benötigt. Doch bisher war es ForscherInnen nur bedingt möglich, jenen molekularen Ursachen genauer nachzugehen, die zur Entstehung der Ge-fäßkrankheit beim Diabetiker führen. Vor allem, da sich Erkenntnisse über diabetische Blutgefäßverän-derungen aus Tierversuchen nicht immer auf den Menschen übertragen lassen. Die Stammzellforschung hat sich in den letzten Jahren zu einer wichtigen Triebfeder für die Grundlagenforschung entwickelt: Kleine organähnliche Strukturen, die man aus Stammzellen im Labor züchten kann, spiegeln Prozesse der Organentwicklung und der Krankheitsentstehung beim Menschen wider.

Nächster Meilenstein der IMBA Stammzellinitiative: Blutgefäß-Organoide aus dem Labor
Erstmals schafften es nun ForscherInnen am IMBA, ein solches Organoid-System für Blutgefäße zu ent-wickeln. Diese sogenannten vaskulären Organoide werden im Labor aus induzierten pluripotenten Stammzellen (iPSC) kultiviert und ahmen die Struktur und Funktion menschlicher Kapillaren nach. Dank des neuen Modellsystems können die ForscherInnen nun die Krankheitsentstehung in menschlichen Blutgefäßen, wie etwa bei Diabetes, erstmals im Labor „nachspielen“. „Das Spannende an unserer Ar-beit ist, dass es uns gelungen ist, echte menschliche Blutgefäße aus Stammzellen herzustellen. Unsere Organoide sind den menschlichen Kapillaren unglaublich ähnlich und erlauben uns erstmals, Blutge-fäßerkrankungen direkt am menschlichen Gewebe zu untersuchen „, sagt Reiner Wimmer, Postdoc am IMBA und Erstautor der aktuellen Publikation in Nature.
Jene Prozesse, die zu den schweren Folgen von Diabetes führen, finden oft in den kleinsten Zweigen des Gefäßsystems statt, den Kapillaren. Die Kapillaren werden von Endothelzellen ausgekleidet, die das Gefäßlumen formen, und von Pericyten unterstützt. Die äußere Wand der Kapillare wird dabei von der sogenannten Basalmembran ummantelt, die das Blutgefäß stützt. In diabetischen Patienten ist diese Basalmembran massiv vergrößert, was die Sauerstoff und Nährstoffzufuhr im Gewebe stark einschränkt und schließlich zum Absterben des Blutgefäßes führen kann.

Um diesen Prozess erstmals in der Petrischale nachzuspielen, simulierten die ForscherInnen „diabetische Verhältnisse“ , indem sie dem Nährmedium eine Kombination aus hohem Zuckeranteil und Entzün-dungsstoffen hinzufügten. Dank einer Kollaboration mit Dontscho Kerjaschki, Pathologe an der Meduni Wien, konnten die ForscherInnen die Schäden an den diabetischen Blutgefäß- Organoiden mit Biopsien von Blutgefäßen diabetischer PatientInnen vergleichen. „Überraschenderweise konnten wir die bei Dia-betes typische Verdickung der Basalmembran in den zuckerkranken Organoiden beobachten. Diese äh-nelt den Gefäßschäden, die wir bei Diabetikern beobachten können“, erklärt Reiner Wimmer.

In einem nächsten Schritt testeten die WissenschaftlerInnen verschiedene chemische Verbindungen an den im Labor gezüchteten „zuckerkranken“ Blutgefäßen, um die typische Ausprägung der Krankheit zu verhindern. Sie überprüften aktuelle Medikamente sowie kleine Moleküle, die verschiedene Signalwege blockieren. Kein einziges der getesteten zugelassenen Medikamente gegen Diabetes hatte einen Effekt. Jedoch zeigten sich 2 Proteine eines Signalweges als besonders vielversprechend: Notch3 und Dll4 regu-lieren die Verdickung der Basalmembran maßgeblich. Auch in den Blutgefäßen von Diabetes-PatientInnen fanden die ForscherInnen eine erhöhte Aktivität von Notch3, genauso wie in den Organoi-den. Blockiert man nun jenen Signalweg durch ein kleines Molekül, so wäre dies ein völlig neuer Ansatz für die Behandlung von Diabetes.
„Jedes einzelne Organ in unserem Körper ist mit dem Kreislaufsystem verbunden. Gleichzeitig spielen Blutgefäße aber auch beim Fortschreiten von Krebs oder Alzheimer’s eine maßgebliche Rolle,“ sagt Jo-sef Penninger, Gründungsdirektor des IMBA, der seit Dezember das Life Science Institut der Universität British Columbia leitet und der Letztautor der aktuellen Studie ist. „Mit der Entwicklung der Blutgefäß-Organoide aus Stammzellen haben wir ein wichtiges Modelsystem für die Biomedizin geschaffen. Dies ermöglicht es uns nun, Ursachen eines breiten Spektrums von Gefäßkrankheiten wie Diabetes, Wund-heilung, Schlaganfällen, Seltenen Erkrankungen, bis hin zu Krebs, gezielt zu erforschen und hoffentlich neue Behandlungen zu entwickeln.“

Originalpublikation:
Reiner A. Wimmer, et.al., Human blood vessel organoids as a model of diabetic vasculopathy, Nature (2019), doi.org/10.1038/s41586-018-0858-8

Über das IMBA
Das IMBA – Institut für Molekulare Biotechnologie ist das größte Institut der Österreichischen Akade-mie der Wissenschaften (ÖAW) mit dem Fokus auf zukunftsweisende Grundlagenforschung. 12 For-schungsgruppen stellen sich den molekularen Rätseln und unerforschten Gebieten der Molekularbiolo-gie und Medizin. Erkenntnisse aus den Bereichen Zell- und RNA- Biologie, molekularer Medizin und Stammzellbiologie bilden den Nährboden für eine Medizin der Zukunft.

Über das Vienna BioCenter
Das Vienna BioCenter (VBC) ist einer der führenden Life Science-Standorte Europas. Herausragende Forschungseinrichtungen, Bildungseinrichtungen und Unternehmen sind hier auf einem Campus vereint. Rund 1700 Angestellte, 1300 Studierende, 90 Forschungsgruppen, 18 Biotech-Unternehmen und Wis-senschaftlerinnen und Wissenschaftler aus 70 Ländern schaffen ein internationales und dynamisches Umfeld.

Medizinische Universität Wien – Kurzprofil
Die Medizinische Universität Wien (kurz: MedUni Wien) ist eine der traditionsreichsten medizinischen Ausbildungs- und Forschungsstätten Europas. Mit rund 8.000 Studierenden ist sie heute die größte me-dizinische Ausbildungsstätte im deutschsprachigen Raum. Mit 5.500 MitarbeiterInnen,
26 Universitätskliniken und drei klinischen Instituten, 12 medizintheoretischen Zentren und zahlreichen hochspezialisierten Laboratorien zählt sie auch zu den bedeutendsten Spitzenforschungsinstitutionen Europas im biomedizinischen Bereich.

Weitere Informationen:
http://Video Abstract : https://youtu.be/MEKdEDcA2ok
https://www.imba.oeaw.ac.at/research-highlights/

Anhang

Blutgefäße Organoide in einer 96 well plate
https://idw-online.de/de/attachment70693

Quelle: IDW 

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Gesundheitsgefühl: Männer fallen hinter Frauen zurück

Silvia Leek Öffentlichkeitsarbeit und Pressestelle
Max-Planck-Institut für demografische Forschung

Nach der Wiedervereinigung fühlten sich Männer in Ost wie West gesünder als Frauen. Doch das starke Geschlecht schwächelt. Inzwischen halten sich Männer für kränker als Frauen – vor allem im Osten.

Rostock. Das männliche Hochgefühl ist dahin. Das gilt zumindest, wenn es um die Selbsteinschätzung der Gesundheit geht.

Direkt nach der deutschen Wiedervereinigung im Jahr 1990 sahen Männer sowohl in den alten als auch in den neuen Bundesländern ihre Gesundheit deutlich positiver als Frauen.

Innerhalb der nächsten knapp 25 Jahre wurden die gefühlten Gesundheitsunterschiede zwischen Frauen und Männern überall immer kleiner. Im Jahr 2013 lag die selbsteingeschätzte Gesundheit der Männer schließlich sogar unter der der Frauen. Im Osten ist der Vorsprung der Frauen dabei ausgeprägter als im Westen. Damit haben sich die Geschlechterverhältnisse seit dem Ende der DDR umgekehrt.

Dies ist das Ergebnis einer Studie, die die Sozialwissenschaftlerin Mine Kühn vom Max-Planck-Institut für demografische Forschung (MPIDR) in Rostock jetzt im Wissenschaftsjournal „Social Science and Medicine – Population Health“ veröffentlicht hat.

Die Zufriedenheit mit der Gesundheit sei dabei nicht nur ein gutes Maß für die tatsächliche Gesundheit, erklärt Mine Kühn: „Das selbst wahrgenommene Befinden der Menschen sagt gleichzeitig viel über ihr Lebensgefühl aus.“

Für ihre Studie nutzte sie Daten der repräsentativen Befragung „Sozio-oekonomisches Panel“ (SOEP), für die etwa 20.000 Menschen in Deutschland regelmäßig beantworten, wie zufrieden sie mit ihrem Gesundheitszustand auf einer Skala von Null („sehr unzufrieden“) bis 10 („sehr zufrieden“) sind.

Kühn analysierte Daten für Menschen im Alter von 20 bis 59, die während der gesamten
Untersuchungszeit von 1990 bis 2013 in ihrem Landesteil (Ost bzw. West) wohnten. Sie
unterschied dabei nach dem Landesteil und dem Geschlecht und rechnete Einflüsse wie
Einkommen und Bildung heraus.

Das Ergebnis: Der Trend zeigt, dass insbesondere Männer aus Ostdeutschland über die Zeit angaben, sich gesundheitlich schlechter zu fühlen.

Wirtschaftliche Unsicherheit schlägt auf die Gesundheit
Was scherzhaft als Ausbreitung der „Männergrippe“ wahrgenommen werden könnte, hat für Mine Kühn einen ernsten Hintergrund: „Es ist gut möglich, dass die politischen und sozialen Veränderungen seit der Wende gerade für Männer im Osten so viel Stress bedeutet haben, dass ihre Gesundheit – oder zumindest ihr Gesundheitsgefühl – nachhaltig gelitten hat.“

So sei bekannt, dass etwa Arbeitslosigkeit und anhaltende wirtschaftliche Unsicherheit vermehrt zu ungesundem Verhalten wie etwa Alkoholkonsum oder Rauchen führe.

Dass Männer stärker betroffen seien als Frauen, könne daran liegen, dass Frauen generell über bessere Fähigkeiten verfügten, mit psychosozialem Stress umzugehen, und in schwierigen Zeiten insbesondere mehr von ihrem sozialen Netzwerk profitieren.

Ostdeutsche Männer bleiben zurück
Während die ostdeutschen Männer inzwischen die schlechtesten gefühlten Gesundheitswerte haben, waren es direkt nach der Wende noch die ostdeutschen Frauen. Sie könnten darunter gelitten haben, dass direkt nach der Wende vor allem solche Arbeitsplätze wegfielen, die typischerweise Frauen besetzten, glaubt MPIDR-Forscherin Mine Kühn.

Über die Jahre scheinen sich die Frauen von solchen Belastungen aber erholt zu haben, und die ostdeutschen Männer wurden zur „Problemgruppe“. Das passe zur Veränderung der Lebensstile,die in anderen Studien untersucht worden seien, sagt Mine Kühn: „Ostdeutsche Frauen erreichen mittlerweile ähnlich gute Werte hinsichtlich sportlicher Aktivität oder Alkoholkonsum wie
westdeutsche Frauen.“

Die Männer im Osten hätten beim gesunden Lebensstil hingegen nicht zu denen im Westen aufgeschlossen. Die ostdeutschen Männer leben wie schon vor der Wiedervereinigung so ungesund wie keine der anderen Bevölkerungsgruppen.

