Samstag, September 13, 2025
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Allgemeine Klärwerksmeldungen 2017

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Dezember 2017
Zimmern/Horgen Verband saniert den Faulturm 
Wunstorf Asche soll in Kolenfeld deponiert werden 
Springe Ungeklärte Zukunft 
Niederbreitbach Spatenstich für Umbau der Kläranlage  
Geislingen Kupferdiebe klauen Dachentwässerung der Kläranlage Binsdorf 
Beningsfeld Kläranlage wird umfassend saniert – Schäden im Beton  
Obere Donau Drei Millionen Euro Landeszuschuss für Maßnahmen des Abwasserzweckverbands Obere Donau 
Bleialf Die Schneifel kommt ins Reine – Neue Kläranlage  
Stockach Abwasser-Zweckverband investiert kräftig 
Nordschwansen Viel Beton für sauberes Abwasser  
November 2017
Kolenfeld Bürgermeister weist Asche-Idee zurück 
Lahe Klärschlamm ist „hochsensibles Thema“ 
Wüstenrot 1,4 Millionen Euro Landeszuschuss für Abwasserbeseitigung – Anschluss der Ortsteile Oberheimbach und Berg an die Kläranlage Brettach 
Puderbach Kläranlage erhält Zuschuss aus Mainz 
Hamberge Hamberge muss mehr Abwasser reinigen 
Villach Salzsäureunfall in Villacher Kläranlage 
Karben Stadt will die Kläranlage erweitern 
Düren Kläranlage – Konzentration an Legionellen erhöht 
Waldshut-Tiengen Wasser und Brennstoff aus der Spülung 
Nordschwansen Viel Beton für sauberes Abwasser  
Haselünne Klärwärter über ein weggespültes Gebiss und Vorurteile 
Breisgauer Bucht Richtfest für die Erweiterung der Biologischen Stufe in Forchheim 
Kreis Viersen Schmutzwasser-Gebühr steigt weiter 
Bönnigheim „Eine ständige Baustelle“ 
Wessum Mähhelfer auf vier Beinen  
Lingen Jürgen Trittin beeindruckt von Kläranlage 
Gustow Abwasserreinigung ohne Chemikalien 
Oldesloe Gift-Cocktail ins Klärwerk? 
Freudental Sonnenstrom aus der Kläranlage 
Schönau Erneut unbekannter Stoff in der Kanalisation 
Delmenhorst Klärwerk hat mit Toiletten-Müll zu kämpfen 
Pegnitz Abwasser – Bürger müssen mehr bezahlen 
Ulm Antibiotikaresistente Erreger aus Kläranlage filtern 
New York Abfall, Abwasser, Dreck: Giftiger Kanal mitten in New York 
Hanau Zweitniedrigste Gebühren in Hessen – Bürger sparen beim Abwasser 
Oktober 2017
Stadtlohn Rolls Royce im Klärwerk  
Neu-Ulm/Holzheim Einbruch in die Kläranlage Holzheim/Steinheim 
Efringen-Kirchen Gegen Faule-Eier-Geruch 
Bietigheim-Bissingen Mit Hochdruck durch die Unterwelt 
Burgpreppach Kläranlage – Jetzt auch Beiträge klar 
Kleinlangheim Kleinlangheim will Fremdwasser aus dem Kanal heraushalten 
Kitzingen Sanierung oder Kanal nach Kitzingen? 
Kellinghusen Speicherbecken: Kosten explodieren 
Erkrath Stadtgebietsweite Überflutungsberechnung 
Grevesmühlen Stadtwerke investieren in neuen Wärmespeicher 
Freigericht Abwasserverband erhält 375 000 Euro für Umbau seiner Anlagen – Zukunftsweisend und effizient 
Chemnitz Baustelle Nachklärung beginnt – Abriss Mittelbauwerke, Betonsanierung  
Grafschaft Grafschaft will aus Haribo-Abwasser Energie gewinnen 
Öhringen Spurenstoffentnahme auf der Kläranlage Öhringen 
Wehr Zweckverband Kläranlage sieht seinem Ende entgegen 
Rheinfelden-Schwörstadt Zehn schaufeln für den Spatenstich 
Wiesenbronn Zu viele Unklarheiten bei der Kläranlage 
Voerde Lippeverband modernisiert Kläranlage 
Erbach Teile der Kläranlage werden erneuert 
Dürren Rat Argenbühl und Kißlegg stimmen Anpassungen zu 
Schönau Erneut unbekannter Stoff in der Kanalisation 
Rodgau Mann stürzt in Becken der Kläranlage – Arbeitsunfall in Weiskirchen  
Neuss Stadt muss Millionen in die Kläranlagen investieren 
Werlte Neue Anlage bringt viele Vorteile für die Natur 
Meerbusch Neuer Rheindüker für 11,5 Millionen 
Schönau Kläranlage kurz vor Kollaps 
Heidenheim Umbau nötig – Kläranlage Mergelstetten hält Grenzwerte nicht mehr ein 
Haigerloch Haigerloch steckt Klärschlamm in den Ofen 
Grevenbroich Mikroschadstoffe stressen Erfttierchen 
Giengen Abwasserreinigung in Giengen: Sanierung der Faultürme geht voran 
Herdwangen Erweiterung der Kläranlage kostet 760 000 Euro 
Hamburg Was ein Hamburger Klärwerk mit der Sperrung des Elbstrandes zu tun hat 
September 2017
Ebern Eigene Kläranlage für Kurzewind 
AZV Südholstein AZV Südholstein investiert 5,3 Millionen Euro
Altenfelden Sind die Tage der Kläranlage gezählt?
Steinen Abwasser als neue Wärmequelle 
Westerheim Studenten besichtigen Kläranlage 
Stadtlohn Millioneninvestition in die Kläranlage  
Metzingen Abwasser soll ab August um Metzingen herumfließen 
Löchgau Kritik an zu hohen Preisen für die Planung 
Rodgau Kläranlage Weiskirchen für 4,1 Millionen Euro weiter modernisiert – Fleißige Bakterien 
Stuttgart Risikoreiches Steuersparmodell der Stadt -Partnertausch beim Cross-Border-Leasing 
Werlte VIER BAUABSCHNITTE ÜBER SIEBEN JAHRE 
Geldersheim Kurios – Wo kommt so viel Rannunger Abwasser her? 
Gettorf Zwei neue Klärbecken für Gettorf, Osdorf und Lindau  
Osnabrück Kein Dünger mehr – Klärschlamm in Osnabrück mit Mikroplastik belastet 
Pforzheim Land bezuschusst Ausbau der Kläranlage Pforzheim mit 7,5 Millionen Euro 
Starnberg Gericht – Gebühren in Ordnung 
Bayerisch Eisenstein Förderprogramm für Trink- und Abwasseranlagen entlastet Bürger 
Kiel Garnelen im Klärwerk züchten? Geniale Idee! 
Nürnberg Die Weber-Ingenieure wurden mit den Leistungsphasen eins bis acht der HOAI sowie der örtlichen Bauüberwachung beauftragt 
Düsseldorf Düsseldorf verkauft ihr Kanalnetz  
August 2017
Landau Forscherinnen und Forschern des Projekts Wasser 3.0 der Universität Koblenz-Landau gelingt Durchbruch bei der Entwicklung eines Verfahrens zur Entfernung von Nano- und Mikroplastik aus dem Wasser 
Zinnowitz Kläranlage im Ostseebad wird erweitert 
Wegberg Kläranlage zeitweise völlig überlastet 
Satteldorf Sanierung kostet richtig Geld 
Riesbürg Gewaltiger Trichter im Riesboden 
Volkach Vier Kläranlagen stehen vor dem Aus 
Ludwigshafen Farbstoff aus BASF-Kläranlage in Rhein gelaufen  
Balingen Sanierung in Balinger Kläranlage kostet 70.000 Euro 
Fronreute Von der Miste direkt in den Kanal 
Berlin-Ruhleben VOF-Verfahren – Neubau Flockungsfiltration / UV Desinfektion KW Berlin-Ruhleben  
Bramsche Neue Satzung zur Abwasserbeseitigung  
Langen/Egelsbach Mit deutlichen Worten Wirkung erzielen 
Freiburg Manche Stoffe bleiben im Wasser 
Kleve 9,8 Millionen Euro für Klever Kläranlage 
Legden Klärwerk – 300.000 Euro für moderne Leittechnik  
Heek Sauberes Wasser für die Dinkel 
Delmenhorst Fleecepullover fordern Kläranlage in Delmenhorst heraus 
Lörrach Fast alle am Abwassernetz 
Binz Binz überlässt Seetang meist der Natur 
Juli 2017
Emmelshausen Neubau der Kläranlage „Oberes Baybachtal“ in der Verbandsgemeinde 
Wembach/Schönau Kläranlage kurz vor Kollaps 
Buchenhofen Deutliche Kostenvorteile für GAK bei Grossklärwerken  
Gettorf Klärwerkerweiterung bei laufendem Betrieb 
Oberhausen Emscher-Umbau erreicht Zwischenziel  
Großlangheim Erste Photovoltaikanlage in der Großlangheimer Flur 
Zingst Fachsimpelei am neuen Klärbecken 
Revkuhl Top-Technik für Schwansener Abwasser  
Meppen Mehr Leistung – weniger Energie  
Biberach Phosphor ist zu schade zum Wegwerfen 
St. Ingbert St. Ingbert erhält rund 86.000 Euro für Kanalerneuerung 
Murg Murg investiert in die Kläranlage 
Döbeln-Jahnatal Letzte Mohikaner von Döbeln und Ostrau beugen sich der Regengebühr 
Leinfelden-Echterdingen Kläranlagen werden Schritt für Schritt saniert 
Dettelbach Hohe Investitionen in der Kläranlage 
Heidenheim Kläranlage Mergelstetten – Wasserrechtliche Genehmigung in Gefahr 
Überlingen Besichtigung von Überlingens Schmuckstück – So sieht der Ufersammler von innen aus 
Juni 2017
Merklingen Abwasserkanal rückt täglich um 20 Meter näher 
Achern Vierte Reinigungsstufe für Klärwerk gefordert 
Biberach Mit innovativer Technik Phosphor recyceln
Jagstzell Millionen-Zuschuss für Abwasserentsorgung 
Dortmund Stadt testet neue Köderboxen zur Rattenbekämpfung  
Neu-Ulm Einbruch in Kläranlage Steinheim 
Nürnberg Direkt zum Klärwerk 
Bad Säckingen Die Stadtverwaltung ist stolz auf die erneute Umwelt-Zertifizierung für Stadtgärtnerei und Kläranlage 
Remshalden-Grunbach Modernisierung und Ausbau der Kläranlage abgeschlossen 
Steinen Neue Becken filtern Hormone heraus 
Neuhausen Entwässerungskonzept bietet mehr Schutz vor Hochwasser 
Meppen Mehr Leistung – weniger Energie  
Unterkirnac Neue Entsorgung für Unterkirnachs Klärschlamm 
Heek Sauberes Wasser für die Dinkel  
Wallhausen 84.000 Euro aus Stuttgart nach Wallhausen 
Neuhausen Kläranlage ist nicht hochwassersicher 
Wesel Millionen für Pumpwerke an der Betuwe 
Trier VKU zeichnet Innovationen aus 
Dinslaken Die größten Eier in Dinslaken stehen an der Emscher 
Dresden Gewässer schützen mit Poesie 
Ehekirchen Großinvestition für Kläranlage 
Pyrbaum Klärwärter tauschten in Pyrbaum Erfahrungen aus 
Weil der Stadt Los geht’s am Klärwerk  
Breisgauer Bucht Waldfläche für Ausbau der Kläranlage 
Lindau Kläranlage bekommt neue Rechenanlage 
Adelsdorf Mehr Hygiene in der Adelsdorfer Kläranlage 
Waldenburg Erst filtern, dann klären 
Stetten am kalten Markt Neue Technik für Kläranlagen wird um 83.000 Euro teurer 
Rottenacker Abwasseranlage in Rottenacker – Gremium ist beeindruckt 
Bönnigheim Wo das Abwasser Energie erzeugt 
Langenau Problem mit Klärschlamm bleibt 
Mainz Wirtschaftsbetrieb leistet mit Klärwerk innovative Arbeit für Mensch und Umwelt 
Höchstadt Kläranlage: der Fluch mit dem Feuchttuch 
Mai 2017
Ludwigswinkel Neue Kläranlage schützt auch Badesee – Klärschlammvererdungsanlage ist umweltfreundlich und spart CO2 
Gussenstadt Kläranlage erfüllt Richtlinien nicht mehr 
EVS und VSE EVS und VSE gründen virtuelles Kraftwerk 
Georgsmarienhütte Eigenbetrieb Abwasser überrascht mit Gewinn-Plus 
Köln-Rodenkirchen Projekt „AdOx Köln“ – Einweihung der Pilotanlage zur Spurenstoffelimination im Klärwerk Köln-Rodenkirchen  
St. Ingbert St. Ingbert erhält rund 86.000 Euro für Kanalerneuerung 
Oldenburg OOWV baut neue Faultürme 
Kißlegg Kläranlagen müssen weiter saniert werden 
Diepersdorf N-Ergie baut Solaranlage auf Diepersdorfer Kläranlage 
Langen Pilotprojekt in Kläranlage 
Ühlingen-Birkendorf Klärschlammtrocknung per Luft und Sonne 
Düsseldorf Bauliche Sanierung des Hauptsammlers Mitte  
Weil der Stadt Liegen noch Bomben unter der Kläranlage?  
Mainhardt Klärwärter schaffen Zertifikat 
Osnabrück KLÄRWERK IN EVERSBURG – Hier landet ein in die Toilette gefallenes Handy 
Delmenhorst INVESTITIONEN INS KLÄRWERK – Stadt soll für SWD-Kredit bürgen 
Lenzkirch/Feldberg Kläranlage verschlingt die nächste halbe Million Euro 
Lindau Neubau bei Kläranlage könnte Lärm produzieren 
Hünxe Eine anspruchsvolle Kläranlage mit Membranfiltern 
Herzogenaurach Weg mit den alten Zöpfen in der Kläranlage 
Lindau GTL arbeiten am Neubau bei Kläranlage 
Rosengarten Saubere Leistung 
Horstmar Machbarkeitsstudie genehmigt 
Belm ERWEITERUNG OFFENBAR NÖTIG Klärwerk der Gemeinde Belm ist überlastet 
Wenningfeld Kanalsystem – Neue Sanierungspläne sparen zehn Millionen ein  
Reutlingen Riesenbeitrag für Gesundheit und Umweltschutz 
Pfaffenhofen Pfaffenhofen an der Glonn erhält bis zu 980.000 Euro 
Bühlertann Kapazität reicht nicht mehr aus 
Bottrop Vom Klärwerk zum Kraftwerk: Energieautarke Kläranlage Bottrop 
April 2017
Roßwein Kläranlage bekommt Frischekur  
Marbach-Krettenbachtal Adelberg neues Mitglied im Abwasserzweckverband 
Kellinghusen Kapazität wird verdoppelt 
Waldshut Auch Kläranlagen brauchen Internet 
Winterhausen Umweltfabrik statt „Ungeheuer 
Memmingen Verzögerung durch EU-weite Ausschreibung 
Flensburg Stützstrümpfe für alte Abwasserleitungen 
Leinfelden-Echterdingen Luftbilder helfen Stadt beim Abwasserpreis  
Meßkirch Noch Platz in der Kläranlage 
Stuttgart Stadt wappnet sich für den Starkregen
Albstadt Abwassergebühr – Bürger erhalten Post von der Stadt 
Adelberg 1,85 Millionen Zuschuss für Adelberg 
BRW Sanierung und Ausbau des Hochwasserrückhaltbeckens Düsseldorf-Kalkum  
Spaichingen Kläranlage mit Vorbildcharakter 
Biberach Erweiterung der Kläranlage könnte teurer werden 
Rheda-Wiedenbrück Phosphorrecycling in der Region
Ditzingen Medikamente bleiben in der Glems  
Kitzingen Bauausschuss – Technologiepark und Kläranlage 
Kusel Abwasser – Neues Projekt arbeitet über Landesgrenzen hinweg – Einweihung Pumpwerk in Schwarzerden 
Rahden Kläranlage soll vierte Reinigungsstufe erhalten 
Eppertshausen, Münster und Messel Abwasser ist bald gemeinsame Angelegenheit 
Plattling Südzucker investiert in neue Kläranlage 
Heeseberg Bagger bauen Klärteiche für das neue Projekt zurück 
Ledde Neue Kläranlage  
Westerheim Kornkohle gibt dem Abwasser den Rest 
Böblingen-Sindelfingen Spurenstoffelimination auf der Kläranlage Darmsheim 
Bielefeld Stadt soll ihre Klärwerke ausbauen, weil Mikroschadstoffe die Gewässer belasten
Adelberg Adelberg neues Mitglied im Abwasserzweckverband 
Oberursel Kläranlage wird modernisiert  
Pfaffenhofen Pfaffenhofen an der Glonn erhält bis zu 980.000 Euro 
Kitzingen Beim Klärwerk – Energieverbrauch auf Sparflamme 
März 2017
Leverkusen-Bürrig Zehn Jahre nach dem Skandal -Weiter erhöhte PFT-Werte in NRW-Flüssen 
Marl Sarval baut für 2,3 Millionen Euro eine neue Kläranlage
Hammelburg Neue Kläranlage entsteht 
Volkach Kläranlage mit Blockheizkraftwerk im kreisrunden Haus 
Dinslaken Emschergenossenschaft modernisiert das Klärwerk 
Wutöschingen Kläranlage – Entwarnung nach erhöhten Stickstoffwerten 
Niederbüren Abwasserverband Niederbüren setzt V-GEP um 
Wiesenbronn Kläranlage bewegt die Gemüter 
Prichsenstadt Gekippte Kläranlage – Gewerbe-Abwasser mögliche Ursache 
Hannover-Herrenhausen Erneuerung des Eingangspumpwerks des Klärwerks  
Pommersfelden 220 000 Euro für die Kläranlage 
Hausen Es gibt keine Versöhnung 
Wehr Kläranlage wird städtisch 
Kötachtal Kläranlage wird saniert 
Isselburg Klärwerk – CDU und FDP schießen scharf gegen die Verwaltung 
Bad Rothenfelde INVESTITIONEN SIND NÖTIG 
Raumland Investition in Kläranlage spart Energie 
Heroldsberg Heroldsberg leitet seine Abwässer bald in die Noris 
Gunzenhausen Millionen für den Brombachsee 
Creußen Creußen erhält viel Geld für seine Kläranlage 
Waldenbuch 100 Liter Rapsöl ausgelaufen 
Haselünne Energie aus Abwasser – moderne Technik in der Kläranlage  
Hückeswagen Bestes Jahresergebnis für Wupperverband 
Ulm Nur fünf Kläranlagen in ganz Serbien 
Voerde/Hünxe Moderne Kläranlage für 7,3 Millionen Euro 
Mainz Die Zukunft der Kläranlage ist energieneutral 
Südliche Ortenau Neues Klärbecken bei Kappel ist bis Ende 2017 fertig 
Essen Die Kläranlage Kettwig sorgt für sauberes Wasser  
Wehringen Wehringen steckt Millionen in die Kläranlage 
Bad Salzschlirf Zweckverband Gruppenklärwerk erneuert Abwasseranlagen 
Februar 2017
Böblingen Machbarkeitsstudie zur Klärschlammverbrennung und Phosphorrückgewinnung zeigt spannendes Potential für Verbrennungsanlage in Böblingen  
Wehr Stadt übernimmt Industriekanal 
EVS Saar-Grüne kritisieren Sanierungsstau im kommunalen Abwasserkanalnetz 
Dippoldiswalde 223 000 Euro für Abwasserreinigung  
Hammelburg Drei neue Orte für den Abwasserzweckverband 
Groß Oesingen Oesinger Abwasser fließt nach Wesendorf 
Leipzig Den Lokus in den Fokus rücken 
Schwörstadt Kläranlage wird deutlich teurer 
Bad Salzuflen Klärwerk mit innovativem Energiekonzept 
Delbrück Kläranlage ist zu klein  
Weil der Stadt Das Mammut-Projekt Kläranlage  
Stammheim/Wipfeld Neue Elektrotechnik für die Kläranlage 
Grevenbroich Erftverband prüft Wasser auf Chemikalien 
Giengen Großes Giengener Salzlager – Der Rohbau ist fertig 
Xanten Dreckwasser marsch in Richtung Kläranlage Hönnepel 
Wernau Kläranlage wird vor Hochwasser geschützt  
Glückstadt Stadtentwässerung plant Windrad 
Herbolzheim Wissen und Erfahrung austauschen 
Schwäbisch Hall Gewinn aus Vorjahren sorgt für konstante Abwassergebühren 
Ruhrverband Ruhrverband optimiert die Kläranlage Menden  
Januar 2017
Renningen Kostbares Gut am Ende der Abwasserleitung  
Hergolshausen Pfui-Rufe im Gemeinderat 
Lindau Hersteller bieten Lindau Anlagen für Klärschlamm an 
Lahr Technologieforum zum Thema »Abwasserreinigung« in Lahr  
Ilshofen Betreutes Klären in Ilshofen  
Grettstadt Grettstadt bittet für Kläranlage zur Kasse 
Fürth Kläranlage topfit mit 100 Jahren 
Ehekirchen Die Zentralkläranlage kommt 
Langenau Anschluss ans Steinhäule wieder im Gespräch 
Bad Säckingen Neue Maschinen für Kläranlage 
Bad Laer 2,5 MILLIONEN EURO FÜR ERWEITERUNG
Stuttgart Wärme aus der Kloake 
Achberg 70 Kilogramm Tücher verstopfen Kanal 
Georgsmarienhütte TREFFEN DER KLÄRANLAGENBETREIBER 
Waigolshausen Gemeinderat hält Kläranlagenanschluss nach Waigolshausen für beste Lösung 
Kupferzell Gutachten rät von Zusammenlegung ab 
Einhart Kapazität der Kläranlage in Einhart hat sich verdoppelt 
Schelklingen Kläranlage soll künftig Energie sparen 
Kist Gemeinderat überträgt Betriebsführung der Kläranlage 
Birkenfelde Baubeginn für die Kläranlage  

Zimmern/Horgen: Verband saniert den Faulturm

Für rund 1,9 Millionen Euro saniert der Zweckverband Abwasserreinigung Eschachtal den Faulturm der Kläranlage Horgen. Dafür gab es jetzt grünes Licht…mehr:

http://www.schwarzwaelder-bote.de/inhalt.zimmern-verband-saniert-den-faulturm.e94eb204-5a94-4633-85eb-4bfa4870a64b.html

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Wunstorf: Asche soll in Kolenfeld deponiert werden

Die Deponie Kolenfeld muss künftig vielleicht noch eine weitere Art von Müll aufnehmen: Der Standort ist im Gespräch, die übriggeblieben Asche aus einer neuen Klärschlammverbrennungsanlage aufzunehmen. Diese will Enercity für bis zu 60 Millionen Euro auf dem Gelände der Deponie in Lahe errichten. Mehr:

http://www.haz.de/Hannover/Aus-der-Region/Wunstorf/Nachrichten/Deponie-Kolenfeld-soll-vielleicht-Asche-aus-Klaerschlammverbrennungsanlage-in-Lahe-aufnehmen

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Springe: Ungeklärte Zukunft

Die Einwohnerzahl wächst, Industriebetriebe wachsen, damit wird in der Kernstadt auch mehr Abwasser produziert – und das muss irgendwo hin. Die kommunale Kläranlage An der Haller hat aber nur begrenzte Kapazitäten.
Im Eigenbetrieb Stadtentwässerung macht man sich deshalb seit längerer Zeit Gedanken darüber, wie auf den steigenden Bedarf reagiert werden kann. Eine Möglichkeit wäre eine Erweiterung des bestehenden Klärwerks.
„Das ist so, als wenn sie während des Radfahrens beide Reifen austauschen …mehr:

http://www.haz.de/Hannover/Aus-der-Region/Springe/Nachrichten/Die-kommunale-Klaeranlage-in-Springe-hat-nur-begrenzte-Kapazitaeten

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Niederbreitbach: Spatenstich für Umbau der Kläranlage

Die Bauarbeiten für den Umbau der Kläranlage Niederbreitbach/ Datzeroth/ Kurtscheid haben begonnen. Nach einer geschätzten Bauzeit von einem Jahr soll die umgebaute Anlage den Klärbetrieb aufnehmen. Zum „offiziellen Spatenstich“ und im Beisein von Planungsbüro und bauausführenden Firmen, trafen sich nun die Verantwortlichen der Verbandsgemeinden Waldbreitbach und Rengsdorf am Kläranlagenstandort. Mehr:

http://www.nr-kurier.de/artikel/59995-spatenstich-fuer-umbau-der-klaeranlage-niederbreitbach

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Geislingen: Kupferdiebe klauen Dachentwässerung der Kläranlage Binsdorf

Zwischen Samstag und Montag sind unbekannte Täter auf das Kläranlagengelände bei Binsdorf geklettert und haben die komplette Dachentwässerung samt Blitzableiter des Betriebsgebäudes abgebaut. Sie nahmen zirka 40 Meter Kupferdachrinne, mehr:

http://news.feed-reader.net/ots/3716247/

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Beningsfeld: Kläranlage wird umfassend saniert – Schäden im Beton

Fast könnte man denken, der berühmte Verhüllungskünstler Christo wäre in der Bergisch Gladbacher Kläranlage unterwegs gewesen. Das ist er natürlich nicht.
Das grüne Tuch, das …mehr:

Quelle: http://www.rundschau-online.de/28101634

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Obere Donau: Drei Millionen Euro Landeszuschuss für Maßnahmen des Abwasserzweckverbands Obere Donau

Umweltminister Franz Untersteller: „Die Maßnahme ist ein Musterbeispiel für eine moderne, zukunftsfähige Abwasserbeseitigung.“
Umweltminister Franz Untersteller hat den Gemeinden Beuron (Landkreis Sigmaringen) und Irndorf (Landkreis Tuttlingen) heute (28.07.) zwei Förderbescheide über insgesamt drei Millionen Euro überreicht. Damit ist der Weg …mehr:

https://kommunalwirtschaft.eu/component/presse/detail/i21831.html

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Bleialf: Die Schneifel kommt ins Reine – Neue Kläranlage

Man müsste sich öfter mit der Technik von Kläranlagen befassen. Allein schon wegen der rätselhaften Dinge, die da eingebaut sind: Langsandfang, Voreindicker, Belebungsbecken. Überschussschlammpumpwerk – und, das Gewinnerwort: Rücklaufschlammmessschacht (siehe Info).
Dahinter steckt jede Menge kluger Technik – und der anstehende Abschluss eines Projekts, das 3,87 Millionen Euro gekostet hat: der Neubau…mehr:

http://www.volksfreund.de/nachrichten/region/pruem/aktuell/Heute-in-der-Pruemer-Zeitung-Die-Schneifel-kommt-ins-Reine-Neue-Klaeranlage-in-Bleialf;art8111,4686698

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Stockach: Abwasser-Zweckverband investiert kräftig

Der Abwasserverband Stockacher Aach plant Investitionen von zwei Millionen Euro, um die Anlage auf dem modernen Stand zu halten. Eine neue Belüftungstechnik soll installiert werden.
Eine neue Belüftungsanlage ist die größte Investition, die der Abwasserverband Stockacher Aach im Laufenden Jahr tätigen will. Insgesamt sind seitens des Verbands Investitionen…mehr:

http://www.suedkurier.de/region/kreis-konstanz/stockach/Abwasser-Zweckverband-investiert-kraeftig;art372461,9353496

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Nordschwansen: Viel Beton für sauberes Abwasser

Ortsentwässerung Nordschwansen investiert 2,5 Millionen Euro in Klärwerk Revkuhl / Ende des Jahres Umstellung geplant… mehr:

Quelle: https://www.shz.de/17585346

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Kolenfeld: Bürgermeister weist Asche-Idee zurück

Bürgermeister Rolf-Axel Eberhardt ist empört. Von der Idee, mit Phosphaten belastete Asche aus einer Klärschlamm-Verbrennungsanlage auf der Deponie Kolenfeld zu lagern, hatte er noch nichts gehört. Energieversorger Enercity hatte diese Idee bei einer Präsentation zur Anlage in Isernhagen geäußert.
„Es kann nicht angehen, dass wir von einer solchen Idee nichts erfahren, bevor sie öffentlich geäußert wird“,…mehr:

http://www.haz.de/Hannover/Aus-der-Region/Wunstorf/Nachrichten/Wunstorfs-Buergermeister-Rolf-Axel-Eberhardt-weist-Enercitys-Asche-Idee-zurueck

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Lahe: Klärschlamm ist „hochsensibles Thema“

Bis zum Altwarmbüchener See ist es ein Katzensprung, bis zur Altwarmbüchener Ortsmitte sind es Luftlinie rund 1,5 Kilometer: Enercity will für bis zu 60 Millionen Euro eine Klärschlammverbrennungsanlage auf dem Gelände der Deponie in Lahe errichten. Jetzt sind Details öffentlich.
Enercity hat die Pläne am Dienstagabend im Isernhagener Rathaus erstmals öffentlich vorgestellt. „Für uns ist das ein hochsensibles Thema“, betonte Bürgermeister Arpad Bogya in seiner Begrüßung.
Klärschlamm soll Wärme liefern
Wegen verschärfter Umweltvorschriften im Land darf künftig immer weniger Klärschlamm als Dünger auf Äckern ausgebracht werden. „Da kommt auf …mehr:

http://www.haz.de/Hannover/Aus-der-Region/Isernhagen/Nachrichten/Klaerschlammverbrennung-ist-fuer-Isernhagen-hochsensibles-Thema

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Wüstenrot:1,4 Millionen Euro Landeszuschuss für Abwasserbeseitigung – Anschluss der Ortsteile Oberheimbach und Berg an die Kläranlage Brettach

Umweltminister Franz Untersteller: „Diese Maßnahme leistet einen wichtigen Beitrag zum Gewässerschutz.“
Die Gemeinde Wüstenrot im Landkreis Heilbronn erneuert in den nächsten Jahren ihre Abwasserbeseitigung. Aufgrund baulicher Mängel und der veralteten technischen Ausstattung wird die 1979 in Betrieb genommene Kläranlage…mehr:

https://um.baden-wuerttemberg.de/de/service/presse/pressemitteilung/pid/14-millionen-euro-landeszuschuss-fuer-abwasserbeseitigung-in-wuestenrot/

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Puderbach: Kläranlage erhält Zuschuss aus Mainz

Umweltstaatssekretär Thomas Griese war zur Kläranlage „Hölzches Mühle“ gekommen und hatte einen Förderbescheid über 131.570 Euro im Gepäck. Dies ist ein Zuschuss für die laufenden Umbaumaßnahmen, unter anderem zur Energieeinsparung. „Mit Klärschlamm steht uns ein kostengünstiger Rohstoff zur Erzeugung Erneuerbarer Energie zur Verfügung, solange es Menschen gibt“, sagte ..mehr:

http://www.nr-kurier.de/artikel/59945-klaeranlage-puderbach-erhaelt-zuschuss-aus-mainz

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Hamberge: muss mehr Abwasser reinigen

Kapazitäten in der Kläranlage reichen nicht mehr aus: Mehr Einwohner, mehr Abwasser: Auf diese Gleichung kommt die Gemeinde Hamberge, wenn es um die künftige Größe ihrer Kläranlage geht.
Die Gemeindevertretung hat einstimmig die Vergabe eines Planungsauftrages beschlossen, um die Kosten für eine mögliche Vergrößerung und Sanierung der Einrichtung zu ermitteln. Mehr:

http://www.ln-online.de/Lokales/Stormarn/Hamberge-muss-mehr-Abwasser-reinigen

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Villach: Salzsäureunfall in Villacher Kläranlage

Vorfall in Lagerraum für Chemikalien – Keine Umweltgefährdung
In der Kläranlage Villach sind am Dienstagnachmittag rund 2.000 Liter 33-prozentige Salzsäure ausgetreten. Wie die Feuerwehr Villach in einer Aussendung mitteilte, war es in einem Lagerraum für Chemikalien zu dem Vorfall gekommen, Umweltgefährdung war nicht gegeben. Als Ursache wird ein technischer Defekt …mehr:

http://derstandard.at/2000062144076/Salzsaeureunfall-in-Villacher-Klaeranlage?ref=rss

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Karben: Stadt will die Kläranlage erweitern

Nach Karben ziehen immer mehr Menschen, hinzu kommen zusätzliche Firmen. Die Hinterlassenschaften belasten die städtische Kläranlage. Wird die bald zu klein?
Es kommt nicht oft vor, dass die Mitglieder des Ausschusses für Stadtplanung und Infrastruktur (S+I) mit dermaßen vielen technischen Begriffen bombardiert…mehr:

http://www.wetterauer-zeitung.de/regional/wetteraukreis/badvilbelkarben/art469,299990

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Düren: Kläranlage – Konzentration an Legionellen erhöht

Bei einer routinemäßig gezogenen Probe des Kläranlagenablaufs wurden hat das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) erhöhte Legionellenwerte an der Kläranlage Düren festgestellt. Der Wasserverband Eifel-Rur (WVER) veranlasste…mehr:

http://www.aachener-zeitung.de/lokales/dueren/klaeranlage-dueren-konzentration-an-legionellen-erhoeht-1.1681370

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WALDSHUT-TIENGEN: Wasser und Brennstoff aus der Spülung

In der Kläranlage in Tiengen kommen täglich 4,7 Millionen Toiletten-Spülungen an / Anlage arbeitet besonders umweltschonend.

Im Jahr 2016 verbrauchte jeder Deutsche im Schnitt 123 Liter Wasser pro Tag. Das entspricht dem Volumen einer Standard-Badewanne. Die Kläranlage Tiengen befreit das verbrauchte Wasser von beinahe allem, was mit ihm gemeinsam im Abfluss verschwindet. Dabei arbeitet sie vollautomatisch, in der Computerzentrale wird alles überwacht.
Das Netz des Abwasserzweckverbands Westlicher Klettgau erstreckt sich bis nach …mehr:

http://www.badische-zeitung.de/waldshut-tiengen/wasser-und-brennstoff-aus-der-spuelung–140619097.html

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Nordschwansen: Viel Beton für sauberes Abwasser

Ortsentwässerung Nordschwansen investiert 2,5 Millionen Euro in Klärwerk Revkuhl / Ende des Jahres Umstellung geplant
Rund 600 Kubikmeter Beton und 60 Tonnen Armierungsstahl sind in der Kläranlage Revkuhl in den letzten Wochen verbaut worden. Entstanden sind zwei Reaktorbehälter mit 18 Metern Durchmesser und ein Schlammspeicher mit 24 Metern Durchmesser, jeweils mit sechs Meter Höhe. Sie sind die neuen Herzstücke der Kläranlage, die die Ortsentwässerung

Quelle: https://www.shz.de/17585346  

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Haselünne: Klärwärter über ein weggespültes Gebiss und Vorurteile

SERIE „MEIN JOB UND ICH“
Klärwärtern stinkt ihr Job gewaltig. Fakt oder ein Vorurteil? Timo Giese übt den Beruf aus. Er sagt: „Der normale Alltag auf einer Kläranlage ist nicht schmutziger oder stinkender als andere Berufe. Der 30-jährige Betriebsleiter der städtischen Kläranlage Haselünne sieht seinen Job als „angenehmen Mix aus Büro- und Verwaltungsaufgaben, aber auch aus handwerklichen Arbeiten.“
Herr Giese, im wahrsten Sinne des Wortes: Stinkt Ihnen Ihr Beruf manchmal? Mehr:

https://www.noz.de/lokales/haseluenne/artikel/926007/klaerwaerter-ueber-ein-weggespueltes-gebiss-und-vorurteile#gallery&0&0&926007

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Breisgauer Bucht: Richtfest für die Erweiterung der Biologischen Stufe in Forchheim

Am 11.08.2017 feierte der Abwasserzweckverband Breisgauer Bucht das Richtfest für die Erweiterung der Biologischen Stufe der Verbandskläranlage Forchheim (660.000 EW).

Der Rohbau des Belebungsbeckens und des Maschinengebäudes ist fertiggestellt. Letzteres diente den Teilnehmern bereits als Raum für den Richtspruch und das folgende gesellige Beisammensein mit Buffet.
Der Betonbau für die neuen Nachklärbecken ist noch im Gange. Bei endlich wieder trockenerer Witterung konnten sowohl die Bodenplatte eines der Becken mit fertiggestelltem Königsstuhl als auch erste Abschnitte der Wand in Augenschein genommen werden. Beim zweiten Becken ist die Sauberkeitsschicht hergestellt und die Schalung für den Königsstuhl gestellt.
Insgesamt ist das Projekt sowohl im Zeit- als auch im Terminplan.

http://www.weber-ing.de/de/news/newsansicht.html?news_id=193

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Kreis Viersen: Schmutzwasser-Gebühr steigt weiter

Jährlich 25 bis 30 Millionen Euro plant der Niersverband künftig ein, um seine Anlagen zu sanieren. Das wirkt sich auf die Beiträge aus.
Rund 100 Kläranlagen, Regenbecken und Pumpstationen betreibt der Niersverband in seinem Hoheitsgebiet – von Kleve bis Kuckum. „Derzeit führen wir eine vollständige Zustandsbewertung…mehr:

http://www.rp-online.de/nrw/staedte/kempen/schmutzwasser-gebuehr-steigt-weiter-aid-1.7016873

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Bönnigheim: „Eine ständige Baustelle“

Eine Kläranlage, das ist eine ständige Baustelle, denn die ständige Optimierung der Klärprozesse steht ganz oben. Also gibt es immer wieder Neuerungen“, sagt Abwassermeister Albrecht Hamm, der seit 30 Jahren in der Bönnigheimer Kläranlage arbeitet und dort seit 15 Jahren Betriebsleiter ist….mehr:

http://www.swp.de/bietigheim/lokales/boennigheim/_eine-staendige-baustelle_-15425308.html

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WESSUM: Mähhelfer auf vier Beinen

Die Stadt Ahaus setzt bei der Bewirtschaftung ihrer Grünflächen auf „tierische Rasenmäher“: Zehn Schafe – ein Coburger Fuchsschaf und neun schwarzköpfige Fleischschafe – bearbeiten derzeit das Regenrückhaltebecken. Mehr:

http://www.muensterlandzeitung.de/staedte/ahaus/Schafe-helfen-bei-der-Gruenpflege-Maehhelfer-auf-vier-Beinen;art977,3333537

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Lingen: Jürgen Trittin beeindruckt von Kläranlage

Ein Informationsbesuch in der Kläranlage, anschließend eine politische Diskussion mit potenziellen Wählern im IT-Zentrum. Das Programm der beiden niedersächsischen Spitzenpolitiker von Bündnis 90/Die Grünen, Jürgen Trittin und Julia Verlinden, war bei ihrem Besuch in Lingen eng getaktet.
In der Kläranlage am Langschmidtsweg ließen sich der ehemalige Bundesumweltminister Trittin
und die Energiepolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Grünen vom langjährigen Betriebsleiter der Kläranlage, Arno Ester, unter anderem darüber informieren, wie aus Klärschlamm Kohle entsteht.
HTC-Verfahren
Das in Lingen entwickelte und patentierte HTC-Verfahren (Hydrothermale Carbonisierung) ermöglicht es, bei Temperaturen zwischen 180 und 350 Grad Celsius sowie unter einem Druck von bis zu 65 bar aus Klärschlamm Kohle herzustellen. Zur Weiterentwicklung hoffen die Verantwortlichen in Lingen laut Ester aktuell auf eine Förderung durch die Bundesstiftung Umwelt in Osnabrück.

https://www.noz.de/lokales/lingen/artikel/935031/juergen-trittin-beeindruckt-von-lingener-klaeranlage

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Gustow: Abwasserreinigung ohne Chemikalien

Zweckverband Rügen nimmt neue Kläranlage in Gustow in Betrieb
Die alte Kläranlage aus den 1960-er Jahren in Gustow hätte vielleicht noch einige Jahre ihren Dienst tun können, jedoch entsprach sie schon lange nicht mehr dem modernen technologischen Standard der heute üblichen Abwasserbehandlung. Der Zweckverband Wasserversorgung und Abwasserbehandlung Rügen (ZWAR) hat seit dem Ende des vergangenen Jahres in eine zentrale biologische Kläranlage am Ortsrand von Gustow 885 000 Euro investiert… mehr:

http://www.ostsee-zeitung.de/Vorpommern/Ruegen/Abwasserreinigung-ohne-Chemikalien

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Oldesloe: Gift-Cocktail ins Klärwerk?

Die Oldesloer Grüne präsentieren einen Fragenkatalog zu Medikamentenrückständen im Abwasser der Asklepios Klinik.

Quelle: https://www.shz.de/17477371  

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Freudental: Sonnenstrom aus der Kläranlage

Rund 34 000 Euro investiert die Gemeinde Freudental in die Stromerzeugung: Das Betriebsgebäude der Freudentaler Kläranlage bekommt erstmals eine Photovoltaikanlage.
Bereits im Mai entschied sich der Gemeinderat für die Ausschreibung für den Bau der Photovoltaikanlage. Sieben Unternehmen
…mehr:

http://www.swp.de/bietigheim/lokales/boennigheim/sonnenstrom-aus-der-klaeranlage-15456978.html

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Schönau: Erneut unbekannter Stoff in der Kanalisation

Gefahr für Kläranlage im Oberen Wiesental
Bei der Kläranlage Wembach bei Schönau im Schwarzwald gibt es aufgrund von illegalen Einleitungen massive Probleme, die zulässigen Ablaufwerte einzuhalten. Es wird vermutet, dass immer wieder ein Stoff in das Kanalnetz eingeleitet wird, welcher für diese massiven Beeinträchtigungen sorgt, teilt das Rathaus in Schönau mit.

Es werden jetzt an verschiedenen Stellen Probennehmer aufgestellt, um so dem Verursacher auf die Spur zu kommen. Denkbar sei eine Einleitung durch einen …mehr:

http://www.badische-zeitung.de/schoenau/gefahr-fuer-klaeranlage-im-oberen-wiesental–138656097.html

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Delmenhorst: Klärwerk hat mit Toiletten-Müll zu kämpfen

Das Delmenhorster Klärwerk hat zunehmend mit Müllrückständen zu kämpfen, die in den Haushalten achtlos die Toilette hinuntergespült werden.
Das Delmenhorster Klärwerk hat zunehmend mit Müllrückständen zu kämpfen, die in den Haushalten achtlos die Toilette hinuntergespült werden. Vor allem Feuchttücher, Essensreste und Katzenstreu machen der Kanalisation zu schaffen, wie die Stadtwerke Delmenhorst auf dk-Anfrage mitteilten. Bis zu 400000 Kilogramm Unrat filtern die Rechen in der Kläranlage mittlerweile im Jahr aus den mehr als sechs Millionen Kubikmeter Schmutzwasser.
Pumpen können blockiert werden…mehr:

https://www.noz.de/lokales-dk/delmenhorst/artikel/928022/delmenhorster-klaerwerk-hat-mit-toiletten-muell-zu-kaempfen

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PEGNITZ: Abwasser – Bürger müssen mehr bezahlen

Kubikmeterpreis wird ab Oktober von 3,80 auf 4,20 Euro erhöht – Investitionen in Millionenhöhe stehen an – 28.07.2017 09:27 Uhr
– Die Bürger müssen ab Oktober mehr für das Abwasser zahlen: Der Stadtrat entschied einstimmig, ab Oktober den Kubikmeterpreis für das Abwasser von 3,80 auf 4,20 Euro anzuheben. Mehr:

http://www.nordbayern.de/region/pegnitz/abwasser-burger-mussen-mehr-bezahlen-1.6421477?searched=true

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ULM: Antibiotikaresistente Erreger aus Kläranlage filtern

In der Kläranlage Steinhäule wird mit Unterstützung des Bundesministeriums geforscht, mit welcher Methode man antibiotikaresistente Erreger aus dem Abwasser herausfiltern kann.
Die Aktivkohle-Filteranlage läuft bereits seit zwei Jahren erfolgreich in der Kläranlage Steinhäule, während Städte wie Karlsruhe diese teure Klärstufe erst bauen. Denn nach einer mechanischen, biologischen und chemischen Klärung holt die Aktivkohle zu 90 Prozent vor allem Rückstände von Medikamenten wie Betablocker und Östrogene (Antibabypille) aus dem Abwasser. Jedoch erwischt sie nicht die antibiotikaresistenten Keime, die den Medizinern Sorge bereiten, weil verabreichte Antibiotika dann unter Umständen nicht mehr im menschlichen Körper anschlagen. Deshalb denkt man in Ulm – auf Neu-Ulmer Gemarkung – bereits an …mehr:

http://www.swp.de/ulm/lokales/ulm_neu_ulm/nun-sind-die-keime-an-der-reihe-15586936.html

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NEW YORK: Abfall, Abwasser, Dreck: Giftiger Kanal mitten in New York

Das Gewässer gehört zu den dreckigsten Orten der USA
– Mitten durch New York führt ein schmutziger Kanal voll giftiger Abfälle und Abwasser. Seit Jahrzehnten wird um die Säuberung des Gowanus gekämpft. Aber viele Künstler inspiriert der Kanal – und sie wissen: Ist er einmal sauber, dann wird die Gegend wohl unbezahlbar. Mehr:

http://www.nordbayern.de/panorama/abfall-abwasser-dreck-giftiger-kanal-mitten-in-new-york-1.6461037?searched=true

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Hanau: Zweitniedrigste Gebühren in Hessen – Bürger sparen beim Abwasser

Hanaus Bürgerinnen und Bürger zahlen mit die geringsten Abwassergebühren in ganz Hessen. Das geht aus einer Studie hervor, die der Wohneigentümerverband Haus und Grund vom Institut der Deutschen Wirtschaft erstellen ließ.
Allerdings: Möglicherweise müssen die Abwassergebühren in Hanau in absehbarer Zeit wieder angehoben werden, denn die Gruppenkläranlage muss …mehr:

https://www.op-online.de/region/hanau/hanaus-buerger-sparen-beim-abwasser-8530072.html

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STADTLOHN: Rolls Royce im Klärwerk

Es regnet – ergiebig – und kein Ende in Sicht. Ewald Rathmer, Chef des Stadtlohner Klärwerks, ist dennoch recht entspannt. Auf Starkregen und Überflutung ist er technisch vorbereitet. Und dabei spielt auch ein echter Rolls Royce eine Rolle. Mehr:

http://www.muensterlandzeitung.de/staedte/stadtlohn/Hochleistungs-Notstromaggregat-Rolls-Royce-im-Klaerwerk;art959,3323777

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Neu-Ulm/Holzheim: Einbruch in die Kläranlage Holzheim/Steinheim

Einbrecher haben Edelstahlplatten vom Rand eines Klärbeckens auf dem Gelände der Kläranlage Holzheim/Steinheim abmontiert. Schaden: 27.000 Euro.
Anfang Mai ist in die Kläranlage Holzheim/Steinheim eingebrochen worden. Das wurde erst am Donnerstagabend öffentlich bekannt. „Das ist viel Arbeit für…mehr:

http://www.swp.de/ulm/lokales/kreis_neu_ulm/einbuch-in-die-klaeranlage-holzheim_steinheim-15540704.html

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EFRINGEN-KIRCHEN: Gegen Faule-Eier-Geruch

Zwei Abwasserpumpanlagen bekommen Silos für Bindemittel.
(vl). An zwei Abwasserpumpanlagen in Efringen-Kirchen sollen Silos aufgestellt werden, die ein Mittel enthalten, das dem Abwasser beigegeben werden soll, um Schwefelwasserstoff zu binden. Nach Mitteilung der Verwaltung auf BZ-Nachfrage sollen die Silos an den Abwasserpumpwerken an der L 137 in Istein und an der alten Kläranlage im Westen von Efringen-Kirchen aufgestellt werden. …mehr.

http://www.badische-zeitung.de/efringen-kirchen/gegen-faule-eier-geruch–140741868.html

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Bietigheim-Bissingen: Mit Hochdruck durch die Unterwelt

Ein Rattenproblem haben wir nicht“, sagt Dalibor Foret, Zuständiger für den Kanalbetrieb der Stadtwerke Bietigheim-Bissingen. Das liege auch daran, dass das Kanalnetz der Stadt regelmäßig gereinigt und gewartet werde. Dennoch komme es ab und an vor, dass Ratten gesichtet würden. „Wir beauftragen regelmäßig eine Firma, die Rattenköder…mehr:

http://www.swp.de/bietigheim/lokales/bietigheim_bissingen/mit-hochdruck-gereinigt-15597280.html

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Burgpreppach: Kläranlage – Jetzt auch Beiträge klar

Bei der Bürgerversammlung in Burgpreppach ging es um die Bescheide für die Hainbachschiene. Die Dorferneuerung in drei Orten steht an. Mehr:

http://www.infranken.de/regional/hassberge/klaeranlage-jetzt-auch-beitraege-klar;art217,2798124

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Kleinlangheim: will Fremdwasser aus dem Kanal heraushalten

Kleinlangheim Die Gemeinde Kleinlangheim hat einen Gesamtplan erstellen lassen, um das Fremdwasser im Abwassersystem zu
remdwasser im Abwasserkanal ist in einigen Gemeinden ein Problem – auch in Kleinlangheim. Die Gemeinde hat deshalb durch das Ingenieurbüro Glückert (Nürnberg) einen Gesamtbauentwurf erstellen lassen, wie das Fremdwasser im Kanalnetz reduziert werden kann. Die geplanten Maßnahmen wurden jetzt dem Wasserwirtschaftsamt (WWA) vorgelegt. In der Sitzung des Gemeinderates wurde so etwas wie ein Marschplan…mehr:

http://www.infranken.de/regional/kitzingen/Kleinlangheim-will-Fremdwasser-aus-dem-Kanal-heraushalten;art218,2775571

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Kläranlage: Sanierung oder Kanal nach Kitzingen?

Sanierung der Kläranlage oder vielleicht doch ein Abwasserkanal zur Kitzinger Kläranlage? Das war die Frage in der Sitzung des Großlangheimer Gemeinderates.
anierung der Kläranlage oder vielleicht doch ein Abwasserkanal zur Kitzinger Kläranlage? Das war die entscheidende Frage in der Sitzung des Marktgemeinderates am Dienstagabend, als es um die Reinigung des Abwassers in den kommenden Jahren und Jahrzehnten ging.
Im Rat war man sich einig, dass die Sanierung der Kläranlage absolute Priorität genießt und dafür auch die Voraussetzungen geschaffen werden sollen. „Wir kommen deshalb um ein Vergleichsgutachten nicht herum“, lautete das Fazit von Bürgermeister Karl Höchner.
Er verlas aus dem Schreiben des Wasserwirtschaftsamtes Aschaffenburg…mehr:

http://www.infranken.de/regional/kitzingen/Klaeranlage-Sanierung-oder-Kanal-nach-Kitzingen;art218,2804670

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KELLINGHUSEN: Speicherbecken: Kosten explodieren

Statt 320 000 Euro sind jetzt 740 000 Euro für Klärwerks-Anlage vorgesehen. Die Ratsversammlung stimmt der Erhöhung dennoch zu.

Quelle: https://www.shz.de/17345906

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Erkrath: Stadtgebietsweite Überflutungsberechnung

Die Ermittlung von Grundlagendaten zur Überflutungsgefährdung ist eine wichtige Voraussetzung für die effiziente Entwicklung von Konzepten und Maßnahmen zur Überflutungsvorsorge. Vor diesem Hintergrund ermittelt die Dr. Pecher AG zurzeit potenzielle Überflutungsflächen für das Stadtgebiet von Erkrath. Die Berechnung der Überflutungsflächen erfolgt unter Einsatz eines bidirektional gekoppelten 1D/2D Kanalnetz- und Oberflächenabflussmodells (DYNA/GeoCPM), das mit einer Flächengröße von rd. 1700 ha und aufgelöst in 2 m² große Oberflächenelemente (Dreiecke) neue Maßstäbe bei der gemeinsamen Abbildung von Abflüssen im Kanal und auf der Oberfläche setzt. Mehr:

http://www.pecher.de/index.php/aktuell/item/103-stadtgebietsweite-ueberflutungsberechnung-fuer-die-stadt-erkrath

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Grevesmühlen: Stadtwerke investieren in neuen Wärmespeicher

Der Wunsch nach Fernwärme in Grevesmühlen (Nordwestmecklenburg) wächst. Die Stadtwerke reagieren darauf mit einem zusätzlichen Speicher für kühlere Tage. Mehr:

http://www.ostsee-zeitung.de/Mecklenburg/Grevesmuehlen/Stadtwerke-investieren-in-neuen-Waermespeicher

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Freigericht: Abwasserverband erhält 375 000 Euro für Umbau seiner Anlagen – Zukunftsweisend und effizient

Nicht reinfallen. Da ist zwar Wasser, aber auch so viel aufgewirbelter Schlamm, dass Schwimmen nicht möglich wäre. Schneckenlangsam bewegt sich der Arm des Räumers durch das Gemisch aus Abwasser und mit Bakterien versetzten Schlamms in einem riesigen Kombibecken. Nicht direkt ein ästhetischer Anblick, zudem weht eine Windstoß einen leicht fauligen Geruch in die Nasen der Besucher. Aber die Faszination, die…mehr:

http://osthessen-news.de/n11564265/abwasserverband-freigericht-erhalt-375-000-euro-fuer-umbau-seiner-anlagen.html

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Chemnitz: Baustelle Nachklärung beginnt – Abriss Mittelbauwerke, Betonsanierung

Seit Juni 2017 ist die Baustelle in Chemnitz in Betrieb. Sukzessive werden die Nachklärbecken 1 bis 4 nacheinander außer Betrieb genommen und mit neuen Mittelbauwerken versehen.
In einem Bauabschnitt stehen die Abbrucharbeiten des vorhandenen Mittelbauwerkes an. Im Anschluss werden höhenverstellbare Einlaufbauwerke von hydrograv installiert und die Ablaufrinnen erneuert. Ziele der Massnahmen sind, u.a., die Feststoff- und die Phosphorkonzentrationswerte im Ablauf auch bei hohen hydraulischen Belastungen zu verbessern und die Betriebssicherheit zu erhöhen.
Bei Fragen steht Ihnen unsere Frau Dipl.-Ing. Silke Kuhlmann unter der Telefonnummer +49 (211) 44991-33 gerne zur Verfügung.

http://www.hydro-ingenieure.de/zka-chemnitz-baustelle-nachklaerung-beginnt-abriss-mittelbauwerke-betonsanierung.html

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Grafschaft will aus Haribo-Abwasser Energie gewinnen

Eine Anlage zur Energiegewinnung könnte bis zu fünf Millionen Kilowattstunden Strom und Wärme pro Jahr erzeugen. Die drei zuständigen Ausschüsse tagten gemeinsam.
Der Grafschafter Gemeinderat stellt sich einer anspruchsvollen Aufgabe. Man möchte nämlich das Schmutzwasser aus der demnächst anlaufenden Haribo-Produktion als Energiequelle nutzen und damit eventuell ein Blockheizkraftwerk und ein Nahwärmenetz betreiben. Der Rheinbacher Ingenieur Martin Keding erläuterte bei einer gemeinsamen Sitzung der drei Werksausschüsse Details.
Allein aus dem Biogas aus dem Produktionsabwasser von Haribo könne man so pro Jahr bis zu fünf Millionen Kilowattstunden Strom und Wärme erzeugen, hat …mehr:

http://www.general-anzeiger-bonn.de/region/ahr-und-rhein/grafschaft/Grafschaft-will-aus-Haribo-Abwasser-Energie-gewinnen-article3560185.html

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Spurenstoffentnahme auf der Kläranlage Öhringen

Veranlassung und Ziele
Die Kläranlage Öhringen, welche von der Stadt Öhringen gemeinsam mit den Gemeinden
Pfedelbach und Zweifl ingen als Sammelkläranlage betrieben wird, leitet ihr gereinigtes
Abwasser in die Ohrn ein. Je nach Abfl usssituation liegt der Anteil des Kläranlagenablaufs
im Gewässer bei über 50 Prozent. Um die Gewässergüte der Ohrn
nachhaltig zu verbessern, wurde die Kläranlage bereits 2012 um einen Flockungsfi lter
erweitert.
Mit der im März 2017 in Betrieb genommenen adsorptiven Reinigungsstufe soll primär
die Spurenstoffbelastung der Ohrn vermindert und somit deren Gewässergüte weiter
verbessert werden. Darüber hinaus ist es aber auch das Ziel den CSB-Ablaufwert weiter
abzusenken, um auf langfristige Sicht den Schwellenwert zu unterschreiten und
somit für diesen Parameter die Befreiung von der Abwasserabgabe zu erlangen.
Eingesetzte Verfahrenstechnik
Die Spurenstoffelimination erfolgt auf der Kläranlage Öhringen durch den Einsatz von
Pulveraktivkohle der …

http://www.koms-bw.de/pulsepro/data/files/Steckbrief%20KA%20Oehringen_Ansichtsdatei.pdf

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WEHR: Zweckverband Kläranlage sieht seinem Ende entgegen

Abwicklung zur Auflösung nimmt die vorletzte Hürde / Säuberung des Wassers läuft gut / Weniger Chemikalien eingesetzt.

Der Zweckverband Kläranlage liegt in den letzten Zügen. Dessen Auflösung ist im vergangenen Jahr beschlossen worden. Heute schon ist die Kläranlage ein kommunaler Eigenbetrieb Abwasser der Stadt Wehr, dennoch müssen die Abwicklungsmodalitäten des Zweckverbandes berücksichtigt werden. Und dazu tagte am Montag zum vorletzten Mal die komplette Verbandsversammlung alter Prägung.

Von Seiten der einstigen großen Industriedichte im unteren Wehratal war…mehr:

http://www.badische-zeitung.de/wehr/zweckverband-klaeranlage-sieht-seinem-ende-entgegen–138280528.html

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Rheinfelden-Schwörstadt: Zehn schaufeln für den Spatenstich

Der Abwasserzweckverband Rheinfelden-Schwörstadt beginnt die 4,1 Millionen teure Erweiterung der Kläranlage Schwörstadt.
Mit einem ersten Spatenstich haben am Montag offiziell die Erweiterungsarbeiten an der Kläranlage Schwörstadt begonnen. 4,1 Millionen Euro soll die Maßnahmen kosten, die die Anlage zukunftstauglich machen soll. Neben der Erhöhung der Kapazitäten kann die Anlage nach der geplanten Fertigstellung Anfang 2019 auch ausfallsicher betrieben werden.
Die Spitzen der Verwaltung aus Rheinfelden und Schwörstadt…mehr:

http://www.badische-zeitung.de/rheinfelden/zehn-schaufeln-fuer-den-spatenstich–139469425.html

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Wiesenbronn: Zu viele Unklarheiten bei der Kläranlage

Die Kläranlage sorgt für Rätsel, etwa wie die Ausreißer in der Messung. Fachleute sollen im Gemeinderat für Aufklärung sorgen.

Die Kläranlage beschäftigte die Wiesenbronner Gemeinderäte um Bürgermeisterin Doris Paul in ihrer Sitzung. Zum einen rätselt die Gemeinde samt der Fachleute nach wie vor, warum es immer wieder enorme Ausreißer bei den Messungen zur Reinigungsleistung gibt und woher diese kommen. Zum anderen …mehr:

http://www.infranken.de/regional/kitzingen/Zu-viele-Unklarheiten-bei-der-Klaeranlage;art218,2722635

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Voerde: Lippeverband modernisiert Kläranlage

Im Zuge der millionenschweren Maßnahme werden in Voerde die Maschinen- und Elektrotechnik, Rechengebäude, Schlammentwässerung sowie die Gebläsehalle erneuert.
Der Lippeverband wird in wenigen Monaten damit beginnen, die Voerder Kläranlage umfassend zu sanieren. Bei einem Rundgang …

http://www.rp-online.de/nrw/staedte/dinslaken/lippeverband-modernisiert-klaeranlage-aid-1.6950465

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Erbach: Teile der Kläranlage werden erneuert

Steuerung des Pumpwerks, Notstromaggregat und Traktor werden neu angeschafft …mehr:

http://www.schwaebische.de/region_artikel,-Teile-der-Klaeranlage-Erbach-werden-erneuert-_arid,10696738_toid,228.html

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Dürren: Rat Argenbühl und Kißlegg stimmen Anpassungen zu

Anlagen stammt aus dem Jahr 1983 – Kapazität wurde Zug um Zug erhöht – Kosten für Erweiterung liegen bei rund 75 000 Euro
Sowohl der Gemeinderat Kißlegg als auch der Rat Argenbühl haben sich in ihrer Sitzung am Mittwochabend mit der Sammelkläranlage Dürren beschäftigt. Hintergrund war eine notwendige Anpassung der sogenannten Einwohnergleichwerte und der Investitionskosten. Als Maß für die Schmutzfracht, die mit gewerblichem Abwasser in eine Kläranlage gelangt, dient der Einwohnergleichwert. Er vergleicht die Schmutzfracht eines gewerblichen Abwassers mit jener aus dem häuslichen Abwasser einer einzelnen Person.
Die Sammelkläranlage Dürren wurde 1983 in Betrieb mehr:

http://www.schwaebische.de/region_artikel,-Sammelklaeranlage-Duerren-Rat-Argenbuehl-und-Kisslegg-stimmen-Anpassungen-zu-_arid,10701756_toid,719.html

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Schönau: Erneut unbekannter Stoff in der Kanalisation

Gefahr für Kläranlage im Oberen Wiesental
Bei der Kläranlage Wembach bei Schönau im Schwarzwald gibt es aufgrund von illegalen Einleitungen massive Probleme, die zulässigen Ablaufwerte einzuhalten. Es wird vermutet, dass immer wieder ein Stoff in das Kanalnetz eingeleitet wird, welcher für diese massiven Beeinträchtigungen sorgt, teilt das Rathaus in Schönau mit.

Es werden jetzt an verschiedenen Stellen Probennehmer aufgestellt, um so dem Verursacher auf die Spur zu kommen. Denkbar sei eine Einleitung durch einen Gewerbebetrieb. „Eventuell ist sich der Verursacher gar nicht…mehr:

http://www.badische-zeitung.de/schoenau/gefahr-fuer-klaeranlage-im-oberen-wiesental–138656097.html

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Rodgau: Mann stürzt in Becken der Kläranlage – Arbeitsunfall in Weiskirchen

– Notarzt, Polizei und Feuerwehr Rodgau-Mitte sind heute Nachmittag zu einem Arbeitsunfall auf der Kläranlage im Rodgauer Stadtteil Weiskirchen ausgerückt.
Um 14.29 Uhr war ein Mann bei Reinigungsarbeiten an der Wand eines Rücklaufbeckens von der Leiter etwa vier Meter in die Tiefe gestürzt. Das Becken war zu diesem Zeitpunkt zum Glück leer und für Kläranlagenverhältnisse sauber. Das Unfallopfer war beim Eintreffen der Helfer ansprechbar und kam in ein Hanauer Krankenhaus. Über die Schwere …mehr:

https://www.op-online.de/region/rodgau/unfall-rodgau-mann-stuerzt-becken-klaeranlage-8492893.html

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Neuss: Stadt muss Millionen in die Kläranlagen investieren

Weil das Wasserrecht für die Kläranlage Neuss-Süd abläuft, hat eine Anlage zur Phosphor-Eliminierung dort höchste Priorität…mehr:

http://www.rp-online.de/nrw/staedte/neuss/stadt-muss-millionen-in-die-klaeranlagen-investieren-aid-1.6937099

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Werlte: Neue Anlage bringt viele Vorteile für die Natur

Die neue Werlter Kläranlage soll viele ökologische Vorteile mit sich bringen. Das ist gut so, aber auch dringend erforderlich.
Denn Technik und Substanz müssen erneuert werden. Hinzu kommt das rasante Wachstum in der Samtgemeinde. Es erhöht den Druck, Abhilfe und weitere Kapazitäten zu schaffen.
Mit der Gasgewinnung durch einen Faulturm spart …mehr:

https://www.noz.de/lokales/werlte/artikel/920075/neue-anlage-bringt-viele-vorteile-fuer-die-natur

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Meerbusch: Neuer Rheindüker für 11,5 Millionen

Mehr als drei Jahre wurde geplant, gestern wurde die Anlage in Betrieb genommen. Düsseldorfs Abwasser aus dem Norden fließt nun über ein Kilometer lange Leitungen unter dem Rhein entlang in das Klärwerk nach Meerbusch…mehr:

http://www.rp-online.de/nrw/staedte/meerbusch/neuer-rheindueker-fuer-115-millionen-aid-1.6926550

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SCHÖNAU: Kläranlage kurz vor Kollaps

Ursache: Vermutlich Putzmittel.
In der Kläranlage Wembach gibt es aufgrund von illegalen Einleitungen massive Probleme, die zulässigen Ablaufwerte einzuhalten, teilte am Montag das Bauamt in Schönau mit. „Wir vermuten, dass immer am Freitagnachmittag etwas mit einem Mittel geputzt wird, das für diese massiven Beeinträchtigungen sorgt“, heißt es in der Mitteilung. Die Vorfälle ereigneten sich am 5., 12., 19. und 26. Mai. Den zulässigen Phosphatwert könne man nur mit einer stark erhöhten Fällmittelzugabe einhalten, und die Belüftung müsse durchlaufen, da sonst die Reinigungsbakterien absterben…mehr:

http://www.badische-zeitung.de/schoenau/klaeranlage-kurz-vor-kollaps–137470952.html

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Heidenheim: Umbau nötig – Kläranlage Mergelstetten hält Grenzwerte nicht mehr ein

Die Kläranlage Mergelstetten hält Grenzwerte nicht mehr ein und muss für viele Millionen umgebaut werden. Was ist da eigentlich passiert?
Spekulationen mag Gerhard Horlacher nicht. Der Chef des Fachbereichs Bauen im Rathaus ist Ingenieur, er will messen und nicht schätzen. Aber es wird teuer werden, das ist Horlacher klar. Millionen? „Auf jeden Fall“. Zweistellige Millionenzahlen? „Das ist man schnell dabei bei so was“.
„So was“ ist die schlechte Nachricht…mehr:

http://www.swp.de/heidenheim/lokales/heidenheim/umbau-noetig_-klaeranlage-mergelstetten-haelt-grenzwerte-nicht-mehr-ein-15316024.html

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Haigerloch: Haigerloch steckt Klärschlamm in den Ofen

Haigerloch wird Klärschlamm künftig auf der Kläranlage Karlstal mittels einer mobilen Presse entwässert, auf der neuen Trocknungsanlage Birkhof in Sulz getrocknet und anschließend im Zementwerk der Firma Holcim in Dotternhausen verbrannt. Für das Pressen und Trocknen des Schlamms und den Abtransport lag dem Gemeinderat ein Angebot der Sulzer Firma Manfred Oswald vor. Der Vertrag soll eine Laufzeit von fünf Jahren—mehr:

http://www.swp.de/hechingen/lokales/haigerloch/haigerloch-steckt-klaerschlamm-in-den-ofen-15410332.html

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Grevenbroich: Mikroschadstoffe stressen Erfttierchen

Die Kläranlagen in Grevenbroich sind Teil einer groß angelegten Untersuchung. Der Erftverband will herausfinden, welche Spurenstoffe sich in der Erft befinden – und wie sie sich auf wirbellose Klein-Lebewesen im Fluss auswirken. Mehr:

http://www.rp-online.de/nrw/staedte/grevenbroich/mikroschadstoffe-stressen-erfttierchen-aid-1.6945328

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Giengen: Abwasserreinigung in Giengen: Sanierung der Faultürme geht voran

Tiefbauamtsleiter Alexander Fuchs klärte in der Gemeinderatssitzung über den Fortschritt der Sanierungsarbeiten an der Kläranlage auf. Der erste Faulturm wurde bereits im April entleert und gereinigt.
„Der Zustand ist besser als erwartet“, so das Fazit von Fuchs.
Dennoch wurden Mängel an den Faultürmen, unter anderem kleinere Betonrisse festgestellt, welche nun geschlossen werden müssen. Zudem muss die Schutzbeschichtung erneuert werden. Für die Betonsanierung
…mehr:

http://www.swp.de/heidenheim/lokales/giengen/abwasserreinigung-in-giengen_-sanierung-der-faultuerme-geht-voran-15371130.html

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Herdwangen: Erweiterung der Kläranlage kostet 760 000 Euro

Obwohl die eigentlichen Arbeiten bereits begonnen haben, schritten die Verantwortlichen am Freitag noch selbst zur Tat: Die Kläranlage in Herdwangen wird für knapp 760 000 Euro erweitert. Und weil eine so große Investition für die Gemeinde nicht alltäglich ist, hatte Bürgermeister Ralph Gerster die beteiligten Partner zum symbolischen Spatenstich eingeladen. Mehr:

http://www.schwaebische.de/region_artikel,-Erweiterung-der-Klaeranlage-kostet-760%E2%80%89000-Euro-_arid,10702183_toid,848.html

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HAMBURG: Was ein Hamburger Klärwerk mit der Sperrung des Elbstrandes zu tun hat

Am Samstag 2. Juli 2017 wurden weiße Kügelchen angeschwemmt. Das Umweltamt beschäftigt sich mit dem Fall.

Hamburgs schönster Strand, der Elbstrand Övelgönne/Neumühlen, ist wegen verdächtiger weißer Kügelchen bis auf weiteres gesperrt. Am Samstag waren die Kügelchen dort angeschwemmt worden, wie eine Polizeisprecherin am Sonntag sagte. Sie enthalten neben Paraffin offenbar auch Kot, Toilettenpapier und Wattestäbchen. Hunde, die in die unappetitlichen Bällchen gebissen hatten, mussten sich übergeben – deshalb alarmierten Passanten die Polizei, wie …mehr:

https://www.shz.de/regionales/hamburg/was-ein-hamburger-klaerwerk-mit-der-sperrung-des-elbstrandes-zu-tun-hat-id17197086.html

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EBERN: Eigene Kläranlage für Kurzewind

Die Stadt Ebern investiert im höchstgelegenen Stadtteil. Auch in der großen Kläranlage stehen Arbeiten an
In Kurzewind wird eine Sammelkläranlage gebaut. Die Baustelle, an der die Arbeiten bereits begonnen haben, wurde am Mittwochabend vom Bauausschuss der Stadt Ebern unter Leitung des Zweiten Bürgermeisters Harald Pascher (FDP) in Augenschein genommen. Fachliche Informationen vor Ort gab es von Diplomingenieur Winfried Lamperty vom Büro SRP Schneider & Partner Ingenieur-Consult und vom Leiter des Bauamtes der Stadt Ebern, Martin Lang.

Baustelle ist eröffnet….mehr:

http://www.infranken.de/regional/hassberge/eigene-klaeranlage-fuer-kurzewind;art217,2766462

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AZV Südholstein: investiert 5,3 Millionen Euro.

ABWASSERKANAL: Bauarbeiten bis Mitternacht: Der Hainholzer Damm wird zur Einbahnstraße…mehr:

https://www.shz.de/lokales/elmshorner-nachrichten/bauarbeiten-bis-mitternacht-der-hainholzer-damm-wird-zur-einbahnstrasse-id17327921.html

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Altenfelden: Sind die Tage der Kläranlage gezählt?

Wohin mit dem Abwasser: Der Allersberger Bauausschuss vertagte die Entscheidung noch einmal –
ALLERSBERG – Sind die Tage der Kläranlagen Altenfelden und Eppersdorf gezählt? Geht man nach der Studie des Ingenieurbüros Manfred Klos, dann wird der Markt für das Abwasser aus den beiden Ortsteilen wohl eine andere Lösung suchen müssen. Und die soll wohl so ausschauen, dass das Abwasser genauso wie das aus Allersberg und weiteren Ortsteilen nach Roth gepumpt wird. Mehr:

http://www.nordbayern.de/region/roth/altenfelden-sind-die-tage-der-klaranlage-gezahlt-1.6221938?searched=true

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STEINEN: Abwasser als neue Wärmequelle

Bauausschuss berät über Studie, wie Wohngebiet „Alte Weberei“ versorgt werden könnte.
Geklärtes Abwasser aus der Steinener Kläranlage als Wärmequelle für Heizung und Warmwasser im benachbarten Neubaugebiet „Alte Weberei“? Wie das gehen könnte, hat die Lörracher „Ratio neue Energie GmbH“ in einer vom Innovationsfonds der Badenova und vom Abwasserverband mitfinanzierten Machbarkeitsstudie untersucht. Zentrales Stichwort ist die „kalte Fernwärme.“ Im Bau- und Umweltausschusses am Dienstag stellte Geschäftsführer Michael Pilgermayer den innovativen Ansatz vor. Mehr:

http://www.badische-zeitung.de/steinen/abwasser-als-neue-waermequelle–139316413.html

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Westerheim: Studenten besichtigen Kläranlage

Auf Einladung von Bürgermeister Hartmut Walz haben Studenten der Hochschule Esslingen eine Exkursion zur Kläranlage in Westerheim unternommen.

Nachdem die Teilnehmer aus dem Studiengang Biotechnologie die Theorie zur Entfernung anthro¬pogener Spurenstoffe wie zum Beispiel Arzneimittel aus dem Abwasser studiert hatten, konnten sie sich die innovative Technik zur Entfernung dieser Stoffe nun in der neu errichteten vierten Reinigungsstufe der Kläranlage Westerheim in der Praxis anschauen.
Detailliert und anschaulich erläuterte Bürgermeister Walz den Studenten die unterschiedlichen Rahmenbedingungen, die es auch auf einer vergleichsweise kleinen Kläranlage ermöglichen…mehr:

http://www.swp.de/geislingen/lokales/region/studenten-besichtigen-westerheimer-klaeranlage-15403578.html

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STADTLOHN :Millioneninvestition in die Kläranlage

Stell dir vor, die Stadt investiert 2,8 Millionen Euro, ganz Stadtlohn profitiert davon – aber keiner merkt’s. Das ist das Schicksal eines Regenüberlaufbeckens, das einer Stadt wenig Glanz und Renommee bringt. Am alten Klärwerk an der Lessingstraße ist jetzt der Startschuss für eine neue Großbaustelle gefallen. Wir haben Antworten auf die wichtigsten Fragen zusammengestellt. Mehr:

http://www.muensterlandzeitung.de/staedte/stadtlohn/Fragen-und-Antworten-Millioneninvestition-in-die-Klaeranlage;art959,3310888

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Metzingen: Abwasser soll ab August um Metzingen herumfließen

In der Metzinger Kläranlage kommt das Abwasser aus sechs Kommunen an, um dort gereinigt zu werden. Seinen Weg in die Kläranlage findet das verschmutzte Wasser über den so genannten Hauptsammler, einen großen Kanal. Dieser muss nun auf der Markung Metzingen saniert werden, wofür ein enormer logistischer Aufwand notwendig wird, wie Giancarlo Bragagnolo, der technische Leiter der Metzinger Stadtwerke, am Donnerstag im Gemeinderat ausführte.
Damit die Spezialisten am Hauptsammler arbeiten können, muss ein Ersatzleitungssystem installiert werden, das etwa vier Kilometer lang sein wird und um einen Teil der Stadt herumführt

http://www.swp.de/metzingen/lokales/metzingen/abwasser-soll-ab-august-um-metzingen-herumfliessen-15386200.html

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Löchgau: Kritik an zu hohen Preisen für die Planung

Die Regenüberlaufbecken in Löchgau müssen nach Auflagen der Kreisverwaltung saniert werden. In der Gemeinde rechnet man mit Kosten zwischen 423 000 Euro bei einer Minimalsanierung und 704 000 Euro bei einer Komplettsanierung.
Dafür Planer zu finden, ist nicht so einfach, wie Bürgermeister Robert Feil zu Beginn der Gemeinderatssitzung am Donnerstag feststellte. Und so war es das Ingenieurbüro SAG aus Ulm, für das…mehr:

http://www.swp.de/bietigheim/lokales/boennigheim/kritik-an-zu-hohen-preisen-fuer-die-planung-15365332.html

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Rodgau: Kläranlage Weiskirchen für 4,1 Millionen Euro weiter modernisiert – Fleißige Bakterien

Eine der modernsten Kläranlagen Deutschlands steht in Weiskirchen, wie die Stadtwerke stolz berichten. Allein in den vergangenen vier Jahren hat der Eigenbetrieb dort 4,1 Millionen Euro investiert.
„Eine Kläranlage ist wie eine Modelleisenbahn. Man kann immer daran bauen und wird nie fertig“, soll ein früherer Klärwerks-Chef einmal gesagt haben. Von der ursprünglichen Anlage aus dem Jahr 1958 ist nur die Grundstruktur übrig. Etliche Bauwerke kamen im Lauf der Zeit dazu. Die Technik wurde mehrfach modernisiert. Wer erfahren wollte, wohin seine Abwassergebühren fließen, konnte …mehr:

https://www.op-online.de/region/rodgau/klaeranlage-rodgau-weiskirchen-millionen-euro-weiter-modernisiert-8428240.html

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Stuttgart: Risikoreiches Steuersparmodell der Stadt -Partnertausch beim Cross-Border-Leasing

Die Stadt hat 2002 das Kanalnetz an eine US-Briefkastenfirma verkauft. Die Schieflage der Westdeutschen Landesbank, die ein Darlehen bei dem umstrittenen Steuersparmodell absicherte, macht einen Wechsel nötig.
Das Kanalnetz gehört theoretisch bis 2031 den Amerikanern. Mehr:

http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.risikoreiches-steuersparmodell-partnertausch-beim-cross-border-leasing.f28755c4-3742-4c9a-a279-d761185cbad4.html

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Werlte: VIER BAUABSCHNITTE ÜBER SIEBEN JAHRE

Mit Kläranlagen-Umbau startet nächstes Großprojekt in Werlte
Die Kläranlage in der Samtgemeinde Werlte wird erweitert und umgebaut. Mit dem Spatenstich beginnt ein siebenjähriges Bauprojekt, das 17 Millionen Euro kosten soll. Der erste Bauabschnitt schlägt mit sechs Millionen Euro zu Buche.
Die Anlage steht, und das ist seit mehreren Jahren ein bekanntes Problem, vor der Kapazitätsgrenze. Zudem gibt es hydraulische und verfahrenstechnische Mängel im gesamten Abwasser-Fließweg. Auch das Betriebsgebäude entspricht nicht mehr dem aktuellen Stand der Technik. Mehr:

https://www.noz.de/lokales/werlte/artikel/920073/mit-klaeranlagen-umbau-startet-naechstes-grossprojekt-in-werlte#gallery&0&0&920073

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Geldersheim: Kurios – Wo kommt so viel Rannunger Abwasser her?

In der Kläranlage in Geldersheim wird erheblich mehr gemessen, als in Rannungen abfließt. Jetzt soll eine Durchfluss- Messeinrichtung Klarheit schaffen.
Niemand kann es sich erklären: Seit vor zwei Jahren die Gemeinde an die Gemeinschaftskläranlage in Geldersheim angeschlossen wurde, stimmen die dort gemessenen Abwassermengen nicht mit dem überein, was in Rannungen abfließt. In Geldersheim wird erheblich mehr gemessen, und diese Menge muss auch über die Abwassergebühren von den Bürgern bezahlt werden – insgesamt rund 150 000 Euro pro Jahr, wie : …mehr

http://www.infranken.de/regional/bad-kissingen/muennerstadt/Wo-kommt-so-viel-Rannunger-Abwasser-her;art14325,2752905

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KLÄRWERK GETTORF: Zwei neue Klärbecken für Gettorf, Osdorf und Lindau

Grundsteinlegung für die Erweiterung des Klärwerkes…mehr:

https://www.shz.de/lokales/eckernfoerder-zeitung/zwei-neue-klaerbecken-fuer-gettorf-osdorf-und-lindau-id17279161.html

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Osnabrück: Kein Dünger mehr – Klärschlamm in Osnabrück mit Mikroplastik belastet

Jürgen Peters, Chef des Osnabrücker Klärwerks, war immer ein starker Verfechter der Kreislaufwirtschaft. Wenn er sich jetzt seinen Klärschlamm anschaut, kommen ihm Zweifel. Immer wieder findet er Plastikpartikel in dem Material, dass als Dünger auf die Äcker getragen wird.

Dabei handelt es sich um sogenanntes Mikroplastik, dass beispielsweise in Kosmetika vorhanden ist oder durch den Zerfall von größeren Kunststoffprodukten…mehr:

https://www.noz.de/lokales/osnabrueck/artikel/923822/kein-duenger-mehr-klaerschlamm-in-osnabrueck-mit-mikroplastik-belastet#gallery&0&0&923822

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Pforzheim: Land bezuschusst Ausbau der Kläranlage Pforzheim mit 7,5 Millionen Euro

Ministerialdirektor Helmfried Meinel: „Der bisher größte Zuschuss des Jahres für eine Abwassermaßnahme wird den Lebensraum Enz deutlich aufwerten.“

Der Amtschef des Umweltministeriums, Ministerialdirektor Helmfried Meinel, hat heute (19.06.) der Stadt Pforzheim einen Förderbescheid in Höhe von 7,5 Millionen Euro überreicht. Mit dem Landeszuschuss kann die Stadt ihre Kläranlage um die sogenannte vierte Reinigungsstufe erweitern. Die Gesamtkosten des Projektes belaufen sich auf rund 11 Millionen Euro.

„Die Maßnahme in Pforzheim wird dafür sorgen, dass weniger Spurenstoffe wie Arzneimittel, Flammschutzmittel oder Hormone in die Enz gelangen werden“, sagte Helmfried Meinel. Dies stelle einen wichtigen Beitrag für den Gewässerschutz in Baden-Württemberg dar. Darüber hinaus eliminiere die geplante Maßnahme pro Jahr rund 100 Tonnen sauerstoffzehrende Substanzen und vier Tonnen Phosphor aus dem Abwasser. „Dies wird die Enz als Lebensraum für Tiere und Pflanzen deutlich aufwerten“, betonte Meinel. „Für ihr modernes Abwasserprojekt erhält die Stadt daher mit 7,5 Millionen Euro den größten Förderzuschuss, den das Land im Bereich Abwasser in diesem Jahr bisher vergeben hat“, betonte der Amtschef des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft.
Meinel wies darauf hin, dass die Stadt Pforzheim als eine der ersten Städte in Deutschland bereits seit dem Jahr 1912 ein Klärwerk betreibe und seither immer mit der Entwicklung Schritt gehalten und die stetig steigenden Anforderungen erfüllt habe. „Die nun geplante Anlage wird die Kläranlage in Pforzheim wieder auf die neueste technische Stufe heben“, so Helmfried Meinel.

Die Maßnahme in Pforzheim unterstreiche einmal mehr die führende Rolle des Landes im Bereich der Abwasserreinigung, betonte Helmfried Meinel. „Baden-Württemberg nimmt hier in Deutschland und in Europa eine Spitzenposition ein. Damit die Städte und Gemeinden ihr Abwasser effizienter und umweltverträglicher beseitigen können, stellt ihnen die Landesregierung dieses Jahr insgesamt rund 50 Millionen Euro bereit.“

Ergänzende Informationen
Der Beginn der Baumaßnahme ist für November 2017 vorgesehen, die Inbetriebnahme soll den aktuellen Plänen zufolge im Jahr 2020 erfolgen.
Insgesamt sind derzeit in Baden-Württemberg dreizehn Anlagen zur Spurenstoffelimination („4. Reinigungsstufe“) in Betrieb. Eine weitere Anlage ist im Bau, vier weitere sind in Planung, darunter die nun geförderte Anlage in Pforzheim.

https://um.baden-wuerttemberg.de/de/service/presse/pressemitteilung/pid/land-bezuschusst-ausbau-der-klaeranlage-pforzheim-mit-75-millionen-euro/

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Abwasserverband Starnberger See: Gericht – Gebühren in Ordnung

Das Verwaltungsgericht sagt: Die Gebührenkalkulation des Abwasserverbands Starnberger See ist korrekt. Angela Böcker aus Seeshaupt will das nicht akzeptieren und beantragt die Zulassung auf Berufung.
Starnberg/Seeshaupt – Seit Anfang 2014 sind die Schmutzwasserkanäle rund um den Starnberger See in der Hand des Abwasserverbands (AV). Der erhebt deshalb auch die Gebühren – und nicht mehr die Gemeinden. Seit Anfang 2014 gelten deshalb auch einheitliche Gebührensätze rund um den See. In Seeshaupt war der Sprung hoch: von 1,43 auf 2,64 …mehr:

https://www.merkur.de/lokales/starnberg/verwaltungsgericht-hat-an-gebuehren-abwasserverbandes-starnberger-see-in-starnberg-nichts-auszusetzen-7627209.html

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Bayerisch Eisenstein: Förderprogramm für Trink- und Abwasseranlagen entlastet Bürger

Bayerisch Eisenstein erhält über 230.000 Euro
Die öffentlichen Trink- und Abwasseranlagen stehen für eine hohe Lebensqualität in den bayerischen Gemeinden. Eine der wichtigsten kommunalen Aufgaben ist der Erhalt der entsprechenden Anlagen auf dem Stand der Technik. Darauf wies heute die Bayerische Umweltministerin Ulrike Scharf im Bayerischen Landtag bei der Übergabe eines Förderbescheids aus dem Härtefallprogramm an die Gemeinde Bayerisch Eisenstein hin. „Sauberes Wasser ist unsere Lebensgrundlage. Das Förderprogramm ist ein wichtiger Baustein zum Erhalt von öffentlichen Trink- und Abwasseranlagen. Die Gemeinde Bayerisch Eisenstein geht die Erneuerung ihrer Wasserversorgungsanlagen im Sinne des Umweltschutzes vorbildlich an. Durch die Förderung werden die Bürgerinnen und Bürger unmittelbar finanziell entlastet. Damit haben wir die Weichen für eine zukunftsfähige Infrastruktur vor Ort gestellt“, so Scharf. In Bayern beziehen über 99 Prozent der Bürger ihr Trinkwasser aus einer öffentlichen Wasserversorgungsanlage. Das Abwasser von rund 97 Prozent der Bürger wird über öffentliche Abwasseranlagen entsorgt. Diese Infrastruktureinrichtungen sind meist das größte Anlagevermögen der Kommunen. Um unzumutbare finanzielle Belastungen von Bürgern und Kommunen bei der Sanierung der Anlagen zu vermeiden, hat das Bayerische Umweltministerium 2016 ein Förderprogramm für Härtefälle aufgelegt. Das Programm ist im Jahr 2017 mit insgesamt rund 40 Millionen Euro für Sanierungen von Trink- und Abwasseranlagen ausgestattet. Die Gemeinde Bayerisch Eisenstein führt derzeit eine grundlegende Sanierung ihres Trinkwasser-Hochbehälters und der Aufbereitungsanlagen durch. Die Gesamt-Baukosten liegen bei über einer Million Euro. Die Gemeinde kann bei planmäßiger Ausführung mit einer Zuwendung von 239.000 Euro rechnen.

Öffentliche Wasserversorgungs- und Abwasseranlagen sind sogenannte „kostenrechnende Einrichtungen“. Sie müssen grundsätzlich ohne zusätzliche Finanzierung von außen kostendeckend betrieben werden. Liegt ein Härtefall für eine Gemeinde vor, kann eine Förderung mit bestimmten festen Pauschalen in Betracht kommen. So gibt es beispielsweise für die Sanierung von Abwasserkanälen 150 Euro pro Meter, für deren kompletten Neubau 300 Euro pro Meter. In besonderen Härtefällen werden höhere Pauschalen gewährt. Die Härtefallförderung geht auf einen Beschluss des Bayerischen Landtags vom Juni 2014 zurück. Die Richtlinien für Zuwendungen zu wasserwirtschaftlichen Vorhaben (RZWas 2016) sind rückwirkend zum 1. Januar 2016 in Kraft getreten. Das Programm ist zunächst auf vier Jahre ausgelegt.

Zum 1. Mai 2017 wurden die Förderrichtlinien in mehreren Punkten angepasst, damit mehr Gemeinden von den Regelungen umfasst sind. Die Gemeinde Bayerisch Eisenstein ist eine der Gemeinden, die von diesen Änderungen besonders profitiert.

Weitere Informationen zur Förderung wasserwirtschaftlicher Vorhaben unter www.wasser.bayern.de

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KIEL:Garnelen im Klärwerk züchten? Geniale Idee!

Lässt man Kiel hinter sich und fährt an der Förde entlang in Richtung des Segelreviers Schilksee und Strande, weist bei Bülk ein Schild den Weg zum Klärwerk. Ganz in der Nähe steht und funktioniert noch immer der Leuchtturm von 1865, der Strand an der Landzunge ist steinig, aber das Meer dort wegen der günstigen Winde bei Surfern beliebt. Das Klärwerk ist eine moderne Anlage mit flachen Gebäuden, knubbeligen Türmen und großen, runden Wasserbecken, die an mondäne Pools erinnern. Jede Menge Möwen tummeln sich dort. Aber auch, man glaubt es erst nicht: Garnelen. Mehr:

https://www.welt.de/icon/article154048481/Garnelen-im-Klaerwerk-zuechten-Geniale-Idee.html

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Nürnberg: Die Weber-Ingenieure wurden mit den Leistungsphasen eins bis acht der HOAI sowie der örtlichen Bauüberwachung beauftragt

Mit einem Regenrückhaltebecken, V = 5.000 m³, sollen Überlastungen im Mischwasser-Kanalnetz der Stadt Nürnberg gepuffert werden, die durch das Einzugsgebiet des westlichen Hafengebietes entstehen. Aufgrund der komplexen örtlichen Randbedingungen ist ein geschlossenes, unterirdisches Bauwerk erforderlich, von welchem aus das zwischengespeicherte Mischwasser gedrosselt zur Kläranlage geleitet werden soll.
Die erforderliche Tiefe des Beckens, der hohe Grundwasserstand, die Einbindung in den Bestand, die benachbarten Gleisanlagen sowie ein vorgegebener enger Zeitplan kennzeichnen die Herausforderungen dieses interessanten Projektes. Mehr:

http://www.weber-ing.de/de/news/newsansicht.html?news_id=188

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Düsseldorf: verkauft ihr Kanalnetz

Die Stadt Düsseldorf gibt ihr Abwasserkanalnetz an den Stadtentwässerungsbetrieb Düsseldorf (SEBD) ab. Gemäß Auskunft des Oberbürgermeisters Thomas Geisel und der Kämmerin Dorothée Schneider bringt das zusätzliches Geld für die Stadt, z. B. für Schulen und Bäder.
Der Stadtentwässerungsbetrieb wurde von der Stadt Düsseldorf bereits im Jahr 2001 gegründet. Damals verblieben jedoch die Kanäle, Klärwerke, Pumpstationen und anderes Vermögen, mit dem der Betrieb arbeitet, bei der Stadt. Nun übernimmt er diese Anlagen und zahlt dafür 599 Millionen Euro in die Stadtkasse. Bis Jahresende soll das Geschäft abgeschlossen sein.

Der Kaufpreis ergibt sich aus dem Wiederbeschaffungswert der Abwasseranlagen, der von der Dr. Pecher AG im Rahmen eines technisch-kaufmännischen Gutachtens ermittelt wurde.

Die Dr. Pecher AG verfügt über umfangreiche Erfahrungen in der Vermögensbewertung von Abwasseranlagen. Zahlreiche große und kleinere Städte sowie Abwasserbetriebe gehören in diesem Zusammenhang zu den Kunden der Dr. Pecher AG. Die Höhe des Anlagevermögens ist insbesondere auch für die sachgerechte Kalkulation der Abwassergebühren von Bedeutung. Falsche Vermögenswerte können zu einer Ungültigkeit der Gebührenkalkulation führen und bergen somit die Gefahr eines Einnahmenausfalls für den Kanalnetzbetreiber.
Neben den Dienstleistungen für die sachgerechte Ermittlung und Fortschreibung des Anlagevermögens durch die Dr. Pecher AG bietet ihre Tochterfirma – die Pecher Software GmbH – auch Softwarelösungen für eine professionelle Vermögensverwaltung an.

http://www.pecher.de/index.php/aktuell/item/101-stadt-duesseldorf-verkauft-ihr-kanalnetz

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LANDAU: Forscherinnen und Forschern des Projekts Wasser 3.0 der Universität Koblenz-Landau gelingt Durchbruch bei der Entwicklung eines Verfahrens zur Entfernung von Nano- und Mikroplastik aus dem Wasser

Erster erfolgreicher Pilotlauf in der Kläranlage der EW Landau durchgeführt
Seit 2012 erforscht das Team rund um Jun.-Prof. Dr. Katrin Schuhen einen neuen Ansatz zur Entfernung von anthropogenen Stressoren aus dem Wasser. Neben dem Entfernen von Medikamenten und Medikamentenrückständen (sog. reaktiven organisch-chemischen Stressoren) beschäftigen sich die Wissenschaftler seit 2015 auch intensiv mit der Eliminierung von sogenannten inerten organisch-chemischen Stressoren. Hierbei handelt es sich um Verbindungen, die aufgrund langer Abbauzeiten sehr lange im Ökosystem verweilen und dieses schädigen. Vertreter dieser Gruppe sind Kunststoffpartikel, die auch unter dem Begriff Nano-oder Mikroplastik bekannt sind.
„Polymere und deren Produkte regieren die Welt“
Die Produktionsmengen in der Kunststoffindustrie sind von 1,5 Millionen Tonnen Polymere im Jahr 1950 auf 322 Millionen Tonnen im Jahr 2015 stetig angestiegen an und der Trend geht immer weiter aufwärts. Der Großteil des Kunststoffes wurde im Jahr 2015 zu Verpackungen verarbeitet – in Deutschland sind es 35 Prozent der Gesamtproduktion.

http://www.zahnen-technik.de/forscherinnen-und-forschern-des-projekts-wasser-3-0-der-universitaet-koblenz-landau-gelingt-durchbruch-bei-der-entwicklung-eines-verfahrens-zur-entfernung-von-nano-und-mikroplastik-aus-dem-wasser/

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Zinnowitz: Kläranlage im Ostseebad wird erweitert

Rund neun Millionen Euro investiert der Wasserzweckverband der Insel in die Erweiterung der Kläranlage in Zinnowitz. Statt für 20 000 kann das Abwasser dann von 35 000 Nutzern gereinigt werden. Zwischen 2018 und 2019 soll gebaut werden.

Der Wasserzweckverband der Insel bereitet eine der größten Investitionen in der Verbandsgeschichte vor: Für rund neun Millionen Euro soll die Zinnowitzer Kläranlage erweitert…mehr:

http://www.ostsee-zeitung.de/Vorpommern/Usedom/Wirtschaft/Klaeranlage-im-Ostseebad-wird-erweitert2

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Wegberg: Kläranlage zeitweise völlig überlastet

Viel zu hohe Schadstoffwerte in Wegberg. Der geplante Zuschlag für Starkverschmutzer könnte die Bürger deutlich entlasten. Mehr:

http://www.rp-online.de/nrw/staedte/wegberg/klaeranlage-zeitweise-voellig-ueberlastet-aid-1.6843048

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Satteldorf: Sanierung kostet richtig Geld

Auf knapp zwei Millionen Euro schätzen Experten die dringend nötige Sanierung der Sammelkläranlage in Neidenfels und des Pumpwerks.
Da stehen den Satteldorfern einige Rechnungen ins Haus: Die Sanierung der kommunalen Abwasserbeseitigung dürfte in den kommenden Haushaltsjahren voraussichtlich mit knapp zwei Millionen Euro zu Buche schlagen, wie jetzt im Gemeinderat bekannt wurde. Dort hatten Bürgermeister Kurt Wackler und Abwasser-Experte Johannes Flohr keinen Zweifel daran gelassen…mehr:

http://www.swp.de/crailsheim/lokales/landkreis_schwaebisch_hall/sanierung-kostet-richtig-geld-15127668.html

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Riesbürg: Gewaltiger Trichter im Riesboden

Gemeinderat besichtigt Kläranlage Utzmemmingen – Sanierung bis Juli 2018 fertig
Bei Utzmemmingen klafft ein riesiges, trichterförmiges Loch im Boden. Das zehn Meter tiefe Nachklärbecken ist die spektakulärste Neuerung bei der Umgestaltung der Kläranlage. 2300 Kubikmeter Erde bewegen die Geräte auf der größten Baustelle der Gemeinde Riesbürg. Der Gemeinderat, Utzmemmingens Ortschaftsrat und interessierte Bürger haben sie jetzt besichtigt.
Christoph Lechler vom beauftragten Ingenieurbüro erläuterte den Stand des millionenschweren Bauvorhabens, das Anfang …mehr:

http://www.schwaebische.de/region_artikel,-Gewaltiger-Trichter-im-Riesboden-_arid,10680659_toid,284.html

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Volkach: Vier Kläranlagen stehen vor dem Aus

Die Kläranlagen in Dimbach, Krautheim, Obervolkach und Rimbach erfüllen nicht mehr die gesetzlichen Anforderungen. Kommen die Abwässer nun nach Volkach?
ie Kläranlagen in den Volkacher Ortsteilen Dimbach, Krautheim, Obervolkach und Rimbach erfüllen nicht mehr die gesetzlichen Anforderungen. Die Reinigung der ankommenden Schmutzfrachten kann nach einer Untersuchung nicht mehr lange vor Ort erfolgen.
Das Fazit einer Besprechung mit Vertretern des Wasserwirtschaftsamts Aschaffenburg Außenstelle Würzburg im April lautete: Die vier Kläranlagen entsprechen nicht mehr den wasserrechtlichen Vorschriften. Sie sollten nach Volkach angeschlossen werden, um die Abwasserreinigungsvorschriften zu erfüllen.
Wie kommt das Abwasser in die Großkläranlage?
Deshalb denkt man beim Kommunalunternehmen Stadtwerke Volkach (KU) bereits über eine Lösung des Problems …mehr:

http://www.infranken.de/regional/kitzingen/Vier-Klaeranlagen-stehen-vor-dem-Aus;art218,2715133

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Ursache: Farbstoff aus BASF-Kläranlage in Rhein gelaufen

Aus einer Kläranlage des Chemiekonzerns BASF ist aus noch ungeklärter Ursache ein Farbstoff in den Rhein gelangt.
– Der Vorfall vom Sonntag in Ludwigshafen werde noch untersucht, sagte ein Sprecher am Montag. Der Fluss färbte sich den Angaben zufolge durch die Chemikalie Tinolux BBS zeitweise leicht grün. Tiere und Pflanzen seien nicht gefährdet gewesen. Die Polizei wurde nach eigenen Angaben über den Zwischenfall informiert. Das Unternehmen stoppte die Produktion in dem betroffenen Betrieb. Der Farbstoff wird in der Waschmittelherstellung verwendet.Mehr:

https://www.op-online.de/deutschland/farbstoff-aus-basf-klaeranlage-in-rhein-gelaufen-ursache-unklar-zr-8377255.html

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Balingen: Sanierung in Balinger Kläranlage kostet 70.000 Euro

Die Mitglieder des Zweckverbandes Abwasserreinigung besichtigten das Nachklärbecken der Balinger Kläranlage wegen einer notwendigen Sanierung. Gerechnet wird mit Kosten in Höhe von 70.000 Euro.
Im Rahmen der jüngsten Sitzung des Zweckverbandsabwasserreinigung Balingen erläutert Joachim Hölle vom Ingenieurbüro Götzelmann, die geplanten Maßnahmen und zeigte die offensichtlichen Schäden, insbesondere am Beton, die zur zwingenden Sanierung des Nachklärbeckens führen. Es wird mit Sanierungskosten von 60.000 bis 70.000 Euro gerechnet. Diese Aufwendungen sind im Haushalt 2017 berücksichtigt.
Im vergangenen Jahr erhöhte sich die behandelte Abwassermenge um 21 Prozent gegenüber 2015. Insgesamt wurden in der Balinger Anlage rund 9,7 Millionen Kubikmeter Abwasser …mehr:

http://zak.de/artikel/details/360619/Balingen-Sanierung-in-Balinger-Klaeranlage-kostet-70000-Euro

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Fronreute: Von der Miste direkt in den Kanal

sz Die Polizei ermittelt gegen einen Mann aus dem Raum Fronreute wegen illegaler Abwasserentsorgung. Er steht im Verdacht, unerlaubt Abwasser aus einer Dunglege in die Kanalisation eingeleitet zu haben. Ein Klärwärter der Kläranlage für den Bereich Fronhofen hatte am Montagnachmittag die Verunreinigung festgestellt und den Vorfall gemeldet. Bei einer Überprüfung durch die Polizei sowie Vertreter des Landratsamtes Ravensburg und der Gemeinde Fronreute wurden auf dem Grundstück des Verdächtigen eine Pumpe sowie Schläuche, die von…mehr:

http://www.schwaebische.de/region_artikel,-Von-der-Miste-direkt-in-den-Kanal-_arid,10681328_toid,530.html

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Berlin-Ruhleben: VOF-Verfahren – Neubau Flockungsfiltration / UV Desinfektion KW Berlin-Ruhleben

Im VOF-Verfahren „Generalplanung der Standorterweiterung I des Klärwerkes Berlin-Ruhleben“ wurden die Planungsleistungen für den Neubau der Flockungsfiltration zur weitergehenden Phosphorelimination für eine Ausbaugröße von 1.200.000 EW vergeben. Des Weiteren ist die UV-Desinfektion und die optionale 4. Reinigungsstufe zu beplanen.

Die Planungsleistungen umfassen im Wesentlichen die Erweiterung des Klärwerkes Berlin-Ruhleben um die Flockungsfiltration (2-stufiger Raumfilter) zur Einhaltung der aktuellen Phosphorüberwachungswerte von 0,2 mg/l für eine ganzjährige Einleitung des gereinigten Abwassers in die Spree. Die Hydro-Ingenieure GmbH hat das VOF-Verfahren in Bietergemeinschaft mit den Ingenieurbüros Dahlem Beratende Ingenieure aus Essen, p2m aus Berlin und des Ingenieurbüros Lopp aus Weimar gewonnen.

Bei Fragen stehen Ihnen unser Herr Dipl.-Ing. Frank Heuner unter der Telefonnummer +49 (211) 44991-27 und unser Herr Dipl.-Ing. Klaus Alt unter der Telefonnummer +49 (211) 44991-55 gerne zur Verfügung.
Quelle: Hydro-Ingenieure GmbH

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Bramsche: Neue Satzung zur Abwasserbeseitigung

Einstimmig, allerdings bei vier Enthaltungen, hat der Betriebsausschuss Bramsche die Annahme der neuen Abwasserbeseitigungssatzung empfohlen. Die Unentschlossenen sahen noch weiteren Beratungsbedarf vor der Entscheidung im Stadtrat am 21. Juni.

Jürgen Brüggemann als Geschäftsführer der Stadtwerke und damit auch des Abwasserbeseitigungsbetriebs hatte ..mehr:

https://www.noz.de/lokales/bramsche/artikel/908976/neue-satzung-zur-abwasserbeseitigung-in-bramsche

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Langen/Egelsbach: Mit deutlichen Worten Wirkung erzielen

Abwasserverband nimmt bei neuer Kampagne kein Blatt vor den Mund
– Kreativ und frech – mit fünf originellen Flyern macht der Abwasserverband Langen/Egelsbach/Erzhausen erstmals heute beim Langener Umweltfest auf die immer größere Müllmengen im Abwasser aufmerksam.

Sie führen nicht nur zu erhöhten Entsorgungs- und Betriebskosten, sondern belasten auch die Umwelt. „Müll gehört nicht ins Klo“, bringt es Geschäftsführerin Eva-Maria …mehr:

https://www.op-online.de/region/langen/deutlichen-worten-wirkung-erzielen-8391609.html

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Freiburg: Manche Stoffe bleiben im Wasser

Deutsche und französische Klärwärter tauschen sich über Probleme mit Plastikteilchen, Medikamentenrückständen und Dünger aus.
Das Herausfiltern von Plastikteilchen im Abwasser, das Rückgewinnen von Phosphor, Medikamentenrückstände und die Suche nach fachkundigem Personal für Kläranlagen: Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit steht bei den Klärwächtern auf beiden Seiten des Rheins hoch im Kurs. Denn die Probleme in der und Anforderungen an die moderne Klärtechnik sind oftmals dieselben. So auch beim jüngsten Treffen der Experten fürs Klärwasser.
Fachlicher Austausch
Diplom-Ingenieur Arno Schlecht vom Landratsamt Breisgau-Hochschwarzwald ist der Mann, der hinter Organisation der jährlichen Klärwärtertreffen steht. Unterstützt wird er von Stefan Krummen vom Fachbereich Wasser und Boden und von Tobias Fahrländer vom Stabsbereich Koordination und Presse, der für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zuständig ist. Das Landratsamt und die französische Verwaltung im Département du Haut-Rhin aus Colmar arbeiten hier zusammen. Der jährliche Termin ist bei den Fachleuten mittlerweile sehr gefragt

http://www.badische-zeitung.de/kreis-breisgau-hochschwarzwald/manche-stoffe-bleiben-im-wasser–137646934.html

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Kleve: 9,8 Millionen Euro für Klever Kläranlage

Bundesumweltministerin Dr. Barbara Hendricks (SPD) hat der Bürgermeisterin Sonja Northing auf Salmorth nun den Zuwendungsbescheid überreicht. Das Fördergeld stammt aus einem Programm des Bundes. Mehr:

http://www.rp-online.de/nrw/staedte/kleve/98-millionen-euro-fuer-klever-klaeranlage-aid-1.6824495

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Legden: Klärwerk – 300.000 Euro für moderne Leittechnik

LEGDEN Die wandfüllende Schalttafel hat den Charme der 80er-Jahre. Kleine Leuchten und leises Knacken verraten, dass hier alles noch funktioniert. Dabei hat die alte Technik im Klärwerk ausgedient. Rund 300.000 Euro investiert die Gemeinde Legden in eine moderne Leittechnik…mehr:

http://www.muensterlandzeitung.de/staedte/legden/Legdener-Klaerwerk-300-000-Euro-fuer-moderne-Leittechnik;art973,3280655

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Heek: Sauberes Wasser für die Dinkel

Bauchhärling, Nacktamöbe, Bärtierchen – das sind die „meisten Mitarbeiter der Gemeinde Heek“, wie Alexander Kösters erklärt. Auf einer Schautafel an der Wand sehen die Besucher im Heeker Klärwerk in tausendfacher Vergrößerung die Einzeller und Co., die dafür sorgen, dass aus Schmutz- und Abwasser sauberes Dinkelwasser wird. Mehr:

http://www.muensterlandzeitung.de/staedte/heek/Klaerwerk-Heek-Sauberes-Wasser-fuer-die-Dinkel;art963,3266419

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Delmenhorst: Fleecepullover fordern Kläranlage in Delmenhorst heraus

Rund sieben Millionen Kubikmeter Wasser werden jährlich in der Kläranlage am Donneresch im Stadtnorden von Delmenhorst aufbereitet. mehr

https://www.noz.de/lokales-dk/delmenhorst/artikel/909796/fleecepullover-fordern-klaeranlage-in-delmenhorst-heraus

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LÖRRACH: Fast alle am Abwassernetz

Bald sind 99,7 Prozent der Haushalte angeschlossen.
(seh). Es gibt in Lörrach Haushalte, die nicht an die zentrale Abwasserversorgung angeschlossen sind und wo das technisch auch nicht sinnvoll umsetzbar ist. Die Stadt muss aber im Rahmen ihres Abwasserbeseitungskonzepts dafür sorgen, dass die Schlammentsorgung in jedem Fall sachgerecht funktioniert und dass Grundwasser, Gewässer und Böden nicht verunreinigt werden. Der Sachstand wurde kürzlich dem Gemeinderatsausschuss für Umwelt und Technik vorgestellt.

Der Eigenbetrieb Abwasserbeseitigung der Stadt hat vor Jahren eine Liste der Adressen erstellt, die nicht an die zentrale Abwasserversorgung angeschlossen waren. Das waren im Jahr 2010 rund 100 Haushalte, …mehr:
http://www.badische-zeitung.de/loerrach/fast-alle-am-abwassernetz–137892664.html

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Binz: überlässt Seetang meist der Natur

Treibsel-Verunreinigungen nerven Urlauber – ZWAR eröffnet Klärschlammverwertungsanlage…mehr:

http://www.ostsee-zeitung.de/Vorpommern/Ruegen/Wirtschaft/Binz-ueberlaesst-Seetang-meist-der-Natur

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Emmelshausen: Neubau der Kläranlage „Oberes Baybachtal“ in der Verbandsgemeinde

Dem Bau einer zentralen Kläranlage „Oberes Baybachtal“ steht nun nichts mehr im Wege. Unsere Ingenieurgesellschaft war mit der Erstellung einer Studie beauftragt, eine kostengünstige Variante zum Um- bzw. Neubau der Kläranlage herauszuarbeiten, entweder Neubau einer Kläranlage „Oberes Baybachtal“ für die Stadt Emmelshausen, 13 Ortsgemeinden und die Industriegebiete Dörth und Pfalzfeld, oder alternativ der Bau mehrer dezentraler Anlagen in der Verbandsgemeinde Emmelshausen. Das Ergebnis der Studie zeigt, dass der Neubau der Kläranlage „Oberes Baybachtal“ mit ca. 10 Millionen Euro die kostengünstigere Variante ist. Der geplante Neubau wird im laufenden Betrieb erfolgen und soll Ende 2020 abgeschlossen sein.

http://www.siekmann-ingenieure.de/neuigkeiten/aktuelle-neuigkeiten/?page=0

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WEMBACH/SCHÖNAU: Kläranlage kurz vor Kollaps

Ursache: Vermutlich Putzmittel.
(BZ). In der Kläranlage Wembach gibt es aufgrund von illegalen Einleitungen massive Probleme, die zulässigen Ablaufwerte einzuhalten, teilte am Montag das Bauamt in Schönau mit. „Wir vermuten, dass immer am Freitagnachmittag etwas mit einem Mittel geputzt wird, das für diese massiven Beeinträchtigungen sorgt“, heißt es in der Mitteilung. Die Vorfälle ereigneten sich am 5., 12., 19. und 26. Mai. Den zulässigen Phosphatwert könne man nur mit einer stark erhöhten Fällmittelzugabe einhalten, und die Belüftung müsse durchlaufen, da sonst die Reinigungsbakterien absterben. „An diesem Wochenende war es kurz davor, dass die Kläranlage kippte. Dies hätte…,mehr:

http://www.badische-zeitung.de/schoenau/klaeranlage-kurz-vor-kollaps–137470952.html

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Buchenhofen: Deutliche Kostenvorteile für GAK bei Grossklärwerken

In der Korrespondenz Abwasser vom Mai 2017 wird die Veröffentlichung „Kostenvergleich PAK zu GAK auf den KW Buchenhofen – 600.000 EW“ wiedergegeben, die aufgrund Ihrer Aktualität und des unerwartet deutlichen Kostenvorteil zugunsten der granulierten Kohle vielfach Beachtung findet.
Mehr als 20% günstigere Jahreskosten lässt die GAK auch in der Anwendung für Grossklärwerke wirtschaftlich attraktiv und im Hinblick auf das bekannt einfache betriebliche Handling immer positiver erscheinen.

Bei Fragen stehen Ihnen unser Herr Böhm unter +49 (211) 44991-54 oder unser Herr Alt unter +49 (211) 44991-55 gerne zur Verfügung.

http://www.hydro-ingenieure.de/deutliche-kostenvorteile-fuer-gak-bei-grossklaerwerken.html

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Gettorf: Klärwerkerweiterung bei laufendem Betrieb

Das Gettorfer Klärwerk ist in die Jahre gekommen. So stammt das große Belebungsbecken – das größte Bauwerk der gesamten Anlage – aus dem Jahr 1976. Laut Dorothea Probst, Planungsleiterin vom Planungsbüro Consulaqua Hamburg, hat ein solches Becken normalerweise eine Lebensdauer von 25 Jahren. „Das Material wird stark strapaziert.“, sagt die Ingenieurin für Siedlungswasserwirtschaft. Schließlich kommen mittlerweile 420.000 Kubikmeter Abwasser jedes Jahr in der Anlage an. Gleichzeitig wachsen …mehr:

https://www.shz.de/lokales/eckernfoerder-zeitung/klaerwerkerweiterung-bei-laufendem-betrieb-id17049306.html

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OBERHAUSEN: Emscher-Umbau erreicht Zwischenziel

(DPA/LNW) Im Rahmen der umfangreichen Arbeiten zur Renaturierung der Emscher wird heute in Oberhausen ein wichtiger Bauabschnitt beendet. Zwei Tunnelbohrmaschinen erreichen in 40 Metern Tiefe einen Baustellenschacht und durchstoßen die Schachtmauer. Mehr:
Nach knapp fünf Jahren enden damit die Tunnel-Vortriebsarbeiten für einen 51 Kilometer langen Abwasserkanal. Er soll von Ende 2020 an die Abwässer, die derzeit noch über die Emscher abgeleitet werden, zur Kläranlage…mehr:

http://www.muensterlandzeitung.de/nachrichten/weiterenachrichten/nordrheinwestfalen/Emscher-Umbau-erreicht-Zwischenziel;art5192,3295422

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Großlangheim: Erste Photovoltaikanlage in der Großlangheimer Flur

Ein neues Kapitel in der Großlangheimer Geschichte: Es wird die erste Freiflächen-Photovoltaikanlage entstehen. Einstimmig war die Entscheidung im Rat nicht.
Ein neues Kapitel in der Großlangheimer Geschichte wurde bei der Ratssitzung am Dienstagabend aufgeschlagen. Zum ersten Mal wird in der Gemarkung eine Freiflächen-Photovoltaikanlage entstehen. Auf Dächern sind sie schon seit Jahren erlaubt. Mit sechs gegen vier Stimmen entschied sich der Rat dafür, den Antrag auf Einleitung eines Bauleitverfahrens zur Errichtung einer Freiflächen-Photovoltaikanlage durch die Firma Südwerk-Projektgesellschaft zu befürworten. Entstehen soll die Anlage auf dem Acker…mehr:

http://www.infranken.de/regional/kitzingen/Erste-Photovoltaikanlage-in-der-Grosslangheimer-Flur;art218,2706834

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Zingst: Fachsimpelei am neuen Klärbecken

Vertreter von Kläranlagen aus der ganzen Region haben sich in Zingst zu Fortbildung und Erfahrungsaustausch getroffen.
Abwasserreinigungsverfahren waren das Hauptthema des sogenannten Nachbarschaftstages für Mitarbeiter von Kläranlagen in der Region. Der erste Thementag dieses Jahres fand auf dem Gelände der Kläranlage in Zingst (Vorpommern-Rügen) statt.

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Revkuhl: Top-Technik für Schwansener Abwasser

Erster Spatenstich für Neubau technischer Kläranlage in Revkuhl durch Ortsentwässerung Nordschwansen / 2,5 Millionen Euro Investition
Damp | Über ein Jahr lang wurde geplant, nun erfolgte der erste Spatenstich für eine umfassende Modernisierung der Kläranlage Revkuhl, der Ortsentwässerung Nordschwansens. Bis Oktober/November soll der Neubau einer technischen Kläranlage mit zwei SBR…mehr:

https://www.shz.de/lokales/eckernfoerder-zeitung/top-technik-fuer-schwansener-abwasser-id16966946.html

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Meppen: Mehr Leistung – weniger Energie

Kläranlage Meppen modernisiert und umgerüstet
Die Umrüstung der Belebungsbecken der Kläranlage Meppen sorgt für hohe Energieeinsparungen und verbesserte Ablaufwerte. Das Investitionsvolumen beträgt 340.000 Euro. Mehr:

https://www.noz.de/lokales/meppen/artikel/882090/klaeranlage-meppen-modernisiert-und-umgeruestet-1

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Biberach: Phosphor ist zu schade zum Wegwerfen

In der Kläranlage in Warthausen wird eine Recyclinganlage der EnBW-Tochter MSE getestet
Phosphor ist ein wertvoller Rohstoff. In der Kläranlage des Abwasserzweckverbands (AZV) Riß in Warthausen läuft ein Versuch, bei dem die EnBW-Tochter MSE dieses Element zurückgewinnt, um es als Dünger wieder dem Stoffkreislauf zuzuführen. Derartiges Recycling wird künftig vorgeschrieben, weshalb der AZV jetzt schon Ausschau nach geeigneten technischen Verfahren hält. Mehr:

http://www.schwaebische.de/region_artikel,-Phosphor-ist-zu-schade-zum-Wegwerfen-_arid,10653328_toid,199.html

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St. Ingbert: erhält rund 86.000 Euro für Kanalerneuerung

Umweltstaatssekretär Roland Krämer hat an den Oberbürgermeister der Stadt St. Ingbert, Hans Wagner, einen Zuwendungsbescheid über rund 86.000 Euro für eine Fremdwasserentflechtungsmaßnahme übergeben.
Staatssekretär Krämer begrüßt die Maßnahme in der Stadt St. Ingbert, „die aktiv zum Umweltschutz beiträgt. Wassermengen, die von ihrer Herkunft und Beschaffenheit her nicht gereinigt werden müssen, sollten auch nicht in Abwasseranlagen eingeleitet werden. Die Reinigungsleistung der Kläranlage wird effektiver, und das unbelastete Oberflächenwasser bleibt dem natürlichen Wasserkreislauf erhalten. Nebenbei wird der Geldbeutel der Gebührenzahler entlastet.“

Im Zuge dieser Maßnahme wird aus einem Mischabwasserkanal ein Trennsystem aufgebaut, in dem Abwasser und nicht reinigungsbedürftiges Niederschlagswasser getrennt werden. Die Fremd- und Regenwasserbelastung der Kanalisation führt zu Nachteilen im Gewässerschutz und darüber hinaus zu Nachteilen in der wirtschaftlichen Betriebsführung der Abwasseranlage insgesamt.

Der bestehende Mischwasserkanal im Planungsgebiet muss aufgrund des schlechten baulichen Zustands saniert werden. Das nicht reinigungsbedürftige Niederschlagswasser wird durch einen 280 m langen Regenwasserkanal dem Rischbach zugeführt.

Mit dieser Maßnahme wird die Kläranlage Brebach um 1.900 m³ Fremdwasser entlastet und Niederschlagswasser von etwa 4000m² der Kläranlage ferngehalten.

Die Durchführung der Baumaßnahme wird mit einem Zuschuss von 50 Prozent durch das Land gefördert. Die finanziellen Mittel stammen aus dem Förderprogramm „Aktion Wasserzeichen, Förderprogramm zur Regenwasserbewirtschaftung“, das aus Mitteln der Abwasserabgabe gespeist wird. Mehr:

http://www.saarland.de/SID-60C707CA-957EF10C/223071.htm

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Murg: investiert in die Kläranlage

Klärschlammfaulturm und Grobrechen sind inzwischen in die Jahre gekommen.
Der Gemeinderat Murg hat beschlossen, den aus dem Jahre 1982 stammenden Grobrechen in der Kläranlage auszutauschen. Den Auftrag erhielt die Firma Karl Kraus Maschinenbau aus Ühlingen-Birkendorf zum Angebotspreis von 83 300 Euro. Außerdem genehmigte der Rat die Leistungen des Ingenieurbüros Weber mit der Auftragssumme in Höhe von 32 600 Euro; diese umfassen eine komplette Untersuchung der Klärschlammbehandlung.

Der Grobrechen stammt aus dem Jahr 1982 und muss altersbedingt umgetauscht werden. Er ist nicht fein genug…mehr:

http://www.badische-zeitung.de/murg/murg-investiert-in-die-klaeranlage–136076825.html

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Döbeln-Jahnatal: Letzte Mohikaner von Döbeln und Ostrau beugen sich der Regengebühr

Schluss mit der Ausnahmeregelung – der Abwasserzweckverband Döbeln-Jahnatal setzt jetzt seine neue Gebührenordnung um. Heißt konkret: Zum 1. Januar 2019 wird der AZV für die etwa 6500 Grundstücksbesitzer zwischen Döbeln und Jahna, Westewitz und Choren neben dem bisherigen Schmutzwasserentgelt noch eine Gebühr für die Ableitung des Niederschlagswassers einführen. Mehr:

http://www.lvz.de/Region/Doebeln/Letzte-Mohikaner-von-Doebeln-und-Ostrau-beugen-sich-der-Regengebuehr

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Leinfelden-Echterdingen:Kläranlagen werden Schritt für Schritt saniert

Gibt der Stadtwerkeausschuss von Leinfelden-Echterdingen grünes Licht, erneuern Bauarbeiter im Sommer die Stettener Schlammentwässerungsanlage und den Musberger Faulturm. Doch es stehen noch weitere Arbeiten …mehr:

http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.leinfelden-echterdingen-klaeranlagen-werden-schritt-fuer-schritt-saniert.66cbe133-3866-493b-bc19-db6f963d122b.html

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Dettelbach: Hohe Investitionen in der Kläranlage

Die Dettelbacher Kläranlage ist laut zweitem Bürgermeister Herbert Holzapfel „nicht funktionsfähig“. Darüber diskutierten die Räte in der Stadtratssitzung.
Kläranlagen sind nie das Lieblingsthema von Kommunalpolitikern. Denn der Bereich ist technisch äußerst komplex und meist folgen einer Diskussion darüber hohe Investitionen. So auch im Dettelbacher Stadtrat am Montagabend, wo zweiter Bürgermeister Herbert Holzapfel die städtische Kläranlage als „nicht funktionsfähig“ bezeichnete. Mehr:

http://www.infranken.de/regional/kitzingen/Hohe-Investitionen-in-Dettelbacher-Klaeranlage;art218,2657038

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Heidenheim: Kläranlage Mergelstetten – Wasserrechtliche Genehmigung in Gefahr

Wird für die Kläranlage in Mergelstetten nicht bis zum Ende des Jahres eine Machbarkeitsstudie erstellt, könnte das Konsequenzen haben.
Die Stadt ist in Zugzwang: Bis Ende des Jahres muss geklärt sein, wie man die Mergelstetter Kläranlage um- oder ausbauen kann und was das Ganze kostet. Denn wenn nicht, drohen Konsequenzen seitens des Regierungspräsidiums in Stuttgart. Im schlimmsten Fall wird die wasserrechtliche Genehmigung..mehr:

http://www.swp.de/heidenheim/lokales/heidenheim/klaeranlage-mergelstetten_-wasserrechtliche-genehmigung-in-gefahr-14915387.html

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Überlingen: Besichtigung von Überlingens Schmuckstück – So sieht der Ufersammler von innen aus

Eigentlich ging es darum, den Bodensee von den Abwässern aus der Innenstadt zu befreien. Durch den Bau des Ufersammlers vor mehr als 40 Jahren hat Überlingen jedoch auch die schönste Promenade am See erhalten. Die wenigsten wissen aber, wie der Abwasserkanal von innen aussieht. Wir waren drin. Mehr:

http://www.suedkurier.de/region/bodenseekreis-oberschwaben/ueberlingen/Besichtigung-von-UEberlingens-Schmuckstueck-So-sieht-der-Ufersammler-von-innen-aus;art372495,9241702

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Merklingen: Abwasserkanal rückt täglich um 20 Meter näher

Arbeiten für Merklinger Abwasserbeseitigung laufen
Die Bauarbeiten für die Verlegung der Merklinger Kläranlage sind bereits in vollem Gange. Einen Einblick hierzu gab Daniel Müller vom Ingenieurbüro Wassermüller dem Merklinger Gemeinderat am Dienstag.
Rund 20 Meter täglich schaffen sich die Arbeiter am „tiefsten Punkt“ im Bereich Herrlingen voran, bald sollen es sogar 30 Meter täglich …mehr:

http://www.schwaebische.de/region_artikel,-Abwasserkanal-rueckt-taeglich-um-20-Meter-naeher-_arid,10657640_toid,340.html

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Achern: Vierte Reinigungsstufe für Klärwerk gefordert

Tagtäglich werden Medikamentenwirkstoffe, Reste von Reinigungs- und Waschmitteln und andere Chemikalien aus der städtischen Kläranlage in Achern in den Mühlbach entlassen. Dass sie nicht nur in Achern, sondern auch am vermeintlich sauberen Ende anderer Kläranlagen in Spuren vorkommen und Folgen haben, ist sowohl im Umweltministerium als auch beim Landratsamt und bei der Stadtverwaltung bekannt. Stadtrat Ernst Kafka von der Acherner Bürger Liste (ABL) fordert jetzt zum Handeln auf. Mehr:

https://bnn.de/lokales/vierte-reinigungsstufe-fuer-acherner-klaerwerk-gefordert

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Biberach: Mit innovativer Technik Phosphor recyceln

Abwasser-Zweckverband Riß und EnBW-Tochter MSE starten Feldtest in der Kläranlage Warthausen

Neue Wege bei der Verwertung von Klärschlamm beschreitet der Abwasser-Zweckverband Riß in der Kläranlage Warthausen. Seit Beginn der Karwoche gewinnt die EnBW-Tochter MSE dort mithilfe einer mobilen Aufbereitungsanlage im Versuchsbetrieb Phosphor zurück. Am Mittwoch (19. April) informierte sich der Verbandsvorsitzende und Biberacher Erste Bürgermeister Roland Wersch über das patentierte Verfahren.

Phosphor gilt als wichtiger Bestandteil von Düngemitteln. Bei dessen Herstellung aus natürlich vorkommenden Rohphosphaten ist Deutschland komplett auf Importe angewiesen. Nicht zuletzt deshalb hat die Bundesregierung eine Änderung der Klärschlammverordnung auf den Weg gebracht, nach der große Kläranlagen in voraussichtlich fünfzehn Jahren zum Recycling verpflichtet werden sollen. Betroffen wäre nach Einschätzung von Roland Wersch „in jedem Fall“ die Anlage des Zweckverbands in Warthausen. „Uns ist klar, dass wir nach Lösungswegen suchen sollten“.
Da kam die Anfrage der MSE Mobile Schlammentwässerungs GmbH genau zum richtigen Zeitpunkt. Die EnBW-Tochter mit Sitz in Karlsbad-Ittersbach kann auf jahrzehntelange Erfahrung im Umgang mit Klärschlämmen verweisen – insbesondere bei deren Verwertung in Kohlekraftwerken oder speziellen Verbrennungsanlagen. Den ‚thermi¬schen‘ Weg, der den aktuellen Forderungen des Gesetzgebers entspricht, geht auch der Zweckverband. „Schadstoffe wie Medikamentenreste oder Schwermetalle werden dabei unschädlich gemacht oder zumindest dem Stoffkreislauf entzogen“ erläutert MSE Ge-schäftsführer Leo Homann. Für die „neue Herausforderung“ Phosphor-Recycling haben sich die Badener ein innovatives Verfahren patentieren lassen. Ursprünglich von der Universität Stuttgart mit dem Abfallzweckverband in Offenburg im kleinen Maßstab entwickelt, hat es die MSE zur großtechnischen Reife geführt. Es basiert auf der Überlegung, dass Phosphor aus Schlacken deutlich aufwändiger zurück zu gewinnen wäre, als vor dem Verbrennungsvorgang.

Die erste, mobile Anlage passt in zwei knallrote Hochsee-Container und lässt sich auf Sattelschleppern problemlos zu unterschiedlichen Einsatzorten transportieren. Etwa 100.000 Liter nassen Klärschlamm pro Tag kann sie laut Homann im Dauerbetrieb verarbeiten. Mithilfe „eines bewährten chemischen Verfahrens“ ließen sich mindestens 50% des enthaltenen Phosphors herauslösen. „Nach einer Weiterverarbeitung und Granulierung erhalten wir ein direkt einsetzbares Düngemittel von sehr hoher Qualität und guter Pflanzenverfüg¬barkeit des Phosphors“. Die restliche Trockenmasse mit den Schadstoffen gehe weiterhin den Weg der thermischen Verwertung. Etwa vier bis sechs Wochen soll der aktuelle, für die MSE insgesamt fünfte Feldtest in Warthausen dauern, bei dem etwa 20.000 Liter täglich verarbeitet werden. „Wir erwarten erneut er¬mutigende Messergebnisse und einen weiteren Zugewinn an Routine beim Umgang mit der Anlage“, so Homann.
Aber auch der Abwasser-Zweckverband Riß profitiere von dem Feldtest, ist sich Roland Wersch sicher. Auf Basis der gewonnenen Daten könne man rechtzeitig und besser die Weichen stellen, wie mit den neuen Vorgaben zum Phosphatrecycling umzugehen sei. „Schließlich sind wir sehr gerne mit von der Partie, wenn wir wegweisende Innovationen voranbringen können.“

https://www.enbw.com/unternehmen/presse/pressemitteilungen/presse-detailseite_157378.html

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Jagstzell: Millionen-Zuschuss für Abwasserentsorgung

Regierungspräsident überreicht Förderbescheid – Jagstzeller geben ihm ihren größten Wunsch mit auf den Weg…mehr:

http://www.schwaebische.de/region_artikel,-Millionen-Zuschuss-fuer-Jagstzells-Abwasserentsorgung-_arid,10666326_toid,292.html

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DORTMUND: Stadt testet neue Köderboxen zur Rattenbekämpfung

Die Stadtentwässerung freut sich in diesen Tagen über den Besuch von Ratten. Sie sind herzlich willkommen in den im April ausgelegten Köderboxen: Denn hohe Besucherzahlen bedeuten, dass die Stadtentwässerung mit ihrem neuen Pilotprojekt zur Rattenbekämpfung auf einem guten Weg ist. Fragen und Antworten.
Wie viele Ratten gibt es in Dortmund?
Nach einer amerikanischen Untersuchung – mehr:

http://www.muensterlandzeitung.de/staedte/dortmund/44137-Dortmund~/Mehr-Umweltschutz-Stadt-testet-neue-Koederboxen-zur-Rattenbekaempfung;art930,326982

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Neu-Ulm: Einbruch in Kläranlage Steinheim

Unbekannte haben in der Zeit zwischen Mittwoch, 16.15 Uhr, und Donnerstag, 6.30 Uhr, das Zufahrtstor zum Klärwerk Steinheim aufgehebelt und gelangten so auf das Gelände. Dort haben die Täter, es muss sich um mindestens zwei Personen gehandelt haben, die aus Edelstahl gefertigte Lauffläche der sogenannten Belüfterbrücke eines Klärbeckens abmontiert und entwendet. Der Metallwert wird auf etwa 8000 Euro geschätzt, zum entstandenen Sachschaden können derzeit noch keine Angaben gemacht werden. Die Polizeiinspektion …mehr:

http://www.swp.de/ulm/lokales/polizeibericht/einbruch-in-klaeranlage-steinheim-14973286.html

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NÜRNBERG: Direkt zum Klärwerk

Industriewerk und Stadtverwaltung arbeiteten mustergültig Hand in Hand –
– Ein Schalterdruck bei der Bast-Hefe- und Spirituswerke GmbH in Buch bedeutete gestern den „Startschuß für eine moderne Entwässerung der Knoblauchsland-Gemeinden Buch, Almoshof und Kraftshof“, wie der Leiter des Städtischen Tiefbauamtes, Oberbaudirektor Karl Schaller, in der kleinen Feierstunde erklärte.

In einem „Musterbeispiel von guter Zusammenarbeit zwischen der Stadtverwaltung und dem Industriebetrieb“ – so der technische …mehr:

http://www.nordbayern.de/region/nuernberg/29-april-1967-direkt-zum-klarwerk-1.6044993?searched=true

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Bad Säckingen: Die Stadtverwaltung ist stolz auf die erneute Umwelt-Zertifizierung für Stadtgärtnerei und Kläranlage

Die Bad Säckinger Eigenbetriebe Stadtgärtnerei und Kläranlage erhalten zum fünften Mal in Folge die Emas-Urkunde für geprüftes Umweltmanagement. Bereits zum fünften Mal in Folge ist die Stadt Bad Säckingen mit ihren Eigenbetrieben Stadtgärtnerei und Kläranlage mit der Emas-Urkunde für geprüftes Umweltmanagement von der Industrie- und Handelskammer Hochrhein-Bodensee (IHK) ausgezeichnet worden. Am…mehr:

http://www.suedkurier.de/region/hochrhein/bad-saeckingen/Die-Stadtverwaltung-ist-stolz-auf-die-erneute-Umwelt-Zertifizierung-fuer-Stadtgaertnerei-und-Klaeranlage;art372588,9241463

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Remshalden-Grunbach: Modernisierung und Ausbau der Kläranlage abgeschlossen

Am 29. April 2017 wurden im Rahmen eines Informationstages für die Öffentlichkeit die Modernisierung und der Ausbau der Schlammbehandlung auf der Kläranlage Remshalden-Grunbach offiziell abgeschlossen.

Nach Stilllegung der Kläranlagen in Buoch und Rohrbronn war die Auslastung der Anlage gestiegen und zahlreiche Bau- und Erweiterungsmaßnahmen wurden erforderlich. Außer einem Faulbehälter mit energieeffizienter und betriebssicherer Faulgaseinpressung zur Durchmischung wurden auch ein Niederdruckgasbehälter zur Speicherung und Bewirtschaftung des Faulgases, ein Blockheizkraftwerk zur CO2-neutralen Umwandlung des anfallenden Faulgases in Strom und Wärme sowie ein neues Vorklärbecken gebaut. Ergänzend wurden eine maschinelle Überschussschlammeindickung realisiert und die Schlammentwässerung sowie die elektrotechnischen Anlagen erneuert.
Die Weber-Ingenieure erbrachten sämtliche Ingenieurleistungen für die Objektplanung, die Tragwerksplanung, die Technischen Ausrüstungen, die Gründungs- und Verbauberatung sowie die örtliche Bauüberwachung.

http://www.weber-ing.de/de/news/newsansicht.html?news_id=187

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Steinen: Neue Becken filtern Hormone heraus

Erweiterung der Verbandskläranlage Steinen kann bis zu 10 Millionen Euro kosten / Weitere Diskussion um „vierte Reinigungsstufe“.
An der Sitzung des Abwasserverbands Mittleres Wiesental am Donnerstag informierte der Verbandsvorsitzende Christof Nitz über das weitere Vorgehen bei der geplanten Erweiterung der Verbandskläranlage in Steinen um die sogenannte „vierte Reinigungsstufe“. Die bisherige Kostenschätzung für diese Erweiterung beläuft sich auf rund zehn Millionen Euro. …mehr:

http://www.badische-zeitung.de/steinen/neue-becken-filtern-hormone-heraus–136415299.html

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Neuhausen: Entwässerungskonzept bietet mehr Schutz vor Hochwasser

Der Gemeinderat hat für ein Entwässerungskonzept gestimmt, das mehr Schutz vor Hochwasser bieten soll. Der neue Lösungsweg ist für die Gemeinde Neuhausen ob Eck sogar 2,2 Millionen günstiger als eine zuvor festgelegte Strategie.
Für 1,4 Millionen Euro wird die Kerngemeinde in den kommenden Jahren hochwassersicher gemacht. Der Gemeinderat entschied sich…mehr:

http://www.suedkurier.de/region/linzgau-zollern-alb/neuhausen-ob-eck/Entwaesserungskonzept-bietet-mehr-Schutz-vor-Hochwasser;art372568,9249295

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Meppen: Mehr Leistung – weniger Energie

Kläranlage modernisiert und umgerüstet
Die Umrüstung der Belebungsbecken der Kläranlage Meppen sorgt für hohe Energieeinsparungen und verbesserte Ablaufwerte. Das Investitionsvolumen beträgt 340.000 Euro. mehr

https://www.noz.de/lokales/meppen/artikel/882090/klaeranlage-meppen-modernisiert-und-umgeruestet-1

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Unterkirnac: Neue Entsorgung für Unterkirnachs Klärschlamm

Die bisherige Verwendung in der Landwirtschaft ist verboten worden. Die Gemeinde testet nun eine mobile Klärschlammpresse.
Die wenigsten Menschen machen sich Gedanken über die Abwasserentsorgung ihrer Gemeinde. Dabei ist es ein wichtiges Thema, mit dem sich jede Verwaltung…mehr:

http://www.suedkurier.de/region/schwarzwald-baar-heuberg/unterkirnach/Neue-Entsorgung-fuer-Unterkirnachs-Klaerschlamm;art372540,9242838

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Heek: Sauberes Wasser für die Dinkel

Bauchhärling, Nacktamöbe, Bärtierchen – das sind die „meisten Mitarbeiter der Gemeinde Heek“, wie Alexander Kösters erklärt. Auf einer Schautafel an der Wand sehen die Besucher im Heeker Klärwerk in tausendfacher Vergrößerung die Einzeller und Co., die dafür sorgen, dass aus Schmutz- und Abwasser sauberes Dinkelwasser wird. Mehr:

http://www.muensterlandzeitung.de/staedte/heek/Klaerwerk-Heek-Sauberes-Wasser-fuer-die-Dinkel;art963,3266419

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Wallhausen: 84.000 Euro aus Stuttgart nach Wallhausen

Förderung: Für die Neuordnung der Abwasserbeseitigung in Wallhausen gibt’s weiteres Geld aus Stuttgart…mehr:

http://www.swp.de/crailsheim/lokales/landkreis_schwaebisch_hall/840_000-euro-aus-stuttgart-nach-wallhausen-14876759.html

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Neuhausen: Kläranlage ist nicht hochwassersicher

Bürgermeister weist auf gefährliche Fußgängerwege bei Baustelle hin
Kläranlage Neuhausen ist nicht hochwassersicher. Da der Kernort Neuhausen ob Eck auf einer Hochebene liegt und über keinen Bach, Fluss oder ein Gewässer verfügt, wird das gesamte Schmutz- und Regenwasser in die Kläranlage geleitet. Die verkraftet aber nur wenig Wassermengen. Deswegen hat …mehr:

http://www.schwaebische.de/region_artikel,-Klaeranlage-Neuhausen-ist-nicht-hochwassersicher-_arid,10662185_toid,920.html

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Wesel: Millionen für Pumpwerke an der Betuwe

Wesel. Die Stadtwerke Wesel stehen vor großen Herausforderungen. Das teilte jetzt der Technische Leiter Henning Wagner den Mitgliedern des Haupt- und Finanzausschusses mit, als es um das Abwasserbeseitigungskonzept bis zum Jahr 2020 ging. Mehr:

http://www.rp-online.de/nrw/staedte/wesel/millionen-fuer-pumpwerke-an-der-betuwe-aid-1.6795003

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Trier: VKU zeichnet Innovationen aus

Einweggeschirr aus Blättern und ein energieautarkes Klärwerk: Das sind zwei der Projekte, die dem Verband kommunaler Unternehmen (VKU) einen Innovationspreis wert waren.

Im Rahmen seiner Jahrestagung in Berlin zeichnete der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) am 14. März fünf Mitgliedsunternehmen für zukunftsweisende Projekte mit dem Innovationspreis aus. Außerdem fand erstmalig der VKU Innovation Pitch statt, den das Berliner Startup Leaf Republic für sich entschied.

Energieautarkes Klärwerk in Trier
In der Kategorie Kommunale Wasser-/Abwasserwirtschaft ging der VKU-Innovationspreis an die Stadtwerke Trier für das Projekt „Energieautarkes Hauptklärwerk“. Die Trierer erzeugen die Energie, die für die Reinigung des Abwassers benötigt wird, aus Klärgas, Sonnenenergie und Wasserkraft selbst vor Ort. Inzwischen sogar mehr, als für den Betrieb benötigt wird. Eine weitere Besonderheit: Der Abgleich von Energiebedarf und -erzeugung gelingt dank eines künstlichen neuronalen Netzes in Echtzeit – also nicht nur bilanziell. Im Rahmen des Projekts haben die SWT alle Stromverbraucher im Klärwerk im Rahmen einer Effizienzoffensive auf den Prüfstand gestellt. Durch neue technische Komponenten und angepasste Reinigungsprozesse wurde der Energieverbrauch der Anlage von knapp vier auf rund drei Millionen Kilowattstunden reduziert.

„Wichtige Ideengeber für die Branche“
Der VKU-Innovationspreis wird alle zwei Jahre im Rahmen der Verbandstagung verliehen. Die Preisträger repräsentieren die Spannbreite und Vielfalt kommunalwirtschaftlichen Engagements großer, mittlerer und kleiner kommunaler Unternehmen. Entscheidend für die Verleihung des Preises sind fünf Auswahlkriterien, darunter Übertragbarkeit und Regionalität. „Die enorme Bandbreite aller Bewerbungen zeigt, wie vielfältig und modern kommunale Unternehmen sind. Alle Prämierten sind wichtige Ideengeber für die Branche“, so VKU-Präsident Michael Ebling bei der Übergabe der Preise. Der VKU-Innovationspreis ist nicht dotiert.

Geschirr aus Blättern
Gewinner des zum ersten Mal veranstalteten VKU Innovation Pitch wurde Leaf Republic. Das innovative Produkt des Startup-Unternehmens: Einweggeschirr und Lebensmittelverpackungen aus Blättern, die innerhalb von 28 Tagen biologisch abbaubar sind. Die Verpackungen ohne Farbe, Kleber und synthetische Zusätze bestehen aus einem Bio- oder Recycling-Kunststoff-Deckel und einer mehrschichtigen Naturschale aus Laubblättern und wasserfestem Laub-Papier. Mehr als 1.000 Entscheider der Kommunalwirtschaft kürten Leaf Republic in einem Live-Voting zum Sieger, nachdem die insgesamt fünf Finalisten ihre Geschäftsideen in einem fünfminütigen Pitch vorgetragen hatten. Das Startup gewinnt unter anderem eine mehrwöchige Mentorenbegleitung sowie weitere Unterstützungsleistungen in Vertrieb- und Marketingmaßnahmen.

https://www.gwf-wasser.de/aktuell/nachhaltigkeit-umweltschutz/17-03-2017-vku-innovationspreise-gehen-nach-berlin-und-trier/

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Dinslaken : Die größten Eier in Dinslaken stehen an der Emscher

Die Faulbehälter erreichen eine Bauwerkhöhe von rund 42 Meter und haben einen maximalen Durchmesser von knapp 30 Metern.
Es ist wieder soweit: Die jährliche Suche nach schönen, bunten Ostereiern geht bald los. Nach den wohl größten Ostereiern der Gegend muss man nicht lange suchen: Riesig und nachts blau beleuchtet stehen sie auf dem Gelände…mehr:

http://www.rp-online.de/nrw/staedte/dinslaken/die-groessten-eier-in-dinslaken-stehen-an-der-emscher-aid-1.6756762

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Dresden: Gewässer schützen mit Poesie

Ihre Kampagne „Kein Müll ins Klo“ startete die Stadtentwässerung Dresden mit einem „Reimscheißer-Wettbewerb“. Wie kam die Idee an? Wir sprachen mit Geschäftsführerin Gunda Röstel.

Einer der drei Sieger des „Reimscheißer-Wettbewerbs“
Die Aktion gegen die Entsorgung von Feuchttüchern, Medikamentenresten und anderem Müll über die Toilette endete mit einer Prämierung der besten Reime zum Tag des Wassers am 22. März. gwf Wasser|Abwasser sprach mit Gunda Röstel, Geschäftsführerin der Stadtentwässerung Dresden (SEDD) und Prokuristin der GELSENWASSER AG, über die Kampagne und wie es nach dem profan-poetischen Auftakt weitergeht.
Auf Ihrer Seite www.kein-muell-ins-klo.de zeigt Kanalarbeiter Erwin, was nicht in die Kanalisation gehört. Viele Dresdner haben sich mit eigenen Versen am „Reimscheißer-Wettbewerb“ beteiligt. Die Kampagne geht insgesamt über drei Jahre.

Läuft gut?
Ja, erstaunlich gut. Es war zugegebenermaßen eine etwas geschmäcklerische Frage. Ich habe am Anfang ein bisschen geschluckt und gedacht, das kann auch voll nach hinten losgehen. Als wir die Entwürfe in unserer Führungsebene vorstellten, war das Echo gespalten. Alle haben gefeixt und gekichert und gleichzeitig gezögert: Können wir so frech und derb an die Öffentlichkeit gehen?
Sie haben sich für ja entschieden.

Klar, und das war die richtige…
Lesen Sie das ausführliche Exklusiv-Interview mit Gunda Röstel über Mikroschadstoffe und Klärschlammverordnung, über europäischen Gewässerschutz und die nahezu energieautarke Kläranlage Dresden-Kaditz in der aktuellen Ausgabe der gwf Wasser|Abwasser, die am 20. April erscheint.

https://www.gwf-wasser.de/aktuell/branche/03-04-2017-dresden-gewaesser-schuetzen-mit-poesie/

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Ehekirchen: Großinvestition für Kläranlage

Die Gemeinde Ehekirchen nimmt viel Geld in die Hand – sie baut in den nächsten Jahren eine Kläranlage. Das hat der Gemeinderat jetzt beschlossen. An die zentrale Einrichtung zur Reinigung des Abwassers werden alle Ortsteile angeschlossen. Der Kostenvoranschlag beläuft sich auf rund 15 Millionen Euro. Dadurch wird die Abwassergebühr…mehr:

http://www.radio-in.de/ehekirchen-grossinvestition-fuer-klaeranlage-109023/

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PYRBAUM: Klärwärter tauschten in Pyrbaum Erfahrungen aus

Kläranlagen-Nachbarschaftstag stand an – Entsorgung des Klärschlamms wird immer teurer
– Beim „Kläranlagen-Nachbarschaftstag“ versammelten sich fast alle Klärwärter des Landkreises auf der Kläranlage Pyrbaum zum Austausch und zur Fortbildung.

Sinn der Kanal- und Kläranlagennachbarschaften ist es, einen optimalen Betrieb durch qualifiziertes Personal zu gewährleisten. Um das zu sichern, richtete 1973 die DWA V…mehr:

http://www.nordbayern.de/region/neumarkt/klarwarter-tauschten-in-pyrbaum-erfahrungen-aus-1.5916847?searched=true

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Weil der Stadt: Los geht’s am Klärwerk

Spatenstich für das Großprojekt ist erfolgt. Die Fertigstellung wird für Herbst 2018 erwartet.
Mit Baukosten von insgesamt 3,85 Millionen Euro ist die Erweiterung der Kläranlage in Weil der Stadt das teuerste von drei aktuellen Großprojekten – noch vor dem Kindergarten in Schafhausen (2,8 Millionen) und dem Anbau der Würmtalschule (knapp zwei Millionen). „Aber es ist eine Pflichtaufgabe, die gemacht werden muss, da kommen wir nicht umhin“. Mehr:

http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.weil-der-stadt-los-geht-s-am-klaerwerk.4bcc6ac8-e9f3-462e-9a6a-aa6f3b4c829c.html

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Breisgauer Bucht: Waldfläche für Ausbau der Kläranlage

Gemeinde Forchheim verkauft 1,5 Hektar und kann Abwasser für bis zu 2000 Einwohner weiterhin kostenlos anliefern.
Die Gemeinde verkauft 1,5 Hektar Wald an den Abwasserzweckverband Breisgauer Bucht. Dieser braucht die Fläche, um Platz für den Ausbau der Kläranlage im Forchheimer Wald zu bekommen. Forchheim soll für den Verkauf bis zu einer Größe von 2000 Einwohnern weiterhin kostenlos sein Abwasser bei der Kläranlage anliefern können. Diese Vertragsgrundlage hat der Gemeinderat in der öffentlichen Sitzung am Montagabend beschlossen.
Die Gemeinde ist schon einmal…mehr:

http://www.badische-zeitung.de/forchheim/waldflaeche-fuer-ausbau-der-klaeranlage–134791403.html

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LINDAU: Kläranlage bekommt neue Rechenanlage

Lindau hat vorerst keine Technik, um Medikamentenrückstände aus dem Wasser zu filtern…mehr:

http://www.schwaebische.de/region_artikel,-Klaeranlage-bekommt-neue-Rechenanlage-_arid,10631670_toid,441.html

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Adelsdorf: Mehr Hygiene in der Adelsdorfer Kläranlage

Der Adelsdorfer Haupt- und Finanzausschuss stimmt einem 140 000-Euro-Umbau zu. Mitarbeiter profitieren.
Wenn die Beschäftigten der Adelsdorfer Kläranlage aufs Betriebsgelände kommen, müssten ihnen eigentlich Räume zur Verfügung stehen, in denen sie von der Straßen- in die Arbeitskleidung schlüpfen und auch duschen können. An einem solchen Schwarz-Weiß-Bereich – wie er von Experten bezeichnet wird – mangelt es in Adelsdorf. Mehr:

http://www.infranken.de/regional/erlangenhoechstadt/Mehr-Hygiene-in-der-Klaeranlage;art215,2600689

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Waldenburg: Erst filtern, dann klären

Das Sickerwasser auf der Mülldeponie Kupferzell-Beltersrot muss künftig vorgereinigt werden. Ein Experte ist verwundert über die späte Anordnung.
Die Mülldeponie in Beltersrot wird erweitert und parallel dazu der erste Abschnitt stillgelegt. Dies soll bis 2020 geschehen sein. Der aktuelle Deponiekörper fasst rund eine Million Kubikmeter und ist voll befüllt: mit Haus- und Gewerbemüll (untere und dickste Schicht, 1980 bis 2005), schwach belastetem Abfall (seit 2009 verboten) und unbelastetem Müll (jüngste und dünnste Schicht).
Doch die Abdichtung von oben kommt erst noch. Das heißt: …mehr:

http://www.swp.de/schwaebisch_hall/lokales/schwaebisch_hall/erst-filtern_-dann-klaeren-14690846.html

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Stetten am kalten Markt: Neue Technik für Kläranlagen wird um 83.000 Euro teurer

Außenanlagen der Kläranlagen in Storzingen und im Kohltal sind noch analog verbunden. Weil die Telekom die ISDN-Verbindung aufkündigt, muss neue Technik her – und die wir noch teurer als gedacht. Statt 253.000 stehen 363.000 Euro auf der Rechnung. Mehr:

http://www.suedkurier.de/region/linzgau-zollern-alb/stetten-am-kalten-markt/Neue-Technik-fuer-Klaeranlagen-wird-um-83-000-Euro-teurer;art372576,9213819

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Rottenacker: Abwasseranlage in Rottenacker – Gremium ist beeindruckt

Eine interessante Stippvisite haben die Räte des Abwasserzweckverbandes „Winkel“ mit ihrem Vorsitzenden Uwe Handgrätinger und Geschäftsführer Wilhelm Fügner auf der Sammelkläranlage in Rottenacker eingelegt, wo auch die Abwässer aus Grundsheim, Oberstadion und Unterstadion sowie den beiden Teilorten Oggelsbeuren und Rupertshofen der Gemeinde Attenweiler gereinigt werden. Betrieben wird die Anlage vom Abwasserzweckverband „Raum Munderkingen“, sie ging 1983 in Betrieb und wurde seitdem um eine Klärstufe und…mehr:

http://www.swp.de/ehingen/lokales/ehingen/abwasseranlage-in-rottenacker_-gremium-ist-beeindruckt-14697822.html

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Bönnigheim: Wo das Abwasser Energie erzeugt

Das Bönnigheimer Klärwerk wird 2017 50 Jahre alt. In einer Stunde kommen dort rund 109 Kubikmeter Wasser an, das nicht nur gereinigt wird: Mit Klärgas im Blockheizkraftwerk wird auch Strom und Wärme erzeugt.
Seit dem Bau im Jahr 1967 wurde die Anlage bereits mehrmals erweitert und den neuesten Erfordernissen angepasst. Im Jahr 2008 wurde umfangreich modernisiert, um die Kläranlage auf einen technisch …mehr:

http://www.swp.de/bietigheim/lokales/boennigheim/wo-das-abwasser-energie-erzeugt-14668514.html

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Langenau: Problem mit Klärschlamm bleibt

Rund 710 000 Euro hat sie Stadt eingeplant, in diesem Jahr den Faulturm der Langenauer Kläranlage zu sanieren und auf neuesten technischen Stand zu bringen. Nach Ausschreibungen verschiedener Gewerke dazu nahm der Ausschuss für Technik und Umwelt (ATU) die Vergabe vor und beauftragte auf Vorschlag von Planer Günther Eisele vom Neustettener ISW-Büro eine Reihe von Firmen mit den Arbeiten: für die Demontage und Entsorgung der Außenverkleidung des Turms, für Maschinentechnik sowie die neue Isolierung, das Anbringen einer neuen Außenverkleidung und einen neue Beschichtung des Gasspeichers. Mehr:

http://www.swp.de/ulm/lokales/alb_donau/problem-mit-klaerschlamm-bleibt-14741534.html

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Mainz: Wirtschaftsbetrieb leistet mit Klärwerk innovative Arbeit für Mensch und Umwelt

„Wasser ist unser Lebensmittel Nummer 1: Ohne sauberes und sicheres Trinkwasser ist Leben nicht möglich. Ein verantwortungsvoller Umgang mit dem anfallenden Abwasser ist wichtige Voraussetzung für die Gesundheit der Bevölkerung“, sagte Umweltministerin Ulrike Höfken heute während eines Besuchs der Kläranlage in Mainz.
Anlässlich des Weltwassertages 2017, der das Thema „Abwasser als Ressource“ zum Schwerpunkt macht, besuchte Ministerin Höfken die größte kommunale Kläranlage im Land. „Abwasser sollte nicht einfach entsorgt, sondern als wertvolle Ressource wahrgenommen und genutzt werden. Neben der Verwendung von aufbereitetem Wasser als Ersatz für Frischwasser, zum Beispiel bei Industrie und Gewerbe, kann Abwasser auch als Energie- und Nährstofflieferant genutzt werden“, erklärte Höfken. Die Nutzung der im Abwasser enthaltenen Energie auf kommunalen Kläranlagen sei seit vielen Jahren ein Schwerpunkt der rheinland-pfälzischen Landesregierung. Das Ergebnis: In Rheinland-Pfalz werde so viel Biogas auf Kläranlagen produziert wie noch nie. Die aus Klärschlamm erzeugte Strommenge von 44.000 MWh im Jahr würde ausreichen, um 15.000 Haushalte mit Strom zu versorgen, so die Ministerin.

Neben der Energie enthalte das Abwasser unter anderem Phosphor, den es zu nutzen gelte. „Voraussichtlich wird es künftig eine Verpflichtung zur Rückführung des im Abwasser bzw. Klärschlamm enthaltenen Phosphors in den Naturkreislauf geben. Mit finanzieller Unterstützung des Landes Rheinland-Pfalz werden unterschiedliche Verfahren zur Rückgewinnung des Phosphors getestet“, erläuterte Höfken.

„Durch den kontinuierliches Neu- und Ausbau der Kläranlagen im Land ist es gelungen, die Wirksamkeit der Maßnahmen in der Abwasserreinigung (saprobielle Gewässergüte) deutlich zu verbessern. 89 Prozent der Gewässer erreichten 2013 die saprobielle Gewässergüteklasse von sehr gut und gut“, erklärte die Ministerin. Im Vergleich: Im letzten Messzyklus im Jahr 2007 lag der Wert noch bei 83 Prozent. „Auch mit der ,Aktion Blau Plus‘ fördern wir die ökologische Güte unserer Gewässer. Seit 1995 hat das Land rund 1.400 Gewässerrenaturierungen mit etwa 920 Kilometer Länge umgesetzt und mit rund 330 Millionen Euro finanziert“, so Höfken.

Der Wirtschaftsbetrieb Mainz nutzt aufbereitetes Abwasser beispielsweise auch zur Kanalreinigung und -spülung mittels spezieller Fahrzeuge. „Das ist besonders effizient: Denn bei der Kanalreinigung mit aufbereitetem Abwasser muss das Reinigungsfahrzeug anders als bei herkömmlichen Fahrzeugen nur einmal am Tag mit Brunnenwasser gefüllt werden, da das anfallende Abwasser zur Spülung fortlaufend wiederbenutzt werden kann“, sagte Günter Beck, Bürgermeister und Finanzdezernent der Stadt Mainz. „Die Stadt Mainz trägt mit ihren Maßnahmen auch dazu bei, dass Rheinland-Pfalz beim Thema Ressourceneffizienz im Abwasser gut aufgestellt ist“, sagte die Ministerin und bedankte sich bei allen Anwesenden.

Zum Hintergrund:
Auf der Weltkonferenz „Umwelt und Entwicklung“ in Rio de Janeiro im Jahr 1992 hat die Staatengemeinschaft beschlossen, jährlich mit dem Weltwassertag auf die kostbare Ressource Wasser hinzuweisen. In diesem Jahr steht der Weltwassertag unter dem Motto „Wastewater – Abwasser“. In der „Agenda 2030 für Nachhaltige Entwicklung“ haben sich die Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen unter anderem zum Ziel gesetzt, den Anteil des unbehandelten Wassers weltweit zu halbieren und die Wiederaufbereitung und gefahrlose Wiederverwendung von Abwasser zu steigern.

https://mueef.rlp.de/de/pressemeldungen/detail/news/detail/News/hoefken-mainzer-wirtschaftsbetrieb-leistet-mit-klaerwerk-innovative-arbeit-fuer-mensch-und-umwelt/

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Höchstadt: Kläranlage: der Fluch mit dem Feuchttuch

Feuchttücher gibt es mittlerweile in allen Varianten zu kaufen. Weil Verbraucher die Tücher in der Toilette entsorgen, verstopfen die Abwasserpumpstationen…mehr:

https://www.infranken.de/regional/erlangenhoechstadt/Hoechstadter-Klaeranlage-Der-Fluch-mit-dem-Feuchttuch;art215,2584680

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Ludwigswinkel: Neue Kläranlage schützt auch Badesee – Klärschlammvererdungsanlage ist umweltfreundlich und spart CO2

„Die neue Kläranlage Ludwigswinkel bringt nicht nur die Abwasserreinigung auf den Stand der Technik, sie schützt auch den Saarbacherhammer, der als EU Badegewässer ausgezeichnet ist“, erklärte Umweltstaatssekretär Thomas Griese heute zur offiziellen Inbetriebnahme der Kläranlage.

Mit dem Neubau der 40 Jahre alten Anlage sei die Gemeinde weit über den Stand der Technik hinausgegangen. Denn neben der enormen Steigerung der Reinigungsleistung durch die neue Kläranlage wird das gereinigte Abwasser zusätzlich mit UV Licht bestrahlt wird, um Keime im Wasser abzutöten. Insgesamt wurden 3,6 Millionen Euro in das Projekt investiert. Das Land hat die vorbildliche Maßnahme mit 1,64 Mio. Euro unterstützt.

Zusätzlich stellt die Verbandsgemeinde nun bei der Klärschlammbehandlung auf das Verfahren der Vererdung um. Staatssekretär Griese übergab für den Bau einer Klärschlammvererdungsanlage einen weiteren Förderbescheid über ein zinsloses Darlehen in Höhe von 220.000 Euro. „Diese Methode kommt ohne chemische Hilfsmittel aus und ist gerade für den ländlichen Raum eine wirtschaftliche, umweltfreundliche und nachhaltige Lösung. Zudem spart diese Technologie jährlich Dutzende Tonnen CO2-Emissionen ein und trägt damit zum Klimaschutz bei“, hob Griese hervor. Die Entwässerung des Klärschlamms erfolgt dabei energieeffizient unter Ausnutzung der eigenen Schwerkraft, durch Verdunstung und durch Schilfpflanzen. Zudem müssen keine Polymere zur Verbesserung der Entwässerungseigenschaften hinzugegeben werden. „Mit der Methode können erhebliche Kosten eingespart werden, bis zu 45 Prozent. Die Entwässerung senkt den ansonsten hohen Aufwand für den Transport von im Klärschlamm gespeichertem Wasser. Übrig bleibt Klärschlammerde, die nach acht bis zehn Jahren entweder in der Landwirtschaft oder in einer thermischen Behandlung weiter verwertet werden kann. Damit bleiben alle Wege offen“, erläuterte Griese. Die Wahrscheinlichkeit sei hoch, dass der aus der Kläranlage Ludwigswinkel anfallende Klärschlamm aufgrund des ländlichen Einzugsgebietes und daher geringen Belastung auch zukünftig in der Landwirtschaft ausgebracht werden könne, sagte der Staatssekretär.

Dass die Flüsse und Bäche in Rheinland-Pfalz in den letzten Jahren wieder sauberer geworden sind, sei vor allem auf den kontinuierlichen Ausbau von Kläranlagen zurückzuführen. „Doch erreichen etwa 70 Prozent unserer Fließgewässer noch nicht den von der EU vorgeschriebenen guten Zustand. Daher gibt es noch viel zu tun“, so Griese.

Das Umweltministerium unterstütze die rheinland-pfälzischen Kommunen bei ihren Aufgaben zur Wasserversorgung und Abwasserentsorgung – im letzten Jahr bei rund 600 wasserwirtschaftlichen Projekten, unter anderem zu Verbesserung der Reinigungsleistung, Energieeffizienz und Klärschlammverwertung.

https://mueef.rlp.de/de/pressemeldungen/detail/news/detail/News/griese-neue-klaeranlage-ludwigswinkel-schuetzt-auch-badesee-klaerschlammvererdungsanlage-ist-umweltf/

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Gussenstadt: Kläranlage erfüllt Richtlinien nicht mehr

Während die Abwässer von Gerstetten, Heldenfingen, Heuchlingen und Dettingen bislang störungsfrei über eine „Pipe-Line“ in die Becken der Sammelkläranlage in Mergelstetten fließen, wartet die Behandlung des Gussenstadter Abwassers noch auf eine Lösung. Die bestehende Kläranlage an der Straße nach Heuchstetten erfüllt die heute geforderten Richtlinien nicht mehr. Das Landratsamt erhebt schon lange mahnend den Zeigefinger. 80 bis 120 Kubikmeter Mischwasser sind es, die an durchschnittlichen Tagen im Klärwerk ankommen, versicherte…mehr:

http://www.swp.de/geislingen/lokales/region/klaeranlage-erfuellt-richtlinien-nicht-mehr-14776020.html

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EVS und VSE: gründen virtuelles Kraftwerk

Die Saarbrücker VSE AG und der Entsorgungsverband Saar, EVS, ebenfalls mit Sitz in Saarbrücken, schaffen gemeinsam ein virtuelles Kraftwerk. Dieses bündelt die Leistung von 13 Kläranalagen, die im Saarland zusammengeschlossen werden. Zum Einsatz kommen hier etwa Notstromaggregate, deren Leistung am Regelenergiemarkt vermarktet wird.

Für den Eintritt in die Sekundär- und Minutenreserveleistung…mehr:

https://www.zfk.de/strom/smart-energy/artikel/vse-und-evs-gruenden-virtuelles-kraftwerk.html

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Georgsmarienhütte: Eigenbetrieb Abwasser überrascht mit Gewinn-Plus

SCHMUTZWASSERGEBÜHREN KÖNNTEN 2018 SINKEN
Es ist noch eine Prognose, da die endgültigen Zahlen erst zur Jahresmitte vorliegen, aber die Tendenz ist eindeutig: Der Eigenbetrieb Abwasser der Stadt GMHütte dürfte 2016 mit rund 350000 Euro das Jahresplus gegenüber dem Planansatz verdoppelt haben. …mehr:

http://www.noz.de/lokales/georgsmarienhuette/artikel/869400/gmhuetter-eigenbetrieb-abwasser-ueberrascht-mit-gewinn-plus

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Köln-Rodenkirchen: Projekt „AdOx Köln“ – Einweihung der Pilotanlage zur Spurenstoffelimination im Klärwerk Köln-Rodenkirchen

Am 14.03.2017 wurde die von der Hydro-Ingenieure GmbH geplante Pilotanlage zur Spurenstoffelimination im Klärwerk Köln-Rodenkirchen eingeweiht. Die Einweihung fand im festlichem Rahmen mit zahlreichen Vertretern der Stadt Köln, Aufsichtsbehörden, MKULNV Düsseldorf sowie weiteren eingeladenen Gästen statt.
Die Anlage soll insbesondere Aufschluss zu wirtschaftlichen und betrieblichen Erfahrungswerten der Verfahrenstechnologien Ozon und GAK geben, um eine Entscheidungsgrundlage für den eventuellen Einsatz auf dem Großklärwerk Köln-Stammheim zu schaffen.

Bei Fragen steht Ihnen unser Herr Niehoff gerne unter der Telefonnummer +49 (211) 44991-41 zur Verfügung.

http://www.hydro-ingenieure.de/projekt-adox-koeln-einweihung-der-pilotanlage-zur-spurenstoffelimination-im-klaerwerk-koeln-rodenkirchen.html

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St. Ingbert: erhält rund 86.000 Euro für Kanalerneuerung

Umweltstaatssekretär Roland Krämer hat an den Oberbürgermeister der Stadt St. Ingbert, Hans Wagner, einen Zuwendungsbescheid über rund 86.000 Euro für eine Fremdwasserentflechtungsmaßnahme übergeben.
Staatssekretär Krämer begrüßt die Maßnahme in der Stadt St. Ingbert, „die aktiv zum Umweltschutz beiträgt. Wassermengen, die von ihrer Herkunft und Beschaffenheit her nicht gereinigt werden müssen, sollten auch nicht in Abwasseranlagen eingeleitet werden. Die Reinigungsleistung der Kläranlage wird effektiver, mehr:

http://www.saarland.de/SID-22F7A971-80B38B34/223071.htm

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Oldenburg: OOWV baut neue Faultürme

Der Oldenburgische Wasserversorger investiert 14 Mio. Euro für das Projekt.
Diese Woche kam es zum ersten Spatenstich für ein Großprojekt Oldenburgisch-Ostfriesischen Wasserverbands (OOWV): In der Kläranlage an der Wehdestraße in Oldenburg werden zwei neue Faultürme gebaut. Mit dem rund 14 Mio. Euro teuren Projekt stellt sich der OOWV frühzeitig auf neue Anforderungen in der Klärschlammverwertung ein, so das Unternehmen per Pressemitteilung.

Die Faultürme werden 23 Meter hoch sein. Ihr Durchmesser beträgt 18,5 Meter, das Fassungsvermögen je 5000 Kubikmeter. 158 Betonpfähle wurden …mehr:

https://www.zfk.de/wasserentsorgung/abwasser/artikel/oowv-baut-neue-faultuerme.html

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Kißlegg: Kläranlagen müssen weiter saniert werden

Maßnahmen kosten rund eine halbe Million Euro
Die Kläranlagen sind ein Dauerthema in Kißlegg: So stehen auch für dieses Jahr zahlreiche Maßnahmen auf dem Programm, die der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung einstimmig beschlossen hat.
In seinem Vortrag berichtete Manfred Sturm vom Tiefbauamt auch von den Arbeiten im vergangenen Jahr. Hier habe man eine neue Belüftungsanlage eingebaut. Allerdings habe sich …mehr:

http://www.schwaebische.de/region_artikel,-Klaeranlagen-in-Kisslegg-muessen-weiter-saniert-werden-_arid,10635598_toid,719.html

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DIEPERSDORF: N-Ergie baut Solaranlage auf Diepersdorfer Kläranlage

Gemeinderatssitzung beschloss Konzept für Photovoltaikanlage –
Auf dem Dach der sanierten und ausgebauten Kläranlage in Diepersdorf wird eine Photovoltaik-Anlage gebaut. Das stand zwar schon länger so gut wie fest, doch seit der jüngsten Gemeinderatssitzung weiß man, dass sie von der N-Ergie Solarstrom GmbH & Co.KG errichtet wird. Mehr:

http://www.nordbayern.de/region/altdorf/n-ergie-baut-solaranlage-auf-diepersdorfer-klaranlage-1.5998560

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Langen: Pilotprojekt in Kläranlage

Mit bloßem Auge sind sie kaum zu erkennen, doch sie stecken fast überall drin. Kleine Mikro-Plastikteile. In Cremes, Duschgel, im Shampoo – und wenn wir duschen landen sie über unser Abwasser in Seen, Flüssen und dem Meer, dadurch in Fischen und wenn wir die verzehren wieder in uns. Damit sich das ändert, gibt es in Langen nun einen bundesweit einmaligen Feldversuch. Mehr:

http://www.1730live.de/beitrag7-45/

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Ühlingen-Birkendorf: Klärschlammtrocknung per Luft und Sonne

Gemeinderat Ühlingen-Birkendorf stimmt Investition von 64 500 Euro zur Optimierung des bisherigen Systems zu.

Aus Abfallstoff wird Brennstoff: Der Gemeinderat stimmte in seiner jüngsten Sitzung in Ühlingen den Baumaßnahmen zur Verbesserung der Klärschlammtrocknung in Ühlingen zu. Hierfür haben Karl und Oliver Kraus von der heimischen Firma Kraus Umwelttechnik aus Ühlingen das bereits vorhandene patentierte System optimiert. Für die gesamte Maßnahme…mehr:

http://www.badische-zeitung.de/uehlingen-birkendorf/klaerschlammtrocknung-per-luft-und-sonne–134954976.html

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Köln-Rodenkirchen: Projekt „AdOx Köln“ – Einweihung der Pilotanlage zur Spurenstoffelimination im Klärwerk Köln-Rodenkirchen

Am 14.03.2017 wurde die von der Hydro-Ingenieure GmbH geplante Pilotanlage zur Spurenstoffelimination im Klärwerk Köln-Rodenkirchen eingeweiht. Die Einweihung fand im festlichem Rahmen mit zahlreichen Vertretern der Stadt Köln, Aufsichtsbehörden, MKULNV Düsseldorf sowie weiteren eingeladenen Gästen statt.
Die Anlage soll insbesondere Aufschluss zu wirtschaftlichen und betrieblichen Erfahrungswerten der Verfahrenstechnologien Ozon und GAK geben, um eine Entscheidungsgrundlage für den eventuellen Einsatz auf dem Großklärwerk Köln-Stammheim zu schaffen.

Bei Fragen steht Ihnen unser Herr Niehoff gerne unter der Telefonnummer +49 (211) 44991-41 zur Verfügung
http://www.hydro-ingenieure.de/projekt-adox-koeln-einweihung-der-pilotanlage-zur-spurenstoffelimination-im-klaerwerk-koeln-rodenkirchen.html

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Düsseldorf: Bauliche Sanierung des Hauptsammlers Mitte

Die Dr. Pecher AG hat in einer Planungsgemeinschaft mit der ZPP Ingenieure AG aus Bochum/Köln im Februar vom Stadtentwässerungsbetrieb der Landeshauptstadt Düsseldorf den Planungsauftrag zur baulichen Sanierung eines Teilabschnittes des Hauptsammlers Mitte erhalten. Der entsprechende Abschnitt befindet sich im Zulaufbereich der Kläranlage Düsseldorf-Süd und verfügt über eine Gesamtlänge von rd. 2.400 m. In weiten Teilen ist der Hauptsammler in diesem Bereich als Kastenprofil ausgeführt (Rechteckkanal mit Breite/Höhe = 5,0/3,5 m).

Infolge einer biogenen Schwefelwasserstoffkorrosion ist der Betonkanal stark geschädigt, sodass eine bauliche Sanierung unumgänglich ist. Der Planungsauftrag umfasst sämtliche für die Planung der Instandsetzung erforderlichen Leistungen. Dazu gehören u. a. die Schaffung der Zugänglichkeit zum Sammler, die Betoninstandsetzung, die Planung einer Trockenwetterrinne und die Erstellung eines Verkehrsführungskonzeptes. Aktuell wird von voraussichtlichen Baukosten in Höhe von 18.000.000 EUR (netto) ausgegangen.

http://www.pecher.de/index.php/aktuell/item/90-bauliche-sanierung-des-hauptsammlers-mitte-duesseldorf

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Weil der Stadt: Liegen noch Bomben unter der Kläranlage?

Experten vermuten zwei Blindgänger auf dem Areal. Doch der Spatenstich für die Erweiterung ist bald.
Nicht nur schmutzig und schmierig, sondern auch richtig explosiv ist das derzeit größte Bauprojekt von Weil der Stadt. Fast vier Millionen Euro kostet die Erweiterung der Kläranlage, die in diesem Jahr ansteht – ein Projekt, …mehr:

http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.weil-der-stadt-liegen-noch-bomben-unter-der-klaeranlage.bdfb2a22-19b8-44e4-81eb-da4600270a79.html

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Mainhardt: Klärwärter schaffen Zertifikat

Die Gemeinde Mainhardt kann die Zahl der Kontrollen im Klärwerk reduzieren. Die volle Punktzahl wird erreicht.
Die Mainhardter Kläranlage wird von gut ausgeblildetem Personal betrieben. Das ist der Gemeinde nun auch per Zertifikat bestätigt worden. Das Klärwerkspersonal hat nach 2005, den Wiederholungen in den Jahren 2007, 2011 und 2013 die Labor-Nachfolge-Begutachtung zum fünften Mal erfolgreich bestanden, …mehr:

http://www.swp.de/crailsheim/lokales/schwaebisch_hall/klaerwaerter-schaffen-zertifikat-14565804.html

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OSNABRÜCK: KLÄRWERK IN EVERSBURG – Hier landet ein in die Toilette gefallenes Handy

Osnabrück Einmal nicht aufgepasst – und schon fällt das Handy in die Toilette und verabschiedet sich in die Kanalisation. Gibt es vielleicht im Klärwerk noch Hoffnung auf Rettung? Was alles gefunden wird und eigentlich gar nicht dort sein sollte, zeigt ein Besuch in der Eversburger Anlage….mehr:

http://www.noz.de/lokales/osnabrueck/artikel/855469/hier-landet-ein-in-die-toilette-gefallenes-handy#gallery&62087&0&855469

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Delmenhorst: INVESTITIONEN INS KLÄRWERK – Stadt soll für SWD-Kredit bürgen

Die Stadt soll für einen Kredit der Stadtwerke Delmenhorst (SWD) in Höhe von fünf Millionen Euro bürgen. Dies geht aus Unterlagen des Finanzausschusses hervor, der am 15. Februar in dieser Frage abstimmt.
Hintergrund sind Investitionen der Stadtwerke für die Kläranlage in Höhe von 3,3 Millionen Euro. Zudem soll …mehr:

http://www.noz.de/lokales-dk/delmenhorst/artikel/846623/stadt-delmenhorst-soll-fuer-swd-kredit-buergen-1

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LENZKIRCH / FELDBERG.: Kläranlage verschlingt die nächste halbe Million Euro

Abwasserzweckverband Haslachtal muss die Anlagentechnik für die Klärschlammpressung erneuern / Im Herbst kann es los gehen.
Das „Millionenspiel Sanierung der Verbandskläranlage“ geht in die nächste Runde. Die Gemeinden Lenzkirch und Feldberg, die gemeinsam den Abwasserzweckverband Haslachtal bilden, müssen für rund eine halbe Million Euro die Schlammentwässerung einschließlich der Elektroinstallation erneuern und das Schlammlager …mehr:

http://www.badische-zeitung.de/feldberg/klaeranlage-verschlingt-die-naechste-halbe-million-euro–133822049.html

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Lindau: Neubau bei Kläranlage könnte Lärm produzieren

Kreisrätin Daniele Kraft bittet, dass Planer auf Anwohner Rücksicht nehmen
Kreisrätin Daniele Kraft macht sich Sorgen, dass die neue Kläranlage eine weitere Lärmquelle für den Stadtteil Zecht bedeuten könnte. Das schreibt sie in einer Pressemitteilung.
Wie die LZ berichtete, hat Kai Kattau, Werkleiter der Garten- und Tiefbaubetriebe Lindau (GTL), in der jüngsten Stadtratssitzung von den Plänen für einen Neubau auf dem Gelände bei der Kläranlage …mehr:

http://www.schwaebische.de/region_artikel,-Neubau-bei-Klaeranlage-koennte-Laerm-produzieren-_arid,10625430_toid,441.html

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Hünxe: Eine anspruchsvolle Kläranlage mit Membranfiltern

Hünxe. Lippeverband lud Besucher zur Führung ein. Abwassermeister Andreas Zang informierte zu neuer und herkömmlicher Technik.
Wegen der dort eingesetzten Membranfiltrations-Technik ist die Kläranlage Hünxe eine interessante und anspruchsvolle Anlage. Ihr Einzugsgebiet…mehr:

http://www.rp-online.de/nrw/staedte/huenxe/eine-anspruchsvolle-klaeranlage-mit-membranfiltern-aid-1.6675882

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Herzogenaurach: Weg mit den alten Zöpfen in der Kläranlage

Das 19 Jahre alte Rührgerät im Faulturm der Kläranlage hat ausgedient. Moderne Technik hilft nun auch beim Stromsparen.
19 Jahre hat das alte Rührwerk im Faulturm der Kläranlage gehalten, zuletzt allerdings mehr schlecht als recht. Und vor allem war die Anlage ein regelrechter Energiefresser. Deshalb hat die Stadt beschlossen, das Teil zu ersetzen.

Am Montagvormittag wurde das alte Rührwerk mit einem Autokran aus dem Faulturm gehoben. Das neue Teil lag in Einzelteilen schon bereit und wartete auf die Montage.

Das war auch dem Bürgermeister einen Besuch wert. Kann die Stadt mit einem neuen und modernen Faulturmrührwerk doch eine Menge Geld sparen. Etwa 120 000 Euro hat es gekostet, einschließlich der Gerüststellung und der Absaugung. So steht es in einer Presseinfo. Diesen Betrag allein hat das alte Teil schon an Strom verbraucht, ist aus der Information…mehr:

http://www.infranken.de/regional/erlangenhoechstadt/Weg-mit-den-alten-Zoepfen-in-der-Klaeranlage;art215,2530589

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LINDAU: GTL arbeiten am Neubau bei Kläranlage

Aus Sicht von Kai Kattau ist der Zusammenschluss der Garten- und Tiefbaubetriebe ein Erfolg für Lindau. Der GTL-Werkleiter berichtete im jüngsten Stadtrat von Einsparungen und vor allem von den Plänen für einen Neubau auf dem Gelände bei der Kläranlage, damit alle vier Bereiche auf einem Grundstück zusammenkommen. Da wird er im März die ersten Pläne vorstellen.
Verwaltung, Stadtgärtnerei und Bauhof will Kattau möglichst auch auf das Gelände der Kläranlage bringen. Wenn alle auf einem Gelände arbeiten, könne man weitere Synergien nutzen. Der GTL-Chef berichtet, dass es erste Überlegungen

http://www.schwaebische.de/region_artikel,-GTL-arbeiten-am-Neubau-bei-Klaeranlage-_arid,10624050_toid,441.html

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Rosengarten: Saubere Leistung

Die vier Kläranlagen auf der Gemarkung Rosengarten haben bei der jährlichen Überprüfung durch die Abwassertechnische Vereinigung auch 2016 wieder gut abgeschnitten. Sie reinigen das Wasser von insgesamt 15 350 Einwohnerwerten, die sich aus der tatsächlichen Einwohnerzahl und dem Einwohneräquivalent von angeschlossenen Industrie-, Gewerbe- und Landwirtschaftsunternehmen errechnen. Die größte Kläranlage steht in Rieden…,mehr:

http://www.swp.de/schwaebisch_hall/lokales/schwaebisch_hall/saubere-leistung-14579390.html

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Horstmar: Machbarkeitsstudie genehmigt

Der Förderantrag der Stadtwerke Horstmar auf Erstellung einer Machbarkeitsstudie über die Mikroschadstoff-Entfernung aus dem Abwasser wurde von der Bezirksregierung Münster jetzt genehmigt. Zu den zuwendungsfähigen Gesamtausgaben in Höhe von 35 200 Euro erhält die Stadt Horstmar eine Fördersumme von 28 160 Euro. Das geht aus einer Pressemitteilung der Stadtverwaltung Horstmar hervor.
„Auf Beschluss des Betriebsausschusses haben wir den Antrag auf den Weg gebracht“, erläutert die bei der Stadt Horstmar zuständige …mehr:

http://www.wn.de/Muensterland/Kreis-Steinfurt/Horstmar/2699534-Horstmar-Machbarkeitsstudie-genehmigt

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Belm: ERWEITERUNG OFFENBAR NÖTIG Klärwerk der Gemeinde Belm ist überlastet

Die Gemeinde Belm muss ihre Kläranlage deutlich erweitern – das ist das Ergebnis einer aktuellen Messung, die im Betriebsausschuss vorgestellt wurde. Laut einem Experten habe die Kommune Glück gehabt, dass sie vom Landkreis noch nicht „erwischt“ worden sei.
Die Gemeinde Belm hat rund 13.500 Einwohner, doch der im Klärwerk …mehr:

http://www.noz.de/lokales/belm/artikel/848196/klaerwerk-der-gemeinde-belm-ist-ueberlastet

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Wenningfeld: Kanalsystem – Neue Sanierungspläne sparen zehn Millionen ein

„Da haben wir zwei Jahre lang das falsche Pferd geritten.“ Mit diesem Bild brachte Ratsmitglied Heinrich Ellers (CDU) die überraschende Kehrtwende für die Kanalerneuerung in Wenningfeld auf den Punkt. Nach einem neuen Expertengutachten ist der Umbau des Abwassersystems vom Mischsystem in ein Trennsystem vom Tisch. Der „Ritt auf dem falschen Pferd“ hätte teuer werden können: Von 15Millionen Euro …mehr:

http://www.muensterlandzeitung.de/staedte/stadtlohn/Kanalsystem-Wenningfeld-Neue-Sanierungsplaene-sparen-zehn-Millionen-ein;art959,3221844

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Reutlingen: Riesenbeitrag für Gesundheit und Umweltschutz

Es ist eine der größte Investitionen, die Reutlingen in den kommenden Jahren tätigen muss. Bis Ende 2020 wird die Stadtentwicklung Reutlingen (SER) als Bauherr rund 32,5 Millionen Euro in die Sanierung und Modernisierung des Klärwerks West stecken. Oberbürgermeisterin Barbara Bosch startete gestern Mittag mit einem symbolischen Baggerbiss…mehr:

http://www.swp.de/reutlingen/lokales/reutlingen/riesenbeitrag-fuer-gesundheit-und-umweltschutz-14459508.html

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Pfaffenhofen an der Glonn: erhält bis zu 980.000 Euro

Die öffentlichen Trink- und Abwasseranlagen stehen für eine hohe Lebensqualität in den bayerischen Gemeinden. Eine der wichtigsten kommunalen Aufgaben ist der Erhalt der entsprechenden Anlagen auf dem Stand der Technik. Darauf wies heute die Bayerische Umweltministerin Ulrike Scharf im Bayerischen Landtag bei der Übergabe eines Förderbescheids aus dem Härtefallprogramm an die Gemeinde Pfaffenhofen an der Glonn hin. „Sauberes Wasser ist unsere Lebensgrundlage. Das Förderprogramm ist ein wichtiger Baustein zum Erhalt von öffentlichen Trink- und Abwasseranlagen. Die Gemeinde Pfaffenhofen an der Glonn geht die Erneuerung ihrer Anlagen im Sinne des Umweltschutzes vorbildlich an. Durch die Förderung werden die Bürgerinnen und Bürger unmittelbar finanziell entlastet. Damit haben wir die Weichen für eine zukunftsfähige Infrastruktur vor Ort gestellt“, so Scharf. In Bayern beziehen über 99 Prozent der Bürger ihr Trinkwasser aus einer öffentlichen Wasserversorgungsanlage. Das Abwasser von rund 97 Prozent der Bürger wird über öffentliche Abwasseranlagen entsorgt. Diese Infrastruktureinrichtungen sind meist das größte Anlagevermögen der Kommunen. Um unzumutbare finanzielle Belastungen von Bürgern und Kommunen bei der Sanierung der Anlagen zu vermeiden, hat das Bayerische Umweltministerium 2016 ein Förderprogramm für Härtefälle aufgelegt. Das Programm ist im Jahr 2017 mit insgesamt rund 40 Millionen Euro für Sanierungen von Abwasserent- und Wasserversorgungsanlagen ausgestattet. Die Gemeinde Pfaffenhofen an der Glonn kann bei planmäßiger Ausführung mit einer Zuwendung von 980.000 Euro rechnen.

Öffentliche Wasserversorgungs- und Abwasseranlagen sind sogenannte „kostenrechnende Einrichtungen“. Sie müssen grundsätzlich ohne zusätzliche Finanzierung von außen kostendeckend betrieben werden. Liegt ein Härtefall für eine Gemeinde vor, kann eine Förderung mit bestimmten festen Pauschalen in Betracht kommen. So gibt es beispielsweise für die Sanierung von Abwasserkanälen 150 Euro pro Meter, für deren kompletten Neubau 300 Euro pro Meter. In besonderen Härtefällen werden höhere Pauschalen gewährt. Die Härtefallförderung geht auf einen Beschluss des Bayerischen Landtags vom Juni 2014 zurück. Die Richtlinien für Zuwendungen zu wasserwirtschaftlichen Vorhaben (RZWas 2016) sind rückwirkend zum 1. Januar 2016 in Kraft getreten. Das Programm ist zunächst auf vier Jahre ausgelegt.

Weitere Informationen zur Förderung wasserwirtschaftlicher Vorhaben unter www.wasser.bayern.de

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Bühlertann: Kapazität reicht nicht mehr aus

Die Anforderungen an die Abwasserreinigung steigen, um das Grundwasser zu schützen. Bühlertann muss deshalb sein Abwasserkonzept überdenken. Für den Gemeinderat kam das Thema recht überraschend. Erst kürzlich hat er beschlossen, die beiden….mehr:
http://www.swp.de/schwaebisch_hall/lokales/schwaebisch_hall/kapazitaet-reicht-nicht-mehr-aus-14526924.html

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Kläranlage Bottrop: Vom Klärwerk zum Kraftwerk: Energieautarke Kläranlage Bottrop

Auf dem Kläranlagen-Standort der Emschergenossenschaft in Bottrop werden heute bereits 70 bis 80 Prozent der von der Anlage benötigten Energie selbst erzeugt. Die Betreiber gehen nun mit dem Projekt „vom Klärwerk zum Kraftwerk“ einen Schritt weiter. Mit Hilfe eines innovativen Konzeptes soll die Kläranlage in Zukunft komplett energieautark betrieben werden.
Die Kläranlage Bottrop ist mit einer Ausbaugröße von 1,34 Millionen Einwohnerwerten eine der größten Kläranlagen deutschlandweit und hat sich ein entsprechend bedeutendes Ziel gesetzt: Von den rund 32 Millionen Kilowattstunden elektrischer Energie, die für den Betrieb jährlich benötigt werden, sollen…mehr:

http://leistungsschau.klimaexpo.nrw/projekte-vorreiter/klaerwerk-bottrop.html

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Roßwein: Kläranlage bekommt Frischekur

Schlammbehandlung, Gebläse und die Belebung werden erneuert. Der Umbau wird sich bis 2018 hinziehen.
Rund 800 000 Euro wird die Erneuerung der Kläranlage in Roßwein kosten. Das erforderliche Budget haben die Mitglieder des Abwasserzweckverbands (AZV) Obere Freiberger Mulde (OFM)…mehr:

https://www.sz-online.de/nachrichten/klaeranlage-bekommt-frischekur-3623164.html

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Marbach-Krettenbachtal: Adelberg neues Mitglied im Abwasserzweckverband

Prall gefüllte Ordner hat Karl Vesenmaier auf seinem Besprechungstisch gestapelt. „Über den Beitritt Adelbergs verhandeln wir immerhin seit mehr als drei Jahren“, erzählt der Bürgermeister von Wäschenbeuren, der gleichzeitig Vorsitzender des Abwasserzweckverbands Marbach-Krettenbachtal ist. Vergangene Woche habe die Verbandsversammlung einstimmig die Aufnahme Adelbergs beschlossen.
Damit wird die Klostergemeinde das vierte Verbandsmitglied neben Wäschenbeuren, Birenbach und Börtlingen. Künftig pumpt Adelberg …mehr:

http://www.swp.de/goeppingen/lokales/landkreis_gp/adelberg-neues-mitglied-im-abwasserzweckverband-14410576.html

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Kellinghusen: Kapazität wird verdoppelt

Der Kellinghusener Schlachthof Tönnies leitet ab Frühjahr deutlich größere Abwassermenge ein. Die Stadt muss deshalb über vier Millionen Euro in die Erweiterung investieren. Mehr:

http://www.shz.de/lokales/norddeutsche-rundschau/kapazitaet-wird-verdoppelt-id16006761.html

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Waldshut: Auch Kläranlagen brauchen Internet

Klärwärter der Region treffen sich zur Fortbildung / Peter Manns aus Menzenschwand in den Ruhestand verabschiedet.
Beim aktuellen Fortbildungstag der Kläranlagen-Nachbarschaft Waldshut 1 im Rathaus in Ibach wurde nach fast 24 Jahren Klärwärtertätigkeit der Menzenschwander Peter Manns in den Ruhestand verabschiedet. Arno Schlecht, Ansprechpartner und Nachbarschaftslehrer der Klärwärter beim Landratsamt Breisgau-Hochschwarzwald, überreichte …mehr:

http://www.badische-zeitung.de/ibach/auch-klaeranlagen-brauchen-internet–133353618.html

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Winterhausen: Umweltfabrik statt „Ungeheuer

Ein Stahltor schützt die Kläranlage Winterhausen vor ungebetenen Besuchern. Entlang der Staatsstraße zwischen Würzburg und Winterhausen erstreckt sich das weitläufige Gelände. Wer sich hier umsehen möchte, hat…mehr:

http://www.mainpost.de/regional/wuerzburg/Abwasserentsorgung-Bakterien-Biogas-Klaeranlagen-Klaerschlamm-Mikroorganismen-Weinlese;art779,9499666

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Memmingen: Verzögerung durch EU-weite Ausschreibung

Neue Abwasserbeseitigung im Illertal geht nicht mehr dieses Jahr ans Netz
Der Anschluss der Gemeinden Berkheim, Erolzheim und Kirchdorf an das Gruppenklärwerk der Stadt Memmingen in Heimertingen dauert länger als geplant. Darüber informierte Daniel Trautmann vom Ingenieurbüro Funk in der Verbandsversammlung des Abwasserzweckverbands Illertal am Donnerstag im Berkheimer Rathaus. Vor allem die geänderte Vergabeordnung für die noch zu bauenden Pumpwerke in Erolzheim und Kirchdorf beschäftigt die Verantwortlichen. Denn ein Großteil der Arbeiten muss europaweit ausgeschrieben werden, was Zeit kostet. Nun hoffen …mehr:

http://www.schwaebische.de/region_artikel,-Verzoegerung-durch-EU-weite-Ausschreibung-_arid,10612850_toid,110.html

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Flensburg: Stützstrümpfe für alte Abwasserleitungen

Das technische Betriebszentrum lässt baufällige Rohre im „Inliner-Verfahren“ instand setzen. Mehr:

http://www.shz.de/lokales/flensburger-tageblatt/stuetzstruempfe-fuer-alte-abwasserleitungen-id15875011.html

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Leinfelden-Echterdingen: Luftbilder helfen Stadt beim Abwasserpreis

Immer mehr Flächen in L.-E. werden entsiegelt. Das nutzt zwar der Umwelt, kann den Bürgern aber höhere Abwassergebühren bescheren, denn die Einnahmen der Stadtwerke verringern sich dadurch.
Leinfelden-Echterdingen – Umweltsünder werden bestraft, wenn man sie erwischt. Wer sich aber für die Umwelt verdient macht, kommt möglicherweise auch nicht immer ungestraft davon. In Leinfelden-Echterdingen liegt der Pferdefuß in der Stadtentwässerung. Der Abwasserpreis gliedert sich nämlich in die Teile für Schmutz- und Regenwasser. Gerade das Regenwasser kann irgendwann einmal für die Bürger zum Kostenfaktor . Mehr:

http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.leinfelden-echterdingen-luftbilder-helfen-stadt-beim-abwasserpreis.af967a47-8d4d-4250-8d5e-8fbfa3dbf12d.html

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Meßkirch: Noch Platz in der Kläranlage

Mit einer Abwasserstudie wurden Kooperationsmöglichkeiten der Städte und Gemeinden Meßkirch, Sauldorf, Leibertingen, Buchheim, Neuhausen ob Eck und Inzigkofen untersucht. Die Autoren der Studie, die für die nächsten 50 Jahre ausgelegt ist, kommen zum Ergebnis, dass vor allem ein Anschluss der Kläranlage von Bichtlingen an das Meßkircher Klärwerk sinnvoll …mehr:

http://www.suedkurier.de/region/linzgau-zollern-alb/messkirch/Noch-Platz-in-der-Klaeranlage;art372566,1913607

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Stuttgart: Stadt wappnet sich für den Starkregen

Der Zweckverband Hochwasserschutz Körsch plant im Stuttgarter Stadtteil Möhringen zwei Hochwasserrückhaltebecken
Eine 1,10 Meter hohe und 375 Meter lange Wand soll das Klärwerk künftig gegen Hochwasser schützen. Mehr:

http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.hochwasserschutz-in-stuttgart-moehringen-stadt-wappnet-sich-fuer-den-starkregen.e730e9b4-cfd3-4c21-88d5-1188bb210f99.html

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Albstadt: Abwassergebühr – Bürger erhalten Post von der Stadt

Die neuen Bescheide werden am kommenden Samstag an die Albstädter Haushalte zugestellt.
Seit 2010 werden die Abwassergebühren aufgrund eines Urteils des Verwaltungsgerichtshofes Baden-Württemberg (VGH) getrennt nach Schmutz- und Niederschlagswasser erhoben. Auf Grundlage einer Neukalkulation…mehr:

http://www.zak.de/artikel/details/345615/Albstadt-Abwassergebuehr-Buerger-erhalten-Post-von-der-Stadt

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Adelberg: 1,85 Millionen Zuschuss für Adelberg

Adelberg bekommt 1,85 Millionen Euro Zuschuss vom Land für den Bau eines Abwasserkanals zum Klärwerk Marbach-Krettenbachtal.

Adelberg darf sich zu den Millionären zählen: Zum 46. Geburtstag von Bürgermeisterin Carmen Marquardt drückte ihr Baden-Württembergs Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) symbolische 1,85 Millionen Euro in die Hand – zusammen mit einer Flasche vom Lieblingswein des Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann.
Die Fördersumme deckt 80 Prozent der für den Anschluss der Adelberger Abwässer notwendigen Pipeline zum Klärwerk Marbach-Krettenbachtal. Die Adelberger Kläranlage ist marode, eine Sanierung unwirtschaftlich. …mehr:

http://www.swp.de/goeppingen/lokales/landkreis_gp/1_85-millionen-zuschuss-fuer-adelberg-13365569.html

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Bergisch-Rheinische Wasserverband: Sanierung und Ausbau des Hochwasserrückhaltbeckens Düsseldorf-Kalkum

Der Bergisch-Rheinische Wasserverband (BRW) betreibt im Düsseldorfer Norden das 510.000 m³ fassende Hochwasserrückhaltebecken Kalkum.
Das HRB Kalkum gehört zum hydraulisch vernetzen Hochwasserschutzsystem an Anger, Schwarzbach und Kittelbach und ist an neue wasserwirtschaftliche Bemessungsgrundlagen anzupassen. Die Hydro-Ingenieure GmbH wurde durch den BRW mit der Objektplanung und technischen Ausrüstung der Drossel- und Schieberbauwerke am HRB sowie eines Entleerungspumpwerkes in den Leistungsphasen 5 und 6 beauftragt, so dass sich nach erfolgter Planfeststellung nun die Umsetzung der Maßnahme in Vorbereitung befindet.
Bei Fragen stehen Ihnen Herr Dipl.-Ing. (FH) Uwe Rabe unter der Telefonnummer +49 (211) 44991-16 und Herr Dipl.-Ing. Stefan Kreifelts unter der Telefonnummer +49 (211) 44991-19 gerne zur Verfügung.

http://www.hydro-ingenieure.de/sanierung-und-ausbau-des-hochwasserrueckhaltbeckens-duesseldorf-kalkum.html

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Spaichingen: Kläranlage mit Vorbildcharakter

Vorne kommt schmutziges Wasser rein, hinten kommt sauberes Wasser raus: Etwa so funktioniert vereinfacht gesagt eine KläranlageNach ihrer Erweiterung soll sie eine der Modernsten im Landkreis Tuttlingen sein: die Spaichinger Kläranlage. Vom technischen Fortschritt der Baumaßnahmen machen sich 25 Personen vor Ort …mehr:

http://www.schwaebische.de/mediathek_titel,-Klaeranlage-mit-Vorbildcharakter-_toid,650_vidid,124039.html

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Biberach: Erweiterung der Kläranlage könnte teurer werden

Ausschreibungsfehler könnten kalkulierte Kosten übersteigen – Fertigstellung im Herbst 2018
Die Erweiterung der Kläranlage des Abwasserzweckverbands (AZV) Riß bei Warthausen soll im Herbst 2018 beendet sein. Bei den Kosten liegen man derzeit noch im Plan, so der Biberacher Tiefbauamtsleiter Mark Rechmann – angesetzt sind 13,75 Millionen Euro. Verbandsvorsitzender Roland Wersch gab aber in der jüngsten AZV-Sitzung bekannt, dass die Kosten im Lauf des Jahres noch steigen werden.
Grund für die mögliche Kostensteigerung …mehr:

http://www.schwaebische.de/region_artikel,-Erweiterung-der-Klaeranlage-koennte-teurer-werden-_arid,10611610_toid,112.html

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Rheda-Wiedenbrück : Phosphorrecycling in der Region

Die Stadt Rheda-Wiedenbrück hat in Zusammenarbeit mit den Städten Harsewinkel, Gütersloh, Obere Lutter, Verl und Rietberg die Hydro-Ingenieure GmbH mit einer Studie zur aktuellen Klärschlammentsorgungssituation hinsichtlich thermischen Verwertungsmöglichkeiten einschließlich dem Zukunftsszenario des Phosphorrecyclings beauftragt.
Vor dem Hintergrund der sich aktuell verändernden Gesetzgebung und der zukünftigen thermischen Klärschlammverwertung (einschl. Phosphorrecycling) ist eine Marktanalyse sowie eine Wirtschaftlichkeitsbetrachtung der in Frage kommenden Gemeinschaftskonzepte auf einem zentralen Kläranlagenstandort oder alternativ für Individualkonzepte pro Kläranlage aufzuzeigen.
Bei Rückfragen stehen Ihnen Herr Beckhoff unter der +49 (211) 44991-23 und Herr Alt unter der +49 (211) 44991-55 zur Verfügung.

http://www.hydro-ingenieure.de/rheda-wiedenbrueck-phosphorrecycling-in-der-region.html

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Kläranlage Ditzingen: Medikamente bleiben in der Glems

Die 23 Millionen Euro teure, mehrjährige Sanierung der Kläranlage im Nordwesten der Großen Kreisstadt verläuft nach Plan. So modern die Anlage sein wird, so unvollständig wird sie Arznei aus dem Wasser filtern. Technisch wäre dies möglich. Antibiotika sind weiterhin darin zu finden.
Hormone, Antibiotika, Röntgenkontrastmittel, von Nanopartikeln ganz zu schweigen: das in Ditzingen geklärte Wasser wird auch dann all diese Stoffe enthalten, wenn die Kläranlage an der Glems in Ditzingen im Jahr 2018 für rund 23 Millionen Euro saniert sein wird. Allein in diesem Jahr stecken…mehr:

http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.klaeranlage-ditzingen-medikamente-bleiben-in-der-glems.a56b79fb-179e-474b-9494-6bc872e37b48.html

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Kitzingen: Bauausschuss – Technologiepark und Kläranlage

Kläranlage: bald energieautark
Auf dem Weg zur energieautarken Anlage ist das Kitzinger Klärwerk. Die Einrichtung nahe Marktsteft soll eine Photovoltaikanlage bekommen, die auf dem Dach des Betriebsgebäudes errichtet werden wird. Kostenpunkt laut Beschlussvorlage: 185 000 Euro.
Im Jahr 2016 hat das Klärwerk 74 Prozent seines Stromverbrauchs selbst erzeugt. Wenn die neue Anlage den Sonnenstrom anzapft, soll das Ergebnis nahe 100 Prozent liegen.Mehr:

http://www.infranken.de/regional/kitzingen/Bauausschuss-Technologiepark-und-Klaeranlage;art218,2505116#cookie_accepted

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Kusel: Abwasser – Neues Projekt arbeitet über Landesgrenzen hinweg – Einweihung Pumpwerk in Schwarzerden

Rund 1,1 Millionen Euro flossen in das Pumpwerk, das die Kläranlage Schwarzerden ersetzt und die Abwässer aus dem saarländischen Nachbarort zusammen mit den Abwässern aus Reichweiler über Pfeffelbach nach Kusel in die dortige Kläranlage pumpt.
Bauherr des neuen Pumpwerkes ist die Verbandsgemeinde Kusel, betrieben wird es vom Entsorgungsverband Saarland. Die Kosten werden unter beiden Partnern aufgeteilt.
Das neue Pumpwerk war Ende Dezember in Betrieb gegangen und wurde gestern vorgestellt. Über eine Druckleitung entlang der L 349 gelangen die Abwässer nun in den Pfeffelbacher Ortskanal.
KUSEL.TV war vor Ort dabei, die Gäste trafen sich bei -5 Grad …

http://www.kusel.tv/2017/01/abwasser-neues-projekt-arbeitet-ueber-landesgrenzen-hinweg-einweihung-pumpwerk-in-schwarzerden/

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RAHDEN: Kläranlage soll vierte Reinigungsstufe erhalten

Thomas Sürder von der Bezirksregierung Detmold befasst sich mit Kläranlagen und mit dem Gewässerschutz. Anhand von Untersuchungen an den Gewässern sehe man, wie gesund die Deutschen seien, merkt er im Rahdener Betriebsausschuss Wasser/Abwasser an. Mehr:

http://www.nw.de/lokal/kreis_minden_luebbecke/rahden/rahden/21513137_Rahdener-Klaeranlage-soll-vierte-Reinigungsstufe-erhalten.html

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Eppertshausen, Münster und Messel: Abwasser ist bald gemeinsame Angelegenheit

Abwasser ist eine teure Angelegenheit für die Gemeinden. Um es für die Bürger etwas günstiger zu gestalten, kommt es bei der Betriebsführung von Kläranlagen zur interkommunalen Zusammenarbeit. Von Thomas Meier
Eppertshausen beschloss, baldmöglichst eine enge Kooperation mit Münster und Messel einzugehen. Im vergangenen Jahr gab Eppertshausen rund 200 .000 Euro für Erweiterungen und Aufrüstung seiner Kläranlage aus, im Haushalt für 2017 stehen nochmal so viele Gelder

https://www.op-online.de/region/eppertshausen/abwasser-muenster-eppertshausen-messel-bald-gemeinsame-angelegenheit-7307466.html

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Plattling: Südzucker investiert in neue Kläranlage

Mit dem Ziel, das Wasser schneller aufbereiten und in die Isar abführen zu können, will Südzucker eine neue Kläranlage neben der bestehenden Anlage in der Nähe des Damms errichten. Über drei Millionen Euro nimmt das Unternehmen dafür in die Hand. In der Bau- und Umweltausschusssitzung am Mittwoch stellten Betriebsleiter Hans-Peter Pistauer und Daniel Heitkamp das Projekt vor. Nach kurzer Diskussion über den Geruch, der manchmal vom Teichgelände über …mehr:

http://www.pnp.de/region_und_lokal/landkreis_deggendorf/plattling/2378271_Suedzucker-investiert-in-neue-Klaeranlage-Auch-ohne-Geruchsgutachten-stimmt-der-Ausschuss-zu.html

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Heeseberg: Bagger bauen Klärteiche für das neue Projekt zurück

Die Samtgemeinde Heeseberg gestaltet bis Jahresende die alte Kläranlage Söllingen in eine neue zentrale Anlage für alle Orte in der Samtgemeinde um
Seit mehr als zwei Wochen laufen umfangreiche Erdarbeiten auf dem Gelände der Kläranlage in Söllingen. Dort lässt die Samtgemeinde Heeseberg die bestehende Kläranlage…mehr:

https://www.helmstedter-nachrichten.de/helmstedt/schoeningen-suedkreis/article209460769/Bagger-bauen-Klaerteiche-fuer-das-neue-Projekt-zurueck.html

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Ledde: Neue Kläranlage

Knapp 30 Jahre alt ist der Vertrag mit der Stadt Ibbenbüren, Ende 2018 läuft er aus. Wohin dann mit dem Abwasser aus Tecklenburg-Nord und Ledde? Der Werksausschuss hat es einstimmig empfohlen: Die Kläranlage Ledde wird ausgebaut und das Wasser dort behandelt, statt nach Ibbenbüren gepumpt zu werden. Mehr:

http://www.wn.de/Muensterland/Kreis-Steinfurt/Tecklenburg/2657677-Planunterlagen-werden-erstellt-Neue-Klaeranlage-fuer-Ledde

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Westerheim: Kornkohle gibt dem Abwasser den Rest

Westerheims Gemeinderäte begutachten die erweiterte Kläranlage und das gereinigte Wasser
Der Probelauf ist abgeschlossen, Westerheims erweiterte und ertüchtigte Kläranlage läuft und reinigt sehr gut. „Die Kläranlage weist gute Ergebnisse auf. Wir sind mit dem Probelauf sehr zufrieden“, erklärten die Fachingenieure Werner Maier (iat -Ingenieurberatung für Abwassertechnik GmbH aus Stuttgart) und Lukas Oswald (Wassermüller Ulm GmbH). Sie führten die Westerheimer Gemeinderäte durch den Neubau bei der Kläranlage und zeigten ihnen auf, wohin in den vergangenen zwei Jahren rund zwei Millionen Euro geflossen sind.
Die Kläranlage im Pfählerweg bildete in den vergangenen Jahren die größte und teuerste Baumaßnahme, die vielen Bürgern …mehr:

http://www.schwaebische.de/region_artikel,-Kornkohle-gibt-dem-Abwasser-den-Rest-_arid,10602268_toid,353.html

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Böblingen-Sindelfingen: Spurenstoffelimination auf der Kläranlage Darmsheim

In der Verbandsversammlung des Zweckverbands Kläranlage Böblingen-Sindelfingen wurde die Realisierung einer Stufe zur gezielten Spurenstoffelimination auf der Kläranlage Darmsheim beschlossen. Es ist ein Verfahren mit Einsatz von granulierter Aktivkohle vorgesehen.

http://www.koms-bw.de/

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BIELEFELD: Stadt soll ihre Klärwerke ausbauen, weil Mikroschadstoffe die Gewässer belasten

4. Reinigungsstufe: Stadt soll ihre Anlagen ausbauen, weil Mikroschadstoffe aus Medikamenten, Waschmitteln und Pestiziden die Gewässer belasten, und plant eine Versuchsanlage ab Ende 2017 in Heepen…mehr:

http://www.nw.de/lokal/bielefeld/mitte/mitte/21540595_Stadt-soll-ihre-Klaerwerke-ausbauen-weil-Mikroschadstoffe-die-Gewaesser-belasten.html

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Adelberg: neues Mitglied im Abwasserzweckverband

Prall gefüllte Ordner hat Karl Vesenmaier auf seinem Besprechungstisch gestapelt. „Über den Beitritt Adelbergs verhandeln wir immerhin seit mehr als drei Jahren“, erzählt der Bürgermeister von Wäschenbeuren, der gleichzeitig Vorsitzender des Abwasserzweckverbands Marbach-Krettenbachtal ist. Vergangene Woche habe die Verbandsversammlung einstimmig die Aufnahme Adelbergs beschlossen.
Damit wird die Klostergemeinde das vierte Verbandsmitglied neben Wäschenbeuren, Birenbach und Börtlingen. Künftig pumpt Adelberg…mehr:

http://www.swp.de/goeppingen/lokales/landkreis_gp/adelberg-neues-mitglied-im-abwasserzweckverband-14410576.html

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Oberursel: Kläranlage wird modernisiert

Oberursel investiert in diesem Jahr elf Millionen Euro in den Ausbau von Straßen, bestehende Immobilien und die Stadtentwässerung. Während die größte Summe für eine Maßnahme an der Kläranlage draufgeht, von der der Bürger nichts hat, gibt es zahlreiche weitere Projekte, die den Oberurselern zugute kommen.

Wer beim Wort Phosphor zusammenzuckt, denkt wahrscheinlich mit mehr schlechten als rechten Gefühlen an seinen Chemieunterricht zurück. Für die Verantwortlichen der Stadt Oberursel gibt es jedoch noch einen weiteren Grund, sich beim Stichwort Phosphor zu ärgern. Kostet das chemische Element doch, vereinfacht ausgedrückt, die Stadt beziehungsweise deren Eigenbetrieb Bau und Service Oberursel (BSO) Millionen…mehr:

http://www.taunus-zeitung.de/lokales/hochtaunus/vordertaunus/In-diese-Projekte-investiert-Oberursel-elf-Millionen;art48711,2418237

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Pfaffenhofen: an der Glonn erhält bis zu 980.000 Euro

Förderprogramm für Abwassersanierung entlastet Bürger
Die öffentlichen Trink- und Abwasseranlagen stehen für eine hohe Lebensqualität in den bayerischen Gemeinden. Eine der wichtigsten kommunalen Aufgaben ist der Erhalt der entsprechenden Anlagen auf dem Stand der Technik. Darauf wies heute die Bayerische Umweltministerin Ulrike Scharf im Bayerischen Landtag bei der Übergabe eines Förderbescheids aus dem Härtefallprogramm an die Gemeinde Pfaffenhofen an der Glonn hin. „Sauberes Wasser ist unsere Lebensgrundlage. Das Förderprogramm ist ein wichtiger Baustein zum Erhalt von öffentlichen Trink- und Abwasseranlagen. Die Gemeinde Pfaffenhofen an der Glonn geht die Erneuerung ihrer Anlagen im Sinne des Umweltschutzes vorbildlich an. Durch die Förderung werden die Bürgerinnen und Bürger unmittelbar finanziell entlastet. Damit haben wir die Weichen für eine zukunftsfähige Infrastruktur vor Ort gestellt“, so Scharf. In Bayern beziehen über 99 Prozent der Bürger ihr Trinkwasser aus einer öffentlichen Wasserversorgungsanlage. Das Abwasser von rund 97 Prozent der Bürger wird über öffentliche Abwasseranlagen entsorgt. Diese Infrastruktureinrichtungen sind meist das größte Anlagevermögen der Kommunen. Um unzumutbare finanzielle Belastungen von Bürgern und Kommunen bei der Sanierung der Anlagen zu vermeiden, hat das Bayerische Umweltministerium 2016 ein Förderprogramm für Härtefälle aufgelegt. Das Programm ist im Jahr 2017 mit insgesamt rund 40 Millionen Euro für Sanierungen von Abwasserent- und Wasserversorgungsanlagen ausgestattet. Die Gemeinde Pfaffenhofen an der Glonn kann bei planmäßiger Ausführung mit einer Zuwendung von 980.000 Euro rechnen.

Öffentliche Wasserversorgungs- und Abwasseranlagen sind sogenannte „kostenrechnende Einrichtungen“. Sie müssen grundsätzlich ohne zusätzliche Finanzierung von außen kostendeckend betrieben werden. Liegt ein Härtefall für eine Gemeinde vor, kann eine Förderung mit bestimmten festen Pauschalen in Betracht kommen. So gibt es beispielsweise für die Sanierung von Abwasserkanälen 150 Euro pro Meter, für deren kompletten Neubau 300 Euro pro Meter. In besonderen Härtefällen werden höhere Pauschalen gewährt. Die Härtefallförderung geht auf einen Beschluss des Bayerischen Landtags vom Juni 2014 zurück. Die Richtlinien für Zuwendungen zu wasserwirtschaftlichen Vorhaben (RZWas 2016) sind rückwirkend zum 1. Januar 2016 in Kraft getreten. Das Programm ist zunächst auf vier Jahre ausgelegt.

Weitere Informationen zur Förderung wasserwirtschaftlicher Vorhaben unter www.wasser.bayern.de

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Kitzingen: Beim Klärwerk – Energieverbrauch auf Sparflamme

Das Klärwerk Kitzingen lieferte auch 2016 hervorragende Reinigungsleistungen. Und es ist auf dem Weg zur energieautarken Anlage.

as Klärwerk Kitzingen an der Straße nach Marktsteft ist 36 Jahre alt. Dennoch lieferte es auch 2016 „hervorragende Reinigungsleistungen“. Und es ist auf dem Weg zur energieautarken Anlage. Das heißt, es produziert in absehbarer Zeit soviel Strom und Gas, wie es selbst verbraucht….mehr:

http://www.infranken.de/regional/kitzingen/Beim-Klaerwerk-Energieverbrauch-auf-Sparflamme;art218,2450840#no_accepted

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Leverkusen-Bürrig: Zehn Jahre nach dem Skandal -Weiter erhöhte PFT-Werte in NRW-Flüssen

NRW Im Jahr 2006 schockte der PFT-Skandal an der Ruhr ganz NRW. Zehn Jahre später sind die Werte in vielen Gewässern nach wie vor viel zu hoch. Neuartige PFT-Varianten werden zunehmend zum Problem. Ein Stoff, über dessen Giftigkeit wenig bekannt ist, wird immer öfter in hoher Konzentration nachgewiesen.
Zwar ist das Trinkwasser in NRW, auch durch das Programm „Reine Ruhr“ der Landesregierung, deutlich sauberer geworden, doch in vielen Gewässern werden die PFT-Richtwerte zum Teil deutlich überschritten.
So enthielt das Abwasser der industriellen Kläranlage Leverkusen-Bürrig …mehr:

http://www.muensterlandzeitung.de/nachrichten/politik/aktuelles_berichte/Zehn-Jahre-nach-dem-Skandal-Weiter-erhoehte-PFT-Werte-in-NRW-Fluessen;art29862,3184064

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MARL: Sarval baut für 2,3 Millionen Euro eine neue Kläranlage

2,3 Millionen Euro wird die Sarval GmbH (ehemals KFU) in diesem Jahr investieren, um die über 40 Jahre alte Kläranlage auf dem Betriebsgelände an der Rennbachstraße durch eine neue Anlage zu ersetzen.
Das Bremer Unternehmen proaqua wird als Generalunternehmer die neue Kläranlage bauen. Dessen Geschäftsführer Torsten Wätjen beschreibt die geplante moderne biologische Reinigungstechnik als sicherer und vor allem wesentlich effizienter als die der alten Anlage. Wätjen: „Es gibt keine Schwankungsprobleme. Eventuelle Störungen bleiben im Betrieb.“ Die neue Anlage, für die die alte abgerissen wird, erreiche einen Wirkungsgrad von 99 Prozent. Und es werde ein Drittel weniger Energie verbraucht, erklärt Wätjen. Der Reinigungsgrad des Wassers entspreche der „europäischen Badegewässerrichtlinie“.

Nicht nur das Abwasser soll sauberer werden…mehr:
http://www.muensterlandzeitung.de/staedte/marl/Investition-in-die-Zukunft-Sarval-baut-fuer-2-3-Milionen-Euro-eine-neue-Klaeranlage;art105867,3191647

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Hammelburg: Neue Kläranlage entsteht

Schon seit einigen Jahren ist geplant, die Häuser im Weiler Seeshof an eine Kleinkläranlage anzuschließen. Das soll den Bewohner bei der Abwasserentsorgung das Leben leichter machen. Doch mehrmals verzögerte sich das Vorhaben in der Vergangenheit, weil wasser- und förderrechtliche Fragen geklärt werden mussten. Nun ist es aber endlich soweit.
Der Auftrag für die Bauarbeiten ist vergeben. Das Unternehmen Ullrich aus Elfershausen hat den Zuschlag bekommen. Laut Verwaltung sollen die Arbeiten bereits Ende Februar 2017 beginnen – vorausgesetzt natürlich das Wetter spielt mit. Es ist die letzte Abwassererschließungsmaßnahme in …mehr:

http://www.infranken.de/regional/artikel_fuer_gemeinden/Neue-Klaeranlage-entsteht;art154303,2433790

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Volkach: Kläranlage mit Blockheizkraftwerk im kreisrunden Haus

Auf der erneuerten Volkacher Kläranlage läuft so ziemlich alles „rund“. Die Arbeiten an dem knapp sieben Millionen Euro teuren Projekt sind weit fortgeschritten.
Auf der erneuerten Volkacher Kläranlage läuft so ziemlich alles „rund“. Die Arbeiten an dem knapp sieben Millionen Euro teuren Projekt sind weit fortgeschritten. Während auf der einen Seite viel Geld für neue Technik ausgegeben wurde, konnte an manchen Ecken auch gespart werden. So wurde einer der beiden alten Tropfkörper mit einem Durchmesser von über 20 Meter zu einem neuen Betriebsgebäude umgebaut.
In dem kreisrunden „Haus“ ist das neue Blockheizkraftwerk …mehr:

http://www.infranken.de/regional/kitzingen/Klaeranlage-mit-Blockheizkraftwerk-im-kreisrunden-Haus;art218,2416754

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Dinslaken: Emschergenossenschaft modernisiert das Klärwerk

Im Rahmen ihres Generationenprojekts Emscher-Umbau verlegt die Emschergenossenschaft nicht nur die Emschermündung am Stapp, sondern baut auch das Klärwerk Emschermündung (auch KLEM genannt) an der Turmstraße in Dinslaken um – die Betriebsanlage wird zurzeit „fit gemacht“ für das zukünftige Emscher-System, denn mit dem Umbau der Emscher wird sich die Abwasserzuleitung in das Klärwerk…mehr:

http://www.rp-online.de/nrw/staedte/dinslaken/emschergenossenschaft-modernisiert-das-klaerwerk-aid-1.6511269

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Wutöschingen: Kläranlage – Entwarnung nach erhöhten Stickstoffwerten

Die erhöhten Stickstoffwerte in der Kläranlage in Wutöschingen wurden wieder behoben. Grund für den Anstieg waren die Trockenheit der Vergangenheit und das damit fehlende Oberflächenwasser. Das Verfahren der Kläranlage ist einzigartig in Baden-Württemberg.

Erhöhte Stickstoffwerte schlugen dieser Tage Alarm in der Wutöschinger Kläranlage. Die Gemeindeverwaltung vermutete dahinter zunächst unerlaubte Einleitungen von Abwasser, das die Anlage negativ beeinflusst. Nach intensiven Messungen an beiden Einlaufstellen stellte sich jedoch heraus, dass die erhöhten Werte aufgrund der anhaltenden Trockenheit entstanden sind. „Es fehlt definitiv an Oberflächenwasser, welches…mehr:

http://www.suedkurier.de/region/hochrhein/wutoeschingen/Klaeranlage-Entwarnung-nach-erhoehten-Stickstoffwerten;art372627,9074582

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Niederbüren: Abwasserverband Niederbüren setzt V-GEP um

Der Abwasserverband Niederbüren, bestehend aus sechs Gemeinden, setzt seinen Verbands-GEP zusammen mit HOLINGER um. Gemäss Aufgabenkatalog werden die Massnahmen etappiert und koordiniert über mehrere Jahre realisiert. Der Abwasserverband entschied, in der ersten Etappe, die Sonderbauwerke zu sanieren und ans Prozessleitsystem der ARA anzubinden, das Entwässerungsschema zu erarbeiten, die Weiterleitungsmengen zur ARA zu optimieren und den Leitungskataster nach der vereinfachten Datenstruktur Siedlungsentwässerung (VSA-DSS-Mini) zu komplettieren. Damit kann ab 2018 das Entlastungs- und Entleerungsverhalten ausgewertet, modelliert und regelbasiert bewirtschaftet werden. Die weiteren Teilprojekte des Verbands-GEP werden in zwei weiteren Etappen umgesetzt.

http://de.holinger.com/news/details/?L=0&tx_ttnews%5Byear%5D=2016&tx_ttnews%5Bmonth%5D=12&tx_ttnews%5Bday%5D=19&tx_ttnews%5Btt_news%5D=2991&cHash=6902bc5502df1780b262801e094131a3

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Wiesenbronn: Kläranlage bewegt die Gemüter

Auf der Tagesordnung der Wiesenbronner Ratssitzung in diesem Jahr, zu der viele Zuhörer kamen, stand die Sanierung der Kläranlage nicht – trotzdem wurde sie Hauptthema.
Es wurde deutlich, dass sie die Gemüter bewegt. Bürgermeisterin Doris Paul las Mails von Bürgern vor, in denen es um die Kläranlage ging. Darin kam zum Ausdruck, dass bisherige Planungen und vermutlich hohe Kosten für Verwirrung und Unruhe sorgen.
Aus den Mails ging auch hervor, dass manche Bürger nicht verstünden, dass eventuell etwas gebaut werde, was keinen absolut sicheren Bestand für die Zukunft habe und eine Frage lautete: „Wer soll das bezahlen?“ Geäußert wurde der Wunsch nach weiterer Aufklärung zu den beiden möglichen Verfahren von Belebungs- und Tauchkörperanlage …mehr:

http://www.infranken.de/regional/kitzingen/Klaeranlage-bewegt-die-Gemueter;art218,2412239

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Prichsenstadt: Gekippte Kläranlage – Gewerbe-Abwasser mögliche Ursache

Im März 2013 war die biologische Kläranlage in Prichsenstadt gekippt, mit enormen Überschreitungen der Grenzwerte. Nun gibt es mögliche Verursacher..mehr:

http://www.infranken.de/regional/kitzingen/Gekippte-Klaeranlage-Gewerbe-Abwasser-moegliche-Ursache;art218,2396816

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Hannover-Herrenhausen: Erneuerung des Eingangspumpwerks des Klärwerks

Die Dr. Pecher AG hat im Rahmen einer Ingenieurgemeinschaft mit der PFI Planungsgemeinschaft GmbH & Co. KG aus Hannover den Planungsauftrag zur Erneuerung des Eingangsbauwerks des Klärwerks Hannover-Herrenhausen erhalten. Das neue Pumpwerk wird zwei bestehende Pumpwerke ersetzen und vier kommunale Zuläufe aufnehmen. Die betriebliche Situation und die Aufteilung des ankommenden Abwassers auf die zwei Klärwerke Hannover-Herrenhausen und Hannover-Gümmerwald sowie auf die vorhandene Regenwasserbehandlung

http://www.pecher.de/index.php/aktuell/item/78-erneuerung-des-eingangspumpwerkes-des-klaerwerks-hannover-herrenhausen

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Pommersfelden:220 000 Euro für die Kläranlage

Die Kläranlage musste saniert werden. Ursprüngliche Pläne mussten verworfen werden, weil bestimmte Gummis nicht lieferbar waren.
Nach zehnjähriger Betriebszeit war in der Kläranlage des Abwasserzweckverbands Pommersfelden
-Frensdorf einiges verschlissen und musste saniert werden. Vor allem die Belüfterplatten hatten mit den Jahren stark gelitten und mussten ausgetauscht werden.
Ursprünglich sei geplant gewesen, die Belüftergitter…mehr:

http://www.infranken.de/regional/artikel_fuer_gemeinden/220-000-Euro-fuer-die-Klaeranlage;art154303,2395118

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HAUSEN: Es gibt keine Versöhnung

A7-Raststätten: Im Abwasserstreit müssen Richter und Politik ran. Die Mediation zwischen der Gemeinde Hausen und der Tank & Rast GmbH ist gescheitert.
eine Überraschung ist es nicht, aber dennoch eine Enttäuschung und ein Verdruss. Das Mediationsverfahren zwischen der Gemeinde Hausen und der Tank & Rast GmbH ist gescheitert. Der Gemeinderat in Hausen hat beschlossen, den Alternativvorschlag der Tank & Rast zum 2007 ausgehandelten Vertragsentwurf nicht anzunehmen. Es gibt keine gütliche Einigung. Mehr:

http://www.mainpost.de/regional/wuerzburg/Klaeranlagen-Petitionen;art736,9446390

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Wehr: Kläranlage wird städtisch

Der Zweckverband der Kläranlage Wehr wird nach 35 Jahren zum 31. Dezember aufgelöst. Die Verbandsversammlung ebnete am Montagnachmittag den Weg zur Auflösung, nachdem bereits die Gremien der beiden Mitglieder – Gemeinderat und Industrieverband der Wehratal-Industrie – der Trennung zugestimmt hatten. Mehr:

http://www.suedkurier.de/region/hochrhein/wehr/Wehrer-Klaeranlage-wird-staedtisch;art372624,9032250

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Kötachtal: Kläranlage wird saniert

Einen Investitionsbedarf von 4,6 bis 5 Millionen Euro sieht die Expertise im Falle der zu sanierenden Kläranlage Kötachtal vor
Wie hoch ist der Investitionsbedarf für die anstehende Sanierung der Klaranlage Kötachtal? Das sollte ein Werterhaltungskonzept zeigen, das der Zweckverband Abwasserreinigung Kötachtal in Auftrag gegeben hat.
Das Ergebnis hat Ingenieur Jochen Molitor in der Verbandssitzung präsentiert.
Demnach sieht die Expertise einen Investitionsbedarf von 4,6 bis 5 Millionen Euro…mehr:

http://www.suedkurier.de/region/schwarzwald-baar-heuberg/bad-duerrheim/Klaeranlage-Koetachtal-wird-saniert;art372507,9017913

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Isselburg: Klärwerk – CDU und FDP schießen scharf gegen die Verwaltung

Isselburg wird für den Bau des Objekts deutlich mehr bezahlen müssen als geplant. Parteien werfen Bürgermeister vor, nicht genügend aufzuklären.
Die CDU Isselburg findet deutliche Worte: Das städtische Klärwerk sei die „Elbphilharmonie Isselburgs“. Für die Christdemokraten ist klar bewiesen: Bei der Modernisierung und Erweiterung des Isselburger Klärwerks gab es …mehr:

http://www.rp-online.de/nrw/staedte/emmerich/klaerwerk-cdu-und-fdp-schiessen-scharf-gegen-die-verwaltung-aid-1.6446422

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Bad Rothenfelde: INVESTITIONEN SIND NÖTIG

Höhere Wasser- und Abwassergebühren
In seiner ersten Sitzung der neuen Legislaturperiode beschloss der Finanz- und Betriebsausschuss Gebührenerhöhungen für Wasser und Abwasser. Zuvor hatten die Mitglieder Jens Brinkmann (SPD) einmütig zum stellvertretenden Ausschussvorsitzenden bestimmt. Den Vorsitz…mehr:

http://www.noz.de/lokales/bad-rothenfelde/artikel/821156/hoehere-wasser-und-abwassergebuehren-in-bad-rothenfelde

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Raumland: Investition in Kläranlage spart Energie

Eine vergleichsweise höhere Investition in die Modernisierung der Kläranlage Raumland rechnete sich, und zwar zum Wohle des Gebührenzahlers. Davon hat Abwassermeister Jörg Sonneborn den Betriebsausschuss mit einem kurzen, prägnanten und durch Bilder untermauerten Vortrag überzeugt. Unter dem Strich ergibt sich durch energiesparende Maßnahmen und der Umstieg auf eine neue Technik ein Plus von 1600 Euro/Jahr.
Austausch nach 30 Jahren
Jörg Sonneborn erläuterte das alte Belüftungssystem der Belebungsanlage, wobei mithilfe von Kreiseln …mehr:

http://www.derwesten.de/staedte/nachrichten-aus-bad-berleburg-bad-laasphe-und-erndtebrueck/investition-in-klaeranlage-spart-energie-id12400601.html

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Heroldsberg leitet seine Abwässer bald in die Noris

Vereinbarung zwischen den beiden Orten
HEROLDSBERG – Mit einer Unterschrift unter die Vereinbarung zwischen dem Markt Heroldsberg und der Stadt Nürnberg über die gemeinsame Abwasserbeseitigung ging die unsichere Zukunft des Heroldsberger Klärwerks zu Ende. Mehr:

http://www.nordbayern.de/region/erlangen/heroldsberg-leitet-seine-abwasser-bald-in-die-noris-1.5676427?searched=true

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GUNZENHAUSEN: Millionen für den Brombachsee

Zweckverband verabschiedete seinen Haushalt
– Der Zweckverband Brombachsee (ZVB) hat große, millionenteure Aufgaben vor der Brust: Ausbau des See-Camping Langlau. Wakeboardanlage in Absberg, diverse Sanierungen und technische Erneuerungen. Rund 3,6 Millionen Euro gibt der Verband allein im nächsten Jahr dafür aus, weitere 6,8 Millionen für den laufenden Betrieb; alles in allem hat der gerade einstimmig verabschiedete Haushalt ein Volumen von 10,445 Millionen Euro, knapp 1,4 Millionen weniger als heuer. Mehr:

http://www.nordbayern.de/region/wei%C3%9Fenburg/millionen-fur-den-brombachsee-1.5675729?searched=true

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Creußen erhält viel Geld für seine Kläranlage

Innovationspreis ist mit 630 000 Euro dotiert – Neuartiges Rohr-in-Rohr-System spart Sanierungs-Kosten
Gute Ideen und kreative Konzepte werden ausgezeichnet. Creußen will im Ortsteil Lindenhardt das bestehende Mischsystem mit einem neuartigen Rohr-in-Rohr-System zu einem Trennsystem umbauen. Dafür erhält die Kommune vom Freistaat einen Innovationspreis. 630 000 Euro für ein wegweisendes kommunales Konzept…mehr:

http://www.nordbayern.de/region/pegnitz/creussen-erhalt-viel-geld-fur-seine-klaranlage-1.5645507?searched=true

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Waldenbuch: 100 Liter Rapsöl ausgelaufen

Bei einem Unfall in der Kläranlage Waldenbuch am 22. November flossen circa 40 Liter Rapsöl in die Aich. Die Feuerwehr öffnete das Wehr der Anlage, um das Gewässer zu spülen. Fische sind bislang nicht betroffen.
Nach Angaben des Technischen Leiters des Waldenbucher Bauamts, Joachim Russ, hat sich der Vorfall gegen 10 Uhr am 22. November ereignet. „Das Rapsöl war für den Faulturm bestimmt und sorgt dort bei der Gärung für eine höhere Gasanreicherung“, erklärte der städtische Experte. Offenbar war beim Entladen des Tanklastwagens, der über ein Fassungsvermögen von fünf Tonnen verfügte, der Schlauch nicht richtig angeschlossen worden. „Der Einfüllstutzen hat sich in einem Moment gelöst…mehr:

http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.klaeranlage-waldenbuch-100-liter-rapsoel-ausgelaufen.16cdb32a-f1b9-45e9-8090-803eea564bfb.html

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Haselünne: Energie aus Abwasser – moderne Technik in der Kläranlage

Etwas Abwasser und ein paar Klärbecken war vorgestern: Heutige Abwasserreinigungsanlagen sind komplexe technische Systeme. Hinter der achten Tür unseres Adventskalenders liegt das Klärwerk in Haselünne – eine moderne Anlage, die sich via Abwasser quasi energieautark macht.
Ihr aktuelles Erscheinungsbild erhielt die Kläranlage in Haselünne erst …mehr:

http://www.noz.de/lokales/haseluenne/artikel/817970/energie-aus-abwasser-moderne-technik-in-der-klaeranlage-haseluenne

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Hückeswagen: Bestes Jahresergebnis für Wupperverband

In Wuppertal tagte die Verbandsversammlung. Sie besteht aus 101 Delegierten aus Städten, Gemeinden, Kreisen sowie den Unternehmen der Wasserversorgung und Entsorgung sowie weiterer Firmen. Mitgliedsbeiträge bleiben konstant.
Für das Jahr 2016 zieht der Wupperverband ein positives Fazit. „Insbesondere wirtschaftlich war es für den Wupperverband ein sehr gutes Jahr“, sagten die Verbandsratsvorsitzende Claudia Fischer…mehr:

http://www.rp-online.de/nrw/staedte/hueckeswagen/bestes-jahresergebnis-fuer-wupperverband-aid-1.6462565

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Ulm: Nur fünf Kläranlagen in ganz Serbien

Im Steinhäule steht eine der modernsten Kläranlagen Deutschlands, die mit vier Klärstufen den höchsten Standard der Abwasserklärung überhaupt bietet. Weiter unten am Flusslauf läuft dagegen der ganze Dreck in die Donau, die gleichzeitig das Trinkwasserreservoir für Millionen von Menschen ist.
In Serbien gibt es beispielsweise nur fünf (5!) Kläranlagen, in Kroatien sollen es etwa 100 sein, was immer noch „sehr wenige“ sind, wie Heike Burghard gestern vor Vertretern der Medien sagte.
Die promovierte Biologin ist Geschäftsführerin von TCC Danubius mit Sitz in Ulm, die sich zur Aufgabe gemacht hat, dass Abwässer besser gereinigt …mehr:

http://www.swp.de/ulm/lokales/ulm_neu_ulm/nur-fuenf-klaeranlagen-in-ganz-serbien-14074429.html

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Voerde/Hünxe: Moderne Kläranlage für 7,3 Millionen Euro

Der Lippeverband wird in den nächsten Jahren kräftig in den Neubau und die Modernisierung seiner Kläranlagen, Pumpwerke und Deiche investieren. In Voerde sollen die Arbeiten 2018 beginnen.
Der Lippeverband wird in Zukunft wesentlich mehr Investitionen aufwenden, um seine Kläranlagen, Pumpwerke und Deiche fit zu halten. Nicht nur für den Neubau von Anlagen, sondern auch …mehr:

http://www.rp-online.de/nrw/staedte/dinslaken/moderne-klaeranlage-fuer-73-millionen-euro-aid-1.6452624

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Mainz: Die Zukunft der Kläranlage ist energieneutral

„Die Klärschlammverbrennungsanlage ist ein zentraler Baustein für die Energieneutralität der Kläranlage Mainz. Sie wird nach Fertigstellung einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz leisten“, sagte Umweltstaatssekretär Thomas Griese heute beim Besuch des Wirtschaftsbetriebs Mainz.
Kläranlagen seien oftmals die größten Energieverbraucher in Kommunen, erklärte der Staatssekretär. Daher sei es für die Landeshauptstadt entscheidend, die Anlage künftig energieeffizient zu betreiben. Und nicht nur das Klima hat etwas davon: „Die energieneutrale Kläranlage wird auch für stabile Gebühren für Bürgerinnen und Bürger sorgen“, so Katrin Eder, Dezernentin für Umwelt, Grün, Energie und Verkehr der Stadt Mainz.