Über das MPIDR
Am Max-Planck-Institut für demografische Forschung (MPIDR) in Rostock untersuchen
Wissenschaftler*innen aus aller Welt politikrelevante Themen des demografischen Wandels wie Alterung und Geburtenverhalten sowie digitale Demografie und andere Aspekte der demografischen Grundlagenforschung. Das MPIDR ist eine der größten demografischen Forschungseinrichtungen in Europa und zählt zu den internationalen Spitzeninstituten in dieser Disziplin. Es gehört zur Max-Planck-Gesellschaft, einer der weltweit renommiertesten Forschungsgemeinschaften.
www.demogr.mpg.de

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Mine Kühn – MPIDR-Autorin des Artikels (spricht Deutsch und Englisch)
TELEFON +49 381 2081 – 259
E-MAIL kuehn@demogr.mpg.de

Silvia Leek – MPIDR Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
TELEFON +49 381 2081 – 143
E-MAIL presse@demogr.mpg.de

Originalpublikation:
Originalveröffentlichung: Mine Kühn, Christian Dudel, Tobias Vogt, Anna Oksuzyan: Trends in gender differences in health at working ages among West and East Germans, Social Science and Medicine – Population Health, DOI 10.1016/j.ssmph.2018.100326

Weitere Informationen:
http://www.demogr.mpg.de/go/ost-west-gesundheit

Quelle: IDW 

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Antibiotika in Gülle: Biogasanlage keine Barriere

Jessica Bode Pressestelle
Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)

Wirkstoffe trotz veränderter Gärprozesse stabil – Gefahr von resistenten Keimen verringern
Gießen. Viele in der Tiermedizin verwendete Antibiotika, die über Urin und Kot in die Gülle gelangen, lassen sich in Biogasanlagen nicht beseitigen. Das ist das Ergebnis eines Projektes der Justus-Liebig-Universität Gießen, das die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) fachlich und finanziell mit rund 343.800 Euro gefördert hat. In Deutschland werden in der Tierhaltung tonnenweise Antibiotika eingesetzt. Ein Großteil davon gelangt über das Düngen landwirtschaftlicher Flächen mit Gülle ungefiltert in die Böden. Dort können sich Bakterien entwickeln, auf die die Arzneien keine Wirkung mehr haben – sogenannte resistente Keime. Da Gülle auch in Biogasanlagen verwendet wird, wurde geprüft, ob Antibiotika dort beseitigt werden können, um den Eintrag in die Umwelt zu verringern. Dieser Weg sei nach Darstellung der Projektbeteiligten für wichtige Verbindungen nicht möglich. DBU-Generalsekretär Alexander Bonde: „Antibiotika müssen schon bei der Vergabe im Stall verringert werden, um Mensch, Tier und Umwelt zu schützen.“

Entwicklung von Antibiotika-resistenten Bakterien weltweites Problem
2017 wurden nach Angaben des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit in Deutschland 733 Tonnen Antibiotika an Tierärzte abgegeben, der Großteil davon werde in Nutztierställen eingesetzt. Da nicht alles von den Tieren aufgenommen wird, gelangen Rückstände der Antibiotika und ihrer Stoffwechselprodukte in die Gülle. Diese wird entweder direkt oder nach der Vergärung in Biogasanlagen auf den Äckern verteilt. „Weltweit finden sich Antibiotika in Gülleproben und in Gärresten von Biogasanlagen wieder“, stellt Projektleiterin Dr. Astrid Spielmeyer vom Institut für Lebensmittelchemie und Lebensmittelbiotechnologie an der Universität Gießen das globale Problem dar. In Deutschland seien Biogasanlagen vor allem in Gebieten mit intensiver Landwirtschaft weit verbreitet. Gleichzeitig seien dies die Regionen mit hohen Antibiotikaabgaben an die Tierärzte. „Es gibt verschiedene Studien, die einen Rückgang der Arzneimittel-Konzentration durch das Vergären von Gülle in den Biogasanlagen beschreiben“, erläutert Spielmeyer. Jedoch seien die genauen Vorgänge bisher nicht eindeutig bekannt gewesen. Ziel des Projektes war es deswegen zu prüfen, ob der Prozess in Biogasanlagen einen Beitrag zum Verringern des Antibiotikaeintrages in die Umwelt leisten könne.

Breitbandantibiotika wie Tetrazyklin wirken bei einer Vielzahl von Bakterien
Spielmeyer: „Rund ein Drittel der in der Tiermedizin abgegebenen Antibiotika gehören zu den antibakteriell wirkenden Sulfonamiden und Tetrazyklinen, die wir untersucht haben.“ Der Wirkstoff Tetrazyklin wird bei Menschen und Tieren als Breitbandantibiotikum verwendet. Das heißt, er wirkt gegen eine Vielzahl von Bakterien und kommt insbesondere dann zum Einsatz, wenn der Krankheitserreger nicht genau bestimmt werden kann. Für die beiden genannten Antibiotika-Gruppen sind bereits resistente Keime nachgewiesen worden. Der Rückgang von Antibiotika in Güllebehandlungsverfahren, wie das Lagern oder das Kompostieren, war in mehreren Studien bereits beschrieben worden – allerdings mit ganz verschiedenen Ergebnissen.

Stabilisierung durch Bindung – Erneutes Freisetzen durch Auswaschen
Im Projekt stellte sich in Zusammenarbeit mit dem Landesbetrieb Hessisches Landeslabor (Bad Hersfeld) heraus, dass unterschiedliche Temperaturen, Säure- und Salzgehalte kaum Einfluss auf die Wirkstoffe hatten. Bei Zusatz von einem Feststoff wie Maissilage, der auch in Biogasanlagen erfolgt, sei es allerdings zu einem Rückgang der Antibiotika-Konzentration gekommen. „Ein derartiger Rückgang, wie er auch in vorherigen Studien festgestellt wurde, heißt nicht unbedingt, dass die chemischen Strukturen zerstört und unwirksam werden“, erklärt Spielmeyer die Zusammenhänge. Wenn sich zum Beispiel Bestandteile der Gülle mit den Wirkstoffen verbinden, könnten die einzelnen Antibiotika zwar nicht mehr nachgewiesen werden, befinden sich aber noch – stabilisiert durch die Bindung – in der Gülle oder den Gärresten. Spielmeyer: „Wenn Wirkstoffe gebunden werden, können sie sich später auch wieder lösen, sodass es zu einem erneuten Freisetzen der Antibiotika in der Gülle oder auch im Boden kommen kann.“ Das hätten die nun veröffentlichten Projektergebnisse gezeigt. Zwar werde oftmals nur ein geringer Teil wieder freigesetzt, dies könne jedoch stetig über einen langen Zeitraum erfolgen.

Weitere Informationen:
https://www.dbu.de/projekt_31812/01_db_2848.html
https://www.dbu.de/doiLanding1328.html
https://www.dbu.de/123artikel38094_2362.html

Quelle: IDW 

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Interview mit Dr. Natalia Ivleva über ihre Forschung zur Analytik von Mikroplastik

Dr. Ulrich Marsch Corporate Communications Center
Technische Universität München

Seit den ersten Berichten über die Verschmutzung der Meere und Küsten mit Mikroplastik intensivierte sich auch die weltweite Forschung dazu. Inzwischen ist klar, dass Mikroplastik auch in Flüssen und Seen sowie in Getränken und Lebensmitteln allgegenwärtig ist. An der Technischen Universität München (TUM) entwickelt Dr. Natalia P. Ivleva analytische Verfahren zur Identifizierung und Quantifizierung von Mikroplastik. Im Interview erläutert sie den aktuellen Forschungsstand.

Mikroplastik – Was ist das eigentlich genau?
Nach gegenwärtiger Definition sind das Kunststoffpartikel kleiner als 5 Millimeter. Die untere Grenze liegt bei einem Mikrometer, also einem Tausendstel Millimeter. Partikel in der Größe von einem Mikrometer bis zu 100 Nanometern werden als Sub-Mikroplastik bezeichnet, Partikel kleiner als 100 Nanometer als Nanoplastik. Studien zeigen, dass die meisten Plastikpartikel im unteren Mikrometerbereich zu finden sind.

Die Partikel können in der Umwelt durch die Fragmentierung größerer Plastikteile entstehen, sie bilden sich im Straßenverkehr durch Reifenabrieb und in Form feinster Fasern beim Waschen von Kleidung mit Kunstfaseranteil. Außerdem wird Mikroplastik in Körperpflegeprodukten eingesetzt, beispielsweise in Zahnpasta.

Warum müssen wir uns Sorgen machen um Mikroplastik?
Eigentlich ist noch gar nicht klar, wie gefährlich Mikroplastik wirklich ist. Sicher ist, dass solche Partikel von Lebewesen aufgenommen werden, natürlich auch von Menschen. Das allein ist aber nicht hinreichend, um toxische Effekte zu erwarten. Es wird allerdings auch diskutiert, dass kleinere Partikel in bestimmte Gewebe von aquatischen Organismen gelangen können.

Weltweit werden pro Jahr inzwischen rund 400 Millionen Tonnen Kunststoff produziert. Ein erheblicher Teil davon landet in der Umwelt und braucht dort unter Umständen mehrere Hundert Jahre bis er abgebaut ist.

In den nächsten Jahrzehnten müssen wir daher mit einer massiven Zunahme von Mikroplastik in der Umwelt rechnen. Gleichzeitig wissen wir, dass auch inerte und an sich ungefährliche Stoffe ab einem Schwellenwert zu unvorhersehbaren Effekten führen können.

Warum weiß man so wenig über die Folgen?
Bei den ersten Messungen hat man teilweise einfach optisch sortiert. Leider ist diese Methodik sehr fehleranfällig. Ein Sandkorn und ein Plastikpartikel von weniger als einem Millimeter Durchmesser sehen sehr ähnlich aus.

Im Rahmen eines durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projekts „MiWa“ haben wir zum Beispiel in einer Probe aus der Elbe 3000 Partikel chemisch analysiert. Nur etwa eines von Tausend Partikeln war tatsächlich Kunststoff. Neben Kalk und anderen Mineralien gibt es ja auch noch organische Stoffe. Deswegen ist die Entwicklung zuverlässiger und standardisierter Methoden extrem wichtig. Sonst sind die Messwerte nicht vergleichbar.

Und: Wir reden hier über sehr geringe Konzentrationen, das heißt auch über sehr geringe Effekte. Bei einigen Versuchen mit hohen Konzentrationen von Mikroplastik hat man negative Effekte beobachtet, andere haben keine Effekte gesehen.

Hier steht die Forschung noch ziemlich am Anfang. Was nicht heißt, dass wir noch warten sollten. Angesichts der langsamen Abbauraten müssen wir uns dringend überlegen, wie wir den Eintrag von Kunststoffen in die Umwelt reduzieren können.

Mit welchen Methoden kommt man dem Mikroplastik auf die Spur?
Je nach Fragestellung wird die Analytik von Mikroplastik zurzeit mit verschiedenen Methoden durchgeführt: Thermoanalytische Methoden, gekoppelt mit Gaschromatographie und Massenspektrometrie liefern Werte für die Masse unterschiedlicher Plastiksorten und deren Additive in einer Probe – geben jedoch keine Aussagen über die Partikelgröße.

Spektroskopische Methoden liefern Informationen über die chemische Identität sowie Größe und Form von Mikroplastikpartikeln. Die Infrarot-Mikrospektroskopie ist in der Lage, Partikel bis ungefähr 20 Mikrometer automatisch zu analysieren.

Bei uns am Institut wenden wir vor allem Raman-mikroskopische Analysen an. Das ist eine zerstörungsfreie spektroskopische Methode, die Fingerabdruck-Spektren liefert und eine verlässliche Identifizierung der Partikel ermöglicht. Damit können wir sehr gut zwischen synthetischen Polymeren und natürlichen Substanzen wie Zellulose oder Quarz unterscheiden.

Außerdem können wir die Plastiksorte feststellen. Eine Kopplung des Raman-Spektrometers mit einem optischen Mikroskop erlaubt es uns, Partikel bis hinunter zu weniger als einem Mikrometer zu analysieren. Somit können wir eine Aussage über die Anzahl, die Größenverteilung und die Polymersorten von Mikroplastikpartikeln in der Probe treffen.

Wir konnten bereits zeigen, dass sich Mikroplastikpartikel im Darm von Wasserflöhen anreichern können. Außerdem haben wir in einem vom Bayerischen Umweltministerium geförderten Projekt festgestellt, dass Muscheln die besonders kleinen Mikroplastikpartikel aufnehmen und im Körper anreichern.

Wie geht es weiter?
Für eine repräsentative und statistisch belastbare Aussage zur Mikroplastik-Verunreinigung müssen sehr viele Partikel pro Probe untersucht werden. Deswegen arbeiten wir in einem von der Bayerischen Forschungsstiftung (BFS) geförderten Projekt „MiPAq“ an der Automatisierung der Raman-basierten Analyse.

Da Plastikpartikel mit abnehmender Größe ein höheres ökotoxikologisches Potenzial besitzen, sind die Methoden zur Analyse solch kleiner Partikel von besonderem Interesse. Daher entwickelt unser Institut in dem vom BMBF geförderten Vorhaben „SubµTrack“ zusammen mit vier weiteren Lehrstühlen der TUM die Analyse sehr kleiner Partikel weiter.

Liegen erst einmal genügend vergleichbare Ergebnisse für die Belastung von Umwelt- und Lebensmittel-Proben mit Mikro- und Nanoplastik vor, kann man mögliche negative Effekte für die Umwelt und uns Menschen untersuchen. Dafür sind ökotoxikologische Studien mit Mikroplastik unter Berücksichtigung von relevanten Plastiksorten, Größen, Formen und vor allem Konzentrationen notwendig.

Würden Sie nun die Herstellung von Plastik verbieten?
Nein, ich würde in keinem Fall auf Kunststoff komplett verzichten, weil es ein vielseitig einsetzbares Material ist und viele Vorteile bringt. Aber man muss Kunststoff richtig nutzen. Vor allem müssen wir den Eintrag von Kunststoff in die Umwelt verringern. Und hier ist nicht nur die Industrie gefragt, sondern jeder kann selbst etwas dafür tun.

Publikationen:
Christian Schwaferts, Reinhard Niessner, Martin Elsner, Natalia P. Ivleva, Methods for the analysis of submicrometer- and nanoplastic particles in the environment, Trends in Analytical Chemistry 2019 – DOI:10.1016/j.trac.2018.12.014
https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0165993618304631

Philipp M. Anger, Elisabeth von der Esch, Thomas Baumann, Martin Elsner, Reinhard Niessner, Natalia P. Ivleva, Raman microspectroscopy as a tool for microplastic particle analysis. Trends in Analytical Chemistry 2018, 109 214-226 – DOI: 10.1016/j.trac.2018.10.010
https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0165993618304643

Janina Domogalla-Urbansky, Philipp M. Anger, Hermann Ferling, Florian Rager, Alexandra C. Wiesheu, Reinhard Niessner, Natalia P. Ivleva, Julia Schwaiger, Raman microspectroscopic identification of microplastic particles in freshwater bivalves (Unio pictorum) exposed to sewage treatment plant effluents under different exposure scenarios. Environmental Science and Pollution Research 2018 – DOI: 10.1007/s11356-018-3609-3
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/30456620

Natalia P. Ivleva, Alexandra C. Wiesheu und Reinhard Niessner, Mikroplastik in aquatischen Ökosystemen. Angewandte Chemie 2016,128, 2-23 – DOI: 10.1002/ange.201606957
https://onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1002/ange.201606957

Weitere Informationen:
Dr. Natalia P. Ivleva ist Gruppenleiterin am Institut für Wasserchemie und Chemische Balneologie (IWC), Lehrstuhl für Analytische Chemie und Wasserchemie (Prof. Dr. Martin Elsner) der Technischen Universität München (TUM).

Gefördert wurden die im Interview genannten Arbeiten vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (Projekt „Mikroplastik im Wasserkreislauf“, MiWa, Bearbeiter: MSc Philipp M. Anger und Projekt „Tracking von (Sub)Mikroplastik unterschiedlicher Identität“, SubµTrack, Bearbeiter: MSc Christian Schwaferts) sowie der Bayerischen Forschungsstiftung (Projekt „Mikropartikel in der aquatischen Umwelt und in Lebensmitteln“, MiPAq, Bearbeiterin MSc Elisabeth von der Esch).

Kooperationspartner an der TU München sind die Professuren für Siedlungswasserwirtschaft (Prof. J. E. Drewes, PD Dr. T. Letzel, PD Dr. J. Graßmann), für Tierphysiologie und Immunologie (Prof. M. Pfaffl), für Aquatische Systembiologie (Prof. J. Geist), für Wissenschafts- und Technologiepolitik (Prof. R. Müller), für Lebensmittelverpackungstechnik (Prof. H. C. Langowski) und für Lebensmittelchemie und molekulare Sensorik (Prof. T. Hofmann, Dr.-Ing. Karl Glass) sowie das Institut für Grundwasserökologie (PD Dr. Griebler, PD Dr. Stumpp) am Helmholtz Zentrum München.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Dr. Natalia P. Ivleva
Institut für Wasserchemie & Chemische Balneologie (IWC)
Lehrstuhl für Analytische Chemie und Wasserchemie
Technischen Universität München
Marchioninistr. 17, 81377 München
Tel.: +49 89 2180 78252
natalia.ivleva@ch.tum.de
http://www.hydrochemistry.tum.de/groups/ramanmicro/

Weitere Informationen:
https://www.tum.de/nc/die-tum/aktuelles/pressemitteilungen/detail/article/35164/
Link zur Pressemitteilung

Quelle: IDW 

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Gestresste Mütter – übergewichtige Kinder

Stefanie Seltmann Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Berliner Institut für Gesundheitsforschung / Berlin Institute of Health (BIH)

Jedes zehnte Kind ist übergewichtig, jedes zwanzigste sogar fettleibig. Wissenschaftler*innen des Berliner Instituts für Gesundheitsforschung / Berlin Institute of Health (BIH) haben gemeinsam mit Kolleg*innen von der Charité – Universitätsmedizin Berlin und dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) in Leipzig nun einen bisher wenig untersuchten Zusammenhang aufgeklärt: In der Mutter-Kind-Studie LiNA, die am UFZ koordiniert wird, fanden sie heraus, dass der empfundene Stress der Mutter im ersten Lebensjahr des Kindes Übergewicht im Kleinkindalter begünstigt.

Mütterlicher Stress wirke sich vor allem auf die Gewichtsentwicklung von Mädchen aus und führe zu einer langfristigen Prägung, schreiben die Forscher*innen des BIH, der Charité, des UFZ sowie der Universität Bristol im Fachmagazin BMC Public Health.

Seit 2006 kooperieren UFZ-Forscher*innen mit Kolleg*innen aus dem Städtischen Klinikum St. Georg sowie dem Universitätsklinikum Leipzig in der LiNA-Studie: LiNa steht für „Lebensstil und Umweltfaktoren und deren Einfluß auf das Allergierisiko von Neugeborenen“. In der aktuellen Studie werteten die Forscher*innen um Irina Lehmann und Saskia Trump, die beide seit Anfang 2018 am BIH forschen, Daten von 498 Mutter-Kind-Paaren aus. Aus den Angaben zu Größe und Gewicht ermittelten die Forscher*innen den Body Mass Index (BMI) der Kinder und normierten ihn auf Alter und Geschlecht. Den empfundenen Stress der Mütter während der Schwangerschaft und während der ersten beiden Lebensjahre der Kinder erhoben sie mithilfe validierter Fragebögen, der die Themen Sorgen und Ängste, Anspannung, allgemeine Zufriedenheit sowie den Umgang mit täglichen Anforderungen umfasste. Anschließend setzten sie beide Datensätze miteinander in Beziehung.

Gestresste Mütter haben häufiger übergewichtige Kinder als entspannte Mütter.
„Wir haben dabei deutlich gesehen, dass der empfundene Stress der Mutter während des ersten Lebensjahres des Kindes mit der Gewichtsentwicklung des Kindes in den ersten fünf Lebensjahren zusammenhängt“, sagt Irina Lehmann, die gemeinsam mit Saskia Trump die Untersuchung konzipiert und geleitet hat. „Gestresste Mütter haben häufiger übergewichtige Kinder als entspannte Mütter.“ „Besonders auffällig ist der Einfluss von mütterlichem Stress auf Mädchen“, ergänzt Saskia Trump. Studien hätten gezeigt, dass Jungen möglicherweise den Stress der Mütter besser kompensieren. Keinen Einfluss auf das Gewicht der Kinder hatte mütterlicher Stress während der Schwangerschaft oder während des zweiten Lebensjahrs der Kinder. „Das erste Lebensjahr scheint eine sensible Phase und für die Neigung zu Übergewicht prägend zu sein“, sagt Kristin Junge vom UFZ, eine der beiden Erstautorinnen der Studie. „In dieser Zeit sollte dem Befinden der Mutter daher besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden“, ergänzt sie.

Ursachen für mütterlichen Stress
„Um herauszufinden, warum die Mütter während der Schwangerschaft und in den ersten beiden Lebensjahren der Kinder gestresst waren, haben wir uns die Daten noch einmal intensiv angeschaut“, berichtet Beate Leppert, ebenfalls Erstautorin der Studie, die mittlerweile an der Universität Bristol arbeitet. „Insbesondere haben wir die Lebensbedingungen der Mütter unter die Lupe genommen.“ Dabei entdeckten die Wissenschaftler*innen, dass die gestressten Mütter häufiger als nicht-getresste Mütter in einem einfachen Wohnumfeld lebten, häufiger Lärm und Straßenverkehr ausgesetzt waren und im Durchschnitt über ein niedrigeres Haushaltseinkommen verfügten.

Gestresste Mütter nicht allein lassen

„Wir wollen mit unserer Studie auf das Problem der gestressten Mütter aufmerksam machen“, sagt Irina Lehmann. „Keineswegs sollte man sie mit ihrem Problem alleine lassen.“ Kinderärzt*innen könnten bei den Untersuchungen der Kinder im ersten Lebensjahr immer auch einen Blick auf die Mütter werfen und sie bei Anzeichen für Stress auf ihre Situation ansprechen. „Es gibt bereits viele gute Hilfsangebote für junge Mütter, viele wissen aber nichts davon. Wenn man hier ansetzt, könnte man den Müttern helfen und damit womöglich ihren Kindern späteres Übergewicht ersparen“, so Saskia Trump. In zukünftigen Forschungsarbeiten will das Team untersuchen, welche weiteren Risikofaktoren die kindliche Gewichtsentwicklung prägen können und welche Mechanismen an der langanhaltenden Fehlsteuerung des Stoffwechsels beteiligt sind.

Über das Berliner Institut für Gesundheitsforschung/Berlin Institute of Health (BIH)
Das Berliner Institut für Gesundheitsforschung | Berlin Institute of Health (BIH) widmet sich der Übertragung von Ergebnissen aus der Grundlagenforschung in die Klinik, der so genannten Translation. Ziel ist eine personalisierte Präzisionsmedizin für Menschen mit progredienten Krankheiten, um ihre Lebensqualität zu erhalten oder wiederherzustellen. Dies soll gelingen dank präziser Diagnosen, besserer Vorhersagen und neuartiger Therapien. Die Gründungsinstitutionen Charité – Universitätsmedizin Berlin und Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC) sind im BIH eigenständige Gliedkörperschaften.

Kontakt
Dr. Stefanie Seltmann
Leiterin Kommunikation & Marketing
s.seltmann@bihealth.de

Originalpublikation:
10.1186/s12889-018-6110-5

Weitere Informationen:
https://www.bihealth.org/de/aktuell/?L=0&tx_news_pi1%5Bnews%5D=1872&tx_n…

Quelle: IDW 

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Neue Studie: Entgelttransparenzgesetz: Nur eine Minderheit der Unternehmen ist aktiv geworden

Rainer Jung Abt. Öffentlichkeitsarbeit
Hans-Böckler-Stiftung

Das Entgelttransparenzgesetz soll die Benachteiligung von Frauen beseitigen. Doch es entfaltet bislang kaum Wirkung, nur eine Minderheit der Unternehmen ist bislang aktiv geworden. Das zeigt eine neue Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung in Kooperation mit dem Institut für empirische Sozial- und Wirtschaftsforschung (INES Berlin).* Nötig sind strengere Auflagen und spürbare Sanktionen.

Frauen müssen im gleichen Betrieb für gleiche und gleichwertige Arbeit den gleichen Lohn erhalten wie Männer. Das soll das seit Mitte 2017 geltende Entgelttransparenzgesetz sicherstellen. Allerdings: Das Gesetz zeigt bisher „keine spürbaren Effekte“, schreiben Dr. Helge Baumann, Dr. Christina Klenner und Dr. Tanja Schmidt in ihrer Untersuchung. Die Forscherinnen und Forscher haben analysiert, was sich aus der Sicht von Betriebsräten, die an der WSI-Betriebsrätebefragung 2018 teilgenommen haben, in den ersten Monaten nach der Einführung des Gesetzes getan hat. Die Ergebnisse seien repräsentativ für Betriebe mit Betriebsrat und mindestens 20 Beschäftigten.

Nach dem Entgelttransparenzgesetz ist jeder Arbeitgeber verpflichtet, Männern und Frauen für vergleichbare Arbeit gleich viel zu zahlen. In Betrieben mit mehr als 200 Beschäftigten – also für etwa ein Drittel aller Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland – gilt zusätzlich ein „individueller Auskunftsanspruch“, der in einem zweiten Schritt Anfang 2018 in Kraft getreten ist. Danach können Beschäftigte verlangen, dass ihnen der Arbeitgeber das durchschnittliche Gehalt der Kollegen des jeweils anderen Geschlechts nennt, die eine ähnliche Arbeit leisten. Dadurch sollen bestehende Ungerechtigkeiten offengelegt und schließlich beseitigt werden. Für Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern gelten weitere Vorgaben: Sie sollen regelmäßig überprüfen, wie es um die Entgeltgleichheit im Unternehmen steht, und dazu einen Bericht erstellen.

Ein Großteil der Unternehmen hat zum Zeitpunkt der Befragung, sieben bis zehn Monate nach Inkrafttreten, noch keine Aktivitäten zur Umsetzung des Entgelttransparenzgesetzes unternommen. In nur zwölf Prozent der Betriebe ist die Geschäftsführung von sich aus aktiv geworden. „Offenbar fühlte sich nur ein kleiner Teil der Betriebe von der Aufforderung angesprochen, im Betrieb für Entgeltgleichheit zu sorgen“, schreiben Baumann, Klenner und Schmidt. Am höchsten ist dieser Anteil in mittelgroßen Betrieben mit 201 bis 500 Beschäftigten: hier haben 19 Prozent der Betriebe etwas unternommen. Die großen Unternehmen ab 501 Beschäftigten kommen auf 18 Prozent (siehe auch Abbildung 1 in der Studie; Link unten). Unabhängig von der Betriebsgröße sind Unternehmen, in denen Betriebsräte nach eigenem Bekunden ein „sehr gutes Verhältnis zur Geschäftsleitung“ haben, bei der Umsetzung des Gesetzes weiter.

Auch die Beschäftigten selbst zögern noch: In 13 Prozent der mittelgroßen Betriebe hat sich mindestens eine Person einen bis vier Monate nach Inkrafttreten des Auskunftsanspruchs an den Betriebsrat gewandt, um ihr Gehalt überprüfen zu lassen. Bei den großen Unternehmen sind es immerhin 23 Prozent, die von ihrem Auskunftsrecht Gebrauch gemacht haben (Abbildung 2). Die Wahrscheinlichkeit, dass Beschäftigte ihr Gehalt überprüfen lassen, steigt deutlich, wenn im Betrieb viele Hochqualifizierte arbeiten. Der Frauenanteil spielt dagegen keine Rolle.