Die Bauarbeiten für die Klärschlammverbrennungsanlage werden voraussichtlich im kommenden Jahr beginnen. Nach Fertigstellung soll die Anlage rund 37.000 Tonnen Klärschlammtrockenmasse im Jahr verbrennen und so Energie zum Betrieb der Kläranlage bereitstellen. Dazu wird der Klärschlamm der Kläranlage Mainz zunächst im Faulturm vergoren. Das daraus gewonnene Biogas wird in einem nächsten Schritt in bereits vorhandenen Blockheizkraftwerken verbrannt. Neben Strom wird so auch Wärme erzeugt, die künftig zur Trocknung des Klärschlamms der Anlage Mainz sowie weiterer Zulieferer eingesetzt wird. Bei der Verbrennung des Klärschlamms entsteht zusätzliche Wärme, mit der rund 2.000 Mainzer Haushalte versorgt werden sollen.
Zum Hintergrund:

Die Kläranlage in Mainz ist die größte kommunale Kläranlage in Rheinland-Pfalz. Schon vor einigen Jahren hat der Wirtschaftsbetrieb Mainz Studien in Auftrag gegeben, um herauszufinden, wie für das Klärwerk in Mainz eine sichere Klärschlammverwertung bei stabilen Kosten erreicht werden kann. In mehreren Machbarkeitsstudien haben die Fachingenieure einen Lösungsansatz in einer optimierten Verbrennungsanlage mit geringem Eigenbedarf an Strom und Wärme ermittelt.

https://mueef.rlp.de/de/pressemeldungen/detail/news/detail/News/griese-die-zukunft-der-klaeranlage-mainz-ist-energieneutral/

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Südliche Ortenau: Neues Klärbecken bei Kappel ist bis Ende 2017 fertig

Abwasserzweckverband investiert im nächsten Jahr noch einmal fünf Millionen Euro / Neues Klärbecken ist bis Ende 2017 fertig.

Bis zum Oktober des kommenden Jahres will der Abwasserzweckverband (AZV) Südliche Ortenau seine Hausaufgaben erledigt haben. Das heißt: Die Erweiterung der Verbandskläranlage nördlich von Kappel ist dann abgeschlossen. Mehr als sechs Millionen Euro wird der Verband dann in das Projekt gepumpt haben und wähnt die Anlage dann fit für steigende Einwohnerzahlen in den Verbandskommunen (Ettenheim, Kappel-Grafenhausen, Ringsheim, Rust, Mahlberg, Kippenheim) und die Abwässer des geplanten Wasserparks.
Das Wasserpark-Projekt des Europa-Parks und geplante neue Hotel-Anlagen ….mehr:

http://www.badische-zeitung.de/ettenheim/neues-klaerbecken-bei-kappel-ist-bis-ende-2017-fertig–131113333.html

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Essen: Die Kläranlage Kettwig sorgt für sauberes Wasser

Zu Gast in der Kläranlage Kettwig im Rahmen der Serie “ Leben mit der Ruhr „. Mehr:

http://www.derwesten.de/staedte/essen/die-klaeranlage-kettwig-sorgt-fuer-sauberes-wasser-id12375625.htmlkw

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Wehringen steckt Millionen in die Kläranlage

Da auch die Nachbargemeinde Großaitingen stetig wächst, muss die einst preisgekrönte Anlage erneuert werden. Mehr:

http://www.augsburger-allgemeine.de/schwabmuenchen/Wehringen-steckt-Millionen-in-die-Klaeranlage-id39546387.html Von Anja Fischer

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Bad Salzschlirf: Zweckverband Gruppenklärwerk erneuert Abwasseranlagen

Die Bauarbeiten zur Erneuerung des Regenüberlaufbauwerkes in der Bonifatiusstraße haben begonnen. Der Zweckverband Gruppenklärwerk Bad Salzschlirf-Landenhausen rechnet mit Baukosten von 140.000 Euro. Das Entlastungsbauwerk aus dem Jahr 1996 ist technisch veraltet. Ein Regenüberlaufbecken ist ein sogenanntes Entlastungsbauwerk. Nach Regenfällen ist die Kläranlage am Ortsende…mehr:

https://www.fuldainfo.de/bad-salzschlirf-zweckverband-gruppenklaerwerk-erneuert-abwasseranlagen/

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Böblingen: Machbarkeitsstudie zur Klärschlammverbrennung und Phosphorrückgewinnung zeigt spannendes Potential für Verbrennungsanlage in Böblingen

Landrat Bernhard: „Wir wollen jetzt auf die Kläranlagenbetreiber zugehen, um sie für das Projekt zu gewinnen“
Verbandsversammlung des Zweckverbandes Restmüllheizkraftwerkes
Eine vom Zweckverband Restmüllheizkraftwerk (RBB) beauftragte Machbarkeitsstudie hat ergeben, dass eine Klärschlammverbrennung und Phoshporrückgewinnung am Standort des Restmüllheizkraftwerkes (RMHKW) in Böblingen gute Chancen auf eine wirtschaftliche Umsetzung habe. Dies gaben die Verantwortlichen des RBB in der letzten Verbandsversammlung im Landratsamt in Böblingen am Freitag (25. November) bekannt. Mit einer solchen Anlage für Klärschlämme könnte nochmals mehr Fernwärme am Standort des RMHKW erzeugt werden.
„Wie in der Vergangenheit auch, wollen wir mutig voran gehen und bei neuen Entwicklungen prüfen, ob wir diese zum Nutzen der Verbandspartner einsetzen können“, so der Vorsitzende des Zweckverbandes Landrat Roland Bernhard. „Die Machbarkeitsstudie zeigt auf, dass wir hier noch genauer hinschauen sollten.“ Klärschlämme sollen künftig nicht mehr, wie es heute bundesweit noch häufig der Fall ist, in der Landwirtschaft oder im Landbau ausgebracht werden.
Gleichzeitig soll der wertvolle Nährstoff Phosphor aus dem Klärschlamm als Rohstoff wiederverwendet werden. Eine bundesgesetzliche Regelung dazu soll Mitte 2017 in Kraft treten. In Baden-Württemberg geht fast der gesamte Klärschlamm in die Verbrennung, ganz überwiegend zur Mitverbrennung in Kohlekraftwerke oder
Zementwerke. Dieser Weg werde laut RBB nach der künftigen Gesetzeslage nicht mehr möglich sein.
Die jetzt vorgestellte Studie zeigt, dass sich im näheren und mittleren Entfernungsbereich um Böblingen eine erhebliche Anzahl von Großkläranlagen befindet, die ihren Klärschlamm noch verbrennen. Im Durchschnitt haben die untersuchten Kläranlagen im mittleren und südlichen Baden-Württemberg mit einem Aufkommen von rund 700.000 Tonnen Klärschlämmen jährlich einen Phosphoranteil von fast 16 Prozent. „Das Interesse für eine Klärschlammanlieferung und -verbrennung in Böblingen dürfte bei vielen großen Kläranlagen gegeben sein“, glaubt der Geschäftsführer des RBB Wolf Eisenmann. Der Landrat Roland Bernhard ergänzt: „Wir wollen jetzt auf die Kläranlagenbetreiber zugehen, um sie für das Projekt zu gewinnen.“

Die Autoren der Studie kommen zum Ergebnis, dass die Wirtschaftlichkeit einer Klärschlammmonoverbrennungsanlage am Standort Böblingen bei einem Durchsatz von 100.000 Tonnen Klärschlamm pro Jahr aufgrund der Synergien am Standort des Restmüllheizkraftwerkes mit einem Preis von voraussichtlich rund 50 Euro netto pro Tonne Klärschlamm sehr attraktiv sei. Hinsichtlich des Phosphorrecyclings aus der Klärschlammasche gibt es laut Studie mehrere Verfahren, die große Fortschritte gemacht haben und kurz vor dem großtechnischen Durchbruch stehen. Damit könne erwartet werden, dass solche Verfahren bis zur Realisierung der Klärschlammmonoverbrennung durch RBB zur Verfügung stehen. Platz sei genügend vorhanden, deshalb empfiehlt die Studie das Projekt weiter zu verfolgen. Sollte sich das Phosphorrecycling realisieren lassen, würde das den Preis bei kostenneutraler Ascheentsorgung sogar auf 43 Euro netto pro Tonne reduzieren.

Die Machbarkeitsstudie wurde vom Institut für Siedlungswasserbau, Wassergüte und Abfallwirtschaft der Universität Stuttgart durchgeführt. Die Kosten von knapp 70.000 Euro wurden zu 60 Prozent vom Umweltministerium Baden-Württemberg gefördert. Für RBB sind diese Überlegungen nicht ganz neu. Bereits in den 1990er Jahren und Anfang der 2000er Jahre hatte RBB Überlegungen dazu angestellt, die damals aus wirtschaftlichen Gründen gescheitert waren. Das Thema Klärschlammverbrennung und -trocknung schien damit für RBB endgültig erledigt. Stattdessen wurde dort 2007/2008 die Biomasseverbrennung für Feinholz errichtet.

http://lrabb.de/site/LRA-BB-Desktop/get/params_E2025080501/13809872/16pm362-Kl%C3%A4rschlamm-Studie%20RMHKW.pdf

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Wehr: Stadt übernimmt Industriekanal

Mitglieder beschließen die Auflösung des Zweckverbandes Kläranlage / Landratsamt muss noch grünes Licht geben.
Ebenso wie die industrielle Blütezeit der Textilverarbeitung in Wehr, gehört nun auch der Zweckverband Kläranlage der Geschichte an. In einer öffentlichen Sitzung stimmten die Mitglieder des Zweckverbandes am Montag geschlossen für dessen Auflösung – diese ist schon seit 2012 Thema.
Der Grund für die Auflösung
Durch die Stadt Wehr verlaufen zwei voneinander getrennte Kanalsysteme – eines für die kommunalen Abwässer, das andere, aus Steingut, für die aggressiven Industrieabwässer. Seit der Schließung…mehr:

http://www.badische-zeitung.de/wehr/stadt-uebernimmt-industriekanal–130690180.html

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EVS: Saar-Grüne kritisieren Sanierungsstau im kommunalen Abwasserkanalnetz

Die Grünen im saarländischen Landtag haben den Sanierungsstau im saarländischen Abwasserkanalnetz kritisiert. „Im Saarland fehlt an allen Ecken und Enden das Geld zum Erhalt der Infrastruktur. Das gilt auch für die Abwasserkanäle“, erklärte der Fraktionsvorsitzende…mehr:

http://www.euwid-wasser.de/news/politik/einzelansicht/Artikel/saar-gruene-kritisieren-sanierungsstau-im-kommunalen-abwasserkanalnetz.html

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Dippoldiswalde: 223 000 Euro für Abwasserreinigung

Kläranlage und Kanäle in Dippoldiswalde sind in die Jahre gekommen. Nun sind Investitionen notwendig.
Der Abwasserbetrieb Dippoldiswalde plant für das kommende Jahr Investitionen von rund 223 000 Euro für die Kanäle im Stadtgebiet und in die Kläranlage Seifersdorf. Das geht aus dem Wirtschaftsbericht für das kommende Jahr hervor, der …mehr:

https://www.sz-online.de/nachrichten/223000-euro-fuer-abwasserreinigung-3543585.html

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Hammelburg: Drei neue Orte für den Abwasserzweckverband

Das Einzugsgebiet der Hammelburger Kläranlage dehnt sich aus.
Künftig entsorgen auch die Orte Poppenroth, Schlimpfhof und Albertshausen dort ihr Abwasser. Die Stadt Bad Kissingen und der Markt Oberthulba schlossen mit dem Abwasserzweckverband (AZV) Thulba-Saale eine Zweckvereinbarung. Bis das erste Abwasser tatsächlich nach Hammelburg fließt, wird es aber…mehr:

http://www.bing.com/news/search?q=Hamelburg+kl%c3%a4ranlage&qpvt=Hamelburg+kl%c3%a4ranlage&FORM=EWRE

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Groß Oesingen: Oesinger Abwasser fließt nach Wesendorf

Der Wasserverband Gifhorn plant eine Großinvestition. Die Klärteiche in Groß Oesingen sollen an die Kläranlage in Wesendorf angeschlossen werden. Das Investitionsvolumen beträgt laut Wasserverbands-Geschäftsführer Andreas Schmidt insgesamt rund 1,4 Millionen Euro. Mehr:

http://www.waz-online.de/Gifhorn/Wesendorf/Oesinger-Abwasser-fliesst-nach-Wesendorf

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Leipzig: Den Lokus in den Fokus rücken

Leipzig bietet mit einer Ausstellung einen Einblick in die Geschichte der Toilette. Da landet vieles, was dort nicht hingehört.
Am Samstag war Welttoilettentag. Was lustig klingt, hat einen ernsten Hintergrund: Weil 2,5 Milliarden Menschen weltweit nicht über ausreichende sanitäre Einrichtungen verfügen, machen die Vereinten Nationen einmal im Jahr besonders auf diesen Missstand aufmerksam. Während die Vereinten Nationen gemeinsam mit Organisationen für eine Verbesserung der sanitären Grundversorgung eintreten, geht es in westlichen Ländern eher um die Sensibilisierung der Bevölkerung hinsichtlich der Toilettennutzung.

„Auch wenn unsere Abwassersysteme auf einem sehr hohen Stand sind, läuft auf unseren stillen Örtchen selbst nicht alles optimal. Vor allem landen Dinge im Klo und damit auch in der Kanalisation..mehr:

https://www.zfk.de/wasserentsorgung/abwasser/artikel/den-lokus-in-den-fokus-ruecken.html

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Schwörstadt: Kläranlage wird deutlich teurer

Der Abwasserzweckverband befasst sich mit der Erweiterung der Kläranlage in Schwörstadt. Statt 3,3 Millionen werden Kosten von 4,1 Millionen Euro veranschlagt.
Nach Jahren der Planung folgt nun die Umsetzung: Der Erweiterung und Verbesserung der Kläranlage in Schwörstadt steht nichts mehr im Wege. Im März soll die Vergabe der Bauarbeiten erfolgen. Eine Kröte mussten die Mitglieder des Abwasserzweckverbands…mehr:

http://www.suedkurier.de/region/hochrhein/schwoerstadt/Klaeranlage-in-Schwoerstadt-wird-deutlich-teurer;art372618,9000876

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Bad Salzuflen: Klärwerk mit innovativem Energiekonzept

Die Stadtwerke Bad Salzuflen installieren im Auftrag der Stadt Bad Salzuflen eine große Photovoltaikanlage auf dem Gelände des städtischen Klärwerks. Für die Stadt eine wichtige Basis, um Energie einzusparen und langfristig kalkulieren zu können. Darüber hinaus reduziert der Einsatz umweltfreundlicher Technologien den Schadstoffausstoß entscheidend. Die Anregung zum Bau der Anlage kam von einem Mitarbeiter der Stadt Bad Salzuflen.Mehr:

https://www.salzstreuner.de/2016/11/bad-salzuflens-klaerwerk-mit-innovativem-energiekonzept/

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Delbrück: Kläranlage ist zu klein

Betriebsausschuss: Bedarfsanalyse zur Sanierung und zum Ausbau vorgestellt. Kosten könnten sich je nach Variante auf 6,3 oder 12,3 Millionen Euro belaufen
Die Vertreter des Delbrücker Betriebsausschusses sahen sich am Donnerstagabend mit einer gewaltigen Investitionssumme konfrontiert. Mehr:

http://www.nw.de/lokal/kreis_paderborn/delbrueck/delbrueck/20990697_Delbruecks-Klaeranlage-ist-zu-klein.html

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Weil der Stadt: Das Mammut-Projekt Kläranlage

Der Gemeinderat gibt grünes Licht für den knapp vier Millionen Euro teuren Ausbau.
Wie eine Operation am offenen Herzen – dazu noch unter erschwerten Bedingungen – wird die Erweiterung der Kläranlage in Weil der Stadt ablaufen. Denn zwei neue Belebungs- und ein weiteres Nachklärbecken sowie zusätzliche Einrichtungen müssen gebaut werden, während die Anlage an der Würm weiter die Abwässer von rund 9000 Menschen..mehr:

http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.weil-der-stadt-das-mammut-projekt-klaeranlage.df949395-dba7-4d95-9ca2-834208394a43.html

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STAMMHEIM/WIPFELD: Neue Elektrotechnik für die Kläranlage

Große Investitionen hat der Zweckverband Abwasserbeseitigung „Stammheim-Gruppe“ mit den Mitgliedsgemeinden Kolitzheim, Röthlein und Wipfeld im kommenden Jahr zu schultern. Für die Erneuerung der Technik der Stammheimer Kläranlage fallen rund 255 000 Euro an. Die Anschaffung einer Phosphatfällstation kostet weitere 50 000 Euro.

Mehr: http://www.mainpost.de/regional/schweinfurt/Elektronik-und-Elektrotechnik-Investitionen-Klaeranlagen;art769,9390363

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Grevenbroich: Erftverband prüft Wasser auf Chemikalien

Der Erftverband untersucht, wie hoch die Konzentration von Mikroschadstoffen aus Medikamentenrückständen oder Industriechemikalien in der Erft ist. Regelmäßig werden an den Grevenbroicher Kläranlagen Proben gezogen.
Sie sind mit dem bloßen Auge nicht sichtbar, doch sie beschäftigen den Erftverband: Mikroschadstoffe. Der Verband untersucht …mehr:

http://www.rp-online.de/nrw/staedte/grevenbroich/erftverband-prueft-wasser-auf-chemikalien-aid-1.6369632 Von Carsten Sommerfeld

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Giengen: Großes Giengener Salzlager – Der Rohbau ist fertig

Auf dem Gelände der Kläranlage werden mit dem Neubau eines Salzlagers und der Einrichtung einer neuen Photovoltaikanlage zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Mehr:

http://www.swp.de/heidenheim/lokales/giengen/grosses-giengener-salzlager_-der-rohbau-ist-fertig-13953312.html

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Xanten: Dreckwasser marsch in Richtung Kläranlage Hönnepel

Wenn Vynener und Marienbaumer künftig schmutzige Wäsche waschen oder die Klospülung betätigen, fließt das verbrauchte Wasser in die Kläranlage Kalkar-Hönnepel. „Abwasser ist ein Thema, das unbedingt geklärt werden muss“, kalauerte Xantens Bürgermeister Thomas Görtz zur Fertigstellung der Pumpanlage in Vynen, dem ehemaligen Klärwerk.

http://www.rp-online.de/nrw/staedte/xanten/dreckwasser-marsch-in-richtung-klaeranlage-hoennepel-aid-1.6357357

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Wernau: Kläranlage wird vor Hochwasser geschützt

Durch den Naturschutz verzögert sich der Bau eines Dammes. Die Stadt will nun übergangsweise auf einen mobilen Schutz mit Kunststoffschläuchen zurückgreifen. Mehr:

http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.wernau-klaeranlage-wird-vor-hochwasser-geschuetzt.3d847349-513b-4932-a43c-6d8ff99d75f0.html

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Glückstadt: Stadtentwässerung plant Windrad

Die Stadtentwässerung Glückstadt will auf ihrem Klärwerksgelände am Sperforkenweg eine Windenergieanlage errichten. Das öffentlich-rechtliche Unternehmen will selber Strom produzieren. Die Kläranlage hat einen Strombedarf von zirka 991 000 Kilowattstunden. Mehr als 50 Prozent der erzeugten Energie sollen für den eigenen Verbrauch genutzt werden.
Ziel ist auch, sich aktiv an der Energiewende zu beteiligen, heißt es von Seiten des Abwasserzweckverbandes Südholstein, …mehr:

http://www.shz.de/lokales/norddeutsche-rundschau/stadtentwaesserung-plant-windrad-id15190166.html

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Herbolzheim: Wissen und Erfahrung austauschen

Wie können deutsche Kommunen strukturschwachen griechischen Gemeinden helfen?
Im Jahr 2010 hat Bundeskanzlerin Angela Merkel mit dem damaligen griechischen Ministerpräsidenten Giorgos Papandreou eine umfassende Zusammenarbeit, auch in Arbeitsfeldern wie Wasser und Abwasser oder Aufbau von Feuerwehren vereinbart, die in Deutschland typische Aufgaben der Kommunen sind. Teil der Zusammenarbeit ist ein Wissenstransfer zwischen deutschen und griechischen Gemeinden, in der Regel getragen von aktiven…mehr:

http://www.badische-zeitung.de/herbolzheim/wissen-und-erfahrung-austauschen–129645568.html

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Schwäbisch Hall: Gewinn aus Vorjahren sorgt für konstante Abwassergebühren

Der Eigenbetrieb Abwasserbeseitigung darf langfristig weder Gewinn noch Verlust machen. Die Gebühren werden sich erst einmal nicht ändern.
Schwäbisch Hall führte vor sechs Jahren die gesplittete Gebühr ein: Wasser, das durch den Ausguss in Richtung Kläranlage fließt, wird mit einem anderen Gebührensatz berechnet als der Niederschlag, der über Dachflächen den Weg in Richtung Kanäle nimmt. Diese Änderung war bundesweit erforderlich, da ein Gericht…mehr:

http://www.swp.de/schwaebisch_hall/lokales/schwaebisch_hall/gewinn-aus-vorjahren-sorgt-fuer-konstante-abwassergebuehren-13960952.html

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Ruhrverband optimiert die Kläranlage Menden

Umbauten für 1,2 Millionen Euro senken Stromverbrauch um 15 Prozent
Essen/Menden – Mit umfangreichen Umbauten der Kläranlage in Menden schlägt der Ruhrverband laut einer aktuellen Pressemitteilung gleich zwei Fliegen mit einer Klappe: Der Gewässerschutz wird verbessert und der Energieverbrauch deutlich minimiert. Das Wasserwirtschaftsunternehmen, das 66 Kläranlagen im Einzugsgebiet der Ruhr betreibt, investierte rund 1,2 Millionen Euro. Eine neue Trennwand im Belebungsbecken sorgt für einen verbesserten Strömungseffekt. Mehr:

http://www.come-on.de/kreis-mk/ruhrverband-optimiert-klaeranlage-menden-umbauten-millionen-euro-senken-stromverbrauch-prozent-6856067.html

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Renningen: Kostbares Gut am Ende der Abwasserleitung

Phosphor ist die Basis für Düngemittel und ein grundlegender Baustein für alles, was lebt. Und er lässt sich nicht künstlich herstellen. Das städtische Klärwerk bekommt deshalb eine Anlage, die das wertvolle Element aus dem Klärschlamm holt.

Neue Wege beschreitet die Stadt Renningen mit ihrem Klärwerk. Dort entsteht für 1,4 Millionen Euro eine Anlage zur Gewinnung von Phosphor – genauer: mineralischem Phosphordüngergranulat – aus dem Klärschlamm. Diesen Monat nimmt das Aggregat den Probebetrieb… Mehr:

http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.renningen-kostbares-gut-am-ende-der-abwasserleitung.3dcd27cc-71f7-4760-9736-8098e8714d7e.html

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Hergolshausen: Pfui-Rufe im Gemeinderat

Dass war dem brisanten Thema geschuldet, dass der Gemeinderat bei seiner jüngsten Sitzung auf großer Bühne in der Turnhalle der DJK-Hergolshausen tagte. Es sollte die Entscheidung fallen, wie es mit der veralteten Teichkläranlage in dem kleinsten Ortsteil weitergeht. Deren wasserrechtliche Genehmigung läuft Ende des Jahres aus.
Beschlussvorschlag von Bürgermeister Peter Pfister war, die bestehende Teichkläranlage in Hergolshausen zur SBR-…mehr:

http://www.mainpost.de/regional/schweinfurt/Klaeranlagen-Sozialer-oder-politischer-Protest-Wasserwirtschaftsaemter;art763,9412478

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Lindau: Hersteller bieten Lindau Anlagen für Klärschlamm an

LZ-Bericht löst viele Anfragen renommierter Anbieter aus
Lindau dik Sehr interessante Angebote für die Verwertung von Klärschlamm seien bei den Garten- und Tiefbaubetrieben (GTL) eingegangen. Möglicherweise werde ein Hersteller Lindau schon zu Beginn des neuen Jahres eine solche Anlage quasi kostenfrei errichten, sagte Hans Schupp, Sachgebietsleiter Abwasserwirtschaft, im jüngsten GTL-Werkausschuss auf Anfrage von Max Strauß (BL). Mehr:

http://www.schwaebische.de/region_artikel,-Hersteller-bieten-Lindau-Anlagen-fuer-Klaerschlamm-an-_arid,10555310_toid,441.html

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Lahr:Technologieforum zum Thema »Abwasserreinigung« in Lahr

Fachleute diskutierten über Verfahren zur Elimination von Spurenstoffen und Medikamentenrückständen
Rund 130 Fachleute aus Deutschland und der Schweiz diskutierten am Donnerstag im Rahmen eines Technologieforums in Lahr über die Elimination von Spurenstoffen und Medikamentenrückständen aus dem Abwasser. Höhepunkt des Tagungsprogramms war eine Besichtigung der neuen Reinigungsstufe der Kläranlage Lahr.
Dass der Eintrag von Spurenstoffen in Gewässer ein Problem ist, wird kaum noch bestritten. Organische Reststoffe und Medikamentenrückstände sollten im Rahmen der Abwasserbehandlung in den Kläranlagen möglichst weitgehend eliminiert werden. Die technische Umsetzung steht aber noch ganz am Anfang.

Baden-Württemberg ist Spitze
Baden-Württemberg nimmt hier eine absolute Spitzenposition ein. Mit Nachdruck wird im Land die Nachrüstung der Kläranlagen mit einer vierten Reinigungsstufe vorangetrieben. Elf Abwasserbehandlungsanlagen im Land wurden bisher nachgerüstet, darunter auch die Kläranlage Lahr, die als erste eine Aktivkohle-Adsorption mit nachgeschalteten Tuchfiltern in Betrieb genommen hat.

Um den wissenschaftlichen und technischen Fortschritt voranzutreiben, wurde 2012 das Kompetenzzentrum Spurenstoffe (KomS) gegründet, das dem Austausch zwischen Wissenschaftlern, Betreibern und Anlagenherstellern dient, aber auch der Erörterung möglicher Verfahren. Genau hier setzte auch das mittlerweile siebte Technologieforum von KomS an, das am Donnerstag in Lahr tagte.

Ozon oder Aktivkohle – oder beides?
Rund 130 Fachleute aus ganz Deutschland und der Schweiz diskutierten über Verfahrensfragen, den den Einsatz von Ozon oder Aktivkohle, die in einer ganzen Reihe von Vorträgen erörtert wurde. Wo liegen die Vorteile des Ozonverfahrens, wo die der auch in Lahr angewandten Aktivkohle-Adsorption (PAK)? Liegt der Königsweg gar in einer Verknüpfung der beiden Verfahren, die nun erstmals auf der Großkläranlage der Stadt Basel erprobt werden soll? Was ist beim Bau zu beachten, welche Technik soll zum Einsatz kommen? Auch hier gibt es Unterschiede. Auf den meisten Anlagen kommt unabhängig vom Verfahren selbst ein nachgeschalteter Sandfilter zum Einsatz. In Lahr wurden dagegen Tuchfilter eingebaut, um Platz und Kosten zu sparen.

Bilanz lässt aufhorchen
Die von Kläranlagenleiter Gereon Anders vorgelegte Bilanz der ersten 15 Monate, lässt zumindest aufhorchen. Die Baukosten fallen deutlich niedriger aus als bei einem Sandfilter. Die in Lahr mit jährlich rund 25 000 Euro kalkulierten Betriebskosten können wohl deutlich nach unten korrigiert werden. Die nach einem Jahr geplante Reinigung der Filter wurde ausgesetzt, die erwartete Lebensdauer von 5 auf 10 Jahre nach oben korrigiert.
Das in den Nachmittagsstunden intensiv diskutierte Thema stand am Ende auch im Zentrum einer Fachexkursion auf der Kläranlage selbst. Gereon Anders, seine Mitarbeiter und die für den Bau zuständigen Planer erläuterten den in vier Gruppen aufgeteilten Tagungsteilnehmern die Arbeitsweise der vierten Reinigungsstufe.

Autor:
Jürgen Haberer
http://www.bo.de/lokales/lahr/technologieforum-zum-thema-abwasserreinigung-in-lahr

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Ilshofen: Betreutes Klären in Ilshofen

Abwasserbehandlung RBS wave bringen Ilshofener Kläranlagen auf Vordermann.
Die Stadt Ilshofen hat die Kläranlagenbetreuung dem Dienstleistungsunternehmen RBS wave übertragen. Zuständiger Ingenieur ist seit kurzem Stefan Schölpple. Er hat bereits alle vier Kläranlagen der Gemeinde Ilshofen unter die Lupe genommen und durch Reparaturen und Nachbesserungen …mehr:

http://www.swp.de/schwaebisch_hall/lokales/schwaebisch_hall/betreutes-klaeren-13967768.html

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Grettstadt bittet für Kläranlage zur Kasse

Die neue Kläranlage läuft auf Hochtouren. Infolge zahlreicher Investitionen in die Grettstädter Abwasseranlagen wurden nun die Herstellungs- und Verbesserungsbeiträge angepasst. Mehr:

http://www.mainpost.de/archiv/

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Fürther Kläranlage: Topfit mit 100 Jahren

FÜRTH – Worüber viele die Nase rümpfen, ist in Wirklichkeit der wertvollste Teil von Fürth. Nichts lässt sich die Kommune mehr kosten als ihre Kläranlage samt Kanalisation. 22 Millionen Euro jährlich investiert sie in die Abwasserreinigung. Und das aus gutem Grund, denn wenn die stinkende Brühe nicht unschädlich gemacht wird, darf die Stadt nicht weiter wachsen. 100 Jahre alt wird heuer die Hauptkläranlage an der Erlanger Straße – ein Jubiläum, das am Sonntag mit einem Tag der offenen Tür gefeiert wird. Mehr:

http://www.nordbayern.de/region/fuerth/further-klaranlage-topfit-mit-100-jahren-1.5564838?searched=true

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Ehekirchen: Die Zentralkläranlage kommt

(lm) Mit einer erwarteten Investitionssumme von 5,7 Millionen Euro brachte der Gemeinderat Ehekirchen am Dienstag die neue Zentralkläranlage auf den Weg. Bis auf Haselbach und Ried, wo es weiterhin bei Hauskläranlagen bleiben soll, werden sämtliche Ortsteile daran angeschlossen.

Ehekirchen: Gemeinderat Ehekirchen beschließt 5,7 Millionen teure Investition in die Abwasserreinigung – Lesen Sie mehr auf:

http://www.donaukurier.de/lokales/neuburg/Ehekirchen-Die-Zentralklaeranlage-kommt;art1763,3283064#plx30964981

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LANGENAU: Anschluss ans Steinhäule wieder im Gespräch

Wird Abwasser aus dem Raum Langenau doch ins Klärwerk Steinhäule nach Neu-Ulm gepumpt? Womöglich lässt das Land diese Variante das prüfen
Im nächsten Jahr laufen die abwasserrechtlichen Genehmigungen der Klärwerke in Bernstadt, Neenstetten, Setzingen und Asselfingen aus. Der Betrieb der Kläranlage der Stadt Langenau wird schon jetzt nur noch geduldet. Wie und unter welchen Voraussetzungen die Anlagen dauerhaft weiterbetrieben werden können, ist noch unklar, eine Abwasserkonzeption für die gesamte Raumschaft in Arbeit. Mehr:

http://iphoneapp.hz-online.de/ulm/lokales/alb_donau/Anschluss-ans-Steinhaeule-wieder-im-Gespraech;art1222881,4027033

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BAD SÄCKINGEN: Neue Maschinen für Kläranlage

Investitionen zur Entwässerung von Schlamm in Bad Säckingen.
Die Kläranlage in Bad Säckingen bekommt einen neue Schlammentwässerungsmaschine samt Klärschlammverladung. Das hat der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung beschlossen. Der Neubau der Klärschlammverladung soll 300 000 Euro kosten, die Erneuerung der Entwässerungsmaschine 280 000 Euro.

Der Abwasserverband Stein, Münchwilen, Eiken und Sisseln wird mit einem Anteil von etwa 45 Prozent an den Kosten beteiligt mehr:

http://www.badische-zeitung.de/bad-saeckingen/neue-maschinen-fuer-klaeranlage–129656134.html

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Bad Laer: 2,5 MILLIONEN EURO FÜR ERWEITERUNG

Klärwerk in Bad Laer am Limit
Das Klärwerk ist zu klein. Noch konnte die Betreiberfirma aus Wolfenbüttel die Menge noch händeln. Doch wenn die Gemeinde noch mehr Wohngebiete ausweist, ist die Kapazität bald erschöpft. Die Kläranlage muss daher erweitert werden.
Die Frage, mit dem sich die Mitglieder des Bauausschusses befasst haben, war nicht das „ob“ – es war das „wie“. „Man sieht an den Zahlen, dass wir da etwas machen …mehr:

http://www.noz.de/lokales/bad-laer/artikel/792680/klaerwerk-in-bad-laer-am-limit-1#gallery&0&0&792680

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Stuttgart: Wärme aus der Kloake

Abwasser ist auch im tiefsten Winter bis zu 15 Grad warm. In Stuttgart wird nun ein Neubauviertel mit Energie aus der Kanalisation versorgt. Deutschlandweit könnten bis zu vier Millionen Haushalte so heizen.
Den Stöpsel der Badewanne gezogen, und schon verschwinden 120 Liter warmes Wasser in der Kanalisation. Nudelwasser abgießen: drei Liter, fast noch kochend. Auch aus dem Geschirrspüler flutet..mehr:

http://www.spiegel.de/wissenschaft/technik/waerme-aus-abwasser-gewinnen-die-nudelwasser-heizung-a-1119345.html

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Achberg: 70 Kilogramm Tücher verstopfen Kanal

Zudem beschädigen sie in Achberg Abwasserpumpen und sorgen für höhere Gebühren
Wegen feuchter Toilettentücher müssen die Achberger wohl bald mehr Abwassergebühren zahlen. Schon seit einigen Jahren sorgen die Hygienetücher für Ärger.
Sie sind aus Vlies und, anders als normales Toilettenpapier, zersetzen sie sich nicht, wenn sie nass werden und in der Toilette heruntergespült werden. Denn nur so können die Hersteller sie mit Essenzen tränken, die nach …mehr:

http://www.schwaebische.de/region_artikel,-70-Kilogramm-Tuecher-verstopfen-Kanal-_arid,10558096_toid,708.html

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Georgsmarienhütte: TREFFEN DER KLÄRANLAGENBETREIBER

Wenn aus Klärschlamm Phosphor-Dünger wird
Wo geklärt wird, bleibt am Ende Schlamm über. Viel Schlamm. Die meisten Kläranlagenbetreiber eint damit ein Problem: Wohin damit? In Georgsmarienhütte fand jetzt die zweite Regionalveranstaltung des Norddeutschen Netzwerkes Klärschlamm statt.
36 Kläranlagenbetreiber von Glandorf bis zur Küste trafen sich auf Initiative der Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall (DWA)…mehr:

http://www.noz.de/lokales/georgsmarienhuette/artikel/798452/wenn-aus-klaerschlamm-phosphor-duenger-wird

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Waigolshausen: Gemeinderat hält Kläranlagenanschluss nach Waigolshausen für beste Lösung

Nicht erfüllt hat sich die Erwartung der Hergolshäuser, dass eine eigene SBR-Kläranlage mit einem Bruchteil der Anschlusskosten an Waigolshausen realisiert wird. Der Rat gab ein klares Votum für den Anschluss nach Waigolshausen ab. Mehr:

http://www.mainpost.de/regional/schweinfurt/Klaeranlagen;art763,9412451

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Kupferzell: Gutachten rät von Zusammenlegung ab

Kläranlagen in Kupferzell werden auf den neuesten Stand gebracht. Die Abwasseranlagen in Kupferzell bleiben weiterhin getrennt. Die Hauptkläranlage und die Kläranlage Süd werden in zwei Jahren saniert und erweitert und nicht zusammengelegt. Mehr:

http://www.swp.de/schwaebisch_hall/lokales/schwaebisch_hall/gutachten-raet-von-zusammenlegung-ab-13989108.html

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Einhart: Kapazität der Kläranlage in Einhart hat sich verdoppelt

Viele Besucher besichtigen beim „Tag der offenen Tür“ die sanierte und erweiterte Kläranlage, des Abwasserzweckverbandes.
Der Abwasserzweckverband (AZV) feierte die offizielle Einweihung der sanierten und erweiterten Kläranlage in Einhart. Zum „Tag der offenen Tür“ kamen viele interessierte Besucher, „wobei diese hauptsächlich aus den Mitgliedsgemeinden kamen“, wie Stefan Krug festestellte, der als Fachkraft …mehr:

http://www.suedkurier.de/region/linzgau-zollern-alb/ostrach/Kapazitaet-der-Klaeranlage-in-Einhart-hat-sich-verdoppelt;art372569,8978628

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Schelklingen: Kläranlage soll künftig Energie sparen

Investitionskosten für Modernisierung in Schelklingen belaufen sich auf 120000 Euro
Wo und wie in der Schelklinger Kläranlage Energie gespart und damit die Kosten gesenkt werden könnten, das hat eine Beratungsfirma seit dem Juni für die Stadt Schelklingen ermittelt. Dem Gemeinderat wurde jetzt das Ergebnis dieses Energieaudits vorgestellt. Gebläse, Motoren, Pumpen und selbst die Beleuchtung…mehr:

http://www.schwaebische.de/region_artikel,-Klaeranlage-soll-kuenftig-Energie-sparen-_arid,10562612_toid,272.html

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Kist: Gemeinderat überträgt Betriebsführung der Kläranlage

Der Abwasserzweckverband Ahlbach-Gruppe wird die technische und personelle Betriebsführung der Kister Kläranlage übernehmen. Die Übernahme erfolgt zum 1. Januar 2017. Mehr:

http://www.mainpost.de/regional/wuerzburg/Klaeranlagen;art736,9389478

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Birkenfelde: Baubeginn für die Kläranlage

Der erste Spatenstich ist gesetzt. Heute fiel in Birkenfelde der Startschuss für den Bau einer zentralen, naturnahen Kläranlage. Zu diesem Anlass konnten Ottmar Föllmer, Vorsitzender des Zweckverbands Wasserversorgung und Abwasserentsorgung Obereichsfeld (WAZ), und Eichsfeldwerke…mehr:

http://www.eichsfelder-nachrichten.de/news/news_lang.php?ArtNr=199897

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Aktuelle Firmennachrichten 2017

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Dezember 2017
VEGA Grieshaber KG In der Praxis bewährt und konsequent weiterentwickelt 
Alltech Dosieranlagen GmbH Elektromechanische Mischsystem EMMI optimiert den Prozess der Fest-Flüssig-Trennung in Kläranlagen 
HNC-Datentechnik Hier stimmt die Chemie: InfraServ GmbH & Co. Knapsack KG führt erfolgreich AUDITOR plus der HNC-Datentechnik ein.  
HNC-Datentechnik Messe A+A 2017: Die HNC-Datentechnik Software für Arbeitssicherheit ist gefragter denn je 
sima-tec Schulung für Betriebspersonal – nächster Termin 14./15. März 2018 
Bitcontrol Optimierung Nachklärbecken  
Stebatec Genaue Entlastungsmessung mit MID 
IWW Zentrum Wasser Instandhaltung – Service-Dienstleistungen in der Wasserwirtschaft – make or buy? 
Krohne Mit OPTISENS TSS 3000 und 7000 und MAC 300 erweitert KROHNE das Portfolio im Bereich Analysemesstechnik um zwei neue Feststoffgehalt-Sensoren (TSS) und einen Transmitter
Microdyn-Nadir Neues Membranverfahren zur Abtrennung von Spurenstoffe 
Krohne Academy Erfolgreicher Abschluss 2017 und neue Seminarreihen für 2018 angekündigt
Prominent Stadiontour – „Energiesparpotential im Bäderbau“ 
Krohne Academy Prozesswasser, Ressourceneffizienz, Zukunftssicherheit 
Nivus Intelligenter Fernwirk-Controller für IoT 
deutsche-phosphor-plattform Acceptance and value of recycled fertilisers in organic farming – BRUSSELS, BELGIUM
November 2017
Pecher Fertigstellung der Baumaßnahme Ansbach  
Born-Ermel Erfahrungen vom Bau und Betrieb der Klärschlamm-Monoverbrennungsanlage Rüge 
SCHNELL Motoren SCHNELL Motoren übernimmt Mehrheitsbeteiligung an der PlanET Service GmbH – Zwei starke Partner – Ein starker Service 
Krohne Neuheiten im Analyseportfolio 
Holinger Sickerwasserbehandlung Deponie Cholwald 
Weber-Ing Seminare zum Thema Starkregen-Risiko-Management 
Pecher Lehrauftrag für Dr. Klaus Hans Pecher  
Hach „Intelligente Sicherung der Wasserqualität“ 
Union Instruments PRÄSENTIERTE SICH AM 18.10.2017 AUF DREI UNTERSCHIEDLICHEN VERANSTALTUNGEN IM LAND.  
Holinger Risikoübersicht für die Kantone Graubünden und Neuenburg 
EnviroChemie EnviroChemie erweitert die Anlage zur Sickerwasserreinigung auf der Deponie „Vereinigte Ville“ bei Köln 
TU Kaiserslautern Kläranlagen in der Energiewende  
Saarland 5. Saarländische Wasser-Fachtagung am 06. Dezember 2017
Nivus Autarke und berührungslose Durchflussmessung  
Oktober 2017
Mageco Mageco präsentiert vollkommen stromlose Kleinkläranlage – Großer Marktbedarf 
sima-tec Schulung für Betriebspersonal – nur noch wenige Plätze für den 08./09. November 2017  
Nivus Autarke und berührungslose Durchflussmessung 
September 2017
Agw „Bathing in the City“ 
Hach Intelligente Sicherung der Wasserqualität 
Kronos „Die chemische Phosphatelimination“ in Nordenham am 02.08 – 03.08.2017
Uhthoff & Zarniko Uhthoff & Zarniko sichert Fischproduktion an der Ostsee 
Simona Kundenzufriedenheitsanalyse 2017 
Iswa Spurenstoffe im Regen- und Mischwasserabfluss  
Isww 30. Karlsruher Flockungstage 
Wangen Pumpen Neue Dosierpumpe 
Robuschi Höchste Effizienz für den Bedarf einer Abwasserkläranlage 
7solutions Wartung von portablen Gaswarngeräten in Kläranlagen – WER -WIE-WAS-WARUM
Kelheim Fibres Kelheim Fibres punktet mit toilettengängigen Feuchttüchern und integrierter Produktpolitik – Responsible Care 
Lanxess Lanxess erweitert Membransortiment für die Umkehrosmose 
TZW TZW 22. TZW-Kolloquium am 5. Dezember 2017 in Karlsruhe 
Procon Technologies Optimierung der Belüftung von Klärbecken  
E+H Vorteile desUltraschall-Verfahrens zur Schlammspiegelmessung auf Kläranlagen
E+H Lösungen für die Wasserwirtschaft – Veranstaltungen  
Pumpen-Forum Pumpen und Pumpensysteme sicher beherrschen  
E+H Frachtspitzen in Ihrer Kläranlage? Mit Liquiline Control kein Problem 
Lanxess WASSERAUFBEREITUNG DURCH UMKEHROSMOSE  
Robuschi SchraubenKompressor bei ATS Kläranlage in Valdobbiadene installiert 
Albaad Feuchtes Toilettenpapier nicht Ursache von Verzopfungen
Pumpen-Forum Pumpen- und Pumpensysteme sicher beherrschen 
Lanxess Kapazität der Membranproduktion verdoppelt 
Lanxess Umkehrosmose-Membran besteht Praxistest -Wasseraufbereitung 
Bieler+Lang 50 Jahre – Aussicht auf „blühende Landschaften“  
Nivus Neuer Radar-Messumformer 
Berkefeld Blick hinter die Kulissen des Wassertechnikunternehmens 
Juli 2017
Sulzer Sulzer mit Red Dot Award für hochwertiges Design ausgezeichnet 
Dr. Pecher AG KLAS: Extreme Regen – Erfahrungsaustausch zu Projektergebnissen  
TU Hamburg Hamburger Kolloquium zur Abwasserwirtschaft  
Nordic Water Mikroplastik – eine unsichtbare Gefahr 
Holinger Oftringen: Pilotanlage auf ARA 
GWU-Umwwelttechnik GWU-Umwwelttechnik bietet aktuell folgende Seminare und Schulungen an
EnviroChemie EnviroChemie erneuert Abwasserbehandlung für einen russischen Hersteller von Saucen und Ketchup 
Endress+Hauser Endress+Hauser treibt den digitalen Wandel mit Partnern voran – Digital-Gipfel 
Otto Graf Planung und Betrieb von Kleinkläranlagen 
Kleine Solutions Marktführer in Klärwerkstechnik zieht nach Bückeburg  
Endress+Hauser Endress+Hauser baut US-Fertigung aus 
VSA/ Schweiz Meschanisch-biologische Abwasserreinigung, Biel -Fachtagung 
Endress+Hauser Schnelle Prozesskontrolle für die Spurenstoffelimination 
Uni-Trier Recht der Wasserwirtschaft  
Aqseptence 5. Würzburger Abwassersymposium  
Juni 2017
Pumpenfabrik Wangen GmbH Exzenterschneckenpumpe Typ WANGEN Polymerpumpe 
Canal-Control + Clean Umweltschutzservice Wir arbeiten mit Hochdruck 
HOLINGER Abwasservorbehandlung Kimberly Clark 
Hydro-Ingenieure Praktische Erfahrungen bei der Modernisierung von Pumpwerken, Rechengebäuden bis hin zur energetischen Optimierung von Belebungsanlagen 
deutsche-phosphor-plattform Basler Phosphor- und Nährstoffrückgewinnungsevent 
Canal-Control + Clean Umweltschutzservice Sehende Nordseedüse – Kanalreinigung unter optischer Beobachtung 
StoCretec Gänsler übernimmt Geschäftsführung 
VEGA Papierzentrum Gernsbach – mit VEGA-Sensoren im MSR-Labor und Pumpentechnikum  
Robuschi Robuschi gewinnt den Motion Control Industry Award 2017 für Energieeffizienz
VTA ULTRASCHALLDESINTEGRATION (GSD) HILFT MILCHWERK BEI ENTWÄSSERUNGSPROBLEMEN  
Born-Ermel Monoklärschlammververbrennung – Verwertung oder doch nur Entsorgung?  
rqmicro CellStream & Legionella pneumophila SG1 Test Kit Video 
Unitechnics Werden Sie Geruchsmanager 2017  
Leiblein Kieswerk im österreichischen Hochgebirge mit Leiblein Wasseraufbereitungsanlage  
Sulzer Sulzer erhält Großauftrag für 10 Turboverdichter  
REHAU Showmobil auf Deutschland-Tour 
REHAU REHAU zieht durchweg positives Messe-Resümee 
Hach 4. Bensheimer Abwassersymposium 29. Juni 2017 
EES Modulares Fernwirken wird sicherer: Verschlüsselter Datenaustausch 
Nivus Der Messtechnikhersteller feiert sein 50-Jähriges Bestehen 
TAH 8. Deutscher Tag der Grundstücksentwässerung 
ACS CONTROL-SYSTEM GmbH Ultraschallmessung Sonicont USG/USF auch aus Ex-Bereichen 
ACS CONTROL-SYSTEM GmbH Strömungswächter-Serie Fluxicont FS4 
Mast Neue Abwassertauchpumpen ATP 15-Reihe 
Enviro Maßarbeit – Envirochemie erweitert Abwasserbehandlungsanlage im laufenden Betrieb 
PROCESS Vogel Effizienz und Sicherheit in der Wasser- und Abwasserbehandlung u. -verteilung 
Kaeser Schraubenpower für Gebläseluft 
Kemira Neues Polymer überzeugt bei Schlammentwässerung 
bioserve Überschussschlammaufschluss mit Tensiden (TESI) 
DWA Fortbildung Betriebsanalytik in der kommunalen Abwasserbehandlung seit 20 Jahren erfolgreich  
BALL-B DIE RATTENFÄNGER VON WERTHEIM  
VOGEL.de Aufbereitung, Digitalisierung und Sicherheit: Was bringt die Zukunft für die Wasser- und Abwasserbranche?  
BGU Weitestgehende Phosphorelimination  
Nacosi Nachhaltigkeitscontrolling in der Siedlungswasserwirtschaft  
InfraWatt Innovationspreis 2016 Kläranlagen und Wasserversorgungen verbessern Stromversorgungssicherheit 
Barthauer Ein Handy für den Berggorilla 
Rqmicro Mikrobiologie neu definiert 
deutsche-phosphor-plattform „Phosphorrecycling: Strategien zur Marktreife“  
bioserve Belebtschlamm – Biologie und Mikroskopische Untersuchung – das Buch für Abwasserfachleute 
Nivus Testkanal für große Messbereiche 
Aerzen Ein Hauch von Nichts entscheidet 
Dr. Pecher AG Köln stellt Starkregengefahrenkarte vor  
Dr. Pecher AG Pilotprojekt Regen 4.0
Micropoll/CH Technologiesymposium zur Spurenstoffelimination im Juni 
DIRINGER & SCHEIDEL Hochbehälter in Frankfurt grabenlos saniert 
Kronos ecochem Workshop „Die chemische Phosphatelimination – Neue Anforderungen und deren Auswirkungen auf die biologische Abwasserreinigung“ mit anschließender Werksbesichtigung in Nordenham 
Pecher AG Kommunaler Erfahrungsaustausch Regenwassermanagement in der Praxis  
MICRODYN-NADIR GmbH Neues Membranverfahren zur Abtrennung von Spurenstoffe 
qmicro Technologie Legionellen in Rekordzeit quantifizieren 
Ductor Bericht und Präsentation von Austellung auf Messe Offenburg-Ortenau, 9. Februar 2017 
Ductor Ductor spielt eine herausragende Rolle in der Biogasbranche 
Colfax Fluid Handling Colfax Fluid Handling zeigt Pumpen-Antriebslösungen zum Thema Energieeffizienz und Zuverlässigkeit  
Kronos ecochem Neue Grenzwerte sicher einhalten – Zweipunktfällung auf kommunalen Kläranlagen 
Endres+Hauser ENDRESS+HAUSER WURDE ALS TOP EMPLOYERS DEUTSCHLAND INGENIEURE 2017 ZERTIFIZIERT. 
Prominent Messe – Pups and Valves in Dortmund 
Mai 2017
Holinger Energie und Geld auf ARA sparen 
Barthauer Kabel und Kanal – Spartenübergreifendes Leitungsmanagement mit BaSYS 
Hydro-Ingenieure 16. Förderpreisverleihung des Aggerverbandes 2017  
Nivus Kooperation mit Universität 
Endress+Hauser Wie können Sie die Wartungskosten senken? 
April 2017
Endress+Hauser Endress+Hauser übernimmt SensAction 
Gauss + Lörcher Neuer BARTHAUER-Trainingspartner in Süddeutschland 
Endress+Hauser Colorimetrisches System zur Abwasserüberwachung und Optimierung der Prozesssteuerung 
Mall Neuer Ovalbehälter mit optimierter Geometrie 
DGMT Rückblick – DGMT Tagung „Neue Entwicklungen in der Membrantechnik“ 
aquabench Standardisierte Führungssysteme 
Weber-Ing. Informationsveranstaltung „Starkregen-Risiko-Management“ 
LAR Schnelle Online BSB Messung 
aquabench Instrument zur Risikosteuerung steht zur Anwendung bereit 
Nivus Durchflussmessung mit Radar für Ex-Zone 1 
Alltech Der Abwasserverband Wipper – Schlenze betreibt die Kläranlagen Hettstedt, Freist, Vatterode, Klostermansfeld, Biesenrode und Ritzgerode 
Hydro-ingenieure Kanalnetzsteuerung versus Nachklärbecken auf der ZKA Lemgo  
ABGS ABGS wiederholt Exzellenter Dienstleister DIN SPEC 77224 
Diringer & Scheidel 31. Oldenburger Rohrleitungsforum 
Uhthoff & Zarniko Uhthoff & Zarniko erhält Auftrag Maschinendiagnose 
Microdyn-Nadir Neues Membranverfahren zur Abtrennung von Spurenstoffe 
Emschergenossenschaft Emschergenossenschaft und GELSENWASSER arbeiten im Virtuellen Kraftwerk für die Wasser- und Abwasserbranche zusammen 
Prominent Prominent auf der Hannover Messe 2017 
Union Instruments FAULGASE ENERGETISCH NUTZBAR MACHEN 
Barthauer Die BaSYS Anwendertreffen 
März 2017
Müller Seminar – Dichtheitsprüfungen an Abwasserkanälen und -leitungen im öffentlichen Bereich 
Birco Komplett montiert und verlegefertig geliefert: BIRCOpur® Variante readyset 
Rehau EFFIZIENTE REGENWASSERBEHANDLUNG UND REHAU:LANGLEBIGE KANALNETZE: REHAU WEBINARE BIETEN GESPRÄCHSANLASS 
Peters GmbH Alles abgedeckt! 
Kuhn-gmbh Delegationsreise nach Indien 
Rehau REHAU auch 2017 auf der ISH präsent 
Rehartgroup GOES EURASIA 
FlowChief FlowChief auf der all about automation Friedrichshafen 
Envilyse Ultraschall Biofouling- und Algenkontrolle  
Gardnerdenver Erfahren Sie, wie Sie Ihre Energierechnung reduzieren können! 
COMPREX® Reinigung von Abwasserdruckleitungen 
Berkefeld Härtetest am Klärwerk – Berkefeld Anlage erzeugt sauberes Trinkwasser 
Entec Biofilter für eine geruchsfreie Umwelt 
Sto/StoCretec Besuchermagnet in Halle A6: Der Stand! 
Berthold Berthold Technologies:und Titertek-Berthold vereinen Ihre Kräfte 
Isatelematics Stadt Sinsheim entscheidet sich für iTProtection 
Biogest Innovative Konzepte für die Umwelttechnik 
Jaeger-envirotech Kläranlagen-Nachbarschaft zu Besuch bei JUT 
Sülzle Kopf Montagebeginn der SynGas-Anlage in Koblenz  
Bieler+Lang Bieler+Lang investiert in die Zukunft – Erster Spatenstich 
ReWaM Wasser in der Stadt von Morgen – ReWaM bei den Wassertagen in Münster  
Februar 2017
Panasonic Panasonic Optosensor BE-A zur Blasenerkennung für die Laborautomation
Nivus Durchflussmessung mit Radar für Ex-Zone 1 
Mall Mall-Pelletspeicher mit stationärem Ultraschall-Messsystem 
Mall Mall-Filterschacht für Großanlagen mit optionaler Pumpe 
Alltech Lager- und Dosierstation zur Phosphatfällung für die Kläranlage Klostermansfeld sorgt für gute Wasserqualität 
Mall Neue Fachtagungsreihe „Umgang mit Regenwasser aus Misch- und Trennkanalisationen“ 
jt-elektronik Lindauer Seminar „Praktische Kanalisationstechnik – Zukunftsfähige Entwässerungssysteme“  
GWU GWU: Dresden MARITIM Congress Center  
GWU Themenvorschläge für Kläranlagen Nachbarschaften und Seminare 
Hydac Schutz von Membrananlagen 
Uhthoff & Zarniko Das 4. Pumpenforum Berlin findet am 30. März 2017 statt 
Uhthoff & Zarniko Schwingungsdiagnose im Fokus 
Landustrie Sanierung neun Abwasserpumpstationen-Wasserverband Noorderzijlvest  
Jung Pumpen Erweiterung der MultiFree Pumpenserie 
Hydac PREDICTIVE MAINTENANCE – fluid Expertenrunde 
Infrawatt 2. Energiefachtagung: Neue Förderprogramme «Energieeffiziente ARA» und «Betriebliche Sofortmassnahmen» 
Union Instruments GROßES INTERESSE AUF DER GAT/WAT 2016 AM NEUEN DICHTHEITSPRÜFSYSTEM PMS 
Nivus SCADA und Prozessleitsystem mit speziellen Funktionen für die Wasserwirtschaft 
Suelzle-Kopf Messe WASSER BERLIN INTERNATIONAL 2017  
Holinger Druckleitung am Flughafen Zürich verlängert 
Holinger Erneuerung von Kläranlagen in Weissrussland 
BARTHAUER BARTHAUER startet mit „BARTHAUER Direkt“ eigenen Videoblog 
Januar 2017
Siekmann-Ingenieure „Klärschlammverwertungskonzept für ländliche Regionen – am Beispiel des Rhein-Hunsrück-Kreises“ 
Bitcontrol AQUA DESIGN: Energie im Visier  
Sülzle Kopf SynGas beim Cluster-Forum in Neu-Ulm 
Dr. Pecher AG STARKREGEN: Leitfaden Wassersensible Stadt- und Freiraumplanung veröffentlicht 
Bitcontrol Die neue Version AQUA DESIGNER 8.0 ist jetzt verfügbar  

VEGA Grieshaber KG: In der Praxis bewährt und konsequent weiterentwickelt

Neuer Radarfüllstandsensor für die Wasser- und Abwasserwirtschaft
Der Radarsensor VEGAPULS WL S 61 ist der ideale Sensor für alle einfachen Anwendungen im Wasser- und Abwasserbereich. Er bietet durch die vielfältigen Montagemöglichkeiten eine besonders kostengünstige Radarlösung, da er einfach in bestehende Infrastrukturen integriert werden kann.

Der VEGAPULS WL S 61 wurde, genauso wie der seit längerem am Markt eingeführte VEGAPULS WL 61, speziell für den Einsatz in der Wasser- und Abwasserwirtschaft konzipiert. Die Radartechnologie bietet gegenüber den früher üblicherweise eingesetzten Ultraschallsensoren zahlreiche Vorteile: Sie ist unabhängig von Temperatureinflüssen, Windbewegungen, Nebel oder Regen. Darüber hinaus ist keine Kompensation der Signallaufzeit durch Temperaturschwankungen erforderlich. Mit einer Genauigkeit von +/- 5 mm deckt der VEGAPULS WL S 61 ein breites Anwendungsgebiet ab.

Der Sensor eignet sich besonders zur Füllstand- und Durchflussmessung in der Wasseraufbereitung. Seine sehr gute Fokussierung ermöglicht den Einsatz in Pumpstationen und Regenüberlaufbecken, zur Durchflussmessung in offenen Gerinnen und der Pegelüberwachung.

Das robuste Gehäuse des Sensors ist verschleiß-, wartungsfrei und eignet sich aufgrund seiner hohen Schutzart IP 68 (2 bar) auch für Anwendungen, bei denen der Sensor überflutet werden kann. Die Geräte entsprechen der neusten LPR-Norm (Level Probing Radar) und sind für den Einsatz im Freien uneingeschränkt zugelassen.
VEGA greift bei der Entwicklung des neuen Sensors für einfache Messaufgaben auf jahrelange Erfahrung zurück. Heute arbeiten bereits fast 40.000 VEGAPULS WL 61-Sensoren erfolgreich in Anlagen der Wasserwirtschaft weltweit.
Ganz neu ist die drahtlose Bedienung per Bluetooth über Smartphones/Tablets und/oder PCs mit PACTware und Bluetooth-USB-Adapter, die eine Inbetriebnahme oder Diagnose weiter vereinfacht. Entsprechende Anzeige- und Auswertgeräte ermöglichen die Messwertanzeige und stellen die erforderlichen Relaisausgänge beispielsweise zur Pumpensteuerung zur Verfügung.

Besonders seine Beständigkeit gegenüber Witterungseinflüssen macht den VEGAPULS WL S 61 zum idealen Messgerät für alle Wasser- und Abwasseranwendungen.

Mehr Informationen unter: www.vega.com/wls61

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Alltech Dosieranlagen GmbH: Elektromechanische Mischsystem EMMI optimiert den Prozess der Fest-Flüssig-Trennung in Kläranlagen

Polymere Flockungsmittel werden in der Abwasser- und Schlammbehandlung zur Fest-Flüssig-Trennung eingesetzt. Flockungshilfsmittel sind ein wesentlicher Bestandteil der Betriebskosten von Kläranlagen. Kann deren Einsatz – ohne negative Auswirkung auf die Entwässerungsleistung – reduziert werden, können die Betriebskosten gesenkt und der gesamte Flockungsprozess optimiert werden.

Aufgabe des elektromechanischen Mischsystems EMMI ist das schnelle und optimale Lösen von Polyelektrolytkonzentrat, unabhängig davon, welches Produkt ein Betreiber einsetzt.
Alltech hat das Mischsystem bereits auf mehreren kommunalen und industriellen Kläranlagen erfolgreich getestet. Da Schlamm nicht gleich Schlamm ist, und auch die eingesetzten Polymerkonzentrate unterschiedlich sind, sind die Ergebnisse der Polymereinsparung verschieden. Eine deutliche Senkung des Polymerverbrauchs oder ein höherer TS-Gehalt konnte aber bei allen Einsätzen nachgewiesen werden.

Beispielhafte Reduktion des Polymerbedarfs
Beispielsweise wurde auf einer kommunalen Kläranlage (150.000 EW) vor der Nachrüstung der Entwässerung mit EMMI 12 bis 12,5 kg Polymer aktiv/Tonne TS eingesetzt.
Nach der Nachrüstung mit EMMI konnte der Polymerbedarf um mindestens 20% auf 9 bis 9,5 kg Polymer aktiv/Tonne TS gesenkt werden.

Dies entsprach einer Senkung der Polymerkosten von rund 20.000€/Jahr.
Aber auch bei einer kleineren kommunalen Kläranlage mit rund 56.000 angeschlossenen Einwohnern zeigte sich noch ein Einsparungspotential von über 7.000 €/Jahr.

Möchten auch Sie das elektromechanische Mischsystem EMMI testen und Ihren Polymerbedarf senken? Dann setzen Sie sich mit uns in Verbindung!

Alltech Dosieranlagen GmbH, Rudolf-Diesel-Str. 2, 76356 Weingarten (Baden)
E-Mail: info@alltech-dosieranlagen.de
www.alltech-dosieranlagen.de

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HNC-Datentechnik: Hier stimmt die Chemie: InfraServ GmbH & Co. Knapsack KG führt erfolgreich AUDITOR plus der HNC-Datentechnik ein.

Das Unternehmen mit Hauptsitz im Chemiepark Knapsack in Hürth und mehreren Niederlassungen deutschlandweit ist mit rund 1.000 Mitarbeitern eines der führenden Industrieservice-Unternehmen in Deutschland.

Mit der Einführung von AUDITOR plus im vergangenen Jahr wurde das vorhandene Arbeitsschutz-Management in eine datenbank-basierte Standardlösung überführt. Die Prozesse wurden optimiert und die Terminverfolgung sowie Dokumentation der Maßnahmen im Arbeitsschutz laufen jetzt im Zusammenspiel von AUDITOR plus und den Führungskräften im Unternehmen.

Im nächsten Schritt wird geprüft, ob AUDITOR online als eLearning-Tool die vorhandene Lösung ersetzen soll, um noch mehr Synergien im Arbeitsschutz-Management zu erzeugen.

Bilder und ausführlicher Artikel auf der Firmen-Homepage:
https://www.hnc-datentechnik.de/index.php?id=3240

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HNC-Datentechnik: Messe A+A 2017: Die HNC-Datentechnik Software für Arbeitssicherheit ist gefragter denn je

Insgesamt 1.930 Aussteller aus 63 Nationen und mehr als 67.000 Fachbesucher kamen im Oktober zur größten Branchenmesse der Welt nach Düsseldorf (Quelle: www.aplusa.de). Und die HNC-Datentechnik verteilte Küsschen. Warum?

Guten Schutzengeln gibt man ein Küsschen! Denn sie beschützen die Menschen vor Gefahren. Und dafür wollen wir uns bei all den Schutzengeln bedanken, die sich um den Arbeitsschutz und die Sicherheit in den Unternehmen kümmern.

Wir haben Kussmund-Karten verteilt und sind uns darüber im Klaren: „Arbeitsschutz ist nicht sexy… Danke, dass Du dich trotzdem darum kümmerst!“

Für uns als HNC-Datentechnik mehr als ein Werbegag. Die Botschaft kommt von Herzen und sie wurde weiter getragen. Amüsiert und begeistert von dieser Idee wurden die Postkarten stapelweise mitgenommen, um Kollegen und Mitarbeitern eine anerkennende Freude zu bereiten. Und dies ist nur eine der vielen, schönen Geschichten von unserem Messestand.

Zahlreiche Kunden der HNC-Datentechnik nutzten die Gelegenheit, um sich persönlich über die bereits integrierten und noch kommenden Erweiterungen zu informieren. Besonders unsere optionalen Module sowie die Online-Unterweisungen mit AUDITOR online stießen auf Begeisterung bei unseren Anwendern und alle stellten fest: Die verschiedenen Funktionen der AUDITOR Software-Familie werden stetig weiter entwickelt, sodass alle Anwender davon profitieren. Denn die Digitalisierung spielt auch im Arbeitsschutz eine immer größere Rolle.

Entsprechend hoch war das Interesse an unserem Arbeitsschutz-Management-System und der Besucherandrang am HNC-Messestand war oftmals groß. Die Interessenten waren begeistert, dass AUDITOR plus alle Aufgaben im Arbeitsschutz so durchdacht abdeckt. In unserer aktuellen Software-Generation gelingt die Symbiose zwischen innovativen Lösungen und intuitiver Bedienung. AUDITOR plus ist für die Zukunft also bestens gewappnet.

Ein Highlight war auch die tolle Kooperation mit dem Team der sifapage, die am dritten Messetag ihre Standbesucher und Community-Mitglieder mit unseren V.I.P.-Karten versorgte. Mit denen konnten unsere Besucher ein besonderes Geschenk der HNC-Datentechnik einlösen. Unsere V.I.P.-Taschen, gefüllt mit Verpflegung, Informationen und Prävention, waren sehr begehrt und fanden großen Anklang. Und auch unsere Verlosung einer AUDITOR plus Rechnerlizenz fand am Ende des Tages einen glücklichen Gewinner, der sich nun über die perfekte Softwareunterstützung im Arbeitsschutz freut.

Selbstverständlich war unser Postkartenständer zum Thema „Unterweisen mit Humor“, mit unseren beliebten Ameisen-Motiven, ebenfalls wieder ein begehrter und abwechslungsreicher Anziehungspunkt. 36 verschiedene Postkartenmotive unserer Arbeitsschutzcomics standen zur Auswahl und fanden zahlreiche lachende und schmunzelnde Abnehmer.

Das gesamte HNC-Messe-Team, und auch alle unsere lieben Mitarbeiter und Kollegen in Rheinberg, bedanken sich sehr herzlich bei allen Besuchern, Interessenten und Kunden sowie dem Team der sifapage und der A+A für diesen erfolgreichen Messeauftritt. Vielen Dank!

Bilder und Artikel auf der Firmen-Homepage:
https://www.hnc-datentechnik.de/index.php?id=3240

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sima-tec: Schulung für Betriebspersonal – nächster Termin 14./15. März 2018

In wahlweise ein oder zwei Seminartagen informieren wir Sie in theoretischen und praktischen Seminarblöcken über alles Wissenswerte zu Mikro-, Ultra- und Nanofiltration sowie zur Umkehrosmose.
Die Termine für 2018 lauten:
14./15.März 2018 und 7./8.November 2018

Wir freuen uns auf Sie!
Hier finden Sie weitere Informationen zu unseren Schulungen!:
http://www.sima-tec-gmbh.de/schulung-fuer-betriebspersonal/

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Bitcontrol: Optimierung Nachklärbecken

Einfache Lösung – große Wirkung
Nachklärbecken sind das hydraulische Nadelöhr der Kläranlage. Auch wenn sie ausreichend groß bemessen sind, setzt sich der Schlamm sehr oft schlecht ab, weil insbesondere das Mittelbauwerk ungünstig gestaltet wurde.

In den vergangenen Jahren haben wir einige Nachklärbecken mit geringem Aufwand umgebaut und in allen Fällen deutliche Verbesserungen der Absetzwirkung erzielt.
Nach einer Neudimensionierung des Mittelbauwerkes und Prüfung der Ablaufrinne wurde der Einlauf in das Nachklärbecken weiter nach unten geführt, der Einlaufspalt neu gestaltet und bemessen und die Verweilzeit im Mittelbauwerk erhöht. Weitere Details wie ein richtig bemessener und platzierter Strömungsring sorgen für eine gleichmäßige und horizontale Einströmung in die richtige Dichtezone.
Durch die richtige Einschichtung des Schlammes wird der abgesetzte Schlamm auch als Flockenfilter genutzt und es gelangen weniger Schwebstoffe in den Klarwasserablauf.
Um sicherzustellen, dass die vertikale Strömung am Rand des Nachklärbeckens nicht zu hoch ist, muss auch der Klarwasserabzug überprüft werden. Ist er ungünstig gestaltet, ist die Rinne ebenfalls zu optimieren.
Durch die gezielte Verbesserung der Ein- und Auslaufsituation ist es uns so gelungen, die optimierten Nachklärbecken in Ihrer Durchsatz- und Abscheideleistung deutlich zu verbessern. Dies ist auch interessant, wenn die Phosphorablaufwerte gesenkt werden müssen. Um die strengeren Ablaufanforderungen einzuhalten, ist ein guter Schwebstoffrückhalt im Nachklärbecken erforderlich.

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Stebatec: Genaue Entlastungsmessung mit MID

Bei starkem Regen muss die ARA Radet im Wallis – wie andere ARA’s auch – einen Teil des Abwassers nach der Vorklärung abschlagen, um die Anlage zu entlasten. Diese Wassermenge sollte aber genau erhoben werden. Eine ausgeklügelte Wasserführung ermöglicht eine exakte Messung, obwohl das Wasser bei der Entlastung sehr luftreich ist und wild schiesst. Mehr:

http://www.stebatec.ch/fileadmin/user_upload/Referenzen/pdf/DE/STEBATEC_Entlastungsmessung_ARA_Radet.pdf

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IWW Zentrum Wasser: Instandhaltung – Service-Dienstleistungen in der Wasserwirtschaft – make or buy?

Das IWW Zentrum Wasser erstellt als Dienstleistung zustandsorientierte oder risikobasierte Instandhaltungsstrategien für Rohrleitungsnetze
Auch in der Wasserwirtschaft stellt sich die Frage, ob man in Sachen Instandhaltung selbst Hand anlegt oder Dienstleister beauftragt. Die Antwort hängt auch von der Betriebsgröße und den eigenen personellen Ressourcen ab.
Für einen zukunftssicheren Betrieb der 6000 Wasserversorgungsanlagen und der geschätzt 10.000 Kläranlagen in Deutschland sind insbesondere die jeweilige Betriebs- und Instandhaltungsstrategie sowie die Energieeffizienz des technischen Equipments von entscheidender Bedeutung. Ein Schlüssel zur Lösung liegt sicher im intelligenten Betrieb. Der Einsatz moderner Mess-, Steuer- und Datentechnik lässt Abweichungen vom Soll-Zustand …mehr:

https://www.process.vogel.de/service-dienstleistungen-in-der-wasserwirtschaft-make-or-buy-a-657595/?cmp=nl-254&uuid=1DC4B9E7-1718-4A70-B3EA-0C6A17F0F654

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KROHNE: Mit OPTISENS TSS 3000 und 7000 und MAC 300 erweitert KROHNE das Portfolio im Bereich Analysemesstechnik um zwei neue Feststoffgehalt-Sensoren (TSS) und einen Transmitter.

OPTISENS TSS 3000 ist ein Feststoffgehalt-Sensor für Abwasseranwendungen in verschiedenen Branchen und kommt mit 1 1/4¨ NPT-Gewinde für Wechsel- oder Eintaucharmaturen. OPTISENS TSS 7000 ist ein Feststoffgehalt-Sensor für hygienische Anwendungen mit Tri-Clamp- oder VARIVENT-Prozessanschluss, z B. für die Konzentrationsmessung in der Milchtrennung oder Obstverarbeitung sowie in anderen Lebensmittel- und Getränkeanwendungen. Darüber hinaus kann er auch für hygienische Konzentrationsmessungen in anderen Prozessindustrien eingesetzt werden, z. B. zur Überwachung von Dampf- und Kühlwasserkreisläufen.

OPTISENS TSS 3000 und 7000 sind glasfreie optische Sensoren mit mehreren Pfadlängen für unterschiedliche Konzentrationsbereiche. Sie verwenden eine 4-Strahl-Technologie mit alternierenden Lichtquellen, die eine höhere Zuverlässigkeit der Messungen im Vergleich zur traditionellen 2-Strahl-Technologie bietet. 2 NIR-LED-Lichtquellen (880 nm) und 2 Detektoren kompensieren die typische Messfehler aufgrund von Verunreinigungen, Alterung oder Lichtquellenveränderungen. Dank einer direkten Messung durch die PP-Werkstoffschicht werden Messfehler und Dichtungsprobleme vermieden wie sie bei Messfenstern aus Glas häufig auftreten. Beide Sensoren können mit dem Analysetransmitter MAC 300 verwendet werden.

MAC 300 ist ein menügesteuerter Analysetransmitter für OPTISENS TSS, pH/ORP und COND Sensoren. Die Signale von bis zu drei angeschlossenen Sensoren überträgt er über bis zu sechs analoge 0/4…20-mA-Ausgänge, Relaisausgänge oder optional über Modbus an ein Leitsystem. Der Transmitter ist mit einer beleuchteten LCD-Anzeige ausgestattet und in einem robusten Gehäuse (IP66/67, NEMA 4/4X) zur Wandmontage oder zum Schalttafeleinbau untergebracht. Er bietet optionale Funktionen für Live-Datenverläufe und Datenaufzeichung sowie einen SD-Kartensteckplatz zum Speichern von Parametersätzen und zum Laden neuer Firmware.

VARIVENT ist ein Warenzeichen von GEA Tuchenhagen

Über KROHNE: KROHNE ist ein Anbieter von Komplettlösungen für Prozessmesstechnik zur Messung von Durchfluss, Massedurchfluss, Füllstand, Druck und Temperatur sowie für Analyseaufgaben. Das 1921 gegründete Unternehmen mit Hauptsitz in Duisburg, Deutschland, beschäftigt weltweit über 3.700 Mitarbeiter und ist auf allen Kontinenten vertreten. KROHNE steht für Innovation und höchste Produktqualität und gehört zu den Marktführern für industrielle Prozessmesstechnik.

Herausgeber:
KROHNE Messtechnik GmbH
Ludwig-Krohne-Straße 5
47058 Duisburg, Germany

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Microdyn-Nadir: Neues Membranverfahren zur Abtrennung von Spurenstoffe

Die Umweltbelastung durch multiresistente Keime nimmt nicht zuletzt wegen der zunehmenden Verwendung von Antibiotika in der Tierzucht und Humanmedizin immer mehr zu. Das Thema Entfernung von Mikroschadstoffen aus biologisch gereinigtem Abwasser und Abtrennung multiresistenter Keime gewinnt daher stetig an Bedeutung.

Mit dem zurzeit hauptsächlich eingesetzten Verfahren mit Aktivkohle und Sandfiltration können zwar Spurenstoffe wie z.B. Arzneimittelrückstände im Ablauf von Kläranlagen reduziert werden, jedoch hat dieses Verfahren den Nachteil, dass der Sandfilter eine vollständige Abtrennung der Aktivkohle nicht gewährleisten kann. Darüber hinaus stellen Sandfilter keine Barriere für Mikroplastik und multiresistenten Keime dar. Daher ist es erforderlich, neben diesen Verfahren weitere Behandlungsschritte einzuführen.

Das untersuchte Membranverfahren kombiniert die Adsorption von Spurenstoffe an Aktivkohle mit einer Membranfiltration. Die Membranstufe übernimmt die Abtrennung der Aktivkohle, Mikroplastik und multiresistenten Keimen. Somit stellt dieses Verfahren nicht nur die Einhaltung der bislang diskutierten und zu erwartenden Einleitwerte für Arzneimittelrückstände etc. sicher sondern greift auch der zukünftigen Diskussion über die Abtrennung multiresistente Keime und Mikroplastik nach Klärwerksabläufen vor. Die Versuche wurden am Standort Hünxe der Emschergenossenschaft/ Lippeverband durchgeführt. Dort wird eine kommunale Kläranlage mit einer Kapazität von 17.000 Einwohnergleichwerten betrieben. Diese Kläranlage teilt sich in eine MBR-Anlage, die mit BIO-CEL®-MBR-Modulen ausgestattet ist, und eine konventionelle Anlage mit je 8.500 Einwohnergleichwerten auf. Mit dem Wasser des Ablaufs der konventionellen Anlage wurden die Versuche im Rahmen einer Masterarbeit der Technischen Universität Dresden in Zusammenarbeit mit dem Emschergenossenschaft/
Lippeverband durchgeführt. Das Filtrationsbecken der Versuchsanlage mit einem getauchten BIO CEL®-Membranmodul wird mit dem Wasser des Ablaufs des Nachklärbeckens beschickt. In das Filtrationsbecken wird die Aktivkohle zu dosiert und diese im Filtrationsbecken aufkonzentriert. Über das BIO-CEL® Membranmodul wird die Aktivkohle über die Membran mit einer Porenweite von 0,04µm abgetrennt und das Permeat dem Ablauf zugeführt.Die Versuche zeigen, dass die Verfahrenskombination aus Aktivkohle mit anschließender Abtrennung mittels getauchten Ultrafiltrationsmoduls möglich ist und die Aktivkohle zuverlässig abtrennt.

Während der gesamten Versuchszeit wurde weder ein negativer Einfluss der steigenden Aktivkohlekonzentration auf die Leistungsfähigkeit der Membranfiltration, noch eine Veränderung des Aktivkohlerückhalts der Membran festgestellt.
Das Ergebnis
Die hier vorgestellte Verfahrenskombination aus Aktivkohle und getauchter Membranfiltration, stellt eine Alternative zum etablierten Verfahren der Aktivkohle/Fällung/Sandfiltration dar und hat seine Vorteile besonders im Hinblick auf die Abtrennung von multiresistenten Keimen und Mikroplastik, die in Zukunft zunehmend im Fokus stehen werden. Eine erste wirtschaftliche Abschätzung des Verfahrens zeigt die Wettbewerbsfähigkeit zu den Verfahren basierend auf Aktivkohle und Sandfiltration.

http://www.microdyn-nadir.com/aktuell/pressemitteilungen/pressemitteilungen-detailseite/news/neues-membranverfahren-zur-abtrennung-von-spurenstoffe/

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KROHNE Academy: erfolgreicher Abschluss 2017 und neue Seminarreihen für 2018 angekündigt

• Weltweit 10 Seminarreihen, davon 6 in Deutschland mit über 1300 Besuchern
• Neue Reihe „Prozesswasser, Ressourceneffizienz, Zukunftssicherheit: Alles im Griff?“ für die Prozessindustrie startet im März
• Termine für Fortsetzung der Reihe „Sicherheit und Effizienzsteigerung in der Wasserversorgung und Abwasserentsorgung“ im Februar und März stehen fest

KROHNE Academy meldet einen erfolgreichen Abschluss 2017 und kündigt neue Seminarreihen für 2018 an
Die KROHNE Academy blickt auf ein erfolgreiches Jahr 2017 zurück: mit verschiedenen Partnern aus der Prozessindustrie wurden weltweit insgesamt 10 Seminarreihen veranstaltet. Allein die 6 Reihen in Deutschland mit über 30 Terminen zählten über 1300 Besucher, hinzu kamen Seminarreihen in den Niederlanden, China, der Türkei und in den USA.
Aufgrund des anhaltenden Erfolges wird 2018 eine weitere neue Reihe eingeführt, die sich an die gesamte Prozessindustrie richtet: in Zusammenarbeit mit SEEPEX, LINDE, PHOENIX CONTACT und HAMBURG WASSER veranstaltet die KROHNE Academy die Seminarreihe „Prozesswasser, Ressourceneffizienz, Zukunftssicherheit: Alles im Griff?“. Neben Grundlagen der Prozesswasserbehandlung, Wasserversorgung und Abwasserentsorgung werden spezielle Applikationen, Effizienzsteigerungsmöglichkeiten und Einsparpotentiale besprochen. Darüber hinaus erhalten die Teilnehmer einen Überblick zu gültigen Verordnungen und aktuellen Trends. Vom 20. März bis 25. Oktober gastiert die Reihe in Duisburg, Hamburg, Leipzig und Frankfurt.
Auch die Termine für die Fortführung der bekannten Reihe „Sicherheit und Effizienzsteigerung in der Wasserversorgung und Abwasserentsorgung“ stehen bereits fest: vom 27. Februar bis 8. März besucht die Reihe die Fußball- und Sportstadien in Köln, Leipzig, Bremen und Ingolstadt. Die Vortragsreihe ist bei den Architektur- und Ingenieurkammern Bayern, Nordrhein-Westfalen und Sachsen als Fort- und Weiterbildungsveranstaltung angefragt. Auch die „Serviceschulungen für die industrielle Durchfluss- und Füllstandmesstechnik“ werden ab April fortgesetzt.
Alle Informationen zu laufenden und zukünftigen Seminarreihen finden Interessierte unter http://www.krohne.de/academy
Aufgrund der positiven Rückmeldung zu der industrieübergreifenden Reihe „80 GHz: Universaltalent oder überbewertet? Radar-Füllstandmesstechnik im Praxisvergleich“ findet am 16.11. um 14:00h ein gleichnamiges Webinar statt. Es beleuchtet die Vorteile und Einsatzgrenzen der 80 GHz Technologie im Vergleich, die Anmeldung ist kostenlos möglich unter https://krohne.link/webinar-fuellstand
Über KROHNE
KROHNE ist ein Anbieter von Komplettlösungen für Prozessmesstechnik zur Messung von Durchfluss, Massedurchfluss, Füllstand, Druck und Temperatur sowie für Analyseaufgaben. Das 1921 gegründete Unternehmen mit Hauptsitz in Duisburg, Deutschland, beschäftigt weltweit über 3.700 Mitarbeiter und ist auf allen Kontinenten vertreten. KROHNE steht für Innovation und höchste Produktqualität und gehört zu den Marktführern für industrielle Prozessmesstechnik.

https://krohne.com/de/newsdetail/article/krohne-academy-erfolgreicher-abschluss-2017-und-neue-seminarreihen-fuer-2018-angekuendigt-632/

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Prominent: Stadiontour – „Energiesparpotential im Bäderbau“

Bei insgesamt vier Veranstaltungen in den Stadien von Sinsheim, München, Hamburg und Dortmund stand das Thema „Energiesparpotential im Bäderbau“ im Fokus. Mit seinen einleitenden Begrüßungsworten gab Markus Rösch in inspirierender Stadion-Atmosphäre den „Anpfiff“ für die spannenden Vorträge. Experten der Herborner Pumpentechnik und ProMinent zeigten, wie das richtige Mess- und Regelgerät in Kombination mit der passenden Umwälzpumpe jedes Bad super wirtschaften lässt. Mit der optimalen Umwälzung des Badewassers können die Betriebskosten teilweise drastisch gesenkt werden.
Neben einer kleinen Stärkung in den Pausen, erfreuten sich die Teilnehmer an interessanten Gesprächen und dem Expertenaustausch – ob bei Weißwurst in München oder Currywurst in Hamburg.
Highlight der Veranstaltungen war an jedem „Austragungsort“ die Führung durch das Stadion. Ob Wirsol-Rhein-Neckar-Arena oder Allianzarena in München, die Teilnehmer waren rund um begeistert. In Hamburg hatten alle Teilnehmer die Chance einen Blick hinter die Kulissen des Millerntor-Stadions zu werfen. Ebenso begeisterte die exklusive Führung durch die Katakomben des SIGNAL IDUNA Parks in Dortmund, bei der die Teilnehmer auch die Akustik des Stadions live testen durften.
„Eine tolle Veranstaltung mit interessanten Vorträgen“, lobten die Teilnehmer das Event. Markus Rösch zieht ebenfalls positive Bilanz und freut sich auf weitere Veranstaltung in ähnlichem Format. „Wir freuen uns über das große Interesse, die zahlreiche Teilnahme der Kunden und die zahlreichen Diskussionen zu den verschiedenen Themen. Das bestätigt unsere Idee Fachvorträge mit dem Erlebnis der Fußballatmosphäre zu kombinieren. An allen Veranstaltungstagen führten wir qualitativ hochwertige Gespräche und vereinbarten Nachfolgetermine. Wir blicken zufrieden auf die Veranstaltungen und die Kooperation mit Herborner Pumpentechnik zurück.“
Einen Einblick über einen erlebnisreichen Tag im Rahmen der Stadiontour haben wir für Sie in einem kurzen Trailer festgehalten. Mehr:

https://www.prominent.de/de/Unternehmen/Unternehmen/News/Stadiontour-2017-Nachbericht.html

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KROHNE Academy: Prozesswasser, Ressourceneffizienz, Zukunftssicherheit

Prozesswasser, Ressourceneffizienz, Zukunftssicherheit: Alles im Griff?
In Zusammenarbeit mit SEEPEX, LINDE, PHOENIX CONTACT und HAMBURG WASSER veranstaltet die KROHNE Academy im Frühjahr und Herbst 2018 eine fachübergreifende Seminarreihe zum Thema „Prozesswasser, Ressourceneffizienz, Zukunftssicherheit: Alles im Griff?“.
Sie richtet sich gleichermaßen an Planer, Instandhalter und Betreiber von Anlagen in der Prozessindustrie sowie der Wasserwirtschaft und ermöglicht Ihnen einen direkten Zugriff auf das Knowhow und die langjährige Erfahrung führender Anbieter im Bereich der Prozesswasserbehandlung, Wasserversorgung und Abwasserentsorgung. Neben Grundlagen werden spezielle Applikationen, Effizienzsteigerungsmöglichkeiten und Einsparpotentiale besprochen. Darüber hinaus erhalten Sie einen Überblick zu gültigen Verordnungen und aktuellen Trends.
Die Experten der Veranstalter beantworten Ihre Fragen und beraten Sie bei konkreten Prozessanwendungen. Ziel ist es, Sie bei Ihren Entscheidungen in der Anlagenauslegung, der Instandhaltung sowie Ihren Servicekonzepten zu unterstützen. Neben der Vortragsreihe erwartet Sie eine umfangreiche Ausstellung, die Ihnen direkte Einblicke in die Technik geben wird.
Die Teilnahme ist für Sie kostenlos. *) Mehr:

https://de.krohne.com/de/unternehmen/krohne-deutschland/krohne-academy/prozesswasser-ressourceneffizienz-zukunftssicherheit/

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NIVUS: Intelligenter Fernwirk-Controller für IoT

Die NIVUS GmbH stellt auf der sps ipc drives in Nürnberg mit NivuLink Control eine Hardware-Ergänzung für ihr Leitsystem NICOS vor. Der wartungsfreie Fernwirkkopf dient sowohl zur Verbindung zwischen Sensorik und Leitstand als auch zur Aktorik. In dezentralen Netzwerken wird er für Verbundsteuerungen im Internet of Things (IoT) verwendet. Die vielen Schnittstellen ermöglichen die Kommunikation mit benachbarten Maschinen oder Steuereinheiten und Geräten. Für die Steuerung von Aktoren stehen sowohl Analog- und Digitalausgänge als auch Bustechnologie zur Verfügung. Der Messwertspeicher im Gerät kann durch SD-Karten einfach erweitert werden und aufgrund der vielfältigen Einbindungsmöglichkeiten in übergeordnete Systeme eignet es sich sehr gut für Cloud Connectivity. Damit stellt NivuLink Control eine kontinuierliche Datenverfügbarkeit sicher.
Optional verfügt das Modul über ein Quadband-GPRS-Modem und kann damit unabhängig von lokalen Netzwerken eingesetzt werden. In diesem Fall kann der Kunde eigene SIM-Karten für die Kommunikation verwenden. NivuLink Control zeichnet sich durch ein minimales Datenübertragungsvolumen aus. Alarm- und Triggerfunktionen beschleunigen die Abläufe in vordefinierten Szenarien. Das Gerät kann mit einem lokalen Programmablauf für komplexe Rechen- und Steueraufgaben programmiert werden.
Die Internet-Security wird durch integrierte Sicherheitsdienste wie OVPN / IPsec / TLS sichergestellt. Ferndiagnosen sind durch Aufschalten mit Programmiersoftware wie z.B. e!Cockpit möglich
Typische Anwendungen des Moduls liegen neben der Prozessindustrie und der Gebäudeautomatisierung vor allem im Bereich der Wasserwirtschaft. Insbesondere sind dies Regenbehandlungsanlagen, Kanalnetze, Pumpwerke, Grundwassermessstellen, Hochwasserpegel, Silobefüllungen und Wehrmessungen.

Mehr zu unserem Steuerungsmodul mit SPS-Funktion
NIVUS auf der sps ipc drives in Nürnberg: Halle 6 Stand 436
https://www.nivus.de/de/aktuelles-presse/presse/intelligenter-fernwirk-controller-fuer-iot/

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deutsche-phosphor-plattform: Acceptance and value of recycled fertilisers in organic farming – BRUSSELS, BELGIUM

The One-day European stakeholder meeting on potentials and challenges for use of recycled nutrient products in organic farming is organised by ESPP (European Sustainable Phosphorus Platform) and IFOAM (International Federation of Organic Agriculture Movements).
The meeting takes place
on the 12th December 2017
in Brussels
The meeting will discuss:
• need for phosphorus inputs to organic farming
• ecological coherence of using recycling nutrient sources in organic agriculture
• acceptability of different secondary materials and recycled products for the organic farming movement, organic food distributors and consumers.
Proposals for speakers, posters, input or participants are welcome.
Please note that programme and venue details will be published later nearer the event date, directly on ESPP website.

Further Information:

https://www.deutsche-phosphor-plattform.de/veranstaltung/acceptance-value-recycled-fertilisers-organic-farming/

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Pecher: Fertigstellung der Baumaßnahme Ansbach

Nach über 5 Jahren Bauzeit wurde am 9. Oktober 2017 die Fertigstellung der Baumaßnahme „Stauraumkanal Promenade“ im fränkischen Ansbach mit Einweihung des neu gebauten Hochwasserpumpwerks gefeiert.
Neben einem erheblich verbesserten Entwässerungskomfort für die historische Altstadt Ansbachs wird mit der Inbetriebnahme des Stauraumkanals und des Hochwasserpumpwerks ein wesentlicher Beitrag zum Gewässerschutz geleistet. Innerhalb unserer Ingenieurgemeinschaft mit Pecher und Partner aus München haben wir diese Baumaßnahme im Rahmen der Leistungsphasen 1-8 einschließlich der örtlichen Bauüberwachung realisiert. Die dauerhafte Präsenz auf der Baustelle wurde dabei im Rahmen der örtlichen Bauüberwachung durch die Dr. Pecher AG sichergestellt.
Aufgrund der engen innerstädtischen Lage und des hoch anstehenden Grundwassers wurde der Stauraumkanal DN 2500 im Rohrvortrieb mit offener Ortsbrust im Teilschnittverfahren mit Druckluftstützung aufgefahren. Weitere Bauabschnitte mit Querschnitten DN 1600 bis DN 2000 erfolgten in offener Bauweise.

Das Hochwasserpumpwerk wurde aus Denkmalschutzgründen komplett unterirdisch errichtet. Dazu gehört auch ein unterirdisches Schaltanlagenbauwerk, welches über einen Tunnel mit dem eigentlichen Pumpwerk verbunden ist.
Das ca. 1,5 m unter GOK anstehende Grundwasser durfte aufgrund der nahegelegenen historischen Bebauung nicht abgesenkt werden, sodass als Baugrubenverbau eine überschnittene Bohrpfahlwand (t = 20 m) zur Ausführung kam.
Nach Einbau der Maschinentechnik und Installation der Elektrotechnik wird das Hochwasserpumpwerk Ende 2017 in Betrieb gehen.
Technische Kenndaten:
• oberhalb liegendes Einzugsgebiet rd. 143 ha
• Nutzvolumen ca. 2.770 m³
• offene Verlegung DN 1600 / rd. 220 m
• offene Verlegung DN 2000 / rd. 140 m
• Rohrvortrieb DN 2500 / rd. 590 m
• Fördervolumen des Hochwasserpumpwerks 17 m³/s,
• Baukosten netto rd. 18 Mio. EUR

http://www.pecher.de/index.php/aktuell/item/116-fertigstellung-der-baumassnahme-ansbach

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Born-Ermel: Erfahrungen vom Bau und Betrieb der Klärschlamm-Monoverbrennungsanlage Rügen

Am 14. September 2017 fand die DWA Landesverbandstagung Nord in Ilsede/Peine statt. Unser Kollege Heiko Peters hat dort in Vertretung für Jörn Franck gemeinsam mit Herrn Uwe Repenning vom Zweckverband Wasserversorgung und Abwasserbehandlung Rügen einen Vortrag über die ersten Erfahrungen vom Bau und Betrieb der kleinen Klärschlamm-Monoverbrennungsanlage Rügen gehalten.
https://born-ermel.eu/vortraege/vortraege-detailansicht/erfahrungen-vom-bau-und-betrieb-der-klaerschlamm-monoverbrennungsanlage-ruegen.html

Hier können Sie den Vortrag einsehen:

https://born-ermel.eu/files/bornermel/uploads/pdfs/Vortraege%20und%20Veranstaltungen/DWA_Peine_BE_Präsentation_MKVARuegen_JF.pdf

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SCHNELL Motoren: übernimmt Mehrheitsbeteiligung an der PlanET Service GmbH – Zwei starke Partner – Ein starker Service

Die SCHNELL Motoren GmbH ist einer der technologieführenden Hersteller von Blockheizkraftwerken für die dezentrale Erzeugung von Strom und Wärme. SCHNELL bietet hocheffiziente BHKW-Lösungen, die von Erdgas-, Biogas- oder Klärgas-Aggregaten betrieben werden und nach dem Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung funktionieren. Seit 2016 ist SCHNELL Mitglied der TEDOM Gruppe. TEDOM ist ein weltweit agierender BHKW Hersteller und BHKW Betreiber aus Tschechien.

Die PlanET Biogastechnik GmbH gehört zu den führenden Anbietern für Planung, Anlagenbau und Service an Biogasanlagen weltweit. Das Leistungsportfolio umfasst alle Bereiche der Biogastechnik und des Komponentenvertriebs inkl. der Aufbereitung von Biogas auf Erdgasqualität. PlanET hat sich über viele Jahren einen hervorragenden Ruf in Sachen Servicequalität und Zuverlässigkeit erarbeitet. Zum 01.01.2017 wurde das Servicegeschäft der PlanET Biogastechnik für den deutschen und niederländischen Biogas-Markt mit 61 Mitarbeitern in die PlanET Service GmbH überführt.

Für den Biogas-Markt in Deutschland und den Niederlanden bietet die PlanET Service GmbH erstklassigen Service mit regionalen Service-Stützpunkten und einer überdurchschnittlich hohen Verfügbarkeit. So können kurze Reaktionszeiten und schnelle Hilfe für Komponenten, BHKW und gesamte Biogasanlagen angeboten werden.
Die Serviceleistungen der PlanET Service GmbH stellen damit eine optimale Ergänzung für den BHKW Service von SCHNELL dar. Den Betreibern von Biogasanlagen kann über die PlanET Service GmbH künftig auch herstellerunabhängig BHKW und Anlagenservice aus einer Hand angeboten werden.
Mit SCHNELL und PlanET haben sich zwei starke Partner gefunden, die mit der PlanET Service GmbH den Service für Biogasanlagen und BHKW in Deutschland und den Niederlanden weiter ausbauen wollen – stärker und zuverlässiger als je zuvor!

Die Geschäftsführung der PlanET Service GmbH wird ab sofort von Herrn Bernd Brendel (Geschäftsführer SCHNELL) und Herrn Jürgen Adamik (CFO PlanET Biogastechnik GmbH) übernommen. Wie bisher wird Herr Martin Rolvering als Serviceleiter gemeinsam mit der neuen Geschäftsführung für einen kundennahen und effizienten Service sorgen.

Ansprechpartner:
Birgit Kerler
SCHNELL MOTOREN GmbH
07520/9661-551

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KROHNE: Neuheiten im Analyseportfolio

• Feststoffgehalt-Sensoren OPTISENS TSS 3000 für Abwasseranwendungen und OPTISENS TSS 7000 für Anwendungen mit Hygieneanforderungen: glasfreie optische Sensoren für verschiedene Konzentrationsbereiche
• Menügesteuerter Transmitter MAC 300 für OPTISENS TSS, pH/ORP und COND Sensoren
Mit OPTISENS TSS 3000 und 7000 und MAC 300 erweitert KROHNE das Portfolio im Bereich Analysemesstechnik um zwei neue Feststoffgehalt-Sensoren (TSS) und einen Transmitter.

OPTISENS TSS 3000 ist ein Feststoffgehalt-Sensor für Abwasseranwendungen in verschiedenen Branchen und kommt mit 1 1/4¨ NPT-Gewinde für Wechsel- oder Eintaucharmaturen. OPTISENS TSS 7000 ist ein Feststoffgehalt-Sensor für hygienische Anwendungen mit Tri-Clamp- oder VARIVENT-Prozessanschluss, z B. für die Konzentrationsmessung in der Milchtrennung oder Obstverarbeitung sowie in anderen Lebensmittel- und Getränkeanwendungen. Darüber hinaus kann er auch für hygienische Konzentrationsmessungen in anderen Prozessindustrien eingesetzt werden, z. B. zur Überwachung von Dampf- und Kühlwasserkreisläufen.

OPTISENS TSS 3000 und 7000 sind glasfreie optische Sensoren mit mehreren Pfadlängen für unterschiedliche Konzentrationsbereiche. Sie verwenden eine 4-Strahl-Technologie mit alternierenden Lichtquellen, die eine höhere Zuverlässigkeit der Messungen im Vergleich zur traditionellen 2-Strahl-Technologie bietet. 2 NIR-LED-Lichtquellen (880 nm) und 2 Detektoren kompensieren die typische Messfehler aufgrund von Verunreinigungen, Alterung oder Lichtquellenveränderungen. Dank einer direkten Messung durch die PP-Werkstoffschicht werden Messfehler und Dichtungsprobleme vermieden wie sie bei Messfenstern aus Glas häufig auftreten. Beide Sensoren können mit dem Analysetransmitter MAC 300 verwendet werden.

MAC 300 ist ein menügesteuerter Analysetransmitter für OPTISENS TSS, pH/ORP und COND Sensoren. Die Signale von bis zu drei angeschlossenen Sensoren überträgt er über bis zu sechs analoge 0/4…20-mA-Ausgänge, Relaisausgänge oder optional über Modbus an ein Leitsystem. Der Transmitter ist mit einer beleuchteten LCD-Anzeige ausgestattet und in einem robusten Gehäuse (IP66/67, NEMA 4/4X) zur Wandmontage oder zum Schalttafeleinbau untergebracht. Er bietet optionale Funktionen für Live-Datenverläufe und Datenaufzeichung sowie einen SD-Kartensteckplatz zum Speichern von Parametersätzen und zum Laden neuer Firmware.
VARIVENT ist ein Warenzeichen von GEA Tuchenhagen

Über KROHNE
KROHNE ist ein Anbieter von Komplettlösungen für Prozessmesstechnik zur Messung von Durchfluss, Massedurchfluss, Füllstand, Druck und Temperatur sowie für Analyseaufgaben. Das 1921 gegründete Unternehmen mit Hauptsitz in Duisburg, Deutschland, beschäftigt weltweit über 3.700 Mitarbeiter und ist auf allen Kontinenten vertreten. KROHNE steht für Innovation und höchste Produktqualität und gehört zu den Marktführern für industrielle Prozessmesstechnik.

Herausgeber:
KROHNE Messtechnik GmbH
Ludwig-Krohne-Str. 5
47058 Duisburg
www.krohne.com

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HOLINGER: Sickerwasserbehandlung Deponie Cholwald

Das Sickerwasser der Deponie Chowald wird aktuell in der ARA Sarneraatal behandelt. Weil die ARA mit einer Ozonungsanlage zur Elimination von Mikroverunreinigungen ausgestattet werden soll, muss das Sickerwasser künftig separat behandelt werden. Denn es weist eine hohe Konzentration an Bromid auf, das bei einer Ozonung in Bromat umgewandelt wird. Nach der Behandlung soll das Sickerwasser direkt in die Sarner Aa eingeleitet werden. In einem ersten Schritt wird das Sickerabwasser während rund drei Monaten auf die relevanten Parameter untersucht. Besondere Beachtung muss dabei den Regenereignissen geschenkt werden. Basierend auf den Ergebnissen der Messkampagne werden anschliessend die Art und die Dimensionierung der Sickerwasserbehandlung festgelegt.

Mehr:
http://de.holinger.com/news/media-coverage/?L=0

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Weber-Ing: Seminare zum Thema Starkregen-Risiko-Management

Kurz nach dem Erscheinen des Leitfadens „Kommunales Starkregenrisikomangement in Baden-Württemberg“ wurde bereits am 13. Dezember 2016 in der großen Kreisstadt Öhringen eine erste Veranstaltung zu Information und Austausch über extreme Regenfälle organisiert. Am 2. Juni 2017 fand in den Veranstaltungsräumen der Donauhallen in Donaueschingen die zweite Veranstaltung des Landesverbandes der Baden-Württembergischen Industrie (LVI) zum Thema Starkregen-Risiko-Management statt. Das Phänomen zunehmender Starkregenereignisse wurde auch in diesem Jahr in Donaueschingen intensiv diskutiert und durch die Referenten von verschiedenen Seiten beleuchtet. Die mitorganisierenden Ingenieurbüros Weber-Ingenieure GmbH und Emscher Wassertechnik GmbH stellten die neuen Herausforderungen an Kommunen und Industrie zur Risikovorsorge vor und zeigten technische sowie organisatorische Lösungsmöglichkeiten auf. Dipl.-Ing. Michael Koch vom Landratsamt Schwarzwald-Baar-Kreis stellte den neuen Leitfaden Kommunales Starkregenrisikomanagement Baden-Württemberg und die aktuellen Fördermöglichkeiten zur Erstellung eines Handlungskonzeptes vor. Durch den Vortrag von Herrn Dipl.-Met. (FH) Christian Kronfeldner vom Deutschen Wetterdienst (DWD) erfuhren die Teilnehmer die verschiedenen Angebote und Möglichkeiten der Vorwarnung vor Starkregenereignissen. DWA-Rechtsanwalt Dr. Kopp-Assenmacher aus Berlin erläuterte gegen Ende der Veranstaltung die rechtlichen Aspekte einschließlich Pflichten und Haftung insbesondere für Kommunen, die sich aus den neuen Anforderungen ergeben. Dieser letzte Vortrag aus juristischer Sicht erzeugte die intensivste Diskussion des Nachmittags, in der die Tragweite des Themas Starkregen allen Anwesenden bewusst wurde. Zusammenfassend war die Veranstaltung im vergangenen und in diesem Jahr für die rund 130 Teilnehmer eine gelungene Möglichkeit, um sich über das Thema Starkregenrisikomanagement umfassend zu informieren und Erfahrungen hierzu mit den Vertretern von Kommunen, Ingenieurbüros, Landratsämtern sowie mit dem anwesenden Rechtsanwalt auszutauschen. Mehr zum Thema Starkregenrisiko finden Sie auf Seite 32 in dem Artikel: „Starkregenereignisse im urbanen Raum“ oder sehr gerne in einem persönlichen Gespräch mit unseren Experten.

Mehr: http://www.weber-ing.de/files/201709_focus_ausgabe17.pdf

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Pecher: Lehrauftrag für Dr. Klaus Hans Pecher

Der Vorstand der Dr. Pecher AG hat für das Wintersemester 2017/2018 von der Ruhr-Universität Bochum einen Lehrauftrag im Fachbereich Bauingenieurwesen zum Thema „Kanalnetzplanung und Regenwasserbehandlung“ erhalten.
Klaus Pecher hat 1992 den Ernst-Kuntze-Preis der damaligen Abwassertechnischen Vereinigung e.V. (ATV) für seine Diplomarbeit „Hydraulische Kanalnetzsanierung und ihre Kosten in Abhängigkeit von der der Bemessung zugrunde gelegten Regenhäufigkeit“ erhalten. Im Anschluss an sein Studium begann er seine berufliche Laufbahn am Institut für Siedlungswasserwirtschaft der RWTH Aachen bei Prof. Dohmann. Dort betreute er am Lehrstuhl u. a. die Vorlesungen und Übungen im Bereich Abwasserableitung für die Studierenden und beschäftigte sich im Rahmen von Forschungs- und Entwicklungsvorhaben intensiv mit der Regenwasserbehandlung im Misch- und Trennsystem. Ab 1995 war er am Institut Leiter der Forschungsgruppe Abwasserableitung, bevor er 1997 zum damaligen Ingenieurbüro Dr. Rolf Pecher wechselte. Im gleichen Jahr promovierte er zum Thema „Optimierung des Stoffrückhaltes in Stauraumkanälen“.

Seit 2004 ist er alleiniger Vorstand der Dr. Pecher AG, seit 2008 außerdem Geschäftsführer der Pecher Software GmbH und seit 2010 Geschäftsführer der neu gegründeten Pecher Technik GmbH mit Schwerpunkt der Regenwasserbehandlung im Trennsystem.
Bei der DWA ist Klaus Pecher stellvertretender Obmann des Fachausschusses ES-1 „Allgemeine Grundsatzfragen“. Aktiv mitgearbeitet hat er u. a. an den technischen Regelwerken DWA-M 182 „Fremdwasser“ als Sprecher der Arbeitsgruppe sowie DWA-A 117 „Regenrückhalteräume“.

http://www.pecher.de/index.php/aktuell/item/114-lehrauftrag-fuer-dr-klaus-hans-pecher

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HACH: „Intelligente Sicherung der Wasserqualität“

Interview mit Peter Bringsken, Senior Manager Application Development Europe. Er und sein Team arbeiten partnerschaftlich mit verschiedenen europäischen Kunden, um innovative Anwendungen für die Wasserwirtschaft zu entwickeln.

Mit welchen Themen befassen Sie sich derzeit?
Ein Teil der Anfragen, die wir erhalten, bezieht sich auf niedrigere Nachweisgrenzen und die Erkennung neuer Parameter, die unter anderem von der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie vorgegeben werden. Ein anderer Teil fokussiert sich auf die Fragen: Was tun mit all den Informationen, die sich im Laufe eines Tages anhäufen? Kann ich mich auf die Daten verlassen? Wie wirken sich diese auf meinen Prozess aus? Und muss ich eingreifen?
Was sind die Herausforderungen für Ihre Kunden und für die Branche?
Die Sicherung der Wasserqualität hat nach wie vor die oberste Priorität, ist aber nicht mehr das einzige Ziel in Wasserwerken und Kläranlagen. Ressourceneffizienz durch den Einsatz von weniger Energie, Betriebsstoffen und verbessertem Asset Management hat sich in den vergangenen zehn Jahren zu einem weiteren Schwerpunkt entwickelt.

Neue Herausforderungen betreffen Faktoren, die die Abläufe einer Anlage mit den Bedienern vernetzen. Wir sehen nicht nur die Tendenz, mehr Aufgaben in derselben oder in kürzerer Zeit zu erledigen. Auch die Bandbreite der täglich anfallenden Aufgaben wird größer. Die Bewältigung dieser vielfältigen Aufgaben gelingt nur, wenn sich Anlagenbetreiber und technische Fachkräfte auf wichtige Dinge fokussieren und im Entscheidungsprozess auf Fachwissen zurückgreifen.
Die deutsche Wasserwirtschaft möchte ihr Geschäft auf andere Regionen ausweiten. Technologie und Fachwissen werden sehr geschätzt, aber wir betreten Regionen mit unterschiedlichen Anforderungen hinsichtlich Budget, operativem Know-how und klimatischen Bedingungen.

Wie motivieren Sie sich, das Thema anzugehen?
Alle beschriebenen Kundenziele sind eng mit unserem Auftrag als Unternehmen verknüpft: der Sicherung der Wasserqualität für Menschen auf der ganzen Welt. Unsere Vision ist es, Wasseranalytik besser – also schneller, einfacher, umweltfreundlicher und aussagekräftiger zu machen. Das erreichen wir nur durch unübertroffene Kundenpartnerschaft, …mehr:

http://www.wirtschaft40-info.de/intelligente-sicherung-der-wasserqualitaet

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UNION INSTRUMENTS: PRÄSENTIERTE SICH AM 18.10.2017 AUF DREI UNTERSCHIEDLICHEN VERANSTALTUNGEN IM LAND.

‚‚Wasserversorgung/Rohrleitungsbau‘‘ lautete das Thema auf dem 7. Praxistag für Wasserversorgungsnetze in Essen. Hier stellte UNION das neue PMS-System zur Dichtigkeitsprüfung vor. Mit diesem können Druckproben zuverlässig und ‘‘kinderleicht‘‘ durchgeführt werden.
Auf dem 27. Karlsruher Deponie- und Altlastenseminar konnte UNION mit den Geräten der INCA-Serie und dem PMS in Sachen der Messtechnischen Lösungen für Gas punkten.
Beides sind Zielgruppen in denen UNION seit Jahren seine Kernkompetenzen sieht.
Auf dem Chemiepark Forum in Bitterfeld-Wolfen stellte UNION Abrechnungslösungen für Chemieparks vor. Dieses System beruht auf dem weltweiteingesetzten CWD Kalorimeter und bietet dem Anwender somit die Möglichkeit schnell und zuverlässig gasförmige Energiemengen zu bestimmen und ggf. fiskalisch abzurechnen.

https://www.union-instruments.com/news/aktuelles/union-instruments-praesentierte-sich-am-18-10-2017-auf-drei-unterschiedlichen-veranstaltungen-im-land

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HOLINGR: Risikoübersicht für die Kantone Graubünden und Neuenburg

Was tun, wenn die Grundlagen für eine Risikoanalyse fehlen? Vor dieser Herausforderung stand HOLINGR, als es darum ging, für die Kantone Graubünden und Neuenburg eine Risikoübersicht zu erarbeiten. Gefahrenkarten lagen zwar vor, aber keine Intensitätskarten. Um trotzdem Aussagen zum Risiko machen zu können, entwickelte HOLINGER auf Basis der Gefahrenkarten einen Risikoindex. Grundlage für die Berechnung des Risikoindex bilden verschiedene monetäre Schadenspotenziale, die in den gefährdeten Gebieten vorhanden sind. Dazu zählen etwa Schäden an Personen, Gebäuden oder Infrastrukturen. Diese Schadenspotenziale werden gemäss ihrer Gefährdung mit einem definierten Faktor gewichtet. Die Methode ist eine Vereinfachung der Risikoanalyse. Damit stellt der Risikoindex lediglich eine Annäherung an die eigentlichen Risiken dar. Jedoch erlaubt die Methode, da kantonsweit angewendet, einen Vergleich und damit eine Rangordnung der Gemeinden. Mehr:

http://de.holinger.com/news/details/?L=0&tx_ttnews%5Byear%5D=2017&tx_ttnews%5Bmonth%5D=10&tx_ttnews%5Bday%5D=16&tx_ttnews%5Btt_news%5D=3092&cHash=02f5cf70b4ff0177962318b983c3c553

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EnviroChemie: erweitert die Anlage zur Sickerwasserreinigung auf der Deponie „Vereinigte Ville“ bei Köln

Der Betreiber der Deponie „Vereinigte Ville“, die AVG Köln, hat EnviroChemie damit beauftragt, die Anlagentechnik zur sicheren Reinigung der Sickerwässer zu erweitern.

EnviroChemie wird die bestehende Sickerwasserreinigungsanlage um eine weitere biologische Stufe Biomar inklusive einer Ultrafiltrationsstufe Envopur zur Schlammabtrennung ergänzen. Zum Auftragsumfang gehören außerdem eine Schlammbehandlung und eine Aktivkohleadsorption Envochem. Die neue Anlage kann 136.000 m3 Sickerwasser pro Jahr sicher auf die vorgegebenen Grenzwerte behandeln. Besonderes Augenmerk legen die Ingenieure dabei auf die Einhaltung des Grenzwertes für den Gesamtstickstoff.

Die Inbetriebnahme der erweiterten Sickerwasserreinigungsstufen ist für August 2018 vorgesehen.
Auf der Deponie in Erftstadt-Liblar, die seit 1970 in Betrieb ist, wurden früher die Siedlungsabfälle der Stadt Köln deponiert. Seit dem Jahr 2005 werden nur noch Intertstoffe eingebracht.
Um die Deponie wirtschaftlich und gemäß den geforderten Umweltstandards betreiben zu können, modernisiert und erneuert die AVG Köln laufend den Betrieb bzw. die notwendige Anlagentechnik. Sie erweiterte und verbesserte stetig die vorhandenen Reinigungskapazitäten für das Sickerwasser und baute das Gasfassungssystem weiter aus.
Aufgrund der in den letzten Jahren steigenden Sickerwassermengen und parallel dazu steigenden Schadstoffkonzentrationen im Sickerwasser konnte die installierte Anlagentechnik die anfallenden Schadstofffrachten nicht mehr komplett reinigen, so dass ein Teil des Rohsickerwassers extern entsorgt werden musste. Deshalb wurde EnviroChemie mit der Erweiterung der Anlagentechnik beauftragt.

https://envirochemie.com/de/presse/pressemitteilungen-news/envirochemie-erweitert-die-anlage-zur-sickerwasserreinigung-auf-der-deponie-avereinigte-villea-bei-kln.html

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TU Kaiserslautern: Kläranlagen in der Energiewende

Am 30. November 2017 veranstalten das Fachgebiet Siedlungswasserwirtschaft und tectraa, Zentrum für innovative Ab- Wassertechnologien an der TU Kaiserslautern die Fachtagung „Kläranlagen in der Energiewende: Faulung optimieren & Flexibilität wagen“ als gemeinsame Abschlussveranstaltung der Forschungsprojekte arrivee und ZEBRAS. Das BMBFVerbundprojekt „Abwasserreinigungsanlagen als Regelbaustein in intelligenten Verteilnetzen mit erneuerbarer Energieerzeugung – arrivee“ wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen der Fördermaßnahme ERWAS gefördert.

http://erwas-arrivee.de

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Saarland: 5. Saarländische Wasser-Fachtagung am 06. Dezember 2017

Am 06. Dezember 2017 findet im Saarland die 5. Wasser-Fachtagung statt. Das Motto der Veranstaltung lautet auch in diesem Jahr „Wasser – ein Thema mit viel Verantwortung: Sicherheit, Qualität, Verfügbarkeit“. Damit haben die beiden Ministerien -für Soziales, Gesundheit, Frauen und Familien sowie für Umwelt und Verbraucherschutz – gemeinsam mit den Mitveranstaltern eine wichtige Kommunikationsplattform rund um das Thema „Wasser“ geschaffen.
Wasser ist keine übliche Handelsware, sondern ein ererbtes Gut, dass entsprechend geschützt und behandelt werden muss und allen Menschen in guter Qualität und ausreichender Menge zur Verfügung stehen sollte. Ein nachhaltiges Wassermanagement ist dabei Grundvoraussetzung. Den wasserwirtschaftlichen Rahmen dafür bilden zahlreiche Aufgaben von der Gewässerunterhaltung, über die Abwasserbehandlung bis zur Trinkwasserversorgung. Die Verantwortung zum Schutz des Wassers tangiert eine Vielzahl von Fachkreisen. Notwendig ist Wissen und Problemverständnis aller Beteiligten und ein konsequenter fachlicher Austausch untereinander.

Veranstaltungsort:
Kultur-Kongress-Zentrum big Eppel
Europa-Platz 4
66571 Eppelborn

Die Veranstaltung richtet sich an Wasserfachleute, Vertreter von Umwelt-, Gesundheits- und Wasserbehörden, Wasserversorgungsunternehmen, Fachleute für Planung, Ausführung, Betrieb und Sanierung von Wasserversorgungsanlagen, Installationsfirmen, Fachpersonal aus Gebäudemanagement, Immobilienverwaltungen und Labore

Anmeldung:
www.wassertagung.saarland
(Bitte beachten: persönliche Anmeldung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer)

Die Teilnehmerzahl ist begrenzt. Die Berücksichtigung erfolgt in der Reihenfolge der Anmeldungen. Pausengetränke und ein Imbiss werden vor Ort auf eigeneosten angeboten.
https://www.saarland.de/SID-BA0E740B-ADC4A908/228481.htm

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Nivus: Autarke und berührungslose Durchflussmessung

Der neue mobile Durchflussmessumformer NivuFlow Mobile 600 von Nivus wurde speziell für Langzeitmessungen in vollgefüllten Rohrleitungen entwickelt. Dank energieeffizienter Messalgorithmen, leistungsoptimierter Sensorik und einer hohen Akkukapazität erreicht das Messsystem sehr lange Standzeiten. Bei einem fünfminütigen Mess- und Aufzeichnungszyklus kann die Messung bis zu einem Jahr ohne Akkutausch durchgeführt werden. Der interne Datenspeicher ist mit 182 000 Speicherzyklen für einen noch längeren Zeitraum konzipiert. Für die Durchflussmessung stehen berührungslose Clamp-On-Sensoren sowie Rohrsensoren für direkte Messungen im Medium zur Verfügung. Beide Sensortypen zeichnen sich durch eine schnelle und einfache Montage ohne Prozessunterbrechung aus. Die Clamp-On-Sensoren werden von außen auf das Rohr aufgeschnallt und messen berührungslos. Der hohe Schutzgrad der Sensoren und des Messumformers nach IP68 erlaubt den Einsatz auch unter härtesten Bedingungen. Ein Akkuwechsel kann zum Beispiel auch bei starkem Regen durch den Betreiber selbst vorgenommen werden. Die Bedienung des Messumformers erfolgt vor Ort über smarte Endgeräte, wie zum Beispiel Smartphone, Tablet oder Notebook. Dabei wird die Verbindung durch ein WLAN gewährleistet, das der Messumformer selbst erzeugt. Für die Bedienung sind keine Plug-Inoder App-Installationen notwendig. Bei schlechter Witterung, starker Sonneneinstrahlung oder begrenzter Zugänglichkeit zur Messstelle ist damit stets eine ergonomische und sichere Bedienung aus einem geschützten Bereich, zum Beispiel dem Einsatzfahrzeug, möglich. Typische Anwendungen für NivuFlow Mobile 600 sind: Leckage-Ermittlungen, Pumpenüberprüfung, Überwachungen in der Wasserversorgung, Monitoring von Kühlwasser führenden Zu- und Abläufen bzw. Kreislaufsystemen und die Überwachung von Prozess- und Brauchwasser.

Nivus GmbH
www.nivus.de

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Mageco: präsentiert vollkommen stromlose Kleinkläranlage – Großer Marktbedarf

„WAVE“ ist ein neuartiges Kläranlagenkonzept, das durch seinen vollkommen stromlosen Betrieb, sein Behältergesamtvolumen sowie niedrige Anschaffungs- und Betriebskosten neue Maßstäbe setzen soll. Nun will die Mageco-Gruppe, spezialisiert auf die Planung und Produktion dezentraler, chemie- und stromloser Kläranlagen, über ein auf 2,5 Mio. Euro limitiertes Fundrasing die Mittel erhalten, um die für den großen Marktbedarf ihrer Kleinkläranlage WAVE nötigen Produktionskapazitäten und Vertriebskanäle aufzubauen.

Das Kleinkläranlagenkonzept WAVE ist für die Klärung von Abwässern von bis zu 50 Personen geeignet und soll vollkommen ohne Strom funktionieren: Im Gegensatz zu den bisher am Markt erhältlichen Anlagen ist dabei nicht nur der eigentliche Klärprozess stromlos, sondern es entfällt auch bei fehlendem Gefälle die Notwendigkeit einer Pumpe, um das geklärte Wasser wieder auf Einlaufniveau zu befördern. Die Konstruktion eines neuartigen schwimmenden Biofilters ermöglicht es zudem, dass der Raum im Modul darunter komplett als Feststoffspeicher zur Verfügung steht. Dadurch verlängern sich die Schlammabfuhr-Intervalle deutlich und die Wartungs- und Folgekosten reduzieren sich erheblich. Außerdem können tragische Unfälle durch Ertrinken von Kindern in Folge von nicht ordnungsgemäß verschlossenen Deckeln technisch bedingt nicht mehr vorkommen.

„Ungeklärte Abwässer sind eines der drängendsten Probleme der Gegenwart und Zukunft. Unser Ziel ist es daher, unser Konzept in kürzester Zeit der breiten Masse an potentiellen Kunden zur Verfügung zu stellen“, erklärt Robert Schmidt, Mit-Gründer und -Inhaber der Mageco-Gruppe. Das Marktpotential für die Kläranlagen der Mageco-Gruppe ist nach seiner Meinung erheblich. So gebe es alleine in den Ländern der EU in den kommenden Jahren einen Bedarf von bis zu 20 Millionen Klein- und mehreren tausend Großkläranlagen. Noch höher sei der Bedarf in Ländern wie China, Indien sowie in den Staaten in Südamerika und auf dem afrikanischen Kontinent, wo die Anschaffung von Kläranlagen aus Kostengründen oft noch ein unüberwindbares Hindernis darstellt. Die Zielmärkte umfassen Private Haushalte, Dörfer und Siedlungen, Städte und Gemeinden, Regierungen, Öffentliche Auftraggeber, Hilfsorganisationen sowie Wasser- und Zweckverbände.

„Da erste Vertriebs- und Marketingaktivitäten bereits angelaufen sind und das Feedback schon jetzt sehr groß ist, sehen wir unserem Markteintritt erwartungsvoll entgegen“, betont Robert Schmidt. Und weist darauf hin, dass Anleger auf der Schwarmfinanzierungsplattform FunderNation.eu ab 100 Euro in das Mageco Kläranlagenkonzept investieren können und im Gegenzug eine Beteiligung am Erfolg des Unternehmens erhalten.

Weitere Informationen sind unter mageco-wave.com erhältlich.

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sima-tec: Schulung für Betriebspersonal – nur noch wenige Plätze für den 08./09. November 2017

Am 08./09. November 2017 findet wieder unsere Schulung für Betriebspersonal statt. Noch sind einige wenige Plätze frei. Melden Sie sich jetzt an! In wahlweise ein oder zwei Seminartagen informieren wir Sie in theoretischen und praktischen Seminarblöcken über alles Wissenswerte zu Mikro-, Ultra- und Nanofiltration sowie zur Umkehrosmose. Die Termine für 2018 stehen auch schon fest: 14./15.März …mehr:

http://www.sima-tec-gmbh.de/unternehmen/aktuelles/

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NIVUS: Autarke und berührungslose Durchflussmessung

Der neue mobile Durchflussmessumformer NivuFlow Mobile 600 wurde speziell für Langzeitmessungen in vollgefüllten Rohrleitungen entwickelt. Dank energieeffizienter Messalgorithmen, leistungsoptimierter Sensorik und einer hohen Akkukapazität erreicht das Messsystem sehr lange Standzeiten. Bei einem fünfminütigen Mess- und Aufzeichnungszyklus kann die Messung bis zu einem Jahr ohne Akkutausch durchgeführt werden. Der interne Datenspeicher ist mit 182.000 Speicherzyklen für einen noch längeren Zeitraum konzipiert. Für die Durchflussmessung stehen berührungslose Clamp-On-Sensoren sowie Rohrsensoren für direkte Messungen im Medium zur Verfügung. Beide Sensortypen zeichnen sich durch eine schnelle und einfache Montage ohne Prozessunterbrechung aus. Die Clamp-On-Sensoren werden von außen auf das Rohr aufgeschnallt und messen berührungslos.
Der hohe Schutzgrad der Sensoren und des Messumformers nach IP68 erlaubt den Einsatz auch unter härtesten Bedingungen. Ein Akku-Wechsel kann z.B. auch bei starkem Regen durch den Betreiber selbst vorgenommen werden. Damit ist eine unterbrechungsfreie Messung auch für längere Projekte gewährleistet.
Die Bedienung des Messumformers erfolgt vor Ort über smarte Endgeräte, wie z.B. Smartphone, Tablet oder Notebook. Dabei wird die Verbindung durch ein WLAN gewährleistet, welches der Messumformer selbst erzeugt. Für die Bedienung sind keine Plug-In- oder App-Installationen notwendig. Bei schlechter Witterung, starker Sonneneinstrahlung oder begrenzter Zugänglichkeit zur Messstelle ist damit stets eine ergonomische und sichere Bedienung aus einem geschützten Bereich, z.B. dem Einsatzfahrzeug, möglich.
Typische Anwendungen für NivuFlow Mobile 600 sind: Leckage-Ermittlungen, Pumpenüberprüfung, Überwachungen in der Wasserversorgung, Monitoring von Kühlwasser führende Zu- und Abläufen bzw. Kreislaufsystemen und die Überwachung von Prozess- und Brauchwasser.

Erfahren Sie mehr über unseren neuen mobile Durchflussmessumformer NivuFlow Mobile 600
https://www.nivus.de/de/produkte/durchflussmessung/saubere-und-leicht-verschmutzte-medien/durchflussmessumformer/nivuflowmobile600/

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Agw: „Bathing in the City“

In Kooperation mitr der DWA, dem Ruhrverband und der Stadt Essen veranstaltet die European Water Association (EWA) eine Veranstaltung zum Thema urbanes Wasser. Am zweiten Vernastaltungstag folgt dann der Sprung ins kühle Nass der Ruhr.

http://www.agw-nw.de/agw/aktuelles

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HACH: Intelligente Sicherung der Wasserqualität

Wasser 4.0 ist ein Trendthema in der Wasserwirtschaft. Das Interview mit Peter Bringsken, Senior Manager Application Development Europe, legt dar, welche innovativen Lösungen Hach für die Wasserwirtschaft bereit hält, um auf einem globalen Markt wettbewerbsfähig zu sein.
Hier geht’s zum Interview.

http://www.wirtschaft40-info.de/intelligente-sicherung-der-wasserqualitaet

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KRONOS: „Die chemische Phosphatelimination“ in Nordenham am 02.08 – 03.08.2017

Bericht zum Workshop
In unserem Werk Nordenham fand in der ersten Augustwoche ein Workshop zum Thema „Neue Anforderungen an die Phosphatelimination und deren Auswirkungen auf die biologische Abwasserreinigung“ statt. Der Verkaufsgebietsleiter Hans-Peter Hamel eröffnete die Vortragsrunde und stellte das Unternehmen KRONOS und die Herstellung der Eisensalze vom Abbau des Erzes bis zum Endprodukt vor. Die Europäische Wasserrahmenrichtlinie stellt höhere Anforderungen an die Reinigungsleistung der Kläranlagen. Die chemische Phosphorelimination steht dabei stark im Fokus. Diesem Thema widmete sich Herr Wassermann in seinem Vortrag unter Einbeziehung der Teilnehmer mit deren Fragen und Erfahrungen. Besprochen wurden Optimierungsmöglichkeiten, hier insbesondere Strategien zur chemischen Fällung. Außerdem wurden Lösungsansätze zur Reduzierung negativer Begleiterscheinungen, wie z.B. den Abtrieb von Feinstflocken, besprochen. Das Thema ist für Kläranlagen und Verbände von zunehmender Bedeutung, da durch die gestiegenen Anforderungen an die Reinigungsleistung die Betriebsstabilität jederzeit gewährleistet sein muss. Ob nun Phosphor oder Grundlagen der Wasserchemie, der Workshop zeigte den Teilnehmern Potentiale und Zusammenhänge auf und gab Anregungen für das Tagesgeschäft. Im Anschluss an die Vorträge und Diskussionen fand eine gemeinsame Werksbesichtigung statt, in der sich die Besucher einen Überblick über die Produktionsprozesse bei KRONOS verschaffen konnten.

Weitere Veranstaltungen dieser Art werden folgen – bitte sprechen Sie uns an!

http://www.kronosecochem.com/ehome_de.nsf/index?OpenFrameset  

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Uhthoff & Zarniko: sichert Fischproduktion an der Ostsee

Ad-hoc-Einsatz von Berliner Pumpendienstleister hält eine der größten Fischfabriken Europas am Laufen.
Das musste schnell gehen: Als in der Fischmehlfabrik der Euro-Baltic in Saßnitz, einer der größten Fischfabriken Europas, die Hauptzirkulationspumpe ausfiel, kam es Anfang August auf jede Minute an. „Pro Stunde verarbeiten wir hier gut zehn Tonnen Fisch. Hinzukam, dass zum Zeitpunkt des Ausfalls ein Schiff mit 1200 Tonnen Fische gelöscht und verarbeitet werden musste. Rasches Handeln war notwendig“, sagt Marcus Hoppe, Technischer Leiter bei der Euro-Baltic Fischverarbeitungs GmbH. Über Nacht besorgte der Berliner Pumpenspezialist Uhthoff & Zarniko die Ersatzteile von seinem Partner Netzsch Pumpen & Systeme aus Bayern und schickte sie per Expresslieferung nach Rügen. „Dank der schnellen Ersatzteillieferung und dem engagierten Einsatz unseres erfahrenen Monteurs vor Ort lief die Maschine in eineinhalb Tagen wieder“, so Axel Murcha, Serviceleiter bei Uhthoff & Zarniko. In der Fabrik, die zur niederländischen Gruppe Parlevliet & Van der Plas gehört, werden jedes Jahr bis zu 50.000 Tonnen Hering filetiert, mariniert und schockgefrostet.

Der Ad-hoc-Einsatz an der Ostsee ist ein typisches Beispiel für die Vorteile der 24-Stunden-Betreuung, die der Pumpenspezialist Uhthoff & Zarniko seinen Kunden anbietet. Der Ausfall der wichtigsten von insgesamt neun Pumpen musste extrem schnell behoben werden, um den hochautomatisierten Produktionsprozess der gesamten Fischverarbeitung im Werk nicht zu unterbrechen: Mit der Pumpe werden Fischabschnitte aus der Filetierung befördert. Diese werden im Anschluss in einer weiteren Verarbeitungsstufe, zu Heringsfischöl und -mehl verarbeitet.
Bis zu 150 Arbeiter verarbeiten in Saßnitz Frischfisch aus Ost- und Nordsee sowie Frostware. Ein fangfrischer Hering wird hier in nur einer Stunde zum marinierten Filet verarbeitet. Die Fischer von Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und auch aus anderen EU-Ländern bringen ihre Ladung direkt an den Pier des Fischverarbeitungszentrums. Hauptabnehmer sind Unternehmen in Deutschland, Polen und Russland, geliefert wird aber auch nach Afrika und China.

Über Uhthoff & Zarniko
Uhthoff & Zarniko ist einer der führenden deutschen Pumpen-Dienstleister. Zu den Kunden des Berliner Traditionsbetriebs zählen Mittelständler und internationale Konzerne wie Coca-Cola, Siemens oder Kraft Foods. Seit mehr als 40 Jahren bietet Uhthoff & Zarniko weltweit Dienstleistungen an, um Prozesskosten von Unternehmen zu senken – vor allem durch Werterhaltung von Maschinen und Senkung der Energiekosten.

So erreichen Sie uns
Pumpen-Service Uhthoff & Zarniko GmbH
Marion Zarniko-Klein
Alexandrinenstr. 2-3
10969 Berlin
Tel.: 030-61 69 93 32
Fax: 030-61 69 93 22
Mobil: 0163-616 99 40
mzarniko@uhthoff-zarniko.de
www.uhthoff-zarniko.de

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SIMONA: Kundenzufriedenheitsanalyse 2017

Im Mai haben wir erneut eine umfassende Kundenzufriedenheitsstudie durchgeführt. Insgesamt wurde unser Online-Fragebogen in 8 Sprachen an Kunden in ganz Europa verschickt. Dank einer sehr guten Rücklaufquote konnten wir umfassende Ergebnisse zur Zufriedenheit unserer Kunden gewinnen. Für diese hervorragende Beteiligung möchten wir uns bei allen Teilnehmern herzlich bedanken.

Die Auswertung zeigt eine erneut sehr hohe Gesamtzufriedenheit und Weiterempfehlungsrate. Das seit der letzten großen Kundenbefragung im Jahr 2013 erreichte Niveau haben unsere Kunden bestätigt. Das zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind und spornt uns an, unsere Produkte und Leistungen stets weiter zu verbessern.
Im Vergleich zur letzten Analyse konnten wir in allen Produktbereichen deutliche Verbesserungen bei unseren Serviceleistungen, wie Innen- und Außendienst, Kaufmännische Auftragsabwicklung, Lieferung und Versand sowie Anwendungstechnische Beratung erzielen. Es freut uns zu sehen, dass sich die Maßnahmen, die wir nach der letzten Befragung getroffen haben, auszahlen und wir die Zufriedenheit unserer Kunden steigern konnten.
Die Rückmeldungen unserer Kunden zeigen uns aber auch, dass wir einige Aspekte unseres Schulungsprogramms, des Internetauftritts sowie der Reklamationsbearbeitung noch weiter optimieren können. Hieran werden wir aktiv arbeiten.
Die Ergebnisse helfen uns, die Anforderungen unserer Kunden noch besser zu verstehen. Hierauf aufbauend werden wir weitere Verbesserungspotentiale herausstellen, entsprechende Maßnahmen definieren und deren Umsetzung konsequent verfolgen. Unser Ziel ist es, unsere Position als kundenorientiertes Unternehmen auszubauen und unsere Kunden nicht nur zufriedenzustellen, sondern von unseren Produkten und Leistungen zu begeistern.

http://www.simona.de/unternehmen/news/detail/kundenzufriedenheitsanalyse-2017/

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Iswa: Spurenstoffe im Regen- und Mischwasserabfluss

Die alljährliche abwasserwirtschaftliche Tagung des Instituts für Siedlungswasserbau, Wassergüte- und Abfallwirtschaft der Universität Stuttgart findet in diesem Jahr am 26. Oktober statt. Das Thema der Veranstaltung, erstmals unter dem neuen Namen „Abwasserkolloquium“, lautet „Spurenstoffe im Regen- und Mischwasserabfluss“.

E-Mail: renate.schill@iswa.uni-stuttgart.de
www.abwasser.fei-ev.de  

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Isww: 30. Karlsruher Flockungstage

Die 30. Karlsruher Flockungstage finden am 28. und 29. November 2017 statt. Während am ersten Tag der Parameter Phosphor im Vordergrund steht (unter den Gesichtspunkten Gewässerqualität, Phosphorrückgewinnung, betriebliche Gesichtspunkte und zukunftsweisende Lösungs- und Optimierungsansätze bei der Phosphorelimination), ist der zweite Veranstaltungstag den Themenkomplexen Flockungsmitteleinsatz und Spurenstoffelimination gewidmet.

https://isww.iwg.kit.edu/flockungstage.php  

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Wangen Pumpen: Neue Dosierpumpe

Die neue Wangen Polymerpumpe wurde speziell entwickelt für die zuverlässige Dosierung in der Klär- und Umweltindustrie Umweltindustrie, aber auch für die Bereiche der Chemie- und Pharmaindustrie. Die Polymerpumpe ist in zwei Baugrößen mit unterschiedlichen Gehäusen erhältlich. Die unterschiedlichen Gehäuse sind ausgelegt für spezielle Dosier- und Fördermedien:
●● Kunststoffgehäuse (Baugröße KB10S) zur Dosierung und Förderung von Fällmitteln und polymeren Konzentraten
●● Graugussgehäuse (Baugröße KB20S) zur Dosierung und Förderung von polymeren Gebrauchslösungen (FHM) Technische Eigenschaften im Überblick:
●● langlebiges, verschleiß- und wartungsfreies Wellengelenk ohne Ölfüllung (verhindert Verunreinigungen im Fördermedium)
●● großer Dosierbereich
●● Dosiergenauigkeit ± 1 %
●● Fördermenge von 0,5 bis 200 und 200 bis 4000 l/h
●● maximaler Kugeldurchgang von 12 bzw. 28 mm
●● maximaler Differenzdruck 16 bar

Wangen Pumpen GmbH
www.wangen.com

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Robuschi: Höchste Effizienz für den Bedarf einer Abwasserkläranlage

Der neue Schraubenkompressor mit Permanentmagnetmotor Robox energy WS 65 von Robuschi wurde ursprünglich probeweise installiert, hat sich aber dann als Dauerlösung für eine Kläranlage der Autonomen Provinz Trient erwiesen. Die Gesamtoxidationsanlage für die biologische Aufbereitung der privaten Abwässer, die seit Dezember 2011 aktiv ist, deckt die Fläche der Gemeinden von Dimaro und Commezzadura im Hochtal „Alta Val di Sole“ ab. Sie sieht eine zusätzliche biologische Denitrifikation und Phosphoreliminierung vor. Das gereinigte Abwasser wird direkt in den nahen Fluss Noce eingeleitet. Die hat eine Besonderheit: Sie verfügt über sieben Meter tiefe Oxidationsbecken, im Gegensatz zu den üblichen viereinhalb Metern aller restlichen Anlagen im Territorium. Zunächst wurden Gebläsegruppen mit traditionellen Motoren, ebenfalls mit Robuschi-Technologie, installiert, deren Aufgabe es war, die notwendige Sauerstoffmenge für die Oxidation und die Senkung des CSB, der organischen Substanzen in den Abwässern, zu gewährleisten. Der erste Schritt des neuen Weges für die Anlage im Trentino wurde gesetzt, als Robuschi den Niederdruck-Schraubenkompressor Robox screw mit traditionellem Motor präsentierte. Die Robox energy ist die Hauptmaschine der Anlage. Dieser wurde das konventionelle Aggregat Robox screw zur Seite gestellt, das jetzt eventuelle höhere Sommerlasten, die in der Urlaubssaison auftreten, und eventuelle Überlasten abdecken soll. Gleichzeitig dient es als Reservemaschine, falls Wartungsarbeiten, ein Austausch von Teilen, Revisionen oder andere Eingriffe am Hauptkompressor durchgeführt werden müssen. Eine der interessantesten Eigenschaften ist die Anpassungsfähigkeit von Robox energy. Dieser analysiert dank der „Smart Process Control“ die vom Prozess erhaltenen Daten und moduliert seinen Betrieb abhängig vom sich stetig ändernden Sauerstoffversorgungsverhältnis, das im Laufe des Tages erforderlich ist. Die Daten, die bis jetzt zur Anlage in Dimaro erworben werden konnten, beweisen, dass sich die neue Technologie bewährt. Die Auslegung des Robox energy mit integriertem Inverter und integrierter Schalttafel gestattet außerdem eine bequeme und einfache Installation.

Gardner Denver
www.gardnerdenver.com

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7solutions: Wartung von portablen Gaswarngeräten in Kläranlagen – WER –WIE-WAS-WARUM

Aufgrund der Verunsicherung in manch einer Kläranlage in Bezug auf den erforderlichen Service von Gaswarngeräten, wurde diese vereinfachte Übersicht erstellt.

Wird ein Wartungsservice oder Kalibriergas angesprochen, schaut man manchmal in verdutzte Gesichter. Wofür braucht man denn so was? Oft wird davon ausgegangen, dass das Gaswarngerät wartungsfrei ist. Oder: „es hat eine Eigentestfunktion“, oder „das X-AM 777 überprüft sich selbst beim Einschalten“.

Gaswarngeräte schützen die Gesundheit und das Leben der in gefährdeten Bereichen tätigen Mitarbeiter. Sie sind ein wichtiger Bestandteil der Arbeitssicherheit. Damit diese Sicherheit auch permanent gewährleistet wird, muss die einwandfreie Funktion der Gaswarngeräte regelmäßig überprüft werden.

Aber wie wird solch ein Gerät denn geprüft?
Die Vielzahl der gebräuchlichen Bezeichnungen kann durchaus zu Verwirrungen führen. Kalibrierung, Bumptest, Wartung, Funktionsprüfung, Selbsttest, Funktionskontrolle…?
Wie macht man das eigentlich, wie oft, womit und wer kümmert sich darum?
Wer darf es denn überhaupt?

All diese Fragen beantwortet die Berufsgenossenschaft RCI, die in ihrer T 021/ T 023 festlegt, wie Gaswarngeräte zu prüfen sind.
§ 11.1 Kontrollen des Gaswarngerätes
Darin wird unterteilt in: § 11.1.1 Sichtkontrolle und Anzeigetest, steht u. a.: Aufgabe geeigneter Prüfgase, Gasgemische zum Test der Anzeige und Alarmfunktion. … Eine alleinige Kontrolle des Nullpunktes mit Umgebungsluft erfüllt nicht die Anforderungen des Anzeigetests. Die Sichtkontrolle ist durchzuführen von einer unterwiesenen Person. Sie hat zu erfolgen: vor jeder Arbeitsschicht.
§ 11.1.2 Funktionskontrolle
Zusätzlich zu der Sichtkontrolle nach § 11.1.1 kommt u. a. hinzu: Aufgabe von Null- und Prüfgas zur Kontrolle und Bewertung der Messwertanzeige (Kalibrierung) und gegebenenfalls Justierung Die Funktionskontrolle erfolgt durch qualifiziertes Fachpersonal Sie hat zu erfolgen: alle 4 Monate
§ 11.1.3 Systemkontrolle
Zusätzlich zu § 11.1.2 kommt u. a. hinzu: Kontrolle der Parametrierung durch Soll-/Ist-Vergleich Bei Vorhandensein eines Datenloggers: Auslesen der Inhalte und Kontrolle auf Plausibilität Beurteilung des Akku-Zustands Beurteilung des Zustands von Zubehörteilen ( z.B. Schläuche, Filter)
• Die Systemkontrolle erfolgt durch eine befähigte Person.
Sie hat zu erfolgen: alle 12 Monate Aus dem Fachchinesisch übersetzt heißt es:

1.Die Sichtkontrolle (Bumptest), hat vor jeder Arbeitsschicht zu erfolgen Geprüft wird mit einem geeigneten Prüfgas. Der so genannte Selbsttest bezieht sich lediglich auf den Lautsprecher und die optische Anzeige des Displays. Ohne Gas kann die Funktion des Sensors nicht überprüft werden! Dazu berechtigt ist jeder Mitarbeiter, der eine entsprechende Anweisung erhalten hat. Im nachfolgenden ist nicht klar getrennt zwischen 1. KA macht es selbst 2. Eine entsprechende Firma machts

2.Die Funktionskontrolle (Kalibrierung), erfolgt von wem alle 4 Monate Kalibriert wird selbstverständlich auch mit Prüfgas und an einer Kalibrierstation. Berechtigt ist der Hersteller, eine Fachwerkstatt wie beispielsweise die Firma 7 Solutions oder auch ein Mitarbeiter der Kläranlage nach einer entsprechenden Schulung, mit einem Zertifikat. Diese Qualifikation erfordert regelmäßige Nachschulungen

3.Die Systemkontrolle (Wartung), erfolgt muss alle 12 Monate Kalibriert wird mit Prüfgas, einer Kalibrierstation / PC Berechtigt ist der Hersteller, eine Fachwerkstatt wie die Firma 7 Solutions, oder auch ein Mitarbeiter der Kläranlage nach einer tiefgreifenden Ausbildung, mit einem Zertifikat. Diese Qualifikation erfordert regelmäßige Nachschulungen
Fazit: Wartungsfreie Gaswarngeräte sind ein Mythos

Ohne Prüfgas keine Kontrolle Diese Regeln gelten für alle bei den Unfallversicherungsträgern der DGUV versicherten Betriebe Die umgangssprachlichen Bezeichnungen weichen von den Fachbegriffen der BG ab, daher wurden diese beigefügt und in Klammern gesetzt Hier kommt jetzt die Dienstleistung von ihrer Firma ins Spiel Da sollte die Firma genannt werden
Wie wird die Prüfung vorgenommen?
Vor Ort oder einschicken?
Übrigens: wie wird dokumentiert, wenn die KA das selbst macht, was ist vorgeschriebn? Die Schulungen der Mitarbeiter für eine Funktionskontrolle können z.B. bei der Firma 7 Solutions durchgeführt werden oder auch auf der Anlage/bei grossen Anlagen
• In unserem 7 Solutions SKS Service erfolgt bei Funktions- und Systemkontrollen darüber hinaus:
1.Gründliche Prüfung des Gehäuses auf einwandfreie Mechanik
2.Prüfung der Filter
3.Dichtheitsprüfung
4.Reinigung des Gehäuses
5.Aktualisierung der Software
6.Dreifache Begasung für eine zuverlässigere Kalibrierung

Für weitere Fragen stehen unser Team und ich Ihnen gerne zur Verfügung

Irek Warmowski
7 Solutions GmbH
Mathias Brüggen Str. 39
50827 Köln
Tel.: +49 (0)221 – 170 894-10
Mobil: +49 152-09224648
E-Mail: i.warmowski@7solutions.de
Internet: http://www.7solutions.de

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Kelheim Fibres: punktet mit toilettengängigen Feuchttüchern und integrierter Produktpolitik – Responsible Care

Über eine Auszeichnung für besonders gute integrierte Produktpolitik durfte sich Kelheim Fibres im Rahmen des Responsible-Care-Wettbewerbs 2017 vom VCI-Landesverband Bayern freuen. Thema des Wettbewerbs war „Kreislaufwirtschaft“ in den Responsible-Care-relevanten Handlungsfeldern Umweltschutz, Produktverantwortung und Dialog.

Kelheim Fibres, weltweit führender Hersteller von Viskosespezialfasern, konnte hier mit der eigens entwickelten Viskose-Kurzschnittfaser VILOFT® zur Herstellung von feuchtem Toilettenpapier punkten. Der Bedarf in diesem Segment steigt weltweit. Die Tücher aus Kelheimer Kurzschnitt lösen sich im Gegensatz zu herkömmlichen Feuchttüchern im Abwasser schnell auf und verhindern so ein Verstopfen der Pumpen in Abwassersystemen. Darüber hinaus – und ebenfalls im Gegensatz zu herkömmlichen handelsüblichen Produkten – sind diese Tücher vollständig biologisch abbaubar.

Damit bieten die Kelheimer Kurzschnitt-Fasern ein enormes Einsparpotential im Hinblick auf Energie und Instandhaltungskosten bei den regionalen Abwasserverbänden. Gleichzeitig lösen sie schon von vornherein das brisante Problem der zunehmenden Gewässerverschmutzung durch Mikroplastik und bieten so einen enormen Umweltvorteil.
Diese Tatsache überzeugte auch die Fachjury, die die eingereichten Projekte nach Qualität, Kreativität, Auswirkung und Beispielhaftigkeit beurteilte. Wörtlich heißt es in der Bewertung: „Das Projekt überzeugt durch die dargestellte integrierte Produktpolitik: Bereits beim Produktdesign steht der systemische Gedanke im Vordergrund. Es wird ein biopersistenter Stoff ersetzt. Durch diese Vermeidung von Abfall und Reststoffen entsteht deutschlandweit ein Einsparungspotential in kommunal genutzter Infrastruktur.“

Business Manager Horst Wörner freut sich: „Wir verfolgen das Thema „Flushable Wipes“ bereits seit Jahren. Mit VILOFT® bieten wir eine Lösung, die die Abwasserverbände weltweit schon seit Jahren fordern. Aber die Dimension des Problems und des entsprechenden Einsparpotentials ist leider noch nicht überall gleichermaßen bekannt. Der Responsible-Care-Preis bestätigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind und trägt hoffentlich auch zur Bewusstseinsbildung in der Öffentlichkeit bei.“

http://www.kelheim-fibres.com/infocenter/news_de.php#25.07.2017

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Lanxess: erweitert Membransortiment für die Umkehrosmose

Köln – Die Membranelemente zeichnen sich durch eine hohe Wasserdurchlässigkeit im Vergleich zu Standardelementen aus – bei gleichzeitigem hohen Rückhalt von kritischen Substanzen. Im Druckrohr ist ein um 40 % niedrigerer Betriebsdruck erforderlich, was die Betriebskosten senkt. Zudem stellt der neue Membrantyp eine gute Option zur Entfernung von Spurenstoffen aus Abwasser oder Trinkwasser dar. „Die neuen ULP-Typen werden für Anwendungen empfohlen, bei denen eine hohe Flussrate, ein moderater Salzrückhalt und ein niedriger Stromverbrauch die primären Auslegungsparameter darstellen. Einsatzgebiete sind daher insbesondere die wirtschaftliche Filtration von Trinkwasser und die zukunftsweisende Abwasserbehandlung….mehr:

http://www.process.vogel.de/lanxess-erweitert-membransortiment-fuer-die-umkehrosmose-a- 622529/?cmp=nl-254&uuid=1DC4B9E7-1718-4A70-B3EA-0C6A17F0F654

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TZW: 22. TZW-Kolloquium am 5. Dezember 2017 in Karlsruhe

Trends wie Klimawandel, demografischer Wandel, Spurenstoffe oder auch Digitalisierung werden die Wasserbranche in ihrer zukünftigen Entwicklung beeinflussen und prägen. Aus diesem Grund ist ein strategischer Entwicklungsplan, eine Roadmap, unerlässlich. Hierzu werden ausgewählte Chancen und Herausforderungen vorgestellt und diskutiert. Das aktuelle Programm mit Anmeldeformular kann hier eingesehen werden.mehr lesen >>>
http://www.tzw.de/de/

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Procon Technologies: Optimierung der Belüftung von Klärbecken

Energieeffizienz hat für Betreiber abwassertechnischer Anlagen einen hohen Stellenwert. Sparpotenziale sind beispielsweise durch eine effizientere Belüftung zu realisieren. Hier setzt die Firma Procon Technologies an. Bei Procon hat man verschiedene Belüftertypen untersucht und sich am Ende auf keramische Dombelüfter spezialisiert. Das Unternehmen hat nun den Alleinvertrieb im deutschsprachigen Raum. Für diese Belüfter wurden jetzt ein Druckluftanschluss und eine Klemmverschraubung entwickelt und patentiert, mit dem der Dombelüfter auf jeder Druckluftverteilung einfach aufgesetzt werden kann. Dieses neue Druckluftsystem ermöglicht eine bis zu 50%ige Verringerung der Strömungs-Druckwiderstände, was sich am Ende deutlich auf die Betriebskosten und damit die Energiekosten niederschlägt. Die eingesetzten Dombelüfter sorgen auf ihrer gesamten Oberfläche für einen sehr gleichmäßigen und feinblasigen Austritt der Luft und damit für einen besseren Sauerstoffeintrag, so Procon. Weiter hat Procon eine Reinigungsanlage für Dom- und Rohrbelüfter entwickelt, die in der Lage ist, verschmutzte keramische Elemente fast wieder in den Neuzustand zu versetzen („Reinigungsleistung 99,7 %“, so das Unternehmen). In richtigen Intervallen angewendet, bringe dies für die Kläranlage wieder eine erhebliche Einsparung von Betriebskosten. Procon hat eine Kontrolleinrichtung (BKE) entwickelt, die den Zustand der Belüfter in Bezug auf den Druckverlust kontinuierlich anzeigt und registriert. So kann die Kläranlage den optimalen Zeitpunkt ermitteln, wann bei den Belüftern Handlungsbedarf besteht.

Procon Technologies GmbH
www.procon-technologies.de

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E+H:Vorteile desUltraschall-Verfahrens zur Schlammspiegelmessung auf Kläranlagen

Die Trennschicht immer im Blick Vorteile der Ultraschall-Schlammspiegelmessung in Kläranlagen Mithilfe der Schlammspiegelmessung können Kläranlagenbetreiber Trennschichten und Trennzonen in Absetzbecken sowie bei Nachklär- und Vorklärbecken einfach und klar erkennen. Das Klärwerk Waßmannsdorf der Berliner Wasserbetriebe testete diese Messtechnik auf ihre Leistungsfähigkeit. Flüsse, Kanäle und Seen gehören in Berlin einfach dazu. In der Hauptstadt sind 51,7 km² Wasserflächen, das sind etwa sieben Prozent des Stadtgebietes. Somit bildet Berlin gemeinsam mit Brandenburg Europas größtes Binnengewässernetz. Die Berliner Wasserbetriebe haben einen großen Anteil an der Gewässerqualität der Berliner Flüsse und Seen. An sechs Standorten wird das Abwasser von 3,5 Millionen Berlinerinnen und Berlinern sowie zusätzlich von Umlandgemeinden rund um die Uhr 365 Tage im Jahr gereinigt. Das Klärwerk Waßmannsdorf ist eine von insgesamt sechs Kläranlagen der Berliner Wasserbetriebe in Berlin und Brandenburg. Die Abwasserreinigung in dieser Region hat eine lange Tradition. Bereits seit 1927 wurde hier das Abwasser gereinigt. Die Reinigungssysteme von damals können natürlich nicht mehr mit den derzeitigen Anlagen verglichen werden, denn das Leitklärwerk Waßmannsdorf gehört heute zu den modernsten Anlagen Deutschlands. Die verantwortlichen Betreiber der Kläranlage haben das Bestreben, die Reinigungsleistung ständig auf dem Stand der Technik zu halten. Dabei spielen neue Techniken eine entscheidende Rolle. Die Kläranlage Waßmannsdorf reinigt die anfallenden Abwässer in einem mechanischbiologischen Reinigungsverfahren. Die Anlage besitzt eine biologische Phosphateliminierung in Kombination mit einer Nitrifikation und Denitrifikation.

Nach der Durchströmung…den ganzen Bericht lesen sie unter:
http://endress.softwerk.de/eh-online/landing-pages/resource.nsf/imgref/D_Process_KA-Wassmannsdorfs.pdf/$FILE/Process_KA-Wassmannsdorfs.pdf

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Lanxess: erweitert Membransortiment für die Umkehrosmose

Köln – Die Membranelemente zeichnen sich durch eine hohe Wasserdurchlässigkeit im Vergleich zu Standardelementen aus – bei gleichzeitigem hohen Rückhalt von kritischen Substanzen. Im Druckrohr ist ein um 40 % niedrigerer Betriebsdruck erforderlich, was die Betriebskosten senkt. Zudem stellt der neue Membrantyp eine gute Option zur Entfernung von Spurenstoffen aus Abwasser oder Trinkwasser dar.
„Die neuen ULP-Typen werden für Anwendungen empfohlen, bei denen eine hohe Flussrate, ein moderater Salzrückhalt und ein niedriger Stromverbrauch die primären Auslegungsparameter darstellen. Einsatzgebiete sind daher insbesondere die wirtschaftliche Filtration von Trinkwasser und die zukunftsweisende Abwasserbehandlung….mehr:

http://www.process.vogel.de/lanxess-erweitert-membransortiment-fuer-die-umkehrosmose-a-622529/?cmp=nl-254&uuid=1DC4B9E7-1718-4A70-B3EA-0C6A17F0F654

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Endress und Hauser: Lösungen für die Wasserwirtschaft – Veranstaltungen

Die Aqua Automation prägt seit mehr als sechs Jahren herstelleroffene Lösungs- und Systemkonzepte für eine zukunftssichere und nachhaltige Wasserver- und Entsorgung. Trendthemen wie Wasser 4.0, Cyber Security und Energieeffzienz sind fester Bestandteil des Aqua Automation-Systems. Im Rahmen der diesjährigen Veranstaltungsreihe möchten wir Sie als Experten der Branche herzlich einladen, mit uns gemeinsam Systeme und Lösungen für verbesserte Prozesse und höhere Versorgungssicherheit zu diskutieren.

Alle Termine und Anmeldeinformationen unter http://www.aqua-automation.com/

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Pumpen-Forum: Pumpen und Pumpensysteme sicher beherrschen

Experten-Tipps für den Umgang mit flüssigen oder gasförmigen Medien
Wo: Festung Marienberg, Würzburg 16./17.11.2017

Das Pumpen-Forum ist die Wissens- und Austausch-Plattform für Ingenieure, die mit ihrem Know-how den reibungslosen Betrieb verfahrenstechnischer Anlagen sicherstellen.

Das Programm bietet zwei Tage lang Praxis-Vorträge rund um den sicheren und effizienten Umgang mit flüssigen und gasförmigen Fördermedien. Die Teilnehmer sammeln wertvolle Erfahrungen, um teure Reparaturen und Produktionsausfälle zu vermeiden, bauen ihr Experten-Netzwerk aus und erweitern ihr technisches Fachwissen.
Förderprozess-Foren 2017 Als Teil der Förderprozess-Foren bietet die Veranstaltung auch den „Blick über den Tellerrand“. Alle Vorträge des zweiten Teil-Forums (11. Schüttgut-Forum) stehen den Teilnehmern des Pumpen-Forums ebenfalls offen. In ihrer Konstellation und fachlichen Tiefe sind die Förderprozess-Foren einzigartig im deutschsprachigen Raum und sollten auf keiner Weiterbildungs-Agenda fehlen.

Darum sollten Sie beim 15. Pumpen-Forum dabei sein:
• Das Foren-Programm ist von Fachleuten für Fachleute zusammengestellt. Experten vermitteln Praxiserprobtes und wichtiges Know-how für den sicheren und effizienten Pumpen- und Anlagenbetrieb.
• Ihre Aufgaben stehen im Mittelpunkt: Der Beantwortung von vorab oder vor Ort eingereichten Teilnehmer-Fragen wird viel Zeit eingeräumt.
• Das Veranstaltungs-Duo erlaubt den Blick über den eigenen Tellerrand und legt Wert auf den Systemgedanken. Allen Teilnehmern stehen alle Vorträge der beiden Teil-Foren offen.
• Erfahrungsaustausch untereinander – profitieren Sie vom Fachwissen aller anwesenden Profis. Networking-Pausen und die Abendveranstaltung bieten dafür den passenden Rahmen.

Infos und Anmeldung: www.pumpen-forum.de

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E+H: Frachtspitzen in Ihrer Kläranlage? Mit Liquiline Control kein Problem

Liquiline Control verwendet intelligente Algorithmen, um die Gebläse in der biologischen Stufe zuverlässig, effizient und dank einer völlig neuen Funktion jetzt auch vorausschauend zu steuern!

Klicken Sie hier für mehr Informationen : https://www.de.endress.com/de/medienzentrum/news-pressemitteilungen/Frachtspitzen-Wasser-abwasser-klaeranlage

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Lanxess: WASSERAUFBEREITUNG DURCH UMKEHROSMOSE

Die Business Unit Liquid Purification Technologies (LPT) des Spezialchemie-Konzerns LANXESS ist einer der wichtigsten Anbieter von Lösungen für Flüssig-Trennverfahren weltweit. Mit Lewatit®-Ionenaustauschern und Lewabrane®-Membranelementen für die Umkehrosmose bietet LPT zwei Premium-Trenntechnologien für die Entsalzung und die Bereitstellung von hochreinem Wasser.
Die Membranelemente der Produktfamilie Lewabrane® bestehen aus spiralförmig gewickelten Dünnfilm-Verbundmembranen, die speziell für die Wasseraufbereitung entwickelt wurden. Die Membranchemie der Umkehrosmose und der Aufbau der Elemente sorgen für einen optimierten, kostengünstigen Betrieb in nachgeschalteten Prozessschritten, wie etwa in Einzel- oder Mischbettfilter-Schaltungen.
Zu den wichtigsten Anwendungen in der industriellen Wasseraufbereitung gehören:
• Meerwasserentsalzung
• Herstellung von Kesselspeisewasser in Kraftwerken
• Vollentsalzung und Partikelentfernung bei der Mikrochipherstellung
• Wasserentsalzung für die Leichtindustrie (Autowaschanlagen, Wäschereien und Schiffsindustrie)
• Abwasseraufbereitung, auch im Anschluss an eine Behandlung mit einem Membranbioreaktor (MBR)
• Grundwassersanierung und -neubildung
Lewabrane®-Membranelemente werden in einer hochmodernen, vollautomatisierten Produktionsanlage in Bitterfeld (Deutschland) hergestellt. Der Schwerpunkt der verwendeten Membranchemie liegt auf einer stark vernetzten Polyamidschicht, die eine hohe Beständigkeit gegenüber Reinigungschemikalien aufweist und einen höheren Rückhalt bei komplexen Salzmischungen sowie eine geringe Oberflächenladung hat, was die Neigung zu Fouling reduziert.
Seit der Markteinfühurng im Jahr 2012 wurden mehrere tausend Lewabrane®-Filterelemente in mehr als 25 Ländern installiert.
Leistungsvorteile von Lewabrane®-UO-Elementen:
• Geringer Salzdurchlass, für gewöhnlich liegt das Rückhaltevermögen unter Standardbedingungen bei > 99,7 % im Brackwasser
• Hohe Flussrate und damit hohe Produktivität
• Verbesserte Chemie der Barriereschichten (geringere Fracht und höhere Vernetzung) für eine geringere Tendenz zur Bildung von Filterkuchen (Fouling)
• Stabileres Salzrückhaltevermögen während der gesamten Betriebsdauer (da der Rückhaltemechanismus mehr auf der Lösungsdiffusion basiert als auf dem Rückhaltevermögen für Ionen)
• Verbessertes Rückhaltevermögen bei organischen Verbindungen
• Längere Lebensdauer ermöglicht eine seltenere und damit aggressivere Reinigung

Mehr unter: http://lpt.lanxess.de/de/produkte-lpt/produktgruppen/umkehrosmose/

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ROBUSCHI: SchraubenKompressor bei ATS Kläranlage in Valdobbiadene installiert

erstaunliche Ergebnisse
Robox Energy – a Game Changer. Mehr:
http://www.gardnerdenver.com/de/robuschi/news-veranstaltungen/

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Albaad: Feuchtes Toilettenpapier nicht Ursache von Verzopfungen

Feuchtes Toilettenpapier ist nicht das Problem von Verzopfungen in der Kanalisation. Diese Meinung vertritt der Geschäftsführer des Feuchttuchherstellers Albaad Deutschland GmbH, Wolfgang Tenbusch. Das Basismaterial von feuchtem Toilettenpapier sei Airlaid, das aus Zellulosefasern bestehe, die mit einem wasserlöslichen Kleber zusammengehalten werden. „Die Reißfestigkeit ist so ausgesteuert, dass das Tuch beim Gebrauch seine Funktion erfüllt und sich anschließend in Wasser auflösen kann“, so Tenbusch. Das andere Produkt im Segment der Feuchttücher sei Spunlace, das beispielsweise die Basis von Haushaltspflege-, Baby- und Kosmetiktüchern bilde, teilte das Unternehmen mit Sitz im münsterländischen Ochtrup mit. Dabei handle es sich um einen wasserverfestigten Verbund aus Viskose und Polyesterfasern

http://www.greentech-germany.com/albaad-feuchtes-toilettenpapier-nicht-ursache-von-verzopfungen-a4074635

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Pumpenforum: Pumpen- und Pumpensysteme sicher beherrschen

Damit Ihre Prozesse laufen, müssen Sie den störungsfreien Anlagenbetrieb stets im Blick behalten und Ihre Pumpen und Pumpensysteme so sicher beherrschen, dass Stillstand, Schäden, Ausfälle etc. gar nicht erst entstehen.
Damit das so bleibt, ist die regelmäßige Weiterbildung rund um Pumpentechnik, Förderprozesse und -systeme unabdingbar. Wir laden Sie deshalb zum Pumpen-Forum ein, der Wissens- und Austausch-Plattform für Ingenieure, die mit ihrem Fachwissen den reibungslosen Betrieb verfahrenstechnischer Anlagen sicherstellen müssen. Sie lernen dort …
• wodurch überhaupt Pumpenschäden entstehen.
• Optimierungspotenziale in der Pumpen-Instandhaltung kennen.
• das Vorgehen bei der Auslegung von Pumpaufgaben von A bis Z.
• wie Sie der Herausforderung „Fördern von hochabrasiven und korrosiven Medien“ begegnen können.
• und vieles mehr unter:

http://www.pumpen-forum.de/de/programm

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LANXESS: Kapazität der Membranproduktion verdoppelt

Launch der Reihe Lewabrane ULP für die Entfernung von Spurenstoffen bei der Wasseraufbereitung
LANXESS auf der Aquatech 2017, 31.Oktober bis 3. November, Amsterdam RAI, Halle 1, Stand 01.314

Der Spezialchemie-Konzern LANXESS hat wie angekündigt zur Jahresmitte 2017 seine Membrankapazität verdoppelt. „Wir haben die Kapazität unserer Anlage in Bitterfeld ausgeweitet, um die weiter steigende Nachfrage nach Membranelementen für die Umkehrosmose zu bedienen. Damit werden wir auch für Großabnehmer als Lieferant noch attraktiver“, sagt Jean-Marc Vesselle, Leiter des Geschäftsbereichs Liquid Purification Technologies bei LANXESS.

Der Markt für Umkehrosmose-Membranelemente wird nach aktueller Einschätzung auch in den kommenden Jahren mit jährlich zehn Prozent (CAGR 2015-2020) überdurchschnittlich stark wachsen. LANXESS hatte aufgrund der bereits nahezu vollständigen Auslastung des Betriebs beschlossen, die entsprechende Kapazität zu verdoppeln.

Die Produktion der Membranelemente des Sortiments Lewabrane erfolgt in einem mehrstufigen Prozess. Sie beginnt mit der Herstellung einer aus mehreren Einzelschichten bestehenden Dünnfilm-Verbundmembran. Auf eine ungewebte Trägersubstanz aus Polyester werden eine Polysulfon-Trägerschicht und die aktive Filterschicht aufgetragen. Letztere besteht aus Polyamid und wird in einem komplexen Beschichtungsprozess aufgebracht. Als Flachmembran gefertigt, werden die Umkehrosmose-Membranen mit Hilfe von hochautomatisierten Wickelrobotern (Autowinder) zu einem spiralförmig gewickelten Element geformt. Dieses dient dazu, das Rohwasser an die Membranoberfläche heranzuführen und das Permeat, das Filtrat, zu sammeln.

Neben dem Betrieb für Membranelemente betreibt LANXESS in Bitterfeld auch noch die weltweit größte Anlage für monodisperse Ionenaustauscher.

Neue Reihe Lewabrane ULP ergänzt Membranportfolio für die Wasseraufbereitung
Seit dem Produktionsstart im September 2011 und der Markteinführung Anfang 2012 hat LANXESS das Produktspektrum an Membranelementen kontinuierlich ausgebaut. Heute sind zahlreiche Elementtypen der Marke Lewabrane in unterschiedlichen Größen erhältlich, die wahlweise besonders foulingresistent, energieeffizient oder auf hohe Produktionsleistung hin optimiert sind.

Jüngste Entwicklung ist die neue Reihe Lewabrane RO ULP. Die „Ultra Low Pressure“-Typen zeichnen sich durch eine hohe Wasserdurchlässigkeit im Vergleich zu Standardelementen aus – bei gleichzeitigem hohen Rückhalt von kritischen Substanzen. Im Druckrohr ist ein um 40 Prozent niedrigerer Betriebsdruck erforderlich, was die Betriebskosten senkt. Zudem stellt der neue Membrantyp eine gute Option zur Entfernung von Spurenstoffen aus Abwasser oder Trinkwasser dar.

LANXESS auf der Aquatech 2017
Auf der Leitmesse Aquatech 2017, vom 31. Oktober bis 3. November in Amsterdam, Niederlande, präsentiert LANXESS seine Ionenaustauscher der Marke Lewatit, die Membranelemente der Reihe Lewabrane für die Umkehrosmose sowie Eisenoxid-Adsorber zur Wasseraufbereitung aus dem Sortiment Bayoxide. Darunter auch die Typen der neuen Reihe Lewabrane RO ULP.

„Als einer der weltweit führenden Anbieter von Produkten und Lösungen zur Wasseraufbereitung und -reinigung unterstützen wir unsere Kunden dabei, die knappe Ressource Wasser so effizient wie möglich zu nutzen. Unsere Produkte entsprechen höchsten deutschen und internationalen Produktions- und Qualitätsstandards. Auf der Aquatech wollen wir unsere Kompetenz als erfahrener Komplettanbieter einem großen internationalen Fachpublikum näherbringen“, kündigt Vesselle an.

Darüber hinaus wird auf dem LANXESS-Stand die einzigartige Planungssoftware LewaPlus für integrierte Systemauslegung demonstriert. Mit dieser werden sowohl die Simulation und Auslegung von Umkehrosmose (UO)- als auch von Ionenaustausch (IEX)-Prozessen zur Wasserentsalzung unterstützt. Sie ermöglicht als einziges derzeit verfügbares Planungstool die kombinierte Auslegung sehr komplexer Anlagen zur Wasserbehandlung und den unmittelbaren Vergleich der Berechnungen von UO- und IEX-Prozessen.

Ausführliche Informationen sind im Internet unter http://www.lpt.lanxess.de erhältlich. Dort kann auch die Auslegungssoftware LewaPlus kostenlos heruntergeladen werden.

Zukunftsgerichtete Aussagen
Diese Mitteilung enthält zukunftsgerichtete Aussagen einschließlich Annahmen, Erwartungen und Meinungen der Gesellschaft sowie der Wiedergabe von Annahmen und Meinungen Dritter. Verschiedene bekannte und unbekannte Risiken, Unsicherheiten und andere Faktoren können dazu führen, dass die Ergebnisse, die finanzielle Lage oder die wirtschaftliche Entwicklung von LANXESS AG erheblich von den hier ausdrücklich oder indirekt dargestellten Erwartungen abweicht. Die LANXESS AG übernimmt keine Gewähr dafür, dass die Annahmen, die diesen zukunftsgerichteten Aussagen zugrunde liegen, zutreffend sind und übernimmt keinerlei Verantwortung für die zukünftige Richtigkeit der in dieser Erklärung getroffenen Aussagen oder den tatsächlichen Eintritt der hier dargestellten zukünftigen Entwicklungen. Die LANXESS AG übernimmt keine Gewähr (weder direkt noch indirekt) für die hier genannten Informationen, Schätzungen, Zielerwartungen und Meinungen, und auf diese darf nicht vertraut werden. Die LANXESS AG übernimmt keine Verantwortung für etwaige Fehler, fehlende oder unrichtige Aussagen in dieser Mitteilung. Dementsprechend übernimmt auch kein Vertreter der LANXESS AG oder eines Konzernunternehmens oder eines ihrer jeweiligen Organe irgendeine Verantwortung, die aus der Verwendung dieses Dokuments direkt oder indirekt folgen könnte.

LANXESS ist ein führender Spezialchemie-Konzern, der 2016 einen Umsatz von 7,7 Milliarden Euro erzielte und aktuell rund 19.200 Mitarbeiter in 25 Ländern beschäftigt. Das Unternehmen ist derzeit an 75 Produktionsstandorten weltweit präsent. Das Kerngeschäft von LANXESS bilden Entwicklung, Herstellung und Vertrieb von chemischen Zwischenprodukten, Additiven, Spezialchemikalien und Kunststoffen. Mit ARLANXEO, einem Gemeinschaftsunternehmen mit Saudi Aramco, ist LANXESS zudem führender Anbieter für synthetischen Kautschuk. LANXESS ist Mitglied in den führenden Nachhaltigkeitsindizes Dow Jones Sustainability Index (DJSI World) und FTSE4Good

https://lanxess.de/de/corporate/presse/presseinformationen/2017-00068/

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Lanxess: Umkehrosmose-Membran besteht Praxistest -Wasseraufbereitung

Die neuen Membranelemente sollen bis zu vier Prozent Energie einsparen.
Umkehrosmose-Membranelemente des Spezialchemie-Konzerns Lanxess haben einen einjährigen Praxistest in der größten industriellen Wasseraufbereitungsanlage Deutschlands erfolgreich bestanden. Die neuen Typen mit ASD-Feedspacer überzeugten bei Zellstoff Stendal in Arneburg durch ihre Leistung und ihren konstant hohen Rückhalt. Diese für Anwendungen im Brackwasser optimierten Elemente der Marke Lewabrane zeichnen sich durch einen besonders niedrigen Energieverbrauch und eine hohe Beständigkeit gegen Ablagerungen aus.
Köln – Der Zellstoffhersteller hatte vor einem Jahr ein Projekt gestartet, um die neu entwickelten Membranelemente der Reihe Lewabrane ASD von Lanxess zu testen. Dazu wurden in einem Druckrohr konventionelle Umkehrosmose …mehr:

http://www.process.vogel.de/umkehrosmose-membran-besteht-praxistest-a-617102/?cmp=nl-254&uuid=1DC4B9E7-1718-4A70-B3EA-0C6A17F0F654

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Bieler+Lang: 50 Jahre – Aussicht auf „blühende Landschaften“

Vergangenen Donnerstag beging die Bieler+Lang GmbH im feierlichen Rahmen ihr 50-jähriges Bestehen – im exklusiven Kreise von 80 Gästen aus Politik und Wirtschaft. Das traditionsreiche Familienunternehmen, das bereits in der dritten Generation geführt wird, bringt im Jubiläumsjahr wieder alle Kompetenzen unter ein Dach: Die Fertigstellung der neuen Produktionshalle im Acherner Industriegebiet ist für Ende 2017 geplant. Die erfolgreiche Unternehmensgeschichte der Bieler+Lang GmbH erstreckt sich mittlerweile auf ein halbes Jahrhundert – und wurde nun gebührend gefeiert. Geladen waren namhafte Gäste aus Politik und Wirtschaft, die der Einladung zahlreich Folge leisteten und das traditionsreiche wie innovative Unternehmen mit lobenden Worten und Wertschätzung bedachten. So sprach der Acherner Oberbürgermeister, Klaus Muttach, von „blühenden Landschaften“ und betonte das für die Stadt prägende Engagement des renommierten Gaswarnexperten. Das Familienunternehmen tue sehr viel für die positive Wirtschaftslage des Standortes und sorge seit einem halben Jahrhundert zuverlässig für Arbeitsplätze. Das starke Wachstum in den Jahren ab 2005 erforderte einen Umzug der Gaswarngerätesparte nach Renchen – nun soll dieser Bereich im Acherner Industriegebiet mit der Schaffung neuer Arbeitsplätze wieder integriert werden. Der Neubau wird dann neben der Vertriebs- und Serviceabteilung auch die Entwicklungsabteilung sowie den kundenspezifischen Anlagenbau beherbergen. Dr. Christoph Münzer, Hauptgeschäftsführer des Wirtschaftsverbandes Industrieller Unternehmen Baden e.V. (WVIB), zeigte seine Anerkennung in Form einer Urkunde. Auch die Mitarbeiter, die maßgeblich zum Unternehmenserfolg beitragen, kamen nicht zu kurz: Sie wurden mit einem Gutschein von der Volksbank, den der Bereichsleiter Firmenkundenbetreuung Hansjörg Weber überreichte, beschenkt. Passend zum 50-jährigen Jubiläum wurde einer der dienstältesten Mitarbeiter, Hans-Peter Börsig, nach 47 Jahren bei Bieler+Lang in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet. Der Mann der ersten Stunde war seit seiner Ausbildung für das Unternehmen tätig und zeichnete sich neben seinem langjährigen Know- how vor allem durch seine Kompetenzen in der Mitarbeiterführung aus: Zuletzt hatte er den Posten des Teamleiters der Fertigung inne. Susanne Dussa, Geschäftsführerin und Marketingchefin von Bieler+Lang, betitelte Börsig als „gute Seele, die mit Sicherheit eine große Lücke hinterlässt“. Dussa zeigte sich insgesamt erfreut über den Werdegang des Gaswarnexperten: „Unsere hohe Mitarbeiter- sowie Kundenzufriedenheit bestätigen den Unternehmenserfolg der letzten 50 Jahre. Krise, Konsolidierung und Wachstum gehören immer dazu – wir hatten von allem etwas und befinden uns in einem Prozess der ständigen Weiterentwicklung. Besonders stolz macht mich unser gelebtes familiäres Klima, das trotz steigender Mitarbeiterzahl immer spürbar ist“. Hintergrundinformation Ein halbes Jahrhundert Erfahrung und Kompetenz rund um Sicherheitstechnik und Arbeitsschutz: Bereits seit 1967 warnen Produkte von Bieler+Lang rechtzeitig, zuverlässig und sicher vor Gasunfällen und Explosionen. Die innovativen Gasmess- und Warnsysteme schützen Mensch, Umwelt und Sachwerte vor den folgenschweren Schäden durch gesundheitsschädliche oder explosionsfähige Gase und Dämpfe. Bieler+Lang Qualitätsprodukte finden sich daher in der Industrie, in Biogasanlagen, in der Haustechnik sowie in Tiefgaragen und Parkhäusern. Alle Produkte werden von erfahrenen Entwicklungsingenieuren ständig verbessert und im eigenen Haus nach strengen Qualitätsstandards produziert und kalibriert.

Herausgeber:
Bieler+Lang GmbH
Von-Drais-Straße 31
D-77855 Achern
Tel. 0 78 41 / 69 37-0 |
info@bieler-lang.de
www.bieler-lang.de

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NIVUS: Neuer Radar-Messumformer

Der neue Messumformer ermöglicht in Kombination mit einem Radarsensor die berührungslose Durchflussmessung in offenen Kanälen und teilgefüllten Rohren. Für eine genaue Erfassung und Berechnung des realen Durchflusses entwickelte der Hersteller neue dynamische hydraulische Modelle. Diese wurden für unterschiedlichste Gerinnegeometrien auf Basis von wechselnden Füllständen modelliert.
Das Messsystem ist auf Wunsch auch für den Einsatz in Ex-Zone 1 erhältlich.
Die kompakten Abmessungen des Messumformers erlauben den einfachen und platzsparenden Einbau in Schaltschränken mittels Hutschiene. Für den Außeneinsatz steht ein wetterfestes Feldgehäuse, auch in IP 68, zur Verfügung.

Das grafische Display und das intuitive Bedienkonzept des NivuFlow 550 ermöglichen eine einfache und schnelle Inbetriebnahme des Durchflussmesssystems. Mit den erweiterten Diagnosemöglichkeiten können professionelle Analysen der laufenden Prozesse direkt vor Ort vorgenommen werden. Zusätzlich bietet das Gerät auch eine Fernwartung über das Internet an.

Die Durchflussmessung mit dem Radarsensor eignet sich vor allem für Anwendungen mit aggressiven oder abrasiven Medien. Darüber hinaus ist das Radarmesssystem ideal für Applikationen mit Sedimentation, da der Radarsensor außerhalb bzw. oberhalb des Mediums befestigt wird. Im Weiteren zeichnet sich NivuFlow 550 auch bei Anwendungen mit schießendem Abfluss und geringen Fließhöhen aus.

https://www.nivus.de/de/aktuelles-presse/presse/neuer-radar-messumformer/

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Berkefeld: Blick hinter die Kulissen des Wassertechnikunternehmens

Tag der offenen Tür – 125 Jahre Berkefeld / Technologiemarke von Veolia
Geschätzt mehr als 2.500 Menschen fanden den Weg zum Tag der offenen Tür am deutschen Hauptsitz von Veolia Water Technologies in Celle bei Hannover. Anlass war das 125-jährige Jubiläum von Berkefeld, der internationalen Technologiemarke von Veolia für Wasseraufbereitung in der Gebäudetechnik und Industrie. Geschäftspartner, Angehörige, Nachbarn und Freunde des Unternehmens nutzten die Gelegenheit, um hinter die Kulissen des Unternehmens zu schauen, das heute in Deutschland rund 500 Mitarbeiter beschäftigt. Über 100 engagierte Helfer präsentierten neue Produkte und Anlagen wie den neuen IWW-geprüften Berkefeld Schwimmbadfilter, SIRION Umkehrosmoseanlagen oder „PurBev Hygienic Design“-Anlagen zur Produktwasseraufbereitung in der Getränke- und Nahrungsmittelindustrie.

„Ein rundum gelungener Tag und eine tolle Leistung der vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich hier engagiert haben“, fasste Geschäftsführer Dr. Christian Ausfelder die Veranstaltung zusammen. Verschiedene Programm¬punkte, Gewinnspiele und eigens entwickelte spielerische Erlebnisstände für Kinder bildeten das Rahmenprogramm. Ein zentrales Thema dabei war das Jubiläum und die Geschichte der Technologiemarke Berkefeld und ihres gleichnamigen weltberühmten Filters.

Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte Wilhelm Berkefeld mit Hilfe von Kieselgur ein höchst effektives Verfahren zur Filterung von Trinkwasser und gründete 1892 die Berkefeld Filteranlagen GmbH in Celle. Sein Unternehmen entwickelte sich in der Folgezeit zu einem international starken Anbieter auf dem Gebiet der Trinkwasseraufbereitung und ist seit 2004 ein wichtiger Teil von Veolia Water Technologies. „Die Geschichte Berkefelds und die der Stadt Celle sind seit Beginn eng miteinander verbunden. Daher lag es nahe, im Jubiläumsjahr ein ganz besonderes Event mit den Menschen aus Stadt und Region zu organisieren“ so Ausfelder.

Auf den Außenanlagen wurde für Kinder viel geboten. Neben Aktionsflächen mit einem Wasserparcours wurden mit Experimenten die zentralen Aspekte der Wasserfiltration nähergebracht. Ein weiteres Highlight war die mobile Trinkwasseraufbereitungsanlage M6 im Live-Betrieb, so wie sie von internationalen Organisationen in Katastrophenfällen weltweit eingesetzt wird.

• Mehr zur Geschichte von Berkefeld unter www.wilhelm-berkefeld.de
Quelle: http://www.veoliawatertechnologies.de/info-center/pressemitteilungen/2017-07-28,blick-hinter-die-kulissen-von-veolia-berkefeld-wasseraufbereitung.htm

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Sulzer: mit Red Dot Award für hochwertiges Design ausgezeichnet

Der Sulzer Fertigschacht ″Typ ABS Synconta″ wurde mit dem weltweit begehrten Red Dot Award für herausragendes Design ausgezeichnet. Mit dem neuen Synconta gelingt Sulzer ein neuer Schritt in Richtung Industriedesign. Erreicht wurde dieses durch die Zusammenarbeit mit der irischen Design- und Innovationsberatung Dolmen.

(Bonn) Am 3. Juli kam die internationale Designszene anlässlich der Red Dot Gala im Essener Aalto-Theater zusammen. Dabei wurde die Preise für die prämierten Produkte übergeben. Mit dabei: Der Synconta Fertigschacht von Sulzer. Er besteht aus hochwertigem Synthetik und dient zur automatischen Schmutz- und Abwasserentsorgung für private, gewerbliche und kommunale Anwendungen. Konfigurierbar ist der Fertigschacht als Einzel- oder Doppelpumpstation. In beiden Fällen lassen sich sämtliche Einbauten und Pumpen ohne Schachteinstieg einfach von außen installieren und warten. Dies bietet wesentliche Vorteile insbesondere im Bereich der Arbeitssicherheit. „Der Abwasserfertigschacht Synconta 900 stellt eine clevere Lösung mit geringem Installationsaufwand dar. Das Material ist überaus korrosionsbeständig“, so die Begründung der Jury.

Der neue Synconta zeichnet sich gegenüber dem Vorgängermodell durch eine höhere Belastbarkeit aus. Neben einer begehbaren und einer befahrbaren Ausführung (Belastungsklasse B 125) ist optional auch die Belastungsklasse D 400 (LKW befahrbar). Für Anwendungen, welche über die Standardeinbautiefe hinausgehen, können anpassbare Erweiterungsstücke verwendet werden. Die neuen Fertigschächte vom Typ ABS Synconta 901B und 902B wurden im Mai 2016 auf den Markt gebracht. „Wir freuen uns, den Red Dot Award für das Synconta Design erhalten zu haben“, sagt Clive Patten, Head Municipal Water bei Sulzer.

Weitere Informationen über die Synconta Fertigschächte unter www.sulzer.com

Über den Red Dot Design Award:
Um die Vielfalt im Bereich Design fachgerecht bewerten zu können, unterteilt sich der Red Dot Design Award in die drei Disziplinen Red Dot Award: Product Design, Red Dot Award: Communication Design und Red Dot Award: Design Concept. Der Red Dot Award wird vom Design Zentrum Nordrhein Westfalen organisiert und ist einer der größten Design-Wettbewerbe der Welt. 1955 kam erstmals eine Jury zusammen, um die besten Gestaltungen der damaligen Zeit zu bewerten. In den 1990er-Jahren entwickelte Red Dot-CEO Professor Dr. Peter Zec den Namen und die Marke des Awards. Die begehrte Auszeichnung „Red Dot“ ist seitdem das international hochgeachtete Siegel für hervorragende Gestaltungsqualität. Weitere Informationen unter www.red-dot.de.

Über Sulzer:
Sulzer mit Sitz in Winterthur, Schweiz, gegründet 1834, ist auf Pumpen, Wartung und Dienstleistungen für rotierende Maschinen sowie Trenn-, Reaktions- und Mischtechnologie spezialisiert. Das Unternehmen schafft zuverlässige und nachhaltige Lösungen für seine Schlüsselmärkte: Öl und Gas, Energie und Wasser. Sulzer bedient Kunden auf der ganzen Welt mit einem Netzwerk von über 170 Produktions- und Servicestandorten und hat eine starke Präsenz in aufstrebenden Märkten. 2016 erzielte das Unternehmen mit rund 14 000 Mitarbeitenden einen Umsatz von rund CHF 2,9 Milliarden. www.sulzer.com

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KLAS: Extreme Regen – Erfahrungsaustausch zu Projektergebnissen

Am 9. Juni hat das Projektteam KLAS die Ergebnisse des DBU-Projektes in Bremen im Rahmen eines Erfahrungsaustauschs im Alten Pumpwerk der hanseWasser Bremen vorgestellt. Im Mittelpunkt der Veranstaltung standen die Vorstellung des Leitfadens zur vereinfachten und detaillierten Überflutungsberechnung und das Auskunfts- und Informationssystem Starkregen AIS. Der Abschlussbericht wird bis Juli 2017 erstellt.
Im Projekt Klimaanpassungsstrategie extreme Regen in Bremen (KLAS) wird eine umfassende Strategie zur Starkregenvorsorge in Bremen erarbeitet.

Maßnahmen zum Risikomanagement, die Umsetzung einer wasser- und klimasensiblen Stadtentwicklung sowie die notwendige Stärkung der Eigenvorsorge der Grundstückseigentümer bilden die drei wesentlichen Bausteine der Strategie. Hierzu werden erste vorliegende stadtgebietsweite Gefahren- und Risikoanalysen bewertet und weiterentwickelt. Diese bilden u. a. die Grundlage für ein umfassendes Risikomanagement zur Überflutungsvorsorge.

• 14 JUNI
• 262 BESUCHER
Die Umsetzung erster Pilotvorhaben zur Klimaanpassung und Starkregenvorsorge konnte die Akzeptanz in der Verwaltung und Öffentlichkeit bereits deutlich erhöhen. Mit der Entwicklung eines Auskunfts- und Informationssystems Starkregenvorsorge (AIS) sollen diese Prozesse unterstützt und verstetigt werden (Koch et al., 2016; SUBV, 2015; Jeskulke et al., 2017).
Literatur zum Projekt stellen wir auf Anfrage gerne zur Verfügung.

Erfahrungen zur stadtgebietsweiten und detaillierten 1D-2D-Modellierung von Kanalnetz- und Oberflächenabflüssen werden zudem in einem zusammenfassenden Leitfaden beschrieben (HSB, 2017). Dieser soll bis August 2017 zur Verfügung stehen.
Die aktuelle Projektphase wird von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt DBU gefördert (s. auch www.klas-bremen.de).

Ansprechpartner: Dr. Holger Hoppe
http://www.pecher.de/index.php/aktuell/item/100-klas-extreme-regen-erfahrungsaustausch-zu-projektergebnissen

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TU Hamburg: Hamburger Kolloquium zur Abwasserwirtschaft

Beim „29. Hamburger Kolloquium zur Abwasserwirtschaft“ stehen die Entwicklungen auf dem Gebiet der Kläranlagen und Kleinkläranlagen im Vordergrund. Auch das Regenwassermanagement, der Umgang mit gefährlichen Stoffen und der Gewässerschutz stellen in diesem Jahr wichtige Themen dar. Das Vortragsspektrum reicht von der Instandhaltung über neuronale Netze beim Betrieb von Großkläranlagen bis zur Reduzierung der Arzneimittelbelastung in Gewässern und der Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie. Das Kolloquium ist eine gemeinsame Veranstaltung von: Behörde für Umwelt und Energie der Freien und Hansestadt Hamburg, Department Umwelttechnik der HAW Hamburg, GFEU, Hamburg Wasser, Institut für Abwasserwirtschaft und Gewässerschutz der TUHH. Es findet am 6. und 7. September 2017 in Hamburg statt.

https://www.tuhh.de/aww

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Nordic Water: Mikroplastik – eine unsichtbare Gefahr

An unseren Küsten und Flussufern und in unseren Meeren finden wir oft Plastikmüll wie Plastiktüten oder Plastikflaschen. Weniger offensichtlich – aber nicht weniger häufig – sind mikroskopisch kleine Plastikpartikel: Mikroplastik. Mikroplastik, das sind Kunststoffteilchen mit einer Größe von unter fünf Millimetern. Die Kosmetikindustrie verwendet Mikroplastik als Schleifmittel, Filmbildner oder Füllstoff, aber auch in flüssiger Form zum Beispiel als Bindemittel. Mikroplastik ist zu klein für unsere Kläranlagen und landet so in der Umwelt. Mikroplastik zieht Umweltgifte an, wird von Meeresorganismen gefressen und ist nicht wieder aus der Umwelt zu entfernen. Mikroplastik wurde in Seehunden, Fischen, Muscheln und kleineren Organismen nachgewiesen, die es mit ihrer Nahrung aufnehmen. Daher setzt sich der BUND für ein Verbot von Mikroplastik in Produkten wie Kosmetika oder Reinigungsmitteln ein. (Quelle: BUND) Als Mikroplastik bezeichnet man kleinste Kunststoffteilchen mit einer Größe im Mikrometer-, teilweise hinunter bis zum Nanometerbereich. Ende Januar 2015 warnte das deutsche Umweltbundesamt „vor Risiken für Umwelt und Gewässer durch die Verwendung von Plastikpartikeln in Hautcremes, Peelings, Duschgels und Shampoos“. Mikro-Kunststoffpartikel werden Alltagsprodukten wie Zahnpasta, Duschgel oder Peelingmitteln zugesetzt, um einen mechanischen Reinigungseffekt zu erzielen. Bei manchen Produkten beträgt der Anteil der Plastikkügelchen am Gesamtinhalt bis zu zehn Prozent; nach Angaben des deutschen UBA werden Kosmetika in Deutschland ca. 500 Tonnen Mikroplastik pro Jahr zugesetzt. Im Meer und in anderen Gewässern entsteht Mikroplastik durch den Einfluss von Wellenbewegung und der im Sonnenlicht enthaltenen UV-Strahlung auf Treibgut wie Plastiktüten. Das wissenschaftliche Fachjournal Environmental Science & Technology berichtete von einer Untersuchung an vielen Stränden auf allen sechs Kontinenten, welche überall Mikroplastikteilchen nachwies; dazu gehören wohl auch Fasern aus Fleece- und anderen Kleidungsstücken aus synthetischen Materialien: Im Abwasser von Waschmaschinen wurden bis zu 1900 kleinste Kunststoffteilchen pro Waschgang gefunden. Eine Plastikflasche benötigt laut Umweltbundesamt 450 Jahre zur Zersetzung; ein Nylon-Fischernetz 600 Jahre. 25.000 Netze jährlich geraten unkontrolliert in die Meere.
Nordic Water hat geeignete Produkte diese Kleinstpartikel mühelos und kostengünstig aus dem Wasser und Abwasser zu entfernen!

Quelle: http://www.spurenstoffelimination.de/index.php/mikroplastik

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Oftringen: Pilotanlage auf ARA

Weil in der ARA Oftringen die DOC-Grenzwerte im Ablauf immer wieder überschritten werden, soll in der zweiten biologischen Reinigungsstufe in Zukunft Pulveraktivkohle (PAK) zudosiert werden. Ob diese platzsparende und mit geringen Investitionen verbundene Lösung die refraktären Stoffe adsorbieren kann, wird seit Anfang Jahr mit einer zweistrassigen Pilotanlage direkt auf dem Gelände der ARA getestet. Sie wird im Rahmen einer Bachelorarbeit der ETH Zürich und in enger Zusammenarbeit mit der Siegfried AG sowie dem Kompetenzzentrum Spurenstoffe Baden-Württemberg betrieben. Dabei wird nicht nur die allgemeine Wirkung der PAK, sondern auch die Wirksamkeit in Bezug auf ausgewählte, relevante Einzelstoffe zu untersucht. Mehr:

http://de.holinger.com/news/details/?L=0&tx_ttnews%5Byear%5D=2017&tx_ttnews%5Bmonth%5D=06&tx_ttnews%5Bday%5D=19&tx_ttnews%5Btt_news%5D=3071&cHash=e50ff7fd63400978c3226c78413792ae

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GWU-Umwwelttechnik: bietet aktuell folgende Seminare und Schulungen an:

Durchflussmessung
Schwerpunkt berührungslose Radarmessung – aufbauend auf unserer mehr als 17-jährigen praktischen Erfahrung mit berürungslosen Radardurchflussmessungen, bieten wir ein umfassendesTrainingsprogramm von der Theorie bis zur fertig installierten Messung an. Im Seminarprogramm gehen wir gerne auf individuelle Einbausituationen oder Ihre spezielle Anwendung ein und zeigen, wie mit berührungsloser Durchflussmessung ein optimales Messergebniss erzielt werden kann. Softwareschulungen und Besonderheiten unserer Anwendersoftware RTQ-Log sind ebenfalls im Umfang der ganztägigen Fortbildung enthalten.
Maximale Teilnehmerzahl ca. 15

Termine:
• 23.11.2017

Online-Analytik
Ziel dieses Seminars ist es Anwender von s::can Spektrometersonden und anderen Online-Messsonden sowie den zugehörigen Bediengeräten mit Details der Bediensoftware moni::tool vertraut zu machen. Auch der richtige Einbau von Online-Messsonden und deren regelmäßige Überprüfung und Wartung werden in diesem Seminar besprochen. Haben Sie bereits erste Erfahrungen mit s::can Sonden und deren Bediengeräten gemacht, werden Sie hier mit vielen praktischen Tips unserer Spezialisten Ihr Wissen ergänzen.
Maximale Teilnehmerzahl ca. 15

Termine:
• 22.11.2017

Zielgruppen unsere Seminarangebots:
• Betr.-Ingenieure
• Betriebspersonal
• Klärmeister
• Forschungseinrichtungen
• allg. Anwender

Teilnahmegebühr:
Die Kosten für ein eintägiges Seminar betragen inkl. Schulungsunterlagen und Mittagessen 150,–€ zzgl. MwSt.

Anmeldung:
Für die oben stehenden Seminartermine können Sie sich hier anmelden oder Sie rufen einfach an unter 02235/95522-0. Bitte beachten Sie die begrenzte Teilnehmerzahl und melden Sie sich frühzeitig an.
http://wasser.gwu-group.de/index.php/seminare.html

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EnviroChemie: erneuert Abwasserbehandlung für einen russischen Hersteller von Saucen und Ketchup

EnviroChemie hat den Auftrag für die Planung und den Bau einer neuen Abwasserbehandlungsanlage für einen Lebensmittelbetrieb in Russland erhalten.

Der Neubau der Anlage in Otradnoye, 40 km von St. Petersburg entfernt, wurde notwendig, weil die Reinigungsleistung an die erweiterte Produktion von Saucen und Ketchup angepasst werden soll. Gleichzeitig müssen die strengen russischen Grenzwerte für Direkteinleiter sicher eingehalten werden. In diesem Fall sind es besonders die Grenzwerte für Fett, CSB (Chemischer Sauerstoff-Bedarf) und Phosphor.

1.200 Kubikmeter Abwasser pro Tag werden durchschnittlich mit der neuen Abwasserbehandlungsanlage behandelt. Die Ingenieure werden einige Komponenten gleich für eine geplante Erweiterung auf 1.500 Kubikmeter Abwasser pro Tag ausgelegen, weil eine Produktionserhöhung geplant ist.

Die beauftragte Anlagenlösung besteht aus einer mehrstufigen Behandlung: Einem Fettabscheider, einer Flomar Flotationseinheit, einer Biomar aeroben Behandlung mit Denitrifikation und Nitrifikation. Und aus einer speziell entwickelten Nachreinigungsstufe mit chemischer Konditionierung, Filtration, Aktivkohleadsorption und Oxidation. Zum Auftragsumfang gehören neben der Planung und dem Bau auch die Lieferung der Anlage zum russischen Kunden, die Montageüberwachung, Inbetriebnahme und Schulung. Vor Ort steht dem Kunden das Team der EnviroChemie-Niederlassung in Ekaterinburg zur Seite.

Für den Kunden hat EnviroChemie ein zukunftssicheres Konzept entwickelt, mit dem für die Direkteinleitung sicher die Grenzwerte eingehalten werden können. Außerdem ist schon jetzt die Anlage so ausgelegt, dass sie die Abwässer aus einer geplanten Produktionserweiterung mitbehandeln kann.

https://envirochemie.com/de/presse/pressemitteilungen-news/envirochemie-erneuert-die-abwasserbehandlung-fr-einen-hersteller-von-saucen-und-ketchup-in-russland.html

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Endress+Hauser treibt den digitalen Wandel mit Partnern voran – Digital-Gipfel

Am 12. und 13. Juni fand der Digital-Gipfel der Bundesregierung in der Metropolregion Rhein-Neckar statt. Über 1.000 Teilnehmern wurden die Digitalisierung und ihre Möglichkeiten präsentiert. Neben Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel sowie zahlreichen Ministern und Staatssekretären von Bund und Ländern beteiligten sich auch führende Köpfe aus Wissenschaft, Wirtschaft und Kommunen.

Digitalisierung und Industrie 4.0 in der Prozessindustrie
Die Produktion in der chemischen Industrie soll vorausschauender werden – dazu ist es notwendig, Daten über den Zustand von Geräten und Anlagenteilen zu sammeln und diese mit allen Prozessbeteiligten auszutauschen. Nur so lassen sich Wartungsbedarfe ermitteln, Wartungsarbeiten besser planen und Anlagenstillstände reduzieren.
Die dafür notwendige Plattform zum Datenaustausch haben die Unternehmen BASF, SAP, Pepperl+Fuchs, SAMSON und Endress+Hauser in der Metropolregion Rhein-Neckar erstmalig für die Prozessindustrie geschaffen. Diese Plattform ermöglicht neue Formen der datenbasierten Zusammenarbeit, durch die Effektivität und Effizienz in der Chemieproduktion signifikant gesteigert werden und neue Geschäftsmodelle entstehen.

Die Wertschöpfungskette wird zum Netzwerk
„Das gemeinsam mit unseren Partnern entwickelte Exponat zum Digital Gipfel zeigt anschaulich, wie sich die Wertschöpfung weiterentwickelt. Wir bieten unseren Kunden nicht mehr nur das reine Durchflussmessgerät zur Messung an, sondern liefern ihm mit den Daten noch zusätzliche, wertvolle Informationen über seinen Prozess,“ erklärt Dr. Bernd-Josef Schäfer, Managing Director Endress+Hauser Flowtec.

Das Digital-Gipfel-Exponat zeigt auf Basis eines praxisnahen Ausschnitts aus einer Anlage für die Herstellung von Butadien, wie einzelne Stellventile und Durchflussmessgeräte aus der Ferne überwacht werden können.
„Mit der Heartbeat Technology von Endress+Hauser gewinnen Anlagenbetreiber die Möglichkeit, neue Diagnose- und Prozessparameter zu überwachen und Trends der Messung eindeutig zu visualisieren. Abnutzung am Gerät durch Korrosion, Abrasion oder Ablagerung wird frühzeitig erkannt. Die IoT-Konnektivität der verwendeten Durchflussmessgeräte ermöglicht eine einfache Integration der Daten bis in die Cloud,“ so Marco Colucci, Leiter Produktmanagement Plattformen und Digitalisierung beim Messtechnik-Spezialisten Endress+Hauser.
Über die Asset Health App kann die Instandhaltung nun beurteilen, ob durch außergewöhnlichen Verschleiß eine vorbeugende Wartung nötig ist oder sogar der baldige Ausfall eines Stellventils oder eines Durchflussmessgerätes droht. Im Zusammenspiel mit den Herstellern und Servicepartnern werden Anlagenstillstände so reduziert und eine höhere Anlagenverfügbarkeit erreicht.

https://www.de.endress.com/de/medienzentrum/news-pressemitteilungen/Digital-Gipfel-2017

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Otto Graf: Planung und Betrieb von Kleinkläranlagen

In Deutschland werden etwa 1,3 Millionen Kleinkläranlagen betrieben. Rund die Hälfte muss, nach Schätzung von Experten, aufgrund der gültigen Gesetzgebung mit einer biologischen Reinigungsstufe nachgerüstet werden. Nach heutigem Stand ist dies eine Alternative zur zentralen Abwasserentsorgung. Der Beitrag beschreibt die Planung, Installation und Betrieb von Kleinkläranlagen, wie die der Otto Graf GmbH aus Teningen.
Werksseitig hergestellte Kleinkläranlagen für bis zu 50 Einwohner sind CE-kennzeichnungspflichtige Bauprodukte nach der EU-Bauproduktenverordnung Nr. 305/2011. Die Richtlinie definiert, dass alle Kleinkläranlagen, die innerhalb der EU gehandelt werden, der europäischen Norm EN 12566-3 entsprechen müssen. Darin werden grundlegende Qualitätsstandards, werkseigene Produktionskontrollen und Prüfverfahren festgelegt.
So ist für jede Baureihe eines Herstellers eine praktische 38-Wochen-Prüfung auf einem Prüffeld durchzuführen, bei der die Reinigungsleistung der Anlage bestimmt wird. Der Behältertyp wird zudem auf Standsicherheit, Wasserdichtheit und Brandverhalten geprüft. Ebenso muss die Dauerhaftigkeit des Materials nachgewiesen werden. Die CE-Kennzeichnung ist an einer gut sichtbaren Stelle anzubringen…mehr:

http://www.ingenieur.de/UmweltMagazin/2017/Ausgabe-06/Wasser/Planung-und-Betrieb-von-Kleinklaeranlagen

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Kleine Solutions: Marktführer in Klärwerkstechnik zieht nach Bückeburg

Der deutsche Marktführer in Sachen Trübwasserabsaugung wechselt zum 1. Juli seinen Hauptsitz und zieht von Extertal nach Bückeburg. Das Unternehmen erstellt seit 39 Jahren mess- und regeltechnische Lösungen für Kläranlagen und hat sich nun Bückeburg als neuen Standort für seine Expansionspläne gesucht.

In den letzten Monaten ist bei Kleine Solutions viel passiert. Seit das Unternehmen im Herbst letzten Jahres von einem Investor aus Hamburg aus der Insolvenz gekauft wurde, wird alles von rechts auf links gekrempelt. Der letzte Coup: der Umzug von Extertal nach Bückeburg. Geschäftsführer Christian Ancker: „Das Gebäude der ehemaligen Schaumburger Druckhaus KG in der Friedrich-Bach-Straße bietet die Möglichkeit, dass wir uns Schritt für Schritt vergrößern. Und der Standort ist von seinen Verkehrsanbindungen an Zug und Straße super. Für unseren Wachstumskurs brauchen wir zahlreiche neue Mitarbeiter, vom Azubi bis zum C++ Programmierer, und insbesondere für die wollten wir besser erreichbar sein.“

Vor fast 40 Jahren wurde die Firma von Hartmut Kleine in Extertal gegründet und seither hat das Unternehmen diverse Innovationen im Abwassergeschäft auf den Markt gebracht. Marktführer ist das Unternehmen in Deutschland beim Trübwasserabzug. „In einem Viertel der deutschen Klärwerke steckt die Technik von Kleine.“ An die Marktspitze möchte Kleine auch mit seiner Echtzeit Biologieregelung. Geschäftsführer Rolf Walter: „Energieeffizienz ist heute bei allen Kläranlagen ein Riesenthema. Durch eine automatisierte Regelung wie der von Kleine kann eine Kläranlage bis zu 25% seiner Energie einsparen.“

Lösungen, wie Klärwerke energieeffizienter arbeiten können, also unter Einsatz von weniger Strom und weniger Zusatzstoffe bei am Ende saubererem Wasser, sind nicht nur in Deutschland, sondern weltweit gefragt. Denn Trinkwasser und dessen Knappheit ist bekanntermaßen eines der weltweit kritischsten Themen unseres Jahrhunderts.
Mit dieser Perspektive freut sich Kleine auf sein 40-jähriges Firmenjubiläum, das nächstes Jahr in Bückeburg gefeiert wird.

Die Kleine Solutions GmbH ist aus der ehemaligen Hartmut Kleine GmbH hervorgegangen. Das Unternehmen entwickelt und produziert seit 1978 am Standort Barntrup/Extertal mess- und regeltechnische Lösungen im Bereich der Umwelttechnologie, insbesondere für Kläranlagen. Kleine ist mit dem Produkt TAS in Deutschland Marktführer im Bereich der Trübwasserabsaugung.

Informationen über Kleine Solutions GmbH erhalten Sie unter www.kleine.de.

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Endress+Hauser baut US-Fertigung aus

Der Mess- und Automatisierungstechnik-Spezialist Endress+Hauser hat seine Fertigung in den Vereinigten Staaten weiter ausgebaut. In Ann Arbor/Michigan erweiterte das Unternehmen die Produktion von Raman-Analysatoren. Hier fertigt Kaiser Optical Systems – seit 2013 Teil der Endress+Hauser Gruppe – Raman-Spektroskope. Die Analysatoren, die Feststoffe, Flüssigkeiten und Gase auf Zusammensetzung und Materialeigenschaften untersuchen, werden im Prozess wie auch im Labor eingesetzt. Endress+Hauser verfolgt die Strategie, moderne Analysetechnik für verfahrenstechnische Anwendungen nutzbar zu machen und Kunden in Labor und Prozess zu begleiten. In knapp einjähriger ist ein Neubau entstanden, mehr:

http://www.ingenieur.de/UmweltMagazin/Branchen-News/Endress-Hauser-baut-US-Fertigung-aus

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VSA/ Schweiz: Meschanisch-biologische Abwasserreinigung, Biel -Fachtagung

12 SEP 2017 – 09:00
12. September 2017, Volkshaus Biel
An dieser VSA-Fachtagung werden die aktuellen Entwicklungen aus den Bereichen mechanische und biologische Abwasserreinigung vorgestellt. Nationale und internationale Fachleute aus Forschung und Anwendung präsentieren den neusten Stand der Technologien, ergänzt mit konkreten Projekten auf Schweizer Abwasserreinigungsanlagen (ARA).

Weitere Informationen und Anmeldung hier https://www.vsa.ch/schulungen-und-tagungen/detail/?tx_seminars_pi1%5BshowUid%5D=74
Quelle: http://www.infrawatt.ch/de/node/1171

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Endress+Hauser: Schnelle Prozesskontrolle für die Spurenstoffelimination

Sensoren für die 4. Reinigungsstufe

Mit Standardsensoren wie SAK und Trübung lässt sich die Leistungsfähigkeit der Spurenstoffelimination kontinuierlich überwachen.

Der Bau von Anlagen zur Spurenstoffelimination – die 4. Reinigungsstufe – liegt im Trend. Die Verfahrenstechnik Pulveraktivkohle (PAK), granulierte Aktivkohle (GAK) und Ozon ist inzwischen erprobt. Ständig gehen neue großtechnische Anlagen in Betrieb, obwohl in Deutschland noch keine gesetzlichen Vorschriften für Spurenstoffe vorliegen.

Neu sind hingegen die in diesem Webinar vorgestellten Lösungen. Die Spurenstoffelimination kann mit Hilfe schneller Sensoren kontrolliert werden. Ohne Kenntnisse der momentanen Konzentration einzelner Schadstoffe können aus online gemessenen Summen- oder Standardparametern die notwendigen aktuellen Information zur Leistungsfähigkeit der Prozesse gewonnen werden.

Im Webinar am 19.09.2017 um 10.00 Uhr erfahren Sie, wie Sie:
• mit Sensoren eine eindeutige Diagnose der laufendem Prozess erstellen
• schnelle Eingriffe in den Prozess möglich machen
• die Sensoren in der Praxis mit Memosens-Technologie und Liquine-Plattform einfach und zeitgemäß einsetzen

Wichtiges Ziel des Webinars ist es, anhand von Beispielen den Einsatz der Sensoren in der Praxis darzustellen.

Dr. Christoph Wolter, Marketing Manager Analyse von Endress+Hauser,
stellt Ihnen die Beispiele vor.

Wann? Am 19.09. um 10:00 Uhr

Wir freuen uns über Ihr Interesse an diesem Webinar! Mit nur einem Klick auf den Button können Sie sich für das Live-Webinar kostenfrei anmelden. Interessante Einblicke wünscht Ihnen Ihr Process-Team.

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Uni-Trier: Recht der Wasserwirtschaft

Gewässernutzung, Gewässerschutz, wirtschaftlicher Ordnungsrahmen – dies sind die Schwerpunktthemen der diesjährigen Summerschool „Recht der Wasserwirtschaft“ des Instituts für Deutsches und Europäisches Wasserwirtschaftsrecht. Das Vortragsspektrum reicht von den aktuellen Entwicklungsfeldern des Wasserrechts über die Unterhaltung und den Gewässerausbau bis zur Auftragsvergabe und der wasserrechtlichen Bewirtschaftungsplanung. Auch Preise und Gebühren sowie die Abwasserbeseitigung werden thematisiert. Der Kurs wendet sich in erster Linie an juristische Berufsanfänger in wasserwirtschaftlich tätigen Behörden, Unternehmen und Kanzleien. Die Summerschool findet vom 19. bis 21. Juni 2017 statt.

www.wasserrecht.uni-trier.de

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Aqseptence: 5. Würzburger Abwassersymposium

Am 20./21. September 2017 findet zum fünften Mal das Würzburger Abwassersymposium der Aqseptence Group statt. Erneut treffen sich international anerkannte Experten, erfahrene Ingenieure und versierte Anwender, um aktuelle Themen aus dem Sektor der Abwasserreinigung zu diskutieren. Getragen werden diese Diskussionen durch verschiedene Vorträge aus den Bereichen Phosphorelimination sowie Energieeffizienz und Kostenreduktion. Am ersten Veranstaltungstag liegt der Schwerpunkt der Vorträge auf dem Thema „Phosphor und Phosphorelimination“. Der zweite Vortragstag widmet sich den Themen „Bemessung, Belüftung, Energieeffizienz und die Kläranlage der Zukunft“. Auf der beide Tage begleitenden Fachausstellung werden zudem aktuelle Produkte von etablierten Anbietern im Abwassermarkt vorgestellt.

Vollständiges Programm und Anmeldungen:
E-Mail: symposium2017@aqseptence.com
Tel. 0 93 65/80 82-60,
Fax 80 82-50

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Pumpenfabrik Wangen GmbH: Exzenterschneckenpumpe Typ WANGEN Polymerpumpe

WANGEN Polymerpumpe
speziell entwickelt für die zuverlässige Dosierung in der Klär- und Umweltindustrie,
aber auch für die Bereiche der Chemie- und Pharmaindustrie. Die Polymerpumpe ist
in zwei Baugrößen (10 & 20), mit unterschiedlichen Gehäusen erhältlich.

Medien werden optimal dosiert und gefördert:
– Polymerlösungen sowie viskose Polymerkonzentrate
– Zusätze wie Fällmittel und Flockungshilfsmittel
– Harnstoffe und Katalysatoren
– Aggressive und nichtaggressive Chemikalien
– Flüssige Farbpigmente und Farben
– Öle und Schmierstoffe
– Dichtmassen

Unterschiedliche Gehäuse für spezielle Dosier- und Fördermedien:
– Kunststoffgehäuse (Baugröße KB10S) zur Dosierung und Förderung von
Fällmitteln und polymeren Konzentraten
– Graugussgehäuse (Baugröße KB20S) zur Dosierung und Förderung von
polymeren Gebrauchslösungen (FHM)

Technische Eigenschaften im Überblick:
– Langlebiges, verschleiß- und wartungsfreies Wellengelenk ohne Ölfüllung
(verhindert Verunreinigungen im Fördermedium)
– Großer Dosierbereich
– Dosiergenauigkeit +/- 1%
– Intelligenter Aufbau
– Fördermenge (l/h) von 0,5 bis 200 und 200 bis 4.000
– Maximaler Kugeldurchgang von 12 bzw. 28 mm
– Maximaler Differenzdruck beträgt 16 bar

Alle technischen Details sowie Informationen finden Sie übersichtlich unter:
http://www.wangen.com/de/produkte/technologie/exzenterschneckenpumpen/saugpu
mpen/WANGEN-Polymerpumpe

Kontakt:
WANGEN Pumpen
Telefon: +49 7522 997-997
E-Mail: service@wangen.com

WANGEN Pumpen Ersatzteile
Telefon: +49 7522 997-896
E-Mail: ersatzteile@wangen.com

Über WANGEN Pumpen:
WANGEN Pumpen ist ein Maschinenbauunternehmen: Anbieter qualitativ
hochwertiger Verdrängerpumpen für industrielle Anwendungen und Experten für die
Förderung hochviskoser, abrasiver oder stückiger Produkte. Das Portfolio umfasst ein
breites Programm an Exzenterschneckenpumpen und Schraubenspindelpumpen für
unterschiedlichste Bereiche: Die Pharma-, Lebensmittel- und Getränkeproduktion, den
Schiffsbau, die Umwelt-, Biogas- und Landtechnik.

WANGEN Pumpen beschäftigt über 200 Mitarbeiter. Hauptsitz und
Produktionsstandort ist Wangen im Allgäu. Rund 50 Berater und Service Techniker
stellen ihre Leistungen in den Dienst der Kunden. WANGEN ist in über 35 Ländern
weltweit sowohl mit eigenen Mitarbeitern als auch über Händler vertreten.

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Canal-Control + Clean Umweltschutzservice : Wir arbeiten mit Hochdruck

Wir haben in Kiel Mettenhof einige Druckrohrleitungen gereinigt und inspiziert. Bei bestem Wetter waren die Arbeiten für die Stadtentwässerung Kiel schnell erledigt. Mehr:

https://ccc.buhck.de/ueber-uns/presse-und-veranstaltungen/pressemitteilungen/detailansicht/artikel/wir-arbeiten-mit-hochdruck/

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HOLINGER: Abwasservorbehandlung Kimberly Clark

Seit mehreren Jahren betreut HOLINGER die Abwasserreinigung der Firma Kimberly Clark. Die firmeneigene ARA in Niederbipp wurde in den letzten Jahren zweistufig ausgebaut. Eine Mikroflotation entfernt einen grossen Teil der Feststofffracht aus dem Fabrikwasser. Nach der Inbetriebnahme der Wirbelbettanlage wird die nachfolgende Anlage von einem grossen Teil der gelösten organischen Fracht entlastet. Das Wirbelbett besteht aus zwei Becken à 400 m3 und ist mit Trägermaterial ausgerüstet

http://de.holinger.com/news/details/?L=0&tx_ttnews%5Byear%5D=2017&tx_ttnews%5Bmonth%5D=05&tx_ttnews%5Bday%5D=29&tx_ttnews%5Btt_news%5D=3035&cHash=7b677a88f068df0bfd5b34309f1bdb00

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Hydro-Ingenieure: Praktische Erfahrungen bei der Modernisierung von Pumpwerken, Rechengebäuden bis hin zur energetischen Optimierung von Belebungsanlagen

An der technischen Universität Dresden hat unser Herr Dipl.-Ing. Klaus Alt am 22. Mai 2017 auf Einladung von Prof. Peter Krebs eine Gastvorlesung für die Masterstudenten der Siedlungswasserwirtschaft gehalten.
Der Vortragstitel lautete „Praktische Erfahrungen bei der Modernisierung von Pumpwerken, Rechengebäuden bis hin zur energetischen Optimierung von Belebungsanlagen“.
Bei Fragen steht Ihnen Herr Dipl.-Ing. Klaus Alt unter der Telefonnummer +49 (211) 44991-55 gerne zur Verfügung.

http://www.hydro-ingenieure.de

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deutsche-phosphor-plattform: Basler Phosphor- und Nährstoffrückgewinnungsevent

Vom 18 bis 19. Oktober 2017 findet in Basel das diesjährige BaselArea Technology Event mit dem Thema Phosphorrückgewinnung statt. Weitere Informationen hierzu finden Sie in der unten angefügten Einladung zur Veranstaltung sowie im Veranstaltungsbereich.

Weitere Informationen: http://www.deutsche-phosphor-plattform.de/save-the-date-basler-prueck/

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Canal-Control+Clean Umweltschutzservice : Sehende Nordseedüse – Kanalreinigung unter optischer Beobachtung

– Die „Sehende Nordseedüse“ ist eine der wichtigsten und revolutionärsten Erfindungen im Bereich der Kanalrohrreinigung der letzten 25 Jahre. Sie wurde auf der IFAT 2012 das erste Mal präsentiert und hat schon mehrere Innovationspreise erhalten.
von Dipl.-Ing. Lüdeke Graßhoff, Canal-Control+Clean Umweltschutzservice GmbH
Die beiden Entwickler und Geschäftsführer Arnold Pläsier und Christoph Wenk setzen eine langersehnte Vision um: „Wir wollen endlich eine Kanalreinigung unter optischer Beobachtung und Kontrolle durchführen können!“. Zusammen mit den renommierten Kanalreinigungsbetrieben Arnold Pläsier e.K. aus Norden und der Firma Canal-Control+Clean Umweltschutzservice GmbH aus Hamburg wurde die „Sehende Nordseedüse“ zur Praxisreife gebracht.
Sehr beweglicher Spül-/Kamerakopf…mehr:

https://www.bi-medien.de/umweltbau/artikel/kanalbau/-betrieb/artikel-17644-ub-kanalinspektion-mit-sehender-nordseeduese.bi

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StoCretec: Gänsler übernimmt Geschäftsführung

Seit April 2017 ist Alexander Gänsler (50) neuer Geschäftsführer der StoCretec GmbH (Kriftel). Der Diplom-Bauingenieur(FH) war zuvor in verschiedenen Führungspositionen eines Herstellers für Werkzeuge und Befestigungstechnik tätig und zuletzt Geschäftsführer der deutschen Gesellschaft eines internationalen Herstellers technischer Industrieprodukte. Mit seinen weitreichenden Erfahrungen im internationalen und deutschen Vertrieb sowie im Marketing und dem technischen Projektmanagement will er in den kommenden Jahren die erfolgreiche Entwicklung von StoCretec fortführen.

http://www.stocretec.de/

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VEGA: Papierzentrum Gernsbach – mit VEGA-Sensoren im MSR-Labor und Pumpentechnikum

Moderne Messtechnik in den Einrichtungen unterstützt Lehrer wie Schüler im Unterricht.
Das Papierzentrum Gernsbach verfügt über mehrere fachspezifische Laborräume, die zur praxisnahen Ausbildung genutzt werden. So werden im MSR-Labor die Grundlagen der Regelungstechnik von der pneumatischen über die digitale Einzelregelung bis hin zum Prozessleitsystem vermittelt. Im Pumpentechnikum nehmen Bediener an einer realen Anlage Pumpenkennlinien auf und lernen die Arbeitsweise der verschiedenen Pumpen kennen.

Moderne Messtechnik in den Einrichtungen unterstützt Lehrer wie Schüler im Unterricht. In den vergangenen Jahren wurden die Anlagen sukzessive erweitert und weiterentwickelt. Dazu werden unterschiedliche Sensoren zur Füllstand- und Druckmessung eingesetzt: Radarsensoren VEGAPULS 64 in 80 GHz-Technik, Geführtes Radar VEGAFLEX 81 in Koaxialausführung, Ultraschallsensoren VEGASON 61 sowie Druckmessumformer VEGABAR 82 mit keramischer Messzelle.

In langjähriger Zusammenarbeit mit VEGA ist es gelungen, hier modernste Messtechnik zu etablieren und die Weiterentwicklung Richtung Industrie 4.0 vorzubereiten. Beide Einrichtungen leisten damit einen wichtigen Beitrag, um das hohe Ausbildungsniveau in der Papierindustrie heute und in Zukunft sicherzustellen.

Ausführliche Informationen dazu finden Sie in der aktuellen Ausgabe vom „Wochenblatt für Papierfabrikation“.

https://www.vega.com/de-DE/home_de/Unternehmen/News-und-Events/News/News/DE-News-Papierzentrum-Gernsbach-MSR-Labor

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Robuschi gewinnt den Motion Control Industry Award 2017 für Energieeffizienz

Vakuum- und Druckluftgerätehersteller Gardner Denver hat den renommierten Umwelt- und Energieeffizienz-Award für seinen ROBOX energy Schraubenverdichter bei den diesjährigen Motion Control Industry Awards 2017 gewonnen.
Mehr dazu:

http://www.gardnerdenver.com/de/robuschi/aktuelle-nachrichten/robuschi-gewinnt-den-motion-control-industry-award-2017-fuer-energieeffizienz/

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VTA: ULTRASCHALLDESINTEGRATION (GSD) HILFT MILCHWERK BEI ENTWÄSSERUNGSPROBLEMEN

Industriekläranlagen in der Lebensmittelbranche stehen oft vor schwierigen Aufgaben, vor allem wenn sich Produktionsvorgaben ändern. In diesem aktuellen Fall steigerte die Firma Berglandmilch im Werk Feldkirchen bei Mattighofen die Produktion von Mozzarella kräftig. Das veränderte auch die Abwasserzusammensetzung und hatte somit Folgen für die Entwässerung des Schlammes.

In der Lebensmittelindustrie sind die Prioritäten klar geregelt. Der Produktionsvorgang steht im Vordergrund und die nachfolgenden Verfahrensschritte, wie die Kläranlage, müssen sich diesem unterordnen bzw. kurzzeitig auf Produktionsänderungen reagieren. Um die vorgeschriebene Reinigungsleistung ganzjährig erbringen zu können, wird das Klärwerkspersonal oft vor schwierige Aufgaben gestellt.

Durch die Erhöhung der Mozarellaproduktion im Berglandmilch-Werk Feldkirchen ließ sich der Schlamm aus den SBR-Reaktoren durch den höheren Fettanteil im Abwasser sehr schlecht entwässern. Die Siebbandpresse konnte nur mit einem Viertel des normalen Durchsatzes betrieben werden und erbrachte einen äußerst schlechten Entwässerungsgrad. Dies führte soweit, dass sich der beauftragte Entsorger weigerte den Schlamm anzunehmen. Beim Entsorger konnte aufgrund der geringen Feststoffkonzentration der Schlamm nicht mehr vernünftig zwischengelagert werden.

Mit Hilfe diverser Polymerversuche und Spezialadditiven durch unsere VTA-Außendienstmitarbeiter Christian und Alfred Baier und den kombinierten Einsatz einer VTA-Ultraschalldesintegration (GSD) konnte die entscheidende Verbesserung erbracht werden. Im VTA-Labor wurde eine Versuchsreihe durchgeführt, woraus die passende Ultraschalleinstellung und das geeignete Flockungshilfsmittel (FHM) eruiert wurden. In einer großtechnischen Pilotanlage wurden diese Einstellungen dann umgesetzt und auf die örtlichen Bedingungen abgestimmt. Der Dünnschlamm aus den SBR-Reaktoren wurde unmittelbar vor der FHM-Zugabe mit Ultraschall dosiert behandelt. Die dadurch eintretende Oberflächenveränderung im Schlamm wirkte sich positiv auf die Flockenbildung und somit auf die Stabilität und Scherfestigkeit aus.

Innerhalb weniger Tage nach der Kontaktaufnahme durch den Betriebsleiter der Kläranlage Berglandmilch Mattighofen konnte durch den VTA-Einsatz die Entwässerung wieder auf annehmbare Austragswerte gebracht werden. Die Behandlung des Schlammes mit Ultraschall unmittelbar vor der FHM-Zugabe führt dazu, dass die Entwässerung wieder mit der „normalen“ Beaufschlagungsmenge gefahren und der entwässerte Schlamm mit erhöhtem Feststoffaustrag wieder vom Entsorgungsunternehmen angenommen wird.

Sie möchten weitere Informationen zur Ultraschalldesintegration?
Finden Sie hier nähere Details oder rufen Sie uns einfach an! Wir informieren Sie gerne persönlich!

Tel: +43 7732 4133 0
Mail: vta@vta.cc

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Born-Ermel: Monoklärschlammververbrennung – Verwertung oder doch nur Entsorgung?

Am 26. April 2017 veranstaltete das Institut für Technik Intelligenter Systeme (ITIS) e.V. an der Universität der Bundeswehr München in Kooperation mit der Professur für Siedlungswasserwirtschaft und Abfalltechnik sowie dem DWA-Landesverband Bayern eine Vortragsveranstaltung zum Thema „Ressource Klärschlamm: Ansätze für zukunftsfähige Nutzungsstrategien“.
Unser Geschäftsführer Jörn Franck hat im Rahmen dieser Veranstaltung einen Vortrag zum Thema: „Monoklärschlammverbrennung: Verwertung oder doch nur Entsorgung?“ gehalten.

http://born-ermel.eu/vortraege/vortraege-detailansicht/monoklaerschlammververbrennung-verwertung-oder-doch-nur-entsorgung.html

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CellStream & Legionella pneumophila SG1 Test Kit Video

In diesem Video zeigt Ihnen Anna aus unserem Laborteam wie einfach es ist, Legionellen aus einer Wasserprobe mithilfe unseres CellStream und des Test-Kits für Legionella pneumophila SG1 zu separieren und zu quantifizieren.
rqmicro – CellStream & Legionella pneumophila SG1 Test Kit Application

https://www.rqmicro.ch/de/?p=715

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Unitechnics: Werden Sie Geruchsmanager 2017

Geruch und biogene Korrosion in Entwässerungssystemen sind ein zunehmendes Problem in Entwässerungssystemen. Ursache sind oft rückläufige Wassergebräuche und längere Trockenperioden.
Lassen Sie sich in einer zweitägigen Schulung von unseren UNITECHNICS Experten zum Geruchsmanager ausbilden. Sie lernen, wie Sie bereits bestehende Geruchsprobleme systematisch beseitigen oder vorbeugen können.
Mit der Software UNITECHNICS SULFIDUS wird Ihnen Anhand von praxisrelevanten Beispielen vermittelt, wie Sie in Ihrem Entwässerungssystem langfristig Geruchsherde berechnen, lokalisieren und erfolgreich vermeiden können.
Zusammen mit Kollegen von anderen Netzbetreibern diskutieren Sie reale Geruchsvermeidungsprojekte und entwerfen selbstständig
Lösungen, diese erörtern Sie in Gruppenarbeit unter Moderation der UNITECHNICS Experten. Die Schulungen werden in Schwerin und Mötzingen bei Stuttgart stattfinden.

http://www.unitechnics.de/index.php/de/news/aktuelles

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Leiblein: Kieswerk im österreichischen Hochgebirge mit Leiblein Wasseraufbereitungsanlage

Umweltverträglich Beton herstellen im Gebirge
Im österreichischen Bundesland Vorarlberg entsteht derzeit das zweitgrößte Kraftwerk des Energieversorgers Vorarlberger Illwerke AG. Eine umweltverträgliche Ergänzung erfolgt durch die integrierte Wasseraufbereitungsanlage. Mit diesem Anlagenmodul vom Filterspezialisten Leiblein wird das anfallende Prozesswasser für das Waschen des Gesteins gereinigt und wiederverwendet. Nach Reinigung des Abwassers aus der Kies- und Sandwäsche wird das Prozesswasser wieder in den Kreislauf zurückgeführt und anschließend der anfallende Dünnschlamm zu einem trockenen Material abgepresst. Um diese Anforderungen erfüllen zu können, setzen die Leiblein-Techniker einen Schrägklärer Typ SK 300 sowie eine Kammerfilterpresse ein.

http://www.leiblein.de/de/leiblein/aktuelles.html

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Sulzer: erhält Großauftrag für 10 Turboverdichter

Sulzer stattet die Kläranlage Gut Marienhof in München mit 10 magnetgelagerten Turboverdichtern aus. Der Auftrag ist die größte Einzelbestellung der Bonner Vertriebsgesellschaft von Sulzer in Deutschland. Die neuen Maschinen werden innerhalb der nächsten 10 Monate geliefert. Die Turboverdichter sind Teil einer umfassenden Erneuerung der Anlage.
(Bonn) Für die Spezialisten von Sulzer ist dieser millionenschwere Auftrag eine große Bestätigung. Hartmut Begemann, Technische Beratung und Vertrieb Sulzer Pumps Wastewater Germany GmbH: „Mit den neuen Sulzer Turboverdichtern spart die Anlage sofort deutlich an Energiekosten und setzt Aggregate ein, deren Leistung sich automatisch und flexibel an die Betriebsbedingungen anpasst.“
Die 10 Turboverdichter werden ab Anfang 2018 einsatzfertig in Containern geliefert. So lassen sie sich ohne großen Installationsaufwand sofort in die Anlagentechnik integrieren. Parallel zur Modernisierung der Anlage werden sie schrittweise an ihren endgültigen Standorten montiert. Die Turboverdichter der Baureihe HST40/400 leisten bis zu 16.000 Nm3/h und gehören damit zu den leistungsfähigsten am Markt angebotenen Verdichtern. Dies war ein wesentlicher Grund für ihre Wahl. Sie ersetzen ältere Aggregate mit geringerem Wirkungsgrad, wobei der sehr hohe Wirkungsgrad nahezu im gesamten Regelfeld erreicht wird. Darüber hinaus regeln die Turboverdichter ihre Luftleistung automatisch nach den aktuellen Betriebsbedingungen.
Weitere Vorteile neben dem niedrigeren Energieverbrauch sind erheblich geringere Wartungskosten und der geräuschärmere Betrieb. Da die Turboverdichter ohne Ölschmierung oder andere umweltbelastende Flüssigkeiten arbeiten, tragen sie zu einer saubereren Umwelt bei und reduzieren die CO2-Bilanz der Anlagen.
Das Klärwerk Gut Marienhof wurde 1989 nach einer Bauzeit von fünf Jahren und einem Investitionsaufwand von 300 Millionen Euro in Betrieb genommen. Mit einer Reinigungsleistung von 99 Prozent ist es eines der modernsten Klärwerke Europas.

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REHAU: Showmobil auf Deutschland-Tour

Von Mai bis Oktober direkt vor Ort
REHAU tourt von Mai bis Oktober mit dem REHAU Showmobil durch Teile Deutschlands. Anhand von praxistauglichen Exponaten informiert REHAU direkt vor Ort über Systemlösungen für Trink- und Abwasserinstallationen, Flächenheizung/-kühlung sowie für die Nah- und Fernwärmeversorgung.
Von Mai bis Oktober ist das REHAU Showmobil in den Verkaufsgebieten Bochum, Hamburg, Berlin, Leipzig und Frankfurt unterwegs. Vor rund 100 Großhandelsniederlassungen können sich Installateure vor Ort über die REHAU Systemlösungen für Trink- und Abwasserinstallationen, Flächenheizung/-kühlung sowie für die Nah- und Fernwärmeversorgung informieren. Unter dem Motto „REHAU. MEINE NUMMER SICHER.“ werden moderne Rohrsysteme aus hochwertigem Polymer inklusive Zubehör und Montagewerkzeug vorgestellt, die in jeder Projektphase dem Monteur absolute Sicherheit bieten – von der Planung über die Installation bis hin zum späteren Betrieb.
Damit aus Theorie Praxis wird, ist das REHAU Showmobil mit alltagstauglichen Exponaten ausgestattet. Produktvideos veranschaulichen in bewegten Bildern die Systemvorteile der REHAU-Rohrlösungen.
Wer darüber hinaus vor Ort ein Produkt ausprobieren möchte, erhält die Gelegenheit dazu: Am Werkzeugtresen können die RAUTOOL Schiebehülsenwerkzeuge getestet und das Flächenheizungssystem RAUTHERM SPEED auf einer kleinen Probefläche selbst verlegt werden.
Die genauen Termine und Orte finden Interessierte unter www.rehau.de/ontheroad
2018 ist das REHAU Showmobil dann in ganz Deutschland unterwegs.