In gut einem Drittel der Betriebe mit Betriebsrat wurden die Entgelte von Frauen und Männern in den letzten zwei Jahren vor der Befragung, teilweise bereits vor Inkrafttreten des Gesetzes, auf Ungleichheit überprüft. Insgesamt taten das aber nur rund 10 Prozent mit anerkannten externen oder statistischen Prüfverfahren, wie es das Gesetz fordert.

Betriebe mit einer jungen Belegschaft haben überdurchschnittlich oft Prüfungen vorgenommen. Außerdem haben Betriebe, die sich nach Einschätzung der Betriebsräte bemühen, „dass die Mitarbeiter gerne hier arbeiten“, und die bestrebt sind, die „Arbeit menschengerecht zu gestalten“, häufiger die Entgelte überprüft. Gelten Betriebsvereinbarungen zu Gleichstellung und Antidiskriminierung oder zu Familienfreundlichkeit, geht das ebenfalls mit überdurchschnittlich häufigen Überprüfungen einher. „Das lässt den Schluss zu“, schreiben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, „dass Prüfungen eher in gut mitbestimmten Betrieben, die ihre Personalpolitik in starkem Maße auf die Belange der Beschäftigten ausgerichtet haben und so auch Personal anziehen und binden wollen, durchgeführt worden sind“.

Die Forscher raten dazu, das Entgelttransparenzgesetz verbindlicher auszugestalten. Dazu gehöre erstens, die Prüfung der betrieblichen Gehaltsstrukturen nicht nur zu empfehlen, sondern verpflichtend zu machen. Dazu gehöre zweitens, die Hürden für den individuellen Auskunftsanspruch zu verkleinern und Beschäftigte in kleineren Betrieben einzubeziehen. Für Verstöße gegen die gesetzlichen Verpflichtungen müsse das Gesetz „wirksame Sanktionen“ vorsehen, die es bisher überhaupt nicht gebe.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Dr. Helge Baumann
WSI
Tel.: 0211-7778-603
E-Mail: Helge-Baumann@boeckler.de

Rainer Jung
Leiter Pressestelle
Tel.: 0211-7778-150
E-Mail: Rainer-Jung@boeckler.de

Originalpublikation:
*Helge Baumann, Christina Klenner, Tanja Schmidt: Entgeltgleichheit von Frauen und Männern. Wie wird das Entgelttransparenzgesetz in Betrieben umgesetzt? Eine Auswertung der WSI-Betriebsrätebefragung 2018, WSI-Report Nr. 45, Januar 2019. Download: https://www.boeckler.de/pdf/p_wsi_report_45_2019.pdf

Quelle: IDW 

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Mobilfunktechnik für die Industrie 4.0

Axel Kölling Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Technologie-Zentrum Informatik und Informationstechnik

Ein Konsortium unter Leitung des Technologie-Zentrums Informatik und Informationstechnik (TZI) der Universität Bremen hat im Rahmen des Projekts „HiFlecs“ die Grundlagen für eines neuen Mobilfunkstandards für die Industrie entwickelt. Produktionsabläufe in Fabriken können damit wesentlich effizienter gestaltet werden.

Die Anforderungen an eine moderne Fabrik steigen: Auf der einen Seite sind Automatisierung und Kostensenkung gefordert, auf der anderen aber auch Produktvielfalt und Ausfallsicherheit. Die „Industrie 4.0″ soll diesen Bedürfnissen gerecht werden, allerdings fehlt ihr noch ein entscheidender Baustein zum Durchbruch: ein Funkstandard für die zuverlässige Kommunikation zwischen Maschinen in Echtzeit. Die Grundlagen für einen solchen Standard hat ein Konsortium unter Leitung des Technologie-Zentrums Informatik und Informationstechnik (TZI) der Universität Bremen jetzt im Rahmen des Projekts „HiFlecs“* entwickelt.

Das Projekt ist Teil der Hightech-Strategie der Bundesregierung und wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit 4,76 Millionen Euro gefördert. Neben dem TZI waren zehn weitere Partner aus Industrie und Wissenschaft an HiFlecs beteiligt.

Mobilfunkstandard LTE „viel zu langsam“
Mit herkömmlichen Funktechnologien ist die künftig benötigte Geschwindigkeit in automatisierten Herstellungsverfahren kaum zu erreichen. „Die Latenz, also die Verzögerungen bei der Signalübertragung zur Steuerung von Produktionsprozessen müssen unter einer Millisekunde liegen“, erläutert „HiFlecs“-Projektleiter Prof. Armin Dekorsy von der TZI-Arbeitsgruppe Elektrotechnik/Nachrichtentechnik. „Zum Vergleich: Der aktuelle Mobilfunkstandard LTE bietet rund zehn Millisekunden, ist also viel zu langsam.“

Es kommt jedoch nicht nur auf die Geschwindigkeit an, sondern auch auf die Menge an gleichzeitig angebundenen Geräten („massive machine-type communication“). In modernen Fabriken werden oft Tausende von Sensoren, Aktoren sowie Steuer- und Regelungseinheiten eingesetzt. Mit der Datenflut, die diese Vielzahl an Geräten gleichzeitig generiert, sind herkömmliche Funknetze überfordert.

Im Projekt „HiFlecs“ verfolgten die Partner daher einen ganzheitlichen Ansatz: Sie entwickelten sowohl Technologien für die schnelle Übertragung der Daten als auch für das gesamte Ressourcen- und Netzwerkmanagement. HiFlecs hilft nun, die Informationen zu priorisieren und gezielt zu verteilen. „Wir mussten die Netze ganz anders designen“, erklärt Dekorsy. „Die Abstimmung der Maschinen untereinander musste mit weniger Signalisierung möglich werden, um Bandbreite zu sparen.“

Ergänzung zum 5G-Mobilfunkstandard
Dekorsy sieht in HiFlecs auch eine Möglichkeit, den neuen Mobilfunkstandard der 5. Generation (5G) zu ergänzen, um speziellen Anforderungen der Industrie gerecht zu werden. 5G erlaubt ebenfalls eine schnellere, zuverlässigere Kommunikation, wird aber von Netzbetreibern zur Verfügung gestellt. Mit HiFlecs können Unternehmen private Netze einrichten, sodass sie die Hoheit über ihre Daten behalten und möglicherweise Kosten sparen. Auch für die Einführung neuer, datenbasierter Geschäftsmodelle kann es sinnvoll sein, die Kommunikation selbst in der Hand zu behalten.

Die Ergebnisse des Projekts wurden in einer Verpackungsmaschine eines weltweit tätigen Herstellers prototypisch umgesetzt. Bis jetzt benötigte die Maschine zur Steuerung ihrer Transportmodule zahlreiche Kabel. HiFlecs erlaubt die Umstellung auf Funk, sodass die Kosten sinken und das Gewicht reduziert wird. Gleichzeitig wird die Installation erleichtert.

Der Nachweis, dass das System funktioniert, ist damit erbracht. Bis zur Marktreife von HiFlecs sind jetzt weitere Entwicklungsschritte erforderlich – interessierte Unternehmen können sich an das TZI wenden.

* HiFlecs steht für „Hochperformante, sichere Funktechnologien und deren Systemintegration in zukünftige industrielle Closed‐Loop‐Automatisierungslösungen“.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Armin Dekorsy:
Tel. 0421 218-62400
E-Mail: dekorsy@ant.uni-bremen.de

Weitere Informationen:
http://www.ant.uni-bremen.de/de/projects/hiflecs/

Quelle: IDW 

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Studierende decken Sicherheitslücken auf

Corinna Korinth Referat für Kommunikation und Marketing
Hochschule Albstadt-Sigmaringen

IT-Security-Studierende der Hochschule Albstadt-Sigmaringen haben in einem häufig eingesetzten Präsentationssystem Sicherheitslücken aufgedeckt. Sie gaukelten dem System unter anderem ein manipuliertes Update vor und erlangten Zugriff auf Netzwerklaufwerke und sensible Daten wie interne Passwörter.

Albstadt/Sigmaringen. Eine Studierendengruppe des Bachelorstudiengangs IT Security an der Hochschule Albstadt-Sigmaringen hat in einem Präsentationssystem eines österreichischen Herstellers teils erhebliche Sicherheitslücken aufgedeckt. Das Hochschulprojekt unter der Leitung von Prof. Holger Morgenstern und Tobias Scheible wurde in Zusammenarbeit mit der Tübinger Firma Syss GmbH umgesetzt, die als Dienstleisterin im Bereich der IT-Security individuell und herstellerneutral Penetrationstests im In- und Ausland durchführt und den Studierenden das entsprechende Gerät zur Verfügung stellte. Bei einem Penetrationstest wird die Perspektive eines Hackers eingenommen, um von außen angreifbare Stellen im System zu identifizieren. Das erklärt Leon Albers, Mitglied der siebenköpfigen Studierendengruppe.

Hat das Gerät verwundbare Komponenten? Diese Kernfrage trieb die Studierenden an. „Dann ging es schließlich darum, einen realen Angriff durchzuführen und die Kontrolle über das Gerät zu übernehmen“, sagt der Studierende Sebastian Buckel. „Und das ist uns dann auch gelungen.“

Die Studierenden gaukelten dem Gerät unter anderem ein manipuliertes Update vor, das dieses dann auch prompt übernahm. „Dadurch hatten wir Vollzugriff“, sagt Sebastian Buckel. Durch weitere Schwachstellen wurde es den Studierenden ermöglicht, Zugriff auf Netzwerklaufwerke und sensible Daten wie interne Passwörter zu erlangen. „Wir konnten Informationen mitlesen und manipulieren.“

Die aus solchen Sicherheitslecks resultierende Bedrohung ist dabei durchaus real: „So ein Präsentationssystem wird von Unternehmen häufig in professionellen Kontexten genutzt“, sagt Leon Albers. „Sich dazu einen Zugang zu verschaffen, kann dann schon in Richtung Industriespionage gehen.“

Neben den fast alltäglichen Funden von veralteten Softwarekomponenten und unsicheren Standardkonfigurationen seien auch unbekannte und selbst in der aktuellsten Version des Herstellers noch enthaltene kritische Schwachstellen gefunden worden, sagt Holger Morgenstern. Aus Sicherheitsgründen informierten die Studierenden daher auch zunächst den Hersteller. Dieser sollte die Gelegenheit bekommen, die Sicherheitslücken zu schließen. „Man hat dort aufgeschlossen auf unseren Bericht reagiert“, sagt Leon Albers. „Die Firma will die Probleme beheben.“

Schwachstellen zu finden, die die Hersteller eigentlich vermeiden wollten: Auf Leon Albers, Sebastian Buckel und ihre Kommilitonen im Studiengang IT Security übt das einen großen Reiz aus – da wurde auch mal die ein oder andere Nachtschicht eingelegt. Beide sind sogar eigens für dieses Fach an die Hochschule Albstadt-Sigmaringen gekommen: Sebastian Buckel stammt aus dem Kreis Ravensburg, Leon Albers kommt aus Nordrhein-Westfalen.

Weiterführende Informationen: Da die IT Security ein sehr praktisches Anwendungsfeld darstellt, legt der Studiengang großen Wert auf einen hohen Praxisbezug. Bereits im ersten Semester lernen die Studenten, eigenständig mit Methoden und Werkzeugen aus dem Bereich der offensiven Security (Hacking) umzugehen. Praxisunterricht ist auch im weiteren Studienverlauf von großer Bedeutung. Veranstaltungen wie Cyber Security, Netzwerk- und Systemsicherheit sowie Offensive Sicherheit werden stets von umfangreichen Praktikums- und Lab-Übungen begleitet. Fortgeschrittene Themen wie die Digitale Forensik, Kryptografie oder Reverse Engineering haben ebenso einen hohen Stellenwert im Studienverlauf des Bachelorstudiengangs IT Security.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Holger Morgenstern
E-Mail: morgenstern@hs-albsig.de
Telefon: 07571/7329279

Tobias Scheible
E-Mail: scheible@hs-albsig.de
Telefon: 07571/7329458

Weitere Informationen:
https://cyber-security-center.de/759

Quelle: IDW 

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Biodiversität – Koexistenz durch verzögerte Anpassung

Luise Dirscherl Stabsstelle Kommunikation und Presse
Ludwig-Maximilians-Universität München

Bodenbakterien müssen immer wieder auf variable Umweltbedingungen reagieren – aber am besten nicht zu schnell. Wie LMU-Forscher zeigen, kann eine verzögerte Anpassung für das Überleben der Gesamtpopulation positiv sein.

In einem einzigen Gramm Boden können bis zu 10.000 verschiedene Arten von Bodenbakterien existieren. Wie diese biologische Vielfalt trotz unterschiedlicher ökologischer „Fitness“ einzelner Arten erhalten bleibt, ist eine der grundlegendsten Fragen der Ökologie. Lässt man im Labor ein Gemisch aus Bodenbakterien gleichzeitig wachsen, setzt sich schließlich der am stärksten wachsende Stamm durch und alle anderen sterben aus. Der LMU-Physiker Professor Erwin Frey hat mit seiner Mitarbeiterin Dr. Marianne Bauer untersucht, warum dies in der Natur nicht der Fall ist. Wie die Wissenschaftler im Fachmagazin Physical Review Letters berichten, führt die verzögerte Anpassung an wechselnde Lebensumstände zu einer stabilen Koexistenz verschiedener Spezies.

Der Boden ist ein komplexer Lebensraum, der von einem labyrinthartigen Porensystem durchzogen ist. Über diese Poren können Bakterien abhängig vom Wassergehalt sowohl mit benachbarten Populationen in Kontakt kommen als auch Nährstoffe ausgetauscht werden. „Uns hat interessiert, ob die räumliche Variabilität die Stabilität der Populationen beeinflussen kann“, sagt Marianne Bauer. Dazu untersuchten die Wissenschaftler mithilfe mathematischer Simulationen ein vereinfachtes System, in dem die Bakterienpopulation nur aus zwei Spezies besteht. In dem Modell ist eine Spezies für die gesamte Population nützlich, etwa indem sie für alle hilfreiche Enzyme produziert, wächst aber langsamer als die andere Spezies. Unter Laborbedingungen würde in diesem Fall die langsamer wachsende Spezies mit der Zeit aussterben.

In ihrem neuen Modell gehen die Wissenschaftler davon aus, dass die Individuen beider Spezies sich nur verzögert an schwankende Umweltbedingungen anpassen, also ihre Wachstumsgeschwindigkeit noch einige Zeit beibehalten, auch wenn sie beispielsweise in Bereiche mit anderen Nährstoffangeboten oder pH-Werten gelangen. Wie die Simulationen zeigten, wirkt sich diese verzögerte Anpassung positiv auf die Gesamtpopulation aus, sodass beide Spezies langfristig koexistieren. Das Wachstum beider Spezies hängt von der Verfügbarkeit der Enzyme ab, daher können in einer lokalen Population mit vielen „langsamen“ Bakterien die langsam wachsenden Individuen sogar schneller wachsen als schnell wachsende Individuen in einer Umgebung, in der es nur sehr wenige langsam wachsende Bakterien – und damit nur wenig Enzyme – gibt. „Da über die Poren ein Austausch zwischen den Populationen möglich ist, können letztlich in einer Pore verschiedene Individuen einer Spezies mit ganz verschiedenen Wachstumsraten vorkommen. Dadurch können beide Spezies überleben“, sagt Bauer. „Dies funktioniert bei einem breiten Spektrum verschiedener Porensysteme und auch bei überraschend hohen Unterschieden der Wachstumsgeschwindigkeiten.“

Nach Ansicht der Wissenschaftler bedeutet die stabile Koexistenz der beiden Spezies über große Parameterbereiche darauf hin, dass verzögerte Reaktionen auf Veränderungen des Lebensraums ein signifikanter Faktor für den Erhalt der biologischen Vielfalt sein können. „Deswegen sind Experimente, die mögliche räumliche Strukturen berücksichtigen, besonders interessant, um Biodiversität in realistischen Systemen zu untersuchen“, sagt Frey.

Publikation:
Delays in Fitness adjustment can lead to coexistence of hierarchically interacting species
Marianne Bauer and Erwin Frey
Physical Review Letters 2018
https://journals.aps.org/prl/abstract/10.1103/PhysRevLett.121.268101

Kontakt:
Prof. Dr. Erwin Frey
Lehrstuhl für Theoretische Physik – Statistische Physik
Tel.: +49 (0) 89 / 2180-4538
erwin.frey@physik.lmu.de

Quelle: IDW 

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Food-Scanner für die Hosentasche

Britta Widmann Kommunikation
Fraunhofer-Gesellschaft

Laut einer Studie der Umweltstiftung WWF Deutschland landen jährlich zehn Millionen Tonnen Lebensmittel in Deutschland im Müll, obwohl sie noch verzehrbar sind. Mit einem mobilen Food-Scanner sollen Verbraucher und Supermarktbetreiber in Zukunft prüfen können, ob Nahrungsmittel verdorben sind. Das Gerät im Hosentaschenformat ermittelt per Infrarotmessung den Reifegrad und die Haltbarkeit von Gemüse, Obst und Co. und zeigt das Ergebnis mithilfe einer App an. Fraunhofer-Forscherinnen und -Forscher haben das System, das als Demonstrator vorliegt, gemeinsam mit Partnern im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten entwickelt.

Kann man den Joghurt noch essen? Ist das Gemüse noch genießbar? Im Zweifelsfall landen Lebensmittel nicht auf dem Teller, sondern in der Tonne. Viele Produkte werden weggeworfen, weil sie nicht mehr appetitlich aussehen, kleine Schönheitsfehler aufweisen oder das Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen ist. Allein in Bayern wandern 1,3 Millionen Tonnen Nahrungsmittel jährlich unnötigerweise in den Abfall. Mit dem Bündnis »Wir retten Lebensmittel« will das Bayerische Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten mit insgesamt 17 Maßnahmen der Verschwendung entgegenwirken. Eines der Projekte: Ein Food-Scanner soll dazu beitragen, die Verluste am Ende der Wertschöpfungskette zu reduzieren – im Handel und beim Verbraucher. Das preisgünstige Gerät im Hosentaschenformat soll künftig den tatsächlichen Frischegrad von Lebensmitteln feststellen – sowohl bei abgepackten als auch bei nicht abgepackten Waren. Forscherinnen und Forscher des Fraunhofer-Instituts für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung IOSB, des Fraunhofer-Instituts für Verfahrenstechnik und Verpackung IVV, der Technischen Hochschule Deggendorf und der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf entwickeln den kompakten Food-Scanner, der als Demonstrator mit Daten für zwei Lebensmittel vorliegt und auch eine Haltbarkeitsabschätzung ermöglicht.

Echtheit von Lebensmitteln per Infrarotlicht feststellen
Herzstück des mobilen Scanners ist ein Nahinfrarot (NIR)-Sensor, der den Reifegrad des Nahrungsmittels bestimmt und ermittelt, wie viele und welche Inhaltsstoffe es enthält. »Infrarotlicht wird punktgenau auf das zu untersuchende Produkt geschickt, anschließend misst man das Spektrum des reflektierten Lichts. Die absorbierten Wellenlängen
lassen Rückschlüsse auf die chemische Zusammensetzung der Ware zu«, erläutert Dr. Robin Gruna, Projektleiter und Wissenschaftler am Fraunhofer IOSB, die Funktionsweise des Verfahrens. »Im Labor kann man schon lange per Nahinfrarotspektroskopie Inhaltsstoffe quantifizieren. Neu ist, dass dies jetzt mit kleinen Low-Cost-Sensoren möglich ist«, sagt Julius Krause, Kollege im Team von Gruna. »Lebensmittel werden oftmals gefälscht, beispielsweise werden Lachsforellen als Lachs verkauft. Auch die Echtheit eines Produkts kann man mit unserem Gerät feststellen, nachdem es entsprechend eingelernt wurde. Gepanschtes Olivenöl lässt sich ebenfalls als solches identifizieren«, so der Physiker. Doch dem System sind auch Grenzen gesetzt: Es bewertet ausschließlich die Produktqualität von homogenen Nahrungsmitteln. Heterogene Produkte mit verschiedenen Zutaten wie beispielsweise Pizza lassen sich aktuell nur schwer prüfen. Hierfür erforschen die Wissenschaftler ortsauflösende Technologien wie bildgebende Spektroskopie (Hyperspectral Imaging) und Fusionsansätze mit Farbbildern und Spektralsensoren.

Um die Qualität der Lebensmittel basierend auf den Sensordaten und den gemessenen Infrarotspektren bestimmen und Prognosen für die Haltbarkeit errechnen zu können, entwickeln die Forscherteams intelligente Algorithmen, die nach entsprechenden Mustern und Gesetzmäßigkeiten in den Daten suchen. »Durch Maschinelles Lernen können wir das Erkennungspotenzial steigern. In unseren Tests haben wir Tomaten und Hackfleisch untersucht«, sagt Gruna. So wurden etwa die gemessenen NIR-Spektren von Hackfleisch mithilfe statistischer Verfahren mit dem mikrobiellen Verderb korreliert und wurde die weitere Haltbarkeit des Fleisches davon abgeleitet. Umfangreiche Lagertests, bei denen die Forscherteams die mikrobiologische Qualität sowie weitere chemische Parameter unter verschiedenen Lagerbedingungen erfassten, zeigten eine gute Übereinstimmung der ermittelten und der tatsächlichen Gesamtkeimzahl.

App zeigt Haltbarkeit der Lebensmittel an
Der Scanner sendet die gemessenen Daten zur Analyse per Bluetooth an eine Datenbank – eine eigens entwickelte Cloud-Lösung -, in der die Auswerteverfahren hinterlegt sind. Die Messergebnisse werden anschließend an eine App übertragen, die dem Verbraucher die Ergebnisse anzeigt und darstellt, wie lange das Lebensmittel bei den jeweiligen Lagerbedingungen noch haltbar ist oder ob es bereits überlagert wurde. Darüber hinaus erfährt der Verbraucher, wie er Lebensmittel alternativ verwenden kann, wenn deren Lagerdauer abgelaufen ist. Für Anfang 2019 ist die Testphase in Supermärkten geplant: Dann soll untersucht werden, wie der Verbraucher das Gerät annimmt. Insgesamt ist ein breiter Einsatz entlang der Wertschöpfungskette denkbar, vom Rohstoff bis zum Endprodukt. Eine frühzeitige Erkennung von Qualitätsveränderungen ermöglicht alternative Verwertungswege und trägt zur Reduzierung der Verluste bei.

Doch der Scanner ist mehr als nur ein Instrument für den Lebensmittel-Check. Vielmehr handelt es sich um eine universell einsetzbare, kostengünstige Technologie, die schnell anpassbar ist. Beispielsweise könnte man das System nutzen, um damit Kunststoffe, Holz, Textilien oder Mineralien voneinander zu unterscheiden und zu klassifizieren. »Der Einsatzbereich des Geräts ist vielseitig, es muss nur entsprechend trainiert werden«, sagt Gruna.

Weitere Informationen:

https://www.fraunhofer.de/de/presse/presseinformationen/2019/januar/food-scanner…

Quelle: IDW 

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In Anlehnung an Pokemon Go – Mit neuen Verkerhssicherheitsapps Leben im Straßenverkehr retten

Sabine Ranke-Heinemann Pressestelle
Australisch-Neuseeländischer Hochschulverbund / Institut Ranke-Heinemann

Die derzeit erhältlichen Verkehrssicherheitsapps beugen nur bedingt Unfällen im Straßenverkehr vor, fanden Forscher der Queensland University of Technology heraus. Die Verlockung, während der Fahrt Nachrichten zu tippen, ist für viele Autofahrer noch immer sehr groß. Eine automatisierte Kommunikation zwischen Auto und Smartphone könnte in Zukunft eine Möglichkeit bieten, das Potenzial dieser Apps besser auszuschöpfen. Ein Vorbild ist Pokemon-Go.

Ist die Versuchung, das Smartphone während des Autofahrens in die Hand zu nehmen, für die meisten Menschen zu groß? Eine neue Studie der Queensland University of Technology in Brisbane hat 29 Apps untersucht, die darauf abzielen, die Person hinter dem Steuer vom Texten und Telefonieren während des Autofahrens abzuhalten.

Viele dieser Verkehrssicherheitsapps verstecken eingehende Textnachrichten und Anrufe – sie schalten die jeweiligen Benachrichtigungen stumm, sodass der Fahrer oder die Fahrerin nicht bemerkt, dass jemand versucht, ihn oder sie zu erreichen, während die App automatisch eine Abwesenheits-Nachricht versendet. Einige Apps schalten sich automatisch an, sobald das Fahrzeug eine bestimmte Geschwindigkeit erreicht.

Apps wie beispielsweise die AT&T Drive Mode aus den USA mit über 50 Millionen Downloads alarmieren sogar die Eltern junger Fahrer, wenn diese die Sicherheitsapp ausschalten, um Nachrichten während des Fahrens empfangen zu können.

„Viele dieser Apps arbeiten mit der Annahme, dass Autofahrer der Versuchung nicht widerstehen können, während der Fahrt ans Telefon zu gehen, wenn es klingelt, oder eine Textnachricht zu lesen, obwohl das in vielen Ländern illegal ist“, sagt der Studienleiter Dr. Oscar Oviedo-Trespalacios.

„Zahlreiche Studien zeigen, dass Autofahrern oft die Willenskraft fehlt, ihr Telefon zu ignorieren. Aber es gibt nur wenig Forschung über die Vielzahl der Apps, die am Markt sind, und wie diese versuchen, das Problem zu lösen. Wir haben herausgefunden, dass die meisten Apps spezifische Funktionen des Handys, wie etwa Nachrichten schreiben oder telefonieren, blockieren, den Fahrern aber noch die Möglichkeit lassen, Musik- oder Navigationsapps zu nutzen.