REHAU bietet zukunftsorientierte und ganzheitliche Lösungen für nachhaltiges Bauen und Modernisieren. Dabei stehen Themen wie energieeffizientes Bauen, die Nutzung regenerativer Energien sowie Wassermanagement im Fokus. In den Bereichen Fenster, Gebäudetechnik und Tiefbau ist REHAU seinen Kunden ein starker Partner mit ausgereiften Systemlösungen und umfassenden Serviceangeboten. Mit rund 20.000 Mitarbeitern an über 170 Standorten sucht das unabhängige Familienunternehmen weltweit die Nähe zu Markt und Kunde.

https://www.rehau.com/de-de/rehau-showmobil-auf-deutschland-tour/1922424

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REHAU zieht durchweg positives Messe-Resümee

69.000 Besucher aus 152 Ländern. Die Weltleitmesse der Zuliefererbranche in Köln zeigte sich in diesem Jahr in Bestform und stellte einen neuen Besucherrekord auf. Die gute Stimmung übertrug sich auch auf die Aussteller: „Das Messe-Event in Köln war für uns extrem erfolgreich“, sagt Matthias Haasler, Leiter des Produktmanagements Surface und Standleiter des REHAU Auftritts auf der interzum. Auf dem loftartig gestalteten Stand zeigte REHAU die ganze Vielfalt der Welt der polymeren Werkstoffe. Besonders beeindruckt zeigten sich die Besucher von den Neuheiten, die REHAU im Gepäck hatte: Das Glaslaminat RAUVISIO crystal war mit zwei neuen Trendfarben vertreten. Beim Acryllaminat RAUVISIO brilliant wurde neben neuen Farben eine besonders kratzfeste Variante vorgestellt. Darüber hinaus gab es Grund zu feiern: Der innovative Polymerspiegel RAUVISIO crystal mirror wurde mit dem begehrten interzum award ausgezeichnet.

Hervorragendes Feedback der internationalen Besucher
„Für REHAU ist diese Ausgabe der interzum mit einem hervorragenden Ergebnis zu Ende gegangen“, so Matthias Haasler. „Wir haben mehr Besucher auf unserem Stand begrüßen können als in den Jahren zuvor.“ Die Anzahl der Besucher ist dabei ein Aspekt, mindestens ebenso relevant ist die Struktur der Gäste. „Unsere Branche ist international. Wir sind international. Dieser Aspekt muss bei jeder Messeplanung berücksichtigt werden. Dass die interzum in Köln ihrer Rolle als Weltleitmesse gerecht wird und an globaler Bedeutung gewinnt, konnte man in diesem Jahr sehen. Und das ist es auch, was sie für uns einzigartig macht.“

Auf dem 550 Quadratmeter großen Messestand gewährte REHAU einen umfassenden Einblick in die Welt der polymeren Oberflächen. Dabei standen weniger einzelne Produkte im Vordergrund als die Vielfalt, die sich mit der Kollektion im Innenausbau erzielen lässt. Die RAUVISIO Oberflächenwerkstoffe, RAUKANTEX Kantenwerkstoffe, RAUVOLET Rollladensysteme und die Akustiklösungen verbanden sich zu Raumkonzepten für unterschiedliche Lebenswelten. „Es gibt einen Trend, der international – in den USA ebenso wie in China oder Südamerika – die Interior-Branche vorantreibt: Individualität. Jeder Mensch möchte seine Persönlichkeit, in seiner Einrichtung wiederfinden. Wie wir mit unseren Lösungen dazu beitragen können, haben wir auf der interzum gezeigt. Damit sind wir auf enormes Interesse gestoßen und haben durchweg positives Feedback erhalten“, so Matthias Haasler.
Besonderen Anklang fand auch die Weiterentwicklung in der Nullfugen-Bekantung. „Die Nullfuge etabliert sich mehr und mehr in der Bekantung von Möbelstücken“, sagt Matthias Haasler. „Wir haben nicht nur gezeigt, dass wir durch Partnerschaften mit den Dekorherstellern für jede Oberfläche die passende Kante liefern können – wir haben ebenfalls unter Beweis gestellt, dass wir uns auf Veränderungen in der Produktion einstellen können und Nullfugen-Qualität für nahezu jede Anwendung und Materialität entwickeln können.“ Neben den Kanten beeindruckte das Glaslaminat RAUVISIO crystal mirror: Dieser extrem flexible Werkstoff, der erheblich leichter und bruchfester als herkömmliches Spiegelglas ist, wurde auf der interzum von einer renommierten Fachjury mit dem interzum award: intelligent material & design 2017 „Hohe Produktqualität“ ausgezeichnet. Dass sich REHAU auch auf Lösungen für intelligente Möbel versteht, war ebenfalls Thema des Stands: In Kooperation mit zwei Partnern hat REHAU einen höhenverstellbaren Konferenztisch entwickelt. Dieser verfügt über ein umlaufendes, unsichtbares Profil und kann darüber von jedem Platz gesteuert werden – ein technisches Novum, das erneut zeigt, wie zukunftsweisend die Entwicklungen von REHAU sind.

https://www.rehau.com/de-de/review-zur-interzum-2017/1923662

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4. Bensheimer Abwassersymposium 29. Juni 2017

4. Bensheimer Abwasser-Symposium Inhalte Erfahrungsberichte aus der Kläranlagenpraxis zu aktuellen Abwasserthemen – wie 4. Reinigungsstufe (Klärwerk Mannheim), Deammonifikation (Kläranlage Lahr) oder Optimierung der Schlammbehandlung (Zentralkläranlage Ingolstadt) sind thematischer Schwerpunkt des 4. Symposiums in Bensheim.

Hier die Themen des Abwassertags im Einzelnen:
• Spurenstoffelimination in der Praxis
• Umsetzung der WRRL am Rhein
• Betriebsoptimierung der Schlammbehandlung
• Systemlösungen zur Kläranlagen-Optimierung mit HACH
• Klärschlammverwertung und P-Rückgewinnung
• Erfahrungsbericht zur Deammonifikation

Ziel der Veranstaltung ist der intensive Erfahrungsaustausch von Referenten und Teilnehmern – nach den Vorträgen steht ausreichend Zeit zur Diskussion zur Verfügung.
Laden Sie sich jetzt die Broschüre zur Veranstaltung herunter und melden Sie sich zum 4. Bensheimer Abwassersymposium. Mehr:

https://de.hach.com/Bensheimer-Abwassersymposium-2017

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Modulares Fernwirken wird sicherer: Verschlüsselter Datenaustausch

EES bietet seit vielen Jahren eine große Bandbreite an Übertragungsmedien zur Übermittlung von z.B. digitalen und analogen Werten oder Zuständen aus Messgeräten, die über Feldbusse gekoppelt sind, an. Ein Alleinstellungsmerkmal ist die Funkübertragung über verschiedene Frequenzbänder und gebührenfreien, wie registrierungspflichten Funk. Im Zuge diverser Optimierungsmaßnahmen zur Reduzierung von Lieferzeiten kann seit Anfang 2017 die komplette Funktechnik bei EES automatisch auf einer SMD Linie gefertigt werden.

Zur Absicherung der Datenkommunikation zwischen den einzelnen Stationen wird ab August 2017 eine Verschlüsselung angeboten, die mittels des AES Algorithmus umgesetzt wird. Es handelt sich dabei um ein symmetrisches Verfahren mit einem „Pre-shared Key“. Der dynamisch generierte Schlüssel kann mit der Parametriersoftware erzeugt und in die jeweilige Station eingepflegt werden. Damit lassen sich u.a. BDEW Whitepaper konforme Fernwirksysteme realisieren.
Die Datenverschlüsselung ist nicht auf die drahtlose ISM Funk Übertragung begrenzt, sondern auch GPRS und LTE Netz-Verbindungen werden gesichert übertragen. Dabei ist die Sicherungs-möglichkeit nicht nur für Neuanlagen erhältlich, auch bestehende Anlagen im GPRS-Netz können nachgerüstet werden.

EES ist ein im Jahre 1976 gegründetes mittelständisches Familienunternehmen in Backnang mit rund 50 Mitarbeitern, was sich im Laufe der Jahre als Spezialist für Anlagenüberwachung, Störmelde- und Fernwirktechnik etabliert hat. Mehr Informationen finden Sie unter www.ees-online.de.

Ansprechpartner:
Elektra Elektronik GmbH & Co. Störcontroller KG
Hummelbühl 7-7/1 · 71522 Backnang · Germany
Tel: +49 (0)7191 / 182-249 · Fax: 182-200

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Der Messtechnikhersteller feiert sein 50-Jähriges Bestehen

Am 1. Juni 1967 hatte sich der Firmengründer Udo Steppe mit NIVUS selbstständig gemacht. In einer Zeit, in welcher der erste Mikrowellenbackofen vorgestellt und der erste Geldautomat in Betrieb genommen wurde, startete Udo Steppe den Handel mit Messtechnik für Schüttgüter und Flüssigkeiten. Anfang der 70er Jahre vollbrachte er Pionierarbeit mit der Einführung von Ultraschalltechnologie zur industriellen Füllstandsmessung. Die berührungslose Füllstandsmessung war damals ein Novum.

Lag lange Zeit der Schwerpunkt des Unternehmens in der Füllstandsmesstechnik, verlagerte sich dieser in späteren Jahren auf den Durchflussbereich. Mitte der 70er Jahre entwickelte das Unternehmen bereits eigene Geräte für die Durchflussmessung. Inzwischen bietet das Unternehmen eine große Auswahl an Durchflussmethoden und -systeme auf Basis von Ultraschalltechnologie und Radar an. Stark zugenommen hat in den letzten Jahren die Anfrage nach Datenübertragung und Datenmanagement. Von Datenloggern für drahtlose Datenübertragung bis zum kompletten Prozessleitsystem, bietet der Messtechnikspezialist heute übergreifende Systeme für das Datenhandling.

Bereits von Anfang an in der Firmengeschichte gab es internationale Handels- und Geschäftsbeziehungen. Der Messtechnikhersteller gründete Anfang der 90er Jahre seine erste Niederlassung im Ausland. Weitere Gründungen folgten. Das jüngste Mitglied in der NIVUS-Familie ist NIVUS Chile. Die südamerikanische Tochter wurde im Mai diesen Jahres gegründet. Insgesamt verfügt NIVUS über 9 internationale Niederlassungen von Österreich bis Vietnam und arbeitet mit weltweit 40 Distributoren zusammen. Knapp 125 Mitarbeiter arbeiten weltweit daran, dass das Unternehmen weitere 50 Jahre bestehen bleibt.

NIVUS GmbH
Martin Müller
Im Täle 2
75031 Eppingen

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8. Deutscher Tag der Grundstücksentwässerung

10 Jahre Kommunen-Pflicht – Beratung von Bürgern, Industrie und Politik!

22. Juni 2017 in Köln
Beim 8. Deutschen Tag der Grundstücksentwässerung am 22. Juni 2017 in Köln dreht sich alles um die Pflicht der Kommunen zur Beratung von Bürgern, Industrie und Politik. Auch in diesem Jahr bieten wir Ihnen ein abwechslungsreiches Programm u.a. zu Themen wie „Sicherstellung der a.a.R.d.T bei privaten Sammelleitungen“ und „Kommunale Informationsvorsorge bei Starkregen“. Die Podiumsdiskussion „Hart aber Fair“, sowie der Praxisblock „Technik zum Anfassen“, mit diversen Vorführungen, lockern das Vortragsprogramm auf.

http://www.ta-hannover.de/veranstaltungen/dtg.php#view1

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ACS CONTROL-SYSTEM GmbH Ultraschallmessung Sonicont USG/USF auch aus Ex-Bereichen

Mit dem Sonicont USG und USF von ACS-CONTROL-SYSTEM GmbH wird ein getrennter Ultraschall-Füllstandtransmitter für die Füllstandmessung von Flüssigkeiten, Pasten und grobkörnigen Schüttgütern auch aus Ex-Bereichen vorgestellt.
Diese bewährte und preisgünstige Ultraschall-Messung besticht durch lange Lebensdauer, einfache Montage und geringerem Wartungsaufwand.
Kombinierbar mit bis zu 4 frei einstellbaren Schaltpunkten und geeignet für Messbereiche bis 25m in Flüssigkeiten und bis 12m in Schüttgütern lässt sich dieser Sensor für verschiedenste Messaufgaben verwenden und dies mit einer hohen Genauigkeit.
Zudem ist der Analogausgang mit 0(4)…20mA und 0…10V umschaltbar.
Die Auswerteelektronik verfügt über umfangreiche Diagnosefunktionen zur Systemanalyse und lässt dennoch eine einfache Bedienung durch die übersichtliche Menüführung zu.
Der Sensor Sonicont USG ist bis zu 30m vom Messumformer Sonicont USF installierbar und hat die Schutzart IP68.
Das 2″ TFT-Farb-Display vom Auswertgerät Sonicont USF sorgt für eine hervorragende Darstellung der Messwerte und leichte Ablesbarkeit.
Intelligentes Datenmanagement wird beim Sonicont USF durch das Bluetooth-Interface und einer eingebauten Datenloggerfunktion zur Aufzeichnung von Messwerten ermöglicht.

ACS-CONTROL-SYSTEM GmbH
Lauterbachstr. 57 – 84307 Eggenfelden – Germany Tel: +49 8721-9668 0 – Fax: +49 8721-9668 30
info@acs-controlsystem.de www.acs-controlsystem.de

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ACS CONTROL-SYSTEM GmbH Strömungswächter-Serie Fluxicont FS4

Die Geräte der Fluxicont FS4-Serie sind elektronischer Strömungs- bzw. Temperaturschalter zur Überwachung, Regelung sowie zur kontinuierlichen Messung von Strömungen und Temperaturen in Flüssigkeiten. Die Strömungsschalter sind ausgestattet mit 4…20mA Analogausgang und 2x PNP-Schaltausgang (DC-Version) oder mit Relaiswechslern (UC-Version).

ACS-CONTROL-SYSTEM GmbH hat ein neues Design für die Bedienelemente dieser Strömungssensoren entwickelt (Vorgängerserie: Fluxicont FP). Zudem wurde die Bauform gekürzt, sodass die Sensoren nun noch flexibler einsetzbar sind.
Wir haben für mehr Übersichtlichkeit und einfachere Bedienung gesorgt und die Fluxicont FS4-Serie präsentiert sich nun mit bester Lesbarkeit und optimaler Bedienbarkeit durch das neue hochwertige 3-Tasten-Display mit taktiler Rückmeldung.

Durch die Gerätekonstruktion mit
• Strömungsgeschwindigkeiten von 3cm/s bis 300cm/s
• Prozesstemperaturen von -20°C bis +110°C
• Prozessdrücken bis 40bar
• Prozessmaterial Edelstahl V4A

sowie der Verfügbarkeit von industriellen Standardprozessanschlüssen und von hygienischen bzw. aseptischen Prozessanschlüssen wie
• Gewinde ISO 228-1 (FS4SK)
• Gewinde ANSI NPT – auf Anfrage (FS4SK)
• Gewinde ISO 225-1 M18x1,5 für Adapter – auf Anfrage (FS4SK)
• Elastomerfreier und totraumfreier metallisch dichtender Anschluss, EHEDG-/3A-/FDA-konform (FS4LK)
• Varivent® – auf Anfrage (FS4LK)
• Milchrohr DIN 11851 – auf Anfrage (FS4LK)
• Tri-Clamp® / Clamp DIN 32676 / Clamp ISO 2852 – auf Anfrage (FS4LK)
• Aseptik-Rohrverschraubung DIN 11864-1-A – auf Anfrage (FS4LK)
• DRD, APV-Inline, BioControl®, SMS, Flansche nach DIN und ISO – auf Anfrage (FS4LK)

ist das Gerät Fluxicont FS4SK insbesondere geeignet zur Verwendung als
• Überwachung von Kühlwasserkreisläufe, von Pumpen, Turbinen, Kompressoren, Wärmetauschern und Temperiergeräten
• Überwachung und Trockenlaufschutz von Pumpen
• Leckageüberwachung in Prozessleitungen
• Überwachung von Schmierkreisläufen
• Filterüberwachung
• Überwachung Medienfluss in der Getränkeindustrie
• Sowie Anlagen-, Apparate- und Maschinenbau und Automatisierung

und ist das Gerät Fluxicont FS4LK insbesondere geeignet zur Verwendung für
• Nahrungs- und Genussmittelindustrie
• Pharmazeutische Industrie
• Biotechnologie
• Sterile Verfahrenstechnik

Die Strömungsschalter sind geeignet für anspruchsvolle Messaufgaben und bieten neben der Standard DC-Version auch die Besonderheit einer Allstromversion (UC) bis 253VAC/150VDC mit Relaiswechslern.

Durch die hohe Genauigkeit und die große Flexibilität in der Konfiguration können die Geräte an die unterschiedlichsten Applikationen angepasst werden.

Der Prozessanschluss des FS4LK mit metallischer Abdichtung wurde speziell konzipiert für die hygienegerechte, totraum- und elastomerfreie Prozessadaption. Die Konstruktion des FS4LK erlaubt eine CIP-Reinigung bzw. SIP-Reinigung.

Die robuste Bauform und die hochwertige Verarbeitung machen das Gerät zu einem sehr hochwertigen Produkt, dem selbst widrigste Umweltbedingungen nichts anhaben können, seien es tiefste Temperaturen im Außeneinsatz, extreme Schock- und Vibrationsbelastungen oder aggressive Medien.

Eine unverlierbare Laserbeschriftung des Typenschildes sorgt für eine Identifizierbarkeit über die gesamte Lebensdauer des Gerätes.
Selbstverständlich ist die optionale Anbringung einer Messstellenbezeichnung bzw. TAG, eines Kundenlabels oder eines neutralen Typenschildes, natürlich ebenfalls per Laserbeschriftung.

Eine LABS-freie bzw. silikonfreie Ausführung, eine Werkskalibrierung mit Kalibrierzertifikat und eine kundenspezifische Konfiguration bzw. Voreinstellung stehen ebenfalls als Option zur Verfügung wie ein Materialprüfzeugnis EN10204 3.1 oder Werksbescheinigungen für Trinkwasser- bzw. Lebensmitteltauglichkeit.

Kundenspezifische Sonderausführungen können auf Anfrage realisiert werden, z.B.
• Softwareanpassung (Menüführung, Sonderfunktionen, usw.),
• geänderte Anschlussbelegung bzw. Steckerausrichtung,
• Designanpassung der Bedienoberfläche,
• Sonderbauformen für den Prozessanschluss

ACS-CONTROL-SYSTEM GmbH
Lauterbachstr. 57 – 84307 Eggenfelden – Germany Tel: +49 8721-9668 0 – Fax: +49 8721-9668 30
info@acs-controlsystem.de www.acs-controlsystem.de

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Mast: Neue Abwassertauchpumpen ATP 15-Reihe

Die leistungsstarken Alleskönner
Die Produktreihe Abwassertauchpumpen ist um 4 neue, leistungsstarke Typen erweitert worden. Die ATP 15 L (230 V, Standmodell), ATP 15 RL (230 V, im Rohrrahmen), sowie die ATP 15 (400 V, Standmodell), ATP 15 R (400 V, im Rohrrahmen) schließt die Lücke zwischen der Reihe ATP 10 und ATP 20.
Die kompakte, dennoch kraftvolle ATP 15 RL (230 V) leistet bis zu 1.500 /min., die ATP 15 R (400 V) bis zu 1.600 l/min. Die Ausführung mit 230 V hat einen vollständig eingebauten Kondensator (IP 68 geschützt). Die 400 V Variante verfügt über die bekannte Mast MD-Elektronik mit Drehrichtungsautomatik und automatischer Dichtungsüberwachung.
Erfahren Sie mehr auf den Produktseiten!

http://www.mast-pumpen.de/news.php?id=18

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Enviro: Maßarbeit – Envirochemie erweitert Abwasserbehandlungsanlage im laufenden Betrieb

Die Abwasserbehandlungsanlage mit Biogasgewinnung wurde in drei Bauphasen in einem Zeitraum von nur sieben Monaten errichtet und in Betrieb genommen.
Rund 136.500 Kubikmeter Abwasser fallen beim Fruchtsafthersteller Fidel Dreher aus der Verarbeitung von Äpfeln an, das in einer komplexen biologischen Abwasserbehandlungsanlage gereinigt wird. Aufgrund von Produktionserweiterungen sollte die bestehende Anlage erweitert werden – und zwar im laufenden Betrieb. Ein Fall für Spezialisten …
Die Firma Fidel Dreher mit Sitz in der Bodensee-Region verarbeitet Früchte zu Fruchtsäften, Konzentraten und Pürees. Das anfallende Abwasser wurde bisher über ein aerobes biologisches Reinigungsverfahren im Batch-Betrieb behandelt…mehr:

http://www.process.vogel.de/massarbeit-envirochemie-erweitert-abwasserbehandlungsanlage-im-laufenden-betrieb-a-608907/?cmp=nl-254&uuid=1DC4B9E7-1718-4A70-B3EA-0C6A17F0F654

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PROCESS Vogel: Effizienz und Sicherheit in der Wasser- und Abwasserbehandlung u. -verteilung

Effizienz, Energieeinsparung, Sicherheit, Industrie 4.0 – Themen, die die Prozessindustrie im Allgemeinen und die Wasser-/Abwasserbranche im Besonderen umtreiben. Dazu gibt das PROCESS Spezial Wasser/Abwasser Einblicke in neue Verfahren und innovative Technologien.
Lesen Sie im PROCESS Spezial Wasser/Abwasser:
• Wie man sauberes Trinkwasser nahezu ohne Chemie gewinnt.
• Was Industrie 4.0 im Wasserwerk bedeuten kann.
• Wie sich Klärschlamm als Phosphorquelle nutzen lässt.
• Ein Praxisbeispiel zum Einsatz von Pumpendruckleitungen zur
Abwasserreinigung.
• Wie intelligente Steuerungstechnik den Zonenwechsel erleichtert.

Außerdem finden Sie im Spezial die wichtigsten Normen und Richtlinien, ein Interview zum Thema „Energie-Audits“ mit Prof. Alexander Sauer vom EEP und natürlich viele weitere Artikel zu den Themen, die die Branche bewegen.

Mehr:
http://www.process.vogel.de/effizienz-und-sicherheit-in-der-wasser-und-abwasserbehandlung-u-verteilung-v-37290-2791/?cmp=nl-254&uuid=1DC4B9E7-1718-4A70-B3EA-0C6A17F0F654

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Kaeser: Schraubenpower für Gebläseluft

Das Schraubengebläse DBS von Kaeser Kompressoren zeichnet sich durch hohe Effizienz und seine energetischen Vorteile aus.
Diese energetischen Vorteile werden u.a. durch den Einsatz der aus dem Schraubenkompressor-Segment bewährten Sigma-Rotoren-Technik erzielt. Auch der schlupffreie Direktantrieb mit in den Block integrierter Drehzahlübersetzung trägt hierzu bei.
Die Gebläse eignen sich für den Einsatz in kommunalen und industriellen Kläranlagen. Zwei unterschiedliche Ausführungen sorgen dafür, dass Kläranlagen mit Bedarfen ab 400 mbar …mehr:

http://www.process.vogel.de/schraubenpower-fuer-geblaeseluft-a-589819/?cmp=nl-254&uuid=1DC4B9E7-1718-4A70-B3EA-0C6A17F0F654

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Kemira: Neues Polymer überzeugt bei Schlammentwässerung

Das Flockmittel wird in Kläranlagen zur Schlammentwässerung genutzt.
Kemira führt ein neues kationisches Flockmittel ein, das speziell auf Anwendungen im Bereich Schlammentwässerung ausgerichtet ist. Die hocheffiziente Schlammbehandlung mit dem neuen Kemira Superfloc XD-7600 Polymer hilft Kunden ihre Gesamtbetriebskosten zu senken.
Helsinki/Finnland – Das pulverförmige polymere Flockungsmittel sorgt für niedrigere Transport- und Lagerungskosten. Darüber hinaus ist im Vergleich zu konventionellen kationischen Polymeren eine signifikante Verbesserung von Trockensubstanz …mehr:

http://www.process.vogel.de/neues-kemira-polymer-ueberzeugt-bei-schlammentwaesserung-a-597117/

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BIOSERVE: Überschussschlammaufschluss mit Tensiden (TESI)

Das TESI-Verfahren ist ein Verfahren zum chemischen Aufschluss von Überschussschlamm vor der Faulung. Das hierbei eingesetzte Produkt Lipisol FT wird auf den Überschussschlamm vor der maschinellen Eindickung dosiert. Es besteht aus einer Mischung von leicht abbaubaren (gemäß OECD 301 A-F) Tensiden. Die Zusammensetzung und die Dosiermenge werden an die jeweiligen Gegebenheiten angepasst. Die Wirkung lässt sich folgendermaßen beschreiben:
Tenside können je nach Art und Wirkkonzentration Zellmembranen durchlässiger machen bis gänzlich auflösen. Das führt zu einem verbesserten Aufschluss der Überschussschlamm-Bakterienzellen im Faulturm.

http://www.bioserve.info/Mehr-Gas-im-Faulturm

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DWA: Fortbildung Betriebsanalytik in der kommunalen Abwasserbehandlung seit 20 Jahren erfolgreich

Der DWA-Landesverband Baden-Württemberg führt seit 20 Jahren den Aufbaukurs Betriebsanalytik für Fachkräfte im Bereich der kommunalen Abwasserbehandlung durch. Schwerpunkt des Aufbaukurses Betriebsanalytik ist die Qualitätskontrolle bei den Probenahmen, Probenvorbereitungen, den verwendeten Instrumenten und Geräten sowie bei der Reinheit der Reagenzien. In dem weiterführenden Workshop Betriebsanalytik steht die praktische Umsetzung des Arbeitsblatts DWAA 704 „Betriebsmethoden für die Abwasseranalytik“ im Mittelpunkt. Die Umsetzung der Eigenkontroll-Verantwortung wird anhand der individuellen Belange der Teilnehmer behandelt. Ziel- gruppe der beiden Fortbildungsangebote sind Klärwärter und -facharbeiter, UTFachkräfte für Abwassertechnik, Verund Entsorger, Abwassermeister sowie Laborfachpersonal. Die bewährte Leitung der beiden Module zur Betriebsanalytik in der kommunalen Abwasserbehandlung liegt bei Dipl.-Chem. Barbara Cybulski zusammen mit Dipl.-Ing. Jürgen Feurer. Die stets ausgebuchten Veranstaltungen werden von den Teilnehmern sehr positiv bewertet. Mehr als 750 Fachkräfte wurden vom DWA-Landesverband Baden-Württem berg bislang zu diesem Thema geschult. Der Aufbaukurs und der Workshop Betriebsanalytik sind Teil der modularen Kursreihe „Geprüfte Kläranlagen-Fachkraft“ der DWA. Der Aufbaukurs Betriebsanalytik ist 2017 bereits ausgebucht.

Freie Plätze sind in diesem Jahr noch für den Workshop Betriebsanalytik verfügbar. Weitere Informationen Ulrike Hantke DWA-Landesverband Baden-Württemberg Tel. 07 11/89 66 31-140 E-Mail: ulrike.hantke@dwa-bw.de

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BALL-B: DIE RATTENFÄNGER VON WERTHEIM

Schädlingsbekämpfung: Kanalkolonne setzt neues Ködersystem ein – Umweltschonender als einfaches Gift. Für die Ratten ist der »superleckere Ratten-Muffin-Schmackofatz« das Beste an der Sache. Die Menschen schätzen eher die unkomplizierte Beseitigung der Nager mit dem langen Schwanz. Die Stadt Wertheim erprobt derzeit, als erste Stadt im Westen Deutschlands ein neues computerunterstütztes System …mehr:
Quelle: http://www.ball-b.de/

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VOGEL.de: Aufbereitung, Digitalisierung und Sicherheit: Was bringt die Zukunft für die Wasser- und Abwasserbranche?

Wasser ist einer der wichtigsten Ressourcen für die deutsche Prozessindustrie. Das PROCESS Spezial Wasser/Abwasser blickt in die Zukunft der Branche und beschäftigt sich besonders mit der Wiederverwendung und Aufbereitung, Aspekten der Digitalisierung im Wasser-/Abwasser-Handling und innovativen Technologien und Lösungen. weiterlesen:

http://www.process.vogel.de/aufbereitung-digitalisierung-und-sicherheit-was-bringt-die-zukunft-fuer-die-wasser-und-abwasserbranche-v-38026-2791/?cmp=nl-254&uuid=1DC4B9E7-1718-4A70-B3EA-0C6A17F0F654

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BGU: Weitestgehende Phosphorelimination

Der Lehrstuhl für Siedlungswasserwirtschaft der TU veranstaltet am 28. Juni 2017 in München das 45. Abwassertechnische Seminar zum Thema „Weitestgehende Phosphorelimination auf kommunalen Kläranlagen – Möglichkeiten und Grenzen“. Hintergrund ist, dass im Zuge der neuen Oberflächengewässerverordnung ein neuer Orientierungswert für Gesamtphosphor eingeführt wurde. In dem Seminar werden die Relevanz und rechtlichen Grundlagen den technischen Möglichkeiten gegenübergestellt. Am Beispiel Bayern, Baden-Württemberg, Hessen und Berlin werden Notwendigkeiten und Strategien zur weitestgehenden Phosphorelimination gezeigt. Eine Bestandsaufnahme bestehender technischer Möglichkeiten zur weitestgehenden Phosphorelimination wird dargelegt und eine kritische Analyse der Handlungsmöglichkeiten gegeben. Anhand von Beispielen kommunaler Kläranlagen werden Ergebnisse und Betriebserfahrungen verschiedener Verfahren diskutiert.

www.sww.bgu.tum.de/ats
Quelle: DWA Heft 5-2017

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Nacosi: Nachhaltigkeitscontrolling in der Siedlungswasserwirtschaft

Wie können siedlungswasserwirtschaftliche Unternehmen unterstützt werden, sich vor Risiken, die eine nachhaltige Leistungserbringung gefährden, zu schützen? Diese Frage stellte sich das Verbundvorhaben NaCoSi „Nachhaltigkeitscontrolling siedlungswasserwirtschaftlicher Systeme – Risikoprofil und Steuerungsinstrumente“, das 2016 erfolgreich abgeschlossen wurde. Das interdisziplinäre Forschungsteam entwickelte gemeinsam mit Praxispartnern aus der Siedlungswasserwirtschaft ein Managementinstrument, das es ermöglicht, Nachhaltigkeitsrisiken systematisch zu erfassen und zu analysieren und das Unterstützung bei der Maßnahmen- und Strategieentwicklung bietet. Die Projektergebnisse stehen in Form eines Leitfadens sowie eines Handbuches zur Verfügung: www.nacosi.de Der Leitfaden fasst die Vorgehensweise im Nachhaltigkeitscontrolling zusammen. Er richtet sich an Entscheidungsträger, Sachbearbeiter und andere interessierte Akteure im Nachhaltigkeitsprozess, die einen ersten Überblick über die Herangehensweise und die Methodik gewinnen wollen. Für eine weitergehende Auseinandersetzung, die sich zum Beispiel an Personen richtet, die ein eigenes Nachhaltigkeitscontrolling aufbauen möchten, steht das ausführliche Handbuch zur Verfügung. Am 1. Juni 2017 findet in Darmstadt außerdem eine Tagung zum Thema „Zukünftige Herausforderungen heute managen – Welche Methoden helfen der Siedlungswasserwirtschaft in der Praxis wirklich?“ statt, bei der das Projekt NaCoSi einen Schwerpunkt bildet. Das Projekt wurde von 2013 bis 2016 durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Dies erfolgte im Förderschwerpunkt „Nachhaltiges Wassermanagement“ (NaWaM) des Rahmenprogramms „Forschung für nachhaltige Entwicklungen“ (FONA) in der Fördermaßnahme „Intelligente und multifunktionelle Infrastruktursysteme für eine zukunftsfähige Wasserversorgung und Abwasserentsorgung (INIS)“.

www.nacosi.de

Quelle: DWA Heft 5-2017

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InfraWatt: Innovationspreis 2016 Kläranlagen und Wasserversorgungen verbessern Stromversorgungssicherheit

VERFASST VON MICHELE VOGELSANGER AM 03 APR 2017 – 14:36

Infrastrukturanlagen haben erstmals ihre Flexibilität gebündelt und die Präqualifikation der Netzbetreiberin Swissgrid für den Sekundärregler bestanden!
InfraWatt hat nun sechs Betreiber von Kläranlagen und Wasserversorgungen ausgezeichnet und würdigt damit ihren aussergewöhnlichen und innovativen Beitrag zur Stromversorgungssicherheit in der Schweiz.

Bei den ausgezeichneten Betrieben handelt es sich um:
Regelpooling:
Abwasserverband Altenrhein
ARA Bachwis, Fällanden
ARA Worblental
Abwasserverband Morgental

Lastmanagement:
Klärwerk Werdhölzli, Entsorgung & Recycling Zürich ERZ
Wasserverbund Region Bern AG
http://www.infrawatt.ch/de/node/1162

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Barthauer: Ein Handy für den Berggorilla

Handy-Sammelaktion der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt – Wir machen mit!
Berggorillas zählen zu den am stärksten vom Aussterben bedrohten Menschenaffen. Es gibt nur noch etwa 880 Tiere, die Hälfte davon im Virunga Gebiet. Der Virunga Nationalpark im Herzen Afrikas ist ein Zentrum der biologischen Vielfalt und ein UNESCO Weltnaturerbe. Seit 1994 ist der Nationalpark auf der Liste der bedrohten Welterbe. Seit die Nachfrage nach Coltan in den letzten Jahren in die Höhe schnellte, entstanden viele illegale Abbaustätten, die den Lebensraum des Gorillas zerstören.
Helfen Sie uns, ein Stück Wildnis zu bewahren und den Lebensraum der Berggorillas zu schützen! Bringen Sie Ihre alten Handys zur UC8 in Essen mit, werfen Sie diese in das Sammelfass und spenden Sie uns Ihre gebrauchten Handys. BARTHAUER unterstützt die Sammelaktion der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt (ZGF) nicht nur mit den von Ihnen gespendeten Handys, sondern legt für jedes gespendete Handy, das wir auf der UC8 erhalten, noch einmal 5,- Euro drauf. Der gesamte Erlös aus der Aktion fließt zu 100 Prozent in das Gorillaschutzprojekt der ZGF.

Unsere Aktion in Wort und Bild
In unserer aktuellen BARTHAUER Direkt Folge informieren Jenny Krüger und Claudia Hickmann über die große Handy-Sammelaktion.
http://www.barthauer.de/index.php?id=244

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Rqmicro: Mikrobiologie neu definiert

Das Mikrobiologie Unternehmen rqmicro entwickelt eine neue Technologie zur raschen Separation und Detektionen von Pathogenen im Wasser und in Lebensmitteln in unter 1 Stunde.
Durch die immunomagnetische Separation von Bakterien aus komplexen Proben und der Zählung einzelner Zellen erreichen wir überragende Testresultate in Rekordzeit. Unsere hohen Qualitätsstandards bei Produkten und Service garantieren ihnen die beruhigende Sicherheit schneller und zuverlässiger Ergebnisse. Herkömmliche Methoden der Mikrobiologie benötigen bis zu 14 Tage um zu einem semi-quantitativen Resultat zu gelangen. Eine Wartezeit, die sowohl Zeit als auch Geld kostet. rqmicro verkürzt diese Zeitspanne dramatisch und macht sie durch eindeutige, quantitative Ergebnisse sofort handlungsfähig. Damit machen wir sie zu einem unverzichtbaren Partner für ihre Kunden im Wasser und Lebensmittelbereich.
Unsere Kunden profitieren von
• der ultraschnellen Separation von Mikroorganismen aus komplexen Proben
• der Detektion und Quantifizierung in Echtzeit
• einem automatisierten Ablauf, der sich sofort in ihren Laboralltag integriert
Sie können schon heute von unserer Technologie profitieren. Das rqmicro CellStream Gerät und unser erster Schnelltest, der Legionella pneumophila SG1 Kit, sind schon heute bei uns erhältlich. Ausserdem bietet unser Laborservice ihnen die Zählung der Totalzellzahl, der Lebendzellzahl und die Zahl von Legionellen SG1 an und liefert Resultate am selben Tag. Wenn sie daran interessiert sind, ihre eigenen Tests zu machen, senden sie eine Email an order@rqmicro.ch oder lesen sie hier mehr.

https://www.rqmicro.ch/de/

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deutsche-phosphor-plattform: „Phosphorrecycling: Strategien zur Marktreife“

DPP Forumsveranstaltung am 12. September 2017 in den Reinhardtstraßenhöfe, Reinhardtstraße 12-16, 10117 Berlin
Unser jährlich stattfindendes FORUM findet dieses Jahr vor dem Hintergrund der sich abzeichnenden Novellierung der Klärschlammverordnung statt. Einige Verfahren des Phosphorrecyclings absolvieren momentan die Pilotphase, während die einzelnen Bundesländer unterschiedliche Ansätze verfolgen, wie zukünftig mit der Ressource Phosphor umgegangen werden soll. Dabei muss berücksichtigt werden, dass für Kläranlagen unterschiedlicher Größe verschiedene Szenarien des Phosphormanagements möglich sind.
Die EU-Kommission überarbeitet aktuell die Europäische Düngemittelverordnung und die zugehörige Arbeitsgruppe STRUBIAS kann erste Ergebnisse präsentieren, wie zukünftig mit P-Rezyklaten im europäischen Düngemittelrecht umgegangen werden soll.
Wir freuen uns auf Ihre Anmeldungen, die Sie über den unten angefügten Link vornehmen können. Die Teilnehmerplätze sind begrenzt. Das ausführliche Programm entnehmen Sie bitte dem Veranstaltungsflyer (siehe unten).
Wir freuen uns, Sie in Berlin begrüßen zu dürfen und gemeinsam eine informative Veranstaltung erleben zu können. Bitte leiten Sie diese Information auch an Ihre Kollegen und Partner weiter.
Sollten Sie Fragen oder Anmerkungen haben, wenden Sie sich bitte an die Geschäftsstelle der DPP unter dem angegebenen Kontakt.

Kontakt
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Dr. Daniel Frank Mobil + 49 (0) 171 226 9953
Telefon +49 (0) 69 3487 6068
Email
http://www.deutsche-phosphor-plattform.de/veranstaltung/dpp-forum-2017/

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BIOSERVE: Belebtschlamm – Biologie und Mikroskopische Untersuchung – das Buch für Abwasserfachleute

Eine praktische Neuerscheinung, die im Klärwerkslabor bei der Durchführung des Mikroskopischen Bildes hilft und dem Betriebspersonal wertvolle Hilfe zu dessen Beurteilung an die Hand gibt. Die Bestimmung der unterschiedlichen Mikroorganismen und ihre Aussagen über den Belebtschlamm sind praxisnah beschrieben.

Eine interaktive CD veranschaulicht mit umfangreichem Bild- und Videomaterial die charakteristischen Eigenschaften der im Buch beschriebenen Mikroorganismen. Dadurch wird die Bestimmung sehr viel leichter und einfacher.
http://www.bioserve.info/Fachbuch

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NIVUS:Testkanal für große Messbereiche

Zertifizierungen für unsere Messsysteme sind für viele unserer Kunden notwendig und für uns eine Bestätigung unserer Arbeit. Eines unserer nächsten Vorhaben ist MCERTs Zertifizierung unserer Durchflusssensoren mit großem Messbereich, wie die CS2 Sensoren. Allerdings gibt es derzeit wenige Labore auf der Welt, die Überprüfungsmessungen in einem Füllstandsbereich von 2 m und darüber realisieren können. Daher beschlossen wir, selbst in einen entsprechenden Messkanal zu investieren.
Für die Realisierung der Laborerweiterung hatten wir die technische Hochschule Brno/Tschechien (Fakultät für Bauingenieurwesen) beauftragt, da sie eine ausgewiesene Expertise für diesen Bereich hat. Herr Ing. Michal Zouzela (Ph. D.) von der Hochschule Brno erstellte das Konzept und leitete die Fertigung des neuen Messkanales.
Der fertiggestellte Messkanal verfügt über eine Höhe von 2.4 m, eine Breite von 0.5 m und über eine Länge von 6 m.
Im April 2017 wurden die ersten offiziellen Messungen mit dem neuen Testkanal durchgeführt. Unter der Leitung von Dr. Laurent Solliec von NIVUS wurden mehrere Messungen mit unseren CS2-Sensoren für große Messbereiche durchgeführt. Der Füllstandbereich bewegte sich dabei im Bereich von 0.5 m bis 2.15 m, die Durchflüsse waren im Bereich von 50l/s und 200 l/s angesiedelt. Die Ergebnisse sind vielversprechend und eine MCERTS Zertifizierung ist in dieser Konstellation sehr gut machbar.
Nach Fertigstellung der Gebäudeerweiterung soll der Messkanal dauerhaft am Stammsitz in Eppingen installiert werden.
https://www.nivus.de/de/aktuelles-presse/presse/testkanal-fuer-grosse-messbereiche/

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AERZEN: Ein Hauch von Nichts entscheidet

Luft-gelagerte Turbogebläse von AERZEN bieten gegenüber magnetgelagerten Gebläsen klare Vorteile.
Belebungsbecken für die Abwasserbehandlung müssen kontinuierlich mit großen Luftvolumina versorgt werden. Turbogebläse haben sich hier als energieeffiziente Lösung etabliert. Für die Lagerung der besonders schnell drehenden Turbogebläse hat AERZEN mit der Luftlagerung eine verblüffend einfache Methode entwickelt.
Der Aufbau der AERZEN Turbogebläse ist relativ einfach: Ein direkt auf der Motorwelle sitzendes strömungstechnisch optimiertes Schaufelrad dreht sich in einem Spiralgehäuse und erzeugt so den Volumenstrom. Die besondere Herausforderung dieser Technologie liegt in den hohen Drehzahlen von 20.000 bis 70.000 min-1. Neben speziellen Motoren und einem Frequenzumrichter kommt der Wellenlagerung große Bedeutung zu. Standardindustrie-wälzlager sind für die auftretenden Belastungen nicht geeignet.

AERZEN hat für das Problem eine optimale Lösung gefunden: Die beiden Radiallager der Antriebswelle sowie das Axiallager zur Aufnahme der axialen Kräfte werden im Betrieb berührungslos luftgelagert. Die Wellenrotation erzeugt beim Anfahren des Turbogebläses im Luftspalt zwischen Welle und Lagerung durch die natürliche Unwucht eine exzenterförmige Kreisbewegung, wodurch die Luft im Spalt verdichtet wird. Mit steigender Drehzahl zentriert sich die Achse selbst und wird mit einem Luftdruck von über 30 bar berührungslos in ihrer Position gehalten.
Komplettiert wird dieses System durch eine wartungsfreie Zweikomponentenbeschichtung, die beim Anlaufen des Turbos in den Sekundenbruchteilen bis sich das Luftkissen gebildet hat, als Reibpartner zwischen den hochvergüteten Oberflächen dient. Eine PTFE-Schicht sorgt dabei schmiermittelfrei für gute Gleiteigenschaften und ein wellenförmig gewalztes Stahlblech stützt die Gleitschicht des Lagers und dämpft auftretende Schwingungen, damit diese sich nicht auf das Gehäuse übertragen.

Turbogebläse anderer Hersteller verwenden eine Magnetlagerung. Sie funktioniert prinzipiell genauso gut, hat aber eine Reihe entscheidender Nachteile gegenüber der Luftlagerung von AERZEN: Die ringförmig angeordneten Magnetspulen benötigen ein hochkomplexes Regelsystem und eine unterbrechungsfreie Stromversorgung. Eine Magnetlagerung ist damit teurer und hat einen höheren Wartungsaufwand, wodurch die Lebenszykluskosten deutlich steigen. Hinzu kommt, dass bei einem komplexeren geregelten System generell mehr Fehlermöglichkeiten bestehen, als bei der Luftlagerung. Luftlagerung benötigt keine elektrischen, mechanischen oder pneumatischen Regelungen. Sie ist einfach aufgebaut, effizient, kostengünstig und wartungsarm.

Ihr Ansprechpartner
Sebastian Meißler
T +49 5154 81-9970
F +49 5154 81-719970
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Aerzener Maschinenfabrik GmbH
Reherweg 28
D-31855 Aerzen
www.aerzen.com

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Dr. Pecher AG: Köln stellt Starkregengefahrenkarte vor

Am 20.03.2017 haben die Stadtentwässerungsbetriebe Köln (StEB) gemeinsam mit der Stadt Köln im Rahmen einer Pressekonferenz den neuen „Leitfaden für eine wassersensible Stadt- und Freiraumgestaltung in Köln“ und die neu entwickelte interaktive Starkregengefahrenkarte vorgestellt. Die StEB Köln stellen somit einen weiteren Baustein ihrer Kampagne zur Überflutungsvorsorge bereit, mit der sie gezielt zu dem Thema aufklären, sensibilisieren und Empfehlungen aussprechen möchten.
Grundlage der Starkregengefahrenkarte sind stadtgebietsweite 2D-Oberflächenabflussberechnungen, die von der Dr. Pecher AG durchgeführt wurden. Die Berechnungen wurden mit einer Auflösung von 1 m durchgeführt, so dass rund 400 Mio. Rasterpunkte berechnet wurden. Die hochaufgelösten Ergebnisse ersetzen die vorliegenden Ergebnisse (5 m) und werden im Laufe der Woche online gestellt.

Immer häufiger führen Starkregen zu erheblichen Schäden. Nicht nur kritische Infrastruktureinrichtungen und Produktionsanlagen können hiervon betroffen sein. Risikoanalysen der Akteure erfordern im Vorfeld eine Darstellung der überflutungsgefährdeten Bereiche.
Die Dr. Pecher AG unterstützt seit vielen Jahren Kommunen und Betreiber im Rahmen der Starkregenvorsorge u. a. mit der:
• Datenakquisition und 2D-Modellierung von Starkregenszenarien
• Dokumentation z. B. als Karte (analog und digital)
• Entwicklung von Auskunftssystemen und Kommunikationskonzepten
Weitere Projektbeispiele in diesem Themenfeld sind:
• Klimaanpassungskonzept der Landeshauptstadt Düsseldorf KAKDUS
• Klimaanpassungskonzept Extreme Regen KLAS in Bremen (www.klas-bremen.de)

Pressemeldung der StEB Köln: https://www.steb-koeln.de/Aktuelles/%C3%9Cberflutungsvorsorge-ist-eine-wichtige-kommunale-Gemeinschaftsaufgabe.jsp?ref=/Aktuelles/Aktuelles.jsp

http://www.pecher.de/index.php/aktuell/item/91-koeln-stellt-starkregengefahrenkarte-vor

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Dr. Pecher AG: Pilotprojekt Regen 4.0

Die Netzbetreiber in NRW sind laut Selbstüberwachungsverordnung (SüwVO Abw) verpflichtet, die erhobenen Messdaten an Regenbecken auszuwerten und zu dokumentieren. Aktuell fehlen jedoch einheitliche Kriterien sowie durchgängige Prozesse zur softwarebasierten Datenübernahme und -auswertung zur Erfüllung dieser Pflichtaufgaben, sodass bei den Behörden oftmals uneinheitliche oder fehlerbehaftete Ergebnisdokumentationen eingehen.
Im Rahmen des Pilotprojektes Regen 4.0 erarbeitet die Dr. Pecher AG in Zusammenarbeit mit dem Umweltbetrieb der Stadt Bielefeld und dem Erftverband einen Leitfaden, der Lösungsmöglichkeiten zur effizienten Umsetzung von Messgeräteinstallation und softwareunterstützten Datenauswertung an Regenbecken aufzeigt.
Das Projektteam wird dabei von der aquaplan GmbH sowie der Kisters AG fachlich unterstützt und begleitet. Ziel des Leitfadens ist es, die Netzbetreiber mit praxisbezogenen Hinweisen zu den folgenden Themen bei der erfolgreichen Umsetzung der Selbstüberwachungsverordnung zu unterstützen:
• Erarbeitung von Messkonzepten und Installation von Messtechnik an Regenbecken
• Einführung eines softwareunterstützten Betriebs- und Messdatenmanagements (MDMS)
• Standardisierung des Datenauswertung (Prüfung und Korrektur)
• Auswertekriterien und Hinweise zu Art und Umfang der Berichterstattung nach SüwVO Abw
Neben einem einheitlichen und belastbaren Berichtswesen gemäß den Pflichtvorgaben der SüwVO Abw sind eine verlässliche Datengrundlage zur Niederschlagswasserbehandlung, bedarfsorientierte Kanalnetzbewirtschaftung und Maßnahmenplanung zur Verbesserung der Gewässerqualität zu schaffen Ziel des Leifadens. Dabei wird auf die spezifischen Randbedingungen kleiner, mittlerer und großer Netzbetreiber eingegangen.
Das Pilotprojekt Regen 4.0 wird durch das LANUV NRW, die Bezirksregierung Detmold und die Bezirksregierung Köln begleitet. Die Projektförderung erfolgt durch das MKULNV.

http://www.pecher.de/index.php/aktuell/item/92-pilotprojekt-regen-4-0

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Micropoll/CH: Technologiesymposium zur Spurenstoffelimination im Juni

Zum 5-jährigen Jubiläum der „Spurenstoff-Kompetenzzentren“ in der Schweiz und Deutschland veranstaltet das KomS Baden-Württemberg mit dem Kompetenzzentrum Mikroschadstoffe.NRW und der Schweizer VSA-Plattform „Verfahrenstechnik Mikroverunreinigungen“ vom 28.-29. Juni 2017 in Friedrichshafen (D) ein Fach- und Technologiesymposium zur Spurenstoffelimination aus kommunalem Abwasser …mehr und Flyer unter:
https://www.micropoll.ch/aktuell/

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DIRINGER & SCHEIDEL: Hochbehälter in Frankfurt grabenlos saniert

Innerhalb von acht Tagen sanierten die Experten von der D&S Rohrsanierung neun Überlauflaufleitungen eines Hochbehälters im Frankfurter Nordend.
UV-Liner überzeugte auf Anhieb

Im Nordosten von Frankfurt am Main hat die DIRINGER & SCHEIDEL ROHRSANIERUNG GmbH & Co. KG Sanierungsarbeiten an einem Hochbehälter der Hessenwasser GmbH & Co. KG vorgenommen. Zur Sanierung von neun Überlaufleitungen des Bauwerks setzten die Spezialisten für grabenlose Sanierung den lichtaushärtenden UV-Liner ein. Innerhalb von nur acht Tagen war der Auftrag abgewickelt – inklusive sämtlicher erforderlichen Vor- und Nacharbeiten, die unter anderem die Errichtung einer mobilen Baustraße umfassten.

Einsturzgefährdete Leitungen, große Tiefe
Der aus den 1960er Jahren stammende Hochbehälter, an der Friedberger Landstraße am sogenannten „Heiligenstock“ gelegen, ist Teil einer Behältergruppe, die der Trinkwasserversorgung der nördlichen Stadtteile Frankfurts dient. Da an den Überlaufleitungen des Hochbehälters altersbedingte Schäden festgestellt wurden, entschloss sich der Auftraggeber, die Hessenwasser GmbH & Co. KG, zur Sanierung der Kanäle. „An den Betonrohren DN 400 waren Längs- und Schalenrisse aufgetreten, teilweise standen die Leitungen kurz vor dem Einbruch“, erläutert Hessenwasser-Projektleiter Franz Josef Hesse den Zustand der Kanäle. Da die zu sanierenden Kanäle eine Überdeckungshöhe von bis zu 6,50 m hatten, kam für Hessenwasser grundsätzlich nur ein grabenloses Verfahren in Frage. Hesse: „Mit einem offenen Verbau wäre das eine Großbaustelle geworden“. Eine zusätzliche Herausforderung stellte die eingeschränkte Zugänglichkeit des Geländes dar.

UV-Liner war eine neue Erfahrung
Mit der Durchführung der Arbeiten beauftragte Hessenwasser die DIRINGER & SCHEIDEL ROHRSANIERUNG GmbH & Co. KG. In der Vergangenheit hatte Hessenwasser das Unternehmen schon mehrmals mit Arbeiten im Trinkwasserbereich betraut. Im Zuge derer hatte der Auftraggeber auch die Vorzüge von mittels Dampf bzw. Warmwasser aushärtenden Linern kennengelernt; der in Heiligenstock eingesetzte lichtaushärtende UV-Liner sei jedoch für Hessenwasser „eine neue Erfahrung“ gewesen. Aufgrund der eingeschränkten Zugänglichkeit des Einsatzortes, die noch durch schlechte Witterung erschwert wurde, ließ Dipl.-Ing. (FH), M.Eng., Markus Schäfer, Bauleiter bei der DIRINGER & SCHEIDEL ROHRSANIERUNG GmbH & Co. KG, Zweigniederlassung Aschaffenburg, zunächst eine 200 m lange mobile Baustraße errichten. Bevor mit den eigentlichen Arbeiten an den Leitungen begonnen werden konnte, mussten diese aufgrund ihres schlechten Zustandes gespült, gereinigt und gefräst werden. Im Anschluss zogen die Experten von DIRINGER & SCHEIDEL den UV-Liner ein. Egal, ob rundes, eckiges oder eiförmiges Profil, das Verfahren eignet sich grundsätzlich für sämtliche gängigen Leitungsquerschnitte in einem Nennweitenbereich von DN 150 bis DN 1800 sowie für Eikreisprofile von 200/300 bis 900/1350. Das Ergebnis ist eine formschlüssig anliegende, dichte Rohrauskleidung, die sich durch eine hohe Resistenz gegen chemische und mechanische Belastungen, eine lange Lebensdauer und hervorragende hydraulische Eigenschaften auszeichnet.

Schneller Einbau, kurze Aushärtungszeit
Der mehrlagige, korrosions- und chemikalienbeständige GFK-Liner, der mit einer Außen¬- und Innenfolie versehen ist, ist in den Augen von Projektleiter Hesse „für die Dimension DN 400 auf jeden Fall eine ideale Wahl“. Überzeugt hat das System nicht zuletzt durch seine kurze Aushärtungszeit: „Nach zwei Stunden ist beim UV-Liner alles erledigt – die Alternative hätte einen ganzen Tag und eine ganze Nacht zum Aushärten benötigt“, so Hesse. „Gegenüber einem mit Wasser aushärtenden Liner ist das ein riesiger Vorteil“. So konnten dank des vor Ort eingesetzten Verfahrens große Längen in kurzer Zeit verbaut werden. Und obwohl zunächst eigens eine Baustraße errichtet werden musste, war der Auftrag schnell abgeschlossen: Inklusive Vor- und Nacharbeiten nahm die Sanierung des Hochbehälters lediglich acht Tage in Anspruch; der eigentliche Einzug der Liner war bereits nach vier Tagen erledigt. Der Auftraggeber jedenfalls ist mit der schnellen Reaktion von DIRINGER & SCHEIDEL ebenso zufrieden wie mit dem eingesetzten Produkt – Projektleiter Hesse kann sich durchaus vorstellen, bei zukünftigen Aufgaben erneut auf die in Frankfurt-Heiligenstock erfolgreich eingesetzte Lösung UV-Liner zurückzugreifen.

http://www.dus-rohr.de/artikel_ganzansicht.php?h=3&r=1&id=2039

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KRONOS ecochem: Workshop „Die chemische Phosphatelimination – Neue Anforderungen und deren Auswirkungen auf die biologische Abwasserreinigung“ mit anschließender Werksbesichtigung in Nordenham

Die Europäische Wasserrahmenrichtlinie hat das Thema der Phosphatfällung für viele Kläranlagen und Verbände wieder in den Fokus gerückt.
Mit dem Beitrag „Die chemische Phosphatelimination – Neue Anforderungen und deren Auswirkungen auf die biologische Abwasserreinigung“ veranstaltet KRONOS ecochem einen Workshop, in dem wir über Herausforderungen, Begleiterscheinungen und Lösungsansätze informieren und mit Ihnen diskutieren möchten.
Wir wollen mit Ihnen Erfahrungen austauschen und neueste Erkenntnisse teilen.
Der Workshop findet am 03.05 – 04.05.2017 in unserem Werk Nordenham statt. Anschließend wollen wir gemeinsam einen Rundgang durch die Produktion unternehmen.
Hierzu laden wir Sie ganz herzlich ein!
Nähere Informationen geben wir Ihnen gerne auf Anfrage !

http://www.kronosecochem.com/ehome_de.nsf/index?OpenFrameset

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Pecher AG: Kommunaler Erfahrungsaustausch Regenwassermanagement in der Praxis

Die Pecher AG veranstaltet am 4. Mai 2017 in Gelsenkirchen gemeinsam mit der Gelsenkirchener Wasserwirtschaft den bereits 7. Kommunalen Erfahrungsaustausch „Regenwassermanagement in der Praxis“. Im Fokus stehen dieses Jahr besonders die Möglichkeiten, die Wasserwirtschaft 4.0 bei der Optimierung der Planung und Bewirtschaftung bieten kann. Das Vortragsspektrum reicht von der Regenwasserbehandlung über die Netzbewirtschaftung bis zur Planung und Optimierung im Bestand. Einen weiteren Schwerpunkt bildet das Datenmanagement.

www. pecher.de

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MICRODYN-NADIR GmbH 
: Neues Membranverfahren zur Abtrennung von Spurenstoffe

Die Umweltbelastung durch multiresistente Keime nimmt nicht zuletzt wegen der zunehmenden Verwendung von Antibiotika in der Tierzucht und Humanmedizin immer mehr zu. Das Thema Entfernung von Mikroschadstoffen aus biologisch gereinigtem Abwasser und Abtrennung multiresistenter Keime gewinnt daher stetig an Bedeutung.

Mit dem zurzeit hauptsächlich eingesetzten Verfahren mit Aktivkohle und Sandfiltration können zwar Spurenstoffe wie z.B. Arzneimittelrückstände im Ablauf von Kläranlagen reduziert werden, jedoch hat dieses Verfahren den Nachteil, dass der Sandfilter eine vollständige Abtrennung der Aktivkohle nicht gewährleisten kann. Darüber hinaus stellen Sandfilter keine Barriere für Mikroplastik und multiresistenten Keime dar. Daher ist es erforderlich, neben diesen Verfahren weitere Behandlungsschritte einzuführen.

Das untersuchte Membranverfahren kombiniert die Adsorption von Spurenstoffe an Aktivkohle mit einer Membranfiltration. Die Membranstufe übernimmt die Abtrennung der Aktivkohle, Mikroplastik und multiresistenten Keimen. Somit stellt dieses Verfahren nicht nur die Einhaltung der bislang diskutierten und zu erwartenden Einleitwerte für Arzneimittelrückstände etc. sicher sondern greift auch der zukünftigen Diskussion über die Abtrennung multiresistente Keime und Mikroplastik nach Klärwerksabläufen vor. Die Versuche wurden am Standort Hünxe der Emschergenossenschaft/ Lippeverband durchgeführt. Dort wird eine kommunale Kläranlage mit einer Kapazität von 17.000 Einwohnergleichwerten betrieben. Diese Kläranlage teilt sich in eine MBR-Anlage, die mit BIO-CEL®-MBR-Modulen ausgestattet ist, und eine konventionelle Anlage mit je 8.500 Einwohnergleichwerten auf. Mit dem Wasser des Ablaufs der konventionellen Anlage wurden die Versuche im Rahmen einer Masterarbeit der Technischen Universität Dresden in Zusammenarbeit mit dem Emschergenossenschaft/
Lippeverband durchgeführt. Das Filtrationsbecken der Versuchsanlage mit einem getauchten BIO CEL®-Membranmodul wird mit dem Wasser des Ablaufs des Nachklärbeckens beschickt. In das Filtrationsbecken wird die Aktivkohle zu dosiert und diese im Filtrationsbecken aufkonzentriert. Über das BIO-CEL® Membranmodul wird die Aktivkohle über die Membran mit einer Porenweite von 0,04µm abgetrennt und das Permeat dem Ablauf zugeführt.Die Versuche zeigen, dass die Verfahrenskombination aus Aktivkohle mit anschließender Abtrennung mittels getauchten Ultrafiltrationsmoduls möglich ist und die Aktivkohle zuverlässig abtrennt.

Während der gesamten Versuchszeit wurde weder ein negativer Einfluss der steigenden Aktivkohlekonzentration auf die Leistungsfähigkeit der Membranfiltration, noch eine Veränderung des Aktivkohlerückhalts der Membran festgestellt.
Das Ergebnis
Die hier vorgestellte Verfahrenskombination aus Aktivkohle und getauchter Membranfiltration, stellt eine Alternative zum etablierten Verfahren der Aktivkohle/Fällung/Sandfiltration dar und hat seine Vorteile besonders im Hinblick auf die Abtrennung von multiresistenten Keimen und Mikroplastik, die in Zukunft zunehmend im Fokus stehen werden. Eine erste wirtschaftliche Abschätzung des Verfahrens zeigt die Wettbewerbsfähigkeit zu den Verfahren basierend auf Aktivkohle und Sandfiltration.

Pressekontakt:
Sarah Bieniek
Kasteler Str. 45
65203 Wiesbaden
Tel: + 49 611 962 5750
E-Mail: s.bieniek@microdyn-nadir.de

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rqmicro Technologie: Legionellen in Rekordzeit quantifizieren

Ein neuer Artikel auf Laborpraxis.de
Werfen Sie einen Blick auf diesen interessanten Artikel über rqmicro’s bahnbrechende Technologie und dessen wesentliche Rolle im Bereich der Legionellen-Detektion.
Legionellen in Rekordzeit quantifizieren

https://www.rqmicro.ch/de/?p=673

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Ductor: Bericht und Präsentation von Austellung auf Messe Offenburg-Ortenau, 9. Februar 2017

„Das mikrobiologische Fermentationsverfahren von Ductor verhindert, dass Ammoniak die Biogasproduktion hemmt. So können Biogasanlagenbetreiber auch stark stickstoffhaltige Rohstoffe wie z. B. Hühnermist vergären, was für die Wirtschaftlichkeit einer Biogasanlage eine Revolution darstellt“, sagt Ilkka Virkajärvi, CTO der Ductor Corp.
Ductor macht Nährstoffe Recycling von Hühnerdung möglich – nachhaltig und ökonomisch!

Eine Präsentation vom 9. Februar 2017 auf der Messe Offenburg-Ortenau lesen sie hier:
http://www.ductor.com/de/wp-content/uploads/sites/4/2017/02/Virkajarvi_Offenburg2.pdf

Quelle: http://www.ductor.com/

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Ductor: spielt eine herausragende Rolle in der Biogasbranche

Die Ductor Corp. ist ein Wegbereiter, der Biogasanlagenbetreibern ein einzigartiges Portfolio von einer patentierten und geprüften Biotechnologie zur Verbesserung der Rentabilität und Stabilität bietet. Mehr:
http://www.ductor.com/de/

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Colfax Fluid Handling: zeigt Pumpen-Antriebslösungen zum Thema Energieeffizienz und Zuverlässigkeit

Unter dem Motto „Boost your savings even more“ präsentiert Colfax Fluid Handling, ein Bereich der Colfax Corporation (NYSE: CFX), auf der Hannover Messe (Halle 15, Stand G43.09) drehzahlgeregelte Pumpen, kombiniert mit hocheffizienten Antriebstechnologien und der IN-1000 zur Zustandsüberwachung. Damit lässt sich die komplexe Anforderung an Anlagensicherheit bei gleichzeitig geringen Betriebskosten für viele Allweiler®-Produkte einfach realisieren.

Noch heute werden in zahlreichen Anlagen die Pumpen außerhalb des optimalen Betriebsbereiches betrieben. Das reduziert nicht nur die Lebensdauer der Pumpen, sondern kostet die Betreiber aufgrund steigender Energiekosten jedes Jahr bares Geld. Denn besonders Anlagen mit sich ändernden Betriebsbedingungen erfordern eine Pumpenregelung, welche auf die Bedarfe der Verbraucher zugeschnitten ist.

Genau hier setzt der Pumpenhersteller Allweiler mit einer gründlichen Systembetrachtung vor Ort an und bietet seinen Kunden eine individuelle Beratung. Als Ergebnis liefert er ein auf den Bedarf zugeschnittenes Antriebspaket, z.B. bestehend aus hocheffizientem Synchronreluktanzmotor (IE4) und zugehöriger druckabhängiger Drehzahlregelung. Die mit der Pumpendrehzahl verbundene Leistungsaufnahme richtet sich nun exakt nach den tatsächlich benötigten Förderdaten, vermeidet Überlastbetrieb bei möglichen Schwankungen und verbessert den Gesamtwirkungsgrad dadurch erheblich. Kombiniert mit der kontinuierlichen und vollautomatischen Überwachung von Druck, Temperatur, Leckage und Vibration durch das Condition Monitoring System IN-1000 lassen sich zusätzlich alle Anforderungen an die Anlagensicherheit realisieren. Die so erzielten Wartungs- und Energiekosteneinsparungen amortisieren die Systeme in kürzester Zeit und steigern das Betriebsergebnis des Kunden meist in einem Jahr.

„Mit den individuell ausgelegten Antriebspaketen sprechen wir gezielt die Kunden an, welche neben energieeffizienten Motoren an weiteren Einsparungen durch intelligente Regelungen aus einer Hand interessiert sind“, so der Allweiler Vertriebsleiter Gunter Connert.

Kontakt:
Gunter Connert
Allweiler GmbH
Allweilerstr. 1
78315 Radolfzell
Tel.: +49 (0)7732 86-542
Fax: +49 (0)7732 86-99542

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KRONOS ecochem : Neue Grenzwerte sicher einhalten – Zweipunktfällung auf kommunalen Kläranlagen

Die Europäische Wasserrahmenrichtlinie (kurz: WRRL) stellt verschärfte Anforderungen an die Reinigungsleistung der Abwasserbehandlungsanlagen. Phosphor ist dabei ein wesentlicher Parameter. Da er in Oberflächengewässern zur Eutrophierung beiträgt, muss die Einleitung aus Punktquellen reduziert werden. Die Chemische Phosphatfällung auf Kläranlagen spielt dabei eine große Rolle. Ohne Fällmittel sind die vorgeschriebenen Grenzwerte nicht sicher einzuhalten.
Unsere neue Informationsbroschüre stellt die Zweipunktfällung als Möglichkeit vor, die neuen Anforderungen sicher und wirtschaftlich zu meistern.
Unser qualifiziertes Team der Anwendungstechnik steht Ihnen für weitere Informationen und Gespräche auch bei Ihnen Vorort sehr gern zur Verfügung. Sprechen Sie uns einfach an!
Nähere Informationen geben wir Ihnen gerne auf Anfrage !

http://www.kronosecochem.com/ehome_de.nsf/index?OpenFramesetfirne

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ENDRESS+HAUSER: WURDE ALS TOP EMPLOYERS DEUTSCHLAND INGENIEURE 2017 ZERTIFIZIERT.

Endress+Hauser Messtechnik GmbH+Co. KG ist sehr stolz zu verkünden, dass sie für ihre außerordentliche Mitarbeiterorientierung durch das Top Employers Institute zertifiziert wurde und somit zu dem exklusiven Kreis der Top Employers gehört.
Das Top Employers Institute zertifiziert jährlich weltweit Arbeitgeber mit herausragender Personalführung und -strategie. Wer Mitarbeiterorientierung ins Zentrum stellt, sorgt dafür, dass sich Menschen persönlich wie professionell weiterentwickeln. Endress+Hauser Messtechnik GmbH+Co. KG wurde mit dem Titel Top Employers Deutschland Ingenieure 2017 ausgezeichnet.
Das Top Employers Institute zertifiziert weltweit Unternehmen. Es wurden kürzlich die Ergebnisse der diesjährigen Untersuchung der Mitarbeiterbedingungen in Deutschland bekanntgegeben. Endress+Hauser Messtechnik GmbH+Co. KG hat erfolgreich diese Zertifizierung erhalten und ist stolz ein Top Employer 2017 zu sein.
Essentieller Bestandteil des Top Employers Zertifizierungsprogrammes: Alle teilnehmenden Unternehmen durchlaufen einen einheitlichen Untersuchungsprozess. Sie müssen die definierten und standardisierten hohen Anforderungen erfüllen, um eine Zertifizierung zu erhalten.
Um die Aussagekraft und Wertigkeit des gesamten Zertifizierungs-Prozesses zu verstärken, wurden alle Antworten und Belege einer unabhängigen und zentralen Instanz unterzogen und eingehend geprüft. Diese Auditierung belegte, dass Endress+Hauser Messtechnik GmbH+Co. KG außergewöhnliche Leistungen in der Mitarbeiterorientierung aufweist und somit einen Platz in der exklusiven Gemeinschaft zertifizierter Top Employer verdient hat.

Das Top Employers Institute bewertete die Mitarbeiterangebote von Endress+Hauser Messtechnik GmbH+Co. KG in den folgenden Kategorien:
• Talentstrategie
• Personalplanung
• Onboarding
• Training und Entwicklung
• Performance Management
• Führungskräfteentwicklung
• Karriere & Nachfolgeplanung
• Compensation & Benefits
• Compensation & Benefits
• Unternehmenskultur

Steffen Neefe, Country Manager DACH des Top Employers Institute: „Optimale Mitarbeiterbedingungen führen dazu, dass sich Menschen im Privatleben sowie im Berufsleben weiterentwickeln. Unsere detaillierte Untersuchung hat ergeben, dass Endress+Hauser Messtechnik GmbH+Co. KG ein herausragendes Mitarbeiterumfeld geschaffen hat und eine große Bandbreite von kreativen Initiativen bietet. Diese reichen von sekundären Vorteilen und Arbeitsbedingungen bis hin zu einem Leistungsmanagement, welches im vollen Einklang mit der Unternehmenskultur steht.“
„Wir freuen uns sehr über die Auszeichnung als Top Arbeitgeber für Ingenieure. Die Anerkennung unseres Einsatzes für die Mitarbeiter bestätigt uns nicht nur in unserer bisherigen Arbeit, sondern spornt uns dazu an, in Zukunft noch mehr zu tun,“ sagt Lars Schuster, Bereichsleiter Human Resources und Mitglied der Geschäftsleitung von Endress+Hauser Messtechnik.
Um mehr über das Top Employers Institute und die Top Employer Zertifizierung zu erfahren besuchen Sie: www.top-employers.com

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PROMINENT: Messe – Pups and Valves in Dortmund

Auf unserem Stand C04 in Halle 5 stellen wir Ihnen unser neues Dosiersystem DULCODOS® universal vor. Dieses Dosiersystem kombiniert Standardkomponenten mit bis zu zwei für die Applikation optimierten Magnet-Membrandosierpumpen. Damit wird im Produktionsprozess ein Höchstmaß an Flexibilität geschaffen.
Erleben sie auch unsere neue Magnet-Membrandosierpumpe gamma/ X in Funktion. Ihre innovative Magnetregelung erfasst den anstehenden Gegendruck und passt ihre Leistung selbsttätig an die aktuellen hydraulischen Bedingungen an.
Ein weiteres Highlight ist unsere neu entwickelte Hochdruck-Prozessdosierpumpe Orlita® Evolution. Sie gewährleistet höchste Prozesssicherheit und Flexibilität: Wir zeigen Ihnen den robusten, konstruktiven Aufbau anhand eines Schnittmodels.
Eine Schlauchpumpe in Aktion finden sie ebenfalls bei uns: Unsere Schlauchpumpe DULCO®flex. Sie besticht durch ihr einfaches Funktionsprinzip und ihre kompakte, robuste Bauweise. Entscheidender Vorteil ist ihre ventillose Arbeitsweise. Daher fördert sie problemlos nicht nur abrasive und viskose Medien, sondern vor allem auch empfindliche Medien extrem schonend.

Weitere Informationen finden Sie unter http://www.easyfairs.com/de/pumps-valves-dortmund-2017

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HOLINGER: Energie und Geld auf ARA sparen

Sieben der grossen Schweizer ARAs verbrauchen zusammen 35 GWh Strom pro Jahr. Mit ihrer Stromrechnung bezahlen sie auch Netzzuschläge für die Förderung erneuerbarer Energien. HOLINGER hat deshalb den Energieverbrauch der ARAs erfasst, Sparmassnahmen erarbeitet und einen Umsetzungsplan vereinbart. Die ARAs investieren jetzt insgesamt 3,6 Mio. Franken und sparen 6,5 GWh Energie und entsprechend Stromkosten. In Berichten für das Bundesamt für Energie dokumentiert jede ARA die Massnahmen und Einsparungen systematisch und kann so die Netzzuschläge zurückverlangen.

http://de.holinger.com/news/details/?L=0&tx_ttnews%5Byear%5D=2017&tx_ttnews%5Bmonth%5D=03&tx_ttnews%5Bday%5D=06&tx_ttnews%5Btt_news%5D=3006&cHash=8dc7e94d6fb2fca3bd76707560450827

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BARTHAUER: Kabel und Kanal – Spartenübergreifendes Leitungsmanagement mit BaSYS

Kanalnetzbetreiber sind zukünftig verpflichtet das DigiNetzG bei Planung und Betrieb zu berücksichtigen. Die eingesetzte Kanalmanagement-Software muss die Veränderungen abbilden und verwalten können. Das Netzinformationssystem BaSYS bietet bereits jetzt eine spartenübergreifende Lösung für Planer und Betreiber.
Das Gesetz zur Erleichterung des Ausbaus digitaler Hochgeschwindigkeitsnetze (DigiNetzG) ist in Kraft getreten. Mit ihm sollen Synergieeffekte beim Breitbandausbau insbesondere durch die Mitnutzung passiver Infrastrukturen wie Abwasserkanäle erzielt werden. Der Einspareffekt, der durch das DigiNetzG entsteht, wird von Experten auf einen Milliardenbetrag geschätzt. Es senkt die Kosten für die Netzbetreiber erheblich und beschleunigt die Netzanbindung der unterversorgten Gebiete. Aber auch der Bürger profitiert davon: Kostenintensive und langwierige Doppelarbeiten an Straßen und damit einhergehende volkswirtschaftliche Schäden durch Staus und Produktivitätsausfalle sind künftig in viel größerem Umfang vermeidbar, da auch Bauarbeiten besser koordinierbar sind.
Lösungen für das spartenübergreifende Leitungsmanagement bietet BARTHAUER mit dem Netz- und Infrastruktur-Informationssystem BaSYS. Es bietet Module für Planung, Erfassung, Verwaltung und Dokumentation, Betriebsführung und Wartung, zur Sanierungsplanung bis hin zum Asset Management des Infrastrukturvermögens. Die gemeinsame Verwaltung von Steuer-, Breitband-, Glasfaser- und Energieleitungen in Verbindung mit Netzen weiterer Sparten, beispielsweise Kanalnetze, wurde mit einer eigenen Kabelfachschale realisiert. Hier ist die Trassierung über die Leitungsführung der Abwasser-Haltungen der Kanalfachschale möglich. Die Zuordnung der Entsorgungsleitungen macht die zeitraubende Digitalisierung der Trassenabschnitte unnötig. Mit Hilfe branchenüblicher Austauschformate und anpassbarer Datenschnittstellen ist die Ausgabe der dokumentierten Informationen für Auskunftszwecke oder zur Weitergabe aus dem System in spartenübergreifende Themenpläne möglich. Allen Beteiligten steht so die gleiche Informationstiefe zur Verfügung, da die nötigen Informationen transparent vorliegen und schnell ausgetauscht werden können. Somit werden Infrastrukturplanungen, Netzverwaltungen und die Zusammenarbeit zwischen Kanalbetreiber und Telekommunikationsunternehmen nicht nur erleichtert, sondern auch beschleunigt.
Jürgen Barthauer, Geschäftsführer der Barthauer Software GmbH, fasst zusammen: „Spartenübergreifende Kooperation ist ein Schlüssel für den zukunftssicheren Ausbau und Unterhalt von Infrastrukturnetzen. Die dafür nötigen Voraussetzungen wie Transparenz und Offenheit der Systeme ist seit Anbeginn Teil unserer Unternehmensphilosophie und ein wichtiger Vorteil für das Tagesgeschäft unserer Kunden. Vor dem Hintergrund der besseren Koordination und des zukunftssicheren Betriebs von Infrastruktureinrichtungen haben wir das BARTHAUER Netzinformationssystem BaSYS in den vergangenen Jahren auch zu einem umfassenden Infrastruktur Management-System weiterentwickelt.“

http://www.barthauer.de/presse/pressemeldungen/pressemitteilungen-detail/?tx_news_pi1%5Bnews%5D=998&tx_news_pi1%5Bcontroller%5D=News&tx_news_pi1%5Baction%5D=detail&cHash=ef7b93c3b16a2a32135ff6afd256c063

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Hydro-Ingenieure: 16. Förderpreisverleihung des Aggerverbandes 2017

Der Aggerverband hat die Masterarbeit „Untersuchung von Szenarien zur Zusammenlegung von Kläranlagen für das Verbandsgebiet des Aggerverbandes“ unseres ehemaligen studentischen Mitarbeiters Lars Dorn für den 16. Förderpreis des Aggerverbandes vorgeschlagen.
Das Team des Projektes „Masterplan Aggerverband“ freut sich über die Auszeichnung, die im Rahmen einer festlichen Preisverleihung am 21.03.2017 auf dem Campus Gummersbach der Technischen Hochschule Köln verteilt wird.

Bei Fragen stehen Ihnen unser Herr Maas unter +49 (211) 44991-30 oder unser Herr Alt unter +49 (211) 44991-55 gerne zur Verfügung.

http://www.hydro-ingenieure.de/16-foerderpreisverleihung-des-aggerverbandes-2017.html

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NIVUS: Kooperation mit Universität

Unter Anleitung von Dr. Ratish Menon hat eine Gruppe Studenten der SCMS School of Engineering & Technology in Kochi, Indien, mit einer Messkampagne begonnen. Dr. Menon hatte während eines dreiwöchigen Besuchs im NIVUS-Stammhaus in Eppingen neue Erfahrungen im Umgang mit NIVUS-Messsystemen gesammelt.
Ziel seines Besuchs war die Weitergabe des erlernten Wissens an seine Studenten.
Die SCMS ist eine private Universität, die sich ohne staatlich Unterstützung finanziert. Durch die Durchführung von Messkampagnen in Indien kommt die Einrichtung, eine Partnerinstitut der Hochschule Ravensburg-Weingarten, in den Genuss staatlicher Förderungsmaßnahmen.
Die Ergebnisse der aktuellen Kampagne kommen auch der örtlichen für Bewässerungsaufgaben zuständigen Behörde zugute. Diese war bisher vollständig auf manuell ermittelte Messdaten angewiesen war und zeigte größtes Interesse für die NIVUS-Messtechnik. In Kombination mit Satellitendaten des entsprechenden Gebiets können so Bedarf und
Engpässe in der landwirtschaftlichen Wasserversorgung besser eingeschätzt werden.
Laut eigener Aussagen steht man in Indien vor einer Dürre historischen Ausmaßes. Es ist daher von entscheidender Bedeutung, Ressourcen im Wasserbereich so effizient wie möglich einsetzen zu können.

https://www.nivus.de/de/aktuelles-presse/presse/kooperation-mit-universitaet/

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E+H: Wie können Sie die Wartungskosten senken?

Eine der Lösungen besteht darin, auf ein elektronisches Messverfahren umzusteigen
Sie verwenden aktuell mechanische Durchflussmessgeräte, um die erzeugten Polymere in Ihrer Harzproduktionsanlage zu messen. Dabei müssen Sie neben der Überwachung der Viskosität des Harzes im Rührkessel zusätzlich auch die Messgeräte regelmäßig warten. Der Filter muss häufig gereinigt werden, damit der mechanische Durchflussmesser nicht blockiert und es zu einem Produktionsstillstand kommt. Wir können Ihnen als Alternative unser einzigartiges Promass 83l Coriolis-Durchflussmessgerät anbieten, das einen geringeren Wartungsaufwand erfordert und die Prozesssicherheit verbessert.
Sie möchten wissen, wie Sie Ihre Wartungskosten senken können?
mehr darüber zu erfahren sie unter:

http://www.de.endress.com/de/medienzentrum/news-pressemitteilungen/Wartungskosten-senken

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Endress+Hauser: übernimmt SensAction

Technologie zur Konzentrationsmessung stärkt das Durchfluss-Portfolio
Endress+Hauser hat die SensAction AG übernommen, einen Hersteller innovativer Systeme zur Messung von Konzentrationen in Flüssigkeiten. Damit will die Schweizer Firmengruppe ihr Angebot an Qualitätsmessungen weiter stärken. Der Firmensitz von SensAction im bayrischen Coburg bleibt erhalten, die derzeit 13 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden weiter beschäftigt.

SensAction rückt unter das Dach des Endress+Hauser Kompetenzzentrums für Durchflussmesstechnik mit Sitz im schweizerischen Reinach. „Die neuartige Technologie passt zu unserem modernen Portfolio für die Durchflussmesstechnik“, betont Dr. Bernd-Josef Schäfer, Geschäftsführer der Endress+Hauser Flowtec AG. „Damit bauen wir unser Angebot zur Messung von Qualitätsparametern weiter aus.“
Schon heute können Coriolis-Durchflussmessgeräte von Endress+Hauser neben dem Massefluss die Dichte bestimmen; magnetisch-induktive Geräte sind in der Lage, parallel zum Volumenfluss auch die Leitfähigkeit zu messen. „Diese physikalischen Analyseparameter schaffen direkten Nutzen beim Kunden“, betont Bernd-Josef Schäfer.
Endress+Hauser wird die Geräte von SensAction in das eigene Programm integrieren und über die internationalen Vertriebsstrukturen der Firmengruppe neue Märkte erschließen. Daneben soll die Technologie zukünftig auch direkt mit den Endress+Hauser Durchflussmessgeräten kombiniert werden.

Neuartige Technologie
Die Systeme von SensAction messen die Konzentration von Flüssigkeiten mit Hilfe akustischer Oberflächenwellen. Dies sind hochfrequente Schallwellen, die in ihrem physikalischen Verhalten mit seismischen Wellen wie bei einem Erdbeben verglichen werden können.

Durch Auswerten von Laufzeit und Wellenamplitude lassen sich akustische Parameter der Flüssigkeit wie Schallgeschwindigkeit, Impedanz und Dichte sowie – daraus abgeleitet – die Konzentration präzise und schnell bestimmen. Die Systeme haben keine beweglichen Teile und sind deshalb verschleißfrei und wartungsarm.
SensAction entwickelt und fertigt nicht nur Systeme zur Konzentrationsmessung, sondern bietet auch ergänzende Dienstleistungen an – beispielsweise Softwareprodukte, die auf Grundlage einer Labormessung dann in der Anwendung beim Kunden für besondere Genauigkeit und Bedienerfreundlichkeit sorgen. Wichtige Einsatzbereiche für die Geräte von SensAction sind Konzentrationsmessungen in flüssigen Prozessmedien.
Die Übernahme der SensAction AG erfolgt rückwirkend zum 1. Januar 2017. Über die Einzelheiten des Verkaufs haben beide Seiten Stillschweigen vereinbart. Stefan Rothballer und Michael Münch, zwei der Gründer von SensAction, werden auch künftig die Geschäfte des innovativen Unternehmens führen.

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GAUSS + LÖRCHER: Neuer BARTHAUER-Trainingspartner in Süddeutschland

Die GAUSS + LÖRCHER Ingenieurtechnik GmbH, beständiger Vertriebspartner der Barthauer Software GmbH, wird zertifizierter Trainingspartner für das Netzinformationssystem BaSYS. Mit Vergabe der Trainerlizenz erweitert BARTHAUER die Support- und Vertriebsaktivitäten in Süddeutschland.
Die GAUSS+LÖRCHER Ingenieurtechnik GmbH mit Sitz in Rottenburg am Neckar ist seit 1992 als Ingenieurbüro für kommunale Dienstleistungen, mit Spezialisierung auf Tiefbau und Kanalsanierung, sowie geographische Informationssysteme tätig. Derzeit betreut die Abteilung GIS um Herrn Dr. Karl-Heinz Röder die Konzeption und Projektentwicklung im Bereich Geoinformationssysteme bei circa 80 Städten, Gemeinden, Stadtwerken und Verbänden im süddeutschen Raum. Anfang 2015 schloss das Unternehmen mit der Barthauer Software GmbH eine Vertriebspartnerschaft. Kommunale Anwender im Raum Stuttgart bis Bodensee profitieren mit dem neuen Ansprechpartner für die marktführenden Infrastruktur-Management Lösungen von BARTHAUER von der räumlichen Kundennähe.
Ab Januar 2017 verstärkt GAUSS+LÖRCHER als lizensierter Trainings- und Installationspartner nun auch den Support für das Netzinformationssystem BaSYS aus dem Hause BARTHAUER. Um BaSYS-Kunden vor Ort optimal betreuen zu können, wurde das Team um Dr. Karl-Heinz Röder nun „Certified BARTHAUER Trainer Partner“. Um die Zertifizierung zu erlangen, führten ausgewählte Mitarbeiter eine entsprechende Software-Schulung selbst durch. Diese wurde von einem autorisierten Trainer nach sachlicher Richtigkeit und didaktischer Qualität positiv beurteilt und eine Trainerlizenz vergeben. Darüber hinaus ist es GAUSS+LÖRCHER nun auch möglich, das Netzinformationssystem BaSYS beim Kunden direkt zu installieren und einzurichten.
Dazu Claudia Hickmann, Vertriebsleiterin bei BARTHAUER: „Wir freuen uns, dass unser Vertriebspartner GAUSS+LÖRCHER ab sofort unser Konzept der räumlichen Kundennähe weiterhin stärkt und als zertifizierter Trainingspartner unser Leistungsportfolio weiter ausbaut.“ Dr. Karl-Heinz Röder ergänzt: „Wir möchten unsere Kunden umfassend betreuen. Dazu gehört auch die entsprechende Schulungskompetenz. Wir freuen uns sehr über die Zertifizierung durch die Barthauer Software GmbH.“

http://www.barthauer.de/presse/pressemeldungen/pressemitteilungen-detail/?tx_news_pi1%5Bnews%5D=975&tx_news_pi1%5Bcontroller%5D=News&tx_news_pi1%5Baction%5D=detail&cHash=15a9a24e741fedd8fefe3bd5e9f838f8

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E+H: Colorimetrisches System zur Abwasserüberwachung und Optimierung der Prozesssteuerung

Liquiline System CA80PH bietet zuverlässige Online-Messung von Orthophosphat und sorgt so für eine präzise Fällmitteldosierung in der Abwasserbehandlung. Wie alle Liquiline System Analysatoren ermöglicht er Plug & Play von bis zu 4 Memosens-Sensoren. Dies minimiert Ihren Installationsaufwand. Automatische Reinigung und Kalibrierung sowie der geringe Reagenzienverbrauch sparen Ihnen Betriebskosten, während die erweiterte Diagnose per Fernzugriff die Prozesssicherheit erhöht und Sie bei der Erstellung der Prozessdokumentation für die Wasserbehörden unterstützt.

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MALL: Neuer Ovalbehälter mit optimierter Geometrie

Stahlbetonbehälter von Mall nehmen neue Formen an
Stahlbetonbehälter von Mall gibt es ab jetzt nicht nur in runder, rechteckiger und quadratischer Ausführung, sondern auch in ovaler Bauweise. Der neue Ovalbehälter verbindet die Vorteile der monolithischen Fertigung mit einer optimierten Geometrie für den Transport, denn Breite (2,48 m) und Höhe (2,60 m) erlauben den Transport auch mit gewöhnlichen Straßen-LKWs.

Der neue Ovalbehälter mit variablen Längen von 6, 7 und 8 m ermöglicht die für Mall typische Flexibilität mit Nennvolumen zwischen 30 und 40 m3 bei maximalen Einzelgewichten von ca. 22 Tonnen. In der Regenwasserbehandlung, als Löschwasserbehälter und Pelletspeicher haben sich die Ovalbehälter schon bewährt; Mall bietet sie darüber hinaus auch in der Regenwassernutzung oder als Kläranlagen an. Der Werkstoff Beton ist robust, ökologisch und preiswert; alle Stahlbetonbehälter von Mall sind fugenlos hergestellt und wasserdicht, variabel und vielseitig einsetzbar. Zu- und Abläufe in Form von Kernbohrungen oder rohe Aussparungen lassen sich schon bei der Produktion mit integrieren.

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DGMT: Rückblick – DGMT Tagung „Neue Entwicklungen in der Membrantechnik“

8. bis 9. Februar 2017, Hotel Gude, Kassel

die DGMT veranstaltete am 8.-9. Februar 2017 im Hotel Gude in Kassel eine Tagung mit dem Thema
„Neue Entwicklungen in der Membrantechnik“.
Im Mittelpunkt der eineinhalbtägigen Veranstaltung standen Membranentwicklungen im Labormaßstab, sowie innovative technische Lösungsansätze von heute und Konzeptstudien für morgen. Dabei waren Beiträge aus allen Feldern der Membrantechnik für verschiedenste Anwendungen in der Trenn- und Verfahrenstechnik vorgesehen.
Die Themenschwerpunkte waren:
• Membranen und Umwelt
• Spurenstoffe im Bereich Wasser
• Membrandestillation und -kontaktoren
• Hybridverfahren
http://www.dgmt.org/index.php/dgmt_tagung_2017.html
Das Tagungsprogramm als Flyer zum herunterladen:

http://www.dgmt.org/files/events/Kassel%202017/Flyer_DGMT_Tagung_2017.pdf

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aquabench: Standardisierte Führungssysteme

Für zwei Managementsysteme, die speziell für die Branche angepasst und entwickelt wurden, stehen wir Ihnen als Ansprechpartner zur Verfügung:
Technisches Sicherheitsmanagement (TSM)
Nachhaltigkeitscontrolling in der Siedlungswasserwirtschaft (NaCoSi)

1. Zielgruppe:
Werkleitungen kommunaler Ver- und Entsorger /Aufsichtsgremien
2. Anforderung:
Der Schutz der Umwelt und insbesondere der Gewässer ist eine der Kernaufgaben der Wasserwirtschaftsbetriebe. Viele dieser Leistungen sind deshalb Teil des Kerngeschäfts. Aktuelle Entwicklungen gefährden jedoch eine nachhaltige Siedlungswasserwirtschaft. Dazu gehören beispielsweise ökologische Risiken wie Spurenstoffe im Wasser; aber auch demografische Veränderungen, die zu einem Fachkräftemangel führen, wirken sich auf die Leistungsfähigkeit der Siedlungswasserwirtschaft aus.
3. Lösungen:
Ziel des Verbundvorhabens »NaCoSi – Nachhaltigkeitscontrolling siedlungswasserwirtschaftlicher Systeme« ist es daher, ein übergreifendes Controllinginstrument zbereitszustellen, mit dem die kommunale Wasserwirtschaft diese Nachhaltigkeitsrisiken erkennen kann. Um bei den Verantwortlichen in den Wasserwirtschaftsbetrieben die Risikowahrnehmung zu schärfen und mit ihnen Lösungswege zu erarbeiten, können zudem Planspiele durchgeführt werden. Das Instrument besteht für den Kunden aus:
a. Risikoprofil (Einschätzung zukünftiger Risiken)
b. Bewertung der Einflussfaktoren mit Kennzahlen
c. Integration ins Controlling als Risikomanagementsystem
Projektpartner der Entwicklung: Technische Universität Darmstadt (Institut IWAR), Universität Leipzig, Institut für Infrastruktur und Ressourcenmanagement (IIRM), Universität der Bundeswehr München, Siedlungswasserwirtschaft und Abfalltechnik, Institut für sozial-ökologische Forschung (ISOE) sowie 12 Praxispartner aus der kommunalen Ver- und Entsorgungswirtschaft.
Die entwickelten Bestandteile können seit dem Jahr 2016 von Betrieben in ihr Controlling integriert werden.
4. Beispielhafte Effekte:
a. Individuell angepasstes Risikomanagement
b. Gezielte Risikobearbeitung
c. Sensibilisierung für Risiken der Siedlungswasserwirtschaft in kommunaler Öffentlichkeit

Ansprechpartner: Dr. Kay Möller
Quelle: http://aquabench.de/beratung/beratungsfelder.html#toggle-NaCoSi

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Weber-Ing: 2. Informationsveranstaltung „Starkregen-Risiko-Management“

Lokal begrenzte starke Regenereignisse stellen ein nur schwer zu kalkulierendes Überflutungsrisiko dar. Hiervon sind viele Kommunen, aber auch Industrie- und Gewerbeflächen betroffen.

Allein die Überflutungsereignisse im vergangenen Jahr 2016 in Baden-Württemberg geben Anlass, über Möglichkeiten der Gefährdungs- und Risikoanalyse nachzudenken und eine effektive Schadensreduzierung anzustreben.
Aufgrund der positiven Resonanz unserer Informationsveranstaltung zum Thema „Starkregenrisikomanagement in Baden-Württemberg“ in Öhringen findet nun eine zweite Informationsveranstaltung des Landesverbands der Baden-Württembergischen Industrie e. V. in Kooperation mit Weber-Ingenieure GmbH und Emscher Wassertechnik GmbH unter Beteiligung des Regierungspräsidiums Stuttgart statt. Neben Informationen aus den Bereichen Technik, Recht und Verwaltung wird auch in diesem Jahr der Erfahrungsaustausch eine bedeutende Rolle spielen.
Termin: Do., 01.06.2017
Ort: Donauhallen in 78166 Donaueschingen

http://www.weber-ing.de/de/news/newsansicht.html?news_id=184

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LAR: Schnelle Online BSB Messung

Der BioMonitor der LAR Process Analysers AG ist ein Online-BSB-Messgerät, das den gesamten biochemischen Sauerstoffbedarf (BSB) einer Probe analysiert. Das Funktionsprinzip des Analysators ähnelt dem einer biologischen Kläranlage.

Der BioMonitor der LAR Process Analysers AG ist ein Online-BSB-Messgerät, das den gesamten biochemischen Sauerstoffbedarf (BSB) einer Probe analysiert. Das Funktionsprinzip des Analysators ähnelt dem einer biologischen Kläranlage. Das zu untersuchende Abwasser wird mit dem kläranlageeigenen Belebtschlamm und Luft vermischt und anschließend durch eine mehrstufige Messkaskade geleitet. Der Kaskade nachgeschaltet wird der Restsauerstoff mit einem Sauerstoffsensor gemessen. Durch die Verwendung des anlageeigenen Schlamms wird sichergestellt, dass das BSB-Messergebnis die tatsächliche Situation der Kläranlage repräsentativ widerspiegelt. Im Gegensatz zur weit verbreiteten BSB5-Messung, die 5 Tage dauert und nur den sog. Kohlenstoff-BSB bestimmt, analysiert der BioMonitor innerhalb weniger Minuten den Gesamt-BSB einer Probe. Dieser spiegelt sowohl den Abbau von Stickstoff- als auch von Kohlenstoffverbindungen wider. Die schnelle und repräsentative Messung Gesamt-BSB-Messung ermöglicht Anlagenbetreibern eine effektive Steuerung der Abwasserreinigung sowie durch Belüftungs- und/oder Nährstoffdosierungsstrategien erhebliche Kosteneinsparungen.

https://www.lar.com/de/news-events/news-display/article-management/detail-view/news/schnelle-online-bsb-messung.html

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Aquabench: Instrument zur Risikosteuerung steht zur Anwendung bereit

Klimawandel, demografische Veränderungen und finanzielle Restriktionen sowie politische Rahmensetzungen auf nationaler oder europäischer Ebene stellen die Unternehmen der Siedlungswasserwirtschaft vor neue und immer komplexere Herausforderungen. Für eine sichere, nachhaltige Siedlungswasserwirtschaft ist es wichtig, die potenziellen Risiken zu kennen und einschätzen zu können, ob diese langfristig von Bedeutung sind.
Gegenwärtig haben meist nur große Unternehmen ein Risikomanagement, das oft auf finanzielle Aspekte beschränkt bleibt und somit nicht auf die speziellen Bedürfnisse der Siedlungswasserwirtschaft ausgerichtet ist.
Die Herausforderung an ein „Nachhaltigkeitscontrolling“ ist es daher, Instrumente bereitzustellen, welche Unternehmen der Siedlungswasserwirtschaft unterstützen, die Risiken zu identifizieren, zu kontrollieren und darauf aufbauend auch zu bewältigen.

Seit Ende 2016 unterstützt aquabench Unternehmen bei der Einführung des Instruments, das mit 4 Forschungseinrichtungen entwickelt wurde.
Gleichzeitig werden Elemente des Nachhaltigkeitscontrollings in Benchmarkingprojekten übernommen.

Mehr Informationen: http://aquabench.de/neues0/news-nacosi.html
Ansprechpartner: Dr. Kay Möller

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NIVUS: Durchflussmessung mit Radar für Ex-Zone 1

Der Messtechnikhersteller erhielt für seinen Durchflusssensor OFR durch den TÜV Nord die notwendigen Zulassungen für den Einsatz in der Ex-Zone 1. Neben der hauptsächlich in Europa geforderten ATEX-Zulassung erwarb das Unternehmen auch den Standard nach IECEx, der vor allem in englischsprachigen Ländern gefordert wird.
Damit sind berührungslose Durchflussmessungen unter anderem auch in Abwasserkanälen möglich. Für die Erreichung der Ex-Zulassungen hat der Hersteller das Material des Sensors angepasst und die Abmessungen minimal verändert. Eine Variante des Radarsensors ohne Ex-Zulassung bietet das Unternehmen weiterhin an.
Der Durchflusssensor verfügt über einen IP-Schutz von IP 68 und eignet sich somit zum Einsatz vor allem auch in rauen Umgebungen. Als Ergänzung zum Radarsensor bietet NIVUS eine modulare Halterung aus rostfreiem Edelstahl für eine einfache Installation an. Das Basismodul ermöglicht die Montage des Radarsensors. Mit einer Erweiterung kann noch ein IP 68-Füllstandsensor installiert werden. Zusätzlich bietet der Hersteller eine optionale Verkleidung, welche die beiden Sensoren in einem kompakten Gehäuse umgibt.
Aufgrund der geringen Abmessungen eignet sich das Kompaktgehäuse auch für die Installation an beengten oder an schwer zugänglichen Stellen. Die berührungslose Messung und die kompakte Bauweise des Radarmesssystems ermöglichen eine Installation ohne Prozessunterbrechung.
Die Durchflussmessung mit dem Radarsensor eignet sich vor allem für Anwendungen mit aggressiven oder abrasiven Medien. Im Weiteren zeichnet sich das Radarmesssystem auch bei Anwendungen mit schießendem Abfluss und geringen Fließhöhen aus.

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Alltech: Der Abwasserverband Wipper – Schlenze betreibt die Kläranlagen Hettstedt, Freist, Vatterode, Klostermansfeld, Biesenrode und Ritzgerode.

Für die Phosphatfällung setzt der AZV auf der Kläranlage Klostermansfeld eine Lager- und Dosierstation für Natriumaluminat von Alltech ein. Die gute Wasserqualität der Flüsse und Gewässer im Landkreis Mansfeld-Südharz ist auch ein Verdienst des AZV Wipper-Schlenze.

Dosieranlage zur Phosphatfällung mit allen sicherheitsrelevanten Komponenten
Der zylindrische Lagerbehälter für Natriumaluminat mit Auffangvorrichtung hat ein Nutzvolumen von 19 m³, ist nach WHG ausgeführt und besitzt die Bauartzulassung Nr. Z.40.21-27 des Deutschen Institutes für Bautechnik (DIBt).
Die Befüllung des Lagertanks mit Natriumaluminat aus dem Tankwagen erfolgt über das Tank-Befüllsystem TABESY, das komplett in ein Schutzgehäuse aus PE montiert und geprüft ist. Das Schutzgehäuse ist abschließbar, mit Abdeckung und integrierter Auffangwanne. Durch dieses System können selbst kleinste Tropfmengen aufgefangen und fachgerecht entsorgt werden.

Weitere sicherheitsrelevante Komponenten des Lagertanks sind die Überfüllsicherung nach WHG mit Bauartzulassung PA-VI 810.58 und die Leckageüberwachung gemäß WHG. Für maximale Sicherheit ist auch in der Dosierstation eine Leckageüberwachung gemäß WHG verbaut.

Die Dosierstation mit den robusten Kolben-Membran-Dosierpumpen FKM ist in einen PE-Schutzschrank zur Aufstellung im Freien, mit statischem Berechnungsnachweis für Wind- und Schneelast eingebaut. Der Schutzschrank ist begehbar, mit Beleuchtung, Belüftung, Heizung und automatischer Ansaugung ausgerüstet. Dies macht die Bedienung der Anlage besonders komfortabel. Außerdem ist nicht nur die Dosierlinie samt Steuerung und Vakuumpumpe sondern auch das Betriebspersonal vor Witterungseinflüssen bestens geschützt.
Eine automatische Ansaugung erleichtert die Bedienung zusätzlich. Auch die langlebige Vakuumpumpe befindet sich im Schutzschrank.

Optimierter Fällmitteleinsatz mit dem Dosiermengenleitsystem PROCON
Mit dem PROCON kann der Fällmittelverbrauch auch ohne Phosphatfrachtmessgerät optimiert und der Chemikalienbedarf deutlich verringert werden. Das Dosiermengenleitsystem wurde für die Steuerung der Dosierleistung von Dosierpumpen über ein Führungssignal oder über Ganglinie entwickelt. Kernstück des PROCON ist ein einfach zu bedienender Touchscreen.

Von der Planung bis zur Inbetriebnahme – Alltech begleitet alle Schritte
Planung, Montage und Inbetriebnahme wurden komplett von Alltech durchgeführt und das Betriebspersonal eingehend instruiert.

http://www.alltech-dosieranlagen.de/de/service/news/2017/01/17/lager-und-dosierstation-zur-phosphatfaellung-fuer-die-klaeranlage-klostermansfeld-sorgt-fuer-gute-w.html

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Hydro-ingenieure: Kanalnetzsteuerung versus Nachklärbecken auf der ZKA Lemgo

In der Korrespondenz Abwasser ist eine Veröffentlichung von unserer Frau Dr.-Ing. Xin Wu und unserem Herrn Dipl.-Ing. Klaus Alt in Zusammenarbeit mit Herrn Hennigs von der Stadt Lemgo sowie dem ITWH Hannover, Dresden zum Thema „Kanalnetzsteuerung versus Nachklärbecken auf der ZKA Lemgo“ abgebildet…mehr:

http://www.hydro-ingenieure.de/kanalnetzsteuerung-versus-nachklaerbecken-auf-der-zka-lemgo.html

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ABGS wiederholt Exzellenter Dienstleister DIN SPEC 77224

Die ABGS GmbH Aehnelt & Braune Gaswarn- und Systemtechnik begeistert als erfolgreiches Unternehmen ihre Kunden und erbringt systematisch exzellente Dienstleistungen. Dies wurde ihr wiederholt im November 2016 unabhängig durch die Auszeichnung als Exzellenter Dienstleister gemäß DIN SPEC 77224 in Silber bestätigt.

http://abgs-gmbh.de/category/pressemitteilung/

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DIRINGER & SCHEIDEL: 31. Oldenburger Rohrleitungsforum

D&S Rohrsanierung mit Komplettangebot vertreten
Die DIRINGER & SCHEIDEL ROHRSANIERUNG GmbH & Co. KG nutzte das Oldenburger Rohrleitungsforum, um dem Fachbesuchern ihr breitgefächertes Produktspektrum an modernen Sanierungstechniken zu präsentieren. Die 31. Auflage der vom Institut für Rohrleitungsbau an der Fachhochschule Oldenburg e. V. organisierten Veranstaltung mit begleitender Fachausstellung stand in diesem Jahr unter dem Motto „Rohrleitungen in digitalen Arbeitswelten“. Für die D&S Rohrsanierung, die für sich in Anspruch nimmt, als einziges Unternehmen alle gängigen Sanierungsverfahren anzubieten, gehört die Teilnahme an dem Branchenhighlight zu den festen Veranstaltungsterminen im Jahr.

Viele neue Kontakte
Von der „Kompetenz aus einer Hand“, so das Motto der Kanalsanierungsprofis, konnten sich die Teilnehmer in Oldenburg überzeugen. Mit der umfassenden Produktpalette und den verschiedenen modernen Verfahrenstechnikenlassen sich individuelle, auf die Aufgaben der Kunden zugeschnittene, technisch ausgefeilte und wirtschaftliche Lösungen realisieren. Hinzu kommt die umfassende Beratung und Betreuung der Kunden vor und während einer Baumaßnahme. Mit der Resonanz auf den Auftritt der D&S Rohrsanierung zeigt sich die Organisatorin Andrea Hake von der Niederlassung der DIRINGER & SCHEIDEL ROHRSANIERUNG GmbH & Co. KG in Oldenburg sehr zufrieden: „Das Forum war wieder der Treff der Branche. Wir konnten nicht nur bestehende Kontakte pflegen, sondern auch wieder viele neue knüpfen.“ Darüber hinaus hob Hake das hohe fachliche Niveau der Gespräche hervor…mehr:

http://www.dus-rohr.de/artikel_ganzansicht.php?h=3&r=1&id=2021

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Uhthoff & Zarniko: erhält Auftrag Maschinendiagnose

Maschinendiagnose schafft Gewinn! Uhthoff & Zarniko wird in 2017 einen größeren Wasser- und Abwasserverband bei der Kostensenkung unterstützen. Das Unternehmen, zu dessen Kunden auch Volkswagen, Bayer Schering Pharma, Coca-Cola und Siemens gehören, wird für den Verband ca. 70 Pumpen warten und maschinendiagnostisch betreuen.
Die Schwingungsdiagnose gilt als das effektivste Verfahren, um Instandhaltungskosten und Ausfälle in Maschinenparks zu minimieren: Fast die Hälfte der Instandhaltungskosten können so eingespart werden. Bei der Schwingungsdiagnose erfolgt zunächst eine genaue Aufnahme und Katalogisierung des Maschinenparks. Auf dieser Grundlage werden die individuellen Grenzwerte bestimmt und Messaufgaben festgelegt.
Mehr als 150 Unternehmen setzen hier auf die Expertise von Uhthoff & Zarniko.
Mehr erfahren: UZ Technische Diagnose:

http://www.uhthoff-zarniko.de/aktuelles/uhthoff-zarniko-erhaelt-auftrag-maschinendiagnose

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Microdyn-Nadir: Neues Membranverfahren zur Abtrennung von Spurenstoffe

Die Umweltbelastung durch multiresistente Keime nimmt nicht zuletzt wegen der zunehmenden Verwendung von Antibiotika in der Tierzucht und Humanmedizin immer mehr zu. Das Thema Entfernung von Mikroschadstoffen aus biologisch gereinigtem Abwasser und Abtrennung multiresistenter Keime gewinnt daher stetig an Bedeutung.

Mit dem zurzeit hauptsächlich eingesetzten Verfahren mit Aktivkohle und Sandfiltration können zwar Spurenstoffe wie z.B. Arzneimittelrückstände im Ablauf von Kläranlagen reduziert werden, jedoch hat dieses Verfahren den Nachteil, dass der Sandfilter eine vollständige Abtrennung der Aktivkohle nicht gewährleisten kann. Darüber hinaus stellen Sandfilter keine Barriere für Mikroplastik und multiresistenten Keime dar. Daher ist es erforderlich, neben diesen Verfahren weitere Behandlungsschritte einzuführen.

Das untersuchte Membranverfahren kombiniert die Adsorption von Spurenstoffe an Aktivkohle mit einer Membranfiltration. Die Membranstufe übernimmt die Abtrennung der Aktivkohle, Mikroplastik und multiresistenten Keimen. Somit stellt dieses Verfahren nicht nur die Einhaltung der bislang diskutierten und zu erwartenden Einleitwerte für Arzneimittelrückstände etc. sicher sondern greift auch der zukünftigen Diskussion über die Abtrennung multiresistente Keime und Mikroplastik nach Klärwerksabläufen vor. Die Versuche wurden am Standort Hünxe der Emschergenossenschaft/ Lippeverband durchgeführt. Dort wird eine kommunale Kläranlage mit einer Kapazität von 17.000 Einwohnergleichwerten betrieben. Diese Kläranlage teilt sich in eine MBR-Anlage, die mit BIO-CEL®-MBR-Modulen ausgestattet ist, und eine konventionelle Anlage mit je 8.500 Einwohnergleichwerten auf. Mit dem Wasser des Ablaufs der konventionellen Anlage wurden die Versuche im Rahmen einer Masterarbeit der Technischen Universität Dresden in Zusammenarbeit mit dem Emschergenossenschaft/

Lippeverband durchgeführt. Das Filtrationsbecken der Versuchsanlage mit einem getauchten BIO CEL®-Membranmodul wird mit dem Wasser des Ablaufs des Nachklärbeckens beschickt. In das Filtrationsbecken wird die Aktivkohle zu dosiert und diese im Filtrationsbecken aufkonzentriert. Über das BIO-CEL® Membranmodul wird die Aktivkohle über die Membran mit einer Porenweite von 0,04µm abgetrennt und das Permeat dem Ablauf zugeführt.Die Versuche zeigen, dass die Verfahrenskombination aus Aktivkohle mit anschließender Abtrennung mittels getauchten Ultrafiltrationsmoduls möglich ist und die Aktivkohle zuverlässig abtrennt.

Während der gesamten Versuchszeit wurde weder ein negativer Einfluss der steigenden Aktivkohlekonzentration auf die Leistungsfähigkeit der Membranfiltration, noch eine Veränderung des Aktivkohlerückhalts der Membran festgestellt.

Das Ergebnis
Die hier vorgestellte Verfahrenskombination aus Aktivkohle und getauchter Membranfiltration, stellt eine Alternative zum etablierten Verfahren der Aktivkohle/Fällung/Sandfiltration dar und hat seine Vorteile besonders im Hinblick auf die Abtrennung von multiresistenten Keimen und Mikroplastik, die in Zukunft zunehmend im Fokus stehen werden. Eine erste wirtschaftliche Abschätzung des Verfahrens zeigt die Wettbewerbsfähigkeit zu den Verfahren basierend auf Aktivkohle und Sandfiltration. Mehr:

http://www.microdyn-nadir.com/aktuell/pressemitteilungen/pressemitteilungen-detailseite/news/neues-membranverfahren-zur-abtrennung-von-spurenstoffe/

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Emschergenossenschaft und GELSENWASSER arbeiten im Virtuellen Kraftwerk für die Wasser- und Abwasserbranche zusammen

Die Schaffung einer Branchenplattform Wasser/Abwasser im Rahmen des Virtuellen Kraftwerks – das war das Ziel der Kooperation zwischen GELSENWASSER und dem Leipziger Unternehmen energy2market, die auf der diesjährigen e-world geschlossen wurde.

Erste praktische Erfahrung bei Analyse, Vertragsabschluss, Präqualifikation und operativem Betrieb sammelt GELSENWASSER seitdem mit Kläranlagen der Stadtentwässerung Dresden und der hanseWasser Bremen.
Die Emschergenossenschaft bringt als Betreiber großer Kläranlagen hervorragende Voraussetzungen mit, um mit dem Produkt „Regelenergie“ die eigene Bilanz von Energieeinkauf, Eigenerzeugung und -verbrauch zu optimieren. Am 28.11.2016 haben die beiden Unternehmen die Verträge zur Vermarktung von Minuten-, Sekundär- und Primärreserve geschlossen. Das gemeinsame Virtuelle Kraftwerk ist zurzeit das einzige der Branche, das Aggregate in die Primärregelvermarktung bringen kann. Diesen Vorteil wollen die Unternehmen gemeinsam nutzen und durch den Erfahrungsaustausch mit den unterschiedlichen Kläranlagenbetreibern auf der Plattform weiter ausbauen.
Regelenergie ist kein spekulatives Handelsprodukt, sondern eine gesetzliche Systemdienstleitung, die der Stabilisierung der Netzfrequenz dient. Die Bedingungen der Teilnahme – im Sinne der technischen Eignung und der Einsatzzeiten sowie des Ausschreibungsvorgangs – unterliegen klaren gesetzlichen Regeln. Insofern passt diese Leistung hervorragend zur kommunalen Daseinsvorsorge der Wasserver- und Abwasserentsorgung. Mehr:

https://www.gelsenwasser.de/unternehmen/presse/presse-einzelansicht/news/emschergenossenschaft-und-gelsenwasser-arbeiten-im-virtuellen-kraftwerk-fuer-die-wasser-und-abwasser/?tx_news_pi1%5Bcontroller%5D=News&tx_news_pi1%5Baction%5D=detail&tx_news_pi1%5Bday%5D=8&tx_news_pi1%5Bmonth%5D=2&tx_news_pi1%5Byear%5D=2017&cHash=939d9aa9237fbb23b4be960c95a20bb5

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Prominent auf der Hannover Messe 2017

Erleben Sie auf dem Themenstand PUMP PLAZA, der „Real Life Community“ für Pumpen, Pumpensysteme und -komponenten, Innovationen und Lösungen für den Transport von Flüssigkeiten und Gasen.
Auf unserem Stand stellen wir Ihnen als Neuheit unser Dosiersystem DULCODOS® universal vor. Dieses Dosiersystem kombiniert Standardkomponenten mit bis zu zwei auf die individuellen Bedürfnisse ausgewählten Magnet-Membrandosierpumpen. Damit wird im Produktionsprozess ein Höchstmaß an Flexibilität geschaffen.
Als weiteres Highlight präsentieren wir unsere Hydraulik-Membrandosierpumpe Hydro/ 4. Die robuste Hydraulikpumpe erfüllt höchste Sicherheitsanforderungen. Sie wird serienmäßig mit Überdruckventil sowie PTFE-Mehrlagenmembran mit Membranbruchsignalisierung geliefert. Ihr modularer Aufbau bietet eine sehr hohe Flexibilität in verschiedenen Anwendungsbereichen.

Eine Schlauchpumpe in Aktion finden sie ebenfalls bei uns: Unsere Schlauchpumpe DULCO®flex. Diese Pumpe zeichnet sich durch ihr einfaches Funktionsprinzip und ihre kompakte, robuste Bauweise aus. Durch ihren großen Leistungsbereich und ihre große Anzahl unterschiedlicher Schlauchwerkstoffe ist sie für nahezu alle Förderaufgaben geeignet. Entscheidender Vorteil ist ihre ventillose Arbeitsweise. Daher fördert sie problemlos nicht nur abrasive und viskose Medien, sondern vor allem auch empfindliche Medien extrem schonend.
Überzeugen Sie sich selbst auf unserem Stand G43 in Halle 15!
Genauere Informationen finden Sie unter http://www.hannovermesse.de/de/ausstellung/leitmessen/industrial-automation/ausstellen/pump-plaza/

Kontaktieren Sie uns. Mehr:

https://www.prominent.de/de/Unternehmen/Unternehmen/News/ProMinent-auf-der-HANNOVER-MESSE-2017.html

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UNION INSTRUMENTS: FAULGASE ENERGETISCH NUTZBAR MACHEN

Im Rahmen der Energiewende erlangen Faulgase aus Kläranlagen und Abfallverwertungsanlagen steigende Bedeutung. Bei der entsprechenden Anlagentechnik spielt die Gasanalyse sowohl für die Prozessüberwachung als auch bei der Sicherung der mit dem Faulgas betriebenen Anlagenteile eine wichtige Rolle. Der Gasanalysator INCA von UNION Instruments bietet eine darauf abgestimmte Gerätetechnik.

INCA ist ein modular aufgebauter und flexibel konfigurierbarer Mehrkomponentenanalysator mit besonderer Ausrichtung auf die Untersuchung von Erdgas sowie Bio- und Faulgasen. Er besteht aus Bausteinen für Probengaszuführung, Probengasaufbereitung, Sensorik (unter Einsatz verschiedener Detektionsverfahren), Steuerung und Datenverarbeitung, aus denen ein auf die jeweilige Applikation zugeschnittenes Analysensystem aufgebaut wird – wahlweise für Innen- oder Außeninstallation oder Betrieb in Ex-Bereichen. Zur Komplettierung stehen optional auch Messgaskühler sowie eine automatische Messstellenumschaltung für bis zu 10 Messstellen zur Verfügung.
Insbesondere bei der Analyse von Faulgasen – aber auch bei allen anderen Applikationen – bietet die patentierte Sensorik über lange Zeiträume stabile H2S-Messungen im Konzentrationsbereich von wenigen bis zu 10.000 ppm und höher.

Über UNION Instruments
Die 1919 gegründete UNION Instruments GmbH ist ein Spezialanbieter messtechnischer Geräte in den Bereichen Kalorimetrie und Gaszusammensetzung. Die chemische Industrie, Stahl und Eisen, Energie- und Wasserversorger, Glas- und Keramikhersteller sowie die Biogaserzeuger gehören zum Anwender- und Kundenkreis. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Karlsruhe hat eine Niederlassung in Lübeck. Mit 20 internationalen Distributoren operiert UNION Instruments weltweit (z. B. USA, China, Russland, Brasilien, Belgien, Indien, Südostasien). Zum Kerngeschäft gehören einerseits Fertigung und Entwicklung sowie andererseits Wartung, Service und Support.

http://www.union-instruments.com/news/pressemitteilungen/518-faulgase-energetisch-nutzbar-machen

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Barthauer: Die BaSYS Anwendertreffen

Die BaSYS Anwendertreffen sind eine optimale Gelegenheit um Erfahrungen, Ideen und Anforderungen auszutauschen. Sie sind auch von großer Bedeutung für die Weiterentwicklung der von Ihnen genutzten Barthauer Software; aber auch Sie als Anwender profitieren von den vielfältigen Anregungen. Unsere Anwendertreffen finden einmal im Jahr statt. Nutzen auch Sie diese Gelegenheit und melden Sie sich jetzt für ein Anwendertreffen in Ihrer Nähe an!

Termine 2017
BaSYS Anwenderfrühstück:
28. März 2017, Berlin
(auf der WASSER BERLIN INTERNATIONAL)
BaSYS Anwendertreffen West: 17. Mai 2017, Hamm (Westfalen)
BaSYS Anwendertreffen Süd-Mitte: 9. November 2017, Würzburg

Für Rückfragen steht Ihnen Frau Jenny Krüger zur Verfügung:
T: 030 33 60 43 18
E: krueger@barthauer.de
http://www.barthauer.de/termine/basys-anwendertreffen/

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Müller: Seminar – Dichtheitsprüfungen an Abwasserkanälen und -leitungen im öffentlichen Bereich

Dichtheitsprüfung neuer Abwasserleitungen und -kanäle, sowie bestehender, in Betrieb befindlicher Abwasserleitungen und -kanäle und Schächte mit den Prüfmedien Wasser, Luftüber- und -unterdruck
Normen und Vorschriften/Richtlinien, techn. Regeln:
• DIN EN 1610
Verlegung und Prüfung von Abwasserleitungen und -kanälen
• Arbeitsblatt DWA-A 139
Einbau und Prüfung von Abwasserleitungen und -kanälen
• Arbeitsblatt DWA-A 142
Abwasserleitungen und -kanäle in Wassergewinnungsgebieten
• Merkblatt ATV-M 149-6
Zustandserfassung und -beurteilung von Entwässerungssystemen außerhalb von Gebäuden
– Teil 6: Druckprüfungen in Betrieb befindlicher Entwässerungssysteme mit Wasser oder Luft
• NRW – SüwVO Abw
Verordnung zur Selbstüberwachung von Abwasseranlagen in NRW
• DIN EN 1986-30 und DIN EN 12056
Entwässerungsanlagen für Gebäude und Grundstücke
Termin:
März 2017 (Mo. 20.03.17 und Di. 21.03.17)
Zielgruppe:
Mitarbeiter von Unternehmen, die Dichtheitsprüfungen durchführen, wie:
Tiefbauunternehmen, Rohr- und Kanalreinigungsunternehmen, TV-Untersuchungsunternehmen, Kanalsanierungsunternehmen
Seminardauer: 2 Tage
• 1. Tag 08:45 bis 17:00
• 2. Tag 08:00 bis 16:00
Teilnahmegebühr:
Teilnehmergebühr: 315,00 € /je Person für jeden Seminartag

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BIRCO: Komplett montiert und verlegefertig geliefert: BIRCOpur® Variante readyset

Um eine wesentliche Serviceleistung wird die Regenwasserbehandlungsanlage BIRCOpur® ergänzt. Die Bauteile werden auf Wunsch verlegefertig angeliefert, was Bauunternehmern die tägliche Arbeit vereinfacht. Zur BAU 2017 präsentiert BIRCO als…
Systemanbieter im Umgang mit Niederschlagswasser die vormontierte Lösung BIRCOpur® Variante readyset. „Mit einem ganzheitlichen Systemgedanken runden wir die Produktpalette in allen Bereichen nach und nach ab“, sagt Marian Dürrschnabel, Produktmanager Regenwassermanagement bei BIRCO.

Kunden gefragt – Einbau vereinfacht
BIRCO hat seine Kunden nach ihren Anforderungen an eine optimale Anlage gefragt und die Produkte dahingehend optimiert. Bestellt ein Kunde BIRCOpur® verlegefertig, schlagen die Verantwortlichen nun mehrere Fliegen mit einer Klappe: Der Platzbedarf halbiert sich beim Anliefern und Lagern, wenn die Bauteile bereits vormontiert sind. Der Einbau gestaltet sich einfacher, da die Rinnen mit Verlegehaken platziert werden können. Zudem werden Montagefehler oder vergessene Modulteile vermieden. Kein Zusammenbau, kein Verschrauben – sitzt die Rinne in ihrem Fundament, ist alles erledigt und die Arbeiten am Belag können beginnen. Die Zeitersparnis und der reduzierte Personalaufwand machen sich in der Kalkulation stark bemerkbar.

BIRCOpur® statt Muldenversickerung
Die Regenwasserbehandlungsanlage BIRCOpur® ist ein Produkt zur separierten Sedimentation und Filtration von behandlungsbedürftigem Niederschlagswasser. Ein Rinnenstrang ersetzt auf diese Weise die Muldenversickerung, beziehungsweise die belebte Bodenzone. Überall, wo eine Begrünung nur schwer zu pflegen ist oder der Platz für eine Grünfläche zur Versickerung fehlt, ist BIRCOpur® eine effiziente Lösung. Wartung, Reinigung und Kontrollierbarkeit gestalten sich aufgrund des modularen Aufbaus einfacher als bei losen Schüttungen. Das durch das Deutsche Institut für Bautechnik (DIBt) zugelassene System verspricht einen leicht zugänglichen Filter und hohe Leistung.
Produkte für ein ganzheitliches System
„BIRCOpur® ermöglicht neue Entwässerungskonzepte, denn die Lösung lässt Planer Flächen im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben frei gestalten“, sagt Marian Dürrschnabel. Wasser lässt sich mit BIRCOpur® einfach vorbehandeln – große Sedimentationsschächte oder Filteranlagen entfallen. Rigolensysteme, wie die vom Unternehmen angebotenen BIRCO Rigolentunnel von StormTech®, können direkt angeschlossen werden. Die Systemlösungen von BIRCO sind vom Klein- bis zum Megaprojekt frei skalierbar und eignen sich optimal für hohe Grundwasserstände.
Mehr Infos zur BIRCOpur…

https://www.birco.de/unternehmen/aktuell/news/detail/nart/komplett-montiert-und-verlegefertig-geliefert-bircopurR-variante-readyset/

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EFFIZIENTE REGENWASSERBEHANDLUNG UND REHAU:LANGLEBIGE KANALNETZE: REHAU WEBINARE BIETEN GESPRÄCHSANLASS

Anfang Februar bietet REHAU ein Webinar zu Versickerungs- und Retentionsanlagen an. Dieses Online-Seminar fand ursprünglich am 19. Januar 2017 statt und musste auf den 01. Februar verschoben werden.
Durch die Errichtung von dezentrale Versickerungs- und Retentionsanlagen für Niederschlagswasser werden die örtlichen Kanalnetze entlastet. Dies führt zu geringeren Kosten im Kanalbau und im Kläranlagenbetrieb. Der Nutzen der Endverbraucher liegt bei der Versickerung der Niederschläge in der Einsparung der Versiegelungsabgabe, über welche der Bau der Versickerungsanlage schnell amortisiert werden kann.
Im REHAU Webinar „Reinigung, Versickerung und Retention von Niederschlagswasser“ wird auf die unterschiedlichen Möglichkeiten der Versickerung sowie auf Planung, statische Auslegung und den Bau von Anlagen zur Versickerung und Retention eingegangen. Der Seminarteil Niederschlagswasserbehandlung beschäftigt sich mit dem Umgang von belastetem Niederschlagswasser von Verkehrsflächen und unbeschichteten Metalldächern.
Das kostenlose Online-Seminar findet am 01. Februar 2017 um 10:30 Uhr statt und dauert ungefähr 60 Minuten. Eine Anmeldung ist unter folgendem Link möglich:
https://attendee.gotowebinar.com/register/612727422864637954?source=Webinar_Reinigung%2C+Versickerung+und+Retention+von+Niederschlagswasser_
19.01.2017_Pressemitteilung


Wie funktioniert die Teilnahme?

Für die Teilnahme an den REHAU Webinaren muss lediglich eine kleine Gratis-Software heruntergeladen und ausgeführt werden. Außerdem wird die Benutzung eines Headsets empfohlen. Die Anmeldung ist ebenso einfach wie die Teilnahme: Einfach auf den Link klicken – fertig! Die Zugangsdaten erhalten die Teilnehmer in der Bestätigungs-Email. Bei Fragen steht die REHAU Akademie Bau gerne unter webinar@rehau.com zur Verfügung.
REHAU bietet zukunftsorientierte und ganzheitliche Lösungen für nachhaltiges Bauen und Modernisieren. Dabei stehen Themen wie energieeffizientes Bauen, die Nutzung regenerativer Energien sowie Wassermanagement im Fokus. In den Bereichen Fenster, Gebäudetechnik und Tiefbau ist REHAU seinen Kunden ein starker Partner mit ausgereiften Systemlösungen und umfassenden Serviceangeboten. Mit rund 20.000 Mitarbeitern an über 170 Standorten sucht das unabhängige Familienunternehmen weltweit die Nähe zu Markt und Kunde.

REHAU AG + Co, Ytterbium 4, 91058 Erlangen, DEUTSCHLAND
Tel.: +49 9131 92-5311 / Fax: +49 9131 92-515311
tonia.smolinski@rehau.com
https://www.rehau.com/de-de/effiziente-regenwasserbehandlung-und-langlebige-kanalnetze/1827158

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Peters GmbH: Alles abgedeckt!

2.500 m2 Edelstahlabdeckungen für die ARA Frankfurt-Niederrad.
Die Peters GmbH setzte sich 2012 in einer EU-weiten Ausschreibung mit einem überzeugenden, innovativen Nebenangebot durch. In drei Abschnitten wurden insgesamt 2.500 qm VA-Abdeckungen für das Vorklärbecken auf dem Klärwerk in Frankfurt/Main-Niederrad konstruiert, gefertigt und montiert. Mehr:

http://www.petersgmbh.de/mod/Aktuelles-D.htm?id=2

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Kuhn-gmbh: Delegationsreise nach Indien

Vom 22. bis 29. Januar führt der Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg Winfried Kretschmann eine Delegationsreise nach Indien an. Er wird von Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut und Verkehrsminister Winfried Hermann sowie einer etwa 70-köpfigen Wirtschafts-und Wissenschaftsdelegation begleitet. Ziel dieser Reise ist die Beziehungen im wirtschaftlichen, wissenschaftlichen und kulturellen Bereich auszubauen.
Auf dem Programm stehen Firmenbesuche und ein Treffen mit dem auf den Chief Minister von Maharashtra Devendra Fadnavis und den Gouverneur von Maharashtra C. Vidyasagar Rao. Geschäftsführer Dr. Michael Kuhn nimmt an dieser Delegationsreise teil und referiert über neue Erkenntnisse in der Wasser- und Abwasserreinigung von Indien.

http://www.kuhn-gmbh.de/de/aktuelles.html

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REHAU auch 2017 auf der ISH präsent

Sie sind herzlich eingeladen, uns vom 14. bis 18. März 2017 in Frankfurt zu besuchen.
Erleben Sie innovative Systemlösungen für Trink- und Abwasserinstallationen, Flächenheizung/-kühlung sowie für Geothermie und Nah- und Fernwärmeversorgung.
Unter dem Motto REHAU. MEINE NUMMER SICHER. bieten wir Ihnen in jeder Hinsicht Sicherheit: von der Planung über die Installation bis hin zum späteren Betrieb! Auch in Sachen Geschwindigkeit auf der Baustelle sind Sie mit REHAU auf der sicheren Seite. Schnelligkeit als eines unserer Kernthemen.
Wir freuen uns darauf, Sie in Frankfurt in Halle 6.0, Stand C61 zu begrüßen.

https://www.rehau.com/de-de/rehau-auf-der-ish-2017/1833856

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REHARTGROUP: GOES EURASIA

Nach dem gelungenen Einstand der REHARTGROUP bei der IFAT 2016 in München wird der Spezialist für Abwassertechnik, Wasserkraft- und Wasserhebeanlagen auch an der IFAT EURASIA 2017 in Istanbul teilnehmen.

Neben den bewährten Produkten aus der Abwassertechnik von Schreiber Technology wird die Firmengruppe dort einen Schwerpunkt auf den Bereich Wasserhebetechnik legen. Die Hebeschnecken von REHART sind z.B. in der Ausführung als Rohrschneckenpumpe ideal um Abwasser oder Rücklaufwasser zu fördern. Durch die Konstruktion als geschlossenes Rohr entfällt ein aufwändig zu betonierendes Schneckenbett, weshalb sich die Lösung auch sehr gut zum Nachrüsten bestehender Pumpenschächte eignet.

Wir freuen uns auf die Begegnung mit Ihnen und laden Sie während der IFAT EURASIA vom 16. – 18. Februar 2017 herzlich an unseren Messestand in Halle 11, Stand D-25a ein.

http://www.rehart.de/de/aktuell/aktuelle-meldungen/artikel/details/rehartgroup-goes-eurasia-49.html

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FlowChief auf der all about automation Friedrichshafen

Benötigen Sie effektive Lösungen für die Visualisierung, Überwachung, Konnektivität und Analyse Ihrer Prozesse, Maschinen, Anlagen und Daten? Suchen Sie einen Partner, der nachhaltige Software entwickelt, gute Beratung und kostenfreien Support bietet?
Dann besuchen Sie uns auf der all about automation von 8. bis 9. März 2017 in Friedrichshafen. Sie finden uns in Halle A2 am Stand 224.

http://www.flowchief.de/de/news-events/item/745-flowchief-auf-der-all-about-automation-friedrichshafen

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ENVILYSE: Ultraschall Biofouling- und Algenkontrolle

Im Bereich der Wassermesstechnik haben wir unser Produktspektrum um neue Messgeräte erweitert. Mit den LG Sonic Ultraschallgeräten haben wir eine bewährte und umweltfreundliche Algenbekämpfungsmethode gefunden, die wir ab sofort unseren deutschen Kunden anbieten können. Bei der innovativen Ultraschallbekämpfung handelt es sich um eine chemikalienfreie und umweltfreundliche Lösung zur effizienten Kontrolle und Regulierung von Algen und Biofouling in Gewässern. Die Anwendungsbereiche der Ultraschallgeräte reichen von Seen, Teichen und Stauseen bis zu Kläranlagen, Kühltürmen und anderen Gewässern. Kontaktieren Sie uns für mehr Informationen

http://envilyse.de/aktuelles/

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Gardnerdenver: Erfahren Sie, wie Sie Ihre Energierechnung reduzieren können!

Der Energieverbrauch ist der allerwichtigste Kostenfaktor bei Abwasseranlagen. Der Vergleich jeder Energieverbrauchseinheit mit den Leistungskennzahlen der Anlage ist wichtig um zu verstehen, ob Ihre Energierechnung zu hoch ist.
Ein Team von Wissenschaftlern der EU-Initiative ENERWATER hat ein innovatives Prüfverfahren entwickelt, das Abwasseranlagenbetreibern bei der Energieeinsparung helfen wird. Ein detailliertes Whitepaper, das die Prüfungsmethodik beschreibt, können Sie bei der Gardner Denver Industrials Group herunterladen. Klicken Sie hier, um mehr zu erfahren:

http://igdg.gardnerdenver.com/robuschi-enerwater-de
Quelle: http://www.gardnerdenver.com/de/robuschi/

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COMPREX®: Reinigung von Abwasserdruckleitungen

COMPREX® ist die effiziente Reinigung von Abwasserdruckleitungen im laufenden Betrieb.
Das Impuls-Spülverfahren COMPREX® ist die wirtschaftliche Art, Abwasserdruckleitungen während des Betriebes zu reinigen – für eine sichere und energieeffiziente Abwasserentsorgung. Mehr unter:

http://comprex.de/kommunal/comprex-reinigung-von-abwasserdruckleitungen/

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BERKEFELD: Härtetest am Klärwerk – Berkefeld Anlage erzeugt sauberes Trinkwasser

Mobile Trinkwasseraufbereitung
Einem besonderen Test stellt sich gerade eine mobile Berkfeld Trinkwasseranlage im Rahmen einer Live-Demonstration am Klärwerk in Celle. Dort soll gezeigt werden, dass sich mit Technik der Marke Berkefeld, die seit 2004 zu Veolia gehört, Trinkwasser aus dem gereinigten Abwasser einer Kläranlage erzeugen lässt. „Unsere Partner von Hilfsorganisationen und Militär haben heute immer häufiger den gesamten Wasserkreislauf im Blick, wenn es um die Versorgung von Camps auch in Krisengebieten geht“, so Yannick Liedtke, Vertrieb und Geschäfts¬entwick¬lung Aid & Military. Im Vordergrund steht dabei allerdings nicht nur der Schutz der Umwelt sondern auch der sparsame Umgang mit der in diesen Gegenden sehr knappen Ressource Wasser.
Seit 124 Jahren ist das Unternehmen mit Hauptsitz in Altencelle, das seit 2004 zu Veolia gehört, in der Wasseraufbereitung tätig und kann auf über 100 Jahre Erfahrung mit mobilen Trinkwassersystemen vorweisen. Aber die Anforderungen sind erheblich gewachsen. Gefragt sind heute nicht nur mobile und äußerst robuste Anlagen zur Trinkwassererzeugung, die besonders verschmutzes Rohwasser aufbereiten können. sondern neuerdings auch Verfahren zur Behandlung des Abwassers von Camps. Da liegt es nahe, dass das Unternehmen mit seiner Prozesstechnikkompetenz den Wasserkreislauf vollständig betrachtet und seinen Kunden Gesamtlösungen für das Wassermanagement anbieten will. Dazu gehört auch die Fähigkeit, aus Abwasser Frischwasser zu erzeugen, das zum Spülen und Bewässern eingesetzt werden kann, das das aber auch die hohen Anforderungen an das Trinkwasser erfüllt. „Dass wir dies mit unserer Anlage, der BERKEFELD M6, schaffen, das zeigen die Testergebnisse unseres Systems hier an der Kläranlage in Celle“, betont Yannick Liedtke stolz. Seit der Inbetriebnahme am Klärwerk Celle Anfang Oktober hat die Anlage bereits rund 450 m3 Trinkwasser produziert. Noch bis Ende November / Anfang Dezember wollen die Trinkwasserfachleute von Veolia verschiedene Tests mit dem System fahren, um unter Realbedingungen zu zeigen, dass die BERKEFELD M6 auch mit schwierigsten Rohwässern zurechtkommt.
Informationen zur mobilen Trinkwasseraufbereitungsanlage BERKEFELD M6:
Die BERKEFELD® M6 ist ein vollautomatisiertes Wasseraufbereitungs-System, das speziell für militärische und humanitäre Einsätze entwickelt und ausgelegt wurde. Dank ihres einzigartigen, flexiblen Filtrationsverfahrens garantiert die BERKEFELD® M6 eine zuverlässige, hohe Aufbereitungsleistung und erfüllt damit die Anforderungen nahezu jeder Mission.
Die Anlage arbeitet mit verschiedenen Verfahrenstechniken, die je nach Rohwasserqualität automatisch angesteuert werden. Dazu zählen die Vorbehandlung, Inline-Flockung, Vorfiltration, Ultrafiltration mittels einer keramischen CeraMem®-Membran, Umkehrosmose, UV und Desinfektion. Die Ultrafiltration mit Hilfe einer Keramik-Membran hat ist dabei besonders für schwierige Einsätze geeignet. Das Material ist einfach zu warten, sehr langlebig und robust genug für Einsätze im schwierigen Umfeld. Die Verbindung unterschiedlicher Verfahrenstechniken bietet als Multi-Barrier-System eine sichere Trinkwasser¬qualität. Verunreinigungen im Rohwasser werden durch die unter-schiedlichen Verfahren zuverlässig gefiltert oder anderweitig extrahiert.
Kapazitäten
• 6,0 m³/h Ultrafiltrations-Permeat
• 3,5 m³/h Umkehrosmose-Permeat
@ 10.000 mg/l Rohwasser-Salzgehalt
• 2.5 m³/h Umkehrosmose-Permeat
@ 35.000 mg/l Rohwasser-Salzgehalt
Maße/Gewicht des Basis-Systems
• L x B x H:
2.100 mm x 1.500 mm x 1.950 mm
• 2.200 kg

http://www.veoliawatertechnologies.de/info-center/pressemitteilungen/2016-11-03,Haertetest_am_Klaerwerk_Berkefeld_Anlage_erzeugt_sauberes_Trinkwasser.htm

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Entec: Biofilter für eine geruchsfreie Umwelt

Geruchsemissionen aus Kanalschächten und diversen industriellen Abluftströmen werden zunehmend zum Problem. Zur Eliminierung von geruchsverursachenden und gesundheitsgefährdenden Stoffen bietet der Biofilter eine wirksame und effektive Lösung. Gerüche werden verhindert, aber das Durchströmen der Abluft wird gesichert.
Biofilter sind komplexe Biokatalysatoren bzw. Bioreaktoren, die auf Basis der Stoffwechselaktivität von Mikroorganismen arbeiten.
Der Abbau von Schad- und Geruchsstoffen aus Abluft- und Abgasströmen erfolgt zu nicht toxischen, geruchsneutralen und überwiegend niedermolekularen Substanzen.
Biofilter verändern (Filter im eigentlichen Sinne trennen) die abgetrennten Substanzen durch biochemischen Abbau.
Die Vorteile und Besonderheiten der Biofilter
* keine Quelleffekte, kein Druckverlust (12PA bei 80m³/h)
* sichere Entfernung von Schwefelwasserstoff H²S, Ammoniak, sowie anderer Geruchsstoffe und Krankheitskeime
* deutlich geringerer Einsatz des Filtergranulats im Vergleich zu herkömmlichen Filtermaterialien
* schnelle und leichte Montage und Demontage ohne spezielles Werkzeug
* Wartungsfrei, robuste Bauweise, geringes Gewicht!
* schneller Austausch des Filtergranulats (Biomasse)
* fach- und umweltgerechte Entsorgung der gebrauchten Biomasse
* geringere Anschaffungskosten pro m3 / Jahr zu reinigender Abluft (unter 1 Cent)
* beiderseitige optimale Anströmfläche (Ab- und Zuluft), hohe Funktionssicherheit
* hohe Funktionssicherheit bei unterschiedlichen Volumenströmen und in trockenen Perioden
* Filterkonstruktion aus Kunststoffmaterial (PE-HD, PP u. ä.
* Befestigungselemente aus Edelstahl oder verzinktem Stahl
* 6 Jahre Garantie auf die Filterkonstruktion
* die Granulatstandzeit ist doppelt so lange wie Aktivkohle bei 30% geringeren Kosten
* auf Grund der konstruktiven Auslegung kann bei einem kontinuierlichen Abluftvolumenstrom mit kurzweiligen Unterbrechungen auf zusätzliche Frostschutzmaßnahmen verzichtet werden
* geringe oder keine Betriebskosten (je nach Verwendung und Einsatz)

http://www.entec-deutschland.de/

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Sto/StoCretec: Besuchermagnet in Halle A6: Der Stand!

Vom 16. bis 21. Januar hatte die BAU 2017 ihre Pforten geöffnet. Fazit für Sto: Der neue Messestand kam überall gut an, der Besucherandrang war hoch und für das recycelbare Fassadendämmsystem StoSystain R, das 2017 in die Pilotphase gehen wird, gab es eine Auszeichnung.

Alle zwei Jahre findet die die Weltleitmesse für Architektur, Materialien und Systeme, in München statt. Auf der BAU treffen sich alle, die international am Planen, Bauen und Gestalten von Gebäuden beteiligt sind: Architekten, Planer, Investoren, Industrie- und Handelsvertreter, Handwerker und viele mehr. Seit vielen Jahren sind Sto und StoCretec als Aussteller mit an Bord.

Während 2015 Sto und StoCretec an getrennten Ständen ausstellten, wurde für den Messeauftritt 2017 ein neuer offener, gemeinsamer Messestand konzipiert und umgesetzt.

Der Besucherandrang war sehr groß, das Konzept ging auf! So resümiert Rolf Wohllaib am Samstagabend: „Die Zahl der Messeberichte war bereits an den ersten beiden Messetagen noch höher als vor zwei Jahren. Es lief großartig, der gemeinsame Stand von Sto und StoCretec kam sehr gut bei den Besuchern und der eigenen Mannschaft an.“

Fachbesucher und Kollegen aus den Sto-Tochtergesellschaften im Ausland stellten übereinstimmend fest, dass hoch motivierte Sto- und StoCretec-Mitarbeiter alle Besucher willkommen hießen, deren Fragen beantworteten und ihnen dabei halfen, sich von den vielfältigen Materialien inspirieren zu lassen. Überall bildeten sich Menschentrauben.
Durch den gemeinsamen offenen Stand wurde ein reger Austausch zwischen den einzelnen Messeschwerpunkten ermöglicht. Ein Kommen und Gehen der Besucher zwischen WDVS-Bereich, Akustik-Bereich, Innenwandbelägen, Betoninstandsetzung, Bodenbeschichtungen, Fassadenputzen…und überall viele interessierte Fragen.
StoCretec stellte folgende Themen aus:
Betoninstandsetzung

Darstellung eines Balkons mit abgechipster Bakonbeschichtung StoPur EB 200, sowie dem Schnellreparaturmörtel StoCrete SM, sowie einer schützenden, bionisch funktionalen Versiegelung StoCryl V 700.

Darstellung von statisch mitwirkenden M3-Mörteln, gespritzt als StoCrete TS 203 und händisch verarbeitet als StoCrete TG 203.

Bodenbeschichtung
Neue Parkhausbeschichtung StoPox 590 EP

Außerdem Darstellung unterschiedlicher elektrisch leitfähiger Bdenbeschichtungssysteme, mit Kohlefasern und volumenleitfähige Füllstoffen.

Zwei neue WHG-Bodenbeschichtungssysteme StoPox WHG Deck 105 und StoPox WHG Deck 115.
http://www.stocretec.de/de/service/news/detailansicht_70784.html

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Berthold Technologies:und Titertek-Berthold vereinen Ihre Kräfte

Wir freuen uns ankündigen zu können, dass Titertek-Berthold / Berthold Detection Systems GmbH und der Life Science Geschäftsbereich von Berthold Technologies GmbH & Co. KG („Bioanalytic“) sich zum 1. Januar 2017 zusammenschließen werden. Durch den Zusammenschluss bieten wir unseren gemeinsamen Kunden und Geschäftspartnern noch größere Vorteile über ein erweitertes Portfolio bestehend aus integrierten Systemösungen für das Life Science Labor an: Diese reichen von kleinen eigenständigen Lesesystemen, wie Mikrovolumen Spektrometern und Luminometern, über verschiede Multimode Mikroplattenleser, Mikroplatten Wascher, Mikroplatten Arbeitsstationen, RIA – und ELISA Automatisierungsprodukten, bis hin zu High-End Imaging Systemen.
Die Berthold Technologies Gruppe operiert von ihrem Hauptsitz in Bad Wildbad/Deutschland aus, und hat Tochtergesellschaften sowie starke Partner weltweit. Sämtliche Aktivitäten von Titertek-Berthold werden in den Hauptsitz verlegt. Der neue, kombinierte Life Science Geschäftsbereich wird von Dr. Anselm Berthold geleitet, Eigentümer und Präsident von Titertek-Berthold und Anteilseigner der Berthold Technologies GmbH.
Die Produkte beider Firmen werden weltweit von Wissenschaftlern in der Grundlagenforschung, in pharmazeutischen – und biomedizinischen Laboratorien sowie in der angewandten Forschung seit mehr als einem halben Jahrhundert eingesetzt.

Bad Wildbad, Germany
Berthold Technologies GmbH & Co. KG
https://www.berthold.com/de

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Isatelematics: Stadt Sinsheim entscheidet sich für iTProtection

… mit Aufschaltung bei Bosch Sicherheitssystem GmbH
Die Stadt Sinsheim entscheidet sich für die BG konforme iTProtection Personen Notsignalanlage sowie eine Aufschaltung bei Bosch Sicherheitssystem GmbH
Insgesamt werden 13 Mitarbeiter künftig mit den Smart-Ex 01.E Zone 1 Smartphones der Firma ecom instruments GmbH in Verbindung mit der iTProtection Alleinarbeiterschutzlösung ausgestattet, um den Schutz in der Kläranlage Sinsheim und den benachbarten Standorten jeder Zeit zu gewährleisten. Die GSM basierte Personen Notsignalanlage (PNA) ersetzt die bestehende analoge Personen Notsignalanlage und bietet diverse Vorteile, wie zum Beispiel die Nutzung der vorhandenen GSM Infrastruktur und die Möglichkeit zusätzliche Android Applikationen, die Kamera und die allgemeine Sprachfunktion zu verwenden.
Die PNA wird BG konform mit Neigungs-/Lagesensor betrieben. Für die Nutzung des Alleinarbeiterschutzhandy‘ s wird automatisch ein Funktionstest durchgeführt und die Verbindung zur iTelematics Personen Notsignalempfangszentrale, die bei der Stadt Sinsheim eingerichtet wird, überprüft.
Im Fall des Bereitschaftshandy‘ s übernimmt Bosch Sicherheitssystem GmbH die 24/7 Überwachung und leitet im Notfall die notwendigen Hilfsmaßnahmen ein.
iTProtection Alleinarbeiterschutz ist bereits bei diversen Kläranlagen und Stadtverwaltungen im Einsatz und überzeugt durch Qualität, Flexibilität und Modularität.

http://isatelematics.de/typo3/de/news/news/detail/News/stadt-sinsheim-entscheidet-sich-fuer-itprotection/

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BIOGEST: Innovative Konzepte für die Umwelttechnik

Die BIOGEST AG hat mit der Fa. JACOPA Limited einen neuen starken Partner für den Vertrieb Ihrer Produkte gewinnen können. JACOPA übernimmt ab sofort die Exklusivvertretung der BIOGEST Produkte für Großbritannien, Nordirland und Irland und setzt so die bereits erfolgreiche Arbeit in dem Gebiet fort.
JACOPA ist als Nachfolger des bekannten Regenwasserspezialisten COPA ein ausgewiesener Speziallist im Bereich Regen- und Abwasserbehandlung. Seit den 90er Jahren sind sie spezialisiert in der Mischwasserbehandlung und können auf einen großen Kunden und Erfahrungsschatz zurück greifen. Mehr:

http://www.biogest.de/

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Jaeger-envirotech: Kläranlagen-Nachbarschaft zu Besuch bei JUT

Am 22.09.2016 trafen sich die Mitglieder der Kläranlagen-Nachbarschaft Hannover-Ost der DWA unter Leitung von Frau Prof. Dr.-Ing. Ute Austermann-Haun zum Besuch der Jäger Umwelt-Technik GmbH in Hildesheim.
Neben einer Unternehmensvorstellung boten zwei spannende Vorträge über effiziente Belüftungstechnik mittels verschiedener Membranbelüftertypen aus dem Hause Jäger und Möglichkeiten zur Kapazitätserweiterung mit textilen Aufwuchsträgern Cleartec Biotextil die Grundlage für einen interessanten Gedankenaustausch. Weiterhin stand eine Produktionsbesichtigung auf der Tagesordnung.
Das Team von Jäger Umwelt-Technik bedankt sich für das Interesse und freut sich auf weiterführende Gespräche.

http://www.jaeger-envirotech.de/de/klaeranlagen-nachbarschaft.php

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Sülzle Kopf: Montagebeginn der SynGas-Anlage in Koblenz

Die Sülzle Kopf SynGas GmbH & Co. KG aus Sulz a. N. hat im Dezember 2016 mit der Montage einer SynGas-Anlage im Klärwerk Koblenz begonnen. Die Anlage ist eine wichtige Komponente für das EUgeförderte Pilotprojekt „SusTreat“, eine energieautarke Kläranlage der Stadtentwässerung Koblenz. Die Entwässerungsund Trocknungs-Spezialisten der Sülzle Klein GmbH installierten früher dazu bereits einen Bandtrockner vom Typ Pro- Dry 2/4, der den Klärschlamm für die Vergasungsanlage vorbereitet. Die Anlieferung der Kopf SynGas-Anlage erfolgte in mehreren Einzelteilen. Aufgestellt und verschweißt wurden zudem auch erste Bauelemente des Vergasers, der als Herzstück der Anlage gilt. Ziel des Pilotprojekts „SusTreat“ ist es, Energie in Eigenregie zu erwirtschaften. Um die Kläranlage möglichst autark zu versorgen, setzt der Betreiber auf das hohe Potenzial des anfallenden Klärschlamms: Dieser enthält große Mengen von Kohlenstoff, der sich durch Vergasung in Energie umwandeln lässt. Hier kommt die Technik von Sülzle Kopf Syn- Gas und Sülzle Klein zum Einsatz. Der Bandtrockner vom Typ Pro-Dry 2/4 bringt den Klärschlamm auf einen Trockenrückstand von bis zu über 90 Prozent. Dabei entsteht ein festes Granulat, das der Klärwerksbetreiber in einem Lagersilo zwischenspeichert. Die Kopf SynGas-Anlage vergast das Granulat anschließend bei einer Temperatur von rund 850 °C. Organische Komponenten wie Medikamentenrückstände, Hormone und Bakterien werden dabei vollständig vernichtet. Es entsteht ein brennbares Gas, das anschließend in mehreren Stufen von weiteren belastenden Stoffen wie Schwermetallen, Teeren und Schwefel gereinigt wird. Anschließend lässt sich das Gas in einem angeschlossenen Blockheizkraftwerk zur Wärmegewinnung oder in einem Gasmotor zur Stromerzeugung nutzen. Die SynGas-Anlage ist dabei so flexibel ausgelegt, dass sie je nach Bedarf nur Wärme, nur Strom oder beides erzeugen kann. Die bei der Vergasung entstehende Asche ist mineral- und phosphathaltig. Sie lässt sich als Düngemittel in der Landwirtschaft oder zur Rückgewinnung des Phosphats weiterverwerten. Der Abschluss der Montagearbeiten der Kopf SynGas-Anlage ist für Mai 2017 geplant, im Oktober soll das gesamte Projekt dann fertiggestellt sein.

Sülzle Kopf SynGas GmbH & Co. KG
www.suelzle-gruppe

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Bieler+Lang: investiert in die Zukunft – Erster Spatenstich

Nachdem die Europäische Union im Rahmen des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) grünes Licht für den Zuschuss gegeben hatte, erfolgte nun der erste Spatenstich für den neuen Anbau im Acherner Industriegebiet. Die förderfähige Investitionssumme beläuft sich insgesamt auf 2.106.000 Euro, wobei die Förderbank einen Kostenanteil von 10 Prozent übernimmt. Im Jubiläumsjahr – die Bieler+Lang GmbH feiert 2017 ihr 50-jähriges Bestehen – sollen nun alle Kernkompetenzen wieder unter ein Dach gebracht werden. Die erfolgreiche Unternehmensgeschichte der Bieler+Lang GmbH erstreckt sich mittlerweile auf ein halbes Jahrhundert: In diesem Jahr feiert das Unternehmen, dessen Kernbereiche die Elektronikfertigung sowie Gasmess- und Warngeräte umfasst, ihr 50-jähriges Jubiläum. Das starke Wachstum in den Jahren ab 2005 erforderte einen Umzug der Gaswarngerätesparte nach Renchen – nun soll dieser Bereich wieder integriert werden. Die Betriebserweiterung beinhaltet eine neue Produktionshalle mit Büroräumen, die an das bestehende Gebäude der Bieler+Lang GmbH im Acherner Industriegebiet angegliedert wird. Neben einer Ausweitung der Kapazitäten unterstreicht der Gaswarnexperte damit auch sein stetiges Unternehmenswachstum – durch die Neuanschaffung moderner Technologien, Maschinen und Anlagen entstehen zusätzlich Arbeitsplätze und bestehende werden gesichert. „Mit dieser Erweiterung, die nicht nur bauliche, sondern auch strukturelle, positive Veränderungen mit sich bringt, wollen wir einen weiteren Schritt Richtung Technologieführerschaft machen – und dadurch nicht zuletzt unsere Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit verbessern“, erklärt Susanne Dussa, Geschäftsführerin der Bieler+Lang GmbH. „Ein damit verbundenes und wichtiges Ziel ist die personelle Vergrößerung insbesondere der Ausbau unserer Service-Abteilung“, betont Dussa weiter. Auch der Umwelt- und Klimaschutz ist im Zuge des Neubaus ein großes Thema: So kommen klima- und umweltschutztechnische Maßnahmen in Form einer energetisch effizienten Baugestaltung sowie einer modernen Heiztechnik zum Einsatz. Dank der guten Zusammenarbeit mit der Bauunternehmung Martin Lamm sowie dem Architekten Manfred Waßmer konnte das Projekt erfolgreich eingeschient werden. Die Fertigstellung ist für Ende 2017 geplant. Eine große Unterstützung im Rahmen der positiv ausgefallenen Antragsstellung beim EFRE bot die Unternehmensberatung H&W Hoffmann & Weber sowie in der Durchführung die L-Bank, Staatsbank für Baden-Württemberg. Ein halbes Jahrhundert Erfahrung und Kompetenz rund um Sicherheitstechnik und Arbeitsschutz: Bereits seit 1967 warnen Produkte von Bieler+Lang rechtzeitig, zuverlässig und sicher vor Gasunfällen und Explosionen. Die innovativen Gasmess- und Warnsysteme schützen Mensch, Umwelt und Sachwerte vor den folgenschweren Schäden durch gesundheitsschädliche oder explosionsfähige Gase und Dämpfe. Bieler+Lang-Qualitätsprodukte finden sich daher in der Industrie, in Biogasanlagen, in der Haustechnik sowie in Tiefgaragen und Parkhäusern. Alle Produkte werden von erfahrenen Entwicklungsingenieuren ständig verbessert und im eigenen Haus nach strengen Qualitätsstandards produziert und kalibriert.

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ReWaM: Wasser in der Stadt von Morgen – ReWaM bei den Wassertagen in Münster

Die diesjährigen Wasstertage in Münster widmen sich den Herausforderungen urbaner Gewässer in der Stadt von Morgen. Am 21. und 22. Februar stehen am Leonardo-Campus der Fachhochschule Münster unter anderem eine wasserorientierte Stadtplanung, Überflutungsvorsorge sowie Regenwasserbewirtschaftung im Mittelpunkt. Das Themenfeld wird in der BMBF-Fördermaßnahme ReWaM in vielfältiger Weise adressiert. Auf der fachdisziplinübergreifenden Konferenz präsentieren beispielsweise gleich mehrere Sprecher in separaten Vorträgen Teilaspekte des ReWaM-Projekts WaSiG. Darüber hinaus stellt das Vernetzungs- und Transfervorhaben ReWaMnet auf der begleitenden Fachausstellung die Projekte NiddaMan, StucK und KOGGE vor.
Auf den Wassertagen Münster bearbeiten Wasserfachleute aus der Siedlungswasserwirtschaft und Wasserwirtschaft gemeinsam mit Stadt- und Freiraumplanern, Biologen, Geographen und Ökonomen fachdisziplinübergreifend Herausforderungen der Wasserwirtschaft.
Zum Auftakt informieren in diesem Jahr der Staatssekretär Peter Knitsch, MKULNV NRW, und Hilmar von Lojewski, in Keynotes zur Wasser- und Nachhaltigkeitspolitik in NRW sowie zur Stadtentwicklung. Abgerundet wird das Programm durch ein Projektkino, in dem besonders gelungene Projekte in Bildern und Videos präsentiert werden. Die Schwerpunktthemen befassen sich mit folgenden Themen:
• veränderlichen Randbedingungen für die Wasserwirtschaft
• wasserorientierter Stadtplanung
• urbanen Gewässern
• Regenwasserbehandlung
• Regenwasserbewirtschaftung und Überflutungsvorsorge sowie Erhalt und Entwicklung der Wasserinfrastruktur.

Weiterführende Informationen
https://bmbf.nawam-rewam.de/wasser-in-der-stadt-von-morgen/

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Panasonic Optosensor BE-A zur Blasenerkennung für die Laborautomation

Für den Bereich Laborautomation bietet Panasonic Sensoren zur Flüssigstanderkennung, zum Positionieren von Werkstücken und zur Leck-Erkennung bei chemischen Lösungen, ultraschmale Sicherheitslichtvorhänge und Systeme zur Reduzierung von elektrostatischer Aufladung von Reagenzgläsern und Mikrotiterplatten verschiedenste Automatisierungsprodukte an.
Nun ist ein spezieller Sensor, der Optosensor BE-A, entwickelt worden, der beim automatischen Dosieren von Flüssigkeiten Blasenfreiheit erkennen kann. Bei diesem Optosensor werden die 2 bis 4mm transparenten Kunststoff-Schläuche einfach aufgeklipst
Somit können Luftspalten von 0,8mm dank einer spezieller Optik mit einer Ansprechzeit von 20μs zuverlässig erkannt werden. Dies ist ideal für die Nachverfolgbarkeit im Analyseprozess. Dank des integrierten Verstärkers kann der Sensor nach der Installation sofort in Betrieb genommen werden. Zwei Signalausgänge zeigen die Anwesenheit- bzw. Abwesenheit von Flüssigkeit an. Aufgrund der kleinsten Bauweise, können mehreren Sensoren auf engstem Raum integriert werden.

Auf unsere Internetseite www.panasonic-electric-works.de finden sie unter der Rubrik „Lösungen – Biotechnologie / Laborautomation“ weiterführende Informationen zu unseren Produkten für die Laborautomation.

Ansprechpartner:
Panasonic Electric Works Europe AG
Presseabteilung
E-Mail: info.peweu@eu.panasonic.com

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Durchflussmessung mit Radar für Ex-Zone 1

Der Messtechnikhersteller erhielt für seinen Durchflusssensor OFR durch den TÜV Nord die notwendigen Zulassungen für den Einsatz in der Ex-Zone 1. Neben der hauptsächlich in Europa geforderten ATEX-Zulassung erwarb das Unternehmen auch den Standard nach IECEx, der vor allem in englischsprachigen Ländern gefordert wird.

Damit sind berührungslose Durchflussmessungen unter anderem auch in Abwasserkanälen möglich. Für die Erreichung der Ex-Zulassungen hat der Hersteller das Material des Sensors angepasst und die Abmessungen minimal verändert. Eine Variante des Radarsensors ohne Ex-Zulassung bietet das Unternehmen weiterhin an.

Der Durchflusssensor verfügt über einen IP-Schutz von IP 68 und eignet sich somit zum Einsatz vor allem auch in rauen Umgebungen. Als Ergänzung zum Radarsensor bietet NIVUS eine modulare Halterung aus rostfreiem Edelstahl für eine einfache Installation an. Das Basismodul ermöglicht die Montage des Radarsensors. Mit einer Erweiterung kann noch ein IP 68-Füllstandsensor installiert werden. Zusätzlich bietet der Hersteller eine optionale Verkleidung, welche die beiden Sensoren in einem kompakten Gehäuse umgibt.

Aufgrund der geringen Abmessungen eignet sich das Kompaktgehäuse auch für die Installation an beengten oder an schwer zugänglichen Stellen. Die berührungslose Messung und die kompakte Bauweise des Radarmesssystems ermöglichen eine Installation ohne Prozessunterbrechung.

Die Durchflussmessung mit dem Radarsensor eignet sich vor allem für Anwendungen mit aggressiven oder abrasiven Medien. Im Weiteren zeichnet sich das Radarmesssystem auch bei Anwendungen mit schießendem Abfluss und geringen Fließhöhen aus.

Mehr Informationen zu unserem Radardurchflusssensor.

https://www.nivus.de/de/aktuelles-presse/presse/durchflussmessung-mit-radar-fuer-ex-zone-1/

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Mall-Pelletspeicher mit stationärem Ultraschall-Messsystem

„Immer genau wissen, wieviel noch drin ist“
Pelletspeicher und Hackschnitzelbehälter von Mall werden auf Wunsch mit dem neuen Füllstands-Messsystem Sonavis der Schellinger KG ausgeliefert. Das stationäre Ultraschall-Messsystem ermöglicht eine komfortable Überwachung aus der Ferne und misst den aktuellen Pellet-Füllstand mit hoher Genauigkeit.

Mall GmbH
Hüfinger Str. 39-45
78166 Donaueschingen
Deutschland
www.mall.info 

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Mall-Filterschacht für Großanlagen mit optionaler Pumpe

„Regenwasser bequem filtern – und sparen“

Die Filterschächte von Mall können optional mit einer Abwassertauchmotorpumpe ausgestattet werden, die in regelmäßigen Abständen den Filterrückstand in den öffentlichen Schmutzwasserkanal entsorgt. So verlängern sich die Reinigungsintervalle, und die Kosten für die Entsorgung von Schlamm und Filterrückstand entfallen.

Mall GmbH
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78166 Donaueschingen
Deutschland
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Lager- und Dosierstation zur Phosphatfällung für die Kläranlage Klostermansfeld sorgt für gute Wasserqualität

Der Abwasserverband Wipper – Schlenze betreibt die Kläranlagen Hettstedt, Freist, Vatterode, Klostermansfeld, Biesenrode und Ritzgerode. Für die Phosphatfällung setzt der AZV auf der Kläranlage Klostermansfeld eine Lager- und Dosierstation für Natriumaluminat von Alltech ein. Die gute Wasserqualität der Flüsse und Gewässer im Landkreis Mansfeld-Südharz ist auch ein Verdienst des AZV Wipper-Schlenze.

Dosieranlage zur Phosphatfällung mit allen sicherheitsrelevanten Komponenten
Der zylindrische Lagerbehälter für Natriumaluminat mit Auffangvorrichtung hat ein Nutzvolumen von 19 m³, ist nach WHG ausgeführt und besitzt die Bauartzulassung Nr. Z.40.21-27 des Deutschen Institutes für Bautechnik (DIBt).
Die Befüllung des Lagertanks mit Natriumaluminat aus dem Tankwagen erfolgt über das Tank-Befüllsystem TABESY, das komplett in ein Schutzgehäuse aus PE montiert und geprüft ist. Das Schutzgehäuse ist abschließbar, mit Abdeckung und integrierter Auffangwanne. Durch dieses System können selbst kleinste Tropfmengen aufgefangen und fachgerecht entsorgt werden.

Weitere sicherheitsrelevante Komponenten des Lagertanks sind die Überfüllsicherung nach WHG mit Bauartzulassung PA-VI 810.58 und die Leckageüberwachung gemäß WHG. Für maximale Sicherheit ist auch in der Dosierstation eine Leckageüberwachung gemäß WHG verbaut.

Die Dosierstation mit den robusten Kolben-Membran-Dosierpumpen FKM ist in einen PE-Schutzschrank zur Aufstellung im Freien, mit statischem Berechnungsnachweis für Wind- und Schneelast eingebaut. Der Schutzschrank ist begehbar, mit Beleuchtung, Belüftung, Heizung und automatischer Ansaugung ausgerüstet. Dies macht die Bedienung der Anlage besonders komfortabel. Außerdem ist nicht nur die Dosierlinie samt Steuerung und Vakuumpumpe sondern auch das Betriebspersonal vor Witterungseinflüssen bestens geschützt.
Eine automatische Ansaugung erleichtert die Bedienung zusätzlich. Auch die langlebige Vakuumpumpe befindet sich im Schutzschrank.

Optimierter Fällmitteleinsatz mit dem Dosiermengenleitsystem PROCON
Mit dem PROCON kann der Fällmittelverbrauch auch ohne Phosphatfrachtmessgerät optimiert und der Chemikalienbedarf deutlich verringert werden. Das Dosiermengenleitsystem wurde für die Steuerung der Dosierleistung von Dosierpumpen über ein Führungssignal oder über Ganglinie entwickelt. Kernstück des PROCON ist ein einfach zu bedienender Touchscreen.

Von der Planung bis zur Inbetriebnahme – Alltech begleitet alle Schritte
Planung, Montage und Inbetriebnahme wurden komplett von Alltech durchgeführt und das Betriebspersonal eingehend instruiert.

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Neue Fachtagungsreihe „Umgang mit Regenwasser aus Misch- und Trennkanalisationen“

„Bewirtschaftung und Behandlung von Regenwasser – Technische Regeln und Lösungsansätze“

Der Umgang mit Regenwasser aus Siedlungsgebieten, die gesetzlichen Grundlagen und die neuen technischen Regeln stehen im Mittelpunkt einer neuen Fachtagungsreihe der Unternehmen Huber, InnoAqua, Krohne, KSB und Mall. Bei insgesamt neun bundesweit stattfindenden Terminen referieren namhafte Experten und Unternehmensvertreter über die Anforderungen an Planer, Entscheider und Genehmigungsbehörden, die sich aus dem Spannungsfeld zwischen Flächennutzung und Umgang mit Regenwasser ergeben.

Weitere Informationen zur Produktpalette von Mall finden Sie im Internet unter www.mall.info, unter www.mall.info/unternehmen/veranstaltungen-und-messen/fachtagungen-und-seminare können sich Interessenten direkt für eine der Tagungen anmelden.

Mall GmbH
Hüfinger Str. 39-45
78166 Donaueschingen
Deutschland
www.mall.info 

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jt-elektronik: Lindauer Seminar „Praktische Kanalisationstechnik – Zukunftsfähige Entwässerungssysteme“

Am 9. und 10. März 2017 findet das Lindauer Seminar zum 30. Mal statt. Die Fachveranstaltung zur Entwässerung, Inspektion und Sanierung von Kanal- und Rohrsystemen steht wieder unter dem stets aktuellen Thema „Praktische Kanalisationstechnik – Zukunftsfähige Entwässerungssysteme“. Den Schwerpunkt des Seminarprogramms 2017 bilden sechs Vortragsblöcke: Am 9. März stehen Rahmenbedingungen und Herausforderungen, Moderne Siedlungsentwässerung und die damit verbundenen aktuellen Herausforderungen an den Kanalbetrieb, Planung und Strategien zur Bewältigung von Starkregenereignissen sowie Erfahrungen bei der Instandhaltung von Kanalisationen auf dem Programm.

Neue Entwicklungen für die Praxis sowie Kanalsanierung – von der Planung bis zur Abnahme sind Themen am 10. März. Die Veranstaltung steht wieder unter der fachlichen Leitung von Prof. Dr.-Ing. Max Dohmann (Aachen) sowie Prof. Dr.-Ing. F. Wolfgang Günthert (Neubiberg). www.jt-elektronik.de  


GWU: Dresden MARITIM Congress Center

19. Dresdner Abwassertagung 7./8. März 2017
Die Dresdner Abwassertagung gehört zu den führenden Branchentreffs Deutschlands. Anspruchsvolle Themen, ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm, die Industrieausstellung und beste Bedingungen im Internationen Congress Center – das sind die Zutaten für zwei anregende Tage in der sächsischen Landeshauptstadt.Mehr:

http://www.dresdner-abwassertagung.de/#intro
Quelle: http://www.wasser.gwu-group.de/index.php

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GWU-Umwelttechnik: Themenvorschläge für Kläranlagen Nachbarschaften und Seminare

GWU-Umwelttechnik GmbH ist ein technisches Vertriebsbüro mit den Schwerpunkten Durchflussmessung und Online-Wasseranalytik.
Zu diesen Themen steuern wir gerne einen Beitrag in Form einer Präsentation mit Erläuterung des Funktionsprinzips, verschiedener Anwendungsbereiche und den Nutzen der Messtechnik für den Kunden im Rahmen einer DWA-Nachbarschaft oder eines Schulungs-Seminars, bei. Dabei führen wir unsere Sensoren z. B. ein Radar-Durchflusssystem oder Spektometersonde während einer Live-Demo vor.

Für weitere Informationen und Terminanfragen kontaktieren Sie uns bitte unter:
Tel.: 02235-95522-0
E-Mail: Mail: wasser@gwu-group.de
http://www.wasser.gwu-group.de/index.php

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HYDAC: Schutz von Membrananlagen

Einsparpotenziale realisieren durch HYDAC Filterlösungen

• Die Vorfiltration ist ein entscheidender Schritt im mehrstufigen Wasseraufbereitungsprozess. Sie hat erheblichen Einfluss auf die Wirtschaftlichkeit der Haupt- und Nachbehandlung.
• Reduktion von Kosten – nicht nur in der Anschaffungsphase
• Energiekosten sparen durch Minimierung des Druckverlustes
• Qualitativ hochwertige Filtration führt zu verbesserter Qualität des Betriebsmediums → positive Auswirkung auf Effizienz und Wirtschaftlichkeit nachgeschalteter Prozesse

Lesen Sie mehr in der beigefügten PDF-Datei.
http://www.hydac.com/de-de/unternehmen/aktuelles/news/news/nupdate/379.html

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Uhthoff & Zarniko: Das 4. Pumpenforum Berlin findet am 30. März 2017 statt

Uhthoff & Zarniko- veranstaltet seit 2012 das Pumpenforum Berlin – eine Veranstaltung für Pumpenexperten und Pumpeninteressierte.
Alljährlich zieht das Forum 80-100 Teilnehmer aus Wirtschaft, Wissenschaft und Industrie an. Es versteht sich als Impulsgeber und relevante Diskussionsplattform, die Gelegenheit bietet, sich mit neuen Erkenntnissen, Technologien und Entwicklungen aus allen Bereichen der Pumpentechnik auseinanderzusetzen.
.
Anmeldung + Programm: www.pumpenforum.berlin
http://www.uhthoff-zarniko.de/pumpenforum-berlin

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Uhthoff & Zarniko: Schwingungsdiagnose im Fokus

Michael Bergow wurde jetzt vom renommierten MOBIUS Institute Board of Certification (MIBoC) zum „Certified Vibration Analyst ISO Category II“ akkreditiert. Damit ist
Uhthoff & Zarniko eines der wenigen Unternehmen in Deutschland, mit einem nach der Norm DIN ISO 18436-2 zertifizierten Schwingungsexperten der Kategorie II.
Die Schwingungsdiagnose ermöglicht hydraulische, mechanische und elektrische Zusammenhänge ohne aufwendige Demontagen zu verdeutlichen. Doch für die zuverlässige Verfügbarkeit von Anlagen und Maschinen ist das Zusammenspiel aus der Fachkompetenz des Schwingungsdiagnostikers und seiner Erfahrung in der Anwendung von Maschinen-Diagnose-Systemen von elementarer Bedeutung. Die Interpretation fehlerspezifischer Grenz- und Bezugswerte, die Extraktion der richtigen Ergebnisse, z. B. bei überlagerten Systemresonanzen, können sonst zu Fehlbewertungen mit gravierenden Folgen für die Betriebssicherheit des Gesamtsystems führen.
Uhthoff & Zarniko investiert als innovativer Dienstleister seit Jahren in die stetige Weiterentwicklung des Personals. Qualifizierung sschafft Vertrauen. Mehr:

http://www.uhthoff-zarniko.de/aktuelles/schwingungsdiagnose-im-fokus

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Landustrie: Sanierung neun Abwasserpumpstationen-Wasserverband Noorderzijlvest

Im Hauptabwasserpumpwerk Groningen unterzeichnete der Wasserverband und Landustrie Sneek BV am Mittwoch, den 7. Dezember 2016 den Auftrag für die Sanierung von neun Pumpstationen. Der Großauftrag von über einer Million umfasst nicht nur die durchzuführenden Renovierungsarbeiten, sondern Teil des Auftrages ist auch ein Drei-Jahres-Verwaltungs- und Wartungsplan.
„Für Landustrie ist dies ein wunderschönes Projekt zum Ausführen“, sagte Projektleiter Sjoerd Stelwagen. „Vor allem, da es eine Best Value Procurement (BVP) Ausschreibungen war. Dies bestätigt uns, dass wir das Wissen und Know-how im Haus haben, ein solches Projekt von Anfang bis Ende richtig ausführen zu können.“
Best Value Procurement ist ein Beschaffungsverfahren, bei dem teilnehmenden Marktparteien nach dem Prinzip bewertet werden, dass innerhalb eines Projekts der meiste Wert für den niedrigsten Preis erzielt werden muss. Dies ist ein weit gefasster Begriff, aber mit dieser Methode können Parteien ausgewählt werden, die in ihrem Fachgebiet herausragen.
Landustrie erhält bei diesem Groninger Projekt die volle Verantwortung über die gesamte Realisierung. Es handelt sich um die Pumpwerke Altena, Nieuw Roden, Leermens, Oosterwijtwerd, Westeremden, Ulrum, Saaksum, Garnwerd und DOMO-Bedum.

http://www.landustrie.nl/de/neuigkeiten/neuigkeiten/archive/2016/12/article/sanierung-neun-abwasserpumpstationen-114.html

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JUNG PUMPEN: Erweiterung der MultiFree Pumpenserie

Seit Anfang Dezember 2016 haben wir unsere Serie der MultiFree Abwasserpumpen um 42 neue Modelle erweitert. Damit decken wir jetzt ein großes Leistungsspektrum ab. Je nach Einsatzfall können Sie zwischen zwei- oder vierpoligen Freistromradpumpen wählen, so dass die Pumpen auch dort eingesetzt werden können, wo beispielsweise Kanalradpumpen nicht die ideale Lösung sind. Das Kennlinienfeld umfasst eine Förderleistung von bis zu 230 m³/h und eine Förderhöhe bis zu 31 m.
Die MultiFree Freistromradpumpen meistern zuverlässig die Förderung von Abwässern im kommunalen und industriellen Bereich:
• Abwasserpumpwerke mit Abwässern, dessen Bestandteile zu Verzopfungen neigen
• Regenwasserpumpwerke bei Erweiterung oder Neuerschließung von Wohn- oder Gewerbegebieten
• Oberflächenwasser z. B. bei Unterführungen
• Austausch gegen Kanalradpumpen, die aufgrund der Gegebenheiten nicht die ideale Lösung sind.

JUNG PUMPEN GmbH
Industriestraße 4-6
33803 Steinhagen
Fon +49 5204 17-320
Fax +49 5204 17-366
Email andreas.kaempf@pentair.com
Internet www.jung-pumpen.de

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HYDAC: PREDICTIVE MAINTENANCE – fluid Expertenrunde

Die Hydraulik erst reparieren, nachdem der Störfall vorliegt – das war gestern. Predictive Maintenance soll drohende Ausfälle frühzeitig erkennen, mehr noch: Stillstände sogar ausschließen. Welche technologischen Voraussetzungen sind dafür nötig und was bedeutet das für die industrielle Welt der Daten?
fluid hat bei Experten nachgefragt.

http://www.hydac.com/uploads/media/fluid-Expertenrunde_Nr._12_Predictive_Maintenance_4.0.pdf

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Infrawatt: 2. Energiefachtagung: Neue Förderprogramme «Energieeffiziente ARA» und «Betriebliche Sofortmassnahmen»

Mit dieser Fachtagung werden die aktuellen Fördermöglichkeiten zur Energieoptimierung von ARA, die neuen Arbeitsinstrumente für betriebliche Sofortmassnahmen, Erfahrungsberichte von Betreibern und innovative Energieprojekte vorgestellt.

http://www.infrawatt.ch/de/node/1087

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UNION Instruments: GROßES INTERESSE AUF DER GAT/WAT 2016 AM NEUEN DICHTHEITSPRÜFSYSTEM PMS

Auf der GAT/WAT, dem größten Branchentreffen der Gasversorgungsindustrie in Deutschland, stellte UNION Instruments vom 08. – 10.11.2016 das neue Dichtheitsprüfsystem PMS vor. Großen Anklang fand dabei das innovative Bedienkonzept des Prüfkoffers PMS3000.
Ebenfalls wurde es sehr begrüßt, dass UNION nun ein Komplettsystem für den Rohrleitungsbau anbietet – von der Anschlusstechnik über Prüfpumpen, Prüfkoffer, Druckablasskoffer bis zum Prüfprotokoll. Durch die Ein-Mann Bedienung spart dies wertvolle Arbeitszeit auf der Baustelle. Zahlreiche Kundenanfragen bestätigen den Erfolg der Produktvorstellung.

http://www.union-instruments.com/news/aktuelles

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NIVUS: SCADA und Prozessleitsystem mit speziellen Funktionen für die Wasserwirtschaft

Der Messtechnik- und Softwarehersteller bietet mit dem modular aufgebauten NICOS ein vollständiges und komfortables Berichtswesen. Besonderes Augenmerk lag bei der Entwicklung auf der Eignung für Anwendungen in urbanen Strukturen im Umfeld von Wasser, Energie und Abfall. Das Leitsystem erfüllt für verschiedene Branchen die notwendigen Normungen, gesetzlichen Vorgaben und Bestimmungen (z.B. ATV M260, EKVO, etc.).
Mit der Softwarelösung können auch individuelle, in MS Excel erstellte, Layouts schnell und einfach mit Prozesswerten verknüpft werden. Dies erleichtert dem Anwender einen schnellen Informationsüberblick auf seine Anlagen.
Die Software unterstützt den offenen Kommunikationsstandard IEC 60870 – 5 – 104. Dieser findet Verwendung in der Fernwirk- sowie Netzleittechnik und erlaubt die Kommunikation zwischen Leitstelle und Unterstationen über ein Standard-TCP/IP-Netzwerk. Ebenfalls wird der OPC UA Standard unterstützt, der im Zeitalter von Industrie 4.0 als Brücke zwischen der IT und Automatisierungswelt dient.
Das Unternehmen bietet die zu 100% webbasierte Leittechniklösung auch im Rahmen eines Cloud-Services an. Technologien wie HTML5 nach W3C machen es für Kunden unnötig, eigene dedizierte Server in speziell dafür eingerichteten Rechnerräumen bereitzustellen. Durch den freien Zugriff auf das System kann die Automatisierungssoftware auch komplett als Portallösung genutzt und kundeneigene Anlagen bei vollem Funktionsumfang über die Cloud überwacht werden. Die hundertprozentige Server-Clientstruktur ermöglicht es dem Automatisierungsspezialisten, das System auch als „Platform as a Service“ (PaaS) und „Software as a Service“ (SaaS) anzubieten.
Für die Verbindung zwischen Sensorik und Leitsystem bietet der Hersteller abgestimmte NIVUS-Fernwirkprodukte. Hier gibt es sowohl Ausführungen für den Netzbetrieb als auch autarke Lösungen mit sehr hohen Standzeiten.

https://www.nivus.de/de/aktuelles-presse/presse/scada-und-prozessleitsystem-mit-speziellen-funktionen-fuer-die-wasserwirtschaft

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Suelzle-Kopf: Messe WASSER BERLIN INTERNATIONAL 2017

Die spezialisierte und internationale Plattform zum Thema Wasser. Seien Sie dabei, wenn sich die Wasserexperten aus Praxis, Politik und Wissenschaft zum 18. Mal vom in Berlin treffen! Besuchen Sie unseren SÜLZLE KLEIN und SÜLZLE KOPF SynGas Messestand vom 28. bis 31. März 2017. Infos zur Messe unter WASSER BERLIN INTERNATIONAL 2016

http://suelzle-kopf.de/messe-wasser-berlin-international-2017/

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HOLINGER: Erneuerung von Kläranlagen in Weissrussland

Kläranlagen und Abwasserinfrastrukturen in Weissrussland müssen dringend modernisiert werden. Seit Beginn dieses Jahres ist HOLINGER federführend an der Erneuerung von Kläranlagen in vier Städten verteilt über ganz Weissrussland beteiligt. In Pinsk und Grodno erstellt HOLINGER Machbarkeitsstudien und Vorprojekte für die Klärschlammbehandlung und -verwertung. Eine Variante sind dabei Biogasanlagen. In den beiden anderen Städten Oshmiany und Novopolotsk plant HOLINGER die komplette Erneuerung der Kläranlagen. Die Arbeiten finanziert Weissrussland über einen Kredit der Weltbank.

Im Oktober haben die Schlusspräsentationen in Pinsk und Oshmiany stattgefunden. Gleichzeitig wurden die Verträge mit Grodno und Novopolotsk unterzeichnet und die Arbeiten vor Ort gestartet.

http://de.holinger.com/news/details/?tx_ttnews%5Byear%5D=2016&tx_ttnews%5Bmonth%5D=11&tx_ttnews%5Bday%5D=28&tx_ttnews%5Btt_news%5D=2967&L=0&cHash=271841fc6216cdce0a18ad56c5d259be

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Holinger: Druckleitung am Flughafen Zürich verlängert

Am Flughafen Zürich entsteht das neue Dienstleistungszentrum „The Circle“. Damit verbunden wird eine neue Kanalisationsführung notwendig. Die bestehende Pumpendruckleitung vom Operation Center wird um ca. 150 m verlängert. Mit einer Änderung des Verkehrsregimes um das Parking 6 wurde während der Arbeiten ein störungsfreier Frachtbetrieb gewährleistet. Die Verlegung der Rohre, das Stumpfschweissen, Verschrauben und weitere Arbeiten wurden unter schwierigen Bedingungen durchgeführt, teils in Nachtarbeit und unter Tag in einem DN 800 mm Rohr.

http://de.holinger.com/news/details/?tx_ttnews%5Byear%5D=2016&tx_ttnews%5Bmonth%5D=12&tx_ttnews%5Bday%5D=19&tx_ttnews%5Btt_news%5D=2988&L=0&cHash=4b3f6122dc7ac49b33f6d9cb16f68793

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BARTHAUER startet mit „BARTHAUER Direkt“ eigenen Videoblog

BARTHAUER startet ab sofort einen eigenen Videoblog. Unter dem Titel „BARTHAUER Direkt“ berichten sowohl die beiden Geschäftsführer Jürgen Barthauer und Anis Saad als auch deren Mitarbeiter über aktuelle Themen aus der BARTHAUER Welt. Mehr:

http://www.barthauer.de/Aktuelles-Einzelmeldung.75+M59022bbeba2.0.html

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Siekmann-Ingenieure: „Klärschlammverwertungskonzept für ländliche Regionen – am Beispiel des Rhein-Hunsrück-Kreises“

In der Dezember-Ausgabe der Korrespondenz Abwasser, Abfall wurden Auszüge des Klärschlammverwertungskonzepts für den Rhein-Hunsrück-Kreis, das als eines von zwei Pilotvorhaben des Landes Rheinland-Pfalz durch unser Büro erarbeitet wurde, veröffentlicht.
Fachbeitrag KA Korrespondenz Abwasser, Abfall 2016 (63) Nr. 12

http://www.siekmann-ingenieure.de/neuigkeiten/aktuelle-neuigkeiten/?page=020.Dezember 2016

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AQUA DESIGN: Energie im Visier

PROVI ENERGY macht die Energieströme  transparent

PROVI ENERGY ist ein Werkzeug zur Analyse der Energieströme Ihrer Kläranlage. Dabei greift PROVI ENERGY direkt auf die Prozessdaten zu und liefert auf Knopfdruck
– aktuelle Kennwerte
– Verbrauchslisten
– Grafiken zu Ideal- und Realwerten
– eine statistische Einordnung nach DWA-A 216
– die aktuelle tatsächliche Belastung
– das aktuelle tatsächliche und das theoretisch erforderliche Schlammalter
– die tatsächliche und die erforderliche Trockensubstanzkonzentration
PROVI ENERGY hat zwei Besonderheiten:
– Alle Ergebnisse werden aus Onlinedaten generiert. PROVI ENERGY wird auf einem Rechner mit Zugriff auf die Prozessdaten installiert, so dass alle Ergebnisse stets aktuell erzeugt werden können.
– PROVI ENERGY berechnet anhand der DWA-A 216-Modelle und der aktuellen Prozessdaten auch Idealwerte und das theoretisch erforderliche Schlammalter.
Damit ist es möglich, die Betriebsparameter anhand der Ergebnisse von PROVI ENERGY an die aktuelle Belastungssituation oder Abwassertemperatur anzupassen. Abweichungen bestimmter Maschinen vom normalen Verhalten werden sofort erkannt.

Hier erhalten Sie mehr Informationen.
http://www.bitcontrol.info/provi-energy.html

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SÜLZLE KOPF: SynGas beim Cluster-Forum in Neu-Ulm

Der Umweltcluster Bayern und Umwelttechnik BW, die Landesagentur für Umwelttechnik und Ressourceneffizienz Baden-Württemberg, veranstalten am 19.01.2017 ein gemeinsames, länderübergreifendes Forum zum Thema „Energie aus Abfall“. Im Rahmen der Veranstaltung stellt Dr. Stephan Mey, Geschäftsführer der SÜLZLE KOPF SynGas GmbH & Co.KG das SynGas Klärschlammverfahren vor. Der Gastgeber ist in diesem Jahr die Kläranlage Steinhäule in Neu-Ulm. Sie haben bei der Veranstaltung die Möglichkeit das Werk zu besichtigen und hinter die Kulissen der innovativen Anlage zu blicken. Mehr Infos unter www.umweltcluster.net

http://suelzle-kopf.de/suelzle-kopf-syngas-beim-cluster-forum-in-neu-ulm/

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STARKREGEN: Leitfaden Wassersensible Stadt- und Freiraumplanung veröffentlicht

Der Umgang mit Starkregen ist ein hochaktuelles Thema. Dies wird auch durch das „Konzept Starkregen“ des Landes NRW, das in dieser Woche vorgestellt wurde, deutlich. Die Dr. Pecher AG ist in diesem Themenfeld bereits seit vielen Jahren aktiv.
Aktuell wurde mit Abschluss des Projekts SAMUWA im Dezember der Leitfaden „Wassersensible Stadt- und Freiraumplanung. Handlungsstrategien und Maßnahmenkonzepte zur Anpassung an Klimatrends und Extremwetter“ veröffentlicht.

http://www.pecher.de/index.php/aktuell/item/82-starkregen-leitfaden-wassersensible-stadt-und-freiraumplanung-veroeffentlicht

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Bitcontrol: Die neue Version AQUA DESIGNER 8.0 ist jetzt verfügbar

AQUA DESIGNER ist eines der gängigen Auslegungsprogramme für Belebungsanlagen in Deutschland und weltweit. Das Spektrum der Werkzeuge ist im Lauf der letzten Jahre auf alle wichtigen Verfahren und Verfahrensstufen erweitert worden.

Folgende Arbeits- und Merblätter der DWA wurden eingearbeitet:
– DWA-A 131, Juni 2016 NEU in Version 8.0
– ATV-DVWK-A 198, April 2003
– DWA-A 202, Mai 2011
– DWA-M 210, Juli 2009
– DWA-A 226, August 2009 NEU in Version 7.0
– DWA-M 229-1, Mai 2013 NEU in Version 7.0
– DWA-M 368, Juni 2014 NEU in Version 7.0

Außerdem haben wir AQUA DESIGNER auf eine neue Programmiersprache umgestellt und die Bedienoberflächen verbessert

http://www.bitcontrol.info/

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Tägliche Meldungen 2014

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Dezember 2014
Umwelt 
Gesundheit  
Gesellschaft
Umwelt  
30.12.2014 Neue Schwerpunkte für die Erforschung der Ozeanversauerung 
29.12.2014 Biogas: Energiepflanzen-Mix für natürliche Spurenelemente 
28.12.2014 Altbekannter Oxidationsmechanismus auch in der Atmosphäre aktiv – und das mit weitreichenden Folgen 
26.12.2014 Beitrag zum Klimaschutz: Forschung an Gasmotoren 
23.12.2014 Intelligente, multifunktionelle Infrastruktursysteme f. die zukunftsfähige Wasserver- u. Entsorgung 
21.12.2014 Vorbereitung für den »Stresstest« im Meer 
19.12.2014 Energieeffizienz, die sich rechnet 
17.12.2014 Wie Bodenmikroben durch den Klimawandel aus dem Takt geraten 
15.12.2014 Thementisch: Kläranlagen versus Mikroplastik 
14.12.2014 Thermoelektrische Abwärmenutzung: Neues Design spart Material 
13.12.2014 Rohstoffeffizienz-Preis 2014: Neues Textil filtert Wertmetalle aus Industrieabwässern 
12.12.2014 Bald Brennstoffe aus Kohlendioxid? 
10.12.2014 Wissenschaftlicher Taucheinsatz im Toten Meer: Der Salzsee ist in Gefahr 
09.12.2014 Antarktis: Wärme kommt aus der Tiefe 
07.12.2014 Acht Jahre REACH – positive Bilanz, aber es bleibt viel zu tun 
05.12.2014 Wie viel Sauerstoff war im Zürich-See? 
04.12.2014 Welches Umweltproblem hat Vorrang? 
03.12.2014 Studie: Gefahr für die Honigbiene durch die Erwärmung des Weltklimas 
01.12.2014 Zukunft von Feuerwehren und Katastrophenschutz in Gefahr? 
Gesundheit  
24.12.2014 Stoßwellen fördern Wundheilung 
22.12.2014 Wirbel um Saccharin & Co: Maßvoller Konsum von Süßstoff scheint unbedenklich 
20.12.2014 Volkskrankheit Adipositas: Fraunhofer-App unterstützt den Therapieerfolg 
16.12.2014 Gesunde Zähne = niedriger Blutdruck. Zahnarztbesuch senkt Herzinfarkt-und Schlaganfallrisiko 
11.12.2014 Blutdrucksenkendes Salz bald auf dem Markt? 
08.12.2014 Rapsöl verbessert im Vergleich zu Olivenöl die Cholesterin- und Leberwerte übergewichtiger Männer 
02.12.2014 Zeig‘ mir Deine Zähne: Implantate verbessern die Lebensqualität im Alter 
Gesellschaft
25.12.2014 Was Verbraucher wirklich möchten 
18.12.2014 Arbeitsunfähigkeit kostet Deutschland 103 Milliarden Euro – Unfallquote so niedrig wie nie 
06.12.2014 Energiekabinett bringt keinen energiepolitischen Durchbruch 
November 2014 
Umwelt 
Gesundheit  
Gesellschaft    
Umwelt 
26.11.2014 Frühwarnsystem für Deiche besteht Praxistest 
24.11.2014 Mehr Methan aus der Tiefe des Meeres: Schlammvulkane als Quelle des Treibhausgases Methan 
21.11.2014 Ozeanversauerung verändert klimarelevante Funktionen in der obersten Mikroschicht 
19.11.2014 Damit es Europas Bienen wieder besser geht 
16.11.2014 Hochwasservorsorge für Gebäude, Stadt und Region 
11.11.2014 Bioabfall hält Einzug in die Gastronomie 
08.11.2014 Internationaler Tag der Flüsse: Schlechte Karten 
07.11.2014 Deponiegas kostengünstig aufbereiten 
05.11.2014 Städtische Wasserinfrastrukturen nachhaltig (um)gestalten 
03.11.2014 Wasser als zentrales Politikum 
01.11.2014 Energiespeicher aus Kunststoff 
Gesundheit  
28.11.2014 Neues Risiko Pedelec? 
27.11.2014 Rotweinbestandteil Resveratrol wirkt entzündungshemmend 
25.11.2014 Bislang kein Hinweis auf Botox-Bakterien in niedersächsischen Biogasanlagen 
22.11.2014 Aktionsbündnis Arbeitsmedizin 
20.11.2014 Menschen vor Legionellen aus Kühlanlagen schützen 
17.11.2014 Türklinken aus Kupfer gegen Keime: Infektionsvorbeugung im Asklepios Klinikum Hamburg Harburg 
14.11.2014 Schon ein Bier verschlechtert die Nachtsicht. Augenärzte raten zu gänzlich nüchternen Autofahrten 
12.11.2014 Smartphones: sauberer als gedacht 
09.11.2014 Weltmännertag 2014 – Urologen appellieren: Männergesundheit beginnt beim Jungen 
01.11.2014  Brustkrebsangst: Vorbeugend operieren oder nicht? 
Gesellschaft    
30.11.2014 Leichter Rückgang der Arbeits- und Wegeunfälle im ersten Halbjahr 2014 
23.11.2014 Training für den „Denkapparat“: Teilnehmende für Studie gesucht 
18.11.2014 Wer bekommt Weihnachtsgeld – was sehen die Tarifverträge vor? 
13.11.2014 Gierige Menschen lernen schlechter aus ihren Fehlern 
10.11.2014 Familie und berufliche Mobilität: Welchen Herausforderungen müssen sich Betroffene stellen? 
06.11.2014 GfK-Umfrage: Zwei-Klassen-Medizin in Deutschland? 
04.11.2014 Gehirnjogging am Computer hält nicht, was es verspricht 
02.11.2014 Elfmeterabwehr: Die Einstellung des Torwarts macht den Unterschied 
01.11.2014 Wie Erfahrungen die Persönlichkeit von Mensch und Tier beeinflussen 
Oktober 2014
Umwelt 
Gesundheit
Gesellschaft  
Umwelt
31.10.2014 Reportage über Flussforschung erhält Deutschen Preis für Wissenschaftsfotografie 
29.10.2014 Wasserpflanzen – Rohstoff für Biogasanlagen? – Forscher untersuchen Machbarkeit 
25.10.2014 Einzigartige Fließwasserlabore nehmen Betrieb auf 
23.10.2014 Infrastruktur und Energiemanagement: Geschwisterpaar der Wasserwirtschaft 
20.10.2014 Erdgas-Boom kann den Klimawandel nicht verlangsamen 
17.10.2014 Umweltqualität und Innovation Hand in Hand: Die Nominierungen für den Bundespreis Ecodesign 2014 
15.10.2014 Volkszählung unter der Erde – Erste Regenwurm-Bestandsaufnahme in Deutschland 
14.10.2014 Hitze, Überflutungen, Stürme: Welche regionalen Folgen hat der Klimawandel für Deutschland? 
12.10.2014 Enorme Fortschritte in der Ozeanversauerungsforschung 
10.10.2014 Der Ostseeschnäpel vor dem Comeback 
07.10.2014 Thermische Verwertung von Grünschnitt 
02.10.2014 Große Akzeptanz der Energiewende 
Gesundheit 
30.10.2014 Was tun mit dem Huhn? Mangelnde Küchenhygiene kann krank machen 
26.10.2014 Ein gesunder Lebensstil ist mit einem verminderten Darmkrebs-Risiko verbunden 
21.10.2014 Mehrheit der Ärzte befürwortet flächendeckende Einführung von Telemedizin 
11.10.2014 Gesunde Ernährung: Bienen nutzen Heilstoffe des Honigs als Medikament 
09.10.2014 Abi und Studium schlecht für die Augen. Kurzsichtigkeit wächst mit dem Bildungsgrad 
08.10.2014 Rheumatologen empfehlen neue Diät und Therapieoptionen bei Gicht 
06.10.2014 Malaria-Medikamente aus Abfall – Erfolg durch Zusammenarbeit von Chemikern und Ingenieuren 
01.10.2014 UDE: Macht Essen süchtig? 
Gesellschaft   
28.10.2014 Informativer Toilettengang 
24.10.2014 Männer mögen fröhliche Frauen 
22.10.2014 Förderung der Arbeitsfähigkeit von Arbeitnehmern 
19.10.2014 EARTO-Preis für Fraunhofer 
16.10.2014 Unterschiedliche Faktoren beeinflussen Strompreise 
13.10.2014 DGPM warnt vor Überbelastung am Arbeitsplatz: Männer sind öfter gestresst als Frauen 
05.10.2014 Neue Fahrzeugantriebe entwickeln 
Sepember 2014
Umwelt
Gesundheit    
Gesellschaft    
Umwelt
23.09.2014 Deutsche Wälder speichern mehr Kohlenstoff als vor 20 Jahren 
21.09.2014 Bakterien sollen Biokraftstoff produzieren 
12.09.2014 Innovationen querfeldein: Wenn Biokohle den Acker fruchtbar macht 
08.09.2014 TU Berlin: Kälte aus (Ab)wärme 
04.09.2014 Asiatische Firmen sichern sich Vormacht bei Energiespeichern 
01.09.2014 Mikroplastik in süddeutschen Flüssen und Seen 
Gesundheit    
30.09.2014 „In Vino Veritas“-Studie: Kein verringertes Atherosklerose-Risiko bei regelmäßigem Weinkonsum 
25.09.2014 Kakao-Inhaltsstoffe reduzieren das Herz-Kreislaufrisiko 
22.09.2014 Ethanolfeuerstellen – die unterschätzte Gefahr 
19.09.2014 Übergewicht in der Schwangerschaft ist gefährlich fürs Herz 
17.09.2014 „Trink einen Schluck“, sagt das Pflaster 
14.09.2014 Zwillingspaare für Internetstudie gesucht 
11.09.2014 Bluthochdruck: Gesunder Lebensstil allein reicht nicht immer aus 
09.09.2014 Mainzer Fluglärmstudie beweist: Nachtfluglärm verursacht deutliche Gefäßschäden bei Herz-Patienten 
07.09.2014 Menschen mit Arthrose bewegen sich zu wenig. Experten raten zu moderatem Sport 
05.09.2014 Zu salzig, zu süß, zu fett: EU-Projekt zu ungesunden Geschmacksstoffen in Nahrungsmitteln 
02.09.2014 Was uns Lebensjahre raubt 
01.09.2014 Babyboomer kommen in die Jahre: Urologen erwarten 20 Prozent mehr Patienten und raten zu Prävention 
Gesellschaft    
29.09.2014 Dritter wissenschaftlicher Männerkongress ging zu Ende 
18.09.2014 Forschung zum Arbeitszeitmodell „Arbeitszeitfreiheit“ 
16.09.2014 Wie Kunden sich gegenseitig beim Einkaufen beeinflussen 
10.09.2014 Fahrtauglichkeit im Alter – darf Oma noch Autofahren? 
06.09.2014 Trendwende für die Konjunktur? IMK: Rezessionsgefahr stark gestiegen 
03.09.2014 Austausch übers Essen bringt neue Genuss-Kultur im Internet hervor 
01.09.2014 Junge Arbeitslose sind auch später häufiger ohne Job 
August 2014
Umwelt  
Gesundheit   
Gesellschaft   
Umwelt   
27.08.2014 Neue Wege der Phosphornutzung: Leibniz-WissenschaftsCampus Rostock gegründet 
24.08.2014 Regenwürmer im Einsatz gegen Hochwasser 
23.08.2014 Besseres Recht für mehr Umweltschutz in der Landwirtschaft 
21.08.2014 Student entwickelt Biogas-Anlage aus Plastiktonne 
15.08.2014 Rezession und Erneuerbare unschuldig am Preissturz für CO2 in Europa 
13.08.2014 Kurzes Aufatmen am Ostseegrund: Sauerstoff im Tiefenwasser der zentralen Ostsee gemessen 
11.08.2014 Häusliche Abwässer energetisch nutzen 
10.08.2014 Wasserentsalzung – umweltschonend und effizient 
08.08.2014 Schadstoffe im Abwasser mit Plasma abbauen 
06.08.2014 Tagung zum kommunalen Umweltschutz 
04.08.2014 Mikroben als Umweltsanierer 
02.08.2014 Simulationsmodelle optimieren Wasserkraft 
Gesundheit   
31.08.2014 Starke Bauchmuskeln schützen Fußballer beim Kopfballstoß 
25.08.2014 Große Hitze begünstigt die Steinbildung: Urologen warnen vor der Sommerkrankheit Harnsteine 
17.08.2014 Winterschlaf fällt aus: Höhepunkt der Zecken-Welle 2014 bereits vorbei – Aktivität lässt nach 
03.08.2014 Angenehmes Raumklima durch poröse Gläser 
Gesellschaft   
28.08.2014 Senckenberg sucht Hobbyfotografen – Digitaler Fotoführer für afrikanische Pflanzen im Netz 
26.08.2014 Angst und Ärger verleiten Autofahrer zum Rasen 
22.08.2014 Neues Quizspiel erzielt 22.000 Downloads in vier Wochen 
16.08.2014 Kein „Merkel-Faktor“: Studie untersucht Frauen auf dem Weg zur Macht 
14.08.2014 Von welchem Elternteil Gene geerbt werden beeinflusst Alter der Sexualreife 
12.08.2014 Frauenquote in Norwegen hat wenig gebracht 
09.08.2014 Vielen Deutschen mangelt es an Zeit 
07.08.2014 Wie das Internet die Welt und unser Verständnis von ihr verändert 
05.08.2014 Einkommensgruppen leben in Berlin stärker voneinander getrennt als in München 
01.08.2014 Online-Kurs gegen „Aufschieberitis“ 
Juli 2014
Umwelt  
Gesundheit 
Gesellschaft 
Umwelt 
31.07.2014 Spitzentechnologie in der Meeresforschung 
27.07.2014 UMSICHT beteiligt an Forschungsprojekt zur Wassereinsparung – ROOF WATER-FARM 
25.07.2014 Neues UNESCO-Wasserzentrum in Koblenz 
23.07.2014 Bioenergie in künftige Energieversorgungssysteme integrieren 
22.07.2014 Gärtrommel zur Erzeugung von Biogas 
21.07.2014 Feldversuch in Niedersachsen zur großtechnischen Nutzung von Mikroalgen als Biomasse 
20.07.2014 Bei Sau-Wetter lässt sich der Bock nicht sehen 
19.07.2014 Auszeichnung für Modellprojekt zur dezentralen Abwasserentsorgung 
17.07.2014 Algen sind Biomasse der Zukunft 
16.07.2014 „Die Bundesregierung schafft das EEG 2017 praktisch ab!“ 
14.07.2014 Nachhaltiges Wassermanagement für das Jordantal 
13.07.2014 Vogelschutz lohnt sich! – Vogelbestände in Osteuropa profitieren von neuer Gesetzgebung 
12.07.2014 Mit präziseren Messgeräten der Versauerung der Ostsee auf die Spur kommen 
11.07.2014 Gentechnisch veränderte Pflanzen beschleunigen den Biodiversitätsverlust 
10.07.2014 Mehr Energieeffizienz in Großwäschereien – Fraunhofer IFF und DTV entwickeln gemeinsam Lösungen 
08.07.2014 Bienen können wichtiger als Dünger sein 
07.07.2014 Klärschlamm als flexibler Energielieferant – Neues Verbundprojekt an TU Darmstadt gestartet 
05.07.2014 Neues Energiezeitalter in Oberfranken 
04.07.2014 Europäische Gewässer stärker durch Chemikalien belastet als bislang angenommen 
02.07.2014 Macht Kalk aus Haushaltsgeräten Schrott? 
01.07.2014 Ein französisches Start-up installiert ein Mini-Kraftwerk auf einer Biogasanlage 
Gesundheit  
28.07.2014 Spinat unter Druck 
24.07.2014 Bluttest zur Erkennung von Darmpolypen: Experten raten von Einsatz ab 
18.07.2014 Wie blendet das Gehirn Störungen aus? 
01.07.2014 Wie wirken Nanomaterialien in Leber und Darm? 
Gesellschaft  
28.07.2014 Die Psychologie des Autofahrens: Prof. Baumann erforscht den Faktor Mensch im Straßenverkehr 
26.07.2014 Internationale Fußballspiele in Höhenlagen – sind Top-Spieler aus dem ‚Flachland‘ benachteiligt? 
15.07.2014 Zuversichtsstudie: Deutsche zuversichtlich wie nie 
09.07.2014 Umfrage: Sind Hobbyangler Tierquäler? 
06.07.2014 Beeinflusst der Mond unseren Schlaf? 
03.07.2014 Welchen Einfluss haben Energieversorgung und Umweltfragen auf das persönliche Wohlergehen? 
01.07.2014 Die Zukunft der Arbeitswelt – Herausforderungen und Chancen für Frauen 
Juni 2014
Umwelt  
Gesundheit 
Gesellschaft   
Umwelt 
30.06.2014 Die Brennstoffzelle für zu Hause 
26.06.2014 Sauberer Strom aus Abwärme 
25.06.2014 EU-Projekt PROMISE zu Phosphorrecycling startet 
24.06.2014 Instrumente für die Planung von Bioenergieprojekten in Kommunen 
22.06.2014 Fließendes Wasser energetisiert Mineralien 
20.06.2014 Medikamenten-Entsorgung: Verbraucherwissen mangelhaft 
16.06.2014 Wird das Christkind Dauergast? – Klimawandel könnte für einen permanenten El Niño sorgen 
14.06.2014 Bioenergie „made in Germany“ – DBFZ-Expertise stößt in China auf breites Interesse 
12.06.2014 Kohle-Doping für Biogasanlagen: Mit Biokohle zu höheren Gaserträgen 
05.06.2014 Feenkreise wohl doch nicht durch Termiten entstanden. Neue Studie erschienen 
01.06.2014 Neue Informationsplattform zu Erde und Umwelt 
Gesundheit
21.06.2014 Mit beiden Augen liest man besser 
06.06.2014 OP-Plan ohne Mondkalender 
02.06.2014 Untersuchung möglicher gesundheitlicher Gefährdungen durch Drucker- und Kopierer-Emissionen 
01.06.2014 Warnung vor dem Wunderpulver 
Gesellschaft
27.06.2014 Friedensforscher fordern: Das Friedensprojekt Europa ist nicht zu Ende – es ist zu stärken 
23.06.2014 Wissenschaftler veröffentlichen Prognose des WM-Turniers auf Basis der Marktwerte der Spieler 
19.06.2014 Überraschend unpopulär – Fallstudie zur Akzeptanz einer einmaligen Besteuerung hoher Vermögen 
15.06.2014 Wie Gratis-Apps teuer werden können: Tools für mehr Sicherheit beim Smartphone-Betrieb 
13.06.2014 Wer tippt bei der Fußball-WM besser? 
10.06.2014 Bundestagspräsident wirft kritischen Blick auf Energiewende 
04.06.2014 WSI Tarifarchiv – Wer bekommt Urlaubsgeld und was sehen die Tarifverträge vor? 
03.06.2014 RWI: Elterngeldmütter arbeiten häufiger und haben bessere Jobs 
01.06.2014 UDE: Durchschnittliche Stundenverdienste untersucht – Enorme Spanne zwischen Branchen 
Mai 2014
Umwelt 
Gesundheit   
Gesellschaft 
Umwelt  
29.05.2014 Umweltlabor auf drei Rädern 
24.05.2014 TH-Forschung aktuell: Drohnen für den Umwelt- und Katastrophenschutz 
21.05.2014 Mikroorganismen filtern Uran aus Grundwasser 
20.05.2014 Biomasse zur bedarfsgerechten Stromerzeugung – FNR veröffentlicht Kurzstudie des DBFZ 
18.05.2014 Wasser im Web – Neues Portal online 
16.05.2014 Emscher Landschaftspark – weitergedacht 
15.05.2014 Der CO2-Aufnahme durch den Ozean auf der Spur 
12.05.2014 Hocheffiziente Wasseraufbereitung mit Licht 
08.05.2014 Materialwissenschaftler forscht an nachhaltiger Entsalzungsmethode für Wasser 
05.05.2014 TU Berlin: Studie eröffnet neue Wege in der Biowasserstoff-Forschung 
02.05.2014 Tannen im Stresstest 
01.05.2014 BfG registrierte an Fischaufstiegsanlage Koblenz 30.000 Fische 
Gesundheit
30.05.2014 Blutdruck- und Fettsenker haben komplexe Wirkungen auf den Stoffwechsel 
28.05.2014 Neue Patienteninformationen zum Thema Nervenschädigungen bei Diabetes erschienen 
25.05.2014 Krafttraining – wie geht es richtig? 
22.05.2014 BAuA-Bericht: Kleine und mittlere Betriebe sollten vorbeugend im Arbeitsschutz handeln 
17.05.2014 Sauberes Wasser für die Zukunft – Semizentrales Ver- und Entsorgungszentrum startet in Qingdao 
13.05.2014 Hohes Herzrisiko für dicke Bäuche 
10.05.2014 Krafttraining senkt Bluthochdruck 
09.05.2014 Tasse oder Kännchen? Mit Koffein gegen die Alzheimer-Krankheit 
07.05.2014 Den Geheimnissen der Kakaobohne auf der Spur 
03.05.2014 Adipositas: Die Gene sind schuld 
01.05.2014 Und er bewegt sich doch – Tinnitusfrequenz lässt sich durch Neuro-Musiktherapie verändern 
Gesellschaft  
27.05.2014 Gerät der Profifußball aus den Fugen? 
26.05.2014 BAuA informiert mit „Arbeitswelt im Wandel 2014″ über aktuelle Trends in der Arbeitswelt 
18.05.2014 Studie zeigt politischen Einfluss der Kirchen in der Öffentlichkeit 
14.05.2014 Giftgas: Wer den Alliierten erstmals von Tabun erzählte, und warum sie dem Mann nicht glaubten 
11.05.2014 Wie sozial ist digital? – Freundschaften im digitalen Zeitalter 
04.05.2014 Eine Stadtführung durch das mittelalterliche Frankfurt zum Herunterladen 
01.05.2014 Die Psychologie des Elfmeters 
April 2014
Umwelt 
Gesundheit  
Gesellschaft
Umwelt 
30.04.2014 Umwelthormone – kleine Mengen mit großer Wirkung 
29.04.2014 InduKOCH: Wissenschaftler machen Induktionsherde energiesparender und preiswerter 
25.04.2014 Effizienter Betrieb von Kläranlagen 
23.04.2014 Wie Stroh zu Gold: Energiegewinn aus Abwärme 
21.04.2014 Geplante EEG-Neuregelungen lassen fast keinen wirtschaftlichen Betrieb von neuen Bioenergieanlagen 
19.04.2014 Klimawandel: Erwärmung führt bereits zu deutlichen Veränderungen der Weltmeere 
18.04.2014 DBFZ veröffentlicht Hintergrundpapier zu Auswirkungen der Novellierung des EEG 2014 
16.04.2014 Biogas zu Biomethan aufbereiten 
14.04.2014 Deutsches Biomasseforschungszentrum veröffentlicht den Jahresbericht 2013 
13.04.2014 Weltwassertag 2014: Wasser und Energie – Abwasser als Ressource nutzen 
11.04.2014 Weltwassertag: Neues Poster zeigt Wissenswertes und Überraschendes rund ums Wasser in Deutschland 
10.04.2014 Wissenschaftliche Belege für Wirkung der Umweltzone 
09.04.2014 IHK NRW trifft Fraunhofer: Wir in NRW für die Energiewende 
07.04.2014 Website zum KfW-Programm „Energetische Stadtsanierung“ gestartet 
06.04.2014 Weltwassertag 2014: Abwasser als regenerative Energiequelle? 
05.04.2014 Netzwerk „Wasser&Technik“ sucht Verstärkung 
04.04.2014 Rohrleitungen umweltschonender verlegen 
03.04.2014 Ein Fluss fließt – und was, wenn nicht? 
01.04.2014 Bioabfälle zu Biomethan: Konzepte für fünf europäische Städte 
Gesundheit  
27.04.2014 EU-Studie: Schlechte Mundgesundheit und unregelmäßige Zahnarztbesuche steigern Krebsrisiko 
24.04.2014 DGVS besorgt über rückläufige Teilnehmerquoten – Frühe Darmkrebsvorsorge rettet Leben 
22.04.2014 Prof. Dr. Klemperer ist Eckart von Hirschhausen der OTH Regensburg 
17.04.2014 Darmkrebs – Wie kann ich mich schützen? 
12.04.2014 Eine schlafende Zeitbombe 
08.04.2014 Neuer Schnelltest für Fluorid-Nachweis im Trinkwasser (BAM-Pressemitteilung Nr. 2/2014) 
02.04.2014 Neue Wege in der Therapie von Schlafstörungen 
01.04.2014  Wenn beim Autofahren die Kontraste verschwimmen – Nachtfahreignung durch Augentest prüfen 
Gesellschaft
28.04.2014 Frauen bewerben sich nicht auf „männliche“ Stellenausschreibung 
24.03.2014 Entscheidungsfindung: Sind Hunde Individualisten oder Gruppentiere? Psychologen starten Hunde-Studie 
20.04.2014 Mit NIR zu biobasierten Wertstoffen nach Maß: Neuer Ansatz für die hydrothermale Biomassewandlung 
15.04.2014 Das wohlschmeckendste Rindfleisch der Welt 
01.04.2014  Arbeitskosten: Normalisierung nach lange unterdurchschnittlicher Entwicklung 
März 2014
Umwelt  
Gesundheit
Gesellschaft
Umwelt
31.03.2014 Von Kontinent zu Kontinent: Wie kommt der Strom aus Afrika nach Europa? 
29.03.2014 Zukünftiger Umgang mit wertvoller Ressource Wasser: große Herausforderungen und viel Nachholbedarf 
26.03.2014 Schiffsabgase über der Nordsee könnten bis 2030 um 25 Prozent steigen 
25.03.2014 Netzwerk „Wasser&Technik“ sucht Verstärkung 
24.03.2014 Rohrleitungen umweltschonender verlegen 
22.03.2014 EFI-Gutachten: EEG fördert weder Klimaschutz noch Innovationen 
20.03.2014 Nährstoffe aus Gülle umweltgerecht verwertet 
16.03.2014 Selbst Bakterien vermeiden den Ausstoß des Treibhausgases Methan 
14.03.2014 Woher hat Afrika seine Form? – Ein verhinderter Sahara-Atlantik 
12.03.2014 Ostsee „trainiert“ marine Lebewesen für den Klimawandel 
10.03.2014 Umweltdetektiv für Treibhausgase: CarbonSat-Messkonzept der Uni Bremen erfolgreich getestet 
07.03.2014 Mehr als 1,34 Millionen Anlagen erzeugen Öko-Strom 
06.03.2014 Fahren von Elektroautos wird noch kundenfreundlicher 
05.03.2014 Biomasse: Beste Ökobilanz bei Nutzungskaskade 
03.03.2014 Kommunale Energiebeauftragte beraten auf Jahreskongress über Energieeffizienz 
02.03.2014 Beitrag zum Hochwasserschutz an der Elbe 
Gesundheit 
30.03.2014 Sag‘ mir wo Du wohnst und ich sag‘ Dir was Du wiegst: Wohnort beeinflusst das Gewicht von Kindern 
23.03.2014 Verordnung von Blutzuckermessgeräten: Deutsche Diabetes Gesellschaft kritisiert „Hausarzt-Modell“ 
21.03.2014 Sonnenbrände schaden doppelt 
19.03.2014 Welche Therapie der Legasthenie hilft, welche nicht? 
17.03.2014 Die Aufmerksamkeit des Autofahrers – wie das Gehirn mit relevanten und irrelevanten Reizen umgeht. 
15.03.2014 Aktuelle Auswertung des WSI – Job und Hausarbeit: Doppelbelastung erschöpft viele Frauen 
11.03.2014 Feinstaubbelastung: Wer an der Hauptstraße lebt, stirbt womöglich früher 
09.03.2014 Feinstaub und Stickstoffdioxid belasten auch 2013 weiter die Gesundheit 
02.03.2014 gesundheitsinformation.de hat ein neues Gesicht 
Gesellschaft 
18.03.2014 RWI-Studie: Trotz Berufstätigkeit bleibt Hausarbeit Frauensache 
13.02.2014 Powerfrauen im Top-Management treffen andere Entscheidungen 
08.03.2014 „Gehen in ein gutes Frühjahr“ 
04.03.2014 Umweltverbandsklage – erfolgreich in Sachen Umwelt und Natur 
02.03.2014 Zu viel Einweg bei Tragetaschen 
Februar 2014
Umwelt 
Gesundheit  
Gesellschaft  
Umwelt 
28.02.2014 Multitalent: Bio-Kläranlage, Lebensraum und Baumaterial 
26.02.2014 Hochwasserrisiko: Lässt sich das Niveau von Extrem-Hochwasser vorhersagen? 
25.02.2014 Tropische Vulkanausbrüche sorgen für verregnete Sommer in Europa 
23.02.2014 Kommunale Energiebeauftragte beraten auf Jahreskongress über Energieeffizienz 
22.02.2014 Beitrag zum Hochwasserschutz an der Elbe 
20.02.2014 Multitalent: Bio-Kläranlage, Lebensraum und Baumaterial 
18.02.2014 Hochwasserrisiko: Lässt sich das Niveau von Extrem-Hochwasser vorhersagen? 
17.02.2014 Tropische Vulkanausbrüche sorgen für verregnete Sommer in Europa 
15.02.2014 Versauerung im Atlantik: Erstes Freilandexperiment zu Auswirkungen von Versauerung im offenen Ozean 
12.02.2014 Grüne Oase auf dem Dach 
10.02.2014 Wärmepumpenversuchsstand eingeweiht 
08.02.2014 Know-how aus Witten macht den Saigon-Fluss sauber 
06.02.2014 Windräder aus der Ferne vermessen 
05.02.2014 Keine Chance für falsche Töne 
04.02.2014 Frost-Alarm! Was macht ein Maulwurf, wenn es friert? 
03.02.2014 Erster globaler Atlas der Biodiversität in Binnengewässern online 
02.02.2014 Ist der Mensch für eine Zunahme der extremen El Niño-Ereignisse verantwortlich? 
Gesundheit  
24.02.2014 Abgeschlossene Studie zur Neuro-Musiktherapie bei akutem Tinnitus weist gute Ergebnisse auf 
19.02.2014 gesundheitsinformation.de hat ein neues Gesicht 
11.02.2014 BAuA informiert über Arbeitsstättenverordnung 
07.02.2014 Tarnkappe für Hörgeräte und Implantate 
02.02.2014 Cholesterinsenker sind nicht schädlich für das Gedächtnis. Schützen sie sogar vor Vergesslichkeit? 
Gesellschaft  
27.02.2014 Kosten der Arbeitslosigkeit haben sich in den vergangenen zehn Jahren real halbiert 
21.02.2014 Kosten der Arbeitslosigkeit haben sich in den vergangenen zehn Jahren real halbiert 
16.02.2014 Mobilität: Welcher Komfort-Typ sind Sie? 
14.02.2014 Kommerziell oder ideell: Warum die causa ADAC weitere Kreise ziehen könnte 
09.02.2014 Welche Gesichter man nicht vergisst 
02.02.2014 Steigende Tendenz zur inneren Kündigung? Aktuelles Forschungsprojekt an der SRH Hochschule HD 
Januar 2014
Umwelt 
Gesundheit 
Gesellschaft  
Umwelt
31.01.2014 Stromfresser auf Diät 
29.01.2014 Erfolgreiche Renaturierung von Gewässern: Das biologische Umfeld ist entscheidend 
27.01.2014 Sensoren sichern Wasserqualität 
24.01.2014 Weltmärkte für Nahrungsmittel: Klimawandel größerer Preistreiber als die Bioenergie 
20.01.2014 Studie sagt schwerere und länger anhaltende Dürren in Europa voraus 
19.01.2014 Neue Studie: Große Bäume sind die besten Kohlendioxid-Speicher 
17.01.2014 Hendricks: Beim Klimaschutz ehrgeiziger werden 
16.01.2014 Mehr Umweltfreundlichkeit im Lebensmittelbereich nötig 
14.01.2014 Forschung Biogas: Neue Anlagen sollen Multifunktionsanlagen sein 
09.01.2014 Bericht belegt dringenden Handlungsbedarf beim Netzausbau 
08.01.2014 Geo-Engineering: Kommerzielle Düngung der Meere endlich verboten 
07.01.2014 Online-Software analysiert Nachhaltigkeit von Städten 
06.01.2014 Bergwerke als Pumpspeicherkraftwerke nutzen 
05.01.2014 Klimawandel setzt 40 Prozent mehr Menschen dem Risiko absoluter Wasserknappheit aus 
03.01.2014 Wie klimafreundlich sind strombasierte Kraftstoffe? 
01.01.2014 Forschungsvorhaben: Schwermetalle und Schadstoffe gezielt aus Klärschlämmen entfernen 
Gesundheit 
30.01.2014 Grüner Tee beeinflusst Medikamentenwirkung 
28.01.2014 Trotz Rheuma im Job bleiben: Das geht immer besser 
22.01.2014 Fangen Sie sich nichts ein – Verbrauchertipps im Umgang mit Fisch 
13.01.2014 Keime in der Küche: Tipps zur Lebensmittelhygiene 
04.01.2014 Studie liefert Daten: Opioid lindert Restless-Legs-Syndrom 
02.01.2014 Angriff auf die Kläranlagen des Körpers 
01.01.2014  Neue Richtlinie sieht besseren Schutz vor Radon in Wohnungen und am Arbeitsplatz vor 
Gesellschaft 
18.01.2014 Am Arbeitsmarkt neue Chancen schaffen 
15.01.2014 Bilanz 2013: 374 Berufe im Gehalts-Check – 13.000 Besucher beteiligen sich an Online-Umfrage 
12.01.2014 Der Wähler von heute: unberechenbar und mobil 
01.01.2014 Stress im Job – Wie gehen junge Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter damit um? 

Neue Schwerpunkte für die Erforschung der Ozeanversauerung

Dr. Andreas Villwock Kommunikation und Medien
GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel

Damit die Erforschung der Ozeanversauerung weiterhin große Fortschritte machen kann, müssen auseinanderstrebende Bereiche zu einer ganzheitlichen Betrachtung zusammenfinden, fordern Prof. Ulf Riebesell vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel und Dr. Jean-Pierre Gattuso vom französischen Centre National de la Recherche Scientifique (CNRS). Die beiden international anerkannten Experten ziehen im Fachmagazin „Nature Climate Change“ Bilanz und zeigen neue Herausforderungen auf.

Das Thema Ozeanversauerung hat in den vergangenen zehn Jahren einen eindrucksvollen Sprung auf die wissenschaftliche Agenda absolviert. Auch Entscheidungsträgern und der Öffentlichkeit wird „Das andere Kohlendioxid-Problem“ zunehmend bewusst. Zeit für den nächsten Schritt: In der Januar-Ausgabe des Fachmagazins „Nature Climate Change“ rufen Prof. Ulf Riebesell, Professor für Biologische Ozeanografie am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel, und Dr. Jean-Pierre Gattuso vom französischen Centre National de la Recherche Scientifique (CNRS) die internationale Wissenschaftsgemeinde auf, ihre Kräfte zu bündeln. Nur so ließen sich zukünftige Herausforderungen meistern. Nach Einschätzung der beiden Experten müssen Reaktionen ganzer Lebensgemeinschaften, die Auswirkungen der Versauerung in Kombination mit anderen Stressfaktoren sowie die Chancen einer Anpassung durch Evolution jetzt verstärkt untersucht werden. „Die auseinanderstrebenden Bereiche der Versauerungs-Forschung müssen zu einer ganzheitlichen Betrachtung zusammenfinden“, unterstreicht Prof. Riebesell.

Für die Forscher liegt auf der Hand, dass Ozeanversauerung nicht als einziger Stressfaktor auftritt. Temperaturanstieg, Sauerstoff-Rückgang, Überdüngung, Verschmutzung und andere Faktoren beeinflussen die Entwicklung mariner Organismen und Lebensgemeinschaften zusätzlich. „Die Effekte können miteinander oder gegeneinander wirken – das müssen wir ausloten“, so Prof. Riebesell. „Aber je mehr Parameter ein Experiment abdecken soll, desto größer wird der Aufwand. Weil immer mehr Werte voneinander differieren können, sind Ergebnisse ähnlicher Studien außerdem schwerer als bisher zu vergleichen und zu verifizieren.“

Wie einzelne Arten auf Ozeanversauerung allein reagieren, ist mittlerweile recht gut erforscht: Kalkbildende Organismen wie Korallen, Muscheln oder Schnecken geraten unter Stress. Sie benötigen zusätzliche Energie, um der Belastung standzuhalten. Diese Energie fehlt dann für andere biologische Prozesse, etwa das Wachstum oder die Fortpflanzung. Eine wichtige Frage sei bisher jedoch so gut wie unbeantwortet, urteilt der Kieler Meeresbiologe. „Selbst wenn man die Reaktionen aller einzelnen Arten kennen würde, könnte man nicht absehen, wie sich diese im Gefüge einer Lebensgemeinschaft ausprägen. Dafür sind Informationen über Konkurrenz-Beziehungen und Wechselwirkungen zwischen den Nahrungsebenen unerlässlich.“

Laborexperimenten zufolge ist eine Anpassung durch Evolution möglich. Je schneller sich eine Art vermehrt und je größer ihre Population ist, desto besser stehen die Chancen, dass sie sich durch Selektion oder Mutation an neue Lebensbedingungen anpassen kann. „Die Frage ist jedoch: Läuft die Adaption schnell genug ab, damit ein Organismus seine Funktion innerhalb der sich wandelnden Lebensgemeinschaft aufrechterhalten kann? Außerdem ist ungeklärt, inwiefern sich Laborergebnisse auf die Natur übertragen lassen“, erklärt Prof. Riebesell.

Damit die Erforschung der Ozeanversauerung weiterhin große Fortschritte machen kann, sei es nötig, ihre drei auseinanderstrebenden Entwicklungszweige – die Kombination von Umweltfaktoren, Interaktionen zwischen den verschiedenen Ebenen des Nahrungsnetzes und die Anpassung durch Adaption – zusammenzuführen, urteilen die beiden Wissenschaftler. „Dies erfordert interdisziplinäre Anstrengungen, zum Beispiel im Rahmen von Langzeit-Experimenten, die die Auswirkungen mehrerer Stressfaktoren über viele Generationen hinweg auf der Ebene von Lebensgemeinschaften untersuchen. Laborexperimente müssen in enger Verzahnung mit Feldstudien und Modellrechnungen stattfinden“, rät Prof. Riebesell. „Hier sind auch die Wissenschaftsorganisationen gefordert, Forschungsmittel verstärkt für national und international vernetzte, disziplinübergreifende Projekte bereitzustellen.“ Da die Zeit drängt, sollte jetzt, da grundlegende Konzepte bekannt sind, ein besonderes Augenmerk auf gesellschaftlich relevante Aspekte gelegt werden. „Nur so wird es möglich sein, schließlich auch Handlungsoptionen für politische Entscheidungen und Management-Strategien zu geben.“

Originalpublikation:
Riebesell, U., Gattuso, J.-P. (2015), Lessons learned from ocean acidification research. Reflection on the rapidly growing field of ocean acidification research highlights priorities for future research on the changing ocean. Nature Climate Change 5, 12-14 (2015), doi: 10.1038/nclimate2456

Hintergrund: Ozeanversauerung und das Projekt BIOACID
Die Ozeane nehmen etwa ein Drittel des von Menschen produzierten Kohlendioxids (CO2) auf. So verbleibt eine geringere Menge dieses Klimagases in der Atmosphäre – die globale Erwärmung wird verlangsamt. Doch im Meer reagiert das Kohlendioxid zu Kohlensäure. Das Wasser wird saurer und damit zu einer Gefahr für große und kleine Lebewesen. Im Rahmen des am GEOMAR koordinierten Forschungsverbunds BIOACID (Biological Impacts of Ocean Acidification) untersuchen 14 Institutionen, wie marine Lebensgemeinschaften auf Ozeanversauerung reagieren und welche Konsequenzen dies für das Nahrungsnetz, die Stoff- und Energieumsätze im Meer sowie schließlich auch für Wirtschaft und Gesellschaft hat. Eine Liste der Mitglieds-Institutionen, Informationen zum wissenschaftlichen Programm und den BIOACID-Gremien sowie Fakten zur Ozeanversauerung sind auf der Website www.bioacid.de zu finden.

Bildmaterial:
Unter www.geomar.de/n2228 steht Bildmaterial zum Download bereit. Video-Footage auf Anfrage.

Weitere Informationen:

http://www.bioacid.de BIOACID (Biological Impacts of Ocean Acidification)
http://www.geomar.de/fileadmin/content/service/presse/Pressemitteilungen/2014/Oz… „Ozeanversauerung.

Zusammenfassung für Entscheidungsträger
http://www.iaea.org/ocean-acidification Ocean Acidification International Coordination Centre (OA-ICC)
http://www.geomar.de GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel
http://www.cnrs.fr Centre National de la Recherche Scientifique (CNRS)

Quelle: idw

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Biogas: Energiepflanzen-Mix für natürliche Spurenelemente

Thomas Richter Öffentlichkeitsarbeit
Georg-August-Universität Göttingen

In mehr als 3.000 Biogasanlagen in Deutschland funktioniert die Produktion von Biogas nur unter Zugabe industriell hergestellter Spurenelemente. Wissenschaftler der Universität Göttingen sowie des Deutschen Biomasseforschungszentrums (DBFZ) und des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) in Leipzig suchen nun nach pflanzlichen Alternativen.

Biogas: Energiepflanzen-Mix für natürliche Spurenelemente
Bund fördert Verbundprojekt unter der Leitung der Universität Göttingen mit 1,1 Millionen Euro

(pug) In mehr als 3.000 Biogasanlagen in Deutschland funktioniert die Produktion von Biogas nur unter Zugabe industriell hergestellter Spurenelemente. Diese Anlagen werden fast ausschließlich mit Mais betrieben, und Mais ist nicht in der Lage, die für die Biogasbildung notwendigen Spurenelemente wie Kobalt oder Nickel in ausreichender Menge aufzunehmen. Wissenschaftler der Universität Göttingen sowie des Deutschen Biomasseforschungszentrums (DBFZ) und des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) in Leipzig suchen nun nach pflanzlichen Alternativen zu den industriellen Spurenelementen. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) fördert das Verbundprojekt über die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR) drei Jahre lang mit insgesamt rund 1,1 Millionen Euro.

„Die Verwendung industrieller Spurenelemente birgt verschiedene Umweltrisiken, verursacht zusätzliche Kosten und steht im Konflikt mit der Düngemittelverordnung“, erläutert Projektleiter Dr. Benedikt Sauer vom Interdisziplinären Zentrum für Nachhaltige Entwicklung (IZNE) der Universität Göttingen. „Andere Pflanzen sind im Vergleich zum Mais deutlich besser in der Lage, die für die Biogasbildung notwendigen Spurenelemente aufzunehmen.“ Die Wissenschaftler wollen nun im Freilandversuch die entsprechenden Eigenschaften beispielsweise bei Ackerbohne, Amarant oder Wickroggen untersuchen. Im Labor wollen sie testen, inwieweit bestimmte Pflanzenmischungen die künstlichen Zugaben bei der Biogasproduktion ersetzen könnten.

Weitere Untersuchungen beschäftigen sich mit den Fragen, welche Konzentration an Spurenelementen in einem Fermenter zur Biogasbildung nötig ist beziehungsweise ab welcher Konzentration die Spurenelemente hemmend oder sogar toxisch wirken können. Um ihre Ergebnisse in einem möglichen Folgeprojekt auch praktisch testen zu können, begleiten die Forscher bereits in der ersten Projektphase eine Biogasanlage wissenschaftlich. Ziel des Projekts ist eine höhere Biodiversität im Anbau von Energiepflanzen. „Das ist ein wichtiges Argument für die Akzeptanz von Biogasanlagen“, so Dr. Sauer. „Durch die Abkehr von reinen Mais-Monokulturen hin zu einem vielfältigeren Energiepflanzenanbau werden die Nachhaltigkeitsansprüche an die Biogaserzeugung deutlich besser erfüllt.“

Kontaktadresse:
Dr. Benedikt Sauer
Georg-August-Universität Göttingen
Geowissenschaftliches Zentrum
Abteilung Sedimentologie/Umweltgeowissenschaften
Goldschmidtstraße 3, 37077 Göttingen
Telefon (0551) 39-13736
E-Mail: bsauer@gwdg.de

Weitere Informationen:
http://www.uni-goettingen.de/de/473791.html

Quelle: idw

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Altbekannter Oxidationsmechanismus auch in der Atmosphäre aktiv – und das mit weitreichenden Folgen

Tilo Arnhold Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Troposphärenforschung e. V.

Forscher entschlüsseln Mechanismus der schnellen Bildung von extrem schwer flüchtigen organischen Verbindungen

Leipzig. Dass Kohlenwasserstoffe durch atmosphärischen Sauerstoff oxidiert werden können ist bereits seit 1875 bekannt. Bisher waren diese sogenannten „Autoxidationsprozesse“ jedoch nur in der kondensierten Phase erforscht. Jetzt ist einem internationalen Wissenschaftlerteam unter Beteiligung des Leibniz-Instituts für Troposphärenforschung (TROPOS) erstmals der Nachweis derartiger Prozesse in der Atmosphäre gelungen.

In Laborexperimenten konnte mit Hilfe von neuesten analytischen Techniken der Mechanismus weitestgehend entschlüsselt werden, der dafür sorgt, dass Kohlenwasserstoffe, die aus der Vegetation in die Luft gelangen, auf einer kurzen Zeitskala von Sekunden in organische Produkte mit bis zu 12 Sauerstoff-Atomen umgewandelt werden können. Diese hochoxidierten Produkte stellen extrem schwerflüchtige Verbindungen dar. Da diese das Partikelwachstum entscheidend vorantreiben können, werden so auch die Wolkenbildung und das Klimasystem beeinflusst, schreiben die Wissenschaftler aus Deutschland, Finnland und den USA im Fachjournal Angewandte Chemie. Die neuen Erkenntnisse könnten helfen, die Auswirkungen von natürlichen Emissionen der Vegetation auf das Klima besser zu verstehen.