Leider ist es für die Fahrer, für die das Mobiltelefon unverzichtbar ist, eher unattraktiv, freiwillig eine solche App zu nutzen. Wir glauben, ein besserer Ansatz wäre es, Anwendungen zu vereinfachen, damit sie kompatibel zum Autofahren werden. Das könnte zum Beispiel durch sprachgesteuerte Nutzung geschehen, da die Fahrer so weiterhin den Blick auf die Straße richten können,“ so Dr. Oviedo-Trespalacios

„Die existierenden Apps helfen nur den Fahrern, die auch bereit sind, sie zu nutzen. Aber wir brauchen mehr Forschung zu ihrem Potenzial, damit sie eines Tages in die Sicherheitssysteme von Autos eingebaut werden können, um die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer zu erhöhen. Es ist denkbar, dass Handyhersteller in Zukunft eine App auf ihren Telefonen installieren müssen, die mit dem Auto ‚spricht‘ und dann automatisch einige Telefon-Funktionen blockiert, während das Auto in Bewegung ist. Pokemon Go ist ein Beispiel dafür, dass Handyhersteller und Appentwickler zusammenarbeiten, um gegen die Ablenkung zu kämpfen. Die Entwickler von Pokemon Go bemerkten, dass die Gamer das Spiel während des Autofahrens nutzen, also haben sie ein Update eingeführt, das dem entgegenwirkt. Das ist eine Sache der sozialen Verantwortung, und wir als Nutzer können Druck ausüben.“

Dr. Oviedo-Trespalacios von der QUT fand bereits letztes Jahr in einer Studie heraus, dass die Hälfte der befragten australischen FahrerInnen zugab, täglich das Gesetz durch das Telefonieren am Steuer oder das Verschicken von Textnachrichten während des Fahrens zu brechen.

Die Studie wurde von Dr. Oviedo-Trespalacios aus dem Centre for Accident Research and Road Safety (CARR-Q) der Queensland University of Technology mit Hilfe von Verity Truelove und Dr. Mark King aus dem CARR-Q und Dr. Atiyeh Vazepour von der QUT durchgeführt. Das Paper „Can our phones keep us safe? A content analysis of smartphone applications to prevent mobile phone distracted driving“ wird in der Januaredition des Fachmagazins „Transportation Research“ veröffentlicht.

Weitere Informationen:
Institut Ranke-Heinemann / Australisch-Neuseeländischer Hochschulverbund
Pressestelle Friedrichstr. 95
10117 Berlin
Email:berlin@ranke-heinemann.de
Tel.: 030-20 96 29 593

oder

Rose Trapnell
Email: media@qut.edu.au
Tel.: +61 (0) 407 585 901

Bei Veröffentlichung der Pressemitteilung bitten wir um eine Quellenangabe sowie die Zusendung eines Belegexemplars.

Das Institut ist die gemeinnützige Einrichtung zur Förderung des Austausches und der Auslandsstudien insbesondere mit allen Universitäten Australiens und Neuseelands sowie zur Förderung von Wissenschaft und Forschung. In seinen Förderprogrammen stellt es SchülerInnen und Studierenden Unterstützung in der Finanzierung durch Stipendien und Coaching in der Studienberatung und Studienplatzbewerbung zur Verfügung.

Weitere Informationen:
https://www.ranke-heinemann.de

Quelle: IDW 

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Magnesium-Batterien: Aufbruch ins Post-Lithium-Zeitalter

Monika Landgraf Strategische Entwicklung und Kommunikation – Gesamtkommunikation
Karlsruher Institut für Technologie

Leistungsfähiger, günstiger und sicherer als Lithium-Ionen-Batterien: Das erhoffen sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) sowie ihre Kooperationspartner von neuartigen Magnesium-Batterien, die sie im Forschungsprojekt E-MAGIC entwickeln wollen. Das von der Europäischen Union (EU) mit über 6,5 Millionen Euro finanzierte Forschungsprojekt bündelt relevante Aktivitäten verschiedener europäischer Wissenschaftsinstitutionen.

Eine Magnesiumbatterie hätte im Vergleich zu konventionellen Lithium-Ionen-Batterien entscheidende Vorzüge: Magnesium als Anodenmaterial ermöglicht eine höhere Energiedichte und wäre auch viel sicherer. „Magnesium ist ein vielversprechendes Material und einer der wichtigsten Kandidaten unserer Post-Lithium-Strategie“, sagt Professor Maximilian Fichtner, der stellvertretende Leiter des Helmholtz-Instituts Ulm (HIU), einem vom KIT in Kooperation mit der Universität Ulm und den assoziierten Partnern DLR und ZSW gegründeten Forschungsinstitut zur Erforschung und Entwicklung elektrochemischer Batteriekonzepte. „Eine breite Verfügbarkeit von Magnesiumbatterien könnte die Elektrifizierung von Mobilität und den Ausbau dezentraler Heimspeicher entscheidend voranbringen.“ Um die Entwicklung des neuartigen Batterietyps zu beschleunigen, kooperiert das HIU im Forschungsprojekt European Magnesium Interactive Battery Community (E-MAGIC) nun mit weiteren wissenschaftlichen Institutionen auf dem Gebiet der Batterie- und Materialforschung. Das im Programm „Horizon 2020″ von der EU geförderte Forschungsprojekt bündelt die Expertise von insgesamt zehn wissenschaftlichen Einrichtungen, das HIU erhält einen hohen sechsstelligen Betrag. Koordiniert wird E-MAGIC von der spanischen Fundación Cidetec.

In E-MAGIC vereinen die Partner alle notwendigen Schritte zur Entwicklung von Magnesium-Batterien, von der Grundlagenforschung bis zu den Prozessen bei der Zellproduktion. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des HIU wollen dabei vor allem dazu beitragen, die Hindernisse und Herausforderungen auf Ebene der Materialien zu verstehen und neue Lösungen für derzeitige Hindernisse zu schaffen. „Die besondere Herausforderung bei Magnesiumbatterien ist eine lange Lebensdauer“, erklärt Dr. Zhirong Zhao-Karger, die in der Forschungsgruppe Festkörperchemie des HIU die Aktivitäten des neuen Forschungsprojekts koordiniert. Doch es gibt eine Reihe positiver Eigenschaften des neuen Batteriematerials, die man nutzen wolle: So bilden sich zum Beispiel an den Magnesium-Anoden keine Dendrite. Solche elektrochemischen Ablagerungen an den Elektroden können bei Lithium-Ionen-Batterien nadelartige Strukturen bilden und Störungen oder sogar gefährliche Kurzschlüsse verursachen. „Bei Magnesium gibt es keine vergleichbaren Prozesse. Deshalb können wir Magnesium in metallischer Form verwenden und so die sehr hohe Speicherkapazität des Metalls direkt nutzen. Das steigert die Leistungsfähigkeit der Batterie“, so Zhao-Karger.

Neben der größeren Sicherheit und Energiedichte könnte der Einstieg in die Magnesiumtechnologie bei der Batteriefertigung außerdem dabei helfen, die Abhängigkeit von Lithium als Rohstoff zu verringern: Als Element ist Magnesium auf der Erde etwa 3 000 Mal so häufig vertreten wie Lithium und kann im Gegensatz dazu einfacher recycelt werden. Entsprechend wären Magnesiumbatterien auch günstiger als Lithium-Ionen-Batterien. Kommt Europa bei der Entwicklung zügig voran, könnten Magnesiumbatterien außerdem dabei helfen, die Dominanz der asiatischen Produzenten von Batteriezellen zu vermindern und eine konkurrenzfähige Batteriefertigung in Europa zu etablieren.

Mehr Informationen:
https://cordis.europa.eu/project/rcn/218681_en.html

Über das Helmholtz-Institut Ulm
Das Helmholtz-Institut Ulm (HIU) wurde im Januar 2011 vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) als Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft in Kooperation mit der Universität Ulm gegründet. Mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) sowie dem Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) sind zwei weitere renommierte Einrichtungen als assoziierte Partner in das HIU eingebunden. Das internationale Team aus rund 120 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern forscht im HIU an der Weiterentwicklung der Grundlagen von zukunftsfähigen Energiespeichern für den stationären und mobilen Einsatz.

Mehr zum HIU: http://www.hiu-batteries.de/

Details zum KIT-Zentrum Energie: http://www.energie.kit.edu

Als „Die Forschungsuniversität in der Helmholtz-Gemeinschaft“ schafft und vermittelt das KIT Wissen für Gesellschaft und Umwelt. Ziel ist es, zu den globalen Herausforderungen maßgebliche Beiträge in den Feldern Energie, Mobilität und Information zu leisten. Dazu arbeiten rund 9 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf einer breiten disziplinären Basis in Natur-, Ingenieur-, Wirtschafts- sowie Geistes- und Sozialwissenschaften zusammen. Seine 25 100 Studierenden bereitet das KIT durch ein forschungsorientiertes universitäres Studium auf verantwortungsvolle Aufgaben in Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft vor. Die Innovationstätigkeit am KIT schlägt die Brücke zwischen Erkenntnis und Anwendung zum gesellschaftlichen Nutzen, wirtschaftlichen Wohlstand und Erhalt unserer
natürlichen Lebensgrundlagen.

Das KIT ist seit 2010 als familiengerechte Hochschule zertifiziert.

Diese Presseinformation ist im Internet abrufbar unter: www.sek.kit.edu/presse.php

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Dr. Martin Heidelberger
Redakteur/Pressereferent
Tel.: +49 721 608-21169
E-Mail: martin.heidelberger@kit.edu

Weitere Informationen:
https://cordis.europa.eu/project/rcn/218681_en.html
http://www.hiu-batteries.de/
http://www.energie.kit.edu

Anhang
Magnesium-Batterien: Aufbruch ins Post-Lithium-Zeitalter
https://idw-online.de/de/attachment70545

Quelle: IDW 

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Wo die Flüsse nicht ins Meer fließen

Dr. Anne Hardy Public Relations und Kommunikation
Goethe-Universität Frankfurt am Main

Ein Fünftel der Landfläche auf der Erde bedecken Flusseinzugsgebiete, die keine Verbindung zum Meer haben. Auch in diesen Gebieten ist Wasser gespeichert, zum Beispiel in Seen und Gletschern. Jetzt hat ein internationales Team von Wissenschaftlern unter Beteiligung der Goethe-Universität gezeigt, dass die Wasserspeicherung in solchen endorheischen Einzugsgebieten weltweit abgenommen hat. Hauptgründe dafür sind steigende Temperaturen und Wasserentnahmen durch den Menschen. Diese Wasserverluste leisten einen bisher unterschätzten Beitrag zum Meeresspiegelanstieg, wie die Forscher in der aktuellen Ausgabe von Nature Geoscience berichten.

FRANKFURT. „Beispiele für austrocknende endorheische Gebiete sind der Aralsee, der immer stärker ausgezehrte Arabische Aquifer und die zurückweichenden Gletscher im Tibetischen Hochland“, so Jida Wang, Geograph der US-amerikanischen Kansas State University und Hauptautor der Studie. Mithilfe von Schwerefeldbeobachtungen der NASA GRACE-Satelliten konnten die Autoren die globale Netto-Wasserabnahme in endorheischen Gebieten auf jährlich etwa 100 Milliarden Tonnen seit Beginn dieses Jahrtausends beziffern. Das entspricht pro Jahr etwa der doppelten Wassermenge des Bodensees. Überraschenderweise ist die Verlustrate in endorheischen Gebieten doppelt so hoch wie auf den gesamten restlichen Landflächen außerhalb von Grönland und der Antarktis.

Der Wasserverlust verstärkt nicht nur eine eventuelle Wasserknappheit in den endorheischen Gebieten, sondern trägt auch zum Anstieg des Meeresspiegels bei. Dazu Chungiao Song, Wissenschaftler am Nanjing Institute of Geography and Limnology, Chinese Academy of Sciences und zweiter Hauptautor der Studie: „Wenn das gespeicherte Wasser in endorheischen Gebieten aufgrund steigender Temperaturen und verstärkter Wasserentnahmen verdunstet, wird es über die Atmosphäre als Wasserdampf in exorheische Gebiete, zum Beispiel die großen Flusssysteme wie Amazonas und Nil transportiert. Diese Gebiete entwässern in die Ozeane.“

Während des vergleichsweise kurzen Beobachtungszeitraums von 14 Jahren führte der Wasserverlust in endorheischen Einzugsgebieten zu einem zusätzlichen Meeresspiegelanstieg von insgesamt vier Millimetern. Das sind etwa zehn Prozent des beobachteten Meeresspiegelanstieges in diesem Zeitraum und entspricht dem Anteil, der durch Grundwasserentnahmen verursacht wird. Im Vergleich zum Wasserverlust von Inlandgletschern (außerhalb von Grönland und der Antarktis) ist derjenige in endorheischen Gebieten etwa halb so groß. „Wir gehen nicht davon aus, dass der endorheische Wasserverlust vollständig im Ozean gelandet ist“, sagt Wang. „Aber wenn die derzeitige Entwicklung in endorheischen Gebieten weiter anhält, kann das zusätzliche Wasser in exorheischen Gebieten einen bedeutenden Anteil des Meeresspiegelanstieg ausmachen.“

Doch was sind die Gründe für den endorheischen Wasserverlust? Durch eine Kombination von multiplen Satellitenbeobachtungen und hydrologischer Modellierung berechneten die Autoren, dass global betrachtet der Wasserverlust in ungefähr gleichem Umfang aus Oberflächenwasser (in Gewässern, Schnee und Gletschern), Böden und Grundwasserkörpern herrührt. Regional betrachtet ist dies jedoch nicht so. Im endorheischen Zentralasien geht beispielsweise das meiste Wasser aus Oberflächenwasser verloren, insbesondere von Endseen wie dem Aralsee, dem Kaspischen Meer und dem Urmia-See, sowie von schmelzenden Gletschern in den asiatischen Hochgebirgen. Während die Gletscherschmelze auf höhere Temperaturen zurückgeht, spielen bei den Endseen eine Kombination von Niederschlags-Dürren und Wasserentnahmen aus den Zuflüssen eine große Rolle. Auf der anderen Seite beruhen Wasserverluste in der endorheischen Sahara und Arabien auf nicht-nachhaltigen Grundwasserentnahmen. Im endorheischen Nord-Amerika ist eine Dürre des Bodenwassers der Hauptgrund.

Die drei Kernbotschaften der Studie:
• Die Änderung der Wasserspeicherung in endorheischen Systemen könnte trotz ihrer geringen Gesamtmasse den Wasserspeichertrend auf den Landflächen weltweit während der letzten zehn Jahre dominiert haben.
• Da der derzeitige endorheische Wasserverlust wenig von natürlichen Variationen des Klimasystems beeinflusst wird, sind naheliegende Hauptursachen längerfristige klimatische Entwicklungen sowie die anthropogene Wassernutzung.
• Wasserverluste in endorheischen Gebieten haben Konsequenzen – sowohl für den regionalen Wasserhaushalt als auch für den Meeresspiegelanstieg.

Diese Kernbotschaften lassen die derzeitig als gering eingeschätzte Bedeutung endorheischer Einzugsgebiete für den globalen Wasserhaushalt und den dringenden Bedarf von einem besseren Verständnis in Wasserspeicheränderungen in diesen Gebieten in einem anderen Licht erscheinen.

Hannes Müller Schmied, Postdoktorand am Institut für Physische Geographie der Goethe-Universität Frankfurt und am Senckenberg Biodiversitäts- und Klimaforschungszentrum Frankfurt, berechnete mithilfe des globalen Wassernutzungs- und Verfügbarkeitsmodells WaterGAP wie sich Wasserspeicher veränderten, insbesondere die Schneewasserspeicher, die Wasserspeicherung in der Vegetation und im Boden.

Gemeinsam mit Gruppenleiterin Prof. Petra Döll und Doktorandin Denise Caceres arbeitet er darüber hinaus an einem Projekt der europäischen Raumfahrtagentur ESA, in dem es darum geht, präziser zu berechnen, welchen Beitrag die Wasserspeicheränderungen in Landflächen zum Meeresspiegelanstieg leisten. „Die jetzt publizierte Studie ergänzt das ESA-Projekt insofern, als dass die getrennte Betrachtung von endorheischen und exorheischen Einzugsgebieten zu neuen Erkenntnissen führte. Wir wollen den endorheischen Gebieten zukünftig deutlich mehr Beachtung schenken“, so Müller Schmied.

Bilder zum Download finden Sie unter: www.uni-frankfurt.de/75227780

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Hannes Müller Schmied, Institut für Physische Geographie, Fachbereich Geowissenschaften, Campus Riedberg, Hannes.Mueller.Schmied@em.uni-frankfurt.de

Originalpublikation:
Jida Wang, Chunqiao Song, John T. Reager, Fangfang Yao, James S. Famiglietti,
Yongwei Sheng, Glen M. MacDonald, Fanny Brun, Hannes Müller Schmied,
Richard A. Marston und Yoshihide Wada: Recent global decline in endorheic basin water storages, in: Nature Geoscience, https://doi.org/10.1038/s41561-018-0265-7

Weitere Informationen:
https://www.k-state.edu/media/newsreleases/2018-11/wang113018.html Pressemitteilung der Kansas State University

Quelle: IDW 

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Internationales Umweltschutzprojekt unter Leitung der Hochschule Karlsruhe

Holger Gust M. A. Pressestelle
Hochschule Karlsruhe – Technik und Wirtschaft

Inbetriebnahme einer Pilotanlage zur Wasserreinigung für die nachhaltige Fischzucht in Kisumu (Kenia) über das EU-Projekt „VicInAqua“

Innerhalb des EU-Projekts „Integrated aquaculture based on sustainable water recirculation system for the Victoria Lake Basin (VicInAqua)“ konnte am 23. November 2018 in Kisumu, Kenia, eine Pilotanlage zur Wasserreinigung für die nachhaltige Fischzucht feierlich eröffnet werden.

Der Viktoriasee ist das größte Binnengewässer Afrikas und der zweitgrößte Süßwassersee der Welt und hat große Bedeutung für seine Anrainerstaaten Kenia, Uganda und Tansania. Sein Süßwasserreservoir bildet die wesentliche Grundlage für Fischerei, Wirtschaft und Tourismus. Die gesamte Region ist allerdings aktuell durch Überfischung, Überdüngung durch Abwässer der am See angesiedelten Industrie, der steigenden Zahl an Siedlungen sowie eine wachsende Verarmung der dort lebenden Bevölkerung bedroht. Aufgrund des Überangebots an Nährstoffen ist der See in weiten Teilen durch Wasserhyazinthen überwuchert, die durch ihr rasantes Wachstum heimische Wasserpflanzen verdrängen.

Unter Projektleitung von Prof. Dr. Jan Hoinkis aus der Hochschule Karlsruhe – Technik und Wirtschaft (HsKA) haben sich insgesamt elf Partner aus Europa und Afrika zusammengeschlossen, um ein nachhaltiges Wasserreinigungssystem für die Fischzucht in der Region des Viktoriasees zu entwickeln. Deutsche Partnereinrichtungen sind neben der HsKA die Steinbeis 2i aus Karlsruhe und die Firma BPE International, aus Europa das Institute on Membrane Technology ITM-CNR (Italien), die University of Calabria (Italien), die Firmen AquaBioTech (Malta) und OxyGuard International (Dänemark) und aus Afrika die Jomo Kenyatta University of Agriculture and Technology (Kenia), das Department of Agriculture, Fisheries and Livestock Development (Kenia), die National Agricultural Research Organisation (Uganda) sowie die Science, Technology and Innovation Policy Research Organisation (Tansania).

Ziel des Projekts ist die Entwicklung und der Test eines kombinierten, nachhaltigen Wasserbehandlungssystems für Kreislaufsysteme in der Fischzucht und zur Abwasserbehandlung von industriellem und häuslichem Abwasser.

Mit der nun eingeweihten Pilotanlage beginnt die finale Testphase des Projekts, um deren Alltagstauglichkeit unter Beweis zu stellen. Die Basis der Pilotanlage bildet ein Mehrzweck-Filtrationssystem, ein sogenannter Membranbioreaktor, der sowohl als Rezirkulationssystem für Fischtanks als auch zur Abwasserbehandlung genutzt werden kann. Dafür konnte ein neuartiges selbstreinigendes Membranmaterial für den Einsatz im Membranbioreaktor entwickelt werden. In diesem werden feinporige Membranen zur Filtration des behandelten Abwassers eingesetzt. Diese neuen Anlagen sind von den Ausmaßen nicht nur sehr kompakt, sondern erzielen auch eine vergleichsweise hohe Wasserqualität. Das Problem der bisher verfügbaren Membranbioreaktoren war die Bildung von Schmutzschichten (Fouling) auf den Membranoberflächen, die den Wasserdurchfluss und damit die Reinigungsleistung reduzieren. Sie mussten daher in kurzen Zeitabständen mit Chemikalien gereinigt werden. Das neu entwickelte Membranmaterial zeigte im Laborbetrieb ein wesentlich verbessertes Fouling-Verhalten und wird nun in der Testphase vor Ort parallel zum bisherigen Material getestet.

Neben der Entwicklung eines innovativen Filtrationssystems hat sich VicInAqua auch mit einem sensorkontrollierten Energieversorgungssystem für einen semiautarken Betrieb befasst und konnte mit Photovoltaik und Biogas eine Pilotanlage erstellen. So lässt sich die notwendige Energie nachhaltig produzieren und eine kontinuierliche Energieversorgung der Anlage sichern, auch bei Stromausfällen im Netz.

„Eine der wesentlichen Herausforderungen des Projekts liegt in der Entwicklung von robusten und preisgünstigen Verfahren, die optimal an die sozio-ökonomischen Bedingungen der Region am Viktoriasee angepasst sind“, betont Projektleiter Prof. Dr. Jan Hoinkis. „Deshalb wurden und werden weiterhin auch Ausbildungs- und Trainingskurse für lokale Experten und ein Austausch von Studierenden zwischen den europäischen und afrikanischen Partnern durchgeführt.“ Über das Projekt konnten in diesem Jahr bereits vier Studierende aus Uganda und Kenia ein zweiwöchiges Training an der Hochschule Karlsruhe absolvieren.

Eine Video über das Projekt kann unter https://youtu.be/h3-TZxtZuJo abgerufen werden.

Das Projekt VicInAqua wird im Rahmen der Fördervereinbarung Nr. 689427 aus dem Forschungs- und Innovationsprogramm der Europäischen Union Horizont 2020 gefördert.

Weitere Informationen:
https://www.hs-karlsruhe.de/presse/inbetriebnahme-einer-pilotanlage-zur-wasserre…
https://youtu.be/h3-TZxtZuJo

Anhang
Mit dem gereinigten Wasser wird vor Ort eine nachhaltige Fischzucht möglich
https://idw-online.de/de/attachment68431

Quelle: IDW 

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Leuphana Wissenschaftler warnen vor Umweltproblemen durch Fassadenanstriche

Henning Zuehlsdorff Pressestelle
Leuphana Universität Lüneburg

Biozide können in städtischen Räumen zu Beeinträchtigungen des Grundwassers führen.
Biozide, die bei den Anstrichen wärmedämmender Fassaden eingesetzt werden, können in städtischen Gebieten zu Beeinträchtigungen des Grundwassers führen. Das haben Umweltchemiker der Leuphana Universität Lüneburg im Rahmen eines dreijährigen Verbundforschungsprojektes zur Gewässerbewirtschaftung herausgefunden. Im ländlichen Raum sind es vor allem Pflanzenschutzmittel-Rückstände und deren Transformationsprodukte, die die Wasserqualität beeinträchtigen. Die Experten geben Empfehlungen, wie sich das Wassermanagement auf diese Probleme einstellen kann und fordern, solche Schadstoffeinträge schon an der Quelle zu bekämpfen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat das Projekt namens „MUTReWA“ mit 2,1 Millionen Euro gefördert.

Wasserbauliche Maßnahmen wie Rückhaltebecken und Versickerungsanlagen sollen dazu dienen, im Falle von Starkregen- und Hochwasserereignissen vor Überschwemmungen zu schützen. Forscher sind jetzt der Frage nachgegangen, wie sich solche Gewässerbewirtschaftungsmaßnahmen auf den Eintrag von Pestiziden auswirken. Das Ergebnis der Untersuchung fasst Dr. Oliver Olsson, Mitarbeiter am Institut Nachhaltige Chemie und Umweltchemie der Leuphana und Koordinator des Verbundprojekts, so zusammen: „Die Maßnahmen liefern einen Beitrag zum Rückhalt von Pflanzenschutzmittel-Rückständen aus der Intensivlandwirtschaft; sie können aber auch, wie am Beispiel der mobilisierten Biozidrückstände aus Gebäudefassaden in urbanen Gebieten gezeigt, den Eintrag in Gewässer fördern.“

Gerade die Versickerungsanlagen in städtischen Gebieten stellen ein besonderes Problem dar. Sammeln sich von Fassaden ausgewaschene Biozidrückstände in diesen Becken, können sie von dort unmittelbar ins Grundwasser gelangen. Die Forscher sprechen sich deshalb dafür aus, auf diese – als Pflanzenschutzmittel übrigens nicht mehr zugelassenen – Biozide in den Anstrichen ganz zu verzichten oder Fassaden künftig so zu gestalten, dass solche Anstriche nicht mehr notwendig sind.

Im ländlichen Raum sind es vor allem Pflanzenschutzmittelrückstände und ihre Transformationsprodukte, die zu Schadstoffkonzentrationen oberhalb von Umweltqualitätsnormen und gesundheitlichen Orientierungswerten führen. Die Wissenschaftler konnten außerdem nachweisen, dass durch unvollständige natürliche Abbauprozesse der untersuchten Pflanzenschutzmittel und Biozide eine Vielzahl sogenannter Transformationsprodukte entsteht. Die Anzahl der für Analysen zu berücksichtigenden Substanzen steigt dadurch auf das Vierfache. Bisher gibt es für deren Bewertung aber noch keine Grenzwerte.

„Das langfristige Ziel sollte nicht nur der Rückhalt und die Entfernung von Schadstoffen als „End-of-Pipe“-Lösung sein, sondern vielmehr die Vermeidung der Schadstoffeinträge direkt an der Quelle“, fordert Professor Dr. Klaus Kümmerer, Leiter des Instituts Nachhaltige Chemie und Umweltchemie, mit Blick auf die weitere Entwicklung.

Für das Forschungsprojekt haben Expertinnen und Experten aus drei Forschungseinrichtungen und fünf Praxispartner eng zusammengearbeitet und erste Maßnahmen zum Schutz der von ihnen untersuchten Gewässer entwickelt. Ihre Kernbotschaften und daraus abgeleitete Handlungsempfehlungen wurden für die Praxis zusammengefasst und online zur Verfügung gestellt ( http://www2.leuphana.de/mutrewa/request.php?15 ).

Hintergrund:
Das Projekt „Maßnahmen für einen nachhaltigeren Umgang mit Pestiziden und deren Transformationsprodukten im Regionalen Wassermanagement“ (MUTReWA) ist Teil der BMBF-Fördermaßnahme „Regionales Wasserressourcen-Management für den nachhaltigen Gewässerschutz in Deutschland“ (ReWaM).