Wälder geben große Mengen an flüchtigen organischen Verbindungen (VOCs) ab. Dazu gehören beispielsweise Alpha-Pinen und Limonen, der typische Duft von Nadelwäldern. Deren Reaktionsprodukte bilden das sogenannte sekundäre organische Aerosol. Dabei werden Gase zu Partikelbestandteilen umgewandelt. Diese atmosphärischen Partikel können die Sonnenstrahlung reflektieren oder als Keime für Wolkentropfen fungieren. Prozesse, die großen Einfluss auf das Klima haben und daher von großem wissenschaftlichen Interesse sind. Allerdings sind die dazugehörigen Modellrechnungen bisher sehr ungenau, da es noch breite Wissenslücken dabei gibt, welche Rolle die von den Pflanzen abgegebenen Verbindungen für den Prozess der Partikelbildung und -wachstum genau spielen. Solange diese Prozesse aber nur unzureichend verstanden sind, fällt es schwer, genaue Prognosen zu machen. Eine Unsicherheit, die sich auch auf sämtliche Klimamodelle auswirkt.

Große Unsicherheiten bestehen vor allem beim Wachstum von neugebildeten Partikeln hin zu Wolkenkeimen, an denen Wasser kondensiert und dadurch die Wolkenbildung beginnt. Das Partikelwachstum in Größen von etwa zwei bis einhundert Nanometern würde schwerflüchtige organische Dämpfe erfordern, wurde lange spekuliert. Diese extrem schwer flüchtigen organischen Verbindungen – auf Englisch „extremely low-volatility organic compounds (ELVOCs)“ genannt – wurden erst vor kurzem durch Fortschritte in der Messtechnik nachweisbar. Anfang 2014 wurde dieser Nachweis im Fachmagazin NATURE veröffentlicht.

Über mögliche Bildungswege wurde anschließend in der Fachwelt spekuliert. Mit der jetzt veröffentlichten Studie von Wissenschaftlern des TROPOS und der Universität Helsinki in Zusammenarbeit mit amerikanischen Kollegen lösen die Atmosphärenchemiker einen weiteren Teil des Rätsels. Durch Laborversuche im Strömungsrohr des TROPOS sowie Feldmessungen in Melpitz bei Leipzig und im südfinnischen Hyytiäla konnten die Zwischenprodukte auf dem Wege zur Bildung der ELVOCs identifiziert werden. „Unsere Untersuchungen haben gezeigt, dass die häufigsten Monoterpene wie Limonen und Alpha-Pinen innerhalb von Sekunden hochoxidierte RO2-Radikale mit bis zu 12 Sauerstoff-Atomen und nachfolgend die dazugehörigen nichtradikalischen Endprodukte bilden. Der Gesamtprozess in der Atmosphäre verläuft damit ähnlich zu dem bereits lange bekannten Autooxidationsprozess in der kondensierten Phase“, erklärt Dr. Torsten Berndt vom TROPOS. Unter Autooxidation wird in der Chemie ein Prozess verstanden, bei dem Stoffe mit Luftsauerstoff bei Umgebungstemperatur langsam umgewandelt werden. Diese Selbstoxidation sorgt zum Beispiel auch dafür, dass Kunststoffe spröde werden oder Lebensmittel verderben.

„Die Feldmessungen über den Wiesen von Melpitz und im Nadelwald von Hyytiäla in Finnland bestätigen die Laborergebnisse und weisen die Bedeutung der Autooxidation für die Oxidation der Kohlenwasserstoffe in der Atmosphäre nach. Die gebildeten hochoxidierten RO2-Radikale und ihre nichtradikalischen Endprodukte besitzen wahrscheinlich eine sehr geringe Flüchtigkeit. Deshalb sind sie für das Wachstum atmosphärischer Aerosole entscheidend und beeinflussen so die Wechselwirkungen zwischen Aerosol, Wolken und Klima“, unterstreicht Tujia Jokinen von der Universität Helsinki. Die neuen Erkenntnisse werden also helfen, den Beitrag der Vegetation und damit von verschiedenen Landnutzungsformen auf das Klima genauer abzuschätzen. Dadurch können auch die Klimamodelle verbessert werden, die bisher das Wachstum von Partikeln nicht zufriedenstellend beschreiben konnten.
Tilo Arnhold

Publikation:
Jokinen, T., Sipilä, M., Richters, S., Kerminen, V.-M., Paasonen, P., Stratmann, F., Worsnop, D., Kulmala, M., Ehn, M., Herrmann, H. and Berndt, T. (2014): Schnelle Autoxidation bildet hochoxidierte RO2-Radikale in der Atmosphäre (Rapid autoxidation forms highly oxidiced RO2 radicals in the atmosphere). Angewandte Chemie (International Edition). E-pub ahead of print. doi: 10.1002/ange.201408566
http://dx.doi.org/ 10.1002/ange.201408566
Die Untersuchungen wurden gefördert vom der Europäischen Kommission, der Finnischen Akademie und dem Europäischen Forschungsrat ERC (ATMNUCLE).

Weitere Infos:
Dr. Torsten Berndt, Prof. Hartmut Herrmann
Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (TROPOS)
Tel. +49-341-2717-7032, -7024
http://www.tropos.de/institut/abteilungen/chemie-der-atmosphaere/
http://www.tropos.de/institut/ueber-uns/mitarbeitende/hartmut-herrmann/
und
Tuija Jokinen, Dr. Mikael Kristian Ehn
Universität Helsinki
Tel. +358-294-151698, -151076
https://tuhat.halvi.helsinki.fi/portal/en/persons/tuija-jokinen%28d67c0c24-6d64-…
https://tuhat.halvi.helsinki.fi/portal/en/persons/mikael-kristian-ehn%280f9f7088…
oder
Tilo Arnhold, TROPOS-Öffentlichkeitsarbeit
Tel. +49-341-2717-7060
http://www.tropos.de/aktuelles/pressemitteilungen/

Links:
Forschung zur Partikelneubildung (Nukleation) am TROPOS:
http://www.tropos.de/forschung/atmosphaerische-aerosole/prozessstudien-auf-klein…

Pressemitteilungen zum Thema:
Neue Gasphasenverbindungen bilden organische Partikelbestandteile (Pressemitteilung vom 26.02.2014)
http://www.tropos.de/aktuelles/pressemitteilungen/details/neue-gasphasenverbindu…
Pflanzen bremsen die Klimaerwärmung (Pressemitteilung vom 28.04.2013)
http://www.tropos.de/aktuelles/pressemitteilungen/details/pflanzen-bremsen-die-k…
NATURE: Neues Oxidationsmittel der Atmosphäre entdeckt, das Luftschadstoffe abbaut (Pressemitteilung vom 08.08.2012)
http://www.tropos.de/aktuelles/pressemitteilungen/details/nature-neues-oxidation…
Wolken verändern die chemische Zusammensetzung und die Eigenschaften von Partikeln (Pressemitteilung vom 02.08.2012)
http://www.tropos.de/aktuelles/pressemitteilungen/details/wolken-veraenderen-die…

Das Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (TROPOS) ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft, die 89 selbständige Forschungseinrichtungen verbindet. Deren Ausrichtung reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Raum- und Sozialwissenschaften bis zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute bearbeiten gesellschaftlich, ökonomisch und ökologisch relevante Fragestellungen. Sie betreiben erkenntnis- und anwendungsorientierte Grundlagenforschung. Sie unterhalten wissenschaftliche Infrastrukturen und bieten forschungsbasierte Dienstleistungen an.
Die Leibniz-Gemeinschaft setzt Schwerpunkte im Wissenstransfer in Richtung Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Leibniz-Institute pflegen intensive Kooperationen mit den Hochschulen – u.a. in Form der WissenschaftsCampi – , mit der Industrie und anderen Partnern im In- und Ausland. Sie unterliegen einem maßstabsetzenden transparenten und unabhängigen Begutachtungsverfahren. Aufgrund ihrer gesamtstaatlichen Bedeutung fördern Bund und Länder die Institute der Leibniz-Gemeinschaft gemeinsam. Die Leibniz-Institute beschäftigen rund 17.200 Personen, darunter 8.200 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Der Gesamtetat der Institute liegt bei 1,5 Milliarden Euro.
http://www.leibniz-gemeinschaft.de

Quelle: idw

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Beitrag zum Klimaschutz: Forschung an Gasmotoren

Dipl.-Ing. Stefanie Jost-Köstering Pressestelle
Forschungsvereinigung Verbrennungskraftmaschinen e.V.

Gasförmige Kraftstoffe haben das Potenzial, die CO2-Emissionen aus dem Straßenverkehr deutlich abzusenken. Allerdings zeigen Arbeiten der Forschungsvereinigung Verbrennungskraftmaschinen (FVV), dass noch großer Forschungsbedarf besteht. Motor und Kraftstoff sollen künftig besser aufeinander abgestimmt werden.

Wenig Kohlenstoff, viel Wasserstoff – diese molekularen Eigenschaften von Methan, dem Hauptbestandteil von Erdgas, führen zu einer besonders CO2-armen Verbrennung. Wird ein Motor mit Erdgas statt mit Flüssigkraftstoffen betrieben, stößt er rund ein Viertel weniger Kohlendioxid aus. Zudem können Gasmotoren einen wesentlichen Beitrag zur Energiewende leisten: Technisch ist es möglich, dem Erdgas höhere Mengen Wasserstoff beizumischen, der aus überschüssigem Solar- und Windstrom gewonnen werden kann. Doch wie sollen Motoren für den Betrieb mit Erdgas-Wasserstoff-Gemischen ausgelegt werden? Und wie kann verhindert werden, dass unverbranntes Methan in die Erdatmosphäre gelangt?

Grundsätzlich können moderne Verbrennungsmotoren, die auf Erdgasbetrieb ausgelegt sind, mit einem Wasserstoffanteil von rund 30 Prozent betrieben werden. Würde jedoch der Motor nicht an diese Betriebsart angepasst, stiegen die Stickoxidemissionen. Grund dafür ist die hohe Geschwindigkeit der Wasserstoffverbrennung und die erhöhte Flammentemperatur. Eine Anpassung des Motors an das Gasgemisch ist daher dringend erforderlich – und technisch vor allem durch eine Verstellung des Zündzeitpunkts auch möglich. Dies zeigt eine Übersichtsarbeit, die Professor Dr. Georg Wachtmeister von der Technischen Universität München kürzlich abgeschlossen hat. Im Auftrag der FVV hat Wachtmeister die Ergebnisse aus mehr als 250 wissenschaftlichen Veröffentlichungen zusammengetragen. Dabei wurde deutlich, dass noch erheblicher Forschungsbedarf besteht. „In vielen Punkten liegen wissenschaftliche Arbeiten zum motorischen Verhalten von Erdgas-Wasserstoff-Gemischen gar nicht vor“, so Wachtmeister. Als Beispiel nennt er die Abhängigkeit der Verbrennung von der tatsächlichen Gaszusammensetzung. Beispielsweise ist der Heizwert von Erdgas nicht konstant und liegt bei unkonventionellen Gewinnungsmethoden, zum Beispiel durch Fracking, relativ niedrig. Auch Wasserstoff ist als Kraftstoff nicht genormt. „Wir müssen uns darauf einstellen, eine Vielzahl verschiedener Gase zu verbrennen“, sagt Wachtmeister. „Um Motoren darauf optimal einzustellen, fehlt uns noch das notwendige Wissen.“

In einem derzeit noch laufenden Forschungsvorhaben der FVV beschäftigt sich Wachtmeister gemeinsam mit Professor Dr. Friedrich Dinkelacker von der Leibniz Universität Hannover mit dem Methanschlupf von Gasmotoren. Unter „Methanschlupf“ verstehen die Wissenschaftler das Entweichen von nicht verbranntem Gas in die Umwelt. Dies ist besonders kritisch, weil Methan in der Erdatmosphäre als Treibhausgas wirkt – und zwar rund 20-mal stärker als Kohlendioxid. Den Ursachen für Methanschlupf sind die Wissenschaftler auf der Spur. „Es sind überwiegend lokale Effekte, die zum Methanschlupf führen“, erläutert Dinkelacker. Daher wird die Verbrennung im Rahmen des Vorhabens detailliert simuliert. Validiert werden die Ergebnisse durch Experimente an einem 4,8-Liter-Motor. Dabei zeigte sich bereits, dass ein Zielkonflikt zwischen der Minimierung der Kohlendioxidemission und des Methanschlupfes besteht. So führt ein Verbrennungsverfahren, das mit frühem Schließen des Einlassventils arbeitende Miller-Verfahren, zwar zu einer geringeren NOX-Bildung und je nach Auslegung auch zur einem höheren Wirkungsgrad, aber auch zu höheren Anteilen unverbrannten Kraftstoffes. Wenn das Forschungsvorhaben Ende 2015 abgeschlossen ist, wollen die beteiligten Institute Empfehlungen erarbeitet haben, wie solche Zielkonflikte durch die Gestaltung des Brennraums und der Motorsteuerung optimal zu lösen sind.

Ein weiteres von der FVV koordiniertes Forschungsprojekt beschäftigen sich mit den Verbrennungseigenschaften von Flüssiggas (LPG, Liquified Petroleum Gas). LPG besteht im Wesentlichen aus einem Gemisch der Gase Butan und Propan, die sowohl bei der Erdölförderung als auch in Raffinerien als Nebenprodukt anfallen. Wie effizient dieses Gemisch verbrennt, hängt stark vom Propananteil ab. Wissenschaftler der RWTH Aachen und der Hochschule für Wirtschaft und Technik des Saarlandes untersuchen nun gemeinsam, wie sich verschiedene Gasmischungen verhalten, wenn sie in modernen Ottomotoren mit Direkteinspritzung genutzt werden. Die Ergebnisse des Mitte 2015 vorliegenden Vorhabens sollen vor allem dazu dienen, die Einspritzsysteme für Flüssiggas zu optimieren. Gleichzeitig können sie für die anstehende Überarbeitung der europäischen LPG-Kraftstoffnorm genutzt werden.

Weitere Informationen:
http://www.fvv-net.de

Quelle: idw

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Was Verbraucher wirklich möchten

André Zeppenfeld Presse- und Kommunikationsstelle
Universität Siegen

Im Forschungsprojekt „SmartLive“ werden an der Uni Siegen gemeinsam mit den Nutzern Lösungen für ein intelligentes Zuhause entwickelt.

Wenn das Fenster öffnet, geht die Heizung aus. Wenn das Fenster schließt, heizt die Heizung wieder. Genau bis zu der Temperatur, die vorher eingestellt worden ist. Heizung und Fenster werden drahtlos gesteuert, die Einstellung erfolgt über eine App auf dem Smartphone oder dem Tablet. So kann ein „Smart Home“ funktionieren, ein intelligentes Zuhause. Im Forschungsprojekt „SmartLive“ wollen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Instituts für Wirtschaftsinformatik der Universität Siegen und Partner aus der Industrie Lösungen entwickeln, die auf die Bedürfnisse der Nutzer zugeschnitten sind – und zwar mit den Nutzern gemeinsam.

„Wichtig ist das Nutzer-Erlebnis. Wie fühlt sich das intelligente Haus im Alltag an? Wie muss Technik gestaltet sein, die sich gut anfühlt, einfach ist, Spaß macht? Können wir vielleicht auch vollkommen neue Wohnerlebnisse schaffen? Dies sind Fragen, die wir im Labor nie beantworten können. Hier müssen wir raus ins wahre Leben, um sie gemeinsam mit dem Nutzer zu erforschen“, sagt Gunnar Stevens, Junior-Professor am Lehrstuhl Human-Computer-Interaction. Deshalb stehen der Nutzer des Smart Home und seine Wünsche im Mittelpunkt.

Das Forschungsprojekt wird über drei Jahre vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) gefördert und hat ein Gesamtbudget von 1,2 Millionen Euro. Gemeinsam mit privaten Haushalten möchte das Projekt-Team Richtlinien entwickeln, die die Gestaltung der neuen Technologie einfacher machen, indem von Anfang an die Meinung und die Erfahrung der Nutzer einbezogen werden. Es geht um Benutzerfreundlichkeit, um Komfort und um Sicherheit.

Beispielsweise bei der Steuerung der Geräte im Haushalt. Ein „Smart Home“ kann Daten liefern, wie viel Strom welches Gerät verbraucht. Doch ob der alte Kühlschrank nun weg muss oder das angelassene Licht im Flur ein Vermögen kostet, erfährt der Nutzer dann, wenn das „Smart Home“ die Daten in Euro umrechnet und die Stromkosten so sichtbar werden. „Der Nutzer soll es leicht haben. Es geht um seine Erfahrungen im Umgang mit der Technik. Basierend auf diesen Erkenntnissen wollen wir Richtlinien entwickeln. Ziel ist ein Baukasten-System“, sagt Corinna Ogonowski, die Projektleiterin. Dieses Baukasten-System können kleine und mittlere Unternehmen (KMU) für die Entwicklung neuer Produkte verwenden.

Privat-Haushalte gesucht
Für „SmartLive“ werden noch Privat-Haushalte aus der Region Siegen-Wittgenstein gesucht, die mitmachen. Die einzigen Voraussetzungen sind ein Smartphone und ein Internet-Anschluss. Wer Interesse hat, kann sich über die Homepage www.praxlabs.de ab sofort anmelden.

Beteiligte
Lehrstuhl Wirtschafsinformatik und Neue Medien, Universität Siegen (Prof. Dr. Volker Wulf)
Lehrstuhl Human-Computer Interaction, Universität Siegen (Jun.-Prof. Dr. Gunnar Stevens)
Devolo AG, Aachen (Dr. Markus Wächter)
ProSyst Software GmbH, Köln (Kai Hackbarth)
the peak lab. GmbH & Co KG, Oldenburg (Jens Läkamp)
ASEW – Arbeitsgemeinschaft für sparsame Energie- und Wasserverwendung im VKU GbR, Köln (Stefan Schulze-Sturm)

Weitere Informationen:

http://www.praxlabs.de

Quelle: idw

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Stoßwellen fördern Wundheilung

Robin Jopp Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Klinikum der Ruhr-Universität Bochum – Berufsgenossenschaftliches Universitätsklinikum Bergmannsheil GmbH

Plastische Chirurgen vom Bergmannsheil erhalten DGUV-Forschungsförderung
Wie sich extrakorporale, also außerhalb des Körpers erzeugte Stoßwellen auf die Verbesserung der Wundheilung auswirken, untersuchen Forscher der Universitätsklinik für Plastische Chirurgie und Schwerbrandverletzte (Direktor: Prof. Dr. Marcus Lehnhardt). Die Arbeitsgruppe „Klinische und experimentelle Mikrozirkulation“ unter Leitung von Priv.-Doz. Dr. Ole Goertz erhält jetzt eine Förderung der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) in Höhe von 24.200 Euro, um die Wirksamkeit des Verfahrens am Patienten zu untersuchen. Zielsetzung ist es, eine effektive Therapie zur Beschleunigung der Heilung schlecht heilender Wunden zu entwickeln.

Hochenergetische Schallwellen
Bei dem neuen Verfahren wirken hochenergetische Schallwellen von außen auf das betroffene Körperareal des Patienten ein. In experimentellen Studien erzielten die Forscher hierbei sehr gute Ergebnisse bezogen auf die Förderung der Gefäßneubildung (Angiogenese) und Wundheilung. Für ihre Forschungsarbeiten wurden Priv.-Doz. Dr. Goertz und sein Team bereits 2013 mit dem Cicatrix-Studienpreis ausgezeichnet. Die Übertragung ihrer Erkenntnisse für die therapeutische Anwendung erfolgt jetzt im Rahmen klinischer Patientenstudien.

Über das Bergmannsheil
Das Berufsgenossenschaftliche Universitätsklinikum Bergmannsheil repräsentiert den Strukturwandel im Ruhrgebiet wie kein anderes Krankenhaus: 1890 als erste Unfallklinik der Welt zur Versorgung von verunglückten Bergleuten gegründet, zählt es heute zu den modernsten und leistungsfähigsten Akutkliniken der Maximalversorgung und gehört zum Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum (UK RUB). In 23 Kliniken und Fachabteilungen mit insgesamt 652 Betten werden jährlich rund 22.000 Patienten stationär und 61.000 Patienten ambulant behandelt. Mehr als die Hälfte der Patienten kommen aus dem überregionalen Einzugsbereich.

Das Bergmannsheil gehört zum Klinikverbund der gesetzlichen Unfallversicherung e.V. (KUV). Der KUV besteht aus neun berufsgenossenschaftlichen Akutkliniken, zwei Kliniken für Berufskrankheiten und zwei Unfallbehandlungsstellen, den BG-Kliniken. Mit 12.000 Mitarbeitern und jährlich über 500.000 Patienten ist der KUV einer der größten Klinikverbünde Deutschlands. Weitere Informationen: www.bergmannsheil.de, www.k-uv.de

Weitere Informationen:
Priv.-Doz. Dr. Ole Goertz
Berufsgenossenschaftliches Universitätsklinikum Bergmannsheil GmbH
Universitätsklinik für Plastische Chirurgie
und Schwerbrandverletzte, Handchirurgiezentrum
Operatives Referenzzentrum für Gliedmaßentumoren
Bürkle-de-la-Camp-Platz 1
44789 Bochum
Tel.: 0234/302-6841
E-Mail: ole.goertz@bergmannsheil.de

Weitere Informationen:
http://www.bergmannsheil.de – Website des Berufsgenossenschaftlichen Universitätsklinikums Bergmannsheil
http://www.k-uv.de – Website des Klinikverbundes der gesetzlichen Unfallversicherung

Quelle: idw

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Intelligente, multifunktionelle Infrastruktursysteme f. die zukunftsfähige Wasserver- u. Entsorgung

Sybille Wenke-Thiem Stabsstelle Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Institut für Urbanistik

Um „Intelligente und multifunktionelle Infrastruktursysteme für eine zukunftsfähige Wasserversorgung und Abwasserentsorgung – INIS“ geht es bei der Konferenz zur gleichnamigen BMBF-Fördermaßnahme am 20./21.1.2015 im Bürgerhaus Hamburg-Wilhelmsburg. Herzlich eingeladen sind Interessierte aus Wissenschaft, Praxis, Politik und Verwaltung.

http://www.bmbf.nawam-inis.de/de/veranstaltungen/inis-statuskonferenz-2015
http://www.bmbf.nawam-inis.de/sites/default/files/dokumente/veranstaltungen/inis… (Programm-Flyer)
http://www.difu.de/veranstaltungen/2015-01-20/inis-statuskonferenz.html

Einladung zur INIS-Statuskonferenz 2015 am 20. und 21. Januar 2015 in Hamburg

Im Januar 2015 findet die Statuskonferenz zur BMBF-Fördermaßnahme „Intelligente und multifunktionelle Infrastruktursysteme für eine zukunftsfähige Wasserversorgung und Abwasserentsorgung“ (INIS) im Bürgerhaus Wilhelmsburg in Hamburg statt.

Im Fokus der INIS-Statuskonferenz stehen erste Ergebnisse aus den 13 geförderten Verbundprojekten, die sich seit Mitte 2013 den drängenden Herausforderungen der Siedlungswasserwirtschaft widmen und hierfür neue und angepasste systemübergreifenden Lösungsansätze entwickeln.

Die Statuskonferenz steht allen Interessierten Teilnehmern aus Wissenschaft, Praxis, Politik und Verwaltung offen.

Veranstalter:
Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), Deutsches Institut für Urbanistik gGmbH (Difu), Forschungsstelle des Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfaches (DVGW) an der Technischen Universität Hamburg-Harburg (TUHH), Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V. (DWA)

Veranstaltungsort:
Bürgerhaus Wilhelmsburg, Mengestr. 20, 21107 Hamburg

Online-Anmeldung bis zum 9. Januar 2015:
http://www.difu.de/webform/statuskonferenz-zur-bmbf-foerdermassnahme-intelligent…

Kosten:
Die Teilnahmegebühr für externe Gäste beträgt 50 Euro. Für Mitglieder des INIS-Verbunds ist die Teilnahme kostenfrei

Ansprechpartnerin zur Anmeldung:
Katja Kreuziger
Tel.: +49 (0)30 39001 172
kreuziger@difu.de

Ansprechpartnerin zum Programm:
Margarethe Langer
Tel.: +49 (0)40 42878 3914
margarethe.langer@tuhh.de

Weitere Informationen:
http://www.bmbf.nawam-inis.de/de/veranstaltungen/inis-statuskonferenz-2015 Details
http://www.difu.de/veranstaltungen/2015-01-20/inis-statuskonferenz.html

Quelle: idw

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Wirbel um Saccharin & Co: Maßvoller Konsum von Süßstoff scheint unbedenklich

Julia Voormann Pressestelle
Deutsche Diabetes Gesellschaft

Berlin – Aus Sicht der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) gibt es nach wie vor keinen Beleg dafür, dass der maßvolle Gebrauch von Süßstoff dem Menschen schadet und etwa das Risiko für Typ-2-Diabetes erhöht. Die Fachgesellschaft tritt damit Befürchtungen entgegen, die nach Veröffentlichung einer tierexperimentellen Studie in der Fachzeitschrift Nature laut geworden waren. Die Studie hatte für Wirbel gesorgt, weil bei Mäusen nach dem Genuss sehr großer Mengen von Süßstoff der Blutzuckerspiegel angestiegen war.

Um diesen Effekt beim Menschen zu erzeugen, seien unrealistisch hohe Dosierungen erforderlich, betont die DDG. Süßstoff sei als gelegentlicher Zusatz für Getränke oder feste Nahrungsmittel im Rahmen eines ausgewogenen Ernährungsplanes für Menschen mit Diabetes mellitus weiterhin sinnvoll und sollte Zuckeraustauschstoffen wie Fruktose vorgezogen werden. Bemerkenswert sei die Studie vor allem in Hinblick auf eine mögliche Rolle von Darmbakterien bei der Modulation der Glukosetoleranz.

Wissenschaftler aus Israel hatten vor kurzem in Nature über Versuche mit Mäusen berichtet, denen sie elf Wochen lang Wasser gaben, das in hoher Konzentration mit Süßstoff versetzt war. Im Vergleich zu Mäusen, die ungesüßtes oder mit Zucker gesüßtes Wasser erhielten, stiegen bei der Süßstoff-Gruppe die Blutzuckerwerte in Glukosetoleranztests unverhältnismäßig stark an. Eine gestörte Glukosetoleranz gilt als Risikofaktor für die Entwicklung eines Typ-2-Diabetes.

In einem weiteren Experiment testeten die Wissenschaftler, ob sich dieser Effekt auch beim Menschen einstellt. Dazu nahmen sieben Probanden eine Woche lang die erlaubte Höchstdosis des Süßstoffs Saccharin zu sich. Ergebnis: Bei vier Teilnehmern verschlechterten sich die Blutzuckerwerte, bei den drei anderen machte sich keine Veränderung in den Glukosetoleranztests bemerkbar. „Aus diesem Ergebnis abzuleiten, dass der Gebrauch von Süßstoff generell das Diabetes-Risiko erhöht, ist jedoch zum jetzigen Zeitpunkt übertrieben“, betont Professor Dr. med. Jochen Seufert, Leiter der Abteilung Endokrinologie und Diabetologie am Universitätsklinikum Freiburg. „Denn um die in den Studien verwendeten Dosierungen im Rahmen einer normalen Ernährung zu erreichen, müsste man beispielsweise literweise mit Süßstoffen gesüßte Diät-Getränke täglich trinken, und das ist unrealistisch“, so Seufert.

Privatdozent Dr. med. Erhard Siegel, Präsident der DDG, rät daher zu einem maßvollen Umgang mit Süßstoff. „Süßstoff ist nach derzeitigem Erkenntnisstand gesünder als etwa Fruchtzucker, der die Blutfette ungünstig beeinflusst und Fettleber, Übergewicht und Typ-2-Diabetes zu fördern scheint“, erläutert Siegel. Als gelegentlicher Zusatz in Getränken oder festen Nahrungsmitteln sei Süßstoff unbedenklich. „Im Übrigen gilt: Sogar Diabetespatienten können Zucker zu sich nehmen – bis zu 50 Gramm pro Tag“, fügt der DDG-Präsident hinzu.

Wichtig ist aus Sicht der DDG eine weitere Erkenntnis, die die Nature-Studie zu Tage förderte. Denn das Wissenschaftler-Team um Jotham Suez ging in einem zweiten Schritt in Experimenten der Frage nach, auf welche Weise Süßstoff die Blutzuckerwerte beeinflusst. Die Ergebnisse legen nahe, dass Süßstoff die Zusammensetzung der Bakterien im Darm verändert. So begünstigt Süßstoff offenbar das Wachstum von Darmbakterien, die die Aufnahme von Zucker ins Blut steigern und damit den Blutzuckerwert erhöhen, vermuten die Forscher. „Dass Süßstoff unseren Stoffwechsel über Darmbakterien beeinflussen kann, ist eine spannende neue Erkenntnis“, erklärt Seufert. „Möglicherweise können wir ja eines Tages Darmbakterien als therapeutisches Mittel zur Behandlung von Diabetes einsetzen.“

Quelle:
Suez, J. et al. Artificial sweeteners induce glucose intolerance by altering the gut microbiota. Nature 514, 181-186 (2014)
doi:10.1038/nature13793

Über die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG):
Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) ist mit über 8.700 Mitgliedern eine der großen medizinisch-wissenschaftlichen Fachgesellschaft in Deutschland. Sie unterstutzt Wissenschaft und Forschung, engagiert sich in Fort- und Weiterbildung, zertifiziert Behandlungseinrichtungen und entwickelt Leitlinien. Ziel ist eine wirksamere Prävention und Behandlung der Volkskrankheit Diabetes, von der mehr als sechs Millionen Menschen in Deutschland betroffen sind. Zu diesem Zweck unternimmt sie auch umfangreiche gesundheitspolitische Aktivitäten.

Deutsche Diabetes Gesellschaft
Geschäftsstelle
Reinhardtstr. 31
10117 Berlin
Tel.: 030 3116937-11
Fax: 030 3116937-20
info@ddg.info

Weitere Informationen:
http://www.deutsche-diabetes-gesellschaft.de

Quelle: idw

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Vorbereitung für den »Stresstest« im Meer

Stephan Nachtigall Presse und Kommunikation
Technische Universität Braunschweig

Studie zur Gruppierung von Multistressoren in »Nature Climate Change« veröffentlicht

Steigende Temperaturen, saureres Wasser und weniger Nährstoffe – der Klimawandel stellt das ökologische Gleichgewicht der Ozeane vor neue Herausforderungen. Viele dieser Stressfaktoren, die so genannten Stressoren, wirken gleichzeitig auf die Meereslebewesen und können sich sogar gegenseitig verstärken oder abmildern. Bisher wurden die Stressfaktoren zumeist individuell und getrennt voneinander betrachtet. Ein internationales Forscherteam hat nun mit Beteiligung der Geoökologin Sinikka Lennartz einen Ansatz entwickelt, der eine systematische und gemeinsame Untersuchung wichtiger Stressoren ermöglicht.

Ihre Studie wird in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift „Nature Climate Change“ veröffentlicht.

Stressfaktoren: unendliche Kombinationsmöglichkeiten
„Das Leben im Meer wird durch das komplexe Gleichgewicht einer Vielzahl von Faktoren wie Nährstoffen, Temperatur und pH-Wert bestimmt. Verändern sie sich, dann verändert sich auch das gesamte ökologische Gleichgewicht.“ erklärt Sinikka Lennartz, Absolventin der Technischen Universität Braunschweig. Während ihres Masterstudiums der Geoökologie konnte sie im Rahmen eines Auslandsaufenthalts an einer Studie mitarbeiten, die nun in der Zeitschrift „Nature Climate Change“ veröffentlicht wird.

Grundlage der Studie waren Untersuchungen des Phytoplanktons, das die Basis der Nahrungskette im Meer bildet und daher für das ökologische Gleichgewicht besonders wichtig ist. „Phytoplankton wird von vielen verschiedenen Stressoren beeinflusst, die bereits einzeln im Labor und in Feldstudien untersucht werden. Wie wissen aber auch, dass diese sich gegenseitig verstärken oder abschwächen können“, erklärt die junge Geoökologin, und ergänzt: „Zusammen ergeben sie fast unendliche Kombinationsmöglichkeiten, was bisher eine gemeinsame, systematische Betrachtung aller wichtigen Stressoren erschwert hat“.

Klimasimulation und statistische Verfahren
Mit Hilfe von Klimasimulationen und einem statistischen Verfahren gelang es dem Forscherteam mehrere dieser Stressfaktoren zu erfassen und zu gruppieren, um ihre Wirkung als so genannte Multistressoren auf das Phytoplankton besser verstehen und abbilden zu können. „Wir haben nun eine bessere Vorstellung davon, welche Faktoren sich in Zukunft regional gleichzeitig ändern und tatsächlich in Zukunft eine Rolle spielen könnten“, fasst Geoökologin Lennartz zusammen.

Neben dem allgemeinen Temperaturanstieg gäbe es beispielweise auch Multistressoren, die an verschiedenen Orten unterschiedlich stark wirken. So zeigten die wichtigen Nährstoffe Phosphat und Eisen dabei einen gegenläufigen Effekt. Wiederum ändern sich Lichtverhältnisse und Nährstoffe simultan, was eine Änderung der Artenzusammensetzung zur Folge haben könnte, erklärt Sinikka Lennartz.

Wie die Studie außerdem zeigt, sind die untersuchten Multistressoren im gesamten Ozean vorhanden. Es sei anzunehmen, so Lennartz, dass sie nicht nur das Phytoplankton, sondern auch weitere Meereslebewesen beeinflussen. „Um die Folgen des Klimawandels besser abschätzen zu können, sollten sie, zusammen mit der tatsächlichen Artenzusammensetzung in einer bestimmten Region, berücksichtigt werden“, erklärt Lennartz. Die Auswirkungen der Multistressoren könnten nun in Labor- und Feldstudien gezielt weiter untersucht und auf weitere Planktonarten angewendet werden. Damit liefert die Studie Grundlagen für einen „Stresstest“ im Meer unter realen Bedingungen.

Zur Publikation
Philip W. Boyd, Sinikka T. Lennartz, David M. Glover and Scott C. Doney (2014) Biological ramifications of climate-change mediated oceanic multi-stressors. Nature Climate Change (AOP 2014-12-01). DOI: 10.1038/nclimate2441

Sinikka Lennartz studierte bis Ende 2013 im Masterstudiengang Geoökologie und konnte in diesem Rahmen einen Forschungsaufenthalt am Woods Hole Institut of Oceanography nahe Boston absolvieren. Dort arbeitete sie zwei Monate unter der Betreuung von Dr. Scott Doney in der Abteilung Marine Chemie und Geochemie. Gegenwärtig ist sie Doktorandin am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel.

Kontakt
Sinikka Lennartz
Marine Biogeochemistry
GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung
Düsternbrooker Weg 20
24105 Kiel
Tel.: 0431/600-4132
E-Mail: slennartz@geomar.de
http://www.geomar.de

Weitere Informationen:
http://blogs.tu-braunschweig.de/presseinformationen/?p=7706

Quelle: idw

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Volkskrankheit Adipositas: Fraunhofer-App unterstützt den Therapieerfolg

Britta Klocke Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Fraunhofer-Institut für Software- und Systemtechnik ISST

Hilfe beim Abnehmen: Am Dortmunder Fraunhofer-Institut für Software- und Systemtechnik ISST haben Forscher eine App entwickelt, die adipösen Patienten bei der Gewichtsreduktion zur Seite steht.

Zu viel Zucker, zu viele Kalorien, zu wenig Bewegung: Die Deutschen werden immer dicker – ein Trend, den die jüngsten Zahlen des Statistischen Bundesamts belegen. Jeder zweite Erwachsene hat demzufolge Übergewicht. In den vergangenen Jahren ist der Anteil Übergewichtiger somit kontinuierlich gestiegen. Auch die Zahl der Menschen, die unter Fettleibigkeit – in der Fachsprache Adipositas genannt – leiden, nimmt Jahr für Jahr zu. Mediziner befürchten deshalb, dass in Zukunft ernährungsbedingte Erkrankungen, wie Diabetes mellitus Typ 2 oder arterielle Hypertonie, hierzulande massiv zunehmen werden. Diese Sorge scheint begründet, wie eine kürzlich von Demografie-Forschern veröffentlichte Studie zeigt. Nach Berechnungen der Experten vom Rostocker Zentrum zur Erforschung des Demografischen Wandels könnte bis 2030 insbesondere die Zahl der adipösen über 50-Jährigen um bis zu 80 Prozent steigen.
Gerade angesichts dieser alarmierenden Zahlen sind effiziente Therapiemethoden gefragt, die Betroffene bei der Gewichtsabnahme unterstützen. Besonders nach einem stationären Klinikaufenthalt fällt es Patienten oft schwer, Ratschläge und neu erlernte Verhaltensweisen auch im Alltag umzusetzen. Das jedoch ist für einen langfristigen Behandlungserfolg unabdingbar.

Adipositas Begleiter: App-nehmen zum Abnehmen
Das Fraunhofer-Institut für Software- und Systemtechnik ISST hat deshalb den Adipositas Begleiter entwickelt – eine Android-basierte App, die Betroffenen als Coach zur Seite steht und ihnen dabei hilft, nach einem stationären Aufenthalt in einer Klinik auch Zuhause erfolgreich weiter Gewicht abzunehmen. Die App vereint nicht nur Lern- und Ratgeberelemente, sondern dient den Patienten zugleich als Tagebuch und Feedbackinstrument. Gleichzeitig bietet sie die Möglichkeit, in Kontakt mit anderen Betroffenen zu treten. So kann der Patient sich unter anderem an wichtige Termine seines Tagesablaufs erinnern lassen, Vitalwerte und subjektive Befindlichkeiten dokumentieren. Zudem kann er sich über die App zum Beispiel auch über Sport- und Selbsthilfekurse in der Region informieren.

Auch die menschliche Betreuung durch Fachpersonal kommt mit dem Adipositas Begleiter nicht zu kurz. Die Besonderheit der App: Sie fungiert nicht nur als Mittler zwischen Patienten und Ärzten, sondern ermöglicht zudem die Verbindung zu telemedizinischen Dienstleistern. Durch diese Funktion können die Patienten jederzeit auch in Kontakt mit einem realen Therapeuten treten und sich medizinisch beraten lassen.

Medizinisch evaluiert
Dass dieses Konzept funktioniert, zeigt die erste Evaluation eines Prototyps des Adipositas-Begleiters: Im Rahmen einer Studie mit der Gelderland-Klinik hat sich die App als erfolgsversprechend in der Behandlung adipöser Patienten erwiesen. Probanden, die an einem speziellen Adipositas-Nachsorge-Programm teilnahmen, erzielten im Vergleich zur Kontrollgruppe eine signifikant höhere Gewichtsabnahme in der Phase nach der Entlassung.

In Zukunft soll die App weiterentwickelt und als Medizinprodukt zertifiziert werden. Interessierten Kliniken, Telemedizin-Dienstleistern und anderen Unternehmen stellt das Fraunhofer ISST die App sowie die benötigte IT-Infrastruktur gerne im Rahmen eines Lizenzvertrags zur Verfügung.

Weitere Informationen:
http://www.isst.fraunhofer.de/de/geschaeftsfelder/it-fuer-die-gesundheitsversorg…

Quelle: idw

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Energieeffizienz, die sich rechnet

Juliane Segedi Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO

Neue Mobile App »ENBUS!« begleitet Hausbesitzer auf dem Weg zum energieeffizienten Gebäude

Der Gebäudesektor verursacht 40 Prozent des Primärenergieverbrauchs in Europa. Hausbesitzer, die über Energieeffizienz nachdenken, sehen sich aber unübersichtlichen und teils widersprüchlichen Informationen ausgesetzt. Im EU-Projekt ENBUS! entwickelt das Fraunhofer IAO eine mobile App für Hausbesitzer. Diese errechnet den konkreten Nutzen energieeffizienter Maßnahmen.

»Ich bin Energiesparer« – der Slogan der 80er Jahre erlebt heute als »Energieeffizienz« ein Revival. Doch allein der Umwelt zuliebe engagieren sich damals wie heute nur wenige. Dabei existieren zahlreiche Produkte und Lösungen, die hohe Einsparpotenziale versprechen. Energieeffiziente Maßnahmen sollen aber nicht nur den Wert eines Hauses nachhaltig steigern, sondern auch den Komfort erhöhen, die Bausubstanz sichern und optisch gefallen. Allen voran aber müssen sich die Maßnahmen finanziell rechnen und ökologisch Sinn machen. Dazu müssen konkrete Zahlen im Vorfeld auf den Tisch.

Um Hauseigentümern Orientierung im Informationsdschungel rund um Energieeffizienz im Gebäude zu bieten, hat das Fraunhofer IAO gemeinsam mit Partnern aus Forschung und Industrie im EU-Projekt ENBUS! eine App entwickelt, die eine neutrale und kostenfreie Nutzenabschätzung erlaubt. Denn die Nutzenabschätzung im Vorfeld einer Sanierung ist nicht nur wichtig, sondern auch schwierig: Bauindustrie und Hersteller energieeffizienter Baustoffe und Geräte bewerben ihre Angebote, beraten aber nicht neutral. Neutrale Fachleute hingegen sind teuer und der Prozess ist aufwendig, das schreckt viele Hausbesitzer ab.

Bei der ENBUS!-App kann der Nutzer ein Gebäudemodell und dessen Standort auswählen. Dafür ermittelt die App modellhafte Energieeinsparungen für eine Vielzahl hinterlegter Produkte und Baustoffe und liefert weitere Hilfestellungen rund um »Energieeffizienz im Gebäude«. »Wir möchten nicht nur zeigen, dass sich Energieeffizienz theoretisch lohnt«, sagt Dr. Thomas Fischer, Projektleiter am Fraunhofer IAO. »Wir zeigen Hausbesitzern den konkreten wirtschaftlichen Nutzen einer Investition auf«. Nur so glaubt Dr. Fischer, wird der Hausbesitzer auf dem Weg zu Energieeffizienz angemessen unterstützt und kann anhand konkreter Zahlen – in Euro und Cent bemessen – Entscheidungen treffen.

Die ENBUS!-App ist derzeit als Prototyp für iPhone und iPad verfügbar. Künftig soll die Software auf andere Plattformen ausgeweitet und inhaltlich umfassend ergänzt werden. Ziel ist eine Lösung, die ein konkretes Gebäude möglichst gut abbildet und dennoch einfach nutzbar ist. Gemäß den Vorgaben des Anwenders macht das System dann umfassende Vorschläge für energieeffiziente Verbesserungen im konkreten Fall.

Kontakt:
Dr. Thomas Fischer
Technologiemanagement
Fraunhofer IAO
Nobelstraße 12
70569 Stuttgart, Germany
Telefon +49 711 970-2037
thomas.fischer@iao.fraunhofer.de

Weitere Informationen:
http://www.iao.fraunhofer.de/lang-de/geschaeftsfelder/technologie-und-innovation…
http://www.enbus.eu

Quelle: idw

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Arbeitsunfähigkeit kostet Deutschland 103 Milliarden Euro – Unfallquote so niedrig wie nie

Jörg Feldmann Pressestelle
Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin

Dortmund – Knapp 960.000 Arbeitsunfälle wurden 2013 in Deutschland gemeldet. Damit erreichte die Unfallquote mit 24 je 1.000 Vollarbeiter den niedrigsten Stand seit Bestehen der Bundesrepublik. Auch die Zahl der tödlichen Arbeitsunfälle nahm weiter ab. Mit 606 Todesfällen in 2013 sank die Zahl um rund 10 Prozent seit 2010. Durch Arbeitsunfähigkeit fielen nach Schätzungen der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) in 2013 rund 1,6 Millionen Erwerbsjahre aus. Dies führte zu einem Produktionsausfall anhand der Lohnkosten von etwa 59 Milliarden Euro. Durch Verlust an Arbeitsproduktivität verlor die deutsche Volkswirtschaft rund 103 Milliarden Euro an Bruttowertschöpfung.

Diese Zahlen nennt der statistische Bericht zum Stand von Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit (SuGA, früher Unfallverhütungsbericht Arbeit), den die BAuA jährlich im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) erstellt und der – wie in diesem Jahr – alle vier Jahre in einer ausführlichen Fassung erscheint. Als klassische Indikatoren für die Güte von Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit führt der Bericht die Unfallentwicklung und die Anzahl der Berufserkrankungen auf. Der SuGA zeichnet ein Bild der Entwicklungen im Bereich von Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit in Deutschland und Europa im Zeitraum 2010 bis 2013.

Während die Unfallzahlen sanken, steigt die Zahl der Arbeitsunfähigkeitstage wieder an. Lag sie in 2010 noch bei rund 115 Fällen pro 100 gesetzlich Krankenversicherte, gab es in 2013 fast 126 Fälle pro 100 Versicherte. Dabei änderte sich die Dauer einer Arbeitsunfähigkeit mit durchschnittlich etwa 12 Tagen kaum.

Im Jahr 2013 starben 2.357 Menschen an den Folgen einer Berufskrankheit. Dies bedeutet im Vergleich zum Jahr 2010 eine Abnahme um 152 Fälle. Trotz des Verbotes von Asbest 1993 gehen fast zwei Drittel dieser Todesfälle auf die Einwirkung asbesthaltiger Stäube zurück.

Im Vergleich zum Beginn des Berichtszeitraums (2010) sanken die Rentenzugänge wegen verminderter Erwerbsfähigkeit um etwa drei Prozent. Insgesamt gab es 2013 über 175.000 neue Frührenten. Zugleich nehmen jedoch die Rentenzugänge aufgrund von psychischen und Verhaltensstörungen zu. Betrug der Anteil dieser Diagnosegruppe am gesamten Neuverrentungsgeschehen 2010 noch rund 39 Prozent, lag dieser im Jahr 2013 bei fast 43 Prozent. Alle anderen Diagnosen sind von 2010 auf 2013 absolut und prozentual rückläufig.

Der Bericht erscheint alle vier Jahre in einer ausführlichen Version. Die aktuelle Fassung enthält daher neben den statistischen Kennzahlen zu Arbeitsunfällen, zu Berufskrankheiten, zum Arbeitsunfähigkeitsgeschehen und zu Arbeitsbedingungen einen Überblick über Entwicklungen hinsichtlich der Rahmenbedingungen von Arbeit und Gesundheit im Zeitraum 2010 bis 2013.

So greift der SuGa 2013 neben dem Abschluss der ersten Strategie-Periode der Gemeinsamen Deutschen Arbeitsschutzstrategie (GDA) und der Vorstellung des neuen Strategischen Rahmens der Europäischen Union für Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz 2014-2020 auch verschiedene weitere Themen auf. In diesem Zusammenhang befasst sich der Bericht beispielsweise intensiv mit der psychischen Belastung, der arbeitsmedizinischen und sicherheitstechnischen Betreuung oder den Zulassungsverfahren im Rahmen der Chemikalien-Gesetzgebung.

Weitere Themen sind Veränderungen des staatlichen Rechts und des Rechts der Unfallversicherungsträger, Aufgaben, Projekte und Schwerpunkte der Länder und der Unfallversicherungsträger, ausgewählte Maßnahmen anderer Arbeitsschutzakteure und Projekte und Aktionen der Schülerunfallversicherung sowie eine Beschreibung des Schülerunfallgeschehens.

Für den jährlichen Bericht „Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit – Unfallverhütungsbericht Arbeit“ (SuGA) wertet die BAuA Informationen über das Arbeits- und Wegeunfallgeschehen sowie über Berufskrankheiten von allen Trägern der gesetzlichen Unfallversicherung aus. Ebenfalls nutzt die BAuA Informationen des Statistischen Bundesamtes, der Krankenkassen, der Gewerbeaufsicht und der BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragung, um zum Beispiel die Belastungen und Arbeitsunfähigkeit darzustellen.

Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit 2013 – Unfallverhütungsbericht Arbeit; 1. Auflage; Dortmund; Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin 2014; ISBN 978-3-88261-036-9; 339 Seiten. Eine Version im PDF-Format zu Herunterladen steht unter http://www.baua.de/publikationen.

Weitere Informationen unter http://www.baua.de/suga.

Forschung für Arbeit und Gesundheit
Sichere und gesunde Arbeitsbedingungen stehen für sozialen Fortschritt und eine wettbewerbsfähige Wirtschaft. Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) forscht und entwickelt im Themenfeld Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit, fördert den Wissenstransfer in die Praxis, berät die Politik und erfüllt hoheitliche Aufgaben – im Gefahrstoffrecht, bei der Produktsicherheit und mit dem Gesundheitsdatenarchiv. Die BAuA ist eine Ressortforschungseinrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales. Über 650 Beschäftigte arbeiten an den Standorten in Dortmund, Berlin und Dresden sowie in der Außenstelle Chemnitz.
http://www.baua.de

Weitere Informationen:
http://www.baua.de/dok/5746626
Direkter Link zum Bericht „Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit 2013 – Unfallverhütungsbericht Arbeit“

Quelle: idw

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Wie Bodenmikroben durch den Klimawandel aus dem Takt geraten

Susanne Eichacker Kommunikation
Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt

Wissenschaftler des Helmholtz Zentrums München haben gemeinsam mit Kollegen der Technischen Universität München (TUM) und des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) erforscht, wie Bodenmikroorganismen auf klimatische Veränderungen reagieren. Ihr Resultat: Extremwetterereignisse wie lange Trockenperioden und starke Niederschläge beeinflussen die Stoffwechselaktivität von Mikroben stark. Dies kann zu einer Veränderung des Stickstoffhaushalts im Boden führen und, in extremen Fällen, sogar Konzentrationen des Treibhausgases Distickstoffmonoxid in der Atmosphäre erhöhen.

Um den Einfluss des Klimawandels auf Bodenmikroorganismen unter möglichst natürlichen Bedingungen zu beobachten, verpflanzten die Wissenschaftler intakte Jungbuchen von einem kühlen, feuchten Standort, der in etwa den heutigen klimatischen Bedingungen entspricht, an eine südwestlich gelegene, wärmere Stelle. Diese spiegelte Temperatur und Niederschlagsprofile wider, wie sie durch den Klimawandel erwartet werden können. „Bodenart und Nährstoffgehalt blieben erhalten“, erläutert Prof. Dr. Michael Schloter, Leiter der Abteilung Umweltgenomik (EGEN) am Helmholtz Zentrum München. „Außerdem haben wir das Szenario zusätzlich verschärft, indem wir lange Trockenperioden, aber auch starke Regenfälle simulierten“, fügt er hinzu.

Um die Dynamik der Bodenmikroflora zu bestimmen, untersuchten die Forscher Markergene von Mikroorganismen, die typischerweise am Stickstoff-Umsatz beteiligt sind. Sie fanden heraus, dass bereits der Standortwechsel ohne zusätzliche Extremwetterbedingungen zu einer drastischen Veränderung der Stoffwechselaktivität und Zusammensetzung der Mikroorganismen führte. „Unter extremen klimatischen Veränderungen wurden diese Effekte noch deutlicher“, erklärt Dr. Silvia Gschwendtner (EGEN), die die Untersuchungen durchführte. Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass die Aktivität der Mikroorganismen, die vor allem an der Denitrifikation beteiligt sind, positiv beeinflusst wird. „Das wirkt sich einerseits auf den Wettbewerb zwischen Pflanzen und Mikroorganismen aus. Andererseits könnte es aber auch zu einer erhöhten Emission des klimarelevanten Treibhausgases Lachgas (Distickstoffmonoxid) führen“, sagt Geschwendtner.

Weitere Informationen
Denitrifikation: Bei der D. wird das im Boden vorliegende, pflanzenverfügbare Nitrat zum gasförmigen Stickstoff und zu Stickoxiden verarbeitet

Original-Publikation:
Gschwendtner, S. et al.(2014)Climate change induces shifts in abundance and activity pattern of bacteria and archaea catalyzing major transformation steps in nitrogen turnover in a soil from a Mid-European beech forest, PLOS ONE, doi: 10.1371/journal.pone.0114278

Link zur Fachpublikation:
http://www.plosone.org/article/info%3Adoi%2F10.1371%2Fjournal.pone.0114278

Das Helmholtz Zentrum München verfolgt als Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt das Ziel, personalisierte Medizin für die Diagnose, Therapie und Prävention weit verbreiteter Volkskrankheiten wie Diabetes mellitus und Lungenerkrankungen zu entwickeln. Dafür untersucht es das Zusammenwirken von Genetik, Umweltfaktoren und Lebensstil. Der Hauptsitz des Zentrums liegt in Neuherberg im Norden Münchens. Das Helmholtz Zentrum München beschäftigt rund 2.200 Mitarbeiter und ist Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft, der 18 naturwissenschaftlich-technische und medizinisch-biologische Forschungszentren mit rund 34.000 Beschäftigten angehören.http://www.helmholtz-muenchen.de/index.html

Die selbstständige Abteilung Umweltgenomik (EGEN) untersucht die Struktur und Funktion mikrobieller Gemeinschaften im Boden und identifiziert abiotische und biotische Parameter die Abundanz, Diversität und Aktivität der entsprechenden Mikrobiome steuern. Das Ziel ist die genetischen Ressourcen des Bodenmikroflora für eine nachhaltige Biookonomie besser nutzbar zu mache. EGEN gehört dem Department of Environmental Sciences an. http://www.helmholtz-muenchen.de/egen/index.html

Die Technische Universität München (TUM) ist mit rund 500 Professorinnen und Professoren, 10.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und 36.000 Studierenden eine der forschungsstärksten Technischen Universitäten Europas. Ihre Schwerpunkte sind die Ingenieurwissenschaften, Naturwissenschaften, Lebenswissenschaften und Medizin, ergänzt um Wirtschafts- und Bildungswissenschaft. Die TUM handelt als unternehmerische Universität, die Talente fördert und Mehrwert für die Gesellschaft schafft. Dabei profitiert sie von starken Partnern in Wissenschaft und Wirtschaft. Weltweit ist sie mit einem Campus in Singapur sowie Niederlassungen in Brüssel, Kairo, Mumbai, Peking und São Paulo vertreten. An der TUM haben Nobelpreisträger und Erfinder wie Rudolf Diesel und Carl von Linde geforscht. 2006 und 2012 wurde sie als Exzellenzuniversität ausgezeichnet. In internationalen Rankings gehört sie regelmäßig zu den besten Universitäten Deutschlands.http://www.tum.de/

Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts nach den Gesetzen des Landes Baden-Württemberg. Es nimmt sowohl die Mission einer Universität als auch die Mission eines nationalen Forschungszentrums in der Helmholtz-Gemeinschaft wahr. Thematische Schwerpunkte der Forschung sind Energie, natürliche und gebaute Umwelt sowie Gesellschaft und Technik, von fundamentalen Fragen bis zur Anwendung. Mit rund 9 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, darunter mehr als 6 000 in Wissenschaft und Lehre, sowie 24 500 Studierenden ist das KIT eine der größten Forschungs- und Lehreinrichtungen Europas. Das KIT verfolgt seine Aufgaben im Wissensdreieck Forschung – Lehre – Innovation. http://www.kit.edu/index.php

Fachlicher Ansprechpartner:
Prof. Dr. Michael Schloter, Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt (GmbH), Ingolstädter Landstr. 1, 85764 Neuherberg – Tel. +49 89 3187-2304, E-Mail schloter@helmholtz-muenchen.de

Weitere Informationen:
http://www.helmholtz-muenchen.de/aktuelles/uebersicht/pressemitteilungnews/artic…

Quelle: idw

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Gesunde Zähne = niedriger Blutdruck. Zahnarztbesuch senkt Herzinfarkt-und Schlaganfallrisiko

Maximilian Broglie Geschäftsstelle
Deutsche Hochdruckliga

Berlin, 2014 – Menschen mit Parodontitis, einer bakteriellen Zahnfleischentzündung, erleiden häufiger einen Herzinfarkt oder Schlaganfall. In einer aktuellen Studie stellten Bluthochdruckforscher nun fest, dass eine Behandlung der Parodontitis auch einen erhöhten Blutdruck wieder absenken kann. Auf der Pressekonferenz anlässlich des 38. wissenschaftlichen Kongresses „Hypertonie und Prävention 2014″ der Deutschen Hochdruckliga e.V.® – Deutsche Gesellschaft für Hypertonie und Prävention (DHL®) am 11. Dezember 2014 in Berlin stellen Experten die Studie vor. Sie erörtern auch, was sich daraus für den Kampf gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen ableiten lässt.

Bei Parodontitis entzündet sich das Zahnfleisch so stark, dass der Zahnhalteapparat Schaden nimmt. Ohne Behandlung lockern sich die Zähne und fallen mitunter sogar aus. Hinzu kommt: Menschen mit Parodontitis leiden häufiger als jene mit gesunden Zähnen an Erkrankungen, die den ganzen Körper betreffen. Dazu gehört neben Diabetes vor allem Bluthochdruck. Noch ist der Zusammenhang zwischen Bluthochdruck und der Zahnfleischerkrankung nicht abschließend ergründet. „Sehr wahrscheinlich sind jedoch dieselben Bakterien, die die Parodontitis auslösen, auch die Ursache für den erhöhten Blutdruck und die vermehrten Herzinfarkte sowie Schlaganfälle“, erläutert Dr. med. Johannes Baulmann, der die Abteilung für Angiologie der Kardiologischen Klinik am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein in Lübeck leitet. Die Erreger verteilen sich im ganzen Körper, so der Experte, und damit auch in den Blutgefäßen. „Dort regen sie entzündliche Prozesse an, die Gefäßwände werden fest und irgendwann sogar brüchig.“ Wie elastisch die Gefäße noch sind, können Forscher mittels der Pulswellengeschwindigkeit messen. Diese beschreibt, wie schnell die Druckwelle des Pulses die Arterien durchläuft. Eine hohe Pulswellengeschwindigkeit zeigt an, dass die Gefäße versteift sind – damit steigt das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. In einer Vorläuferstudie, deren Ergebnis kürzlich in der Fachzeitschrift PLOS One veröffentlicht wurde, erforschte Baulmann gemeinsam mit anderen Medizinern, dass Patienten mit Parodontitis steifere Gefäße haben und einen höheren zentralen Blutdruck.

In der aktuellen Studie gingen sie der Frage nach, ob sich der Bluthochdruck im Umkehrschluss mit besserer Zahngesundheit wieder absenkt. Sie verfolgten dafür die Behandlungsfortschritte von 100 Patienten mit Parodontitis. Nach zwölf Monaten stellten die Forscher fest, dass Patienten mit erfolgreich bekämpfter Zahnfleischentzündung auch elastischere Blutgefäße hatten. Und besonders eindrucksvoll war für sie, dass der zentrale Blutdruck dieser Patienten gesunken war. „Die Studie gibt erste Hinweise darauf, dass mit der Parodontitis-Behandlung Herz-Kreislauf-Erkrankungen und mögliche Folgen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall reduziert werden könnten“, so Baulmann. Bei der Pressekonferenz anlässlich des Kongresses „Hypertonie und Prävention 2014″ der Deutschen Hochdruckliga am 11. Dezember um 12.30 Uhr diskutieren Experten die Bedeutung interdisziplinärer Behandlungsmethoden der Hypertonie und welche grundlegende Rolle die Elastizität der Gefäße für unsere Gesundheit spielt.

Quelle:
http://www.plosone.org/article/info%3Adoi%2F10.1371%2Fjournal.pone.0103449

Weitere Informationen:
http://www.hypertonie2014.de

Quelle: idw

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Thementisch: Kläranlagen versus Mikroplastik

Dipl.-Chem. Iris Kumpmann Abteilung Public Relations
Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT

Mikroplastik. Die kleinen Kunststoffpartikel stehen in der Kritik, da sie sich, offensichtlich weitestgehend ungehindert, durch den Wasserkreislauf bewegen und so in die Nahrungskette und langfristig auch in den menschlichen Organismus gelangen können – mit noch unbekannten Folgen. Jüngste Schlagzeilen in den Medien titulierten Kläranlagen als überfordert² hinsichtlich deren Eignung, Mikroplastik aus dem Abwasser herauszufiltern. Doch: Wie überfordert sind die Kläranlagen mit Mikroplastik tatsächlich? Hier fehlen gesicherte Erkenntnisse. Am 18. November 2014 wurde bei Fraunhofer UMSICHT zum Thema »Mikroplastik und Kläranlagen« über den Status quo sowie zukünftige Aufgaben diskutiert.

Mit dem Ziel, die Aktivitäten rund um das Thema Mikroplastik weiter voranzutreiben, organisierte Fraunhofer UMSICHT zusammen mit dem Cluster Umwelttechnologien.NRW am 18. November 2014 einen eintägigen Thementisch mit dem Titel »Mikroplastik und Kläranlagen«. Rund 25 Experten, überwiegend aus der Abwasserbranche, nahmen an der Veranstaltung teil.

Bedarf an Forschung
Ralf Bertling von Fraunhofer UMSICHT eröffnete den Thementisch mit einem Übersichtsvortrag zu Mikroplastik sowie der Vorstellung aktueller Aktivitäten des Instituts in diesem Bereich. Bertling stellte in seinem Vortrag den FuE-Ansatz von Fraunhofer UMSICHT heraus. Dieser Ansatz grenzt sich insofern von bisherigen Denkweisen ab, da er das gesamte Mikroplastik-System als eine Prozesskette mit der Kläranlage als zentralem Bestandteil betrachtet.

Seit März 2014 gibt es bei Fraunhofer UMSICHT mit der »AG Mikroplastik« eine interdisziplinär zusammengesetzte Gruppe von Forschern, in der sich verschiedene Kompetenzen gebündelt dem Thema Mikroplastik widmen. »Es gibt Handlungsbedarf«, heißt es unisono in der AG.

Maren Heß vom Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV) begrüßt diese Aktivitäten. Zum einen seien bisher nur wenige Studien zu Mikroplastik veröffentlicht worden, die zudem meist in Zusammenhang mit Salzwasser und nicht mit Süßwasser stehen. Es fehlten beispielsweise detaillierte Informationen zu Ursprung und konkreter Verbreitung, Anzahl, Qualität und Auswirkungen auf die Umwelt. Zum anderen gebe es bisher keine allgemein gültige und wissenschaftlich belastbare Vorgehensweise zur Bestimmung und Bewertung der Mikroplastikproblematik. »Hier herrscht eindeutig Forschungsbedarf. Für die Zurückhaltung der Forschung sind sicherlich auch fehlende finanzielle Mittel verantwortlich«, fügt Ralf Bertling hinzu.

Bereits etablierte Methoden nutzen
Carmen Nickel, Institut für Energie- und Umwelttechnik e.V. (IUTA) in Duisburg, ist Expertin für Nanotechnologie. Hier gibt es bereits entsprechende Analysemethoden. Nickel stellt die Eigenschaften von Nanomaterial und Mikroplastik gegenüber und möchte bereits etablierte Methoden und Erkenntnisse vom einen in den anderen Bereich überführen: »Was können wir aus unseren bisherigen Erfahrungen mit Nanomaterialien für das Thema Mikroplastik lernen?« Etwa, dass eine Abschätzung über die reine Masse des Mikroplastiks im Abwasser nicht unbedingt aussagekräftig sein muss. Die Oberfläche der gleichen Masse an Partikeln vergrößert sich um ein Vielfaches, je kleiner die Partikel sind. Und umso größer die Oberfläche ist, desto mehr Schadstoffe können sich prinzipiell an ihr anlagern.

Burkhard Hagspiel von der Stadtentwässerung und Umweltanalytik Nürnberg (SUN) hingegen hält die Aufregung um das Thema Mikroplastik in Kläranlagen für übertrieben. Hagspiel begründet dies mit den geringen Mengen Mikroplastik, die in behandeltem Abwasser bisher nachgewiesen wurden. Dennoch fordert auch Hagspiel: »Es bedarf umfangreicher Forschung.«

Unter den Teilnehmern des Thementischs waren auch Forscher aus Belgien und Frankreich. Kris De Gussem vom belgischen Kläranlagenbetreiber AQUAFIN referierte zu durchgeführten Mikroplastik-Untersuchungen in einer Kläranlage. Außer am Zulauf und Ablauf wurden auch innerhalb der Kläranlage, hinter Sandfang, Vorklär- und Belebungsbecken, unterschiedliche Mikroplastik-Konzentrationen ermittelt. Hieraus resultierte eine erste Mikroplastik-Bilanz für eine Kläranlage. Auch De Gussem regte eine Vereinheitlichung der Analysemethoden sowie weitere Untersuchungen in Kläranlagen an.

Jürgen Bertling, Abteilungsleiter Werkstoffsysteme bei Fraunhofer UMSICHT, stellt in seinem Vortrag heraus, dass vor allem die Entstehung von Mikroplastik durch Verwitterung von Kunststoffen bislang noch viel zu wenig untersucht ist. Nichtsdestotrotz sieht er vor allem aufgrund der Langlebigkeit von Polymeren (10 000 Jahre und mehr) eine drastische Reduktion des Mikroplastikeintrags als zwingend erforderlich – nicht zuletzt aus einem ästhetisch verstandenen Umweltschutz. Bertling zeigte darüber hinaus, dass die Bestimmung der Mikroplastikmenge in hohem Maße von einer korrekten Ermittlung der Partikelgrößenverteilung abhängig ist. Andernfalls kann die Gefährdung schnell um zwei bis drei Zehnerpotenzen unter- oder überschätzt werden.

Initiative Mikroplastik
Die Veranstaltung wurde von den Teilnehmern als sehr guter Einstieg in weitere zielgerichtete Aktivitäten bewertet. Als ein wichtiges Ziel wurde die Vereinheitlichung der Untersuchungsmethoden formuliert. Außerdem wurde ein Bedarf an weiteren, verlässlichen Daten zu Quantität und Qualität von Mikroplastik in Kläranlagen formuliert. Gemeinsames Fazit ist, dass diese Ziele nur mit weiteren Studien, sprich weiteren Untersuchungen von Mikroplastik in Kläranlagen, zu erreichen sind. Dabei sind vor allem auch verfahrens-, polymer- und partikeltechnische Aspekte stärker als bisher einzubeziehen, um ein umfassendes Bild und Lösungsansätze abzuleiten. Die Fraunhofer-UMSICHT-Teilnehmer schlugen die Gründung einer »Initiative Mikroplastik« vor, welche sich der Klärung der Fragestellungen rund um Mikroplastik widmet. Der Vorschlag stieß auf ein positives Echo, sodass weitere Aktivitäten zu erwarten sind.

²Mikroplastik überfordert Kläranlagen, SPIEGEL ONLINE Wissenschaft, 10/2014

Cluster Umwelttechnologien.NRW
In regionalen und überregionalen Netzwerken (Clustern) kooperieren unterschiedliche Akteure entlang der Wertschöpfungskette, um Synergien zu nutzen und dadurch die Wettbewerbsfähigkeit der einzelnen Partner zu stärken und Wachstumspotenziale zu erhöhen. Für die Umsetzung der NRW-Clusterpolitik im Bereich Umwelttechnologie ist das Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes NRW verantwortlich. Das Clustermanagement Umwelttechnologien.NRW setzt sich interdisziplinär aus Wissenschaftlern und Umweltingenieuren unter der Führung der Grontmij GmbH zusammen. Eines der Hauptziele ist es, die Innovationsfähigkeit in NRW weiter auszubauen und eine gemeinsame Identität der Umwelttechnikbranche zu schaffen. Der Cluster Umwelttechnologien.NRW bietet eine landesweite Plattform für die über 3 500 Unternehmen der Umweltwirtschaft in NRW. Das Clustermanagement hat am 19. Mai 2009 seine Arbeit aufgenommen.

AG Mikroplastik
Die AG Mikroplastik, gegründet im März 2014, ist Teil des Formats »Werkstattgespräch«, das von der Ideenfabrik »Zukünftige Produkte« bei Fraunhofer UMSICHT initiiert wurde. Zehn Teilnehmer aus unterschiedlichen Forschungsbereichen widmen sich u. a. den thematischen Schwerpunkten Mikroplastik in der Umwelt und in Wasserkreisläufen, Entfernung und Substitution von Mikroplastik, Zersetzungskinetik von Kunststoffen, biotische Zersetzungsprozesse, Toxizität und Schadstoffanreicherung sowie Mikroplastik und Kläranlagen. »In der AG können wir viele Kompetenzen zusammenführen – von der Werkstoffentwicklung für biologisch abbaubare Mikropartikel über experimentelle Untersuchungen zu Bewegungsmustern von Partikeln in Gewässern und ihrer Abtrennbarkeit aus Abwasserströmen bis hin zur Frage, wie aus Kunststoffverpackungen oder Plastiktüten kleine Mikropartikel entstehen «, erklärt Jürgen Bertling, Initiator der AG.

Quelle: idw

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Thermoelektrische Abwärmenutzung: Neues Design spart Material

Fraunhofer IPM, Holger Kock Kommunikation
Fraunhofer-Gesellschaft

Wissenschaftlern am Fraunhofer IPM ist es gelungen, den Materialeinsatz bei der Herstellung thermoelektrischer Module um die Hälfte zu reduzieren – bei gleicher Leistung. Dank des geringeren Materialverbrauchs werden die Module zukünftig deutlich günstiger und auch leichter sein. Fraunhofer IPM stellt das neue Moduldesign auf der »4. Tagung Thermoelektrik« im Dezember vor.

Die Thermoelektrik gehört zu den Zukunftstechnologien für das so genannte »Energy Harvesting«. Dazu zählt z. B. die Nutzung überschüssiger Abwärme: Thermoelektrische Module wandeln dabei Wärme direkt in Strom um und können so zur besseren Energieeffizienz beitragen. Für einen breiten Einsatz der Energiewandler – z. B. im Auto, in Energiesystemen oder Industrieanlagen – müssen die Module deutlich effizienter und preisgünstiger werden. Mit der optimierten Modul-Geometrie ist Fraunhofer IPM der Marktreife nun einen großen Schritt näher gekommen: Bei gleicher Leistung und Effizienz genügt jetzt die Hälfte des üblicherweise eingesetzten thermoelektrischen Materials. Vergleichsmessungen haben gezeigt, dass weitere wichtige Moduleigenschaften wie thermischer Leitwert, Innenwiderstand sowie die Seebeck-Spannung der optimierten Module im Vergleich zu Modulen mit herkömmlicher Geometrie unverändert bleiben.

Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der Thermoelektrik konzentrieren sich bis dato vor allem auf die Verbesserung thermoelektrischer Materialien, weniger auf deren Verarbeitung und deren Einsatz in Modulen. Neue Materialien wie Halb-Heusler-Verbindungen, Skutterudite oder Silicide, die vor allem für Anwendungen bei hohen Temperaturen eingesetzt werden, erreichen heute eine deutlich höhere Effizienz als noch vor wenigen Jahren. Dies ist jedoch nur die Grundvoraussetzung für den Einsatz der Thermoelektrik auf breiter Front. Für die meisten Anwendungen sind diese High-Tech-Materialien bisher zu teuer. Hier bedeutet die Materialeinsparung bei der Modulfertigung einen großen Schritt in Richtung Industrialisierung. Gleichzeitig sind die signifikanten Gewichtseinsparungen bei gleichbleibender Leistungsfähigkeit insbesondere für mobile Anwendungen wie im Automobilbereich entscheidend. Und das Designkonzept erlaubt weitere Verbesserungen.

Weitere Informationen:
http://www.ipm.fraunhofer.de/de/gf/energiesysteme-thermoelektrik.html
Thermoelektrische Energiesysteme von Fraunhofer IPM

Quelle: idw

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Rohstoffeffizienz-Preis 2014: Neues Textil filtert Wertmetalle aus Industrieabwässern

Für die Entwicklung eines Textils, das in der Lage ist, Wertstoffe aus industriellen Abwässern zu filtern, haben Dr. Klaus Opwis vom Deutschen Textilforschungszentrum Nord-West (DTNW) Krefeld und Frank Grüning vom Institut für Energie- und Umwelttechnik (IUTA) Duisburg am 4. Dezember den Rohstoffeffizienz-Preis 2014 erhalten. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) und die Deutsche Rohstoffagentur würdigen mit dieser Auszeichnung besondere Beiträge zur Sicherung der Rohstoffversorgung. Das Forscherteam hatte darüber hinaus mit dieser Innovation das Finale in der Bewerbung um den Otto von Guericke-Preis der AiF Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen erreicht. Der Preis wird einmal im Jahr für herausragende Leistungen der Industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF) vergeben und ist mit 5.000 Euro dotiert. Die vorwettbewerbliche IGF wird im Innovationsnetzwerk der AiF und ihrer 100 Forschungsvereinigungen organisiert und vom BMWi mit öffentlichen Mitteln gefördert.

Neben Elektroschrott stellen industrielle Prozess- und Abwässer eine wichtige Wertmetallquelle dar. „Wegen der zu geringen Konzentration war es bisher schwer möglich, diese ‚wertvolle Fracht‘ mit konventionellen Methoden herauszufiltern. Vielfach lohnte sich auch der Aufwand nicht.“, beschreiben die Wissenschaftler die bisherige Situation. Ziel des Forschungsvorhabens war es daher, mittels eines textilen Adsorbermaterials die relevanten Metalle zu isolieren und zurückzugewinnen.

In dem ausgezeichneten IGF-Vorhaben – organisiert von den AiF-Mitgliedern Institut für Energie- und Umwelttechnik (IUTA) und Forschungskuratorium Textil (FKT) – fixierten Opwis und Grüning zunächst Polyelektrolyte an verschiedenen Textilien. Diese Moleküle sind in der Lage, aus bestimmten Lösungen Wertmetalle „herauszufischen“. Mit Hilfe von Polyesterstoff konnten die Forscher – zunächst im Labormaßstab – unterschiedliche Edelmetalle wie Gold, Silber, Platin und Palladium binden. Das Verfahren wurde in einem weiteren Schritt praxistauglich umgesetzt: Es gelang, aus mehreren hundert Litern Abwässer der Leiterplattenindustrie pro Kilogramm Textil 20 Gramm Palladium zurückzugewinnen.

Die Ergebnisse des Forschungsvorhabens lassen viele weitere Anwendungsmöglichkeiten des innovativen Adsorbertextils erkennen. Insbesondere kleinen und mittleren Unternehmen der deutschen Textilindustrie ist es möglich, mit geringem Aufwand ein textiles Spezialprodukt herzustellen und entsprechend zu vermarkten. Für mittelständische Unternehmen der metallverarbeitenden Industrie besteht ein Anreiz, mit Hilfe des Textilmaterials auch aus niedrigkonzentrierten Reststofflösungen hochwertige Metalle zurückzugewinnen, gegebenenfalls sogar dort, wo sich eine Aufbereitung bisher mit konventionellen Methoden nicht lohnte oder unmöglich war. Die mittelstandsgeprägte Branche des Anlagebaus zieht ebenfalls großen Nutzen aus dem IGF-Projekt, beispielsweise durch die Konstruktion stationärer Filtermodule bei industriellen Anwendern.

Ansprechpartner zum Projekt
Deutsches Textilforschungszentrum Nord-West;
Dr. Klaus Opwis, opwis@dtnw.de, Telefon: +49 2151 843 205

Institut für Energie- und Umwelttechnik;
Frank Grüning, gruening@iuta.de, Telefon: +49 2065 418 213

Über die AiF
Die Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen „Otto von Guericke“ e.V. ist ein 1954 gegründetes, industriegetragenes Innovationsnetzwerk zur Förderung von Forschung und Entwicklung im Mittelstand. Es verknüpft die Interessen von Wirtschaft, Wissenschaft und Politik. Aufgabe ist es, als Dachverband von 100 branchenspezifischen Forschungsvereinigungen die Volkswirtschaft Deutschlands in ihrer Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig zu stärken. Die AiF als gemeinnütziger Verein ist Träger der Industriellen Gemeinschaftsforschung und betreut über die AiF Projekt GmbH und die AiF F∙T∙K GmbH, ihre einhundertprozentigen Tochtergesellschaften, weitere Förderprogramme der öffentlichen Hand. Im Jahr 2013 setzte die AiF rund 490 Millionen Euro an öffentlichen Fördermitteln ein.

Weitere Informationen:
http://www.aif.de

Quelle: idw

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Bald Brennstoffe aus Kohlendioxid?

Dr. Renate Hoer Abteilung Öffentlichkeitsarbeit
Gesellschaft Deutscher Chemiker e.V.

Effektives Katalysatorsystem für die photokatalytische Reduktion von CO2 zu Kohlenwasserstoffen

Kohlenwasserstoffe sind immer noch unsere bedeutendsten Energieträger, aber müssen sie zwangsläufig aus fossilen Quellen gewonnen werden? Warum nicht den Verbrennungsprozess umkehren und sie aus CO2 aufbauen? Dies ließe sich mit einem durch Sonnenenergie getrieben Verfahren realisieren, sobald geeignete Katalysatoren zur Verfügung stehen. Wissenschaftler aus Japan und China stellen in der Zeitschrift Angewandte Chemie jetzt ein neues, besonders effektives photokatalytisches System vor – vielleicht ein weiterer Schritt auf dem Weg zu CO2-neutralen Kraft- und Brennstoffen.

Verschiedene Katalysatoren für die photokatalytische Reduktion von CO2 wurden bereits entwickelt, z.B. auf der Basis von Strontiumtitanat (SrTiO3, STO) oder Titandioxid (TiO2). Angesichts der speziellen Energieniveaus dieser zwei Halbleitermaterialien schien den Forschern um Jinhua Ye eine Heterostruktur aus beiden Stoffen besonders erfolgversprechend. Die Wissenschaftler vom National Institute for Materials Science (Japan) und dem U-NIMS Joint Research Center der Tianjin University (China) stellten Anordnungen koaxial ausgerichteter STO/TiO2-Nanoröhrchen her. Die Röhrchen bestückten sie gleichmäßig mit Nanopartikeln aus einer Gold-Kupfer-Legierung als Co-Katalysator. Hydrazin-Hydrat (N2H4•H2O) dient als Wasserstoffquelle und sorgt für die notwendige reduzierende Atmosphäre. So gelang es den Forschern, CO2 sehr effizient in CO, Methan (CH4) und weitere Kohlenwasserstoffe umzusetzen.

Bestrahlung mit Sonnenlicht setzt Elektronen in den Halbleiter-Röhrchen frei. Dank der STO/TiO2-Heterostrukturen lässt sich die damit verbundene Ladungstrennung besser aufrecht erhalten als bei den reinen Substanzen. Die Elektronen werden auf die bimetallischen Edelmetall-Nanopartikel übertragen und von dort weiter auf das CO2, das entstehende CO und weitere gasförmige Zwischenprodukte. Die hohe Oberfläche der Röhrenbündel und die Porosität der Wände der Nanoröhrchen sorgen für eine hohe Gasdiffusion und sorgen für einen effektiven Transport der Ladungen. Aufgrund spezieller Legierungseffekte können die Gold-Kupfer-Nanopartikel den Rücktransport photogenerierter Elektronen in den Halbleiter wesentlich effektiver aufhalten als die Reinmetalle. Das Hydrazin-Hydrat liefert den benötigten Wasserstoff, sorgt für einen Elektronen-Nachschub am Katalysator und schafft eine reduzierende Atmosphäre, die die Metall-Nanopartikel über lange Zeit stabilisiert. Wird dagegen Wasser als Wasserstoff-Quelle genutzt, ist eine rasche Deaktivierung des katalytischen Systems zu verzeichnen. Das CO2 wird an den Nanopartikeln zunächst zu CO und dann weiter zu CH4 und anderen Kohlenwasserstoffen reduziert. Bei einem Verhältnis von Gold zu Kupfer von 3:1 in der Legierung ist der Anteil der entstehenden Kohlenwasserstoffe am höchsten.

Angewandte Chemie: Presseinfo 41/2014

Autor:
Jinhua Ye, National Institute for Materials Science (Japan), http://www.nims.go.jp/units/erm/project_1/JYE/yejinhua.htm

Permalink to the original article: http://dx.doi.org/10.1002/ange.201409183

Angewandte Chemie, Postfach 101161, 69451 Weinheim, Germany.

Weitere Informationen:
http://presse.angewandte.de

Quelle: idw

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Blutdrucksenkendes Salz bald auf dem Markt?

Marie de Chalup Wissenschaftliche Abteilung
Wissenschaftliche Abteilung, Französische Botschaft in der Bundesrepublik Deutschland

CEN Nutriment ist ein KMU aus Dijon, dass Untersuchungen und klinische Studien für die Industrie durchführt, die sich heute einer neuen EU-Verordnung zu nährwert- und gesundheitsbezogenen Angaben gegenübersieht. Vor wenigen Monaten hat das KMU einen Vertrag mit dem deutschen Hersteller und Vertreiber von Nahrungsergänzungsmitteln, Han Biotech GmbH, und dem südkoreanischen Hersteller von Blutzuckermessgeräten, Biotech CO. LTD., abgeschlossen. Ziel ist die Entwicklung eines Salzes, das durch die Zugabe von Chitin aus Krabbenschalen weniger blutdrucksteigernd wirkt als herkömmliche Salze.

In einer Studie konnte nachgewiesen werden, dass die Verwendung des modifizierten Salzes, und eine gleichzeitige Verringerung der konsumierten Salzmenge, eine deutliche Senkung des Bluthochdrucks zur Folge hatte.
Die Ergebnisse der Studie wurden in der Fachzeitschrift International Angiology veröffentlicht.

Es wurde ein Antrag auf Zulassung der gesundheitsbezogenen Angaben bei der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) eingereicht. Das südkoreanische Unternehmen hat bereits ein internationales Patent für dieses Produkt angemeldet, und in Belgien ist es schon als Nahrungsergänzungsmittel zugelassen. CEN Nutriment und HAN Biotech haben in diesem Sommer einen Vertrag abgeschlossen, in dem sie zu gleichen Teilen ein Drittel des südkoreanischen Unternehmens erwerben.

In einem nächsten Schritt ist der Aufbau einer Produktionsstätte für dieses Salz in Frankreich geplant. In Anbetracht der Tatsache, dass allein in Europa täglich mehrere Hundert Tonnen Salz verkauft werden, wäre ebenfalls ein Forschungszentrum für Salz in Dijon denkbar, begeistert sich der Vorsitzende von CEN Nutriment.

Quelle: BE France 295 – 20/11/2014 – http://www.bulletins-electroniques.com/be_france_295.htm

Übersetzerin: Jana Ulbricht, jana.ulbricht@diplomatie.gouv.fr

Quelle: idw

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Wissenschaftlicher Taucheinsatz im Toten Meer: Der Salzsee ist in Gefahr

Madlen Domaschke Pressestelle
Technische Universität Bergakademie Freiberg

Das Tote Meer ist nicht nur besonders salzig, es wird auch immer weniger: Der Was-serspiegel ist in den vergangenen 30 Jahren um 28 Meter gesunken – und das hat Konsequenzen für Mensch und Umwelt. Wissenschaftliche Taucher von der TU Berg-akademie Freiberg waren gemeinsam mit Forschern des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) sowie Mitarbeitern des Unternehmens EvoLogics vor Ort, um Frischwasserzutritte am Seeboden zu finden, die helfen können, das System besser zu verstehen.

Das Ökosystem und die es verändernden Prozesse besser zu verstehen – das war das Ziel des Forschungseinsatzes in Israel. Prof. Broder J. Merkel, Dr. Thomas Pohl und M.Sc. Mandy Hoyer vom Scientific Diving Center (SDC) der TU Bergakademie Freiberg hatten es bei Ih-rem Einsatz im Toten Meer nicht leicht. Wüstenklima, die angespannte politische Situation sowie die extremen Bedingungen im und um das Wasser machten die Arbeit vor Ort zu einer Herausforderung. „Die hohe Dichte des Wassers und der damit verbundene Auftrieb sowie die Aggressivität der Sole stellten zusätzliche Herausforderungen für das Arbeiten unter Wasser dar“, erklärt Prof. Broder J. Merkel. Das Wasser weist Salzgehalte von durchschnittlich 28 Prozent auf – fast zehnmal höher als die der Weltmeere. Ohne ein Zusatzgewicht von etwa 60 Kilogramm (größtenteils in Form von Bleigewichten) pro erwachsenen Taucher ist der Tauchgang nicht möglich. Das Scientific Diving Center der TUBAF bildet Wissenschaftler für wissenschaftliche Einsätze unter Wasser aus; allerdings sei laut Prof. Merkel ein Taucheinsatz unter solch extremen Bedingungen wie im Toten Meer eher die Ausnahme.

Vor Ort wollten die Freiberger Forscher zusammen mit Wissenschaftlern des UFZ und der Firma EvoLogics erkunden, welche Folgen die Absenkung des Wasserspiegels des Toten Meeres auf die Region und insbesondere das Grundwasser in der Region hat. Dies ist auch Ziel des Helmholtz-Verbundprojektes DESERVE (www.deserve-vi.net), in dem Hydrogeologen des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung seit mehreren Jahren die hydrogeochemische und isotopische Zusammensetzung der Grundwässer in Zusammenarbeit mit Mikrobiologen vom IGB Berlin untersuchen. Seit 2012 existiert die Zusammenarbeit der Tau-cher vom SDC mit den Kollegen vom UFZ.

Das Tote Meer ist, entgegen seinem Namen, kein Meer, sondern ein abflussloser See. In der Region herrscht Wüstenklima und so verdunstet permanent Wasser von der Seeoberfläche und der Wasserspiegel sinkt, wenn er nicht durch Zuflüsse ausgeglichen wird. Diese natürlichen Zuflüsse werden durch menschliches Zutun verändert: Wasser aus dem Jordan, dem Hauptzufluss zum Toten Meer, wird abgeleitet und für Bewässerungsmaßnahmen in der Landwirtschaft sowie für Industrie und private Haushalte genutzt. Das Wasser aus dem Toten Meer selbst wird verdampft, um aus den Rückständen Kalium, Brom, Magnesium und Jod sowie als heilend angepriesene Salze zu gewinnen. All das führt in Summe dazu, dass der Seespiegel dramatisch sinkt. Im Vergleich zu 1980 liegt der Wasserspiegel nun nicht mehr nur 400 Meter unter dem Meeresspiegel, sondern heute bei -428 Meter. In den letzten beiden Jahren sank er um ca. drei Meter; Prognosen gehen davon aus, dass das Tote Meer in 50 Jahren verschwunden sein könnte, wenn die Übernutzung der Wasserressourcen weiterhin in diesem Tempo voranschreitet.

Und das hat weitreichende Konsequenzen für Mensch und Umwelt in der Region. Denn das Wasser des Toten Meeres ist hydraulisch mit dem umliegenden Grundwasser verbunden. Sinkt der Seespiegel, wird automatisch auch der Grundwasserspiegel abgesenkt – die ohne-hin schon knappe Ressource Wasser wird noch rarer. Eine weitere Konsequenz sind massive Einbrüche an der Erdoberfläche.
Die wissenschaftlichen Taucher der TU waren nun auf der Suche nach Frischwasserzutritten, die unter Wasser im Küstenbereich in das Tote Meer fließen. Diese kann man aufgrund von Temperatur- und Dichteunterschieden schon an der Seeoberfläche erkennen. Die Wissenschaftler wollen die einströmenden Wässer sowohl quantitativ als auch qualitativ charakterisieren, um zu verstehen, wie der fallende Wasserspiegel das System verändert.

Die genommenen Wasserproben werden nun in Freiberg, Leipzig und Bremen auf Haupt- und Spurenelemente, anorganischen und organischen Kohlenstoffgehalt, Wasserstoff-, Sauerstoff- und Schwefelisotope sowie die DNA von Mikroorganismen untersucht. Denn das Tote Meer ist zwar kein Lebensraum für Fische, aber dennoch keineswegs tot; insbesondere im Bereich der Frischwasserzutritte gibt es Mikroorganismen. Es bleibt also spannend, welche Erkenntnisse die Ergebnisse bringen werden.

Weitere Informationen:
http://tu-freiberg.de/presse/wissenschaftlicher-taucheinsatz-im-toten-meer

Quelle: idw

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Antarktis: Wärme kommt aus der Tiefe

Andreas Villwock Kommunikation und Medien
GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel

– Wissenschaftler belegen steigende Temperaturen auf dem westantarktischen Schelf –

Die Wassertemperaturen auf dem westantarktischen Schelf steigen. Grund dafür ist vor allem warmes Wasser aus größeren Tiefen, das im Zuge globaler Veränderungen jetzt vermehrt auf die flachen Schelfmeere gelangt. Dort könnte es von unten die Gletscherschmelze beschleunigen und noch mehr große Gletscher ins Rutschen bringen. Das zeigen Daten, die Wissenschaftler des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel zusammen mit Kollegen aus Großbritannien, den USA und Japan jetzt in der internationalen Fachzeitschrift Science veröffentlichen.

Das antarktische Eis ist ein gigantischer Wasserspeicher. Auf dem Südkontinent liegt eine durchschnittlich 2100 Meter dicke Eisdecke, die etwa 70 Prozent des weltweiten Süßwassers beinhaltet. Würden diese Wassermassen komplett freigesetzt, könnten sie den Meeresspiegel um über 60 Meter ansteigen lassen. Kein Wunder, dass Wissenschaftler Veränderungen in der Antarktis aufmerksam beobachten. In dem internationalen Wissenschaftsjournal Science veröffentlichen Forscher aus Deutschland, Großbritannien, den USA und Japan jetzt Daten, die nahelegen, dass vor allem in der Westantarktis die Wassertemperaturen auf den flachen Schelfmeeren steigen. „Dort liegen viele große Gletscher. Die erhöhten Temperaturen haben das Abtauen und Abrutschen dieser Gletscher in den letzten Jahrzehnten beschleunigt und es ist nicht abzusehen, dass dieser Trend nachlässt“, sagt der Erstautor der Studie Dr. Sunke Schmidtko vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel.

Für ihre Studie haben er und Kollegen von der University of East Anglia, vom California Institute of Technology sowie von der Universität Hokkaido (Japan) alle ozeanographischen Daten aus den Gewässern rund um die Antarktis zwischen 1960 und 2014 ausgewertet, die in öffentlichen Datenbanken verfügbar waren. Diese Daten zeigen, dass schon zu Beginn der Messungen die Wassermassen in den westantarktischen Schelfmeeren etwas wärmer waren, als zum Beispiel im Weddellmeer. Doch der Temperaturunterschied ist nicht konstant. Seit 1960 steigen die Temperaturen in der westantarktischen Amundsensee und der Bellingshausensee weiter an. „Anhand der Daten konnten wir sehen, dass dieser Prozess von außen verstärkt wird“, sagt Dr. Schmidtko.

Entlang des Kontinentalhangs vor den flachen Schelfmeeren befinden sich rund um die Antarktis in größeren Tiefen Wassermassen, die mit 0,5 bis 1,5 Grad Celsius für antarktische Verhältnisse sehr warm sind. „Diese Wassermassen haben sich in der Westantarktis im Laufe der vergangenen 50 Jahre erwärmt. Und sie liegen nicht mehr so tief wie noch vor 50 Jahren“, so Schmidtko. Speziell in der Amundsensee und der Bellingshausen-See schwappen sie mittlerweile verstärkt auf das Schelf und beschleunigen dort den Erwärmungsprozess.

„Genau in diesen Regionen sind schon länger beschleunigte Gletscherschmelzen beobachtet worden. Wir zeigen, dass ozeanische Veränderungen der vergangenen 50 Jahre diesen Prozess wohl maßgeblich verursacht haben. Das vermehrte Eindringen von wärmeren Wassermassen über die Schelfkante wird mit großer Wahrscheinlichkeit diesen Prozess noch verstärken“, erklärt Co-Autorin Professor Karen Heywood von der University of East Anglia, „das hätte dann Auswirkungen auf die Geschwindigkeit des weltweiten Meeresspiegelanstiegs.“

Die Wissenschaftler lenken die Aufmerksamkeit außerdem auf den Anstieg der warmen Wassermassen im südwestlichen Weddellmeer. Dort herrschen noch sehr kalte Temperaturen von weniger als minus 1,5 Grad Celsius auf dem Schelf vor. Ein größeres Abschmelzen der Eisschelfe ist bisher nicht beobachtet worden. Falls der Anstieg der warmen Wassermassen anhält, ist aber zu erwarten, dass es auch dort zu größeren Veränderungen mit dramatischen Folgen für das Filchner- und eventuell auch Rønne-Eisschelf kommt. So würden dann erstmals auch Gletscher von unten anschmelzen, die nicht zur westlichen Antarktis gehören. Auch sie könnten verstärkt abrutschen.

In wie weit die vielfältige Biologie des südlichen Ozeans von den beobachteten Veränderungen beeinflusst wird, ist nicht abschließend geklärt. Die Schelfgebiete sind unter anderem Laichgebiete für den Antarktischen Krill, eine im Südozean weit verbreitete Garnelenart, welche im Antarktischen Nahrungskreislauf eine Schlüsselstellung einnimmt. So haben Forschungsergebnisse gezeigt, dass sich Laich-Zyklen unter wärmeren Bedingungen verändern. Eine abschließende Bewertung der Auswirkungen steht jedoch noch aus.

Die genauen Ursachen für das weitere Erwärmen und Ansteigen der warmen Wassermassen konnten die Autoren noch nicht ausmachen. „Wir vermuten, dass sie mit großräumigen Veränderungen der Windsysteme über der Südhalbkugel zusammenhängen. Aber welche Prozesse im Einzelnen dabei eine Rolle spielen, muss in zukünftigen Studien noch genauer betrachtet werden“, erklärt Dr. Schmidtko.

Originalarbeit:
Schmidtko, S., K. J. Heywood, A. F. Thompson, S. Aokih (2014): Multi-decadal warming of Antarctic Waters. Science, http://dx.doi.org/10.1126/science.1256

Weitere Informationen:
http://www.geomar.de
Das GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel

Quelle: idw

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Rapsöl verbessert im Vergleich zu Olivenöl die Cholesterin- und Leberwerte übergewichtiger Männer

Dr. Gisela Olias Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke

Potsdam-Rehbrücke – Wie eine Pilotstudie unter Leitung des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung (DIfE) nun zeigt, verbessert der tägliche Konsum von 50 g Rapsöl im Vergleich zu Olivenöl in einem Untersuchungszeitraum von vier Wochen den Cholesterinspiegel sowie die Leberwerte übergewichtiger Männer. Zudem fand das Team um die Mediziner Michael Kruse und Andreas F. H. Pfeiffer vom DIfE Hinweise darauf, dass die Aufnahme von Rapsöl zwar kurzfristig die Produktion von entzündungsfördernden Botenstoffen im Unterhautfettgewebe stimuliert, jedoch langfristig chronischen Entzündungsreaktionen entgegenwirkt.

Das Wissenschaftlerteam veröffentlichte seine Ergebnisse nun in der Fachzeitschrift Molecular Nutrition and Food Research (M. Kruse et al.: 2014; DOI 10.1002/mnfr.201400446). An der Pilotstudie waren auch Forscher der Universität Hamburg sowie der Friedrich-Schiller-Universität Jena beteiligt.

Zahlreiche Untersuchungen weisen darauf hin, dass Übergewicht (Adipositas) mit chronischen Entzündungen einhergeht, die das Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall erhöhen. Ebenso leiden übergewichtige Menschen häufig unter Fettstoffwechselstörungen, Bluthochdruck und einer Leberverfettung, die zum Beispiel einem Typ-2-Diabetes oder einer schweren Herz-Kreislauf-Erkrankung vorangehen. Verschiedene Studien lassen dabei annehmen, dass ein hoher Verzehr von Olivenöl, wie er im Rahmen einer mediterranen Ernährung üblich ist, diesen Krankheiten vorbeugen kann.

„Da Nordeuropäer Olivenöl nicht in dem hohen Maße verwenden wie Südeuropäer, wollten wir untersuchen, ob sich heimisches Rapsöl als Alternative anbietet, da es besonders reich an einfach- aber auch mehrfach ungesättigten Fettsäuren ist. Bisher fehlen Ernährungsstudien, welche die Wirkung beider Öle direkt miteinander vergleichen“, sagt Erstautor Michael Kruse.

An der Pilotstudie nahmen 18 übergewichtige Männer* im Alter zwischen 39 und 63 Jahren teil, welche die Mediziner nach dem Zufallsprinzip in zwei gleichgroße Gruppen aufteilten. Die Studienteilnehmer erhielten für vier Wochen zu einer ausgewogenen Kost entweder täglich 50 g raffiniertes Rapsöl oder kaltgepresstes Olivenöl (extra virgin), wobei beide Öle in etwa den gleichen Gehalt an Vitamin E und Polyphenolen** aufwiesen. Die Teilnehmer sollten die Öle zum Beispiel in Form von Salatsaucen oder Pesto verzehren.

Nach der vierwöchigen Diätphase hatten die Teilnehmer wie beabsichtigt weder ab- noch zugenommen. Im Vergleich zur Olivenölgruppe senkte sich der LDL-Cholesterinspiegel der Männer, die Rapsöl verzehrten, um etwa 0,45 mmol/L. Ebenso verbesserten sich ihre Leberwerte. Zum Beispiel verminderte sich der Wert für das Enzym Aspartat-Aminotransferase*** um 18 Prozent. Im Nüchternzustand produzierte das Unterhautfettgewebe dieser Männer zudem deutlich weniger entzündungsförderndes Interleukin-6, wobei allerdings der Verzehr einer Testmahlzeit vorübergehend die Synthese dieses Botenstoffs stimulierte.

„Dauerhaft erhöhte Interleukin-6-Spiegel, die oft bei Übergewicht zu beobachten sind, stehen im Verdacht, eine Insulinunempfindlichkeit der Körperzellen und Typ-2-Diabetes zu fördern“, erklärt Kruse. „Deshalb ist es gut, wenn das Fettgewebe nach der vierwöchigen Diätphase deutlich weniger dieses Botenstoffs synthetisierte als vorher.“

„Aus anderen Studien wissen wir zudem, dass durch Muskelaktivität, zum Beispiel durch Sport, der Interleukin-6-Spiegel im Blut vorübergehend bis um das 100-fache ansteigen kann. Gleichzeitig ist bekannt, dass körperliche Aktivität Stoffwechselkrankheiten vorbeugt. Daher vermuten wir, dass der von uns beobachtete akute, aber kurzzeitige Anstieg der Interleukin-6-Synthese eher eine positive, hormetische**** Wirkung hat“, so Pfeiffer, der die Abteilung Klinische Ernährung am DIfE leitet. „Zusammenfassend weisen unsere Ergebnisse darauf hin, dass der tägliche Verzehr von 50 g Rapsöl dazu beitragen kann, bei übergewichtigen Männern die Leber- und Cholesterinwerte zu verbessern. Weitere Studien mit weitaus größeren Probandenzahlen sind jedoch notwendig, um die von uns beobachteten Effekte genauer zu untersuchen.“

Hintergrundinformation:
* Der Body-Mass-Index (BMI) ist eine Maßzahl für die Bewertung des Körpergewichts eines Menschen in Relation zu seiner Körpergröße. Er berechnet sich, indem man das Körpergewicht (gemessen in Kilogramm) durch das Quadrat der Körperlänge (gemessen in Meter) teilt [kg/m2]. Die Teilnehmer der Pilotstudie wiesen einen BMI zwischen 27 und 35 auf. Eine Person mit einem BMI über 25 gilt als übergewichtig, eine mit einem BMI über 30 als adipös (fettsüchtig).

** Polyphenole sind aromatische Verbindungen, die zu den sekundären Pflanzenstoffen gezählt werden. Viele Polyphenole gelten als gesundheitsfördernd.

*** In der Labordiagnostik wird die Aktivität des Enzyms Aspartat-Aminotransferase aus dem Plasma oder dem Serum bestimmt, um abzuklären, ob eine Leber- oder Gallenwegserkrankung vorliegt. Erhöhte Enzym-Werte im Blut sind in der Regel Folge einer Leber- oder Skelettmuskelerkrankung bzw. eines Herzinfarktes. Starke Erhöhungen findet man bei allen entzündlichen Lebererkrankungen sowie bei toxischen Leberschädigungen (z. B. durch Pilzgifte). Unter einer Antibiotika-Therapie sind oft auch bei sonst Gesunden die Aspartat-Aminotransferase-Werte erhöht. Nach Therapieende sinken die Spiegel wieder auf Normalwerte (Quelle: Wikipedia).

**** Hormesis (griech.: „Anregung, Anstoß“, engl.: adaptive response) ist die schon von Paracelsus formulierte Hypothese, dass geringe Dosen schädlicher oder giftiger Substanzen eine positive Wirkung auf den Organismus haben können. Sie wird heute in der Definition weiter gefasst. Bei medizinisch wirksamen Substanzen ist ein solcher dosisabhängiger Umkehreffekt (hormetischer Effekt) gut nachweisbar (Quelle: Wikipedia).

Das DIfE ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Es erforscht die Ursachen ernährungsassoziierter Erkrankungen, um neue Strategien für Prävention, Therapie und Ernährungsempfehlungen zu entwickeln. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören die Ursachen und Folgen des metabolischen Syndroms, einer Kombination aus Adipositas (Fettsucht), Hypertonie (Bluthochdruck), Insulinresistenz und Fettstoffwechselstörung, die Rolle der Ernährung für ein gesundes Altern sowie die biologischen Grundlagen von Nahrungsauswahl und Ernährungsverhalten. Das DIfE ist zudem ein Partner des 2009 vom BMBF geförderten Deutschen Zentrums für Diabetesforschung. Näheres unter http://www.dzd-ev.de.

Die Leibniz-Gemeinschaft vereint 89 Einrichtungen, die anwendungsbezogene Grundlagenforschung betreiben und wissenschaftliche Infrastruktur bereitstellen. Insgesamt beschäftigen die Leibniz-Einrichtungen rund 17.200 Menschen – darunter 8.200 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler – bei einem Jahresetat von insgesamt knapp 1,5 Milliarden Euro. Die Leibniz-Gemeinschaft zeichnet sich durch die Vielfalt der in den Einrichtungen bearbeiteten Themen und Disziplinen aus. Die Forschungsmuseen der Leibniz-Gemeinschaft bewahren und erforschen das natürliche und kulturelle Erbe. Darüber hinaus sind sie Schaufenster der Forschung, Orte des Lernens und der Faszination für die Wissenschaft. Näheres unter http://www.leibniz-gemeinschaft.de.

Kontakt:
Dr. Michael Kruse
Abteilung Klinische Ernährung
Deutsches Institut für Ernährungsforschung
Potsdam-Rehbrücke (DIfE)
Arthur-Scheunert-Allee 114-116
14558 Nuthetal/Deutschland
Tel.: +49 (0)33200 88-2782
E-Mail: michael.kruse@dife.de

Prof. Dr. Andreas F.H. Pfeiffer
Abteilung Klinische Ernährung
Deutsches Institut für Ernährungsforschung
Potsdam-Rehbrücke (DIfE)
Arthur-Scheunert-Allee 114-116
14558 Nuthetal/Deutschland
Tel.: +49 (0)33200 88-2771
Tel.: +49 (0)30 450514 422
E-Mail: afhp@dife.de
E-Mail: afhp@charite.de

Weitere Informationen:
http://www.dife.de/forschung/abteilungen/kurzprofil.php?abt=KLE
Informationen zur Abteilung Klinische Ernährung am Deutschen Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE)

Quelle: idw

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Acht Jahre REACH – positive Bilanz, aber es bleibt viel zu tun

Fachleute aus Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung diskutieren auf REACH-Kongress
Bundesumweltministerium (BMUB) und Umweltbundesamt (UBA) ziehen nach acht Jahren REACH eine positive Bilanz: „Die EU-Chemikalienverordnung REACH ist ein wichtiger Fortschritt hin zu einem besseren und nachhaltigen Umgang mit Chemikalien – in Europa und global. Gleichzeitig zeigt die Praxis, dass die Verordnung alle Akteure täglich aufs Neue fordert“, sagte UBA-Präsidentin Maria Krautzberger anlässlich der Eröffnung des deutschen REACH-Kongresses in Dessau-Roßlau mit 200 Fachleuten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung.
Ein wichtiger Schwerpunkt der Arbeit des UBA zu REACH ist, besonders besorgniserregende Substanzen zu identifizieren: „Das ist wissenschaftlich wie organisatorisch außerordentlich komplex. Manchen geht es hier zu langsam, und doch: Die Liste besonders besorgniserregender Substanzen umfasst inzwischen 155, ab Mitte Dezember vermutlich 161 Stoffe. 18 Vorschläge davon gehen auf Arbeiten des Umweltbundesamtes zurück“, sagte Krautzberger. Für die ersten der besonders besorgniserregenden Stoffe ist schon die Zulassungspflicht nach REACH wirksam, unter anderem für vier Phthalate, die wegen ihrer fruchtschädigenden Wirkung gelistet wurden.

Zulassungspflicht bedeutet, dass die Verwendung des Stoffes nur noch erlaubt ist, soweit die betreffende Anwendung von der EU-Kommission nach einem Zulassungsverfahren, in das alle Mitgliedstaaten involviert sind, explizit zugelassen ist. Unternehmen, die zulassungspflichtige Stoffe weiter einsetzen möchten, müssen in einem Zulassungsantrag die sichere Verwendung nachweisen oder zeigen, dass die beantragte Verwendung für die Gesellschaft insgesamt von Vorteil ist. In jedem Fall werden für die Zulassungen Überprüfungsfristen festgelegt, denn langfristig sollen alle zulassungspflichtigen Substanzen ersetzt werden, entweder durch geeignete Alternativstoffe oder mittels Alternativtechnologien, sofern diese wirtschaftlich und technisch tragfähig sind.

Gerade kleine und mittlere Unternehmen fordern beim Zulassungsverfahren mehr Unterstützung durch die Behörden. „Um den Unternehmen eine größere Planungssicherheit zu geben, werden zukünftig die deutschen Behörden frühzeitig über ihre regulatorische Arbeitsplanung informieren. Im Gegenzug erhalten sie dann von den Firmen praktische Informationen zum Einsatz der Chemikalien, die für die Wahl der angemessenen Regelungsinstrumente wichtig sind. Insgesamt soll das Zulassungsverfahren transparenter und die Zulassungschancen für die Antragsteller vorhersehbarer werden“, so Bundesum-weltministerin Barbara Hendricks. In einem Schreiben mehrerer Mitgliedstaaten an die neue Europäische Kommission mit der Forderung nach ambitionierter Fortentwicklung der Chemikalienpolitik, das auch Ministerin Hendricks unterzeichnete, wurde dieses Thema ebenfalls adressiert.

Ein wichtiges Anliegen von REACH ist die Transparenz, etwa über besorgniserregende Stoffe, die auch in Alltagsprodukten wie Textilien, Spielzeugen oder Haushaltsgeräten stecken können. Auf der Grundlage der REACH-Verordnung können sich Verbraucher erkundigen, ob Produkte solche Chemikalien enthalten. Durch ein Webangebot hat das UBA das Verfahren für alle Akteure vereinfacht – unter http://www.reach-info.de kann man eine Anfrage online stellen. Benötigt werden nur der Produktcode und die Kontaktdaten der Anfragenden. Händler, Hersteller und Importeure müssen dann innerhalb von 45 Tagen kostenlos darüber informieren, welche Stoffe der Kandidatenliste in einem Erzeugnis enthalten sind – unabhängig von einem möglichen Kauf.

Webseite REACH-Kongress
http://www.umweltbundesamt.de/themen/chemikalien/chemikalien-reach/reach-kongress-2014-start
Webseite REACH
http://www.reach-info.de/

Quelle: Umweltbundesamt

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Energiekabinett bringt keinen energiepolitischen Durchbruch

Zentrale Fragen des zukünftigen Strommarktes bleiben ungelöst / Energieeffizienz-Pläne leider weiter unter Finanzierungsvorbehalt

„Die heutigen Entscheidungen des Bundeskabinetts stellen leider noch keinen echten Durchbruch dar. Die zentralen energiepolitischen Herausforderungen wie insbesondere eine effektive CO2-Minderung in Europa und berechenbare Perspektiven für dringend notwendige Investitionen in einen hochmodernen konventionellen Kraftwerkspark bleiben ungelöst. Unklar bleibt zudem, wie im Rahmen des Aktionsplans Klimaschutz der zusätzliche Minderungsbeitrag der Stromerzeugung in Höhe von 22 Millionen Tonnen CO2 erreicht werden soll. Völlig unzureichend behandelt das Aktionsprogramm auch die schon heute kosteneffizient realisierbaren CO2-Minderungspotenziale der Kraft-Wärme-Kopplung. Das Potenzial eines verstärkten Erdgas-Einsatzes in der Stromerzeugung und in der Wärmeversorgung wird ebenfalls vernachlässigt“, sagte Hildegard Müller, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung in Berlin zu den heute im Bundeskabinett verabschiedeten energiepolitischen Maßnahmen.

„Der Dialog über weiterführende Maßnahmen zur Reduktion der CO2-Emissionen in der Energiewirtschaft muss aus unserer Sicht in die zukünftige Diskussion zu den Perspektiven des Strommarktes eingebettet werden. Die Unternehmen brauchen Klarheit über die langfristigen Rahmenbedingungen für den deutschen Kraftwerkspark. Die Energiewirtschaft bekennt sich ausdrücklich zu den klimapolitischen Zielen der Bundesregierung, wenig zielführend sind aber nationale Maßnahmen, die im Bereich Stromerzeugung nur die nationale CO2-Bilanz statistisch verbessern, während die so eingesparten Treibhausgas-Emissionen nicht tatsächlich vermieden, sondern über den europäischen Emissions-Zertifikate-Handel lediglich ins europäische Ausland verlagert werden.

Grundsätzlich positiv bewertet der BDEW die im Nationalen Aktionsplan Energieeffizienz (NAPE) skizzierten Maßnahmen. Es ist allerdings mehr als bedauerlich, dass noch längst nicht alle Finanzierungsfragen geklärt sind. Maßnahmen, die mit zusätzlichen Ausgaben verbunden sind, hat das Kabinett unter einen Finanzierungsvorbehalt gestellt. Auch ist das Volumen der Maßnahmen zu gering. Dass die Bundesregierung endlich das Instrument der steuerlichen Förderung zur energetischen Gebäudesanierung aufgreift, ist zwar positiv. Es stellen sich jedoch nach einer ersten Bewertung noch Fragen an die Ausgestaltung. Auch die Bundesländer sind weiterhin gefordert, ihre Blockadehaltung der vergangenen Jahre zu überwinden.

Zu den positiven Aspekten zählt, dass die Bundesregierung im Bereich Energieeffizienz auf ordnungsrechtliche Zwangsinstrumente weitgehend verzichtet. Der BDEW hat heute zusammen mit anderen Wirtschaftsverbänden eine Vereinbarung zu Energie-Effizienz-Maßnahmen unterzeichnen. Die Energiewirtschaft beweist damit wieder einmal ihre Bereitschaft zu einem konstruktiven Dialog.

Auch im Bereich Erdgas-Mobilität ist es eine längst überfällige Entscheidung, dass die Steuerermäßigung für umweltschonende Erdgasfahrzeuge, die im Koalitionsvertrag angekündigt wurde, über das Jahr 2018 verlängert werden soll. Hierfür hat sich der BDEW immer wieder nachdrücklich eingesetzt. Aber auch hier gilt, dass die Erwähnung in einem Aktionsprogramm nach wie vor keine Realisierung der Maßnahme ist.

Das Kabinett hat heute zudem auch den Evaluierungsbericht zum Stand der Energiewende verabschiedet. Die Bundesregierung unternimmt mit dem Bericht den Versuch, die Vielfalt der Energiewende-Ziele neu zu strukturieren und zu ordnen. Klar benannt werden dort jetzt die politischen Ziele: CO2-Reduzierung, Versorgungssicherheit, Wettbewerbsfähigkeit und Kernenergie-Ausstieg. Der Ausbau der Erneuerbaren Energien und die Energieeffizienz sind nun Kernziele, die helfen sollen, die politischen Ziele zu erreichen. Auch Steuerungsziele werden benannt. Diese klare Ziel-Priorisierung unterstützen wir. Sie muss Ausgangspunkt einer intensiven Debatte über die zukünftige Ausrichtung der Energiepolitik in Deutschland werden.“

Quelle: BDEW

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Wie viel Sauerstoff war im Zürich-See?

Dr. Ernst Guggolz Abteilung Öffentlichkeitsarbeit
Gesellschaft Deutscher Chemiker e.V.

Seit den späten 1980er Jahren sinkt der Sauerstoffgehalt in Binnengewässern. Ein neuer Indikator dokumentiert den Gehalt an Sauerstoff im Tiefenwasser der Seen ähnlich der Jahresringe der Bäume. Wie das funktioniert und was das Verhältnis von Mangan zu Eisen in den Seesedimenten über die Umwelt der Vergangenheit aussagt, steht in den „Nachrichten aus der Chemie“.

Umweltverschmutzung und steigende Wassertemperaturen durch den Klimawandel verringern den Sauerstoffgehalt in Gewässern, sodass Organismen darin an Sauerstoffmangel sterben. Um mehr über die Veränderungen der Sauerstoffgehalte in Seen in der Vergangenheit zu erfahren, haben Forscher Mangan- und Eisenverbindungen in den Sedimenten des Zürichsees untersucht.
Sedimente sind wasserhaltige Schlämme am Seegrund, die aus mineralischen und organischen Bestandteilen bestehen. Je nach Jahreszeit verändert sich die Zusammensetzung der Ablagerungen und somit auch deren Farbe. So ist, ähnlich wie bei den Jahresringen eines Baumes, eine Datierung möglich.

Um die Seesedimente im Tiefenwasser auf ihre Zusammensetzung zu untersuchen, entnahmen Wissenschaftler Bohrkerne. Ein Röntgenfluoreszenz-Kernscanner bestimmt anschließend die Mangan- und Eisenprofile im Sediment. Im Labor verglichen die Forscher die Mangan- und Eisenwerte mit den Sauerstoffmessdaten, die im Zürichsee seit dem Jahr 1936 monatlich in verschiedenen Tiefen erfasst und dokumentiert worden sind. Dabei zeigte sich ein Zusammenhang zwischen dem Verhältnis der beiden Metalle und den Trends der Sauerstoffmessdaten. Demnach ist das Verhältnis der Mangan- und Eisenwerte ein Indikator für den Sauerstoffgehalt im Tiefenwasser und damit für die jeweiligen Umweltbedingungen.

Die Geologen und Geochemiker Sebastian Näher, Adrian Gilli, Yvonne Hamann und Carsten Schubert erläutern in den „Nachrichten aus der Chemie“ das Verfahren, Sauerstoff anhand der Sedimente zu bestimmen, dessen Aussagekraft und Anwendung sowie erste Erkenntnisse über die historische Entwicklung des Zürichsees. Die PDF-Datei des Beitrags gibt es bei der Redaktion der „Nachrichten aus der Chemie“ unter nachrichten@gdch.de.

Nahezu 60.000 anspruchsvolle Chemiker und Chemikerinnen aus Wissenschaft, Wirtschaft und Lehre informieren sich mit den „Nachrichten“ über Entwicklungen in der Chemie, in angrenzenden Wissenschaften sowie über gesellschaftliche und wirtschaftliche Aspekte. Kennzeichen der Zeitschrift der Gesellschaft Deutscher Chemiker sind das breite Spektrum der Berichte, das einmalige Informationsangebot an Personalien, Veranstaltungs- und Fortbildungsterminen sowie der große Stellenmarkt.

Weitere Informationen:
http://www.nachrichtenausderchemie.de „Nachrichten aus der Chemie“

Quelle: idw

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Welches Umweltproblem hat Vorrang?

Johannes Seiler Dezernat 8 – Hochschulkommunikation
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

Umweltdebatten sind von kulturellen Aspekten gefärbt. Zu diesem Schluss kommt der Skandinavist Dr. Reinhard Hennig in seiner Dissertation an der Universität Bonn. Er analysierte Beispiele aus der skandinavischen Umweltliteratur von den 1970er Jahren bis heute. Ergebnis: Was überhaupt als Umweltproblem wahrgenommen, wie darüber diskutiert wird und welche Lösungen vorgeschlagen werden, hängt stark vom nationalen Selbstverständnis ab.

Die Umweltbewegung war anfangs vor allem von ökologischen Fragen geprägt: Welche Risiken birgt die Nutzung der Kernkraft? Wie verbreitet ist das Artensterben? Was sind die Ursachen der globalen Erwärmung? „Für diese Fragen war zunächst vor allem naturwissenschaftliches Knowhow gefragt“, sagt der Skandinavist Dr. Reinhard Hennig. „Doch oft beeinflussen auch literarische Texte die Diskussion von Umweltfragen.“ Damit rücken die „environmental humanities“ zunehmend in den Blickpunkt. Dieses interdisziplinäre Forschungsfeld verbindet unter anderem umweltbezogene Literaturwissenschaft („Ecocriticism“), Umweltethik und Umweltgeschichte.

Einen solch umfassenden Ansatz verfolgte Dr. Hennig in seiner Dissertation an der Universität Bonn über umwelt-engagierte Literatur: Der Skandinavist analysierte und verglich Literaturbelege aus Island und Norwegen, die für einzelne Jahrzehnte repräsentativ sind. Die untersuchten Texte reichen zeitlich von Halldór Laxness‘ provokantem Essay „Der Krieg gegen das Land“ (1970) bis zu Jostein Gaarders Klimawandelroman „Anna“ (2013). Die Dissertation wurde von Privatdozent Dr. Thomas Fechner-Smarsly und Prof. Dr. Rudolf Simek betreut.

Island und Norwegen verfolgen gänzlich verschiedene Umweltthemen
Dr. Hennig ging davon aus, dass aufgrund der historischen und kulturellen Nähe von Island und Norwegen Umweltthemen einen ganz ähnlichen literarischen Niederschlag gefunden haben sollten. In seinen Untersuchungen zeigte sich aber, dass das genaue Gegenteil der Fall ist: Was überhaupt als Umweltproblem wahrgenommen, wie darüber diskutiert wird und welche Lösungen vorgeschlagen werden, unterscheiden sich in Island und Norwegen erheblich. Der Skandinavist führt diese verschiedene Wahrnehmung und den Umgang mit Umweltproblemen auf Unterschiede im nationalen Selbstverständnis der beiden skandinavischen Staaten zurück.

Welche umweltbezogenen Fragen wurden in den vergangenen Jahrzehnten diskutiert? Welche Argumente wurden ausgetauscht? „In Island rücken Klimaerwärmung und globales Artensterben in den Hintergrund. Die Debatten konzentrieren sich auf Naturschutzfragen vor Ort – vorrangig zum Bau von Wasserkraftwerken“, fasst Dr. Hennig zusammen. Da das ursprüngliche Pflanzenkleid auf der Insel weitgehend verschwunden ist, würden die Stauseen vor allem als ein Angriff auf die typische Landschaft der Nation gesehen.

Lange Zeit von fremden Mächten bestimmt, wurde Island erst 1918 formal unabhängig. „Die Angst vor einem Verlust der Souveränität ist jedoch nach wie vor groß“, sagt der Forscher. Deshalb werde der Bau von Wasserkraftwerken als Ausverkauf nationaler Interessen gesehen, weil damit Strom für die Aluminiumindustrie internationaler Großkonzerne produziert werden soll. „In der Literatur wird immer wieder ins Feld geführt, dass damit die Unabhängigkeit Islands riskiert werde. Dieser reflexartige Isolationismus verhindert aber zugleich, dass globale ökologische Probleme überhaupt diskutiert werden“, erklärt Dr. Hennig.

In der norwegischen Literatur wird dagegen deutlich, dass sich das Land als humanitär-ökologische Großmacht versteht. „Entwicklungshilfe, internationale Friedensvermittlung, Schutz von Menschenrechten und der Umwelt werden in Norwegen als positive Verkörperungen einer globalen Sonderrolle der eigenen Nation aufgefasst“, führt der Skandinavist aus. Dieses Selbstbild paust sich auch in der Umweltliteratur durch: Die globalen Herausforderungen wie Artensterben und Klimawandel spielen in den Debatten eine große Rolle. Vor diesem Hintergrund wird jedoch die Erdöl- und Erdgasförderung, eine Haupteinnahmequelle Norwegens, kritisiert: „Schließlich führt die Förderung fossiler Brennstoffe zu mehr Treibhausgasen“, erklärt Dr. Hennig. Dies thematisiere zum Beispiel Jostein Gaarder, Autor des berühmten Philosophie-Romans „Sofies Welt“, in seinem literarischen Frontalangriff auf die Erdölwirtschaft.

Praktische Konsequenzen für die Kommunikation
Bislang sei der große Einfluss von nationaler Identität und kulturellen Hintergründen auf Umweltdebatten nicht ausreichend erkannt worden, stellt der Skandinavist der Universität Bonn fest. Die Ergebnisse der Dissertation haben daher auch ganz praktische Konsequenzen: „Sie zeigen, dass die Kommunikation wichtiger Umweltthemen erfolgreicher sein kann, wenn sie kulturell bedingte Unterschiede berücksichtigt“, sagt Dr. Hennig.

Publikation: Reinhard Hennig: Umwelt-engagierte Literatur aus Island und Norwegen. Ein interdisziplinärer Beitrag zu den environmental humanities. Texte und Untersuchungen zur Germanistik und Skandinavistik, Bd. 66, Verlag Peter Lang, 399 S., 74,95 Euro (Print) und 83,30 Euro (eBook)

Quelle: idw

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Studie: Gefahr für die Honigbiene durch die Erwärmung des Weltklimas

Kerrin Zielke Stabsstelle für Presse und Kommunikation
Freie Universität Berlin

Wissenschaftler der Freien Universität und der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung sowie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig sehen eine verstärkte Gefährdung der Honigbiene in Europa. Sie fanden heraus, dass die Verbreitung eines asiatischen Honigbienen-Parasiten in Europa durch einen Anstieg der weltweiten Temperaturen begünstigt wird. Dieser Parasit verursacht Nosemose, eine schwere Erkrankung der Honigbiene. Die Ergebnisse der Studie sind in der jüngsten Ausgabe des Fachjournals „Proceedings of the Royal Society B“ (Biological Sciences) veröffentlicht worden.

Wissenschaftler der Freien Universität und der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung sowie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig sehen eine verstärkte Gefährdung der Honigbiene in Europa. Sie fanden heraus, dass die Verbreitung eines asiatischen Honigbienen-Parasiten in Europa durch einen Anstieg der weltweiten Temperaturen begünstigt wird. Dieser Parasit verursacht Nosemose, eine schwere Erkrankung der Honigbiene. Die Ergebnisse der Studie sind in der jüngsten Ausgabe des Fachjournals Proceedings of the Royal Society B (Biological Sciences) veröffentlicht worden.

Ursprünglich in Europa war allein der Honigbienen-Parasit Nosema apis verbreitet, in Asien der Parasit Nosema ceranae. Erst in jüngerer Zeit wurde Nosema ceranae auch in europäischen Bienenvölkern entdeckt; er hat die Tendenz, den ursprünglichen Parasiten zurückzudrängen. „Nicht allein die Widerstandsfähigkeit des neuen Parasiten begünstigt dessen Ausbreitung, auch klimatische Parameter müssen berücksichtigt werden. Der neue Parasit kann sich unter bestimmten Gegebenheiten besser ausbreiten als der einheimische“, sagt Myrsini Natsopoulou von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Sie leitete die Studie gemeinsam mit Dino McMahon, Professor an der Freien Universität Berlin und der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung.

Die Wissenschaftler verglichen das Wachstum der Erreger in Honigbienen, die von beiden Parasitenarten befallen waren, also von der asiatischen Variante Nosema ceranae und vom einheimischen Verwandten Nosema apis. Die Experimente zeigten, dass beide Parasiten das Wachstum des anderen hemmten, aber der asiatische Parasit einen größeren negativen Einfluss auf den Konkurrenten hatte. Indem sie die Konkurrenz der Parasiten untereinander mit klimatischen Faktoren in ein mathematisches Modell integrierten, konnten die Wissenschaftler die relative Häufigkeit der beiden Parasitenarten in der Natur prognostizieren. „Der neue Parasit ist anfälliger für Kälte, was vermutlich mit seiner angenommenen Herkunft aus Ostasien zusammenhängt“, erläutert der Mitautor der Studie Robert Paxton, Professor an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und Mitglied des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig. „Angesichts steigender Temperaturen weltweit legen unsere Erkenntnisse nahe, dass sich das Vorkommen des neuen Parasiten weiter ausbreiten wird und dies womöglich zu weiteren Verlusten von Honigbienenvölkern führt.“

Die Studie wurde finanziert durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft und die UK Insect Pollinators Initiative.

Publikation
Natsopoulou ME, McMahon DP, Doublet V, Bryden J, Paxton RJ. (2015) Interspecific competition in honey bee intracellular gut parasites is asymmetric and favours the spread of an emerging infectious disease. Proceedings of the Royal Society B: Biological Sciences. 20141896. http://dx.doi.org/10.1098/rspb.2014.1896

Weitere Informationen
Prof. Dr. Dino McMahon, Institut für Biologie der Freien Universität Berlin und Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM), Telefon: 030 / 8104-3837, E-Mail: dino-peter.mcmahon@bam.de
Prof. Dr. Robert Paxton, Institut für Biologie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Telefon: 0345 / 55-26500, E-Mail: robert.paxton@zoologie.uni-halle.de

Quelle: idw

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Zeig‘ mir Deine Zähne: Implantate verbessern die Lebensqualität im Alter

Dipl. Biol. Barbara Ritzert Pro Science Communications
Deutsche Gesellschaft für Implantologie im Zahn-, Mund- und Kieferbereich e. V.

Zähne sind ein „Ausweis“ im Gesicht. Wie Menschen von ihrem Gegenüber beurteilt werden, hängt unter anderem vom Zustand ihrer Zähne ab – auch im höheren Alter. Dies zeigt eine Studie, an der erstmals auch ältere Menschen teilnahmen. „Ältere profitieren jedoch nicht nur aus sozialen, sondern vor allem aus medizinischen Gründen von Zahnimplantaten, wenn die Indikation korrekt gestellt und reversible Versorgungen gewählt werden“, erklärt Prof. Dr. Frauke Müller von der Abteilung für Gerodontologie und Prothetik der Universität Genf auf dem 27. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Implantologie.

Die natürlichen Zähne bleiben bei einer steigenden Zahl von Menschen bis ins hohe Alter erhalten. „Da gleichzeitig die Lebenserwartung steigt, wächst die Zahl der Patienten, die erst im höheren oder hohen Alter mit Zahnersatz versorgt werden müssen“, erklärt Prof. Dr. Frauke Müller von der Abteilung für Gerodontologie und Prothetik der Universität Genf. Dabei spielt neben der Wiederherstellung der Funktion auch die mundgesundheitsbezogene Lebensqualität eine Rolle, zu der natürlich soziale Faktoren gehören.
Zeig‘ mir Deine Zähne … Vom Erscheinungsbild der Zähne hängt beispielsweise ab, wie Menschen Sozialstatus und Bildungsgrad eines anderen beurteilen. Das Team um Frauke Müller untersuchte, wie Versuchspersonen verschiedener Altersgruppen ältere Menschen (Mann und Frau) beurteilten, auf deren Foto die Forscher mittels Bildbearbeitung die Zahnsituation verändert hatten. Getestet wurde dabei der Einfluss beschädigter, altersgemäßer und idealer Zähne. In allen Altersgruppen beeinflusste der Zustand des Gebisses das Urteil. Je regelmässiger die Zähne, desto höher wurde der soziale Status der abgebildeten Personen bewertet. Nur das Urteil von über 80-jährigen Testpersonen wurde vom Zustand der Zähne weniger beeinflusst.

Implantate verbessern die Kaueffizienz.
„Kauen hat auf den Körper dieselben postiven Effekte wie Sport; die Herzfrequenz steigt, die Muskulatur wird trainiert, Kognition und Konzentration werden günstig beeinflusst“, sagt Professor Müller – und fügt mit einem Augenzwinkern hinzu: „Kauen ist ein Sport, der auch im Sitzen und beim Fernsehen funktioniert.“ Darum ist der Erhalt der Kaufunktion von großer Bedeutung. „Alte Leute sollten so lange wie es geht feste Nahrung zu sich nehmen und nicht, wie es in vielen Pflegeheimen üblich ist, einfach auf pürrierte Nahrung gesetzt werden“, betont Professor Müller. Mit dem Zahnverlust geht auch oft eine unbemerkte Umstellung der Nahrungsauswahl einher – verzehrt wird vorzugsweise, was einfach zu kauen ist. Alte Menschen brauchen zwar weniger Kalorien, aber qualitativ die selben Nahrungselemente wie jüngere Menschen. Darum nehmen implantatprothetische Versorgungen im hohen und auch sehr hohen Alter inzwischen einen unumstrittenen Platz im Behandlungsspektrum für zahnlose Patienten ein.

Flexible Versorgungen.
Da die Menschen älter werden, muss eine Implantatversorgung jedoch anpassungsfähig sein. „Beim Alterungsprozess, ändert sich nicht nur die Physiologie, sondern auch die Anatomie“, erklärt Frauke Müller. Dann kann sich ein Vorteil der Implantate – ihre lange Haltbarkeit – als Nachteil erweisen. Wenn das Seh- und Tastvermögen sowie die Geschicklichkeit schwinden, fällt die Mundhygiene zunehmend schwerer. Wenn Implantatträger zu Pflegefällen werden, sind die Pflegekräfte ebenfalls oft mit der Mundhygiene überfordert. Dann droht eine Entzündung der Gewebe um Implantate herum, die Periimplantitis. Eine Pflegeanweisung des Zahnarztes an das Heim hilft dem Personal bei der individuellen Mundhygiene.
„Wir brauchen aus all diesen Gründen in der Implantologie reversible Lösungen“, betont die Expertin. „Wenn Patienten eine implantatgetragene Prothese nicht mehr tragen wollen oder können, dann muss das, was wir eingesetzt haben, herausschraubbar sein, dann müssen wir die Implantate „schlafen legen“.

Alte Menschen sollten am Fortschritt teilhaben.
„Viele Ältere könnten eine bessere orale Lebensqualität haben, sie werden aber nicht informiert und oft sogar nicht untersucht“, kritisiert Professor Müller. Schon zwei Implantate können beispielsweise im zahnlosen Unterkiefer einer Prothese festen Halt geben. Ob auch ein Implantat ausreichend sein könnte, ist noch unklar, weil Langzeitergebnisse fehlen.
Die negative Einstellung älterer Menschen gegenüber einer Implantatversorgung hat vor allem mit Informationsdefiziten zu tun. Viele ältere Menschen lehnen besonders den chirurgischen Eingriff ab. In solchen Fällen setzt Frauke Müller auf gute Information: „Wenn wir die Patienten über die modernen minimalinvasiven Techniken und über kürzere und schmalere Implantate aufklären, gehen die Vorbehalte zurück.“

Die Deutsche Gesellschaft für Implantologie im Mund-, Kiefer- und Gesichtsbereich e.V. (DGI) ist mit mehr als 8000 Mitgliedern – Zahnärzten, Oralchirurgen, Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgen – die größte wissenschaftliche Gesellschaft im Bereich der Implantologie in Europa und die größte weltweit. Als einzige implantologische Fachgesellschaft ist sie auch Mitglied der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF). Markenzeichen der DGI ist die enge Kooperation von Praktikern und Hochschullehrern. Deren gemeinsames Ziel ist die schnelle Umsetzung gesicherten Wissens und neuer Erkenntnisse in die Praxis durch ein differenziertes Fortbildungsangebot – zum Nutzen von Patientinnen und Patienten. Mehr Informationen: www.dgi-ev.de

Weitere Informationen:
http://www.dgi-kongress.de

Quelle: idw

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Zukunft von Feuerwehren und Katastrophenschutz in Gefahr?

Dr. Volker Hielscher Pressestelle
Institut für Sozialforschung und Sozialwirtschaft e.V. (iso)

Die Folgen des demografischen Wandels treffen auch den Zivil- und Katastrophenschutz. Die Alterung der Gesellschaft und schrumpfende Zahlen von Personen in jüngeren und mittleren Jahrgängen machen die Rekrutierung freiwilliger Helferinnen und Helfer schwieriger. Vor diesem Hintergrund hatte die Innenministerkonferenz von Bund und Ländern Teilstudien zu neuen Zielgruppen für Feuerwehren und Hilfsorganisationen in Auftrag gegeben. Das iso-Institut für Sozialforschung und Sozialwirtschaft in Saarbrücken hat nun eine analytische Auswertung dieser Studien vorgelegt und Handlungsempfehlungen zum Erhalt der Leistungsfähigkeit des Zivil- und Katastrophenschutzes entwickelt.

In Deutschland sind ehrenamtliche Helferinnen und Helfer für das Funktionieren von Feuerwehren und Hilfsorganisationen im Brand- oder Katastrophenfall unverzichtbar. Diese Säule des Zivil- und Katastrophenschutzes scheint nun unübersehbare Risse zu bekommen: „Es wird immer schwieriger, in diesem Bereich noch genügend freiwillige Helferinnen und Helfer zu finden, die bereit sind, sich über viele Jahre hinweg zu engagieren“, so die Autoren Dr. Volker Hielscher und Lukas Nock vom iso-Institut. Die Auswertung der Wissenschaftler hat nun gezeigt, dass Frauen, Migrantinnen und Migranten sowie ältere Menschen bei Feuerwehren und Hilfsorganisationen bisher noch unterrepräsentiert sind. Bei der Ansprache neuer Zielgruppen steht der Zivil- und Katastrophenschutz allerdings in Konkurrenz zu anderen Organisationen, etwa aus dem Bereich von Pflege und Betreuung oder aus dem Umweltschutz. Zudem sind zielgruppenbezogene Strategien voraussetzungsvoll, weil sie einer interkulturellen Öffnung und eines funktionierenden Gender-Mainstreamings bei den Organisationen bedürfen.
Die Handlungsempfehlungen der Expertise wurden in der Länder-offenen Arbeitsgruppe „Auswirkungen des Demographischen Wandels auf den Bevölkerungsschutz“ der Innenministerkonferenz intensiv diskutiert. Den Hilfsorganisationen wird neben einer Optimierung der Öffentlichkeitsarbeit empfohlen, die Arbeitspraxis der Organisationen kulturell zu öffnen und auch niedrigschwellige Engagementmöglichkeiten anzubieten. An politische Entscheidungsträger geht die Empfehlung, die Anreize für bürgerschaftliches Engagement weiter zu verbessern und Unternehmen sowie Wirtschaftsverbände stärker in die Belange des bürgerschaftlichen Engagements einzubinden. Zur Sicherung der Zukunftsfähigkeit des Zivil- und Katastrophenschutzes wird zudem die Entwicklung einer langfristigen Strategie angeraten, die die Verantwortlichkeiten zwischen Bund und Ländern klärt und die Arbeitsteilung zwischen den Hilfsorganisationen überprüft, so dass Doppelstrukturen abgebaut und Synergieeffekte gewonnen werden können. Schließlich sollte dabei auch das Verhältnis von ehrenamtlichem Engagement und professionellen Kräften der Hilfsorganisationen zeitgemäß ausbalanciert werden. Die Studie ist als iso-Report Nr. 3 zum kostenfreien Download verfügbar unter www.iso-institut.de

Quelle: idw

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Leichter Rückgang der Arbeits- und Wegeunfälle im ersten Halbjahr 2014

Deutlicher Anstieg bei den Schulunfällen

Im ersten Halbjahr 2014 ist die Zahl der meldepflichtigen Arbeitsunfälle nach vorläufigen Angaben abermals leicht um 1,1 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum gesunken. Gemeldet wurden insgesamt 430.939 Unfälle bei der Arbeit. Noch deutlicher gingen die meldepflichtigen Wegeunfälle zurück: Ihre Zahl sank um 10,7 Prozent auf 86.881. Hintergrund dieser Entwicklung ist der milde Winter 2013/14. Im Winter zuvor hatte es hingegen viel Schnee und Eis gegeben. Dementsprechend waren die Unfallzahlen in die Höhe geschnellt.

2014 ging auch die Zahl der tödlichen Wegeunfälle zurück. Anders sieht es bei den Arbeitsunfällen aus: 211 endeten tödlich, das sind 14 mehr als im ersten Halbjahr 2013.

Erhöht hat sich die Zahl der meldepflichtigen Schulunfälle. Sie stieg um 9,3 Prozent auf 669.214 Fälle. In der Schüler-Unfallversicherung ist jeder Unfall meldepflichtig, der ärztliche Behandlung nach sich zieht. Die Entwicklung der Schülerunfälle ist möglicherweise darauf zurück zu führen, dass immer mehr Kinder und Jugendliche Ganztagseinrichtungen besuchen. Sie verbringen damit mehr Zeit in Bildungseinrichtungen als zuvor.

Auf den Schulwegen passierten hingegen kaum mehr Unfälle als im Vorjahr. Auch die Zahl der tödlichen Schülerunfälle ging zurück: um 6 auf 20.

Quelle: idw

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Neues Risiko Pedelec?

Dipl.-Ing. Mario Steinebach Pressestelle
Technische Universität Chemnitz

Arbeitspsychologen und Sportgerätetechniker der TU Chemnitz führten für die Unfallforschung der Versicherer eine Studie zum natürlichen Fahrverhalten von Fahrrad- und Elektrofahrradfahrern durch

Elektrofahrräder (Pedelecs) liegen im Trend. Allein im Jahr 2013 wurden 410.000 dieser Fahrräder verkauft. Tendenz steigend. Damit ergeben sich neue Herausforderungen für die Verkehrssicherheit. Die Frage, wie sich die potenziell höheren Geschwindigkeiten auf das Fahrverhalten und das Unfallgeschehen auswirken, ist bisher völlig offen. Die Unfallforschung der Versicherer untersuchte daher gemeinsam mit der Professur Allgemeine und Arbeitspsychologie der Technischen Universität Chemnitz die Mobilität, die Geschwindigkeit und die Verkehrssicherheit von Elektroradfahrern im Vergleich zu Fahrradfahrern. Dazu wurden Sensoren und Kameras an den Zweirädern von insgesamt 90 Teilnehmern im Alter von 16 bis 83 Jahren installiert. Davon waren 31 Fahrradfahrer, 49 Pedelec-Fahrer (Motorunterstützung bis 25 km/h) und 10 S-Pedelec-Fahrer (Motorunterstützung bis 45 km/h). Über einen Zeitraum von vier Wochen wurde das natürliche Fahrverhalten der Teilnehmer aufgezeichnet. Zudem wurden mittels Befragungen die subjektiven Erfahrungen der Nutzer erfasst.

Im Ergebnis zeichnet die Studie folgendes Bild: Pedelecs werden gegenwärtig vor allem von älteren Personen gefahren. Pedelecs und Fahrräder werden in ähnlichem Umfang und zu ähnlichen Zwecken eingesetzt. Lediglich bei den S-Pedelec-Fahrern dominieren die Arbeitswege. S-Pedelec-Fahrer erreichen statistisch signifikant höhere Durchschnittsgeschwindigkeiten, als Fahrrad- und Pedelec-Fahrer. Pedelec-Fahrer sind geringfügig schneller unterwegs als Fahrradfahrer. Sie scheinen die Motorunterstützung in erster Linie einzusetzen, um mit geringerem Aufwand Geschwindigkeiten zu erzielen wie sie auch mit herkömmlichen Fahrrädern erreicht werden.

Alle drei Zweiradtypen erleben ähnlich häufig kritische Situationen im Straßenverkehr. Am häufigsten werden für alle drei Zweiradtypen Konflikte im Längsverkehr, Einbiegen-/Kreuzen- oder Abbiege-Konflikte beobachtet. Entsprechend der Exposition ereignen sich die meisten Konflikte mit Pkw, gefolgt von Fußgängern und Fahrrad- bzw. Elektrofahrradfahrern. Dahinter verbergen sich typischerweise Vorfahrtsmissachtungen bzw. Auspark- oder Wendemanöver der Pkw sowie Querungen, das Vorauslaufen oder Entgegenkommen von Fußgängern bzw. anderen Radfahrern. Auch die höhere Durchschnittsgeschwindigkeit von S-Pedelec-Fahrern führt zu keiner Häufung von kritischen Situationen. Das Konfliktgeschehen von Pedelec- und S-Pedelec-Fahrern entspricht damit dem klassischen Radunfallgeschehen.

Der Vergleich von Fahrräder und Elektrofahrrädern zeigte, dass Elektrofahrräder per se keinem erhöhten oder anders gelagertem Sicherheitsrisiko als Fahrräder unterliegen. Die potenziell höheren Geschwindigkeiten werden vor allem von S-Pedelec-Fahrern realisiert, während für Pedelec-Fahrer der erhöhte Komfort im Mittelpunkt steht. Die rechtliche Einordnung von Pedelec als Fahrrad und von S-Pedelec als Kleinkraftrad erscheint vor dem Hintergrund der Ergebnisse gerechtfertigt. Aufgrund der höheren Durchschnittsgeschwindigkeit von S-Pedelec-Fahrern ist zu empfehlen, dass diese auch weiterhin nur auf der Fahrbahn zugelassen sind und einer Helm- und Versicherungspflicht unterliegen. Es ist durchaus möglich, dass S-Pedelec-Fahrer zwar nicht häufiger in Unfälle verwickelt sind, aber dann schwerer verletzt werden. Erste Ergebnisse aus der Schweiz legen diesen Schluss nahe.

Die stärkere Variation der Geschwindigkeit von Pedelec-Fahrern im Vergleich zu Fahrradfahrern in Verbindung mit ihrer zunehmenden Verbreitung stellt besondere Anforderungen an die Dimensionierung der Radinfrastruktur. Sie sollte so ausgestaltet sein, dass sichere Überholvorgänge von Zweiradfahrern untereinander möglich sind. Da ein Teil der S-Pedelec-Fahrer immer noch die Radinfrastruktur statt der Fahrbahn nutzt, ist hier verstärkt Aufklärung zu betreiben.

Weitere Informationen:
https://www.tu-chemnitz.de/hsw/psychologie/professuren/allpsy1/verkehr/ncs.php

Kontakt:
Dipl. Psych. Katja Schleinitz, Telefon 0371 531-39161, E-Mail katja.schleinitz@psychologie.tu-chemnitz.de, Dr. Tina Gehlert, Unfallforschung der Versicherer, E-Mail t.gehlert@gdv.de

(Quelle: Unfallforschung der Versicherer, www.udv.de)

Quelle: idw

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Rotweinbestandteil Resveratrol wirkt entzündungshemmend

Oliver Kreft Stabsstelle Kommunikation und Presse
Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz

Der in Rotwein vorkommende Naturstoff Resveratrol hemmt die Bildung von Entzündungsfaktoren, die Herz-Kreislauf-Erkrankungen auslösen. Das fand eine Forschergruppe um Juniorprofessorin Dr. Andrea Pautz und Univ. Prof. Dr. Hartmut Kleinert vom Institut für Pharmakologie der Universitätsmedizin Mainz in Kooperation mit Wissenschaftlern der Universität Jena und der Universität Wien heraus. Die Forschungsergebnisse wurden im Wissenschaftsmagazin Nucleic Acids Research publiziert.

Trotz fettreichem Essen findet sich in Frankreich eine geringere Herzerkrankungsrate als in Deutschland. Das sogenannte „French paradox“ wird dem Rotweingenuss der Franzosen zugeschrieben. Dieses Phänomen gab in der Vergangenheit Anlass zu verschiedenen Studien.
In diversen Forschungsprojekten ließ sich bereits zeigen, dass der in Rotwein enthaltene Naturstoff Resveratrol eine schützende Wirkung gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen hat. Doch wie genau sind die Wirkzusammenhänge? Zumindest ein Teil der schützenden Wirkung ist durch die Hemmung der Bildung von Entzündungsfaktoren durch Resveratrol zu erklären. Dieser Nachweis gelang nun einem Forscherteam um Juniorprofessorin Andrea Pautz und Professor Hartmut Kleinert, beide vom Institut für Pharmakologie der Universitätsmedizin Mainz, in einer gemeinsamen Forschungsarbeit mit Professor Oliver Werz von der Universität Jena und Professorin Verena Dirsch von der Universität Wien. Konkret fanden die Wissenschaftler heraus, dass der Naturstoff an das Regulatorprotein KSRP bindet und es dabei aktiviert. KSRP verringert die Stabilität der Boten-RNA (mRNA) für eine Vielzahl von entzündlichen Mediatoren und hemmt so deren Bildung.
„Wir wissen jetzt genauer, wie Resveratrol die Bildung von Entzündungsfaktoren hemmt, die Herz-Kreislauf-Erkrankungen auslösen. Das ist eine wichtige Entdeckung vor dem Hintergrund, dass neuere Forschungen belegen, dass Herzkreislauferkrankungen sehr stark durch Entzündungsprozesse im Körper vorangetrieben werden“, sagt Juniorprofessorin Dr. Andrea Pautz. Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall treten so gehäuft bei chronisch entzündlichen Erkrankungen (wie dem Rheuma) auf. Der Naturstoff Resveratrol hat also insbesondere bei entzündlichen Erkrankungen, die mit einer starken Schädigung des Herz-Kreislauf-Systems einhergehen, ein großes therapeutisches Potential.

Originalpublikation:
Andrea Pautz, Hartmut Kleinert (beide Universitätsmedizin Mainz), Oliver Werz (Universität Jena), Verena Dirsch (Universität Wien) et al. Resveratrol post-transcriptionally regulates pro-inflammatory gene expression via regulation of KSRP RNA binding activity, Nucleic Acids Research, Nucl. Acids Res. (2014) doi: 10.1093/nar/gku1033

Kontakt:
Univ. Prof. Dr. Hartmut Kleinert, Komm. Direktor des Instituts für Pharmakologie, Universitätsmedizin Mainz, Tel. 06131 17 9150, Fax 06131 17 9043, E-Mail: kleinert@uni-mainz.de

Über die Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Die Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz ist die einzige medizinische Einrichtung der Supramaximalversorgung in Rheinland-Pfalz und ein international anerkannter Wissenschaftsstandort. Sie umfasst mehr als 60 Kliniken, Institute und Abteilungen, die fächerübergreifend zusammenarbeiten. Hochspezialisierte Patientenversorgung, Forschung und Lehre bilden in der Universitätsmedizin Mainz eine untrennbare Einheit. Rund 3.300 Studierende der Medizin und Zahnmedizin werden in Mainz ausgebildet. Mit rund 7.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist die Universitätsmedizin zudem einer der größten Arbeitgeber der Region und ein

Quelle: idw

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Frühwarnsystem für Deiche besteht Praxistest

Dr. Norbert Aschenbrenner Corporate Communications, Corporate Technology
Siemens AG

Sensoren und eine intelligente Auswertung ihrer Daten können Schäden an Deichen frühzeitig erkennen und so auch größere Abschnitte absichern. Die von Siemens entwickelte Technologie hat ihren Praxistest bestanden: Derzeit ist eine Kette von Sensoren auf einer Länge von fünf Kilometern an einem Deich in Amsterdam installiert und liefert permanent Informationen über dessen Zustand. Nach Abschätzungen von Experten könnte das automatische Deichmonitoring die Instandhaltungskosten um zehn bis maximal 20 Prozent senken.

Deichschutz bekommt angesichts steigender Meeresspiegel und zunehmender Stürme weltweit zunehmende Bedeutung. Mehr als zwei Drittel der Städte in Europa setzen sich bereits jetzt damit auseinander, wie sie sich vor Hochwasser schützen -am Meer und an Flüssen. Nach Angaben des Rückversicherers Munich Re machten Überschwemmungen 2013 knapp 40 Prozent der weltweiten Gesamtschäden aus Naturkatastrophen aus.

Zustandsinformationen in Echtzeit
Waternet Amsterdam, Pilotkunde des Deichmonitorings und Betreiber des örtlichen Trink- und Abwassernetzes und des Deichschutzes, ist verantwortlich für mehr als 1.000 Deichkilometer im Großraum Amsterdam. Auf den 700 Quadratkilometern Land dahinter leben mehr als eine Million Menschen. Je nach Material des Deiches wurden diese bisher alle fünf bis 30 Jahre gewartet. Ob Sand, Lehm, Torf oder Erde – die Stabilität musste in regelmäßigen Intervallen gemessen werden. Alle paar Jahre machten Experten eine Begehung und versenkten Messgeräte im Boden.

Heute sind die Informationen in Echtzeit auf dem Smartphone verfügbar. Um die Batterien zu schonen, kommen die Zustandsmeldungen einmal pro Stunde und im Gefahrenfall im Minutentakt. Erhoben werden die Daten von Sensoren, die etwa alle 100 Meter im Deich versenkt und über und unter der Oberfläche von Wasserläufen installiert werden. Sie messen Temperatur, Druck und Feuchtigkeit im Deich, Wasserstand und Wassertemperatur im Kanal und senden die Ergebnisse via GPRS-Mobilfunk an eine Zentrale, wo die Daten aufbereitet und mit Langzeitwerten abgeglichen werden.

Wärmerer Deich bedeutet eindringendes Wasser
Wenn beispielsweise plötzlich 14 Grad Innentemperatur im Deich gemessen werden, könnte das ein Hinweis sein, dass ein Bruch droht, weil wärmeres Wasser von außen eingedrungen sein muss. Das Grundwasser, und damit normalerweise das Innere des Deichs, hat etwa acht Grad. Das System gleicht die Echtzeitdaten mit gespeicherten Langzeitmessungen ab. Wie hoch ist der Grundwasserpegel? Wie viel Niederschlag fällt normalerweise zu dieser Jahreszeit an dieser Stelle? Herrschte zuvor eine Trockenperiode, kann der Deich also Wasser aufnehmen oder ist er schon gesättigt? Auch das Material des Deichs spielt eine Rolle, weil es Aussagen erlaubt, wie wahrscheinlich ein Abrutschen des Hangs ist.

Die neuronalen Netze unterscheiden zwischen typischen Schwankungen und untypischen Abweichungen und schlagen erst dann Alarm – oft Wochen oder Monate im Voraus. Die Software kann sogar bei gleichen Voraussetzungen exakte Schlüsse ziehen für jene Deichabschnitte, in denen keine Sensoren stecken.

Pressebild:
http://www.siemens.com/press/de/pressebilder/innovationnews/2014/im2014110138cod…

Weitere Informationen:
http://www.siemens.de/innovationnews

Quelle: idw

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Bislang kein Hinweis auf Botox-Bakterien in niedersächsischen Biogasanlagen

Dr. Michael Welling Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Johann Heinrich von Thünen-Institut, Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei

Aktuelle Ergebnisse aus einen Forschungsprojekt des Thünen-Instituts für Biodiversität

Landwirtschaftliche Biogasanlagen vergären organische Reststoffe und pflanzliche Biomasse zu Methan, das als Energiequelle genutzt wird. Der Gärungsprozess wird durch das Zusammenwirken einer komplexen Mikroorganismen-Gemeinschaft verursacht, die typischerweise viele Clostridien enthält. In der Gruppe der Clostridien gibt es neben vielen harmlosen Arten auch einige, die im Zusammenhang mit Vergiftungen und Krankheiten bei Mensch und Tier stehen.

Ob niedersächsische Biogasanlagen mit ihren typischen Substraten (Gülle, Silage, Hühnertrockenkot) auch problematische Clostridien enthält, vor allem den Produzenten des gefährlichen Botulinum-Toxins („Botox“), Clostridium botulinum, und ob sich diese vermehren können, untersucht eine Arbeitsgruppe am Thünen-Institut für Biodiversität in Braunschweig in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Angewandte Wissenschaft und Kunst (HAWK), Fakultät Ressourcenmanagement (Göttingen). Die Arbeiten werden durch das Niedersächsische Landwirtschaftsministerium gefördert.

Die Thünen-Forschergruppe unter der Leitung von Prof. Dr. Christoph Tebbe setzt für ihre Untersuchungen neuartige molekulare Methoden ein. Sie sequenziert einzelne Abschnitte der Erbsubstanz (DNA), um so Hinweise auf das Vorkommen von C. botulinum zu erhalten. Der einzig gültige Beweis, ob C. botulinum vorhanden ist, muss allerdings im Mäuse-Test erfolgen, denn nur im lebenden Tier kann die Wirksamkeit bewiesen werden. „Dank unseres molekularen Verfahrens können Mäuse-Tests für die Untersuchung von Umweltproben extrem eingeschränkt werden“, so Tebbe.

Bisher wurden in dem Projekt eine halbe Millionen Gene aus den Substraten, Fermentern und Nachgärern untersucht. Tatsächlich fanden sich Gene, die auf C. botulinum hinweisen, wenn auch nur in sehr niedriger Häufigkeit: Je nach Probe zwischen 0,003 bis 0,18 % aller Clostridien. Gene für das Botulinum-Toxin konnten dabei nicht nachgewiesen werden. Auch die Mäusetest mit ausgewählten verdächtigen Proben, durchgeführt von einem zertifizierten Labor, gaben Entwarnung: Alle getesteten Proben waren für Mäuse nicht giftig. Tebbe: „Der molekulare Nachweis zeigt, dass es eng verwandte Bakterien von C. botulinum gibt, die keine Botulinum-Toxine bilden können“.

Noch steht die Analyse weiterer 50 Millionen Gene aus; das Projekt soll bis Ende 2014 abgeschlossen sein. Bis heute weist jedoch kein einziges Ergebnis des gesamten Projekts darauf hin, dass sich Toxin-bildende C. botulinum Bakterien oder andere problematische Clostridien in einer Biogasanlage vermehren und so eine Gefahr für die Gesundheit von Mensch und Tier darstellen können.

Ansprechpartner:
Prof. Dr. Christoph Tebbe
Thünen-Institut für Biodiversität, Braunschweig
Tel.: 0531 596-2553, E-Mail: christoph.tebbe@ti.bund.de

Quelle: idw

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Mehr Methan aus der Tiefe des Meeres: Schlammvulkane als Quelle des Treibhausgases Methan

Dr. Manfred Schloesser Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für marine Mikrobiologie

Der Schlammvulkan Haakon Mosby in der Barentssee vor Norwegen stößt jährlich mehrere hundert Tonnen des Treibhausgases Methan aus. Ein Forscherteam unter der Leitung des Bremer Max-Planck-Instituts berichtet jetzt über seine Langzeitbeobachtungen in der Zeitschrift NATURE Communications. Über 431 Tage lang sammelten sie Temperatur-, Druck- und pH-Daten und dokumentierten mit einer Unterwasserkamera 25 Ausbrüche von Schlamm und Gas. Vier dieser Ausbrüche waren so gewaltig, dass sie die Unterwasserlandschaft drastisch veränderten. Anhand ihrer Daten berechneten die Wissenschaftler, dass aus dem Schlammvulkan ungefähr 10-mal mehr Gas austritt als bislang angenommen.

An Land sind Tausende dieser Schlammvulkane bekannt; und auch im Ozean, zwischen 200 und 4000 Meter Wassertiefe, werden immer mehr solcher methanspeienden Strukturen gefunden. So der Haakon Mosby Schlammvulkan vor Norwegen. Wissenschaftler schätzten bislang, dass Unterwasservulkane jährlich 27 Millionen Tonnen zum weltweiten Methanausstoß beitragen, das sind mehr als 5% der insgesamt 500 Millionen Tonnen. Doch könnte der Anteil auch noch höher liegen, da nicht alle Kontinentalränder vermessen sind und es keine Dauerbeobachtungsstationen im Meer gibt.

Der innere Rhythmus der Schlammvulkane
Strömen Gas und Schlamm kontinuierlich aus oder gibt es einen chaotischen Rhythmus, ähnlich wie bei einem Schluckauf? Ist es ein Fließgleichgewicht, das nur manchmal durch Eruptionen gestört wird? Im Fließgleichgewicht ändern sich die einzelnen Ströme nicht. Gas steigt kontinuierlich von unten aus dem Schlot auf, ein bestimmter Teil davon geht in die Wassersäule über, der Rest wird durch mikrobielle Prozesse im Meeresboden inaktiviert. So ein Fließgleichgewicht können Forscher mit Sensoren gut erfassen, mit mathematischen Formeln beschreiben und Prognosen aufstellen. Eruptionen finden aber nur selten statt – um sie in der Tiefsee zu beobachten, brauchen Meeresforscher dauerhafte Observatorien. Ein solches haben die Wissenschaftler um Dirk de Beer entwickelt.

Ein biologischer Filter aus Mikroorganismen inaktiviert das Methan
Man weiß, dass ein Großteil des Methans nicht in die Atmosphäre gelangt, denn besondere methanfressende Mikroorganismen wandeln das Treibhausgas schon im Meeresboden zu Karbonat um, sofern sie ausreichende Konzentrationen an Oxidationsmittel wie Sulfat finden. Diese Mikroorganismen sind sehr langsam, denn ihre Generationszeit beträgt 3-6 Monate. Doch was passiert, wenn sie durch Eruptionen und Umwälzungen des Meeresbodens gestört würden?

Störung des Fließgleichgewichts
Strömt das Gas kontinuierlich, funktioniert dieser biologische Filter am Meeresboden gut. Bei einer Störung dieses Fließgleichgewichts, also einer Eruption, sind die Mikroorganismen schlicht überfordert und das Gas steigt fast ungehindert in die Wassersäule auf. Das passiert, wenn die austretenden Fluide sehr schnell ausströmen und die Oxidationsmittel nicht ausreichend nachfließen. Oder wenn die Eruption die Schichtung des Schlamms so durcheinandergewirbelt hat, dass der Lebensraum der methanfressenden Mikroorganismen zerstört.

Das Langzeit-Observatorium nimmt kontinuierlich Daten auf
Um zu sehen, wann und wie oft der Vulkan ausbricht, stationierten die Forscher eine Plattform mit verschiedenen physikalischen und chemischen Sensoren auf dem Haakon Mosby-Schlammvulkan in über 1200 Meter Wassertiefe. Der Vulkan deckt eine kreisförmige Fläche mit einem Kilometer im Durchmesser ab und erhebt sich nur zehn Meter über das umliegende Terrain. Er wird von eiskaltem Bodenwasser überströmt – doch je tiefer man im Meeresboden misst, desto wärmer wird es. Dr. Tomas Feseker vom MARUM Zentrum für marine Umweltwissenschaften der Universität Bremen sagt: „Wir konnten im Zentrum des Schlots in einem Meter Tiefe über 25 Grad Celsius messen, die Wärme wird durch aus der Tiefe aufsteigende gasreiche Fluide geliefert.“
Mit dem Observatorium LOOME wollten die Forscher prüfen, ob die im Meeresboden dieses Schlammvulkans befindlichen Gashydrate manchmal durch Hitzepulse aufgelöst werden und als Gas entweichen können. Sie stellten dazu im Juli 2009 ihr Observatorium nahe dem aktiven Zentrum auf und verlegten mit Hilfe des ferngesteuerten Roboters MARUM-QUEST an Bord der FS Polarstern die Kabel zu ihren Sensoren. Im Laufe des Jahres veränderte sich der Vulkan mehrmals. Die Thermometer zeigten steigende Temperaturen, Gase stiegen auf und drückten den Meeresboden um über einen Meter nach oben und um über hundert Meter zur Seite. Anschließend sank der Boden wieder langsam in sich zusammen.

10-mal mehr Methan als bisher angenommen
Dr. Dirk de Beer vom Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie und wissenschaftlicher Leiter des sogenannten LOOME Observatoriums erläutert die Ergebnisse: „Diese Eruptionen werden vom aufsteigenden Gas aus tieferen Schichten des Vulkans angetrieben. Zusätzlich führt jede Eruption zu Temperaturerhöhungen an der Oberfläche und die im Schlamm gefrorenen Gashydrate gehen vom festen Zustand in den gasförmigen über. Das Methan kann in die Wassersäule aufsteigen. Unsere Berechnungen zeigen, dass ungefähr 10-mal mehr Methan austritt als bisher angenommen. Ein Großteil dieses im Wasser gelösten Gases erreicht die Atmosphäre aber nicht, sondern wird beim Aufstieg im Meerwasser verteilt und schließlich von Bakterien aufgezehrt.“

Die Forscher haben zehn Jahre alte Meeresboden-Karten des Forschungsgebiets mit heutigen Befunden verglichen und festgestellt, dass sich die Gestalt des Meeresbodens deutlich verändert hat durch Sedimentverschiebungen. Diese horizontale Bewegungen konnten die Forscher genau rekonstruieren, denn ihre tonnenschwere Temperatur-Messlanze legte im Laufe des Jahres eine Strecke von 165 Metern zurück. Überraschend war, dass bei den Eruptionen der Vulkan an den Rändern nicht überlief. Das bedeutet, dass der Schlamm wieder in den Vulkan zurückgelaufen sein muss.
Eine wichtige Erkenntnis dieser Studie ist, dass die Eruptionen den biologischen Filter im Meeresboden schädigen, der das meiste Methan des Haakon Mosby Schlammvulkans zurückhält. Prof. Dr. Antje Boetius, Fahrtleiterin der Expeditionen und Mitautorin der Studie, sagt: „Wir haben durch die erstmals ganzjährige Beobachtung des Schlammvulkans viel über sein Verhalten und den Einfluss auf die Umwelt gelernt. Da Eruptionen solcher Schlammvulkane an Land wie im Meer erhebliche Schlammrutschungen verursachen können und eine erhebliche Quelle von Gas sind, sollte es mehr Dauerbeobachtungsstationen für sie geben.“
Manfred Schlösser

Rückfragen an
Dr. Dirk de Beer, Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie, Tel. +49 421 2028 802,
dbeer@mpi-bremen.de

Dr. Tomas Feseker, MARUM-Zentrum für marine Umweltwissenschaften Fachbereich Geowissenschaften der Universität Bremen ; feseker@uni-bremen.de

Prof. Dr. Antje Boetius, HGF-MPG Brückengruppe für Tiefseeökologie und -Technologie. Alfred -Wegener-Institut Helmholtz Zentrum für Polar und Meeresforschung und Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie, Tel. +49 421 2028 860, antje.boetius@awi.de

Originalartikel:
Eruption of a deep-sea mud volcano triggers rapid sediment movement
Tomas Feseker, Antje Boetius, Frank Wenzhöfer, Jerome Blandin, Karine Olu, Dana R. Yoerger, Richard Camilli, Christopher R. German, Dirk de Beer.
Nature Communications, November 2014, DOI: NCOMMS6385

Beteiligte Institute
Max Planck Institute for Marine Microbiology, 28359 Bremen, Germany
MARUM – Center for Marine Environmental Sciences and Faculty of Geosciences, University of Bremen, 28359 Bremen, Germany
GEOMAR, Helmholtz Centre for Ocean Research Kiel, 24148 Kiel, Germany
HGF-MPG Group for Deep Sea Ecology and Technology, Alfred Wegener Institute for Polar and Marine Research in the Helmholtz Association, 27515 Bremerhaven, Germany
IFREMER, Institut Carnot EDROME, RDT/ SI2M F-29280 Plouzané, France
IFREMER, Institut Carnot EDROME, REM/EEP, Laboratoire Environnement Profond, F-29280 Plouzané, France
Woods Hole Oceanographic Institution, Woods Hole, MA 02543, USA

Danksagung: Das Projekt LOOME war Teil des Europäischen Programmes ESONET und von ihm gefördert, weitere Förderer sind die Helmholtz Gemeinschaft, die Max-Planck-Gesellschaft und das Leibniz-Programm der DFG.

Weitere Informationen:
http://www.mpi-bremen.de/Forschung_am_Tiefsee-Schlammvulkan_Haakon_Mosby.html
http://www.esonet-emso.org/ (Webseite Europäischer Meeresboden Observatorien)

Quelle: idw

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Training für den „Denkapparat“: Teilnehmende für Studie gesucht

Susanne Bossemeyer Dez. 7.2 – Hochschulstrategie und Kommunikation
FernUniversität in Hagen

Aufmerksamer werden, sich besser konzentrieren und erinnern: Als eine interessante Möglichkeit zur Veränderung des kognitiven Systems werden Computer-basierte Gehirntrainings gesehen. Der Psychologe Dr. Tilo Strobach, FernUniversität in Hagen, sucht Teilnehmende für eine Studie.

Aufmerksamer werden, sich besser konzentrieren und erinnern: Ist der „Denkapparat“ des Menschen flexibel genug, um seine kognitiven Fähigkeiten gezielt verändern zu können? Eine Frage, mit der sich PD Dr. Tilo Strobach schon seit Jahren befasst. Für eine Studie, die er nun durchführen möchte, sucht der Lehrgebietsvertreter Allgemeinen Psychologie: Urteilen, Entscheiden, Handeln an der FernUniversität in Hagen jetzt Teilnehmerinnen und Teilnehmer.

Als eine interessante Möglichkeit zur Veränderung des kognitiven Systems werden zunehmende „strukturierte Computer-basierte Gehirntrainings“ gesehen. In den USA ist dieses Brain Training bereits ein Milliarden-Dollar-Markt. Dabei führen die Teilnehmenden in regelmäßigen Abständen – z.B. einmal täglich oder zweimal wöchentlich – eine bestimmte Aufgabe aus, um grundlegende kognitive Prozesse zu verbessern, z. B. ihre Aufmerksamkeit, ihre Konzentrationsfähigkeit, ihre Wahrnehmung oder vor allem ihr Gedächtnis.

Dr. Strobach möchte nun diese Thematik systematisch und wissenschaftlich untersuchen: Wie wirken Gehirntrainings? Wie effizient sind sie? Sind grundlegende kognitive Prozesse situationsunabhängig und lassen sich die Effekte auf andere Situationen übertragen? Lassen sie sich von den trainierten Aufgaben auf unbekannte Situationen transferieren? Haben sie also „Alltagsrelevanz“? Strobachs Grundlagenforschung zielt auch auf die Bedingungen wie Alter der Teilnehmenden, Trainingszeiten oder Aufgabenkombinationen, die für eine Optimierung der Gehirnleistungen notwendig sind.

Technisch organisiert wird die Studie von der Firma NeuroNations. Die Teilnehmenden erhalten als Dank nach Beendigung der Studie eine sechsmonatige Mitgliedschaft bei dem Start-Up-Unternehmen. „Zudem sind wir optimistisch, dass die Teilnehmenden von den Trainings der Studie profitieren können“, so Strobach. An der Teilnahme Interessierte müssen mindestens 18 Jahre alt sein und einen Internetzugang haben, weil die Aufgaben online gestellt werden. Sie sollten bereit sein, täglich oder alle zwei Tage an 22 Sitzungen zu je ca. 30 Minuten teilzunehmen – nicht im Labor in der FernUniversität, sondern in einer vertrauten Umgebung, vor allem zuhause: „Im Mittelpunkt steht ja die Alltagsrelevanz“, betont Strobach.

Erfahrungen für dieses neue Vorhaben, mit dem er bestimmte Merk- und Aufmerksamkeitskompetenzen trainieren will, bringt der Wissenschaftler mit: Er hat sich bereits mit dem Training von Arbeitsgedächtnissen von Kindern in 2. und 3. Grundschulklassen befasst. Sie sollten sich Tiere merken. Hatte dieses Training Effekte für ihre Lesekompetenz? Und auf ihre mathematischen Leistungen? Auch beim Rechnen muss man sich etwas merken. Strobach: „Zumindest für die Lesekompetenz konnten wir eine Steigerung und damit einen Transfereffekt nachweisen.“

Auch mit einer anderen Untersuchung konnte er positive Effekte nachweisen: bei kommerziellen Videospielen mit komplexen Situationen wie „Ego Shooter“-Spielen. Die Teilnehmenden mussten beim Spielen mehrere Aufgaben gleichzeitig ausführen: etwa ferne Welten Laufen, Schießen und Kommunizieren. „Dabei haben sie ihre Multi-Tasking-Fähigkeiten verbessert“, berichtet der Wissenschaftler. „Auch solche Spiele haben also positive Aspekte.“

Interessierte sollten sich baldmöglichst unter http://www.neuronation.de/fernunihagen informieren.

Quelle: idw

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Aktionsbündnis Arbeitsmedizin

Dr. Thomas Nesseler Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin e.V.

Erstes Projekt des Aktionsbündnis zur Sicherung des arbeitsmedizinischen Nachwuchses erfolgreich mit auf den Weg gebracht: Stiftungsprofessur für Arbeitsmedizin und Prävention an der Universität zu Lübeck

Das Aktionsbündnis zur Sicherung des arbeitsmedizinischen Nachwuchses hat sein erstes Projekt erfolgreich mit auf den Weg gebracht: Am 22. Oktober 2014 wurde in Lübeck im Beisein der Ministerin für Soziales, Gesundheit, Wissenschaft und Gleichstellung des Landes Schleswig-Holstein, Kirstin Alheit, sowie Vertretern der Stifter, der Universität zu Lübeck und des Aktionsbündnisses zur Sicherung des arbeitsmedizinischen Nachwuchses ein Vertrag zur Einrichtung einer Stiftungsprofessur für Arbeitsmedizin und Prävention unterzeichnet. Die Einrichtung der Stiftungsprofessur ist ein gemeinsames Ergebnis der Zusammenarbeit einzelner Unfallversicherungsträger, der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW), der Verwaltungsberufsgenossenschaft (VBG), der Berufsgenossenschaft Transport und Verkehrswirtschaft (BG Verkehr) sowie der Unfallkasse Nord, mit dem Gesundheitsministerium Schleswig Holstein, der Universität zu Lübeck und dem Aktionsbündnis zur Sicherung des arbeitsmedizinischen Nachwuchses. Zusammen mit der W3-Professur soll ein Institut für Arbeitsmedizin eingerichtet werden. Die Einrichtung der Professur wird zunächst über einen Zeitraum von fünf Jahren mit insgesamt 255.000 Euro pro Jahr von den Stiftern gefördert. Im Anschluss daran soll eine Evaluation über die weitere Zukunft der Professur entscheiden.

Die Stifter waren bei der Vertragsunterzeichnung vertreten durch den Hauptgeschäftsführer der BGW, Professor Dr. Stephan Brandenburg, den Direktor Prävention der VBG, Dr. Andreas Weber, die Hauptgeschäftsführerin der BG Verkehr, Sabine Kudzielka, sowie den Geschäftsführer der Unfallkasse Nord, Jan Holger Stock. Für das Aktionsbündnis zur Sicherung des arbeitsmedizinischen Nachwuchses war dessen Vorsitzender, Professor Dr. Stephan Letzel, bei der feierlichen Unterzeichnung anwesend.

Ministerin Alheit betonte: „Die arbeitsmedizinische Versorgung Berufstätiger ist eine wichtige Zukunftsaufgabe. Die neu errichtete Professur wird einen für Schleswig-Holstein wichtigen Beitrag zur Nachwuchsförderung im Fach Arbeitsmedizin und zur Forschung in einer sich rasch wandelnden Arbeitswelt leisten. Der Bedarf an arbeitsmedizinischer Beratung und Betreuung wird weiter steigen.“

Der wissenschaftliche Schwerpunkt der Professur soll neben den klassischen arbeitsmedizinischen Themen wichtige Fragestellungen wie beispielsweise arbeitsbedingte muskuloskelettale Erkrankungen, psychosoziale und psychomentale Aspekte der Arbeit, Entwicklung der Gesundheitskompetenz und arbeitsmedizinische Aspekte von Inklusion, Diversität und Verkehrsmedizin erfassen. Die Professur und das zukünftige Institut werden dem profilbildenden Zentrum für Bevölkerungsmedizin und Versorgungsforschung der Universität zu Lübeck zugeordnet. Die Ausschreibung der Professur erfolgt Anfang des nächsten Jahres.
Die Universität zu Lübeck knüpft damit an die Tradition des Instituts für Arbeitsmedizin an, das in den vergangenen Jahren/Jahrzehnten von Prof. Dr. Dr. Richard Kessel in Lübeck geleitet wurde.

Für weitere Rückfragen:
Univ.-Prof. Dr. Stephan Letzel
Vorsitzender des Aktionsbündnisses Arbeitsmedizin
Universitätsmedizin Mainz
Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin
Obere Zahlbacher Str. 67, 55131 Mainz
letzel@uni-mainz.de

Weitere Informationen:
http://www.dgaum.de/nachwuchs/

Quelle: idw

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Ozeanversauerung verändert klimarelevante Funktionen in der obersten Mikroschicht

Dr. Andreas Villwock Kommunikation und Medien
GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel

Ozeanversauerung kann klimarelevante Funktionen verändern, die in der obersten Schicht des Ozeans ablaufen, erklärt eine Gruppe von Wissenschaftlern im Fachmagazin „Journal of Geophysical Research: Oceans“. Laut einer Studie, die unter Leitung des GEOMAR Helmholtz Zentrum für Ozeanforschung Kiel stattfand, spiegelt die Chemie in der obersten Mikroschicht biologische Prozesse aus der darunterliegenden Wassersäule. Die Veränderungen könnten Wechselwirkungen zwischen Ozean und Atmosphäre beeinflussen, etwa den Austausch von Gasen oder die Emission von Gischt-Aerosolen, die Sonnenstrahlen streuen oder zur Wolkenbildung beitragen können.

Wie eine Haut trennt die oberste Mikroschicht das Meer von der Atmosphäre. Mit dem Austausch von Gasen und der Freisetzung von Aerosolen aus der Gischt laufen hier gleich zwei Prozesse ab, die unser Klima maßgeblich mitbestimmen. Während eines Mesokosmen-Experiments beobachteten Wissenschaftler des GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel, des Alfred Wegener Instituts, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) und des Leibniz-Instituts für Ostseeforschung Warnemünde (IOW) zum ersten Mal, wie der Ozeanwandel die speziellen physikalischen, chemischen und biologischen Eigenschaften dieses Biofilms verändern kann. Ihre Ergebnisse beschreiben die Forscher im Fachmagazin „Journal of Geophysical Research: Oceans“. Erstautorin ist Dr. Luisa Galgani, die die Studie als Teil ihrer Doktorarbeit am GEOMAR und am AWI durchführte.

„Viele Experimente haben bereits gezeigt, wie Ozeanversauerung – eine Veränderung in der Ozeanchemie, die durch die Aufnahme menschengemachten Kohlendioxids ausgelöst wird – das Wachstum und die Effizienz mariner Bakterien und das Absinken kohlenstoffhaltiger Partikel beeinflusst“, fasst Dr. Luisa Galgani zusammen. „Wir wissen, dass sich in der obersten Mikroschicht das selbe organische Material und die selben Mikroorganismen ansammeln, die auch in der Wassersäule darunter zu finden sind. Darum hatten wir erwartet, dass die Mikroschicht Veränderungen wiederspiegelt, die im Zuge der Ozeanversauerung in der Wassersäule stattfinden. Die Prozesse in diesem Mikromilieu zu verstehen ist wichtig, weil sie Auswirkungen auf unser Klima haben können.“

Um die Folgen der Ozeanversauerung zu untersuchen, simulierten die Wissenschaftler verschiedene zukünftige Szenarien in den KOSMOS Mesokosmen (KOSMOS: Kiel Off-Shore Mesocosms for future Ocean Simulations), die sie im Raunefjord in Norwegen platziert hatten. Die neun Schwimmkonstruktionen, von denen jede 75.000 Liter Meerwasser isoliert, wurden auf verschiedene Kohlendioxid-Niveaus gebracht, die für die kommenden Jahrzehnte und Jahrhunderte erwartet werden. Einen Monat lang beprobte das Team um Dr. Galgani die Wasseroberfläche in sechs Mesokosmen mit einer Plexiglasplatte.

Analysen der Proben belegten die Hypothese, dass die organischen Verbindungen an der obersten Mikroschicht die Entwicklung in der Wassersäule abbilden. Außerdem war bei höheren Kohlendioxid-Konzentrationen mehr Bakterioneuston zu finden, marine Bakterien, die an der Wasseroberfläche leben. Die saureren Bedingungen förderten Veränderungen in der Dynamik von organischem Material. Vor allem eiweißhaltige marine Gelpartikel blieben kleiner; sie waren jedoch häufiger vorhanden und dienten als Nährsubstrat. Mikroorganismen waren in größerer Zahl vertreten und konnten das organische Material, das während der Planktonblüte entstand, effizienter umsetzen.

„Aus früheren Studien wissen wir, dass zusätzliches Kohlendioxid marine Bakterien stimuliert“, erklärt Dr. Galgani. „Angesichts unserer Beobachtungen nehmen wir jetzt an, dass dieser Effekt sehr bedeutsam werden kann: Er kann bedeuten, dass Teile des Lebens im Ozean positiv auf die Aufnahme von Kohlendioxid aus der Atmosphäre reagieren – indem der Stoffwechsel der Mikroben an der Grenzschicht zwischen Luft und Wasser angeregt wird.“

Ein gesteigerter bakterieller Abbau könnte auch die organische Zusammensetzung neu entstehender Gischt-Partikel stark beeinflussen. Von ihrer Komposition hängt ab, inwiefern sie als marine Aerosole mit dem Klimasystem interagieren können. Über den Beitrag der marinen Aerosole zum Klima ist noch immer wenig bekannt. „Wir sind noch weit davon entfernt, zu verstehen, in welcher Weise der Ozean Bausteine für die Wolkenbildung liefert“, betont Prof. Dr. Anja Engel, Leiterin der Gruppe Mikrobielle Biogeochemie am GEOMAR. „Dennoch sind wir davon überzeugt, dass diese Studie uns einen deutlichen Schritt weitergebracht hat. Wir haben uns zum Ziel gesetzt, die Struktur und die Dynamik in der Grenzschicht zwischen Luft und Wasser genauer zu untersuchen. Dann können wir auch besser abschätzen, wie sich die Wechselwirkungen zwischen dem Ozean und der Atmosphäre in der Hoch-CO2-Welt gestalten.“

Die Arbeiten wurden durch die vom Bundesminsterium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projekte SOPRAN (Surface Ocean Processes in the Anthropocene) und BIOACID (Biological Impacts of Ocean Acidification) unterstützt und fließen in das internationale Projekt SOLAS (Surface Ocean – Lower Atmosphere Study) ein.

Originalpublikation:
Galgani, L., Stolle. C., Endres, S., Schulz, K. G., Engel, A. (2014), Effects of ocean acidification on the biogenic composition of the seasurface microlayer: Results from a mesocosm study, J. Geophys. Res. Oceans, 119, doi:10.1002/2014JC010188.

Bildmaterial:
Unter www.geomar.de/n2157 steht Bildmaterial zum Download bereit. Video-Footage auf Anfrage.

Ansprechpartner:
Prof. Dr. Anja Engel (GEOMAR FB2/BI) Tel. 0431 600-1510, aengel@geomar.de
Maike Nicolai (GEOMAR Kommunikation & Medien) Tel. 0431 600-2807, mnicolai@geomar.de

Weitere Informationen:
http://www.geomar.de GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel
http://www.bioacid.de BIOACID (Biological Impacts of Ocean Acidification)
http://sopran.pangaea.de SOPRAN (Surface Ocean Processes in the Anthropocene)
http://www.solas-int.org SOLAS (Surface Ocean – Lower Atmosphere Study)
http://www.awi.de Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung
http://www.io-warnemuende.de Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde

Quelle: idw

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Menschen vor Legionellen aus Kühlanlagen schützen

Stephan Berends Strategie & Kommunikation / Presse
VDI Verein Deutscher Ingenieure e. V.

Der Gesetzgeber reagiert auf die Legionellen-Epidemien 2010 in Ulm und 2013 in Warstein und erarbeitet eine Verordnung, durch die im Lauf des Jahres 2015 Verdunstungskühlanlagen mit Meldepflicht belegt werden sollen. Verdunstungskühlanlagen gelten in beiden Fällen als Quelle der Keime. Die angestrebte Verordnung soll Festlegungen zum hygienisch einwandfreien Betrieb treffen, die im Wesentlichen auf der Richtlinie VDI 2047 Blatt 2 „Rückkühlwerke – Sicherstellung des hygienegerechten Betriebs von Verdunstungskühlanlagen (VDI-Kühlturmregeln)“ basieren.

Die Richtlinie VDI 2047 Blatt 2 beschreibt nicht nur die Hygieneaspekte in Planung, Ausführung und Betrieb von Verdunstungskühlanlagen, sondern legt auch ein Konzept für eine Schulung der verantwortlichen Personen dar. Der VDI geht davon aus, dass in den nächsten drei Jahren ca. 10.000 Menschen im hygienisch sicheren Umgang mit Verdunstungskühlanlagen geschult werden müssen.

Die VDI-Gesellschaft Bauen und Gebäudetechnik wird daher zur Qualitätssicherung ein Schulungspartnersystem initiieren, wie es sich bei den Richtlinien-Schulungen zu VDI 6022 und VDI/DVGW 6023 bewährt hat. Am 8. Januar 2015 können Interessenten an einer Referententätigkeit im Rahmen von VDI-Partnerschulungen an einer Erstschulung in Düsseldorf teilnehmen, um die über den Rahmen ihrer jeweiligen Berufsausbildung hinausgehende erforderliche Qualifikation zu erwerben. Weitere Informationen unter www.vdi.de/schulung-vdi2047.

Der VDI – Sprecher, Gestalter, Netzwerker
Ingenieure brauchen eine starke Vereinigung, die sie bei ihrer Arbeit unterstützt, fördert und vertritt. Diese Aufgabe übernimmt der VDI Verein Deutscher Ingenieure. Seit über 150 Jahren steht er Ingenieurinnen und Ingenieuren zuverlässig zur Seite. Mehr als 12.000 ehrenamtliche Experten bearbeiten jedes Jahr neueste Erkenntnisse zur Förderung unseres Technikstandorts. Das überzeugt: Mit 152.000 Mitgliedern ist der VDI die größte Ingenieurvereinigung Deutschlands.

Weitere Informationen:
http://www.vdi.de/schulung-vdi2047 – Infos zur Schulung

Quelle: idw

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Damit es Europas Bienen wieder besser geht

Hans-Christoph Keller Stabsstelle Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Humboldt-Universität zu Berlin

Projekt „Smartbees“ bekommt sechs Millionen Euro von der Europäischen Kommission

Die Vielfalt der Bienenarten in Europa ist in Gefahr. Früher gab es zahlreiche Bienenrassen. Doch in den vergangenen Jahren hat sich die Situation dramatisch verändert.

Einerseits verursacht eine aus Asien stammende Milbe (Varroa destructor) seit vielen Jahren hohe Verluste unter den Europäischen Bienenvölkern (Apis mellifera). Andererseits kommt es zu einer systematischen Verdrängung vieler Europäischer Bienenrassen durch zwei Rassen, die bereits seit einiger Zeit auf Leistung, ruhiges Verhalten und Krankheitsresistenz gezüchtet wurden. Beide Ursachen reduzieren die genetische Vielfalt der Honigbienen in Europa und gefährden die nachhaltige, regional angepasste Bienenhaltung. Die Konsequenzen sind dramatisch für die Landwirtschaft. Dabei geht es nicht nur um weniger Honig oder Wachs. Die Bestäubungsleistung der Bienen hat einen enormen ökonomischen Wert.

Um dem Bienensterben zu begegnen, kooperieren jetzt in dem mit sechs Millionen Euro von der Europäischen Kommission geförderten Projekt „SMARTBEES“ Genetiker, Molekularbiologen, Parasitologen, Virologen, Immunologen, Kommunikationswissen¬schaftler, Mathematiker und Bienenspezialisten aus elf Ländern. Koordiniert wird es von Prof. Dr. Kaspar Bienefeld. Er leitet die Abteilung Zucht und Genetik am Länderinstitut für Bienenkunde in Hohen Neuendorf und ist Honorarprofessor am Albrecht Thaer Institut für Agrar- und Gartenbauwissenschaften der Humboldt-Universität zu Berlin.

Mit dem internationalen Projekt soll der aktuelle Stand der genetischen Vielfalt in ganz Europa analysiert und mit geeigneten Methoden verbessert werden. Zudem werden sich die Wissenschaftler mit der gefährlichen Dreiecksbeziehung Biene-Milbe-Viren beschäftigen und die Mechanismen ergründen, die dazu führen, dass aus im Zusammenspiel mit der Varroamilbe aus harmlosen Viren tödliche Viren werden. Mit modernsten molekulargenetischen Methoden werden die Gründe der unterschiedlichen Widerstandskraft von Bienen gegenüber Varroa und Viren geklärt.

Die Unzufriedenheit der Imker mit den einheimischen Bienenrassen war der zentrale Grund für deren Austausch durch züchterisch verbesserte Rassen. Daher sollen Zuchtstrategien, die sich als sehr erfolgreich erwiesen haben, für die bislang züchterisch vernachlässigten Bienenrassen so modifiziert werden, dass diese Rassen an die Bedürfnisse der lokalen Imkerschaft angepasst werden. Damit kannihre Verdrängung gestoppt werden. Daten aus dem Europäischen Referenzlabor für Bienenkrankheiten werden analysiert, um auch für noch nicht aktuelle aber möglicherweise in Zukunft auftretende Krankheitserreger gewappnet zu sein.

Bienen werden von hunderttausenden Imkern in Europa gehalten. Das bedeutet, dass wissenschaftliche Erkenntnisse und die Entwicklung von neuen Methoden und Strategien nur dann nachhaltig zu einer Verbesserung der Situation führen, wenn die Europäische Imkerschaft involviert wird. Eine Arbeitsgruppe, die auf Wissenstransfer spezialisiert ist, wird die Ergebnisse des Projektes für die Praxis aufbereiten, Lernmodule erstellen und für eine Vernetzung innerhalb und zwischen den Ländern sorgen. Kaspar Bienefeld sagt: „Es ist das erste Mal, dass sich so unterschiedliche Disziplinen gemeinsam und aufeinander abgestimmt mit dem Bienensterben beschäftigen. Die Aufgabe ist komplex, aber das multidisziplinäre Konzept des Projekts eröffnet große Chancen, nachhaltig die Gesundheit und die genetische Vielfalt der Bienen in Europa zu verbessern.“

Kontakt
Prof. Dr. K. Bienefeld
Länderinstitut für Bienenkunde Hohen Neuendorf
Tel.: 03303/ 29 38 30
kaspar.bienefeld@hu-berlin.de

Quelle: idw

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Wer bekommt Weihnachtsgeld – was sehen die Tarifverträge vor?

Rainer Jung Abt. Öffentlichkeitsarbeit
Hans-Böckler-Stiftung

Rund 54 Prozent der Beschäftigten erhalten eine Jahressonderzahlung in Form eines Weihnachtsgeldes. Rund 15 Prozent erhalten eine Gewinnbeteiligung und 19 Prozent erhalten sonstige Sonderzahlungen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Online-Umfrage der Internetseite www.lohnspiegel.de, die vom WSI-Tarifarchiv der Hans-Böckler-Stiftung betreut wird und an der sich rund 10.100 Beschäftigte beteiligt haben. Die Analyse der Befragungsdaten, die im Zeitraum von Juli 2013 bis Juni 2014 erhoben wurden, zeigt, dass die Chancen ein Weihnachtsgeld zu erhalten, ungleich verteilt sind (siehe auch die Grafik in der pdf-Version dieser PM). Besonders groß ist der Vorsprung von Beschäftigten, die nach Tarifvertrag bezahlt werden, gegenüber Beschäftigten in Unternehmen ohne Tarifbindung:

West/Ost: Nach wie vor gibt es Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland. In Westdeutschland bekommen 57 Prozent, in Ostdeutschland 40 Prozent der Beschäftigten ein Weihnachtsgeld.

Männer/Frauen: Frauen erhalten seltener Weihnachtsgeld als Männer. Bei den Frauen sind es 51 Prozent, bei den Männern dagegen 56 Prozent.

(Un)Befristet Beschäftigte: Beschäftigte mit einem unbefristeten Arbeitsvertrag bekommen zu 56 Prozent ein Weihnachtsgeld, befristet Beschäftigte nur zu 42 Prozent.

Vollzeit/Teilzeit: Vollzeitbeschäftigte erhalten mit 55 Prozent öfter Weihnachtsgeld als Teilzeitbeschäftigte mit 42 Prozent.

Tarifbindung: Eindeutig profitieren die Beschäftigten von einer Tarifbindung ihres Arbeitgebers. Beschäftigte mit Tarifbindung erhalten zu 71 Prozent ein Weihnachtsgeld, Beschäftigte ohne Tarifbindung dagegen nur zu 42 Prozent.

Gewerkschaftsmitglieder: Mitglieder einer Gewerkschaft stehen sich besser. 66 Prozent von ihnen erhalten Weihnachtsgeld, Nichtmitglieder dagegen nur zu 51 Prozent.

Grundsätzlich sehen in den meisten Wirtschaftszweigen die geltenden Tarifverträge ein Weihnachtsgeld vor. Dies zeigt die Auswertung des WSI-Tarifarchivs. Es wird überwiegend als fester Prozentsatz vom Monatseinkommen berechnet (siehe die ausführliche Tabelle in der pdf-Version; Link unten). Die in den einzelnen Tarifverträgen festgelegten Prozentsätze haben sich im Vergleich zu den Vorjahren kaum verändert. Dort, wo die Tarifabschlüsse dieses Jahr höher ausgefallen sind, steigen auch die tariflichen Weihnachtsgelder stärker. Die Spanne reicht von plus 1,8 Prozent in der Energiewirtschaft Ost (AVEU), 2,4 Prozent im Bankgewerbe, 3,0 Prozent in der Druckindustrie über 3,5 Prozent im öffentlichen Dienst (Gemeinden) bis zu 4,5 % in der Kautschukindustrie Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland. In der chemischen Industrie Ostdeutschlands wurde das Weihnachtsgeld von 65 auf 80 % eines Monatsentgelts angehoben, das entspricht einschließlich der Tarifanhebung einem Anstieg um fast 28 Prozent. Für die Metallindustrie Sachsen ist eine Angleichung des Weihnachtsgeldes an das West-Niveau erreicht, was zu einer Steigerung von insgesamt rund 13 % führt.

Ein im Vergleich relativ hohes Weihnachtsgeld erhalten unter anderem die Beschäftigten im Bankgewerbe, in der Süßwarenindustrie, in der westdeutschen Chemieindustrie sowie in der Druckindustrie (95 bis 100 Prozent eines Monatseinkommens). Darunter liegen unter anderem die Bereiche Versicherungen (80 Prozent), Einzelhandel (West, 62,5 Prozent) sowie Metallindustrie (West und Sachsen, 55 Prozent). Im öffentlichen Dienst (Gemeinden, West) beträgt die Jahressonderzahlung (zusammengesetzt aus Urlaubs- und Weihnachtgeld) je nach Vergütungsgruppe zwischen 60 und 90 Prozent. In vielen Bereichen haben die Beschäftigten in den neuen Ländern mittlerweile gleichgezogen.

Weniger als ihre KollegInnen im Westen erhalten die Ost-Beschäftigten z. B. in den Bereichen Chemie (80 Prozent) und öffentlicher Dienst (Gemeinden, 45 – 67,5 Prozent). Kein Weihnachtsgeld erhalten unter anderem die Beschäftigten im Bauhauptgewerbe Ost und im Gebäudereinigerhandwerk.

Für Beamtinnen und Beamte bestehen für die Sonderzahlung im Rahmen der Besoldung jeweils gesonderte gesetzliche Regelungen für den Bund und die einzelnen Bundesländer.

Ansprechpartner in der Hans-Böckler-Stiftung
Dr. Reinhard Bispinck
Leiter WSI-Tarifarchiv
Tel.: 0211/7778-232
E-Mail: Reinhard-Bispinck@boeckler.de

Rainer Jung
Leiter Pressestelle
Tel.: 0211-7778-150
E-Mail: Rainer-Jung@boeckler.de

Weitere Informationen:
http://www.boeckler.de/pdf/pm_ta_2014_11_03.pdf – Die Pressemitteilung mit Grafik und Tabelle (pdf)

Quelle: idw

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Türklinken aus Kupfer gegen Keime: Infektionsvorbeugung im Asklepios Klinikum Hamburg Harburg

Dr.med. Franz Jürgen Schell Konzernbereich Unternehmenskommunikation/Pressestelle
Asklepios Kliniken Hamburg GmbH

Das Asklepios Klinikum Harburg in Hamburg hat große Bereiche seines gerade eröffneten Neubaus mit insgesamt 600 Türklinken aus Kupferlegierungen ausgestattet. Das Projekt ist das bislang größte seiner Art in Europa und den USA. Kupfer wirkt nachweislich antimikrobiell und kann gefährliche Keime wie Bakterien, Pilze und Viren erheblich reduzieren. Eine kürzlich vor Ort durchgeführte stichprobenartige Untersuchung dieser neuen Türklinken aus einer Vollguss-Kupferlegierung hat gezeigt, dass eine Reduzierung von bis zu zwei Drittel der Keime möglich ist. Das ist besonders für Patienten in Risikobereichen wie Intensivstationen und Isolierzimmern von großer Bedeutung.

„Patientensicherheit hat in den Asklepios Kliniken höchste Priorität. Mit dem Einsatz vieler hundert Kupferklinken zur Infektionsprävention in der Asklepios Klinik Harburg setzen wir jetzt einen weiteren Meilenstein beim wichtigen Thema Hygiene und stellen einmal mehr unsere Vorreiterrolle bei der Bekämpfung und Reduzierung gefährlicher Keime, insbesondere der multiresistenten Erreger, unter Beweis“, sagt Dr. Thomas Wolfram, Sprecher der Geschäftsführung der Hamburger Asklepios Kliniken. „Hände sind bekanntlich die Hauptüberträger von Erregern. Dabei spielen Türgriffe als die am häufigsten genutzten Kontaktflächen eine wichtige Rolle. Genau hier setzen wir mit den Klinken aus antimikrobiellem Kupferwerkstoff an“, erläutert Dr. med. Susanne Huggett, Ärztliche Leiterin des Asklepios Großlabors MEDILYS. „Die Klinken bestehen aus rund 70 Prozent Kupfer und haben nachweislich eine stark keimreduzierende Wirkung, wie wir aus eigenen Untersuchungen wissen. Sie sind damit Teil eines umfassenden Bündels von Maßnahmen zur Infektionsprävention, sind also kein Ersatz, sondern eine effektive Ergänzung zu etablierten Hygieneaktivitäten wie der Händedesinfektion, der regelmäßigen Flächendesinfektion und der Schulung von Mitarbeitern in Hygienefragen“, so Dr. Huggett weiter. Auf Grundlage der stichprobenartigen Untersuchung im Sommer 2014 im Asklepios Klinikum Harburg sei damit zu rechnen, dass sich mit Hilfe der Kupferkliniken unter Alltagsbedingungen im Klinikbereich eine Reduzierung der Keime von mehr als 50 Prozent im Vergleich zur Keimbesiedelung auf herkömmlichen Türkliniken erzielen lässt. Das Asklepios Großlabor MEDILYS in Hamburg wird das jetzt angelaufene Projekt in der Asklepios Klinik Harburg mit regelmäßigen Untersuchungen begleiten und in einigen Monaten weitere Untersuchungsergebnisse präsentieren.

„Die Erkenntnis, dass Kupfer eine desinfizierende Wirkung hat, gab es schon im alten Ägypten zur Zeit der Pharaonen. Damals wurden beispielsweise Kupferspäne zur Wunddesinfektion in Salben gerührt. Mit Hilfe der modernen Wissenschaft beginnen wir aber erst heute zu verstehen, auf welche Weise Kupfer diese Wirkung entfalten kann“, sagt Dr. Anton Klassert, Geschäftsführer Deutsches Kupferinstitut Berufsverband. Angesichts der zunehmenden Verbreitung von Bakterien, Pilzen und Viren komme den Jahrhunderte alten Erfahrungen jetzt eine ganz aktuelle Bedeutung zu.

Das Ziel: Infektionen stoppen und die Patientensicherheit erhöhen
In Europa erkrankt jeder 14. Patient während eines Krankenhausaufenthaltes an einer so genannten nosokomialen Infektion, also an einer Infektion, die im zeitlichen Zusammenhang mit dem Krankenhausaufenthalt steht. Zu den unerwünschten Komplikationen zählen Harnwegsinfekte, Wundinfektionen nach Operationen oder Lungenentzündungen nach künstlicher Beatmung. Nach aktuellen Schätzungen kommt es europaweit pro Jahr zu 147.000 Todesfällen, wobei sich allein in Deutschland rund 400.000 bis 600.000 Menschen in Kliniken infizieren. Viele der gewöhnlich in Krankenhäusern oder Altenheimen für Oberflächen genutzten Materialien sind nachgewiesenermaßen eine bevorzugte Quelle für Kreuz-Kontaminationen, das heißt die direkte oder indirekte Übertragung von pathogenen Mikroorganismen von bereits kontaminierten auf nicht kontaminierte Gegenstände oder Personen. Ein Teufelskreis, der auch durch eine verstärkte Flächendesinfektion nicht umfassend zu durchbrechen ist. Hier sind neue, innovative Lösungswege gefragt, die nicht allein auf äußerliche Reinigungsvorgänge setzen. Als Lösung bietet sich hier der Einsatz antimikrobieller Kupferwerkstoffe an, die für hoch frequentierte Kontaktoberflächen verwendet werden und damit eine zusätzliche Barriere gegen nosokomiale Infektionen etwa durch Erreger wie multiresistente Keime (MRSA) darstellen können. Weltweit haben sich deshalb schon mehr als 200 medizinische und öffentliche Einrichtungen entschlossen, antimikrobielle Kupferbauteile einzusetzen – eine Zahl, die weiter wächst, so die Erkenntnisse des Kupferinstitutes.

Vorreiterrolle für Asklepios
Bereits im Jahr 2008/2009 hat die Asklepios Klinik Wandsbek in Hamburg in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Kupferinstitut Berufsverband antimikrobielle Kupferwerkstoffe zur Erhöhung der Patientensicherheit eingesetzt. Dabei wurden jeweils über mehrere Monate hinweg im Sommer 2008 und im Winter 2008/2009 zwei Krankenhausstationen mit einigen Dutzend Türgriffen, Türplatten und Lichtschaltern aus speziellen Kupferlegierungen ausgestattet. Die benachbarten Bereiche behielten für den Forschungszweck ihre herkömmlichen Griffe und Schalter aus Aluminium, Edelstahl oder Plastik. Unabhängige Wissenschaftler der Universität Halle-Wittenberg haben regelmäßig Proben genommen und die Anzahl der Keime auf den verschiedenen Kontaktflächen verglichen – mit überzeugendem Erfolg. „Wir sind sehr froh, dass Asklepios diesen Feldversuch damals mit uns zusammen durchgeführt hat, da dadurch eine Initialzündung für das gesamte Projekt erfolgt ist“, so Dr. Anton Klassert. „Mittlerweile haben weltweite Studien und Krankenhausversuche die damaligen Ergebnisse bestätigt bzw. in ihrer Aussage sogar noch übertroffen. Inzwischen konnte unter anderem durch Studien der Medical University of South Carolina auch aufgezeigt werden, dass sich nicht nur die Keimzahlen, sondern auch die Infektionsraten beim Einsatz von massiven antimikrobiellen Kupferlegierungen signifikant verringern und damit die Gefahr nosokomialer Infektionen auf Intensivstationen um bis zu 58 Prozent senken kann,“ so Dr. Klassert.

Antimikrobielle Kupferwerkstoffe wirken nachweislich
Die globalen Studien haben gezeigt, dass Kupferoberflächen nicht nur Antibiotika-resistente Keime inaktivieren, sondern auch viele weitere Erreger; ein Aspekt, den die Asklepios Klinik in Harburg nun durch den Einbau von antimikrobiellen Klinken auf der Intensivstation und in zahlreichen Intensivzimmern nutzt, um die Hygiene weiter zu verbessern. Klassert dazu: „Uns ist dabei wichtig zu betonen, dass der Einbau von antimikrobiellen Kupferprodukten – von denen inzwischen über 100 verschiedene Teile am Markt sind – nicht dazu führen kann und soll, die üblichen Standardhygienemaßnahmen wie Hände waschen oder Desinfektion zu vernachlässigen oder gar nicht mehr durchzuführen. Antimikrobielle Kupferoberflächen sind immer als ergänzende Maßnahme zu der 4-Säulen-Strategie des Robert Koch-Instituts zu betrachten.“ Die im Asklepios Klinikum Harburg eingebauten Kupferklinken der Firma Wilhelm May bestehen aus einer massiven Kupferlegierung, d.h. es handelt sich um keinerlei Beschichtung, sondern um ein Produkt, das vollständig aus einem antimikrobiellem Kupferwerkstoff hergestellt worden ist. Damit ist gewährleistet, dass die keimreduzierende Wirkung auch bei Kratzern oder leichten Beschädigungen erhalten bleibt.

Über das Asklepios Klinikum Harburg
Das Asklepios Klinikum Harburg verfügt aktuell über 774 Betten, beschäftigt 1.500 Mitarbeiter und versorgte 2013 rd. 76.000 Patienten (davon 43.500 ambulant und 32.500 stationär). Der im Sommer 2014 fertiggestellte Neubau (Haus 1) wurde mit einem Aufwand von 52 Millionen Euro realisiert. Das sechsgeschossige Gebäude mit Tiefgarage und neuem, zentralen Eingangsbereich verfügt unter anderem über einen Hubschrauberlandeplatz, eine deutlich vergrößerte Zentrale Notaufnahme, neue Herzkatheterlabore, CT, einen Hybrid-Operationsaal sowie über hochmoderne Intensivstationen mit Platz für 60 Patienten. Die 600 antimikrobiell wirkenden Türgriffe aus Kupfer wurden im Haus 1 im Bereich der Intensivstationen, in den Räumlichkeiten der Stroke Unit sowie in den Isolierzimmern auf verschiedenen Etagen installiert.

Weitere Informationen:
http://www.asklepios.com
http://www.facebook.com/asklepioskliniken
http://www.youtube.com/asklepioskliniken

Quelle: idw

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Hochwasservorsorge für Gebäude, Stadt und Region

Christian Schlag Stab Direktor
Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR)

In einer neuen Broschüre stellt das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) Konzepte und Instrumente für die Hochwasservorsorge vor. Sie richtet sich sowohl an Hauseigentümer, die bauliche Vorsorge treffen wollen, als auch an Städte und Regionen, die an ganzheitlichen Ansätzen zur Anpassung an den Klimawandel interessiert sind.

Das Heft bündelt Ergebnisse aus Forschungsprojekten und Modellvorhaben des BBSR – vom Objekt bis zur Makroregion. Auf Gebäudeebene steht die bauliche Vorsorge im Fokus: Die Hochwasserschutzfibel und der Hochwasserpass geben Eigentümern Auskunft über Schwachstellen ihrer Häuser und zeigen konkrete Hilfen, um Immobilien robuster gegenüber den Folgen von Überflutungen zu machen. Das Online-Tool ImmoRisk bietet Immobilieneigentümern die Möglichkeit, Risiken von Extremwetter für den Standort ihrer Immobilie zu ermitteln. Künftig soll das Instrument bundesweit geodatenbasiert eine Risikoabschätzung ermöglichen.

Verschiedene Instrumente unterstützen Städte und Gemeinden. Der Stadtklimalotse schafft auf Basis einer Datenbank einen Überblick von Anpassungsmaßnahmen, die Stadtplaner als Baustein für eigene Konzepte nutzen können. Das Werkzeug ist Ergebnis des Forschungsfeldes „Urbane Strategien zum Klimawandel“. Weiterhin werden Möglichkeiten vorgestellt, die Folgen von Starkregen abzufedern. Ein Erfolgsfaktor ist dabei die engere Kooperation zwischen Stadtplanung und Siedlungswasserwirtschaft. „Urbane Gefahrenkarten“ machen transparent, welche Gebiete lokal besonderen Überflutungsrisiken ausgesetzt sind.

Wie auf regionaler Ebene Maßnahmen zur Hochwasservorsorge auch im Siedlungsbestand umgesetzt werden können, zeigen Ergebnisse aus den Modellvorhaben „Raumentwicklungsstrategien zum Klimawandel“. Grenzüberschreitende Projekte aus dem EU-Programm INTERREG werfen zudem ein Schlaglicht auf das Hochwassermanagement entlang der Elbe und ihrer Zuflüsse.

Das Heft „Hochwasservor- und Nachsorge“ ist als Nr. 8/2014 in der Reihe BBSR-Analysen KOMPAKT erschienen. Es ist kostenfrei per E-Mail erhältlich: gabriele.bohm@bbr.bund.de.

PDF-Version:
http://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/Veroeffentlichungen/AnalysenKompakt/2014/DL_08_2…;

Kontakt
Christian Schlag
Stab Direktor und Professor
Tel.: 022899 401-1484
christian.schlag@bbr.bund.de

Dr. Fabian Dosch
Referat I 5 – Verkehr und Umwelt
Tel.: 022899 401-2307
fabian.dosch@bbr.bund.de

***
Das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) ist eine Ressortforschungseinrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB). Es berät die Bundesregierung bei Aufgaben der Stadt- und Raumentwicklung sowie des Wohnungs-, Immobilien- und Bauwesens.

Quelle: idw

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Schon ein Bier verschlechtert die Nachtsicht. Augenärzte raten zu gänzlich nüchternen Autofahrten

Anna Julia Voormann Pressestelle
Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft

München – Dass schon geringe Mengen Alkohol den Sehsinn „vernebeln“, belegen Augenärzte jetzt wissenschaftlich: Das in alkoholischen Getränken enthaltene Ethanol stört den natürlichen Tränenfilm des Auges, so eine spanische Studie. Dies verschlechtert das Sehvermögen bei Nacht und erhöht die Licht- und Blendempfindlichkeit. Alkoholische Getränke beeinträchtigen also nicht nur generell das Reaktionsvermögen des Fahrers, sondern wirken auch direkt auf die Augen. Diese Effekte treten schon nach Verzehr geringer Mengen Alkohol auf und schränken die Fahrtüchtigkeit ein. Die DOG rät Autofahrern deshalb, insbesondere vor nächtlichen Fahrten gänzlich auf alkoholische Getränke zu verzichten.

Wie stark Alkohol die Reaktionszeit verlangsamt, zeigen die Zahlen: Bei fünf Prozent aller Verkehrsunfälle mit Personenschaden stand mindestens einer der Beteiligten unter Alkoholeinfluss, meldet das Statistische Bundesamt. Die Hälfte davon ereignet sich am Wochenende in der Zeit von 20 bis 24 Uhr. „Besucher von Diskotheken und Kneipen neigen in ihrer Euphorie dazu, die eigene Fahrtüchtigkeit zu überschätzen und ihren Alkoholkonsum zu verharmlosen“, sagt Professor Dr. med. Christian Ohrloff, Pressesprecher der DOG aus Frankfurt. Dabei belegen neue Studien, dass Alkohol nicht nur Koordination und Urteilsvermögen des Fahrers einschränkt, sondern auch unmittelbar die Fähigkeit, bei Nacht zu sehen.

Experten der Universität Granada testeten Kontrastsehen und Blendempfindlichkeit von 67 Probanden vor und nach dem Verzehr unterschiedlicher Mengen Rotwein. Alle Teilnehmer schnitten nach Alkoholkonsum im Sehtest deutlich schlechter ab als im nüchternen Zustand. Schuld daran sei, so die Autoren der Studie, das im Alkohol enthaltene Ethanol. Es löst die äußere, leicht fettige Schicht des Tränenfilms auf, der das Auge bedeckt. Dadurch verdunsten die wässrigen Bestandteile der Tränenflüssigkeit.

Die Folge ist, dass ein alkoholisierter Fahrer Kontraste schlechter erkennt und empfindlicher auf Licht reagiert. Dieser Effekt zeigt sich verstärkt ab einer Blutalkoholkonzentration von 0,5 Promille. Aber auch Probanden, deren Werte unterhalb der gesetzlichen Höchstgrenze lagen, sahen Kontraste schlechter und nahmen vermehrt Lichtschleier wahr. „Entscheidend ist, dass Alkohol generell unser Reaktionsvermögen beeinträchtigt“, sagt Professor Dr. med. Bernhard Lachenmayr, Vorsitzender der Verkehrskommission der DOG aus München. „Dass das Ethanol darüber hinaus das Sehvermögen einschränkt, stützt nur einmal mehr die Empfehlung, sich alkoholisiert gar nicht erst hinters Steuer zu setzen.“

Denn schon bei geringem Alkoholkonsum und normalen Lichtverhältnissen verschlechtert sich die Sicht für den Feiernden kaum wahrnehmbar. Dies sei besonders gefährlich, so Lachenmayr: „Viele Kneipenbesucher halten sich noch für fahrtüchtig, wenn sie ein bis zwei Gläser Bier getrunken haben.“ Nach den oben beschriebenen Erkenntnissen stehe dies einmal mehr in Frage. „Demzufolge können schon geringe Mengen Alkohol dazu führen, dass der Fahrer Fußgänger und Straßenschilder zu spät erkennt oder durch die Scheinwerfer entgegenkommender Autos geblendet wird.“

Quellen:
Castro J, Pozo AM et al., Retinal-Image Quality and Night Vision Performance after Alcohol Consumption, Journal of Ophthalmology Volume 2014 (2014), DOI:10.1155/2014/704823

DOG: Forschung – Lehre – Krankenversorgung
Die DOG ist die medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft für Augenheilkunde in Deutschland. Sie vereint unter ihrem Dach mehr als 6500 Ärzte und Wissenschaftler, die augenheilkundlich forschen, lehren und behandeln. Wesentliches Anliegen der DOG ist es, die Forschung in der Augenheilkunde zu fördern: Sie unterstützt wissenschaftliche Projekte und Studien, veranstaltet Kongresse und gibt wissenschaftliche Fachzeitschriften heraus. Darüber hinaus setzt sich die DOG für den wissenschaftlichen Nachwuchs in der Augenheilkunde ein, indem sie zum Beispiel Stipendien vor allem für junge Forscher vergibt. Gegründet im Jahr 1857 in Heidelberg ist die DOG die älteste medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft der Welt.

Weitere Informationen:
http://www.dog.org

Quelle: idw

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Gierige Menschen lernen schlechter aus ihren Fehlern

Marco Bosch Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Julius-Maximilians-Universität Würzburg

Wissenschaftler der Universität Würzburg konnten einen Zusammenhang zwischen Gier als Persönlichkeitsmerkmal und riskantem Verhalten herstellen. Über die Ergebnisse ihrer Studie berichtet das Fachmagazin Social Neuroscience in seiner aktuellen Ausgabe.

Hochriskante Spekulationen von Mitarbeitern der Finanzdienstleistungsbranche trugen zu einem Teil zum Auftreten der Finanzkrise bei. Im Sommer 2007 weitet sich die US-amerikanische Immobilienkrise zu einer weltweiten Finanzkrise aus, deren Folgen bis heute die Märkte belasten.

Vor diesem Hintergrund haben die Neuro-Wissenschaftler unter Leitung von Johannes Hewig 2010 mit den Arbeiten an einer nun veröffentlichten Studie begonnen. „Aus Sicht der Psychologie ist es natürlich ungemein spannend, sich der Frage zu stellen, inwieweit Gier als Persönlichkeitsmerkmal riskantes Verhalten vorhersagen kann, und wie sich solche Zusammenhänge erklären lassen“, sagt Professor Hewig von der Universität Würzburg.

Entwicklung eines Tests für das Persönlichkeitsmerkmal Gier
„Zuerst musste der Begriff ‚Gier‘ jedoch präzisiert werden“, erklärt Psychologe Patrick Mussel. Dem Team am Lehrstuhl für Psychologie I an der Universität Würzburg gelang es, das Persönlichkeitsmerkmal Gier zu fassen und einen Test zu entwickeln, mit dem man Gier messen kann. Dies funktioniert über einen Fragebogen, bei dem die Probanden Aussagen in verschiedenen Ausprägungen zu- oder nicht zustimmen können.

„Der Test erfasst den Wunsch nach mehr, koste es was es wolle – einschließlich einem exzessiven Streben nach materiellen Gütern“, sagt Mussel und hebt die wesentliche Bedingung hervor: „Eine gierige Person zeichnet sich in unserer Definition durch die Bereitschaft aus, dass ihr Streben nach mehr auf Kosten von anderen geht.“

Zusammenhang von Gier und Risikoverhalten
An der Risikoaufgabe nahmen 20 Studierende der Wirtschaftswissenschaften teil. Im Labor bearbeiteten die Versuchspersonen die so genannte „Balloon-Analogue-Risk-Task.“ Bei dieser Aufgabe müssen die Probanden einen virtuellen Luftballon, der auf einem Bildschirm dargestellt wird, möglichst weit aufpumpen. Je praller er wird, desto größer ist die Chance auf den Gewinn. Platzt der Ballon jedoch, verliert man alles. Der Student mit dem größten Gewinn bekam am Ende der Durchgänge eine reale finanzielle Entlohnung als Preis.

Danach bearbeiteten die Versuchspersonen den Test zur Erfassung von Gier. „Wie erwartet zeigte sich, dass Personen, die besonders gierig waren, den Ballon häufiger aufpumpten als Personen mit niedrigeren Werten auf Gier“, sagt Mussel. Die Risikoneigung konnte also anhand des Persönlichkeitsmerkmals Gier vorhergesagt werden.

Interessanterweise war dieser Effekt besonders ausgeprägt, wenn sich die Personen zuvor mit der Biografie einer gierigen Person beschäftigt hatten. „Hier wurde das Persönlichkeitsmerkmal Gier gewissermaßen aktiviert“, erklärt Mussel.

Gier erschwert das Lernen aus Fehlleistungen
Zusätzlich wurden während der Risikoaufgabe neuronale Prozesse mittels Elektroenzephalogramm (EEG) verfolgt. „Dies ermöglicht die Untersuchung der zugrundeliegenden kognitiven Prozesse und bietet Ansatzpunkte für Erklärungsmodelle für diese Verhaltensweisen“, so Mussel.

Während der Ballon-Aufgabe zeigte sich im EEG zunächst eine typische Reaktion: Etwa 280 Millisekunden nach der Rückmeldung, ob der Ballon geplatzt war oder nicht, zeigte sich eine Komponente im EEG, die als „feedbackbezogene Negativierung“ bezeichnet wird. Sie zeigt an, ob ein Ereignis besser oder schlechter war als erwartet. Diese Komponente wird als Indikator eines wichtigen neuronalen Prozesses interpretiert, der es uns ermöglicht, aus Fehlern zu lernen und unser Verhalten entsprechend anzupassen.

Was die Forscher überraschte: Für Personen mit hohen Werten auf Gier verschwand die charakteristische Reaktion auf den Feedbackstimulus. Gierige Versuchspersonen zeigten nahezu die gleiche Hirnaktivität, unabhängig von Erfolg oder Nicht-Erfolg beim Aufblasen.

Dies könnte bedeuten, dass gierige Menschen Schwierigkeiten haben, aus Fehlern zu lernen und ihr Verhalten anzupassen. Ähnliche Befunde wurden in früheren Studien bereits für Psychopathie berichtet.

Hohe Boni können Gier bei Managern aktivieren
Die Befunde legen nahe, dass riskantes Verhalten in verschiedenen Kontexten durch Gier als Persönlichkeitsmerkmal beeinflusst ist. Dabei ist dieser Effekt besonders stark, wenn Gier zuvor aktiviert wurde. Solche aktivierenden Einflüsse könnten beispielsweise ein hoher Bonus auf finanzielle Erfolge oder auch Aspekte der Unternehmenskultur sein.

Ein möglicher Erklärungsansatz: Das riskante Verhalten gieriger Personen könnte daher kommen, dass sie negative Reize oder Warnsignale aus der Umwelt ignorieren. Dies könnte auch das Auftreten und Platzen von Spekulationsblasen erklären. Sie entstehen dadurch, dass Investoren in einer Zeit steigender Kurse ihre Anteile zu lange halten und Indizien, die auf einen Umschwung hinweisen, ignorieren.

Weitere Untersuchungen geplant
Als nächstes planen die Würzburger Wissenschaftler die Übertragung ihrer Befunde auf andere Zielgruppen, wie beispielsweise Investmentbanker. Darüber hinaus arbeiten die Psychologen an der Frage, aus welchen Facetten sich Gier zusammensetzt und durch welche Faktoren der Einfluss von Gier auf das Verhalten moderiert wird.

Mussel, P., Reiter, A, M. F., Osinsky, R. & Hewig, J. (2014). State- and trait-greed, its impact on risky decision-making and underlying neural mechanisms. Social Neuroscience, 10.
doi: 10.1080/17470919.2014.965340.
Online abrufbar: http://www.tandfonline.com/eprint/KUkMdk3x3m36HQuNzwSm/full

Kontakt

Patrick Mussel, Fakultät für Humanwissenschaften, Lehrstuhl für Psychologie I
Arbeitsgruppe Differentielle Psychologie, Persönlichkeitspsychologie und Psychologische Diagnostik T. +49-931-31-83782, E-Mail: patrick.mussel@uni-wuerzburg.de

Weitere Informationen:
http://www.tandfonline.com/eprint/KUkMdk3x3m36HQuNzwSm/full Link zur Veröffentlichung
http://www.uni-wuerzburg.de Link zur Universität Würzburg

Quelle: idw

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Smartphones: sauberer als gedacht

Jutta Neumann Pressestelle
Hochschule Furtwangen

Smartphones sind weit weniger Bakterienschleudern als befürchtet. Mit einem Alltagstrick bekommt man die Keimbelastung sogar noch besser in den Griff. Ein Forscherteam rund um Prof. Dr. Markus Egert von der Hochschule Furtwangen, Campus Schwenningen, konnte zeigen, dass entgegen anders lautender Horrormeldungen aus dem Internet Smartphone-Touchscreens nur mäßig mit Mikroorganismen belastet sind.

In einer jetzt veröffentlichten Studie bestimmten die Forscher die durchschnittliche Gesamtkeimzahl auf den Touchscreens von Smartphones mit rund einem Keim pro Quadratzentimeter. Dies sind gut 100 Mal weniger Mikroben als man auf der menschlichen Hand oder auch auf dem häuslichen Toilettensitz findet, der gerne als abschreckender Vergleich herangezogen wird.

Allerdings wurden in der Studie auch potentielle Krankheitserreger auf den Touchscreens entdeckt. So wurden z.B., wenn auch in geringen Mengen, Fäkalbakterien wie Escherichia coli nachgewiesen. 50% der sicher identifizierten Arten gehörten zur Risikogruppe 2, das heißt sie waren potentiell pathogen. Zur hygienischen Reinigung empfehlen die Forscher entweder saubere Mikrofasertücher oder – noch besser – alkoholische Brillenputztücher, die die Keimzahl um bis zu 96% reduzieren können. Die Hersteller von Mobilgeräten raten allerdings meist nur zur trockenen Reinigung. Damit lassen sich jedoch lediglich 80% der Keime entfernen, zeigte die Studie.

Aus der Studie hat sich zudem eine wissenschaftliche Zusammenarbeit mit der Zeiss Vision International GmbH aus Aalen zum Thema Reinigung und Hygiene von Oberflächen ergeben. Das Thema Haushaltshygiene und die Mikrobiologie von Gebrauchsgegenständen gehören zu den Hauptarbeitsgebieten von Professor Egert.

DOI: 10.1007/s12223-014-0350-2

Weitere Informationen:
http://link.springer.com/article/10.1007/s12223-014-0350-2 Folia Microbiologica – die Studie (auf Englisch)

Quelle: idw

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Bioabfall hält Einzug in die Gastronomie

Marie de Chalup Wissenschaftliche Abteilung
Wissenschaftliche Abteilung, Französische Botschaft in der Bundesrepublik Deutschland

Fauchon, Taillevent und Le Napoleon gehören zu den insgesamt 80 Restaurants, Hotels und Catering Anbietern im Großraum Paris, die ihren Bioabfällen einen ganz neuen Stellenwert einräumen.

Ab 2015 sind Restaurants verpflichtet, ab einem bestimmten Schwellenwert (20 Tonnen pro Jahr) ihre Bioabfälle zu sortieren und zu verwerten. Der französische Berufsverband Synhorcat hat bereits im März 2014 eine erste achtmonatige Versuchsreihe gestartet, an der 80 Restaurants, Hotels und Caterer aus Paris freiwillig teilnehmen. Es handelt sich um kleine Bistrots und Cafés, aber auch um renommierte Restaurants und Feinkostläden wie Fauchon, Taillevent und Le Napoleon.

Die Bioabfälle werden in den dichtbesiedelten Städten täglich in Mini-Müllwagen eingesammelt und zu einer Biogasverarbeitungsplattform südlich von Paris transportiert. Dort werden die Bioabfälle zur Erzeugung von Methangas verwertet. Das so erzeugte Biogas wird hauptsächlich direkt an der Biogasanlage zur dezentralen gekoppelten Strom- und Wärmeerzeugung (Kraft-Wärme-Kopplung) in Blockheizkraftwerken (BHKWs) genutzt; seltener wird das Biogas zu Biomethan aufbereitet. Bei der direkten Nutzung wird das Gasgemisch getrocknet, entschwefelt und dann einem Biogasmotor zugeführt, der einen Generator antreibt. Der so produzierte Strom wird in das Netz eingespeist. Der Rückstand nach der Verarbeitung, der so genannte Gärrest, dient als Dünger für die Landwirtschaft.

Insgesamt 200 Tonnen Abfall sollen durch diese Initiative verwertet werden. Die französische Agentur für Umweltschutz und Energie (ADEME) fördert das Projekt mit € 173 600 Euro. Dieses Experiment ist ein Beweis dafür, dass eine sinnvolle Verwertung von in Städten anfallenden Bioabfällen möglich ist. Die Müllfahrzeuge sind mit einem Messinstrument ausgestattet, sodass jeder Gastronom genau verfolgen und dokumentieren kann, wieviel Abfälle er produziert. Dies fördert möglicherweise ein gesellschaftliches Umdenken und könnte zu einer Reduzierung der Abfallproduktion und Verschwendung führen.

Quelle: Pressemitteilung des französischen Ministeriums für Umwelt, Energie und nachhaltige Entwicklung « Transition énergétique : les restaurateurs valorisent les biodéchets »,
http://www.developpement-durable.gouv.fr/Transition-energetique-les.html

Redakteurin: Daniela Niethammer, daniela.niethammer@diplomatie.gouv.fr

Weitere Informationen:
http://www.wissenschaft-frankreich.de

Quelle: idw

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Familie und berufliche Mobilität: Welchen Herausforderungen müssen sich Betroffene stellen?

Holger Schleper Geschäftsbereich Kommunikation – Presse- und Informationsstelle
Hochschule Osnabrück

Lisa Hoffmann, Doktorandin im Forschungskolleg „FamiLe – Familiengesundheit im Lebensverlauf“ an der Hochschule Osnabrück, sucht Interviewpartnerinnen und -partner.

Knapp fünf Prozent der Vollzeit erwerbstätigen Personen zwischen 25 und 54 Jahren aus Deutschland, Frankreich, Belgien, der Schweiz, Polen und Spanien sind regelmäßig aus beruflichen Gründen über Nacht nicht zu Hause. Dieses Ergebnis einer wissenschaftlichen Studie stammt bereits aus dem Jahr 2007. Jetzt untersucht eine Doktorandin der Hochschule Osnabrück, welche Konsequenzen sich aus diesen Lebensmodellen für Familien ergeben.

„Berufliche Mobilität wird von Politik und Wirtschaft zunehmend erwartet“, erklärt Lisa Hoffmann. Familien seien hier im wachsenden Maße gefordert. „Ist ein Partner beruflich mobil, stellen sich die Herausforderungen, mit denen Familien im Allgemeinen konfrontiert sind, in verschärfter Form.“ Untersuchungen konnten laut der Soziologin Hoffmann unter anderem nachweisen, dass die berufliche Mobilität Auswirkungen auf die Entscheidung zur Elternschaft haben kann. „Allerdings gilt grundsätzlich, dass wenig über die Bewältigung des Alltags und die damit verbundenen Handlungsstrategien bekannt ist. Auch die Frage, welche Auswirkungen die berufliche Mobilität auf die Familiengesundheit haben kann, ist noch offen.“ Die Ergebnisse von Hoffmanns Arbeit sollen einen Einblick in die Lebenswelt betroffener Familien geben und zur Debatte der Vereinbarkeit von Beruf und Familie beitragen.

Für ihr Forschungsprojekt sucht Hoffmann noch Interviewpartnerinnen und -partner.
Es können alle Familien an der Studie teilnehmen, in denen mindestens ein erwachsener Partner regelmäßig aus beruflichen Gründen über Nacht unterwegs ist und bei denen Kinder mit im Haushalt leben. Wer Interesse an einer Teilnahme oder noch ergänzende Fragen hat, kann sich bei Lisa Hoffmann unter der Adresse hoffmann(at)wi.hs-osnabrueck.de melden.

Hoffmann ist Promovendin im Forschungskolleg „FamiLe – Familiengesundheit im Lebensverlauf“. Das Kolleg ist eine gemeinsame Einrichtung der Hochschule Osnabrück und der Universität Witten/Herdecke und wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.

Ansprechpartnerin:
Lisa Hoffmann, M.A.
Soziologin
Forschungskolleg FamiLe
Hochschule Osnabrück
E-Mail: hoffmann@wi.hs-osnabrueck.de

Weitere Informationen:
http://www.wiso.hs-osnabrueck.de/famile.html

Quelle: idw

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Weltmännertag 2014 – Urologen appellieren: Männergesundheit beginnt beim Jungen

Bettina-Cathrin Wahlers Pressestelle der DGU
Deutsche Gesellschaft für Urologie e.V.

Ob Weltmännertag am 3. November, internationaler Männertag am 19. November oder die weltweite Spendenkampagne für Prostatakrebsforschung und Männergesundheit „Movember“: Der Herbst steht ganz im Zeichen des gesundheitspolitisch noch immer stark vernachlässigten starken Geschlechts.

Die Deutsche Gesellschaft für Urologie e.V. (DGU) und der Berufsverband der Deutschen Urologen e.V. (BDU) appellieren an die Männer, ihre Gesundheitskompetenz zu schärfen und vorhandene Gesundheitsangebote besser zu nutzen – und zwar in jeder Altersgruppe. Sie selbst halten dafür diverse Ratgeber sowie ein umfangreiches Angebot medizinischer Informationen für Interessierte und Patienten auf ihrer Website (www.urologenportal.de) vor und setzen sich mit regelmäßigen Laienforen für die öffentliche Aufklärung ein.

Männergesundheit beginnt bereits beim Jungen, betonen Urologen zum Weltmännertag 2014. Praktisch bedeutet das zum Beispiel die frühzeitige Feststellung medizinischer Fehlbildungen, die Einhaltung eines altersgerechten Impfplans, rechtzeitige Aufklärung über Verhütung und sexuell übertragbare Infektionen sowie die Aufklärung über Selbstuntersuchung zur Früherkennung von Hodenkrebs. „Männliche Jugendliche sind eine wichtige Zielgruppe, um die Männergesundheit langfristig zu verbessern“, sagt DGU-Pressesprecherin Prof. Dr. Sabine Kliesch. „Wir wollen die Jungen frühzeitig sensibilisieren und ihr Gesundheitsbewusstsein wecken, sodass der Gang zum Arzt so selbstverständlich wie bei Mädchen und Frauen wird.“ Zu diesem Zweck engagieren sich DGU und BDU derzeit auf zwei Ebenen. „Zum einen sind wir dabei, eine Jungensprechstunde in urologischen Praxen zu etablieren, die den Jungen auch in der Pubertät einen ärztlichen Ansprechpartner bietet und damit eine Lücke im Männerleben schließt“, so BDU-Pressesprecher Dr. Wolfgang Bühmann. Zum anderen kooperieren die Urologen mit der Ärztlichen Gesellschaft zur Gesundheitsförderung e.V. bei der gesundheitlichen Bildung von Jungen in Schulen.

Was Männer im Laufe ihres Lebens zur „Prävention urologischer Erkrankungen“ von Blase, Nieren und Prostata, für Potenz und Fruchtbarkeit tun können, bringt der gleichnamige Ratgeber von DGU und BDU auf den Punkt. Aufklärung über Prostatakrebsfrüherkennung empfehlen Deutschlands Urologen allen Männern ab 45 Jahren. Nicht zuletzt appellieren die Experten für Männergesundheit am diesjährigen Weltmännertag, altersbedingte urologische Erkrankungen des Mannes wie die gutartige Prostatavergrößerung, Testosteronmangel oder die Erektile Dysfunktion im Sinne einer guten Lebensqualität und der Vermeidung von Folgeerkrankungen abklären und behandeln zulassen.

Weitere Informationen und alle Ratgeber der Urologen finden Interessierte jeden Alters – nicht nur an Männertagen – auf www.urologenportal.de

Weitere Informationen
DGU/BDU-Pressestelle
Bettina-C. Wahlers
Sabine M. Glimm
Stremelkamp 17
21149 Hamburg
Tel.: 040 – 79 14 05 60
Mobil: 0170 – 48 27 28 7
E-Mail: redaktion@bettina-wahlers.de
Internet: www.urologenportal.de
www.dgu-kongress.de

Weitere Informationen:
http://www.urologenportal.de

Quelle: idw

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Internationaler Tag der Flüsse: Schlechte Karten

Karl-Heinz Karisch Pressestelle des Forschungsverbundes Berlin e.V.
Forschungsverbund Berlin e.V.

Flüsse durchströmen die meisten unserer großen Städte und übernehmen wichtige Funktionen für den Menschen. Damit sie auch in Zukunft nutzbar bleiben, fordert die EU-Wasserrahmenrichtlinie bis 2015 eine systematische Verbesserung aller europäischen Gewässer. Zum „Internationalen Tag der Flüsse“ am Sonntag, 28. September, erklärt Dr. Christian Wolter, Wissenschaftler am Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) in Berlin, warum dies vor allem in stärker besiedelten Gebieten nicht ganz einfach ist. „Der urbane Einfluss lässt andere Verbesserungsmaßnahmen oftmals wirkungslos erscheinen“, sagt Wolter.

Ob plätschernder Bach oder reißender Strom – Flüsse sind Lebensraum für eine Vielzahl von Arten und haben zugleich eine große Bedeutung für den Menschen. Sie dienen der Trinkwasserversorgung, als Wirtschaftswege oder der Freizeitnutzung. Um all diese Funktionen zu sichern, wurde im Jahr 2000 die EU-Wasserrahmenrichtlinie aufgelegt. Seither ist neben der Wasserqualität auch der gute ökologische Zustand aller Gewässer ein verbindliches Entwicklungsziel, das heißt ein relativ naturnaher, nur wenig vom Menschen beeinflusster Gewässerzustand.

Flüsse unter Stress
Aktuell sind über die Hälfte der europäischen Flüsse in moderatem oder sogar schlechtem Zustand. „Faktoren wie Flussbettveränderungen und Kanalisierungen verschlechtern die Lebensbedingungen von Fischen und anderen aquatischen Lebewesen“, erklärt Christian Wolter. Der Verlust von Uferbereichen mit ihrer typischen Vegetation bedeute für viele Tierarten, Schutz- und Lebensraum zu verlieren. Zusätzlicher Stress könne durch steigende Wassertemperaturen entstehen. Zudem hat der Klimawandel ein erhöhtes Hochwasserrisiko zur Folge, während hingegen in anderen Regionen Flüsse aufgrund geringerer Niederschläge zu wenig Wasser führen.

Im Laufe der Jahrhunderte wurden alle größeren Flüsse reguliert und verändert, um beispielsweise dem Hochwasserabfluss oder der Schifffahrt zu dienen. Viele von ihnen werden auch heute noch in gleicher Weise genutzt. Aus diesem Grund sieht die Wasserrahmenrichtlinie Ausnahmen vor: Künstliche und erheblich veränderte Gewässer müssen geringere Umweltanforderungen erfüllen und ein gutes ökologisches „Potenzial“ erreichen. Damit ist zum Beispiel die Artenvielfalt gemeint, die sich einstellt, wenn alle ökologisch wirksamen Maßnahmen angewendet werden, die die vorhandene Nutzungen nicht beeinträchtigen.

Versiegelte Flächen in Gewässernähe behindern verbessernde Eingriffe
Doch wo und in welchem Umfang sollten Verbesserungsmaßnahmen durchgeführt werden, um die Wasserrahmenrichtlinie möglichst effizient umzusetzen? Um diese Frage zu beantworten, untersuchte ein IGB-Forscherteam, welche Einflüsse auf welchen räumlichen Skalen relevant sind.

„Bezogen auf den jeweiligen Flussabschnitt fanden wir dabei heraus, dass für Fische naturnahe Uferzonen besonders wichtig sind“, so Wolter. „Für Wirbellose ist hingegen die Laufform der wichtigste Einflussfaktor, denn sie beeinflusst wiederum die Zusammensetzung der Sedimentstruktur, von der das Vorkommen der Tierchen in erster Linie bestimmt wird.“

Ebenso entscheidend für die „Gewässergesundheit“ sind allerdings Effekte auf Einzugsgebiets-Ebene. Urbanisierung oder Verstädterung, insbesondere die Bebauung und Versiegelung von Flächen, ist dabei die dominierende Einflussgröße: „Schon bei einer urbanen Landnutzung von 16 Prozent im Einzugsgebiet lässt sich ein guter ökologischer Zustand für Wirbellose nicht mehr erreichen – ganz unabhängig von den übrigen Einflussfaktoren“, Wolter weiter. Dieses Ergebnis zeige, wie großräumige Einflüsse den Erfolg lokaler Verbesserungsmaßnahmen beeinträchtigen können, aber auch, wie wichtig es ist, bei der Planung und Umsetzung von Managementmaßnahmen das gesamte Einzugsgebiet zu berücksichtigen.

Studie:
Kail, J. & Wolter, C. (2013) Pressures at larger spatial scales strongly influence the ecological status of heavily modified river water bodies in Germany. Science of the Total Environment 454-455: 40-50.

Kontakt:
Dr. Christian Wolter
Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)
Müggelseedamm 310
12587 Berlin
Tel. +49 (0)30 64181 633
E-Mail: wolter@igb-berlin.de

Das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) gehört zum Forschungsverbund Berlin e.V. (FVB), einem Zusammenschluss von acht natur-, lebens- und umweltwissenschaftlichen Instituten in Berlin. In ihnen arbeiten mehr als 1.500 Mitarbeiter. Die vielfach ausgezeichneten Einrichtungen sind Mitglieder der Leibniz-Gemeinschaft. Entstanden ist der Forschungsverbund 1992 in einer einzigartigen historischen Situation aus der ehemaligen Akademie der Wissenschaften der DDR.

Weitere Informationen:
http://www.igb-berlin.de

Quelle: idw

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Deponiegas kostengünstig aufbereiten

Rüdiger Mack Marketingkommunikation
FIZ Karlsruhe – Leibniz-Institut für Informationsinfrastruktur GmbH

Aktivkohle zur Gasaufbereitung vor Ort regenerieren
Anstelle von Erdgas kann auch Deponiegas aus Mülldeponien und Kläranlagen in Blockheizkraftwerken verbrannt und energetisch genutzt werden. Um die Turbinen und Motoren nicht vorzeitig zu verschleißen, muss das Gas vorab von unerwünschten Begleitstoffen, z. B. siliziumorganischen Verbindungen, gereinigt werden. Das BINE-Projektinfo „Deponiegas sauber nutzen“ (11/2014) stellt ein Verfahren vor, mit dem das Adsorptionsmittel vor Ort regeneriert wird. Dadurch muss die Aktivkohle seltener ausgetauscht werden. Das Ziel ist, Kosten zu senken und die Gasreinigung wirtschaftlicher zu machen.

Die Adsorption mit Aktivkohle und anschließender Regeneration ist das gebräuchlichste Verfahren zur Gasreinigung. Die Siloxa Engineering AG hat gemeinsam mit Fraunhofer UMSICHT eine Vor-Ort-Regeneration der Aktivkohle durch adsorptive Reinigung entwickelt. In Feldversuchen auf der Deponie Vereinigte Ville in Erftstadt-Liblar bei Köln wurde das Verfahren erprobt. Um zusätzlich die Belastung mit polaren organischen Verbindungen, wie Trimethylsilanol, zu senken, empfehlen die Forscher eine Vorreinigung mit einer Sickerwasserwäsche.

Die Forschungsgruppe entwickelte ein theoretisches Verfahrenskonzept für eine Gasreinigungsanlage mit einem Durchsatz von 1.000 Nm³ pro Stunde: Für dieses Konzept erstellte das Forschungsteam auch eine Betriebskostenanalyse bei einer durchschnittlichen Siliziumbelastung des Deponiegases. Auf dieser Basis berechneten sie bei den spezifischen Betriebskosten einen deutlichen Vorteil des neuen Verfahrens gegenüber einer konventionellen Adsorptionsanlage mit einem Austausch der Aktivkohle. Um das Vor-Ort-Verfahren zur Marktreife zu bringen, müssen weitere Tests unter anwendungsnahen Randbedingungen durchgeführt werden.

Das BINE-Projektinfo ist kostenfrei beim BINE Informationsdienst von FIZ Karlsruhe erhältlich – unter www.bine.info oder 0228 92379-0.

http://www.bine.info

BINE Informationsdienst ist ein Service von FIZ Karlsruhe und wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) gefördert.

FIZ Karlsruhe – Leibniz-Institut für Informationsinfrastruktur ist eine gemeinnützige Gesellschaft, die im öffentlichen Auftrag weltweit publizierte wissenschaftliche Information zugänglich macht und entsprechende Dienstleistungen zur Verfügung stellt. FIZ Karlsruhe hat die Aufgabe, den nationalen und internationalen Wissenstransfer und die Innovationsförderung zu unterstützen.

Weitere Informationen:
http://www.bine.info/en – BINE Informationsdienst englisch
http://www.twitter.com/bineinfo – Folgen Sie BINE Informationsdienst aktuell auf Twitter
https://www.facebook.com/BINE.Informationsdienst – Auch als Social Media mehr News und Infos rund um die Uhr

Quelle: idw

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GfK-Umfrage: Zwei-Klassen-Medizin in Deutschland?

Constanze Steinhauser PR
Duale Hochschule Baden-Württemberg

Professoren für BWL-Gesundheitsmanagement über Entwicklungen im Gesundheitssystem

Welche Einschätzungen und Erwartungen haben die Bürger in der nahen Zukunft zum Gesundheitssystem? Das war Gegenstand einer repräsentativen GfK-Umfrage des Studiengangs BWL-Gesundheitsmanagement der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) Mosbach. Die Ergebnisse nutzen die Professoren für ihre Lehre, um den dualen Studierenden die Herausforderungen des Berufsalltags in der Gesundheitsbranche vor Augen zu führen.

Das prägnanteste Ergebnis der Befragung: 67 Prozent der Teilnehmer gaben an, dass sie eine Zwei-Klassen-Medizin zwischen privat und gesetzlich Versicherten befürchten. Bei Haushalten mit drei Kindern oder mehr sind es sogar 71 Prozent. „Diese Einschätzung ist zwar keinesfalls ein Hinweis auf die tatsächliche Existenz einer Zwei-Klassen-Medizin“, so Prof. Dr. Tobias Lutz, der im Studiengang BWL-Gesundheitsmanagement an der DHBW Mosbach lehrt, „aber bedenklich finde ich, dass diese Zahlen wie auch die anderen Umfrageergebnisse belegen, dass der Wandel im Gesundheitssystem die Menschen in allen Lebenssituationen und Versorgungsbereichen verunsichert.“

So sorgt sich ein Drittel der Bevölkerung um die medizinische Versorgung im ländlichen Raum, in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg sogar mehr als die Hälfte der Befragten. Knapp 30 Prozent sehen die Pflegeversorgung nicht gewährleistet. „Dass dieser Wert so hoch ausfällt, hat uns überrascht. Denn viel weniger Menschen kommen mit dem Bereich Pflege in Berührung als beispielsweise mit ambulanter oder stationärer Versorgung. Das zeigt, wie relevant das Thema ist“, so Lutz. Dass die Menschen sich zu Recht Sorgen um die zukünftige Entwicklung machen, belegen die Zahlen des Statistischen Bundesamts: In den Jahren von 2001 bis 2011 ist die Zahl der Pflegebedürftigen von gut 2 Millionen auf rund 2,5 Millionen gestiegen. Das Amt schätzt, dass es bis 2030 3,4 Millionen Pflegebedürftige in Deutschland gibt – und dass dann rund 150.000 Pflegekräfte fehlen.

Auch die betriebswirtschaftliche Orientierung im Gesundheitssystem beschäftigt die Bürger. 43 Prozent befürchten laut Umfrage, dass ihre Ärzte oder Krankenhäuser unnötige Behandlungen durchführen würden, wenn sie diese gut abrechnen können. Ein knappes Viertel der Befragten glaubt zudem, dass der Fortschritt in der Medizintechnik in Zukunft die finanziellen Mittel des Gesundheitssystems übersteigen werde. Tobias Lutz und seine Kollegen Prof. Dr. Dr. Frank Elste und Prof. Dr. Björn Peters kennen die Entwicklung: „Über 300 Milliarden Euro flossen in Deutschland 2012 in Gesundheitsausgaben. Dieser Betrag hat sich in den letzten 20 Jahren fast verdoppelt. Auch der Anteil am Bruttoinlandsprodukt stieg in dieser Zeit von 9,6 auf 11,3 Prozent“, erklärt Peters.

„Angesichts solcher Zahlen wird klar, warum wir zunehmend stärker betriebs- und volkswirtschaftliche Faktoren berücksichtigen müssen. Wir haben unzählige medizinische Therapiemöglichkeiten, müssen sie jedoch im wirtschaftlich möglichen und medizinisch notwendigen Rahmen einsetzen“, so Frank Elste. „Gewinnorientierung ist keine falsche Entwicklung. Ökonomisierung darf aber nicht zu Fehlentwicklungen führen wie beispielsweise zu ethisch fragwürdigen Entscheidungen angesichts von Fallpauschalen oder zu schlechterer Betreuung aus Personalmangel.“ Der duale Studiengang BWL-Gesundheitsmanagement bereitet darum seit 2004 Studierende darauf vor, in der Gesundheitsbranche zu arbeiten. Auf dem Stundenplan stehen neben klassischen BWL-Kenntnissen Spezialisierungen in den Bereichen Klinikmanagement, Medizincontrolling und Healthcare Marketing, aber auch Gesundheitspolitik und Medizinethik.

Gesamtgesellschaftliche Herausforderung
Die Entwicklungen des Gesundheitssystems seien nur zusammen zu meistern, sind sich die Professoren des Studiengangs BWL-Gesundheitsmanagement sicher. Deswegen gibt es am Campus Bad Mergentheim zwei Vertiefungsrichtungen: Im Bereich Gesundheitseinrichtungen verbringen die dualen Studierenden ihre Praxisphasen in Krankenhäusern oder Pflegeeinrichtungen, bei Krankenkassen oder Verbänden wie dem Roten Kreuz. Im Bereich Healthcare Industry bilden Unternehmen aus der Pharma- oder Medizintechnikbranche die jungen Leute zusammen mit der DHBW Mosbach aus. Ein Ergebnis der Studie freut Frank Elste besonders: „Die Bürger sind bereit, auch selbst einen Beitrag zu leisten, um die Versorgung zu verbessern. Nur 11 Prozent der Befragten würden wegen steigender Zuzahlungen auf medizinische Leistungen verzichten. Das zeigt, dass nicht nur die Branche, sondern alle diese Situation als gesamtgesellschaftliche Herausforderung ansehen.“

Die Befragung wurde von der GfK in Nürnberg unter 2.000 Bundesbürgern ab 14 Jahre im Zeitraum vom 15. August bis 5. September 2014 durchgeführt und ist repräsentativ für die Gesamtbevölkerung.

Weitere Informationen:
http://www.dhbw-mosbach.de/gesundheitsmanagement.html – Informationen zum Studiengang BWL-Gesundheitsmanagement

Quelle: idw

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Städtische Wasserinfrastrukturen nachhaltig (um)gestalten

Sybille Wenke-Thiem Stabsstelle Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Institut für Urbanistik

Städtische Wasserinfrastrukturen nachhaltig (um)gestalten – Innovative Ansätze und Lösungen für aktuelle Herausforderungen

Terminhinweis: Difu-Seminar, 6. – 7. November 2014 in Berlin

Die Infrastrukturen der Wasserversorgung und Stadtentwässerung sind in jüngerer Zeit verstärkt ins öffentliche Bewusstsein gerückt. Ausschlaggebend hierfür sind Veränderungen wichtiger Rahmenbedingungen. Die Auswirkungen aktueller Bevölkerungsentwicklungen sowie veränderte Niederschläge durch den Klimawandel erfordern mancherorts erhebliche Anpassungen von Netzen und Anlagen. Steigende Preise für Energie und Rohstoffe schlagen sich auf die ohnehin schon in den Schlagzeilen stehenden Wasser- und Abwasserpreise nieder. Und nicht zuletzt stehen Investitionsbedarfe bei der wasserwirtschaftlichen Infrastruktur im Kontrast zu den enger werdenden Finanzierungsspielräumen der öffentlichen Hand. Mit diesem Wandel verändern sich die Anforderungen und Zielsetzungen der Siedlungswasserwirtschaft. Neben dem Gesundheits-, Hochwasser- und Umweltschutz tritt immer stärker die Erwartung eines sparsamen Umgangs mit Energie und Ressourcen in den Vordergrund. Flexible, kostengünstige und robuste Lösungen werden gefordert.

Vor diesem Hintergrund haben in den letzten Jahren intelligente Systemlösungen und Bewirtschaftungskonzepte im Bereich der Siedlungswasserwirtschaft zunehmend an Aufmerksamkeit gewonnen. Der differenzierte Gebrauch von Wasser unterschiedlicher Herkunft und Qualität, die energie- und ressourceneffiziente Entsorgung von Abwasser, die Erschließung der Potenziale des Abwassers für die städtische Energieversorgung sowie die Bewirtschaftung von Regenwasser und die Integration von Regenwassermanagement und Stadt- und Regionalentwicklung stehen dabei im Fokus.

Im Seminar wird ein Überblick über die aktuellen Entwicklungen gegeben. Konzepte des Umbaus und Fallbeispiele innovativer Infrastrukturentwicklung werden vorgestellt:

– Aktuelle Herausforderungen der Siedlungswasserwirtschaft
– Leitbilder zur Zukunft der Siedlungswasserwirtschaft
– Möglichkeiten zur Steigerung der Energie- und Ressourceneffizienz
– Konzepte und Umsetzung energie- und ressourcensparender Infrastruktur
– Integrierte Stadt-, Infrastruktur- und Gebäudeplanung
– Regenwassermanagement

Leitung:
Dr.-Ing. Darla Nickel und Dipl.-Sozialökonom/Dipl.-Volkswirt Jens Libbe, Deutsches Institut für Urbanistik

Programm mit Detailinfos/Konditionen:
http://www.difu.de/veranstaltungen/2014-11-06/staedtische-wasserinfrastrukturen-…

Teilnehmerkreis:
Führungs- und Fachpersonal aus den Bereichen Stadtentwicklung, Bauleitplanung, und Umwelt, Entscheidungsträger aus Unternehmen und Betrieben der Wasserversorgung und Abwasserentsorgung sowie Ratsmitglieder

Veranstalter:
Deutsches Institut für Urbanistik gGmbH (Difu)

Veranstaltungsort:
Deutsches Institut für Urbanistik (Difu)
Zimmerstr. 13-15
10969 Berlin

Ansprechpartnerin/Anmeldung:
Bettina Leute
Tel.: 030/39001-148
Fax.: 030/39001-268
E-Mail: leute@difu.de

Kurzinfo: Deutsches Institut für Urbanistik
Das Deutsche Institut für Urbanistik (Difu) ist als größtes Stadtforschungsinstitut im deutschsprachigen Raum die Forschungs-, Fortbildungs- und Informationseinrichtung für Städte, Kommunalverbände und Planungsgemeinschaften. Ob Stadt- und Regionalentwicklung, kommunale Wirtschaft, Städtebau, soziale Themen, Umwelt, Verkehr, Kultur, Recht, Verwaltungsthemen oder Kommunalfinanzen: Das 1973 gegründete unabhängige Berliner Institut – mit einem weiteren Standort in Köln (Bereich Umwelt) – bearbeitet ein umfangreiches Themenspektrum und beschäftigt sich auf wissenschaftlicher Ebene praxisnah mit allen Aufgaben, die Kommunen heute und in Zukunft zu bewältigen haben. Der Verein für Kommunalwissenschaften e.V. ist alleiniger Gesellschafter des in der Form einer gemeinnützigen GmbH geführten Forschungsinstituts.

Difu-Website:
http://www.difu.de

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Difu im informationsdienst wissenschaft (idw):
http://www.idw-online.de/de/pressreleases225

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Deutsches Institut für Urbanistik gGmbH
Sitz Berlin, AG Charlottenburg, HRB 114959 B
Geschäftsführer: Prof. Dipl.-Ing. Martin zur Nedden

Weitere Informationen:
http://www.difu.de/veranstaltungen/2014-11-06/staedtische-wasserinfrastrukturen-…

Quelle: idw

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Gehirnjogging am Computer hält nicht, was es verspricht

Nicole Siller Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für Bildungsforschung

Die Behauptung, ältere Menschen könnten mit kommerziellen Computerspielen ihre allgemeine geistige Leistungsfähigkeit steigern und der Demenz vorbeugen, ist wissenschaftlich nicht belegt, sagen Wissenschaftler aus Berlin und Stanford. Gemeinsam mit über 70 weltweit führenden Kognitionspsychologen und Neurowissenschaftlern haben sie eine Erklärung veröffentlicht.

Spielend geistig fit. Klingt das nicht verheißungsvoll? Die Werbung lässt uns glauben, dass wir mit bestimmten „Gehirnjogging“-Computerspielen unsere geistige Leistungsfähigkeit steigern und sogar Demenzkrankheiten wie Alzheimer vorbeugen können – und all dies angeblich wissenschaftlich fundiert. Nicht selten ist in der Werbung „von Wissenschaftlern entwickelt“ zu lesen. Doch wie wirksam ist das computerbasierte Gehirnjogging wirklich?

Die bisherige Forschung belegt die Behauptungen der kommerziellen Anbieter nicht, stellen nun über 70 international anerkannte Kognitionspsychologen und Neurowissenschaftler fest. In einer gemeinsamen Erklärung machen sie darauf aufmerksam, dass die Behauptungen der Gehirnjogging-Anbieter wissenschaftlich nicht belegt sind. Ob und wie diese Spiele auf das Gehirn, die geistige Leistungsfähigkeit und die kompetente Bewältigung des Alltags wirken, sei nicht hinreichend erforscht. „Es ist üblich, dass Werbung Produktvorzüge hervorhebt. Oft jedoch hängen die Behauptungen der Spielefirmen nur scheinbar mit der zitierten Forschung zusammen“, sagt Laura Carstensen, Professorin für Psychologie an der Stanford University und Direktorin des Stanford Center on Longevity.

Die Experten, die die gemeinsame Stellungnahme auf Initiative der Stanford University und des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung unterzeichneten, sind sich einig: „Es gibt keine überzeugenden wissenschaftlichen Belege dafür, dass kommerzielle Gehirnjogging-Spiele den alterungsbedingten Abbau der geistigen Leistungsfähigkeit vermindern oder umkehren.“

Auch für Gehirnjogging-Spiele gilt: Übung macht den Meister. Wer viel spielt, steigert seine Leistungen. Die Werbung erweckt aber den Eindruck, dass die Leistungssteigerungen nicht auf die Spiele selbst begrenzt sind. Stattdessen soll einen der Lernerfolg beim Spielen generell schlauer machen, gegen geistigen Abbau schützen und die Kompetenz im Umgang mit Alltagsproblemen steigern. Für dieses Versprechen gibt derzeit es keine überzeugenden wissenschaftlichen Belege.

Allerdings warnen die Forscher auch vor Pessimismus. „Wer körperlich aktiv ist, am sozialen Leben teilnimmt und ein geistig anregendes Leben führt, hat bessere Chancen, geistig gesund zu altern“, betont Ulman Lindenberger, Direktor des Forschungsbereichs Entwicklungspsychologie am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin. Gehirn und Verhalten sind bis ins hohe Alter trainierbar. Die Suche nach wirksamen Trainingsprogrammen sei eine wichtige wissenschaftliche und gesellschaftliche Herausforderung.

Kernaussagen der Stellungnahme im Überblick:

• Es ist nicht belegt, dass Gehirnjogging die allgemeine geistige Leistungsfähigkeit steigert.

• Werbung für Gehirnjogging-Spiele, die behauptet, Alzheimer- oder andere Demenzformen verhindern oder heilen zu können, ist wissenschaftlich unbegründet.

• Körperliches Training (aerobes Fitnesstraining) steigert die körperliche Gesundheit und wirkt nachweisbar positiv auf die Durchblutung des Gehirns und auf kognitive Leistungen.

Die gemeinsame Erklärung sowie eine Liste aller Unterzeichner unter: https://www.mpib-berlin.mpg.de/de/presse/2014/10/gehirnjogging-am-computer-haelt…

Hintergrundinformationen
Die Stellungnahme basiert auf einer Initiative von Laura Carstensen, Professorin der Psychologie an der Stanford University und Direktorin des Stanford Center on Longevity, und Ulman Lindenberger, Direktor des Forschungsbereichs Entwicklungspsychologie am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin. Bereits 2009 haben Laura Carstensen und Ulman Lindenberger eine gemeinsame Stellungnahme zu diesem Thema herausgebracht, die nun weiterentwickelt und von einer großen Zahl von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern unterzeichnet wurde.

Weitere Informationen:
https://www.mpib-berlin.mpg.de/de/presse/2014/10/gehirnjogging-am-computer-haelt…

Quelle: idw

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Wasser als zentrales Politikum

Marietta Fuhrmann-Koch Kommunikation und Marketing
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

Wasser ist eine lebenswichtige, in vielen Regionen der Welt rare Ressource. Die Geographen Prof. Dr. Hans Gebhardt und Prof. Dr. Marcus Nüsser untersuchen am Beispiel des Vorderen Orients sowie Süd- und Zentralasiens, welches Konfliktpotential Wassermangel in sich trägt. Ihre Forschungsarbeiten an der Universität Heidelberg zeigen: Hinter vermeintlich politischen und religiös begründeten Konflikten stecken oft knappe Wasserressourcen – sei es physischer Wassermangel, auch aufgrund des globalen Klimawandels, oder struktureller Wassermangel, also die durch politische Machtkonstellationen bedingte ungleiche Verteilung von Wasser.

Heidelberger Forscher untersuchen das Konfliktpotential von Wassermangel
Wasser ist eine lebenswichtige, in vielen Regionen der Welt rare Ressource. Die Geographen Prof. Dr. Hans Gebhardt und Prof. Dr. Marcus Nüsser untersuchen am Beispiel des Vorderen Orients sowie Süd- und Zentralasiens, welches Konfliktpotential Wassermangel in sich trägt. Ihre Forschungsarbeiten an der Universität Heidelberg zeigen: Hinter vermeintlich politischen und religiös begründeten Konflikten stecken oft knappe Wasserressourcen – sei es physischer Wassermangel, auch aufgrund des globalen Klimawandels, oder struktureller Wassermangel, also die durch politische Machtkonstellationen bedingte ungleiche Verteilung von Wasser.

„Knappe Wasserressourcen können vor allem dann zum Konflikt führen, wenn große Ströme oder wichtige Grundwasserleiter Grenzen überschreiten“, so Prof. Gebhardt. Solche „transboundary waters“ sind ein weltweit verbreitetes Phänomen: 263 Seen und Flüsse sind grenzüberschreitend, 145 Nationen haben gemeinsam Anteil an Wasserflächen, 13 internationale Wasserressourcen werden von mehr als zwei Nationen genutzt. „Bei transnationalen Strömen sind zumeist die ‚Oberlieger‘ im Vorteil, weil sie die Abflüsse kontrollieren können“, erläutern die Wissenschaftler. Beispiele sind der Euphrat, dessen Wasser in zunehmendem Maße vom „Great Anatolian“-Projekt (GAP) in der Osttürkei genutzt wird – zum Nachteil der Unterlieger Syrien und Irak – sowie die Staudammkaskaden Chinas am oberen Mekong, die die Wassernutzung in den Staaten Laos und Thailand sowie Kambodscha und Vietnam beeinträchtigen.

Eines der ruhenden Gewässer, das an der Universität Heidelberg untersucht wird, ist der unterirdische Disi-Aquifer, der sich auf rund 320 Kilometern Länge vom Süden Jordaniens bis in die Nordregion Saudi-Arabiens erstreckt. Es handelt sich um einen fossilen Wasservorrat, auf den sowohl Agrarunternehmen Jordaniens als auch Saudi-Arabiens zugreifen. Beide Staaten streiten um die Nutzungsrechte des Disi-Aquifers, dessen Vorräte nach internationalen Schätzungen in 30 bis 50 Jahren erschöpft sein werden. Auch den Kaschmir-Konflikt zwischen Indien und Pakistan haben die Forscher unter dem Aspekt knapper Wasserressourcen analysiert. Teil des Konflikts ist ein seit 30 Jahren währender aufwändiger und kostenintensiver Stellungskrieg um den Besitz des Siachen-Gletschers im Norden Kaschmirs. „Die Auseinandersetzungen werden durch geostrategische Erwägungen, nationales Prestigedenken sowie den Wunsch nach Ressourcenzugängen motiviert und sind Erbe der Teilung Britisch-Indiens im Jahr 1947″, erklärt Prof. Nüsser.

An den unterschiedlichen Fallbeispielen zeigt sich, dass die Problemfelder Wassermangel und Wasserkonflikte in Entwicklungs- und Schwellenländern einen integrativen Forschungsansatz erforderlich machen, in dem natur- und gesellschaftswissenschaftliche Methoden kombiniert werden. Daher umfasst das methodische Spektrum der Heidelberger Wissenschaftler nicht nur etablierte empirische Methoden der Sozialforschung, sondern reicht von der satellitengestützten Kartierung bis zur Diskursanalyse.

Hans Gebhardt ist seit dem Jahr 1996 am Geographischen Institut der Universität Heidelberg mit dem Schwerpunkt Anthropogeographie tätig. Zu seinen zentralen Forschungsinteressen gehören die politische Geographie und die Kulturgeographie im Vorderen Orient sowie in Südost- und Ostasien. Prof. Gebhardt betreut als Herausgeber eine Reihe von Standardwerken der Geographie sowie die Geographische Zeitschrift.

Marcus Nüsser forscht und lehrt seit 2006 am Südasien-Institut der Universität Heidelberg. Zu den Forschungsschwerpunkten des Geographen zählen die Mensch-Umwelt- und Hochgebirgs-Forschung, Politische Ökologie sowie Landnutzungssysteme und Ressourcenmanagement in den Ländern Südasiens und des subsaharischen Afrikas. Prof. Nüsser ist Mitherausgeber der Zeitschriften „Mountain Research and Development“ und „Journal of Mountain Science“ sowie Herausgeber der Buchreihe „Advances in Asian Human-Environmental Research“.

Eine ausführlicher Beitrag zu dem Thema „Krieg ums Wasser“ ist in der Ausgabe 4/2014 „Krieg & Frieden“ des Forschungsmagazins „Ruperto Carola“ erschienen:
http://www.uni-heidelberg.de/rupertocarola

Originalpublikationen:
Baghel, R. & Nüsser, M. (2010): Discussing Large Dams in Asia after the World Commission on Dams: Is a Political Ecology Approach the Way Forward? In: Water Alternatives 3 (2): 231-248

Bonn, T. (2013): Wasserpolitik in Jordanien. Das Spannungsfeld zwischen Behörden und Geberorganisationen im jordanischen Wassersektor. Berlin: LIT-Verlag (= Univ. Diss.)

Bonn, T. (2013): On the political sideline? The institutional isolation of donor organizations in Jordanian Hydropolitics. In: Water Policy 15, 728-737 (doi: 10.2166/wp.2013.007)

Gebhardt, Hans (2013): Ressourcenkonflikte und nachhaltige Entwicklung – Perspektiven im 21. Jahrhundert. In: Mitteilungen der Fränkischen Geographischen Gesellschaft, Bd. 59, S. 1-12

Gebhardt, Hans und Eva Ingenfeld (2011): Die Arktis im Fokus geoökonomischer und geopolitischer Interessen. In: Geographische Rundschau, Jg. 63, H. 11, S. 26-33

Nüsser, M. (2014): Technological Hydroscapes in Asia: The Large Dams Debate Reconsidered. In: Nüsser, M. (ed.): Large Dams in Asia: Contested Environments between Technological Hydroscapes and Social Resistance. Dordrecht, Heidelberg, London, New York (= Advances in Asian Human-Environmental Research): 1-14

Nüsser, M. & Baghel, R. (2014): The Emergence of the Cryoscape: Contested Narratives of Himalayan Glacier Dynamics and Climate Change. In B. Schuler (ed.), Environmental and Climate Change in South and Southeast Asia: How are Local Cultures Coping? Leiden, Boston (= Climate and Culture 2): 138-156

Nüsser, M., Schmidt, S. & Dame, J. (2012): Irrigation and Development in the Upper Indus Basin: Characteristics and Recent Changes of a Socio-Hydrological System in Central Ladakh, India. In: Mountain Research and Development 32 (1): 51-61

Kontakt:
Prof. Dr. Hans Gebhardt
Geographisches Institut
Telefon (06221) 54-4572
hans.gebhardt@geog.uni-heidelberg.de

Prof. Dr. Marcus Nüsser
Südasien-Institut (SAI)
Telefon (06221) 54-8922
marcus.nuesser@uni-heidelberg.de

Weitere Informationen:
http://www.uni-heidelberg.de/rupertocarola

Quelle: idw

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Elfmeterabwehr: Die Einstellung des Torwarts macht den Unterschied

Meike Drießen Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

So viele Elfmeter abwehren wie möglich – oder möglichst wenige durchlassen?
DGPs-Kongress an der RUB: Trainer sollte seine Methoden an Torwarttyp anpassen

Torwarttrainer sollten ihre Ansprache der Torhüter an dessen Typ anpassen, damit sie möglichst erfolgreich spielen: Wer vom Typ her eher sicherheitsorientiert ist, spielt besser, wenn sein Ziel ist, so wenige Elfmeter wie möglich durchzulassen. Wer hingegen auf Promotion aus ist und sich beweisen will, spielt besser mit der Ansage, so viele Elfmeter wie möglich abzuwehren.

Drucksituationen überwinden
Hintergedanke der Studie war es, eine Möglichkeit zu untersuchen, mit der Drucksituationen überwunden werden können. Der zentrale Punkt dieses Ansatzes war die Theorie zum Regulativen Fokus von Edward T. Higgins, nach der Personen zwei unterschiedliche Strategien verfolgen, wenn sie Aufgaben angehen: Ihr Fokus liegt entweder auf dem ambitionierten Anspruch etwas zu erreichen (Promotion) oder auf einer wachsamen und pflichtbewussten auf Sicherheit bedachten Herangehensweise (Prävention). Neben dieser Typfrage spielt noch eine Rolle, wie eine Drucksituation wahrgenommen wird – ob eher als Bedrohung oder als Chance sich zu beweisen -, und welchen Charakter die Situation objektiv hat: Da zum Beispiel nur 15 bis 25% der Elfmeter nicht verwandelt werden, ist die Elfmetersituation für den Torhüter eine Möglichkeit, Erwartungen zu übertreffen, also eine Promotionschance.

Torwart-Typen untersucht
Ziel der Studie war es zu untersuchen, ob der Regulative Fokus eines Torhüters einen Einfluss auf die Leistung während eines Elfmeters hat und falls ja, welcher Typ von Vorteil ist. „Außerdem interessierte uns die Kombination von Torwart-Typ, der Wahrnehmung und des inhärenten Charakters einer Situation“, erklärt Maximilian Pelka. Er testete 18 Juniorentorhüter zwischen 16 und 19 Jahren, die bis auf zwei Ausnahmen alle zum Zeitpunkt der Erhebung in der jeweiligen höchsten Spielklasse spielten (U17/U19 Junioren Bundesliga West/ teilnehmende Vereine: TSV Bayer 04 Leverkusen, BV Borussia Dortmund 09, RW Ahlen, SpVgg. Erkenschwick 1916, VfB Hüls). Der chronische Regulative Fokus der Torwarte wurde im Vorfeld per Fragebogen erfasst. Direkt vor dem zehn Schuss umfassenden Elfmeterschießen wurden zehn Torwarte mit einer Promotions- und acht Torwarte mit einer Präventionsinstruktion angeleitet: entweder, „es ist dein Anspruch so viele Elfmeter abzuwehren wie möglich“ (Promotion) oder „es ist deine Pflicht so wenige Elfmeter wie möglich durchzulassen“ (Prävention).

Fokus und Instruktionen müssen übereinstimmen
Die Resultate zeigen, dass Torhüter am erfolgreichsten sind, wenn ihr Fokus und die Instruktionen für die Torwartleistung übereinstimmen. „Die Kombination aus individueller Orientierung und situativen Gegebenheiten könnte daher ein innovativer Faktor in der Leistungsoptimierung sein und Ansätze für die Entwicklung individuell angepasster Instruktionen für verschiedene Situationen liefern“, folgert Pelka. Ralf Fährmann (Torhüter des FC Schalke 04) berichtete zuletzt in einem Interview auf spox.com von seinem Ansatz, Torhüter sollten sich nicht sagen: ‚Ich darf den Ball nicht ins Tor bekommen. Dann speichert sich das Gehirn das nämlich so ab, dass man selbst die Gefahr sieht, den Ball doch ins Tor zu bekommen. Stattdessen muss man sich denken: Ich halte jeden Ball‘. Diese Aussage lässt sich durch die Ergebnisse dieser Studie nur bedingt bestätigen. Falls ein Torhüter über einen eher präventiv-orientierten Ansatz verfügt, könnte er mit der ‚Ich darf den Ball nicht ins Tor bekommen‘-Variante auch erfolgreich sein.

Weitere Informationen
Maximilian Pelka, Sportpsychologie, Fakultät für Sportwissenschaft der Ruhr-Universität, 44780 Bochum, Tel. 0234/32-25978, E-Mail: maximilian.pelka@rub.de

Weitere Informationen:
http://www.dgpskongress.de/frontend/index.php – DGPs-Kongress an der Ruhr-Universität

Quelle: idw

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Energiespeicher aus Kunststoff

Claudia Hilbert Stabsstelle Kommunikation/Pressestelle
Friedrich-Schiller-Universität Jena

Batterien aus Kunststoff anstatt aus Metall – das klingt zunächst unglaublich, doch Chemiker der Friedrich-Schiller-Universität Jena forschen genau daran. „Unser Ziel ist es, Energiespeicher zu entwickeln, die vollständig aus organischen Rohstoffen bestehen“, erklärt Dr. Martin Hager. „Denn Batterien auf Basis von Polymeren sind nicht nur nachhaltig und risikoarm, sondern sie lassen sich auch relativ einfach herstellen“, verdeutlicht der Leiter der Forschergruppe „Neue polymere Materialien für effiziente Energiespeicher“.

Verschiedene Prototypen solcher organischen Batterien präsentieren die Jenaer Chemiker vom 21. bis 23. Oktober auf der „Materialica“ in München. Die Materialica ist eine internationale Fachmesse für Werkstoffanwendungen, Oberflächen und Product Engineering. Die Wissenschaftler sind am Gemeinschaftsstand „Forschung für Zukunft“ von Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen (Halle B3, Stand 210) zu finden.

Ziel der Jenaer Chemiker ist es, neue Elektrodenmaterialien zu entwickeln, die eine möglichst hohe Kapazität und Zellspannung ermöglichen. Dabei verwenden die Forscher innovative Polymere und stabile Radikale als Aktiveinheiten. Hinzu kommen leitfähige Additive, wie etwa Graphit oder Nanofasern. „Damit sich metallfreie Batterien in Zukunft auf dem Markt durchsetzen, sind unter anderem die Langzeitstabilität und die Ladezeiten der Batterien entscheidend“, erläutert Martin Hager. „In den vergangenen Jahren konnten wir unsere Systeme diesbezüglich stetig verbessern“, so Hager. So sind die organischen Radikalbatterien der Jenaer Forscher bis zu 1.000 Mal wiederaufladbar und die Ladedauer beträgt nur wenige Minuten.

Ein weiterer Vorteil: Die Elektrodenmaterialien lassen sich mittels Tintenstrahldruck ausdrucken. Wie der Tintenstrahldruck von funktionalen Materialien genau funktioniert, das werden die Jenaer Chemiker ebenfalls auf der Materialica in München präsentieren.

Zusätzlich zeigen sie neue polymere Redox-Flow-Batterien, welche organische Polymere als Aktivmaterial im Elektrolyt nutzen. „Durch die Trennung der elektrochemischen Wandlereinheit vom eigentlichen Speichertank kann Leistung und Energieinhalt unabhängig voneinander optimiert und ausgelegt werden“, erläutert Doktorand Tobias Janoschka. Hierdurch können diese Systeme sehr flexibel an die unterschiedlichen Leistungsklassen und die Verfügbarkeit erneuerbarer Energien angepasst werden.

Kontakt:
Dr. Martin Hager
Institut für Organische Chemie und Makromolekulare Chemie der Universität Jena
Humboldtstr. 10, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 948227
E-Mail: martin.hager@uni-jena.de

Tobias Janoschka
Institut für Organische Chemie und Makromolekulare Chemie der Universität Jena
Humboldtstr. 10, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 948239
E-Mail: tobias.janoschka@uni-jena.de

Weitere Informationen:
http://www.uni-jena.de

Quelle: idw

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Wie Erfahrungen die Persönlichkeit von Mensch und Tier beeinflussen

Jörg Heeren Pressestelle
Universität Bielefeld

Tagung am Zentrum für interdisziplinäre Forschung der Universität Bielefeld

Der Mensch wird nicht als Persönlichkeit geboren. Das Tier, so scheint es, auch nicht. „Reaktionsnorm“ nennen Biologen das Zusammenspiel von Umweltfaktoren und genetischen Eigenschaften, die im Laufe der Entwicklung eines Individuums bestimmen, wie ein Organismus sich verhält. Das Verhalten verändert sich im Rahmen dieser Reaktionsnorm im Lauf des Lebens. Die dadurch mögliche Flexibilität stellt, da ist sich die Wissenschaft einig, einen wesentlichen Schrittmacher der Evolution dar.

Wie diese Flexibilität bei verschiedenen Tierarten einschließlich des Menschen zu Veränderungen führt und ob es bestimmte Lebensabschnitte gibt, in denen sie besonders wichtig ist, diskutieren Forscher vom 29. September bis zum 1. Oktober auf der internationalen Tagung „Neue Aspekte der Verhaltensentwicklung: lebenslange Anpassung im Verhalten?“ am Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) der Universität Bielefeld.

Jedes Lebewesen macht im Laufe seines Lebens unterschiedliche Erfahrungen, die sich auf sein Verhalten auswirken. „Wir gehen davon aus, dass diese Verhaltensplastizität ein Anpassungsprozess ist, der das Verhalten während der Lebensgeschichte eines Individuums und auch über die Generationsgrenze hinaus beeinflusst“, sagt Fritz Trillmich, Professor für Verhaltensforschung an der Universität Bielefeld. Zusammen mit Kolleginnen und Kollegen aus Münster und Osnabrück hat er einen Kreis von etwa 60 Ökologen, Evolutionsforschern, Neurowissenschaftlern, Verhaltensforschern und Psychologen aus zehn Ländern eingeladen, um die Reaktionen von ganz unterschiedlichen Lebewesen auf ökologische und soziale Faktoren und die Veränderung dieser Reaktionen im Laufe des Lebens dieser Organsimen zu diskutieren. Vögel kommen dabei ebenso in den Blick wie Kaninchen, Makaken und Menschen. „Wir wollen herausarbeiten, welche Regeln der Evolution von Reaktionsnormen zugrunde liegen, welche Stadien es in diesem Prozess zwischen Zeugung und Tod gibt, wie sich die Verhaltensveränderungen auf die Fitness von Lebewesen auswirkt und was im Körper passiert, wenn solche Veränderungen vor sich gehen“, erklärt Trillmich. Damit erweitern die Forscher eine Perspektive, die seit einiger Zeit die Individuen und ihre Entwicklung anstelle statistischer Durchschnittsgrößen in den Blick nimmt.

Weitere Informationen:
http://www.uni-bielefeld.de/ZIF/AG/2014/09-29-Trillmich.html

Quelle: idw

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Brustkrebsangst: Vorbeugend operieren oder nicht?

Dr. med. Svenja Ludwig Pressestelle
Deutsche Krebshilfe e. V.

Online-Umfrage „Entscheidungsfindung bei familiärer Belastung für Brust- und Eierstockkrebs

Welche Gründe bewegen eine Frau, ihre gesunde Brust operativ abnehmen zu lassen? Die vorbeugende Entfernung der Brust als Vorsorgeoption bei erblichem Brustkrebs ist bekannt und wird nicht nur in Medizinerkreisen kontrovers diskutiert.

Die betroffenen Frauen müssen sich über sehr komplexe medizinische Zusammenhänge informieren, um eine solch schwierige Entscheidung treffen zu können.

Aber was geschieht wirklich? Reichen die Beratungen der Fachleute aus, welche Rolle spielen psychische Faktoren oder auch die finanzielle Belastungen? Ob und wie Frauen ausreichend Informationen bekommen, will eine Umfrage klären, die sich auf der Homepage des BRCA Netzwerkes abrufen lässt.

Befragt werden gesunde oder bereits erkrankte Frauen, die eine familiäre Belastung für Brust- und Eierstockkrebs haben, einen Gentest durchführen ließen und sich für oder gegen eine Operation entschieden haben.

Im Rahmen einer wissenschaftlichen Arbeit sollen Parameter entwickelt werden, die künftige Betroffene bei ihrer Entscheidung über eine mögliche, tiefgreifende operative Veränderung ihres Körpers begleiten können.

Eine erbliche Ursache wird für mindestens 25 Prozent der 72.000 Neuerkrankungen an Brustkrebs vermutet. Für eine vorbeugende Mastektomie entscheiden sich aktuell rund 30 Prozent der Frauen mit einer familiären Belastung für Brustkrebs.

Zur Umfrage geht es hier: http://www.brca-netzwerk.de

Das BRCA-Netzwerk – Hilfe bei familiärem Brust- und Eierstockkrebs ist eine bundesweite tätige Selbsthilfeorganisation. Ziel des gemeinnützigen Vereins, der durch die Deutsche Krebshilfe gefördert wird, ist es, Austausch und weitreichende Informationen für Angehörige aus Risikofamilien anzubieten.

Ansprechpartnerin: Andrea Hahne, Vorstandsvorsitzende, Telefon: 0173-2944843

BRCA-Netzwerk – Hilfe bei familiärem Brust- und Eierstockkrebs – e.V.
Thomas-Mann-Str. 40, 53111 Bonn
Tel.: 0228 / 33889-100, Fax: 0228 / 33889-110
info@brca-netzwerk.de
www.brca-netzwerk.de

Weitere Informationen:
http://www.brca-netzwerk.de

Quelle: idw

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Reportage über Flussforschung erhält Deutschen Preis für Wissenschaftsfotografie

Tilo Arnhold Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ

Bremen/Leipzig. UFZ-Fotograf André Künzelmann zählt auch in diesem Jahr wieder zu den Gewinnern des Deutschen Preises für Wissenschaftsfotografie, der jährlich von der Zeitschrift „bild der wissenschaft“ und dem Düsseldorfer Pressebüro Brendel ausgeschrieben wird. Prämiert wurde die Fotoreportage „Joint Danube Survey 3“, die in enger Zusammenarbeit mit UFZ-Wissenschaftlern um den Chemiker Dr. Werner Brack im vergangenen Sommer auf der Donau entstand.

(Die Website zur Pressemitteilung (inkl. Foto) finden Sie unter: http://www.ufz.de/index.php?de=33215)

„Dem Fotografen ist es gelungen, viele Facetten der wissenschaftlichen Arbeit in seiner Reportage festzuhalten: Schlingpflanzen, tote Fische, Plastikeimer und Gummistiefel sind auf seinen Fotos genauso überzeugende Attribute der Forschung wie das hochtechnisierte Labor auf dem Schiff für die Probenanalyse. Die Komposition der Motive macht neugierig, mehr über die Flussexpedition zu erfahren“, lobt die Jury die Reportage von der Donau. „Über diese Anerkennung freue ich mich ganz besonders – zumal diese Fotoreportage eine echte logistische Herausforderung war. Ich hatte effektiv nur zwei Tage, um mir einen Überblick vor Ort zu verschaffen und kannte die Mannschaft vorher nicht. Bei einem straffen Zeitplan der Wissenschaftler, wo jeder Handgriff sitzen muss, Fragen und Wünsche eines „Außenstehenden“ zu berücksichtigen, erfordert großes Verständnis auf beiden Seiten. Als Fotograf steht man dann die ganze Zeit „unter Strom“, um die besten Momente nicht zu verpassen und diese trotz schwierigem Licht festhalten zu können.“, berichtet André Künzelmann über die Expedition auf der Donau, bei der die prämierte Fotoreportage entstand. Der Diplommeteorologe hat sich in den vergangenen zehn Jahren am UFZ auf Wissenschaftsfotografie spezialisiert. Daneben ist er auch als Kameramann und Unterwasserfotograf tätig. Sein Wissen gibt er in Foto-Workshops an Wissenschaftler weiter sowie initiiert Treffen und Ausstellungen der Fotogruppe des UFZ.

Der renommierte Wettbewerb richtet sich an Fotografen, die aktuelle Forschung und Technologie ansprechend und ungewöhnlich ins Bild setzen. Unterstützt wird die Initiative von der Fraunhofer Gesellschaft, der Universität Bremen sowie dem Journalisten-Onlineservice supress-redaktion.de. Er ist mit insgesamt 12.000 Euro dotiert und wurde in diesem Jahr bereits zum neunten Mal von der Zeitschrift bild der wissenschaft und dem Düsseldorfer Pressebüro Brendel vergeben. Aus den rund 100 Einsendungen wählte die Jury unter dem Vorsitz des Fotografen Ronald Frommann insgesamt vier Preisträger in drei verschiedenen Kategorien aus. Die Preisverleihung findet am 22. November 2014 ab 11.00 Uhr im Haus der Wissenschaft in Bremen statt. Dort sind die Bilder auch ausgestellt.

Die alle sechs Jahre stattfindende gemeinsame Donauuntersuchung aller Anrainerstaaten ist eine der größten wissenschaftlichen Flussexpeditionen weltweit. Um den Einfluss von Chemikalien und anderen Stressfaktoren auf die Gewässer-Ökosysteme der Donau zu erfahren, beprobten drei Forschungsschiffe sechs Wochen lang die Donau über 2.300 km von Passau bis zum Donaudelta. An 68 Positionen wurden zahlreiche Proben des Flusswassers, der Sedimente, sowie der Tier- und Pflanzenwelt gesammelt. Viele Proben wurden direkt im Labor der Forschungsschiffe untersucht, andere gingen zur weiteren Analyse an verschiedene Speziallabore in Europa. So wurde eine Bestandsaufnahme der Flora und Fauna des Ökosystems Donau möglich. Die „Joint Danube Survey“ 2013 war gleichzeitig der Startschuss für das große europäische Forschungsprojekt SOLUTIONS, das vom UFZ koordiniert wird. In ihm arbeiten Wissenschaftler aus 13 europäischen Ländern sowie China, Australien und Brasilien zusammen, um zu verstehen, wie sich Chemikalien im Wasser auf Flussökosysteme und die menschliche Gesundheit auswirken.
Tilo Arnhold

„deutscher preis für wissenschaftsfotografie“:
http://fotopreis.tpk6.de/html/preistraeger2014/kuenzelmann.html

Weitere Informationen:
André Künzelmann
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ)
Telefon: 0341- 235-1635
https://www.ufz.de/index.php?de=644
oder über
Tilo Arnhold, Susanne Hufe (UFZ-Pressestelle)
Telefon: 0341-235-1635, -1630
http://www.ufz.de/index.php?de=640

Links:
Preis für ungewöhnliche Darstellung der Waldforschung (Pressemitteilung vom 25. November 2013)
http://www.ufz.de/index.php?de=32217
EU-Projekt SOLUTIONS
http://www.solutions-project.eu/
Titelstory „Patient Fluss“ im UFZ-Newsletter Februar 2014
http://www.solutions-project.eu/wp-content/uploads/2014/03/UFZ-Newsletter-2014-0…
UFZ-Video „Alles fließt: SOLUTIONS + Joint Danube Survey“
http://www.youtube.com/watch?v=tMe8l13nR6Q&list=UUU8LTdpFv0DTZmye02sK_Mg
Beitrag bei 3sat-nano über SOLUTIONS vom 17.06.2014:
http://www.3sat.de/mediathek/?mode=play&obj=40815
Joint Danube Survey
http://www.danubesurvey.org/

Im Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) erforschen Wissenschaftler die Ursachen und Folgen der weit reichenden Veränderungen der Umwelt. Sie befassen sich mit Wasserressourcen, biologischer Vielfalt, den Folgen des Klimawandels und Anpassungsmöglichkeiten, Umwelt- und Biotechnologien, Bioenergie, dem Verhalten von Chemikalien in der Umwelt, ihrer Wirkung auf die Gesundheit, Modellierung und sozialwissenschaftlichen Fragestellungen. Ihr Leitmotiv: Unsere Forschung dient der nachhaltigen Nutzung natürlicher Ressourcen und hilft, diese Lebensgrundlagen unter dem Einfluss des globalen Wandels langfristig zu sichern. Das UFZ beschäftigt an den Standorten Leipzig, Halle und Magdeburg mehr als 1.100 Mitarbeiter. Es wird vom Bund sowie von Sachsen und Sachsen-Anhalt finanziert.
http://www.ufz.de/

Die Helmholtz-Gemeinschaft leistet Beiträge zur Lösung großer und drängender Fragen von Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft durch wissenschaftliche Spitzenleistungen in sechs Forschungsbereichen: Energie, Erde und Umwelt, Gesundheit, Schlüsseltechnologien, Struktur der Materie sowie Luftfahrt, Raumfahrt und Verkehr. Die Helmholtz-Gemeinschaft ist mit 35.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in 18 Forschungszentren und einem Jahresbudget von rund 3,8 Milliarden Euro die größte Wissenschaftsorganisation Deutschlands. Ihre Arbeit steht in der Tradition des großen Naturforschers Hermann von Helmholtz (1821-1894).
http://www.helmholtz.de/

Weitere Informationen:
http://www.ufz.de/index.php?de=33215

Quelle: idw

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Was tun mit dem Huhn? Mangelnde Küchenhygiene kann krank machen

Dr. Suzan Fiack Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR)

BfR-Film informiert Verbraucher über Küchenhygiene

Hygienemängel beim Umgang mit Lebensmitteln sind eine bedeutende Ursache für lebensmittelbedingte Krankheitsausbrüche. Deshalb hat das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) zu diesem Thema einen zweiminütigen Webfilm unter dem Titel „Was tun mit dem Huhn?“ veröffentlicht. „Daten zu den Erkrankungsfällen zeigen, dass wir auch junge Menschen noch mehr informieren müssen, wie sie mit Lebensmitteln richtig umgehen“, sagt BfR-Präsident Prof. Dr. Dr. Andreas Hensel. „Um diese Zielgruppe zu erreichen, hat das BfR das wichtige Thema Kreuzkontamination, also die Übertragung der Keime von einem meist rohen Lebensmittel auf verzehrfertige Lebensmittel, in einem Videoclip verarbeitet.“

Zum Schutz vor Lebensmittelinfektionen empfiehlt das BfR, rohe Lebensmittel vom Tier vor dem Verzehr gut durchzugaren und somit eine Übertragung vorhandener Krankheitserreger auf verzehrfertige Lebensmittel zu vermeiden. Deshalb sollte ein Kontakt zwischen den rohen und verzehrfertigen Lebensmitteln bei der Lagerung und bei der Zubereitung vermieden werden. Hände und Küchenutensilien, wie Messer und Schneidebretter, sollten sofort nach Kontakt mit rohen Lebensmitteln vom Tier gründlich mit warmem Wasser gewaschen und abgetrocknet werden. Das neue BfR-Video „Was tun mit dem Huhn?“ vermittelt diese Tipps auf unterhaltsame Art und zeigt am Beispiel von frischem Hähnchenfleisch, wie eine Kreuzkontamination entstehen kann. Es ist abrufbar unter http://www.bfr.bund.de.

Campylobacter und Salmonella sind die häufigsten Erreger bakterieller Lebensmittelinfektionen. Eine Übertragung dieser Bakterien kann durch Geflügelfleisch erfolgen, das nicht ausreichend gegart wurde oder vor dem Garen mit anderen Lebensmitteln in Kontakt gekommen ist. In Deutschland waren 2011 insgesamt 31,6 % der Proben von Hähnchenfleisch mit Campylobacter, 6,3 % mit Salmonellen besiedelt.

Weitere Informationen für Verbraucherinnen und Verbraucher zum Schutz vor Lebensmittelinfektionen im Privathaushalt finden sich auf der BfR-Homepage unter

http://www.bfr.bund.de/cm/350/verbrauchertipps_schutz_vor_lebensmittelinfektione…

http://www.bfr.bund.de/cm/343/ausgewaehlte_fragen_und_antworten_zum_hygienischen…

Über das BfR
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ist eine wissenschaftliche Einrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Es berät die Bundesregierung und die Bundesländer zu Fragen der Lebensmittel-, Chemikalien- und Produktsicherheit. Das BfR betreibt eigene Forschung zu Themen, die in engem Zusammenhang mit seinen Bewertungsaufgaben stehen.

Weitere Informationen:
http://www.bfr.bund.de/de/mediathek.html BfR-Mediathek

Quelle: idw

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Wasserpflanzen – Rohstoff für Biogasanlagen? – Forscher untersuchen Machbarkeit

Dr. Torsten Gabriel Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V.

Das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ), die Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen und das Deutsche Biomasse-Forschungszentrum (DBFZ) untersuchen in einem jetzt begonnenen Projekt, inwieweit sich Wasserpflanzen aus Binnen-Gewässern als Rohstoff für Biogasanlagen eignen.
Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) fördert das Vorhaben über seinen Projektträger, die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR).

Schnellwachsende Wasserpflanzen können zum Problem werden: Weil sie touristische Nutzungen und den Schiffsverkehr einschränken, muss man sie regelmäßig entfernen. Insbesondere einige nicht-heimische Arten sind sehr konkurrenzstark, da unser Ökosystem sie nicht wirkungsvoll regulieren kann. So hat sich die aus Süd- und Nordamerika eingeschleppte Gattung Elodea in den letzten Jahrzehnten in Deutschland rasant vermehrt. Für die Entkrautung geben Kommunen und anderer Träger jedes Jahr viel Geld aus, die Biomasse wird meistens deponiert.

Bislang konzentrierte sich die Forschung auf Ansätze, die Ausbreitung der Wasserpflanzen einzudämmen. Allerdings bilden diese auch sehr viel Biomasse und enthalten interessante Inhaltsstoffe. Wie also, wenn man aus der Not eine Tugend machte und die Pflanzen als Rohstoffquelle nutzte? Mit dieser ganz neuen Herangehensweise verbinden sich potenziell mehrere Vorteile:

– Wasserpflanzen binden während des Wachstums Phosphate. Ihre Entnahme stellt so eine relativ einfache Möglichkeit dar, die Phosphatbelastung in Gewässern zu reduzieren.

– Aktuell entstehen allein durch die Entsorgung der bei der Gewässer-Entkrautung anfallenden Biomasse Kosten von geschätzten rund 20 Mio. Euro. Durch eine Verwertung ließen sich diese Kosten minimieren.

– Wasserpflanzen zählen zum Landschaftspflegematerial und konkurrieren nicht mit der Nahrungsmittelerzeugung.

– In Biogasanlagen würden Wasserpflanzen relativ große Mengen Phosphor und Spurenelemente eintragen. Der Phosphor verbessert den Düngewert der Gärreste, die Spurenelemente wiederum verringern den Bedarf an entsprechenden Präparaten für die Mikrobiologie in der Anlage.

In dem jetzt begonnenen Vorhaben untersuchen die Wissenschaftler unter anderem die Schmalblättrige Wasserpest (Elodea nuttallii) als Rohstoff für die Biogasgewinnung. Bei ersten Gärversuchen erzielte die Wasserpest Biogaserträge zwischen 415 und 520 Norm-Liter pro kg organische Trockensubstanz (LN/kgOTS) bei einem OTS-Gehalt von 6 bis 10 Prozent in der Frischmasse und einem Methangehalt von durchschnittlich 60,5%. (Zum Vergleich: Der Biogasertrag für Maissilage liegt bei 650 LN/kgOTS.) Der geringe Trockenmassegehalt ist eines der Handicaps, für die es Lösungen zu finden gilt. Das Projektteam verfolgt hier den Ansatz, eine Mischsilage aus Elodea und Stroh bzw. Landschaftspflegeheu herzustellen; die gemeinsame Konservierung mit Mais erwies sich hingegen in ersten Vorversuchen als praktikabel, aber unökonomisch. Neben der Entwicklung eines optimalen Silierverfahrens stehen Potenzialanalysen zum bundesweiten Wasserpflanzenaufkommen auf der Forschungsagenda.

Insgesamt will das Forscherteam die Wasserpflanzennutzung als Biogasrohstoff aus ökonomischer, ökologischer und sozialer Sicht bewerten. Die energetische Nutzung steht im Mittelpunkt des Projektes, die Forscher betrachten aber auch alternative Optionen, mit dem invasiven Bewuchs in Flüssen und Seen umzugehen – etwa die stoffliche Nutzung z.B. für Naturkosmetika und Dünger oder die Eindämmung.
Informationen zum Projekt stehen auf fnr.de im Menü Projekte & Förderung unter den Förderkennzeichen 22403013, 22402014 und 22401914 zur Verfügung.

Weitere Informationen:
http://www.fnr.de/projekte-foerderung/projekte/suche/

Quelle: idw

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Informativer Toilettengang

Dr. Susanne Diederich Stabsstelle Kommunikation
Deutsches Primatenzentrum GmbH – Leibniz-Institut für Primatenforschung

Emily liebt Paul, Nazis raus, Gib AIDS keine Chance und schließlich Sanifair – Gute Reise: Informationsaustausch in öffentlichen Toiletten ist weit verbreitet. So auch bei den Weißfuß-Wieselmakis, die anstelle von Schrift Duftmarken nutzen, um sich ihren Artgenossen mitzuteilen. Iris Dröscher und Peter Kappeler vom Deutschen Primatenzentrum haben in ihrer jetzt veröffentlichten Studie festgestellt, dass der auf Latrinenbäumen abgegebene Urin dazu dient, Kontakt zu Familienmitgliedern zu halten und Eindringlinge zu warnen. Latrinen sind für nachtaktive Tiere, die nicht im engen Kontakt zueinander leben, verlässliche Informationsquellen und dienen der sozialen Bindung der Tiere untereinander.

Die Nutzung von Latrinen, also speziellen Orten zur Ausscheidung von Exkrementen, ist im Tierreich durchaus verbreitet. Da bislang jedoch unklar war, warum gerade Primaten dieselben Latrinen immer wieder benutzen, haben die DPZ-Wissenschaftler dieses Phänomen nun bei den Weißfuß-Wieselmakis (Lepilemur leucopus) in Süd-Madagaskar untersucht. Sind sie ein Hinweis an andere, dass dieses Gebiet oder dieser Partner verteidigt wird? Oder zeigen sie an, ob ein Weibchen fruchtbar ist? Dienen sie vielleicht dem Informationsaustausch und der sozialen Bindung innerhalb einer Gruppe? Um diese Fragen zu beantworten, haben die Forscher untersucht, wo genau sich die Latrinen befinden und ob diese zu verschiedenen Jahreszeiten oder von Individuen verschiedenen Alters und Geschlechts unterschiedlich genutzt werden. Dafür haben Iris Dröscher und Peter Kappeler 14 Weißfuß-Wieselmakis mit Radiosendern markiert und ihr Verhalten über den Zeitraum eines Jahres beobachtet. Insgesamt kamen dabei über 1000 Beobachtungsstunden zusammen.

Verbundenheit dank Latrine
Weißfuß-Wieselmakis sind nachtaktive Baumbewohner, die ausschließlich im Süden Madagaskars vorkommen und zu den sogenannten Lemuren gehören. Jede Familie, die aus den Eltern und ihrem Nachwuchs besteht, bewohnt zwar ein eigenes Gebiet, allerdings gehen sich die Familienmitglieder meist aus dem Weg, weder schlafen Wieselmaki-Paare auf denselben Bäumen noch gehen sie gemeinsam auf Futtersuche. Etwas hat die Familie aber gemeinsam: zentral im Territorium gelegene Latrinenbäume, welche die Tiere gezielt immer wieder aufsuchen um dort ihre Notdurft zu verrichten. Iris Dröscher und Peter Kappeler haben herausgefunden, dass die Latrinen dazu dienen, die Vertrautheit und die soziale Bindung zwischen den einzelnen Mitgliedern einer Wieselmaki-Gruppe aufrecht zu erhalten, da diese sonst nur sehr wenig Kontakt zueinander haben. Die Duftsignale werden vor allem über den am Baumstamm befindlichen Urin aufgenommen, während der sich am Boden des Latrinenbereiches akkumulierende Kot nicht wesentlicher Bestandteil des Informationsaustausches ist.

Botschaft: Mein Weibchen wird verteidigt!
Auffällig war, dass männliche Tiere öfter die Latrinen aufsuchten, wenn sie einen Eindringling in ihrem Territorium wahrgenommen hatten. Außerdem setzten Männchen Duftmarken aus ihren spezialisierten Drüsen ausschließlich in Latrinen ab. „Die Latrinen werden also auch verwendet um anzuzeigen, dass hier jemand ist, der seine Partnerin verteidigt“, sagt Iris Dröscher, Doktorandin in der Abteilung Verhaltensökologie und Soziobiologie am Deutschen Primatenzentrum.

Latrinen als verlässliche Informationsquellen
„Über Duftmarken werden eine Vielzahl an Informationen wie die sexuelle und individuelle Identität transportiert und können außerdem dazu dienen, die eigene Präsenz zu signalisieren,“ so Dröscher. „Die Latrinen werden genutzt, um Individuen-spezifische Informationen auszutauschen.“

„Gerade nachtaktive Arten, die unter eingeschränkten Sichtverhältnissen und im losen Kontakt mit ihren Partnern leben, brauchen verlässliche Informationsquellen, um ihr Sozialgefüge aufrecht zu erhalten“, sagt Peter Kappeler, Leiter der Abteilung Verhaltensökologie und Soziobiologie am DPZ und Professor an der Universität Göttingen. „Dieses Informationszentrum haben die Weißfuß-Wieselmakis in den Latrinenbäumen gefunden.“

Link zum Artikel: http://link.springer.com/article/10.1007/s00265-014-1810-z

Originalpublikation
Dröscher I, Kappeler PM (2014): Maintenance of familiarity and social bonding via communal latrine use in a solitary primate (Lepilemur leucopus). Behavioral Ecology and Sociobiology Epub ahead of print. doi:10.1007/s00265-014-1810-z

Kontakt
Iris Dröscher
Tel: +49 551 39-7345
E-Mail: iris.droescher@gmail.com

Dr. Susanne Diederich (Kommunikation)
Tel: +49 551 3851-359
E-Mail: sdiederich@dpz.eu

Weitere Informationen:
http://link.springer.com/article/10.1007/s00265-014-1810-z – Link zur Originalpublikation
http://www.dpz.eu/de/infothek/mediathek/videos.html – Link zum Video „Interne Kommunikation bei Weißfuß-Wieselmakis“

Quelle: idw

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Ein gesunder Lebensstil ist mit einem verminderten Darmkrebs-Risiko verbunden

Dr. Gisela Olias Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke

Potsdam-Rehbrücke – Wer nicht übergewichtig ist, nicht raucht, Alkohol nur in Maßen konsumiert, körperlich aktiv ist und sich gesund ernährt, hat ein um etwa ein Drittel vermindertes Risiko, an Dickdarm- bzw. Mastdarmkrebs zu erkranken. Dies ist das Ergebnis einer großen europäischen Langzeitstudie (EPIC*) mit über 347.000 weiblichen und männlichen Studienteilnehmern im Erwachsenenalter. Das Wissenschaftlerteam unter Führung von Krasimira Aleksandrova und Heiner Boeing vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung (DIfE) veröffentlichte nun seine Daten in der Fachzeitschrift BioMed Medicine (Aleksandrova, K. et al., 2014, 12:168).

Darmkrebs** gehört zu den häufigsten Krebsarten. Nach Angaben der International Agency for Research on Cancer erkranken weltweit etwa 746.000 Männer und 614.000 Frauen jährlich an dieser Krankheit, wobei diese Krebsform besonders häufig in Ländern mit westlichem Lebensstil auftritt. Dies legt den Schluss nahe, dass das gehäufte Auftreten dieser Krebsform mit bestimmten Merkmalen der westlichen Lebensart verbunden ist. In der Tat haben in den letzten Jahren verschiedene Studien Lebensstilfaktoren identifiziert, die jeweils für sich allein genommen mit dem Darmkrebs-Risiko in Zusammenhang stehen. Hierzu zählt zum Beispiel auch die Art der Ernährungsweise.

Neu an der aktuellen Studie ist nun, dass sie erstmals die kombinierten Effekte von fünf gesundheitsfördernden Lebensstilmerkmalen auf das Darmkrebsrisiko in einer europäischen Bevölkerungsgruppe untersucht hat. Die Wissenschaftler stuften dabei folgende Merkmale als risikosenkend ein: Nichtraucher zu sein, Alkohol nur in einem moderaten Maß zu trinken, ein normales Körpergewicht zu haben, wobei der Taillenumfang von Frauen kleiner als 80 cm und der von Männern kleiner als 94 cm sein sollte, körperlich aktiv zu sein sowie sich gesund zu ernähren. Im Rahmen der vorliegenden Studie bedeutete dies, sich mit vergleichsweise viel Gemüse, Obst und Vollkornprodukten, reichlich Nüssen und Samen, ausreichend Fisch und Joghurt, aber mit wenig rotem Fleisch und Wurstwaren zu ernähren.

Wie die Untersuchung zeigt, hatten Studienteilnehmer, die zwei der gesundheitsfördernden Merkmale aufwiesen, im Vergleich zu Personen, auf die kein oder nur ein günstiges Lebensstilmerkmal zutraf, ein um 13 Prozent verringertes Risiko, an Darmkrebs zu erkranken. Wiesen die Teilnehmer drei der untersuchten Merkmale auf, sank ihr Erkrankungsrisiko um 21 Prozent, wobei sich bei vier Merkmalen ihr Risiko sogar um 34 Prozent verringerte. Kamen alle fünf Merkmale zusammen, sank das Risiko um 37 Prozent.

„Wie unsere Ergebnisse zeigen, verringert sich das Darmkrebsrisiko umso mehr, je mehr man etwas für seine Gesundheit tut. Unsere Daten haben ergeben, dass durch eine gesunde Lebensführung bis zu 22 Prozent der Darmkrebs-Neuerkrankungen bei Männern bzw. bis zu 11 Prozent der Erkrankungen bei Frauen vermeidbar wären“, sagt Aleksandrova, Erstautorin der Studie. „Das Umsetzen dieses Wissens in gesellschaftlich aktiv unterstützte Präventionsstrategien könnte wesentlich dazu beitragen, ein frühes und häufiges Auftreten dieser Krebsform zu vermeiden und damit viel persönliches Leid zu verhindern“, ergänzt Heiner Boeing, Leiter der Potsdamer EPIC-Studie.

Hintergrundinformation:

Quelle:
Combined Impact of Healthy Lifestyle Factors on Colorectal Cancer: A Large European Cohort Study
Krasimira Aleksandrova, Tobias Pischon, Mazda Jenab, H. Bas Bueno-de-Mesquita, Veronika Fedirko, Teresa Norat, Dora Romaguera, Sven Knüppel, Marie-Christine Boutron-Ruault, Laure Dossus, Laureen Dartois, Rudolf Kaaks, Kuanrong Li, Anne Tjønneland, Kim Overvad, J Ramón Quirós, Genevieve Buckland, María-José Sánchez, Miren Dorronsoro, María-Dolores Chirlaque, Aurelio Barricarte, Kay-Tee Khaw, Nicholas Wareham, Kathryn E Bradbury, Antonia Trichopoulou, Pagona Lagiou, Dimitrios Trichopoulos, Domenico Palli, Vittorio Crogh, Rosario Tumino, Alessio Naccarati, Salvatore Panico, Peter Siersema, Petra H Peeters, Ingrid Ljuslinder, Ingegerd Johansson, Ulrika Ericson, Bodil Ohlsson, Elisabete Weiderpass, Guri Skeie, Kristin Benjaminsen Borch, Sabina Rinaldi, Isabelle Romieu, Joice Kong, Marc Gunter, Heather Ward, Elio Riboli and Heiner Boeing; BMC Medicine 2014, 12:168
http://www.biomedcentral.com/1741-7015/12/168

* EPIC: European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition. Die EPIC-Studie ist eine prospektive (vorausschauende) Studie, die Zusammenhänge zwischen Ernährung, Krebs und anderen chronischen Erkrankungen wie Typ-2-Diabetes untersucht. An der EPIC-Studie sind 23 administrative Zentren in zehn europäischen Ländern mit insgesamt 519.000 Studienteilnehmern im Erwachsenenalter beteiligt. Die Potsdamer EPIC-Studie ist mit mehr als 27.000 Teilnehmern ein Teil der EPIC-Studie.

Die aktuellen Studienergebnisse basieren auf den Daten von 347.237 Frauen und Männern im Alter zwischen 25 und 70 Jahren. Während der Nachbeobachtungszeit von 12 Jahren erkrankten 3.759 dieser Teilnehmer an Darmkrebs.

** Bei Darmkrebs (kolorektales Karzinom) handelt es sich um einen bösartigen Tumor des Dickdarms oder des Mastdarms. Er entwickelt sich meist aus Darmpolypen, die sich im Verlauf von wenigen Jahren bösartig verändern. Im Jahre 2010 wurde die Krankheit bei 62.400 Menschen in Deutschland neu diagnostiziert und im Jahr 2012 starben knapp 26.000 daran (Quelle: Robert Koch Institut).

Das DIfE ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Es erforscht die Ursachen ernährungsbedingter Erkrankungen, um neue Strategien für Prävention, Therapie und Ernährungsempfehlungen zu entwickeln. Forschungsschwerpunkte sind dabei Adipositas (Fettsucht), Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs. Das DIfE ist zudem ein Partner des 2009 vom BMBF geförderten Deutschen Zentrums für Diabetesforschung e. V. (DZD) http://www.dzd-ev.de. Das DZD ist ein nationaler Verbund, der Experten auf dem Gebiet der Diabetesforschung bündelt und im Sinne der translationalen Forschung Grundlagenforschung, Epidemiologie und klinische Anwendung verzahnt.

Die Leibniz-Gemeinschaft vereint 89 Einrichtungen, die anwendungsbezogene Grundlagenforschung betreiben und wissenschaftliche Infrastruktur bereitstellen. Insgesamt beschäftigen die Leibniz-Einrichtungen rund 17.200 Menschen – darunter 8.200 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler – bei einem Jahresetat von insgesamt knapp 1,5 Milliarden Euro. Die Leibniz-Gemeinschaft zeichnet sich durch die Vielfalt der in den Einrichtungen bearbeiteten Themen und Disziplinen aus. Die Forschungsmuseen der Leibniz-Gemeinschaft bewahren und erforschen das natürliche und kulturelle Erbe. Darüber hinaus sind sie Schaufenster der Forschung, Orte des Lernens und der Faszination für die Wissenschaft. Näheres unter http://www.leibniz-gemeinschaft.de.

Kontakt:
Dr. Krasimira Aleksandrova
Abteilung Epidemiologie
Deutsches Institut für Ernährungsforschung
Potsdam-Rehbrücke (DIfE)
Arthur-Scheunert-Allee 114-116
14558 Nuthetal
E-Mail: Krasimira.Aleksandrova@dife.de

Prof. Dr. Heiner Boeing
Abteilung Epidemiologie
Deutsches Institut für Ernährungsforschung
Potsdam-Rehbrücke (DIfE)
Arthur-Scheunert-Allee 114-116
14558 Nuthetal
Tel.: +49 (0)33200 88 2711
E-Mail: boeing@dife.de

Weitere Informationen:
http://www.dife.de/forschung/abteilungen/epic-potsdam-studie.php
Hinweise zur Potsdamer EPIC-Studie

Quelle: idw

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Einzigartige Fließwasserlabore nehmen Betrieb auf.

Tilo Arnhold Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ

Magdeburg. Mit einer Serie von bislang einzigartigen mobilen Laboren wollen Wissenschaftler in den kommenden Jahren die Auswirkungen des Klima- und Landnutzungswandels auf die Fließgewässer in Mitteldeutschland untersuchen. Am Montag hat die dazu neu geschaffene Forschungsinfrastruktur MOBICOS offiziell ihren Betrieb aufgenommen. Die Labore sind Teil des TERENO-Netzwerkes zur Erdbeobachtung und werden vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) an verschiedenen Standorten in Sachsen-Anhalt betrieben.

Finanziert wurde MOBICOS mit rund 3,5 Millionen Euro als Ausbauinvestition der Helmholtz-Gemeinschaft durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) sowie die Länder Sachsen-Anhalt und Sachsen.

Wollen Wissenschaftler die Wechselwirkungen zwischen Landnutzung, Klimawandel und dem ökologischen Zustand der Bäche und Flüsse untersuchen, dann stehen sie vor einem Dilemma: Im Freiland sind die Veränderungen zwar gut zu beobachten. Da aber viele Faktoren wirken, lässt sich oft nicht sicher sagen, welcher davon wie stark zur Veränderung beiträgt. Im Labor lassen sich dagegen viele Parameter gezielt beeinflussen. Aber sind die Bedingungen dann noch realistisch? Ein Ausweg könnte ein neuer Ansatz sein: Das Labor wird einfach an das Gewässer verlagert.

Seit 2013 stellen Forscher des UFZ Speziallabore, die in transportablen Containern untergebracht sind, an verschiedenen Standorten in Sachsen-Anhalt auf. Diese MOBICOS (Mobile Aquatic Mesocosms) genannten Fließwasserlabore ermöglichen es nun, dass ökologische Untersuchungen und Experimente naturnah durchgeführt werden können. Sie funktionieren, in dem Wasser aus dem zu untersuchenden Fließgewässer in Versuchsbecken in den Containern geleitet und dort analysiert oder „experimentell“ manipuliert wird. „So ist es zum Beispiel unter realistischeren Bedingungen als im Labor möglich, die Reaktion von Ökosystemen auf neuartige Stressoren wie Mikroschadstoffe zu prüfen oder zu untersuchen, wie sich Veränderungen der Wassertemperatur, des Nährstoffgehalts oder der Schadstoffbelastung auf das Gewässerökosystem auswirken“, erklärt Prof. Markus Weitere vom UFZ in Magdeburg. Die Wissenschaftler wollen zudem Maßnahmen entwickeln, die helfen können, unerwünschte Verbindungen abzubauen und dadurch die natürlichen Funktionen von Fließgewässern und deren Ökosystemleistungen zu stärken. „Wir wollen uns unter anderem das Wachstum von Biofilmen in diesen Gewässern genauer ansehen“, berichtet MOBICOS-Koordinator Dr. Helge Norf. „Die ökologische Funktion von Biofilmen wird immer noch massiv unterschätzt. Dabei spielen Bakterien, Algen und andere Mikroorganismen eine entscheidende Rolle bei den Stoffumsatzprozessen in Fließgewässern.“ Mithilfe der Gewässerlabore rückt auch die Lösung eines anderen Rätsels in Reichweite: Wieso breiten sich invasive Arten wie die Asiatische Körbchenmuschel im Rhein stark aus, in der Elbe aber nicht? Gerade für Arten, die sich im Labor schwer kultivieren lassen, sind die mobilen Labore eine ideale Lösung, um sie naturnah genau unter die Lupe zu nehmen.

Insgesamt sind jetzt sechs der Fließwasserlabore in Betrieb und ermöglichen damit Vergleiche zwischen kleinen, unbelasteten Bächen wie dem Oberlauf der Bode und großen belasteten Flüssen wie der Elbe. Zwei weitere Container sind in Planung.
Da MOBICOS aus kleineren, beweglichen Labormodulen besteht, die sowohl einzeln als auch modular verwenden werden können, sind die Wissenschaftler vergleichsweise flexibel. Dadurch können sowohl die Größe als auch die Bestückung der Mesokosmen je nach wissenschaftlicher Fragestellung optimiert und auch dem verfügbaren Gelände angepasst werden. Im Gegensatz zu festen Installationen können die Container bei Bedarf einfach umziehen. Schließlich verändert sich die Wasserqualität der Flüsse auch im Laufe der Jahre.

„Dieser experimentelle Ansatz ergänzt perfekt unsere Beobachtungsplattform TERENO (TERrestrial ENvironmental Observatories), die größte, langfristig betriebene Infrastruktur zur Umweltbeobachtung in Deutschland. Im Rahmen von TERENO hat die Helmholtz-Gemeinschaft insgesamt vier Observatorien in Deutschland eingerichtet, in denen die Auswirkungen des globalen Wandels auf regionaler Ebene erforscht werden. Das UFZ-Untersuchungsgebiet in Mitteldeutschland reicht dabei vom Hochharz über das Gebirgsvorland bis hinab zu den großen Flüssen wie der Elbe und dem Großraum Halle-Leipzig“, betont Dr. Steffen Zacharias, der TERENO am UFZ koordiniert. Die mobilen Mesokosmen werden auch dabei helfen zu erklären, wieso die Konzentration an Huminstoffen in Talsperren in den letzten Jahren angestiegen ist. Diese gestiegenen Konzentrationen beunruhigen die Wasserversorger. Um den Weg des Kohlenstoffs zu verfolgen, haben die Wissenschaftler im Einzugsgebiet der Rappbodetalsperre im Harz umfangreiche Messtechnik installiert.

Wie auch bei den anderen TERENO-Projekten wird die MOBICOS-Infrastruktur künftig nicht nur den eigenen Forschern zur Verfügung stehen, sondern eine Plattform bilden, die auch von externen Forschergruppen für Experimente genutzt werden kann. Bereits jetzt laufen Kooperationen bzw. gemeinsam betreute studentische Abschlussarbeiten mit verschiedenen Hochschulen, etwa der Hochschule Magdeburg-Stendal, der TU Dresden, der Universität zu Köln, der Universität Koblenz-Landau oder der TU Bergakademie Freiberg.
Tilo Arnhold

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Markus Weitere, Dr. Helge Norf
Department Fließgewässerökologie am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ)
Telefon: 0391-810-9600, -9988
http://www.ufz.de/index.php?de=14086
http://www.ufz.de/index.php?de=20742
und
Dr. Steffen Zacharias
TERENO-Koordinator am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ)
Telefon: 0341- 235-1381
http://www.ufz.de/index.php?de=16348
oder über
Tilo Arnhold, Susanne Hufe (UFZ-Pressestelle)
Telefon: 0341-235-1635, -1630
http://www.ufz.de/index.php?de=640

Weiterführende Links:
Wasserforschung in Containern
http://www.helmholtz.de/gb12/erde_und_umwelt/projekte_aus_der_forschung/wasserfo…
Mobile Aquatische Mesokomen (MOBICOS)
http://www.ufz.de/index.php?de=31865
http://www.ufz.de/index.php?de=21440
http://www.ufz.de/index.php?en=31436
Wasser und Ökologie
http://www.ufz.de/index.php?de=22241
Überraschung inbegriffen (bild der wissenschaft plus / Wasserwissen, S. 26-28)
http://www.wissenschaft.de/documents/12054/42257/Supp_WasserWissen_07-2012.pdf/4…
Nachhaltigkeit im Fluss (UFZ-News, April 2012, S.6):
http://www.ufz.de/export/data/global/33391_UFZ_Newsletter_apr12_WEB_geschuetzt.p…
Wieso steigt die Konzentration an Huminstoffen in den Talsperren? Magdeburger Forscher untersuchen globales Problem für die Trinkwasserversorgung (Pressemitteilung vom 20. März 2013):
http://www.ufz.de/index.php?de=31449

Im Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) erforschen Wissenschaftler die Ursachen und Folgen der weit reichenden Veränderungen der Umwelt. Sie befassen sich mit Wasserressourcen, biologischer Vielfalt, den Folgen des Klimawandels und Anpassungsmöglichkeiten, Umwelt- und Biotechnologien, Bioenergie, dem Verhalten von Chemikalien in der Umwelt, ihrer Wirkung auf die Gesundheit, Modellierung und sozialwissenschaftlichen Fragestellungen. Ihr Leitmotiv: Unsere Forschung dient der nachhaltigen Nutzung natürlicher Ressourcen und hilft, diese Lebensgrundlagen unter dem Einfluss des globalen Wandels langfristig zu sichern. Das UFZ beschäftigt an den Standorten Leipzig, Halle und Magdeburg mehr als 1.100 Mitarbeiter. Es wird vom Bund sowie von Sachsen und Sachsen-Anhalt finanziert.
http://www.ufz.de/

Die Helmholtz-Gemeinschaft leistet Beiträge zur Lösung großer und drängender Fragen von Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft durch wissenschaftliche Spitzenleistungen in sechs Forschungsbereichen: Energie, Erde und Umwelt, Gesundheit, Schlüsseltechnologien, Struktur der Materie sowie Luftfahrt, Raumfahrt und Verkehr. Die Helmholtz-Gemeinschaft ist mit 35.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in 18 Forschungszentren und einem Jahresbudget von rund 3,8 Milliarden Euro die größte Wissenschaftsorganisation Deutschlands. Ihre Arbeit steht in der Tradition des großen Naturforschers Hermann von Helmholtz (1821-1894).
http://www.helmholtz.de/

Weitere Informationen:
http://www.ufz.de/index.php?de=33250

Quelle: idw

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Männer mögen fröhliche Frauen

Dr. Ellen Katz Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universitätsklinikum Tübingen

Studie zum geschlechtsspezifischen Lesen von Körpersprache aktuell in Cerebral Cortex veröffentlicht.

Unsere Körperbewegungen sagen oft mehr über uns aus, als wir wahrhaben wollen. So ist es nicht nur schwieriger, bei non-verbaler Kommunikation zu täuschen, es kann sogar zuverlässig auf den emotionalen Zustand geschlossen werden.
Eine Forschergruppe um Prof. Dr. Marina Pavlova von der Radiologischen Universitätsklinik Tübingen ging Geschlechtsunterschieden bei der Wahrnehmung von Körpersprache auf den Grund und fand, dass es dabei auf die Emotion ankommt.

Körpersprache ist in unserem Alltag von größter Bedeutung, sei es bei non-verbaler Kommunikation oder sozialer Wahrnehmung. Obwohl nach gängiger Auffassung Frauen beim Verstehen non-verbaler Signale den Männern überlegen sein sollen, sind Unterschiede zwischen den Geschlechtern kaum erforscht. Dabei besteht unter anderem eine klare medizinische Relevanz. Die Mehrzahl neurologischer Entwicklungsstörungen sowie psychiatrischer und psychosomatischer Erkrankungen, bei denen auch die non-verbale Wahrnehmung und Kommunikation beeinträchtigt sind (wie Autismus, ADHS, Schizophrenie, Depression, Angst- und Essstörungen), betrifft die Geschlechter in unterschiedlichem Ausmaß und Verhältnis. Ohne die zugrunde liegenden neurobiologischen Geschlechtsunterschiede zu verstehen, ist aber eine personalisierte Medizin undenkbar.

Unter Federführung von Prof. Dr. Marina Pavlova, Abteilung für Biomedizinische Magnetresonanz am Universitätsklinikum Tübingen, die seit Jahren international Pionierarbeit auf dem Gebiet der Wahrnehmung von Körpersprache und sozialer Kognition leistet, wurden Geschlechtsunterschiede nun differenziert erforscht.
In einer ersten Untersuchung sollten gesunde Versuchsteilnehmer erkennen, ob eine an der Tür klopfende Person fröhlich, neutral oder wütend gestimmt war. In der zweiten Studie wurden Emotionen gehender Menschen beurteilt. In beiden Fällen waren Männer beim Erkennen fröhlicher Körpersprache besser als Frauen, Frauen wiederum bei wütenden Bewegungen. Insbesondere konnte gezeigt werden, dass Männer fröhlich gehende Frauen am besten erkennen.

Mit Hilfe eines bildgebenden Verfahrens (Magnetenzephalographie, MEG) konnte bei Frauen eine frühere und höhere Aktivität über dem rechten Temporallappen nachgewiesen werden, einer Gehirnregion, in der die neuronalen Netzwerke für Bewegungswahrnehmung und Erkennen emotionaler Körpersprache überlappen. Bei Männern wird eine spätere Gehirnaktivität über dem Frontalhirn aufgezeichnet, dort, wo sozial relevante Entscheidungen getroffen werden. Es scheint, dass die Gehirne beider Geschlechter sich unterschiedlicher spezifischer Strategien zum Lesen von Körpersprache bedienen.

Trotz neurobiologischer Unterschiede kann das beobachtete Verhalten beider Geschlechter ähnlich sein. Die unterschiedliche Gehirnaktivität kann sogar als Anpassungsstrategie gesehen werden. Um eine angepasste soziale Reaktion zu zeigen, könnten Männer eher auf Entscheidungsebene zurückgreifen, während bei Frauen reine visuelle Wahrnehmungsprozesse im Vordergrund stehen könnten. Dennoch können solche Mechanismen oder deren Ausfall der geschlechtsunterschiedlichen Prädisposition für bestimmte neuropsychiatrische Erkrankungen zugrunde liegen.

Die weit verbreitete Annahme, dass Frauen generell non-verbale Signale besser verstehen, konnte also nicht bestätigt werden. Geschlechtsunterschiede beim Verstehen von Körpersprache gibt es aber durchaus, und zwar abhängig von der Art der Emotion: Männer erkennen besser fröhliche, Frauen wütende Körpersignale.

Außerhalb der Medizin und Neurowissenschaften sind diese Ergebnisse auch für unser Alltagsleben von großer Bedeutung: scheinbar mögen Männer einfach fröhliche Frauen.

Originalpublikationen
Pavlova MA, Sokolov AN, Bidet-Ildei C. (2014). Sex differences in the neuromagnetic response to biological motion. CEREBRAL CORTEX advanced online access. doi: 10.1093/cercor/bhu175. (IF 8.3)

Krüger S, Sokolov AN, Enck P, Krägeloh-Mann I, Pavlova MA. (2013). Emotion through locomotion: gender impact. PLoS ONE, 8(11): e81716. doi: 10.1371/journal.pone.0081716. (IF 3.5)

Sokolov AA, Krüger S, Enck P, Krägeloh-Mann I, Pavlova MA. (2011). Gender affects body language reading. FRONTIERS PSYCHOLOGY 2:16 doi:10.3389/fpsyg.2011.00016. (IF 2.8)

Quelle: idw

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Infrastruktur und Energiemanagement: Geschwisterpaar der Wasserwirtschaft

Ingrid Rieck Presse- und Kommunikationsstelle
Universität Rostock

Prof. Jens Tränckner von der Uni Rostock plädiert für neue Ansätze bei der Niederschlagsentwässerung, insbesondere in den Innenstädten. Viele freie Flächen würden bebaut und die abzuführende Niederschlagsmenge nehme ständig zu. Rostock bietet da bereits mit integralen Entwässerungskonzepten Lösungen für die Zukunft an. Auf der Rostocker Abwassertagung am 14. November werden diese Probleme erörtert.

Die Wasserwirtschaft steht vor neuen Herausforderungen. Regional und weltweit. Der Rostocker Wissenschaftler Professor Jens Tränckner fordert: „Die kommunalen Entwässerungssysteme müssen intelligent weiterentwickelt werden“. Im Osten Deutschlands sei die Siedlungswasserwirtschaft nach der Wende erfolgreich aufgebaut und modernisiert worden. „Nach fast 25 Jahren steht aber nun eine Re-Investitionswelle an“, sagt der 46-jährige Inhaber des Lehrstuhls für Wasserwirtschaft der Universität Rostock (Stiftungsprofessur der Eurawasser Nord GmbH). Insbesondere die Maschinentechnik wie Gebläse, Pumpen, Rührwerke müssen erneuert werden.

Parallel sei der demografische Wandel, also die schrumpfende Bevölkerung, zu bedenken. Gerade im ländlichen Raum sei die Infrastruktur für Abwasser nicht mehr ausgelastet. Das hat einerseits betriebliche Konsequenzen, sprich das Wasser befindet sich länger im Kanalnetz, was zu lästigem Geruch, aber auch zur Korrosion der unterirdischen Technik führt. Das größere Problem sieht Prof. Tränckner mit hohen Fixkosten für die Betreiber der Wasserwirtschaft.

„Infrastruktur und Energiemanagement sind deshalb ein Geschwisterpaar der Wasserwirtschaft“, sagt Prof. Tränckner. Dieser Gedanke ist auch das Motto der diesjährigen Rostocker Abwassertagung, die im November stattfindet. „ Aufgrund der Langlebigkeit der überwiegend leitungsgebundenen Infrastruktur zur Wasserversorgung und zum Abwassermanagement müssen mögliche Lösungskonzepte auch für die künftigen Probleme frühzeitig entwickelt und umgesetzt werden“.

Im Klartext heiße das: neue Investitionen müssten so geplant werden, dass sich für die nächsten 25 Jahre sowohl die Energie-als auch Infrastrukturkosten im vertretbaren Rahmen halten. Dabei könne die Wasserwirtschaft auch einen Beitrag zur Energiewende leisten, ist Prof. Träckner überzeugt. Einerseits seien Kläranlagen die größten kommunalen Energieverbraucher, andererseits werde in Kläranlagen durch Faulung der anfallenden Klärschlämme Strom produziert, der gegenwärtig von den Abwasserentsorgern zur Reduzierung ihres eigenen Verbrauches genutzt wird. „Dieser Anteil lässt sich sowohl durch neue verfahrenstechnische Konzepte der Abwasserreinigung aber auch durch Annahme von Biomasse oder energiehaltigen Reststoffen (Co-Substrate) deutlich erhöhen, ist Tränckner überzeugt.

Das vorhandene Potenzial und wie man dieses im Stromverbund nutzen kann, auch darüber werden sich die Experten auf der Abwassertagung austauschen. Prof. Tränckner sieht einen weiteren Aspekt, der Lösungen verlangt. Infrastrukturplanung der Wasserwirtschaft und Stadtplanung müssen enger miteinander verzahnt werden. Es werde immer mehr Infrastruktur für immer weniger Menschen errichtet. „Das wird auf lange Sicht teuer“, sagt der Professor. Er plädiert für neue Ansätze in der Niederschlagsentwässerung, insbesondere in den Innenstädten. Viele freie Flächen würden bebaut und die abzuführende Niederschlagsmenge nehme ständig zu. Rostock bietet da bereits mit integralen Entwässerungskonzepten Lösungen für die Zukunft an, welche ebenfalls auf der Tagung vorgestellt werden. Text: Wolfgang Thiel

Universität Rostock
Agrar- und Umweltwissenschaftliche Fakultät
Prof. Dr. Jens Tränckner
Tel: 0381 498 3640
Mail: jens.traenckner@uni-rostock.de
https://abwassertagung.auf.uni-rostock.de/

Quelle: idw

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Förderung der Arbeitsfähigkeit von Arbeitnehmern

Dr. Maren Wagner Pressestelle
Bergische Universität Wuppertal

Netzwerk an der Bergischen Universität lädt zur Konferenz nach Berlin

Der Anteil älterer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wird infolge des demografischen Wandels immer größer. Die Arbeits- und Beschäftigungsfähigkeit – vor allem von älteren Beschäftigten – zu erhalten und zu fördern, ist eine große Herausforderung für Unternehmen und Politik. Aktuelle Erkenntnisse zur Förderung der Arbeitsfähigkeit stand im Mittelpunkt einer Tagung von rund 100 Vertretern aus Wissenschaft und Praxis in Berlin am 20. und 21. Oktober. Veranstalter ist das deutsche WAI-Netzwerk an der Bergischen Universität Wuppertal.

Seit 2003 können Betriebe in Deutschland mit Hilfe des sogenannten „Work Ability Index“ (WAI) die aktuelle und künftige Arbeitsfähigkeit von älter werdenden Beschäftigten erfassen und bewerten. Damals wurde auf Initiative der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin das nationale WAI-Netzwerk an der Bergischen Universität gegründet.
„Der WAI-Fragebogen zur Messung der Arbeitsfähigkeit wird in Deutschland zurzeit in immer mehr Unternehmen im Gesundheits- und Demografiemanagement eingesetzt“, sagt Laura Mathiaszyk vom WAI-Netzwerk. Auf der dritten WAI-Konferenz in Berlin werden jetzt an zwei Tagen aktuelle Erkenntnisse zur Förderung der Arbeitsfähigkeit von Beschäftigten vorgestellt und zwischen Wissenschaftlern und Praktikern diskutiert. Die 100 Teilnehmerplätze waren bereits vor Anmeldeschluss ausgebucht.
Das WAI-Netzwerk an der Bergischen Universität Wuppertal wird vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) im Rahmen der Initiative Neue Qualität der Arbeit unter dem Motto „Zukunft sichern, Arbeit gestalten“ finanziell gefördert. Es hat derzeit rund 1.600 Mitglieder aus Unternehmen, Beratung und Wissenschaft.

Kontakt:
Laura Mathiaszyk
Bergische Universität Wuppertal, Institut für Sicherheitstechnik
WAI-Netzwerk
Telefon 0202/439-3636
E-Mail wai@uni-wuppertal.de

Weitere Informationen:
http://www.arbeitsfaehigkeit.uni-wuppertal.de

Quelle: idw

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Mehrheit der Ärzte befürwortet flächendeckende Einführung von Telemedizin

Prof. Dr. Eckart Fleck Pressesprecher
Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e.V.

Die Mehrheit der im Rahmen eines Projekts in Kaiserslautern befragten Ärzte ist für eine flächendeckende Einführung von Telemedizin zur Betreuung von Patienten mit Herzinsuffizienz oder Herzrhythmusstörungen in ihrem Arbeitsumfeld. Sie erwarten davon unter anderem eine Optimierung der Versorgung und eine Erhöhung der Therapietreue. Eine gemeinsame elektronische Patientenakte wird von den Medizinern als weniger wichtig eingeschätzt. Das sind einige Ergebnisse einer Befragung des Fraunhofer-Instituts für Software-Engineering, der Deutschen Stiftung für chronisch Kranke und des Westpfalz-Klinikums Kaiserslautern, die heute auf der Herbsttagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) in Düsseldorf präsentiert wurde.

Fokus auf schnellere und effizientere Versorgung
Telemedizinische Versorgungsangeboten ermöglichen es, „der Zunahme an chronischen Erkrankungen und den strukturellen Veränderungen der medizinischen Angebotssituation, zum Beispiel die abnehmende Verfügbarkeit fachärztlicher Expertise im ländlichen Raum zu begegnen. Das gilt insbesondere für Herz-Kreislauf-Erkrankungen“, so Studienautorin Silke Steinbach auf der DGK-Tagung. „Als regionaler Lösungsansatz unterstützt das Modellprojet E.He.R. die Schaffung einer qualitativ hoch wertigen und effizienten Versorgung mittels telemedizinischer Betreuung von Patienten mit Herzinsuffizienz oder Herzrhythmusstörungen.“
Weil die Akzeptanz durch alle Beteiligten eine Voraussetzung für die nachhaltige Implementierung eines neuen Versorgungskonzeptes sei, so die Expertin, wurde im Rahmen der Projektevaluation die Einschätzung von Ärzten in der Region Westpfalz mittels Fragebögen, in Einzelinterviews und in Workshops eingeholt.
„In Rahmen der Anforderungs- und Bedarfsanalyse legten die befragten Ärzte den Fokus auf eine Verbesserung der schnellen und effizienten Patientenversorgung“, so die Expertin. „Durch Telemedizin sollen Abläufe standardisiert und optimiert werden, um Patienten optimal zu versorgen und eine Entlastung der Ärzte herbeizuführen. Als weniger wichtig wurde eine gemeinsame IT-Infrastruktur und eine gemeinsame elektronische Patientenakte gesehen.“ Einen entscheidenden Vorteil sehen die Mediziner laut Befragung in der Erhöhung der Therapietreue von Herzinsuffizienz-Patienten durch die regelmäßige Übermittlung von Vitalparametern im Rahmen der telemedizinischen Begleitung. Generell erwarten die Mediziner ein geschärftes Bewusstsein der Patienten für ihre medizinische Situation und einen selbständigeren Umgang mit der Erkrankung.
„Zusammenfassend steht die Mehrzahl der befragten Ärzte, nämlich 58,3 Prozent, einer flächendeckenden Einführung von Telemedizin in ihrem Arbeitsumfeld positiv gegenüber. Nur eine Minderheit von 12,5 Prozent spricht sich gegen Telemedizin aus“, so die Studienautorin. Allerdings wollen die Mediziner die Telemedizin-Leistungen auch entsprechend abgegolten sehen: 56,5 Prozent der befragten Ärzte verlangen eine Regelvergütung dafür, 39,1 Prozent sehen eine Vergütung im Rahmen von Disease Management Programmen und 30,4 Prozent als Angebot der Integrierten Versorgung (IV) als Optionen.

Quelle: DGK Abstract Steinbach et al., Telemedizin als Element der flächendeckenden Versorgung für Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz – Anforderungen und Bedarf aus ärztlicher Sicht. Projektergebnisse E.He.R.Clin Res Cardiol 103, Suppl 2, Oktober 2014 – Beitrag P407

Informationen:
Deutsche Gesellschaft für Kardiologie
Pressesprecher: Prof. Dr. Eckart Fleck (Berlin)
Pressestelle: Kerstin Krug, Düsseldorf, Tel.: 0211 600692-43, presse@dgk.org
B&K Kommunikation, Roland Bettschart, Dr. Birgit Kofler, Berlin/Wien, Tel.: 030 700159676; +43 1 31943780; kofler@bkkommunikation.com

Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz und Kreislaufforschung e.V. (DGK) mit Sitz in Düsseldorf ist eine wissenschaftlich medizinische Fachgesellschaft mit über 8800 Mitgliedern. Ihr Ziel ist die Förderung der Wissenschaft auf dem Gebiet der kardiovaskulären Erkrankungen, die Ausrichtung von Tagungen und die Aus-, Weiter- und Fortbildung ihrer Mitglieder. 1927 in Bad Nauheim gegründet, ist die DGK die älteste und größte kardiologische Gesellschaft in Europa. Weitere Informationen unter www.dgk.org.

Weitere Informationen:
http://www.dgk.org/presse
http://www.ht2014.dgk.org

Quelle: idw

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Erdgas-Boom kann den Klimawandel nicht verlangsamen

Jonas Viering Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung

Der Erdgas-Boom durch den Einsatz von Technologien wie Fracking wird voraussichtlich nicht zu einer Verringerung der Treibhausgas-Emissionen führen. Die Verbrennung von Erdgas erzeugt im Vergleich zu Kohle zwar nur etwa die Hälfte der CO2-Emissionen pro Energieeinheit. Aber wenn Erdgas reichlich verfügbar und somit billig wird, hat dies letztlich auch einen höheren Energieverbrauch zur Folge. Die schmutzige Kohle würde durch Gas nur zum Teil ersetzt, wie eine jetzt in der Fachzeitschrift Nature erscheinende Studie zeigt.

Die Erhöhung des globalen Gasangebots löst auf den Märkten also Anpassungsdynamiken aus, die den Vorteil vergleichsweise niedrigerer Emissionen wieder zunichte machen würden, wie ein internationaler Vergleich von Computersimulationen erstmals zeigt.

„Unsere Untersuchung macht klar, dass reichlich Erdgas allein uns nicht vor dem Klimawandel retten wird“, sagt der Leitautor Hawon McJeon vom Pacific Northwest National Laboratory (PNNL) des US-Energieministeriums. Vor allem in den USA haben neue technische Möglichkeiten wie das Verpressen von Flüssigkeit in Schiefergestein, um es unterirdisch aufzubrechen und Erdgas freizusetzen – auch Fracking genannt – zu einem Boom bei der Erdgasförderung geführt. „Der globale Einsatz neuer Produktionstechnologien könnte die weltweite Erdgasproduktion bis zum Jahr 2050 verdoppeln oder verdreifachen“, sagt McJeon.

„Die Hoffnung erweist sich als irrig“ – Markteffekte dominieren
Dies könnte bis zur Mitte des Jahrhunderts zu bis zu zehn Prozent höheren CO2-Emissionen führen, statt den Kohlendioxid-Ausstoß insgesamt zu senken. „Das zusätzliche Angebot von Gas lässt dessen Anteil an Energie-Mix steigen, aber hierdurch wird nur eine sehr begrenzte Menge Kohle ersetzt – und es könnten auch emissionsarme erneuerbare Energien und Kernenergie ersetzt werden“, sagt Co-Autor Nico Bauer vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. „Leider erweist sich die Hoffnung als irrig, dass Erdgas wegen seiner technischen Überlegenheit im Vergleich zur Kohle absehbar zu einer Verringerung der Erderwärmung beitragen kann. Das stark erhöhte Angebot von Erdgas führt zu einem Preisverfall und einer Ausweitung der gesamten Energie-Versorgung.“ Darüber hinaus verursacht eine erhöhte Gasproduktion auch einen höheren Ausstoß des starken Treibhausgases Methan, das aus Bohrungslecks und Rohrleitungen entweichen kann.

Bei den verfügbaren Gasmengen gibt es viele Unsicherheiten – die Abschätzung der weltweiten Vorkommen wurde in den letzten zehn Jahren angepasst, aber die wirtschaftlichen Auswirkungen im globalen Energiesektor sind bislang nicht umfassend erforscht worden. Fünf Forschungsgruppen aus Deutschland, den USA, Österreich, Italien und Australien haben deshalb nun berechnet, wie die Welt im Jahr 2050 mit und ohne Erdgas-Boom aussehen könnte. Sie verwendeten fünf verschiedene Simulationsmodelle, die nicht nur Produktion und Verbrauch von Energie erfassen, sondern ein breites Spektrum von Wirtschaftssektoren sowie das Klimasystem enthalten.

Technische Fortschritte können Klimapolitik nicht ersetzen
„Als wir bei unserem Modell kaum Veränderungen bei den Treibhausgasemissionen bemerkten, dachten wir zuerst, wir hätten einen Fehler gemacht, weil wir mit einer erheblichen Emissionsverminderung gerechnet hatten“, sagt der leitende Wissenschafter James ‚Jae‘ Edmonds vom Joint Global Change Research Institute der PNNL. „Aber als alle fünf Modellierteams uns davon berichteten, dass sie ebenfalls kaum Unterschiede hinsichtlich des Klimawandels erkennen konnten, wussten wir, dass wir da etwas Neuem auf der Spur waren.“

Die Folgen sind weit reichend. „Die Ergebnisse zeigen, dass eine wirksame Stabilisierung des Klimas nur durch eine Bepreisung von Emissionen erreicht werden kann – und das erfordert internationale politische Zusammenarbeit und verbindliche Vereinbarungen“, erklärt Ottmar Edenhofer, Chefökonom des PIK. „Technologische Fortschritte können die Kosten der Klimapolitik reduzieren – aber sie können die Klimapolitik nicht ersetzen.“

Artikel: McJeon, H., Edmonds, J., Bauer, N., Clarke, L., Fisher, B., Flannery, B.P., Hilaire, J., Krey, V., Marangoni, G., Mi, R., Riahi, K., Rogner, H., Tavoni, M. (2014): Limited impact on decadal-scale climate change from increased use of natural gas. Nature (advance online publication) [DOI:10.1038/nature13837]

Weblink zum Artikel, sobald er veröffentlich ist: http://dx.doi.org/10.1038/nature13837

Kontakt für weitere Informationen:
Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, Pressestelle
Telefon: +49 (0)331 288 2507
E-Mail: presse@pik-potsdam.de
Twitter: @PIK_Klima

Quelle: idw

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EARTO-Preis für Fraunhofer

Fraunhofer-Forscher haben eine Software entwickelt, die Firmen vor Datenklau und -missbrauch schützt. Dafür bekommen sie in diesem Jahr einen von drei Innovations-Preisen der European Association for Research and Technology Organisations EARTO. Der Verband wählte außerdem Frank Treppe, Fraunhofer-Hauptabteilungsleiter für Unternehmensstrategie und Internationales, zum Vizepräsidenten. Zusammen mit der EARTO-Präsidentin Maria Khorsand vertritt er künftig 350 Einrichtungen für angewandte Forschung in Europa.

Das digitale Zeitalter hat Risiken und Nebenwirkungen. Mit der Flut von Daten wächst auch die Gefahr von deren Missbrauch. Nicht nur Privatleute, auch Unternehmen sind verunsichert. »Ein Häkchen unter den allgemeinen Geschäftsbedingungen ist heute kaum noch ausreichend, denn Informationen können kopiert und weitergegeben werden«, erklärt Professor Dieter Rombach, Leiter des Fraunhofer-Instituts für Experimentelles Software Engineering IESE bei der Preisverleihung. »Auch Verschlüsseln reicht heutzutage oft nicht mehr aus, wenn in Geschäftsprozessen umfangreiche Daten ausgetauscht werden müssen. Im Zeitalter von Big Data sind neue Wege gefragt.«

Mit IND²UCE – die Abkürzung steht für Integrated Distributed Data Usage Control Enforcement – haben Fraunhofer-Forscher zusammen mit drei Partnern aus Industrie und Wirtschaft eine Technologie entwickelt, die künftig sensible Informationen vor Missbrauch schützt. »Wir verlassen uns nicht mehr rein auf klassische Zugriffskontrollen und Verschlüsselungen, sondern sichern die Daten zusätzlich noch selbst ab«, sagt Christian Jung, der das Team IND²UCE leitet. Der Trick: Alle Daten werden mithilfe kleiner zusätzlicher Informationspakete in Form von Datennutzungsregeln bestückt. In diesen Paketen steht, was jetzt oder in der Zukunft erlaubt ist und was nicht. Der Besitzer kann damit präzise definieren, welche Datei wie oft gelesen, kopiert oder weitergeleiten werden darf, ob sie mit dem Smartphone geöffnet werden kann und wenn ja, ob dies nur auf dem Firmengelände oder auch auf öffentlichen Plätzen möglich sein soll.

Verschiedene Prototypen dieser neuen Sicherheitslösung sind mittlerweile verfügbar. Einer der drei Partner plant, diese in den nächsten Jahren in seine Software zu integrieren und auf den Markt zu bringen.

Gemeinsam Netzwerke schaffen – Frank Treppe neuer Vizepräsident der EARTO
Zusammen mit der EARTO-Präsidentin Maria Khorsand vertritt Frank Treppe als neuer Vizepräsident künftig die angewandte Forschung in Europa. »Die EARTO steht für 350 europaweite Forschungsorganisationen der angewandten Forschung und bietet damit herausragende Möglichkeiten zur Vernetzung. Außerdem eröffnet die Organisation die Chance, den europäischen Forschungsraum aktiv mitzugestalten, da die EARTO die Interessen der Mitglieder gegenüber der europäischen Kommission vertritt«, so Treppe.
Der EARTO-Innovations-Preis

Forschung kann unser Leben verändern – zum Positiven. Herausragende Beispiele für angewandte Forschung ehrt die EARTO seit 2009 jährlich mit drei Preisen. Eine unabhängige Jury wählt Projekte aus, die das Potenzial haben, einen gesellschaftlichen oder wirtschaftlichen Wandel zu initiieren. Fraunhofer erhält die Auszeichnung bereits zum dritten Mal.

Quelle: Fraunhofer-Gesellschaft

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Umweltqualität und Innovation Hand in Hand: Die Nominierungen für den Bundespreis Ecodesign 2014

Preis des Bundesumweltministeriums und Umweltbundesamtes wird zum dritten Mal vergeben
Gemeinsame Pressemitteilung von Umweltbundesamt und Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit

Die Jury aus Design- und Umweltexperten hat es sich nicht leicht gemacht. Engagierte Diskussionen haben die Beurteilung von ökologischen und gestalterischen Kriterien begleitet. Insgesamt 29 Produkte, Dienstleistungen und Konzepte haben die Jury überzeugt und sind für den Bundespreis Ecodesign 2014 nominiert. Am 14. November werden die Gewinner bei der Preisverleihung im Bundesumweltministerium in Berlin bekannt gegeben.

Die Wettbewerbsbeiträge in den vier Kategorien Produkt, Service, Konzept und Nachwuchs wurden der interdisziplinär besetzten Jury in einer großflächigen Ausstellung im ehemaligen Flughafen Tempelhof am 6. Oktober in Berlin präsentiert. Mit dabei waren ökologische Färbetechniken, nachhaltige Logistikkonzepte und neu gedachte Alltagsgegenstände.

Die parlamentarische Staatssekretärin im Bundesumweltministerium, Rita Schwarzelühr-Sutter, hebt hervor: „Der Bundespreis Ecodesign hat auch in diesem Jahr wieder viele hervorragende Einreichungen bekommen. Insbesondere das Zusammenwirken von hoher Umweltqualität, Funktionalität, Innovation und attraktiver Gestaltung hat mich beeindruckt.“

Auch der Vizepräsident des Umweltbundesamtes, Thomas Holzmann, betont: „ Die Vielfalt der Einreichungen zeigt, dass es auf ganz unterschiedliche Weise gelingen kann, gutes Design und Umweltfreundlichkeit in einem Produkt zu vereinen. Die Zahl und Bandbreite der Beiträge ist beeindruckend.“ Alle Nominierten sind ab sofort in einer Online-Ausstellung auf der Internetseite unter folgendem Link zu sehen: www.bundespreis-ecodesign.de/de/wettbewerb/2014/nominierte.html. Auch Hintergrundinformationen zum Ecodesign sowie die Kriterien-Matrix, die als Bewertungsgrundlage diente, sind dort zu finden.

Die Preisträger und Nominierten aus dem Vorjahr sind noch vom 24. bis 26. Oktober in einer Wanderausstellung beim Designers‘ Open in Leipzig zu sehen. www.bundespreis-ecodesign.de/de/ausstellung

Bundesumweltministerium und Umweltbundesamt loben den Bundespreis Ecodesign seit 2012 jährlich in Zusammenarbeit mit dem Internationalen Design Zentrum Berlin aus. Ein Projektbeirat unterstützt das Vorhaben. Der Preis zeichnet innovative Waren, Dienstleistungen und Konzepte aus, die aus Umwelt- und Designsicht überzeugen.

Nominierte
Informationen über die für den Bundespreis Ecodesign 2014 nominierten Projekte finden Sie hier: www.bundespreis-ecodesign.de/de/wettbewerb/2014/nominierte.html

Jury
Werner Aisslinger (Designer mit Schwerpunkt auf Produktdesign und Architektur)
Dr. Kirsten Brodde (Journalistin und Autorin)
Dr. Thomas Holzmann (Vizepräsident des Umweltbundesamtes)
Prof. Günter Horntrich (Professor für Design und Ökologie an der KISD)
Theresa Keilhacker (Architektin mit Schwerpunkt auf nachhaltigem Planen und Bauen)
Dr. Dietlinde Quack (Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Öko-Institut, Forschungsschwerpunkt: Nachhaltiger Konsum und Produkte)
Rita Schwarzelühr-Sutter (Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit)
Prof. Dr. h.c. Erik Spiekermann (Kommunikationsdesigner, Typograf, Schriftgestalter und Autor)

Projektbeirat
Victoria Ringleb, Allianz deutscher Designer (AGD)
Anne Farken, BMW Group Designworks USA
Prof. Matthias Held und Sabine Lenk, Deutsche Gesellschaft für Designtheorie und -forschung (DGTF)
Lutz Dietzold, Rat für Formgebung
Prof. Susanne Schwarz-Raacke (Produktdesign), Prof. Heike Selmer (Modedesign) und Prof. Dr. Zane Berzina (Textil- und Flächendesign), Kunsthochschule Berlin-Weißensee (KHB)
Karin-Simone Fuhs und Dorothea Hess, ecosign/Akademie für Gestaltung
Dr. Stephan Kabasci und Hendrik Roch, Fraunhofer-Institut UMSICHT
Stephan Rabl, Handelsverband Deutschland (HDE)
Dr. Dominik Klepper, Markenverband
Johanna Kardel, Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv)

Entwicklung und Durchführung
Internationales Design Zentrum Berlin e. V. (IDZ)
www.idz.de

Die nominierten Projekte für den Bundespreis Ecodesign 2014
http://www.bundespreis-ecodesign.de/de/wettbewerb/2014/nominierte.html
Übersicht über die Preisträger und Nominierten aus dem Vorjahr
http://www.bundespreis-ecodesign.de/de/ausstellung
Informationen über das Internationale Design Zentrum Berlin
http://www.idz.de/

Quelle: Umweltbundesamt

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Unterschiedliche Faktoren beeinflussen Strompreise

BDEW zur heutigen Bekanntgabe der EEG-Umlage 2015:

In vielen Regionen steigende Netzentgelte absehbar / Von Vertriebsunternehmen beinflussbarer Strompreisanteil bei nur noch rund 25 Prozent

Berlin, 15. Oktober 2014 – „Dass die EEG-Umlage geringfügig sinkt, ist erfreulich. Der damit verbundene Entlastungseffekt für die Verbraucher ist jedoch leider nur gering. Aus der künftigen Höhe der EEG-Umlage allein lässt sich zudem keine generelle Prognose über die kurzfristige Preisentwicklung ableiten. Zahlreiche weitere Faktoren beeinflussen den Strompreis. In vielen Regionen muss beispielsweise mit weiter steigenden Netzentgelten gerechnet werden“, sagte Hildegard Müller, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung heute anlässlich der Bekanntgabe der EEG-Umlage 2015. Die Umlage sinkt im kommenden Jahr erstmals geringfügig von 6,24 Cent pro Kilowattstunde Strom auf 6,17 Cent/kWh – ein Rückgang um gerade einmal 1,1 Prozent. Allerdings stehe die künftige Höhe weiterer staatlicher Umlagen wie beispielsweise der Umlage für abschaltbare Lasten noch nicht fest.

Neben den gesunkenen Beschaffungskosten und den weiterhin sehr hohen staatlichen Belastungen sind die Netzentgelte der dritte wichtige Bestandteil des Strompreises. Diese werden von den staatlichen Regulierungsbehörden insbesondere mit Blick auf Kosteneffizienz geprüft und genehmigt. In vielen Regionen dürften die Netzentgelte im kommenden Jahr aufgrund des erforderlichen Aus- und Umbaus von Verteil- und Übertragungsnetzen weiter steigen, so der BDEW. In den nächsten zehn Jahren sind wegen des Zubaus von dezentralen Photovoltaik- und Windenergieanlagen Investitionen von rund 25 Milliarden Euro allein in die Verteilnetze notwendig. Es müssen bestehende Stromleitungen verstärkt, neue Stromleitungen verlegt sowie Trafostationen und andere technische Einrichtungen installiert werden.

„Der deutliche Strompreis-Anstieg der letzten Jahre geht in der Hauptsache auf höhere Steuern, Abgaben und Umlagen zurück. Gerade die politisch Verantwortlichen sollten zu ihren Entscheidungen stehen, diese in der Öffentlichkeit erläutern und die Verantwortung für die Folgen nicht einfach auf die Energieversorger abwälzen“, betonte Müller. Seit 1998 ist der Staatsanteil am Endkundenpreis nach BDEW-Angaben drastisch gestiegen und liegt mittlerweile bei über 52 Prozent. Im Jahr 2015 werden sich die Belastungen für Stromkunden durch die EEG-Umlage auf etwa 21,8 Milliarden Euro summieren. Der von den Vertriebs-Unternehmen selbst beeinflussbare Anteil am Haushaltsstrompreis (Strombeschaffung, Vertrieb) ist dagegen auf nur noch rund 25 Prozent gesunken.

„Das EEG muss mit Blick auf das Ziel der Marktintegration der Erneuerbaren Energien weiterentwickelt werden, um die Kosteneffizienz bei der Förderung Erneuerbarer Energien weiter zu erhöhen. Die Politik hat mit der EEG-Novelle in diesem Jahr wichtige Weichen gestellt. Jetzt geht es um weitere konsequente Schritte auf diesem Weg. Der BDEW hat deshalb vor Kurzem als erster Akteur konkrete Vorschläge für ein Auktionsdesign für Photovoltaik-Freiflächen-Kraftwerke vorgelegt, das das Erreichen der Ausbauziele im Bereich der Erneuerbaren Energien, eine kosteneffiziente Förderung und eine größtmögliche Akteurs-Vielfalt gleichermaßen gewährleistet“, so Müller. „Parallel müssen wir uns Gedanken um ein die Energiewende flankierendes Marktdesign machen, das Investitionen in konventionelle Kapazitäten ermöglicht. Das aktuelle Investitionsumfeld ist hierzu nicht mehr geeignet und auch ein Grund für die zunehmenden Stilllegungsanträge der deutschen Kraftwerksbetreiber. Diese Entwicklungen haben das Potential für eine Gefährdung der Versorgungssicherheit, weil die Erneuerbaren Energien alleine wegen ihrer hohen Dargebotsabhängigkeit nicht in der Lage sind, die Stromversorgung zu jedem Zeitpunkt sicherzustellen. Wir brauchen daher dringend politische Entscheidungen zur Vorbereitung eines Dezentralen Leistungsmarktes.“

Anlagen und Materialien
Geplante Veröffentlichungstermine von staatlichen Strompreisbestandteilen (PDF):
http://www.bdew.de/internet.nsf/id/1B39B55BDB1A2B56C1257D7200320100/$file/141015%20BDEW%20zur%20Bekanntgabe%20der%20EEG-Umlage%202015%20Anlage.pdf

Quelle: bdew.de

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Volkszählung unter der Erde – Erste Regenwurm-Bestandsaufnahme in Deutschland

Judith Jördens Senckenberg Pressestelle
Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseen

Die Wissenschaftlerin Dr. Ricarda Lehmitz vom Senckenberg Forschungsinstitut hat erstmals eine Inventur aller Regenwurmarten Deutschlands durchgeführt. Hierfür bearbeiteten sie und ihre Kollegen 16.000 Datensätze. Insgesamt gibt es 46 verschiedene Regenwurmarten in der Bundesrepublik, aber nur eine Art kann als endemisch (ausschließlich in Deutschland vorkommend) bezeichnet werden. Die Artenvielfalt der Wenigborster nimmt außerdem von Norden nach Süden zu. Die „Regenwurm-Checkliste“ ist kürzlich im Fachjournal „Zootaxa“ erschienen.

Sie fressen sich durch die Erde, leben in engen Röhren und Gängen und tragen erheblich zur Bodenqualität bei: Unter einem Quadratmeter Wiese können – je nach Bodenart – zwischen 100 und 400 Regenwürmer leben.
Doch Wurm ist nicht gleich Wurm – am Senckenberg Forschungsinstitut in Görlitz wurde nun erstmals eine komplette Auflistung aller Regenwurmarten in Deutschland vorgenommen. „Es gibt 46 Arten von Regenwürmern bei uns“, erzählt Dr. Ricarda Lehmitz, Leiterin der Sektion Oribatida am Senckenberg Museum für Naturkunde Görlitz und Leitautorin der Studie. Sie hat gemeinsam mit Wurmexperten aus Deutschland 16.000 Datensätze ausgewertet, um die „Regenwurm-Checkliste“ zu erstellen.

„Ein Datensatz steht für einen Regenwurmfund an einem bestimmten Ort, zu einer bestimmten Zeit“, erklärt Lehmitz und ergänzt: „Die Daten stammen aus wissenschaftlichen Veröffentlichungen, Sammlungen, Diplom- und Doktorarbeiten, aber auch von Privatpersonen aus den letzten 100 Jahren.“ Profitiert haben die Bodenzoologen dabei von der Online-Datenbank „Edaphobase“ ¬- ein öffentliches, bodenzoologisches Informationssystem mit knapp 500.000 Datensätzen bodenlebender Tiere.

Unter den 46 Arten der gegliederten Würmer befindet sich nur eine echte endemische Art: „Nur Lumbricus badensis, der ‚Badische Riesenregenwurm‘ kann als endemisch bezeichnet werden – ihn gibt es ausschließlich in Deutschland“, erläutert die Görlitzer Wissenschaftlerin. Der bis zu 60 Zentimeter lange Wurm hat sich im südlichen Schwarzwald eine ökologische Nische geschaffen. „Wir nehmen an, dass sich andere Regenwürmer in den relativ sauren Böden nicht wohl fühlen“, fügt Lehmitz hinzu.

Zu einer der häufigsten Arten gehört Lumbricus terrestris, der Gemeine Regenwurm oder Tauwurm, „diese Art finden wir in allen Teilen Deutschlands“, vervollständigt Lehmitz.
41 Prozent der Würmer „wandern“, das heißt sie haben sich nach der letzten Eiszeit in Deutschland ausgebreitet oder alte Besiedlungsgebiete wieder eingenommen. „Vier dieser 19 Arten haben wir nur in menschennahen Umgebungen, wie in Komposthaufen gefunden. Diese Arten werden häufig mit Erde oder Blumenzubehör weltweit durch den Menschen verbreitet“, erzählt die Senckenbergerin. Die restlichen 27 Arten bleiben in der Regel „ortstreu“.

Und noch ein weiteres spannendes Detail haben die Wissenschaftler herausgefunden: Die Artenvielfalt der Regenwürmer nimmt von Norden nach Süden zu. Dieser Trend entspricht auch der europäischen Verteilung von Regenwurmarten. Grund hierfür ist die letzte Kaltzeit, welche vor etwa 115.000 Jahren begann und vor 11.700 Jahren endete. Lehmitz hierzu: „Als die Gletscher sich zurückgezogen haben, konnten sich die Würmer vom Süden ausgehend wieder ausbreiten. In Deutschland gibt es 14 Arten, die nur in den südlichen Bundesländern vorkommen.“

Die Görlitzer Bodenzoologin will aber nicht ausschließen, dass sich in einigen Gebieten Deutschlands weitere Arten finden lassen: „Besonders im Alpenraum und in speziellen Lebensräumen wie an Flussufern gibt es noch Nachholbedarf bei der Regenwurminventur.“ Und auch neue genetische Untersuchungen bringen nicht selten verborgene Arten ans Licht. Sogar der wohl am gründlichsten erforschte Lumbricus terrestris wurde 2010 aufgrund einer DNA-Analyse in zwei – morphologisch nicht unterscheidbare – Arten unterteilt.

„Die Bestandsaufnahme der Regenwurm-Arten ist eine wichtige Basis für unsere weitere Arbeit. Als nächstes werden wir eine Gefährdungseinschätzung der Würmer in einer „Rote Liste“ veröffentlichen“, gibt Lehmitz einen Ausblick auf ihre Forschung.

Kontakt
Dr. Ricarda Lehmitz
Senckenberg Museum für Naturkunde Görlitz
Sektion Oribatida
Tel. 03581-4760-5570
ricarda.lehmitz@senckenberg.de

Judith Jördens
Pressestelle
Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung
Tel. 069- 7542 1434
pressestelle@senckenberg.de

Publikation
LEHMITZ, RICARDA et al. Checklist of earthworms (Oligochaeta: Lumbricidae) from Germany. Zootaxa, [S.l.], v. 3866, n. 2, p. 221-245, sep. 2014. ISSN 1175-5334. doi:http://dx.doi.org/10.11646/zootaxa.3866.2.3.

Die Natur mit ihrer unendlichen Vielfalt an Lebensformen zu erforschen und zu verstehen, um sie als Lebensgrundlage für zukünftige Generationen erhalten undnachhaltig nutzen zu können – dafür arbeitet die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung seit nunmehr fast 200 Jahren. Diese integrative „Geobiodiversitätsforschung“ sowie die Vermittlung von Forschung und Wissenschaft sind die Aufgaben Senckenbergs. Drei Naturmuseen in Frankfurt, Görlitz und Dresden zeigen die Vielfalt des Lebens und die Entwicklung der Erde über Jahrmillionen. Die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung ist ein Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Das Senckenberg Naturmuseum in Frankfurt am Main wird von der Stadt Frankfurt am Main sowie vielen weiteren Partnern gefördert. Mehr Informationen unter www.senckenberg.de.

Weitere Informationen:
http://www.senckenberg.de/root/index.php?page_id=5206&year=0&kid=2&i… PM Regenwürmer

Quelle: idw

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Hitze, Überflutungen, Stürme: Welche regionalen Folgen hat der Klimawandel für Deutschland?

Jan-Martin Wiarda Kommunikation und Medien
Hermann von Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren

Helmholtz-Forscher geben Antworten auf internationaler Konferenz

Global mag sich die Erwärmung in den vergangenen Jahren verlangsamt haben, in einigen Bereichen der Erde hält der Erwärmungstrend jedoch unvermindert an. Seit 1997 ist die Wassertemperatur im Nordatlantik um ein Grad gestiegen, bestätigen Helmholtz-Forscher während einer internationalen Konferenz von Klimaforschern in Berlin. „Dadurch schmilzt das Meereis der Arktis zunehmend ab – mit unübersehbaren Folgen für das Klima auch in Europa“, sagt Peter Lemke vom Alfred-Wegener-Institut, dem Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung.

Seit Montag treffen sich im Berliner Umweltforum mehr als 300 Wissenschaftler aus aller Welt, um über die regionalen Auswirkungen globaler Klimaveränderungen in Deutschland, Europa und der Welt zu diskutieren. Die Tagung wird vom 2009 gegründeten Helmholtz-Verbund Regionale Klimaänderung (REKLIM) organisiert. REKLIM will mithilfe neuer Forschungsergebnisse ein besseres Verständnis der regionalen Veränderungen und damit auch verlässlichere Prognosen ermöglichen.

Fest steht nach fünf Projektjahren: Es gibt in Deutschland weniger Regen im Sommer – dafür aber umso mehr im Spätwinter. „Für die Natur, aber auch für uns Menschen ist das fatal“, sagt Hans Peter Schmid vom Karlsruher Institut für Technologie. „Im Frühling steigt die Hochwassergefahr, und im Sommer drohen Dürren.“ 2013 etwa war in der Bundesrepublik ein Jahr mit einer Serie von rekordverdächtigen Extremereignissen: Überflutung, Stürme und Hagel haben es zum bislang teuersten Versicherungsjahr werden lassen. Ein neu entwickelter Hagelindex zeigt eine deutliche Zunahme dieser Extremniederschläge seit den 70er Jahren. „Die gute Nachricht ist, dass in Sachen Hagel unseren Projektionen zufolge bis zum Jahr 2050 mit nur noch einer geringen Verschlechterung zu rechnen ist“, sagt Michael Kunz, ebenfalls vom Karlsruher Institut für Technologie.

Erstaunlich ist, wie stark die Öffentlichkeit in ihrer Einschätzung möglicher Klimagefahren schwankt. So zeigt eine jährlich durchgeführte Umfrage in Hamburg, dass im Jahr 2008 die Sorgen und Ängste vor extremen Wetterlagen besonders groß waren – direkt nach dem verheerenden Sturmtief Tilo. Nach einem zwischenzeitlichen Rückgang wuchsen die Sorgen 2014 erneut auf den Stand von 2008 – diesmal in Folge des Orkantiefs Xaver. „Langfristige Ängste werden offenbar auch durch kurzfristige Erfahrungen geprägt“, sagt Beate Ratter vom Helmholtz-Zentrum Geesthacht.

Insgesamt sind neun Forschungszentren der Helmholtz-Gemeinschaft an REKLIM beteiligt. Weitere Erkenntnisse und Ergebnisse der regionalen Klimaforschung aus insgesamt acht Themenbereichen von Prozessen in den Polargebieten, über Klimaanpassungsstrategien und extreme Wetterereignisse bis hin zum Küstenschutz, werden auf der dreitägigen Klimakonferenz in Berlin von den Forschern vorgestellt und gemeinsam erörtert. Weiterführende Informationen finden Sie auf der Webseite www.reklim.de.

Die Helmholtz-Gemeinschaft leistet Beiträge zur Lösung großer und drängender Fragen von Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft durch wissenschaftliche Spitzenleistungen in sechs Forschungsbereichen: Energie, Erde und Umwelt, Gesundheit, Schlüsseltechnologien, Struktur der Materie sowie Luftfahrt, Raumfahrt und Verkehr. Die Helmholtz-Gemeinschaft ist mit 37.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in 18 Forschungszentren und einem Jahresbudget von rund 3,8 Milliarden Euro die größte Wissenschaftsorganisation Deutschlands. Ihre Arbeit steht in der Tradition des großen Naturforschers Hermann von Helmholtz (1821-1894).

Weitere Informationen:
http://www.helmholtz.de
http://www.helmholtz.de/socialmedia
http://www.reklim-conference-2014.de

Quelle: idw

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DGPM warnt vor Überbelastung am Arbeitsplatz: Männer sind öfter gestresst als Frauen

Medizin – Kommunikation Medizinkommunikation
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften

Berlin – Männer leiden häufiger unter Arbeitsstress als Frauen. Das schließen Experten aus Studienergebnissen, wie denen der SHARELIFE-Studie, die belegen, dass der Beruf bei Männern zeitintensiver ist und einen höheren Stellenwert einnimmt. Dadurch können gerade psychische Belastungen gehäuft auftreten. Die Deutsche Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie (DGPM) fordert mehr entsprechende Präventionsprogramme speziell für Männer.

Seit Jahren verzeichnen Krankenkassen vermehrt Krankheitstage aufgrund psychischer Erkrankungen. Immer häufiger betreffen Belastungsstörungen, Depressionen und Neurosen Männer: Im aktuellen Gesundheitsreport 2013 verzeichnete der BKK-Dachverband mit rund fünf Prozent bei Männern einen mehr als doppelt so starken Zuwachs als bei Frauen. Einen Grund finden Experten darin, dass die Vollerwerbsquote in Deutschland bei Männern mit rund 91 Prozent immer noch deutlich höher ist, als bei Frauen, wo sie etwa 54 Prozent beträgt. Hinzu kommt: „Männer verbringen durchschnittlich mehr Jahre im Beruf, das konnte die SHARELIFE-Studie eindrucksvoll nachweisen“, sagt Medizinsoziologe Prof. em. Dr. Johannes Siegrist von der Heinrich-Heine Universität Düsseldorf. Die Studie erfasste Berufsverläufe von vielen tausenden Teilnehmern in 13 europäischen Ländern. „Männer identifizieren sich stärker über ihre Arbeit als Frauen und fühlen sich von guten oder schlechten beruflichen Erlebnissen stärker betroffen“, so Siegrist.

Überbelastung am Arbeitsplatz kann beispielsweise entstehen, wenn der Arbeitnehmer dauerhaft unter hohem Leistungsdruck steht und dafür keine angemessene „Belohnung“ in Form von Gehalt, Aufstiegsmöglichkeiten oder sozialer Anerkennung erhält. Wenn dieses Ungleichgewicht zu lange andauert, drohen Burnout und Depression. In den letzten Jahren galten vor allem Frauen als stressgefährdet. „Dies leiteten Psychologen daraus ab, dass Frauen sich doppelt so oft wegen einer Depression in Behandlung befinden wie Männer und öfter über Stress klagen“, meint Professor Dr. med. Harald Gündel, Mediensprecher der DGPM und Ärztlicher Direktor der Universitätsklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie in Ulm. „Aktuellere Studien haben aber bereits gezeigt, dass Männer genauso häufig an Depression leiden wie Frauen“, meint der Experte. Dennoch bleiben Stresssymptome gerade bei Männern lange unerkannt. Ganz anders als Frauen sehen Männer Überbelastung als Herausforderung, der sie standhalten müssen. „Das klaglose Ertragen von Härte und psychischem Druck ist ein Hauptmerkmal der klassischen Männerrolle. Nicht zuletzt deswegen ist es uns wichtig, dass sich die Psychosomatik auch den Männern und ihren Bedürfnissen zuwendet“, so Professor Dr. med. Matthias Franz, Präsident des Männerkongresses und Professor für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie an der Heinrich-Heine-Universität. Dauerstress macht auf die Dauer auch Männer krank. Das äußert sich in destruktivem Verhalten wie Reizbarkeit und Alkoholmissbrauch. „Wir brauchen dringend Therapieangebote und Präventionsmaßnahmen, die die spezifischen seelischen Bedürfnisse von Männern berücksichtigen“, fordert der Experte.

Über dieses und weitere Probleme der Männerrolle sprechen Experten vom 19. bis 20. September auf dem Männerkongress der Heinrich-Heine Universität in Düsseldorf. Unter dem Motto „Angstbeißer, Trauerkloß, Zappelphilipp – Seelische Gesundheit bei Männern und Jungen“ referieren Fachleute zum den Themen psychische Belastung, männliche Gewalt und Psychotherapie für Männer.

Quellen:
BKK-Gesundheitsreport 2013:
http://www.bkk-dachverband.de/images/bkk/gesundheitsreport/doppel.php

Jahresbericht Arbeitsmarkt:
http://statistik.arbeitsagentur.de/Statistikdaten/Detail/201212/ama/heft-arbeits…
Männergesundheitsbericht 2013:
http://www.maennergesundheitsbericht.de/startseite.html
Wahrendorf M, Siegrist J. Working conditions in mid-life and participation in voluntary work after labour market exit. In: The Individual and the Welfare State. Berlin 2011.****

Weitere Informationen:
http://www.dgpm.de
http://www.maennerkongress2014.de

Quelle: idw

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Enorme Fortschritte in der Ozeanversauerungsforschung

Ralf Röchert Kommunikation und Medien
Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung

Neuer Bericht fasst aktuellen Stand des Wissens zusammen

Noch nie zuvor erforschten so viele Wissenschaftler wie sich der sinkende pH-Wert des Meerwassers auf Tiere und Pflanzen im Ozean auswirkt. Ihre Ergebnisse haben die Experten jetzt für den zweiten Ozeanversauerungsbericht der Biodiversitäts-Konvention (CBD – Convention on Biological Diversity) zusammengetragen, der heute auf der zwölften CBD-Konferenz der Vertragsstaaten vorgestellt wird. Ein wichtiger Fokus liegt dabei auf jenen Folgen, die sich auch auf uns Menschen auswirken. Mit dieser Zusammenfassung will die CBD die Problematik saurer werdender Meere auf die Tagesordnung der internationalen Politik bringen. Zu den Autoren des neuen Berichts gehören auch Wissenschaftler des Alfred-Wegener-Instituts, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI).

„Die vergangenen fünf Jahre waren sicherlich die ausschlaggebenden für die Ozeanversauerungsforschung“, sagt Dr. Felix Mark, Biologe am AWI und einer der Autoren des aktuellen CBD-Berichts zur Ozeanversauerung (zum vollständigen Interview mit Dr. Felix Mark). Seit dem Jahr 2009 – als der erste CBD-Bericht zur Ozeanversauerung erschien – haben Experten aus aller Welt mehr als 1000 neue Studien dazu veröffentlicht, wie sich der sinkende pH-Wert des Meerwassers auf die Tiere und Pflanzen im Ozean auswirkt.

Zu ihren wichtigsten Erkenntnissen gehört sicherlich, dass saureres Wasser nicht nur die Kalkschalen und -skelette von Muscheln und Korallen angreift, sondern sich ebenso auf höher entwickelte Meeresbewohner wie Fische auswirken kann. Aber auch, dass jede Art ganz unterschiedlich auf saureres Wasser reagiert und einige sogar davon profitieren – wie beispielsweise Seegräser, die das zusätzliche Kohlendioxid zur Photosynthese nutzen.

Auf Grundlage dieses neuen Wissens hat sich über die vergangenen Jahre der Fokus der Forschung immer wieder erweitert und somit auch das Verständnis dafür wie weitreichend die Folgen saurerer Meere sind: „Wir beginnen zu verstehen, wie einzelne Arten unter dem Einfluss von Ozeanversauerung interagieren; welche Folgen es hat, wenn eine Art aus dem Nahrungsnetz verschwindet und ob sich Tiere über mehrere Generationen anpassen können“, erzählt Dr. Felix Mark.

Wichtig war auch der Ansatz, die Ozeanversauerung nicht als ein Einzelphänomen zu betrachten, das die Lebensbedingungen der Weltmeere im Alleingang verändert. Der sinkende pH-Wert gesellt sich zu anderen Umweltfaktoren wie der steigenden Wassertemperatur, dem sinkenden Sauerstoffgehalt sowie der Verschmutzung und Überdüngung der Meere. Forscher berücksichtigen dies in Labor- und Feldversuchen, in dem sie zum Beispiel das Wasser in Aquarien gleichzeitig erwärmen und Kohlendioxid hinzufügen.

AWI-Wissenschaftler haben dabei einen wichtigen Beitrag geleistet. So erforscht die Arbeitsgruppe um Dr. Felix Mark wie sich die Ozeanversauerung und -erwärmung auf Fische in den Polargebieten auswirkt. „Wir haben beispielsweise herausgefunden, dass der Polardorsch, der eine Schlüsselart für das arktische Ökosystem ist, empfindlich darauf reagiert, wenn der Arktische Ozean immer saurer und gleichzeitig wärmer wird. Der Fisch wächst dann vermutlich nicht mehr so gut“, erklärt der Biologe.
Weniger empfindlich dagegen ist eine der wichtigsten Futterarten des Polardorsches, die so genannten Ruderfußkrebse, wie AWI-Wissenschaftlerin und Co-Autorin Dr. Barbara Niehoff herausgefunden hat. „Selbst bei extrem hohen Kohlendioxid-Konzentrationen, die weit über dem heutigen Wert liegen, weisen die Tiere keine nennenswerten Reaktionen auf“, erzählt die Biologin. (Mehr über die Widerstandsfähigkeit von Ruderfußkrebsen lesen Sie hier.)

Diese Fülle an neuen Ergebnissen haben Wissenschaftler aus zwölf Ländern jetzt für den neuen CBD-Bericht zur Ozeanversauerung zusammengefasst. Meeresbewohner, die gar nicht, nur in sehr geringem Maße oder sogar positiv auf die Ozeanversauerung reagieren, sind darin allerdings nur Randfiguren. Wie schon vor fünf Jahren widmet sich der Bericht vor allem Arten, die sich nur schwer an das saurere Wasser anpassen können – insbesondere Korallen.

Da Korallenriffe nicht nur zu den artenreichsten Ökosystemen zählen, sondern auch über 400 Millionen Menschen mit Nahrung versorgen und sie vor Sturmfluten schützen, gehören sie zu den am intensivsten erforschten Lebensräumen in der Ozeanversauerungsforschung – und zu den politisch und wirtschaftlich wohl interessantesten. Denn Wissenschaftler schätzen, dass allein die Auswirkung der Ozeanversauerung auf Korallen und Muscheln zu Folgekosten von einer Billion US Dollar führen könnten.

Trotz des enormen Wissenssprungs im Vergleich zum vorhergehenden CBD-Bericht bleiben wichtige Fragen allerdings noch offen: Beispielsweise, ob sich empfindliche Bewohner wie Korallen noch schnell genug an die neuen Lebensbedingungen anpassen können. Oder wie das Ökosystem Ozean als Ganzes auf die Versauerung reagiert.

„Momentan sind wir dabei, die einzelnen, verfügbaren Ergebnisse so aufzubereiten, dass sie in Ökosystem-Modelle eingesetzt werden können“, erzählt Dr. Felix Mark. So erhoffen sich die Wissenschaftler, genauer vorhersagen zu können wie das Leben im Meer in Zukunft aussehen könnte, wie sich Nahrungsnetze verschieben und welche Arten unter Umständen für immer verschwinden könnten.

Der aktuelle CBD-Bericht, so das Ziel der Konvention, soll die Ozeanversauerung und ihre Folgen verstärkt auf die Agenda der internationalen Politik setzen. Doch auch hier hat sich in den vergangenen fünf Jahren einiges getan: So hat beispielsweise der Weltklimarat die Problematik versauernder Ozeane im fünften Weltklimabericht erstmals umfassend behandelt. Ein Schritt in die richtige Richtung, meint auch Biologe Dr. Felix Mark:„Das hat sicherlich dazu beigetragen, dass die Ozeanversauerung in der Politik als Tatsache anerkannt wird, vor allem als Tatsache, die zum größten Teil von uns Menschen verursacht wird.“

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Das Alfred-Wegener-Institut forscht in der Arktis, Antarktis und den Ozeanen der mittleren und hohen Breiten. Es koordiniert die Polarforschung in Deutschland und stellt wichtige Infrastruktur wie den Forschungseisbrecher Polarstern und Stationen in der Arktis und Antarktis für die internationale Wissenschaft zur Verfügung. Das Alfred-Wegener-Institut ist eines der 18 Forschungszentren der Helmholtz-Gemeinschaft, der größten Wissenschaftsorganisation Deutschlands.

Quelle: idw

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Gesunde Ernährung: Bienen nutzen Heilstoffe des Honigs als Medikament

Ute Olbertz Pressestelle
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Weltweit gibt das Bienensterben Anlass zu großer Sorge. Auch Darmkrankheiten tragen in erheblichem Maße zum Sterben ganzer Bienenvölker bei. Bienen sind jedoch in der Lage, sich selbst vor Infektionen schützen, indem sie die natürlichen Heilstoffe des Honigs nutzen. Im Gegensatz zu gesunden Tieren bevorzugen kranke Bienen die Honige, die besonders wirksam gegen Infektionen des Darms sind. Zu diesem Schluss kommen Wissenschaftler vom Institut für Biologie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg in ihren aktuellen Untersuchungen. Die wegweisenden Ergebnisse sind jetzt im Fachmagazin „Behavioral Ecology and Sociobiology“ erschienen.

In einem Bienenstock leben viele Tausend Bienen auf engem Raum bei über 30 Grad Celsius und hoher Luftfeuchtigkeit zusammen. Es herrschen ideale Bedingungen für die Ausbreitung von Infektionskrankheiten. Die Infektion wehren Bienen zum einen mit Hilfe ihres Immunsystems ab. Zum anderen enthält der von ihnen produzierte Honig natürliche Inhaltsstoffe, die gegen Bakterien, Pilze oder Viren wirken. Diese können den Bienen helfen, ihre Krankheiten zu kurieren.

Die Wissenschaftler um Dr. Silvio Erler und Prof. Dr. Robin Moritz von der Universität Halle untersuchten gemeinsam mit Forschern der Universität Cluj-Napoca (Rumänien), ob Honig von den Bienen nicht nur als Nahrungsmittel, sondern auch als Heilmittel zur Behandlung von Bienenkrankheiten genutzt wird. „Wir haben untersucht, ob Bienen entsprechend ihres Gesundheitszustands bei der Wahl des Honigs neben dem Nährwert, auch den Heilwert berücksichtigen“, so Erler.

Im Labor infizierten die Forscher Bienen mit dem Darmpilz Nosema ceranae und verglichen dann, wie gesunde und kranke Bienen zwischen verschiedenen Honigen wählten. „Wir beobachteten, dass infizierte Bienen keinen Unterschied zwischen Linden- und Robinienhonig machten. Während Honigtauhonig von ihnen kaum gewählt wurde, hatten sie jedoch eine große Vorliebe für Sonnenblumenhonig, die mit zunehmender Infektion der Bienen sogar anstieg“, sagt Erler.

Anschließend untersuchten die Wissenschaftler die Wirksamkeit der Honige auf die Darminfektion. Und tatsächlich: „Die Bienen wiesen wesentlich geringere Sporenmengen im Darm auf, wenn sie sich ausschließlich von Sonnenblumenhonig ernährt hatten. Bienen, die Honigtauhonig konsumiert hatten, zeigten hingegen einen stärkeren Befall.“ Auch im Labortest zeigte der Sonnenblumenhonig eine bessere Wirkung als der Honigtauhonig.

„Honig ist also nicht nur gesund für den Menschen, sondern auch für die Bienen selbst, die im Krankheitsfall nicht den Honig wählen, der besser schmeckt, sondern den, der besser hilft“, so Erler.

Der Artikel „Pathogen-associated self-medication behavior in the honeybee Apis mellifera“ ist online abrufbar: http://link.springer.com/article/10.1007%2Fs00265-014-1786-8 (DOI: 10.1007/s00265-014-1786-8).

In der Print-Ausgabe der Fachzeitschrift „Behavioral Ecology and Sociobiology“ erscheint der Artikel im November 2014.

Ansprechpartner:
Dr. Silvio Erler
Institut für Biologie – Zoologie der MLU
Telefon: +49 (0) 345 55 263 05
E-Mail: silvio.erler@zoologie.uni-halle.de

Quelle: idw

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Der Ostseeschnäpel vor dem Comeback

Norbert K. Borowy Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Nutzierbiologie (FBN)

Dummerstorfer Nachwuchsforscher legen erste grundlegende molekularbiologische Analyse des Edelfisches vor

Die Nachwuchsforschergruppe „Fischgenetik“ am Leibniz-Institut für Nutztierbiologie hat im Rahmen des Projektes „Biotechnologische Analysen zum Nachweis der Eignung des Ostseeschnäpels für eine nachhaltige regionale Aquakultur“ unter Leitung von Dr. Alexander Rebl erstmals eine kompakte molekularbiologische Analyse des Ostseeschnäpels, auch Steinlachs oder Große Maräne genannt, vorgelegt.

„Der Fisch ist hervorragend für die heimische Aquakultur geeignet. Einem Comeback des schmackhaften und gesunden Edelfisches steht nichts im Wege“, sagte Dr. Alexander Rebl. In den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts gehörte der Ostseeschnäpel zu den beliebtesten Fischen der gehobenen Gastronomie, insbesondere in Frankreich. Das Landwirtschaftsministerium MV hat das Projekt mit 650.000 Euro gefördert.

Das Dummerstorfer Forschungsinstitut wurde in enger Kooperation mit der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei MV in Rostock (LFA) beauftragt, die genetischen, molekularbiologischen und immunologischen Parameter des Ostseeschnäpels zu untersuchen. Bislang lagen dazu kaum Erkenntnisse vor. „Wie reagieren die Fische auf Stress, unterschiedliche Besatzdichte in den Gewässern, was hält sie vital und gesund und welche erblichen Grundlagen wirken sich auf die Zucht aus? Das sind nur einige von vielen Aspekten für eine erfolgreiche und vor allem wirtschaftliche Aquakultur“, so der Biologe. Das Ziel ist ein stabiler und reproduzierbarer Produktionszyklus für die Schnäpelaufzucht.

Fast von der Bildfläche verschwunden
Der Ostseeschnäpel stand durch die Verschmutzung der Randgebiete der Ostsee, wie Oderhaff und Boddengewässer, in den 70er und 80er Jahren kurz vor dem Aussterben und konnte sich durch von Bund und Land geförderte Nachzuchtprogramme erst in den letzten Jahren wieder etwas erholen. Der früher in der Vorpommerschen Boddenküste üppig vorhandene Ostseeschnäpel ist jedoch trotz wiederholter Auswilderungen stark gefährdet, da viele der natürlichen Laichgebiete nicht mehr existieren. Ein glücklicher Umstand kommt dem schmackhaften Ostseefisch jedoch zugute. Er kann auch im Süßwasser leben und gezüchtet werden.

Die Landesforschungsanstalt Mecklenburg-Vorpommern beschäftigt sich seit einiger Zeit erfolgreich mit der technologischen Entwicklung der ersten Aquakulturanlage des Ostseeschnäpels in den Aufzuchtteichen in Friedrichsruhe/Frauenmark im Landkreis Ludwigslust-Parchim. Die Ostseeschnäpelzucht der dortigen BiMES – Binnenfischerei GmbH aus Leezen ist die Grundlage für die wissenschaftlichen Untersuchungen (bimes.de). Alle Versuche zu Haltungsbedingungen von Zuchtschnäpeln finden in der Versuchsstation Born der LFA statt, während die molekularbiologischen Analysen in den Laboren des FBN erfolgen. Weitere Standorte für das vom Land MV geförderte Aufzuchtprogramm für bis zu 1,5 Mio. Schnäpel befinden sich in Boek und Hohen Wangelin im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte.

„Letzten Endes dienen die Ergebnisse beider Projekte der Etablierung standortgerechter Schnäpelzuchtlinien, die sich durch genetisch manifestierte Vorteile in produktionsrelevanten Merkmalen gegenüber Vergleichslinien auszeichnen sollen. Das ist die Voraussetzung für die wirtschaftlich ertragreiche Erzeugung hochwertiger Fischprodukte in M-V“, unterstrich Rebl. Darüber hinaus werden zur Stärkung der natürlichen Population an der südlichen Ostsee vor Usedom weiterhin Schnäpel für die Auswilderung gezüchtet.

„Sensibler“ als die Regenbogenforelle
Für die ersten Testreihen wurden noch Wildfische verwendet. Die aktuellen Experimente werden an Zuchtfischen unter standardisierten Bedingungen durchgeführt. Molekulargenetische Vergleiche mit regional frei lebenden Schnäpeln sollen aber auch künftig vorgenommen werden. „Damit können wir genetische Veränderungen der Aquakulturfische zum Wildfisch charakterisieren und Zuchtfortschritte besser einschätzen“, erläuterte der Wissenschaftler.

Es gibt bisher nur wenige aktuelle wissenschaftliche Untersuchungen zur Biologie, Reproduktion, Aufzucht und Haltung des Ostseeschnäpels. Auch zum Einfluss äußerer Stressfaktoren wie Räuber, Klima und Krankheiten, die wichtige Produktionsmerkmale der Fische negativ beeinträchtigen können, gibt es kaum Analysen. Während die Landesforschungsanstalt sehr praxisnah Parameter wie das Verlustgeschehen oder Tiergröße und Schlachtgewicht erfasst und in Beziehung zu Störgrößen setzt, konzentrieren sich die wissenschaftlichen Studien am FBN vor allem auf molekularbiologische Prozesse in den Zellen der Schnäpel, die eine Minimierung von Größe und Schlachtgewicht hervorrufen könnten. Darüber hinaus geht es um wirksame Mittel, um Keime abzuwehren und das Immunsystem der Tiere zu stärken, die Entwicklung von Impfstoffen und einfache Geschlechtertests für die Speisefischproduktion.

Ein wichtiger Schwerpunkt liegt in der Entschlüsselung der Erbinformation des Schnäpels als Basis für tiefergehende Untersuchungen. Ausgehend von den Daten der Stressversuche werden beispielsweise Gene gesucht, welche bei erhöhter Haltungsdichte besonders stark aktiviert werden. Diese sogenannten „Markergene“ könnten letztendlich die Grundlage für ein schnelles Testsystem sein, das anzeigt, wie es um das Wohlbefinden von Zuchtfischen steht, ob möglicherweise Krankheiten oder zu hohe Besatzungsdichten vorliegen.

„Das Projekt läuft noch ein weiteres Jahr. Bisher zeigen unsere molekularbiologischen Untersuchungen und die Beobachtungen der LFA, dass Schnäpel zwar hervorragend zur Aquakultur geeignet sind, aber noch empfindlicher auf sich ändernde Umweltbedingungen reagieren als die bereits gut erforschten Regenbogenforellen. Obwohl beide Arten zur Familie der Lachsfische gehören, müssen die Umstände der Haltung entsprechend angepasst werden, um optimale Produktionserfolge zu erzielen“, zog der Projektleiter ein erstes Fazit.

Nachwuchsgruppen forschen zu Spitzenthemen
Die eigenständig arbeitenden und forschenden Nachwuchsgruppen am FBN sind besonders für junge Wissenschaftler sehr attraktiv. Die erste Nachwuchsgruppe der Abteilung „Fischgenomik“ startete vor fünf Jahren mit Untersuchungen zu „Mechanismen der Krankheitsabwehr bei Aquakulturfischen“. Zur Nachwuchsgruppe von Dr. Alexander Rebl (35), die später auch das Schnäpel-Projekt initiierte, gehörten Dr. Simone Altmann, Dr. Judith Köbis und die Biologin Mareen Nipkow und Franziska Kuntke. Betreut wurde die Gruppe von PD Dr. Tom Goldammer als Mentor.

Den Leitern der bisher acht exzellent ausgestatteten Nachwuchsgruppen (NG) am FBN werden weitere junge Wissenschaftler sowie zusätzliche Gelder für Sachmittel zur Verfügung gestellt und eine langfristige Perspektive am Institut ermöglicht. Aktuell gibt es fünf neue Arbeitsgruppen zu international bedeutsamen Spitzenthemen am FBN, die alle von jungen Forscherinnen geleitet werden (NG Genomische Datenanalyse, Dr. Dörte Wittenburg, NG Affektives Verhalten, Dr. Sandra Düpjan, NG Pathogen- und Zelltyp-spezifische Immunabwehr beim Wiederkäuer, Dr. Juliane Günther, NG Phänotypisierung des Tierwohls, Dr. Silke Trißl, NG Zellulärer Lipidmetabolismus, Dr. Beate Hiller).

Die Leibniz-Gemeinschaft verbindet 86 selbständige Forschungseinrichtungen. Deren Ausrichtung reicht von den Natur, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Raum- und Sozialwissenschaften bis zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute bearbeiten gesellschaftlich, ökonomisch und ökologisch relevante Fragestellungen. Sie betreiben erkenntnis- und anwendungsorientierte Grundlagenforschung. Sie unterhalten wissenschaftliche Infrastrukturen und bieten forschungsbasierte Dienstleistungen an.
Die Leibniz-Gemeinschaft setzt Schwerpunkte im Wissenstransfer in Richtung Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Leibniz-Institute pflegen intensive Kooperationen mit den Hochschulen, u. a. in Form der Wissenschaftscampi, mit der Industrie und anderen Partnern im In- und Ausland. Sie unterliegen einem maßstabsetzenden transparenten und unabhängigen Begutachtungsverfahren. Aufgrund ihrer gesamtstaatlichen Bedeutung fördern Bund und Länder die Institute der Leibniz-Gemeinschaft gemeinsam. Die Leibniz-Institute beschäftigen rund 16.500 Personen, darunter 7.700 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Der Gesamtetat der Institute liegt bei 1,4 Milliarden Euro.

Mareen Nipkow aus der Forschernachwuchsgruppe „Fischgenetik“ analysiert am LightCycler das Ausmaß der Genaktivierung nach veränderten Haltungsbedingungen in der künstlichen Aufzucht.

Der Ostseeschnäpel, der seinen Namen seinem dunklen „Schnabel“ verdankt, wird in der Zucht bis zu 70 cm lang und 5 kg schwer. Das Fleisch ist sehr mager, fest und äußerst geschmackvoll. Man kann ihn braten oder räuchern, grillen oder dünsten. Schon jetzt steht der Edelfisch aus MV wieder in vielen Restaurants – auch im Ausland – auf der Menükarte. Rund 1.000 Tonnen Fisch werden jährlich in den zehn Betrieben der Aquakultur und Teichwirtschaft in MV produziert, vor allem Forellen, Welse und Lachse.

Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei MV in Rostock (LFA) http://www.lfamv.de

Leibniz-Institut für Nutztierbiologie (FBN)
Wilhelm-Stahl-Allee 2, 18196 Dummerstorf
Institut für Genombiologie
Leiter: Prof. Klaus Wimmers
Projektleiter Ostseeschnäpel: Dr. Alexander Rebl
E rebl@fbn-dummerstorf.de
T +49 38208-68 721

Wissenschaftsorganisation Dr. Norbert K. Borowy
Wilhelm-Stahl-Allee 2, 18196 Dummerstorf
T +49 38208-68 605
E borowy@fbn-dummerstorf.de
http://www.fbn-dummerstorf.de

Quelle: idw

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Abi und Studium schlecht für die Augen. Kurzsichtigkeit wächst mit dem Bildungsgrad

Anna Julia Voormann Pressestelle
Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft

München – Wer länger lernt, braucht eine stärkere Brille – zu dieser Schlussfolgerung kommt eine Studie der Universitätsmedizin Mainz. Ein hoher Bildungsgrad und viele Schuljahre gehen mit häufigerer und stärkerer Kurzsichtigkeit einher, so berichten Wissenschaftler in der Fachzeitschrift „Ophthalmology“. Mögliche Ursachen seien Lesen, der Blick auf den Computer und ein Mangel an Tageslicht. Die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) rät Schülern und Studenten deshalb zu Lernpausen für die Augen und regelmäßigem Aufenthalt im Freien.

Die Mainzer Forscher untersuchten im Rahmen der Gutenberg-Gesundheitsstudie die Sehstärke von 4658 Menschen im Alter von 35 bis 74 Jahren. Dabei erwiesen sich mehr als die Hälfte der Hochschulabsolventen als kurzsichtig, während bei den Probanden ohne höhere Schulbildung nur jeder Vierte von der Sehschwäche betroffen war. „Ursache dafür ist vermutlich die Naharbeit, die den Alltag von Studierenden bestimmt“, sagt der Direktor der Mainzer Augenklinik und Initiator der Gutenberg-Studie, Professor Dr. med. Norbert Pfeiffer. „Laut aktueller Studienlage, tragen stundenlanges Lesen, Fernsehen und Arbeiten am Computer zur Verschlechterung des Sehvermögens bei.“

Die Anzahl der Kurzsichtigen erhöhte sich im Lauf der letzten Jahrzehnte erheblich: In allen Industrienationen weltweit ist mindestens ein Drittel der Bevölkerung kurzsichtig, in manchen Großstädten Asiens sogar fast 90 Prozent. Die Gründe für diesen Anstieg sind noch nicht eindeutig geklärt. „Studien haben jedoch gezeigt, dass Umweltfaktoren wie Bildung, Beruf und Freizeitgestaltung eine entscheidende Rolle spielen“, sagt Professor Dr. med. Christian Ohrloff, Pressesprecher der DOG aus Frankfurt.

Dass Kurzsichtigkeit – fachsprachlich auch Myopie genannt – überwiegend erblich und damit angeboren ist, bestätigen auch die aktuellen Ergebnisse nicht: „Die rapide Zunahme der Myopie, vor allem in Asien, lässt sich nicht mit genetischen Faktoren erklären“, sagt Privatdozent Dr. med. Alireza Mirshahi, der die Untersuchung in Mainz geleitet hat. „Wir haben 45 verschiedene genetische Faktoren getestet, aber im Vergleich zum Bildungsstand hatten sie einen viel geringeren Einfluss.“ Vieles spreche dafür, dass Umwelteinflüsse die Entstehung der Kurzsichtigkeit befördern.

Die Ursache für die Fehlsichtigkeit liegt in einem zu langen Augapfel: Die einfallenden Lichtstrahlen bilden ihren Brennpunkt nicht auf der Netzhaut, sondern davor. Dadurch erscheinen ferne Gegenstände verschwommen. Aber nicht nur das Sehen wird für die Betroffenen zum Problem. Schon mäßige Kurzsichtigkeit von -1 bis -3 Dioptrien verdoppelt das Risiko für Folgeerkrankungen wie Netzhautablösung, Grünen oder Grauen Star.

Alle Versuche, das Fortschreiten der Kurzsichtigkeit mit Brillen oder Medikamenten zu heilen oder aufzuhalten, zeigen bislang keinen Erfolg. Aus aktuellen Studien geht jedoch hervor, dass Schüler, die viel Zeit im Freien verbringen, seltener von Kurzsichtigkeit betroffen sind, als Stubenhocker. „Helles Tageslicht scheint sich regulierend auf das Wachstum der Augen auszuwirken“, meint Professor Christian Ohrloff. Auch die Autoren der Mainzer Studie empfehlen Frischluft zur Vorsorge: Da Schüler und Studierende einem höheren Risiko ausgesetzt sind, kurzsichtig zu werden, sei es sicherlich sinnvoll, dass sie dem vorbeugen, indem sie mehr Zeit im Freien verbringen.

Quellen:
Mirshahi A. et al. (2014), Myopia and Level of Education: Results from the Gutenberg Health Study, Ophthalmology,
DOI:10.1016/j.ophtha.2014.04.017

DOG: Forschung – Lehre – Krankenversorgung
Die DOG ist die medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft für Augenheilkunde in Deutschland. Sie vereint unter ihrem Dach mehr als 6500 Ärzte und Wissenschaftler, die augenheilkundlich forschen, lehren und behandeln. Wesentliches Anliegen der DOG ist es, die Forschung in der Augenheilkunde zu fördern: Sie unterstützt wissenschaftliche Projekte und Studien, veranstaltet Kongresse und gibt wissenschaftliche Fachzeitschriften heraus. Darüber hinaus setzt sich die DOG für den wissenschaftlichen Nachwuchs in der Augenheilkunde ein, indem sie zum Beispiel Stipendien vor allem für junge Forscher vergibt. Gegründet im Jahr 1857 in Heidelberg ist die DOG die älteste medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft der Welt.

http://www.dog.org

Quelle: idw

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Rheumatologen empfehlen neue Diät und Therapieoptionen bei Gicht

Kathrin Gießelmann Kongress-Pressestelle
Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie e.V.

Berlin – Die Anzahl der an Gicht Erkrankten hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Vor allem Männer in wohlhabenden Ländern sind von der Störung des Harnsäurestoffwechsels betroffen. Gicht tritt zudem immer häufiger zusammen mit Herz- oder Nierenerkrankungen, Bluthochdruck, Diabetes Typ 2 oder Übergewicht auf. Diese Begleiterkrankungen gilt es bei der Therapie zu beachten. Welche neuen Medikamente und veränderten Ernährungs-Empfehlungen die beste Wirkung bei Gicht erzielen, erklären Experten auf der Pressekonferenz am 10. September 2014 in Berlin im Vorfeld des 42. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh).

Bei Gicht lagern sich aufgrund eines erhöhten Harnsäurespiegels Harnsäurekristalle in Gelenken und anderen Geweben ab, die extrem schmerzhafte Entzündungen verursachen. Die Ursachen liegen meist in einer falschen Ernährung oder sind genetisch bedingt. Um die Beschwerden dieser Patienten zu lindern, seien ein gesunder Lebensstil sowie die Vermeidung von Übergewicht unverzichtbar, so Dr. med. Rieke H.E. Alten, Chefärztin an der Schlosspark Klinik Berlin. „Die Diätempfehlungen haben sich allerdings in den letzten Jahren geändert und auch neue Therapieoptionen sollten stärker in der Praxis bedacht werden“, so die Rheumatologin.
Auf der DGRh-Pressekonferenz erklärt die Berliner Expertin, inwieweit Menschen mit Gicht und bestimmten Nebenerkrankungen rotes Fleisch, Krustentiere und Säfte meiden sollten und beantwortet die Fragen: Müssen Betroffene vollständig auf Alkohol verzichten? Muss purinreiche pflanzliche Kost wie etwa Spinat und Hülsenfrüchte neu bewertet werden? Ist eine strikte Senkung des Harnsäurespiegels unumgänglich?
Über die neuen Diät-Empfehlungen und aktuelle wissenschaftliche Forschungen diskutieren die Experten der DGRh am 10. September 2014 von 10 bis 11 Uhr auf einer Pressekonferenz in Berlin im Tagungszentrum im Haus der Bundespressekonferenz.

Das Presseteam der DGRh steht jederzeit als Ansprechpartner für Fragen und Wünsche nach Informationsmaterial und Gesprächspartnern zur Verfügung. Bitte akkreditieren Sie sich mit dem angehängten Formular.

Weitere Informationen:
http://dgrh-kongress.de/presse-konferenzen.html

Quelle: idw

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Thermische Verwertung von Grünschnitt

Erhard Jakobs Pressestelle
Technische Hochschule Mittelhessen

Mit der „Entwicklung eines innovativen Feuerungsverfahrens zur thermischen Verwertung von inhomogenen biogenen Reststoffen“ befasst sich ein Forschungsprojekt an der Technischen Hochschule Mittelhessen. Kooperationspartner sind die Bersenbrücker Unternehmen Energiegewinnung Nawaros und Hülsman Edelstahl. Projektleiter am Institut für Thermodynamik, Energieverfahrenstechnik und Systemanalyse ist Prof. Reinhold Altensen. Für das Forschungsvorhaben erhält die THM Bundesmittel in Höhe von 170.000 Euro.

Unter Grünschnitt versteht man Pflanzenreste, die zum Beispiel beim Mähen von Rasenflächen oder beim Schnitt von Bäumen und Sträuchern anfallen. Diese Biomasse – in Deutschland mehr als zwei Millionen Tonnen jährlich – wird heute in der Regel zu Kompost verarbeitet. Verfahren zur thermischen Verwertung in kleinen oder mittelgroßen dezentralen Heizwerken gibt es nicht. Aktuelle Feuerungsanlagen mit einer thermischen Leistung von weniger als drei Megawatt benötigen genau konfektionierte Brennstoffe wie Holzhackschnitzel oder -pellets. Grünschnitt dagegen ist inhomogen und hat einen hohen Wasser- und Mineraliengehalt. Seine Zusammensetzung schwankt im Jahresverlauf.

Die Projektpartner wollen ein Verfahren entwickeln, „durch das aus dem Reststoff Grünschnitt ein Biobrennstoff wird“, so Altensen. Dazu gehört die Aufbereitung des Ausgangsmaterials: Der Feuchtegehalt muss ebenso wie der mineralische Anteil gesenkt werden. Gewünscht ist ebenso eine Fraktionierung in stückig-feuchtes und staubig-trockenes Material. Ein Staubaufgabebehälter und ein Transportwalzensystem für stückiges Material müssen entwickelt werden. Über eine ebenfalls neu zu entwickelnde Fördertechnik werden die beiden Fraktionen in der gewünschten Zusammensetzung kontinuierlich zur Kesselfeuerung transportiert.

Wesentlicher Bestandteil des Forschungsprojekts ist eine Gesamtbilanz des neuen Verfahrens. Darin wollen die Forscher nicht nur den unmittelbaren Prozess der Wärmeerzeugung untersuchen, sondern zum Beispiel auch die Transportwege für das Ausgangsmaterial, den Energieeinsatz bei der Trocknung oder die Frage, ob die anfallende Asche noch als Dünger genutzt werden kann.

Für die neue Anlage sieht Altensen gute Vermarktungschancen. Die Zahl der Gemeinden und Genossenschaften steige, die nach Unabhängigkeit von großen Energieversorgern streben und auf dezentrale Nahwärmenetze setzen. Der Rohstoff Grünschnitt falle lokal an und sei im Vergleich zu anderen organischen Festbrennstoffen wie Holzhackschnitzeln oder Pellets deutlich billiger.

Das Projekt hat eine Laufzeit von zwei Jahren. Es wird im Rahmen des Zentralen Innovationsprogramms Mittelstand gefördert. Damit unterstützt das Bundeswirtschaftsministerium Kooperationsvorhaben zur Entwicklung neuer Produkte und Verfahren, bei denen kleine und mittelständische Unternehmen mit Forschungseinrichtungen zusammenarbeiten.

Weitere Informationen:
http://www.thm.de/thesa

Quelle: idw

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Malaria-Medikamente aus Abfall – Erfolg durch Zusammenarbeit von Chemikern und Ingenieuren

Carsten Wette Stabsstelle für Presse und Kommunikation
Freie Universität Berlin

Die derzeit besten Medikamente gegen Malaria können jetzt direkt aus dem Pflanzenabfall der bisherigen Produktion in einem Schritt hergestellt werden. Einem Team von Prof. Dr. Peter H. Seeberger, Direktor am Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung in Potsdam und Professor an der Freien Universität Berlin, gelang es in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Andreas Seidel-Morgenstern und Kollegen des Max-Planck-Institutes für Dynamik komplexer technischer Systeme, sämtliche Verfahrensschritte zur Produktion der Medikamente, inklusive der Aufreinigung, erstmals kontinuierlich durchzuführen.

Mit der neuen Methode kann jetzt die komplette Medikamentenherstellung direkt im Durchflussreaktor an einem einzigen Ort stattfinden. Die dabei erreichte Reinheit der Medikamente erfüllt die Anforderungen der Zulassungsbehörden. Einen photochemischen Durchfluss-Reaktor zur Produktion von Artemisinin hatten die Wissenschaftler in Berlin bereits vor zwei Jahren entwickelt.

Damals war es dem Team von Prof. Dr. Peter H. Seeberger, den Pflanzeninhaltsstoff Artemisinin des Einjährigen Beifußes (Artemisia annua) nach dessen Extraktion chemisch auch aus dem Abfall der Extraktion herzustellen. Artemisinin ist der Ausgangsstoff für die Malariamedikamente Artemether, Artesunat, Artemol und Dihydroartemisinin. Die jüngsten Erfolge der Berliner, Potsdamer und Magdeburger Chemiker und Ingenieure wurden ausschließlich durch Zuwendungen der Max-Planck-Gesellschaft ermöglicht und gelangen ohne weitere staatliche oder private Unterstützung.

Die Umwandlung des Ausgangsstoffs Artemisinin in Medikamente wurde bisher in pharmazeutischen Unternehmen in der Schweiz, China, und Indien betrieben. Der Anbau und die Extraktion aus der Pflanze Artemisia annua erfolgt dagegen vor allem in China, Vietnam, Madagaskar und Kenia.

„Damit besteht jetzt die Möglichkeit einen weiteren Schritt der Wertschöpfungskette in die Schwellenländer zu verlegen, in denen bisher nur die Pflanze angebaut und extrahiert wird“, sagte Dr. Kerry Gilmore, Gruppenleiter des „Flow Chemistry Teams“ von Peter Seeberger. Noch wichtiger sei es, dass damit die Lieferkette verkürzt werden könne und die Entwicklungsländer die Möglichkeit erhielten, selbst ein dringend benötigtes Medikament herzustellen.

Peter Seeberger betonte: „Unser Ansatz ist die beste Lösung, um die Kosten der Produktion von Malaria-Medikamenten zu senken. Weil wir alle Wertstoffe der Pflanze ausnutzen, ist unser Verfahren deutlich billiger; dadurch gelingt es uns, reinste Medikamente zu produzieren. Wir können einerseits das von den Extrakteuren gewonnene Artemisinin in den Schwellenländern direkt in Medikamente umwandeln und andererseits zusätzlich aus dem Abfall Medikamente herstellen.“ Auf diese Weise würden etwa doppelt so viele Medikamente aus der vergleichbar großen Pflanzenmasse produziert, hob Seeberger hervor. „Wir stärken dadurch die Erwerbsgrundlage der Bauern in den Entwicklungsländern.“

Kommerzielles Interesse an der Technologie ist nach Einschätzung der Wissenschaftler weltweit vorhanden. Peter Seeberger erklärte: „Wir verhandeln zurzeit mit verschiedenen Interessenten über eine Industrieanlage in einem Schwellenland, die bis zu 20 Tonnen Wirkstoff herstellen soll. Unser Ziel ist es, den Preis der Malaria-Medikamente zu senken, egal ob mit oder ohne staatliche oder private Fördermittel.“

Bisher liegen die Kosten der Medikamenten-Produktion höher als der in Afrika erzielbare Verkaufspreis. Den Unterschied tragen Hilfsorganisationen und Stiftungen wie die Weltgesundheitsorganisation oder die Clinton Foundation. Die Medikamente werden in einem letzten Schritt mit einem weiteren bekannten Wirkstoff zu sogenannten Artemisinin-Kombinationstherapien mit dem Ziel vereint, die Resistenzbildung gegen die Artemisininderivate zu verringern.

Weitere Informationen
– Prof. Peter Seeberger, Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung und Freie Universität Berlin, Telefon: 030 / 838-59300; E-Mail: Peter.seeberger@mpikg.mpg.de

– Dr. Kerry Gilmore, Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung, Telefon: 0176 / 85933125, E-Mail: Kerry.Gilmore@mpikg.mpg.de

– Prof. Andreas Seidel-Morgenstern, Max-Planck-Institut für Dynamik komplexer technischer Systeme, Sandtorstrasse 1, 39106 Magdeburg, Telefon: 0391-6110-401, E-Mail: seidel-morgenstern@mpi-magdeburg.mpg.de

Quelle: idw

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Neue Fahrzeugantriebe entwickeln

Automotoren, sei es mit Benzin, Diesel oder Strom betrieben, verpuffen viel Energie. Forscher arbeiten daran, diese Verschwendung einzudämmen. Moderne Prüfeinrichtungen helfen ihnen dabei, den gesamten Entwicklungsprozess der Motoren zu optimieren. Im Labor haben sie den Wirkungsgrad bereits um bis zu 10 Prozent erhöht.

An einem neuen Heißgasprüfstand testen die Forscher Restwärmenutzungssysteme und Turbolader. Ihr Ziel ist es, effizientere Antriebskonzepte für Pkw und Lkw zu entwickeln.

Lkw, Pkw und Motorräder sind Energieverschwender: Über 60 Prozent der in ihren Motoren durch den Kraftstoff erzeugten Energie gehen über das Abgas und das Kühlwasser verloren. Der größte Teil davon verpufft einfach als Wärme in die Umgebung. »Unter unseren Motorhauben wird Benzin, Diesel oder Strom verschwendet und über die Abgasanlage unnötig CO2 in die Luft gepumpt«, sagt Dr. Hans-Peter Kollmeier vom Fraunhofer-Institut für Chemische Technologie ICT in Karlsruhe. In der Projektgruppe »Neue Antriebssysteme« geht er den Ursachen für diese Verschwendung auf den Grund. Zusammen mit anderen Forschern entwickelt er effiziente Antriebskonzepte für Fahrzeuge. Im Labor haben sie es bereits geschafft, den Wirkungsgrad von Pkw-Motoren um fünf und den von Nutzfahrzeugantrieben um bis zu zehn Prozent zu steigern.

Seit diesem Sommer stehen den Wissenschaftlern neue Prüfanlagen zur Verfügung. »Wir können am Standort Karlsruhe den gesamten Prozess der Antriebsentwicklung abbilden: von der Konstruktion, über die Simulation bis zum Versuch«, so Kollmeier. Ziel der Forscher ist es, die eingesetzten Technologien des Antriebsstranges so zu optimieren, dass die Kraftstoffersparnis optimal ist. Dafür muss man wissen, wie die einzelnen Komponenten in der Realität miteinander interagieren. »Mit den neuen Prüfmöglichkeiten sind wir diesem Ziel einen großen Schritt näher gekommen. Wir haben dadurch die Möglichkeit, den Antriebsstrang ganzheitlich zu testen und unsere Simulationen zu validieren«, so Kollmeier.

Herzstück der neuen Testinfrastruktur ist ein Motoren- und ein Heißgasprüfstand. Dort werden Motoren und deren Komponenten mechanisch und thermodynamisch analysiert. Ein Computer steuert die Anlagen und simuliert realistische Anwendungsszenarien. Zum Beispiel kann der Rechner virtuell hybride Antriebe (z.B. Elektromotoren) oder Systeme, die Restwärme nutzen, dazuschalten. Die Wissenschaftler analysieren, wie sich der Fahrzeugantrieb hinsichtlich Kraftstoffverbrauch und CO2-Emissionen verhält. Hierzu simuliert Kollmeiers Team Fahrzeugtyp, Fahrstrecke oder Fahrweise entsprechend. Sind genug Daten gesammelt, bauen die Forscher Prototypen und ersetzen dann peu à peu die Simulationsmodelle durch reale Bauteile in der Prüfeinrichtung. Schritt für Schritt nähern sie sich so dem optimalen Antriebsstrang. Immer wichtiger werden dabei besonders leichte Werkstoffe.

Wenn es darum geht, Automotoren effizienter zu machen, kommt schnell der Begriff »Downsizing« ins Spiel. Er steht ganz allgemein dafür, den Hubraum des Motors zu verringern, ohne dass dies seine Leistungsfähigkeit reduziert. Durch die verringerte Reibleistung und den verbesserten thermodynamischen Prozess können dadurch Kraftstoffverbrauch und CO2-Emissionen reduziert werden. In der Regel kommen in Downsizing-Konzepten Turbolader zum Einsatz, die in den Ansaug- und Abgastrakt integriert werden. Diese schneckenförmigen, bei Pkw etwa 15 Zentimeter großen, Bauteile saugen Luft an und drücken diese in den Verbrennungsmotor hinein. So wird dem Motor mehr Frischluft zugeführt, wodurch pro Volumeneinheit eine größere Menge Kraftstoff verbrannt werden kann. Aufgrund des dadurch erzielten höheren Zylinderdrucks wird dann für den gleichen Hubraum eine höhere Motorleistung erzielt. Angetrieben wird der Turbolader von den Abgasen des Fahrzeugs. Am Heißgasprüfstand testen die Wissenschaftler ihre Turbolader. In dieser Anlage wird durch einen Erdgasbrenner ein bestimmter Abgasmassenstrom generiert, der dem eines Verbrennungsmotors entspricht. Der Brenner lässt sich sehr exakt einstellen, um zu analysieren, wie sich kleinste Veränderungen der Randbedingungen auf den Turbolader auswirken.

»Der Turbolader ist der klassische Ansatz, den Wirkungsgrad von Motoren zu verbessern. Man nutzt einen Teil der Energie, der über die Abgase verpufft. Aber ihm sind Grenzen gesetzt. Dampfkreisprozesse können hier beispielsweise weiterhelfen«, sagt Kollmeiers Kollege Dr. Sascha Merkel. Hierbei wird ein flüssiges Arbeitsmedium (z.B. Wasser oder Ethanol) durch die Restwärme erhitzt. Es verdampft und treibt eine kleine Turbine an, die wiederum mechanische Energie erzeugt. Der Zugewinn lässt sich dann entweder direkt auf die Kurbelwelle übertragen oder durch einen Generator in elektrische Energie umwandeln, um diese dann in den Stromkreislauf einzuspeisen – z.B. in Bordnetze von Pkw. Am Heißgasprüfstand untersuchen die Forscher, wie sich einzelne Komponenten der Minikraftwerke bei unterschiedlichen Rahmenbedingungen verhalten.

Die Wissenschaftler sind eng mit anderen Antriebsexperten aus Forschungsinstituten und den Entwicklungsbereichen der Automobilhersteller vernetzt. »Selbstverständlich ist speziell der Kontakt zur Fahrzeugindustrie sehr groß. Die Entwicklung der Antriebskonzepte läuft in enger Abstimmung mit den Motorenherstellern. Die direkte Anwendung der Forschungsergebnisse in der Praxis steht im Vordergrund«, so Kollmeier.

Quelle: Fraunhofer-Gesellschaft

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Große Akzeptanz der Energiewende

Karin Schneider Presse und Public Relations
Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE

Interdisziplinäres Forschungsprojekt will Transformation des Energiesystems erleichtern

Unter der Leitung des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE untersucht ein interdisziplinärer Verbund, wie die Transformation zu einem erneuerbaren Energiesystem für die Menschen erleichtert werden kann. Partner sind das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI, das Zentrum für Interdisziplinäre Risiko- und Innovations-forschung ZIRIUS der Universität Stuttgart und das Institut für Politikwissenschaft der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Stadtwerke und andere Praxispartner ergänzen das Team.

Das Projekt »KomMA-P | Akzeptanz der Energiewende stärken« wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert, erste Ergebnisse zeigen eine weiterhin große Akzeptanz der Energiewende bei der Bevölkerung.

»Ingenieure, Politikwissenschaftler, Psychologen und Praxisakteure wollen die gesellschaftlichen Einflüsse auf die Akzeptanz der Energiewende untersuchen, die bei der bisherigen Optimierung der technisch-ökonomischen Rahmenbedingungen kaum Beachtung finden«, sagt Sebastian Gölz, Diplom-Psychologe am Fraunhofer ISE und Leiter des Projekts. »Wissenschaftliche Szenarien zeigen, dass die Energiewende notwendig und machbar ist. Das Projekt KomMA-P untersucht, wie die gesellschaftlichen Aspekte in ein optimiertes Gesamtszenario eingebunden werden könnten.«

In einem ersten Schritt gewannen die Forschungspartner zunächst einen Eindruck von den Einstellungen verschiedener Fokusgruppen zur Energiewende. Die Mehrheit der insgesamt 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer betrachtete die Energiewende als notwendig und akzeptiert auch einen gewissen Kostenaufwand. Überraschend deutlich war ein Misstrauen gegen »die da oben« spürbar, während die Stadtwerke und andere regionale Akteure eher Vertrauen genießen. Besonders kritisch werden empfundene Ungerechtigkeiten, z. B. bei der Verteilung von Nutzen und Kosten der Energiewende oder das Zustandekommen von Bauentscheidungen, beurteilt.

Um die Einbindung der Stadtwerke bei der Transformation des Energiesystems zu stärken, laufen bereits Pilotprojekte mit den Stadtwerken Wunsiedel. Eine öffentliche Visualisierung des Energieflusses in der Gemeinde und der Einsatz einer Energiebox – ein Minikraftwerk für die Strom- und Wärmeerzeugung mehrerer Haushalte – sind vorgesehen. Die Stadtwerke Münster und Dortmund planen Befragungen. Allen Aktivitäten gemeinsam ist die Frage, wie Bürgerinnen und Bürger jenseits der Geldanlage an der Energiewende beteiligt und zu deren Gelingen beitragen könnten.

Aktuell entwickeln die Partner ein Zusammenhangsmodell, das die verschiedenen Einflüsse auf die Akzeptanz bei der Bevölkerung aufzeigt, und werden auf Basis des Modells eine repräsentative Befragung durchführen. Die Ergebnisse gehen in der letzten Projektphase in Vorschläge ein, wie die technisch-ökonomischen Transformationspfade für bessere gesellschaftliche Akzeptanz optimiert werden können. Die nächste Vollversammlung der Projektpartner ist im Oktober 2014, weitere Praxispartner sind willkommen.

Weitere Informationen:
http://www.ise.fraunhofer.de
http://www.energiewende-akzeptanz.de

Anhang
Große Akzeptanz der Energiewende – Interdisziplinäres Forschungsprojekt will Transformation des Energiesystems erleichtern
http://idw-online.de/de/attachment38071

Quelle: idw

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UDE: Macht Essen süchtig?

Beate Kostka M.A. Ressort Presse – Stabsstelle des Rektorats
Universität Duisburg-Essen

Wenig Bewegung und viel Essen: das lässt Viele immer dicker werden bis hin zur Fettsucht – vor allem in den Industrieländern, in denen fettes, kohlenhydratreiches Essen leicht verfügbar ist und stark beworben wird. Sind vielleicht Nahrungsbestandteile für die ausufernde Ess-Sucht verantwortlich, fragte sich ein internationales Team aus Ernährungswissenschaftlern, Verhaltensbiologen sowie Kinder- und Jugendpsychiatern unter dem Dach des EU-Projekts NeuroFAST. Beteiligt waren auch Forscher der Universität Duisburg-Essen (UDE) an der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie am LVR Klinikum unter der Leitung von Prof. Dr. Johannes Hebebrand.

Fetttriefende, übersüßte oder stark gesalzte Nahrungsmittel ebnen den Weg in die Ess-Sucht, ähnlich wie Spielautomaten eine Spielsucht begünstigen. Die Reize sind allgegenwärtig bis hin zu Snack- oder Softdrink-Automaten, die es selbst in oder an Schulen gibt. Projektmitarbeiter Dr. Özgür Albayrak betont jedoch: „Es gibt keinen einzelnen, gut identifizierbaren Süchtigmacher in der Nahrung, etwa Zucker und Fett. Deshalb ist krankhaftes Essen auch nicht mit der Alkohol- oder Nikotinsucht zu vergleichen. Entscheidend ist aus unserer Sicht das Essverhalten.“

Psychologische Faktoren, die die Nahrungsaufnahme steuern, sind nach Meinung der Forscher maßgeblich dafür verantwortlich, wenn das Essen zur Sucht wird. Prof. Hebebrand: „Bislang fehlen allerdings wissenschaftlich fundierte psychiatrische Kriterien, mit der sich diese verhaltensbezogene Sucht charakterisieren lässt. Wenn wir genauer verstehen würden, wie industriell gefertigte Nahrungsmittel, psychologische Faktoren und psychiatrische Begleiterkrankungen zur Suchtausbildung führen, könnten wir betroffenen Menschen noch gezielter helfen“.

Die UDE-Wissenschaftler kooperierten in dem Projekt mehrere Jahre lang mit Kollegen an den Universitäten Edinburgh, Aberdeen, Göteborg, Utrecht und Santiago de Compostela. Untersucht wurden die Zusammenhänge zwischen Stress, Sucht und Essverhalten. Das Essener Team befasste sich vor allem mit den Wechselwirkungen zwischen Ernährung und Psyche. Veröffentlicht wurden ihre Schlussfolgerungen in der Fachzeitschrift Neuroscience & Biobehavioral Reviews.

Weitere Informationen:
Dr. Özgür Albayrak, Tel. 0201/8707-488, Oezguer.Albayrak@lvr.de

Redaktion:
Beate H. Kostka, Tel. 0203/379-2430

Weitere Informationen:

http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0149763414002140

Quelle: idw

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„In Vino Veritas“-Studie: Kein verringertes Atherosklerose-Risiko bei regelmäßigem Weinkonsum

Prof. Dr. Eckart Fleck Pressesprecher
Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e.V.

Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie zum Europäischen Kardiologiekongress (ESC) in Barcelona

Regelmäßiger, moderater Konsum von Rot- oder Weißwein führt nach sechs und zwölf Monaten zu keiner Verbesserung des Atherosklerose-Risikos. Das ist das Ergebnis einer tschechischen Studie, die jetzt beim Kongress der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) in Barcelona präsentiert wurde. „In dieser prospektiven, randomisierten Studie fanden wir keinen klinisch signifikanten Einfluss von moderatem Rot- oder Weißweinkonsum auf Parameter wie Lipidwerte, C-reaktives Protein, Nüchtern-Glukose, andere Marker für das Arteriosklerose-Risiko oder Leberwerte“, fassen die Studienautoren zusammen. „Wir konnten auch die Hypothese nicht bestätigen, die sich vorwiegend aus retrospektiven Studien ableitet, dass Weinkonsum den HDL-Spiegel erhöhen würde.“

Seiten den 1990er Jahren waren immer wieder Untersuchungen vorgelegt worden, die auf einen Herz-protektiven Effekt von moderatem Weinkonsum hinwiesen. Forscher der Universitäten Olmütz und Prag sind jetzt in einer prospektiven, multizentrischen, randomisierten Studie den Effekten von Weiß- und Rotweinkonsum auf Atherosklerose-Risikofaktoren nachgegangen. 146 Studienteilnehmer mit leichtem bis mittlerem Atherosklerose-Risiko tranken ein Jahr lang regelmäßig Pinot Noir oder Chardonnay-Pinot – Frauen täglich 0,2 Liter, Männer 0,3 Liter, fünfmal in der Woche. Primärer Endpunkt waren die Werte des „günstigen“ HDL-Cholesterin, sekundärer Endpunkt andere Arteriosklerose-Marker wie LDL-Cholesterin, C-reaktives Protein und Messgrößen für oxidativen Stress. Bei keinem der Marker ergaben sich signifikante Änderungen nach sechs oder zwölf Monaten.

„Die Ergebnisse dieser neuen Weinstudie scheinen doch im Gegensatz zum bisherigen Trend zu stehen. Das wird sicher nicht die letzte Untersuchung zu diesem kontroversen Thema sein“, kommentierte Prof. Dr. Eckart Fleck, Pressesprecher der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK).

Quelle: ESC Abstract 1027 – Taborsky et al: In Vino Veritas (IVV) Study: Randomized trial comparing long-term effects of red and white wines on markers of atherosclerosis and oxidative stress

Kontakt:
Pressesprecher der DGK
Prof. Dr. Eckart Fleck
Pressestelle: Kerstin Krug, Düsseldorf, Tel.: 0211 600692-43, presse@dgk.org
B & K Kommunikationsberatung, Dr. Birgit Kofler: Mobil: 0043 676 6368930;
Büro Berlin: 030 700159676, kofler@bkkommunikation.com

Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz und Kreislaufforschung e.V. (DGK) mit Sitz in Düsseldorf ist eine wissenschaftlich medizinische Fachgesellschaft mit über 8500 Mitgliedern. Ihr Ziel ist die Förderung der Wissenschaft auf dem Gebiet der kardiovaskulären Erkrankungen, die Ausrichtung von Tagungen und die Aus-, Weiter- und Fortbildung ihrer Mitglieder. 1927 in Bad Nauheim gegründet, ist die DGK die älteste und größte kardiologische Gesellschaft in Europa. Weitere Informationen unter www.dgk.org.

Weitere Informationen:
http://www.dgk.org
http://www.dgk.org/presse
http://www.escardio.org

Quelle: idw

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Dritter wissenschaftlicher Männerkongress ging zu Ende

Dr. Victoria Meinschäfer Stabsstelle Kommunikation
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf

Über 200 Teilnehmer konnten die Veranstalter beim dritten wissenschaftlichen Männerkongress begrüßen, der am 19. und 20 September an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf stattfand. Unter dem Motto „Angstbeißer, Trauerkloß, Zappelphilipp – Seelische Gesundheit bei Männern und Jungen“ beschäftigten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zwei Tage lang mit Rollenstereotypen und kulturell vermittelten Rollenbildern, die Männern und Jungen den Zugang zu den eigenen Gefühlen und Bedürfnissen erschweren.

Im Mittelpunkt der Tagung standen deshalb neben der psychischen Belastung bei Jungen und Männern und dem Themenblock „Gewalt“ auch die Möglichkeiten, die Psychotherapien und Prävention darstellen können. „Die männliche Identitätsentwicklung ist aus psychoanalytischer, entwicklungspsychologischer und psychohistorischer Sicht strukturell komplex und konflikthaft;“ erklärte der Initiator des Männerkongresses, der Psychoanalytiker Prof. Dr. Matthias Franz, „Hieraus resultiert eine Anfälligkeit für identitätsstabilisierende Verhaltensmuster und Rollenstereotype, die häufig dysfunktionale und schwer gesundheits-schädigende Auswirkungen nach sich ziehen. Mit dem Kongress wollen wir das in das Blickfeld der Öffentlichkeit rücken“.

Zum Abschluss verabschiedeten die Teilnehmer elf Thesen mit For-derungen auch an die Politik:
– Männer brauchen zur Prävention der Folgen von Arbeitsstress mehr niedrigschwellige Hilfsangebote wie Stresspräventionsgruppen oder die psychosomatische Sprechstunde im Betrieb.
– Wichtig ist eine Priorisierung von Maßnahmen der Stressprä-vention bei Beschäftigtengruppen mit überdurchschnittlich hoher psychosozialer Arbeitsbelastung.
– Im schambesetzten Feld männlicher Sexualstörungen sollte mehr Aufklärung – auch bei Ärzten – darüber erfolgen, dass oft unerkannte seelische Konflikte eine Rolle spielen.
– Zwei wesentliche Gründe für die Unterdiagnostizierung von Depression bei Männern sind die Angst vor Stigmatisierung bei den Betroffenen und ein geschlechterbezogener Verzer-rungseffekt in der Depressionsdiagnostik zugunsten weiblicher Symptome. Depressivität kann sich bei Männern jedoch auch unter der Tarnkappe von Aggressivität, Suchtmittelmiss-brauch, Hyperaktivität oder Risikoverhalten manifestieren.
– Die Gewaltbereitschaft von Jugendlichen stellt häufig eine schwer zu bewältigende soziale und therapeutische Herausforderung dar. Zu den Ursachen zählen neben sozialen und kulturellen Faktoren vor allem traumatische Erfahrungen, die zu Gewaltbereitschaft in der Adoleszenz führen.
– Wünschenswert ist ein gendersensibler Umgang mit dem Thema partnerschaftlicher Gewalt und Gewalt innerhalb unserer Gesellschaft, der nicht weiter einseitige Täter-Opfer-Zuschreibungen (mit den Männern als Tätern) vornimmt.
– Notwendig ist die gendergerechte Diagnostik des AD(H)S. Jungen sind anders als Mädchen. Diesbezüglich müssen die Leitlinien überarbeitet werden.
– Der eher für Jungen typische Drang zu motorischer Bewegung und Expansivität sollte in Kindergarten und Schule nicht unreflektiert mit Aggression gleichgesetzt werden.
– Die Bedeutung von Bewegung für die gesunde Entwicklung im Kindesalter, besonders bei Jungen, muss mehr bei der Diagnostik und ihrer Beurteilung fokussiert werden.
– Bei der allmählichen Integration der Expansivität in mehr ruhige Verhaltensweisen sollten Jungen und männliche Jugendli-che weder durch eine zunehmend schnelle Verordnung von Medikamenten (Ritalin) noch durch einen vernachlässigenden Rückzug in Computerwelten allein gelassen werden. Vor allem Väter und männliche Ansprechpartner in Schule und Beruf sollten zeitlich und emotional gut verfügbar sein.
– Frühzeitig angebotene bindungsorientierte Elterntrainings wie „wir2″ können eine präventive Wirkung entfalten.
– Gerade bei AD(H)S sollte statt ideologischer Vereinfachung die Komplexität des Themas reflektiert werden. Beschleunigte Jungen (z.B. mit AD(H)S) und verlangsamte Mütter (z.B. mit Depressionen oder schweren Traumatisierungen) verweisen auf einen transgenerativen Zusammenhang.

Für weitere Informationen:
www.maennerkongress2014.de

Quelle: idw

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Kakao-Inhaltsstoffe reduzieren das Herz-Kreislaufrisiko

Prof. Dr. Eckart Fleck Pressesprecher
Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e.V.

Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie zum Europäischen Kardiologiekongress (ESC) in Barcelona

Regelmäßiger Konsum von Kakao-Flavonolen hat einen positiven Effekt auf die Gefäßfunktion und reduziert das Risiko für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung deutlich. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Universitätsklinikums Düsseldorf, die auf dem Kongress der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) in Barcelona präsentiert wurde. Die aktuellen Daten würden das präventive Potenzial der Pflanzeninhaltsstoffe für die Gefäße belegen, so Studienautor Dr. Roberto Sansone.

An der Placebo-kotrollierten Studie nahmen insgesamt 100 Personen zwischen 35 und 60 Jahren teil, die keine Anzeichen einer vaskulären Erkrankung zeigten. Die Teilnehmer der Studiengruppe konsumierten zweimal täglich ein Getränk mit 450 Milligramm Kakaoflavonolen, die Kontrollgruppe ein Flavonol-freies Getränk. Erhoben wurden die flussvermittelte Vasodilatation, eine Messgröße für die Gefäßfunktion, sowie Blutfettwerte, Blutdruck und Pulswellengeschwindigkeit, ein Indikator für die Elastizität der Arterien. Nach einem Monat verbesserte sich bei den Flavonol-Konsumenten die Gefäßfunktion, die Blutdruck- und LDL-Cholesterinwerte sanken und das HDL-Cholesterin stieg an. Das Ensemble dieser Effekte reduzierte das mittels Framingham-Score ermittelte kardiovaskuläre Risiko erheblich: So ging das Risiko für eine koronare Herzerkrankung um 32 Prozent zurück, jenes für einen Herzinfarkt um 22 Prozent. Das Risiko, an einer koronaren Herzerkrankung zu sterben, sank um 34 Prozent, und das Sterblichkeitsrisiko aufgrund einer kardiovaskulären Erkrankung sogar um 43 Prozent.

Quelle: ESC Abstract P3198 – Schmidt et al: Severe adverse effects of nocturnal aircraft noise on endothelian function in patients with or being at risk for cardiovascular disease

Kontakt:
Pressesprecher der DGK
Prof. Dr. Eckart Fleck
Pressestelle: Kerstin Krug, Düsseldorf, Tel.: 0211 600692-43, presse@dgk.org
B & K Kommunikationsberatung, Dr. Birgit Kofler: Mobil: 0043 676 6368930;
Büro Berlin: 030 700159676, kofler@bkkommunikation.com

Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz und Kreislaufforschung e.V. (DGK) mit Sitz in Düsseldorf ist eine wissenschaftlich medizinische Fachgesellschaft mit über 8500 Mitgliedern. Ihr Ziel ist die Förderung der Wissenschaft auf dem Gebiet der kardiovaskulären Erkrankungen, die Ausrichtung von Tagungen und die Aus-, Weiter- und Fortbildung ihrer Mitglieder. 1927 in Bad Nauheim gegründet, ist die DGK die älteste und größte kardiologische Gesellschaft in Europa. Weitere Informationen unter www.dgk.org.

Quelle: idw

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Deutsche Wälder speichern mehr Kohlenstoff als vor 20 Jahren

Dr. Michael Welling Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Johann Heinrich von Thünen-Institut, Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei

Ohne seine Wälder würde Deutschland deutlich mehr zum Klimawandel beitragen, als es derzeit der Fall ist. Das geht aus Erhebungen des Thünen-Instituts hervor, die im aktuellen, vom Umweltbundesamt herausgegebenen nationalen Inventarbericht enthalten sind. Mit einer jährlichen Senkenleistung von rund 52 Mio. Tonnen CO2-Äquivalenten sind die deutschen Wälder ein erheblicher Kohlenstoffspeicher.

Ohne seine Wälder würde Deutschland deutlich mehr zum Klimawandel beitragen, als es derzeit der Fall ist. Das geht aus Erhebungen des Thünen-Instituts hervor, die im aktuellen, vom Umweltbundesamt herausgegebenen nationalen Inventarbericht enthalten sind. Mit einer jährlichen Senkenleistung von rund 52 Mio. Tonnen CO2-Äquivalenten sind die deutschen Wälder ein erheblicher Kohlenstoffspeicher.

Das Thünen-Institut für Waldökosysteme liefert Daten, mit denen sich die Speicherfunktion des Waldes in Deutschland berechnen lässt. Eine wichtige Grundlage dafür sind bundesweite Inventuren, die am Institut koordiniert und ausgewertet werden: die Bundeswaldinventur und die Bodenzustandserhebung Wald. Die Daten fließen in die Inventare zur nationalen Treibhausgas-Emission ein, die Deutschland als Vertragsstaat der UN-Klimarahmenkonvention und Unterzeichner des Kyoto-Protokolls regelmäßig erstellen muss.

Bäume nehmen Kohlendioxid (CO2) aus der Atmosphäre auf und verwandeln es letztlich in Biomasse. Neben den Bäumen ist auch der Waldboden ein kohlenstoffreiches Substrat. Die Berechnungen des Thünen-Instituts zeigen, dass die deutschen Wälder in ihrer oberirdischen Biomasse eine Kohlenstoffmenge von rund 993 Mio. Tonnen bevorraten, hinzu kommen 156 Mio. Tonnen in unterirdischer Biomasse, vor allem den Wurzeln, und 20 Mio. Tonnen im Totholz. In der Humusauflage und den oberen 30 cm des Mineralbodens sind noch einmal 850 Mio. Tonnen Kohlenstoff festgelegt. Aktuell speichern die Wälder damit rund 300 Mio. Tonnen mehr als noch 1990.

Natürlich wird durch den Einschlag und Abtransport von Holz auch wieder Kohlenstoff aus dem Wald entfernt. Doch der Saldo ist positiv – der Wald legt mehr Kohlenstoff fest, als er durch Holzernte und andere Faktoren verliert. Damit dient er in der Klimabetrachtung als Senke: Mit rund 52 Mio. Tonnen CO2-Äquivalenten schlägt sie im Mittel der letzten Jahre zu Buche. Die Erhebungen zeigen, dass der Wald seit Beginn der Treibhausgas-Berichterstattung 1990 immer eine Kohlenstoffsenke gewesen ist.

Bei umfassender Betrachtung ist die Senkenleistung sogar noch erheblich höher. Denn anders als bei einjährigen Kulturpflanzen wie Weizen oder Mais speichert Holz den Kohlenstoff auch längerfristig. Bei stofflicher Nutzung, zum Beispiel beim Hausbau oder in der Möbelfertigung, bleibt der Kohlenstoff teils über Jahrzehnte festgelegt. Bei energetischer Nutzung ersetzt Holz fossile Energieträger, was in der CO2-Bilanz ebenfalls positiv zu Buche schlägt. Nach ersten Berechnungen des Thünen-Instituts konnten von 2005 bis 2009 durch die stoffliche Verwendung von Holz jährlich rund 57 Mio. Tonnen und durch die energetische Nutzung 30 Mio. Tonnen CO2-Äquivalente substituiert werden. Der Klimaschutzbeitrag des Forst- und Holzsektors bei der Einsparung von Treibhausgasen ist also noch größer als bislang in der Berichterstattung angegeben.

Nähere Infos:
Nationaler Inventarbericht zum Deutschen Treibhausgasinventar 1990 – 2012; Kap. 7.2, ab Seite 524 (http://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/378/publikationen/climate-change_24_2014_nationaler_inventarbericht_0.pdf)
„Kyoto und der Wald“: Artikel im Thünen-Magazin „Wissenschaft erleben“ (2014/1) (http://literatur.ti.bund.de/digbib_extern/dn053695.pdf)

Weitere Informationen:

http://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/378/publikationen/clima… – Nationaler Inventarbericht zum Deutschen Treibhausgasinventar 1990 – 2012 (Kap. 7.2, ab Seite 524)
http://literatur.ti.bund.de/digbib_extern/dn053695.pdf – „Kyoto und der Wald“: Artikel im Thünen-Magazin „Wissenschaft erleben“ (2014/1)

Quelle: idw

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Ethanolfeuerstellen – die unterschätzte Gefahr

Britta Widmann Kommunikation
Fraunhofer-Gesellschaft

Ethanolkamine werden immer beliebter. Dabei sind sie nicht nur brandgefährlich – in der Vergangenheit ist es wiederholt zu schweren Unfällen mit den Deko-Feuerstellen gekommen. Die Geräte verunreinigen auch die Luft in Räumen. Dies belegt eine neue Fraunhofer-Studie. Ebenfalls auf dem Prüfstand sind Holzkaminöfen.

Am Vormittag den Kamin im Baumarkt kaufen und am Abend bereits die heimelige Atmosphäre des Deko-Feuers genießen. Die Anbieter von Ethanolfeuerstellen werben mit dem leichten und schnellen Aufbau der dekorativen Öfen ohne Schornstein. Doch beim Betrieb der Feuerstellen ist Vorsicht geboten. Denn Ethanol ist ein Brennstoff, der zusammen mit Luft ein explosionsfähiges Gemisch bildet. Läuft Ethanol beim Befüllen der Brennkammern aus und entzündet sich, steht schnell der ganze Raum in Flammen.

Darüber hinaus bergen die Deko-Objekte ein weiteres Gefährdungspotenzial: Glaubt man den Herstellern, sondern die Geräte keine schädlichen Verbrennungsrückstände in die Raumluft ab. Eine Studie des Fraunhofer-Instituts für Holzforschung, Wilhelm-Klauditz-Institut WKI in Braunschweig belegt das Gegenteil. »Die Öfen besitzen keinerlei geführte Abluft, daher werden alle Verbrennungsprodukte direkt an die Umgebung abgegeben. Das sind beispielsweise sehr feine Verbrennungspartikel und gasförmige Verbindungen wie Formaldehyd und Benzol. Daten über die Auswirkung von Ethanolöfen auf die Luftqualität im Innenraum gibt es bislang kaum«, sagt Dr. Michael Wensing, Chemiker am WKI. Der Forscher und seine Kollegen haben die Höhe und Art der freigesetzten Emissionen untersucht. Ebenfalls auf dem Prüfstand der Wissenschaftler waren Holzkaminöfen.

Tests in der Prüfkammer
Die Ethanolfeuerstellen wurden in einer 48-m3-Prüfkammer aus Edelstahl getestet. Dabei haben die Forscher die DIN 4734-1 berücksichtigt, die technische Mindeststandards für Ethanolkamine definiert, und die Prüfkammer entsprechend den Herstellerangaben gelüftet. Das Team von Dr. Wensing untersuchte vier Öfen und insgesamt acht flüssige und gelförmige Brennstoffe. »Rein theoretisch verbrennt Ethanol oder Bioethanol beim Verbrennungsprozess vollständig zu Kohlendioxid (CO2) und Wasser. In der Praxis sieht das anders aus. Wie die Verbrennung im Einzelfall abläuft, hängt von der Qualität des Brennstoffs und anderen Faktoren ab – etwa von der Art des Brennstoffs oder der Verbrennungstemperatur. Das Ethanol verbrennt in der Regel nicht vollständig. Vielmehr entstehen neben CO2 giftige Verbrennungsgase wie das Atemgift Kohlenmonoxid, organische Verbindungen wie die krebserregende Substanz Benzol, aber auch die Reizgase Stickstoffdioxid und Formaldehyd sowie ultrafeine Verbrennungspartikel«, sagt Wensing. In den meisten Fällen konnten die Wissenschaftler hohe Schadstoffkonzentrationen messen, Richtwerte wurden häufig überschritten. Beispielsweise überstiegen alle Geräte den Innenluftrichtwert von 0,35 mg/m³ für Stickstoffdioxid, in einem Fall mit 2,7 mg/m³ sogar erheblich. Bei Formaldehyd wurde der Richtwert von 0,1 ppm (parts per million) ebenfalls nicht eingehalten. Bei 0,45 ppm lag hier der höchste gemessene Wert. Ein Ofen erzielte beim freigesetzten Kohlendioxid eine Spitzenkonzentration von circa 6000 ppm – und lag damit deutlich über dem hygienisch unbedenklichen Wert von 1000 ppm. Entscheidend ist dabei auch der Brennstoffverbrauch. Dies bedeutet: Je mehr Ethanol in einer bestimmten Zeit verbrennt, desto mehr Schadstoffe werden freigesetzt. Ebenfalls abgegeben wurden ultrafeine Verbrennungspartikel, deren Durchmesser 10.000-mal kleiner ist als die Dicke eines menschlichen Haares und die tief in die Lunge eindringen können. »Deko-Öfen mit Ethanolfeuerung sind eine Quelle für gesundheitsgefährdende Verunreinigungen der Innenraumluft. Um eine gesundheitlich unbedenkliche Luftqualität zu gewährleisten, raten wir dazu, auf den Einsatz dieser Geräte im Innenraum von Wohnungen zu verzichten. Sie sollten nur in großen und sehr gut gelüfteten Räumen betrieben werden«, resümiert Wensing.

Ein anderes Bild ergab sich bei den Tests der Holzkaminöfen, die als zusätzliche Heizung immer populärer werden. In Deutschland unterliegen die Emissionen dieser Heizquellen in die Außenluft strengen gesetzlichen Regelungen. Die Belastungen bewohnter Innenräume – etwa durch undichte Ofentüren – wurden bisher vernachlässigt. Daher haben die Forscher vom WKI sieben Öfen vor Ort in Wohnungen unter realen Bedingungen untersucht. Im Fokus standen auch hier flüchtige organische Verbindungen, Fein- und Ultrafeinpartikel sowie Verbrennungsprodukte wie Kohlendioxid, Kohlenmonoxid, Formaldehyd und Stickstoffdioxid. Das Ergebnis: Solange die Ofentür geschlossen ist, beeinflussen die Öfen die Luftqualität im Innenraum nur geringfügig. Lediglich beim Nachlegen von Feuerholz und beim Anzünden gelangen Emissionen in die Raumluft. Dann konnten die Forscher einen kurzfristigen Anstieg der Konzentrationen messen. »Im geschlossenen Betrieb werden Substanzen nicht in nennenswerter Höhe freigesetzt. Beispielsweise sind die Werte für Formaldehyd unbedenklich«, sagt Wensing. Einzige Ausnahme: Bei einem der Öfen haben die Forscher sehr hohe Konzentrationen von 72 Mikrogramm/m3 von Benzol festgestellt. Den Anstieg führen sie jedoch auf den Gebrauch des paraffinhaltigen Anzünders zurück. Zum Vergleich: Beim Anzünden dieses Ofens mit Papier lag der Wert nur bei 8 Mikrogramm/m3. »Solange die Ofentür und der Aschekasten gut abgedichtet sind, ist nicht mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen zu rechnen. Die Lüftungsklappen sollten so eingestellt sein, dass der Ofen gut zieht und auf paraffinhaltige Anzünder sollte man verzichten«, so Wensing.

Weitere Informationen:
http://www.fraunhofer.de/de/presse/presseinformationen/2014/September/ethanolfeu…

Quelle: idw

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Bakterien sollen Biokraftstoff produzieren

Sandra Sieraad Pressestelle
Universität Bielefeld

Studierende der Universität Bielefeld nehmen am iGEM-Wettbewerb teil

Zehn Bielefelder Master-Studierende konstruieren ein Bakterium, das überschüssigen Strom aus regenerativen Energien sowie Kohlenstoffdioxid (CO2) nutzt, um einen Biokraftstoff zu produzieren. Aktuelle Probleme dienen ihnen dabei als Ansporn für ihr Projekt: Fehlende Infrastruktur für die Speicherung und den Transport regenerativer Energien, steigende CO2-Emissionen, drohende Rohstoffknappheit. Dafür entwickeln die Studierenden Lösungsansätze und nehmen damit am diesjährigen iGEM-Wettbewerb teil. iGEM steht für „international Genetically Engineered Machine“ – die „international Genetically Engineered Machine competition“ ist ein internationaler, studentischer Wettbewerb im Bereich der synthetischen Biologie, der seit 2004 in Boston, USA, ausgetragen wird.

Im April dieses Jahres hat das Bielefelder iGEM-Team mit der Arbeit begonnen – Ende Oktober wird es nach Boston fliegen, um seine Ergebnisse im Wettbewerb zu präsentieren. Team-Mitglied Simon Riedl erklärt, wie die Studierenden auf die Idee für das diesjährige Projekt gekommen sind: „Strom aus regenerativen Energien lässt sich bislang weder effizient speichern noch transportieren. Das bedeutet, dass beispielsweise bis zu 17 Prozent des durch Windenergie erzeugten Stroms nicht in das Stromnetz eingespeist werden. Diesen überschüssigen Strom wollen wir nutzen, um damit die von uns konstruierten Bakterien wachsen zu lassen.“

Am Ende des Prozesses soll ein Biokraftstoff stehen
Die Bakterien befinden sich in einer reversen mikrobiellen Brennstoffzelle (rMFC), in der die Energie des Stroms auf die Bakterien übertragen und von diesen weiter genutzt wird. Um das Ziel – einen Biokraftstoff herzustellen – zu erreichen, ist es wichtig, dass die Bakterien wachsen beziehungsweise sich vermehren, da gilt: Je mehr Bakterien man hat, desto mehr Biokraftstoff lässt sich produzieren. Vom Wachstum der Bakterien, hin zur Produktion des Biokraftstoffs ist aber noch ein Zwischenschritt notwendig. Deshalb arbeiten die Studierenden daran, die Bakterien zu befähigen, CO2 zu fixieren. Dafür bringen sie einen Stoffwechselweg in die von ihnen konstruierten Escherichia coli-Bakterien ein. Dieser ist in Pflanzen während der Photosynthese aktiv und bindet den Kohlenstoff aus dem CO2. Der fixierte Kohlenstoff soll im Bakterium dann als Grundlage für die Herstellung wirtschaftlich relevanter Produkte, beispielsweise eines Biokraftstoffs, dienen. Positiver Nebeneffekt des Vorgangs ist, dass auf diese Weise CO2 aus der Luft entfernt und von den Bakterien gebunden wird – CO2 ist jene chemische Verbindung, die als eine Ursache für die Klimaerwärmung gilt.

„Alle fossilen Energieträger – also zum Beispiel Kohle, Gas oder Erdöl – sind in ihrem Vorkommen begrenzt“, erklärt Sebastian Blunk, einer der beteiligten Studierenden. „Deshalb haben wir es uns zum Ziel gesetzt, einen Biokraftstoff zu produzieren, um die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu verringern.“ Das Bielefelder Team hat sich für die Herstellung des Biokraftstoffs Isobutanol entschieden, der beispielsweise als Treibstoff für Autos genutzt werden könnte. Im Gegensatz zu dem gebräuchlichen Ethanol-Kraftstoff ist die Energiedichte von Isobutanol höher. Das heißt, man benötigt theoretisch von diesem Kraftstoff eine geringere Menge, um ein Fahrzeug zu betreiben. Um Isobutanol herzustellen, nutzen die Studierenden einen synthetischen Stoffwechselweg, der in der Natur in dieser Form nicht existiert: Dafür kombinieren sie Gene unterschiedlicher Organismen und bringen diese in das von ihnen konstruierte Bakterium ein, welches mithilfe des fixierten Kohlenstoffs schließlich den Biokraftstoff produziert.

Erste Erfolge können die Studierenden bereits vermelden: So ist es ihnen gelungen, Gene für die Isobutanolproduktion zu isolieren und zu kombinieren. Außerdem ist eine erste Konstruktion der entworfenen Brennstoffzelle abgeschlossen, sodass das Team mit Testläufen starten kann. Im Wettbewerb in Boston will es dann das fertige Bakterium vorstellen, welches mittels Strom wachsen, CO2 fixieren und Isobutanol produzieren kann.

Außerhalb des Labors
Neben der Arbeit im Labor gehört es zu den Aufgaben des Wettbewerbs, dass die Studierenden ihr Projekt in der Öffentlichkeit zu präsentieren. So haben die Studierenden beispielsweise einen Biologie-Leistungskurs der Friedrich-von-Bodelschwingh-Schule bei molekularbiologischen Versuchen betreut und die diesjährige CeBiTec-Schülerakademie am Centrum für Biotechnologie der Universität Bielefeld mitgestaltet. Beim NRW-Tag in Bielefeld bot das Team an einem Stand unterschiedliche Experimente für Kinder an und erklärte Besuchern anhand von Postern die synthetische Biologie und ihr iGEM-Projekt.

Auch die Sponsorensuche muss das Team als Teil des Wettbewerbs meistern: Materialien, Teilnahmegebühren, Reisekosten sowie Unterkünfte schlagen mit über 30.000 Euro zu Buche. Für ihr Projekt konnten die Studierenden, die aus den Studiengängen Molekulare Biotechnologie, Genombasierte Systembiologie, Bioinformatik und Genomforschung sowie Naturwissenschaftliche Informatik kommen, bereits einige Sponsoren gewinnen. Unter anderem hat sich das Team erfolgreich auf eine Ausschreibung von „Synenergene“ beworben. Synenergene ist ein europäisches Projekt mit dem Ziel, Forschung und Innovation in der synthetischen Biologie zu fördern. Dabei ist die Förderung nicht nur finanzieller Art, sondern das iGEM-Team wird auch bei der Entwicklung von Anwendungsszenarien sowie der Abschätzung von gesellschaftlichen Auswirkungen ihres Projekts unterstützt. Von Seiten der Universität Bielefeld erhalten die Studierenden Hilfestellung von Wissenschaftlern der Fakultät für Biologie und der Technischen Fakultät. Professor Dr. Jörn Kalinowski vom CeBiTec (Centrum für Biotechnologie) steht dem Team als Betreuer zur Seite.

Weltweite Konkurrenz
Der iGEM-Wettbewerb feiert in diesem Jahr sein zehnjähriges Jubiläum. Deshalb gibt es diesmal keine kontinentalen Vorentscheide, sondern alle Teams dürfen ihre Projekte direkt im Finale in Boston präsentieren. Anfangs ein Kursangebot des Massachusetts Institute of Technology (MIT), steigen die Teilnehmerzahlen seit 2004 stetig an – von fünf Teams im ersten Jahr auf über 240 diesjährig. Insgesamt treten in diesem Jahr rund 2.500 Teilnehmer aus 32 Ländern an. „iGEM ist international der bedeutendste studentische Wettbewerb der synthetischen Biologie. Die Nachwuchs-Wissenschaftler haben hier die Möglichkeit, sich mit Studierenden der weltweit bedeutendsten Universitäten zu messen und so wichtige Impulse für ihre Ausbildung und die berufliche Karriere zu erwerben“, fasst Professor Kalinowski zusammen. Die Universität Bielefeld ist bereits im fünften Jahr in Folge dabei und hat sich von 2010 bis 2013 erfolgreich für das Finale in Boston qualifizieren können. Im letzten Jahr wurde das Bielefelder Team sogar Europa- und Vizeweltmeister.

Kontakt:
Annika Fust, Universität Bielefeld
iGEM-Team Bielefeld-CeBiTec
Telefon: 0521 106-12285 oder 0152-23017418
E-Mail: annika.fust@uni-bielefeld.de

Weitere Informationen:

http://www.igem-bielefeld.de
http://2014.igem.org/Team:Bielefeld-CeBiTec

Quelle: idw

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Übergewicht in der Schwangerschaft ist gefährlich fürs Herz

Prof. Dr. Eckart Fleck Pressesprecher
Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e.V.

Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie zum Europäischen Kardiologiekongress (ESC) in Barcelona

Barcelona/Düsseldorf, 3. September 2014 – Starkes Übergewicht während einer Schwangerschaft erhöht das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen und die Herzsterblichkeit im späteren Lebensverlauf betroffener Frauen. Das zeigt eine schottische Studie, die beim Kongress der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) in Barcelona präsentiert wurde. Die Einsicht könnte Bedeutung für künftige Präventionsstrategien haben, so die Studienautoren: „Die Schwangerschaft ist ein Schlüsselmoment, zu diesem Zeitpunkt sind viele Frauen bereit, mehr für ihre Gesundheit zu tun. Das könnte eine Gelegenheit für gezielte Interventionen zur Reduktion des Übergewichts sein“, so ihr Fazit.

Das Forscherteam der Universitäten Aberdeen und Edinburgh hatten die Gesundheitsdaten von Frauen ausgewertet, die zwischen 1950 und 1976 ihr erstes Kind geboren haben. Es zeigte sich, dass die Gesamtmortalität in der Gruppe der Frauen, die bei der ersten pränatalen Untersuchung einen BMI von 30 oder mehr aufwiesen, gegenüber der Gruppe mit normalem BMI deutlich erhöht war, auch nach statistischer Adjustierung von Faktoren wie Alter, sozioökonomischer Status; Zigarettenkonsum, Schwangerschaftsdauer zum Zeitpunkt der Gewichtsmessung etc. Außerdem wiesen die in der Schwangerschaft stark übergewichtigen Frauen im späteren Lebensverlauf ein deutlich erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse oder Hospitalisierung aufgrund von Herzerkrankungen auf.

Quelle: ESC Abstract 3930 – Lee et al: Maternal obesity during pregnancy and premature cardiovascular mortality in later life

Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz und Kreislaufforschung e.V. (DGK) mit Sitz in Düsseldorf ist eine wissenschaftlich medizinische Fachgesellschaft mit über 8500 Mitgliedern. Ihr Ziel ist die Förderung der Wissenschaft auf dem Gebiet der kardiovaskulären Erkrankungen, die Ausrichtung von Tagungen und die Aus-, Weiter- und Fortbildung ihrer Mitglieder. 1927 in Bad Nauheim gegründet, ist die DGK die älteste und größte kardiologische Gesellschaft in Europa. Weitere Informationen unter www.dgk.org.

Weitere Informationen:
http://www.dgk.org
http://www.dgk.org/presse
http://www.escardio.org

Quelle: idw

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Forschung zum Arbeitszeitmodell „Arbeitszeitfreiheit“

Tanja Eisenach Dezernat Kommunikation
Otto-Friedrich-Universität Bamberg

Bamberger BWL-Professorin Maike Andresen forscht zu wenig bekanntem Arbeitszeitmodell

Individuelle Arbeitszeiten, keine Anwesenheitspflicht oder persönliche Arbeitszeitstrukturen: Flexible Arbeitszeitgestaltung soll Unternehmen ermöglichen, ihre Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten. Einige Formen wie Arbeitszeitkonten oder Teilzeitarbeit werden bereits vielfach angewandt. BWL-Professorin Maike Andresen forscht zu einem Modell, das bislang in Deutschland wenig bekannt ist: die Arbeitszeitfreiheit.

Die Arbeitszeitfreiheit ist ein seltenes Phänomen, das in Deutschland aufgrund arbeitsrechtlicher Bestimmungen bisher wenig ausgeübt und daher auch wenig erforscht wird. Das sogenannte „results-only work environment“ (ROWE) – Modell, in Deutschland unter dem Namen „Arbeitszeitfreiheit“ bekannt, überlässt den Arbeitnehmern eines Unternehmens komplette Gestaltungsfreiheit in Bezug auf Arbeitsdauer und -zeitpunkt.

Ob der Mitarbeiter seine Arbeit im Büro, zu Hause oder anderswo erledigt, wie viele Stunden er an welchen Tagen arbeitet und wann seine Arbeitszeit beginnt beziehungsweise endet, entscheidet er selbst. „Hauptsache, die Ergebnisse stimmen“, so Prof. Dr. Maike Andresen vom Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Personalmanagement an der Universität Bamberg.

Bereits in ihrer Habilitationsschrift „Das (Un-)Glück der Arbeitszeitfreiheit“ aus dem Jahr 2009 beschäftigte sie sich mit den Auswirkungen dieses Modells auf Unternehmen und Arbeitnehmer. Seither hat sie das Thema der kompletten Arbeitszeitflexibilisierung nicht locker gelassen. In ihrem am 30. September 2014 erscheinenden Grundlagenwerk zur Personalmanagement-Praxis „Assessing Added Value“ wirft Andresen einen umfassenden Blick auf die Arbeitszeitfreiheit, stellt Vor- und Nachteile dar und gibt Empfehlungen, wie das Modell verbessert werden kann. Ihre Kernthese: Eine Weiterentwicklung und Umsetzung des Modells lohnt sich, denn gegenüber anderen Formen der Arbeitszeitflexibilisierung bietet es entscheidenden Mehrwert.

Weitere Informationen:
http://www.uni-bamberg.de/kommunikation/news/artikel/arbeitszeitfreiheit

Quelle: idw

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„Trink einen Schluck“, sagt das Pflaster

Blandina Mangelkramer Kommunikation und Presse
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

FAU-Wissenschaftler forschen an Sensorpflaster, das den Wasserhaushalt überwacht

Den ganzen Tag im Meeting, zwischendrin kurz ein Brötchen gegessen, und abends erst ein Schluck Wasser. Wer so lebt riskiert Leistungsabfall oder eine Überhitzung des Körpers. Dehydrierung, also Austrocknung, kann aber auch zu schlimmeren Krankheiten wie Nierenversagen führen. Trotz dieser immensen Bedeutung existiert zurzeit noch kein zuverlässiges Verfahren, um den Wasserhaushalt zu überwachen. In dem Verbundforschungsprojekt „Sensoren für eine verbesserte Lebensqualität“ unter der Beteiligung der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) wollen Wissenschaftler ein System entwickeln, das rechtzeitig vor einer Dehydrierung warnt: ein Sensorpflaster, das die gemessenen Werte an ein Armband oder ein Smartphone weiterleitet. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit rund 7,5 Millionen Euro gefördert: Stefan Müller, Parlamentarischer Staatssekretär im BMBF, überreichte jetzt den Erlanger Wissenschaftlern den Förderbescheid im Erlanger Schloss.

Wasser ist für den Menschen von essentieller Bedeutung: Er benötigt die Flüssigkeit beispielsweise zum Transport der Nährstoffe im Körper oder für die Beseitigung von Giftstoffen. Jeden Tag verliert der Körper jedoch Wasser über Haut und Atmung. Regelmäßiges Trinken ist daher lebensnotwendig. Wird der Körper nicht ausreichend mit Wasser versorgt, drohen Leistungsminderung, Verwirrtheitszustände, Schwindel und Kreislaufversagen, aber auch Herzerkrankungen, Nierenversagen, Diabetes oder Magengeschwüre. Des Weiteren gehört die Dehydrierung, die Austrocknung des Körpers, zu den häufigsten Todesursachen demenzkranker Menschen.

Ein zuverlässiges und zugleich einfaches Verfahren, um den Flüssigkeitshaushalt zu überwachen, gibt es dennoch nicht. Dem wollen Prof. Dr. Dr. Robert Weigel, Inhaber des Lehrstuhls für Technische Elektronik der FAU, und seine Mitarbeiter zusammen mit Unternehmen Abhilfe schaffen. Sie entwickeln ein Sensorsystem, welches den Nutzer rechtzeitig vor einer Dehydrierung warnt, sodass nötige Gegenmaßnahmen eingeleitet werden können.

Ein Pflaster, das vor Austrocknung warnt
Das System besteht aus einem Sensorpflaster, welches die gemessenen Werte an ein Smartphone oder direkt an ein dazugehöriges Armband sendet. Der Nutzer wird drei Möglichkeiten haben, sich über den Wasserhaushalt zu informieren: per App auf dem Smartphone, per Farbkodierung am Armband oder per Weiterleitung der Werte ins Internet, wo Trainer oder Pfleger die Werte abrufen können.

Die Farbkodierung am Armband stellt dabei die einfachste und direkteste Möglichkeit der Datenübertagung dar: Ein Ampelsystem erlaubt es älteren Menschen oder Sportlern den Wasserhaushalt zu kontrollieren. Wechselt die Farbe von grün auf gelb, weiß der Nutzer, dass es Zeit ist, etwas zu trinken. Vergisst er dies oder nimmt es nicht wahr, kann ein akustisches Signal oder eine Vibration ihn zusätzlich darauf hinweisen, sollte der Zustand kritischer werden.

Das Sensorpflaster basiert auf Hochfrequenz-Sensorik und innovativen Integrationstechnologien. „Für die komfortable Nutzung am Körper und eine permanente Überwachung des Wasserhaushalts müssen wir ein System erforschen, das Funktionen der Sensorik, Kommunikation, Datensicherheit, Energiespeicherung, Datenauswertung sowie optimierter Anzeige und Benutzerfreundlichkeit auf kleinstem Raum integriert“, beschreibt Projektleiter Dr. Dietmar Kissinger das komplexe Forschungsvorhaben. Da ist vielfältiges Know-how von Nöten. Daher kooperiert der FAU-Lehrstuhl mit Partnern aus der Wirtschaft und dem Gesundheitssektor: Neben dem Halbleiterhersteller Infineon Technologies, der die Sensor-Chiptechnologie zur Verfügung stellt, arbeiten die Senetics Healthcare Group, Medisana, Wearable Technologies, die Diakonie München Moosach, das Klinikum Region Hannover sowie ORTEMA an der Entwicklung und Umsetzung des Sensorpflasters mit.

Für den Beruf und zur Patientenüberwachung
Die Anwendungsgebiete des Sensorpflasters sind zahlreich. Im medizinischen Bereich könnte es Senioren helfen, ihren Wasserhaushalt im Auge zu behalten, bei Demenzkranken und bettlägerigen Patienten ermöglicht es den Pflegern bzw. der Familie den Zustand zu überwachen. „Dadurch erleichtert es die Arbeit des Pflegepersonals für Patienten – und senkt so die Pflegekosten“, sagt Professor Weigel. Die Arbeit von Feuerwehrmännern könnte das Pflaster sicherer machen: Bei Einsätzen warnt es frühzeitig vor Dehydrierung und hilft so, Orientierungslosigkeit oder gar Bewusstlosigkeit durch zu wenig Flüssigkeit im Körper zu vermeiden. Aber auch im Alltag könnte das Pflaster eingesetzt werden: von Sportlern beispielsweise, die ihre Trainingseinheiten überwachen oder von Arbeitnehmern, die ihre geistige Leistungsfähigkeit steigern wollen. „Das Sensorpflaster gibt vor allem älteren Menschen Lebensqualität zurück und leistet generell einen wichtigen Beitrag zur medizinischen Betreuung“, erklärt Professor Weigel.

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Dr. Robert Weigel
Tel.: 09131/85-27200
robert.weigel@fau.de

Quelle: idw

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Wie Kunden sich gegenseitig beim Einkaufen beeinflussen

Ingrid Rieck Presse- und Kommunikationsstelle
Universität Rostock

Rostocker Forscher: soziale Präsens von Fremden spielt große Rolle
Der Kunde soll sich im Supermarkt wohlfühlen und möglichst lange verweilen. Daher ist die Temperatur im Raum wichtig, aber auch Farbe und Geruch spielen eine große Rolle. Das ist bekannt. Nicht bekannt ist hingegen, welchen Einfluss fremde Menschen auf das eigene Kaufverhalten zwischen den Regalen im Supermarkt haben. Dieses Phänomen hat der junge Forscher Michael Luck vom Institut für Marketing und Dienstleistungsforschung der Universität Rostock akribisch unter die Lupe genommen. Er hat unter anderem Leute beim Einkaufen begleitet und sie anschließend zu ihrem Einkaufsverhalten befragt.

Es ist nicht nur die Werbung mit ihren unbewussten Wirkungs-Mechanismen, die das Kaufverhalten steuert. „Der persönliche Raum spielt eine große Rolle“, hat der 30-jährige Wissenschaftler herausgefunden. Was das heißt? „Man möchte anderen Personen nicht zu nahe kommen und andere sollen einem im Umkehrschluss auch nicht zu nahe kommen“, beobachtete Luck. Das Resultat: Kunden vermeiden es, Produkte anzuschauen, wenn es gerade andere tun. Wird man vielleicht negativ bewertet, wenn man sich zu jemandem in eine Regalreihe stellt? Luck schließt das nicht aus. „Ist beispielsweise am Regal ein anderer, wo man sich gerade selbst informieren möchte, empfindet man negative Gefühle“, fand der Forscher heraus. Seine Erkenntnis: „Die soziale Präsens von Fremden beim Einkaufen im Supermarkt spielt eine große Rolle“. Andere im Markt seien okay, sie sollten aber nicht in der unmittelbaren Nähe sein. Es gibt für Zufriedenheit eine optimale Anzahl von Kunden im Supermarkt. Sind zu wenig Leute da, hat man das Gefühl, das etwas nicht stimmt, vielleicht die Preise zu hoch oder die Qualität schlecht sind. Sind zu viele im Geschäft, fühlt man sich eher belästigt, empfindet Stress und fühlt sich nicht gut, weicht möglicherweise auf einen anderen Supermarkt aus. Der Schluss des Rostocker Wissenschaftlers: „Das Optimum schafft ein positives Gefühl, wenn eine ausreichende Distanz eingehalten wird. Kommen hingegen andere zu nah, vermeiden die meisten Kunden es, sich umzusehen.

Am Institut für Marketing und Dienstleistungsforschung in Rostock werden gegenwärtig Ideen entwickelt, was man machen kann, damit Kunden sich wohl fühlen und ein optimales Einkaufserlebnis empfinden. „Wir analysieren das Phänomen des Einflusses anderer Kunden tiefgründig und forschen nach Erklärungsansätzen.“

Seit geraumer Zeit musste das Management sich eingestehen, dass die Anwesenheit anderer Personen eine wesentliche Rolle beim Einkaufsverhalten spielt. Dieses Phänomen zu erklären und Schlüsse zu ziehen, da sind jetzt die Forscher gefragt. Text: Wolfgang Thiel

Universität Rostock
Michael Luck
Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät
Institut für Marketing und
Dienstleistungsforschung
Tel: 0381 498 4372
Mail: michael.luck@uni-rostock.de

Quelle: idw

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Zwillingspaare für Internetstudie gesucht

Johannes Seiler Dezernat 8 – Hochschulkommunikation
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

Wissenschaftler der Universitäten Bonn und des Saarlandes untersuchen, wie das Internetverhalten von genetischen und persönlichen Faktoren sowie Umwelteinflüssen abhängt. Zwillingspaare zwischen 18 und 50 Jahren können sich für eine Teilnahme an der Online-Umfrage unter twingame-study@uni-saarland.de melden.

Der Internetkonsum spielt eine immer größere Rolle im Alltag. Während einige Menschen jeden Tag mehrere Stunden im Netz surfen, kommen andere problemlos eine Woche lang ohne Internet aus. Auch für Online-Computerspiele sind nicht alle gleich empfänglich. Mit dem Projekt „TwinGame“ wollen die Psychologen der Universität Bonn mit Wissenschaftlern der Universität des Saarlandes nun herausfinden, ob das Verhalten im Netz und der Gebrauch von Online-Computerspielen von genetischen Faktoren sowie Umwelteinflüssen beeinflusst wird und welche Rolle Persönlichkeitsmerkmale und Gewohnheiten spielen.

In der Studie werden mittels Fragebogen unter anderem Häufigkeit, Dauer und Art des Internetkonsums und des Computerspielverhaltens erfasst. Außerdem machen die Versuchsteilnehmer Angaben zu ihrer Freizeitgestaltung und anderen Lebensgewohnheiten, ihrer Zufriedenheit sowie zu weiteren Persönlichkeitsmerkmalen, wie beispielsweise Empathie und Wertvorstellungen.

Für die Studie gesucht werden gleichgeschlechtliche ein- und zweieiige Zwillingspaare zwischen 18 und 50 Jahren. Eine Teilnahme ist nur möglich, wenn beide Zwillinge bereit sind, den Fragebogen auszufüllen. Die Bearbeitung erfolgt online und dauert rund eine Stunde. Hierfür gibt es pro Person eine Aufwandsentschädigung von zehn Euro. Interessenten melden sich mit dem Stichwort „Uni“ unter Angabe des Alters und der Namen der Zwillinge per E-Mail twingame-study@uni-saarland.de.

Bitte leiten Sie die Informationen zur Studie auch an andere Zwillinge weiter!

Weitere Informationen:
http://www.uni-saarland.de/lehrstuhl/diffpsy/forschung/twingame.html Informationen zur Studie

Quelle: idw

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Innovationen querfeldein: Wenn Biokohle den Acker fruchtbar macht

Dipl.-Ing. agr. Helene Foltan Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Agrartechnik Potsdam-Bornim e.V.

Im bundesweiten Innovationswettbewerb „Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen“ 2014 ist das Projekt „Optimierte Biokohle aus agrarischen Reststoffen“ heute als einer von 100 Preisträgern geehrt worden. Zum Thema „Innovationen querfeldein – Ländliche Räume neu gedacht“ liefert das Projekt in der Kategorie Wissenschaft Antworten auf die Frage, welche Bedeutung Biokohle zukünftig für Landwirtschaft und Klima haben kann, z. B. um als nachhaltiger Bodenhilfsstoff an ertragsschwachen Standorten bessere Ernten zu ermöglichen.

Ausgezeichnet wurde das ATB für seine zukunftsweisende Forschung zu optimierter Biokohle aus agrarischen Reststoffen. Die Idee: Wenn aus Mais oder Getreidestroh Biogas produziert wird, bleiben Gärreste übrig. Aus ihnen wird Biokohle hergestellt, die dem Boden wichtigen Kohlenstoff zuführt. Das chemische Element ist zudem fest im Dünger gebunden und kann auf diese Weise nicht in Form von Treibhausgasen in die Atmosphäre entweichen – ein Plus für das Klima. Seit 2009 beforschen Wissenschaftler am Potsdamer Leibniz-Institut für Agrartechnik das Thema Biokohle – von der Karbonisierung von agrarischen Reststoffen über die Charakterisierung und Pflanzenwirkung von Biokohle bis hin zur Bewertung ihres ökonomischen und ökologischen Potenzials.