Quelle: IDW 

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Organischen Müll von Kreuzfahrtschiffen verwerten

Rüdiger Mack Marketingkommunikation
FIZ Karlsruhe – Leibniz-Institut für Informationsinfrastruktur GmbH

Die Kreuzfahrtbranche boomt, und weltweit gehen pro Jahr mehr als 24 Mio. Passagiere auf große Seereise. Jedes dieser Schiffe beherbergt und versorgt bis zu 6.000 Passagiere. Dabei fallen Abfallmengen wie in einer Kleinstadt an. Bisher wird der organische Teil des Mülls überwiegend in den zulässigen Zonen ins Meer eingeleitet. Das BINE-Projektinfo „Schiffsabfälle verwerten statt verklappen“ (14/2018) stellt ein neues Konzept vor, um den organischen Müll sowie den Klärschlamm an Bord zu sammeln und im Hafen energetisch zu verwerten. Modellregion ist dabei die Ostsee.

An Bord sammeln und vorbehandeln für Biogasanlage im Hafen
Hohe Entsorgungskosten, strengere Grenzwerte und das Verbrennungsverbot motivieren Forscher und Reeder, ein neues Entsorgungsverfahren zu entwickeln. Der flüssige und feste organische Schiffsmüll wird an Bord gesammelt und einer anaeroben Versauerung unterzogen. Dieses Verfahren blockiert zeitweilig die Gasentstehung und führt zur Verflüssigung. Dies sind günstige Voraussetzungen, um das Substrat dann in Häfen an Entsorgungsanlagen mit Biogasfermentern abzugeben. Hier läuft dann ein konventioneller Biogasprozess ab. Anschließend durchläuft der Gärrest in der letzten Stufe eine Verkohlung, um die strengen hygienischen Anforderungen zu erfüllen. Das Konzept ermöglicht eine wirtschaftliche Verwertung des organischen Mülls und gewinnt dabei Energie, statt diese wie bisher für energieeffiziente Trocknungsprozesse zu verbrauchen.

Das Projekt wird vom Innovations- und Bildungszentrum Hohen Luckow e. V. gemeinsam mit Partnern durchgeführt. Die Projektpartner wirken im Netzwerk „Biogas Maritim – Biogastechnologien zur energetischen Verwertung maritimer Abfälle“ gemeinsam mit 12 Unternehmen und vier unterstützenden Einrichtungen mit.

Ein Hinweis in eigener Sache: Der BINE Informationsdienst endet zum 31. Dezember 2018. Die Pressestelle ist bereits nicht mehr besetzt.

BINE Informationsdienst ist ein Service von FIZ Karlsruhe und wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) gefördert.

FIZ Karlsruhe – Leibniz-Institut für Informationsinfrastruktur ist eine gemeinnützige Gesellschaft, die im öffentlichen Auftrag weltweit publizierte wissenschaftliche Information zugänglich macht und entsprechende Dienstleistungen zur Verfügung stellt. FIZ Karlsruhe
hat die Aufgabe, den nationalen und internationalen Wissenstransfer und die Innovationsförderung zu unterstützen.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:

BINE Informationsdienst
Daniela Pizzini – Redaktionsassistenz
Fax 0228/9 23 79-29
E-Mail presse@bine.info
Kaiserstraße 185-197
53113 Bonn
http://www.bine.info

Originalpublikation:
http://www.bine.info/publikationen/publikation/schiffsabfaelle-verwerten-statt-v…

Quelle: IDW 

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Zelle für Zelle zum Durchbruch des Jahres – MDC in Berlin ist Hotspot des Forschungsgebietes

Jutta Kramm Kommunikation
Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft

Der „Durchbruch des Jahres“ ist laut dem US-Wissenschaftsmagazin „Science“ die „Einzelzellanalyse“. Ein wichtiger internationaler Hotspot für die revolutionäre Technologie ist das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in Berlin. Das europäische Konsortium LifeTime, das von Berlin und Paris aus koordiniert wird, will sich künftig auf den Ansatz konzentrieren.

Forscherinnen und Forscher am Max-Delbrück-Centrum freuen sich sehr über die Entscheidung des Wissenschaftsmagazins „Science“, die Einzelzellanalyse zum Durchbruch des Jahres 2018 zu wählen. Professor Nikolaus Rajewsky, Leiter des Berlin Institute for Medical Systems Biology, kurz BIMSB, am MDC sagte am Freitag in Berlin: „Die Einzelzellanalysen werden das nächste Jahrzehnt der Forschung verändern. Wenn wir nachvollziehen können, wie sich einzelne Zellen in Gesundheit und Krankheit entwickeln, wird das das Leben und die klinischen Wissenschaften tiefgreifend verändern. Ich freue mich, dass das europäische LifeTime-Konsortium an der Spitze dieser Revolution steht.“

Ziel ist die personalisierte Medizin
Die Einzelzellanalyse, englisch: „Single Cell Analysis“, ist ein junger, wichtiger Zweig der genetischen Grundlagenforschung. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler versuchen, mit Hilfe höchst empfindlicher Methoden die Entwicklung und die Spezialisierung Tausender Zellen gleichzeitig verstehen. Dabei nutzen die Teams modernste Techniken zur Markierung einzelner Zellen im Embryo, zur massenhaften Sequenzierung des Erbguts und zur Analyse der RNA, die aus der Erbinformation in der Zelle zum Beispiel Proteinen werden lässt. Außerdem kommen die neuesten Möglichkeiten der Künstlichen Intelligenz zum Einsatz, um die dabei anfallenden gigantischen Datenmengen auszuwerten.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wollen im Detail nachvollziehen, wann welche Gene in jeder einzelnen Zelle ein- oder ausgeschaltet werden und wie durch das Zusammenspiel Organe und ganze Organismen entstehen. Ihr Ziel ist es letztlich zu erkennen, was passiert, wenn die Zellen altern, sich regenerieren oder wenn Krankheiten entstehen. „Langfristig geht es darum, Krankheitszeichen in einzelnen Zellen möglichst früh zu erkennen, um rasch mit einer geeigneten und auf den einzelnen Patienten zugeschnittenen Behandlung dagegen zu steuern“, sagte Rajewsky.

Die Redaktion des Wissenschaftsmagazin „Science“ hat jetzt die Einzelzellanalyse zum Durchbruch des Jahres gewählt. Laut „Science“ hat die Einzelzell-Revolution gerade erst begonnen.

Ein internationales Konsortium
In Europa hat sich bereits Anfang 2018 ein Konsortium namens „LifeTime“ gegründet, das die Einzelzellanalyse gemeinsam vorantreiben will. Maßgeblich am Projekt beteiligt sind die beiden größten europäischen Forschungsorganisationen, die deutsche Helmholtz-Gemeinschaft und das französische Centre National de la Recherche Scientifique (CNRS). Mehr als 120 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an 53 Forschungsinstituten aus insgesamt 18 europäischen Ländern sowie 60 Unternehmen unterstützen LifeTime.

Koordiniert wird LifeTime vom Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC) in Berlin und dem Institut Curie in Paris.

Über das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC)
Das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC) wurde 1992 in Berlin gegründet. Es ist nach dem deutsch-amerikanischen Physiker Max Delbrück benannt, dem 1969 der Nobelpreis für Physiologie und Medizin verliehen wurde. Aufgabe des MDC ist die Erforschung molekularer Mechanismen, um die Ursachen von Krankheiten zu verstehen und sie besser zu diagnostizieren, verhüten und wirksam bekämpfen zu können. Dabei kooperiert das MDC mit der Charité – Universitätsmedizin Berlin und dem Berlin Institute of Health (BIH) sowie mit nationalen Partnern, z.B. dem Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DHZK), und zahlreichen internationalen Forschungseinrichtungen. Am MDC arbeiten mehr als 1.600 Beschäftigte und Gäste aus nahezu 60 Ländern; davon sind fast 1.300 in der Wissenschaft tätig. Es wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Berlin finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft deutscher Forschungszentren. www.mdc-berlin.de

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Professor Nikolaus Rajewsky,
Leiter des Berlin Institute for Medical Systems Biology (BIMSB) am MDC
Tel.: 030-9406-2999
rajewsky@mdc-berlin.de

Weitere Informationen:
http://vis.sciencemag.org/breakthrough2018/finalists/#cell-development – Science: Breakthrough of the Year. Development Cell by Cell
https://www.mdc-berlin.de/de/themen/einzelzellanalyse – Einzelzellforschung am Berliner MDC
https://lifetime-fetflagship.eu/index.php/the-initiative/ – LifeTime: Europäische Initiative von mehr als 120 Forscherinnen und Forschern will die Einzelzellanalyse vorantreiben

Quelle: IDW 

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Großeltern sind für Enkelkinder wichtig

Uta Hofele Abteilung Medien und Kommunikation
Deutsches Jugendinstitut e.V.

Die Beziehung gelingt, wenn das Verhältnis zu Sohn und Tochter stimmt
Wer die Beziehung zwischen Großeltern und Enkelkindern verstehen möchte, muss die Rolle der Eltern mit einbeziehen. Besteht ein gutes Verhältnis zwischen Eltern und Großeltern, so profitieren die Enkelkinder davon. Großeltern müssen dabei die richtige Balance finden: Sie wollen Hilfe anbieten, ohne sich einzumischen. In den meisten Fällen gelingt dies gut. Insbesondere in Krisensituationen sind Großeltern bereit einzuspringen, wenn sie gebraucht werden.

„Tochter und Schwiegersohn […], die wissen dann sehr zu schätzen, wenn man Feuerwehr spielt. Und je größer die Familien sind, desto öfter sind Feuerwehreinsätze notwendig.“ (Zitat eines Großvaters)

Zu diesen Ergebnissen kommt eine Studie des Deutschen Jugendinstituts (DJI) mit dem Titel „Generationenübergreifende Zeitverwendung: Großeltern, Eltern, Enkel“. Diese basiert auf statistischen Auswertungen aus dem Beziehungs- und Familienpanel Pairfam (431 Großeltern und 1419 Enkel im Alter zwischen 8 und 15 Jahren) und dem Deutschen Alterssurvey (DEAS; 3077 Großeltern und 940 Enkel im Alter zwischen 16 und 27 Jahren) sowie auf einzelnen Interviews mit Großeltern. Finanziert wurde die Studie vom Bayerischen Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales.

Dazu Bayerns Familienministerin Kerstin Schreyer (CSU): „Die Studie hat gezeigt: Großeltern, Kinder und Enkelkinder verbindet eine große Solidarität. Die Generationen sind füreinander da, wenn sie sich brauchen. Davon profitiert die ganze Familie, das ist eine wunderbare Win-Win-Situation. Dies ist auch die Basis des Zusammenhaltes in der Gesellschaft. Die gemeinsam verbrachte Lebenszeit von Großeltern und Enkeln ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Heute sind Großeltern in Deutschland bei Geburt ihres ersten Enkelkindes etwa 53 Jahre alt und stehen zum Teil noch voll im Berufsleben. Obwohl heutige Großeltern oft einen vollen Terminkalender haben und ihre Freizeit aktiv gestalten, pflegen sie eine intensive Beziehung zu ihren Enkeln. Das ist sinnstiftend und hält jung. Gleichzeitig unterstützen sie die Eltern dabei, Beruf und Familie zu vereinbaren und sind wichtige Bezugspersonen für die Enkelkinder. Besonders freue ich mich, dass auch Großväter heute zunehmend aktiv Zeit mit ihren Enkeln verbringen.“

Insgesamt berichten 91 Prozent der Großeltern in dem Beziehungs- und Familienpanel pairfam von einer engen oder sogar sehr engen Verbundenheit zu ihren null- bis 16-jährigen Enkelkindern. 82 Prozent erleben viel Freude in ihrer Rolle als Großeltern. Voraussetzung: Heutige Großeltern wollen den Kontakt zu den Enkelkindern selbstbestimmt gestalten und in der ihnen zur Verfügung stehenden Zeit auch eigene Interessen und Lebensziele verfolgen. Diese Autonomie der Großeltern schadet der Beziehung zu den Enkeln nicht. Ganz im Gegenteil: Großeltern, die ihr Leben aktiv gestalten, das heißt gesundheitlich fit sind, viele Freizeitaktivitäten unternehmen und ein großes soziales Netzwerk haben, schätzen die Beziehungsqualität zu ihren Enkelkindern sogar höher ein.

Das Deutsche Jugendinstitut e.V. ist eine der größten sozialwissenschaftlichen Forschungseinrichtungen Europas und erforscht die Lebenssituationen von Kindern, Jugendlichen und Familien im aktuellen gesellschaftspolitischen Kontext.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Dr. Christian Alt
Fachgruppenleitung „Lebenslagen und Lebenswelten von Kindern“
Tel.: 089 62306-239
alt@dji.de

Carolin Seilbeck
Mitarbeiterin der Fachgruppe „Frühe Hilfen“
Tel.: 089 62306-542
seilbeck@dji.de

Originalpublikation:
Carolin Seilbeck, Dr. Alexandra Langmeyer (2018): Ergebnisse der Studie „ Generationenübergreifende Zeitverwendung: Großeltern, Eltern, Enkel“. Kostenloser Download unter www.dji.de/grosseltern

Quelle: IDW

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