Die Initiative „Deutschland – Land der Ideen“ und die Deutsche Bank zeichnen im Rahmen des Wettbewerbs gemeinsam Ideen und Projekte aus, die einen positiven Beitrag zur Gestaltung der ländlichen Räume und Regionen liefern und sie fit für die Zukunft machen. Rayk Heidamke, Leiter Firmenkunden Brandenburg der Deutschen Bank, überreichte den ATB-Biokohleforschern Dr. Jan Mumme, Dr. Andreas-Meyer-Aurich und Dr. Jürgen Kern die Auszeichnung als „Ausgezeichneter Ort“ und betonte: „Das Leibniz-Institut für Agrartechnik lässt uns einen Blick in die Zukunft der Landwirtschaft werfen: Ihr Projekt verbindet Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit. Sie geben dadurch nicht nur der Agrarwirtschaft innovative Impulse, sondern den ländlichen Regionen insgesamt. Es gilt, die Herausforderungen anzunehmen – und das eben querfeldein. Treffender hätte ein Jahresthema die Transformationskraft des ländlichen Raums gar nicht einfangen können.“

„Ein ‚Ausgezeichneter Ort im Land der Ideen‘ zu sein, erfüllt mich mit Freude und auch mit Stolz – zuvorderst auf die Leistungen unserer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler“, kommentierte Prof. Dr. Reiner Brunsch, wissenschaftlicher Direktor des ATB, die Auszeichnung. „Mit der Forschung zu Biokohle ist es uns gelungen, wissenschaftliche Exzellenz und gesellschaftliche Relevanz zu verbinden – und damit den Leitgedanken unseres Namenspatrons Leibniz mit Leben zu füllen: Grundlagenforschung mit praktischer Anwendung zu verknüpfen.“

Das ATB erhält die Auszeichnung bereits zum zweiten Mal: 2009 wurde das Institut für seine innovativen Konzepte und Produktideen für die Nutzung nachwachsender Rohstoffe ausgezeichnet.
„Der Einfallsreichtum und die Leidenschaft der Menschen, mit denen sie Zukunft in unserem und für unser Land gestalten, verdienen eine Bühne, auf der sie wahrgenommen werden. Die ‚Ausgezeichneten Orte‘ bilden ein einmaliges Netzwerk an Innovationen aus Deutschland“, begründete Rayk Heidamke das langjährige Engagement der Deutschen Bank im Wettbewerb. Aus 1.000 Bewerbungen wählte die Expertenjury aus Wissenschaftlern, Wirtschaftsmanagern, Journalisten und Politikern gemeinsam mit einem sechsköpfigen Fachbeirat das Leibniz-Institut für Agrartechnik Potsdam-Bornim mit seinem Projekt „Optimierte Biokohle aus agrarischen Reststoffen“ als Preisträger aus.

Kontakt:
Helene Foltan
Leibniz-Institut für Agrartechnik Potsdam-Bornim e.V.
Tel.: 0331 5699-820; hfoltan@atb-potsdam.de
http://www.atb-potsdam.de

Deutschland – Land der Ideen
Pierre Dombrowski
Tel.: 030/206459-180; dombrowski@land-der-ideen.de
http://www.ausgezeichnete-orte.de
http://www.facebook.com/deutschland.landderideen
http://www.twitter.com/Land_der_Ideen

Deutsche Bank
Sandra Haake-Sonntag
Tel.: 069/910-42925; sandra.haake-sonntag@db.com
http://www.deutsche-bank.de/ideen
http://www.facebook.com/DeutscheBank
http://www.twitter.com/DeutscheBank

Detaillierte Informationen zum Thema ländliche Regionen in Form von Interviews, Multimediareportagen und aktuellen Studien erhalten Sie auf dem Themenportal http://www.innovationen-querfeldein.de.

Die Forschung des Leibniz-Instituts für Agrartechnik Potsdam-Bornim e.V. (ATB) zielt auf die ressourceneffiziente Nutzung biologischer Systeme zur Erzeugung von Lebensmitteln, Rohstoffen und Energie in Anpassung an Anforderungen von Klimaschutz und Klimawandel. Zu diesem Zweck entwickelt das ATB verfahrenstechnische Grundlagen für eine nachhaltige Landbewirtschaftung und stellt innovative technische Lösungen für Landwirtschaft und Industrie bereit. Eine Querschnittsaufgabe ist die Analyse und Bewertung des Technikeinsatzes entlang der Wertschöpfungskette. Die im Rahmen von Bioraffinerie- und Kaskadennutzungskonzepten entwickelten Technologien sind ein Beitrag zur Schaffung einer biobasierten Stoff- und Energiewirtschaft.

Quelle: idw

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Bluthochdruck: Gesunder Lebensstil allein reicht nicht immer aus

Maximilian Broglie Geschäftsstelle
Deutsche Hochdruckliga

Heidelberg – Gesund zu leben ist die beste Therapie gegen Bluthochdruck, so lautet der Rat vieler Mediziner. Doch Experten der Deutschen Hochdruckliga e.V. DHL® Deutsche Gesellschaft für Hypertonie und Prävention warnen vor voreiligen Schlüssen: Normalgewicht, ausgewogene Ernährung und regelmäßige Bewegung seien zwar ein Grundpfeiler der Behandlung von Bluthochdruck. Lebensstiländerungen allein ersetzen die Einnahme von blutdrucksenkenden Medikamenten aber nicht immer. Messen Betroffene wiederholt und längerfristig Blutdruckwerte von über 140 zu 90 Millimeter auf der Quecksilbersäule (mmHg), drohen Organschäden.

Mit fettarmer Ernährung, täglichen Spaziergängen und höchstens einem Glas Bier am Tag bekommen viele Menschen mit Bluthochdruck ihre Werte in den Griff. „Bei mäßiger Hypertonie von bis zu 159 zu 99 sollten Ärzte zunächst immer eine Umstellung der Lebensgewohnheiten empfehlen“, erläutert Professor Dr. med. Martin Hausberg, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Hochdruckliga e.V. DHL® aus Karlsruhe. Dazu gehören eine ausgewogene, salzarme Ernährung, Sport und das Ziel, Risiken so gering wie möglich zu halten: Übergewicht, Rauchen und Alkohol. Doch das reicht nicht immer aus. „Wenn die Werte trotz intensiver Bemühungen des Patienten auch nach mehreren Monaten nicht sinken, ist eine Behandlung mit Blutdruck-Medikamenten notwendig“, so Professor Hausberg, „und maßgeblich für seine Gesundheit“.

Dasselbe gelte, wenn der Blutdruck die 159/99 mmHg überschreitet oder wenn ein erhöhtes Risiko durch andere Erkrankungen der Nieren, des Herzkreislaufsystems oder Diabetes melltius besteht. „In diesen Fällen wäre es nahezu verantwortungslos, keine Medikamente zu verschreiben“, betont der Experte. Denn je länger der hohe Blutdruck anhält, desto größer die Gefahr, dass er das gesamte Gefäßsystem und Organe wie Herz, Hirn oder Nieren schädigt.
Wie wichtig Aufklärung ist, zeigen die Zahlen: Jeder zweite Deutsche ist übergewichtig, jeder vierte raucht – das treibt den Blutdruck in die Höhe. Dennoch weiß nur jeder zweite Betroffene von seinem Bluthochdruck. Das bedeutet aber für viele nicht, etwas dagegen zu unternehmen: Nur die Hälfte lassen sich auf eine Behandlung ein. „Viele verdrängen das Problem Bluthochdruck, da es anfangs keine spürbaren Beschwerden verursacht“, sagt Experte Hausberg.

Ältere Menschen empfinden leicht erhöhte Werte zudem oft nicht als gefährdend. Lebensalter plus 100 – nach dieser veralteten Faustregel zur Bestimmung der Höchstwerte richten sich immer noch zu viele Patienten und auch Ärzte. Danach wäre für einen 60-Jährigen ein Blutdruck von bis zu 160 mmHg noch akzeptabel. „Diese Regel führt in die Irre“, warnt Professor Hausberg, „Langzeitstudien zeigen eindeutig, dass ein Wert über 140 mmHg auf längere Zeit in jedem Alter gesundheitsgefährdend ist und das Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall signifikant erhöht.“ Ein gesunder Lebensstil bliebe zwar der erste Schritt, dagegen vorzugehen. Denn auch Medikamente könnten ungesunde Gewohnheiten nicht kompensieren. Doch wenn das nicht wirke, müssten Ärzte blutdrucksenkende Mittel verordnen.

Quelle: 2013 ESH/ESC Guidelines for the management of arterial hypertension, European Heart Journal doi:10.1093/eurheartj/eht151

Terminhinweis:
Pressekonferenz der Deutschen Hochdruckliga e.V. DHL®
Deutsche Gesellschaft für Hypertonie und Prävention
anlässlich des 40-jährigen Bestehens
Diagnostik und Therapie des Bluthochdrucks: eine Erfolgsgeschichte
Termin: Montag, 15. September 2014, 12.00 bis 13.00 Uhr
Ort: Dependance der DHL®, Oranienburger Straße 22, 10117 Berlin

Weitere Informationen:
http://www.hochdruckliga.de

Quelle: idw

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Fahrtauglichkeit im Alter – darf Oma noch Autofahren?

Nina Meckel Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Gesellschaft für Geriatrie (DGG)

Jeden Tag gegen zwölf Uhr mittags setzt Maria Herweg ihren alten BMW rückwärts aus der Garage – schön vorsichtig versteht sich. Günther Herweg nimmt dann auf dem Beifahrersitz Platz und das Ehepaar fährt gemeinsam zum Essen. Jeden Tag? „Am Wochenende nicht, da bleiben wir zu Hause. Am Wochenende sind die ganzen Alten unterwegs“, sagt Herweg und grinst dabei. Ist das arrogant? Diskriminierend? Nein, das ist ironisch: Maria Herweg ist nämlich selbst nicht weniger als 79 Jahre alt.

79 Jahre – ist das nicht zu alt für regelmäßiges Autofahren? Sollte die rüstige Rentnerin ihren Führerschein nicht lieber abgeben und mittags auf den Bus oder den Pizza-Service umsteigen? Hochbetagte können nicht mehr jede Situation im Straßenverkehr lösen und stellen ein erhebliches Risiko dar, lautet die landläufige Meinung. Und viele Senioren geben freiwillig ihren Führerschein ab. Das Gegenteil ist jedoch der Fall, wie jetzt Altersmediziner herausgefunden haben: Das Alter bringt die Fähigkeit mit sich, sicher Auto zu fahren.

Autofahrer bis 75 Jahre sind keine Risikogruppe. Im Gegenteil.
Der Blick in die deutsche Verkehrs-Unfallstatistik zeigt: Senioren bis 75 Jahre sind keine Risikogruppe. Im Gegenteil. „Die älteren Fahrer haben viel Erfahrung. Sie können Gefahrensituationen richtig einschätzen und sie sind auch keine Raser“, erläutert Sven Rademacher vom Deutschen Verkehrssicherheitsrat in Bonn. Außerdem seien sie vorausschauend. „Bei Schneetreiben oder Nebel lassen sie das Auto auch einmal stehen. Sie wissen: Sicherheit geht vor.“
So sieht es auch Prof. Dr. Desmond O’Neill vom Trinity College in Dublin. Auf dem Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG) und der Deutschen Gesellschaft für Gerontologie und Geriatrie (DGGG) in Halle an der Saale berichtet er über seine Untersuchungen zur Fahrtauglichkeit Älterer. Sein Fazit: „Das Alter bringt die Fähigkeit mit sich, sicher Auto zu fahren.“ Der irische Professor betont, wie wichtig die Mobilität für viele Ältere ist, ermögliche sie ihnen doch, am sozialen Leben teilzuhaben.

Aber was ist mit den Fahrern über 75 Jahre? Für sie zeigt die Statistik steigende Unfallzahlen. Diese Gruppe ist nicht klein: Laut dem DVR besitzen fast zwei Millionen Deutsche zwischen 75 und 84 Jahren ein Auto. „Trotzdem ist das Alter an sich kein Risikofaktor. Sicherheit im Straßenverkehr ist keine Frage des Lebensalters sondern der Gesundheit“, erläutert Rademacher vom DVR. Gesundheitliche Einschränkungen kämen bei dem einen früher, beim anderen erst sehr viel später. Seine Empfehlung: Autofahrer sollten frühzeitig beginnen, ihren Gesundheitszustand regelmäßig überprüfen zu lassen. Ärzte und Verkehrsexperten empfehlen diese Untersuchungen schon ab 40 Jahren.

Regelmäßiger Gesundheitscheck für Autofahrer ist wichtig.
Auch die ehemaligen Skirennläufer Rosi Mittermaier und Christian Neureuther machen sich für sichere Mobilität stark: Im Rahmen der „Aktion Schulterblick“ des DVR setzen sie sich dafür ein, dass sich Verkehrsteilnehmer regelmäßig einem freiwilligen Gesundheitscheck unterziehen. Hierbei überprüfen Ärzte die Fahrfitness der Interessierten. „Mit dem Autofahren ist es wie im Sport: Wenn man älter wird, ist man oftmals nicht mehr so gut in Form wie in jungen Jahren“, sagt Rosi Mittermaier. „So manchen plagen erste Zipperlein. Ein ärztlicher Gesundheitscheck zeigt die eigenen Grenzen auf und hilft, Gefahren realistisch einzuschätzen. Dadurch kann etwa deutlich werden, dass die Brillenstärke mal wieder angepasst werden muss, oder ein Hörgerät beim Fahren einen großen Sicherheitsgewinn bringen würde“, so die ehemalige Profisportlerin.

„Gesundheitschecks sind ein wichtiger Beitrag zur Sicherheit im Straßenverkehr“, weiß auch der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG), Prof. Dr. Ralf-Joachim Schulz aus Köln. Überprüft werden sollten neben der Sehkraft das Gehör, die Beweglichkeit, die Aufmerksamkeit und die Reaktionsgeschwindigkeit des Fahrzeugführers sowie die Funktion von Herz, Leber und Nervensystem, weiß der Experte für Altersmedizin.

Sprechen Sie mit Ihrem Arzt über Ihre Fahrtüchtigkeit!
Laut einer repräsentativen Forsa-Umfrage, die der DVR in Auftrag gegeben hat, wären zwei Drittel der Auto fahrenden Senioren bereit, das Fahrzeug stehen zu lassen, sofern ihr Arzt dazu rät. Doch hier zeigt sich eine Lücke: Obwohl sich die meisten Senioren regelmäßig beim Arzt durchchecken lassen, sprechen nur wenige mit ihrem Arzt über den Einfluss der Gesundheit auf die Fahrtüchtigkeit. „Dabei ist das besonders wichtig. Fragen Sie nach“, fordert Schulz alle Autofahrer auf. Dies gelte nicht nur für hochbetagte Senioren.

Der Präsident der Fachgesellschaft nennt einen weiteren wichtigen Punkt: Medikamente! Laut einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage nehmen rund zwei Drittel aller Autofahrer ab 65 Jahren regelmäßig Medikamente ein. Bei den Über-75-Jährigen sind es sogar 77 Prozent. Sicherheit geht dabei für die meisten befragten Autofahrer vor: 78 Prozent würden ihren Wagen stehen lassen, wenn sie merken, dass Arzneimittel ihre Fahrtüchtigkeit einschränken.
Aber um das zu beurteilen, reicht der Blick in den Beipackzettel nicht aus. Denn oft ist die Kombination verschiedener Arzneimittel die Ursache für Einschränkungen, die sich im Straßenverkehr fatal auswirken können wie zum Beispiel Schwindel, Konzentrationsschwächen, verminderte Reaktionsgeschwindigkeit oder verschwommenes Sehen. „Sprechen Sie daher mit Ihrem Arzt über ALLE Arzneimittel, die sie einnehmen, auch über die freiverkäuflichen“, empfiehlt Schulz. Nur dann sei sichergestellt, dass sie die Fahrtüchtigkeit nicht einschränken.

Maria Herweg kann deshalb trotz ihrer 79 Lebensjahre die Diskussion über ihre Fahrtauglichkeit gelassen sehen. Ihr Arzt hat ihr grünes Licht für ihre täglichen Fahrten in dem alten BMW gegeben. Und sie fährt seit 50 Jahren unfallfrei. Gelernt ist eben gelernt.

Mehr zum Thema erfahren Sie auch beim Jahreskongress der DGG und DGGG:

• Gängige Ansichten und Testverfahren, mit denen die Fahrtüchtigkeit älterer Menschen untersucht wird, wird Prof. Desmond O’Neill MD im Rahmen des Jahreskongresses der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG) und der Deutschen Gesellschaft für Gerontologie und Geriatrie (DGGG) in Halle (Saale) (24. bis 27. September 2014) hinterfragen. Zu seiner englischsprachigen Keynote-Lecture „Driving and older people: a major theme for gerontologists and geriatricians“ am Donnerstag, 25.09.2014, 14:30-15:15 Uhr, laden wir alle Vertreter der Presse herzlich ein.
http://www.gerontologie-geriatrie-kongress.org/programm/keynotes/desmond-oneill….

• In dem Symposium „Fahreignung grenzenlos“ am Donnerstag, 25.09.2014, 08:00-09:30 Uhr wird die Verpflichtung zur Prüfung der Fahreignung anhand beispielhafter Modelle aus der Schweiz und Dänemark vorgestellt.
http://www.gerontologie-geriatrie-kongress.org/programm/donnerstag/symposium-s23…

• Ergänzend wird der Verkehrspädagoge und Dozent für Verkehrsrecht Tomas Ciura in seinem Workshop „Fahreignung im Alter“ am Donnerstag, 25.09.2014, 15:30-19:00 Uhr Basiswissen rund um das Thema Fahreignung sowie rechtliche Grundlagen vermitteln. Der Workshop findet im Rahmen der DGG-Fortbildungsakademie parallel zum Kongress statt und ist mit 5 CME-Punkten zertifiziert.
http://www.gerontologie-geriatrie-kongress.org/programm/dgg-akademie-fortbildung…

• Die Interdisziplinäre Veranstaltung „Fahreignung im höheren Lebensalter“ am Freitag, 26.09.2014, 08:00-09:30 Uhr beleuchtet das Thema aus psychologischer und neurologischer Sicht.
http://www.gerontologie-geriatrie-kongress.org/programm/interdisziplinaere-veran…

Weitere Informationen:
http://www.dggeriatrie.de/presse/837-pm-fahrtauglichkeit-im-alter-darf-opa-noch-…

Quelle: idw

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Mainzer Fluglärmstudie beweist: Nachtfluglärm verursacht deutliche Gefäßschäden bei Herz-Patienten

Dr. Renée Dillinger-Reiter Stabsstelle Kommunikation und Presse
Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz

Mainzer Wissenschaftler publizieren Forschungsergebnisse der FluG-Risiko-Studie in der Zeitschrift „Clinical Research in Cardiology“

Eine neue Studie der II. Medizinischen Klinik und Poliklinik der Universitätsmedizin Mainz belegt: Fluglärm führt bei Patienten mit einer koronaren Herzerkrankung (KHK) bzw. einem hohen Risiko für eine KHK zu einem deutlichen Gefäßschaden, erhöhtem Blutdruck und zu einer verminderten Schlafqualität. All dies sind Befunde, die die gesundheitsgefährdende Wirkung von Fluglärm weiter belegen. Die in der Zeitschrift „Clinical Research in Cardiology“ veröffentlichte Studie wurde heute an der Universitätsmedizin Mainz vorgestellt.

„Wir wissen, dass Fluglärm Bluthochdruck, Herzinfarkte und auch Schlaganfälle auslösen kann“, so Univ.-Prof. Dr. Thomas Münzel, Direktor der II. Medizinischen Klinik und Poliklinik, Vorstandsmitglied der Stiftung Mainzer Herz und Leiter der Studie. „Die Ergebnisse unserer Studie waren so ausgeprägt, dass die Studie schon nach 60 Patienten abgebrochen wurde, obwohl eine Probandenzahl von 100 eingeplant war.“ Nach Einschätzung von Professor Münzel sind die Ergebnisse der Studie ein weiterer Mosaikstein, um die Entstehung von schwerwiegenden Herz-Kreislauf-Erkrankungen als Folge von Fluglärm erklären zu können.

Im Rahmen der Studie wurden 60 Patienten mit einer koronaren Herzerkrankung oder einem erhöhten Risiko für eine Herzerkrankung während des Schlafs mit simuliertem Nachtfluglärm beschallt. Das Durchschnittsalter der Probanden lag bei 61,8 Jahren. „In einem Feldversuch wurden die Patienten zu Hause einer Lärmbelastung ausgesetzt, bei der in einer Versuchsnacht insgesamt 60 Nachtflüge mit einem mittleren Schallpegel von 46 dBA simuliert wurden. Zur Kontrolle hatten wir auch ein lärmfreies Nacht-Szenario“, erklärt Dr. Frank Schmidt aus der II. Medizinischen Klinik und Poliklinik, der die Studie durchgeführt hat.

Die Wissenschaftler stellten fest, dass Nachtfluglärm bei den Patienten die Gefäßfunktion, die mit hochauflösenden Ultraschallgeräten gemessen wurde, deutlich verschlechterte.

„Die Verschlechterung der Gefäßfunktion war so ausgeprägt, dass nach einer Zwischenanalyse von 60 Patienten die Studie vorzeitig beendet wurde“, berichtet Dr. Schmidt. „In unserer ersten Studie konnten wir bereits belegen, dass Nachtfluglärm bei gesunden Probanden die Gefäße schädigt. Gemessen wurde dabei die Erweiterungsfähigkeit der Arterien – im Fachjargon Endothelfunktion -, die unter Nachtfluglärm deutlich abnahm. In unserer aktuellen Studie zeigte sich, dass dieser Effekt bei Patienten mit einer koronaren Herzerkrankung (KHK) noch deutlich stärker ausgeprägt war“, ergänzt Dr. Schmidt.

„Bemerkenswert ist, dass der Lärm die Gefäße schädigte, obwohl die Patienten ihre Herzkreislaufmedikamente einnahmen, die die Gefäßfunktion vor Schäden schützen“, betont Professor Münzel. „Weiterhin verschlechterte sich die Gefäßfunktion unabhängig davon, ob sich die Patienten über den Lärm geärgert haben oder nicht. Auch die Lärmempfindlichkeit der Patienten spielte keine Rolle. Die Verschlechterung der Gefäßfunktion hat bei Patienten mit einer KHK prognostische Bedeutung, da diese mit einem erhöhten Auftreten von Tod durch Herzinfarkt und Schlaganfall verbunden ist“, ergänzt Professor Münzel. „Nächtlicher Fluglärm muss damit als wichtiger, neuer Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen bewertet werden. Wir Ärzte können Bluthochdruck, erhöhtes Cholesterin und Diabetes effektiv behandeln. Patienten können mit dem Rauchen aufhören. Lärm ist somit der einzige Herzkreislauf-Risikofaktor, den nur die Politik nachhaltig beeinflussen kann“, so Münzel.

„Die eindrücklichen Ergebnisse der Studie sind insbesondere vor dem aktuellen Hintergrund – der Erteilung der Baugenehmigung für den dritten Terminal am Frankfurter Flughafen – bedeutsam; zeigen sie doch einmal mehr, dass Fluglärm ein Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist“, kommentiert Prof. Dr. Babette Simon, Vorstandsvorsitzende und Medizinischer Vorstand der Universitätsmedizin Mainz. „Deshalb fordern wir mit Nachdruck eine deutliche Entlastung des Geländes der Universitätsmedizin und der umliegenden Kliniken in Mainz vom Fluglärm und dass dazu alle Optionen des aktiven Schallschutzes zum Einsatz kommen. Alternativlos nach meinem Dafürhalten ist daher ein runder Tisch, um zu einer schnellen und nachhaltigen Lösung zu kommen.“

Die Studie wurde von der II. Medizinischen Klinik und Poliklinik der Universitätsmedizin Mainz mit Unterstützung der Stiftung Mainzer Herz und der Robert Müller Stiftung durchgeführt.

Die Originalarbeit mit den Forschungsergebnissen ist abrufbar unter:
http://link.springer.com/journal/392

Weiterführende Informationen zu den Probanden und zur Durchführung der Studie finden Sie unter: https://www.youtube.com/channel/UCdRqJEmZIvB0KdD9qTJ6PAA.

Kontakt:
Andrea Mänz-Grasmück und Teresa Peter, Stiftung Mainzer Herz,
c/o Büro Univ.-Prof. Dr. med. T. Münzel,
II. Medizinische Klinik und Poliklinik, Universitätsmedizin Mainz,
Langenbeckstr. 1, 55131 Mainz
Tel. 06131 17 5737 und 06131 17 8215,
Fax 06131 17 5660, E-Mail: info@herzstiftung-mainzer-herz.de

Über die Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Die Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz ist die einzige medizinische Einrichtung der Supramaximalversorgung in Rheinland-Pfalz und ein international anerkannter Wissenschaftsstandort. Sie umfasst mehr als 60 Kliniken, Institute und Abteilungen, die fächerübergreifend zusammenarbeiten. Hochspezialisierte Patientenversorgung, Forschung und Lehre bilden in der Universitätsmedizin Mainz eine untrennbare Einheit. Rund 3.500 Studierende der Medizin und Zahnmedizin werden in Mainz ausgebildet. Mit rund 7.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist die Universitätsmedizin zudem einer der größten Arbeitgeber der Region und ein wichtiger Wachstums- und Innovationsmotor. Weitere Informationen im Internet unter www.unimedizin-mainz.de

Über die Stiftung Mainzer Herz
Die im Jahr 2007 gegründete Stiftung hat den Zweck Forschung und Lehre zu fördern sowie die Patientenversorgung an der II. Medizinischen Klinik kontinuierlich zu verbessern. Das beginnt bereits bei der Prävention, also der Vorsorge und der Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, und endet bei der optimalen Versorgung von Patienten, die einen akuten Herzinfarkt erlitten haben. Ein neuer Förderschwerpunkt der Stiftung im Forschungsbereich sind die Auswirkungen von Lärm („Fluglärm“) auf die Gesundheit mit besonderem Fokus auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Weitere Informationen zur Stiftung und zu Fördermöglichkeiten unter:
http://www.herzstiftung-mainzer-herz.de/

Quelle: idw

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TU Berlin: Kälte aus (Ab)wärme

Stefanie Terp Stabsstelle Presse, Öffentlichkeitsarbeit und Alumni
Technische Universität Berlin

Gemeinsame Medieninformation der Technischen Universität Berlin und des Vivantes Klinikum Spandau

Am Vivantes Klinikum Spandau geht eine neuartige Anlage zur Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung an den Start. Entwickelt wurde diese von einem Forschungsverbund unter Leitung der TU Berlin.

Neue Wege bei der Kälteversorgung geht das Vivantes Klinikum Spandau: Dessen Blockheizkraftwerk (Kraft-Wärme-Kopplung) ist jetzt mit dem neuen Typ einer Absorptionskälteanlage und einer so genannten trockenen Rückkühlung gekoppelt worden. Dadurch lässt sich im Sommer neben dem erzeugten Strom auch die (Ab)Wärme nutzen, um beispielsweise OP-Bereiche und Intensivstationen zu kühlen. So kann die Auslastung und Effizienz der vorhandenen Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlage erhöht werden. Ziel von Vivantes ist es, Energie effizienter zu nutzen und langfristig Energiekosten zu sparen.

Um in der umweltfreundlichen Kälteversorgung neue Maßstäbe zu setzen, ist eine breite Initiative aus mehreren Forschungseinrichtungen angetreten – unter Leitung der TU Berlin gemeinsam mit dem Energieeffizienzverband für die Wärme- und Kälteversorgung (AGFW) und dem Bundesverband Technische Gebäudeausrüstung e.V. (BTGA) mit einer Förderung durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi).
In Deutschland werden aktuell rund 15 Prozent des elektrischen Stroms zur Kühlung eingesetzt. Und Fachleute gehen davon aus, dass bis 2030 die Ausrüstung mit Klimaanlagen um 50 Prozent zunehmen wird. Vor diesem Hintergrund ist das Potenzial ebenso wie die Notwendigkeit gegeben, Wärme aus Kraft-Wärme-Kopplung, aber auch aus anderen Quellen, wie zum Beispiel aus Produktionsprozessen oder der Solarenergie, zur Kälteerzeugung zu nutzen und damit den Bedarf an elektrischem Strom zur Kälteerzeugung nicht ungebremst wachsen zu lassen. Der wesentliche Vorteil der Kraft-Wärme-Kopplung gegenüber der getrennten Erzeugung von Strom (Kraft) und Wärme ist die deutlich höhere Ausnutzung des Primärenergieträgers. Jedoch liegt dieser ressourcenschonende und Emissionen reduzierende Vorteil der Kraft-Wärme-Kopplung im Sommer brach, da zu wenig Wärme gebraucht wird. Es sei denn, man kann die Abwärme zur Kühlung von zum Beispiel Rechenzentren, Büroräumen, Krankenhäusern oder bei der Lebensmittelherstellung nutzen. Hierfür kommen Absorptionskälteanlagen zum Einsatz.

Ein Wissenschaftsverbund vom Fachgebiet Maschinen- und Energieanlagentechnik der TU Berlin, der Vattenfall Wärme AG und dem Bayerischen Zentrum für angewandte Energieforschung (ZAE Bayern) haben in einem durch das damalige Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) einen neuen und deutlich effizienteren Typ von Absorptionskälteanlagen entwickelt, mit denen die Wärme das ganze Jahr über genutzt werden kann. Die Ziele der Bundesregierung zur Effizienzsteigerung und CO2-Minimierung im Strom- und Energiemarkt werden somit gleichzeitig auf zwei Wegen erreicht. Einerseits kann der Anteil von KWK-Strom am nationalen Strommix als Nebeneffekt der Wärmenutzung signifikant erhöht werden, zum anderen wird der Stromverbrauch im Sommer verringert.
Zusammen mit den Kooperationspartnern der TU Berlin werden diese Anlagen nun in umfangreichen Feldtests zur Marktreife vorangebracht und der Öffentlichkeit vorgestellt. In den kommenden Monaten wird bundesweit bei insgesamt weiteren 14 Stadtwerken und privatwirtschaftlichen Partnern die optimierte Absorptionskälteanlagentechnik getestet.

Weitere Informationen erteilen Ihnen gern: Prof. Dr.-Ing. Felix Ziegler, TU Berlin, Fachgebiet Maschinen- und Energieanlagentechnik, Tel.: 030/314-25624, E-Mail: felix.ziegler@tu-berlin.de, Dipl.-Ing. Stefan Petersen, Projektleitung FAkS am Fachgebiet Maschinen- und Energieanlagentechnik, Tel.: 030/314-29231, E-Mail: stefan.petersen@tu-berlin.de
Dipl.-Ing. Winfried Löwe, Projektleitung Ressort FacilityManagement/Bau, Vivantes, Tel. 030/130-115113, E-Mail: Winfried.loewe@vivantes.de

Quelle: idw

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Menschen mit Arthrose bewegen sich zu wenig. Experten raten zu moderatem Sport

Medizin – Kommunikation Medizinkommunikation
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften

Berlin – Fast jeder dritte 45- bis 67-Jährige in Deutschland ist an Arthrose erkrankt. Bei den über 65-Jährigen trifft es bereits jeden Zweiten. Betroffene haben meist zu Beginn große Schmerzen, vor allem wenn sie sich bewegen. Sie sind verunsichert, welche Belastung sie ihren Gelenken noch zumuten können und bewegen sich daher immer seltener. Dabei lindert regelmäßige Bewegung die Krankheitszeichen der Arthrose und verlangsamt ihr Fortschreiten. Welche Risiken dennoch beachtet werden müssen und wie Betroffene ihre Gelenke beim Sport schützen, erklären Experten auf einer Pressekonferenz des Deutschen Kongresses für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU) am 29. Oktober 2014 in Berlin.

Arthrose gehört zu den häufigsten Erkrankungen im Alter. Aber auch immer mehr junge Menschen leiden an Gelenkverschleiß: Ein Unfall, eine angeborene Fehlstellung, Übergewicht, Gelenkentzündungen und Stoffwechselerkrankungen können die Ursachen sein. Betrifft die Arthrose große Gelenke wie Knie, Hüfte, Wirbelsäule und Sprunggelenk, ist das Bewegungsverhalten der Betroffenen häufig stark eingeschränkt. „Meist hindern Schmerzen die Patienten, sich regelmäßig zu bewegen“, erklärt Professor Dr. phil. Klaus Bös, ehemaliger Leiter des Instituts für Sportwissenschaften am Karlsruher Institut für Technologie. „Doch dadurch geraten sie in einen Teufelskreis: Schont sich der Arthrose-Patient, wird weniger Gelenkflüssigkeit produziert und die Knorpel werden rau und spröde, was wiederum zu mehr Verschleiß und Schmerzen führt.“

Bewegung gilt jedoch als zentraler Bestandteil der Arthrose-Therapie. Bös empfiehlt daher ein moderates Training, idealerweise täglich 30 bis 40 Minuten, aber mindestens zweimal die Woche. Es sollte auf drei Prinzipien beruhen: ein sanftes Training, ein gutes Körpergefühl, das zwischen Gelenk- und Bewegungsschmerzen unterscheiden kann, und ein gutes Wechselspiel zwischen Belastung und Anpassung. Walking, Dehn- und Kräftigungsübungen sind bei schmerzenden Gelenken besonders empfehlenswert.

Welche Sportarten für Arthrose-Patienten geeignet sind und welche besser vermieden werden, haben die Experten in einer Checkliste zusammengefasst:

Empfehlenswert:
• Schwimmen
• Gehen (Nordic Walking)
• Skilanglauf
• Jogging
• Aerobic
• Radfahren

Nicht oder nur sehr eingeschränkt empfehlenswert:
• Tennis
• Squash
• Volleyball
• Ski alpin
• Fußball
• Handball

Hierüber und wie Sportverletzungen vermieden werden können oder was Betroffene beim Training beachten sollten, erklären die Experten auf einer Pressekonferenz am 29. Oktober 2014 anlässlich des DKOU in Berlin.

Terminhinweis:
Pressekonferenz auf dem DKOU
Arthrose erfolgreich vorbeugen und behandeln: Sport, Physio, Tabletten, oder OP – was wie wann?
Termin: Mittwoch, 29.10.2014, 11.00 bis 12.00 Uhr
Ort: Pressezentrum, Raum 411, Messe Süd Berlin

Weitere Informationen:
http://www.dkou.de

Quelle: idw

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Trendwende für die Konjunktur? IMK: Rezessionsgefahr stark gestiegen

Rainer Jung Abt. Öffentlichkeitsarbeit
Hans-Böckler-Stiftung

Erstmals seit Dezember 2012 ist das Risiko, dass die deutsche Wirtschaft in eine Rezession gerät, stark gestiegen. Das signalisiert der Konjunkturindikator des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) in der Hans-Böckler-Stiftung. Für den Zeitraum von August bis Oktober 2014 weist das IMK-Frühwarninstrument eine mittlere Rezessionswahrscheinlichkeit von 25,2 Prozent aus. Im Juli waren es lediglich 7,5 Prozent. Damit liegt die Rezessionswahrscheinlichkeit nach dem Ampelsystem des Indikators zwar noch im „grünen Bereich“ (geringes Risiko unter 30 Prozent), hat aber spürbar zugenommen.

„Der deutliche Sprung mahnt zur Wachsamkeit“, warnt IMK-Forscherin Dr. Sabine Stephan. „Er könnte ein Anhaltspunkt dafür sein, dass die seit Dezember 2012 währende Phase sehr geringer Rezessionswahrscheinlichkeiten zu Ende ist, und die deutsche Wirtschaft nunmehr in ein unruhiges Fahrwasser mit deutlich erhöhter Unsicherheit gerät.“

Die aktuelle Vorhersage beruht auf dem Datenstand von Anfang August. Das IMK nutzt bei seinem Indikator die Industrieproduktion als Referenzwert für eine Rezession, weil diese rascher auf einen Nachfrageeinbruch reagiert als das Bruttoinlandsprodukt. In die Gleichungen des Indikators fließen zahlreiche Daten aus der Real- und der Finanzwirtschaft ein. Darüber hinaus berücksichtigt das Instrument Stimmungsindikatoren.

Für eine mögliche Trendwende spreche, dass in diesem Monat nicht nur von den Finanzmärkten und von Stimmungsindikatoren negative Signale kommen, erläutert Stephan. Auch realwirtschaftliche Größen wiesen bereits deutliche Schwächetendenzen auf: Das aktuelle Ergebnis des IMK Konjunkturindikators sei maßgeblich geprägt von einem starken Rückgang der Auftragseingänge aus dem In- und Ausland. „Hinzu kommt, dass nicht nur die aktuelle Lage von den Unternehmen schlechter beurteilt wird, sondern dass sich auch die Erwartungen weiter eintrübten.“

Die günstigen Konjunkturaussichten, die das IMK noch in seiner jüngsten Konjunkturprognose vermittelt hat, zieht es inzwischen in Zweifel. Insbesondere die Zeichen für einen fortgesetzten Aufschwung im kommenden Jahr stehen schlecht: „Vor dem Hintergrund dieser Belastungen ist eine kräftige Binnennachfrage, die durch entsprechende Lohnsteigerungen gestützt wird, der beste Schutz gegen eine drohende Rezession.“

Der IMK Konjunkturindikator wird monatlich aktualisiert.

Kontakt in der Hans-Böckler-Stiftung
Dr. Sabine Stephan
IMK, Expertin für Zeitreihenanalyse
Tel.: 0211-7778-335
E-Mail: Sabine-Stephan@boeckler.de

Weitere Informationen:
http://www.boeckler.de/imk_38710.htm – zum Konkunkturindikator

Quelle: idw

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Zu salzig, zu süß, zu fett: EU-Projekt zu ungesunden Geschmacksstoffen in Nahrungsmitteln

Florian Klebs Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Hohenheim

15 Partner aus 12 Ländern bei EU-Vergleichsstudie SALUX / Auf der Spur von gesundheitsschädlichem Salz, Zucker und Fett

Der Kaffee gut gesüßt, das Essen reichlich gesalzen, die Pommes in der Fritteuse zubereitet: Heutzutage enthalten fast alle verarbeiteten Lebensmittel mehr Zucker, Salz oder Fett als gesundheitlich geboten. Die Menschen mögen es so. Die von der EU geförderte Vergleichsstudie SALUX verglich die Situation in 12 EU-Ländern miteinander: Alle nehmen zu viel Geschmacksstoffe zu sich. „Auf lange Sicht ist das gesundheitsschädlich“, so die Studienbeteiligten der Universität Hohenheim, Prof. Dr. Walter Vetter und Prof. Dr. Lutz Graeve. Das Problem: Ein deutliches Reduzieren der Geschmacksstoffe nehmen die Menschen nicht an – und eine Änderung der Rezeptur kostet Geld. Dies würde vor allem kleine und mittelständische Nahrungsmittelhersteller in Bedrängnis bringen. Weitere Informationen unter www.salux-project.eu/de

Wie süß mögen wir eigentlich unseren Joghurt? In einer Versuchsreihe gingen Schweizer Forscher von Agroscope dieser Frage nach. Die Ausgangslage: Fast alle Probanden gaben an, dass ihnen Joghurt im Allgemeinen zu süß sei.

Daraufhin ließen die Wissenschaftler die Probanden Joghurts mit verschiedenem Zuckergehalt auf ihren Geschmack hin testen. Das überraschende Ergebnis: Der leckerste Joghurt war der mit der höchsten Menge an Zucker – aber viel zu süß. Diese Studie zeigt, dass eine Reduzierung von Salz, Zucker oder Fetten oft eine komplexe Reformulierung der Lebensmittel erfordert.

Maximal 6 Gramm Salz am Tag
„Heutzutage ist in fast allen Nahrungsmitteln Salz, Zucker oder Fett enthalten“, sagt Prof. Dr. Walter Vetter, Leiter des Fachgebiets Lebensmittelchemie an der Universität Hohenheim. „Obwohl die Deutschen beispielsweise beim Salzkonsum in der EU mit am besten abschneiden – also mit am wenigsten Salz zu sich nehmen – ist es nach den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) immer noch zu viel“, so das Resultat der Recherchen des Lebensmittelchemikers.

Laut WHO solle ein Erwachsener nicht mehr als 6 Gramm Salz am Tag zu sich nehmen. Die Realität sehe jedoch anders aus, weiß auch Prof. Dr. Lutz Graeve, Leiter des Fachgebiets Biochemie der Ernährung an der Universität Hohenheim. „Durchschnittlich nimmt ein erwachsener Mann in Deutschland 8,4 Gramm Salz zu sich, eine erwachsene Frau durchschnittlich 6,1 Gramm.“

Der Konsum ist in den EU Ländern durchaus unterschiedlich. Vor allem in Südosteuropa liegt der tägliche Salzkonsum bei bis zu 14 Gramm. Interessanterweise liegt der Salzkonsum der Männer in praktisch allen Ländern über dem der Frauen. Solche Unterschiede in den einzelnen Ländern machen eine einheitliche Regulierung schwierig.

Nahrungsmittelkonzerne gegen staatliche Regulierung
Den Großkonzernen im Nahrungsmittelbereich ist dieser Überkonsum schon lange bekannt. Sie suchen bereits nach alternativen Methoden, erklärt die Hohenheimer Studentin Julia Meyer, die ebenfalls an dem Projekt beteiligt war.

Insbesondere die mittelständischen Betriebe haben Angst vor einer gesetzlichen Regulierung, da eine Umstellung der Rezeptur oftmals mit hohen Kosten verbunden ist. Zudem ist nicht gewährleistet, dass das neue Produkt von der Kundschaft akzeptiert wird, wie das obige Beispiel Joghurt zeigte.

Eine Lösung wäre, dass die EU Richtlinien erlässt, die erlaubte Mengen von Salz, Zucker oder ungesunden Fetten in bestimmten Nahrungsmitteln vorgeben. Dem stehen aber die Vielfalt an unterschiedlichen Ernährungsvorlieben der Europäer und die Interessen der Industrieverbände im Wege.

Reformulierung der Nahrungsmittel durch Aufklären und Umgewöhnen unterstützen
„Eine Aufklärung gerade über die gesundheitlichen Gefahren von zu viel Zucker, Salz und Fetten sollte bereits im Kindergarten stattfinden“, so die Hohenheimer Forscher. „Viele Krankheiten wie Übergewicht und Diabetes lassen sich auf einen Überkonsum dieser Stoffe zurückführen.“

Das Problem: Auf ein zu schnelles und zu deutliches Reduzieren reagierten die Geschmacksnerven negativ und signalisierten dem Körper, dass das Produkt nicht schmecke. Prof. Dr. Graeve: „Darum ist eine stetige Gewöhnung, eine sogenannte sensorische Adaption, an weniger Geschmacksstoffe ein wichtiger Schritt bei der Reformulierung der Nahrungsmittel. Eine Verbesserung der Gesundheit wäre die Folge. Das wiederum würde Kosten einsparen.“

Die Lösung: Ein schrittweises Reduzieren von Salz, Zucker und ungesunden Fetten soll verhindern, dass die Menschen bewusst etwas vom Geschmack einbüßen müssen. „Ziel ist aber nicht nur, die Menschen nach und nach an weniger Geschmacksstoffe zu gewöhnen, sondern auch die Nahrungsmittel nicht mit anderen neuen Zusatzstoffen zu versehen“, betonen die Hohenheimer Forscher.

Internetplattform soll Mittelständer bei Reformulierung unterstützen
Über 3 Jahre sammelten die Studienteilnehmer aus 12 EU-Staaten Daten, um Salz, Zucker und unerwünschte Fette in den Lebensmitteln zu reduzieren und stellen die Ergebnisse nun auf einer Internetplattform der Öffentlichkeit und den Unternehmen zur Verfügung. So sollen vor allem kleine und mittelständische Unternehmen motiviert werden Reformulierungen ihrer Produkte durchzuführen.

Außerdem können ihnen die Daten helfen, die dabei anfallenden Kosten realistisch abzuschätzen. Auf der Onlineplattform, dem sogenannten Clearing House, sind in allen Landessprachen Vorschläge zur Reformulierung seitens der Wissenschaft und Industrie gebündelt.

Hintergrund: EU-Projekt SALUX
SALUX ist ein europäisches Netzwerk für die Beobachtung und Analyse von Rezepturumstellungen verarbeiteter Lebensmittel. Vorrangig zielt es auf eine Reduktion von Zucker, Salz, gesättigten Fettsäuren und Transfettsäuren ab und fördert eine gesündere Lebensweise im Allgemeinen, um so in weiterer Folge häufige ernährungsbedingte Krankheiten zu verringern.

Eine starke Einbindung betroffener Interessengruppen, wie zum Beispiel Verbände der Nahrungsmittelindustrie, Klein- und Mittelbetriebe (KMU), Verbraucherverbände, Behörden sowie non-governmental organisations (NGOs) auf nationaler Ebene, sollen hierbei helfen, einen positiven Einfluss auf die Ernährung der Europäischen Konsumenten zu erzielen.

Das EU-Projekt SALUX zu Salzen, Zucker und Fetten ist eine internationale Kooperation aus 12 Nationen: Italien, Finnland, Litauen, Bulgarien, Deutschland, Rumänien, Großbritannien, Frankreich, Slowenien, Österreich, Ungarn und Spanien.

Prof. Dr. Lutz Graeve, Leiter des Fachgebiets Biochemie der Ernährung, Universität Hohenheim
Tel.: 0711/459- 24195, E-Mail: graeve@uni-hohenheim.de

Text: C. Schmid / Töpfer

Weitere Informationen:

http://www.salux-project.eu/de „Homepage SALUX“

Quelle: idw

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Asiatische Firmen sichern sich Vormacht bei Energiespeichern

Dr. Ulrich Marsch Corporate Communications Center
Technische Universität München

Die Zahl der Patentanmeldungen für elektrochemische Energiespeicher-Technologien ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Die mit großem Abstand meisten Schutzrechte beantragten die Entwickler für Lithium-Batterien. Dies zeigt eine Studie der Technischen Universität München (TUM). Sie bietet erstmals eine differenzierte Analyse, welche Energiespeicher-Technologien Chancen haben, sich in der Energiewende durchzusetzen. Ökonomisch ins Hintertreffen geraten in diesem Bereich europäische und amerikanische Firmen: Asiatische Unternehmen melden weit mehr Patente an.

Wind weht nicht immer, die Sonne scheint nicht ständig. Wenn künftig ein Großteil des Stroms mit erneuerbaren Energien produziert wird, muss Energie zu ertragreichen Zeiten gespeichert werden, um diese Schwankungen auszugleichen. Die bestehenden Speicherkapazitäten werden jedoch bei weitem nicht ausreichen. Wissenschaft und Wirtschaft arbeiten deshalb an neuen und verbesserten Technologien. Ein bedeutender Schwerpunkt liegt dabei auf Batteriesystemen, die bislang noch zu teuer oder zu wenig ausgereift sind, um in großem Stil eingesetzt zu werden. Dabei konkurrieren mehrere elektrochemische Technologien darum, zum Standard zu werden.

An welchen Technologien derzeit am intensivsten gearbeitet wird und welche in naher Zukunft auf den Markt kommen können, ist für alle Akteure des Energiesektors aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft strategisch wichtig zu wissen. Da Unternehmen ihre Entwicklungsarbeit naturgemäß nicht offenlegen, haben Wirtschaftswissenschaftler der TUM – als Teil eines interdisziplinären Großprojekts zu Batteriespeichern – die weltweiten Patentanmeldungen der Jahre 1991 bis 2011 für elektrochemische Energiespeicher analysiert. (Die Anmeldungen ermöglichen einen aktuelleren Blick auf die Entwicklung als die schon erteilten Schutzrechte.)

Die Studie zeigt, dass die jährliche Zahl neuer Patentfamilien, also Gruppen von Patentanmeldungen und Patenten für ähnliche oder gleiche Erfindungen (z. B. Anträge in verschiedenen Staaten), von 2006 bis 2011 um 110 Prozent gestiegen ist. Wurden 2006 noch Schutzrechte für rund 2800 Entwicklungen angemeldet, waren es 2011 bereits 5900 Anträge. „Angesichts dieser Investitionen können wir davon ausgehen, dass neue elektrochemische Energiespeicher-Techniken in naher Zukunft marktreif und kostengünstiger als bestehende Produkte sein werden“, sagt Simon C. Müller, Physiker und Ökonom am Lehrstuhl für Strategie und Organisation.

Große Dynamik im Lithium-Segment
Die mit großem Abstand meisten Patente meldeten die Entwickler für Lithium-Batterien an, 4900 neue Patentfamilien gab es im Jahr 2011. Damit zeigt die Kurve der Anmeldezahlen in diesem Segment seit 2008 steil nach oben – nach einem einmaligen Rückgang im Jahr 2007. Zuvor mussten mehrere Anbieter Produkte wegen Sicherheitsmängeln zurückrufen. „Die Skepsis, dass man Lithium-Batterien nicht sicher genug gestalten kann, ist offenbar verflogen“, sagt Müller. Zudem werden die neuen Patentanmeldungen häufiger als bei anderen Technologien in nachfolgenden Patentanmeldungen zitiert – ein Qualitätsmerkmal, das zeigt, dass sie eine Rolle bei der Weiterentwicklung der Technologie spielen.

Auf Rang zwei der Patentanmeldungen folgen Blei-Batterien mit lediglich rund 580 neuen Patentfamilien im Jahr 2011. Eine bemerkenswerte Zunahme auf allerdings niedrigem Niveau stellten die Forscher für die jüngste Zeit bei Redox-Flow-Batterien fest, bei denen die energiespeichernden chemischen Verbindungen in gelöster Form eingesetzt werden: Von 2009 bis 2011 hat sich die Zahl der Anträge von 90 auf 200 mehr als verdoppelt. Die Zahl neuer Patentfamilien für Alkali-Batterien ging zuletzt auf 240 leicht zurück, Natrium-Schwefel-Technologien spielten mit 20 Anträgen eine gleichbleibend geringe Rolle.

„Im Lithium-Segment gibt es also eine große Dynamik“, sagt Simon C. Müller. „Es ist durchaus möglich, dass wir schon bald an einem Punkt ankommen, an dem ein sich selbst verstärkender Effekt entsteht: Sobald die technisch-ökonomischen Daten gut genug sind, wird noch mehr in Forschung und Entwicklung investiert, was zu einem weiteren Vorsprung führt.“ Dies gelte umso mehr, als Lithium-Batterien auch in Elektroautos eingesetzt werden, also sowohl aus der Energie- als auch der Fahrzeugbranche nachgefragt werden können.

Asiatische Entwickler melden fast vier mal so viele Patente an wie europäische
Im Geschäft sein werden dann wohl hauptsächlich asiatische Unternehmen, zeigt die Analyse. 2011 konnten asiatischen Entwicklern 2100 Anmeldungen für Patentfamilien bei elektrochemischen Energiespeichern zugeordnet werden, europäischen 530, amerikanischen lediglich 410. Die Asiaten konnten die Zahl der jährlichen Patentanmeldungen damit seit 2001 trotz einer hohen Ausgangszahl um 220 Prozent steigern, die Europäer um 260 Prozent, die Amerikaner um 70 Prozent.

Auch wenn man die Qualität der Portfolios berücksichtigt, nehmen asiatische Unternehmen eine enorme Vormachtstellung ein. Die Forscher erstellten einen Index, der neben den quantitativen Daten auch die Zitierungen der Patentanmeldungen einbezieht. Bei den Lithium-Batterien kommen demnach acht japanische und ein koreanisches Unternehmen unter die Top 10, angeführt von Fuji. Lediglich eine amerikanische Firma taucht hier auf. Mit dem Centre National de la Recherche Scientifique (CNRS) folgt die erfolgreichste europäische Institution erst auf Rang 25.

„Diese Ergebnisse werfen spannende Fragen in der Forschungspolitik und im Entwicklungsmanagement auf. Es wäre beispielsweise interessant zu untersuchen, welche Strategien zur Technologieführerschaft in diesem Bereich geführt haben und was europäische Mitbewerber davon lernen können“, sagt Prof. Isabell M. Welpe, Inhaberin des Lehrstuhls für Strategie und Organisation.

Projekt EEBatt:
Die Studie ist Teil des Projekts „Dezentrale stationäre Batteriespeicher zur effizienten Nutzung erneuerbarer Energien und Unterstützung der Netzstabilität (EEBatt)“. 14 Lehrstühle aus verschiedenen Fächern der TUM forschen gemeinsam mit dem Bayerischen Zentrum für Angewandte Energieforschung (ZAE) und der VARTA Storage GmbH. Das Projekt wird gefördert vom Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie.

Publikation:
Mueller, SC, Sandner, PG, and Welpe, IM (2014). Monitoring innovation in electrochemical energy storage technologies: a patent-based approach. Applied Energy, DOI: 10.1016/j.apenergy.2014.06.082
http://dx.doi.org/10.1016/j.apenergy.2014.06.082

Kontakt:
Simon C. Müller, M.Sc.
Technische Universität München
Lehrstuhl für Strategie und Organisation (Prof. Isabell M. Welpe)
Tel.: +49 89 289 24829
simon.mueller@tum.de

Weitere Informationen:

http://www.eebatt.tum.de

Quelle: idw

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Austausch übers Essen bringt neue Genuss-Kultur im Internet hervor

Gerhild Sieber Pressestelle der Universität des Saarlandes
Universität des Saarlandes

Sprachwissenschaftler der Saar-Uni erforschen eine neue Genuss-Kultur im Internet: Das Essen bringt über Landesgrenzen hinweg eine „Genuss-Community“ zusammen, die sich schnell über mehr austauscht, als nur über das Kochen. Dabei wenden sich typischerweise Nicht-Experten an Nicht-Experten. Das Essen nimmt dabei eine kulturelle Brückenfunktion ein. Das sind erste Ergebnisse des Forscher-Teams von Stefan Diemer, Professor für Englische Sprachwissenschaft, das untersucht, wie der Austausch über Essen auch den Austausch der Kulturen fördert. Hierzu analysieren die Forscher englischsprachige „Food“-Blogs und Gespräche von Probanden aus verschiedenen Ländern mit Englisch als Zweitsprache.

Bei der internationalen Konferenz „Food and Culture in Translation“ in Bologna erhielten zwei Nachwuchswissenschaftlerinnen aus Diemers Team für ihre Forschung den „CuiZine Award“ des gleichnamigen kanadischen Food-Magazins.

Engländer kochen schlecht, Franzosen gut, Deutsche essen Sauerkraut. „Auf solche Klischees stoßen wir bei unserer Forschung zuhauf. Es gibt in Europa tatsächlich auf diesem Gebiet Vorurteile, die wie einzementiert sind“, sagt Stefan Diemer. Der Professor für Englische Sprachwissenschaft erstellt gemeinsam mit bulgarischen, spanischen und italienischen Forschern im EU-Projekt „CASE“ ein „Textkorpus“, also eine Sammlung der international gesprochenen englischen Sprache, die Grundlage für weitere Forschung sein soll. In diesem Rahmen beleuchten die Linguisten auch den Austausch über das Essen im Internet.

Hierzu nehmen sie zum einen englischsprachige Koch-Blogs unter die Lupe. „Solche Blogs kennzeichnen sich dadurch, dass sie zum Treffpunkt von Gleichgesinnten werden – wenn man so will, einer Art Genuss-Community. Hier tauschen sich Experten, aber vor allem auch Nicht-Experten aus, die Rezepte rangieren von innovativ bis alt-erprobt und es wird viel Persönliches diskutiert“, resümiert Diemer. „Da meist keine Profis am Werk sind, ist typisch, dass auch wenige Vorkenntnisse vorausgesetzt werden. So kommt es, dass auch viel Selbstverständliches erklärt wird.“ Zum anderen untersuchen die Sprachwissenschaftler Gespräche, die Probanden aus Deutschland, Bulgarien, Italien und Spanien in englischer Sprache übers Internet führen. Diese Gespräche werden vertextet und analysiert. „Hierbei erforschen wir unter anderem, wie die Leute mit Verständigungsproblemen umgehen. Einem Italiener zum Beispiel das Spaghetti-Eis zu erklären, ist eine echte Herausforderung“, sagt Diemer. „Interessant ist auch, wie bei der Unterhaltung etwa ein Thema gewechselt wird. Hier nimmt das Lachen eine wichtige Rolle ein. Linguistisch ist nachweisbar, dass vor einem Themenwechsel meist ausgiebig und etwas nervös gelacht wird.“

Das Projekt CASE wird mit 30.000 Euro Drittmitteln gefördert.
Bei der von der Universität Bologna veranstalteten ersten internationalen Konferenz „Food and Culture in Translation“ erhielten die Nachwuchs-Wissenschaftlerinnen Marie-Louise Brunner und Selina Schmidt aus Diemers Team im Juni den erstmals vergebenen „CuiZine Award“ des gleichnamigen kanadischen Food-Magazins: Ausgezeichnet wurden sie für den Vortrag „Besser als die Realität? Wenn es online ums Essen geht.“ Das Preiskomitee würdigte mit der Verleihung „die wissenschaftliche Stärke und Originalität der Ergebnisse und die Qualität der Präsentation sowie das bemerkenswerte weitergehende Forschungspotenzial“.

Mehr zum CASE-Projekt:
http://www.uni-saarland.de/lehrstuhl/engling/case.html
http://prezi.com/rfnsbllcgzur/case/

Kontakt: Stefan Diemer Tel.: 0681 302-3309, -3009
E-Mail: s.diemer@mx.uni-saarland.de

Quelle: idw

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Was uns Lebensjahre raubt

Dr. Stefanie Seltmann Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Krebsforschungszentrum

Wer auf Alkohol und Zigaretten verzichtet, dazu nur wenig rotes Fleisch und Wurst isst und auf ein normales Gewicht achtet, lebt bis zu 17 Jahre länger. Dies errechneten Wissenschaftler im Deutschen Krebsforschungszentrum auf der Basis der Daten der Heidelberger EPIC-Teilnehmer. Die meiste Lebenszeit kostet es, zu rauchen. Männern raubt der Glimmstängel im Schnitt neun, Frauen sieben Lebensjahre.

Eigentlich weiß es jeder: Gesund ist es nicht, sein Dasein als schwergewichtige „Couch Potatoe“ mit Bier und Zigaretten vor dem Fernseher zu verbringen. Wie groß die schädlichen Effekte tatsächlich sind, die ein solch ungesunder Lebensstil mit sich bringt, haben Wissenschaftler aus dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) nun präzise ermittelt.

Die DKFZ-Epidemiologen um Prof. Rudolf Kaaks errechneten, wie viele Jahre jedes einzelne Risikoverhalten von der durchschnittlichen Lebenserwartung eines heute Vierzigjährigen raubt. Außerdem ermittelten sie die Auswirkungen der kombinierten Risiken.

Das günstigste Risikoprofil und damit die größte Lebenserwartung hatten demnach Nichtraucher (und Nichtraucherinnen) mit einem Body Mass Index* zwischen 22,5 und 24,9, die wenig Alkohol tranken, körperlich aktiv waren und wenig rotes Fleisch, dafür aber viel Obst und Gemüse aßen: Diese Menschen dürfen sich im Alter von 40 auf 47,5 (Männer) bzw. sogar 48,7 weitere Lebensjahre (Frauen) freuen.

Betrachteten die Wissenschaftler die verschiedenen riskanten Lebensstilfaktoren jeweils einzeln, so schlägt das Rauchen am stärksten zu Buche: Raucht ein Mann über zehn Zigaretten pro Tag, so verliert er ganze 9,4 Jahre an Lebenserwartung, eine Frau 7,3 Jahre. Auch ein moderater Konsum von weniger als zehn Zigaretten pro Tag reduziert die Lebenserwartung bei beiden Geschlechtern immer noch um etwa fünf Jahre.

Weitere Lebensstilfaktoren, die zu einem deutlichen Verlust an zu erwartenden Lebensjahren führen, sind: Adipositas* (3,1/3,2 Jahre), starker Alkoholkonsum** (3,1 Jahr, nur Männer) bzw. hoher Verzehr an rotem Fleisch (2,4 Jahre Frauen, 1,4 Jahre Männer). Aber auch ein Body Mass Index* unter 22,5 kg/m2 verringert die Lebenszeit (3,5 Jahre Männer, 2,1 Jahre Frauen). Ein Mangel an körperlicher Aktivität machte sich nicht durch einen signifikanten Verlust an Lebenserwartung bemerkbar.

Bei vielen Menschen bleibt es jedoch nicht bei einer einzigen ungesunden Angewohnheit. Um das zu berücksichtigen, errechneten die Forscher um Rudolf Kaaks auch, welche Effekte eine Kombination dieser riskanten Lebensstilfaktoren mit sich bringt: Demzufolge büßt ein adipöser starker Raucher, der viel trinkt und viel rotes Fleisch verzehrt, gegenüber dem Mitmenschen mit günstigstem Risikoprofil bis zu 17 Jahre an Lebenserwartung ein. Bei einer Frau wären es 13,9 Jahre.

Für ihre aktuelle Untersuchung stand den DKFZ-Epidemiologen ein wahrer Datenschatz zur Verfügung: Das DKFZ ist beteiligt an EPIC, der gesamteuropäischen Studie zum Zusammenhang von Ernährung, Lebensstilfaktoren und Krebs. Seit nun 20 Jahren werden die Lebensstilfaktoren von über einer halben Million Europäer sorgfältig dokumentiert. Allein das EPIC-Zentrum im DKFZ betreut 25.540 Studienteilnehmer aus dem Raum Heidelberg. Deren Daten flossen in die neue Erhebung ein. Die EPIC-Daten sind von hoher Qualität, da die Teilnehmer im Verlaufe der Studie mehrfach zu ihrem Lebensstil befragt worden sind.

„Oft werden wissenschaftliche Hinweise auf einen gesunden Lebensstil als „erhobener Zeigefinger“ empfunden“, sagt Rudolf Kaaks, Leiter von EPIC Heidelberg. „Deswegen ist es wichtig, dass wir ganz klar beziffern, was jeder einzelne an Lebenszeit gewinnen kann, wenn er frühzeitig auf ungesunde Angewohnheiten verzichtet.“

*Body Mass Index, BMI: ein Richtwert zur Beurteilung des Körpergewichts in Bezug zur Körpergröße. Berechnung: Körpergewicht [kg] dividiert durch Körpergröße [m2].
Ein Wert zwischen 18,5 und 25 wird als Normalgewicht bezeichnet. Fettleibigkeit oder Adipositas beginnt mit einem BMI von 30.

**mehr als vier Drinks/Tag

Kuanrong Li, Anika Hüsing und Rudolf Kaaks: Lifestyle risk factors and residual life expectancy at age 40: a German cohort study. BMC Medicine 2014, http://www.biomedcentral.com/1741-7015/12/59

Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Über 1000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Krebsinformationsdienstes (KID) klären Betroffene, Angehörige und interessierte Bürger über die Volkskrankheit Krebs auf. Gemeinsam mit dem Universitätsklinikum Heidelberg hat das DKFZ das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg eingerichtet, in dem vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik übertragen werden. Im Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK), einem der sechs Deutschen Zentren für Gesundheitsforschung, unterhält das DKFZ Translationszentren an sieben universitären Partnerstandorten. Die Verbindung von exzellenter Hochschulmedizin mit der hochkarätigen Forschung eines Helmholtz-Zentrums ist ein wichtiger Beitrag, um die Chancen von Krebspatienten zu verbessern. Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft deutscher Forschungszentren.

www.dkfz.de

Quelle: idw

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Mikroplastik in süddeutschen Flüssen und Seen

Christian Wißler Mediendienst Forschung
Universität Bayreuth

Weltweit haben Forschungsarbeiten gezeigt, dass Ökosysteme im Meer oder an den Stränden teilweise erheblich durch kleine Kunststoffpartikel verunreinigt sind. An der Universität Bayreuth befasst sich Prof. Dr. Christian Laforsch schon seit längerem mit dieser Problematik. Neue Forschungsprojekte in Kooperation mit den Umweltministerien Bayerns und Baden-Württembergs sollen klären helfen, wie stark Flüsse und Seen in Süddeutschland durch Mikroplastik kontaminiert sind und welche Risiken sich daraus ergeben.

Weltweit haben Forschungsarbeiten gezeigt, dass Ökosysteme im Meer oder an den Stränden teilweise erheblich durch Kunststoffpartikel verunreinigt sind. Diese sind kleiner als fünf Millimeter und werden daher auch als Mikroplastik bezeichnet. An der Universität Bayreuth befasst sich Prof. Dr. Christian Laforsch, der hier einen Lehrstuhl für Tierökologie innehat, schon seit längerem mit dem Problem, wie stark Flüsse und Seen durch Mikroplastik kontaminiert sind und welche Risiken sich daraus ergeben. Plastikteile, die vorwiegend von Konsumgütern und Verpackungen stammen, können direkt oder über unsachgemäße Entsorgung in Oberflächengewässer gelangen und von hier aus in die Nahrungsketten transportiert werden. Eine Fallstudie am Gardasee führte 2013 zu alarmierenden Ergebnissen. Denn in einigen Uferbereichen wurden schwer abbaubare Kunststoffe entdeckt, die von sich aus hochgiftig sind oder die giftige organische Schadstoffe absorbieren können.

Ein neues Forschungsprojekt zu Flüssen und Seen in Baden-Württemberg
Vor kurzem startete in Lauffen am Neckar ein neues Forschungsvorhaben. Es geht dabei um die Frage, in welchem Umfang und mit welchen ökologischen Konsequenzen Flüsse und Seen in Baden-Württemberg mit Mikroplastik belastet sind. Die Untersuchungen werden von der LUBW Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz koordiniert und von Prof. Laforsch wissenschaftlich betreut. Der baden-württembergische Landesminister für Klima, Umwelt und Energiewirtschaft, Franz Untersteller, eröffnete das Projekt mit einer gemeinsamen Fahrt auf dem Messschiff „Max Honsell“ der LUBW, das bei den Untersuchungen zum Einsatz kommen wird. Dabei ließ er für eine erste symbolische Probenahme im Neckar ein Netz ins Wasser. Dieses so genannte ‚Manta Trawl‘ wurde speziell dafür entwickelt, Mikroplastikteilchen und weitere Schmutzpartikel an Wasseroberflächen entnehmen zu können.

In den kommenden Monaten werden an Rhein und Neckar systematische Probenahmen folgen – und zwar an rund 20 Stellen, die sich durch die Zusammensetzung ihrer Abwässer und die Größe ihrer Einzugsgebiete deutlich voneinander unterscheiden. Für 2015 wird mit der Veröffentlichung der ersten Ergebnisse gerechnet.

Enge Forschungskooperation mit dem Bayerischen Umweltministerium
Bereits im Frühjahr 2014 ging ein gemeinsames Projekt von Prof. Laforsch mit dem Bayerischen Umweltministerium an den Start. In den nächsten Jahren werden Flüsse und Seen in Bayern sowie deren Sedimente daraufhin untersucht, inwieweit sie mit Mikroplastik kontaminiert sind. Dabei soll insbesondere auch geklärt werden, in welchem Umfang Kunststoffpartikel von den im Wasser lebenden Tieren aufgenommen werden und welche Risiken für den Menschen bestehen, falls Partikel in die Nahrungskette gelangen. Das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz hat diese Forschungsarbeiten in Auftrag gegeben und fördert sie mit insgesamt rund 600.000 Euro.

Im Juli 2014 fand am Bayerischen Landesamt für Umwelt in Augsburg ein Statuskolloquium statt, das der Bayerische Staatsminister für Umwelt und Verbraucherschutz, Dr. Marcel Huber, eröffnete. Mitglieder von Bundes- und Landesbehörden sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler informierten sich dabei über den aktuellen Forschungsstand zum Thema ‚Mikroplastik in der Umwelt‘. Am Schluss der Veranstaltung wurde von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern ein Memorandum beschlossen, in dem es unter anderem heißt: „Das Wissen über mögliche Risiken durch Mikroplastik für die Umwelt ist wichtig, reicht derzeit allerdings nicht aus. Es müssen Lösungen gefunden werden, mögliche Risiken zu minimieren ohne dabei – ggf. unnötigerweise – auf den Nutzen von Kunststoffen für die Wirtschaft und die menschliche Gesellschaft zu verzichten. Neben der genauen Kenntnis über die Eintrags- und Verbreitungspfade müssen Konzepte entwickelt werden, um die Einträge in die Umwelt und insbesondere in die Gewässer zu minimieren.“

Eine globale Problematik
Die Kunststoffteile, die bei Untersuchungen bislang gefunden wurden, stammen vorwiegend von Konsumgütern und Verpackungen. Sie sind direkt oder über unsachgemäße Entsorgung in Oberflächengewässer geraten, wo sie verrotten und zu Mikroplastik werden. „Wir vermuten, dass die Kontamination in Gewässern nahe städtischer Zentren und Industriegebiete noch stärker sein könnte“, erklärt Prof. Laforsch und fährt fort: „Bisher beschäftigen sich nur wenige Studien mit Mikroplastikpartikeln in Binnengewässern. Darum gibt es noch sehr viele offene Fragen, die insbesondere die Quellen des Plastikmülls, die in Flüsse und Seen gelangten Kunststoffmengen, deren Abbau sowie die Folgen für Tiere und Ökosysteme betreffen. Diese Studien untersuchten die Donau in Österreich, die Seine in Frankreich, den Genfer See in der Schweiz und die Großen Seen in Kanada. Überall wurde Mikroplastik gefunden. Dies lässt eine globale Problematik von Mikroplastik in Binnengewässern vermuten.“

Ansprechpartner:
Prof. Dr. Christian Laforsch
Lehrstuhl für Tierökologie I
Universität Bayreuth
Universitätsstraße 30
95447 Bayreuth
Telefon: +49 (0) 921 / 55-2650
E-Mail: christian.laforsch@uni-bayreuth.de

Weitere Informationen:
Stellungnahme des Bayerischen Staatsministers für Umwelt und Verbraucherschutz,
Dr. Marcel Huber:
http://www.youtube.com/watch?v=k__TW0CHEQc&feature=youtu.be

Memorandum „Mikroplastik in der Umwelt“ – Zentrale Aussagen des Statuskolloquiums (Juli 2014) im Bayerischen Landesamt für Umwelt:
http://www.lfu.bayern.de/analytik_stoffe/mikroplastik/doc/memorandum_mikroplastik.pdf

Quelle: idw

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Junge Arbeitslose sind auch später häufiger ohne Job

Wolfgang Braun Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB)

Personen, die in jungen Jahren besonders stark von Arbeitslosigkeit betroffen sind, werden auch im späteren Erwerbsverlauf häufiger arbeitslos. Dies geht aus einer am Donnerstag veröffentlichten Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor.

Immerhin die Hälfte der Einsteiger ins Erwerbsleben sind in den ersten acht Jahren gar nicht oder höchstens einen halben Monat arbeitslos. Wer so ins Erwerbsleben startet, ist in den 16 Jahren danach ebenfalls meist gar nicht oder nur einmal von Arbeitslosigkeit betroffen. Die Arbeitslosigkeitsdauer dieser Gruppe addiert sich in den 16 Jahren auf durchschnittlich weniger als vier Monate.

Zehn Prozent der Einsteiger ins Erwerbsleben sind hingegen alleine in den ersten acht Erwerbsjahren schon mehr als 20 Monate arbeitslos. Diese Gruppe ist dann in den folgenden 16 Jahren im Durchschnitt fast viermal und dabei insgesamt mehr als 30 Monate ohne Arbeit.

Die IAB-Studie zeigt, dass sich die Arbeitslosigkeit über das gesamte Erwerbsleben hinweg sehr ungleich auf die Bevölkerung verteilt. Im Erwerbsverlauf konzentriert sich die Arbeitslosigkeit dabei zunehmend auf weniger Personen: Während 45 Prozent in den ersten acht Jahren keinen einzigen Tag arbeitslos sind, sind es in den darauffolgenden 16 Jahren sogar 55 Prozent.

Die IAB-Forscher erklären, dass Arbeitslosigkeit in jungen Jahren auch kausal zu späterer Arbeitslosigkeit führe. Der Zusammenhang zwischen Jugendarbeitslosigkeit und späterer Arbeitslosigkeit beschränke sich also nicht darauf, dass manche Jugendliche bestimmte Eigenschaften aufweisen, die über das gesamte Erwerbsleben hinweg zu häufigeren und längeren Arbeitslosigkeitsepisoden führen wie schlechte Abschlussnoten, gesundheitliche Probleme oder mangelnde Motivation. Die Forscher verweisen auf eine weitere Studie, in der sie festgestellt haben, dass ein Tag Arbeitslosigkeit in den ersten acht Jahren im Schnitt bis zu zwei weitere Tage Arbeitslosigkeit in den folgenden 16 Jahren bewirkt. Es müsse also arbeitsmarktpolitisch weiter hohe Priorität haben, Jugendarbeitslosigkeit gar nicht erst entstehen zu lassen.

Aus methodischen Gründen beschränkt sich die Studie auf westdeutsche Männer, die zwischen 1978 und 1980 eine betriebliche Berufsausbildung im dualen Ausbildungssystem abschlossen, dabei zwischen 15 und 26 Jahren alt waren und zu diesem Zeitpunkt kein Abitur hatten.

Weitere Informationen:
http://doku.iab.de/kurzber/2014/kb1614.pdf

Quelle: idw

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Babyboomer kommen in die Jahre: Urologen erwarten 20 Prozent mehr Patienten und raten zu Prävention

Bettina-Cathrin Wahlers Pressestelle der DGU
Deutsche Gesellschaft für Urologie e.V.

Mit 1.357.304 Neugeborenen ist das Jahr 1964 – wohl auf unabsehbare Zeiten – als Geburtenrekordjahr in die deutschen Geschichtsbücher eingegangen. In diesem Jahr feiern die Babyboomer ihren 50. Geburtstag und werden im Laufe der nächsten Dekade wesentlich dazu beitragen, dass der medizinische Versorgungsbedarf, allen Fachgebieten voran in der Urologie am stärksten, steigen wird.

„Wir erwarten rund 20 Prozent mehr Patienten in der Urologie und wollen deshalb erneut den Blick auf die Bedeutung der Prävention urologischer Erkrankungen lenken“, sagt der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Urologie e.V. (DGU), Prof. Dr. Jan Fichtner, der den 66. DGU-Kongress vom 1. bis 4. Oktober 2014 in Düsseldorf unter das Motto „Demografischen Wandel gestalten“ gestellt hat.

Da Urologinnen und Urologen zu einem großen Teil altersassoziierte Erkrankungen behandeln, wird in dem Fachgebiet eine allein demographisch bedingte Steigerung des Versorgungsbedarfs bis 2025 von rund 20 Prozent prognostiziert. Gleichzeitig sinkt die Zahl der insgesamt vorhandenen Arztstunden weiter. „Prävention und Eigenverantwortung bekommen vor diesem Hintergrund eine wachsende Bedeutung, denn unser Lebensstil hat auch Folgen für Blase und Nieren, für die Prostata und die Potenz“, sagt Prof. Fichtner. Entsprechende Aufklärung betreiben die DGU und der Berufsverband der Deutschen Urologen e.V. (BDU) bereits seit 2011 mit ihrem „Ratgeber zur Prävention urologischer Erkrankungen“. „In vielen Fällen können wir urologischen Erkrankungen vorbeugen. Bei anderen ist es wichtig, sie frühzeitig zu behandeln, um Begleiterkrankungen zu vermeiden oder zu lindern“, so DGU-Pressesprecherin Prof. Dr. Sabine Kliesch.

Vor allem sind es Steinbildungen, die gutartige Prostatavergrößerung, die Harninkontinenz, aber auch die erektile Dysfunktion und die Begleiterscheinungen des Testosteronmangels, die jenseits der 50 gehäuft auftreten. Das Prostatakarzinom, Nieren- und Harnblasenkrebs gelten als Tumore des Alters. Bei der Entstehung von Harnsteinleiden etwa sind vielfach Übergewicht und die Art der Ernährung ursächlich. Fast Food und zuckerhaltige Getränke begünstigen die Steinbildung während körperliche Bewegung und ausreichendes Trinken der Prophylaxe dienen. Nahezu jeder zweite Mann unter den Babyboomern dürfte bereits unter einer Prostatavergrößerung leiden, die sich mit Problemen beim Wasserlassen bemerkbar macht. „Man kann es nicht verhindern, dass die Prostata etwa ab dem 45. Lebensjahr zu wachsen beginnt und ab einer bestimmten Größe die Harnröhre verengt“, sagt BDU-Pressesprecher Dr. Wolfgang Bühmann. „Doch es ist wichtig, behandlungsbedürftige Symptome – medikamentös oder operativ – zu therapieren, um in der Folge Schädigungen der Harnblase, der Nieren und Prostataentzündungen zu vermeiden sowie Lebensqualität zu erhalten.“ Abnehmende Potenz ist gleichfalls eine normale Alterserscheinung, die aber durch Übergewicht und Tabakkonsum forciert wird. In 70 Prozent der Fälle hat die erektile Dysfunktion organische Ursachen. „Die Ursachen sollten abgeklärt werden, denn eine Potenzschwäche kann der erste Hinweis auf eine Gefäß- oder Herz-Kreislauf-Erkrankung und damit Vorbote von Herzinfarkt oder Schlaganfall sein“, rät Professor Kliesch. Beckenbodentraining etwa beugt in sehr vielen Fällen der weiblichen Harninkontinenz erfolgreich vor. Rauchstopp gilt vor allem für die Tumoren der Blase und der Nieren als wichtigste Präventionsmaßnahme. Der „Ratgeber zur Prävention urologischer Erkrankungen“ von DGU und BDU enthält ausführliche fachspezifische Informationen.

Neben den Grundregeln der Prävention (Verzicht auf Tabak- und Drogenkonsum, ausgewogene Ernährung und Vermeidung von Übergewicht, maßvoller Alkoholgenuss, ausreichende Bewegung, moderate Sonnenbestrahlung sowie Wahrnehmung von Schutzimpfungen und Früherkennungsuntersuchungen) legt BDU-Pressesprecher Dr. Bühmann dem Babyboomer-Jahrgang einen Satz des Neurobiologen Prof. Dr. Martin Korte aus Braunschweig ans Herz: „Unser Leben im Alter wird in den mittleren Jahren entschieden.“ Während 60-Jährige, die mit regelmäßigem Sport anfingen, vergangene Versäumnisse kaum mehr ausgleichen könnten, seien 50-Jährige nach einiger Zeit statistisch so gut gegen Beschwerden des Alters gewappnet, als hätten sie ihr Leben lang Sport getrieben.

Weitere Informationen:
DGU/BDU-Pressestelle
Bettina-C. Wahlers
Sabine M. Glimm
Stremelkamp 17
21149 Hamburg
Tel.: 040 – 79 14 05 60
Mobil: 0170 – 48 27 28 7
E-Mail: redaktion@bettina-wahlers.de
Internet: www.urologenportal.de
www.dgu-kongress.de

Weitere Informationen:
http://www.dgu-kongress.de
http://www.urologenportal.de

Quelle: idw

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Starke Bauchmuskeln schützen Fußballer beim Kopfballstoß

Friederike Meyer zu Tittingdorf Pressestelle der Universität des Saarlandes
Universität des Saarlandes

Kopfbälle werden beim Fußballspiel vor allem durch eine Bewegung des Rumpfes durchgeführt, während die Halsmuskeln die Halswirbelsäule schützen sollten. Der Aufprall kann bei geübten Fußballspielern nämlich ein Mehrfaches der Erdbeschleunigung betragen. Wie Sportwissenschaftler der Universität des Saarlandes jetzt herausgefunden haben, ändern schwache Bauchmuskeln die Bewegung beim Kopfball und aktivieren die Halsmuskeln auf fehlerhafte Weise. Um Amateurfußballer vor Verletzungen zu schützen, empfehlen die Forscher auch für den Breitensport ein intensives Training der Bauch- und Rückenmuskulatur.

Was zu einem guten Kopfballstoß dazugehört, lernen Amateure schon im Jugendfußball. Mit hoher Kunstfertigkeit versuchen sie wie die Fußballprofis den Eckstoß ins gegnerische Tor zu köpfen. Wenn im Laufe des Spiels die Muskeln des Rumpfes ermüden, wird aber nicht nur der Kopfball unpräziser. „Um den Ball zu köpfen, setzt der ermüdete Sportler andere Muskeln ein als der fitte“, sagt Oliver Ludwig, Lehrbeauftragter am Sportwissenschaftlichen Institut der Universität des Saarlandes. Gemeinsam mit einem Team aus Humanbiologen, Orthopäden und Sportwissenschaftlern untersuchte Ludwig die Aktivität der Muskeln, die im Schulter- und Halsbereich die Halswirbelsäule stabilisieren. Mit auf der Haut aufgeklebten Elektroden konnten die Forscher messen, wie sich diese Muskeln anspannen, wenn der Fußballer den Ball köpft. „Die Muskeln umgreifen die Wirbelsäule wie ein Korsett und schützen sie vor Überlastung. Normalerweise stabilisieren sie den Kopf im Moment des Aufpralls. Die eigentliche Kopfballbewegung geschieht aus dem Rumpf heraus“, erläutert der Sportwissenschaftler. Die entscheidende Frage war, was geschieht, wenn im Laufe eines anstrengenden Spiels die Bauch- und Rückenmuskeln ermüden.

In einer Versuchsreihe an der Universität des Saarlandes absolvierten Probanden nach einer ersten Kopfballserie ein Übungsprogramm, das ganz gezielt nur die unteren Bauch- und Rückenmuskeln ermüdete. Danach wurden erneut Kopfballstöße durchgeführt. „Beim Vergleich dieser Versuche vor und nach der Ermüdung stellten wir Interessantes fest. Waren die Bauch- und Rückenmuskeln erschöpft, konnte der Körper des Athleten keine ausreichende Spannung mehr aufbauen, um den Rumpf zum Ball hin zu beschleunigen“, erklärt Ludwig. Ersatzweise wurden dann die Halsmuskeln aktiv und bewegten den Kopf gezielt zum Ball hin. „Aus Sicht der Orthopäden ist dies ein ungünstiger Zustand. Wird nämlich der Kopf aktiv bewegt, dann können Hals- und Nackenmuskeln nicht mehr die Halswirbelsäule stabilisieren“, erklärt der Saarbrücker Forscher. Ermüden die Rumpfmuskeln, müssen also die Hals- und Nackenmuskeln ihre Schutzfunktion aufgeben und bei der Bewegung zum Ball hin „mithelfen“.

Die Forscher des Sportwissenschaftlichen Instituts schließen aus den Ergebnissen dieser Studie, dass die Bauch- und Rückenmuskeln stark und ausdauernd genug sein müssen, um beim Köpfen die Gefahr einer Überlastung zu senken. „Wir empfehlen daher auch den Fußballtrainern im Amateurbereich, dass sie die Rumpfmuskulatur in das wöchentliche Fußballtraining stärker einbeziehen“, sagt Oliver Ludwig.

Fragen beantwortet:
Dr. rer. nat. Oliver Ludwig, Dipl.-Biologe
Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes
Tel. 0170-4961170
Mail: oliver.ludwig1@uni-saarland.de

Weitere Informationen:
http://www.swi-uni-saarland.de

Quelle: idw

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Senckenberg sucht Hobbyfotografen – Digitaler Fotoführer für afrikanische Pflanzen im Netz

Judith Jördens Senckenberg Pressestelle
Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseen

Botaniker des Senckenberg Forschungsinstitutes in Frankfurt haben einen Online-Fotoführer für afrikanische Pflanzen ins Leben gerufen. Derzeit befinden sich in der Datenbank über 25.000 Bilder von etwa 3.200 Pflanzenarten. Die Wissenschaftler rufen Bürger auf, sich zu beteiligen und die Datenbank mit weiteren Fotos zu füllen.

Wer schon einmal Urlaub in Afrika gemacht hat oder auch den Kontinent nur aus den Medien kennt, weiß um dessen exotische und vielfältige Pflanzenwelt. Dort gibt es Leberwurstbäume mit langen, gräulich gefärbten Früchten, Zuckerbüsche mit tellergroßen Blütenständen und den für Kosmetik genutzten Schibutterbaum.

„Bestimmungsliteratur ist in Afrika aber leider Mangelware. Illustrierte Feldführer gibt es bis auf wenige Ausnahmen nur für das südliche Afrika. Digitale Quellen dagegen sind weltweit verfügbar, auch in Afrika“, sagt Dr. Stefan Dressler von der Abteilung Botanik und molekulare Evolutionsforschung am Senckenberg Forschungsinstitut in Frankfurt.

Der Frankfurter Botaniker hat deswegen gemeinsam mit seinen Kollegen Dr. Marco Schmidt und Prof. Dr. Georg Zizka einen Online-Fotoführer für afrikanische Pflanzen entwickelt.
„African Plants – A Photo Guide“ erlaubt die Suche nach wissenschaftlichen sowie Volksnamen, „aber auch nach 18 verschiedenen Merkmalen wie Blütenfarbe, Form der Früchte oder Anordnung der Blätter“, erklärt Dr. Schmidt.

So kann die Datenbank nicht nur von Wissenschaftlern, sondern auch von Laien genutzt werden: Sieht ein Afrika-Reisender beispielsweise einen Baum mit roten Blüten, beerenartigen Früchten und länglichen Blättern, kann er diese Merkmale in dem Fotoführer abfragen und weiß nun, dass es sich hierbei vermutlich um ein Granatapfelgewächs handelt.
„Die Nutzer unseres Nachschlagewerks können dann noch anhand der in der Datenbank vorhandenen Bilder ihr Ergebnis überprüfen“, erklärt Dressler. Außerdem erhalten sie Links zu weiteren Informationen über die jeweiligen Arten.

Die Datenbank wächst kontinuierlich – dennoch sind die Wissenschaftler auf die Beteiligung von interessierten Bürgern, Afrika-Urlaubern und Hobbyfotografen angewiesen. „Die Anzahl von Pflanzenarten in Afrika wird auf etwa 40.000 bis 60.000 Arten geschätzt“, erläutert Schmidt und fügt hinzu: „Die westafrikanische Flora ist mit einer Erfassung von rund 30 Prozent gut in der Datenbank abgedeckt. Insgesamt sind aber bisher nur etwa 5 bis 8 Prozent aller Arten abgebildet und besonders die Pflanzenwelt Nordafrikas ist stark unterrepräsentiert.“

Die Frankfurter Wissenschaftler nehmen deswegen gerne illustrative Pflanzenfotos aus Afrika an, um sie dann – nach wissenschaftlicher Prüfung – in das Online-Verzeichnis einzustellen. Insbesondere die Pflanzenwelt des östlichen Afrikas wird bereits sehr erfolgreich durch engagierte Amateurbotaniker dokumentiert.

„Die Bürgerbeteiligung an wissenschaftlichen Projekten – auch Citizen Science genannt – hat in der Botanischen Abteilung Senckenbergs Tradition. Die sogenannten Laien sind uns auch schon bei der Erfassung von Pflanzen im Projekt ‚Flora Frankfurt‘ oder in unserer wissenschaftlichen Pflanzensammlung, dem Herbarium Senckenbergianum eine große Hilfe“, resümiert Abteilungsleiter Zizka.

Den Online-Fotoführer findet man unter www.africanplants.senckenberg.de, Fotos von afrikanischen Pflanzen können an westafricanplants@senckenberg.de geschickt werden.

Kontakt
Prof. Dr. Georg Zizka
Abteilung Botanik und molekulare Evolutionsforschung
Tel. 069 97075-1166
georg.zizka@senckenberg.de

Dr. Stefan Dressler
Abteilung Botanik und molekulare Evolutionsforschung
Tel. 069 97075-1135
stefan.dressler@senckenberg.de

Dr. Marco Schmidt
Abteilung Botanik und molekulare Evolutionsforschung
Tel. 069 97075-1615
marco.schmidt@senckenberg.de

Die Natur mit ihrer unendlichen Vielfalt an Lebensformen zu erforschen und zu verstehen, um sie als Lebensgrundlage für zukünftige Generationen erhalten und nachhaltig nutzen zu können – dafür arbeitet die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung seit nunmehr fast 200 Jahren. Ausstellungen und Museen sind die Schaufenster der Naturforschung, durch die Senckenberg aktuelle wissenschaftliche Ergebnisse mit den Menschen teilt und Einblicke in vergangene und gegenwärtige Veränderungen der Natur, ihrer Ursachen und Wirkungen, vermittelt. Mehr Informationen unter www.senckenberg.de.

Quelle: idw

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Neue Wege der Phosphornutzung: Leibniz-WissenschaftsCampus Rostock gegründet

Christoph Herbort-von Loeper M.A. Pressestelle Berlin
Leibniz-Gemeinschaft

Phosphor ist ein lebenswichtiger Mineralstoff. Als Düngemittel in der Landwirtschaft eingesetzt, kann er durch keinen anderen Stoff ersetzt werden. Doch die weltweiten Phosphorvorräte gehen zur Neige. Im Hinblick auf die wachsende Weltbevölkerung drohen weitreichende Konsequenzen. Zudem hat die ineffiziente Nutzung von Phosphor erhebliche Umweltbelastungen zur Folge: Gelangen beispielsweise über landwirtschaftliche Abwässer große Mengen ungenutzten Phosphors in die Stoffkreisläufe von Ökosystemen, kann dies zu Überdüngung führen, die das ganze System aus dem Gleichgewicht bringt. Der neu gegründete Leibniz-WissenschaftsCampus Rostock stellt sich diesen Herausforderungen.

In Warnemünde haben am Mittwoch das Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz, das Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur, die Universität Rostock, die Leibniz-Gemeinschaft und fünf Leibniz-Institute den „Leibniz-WissenschaftsCampus Rostock: Phosphorforschung“ gegründet und eine entsprechende Kooperationsvereinbarung unterzeichnet. Ziel der interdisziplinären Zusammenarbeit ist die Erforschung des immer knapper werdenden Rohstoffs Phosphor.

„Ohne Phosphor kann die Landwirtschaft nicht funktionieren, denn Phosphor ist ein wichtiger Stoff, ohne den das Wachstum der Pflanzen nicht möglich wäre. Insgesamt verwendet die Düngemittelindustrie 82 Prozent der weltweit abgebauten Phosphate“, erläuterte Landwirtschafts- und Umweltminister Dr. Till Backhaus. „Im Hinblick auf die wachsende Weltbevölkerung, die hohe globale Nachfrage nach Nahrungs- und Futtermitteln sowie den Rückgang der weltweiten Phosphorvorräte drohen weitreichende Konsequenzen für die Land- und Ernährungswirtschaft und somit für alle Verbraucherinnen und Verbraucher. Ich hoffe, dass uns die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Wege aufzeigen, wie wir mit knapper werdenden Phosphor-Ressourcen umgehen müssen und was es für neue Wege gibt, Phosphor zu recyceln oder effizienter zu nutzen“, so Backhaus.

Matthias Kleiner, Präsident der Leibniz-Gemeinschaft, sagte in seinem Grußwort: „Der Leibniz-WissenschaftsCampus Rostock hat schon vor seiner offiziellen Gründung heute gewaltig an Fahrt aufgenommen: Es ist ihm gelungen, den „International Phosphorus Workshop“ im Jahr 2016 zum ersten Mal nach Deutschland einzuladen. Das unterstreicht schon jetzt seine international hohe Sichtbarkeit.“

„Der Leibniz-WissenschaftsCampus schafft eine Plattform, auf der nicht nur Forscherinnen und Forscher unterschiedlicher Fachrichtungen an komplexen Fragestellungen arbeiten, sondern wo die wissenschaftliche Ausbildung durch diese enge Zusammenarbeit eine neue Qualität erhält“, hob Ulrich Bathmann, Direktor des Leibniz-Instituts für Ostseeforschung, hervor.

„Mit dem WissenschaftsCampus wird die interdisziplinäre Zusammenarbeit gelebt. Der WissenschaftsCampus ist eine Auszeichnung für die Forschungslandschaft in Mecklenburg-Vorpommern“, lobte Bildungs- und Wissenschaftsminister Mathias Brodkorb.

Das Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz leistet in den Jahren 2014 und 2015 eine Anschubfinanzierung von jährlich 85.000 Euro. Für die Jahre 2016 und 2017 wird ein Betrag in ähnlicher Höhe in Aussicht gestellt. Das Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur stellt vom Jahr 2018 an und bis zum Abschluss des Leibniz-WissenschaftsCampus einen Betrag in Höhe von 80.000 Euro in Aussicht. Eine Förderung ist höchstens bis zum Jahr 2020 vorgesehen. Die Leibniz-Gemeinschaft fördert den WissenschaftsCampus als besondere strategische Maßnahme mit einer Anschubfinanzierung von 150.000 Euro aus ihrem Impulsfonds.

Der WissenschaftsCampus führt die Expertise von fünf Leibniz-Instituten und der Universität Rostock zusammen und gewährleistet so die Berücksichtigung der verschiedensten Aspekte von Phosphor und seinen vielfältigen chemischen Verbindungen. Neben Grundlagen- und Anwendungsforschung soll durch Entwicklung und Transfer von Technologien ein Beitrag zur Wirtschaftsentwicklung geleistet werden.

Folgende Leibniz-Institute sind am WissenschaftsCampus beteiligt: das Leibniz-Institut für Katalyse (LIKAT), das Leibniz-Institut für Nutztierbiologie (FBN), das Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW), das Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK) und das Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie (INP).

Weitere Informationen:
http://www.wissenschaftscampus-rostock.de

Kontakt:
Dr. Franziska Schmacka
Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW)
Tel.: 0381 / 5197 – 3471
info@wissenschaftscampus-rostock.de

Das Kooperationsmodell „Leibniz-WissenschaftsCampus“
Der WissenschaftsCampus ist ein Modell der regionalen Zusammenarbeit zwischen Leibniz-Einrichtungen und Hochschulen. Als gleichberechtigte Partner bearbeiten diese eine klar umrissene wissenschaftliche Fragestellung von gemeinsamem Interesse und ergänzen sich dabei mit ihren Kompetenzen und unterschiedlichen Perspektiven. Die regionale Nähe, eine gemeinsame Strategie und interdisziplinäre Forschungsansätze bezogen auf Themen, Projekte und Methoden sind die Stärken der Leibniz-WissenschaftsCampi. Sie bieten ideale Voraussetzungen, um gesellschaftlich relevante Fragestellungen zu bearbeiten, ganze Forschungsbereiche weiter zu entwickeln und das wissenschaftliche Umfeld am Standort für die Thematik zu stärken. Die regionale Forschungslandschaft erlangt dadurch Profil und internationale Sichtbarkeit.

Sechs Leibniz-WissenschaftsCampi haben sich seit 2009 etabliert:
• Leibniz-WissenschaftsCampus Tübingen: Bildung in Informationsumwelten
• Leibniz-WissenschaftsCampus Mainz: Byzanz zwischen Orient und Okzident
• Leibniz-WissenschaftsCampus Halle: Pflanzenbasierte Bioökonomie
• Leibniz-WissenschaftsCampus Mannheim: Mannheim Centre for Competition and Innovation (MaCCI)
• Leibniz-WissenschaftsCampus MannheimTax: Steuerpolitik der Zukunft
• Leibniz-WissenschaftsCampus Rostock: Phosphorforschung

Weitere Informationen zu den Leibniz-WissenschaftsCampi:
http://www.leibniz-gemeinschaft.de/forschung/hochschulkooperationen/leibniz-wissenschaftscampi

Die Leibniz-Gemeinschaft
Die Leibniz-Gemeinschaft verbindet 89 selbständige Forschungseinrichtungen. Deren Ausrichtung reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Raum- und Sozialwissenschaften bis zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute bearbeiten gesellschaftlich, ökonomisch und ökologisch relevante Fragestellungen. Sie betreiben erkenntnis- und anwendungsorientierte Grundlagenforschung. Sie unterhalten wissenschaftliche Infrastrukturen und bieten forschungsbasierte Dienstleistungen an. Die Leibniz-Gemeinschaft setzt Schwerpunkte im Wissenstransfer in Richtung Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Leibniz-Institute pflegen intensive Kooperationen mit den Hochschulen u.a. in Form der Leibniz-WissenschaftsCampi , mit der Industrie und anderen Partnern im In- und Ausland. Sie unterliegen einem maßstabsetzenden transparenten und unabhängigen Begutachtungsverfahren. Aufgrund ihrer gesamtstaatlichen Bedeutung fördern Bund und Länder die Institute der Leibniz-Gemeinschaft gemeinsam. Die Leibniz-Institute beschäftigen rund 17.500 Personen, darunter 8.800 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Der Gesamtetat der Institute liegt bei 1,5 Milliarden Euro.

Weitere Informationen:
http://www.leibniz-gemeinschaft.de

Quelle: idw

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Angst und Ärger verleiten Autofahrer zum Rasen

Henning Zuehlsdorff Pressestelle
Leuphana Universität Lüneburg

Studie zum Einfluss von Emotionen auf das Fahrverhalten
Lüneburg. Nach einer Schrecksekunde – etwa einem Beinahe-Unfall – verhalten sich Autofahrer oft nicht etwa vorsichtiger. Im Gegenteil: Viele drücken auf den Kilometern danach erst recht auf die Tube. Zu diesem Ergebnis kommen Forscher der Leuphana Universität Lüneburg in einer aktuellen Studie. An der Untersuchung nahmen insgesamt 79 Probanden teil. Sie mussten in einem Fahrsimulator einen Testparcours bewältigen und im Anschluss ihre Emotionen zu Protokoll geben. Dabei wurden sie mit verschiedenen typischen Verkehrssituationen konfrontiert.

In einem Fall mussten sie beispielsweise plötzlich auf die Bremse steigen, um einen Auffahrunfall zu verhindern. Sie fuhren daraufhin zwar kurzfristig langsamer. Auf den Kilometern danach beschleunigten sie aber wieder und überschritten dabei sogar oft das Tempolimit. Außerdem fuhren sie insgesamt unberechenbarer; sie lenkten zum Beispiel abrupter.

„Angst verändert das Fahrverhalten messbar zum Negativen“, resümiert Dr. Ernst Roidl. Er hat die Studie zusammen mit Professor Dr. Rainer Höger von der Leuphana Universität Lüneburg konzipiert und durchgeführt. „Und zwar nicht nur kurzfristig – der Effekt wirkt für einige Kilometer nach.“

Wir drücken also erst recht auf die Tube, wenn uns kurz zuvor der Schrecken in die Glieder gefahren ist. Dieses Ergebnis wirkt auf den ersten Blick paradox. „Angst vermindert unsere Risikobereitschaft, und dennoch verhalten wir uns riskanter“, sagt Roidl. „Wir vermuten, dass viele Menschen nach einem Schrecken einfach unaufmerksamer fahren: Sie bleiben mit dem Gedanken bei der Gefahrensituation und reagieren nicht mehr adäquat auf das, was im Moment auf der Straße passiert.“

Ärger ist ein schlechter Beifahrer
Auch Ärger verleitet dazu, zu schnell zu fahren. Wenn die Studienteilnehmer einige Zeit hinter einem Sonntagsfahrer herschleichen mussten, traten sie danach umso heftiger aufs Gaspedal. Sie fuhren zudem deutlich riskanter als normalerweise. Dieser Effekt hielt ebenfalls einige Minuten an. „Wenn wir uns ärgern, neigen wir zudem dazu, uns selbst zu überschätzen“, warnt Roidl. „Ärger schärft den Focus; wir denken, wir hätten alles im Griff. Wir sind daher eher bereit, Risiken einzugehen.“

Professor Höger erforscht seit einigen Jahren den Einfluss von Gefühlen auf das Fahrverhalten. Der Arbeitspsychologe sucht unter anderem nach technischen Methoden, mit denen sich die emotionale Verfassung des Fahrers messen lässt. Denkbar sind etwa Sensoren im Lenkrad, die die Schweißentwicklung der Hände oder ihre Muskelspannung registrieren. Das Auto könnte dann entsprechende Warnmeldungen ausspucken, um dem Fahrer seine Anspannung bewusst zu machen.

Momentan ist das eher Sache des Beifahrers. Doch Roidl warnt vor Beruhigungsversuchen nach dem Motto „Hey, entspann dich doch einfach.“ Denn die könnten einigen Studien zufolge den Ärger sogar noch verstärken. Besser wirke es möglicherweise, wenn der Fahrer einfach einmal kurz auf die Hupe haue, um sich abzureagieren. „Langfristig kann das aber natürlich keine Lösungsstrategie sein“, betont der Wissenschaftler.

Stattdessen solle man versuchen, sich in den Auslöser des Ärgers hineinzuversetzen: Warum trödelt der Fahrer vor mir wohl so? Macht es ihm zusätzlich Angst, wenn ich so dicht auffahre? Wie würde ich reagieren, wenn hinter mir jemand mit der Lichthupe drängelt? „Das ist sicher eines der besten Mittel gegen Ärger im Straßenverkehr“, sagt Roidl: „Empathie!“

Ernst Roidl, Berit Frehse, Rainer Höger: Emotional states of drivers and the impact on speed, acceleration and traffic violations-A simulator study; Accident Analysis and Prevention 70 (2014) 282-292; DOI: 10.1016/j.aap.2014.04.010

Kontakt:
Dr. Ernst Roidl
Institut für Experimentelle Wirtschaftspsychologie
Leuphana Universität Lüneburg
Telefon: 0176/2105555
E-Mail: roidl@leuphana.de

Prof. Dr. Rainer Höger
Institut für Experimentelle Wirtschaftspsychologie
Leuphana Universität Lüneburg
Telefon: 04131/677-7712
E-Mail: hoeger@uni.leuphana.de

Quelle: idw

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Große Hitze begünstigt die Steinbildung: Urologen warnen vor der Sommerkrankheit Harnsteine

Bettina-Cathrin Wahlers Pressestelle der DGU
Deutsche Gesellschaft für Urologie e.V.

Mit steigenden Temperaturen nimmt Sommer für Sommer die Zahl der Harnsteinerkrankungen drastisch zu: Hitze, verstärktes Schwitzen und unzureichendes Trinken begünstigen die Nierensteinbildung. Die Deutsche Gesellschaft für Urologie e.V. (DGU) und der Berufsverband der Deutschen Urologen e.V. (BDU) raten in der aktuellen Hitzeperiode deshalb, an heißen Sommertagen auf eine deutlich erhöhte Trinkmenge zu achten.

Das gelte besonders für Patienten mit Harnsteinen in der Vorgeschichte, denn das Risiko, einen weiteren Stein zu entwickeln, verdoppelt sich mit jedem Steinereignis.
Nierensteine zählen in Deutschland zu den großen Volkskrankheiten. Fast jeder 20. Bundesbürger – Männer häufiger als Frauen – ist einmal oder mehrfach im Leben betroffen. Vor allem zunehmendes Übergewicht in der Bevölkerung lässt die Tendenz steigen. Die Steine machen, solange sie in der Niere sind, keine Beschwerden und bleiben oft unentdeckt. Verlassen sie jedoch die Niere und gelangen in den Harnleiter, verursachen sie eine äußerst schmerzhafte Kolik.

Jetzt in den Sommermonaten ist das Risiko, Harnsteine zu entwickeln, besonders groß. „An heißen Tag geht von der aufgenommenen Flüssigkeitsmenge ein großer Anteil über Atmung und Schwitzen verloren“, sagt Prof. Dr. Thomas Knoll, Vorsitzender des DGU-Arbeitskreises Harnsteine. Das hat zur Folge, dass die Urinmenge geringer wird, weil die Flüssigkeit abgezogen wird. „Große Hitze, intensives Schwitzen und eine verminderte Trinkmenge färben den Urin im Extremfall bierbraun. Dann sind die löslichen Salze, die von den Nieren ausgeschieden werden, im Urin in höherer Konzentration vorhanden. Dies begünstigt die Bildung von Nierensteinen, die entstehen, wenn Stoffe auskristallisieren, die üblicherweise im Harn gelöst werden“, so der Chefarzt der Urologischen Klinik Sindelfingen.
Er empfiehlt an heißen Sommertagen eine deutlich erhöhte Trinkmenge und auf die hellgelbe Färbung des Urins zu achten. Herzgesunde sollten schon bei normalen Temperaturen und durchschnittlicher körperlicher Aktivität circa zwei Liter Flüssigkeit über den Tag verteilt trinken. Richtwert für die richtige Trinkmenge sollte die Urinfärbung, aber auch die Urinmenge sein. Im besten Fall ist der Urin wasserklar. „Es ist schwierig, die optimale Urinmenge festzulegen. Bei fünf Mal täglichem Wasserlassen mit jeweils 400 ml Urinmenge ergibt sich als durchschnittlicher Richtwert eine 24-Stunden-Ausscheidung von etwa 2000 ml“, sagt Prof. Knoll. Bei großer Hitze und/oder „schweißtreibender“ körperlicher Belastung muss die Trinkmenge deutlich höher als zwei Liter betragen. Von Vorteil ist es, häufig kleine Flüssigkeitsmengen zu trinken. „Mindestens 100 ml Flüssigkeit sollte dem Körper pro Stunde zugeführt werden, um Nierensteinen effektiv vorzubeugen.“

Deutsches Leitungswasser und ungesüßte Tees seien dafür genauso geeignet wie teure Mineralwasser mit klangvollem Namen oder Harntees, betont BDU-Pressesprecher Dr. Wolfgang Bühmann. Verzichten sollte man grundsätzlich auf gezuckerte Limonaden, da sie das Risiko für die Entstehung von Nierensteinen erhöhen. „Neben ausreichender Flüssigkeitszufuhr dienen Bewegung, ein normales Körpergewicht und eine ausgewogene Ernährung der Prävention von Harnsteinerkrankungen“, so Dr. Bühmann weiter. So kann sich eine Purin-arme Ernährung, mit einem geringen Anteil an Fleisch, Wurst, Innereien und Hülsenfrüchten, sowie das Vermeiden von Lebensmitteln mit hohem Oxalat-Gehalt wie Spinat, Rhabarber und Mangold, günstig auswirken.

Weitere Informationen:
DGU/BDU-Pressestelle
Bettina-C. Wahlers
Sabine M. Glimm
Stremelkamp 17
21149 Hamburg
Tel.: 040 – 79 14 05 60
Mobil: 0170 – 48 27 28 7
E-Mail: redaktion@bettina-wahlers.de
Internet: www.urologenportal.de
www.dgu-kongress.de

Weitere Informationen:
http://www.urologenportal.de/fileadmin/MDB/PDF/Harnsteine.pdf
http://www.urologenportal.de

Quelle: idw

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Regenwürmer im Einsatz gegen Hochwasser

Dr. Ute Schönfelder Stabsstelle Kommunikation/Pressestelle
Friedrich-Schiller-Universität Jena

Hydrologen der Universität Jena ergründen den Einfluss von Pflanzenbewuchs und Regenwurmdichte auf den Wasserhaushalt des Bodens

Die Bilder haben die meisten wohl noch im Kopf: Im Sommer 2013 standen weite Teile Mitteldeutschlands unter Wasser. Heftige Niederschläge hatten binnen weniger Stunden Bäche und Flüsse in reißende Ströme verwandelt. Die Wassermassen überfluteten Städte, rissen Bäume und Autos mit sich fort, unterspülten Straßen. „Solche Extremereignisse machen deutlich, welch wichtige Rolle der Wasserkreislauf in unserem Leben spielt“, sagt Juniorprofessorin Dr. Anke Hildebrandt von der Friedrich-Schiller-Universität Jena. „Eine der wichtigsten Umschlagplätze ist dabei der Boden.“ Denn der Boden ist das wichtigste Auffangbecken für Niederschlagswasser und stelle so die Verbindung zum Grundwasser her, erklärt die Juniorprofessorin für Ökologische Modellierung.

Wie die natürliche Infiltration – so wird die Aufnahme von Niederschlägen in den Boden bezeichnet – beeinflusst wird, das haben Prof. Hildebrandt und ihr Team jetzt detailliert untersucht: Dr. Christine Fischer konnte gemeinsam mit Kollegen der Universität Jena und des Max-Planck-Instituts für Biogeowissenschaft nachweisen, dass die Wasseraufnahmefähigkeit des Bodens entscheidend vom Pflanzenbewuchs sowie dem Vorkommen von Regenwürmern geprägt ist. Seine Ergebnisse hat das Forscherteam in der Fachzeitschrift „PLOSOne“ veröffentlicht (DOI: 10.1371/journal.pone.0098987).

Ausschlaggebend für die Aufnahmekapazität des Bodens ist seine Porenstruktur. „Vor allem Poren mit einem Durchmesser größer als etwa ein Zehntel Millimeter, auch als Makroporen bezeichnet, sind für den Abfluss des Niederschlagswassers wichtig“, sagt Anke Hildebrandt. Dass bestimmte biologische Faktoren bei der Entstehung solcher Poren eine wichtige Rolle spielen, ist eine zentrale Erkenntnis der vorliegenden Arbeit, so die Hydrologin. So fanden die Jenaer Forscher heraus, dass sich das Vorkommen von Gräsern negativ auf die Entstehung großer Poren auswirkt, während das Vorhandensein von Leguminosen wie Klee oder Lupinen deren Entstehung begünstigt.

„Für diesen Effekt sind zum einen direkt die Pflanzenwurzeln verantwortlich“, erläutert Christine Fischer. So bilden Leguminosen in der Regel dicke Pfahlwurzeln aus, die zur Bildung von Makroporen beitragen können. „Gräser haben dagegen sehr feine, verzweigte Wurzeln, die vorhandene Poren eher verschließen und so das Eindringen von Niederschlagswasser verhindern.“ Vor allem spielen die Pflanzenarten aber im Zusammenhang mit Regenwürmern eine große Rolle: Diese begünstigen durch ihre Aktivitäten im Boden ebenfalls die Porenbildung. Allerdings scheinen sie sich bevorzugt dort aufzuhalten, wo es auch Leguminosen gibt, was den Effekt auf die Wasseraufnahme zusätzlich verstärkt.

Für ihre Untersuchungen haben die Wissenschaftler das „Jena-Experiment“ der Friedrich-Schiller-Universität genutzt. Auf dem ca. zehn Hektar großen Gelände in der Saaleaue wachsen in mehreren Hundert Versuchsparzellen künstlich zusammengestellte Graslandschaften: von der Monokultur mit nur jeweils einer Pflanzenart bis hin zur Wiese aus 60 verschiedenen Gräsern, Kräutern und Leguminosen. Damit ist das „Jena-Experiment“, als eines der weltweit größten Biodiversitätsexperimente und das am längsten bestehende in ganz Europa, einmalig.

Original-Publikation:
Fischer C et al. How do earthworms, soil texture and plant composition affect infiltration along an experimental plant diversity gradient in grassland? PLOS One 2014, DOI: 10.1371/journal.pone.0098987

Kontakt:
Jun.-Prof. Dr. Anke Hildebrandt, Dr. Christine Fischer
Institut für Geowissenschaften der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Burgweg 11, 07749 Jena
Tel.: 03641 / 948651
E-Mail: hildebrandt.a@uni-jena.de, fischer.christine@uni-jena.de

Weitere Informationen:
http://www.uni-jena.de

Quelle: idw

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Besseres Recht für mehr Umweltschutz in der Landwirtschaft

Tilo Arnhold Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ

Dessau/Leipzig. Deutschland braucht kein eigenes Agrarumweltgesetz, aber eine bessere Abstimmung des Umwelt-, Agrar- und Förderrechts, um die Umwelt vor negativen Auswirkungen der Landwirtschaft wirksamer zu schützen. Entscheidend ist, dass die bestehenden Instrumente und Regelungen effektiverer und vollzugstauglicher gestaltet werden, so das Fazit einer Studie des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) in Zusammenarbeit mit der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt/M., die im Auftrag des Umweltbundesamtes entstanden ist.

Ziel der Studie war es, herauszufinden, wie die nationale Gesetzgebung verbessert werden könnte, um die gesellschaftlichen Umweltziele zu erreichen. Dazu untersuchten die Wissenschaftler in den letzten zwei Jahren, wie sich die Entwicklung zu einer nachhaltigen, umwelt- und klimagerechten Landwirtschaft stärker als bisher durch das Umwelt- und Agrarrecht steuern lässt. Auf dem Prüfstand standen dabei unter anderem das Ordnungs- und Planungsrecht, wobei auch der Vollzug sowie die Umweltanforderungen des Beihilferechts und das Instrument der Beratung tiefer analysiert wurden.

Trend zur Intensivierung hält an
Um die ökologisch relevanten Trends aufzeigen zu können, wertete das Frankfurter Institut für ländliche Strukturforschung (IfLS) die Entwicklung der Landwirtschaft in Deutschland seit 1950 anhand statistischer Daten aus. Eine zunehmende Spezialisierung und Steigerung der Produktion sind dabei die wesentlichen Trends. Trotz der Intensivierung sind der Anteil der Landwirtschaft an der Bruttowertschöpfung unter 1 Prozent und der Anteil an den Beschäftigten auf 1,6 Prozent gesunken. Knapp 300.000 Betriebe gibt es noch, die zusammen 16,7 Millionen Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche bewirtschaften, also rund die Hälfte der Gesamtfläche Deutschlands.

Umweltziele nicht erreicht
Aufgrund der großen Fläche spielt die Landwirtschaft eine starke Rolle, wenn es darum geht, Bodenfruchtbarkeit zu erhalten, Wasserressourcen zu schützen, Treibhausgase und andere Emissionen zu reduzieren sowie Tier- und Pflanzenarten zu erhalten. Während im Gewässerschutzrecht und im Luftreinhalterecht die europäischen und nationalen Umweltqualitätsziele relativ hoch gesteckt sind, fehlt es dagegen im Natur- und Bodenschutzrecht an ausreichend konkreten Zielen, konstatieren die Autoren der Studie. „Keines der Umweltziele ist gegenwärtig in Deutschland vollständig bzw. flächendeckend erreicht. Amtliche Statistiken und ausgewertete Studien zeigen dabei, dass gerade im Bereich der Landwirtschaft die größten Defizite bestehen“, fasst der Umweltjurist Dr. Stefan Möckel vom UFZ zusammen. Als Grund dafür sehen die Wissenschaftler, dass es vor allem bei der Durchsetzung der gesetzlichen Ziele Probleme gibt, da die Landwirtschaft oft – im Gegensatz zu anderen Wirtschaftsbereichen – in den Genuss von Sonderregelungen und Ausnahmen kommt. Dazu kommen die Schwierigkeiten bei der Kontrolle aufgrund fehlender Informationen, unzureichender Handlungsbefugnisse oder lähmender Rechtsunsicherheiten, mit denen die Behörden zu kämpfen haben. So konnten beispielsweise die vielen Schutzvorschriften den Umbruch von Dauergrünland zu Acker nicht stoppen oder die Belastung von Gewässern durch Nährstoffe, Pestizide und Tierarzneimittel von den umliegenden Feldern nicht reduzieren. Der Einsatz von Pestiziden hat sogar nicht ab, sondern weiter zugenommen.

Kein eigenes Agrarumweltrecht nötig
Für mehr Umweltschutz in der Landwirtschaft bedarf es keiner neuen Gesetze. Es genügen eine bessere Abstimmung des bestehenden Umwelt-, Agrar- und Beihilferechts, konkretere Anforderungen im Einzelnen sowie ausreichende Vollzugsinstrumente für die Behörden. „Ein eigenständiges Agrarumweltrecht empfiehlt sich nicht, da die Nachteile eines zu erlassenden Agrarumweltgesetzes deutlich größer als dessen Vorteile erscheinen“, sagt Prof. Wolfgang Köck vom UFZ. Vielmehr kommt es auf die Regelungsdetails an. Die Wissenschaftler erwarten dabei, dass mittelfristig dem Ordnungs- und Planungsrecht in Zeiten hoher Staatsschulden und steigender Agrarpreise eine entscheidende Bedeutung zukommen wird. Denn das Ordnungsrecht ist besonders gut geeignet, um ohne die Milliarden Euro an Agrarsubventionen flächendeckend allgemeinverbindliche Mindestanforderungen aufzustellen und die Verursacher an den Umweltkosten zu beteiligen. Planungsrechtliche Instrumente erlauben dabei eine räumliche Steuerung und Vollzugsinstrumente die Konkretisierung im Einzelfall. Diese Kombination besteht für landwirtschaftliche Anlagen (z.B. Tierhaltungs- oder Biogasanlagen) schon weitgehend. Bei der landwirtschaftlichen Bodenbewirtschaftung hat die Agrarpolitik hingegen seit Jahren bisher vor allem auf lenkende Beihilfen gesetzt.

Verbesserungspotenziale nutzen
Um das Agrar- und Umweltrecht für die ökologischen Herausforderungen fit zu machen, sind v.a. die unbestimmten Rechtsbegriffe und allgemeinen Grundsätze der guten fachlichen Praxis mit ökologisch anspruchsvollen quantitativen oder qualitativen Anforderungen zu untersetzen und diese dynamisch entsprechend dem aktuellen Stand der Technik fortzuschreiben. Hierbei bieten die wachsenden Fähigkeiten der Präzisionslandwirtschaft wie zum Beispiel der Einsatz von GPS neue Steuerungsmöglichkeiten.
Eine größere Baustelle stellt das Planungsrecht dar, da gegenwärtig kein verbindliches Planungsinstrument existiert, mit dem sich Art und Umfang der landwirtschaftlichen Bodennutzungen standortbezogen steuern lassen. „In Anbetracht der Flächenintensität der Landwirtschaft, die in ländlichen Regionen schnell mehr als 80 Prozent der Gemeindefläche betrifft, und der Heterogenität der Standorte ist diese Landnutzung eigentlich prädestiniert für eine planerische Feinsteuerung“, betont Dr. Stefan Möckel. Die Forscher empfehlen daher in ihrer Studie, den interessierten Kommunen durch eine Erweiterung der Landschaftsplanung bzw. Bauleitplanung zumindest die rechtliche Möglichkeit einzuräumen, damit die Bürger nicht nur ihr bauliches sondern auch landschaftliches Umfeld mit gestalten können.

Vollzugsinstrumente nicht vernachlässigen
Oft unterschätzt werden in der politischen Diskussion um die Agrarpolitik die rechtlichen Vollzugsinstrumente – wie Kontroll- und Anordnungsbefugnisse, Anzeige- und Dokumentationspflichten, Genehmigungserfordernisse oder Ordnungswidrigkeits- und Straftatbestände. „Ohne sie sind den Behörden in einem Rechtsstaat die Hände gebunden“, sagt Prof. Wolfgang Köck. Dies gilt für die behördliche Informationsbeschaffung wie für das Einschreiten bei drohenden oder festgestellten Verstößen gleichermaßen – unabhängig davon, ob das Ordnungs- und Planungsrecht oder das Beihilferecht die ökologischen Anforderungen stellt. Denn nur mit ihnen lassen sich die gesetzlichen Anforderungen im Einzelfall durchsetzen. In der Studie wird daher für eine systematische Ergänzung fehlender Vollzugsinstrumente im Agrarbereich plädiert.

Fazit
Ein Instrument allein kann die Umweltprobleme der Landwirtschaft nicht lösen. „Vielmehr bedarf es eines abgestimmten Instrumentenverbundes aus Ordnungs- und Planungsrecht, Beihilfen, Abgaben/Steuern, Zertifizierungssystemen, Beratung und Weiterbildung. Die verschiedenen Instrumente sollten so kombiniert werden, dass ihre Vorteile genutzt und ihre Nachteile ausgeglichen werden, um eine möglichst effektive Umweltpolitik zu erreichen und die Landwirtschaft an den Umweltkosten zu beteiligen, die sie hervorruft“, unterstreicht Dr. Stefan Möckel vom UFZ. Aus seiner Sicht bietet insbesondere die Kombination aus ordnungsrechtlichen Mindestanforderungen, standortbezogenen Anforderungen in Plänen sowie einzelfallbezogenen Vollzugsinstrumenten bedeutende Potentiale, um den ökologischen Herausforderungen gerecht zu werden.
Insgesamt macht die Studie 22 konkrete Vorschläge, wie der Gesetzgeber die Situation verbessern könnte. Sinnvoll wären zum Beispiel einheitliche Standards für alle Dünge- und Pflanzenschutzmittel, eine Vereinheitlichung des Schutzes von Dauergrünland, der Abbau von Begünstigungen im Wasserrecht oder die Anhebung der Anforderungen zum Schutz der Atmosphäre.
Tilo Arnhold

Publikation:
Stefan Möckel, Wolfgang Köck, Cordula Rutz und Jörg Schramek (2014): Rechtliche und andere Instrumente für vermehrten Umweltschutz in der Landwirtschaft. UBA-Texte 42/2014, 598 S., ISSN 1862-4804.
http://www.umweltbundesamt.de/publikationen/rechtliche-andere-instrumente-fuer-v…
Die Untersuchungen wurden gefördert vom Umweltforschungsplan des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit.

Weitere Informationen:
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ)
Dr. Stefan Möckel
Telefon: +49-(0)341-235-1693
http://www.ufz.de/index.php?de=12908
oder über
Tilo Arnhold, Susanne Hufe (UFZ-Pressestelle)
Telefon: +49-(0)341-235-1635, -1630
http://www.ufz.de/index.php?de=640

Weiterführende Links:
Agrarumweltrecht – Rechtliche und andere Instrumente für vermehrten Umweltschutz in der Landwirtschaft (UBA-Forschungsvorhaben 2011-2013):
http://www.ufz.de/index.php?de=31591
Rechtsvergleichende Studie zu Instrumenten eines nachhaltigen Landmanagements (CLAIM)
http://www.ufz.de/index.php?de=31749

Weitere Informationen:
http://www.ufz.de/index.php?de=33049

Quelle: idw

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Neues Quizspiel erzielt 22.000 Downloads in vier Wochen

Evelyn Meyer-Kube Presse/Public Relations
Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften

„Buddyquiz“ heißt das neue Echtzeit-Multiplayer-Quizspiel aus der IT-Küche des Unternehmens mobfish in Wolfenbüttel. „Erst seit vier Wochen auf dem Markt, schlägt unsere neue, kostenfreie App Buddyquiz mit zweiundzwanzigtausend Downloads bei den Nutzern richtig ein“, berichten die Entwickler und Absolventen der Ostfalia Hochschule Jonathan Bergen und Tobias Sell.

Bereits vor dreieinhalb Jahren feierten sie Erfolge mit ihrer ersten App „Wer Wird Reich“, die in den USA 2011 mit dem Best App Ever Award“ in der Kategorie „Denkspiele“ (Trivia Games) ausgezeichnet wurde. Damals legten sie bereits während ihres Informatikstudiums an der Ostfalia Hochschule mit der Entwicklung dieses Quizspiels den Grundstein für ihre Existenzgründung. Begleitet und unternehmerorientiert geschult wurden die Jungunternehmer vom Entrepreneurship Center der Ostfalia und von der Wirtschaftsförderung der Stadt Wolfenbüttel finanziell unterstützt. Inzwischen ist aus dem Start up als GbR eine GmbH geworden. „Wir haben uns und unsere Unternehmung weiterentwickelt, haben neue Büroräume Am Exer in Wolfenbüttel angemietet, Personal eingestellt und unsere Kontakte in die USA zur Ostfalia-Partnerhochschule University of Wisconsin Parkside (UWP) in Kenosha intensiviert.

„Bei unserer ersten App hatten wir die Unterstützung der amerikanischen Studierenden in Form von Übersetzungsarbeiten“, erklärt Tobias Sell. Die internationale Zusammenarbeit ist mobfish wichtig, denn alle profitieren. Im Frühjahr dieses Jahres initiierten die beiden Entwickler zwei neue Projekte und nutzen im Rahmen der „Internationalen Sommer Universität (ISU)“ die Kompetenzen der Informatikstudierenden an der Ostfalia sowie an der UWP für unabhängige Studien. Zum einen handelte es sich dabei um die Entwicklung eines Prototyps der App „Buddyquiz“ und zum anderen um die Weiterentwicklung der App „Wer Wird Reich“ in der Anwendung für Windows 8. Seit sechs Jahren besteht die Kooperation der Fakultät Informatik der Ostfalia und dem Department of Computer Science der UWP in Kenosha (Partnerstadt von Wolfenbüttel). Im Vordergrund steht dabei der regelmäßige Dozenten- und Studentenaustausch. So arbeitete im Frühjahr 2014 eine Gruppe von Ostfalia-Studenten am UWP mit dortigen Studenten an „Buddyquiz“ und umgekehrt im Mai dieses Jahres an der Ostfalia – immer in Verbindung mit den Entwicklern der App in Wolfenbüttel.“

Seit etwa vier Wochen ist „Buddyquiz“ auf dem Markt und erfreut sich zunehmender Beliebtheit. Das Besondere daran ist, bis zu acht Spieler können gleichzeitig gegeneinander spielen, und zwar in Echtzeit. „Das bringt jede Menge Spaß“, sagt Tobias Sell, „und der Erfolg der App lässt uns die Schwierigkeiten der Implementierung eines Echtzeit-Multiplayer-Quizspiels und die Hürden, die es zu überwinden gab, vergessen. Letztendlich haben wir es geschafft und unser Dank geht dabei an alle Beteiligten“.

Quelle: idw

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Student entwickelt Biogas-Anlage aus Plastiktonne

Anette Schober-Knitz Referat für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
HBC Hochschule Biberach

Jan Schellinger ist der erste Absolvent der Hochschule Biberach, der für seinen Studienabschluss ein interdisziplinäres Projekt der Studiengänge Energiesysteme (jetzt Energie-Ingenieurwesen) und Industrielle Biotechnologie bearbeitet hat. Ganz verkürzt dargestellt hat er eine Anlage entwickelt, die es beispielsweise Menschen in Entwicklungshilfeländern ermöglicht, in einem großen Plastikbehälter Biogas zu erzeugen, um es für die eigene Energieversorgung zu nutzen.

Das klingt einfach, war jedoch für Jan Schellinger „im Detail ganz schön schwierig“. Fast ein Jahr hat er sich mit dem Thema, der Vorbereitung und Umsetzung beschäftigt – viel länger als allgemein üblich.
Belohnt wurde sein außerordentliches Engagement mit einem besonders erfolgreichen Studienabschluss Bachelor of Engineering sowie jeder Menge Know-how in einem für ihn bislang fremden Fachgebiet: der Biotechnologie. „Meine Kenntnisse in Biologie und Chemie beschränkten sich auf die aus der Schulzeit, so Schellinger. Am Ende seines Projektes konnte er sich dagegen an Gesprächen seiner Studienkollegen aus dem Studiengang Industrielle Biotechnologie durchaus beteiligen: „Diskussionen über multiresistente Bakterien? – Aber gerne!“
Was genau also hat Jan Schellinger zum Abschluss seines Studiums gemacht? Für ein Entwicklungshilfeprojekt der Steyler Mission in Bolivien wollte der 25-Jährige aus dem Landkreis Sigmaringen eine Biomasse-Anlage für den Hausgebrauch entwickeln und bauen. Dafür reiste er in den Dschungel im Osten des Landes, verschaffte sich vor Ort einen Überblick über die Situation und Lebensgewohnheiten auf dem Land, das zu den ärmsten Regionen Südamerikas gehört. Nach ersten Versuchen, die jedoch nicht das gewünschte Ergebnis erzielten, entschloss sich Jan Schellinger, der Problematik umfassender und in wissenschaftlicher Tiefe zu widmen. Schellinger machte auf eigene Faust weiter und suchte sich an der Hochschule Biberach die notwendige Unterstützung, die er neben seinem betreuenden Professor, Dr.-Ing. Alexander Floß, in Professorin Dr. Heike Frühwirth fand.
Die Verfahrenstechnikerin ist Studiendekanin des noch jungen Studienganges Industrielle Biotechnologie. Auch dieser Studiengang beschäftigt sich mit der Erzeugung von Energie und Wertstoffen. Dr. Frühwirth beispielsweise hat einen Schwerpunkt ihrer Lehr- und Forschungstätigkeit auf Algenbiotechnologie gesetzt. In innovativen Algen-Produktionssystemen werden Pigmente und hochwertige Omega-3- Fettsäuren erzeugt. Mikroalgen aber seien auch Allrounder, die ausgezeichnet in Abwasser wachsen und dieses „ganz nebenbei“ aufreinigen, so die Expertin.
Eine Schnittmenge zwischen dem energietechnischen und dem verfahrenstechnischen Bereich der Biotechnologie war also gefunden. Als angehender Ingenieur für Energiesysteme hieß das für Schellinger: Mikrobiologie, Fermentationstechnik, Labortechnik pauken! Von nun an begleitete er die Biotechnologie-Studenten von Prof. Frühwirth zu einer Fachmesse für Labortechnik, wälzte Biologie- und Chemiebücher und studierte die Skripte seiner Kommilitonen für Bioprocessing und Fermentation. Im Labor der Industriellen Biotechnologie baute er seinen Versuchsstand um eine blaue Chemie-Tonne herum auf, verbaute darin Messtechnik und startete seine dreiwöchige Versuchsreihe, in er seine Biogasanlage mit Dung, Gras und Speiseresten befüllte.
Als Ergebnis konnte er bei seinem Abschlusskolloquium vor den betreuenden Professoren Heike Frühwirth und Alexander Floß sowie Kommilitonen beider Fachrichtungen darstellen, wie seine Anlage funktioniert – und wie viel Biogas sie bei gegebener Befüllung erzeugt. Unerlässlich, so Schellinger, sei ein Rührwerk für die stehende Anlage. Der junge Ingenieur sieht einige Verbesserungsmöglichkeiten bei der technischen Ausführung wie bei der Substratwahl. Unterm Strich aber kann Schellinger belegen, dass „eine Biogasanlage ein lohnendes und fortschrittliches Entwicklungsprojekt darstellt“.
Für Dr. Heike Frühwirth war es „großartig zu sehen, wie Studierende verschiedener Studiengänge über den Tellerrand gucken und auf direktem Weg von einander profitieren.“ Und ihr Kollege Dr. Floß sieht „großes Potenzial für weitere gemeinsame Projekte in Lehre und Forschung, an denen die Studierenden beider Studiengänge beteiligt werden können“.
Und wie geht es nun weiter? Jan Schellinger hat seinen Bachelor-Abschluss in der Tasche, sein Projekt ist damit abgeschlossen. Seinem Kolloquium haben auch Mitglieder von Ingenieure ohne Grenzen zugehört – und das mit Interesse. Vielleicht wird seine Idee, nun mit konkreten Ergebnissen hinterlegt, ja doch noch in einem Entwicklungshilfeland aufgegriffen. Schellinger selbst will sein Wissen weiter vertiefen, ob im Entwicklungsbereich, der Energietechnik oder vielleicht sogar der Biotechnologie, ist noch nicht entscheiden. „Ich bin auf jeden Fall gespannt, was als nächstes auf mich zukommt“, sagt er.
Für die Hochschule sieht der 25-Jährige vielfältige Möglichkeiten für die auf den ersten Blick völlig unterschiedlichen Disziplinen Energie-Ingenieurwesen und Industrielle Biotechnologie. Sein eigener Ausflug in die Biotechnologie hat ihm Kompetenzen eingebracht und vor allem neue Freundschaften: „Der Studiengang Industrielle Biotechnologie ist wie eine kleine Familie. In die bin ich aufgenommen worden“.

Weitere Informationen:
http://www.hochschule-biberach.de

Quelle: idw

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Winterschlaf fällt aus: Höhepunkt der Zecken-Welle 2014 bereits vorbei – Aktivität lässt nach

Florian Klebs Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Hohenheim

In den ersten sieben Monaten 2014 sind in Baden-Württemberg 34 Menschen an der durch Zecken übertragenen Infektion FSME erkrankt. In Bayern waren es 54 Kranke. „In beiden Bundesländern ist die Zahl gegenüber den ersten sieben Monaten 2013 deutlich gesunken und ist damit wieder ungefähr auf dem Stand von 2012″, erläutert die Parasitologin Prof. Dr. Ute Mackenstedt von der Universität Hohenheim. „Längst sind Zecken nicht mehr ausschließlich nur im Wald zu finden, sondern verstärkt auch in heimischen Gärten. Diese wollen die Experten der Universität nun für eine Studie über Zeckenhäufigkeit in Gärten unter die Lupe nehmen. Dringend gesucht werden daher noch Gartenbesitzer in und um Stuttgart, die ihr Grundstück für die Untersuchungen zur Verfügung stellen.

Sie sind winzig klein und sehr gefährlich, gerade wegen des milden Winters 2013/2014 sind die Zecken in diesem Jahr sehr aktiv. Dies schlägt sich allerdings zum Glück nicht in den Zahlen der an FSME Erkrankten nieder: „Wir gehen davon aus, dass viele Menschen wegen des häufigen und heftigen Regens nicht spazieren gegangen sind, daher also die Kontaktzeiten zwischen Zecken und Menschen gering waren und wenig Viren übertragen werden konnten“, sagt Prof. Dr. Mackenstedt.

Vor allem betroffen: Baden-Württemberg und Bayern
Der Blick auf die Statistik zeigt: In den beiden bundesweit am meisten von Zecken betroffenen Bundesländern Bayern und Baden-Württemberg ist die Zahl der an FSME erkrankten Menschen in den Monaten Januar bis Juli in diesem Jahr deutlich gegenüber 2013 zurückgegangen. In Bayern waren es 54 Infizierte gegenüber 83 im Vorjahr und in Baden-Württemberg 34 gegenüber 68 im Jahr 2013. Auf den Plätzen 3 und 4 folgen Hessen mit 6 und Sachsen mit 4 Erkrankten.

Sehr hohe Fallzahlen gab es in den Jahren 2005 (432) und 2006 (546). Ansonsten wurden seit 2001 238-313 Fälle pro Jahr verzeichnet (Quelle: RKI). Vor allem betroffen waren auch damals Bayern und Baden-Württemberg. Regelmäßig tritt die FSME auch in Hessen, Thüringen, Sachsen und in Rheinland-Pfalz auf. Einzelfälle wurden in den letzten Jahren aber auch aus anderen Bundesländern gemeldet.

Verbreitung der FSME in Deutschland
Die Hauptverbreitungs- und -risikogebiete der FSME in Deutschland liegen in Bayern und Baden-Württemberg. Zudem gelten einige Landkreise in Hessen, Rheinland-Pfalz und Thüringen als Risikogebiete. Einzelne FSME-Fälle und infizierte Zecken wurden aber auch aus anderen Bundesländern gemeldet. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts sind bis zu etwa 3 Prozent der Zecken in einem FSME-Gebiet infiziert.

Das Vorkommen von Borrelien in Zecken schwankt regional sehr stark und kann bis zu 30 Prozent betragen. In der Bundesrepublik haben 5,8 Prozent der Frauen und 13 Prozent der Männer Antikörper – ein Zeichen dafür, dass sie vermutlich bereits mindestens einmal Kontakt mit den Erregern hatten. Nur rund ein Prozent der Infizierten entwickelt Krankheitssymptome.

Wo halten sich die Zecken auf, wenn sie auf Wirtsuche sind?
Zecken, die auf der Suche nach einem Wirt sind, erklimmen exponierte Stellen und warten dort so lange, bis ein Wirt (Tiere oder auch ein Mensch) vorbeikommt, an dem sie sich festhalten können. Dies ist in der Regel die bodennahe Vegetation (Gräser, krautige Pflanzen, Gebüsch), umherliegendes Totholz (Äste, Baumstämme), Baumstümpfe oder Ähnliches. Meist klettern aktive Zecken nicht sehr hoch. Erwachsene Zecken halten sich in der Regel in einer Höhe von 30 bis 60 Zentimeter auf, seltener bis zu einer Höhe von 1,5 Meter.

FSME
Die Frühsommer-Meningoenzephalitis, kurz FSME, ist eine durch das FSME-Virus ausgelöste Krankheit. Das Virus greift das zentrale Nervensystem des Menschen an. Das FSME-Virus wird in erster Linie von Zecken auf den Menschen übertragen. Es sind jedoch auch einige wenige Fälle bekannt, bei denen der Genuss von Rohmilch von FSME-infizierten Kühen oder Ziegen die Krankheit ausgelöst hat.
Die Gefahr, nach einem Zeckenstich in den Risikogebieten an FSME zu erkranken, liegt neuen Erkenntnissen zufolge bei 1 zu 150. Nicht jede FSME-Infektion führt zu einem schweren Krankheitsverlauf. Die Mediziner haben bisher noch nicht herausfinden können, warum es bei einigen Menschen zu schweren Erkrankungen kommt und diese sogar daran sterben, während andere FSME-Infizierte nur leicht oder gar nicht erkranken. Sicher ist, dass das Alter der Infizierten eine wichtige Rolle spielt. Je älter die Person, umso schlimmer kann die FSME verlaufen.

Die Gartenstudie der Universität Hohenheim: Gartenbesitzer gesucht
Auch die heimischen Gärten im Südwesten sind zunehmend von Zeckenbefall betroffen und können als so genannte „hot spots“ von Zecken dienen. Die Bedeutung der Gärten wurde bisher häufig unterschätzt und das Infektionsrisiko vor allem mit Freizeitaktivitäten in Wäldern und Wiesen verbunden. Deswegen will die Universität Hohenheim für eine Studie Gärten in Stuttgart und Umgebung auf Zeckenbefall untersuchen. Dafür werden noch Grundstücksbesitzer gesucht, die ihren Garten für die Untersuchungen zur Verfügung stellen. Der Garten sollte dabei mindestens 400 Quadratmeter umfassen. Nähere Informationen gibt es bei Prof. Dr. Ute Mackenstedt (mackenstedt@uni-hohenheim.de, https://zecken-im-garten.uni-hohenheim.de).

Quelle: idw

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Kein „Merkel-Faktor“: Studie untersucht Frauen auf dem Weg zur Macht

Henning Zuehlsdorff Pressestelle
Leuphana Universität Lüneburg

Politische Werdegänge von Frauen und Männern unterscheiden sich kaum

Lüneburg. Welche Voraussetzungen müssen Frauen erfüllen, um die politische Karriereleiter zu erklimmen? Unterscheidet sich ihr Weg zur Macht von dem männlicher Konkurrenten? Eine neue Studie der Leuphana Universität Lüneburg verneint diese Frage. Die Wissenschaftler haben die Biografien sämtlicher Premierministerinnen in Europa seit 1945 mit denen ihrer männlichen Kollegen verglichen. Es ist bislang die europaweit umfangreichste Untersuchung dieser Art.

Seit 1945 gab es in Europa 276 Premierminister, aber nur 14 Premierministerinnen. Zu den wohl bekanntesten zählen die Britin Margaret Thatcher und die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel. „Nur wenige Frauen schaffen es also an die politische Spitze“, stellt Ina Kubbe vom Zentrum für Demokratieforschung (ZDEMO) der Leuphana Universität fest. „Uns interessiert, ob sie auf diesem Weg andere Voraussetzungen erfüllen müssen als Männer.“

Die Demokratieforscher haben dazu Biografien der 14 Erfolgs-Frauen ausgewertet und mit denen ihrer männlichen Kollegen verglichen. Bei diesem Vergleich beschränkten sie sich auf die Länder in Europa, die seit 1945 mindestens einmal unter weiblicher Ägide standen. Die Demokratien Südeuropas etwa blieben so außen vor; dort war der Chefsessel bislang ausschließlich für Männer reserviert. „Wir vergleichen also insgesamt 138 Lebenswege – 124 von Männern, 14 von Frauen“, erläutert Kubbe.

Das Ergebnis ist auf den ersten Blick überraschend. „Die Karrierewege von männlichen und weiblichen Premierministern sind praktisch ununterscheidbar“, betont ZDEMO-Leiter Professor Dr. Ferdinand Müller-Rommel. Ob Kohl oder Merkel, Thatcher oder Blair – Frauen wie Männer durchlaufen auf ihrem Weg zur Spitze in der Regel ganz ähnliche Stationen: Sie beginnen meist in der Lokalpolitik, werden dann irgendwann Mitglied des Parlaments, übernehmen die Leitung eines Ministeriums und später oft den Vorsitz ihrer jeweiligen Partei. Im Schnitt sammeln sie 17 Jahre Erfahrung in Parlament und Kabinett, bevor der letzte Karriere-Schritt auf den Premierminister-Posten erfolgt – in der Regel mit Ende 40.

Wer ein Land führen will, muss seine Fähigkeiten also zuvor in hochrangigen politischen Ämtern bewiesen haben. Was zählt, sind Erfahrung und Professionalität – und zwar unabhängig von den Geschlechtschromosomen. „Wir haben anhand unserer Daten kein typisches Muster finden können, in dem sich der weibliche Weg zur Macht von dem ihrer männlichen Kollegen unterscheidet“, resümiert Müller-Rommel. „Das kam für uns unerwartet.“

Kein Muster an Gleichberechtigung
Das bedeutet aber nicht, dass Europas Regierungen ein Muster an Gleichberechtigung sind. Zwar müssen Frauen und Männer augenscheinlich dieselben Voraussetzungen mitbringen, um in Schlüsselpositionen vorzustoßen. Dennoch sind Frauen in der Politik immer noch stark unterrepräsentiert. Ein möglicher Grund: Männer machen in der Politik schneller Karriere, weil sie bei gleicher Qualifikation bevorzugt werden. Das Sieb vor jedem Karriereschritt wäre bei ihnen in diesem Fall also gröber als bei Frauen. Die Lüneburger Wissenschaftler wollen nun analysieren, ob dieser Mechanismus die geringe Zahl von Premierministerinnen erklären kann.

Die ZDEMO-Forscher haben in ihren Daten zudem zwei interessante Auffälligkeiten ausgemacht. Zum Einen sind Premierministerinnen im Schnitt besser ausgebildet als ihre männlichen Kollegen – sie haben zum Beispiel häufiger studiert und promoviert. Es scheint also so zu sein, dass die Anforderungen an Frauen, die in der Politik Karriere machen wollen, in diesem Punkt höher sind als die an Männer.

Ministerin für „Gedöns“
Im Unterschied zu Männern besetzen Frauen zudem meist wenig prestigeträchtige Ministerposten. Sie sind – um es mit den Worten von Altkanzler Gerhard Schröder zu sagen – eher für „Gedöns“ zuständig als für Finanzen oder das Militär. Sie werden also anscheinend eher auf „weiche“ Themen abgeschoben. Ursula von der Leyen ist in ihrer Position als Verteidigungsministerin (noch) eine Ausnahme – zumindest hierzulande. Denn in den skandinavischen Ländern scheint diese klassische Ressortaufteilung schon mehr oder weniger passé zu sein. „Schweden, Dänemark oder Norwegen sind – und zwar auch in der Politik! – in Sachen Gleichberechtigung ein ganzes Stück weiter als wir“, betont Ina Kubbe. „Die Gleichstellung von Mann und Frau ist dort in der Gesellschaft fest verankert. Das schlägt sich auch in den entsprechenden Rahmenbedingungen nieder, wie etwa der Versorgung mit Kinderbetreuungsplätzen.“

Doch immerhin scheint Europa bei diesem Thema insgesamt etwas voranzukommen. Inzwischen müssen etwa Premierministerinnen nicht mehr als absolute Exotinnen gelten: Zwischen 2010 und 2014 gab es in Europa immerhin sechs Staatslenkerinnen, in den 30 Jahren davor waren es zusammengerechnet acht. Von einem Frauen-Boom in der Politik mag Kubbe dennoch nicht sprechen: „In den 28 EU-Staaten gibt es momentan insgesamt vier Premierministerinnen. Das sind gerade einmal 14 Prozent.“

Kontakt:
Professor Dr. Ferdinand Müller-Rommel
Zentrum für Demokratieforschung, Leuphana Universität Lüneburg
Telefon: 04131/677-2486
E-Mail: muero@uni.leuphana.de

Ina Kubbe
Zentrum für Demokratieforschung, Leuphana Universität Lüneburg
Telefon: 04131/677-2465
E-Mail: ina.kubbe@uni.leuphana.de

Quelle: idw

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Rezession und Erneuerbare unschuldig am Preissturz für CO2 in Europa

Fabian Löhe Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC) gGmbH

Weder die wirtschaftliche Rezession noch der Ausbau Erneuerbarer Energien sind – wie oft vermutet – Hauptverursacher des massiven Preissturzes im Europäischen Emissionshandelssystem (EU ETS): Sie können gerade mal zehn Prozent des Preisrückgangs von CO2-Zertifikaten erklären. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie des Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC), die im Fachmagazin „Energy Policy“ veröffentlicht worden ist.
Inwieweit die Unsicherheit über künftige politische Regulierung einen Anteil an den noch unerklärlichen 90 Prozent der Preisbildung hat, soll nun Gegenstand weiterer Forschung sein.

Für den Artikel „Gründe für den Preisverfall beim EU ETS“ haben MCC-Researcher Nicolas Koch und seine Kollegen empirisch untersucht, welchen Einfluss verschiedenste Variablen wie Konjunkturdaten, fossile Brennstoffpreise und die Einspeisung Erneuerbarer Energien auf die CO2-Preisentwicklung im Zeitraum von Januar 2008 bis Oktober 2013 hatten. All diese Faktoren beeinflussten den Preis zu nur knapp zehn Prozent. „Die üblichen Verdächtigen wie etwa die Konjunktur oder die Erneuerbaren tragen kaum Verantwortung“, sagt Koch. „Stattdessen geben 90 Prozent der CO2-Preisbildung in Europa weiter Rätsel auf.“

Das EU ETS gilt als eines der wichtigsten Instrumente der europäischen Klimapolitik. Doch die MCC-Ergebnisse kommen zu einer Zeit, in der Reformen heiß diskutiert werden. Denn während 2005 zu Beginn der Einführung des Emissionshandelssystems der Preis für den Ausstoß einer Tonne CO2 noch bei gut 25 Euro pro Tonne lag, mussten Unternehmen Ende 2013 nicht einmal mehr fünf Euro dafür bezahlen. Die EU-Kommission hat daher mit ihren Klimaschutz- und Energiezielen bis zum Jahr 2030 einen Reformvorschlag für den CO2-Handel vorgelegt.

„Wir halten es für wahrscheinlich, dass die Unsicherheit der Investoren, ob politische Ankündigungen zu langfristigen Klimazielen nun tatsächlich umgesetzt werden oder nicht, einen großen Einfluss auf den niedrigen Preis haben“, sagt Koch. „Derzeit ist der Ansporn sehr gering, auf neue, CO2-arme Technologien umzustellen. Die Politik muss auch über 2030 hinaus langfristige Pfade zur CO2-Reduktion aufzeigen.“

Ottmar Edenhofer, Direktor des MCC und Chefökonom am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK), regt daher einen verbindlichen Preiskorridor für das EU ETS an. „Wir brauchen einen Mindestpreis, um die Unternehmen zu Investitionen in kohlestoffarme Technologien zu ermuntern“, sagt er. „Gleichzeitig wäre aus unserer Sicht aber auch eine Preisobergrenze wichtig, damit bei einer steigenden Konjunktur diese nicht wieder abgewürgt wird.“ Darüber hinaus schlägt er eine sektorale Erweiterung des EU ETS auf den Transport- und Gebäudesektor vor.

Über das MCC
Das MCC erforscht nachhaltiges Wirtschaften sowie die Nutzung von Gemeinschaftsgütern wie globalen Umweltsystemen und sozialen Infrastrukturen vor dem Hintergrund des Klimawandels. Fünf Arbeitsgruppen forschen zu den Themen Wirtschaftswachstum und -entwicklung, Ressourcen und Internationaler Handel, Städte und Infrastrukturen, Governance sowie wissenschaftliche Politikberatung. Das MCC ist eine gemeinsame Gründung der Stiftung Mercator und des (PIK).

Weitere Informationen:
http://www.mcc-berlin.net
http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0301421514003966

Quelle: idw

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Von welchem Elternteil Gene geerbt werden beeinflusst Alter der Sexualreife

Dr. Nadja Becker Kommunikation
Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt

Das Alter, in dem Mädchen die Geschlechtsreife erreichen, wird durch sogenannte genetische Prägung bestimmt. Dabei wird die Genaktivität allein von väterlichen oder mütterlichen Genen bestimmt – je nachdem welche Gene vererbt wurden, berichten Wissenschaftler in der Fachzeitschrift ‘Nature‘. Für die internationale Studie mit über 180.000 Teilnehmern arbeiteten 166 Forschungseinrichtungen zusammen, darunter das Helmholtz Zentrum München.

Das Team analysierte in 57 Studien das genetische Material von 182.416 Frauen und konnte so 123 genetische Varianten identifizieren, die mit dem Zeitpunkt der ersten Regelblutung bei Mädchen assoziiert sind. Sechs dieser Genvarianten sind in „geprägten“ Regionen des Genoms lokalisiert.

Am Helmholtz Zentrum München waren Wissenschaftler um Dr. Christian Gieger, Dr. Doris Stöckl und Dr. Melanie Waldenberger von den Instituten für Genetische Epidemiologie und Epidemiologie II sowie von der Abteilung Molekulare Epidemiologie an der Studie beteiligt. Sie werteten dazu Daten der bevölkerungsbasierten KORA*-Studie aus.

„Die Ergebnisse geben erstmals Einblicke in die genetische Regulation der Geschlechtsreife“, erklärt Gieger. „Das Alter der ersten Regelblutung wird immer wieder mit dem Auftreten chronischer Erkrankungen wie Diabetes mellitus oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Verbindung gebracht“, ergänzt Stöckl, „daher können die genetischen Assoziationen auch für die Erforschung dieser Volkskrankheiten neue Erkenntnisse liefern.“

Zur Pressemitteilung der University of Cambridge http://www.mrc-epid.cam.ac.uk/age-of-puberty-in-girls-imprinted-genes/

Weitere Informationen
*KORA (Kooperative Gesundheitsforschung in der Region Augsburg)
Seit über 20 Jahren wird in der international bekannten KORA-Studie die Gesundheit tausender Bürger aus dem Raum Augsburg untersucht, um die Auswirkungen von Umweltfaktoren, Verhalten und Genen zu erforschen. Kernthemen der KORA-Studien sind Fragen zu Entstehung und Verlauf von chronischen Erkrankungen, insbesondere Herzinfarkt und Diabetes mellitus. Hierzu werden Risikofaktoren aus dem Bereich des Gesundheitsverhaltens (u.a. Rauchen, Ernährung, Bewegung), der Umweltfaktoren (u.a. Luftverschmutzung, Lärm) und der Genetik erforscht. Aus Sicht der Versorgungsforschung werden Fragen der Inanspruchnahme und Kosten der Gesundheitsversorgung untersucht (www.helmholtz-muenchen.de/kora).

Original-Publikation:
Perry, JRB et al. (2014). Parent-of-origin specific allelic associations among 106 genomic1 loci for age at menarche, Nature, doi: 10.1038/nature13545

Link zur Fachpublikation: http://www.nature.com/nature/journal/vaop/ncurrent/full/nature13545.html

Das Helmholtz Zentrum München verfolgt als deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt das Ziel, personalisierte Medizin für die Diagnose, Therapie und Prävention weit verbreiteter Volkskrankheiten wie Diabetes mellitus und Lungenerkrankungen zu entwickeln. Dafür untersucht es das Zusammenwirken von Genetik, Umweltfaktoren und Lebensstil. Der Hauptsitz des Zentrums liegt in Neuherberg im Norden Münchens. Das Helmholtz Zentrum München beschäftigt rund 2.200 Mitarbeiter und ist Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft, der 18 naturwissenschaftlich-technische und medizinisch-biologische Forschungszentren mit rund 34.000 Beschäftigten angehören. www.helmholtz-muenchen.de

Fachlicher Ansprechpartner
Dr. Christian Gieger, Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt (GmbH), Institut für Genetische Epidemiologie, Ingolstädter Landstr. 1, 85764 Neuherberg – Tel.: 089-3187-4106 – E-Mail: christian.gieger@helmholtz-muenchen.de

Weitere Informationen:
http://www.helmholtz-muenchen.de/aktuelles/uebersicht/pressemitteilungnews/artic…

Quelle: idw

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Kurzes Aufatmen am Ostseegrund: Sauerstoff im Tiefenwasser der zentralen Ostsee gemessen

Dr. Barbara Hentzsch Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde

Aktuelle Messdaten des IOW zeigen: Sauerstoffreiches Salzwasser aus der Nordsee hat das Gotland-Becken erreicht und verdrängt zum ersten Mal seit 2003 den Schwefelwasserstoff in den Tiefen der zentralen Ostsee.

Nach einer langen Phase von Sauerstoffmangel im Tiefenwasser der zentralen Ostsee zeigen die Ergebnisse der aktuellen IOW-Messkampagne vom 19.-30. Juli dieses Jahres, dass Sauerstoff-reiches Salzwasser die Tiefenbecken der zentralen Ostsee erreicht hat. Damit wird eine seit 2003 anhaltende Phase von Sauerstoffzehrung und zunehmender Schwefelwasserstoffbildung unterbrochen und die Lebensbedingungen höherer Lebewesen in diesen oft als „Todeszonen“ bezeichneten Bereichen leicht verbessert.

Zuletzt war es im November/Dezember 2011 zu einem ähnlichen Ereignis gekommen, das jedoch lediglich das Tiefenwasser der südlichen Ostsee einschließlich der Danziger Bucht belüftete. Das aktuell gemessene Ereignis schaffte es, weiter nach Nordosten bis in das zentrale Gotland-Becken vorzudringen. Dort versorgte der Einstrom die bodennahe Wasserschicht in Tiefen zwischen 200 und 240 Meter zwar nur mit geringen Sauerstoffmengen – es wurden rund 0,37 ml/l gemessen -, er verdrängte jedoch den giftigen Schwefelwasserstoff. Die weiter nördlich liegenden Teile des Gotland-Beckens wurden im Messzeitraum noch nicht von diesem Einstrom erreicht. Das IOW wird den weiteren Verlauf verfolgen.

Als Auslöser dieses Ereignisses nehmen die Warnemünder OstseeforscherInnen zwei länger anhaltende Phasen von westlichen Winden im Februar und März 2014 an. In den Wasserstandsdaten vom 3.-20. Februar und 8.-19. März sind zwei kleinere windinduzierte Einstromereignisse mit geschätzten Volumina von ~ 141 km3 und ~ 203 km3 zu verzeichnen. Das Märzereignis, das die größere Wassermenge mit sich brachte, wurde durch die Abfolge der Sturmtiefs „Danli“, „Ev“ und „Feliz“ über Skandinavien mit Kerndrücken zwischen 960-990 hPa ausgelöst.

Die Schiffsexpedition vom 19.-30. Juli 2014 ist eine von fünf Messkampagnen zur Umweltüberwachung der Ostsee, die das IOW jährlich auf einem festen Stationsnetz, das bis in das Gotlandbecken reicht, durchführt. Innerhalb der deutschen Ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) erfüllt das IOW damit im Auftrage des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) den Beitrag zur Überwachung der Meeresumwelt der Ostsee, zu dem sich die Bundesrepublik Deutschland im Rahmen des Helsinki-Abkommens (HELCOM) verpflichtet hat. Die gewonnenen Daten werden für regelmäßige nationale und internationale Zustandseinschätzungen der Ostsee genutzt, finden Eingang in zahlreiche Publikationen und stellen die wissenschaftliche Basis für einzuleitende Maßnahmen zum Schutz des Ökosystems der Ostsee dar.

Kontakt:

Dr. Günther Nausch, Sektion Meereschemie, Arbeitsgruppe Allgemeine Meereschemie (Nährstoffanalytik), IOW
(Tel.: 0381 / 5197 332, Email: guenther.nausch@io-warnemuende.de)

Dr. Michael Naumann, Sektion Physikalische Ozeanographie und Messtechnik, IOW (Tel.: 0381 / 5197 267, Email: michael.naumann@io-warnemuende.de)

Nils Ehrenberg, Öffentlichkeitsarbeit, IOW
(Tel.: 0381 / 5197 106, Email: nils.ehrenberg@io-warnemuende.de)

Hintergrund Salzwassereinbrüche
Der Wasserkörper der Ostsee ist permanent geschichtet mit salzärmerem Oberflächenwasser, das ständig durch den Eintrag von Süßwasser der zahlreichen in die Ostsee mündenden Flusssysteme gespeist wird. Diese Deckschicht steht im ständigen Austausch mit der Atmosphäre und ist durch Windeinmischung, temperaturbedingte Umwälzungsprozesse sowie biologische Produktion gut mit Sauerstoff versorgt. Ab einer Tiefe von rund 70 m, also in Bereichen, die durch die Winddurchmischung nicht mehr erfasst werden, zeigt die Ostsee ihre enge Bindung an die Nordsee: hier sammelt sich das gelegentlich durch die Beltsee in die Ostsee einströmende Nordseewasser. Da es salzhaltiger ist als das Ostseewasser, ist es auch schwerer und fließt am Boden der Ostsee entlang in die Tiefenbecken. Beide Schichten mischen sich nur sehr geringfügig, so dass eine dauerhafte Schichtung in der Ostsee besteht. Feste Partikel, wie abgestorbene organische Substanz, passieren die Grenze dieser beiden Wasserkörper meist problemlos, im Wasser gelöste Gase wie Sauerstoff werden jedoch effektiv zurück gehalten. Der Sauerstoffgehalt des Tiefenwassers nimmt daher durch die Zersetzung des herabgesunkenen organischen Materials ständig ab. Bei der Unterschreitung von Schwellenwerten entsteht dort sogar giftiger Schwefelwasserstoff. Eine Verbesserung dieses Zustandes kann nur durch den Zustrom großer Mengen von Nordseewasser erfolgen, welches in Kontakt mit der Atmosphäre war und deshalb reich an Sauerstoff ist.

Dieser horizontale Wasseraustausch wird jedoch durch untermeerische Schwellen in der westlichen Ostsee erschwert. Nur in speziellen Sturmsituationen aus Nordwest kann das salzreiche Tiefenwasser über diese natürlichen Barrieren gepresst werden, um östliche/zentrale Ostseeteile mit neuem Sauerstoff zu versorgen. Diese Gebiete sind die sogenannte Darßer Schwelle, eine ausgedehnte Sandebene zwischen der dänischen Insel Møn und der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst mit 18-19 m Wassertiefe und die Drodgen Schwelle im Öresund. Sie liegt zwischen der dänischen Insel Seeland und dem schwedischen Festland mit einer Wassertiefe von etwa 8-9m.

Seit 2003 fand kein größerer Zustrom mehr statt, so dass in den tiefen Bereichen der zentralen Ostsee, in Wassertiefen über 90 m, der Sauerstoff völlig aufgebraucht war und verstärkte Schwefelwasserstoffbildung eingesetzt hatte. Dadurch waren die biologischen Lebensbedingungen in diesen Gebieten stark eingeschränkt. In den Medien ist in diesem Zusammenhang häufig von „Todeszonen“ die Rede.

http://www.io-warnemuende.de/mitteilung/items/salzwassereinbruch-2014.html

Das IOW ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft, zu der zurzeit 89 Forschungsinstitute und wissenschaftliche Infrastruktureinrichtungen für die Forschung gehören. Die Ausrichtung der Leibniz-Institute reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Sozial- und Raumwissenschaften bis hin zu den Geisteswissenschaften. Bund und Länder fördern die Institute gemeinsam. Insgesamt beschäftigen die Leibniz-Institute etwa 17.200 MitarbeiterInnen, davon sind ca. 8.200 WissenschaftlerInnen, davon wiederum 3.300 NachwuchswissenschaftlerInnen. Der Gesamtetat der Institute liegt bei mehr als 1,5 Mrd. Euro, die Drittmittel betragen etwa 330 Mio. Euro pro Jahr. (www.leibniz-gemeinschaft.de)

Quelle: idw

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Frauenquote in Norwegen hat wenig gebracht

Mark Fallak Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Institut zur Zukunft der Arbeit

Die seit 2008 geltende Frauenquote in norwegischen Unternehmen hat für weibliche Beschäftigte unterhalb der Führungsebene keine Karriere- oder Einkommensvorteile gebracht. So lautet das Fazit einer aktuellen Studie, die das Bonner Institut zur Zukunft der Arbeit (IZA) veröffentlicht hat. Ein Team aus vier internationalen Ökonominnen zieht darin eine gemischte Bilanz: Einerseits hat die Quote die männlichen Seilschaften an den Konzernspitzen erfolgreich aufgebrochen. Andererseits hat sich an der Situation von hochqualifizierten Frauen in der Wirtschaft insgesamt praktisch nichts geändert. Die Wissenschaftlerinnen warnen daher vor zu hohen Erwartungen an eine gesetzliche Frauenquote.

Im Jahr 2003 hatte die norwegische Regierung eine Quotenregelung beschlossen, um mehr Frauen in Führungspositionen zu bringen und die Einkommensnachteile gegenüber Männern abzubauen. Damals waren kaum mehr als fünf Prozent der Posten in den Verwaltungsräten börsennotierter Unternehmen mit Frauen besetzt. Ab 2008 musste der Anteil auf mindestens 40 Prozent steigen. Entsprechend groß war der Widerstand in der Wirtschaft. Einige Unternehmen änderten sogar ihre Rechtsform, um der Reform zu entgehen.

Die IZA-Studie der Ökonominnen Marianne Bertrand, Sandra Black, Sissel Jensen und Adriana Lleras-Muney entkräftet zunächst das Argument der Quotengegner, es mangele an qualifizierten Frauen für die höchsten Führungspositionen. Das formale Qualifikationsniveau der weiblichen Mitglieder in den Verwaltungsräten liegt heute sogar höher als vor der Reform. Auch gingen die Einkommensunterschiede innerhalb dieser Gremien deutlich zurück.

In der restlichen Belegschaft der Unternehmen hatte die Quote allerdings keine Auswirkungen. Der Frauenanteil im mittleren Management blieb nahezu unverändert. Auch der Einkommensunterschied zwischen hochqualifizierten Männern und Frauen unterhalb der Führungsebene liegt nach wie vor bei rund 15 Prozent. Offenbar sorgt die Frauenquote also nicht wie erhofft dafür, dass der weibliche Führungsnachwuchs gezielt gefördert wird.

Die Autorinnen geben zwar zu bedenken, dass seit der Reform erst wenige Jahre vergangen sind. Allerdings sprechen ihre Befragungen unter Hochschulabsolventinnen nicht dafür, dass sich in absehbarer Zeit viel ändern wird: Weder strömen vermehrt Frauen in Business-Studiengänge, noch haben sich die Einstiegsgehälter der Absolventinnen denen ihrer männlichen Kollegen angepasst. Hier klafft je nach Studiengang noch immer eine Lücke von 22 bis 27 Prozent. Zwar erhofft sich ein Großteil der hochqualifizierten jungen Frauen Einkommens- und Karrierevorteile durch die Quote. Doch die wenigsten von ihnen haben vor, ihre Familienplanung zugunsten der Karriere zurückzustellen.

Weitere Informationen und den Link zur Studie finden Sie unter:
http://newsroom.iza.org/de/2014/07/30/frauenquote-in-norwegen/

Quelle: idw

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Häusliche Abwässer energetisch nutzen

Rüdiger Mack Marketingkommunikation
FIZ Karlsruhe – Leibniz-Institut für Informationsinfrastruktur GmbH

Stadtquartier deckt Hälfte des Energiebedarfs durch lokale Erzeugung

Die im häuslichen Abwasser enthaltenen Fäkalien, das sogenannte Schwarzwasser, können zur Biogaserzeugung genutzt werden. Bisher geschah das meist am Ende aller Abwasserkanäle zentral auf der Kläranlage. Das BINE-Projektinfo „Energie aus Abwasser versorgt Stadtquartier“ (09/2014) stellt ein alternatives Konzept für das neue Stadtviertel Jenfelder Au in Hamburg vor. Hier werden die einzelnen Teilströme des Abwassers im Haushalt nicht mehr gemischt, sondern getrennt abgeleitet. Dadurch lässt sich das konzentrierte Schwarzwasser besonders effizient in einer dezentralen Biogasanlage nutzen. Das separat abgeführte Regenwasser wird verwendet, einen Teich zu füllen.

Im neuen Hamburger Stadtquartier Jenfelder Au im Bezirk Wandsbek sollen auf 35 Hektar insgesamt 770 Wohneinheiten für ca. 2.000 Menschen entstehen. Neben zwei sanierten ehemaligen Kasernengebäuden entstehen zu mehr als 80 Prozent Neubauten. Alle Häuser sind mit Vakuumtoiletten ausgestattet, die mit vergleichsweise wenig Spülwasser auskommen. Das Abwasserkonzept sieht vor, die drei Teilströme Grauwasser aus Küche und Bad, Regenwasser und Schwarzwasser getrennt zu erfassen und abzuleiten. Das bei der Vergärung des Schwarzwassers erzeugte Biogas wird über eine Mikrogasturbine in Strom und Wärme umgewandelt. Auf diesem Weg lassen sich etwa 40 Prozent des Wärme- und 50 Prozent des Strombedarfs im Viertel aus der lokalen Erzeugung decken. Damit entsteht in Jenfeld ein neues Stadtviertel, das im großen Maßstab Abwasserentsorgung und Energieerzeugung kombiniert.

Die Baumaßnahmen laufen derzeit und die ersten Bewohner werden ab 2015 im neuen Quartier leben. Die Projektleitung der Maßnahme oblag der HAMBURG WASSER in Zusammenarbeit mit der kommunalen Verwaltung.

Das BINE-Projektinfo ist kostenfrei beim BINE Informationsdienst von FIZ Karlsruhe erhältlich – unter www.bine.info oder 0228 92379-0.

BINE Informationsdienst ist ein Service von FIZ Karlsruhe und wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) gefördert.

FIZ Karlsruhe – Leibniz-Institut für Informationsinfrastruktur ist eine gemeinnützige Gesellschaft, die im öffentlichen Auftrag weltweit publizierte wissenschaftliche Information zugänglich macht und entsprechende Dienstleistungen zur Verfügung stellt. FIZ Karlsruhe hat die Aufgabe, den nationalen und internationalen Wissenstransfer und die Innovationsförderung zu unterstützen.

Weitere Informationen:
http://www.bine.info/en – BINE Informationsdienst englisch
http://www.twitter.com/bineinfo – Folgen Sie BINE Informationsdienst aktuell auf Twitter
https://www.facebook.com/BINE.Informationsdienst – Auch als Social Media mehr News und Infos rund um die Uhr

Quelle: idw

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Wasserentsalzung – umweltschonend und effizient

Thomas von Salzen Pressestelle
Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen

Aachener Forscherteam entwickelt hocheffizientes und kontinuierliches Verfahren, das auf neuartigen Elektroden aus Kohlenstoffpartikeln basiert.

Die Weltmeere enthalten 95 Prozent der irdischen Wasserressourcen. Kein Wunder also, dass weltweit mehr und mehr Länder auf die Entsalzung von Meerwasser setzen, um kostbares Trinkwasser zu gewinnen. Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen des DWI – Leibniz-Institut für Interaktive Materialien und der Aachener Verfahrenstechnik (RWTH Aachen University) gelang nun die Entwicklung einer umweltfreundlichen und zugleich sehr effizienten Technologie zur Wasserentsalzung. Das elektrochemische Verfahren basiert auf neuartigen Elektroden aus Kohlenstoff-Partikeln und ermöglicht eine kontinuierliche Regeneration der Elektroden während des laufenden Entsalzungsprozesses (Electrochemistry Communications, 2014).

Die aktuell gängigste Methode zur Entsalzung von Wasser ist die Umkehrosmose. Unter hohem Druck von 60-80 bar wird Meerwasser gewissermaßen filtriert und durch eine feine Membran gepresst, die das Salz zurückhält. Neben dem Energieverbrauch ist auch die geringe Ausbeute an entsalztem Wasser von gerade einmal 45-50 Prozent eine wesentliche technische Hürde. Elektrochemische Prozesse bieten hier eine vielversprechende Alternative. Die Bestandteile des Salzes, Anionen und Kationen, werden von Elektroden an einer internen Oberfläche kapazitiv aufgenommen und auf diese Weise aus dem Wasser entfernt. Einschränkungen gab es hierbei bislang bei der Kapazität und Regeneration der Elektroden.

Das Aachener Forscherteam um Professor Matthias Wessling entwickelte nun einen vollständig kontinuierlichen elektrochemischen Entsalzungsprozess. Er basiert auf sogenannten Flow-Elektroden, die aus Suspensionen positiv und negativ geladener Kohlenstoff-Partikel bestehen. „Die Kohlenstoff-Partikel der Elektroden binden das im Wasser vorhandene Salz extrem gut. Mit 260 Milligramm Salz pro Gramm Kohlenstoff-Partikel liegt der Wert mindestens um den Faktor 10 höher als bei zuvor beschriebenen Prozessen dieser Art“, erklärt Matthias Wessling.

Darüber hinaus beschreibt das Forschungsteam einen neuartigen kontinuierlichen Entsalzungsprozess. Im ersten Modul der verwendeten Apparatur binden die Flow-Elektroden Salz aus dem Wasser. In einem zweiten Modul werden die Elektroden-Partikel fortwährend regeneriert. Sie gelangen anschließend wieder in das erste Modul, wo sie erneut Salz-Ionen aus dem Wasser aufnehmen. Bei einer Ausgangskonzentration vom einem Gramm Salz pro Liter Wasser konnten Matthias Wessling und Kollegen auf diese Weise in 90 Prozent des zufließenden Wassers 99 Prozent des enthaltenen Salzes entfernen. Die restlichen zehn Prozent des Wassers dienen der Regeneration der Elektroden-Partikel. Sie nehmen die im Regenerationsprozess freigesetzten Ionen auf, sodass hier ein Salzkonzentrat entsteht.

Als eine Art ‚Hybrid-Professor‘ ist Matthias Wessling einerseits Lehrstuhlinhaber an der RWTH Aachen University, andererseits gehört er der wissenschaftlichen Leitung des DWI – Leibniz-Institut für Interaktive Materialien an. „Meine Teams in der Aachener Verfahrenstechnik und im Leibniz-Institut arbeiten komplementär. Bei diesem Projekt waren die RWTH-Mitarbeiter für die Prozessentwicklung zuständig, während das Team am DWI die benötigten Materialien angefertigt hat.“

Publikation:
Y. Gendel, A. K. E. Rommerskirchen, O. David, M. Wessling, Batch mode and continuous desalination of water using flowing carbon deionization (FCDI) technology, Electrochemistry Communications (2014), DOI: 10.1016/j.elecom.2014.06.004

Kontakt:
DWI – Leibniz-Institut für Interaktive Materialien
Dr. Janine Hillmer
hillmer@dwi.rwth-aachen.de
T +49 241 80 23336
M +49 178 1404852

Weitere Informationen:
http://authors.elsevier.com/a/1PP4n4xfgpiVTl

Quelle: idw

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Vielen Deutschen mangelt es an Zeit

Henning Zuehlsdorff Pressestelle
Leuphana Universität Lüneburg

Alleinerziehende und Selbstständige sind besonders oft betroffen.

Vielen Menschen in Deutschland fehlt es an Zeit. Das zeigt eine Studie der Leuphana Universität Lüneburg, die in Kürze in der Fachzeitschrift „Journal of Economic Inequality“ erscheint. Die Forscher zeigen darin, dass zu wenig Zeit die Lebenszufriedenheit ähnlich beeinträchtigt wie zu wenig Geld. Sie schlagen daher einen neuen Armutsbegriff vor, der auch den Mangel an Freizeit berücksichtigt. Nach dieser Definition liegt in Deutschland jeder achte Erwerbstätige unter der Armutsgrenze. Bei Alleinerziehenden ist jeder Fünfte betroffen, bei Selbstständigen sogar jeder Dritte.

Die Wissenschaftler haben für ihre Studie unter anderem Daten des Sozioökonomischen Panels (SOEP) ausgewertet. Seit 1984 werden darin über 20.000 Menschen aus ganz Deutschland zu verschiedenen Themen befragt. Die Stichprobe ist nach dem Zufallsprinzip zusammengesetzt. Sie liefert daher ein repräsentatives Bild der Lebensumstände in Deutschland.

Die Teilnehmer machen unter anderem Angaben zu ihrem Einkommen sowie zu der Zeit, die sie täglich mit bestimmten Aufgaben verbringen. Außerdem geben sie zu Protokoll, wie sehr sie mit ihrem Leben zufrieden sind. Die Lüneburger Wirtschaftswissenschaftler Professor Dr. Joachim Merz und Tim Rathjen haben diese drei Parameter nun zueinander in Beziehung gesetzt. „Zu wenig Zeit zu haben, beeinträchtigt die Lebenszufriedenheit ganz ähnlich, wie zu wenig Geld zu haben“, fasst Merz einen Kernbefund der Analyse zusammen.

Zeitmangel lässt sich durch Geld zum Teil kompensieren
Ein zweites wichtiges Ergebnis: Zeitmangel lässt sich zumindest teilweise durch ein höheres Einkommen kompensieren – und umgekehrt. Wer viel verdient und nur wenig Freizeit hat, ist also im Schnitt ähnlich zufrieden wie jemand mit einem geringen Einkommen, aber viel Freizeit.

Merz und Rathjen haben aus diesen Zusammenhängen ein neues Armutsmodell entwickelt. Momentan zählt nach einer gängigen EU-Definition als arm, wer weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens in seinem Land verdient. „Wir haben in den SOEP-Daten nur diejenigen Befragten berücksichtigt, die mehr als 20 Stunden pro Woche arbeiten“, erläutert Merz. „Von diesen lagen zum Erhebungszeitpunkt rund 6,8 Prozent unter dieser Einkommensgrenze. Diese 6,8 Prozent sind die so genannten ‚working poor‘: Sie sind im klassischen Sinne arm, obwohl sie mehr als 5 Stunden täglich arbeiten.“

Die neue Definition bezieht nun aber erstmals auch mit ein, wie viel persönliche Freizeit den Befragten zur Verfügung steht. „Dadurch rutschen einige Personen trotz ihres geringen Einkommens aus der Armutszone“, erklärt der Ökonom. „Andererseits kommen aber Menschen hinzu, die zwar genug verdienen, denen aber durch Arbeit, Kindererziehung und andere Verpflichtungen so wenig Freizeit bleibt, dass sie nach unserer Definition dennoch als arm zu bezeichnen sind.“ Merz spricht von einer multidimensionalen Armutsdefinition (mit den Dimensionen Einkommen und Zeit). Nach ihr gelten 12,3 Prozent der Deutschen als arm – also fast doppelt so viele wie nach der Einkommens-fixierten Sichtweise.

Gefährdet: Alleinerziehende, Selbstständige, Kinderreiche
Um diese Zahl zu erhärten, nutzten die Forscher zusätzlich eine Umfrage aus den Jahren 2001/2002, die Zeitbudget-Erhebung des Statistischen Bundesamtes. Rund 35.000 Personen haben darin mittels detaillierter Zeittagebücher ihren Tagesablauf im Zehn-Minuten-Rhythmus erfasst.

„Mit Hilfe dieser Daten können wir sehr genau sagen, welche Personengruppen besonders häufig multidimensional arm sind“, sagt Merz. Alleinerziehende etwa haben oft ein vergleichsweise geringes Einkommen. Gleichzeitig sind sie jedoch durch Arbeit und Erziehungsaufgaben so in Anspruch genommen, dass sie nach der neuen Definition überproportional häufig unter die Armutsgrenze sinken. Mehr als 19 Prozent waren 2001/2002 betroffen. Kinderreiche Familien sind ebenfalls gefährdet; Paare mit drei oder mehr Kindern fielen zu 31,6 Prozent unter die neue Armuts-Definition.

Unter Selbstständigen lag die Quote mit 29,4 Prozent ähnlich hoch. Das liegt vor allem an ihren langen Arbeitszeiten: „Fast zwei Drittel der erfassten Selbstständigen sind ‚zeit-arm'“, erläutert Merz. „Ihnen steht weniger als 60 Prozent der Freizeit zur Verfügung, die die Befragten im Mittel angaben.“

Und noch ein Schluss lässt sich aus den Daten ziehen: Vor multidimensionaler Armut schützt (ähnlich wie vor Einkommens-Armut) am besten eine gute Ausbildung. Bei den Befragten mit Hochschulabschluss lag die multidimensionale Armuts-Quote nur bei 9,4 Prozent.

Merz, J. , & Rathjen, T. (2014). Multidimensional time and income poverty: Well-being gap and minimum 2DGAP poverty intensity – German evidence. Journal of Economic Inequality, 1-26; DOI: 10.1007/s10888-013-9271-6

Kontakt:
Prof. Dr. Joachim Merz
Forschungsinstitut Freie Berufe, Leuphana Universität Lüneburg
Telefon: 04131/677-2051
E-Mail: merz@uni.leuphana.de

Quelle: idw

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Schadstoffe im Abwasser mit Plasma abbauen

Dr. Claudia Vorbeck Presse und Öffentlichkeitsarbeit
Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB

Einen neuen Ansatz für die Reinigung von Abwässern mit biologisch schwer abbaubaren Verbindungen untersuchen Fraunhofer-Wissenschaftler in dem vom BMBF geförderten Projekt »Wasserplasmax«. Mit einem ersten Plasmareaktor konnten sie zuvor bereits Cyanide erfolgreich abbauen.

Halogenierte Verbindungen aus Industrieabwässern, beispielsweise fluorierte Tenside, sind ebenso wie einige Arzneimittel aus Klinikabwässern oder Cyanid-Verbindungen aus der Galvanik nur schwer biologisch abbaubar. Um zu verhindern, dass sich diese Schadstoffe in der Umwelt anreichern, muss das Abwasser mit speziellen Reinigungsverfahren behandelt werden. Hierzu wird das Abwasser in der Regel mit oxidativ wirkenden Techniken aufbereitet, die beispielsweise Wasserstoffperoxid oder Ozon als Oxidationsmittel nutzen. Einen neuen Ansatz verfolgt das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) als »wissenschaftliches Vorprojekt« (WiVoPro) geförderte Projekt »Wasserplasmax«. In diesem Projekt untersuchen Wissenschaftler am Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB, wie Schadstoffe im Abwasser mithilfe von Plasmaverfahren abgebaut werden können – mit oxidierenden Radikalen und UV-Strahlung, welche direkt im Plasma erzeugt werden.

Ein Plasma ist ein ionisiertes Gas, das neben Ionen und Elektronen auch chemische Radikale und weitere elektronisch angeregte Teilchen sowie kurzwellige Strahlung enthält. Ein solches Plasma lässt sich durch ein elektromagnetisches Feld, beispielsweise durch Anlegen einer Hochspannung, zünden. Zur Anwendung in der Wasserreinigung eignet sich ein Atmosphärendruckplasma. »Bringt man verunreinigtes Wasser in Kontakt mit einem solchen Plasma, so reagieren die Radikale mit den im Wasser gelösten Schadstoffen. Auch die durch das Plasma erzeugte Strahlung wirkt über photochemische Prozesse auf die Schadstoffe ein. In beiden Fällen werden die Schadstoffe oxidiert und dadurch unschädlich gemacht«, erläutert Dr. Michael Haupt, Leiter des Projekts und Gruppenleiter »Plasmatechnik und dünne Schichten« am Fraunhofer IGB, das Prinzip.

Dass die Plasmatechnologie ein Ansatz ist, den es sich weiter zu verfolgen lohnt, konnten die Wissenschaftler mit Kollegen internationaler Partner in dem von der EU geförderten Projekt »Water Plasma« bereits zeigen. Wird cyanidhaltiges Industrieabwasser (1,5 mg Cyanid pro Liter) mit zusätzlicher hoher organischer Fracht in einem eigens konstruierten Plasmareaktor behandelt, nimmt die Konzentration von Cyanid innerhalb von nur 90 Minuten um mehr als 90 Prozent bis unter die Nachweisgrenze ab [M. Hijosa-Valsero, R. Molina, H. Schikora, M. Müller, J. M. Bayona, Water Research 47 (2013): 1701-1707]. »Um nun herauszufinden, welche Wechselwirkungen zwischen den reaktiven Plasmaspezies und im Wasser gelösten Schadstoffen am besten zum Abbau der Schadstoffe führen, wollen wir bei Wasserplasmax drei verschiedene Reaktortypen aufbauen und umfassend testen«, beschreibt Haupt den aktuellen Fokus. Bei einem Reaktor wird daher, wie auch zuvor im EU-Projekt, ein kontinuierlicher Wasserfilm direkt am Plasma vorbeiströmen. In einem zweiten Reaktor soll das zu behandelnde Abwasser zunächst mittels einer Düse zerstäubt werden, sodass fein vernebelte Tröpfchen die Plasmazone passieren. »In einem dritten Reaktortyp schließlich wollen wir untersuchen, ob zusätzliche photokatalytische Schichten die Abbauprozesse verstärken«, verrät Haupt. Fällt UV-Licht auf photokatalytische Oberflächen, so werden Radikale erzeugt. »Wenn wir die photokatalytischen Schichten so in den Reaktor integrieren, dass die im Plasma erzeugte UV-Strahlung genutzt werden kann, könnten theoretisch ohne zusätzlichen Energiebedarf weitere reaktive Radikale entstehen«, ist der Wissenschaftler überzeugt.

Die Reaktorkonfiguration mit den besten Ergebnissen soll schließlich als Demonstrator aufgebaut werden, um reales Industrieabwasser im größeren Maßstab zu untersuchen. Neben einem möglichst vollständigen Abbau der Modellschadstoffe spielt auch ein geringer Energieverbrauch eine wichtige Rolle, um die Plasmatechnologie als neues Wasserbehandlungsverfahren etablieren zu können.

Weitere Informationen:
http://www.igb.fraunhofer.de/de/presse-medien/presseinformationen/2014/schadstof…
– Originalmeldung mit Ansprechpartner

Quelle: idw

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Wie das Internet die Welt und unser Verständnis von ihr verändert

Kay Gropp Pressestelle
Universität Witten/Herdecke

Prof. Dr. Birger P. Priddat beschreibt in seinem neuen Buch „Homo Dyctos“ (Netzmensch) den Zusammenhang von Wirtschaft und Denken

Im Jahr Eins nach den Enthüllungen von Edward Snowden zu den Methoden der NSA im Netz steht das Internet plötzlich vor einem großen Imageschaden: Vorher die große Hoffnung auf die große Freiheit und das jederzeit sofort überall dabei sein, nachher die bedrohliche Schnüffelmaschine, die die Privatsphäre zur Lachnummer macht. Für den Philosophen und Volkswirt der Universität Witten/Herdecke, Prof. Dr. Birger P. Priddat, ein Grund genauer hin zu sehen: Er untersucht drei Phänomene: Verhaltensänderungen des Menschen im Umgang mit und durch das Internet, Big Data und den Hochgeschwindigkeitshandel an den Börsen.

Priddat versucht hierbei, z.B. das Phänomen der Urheberrechtsverletzungen im Internet neu zu verstehen. Massenhafter und in einer juristischen Welt verbotener Download von Filmen und Musik gehört zu einem „remix“ von Bildern und Tönen, die in Blogs und Foren wie Facebook oder tumblr eine neue Art der Selbstdarstellung und der „ich-Konstruktion“ ermöglichen. „Der Konsum ist nicht mehr nur private Aneignung, sondern nimmt netz-öffentliche Formen an. Der Konsum erfolgt durch die Anderen, denen man sich so präsentiert. Man selber konsumiert deren Anerkennung bzw. Resonanz.“ (S. 15f) Oder an anderer Stelle geht er auf die Allgegenwärtigkeit des Netzes ein: „Das Inter-Netz forciert nicht nur das Gefühl, weltweit überall zugreifen zu können (permanent access) und dabei zu sein (high level presence), sondern auch das – aus klassischer Perspektive dilettierende – Probieren neuer Konstellationen (creativity). Wahrnehmungen (und deren remixe) gelten bereits schon als Wissen“. (S. 37f)

Die Überwachung unserer Klicks bei Amazon und Co führt zu persönlichen Profilen, die mir nur noch die Werbung zeigt, die ich auch mag und mich interessiert. Durch diese Datenberge (Big Data) verändert sich aber nicht nur mein Konsum. Indem ich viel individueller angesprochen und zum Kaufen angereizt werde, verändert sich auch ein Teil meiner Persönlichkeitsstruktur.

Zum Hochgeschwindigkeitshandel an den Börsen: Das hektische Treiben auf dem Börsenparkett, das Ballett der Händler mit ihrem Winken, das alles ist verglichen mit dem Hochgeschwindigkeitshandel der Computer eine Superzeitlupe: Zum Jahreswechsel 2012/13 konnten die Rechner in jeder Sekunde 250.000 Aktienkäufe bzw. -verkäufe durchführen, 2014 werden es vermutlich schon 400.000 sein. Diese hohe Geschwindigkeit nutzen die Programme dazu, Käufe anzufragen und Millisekunden später wieder abzusagen, nur um zu sehen, ob jemand drauf anspringt und wo das Geld sitzt. Smoking und spoofing heißt das auf Börsendeutsch. 80% der Aufträge im Hochgeschwindigkeitshandel der deutschen Börse werden wieder storniert. Aber wenn man auch nur eine Aktie für einen Cent über dem Einkaufspreis wieder verkaufen kann, bringt das im großen Maßstab großen Gewinn: In der Börsenrushhour zwischen 15 und 16 Uhr wurden 2013 pro Tag 70 – 80 Millionen Wertpapiere gehandelt, macht rein theoretisch 700.000 – 800.000 Euro Gewinn täglich. Die Deutsche Bank verdient 40 Prozent ihrer Gesamterträge im Wertpapierbörsenhandel. „Der Hochgeschwindigkeitshandel verändert unsere Vorstellungen von Akteuren und von Zeit. Und: Er führt zu einer Veränderung bei unserer Vorstellung von ‚Entscheidung‘, denn tatsächlich entscheidet die Maschine ja nicht, sie reagiert nur so schnell, dass es wie eine Entscheidung aussieht“, fasst Priddat die Auswirkung zusammen. „Wenn wir das jetzt auf uns Menschen übertragen, dann fehlt das Moment des rationalen Vergleichens und Entscheidens, was ja den Kern der Ökonomik mit dem vernünftigen und informierten Subjekt ausmacht. Diese Rationalität entpuppt sich als Zeitluxus, weil keine Zeit mehr zum Überlegen bleibt. Das erst mal zu verstehen, ist eine bedeutsame Anforderung an die Theorien, die wir bislang noch vor uns haben.“

Birger P. Priddat: Homo Dyctos. Netze, Menschen, Märkte. Über das neue Ich: market-generated identities. Marburg: Metropolis 2014
http://www.metropolis-verlag.de/Homo-Dyctos/1067/book.do

Weitere Informationen bei Birger P. Priddat, 02302/926-582, birger.priddat@uni-wh.de
http://www.uni-wh.de/universitaet/personenverzeichnis/details/show/Employee/prid…

Über uns:
Die Universität Witten/Herdecke (UW/H) nimmt seit ihrer Gründung 1983 eine Vorreiterrolle in der deutschen Bildungslandschaft ein: Als Modelluniversität mit rund 1.800 Studierenden in den Bereichen Gesundheit, Wirtschaft und Kultur steht die UW/H für eine Reform der klassischen Alma Mater. Wissensvermittlung geht an der UW/H immer Hand in Hand mit Werteorientierung und Persönlichkeitsentwicklung.

Witten wirkt. In Forschung, Lehre und Gesellschaft.

Quelle: idw

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Tagung zum kommunalen Umweltschutz

Peter Kuntz Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Trier

30. Trierer Kolloquium beleuchtet rechtliche Grundlagen und Handlungsfelder

„Kommunaler Umweltschutz“ lautet das zentrale Thema des 30. Trierer Kolloquiums zum Umwelt- und Technikrecht am 4. und 5. September. In Fachvorträgen und Diskussionen werden rechtliche Grundlagen und Handlungsfelder thematisiert. Ein größerer Sachkomplex widmet sich dem kommunalen Energierecht. Dabei werden auch Möglichkeiten einer Rekommunalisierung sowie der Unternehmens- und Bürgerbeteiligung bei Netzinfrastruktur-Maßnahmen erörtert. Ferner stehen Aspekte der Bauleitplanung und des Kreislaufwirtschaftsrechts auf der Agenda.

Die Tagung wird vom Institut für Umwelt- und Technikrecht der Universität Trier im Rahmen seiner Kolloquienreihe veranstaltet. Die wissenschaftliche Leitung liegt in den Händen von Prof. Dr. Timo Hebeler. Tagungsort ist das ERA Conference Centre (ECC) Trier, wo die Veranstaltung am Donnerstag, 4. September, um 14.00 Uhr im Beisein von Universitätspräsident Prof. Dr. Michael Jäckel eröffnet wird.

Am Abend des 4. September findet der traditionelle Empfang durch die rheinland-pfälzische Landesregierung im Kurfürstlichen Palais statt. In diesem Jahr wird Staatsminister Jochen Hartloff (Ministerium für Justiz und für Verbraucherschutz) die Tagungsteilnehmer begrüßen. Außerdem wird im Rahmen des Empfangs zum zweiten Mal der Michael-Kloepfer-Preis verliehen. Die Auszeichnung erhält Dr. Jeanine Greim aus Würzburg für ihre wissenschaftliche Arbeit mit dem Titel „Rechtsschutz bei Verfahrensfehlern im Umweltrecht“.

Weitere Informationen zum Programm und zur Anmeldung im Internet: http://www.iutr.de (Veranstaltungen).

Quelle: idw

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Einkommensgruppen leben in Berlin stärker voneinander getrennt als in München

Wolfgang Braun Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB)

In deutschen Großstädten ist die räumliche Verteilung von Niedriglohnbeziehern sehr unterschiedlich ausgeprägt. Das geht aus einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor, die am Dienstag veröffentlicht wurde. „Berlin und Hamburg gehören neben Frankfurt und Leipzig zu den am stärksten segregierten Großstädten. Dagegen ist die räumliche Trennung von Menschen mit unterschiedlich hohen Löhnen in München – neben Stuttgart und Essen – am wenigsten stark ausgeprägt“, berichten die IAB-Forscher.

Um bei der Betrachtung der einzelnen Städte die Unterschiede im lokalen Preisniveau und damit in der lokalen Kaufkraft zu berücksichtigen, haben die Arbeitsmarktforscher neben der bundesweiten auch die jeweilige stadtspezifische Niedriglohnschwelle berechnet. Entsprechend der OECD-Definition wurden sie bei zwei Drittel des Medianlohns angesetzt. Der Medianlohn ist der mittlere Lohn: Die eine Hälfte aller Beschäftigten verdient mehr, die andere Hälfte weniger.

Bei der Analyse, wo Niedriglohnbezieher wohnen, zeigen sich unterschiedliche Muster der Ansiedlung. In den Berliner Stadtteilen Neukölln, Marzahn und im Wedding gibt es beispielsweise geschlossene Flächen von mehreren Quadratkilometern, in denen mindestens jeder dritte Beschäftigte Niedriglöhne bezieht, wenn man die stadtspezifischen Niedriglohnschwellen zugrunde legt. In München sind Feldmoching-Hasenbergl, Milbertshofen-Am Hart oder Berg am Laim Stadtteile mit einem erhöhten Anteil von Niedriglohnbeziehern. „Auffällig ist, dass vom hohen Anteil an Niedriglohnbeziehern meist nicht ganze Stadtbezirke betroffen sind, sondern nur bestimmte Straßenzüge“, schreiben die IAB-Forscher zur Situation in München.

„Während Stadtgröße und geografische Lage für das Ausmaß der Segregation kaum relevant sind, ist ein Zusammenhang zwischen Segregation und Niedriglohnanteil zu erkennen“, erläutern die Forscher. Bezogen auf die bundesweite Niedriglohnschwelle zählen in Berlin beispielsweise 29 Prozent der Beschäftigten zu den Niedriglohnempfängern, in München dagegen nur 13 Prozent.

Ein Erklärungsansatz für die beobachteten Unterschiede ist den Arbeitsmarktforschern zufolge der Wandel der Wirtschaftsstrukturen: „Während die alten Industrien in Hamburg und Berlin durch negative Strukturschocks getroffen wurden, blieb München von größeren Schocks verschont und konnte zudem in besonderem Maße von der Neuansiedlung von wissensintensiven Branchen profitieren.“ Ein wesentlicher Effekt gehe auch von der lokalen Wohnungsbauförderung und den dort gesetzten Prioritäten aus: sowohl eine rein kostenoptimierte Förderung insbesondere von Großprojekten im Sozialen Wohnungsbau als auch ein Rückzug der staatlichen Aktivität aus diesem Feld führe eher zu stärkerer Einkommenssegregation, erklären die IAB-Forscher.

Die räumliche Trennung von Einkommensgruppen könne bei einer starken Ausprägung unerwünschte Folgen haben: „Im Ergebnis kann innerstädtische Einkommenssegregation dazu führen, dass sozioökonomisch schwächeren Bewohnern qualitativ schlechtere lokale öffentliche Ressourcen und Netzwerke zur Verfügung stehen. Diese sind aber für Bildungsergebnisse und Arbeitsmarktchancen sowie für Sozialisation und Informationsaustausch von hoher Bedeutung“, so die Forscher.

Weitere Informationen:
http://doku.iab.de/kurzber/2014/kb1214.pdf

Quelle: idw

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Mikroben als Umweltsanierer

Dr. Ute Schönfelder Stabsstelle Kommunikation/Pressestelle
Friedrich-Schiller-Universität Jena

Mikrobiologen der Universität Jena lassen Bakterien Enzyme zum Abbau giftiger Chlorverbindungen produzieren

Tetrachlorethen ist eine farblose, leicht flüchtige und nicht brennbare Flüssigkeit. Dank ihres großen Fettlösevermögens findet sie vor allem in der Textilreinigung sowie der Optik- und Metallindustrie zur Entfettung von Oberflächen Anwendung. Mehr als 100.000 Tonnen fallen Jahr für Jahr weltweit an. Und das ist ein Problem: Denn Tetrachlorethen ist nicht nur krebserregend und ein Umweltgift. Es ist in Anwesenheit von Sauerstoff nicht biologisch abbaubar und reichert sich stattdessen im Boden und Grundwasser an. „Von dort ist der Weg nicht weit in die menschliche Nahrungskette“, sagt Dr. Torsten Schubert von der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Daher sei es dringend notwendig, Methoden zu entwickeln, chlorierte Schadstoffe zu entgiften, so der Mikrobiologe weiter.

Beim Abbau chlorierter Kohlenwasserstoffe in der Umwelt könnten Mikroorganismen eine wichtige Rolle spielen. „Es gibt Bakterien, die in Abwesenheit von Sauerstoff Substanzen, wie Tetrachlorethen, entgiften können“, weiß Dr. Schubert. Allerdings werden solche Mikroben bislang nur selten für die Sanierung genutzt. „Sie lassen sich nur schwer aus der Natur isolieren und im Labor kultivieren.“ Außerdem besitzen diese Bakterien häufig mehrere dechlorierende Enzyme, die sogenannten reduktiven Dehalogenasen, mit ganz unterschiedlichen Substratspektren, was die Charakterisierung dieser biologischen Katalysatoren erschwert.

Doch Anita Mac Nelly aus dem Team um Dr. Schubert ist es jetzt gelungen, Bakterien heranzuzüchten, die entsprechende Dehalogenasen in Reinform produzieren können. Wie die Forscher in der Fachzeitschrift „Applied und Environmental Microbiology“ schreiben, haben sie das ursprünglich nicht-dechlorierende Bakterium Shimwellia blattae dazu gebracht, nicht nur ein funktionstüchtiges Tetrachlorethen-abbauendes Enzym sondern auch eine spezifische Dehalogenase zum Abbau anderer halogenierter Verbindungen zu produzieren (DOI: 10.1128/AEM.00881-14).

„Ziel der vorliegenden Arbeit war es, zunächst eine einfache und universelle Produktionsplattform zu schaffen, um die Schadstoff-abbauenden Enzyme unabhängig von ihrem Ursprungsorganismus einer Charakterisierung zugänglich zu machen“, erläutert Dr. Schubert. Dazu haben die Jenaer Forscher ein Dehalogenase-Gen, das die Bauanleitung für das gewünschte Enzym enthält, aus dem Mikroorganismus Desulfitobacterium hafniense in das leicht zu kultivierende Bakterium Shimwellia blattae übertragen. Shimwellia blattae ist ein aus dem Darm der Küchenschabe isolierter und vergleichsweise anspruchsloser Mikroorganismus, der sich für die Produktion der dechlorierenden Enzyme bestens eignet, da er das hierfür essentielle Kobalt-haltige Vitamin B12 in ausreichenden Mengen produzieren kann.

In weiterführenden Arbeiten wollen die Mikrobiologen nun die so erhaltenen Enzyme hinsichtlich ihres Aufbaus und ihrer Funktion umfassend charakterisieren. „Die Kenntnis des Katalysemechanismus ist eine wesentliche Voraussetzung dafür, dass wir diese Enzyme in absehbarer Zeit für die Sanierung von kontaminierten Grundwässern oder Böden nutzen können“, macht Dr. Schubert deutlich. An diesem langfristigen Ziel arbeiten die Mikrobiologen der Uni Jena u. a. im Rahmen der kürzlich um eine zweite Förderperiode verlängerten DFG-Forschergruppe „Anaerobic Biological Dehalogenation“.

Original-Publikation:
Mac Nelly A et al. Functional heterologous production of reductive dehalogenases from Desulfitobacterium hafniense strains, Applied and Environmental Microbiology 2014, DOI: 10.1128/AEM.00881-14

Weitere Informationen zur Forschergruppe unter: http://www.uni-jena.de/en/FOR1530.html.

Kontakt:
Dr. Torsten Schubert
Institut für Mikrobiologie der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Philosophenweg 12, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 949349
E-Mail: torsten.schubert@uni-jena.de

Weitere Informationen:
http://www.uni-jena.de

Quelle: idw

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Angenehmes Raumklima durch poröse Gläser

Die richtige Luftfeuchtigkeit und Temperatur beeinflussen das Wohnklima entscheidend. Künftig schaffen in Putze eingearbeitete poröse Gläser ein Wohlfühlklima in Räumen. Sie regulieren die Feuchtigkeit besonders gut und beugen Schimmel vor.

Kaum etwas beunruhigt Mieter und Eigentümer so sehr wie Schimmel an den Wänden. Die schwarzen Flecken sehen nicht nur hässlich aus, sondern gefährden die Gesundheit. Vor allem durch verschärfte Dämmstandards kann es zu hoher Feuchtigkeit in Wohnräumen kommen – der Hauptursache für Schimmel. Denn mit der 2002 in Kraft getretenen Energieeinsparverordnung hat die Bundesregierung festgelegt, dass Außenbauteile von Neubauten und sanierten Altbauten luftdicht ausgeführt werden müssen, damit möglichst keine Wärme entweicht. Die Kehrseite der Medaille: Die Feuchtigkeit bleibt in den Zimmern gefangen. »Feuchteregulierende Baustoffe gewinnen daher immer mehr an Bedeutung«, sagt Ferdinand Somorowksy, Wissenschaftler am Fraunhofer-Institut für Silicatforschung ISC in Würzburg.

Besonders schnelle Wasseraufnahme
Der Forscher und sein Team entwickeln gemeinsam mit der Universität Bayreuth und der Firma Keimfarben GmbH Zusätze für Farben und Putze, die ausgleichend auf das Raumklima, vor allem auf die Raumfeuchte wirken. Als Additive verwenden die Projektpartner künstlich hergestellte poröse Gläser, deren Porengröße, -volumen und Partikelform sich gezielt beeinflussen lassen – ein Vorteil dieser anorganischen Materialien gegenüber natürlichen Werkstoffen. Die Glaspartikel, die insbesondere in der Form von Flakes untersucht wurden, nehmen Wasser aus der Raumluft besonders schnell auf, speichern es und geben es langsam wieder ab. »Wasser ist als unsichtbarer Dampf ein Bestandteil der Luft. Damit das Raumklima angenehm ist und bleibt, muss das Wasser, das wir beim Duschen, Kochen und Schwitzen zusätzlich an die Raumluft abgeben, irgendwie auch wieder abgeführt werden. Wände und Decken bieten große Flächen, die für das Feuchtemanagement genutzt werden können. Wenn wir die Glaspartikel in Gipse, Putze und Farben für Innenwände einbringen, können sie täglich und jahreszeitlich bedingte Feuchteschwankungen abpuffern. Die Wohnung ist dann einfach behaglicher. 95 bis 98 Prozent der bislang erhältlichen Putze haben keine Zusätze«, erläutert Somorowsky.

Die Glaspartikel basieren auf Vycor-Glas®. Bei diesem Glas können sich durch eine geeignete Herstellung Poren bilden, die man durch Anpassen der Prozessparameter gezielt einstellen kann. Im Gegensatz zu anderen Materialien mit Sorptionseigenschaften wie Zeolithe oder Keramiken lassen sich runde Partikel, Fasern und Flakes produzieren. Möglich sind Füllstoffe mit Porengrößen zwischen wenigen Nano- bis zu mehreren Mikrometern. »Da sich die Porosität und die Größe der Poren exakt einstellen lässt, kann man die Feuchtigkeit effektiv regulieren. Indem wir die Porengröße minimal verändern, passen wir das Material für unterschiedliche Temperaturen und verschiedene Anwendungen wie Wohn-, Feucht – oder Kellerräume an«, sagt der Forscher. Die ungiftigen und nicht brennbaren porösen Gläser sind preisgünstig und konnten schon in Vorversuchen in großen Mengen von mehreren 100 Kilogramm hergestellt werden.

In Praxistests haben die Wissenschaftler nachgewiesen, dass Putze mit eingearbeiteten Glasflakes im Vergleich zu Zeolithen und Holzfaserplatten, die ebenfalls zur Feuchteregulierung verwendet werden, deutlich mehr Feuchtigkeit aufnehmen und diese auch wieder vollständig abgeben können. Die Tests wurden bei konstanter Temperatur und einer Luftfeuchtigkeit durchgeführt, die einem normalen Innenraumklima nachempfunden wurde. Auch in weiteren Untersuchungen mit Referenzputzen erwies sich das anorganische Material als überlegen. Bei steigender Luftfeuchtigkeit war die Massenzunahme und damit die Wasseraufnahme bei dem mit Glasflakes versetzten Putz deutlich höher als bei den Vergleichsmaterialien. »In einem 30 m3-Raum stehen über Decke und Wände etwa 40 m2 Fläche für einen feuchteregulierenden Putz zur Verfügung. Um die Luftfeuchtigkeit von 72 auf 47 Prozent Luftfeuchte zu reduzieren, müssten rund 180 Milliliter Wasser aufgenommen werden können. Tatsächlich kann unser Putz mit Glasflakes mehr als einen halben Liter Wasser adsorbieren«, so Somorowsky. Auch ließen sich Schimmelpilz hemmende Substanzen in den Putz einbringen.

Ein weiterer positiver Effekt der porösen Glasflakes: Sie beeinflussen die Energiebilanz eines Gebäudes. Wird bei hoher Luftfeuchte Wasser an der Glasoberfläche angereichert, macht die dabei freiwerdende Energie die Raumluft trockener und wärmer. Bei geringer Luftfeuchte und Desorption wird die Raumluft abgekühlt und feuchter. Diese Vorgänge laufen sowohl im Winter als auch im Sommer ab, so dass man primäre Energie zum Heizen oder Kühlen einsparen kann. Vor allem beim Heizungsbetrieb verbessern gleichmäßig in der Putzschicht verteilte Glasflakes das Raumklima.

Derzeit prüfen die Projektpartner wie sich die glasbasierten Werkstoffe unter zusätzlichen Farbschichten und Tapeten verhalten. Sie gehen davon aus, dass es noch etwa zwei Jahre dauern wird, bis die umweltfreundlichen, feuchteregulierenden Putze in den Fachhandel kommen.

Quelle: Fraunhofer-Gesellschaft

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Simulationsmodelle optimieren Wasserkraft

Das Columbia River-Delta im Nordwesten der USA bietet großes Potenzial für die Wasserkraft. Über
20 000 Megawatt produzieren die Kraftwerke dort. Ein Simulationsmodell soll helfen, den Betrieb des weiträumigen Staustufensystems zu optimieren.

Forscher des Fraunhofer-Instituts für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung IOSB entwickeln an ihrem Standort in Ilmenau Informationstechnologien, um Wasserkraftsysteme effizienter zu machen. Am Institutsteil Angewandte Systemtechnik AST erstellen sie Simulations- und Optimierungsmodelle, die sowohl externe Faktoren, wie Wetterdaten, Pegelstände und Marktpreise, als auch die Infrastruktur der Systeme zusammenführen und daraus Pläne für die zu betreibenden Anlagen errechnen. Hierzu gehören beispielsweise das Öffnen und Schließen der Schleusentore, die Regulierung der Pegel in den Stauseen und der Betrieb der Wasserturbinen. Die Betreiber können dadurch die Stromerzeugung ihrer Wasserkraftwerke an die aktuellen energiewirtschaftlichen Gegebenheiten anpassen und die erzeugte elektrische Energie mit höchstmöglichem Erlös vermarkten.

22 000 Megawatt im Delta des Columbia Rivers
Nach Projekten in Deutschland und China setzen die Ilmenauer ihr Fachwissen in Kooperation mit dem niederländisch-amerikanischen Unternehmen Deltares für einen der weltweit größten Wasserkraftbetreiber ein. Die Bonneville Power Adminstration (BPA) betreibt im Delta des Columbia Rivers im Nordwesten der USA ein komplexes, weiträumiges Staustufensystem, dessen Kraftwerke zusammen etwa 22 000 Megawatt (MW) Strom erzeugen. Das ist mehr als das Fünffache der in Deutschland verfügbaren Menge: Heute produzieren hierzulande rund 7500 Wasserkraftwerke an Flüssen und Seen eine Leistung von 4300 MW. Im Einzugsgebiet der BPA, zu dem die US-Bundesstaaten Idaho, Oregon, Washington, Montana, Kalifornien, Nevada, Utah und Wyoming gehören, leben über 12 Millionen Menschen. Zusammen mit Deltares entwickelten die Forscher im Projekt »HyPROM« ein funktionierendes Simulations- und Optimierungsmodell, das anhand vorgegebener Parameter den optimalen Betrieb des BPA-Staustufensystems gewährleistet.

»Es gibt sehr unterschiedliche Parameter, die das Erzeugen von Strom in Wasserkraftwerken beeinflussen: Niederschlagsstärke, Menge und Geschwindigkeit des Wassers sowie allgemeine Klimafaktoren gehören beispielsweise dazu. Gleichzeitig müssen Gesetze zum Fisch- und Hochwasserschutz oder Umweltvorgaben eingehalten werden«, so Dr. Divas Karimanzira, aus dem Projektteam am IOSB. »Nur wer alle Variablen im Blick hat, kann sein Wasserkraftwerk optimal betreiben. Bei ›HyPROM‹ kommt als zusätzliche Herausforderung die Komplexität des weiträumig verzweigten Staustufensystems im Delta des Columbia Rivers dazu: Es umfasst zwei verschiedene Flüsse mit durchschnittlich 7500 Kubikmetern Wasser pro Sekunde, zehn Kraftwerke, zehn Stauseen und einen Höhenunterschied von insgesamt 350 Metern.«

Aktuell arbeiten die Wissenschaftler daran, die Simulations- und Optimierungsmodelle um energiewirtschaftliche Aspekte zu erweitern. Sie berücksichtigen dabei die fluktuierende Verfügbarkeit von Wind- und Sonnenenergie ebenso wie sich stochastisch verändernde Marktpreise. »Wir sind dann in der Lage, noch mehr Informationen in die Berechnungen einfließen zu lassen. So entsteht ein Szenario, das der Realität sehr nahe kommt«, erklärt Karimanzira.

Die Projektpartner planen, die neu entwickelte Technologie in ein System zu integrieren, das den zuständigen Mitarbeitern hilft, die richtigen Entscheidungen beim Betrieb der Anlagen zu fällen. Ziel ist es, zukünftig die gesamte Kontroll- und Steuerungsanlage von BPA innerhalb einer Stunde an sich ändernde Rahmenbedingungen anzupassen. Damit wird es auch möglich sein, die Wasserkraft nur dann zu verkaufen, wenn der Preis stimmt. Andernfalls werden freie Speicher befüllt und zu einem späteren Zeitpunkt – wenn es wirtschaftlicher oder technisch notwendig ist – entleert. »Der Preis ist ein wichtiger Aspekt, gerade für Betreiber, die nicht nur Wasserkraft als schwankende Energiequelle verkaufen, sondern auch Sonnenenergie und Windkraft«, sagt Karimanzira.

Quelle: Fraunhofer-Gesellschaft

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Online-Kurs gegen „Aufschieberitis“

Monika Landgraf Presse, Kommunikation und Marketing
Karlsruher Institut für Technologie

Viele Menschen kennen das Verhalten aus ihrem Alltag: Unangenehme Tätigkeiten wie das Lernen auf Prüfungen oder das Verfassen einer schriftlichen Arbeit schieben sie erst einmal auf. Anstatt die Aufgabe sofort zu erledigen, beschäftigen sie sich mit vermeintlich vordringlicheren Dingen wie Internetsurfen oder Putzen. Am Lehrstuhl für Angewandte Psychologie wurde gemeinsam mit dem Fernstudienzentrum des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) ein videobasierter Online-Kurs für besseres Selbst- und Zeitmanagement entwickelt. Im August geht er auf der Plattform Iversity online.

„Bei einigen Menschen nimmt das Aufschieben ein solches Ausmaß an, dass man von einem chronischen Verhalten sprechen kann; es entsteht ein erheblicher Leidensdruck und es drohen beträchtliche negative Folgen wie das Scheitern in Studium oder Beruf“, sagt die Pädagogin Eliane Dominok. Die wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Angewandte Psychologie des KIT beschäftigt sich mit dem Thema Prokrastination – so die wissenschaftliche Bezeichnung für das Aufschiebeverhalten. Von Betroffenen und ihrem Umfeld werde fortwährendes Aufschieben häufig als Mangel an Selbstdisziplin oder Faulheit abgetan. „Tatsächlich handelt es sich jedoch um eine ernsthafte Arbeitsstörung und ein schwerwiegendes Problem der Selbstregulation“, betont Dominok. Chronisches Aufschieben beeinträchtige das psychische Wohlbefinden und könne zur Ursache für andere psychische Belastungen und Symptome werden.

Am House of Competence (HoC), der zentralen Einrichtung für das Vermitteln fachübergreifender Kompetenzen am KIT, können Studierende Strategien gegen das Aufschieben lernen. „Diese Seminare sind regelmäßig überbucht“, sagt Dominok. Am erstmals angebotenen Online-Kurs „MOOCen gegen chronisches Aufschieben“ können alle Studierenden des KIT – und darüber hinaus auch alle interessierten Internetnutzer – ihren Informationsbedarf zum Thema decken. Mit MOOCs ermöglichen Hochschulen der breiten Öffentlichkeit an ihrem Lehrangebot teilzuhaben. „Das Vorlesungsformat im Internet kann viele Tausend Teilnehmer gleichzeitig erreichen“, erklärt Sarah Holstein, die am Fernstudienzentrum des KIT für die technische Umsetzung und Produktion des MOOC zuständig ist. Der Trend aus Kanada und den USA setzt sich mittlerweile in europäischen Bildungsinstitutionen fort.

Der KIT-MOOC gegen „Aufschieberitis“ bietet mehr als reine Wissensaneignung: Er unterstützt die Teilnehmer dabei, über das eigene Verhalten nachzudenken und es positiv zu verändern. Anhand unterschiedlicher Strategien können sie unter anderem lernen, Ziele im Auge zu behalten, realistisch zu planen, pünktlich zu beginnen, ihren Arbeitsplatz ablenkungsarm zu gestalten und sich selbst zu motivieren. „Die Verknüpfung eines Selbstregulations-Trainings mit einem MOOC stellt selbst innerhalb dieses innovativen Mediums universitärer Lehre ein experimentelles Novum dar“, betont Dominok. Elf Wochen lang wird auf der Internet-Plattform Iversity wöchentlich ein Kapitel des MOOC freigeschaltet. Mehrere jeweils etwa fünf- bis zehnminütige Lehr-Videos – ergänzt durch Quizfragen, Grafiken und Beispiele – vermitteln wissenschaftliche Hintergründe zum Prokrastinations-Phänomen. Zum Kurskonzept gehört die Bearbeitung von Wochenaufgaben durch die Kursteilnehmer. Kommunikation und Austausch zwischen den Teilnehmern ermöglichen unter anderem Elemente wie Online-Foren. Anonymisierte Online-Befragungen am Beginn und Ende des MOOC bieten den Teilnehmern eine differenzierte Auswertung hinsichtlich ihrer individuellen Ausprägung des Aufschiebeverhaltens und ermöglichen es, Verbesserungen von Symptomen empirisch nachzuweisen.

Studierende könnten den MOOC als Vorbereitungskurs nutzen, um gestärkt ins neue Semester zu starten, so Dominok. Die Strategien und Techniken seien jedoch ohne weiteres auf den beruflichen Kontext übertragbar. „Im Arbeitsleben gibt es zunehmend einen größeren Freiraum seine Arbeit zu erledigen und damit mehr Gelegenheit sie aufzuschieben“, sagt die Pädagogin.

Der Online-Kurs „MOOCen gegen chronisches Aufschieben“ startet im August auf der Internetplattform Iversity: http://www.iversity.org

Video-Teaser „MOOCen gegen das Aufschieben“:
http://www.youtube.com/watch?v=jUEI0ZrszfU&feature=youtu.be

Digitale Pressemappe zum Wissenschaftsjahr 2014
Ob in der Kommunikation, der Energieversorgung oder der Mobilität, in der Industrie, im Gesundheitsbereich oder in der Freizeit: Digitale Technologien sind längst Teil unseres Alltags, sie eröffnen neue Möglichkeiten und bieten Lösungen für gesellschaftliche Probleme. Gleichzeitig stellen sie uns vor Herausforderungen. Chancen und Risiken stehen im Mittelpunkt des Wissenschaftsjahres 2014 – Die Digitale Gesellschaft. Am KIT beschäftigen sich Forscherinnen und Forscher aller Disziplinen mit den vielfältigen – technischen und gesellschaftlichen – Aspekten der Digitalisierung. Kurzporträts, Presseinformationen und Videos dazu bietet die digitale Pressemappe des KIT zum Wissenschaftsjahr:
http://www.pkm.kit.edu/digitalegesellschaft

Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts nach den Gesetzen des Landes Baden-Württemberg. Es nimmt sowohl die Mission einer Universität als auch die Mission eines nationalen Forschungszentrums in der Helmholtz-Gemeinschaft wahr. Thematische Schwerpunkte der Forschung sind Energie, natürliche und gebaute Umwelt sowie Gesellschaft und Technik, von fundamentalen Fragen bis zur Anwendung. Mit rund 9400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, darunter mehr als 6000 in Wissenschaft und Lehre, sowie 24 500 Studierenden ist das KIT eine der größten Forschungs- und Lehreinrichtungen Europas. Das KIT verfolgt seine Aufgaben im Wissensdreieck Forschung – Lehre – Innovation.

Diese Presseinformation ist im Internet abrufbar unter: http://www.kit.edu

Quelle: idw

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Spitzentechnologie in der Meeresforschung

Albert Gerdes Pressestelle
MARUM – Zentrum für Marine Umweltwissenschaften an der Universität Bremen

Zukunftsweisendes Tiefsee-Bohrgerät wird vorgestellt

Nach vierjähriger Entwicklungs- und Bauphase wurde das neue Meeresboden-Bohrgerät MARUM-MeBo200 des Bremer Zentrums für Marine Umweltwissenschaften fertig gestellt. Wissenschaftlich erprobt wird das Hightech-Instrument während eine der kommenden Fahrten des neuen Forschungsschiffs SONNE, das erst am vergangenen Freitag von Bundeskanzlerin Merkel getauft wurde. Das gut acht Millionen Euro teure Projekt umfasst neben dem Tiefsee-Bohrgerät unter anderem ein System mit Spezialkabel und Winde, mit dem es von Deck der Forschungsschiffe zu Wasser gelassen wird. MARUM-MeBo200 wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziert.

Um Schlüsselfragen der Meeres- und Klimaforschung zu beantworten, benötigen Wissenschaftler Proben aus dem Meeresboden. Nur so lassen sich Klimaentwicklungen rekonstruieren, Rohstoffpotentiale und Risiken der im Meeresboden lagernden Gashydrate ergründen oder die Stabilität von Tiefseehängen untersuchen, an denen durch Rutschungen bis in die jüngste Vergangenheit immer wieder Tsunamis ausgelöst wurden.

Mit dem rund zehn Tonnen schweren MARUM-MeBo200 steht jetzt ein ferngesteuertes Bohrgerät zur Verfügung, das von größeren Forschungsschiffen eingesetzt werden kann. Das weltweit einzigartige, mobile Bohrgerät ist für den Einsatz in Wassertiefen von bis zu 2.700 Meter ausgelegt. Am Meeresboden abgesetzt kann es bis zu 200 Meter lange Kerne von Lockersedimenten und Festgesteinen erbohren. „Das funktionale Design, die Steuerungstechnik und Energieversorgung sowie die technologischen Anpassungen für das Arbeiten unter den extrem hohen Umgebungsdrücken in der Tiefsee hat die Meerestechnik-Gruppe am MARUM entwickelt und realisiert“, sagt Projektleiter Dr. Tim Freudenthal: „Der Rahmen, die Bohrtechnik sowie die hydraulische Antriebstechnik des sechs Meter hohen Bohrturms stammen von der Firma Bauer Maschinen. Sehr produktiv verlief auch die Kooperation mit einer Reihe mittelständischer Firmen aus dem Bremer Umland.“ Insgesamt sieben Container sind nötig, um das System, das aus Bohrgerät und -gestänge, Winde, Steuerungs- und Aussetzeinheit, Hydraulik und Stromversorgung besteht, zu den Ausgangshäfen zukünftiger Expeditionen zu verschiffen.

„Wir hatten bereits ab 2005 ein Vorgängermodell entwickelt“, sagt der frühere Direktor des MARUM, Prof. Gerold Wefer. Naturgemäß sind die damit gesammelten Erfahrungen hinsichtlich Betrieb und Wartung in die Konzeption des neuen Bohrgeräts eingeflossen: „Obwohl wir mit dem neuen System fast dreimal so tief bohren können wie mit dem Vorgänger und obwohl wir auf gleichem Raum mehr Gestänge unterbringen mussten, ist das Gerät nicht schwerer geworden oder anspruchsvoller im Handling an Deck“, sagt Gerold Wefer. „Darauf sind wir besonders stolz!“ Möglich wurde dies durch ein intelligentes Design sowie durch den verstärkten Einsatz von Aluminium und Titan bei Rahmen und Gestänge. Die Materialien sparen Gewicht, bieten zugleich aber die für die Bohroperationen in der Tiefsee notwendige Stabilität.

„Mit dem neuen Bohrsystem bauen wir die weltweite Spitzenstellung Bremens, aber auch Deutschlands in der Tiefseetechnologie weiter aus“, betont Prof. Michael Schulz. Der Direktor des MARUM verweist darauf, dass auf internationaler Ebene, etwa im Rahmen des weltweiten International Ocean Discovery Program IODP, bereits intensiv über Einsätze des Bremer Bohrgeräts diskutiert wird. „MARUM-MeBo200 bietet die Möglichkeit, deutlich kostengünstiger als mit Bohrschiffen wertvolle Proben aus der Tiefsee zu gewinnen.“

Weitere Informationen / Interviewanfragen / Bildmaterial:
Albert Gerdes
MARUM-Öffentlichkeitsarbeit
Tel.: 0421 218 65540
Email: agerdes@marum.de

Weitere Informationen:
http://www.marum.de/Spitzentechnologie_in_der_Meeresforschung.html

Quelle: idw

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Die Psychologie des Autofahrens: Prof. Baumann erforscht den Faktor Mensch im Straßenverkehr

Annika Bingmann Pressestelle
Universität Ulm

Im Straßenverkehr entscheidet eine funktionierende Interaktion zwischen Fahrer und Auto über Leben und Tod. Die zunehmende Automatisierung von Fahrzeugen ist dabei Hilfestellung und Herausforderung zugleich. An der Universität Ulm testet und optimiert der neue Psychologieprofessor für Human Factors, Martin Baumann, gemeinsam mit Ingenieuren und Informatikern Fahrerassistenzsysteme von morgen.

Regen auf der A8. Die Sicht ist schlecht und der Autofahrer wird langsam nervös: Auf keinen Fall möchte er zu spät zum Vorstellungsgespräch in München erscheinen. Doch der LKW vor ihm schleicht im Schneckentempo über die Autobahn und auf der linken Spur wird bereits gedrängelt. Soll er das Überholmanöver riskieren? „Aus psychologischer Perspektive ist Auto fahren harte Arbeit“, sagt Martin Baumann, Professor für Human Factors an der Uni Ulm. Der Fahrer müsse zahlreiche Informationen gleichzeitig verarbeiten, ein mentales Bild der Situation aufbauen und in Sekundenbruchteilen Entscheidungen treffen. Assistenzsysteme versprechen Unterstützung – können aber auch neue Probleme schaffen. Wie die Interaktion mit den Hightech-Helfern funktioniert und wie sie optimiert werden kann, untersucht Baumann an der Universität Ulm.

Gemeinsam mit Ingenieuren und Informatikern arbeitet der Psychologe an Assistenzsystemen, die den Fahrer entlasten, nicht aber entmündigen. „Um ein technisches System zu akzeptieren, muss es der Mensch zunächst verstehen“, so Baumann. Fahrer und Maschine sollten also miteinander kommunizieren, denn auf beiden Seiten lauern Fehlerquellen: Das System könnte zum Beispiel ein Manöver vorschlagen, das dem Fahrer zu riskant erscheint, oder der Mensch könnte beim Überholen einen Wagen im toten Winkel übersehen. Gerade auf dem Weg zum automatisierten Fahren, bei dem das Auto ohne Fahrereingriff durch den Verkehr steuert, ist eine funktionierende Kommunikation zwischen Mensch und Maschine überlebenswichtig.
Wenn er bestehende Systeme testet oder seinen Kollegen aus den Technikfächern beratend zur Seite steht, greift Baumann einerseits auf kognitionspsychologisches Wissen zurück und führt andererseits Experimente durch. An der Uni Ulm wird gerade ein Fahrsimulator eingerichtet, der die Forschung des Psychologen ab etwa 2015 erleichtern soll. Über den „Bordcomputer“, Kameras und so genanntes eye-tracking, bei dem die Blickrichtung registriert wird, kann der Versuchsleiter dann die Fahrleistung der Testpersonen bewerten. Wie viele Fehler macht der Fahrer in der jeweiligen Situation? Hält er die Spur? Und wie leicht lässt er sich ablenken? Zusätzlich enthält der Versuchsaufbau womöglich die Erfassung physiologischer Parameter wie die Messung des Hautleitwiderstands, der Pupillengröße oder auch eine Befragung.

Am neuen Arbeitsplatz hat der gebürtige Regensburger mit wichtigen Stationen in Chemnitz und am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Braunschweig ein ideales Umfeld vorgefunden. Die Psychologie ist stark kognitions- und technikorientiert, Kollegen aus den Ingenieurwissenschaften sind offen für eine Zusammenarbeit – zum Beispiel im Forschungszentrum für kooperative, hochautomatisierte Fahrerassistenzsysteme und Fahrfunktionen (F3). In dieser „Werkstatt für Fahrzeuge der Zukunft“ geht es auch um Autos, die untereinander beziehungsweise mit ihrer Umwelt kommunizieren, sich also vor Staus warnen oder Manöver aufeinander abstimmen. Was das für Auswirkungen auf den Fahrer hat, wird Martin Baumann untersuchen.

Er selbst beschreibt seine Arbeit als Grundlagenforschung, die teils anwendungsorientiert, nicht jedoch auf die Automobilindustrie zugeschnitten sei. Zunächst plant der 44-Jährige, den Schwerpunkt „Human Factors“ an der Universität Ulm zu etablieren. Dabei wird er sich auch einer Gruppe zuwenden, die in besonderem Maße von Fahrerassistenzsystemen profitieren könnte: den Senioren. Ausgehend von ihren Bedürfnissen soll (hoch-) automatisiertes Fahren für alle Altersgruppen optimiert werden.
Privat ist der zweifache Familienvater übrigens kein Autofan. Er räumt allerdings ein, sich bei Autofahrten zu beobachten und eigene Manöver mit der Theorie abzugleichen. Wie Martin Baumann, der über logisches Denken promoviert hat, beim Fahrleistungstest abschneidet, hat er nicht verraten.

Hintergrund:
Interdisziplinäres Forschungszentrum

Im Forschungszentrum für kooperative, hochautomatisierte Fahrerassistenzsysteme und Fahrfunktionen (F3) erarbeitet eine interdisziplinäre Gruppe aus Ingenieuren, Informatikern und Psychologen, wie sich menschliche Eigenschaften auf Fahrzeuge übertragen lassen. Seit 2013 unterstützt die Carl-Zeiss-Stiftung diesen bundesweit einzigartigen Zusammenschluss im Bereich automatisiertes Fahren für insgesamt vier Jahre mit 750 000 Euro. Die Förderung erfolgt im Rahmen des Programms zur Stärkung von Forschungsstrukturen an Universitäten. Durch verbesserte Assistenzsysteme sollen künftig Unfallzahlen reduziert werden.

Weiterhin könnten die Assistenten zur Komfortsteigerung des Fahrers – gerade im dritten Lebensalter – beitragen. Die Voraussetzungen an der Uni Ulm sind hervorragend: Am Institut für
Mess-, Regel- und Mikrotechnik wird seit mehr als zehn Jahren zu Fahrerassistenzsystemen geforscht – auch im gemeinsamen Innovationszentrum driveU mit der Daimler AG. Weitere Pluspunkte sind der Sonderforschungsbereich/Transregio 62 zu intelligenten technischen Systemen („Eine Companion Technologie für kognitive technische Systeme“) sowie der Schwerpunkt Mensch-Maschine- Interaktion an der Fakultät für Ingenieurwissenschaften und Informatik. Martin Baumanns Professur für Human Factors fügt sich passgenau in das Zentrum F3 ein.

Bitte beachten: Das Forschungszentrum heißt F*hoch 3*. Leider lässt sich die Hochzahl im System nicht darstellen.

Quelle: idw

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Spinat unter Druck

Dr. Ute Schönfelder Stabsstelle Kommunikation/Pressestelle
Friedrich-Schiller-Universität Jena

Ernährungswissenschaftler der Uni Jena testen schonendes Verfahren zum Haltbarmachen von Gemüse

Fünf Mal am Tag eine Handvoll, so heißt die Empfehlung für den Verzehr von Obst und Gemüse. Voller Nähr- und Mineralstoffe steckt die pflanzliche Nahrung und enthält noch dazu jede Menge Vitamine. Sie liefert unserem Körper nicht nur Energie, sondern wirkt sich auch in vielerlei Hinsicht positiv auf die Gesundheit aus.

Auch das Augenlicht braucht die tägliche Dosis Gemüse: So haben pflanzliche Farbstoffe (Carotinoide) aus grünem Gemüse wie Spinat, Grünkohl oder Brokkoli eine positive Wirkung auf die Netzhaut im menschlichen Auge. „Carotinoide wie Lutein und Zeaxanthin wirken in der Netzhaut des Menschen als natürlicher Sonnenschutz, indem sie schädliches energiereiches, blaues Licht von der Netzhaut fernhalten“, sagt PD Dr. Volker Böhm von der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Doch nicht mit jedem Biss in ein Spinatblatt tut man seinen Augen automatisch etwas Gutes. „Entscheidend ist, wie das Gemüse zubereitet bzw. haltbar gemacht wurde“, weiß der Ernährungswissenschaftler. So sei allgemein bekannt, dass etwa beim Kochen viele Inhaltsstoffe zerstört werden.

Dr. Böhm und sein Team haben daher in einer aktuellen Studie untersucht, wie sich der Gehalt an wertvollen Carotinoiden in Brokkoli und Co. bei der Konservierung schonen lässt. Wie die Forscher der Uni Jena in der Fachzeitschrift „LWT – Food Science and Technology“ schreiben, lassen sich die natürlichen Schutzpigmente durch den Einsatz eines Hochdruckverfahrens beim Haltbarmachen von Gemüse weitestgehend vor Zerstörung schützen (DOI: 10.1016/j.lwt.2014.01.004).

Für ihre Untersuchung haben die Forscher gemeinsam mit Kollegen der TU Dresden Spinat unterschiedlich lange einem Druck von bis zu 600 MPa ausgesetzt – das entspricht etwa dem Druck in 60 km Meerestiefe. Anschließend sind die Proben auf ihren Carotinoid-Gehalt untersucht und dieser mit Proben aus dampfgegartem und gekochtem Gemüse verglichen worden. „Während sich aus den erhitzten Proben deutlich geringere Mengen an Farbstoffen gewinnen ließen als aus dem rohen Gemüse, haben wir in den druckbehandelten Proben sogar leicht höhere Werte gefunden“, fasst Böhm die Studienergebnisse zusammen. Letzteres, so vermutet der Forscher, liege daran, dass die Farbstoffe durch das Druckverfahren leichter aus dem Gemüse herausgelöst werden.

Diese Erkenntnisse seien im Moment zwar noch ohne Relevanz für die Speisezubereitung in der heimischen Küche, so der Ernährungswissenschaftler. Doch für das industrielle Haltbarmachen von verarbeiteten Lebensmitteln, wie Gemüsesäften oder Fertiggerichten, sei das Hochdruckverfahren eine interessante Alternative zum gängigen Erhitzen. Nun planen die Jenaer Forscher weitere Untersuchungen, um die Auswirkungen der Hochdruckbehandlung auf die Bioverfügbarkeit der Carotinoide im menschlichen Körper zu testen.

Original-Publikation:
Arnold C et al. Carotenoids and chlorophylls in processed xanthophyll-rich food, LWT – Food Science and Technology 2014, DOI: 10.1016/j.lwt.2014.01.004

Kontakt:
PD Dr. Volker Böhm
Institut für Ernährungswissenschaften der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Dornburger Straße 25, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 949633
E-Mail: volker.boehm@uni-jena.de

Weitere Informationen:
http://www.uni-jena.de

Quelle: idw

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UMSICHT beteiligt an Forschungsprojekt zur Wassereinsparung – ROOF WATER-FARM

Dipl.-Chem. Iris Kumpmann Abteilung Public Relations
Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT

Gemüseanbau mitten in der Stadt? Die Idee, im Supermarkt erhältliche Gemüse und Kräuter einfach auf dem Dach anzubauen, anstatt sie von weither zu transportieren, findet viele Befürworter. Morgens geerntet, liegt die Ware dann frisch in den Regalen – ohne Verlust an Geschmack oder Vitaminen und ohne großartige Transportkosten zu verursachen.

Aufgrund von globalen Trends wie wachsende Weltbevölkerung und steigende Urbanisierung sowie Klimawandel und Flächenversiegelung wird die Rolle für die lokale Nahrungsmittelversorgung und Bewirtschaftung multifunktionaler Landschaften zunehmend wichtiger. In Zukunft muss eine nachhaltige Versorgung mit Nahrungsmitteln über innovative, systemische Ansätze sichergestellt werden. Im Gegensatz zu bestehenden Versorgungsstrukturen, die häufig stark auf Lebensmittelimporten basieren, zielt der Ansatz des Fraunhofer-Instituts UMSICHT inFarming® darauf ab, Nahrungsmittel in einem regionalen, ressourcenschonenden sowie ganzheitlichen Kontext zu erzeugen und bereitzustellen (»lokale und qualitativ hochwertige Produktion unter optimiertem Wachstum in der Stadt für die Stadt«).

Zentrale Standortbedingungen für die erfolgreiche Pflanzenproduktion sind die Verfügbarkeit von Licht, Wasser, Wärme und Nährstoffen. Diese können im urbanen Raum ressourceneffizient durch Integration kommunaler und industrieller Stoff- und Energieströme mittels intelligenter Verknüpfung von Produktionssystemen und Gebäudeinfrastrukturen bereitgestellt werden. Das Einsparpotenzial ist erheblich. Neben der benötigten Anbaufläche gehen weltweit rund 70 Prozent des verfügbaren Trinkwassers in die Landwirtschaft, darüber hinaus trägt der Energieverbrauch mit ca. 14 Prozent zu den weltweiten CO2-Emissionen bei.

Nährstoffe aus Schwarzwasser
In dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projekt ROOF WATER-FARM wird über drei Jahre ein System entwickelt, das die Wasserströme aus Gebäuden zur Versorgung von Pflanzensystemen nutzt. Aufgetrennt nach der Herkunft des Wassers, werden in einem Gewächshaus im Berliner Stadtteil Kreuzberg in zwei unabhängigen Versuchsstrecken einerseits das Wasser aus Dusche, Badewanne und Waschmaschine (Grauwasser) und andererseits das Toilettenabwasser (Schwarzwasser) derart aufbereitet, dass damit Erdbeeren, Tomaten oder Salat ideale Wachstumsbedingungen erhalten.

Neben der Bereitstellung von frischem Wasser liegt ein Hauptaugenmerk des Forschungsprojekts in der effizienten und hygienischen Versorgung der Pflanzen mit Dünger. Fraunhofer UMSICHT entwickelt in diesem Zusammenhang ein neues Verfahren, das die notwendigen Hauptnährstoffe für das pflanzliche Wachstum direkt aus dem Schwarzwasser gewinnt. Ökobilanzielle Betrachtungen der einzelnen Stoffströme geben darüber hinaus Auskunft, ob der konzeptionelle Ansatz nachhaltig ist.

Am 11. Juni 2014 ist die Versuchsanlage mit einem Erdbeerfest der Öffentlichkeit vorgestellt worden. Die Technologie, die heute noch in einem begrünten Hinterhof eines Kreuzberger Wohnblocks steht, soll zukünftig in sogenannten gebäudeintegrierten Stadtfarmen nach dem inFarming®-Ansatz für mehr Effizienz sorgen.

Das Projekt ROOF WATER-FARM ist ein Verbundprojekt unter Koordination der TU Berlin. Weitere Verbundpartner sind:
inter 3 GmbH – Institut für Ressourcenmanagement
TERRA URBANA Umlandentwicklungsgesellschaft mbH
Nolde & Partner
Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt

Weitere Informationen:
http://www.roofwaterfarm.com
http://www.infarming.de

Quelle: idw

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Internationale Fußballspiele in Höhenlagen – sind Top-Spieler aus dem ‚Flachland‘ benachteiligt?

Christian Wißler Mediendienst Forschung
Universität Bayreuth

Sind Fußballspieler benachteiligt oder sogar gefährdet, wenn sie in Höhenlagen von über 3.000 Metern an internationalen Spielen teilnehmen? Am Institut für Sportwissenschaft der Universität Bayreuth befassen sich Prof. Dr. Walter Schmidt, der hier die Abteilung Sportmedizin / Sportphysiologie leitet, und seine Mitarbeiterin Dipl.-Sportök. Nadine Wachsmuth mit dieser Thematik. Ein Forschungsprojekt hat ergeben: Die oft praktizierte ‚fly in – fly out‘-Strategie ist aus leistungsphysiologischer Sicht nicht zu empfehlen.

Viele Fußballspieler, die südamerikanischen Fußball-Nationalmannschaften angehören, stehen bei europäischen Vereinen unter Vertrag – darauf hat die Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien erneut aufmerksam gemacht. Diese Spieler sind es oftmals nicht gewohnt, Spitzenleistungen in Höhenlagen zu erbringen, wie sie für einige Andenstaaten typisch sind. So liegt beispielsweise die bolivianische Hauptstadt La Paz rund 3.600 m über dem Meeresspiegel, die kolumbianische Hauptstadt Bogotá in rund 2.600 m Höhe. Für La Paz hat sich mittlerweile die sogenannte ‚fly in – fly out‘-Strategie durchgesetzt: Auswärtige Mannschaften fliegen unmittelbar vor dem Spiel ein und verlassen danach gleich wieder die Stadt. Diese Praxis beruht auf der Annahme, es gebe unmittelbar nach der Ankunft in der Höhenlage ein ‚physiologisches Fenster‘, also einen kurzen Zeitraum, innerhalb dessen die Leistung noch nicht wesentlich abfällt.

In internationalen Sportverbänden wird schon seit langem darüber diskutiert, inwiefern manche Spieler benachteiligt oder sogar gefährdet sind, wenn sie beispielsweise bei der „Copa América“, der südamerikanischen Fußballmeisterschaft, oder bei WM-Qualifikationsspielen auf Mannschaften treffen, die an Höhenlagen bereits akklimatisiert sind. Der Fußball-Weltverband FIFA entschied im Jahr 2007, dass Fußballspiele nicht in einer Höhe über 3.000 m stattfinden dürfen, und revidierte damit eine frühere Entscheidung, die die zulässige Höchstgrenze bei 2.500 m angesetzt hatte. Südamerikanische Fußballverbände intervenierten jedoch gegen diese Maßgabe, und so wurde 2008 von der FIFA beschlossen, dass sie erst dann umgesetzt werden solle, wenn genügend wissenschaftliche Daten über die Leistungsentwicklung und eine mögliche Gesundheitsgefährdung in diesen Höhen vorliegen. Dies ist aber bis heute nicht der Fall.

Vergleichende Untersuchungen an Fußballteams aus Bolivien und Australien
An der Universität Bayreuth befassen sich Prof. Dr. Walter Schmidt, der die Abteilung Sportmedizin / Sportphysiologie im Institut für Sportwissenschaft leitet, und seine Mitarbeiterin Dipl.-Sportök. Nadine Wachsmuth schon seit längerem mit dieser Thematik. Forschungsergebnisse, die gemeinsam mit internationalen Partnern erzielt wurden, sind mittlerweile in internationalen Fachzeitschriften publiziert.

In einer speziell auf den Fußball bezogenen Fallstudie mit australischen Partnern ging es um einen Vergleich zwischen Juniorenspielern eines traditionsreichen bolivianischen Fußballvereins und den Mitgliedern der australischen U-17-Nationalmannschaft. Beide Mannschaften trafen zunächst in zwei Fußballspielen aufeinander, die in der bolivianischen Stadt Santa Cruz in 420 m Höhe stattfanden. Dann folgten, während eines Zeitraums von zwei Wochen, drei Begegnungen in La Paz. Bei allen Spielen und Trainingseinheiten zeichnete ein GPS-System die Laufwege und Laufgeschwindigkeiten der Spieler auf, die so gewonnenen Daten wurden mit der zeitgleich registrierten Herzfrequenz in Beziehung gesetzt. Kontinuierliche Messungen registrierten die Blutbildung. Hinzu kamen Fragebögen, in denen die Spieler wiederholt Auskunft über ihr subjektives Empfinden gaben.

Die Ergebnisse waren eindeutig: Während der ‚Flachlandphase‘ zeigten sich beide Mannschaften gleich stark. Doch unmittelbar nach der Ankunft in der bolivianischen Hauptstadt auf einer Höhe von 3.600 m, gleich während des ersten Fußballspiels, brach die Leistungsfähigkeit der australischen Mannschaft ein. Die Leistungsminderungen waren bei ihnen wesentlich stärker ausgeprägt als bei den bolivianischen Spielern, die zwar ebenfalls, aber längst nicht in gleichem Umfang mit Anpassungsschwierigkeiten zu kämpfen hatten. „Die ‚fly in – fly out‘-Strategie kann somit vom leistungsphysiologischen Standpunkt nicht empfohlen werden“, erklärt daher Prof. Schmidt.

Besonders auffällig waren Anomalien im Schlafverhalten, die mit Elektroden und Bewegungsanalysatoren aufgezeichnet wurden. Bei der Hälfte der australischen Spieler wurde eine so genannte Cheyne-Stokes-Atmung beobachtet: ein ständiger Wechsel zwischen Atemunterdrückung, Atemnot und tiefen Atemzügen, der tagsüber starke Erschöpfungserscheinungen verursacht.

Unterschiedliche Akklimatisierungsprozesse
Während der zwei Wochen in La Paz blieben deutliche Unterschiede zwischen den Teams bestehen, trotz der allmählich einsetzenden Akklimatisation. Einige physiologische Funktionen – insbesondere die Atmung sowie die Sauerstoffsättigung des Hämoglobins im Blut – veränderten sich bei den australischen Spielern in der Weise, dass sie durch die Höhenlage weniger stark beeinträchtigt wurden. Und schon nach zwei Tagen waren keine höhenspezifischen Krankheitszeichen mehr zu erkennen. Gleichwohl führten diese Anpassungsprozesse insgesamt nicht zu einer völligen Wiederherstellung der ursprünglichen Leistungsfähigkeit. Unterschiede zu den bolivianischen Spielern, die sich nach kurzer Zeit regenerieren konnten und in der Höhenlage ihr gewohntes Leistungsniveau zeigten, blieben bestehen.

Handlungsempfehlungen für internationale Fußballverbände
Welche Empfehlungen lassen sich daraus für den Fußballsport ableiten? „Es ist eine schwierige Abwägung, ob die FIFA oder andere Fußballverbände eine Höhengrenze für internationale Fußballturniere definieren und einem Land wie Bolivien dadurch die Chance nehmen sollten, Gastgeber für solche Veranstaltungen zu sein“, meint Prof. Schmidt. „Einerseits sind Nachteile für Spieler, die Fußballturniere in Höhenlagen nicht gewohnt sind, unbestreitbar; andererseits haben wir kein generelles Risiko für ernsthafte Erkrankungen nachweisen können.“

Der Bayreuther Sportmediziner betont, dass die Höhenlage eines Austragungsorts keineswegs der einzige Faktor ist, der Fußballspieler aus Ländern mit anderen klimatischen Bedingungen einseitig benachteiligt. „Es gibt andere Umweltfaktoren, die für die Gesundheit der Spieler wesentlich riskanter sind als die Höhenexposition – beispielsweise große Hitze mit Schattentemperaturen von über 40 Grad Celsius, wie sie 2022 bei der Fußballweltmeisterschaft in Qatar zu erwarten sind. Wenn die FIFA in ihren Regularien gesundheitliche Risiken ausschließen will, die durch klimatische Gegebenheiten an den Austragungsorten bedingt sind, sollte sie konsequenterweise auch solche risikoreicheren Faktoren berücksichtigen“, so Prof. Schmidt.

Kontakt:
Prof. Dr. Walter Schmidt
Abteilung Sportmedizin/Sportphysiologie
Universität Bayreuth
D-95440 Bayreuth
Tel.: +49 (0)921 55 3464
E-Mail: walter.schmidt@uni-bayreuth.de

Veröffentlichungen (u.a.):
Nadine Wachsmuth et al.,
Changes in blood gas transport of altitude native soccer players near sea-level and sea-level native soccer players at altitude (ISA3600)
British Journal of Sports Medicine 47:i93-i99. DOI: 10.1136/bjsports-203-092761, 2013

Christopher J Gore et al.,
Methods of the international study on soccer at altitude 3600 m (ISA3600),
British Journal of Sports Medicine 47:i80-i85.
DOI: 10.1136/bjsports-2013-092770, 2013

Quelle: idw

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Neues UNESCO-Wasserzentrum in Koblenz

Dipl.-Met. Alfred Hommes Referat Öffentlichkeitsarbeit
Bundesanstalt für Gewässerkunde

Am 9. Juli wurde in Berlin von Bundesregierung und UNESCO der Vertrag zur Gründung des ersten UNESCO-Wasserinstituts in Deutschland unterzeichnet. Die Institution wird in Koblenz bei der Bundesanstalt für Gewässerkunde angesiedelt und trägt die Bezeichnung „Internationales Zentrum für Wasserressourcen und globalen Wandel“.

Weltweit gibt es bereits 26 Institute, die unter der Schirmherrschaft der UNESCO stehen. Es handelt sich um Forschungs- und Ausbildungszentren, von denen jedes einen anderen wasserspezifischen Themenkomplex behandelt. Im neuen Zentrum in Koblenz werden der globale Wandel und Wasserressourcen im Fokus stehen. Der Forschungsschwerpunkt wird auf der weltweiten Verfügbarkeit und Qualität von Wasser liegen. Das Wasser-Institut wird Experten aus aller Welt aus- und fortbilden und gemeinsame Forschungsprojekte initiieren. Mit neuen Datenstrukturen wird international ein effizienter Umgang mit gewonnenen Erkenntnissen auf dem Gebiet der Gewässerkunde ermöglicht. Hierzu gehören auch Referenzdatensätze, die weltweit die Abflussmenge und Güte großer Flüsse und Seen sowie die Grundwasserbeschaffenheit beschreiben.

Das UNESCO-Institut ist bei der Bundesanstalt für Gewässerkunde gut angesiedelt. In vielen Jahren der interdisziplinären Zusammenarbeit an praxisbezogenen Aufgabenstellungen wurde in der BfG ein umfassendes Expertenwissen zu Wassermengen, Wasserqualität sowie ökologischen Fragestellungen und Wirkungszusammenhängen an Gewässern aufgebaut. Gerade wurde unter Federführung der BfG das fünfjährige Forschungsprogramm KLIWAS abgeschlossen, das die Auswirkungen des Klimawandels auf Wasserstraßen und Schifffahrt untersuchte. Das neue Institut wird eng mit dem deutschen IHP/HWRP-Nationalkomitee für die Wasserprogramme der UNESCO und WMO kooperieren, dessen Sekretariat schon seit 1975 in der Bundesanstalt für Gewässerkunde ansässig ist.

Dazu erklärt Michael Behrendt, Leiter der Bundesanstalt für Gewässerkunde: „Seit vielen Jahren arbeitet die Bundesanstalt für Gewässerkunde erfolgreich mit Institutionen der WMO und der UNESCO zusammen. Daher ist es uns eine Freude, nun dieses internationale Wasserzentrum unter der Schirmherrschaft der UNESCO beherbergen zu dürfen.“

Aus Sicht der Bundesregierung ist das Zentrum gleichzeitig ein wichtiger Baustein des deutschen Beitrags zur Umsetzung wasserbezogener Ziele der UN.

Weiter führende Informationen zu UNESCO, IHP/HWRP, GRDC und GEMS:

Die UNESCO (United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization) ist eine Institution der Vereinten Nationen mit Sitz in Paris. Sie ist die Weltorganisation mit der größten Expertise zu allen Fragen rund um das Wasser. Die wichtigsten Instrumente der UNESCO sind das Internationale Hydrologische Programm (IHP) mit Nationalkomitees in mehr als 160 Staaten, die regelmäßige Herausgabe des Weltwasserberichts und die Forschungsinstitute unter UNESCO-Schirmherrschaft.

Die WMO, die Weltorganisation für Meteorologie, bündelt ihre Forschungsaktivitäten im Wasserbereich im HWRP (Hydrology and Water Resources Programme).

Das GRDC (Global Runoff Data Centre) ist eine einzigartige Sammlung weltweiter Abflussdaten. Zur Zeit werden Daten von ca. 9000 Stationen aus 157 Ländern vorgehalten. Das GRDC ist seit 1988 in der Bundesanstalt für Gewässerkunde angesiedelt.

GEMS ist eine globale Datensammlung zur Qualität von Oberflächen- und Grundwasser im Rahmen des United Nations Water Programme. Die Einrichtung kam im April 2014 nach Koblenz.

Weitere fachliche Informationen: Direktor und Professor Michael Behrendt, Bundesanstalt für Gewässerkunde, Am Mainzer Tor 1, 56068 Koblenz, Fon 0261/1306 5300, Mail: behrendt@bafg.de; Dr. Johannes Cullmann, IHP-/HWRP-Sekretariat, Fon 0261/1306 5313, Cullmann@bafg.de.
Kontakt und Adresse für Belegexemplar: Benno Dröge, Pressesprecher, Bundesanstalt für Gewässerkunde, Am Mainzer Tor 1, 56068 Koblenz, Tel. 0261/ 1306-5461, Fax: 0261/ 1306 5333, E-mail: droege@bafg.de, Internet: www.bafg.de

Die Bundesanstalt für Gewässerkunde ist das zentrale wissenschaftlich eigenständige Institut des Bundes für die wissenschaftlich-technische Versuchs- und Forschungsarbeit und die praxisbezogene Beratung der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung in den Fachgebieten Hydrologie und Gewässernutzung, Gewässerbeschaffenheit sowie Ökologie und Gewässerschutz. Sie unterstützt das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur sowie andere Bundesressorts in fachspezifischen Fragestellungen zu Bundeswasserstraßen und deren Einzugsgebiete und vertritt diese auch international.

Quelle: idw

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Bluttest zur Erkennung von Darmpolypen: Experten raten von Einsatz ab

Dipl.-Journ. Carsten Heckmann Pressestelle
Universität Leipzig

Die Zeitschrift „Journal of Translational Medicine“ publizierte vor einigen Monaten einen Artikel, an dessen Erstellung auch Wissenschaftler der Universität Leipzig beteiligt waren. Darin geht es um einen Bluttest zur Erkennung von Darmpolypen, der von der Leipziger Firma Indago GmbH angeboten wird. Auch das Magazin „Der Spiegel“ berichtet in seiner aktuellen Ausgabe (29/2014) darüber. Eine Expertenkommission der Universität Leipzig hat sich mit der Publikation befasst und ist zu einem eindeutigen Schluss gekommen: Der Bluttest sei wegen seiner unzureichenden Treffsicherheit und der fehlenden Qualitätskontrolle für eine valide labormedizinische Diagnostik ungeeignet.

„Die Herstellung der Proben ist nicht nachvollziehbar. Wir halten es daher ärztlich und ethisch für nicht vertretbar, wenn dieser Test für eine medizinische Diagnostik herangezogen wird“, sagt Prof. Dr. Ingo Bechmann, Prodekan der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig, der die Kommission einberufen hat. Nach Ansicht der vierköpfigen Expertengruppe sind „die in Broschüren und auf der Internetseite der Herstellerfirma geäußerten Behauptungen zum angeblichen Nutzen des Tests fehlleitend“. Sie könnten „zu einer Schädigung durch Fehldiagnostik und zu einer falschen Sicherheit getesteter Personen führen“. Die Medizinische Fakultät rät daher klar von dem Einsatz des Bluttests ab und warnt grundsätzlich vor unkritischem Einsatz von klinisch unzureichend geprüften diagnostischen Verfahren, auch wenn sie bereits kommerziell angeboten werden.

Dass es dennoch zu einem Beitrag in einer anerkannten wissenschaftlichen Zeitschrift gekommen ist, versteht Bechmann nicht. „Dieser Beitrag hätte nicht erscheinen dürfen. Wir haben den Herausgeber der Zeitschrift bereits schriftlich um eine Erklärung gebeten.“

Prof. Dr. Matthias Schwarz, Prorektor für Forschung und Nachwuchsförderung der Universität Leipzig, hatte im April durch einen umfangreichen Brief eines Konstanzer Wissenschaftlers Hinweise auf Ungereimtheiten bei dem Testverfahren erhalten. Nach einer ersten Sichtung und weiteren Anhaltspunkten durch die „Spiegel“-Recherche bat er Professor Bechmann und seine Kollegen um eine eingehende Prüfung. „Uns muss daran gelegen sein, dass stets alles erdenklich Mögliche für eine wissenschaftliche Qualitätssicherung getan wird. Entsprechende Mechanismen wie das Peer-Review-Verfahren bei wissenschaftlichen Veröffentlichungen haben in diesem Fall offenbar versagt.“

Zwar habe der Beitrag der beteiligten Leipziger Uni-Forscher von der Medizinischen Fakultät und dem Translationszentrum für Regenerative Medizin „vor allem in einer wissenschaftlichen Dienstleistung, nämlich der Bildauswertung“ bestanden, die Wissenschaftler hätten also nicht den fragwürdigen Bluttest entwickelt. Dennoch müsse auch die Universität Lehren aus dem Fall ziehen, sagt Schwarz. „Gerade wenn es um gemeinsame Projekte mit Unternehmen geht, vor allem bei Dienstleistungen, muss den beteiligten Forschern und anderen Mitarbeitern klar sein, dass sie mindestens die für das Thema am Ort ansässigen wissenschaftlichen Experten einbeziehen müssen. Damit erhalten sie dringend notwendige Informationen darüber, in welchem wissenschaftlichen Kontext sie sich mit ihrer Arbeit bewegen. Wir werden vor allem die Führungskräfte unter unseren Wissenschaftlern noch einmal deutlich darauf hinweisen.“

Natürlich könne es nicht die Aufgabe der Universität sein, Firmen zu kontrollieren, so der Prorektor. „Aber bei der Kooperation mit Firmen muss die wissenschaftliche Qualität des Gesamtprojekts stimmen.“ Die Zusammenarbeit mit der Firma Indago werde die Universität Leipzig so bald als möglich beenden. Derzeit werde zudem geprüft, ob und wie auch einzelnen Wissenschaftlern die Kooperation mit dem Unternehmen untersagt werden kann.

Der Beitrag im „Journal of Translational Medicine“ ist am 4. November 2013 unter dem Titel „Detection of colon polyps by a novel, polymer pattern-based full blood test“ erschienen (doi: 10.1186/1479-5876-11-278, online unter http://www.translational-medicine.com/content/11/1/278).

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Matthias Schwarz
Prorektor für Forschung und Nachwuchsförderung
Telefon: +49 341 97-30020
E-Mail: prorektor.forschung@uni-leipzig.de

Quelle: idw

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Bioenergie in künftige Energieversorgungssysteme integrieren

Dr. Torsten Gabriel Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V.

BMEL sucht Forschungsansätze für eine bedarfsgerechtere Erzeugung von Bioenergie

Um Strom und Wärme aus Biomasse besser in die künftige Energieversorgung integrieren zu können, konkretisiert das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) mögliche förderfähige Forschungsansätze im Rahmen des Förderprogramms Nachwachsende Rohstoffe. Gesucht werden modellhafte Konzepte, bei denen Bioenergie bedarfsgerechter eingesetzt und effizient in energetische Versorgungsstrukturen eingebunden wird.

Der Förderschwerpunkt „Integration von Bioenergie in zukünftige Energieversorgungssysteme“ des BMEL wird aus dem Energie- und Klimafonds der Bundesregierung finanziert und durch die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR) betreut.

Mit Biomasse besteht grundsätzlich die Möglichkeit, Energie zielgenau auf Anforderung bereitzustellen. Das gilt sowohl für das Abdecken von Bedarfsspitzen im Stromnetz als auch für die Erzeugung von Nutzwärme.

Teilweise ausgeschöpft werden die bestehenden Potenziale derzeit vor allem im Bereich kleiner und mittlerer Heizanlagen und -werke. Die überwiegende Mehrheit der größeren Biomasse-Heizkraftwerke liefert hingegen rund um die Uhr Grundlaststrom und dementsprechend auch Wärme.

Soll die Erzeugung z. B. von Strom, Prozess- und Nahwärme aus Biomasse stärker an die Nachfrageentwicklung angepasst werden, sind intelligente Lösungen erforderlich. Sie betreffen stärker vernetzende Energiekonzepte, die auf variierende Nachfrage durch Regel- und Speichersysteme reagieren, als auch spezifische Regularien und Strategien im nichttechnischen Bereich.

Sie im Rahmen einer gesamtheitlichen Energieversorgung zu modellieren, ist Gegenstand des ausgeschriebenen Förderschwerpunkts. Gesucht werden Vorhaben, die die Erzeugung von Bioenergie kompatibel machen mit den Herausforderungen fluktuierender Stromnetze und spezifischer Wärmebedürfnisse und damit in der Lage sind, die Vorteile der Bioenergie zur Kompensation von Kapazitätsproblemen anderer Energieträger in Wert zu setzen. Die Modellierungen können sich auf verschiedene Bereitstellungs- und Versorgungsebenen beziehen und den hierfür erforderlichen ökonomischen Aufwand beschreiben.

Zudem fördert das BMEL die Entwicklung der sich aus der Modellierung ableitenden technologischen Ansätze zur systemintegrierten Erzeugung von Bioenergie. Dazu zählen die Neu- und Weiterentwicklung von Anlagen, Regelungs- und Managementsystemen.
Projektskizzen können ab sofort bei der FNR eingereicht werden. Entsprechende Hinweise bietet die FNR unter http://www.fnr.de/projekte-foerderung/energie-und-klimafonds/antragsverfahren/.

Kontakt für den Förderschwerpunkt:
Jenny Holz
Tel.: +49 3843 6930-205
j.holz@fnr.de

Weitere Informationen:
http://www.fnr.de/projekte-foerderung/nachwachsende-rohstoffe/foerderschwerpunkt…
http://www.fnr.de/projekte-foerderung/energie-und-klimafonds/antragsverfahren/

Quelle: idw

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Gärtrommel zur Erzeugung von Biogas

Erhard Jakobs Pressestelle
Technische Hochschule Mittelhessen

An einem neuartigen Verfahren zur Biogaserzeugung aus Abfällen arbeiten Forscher der Technischen Hochschule Mittelhessen. Bei der Entwicklung einer Gärtrommel kooperieren sie mit der Kompostierungsanlage Brunnenhof und dem Ingenieurbüro Dr. Geipert (beide aus Biebesheim) zusammen. Das Land Hessen fördert das Vorhaben mit 268.000 Euro. Projektleiter an der THM sind die Gießener Professoren Dr. Ulf Theilen und Dr. Harald Weigand vom Kompetenzzentrum für Energie- und Umweltsystemtechnik.

Bei der Vergärung von Biomasse entsteht mit Hilfe von Bakterien Biogas, das als Energieträger verwendet werden kann. Biomasse aus Abfällen gilt als wichtiger Beitrag zu einer nachhaltigen Energieversorgung, da sie nicht als Konkurrenzprodukt zu Nahrungs- und Futtermitteln erzeugt werden muss.
Zur Vergärung werden heute Fermenter in Garagen- oder Siloform, die mit strukturreichem stapelbarem Substrat befüllt werden, und verschiedene Reaktoren mit Rührwerken eingesetzt, die strukturarmes Material benötigen. Garagenfermenter haben einen relativ geringen Ertrag, da die Biomasse nicht durchmischt wird. Fermenter mit Rührwerken sind technisch aufwändig und haben einen hohen Verschleiß. Vergärungsanlagen, die sowohl strukturreichen Ernteabfall und Mist als auch Schlämme, Flüssigkeiten und pastöse Speisereste verarbeiten können, gibt es auf dem Markt nicht.
Die neu zu entwickelnde Gärtrommel mit einer Länge von bis zu 30 und einem Durchmesser von bis zu 6 Metern soll für alle Bioabfälle und organische Reststoffe geeignet sein. Sie besteht aus einem Hohlzylinder, der an zwei gegenüberliegenden Stirnseiten abgeschlossen ist. Der Fermenter ist drehbar gelagert. „Die Drehbewegung des großvolumigen Reaktorbehälters in Verbindung mit Mischwerkzeugen an der Trommelwand führt zu einer optimalen Materialdurchmischung und damit zu einem hohen Gasertrag. Die Trommelform und der Verzicht auf ein innenliegendes Rührwerk erlauben eine energieeffiziente Durchmischung bei sehr geringem Materialverschleiß“, erläutert Theilen. Die entwässerten Gärrückstände sollen zu Kompost weiterverarbeitet werden. Basis des neuen Trommelfermenters ist eine Rottetrommel, die sich in Biebesheim seit 15 Jahren für die Kompostierung bewährt hat.
Die Partner sehen für ihre Neuentwicklung ein großes Marktpotential. Laut einer Studie des Wiesbadener Umweltministeriums fallen in Hessen aktuell eine halbe Million Tonnen Bioabfälle an. Davon werden nur 15 Prozent in Vergärungsanlagen genutzt.
Das Forschungsvorhaben hat ein Gesamtvolumen von 377.000 Euro. Es wird im Rahmen der Förderlinie 3 der hessischen „Landes-Offensive zur Entwicklung Wissenschaftlich-ökonomischer Exzellenz“ (Loewe) unterstützt. Damit bezuschusst die Landesregierung Projekte, bei denen Hochschulen mit kleinen und mittleren hessischen Unternehmen zusammenarbeiten.

Weitere Informationen:
http://www.thm.de/site/kompetenzzentren/zeuus.html

Quelle: idw

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Feldversuch in Niedersachsen zur großtechnischen Nutzung von Mikroalgen als Biomasse

Dipl.-Ing. Bernd Schlütter Hochschulmarketing
Technische Hochschule Wildau [FH]

Seit einigen Jahren arbeitet der Lehr- und Forschungsbereich Biosystemtechnik der Technischen Hochschule Wildau unter Leitung von Prof. Dr. Franz-Xaver Wildenauer gemeinsam mit Praxispartnern an der energetischen und stofflichen Nutzung von Algenbiomasse. Nach dem Aufbau eines entsprechenden Technikums auf dem Campus im Jahre 2011 wurde jetzt ein neuer Meilenstein erreicht.

Unter dem Titel „Schaufenster Algentechnologie“ startete in Bad Fallingbostel im niedersächsischen Heidekreis ein Pilotvorhaben zur großtechnischen Nutzung der Algenbiotechnologie. Dabei werden das in den Biogasanlagen der dortigen Agrar-Energie Obernhausen GmbH & Co. KG (AEO) entstehende CO2 und die Abwärme umweltverträglich in Photobioreaktoren eingeleitet, um darin Grünalgen zu kultivieren. Das Projekt ist in dieser Form einmalig in Deutschland.

Je nach Sonneneinstrahlung ist bereits nach sechs bis zehn Tagen „Erntezeit“. Über eine Zentrifuge vom Wasser getrennt, entstehen aus 750 Litern Algen-Wasser-Gemisch rund sieben Liter reine Biomasse. „Der Protein- und Fettanteil in den Algen ist sehr hoch“, erläutert Prof. Wildenauer den innovativen Ansatz des Projektes. „Wir können so auf eine effektive Weise verschiedenste Wertstoffe gewinnen, beispielsweise Öle zum direkten Einsatz als Brennstoff, probiotische Wirk- und Zusatzstoffe für die Nahrungsmittel- bzw. Kosmetikindustrie, Zuschlagstoffe für Tierzucht und Aquakultur. Und wir benötigen zum Anbau keinen fruchtbaren Boden. Algen wachsen zudem in Süß- wie Salzwasser, sogar in Brackwasser oder verschmutztem Oberflächenwasser.“

Das Projekt am Standort Obernhausen ist Teil der Strategie des Unternehmens AEO, die auf CO2-Reduktion, nachwachsenden Rohstoffen und minimalem Energieverbrauch fußt. Die TH-Forscher wollen damit den wissenschaftlichen Nachweis erbringen, dass die Algenbiotechnologie unter den klimatischen Bedingungen Norddeutschlands großtechnisch effektiv für die Wertstoff- und Energiegewinnung einsetzt werden kann.

Weitere Informationen unter http://www.th-wildau.de/bio.

Weitere Informationen:
http://www.th-wildau.de

Projektpartner sind neben der Agrar-Energie Obernhausen (AEO) die Stadt Bad Fallingbostel, der Industrie- und Gewerbeverein Deltaland sowie die Unternehmen Georg Fischer in Schaffhausen/Schweiz und Dautphetal, LGem B.V. in Den Haag/Niederlande und die Fa. Lipinski in Dorfmark.

Quelle: idw

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Bei Sau-Wetter lässt sich der Bock nicht sehen

Eva Goris Kommunikation
Deutsche Wildtier Stiftung

Die Deutsche Wildtier Stiftung rät: Erst den Wetterbericht hören, dann Wild beobachten gehen

Erst ist es heiß, dann zieht ein Gewitter übers Land und es regnet in Strömen: Was für ein Sauwetter! Für Spaziergänger, die Wildschweine beobachten wollten, trifft der Begriff „Sau-Wetter“ ins Schwarze: Schwarzwild kommt nach kräftigen Regenfällen aus der Deckung, denn dann lässt sich im aufgeweichten Boden leichter nach Nahrung suchen. Anschließend gib es noch eine Schlammpackung! Das hilft gegen Parasiten aller Art: Zecken und Flöhe ersticken nach dem Bad in der Suhle unter der eingetrockneten Erdkruste. Überhaupt macht Wildschweinen Dauerregen nichts aus! Sie sind mit ihrer dicken Schwarte wie unter einem Regenmantel geschützt.

Wer Wildtiere beobachten will, sollte aufs Wetter achten. Gerade nach einem heftigen Regenschauer kommen viele Wildtiere aus dem Wald. „Wenn im Wald die dicken Tropfen von den Bäumen klatschen, ziehen Rehe gern ins Freie. Ihnen sind die lauten Tropfen nicht ganz geheuer und auf dem Feld kann ihr Fell in der Sonne wieder trocknen“, sagt Dr. Andreas Kinser, Forst- und Jagdexperte der Deutschen Wildtier Stiftung.

Die meisten Wildtiere in unseren Wäldern sind keine klassischen Sonnenanbeter. „Bei großer Hitze verkriechen sie sich und suchen schattig-kühle Laubwälder auf“, sagt Kinser. Auch extrem windige Tage sind kein „Ausgeh-Wetter“ für Wildtiere. Dann bleiben Wildtiere lieber im sicheren Versteck. Der Wechsel von Hoch- und Tiefdruckgebieten ist keine gute Voraussetzung für eine erfolgreiche Wildbeobachtung.

Natürlich ist nicht nur das Wetter bei Wildtierbeobachtungen ausschlaggebend: Wer Wildtiere sehen will, muss Geduld bewahren und vor allem leise sein.

Weitere Informationen:
www.DeutscheWildtierStiftung.de

Quelle: idw

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Auszeichnung für Modellprojekt zur dezentralen Abwasserentsorgung

Stephan Thomas M.A. Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig

An der HTWK Leipzig entwickeltes Konzept bringt Preis als „Ausgezeichneter Ort“ 2014

Der „Verein zum ökologischen Gewässerschutz Treptitz e.V.“ aus Nordsachsen ist mit seiner Kopplung einer dezentralen Abwasserentsorgung und Wärmeversorgung einer der Preisträger des Wettbewerbs „Ausgezeichnete Orte 2014/15: Innovationen querfeldein“ der Initiative „Deutschland – Land der Ideen“. Das zugrundeliegende Konzept wurde am Institut für Wasserbau und Siedlungswasserwirtschaft (IWS) der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK Leipzig) entwickelt und macht den Anschluss an eine Kläranlage auch in dünner besiedelten Regionen kostengünstiger.

„Um den ländlichen Raum attraktiv zu gestalten, brauchen wir solche kreativen und passgenauen Ideen. Grundlage für die Entwicklung solcher Konzepte ist die fachliche Expertise, eine wissenschaftliche Begleitung sowie die Empathie der Stakeholder“, so Prof. Hubertus Milke, Leiter des Instituts für Wasserbau und Siedlungswasserwirtschaft (IWS) an der HTWK Leipzig. Das Konzept sieht effiziente Gruppenkläranlagen statt teurerer Einzelkläranlagen sowie zusätzlich den Anschluss an ein durch Biogas gespeistes Fernwärmenetz vor. Dadurch sinken die Kosten für den Anschluss an eine Kläranlage in Treptitz (140 Einwohner) von 6.000 auf 3.000 Euro pro Haushalt, und es können zusätzlich 130.000 Liter Heizöl jährlich eingespart werden. Hintergrund ist die Europäische Wasserrahmenrichtlinie, welche den vollständigen Anschluss aller Haushalte an eine Kläranlage bis 2015 vorsieht. Im ländlichen Raum in Sachsen muss dies jedoch noch für ca. 80.000 Haushalte erfolgen.

„Durch unsere Lösung spart man nicht nur Geld und erreicht Umweltschutzziele. Die Tatsache, dass alle Einwohner mit an einem Strang gezogen haben, hat auch das Gemeinschaftsgefühl deutlich gestärkt“, erklärt der Treptitzer Tilo Sahlbach, Vorsitzender des Vereins zum ökologischen Gewässerschutz Treptitz e.V. und Geschäftsführender Direktor am IWS der HTWK Leipzig. Momentan gibt es Anfragen aus weiteren Gemeinden, die das Modell ebenfalls umsetzen wollen.

Im Wettbewerb „Innovationen querfeldein – Ländliche Räume neu gedacht“ der Initiative „Deutschland – Land der Ideen“ wurden 100 Innovationen ausgezeichnet, die die Zukunftsperspektiven ländlicher Regionen stärken, nationalen und internationalen Vorbildcharakter haben und als Inspiration für andere dienen können. Die Preisträger wurden am 1. Juli 2014 bekannt gegeben. Die Preisverleihung erfolgt am 13. September 2014 in Treptitz.

Ansprechpartner:
M.Sc. Tilo Sahlbach, HTWK Leipzig, Institut für Wasserbau und Siedlungswasserwirtschaft, Tel.: +49 341 3076- 6278, sahlbach@iws.htwk-leipzig.de
Prof. Dr.-Ing. Hubertus Milke, HTWK Leipzig, Institut für Wasserbau und Siedlungswasserwirtschaft, Tel.: +49 341 3076- 6230, milke@iws.htwk-leipzig.de

Weitere Informationen:
http://www.htwk-leipzig.de/de/hochschule/aktuelles/nachrichten/nachrichten-detai…

Quelle: idw

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Wie blendet das Gehirn Störungen aus?

Dr. Julia Biederlack GB Unternehmenskommunikation
Charité – Universitätsmedizin Berlin

Wie schafft es unser Gehirn, Störreize zu ignorieren und aus einer Vielzahl an Informationen die relevanten herauszufiltern? Dieser Frage sind zwei Neurowissenschaftler der Charité – Universitätsmedizin Berlin und der Eberhard Karls Universität Tübingen in einer experimentellen Studie nachgegangen. Die Ergebnisse der Studie sind in der aktuellen Ausgabe des Fachjournals Neuron* veröffentlicht.

Täglich ist unser Gehirn einer Flut von wichtigen und unwichtigen Reizen ausgesetzt. Dennoch sind wir in der Lage, aus der Masse an Informationen, diejenigen herauszufiltern, die für uns relevant sind. Welche Mechanismen diesen Filterungsprozessen zugrunde liegen, untersuchten Dr. Simon Jacob von der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Campus Charité Mitte und Prof. Dr. Andreas Nieder von der Fakultät für Biologie der Eberhard Karls Universität Tübingen an Rhesusaffen. Die Tiere sollten sich eine bestimmte Anzahl an Punkten in einem Musterbild merken. In einer sich anschließenden Gedächtnisphase wurde ein Störreiz gezeigt. Danach sollten sie das Musterbild wiedererkennen.

Während die Rhesusaffen die Aufgabe durchführten, wurde die elektrische Aktivität einzelner Nervenzellen im Stirnlappen und im Scheitellappen gemessen, zwei für das Arbeitsgedächtnis wesentliche Regionen im Großhirn. Der Stirnlappen ist Sitz komplexer kognitiver Funktionen, während der Scheitellappen unter anderem eine wichtige Rolle bei der Verarbeitung sensorischer Informationen spielt. Die Forschungsergebnisse zeigen, dass die Nervenzellen im Stirnlappen zwar durch den Störreiz aktiviert werden, nach Ausschalten des störenden Reizes jedoch wieder das im Gedächtnis gespeicherte Musterbild darstellen. Demgegenüber wurden die Nervenzellen im Scheitellappen durch den Störreiz überhaupt nicht aktiviert.

„Die Studie hilft zu erklären, warum das Arbeitsgedächtnis bei vielen neurologischen und psychiatrischen Erkrankungen gestört ist“, sagt Dr. Jacob von der Charité. Weiterhin erklärt er: „Verschiedene Hirnareale scheinen bei der Ausblendung eines störenden Reizes unterschiedliche Strategien zu verwenden. Während Nervenzellen im Scheitellappen den Störreiz einfach unterdrücken, lassen sich die Zellen im Stirnlappen kurzzeitig ablenken, um aber sofort danach die eigentlich wichtige Gedächtnisinformation wieder herzustellen.“ Prof. Andreas Nieder fügt hinzu: „Uns hat vor allem die unterschiedliche Anfälligkeit der beiden Hirnareale gegenüber Störreizen überrascht. Bisher war man davon ausgegangen, dass der Stirnlappen alle Arten von Störreizen filtert, während der Scheitellappen sensibler für Störungen ist. Unsere Ergebnisse fordern ein Umdenken hinsichtlich der Beiträge und Strategien der jeweiligen Hirnareale während Arbeitsgedächtnisaufgaben.“

*Jacob S, Nieder A. Complementary roles for primate frontal and parietal cortex in guarding working memory from distractor stimuli. Neuron. 2014 July 02.

Dr. Simon Jacob
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Campus Charité Mitte
Charité – Universitätsmedizin Berlin
t: +49 30 450 517 327
E-Mail: simon.jacob@charite.de

Weitere Informationen:
http://www.charite.de/
http://psy-ccm.charite.de/

Quelle: idw

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Algen sind Biomasse der Zukunft

Anette Schober-Knitz Referat für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
HBC Hochschule Biberach

Kluge Köpfe aus ganz Europa bringt das Europäische Forum Alpbach zusammen – in diesem Jahr ist Professorin Dr. Heike Frühwirth der Hochschule Biberach als Expertin zu dieser Tagung eingeladen, die sich als interdisziplinäre Plattform für Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Kultur versteht. Seit 1945 widmet sich das Forum in Alpbach relevanten gesellschaftspolitischen Fragestellungen. In diesem Jahr lautet das Thema „At the Crossroads“ und die teilnehmenden Experteninnen und Experten beschäftigen sich damit, wie Europa die Weichen stellen muss, um der Zukunft gewachsen zu sein. Mehr als 4000 Teilnehmer aus über 70 Staaten werden vom 13. bis 29. August im österreichischen Alpbach erwartet.

„Biomasse der Zukunft – Die Industrielle Biotechnologie als Lieferant für biogene Rohstoffe“ lautet das Thema von Prof. Frühwirth; die Verfahrenstechnikerin unterstützt die Alpbacher Tagung als Expertin im Arbeitskreis „Bioenergie – Auswege oder Irrtum“. Dr. Heike Frühwirth leitet als Studiendekanin den noch jungen Studiengang „Industrielle Biotechnologie“ an der Hochschule Biberach und beschäftigt sich mit der Entwicklung von alternativen Produktionsverfahren zur Realisierung von umwelt- und ressourcenschonenden Prozessen. Diese Prozesse, so Dr. Frühwirth, finden sowohl im Bereich der chemischen Industrie als auch in der Energiewirtschaft und in Umwelttechnologien Anwendung. Jeweils werden Mikroorganismen eingesetzt – etwa Bakterien, Hefen und Algen oder Enzyme daraus. Diese biotechnologischen Verfahren seien effizienter und weniger zielgerichteter – „und haben in bestimmten Bereichen klare Vorteile gegenüber klassischen Herstellungsprozessen“, so die Verfahrenstechnikerin.

Ihr ihrer Forschungsarbeit konzentriert sich Dr. Heike Frühwirth derzeit auf den Einsatz von Mikroalgen. Denn anders als Bakterien oder Hefen sind Algen in der Lage, Biomasse aus CO2 zu bilden – also ohne den Einsatz von urbaren Flächen. Allerdings werden Mikroalgen bisher industriell nur in der Herstellung von hochpreisigen Produkten – etwa von Kosmetik – eingesetzt. Das Problem: Noch sind die Prozesse zur Kultivierung von Algen in ausreichender Menge zu teuer. Forschergruppen weltweit arbeiten deshalb mit Hochdruck an der Weiterentwicklung von Kultivierungssystemen, die mit möglichst wenig Energie auskommen. Professorin Dr. Heike Frühwirth wird in Alpbach ihre aktuelle Forschungsarbeit vorstellen und aufzeigen, welche Ideen es in Biberach zur Erhöhung der Biomassekonzentration gibt, damit die Algenbiotechnologie kein Irrweg, sondern ein Ausweg in der Bioenergie darstellt.

Weitere Informationen:

http://www.hochschule-biberach.de
http://www.alpbach.org

Quelle: idw

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„Die Bundesregierung schafft das EEG 2017 praktisch ab!“

Kathrin Fischer Präsidium
Universität Flensburg

„Die EEG-Novelle der Bundesregierung schafft den Kern des EEG ab, schadet dem Klima, erhöht die Kosten der Energiewende für die Bürger und füllt Großinvestoren die Taschen!“ stellt Prof. Dr. Olav Hohmeyer fest.

Professor Hohmeyer ist Inhaber der Professur für Energiewirtschaft der Universität Flensburg. Er war von 2002 bis 2008 einer der Koordinatoren des IPCC (UN-Klimarats) und von 2008 bis 2012 im Sachverständigenrat für Umweltfragen der Bundesregierung für Energie- und Klimafragen verantwortlich.

In einer heute vorgelegten Untersuchung über die Wirkungen der EEG-Novelle der Bundesregierung stellt Professor Hohmeyer fest, dass die vorgeschlagenen Maßnahmen völlig untauglich sind, um die angekündigte Kostenbegrenzung bei der Finanzierung des Ausbaus der regenerativen Energiequellen in Deutschland zu erreichen. Vielmehr wird fast jede der angekündigten Maßnahmen zu einer Kostenerhöhung des Ausbaus der regenerativen Energiequellen führen. Gleichzeitig werden große Potentiale zur Senkung der EEG‐Umlage nicht erschlossen.
Im Kern führt die vollständige Umstellung der Förderung der regenerativen Energiequellen ab 2017 von der gesetzlich festgelegten Vergütung auf ein Ausschreibungsmodell zur Abschaffung des EEG! Diese Umstellung führt dazu, dass nur noch sehr große Investoren wie Hedge Fonds oder große Energieversorgungsunternehmen in den Ausbau der regenerativen Energiequellen investieren können. Die Bundesregierung will offensichtlich die weitere Beteiligung der Bürger an der Energiewende verhindern.

Die vorgelegte Untersuchung zeigt, dass eine echte Reform der EEG-Finanzierung, die den Wert des regenerativen Stroms durch eine Abschöpfung des Merit-Order-Effekts an der Börse realisiert, die EEG‐Umlage von derzeit 6,2 c/kWh dauerhaft auf weniger als 4 c/kWh senken kann. Dies gilt auch bei einem Ausbau der regenerativen Energiequellen auf über 60% der deutschen Stromerzeugung in den nächsten 20 Jahren.

Die Studie kann von der Homepage der Universität Flensburg unter dem Menüpunkt ‚Downloads‘ von folgender Adresse herunter geladen werden:
http://www.iim.uni-flensburg.de/eum/

Was wirklich wichtig ist:
1. Die Bundesregierung schafft das EEG 2017 durch die Umstellung auf ein Ausschreibungsmodell praktisch ab!
2. Die Bundesregierung bremst mit der EEG-Novelle die notwendige Energiewende aus und verdrängt das Engagement zehntausender Bürger, das bisher die Energiewende getragen hat, zu Gunsten weniger Großinvestoren!
3. Die EEG-Novelle setzt die unsinnige Subventionierung von Kohlestromexporten durch die EEG-Umlage fort und fördert die massive zusätzliche Verstromung von Braunkohle!
4. Die EEG‐Novelle behindert den Klimaschutz massiv durch einen viel zu langsamen Ausbau der regenerativen Stromerzeugung und eine völlig unsinnige Ausweitung der deutschen Kohleverstromung!
5. Die Bundesregierung treibt die Kosten der Energiewende in die Höhe, anstatt sie zu senken!
6. Die Kosten der Energiewende könnten durch die Abschöpfung des Wertes des regenerativen Stroms, der an der Börse nicht realisiert wird (Merit‐Order‐Effekt), leicht von derzeit 6,2 c/kWh auf dauerhaft deutlich unter 4 c/kWh gesenkt werden.
7. Die Abschöpfung des Merit‐Order‐Effekts würde gleichzeitig die massive Subventionierung klimaschädlicher Exporte deutschen Kohlestroms über die EEG-Umlage und die Wettbewerbsverzerrungen durch subventionierte niedrige Strompreise zu Gunsten der energieintensiven deutschen Industrie abschaffen.
8. Im Interesse des Klimaschutzes darf die EEG-Novelle nicht in Kraft treten!

Ansprechpartner:
Kathrin Fischer, Referentin für Öffentlichkeit, Campusallee 3, 24943 Flensburg, Tel.: 0461/805-2771. Mobil: 0173/31 89 331. Email: Kathrin.Fischer@uni-flensburg.de

Quelle: idw

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Zuversichtsstudie: Deutsche zuversichtlich wie nie

Florian Klebs Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Hohenheim

Umfrage der Universität Hohenheim ermittelt: Konjunktur in Deutschland sorgt für Zuversicht / Optimismus in Baden-Württemberg am größten / Fußball-WM heizt Stimmung an – bei Frauen und Männern

Was die deutsche Wirtschaft betrifft, waren die Deutschen nie optimistischer. Die Zuversicht in die wirtschaftliche Entwicklung stieg im zweiten Quartal 2014 auf den höchsten Wert seit der ersten Zuversichtsstudie im Jahr 2007. Gefragt nach der künftigen wirtschaftlichen Entwicklung Deutschlands, sind erstmals mehr als die Hälfte (53 Prozent) der Deutschen zuversichtlich oder sehr zuversichtlich. Im Hinblick auf ihr persönliches Leben – das heißt auf das eigene Zuhause, die Familie, die Sicherheit des eigenen Arbeitsplatzes oder auf die individuelle finanzielle Lage – schauen sogar mehr als zwei Drittel (68 Prozent) der Deutschen optimistisch in die Zukunft. Das zeigt die aktuelle repräsentative Allianz Zuversichtsstudie, ein Gemeinschaftsprojekt der Allianz Deutschland AG und der Universität Hohenheim. Zusammenfassung unter www.uni-hohenheim.de/presse

Vor allem das Vertrauen in die Sicherheit der Arbeitsplätze (+ acht Prozentpunkte) und in die Konjunktur (+14 Prozentpunkte) ließen die allgemeine Zuversicht auf einen Höchststand klettern (44 Prozent).
„Der positive Blick auf die allgemeine Wirtschaftslage lässt auch die Zuversicht in die Sicherheit der Arbeitsplätze deutlich wachsen. Wirtschaftslage und Arbeitsmarkt – beide verleihen der Zuversicht für Deutschland gegenüber dem Vorjahreszeitraum einen deutlichen Schub“, kommentiert Dr. Markus Rieß, Vorstandsvorsitzender der Allianz Deutschland die exzellente Stimmungslage in Deutschland.

Vertrauen in Wirtschaftsaufschwung: Baden-Württemberger weit vorne
Besonders deutlich wird der Zusammenhang zwischen Zuversicht und Konjunktur in Baden-Württemberg, Hessen und Nordrhein-Westfalen. Hier verzeichnet die Zuversicht in die Wirtschaft im Vorjahresvergleich zweistellige Zuwächse auf über 60 Prozent in Baden-Württemberg und Hessen (+26 Prozentpunkte und 31 Prozentpunkte) und 56 Prozent in Nordrhein-Westfalen (+11 Prozentpunkte).
„Die meisten Deutschen blicken erwartungsvoll in die Zukunft. Die Befragten vertrauen darauf, dass der Wirtschaftsaufschwung anhält“, sagt Prof. Dr. Frank Brettschneider, Kommunikationswissenschaftler der Universität Hohenheim, der die Zuversichtsstudie wissenschaftlich betreut.

Fußball vereint: junge Frauen und Männer im WM-Fieber
Die aktuelle Erhebung untersucht zusätzlich den Einfluss der Fußballweltmeisterschaft auf die Stimmung in Deutschland. Die Zuversichtsstudie zeigt: Bei gut einem Viertel der Deutschen hebt der Ausblick auf die Fußball-WM die Stimmung. Das sind sogar etwas mehr als vor der Europameisterschaft 2012.
Die Fußballbegeisterung ist dabei immer weniger eine Geschlechterfrage: Vor allem junge Frauen bis 29 Jahren (40 Prozent) lassen sich fast gleichermaßen begeistern wie gleichaltrige Männer (43 Prozent).
Fußballbegeisterung ist eher eine Frage des Alters: Bei den unter 40-Jährigen ist der Anteil der Fußballfans deutlich höher als bei den Älteren. Spitzenreiter ist die Altersgruppe der 30- bis 39-Jährigen, hier freuen sich 44 Prozent auf die Weltmeisterschaft in Brasilien.
Personen ab 60 Jahre beeindruckt die Weltmeisterschaft dagegen wenig. Lediglich jeder Fünfte gibt an, deswegen guter Laune zu sein.

Zuversicht für Deutschland 44% (+10)
• Allgemeine Wirtschaftslage: 53% (+14)
• Sicherheit der Arbeitsplätze: 37% (+8)
• Umwelt- und Klimaschutz: 31% (+4)
• Qualität der Schulen und Universitäten: 25% (-3)
• Gesetzliche Pflege- und Krankenversicherung: 25% (-1)
• Gesetzliche Rentenversicherung: 17% (+1)
2. Quartal 2014 (Differenz zum 2. Quartal 2013 in Prozentpunkten)

Zuversicht für das persönliche Leben 68% (+1)
• Eigenes Zuhause: 82% (+1)
• Familie / Partnerschaft / Kinder: 71% (+0)
• Sicherheit des eigenen Arbeitsplatzes: 62% (+0)
• Persönliche finanzielle Lage: 59% (-1)
• Finanzielle Versorgung bei Krankheit und Pflege: 47% (+2)
• Finanzielle Versorgung im Alter: 42% (-2)
2. Quartal 2014 (Differenz zum 2. Quartal 2013 in Prozentpunkten)

Die Allianz Zuversichtsstudie
Basis der Allianz Zuversichtsstudie, einer gemeinschaftlich durchgeführten Untersuchung der Allianz Deutschland AG und der Universität Hohenheim, sind repräsentative monatliche Befragungen mit jeweils mindestens 500 bis 1.000 Interviewpartnern. Seit Beginn der Erhebung im Jahr 2007 wurden mittlerweile insgesamt mehr als 48.000 Menschen befragt. Im 2. Quartal 2014 wurden 1.507 Interviews geführt. Ziel der Allianz Zuversichtsstudie ist es, die Stimmungslage in Deutschland zu erheben. Dazu wird regelmäßig die Zuversicht der Menschen für die jeweils kommenden zwölf Monate in sechs persönlichen und sechs gesellschaftlich übergreifenden Lebensbereichen erfasst. Die aktuellen Ergebnisse der Allianz Zuversichtsstudie sowie Trends, die sich daraus ablesen lassen, werden der Öffentlichkeit in der Regel vierteljährlich vorgestellt.
Die Ergebnisse des 3. Quartals 2014 erscheinen im September 2014.

Weitere Informationen:
http://www.uni-hohenheim.de/presse

Quelle: idw

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Nachhaltiges Wassermanagement für das Jordantal

Monika Landgraf Presse, Kommunikation und Marketing
Karlsruher Institut für Technologie

Der untere Jordan und seine Zuflüsse sind die Lebensadern für eine Region mit über 6 Millionen Einwohnern. Sauberes Trinkwasser wird dort immer knapper. Unter der Federführung des KIT hat das internationale Projekt SMART Daten zusammengetragen, Konzepte entwickelt und Pilotanlagen initiiert, um die Wasserversorgung auch in Zukunft zu gewährleisten.

„In den letzten vier Jahren haben wir begonnen die Forschungsergebnisse praktisch umzusetzen“, erklärt Nico Goldscheider vom KIT, der SMART koordiniert. Dazu wurden in enger Zusammenarbeit mit den lokalen Behörden Pilotanlagen geplant und installiert. Im Jordanischen Fuheis entstand eine Demonatrations-Anlage zur dezentralen Abwasseraufbereitung, deren Technik mittlerweile auch in mehreren lokalen Gemeinden verwendet wird. In Karame, Jordanien, liefert eine Entsalzungsanlage rund 200 Kubikmeter Trinkwasser und versorgt so etwa 650 Einwohner.

Des Weiteren erforscht SMART, wie durch Versickerungsbecken die seltenen, aber manchmal sehr heftigen Niederschläge im geologischen Untergrund gespeichert werden können. Diese „künstliche Grundwasserneubildung“ in natürlichen Speicherräumen schützt das Wasser vor Verdunstung. Die Wissenschaftler haben geeignete natürliche Speicher in Sedimenten und Gesteinen erkundet und Wasserkreisläufe kartiert. Dies ist auch die Basis, um Grundwasser vor der Kontamination mit ungefilterten Abwässern zu schützen und die Qualität des Grundwassers flächendeckend zu gewährleisten.

Der dramatische Wassermangel im unteren Jordantal hängt unter anderem mit der Bevölkerungsentwicklung zusammen. Das Klima im Einzugsgebiet zwischen See Genezareth und Totem Meer ist sehr trocken, gleichzeitig wächst die Bevölkerung rasant. „In Jordanien ist die Bevölkerung von etwa 500.000 Menschen im Jahr 1952 auf heute über sechs Millionen angewachsen, das bedeutet zehnmal mehr Menschen brauchen Trinkwasser“, erläutert Goldscheider. Der Wasserbedarf überschreitet das verfügbare Wasserangebot um ein Vielfaches. „Eine sichtbare Folge ist der rapide Schwund des Toten Meeres – dessen Oberfläche sinkt pro Jahr um etwa einen Meter“. Am KIT sind neben Goldscheiders federführendem Lehrstuhl für Hydrogeologie weitere Institute und Wissenschaftler an SMART beteiligt. So befasst sich der Lehrstuhl für Wasserchemie am Engler-Bunte-Institut (EBI) mit der Entsalzung von Brackwasser. Da das brackische Quell- oder Grundwasser weniger salzig als Meerwasser ist, lässt es sich mit geringerem Energieaufwand entsalzen. Da es auch im Landesinneren zu finden ist, muss das aufbereitete Wasser nicht weit transportiert werden, sondern kann dezentral zum Trinken und für die Landwirtschaft bereitgestellt werden.

Neben den technischen und wissenschaftlichen Meilensteinen war eine Informationskampagne Teil des SMART-Projektes. Durch die Einbindung von Bevölkerung, Behörden und Entscheidern in der Region sollten nachhaltige Lösungen initiiert werden. Technische Lösungen wurden in die nationalen Wasserstrategien und den sozio-ökonomischen Rahmen eingebunden. Mit einer Unterrichtsreihe über Wasser wurde bei rund 5000 Schülern in der Region ein Grundverständnis für ökologische Zusammenhänge gelegt. Techniker und Studenten wurden ausgebildet.

An der jetzt abgeschlossenen zweiten Phase (2010-2014) von SMART (Sustainable Management of Available Water Resources with Innovative Technologies) beteiligt waren unter anderem die Ben Gurion Universität des Negev, die Universität Tel Aviv, die palästinensische Al-Quds-Universität und die Jordanische Universität in Amman. An der Kooperation beteiligt sind außerdem Ministerien, Wasserversorgungsunternehmen und Behörden sowie lokale Entscheidungsträger. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanzierte diese Projektphase mit rund 9 Millionen Euro. „In Zukunft wollen wir dazu beitragen, dass die noch singulären Projekte flächendeckend greifen“, erläutert Goldscheider. Dazu ist eine dritte Phase des SMART-Projektes bereits beantragt.

Webseite des SMART-Projekts:
http://www.iwrm-smart2.org

Weiterer Kontakt:
Kosta Schinarakis, Presse, Kommunikation und Marketing, Themenscout, Tel.: +49 721 608-41956, Fax: +49 721 608-43658, E-Mail:schinarakis@kit.edu

Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts nach den Gesetzen des Landes Baden-Württemberg. Es nimmt sowohl die Mission einer Universität als auch die Mission eines nationalen Forschungszentrums in der Helmholtz-Gemeinschaft wahr. Thematische Schwerpunkte der Forschung sind Energie, natürliche und gebaute Umwelt sowie Gesellschaft und Technik, von fundamentalen Fragen bis zur Anwendung. Mit rund 9400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, darunter mehr als 6000 in Wissenschaft und Lehre, sowie 24 500 Studierenden ist das KIT eine der größten Forschungs- und Lehreinrichtungen Europas. Das KIT verfolgt seine Aufgaben im Wissensdreieck Forschung – Lehre – Innovation.

Weitere Informationen:
http://www.kit.edu/kit/pi_2014_15315.php

Quelle: idw

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Vogelschutz lohnt sich! – Vogelbestände in Osteuropa profitieren von neuer Gesetzgebung

Sabine Wendler LOEWE Biodiversität und Klima Forschungszentrum (BiK-F)
Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseen

Die Ende der 80er / Anfang der 90er Jahre etablierte Gesetzgebung zum Vogelschutz in Osteuropa hat dazu beigetragen, den Rückgang der Bestände geschützter Vogelarten zu verringern. Das traf insbesondere in den Ländern zu, in denen die Ressourcen für den Schutz für ausgewählte seltene oder stark bedrohte Arten verwendet wurden. Das ist das Ergebnis einer Studie, die vor kurzem im Fachjournal Biological Conservation veröffentlicht wurde. Beteiligt waren Forschende der Universität Brno, des Frankfurter LOEWE Biodiversität und Klima Forschungszentrums (BiK-F) sowie weitere Experten, z.B. die internationale Vogelschutz-Organisation BirdLife.

Vogelschutz ist eine internationale Aufgabe, nicht zuletzt, weil für Vögel nationale Grenzen bedeutungslos sind. Jedoch fußt der Schutz vor Ort auf nationaler Gesetzgebung. Während frühere Studien bereits den Nutzen des legislativen Vogelschutzes in Westeuropa und den Vereinigten Staaten untersucht haben, stellt eine neue Studie nun den Nutzen der Vogelschutz-Gesetzgebung in Osteuropa auf den Prüfstand.

Vergleich von Langzeitenreihen von Vögeln in zehn Ländern
Für die Untersuchung wurden Daten der Bestände geschützter und ungeschützter Vogelarten in zehn osteuropäischen Ländern – Tschechische Republik, Slowakei, Polen, Weißrussland, Litauen, Moldawien und Estland sowie Ungarn und Kroatien – ausgewertet. Allen Ländern ist gemein, dass die den Vogelschutz betreffende Gesetzgebung in den späten 80er oder frühen 90er Jahren verabschiedet wurde. Ein Team der Universität Brno, des Frankfurter LOEWE Biodiversität und Klima Forschungszentrums (BiK-F) und weiterer Universitäten verglich, wie sich die Bestände einzelner Vogelarten in diesen Ländern in den Zeiträumen 1970 bis 1990 und 1990 bis 2000 entwickelt haben. Die Daten lieferte die Vogelschutzorganisation BirdLife, die regelmäßig großräumig Populationsdaten von Vögeln in Europa zusammenträgt.

Geschützte Vögel profitierten vom politischen Umbruch in Osteuropa
Die beiden Untersuchungszeiträume fallen mit der Zeit vor und nach dem politischen Umbruch und der Einführung moderner Umweltgesetzgebung in vielen Ländern in Osteuropa zusammen. Der Zustand der Populationen im ersten Zeitraum (d.h. ‚vor‘ der Schutzgesetzgebung) konnte daher direkt mit der Anzahl der Vögel im zweiten Zeitraum, also nach Etablierung der Schutzgesetzgebung, verglichen werden. Es zeigte sich, dass sich die Bestände geschützter Arten nach 1990 besser entwickelt haben als die der nicht-geschützten Arten. „Das deutet darauf hin, dass nationale Regelungen tatsächlich dazu beigetragen haben, den Rückgang geschützter Arten aufzuhalten. Insbesondere hat sich der Bestand geschützter Vogelarten in den Ländern positiv entwickelt, die mit großem Aufwand ausgewählte seltene oder charakteristische Vogelarten schützen“, so Prof. Katrin Böhning-Gaese, BiK-F.

Kombination unterschiedlicher Schutzkonzepte am effektivsten
Dieses Konzept kommt in Weißrussland, der Tschechischen Republik, Litauen, Moldawien und der Ukraine zum Tragen, die per Gesetzgebung für weniger als 50 % der Vogelarten einen solchen tiefgreifenden Schutzansatz anwenden. Kroatien, Estland, Ungarn, Polen und die Slowakei schützen über 80 % ihrer Vogelarten, auch solche die nicht akut bedroht sind, jedoch mit vergleichsweise oberflächlichen Maßnahmen. Obwohl es sich zunächst nur um eine Korrelation handelt, deutet der positive Zusammenhang zwischen Schutz und Bestandsentwicklung darauf hin, dass Artenschutz per Gesetz funktioniert. Insgesamt scheint es am effektivsten, viele Arten unter Schutz zu stellen und gleichzeitig besondere Maßnahmen zu ergreifen, um seltene oder bedrohte Arten zu erhalten.

Gesetzgebung konnte allgemeinen Negativtrend aber nicht aufhalten
„Dass die Bestände geschützter Arten nach Beginn des Schutzes durchschnittlich nur noch halb so stark zurückgingen wie vorher, klingt zunächst gut. Aber wir haben auch gesehen, dass in den Jahren 1990-2000 die Vogelbestände unabhängig vom Schutzstatus im Mittel noch immer rückläufig waren“, so der Ko-Autor der Studie, Dr. Matthias Schleuning, BiK-F. Ein dritter Statusbericht von BirdLife zum Zustand europäischer Vogelarten, in den auch im Auftrag der Europäischen Kommission zusammengestellte neue Daten einfließen, wird deshalb mit Spannung erwartet: Er wird zeigen, ob die in der vorliegenden Studie aufgezeigten Trends weiterhin gelten, und ob Europa sein Ziel, den Verlust der biologischen Vielfalt und den Rückgang der Ökosystemleistungen bis 2020 zu stoppen, erreichen kann. Die auf dem neuen Statusbericht basierende Rote Liste der Vögel Europas wird 2015 veröffentlicht.

Publikation:
Koleček, J et al.: Birds protected by national legislation show improved population trends in Eastern Europe. -Biological Conservation. DOI: /10.1016/j.biocon.2014.02.029

Für weitere Informationen kontaktieren Sie bitte:

Prof. Dr. Katrin Böhning-Gaese
LOEWE Biodiversität und Klima Forschungszentrum (BiK-F),
Tel. + 49 (0)69 7542 1890
katrin.boehning-gaese@senckenberg.de
oder

Dr. Matthias Schleuning
LOEWE Biodiversität und Klima Forschungszentrum (BiK-F)
Tel. + 49 (0)69 7542 1892
matthias.schleuning@senckenberg.de

oder
Sabine Wendler
LOEWE Biodiversität und Klima Forschungszentrum (BiK-F),
Pressereferentin
Tel. +49 (0)69 7542 1838
Sabine.wendler@senckenberg.de

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LOEWE Biodiversität und Klima Forschungszentrum, Frankfurt am Main
Mit dem Ziel, anhand eines breit angelegten Methodenspektrums die komplexen Wech-selwirkungen von Biodiversität und Klima zu entschlüsseln, wird das Biodiversität und Klima Forschungszentrum (BiK‐F) seit 2008 im Rahmen der hessischen Landes‐Offensive zur Entwicklung Wissenschaftlich-ökonomischer Exzellenz (LOEWE) gefördert. Die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung und die Goethe Universität Frankfurt sowie weitere direkt eingebundene Partner kooperieren eng mit regionalen, nationalen und internationalen Akteuren aus Wissenschaft, Ressourcen‐ und Umweltmanagement, um Projektionen für die Zukunft zu entwickeln und wissenschaftlich gesicherte Empfehlungen für ein nachhaltiges Handeln zu geben. Mehr unter www.bik‐f.de

Quelle: idw

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Mit präziseren Messgeräten der Versauerung der Ostsee auf die Spur kommen

Dr. Barbara Hentzsch Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde

Neues europäisches Projekt PINBAL hat die Entwicklung eines neuartigen
Ostsee-tauglichen spektrophotometrischen pH-Meters zum Ziel

Am heutigen Donnerstag fand am Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW) das kick-off-meeting für das europäische Projekt PINBAL statt. Die vier am Projekt beteiligten Partner kamen zum ersten Mal zusammen, um ihre Forschungs- und Entwicklungsarbeiten zu planen. Neben dem IOW, das die Projektkoordination übernommen hat, beteiligen sich die Universität Göteborg, das Institute for Oceanology in Sopot und das Unternehmen CONTROS Systems and Solutions an PINBAL.

Seit dem Beginn der Industrialisierung hat sich ein nicht unerheblicher Teil der ständig zunehmenden CO2 Emissionen in den Weltmeeren gelöst und dadurch den pH-Wert um 0,1 Einheiten reduziert. Das Intergovernmental Panel of Climate Change (IPCC) geht bei einer unverändert hohen weltweiten CO2 Produktion davon aus, dass sich bis zum Jahr 2100 der pH-Wert der Weltmeere von derzeit 8,1 auf rund 7,7 verringern wird, mit gravierenden Folgen für die Meeresumwelt. Für die Ostsee mit ihren stark schwankenden Salzgehalten und hohen Konzentrationen an organischen Stoffen sowie dem Vorkommen von Schwefelwasserstoff im Tiefenwasser existieren bislang noch keine geeigneten Messmethoden, um Langzeitänderungen zu erfassen. Das soll nun mit PINBAL geändert werden.

Auch die Grundlagenforschung wünscht sich präzisere Messmethoden zur Bestimmung des pH-Wertes, um damit die Kohlenstoffdioxid-Umsätze in der Ostsee genauer erfassen zu können. Gregor Rehder, Projektleiter und Meereschemiker am IOW, beschreibt die Ziele von PINBAL: „Wir wollen gemeinsam ein robustes, aber hochpräzises System entwickeln, das sich auf so genannten voluntary observing ships (VOS) einsetzen lässt. „Auf solchen VOS – Frachtschiffen oder Fähren – wurden in den vergangenen Jahren automatische Mess- und Beprobungsvorrichtungen installiert, um ein effektives Monitoring von Umweltparametern im Oberflächenwasser der Ostsee zu realisieren. Sie sollen nach Abschluss des Projektes auch das neue pH-Messsystem aufnehmen.

PINBAL wird in den kommenden drei Jahren im Rahmen von BONUS (Artikel 185) gefördert, einem Programm, das gemeinsam durch das 7. Forschungs-rahmenprogramm der Europäischen Union und nationalen Förderinstitutionen der Ostseeanrainerstaaten finanziert wird.

Kontakt:

Prof. Dr. Gregor Rehder, Sektion Meereschemie, Leibniz-Institut für
Ostseeforschung Warnemünde, Tel.: (0381 / 5197 336, Email: gregor.rehder@io-warnemuende.de)

Dr. Barbara Hentzsch, Öffentlichkeitsarbeit, IOW
(Tel.: 0381 / 5197 102, Email: barbara.hentzsch@io-warnemuende.de)

Nils Ehrenberg, Öffentlichkeitsarbeit, IOW
(Tel.: 0381 / 5197 106, Email: nils.ehrenberg@io-warnemuende.de)

Dipl.-Phys. Peer Fietzek, CONTROS Systems & Solutions

Prof. Dr. Leif Anderson, Universität Göteborg

Dr. Karol Kulinski, Institute for Oceanology, Polish Academy of Science,
Sopot

Das IOW ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft, zu der zurzeit 89 Forschungsinstitute und wissenschaftliche Infrastruktureinrichtungen für die Forschung gehören. Die Ausrichtung der Leibniz-Institute reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Sozial- und Raumwissenschaften bis hin zu den Geisteswissenschaften. Bund und Länder fördern die Institute gemeinsam. Insgesamt beschäftigen die Leibniz-Institute etwa 17.200 MitarbeiterInnen, davon sind ca. 8.200 WissenschaftlerInnen, davon wiederum 3.300 NachwuchswissenschaftlerInnen. Der Gesamtetat der Institute liegt bei mehr als 1,5 Mrd. Euro, die Drittmittel betragen etwa 330 Mio. Euro pro Jahr. (www.leibniz-gemeinschaft.de)

Quelle: idw

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Gentechnisch veränderte Pflanzen beschleunigen den Biodiversitätsverlust

Franz August Emde Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Bundesamt für Naturschutz

Das Bundesamt für Naturschutz Deutschland und die Umweltbundesämter Österreichs und der Schweiz ziehen eine kritische Bilanz zu den Auswirkungen des langjährigen Anbaus von herbizidresistenten, gentechnisch veränderten Pflanzen. Solche Kulturen treiben die Intensivierung der Landwirtschaft und damit den Biodiversitätsverlust weiter, so die drei Institutionen.

Das deutsche Bundesamt für Naturschutz, das österreichische Umweltbundesamt und das schweizerische Bundesamt für Umwelt haben im Rahmen einer Literaturstudie untersuchen lassen, wie sich der langjährige Anbau herbizidresistenter gentechnisch veränderter Pflanzen (GV) auf die Umwelt auswirkt und die Ergebnisse in einem gemeinsamen Bericht veröffentlicht. Im Rahmen dieser Arbeit wurden Anbaupraktiken von GV-Pflanzen in Übersee und die Auswirkungen ihrer Bewirtschaftung auf die Ackerbegleitflora sowie die biologische Vielfalt analysiert.
Eine intensive Landbewirtschaftung und die damit einhergehende Verwendung hoher Mengen an Pflanzenschutzmitteln sind Hauptursachen für den Verlust von Biodiversität. In Nord- und Südamerika werden seit knapp 20 Jahren gentechnisch veränderte Pflanzen mit Resistenzen gegen verschiedene Totalherbizide (z.B. Glyphosat) großflächig angebaut. Die Studie zeigt, dass im Verlauf dieser Zeit der Herbizidverbrauch kontinuierlich ansteigt. Die Folge ist eine deutliche Abnahme der Biodiversität auf und neben den Ackerflächen.
Auswirkungen von herbizidresistenten Nutzpflanzen
Der intensive, langjährige Anbau von herbizidresistenten Pflanzen und der damit verbundene Einsatz von Totalherbiziden führen zum Aufkommen von herbizidresistenten Ackerbeikräutern. Es werden daher zunehmende Mengen von Totalherbiziden, meistens Glyphosat und weitere Herbizide eingesetzt.

Die intensive Verwendung von Pflanzenschutzmitteln führt auch zu einem Verlust von Tierarten in landwirtschaftlich genutzten Lebensräumen. Die ExpertInnen gehen davon aus, dass dieser Effekt eine der Ursachen für den Rückgang auch von geschützten Arten, wie z.B. dem Monarchfalter in Amerika, darstellt.

Der umfassende Bericht „Agronomic and environmental aspects of the cultivation of genetically modified herbicide-resistant plants“ ist zu finden unter:
http://www.bfn.de/0502_gentechnik.html

Auskünfte Schweiz
Sara Restrepo-Vassalli, Abteilung Boden und Biotechnologie, BAFU, Tel. +41 (0) 58 462 22 38, E-Mail: sara.restrepo-vassalli@bafu.admin.ch

Auskünfte Deutschland
Franz August Emde, Referat Presse/Öffentlichkeitsarbeit, Konstantinstraße 110, 53179 Bonn, Fon: 0228/8491 – 4444, E-Mail: presse@bfn.de

Auskünfte Österreich
Ingeborg Zechmann, Pressestelle Umweltbundesamt, Tel.: +43/ (0)1 31304-5413, E-Mail: ingeborg.zechmann@umweltbundesamt.at

Quelle: idw

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Mehr Energieeffizienz in Großwäschereien – Fraunhofer IFF und DTV entwickeln gemeinsam Lösungen

René Maresch Presse und Öffentlichkeitsarbeit
Fraunhofer-Institut für Fabrikbetrieb und -automatisierung IFF

Die industrielle Wäscherei ist eine Branche mit großem Potenzial für Energieeinsparungen. Der Deutsche Textilreinigungs-Verband (DTV) holt sich darum die Unterstützung des Fraunhofer IFF in Magdeburg. Gemeinsam mit den Forschern wollen die Großwäschereien daran arbeiten, den Energieverbrauch zu senken und ihre Prozesse zu verbessern. Automatisierungslösungen, wie der Einsatz von Robotern und neuester RFID-Technologien, sollen eine besondere Rolle spielen.

Eine Großwäscherei lässt sich nicht mit dem heimischen Reinigen der Familienkleidung vergleichen. Die Textilienberge, die eine Wäscherei täglich vom Schmutz befreit, sind gigantisch. 20 bis 50 Tonnen Wäsche schleust so ein Betrieb locker durch seine Waschstraßen – pro Tag. Große Betriebe schaffen dabei 50.000 bis 100.000 Wäschestücke. Ebenso gigantisch ist auch der Energieverbrauch. Die Branche steht damit vor einem Problem. Denn Energie wird immer teurer. Um den Kostenanstieg zu bremsen, geht der Deutsche Textilreinigungs-Verband DTV nun neue Wege. Gemeinsam mit dem Magdeburger Fraunhofer-Institut für Fabrikbetrieb und
-automatisierung IFF wollen die Mitgliedsunternehmen neue Lösungen finden, die ihnen beim Energiesparen helfen sollen. Am 26. Juni unterzeichneten beide Seiten am Rande der 17. IFF-Wissenschaftstage in Magdeburg eine entsprechende Kooperationsvereinbarung.

»In der Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer IFF sehen wir die Chance, mit versierter wissenschaftlicher Unterstützung fachliche Zukunftsfragen für die Betriebe anzugehen«, sagt Joachim Krause, Präsidiumsmitglied und Vorsitzender des Ausschusses für Technik und Umweltschutz im DTV. »Ganz wichtige Aspekte sind dabei der Automatisierungsgrad und die Logistik und die damit verbundenen Verbesserungsmöglichkeiten bei den energetischen Prozessen. Wir können durch technische Veränderungen in Prozessabläufen die Ressourcen- und Energieeffizienz unter die Lupe nehmen und steigern. Hierzu wollen wir gemeinsam forschen und die Prozesse sowie Technologien weiterentwickeln.«

RFID und Automatisierung sollen für Entlastung und mehr Effizienz sorgen
Das Fraunhofer IFF ist unter anderem auf die Planung energie- und ressourceneffizienter Produktionsmethoden spezialisiert. Institutsleiter Professor Michael Schenk betont die Rolle seines Instituts als Forschungs- und Entwicklungspartner für die Branche, die vor allem durch klein- und mittelständische Strukturen geprägt ist. »Unser gemeinsames Ziel ist es, neue Wege zu finden, mit denen sich die wachsenden technologischen, ökonomischen und ökologischen Herausforderungen für die kleinen und mittleren Unternehmen bewältigen lassen. Uns kommt dabei zu Gute, dass wir Lösungen für die Erhöhung der Ressourcen- und Energieeffizienz, die wir bereits erfolgreich für andere Branchen entwickelt haben, transferieren können. Mit der Integration von technischen Innovationen wird die Wäschereibranche auch weiterhin wettbewerbsfähig sein.«

Einer der Schwerpunkte der Zusammenarbeit ist der ganzheitliche Einsatz von RFID-Technologien im Flachwäschebereich, wie Hotel- und Krankenhaustextilien. Mit Hilfe der RFID-Chips in den Wäschestücken lassen sich die komplexen Prozesse in den Wäschereien über bessere Steuerungsmöglichkeiten deutlich optimieren. Zudem steigt die Transparenz der Abläufe auch gegenüber den Auftraggebern. Mögliche Verluste an Wäschestücken, wie es heute schon noch vorkommt, sollen damit bald der Vergangenheit angehören.

Ein weiteres Thema ist die Erhöhung der Automatisierung. Während z.B. schmutzige Krankenhauswäsche gar nicht manuell bearbeitet werden darf, wird die letztlich saubere Wäsche momentan noch per Hand sortiert. Erkrankte Mitarbeiter könnten diese aber möglicherweise gleich wieder infizieren. Hinzu kommt die große körperliche Belastung der anstrengenden Tätigkeit, für die sich nur noch schwer Mitarbeiter finden lassen. Serviceroboter, die dank der RFID-Technologie die einzelnen Wäschestücke fehlerfrei identifizieren können, sollen hier in Zukunft Entlastung bringen.

Industrie 4.0 für Großwäschereien
Zunächst wollen die Fraunhofer-Forscher die Mitgliedsunternehmen des DTV bei der Einführung von RFID-Technologien unterstützen. Beim Anpassen der Technik an die besonderen Gegebenheiten in Wäschereien waren sie in der Vergangenheit bereits sehr erfolgreich. Schon seit 2011 arbeitet das Fraunhofer IFF auf diesem Gebiet eng mit dem deutschen Laundry Innovation Network zusammen. Aus dieser Zusammenarbeit resultiert auch die nun erfolgte Kooperation mit dem DTV.

Neben dem Technologietransfer steht die Beratung der Unternehmen mit Blick auf die Optimierung ihrer energetischen Prozesse im Mittelpunkt. Für die mittlere Zukunft, so Professor Schenk, sei sogar die Chance für die Umsetzung einer »Industrie 4.0« in der Wäschereibranche sehr realistisch. Mit der unternehmensweiten Einführung von RFID-Technologien und dem Einsatz von Servicerobotern sei man nicht mehr weit von einer selbststeuernden und selbstüberwachenden Prozesskette entfernt. Die Möglichkeiten für weitgehende Energieeinsparungen und noch höhere Flexibilität würden damit noch mehr wachsen.

Deutscher Textilreinigungs-Verband e.V. (DTV)
Der Deutsche Textilreinigungs-Verband e.V. (DTV) vertritt ca. 1.300 Mitgliedsunternehmen aus allen Bereichen textiler Dienstleistungen. Mit seinen Aktivitäten als Branchen-, Wirtschafts-, Arbeitgeber- und Berufsverband orientiert sich der DTV vorrangig an den Bedürfnissen seiner Mitgliedsbetriebe. Zu diesen gehören neben Textilreinigungen im Privatkundenbereich auch Wäschereien und textile Dienstleistungsunternehmen, die andere Unternehmen und Einrichtungen mit Textilien und Wäsche versorgen, beispielsweise Hotels oder Krankenhäuser. Die Ziele der Verbandsarbeit sind u.a. das Stärken der Markt- und Wirtschaftspräsenz des Textilreinigungsgewerbes, die Interessenvertretung auf fachlicher, beruflicher und politischer Ebene sowie die ständige Weiterentwicklung der Aus- und Weiterbildung.

Fraunhofer IFF
Das Fraunhofer-Institut für Fabrikbetrieb und -automatisierung IFF ist ein produktionstechnisch ausgerichtetes Forschungsinstitut im Verbund der Fraunhofer-Gesellschaft. Es ist Forschungsdienstleister sowie System- und Technologiepartner für große und mittelständische Unternehmen und für die öffentliche Hand. Das Institut ist in nationale und internationale Wirtschafts- und Wissenschaftsnetzwerke eingebunden und kooperiert eng mit der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg. Es forscht und arbeitet in den drei Geschäftsfeldern »Intelligente Arbeitssysteme«, »Ressourceneffiziente Produktion und Logistik« und »Konvergente Versorgungsinfrastrukturen«. Für eine zukunftsfähige Produktion und Energieversorgung entwickelt es automatisierte, intelligente Arbeitssysteme und entwirft Lösungen für eine ressourcen- und energiesparende Produktion.

Ansprechpartner
Dr.-Ing. Frank Ryll l Telefon +49 391 4090-413 l frank.ryll@iff.fraunhofer.de
Fraunhofer-Institut für Fabrikbetrieb und -automatisierung IFF, Magdeburg l www.iff.fraunhofer.de

Weitere Informationen:

http://www.iff.fraunhofer.de/de/presse/presseinformation/2014/textilreinigungsve…

Quelle: idw

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Umfrage: Sind Hobbyangler Tierquäler?

Karl-Heinz Karisch Pressestelle des Forschungsverbundes Berlin e.V.
Forschungsverbund Berlin e.V.

Die meisten Deutschen glauben, dass Fische Schmerzen empfinden können. Dennoch akzeptiert ein Großteil der Bevölkerung das Angeln aus moralischer Sicht, insbesondere wenn es zur Nahrungsbeschaffung oder zur Gewässerhege erfolgt. Auch das vom Angler selbstentschiedene Zurücksetzen von großen, entnahmefähigen Fischen nach dem Fang aus ökologischen Gründen hält das Gros der Bevölkerung für unproblematisch. Das und vieles mehr ergab eine repräsentative Umfrage zur Einstellung der Bevölkerung in Deutschland zum Tierschutz in der Angelfischerei, die vom Berliner Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) gemeinsam mit der Humboldt-Universität vorgelegt wurde.

Rund 7 % der Deutschen angeln regelmäßig in ihrer Freizeit. Zugleich ist die Angelfischerei durch das Tierschutzgesetz streng reglementiert. Vor allem das Angeln ohne sogenannten vernünftigen Grund ist tierschutzrechtlich verboten, wenn dadurch Fischen Schmerzen, Leiden oder Schäden zugefügt werden. Doch der Teufel steckt im Detail. So gibt verschiedenste Ansichten über die guten Gründe, die das Hobbyangeln legitimieren. Zudem ist sich die Wissenschaft bezüglich der Schmerz- und Leidensfähigkeit von Fischen uneinig. Dr. Carsten Riepe (IGB) und Prof. Dr. Robert Arlinghaus (IGB und Humboldt-Universität zu Berlin) bilden mit Hilfe ihrer nun publizierten repräsentativen Umfrage erstmals die Stimme der Bevölkerung in Deutschland zum Thema Angeln und Tierschutz ab. Die wichtigsten Ergebnisse können auf Basis von über 1000 zufällig in ganz Deutschland ausgewählten Befragten folgendermaßen zusammengefasst werden:

1. Angeln ist positiver besetzt als die Freizeitjagd
Nur ein Fünftel der Deutschen lehnt das Angeln aus moralischen Gründen ab. Für die Mehrzahl der Befragten (61 %) ist das Angeln als Freizeitbeschäftigung positiv oder neutral besetzt. Ein Angelverbot würde mehrheitlich nicht unterstützt werden. Im Vergleich dazu wird die Jagd deutlich negativer bewertet.

2. Fische können Schmerzen empfinden, aber wohl begründetes Angeln wird akzeptiert
Die meisten Befragten glauben, dass eine Forelle Schmerz empfinden kann. Auch sind über 40 % der Deutschen der Meinung, dass das Angeln für Fische schmerzhaft ist. Dennoch findet die große Mehrheit der Bevölkerung die Hobbyfischerei akzeptabel, insbesondere wenn sie zur Nahrungsbeschaffung (62 % Zustimmung) oder als ökologische Hegemaßnahme (69 % Zustimmung) erfolgt. Die ethische Bewertung des Angelns orientiert sich dabei vor allem an der Intention des Fischenden und weniger daran, was dem Fisch an der Angel passiert. 88 % der Befragten finden es moralisch völlig akzeptabel, Fisch zu essen.

3. Es besteht kein besonders dringender Bedarf zur Verbesserung des Tierschutzes beim Hobbyangeln
Tierschutz ist ein wichtiges Thema in der Gesellschaft. Doch wird von der Mehrheit der Bevölkerung (74 %) kein dringender Bedarf gesehen, den Tierschutz in der Freizeitfischerei zu verbessern. Eine Verbesserung des Tierschutzes wird in anderen Bereichen der Mensch-Tier-Interaktion, wie z.B. in der Versuchstierhaltung oder in der Landwirtschaft, als viel wichtiger empfunden.

4. Gegenwärtig bereits verbotene Praktiken wie Wettangeln und der Einsatz lebender Köderfische sind nicht akzeptiert, Put-and-Take-Angeln und die Verwendung von Setzkeschern sind hingegen okay.
Die hierzulande verbotenen Formen des Wettangelns ohne Verwertungsabsicht und die Verwendung lebender Köderfische werden von der Mehrheit der Befragten rigoros abgelehnt. Gleiches gilt für das ebenfalls unerlaubte, nicht waidgerechte Töten von Fischen durch Erstickenlassen. Beim Put-and-Take-Angeln besetzen die Betreiber kommerzieller Angelteiche schlachtreife Fische, welche Kunden für ein Entgelt wieder herausangeln können. Auch diese Praktik ist in Deutschland aus Tierschutzsicht kritisch diskutiert. Tatsächlich aber hat die Mehrheit der Befragten kein Problem damit (51 % finden es völlig akzeptabel, 29 % stehen der Praktik neutral gegenüber, 20 % lehnen dies ab). Ganz ähnlich verhält es sich mit der Verwendung von Setzkeschern. Diese werden eingesetzt, um gefangene Fische lebend im Gewässer zu halten, bis sie weiter verwertet werden. Ihr Einsatz wird von der Mehrheit der Bevölkerung als unproblematisch angesehen.

5. Ökologische Gründe rechtfertigen Catch-and-Release entnahmefähiger Fische
Als Catch-and-Release-Angeln (Fangen und Zurücksetzen) bezeichnet man eine Angelpraxis, bei der Fische, die groß genug und legal entnahmefähig sind, nach dem Fang wieder in das Gewässer zurückgesetzt werden. Da in Deutschland das Angeln vor allem mit dem vernünftigen Grund der Verzehrabsicht toleriert wird, gibt es in einigen Bundesländern die Regelung, dass prinzipiell entnahmefähige Fische nach dem Fang entnommen werden müssen. Mit anderen Worten: Es herrscht ein Entnahmegebot und ein Zurücksetzverbot. Die Mehrzahl der Bürger steht einem selektiven Zurücksetzen aus ökologischen Gründen nach Selbstermessen des Anglers jedoch positiv gegenüber – zum Beispiel, um kleinen Fischen das Heranwachsen in den Bestand zu ermöglichen (78 % Zustimmung) oder um große Laichfische für den Bestand zu erhalten (65 % Zustimmung). Gesellschaftlich weniger akzeptiert ist es, wenn das Zurücksetzen zur Selbstprofilierung genutzt wird, beispielsweise um anderen Anglern den Wiederfang zu ermöglichen. 56 % der Befragten finden dies verwerflich. Doch auch ein totales Zurücksetzen aller Fische wird nur von 40 % der Bevölkerung abgelehnt. Die Gesellschaft hat damit eine moderatere Einstellung zum Catch-and-Release als viele Veterinär- und Fischereibehörden oder zahlreiche Tierschutz- und Angelfischereiverbände.

Insgesamt zeigt die Studie, dass Gesetzgeber, Behörden und Angelverbände das Tierschutzgesetz in vielen Fällen gemäß der allgemeinen Bevölkerungsmeinung zum Angeln in Deutschland auslegen. Doch gibt es auch überdenkenswerte Bestimmungen. Insbesondere die gegenwärtig weitverbreitete Entnahmepflicht ist für den Bestandsschutz aus ökologischen Gründen kontraproduktiv. Eine liberalere Regelung, die selektives Zurücksetzen von ökologisch bedeutsamen großen Fischen ermöglicht, würde aus Sicht der Bevölkerung grünes Licht erhalten und auch den Beständen zu Gute kommen.

Die Ergebnisse dieser repräsentativen Bevölkerungsbefragung sind in der Reihe „Berichte des IGB“ unter dem Titel „Einstellungen der Bevölkerung in Deutschland zum Tierschutz in der Angelfischerei“ erschienen. Der Bericht steht unter www.besatz-fisch.de zum Download bereit. Insgesamt wurden 1043 zufällig ausgewählte Personen ab 14 Jahren befragt. Die Antwortquote aller ausgewählten Personen betrug über 72 %. Die Datensammlung und -auswertung wurde durch die am IGB angesiedelten Projekte Adaptfish (gefördert im Rahmen des Pakts für Innovation und Forschung durch die Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Gemeinschaft) sowie Besatzfisch (gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung) ermöglicht.

QUELLE:
Riepe, C. & Arlinghaus, R. (2014). Einstellungen der Bevölkerung in Deutschland zum Tierschutz in der Angelfischerei. Berichte des IGB, Heft 27/2014.

KONTAKT:
Prof. Dr. Robert Arlinghaus
Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei
Abteilung Biologie und Ökologie der Fische
Müggelseedamm 310, 12587 Berlin
E-Mail: arlinghaus@igb-berlin.de

Dr. Carsten Riepe
Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei
Abteilung Biologie und Ökologie der Fische
Müggelseedamm 310, 12587 Berlin
E-Mail: riepe@igb-berlin.de

Das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) ist das bundesweit größte Forschungszentrum für Binnengewässer. Es gehört zum Forschungsverbund Berlin e. V., einem Zusammenschluss von acht natur-, lebens- und umweltwissenschaftlichen Instituten in Berlin. Die vielfach ausgezeichneten Einrichtungen sind Mitglieder der Leibniz-Gemeinschaft.

Weitere Informationen:
http://www.igb-berlin.de
http://www.besatz-fisch.de
http://www.adaptfish.igb-berlin.de

Quelle: idw

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Bienen können wichtiger als Dünger sein

Rudolf-Werner Dreier Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau

Experiment bestätigt die wichtige Rolle von Insekten für die Bestäubung von Kulturpflanzen

Das Fehlen von Bienen und anderen wildlebenden Insekten als Bestäuber von Nutzpflanzen kann den Ernteeintrag der Landwirtschaft stärker mindern als ausbleibende Düngung oder stark reduzierte Bewässerung. Findet dagegen Bestäubung in ausreichendem Maß statt, tragen die Pflanzen mehr Früchte, und deren Nährstoffgehalte verändern sich. Diese Ergebnisse hat die Freiburger Ökologin Prof. Dr. Alexandra-Maria Klein gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen aus den USA in einem Experiment an Mandelbäumen in Kalifornien erzielt. Das Team hat dazu Artikel in den Fachzeitschriften „Plant Biology“ und „PLoS ONE“ veröffentlicht. Für diese und weitere Arbeiten über die Bedeutung von Insekten für die Bestäubung von Kulturpflanzen erhält Alexandra-Maria Klein am Dienstag, 17. Juni 2014, den mit 25.000 Euro dotierten CULTURA-Preis. Die Alfred Toepfer Stiftung F.V.S. würdigt mit der Auszeichnung europaweit innovative und beispielhafte Arbeitsansätze auf den Gebieten Naturschutz, Land- und Forstwirtschaft sowie den damit verbundenen Wissenschaften.

Alexandra Klein manipulierte zusammen mit Studentinnen sowie Kolleginnen der University of California, Berkeley Mandelbäume, indem sie Bienen mit Hilfe von Käfigen vom Blütenbesuch ausschlossen oder die Bestäubung durch Bienen zuließen oder die Blüten mit der Hand bestäubten. Zudem bewässerten und düngten die Forscherinnen und Forscher Bäume nach lokalen Praktiken oder gaben ihnen nur wenig Wasser oder keinen Dünger. An einigen Mandelbäumen kombinierten sie die verschiedenen Manipulationen, um die Effekte auf den Ertrag und die Zusammensetzung der Nährstoffe in den Nüssen getrennt und in Kombination zu untersuchen. Mandelbäume, die mit der Hand bestäubt wurden, brachten die meisten Nüsse hervor, allerdings waren diese sehr klein. Dagegen trug ein Baum, der nicht bestäubt wurde, kaum Nüsse – aber sehr große. Der Ertrag durch Bienenbestäubung konnte im Vergleich zur Selbstbestäubung um etwa 200 Prozent gesteigert werden.

Düngung und Bewässerung hatten nur in Kombination mit den Bestäubungsmanipulationen einen Effekt auf den Ertrag. Allerdings verloren die unzureichend bewässerten Bäume mehr Blätter, und ohne Dünger wurden die Blätter vermehrt gelb. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler schlossen aus den Ergebnissen, dass ein Mandelbaum kurzfristig Nährstoff- und Wasserentzug ausgleicht, indem Nährstoff- und Wasserreserven aus dem Baum in die Früchte geholt werden. Defizite in der Bestäubung kann der Baum allerdings nicht ausgleichen. Weiter zeigten die Wissenschaftler, dass die Nährstoffzusammensetzungen sich je nach Bestäubungsmanipulation unterschieden: Nüsse aus Selbstbestäubung enthielten einen geringen Anteil an Linolsäuren, aber einen höheren Anteil an Vitamin E.

Information der Alfred Toepfer Stiftung F.V.S.:
http://toepfer-stiftung.de/cultura-preis

Originalveröffentlichungen:
Klein, A.M., Hendrix, S.D., Clough, Y., Scofield, A., Kremen, C. 2014. Interacting effects of pollination, water and nutrients on fruit tree performance. Plant Biology, online first, DOI:10.1111/plb.12180

Brittain, C., Kremen, C., Garber, A., Klein, A.M. 2014. Pollination and plant resources change the nutritional quality of almonds for human health. PLoS ONE 9: e90082. DOI:10.1371/journal.pone.0090082

Kontakt:
Prof. Dr. Alexandra-Maria Klein
Professur für Naturschutz und Landschaftsökologie
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Tel.: 0761/203-67770, 0176/84321671
E-Mail: alexandra.klein@nature.uni-freiburg.de

Weitere Informationen:
http://www.pr.uni-freiburg.de/pm/2014/pm.2014-06-10.50-en?set_language=en

Quelle: idw

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Klärschlamm als flexibler Energielieferant – Neues Verbundprojekt an TU Darmstadt gestartet

Silke Paradowski Kommunikation
Technische Universität Darmstadt

Lässt sich aus Klärschlamm in einer Kläranlage Energie so erzeugen und verteilen, dass sie flexibel je nach Bedarf zur Verfügung steht? Das erforschen seit kurzem Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der TU Darmstadt im vom Bund geförderten Verbundprojekt „ESiTI“ mit externen Partnerunternehmen. Sie setzen dabei auch auf Optimierung bekannter Verfahren.

Als Beispiel für die Untersuchung dient den Forscherinnen und Forschern die Wissenschaftsstadt Darmstadt, die mit ihren rund 145.000 Einwohnerinnen und Einwohnern für viele Städte stehen kann. Aufgesetzt wurde „ESiTI“ am Institut IWAR im Fachbereich Fachbereich Bau- und Umweltingenieurwissenschaften der TU Darmstadt. Hier liegt auch die Koordination des Verbundprojektes, an dem insgesamt elf Partner beteiligt sind. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert das Engagement der TU an „ESiTI“ über drei Jahre mit 1,2 Millionen Euro (Gesamtfördervolumen 2,7 Millionen Euro).
„Flexibilisierung“ ist eine Schlüsselforderung des Projekts „ESiTI“. Bislang wird die Klärschlammfaulung in Kläranlagen unter fast konstanten Bedingungen gefahren und erzeugt dadurch auch eine fast konstante Menge an Biogas. Das ist wenig effizient, erklärt Dr. Christian Schaum, gemeinsam mit Professor Peter Cornel verantwortlich für „ESiTI“: „Der Energieverbrauch einer Kläranlage unterliegt über den Tag Schwankungen. Wenn zum Beispiel besonders schmutziges Wasser in die Anlage kommt, braucht man auch mehr Energie zur Behandlung.“ Die Darmstädter Forscherinnen und Forscher arbeiten daran, punktgenau so viel Energie zu erzeugen, wie momentan gebraucht wird. „Im Idealfall kann man beides bedarfsgerecht anpassen“, sagt Schaum.
Dafür wird unter anderem an einem optimierten Faulverfahren gearbeitet. Diese Klärschlammbehandlung soll zum zentralen Baustein eines flexiblen Energiesystems werden – zum Beispiel, indem sie durch veränderte Reaktionsbedingungen schneller als bisher abläuft oder zeitlich so gut gesteuert werden kann, dass das Verfahren wie ein Puffer bei der Energieerzeugung wirkt. So kann eine Kläranlage sogar zum Energiespeicher werden.
Überschüsse an gewonnener Energie könnten auch in größeren Infrastruktursystemen einer Stadt genutzt werden, zum Beispiel durch intelligente Vernetzung etwa mit Energieversorgern oder Großverbrauchern.

Auch dieser Aspekt findet bei „ESiTI“ Berücksichtigung. Ein weiteres Teilprojekt unter Leitung von Professor Lieselotte Schebek, Fachgebiet Stoffstrommanangement und Ressourcenwirtschaft am Institut IWAR der TU Darmstadt, nimmt eine ökologische Bewertung der Energieeinsparung gegenüber den Umweltauswirkungen vor. Außerdem sollen Verfahren für die Nutzbarmachung von schwer abbaubaren Substanzen entwickelt werden. Volkswirtschaftliche Aspekte werden im Rahmen von „ESiTI“ ebenso untersucht wie die Frage, inwieweit unterschiedliche Motivation von beteiligten Unternehmen ein großes Energie-Projekt beeinflussen kann.

Was am Beispiel der Stadt Darmstadt und in den Versuchsanlagen der TU Darmstadt erforscht und entwickelt wird, wird in ein Planungswerkzeug einfließen, das Betreiber von Wasseraufbereitungsanlagen unterstützt. Mit seiner Hilfe sollen Kläranlagen dann flexibilisiert und optimal in die städtische Infrastruktur eingebettet ihren Beitrag zum intelligenten und schonenden Umgang mit der Ressource Abwasser leisten.

Weitere Informationen
Das Projekt „ESiTI“ (Abwasserbehandlungsanlage der Zukunft: Energiespeicher in der Interaktion mit technischer Infrastruktur im Spannungsfeld von Energieerzeugung und -verbrauch) ist eines von zwölf Verbundprojekten, die das Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen der Maßnahme „Zukunftsfähige Technologien und Konzepte für eine energieeffiziente und ressourcenschonende Wasserwirtschaft (ERWAS)“ fördert.

https://www.fona.de/de/14746

Quelle: idw

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Beeinflusst der Mond unseren Schlaf?

Dr Harald Rösch Wissenschafts- und Unternehmenskommunikation
Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V.

Max-Planck-Wissenschaftler finden keinen Zusammenhang zwischen den Mondphasen und menschlichem Schlaf

Im Volksglauben gibt es verschiedenste Mythen über den Einfluss des Mondes auf den Menschen. So leiden angeblich viele Menschen bei Vollmond unter Schlafstörungen. Im Gegensatz zu früheren Studien konnten Wissenschaftler am Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München nun keinen Zusammenhang zwischen dem menschlichen Schlaf und den Mondphasen finden. Für die Untersuchung werteten die Forscher große, bereits vorhandene Datensätze über den Schlaf zahlreicher Probanden aus. Während der Recherchen stießen sie auf weitere Studienergebnisse, welche ebenfalls keinen Einfluss des Mondes feststellen konnten. Diese sind jedoch häufig nicht veröffentlicht worden. Dadurch waren Studien mit positivem Befund bislang in der wissenschaftlichen Literatur überrepräsentiert.

Seit Jahrhunderten glauben die Menschen, dass ihre Gesundheit oder ihr Verhalten durch den Mond beeinflusst werden. Im Volksglauben hält sich vor allem die Überzeugung, dass man in Vollmondnächten schlechter schläft. Aber gibt es tatsächlich einen wissenschaftlich nachweisbaren Zusammenhang?

Einige Studien beschäftigten sich bereits in Nachanalysen von zuvor zu einem anderen Zweck erhobenen Schlafdaten mit dem Einfluss des Mondes auf den menschlichen Schlaf. Allerdings wurden die Auswirkungen auf den Schlaf selten mit objektiven Methoden, wie z.B. dem Schlaf-EEG, untersucht und die Ergebnisse waren sehr unterschiedlich. In manchen Studien schienen sich die Mondphasen besonders auf Frauen auszuwirken, in andern wiederum besonders auf Männer. Zwei Analysen von Datensätzen mit jeweils 30 bis 50 Teilnehmern aus den Jahren 2013 und 2014 zeigten übereinstimmend, dass die Schlafdauer in Vollmondnächten verkürzt ist. Für andere Messungen kamen sie jedoch zu kontroversen Ergebnissen. Beispielsweise wurde in einer der beiden Analysen gezeigt, dass das Einsetzen des REM-Schlafes – die Schlafphase, in welcher wir vor allem träumen – bei Neumond verzögert ist. In der anderen Studie wurde hingegen eine Verzögerung in Vollmondnächten festgestellt.

Um Zufallsbefunde zu vermeiden, wie sie in Studien mit geringer Teilnehmerzahl möglich sind, untersuchten die Wissenschaftler nun Schlafdaten von 1.265 Probanden aus 2.097 Nächten. „Nachdem wir diese große Anzahl von Daten ausgewertet hatten, konnten wir frühere Ergebnisse aus anderen Studien nicht bestätigen“, berichtet Martin Dresler, Neurowissenschaftler am Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München und Donders Institute for Brain, Cognition and Behaviour in Nijmegen, Niederlande. „Wir konnten keinen statistisch belegbaren Zusammenhang zwischen menschlichem Schlaf und den Mondphasen aufzeigen.“ Im Rahmen dieser Untersuchungen fand sein Team weitere unveröffentlichte Analysen von über 20.000 Schlafnächten, welche ebenfalls keinen Einfluss des Mondes feststellen konnten. Dass diese Ergebnisse nicht veröffentlicht worden sind, könnte ein Beispiel für eine verzerrte Veröffentlichungspraxis sein, wie sie beispielsweise auch als „Schubladenproblem“ bekannt ist.

Darunter versteht man das Phänomen, dass viele Untersuchungen zwar durchgeführt, aber nie veröffentlicht werden – sie verbleiben stattdessen in der Schublade der Forscher. Die Tendenz nur positive oder signifikante Ergebnisse zu veröffentlichen, nicht aber negative oder unschlüssige, ist ein viel diskutiertes Problem in der Wissenschaft, Medizin und Pharmazie.

Bisher wurde der Einfluss des Mondes auf den menschlichen Schlaf durch die Nachanalyse von bereits früher zu einem anderen Zweck erhobenen Datensätzen untersucht. „Um die ganz offensichtlichen Einschränkungen von solchen Nachanalysen zu umgehen, müssten gut überlegte und genau auf den Zweck abgestimmte Experimentreihen mit einer großen Anzahl von Probanden durchgeführt werden“, kommentiert Dresler.

Originalveröffentlichung:
Cordi M, Ackermann S, Bes FW, Hartmann F, Konrad BN, Genzel L, Pawlowski M, Steiger A, Schulz H, Rasch B, Dresler M.
Lunar cycle effects on sleep and the file drawer problem.
Current Biology. Vol 24, Nr. 12 (doi: 10.1016/j.cub.2014.05.017)

Ansprechpartner:
Anna Niedl
Press and Public Relations
Max-Planck-Institut für Psychiatrie, München
Telefon: +49 89 30622-263
Fax: +49 89 30622-370
E-Mail:anna_niedl@mpipsykl.mpg.de

Dr. Martin Dresler
Max-Planck-Institut für Psychiatrie, München
E-Mail:dresler@mpipsykl.mpg.de

Quelle: idw

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Neues Energiezeitalter in Oberfranken

Anja Matern-Lang Zentrale Verwaltung / Öffentlichkeitsarbeit
Bayerisches Zentrum für Angewandte Energieforschung e.V.

Neues Energiezeitalter in Oberfranken – ZAE Bayern und Areva präsentieren System zur wasserstoffbasierten Energiespeicherung
Das ZAE Bayern und die Areva GmbH präsentierten heute in Anwesenheit des ehemaligen Bayerischen Ministerpräsidenten Günther Beckstein und des Parlamentarischen Staatssekretärs im Bundesforschungsministerium Stefan Müller ein System zur wasserstoff-basierten Energiespeicherung. Dieses System wurde von der Areva GmbH für das vom ZAE Bayern geleitete Projekt „Smart Grid Solar“ erstellt und wird im oberfränkischen Arzberg in Betrieb gehen.

Der von Areva realisierte Elektrolyseur wird in Arzberg aus dem von PV-Anlagen gelieferten Strom Wasserstoff produzieren. Damit wird an sonnenreichen Tagen entstehende überschüssige Energie speicherbar und kann mit der ebenfalls erstellten Brennstoffzelle zur Generierung elektrischer Energie für weniger wind- und sonnenreiche Perioden eingesetzt werden. Der erzeugte Wasserstoff kann außerdem zum Betrieb von Fahrzeugen mit wasserstoffbasierten Antrieben und im Bereich der Gasversorgung verwendet werden. Die vorgestellte Technologie hat daher eine hohe Bedeutung für die zukünftige Energieversorgung, da mir ihr nicht nur Zeiten mit geringer Windkraft- und Photovoltaikleistung überbrückt werden können, sondern ebenso die hohe Abhängigkeit Deutschlands von Erdgasimporten reduziert werden kann. Geleitet wird das Projekt vom Vorstandsvorsitzenden des ZAE Bayern Prof. Dr. Christoph J. Brabec.

Weitere Informationen:
http://www.zae-bayern.de

Quelle: idw

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Europäische Gewässer stärker durch Chemikalien belastet als bislang angenommen

Bernd Hegen Referat Öffentlichkeitsarbeit
Universität Koblenz-Landau

Großflächige Studie zeigt: Ökologische Ziele der Wasserrahmenrichtlinie werden vermutlich verfehlt.

Die Gewässerqualität bis 2015 deutlich zu verbessern, das haben sich die EU-Mitgliedsstaaten nicht zuletzt durch die Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) auf die Fahnen geschrieben. Wie eine aktuelle Studie des Instituts für Umweltwissenschaften Landau und des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) mit Kollegen aus Frankreich (Universität Lorraine und EDF) und der Schweiz (EAWAG) zeigt, wird dieses Ziel aufgrund starker Schadstoffeinträge wohl nicht erreicht werden. Ein Grund: Aktuelle Maßnahmen zur Verbesserung der Gewässerqualität berücksichtigen Chemikalieneinträge nur unzureichend. Dabei sind die ökologischen Risiken durch Chemikalien wesentlich höher als bislang angenommen, wie die Studie erstmals auf europäischer Ebene belegt.

Bislang gingen Umweltbehörden und Teile der Fachwelt davon aus, dass der Eintrag von Chemikalien eher ein lokales Problem in einigen Gewässern darstellt. Die aktuelle Untersuchung zeigt nun erstmals im großen Maßstab das ökologische Risiko durch Chemikalieneinträge für mehrere Tausend europäische Gewässer: Die chemische Belastung stellt für rund die Hälfte der europäischen Gewässer ein ökologisches Risiko dar. Bei rund 15 Prozent könnten sogar akut toxische Effekte auf Gewässerorganismen auftreten.

Reale Situation europäischer Gewässer vermutlich noch schlechter
Untersucht haben die Wissenschaftler aus Landau und Leipzig mit den französischen und schweizerischen Kollegen EU-weite Überschreitungen von Risikoschwellen in den Einzugsgebieten großer Gewässer wie Donau und Rhein. Für diese Flussgebietseinheiten wurde berechnet, in welchem Maße die Risikoschwellen für die drei Organismengruppen Fische, Wirbellose und Algen/Primärproduzenten in den vergangenen Jahren überschritten wurden. Die analysierten Daten stammen aus der behördlichen Überwachung. Die Probenabdeckung ist daher räumlich und zeitlich sehr unterschiedlich, so dass direkte Vergleiche zwischen den Ländern teilweise schwierig sind. Dass etwa Frankreichs Gewässerqualität laut der Studie am schlechtesten dasteht, liegt vermutlich daran, dass die Behörden dort über ein sehr engmaschiges Messnetz verfügen und viele Substanzen analysiert werden. In anderen Ländern werden Risiken durch unzureichende Überwachung dagegen gar nicht erkannt. „Generell haben wir in unserer Analyse das Risiko eher unter- als überschätzt“, so Studienleiter Jun.-Prof. Dr. Ralf B. Schäfer vom Institut für Umweltwissenschaften Landau. „Die reale Situation der europäischen Gewässer ist wahrscheinlich noch schlechter“.

Der Eintrag der Chemikalien in die Gewässer erfolgt größtenteils durch die Landwirtschaft und städtische Kläranlagen. Pestizide stellen mit Abstand die stärkste Belastung für die Gewässer dar, allerdings treten auch Organozinnverbindungen, bromierte Flammschutzmittel und polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, die aus Verbrennungsprozessen resultieren, in bedenklichen Konzentrationen auf. Aktuell fokussieren die EU-Vorgaben zur Gewässerqualität vor allem auf Einträge von sogenannten prioritären Stoffen, d.h. rund 40 Chemikalien, die als besonders gefährlich eingestuft wurden. „Glücklicherweise sind viele dieser prioritären Substanzen heute nicht mehr zugelassen und ihre Konzentrationen gehen vielerorts zurück. Das Problem ist aber, dass viele aktuell verwendete Chemikalien bei der Überwachung der Gewässer gar nicht berücksichtigt werden“, so Dr. Werner Brack vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Leipzig. Zudem zeigen neuere Erkenntnisse, dass die angenommenen Wirkschwellen für einige Stoffe zu hoch angesetzt sein könnten.

Konkretere Rahmenvorgaben und Koordination unabdingbar
Um der Vielfalt möglicherweise schädlicher Stoffe in der Umwelt gerecht zu werden, empfehlen die an der Studie beteiligten Wissenschaftler daher eine intelligente Verknüpfung von ökologischen, wirkungsbasierten und chemischen Screening-Methoden. Nur so kann mit vertretbaren Kosten das ganze Spektrum an ökotoxikologisch relevanten Substanzen erfasst werden. „Gefährliche Stoffe können auch dann aufgespürt werden, wenn sie noch nicht auf die Prioritätenliste gesetzt wurden“, verdeutlicht Werner Brack. Allerdings zeigt die aktuelle Studie, dass auch auf Grundlage der heute bereits überwachten Stoffe Handlungsbedarf besteht. „Für die Praxis bedeutet das, dass sich auf allen Ebenen dringend etwas bewegen muss zum nachhaltigen Schutz der Gewässer“, so Schäfer. Das reicht von der generellen Vermeidung von Chemikalieneinträgen in Gewässer und dem Ersetzen von besonders problematischen Substanzen über die Verringerung der Ausbringung von landwirtschaftlichen Chemikalien bis hin zur verbesserten Klärung von Abwässern. Die Forschergruppe ist sich einig: Es ist zu befürchten, dass die Ziele der Wasserrahmenrichtlinie auf Grund der massiven chemischen Belastung verfehlt werden, sollte sich an der aktuellen Situation nichts ändern. Längerfristig habe das auch Risiken für den Menschen zur Folge, wenn beispielsweise Funktionen des Ökosystems, wie die Selbstreinigungskraft des Wassers beeinträchtig werden.

Die Studie:
„Organic chemicals jeopardize the health of freshwater ecosystems on the continental scale“, Egina Malaj, Peter C. von der Ohe, Matthias Grote, Ralph Kühne, Cédric P. Mondy, Philippe Usseglio-Polatera, Werner Brack, Ralf B. Schäfer.
Die Studie wurde am 16. Juni 2014 in der Fachzeitschrift Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS, Early Edition) zunächst online veröffentlicht und ist unter diesem Link abrufbar:
http://www.pnas.org/cgi/doi/10.1073/pnas.1321082111
Die Untersuchungen wurden gefördert von Electricité de France (EDF), der Französischen Nationalen Forschungsagentur (ANR) und der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG).

Beteiligte Institutionen:
Institut für Umweltwissenschaften Landau der Universität Koblenz-Landau, Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ), Electricité de France (EDF) in Frankreich, Universität Lorraine in Frankreich und EAWAG in der Schweiz.

Weitere Informationen:
Universität Koblenz-Landau
Institut für Umweltwissenschaften Landau
Jun.-Prof. Dr. Ralf B. Schäfer
Tel.: +49 6341 280-31536, E-Mail: schaefer-ralf@uni-landau.de

Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ)
Department Wirkungsorientierte Analytik
Dr. Werner Brack
Tel.: +49 341 235-1531
http://www.ufz.de/index.php?de=17477

Links:
Umweltverhalten von Chemikalien:
http://www.ufz.de/index.php?de=32298
EU-Projekt SOLUTIONS:
http://www.solutions-project.eu/

Das Institut für Umweltwissenschaften Landau betreibt grundlagen- und anwendungsorientierte Forschung, in deren Fokus die vielfältigen Interaktionen zwischen Mensch und Umwelt stehen. Das Institut vereint die Expertisen von neun interdisziplinären Arbeitsgruppen und damit aktuelle Forschung vom Molekül über Ökosysteme bis zur menschlichen Gesellschaft. Das Institut für Umweltwissenschaften Landau wurde 2004 an der Universität Koblenz-Landau, Campus Landau gegründet. Weitere Informationen: http://www.umwelt.uni-landau.de

Im Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) erforschen Wissenschaftler die Ursachen und Folgen der weit reichenden Veränderungen der Umwelt. Sie befassen sich mit Wasserressourcen, biologischer Vielfalt, den Folgen des Klimawandels und Anpassungsmöglichkeiten, Umwelt- und Biotechnologien, Bioenergie, dem Verhalten von Chemikalien in der Umwelt, ihrer Wirkung auf die Gesundheit, Modellierung und sozialwissenschaftlichen Fragestellungen. Ihr Leitmotiv: Unsere Forschung dient der nachhaltigen Nutzung natürlicher Ressourcen und hilft, diese Lebensgrundlagen unter dem Einfluss des globalen Wandels langfristig zu sichern. Das UFZ beschäftigt an den Standorten Leipzig, Halle und Magdeburg 1.100 Mitarbeiter. Es wird vom Bund sowie von Sachsen und Sachsen-Anhalt finanziert.
http://www.ufz.de/

Weitere Informationen:
http://www.pnas.org/cgi/doi/10.1073/pnas.1321082111 Studie
http://www.ufz.de/index.php?de=32298 Umwelverhalten von Chemikalien
http://www.solutions-project.eu/

Quelle: idw

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Welchen Einfluss haben Energieversorgung und Umweltfragen auf das persönliche Wohlergehen?

Dipl.-Sozialwissenschaftlerin Heidi Müller-Henicz Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Hanse-Wissenschaftskolleg

Mehrere europäische Staaten beraten derzeit über wesentliche Änderungen ihrer Energiepolitik, dies allerdings unter sehr unterschiedlichen Vorzeichen.

Deutschland hat, wie allgemein bekannt, im Jahre 2011 die Energiewende beschlossen und sich damit einen beschleunigten Atomausstieg zum Ziel gesetzt. Gleichzeitig ist es erklärtes und ehrgeiziges Ziel deutscher Energiepolitik, den wegfallenden „Atomstrom“ nicht durch Strom aus konventionellen Kraftwerken zu ersetzen, sondern in sehr hohem Maße aus sogenannten erneuerbaren Energien zu beziehen.
Ganz anders plant beispielsweise Frankreich, wo die existierenden Kernkraftwerke länger betrieben werden sollen als bislang vorgesehen; Großbritannien setzt sogar auf den Neubau solcher Kraftwerke.

Alle diese Planungen müssen in Verbindung mit Fragen der „Versorgungssicherheit“ (Importabhängigkeit, Verknappung von Ressourcen) einerseits und der Umweltverträglichkeit bzw. Nachhaltigkeit andererseits betrachtet werden; hinzu kommt, ausgelöst durch Debatten über Preisentwicklungen, das Thema „Energiearmut“, das in letzter Zeit sehr aufmerksam betrachtet wird und phasenweise die öffentliche Diskussion zu dominieren scheint.

Vor diesem Hintergrund haben Wissenschaftler aus Deutschland, Großbritannien, Irland, der Schweiz und den USA im Projekt „Using Subjective Well-Being Data for Energy Policy Analysis – Energy for Well-Being“ (Analyse von Energiepolitik mittels Daten zum subjektiven Wohlergehen – Energie und Wohlergehen) gemeinsam geforscht. Ziel des Projektes war eine Bewertung von Energieversorgung, Energiekosten und unterschiedlichen Systemen zur Energieerzeugung und -verteilung aus der subjektiven Perspektive der Bürger. Anders formuliert: Wie nützlich ist welche Energie für wen?

Wesentliche Forschungsergebnisse betreffen den Einfluss von unterschiedlichen Stromerzeugungsarten, von Energiekosten sowie der Nähe zu Energieanlagen auf das persönliche Wohlergehen der Menschen in mehr als 20 europäischen Ländern und darauf, wie sich diese Zusammenhänge durch Ereignisse wie die Kernschmelze in Fukushima oder politische Unruhen in Energieexportländern verändert haben.

Mit dem Workshop im Hanse-Wissenschaftskolleg kommt das Projekt (Laufzeit von November 2012 bis Juni 2014) zum Abschluss.
Der Workshop dient der Darstellung und Verbreitung der Projektresultate in der wissenschaftlichen Gemeinschaft und insbesondere beim wissenschaftlichen Nachwuchs.
Die Tagungssprache ist Englisch.
Forschungsprojekt und Workshop werden durch das Schweizer Bundesamt für Energie unterstützt.

Veranstalter des Workshops und Sprecher des Forschungsprojekts ist Prof. Dr. Heinz Welsch, Institut für Volkswirtschaftslehre, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg

Kontakt:
Prof. Dr. Heinz Welsch, heinz.welsch@uni-oldenburg.de oder Tel.: 0441 798-4112
Wolfgang Stenzel, wstenzel@h-w-k.de oder Tel.: 04221 9160-103

Weitere Informationen:
http://www.uni-oldenburg.de/wire/vwl/wt/projekte/

Quelle: idw

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Macht Kalk aus Haushaltsgeräten Schrott?

Johannes Seiler Dezernat 8 – Hochschulkommunikation
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

Werden verkalkte Haushaltsgeräte entsorgt, bevor sie kaputt sind? Wie lässt sich die Lebensdauer dieser Geräte verlängern? Die Arbeitsgruppe „Nachhaltigkeit“ der Sektion Haushaltstechnik der Universität Bonn sucht Studienteilnehmer, die in einer Umfrage über ihre Erfahrungen mit der Nutzung ihrer privaten Haushaltsgeräte anonym Auskunft geben. Die Beantwortung der Fragen dauert nur wenige Minuten.

Eine hohe Wasserhärte wird allgemein mit der schnellen Bildung von unerwünschtem Kalk gleichgesetzt – ob auf Badarmaturen oder für den Verbraucher unsichtbar in der Waschmaschine oder im Wasserkocher. Was für eine Auswirkung hat die Bildung von Kalk auf die Lebensdauer von Geräten? Das Fragen sich Wissenschaftler von der Arbeitsgruppe „Nachhaltigkeit“ der Sektion Haushaltstechnik der Universität Bonn.

Ist ein Gerät kaputt, nur weil es verkalkt ist?
Kalk kann bei Haushaltsgeräten zu einem vorzeitigen Ausfall führen, wenn die Ablagerungen nicht regelmäßig entfernt werden. Verkalkte Heizstäbe sind zum Beispiel ein typischer Ausfallgrund für Waschmaschinen. Aber was passiert mit Geräten, die trotz Kalkablagerungen noch funktionieren? „Hier muss die Frage beantwortet werden, ob ein Wasserkocher schon kaputt ist, nur weil die Heizstäbe verkalkt sind“, sagt Prof. Dr. Rainer Stamminger, der die Arbeitsgruppe „Nachhaltigkeit“ leitet. Die Wissenschaftler interessiert auch, auf welcher Basis der Verbraucher die Entscheidung trifft, wann er ein Elektrogerät verschrottet. Darüber hinaus ist eine zentrale Frage, wie man die Lebensdauer der Geräte verlängern könnte.

Um diese Fragen zu beantworten, haben die Wissenschaftler der Sektion Haushaltstechnik der Universität Bonn einen Fragebogen zu den Ursachen für den Verschleiß von Haushaltsgeräten erstellt. Der zeitliche Aufwand für die Beantwortung beträgt etwa fünf bis zehn Minuten. Die Studie ist umso aussagekräftiger, desto mehr Personen an der Umfrage teilnehmen.

Weitere Informationen:
http://tinyurl.com/kxrpfm5 Fragebogen im Internet

Quelle: idw

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Wie wirken Nanomaterialien in Leber und Darm?

Dr. Suzan Fiack Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR)

BfR beteiligt sich an deutsch-französischem Forschungsprojekt

Wie wirken über Lebensmittel aufgenommene Nanomaterialien in Leber und Darm? Welche Faktoren bestimmen ihre Giftigkeit? Wegen der großen Anzahl an unterschiedlichen Nanomaterialien ist es kaum möglich, jedes Material einzeln auf seine toxischen Eigenschaften hin zu untersuchen. Im Rahmen des deutsch-französischen Forschungsprojektes „SolNanoTox“, das am 1. März 2014 begonnen hat, sollen deswegen spezifische Eigenschaften zur Klassifizierung von Nanomaterialien untersucht werden. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) benötigt für seine Bewertungsarbeit Daten zur Bioverfügbarkeit, insbesondere dazu, ob die Löslichkeit von Nanomaterialien ihre Aufnahme und Akkumulation in bestimmten Organen wie Leber und Darm beeinflusst. „Wir wollen mit unseren Untersuchungen herausfinden, ob das Kriterium löslich oder nichtlöslich ein bestimmender Faktor für die Aufnahme und Toxizität von Nanomaterialen ist“, sagt BfR-Präsident Professor Dr. Dr. Andreas Hensel.

Eine gesundheitliche Risikobewertung von Nanomaterialien ist derzeit kaum möglich bzw. mit sehr großen Unsicherheiten behaftet, da bislang noch wichtige toxikologische Daten zum Verhalten in Gewebe und Zellen fehlen. Das deutsch-französische Forschungsprojekt SolNanoTox untersucht, welche Rolle die Löslichkeit von Nanomaterialien für ihre Anreicherung und toxischen Eigenschaften spielt. Das Projekt läuft dreieinhalb Jahre. Dabei arbeitet das BfR eng mit der französischen Schwesterorganisation des BfR, der ANSES, zusammen. Weitere Partner sind das Institut des Sciences Chimiques de Rennes und die Universität Leipzig. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft und die Französischen Agence Nationale de la Recherche (ANR) finanzieren das Projekt .

Zu den Aufgaben des BfR zählt die Durchführung von in vitro-Versuchen (z.B. die Untersuchung des Einflußes vom Verdausystem des Menschen) sowie die Analyse biologischer Proben hinsichtlich einer eventuellen Anreicherung von Nanomaterialien. Darüber hinaus erfolgt am BfR der Einsatz moderner Verfahren der bildgebenden Massenspektrometrie, um herauszufinden, ob Nanopartikel die Struktur von Biomolekülen, z.B. die Struktur der Lipide der Zellmembran, verändern. Bislang fehlen diese wichtigen experimentellen Untersuchen, die nötig sind, um mögliche Veränderungen der DNA oder zellulärer Strukturen, verursacht durch Nanomaterialien in der Nahrung, bewerten zu können.

Im Projekt werden zwei grundsätzlich verschiedene Nanopartikeltypen stellvertretend für andere ihrer Art untersucht: Titandioxid als Stellvertreter für wasserunlösliche Nanopartikel und Aluminium als Beispiel für Nanomaterialien, die nach Oxidation eine gewisse Wasserlöslichkeit aufweisen. Es wird geprüft, ob der Grad der Löslichkeit die Verteilung der Nanomaterialien im Körper beeinflusst und lösliche Materialien sich möglicherweise in anderen Organen akkumulieren als unlösliche. Es soll nachgewiesen werden, ob unlösliche Nanomaterialien aufgrund ihrer Nanodimension nach oraler Aufnahme generell direkt toxisch wirken.

In dem Projekt werden verschiedene moderne analytische Methoden miteinander kombiniert, um das Verhalten von Nanomaterialien im Gewebe und ihre Aufnahme in die Zelle zu erforschen. Im Fokus stehen vor allem Effekte, die genotoxische Schäden und Entzündungen auslösen können. Zunächst werden im Projekt die Effekte beider Materialien an Kulturen von humanen Darm- und Leberzellen in künstlicher Umgebung (in vitro) untersucht. Danach ist tierexperimentell zu überprüfen, ob hier beobachtete Effekte auch im lebenden Organismus auftreten können. Diese Vorgehensweise ermöglicht es, Rückschlüsse auf Effekte und Wirkungsweise oral aufgenommener Nanomaterialien mit unterschiedlichen Eigenschaften zu ziehen. Ziel ist es, Nanomaterialien anhand spezifischer Eigenschaften zu klassifizieren und diesen Klassen entsprechende toxikologische Eigenschaften zuzuordnen. Grund dieses Anliegens ist die enorme Vielzahl an Nanomaterialien mit großen Unterschieden in ihren physikalisch-chemischen Eigenschaften, nicht für alle Materialien können toxikologische Untersuchungen durchgeführt werden.

Über das BfR
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ist eine wissenschaftliche Einrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Es berät die Bundesregierung und die Bundesländer zu Fragen der Lebensmittel-, Chemikalien- und Produktsicherheit. Das BfR betreibt eigene Forschung zu Themen, die in engem Zusammenhang mit seinen Bewertungsaufgaben stehen.

Weitere Informationen:
http://www.bfr.bund.de/de/forschung_zum_einsatz_von_nanotechnologie-8077.html
Weitere Informationen zur BfR-Forschung zum Einsatz von Nanotechnologie

Quelle: idw

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Ein französisches Start-up installiert ein Mini-Kraftwerk auf einer Biogasanlage

Marie de Chalup Wissenschaftliche Abteilung
Wissenschaftliche Abteilung, Französische Botschaft in der Bundesrepublik Deutschland

Abwärme in Strom umwandeln: Ein französisches Start-up installiert ein Mini-Kraftwerk auf einer Biogasanlage

Das auf ORC-Systeme (Organic Rankine Cycle) zur Umwandlung von Abwärme in Strom spezialisierte Start-up aus Marseille, Enogia, hat auf einer Biogasanlage eines Bauernhofs in Côtes d’Armor eine kleine, hoch innovative Turbine installiert, die wie ein Stromkraftwerk funktioniert. Es ist das erste Mal, dass in Frankreich ein ORC-System für eine kleine Anlage (100 kW) eingerichtet wurde.

Mit dieser Anlage werden drei Ziele verfolgt:

– Die Verwertung von Biogas aus landwirtschaftlichen Abfällen (Gülle, Pflanzen) durch die Verbrennung von Biogas in einem BHKW-Motor (100 kW)

– Die Verwertung der in den Motorabgasen enthaltenen Abwärme mit dem ORC-System (5 bis 7 zusätzliche kW).

– Die Verwertung landwirtschaftlicher Abfälle: Die bei der Methanisierung entstehenden Gärreste können bei allen Kulturen eingesetzt werden. Dadurch lässt sich die Verwendung von Stickstoff-Düngemitteln um 50% bis 100% reduzieren.

Das Prinzip des ORC-Systems besteht darin, dass die vom Motor erzeugte Wärme über ein Arbeitsfluid in Nutzenergie umgewandelt wird. Kommt das Fluid mit den Abgasen in Berührung, wandelt es sich in unter Druck stehenden Dampf um, mit dem eine Turbine angetrieben wird. Durch die Rotation der Turbine wird Strom erzeugt. Die von Enogia vertriebenen kleinen Turbinen (Leistungsbereich von 5 bis 100 kW) werden in Kooperation mit dem französischen Institut für Erdöl und neue Energien (IFPEN) entwickelt [1]. Diese Turbinen haben nur sehr wenige Verschleißteile und sehr wenige Teile in Relativbewegung, was ihnen eine hohe Zuverlässigkeit und einen geringen Wartungsaufwand verleiht.

Mit der in Côtes d’Armor installierten Turbine können 5 – 7% zusätzlicher Strom erzeugt werden.

[1] Siehe Artikel aus Wissenschaft-Frankreich vom 10. April 2014: http://www.wissenschaft-frankreich.de/de/energie/partnerschaft-zwischen-oeffentl…

Quelle:
Pressemitteilung des französischen Instituts für Erdöl und neue Energien – 10.06.2014 – http://www.ifpenergiesnouvelles.fr/actualites/communiques-de-presse/enogia-ifpen

Weitere Informationen:
http://www.wissenschaft-frankreich.de/de/allgemein/abwaerme-in-strom-umwandeln-e…

Quelle: idw

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Die Zukunft der Arbeitswelt – Herausforderungen und Chancen für Frauen

Marietta Fuhrmann-Koch Kommunikation und Marketing
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

Die Arbeitswelt von morgen mit ihren Herausforderungen und Chancen für Frauen ist Thema einer Konferenz, die am 12. Juni 2014 an der Universität Heidelberg stattfindet. Initiiert hat die Veranstaltung „Expertinnen der Zukunft“ eine Gruppe von Studentinnen, die sich als Bloggerinnen auf der Internet-Plattform Denkerinnen.de zusammengeschlossen haben. Unterstützt wird die Konferenz vom Institut für Bildungswissenschaft, dem Gleichstellungsbüro der Universität und der Gleichstellungsbeauftragten der Philosophischen Fakultät sowie dem Studierendenrat. Sie ist der erste Teil einer geplanten Reihe mit dem Titel „Generation Y – ein neues Modell ‚Leben'“ und wendet sich vor allem an Studierende.

Die Zukunft der Arbeitswelt – Herausforderungen und Chancen für Frauen
Konferenz an der Universität Heidelberg richtet sich vor allem an Studierende

Die Arbeitswelt von morgen mit ihren Herausforderungen und Chancen für Frauen ist Thema einer Konferenz, die am 12. Juni 2014 an der Universität Heidelberg stattfindet. Initiiert hat die Veranstaltung „Expertinnen der Zukunft“ eine Gruppe von Studentinnen, die sich als Bloggerinnen auf der Internet-Plattform Denkerinnen.de zusammengeschlossen haben. Unterstützt wird die Konferenz vom Institut für Bildungswissenschaft, dem Gleichstellungsbüro der Universität und der Gleichstellungsbeauftragten der Philosophischen Fakultät, Prof. Dr. Katja Patzel-Mattern, sowie dem Studierendenrat. Sie ist der erste Teil einer geplanten Reihe mit dem Titel „Generation Y – ein neues Modell ‚Leben'“ und wendet sich vor allem an Studierende.

„Die Generation Y, die man auch als Generation Why lesen kann, setzt sich kritisch mit der Berufswelt auseinander und hinterfragt starre Arbeitsformen. Im Rahmen unserer Veranstaltungsreihe möchten wir herausfinden, wo und wie die Expertinnen und Experten von morgen arbeiten und leben werden“, erklärt Merve Kadayifci im Namen der Organisatorinnen. Die Konferenz legt den Fokus auf die Chancen und Perspektiven von Frauen. In einem für 2015 geplanten zweiten Teil der Reihe soll die Thematik für beide Geschlechter erörtert werden.

Die aktuelle Konferenz besteht aus zwei Sektionen, die Vorträge zu den Themenbereichen „Frauen und Bildung – eine lange Geschichte“ und „Lebensfelder von Frauen“ umfassen. Vertreten sind hier die Disziplinen Soziologie, Politikwissenschaft, Sprachwissenschaft und Pädagogik. In der anschließenden Podiumsdiskussion zum Thema „Herausforderungen und Interessenfelder der Politik“ diskutieren Vertreterinnen verschiedener Parteien über Aspekte wie Work-Life-Balance, Arbeitsformen und Berufsbilder.

Informationen im Internet:
Programm: http://www.uni-heidelberg.de/md/gsb/aktuelles/expertinnen.pdf
Referenten: http://denkerinnen.de/konferenzen/portraits

Kontakt:
Merve Kadayifci, merve.kadayifci@denkerinnen.de
Safiyye Arslan, safiyye.arslan@denkerinnen.de
Cansu Güler, C.Gueler@stud.uni-heidelberg.de

Quelle: idw

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Die Brennstoffzelle für zu Hause

Tobias Steinhäußer Unternehmenskommunikation
Fraunhofer-Gesellschaft

Sie wandelt chemische direkt in elektrische Energie um. Doch der Marktdurchbruch der Brennstoffzelle blieb bisher aus. Zu komplex waren die Systeme. Fraunhofer und Vaillant haben ein einfaches Gerät für den Hausgebrauch entwickelt.

»Man spricht immer von einem Brennstoffzellensystem«, sagt Dr. Matthias Jahn vom Fraunhofer-Institut für Keramische Technologien und Systeme IKTS in Dresden. Eine einzelne Zelle erzeugt nicht genug Spannung, um eine ausreichende elektrische Leistung zu erreichen. In einem Brennstoffzellenstapel sind mehrere Zellen hintereinander geschaltet. Jede davon hat etwa die Größe einer CD. Wir nennen die Stapel Stacks«, so Jahn. Brennstoffzellen wandeln Erdgas direkt in elektrische Energie um. Ihr Wirkungsgrad ist um ein Vielfaches höher als bei Verbrennungsmaschinen, wie zum Beispiel dem Automotor. Diese benötigen noch einen Zwischenschritt. Sie wandeln zunächst die chemische in thermische (Wärme) und mechanische Energie (Kraft) um. Mit der Kraft treiben sie einen Generator an, der dann erst die elektrische Energie erzeugt. Dabei geht ein großer Teil der ursprünglich zur Verfügung stehenden Energie verloren.

Praxistest in Privathaushalten
Zusammen mit dem Heizungshersteller Vaillant hat das IKTS ein kompaktes, sicheres und robustes Brennstoffzellensystem entwickelt, das in Privathaushalten aus Erdgas Strom und Wärme erzeugt. Die Forscher verantworteten insbesondere den Bau der Prototypen, die Auslegung des Gesamtsystems, die Gestaltung der Keramikbauteile sowie die Entwicklung des Reformers und des Nachbrenners. Aktuell werden die Geräte in Privathaushalten im Praxistest »Callux« getestet (www.callux.net).

Sie sind ähnlich kompakt wie klassische Gasheizgeräte, die nur Wärme erzeugen. Sie lassen sich bequem an der Wand montieren und einfach warten. Mit einer Leistung von einem Kilowatt decken sie den mittleren Stromverbrauch eines Vier-Personen-Haushalts ab. Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur BMVI fördert Callux. Derzeit werden im europäischen Demonstrationsprojekt »ene.field« (www.enefield.eu) etwa 150 weitere Geräte in mehreren Europäischen Ländern installiert. Dazu hat Vaillant Anfang 2014 die Produktion einer Kleinserie gestartet. Parallel zum Praxistest arbeiten die beiden Partner bereits an neuen Modellen. »Jetzt geht es vor allem darum, die Kosten bei der Herstellung weiter zu drücken und die Lebensdauer der Anlage zu erhöhen«, sagt Jahn.

Das Prinzip der Brennstoffzelle ist bereits seit über 175 Jahren bekannt. Bisher blieb der Marktdurchbruch jedoch aus. Wesentlicher Grund war die Erfindung des elektrischen Generators. Er lief der komplexeren Brennstoffzelle den Rang ab. Erst in den 1960er Jahren wurde die Technologie von der NASA bei einigen Apollo-Mondmissionen praktisch umgesetzt. Ende der 1990er Jahre gab es weitere Projekte in der Automobilindustrie, die sich aber bis heute nicht durchsetzen konnten. Die Gründe: Zu komplex, zu teuer, zu unsicher. »In unserem Projekt mit Vaillant haben wir große Fortschritte gemacht, die Technologie nah an die Marktreife zu bringen. Vaillant produziert bereits eine Kleinserie, die in geförderten Projekten an Kunden verkauft wird«, so Jahn. »Für den Durchbruch am Markt müssen die Kosten weiter deutlich sinken.«

Das Minikraftwerk für den Hausgebrauch basiert auf einer Festoxidbrennstoffzelle (engl. solid fuel cell, SOFC). SOFCs arbeiten gegenüber konkurrierenden Ansätzen, zum Beispiel den Polymerelektrolyt-Brennstoffzellen (engl. proton exchange membrane fuel cell, PEMFC), die in Autos zum Einsatz kommen, mit sehr viel höheren Temperaturen. Während sie bei PEMFCs lediglich bei 80 Grad liegen, erreichen die SOFCs bis zu 850 Grad. »Dadurch können die SOFCs deutlich einfacher und kostengünstiger aufgebaut werden«, sagt Jahn.

Der Elektrolyt einer SOFC leitet nur Sauerstoffionen weiter, keine Elektronen. Andernfalls käme es zu Kurzschlüssen. »Als Material für den Elektrolyt eignet sich Keramik besonders gut. Es verfügt über die gewünschte Leitfähigkeit und hält auch hohe Temperaturen aus«, sagt Jahn. So laufen alle Reaktionen auch ohne den Einsatz von Edelmetallen reibungslos ab, die für das direkte Umwandeln von chemischer in elektrische Energie notwendig sind: Wenn das Brennstoffzellen-Heizgerät an das Erdgasnetz angeschlossen ist, wandelt ein Reformer das Erdgas zunächst in ein wasserstoffreiches Gas um. Dieses reagiert dann im Stack mit dem Sauerstoff der Luft in einer geräusch-losen »kalten Verbrennung«. Dabei entstehen Strom und Wärme.

Weitere Informationen:
http://www.fraunhofer.de/de/presse/presseinformationen/2014/Juni/die_brennstoffz…

Quelle: idw

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Friedensforscher fordern: Das Friedensprojekt Europa ist nicht zu Ende – es ist zu stärken

Susanne Heinke Public Relations
Bonn International Center for Conversion (BICC)

Berlin. Im „Friedensgutachten 2014″, das am 3. Juni in Berlin vorgestellt wird, fordern die fünf führenden deutschen Friedens- und Konfliktforschungsinstitute angesichts der Ukraine-Krise eine Neuausrichtung der Europäischen Nachbarschaftspolitik. Das „Friedensprojekt Europäische Union“ brauche eine gesamteuropäische Sicherheitsarchitektur. Kritisch setzen sich die Friedensforscher auch mit der europäischen Rüstungsexportkontrolle und Migrationspolitik auseinander. Angesichts der humanitären Katastrophe in Syrien appellieren sie an die Bundesregierung mindestens 200.000 Flüchtlinge von dort in Deutschland aufzunehmen.

Der völkerrechtswidrige Anschluss der Krim an Russland und die anhaltende Destabilisierung der Ostukraine stellen die Europäische Union vor eine ihrer größten Herausforderungen. Die Politik der Europäischen Union, mit dem Assoziierungsabkommen die Ukraine faktisch vor ein Entweder-Oder zu stellen, war ein folgenreicher Fehler. Weder berücksichtigte sie die fragile Situation dieses regional und kulturell gespaltenen Landes noch bewies sie besondere Sensibilität gegenüber Russland. „Wir fordern eine Neuausrichtung der Europäischen Nachbarschaftspolitik. Die EU muss alles tun, um eine Vertiefung der Grenzen in Europa bis hin zu einer neuen Blockbildung zu verhindern“, mahnt das „Friedensgutachten 2014″ an. Der Bundesregierung empfehlen die Herausgeber sich über Genf II hinaus für eine Kontaktgruppe aus den fünf Ständigen Mitgliedern des UN-Sicherheitsrates plus Ukraine, Polen und Deutschland einzusetzen. Aber auch die zivilgesellschaftlichen Kräfte einschließlich der Kirchen und die Konferenz der Europäischen Kirchen in Brüssel seien aufgerufen, ihren Einfluss für einen Gewaltverzicht und Verhandlungslösungen geltend zu machen.

Für eine gesamteuropäische Sicherheitsarchitektur
Dass die NATO 2008 Georgien und der Ukraine einen Beitritt in Aussicht stellte, hat das Verhältnis zwischen Russland und dem Westen beschädigt. Auch den Dialog mit Russland über die Raketenabwehr auszusetzen, setzte ein falsches Signal. Doch ist die Rückkehr zu traditioneller Großmachtpolitik, die sich mit dem Recht des Stärkeren über multilaterale Vereinbarungen und das Völkerrecht hinwegsetzt, nicht zu akzeptieren. „Wie der Verzicht auf Konfrontation, die Durchsetzung des Rechts und das Festhalten am Dialog zusammengehen, kennzeichnet den Kern einer neuen Russlandpolitik, für die es noch keinen Kompass gibt“, erklären die Friedensforscher. Sie halten es für erforderlich, die OSZE künftig wieder stärker als integrativen Akteur „ins Feld zu führen“ – insbesondere dann, wenn es um Konfliktverhütung und Krisenbewältigung geht, wozu sie eine Reihe von Instrumenten entwickelt hat. „In der gegenwärtigen Situation verbleibt vor allem, auf Dialog, Vertrauensbildung, Rüstungskontrolle und bilaterale Bemühungen um eine Stabilisierung der Ukraine zu setzen“, betont das Friedensgutachten.

Für eine europäische Kontrolle von Rüstungsexporten
Für die steigenden Rüstungsexporte Deutschlands und anderer EU-Staaten gibt es keine friedenspolitische Rechtfertigung. Rüstungsexporte in Spannungsgebiete und Lieferungen von Waffen und Überwachungstechnologien an autokratisch regierte Staaten sind ein Skandal. Das Friedensgutachten, das in den vergangenen Jahren wiederholt eine Umkehr dieses Trends angemahnt hatte, verweist auf die Tatsache, dass z. B. Russland zwischen 2008 und 2012 Militärgüter im Wert von 925 Millionen Euro aus der EU, vornehmlich aus Frankreich, Deutschland und Italien, bezog. Die Herausgeber fordern „die Einstellung der aktuellen Großgeschäfte und ein umfassendes Waffenembargo der EU gegen Russland.“

Statt Flüchtlingsabwehr aktive Migrationspolitik
Aufgerüstet wird auch an den EU-Außengrenzen. Das kostete in den letzten 20 Jahren mindestens 17.000 Menschen das Leben. Das „Friedensgutachten 2014″ fordert, die in der Dublin-III-Verordnung verankerte Regelung abzuschaffen, wonach das EU-Land, das der Flüchtling als erstes betreten hat, für das Asylverfahren zuständig ist. Diese Verordnung überlastet die Staaten an der EU-Peripherie und ist durch solidarische Regelungen zu ersetzen. Mit der „Ertüchtigung“ von Grenzschutzkräften in Nachbarstaaten wie Libyen und Ägypten stiehlt sich die EU aus ihrer Verantwortung, denn Staaten, die selbst unter Gewaltkonflikten leiden, bieten Flüchtlingen keinen umfassenden Schutz. „Eine Friedensmacht braucht keine Flüchtlingsabwehr, sondern eine aktive und humane Migrationspolitik“, kritisiert das „Friedensgutachten“.

Antiterrorpolitik auf den Prüfstand
Nach dem Urteil des Europäischen Gerichtshofs zur Rechtswidrigkeit der EU-Richtlinie über die Vorratsdatenspeicherung muss die EU den Schutz der Grundrechte ihrer Bürgerinnen und Bürger auch auf europäischer Ebene fest verankern und garantieren. Die Friedensforscher unterstützen die Forderungen des Europäischen Parlaments, die Geheimdienste besser zu kontrollieren, Datenschutzabkommen zügig voranzubringen und die Safe-Harbour- und Swift-Abkommen mit den USA auszusetzen. Sie plädieren dafür, das geplante transatlantische Freihandelsabkommen an die Bedingung zu knüpfen, dass sich die USA bei der Aufklärung des NSA-Skandals kooperativ zeigen. „Für Edward Snowden, der sich große Verdienste bei der Verteidigung der Bürgerrechte erworben hat, fordern wir Asyl in Deutschland“, so das „Friedensgutachten 2014″.

Aktuelle Brennpunkte: Afghanistan und Syrien
Im Herbst dieses Jahres entscheidet sich, wie lange und wie viele westliche Truppen in Afghanistan verbleiben werden – Zeit für eine kritische Bilanzierung dieses für die Bundeswehr größten internationalen Militäreinsatzes, unterstreichen die Herausgeber. Allein ein auf Generationen angelegtes, ziviles Engagement kann Afghanistan vor einem Kollaps bewahren. Die Bundesregierung sollte in der EU dafür werben, dass auch andere ihr ziviles Engagement fortsetzen. Eine Chance bietet der Istanbul-Prozess, eine Dauerkonferenz regionaler Staaten zur Förderung von Kooperation und vertrauensbildenden Maßnahmen. Das „Friedensgutachten 2014″ fordert „die Bundesregierung und die EU auf, diese Initiative mit Mediatoren und Finanzmitteln zu unterstützen.“

Der Krieg gegen die syrische Bevölkerung geht mit unverminderter Brutalität weiter. Die Friedensforscher appellieren an die Bundesregierung und die EU, mehr humanitäre Hilfe zu leisten, und halten eine Luftbrücke, wie sie Rupert Neudeck vorgeschlagen hat, für eine der dramatischen Lage angemessene Maßnahme, um die humanitäre Katastrophe in unzugänglichen Gebieten und in Flüchtlingslagern zu mildern. Zudem appellieren sie „an die Bundesregierung, angesichts der humanitären Katastrophe mindestens 200.000 syrische Flüchtlinge in Deutschland aufzunehmen.“

Weitere Informationen:
http://www.friedensgutachten.de/index.php/id-2014.html

Quelle: idw

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Sauberer Strom aus Abwärme

Dr. Norbert Aschenbrenner Corporate Communications, Corporate Technology
Siemens AG

Siemens hat eine Technologie entwickelt, um aus bisher ungenutzter Abwärme Strom zu erzeugen. Die Lösung nutzt Silikonöle, die im Vergleich zu Wasser eine niedrigere Verdampfungsenthalpie haben. Hintergrund ist, dass die in Industrieanlagen oder Kraftwerken anfallende Abwärme oft nicht genug Energie besitzt, um eine Turbine mit Wasserdampf zu betreiben. Siemens stellte das sogenannte Organic Rankine Cycle Modul kürzlich vor. Hier treibt das Arbeitsmedium eine Turbine an, kühlt ab und geht wieder in seinen flüssigen Anfangszustand über. So lässt sich ohne zusätzlichen Einsatz von Energie oder Rohstoffen und ohne zusätzliche Kohlendioxidemissionen Strom erzeugen.

Konventionelle Kraftwerke verwandeln üblicherweise nur etwa 50 Prozent der eingesetzten Brennstoffenergie in Strom, die Abwärme wird meist über einen Kühlturm abgeführt. Auch in der Chemie-, Glas-, Papier- oder Stahlindustrie – um nur einige Beispiele zu nennen – fällt eine Menge Abwärme an. Oft wird sie genutzt, um andere Substanzen vorzuwärmen. Ist das nicht möglich und ist die Abwärme-Temperatur für den Betrieb einer konventionellen Dampfturbine zu niedig, „verpufft“ die wertvolle Energie.

Siemens-Ingenieure verwandeln diese Energie nun mit Hilfe von Silikonölen in Strom. Diese Öle haben eine wesentlich niedrigere Verdampfungsenthalpie als Wasser und können schon mit etwa 300 Grad heißer Abwärme genutzt werden.

Das Organic Rankine Cycle (ORC) Modul leitet sich vom so genannte Rankine Cycle, einem geschlossenen Kreislauf für mit Wasserdampf betriebene Kraftmaschinen ab, nur dass hier organische Silikonöle als Arbeitsmedium dienen. Das Öl nimmt über einen Wärmetauscher die Abwärmeenergie auf. Es verdampft, treibt eine Turbine an, wird in einem Kondensator wieder vollständig verflüssigt und zum Verdampfer zurückgepumpt. Die beim Abkühlen freiwerdende Wärme wird ebenfalls für das Vorwärmen des Öls zurückgewonnen.

Das ORC-Modul hat eine Leistung von bis zu zwei Megawatt -mittelfristig sollen Varianten mit höhernen Leistungen dazukommen. Herzstück des Moduls ist die bewährte Dampfturbine SST-060, die bereits über 850 Mal erfolgreich installiert wurde. Das verwendete Silikonöl ist chlorfrei und nicht toxisch.

Insgesamt sind die Investitionskosten sowie der Wartungsaufwand für ein ORC-Modul vergleichsweise gering. Sein Betrieb ist gegenüber konventionellen, mit Wasserdampf betriebenen Turbinen einfacher, unter anderem wegen den geringeren Temperaturen und Drücke. Das ORC-Modul hat einen Automatik-Modus und benötigt kein zusätzliches Personal. Damit bietet es eine sehr wirtschaftliche Möglichkeit, Energie-Rohstoffe effizienter zu nutzen.

Pressebilder: http://www.siemens.com/press/de/pressebilder/index.php?view=list&content=&am…

Weitere Informationen:

http://www.siemens.de/innovationnews

Quelle: idw

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EU-Projekt PROMISE zu Phosphorrecycling startet

Dipl.-Biol. Stefanie Hahn Pressestelle
Julius Kühn-Institut

Julius Kühn-Institut koordiniert Arbeitspaket zur Herstellung von Recyclingdüngern aus urbanen und landwirtschaftlichen Reststoffen

Wissenschaftlerinnen des Julius Kühn-Institutes (JKI) in Braunschweig leiten in den nächsten drei Jahren ein Arbeitspaket des BONUS-Projektes „PROMISE“, in dem deutsche, finnische und schwedische Forscher auf dem Gebiet des Phosphorrecyclings zusammen arbeiten. Die Fördermittel des kürzlich gestarteten Projektes in Höhe von 486.000 Euro werden zu gleichen Teilen vom Bundesforschungsministerium (BMBF) über den Projektträger Jülich und durch das 7. Forschungsrahmenprogramm (RP7) der EU-Kommission getragen http://www.bonusportal.org/about_bonus

In dem vom JKI koordinierten Arbeitspaket geht es um die Herstellung nachhaltiger Recyclingdünger aus urbanen und landwirtschaftlichen Reststoffen. Dabei sollen so genannte sekundäre Rohstoffquellen wie Gärreste, Klärschlämme und Wirtschaftsdünger auf mögliche Kontaminationen mit ausgewählten Antibiotika, pathogenen Mikroorganismen und Schwermetallen untersucht werden. Zudem wird ermittelt, welchen Einfluss verschiedene Verarbeitungsprozesse auf die Kontaminanten haben.

Information zum Promise-Projekt:
In dem Projekt sollen flächenspezifische, nachhaltige Dünge-Strategien für den Ostseeraum entwickelt werden, mit dem Ziel, den Eintrag schädlicher Stoffe mit der Düngung zu reduzieren. Hierbei werden verschiedene Aspekte berücksichtigt, die die nachhaltige und effiziente Herstellung von Phosphatdüngern durch Phosphorrecycling voraussetzen. Darüber hinaus soll die Entwicklung innovativer Technologien im Bereich des Phosphorrecyclings gefördert werden. Dazu ist die vergleichende Beurteilung bereits bestehender Konzepte zur P-Rückgewinnung aus verschiedenen Stoffströmen nötig. Das Auftakttreffen hat Ende April 2014 im finnischen Jokioinen stattgefunden.http://www.bonusportal.org/bonus_projects/innovation_projects/promise

Ihre Ansprechpartnerinnen:
Dr. Elke Bloem
Telefon: +49 531 596 2200
E-Mail: elke.bloem@jki.bund.de

Dr. Judith Schick
Telefon: +49 531 596 2108
E-Mail: judith.schick@jki.bund.de

Weitere Informationen:
http://www.bonusportal.org/bonus_projects/innovation_projects/promise – PROMISE-Projekt
http://www.bonusportal.org – zu BONUS

Quelle: idw

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Instrumente für die Planung von Bioenergieprojekten in Kommunen

Dipl.-Chem. Iris Kumpmann Abteilung Public Relations
Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT

Im Rahmen der Energiewende wird verbreitet über die Themen Strom und Wärme sowie deren Herkunft diskutiert. Um die Umsetzung von Bioenergieprojekten auf kommunaler Ebene zu vereinfachen, bedarf es innovativer Planungsinstrumente. Denn nur wenn die Planung auf allen Ebenen reibungslos funktioniert, kann die Energiewende ganzheitlich erfolgreich durchgeführt werden. Mit der nachhaltigen Integration von Bioenergiesystemen beschäftigt sich das Projekt »KomInteg«, an dem Fraunhofer UMSICHT beteiligt ist. Am 4. Juli 2014 findet hierzu in Frankfurt am Main der dritte Projektworkshop unter dem Thema »Kommunale Planungsinstrumente für Bioenergieprojekte« statt.

Im Rahmen von KomInteg wird insbesondere die oftmals nicht hinreichende Ausschöpfung bekannter Nutzungspotenziale von Stoff- und Energieströmen untersucht. Immer im Fokus: die nationalen Klimaschutzziele, zu denen unter anderem die verstärkte Reststoffnutzung und effiziente Nutzung der vorhandenen Biomasse z. B. durch Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) zählen. Wie lassen sich diese Ziele auf die kommunale Planungsebene übertragen, und welche Handlungsmöglichkeiten sind kommunal bereits vertreten beziehungsweise sollten es sein? KomInteg soll Kommunen Handlungsempfehlungen für neue Bioenergieprojekte geben, die zur Installation neuer Biomassenutzungssysteme wie beispielsweise Wärmenetze beitragen und gleichzeitig die nationalen Klimaschutzziele adressieren. Die Endergebnisse des Projekts werden am 10. Oktober 2014 im Rahmen des 14. BBE Fachkongress für Holzenergie in Augsburg präsentiert.

Individuelle Bewertung: Welche Technologien eignen sich?
Fraunhofer UMSICHT hat eine Technologiedatenbank entwickelt, die die verschiedenen technischen Ansätze zur Wärme- und Stromerzeugung erfasst. Ziel ist, Wechselwirkungen zwischen den einzelnen eingesetzten Technologien und deren Umfeld aufzuzeigen. Zu den Wechselwirkungen zählen etwa die Transportlogistik samt deren Umweltauswirkungen in der Erntezeit oder ökologische Probleme durch Monokulturen.

Bestehende und zukünftig vorhandene Technologien werden zusammengetragen und nach Anwendungskriterien wie z. B. technischer und wirtschaftlicher Marktverfügbarkeit bewertet. Somit können die für Kommunen relevanten Technologien für eine nachhaltige Energieversorgung identifiziert werden.

Das Team von Fraunhofer UMSICHT baut die Technologiedatenbank aktuell weiter aus: Es ist eine Anwendung vorgesehen, bei der die Technologieempfehlung auf Grundlage von individuell eingegebenen Daten genau auf die jeweilige Kommune zugeschnitten ist. Als Grundlage dienen unter anderem vorhandene Mengen an Biomasse wie Mais oder Holz, Einwohnerzahl, Ackerfläche und Viehbestand. Diese Grundlagen werden durch den Projektpartner IZES gGmbH Institut für ZukunftsEnergieSysteme erarbeitet. So können zum einen Empfehlungen zu spezifischen geeigneten Bioenergiesystemen geliefert werden, zum anderen weiterführende Informationen zu Wechselwirkungen, aber auch rechtlichen Rahmenbedingungen.

Workshop: »Kommunale Planungsinstrumente für Bioenergieprojekte«
Das KomInteg-Team, bestehend aus dem IZES, dem Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie und Fraunhofer UMSICHT, hat seit Projektbeginn Oktober 2012 bereits zwei Expertenworkshops zu den Themen »Biomasse im Wärmemarkt der Zukunft« und »Rechtliche Rahmenbedingungen Bioenergienutzung« durchgeführt. Am 4. Juli 2014 werden in Frankfurt am Main im Rahmen eines dritten Expertenworkshops Planungsinstrumente zur Umsetzung von Bioenergieprojekten zur Energiegewinnung diskutiert, die insbesondere auf kommunaler Ebene eingesetzt werden können. Zunächst soll eine gemeinsame Wissensbasis rund um Planungsinstrumente- und Möglichkeiten gebildet werden, um dann die vielfältigen informellen und formellen Möglichkeiten mit verschiedenen Vertretern entlang der Wertschöpfungskette der Bioenergie zu besprechen. Der Workshop richtet sich an kommunale Vertreter, Beratungsstellen, Projektplaner und Dienstleister aus dem Bereich Bioenergie.

»KomInteg – Nachhaltige Integration von Bioenergiesystemen im Kontext einer kommunalen Entscheidungsfindung« wird gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi).

Weitere Informationen:

http://www.umsicht.fraunhofer.de/de/presse-medien/2014/140603-kominteg/_jcr_cont…

Quelle: idw

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Wissenschaftler veröffentlichen Prognose des WM-Turniers auf Basis der Marktwerte der Spieler

Carsten Wette Stabsstelle für Presse und Kommunikation
Freie Universität Berlin

Im Finale der Fußball-Weltmeisterschaft am 13. Juli treffen einer Prognose von Wissenschaftlern der Freien Universität Berlin, der Universität Göttingen und des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung zufolge mit großer Wahrscheinlichkeit die Mannschaften Spaniens und Deutschlands aufeinander. Der Soziologe Prof. Dr. Jürgen Gerhards von der Freien Universität, der Sportwissenschaftler Prof. Dr. Michael Mutz von der Universität Göttingen und der Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Gert G. Wagner von der TU und dem DIW summierten für jede Mannschaft den Marktwert der Einzelspieler und legten diese Werte allen Gruppen- und Entscheidungsspielen zugrunde.

Spanien mit 631 Millionen Euro Marktwert und Deutschland mit 562 Millionen haben das größte Potenzial, das Endspiel zu erreichen. Nach der Marktwert-Prognose ist die Chance für das DFB-Team, den Titel zu gewinnen, so groß wie schon lange nicht mehr.

In der Gruppe A setzen sich demnach Gastgeber Brasilien (468 Mio.. Euro) und Kroatien (193 Mio. Euro) durch, in der Gruppe B neben Spanien die Niederlande (208 Mio. Euro). Die Gruppe C entsendet Kolumbien (190 Mio. Euro) und die Elfenbeinküste (122 Mio. Euro) ins Achtelfinale. In der Gruppe D ziehen der Prognose zufolge England (334 Mio. Euro) und Italien (323 Mio. Euro) ein. Die Gruppe E dominieren Frankreich (412 Mio. Euro) und die Schweiz (178 Mio. Euro), in Gruppe F haben Argentinien (392 Mio. Euro) und Bosnien-Herzegowina (114 Mio. Euro) die Nase vorn. In der Gruppe G zieht der Einschätzung zufolge neben Deutschland Portugal (297 Mio. Euro) in die nächste Runde ein. Aus Gruppe H bestreiten Belgien (349 Mio. Euro) und Russland (184 Mio. Euro) das Achtelfinale. Jeweils ins Viertel-, Halb- und Finale kommen die Teams, deren Marktwert höher ist als der des Gegners.

Nach der Gruppenphase, in der die Marktwert-Unterschiede der Teams sehr groß sind, steht den Fans ein stärker ausgeglichenes und damit spannungsreicheres Turnier bevor – ähnlich wie im Jahr 2006. Zwar ist Spanien mit einem Mannschaftswert von 631 Mio. Euro immer noch das Team, das den höchsten Marktwert auf die Waage bringt, Brasilien (468 Mio.), Frankreich (412 Mio.), Argentinien (392 Mio.) und vor allem Deutschland (562 Mio.) haben aber im Vergleich zur letzten Weltmeisterschaft deutlich aufgeschlossen. Diese fünf Mannschaften sind die Favoriten des Turniers.

Nach der Marktwert-Methode erreicht allerdings Frankreich nicht das Halbfinale. Würde sich ab dem Achtelfinale in jeder Begegnung immer die Mannschaft mit dem höheren Marktwert durchsetzen, stünden sich im Halbfinale einerseits Brasilien und Deutschland, andererseits Spanien und Argentinien gegenüber.

Mithilfe der Marktwerte konnten die Wissenschaftler bereits vier Mal den Titelgewinner bedeutender Fußballturniere korrekt vorhersagen. Das Prinzip der Methode ist einfach. Seit dem Wegfall restriktiver „Ausländerklauseln“ ist ein globaler Spielermarkt entstanden, und Fußballspieler sind zu einer weltweit gehandelten „Ware“ geworden. Die Spieler stehen heutzutage mehr denn je unter Dauerbeobachtung von Spielervermittlern, Sportmanagern, Trainern und zahlreichen echten und selbsternannten Experten, die das Leistungsvermögen der Spieler kontinuierlich bewerten. Diese Leistungseinschätzungen finden ihren Ausdruck im Transferwert des Spielers auf dem Spielermarkt: Der Preis des Spielers spiegelt seine Leistungen wider.

„Ebenso wie der Marktwert ein Spiegelbild für die sportliche Leistungsfähigkeit eines einzelnen Fußballers ist, lässt sich auch die Leistungsstärke einer gesamten Mannschaft an ihrem Marktwert ablesen“, erklärte Prof. Dr. Gert G. Wagner. Der Marktwert der Mannschaft ergibt sich dabei aus der Summe der Marktwerte aller Einzelspieler. „Dieser äußerst einfache Indikator, gegen den jeder Fußballfan zig Einwände im Detail vorbringen kann, hat eine verblüffend große prognostische Kraft: Die Mannschaft mit dem teuersten Spielerkader ist auch die spielstärkste Mannschaft im Turnier und wird deshalb mit der höchsten Wahrscheinlichkeit das Turnier gewinnen“, sagte Prof. Dr. Jürgen Gerhards. Seit der Weltmeisterschaft 2006 konnte mit dieser Methode der Ausgang aller großen Fußball-Turniere gut vorhergesagt werden. „Auch für den europäischen Vereinsfußball konnten wir zeigen, dass der Ausgang der Meisterschaft in den Fußballligen sehr gut über den Marktwert der Teams vorhersagbar ist“, konstatierte Prof. Dr. Michael Mutz. Schließlich habe sich die Marktwert-Methode auch bei der Qualifikation zur Weltmeisterschaft 2014 sehr gut bewährt.

Weitere Informationen
Prof. Dr. Jürgen Gerhards, Freie Universität Berlin, Telefon: 030 / 838-57653, E-Mail: j.gerhards@fu-berlin.de

Prof. Dr. Michael Mutz, Universität Göttingen, Telefon: 0551 / 395682, E-Mail: michael.mutz@sport.uni-goettingen.de

Gert G. Wagner, Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin), Telefon: 030 / 89789249, E-Mail: gwagner@diw.de

Weitere Informationen:
Studie in der Zeitschrift für Soziologie
http://www.zfs-online.org/index.php/zfs/article/view/3170/2707
Die Graphik zum Download
http://www.fu-berlin.de/presse/informationen/fup/2014/fup_14_211-wm-prognose-ger…

Quelle: idw

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Fließendes Wasser energetisiert Mineralien

Stephan Imhof Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für Polymerforschung

Die elektrische Ladung mineralischer Oberflächen verändert sich in fließendem Wasser – die Erkenntnis ist auch für das Verständnis geologischer Prozesse relevant.
Ein Team des Mainzer Max-Planck-Instituts für Polymerforschung und der belgischen Universität Namur hat jetzt mit einem ausgeklügelten spektroskopischen Verfahren herausgefunden, dass sich die elektrische Ladung von mineralischen Oberflächen unter einer Wasserströmung entscheidend verändert, weil sich dabei manche Ionen bevorzugt aus dem Material lösen.

Mainz/Namur. In der Chemie kommt es oft auf die Oberfläche an – zumindest immer dann, wenn es um Reaktionen an festen Materialien geht. Dass sich die Ladung mineralischer Oberflächen in fließendem Wasser verändert, ist ein bisher unbekannter Faktor, der die Eigenschaften von Oberflächen und somit ihr chemisches Verhalten beeinflusst – und zwar geradezu allgegenwärtig: Wenn Regentropfen eine Fensterscheibe herunter rinnen, wenn Bäche und Flüsse ihr Bett auswaschen, wenn Fels erodiert oder wenn gelöste Reaktionspartner an einem festen Katalysator zusammenkommen.

Noch lässt sich die Bedeutung der neuen Erkenntnisse zwar nicht genau abschätzen. Möglicherweise aber ist sie gewaltig: So besteht der größte Teil der Landoberfläche aus Mineralien, deren Oberflächen beständig oder zumindest immer wieder von fließendem Wasser, seien es Flüsse, Bäche oder Niederschläge überspült werden. Da sich die Reaktivität von Mineralien in fließendem Wasser mit der Ladung ihrer Oberfläche ändert und sie sich zudem – je nach Oberfläche – schneller oder langsamer auflösen, könnten die Befunde des Teams um die Max-Planck-Forscher für die Bodenerosion und die Gesteinsverwitterung relevant sein. Die Verwitterung von Gestein spielt wiederum eine Rolle in der langfristigen Entwicklung des Kohlendioxidgehalts in der Atmosphäre, weil dabei Kohlendioxid gebunden wird.

Die Oberflächenladung könnte bei Erosion und Verwitterung relevant sein
„Aufgrund unserer Erkenntnisse zu elementaren Lösungsvorgängen von Mineralien wird es nötig, etablierte geologische Theorien zu überprüfen und zu erforschen, welche Auswirkung die Änderung der Oberflächenladung auf Prozesse wie etwa Erosion und Verwitterung hat“, erklärt Mischa Bonn, Direktor am Max-Planck-Institut für Polymerforschung. Denn viele Modelle der Gesteinsverwitterung beruhen oft auf experimentellen Untersuchungen in nicht bewegtem Wasser.

Mischa Bonn und sein Team ließen unterschiedlich saures und basisches Wasser zum einen über Kalziumdifluorid strömen. Dabei lösen sich bevorzugt negativ geladene Fluoridionen von der Oberfläche, während die positiven Kalziumionen dort verbleiben. Welche Ladung die Oberfläche dabei annimmt, hängt davon ab, ob diese in unbewegtem Wasser eine positive oder negative Ladung trägt und wie hoch diese ist. Denn wie Wissenschaftler bereits lange wissen, lädt sich eine mineralische Oberfläche auch auf, wenn sie von unbewegtem Wasser benetzt wird, weil sich dabei manche Ionen besser lösen als andere. Die Ladung hängt davon ab, ob das Wasser sauer oder basisch ist. Wenn die Forscher ihr Experiment mit Kalziumdifluorid in leicht basischem Wasser begannen, in dem die Oberfläche nur leicht negativ geladen ist, konnten sie die Oberfläche durch den Wasserstrom umpolen.

Zum anderen untersuchte das Forscherteam Siliziumdioxid, den Hauptbestandteil von Quarzglas, unter fließendem Wasser. In neutralem und basischem Wasser ist dessen Oberfläche negativ geladen. Bewegt sich das Wasser jedoch, verringert sich die negative Ladung, weil sich negativ geladene Ionen der Kieselsäure lösen. In neutralem Wasser entlädt sich die Oberfläche dabei besonders stark. Strömt saures Wasser über das Mineral, lösen sich ebenfalls Kieselsäure-Moleküle, allerdings ungeladene. So verändert sich die Ladung der Oberfläche nicht.

Geordnete Wassermoleküle als Indikatoren für die Oberflächenladung
Möglich wurde die Studie erst, weil Mischa Bonn und sein Team über ein probates Mittel verfügen, um die Ladung der Oberfläche unter Wasser zu untersuchen: Die Summenfrequenz-Spektroskopie. Dabei strahlen die Forscher zwei Laserpulse unterschiedlicher Farbe auf die Grenzfläche zwischen Wasser und Mineral. Die überlagerten Laserstrahlen wechselwirken mit den Wassermolekülen an der Oberfläche besonders stark, wenn sich diese dort akkurat anordnen und nicht so wild durcheinander wirbeln wie im flüssigen Wasser üblich. Genau das ist bei geladenen Oberflächen der Fall. Denn Wassermoleküle besitzen ein negatives und ein positives Ende und richten sich nach dem Prinzip von Anziehung und Abstoßung immer an der benachbarten Ladung aus. Treffen die überlagerten Laserpulse an der Oberfläche auf die geordneten Moleküle, erzeugen sie ein charakteristisches Signal. Das ist umso stärker, je mehr Moleküle an der Oberfläche zur Ordnung gerufen werden und mithin, wie stark geladen die Oberfläche ist.

„Unsere Methode gibt dabei auch Aufschluss über die Ordnung, die durch die elektrische Ladung verursacht wird“, sagt Mischa Bonn. „Daher können wir die Ladung direkt ‚vor Ort‘ bestimmen und gut interpretieren, was an der Oberfläche geschieht. Genau daran haperte es bei anderen Experimenten, bei denen die Ladung eben nicht direkt an der Mineraloberfläche gemessen werden kann“.

Jetzt aber hat er mit seinem Team die elektrische Spur entdeckt, die fließendes Wasser fast überall auf der Welt hinterlässt. Und weil sich mit der Oberfläche eines Minerals auch das fließende Wasser auflädt, handelt es sich bei jedem Fluss um einen Strom im doppelten Wortsinn.

Max-Planck-Institut für Polymerforschung
Das 1984 gegründete Max-Planck-Institut für Polymerforschung (MPI-P) zählt zu den international führenden Forschungszentren auf dem Gebiet der Polymerwissenschaft. Durch die Fokussierung auf so genannte weiche Materie und makromolekulare Materialien ist das Max-Planck-Institut für Polymerforschung mit seiner Forschungsausrichtung weltweit einzigartig. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem In- und Ausland arbeiten im Rahmen der Grundlagenforschung an der Herstellung und Charakterisierung von Polymeren und der Untersuchung ihrer physikalischen und chemischen Eigenschaften. Anfang 2014 sind insgesamt 518 Personen am MPI-P beschäftigt: Die Belegschaft setzte sich aus 121 Wissenschaftlern, 147 Doktoranden und Diplomanden, 76 Stipendiaten und 174 technischen und Verwaltungsangestellten sowie Hilfskräften zusammen.

Weitere Informationen:
http://www.mpip-mainz.mpg.de/news/energetisierte_minerale – die vollständige Pressemeldung und zusätzlichen Informationen
http://sciencemag.org/content/344/6188/1138.full#F1 – die Fachpublikation bei Science

Quelle: idw

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Mit beiden Augen liest man besser

Dr. Dietmar Gude Transfer- und Pressereferat
Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund

Leibniz-Institut für Arbeitsforschung findet Zusammenhang zwischen beidäugigem Sehen und effizienter Textverarbeitung

>> Claudia hat eigentlich einen recht angenehmen Bürojob, bei dem sie überwiegend mit der Bearbeitung von Texten am Bildschirm beschäftigt ist. Trotzdem ist sie mental sehr erschöpft, wenn sie von der Arbeit nach Hause kommt. Ihr Arbeitsplatz wurde bereits von Fachleuten unter ergonomischen Gesichtspunkten optimiert, aber ohne durchschlagenden Erfolg. Am Leibniz-Institut für Arbeitsforschung wurden nun mit Methoden aus der Grundlagenforschung die Augenbewegungen beim Lesen eingehend untersucht. Dabei wurde festgestellt, dass das reibungslose Zusammenspiel der beiden Augen von zentraler Bedeutung ist, sowohl bei den elementaren Prozessen der Wahrnehmung also auch bei den darauf aufbauenden Prozessen der effizienten Textverarbeitung. <<

Der Computer ist heutzutage für viele Beschäftigte das wichtigste Arbeitsmittel. Und für diese Beschäftigten ist dann das Lesen die hauptsächliche Arbeitsaufgabe. Umso erstaunlicher ist es, dass diese Tätigkeit in der arbeitswissenschaftlichen Forschung bislang vergleichsweise wenig Beachtung findet. Zumeist beschränkt man sich auf das Naheliegende, insbesondere die Optimierung der Wahrnehmungsbedingungen durch Faktoren wie Schriftgröße oder Beleuchtung. Dabei geht man davon aus, dass die Prozesse beim Lesen quasi automatisch ablaufen und sich deshalb eine eingehendere Analyse erübrigt.

Am Leibniz-Institut für Arbeitsforschung (IfADo) hat – im Unterschied zu einem solchen pragmatisch-anwendungsorientierten Ansatz – die Grundlagenforschung einen besonderen Stellenwert. Dem liegt die Annahme zugrunde, dass substantielle Fortschritte häufig nur durch die Adaptation von innovativen Untersuchungsmethoden aus diesem Bereich erzielt werden können. Vor diesem Hintergrund begann die Forschungsgruppe „Individuelle Sehleistungen“ am IfADo, sich eingehender mit dem Lesen am Bildschirm zu beschäftigen. Stephanie Jainta baute eine Kooperation mit den Leseforscher/innen an der britischen Universität Southampton auf, die über eine spezielle technische Ausstattung verfügen. Damit können sie in ihrem Labor mit besonderer Präzision die Augenbewegungen aufzeichnen, die die Probanden während des Lesens ausführen. Im Rahmen der Kooperation wurde anhand dieser Augenbewegungen untersucht, welche Vorteile das beidäugige Lesen im Vergleich zum Lesen mit einem Auge hat. Die Ergebnisse dieses Experiments wurden nun in der weltweit sehr beachteten Zeitschrift Current Biology publiziert.

Bislang ging man davon aus, dass ein Vorteil des beidäugigen Lesens lediglich bei der Wahrnehmung als einer frühen Phase der menschlichen Informationsverarbeitung besteht, da ein und dasselbe Signal zweifach aufgenommen wird. Jainta und ihre britischen Kolleg/innen konnten jedoch zeigen, dass sich dieser Vorteil auf späteren Ebenen der Informationsverarbeitung fortsetzt, die für das Textverständnis wichtig sind. Denn der Vorteil zeigte sich insbesondere bei häufig vorkommenden Wörtern. Im Vergleich dazu wurden seltene Wörter grundsätzlich langsamer verarbeitet, so dass die verschiedenen Sehbedingungen keinen Einfluss auf die Lesegeschwindigkeit hatten.

Diese Ergebnisse verdeutlichen, dass ein eingehenderes Verständnis der menschlichen Informationsverarbeitung häufig nur durch den Einsatz von neuen und aufwändigen Untersuchungsmethoden aus der Grundlagenforschung erzielt werden kann. Die Verknüpfung mit Fragestellungen aus der Anwendung ist deshalb ein charakteristisches Merkmal der Arbeit am IfADo.

Ansprechpartnerin:
Dr. Stephanie Jainta
Telefon: +49 231 1084-272
E-Mail: jainta@ifado.de

Das IfADo – Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund erforscht die Potenziale und Risiken moderner Arbeit auf lebens- und verhaltenswissenschaftlicher Grundlage. Aus den Ergebnissen werden Prinzipien der leistungs- und gesundheitsförderlichen Gestaltung der Arbeitswelt abgeleitet. Das IfADo hat mehr als 230 Mitarbeiter/innen aus naturwissenschaftlichen und technischen Disziplinen. Das Institut ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Diese Wissenschaftsorganisation umfasst 89 Einrichtungen, die rund 17.200 Menschen beschäftigen, bei einem Jahresetat von 1,5 Milliarden Euro.

Quelle: idw

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Medikamenten-Entsorgung: Verbraucherwissen mangelhaft

Dr. Nicola Schuldt-Baumgart Wissenskommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung

Arzneimittelrückstände im Wasser sind ein weltweites Umweltproblem. Auch in Deutschland werden mehr als 150 verschiedene Wirkstoffe in nahezu allen Gewässern nachgewiesen, bis hin zum Grund- und Trinkwasser. Die Spurenstoffe aus Schmerzmitteln, Antibiotika, blutdrucksenkenden Mitteln oder Psychopharmaka stammen meist aus häuslichen Abwässern – doch viele Verbraucher wissen gar nicht, dass sie die Verursacher sind. Eine repräsentative Befragung des ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung hat große Wissenslücken im Umgang mit Arzneimitteln ausgemacht.

Es ist ein unerwünschter Nebeneffekt beim Gebrauch von Medikamenten: Der Wirkstoff wird nicht vollständig vom Körper abgebaut und über den Urin direkt oder als Abbauprodukt wieder ausgeschieden. Über das Abwasser fließen die Arzneimittelwirkstoffe in die Kläranlagen, wo die Vielzahl an chemischen Verbindungen nicht vollständig entfernt werden kann. Mit dem Ablauf aus den Kläranlagen in die Flüsse und Seen finden die Rückstände so wieder zurück in die Umwelt und den Wasserkreislauf. „Knapp der Hälfte der 2000 vom ISOE befragten Deutschen ist überhaupt nicht bekannt, dass allein schon durch die Einnahme von Medikamenten Spurenstoffe in den Wasserkreislauf gelangen“, sagt ISOE-Forscher Konrad Götz. „Erstaunt haben uns bei der Befragung aber vor allem die großen Wissenslücken bei der richtigen Entsorgung von flüssigen Medikamentenresten.“

Wissenslücke Arzneimittelrückstände – Risiken für die Umwelt
47 Prozent der Deutschen entsorgen flüssige Medikamentenreste falsch, nämlich über die Spüle oder die Toilette. „Damit hat sich die Wissenslücke bestätigt, die wir bei einer ähnlichen Befragung 2007 festgestellt haben“, sagt Konrad Götz. Laut einer Medienanalyse des ISOE werde der richtige Umgang mit Spurenstoffen zwar häufig thematisiert, beim Verbraucher komme das aber seit Jahren nicht richtig an. „Nur 15 Prozent der VerbraucherInnen entsorgen ihre Medikamente richtig, das heißt – entsprechend der von der Bundesregierung empfohlenen Praxis – über den Restmüll“, sagt Konrad Götz. Der Restmüll wird heute nicht mehr auf Deponien gelagert, sondern verbrannt. Dadurch ist die vollständige Zerstörung der Wirkstoffe gewährleistet. „Die Entsorgung über den Hausmüll ist deshalb derzeit zwar der umweltfreundlichste Weg – weil viele Verbraucher das nicht wissen, ist es aber genaugenommen nur der zweitbeste“, folgert Götz. „Am verbraucherfreundlichsten wäre es, zur alten Praxis zurückzukehren.“ Bis 2009 konnten Medikamente in den Apotheken zurückgegeben werden, wo sie professionell entsorgt wurden.

Patienten wünschen sich umweltfreundliche Alternativen
Denn wenn die Wirkstoffe in den Wasserkreislauf gelangen, können sie Tier- und Pflanzenwelt gefährlich werden: Hormonreste der „Pille“ haben nachweislich zur Verweiblichung männlicher Fische beigetragen. Auch sind Nierenschäden bei Fischen durch das schmerzstillende Mittel Diclofenac beobachtet worden sowie Verhaltensänderungen durch Psychopharmaka. „Um mögliche Gefahren für die Umwelt zu verhindern, muss endlich eine wirksame Informationskampagne zur Entsorgung durchgeführt werden“, ist sich ISOE-Forscher Götz sicher. Wichtig sei aber auch, dass sich Ärzte über die Problematik von Medikamentenresten im Wasser und über umweltfreundliche Medikamentenalternativen informieren. Vonseiten der Patienten sei die Bereitschaft da: Fast 90 Prozent der Befragten wünschen sich von ihrem Arzt – bei gleicher Wirksamkeit – umweltfreundliche Alternativangebote.

Die Repräsentativbefragung zur Medikamenten-Entsorgung wurde im Projekt „TransRisk – Charakterisierung, Kommunikation und Minimierung von Risiken durch neue Schadstoffe und Krankheitserreger im Wasserkreislauf“ durchgeführt. TransRisk wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) innerhalb des BMBF-Schwerpunktes „Risikomanagement von neuen Schadstoffen und Krankheitserregern im Wasserkreislauf“ (RiSKWa) gefördert. Die Projektleitung liegt bei Prof. Thomas Ternes, Bundesanstalt für Gewässerkunde, Koblenz.

ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung, Frankfurt am Main
Das ISOE gehört zu den führenden unabhängigen Instituten der Nachhaltigkeitsforschung. Seit 25 Jahren entwickelt das Institut wissenschaftliche Grundlagen und zukunftsfähige Konzepte für Politik, Zivilgesellschaft und Wirtschaft – regional, national und international. Zu den Forschungsthemen gehören Wasser, Energie, Klimaschutz, Mobilität, Urbane Räume, Biodiversität sowie Bevölkerungsentwicklung und Versorgung.

Ansprechpartner:
Dr. Konrad Götz
ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung
Tel. +49 69 707 69 19-21
goetz@isoe.de

Melanie Neugart (Pressekontakt)
Tel. +49 69 707 69 19-51
neugart@isoe.de

Neues vom ISOE unter https://twitter.com/isoewikom
ISOE-Newsletter: http://www.isoe.de/presse-aktuelles/newsletter/

Weitere Informationen:
http://www.isoe.de/projekte/aktuelle-projekte/wasserinfrastruktur-und-risikoanalysen/transrisk/

Anhang

Medikamenten-Entsorgung: Verbraucherwissen mangelhaft
http://idw-online.de/de/attachment36270

Quelle: idw

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Überraschend unpopulär – Fallstudie zur Akzeptanz einer einmaligen Besteuerung hoher Vermögen

Christian Wißler Mediendienst Forschung
Universität Bayreuth

Angesichts hoher Staatsschulden in den westlichen Industrieländern mehren sich die Stimmen, die einmalige Steuern auf hohe Vermögen fordern. Dadurch könnten der Schuldenabbau beschleunigt und neue öffentliche Investitionen ermöglicht werden. Aber ist eine solche Maßnahme volkswirtschaftlich zweckmäßig? Stößt sie auf gesellschaftliche Akzeptanz? Mit diesen Fragen befassen sich die Bayreuther Ökonomen Prof. Dr. David Stadelmann und Dr. Simon Loretz in einer kürzlich veröffentlichten Fallstudie. Sie greifen darin auf ein historisch weit zurückliegendes, aber spektakuläres Beispiel zurück, das – wie sie in ihrer Untersuchung zeigen – in heutigen politischen Diskussionen Beachtung verdient.

Klare Ablehnung einer einmaligen Vermögensabgabe in der Schweiz
Am 3. Dezember 1922 fand in der Schweiz, die sich nach dem Ersten Weltkrieg in einer wirtschaftlichen Krise befand, eine Volksabstimmung über eine einmalige Besteuerung hoher Vermögen statt. Es ging um die Frage, ob Vermögen ab einer Höhe von 80.000 Franken – was einem heutigen Wert von rund 1,7 Millionen Euro entspricht – progressiv besteuert werden sollten. Vorgesehen war eine einmalige Mindestabgabe von 6 Prozent, Vermögen von über 32,7 Millionen Franken sollten einmalig mit 60 Prozent besteuert werden. Die Maßnahme sollte helfen, den Staatshaushalt zu konsolidieren, und hätte insgesamt nur etwa 0,6 Prozent der Schweizer Bevölkerung betroffen. Umso überraschender war das Ergebnis der Volksabstimmung: Der Vorschlag wurde mit 87 Prozent Nein-Stimmen abgelehnt. Dabei war die Wahlbeteiligung mit 86,3 Prozent die höchste, die jemals in der Schweiz beobachtet wurde. „Uns ist historisch und aus verschiedenen Ländern kein anderer Fall bekannt, in dem eine einmalige Vermögensabgabe auf eine so klare gesellschaftliche Ablehnung stieß“, erklärt Prof. Stadelmann, Professor für Entwicklungsökonomik an der Universität Bayreuth.

Das Abstimmungsverhalten in der Schweiz war durchaus unterschiedlich: In städtischen Milieus und in Kantonen mit einer starken gewerblichen Wirtschaft gab es überdurchschnittlich viele Ja-Stimmen, was die Autoren mit dem höheren Arbeiteranteil in diesen Regionen erklären. In katholisch geprägten Kantonen mit zahlreichen landwirtschaftlichen Grundbesitzern war die Ablehnung besonders stark. In allen Kantonen aber lag die Zustimmung weit unter 50 Prozent. „Volksabstimmungen sind in einem demokratischen Rechtsstaat wie der Schweiz ein Test für gesellschaftliche Akzeptanz. Es kommt auch heute nicht selten vor, dass politische Forderungen auf diesem Weg den Anschein der Popularität verlieren“, meint Prof. Stadelmann und erinnert daran, dass erst vor kurzem ein Volksbegehren zur Einführung eines hohen Mindestlohns in der Schweiz gescheitert ist.

Ökonomische und sozialpolitische Sachargumente
Was waren 1922 die Gründe für die breite Ablehnung der Vermögensabgabe? Die Autoren der Studie verweisen zunächst einmal auf die gegnerische Plakat-Kampagne, die das Meinungsbild innerhalb der Bevölkerung vermutlich beeinflusst hat. Die Plakate ließen die Abgabe als eine drückende Last für Unternehmer und ihre Industriebetriebe erscheinen und betonten ihren Enteignungscharakter. Zudem zielten sie darauf ab, die behauptete Einmaligkeit der Abgabe als unglaubwürdig hinzustellen. Unabhängig von den Appellen, die hauptsächlich auf Ängste in der Bevölkerung zielten, gab es aber – wie die Bayreuther Ökonomen betonen – eine Reihe von Sachargumenten, die eine Ablehnung miterklären können:

• Eine hohe Steuer, die ausschließlich eine sehr kleine Minderheit trifft, verletzt den Grundsatz, dass Steuern und Abgaben möglichst alle Bürgerinnen und Bürger einbeziehen sollten.

• Die Besteuerung orientiert sich ausschließlich an der Höhe der Vermögen und lässt so die Tatsache außer acht, dass hohe Vermögenswerte nicht notwendigerweise mit überdurchschnittlich hohen Einkünften einhergehen. Von der Höhe der Einkünfte aber hängt die Leistungsfähigkeit der Bürgerinnen und Bürger wesentlich ab. Insofern verstößt die Vermögensabgabe gegen das Leistungsfähigkeitsprinzip.

• Eine Sonderabgabe auf Vermögen könnte dazu führen, dass der Faktor Kapital auf eine volkswirtschaftlich schädliche Weise überbelastet wird. Es wächst das Risiko, dass Vermögen ins Ausland verlagert werden und die Sparquote im Inland sinkt.

• Wie hoch die zu zahlende Abgabe ist, hängt davon ab, wie hoch das Vermögen an einem in der Vergangenheit liegenden Stichtag war. Diese Berechnungsgrundlage aber ist problematisch, weil zwischenzeitlich eingetretene Verluste und Gewinne gleichermaßen unberücksichtigt bleiben.

Plädoyer für eine ganzheitliche Steuer- und Abgabenpolitik
„Diese Gründe hat auch der Bundesrat der Schweizerischen Eidgenossenschaft in seinem Bericht zur Volksabstimmung angeführt. Sie dürften für die Schweizer Bevölkerung mit ausschlaggebend gewesen sein“, erläutert Prof. Stadelmann und fügt hinzu: „Es sind Argumente, die bis heute aktuell geblieben sind. Wichtig ist beispielsweise, dass Vermögensabgaben – selbst wenn sie als einmalige Maßnahmen konzipiert werden – nicht isoliert von der Gesamtheit aller Steuern und Abgaben betrachtet werden dürfen. Sie müssen sich auf ökonomisch verantwortungsbewusste Weise in die bereits existierende Steuer- und Abgabenlast der Bürgerinnen und Bürger einfügen lassen. Andernfalls besteht die Gefahr, dass der Wohlstand zahlreicher Bevölkerungsgruppen langfristig beschädigt wird.“

Die Autoren der Fallstudie bestreiten nicht, dass es einige – wenngleich nur wenige – historische Fälle gibt, in denen sich eine einmalige Vermögensabgabe als ökonomisch sinnvoll erwiesen hat. Ob sie gesellschaftlich akzeptiert waren, kann nicht mehr direkt festgestellt werden. Der Lastenausgleichsfonds in Deutschland aus dem Jahr 1952 bezog sich hauptsächlich auf Immobilienvermögen und half, die Wohnungsnot infolge von Krieg und Vertreibung zu überwinden. „Dies war allerdings eine Ausnahmesituation, von der die wirtschaftlichen und sozialen Strukturen in den westlichen Industrieländern heute sehr weit entfernt sind“, so Prof. Stadelmann.

Veröffentlichung:
Simon Loretz und David Stadelmann,
Zur gesellschaftlichen Akzeptanz von einmaligen Vermögensabgaben,
IHS – Policy Brief (Institute for Advanced Studies, Wien), Nr. 6, Mai 2014

Kontakt:
Prof. Dr. David Stadelmann
Entwicklungsökonomik
Universität Bayreuth
D-95440 Bayreuth
Tel.: +49 (0) 921 – 55 60 77
E-Mail: david.stadelmann@uni-bayreuth.de

Quelle: idw

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Wird das Christkind Dauergast? – Klimawandel könnte für einen permanenten El Niño sorgen

Dr. Andreas Villwock Kommunikation und Medien
GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel

Im Moment deuten viele Vorzeichen darauf hin, dass sich in den kommenden Monaten ein El Niño Ereignis entwickeln wird. Dies könnte im Zuge der zunehmenden Erderwärmung dauerhaft der Fall sein, auch wenn Beobachtungen der letzten Jahrzehnte bisher einen gegenläufigen Trend zeigen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Vergleichsstudie, die ein internationales Forscherteam unter Leitung des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel durchgeführt hat. Die Ergebnisse sind in der internationalen Fachzeitschrift Climate Dynamics erschienen.

El Niño oder korrekter El Niño-Southern Oscillation (ENSO) ist die stärkste Klimaschwankung auf Zeitskalen von wenigen (2-7) Jahren. Den Namen erhielt das Phänomen durch peruanische Fischer, die häufig zur Weihnachtszeit (span. El Niño) eine starke Erwärmung des Ostpazifiks verbunden mit dem Ausbleiben von Fischschwärmen feststellten. Heute weiß man, dass es dabei um ein gekoppeltes Phänomen zwischen Ozean und Atmosphäre handelt, die ozeanische Komponente El Niño, charakterisiert durch die Erwärmung des Zentral und Ostpazifiks und das atmosphärische Pendant Southern Oscillation, ein Maß für den Druckunterschied über dem Pazifik und Indischem Ozean. Während eines El Niño verlagert sich das normalerweise über dem indonesischen Raum liegende Gebiet mit tiefen Luftdruck nach Osten über den Pazifik, was Überschwemmungen im Ostpazifik und Dürre im Nordaustralien zur Folge hat.

Die von den Autoren analysierten Modellstudien aus dem sogenannten CMIP (Coupled Model Intercomparison Projekt) Projekt, mit den Klimaprojektionen für die Klimazustandsberichte des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) gerechnet wurden, zeigen eine generelle Abschwächung und Ostwärtsverlagerung atmosphärischen, äquatorialen Zirkulationsmuster bis zum Jahr 2100, relativ zum mittleren Zustand der Jahre 1950-1979. Das Muster ähnelt einer schwachen, aber dauerhaften El Niño Situation.

Die Beobachtungen (ERA Interim Reanalyse 1979-2012) konnten diesen Trend allerdings bisher noch nicht bestätigen, sondern zeigen eine gegenteilige Entwicklung mit einer Westwärtsverlagerung und Verstärkung der atmosphärischen Zirkulation am Äquator. „Diesen vermeintlichen Widerspruch kann man durch interne Variabilität des Klimasystems erklären“, erläutert der Hauptautor der Studie, Dr. Tobias Bayr vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel. „Wir halten es für sehr unwahrscheinlich, dass die Modelle die Entwicklung falsch vorhersagen, da für die verwendeten Analysen mehr als 36 verschiedene Modelle mit einer Vielzahl von Modellläufen verwendet wurden“, so Bayr weiter. Mit Hilfe des für die Studie verwendeten Analyseverfahrens (Multi-model Ensemble) können sehr zuverlässig robuste Signale aus einer Vielzahl von Experimenten extrahiert werden. „Und die deutliche Mehrheit der Modelle sagt voraus, dass wir durch die Klimaerwärmung am Ende dieses Jahrhunderts einen leichten, mehr oder weniger dauerhaften El Niño Zustand bekommen werden“.

Alle Beobachtungen deuten auf eine Entwicklung eines El Niño in den kommenden Monaten hin. Ob dieser El Niño allerdings die Wende hin zu dem von den Modellen vorhergesagten Trend sein wird, steht jedoch noch in den Sternen.

Originalartikel:
Bayr, T., D. Dommenget, T. Martin, S. Power, 2014: The eastward shift of the Walker Circulation in response to global warming and its relationship to ENSO variability. Climate Dynamics, DOI 10.1007/s00382-014-2091-y

Ansprechpartner:
Dr. Tobias Bayr, tbayr@geomar.de

Weitere Informationen:
http://cmip-pcmdi.llnl.gov – Coupled Model Intercomparison Project
http://icdc.zmaw.de/era_interim.html – ERA Reanalysedaten
http://www.geomar.de – GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel

Quelle: idw

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Wie Gratis-Apps teuer werden können: Tools für mehr Sicherheit beim Smartphone-Betrieb

Dr. Julia Weiler Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

Wer auf dem Smartphone eine App installiert, räumt ihr oft ungelesen die eingeforderten Rechte ein. Und öffnet damit potenziellen Angreifern Tür und Tor zu persönlichen Daten und kostenpflichtigen Diensten. Nicht selten fordern Apps Rechte, die sie für ihre Funktion gar nicht benötigen. Ein Sicherheitsrisiko, das auf Dauer teuer werden kann, sagt Dr. Christopher Wolf vom Horst Görtz Institut für IT-Sicherheit der Ruhr-Universität Bochum (RUB). Mit seinem Team entwickelt er Tools für mehr Sicherheit beim Smartphone-Betrieb.

Viele Apps fordern Rechte, die sie für ihre Funktion nicht benötigen
Die Emmy Noether-Gruppe für Langzeitsicherheit an der RUB programmierte eine Anwendung – „Permission Watcher“ genannt – , die alle auf einem Smartphone installierten Apps auf potenzielle Sicherheitsrisiken checkt. Generell problematisch ist es etwa, wenn eine App kostenpflichtige Dienste aktivieren, zum Beispiel 0190er-Nummern anrufen kann. Auch Zugriff auf das Adressbuch oder den genauen Standort benötigen die wenigsten Apps für ihre Funktion. „Aber eine Taschenlampen-App, die sich über Werbung finanziert und den genauen Standort des Nutzers kennt, kann viel Werbung zu deutlich höheren Preisen verkaufen. Sie sagt zum Beispiel: Da vorne ist ein Restaurant, willst du da nicht hin?“, veranschaulicht Wolf. „Oder eine App erntet einfach das gesamte Adressbuch und verkauft die persönlichen Daten.“ Der „Permission Watcher“ ist kostenlos und inzwischen über 10.000-mal im „Google Play Store“ heruntergeladen worden.

Ein weiteres potenzielles Sicherheitsrisiko: Pattern-Login bei Android
Android-Nutzer können ihr Smartphone mit einem Muster sperren, das sie auf einem Drei-mal-drei-Felder-Quadrat einzeichnen. Das soll zum Beispiel bei Diebstahl den Zugriff auf das Gerät verhindern. Wolfs Team testete, welchen Schutz diese Methode bietet. Das Fazit: maximal so viel Sicherheit wie eine dreistellige PIN. „Das ist okay, aber nicht so toll“, sagt der Bochumer IT-Sicherheitsforscher. Viele Nutzer wählen ähnliche Muster, bevorzugt solche, die am Rande des Drei-mal-drei-Felder-Quadrats verlaufen und zum Beispiel eine L-Form ergeben. Hinzu kommt, dass man in der Regel auf dem Display die Fingerspuren des Nutzers sehen und somit auf das Login-Muster schließen kann. Besser wäre es laut Christopher Wolf, wenn ein Nutzer eine Reihenfolge von Symbolen berühren müsste, um sein Handy zu entsperren, etwa blaues Quadrat, rotes Rechteck, grüner Kreis.

Vollständiger „RUBIN“-Beitrag im Netz
Ein ausführlicher Bericht zu den Forschungsprojekten der Emmy Noether-Gruppe für Langzeitsicherheit inklusive Bildmaterial findet sich im Internet unter: http://rubin.rub.de/de/gratis-apps-mit-folgekosten.

Mehr Technikthemen in „RUBIN“
Die aktuelle „RUBIN-Ausgabe“ beschäftigt sich nicht nur mit den Risiken moderner Technik, sondern auch mit möglichen neuen Anwendungsfeldern. RUB-Ingenieure wollen moderne Handys etwa für einen Test auf Produktechtheit einsetzen: http://rubin.rub.de/de/leuchtende-pigmente-gegen-produktpiraterie. Eine ausgefeilte Technik steckt auch in dem Roboteranzug „HAL“, der gelähmten Menschen zu mehr Beweglichkeit verhelfen soll. Mediziner der Ruhr-Universität testen ihn am Klinikum Bergmannsheil: http://rubin.rub.de/de/hilfe-vom-roboter.

Weitere Informationen
Dr. Christopher Wolf, Lehrstuhl für Kryptologie und IT-Sicherheit, Emmy Noether-Gruppe für Langzeitsicherheit, Horst Görtz Institut für IT-Sicherheit der Ruhr-Universität, 44780 Bochum, Tel. 0234/32-23265, E-Mail: christopher.wolf@rub.de

Angeklickt
„Permission Watcher“ im Google Play Store
https://play.google.com/store/apps/details?id=de.struse.apewatch&hl=de

Quelle: idw

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Bioenergie „made in Germany“ – DBFZ-Expertise stößt in China auf breites Interesse

Paul Trainer Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Biomasseforschungszentrum

Auf einer einwöchigen Reise durch China konnte das Deutsche Biomasseforschungszentrum (DBFZ), vertreten durch den wissenschaftlichen Geschäftsführer Prof. Dr. Michael Nelles, seine bestehenden Kontakte und Netzwerke weiter ausbauen. Es zeigte sich erneut, dass deutsche Expertise und gegenseitiger Wissenstransfer im Bereich der Bioenergieforschung im Reich der Mitte auf überaus breites Interesse stößt. Vor allem Technologie „Made in Germany“ steht im Fokus der chinesischen Bioenergie-Experten.

Investitionen von umgerechnet ca. 50-60 Mio. Euro sollen allein an der renommierten China-Petroleum University (CUP) in Peking für den Bau eines Bioenergie-Technikums getätigt werden, das im Rahmen der Kooperation mit dem DBFZ bis Ende 2015 errichtet werden soll. Mit fundiertem Wissen im Bereich der energetischen Verwertung von biogenen Abfällen und Reststoffen bringen die deutschen Experten aus Rostock und Leipzig hier ihre Kenntnisse bei der Entwicklung hochmoderner Bioenergieanlagen mit ein. Im Rahmen des Antrittsbesuchs von Prof. Nelles als Gastprofessor an der CUP wurden darüber hinaus der weitere Ausbau des gegenseitigen Wissenschaftleraustauschs vereinbart sowie gemeinsame F&E-Projekte vorbereitet.

„Es ist sehr beeindruckend wie in China Zukunftsthemen angegangen werden und die China-Petroleum University (CUP) in Peking ist als Eliteuniversität mit enger Industrieanbindung ein strategisch wichtiger Partner für den konsequenten Ausbau der China-Aktivitäten des DBFZ“, so Nelles.

Wie eng die Achse Peking-Rostock-Leipzig neben dem Technologie- auch hinsichtlich des gemeinsamen Wissenstransfers ist, zeigte sich bereits am 15./16. Mai 2014 auf der „5. International Conference on Environmental Technology and Knowledge Transfer (5. ICET)“, einer seit 2006 stattfindenden Umweltkonferenz. Die Universität Rostock und das DBFZ sind hier Mitveranstalter und Prof. Nelles koordiniert diese internationale Fachtagung als wissenschaftlicher Leiter. Mit rund 150 Teilnehmern aus Wissenschaft, Wirtschaft und Verwaltung stellt die Konferenz einen festen Termin für die einschlägigen Fachleute aus der Provinz Anhui (65 Mio. Einwohner) dar. Einen inhaltlichen Schwerpunkt bildete 2014 die integrierte energetische und stoffliche Verwertung von biogenen Abfällen und Reststoffen aus den privaten Haushalten, Landwirtschaft, Industrie und Gewerbe. Wie in den Jahren zuvor wird auch 2014 ein rund 500-seitiges Fachbuch entstehen, welches von den Abfallexperten der Provinz Anhui für die tägliche Arbeit genutzt wird.

Auch auf der IEexpo Conference „Sustainable Solid Waste Management“, die am 21./22. Mai 2014 im Rahmen der größten asiatischen Umwelttechnik-Messe in Shanghai stattfand, war das DBFZ neben vielen hochkarätigen Referenten aus Asien und Europa mit einem Beitrag von Prof. Nelles zur energetischen Verwertung von biogenen Abfällen und Reststoffen vertreten.

Hintergrund
Im Rahmen der internationalen Aktivitäten ist das DBFZ bereits seit seiner Gründung im Jahr 2008 in China aktiv und hat sich dort als unabhängiger praxisorientierter wissenschaftlicher Berater von Politik, Wissenschaft und Wirtschaft einen Namen gemacht. Prof. Dr. mont. Michael Nelles wurde insbesondere für seine abfallwirtschaftlichen Kooperationsprojekte in der Provinz Anhui (65 Mio. Einwohner) bereits 2011 in Peking mit der höchsten Auszeichnung der VR China für ausländische Experten, dem „Nationalen Freundschaftspreis“ ausgezeichnet. Darüber hinaus ist er Gastprofessor an verschiedenen Universitäten in der VR China (Hefei, Peking, Shanghai und Shenyang).

Forschung für die Energie der Zukunft – DBFZ
Das Deutsche Biomasseforschungszentrum arbeitet als zentraler und unabhängiger Vordenker im Bereich der energetischen Biomassenutzung an der Frage, wie die begrenzt verfügbaren Biomasseressourcen nachhaltig und mit höchster Effizienz zum bestehenden, vor allem aber auch zu einem zukünftigen Energiesystem beitragen können. Im Rahmen der Forschungstätigkeit identifiziert, entwickelt, begleitet, evaluiert und demonstriert das DBFZ die vielversprechendsten Anwendungsfelder für Bioenergie und die besonders positiv herausragenden Beispiele gemeinsam mit Partnern aus Forschung, Wirtschaft und Öffentlichkeit.

Weitere Informationen:
https://www.dbfz.de/web/presse/pressemitteilungen-2014/bioenergie-made-in-german…

Quelle: idw

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Wer tippt bei der Fußball-WM besser?

Johannes Seiler Dezernat 8 – Hochschulkommunikation
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

Wer wird Fußball-Weltmeister in Brasilien? Darüber diskutieren im Vorfeld der WM eifrig die Fans. Ein Psychologe der Universität Bonn erforscht, ob Fußballkenner oder -laien erfolgreicher die siegreichen Mannschaften tippen. Er hat einen Fragebogen entwickelt, der von allen Interessierten im Internet aufgerufen und beantwortet werden kann. Die Daten werden selbstverständlich anonym erfasst und weiterverarbeitet.

Die Fußballweltmeisterschaft 2014 in Brasilien rückt näher: Von 12. Juni bis 13. Juli finden insgesamt 64 Spiele statt. Millionen von Zuschauern, darunter Fußballkenner und -laien, verfolgen dieses weltbewegende Sportereignis. In Tippgemeinschaften und bei professionellen Sportwetten wird eifrig über den Ausgang einzelner Spielpartien und über den Weltmeister spekuliert. Haben Fußballkenner im Vergleich zu Fußballlaien bessere Chancen, ein korrektes Ergebnis vorherzusagen? Mit dieser Frage beschäftigt sich Tobias Talanow, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Psychologie der Universität Bonn. Er hat hierzu eine Online-Umfrage gestartet, deren Beantwortung nur etwa fünf Minuten dauert. „Die Umfrage dient ausschließlich akademischen Zwecken und verfolgt kein kommerzielles Interesse“, sagt Talanow. Selbstverständlich ist die Teilnahme anonym und die erhobenen Daten werden nach den aktuellen Datenschutzrichtlinien verarbeitet.

Helfen einfache Faustregeln beim erfolgreichen Tippen?
„Obwohl Fußball und Sportwetten weltweit sehr beliebt und wirtschaftlich erfolgreich sind, hat sich die Forschung bisher nur wenig mit dieser Thematik befasst“, sagt der Psychologe. Insgesamt wisse man nur sehr wenig darüber, ob Vorhersagen von Sportexperten besser sind als von Laien. Bisher veröffentlichte Studien kämen zu keinem eindeutigen Ergebnis. Die aktuelle Umfrage soll hier Licht ins Dunkel bringen. Talanow möchte zum Beispiel prüfen, ob Sportlaien genauso gut Ergebnisse vorhersagen können wie Sportexperten, wenn sie eine simple Faustregel im Hinterkopf haben: Angeblich können auch Laien zu erfolgreichen Prognosen kommen, wenn sie anhand des Fifa-Weltranglistenplatzes das Potenzial von Nationalmannschaften abschätzen. „Ob dies so zutrifft, möchte ich mit den Daten der Umfrage beantworten“, sagt Talanow.

Charaktereigenschaften von Fußballkennern und -laien
Außerdem möchte der Psychologe anhand der Fragebögen untersuchen, welche Persönlichkeitsmerkmale erfolgreiche Tippgeber auszeichnen. „Ein kühler Kopf und wohlüberlegtes Handeln führt möglichweise zu besseren Tippergebnissen als impulsives Vorgehen, dem vorschnelle Schlussfolgerungen und Entscheidungen zugeschrieben werden“, führt Talanow aus. Mit seinem kurzen Fragebogen will er auch erforschen, welche Persönlichkeiten sich für Fußball interessieren oder welche daran kein Interesse haben.

Weitere Informationen:
https://www.soscisurvey.de/Dein_Tipp_fuer_die_WM2014/ Umfrage im Internet

Quelle: idw

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Kohle-Doping für Biogasanlagen: Mit Biokohle zu höheren Gaserträgen

Dipl.-Ing. agr. Helene Foltan Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Agrartechnik Potsdam-Bornim e.V.

Wissenschaftler am Potsdamer Leibniz-Institut für Agrartechnik konnten zeigen, dass der Einsatz von Biokohle einen effektiven Ansatz zur Erhöhung der Biogasausbeute sowie zur Stabilisierung des Biogasprozesses bietet. Die in Biogasanlagen häufig auftretende Ammonium-Hemmung kann mit Biokohle reduziert werden. Biokohle, ein Produkt der thermochemischen Behandlung von Biomasse, kann aus den Gärresten der Biogasanlage selbst hergestellt werden und zwar so, dass sich die energetische Ausbeute steigern lässt. Die Ergebnisse wurden soeben in der renommierten Fachzeitschrift „Bioresource Technology“ veröffentlicht.

Biogas ist ein wichtiges Element für den Energie-Mix der Zukunft: Es kann je nach Bedarf und Nachfrage in Strom und Wärme umgewandelt werden und nach entsprechender Aufbereitung als Biomethan ins Erdgasnetz eingespeist werden. Um die Erzeugung von Biogas weiter ausbauen und kostengünstig halten zu können, sind Lösungen gefragt, die es ermöglichen, den Wirkungsgrad der Biogasanlagen zu steigern und bisher kaum genutzte Abfälle einzusetzen. Hierzu zählen stickstoffreiche Abfälle wie Geflügelmist. Aus organischem Stickstoff entsteht bei der Vergärung Ammonium, das die Mikroflora im Fermenter empfindlich stören kann. Je höher der Ammonium-Gehalt, desto langsamer verläuft die Biogasbildung und desto geringer ist die Ausbeute. Die sogenannte Ammonium-Hemmung gehört zu den verbreitetsten Problemen bei der Biogaserzeugung.

Wissenschaftler am Leibniz-Institut für Agrartechnik in Potsdam setzen bei ihrem Lösungsansatz auf Biokohle, ein kohlenstoff- und oberflächenreiches Material, das ähnlich der Holzkohle bei der Verschwelung von Biomasse entsteht und aus Gärresten der Biogasanlage selbst hergestellt werden kann. Aufgrund ihrer hohen biologischen Stabilität und großen Aufnahmefähigkeit für Wasser und Nährstoffe wird Biokohle insbesondere als Hilfsstoff zur Verbesserung von wenig fruchtbaren Böden und zur dauerhaften Bindung von Kohlenstoff (C-Sequestrierung) betrachtet. Aufgrund ihrer besonderen Eigenschaften ist Biokohle aber auch für eine Reihe weiterer Anwendungen interessant, wie die Reinigung von Abwässern oder die Katalyse biologischer oder chemischer Prozesse.

In ihrem in der renommierten Fachzeitschrift „Bioresource Technology“ erschienenen Artikel berichten die Potsdamer Wissenschaftler über den Einsatz von Biokohle im Biogasprozess. Demnach kann der Einsatz von Biokohle eine beginnende Ammonium-Hemmung unterbinden und darüber hinaus die Struktur der Mikroflora positiv beeinflussen. Die Ergebnisse zeigen einen erhöhten Anteil methanbildender Mikroorganismen nach der Zugabe von Biokohle. Biokohle kann zudem als direkte Nahrungsquelle für die Mikroorganismen dienen, wodurch der Ertrag an Biogas steigt.

Ausgangsmaterial für die Herstellung der Biokohlen im Versuch war zum einen Gärrest, zum anderen eine Abfallmischung aus Papiermühlenschlamm und Weizenspreu. Der feuchte Gärrest wurde durch hydrothermale Karbonisierung behandelt, die Abfallmischung mittels Pyrolyse zu Biokohle gewandelt. In Laborversuchen wurden die so erzeugten Biokohletypen bei unterschiedlichen Ammonium-Konzentrationen auf ihre Wirkung getestet. Dabei zeigte sich jedoch auch, dass mit steigender Ammoniumkonzentration die positive Wirkung der Biokohle abnimmt und ihre Wirkung bisher nicht an die von Zeolith, einem mineralischen Material mit hohem Bindungsvermögen für Ammonium, heranreicht. Bei Ammoniumkonzentration von 3,1 – 6,6 g N je kg Reaktorinhalt zeigten die Biokohlen keine Wirkung mehr, während Zeolithe bei 6,6 g N je kg noch bis zu 20 % der Hemmung aufheben konnten. Da die getesteten Biokohlen aber nicht gezielt für den Einsatz in Biogasanlagen entwickelt wurden, ist hier noch ein erhebliches Optimierungspotenzial zu erwarten.

Insbesondere Biokohlen, die mittels hydrothermaler Karbonisierung, einer milden und dadurch energieeffizienten Form der Biokohleerzeugung, hergestellt wurden, sind für den Einsatz in Biogasanlagen geeignet. Der HTC-Prozess findet im Wasser statt und bietet daher passende Bedingungen für die Verkohlung des feuchten Gärrests. Im kombinierten Verfahren Biogas-Biokohle kann das während der hydrothermalen Karbonisierung anfallende Prozesswasser als gut vergärbare Biomasse in den Biogasfermenter eingespeist und die Biokohle als Aufwuchsträger und zusätzliche Nahrung für die Mikroorgansimen genutzt werden. Im Gesamteffekt lässt sich dadurch der Biogasertrag vor allem aus schwer abbaubaren Bio-massen wie Stroh deutlich – bis auf das Doppelte – steigern.

„Biokohle kann genau dort wirken, wo die Biogaserzeugung an ihre Grenzen stößt: Beim Einsatz stickstoffreicher Biomassen, zur Erhöhung der Ausbeute aus schwer aufschließbaren Biomassen, zur Minderung von Stickstoffemissionen aus Gärresten und für die Versorgung des Bodens mit stabilem Kohlenstoff“, fasst Dr. Jan Mumme, Leiter des Projekts APECS am ATB, die in Aussicht stehenden positiven Effekte zusammen. „Aktuell arbeiten wir daran, die Biokohle noch wirkungsvoller in den Biogasprozess zu integrieren. Beispielsweise haben wir einen neuen Typ Biogasreaktor entwickelt und zum Patent angemeldet, der getrennte Bereiche für Biomasse und Biokohle aufweist. Unser Ziel ist es, das Gesamtverfahren zusammen mit Partnern aus Industrie und Landwirtschaft in die Pilot- und Demonstrationsphase zu bringen.“

Maja Werner, Doktorandin bei APECS, und Franziska Srocke, die derzeit an der kanadischen McGill University im Rahmen ihrer Promotion darüber forscht, wie Biokohle dazu beitragen kann, organische Schadstoffe in Böden schneller abzubauen, ergänzen die Positivliste: „Unsere Ergebnisse lassen vermuten, dass Biokohlen auch als Träger für nützliche Mikroorganismen Anwendung finden können, um diese gezielt zum Beispiel in Biogasanlagen oder auch zur Sanierung schadstoffbelasteter Böden einzusetzen.“

Die Projektgruppe „APECS – Anaerobic Pathways to Renewable Energies and Carbon Sinks“ wird seit 2009 vom BMBF im Rahmen von „Bioenergie 2021″ für die Dauer von fünf Jahren gefördert.

Literatur:
Mumme, J., Srocke, F., Heeg, K., Werner, M. (2014, im Druck): Use of biochars in anaerobic digestion. Bioresource Technology. (http://dx.doi.org/10.1016/j.biortech.2014.05.008)

Wirth, B., Mumme, J. (2013): Anaerobic digestion of waste water from hydrothermal carbonization of corn silage. Applied Bioenergy 1 (1), ISSN (Online) 2300-3553 , DOI: 10.2478/apbi-2013-0001, November 2013

Kontakt ATB:
Dr. Jan Mumme – Leiter der Nachwuchsgruppe APECS
Tel.: 0331 5699-913, E-Mail: jmumme@atb-potsdam.de

Leibniz-Institut für Agrartechnik Potsdam-Bornim e.V.
Max-Eyth-Allee 100, 14469 Potsdam
www.atb-potsdam.de

Die Forschung des Leibniz-Instituts für Agrartechnik Potsdam-Bornim e.V. (ATB) zielt auf die ressourceneffiziente Nutzung biologischer Systeme zur Erzeugung von Lebensmitteln, Rohstoffen und Energie in Anpassung an Anforderungen von Klimaschutz und Klimawandel. Zu diesem Zweck entwickelt das ATB verfahrenstechnische Grundlagen für eine nachhaltige Landbewirtschaftung und stellt innovative technische Lösungen für Landwirtschaft und Industrie bereit. Eine Querschnittsaufgabe ist die Analyse und Bewertung des Technikeinsatzes entlang der Wertschöpfungskette. Die im Rahmen von Bioraffinerie- und Kaskadennutzungskonzepten entwickelten Technologien sind ein Beitrag zur Schaffung einer biobasierten Stoff- und Energiewirtschaft.

Quelle: idw

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Bundestagspräsident wirft kritischen Blick auf Energiewende

Detlef Bremkens Dez. 3 KIT Kommunikation, Innovation, Transfer
Hochschule Bochum

Alumnitreffen der Hochschule Bochum: Prof. Dr. Norbert Lammert diskutiert über regenerative Energien

Von Rüdiger Kurtz
Das Gebäude, in dem das 5. Alumni-Jahrestreffen des Fachbereichs Wirtschaft stattfand, war Norbert Lammert noch aus eigenen Studientagen vertraut. „Hier war damals die Mensa der Ruhr-Universität“, erinnerte sich der amtierende Bundestagspräsident und RUB-Absolvent: „So schön wie heute sah es früher allerdings nicht aus.“ Das studentische Organisationsteam der Hochschule Bochum hatte den großen Saal der vor vier Jahren aufwändig renovierten „BlueBox“ dem Anlass entsprechend festlich geschmückt.

Der Einladung, sich mit Studierenden, Absolventinnen und Absolventen sowie Professorinnen und Professoren zum Thema „Regenerative Energien“ auszutauschen, war Norbert Lammert gerne gefolgt. Von 1983 bis 1989 hatte er als Lehrbeauftragter für Politikwissenschaft an der Wirtschaftsabteilung der Hochschule Bochum (damals noch Fachhochschule Bochum) gewirkt. Gleich zu Beginn der Talkrunde unter der Leitung von Wirtschaftsprofessor und Energieexperte Michael Häder wurde der Bundestagspräsident mit dem Eindruck konfrontiert, dass viele Erkenntnisse aus der Wissenschaft von den Parteien nicht entsprechend wahrgenommen und umgesetzt würden. Der erfahrene Politiker widersprach energisch. „Alles, was an gesellschaftlichem Wissen vorhanden ist und von Ihnen und Ihren Kolleginnen und Kollegen neu hinzukommt, wird in Berlin in die Diskussion eingebracht.“ Allerdings bringe es eine parlamentarische Demokratie mit sich, dass es zu unterschiedlichen Deutungen komme. „Jede Partei hat ihre Wahrheit, aber keine hat Recht“, so Lammert: „Und am Ende des Tages wird es so gemacht, wie es die Mehrheit für richtig hält.“ Das müsse dann nicht immer die beste Alternative sein, aber zum Glück könne man Fehlentscheidungen revidieren.
Gerade im Bereich Energie habe es in den letzten Jahren viele Änderungen gegeben. „Die Einstellung der Deutschen zur Kernenergie hatte sich schon mit der Katastrophe in Tschernobyl grundlegend geändert“, erinnerte Lammert: „Dennoch bedurfte es der weiteren Katastrophe in Fukushima, um den Druck so zu erhöhen, dass die Politik reagieren musste.“ Die Energiewende und die damit verbundene Stärkung der regenerativen Energien sieht Lammert durchaus skeptisch. „Die Schwankungen der zur Verfügung stehenden Energie aufgrund von Wind und Sonne bereiten mir dabei weniger Sorge als die steigenden Kosten“, so der gebürtige Bochumer: „Wenn die Kosten für den Einzelnen zu hoch werden, können die Mehrheiten für die Energiewende schnell zusammenbrechen.“ Die kontrovers geführte Diskussion bereitete dem „zweiten Mann im Staat“ sichtlich Freude. Auch nach dem Ende der offiziellen Talkrunde stand er den Alumni und Studierenden noch lange Rede und Antwort.

Das Thema Regenerative Energien zog sich als roter Faden durch das Alumni-Jahrestreffen des Fachbereichs Wirtschaft. Prof. Dr. Michael Häder hatte mit einer präzisen Situationsanalyse der Energiewende bereits zu Beginn der Veranstaltung die Grundlage für intensive Diskussionen gelegt. Im weiteren Verlauf sorgten Besuche bei den Weltrekordlern des Solarcar-Teams der Hochschule Bochum mit seinen vielfach ausgezeichneten Solarwagen sowie des ebenfalls auf dem Hochschulgelände liegenden Geothermiezentrums für einen beeindruckenden Praxisbezug. Auf den kurzweiligen Führungen konnten Studierende und Alumni einen Blick hinter die Kulissen werfen und ihr Wissen über Sonnenenergie und Erdwärmenutzung erweitern. Vier Teilnehmer durften nach Losentscheid und bei strahlendem Sonnenschein eine Runde mit dem aktuellen Sonnenwagen drehen. „Das war ein tolles Gefühl, ohne die gewohnten Geräusche eines Verbrennungsmotors dahinzugleiten“, freute sich Alumnus André Kreimer. „Allerdings“, so schränkte er augenzwinkernd ein, „merkt man, dass Gewicht gespart werden musste – der Komfort ist doch eher sportlich.“
Stärken konnten sich die Teilnehmer zwischen den verschiedenen Veranstaltungen mit typischer Ruhrgebietsküche direkt vom Imbisswagen sowie beim gemeinsamen Kaffeetrinken mit selbstgebackenen Kuchen des engagierten und stets präsenten studentischen Organisationsteams, das sich am Ende sehr über ein Gruppenfoto mit Bundestagspräsident Norbert Lammert freute. „Das war ein rundum gelungenes Event“, bescheinigte dann nicht nur Wirtschaftsdekanin Eva Waller: „Die gute Mischung aus Theorie und Praxis und natürlich unser Ehrengast haben das Alumni-Jahrestreffen 2014 zu einem beeindruckenden Erlebnis für alle Beteiligten gemacht.“

Weitere Informationen:
http://www.hochschule-bochum.de/fbw/alumni.html
BOwal, die Vereinigung der Wirtschaftsalumni der Hochschule Bochum.

Quelle: idw

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OP-Plan ohne Mondkalender

Dr. Uta von der Gönna Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universitätsklinikum Jena

Der Mond hat keinen Einfluss auf die Schmerzen nach Operationen. Das
ist das Ergebnis einer jetzt veröffentlichten Studie, für die Wissenschaftler des Jenaer
Universitätsklinikums über 12.000 Datensätze auswerteten, die im Rahmen des
internationalen Schmerzregisterprojektes PAIN OUT erhoben worden waren.

Warzen behandeln, Gemüse pflanzen, Haare schneiden oder Kinder gebären – es gibt kaum einen Lebensbereich, für den nicht Ratgeber die Beachtung der Mondphase empfehlen. Widerspricht man den Anhängern solcher Theorien, bekommt man nicht selten zu hören, die Erfahrung gebe ihnen Recht.

In einem Bereich liegen nun harte wissenschaftliche Fakten vor. Forscher am Universitätsklinikum Jena haben an einer großen Stichprobe von 12.224 Patienten von zehn Krankenhäusern aus neun europäischen Ländern untersucht, wie stark die Schmerzen nach einer Operation waren. Dabei verglichen sie Daten aus den vier Mondphasen Vollmond, abnehmender Mond, Neumond und zunehmender Mond miteinander. „Das Ergebnis ist eindeutig“, so Dr.-Ing. Marcus Komann, IT-Koordinator des Jenaer Schmerzregisterprojektes. „Postoperativer Schmerz wird von der Mondphase nicht beeinflusst. Geplante Operationen können also ohne Bedenken auf jeden beliebigen Tag gelegt werden.“

Die Ergebnisse sind ein interessantes „Nebenprodukt“ der Initiative PAIN OUT, die die weltweit umfangreichste Datensammlung zur Akutschmerztherapie beinhaltet. Sie wird als internationales Benchmark-Projekt zur Verbesserung der Akutschmerztherapie nach Operationen fortgesetzt. Das am Universitätsklinikum Jena koordinierte Register erfasst Daten von derzeit 30 Kliniken in 18 Ländern.

Originalliteratur:
Marcus Komann, Claudia Weinmann and Winfried Meissner: Howling at the moon? The effect of lunar phases on post-surgical pain outcome, British Journal of Pain, 2014, 72-77, DOI: 10.1177/2049463714522985
http://bjp.sagepub.com/content/8/2/72

PAIN OUT Homepage

Kontakt:
Dr.-Ing. Marcus Komann
Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin, Universitätsklinikum Jena
Tel: 03641/9323298
E-Mail: Marcus.Komann@med.uni-jena.de

Weitere Informationen:
http://pain-out.med.uni-jena.de – PAIN OUT Homepage

Quelle: idw

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Feenkreise wohl doch nicht durch Termiten entstanden. Neue Studie erschienen

Tilo Arnhold Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ

Leipzig. Seit Jahrzehnten versuchen Wissenschaftler zu erklären, wie die auffälligen, vegetationsfreien Kreise in afrikanischen Graslandschaften zustande kommen. Nun haben Forscher verschiedene Theorien auf ihre Plausibilität getestet. Dazu haben sie zum ersten Mal genau analysiert, wie sich diese Feenkreise verteilen – und sind dabei auf ein erstaunlich regelmäßiges und flächendeckend homogenes Muster gestoßen. Das lasse sich am besten durch die Konkurrenz der Pflanzen um Wasser erklären, schreibt das Team im Fachjournal Ecography.

Es sieht aus wie eine Landschaft mit Sommersprossen. In einigen Regionen im Südwesten Afrikas ist das trockene Grasland übersät mit kahlen, runden Flecken. Manche sind nur ein paar Meter groß, andere erreichen Durchmesser bis zu zwanzig Metern. Und meistens haben sie einen Rand aus kräftigem Gras. Diese sogenannten Feenkreise laden zu Spekulationen geradezu ein: Wie können solche rätselhaften Strukturen entstanden sein? „Obwohl sich Wissenschaftler seit Jahrzehnten mit dieser Frage beschäftigen, ist sie immer noch nicht endgültig gelöst“, sagt Dr. Stephan Getzin vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) in Leipzig. Denn bisher hat noch niemand die Entstehung eines Feenkreises vor Ort beobachten können.
Es gibt allerdings mehrere Theorien dazu. Die wohl populärste geht davon aus, dass die rätselhaften Flecken das Werk von Termiten sind. Solche Insekten knabbern demnach an den Wurzeln der Gräser und bringen diese so zum Absterben. Andere Forscher machen dagegen eher Kohlenwasserstoffe aus den Tiefen der Erde für das Phänomen verantwortlich. Wie in einem Schornstein sollen diese Gase an die Oberfläche steigen und dort die Vegetation abtöten.
Eine dritte Fraktion von Wissenschaftlern vermutet, dass die Gräser unter bestimmten Bedingungen ganz von selbst solche Flecken-Muster bilden. Auffällig ist nämlich, dass die Feenkreise nur in besonders trockenen Regionen im Übergangsbereich zwischen Grasland und Wüste auftreten. Dort herrscht unter den Gewächsen eine starke Konkurrenz um Wasser. Wird die Konkurrenz zu groß und die Feuchtigkeit zu knapp, kann das zur Entstehung eines kahlen Flecks mit kräftigem Grasrand ringsum führen.

Gemeinsam mit Kollegen aus Göttingen, Italien und Israel hat Stephan Getzin untersucht, welche dieser drei Theorien die wahrscheinlichste ist. „Wir haben dabei einen ganz neuen Forschungsansatz verwendet“, sagt der UFZ-Mitarbeiter, der sich seit 15 Jahren mit Feenkreisen beschäftigt. Die Studie beruht auf einer detaillierten Auswertung von Luftbildern, die repräsentative Gebiete mit Feenkreisen im Nordwesten Namibias zeigen. Mit deren Hilfe haben die Forscher zum ersten Mal genau analysiert, wie sich die kahlen Flecken in der Landschaft verteilen: Liegen sie einfach zufällig in der Gegend herum wie die Geldstücke, die aus einem Portemonnaie gefallen sind? Häufen sie sich in bestimmten Gebieten? Oder brauchen sie vielleicht einen bestimmten Mindestabstand zu ihren Nachbarn?
Mit bloßem Auge lässt sich das kaum entscheiden. Doch es gibt statistische Methoden, mit denen man die Eigenheiten des jeweiligen Verteilungsmusters auf verschiedenen Skalen sichtbar machen kann. Demnach sind die Feenkreise selbst über größere Gebiete erstaunlich regelmäßig und homogen verteilt. „Ein solches Muster ist in der Natur sehr ungewöhnlich“, sagt Stephan Getzin. „Da müssen besonders starke Ordnungskräfte am Werk sein“.
Das aber spricht seiner Ansicht nach gegen die populäre Termiten-Theorie. Eine Studie im Fachjournal Science hatte im Jahr 2013 zwar die Sandtermite Psammotermes allocerus als vermutliche Schöpferin der geheimnisvollen Kahlstellen präsentiert – allerdings vor allem mit dem Argument, dass die Art in allen damals untersuchten Feenkreisen vorkam. Niemand hat bisher beobachtet, dass diese Tiere tatsächlich Löcher ins namibische Grasland fressen – geschweige denn in einem so regelmäßigen Muster. „Es gibt bisher keinen einzigen Hinweis darauf, dass soziale Insekten großflächig so homogen verteilte Strukturen schaffen können“, betont Stephan Getzin. Im Gegenteil: Sämtliche Untersuchungen, die es über die Verteilung von Termiten und Ameisen in Trockengebieten gibt, berichten auf großen Skalen eher von unregelmäßigen, geklumpten Mustern. Auch die Gasaustritte aus dem Erdreich würden sich nach Ansicht der Forscher wohl kaum flächendeckend so homogen verteilen.
Bleibt also die Konkurrenz unter den Pflanzen. Und die kann durchaus ein homogenes Muster in eine Landschaft zaubern. Während zum Beispiel in einem jungen Wald die Pflanzen noch eng zusammenstehen, dünnt die Vegetation im Laufe der Jahrzehnte von selbst aus. Schließlich braucht jeder erwachsene Baum genügend Platz und Nährstoffe und kann daher nur mit genügend Abstand zu seinen Nachbarn richtig gedeihen. Ein ähnlicher Konkurrenz-Prozess um Ressourcen könnte auch zur Selbstorganisation des Feenkreismusters führen.
Mit einem Computermodell haben Stephan Getzin und seine auf solche Prozesse spezialisierten israelischen Kollegen die unterirdische Konkurrenz um Wasser und die dadurch entstehende Pflanzenverteilung simuliert. Tatsächlich tauchten auf dem Bildschirm ganz ähnliche Muster auf wie auf den realen Luftbildern aus Namibia. Und bei allen statistischen Analysen stimmten die Merkmale von simulierten und echten Feenkreisen nahezu deckungsgleich überein. Für den UFZ-Forscher ist das ein überzeugendes Indiz dafür, dass die geheimnisvollen Flecken tatsächlich durch eine Selbstorganisation der Gräser entstanden sein könnten: „Wir halten das derzeit für die überzeugendste Erklärung“.

Publikation:
Stephan Getzin, Kerstin Wiegand, Thorsten Wiegand, Hezi Yizhaq, Jost von Hardenberg, Ehud Meron (2014): Adopting a spatially explicit perspective to study the mysterious fairy circles of Namibia. Ecography. Early View, 20 MAY 2014. DOI: 10.1111/ecog.00911
http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/ecog.00911/abstract

Weitere Informationen:
Dr. Stephan Getzin
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ)
Telefon: 0341/235-1719
http://www.ufz.de/index.php?en=32734
oder über
Tilo Arnhold, Susanne Hufe (UFZ-Pressestelle)
Telefon: +49-(0)341-235-1635, -1630
http://www.ufz.de/index.php?de=640

Weiterführende Links:
Vegetationsdynamik in semi-ariden Gebieten / New methods for modelling systems in a changing world
http://www.ufz.de/index.php?de=17617

Im Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) erforschen Wissenschaftler die Ursachen und Folgen der weit reichenden Veränderungen der Umwelt. Sie befassen sich mit Wasserressourcen, biologischer Vielfalt, den Folgen des Klimawandels und Anpassungsmöglichkeiten, Umwelt- und Biotechnologien, Bioenergie, dem Verhalten von Chemikalien in der Umwelt, ihrer Wirkung auf die Gesundheit, Modellierung und sozialwissenschaftlichen Fragestellungen. Ihr Leitmotiv: Unsere Forschung dient der nachhaltigen Nutzung natürlicher Ressourcen und hilft, diese Lebensgrundlagen unter dem Einfluss des globalen Wandels langfristig zu sichern. Das UFZ beschäftigt an den Standorten Leipzig, Halle und Magdeburg mehr als 1.100 Mitarbeiter. Es wird vom Bund sowie von Sachsen und Sachsen-Anhalt finanziert.http://www.ufz.de/

Die Helmholtz-Gemeinschaft leistet Beiträge zur Lösung großer und drängender Fragen von Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft durch wissenschaftliche Spitzenleistungen in sechs Forschungsbereichen: Energie, Erde und Umwelt, Gesundheit, Schlüsseltechnologien, Struktur der Materie sowie Luftfahrt, Raumfahrt und Verkehr. Die Helmholtz-Gemeinschaft ist mit 35.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in 18 Forschungszentren und einem Jahresbudget von rund 3,8 Milliarden Euro die größte Wissenschaftsorganisation Deutschlands. Ihre Arbeit steht in der Tradition des großen Naturforschers Hermann von Helmholtz (1821-1894). http://www.helmholtz.de/

Weitere Informationen:
http://www.ufz.de/index.php?de=32841

Quelle: idw

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WSI Tarifarchiv – Wer bekommt Urlaubsgeld und was sehen die Tarifverträge vor?

Rainer Jung Abt. Öffentlichkeitsarbeit
Hans-Böckler-Stiftung

45 Prozent der Beschäftigten erhalten von ihrem Arbeitgeber ein Urlaubsgeld. Zu diesem Ergebnis kommt eine Online-Umfrage der Internetseite www.lohnspiegel.de, die vom Tarifarchiv des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) in der Hans-Böckler-Stiftung betreut wird. Rund 11.200 Beschäftigte haben sich an der Befragung beteiligt. Eindeutig profitieren die Beschäftigten von einer Tarifbindung ihres Arbeitgebers. Beschäftigte mit Tarifbindung erhalten zu 59 Prozent ein Urlaubsgeld, Beschäftigte ohne Tarifbindung dagegen nur zu 33 Prozent.

Männer bekommen häufiger ein Urlaubsgeld (50 %) als Frauen (38 %). Im Westen fällt der Anteil höher aus (48 %) als im Osten (32 %). In Kleinbetrieben unter 100 Beschäftigten gibt es seltener ein Urlaubsgeld (36 %) als in größeren Betrieben über 500 Beschäftigten (56 %). Von den Beschäftigten mit einem geringen Monatsverdienst (unter 1.000 €) erhält nur ein Viertel (26 %) ein Urlaubsgeld, von den Beschäftigten mit hohem Gehalt (5.000 – 6.000 €) dagegen gut die Hälfte (53 %).

Die Höhe der tariflich vereinbarten Urlaubsextras fällt je nach Branche sehr unterschiedlich aus: Zwischen 155 und 2.204 Euro bekommen Beschäftigte in der mittleren Vergütungsgruppe in diesem Jahr als tarifliches Urlaubsgeld (ohne Berücksichtigung von Zulagen/Zuschlägen, bezogen auf die Endstufe der Urlaubsdauer). Das zeigt die aktuelle Auswertung des WSI-Tarifarchivs für 22 Wirtschaftszweige (Stand: 20.4.2014). Am wenigsten Geld für die Urlaubskasse bekommen Beschäftigte in der Landwirtschaft und im Steinkohlenbergbau. Die höchsten Zahlungen erhalten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer unter anderem in der Holz- und Kunststoffverarbeitung, in der Druckindustrie sowie in der Metallindustrie (Branchendaten siehe Grafik und Tabellen in der pdf-Version dieser PM; Link unten).

Im Westen ist das Urlaubsgeld vielfach höher als in Ostdeutschland. Im öffentlichen Dienst und in der Stahlindustrie gibt es kein gesondertes tarifliches Urlaubsgeld. Es wird mit dem Weihnachtsgeld zu einer einheitlichen Jahressonderzahlung zusammengefasst. Im Bankgewerbe und in der Energiewirtschaft gibt es kein tarifliches Urlaubsgeld. Für Beamtinnen und Beamte existiert keine tarifliche Urlaubsgeldregelung. Hier gelten die unterschiedlichen gesetzlichen Regelungen der Beamtenbesoldung für den Bund und für die einzelnen Länder einschließlich der Gemeinden.

Gegenüber dem Vorjahr hat sich das tarifliche Urlaubsgeld in acht der untersuchten Branchen erhöht, und zwar zwischen 2,0 % (Textilindustrie Westfalen und Osnabrück), 3,0 % (Einzelhandel, Papierverarbeitung), 3,2 % (Versicherungsgewerbe), 3,4 % (Metallindustrie), 5,3 % (Gebäudereinigerhandwerk Ost o. Berlin) und bis zu 6,7 % (Textilindustrie Ost). In vielen Branchen gab es keine Erhöhung (z.B. Bauhauptgewerbe, Druck, Chemie, Großhandel, Süßwarenindustrie, Landwirtschaft). Grund dafür: Entweder fanden im Auswertungszeitraum keine Tarifverhandlungen statt, oder das Urlaubsgeld ist als Festbetrag vereinbart, der nicht verändert wurde.

Ansprechpartner in der Hans-Böckler-Stiftung:
Dr. Reinhard Bispinck
Leiter WSI-Tarifarchiv
Tel.: 02 11-77 78-232
Fax: 02 11-77 78-250
E-Mail: Reinhard-Bispinck@boeckler.de

Rainer Jung
Leiter Pressestelle
Tel.: 02 11-77 78-150
Fax: 02 11-77 78-4150
E-Mail: Rainer-Jung@boeckler.de

Weitere Informationen:
http://www.boeckler.de/pdf/pm_ta_2014_05_21.pdf – Die PM mit Grafik und Tabellen

Quelle: idw

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RWI: Elterngeldmütter arbeiten häufiger und haben bessere Jobs

Katharina Brach Presse und Information
Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V.

Das Elterngeld hat den Anteil der arbeitenden Mütter signifikant erhöht. Gleichzeitig kehren die Mütter in höherem Maße zum gleichen Arbeitgeber zurück, bei dem sie vor der Geburt des Kindes tätig waren – was wiederum vom Arbeitgeber durch eine höhere Anzahl unbefristeter Verträge belohnt wird. Zu diesen Ergebnissen kommt eine aktuelle Studie des RWI, die erstmals die Beschäftigungssituation der Mütter bis zu 5 Jahre nach der Geburt des Kindes untersucht.

Durch das Elterngeld ist der Anteil der arbeitenden Mütter signifikant gestiegen. Dies ist eines der Ergebnisse einer aktuellen Studie des RWI, in der erstmals die Beschäftigungssituation der Mütter in der mittleren Frist – bis 5 Jahre nach der Geburt des Kindes – untersucht wird. Die Studie zeigt, dass über diesen längeren Zeitraum gesehen das Elterngeld das Arbeitsmarktverhalten der Mütter nachhaltig verändert hat. Unter anderem hat sich die Wahrscheinlichkeit, erwerbstätig zu sein, durch das Elterngeld um bis zu 10% erhöht.

Dieser ausgeprägte Effekt ergibt sich aus Zuwächsen in der Teilzeit-, nicht aber der Vollzeiterwerbstätigkeit. Gleichzeitig hat sich die angebotene Arbeitszeit innerhalb der Teilzeitberufstätigkeit in der Phase 3 bis 5 Jahre nach der Geburt erhöht: Elterngeldmütter arbeiten signifikant häufiger im oberen Teilzeitbereich von etwa 30 Stunden pro Woche als im Bereich von 15 bis 20 Wochenstunden.

Arbeitgeber belohnen die Rückkehr der Mütter
Das höhere Arbeitsangebot der Mütter in Folge des Elterngeldes trifft offenbar auf entsprechenden Bedarf bei den Arbeitgebern. Denn wie die Studie zeigt, kehren Elterngeldmütter signifikant häufiger zu dem Arbeitgeber zurück, für den sie vor der Geburt des Kindes tätig waren. Diese Rückkehr wird darüber hinaus vom Arbeitgeber belohnt – Elterngeldmütter haben eine signifikant erhöhte Wahrscheinlichkeit, einen unbefristeten Vertrag zu erhalten.

Insgesamt kommt die Studie zu dem Schluss, dass das Elterngeld die Beschäftigungssituation der Mütter fundamental verändert hat: Erstens arbeiten mehr Mütter als zuvor; zweitens leisten die arbeitenden Mütter längere Arbeitszeiten; drittens kehren sie in stärkerem Maße zu ihrem früheren Job zurück; viertens belohnt dies der Arbeitgeber durch unbefristete Verträge. Gleichzeitig zeigt sich, dass die Wahrscheinlichkeit von Elterngeldmüttern, innerhalb des 5-Jahres-Zeitraums ein weiteres Kind zu bekommen, geringfügig gesunken ist, insbesondere unter den jüngeren Müttern (29 Jahre oder jünger bei Geburt des betrachteten Kindes). Dieses Verhalten hängt vermutlich mit der Entscheidung zusammen, früher wieder in das Berufsleben zurückzukehren, spätere Geburten sind demnach nicht ausgeschlossen. Der Effekt auf die Gesamtfertilität (also insbesondere auch die Anzahl der Erstgeburten) ist empirisch nicht messbar.

Die Generosität des Elterngeldes prägt insbesondere das erste Jahr, so dass derart ausgeprägte Langzeiteffekte auf das Arbeitsmarktverhalten der Mütter nicht zu erwarten waren. Die Ergebnisse der Studie legen daher nahe, dass dies vor allem auf eine durch die Reform angestoßene fundamentale Neudefinition gesellschaftlicher Muster und Normen zurückzuführen ist: Das Elterngeld definiert mit seiner Bezugsdauer von 12+2 Monaten erstmals einen „Anker“ im Sinne eines gesellschaftlich akzeptierten, durch das Bezugsende präzise definierten Zeitpunkts, an dem Mütter wieder in das Erwerbsleben zurückkehren. Und dies scheint – wie das Zusammenspiel von Arbeitsangebots- und Nachfrageeffekten zeigt – sowohl Müttern als auch deren Arbeitgebern wichtige Planungssicherheit zu geben.

Studie umfasst etwa 11 600 Haushalte
Die Studie basiert auf Daten des Mikrozensus der Jahre 2006 bis 2011 und umfasst mehr als 11 600 Mütter, von denen knapp 5 900 in der Gruppe der Elterngeldbezieherinnen sind und rund 5 700 in der Vergleichsgruppe (Potentielle Bezieherinnen von Erziehungsgeld). Um den kausalen Effekt des Elterngeldes zu ermitteln, verwendet die Studie ein Stichtagsdesign rund um den 1. Januar 2007, an dem die Regelung in Kraft trat: Mütter in der Elterngeldgruppe bekamen ihre Kinder im ersten Quartal 2007, Mütter in der Vergleichsgruppe im letzten Quartal 2006 – da zum Zeitpunkt der Zeugung dieser Kinder die Eltern noch nichts von der Neuregelung wissen konnten, ist die verwendete Stichprobe frei von jeglichen Selektionsverzerrungen und kann somit die Auswirkungen des Elterngeldes präzise und stichhaltig messen.

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Ihre Ansprechpartner dazu:
Prof. Dr. Jochen Kluve, Tel.: (030) 2021 598-13
Katharina Brach (Pressestelle), Tel.: (0201) 8149-244

Dieser Pressemitteilung liegt das Ruhr Economic Paper #481 „Social Norms and Mothers‘ Labor Market Attachment: The Medium-Run Effects of Parental Benefits“ zugrunde.

Weitere Informationen:
http://www.rwi-essen.de/publikationen/ruhr-economic-papers/616/ – Ruhr Economic Paper #481 „Social Norms and Mothers‘ Labor Market Attachment: The Medium-Run Effects of Parental Benefits“

Quelle: idw

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Untersuchung möglicher gesundheitlicher Gefährdungen durch Drucker- und Kopierer-Emissionen

Dr. Ulrike Rockland Pressestelle
Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM)

Seit einigen Jahren wird immer wieder über Gesundheitsbeschwerden beim Umgang mit Laserdruckern berichtet. Messungen zeigen, dass viele Druckermodelle flüchtige organische Verbindungen und ultrafeine Partikel (kleiner als 0,1 µm) in unterschiedlichen Mengen ausstoßen.

Da es schwierig ist, unter den variablen Bürobedingungen einen ursächlichen Zusammenhang zu belegen, bietet sich eine experimentelle Überprüfung unter kontrollierten Bedingungen an. In einem von der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) geförderten Forschungsvorhaben wurden daher von der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) in Berlin und dem Institut und der Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin des Klinikums der LMU München Untersuchungen mit freiwilligen Versuchspersonen durchgeführt. An der Studie nahmen 23 gesunde Kontrollpersonen, 14 Probanden mit leichtem Asthma sowie 15 Betroffene teil, die über Beschwerden beim Umgang mit Laserdruckern berichteten.

Alle Probanden wurden unter standardisierten Bedingungen in einem speziellen Raum über jeweils 75 Minuten sowohl sehr hohen als auch sehr niedrigen Konzentrationen von ultrafeinen Partikeln ausgesetzt. Die beiden Expositionen erfolgten in zufälliger Reihenfolge an zwei verschiedenen Tagen. Hierbei war den Probanden nicht bekannt, welcher Tag welche Exposition umfasste. Die verwendeten Laserdrucker wurden aufgrund ihrer Partikelemissionsraten sowie der chemischen Zusammensetzung und Größenverteilung der erzeugten Partikel aus einem Pool von Geräten ausgewählt, den die BAM aufgebaut und hinsichtlich des Emissionsverhaltens charakterisiert hatte. Vor den Untersuchungen wurden die Expositionsbedingungen im Raum (Versuchskammer) umfassend getestet und standardisiert. Während der Expositionen der Probanden wurden wichtige Kenngrößen laufend erfasst, um die Vergleichbarkeit zu gewährleisten. Das hohe Konzentrationsniveau (100 000 Partikel/cm³) wurde von zwei Laserdruckern mit hoher Abgabe von ultrafeinen Partikeln erzeugt und stellte eine extreme („worst case“) Bürosituation dar. Die beiden Laserdrucker mit sehr niedriger Partikelemissionsrate lieferten keinen messbaren Beitrag zur Hintergrundbelastung im Raum durch die Außenluft (ca. 3000 Partikel/cm³).

Mögliche Effekte auf die Probanden wurden mit funktionellen, biochemischen, psychologischen und psychometrischen Methoden erfasst. Die Methoden waren so ausgewählt, dass sie möglichst viel von den Beschwerden abdeckten, die von betroffenen Personen typischerweise berichtet werden und anhand objektivierbarer Größen prüfbar sind. Die Messungen erfolgten jeweils vor sowie innerhalb eines Zeitraumes von etwa zwei Stunden Dauer nach den Expositionen.

Da die Studie ein Kurzzeitszenario abbildet, sind nur begrenzt Schlüsse auf eine Langzeitexposition erlaubt. Ebenso lässt sich keine Aussage darüber treffen, ob Auswirkungen auf Organsysteme bestehen, die in der Studie nicht untersucht wurden, oder verzögerte Effekte auftreten, die erst mit Tagen Abstand offenbar werden.

Die Ergebnisse dieser Studie sind aus klinischer Perspektive nicht als besorgniserregend einzustufen. Sie sprechen nicht dafür, dass hohe Partikelbelastungen aus Laserdruckeremissionen einen Krankheitsprozess auf den Weg bringen, der dem Spektrum der berichteten, auf Laserdrucker zurückgeführten Erkrankungen entspricht.

Ungeachtet dessen erscheinen Maßnahmen zur Expositionsreduktion und -vermeidung sinnvoll, um Belästigungen durch den Druckerbetrieb soweit als möglich zu verringern.

Kontakt:
Dr. rer. nat. Stefan Seeger
Abteilung 4 Material und Umwelt
E-Mail: Stefan.Seeger@bam.de

Quelle: idw

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Neue Informationsplattform zu Erde und Umwelt

Dipl.Met. Franz Ossing Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Helmholtz-Zentrum Potsdam – Deutsches GeoForschungsZentrum GFZ

Aktuelle Forschungsergebnisse und fundiertes Hintergrundwissen zu den Themen „Auswirkungen des Klimawandels“, „Naturgefahren“ und „Ausbreitung von Schadstoffen in der Umwelt“.

Neue Informationsplattform zu Erde und Umwelt
Die Wissensplattform „Erde und Umwelt – Earth System Knowledge Platform“ ESKP geht heute online. Auf www.eskp.de präsentieren Wissenschaftler/innen aus acht Zentren der Helmholtz-Gemeinschaft aktuelle Forschungsergebnisse und fundiertes Hintergrundwissen zu den Themen „Auswirkungen des Klimawandels“, „Naturgefahren“ und „Ausbreitung von Schadstoffen in der Umwelt“.

Die Auswirkungen des Klimawandels, die Früherkennung und der Schutz vor geologischen Naturgefahren und wetterbedingten Extremereignissen sowie die Verbreitung von Schadstoffen in der Umwelt sind enorme Herausforderungen für unsere Gesellschaft. Diese vielschichtigen Aufgaben erfordern eine interdisziplinäre, zentrenübergreifende Zusammenarbeit, da für die Erstellung eines Lagebildes oftmals sehr unterschiedliche wissenschaftliche Expertisen zusammengeführt werden müssen. Dies gilt auch für langsam fortschreitende Prozesse, die mit dem Klimawandel einhergehen und unterschiedliche Folgeerscheinungen wie zum Beispiel ein verändertes Risiko von Sturmfluten an der Nordsee mit sich bringen könnten. Auch hier können Zusammenhänge und Konsequenzen nur durch die ganzheitliche Betrachtung und die Bündelung von Fachwissen umfassend erklärt werden.

ESKP ist ein Informationspool und eine zentrale Anlaufstelle für die Öffentlichkeit. Vorhandenes Wissen der an ESKP beteiligten Helmholtz-Zentren wird für verschiedene Zielgruppen (u. a. Behörden, Politik, Entscheidungsträger, Presse, Bevölkerung) verständlich aufgearbeitet. Das breite Informationsangebot umfasst Texte, Interviews, Echtzeitdaten, Grafiken, Bild- und Filmmaterial. Literaturhinweise auf Fachpublikationen aber auch allgemeinverständliche Broschüren ergänzen das Angebot. Darüber hinaus stehen für zusätzliche Fragen die Fachexperten der Forschungszentren zur Verfügung.

Das Projekt wird koordiniert durch das Deutsche GeoForschungsZentrum GFZ und das Helmholtz-Zentrum Geesthacht – Zentrum für Material- und Küstenforschung (HZG). Darüber hinaus beteiligen sich das Alfred-Wegener-Institut – Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI), das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), das Forschungszentrum Jülich (FZJ), das GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel, das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) an der Helmholtz-Wissensplattform „Erde und Umwelt“.

Kontakt:

Dr. Ute Münch
Deutsches GeoForschungsZentrum GFZ
Telegrafenberg
14473 Potsdam
Tel: 0331-2881079

Mail: ute.muench@gfz-potsdam.de

Weitere Informationen:
http://www.eskp.de

Quelle: idw

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Warnung vor dem Wunderpulver

Gunnar Bartsch Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Julius-Maximilians-Universität Würzburg

Wenn Patienten unter einer chronischen Erkrankung leiden, setzen sie häufig ihre Hoffnung auf vermeintlich pflanzliche Mittel. Solch ein „Wundermittel“ gegen Rheuma aus Vietnam haben Pharmazeuten der Universität Würzburg jetzt analysiert – mit einem alarmierenden Ergebnis.

Ein bräunliches Pulver, abgepackt zu Tagesdosen in kleinen Faltbriefchen und natürlich ohne Beipackzettel: Mit diesem angeblich rein pflanzlichen Wundermittel hatte sich vor kurzem eine Frau an Professorin Ulrike Holzgrabe, Inhaberin des Lehrstuhls für Pharmazeutische und Medizinische Chemie der Universität Würzburg, gewandt. Sie sei Rheumapatientin und beziehe regelmäßig ihre Arznei von einem vietnamesischen Heiler aus der Nähe von Ho-Chi-Minh-Stadt; manchmal fahre sie sogar persönlich nach Vietnam, um diese für ein paar Dollar dort zu kaufen, erzählte die Frau der Chemikerin. Die weite Reise sei ihr das Arzneimittel wert, da es ihr, im Gegensatz zu den Mitteln, die ihr der deutsche Arzt verschrieben hat, sehr gut helfe. Allerdings sei sie jetzt doch daran interessiert, die genauen Bestandteile dieser Substanz kennen zu lernen. Ob ihr die Universität Würzburg dabei helfen könne?

Viel Zimt und jede Menge Arznei
Kein Problem für die Labors im Institut für Pharmazie und Lebensmittelchemie. „Wir haben die Probe in einem ersten Schritt mikroskopisch untersucht“, erzählt Ulrike Holzgrabe. Dabei fanden sie und ihre Kollegin aus der Pharmazeutischen Biologie, Dr. Gabriele Gresser, vor allem Bestandteile der Zimtrinde. Weitere pflanzliche Spuren konnten sie nicht identifizieren, da das Pulver sehr fein verrieben war.

„In einem zweiten Schritt haben wir deshalb das Pulver massenspektrometrisch und mit Hilfe der Kernspinspektroskopie genauer untersucht“, schildert die Professorin. Dabei stießen die Wissenschaftler auf eindeutige Spuren: „Die Probe enthielt vor allem vier Komponenten: Paracetamol, Indometacin, Sulfamethoxazol und Trimethoprim“, so Holzgrabe. Oder anders formuliert: Das Wundermittel aus Vietnam enthielt ein Schmerzmittel, ein nicht-steroidales Antirheumatikum und ein Antibiotikum. Außerdem entdeckten Holzgrabe und ihr Doktorand Johannes Wiest bei weiteren Untersuchungen noch Phosphat sowie eine zusätzliche Komponente, die allerdings in so kleinen Mengen vorhanden war, dass sie nicht identifiziert werden konnte.

Hohe Dosen verschiedener Wirkstoffe
Nach dieser ersten Analyse war die Neugierde der Wissenschaftler allerdings noch nicht gestillt: „Uns interessierte, in welcher Menge die jeweiligen Substanzen in einer Tagesdosis dieses Pulvers vorlagen“, sagt Holzgrabe. Das Ergebnis war ebenfalls überraschend: In einem Briefchen mit 2,6 Gramm Pulver zeigte die Analyse 863 Milligramm Paracetamol, 262 Milligramm Sulfamethoxazol und 42 Milligramm Indometacin. Der Gehalt von Trimethoprim ließ sich nicht exakt bestimmten, da seine Menge zu gering war. Zum Vergleich: Die empfohlene Tagesdosis Paracetamol liegt bei etwa 300 bis 1000 Milligramm, die von Indometacin bei 25 bis 100 Milligramm; Sulfamethoxazol wird in Dosierungen von 200, 400 oder 800 Milligramm verschrieben, Trimethoprim mit 40, 80 und 160 Milligramm.

Von der Einnahme ist abzuraten
„Sämtliche Komponenten des Pulvers waren also in pharmakologischen Dosen vorhanden. Insofern wundert es natürlich nicht, dass die Rheumapatientin mit der Wirksamkeit des Pulvers zufrieden war“, fasst Holzgrabe das Ergebnis ihrer Untersuchungen zusammen. Aus medizinischer Sicht könne sie von der Einnahme allerdings nur abraten – und das gleich aus einer Vielzahl von Gründen:

„Eine dauerhafte Einnahme eines Antibiotikums ist gefährlich. Sie erhöht die Gefahr, dass sich resistente Erregerstämme entwickeln, die dann nur noch schwer zu bekämpfen sind“, warnt Holzgrabe. Die Einnahme des Schmerzmittels Paracetamol sei bei Rheuma ebenfalls nicht sinnvoll, da es keine entzündungshemmende Wirkung besitzt. Unbekannt sei auch, wie die verschiedenen Medikamente miteinander wechselwirken und welche Nebenwirkungen sie dann verursachen. Außerdem sei die Gefahr der Überdosierung gegeben, da viele Patienten – in dem Glauben ein rein pflanzliches Medikament anzuwenden – zusätzlich noch ihre regulär vom Arzt verschriebenen Arzneimittel einnehmen. Einzig Indometacin fällt in der Begutachtung der Pharmakologin nicht komplett durch: „Es kann zur Behandlung von rheumatischen Erkrankungen eingesetzt werden, auch wenn es heutzutage nicht mehr das Mittel der ersten Wahl darstellt“, sagt sie. Was allerdings nichts daran ändert, dass bis auf Paracetamol alle Substanzen in Deutschland rezeptpflichtig sind.

Illegal hergestellt und in Deutschland verboten
„Wir bekommen immer wieder Berichte von solch vermeintlich pflanzlichen Wunderheilmitteln“, sagt Ulrike Holzgrabe. Mal handele es sich dabei um gefälschte Traditional Chinese Medicines (TCM), oder um Pflanzenmischungen, die chemisch definierte Arzneistoffe enthalten. Besonders häufig tauche dabei der Name „Herbal Viagra“ auf. „Dessen Wirkung ist allerdings fast immer auf die typischen Wirkstoffe Sildenafil, Tadalafil, Vardenfil oder auf eines der davon abgeleiteten Derivate zurückzuführen“, erklärt die Wissenschaftlerin. Auch vor deren Einnahme warnt sie: „In der Regel sind die strukturverwandten ‘Viagra‘-Abkömmlinge nie einer toxikologischen Prüfung unterzogen.“ Ganz abgesehen davon, dass es sich in all diesen Fällen um illegal hergestellte Arzneimittel oder Arzneimittelfälschungen handelt. Und deren Erwerb ist in Deutschland verboten.

J. Wiest, C. Schollmayer, G. Gresser, U. Holzgrabe (2014) Identification and Quantification of the ingredients in a Counterfeit Vietnamese Herbal Medicine against rheumatic diseases. J. Pharm. Biomed. Anal., 97, 24-28 (2014)

Kontakt
Prof. Dr. Ulrike Holzgrabe, T: (0931) 31-85461, u.holzgrabe@pharmazie.uni-wuerzburg.de

Quelle: idw

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UDE: Durchschnittliche Stundenverdienste untersucht – Enorme Spanne zwischen Branchen

Katrin Koster Ressort Presse – Stabsstelle des Rektorats
Universität Duisburg-Essen

Je nach Wirtschaftszweig verdienen Beschäftigte in Deutschland sehr unterschiedlich: In den Hochlohnbranchen – Energieversorgung oder Finanz- und Versicherungsdienstleistungen – liegen die Brutto-Stundenentgelte mehr als doppelt so hoch wie im Niedriglohnbereich, etwa im Gastgewerbe, Verkehr oder in der Lagerhaltung. Das zeigen aktuelle Berechnungen des Instituts Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen, die jetzt im Internetportal Sozialpolitik Aktuell veröffentlicht wurden.

Ein extremes Beispiel: Finanz- und Versicherungsdienstleister verdienen durchschnittlich 37,08 Euro pro Stunde; das ergaben Daten aus der Verdiensterhebung des Statistischen Bundesamtes im Jahr 2013. Im Gastgewerbe sind es hingegen nur 12,63 Euro. In allen Wirtschaftszweigen erhalten die Frauen deutlich weniger als die Männer. Die Spanne in der Finanz- und Versicherungsbranche ist besonders groß: Hier bekommen Frauen nur 68,6 Prozent der Männerverdienste.

„Die enorme Spannweite lässt sich nur teilweise durch unterschiedliche Qualifikationen und Tätigkeitsanforderungen erklären“, stellt Prof. Dr. Gerhard Bäcker fest. Eine zentrale Rolle spielten die Wirtschaftskraft einzelner Branchen wie auch institutionelle Faktoren, z.B. Tarifverträge. Erfassen diese nur wenige Beschäftigte und Betriebe in einem Wirtschaftsbereich oder enthalten sie lediglich Minimalkompromisse, dann sind geringere Löhne und eine Ausbreitung des Niedriglohnsektors wahrscheinlich – wie im Dienstleistungsbereich zu beobachten. „Dies kann zu großen Unterschieden zwischen gewerkschaftlich gut und weniger gut organisierten Branchen führen“, warnt Bäcker.

Die Verdienstunterschiede zwischen Männern und Frauen führt der IAQ-Forscher vor allem darauf zurück, dass berufliche Leistungen unterschiedlich bewertet werden. Während männertypische Tätigkeiten traditionell als anspruchsvoll gelten, werden frauentypische Arbeiten oft nur als „einfach“ eingestuft. Hinzu kommt das Problem der Vereinbarkeit von Beruf und Kindererziehung: Elternzeit oder zwischenzeitliche Teilzeitarbeit hemmen die Karriere und erschweren Frauen trotz gleicher Qualifikation den beruflichen Aufstieg. So gelangen sie seltener auf höhere und leitende Stellen, die oft als Vollzeitarbeitsplätze konzipiert sind. Die Tatsache, dass Frauen weniger in Führungspositionen zu finden sind, wirkt sich somit negativ auf den durchschnittlichen Bruttomonatslohn der Frauen aus.

Infografik und Analysen unter
http://www.sozialpolitik-aktuell.de/tl_files/sozialpolitik-aktuell/_Politikfelde…

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Gerhard Bäcker, Tel. 0203/379-2573 oder 0177/5738596, gerhard.baecker@uni-due.de

Quelle: idw

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Blutdruck- und Fettsenker haben komplexe Wirkungen auf den Stoffwechsel

Dr. Nadja Becker Kommunikation
Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt

Medikamente, die den Blutdruck und die Blutfette senken, wirken nicht nur an ihrer Zielstruktur, sondern beeinflussen darüber hinaus vielfältige Stoffwechselwege. Hinweise darauf konnte ein Forscherteam des Helmholtz Zentrums München anhand von veränderten Stoffwechselprodukten bei Einnahme dieser Medikamente finden. Die Daten tragen zu einem umfassenderen Verständnis der Wirkweise dieser häufig verschriebenen Medikamentengruppen bei, berichten die Wissenschaftler in der Fachzeitschrift ‚European Journal of Epidemiology‘.

Die Wissenschaftler des Helmholtz Zentrums München führten bei über 1700 Teilnehmern der bevölkerungsbasierten KORA-Studie* Messungen verschiedener Stoffwechselprodukte (Zwischenprodukte wie Aminosäuren, Kohlenhydrate, Vitamine, Fettsäuren oder DNA-Bausteine) durch. Anschließend verglichen sie diese Daten mit der Einnahme von Medikamenten gegen einen erhöhten Blutdruck oder erhöhte Blutfettwerte. Auch andere Einflüsse auf den Stoffwechsel wie Alter, Geschlecht, Körpergewicht oder Lebensstil wurden bei der Auswertung berücksichtigt.

Medikamenteneinnahme beeinflusst Stoffwechselleistung
Auf der Grundlage der bevölkerungsbasierten Daten, die unter Alltagsbedingungen erhoben wurden, konnte das Team um Dr. Elisabeth Altmaier, Dr. Gabi Kastenmüller und Dr. Christian Gieger mögliche neue Zusammenhänge zwischen den Medikamenten und einer veränderten Stoffwechselleistung feststellen. „Die Medikamente beeinflussen den Stoffwechsel auf vielfältige Weise“, so Erstautorin Altmaier. „Unsere Ergebnisse liefern wichtige Einblicke in die komplexe Wirkweise dieser Medikamentengruppen, die über ihre blutdruck- bzw. fettsenkenden Effekte hinausgeht.“ So wurden beispielsweise bei Einnahme von Betablockern – Wirkstoffe, die den Blutduckt senken – erniedrigte Spiegel freier Fettsäuren im Blut beobachtet.

Kenntnis des gesamten Wirkspektrums ermöglicht individualisierte Therapie
Die untersuchten Wirkstoffe, wie z.B. Betablocker oder Statine, gehören zu den am häufigsten verschriebenen Medikamenten. Umfassende Erkenntnisse zu den beeinflussten Signalwegen ermöglichen es, Wirkungen sowie Nebenwirkungen abschätzen zu können. „Wenn wir das gesamte Wirkspektrum einer Substanz kennen, können wir Medikamente gezielter, das heißt im Sinne einer individualisierten Therapie einsetzen“, resümiert Altmaier.

Ziel des Helmholtz Zentrums München ist es, neue Ansätze für personalisierte Diagnose, Therapie und Prävention der großen Volkskrankheiten zu entwickeln.

Weitere Informationen
* Die Kooperative Gesundheitsforschung in der Region Augsburg (KORA) untersucht seit über 20 Jahren die Gesundheit tausender Bürger aus dem Raum Augsburg. Ziel ist es, die Auswirkungen von Umweltfaktoren, Verhalten und Genen zu verstehen. Kernthemen der KORA-Studien sind Fragen zu Entstehung und Verlauf von chronischen Erkrankungen, insbesondere Herzinfarkt und Diabetes mellitus. Hierzu werden Risikofaktoren aus dem Bereich des Gesundheitsverhaltens (u.a. Rauchen, Ernährung, Bewegung), der Umweltfaktoren (u.a. Luftverschmutzung, Lärm) und der Genetik erforscht. Aus Sicht der Versorgungsforschung werden Fragen der Inanspruchnahme und Kosten der Gesundheitsversorgung untersucht.

Original-Publikation:
Altmaier, E. et al. (2014). Metabolomics approach reveals effects of antihypertensives and lipid-lowering drugs on the human metabolism, European Journal of Epidemiology, doi: 10.1007/s10654-014-9910-7
Link zur Fachpublikation: http://link.springer.com/article/10.1007/s10654-014-9910-7

Das Helmholtz Zentrum München verfolgt als Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt das Ziel, personalisierte Medizin für die Diagnose, Therapie und Prävention weit verbreiteter Volkskrankheiten wie Diabetes mellitus und Lungenerkrankungen zu entwickeln. Dafür untersucht es das Zusammenwirken von Genetik, Umweltfaktoren und Lebensstil. Der Hauptsitz des Zentrums liegt in Neuherberg im Norden Münchens. Das Helmholtz Zentrum München beschäftigt rund 2.200 Mitarbeiter und ist Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft, der 18 naturwissenschaftlich-technische und medizinisch-biologische Forschungszentren mit rund 34.000 Beschäftigten angehören. www.helmholtz-muenchen.de

Weitere Informationen:

http://www.helmholtz-muenchen.de/aktuelles/uebersicht/pressemitteilungnews/artic…

Quelle: idw

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Umweltlabor auf drei Rädern

André Zeppenfeld Presse- und Kommunikationsstelle
Universität Siegen

Die Uni Siegen startet das Projekt „Chem-trucking“ und weckt das Interesse von Schülerinnen und Schüler an Chemie und Natur.

Sie ist Italienerin, hat drei Räder und ihr Name ist „Biene“. Und ab sofort ist die Piaggio APE als mobiles Umweltlabor der Universität Siegen im Einsatz. Der kultige Lieferwagen ist Teil des neuen Projekts „Chem-trucking“. Hierbei können heimische Schulen im Rahmen des Unterrichts oder in Projektwochen umweltanalytische Messungen von Luft, Gewässern und Böden in der Umgebung vornehmen – mit einem mobilen Umweltlabor.

Hinter dem Projekt steht die Arbeitsgruppe Didaktik der Chemie von Prof. Dr. Martin Gröger. Die Naturwissenschaftlich-Technische Fakultät der Uni Siegen, das Umweltlabor HuK mit Sitz in Hünsborn, sowie die EU mit dem Europäischen Fonds zur Förderung der Regionalenwicklung bringen für die nächsten Jahre dazu 130.000 Euro auf. Dr. Peter Liese, EU-Abgeordneter der CDU für Nordrhein-Westfalen (NRW), war bei der Vorstellung des Projekts dabei: „Sehr spannend, Schülerinnen und Schüler lernen den praktischen Umgang mit Chemie und erforschen gleichzeitig die Natur und begeistern sich so für Umweltthemen. Ein tolles Projekt.“

Bei „Chem-trucking“ geht es um Themen, die Schülerinnen und Schüler aus ihrer Lebenswelt kennen interessieren. Die Wasserqualität im Deuzer Naturfreibad oder dem Biggesee zum Beispiel, die Kalkung von Waldböden oder die Luftqualität an einer Straßenkreuzung. Die Piaggio APE ist beladen mit Messkoffern, Sensoren, Schutzbrillen und Bänken – also allem, was zum Einsatz vor Ort nötig ist. Das mobile Labor hat die Klasse 8c der Olper St.-Franziskus-Schule (Fach: Chemie/Bio) intensiv am Biggesee ausgetestet. „Das ist spannender als in der Schule. Wir lesen nicht nur Formeln, hier kann man fühlen und riechen“, ist Schüler Josua Klur begeistert.

Prof. Dr. Martin Gröger leitet zusammen mit Doktorand Philipp Spitzer das Projekt. Gröger: „Uns geht es darum, Chemie und Natur zu verbinden. Es muss hier keinen Gegensatz geben. Wir möchten Schülerinnen und Schülern bewusst machen, dass sie durch ihr eigenes Handeln aktiv werden können und so ihr Umweltbewusstsein fördern.“ Darum kümmert sich das Uni-Team persönlich. Schulen aus der Region Siegen-Wittgenstein und Olpe können das mobile Labor „Chem-trucking“ anfragen, Doktorand Philipp Spitzer fährt mit der Piaggio APE zum Einsatzort, hilft bei allen Messungen, entwickelt Lehrmaterialien und experimentiert gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern. Unterricht kann so direkt in der Natur stattfinden.

Gleichzeitig wird „Chem-trucking“ in die Lehre an der Uni Siegen eingebunden. Umweltanalytische Praktika ermöglichen es Studierenden, gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern zu forschen und zu experimentieren, interessante Themen werden im Rahmen von Seminaren behandelt.

Das Projekt ist 2014 gestartet und hat eine Laufzeit bis 2020. „Chem-trucking“ ergänzt das zdi-Schülerlabor (Zukunft durch Innovation, NRW) der Naturwissenschaftlich-Technischen Fakultät, zu dem das Science-Forum, das Freilandlabor FLEX in Schönau sowie die Lernwerkstatt Naturwissenschaft gehören. Kooperationsschulen sind das Berufskolleg Technik Siegen-Wittgenstein, das Berufskolleg Olpe, die St.-Franziskus-Schule in Olpe, die Gesamtschule Eiserfeld sowie die Carl-Kraemer-Realschule in Hilchenbach.

Weitere Informationen:
http://www.uni-siegen.de/start/news/oeffentlichkeit/580454.html

Quelle: idw

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Neue Patienteninformationen zum Thema Nervenschädigungen bei Diabetes erschienen

Corinna Schaefer M.A. Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin

Ab heute stehen im Internet neue Informationsmaterialien kostenlos bereit: Die PatientenLeitlinie „Nervenschädigungen bei Diabetes“ und die dazugehörige Kurzversion vermitteln, was Nervenschädigungen bei Diabetes sind, wie sie erkannt und behandelt werden.

Diabetes kann zu Schäden an den Nerven führen. Der Fachausdruck dafür ist „diabetische Neuropathie“. Diese Erkrankung kann verschiedene Beschwerden verursachen und die Funktion von inneren Organen beeinträchtigen. Wenn Nervenschäden rechtzeitig entdeckt und behandelt werden, lassen sich die Beschwerden jedoch lindern und ihr Fortschreiten verzögern.

In der neuen PatientenLeitlinie „Nervenschädigungen bei Diabetes“ erhalten Menschen mit Diabetes nun ausführliche Informationen darüber, welche Anzeichen, Untersuchungs- und Behandlungsmöglichkeiten es gibt. Außerdem erhalten sie Hinweise auf Beratungsstellen und weitere Informationsquellen. Zusätzlich wurde eine Kurzinformation erarbeitet. Diese fasst auf zwei Seiten leicht verständlich die wichtigsten Fakten zusammen und gibt Tipps zum Umgang mit der Erkrankung. Alle Materialien lassen sich als pdf-Dokument kostenlos downloaden.

Programm für Nationale VersorgungsLeitlinien – PatientenLeitlinien
PatientenLeitlinien übersetzen die wichtigsten Inhalte und Empfehlungen einer ärztlichen Leitlinie in eine laienverständliche Sprache. Die Broschüre „Nervenschädigungen bei Diabetes“ beruht auf den Handlungsempfehlungen der aktuellen Nationalen VersorgungsLeitlinie „Neuropathie bei Diabetes im Erwachsenenalter“ und damit auf dem besten derzeit verfügbaren medizinischen Wissen. Sie wurde zusammen mit Patientenvertretern und ärztlichen Experten entwickelt. Betreuung und Redaktion erfolgte durch das Ärztliche Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ). Ein Methodenreport dokumentiert ausführlich den gesamten Erstellungsprozess.

Das Programm für Nationale VersorgungsLeitlinien steht unter der Trägerschaft von Bundesärztekammer, Kassenärztlicher Bundesvereinigung und der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften. Mit der Durchführung wurde das ÄZQ beauftragt. Zu ausgewählten Krankheitsbildern arbeiten Experten verschiedener Organisationen zusammen, um im Rahmen der strukturierten Versorgung chronisch kranker Menschen die angemessene und evidenzbasierte Patientenversorgung darzustellen.

Weitere Informationen:
http://www.versorgungsleitlinien.de/patienten/pdf/nvl-t2dm-neuropathie-patienten… – PatientenLeitlinie „Nervenschädigungen bei Diabetes“
http://www.patienten-information.de/mdb/downloads/kip/aezq-version-kip-diabetes-… – Kurzinformation für Patienten „Diabetes und Nerven“
http://www.versorgungsleitlinien.de/themen/diabetes2/dm2_neuro/pdf/nvl-t2dm-neur… – Report zur PatientenLeitlinie „Nervenschädigungen bei Diabetes“

Quelle: idw

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Gerät der Profifußball aus den Fugen?

Brigitte Kohlberg Pressestelle
Universität Bayreuth

An diesem Wochenende endet die Bundesliga-Saison 2013/14. Im Rückblick fordert der Bayreuther Sportökonom Markus Kurscheidt die Stärkung schwacher Vereine und eine veränderte Haltung gegenüber den Fans. Schon vor wenigen Wochen stand der FC Bayern München als Deutscher Meister fest. Prof. Dr. Markus Kurscheidt, Inhaber des Lehrstuhls Sportwissenschaft II der Universität Bayreuth, bezieht Stellung zu einigen vieldiskutierten Aspekten im deutschen Profifußball und fordert aus Wettbewerbsgründen geeignetes Handeln gegen ein ungezügeltes Auseinanderdriften der wirtschaftlichen Möglichkeiten der Profiklubs.

Es sei längst zum Allgemeinplatz geworden, so der Wissenschaftler, dass der Spitzenfußball ein Geschäft sei und die Spieler ausgebuffte „Millionarios“. Es sei halt so, wie die Trainer-Legende Otto Rehhagel formuliert habe: „Geld schießt Tore!“

„Ist nicht die aktuelle Bundesligasaison wieder Beweis genug dafür? Bereits sieben Spieltage vor Schluss holte Bayern München ungeschlagen mit unglaublichen 25 Punkten und 36 Toren Vorsprung auf den Zweiten Borussia Dortmund seinen 24. Titel“, erläutert Prof. Dr. Markus Kurscheidt. Trotz der schwächeren Auftritte danach und dem Ausscheiden der Oberbayern aus der Champions League mache sich Fußballdeutschland Sorgen um die Zukunft des sportlichen Wettbewerbs in der Spitzenliga. Nicht ohne Grund, sei doch der Rekordmeister in die Saison gestartet mit einem zehnmal größeren Spieleretat gegenüber dem ärmsten Klub Eintracht Braunschweig und immer noch fast doppelt so hohem Budget wie Schalke 04 mit der zweitteuersten Mannschaft.

Auseinanderdriften der wirtschaftlichen Möglichkeiten der Profiklubs stoppen
„Geeignetes Handeln gegen ein ungezügeltes Auseinanderdriften der wirtschaftlichen Möglichkeiten der Profiklubs ist aus Wettbewerbsgründen geboten“, fordert Prof. Dr. Markus Kurscheidt. Schon jetzt sei der FC Bayern derart dominant. „Das könnte für die Bundesliga in absehbarer Zeit zu einer Zerreißprobe werden“, befürchtet der Professor für Sport Governance und Eventmanagement des Bayreuther Instituts für Sportwissenschaft. Denn in wenigen Jahren werde der Branchenprimus auch sein Stadion abbezahlt haben und könne dann das frei gewordene Geld zusätzlich in die Mannschaft stecken. Das Ergebnis könnte sein, so Prof. Kurscheidt, dass die Münchner bald drei- oder viermal soviel Budget für Spieler zur Verfügung hätten wie ihre unmittelbaren Verfolger in der Liga.

„Wir hatten schon in dieser Spielzeit zwei Ligen in einer – die Bayern und der deutlich ärmere Rest“, führt der Bayreuther Sportökonom weiter aus. Klare Maßnahmen zum zukünftigen Umgang mit der Situation seitens der Deutschen Fußball-Liga DFL seien kaum erkennbar. Es seien eher die Länder und Städte, die den wirtschaftlich schwächeren Klubs unter die Arme griffen. „Ohne die Unterstützung der öffentlichen Hand wären die modernen Stadien bis runter in die dritte Liga nicht finanzierbar. Sie sind der Basisfaktor“, erläutert der Wissenschaftler, „der den Profifußball zu dem heutigen Hochglanzprodukt gemacht hat. Zuletzt haben diese Bauprojekte aber auch Traditionsvereine wie Alemannia Aachen oder Arminia Bielefeld in finanzielle Schieflage gebracht.“

Die positive Seite der Stärke des FC Bayern sei dagegen die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Bundesliga. So habe der deutsche Profifußball seit 2007 in der Fünfjahreswertung der UEFA gegen den Trend der anderen europäischen Top-Ligen mächtig aufgeholt. „Symbolträchtig dafür war das rein deutsche Champions League-Finale im letzten Jahr, ausgerechnet in London. Hinter der englischen Premier League mit gut 3 Milliarden Euro Umsatz liegt nun die Bundesliga mit Einnahmen von fast 2,2 Milliarden Euro an zweiter Stelle in Europa. Als Dauergast im europäischen Oberhaus verhilft der Rekordmeister somit der gesamten Liga zu einer besseren Position“, schätzt der Wissenschaftler ein.

Prof. Dr. Markus Kurscheidt sieht den internationalen Aufschwung auch als einen Erfolg des restriktiven Ansatzes der Bundesliga. Die 50-plus-1-Regel sichere etwa die Mehrheit des eingetragenen Stammvereins an den Kapitalgesellschaften der Klubs. Dies schrecke allzu wagemutige und mitunter unseriöse Investoren ab. Auch habe die deutsche Spitzenliga seit Jahrzehnten das strengste Lizensierungs-verfahren, was das chronisch risikoreiche Finanzgebaren der Klubs in Grenzen halte. Dies setze Anreize für ein effizientes Klubmanagement. Das mache sich auch im modernen und attraktiven Fußball der oft recht jungen Teams bemerkbar.

Debatte zur Fangewalt gehe an der Realität vorbei
Kritisch bewertet der Bayreuther Wissenschaftler die Haltung und das Handeln gegenüber Fangruppierungen, wie den sogenannten Ultras: „Die Debatte um die Gewalt von Fußballfans in den letzten zwei Jahren war völlig überzogen und verfehlt.“ In Polittalks und Schlagzeilen werde die Situation unverantwortlich dramatisiert, was die problematische Klientel unter den Fans eher provoziere als zu einer Beruhigung der Lage beitrage. „Dafür, dass jedes Wochenende gut eine halbe Million Menschen in die Stadien der beiden Bundesligen strömen, passiert sogar verhältnismäßig wenig über die gesamte Saison gesehen“, stellt der Experte heraus.

Dass Geld nicht immer Tore schieße, beweise auch wieder diese Saison. Der FC Augsburg habe es mit dem drittkleinsten Spieleretat bis in den Kampf um die internationalen Plätze geschafft, während der wirtschaftsstarke Hamburger SV im Abstiegskampf um seinen Status als „Bundesliga-Dino“ fürchten müsse. „Eine gute Vereinsführung, Mannschaftsgeist und leidenschaftliche Fans können eben doch ein paar Millionen Euro wettmachen“, resümiert Prof. Dr. Markus Kurscheidt.

Für weitere Informationen steht gern zur Verfügung:
Prof. Dr. Markus Kurscheidt
Prüfungsausschussvorsitzender/Studiengangmoderator Sportökonomie
Lehrstuhlinhaber für Sport Governance und Eventmanagement
Institut für Sportwissenschaft
Kulturwissenschaftliche Fakultät
Universität Bayreuth
Universitätsstraße 30
D-95447 Bayreuth
Telefon (+49) 0921 / 55-3471
E-Mail sekretariat.sport2@uni-bayreuth.de
http://www.sport.uni-bayreuth.de
http://www.spoeko.uni-bayreuth.de

Quelle: idw

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BAuA informiert mit „Arbeitswelt im Wandel 2014″ über aktuelle Trends in der Arbeitswelt

Jörg Feldmann Pressestelle
Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin

Dortmund – „Arbeitswelt im Wandel“ ist die regelmäßig erscheinende Broschüre der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA), die neueste Zahlen und Daten zu Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit liefert. Das 86 Seiten starke Heft, fasst die deutsche Arbeitswelt in Fakten zusammen. Themen wie Erwerbstätigkeit, Berufskrankheiten, Gefährdungsbeurteilung oder der demografische Wandel werden übersichtlich dargestellt. Diesjähriger Schwerpunkt ist das Thema „Atypische Beschäftigung“.

Die Ausgabe „Arbeitswelt im Wandel 2014″ stellt einen deutlichen Anstieg atypischer Beschäftigungen seit 1993 fest. Dabei ist mit über 41 Millionen in 2012 die Zahl der Erwerbstätigen auf ihrem höchsten Stand seit 1993. Davon befanden sich rund 7,9 Millionen in atypischen Beschäftigungsverhältnissen. Unter solche Beschäftigungsverhältnisse fallen laut Statistischem Bundesamt geringfügige Beschäftigungen, Teilzeitbeschäftigungen bis zu 20 Wochenarbeitsstunden, zeitlich befristete Beschäftigungen und Zeit- beziehungsweise Leiharbeit.

Arbeitswelt im Wandel 2014 zeigt, dass Teilzeitbeschäftigte und geringfügig Beschäftigte im Bereich „Handel, Instandhaltung und Kfz-Reparatur“ überrepräsentiert sind. Dagegen sind im Bereich „Erziehung und Unterricht“ eher befristet oder in Teilzeit Beschäftigte außerordentlich stark vertreten. Teilzeitstellen sind häufiger weiblich besetzt, Zeitarbeit ist eher eine Männerdomäne.

Außerdem liefert die BAuA-Broschüre aktuelle Zahlen zu verschiedenen Berufskrankheiten, zu Arbeitsbedingungen und zur Arbeitszeitgestaltung, die grafisch aufgearbeitet sind und übersichtlich dargestellt werden. Sie bietet Fachleuten die Möglichkeit, sich schnell über Entwicklungen, Trends und Zusammenhänge zu informieren, die auch für den eigenen Betrieb von Bedeutung sein können. Auch für die interessierte Öffentlichkeit bietet die Broschüre einen Überblick über die vielfältigen Themen des Arbeitsschutzes.

Die Broschüre „Arbeitswelt im Wandel – Ausgabe 2014″ kann im PDF-Format unter http://www.baua.de/publikationen heruntergeladen werden. Die Druckfassung gibt es gegen Versandkosten im Webshop der BAuA.

Forschung für Arbeit und Gesundheit
Sichere und gesunde Arbeitsbedingungen stehen für sozialen Fortschritt und eine wettbewerbsfähige Wirtschaft. Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) forscht und entwickelt im Themenfeld Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit, fördert den Wissenstransfer in die Praxis, berät die Politik und erfüllt hoheitliche Aufgaben – im Gefahrstoffrecht, bei der Produktsicherheit und mit dem Gesundheitsdatenarchiv. Die BAuA ist eine Ressortforschungseinrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales. Über 600 Beschäftigte arbeiten an den Standorten in Dortmund, Berlin und Dresden sowie in der Außenstelle Chemnitz.
http://www.baua.de

Weitere Informationen:
http://www.baua.de/dok/5046798 Direkter Link zur Broschüre „Arbeitswelt im Wandel – Ausgabe 2014″

Quelle: idw

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Krafttraining – wie geht es richtig?

Blandina Mangelkramer Kommunikation und Presse
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

FAU-Wissenschaftler untersuchen die Auswirkungen unterschiedlicher Trainingsprogramme auf die Gesundheit
Sport ist gesund – das dürfte sich herumgesprochen haben. Doch wie genau beeinflussen unterschiedliche Trainingseinheiten den menschlichen Körper? Ist eine zusätzliche Eiweißgabe nützlich? Und wie viele Durchgänge pro Übung wirken sich am günstigsten aus? Das haben Wissenschaftler am Lehrstuhl für Medizinische Physik der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) gemeinsam mit dem Institut für Radiologie der Universität in der PUSH-Kraftstudie untersucht. Für das Verhältnis von Fett und Muskulatur versprachen zwei Methoden den größten Erfolg: Das intensive Training mit mehreren Durchgängen pro Einheit – und das Training mit nur einem Durchgang, aber bei einer zusätzlichen Nahrungsergänzung mit hochwertigem Eiweiß.

Für die PUSH-Studie ließen die Forscher, unterstützt vom Verein Post SV Nürnberg, „Kieser Training“ Erlangen sowie der Staedtler-Stiftung, insgesamt 120 untrainierte Männer zwischen 30 und 50 Jahren fünf Monate lang trainieren – und zwar in vier Trainingsgruppen. Die erste absolvierte ein sogenanntes Einsatztraining – also lediglich ein Durchgang je Übung (bei 10 bis 12 Übungen) – und erhielt zusätzlich hochwertiges Eiweiß. Die zweite trainierte auf die gleiche Weise – aber ohne Nahrungsergänzung. Gruppe drei führte dagegen ein Mehrsatztraining ohne Eiweißgabe mit zwei bis drei Durchgängen je Übungseinheit durch, Gruppe vier bildete die Kontrollgruppe ohne Training und Proteingabe.

Alle Gruppen trainierten nach Ablauf eines vierwöchigen Konditionierungszeitraums an zwei, maximal drei Tagen je Woche über weitere 18 Wochen in einem hochintensiven Bereich mit weniger als 10 Wiederholungen je Übungsdurchgang, hohem Widerstand – also hoher Last – und verschiedenen „Ausbelastungsstrategien“ bis zur kompletten muskulären Ermüdung.

Im Anschluss nahmen die Wissenschaftler die Trainingsprotokolle unter die Lupe und prüften die Auswirkung des jeweiligen Trainingsprogramms auf die Körperzusammensetzung – also Muskelmasse und -dichte und Körperfettanteil – ebenso wie auf die Muskelkraft und das Herz-Kreislauf-Risiko. Die Ergebnisse bestätigen einmal mehr, dass der Gesundheitseffekt von sportlichem Training gar nicht hoch genug bewertet werden kann: Alle Trainingsarten zeigten hochrelevante und günstige Veränderungen der Muskelkraft, der Muskelmasse und -dichte, des Körperfettanteils und, besonders positiv, des Herz-Kreislauf-Risikos.

Mehrsatztraining und Eiweißgaben erweisen sich als nützlich
Im Detail allerdings ließen sich bei der umfangreicher trainierenden Mehrsatz-Trainingsgruppe sowie bei der Einsatz-Trainingsgruppe mit einer zusätzlichen Nahrungsergänzung mit hochwertigem Eiweiß die deutlich besten Ergebnisse für die Körperzusammensetzung ausmachen. Im Hinblick auf das Herz-Kreislauf-Risiko und die Herzgröße zeigten sich dagegen keine relevanten Unterschiede.

Insgesamt lässt sich von der PUSH-Studie klar ableiten, dass ein zeiteffizientes Einsatztraining (30 min/Trainingseinheit) an zwei bis drei Tagen pro Woche mit einer begleitenden Einnahme von hochwertigem Eiweiß bereits ausreicht, die Körperzusammensetzung hochrelevant zu beeinflussen und kardiale sowie metabolische Risikofaktoren deutlich zu reduzieren.

„Für den Schutz vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen, aber auch Erkrankungen des Knochensystems wie Osteoporose hat sich Krafttraining längst als wichtiger Präventionsfaktor herauskristallisiert“, sagt Prof. Dr. Klaus Engelke, Medizinphysik-Professor am Lehrstuhl für Medizinische Physik. „Durch Untersuchungen wie diese gelingt es uns, noch besser zu verstehen, wie unterschiedliche Trainingsweisen auf die Körperzusammensetzung wirken – nur so können wir das Trainingsprogramm immer weiter feinjustieren.“ Prof. Dr. Wolfgang Kemmler, Sportwissenschaftler und ebenfalls Professor am Lehrstuhl für Medizinische Physik, ergänzt: „Gerade wenn Krafttraining nicht nur des sportlichen Vergnügens wegen, sondern gezielt zur Prävention eingesetzt wird, ist effizientes Training so wichtig – auch um die Motivation bei den Trainierenden aufrecht zu erhalten.“

Deutschlands erfolgreichste Osteologische Forschergruppe
Das Osteoporose-Forschungszentrum der FAU wurde jüngst von der Deutschen Akademie der osteologischen & rheumatologischen Wissenschaften (DAdorW) und dem Dachverband Osteologie (DVO) der Forschergruppenpreis als beste osteologische Forschergruppe der vergangenen drei Jahre verliehen. Ausschlaggebend für die Verleihung war neben der erfolgreichen Einwerbung von Drittmitteln die mit über 100 wissenschaftlichen Veröffentlichungen außergewöhnlich hohe Publikationsleistung und damit der eindrucksvollen Forschungserfolg der Forschergruppe um Professor Dr. Wolfgang Kemmler und Professor Dr. Klaus Engelke. Forschungsschwerpunkte der am Institut für Medizinische Physik beheimateten Abteilung sind die Entwicklung neuer bildgebender Verfahren und neuer Bildanalysetechniken zur Osteoporose-Diagnostik, aber auch die Durchführung oft mehrjähriger Trainingsstudien im Rahmen der Gesundheitsförderung für Menschen in höherem Lebensalter und/oder besonders gefährdete Personengruppen.

Ansprechpartner:
Prof. Dr. Wolfgang Kemmler
Dr. Simon von Stengel
Tel.: 09131-85-23999
wolfgang.kemmler@imp.uni-erlangen.de
simon.von.stengel@imp.uni-erlangen.de

Quelle: idw

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TH-Forschung aktuell: Drohnen für den Umwelt- und Katastrophenschutz

Dipl.-Ing. Bernd Schlütter Hochschulmarketing
Technische Hochschule Wildau [FH]

Naturkatastrophen und Großschadensereignisse wie Atom- und Chemieunfälle können eine Vielzahl von Menschenleben und die Umwelt gefährden. Um geeignete Rettungs- oder Abwehrmaßnahmen ergreifen zu können und die Gesundheit von Einsatzkräften zu schützen, ist eine schnelle und präzise Situationsanalyse erforderlich. Hierfür bieten unbemannte Luftfahrzeuge – so genannte Drohnen – den Vorteil, dass sie bei minimiertem Risiko vergleichsweise kostengünstig sind und wertvolle Daten zur Lagebeurteilung sammeln können. Derzeit existiert noch kein solches Fluggerät, das unter aggressiven Umweltbedingungen – wie beispielsweise in Vulkanaschewolken – Messungen durchführen kann.

Das Forschungsvorhaben „SAPODS – Smart Airborne Pollutants Detection System“ (Intelligentes Luftschadstoff-Erkennungssystem) der Technischen Hochschule Wildau wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) als Projekt des Monats April 2014 im Rahmen des Förderprogramms „Forschung an Fachhochschulen mit Unternehmen“ ausgewählt. Dabei geht es um die Weiterentwicklung einer Flugmessdrohne für den Einsatz unter extremen Umweltbedingungen wie einem Vulkanausbruch.

Ziel der Arbeiten des Fachgebiets Luftfahrttechnik unter Leitung von Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Rüther-Kindel ist es, die vorhandene Messdrohne ATISS – ein elektrisch angetriebener Motorsegler – für Flugeinsätze in belasteten Luftschichten umzurüsten und mit einer Technik zur Partikel- und Schadstoffmessung auszustatten. Start und Landung werden vom Boden manuell ferngesteuert, der Flug soll mittels Autopiloten weitestgehend autonom erfolgen. Da bei Einsätzen in belasteten Luftschichten das für den Autopiloten notwendige Satellitennavigationssystem nicht immer verfügbar ist, sind zusätzliche Sensoren zur Positionsbestimmung und eine verstärkte Funkverbindung zur Bodenstation für das Eingreifen per Fernsteuerung vorgesehen. Um mit der Drohne auch mehrstündige Flüge in ca. 5.000 Metern Höhe absolvieren zu können, muss das Antriebssystem (Propeller, Regler, Akkus und Motoren sowie insbesondere die Kühlung) den extremen Höhen- und Schadstoffbedingungen angepasst werden. Zum Testen der Flugtauglichkeit und der Schadstoffdetektoren sind Messflüge über Island geplant.

Das Projekt läuft noch bis August 2016 und wird vom BMBF mit rund 324.000 Euro gefördert.

Weitere Informationen:
http://www.th-wildau.de
http://www.bmbf.de/de/20730.php

Quelle: idw

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BAuA-Bericht: Kleine und mittlere Betriebe sollten vorbeugend im Arbeitsschutz handeln

Jörg Feldmann Pressestelle
Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin

Auch kleine Unternehmen weisen der Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit eine hohe Bedeutung zu. Das zeigt eine repräsentative Befragung von rund 1.000 geschäftsführenden Personen und 2.000 Beschäftigten, die die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) in Auftrag gegeben hat. Untersucht wurden Kenntnisstand und betriebliches Handeln im Arbeitsschutz. Die Ergebnisse liegen jetzt als Bericht „Kenntnisstand von Unternehmen und Beschäftigten auf dem Gebiet des Arbeits- und Gesundheitsschutzes in KMU“ vor. Sie verdeutlichen den Kontrast zwischen dem Wissen über Arbeitsschutz und dem täglichen Handeln im Betrieb. Zugleich zeigt der Bericht Wege zur Wissensvermittlung auf.

„Hauptsache wir verstoßen nicht gegen Gesetze“ – dieses Handlungsmuster ist nach wie vor in den meisten Klein- und Kleinstbetrieben verwurzelt. Dennoch spielen Sicherheit und Gesundheit aus der Sicht der entscheidenden betrieblichen Akteure eine wichtige Rolle. Hingegen sind ihnen gesetzliche Arbeitsschutzregelungen weitgehend unbekannt, während sie die Verantwortung des Arbeitgebers weitgehend kennen.

In Sachen Arbeits- und Gesundheitsschutz besteht Informationsbedarf insbesondere zu den Themen Gesundheitsförderung, Unfallverhütung, Gestaltung von Arbeitsplätzen und Arbeitsstress. Um Sicherheit und Gesundheit zu verbessern, greifen die Unternehmen oft auf praktikable Verbesserungsvorschläge der Beschäftigten zurück. Es finden auch regelmäßige Gespräche über Gefahren und Risiken statt, die anschließend behoben werden. Regelmäßige Schulungen und anlassbezogene Unterweisungen sind dagegen keine Selbstverständlichkeit.

Informations- und Beratungsangebote, die einen starken Praxisbezug haben, bewerten Arbeitgeber und Beschäftigte am besten. Am liebsten wird am praktischen Beispiel gelernt. Aus den Ergebnissen der Befragung leiten die Experten Ansatzpunkte für Modelle und bedarfsgerechte Konzepte der Kompetenzerweiterung und -vertiefung ab. Die Verantwortlichen im Arbeitsschutz für die positiven Effekte von Prävention zu sensibilisieren, sollte dabei im Vordergrund stehen. Da die Unternehmen gern „aus der Praxis für die Praxis“ lernen, führt der Bericht Modelle wie die kollegiale Beratung, das Lernen in Netzwerken oder Pool- und Verbundberatung auf.

„Kenntnisstand von Unternehmen und Beschäftigten auf dem Gebiet des Arbeits- und Gesundheitsschutzes in KMU“; Dr. Cordula Sczesny, Sophie Keindorf, Patrick J. Droß, Dr. Gerda Jasper; 1. Auflage. Dortmund/Berlin/Dresden; Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin 2014; 329 Seiten, ISBN 978-3-88261-005-5

Eine Version im PDF-Format zum Herunterladen steht unter http://www.baua.de/publikationen.

Forschung für Arbeit und Gesundheit
Sichere und gesunde Arbeitsbedingungen stehen für sozialen Fortschritt und eine wettbewerbsfähige Wirtschaft. Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) forscht und entwickelt im Themenfeld Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit, fördert den Wissenstransfer in die Praxis, berät die Politik und erfüllt hoheitliche Aufgaben – im Gefahrstoffrecht, bei der Produktsicherheit und mit dem Gesundheitsdatenarchiv. Die BAuA ist eine Ressortforschungseinrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales. Über 600 Beschäftigte arbeiten an den Standorten in Dortmund, Berlin und Dresden sowie in der Außenstelle Chemnitz.
http://www.baua.de

Weitere Informationen:
http://www.baua.de/dok/5047828 Direkter Link zum Bericht „Kenntnisstand von Unternehmen und Beschäftigten auf dem Gebiet des Arbeits- und Gesundheitsschutzes in KMU“

Quelle: idw

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Mikroorganismen filtern Uran aus Grundwasser

Simon Schmitt Kommunikation und Medien
Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf

In einem geplanten Endlager für hochradioaktiven Abfall aus Kernkraftwerken, das derzeit in Finnland errichtet wird, konnten Forscher des Helmholtz-Zentrums Dresden-Rossendorf (HZDR) Bakterien entdecken, die in der Lage sind, gelöstes Uran in ihrer Zelle in Kristalle umzuwandeln. Auf diese Weise verhindern sie die mögliche Ausbreitung des radioaktiven Stoffes in der Umwelt.

„Der Einfluss von Mikroorganismen auf die Sicherheit von Endlagern für radioaktive Stoffe ist bislang noch nicht ausreichend erforscht“, beschreibt Dr. Evelyn Krawczyk-Bärsch vom Institut für Ressourcenökologie am HZDR den Stand der Wissenschaft. „Es ist jedoch bekannt, dass gewisse Bakterien die Korrosion von Kanistern mit den abgebrannten Brennelementen beschleunigen können. Durch solche Lecks gelangen möglicherweise Radionuklide in das Grundwasser.“ Eine spezielle Rolle spielen dort Biofilme – Schleimschichten, in denen Mikroorganismen, wie Bakterien, Algen oder Pilze, miteinander verbunden sind -, da sie wie ein natürlicher Schwamm in der Lage sind, gelöste Schwermetalle, zu denen auch das Element Uran zählt, „aufzufangen“.

„Diese mikrobiellen Lebensgemeinschaften bilden sich entlang von Klüften im Gestein“, erläutert Krawczyk-Bärsch. Die Geochemikerin überraschte es deswegen kaum, solche Biofilme auch im finnischen Onkalo-Tunnel, der voraussichtlich ab dem Jahr 2022 als Endlager für hochradioaktiven Abfall dienen soll, zu entdecken. Denn durch den dortigen Gneis ziehen sich zahlreiche Spalten, durch die Grundwasser sickert, das Mikroorganismen enthält. Diese setzen sich zum Teil an den Gesteinswänden fest und bilden dort die Biofilme. „Uns ging es nun darum, ob sie unter den gegebenen Umständen das gelöste Uran an sich binden können“, erklärt Krawczyk-Bärsch die Motivation für die Untersuchung der Schleimschichten.

Die Rossendorfer Forscherin simulierte deswegen gemeinsam mit Kollegen in einem Experiment den Fall eines leckenden Kanisters, aus dem Uran austritt. Dafür setzten sie eine Biofilm-Probe aus dem Tunnel in eine Flusszelle ein. Über diese ließen die Wissenschaftler anschließend in einem geschlossenen Kreislauf Wasser, das sie ebenfalls aus der finnischen Tiefe mitgebracht und im Labor mit dem radioaktiven Stoff versetzt hatten, laufen. „So konnten wir die Bedingungen vor Ort nachahmen“, beschreibt Krawczyk-Bärsch den Aufbau des Experiments. „Bereits nach 42 Stunden haben wir festgestellt, dass sich die Menge des radioaktiven Stoffes im Grundwasser verringert hat. Das lässt darauf schließen, dass das gelöste Uran immobilisiert wurde.“

Wie die Untersuchung gezeigt hat, formten sich im Zellplasma einiger Bakterien nadelähnliche Kristalle, die aus Uran bestanden. „Spektroskopische Verfahren bestätigten, dass es sich um ein Uranyl-Phosphat-Mineral handelt“, erklärt die Geochemikerin. „Die Mikroorganismen haben auf diese Weise die Bioverfügbarkeit – also die Wahrscheinlichkeit, dass der radioaktive Stoff in die Nahrungskette des Menschen gelangt – verringert.“ Denn die Bakterien haben das Uran aus dem Wasser gefiltert und im Biofilm gespeichert – ein möglicher Weitertransport in die Biosphäre wurde somit gestoppt.

Ob sich auf dieser Grundlage vielleicht eine Sanierungstechnologie aufbauen lässt, kann Krawczyk-Bärsch allerdings noch nicht sagen: „Theoretisch könnte es ein Ansatz sein, um urankontaminierte Gebiete zu säubern. Das ist dann aber eher eine technische Fragestellung. Uns geht es jedoch erst einmal darum herauszufinden, wie Mikroorganismen die Sicherheit von potentiellen Endlagern beeinflussen.“ Wie die Studie der Rossendorfer Forscher zeigt, können die kleinen Lebewesen eine entscheidende Rolle spielen. Die Kriterien zur Suche nach einem sicheren Endlager für hochradioaktive Stoffe muss somit um einen weiteren Punkt ergänzt werden.

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Weitere Informationen:
Dr. Evelyn Krawczyk-Bärsch
Institut für Ressourcenökologie am HZDR
Tel. +49 351 260-2076 | E-Mail: e.krawczyk-baersch@hzdr.de

Weitere Informationen:
http://www.hzdr.de/presse/bakterienfilter

Quelle: idw

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Biomasse zur bedarfsgerechten Stromerzeugung – FNR veröffentlicht Kurzstudie des DBFZ

Dr. Torsten Gabriel Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V.

Wärme aus Biomasse wird in der Regel auf Nachfrage erzeugt – was für die meisten Verstromungsanlagen derzeit nicht gilt: Holzheizkraftwerke und Biogasanlagen produzieren Strom meist konstant und rund um die Uhr. Diese Grundlastfähigkeit wird als einer der Vorzüge für Strom aus Biomasse im Vergleich zu anderen erneuerbaren Stromlieferanten gesehen. Soll Biostrom bedarfsgerecht entstehen, um bspw. Lastspitzen aufzufangen oder Schwankungen bei Wind- und Solarenergie auszugleichen, müssen einige Anstrengungen unternommen werden.

Das Deutsche Biomasseforschungszentrum (DBFZ) legt dazu jetzt die Kurzstudie „Einsatz von Biomasse zur bedarfsgerechten Energieerzeugung“ vor, die es mit Förderung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) erarbeitet hat.

Die ambitionierten Klimaschutzziele der Bundesregierung erfordern langfristig einen weitgehenden Verzicht auf den Ausstoß von Klima relevanten Gasen bei der Stromproduktion. Bei gleichzeitigem Ausstieg aus der Kernenergie stehen künftig vor allem erneuerbare Energien für die Stromerzeugung bereit. Das erfordert auch den vermehrten Ausgleich von Schwankungen zwischen Stromangebot und -nachfrage.

Strom aus Biomasse steht grundsätzlich als flexible Energie zur Verfügung und kann Angebot und Nachfrage technisch vergleichsweise unproblematisch in Einklang bringen. Insbesondere gasbasierte Technologien, die auf Synthese- oder Biogas vorzugsweise mit Gasspeicherung im Erdgasnetz setzen, erlauben einen sehr flexiblen Einsatz bis hin zum Schnellstart. Aber auch auf Festbrennstoffe setzende Varianten genügen den Anforderungen der bedarfsgerechten Erzeugung.

Die Studie untersucht diesbezüglich alle marktfähigen technologischen Ansätze und stellt spezifische Vor- und Nachteile heraus. Während Biomethananlagen bereits heute ohne zusätzlichen Aufwand als bedarfsgerecht angesehen werden können, erfordern alle anderen Konzepte individuelle technische Anpassungen, die sich entsprechend auch in der Wirtschaftlichkeit niederschlagen. Dieser Mehraufwand betrifft zum einen die Stromerzeugung z. B. in Blockheizkraftwerken, für die entsprechende Kapazitäten vorgehalten und ggf. geringere Wirkungsgrade bei Teillastbetrieb in Kauf genommen werden müssen. Angepasste Konzepte sind aber auch für den sinnvollen Umgang mit den gleichzeitig entstehenden Wärmemengen und deren (Zwischen-) Speicherung erforderlich.

Die Kurzstudie „Einsatz von Biomasse zur bedarfsgerechten Energieerzeugung“ wurde vom DBFZ mit Mitteln des BMEL erstellt. In drei Arbeitspaketen untersuchten die Leipziger Forscher bestehende technologische Optionen sowie die bedarfsgerechte Integration des erzeugten Stroms in die Stromnetze und bewerten die möglichen Varianten.

Die Studie steht in der Schriftenreihe „Nachwachsende Rohstoffe“ der FNR als Band 32 in elektronischer Form unter mediathek.fnr.de zur Verfügung.

Quelle: idw

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Wasser im Web – Neues Portal online

Richard Harnisch Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation
Institut für ökologische Wirtschaftsforschung GmbH, gemeinnützig

Interaktive Webseite zeigt Wissenswertes und Überraschendes rund ums Wasser in Deutschland
Wie es um das Wasser in Deutschland steht, zeigt seit dieser Woche ein neues interaktives Internetportal auf der Seite http://www.bmbf.wasserfluesse.de. Anlässlich der IFAT, der Weltleitmesse für Umwelttechnologien in München vom 5.-9. Mai 2014, hat das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) die Webseite veröffentlicht. Dort kann man Informationen abrufen etwa zur regionalen Verteilung von Niederschlägen und Verdunstung, Wassernutzungen durch Kraftwerke, Industrie und Haushalte sowie über Szenarien zur zukünftigen Wasserverfügbarkeit in Zeiten des Klimawandels. Das Portal eignet sich für alle, die ihr Wissen rund ums Wasser erweitern möchten, von Schulen über Weiterbildungsinstitutionen bis hin zu Fachleuten aus dem Wasserbereich.

Wasserbilanzen für über 300 Landkreise Deutschlands
Öffentlich präsentiert wird das Portal seit Montag auf dem IFAT-Messestand des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) in München. Dort können Besucherinnen und Besucher auf einem Touchscreen-Tisch spielerisch auf einer Deutschlandkarte auf Entdeckungsreise gehen und sich über die Wasserbilanzen der über 300 Landkreise und kreisfreien Städte in Deutschland aufklären lassen. Animationsfilme vermitteln Zusammenhänge rund um das Thema Wasser und machen Sachverhalte wie etwa regionale Knappheiten greifbar. Das Infoposter „Alles im Fluss – Eine deutsche Wasserbilanz“ zeigt eine Zusammenfassung der Ergebnisse. Es kann bei der Deutschen Vereinigung für Wasser, Abwasser und Abfall (DWA) bestellt werden oder im Internet kostenlos heruntergeladen werden.

Deutschland 86 Zentimeter unter Wasser
Die gesamten Jahresniederschläge ergießen sich über ganz Deutschland – von der Nordsee bis zu den Alpen steht das Wasser hüfthoch: 86 Zentimeter. So hoch stünde es tatsächlich, wenn es nicht abfließen und verdunsten würde. Dies ist eine der Filmszenen, mit denen eine Reihe animierter Filme auf der Webseite greifbar macht, wie viel Wasser in Deutschland wo zur Verfügung steht, wie viel davon wozu genutzt wird und welche Probleme sich daraus regional ergeben können.
Die interaktiven Info-Karten und die Animationsfilme wurden im Forschungsprojekt „Wasserflüsse in Deutschland“ unter Leitung des IÖW erarbeitet, das vom Bundesforschungsministerium im Schwerpunkt „Nachhaltiges Wassermanagement“ (NaWaM) gefördert wird. Projektpartner sind unter anderem die Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG) und die DWA.

Regionale Wasserknappheiten werden sichtbar
IÖW-Wasserexperte Jesko Hirschfeld und sein Team haben die Daten seit 2011 zusammengetragen und berechnet. „Auf dem Portal kann man sich klarmachen, was wir in Deutschland mit unserem Wasser anstellen“, so Hirschfeld. „In vielen Regionen haben wir reichlich davon, in anderen dagegen ist es knapp – und das könnte sich mit dem Klimawandel noch zuspitzen. Verschiedene interaktive Karten lassen schnell erkennen, welche Regionen am stärksten betroffen sind.“ Richard Harnisch, Leiter der Öffentlichkeitsarbeit des IÖW, hebt die spielerische Informationsvermittlung rund ums Wasser hervor: „Mit diesem bisher einzigartigen interaktiven Portal gehen wir neue Wege in der Informationsvermittlung, auch mit dem Ziel, junge Menschen für die Wissenschaft und ihre Ergebnisse zu begeistern.“

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Das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) ist ein führendes wissenschaftliches Institut auf dem Gebiet der praxisorientierten Nachhaltigkeitsforschung. 45 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erarbeiten Strategien und Handlungsansätze für ein zukunftsfähiges Wirtschaften – für eine Ökonomie, die ein gutes Leben ermöglicht und die natürlichen Grundlagen erhält. Das Institut arbeitet gemeinnützig und ohne öffentliche Grundförderung. Ein Schwerpunktthema des Instituts befasst sich mit Wasser- und Landmanagement.
http://www.ioew.de

Weitere Informationen:
http://www.bmbf.wasserfluesse.de
http://www.dwa.de/shop

Quelle: idw

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Studie zeigt politischen Einfluss der Kirchen in der Öffentlichkeit

Viola van Melis Zentrum für Wissenschaftskommunikation
Exzellenzcluster „Religion und Politik“ an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster

Die christlichen Kirchen sind in Deutschland nach einer neuen Studie aus dem Exzellenzcluster „Religion und Politik“ konstant in politische Debatten und Prozesse eingebunden. „Sie bedienen sich seit Jahrzehnten professioneller politischer Instrumente und werden insbesondere in ethischen, sozial- und bildungspolitischen Debatten auch von nicht-religiösen Akteuren anerkannt – trotz voranschreitender Säkularisierung in der Gesellschaft“, sagt die Theologin und Soziologin Prof. Dr. Judith Könemann vom Exzellenzcluster der Uni Münster. Gerade in öffentlichen Auseinandersetzungen über Menschenwürde, Zuwanderung, Asyl, Integration oder Medizinethik seien die Kirchen mit mehrheitlich weltlichen Argumenten erfolgreich, so die Leiterin der Studie. „In fast 60 Prozent der untersuchten Äußerungen griffen Kirchenvertreter auf rein weltliche Begründungen zurück.“

In den Quellen zeige sich „ein starkes Selbstverständnis der Kirchen, die Welt in Politik und Gesellschaft mitzugestalten“, erläutert die Wissenschaftlerin. „Mit dem Bezug auf Jesus und Gott ist erst das neunthäufigste Argument der Kirchen in Debatten ausdrücklich religiös begründet.“ Zu den viel häufiger verwendeten Argumenten der religiösen Akteure gehören der Schutz des menschlichen Lebens, die Menschenwürde sowie soziale und rechtliche Maßnahmen, die auch von säkularen Kräften vorgebracht wurden, wie Prof. Könemann ausführt. Ihr Team untersuchte politische Stellungnahmen von Kirchenvertretern in rund 1.500 Medienberichten aus den Jahren 1970 bis 2004; der Schwerpunkt lag auf langjährigen Debatten über Abtreibung und Zuwanderung.

Fast alle politischen Formulierungen der Kirchen seien stark an den jeweils aktuellen Diskurs angepasst. Die Kirchen zeigten typische Handlungsmuster zivilgesellschaftlicher Akteure: die mediale Einflussnahme auf die öffentliche Meinung, das Auftreten als „Wächterrat“ und die Mobilisierung und Interessenvertretung gesellschaftlicher Gruppen. „Sie traten zum Beispiel immer wieder als Anwälte der Migranten ein.“

Tagung über Religion und Öffentlichkeit
Die Rolle der Religion in der Öffentlichkeit untersuchen Soziologen, Philosophen und Theologen auch auf einer Tagung des Exzellenzclusters und der Universität zu Köln am 8. und 9. Mai in Köln, zu der Prof. Könemann mit der Kölner Theologin Prof. Dr. Saskia Wendel einlädt. Erwartet wird auch der renommierte Religionssoziologe Warren S. Goldstein von der Harvard University. Zur Teilnahme an der kostenlosen öffentlichen Veranstaltung ist eine Anmeldung bis 30. April erforderlich.

In der neuen Studie konnten die Forscher für manche Gesetzesvorhaben den direkten Einfluss der Kirchen und ihre Einbindung in den demokratischen Prozess nachweisen. So arbeiteten Kirchenvertreter in der „Unabhängigen Kommission Zuwanderung“ des Bundesinnenministeriums zur Jahrtausendwende mit und trugen wesentlich zum Entwurf eines neuen Zuwanderungsgesetzes bei, der auf gesellschaftlichen Konsens stieß, wie Prof. Könemann darlegt. Auch hätten die Kirchen regelmäßig medial Themen gesetzt: Sie forderten in den 1980er Jahren eine Auseinandersetzung mit Fremdenfeindlichkeit und warben für die Einführung islamischen Religionsunterrichts an öffentlichen Schulen. „Die Kirchen leisteten dabei eine erstaunliche und komplexe Vermittlungsarbeit zwischen der Logik des politischen, religiösen und sozialen Bereichs.“

Streit über Kirchenasyl
Wenn die Kirchen sich nicht nur politisch äußerten, sondern sich ins Tagesgeschäft einmischten, setzten Politik und Öffentlichkeit ihnen schnell Grenzen, wie die Forscherin darlegt. Als Beispiel nennt sie einen Streit zwischen Kirche und Staat im Zuge des 1993 verschärften Asylrechts, das vermehrt zu Aufnahme von Flüchtlingen in Kirchgengemeinden führte. „Als Kardinal Karl Lehmann das Kirchenasyl als Recht der Christen vor ihrem Gewissen bezeichnete, kritisierte Bundesinnenminister Manfred Kanther dies harsch. Der Kardinal entschuldigte sich öffentlich und betonte, dass Kirchen kein eigenes Recht neben dem des Staates für sich in Anspruch nähmen.“

Die christlichen Konfessionen passten ihre Rolle mehrfach dem sozialen und politischen Wandel an, wie die Untersuchung anhand der Abtreibungsdebatte zeigt. „Mit der Betonung des Lebensschutzes lagen beide Kirchen, Bevölkerungsmehrheit und Recht zunächst nah beieinander.“ Nachdem das 1995 geänderte Gesetz fristgerechte Abtreibung bei staatlich anerkannter Beratung straffrei machte, ging der katholische und evangelische Weg jedoch auseinander. „Während die katholischen Beratungsorganisationen 1998 auf Geheiß von Papst Johannes II. die Schwangerenkonfliktberatung beendete, setzten die evangelischen ihre Arbeit fort.“

Die Studie entstand im Forschungsprojekt C17 „Die Rolle der christlichen Kirchen in der Öffentlichkeit“ des Exzellenzclusters. Das Team analysierte kirchliche Stellungnahmen in 500 Nachrichten und Berichten des Evangelischen Pressedienstes (epd), der Katholischen Nachrichtenagentur (KNA) und regionaler Kirchenzeitungen aus dem Zeitraum von 1970 bis 2004 sowie 1.000 Berichte aus Printmedien wie Der Spiegel, Süddeutsche Zeitung und Frankfurter Allgemeine Zeitung.

Weitere Informationen:
http://www.uni-muenster.de/Religion-und-Politik/aktuelles/2014/apr/PM_Politische…
http://www.uni-muenster.de/Religion-und-Politik/aktuelles/2014/mar/News_Tagung_R…

Quelle: idw

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Sauberes Wasser für die Zukunft – Semizentrales Ver- und Entsorgungszentrum startet in Qingdao

Marina Pabst M.A. Kommunikation
Technische Universität Darmstadt

Anlässlich der „World Horticulture Exposition 2014″ im chinesischen Qingdao wurde am 27. April das Ver- und Entsorgungszentrum Qingdao des Projekts SEMIZENTRAL eröffnet. Es ist die weltweit erste Referenzanlage des semizentralen, integrierten Infrastrukturansatzes. Sie entstand unter zentraler Beteiligung der TU Darmstadt und wird rund 12.000 Menschen versorgen.

Mit einem umfangreichen Programm und vielen hochrangigen chinesischen und deutschen Gästen aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft wird das Ver- und Entsorgungszentrum (VEZ) seiner Bestimmung übergeben. Die Anlage gilt als wichtiger Meilenstein deutsch-chinesischen Wissenstransfers mit globaler Wirkung. Sie ist auch das Ergebnis mehr als dreißigjähriger gleichberechtigter Zusammenarbeit der Tongji-Universität Shanghai und der Technischen Universität Darmstadt.

Die World Horticulture Exposition (WHE) mit ihrem Motto „From the Earth, for the Earth“ gilt als globale „Olympiade“ des Gartenbausektors. In der Zeit von April bis Oktober 2014 werden mehr als zwölf Millionen Besucher erwartet. Die Stadt in der nordöstlichen chinesischen Provinz Shandong unterstreicht mit der Ausrichtung der Weltgartenbauausstellung ihren Anspruch, ein „grünes“ Wachstum zu verwirklichen. Hieraus begründet sich auch die Motivation der Stadt Qingdao und des WHE-Konzerns, in zukunftsweisende Infrastrukturen zu investieren: Sowohl Investment als auch Betrieb des VEZ werden finanziell von chinesischer Seite getragen.

In der wirtschaftlich aufstrebenden Metropole leben derzeit rund acht Millionen Menschen. Die Bevölkerungszahl steigt enorm. Qingdao lebt außer von zwei überregional wichtigen Häfen von der Elektronikindustrie und klassischen Industriebranchen wie Chemie-, Metall- und Textilindustrie sowie dem Maschinenbau. In enger Kooperation insbesondere mit deutschen Partnern erfährt die Stadt gegenwärtig eine auf ökologischen und nachhaltigen Konzepten basierende Entwicklung, die nicht nur für vergleichbare Regionen in China, sondern auch weltweit richtungweisend sein dürfte.

Qingdao leidet seit Jahren unter großem Wassermangel. Je Einwohner ist lediglich rund ein Siebtel der Wassermenge verfügbar, die im Durchschnitt in China zur Verfügung steht. Wasser und Energie spielen hier wie in anderen Metropol-Regionen der Welt eine zentrale Rolle für die Siedlungsentwicklung. Basierend auf einer Idee von Prof. Dr.-Ing. Peter Cornel vom Fachgebiet Abwassertechnik (IWAR) der Technischen Universität Darmstadt hat sein Team gemeinsam mit Kooperationspartnern aus Wissenschaft und Industrie den Ansatz SEMIZENTRAL erarbeitet und fortentwickelt. Die Arbeit wurde und wird öffentlich und privatwirtschaftlich gefördert.

Mit dem zukunftsweisenden Infrastrukturansatz sinkt sowohl der Frischwasserbedarf als auch das Abwasseraufkommen im Einzugsgebiet um jeweils rund 30 bis 40 Prozent. Die Nutzung von Brauchwasser zum Beispiel zur Straßenreinigung, Bewässerung oder als Löschwasserreserve macht Einsparungen in deutlich größerem Maße möglich. Aus anfallendem Klärschlamm und zusätzlich gesammelten häuslichen Bioabfällen wird in der Anlage Biogas und daraus Energie erzeugt. Dadurch arbeitet das VEZ energieautark und weitgehend klimaneutral. Die Projektbeteiligten zeigen sich erfreut darüber, das Hauptziel des Projekts erreicht zu haben: eine anpassungsfähige, ressourceneffiziente Wasserinfrastruktur, die mit ihrer urbanen Umgebung flexibel mitwächst.

Für Dr.-Ing. Susanne Bieker, Leiterin des Forschungsprojektes SEMIZENTRAL an der TU Darmstadt, ist die Referenzanlage von SEMIZENTRAL ein Beispiel für die zukunftsweisende Technologie im nachhaltigen Umgang mit Wasser und Energie. SEMIZENTRAL in Qingdao sei nicht nur das Ergebnis langjähriger deutsch-chinesischer Partnerschaft in Forschung und Wissensaustausch. Es zeige auch die grundlegende Bedeutung integrativer und kooperativer Ansätze für eine lebenswerte Zukunft.

Weitere Informationen
Der Ansatz Semizentral wurde in den vergangenen 10 Jahren unter der Federführung des Fachgebietes Abwassertechnik des Institutes IWAR der Technischen Universität Darmstadt in enger Zusammenarbeit mit zahlreichen Industriepartnern in Deutschland, wie auch mit wissenschaftlichen Partner in Deutschland und China – mit Hilfe der Forschungsförderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und des Ministry of Science and Technology der Volksrepublik China (MoST) – entwickelt.

Internet:
Zusätzliche Informationen wie Fragen und Antworten zu Semizentral, Kurzbiografien der Projekt-Beteiligten, ein Interview sowie weitere technische Informationen online unter
http://www.tu-darmstadt.de/vorbeischauen/aktuell/nachrichten_1/semizentral.de.js…

Quelle: idw

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Emscher Landschaftspark – weitergedacht

Beate Kostka M.A. Ressort Presse – Stabsstelle des Rektorats
Universität Duisburg-Essen

Von Duisburg bis Hamm reicht der Emscher Landschaftspark (ELP): auf 450 Quadratkilometern erschließt das vernetzte Grünzugsystem zahlreiche industriekulturelle Denkmäler für einheimische und auswärtige Besucher. Wie lässt sich dieser riesige Regionalpark im Herzen des Ruhrgebiets dauerhaft unterhalten? Und bietet er auch in Zukunft eine nachhaltige Nutzungsperspektive für weitere brachfallender Bergbauflächen? 

UDE-Prof. Dr. Bernd Sures: „Wir haben in den letzten drei Jahren verschiedene Themenfelder bearbeitet, wie eine nachhaltige Entwicklung in der schwerindustriell geprägten Metropole Ruhr aussehen sollte. Räumlich konzentriert hat sich dabei vieles auf den Emscher Landschaftspark als zentrale grüne Infrastruktur.“ Auf der Dialogveranstaltung geht es u.a. um die Rolle der urbanen Landwirtschaft in diesem regionalen Freiraumsystem und welche Perspektiven es für die energetische Nutzung der Biomasse aus der Grünflächenpflege gibt.

Diskutiert wird auch, wie bestehende und geplante Gewerbegebiete stärker mit dem ELP verknüpft werden können oder wie sich Straßen, Kanäle und Bahntrassen gestalterisch und funktional besser integrieren lassen. Prof. Sures: „Uns beschäftigt ebenso die Frage, wie das Management des ELP weiterentwickelt und neue Impulse gesetzt werden können.“

Weitere Informationen:
http://www.kularuhr.de
• Prof. Dr. Bernd Sures, Tel. 0201/183-2617, bernd.sures@uni-due.de
• Dr. Michael Eisinger, Tel. 0201/183-3890, michael.eisinger@uni-due.de

Quelle: idw

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Der CO2-Aufnahme durch den Ozean auf der Spur

Dr. Corinna Dahm-Brey Presse und Kommunikation
Carl von Ossietzky-Universität Oldenburg

Europäische Spitzenforschung: EU fördert Aufbau der Arbeitsgruppe Meeresoberfläche an der Universität Oldenburg mit 1,48 Millionen Euro

Der European Research Council (ERC) ist die Institution, mit der die Europäische Union exzellente Wissenschaftler mit unkonventionellen Ansätzen fördert. Zu ihnen gehört auch Dr. Oliver Wurl: Der Meereswissenschaftler hat einen mit 1,48 Millionen Euro dotierten sogenannten „Starting-Grant“ für Nachwuchsforscher erhalten – und sich entschieden, seine Forschungsidee an der Universität Oldenburg umzusetzen. Im Mittelpunkt von Wurls Projekt stehen Meeresoberflächen: Welche Rolle sie bei der CO2-Aufnahme durch den Ozean spielen, wie Mikroben sie besiedeln, welche Schadstoffe sich hier anreichern und sowohl die Nahrungskette als auch das Klima beeinflussen.

In dem hoch kompetitiven Wettbewerb der EU-Exzellenzförderung erfolgreich zu bestehen, sei eine herausragende Leistung, sagte die Kommissarische Universitätspräsidentin, Prof. Dr. Katharina Al-Shamery. „Oliver Wurl wird eine der ersten Forschergruppen weltweit aufbauen, die den Fokus auf die chemischen und biologischen Prozesse an der Meeresoberfläche richtet. Dass er sich dabei als Ort das Institut für Chemie und Biologie des Meeres (ICBM) ausgewählt hat, zeigt, welche hervorragenden Möglichkeiten er für seine Grundlagenforschung an der Universität Oldenburg findet.“

„Mit den verschiedenen Arbeitsgruppen am ICBM kann ich meine Forschungen zu Meeresoberflächen interdisziplinär vorantreiben. Die Arbeitsbedingungen sind ausgezeichnet, und der Standort des ICBM in Wilhelmshaven mit seiner direkten Anbindung an die Nordsee bietet ideale Voraussetzungen für meine Feldforschung“, erörtert Wurl seine Entscheidung.

Fast ein Drittel des durch den Menschen erzeugten Kohlenstoffdioxids nehmen die Weltmeere auf. Sie stehen damit im Zentrum des globalen CO2-Kreislaufs. Wurls Arbeitsgruppe wird sich auf diesen Kreislauf konzentrieren. „Kohlenstoffdioxid bildet in Verbindung mit Wasser schwache Säuren. Erste Anzeichen zur Ozeanversauerung sind bereits bekannt – mit erheblichen Auswirkungen auf die empfindlichen Ökosysteme. Daher ist es wichtig, den Prozess der CO2-Aufnahme durch den Ozean besser zu verstehen“, erklärt Wurl sein Forschungsvorhaben.

In früheren Untersuchungen konnte der Wissenschaftler bereits nachweisen: Meere sind größtenteils mit hauchdünnen Oberflächenfilmen bedeckt. Organische Verbindungen, die auf mikrobielles Leben im Meer zurückzuführen sind, reichern diese Filme an. „Die Filme bilden eine turbulenzschwache Grenzschicht, die nicht nur den Gasaustausch zwischen den Meeren und der Atmosphäre verlangsamt, sondern auch Mikroben Möglichkeiten bietet, sich in den nahrungsreichen Filmen anzusiedeln“, sagt Wurl. Zudem nehmen einige Mikroben CO2 auf, andere wiederum zersetzen organische Verbindungen zu Energie und CO2 und beeinflussen so den Kohlenstoffdioxid-Kreislauf. „Diese hochkomplexen Aktivitäten an der Meeresoberfläche werden in aktuellen Computermodellen zur Vorhersage von CO2-Tendenzen nicht berücksichtigt. Dabei sind die Vorgänge außerordentlich wichtig, um beispielsweise präzisere Auskünfte über den Klimawandel zu erhalten“, so Wurl.

In einem ersten Schritt plant Wurl nun die Zusammenarbeit mit der ICBM-Arbeitsgruppe Marine Sensoren, geleitet von Prof. Dr. Oliver Zielinski. Gemeinsam wollen sie einen neuartigen Forschungskatamaran entwickeln – der der Meeresoberfläche nicht nur Proben entnehmen, sondern sie auch durch neueste Sensorentechnik abscannen kann.

Zur Person:
Oliver Wurl, Jahrgang 1972, studierte an der Fachhochschule Hamburg Umwelttechnik und arbeitete anschließend vier Jahre in der Forschung und Industrie. 2006 promovierte er an der National University Of Singapore mit einer Arbeit zur Verteilung und zu den Kreisläufen von organischen Schadstoffen in der marinen Umwelt von Südostasien. Von 2008 bis 2012 folgten Forschungsaufenthalte am Institute Of Ocean Science des staatlichen Departments „Fisheries and Oceans“ in Kanada und an der US-amerikanischen Old Dominion University in Norfolk. In Kanada beschäftigte er sich damit, wie sich Oberflächenfilme auf dem Ozean global verteilen. Anschließend wechselte Wurl mit einer Förderung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) an das Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde.

Weitere Informationen:
http://www.icbm.de/

Quelle: idw

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Giftgas: Wer den Alliierten erstmals von Tabun erzählte, und warum sie dem Mann nicht glaubten

Dr. Ernst Guggolz Abteilung Öffentlichkeitsarbeit
Gesellschaft Deutscher Chemiker e.V.

Der Kampfstoff Tabun galt als Geheimwaffe im zweiten Weltkrieg – doch dass die Deutschen ihn besaßen, wussten die Alliierten schon lange, bevor er zum Einsatz kam. Verraten hatte es ihnen ein deutscher Kriegsgefangener mit chemischer Ausbildung, dessen Identität lange Zeit ein Rätsel blieb. Die „Nachrichten aus der Chemie“ berichten nun, wer der Mann war.

Der Kampfstoff Tabun ist ein Derivat der Phosphorsäure, eine Flüssigkeit mit fruchtigem Geruch. Die Substanz wirkt schon in kleinsten Mengen tödlich. Umso wichtiger war im Zweiten Weltkrieg die Information für die Alliierten, dass die Deutschen diesen Stoff besaßen. Verraten hatte es ihnen ein deutscher Kriegsgefangener, der nicht nur die Eigenschaften von Tabun kannte, sondern auch über dessen Produktion Bescheid wusste. Er sagte, er sei Chemiker, komme aus Berlin und habe dort an der Hochschule studiert. Doch die Alliierten waren skeptisch. Nicht nur war der Unteroffizier mit 22 Jahren zu jung für einen Chemiker, er konnte zudem einfachste chemische Fragen nicht beantworten. Das Resultat war klar: Sie nahmen ihn nicht ernst. Ein großer Fehler.

Bis vor kurzem war die Identität dieses Unteroffiziers nicht geklärt und somit auch weder seine Ausbildung noch sein Werdegang. Doch Henning Sietz berichtet nun in den „Nachrichten aus der Chemie“, wer der junge Mann war, woher er seine Kenntnisse hatte und wie falsch die Alliierten damit lagen, ihm keinen Glauben zu schenken. Die PDF-Datei des Beitrags gibt es bei der Redaktion der „Nachrichten aus der Chemie“ unter nachrichten@gdch.de.

Nahezu 80 000 anspruchsvolle Chemiker und Chemikerinnen aus Wissenschaft, Wirtschaft und Lehre informieren sich mit den „Nachrichten“ über Entwicklungen in der Chemie, in angrenzenden Wissenschaften sowie über gesellschaftliche und wirtschaftliche Aspekte. Kennzeichen der Zeitschrift der Gesellschaft Deutscher Chemiker sind das breite Spektrum der Berichte, das einmalige Informationsangebot an Personalien, Veranstaltungs- und Fortbildungsterminen sowie der große Stellenmarkt.

Weitere Informationen:
http://www.nachrichtenausderchemie.de „Nachrichten aus der Chemie“

Quelle: idw

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Hohes Herzrisiko für dicke Bäuche

Prof. Dr. Eckart Fleck Pressesprecher
Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e.V.

Männer mit einem Bauchumfang von 110 Zentimetern und mehr haben mit einer Wahrscheinlichkeit von 47 Prozent Diabetes, mit 90 Prozent Bluthochdruck und mit mindestens 95 Prozent ungünstige Blutfettwerte. Taillen von 110 Zentimeter geben zu 95 Prozent einen Hinweis auf einen Body-Mass-Index (BMI) von 30 und mehr, also einem Übergewicht, das in einem hohen Zusammenhang mit Herz-Kreislauf-Krankheiten steht. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung von Prof. Dr. Andreas Schuchert (Neumünster) und seinem Team, das auf der 80. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie in Mannheim vorgestellt wurde.

Die Forscher hatten die Daten von 4.918 Männern analysiert, die nach einem akuten Koronarsyndrom (ACS) oder einer Bypass-Operation ein kardiales Rehabilitationsprogramm absolvierten. Die analysierten Risikofaktoren waren Diabetes, Bluthochdruck, überhöhte Blutfettwerte, Rauchen und eine familiäre Vorbelastung. Die Ergebnisse zeigten, dass 24 Prozent der Patienten einen BMI von über 30 hatten. Es gab einen linearen Zusammenhang zwischen BMI und Bauchumfang mit Diabetes und Bluthochdruck, jedoch nicht mit Rauchen und einer familiären Vorbelastung.

Der BMI wird zur systematischen Einteilung des Körpergewichts verwendet. Die Formel dafür ist Kilogramm Körpergewicht dividiert durch das Quadrat der Körpergröße in Metern. Ein Mensch mit 100 Kilogramm Körpergewicht und einer Größe von 1,80 Meter hat demnach einen BMI von 31 (BMI = 100/1,82). Fettleibigkeit ist definiert als ein BMI von 30 und mehr und häufig mit koronarer Herzkrankheit assoziiert.

Im Vergleich zum Rechnen des BMI sei das Messen des Bauchumfangs einfacher und schneller und könne im Rahmen einer Untersuchung einfach bestimmt werden, so die Studienautoren. Das Wissenschaftlerteam ist davon ausgegangen, dass Bauchumfangmessungen das Identifizieren fettleibiger Patienten erleichtern können und direkte Hinweise auf die führenden Risiken Diabetes und Bluthochdruck geben.

Quelle: DGK Abstract V829, A. Schuchert et al, Waist circumference > 110 cm for the prediction of major cardiac risk factors in obese patients with coronary heart disease. Clin Res Cardiol 103, Suppl 1, April 2014

Informationen:
Deutsche Gesellschaft für Kardiologie
Pressesprecher: Prof. Dr. Eckart Fleck (Berlin)
Pressebüro während des Kongresses: 0621 4106-5005; 0621 4106-5002
Pressestelle: Kerstin Krug, Düsseldorf, Tel.: 0211 600692-43, presse@dgk.org
B&K Kommunikation, Roland Bettschart, Dr. Birgit Kofler, Berlin/Wien, Tel.: 030 700159676; Tel.: +43 1 31943780; kofler@bkkommunikation.com

Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz und Kreislaufforschung e.V. (DGK) mit Sitz in Düsseldorf ist eine wissenschaftlich medizinische Fachgesellschaft mit über 8500 Mitgliedern. Ihr Ziel ist die Förderung der Wissenschaft auf dem Gebiet der kardiovaskulären Erkrankungen, die Ausrichtung von Tagungen und die Aus-, Weiter- und Fortbildung ihrer Mitglieder. 1927 in Bad Nauheim gegründet, ist die DGK die älteste und größte kardiologische Gesellschaft in Europa.
Weitere Informationen unter www.dgk.org.

Weitere Informationen:
http://www.dgk.org/presse
http://ft2014.dgk.org

Quelle: idw

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Hocheffiziente Wasseraufbereitung mit Licht

Birgit Niesing Unternehmenskommunikation
Fraunhofer-Gesellschaft

Manche hartnäckigen Schadstoffe im Abwasser können auch von Kläranlagen nicht abgebaut werden. Fraunhofer-Forscher haben ein Reaktorsystem entwickelt, in dem sich Wasser mit Hilfe von UV-Licht zuverlässig und mit hohem Durchsatz aufbereiten lässt – ohne dass chemische Katalysatoren zugesetzt werden müssen.

n unserem Abwasser befindet sich so Einiges, was nicht unbedingt in die Umwelt gelangen soll – doch auch Kläranlagen entfernen nur einen Teil der Verunreinigungen. Insbesondere persistenten Stoffen – dazu zählen unter anderem sehr stabile Kohlenwasserstoff-Verbindungen wie Aromaten – können auch die Bakterien, die in der biologischen Aufbereitungsstufe üblicherweise eingesetzt werden, nichts anhaben. Die Folge: Rückstände von Reinigungs- und Pflanzenschutzmitteln oder auch von Pharmaka gelangen in die Gewässer. In der Nordsee etwa ist heute eine Belastung mit solchen Schadstoffen deutlich messbar.

Schadstoffe mit Photolyse abbauen
Forscher des Fraunhofer-Instituts für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB in Stuttgart haben in Zusammenarbeit mit internationalen Industriepartnern ein neues Reaktorsystem entwickelt, das solche hartnäckigen Schadstoff-Moleküle gründlich und effizient abbaut – ohne dass Chemikalien wie etwa Wasserstoffperoxid zugesetzt werden müssen. Stattdessen nutzen die Forscher die »Selbstheilungskräfte« des Wassers mit Hilfe der Photolyse. Das Prinzip basiert auf der Spaltung von Wasser-Molekülen durch Photonen. Je kürzer dabei die Wellenlänge des Lichts ist, umso höher ist die Photonenenergie. Die Forscher setzen in ihrer Anlage daher ausschließlich Lichtquellen ein, die UV-Licht im Wellenlängenbereich von 172 Nanometern – also extrem energiereiche Photonen – emittieren. Sobald diese Photonen ins Wasser eintreten, spalten sie dort H2O-Moleküle auf und in Folge bilden sich hochreaktive Hydroxylradikale. »Diese Wasserstoff-Sauerstoffverbindungen haben ein noch höheres Reaktionspotenzial als beispielsweise atomarer Sauerstoff. Dadurch sind sie in der Lage, auch die sehr stabilen Kohlenwasserstoff-Verbindungen von Schadstoffrückständen aufzubrechen«, erklärt Dipl. Ing. Siegfried Egner, Abteilungsleiter Physikalische Prozesstechnik am IGB.

Die Herausforderung: Der beschriebene Prozess erfolgt nur in unmittelbarer Umgebung des UV-Strahlers – einem rechteckigen, flachen Glaskörper, der im Reaktorbehälter platziert wird. In eingeschaltetem Zustand bildet sich an der Glasaußenfläche eine etwa 50 Mikrometer dünne Reaktionsschicht, in der die Hydroxylradikale entstehen. Damit auch alle Kohlenwasserstoff-Verbindungen aufgebrochen werden, muss das Wasser im Reaktor kontrolliert durch diese Grenzschicht geleitet werden – eine echte Tüftlerarbeit: Einerseits gilt es sicherzustellen, dass der gesamte Reaktorinhalt aufbereitet wird. Anderseits möchten die Forscher nach Möglichkeit dafür sorgen, dass jedes einmal gebildetes Hydroxylradikal auch für eine chemische Reaktion genutzt wird. Die Verbindung besitzt eine extrem kurze Lebensdauer. Wenn sich in dieser Zeit kein »frisches« Schadstoff zum Reagieren findet, verpufft ihre Energie ungenutzt. Den Stuttgarter Experten ist es gelungen, die Wasserbewegung so exakt zu steuern, dass der gesamte Reaktorinhalt zuverlässig und höchst effizient gereinigt wird.

Der erste industrielle Prototyp, den die Forscher zusammen mit den Industriepartnern auf der Messe zeigen werden, hat einen Durchsatz von bis zu 2,5 Kubikmetern pro Stunde. »Gewisse Schwankungen sind aber normal, denn die Geschwindigkeit hängt natürlich auch vom jeweiligen Verschmutzungsgrad ab«, erläutert Egner. Damit das Wasser auch wirklich erst abgelassen wird, wenn seine Qualität einwandfrei ist, verfügt die Anlage über einen weiteren Sicherheitsmechanismus: Direkt am Abfluss befindet sich ein Messsystem, das Schadstoffbelastung des Wassers kontrolliert. Erst wenn ein Minimalwert unterschritten ist, wird es abgelassen. Die gesamte Anlagentechnik arbeitet vollautomatisch und lässt sich sehr flexibel betreiben – etwa, indem man sie abhängig vom Angebot an elektrischer Energie kurzfristig zu- und abschaltet.

Quelle: idw

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Wie sozial ist digital? – Freundschaften im digitalen Zeitalter

Dorothee Menhart Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Wissenschaft im Dialog

Wissenschaftliches Nachtcafé im Wissenschaftsjahr 2014 – Die digitale Gesellschaft

Der Vorteil digitaler Netzwerke liegt auf der Hand: Mit einem Klick lassen sich alle Freunde auf einmal zur nächsten Party einladen. Doch jungen Menschen, die sich Internetdiensten wie Facebook oder WhatsApp verschließen, droht der soziale Ausschluss. Was bedeuten daher Begriffe wie „Freunde“ oder „Freundschaft“ heute? Wie verändern neue Medien das soziale Miteinander? Um diese und weitere Fragen geht es im Wissenschaftlichen Nachtcafé in Braunschweig am Dienstag, den 13. Mai 2014, um 19 Uhr im Haus der Wissenschaft, Raum Veolia (Pockelsstraße 11, 38106 Braunschweig). Der Eintritt ist frei.

Mit dem Publikum diskutieren Dr. Gerald Fricke, Experte für Informationsmanagement an der Technischen Universität Braunschweig, und Philipp Bode, Experte für Medienphilosophie der Leibniz Universität Hannover. Moderiert wird die Veranstaltung von Susanne Neuß vom NDR.

Mit den Wissenschaftlichen Nachtcafés bringt WiD Interessierte mit Expertinnen und Experten aus der Wissenschaft zu aktuellen und kontroversen Themen ins Gespräch. Nach einführenden Vorträ-gen ist das Publikum gefragt: In angenehmer Caféhaus-Atmosphäre diskutieren die Interessierten das Thema zunächst in kleiner Runde an ihren Tischen. Dort entwickeln sich Fragen und Ideen, die im Anschluss in großer Runde diskutiert werden.

Die Positionen der Expertinnen und Experten werden bereits vor der Veranstaltung auf der Online-Plattform www.wissenschaft-kontrovers.de zur Debatte gestellt. Dort können anschließend auch die Ergebnisse eingesehen und kommentiert werden.

Das Wissenschaftliche Nachtcafé ist Teil der Diskussionsreihe „Wissenschaft kontrovers“. Wissen-schaft im Dialog (WiD) organisiert die Veranstaltung gemeinsam mit der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina und dem Haus der Wissenschaft Braunschweig. Die Diskussionsreihe und Online-Plattform „Wissenschaft kontrovers“ ist ein Projekt im Wissenschaftsjahr 2014 – Die digitale Gesellschaft und wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.

Weitere Informationen:
http://www.wissenschaft-kontrovers.de

Quelle: idw

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Krafttraining senkt Bluthochdruck

Christin Hasken Referat für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Hochschule Rhein-Waal

Forschungsstudie an der Hochschule Rhein-Waal belegt positiven Einfluss von Krafttraining auf Bluthochdruck

Die Studierende Heike Holtappel der Fakultät Life Sciences analysierte im Rahmen einer Studie an der Hochschule Rhein-Waal gemeinsam mit Prof. Dr. Robert Renner den Einfluss eines Krafttrainings auf leichten bis mittelschweren Bluthochdruck. Als Ergebnis dieser Studie konnte ein gesenkter Blutdruck und ein verbessertes, körperliches Wohlbefinden verzeichnet werden.

Kleve/Kamp-Lintfort, 25. April 2014: Die Studierende Heike Holtappel aus dem Studiengang „Bio Science and Health“ der Fakultät Life Sciences der Hochschule Rhein-Waal untersuchte im Rahmen ihrer Bachelorarbeit die Auswirkungen eines angepassten Krafttrainings auf den Gesundheitszustand von Personen mit leichtem bis mittelschwerem Bluthochdruck. Dieser ist weit verbreitet und kann unbehandelt zu schwerwiegenden Konsequenzen wie Herzinfarkt und Schlaganfall führen. Dass regelmäßige sportliche Aktivität und Bewegung positive Effekte auf den Gesundheitszustand von Menschen mit hohem Blutdruck hat, ist erwiesen und stellt heute einen wesentlichen Bestandteil in der nicht- medikamentösen Therapie dar. Neu ist die Erkenntnis, dass nicht nur Ausdauersportarten wie Walken oder Joggen, sondern auch ein angepasstes Krafttraining zur Senkung des Blutdrucks führen kann. Deshalb rückt gezieltes Krafttraining zunehmend in den Fokus der Wissenschaft.

Die Studierende konnte unter der Leitung von Prof. Dr. Robert Renner, Professor für Gesundheitsförderung und Ernährung an der Hochschule Rhein-Waal, zahlreiche interessierte Bürgerinnen und Bürger aus der Region zur Teilnahme an dieser Bluthochdruckstudie gewinnen. Bevor die Gruppe jedoch mit dem Training begann, wurde eine Teilnahme an der Studie anhand gesundheitlicher Aspekte durch gezielte Untersuchungen bestätigt. So wurde neben der Erhebung des Blutdrucks unter anderem auch die Analyse des Körperfettes und der Muskelmasse sowie die Bestimmung der Blutfettwerte ermittelt. Um einen Vergleich ziehen zu können, wurden alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer in zwei Gruppen eingeteilt: Eine Gruppe, die in den folgenden acht Wochen das Krafttraining absolviert sowie eine Kontrollgruppe, die sich dem Krafttraining nicht anschließt.

Im Anschluss der Eingangsuntersuchungen begannen die Teilnehmer mit dem Training im Forstgarten Kleve. Zweimal wöchentlich standen Kraftübungen mit dem eigenen Körpergewicht auf dem Programm, unterstützt wurde dieses Training durch Dipl. Sportwiss. Gregor Akkermann. Das Training ohne zusätzliche Hilfsmittel oder Gewichte stellte somit die häusliche und selbstständige Umsetzung der Übungen sicher. Motivation und Spaß am Training steigerte schrittweise die Trainingsintensität. Während der gesamten Studiendauer ermittelte die Studierende bei den Teilnehmern der Trainingsgruppe regelmäßig die Blutdruckwerte, sodass am Ende der Studie eine aussagekräftige Menge an Daten vorlag.

Heike Holtappel stellte nach Auswertung aller Daten Hinweise auf einen blutdrucksenkenden Effekt fest. Ein zusätzlicher positiver Effekt ist die Verbesserung der Beweglichkeit und des Kraftzunahme bei allen Mitgliedern der Trainingsgruppe. Diese Verbesserung des Gesundheitszustandes stützt vor allem die Kraftbelastungen im Alltag, die beispielsweise das Heben schwerer Gegenstände besser bewältigen lässt. Außerdem bestätigten alle Teilnehmer der Trainingsgruppe ein gesteigertes körperliches Wohlbefinden. „Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Forschung auf diesem Gebiet sinnvoll und vielversprechend ist und neben einer möglichen Senkung des Blutdrucks zusätzliche positive Effekte durch ein angepasstes Krafttraining erreicht werden können“, erklärt Heike Holtappel.

Weitere Informationen:
http://www.hochschule-rhein-waal.de

Quelle: idw

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Tasse oder Kännchen? Mit Koffein gegen die Alzheimer-Krankheit

Dr. Christian Leibinnes Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Alzheimer Forschung Initiative e.V.

Koffein zählt zu den weltweit am häufigsten konsumierten psychoaktiven Substanzen. Es ist in Kaffee und Tee enthalten oder Süßgetränken zugesetzt. Seit einiger Zeit gibt es Hinweise darauf, dass Kaffee- und Tee-Trinker in höherem Alter bessere Gedächtnisleistungen zeigen und ein verringertes Risiko aufweisen, an Alzheimer zu erkranken.

Im Rahmen eines deutsch-französischen Forschungsprojekts konnte ein Team um Prof. Dr. Christa E. Müller von der Universität Bonn und Dr. David Blum (Inserm U837, Lille) nun erstmals zeigen, dass sich Koffein positiv auf Tau-Ablagerungen bei der Alzheimer-Krankheit auswirkt. Das zweijährige Projekt wurde mit 30.000 Euro von der gemeinnützigen Alzheimer Forschung Initiative e.V. (AFI) und mit 50.000 von der französischen Partnerorganisation LECMA unterstützt. Erste Ergebnisse wurden in der Online-Ausgabe des Fachmagazins „Neurobiology of Aging“ veröffentlicht. Weitere Publikationen sind in Planung.

Tau-Ablagerungen zählen zusammen mit Beta-Amyloid-Plaques zu den charakteristischen Merkmalen der Alzheimer-Krankheit. Die beiden Eiweißablagerungen stören die Kommunikation der Nervenzellen im Gehirn und tragen dadurch zu deren Degeneration bei. Bislang gibt es trotz intensiver Forschung keinen Wirkstoff, der dies verhindern kann. Durch die Ergebnisse von Christa Müller und ihrem Team könnte nun eine neue Klasse von Medikamenten entwickelt werden.

Koffein blockiert im Gehirn als Adenosinrezeptor-Antagonist verschiedene Rezeptoren, die von Adenosin aktiviert werden. Erste Ergebnisse des Forscherteams hatten bereits darauf hingedeutet, dass besonders die Blockade des Adenosinrezeptor-Subtyps A2A eine wichtige Rolle spielen könnte. Christa Müller und ihre Kollegen entwickelten zunächst einen A2A-Antagonisten in hochreiner und wasserlöslicher Form (MSX-3). Dieser hat weniger Nebenwirkungen als Koffein, da er nur A2A-Rezeptoren blockiert, und ist zugleich deutlich effektiver. Anschließend behandelten die Forscher über mehrere Wochen genetisch veränderte Mäuse mit dem A2A-Antagonisten. Die Mäuse hatten ein verändertes Tau-Protein, das ohne Therapie zu einer frühen Ausbildung von Alzheimer-Symptomen führt.

Im Gegensatz zu einer Kontrollgruppe, die nur ein Placebo verabreicht bekam, erzielten die behandelten Tiere in Gedächtnistests deutlich bessere Ergebnisse. Insbesondere auf das räumliche Erinnerungsvermögen hatte der A2A-Antagonist positive Auswirkungen. Auch im Hippocampus, also dem Sitz des Gedächtnisses der Nagetiere, konnte eine Verbesserung der krankmachenden Prozesse gezeigt werden.

„Wir sind einen guten Schritt vorangekommen“, sagt Christa Müller. „Die Ergebnisse der Studie sind wirklich vielversprechend, denn wir konnten erstmals zeigen, dass A2A-Antagonisten in einem Tiermodell, das der Krankheit sehr ähnlich ist, tatsächlich sehr positive Wirkungen haben. Und die Nebenwirkungen sind gering.“

Die Forscher wollen den A2A-Antagonisten nun in weiteren Tiermodellen einsetzen. Wenn die Ergebnisse positiv sind, könnte sich eine klinische Studie anschließen. „Bis zur Zulassung von A2A-Adenosinrezeptor-Antagonisten als neue Alzheimer-Therapeutika ist also noch etwas Geduld gefragt. Ich bin aber optimistisch, dass klinische Studien durchgeführt werden“, sagt Christa Müller.

Originalpublikation:
Laurent, C., Eddarkaoui, S., Derisbourg, M., Leboucher, A., Demeyer, D., Carrier, S., Schneider, M., Hamdane, M., Müller, C.E., Buee, L. & Blum, D. (2014). Benefical effects of caffeine in a transgenic model of Alzheimer’s disease-like Tau pathology. Neurobiology of Aging.
http://www.neurobiologyofaging.org/article/S0197-4580%2814%2900284-X/abstract

Weitere Informationen zum Forschungsprojekt von Prof. Dr. Christa E. Müller:
http://www.alzheimer-forschung.de/forschung/index.htm?showid=3513&showyear=2…

Weitere Informationen:
http://www.neurobiologyofaging.org/article/S0197-4580%2814%2900284-X/abstract – Abstract der Publikation in „Neurobiology of Aging“
http://www.alzheimer-forschung.de/forschung/index.htm?showid=3513&showyear=2… – Weitere Informationen zum Forschungsprojekt

Quelle: idw

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Materialwissenschaftler forscht an nachhaltiger Entsalzungsmethode für Wasser

Thorsten Mohr Pressestelle der Universität des Saarlandes
Universität des Saarlandes

Eine verbesserte Entsalzungsmethode, die über 95 Prozent Wirkungsgrad aufweist und dabei ohne Chemie auskommt: Daran forscht Volker Presser, Junior-Professor an der Universität des Saarlandes und Juniorforschungsgruppenleiter am Leibniz-Institut für Neue Materialien. Zusammen mit anderen kapazitiven Technologien, die ähnlich funktionieren, könnte so ein wirklich grüner Weg entstehen, um regenerative Energie zu speichern und die Wasserversorgung dezentral zu organisieren.

Es klingt nach einer Technologie, die eigentlich zu schön ist, um wahr zu sein: Bei der kapazitiven Entionisierung wird aus Brackwasser oder Salzwasser Trinkwasser gewonnen. Außerdem dient die Technologie in etwas abgewandelter Form auch als Grundlage für die hocheffiziente Energiespeicherung aus regenerativen Quellen wie zum Beispiel Solaranlagen. Und es ist sogar möglich, aus einem Konzentrationsgefälle hiermit Energie zu erzeugen. Ist das etwa die eierlegende Wollmilchsau der modernen Technologie? Nicht ganz, aber nah dran. „Kapazitive Technologien sind vielversprechend, stecken aber noch in den Kinderschuhen“, erklärt Volker Presser, der an der Saar-Uni und am INM – Leibniz-Institut für Neue Materialien auf dem Saarbrücker Uni-Campus an neuen Energie-Materialien forscht. „Aber es ist eine extrem energieeffiziente und wirklich grüne Technologie“, erklärt der junge Forscher.

Das Grundprinzip, das seinem Versuchsaufbau zugrunde liegt, kommt ganz ohne chemische Reaktionen aus. Zwischen zwei Elektroden aus poröser Aktivkohle, an die eine Spannung angelegt wird, fließt Brack- oder Salzwasser. Die positiv geladene Elektrode zieht dabei die negativ geladenen Ionen aus dem Wasser, die gegenüberliegende negativ geladene Elektrode hingegen zieht die positiv geladenen Teilchen aus dem Wasser. Es werden also nur die Bestandteile aus dem Wasser herausgeholt, die nicht drinnen sein sollen. Gespeichert werden die geladenen Teilchen in den Poren der Aktivkohle, am Ende der Strecke fließt schließlich frisches Süßwasser heraus. Bis zu 80 Prozent Wirkungsgrad hat diese Technologie. Kombiniert man dieses simple physikalische Prinzip mit einer Membran, die zwischen Wasser und Kohlenelektrode platziert wird und die entweder nur negativ oder nur positiv geladene Teilchen durchlässt, erhöht sich der Wirkungsgrad der Anordnung sogar auf über 95 Prozent. „Durch eine solche Membran kann man also deutlich mehr ‚Salz pro investierter Energie‘ herausfiltern als ohne Membran“, erklärt Materialforscher Volker Presser. Ist eine Elektrode „voll“, also mit Ionen gesättigt, lässt sie sich ganz einfach wieder ausspülen, und man erhält eine hochkonzentrierte Salzlösung.

Doch die Technologie ist nicht nur auf Salz beschränkt. Dies verdeutlicht Volker Presser an einem Beispiel: „China und Südafrika forschen intensiv an dieser Technologie. Interessant ist das in diesen Ländern vor allem wegen der Aufbereitung des Grubenwassers im Bergbau. Zum einen wird das Abwasser viel sauberer, zum anderen kann die hochangereicherte Flüssigkeit als Rohstoff dienen – denken Sie an mit Edelmetallen angereichertes Wasser, das für die Industrie noch wertvolle Rohstoffe enthalten kann.“

Volker Pressers Ansatz für eine Nutzung dieser Technologie ist jedoch sehr breit ausgelegt. „In Kombination mit Solarzellen und kapazitiven Energiespeichern – so genannte Superkondensatoren – könnte damit eine ‚Island Technology‘ entstehen“, erklärt er. Haushalte könnten damit ihren Sonnenstrom selbst speichern und ihr eigenes Trinkwasser gewinnen. „Dadurch ist eine unabhängige, vollständig regenerative Versorgung mit Energie und Wasser für einzelne Haushalte möglich“, erklärt er. Superkondensatoren als Energiespeicher sind ein anderer Teil der Forschungen des jungen Saar-Forschers.
Noch steckt die Technologie zur Wasseraufbereitung im Experimentierstadium. Es gibt zwar schon einige wenige Anbieter, die Entsalzungsanlagen anbieten. Diese sind aber noch sehr selten und sehr teuer. Volker Presser hält die Technologie dennoch für zukunftsträchtig: „Wenn die Frage nach den Erfolgsaussichten dieser so neuartigen Technologie gestellt wird, halte ich es mit Winston Churchill, der gesagt haben soll: ‚Welchen Sinn hat ein neugeborenes Baby?‘ Die Zeit wird zeigen, was die Technologie wirklich leisten kann.“

Kontakt:
Jun.-Prof. Dr. Volker Presser
Tel.: (0681) 9300177
E-Mail: volker.presser@inm-gmbh.de

Quelle: idw

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Den Geheimnissen der Kakaobohne auf der Spur

Kristina Logemann Communications & Public Relations
Jacobs University Bremen

Ein zentrales Merkmal der Jacobs University ist die gelebte Transdisziplinarität in Forschung und Lehre. Mit einem mehrjährigen Forschungsprojekt baut die Jacobs University nun ihre bestehende Kooperation mit dem weltweit führenden Schokoladen- und Kakaoproduzenten Barry Callebaut aus. Ziel des auf sechs Jahre angelegten Projekts namens COMETA* ist es, die rund 10.000 chemischen Inhaltsstoffe der Kakaobohne genau zu analysieren. Dabei werden insbesondere der Einfluss von Sorte, Ursprung, Anbaumethode und Ernteprozess auf die chemische Zusammensetzung der Bohne untersucht.

Am Ende der Kooperation im Jahr 2020 sollen eine einzigartige Datenbank und neue Schnelltests zur Kakaoklassifizierung, Verarbeitung und Bedarfsplanung von Rohmaterial zur Verfügung stehen. Barry Callebaut finanziert das sechsjährige Projekt mit insgesamt 3,7 Mio. Euro.

Peter Boone, Chief Innovation Officer Barry Callebaut: „Barry Callebaut arbeitet seit Jahren mit verschiedenen Universitäten zusammen. So erhalten wir Zugang zu den weltweit besten Experten sowie zu Know-how, das auf dem neuesten Stand ist. Diese Expertise könnten wir in-house niemals selber aufbauen. Mit der Jacobs University arbeiten wir seit drei Jahren zusammen. Sie ist dabei für uns ein verlässlicher Partner für unsere Forschung geworden. Die Qualität der Ergebnisse ist herausragend und entscheidend für die Wettbewerbsfähigkeit unserer Produkte. Deshalb haben wir nun auch die Vertiefung unserer Zusammenarbeit beschlossen.“

Prof. Dr.-Ing. Katja Windt, Präsidentin der Jacobs University: „Die Kooperation mit Barry Callebaut ist wegweisend für die zukünftige Ausrichtung unserer Universität. Die Fragestellungen des Projektes greifen technische, wirtschaftliche und soziale Aspekte auf. Diese Transdisziplinarität ist Kennzeichen aller Studiengänge und Forschungsprojekte an der Jacobs University. Die Kooperation ist ein ideales Beispiel für unseren neuen Schwerpunkt „Health – focus on bioactive substances“, im Rahmen dessen wir die Inhaltsstoffe bioaktiver Substanzen erforschen, in diesem Fall von Nahrungsmitteln wie der Kakaobohne. Wir sind ganz besonders froh, unsere Zusammenarbeit mit Barry Callebaut jetzt ausbauen zu können. Diese Kooperation zeigt exemplarisch, wie die künftige Zusammenarbeit der Jacobs University mit führenden internationalen Unternehmen aufgestellt sein wird.“

Dr. ir. Gino Vrancken, Program Manager Cocoa Science bei Barry Callebaut: „Kakao-Forschung ist einer der fünf Hauptforschungsbereiche unserer globalen Innovationsstrategie. Bis heute war die Kakaobohne so etwas wie eine Blackbox. Die Kooperation mit der Jacobs University bringt uns einen großen Schritt voran, das Potenzial jeder Bohne zu entschlüsseln. Wir gewinnen zuverlässiges Know-how darüber, wie wir Schokoladen- und Kakaoprodukte mit spezifischen Eigenschaften bezüglich Geschmack, Aussehen oder Verarbeitung entwickeln können. Dieses neu erworbene Wissen bedeutet für uns ein wichtiges Differenzierungsmerkmal am Markt, indem wir unsere Kunden noch zielgerichteter bedienen und ihnen ein noch präziser abgestimmtes Produkt liefern können.“

Prof. Dr. Matthias Ullrich, Professor of Microbiology an der Jacobs University: „Bisherige Analysen basierten vornehmlich auf dem Fermentationsprozess, dem die Kakaobohne unterzogen werden muss, um ihren schokoladigen Geschmack zu entwickeln. Die genaue biochemische Bestimmung der Tausenden von Bausteinen einer Kakaobohne erlaubt es uns vorherzusagen, welche Auswirkungen Wasser oder Bodenbeschaffenheit auf die Produktion haben werden. Wir können dann genau prognostizieren, welche Bohne das tiefste Braun oder den intensivsten Geschmack hervorbringen wird“.

In einem ersten Schritt werden das sogenannte Metabolom (alle Stoffwechselprodukte), alle Enzyme und Peptide sowie die Gesamtheit der Fette des Rohmaterials bestimmt. Dabei werden Kakaobohnen unterschiedlichster Herkunft, Qualität und Fermentierungsverfahren erforscht.

Die Ergebnisse der Untersuchungen werden unter anderem mit den an der Jacobs University entwickelten massenspektrometrischen Methoden generiert und in einer großen Datenbank gespeichert. Auf Basis der Datensätze können so neue Methoden und Schnelltests zur detaillierten Klassifizierung und Qualitätskontrolle der verschiedensten Kakaobohnen entwickelt werden, die Barry Callebaut in der Produktion verwendet.

COMETA wird koordiniert von Matthias Ullrich, Professor of Microbiology an der Jacobs University, Nikolai Kuhnert, Professor of Chemistry und Dr. ir. Gino Vrancken, Program Manager Cocoa Science bei Barry Callebaut. Desweiteren forschen Marc-Thorsten Hütt, Professor of Computational Systems Biology und Elke Nevoigt, Professorin of Biotechnology, an dem Projekt.

Die Zusammenarbeit zwischen Barry Callebaut und der Jacobs University begann 2011. Das Schweizer Unternehmen veranstaltet regelmäßig Career Events auf dem Campus in Bremen-Nord und hat bisher fünf Absolventen der privaten Bremer Universität für sein Graduierten-Trainingsprogramm rekrutiert. Vor zwei Jahren begann Prof. Nikolai Kuhnert gemeinsam mit zwei Doktoranden mit der Arbeit an einem ersten Forschungsprojekt für Barry Callebaut.

* COMETA steht für COcoa METAbolomics

Fragen zum COMETA Projekt beantwortet:
Prof. Dr. Matthias Ullrich | Professor für Mikrobiologie
Tel: +49 (0) 421 200 3245 | Email: m.ullrich@jacobs-university.de
Prof. Dr. Nikolai Kuhnert | Professor für Analytische Chemie
Tel: +49 (0) 421 200 3120 | Email: n.kuhnert@jacobs-university.de

Über die Jacobs University
Als Deutschlands führende englischsprachige Campusuniversität bildet die Jacobs University Bremen wissenschaftlichen Nachwuchs aus aller Welt aus. Das Profil der 2001 eröffneten, staatlich anerkannten Privathochschule sind höchste Ansprüche in Forschung und Lehre, Interkulturalität und systematische, disziplinenübergreifende Zusammenarbeit mit dem Ziel, die Absolventen als Weltbürger optimal auf verantwortungsvolle Aufgaben in einer zunehmend globalisierten Arbeitswelt vorzubereiten. Die Jacobs University bietet Bachelor-, Master- und PhD-Abschlüsse für ein breites Spektrum der Ingenieurs-, Natur-, Geistes- und Sozialwissenschaften an. Aktuell leben und lernen rund 1.400 junge Menschen aus über 100 Nationen auf dem Campus.

Über Barry Callebaut
Mit einem Jahresumsatz von rund CHF 4,9 Milliarden (EUR 4,0 Milliarden / USD 5,2 Milliarden) für das Geschäftsjahr 2012/13 ist die in Zürich ansässige Barry Callebaut der weltweit größte Hersteller von hochwertigen Schokoladen- und Kakaoprodukten – von der Beschaffung und Verarbeitung der Kakaobohnen bis zur Herstellung der feinsten Schokoladen, einschließlich Füllungen, Dekorationen und Schokoladenmischungen. Das Unternehmen unterhält weltweit über 50 Produktionsstandorte und beschäftigt eine vielfältige und engagierte Belegschaft von mehr als 9.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Barry Callebaut steht im Dienst der gesamten Nahrungsmittelindustrie, von industriellen Nahrungsmittelherstellern bis zu gewerblichen und professionellen Anwendern wie Chocolatiers, Confiseuren, Bäckern, Hotels, Restaurants oder Cateringunternehmen. Diese Gourmet-Kunden bedient das Unternehmen mit den zwei globalen Marken Callebaut® und Cacao Barry®. Barry Callebaut setzt sich mit seiner Initiative «Cocoa Horizons» für eine nachhaltige Kakaoproduktion ein und hilft, die künftige Versorgung mit Kakao sicherzustellen sowie das wirtschaftliche Auskommen der Bauern zu verbessern.

http://www.barry-callebaut.com

Quelle: idw

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TU Berlin: Studie eröffnet neue Wege in der Biowasserstoff-Forschung

Stefanie Terp Stabsstelle Presse, Öffentlichkeitsarbeit und Alumni
Technische Universität Berlin

Wissenschaftlern der TU Berlin ist es mit Forschern der Freien Universität Berlin, der Charité und der Humboldt-Universität zu Berlin gelungen, die Funktionsweise eines molekularen Schalters in Biomolekülen aufzuklären.

Die Studie wurde kürzlich in der angesehenen Fachzeitschrift „Nature Chemical Biology“ veröffentlicht. Die neuen Erkenntnisse sind nicht nur für die Grundlagenforschung, sondern auch für die technische Anwendung der biologischen Wasserstoffumwandlung von großer Bedeutung, denn die Kenntnis der molekularen Struktur der Hydrogenasen ebnet den Weg für die Synthese von chemischen Modellverbindungen zur Produktion des alternativen Energieträgers Wasserstoff.

Der elektronische Schalter ist zentraler Bestandteil einiger Eiweiße, die in der Lage sind, Wasserstoff entweder zu produzieren oder diesen zur Energiegewinnung zu spalten. Aufgrund dieser Eigenschaften stehen diese Biokatalysatoren – genannt Hydrogenasen – weltweit im Fokus der Forschung. Dabei sind diejenigen Hydrogenasen von besonderem Interesse, die durch den Sauerstoff in der Luft nicht inaktiviert werden. Gerade für diese ungewöhnliche Eigenschaft der Sauerstoffverträglichkeit spielt der neuartige Schalter eine Schlüsselrolle. Es handelt sich dabei um einen Cluster aus Eisen und Schwefelatomen, welcher Elektronen leiten oder wahlweise auch speichern kann. Die Eigenschaft, zwei Elektronen gleichzeitig aufnehmen oder abgeben zu können, unterscheidet diesen Cluster von nahezu allen bislang bekannten Eisen-Schwefel-Zentren. „Aufgrund ihrer transdisziplinären Methodik konnte unsere Forschergruppe entschlüsseln, wie der elektronische Schalter es der Hydrogenase ermöglicht, den schädlichen Sauerstoff zu entgiften, und gleichzeitig gewährleistet, dass weiterhin Energie aus Wasserstoff gewonnen wird“, sagt der Mikrobiologe Dr. Oliver Lenz vom Institut für Chemie der TU Berlin, der gemeinsam mit Dr. Patrick Scheerer von der Charité-Universitätsmedizin Berlin die Koordination des Forschungsprojekts übernahm.

Die im hohen Maße interdisziplinäre Studie profitierte von der exzellenten Wissenschaftslandschaft in Berlin. Sie wurde durch den Zusammenschluss von sieben Forschungsgruppen verschiedener Fachrichtungen innerhalb des Exzellenzclusters „Unifying Concepts in Catalysis“ (UniCat) ermöglicht. UniCat ist ein im Rahmen der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder gegründeter Exzellenzcluster, in dem etwa 240 Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen aus Chemie, Physik, Biologie und Verfahrenstechnik aus vier Universitäten und zwei Max-Planck-Instituten aus Berlin und Potsdam das volkswirtschaftlich wichtige Feld der Katalyse erforschen.

Weitere Informationen erteilen Ihnen gern:
Dr. Oliver Lenz, TU Berlin, Institut für Chemie, E-Mail: oliver.lenz@tu-berlin.de

Dr. Patrick Scheerer, Charité-Universitätsmedizin Berlin, Institut für Medizinische Physik und Biophysik, E-Mail: patrick.scheerer@charite.de

Quelle: idw

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Eine Stadtführung durch das mittelalterliche Frankfurt zum Herunterladen

Ulrike Jaspers Marketing und Kommunikation
Goethe-Universität Frankfurt am Main

FRANKFURT. Heute ist Frankfurt vor allem durch seine Bankentürme, den Römer und die Buchmesse bekannt. Im späten Mittelalter wurde den Einwohnern und Besuchern der Stadt eine Attraktion ganz anderer Art geboten: Ähnlich wie heute in Oberammergau wurde rund alle sieben Jahre die Leidensgeschichte Christi unter freiem Himmel aufgeführt – gleichzeitig als öffentliches Theaterstück und religiöses Ereignis. Mit einer von Studierenden der Goethe-Universität entwickelten App kann man sich ab Mitte April auf die Spuren der spätmittelalterlichen Passionsfrömmigkeit begeben – und auch auf den Weg ihrer negativen Kehrseite, einem ausgeprägten Antijudaismus.

In Kooperation mit verschiedenen städtischen Institutionen entstand an der Goethe-Universität eine historische Stadtführung, die pünktlich zur Karwoche kostenlos in allen App-Stores heruntergeladen werden kann. An zwölf Stationen erzählen Studierende der Geschichts- und Literaturwissenschaft Geschichten von Gewalt, Verrat und Hinrichtung, aber auch von Tanz, Prozessionen und Wundertaten. Die mittelalterliche Spurensuche beginnt am Römerberg im Jahr 1492 und endet am ehemaligen Galgentor, das heute mitten im Bankenviertel liegt.

Zahlreiche Kunstdenkmäler und historische Stätten zeugen noch heute von der vormodernen Spieltradition und den Aufführungen, an denen sich die ganze Stadt beteiligte. Dazu gehören die Kreuzigungsgruppe von Hans Backoffen im Frankfurter Dom, die Wandbilder von Jörg Ratgeb im ehemaligen Karmeliterkloster, der für die Dominikanerkirche entworfene Altar Hans Holbeins d. Ä. im Städel, die Alte Brücke mit dem goldenen „Briggegiggel“ und das Museum Judengasse. Der Spieltext wurde damals von dem Frankfurter Gerichtsschreiber Johannes Kremer aufgezeichnet, der die Passionsaufführung auf dem Römerberg 1492 geleitet hatte.

Vorgestellt wird die Stadtführungs-App in der Karwoche von den beiden Projektleiterinnen, Dr. Stephanie Dreyfürst (Schreibzentrum) und PD Dr. Regina Toepfer (Institut für deutsche Literatur und ihre Didaktik):

Die Entwicklung der App wurde finanziert durch die Dr. Marschner-Stiftung, Microsoft, den Förderfonds Lehre und die Vereinigung von Freunden und Förderern der Goethe-Universität Frankfurt.

Informationen: Dr. Stephanie Dreyfürst, Schreibzentrum Goethe-Universität, Campus Westend Tel. (069) 798 32845, dreyfuerst@lingua.uni-frankfurt.de

Quelle: idw

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Adipositas: Die Gene sind schuld

Marie de Chalup Wissenschaftliche Abteilung
Wissenschaftliche Abteilung, Französische Botschaft in der Bundesrepublik Deutschland

Das für die Speichel-Amylase (Enzym) kodierende Gen AMY1 ist beim Menschen mehrfach vorhanden und kann zwischen einer und zwanzig Kopien von Mensch zu Mensch variieren. Je geringer die Zahl von Genen für das Stärke spaltende Speichelenzym Amylase, umso höher ist das Risiko für Fettleibigkeit.

Demnach besteht ein enger Zusammenhang zwischen der Zahl von Genen eines bestimmten Verdauungsenzyms und dem Risiko, an Fettleibigkeit zu erkranken. Zu diesem Ergebnis, das am 30. März 2014 in der Fachzeitschrift Nature Genetics veröffentlicht wurde, kam ein internationales Forscherteam um Prof. Philippe Froguel vom Labor für Genomik und Stoffwechselerkrankungen (CNRS / Universität Lille 2/Institut Pasteur in Lille).

Etwa 5% der stark übergewichtigen Menschen tragen eine Mutation eines Appetit kontrollierenden Gens in sich, das bei ihnen zu Übergewicht führt. Dank aktueller pangenomischer DNA-Microarray Analysen konnten 70 Gene für Übergewicht identifiziert werden, die jedoch nur geringe Auswirkungen haben und nur einen kleinen Teil des genetischen Risikos erklären (4%).

Die französischen und britischen Forscher gingen noch einen Schritt weiter und untersuchten das Erbgut von schwedischen Familien mit unterschiedlichen Veranlagungen für Fettleibigkeit. Sie analysierten das Genom und die Gene im Fettgewebe, die bei übergewichtigen und normalgewichtigen Menschen unterschiedlich exprimiert werden. Sie untersuchten eine Region auf dem Chromosom 1, die in ihrer Art einzigartig ist, da sie ein Gen (AMY1) enthält, das das Speichelenzym Amylase kodiert und nur beim Menschen in dieser einzigartigen Form vorkommt. Jeder Mensch hat in der Regel zwei Kopien dieses Gens (eine vom Vater und eine von der Mutter). Die Kopienanzahl des AMY1-Gen variiert jedoch zwischen eins bis zwanzig. Mit der Entwicklung der Landwirtschaft vor 10.000 Jahren stieg auch die Anzahl der Kopien des AMY1-Gens, als Ausdruck der natürlichen Selektion und der menschlichen Evolution: Amylasen (Enzyme) spalten Stärke in Zucker auf, wodurch Individuen mit verstärkter Amylase-Produktion einen selektiven ernährungsbedingten Vorteil haben. Die Forscher fanden heraus, dass Menschen mit nur wenigen Kopien (und somit wenigen Amylasen) bis zu 10 Mal häufiger unter Übergewicht leiden. Jede fehlende AMY1-Kopie steigert das Risiko für Fettleibigkeit um 20%. Allein über diese Region des Genoms lassen sich fast 10% des genetischen Risikos erklären.

Es gibt zwei Arten von Amylasen: die eine wird von der Bauchspeicheldrüse produziert, die andere von den Speicheldrüsen. Allein letztere scheint bei einem Mangel mit Adipositas in Verbindung gebracht werden zu können. Die Ursache dafür ist jedoch noch unbekannt. Es gibt zwei Hypothesen: Einerseits könnte durch das Kauen und der damit bereits im Mund beginnenden Verdauung der Nahrung eine hormonelle Wirkung den Sättigungseffekt bewirken, der bei einem AMY1-Mangel reduziert wäre. Andererseits könnte eine schlechte Verdauung von Stärke die Darmflora verändern und somit indirekt zur Fettleibigkeit bzw. Diabetes beitragen, wie bereits frühere Untersuchungen des Stoffwechsels bei Menschen mit hoher bzw. niedriger Speichel-Amylasen-Produktion nahelegen. Menschen mit geringer Speichel-Amylase haben einen ungewöhnlich hohen Blutzuckerspiegel, wenn sie Stärke essen.

Diese Ergebnisse eröffnen eine völlig neue Sicht auf die genetische Veranlagung für Übergewicht aufgrund der Verdauung von komplexen Kohlenhydraten und ihrer Wirkung auf die Darmflora. Sie bieten neue Möglichkeiten der wirksameren Prävention und Behandlung von Fettleibigkeit unter Berücksichtigung der Verdauung und der Darmflora.

Kontakt:
Philippe Froguel – Tel.: +33 3 20 87 79 54/06 07 89 30 92 – E-Mail: philippe.froguel@good.ibl.fr

Quelle:
Pressemitteilung des CNRS – 30.03.2014 – http://www2.cnrs.fr/presse/communique/3487.htm

Quelle: idw

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Tannen im Stresstest

Johannes Scholten Pressestelle
Philipps-Universität Marburg

Forschung zum Klimawandel: Terahertz-Strahlen eignen sich dazu, die Änderung des Wassergehalts von Blättern zu ermitteln, ohne diese zu zerstören. Das demonstrieren Marburger Biologen und Physiker in einer aktuellen Veröffentlichung, die in einer Sonderausgabe der Fachzeitschrift „Plant Physiology“ erscheint. In den Messungen des Teams führte ein verringerter Wassergehalt zu erhöhter Durchlässigkeit der Blätter für Terahertz-Wellen, schreiben die Autorinnen und Autoren. Das neue Verfahren erlaubt die genaue Beobachtung von Stressreaktionen an vielen Einzelpflanzen über lange Zeiträume hinweg.

Der globale Treibhauseffekt lässt für die Zukunft extreme Witterungsbedingungen im Mittelmeerraum und in Zentraleuropa erwarten, etwa ausgeprägte Dürreperioden. „Die meisten Baumarten reagieren sehr empfindlich auf den Trockenstress, der durch Wassermangel ausgelöst wird“, erläutert der Marburger Naturschutzbiologe David Behringer, Mitverfasser der aktuellen Publikation. Will man die Überlebenschancen von Pflanzen unter veränderten Umweltbedingungen abschätzen, muss man die genetischen und physiologischen Hintergründe der Trockenstresstoleranz bei verschiedenen Pflanzen möglichst genau kennen.

„Bislang fehlte jedoch ein Verfahren, mit dem sich die Stressreaktionen von Pflanzen gezielt untersuchen lassen“, ergänzt Professorin Dr. Birgit Ziegenhagen, Leiterin der Arbeitsgruppe Naturschutzbiologe und Koautorin der Studie: „Die verfügbaren Messmethoden bewerten den Trockenstress entweder nur über indirekte Vorgänge, oder die Messung führt zur Zerstörung des Pflanzenmaterials.“

Die Wissenschaftler nutzten daher Terahertz-Strahlen, das sind elektromagnetische Wellen im Spektrum zwischen Mikrowellen und infrarotem Licht. Die Biologen konnten hierfür auf das Know-how ihrer Kollegen aus dem Fachgebiet Experimentelle Halbleiterphysik zurückgreifen. „Es hat sich gezeigt, dass Wasser die Terahertz-Wellen ausgesprochen stark absorbiert, während diese viele Feststoffe ungehindert durchdringen“, erklärt der Physiker Professor Dr. Martin Koch, der ebenfalls an der aktuellen Veröffentlichung beteiligt ist. Die Forscher machten sich einen weiteren Vorteil der Terahertz-Wellen zunutze, wie Koautor Norman Born aus Kochs Arbeitsgruppe ausführt: „Da die Terahertz-Wellen eine viel kürzere Wellenlänge als Mikrowellenstrahlung haben, wird es überhaupt erst möglich, die dünnen Tannennadeln zu messen.“

Die Autoren testeten ihr Verfahren an Weißtannensämlingen, da Nadelbäume mit ihren kleinen Blattoberflächen besonders schwer zu untersuchen sind, wenn man die bislang üblichen Methoden anwendet. Tannen sieht man nicht ohne Weiteres an, wie stark sie unter Trockenstress leiden – im Gegensatz zu manch anderen Pflanzenarten, die bei Wassermangel schon mal die Blätter hängen lassen.

Die Wissenschaftler überwachten erstmals viele Pflanzensämlinge über einen Zeitraum von mehreren Wochen hinweg mit der neuen Technik, um Stressreaktionen direkt zu beobachten, zu vergleichen und zu bewerten. Hierfür bestrahlten sie eine Reihe von Pflänzchen immer wieder mittels eines präzise gesteuerten Messkopfs mit Terahertz-Wellen, so dass sie die Veränderung des Wassergehalts in den Tannennadeln genau und in Echtzeit aufzeichnen konnten. Dies war erst durch die in Marburg entwickelte Bauform des dafür angewendeten Terahertz-Spektrometers machbar.

Die zerstörungsfreien Langzeitmessungen gestatten genaue Prognosen, wie lange eine Pflanze unter bestimmten Bedingungen Trockenheit ertragen kann. „Dank der neuen Technik ist es zum Beispiel möglich, Pflanzen verschiedener Genotypen dem gleichen Stress auszusetzen, um abweichendes Verhalten in der Reaktionszeit, der Heftigkeit der Reaktion oder der Widerstandsfähigkeit zu charakterisieren“, sagt Naturschutzbiologe und Mitautor Dr. Sascha Liepelt. Außerdem erlaubt die Methode, bestimmte Stresslevel zu definieren, die eine Pflanze noch verkraftet, und gezielt nach den verantwortlichen Genen für die Stressantwort zu fahnden. Martin Koch kann sich als Leiter der Experimentellen Halbleiterphysik auf die Fortsetzung der Forschungstätigkeit freuen: Die „Johannes-Hübner-Stiftung“ unterstützt die weitere Arbeit durch ein Promotionsstipendium, um das System auch für andere Pflanzenarten zu adaptieren und tiefer gehende Studien durchzuführen.

Originalveröffentlichung: Norman Born, David Behringer & al.: Monitoring plant drought stress response using terahertz time-domain spectroscopy, Plant Physiology 2014, S. 113.233601v1-113.233601, Online-Zugang/DOI: http://dx.doi.org/10.1104/pp.113.233601

Weitere Informationen:
Ansprechpartner:
Norman Born,
Fachgebiet Experimentelle Halbleiterphysik
Tel.: 06421 28-24156
E-Mail: norman.born@physik.uni-marburg.de

Homepage:
http://www.uni-marburg.de/fb13/forschung/experimentelle-halbleiterphysik/agkoch

David Behringer,
Fachgebiet Naturschutzbiologie
Tel.: 06421 28-23489
E-Mail: david.behringer@biologie.uni-marburg.de

Homepage:
http://www.uni-marburg.de/fb17/fachgebiete/naturschutz/naturschutzbiologie/

Pressemitteilung zur Waldökologie-Forschung:
http://www.uni-marburg.de/aktuelles/news/2013d/1213b

Quelle: idw

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BfG registrierte an Fischaufstiegsanlage Koblenz 30.000 Fische

Dipl.-Met. Alfred Hommes Referat Öffentlichkeitsarbeit
Bundesanstalt für Gewässerkunde

An der Moselstaustufe in Koblenz wurde im Jahr 2011 eine neue Fischaufstiegsanlage eröffnet. Wie gut funktioniert diese Fischtreppe und welche Fische nutzen die Anlage zum Aufstieg? Zur Untersuchung dieser Frage hat die Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG) in der Anlage einen automatischen Fischzähler installiert. Nun hat die BfG erstmals für die Jahre 2012 und 2013 detaillierte Zahlen zu den beobachteten Fischen vorgelegt.

Seit der Eröffnung am 30. September 2011 sind etwa 30.000 aufsteigende Fische in der neuen Fischtreppe erfasst worden (s. Tabellen). Dabei wurden 32 verschiedene Arten detektiert, meldet die Bundesanstalt für Gewässerkunde weiter. Stark dominant waren hierbei die Rotaugen, aber auch Flussbarsche und Brassen waren häufig vertreten. Mithilfe des Fischzählers konnten erfreulicherweise auch sehr seltene Arten nachgewiesen werden, wie z.B. Meerneunauge oder Quappe und Maifisch (die BfG berichtete). Vom Meer aufsteigende Großsalmoniden wie Lachs und Meerforelle wurden ebenfalls erfasst. Seit Eröffnung der Fischtreppe wurden 102 Meerforellen und 8 Lachse gezählt.

Bei den Aufstiegszahlen ist zu beachten, dass bisher nur Fische ab 2,5 cm Höhe und 15 cm Länge erfasst werden. Daher können Jung- und Kleinfische sowie die schlanken Flussneunaugen und Steigaale bisher nur selten beobachtet werden. Die eigentlichen Aufstiegszahlen werden daher deutlich höher sein. Beobachtungen aufsteigender Fische an den Sichtfenstern des „Mosellum – Erlebniswelt Fischpass Koblenz“ zeigen dies eindrücklich.

Im Jahr 2013 wurden allerdings auch die Grenzen der Erfassung mittels des automatischen Fischzählers deutlich. Ungewöhnlich häufige und ausgeprägte Hochwässer führten während der Hauptaufstiegsphase von April bis Juni oft zu derart trübem Wasser, dass eine kontinuierliche Detektion von Fischen nicht möglich war.

Der Fischzähler in Koblenz ist eine in seiner Größe und Ausführung weltweit einzigartige Installation (Abb. 1). Es handelt sich hierbei um einen kurzen beleuchteten Tunnel, 45 cm breit und 110 cm hoch, welchen in der Fischtreppe aufsteigende Fische passieren müssen. Den Eingang des Tunnels bilden zwei Platten mit Infrarotsensoren, die passierende Fische automatisch scannen und vermessen (Abb. 2). Während der Passage werden die Fische außerdem durch zwei übereinander liegende Videokameras gefilmt. Auf diese Weise ist eine sichere Artbestimmung gewährleistet. Nur bei sehr trübem Wasser kann man – wie bei jedem videobasierten System – keine Fische bestimmen.

Die ursprünglichen Einsatzgebiete des „River Watcher Fish Counters“ liegen in den klaren Lachsflüssen Nordeuropas und Nordamerikas. Für den Einsatz in Bundeswasserstraßen müssen daher spezielle Anpassungen z. B. an trüberes Wasser, Treibgut oder lichtscheue nachtwandernde Arten realisiert werden. Die Entwicklung dieser Anpassungen erfolgt parallel zur laufenden Erfassung und in Zusammenarbeit mit der isländischen Herstellerfirma Vaki. Hierdurch werden sich die Detektionszeiten und Sensitivitäten des Gerätes weiter verbessern.

Die Aufstiegssaison 2014 hat in Koblenz Ende März bei Wassertemperaturen von knapp unter 10 °C begonnen. Typischerweise sind die Nasen die ersten großen Fische, die schwarmweise die Laichwanderung beginnen, dicht gefolgt von Rotaugen. Es wurden seitdem schon über tausend Individuen gezählt. Bei dem momentan schönen Wetter und steigenden Wassertemperaturen sind in den nächsten Wochen zahlreiche weitere Sichtungen zu erwarten.

Die kontinuierliche Erfassung der aufsteigenden Fische ist für die Dokumentation und Bewertung der Fischaufstiegsanlage Koblenz sowie der gewässerökologischen Maßnahmen an der Mosel und ihren Zuflüssen von großer Bedeutung. Insbesondere für die Wiederansiedlung des Lachses im Rahmen des IKSR Programms Lachs2020 liefert diese Anlage wertvolle Informationen.

Der automatische Fischzähler der BfG hat gegenüber einer klassischen Reuse einige Vorteile. So kann eine kontinuierliche Erfassung von wandernden Fischen erfolgen, ohne diese fangen zu müssen. Eine ungehinderte stressfreie Passage ohne Verletzungsrisiko ist zielführend für eine tierfreundliche Vorgehensweise. Außerdem liefert das System z. B. Daten über bevorzugte Tages- oder Nachtzeiten des Fischaufstiegs, welche eine Reuse nicht liefern kann. Auf das System kann durch die BfG jederzeit per PC zugegriffen werden, wodurch stets eine aktuelle Momentaufnahme des Fischaufstiegs verfügbar ist, ohne vor Ort sein zu müssen.

Möglich wurde der Einbau des BfG-Fischzählers durch die erfolgreiche Zusammenarbeit mit der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD Nord), welche für Planung und Bau der gesamten Aufstiegsanlage verantwortlich war, sowie dem Kraftwerksbetreiber RWE, auf dessen Gelände der Zähler installiert wurde.

Weitere fachliche Informationen:
Bernd Mockenhaupt, Bundesanstalt für Gewässerkunde, Am Mainzer Tor 1, 56068 Koblenz, Fon 0261/1306 5941, Mail: mockenhaupt@bafg.de

Die Bundesanstalt für Gewässerkunde ist das zentrale wissenschaftlich eigenständige Institut des Bundes für die wissenschaftlich-technische Versuchs- und Forschungsarbeit und die praxisbezogene Beratung der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung in den Fachgebieten Hydrologie und Gewässernutzung, Gewässerbeschaffenheit sowie Ökologie und Gewässerschutz. Sie unterstützt das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur sowie andere Bundesressorts in fachspezifischen Fragestellungen zu Bundeswasserstraßen und deren Einzugsgebiete und vertritt diese auch international.

Weitere Informationen:

http://www.bafg.de/DE/Service/presse/presse_node.html – BfG-Pressemitteilungen
http://www.bafg.de/DE/Home/durchgaengigkeit.html – Ökologische Durchgängigkeit der Bundeswasserstraßen
http://www.mosellum.de – Mosellum – Erlebniswelt Fischpass Koblenz

Anhang
Tabelle der Aufstiegszahlen 2012 und 2013
http://idw-online.de/de/attachment35454

Quelle: idw

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Die Psychologie des Elfmeters

Sabine Maas Presse und Kommunikation
Deutsche Sporthochschule Köln

Das Institut für Kognitions- und Sportspielforschung (IKS) der Deutschen Sporthochschule Köln erhält eine DFG-Förderung für ein Projekt, das Sportwissenschaft und Psychologie vereint.

Kann ein Torwart den Elfmeterschützen dazu verleiten, in eine bestimmte Ecke zu schießen? Ja, das funktioniert! Steht der Torwart zum Beispiel nur minimal näher am rechten Pfosten, verleitet er den Schützen – ohne dass es ihm bewusst wird – eher dazu, in die linke Ecke zu zielen, da diese für ihn „offener“ aussieht.

Ein Projekt des Instituts für Kognitions- und Sportspielforschung (IKS) der Deutschen Sporthochschule Köln untersucht diesen psychologischen Ansatz der Wahrnehmung und Entscheidungsfindung. Die Deutsche Forschungsgesellschaft (DFG) fördert das Projekt für zwei Jahre; es ist bereits der zweite Antrag des IKS in diesem Jahr, den die DFG unterstützt. „Wir sind sehr glücklich, dass wir in so kurzer Zeit ein zweites DFG-Projekt genehmigt bekommen haben, insbesondere deshalb, weil es in der stark kompetitiven Mutterwissenschaft Psychologie erfolgt ist“, sagt Institutsleiter Univ.-Prof. Dr. Daniel Memmert.

In Kooperation mit der Universität Paderborn (Prof. Dr. Matthias Weigelt) und der VU Universität Amsterdam (Dr. John Van der Kamp) entwickelten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des IKS ein feldnahes Elfmeter-Paradigma. Das Projekt untersucht, inwiefern bewusste und unbewusste Hinweise, Gesten oder die Position des Torwarts auf der Torlinie den Elfmeterschützen beeinflussen. Damit lassen sich grundlagenwissenschaftliche und anwendungsorientierte Fragestellungen der Psychologie und Sportwissenschaft beantworten. Erste, bereits im Journal of Cognitive Psychology publizierte Ergebnisse zeigen, dass jeder Torhüter durch sein eigenes Verhalten den Schützen so beeinflussen kann, dass zumindest die Wahrscheinlichkeit eines gehaltenen Elfmeters steigt.

Das IKS beabsichtigt, eine bereits bestehende Einteilung verschiedener Bewusstseinsebenen der Informationsverarbeitung für Wahrnehmung und Entscheidungsfindung (Dehaene, et al. (2006)) in stärker repräsentativen und natürlichen Umgebungen zu testen, insbesondere bei Elfmeterschützen im Fußball. Ziel ist, subjektive und objektive Grenzwerte bei der Verarbeitung von Informationen zu analysieren, und zu untersuchen, wie sich zum Beispiel die Aufgabenanforderung, Instruktionen oder Ermüdung und Angst auf die Grenzwerte auswirken.

Kontakt für weitere Infos:
Univ.-Prof. Dr. Daniel Memmert
Institut für Kognitions- und Sportspielforschung
Deutsche Sporthochschule Köln
Tel.: +49 221 4982-4330
E-Mail: memmert@dshs-koeln.de

Univ.-Prof. Dr. Matthias Weigel
Sport Psychology Research Group
Universität Paderborn
Tel.: +49 5251 60-3200
E-Mail: matthias.weigelt@uni-paderborn.de

Weitere Informationen:
http://www.dshs-koeln.de

Quelle: idw

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Und er bewegt sich doch – Tinnitusfrequenz lässt sich durch Neuro-Musiktherapie verändern

Natascha Schettler-Brox Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Zentrum für Musiktherapieforschung (Viktor Dulger Institut) DZM e.V.

Ergebnisse einer vom Deutschen Zentrum für Musiktherapieforschung in Heidelberg durchgeführten Untersuchung bestätigen aussagekräftige Veränderungen der Tinnitusfrequenz durch die Neuro-Musiktherapie

Seit rund zehn Jahren wird die Neuro-Musiktherapie nach dem Heidelberger Modell als eine sehr effektive Behandlungsmethode bei chronischem Tinnitus eingesetzt. Durchschnittlich 80% der behandelten Patienten erreichen eine zuverlässige Verbesserung. Entscheidend für die Wirksamkeit der Therapie ist, dass chronischer Tinnitus im Gehirn entsteht, und nicht beispielsweise auf Ebene der Ohren oder des Hörnervs. In der fünftägigen Kompakttherapiewoche ist es demnach das Ziel, die festgefahrenen Bahnen im Gehirn, die den Tinnitus produzieren, zu beeinflussen und damit die Tinnitusbelastung nachhaltig zu reduzieren.

In einer aktuellen Untersuchung wurde nun nachgewiesen, dass durch die Musiktherapie eine zuverlässige Verbesserung der Tinnitusfrequenz (Tonhöhe der Ohrgeräusche) erreicht wird. Bei insgesamt n=204 Probanden wurde die Tinnitusfrequenz im Therapieverlauf täglich ermittelt.
Obwohl die Patienten im Vorfeld ihren Tinnitus als sehr gleichbleibend beschrieben, konnte durch die Musiktherapie eine rasche und eindeutige Bewegung in den Tinnitus gebracht werden: Insgesamt veränderte sich die Tinnitusfrequenz während der Therapiewoche um knapp zwei Oktaven. Dabei war im Durchschnitt ein deutlicher Abwärtstrend der Tonhöhe zu verzeichnen.
Weiterhin kam es bei rund 15% der Patienten im Laufe der Therapiewoche zu „Aussetzern“ des Tinnitus, bei dem der Tinnitus über einen Zeitraum von mehreren Stunden oder gar Tagen nicht mehr hörbar war.

Diese Ergebnisse untermauern die Erkenntnisse aus den bildgebenden Verfahren, dass eine schnell eintretende Veränderung der festgefahrenen Tinnitus-Netzwerke im Gehirn durch die Musiktherapie möglich ist.

Die Tinnitusambulanz bietet laufend Kompakttherapien für Patienten mit chronischem und nun auch akutem Tinnitus an. Weitere Informationen für Patienten und Ärzte sind telefonisch erhältlich unter 06221 – 79 63 101 oder per E-Mail unter tinnitusambulanz@dzm-heidelberg.de.

Das Deutsche Zentrum für Musiktherapieforschung (Viktor Dulger Institut) DZM e. V. wurde 1995 in Heidelberg gegründet. Heute ist das DZM das größte musiktherapeutische Forschungsinstitut in Europa und vereint Forschung, Praxis und Lehre unter einem Dach. Das DZM ist als gemeinnützig anerkannt und finanziert sich zum überwiegenden Teil aus Spenden und Forschungsdrittmittel. Am DZM entwickeln und erforschen Musiktherapeuten, Mediziner, Musikwissenschaftler und Psychologen in interdisziplinären Projekten musiktherapeutische und musikmedizinische Konzepte zur Verbesserung der Lebenssituation erkrankter Menschen.
Außer dem Forschungsinstitut gehört eine Tinnitusambulanz zum DZM.

Weitere Informationen:
Deutsches Zentrum für Musiktherapieforschung
(Viktor Dulger Institut) DZM e.V.
Ansprechpartner: Natascha Schettler-Brox
Maaßstraße 32/1
69123 Heidelberg
Telefon: +49 (6221) 83 38 60
Telefax: +49 (6221) 83 38 74
E-Mail: dzm@dzm-heidelberg.de
Internet: www.dzm-heidelberg.de

Weitere Informationen:
http://www.dzm-heidelberg.de

Quelle: idw

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Umwelthormone – kleine Mengen mit großer Wirkung

Tobias Steinhäußer Unternehmenskommunikation
Fraunhofer-Gesellschaft

Leere Fangnetze und weniger Fischarten – Umwelthormone werden für den Rückgang von Fischzahlen verantwortlich gemacht. Doch wie schädlich sind diese Substanzen wirklich? Studien, die ein komplettes Fischleben abbilden, geben Aufschluss.

Man kann sie nicht sehen, riechen oder schmecken – dennoch sind Umwelthormone Bestandteile vieler Materialien und Produkte. Sie finden sich beispielsweise in Farben, Pflanzenschutzmitteln, Kosmetika, Kunststoffen und in Pharmazeutika. Umwelthormone sind Moleküle, die sich wie Hormone verhalten, weil sie diesen in ihrer Struktur ähneln. Man vermutet, dass die Substanzen, die über die Luft, die Haut, Lebensmittel und Medikamente in den Organismus gelangen, das Fortpflanzungssystem des Menschen beeinflussen und beispielsweise eine sinkende Spermienqualität und damit eine abnehmende Fruchtbarkeit bewirken. Die Tierwelt ist ebenfalls betroffen: Neben anderen Faktoren werden die Umwelthormone für den Rückgang von Fischpopulationen verantwortlich gemacht.

Lebenszyklusstudie mit Süßwasserfisch
Ob die Bestände von Fischen und Amphibien tatsächlich durch eine mögliche Belastung von Gewässern mit hormonaktiven Substanzen bedroht werden, diskutieren Experten und Wissenschaftler seit über zwei Jahrzehnten kontrovers, denn tatsächlich sind die Wirkungen der Umwelthormone nur unzureichend geklärt. Licht ins Dunkel wollen Forscher des Fraunhofer-Instituts für Molekularbiologie und Angewandte Oekologie IME in Schmallenberg bringen. Um die Auswirkungen von hormonaktiven Substanzen auf Fische zu untersuchen, haben die Wissenschaftler Lebenszyklusstudien mit dem Zebrabärbling, einem Süßwasserfisch, etabliert und stetig weiterentwickelt. »Mit dem Lebenszyklustest können wir in einem überschaubaren Zeitrahmen alle relevanten Leistungen eines Fischlebens abbilden«, sagt Matthias Teigeler, Ingenieur in der Abteilung Ökotoxikologie am IME. »Dazu gehören das Wachstum, die Embryonal- und insbesondere die Sexualentwicklung sowie die Reproduktionsfähigkeit der Tiere. Das sind alles Faktoren, die empfindlich gegenüber hormonaktiven Substanzen reagieren.«

In einer Durchflussanlage werden Fischgruppen gleicher Größe potenziell hormonaktiven Substanzen ausgesetzt, die in verschiedenen Konzentrationen dosiert werden. Eine Kontrollgruppe, in der die Fische in unbelastetem Wasser gehalten werden, dient zum Vergleich, um mögliche Auswirkungen auf die exponierten Tiere erkennen zu können. »Ein Lebenszyklustest beginnt mit dem Einsatz von befruchteten Eiern, die von unbelasteten Elterntieren gewonnen werden. Nach drei Tagen schlüpfen die Fischembryos. Wir bestimmen die Anzahl der überlebenden Tiere und messen die Körperlänge am Computer. Nach etwa drei Monaten sind die Tiere soweit gereift, dass sie sich fortpflanzen können. Die Reproduktionsfähigkeit lässt sich sehr gut über die Anzahl der gelegten Eier belegen. In der Laichphase entnehmen wir täglich Eier aus den Testbecken und zählen sie. Da sie durchsichtig sind, kann man untersuchen, ob sie befruchtet wurden oder nicht«, erläutert Teigeler.

Tatsächlich konnten die Forscher nachweisen, dass Zebrabärblinge unter der Zugabe von sehr kleinen Konzentrationen von Ethinylestradiol, einem synthetischen Östrogen, das Bestandteil der Antibabypille ist, nicht mehr fähig waren, sich fortzupflanzen – Balz und Eiablage blieben aus. Negative Wirkungen beobachteten sie auch bei weiteren Prüfsubstanzen: So führten Tests mit dem synthetischen Sexualhormon Trenbolon zu einer Vermännlichung der Tiere. Das Geschlechterverhältnis verschob sich eindeutig, 100 Prozent der Fische entwickelten nach Zugabe der Prüfsubstanz ein männliches Geschlecht. Dies konnte auch für Aromatasehemmer beobachtet werden, die als Antipilzmittel im Pflanzenschutz eingesetzt werden. Zum Vergleich: In der unbelasteten Kontrollgruppe würden die Forscher ein Geschlechterverhältnis von 50 Prozent Männchen zu 50 Prozent Weibchen erwarten. »Einige bekannte Substanzen beeinflussen das Hormonsystem negativ. Für den Rückgang von Fischarten werden neben den hormonaktiven Substanzen aber auch weitere Faktoren wie schlechte Gewässerstruktur und der Klimawandel diskutiert«, sagt Teigeler.

Verschärfte Zulassungsanforderungen für Pflanzenschutzmittel und Co.
Hersteller von Pflanzenschutzmitteln sehen sich inzwischen mit einem Verbot konfrontiert, wenn sich herausstellt, dass ein Wirkstoff das hormonelle System von Mensch und Tier nachhaltig stört. Inzwischen muss auch die Pharmaindustrie Daten zur Wirkung von hormonartigen Substanzen in Gewässern erheben, wenn sie in Europa ein neues Präparat auf den Markt bringen will. Das Testsystem des Fraunhofer IME genießt sowohl in der Industrie als auch bei den Zulassungsbehörden hohe Akzeptanz. Darüber hinaus unterstützen die IME-Forscher mit ihrer Expertise beim Durchführen von Lebenszyklustests, ihren Studien und Testergebnissen die Gremien der OECD, der EU und ihrer Mitgliedstaaten, die Fischtest-Richtlinien entwickeln und Testergebnisse bewerten müssen. Sie helfen, Antworten auf die Fragen zur Problematik hormonaktiver Substanzen in der Umwelt zu finden.

Weitere Informationen:

http://www.fraunhofer.de/de/presse/presseinformationen/2014/April/umwelthormone….

Quelle: idw

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InduKOCH: Wissenschaftler machen Induktionsherde energiesparender und preiswerter

Kai Uwe Bohn Pressestelle
Universität Bremen

Wissenschaftler der Universität Bremen haben daran mitgewirkt, dass Induktionsherde schon bald preiswerter und noch energieeffizienter werden. Die Elektrotechniker vom Institut für elektrische Antriebe, Leistungselektronik und Bauelemente (IALB) arbeiteten dafür im Forschungsprojekt „InduKOCH“ zusammen mit Mitarbeitern der E.G.O.-Gruppe – einem weltweit tätigen Zulieferer für Hersteller von Haushaltsgeräten – und dem Halbleiter-Produzenten Infineon Technologies, der das Projekt leitete.

„Es ist uns gelungen, die Anzahl der notwendigen Komponenten in Induktionsherden zu verringern“, erläutert Professor Nando Kaminski vom IALB das Ergebnis des dreijährigen Forschungsprojekts. „Die Vorteile für Verbraucher: Ein Standard-Induktionsherd ist in Zukunft kaum teurer als ein herkömmlicher Elektroherd. Außerdem hat er eine geringere Verlustleistung, so dass das schon heute sehr energiesparsame Induktionsverfahren zukünftig noch weniger Strom benötigt.“

Induktionsbeheizungen- und herde, die auf InduKOCH-Technologie basieren, verbrauchen jährlich zwischen 20 und 100 Kilowattstunden (kWh) weniger Strom als Elektroherde – ein aktiver Beitrag zum Klimaschutz. In Deutschland ließe sich so pro Jahr eine CO2-Menge einsparen, die dem Ausstoß von 100.000 Autos entspricht (bei durchschnittlicher Fahrleistung von jährlich 13.000 km). Voraussetzung dafür ist, dass künftig doppelt so viele Haushalte wie bisher Induktionsherde verwenden und bei der Anschaffung auf die energiesparenden und preiswerteren Herde setzen. Schon 2014 könnten sie von der Neuentwicklung profitieren, denn dank InduKOCH lohnt sich der Austausch des Elektroherds noch mehr als bisher.

Neue Chips und neues Innenleben für Induktionsherde
Um Induktionsherde sparsamer und preiswerter zu machen, hat der Halbleiter-Hersteller Infineon die so genannten IGBT-Chips (Insulated Gate Bipolar Transistor) weiterentwickelt. Die IGBTs schalten im Induktionsherd die hochfrequenten Ströme der Induktionsspulen, deren elektromagnetisches Feld die Kochhitze in den Töpfen erzeugt. Die neuen IGBTs werden bis zu 40 Prozent effizienter sein als ihre Vorgänger zu Projektbeginn. Die E.G.O.-Gruppe, die als einer der weltweit führenden Zulieferer für Heiz- und Steuerelemente für Hersteller von Hausgeräten gilt, konnte dank der neuen IGBT-Leistungshalbleiter von Infineon das elektronische und mechanische Innenleben der Induktionsbeheizungen optimieren. Das IALB der Universität Bremen wiederum unterstützte hier tatkräftig: „Wir haben die Modellierung und Simulation der hochfrequenten Schaltvorgänge erforscht. Unsere Computermodelle haben sehr schnell die unterschiedlichen Varianten der IGBT-Komponenten und der Schaltungsumgebung durchgerechnet“, so Nando Kaminski. „Das war die Basis für die Bestimmung des optimalen Gesamtsystems durch die InduKOCH-Forscher – ohne langwierige und teure Experimente durchführen zu müssen.“

Im Rahmen der Hightech-Strategie der Bundesregierung und des Programms „Informations- und Kommunikationstechnologie 2020″ (IKT 2020) förderte das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) das Forschungsprojekt InduKOCH über drei Jahre mit einem Betrag von etwa 1,2 Millionen Euro. InduKOCH steht für „Innovative Schaltungskonzepte und Bauelemente zur Steigerung der Energieeffizienz beim Kochen durch den Einsatz von Induktionsherden“. Das Projekt lief seit Mai 2010 und wurde am 31. Januar 2014 mit Übergabe des Forschungsberichts an das BMBF abgeschlossen.

Induktionsverfahren in deutschen Haushalten
Mit einem Induktionsherd sind heute etwa 17 Prozent der insgesamt mehr als 40 Millionen Haushalte in Deutschland ausgestattet. Bis zu 25 Prozent an elektrischer Energie lassen sich beim Kochen einsparen, wenn nicht der herkömmliche Elektroherd eingeschaltet wird, sondern das Induktionsverfahren zum Einsatz kommt, bei dem nur Töpfe und Pfannen erwärmt werden und nicht die Herdplatte.

Das am Projekt beteiligte Institut für elektrische Antriebe, Leistungselektronik und Bauelemente (IALB) der Universität Bremen wurde 1994 gegründet. Es forscht und lehrt auf den Gebieten der elektrischen Antriebe, der Mechatronik und der erneuerbaren Energien sowie im Bereich der Leistungshalbleiterkomponenten und ihrer Anwendung. Bei den Halbleiterkomponenten stehen alternative Halbleitermaterialien, Materialgrundlagen, Bauelementkonzepte, Simulation, Packaging und der Einfluss von parasitären Komponenten im Vordergrund.

Weitere Informationen:
Universität Bremen
Institut für elektrische Antriebe, Leistungselektronik und Bauelemente (IALB)
Prof. Dr.-Ing. Nando Kaminski
Tel.:0421/218 -62660
nando.kaminski@uni-bremen.de
www.ialb.uni-bremen.de

Quelle: idw

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Frauen bewerben sich nicht auf „männliche“ Stellenausschreibung

Dr. Ulrich Marsch Corporate Communications Center
Technische Universität München

Schon die Formulierung der Stellenausschreibung kann entscheidend sein, ob eine Frau oder ein Mann den Job bekommt – weil sich Frauen im Zweifel gar nicht erst bewerben. Sie fühlen sich von häufig verwendeten Begriffen wie „zielstrebig“ und „durchsetzungsstark“ weniger angesprochen, weil diese mit männlichen Stereotypen verbunden sind. Das hat ein Forschungsprojekt gezeigt, bei dem Wissenschaftlerinnen der TU München die Auswahl und Beurteilung von Führungskräften untersucht haben. Wichtige Erkenntnisse haben sie auch über die Rolle von Emotionen gewonnen: Sie entlarvten das Klischee, dass Führungskräfte erfolgreicher sind, wenn sie gegenüber ihrem Team regelmäßig Ärger zeigen.

„Wir haben so wenig Frauen auf Führungspositionen, weil wir so wenige gute Bewerbungen bekommen“. Immer häufiger hört man diese Klage aus Unternehmen. Nur eine Ausrede? Wissenschaftlerinnen der TU München haben nun einen Grund gefunden, der Frauen tatsächlich von einer Bewerbung abhält, obwohl sie qualifiziert sind: die Texte der Stellenausschreibungen.

Die Forscherinnen zeigten rund 260 Testpersonen fiktive Anzeigen. Ausgeschrieben wurde dort beispielsweise ein Platz in einem Qualifizierungsprogramm für angehende Führungskräfte. Waren in der Ausschreibung viele Eigenschaften genannt, die mit Männern in Verbindung gebracht werden, fühlten Frauen sich weniger angesprochen und wollten sich seltener bewerben. Zu diesen Eigenschaften zählen etwa „durchsetzungsstark“, „selbstständig“, „offensiv“ und „analytisch“. Stärker angesprochen fühlten sich Frauen von Wörtern wie „engagiert“, „verantwortungsvoll“, „gewissenhaft“ und „kontaktfreudig“. Für männliche Testpersonen machte der Ausschreibungstext dagegen keinen Unterschied.

Frauen schätzen ihre eigene Führungskompetenz niedriger ein
„Eine sorgfältig formulierte Stellenausschreibung ist die Voraussetzung für eine optimale Personalauswahl“, sagt Studienleiterin Prof. Claudia Peus, vom Fachgebiet für Forschungs- und Wissenschaftsmanagement. „Es macht zwar meist keinen Sinn, alle männlich besetzten Formulierungen einfach wegzulassen. Aber ohne ein zumindest ausgewogen formuliertes Profil rauben sich Organisationen die Chance auf gute Bewerberinnen. Denn die Stereotype wirken trotz aller gesellschaftlichen Veränderungen fast unverändert weiter.“

Dass die traditionellen Wahrnehmungsmuster nicht zuletzt hinsichtlich Führungskräften gelten, haben die Forscherinnen gemeinsam mit der New York University gezeigt. In einer Befragung hielten rund 600 US-Amerikanerinnen und -Amerikaner Frauen und Männer zwar für grundsätzlich gleich kompetent, produktiv und effizient. Doch die Führungskompetenz der Männer stuften sie höher ein. Auch Frauen trauten sich selbst und anderen Frauen in diesem Bereich durchschnittlich weniger zu als Männer sich selbst und ihren Geschlechtsgenossen.

Verärgerte Chefs müssen mit Illoyalität rechnen
Ob Frauen überhaupt der Wille zur Führung zugetraut wird, hängt stark von den Emotionen ab, die sie zeigen. So lautete eines der Ergebnisse bei der Zwischenpräsentation des Projekts im vergangenen Jahr. Inzwischen haben die Wissenschaftlerinnen die Rolle von Emotionen bei der Beurteilung von Führungskräften weiter untersucht:

Chefs sollten ab und zu Ärger zeigen um sich zu behaupten – so lautet eine weit verbreitete Vorstellung. Um das Klischee zu prüfen, zeigten die Wissenschaftlerinnen mehr als 500 Testpersonen Videos oder Szenarien in Text und Bild, in denen eine Führungskraft ein negatives Geschäftsjahr vor den Mitarbeitern zusammenfasst. Die Vorgesetzten zeigten entweder Ärger, Trauer oder keine Emotion.

Die verärgerten Führungskräfte zogen ihre Macht nach Einschätzung der Testpersonen vor allem aus der Androhung von Strafen und durch die Betonung ihres Status. Weniger als diejenigen Führungskräfte, die Trauer oder Emotionen zeigten, erlangten sie Macht, indem sie anderen ihre Wertschätzung zeigten. Ärgerliche Vorgesetzte verloren also zwischenmenschlich. Die Konsequenz: Die Probanden wären als Mitarbeiter gegenüber den verärgerten Bossen weniger loyal und würden sie eher sabotieren.

Dank ans Team führt zu Zufriedenheit mit den Chefs
„Harter Tonfall gleich Autorität – diese Gleichung ist ein Trugschluss“, sagt Studienleiterin Prof. Isabell M. Welpe vom Lehrstuhl für Strategie und Organisation. „Die Machtposition der Führungskräfte, die ihren Ärger an den Mitarbeitern auslassen, wird zwar grundsätzlich anerkannt. Aber langfristige Loyalität erreichen sie nicht – im Gegenteil riskieren sie, bei nächster Gelegenheit hintergangen zu werden.“

Dass sich Empathie der Chefs positiv auswirkt, bestätigte eine weitere Studie. Die Forscherinnen befragten mehr als 400 Testpersonen nach ihrem eigenen Arbeitsleben oder ließen sie ein fiktives Team-Gespräch nach einem erfolgreichen Kundentermin beurteilen. Im Mittelpunkt stand jeweils, ob die Führungskräfte Dankbarkeit gegenüber den Mitarbeitern oder Stolz auf die eigene Leistung zeigten.

Das Ergebnis: Ein „Danke“ bringt nicht nur im „richtigen“, sondern auch im Arbeitsleben viele Vorteile: Je häufiger es die Vorgesetzen aussprachen, desto zufriedener waren die Mitarbeiter sowohl mit ihren Chefs als auch generell mit ihrem Job. Stolz der Führungskräfte steigerte zwar auch die allgemeine Arbeitszufriedenheit. Doch die Bosse selbst sanken im Ansehen – als zu egoistisch.

Projekt „AuBeFühr“:
Im dreijährigen Projekt „Auswahl und Beurteilung von Führungskräften in Wirtschaft und Wissenschaft (AuBeFühr)“ haben der Lehrstuhl für Strategie und Organisation sowie die Professur für Forschungs- und Wissenschaftsmanagement wissenschaftlich fundierte Handlungsempfehlungen entwickelt, die nun in Schulungen weitergegeben werden können. Vom 1. bis 3. April stellen die Wissenschaftlerinnen ihre Ergebnisse auf einer Abschlusstagung in München vor. Das Projekt wurde gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung sowie dem Europäischen Sozialfond der Europäischen Union.

Publikationen / Konferenzbeiträge:
Hentschel, T., Braun, S., Peus, C., & Frey, D. (2014, August). Wording of advertisements influences women’s intention to apply for career opportunities. Angenommen für das 74. jährliche Meeting der Academy of Management, Philadelphia, USA

Hentschel, T., Heilman, M. E., & Peus, C. (2013, Januar). Have gender stereotypes changed?: Ratings of women, men and self. Poster präsentiert auf dem 14. Kongress der Society for Personality and Social Psychology (SPSP), New Orleans, LA, USA

Schwarzmüller, T., Brosi, P., Spörrle, M., & Welpe, I. M. (2014, August). More than just power: Differential effects of anger displays on the bases of power. Accepted for presentation at the 2014 Annual Meeting of the Academy of Management, Philadelphia, PA, USA. Accepted for AOM Best Paper Proceedings 2014.

Ritzenhöfer, L., Brosi, P., Spörrle, M., & Welpe, I. M. (2014, August). Effects of leaders‘ expressions of gratitude and pride on followers‘ leader and job satisfaction. Accepted for presentation at the 2014 Annual Meeting of the Academy of Management, Philadelphia, PA, USA.

Kontakt:
Teilprojekt Wirtschaft (Studien zu Emotionen der Führungskräfte):
Dipl.-Psych. Tanja Schwarzmüller
Technische Universität München
Lehrstuhl für Strategie und Organisation (Prof. Dr. Isabell M. Welpe)
Tel: +49 89 289 24820
t.schwarzmueller@tum.de

Teilprojekt Wissenschaft (Studien zu Stellenausschreibungen sowie Wahrnehmung der Führungskompetenz):
Prof. Dr. Claudia Peus
Technische Universität München
Professur für Forschungs- und Wissenschaftsmanagement
Tel: + 49 89 289 22779 (Pressestelle)
claudia.peus@tum.de

Weitere Informationen:
http://www.abf.wi.tum.de/ Projektseiten
http://www.tum.de/die-tum/aktuelles/pressemitteilungen/kurz/article/30864/ Frühere Ergebnisse des Projekts

Quelle: idw

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EU-Studie: Schlechte Mundgesundheit und unregelmäßige Zahnarztbesuche steigern Krebsrisiko

Meike Mossig Pressestelle
Universität Bremen

Eine Untersuchung an Patienten mit Krebs der oberen Luft-und Speisewege zeigt, dass eine schlechte Mundgesundheit und unregelmäßige Zahnarztbesuche eine Rolle bei der Krebsentstehung spielen. Außerdem gibt es Hinweise, dass der exzessive Gebrauch von Mundwasser möglicherweise eine weitere Ursache für diese bestimmte Krebsform ist.

Das ist das Ergebnis einer europaweiten Verbundstudie, an der das Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie (BIPS) an der Universität Bremen mitgearbeitet hat. Die Studie hat das Internationale Institut für Krebsforschung (International Agency for Research on Cancer) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) koordiniert. Leiter der Studie in Bremen war Wolfgang Ahrens, Professor für epidemiologische Methoden.

Die beteiligten Wissenschaftler identifizierten neue Risikofaktoren für Krebs der oberen Luft- und Speisewege (Mundhöhle, Kehlkopf, Rachen und Speiseröhre). Die Studie, die 1.962 Patienten mit Mundhöhlen- und Kehlkopfkrebs und weitere 1.993 gesunde Vergleichspersonen umfasste, wurde in 13 Zentren in neun Ländern durchgeführt und durch Mittel der Europäischen Union (EU) finanziert.

Nicht nur Rauchen und Alkohol sind Ursachen für Krebs
In der Fachwelt als erwiesen gilt, dass Rauchen und Alkoholkonsum – besonders in Kombination – die Entstehung von Mundhöhlen- und Kehlkopfkrebs verursacht. Auch ein niedriger sozioökonomischer Status ist ein anerkannter Risikofaktor für die Krebsentstehung. Wolfgang Ahrens, stellvertretender Institutsdirektor des BIPS und Professor für epidemiologische Methoden an der Universität Bremen, fasst es so zusammen: „Diese Ergebnisse sind sehr wichtig. Bisher war nicht klar, ob diese zahnmedizinischen Risikofaktoren unabhängig von den bereits bekannten Risikofaktoren wie Rauchen, Alkohol und niedrigem sozioökonomischen Status wirken.“

Erstmals sei es durch die methodische Vorgehensweise und die große Teilnehmerzahl gelungen, den Einfluss der einzelnen Risikofaktoren wie Rauchen, Alkoholkonsum und niedrigem sozioökonomischen Status voneinander zu trennen. Und obwohl mehrere Risikofaktoren in Kombination natürlich die Wahrscheinlichkeit für die Krebsentstehung erhöhen, fanden die Forscher heraus, dass schlechte Mundgesundheit und unregelmäßige Zahnpflege als unabhängige Einflussfaktoren zu betrachten sind. Als Anzeichen für schlechte Mundgesundheit wurden in der Studie unter anderem häufiges Zahnfleischbluten und das Tragen von Zahnersatz angesehen. Als Anzeichen für eine schlechte Zahnpflege wurden insbesondere seltenes Zähneputzen und seltene Zahnarztbesuche bewertet.

„Wer eine Prothese trägt, sollte auch regelmäßig zur zahnärztlichen Kontrolle gehen“
Menschen, die Prothesen tragen und keine eigenen Zähne mehr haben, sollten nicht glauben, Zahnarztbesuche seien überflüssig“, sagt Dr. David Conway, Dozent an der Zahnklinik der Universität Glasgow und Mitautor der Studie. „Im Gegenteil, wer eine Prothese trägt sollte trotzdem regelmäßig zur zahnärztlichen Kontrolle gehen“, so der Wissenschaftler weiter. Die Häufigkeit der Zahnarztbesuche sollte vom Zahnarzt festgelegt werden. Bei Patienten mit niedrigem Risiko reicht einmal im Jahr, bei höherem Risiko kann hingegen ein halbjährlicher Besuch notwendig sein.

Exzessiver Gebrauch von Mundwasser erhöht Krebsrisiko
„Die ursächliche Rolle von Mundspülung bei der Krebsentstehung muss noch weiter untersucht werden“, so der Bremer Professor Wolfgang Ahrens. In der Studie konnte gezeigt werden, dass exzessiver Gebrauch von Mundwasser – mehr als dreimal pro Tag – mit einem erhöhten Risiko für Mundhöhlen- und Kehlkopfkrebs verbunden war. Es konnte allerdings nicht ermittelt werden, ob eine bestimmte Sorte von Mundwasser für die Risikoerhöhung verantwortlich ist. Dr. Conway empfiehlt Mundwasser nicht täglich zu benutzen. Das wichtigste sei das regelmäßige Zähneputzen und die Verwendung von Zahnseide in Kombination mit regelmäßigen Zahnarztbesuchen.

Ergebnisse veröffentlicht, Forschungen gehen weiter
Die internationale Forschergruppe mit Wissenschaftlern aus Deutschland, Estland, Schweiz, Griechenland, Großbritannien, Tschechien, Italien, Norwegen, Spanien, USA, Kroatien, Irland und Frankreich hat jetzt weitere Fördermittel erhalten, um die Forschung an der Krebsentstehung in den oberen Luft- und Speisewegen fortzuführen.

Ein wissenschaftlicher Artikel ist kürzlich im englischsprachigen Journal Oral Oncology unter dem Titel „Oral health, dental care and mouthwash associated with upper aerodigestive tract cancer risk in Europe: the ARCAGE (Alcohol-Related Cancers and Genetic-susceptibility in Europe) study“ erschienen.
www.oraloncology.com/article/PIIS1368837514000657/abstract

Weitere Informationen:
Universität Bremen
Fachbereich Mathematik/Informatik
Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie (BIPS)
Prof. Dr. Wolfgang Ahrens
Telefon: 0421 218-56820
Mobil: 0172 408-8706
E-Mail: ahrens@bips.uni-bremen.de

Weitere Informationen:
http://www.oraloncology.com/article/PIIS1368837514000657/abstract

Quelle: idw

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Effizienter Betrieb von Kläranlagen

Simon Schmitt Kommunikation und Medien
Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf

Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) gibt den Startschuss für ein wegweisendes Projekt. Dafür entwickelt das Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf (HZDR) ausgeklügelte Mess-Sonden. Neben dem HZDR und der TU Dortmund beteiligen sich auch drei Industriepartner an dem Projekt. Ziel ist, die Mikroben der biologischen Reinigungsstufen effizienter mit Sauerstoff zu versorgen. Das beschleunigt den Reinigungsvorgang und spart Energie.

Wie Spielzeug-U-Boote treiben die Sensoren des Helmholtz-Zentrums Dresden-Rossendorf (HZDR) durch die trübe Brühe. Alle zwanzig Sekunden messen sie den Umgebungsdruck, die Temperatur und über einen Beschleunigungssensor, mit welcher Stärke und in welche Richtung sie von der Strömung im Becken des Klärwerks hin- und hergerissen werden. Aus den Daten können die Wissenschaftler schließen, wie gut das Abwasser vermischt ist und die darin enthaltenen Bakterien mit Sauerstoff versorgt werden. In einem von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) geförderten Pilotprojekt soll dieses pfiffige Messverfahren nun erstmals an bestehenden Kläranlagen eingesetzt werden.

In so genannten Belebtschlammbecken verdauen Mikroben die organischen Abfälle unserer Abwässer. Dafür benötigen sie Sauerstoff. Deswegen pressen die Klärwerksbetreiber Luft von unten in den Schlamm und verquirlen das Ganze. Das braucht viel Energie. Auch aus diesem Grund zählt die kommunale Abwasserbehandlung zu einem der größten Energiefresser in den Kommunen. Weltweit werden ungefähr acht Prozent des jährlichen Strombedarfs für Transport und Behandlung von Wasser und Abwasser benötigt, schätzt beispielsweise die UN. Wegen des wachsenden Kostendrucks sind die Gemeinden daher bemüht, hier deutlich besser zu werden.

Doch wie genau sich die Luftblasen im Abwasser bewegen und verteilen, ist nicht bekannt; oft sind einige Zonen exzellent versorgt, während andere noch unter Sauerstoffmangel leiden. Dort können die Mikroben nicht richtig arbeiten. Um auf der sicheren Seite zu sein, rühren und begasen die Betreiber daher lieber eher zu viel als zu wenig. Das frisst unnötig viel Energie und verursacht entsprechend hohe Kosten.

Eine Arbeitsgruppe des Helmholtz-Zentrums Dresden-Rossendorf hat nun so etwas wie kleine „U-Boote“ entwickelt. Die sehen etwa so aus wie die Plastikbehälter aus den Schokoladen-Überraschungseiern – nur etwas größer und in weiß. „Unser soeben promovierter Doktorand Sebastian Reinecke hat sie zunächst für Bioreaktoren entworfen“, sagt Uwe Hampel, AREVA-Stiftungsprofessor für Bildgebende Messverfahren der Energie- und Verfahrenstechnik an der Technischen Universität Dresden sowie Abteilungsleiter im HZDR-Institut für Fluiddynamik.

Die batteriebetriebenen Sensoren sind wasserdicht und werden dem Abwasser beigemengt. Da die Wissenschaftler sie genau so schwer machen wie das Abwasser, das sie verdrängen, schweben sie darin umher und folgen der Strömung. Nach einiger Zeit fischen die Wissenschaftler sie aus dem Becken und lesen die Daten aus. Mit ihnen können sie auf die Dynamik der Strömung zurückschließen und die Erkenntnisse in genauere Simulationsrechnungen einfließen lassen, die den Klärwerksbetreibern dann sagen, wie stark sie rühren sollen. Für die Computersimulationen, im Fachjargon heißt der Code „Computational Fluid Dynamics“, ist die Arbeitsgruppe von Prof. Peter Ehrhard an der TU Dortmund zuständig. „Im nächsten Schritt wollen wir die Sensoren so ausrüsten, dass wir sie auch von außen orten und auslesen können“, sagt Hampel. Die pfiffige Idee begeistert nicht nur Abwasserexperten. Die Helmholtz-Ingenieure erhielten auf der Energiefachmesse „enertec“ für ihren autonomen Sensor für Biogasanlagen bereits einen Innovationspreis.

Das Rätsel der Luftblasen
Es klingt erstaunlich. Aber bis heute weiß tatsächlich niemand, wie genau sich eine Luftblase in einer Flüssigkeit bewegt – erst recht nicht, wenn sie sich im Wasser verformt, sich in der Flüssigkeit auflöst oder mit anderen Blasen vereinigt. „Mit Hilfe unseres selbst entwickelten Röntgentomographen wollen wir auch das genau im Labor untersuchen“, erklärt Hampel. Mit einer Geschwindigkeit von bis zu 10.000 Bildern pro Sekunde ermöglicht der Tomograph tiefe Ein- und Rundumblicke – selbst in trübste Brühen und in 3-D.

Ein Ziel des Projektes ist, die vom Abwasser aufgenommene Sauerstoffmenge von derzeit rund zwölf Prozent pro Meter, den die Blasen aufsteigen, auf deutlich über zwanzig Prozent zu steigern. Zudem wollen die Forscher von HZDR und TU Dortmund prüfen, ob die Klärwerksbetreiber ganz auf Rührwerke verzichten können. Für die Durchmischung sorgt dann allein die in das Becken gepresste Luft sowie eine angepasste Geometrie des Beckens, in dem sich beispielsweise zusätzlich angebrachte Bleche befinden können. „Die Ideen sind nicht neu“, erklärt Hampel, „aber bislang konnte noch keiner vorher simulieren, ob und was die vorgeschlagenen Neuerungen bringen.“ Darüber hinaus kommen in diesem Projekt auch neuartige Kanülenbegaser der Firma IWEB zum Einsatz. Mit diesen kann in Kombination mit moderner Messtechnik und Computersimulation ein bis heute nicht erreichter bedarfsgenauer Eintrag von Sauerstoff erzielt werden.

Das Konsortium besteht neben dem Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf (HZDR) aus dem Institut für Wasser & Energie Bochum GmbH (IWEB), der TU Dortmund, der Süd-Oberlausitzer Wasserversorgungs- und Abwasserentsorgungsgesellschaft mbH (SOWAG) sowie der Ruhrverband AG. Die Konsortialpartner haben für das Projekt knapp 370.000 Euro beantragt, davon entfallen rund 160. 000 Euro auf das HZDR. Die Laufzeit ist auf drei Jahre angelegt. Nun liegt die Bewilligung für das erste Jahr in Höhe von knapp 140.000 Euro (davon HZDR 55.600 Euro) vor.

Weitere Informationen:
Prof. Uwe Hampel
Institut für Fluiddynamik am HZDR und
AREVA-Stiftungsprofessur für Bildgebende Messverfahren für die Energie- und Verfahrenstechnik
an der Technischen Universität Dresden
Tel. +49 351 260 – 2772
E-Mail: u.hampel@hzdr.de

Weitere Informationen:
https://www.hzdr.de/presse/minisensoren

Quelle: idw

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DGVS besorgt über rückläufige Teilnehmerquoten – Frühe Darmkrebsvorsorge rettet Leben

Medizin – Kommunikation Medizinkommunikation
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften

Berlin – Bei fast sieben Prozent der Versicherten, die zur vorsorglichen Darmspiegelung gehen, finden Gastroenterologen „Adenome“ in der Darmschleimhaut. Die Ärzte entfernen diese gefährlichen Polypen, die eine Vorstufe von bösartigen Tumoren darstellen, unmittelbar bei der Untersuchung. Leider nutzen Versicherte über 55 Jahre die Vorsorgekoloskopie immer seltener, obwohl die Kosten von den Krankenkassen übernommen werden. Die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) wirbt daher ausdrücklich dafür, die Aufklärungsaktivitäten zu verstärken und das Vorsorgeprogramm auszuweiten.

„Die Koloskopie ist die einzige Früherkennungsmaßnahme, die einen bösartigen Tumor nicht nur frühzeitig zu entdecken, sondern auch zu verhindern vermag“, sagt DGVS-Sprecher Professor Dr. med. Christian Trautwein, Direktor der Klinik für Gastroenterologie, Stoffwechselerkrankungen und Internistische Intensivmedizin (Medizinische Klinik III) an der Uniklinik RWTH Aachen. Deshalb sei es besorgniserregend, dass immer weniger Menschen die Darmspiegelung wahrnehmen, obwohl sie im Rahmen von Vorsorgeprogrammen der Gesetzlichen Krankenkassen kostenlos angeboten wird. Daher müsse das Programm effektiver werden, um die Zahl der Darmkrebsfälle nachhaltig zu senken und den bisherigen Erfolg nicht zu gefährden.

Der Experte beruft sich auf die Ergebnisse des aktuellen Gutachtens der DGVS „Gastroenterologische Kernleistungen unter gesundheitsökonomischen Aspekten“. Die Autoren stellen darin fest, dass die Bereitschaft zur Durchführung des Krebsfrüherkennungsprogramms zurückgeht. Nach Aussagen der Gutachter ist es außerdem wichtig, bei genetisch gefährdeten Patienten bereits vor dem gesetzlich empfohlenen Alter von 55 Jahren eine Darmspiegelung durchzuführen. Der Eingriff solle im Abstand von zehn Jahren wiederholt werden. Darüber hinaus empfehlen die Autoren, das bereits existierende Angebot zu nutzen, das ab einem Alter von 50 Jahren eine Beratung und einen Stuhltest vorsieht. „Die DGVS setzt große Hoffnungen auf das neue Einladungsverfahren zur Darmkrebsvorsorge, bei dem die Krankenkassen ihre Versicherten in Zukunft aktiv kontaktieren und die Teilnahme am Programm empfehlen werden“, so Professor Trautwein.

Jährlich erkranken rund 69 000 Menschen in Deutschland an Darmkrebs. Sowohl bei Frauen als auch bei Männern ist das „Kolonkarzinom“ die zweithäufigste Krebsart. Da die Krankheit zunächst kaum Symptome verursacht, wird die Diagnose häufig zu spät gestellt. „Trotz Fortschritten bei der Behandlung leben fünf Jahre nach einer Darmkrebs-Operation nur noch etwa die Hälfte der Patienten“, erläutert DGVS-Präsident Professor Dr. med. Markus Lerch, Direktor der Klinik für Innere Medizin A am Universitätsklinikum Greifswald. Der Nutzen der präventiven Koloskopie ist daher unumstritten: Erkennt der Arzt bei der Untersuchung gefährliche Polypen in der Darmschleimhaut, kann er diese direkt entfernen und den Patienten so vor einem schweren Krebsleiden bewahren. Und selbst wenn der Arzt Karzinome, also bereits entartete Tumore, findet: Oft wird die Krankheit durch die Darmspiegelung frühzeitig erkannt, und die Patienten haben viel bessere Heilungschancen als bei Diagnosestellung im Spätstadium. „Es ist unsere Aufgabe, die Bevölkerung noch stärker über das Thema Darmkrebsprävention aufzuklären“, so Lerch.

Quelle:
Gastroenterologische Kernleistungen unter gesundheitsökonomischen Aspekten – Gutachten im Auftrag der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten
Professor Dr. Eberhard Wille und Dr. Michael Popp, Oktober 2013

Die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) wurde 1913 als wissenschaftliche Fachgesellschaft zur Erforschung der Verdauungsorgane gegründet. Heute vereint sie mehr als 5000 Ärzte und Wissenschaftler aus der Gastroenterologie unter einem Dach. Die DGVS fördert sehr erfolgreich wissenschaftliche Projekte und Studien, veranstaltet Kongresse und Fortbildungen und unterstützt aktiv den wissenschaftlichen Nachwuchs. Ein besonderes Anliegen ist der DGVS die Entwicklung von Standards und Behandlungsleitlinien für die Diagnostik und Therapie von Erkrankungen der Verdauungsorgane – zum Wohle des Patienten.

Weitere Informationen:
http://www.dgvs.de

Quelle: idw

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Entscheidungsfindung: Sind Hunde Individualisten oder Gruppentiere? Psychologen starten Hunde-Studie

Isa Lange Pressestelle
Stiftung Universität Hildesheim

Psychologen der Universität Hildesheim untersuchen in einer Studie, wie das Verhalten anderer Hunde die Entscheidungen eines einzelnen Hundes beeinflusst: Was ist einem Hund wichtiger, ein Leckerli oder die Gemeinschaft mit anderen Hunden? Und welche Rolle spielt dabei seine „Persönlichkeit“? Die Sozialpsychologen kennen sich aus mit Entscheidungen in Gruppen. So untersuchen die Forscher etwa, wie der Informationsaustausch und Entscheidungsprozesse in politischen Gremien ablaufen und verbessert werden können. In einer aktuellen Studie fanden Andreas Mojzisch und Markus Germar heraus, dass bereits basale Wahrnehmungsprozesse durch die Meinung von anderen Menschen beeinflusst werden können.

Sind Hunde Individualisten oder Gruppentiere – das wollen Andreas Mojzisch, Professor für Sozialpsychologie, und Markus Germar herausfinden. Es gibt bereits viele Studien, die zeigen, dass Hunde voneinander lernen können. Hunde können demnach das Verhalten anderer Hunde nutzen, um Probleme zu lösen. So können sie etwa per Beobachtung von anderen lernen, wie sie an verstecktes Futter herankommen, sagt Markus Germar. Bisher wurde aber nicht untersucht, ob Hunde andere Hunde auch aus ausschließlich sozialen Gründen nachahmen. Folgt ein Tier seiner eigenen Erfahrung, oder schließt es sich der Gruppe an? Spielt dabei die „Persönlichkeit“ des Hundes eine Rolle? Diese Fragen untersuchen die Psychologen nun erstmals wissenschaftlich. Dabei arbeiten die Forscher, gemeinsam mit der Hundetrainerin Amira Sultan, mit Verhaltensexperimenten, etwa jenem: Der Hund steht vor der Wahl, einen Raum durch die linke oder die rechte Tür zu verlassen. Hinter der einen liegt immer ein Leckerli. Nun beobachtet der Hund, wie drei andere Hunde eine Entscheidung treffen, sie wählen stets die rechte Tür – hinter der kein Leckerli versteckt ist. Wie reagiert der Hund, folgt er seiner eigenen Erfahrung – oder schließt er sich der Mehrheit an?

Die Arbeitsgruppe „Sozialpsychologie“ der Universität Hildesheim kennt sich aus mit Entscheidungen in Gruppen. So untersuchen die Forscher etwa, wie der Informationsaustausch und Entscheidungsprozesse in politischen Gremien ablaufen und verbessert werden können. In der Politik sei das „Streben nach Einmütigkeit, das Schließen der Reihen“ weit verbreitet, doch es verstellt den Blick für eine kritische Analyse, sagt Andreas Mojzisch. Er forscht zu Gruppenentscheidungen und Gruppenurteilen. Von Abweichlern und Querdenkern könnten Gruppen profitieren. Gremien, die mehr oder weniger einer Meinung sind, können etwa auf den „Advocatus Diaboli“ zurückgreifen und Meinungsdissens künstlich erzeugen. „Meinungsvielfalt bringt allerdings wenig, wenn die Gruppenmitglieder sich nicht trauen, abweichende Meinungen zu äußern“, sagt Mojzisch. Dafür sei Vertrauen nötig.

In einem weiteren Forschungsprojekt, gefördert von der Volkswagenstiftung, untersucht der Hildesheimer Psychologe mit Forschern aus Oxford und London, warum Menschen und Affen fehlerhafte Entscheidungen unter sozialem Einfluss treffen. Dabei gehen die Forscher von der Annahme aus, dass Urteile anderer einen erheblichen Einfluss auf das eigene Verhalten und Denken haben. In einer aktuellen Studie fanden Andreas Mojzisch und Markus Germar heraus, dass bereits basale Wahrnehmungsprozesse durch die Meinung von anderen Menschen beeinflusst werden können. In eine Reihe von Experimenten konnten sie zeigen, dass die Meinung einer Mehrheit dazu führte, dass einzelne Personen vor allem das wahrnahmen, was für die Mehrheitsmeinung sprach (Germar, Schlemmer, Krug, Voss & Mojzisch, 2014, http://psp.sagepub.com/content/40/2/217.long).

Teilnehmer gesucht
Die Forscher suchen nun Hundehalter, die Lust haben mit ihren Hunden an der Studie teilzunehmen. Während eine Hundetrainerin mit dem Hund ein kleines Verhaltensexperiment durchführt, möchten die Psychologen bei Kaffee und Kuchen von den Besitzern erfahren, was ihren Hund individuell ausmacht. Die Studie ist für die Hunde absolut stressfrei, da die Hundetrainerin nur mit positiver Verstärkung (d.h. ohne Bestrafung) arbeitet. Es können allerdings nur Hunde teilnehmen, die keine massiven Verhaltensauffälligkeiten zeigen, wie etwa aggressives Verhalten. Die Studie läuft von Mitte März bis Ende Mai 2014. Nach Abschluss der Studie sind alle Teilnehmer zu einer Vortragsreihe über die Forschungsergebnisse eingeladen.

Kontakt für Hundebesitzer:
Interessierte Hundebesitzer können sich bei Markus Germar, Amira Sultan und Prof. Dr. Andreas Mojzisch melden (unter 05121.883-10932 oder germar@uni-hildesheim.de). Weitere Informationen online: http://evaluation.uni-hildesheim.de/befragungen/sl/hundestudie.

Weitere Informationen:
http://www.uni-hildesheim.de/fb1/institute/psychologie/arbeitsgruppen/sozialpsyc… – Arbeitsgruppe Sozialpsychologie der Uni Hildesheim
http://psp.sagepub.com/content/40/2/217.long – Studienergebnisse der Uni Hildesheim: Wie basale Wahrnehmungsprozesse durch die Meinung anderer Menschen beeinflusst werden

Anhang
attachment icon Pressemitteilung als PDF / Sind Hunde Individualisten oder Gruppentiere / Entscheidungsfindung in Gruppen bei Mensch und Tier / Sozialpsychologie Uni Hildesheim
http://idw-online.de/de/attachment34839

Quelle: idw

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Wie Stroh zu Gold: Energiegewinn aus Abwärme

Stephan Thomas M.A. Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig

Stirlingmotor zur Ausnutzung niedriger Temperaturdifferenzen (schon etwa 35 Kelvin) wird von Wissenschaftlern der HTWK Leipzig auf der Hannover Messe 2014 präsentiert

Wissenschaftler der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK Leipzig) präsentierten auf der Hannover Messe 2014 erstmals ein Modell des von ihnen entwickelten Stirling-Motors, der Abwärme effizient in elektrische Energie umwandeln kann. Abwärme (ein „Zuviel“ an Wärme) fällt z.B. in metallverarbeitenden Betrieben wie Gießereien an und geht momentan meist verloren. Die von den Maschinenbau-Ingenieuren entwickelte Maschine wandelt die Abwärme unter Verwendung der Formgedächtnis-Legierung Nitinol in Bewegung um, aus der mithilfe eines Generators elektrische Energie erzeugt wird.

Die Maschinenbau-Absolventen Eric Timmermann, Alexander Knut und Heiko Engelhardt stellen erstmals die Ergebnisse ihres seit 2011 laufenden Forschungsprojekts auf einer Messe vor. Heiko Engelhardt: „Überschüssige Wärme fällt in vielen Betrieben an. Besonders in der metallverarbeitenden Industrie, die ihre Werkstoffe erhitzen muss, um damit zu arbeiten. Die eingesetzte Wärme wird anschließend nicht mehr benötigt und ungenutzt an die Umgebung abgegeben. Hier setzt unser Projekt an. Das Ziel ist, bereits geringe Temperaturdifferenzen von etwa 35 Kelvin ausnutzen zu können, da ein Großteil der Abwärme auf einem geringen Temperaturniveau vorliegt.“

Dafür nutzen die Ingenieure die Formgedächtnis-Legierung Nitinol, die aus Nickel und Titan besteht. Formgedächtnis-Legierungen lassen sich verbiegen, können jedoch unter Temperatureinfluss ihre alte Form wieder annehmen – sich „erinnern“. Diese Eigenschaft machen die Wissenschaftler sich zunutze: Sie ordneten mehrere Nitinoldrähte auf einem Rad an und lassen dieses durch mit Abwärme gewärmtes Wasser drehen. Dabei verformt sich der verwendete Nitinol-Draht durch die Wärmeeinwirkung in die eine, bei Abkühlung in die andere Richtung. Durch die so entstandene Bewegung wird ein Generator angetrieben und elektrischer Strom erzeugt.

Projektmitarbeiter Alexander Knut: „Ziel war die Optimierung der von uns konzipierten Nitinol-Maschine. Aber während der Forschungen haben wir festgestellt, dass die Effizienz, also der Wirkungsgrad, eine untergeordnete Rolle spielt. Abwärme steht schließlich in großer Menge zur Verfügung. Es kommt hingegen darauf an, dass die Wärmekraftmaschine wartungsarm ist und möglichst wirtschaftlich arbeitet – also maximal Energie produziert, aber in der Anschaffung minimal kostet.“

Das Projekt „STIRTAC“ (Leitung: Prof. Klaus Wozniak, wissenschaftliche Leitung: Prof. Detlef Riemer) wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen des Programms „IngenieurNachwuchs“ vom 01.08.2011 – 31.07.2014 gefördert.

Download unter: http://www.htwk-leipzig.de/fileadmin/prorektorw/news/2014/2014_04_03_HTWK_Leipzi…

Ansprechpartner:
Prof. Dr.-Ing. habil. Klaus Wozniak, Tel. +49 341 3076-4135, klaus.wozniak@htwk-leipzig.de
Prof. Dr.-Ing. Detlef Riemer, Tel. +49 341 3076-4116, detlef.riemer@htwk-leipzig.de

Weitere Informationen:
http://www.htwk-leipzig.de/de/hochschule/aktuelles/nachrichten/nachrichten-detai…

Quelle: idw

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Prof. Dr. Klemperer ist Eckart von Hirschhausen der OTH Regensburg

Dipl. Journalistin, MBA Diana Feuerer Hochschulkommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
Ostbayerische Technische Hochschule Regensburg

Er ist der Eckart von Hirschhausen der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg (OTH Regensburg): David Klemperer, Professor an der Fakultät für Angewandte Sozialwissenschaften, Internist und Sozialmediziner, kann allgemeinverständlich und anschaulich medizinische Sachverhalte erklären – und das tut er in seinem neuen Lehrbuch „Sozialmedizin – Public Health – Gesundheitswissenschaften“.

Ein Standardwerk – freilich nicht aus dem Bereich Comedy, sondern vielmehr aus dem der evidenzbasierten Medizin. Das Buch ist eine Neuauflage von Klemperers überaus erfolgreichem Erstlingswerk, von dem deutschlandweit mehr als 5000 Exemplare verkauft wurden – eine beachtliche Zahl in dieser Sparte der Fachliteratur. „Das Buch richtet sich an alle, die sich professionell mit Gesundheit und Krankheit befassen, einschließlich Patientenvertretern, Selbsthilfegruppen und Journalisten“, definiert Prof. Dr. Klemperer seine Zielgruppe.

Dabei hat er insbesondere auch seine Studierenden im Blick. „Meine Aktivitäten im Beruf, vor allem aus den zwölf Jahren Lehrtätigkeit an der OTH Regensburg sind in das Buch eingeflossen.“ Die Quintessenz daraus ist in seinem Buch nachzulesen: „Es soll den Blick dafür schärfen, wann Medizin nützlich für einen selbst ist und wann nicht. Ein Mehr an Medizin kann, muss aber nicht in jedem Fall besser sein, und kann sogar schlechter sein -das gilt zum Beispiel für manche Formen der Krankheitsfrüherkennung“, sagt Prof. Dr. David Klemperer. Das A und O dabei sei, dass Patienten die Gelegenheit erhalten, sich über den Sinn und Nutzen einer Behandlung eine eigene Meinung zu bilden.

Und dazu brauchen sie Information – Information, die David Klemperer immer wieder auch für die breite Öffentlichkeit aufbereitet: Im „Stern“ klärte er in einer mehrteiligen Serie unter der Rubrik „Machen Sie sich schlau“ (http://tinyurl.com/oefmdyj) Patienten auf, zu Themen wie Arztgespräch oder Beipackzettel – übrigens genau das Thema von Eckart von Hirschhausen in seiner Kolumne für das aktuelle AOK-Magazin. Leseproben des Lehrbuchs finden sich auf der Website zum Buch: www.sozmad.de

Quelle: idw

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Geplante EEG-Neuregelungen lassen fast keinen wirtschaftlichen Betrieb von neuen Bioenergieanlagen

Paul Trainer Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Biomasseforschungszentrum

62 Forschungspartner aus der Bioenergiebranche warnen vor den negativen Auswirkungen der EEG-Novelle auf die Nutzung von Reststoffen und Abfällen

In den letzten Jahren wurden in vielen Forschungsvorhaben vielfältige Konzepte und Verfahren zur energetischen Nutzung von biogenen Reststoffen und Abfällen untersucht und erfolgreich demonstriert. So laufen bereits heute Pilotanlagen für die Nutzung von Landschaftspflegematerial, Stroh, Pferdemist und weiteren bisher ungenutzten Reststoffen, die auf Nachahmer warten. Würden die aktuellen Forderungen in der EEG-Novelle (BMWi Referentenentwurf Stand 04.03.14) umgesetzt, würden diese vielversprechenden Ansätze bereits im Keim erstickt.

62 Wissenschaftler aus 36 unterschiedlichen Forschungseinrichtungen aus dem Bereich der Bioenergie zeigen sich besorgt über den jetzt vorliegenden Vorschlag zur Novelle des EEG im Bioenergiebereich. In den vergangenen Jahren entstand ein dichtes Forschungsnetzwerk für den Bereich der Bioenergie. Gefördert wurde das Netzwerk unter anderem durch das BMUB-Förderprogramm „Energetische Biomassenutzung“.

Viele Pilot- und Demonstrationsvorhaben mit hohem Marktpotenzial für die Erschließung von biogenen Rest- und Abfallstoffen sind in diesem und anderen Forschungsvorhaben entwickelt worden.

Die entwickelten Konzepte und Anlagen leisten durch hohe Effizienz und/oder hoher Treibhausgasreduktionswirkung einen Beitrag zur Transformation des Energiesystems. Dies wird durch die Substitution fossiler Energieträger, hohe Verstromungswirkungsgrade bei gleichzeitiger Wärmenutzung, Erhöhung der Substratflexibilität oder auch durch Regelbarkeit für eine bedarfsgerechte Stromerzeugung erreicht. Bisher haben 90 Verbundprojekte bzw. 225 Einzelprojekte mit Wissenschaftlern und Praxispartnern aus ca. 60 Klein- und Mittelständischen Unternehmen bereits vielversprechende am Markt orientierende Konzepte für die Umsetzung der Ziele auf den Weg gebracht.

Mit den Forschungsprojekten konnten in vielen Bereichen wie Emissionsminderung bei Kleinfeuerungs- und Biogasanlagen, Energieerzeugung aus Reststoffen und der zunehmend wichtigeren Flexibilisierung der Stromerzeugung und neuer Wärmeerzeuger kontinuierlich Verbesserungen erreicht werden. Die Wissenschaftler im Förderprogramm „Energetische Biomassenutzung“ zeigen sehr besorgt über den jetzt vorliegenden Vorschlag zur Novelle des EEG im Bioenergiebereich. Mit den geplanten deutlichen Kürzungen ist keine weitere Entwicklung im Bereich der Stromerzeugung aus Biomasse mehr zu erwarten.

Zum Hintergrund: Mit dem EEG 2012 wurde für die Biomasse bereits die erkannte Überförderung abgebaut. Die Vielzahl der Boni wurde abgeschafft, die Anforderungen an die Anlagen erhöht und die Vergütung stark gekürzt. Die detaillierte Analyse der Effekte des EEG 2012 liegt der Bundesregierung in der Form des EEG-Monitoringberichtes zur Stromerzeugung aus Biomasse vor. Die Einspeiseregelungen des EEG 2012 geben bereits vor, dass die untersuchten Anlagenkonzepte für Biogas, Biomethan und Festbrennstoffe (Holzvergasungsanlagen im untersten Leistungsbereich) nur unter ausgewählten günstigen Randbedingungen wirtschaftlich sind.

Der derzeitige Referentenentwurf zum EEG 2014 (Stand 04.03.14) sieht die Streichung der Einsatzstoffvergütungsklassen (gezielte Förderung erwünschter Biomassesubstrate) und des Einspeisebonus für Biogas in das Erdgasnetz sowie höhere Anforderungen an einen flexiblen Betrieb vor. Die Einspeisevergütung der typischerweise bisher betriebenen Bioenergieanlagen würde damit um rund 35 % reduziert*.

Für den Biogasbereich lässt sich zusammenfassen, dass mit den Regelungen für Neuanlagen – abgesehen von sehr vereinzelten kleinen Gülleanlagen ein wirtschaftlicher Betrieb der verschiedenen Anlagenkonzepte nicht mehr möglich ist.

Landwirtschaftliche Reststoffe und Nebenerzeugnisse, aber auch andere Reststoffe können mit der geringeren Einspeisevergütung nicht erschlossen werden. Effiziente und umweltorientierte Konzepte zur Verwertung von Abfällen und Nebenprodukten werden damit verhindert.

Die vom Koalitionsvertrag und vom Eckpunktepapier anvisierte Erschließung von Rest- und Abfallstoffen wird damit sicher verfehlt. Dies hat dramatische Auswirkungen für die Branche, aber auch für die Forschung und Entwicklung in diesem Bereich. Die technologische Weiterentwicklung von Bioenergiekonzepten bleibt damit auf halbem Wege stehen.

Auch im Bereich der energetischen Holznutzung bedeutet die Streichung der Einsatzstoffklassen, dass ein Zubau von Neuanlagen unwahrscheinlich ist. Besonders die gerade neuetablierte Vergasertechnologie im kleinen Leistungsbereich wäre betroffen.

Mit den geplanten Neuregelungen dürfte der gesamten Bioenergiebranche, die sich mit der gekoppelten Strom und Wärmeproduktion beschäftigt, die Existenzgrundlage entzogen werden. Die weitere Erschließung internationaler Märkte mit deutschen Technologien sowie internationale Forschungskooperationen können dadurch nicht weiterentwickelt werden.

In der Branche ist daher mit massivem Stellenabbau zu rechnen.

Die Experten fordern daher die Bundesregierung auf die vollständige Streichung der zusätzlichen Einsatzstoffvergütungen zu überdenken, da dadurch das einzige in der bisherigen EEG-Systematik effiziente Instrumentarium zur Erschließung der politisch gewünschten Reststoffe und Abfälle wie Landschaftspflegematerial, Gülle und Stroh aus der Hand gegeben wird!

Die Forschungspartner weisen darauf hin, dass die Erforschung wirtschaftlich tragfähiger Lösungen von Industrie, Entwicklern und Planern auf vielen Ebenen verfolgt wird. Anstehende Veränderungen, wie zum Beispiel zukünftig von Anreizen wie dem EEG unabhängig zu werden, brauchen mehr Vorlaufzeit – verbunden mit kontinuierlicher Forschung und Entwicklung. Übergangsregelungen für Systemänderungen sind eine weitere wichtige Notwendigkeit, die in der gegenwärtigen EEG-Debatte nicht ausreichend berücksichtigt wird. Auch die Weiterentwicklung des Bestandes, die durch die derzeitige Flexibilitätsprämie im Biogasbereich sinnvoll angeregt wird, wird unter den jetzt zur Diskussion stehenden Neuregelungen hinter den Möglichkeiten zurückbleiben.

Die neue Flexibilitätsprämie für Biogas- Bestandsanlagen (§32 c) setzt nur für wenige große Anlagen Anreize für einen flexiblen Betrieb. Die Neuregelung verhindert, dass die bereits aufgebauten Produktionskapazitäten umfassend für die Flexibilisierung genutzt werden können.

* Beispiel: Flexible Biogasanlage 1.000 kWel installierte Leistung und 455 kW Bemessungsleistung mit 60 % GPS und 40 % Rindergülle. Vergütung EEG 2012 inkl. Flexibilitätsprämie nach §33i 21,0 ct/kWh. Vergütung nach Referentenentwurf EEG 2014 13,4 ct/kWh.

Die Unterzeichner

Folgende 62 führende deutsche Bioenergieforscher, die im Förderprogramm „Energetische Biomassenutzung“ an der Weiterentwicklung der Bioenergietechnologien arbeiten, unterzeichnen die obige Forderung:

1.) Dr.-Ing. Wilhelm Althaus (Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT)

2.) Dr.-Ing. Siegfried Bajohr (Akademischer Oberrat, Engler-Bunte-Institut, Bereich Chemische Energieträger – Brennstofftechnologie)

3.) Prof. Dr. Dr. h.c. Albrecht Bemmann (Technische Universität Dresden, Professur für Forst- und Holzwirtschaft Osteuropas)

4.) Dipl.-Ing. Samir Binder (Fraunhofer UMSICHT, Institutsteil Sulzbach-Rosenberg)

5.) Dipl.-Ing. Manuel Brehmer (Technische Universität Berlin, Fakultät III – Prozesswissenschaften – Institut für Prozess- und Verfahrenstechnik – Fachgebiet Verfahrenstechnik)

6.) Dr.-Ing. Dominic Buchholz (DVGW-Forschungsstelle am Engler-Bunte-Institut des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT))

7.) Dipl.-Ing. agr. Peter Deumelandt (Institut für Nachhaltige Landbewirtschaftung e.V.)

8.) Vw. M. A. Matthias Edel (Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena))

9.) Dr. sc. agr. Ludger Eltrop (Universität Stuttgart, IER Institut für Energiewirtschaft und Rationelle Energieanwendung)

10.) Dr.-Ing. Burkhardt Fassauer (Fraunhofer-Institut für Keramische Technologien und Systeme (IKTS), Abtlg. Biomassetechnologien und Membranverfahrenstechnik)

11.) Dipl.-Phys. Uwe Fritsche (IINAS-Internationales Institut für Nachhaltigkeitsanalysen und -strategien GmbH)

12.) Prof. Dr. Roger Gläser (Universität Leipzig, Institut für Technische Chemie)

13.) Prof. Dr.-Ing. Markus Goldbrunner (Institut für neue Energie-Systeme, Technische Hochschule Ingolstadt)

14.) Dr.-Ing. Frank Graf (DVGW-Forschungsstelle am Engler-Bunte-Institut des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT))

15.) Dr.-Ing. Ingo Hartmann (DBFZ Deutsches Biomasseforschungszentrum gGmbH)

16.) Prof. Dr. Bernd Hirschl (IÖW – Institut für ökologische Wirtschaftsforschung gGmbH)

17.) Dipl. Ing. (FH) Uwe Holzhammer (Gruppenleiter: Bedarfsorientierte Energieproduktion am Fraunhofer Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik IWES)

18.) Dr.-Ing. Stefan Junne (Technische Universität Berlin, Fakultät III – Prozesswissenschaften, Institut für Biotechnologie, Fachgebiet Bioverfahrenstechnik)

19.) Prof. Dr. agr. habil. Norbert Kanswohl (Universität Rostock, Agrar- und Umweltwissenschaftliche Fakultät)

20.) Prof. Dr.-Ing. Alfons Kather (Technische Universität Hamburg-Harburg, Institut für Energietechnik (IET))

21.) Dr.-Ing. Anne Kleyböcker (Helmholtz-Zentrum Potsdam – Deutsches GeoForschungsZentrum GFZ, Zentrum für CO2-Speicherung, Mikrobielles Geoengineering)

22.) Prof. Dr.-Ing. Thomas Kolb (Institutsleiter Engler-Bunte-Institut, Bereich Chemische Energieträger – Brennstofftechnologie)

23.) Dr.-Ing. Marco Klemm (DBFZ Deutsches Biomasseforschungszentrum gGmbH)

24.) Dr.-Ing. Bernd Krautkremer

25.) Dipl. Geogr. Alexander Krautz (DBFZ Deutsches Biomasseforschungszentrum gGmbH)

26.) Prof. Dr.-Ing. Isabel Kuperjans (FH Aachen, Campus Jülich – NOWUM-Energy)

27.) Dr.-Ing. Volker Lenz (DBFZ Deutsches Biomasseforschungszentrum gGmbH)

28.) Dipl.-Phys. Christian Leuchtweis (C.A.R.M.E.N. e.V.)

29.) Dr.-Ing. Jan Liebetrau (DBFZ Deutsches Biomasseforschungszentrum gGmbH)

30.) Dipl.-Biol. Tobias Lienen (Helmholtz-Zentrum Potsdam – Deutsches GeoForschungsZentrum GFZ, Zentrum für CO2-Speicherung, Mikrobielles Geoengineering)

31.) Dipl.-Ing. Stefan Majer (DBFZ Deutsches Biomasseforschungszentrum gGmbH)

32.) Dr. rer. nat. Dietrich Meier (TI – Johann Heinrich von Thünen-Institut Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei, Institut für Marktanalyse und Agrarhandelspolitik)

33.) Prof. Dr. Michael Mertig (Kurt-Schwabe-Institut)

34.) Dr.-Ing. Franziska Müller-Langer (DBFZ Deutsches Biomasseforschungszentrum gGmbH)

35.) Prof. Dr. mont. Michael Nelles (DBFZ Deutsches Biomasseforschungszentrum gGmbH, Universität Rostock, Lehrstuhl für Abfall – und Stoffstromwirtschaft)

36.) Prof. Dr. Peter Neubauer (Technische Universität Berlin, Fakultät III – Prozesswissenschaften, Institut für Biotechnologie, Fachgebiet Bioverfahrenstechnik)

37.) Dipl.-Ing. Yves Noel (RWTH Aachen, Lehr- und Forschungsgebiet Technologie der Energierohstoffe)

38.) Dr. sc. agr. Oechsner (Universität Hohenheim, Landesanstalt für Agrartechnik und Bioenergie )

39.) Dipl.-Ing. Maik Orth (1. Vorsitzender des IBZ Hohen Luckow e.V. IBZ Innovations- und Bildungszentrum Hohen Luckow e.V.)

40.) Dr.-Ing. Jürgen Pröter (DBFZ Deutsches Biomasseforschungszentrum gGmbH)

41.) Dipl.-Ing. Thomas Raussen (Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH)

42.) Prof. Dr.-Ing. Ulrich Riebel (Brandenburgische Technische Universität – Fakultät Umweltwissenschaften und Verfahrenstechnik)

43.) Dr. Ulf Roland (Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ), Department für Umwelttechnologie)

44.) M.A. Sandra Rostek (Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena))

45.) Dr. Chantal Ruppert-Winkel (Zentrum für Erneuerbare Energie, Albert-Ludwig-Universität Freiburg)

46.) Dr. agr. Swantje Schlederer (Universität der Bundeswehr)

47.) Dr. Matthias Schlegel (Universität Rostock, Agrar- und Umweltwissenschaftliche Fakultät)

48.) Dipl.-Ing. Tim Schulzke (Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT)

49.) PD Dr. Thomas Senn (Universität Hohenheim, Institut für Lebensmittelwissenschaft und Biotechnologie)

50.) M.Phil. Matthias Sonnleitner (Institut für neue Energie-Systeme, Technische Hochschule Ingolstadt)

51.) Prof. Dr.-Ing. Herbert Sonntag (Technische Fachhochschule Wildau – University of Applied Science)

52.) Prof. Dr.-Ing. Daniela Thrän (DBFZ Deutsches Biomasseforschungszentrum gGmbH, Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung GmbH)

53.) Dr. Christoph Trinkl (Institut für neue Energie-Systeme, Technische Hochschule Ingolstadt)

54.) Dipl.-Volksw. Marcus Trommler (DBFZ Deutsches Biomasseforschungszentrum gGmbH)

55.) Dr. Armin Vetter (Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft (TLL) – Thüringer Zentrum Nachwachsende Rohstoffe)

56.) Prof. Dr. Winfried Vonau (Kurt-Schwabe-Institut)

57.) Prof. Dr. Christof Wetter (Fachhochschule Münster – Abt. Steinfurt – Fachbereich Energie – Gebäude – Umwelt)

58.) Dr.-Ing. Janet Witt (DBFZ Deutsches Biomasseforschungszentrum gGmbH)

59.) Dr. Andreas Zehnsdorf (Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ), Umwelt- und Biotechnologisches Zentrum (UBZ))

60.) Prof. Dr.-Ing. Tobias Zschunke Hochschule Zittau/Görlitz, FB Maschinenwesen (FH Zittau, FB Maschinenwesen)

61.) Prof. Dr.-Ing. Wilfried Zörner (Institut für neue Energie-Systeme, Technische Hochschule Ingolstadt)

62.) Dr. Jens Zosel (Kurt-Schwabe-Institut)

Weitere Informationen:
https://www.dbfz.de/web/presse/pressemitteilungen-2014/geplante-neuregelungen-im…
http://www.energetische-biomassenutzung.de

Quelle: idw

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Mit NIR zu biobasierten Wertstoffen nach Maß: Neuer Ansatz für die hydrothermale Biomassewandlung

Dipl.-Ing. agr. Helene Foltan Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Agrartechnik Potsdam-Bornim e.V.

Wissenschaftler am Potsdamer Leibniz-Institut für Agrartechnik und am Fraunhofer-Institut für Chemische Technologie ICT Pfinztal konnten zeigen, dass der Einsatz von Nah-Infrarot(NIR)-Spektroskopie für Prozesse der hydrothermalen Umwandlung von Biomasse einen effektiven Ansatz zur zielgerichteten Erzeugung unterschiedlichster Wertstoffe bietet. Mit Hilfe der NIR lassen sich die im Prozess entstehenden Produkte zeitnah, robust und kostengünstig erfassen. Damit ist die Grundlage geschaffen, den ansonsten schwer zu kontrollierenden Konversionsprozess gezielt und energieeffizient auf die gewünschten Stoffe auszurichten, während die Entstehung von Schadstoffen unterbunden oder vermindert wird.

Stoffe und Materialien aus nachwachsenden Rohstoffen gewinnen durch die Endlichkeit fossiler Rohstoffe und deren klimaschädigende Wirkung zunehmen an Bedeutung. Die Verfahren zu ihrer Herstellung beruhen in der Regel auf biologischen oder thermochemischen Prozessen. Das thermochemische Verfahren der hydrothermalen Stoffwandlung nutzt ein wässriges Reaktionsmedium und kann so auch feuchte Biomasse verwerten. Je nach Prozessgestaltung lassen sich auf diese Weise sowohl flüssige, feste als auch gasförmige Produkte erzeugen. Wie bei allen thermochemischen Prozessen ist die Produktbildung jedoch wenig selektiv, so dass neben den gewünschten Produkten eine hohe Anzahl unerwünschter Stoffe entsteht, die zum einen die Ausbeute verringern und zum anderen die Aufreinigung verteuern.

Im Fokus der Kooperation von ATB und ICT stand die Frage, wie der Prozess der hydrothermalen Carbonisierung (HTC) effizienter gestaltet werden kann. Hauptprodukt hierbei ist Biokohle, ein kohlenstoff- und energiereicher Feststoff. Biokohle kann als Energieträger Verwendung finden, wird aber darüber hinaus für eine Reihe weiterer Anwendungsbereiche geprüft: von der Bodenverbesserung bis zur Elektrotechnik. Die Carbonisierung findet bei Temperaturen von 180 bis 250°C und Drücken zwischen 20 und 50 Bar statt. Der HTC-Prozess liefert zunächst einen Kohleschlamm, der anschließend entwässert werden muss. In der Regel ist sowohl die Kohle als auch die Flüssigkeit hochgradig mit einer breiten Palette an chemischen Verbindungen belastet, die eine Nachbereitung erforderlich machen.

In ihrem in der renommierten Fachzeitschrift „Bioresource Technology“ erscheinenden Artikel berichten die Wissenschaftler über den Einsatz von Nah-Infrarot (NIR) zur spektroskopischen Ermittlung der sich im Prozess bildenden HTC-Produkte. Demnach eignet sich die NIR zur Bestimmung der Kohlequalität einschließlich der Verunreinigungen, die durch Begleitstoffe wie Phenol entstehen. Darüber hinaus ermöglicht das NIR-Monitoring auch die Bestimmung potentieller Wertstoffe in der Prozessflüssigkeit, wie Hydroxymethylfurfural, einer als Kraftstoff nutzbaren Chemikalie. Hierzu wurden die Rohdaten der NIR Messungen durch PLS (Partial Least Squares) Regression in Modelle überführt.

Ausgangsmaterial für diese Arbeiten war Maissilage. Als nächstes planen die Wissenschaftler, die Anwendbarkeit auch für andere Biomassen zu erproben. Wirtschaftlich interessant sind dabei vor allem wasserreiche Reststoffe wie Klärschlamm, Gärreste und Exkremente aus der Tierhaltung. Die NIR-Spektroskopie hat das Potenzial, als industrietaugliches Messverfahren zur Steuerung einer HTC-Anlage eingesetzt zu werden. An einem möglichen Konzept wird derzeit gearbeitet.

Zu den möglichen Anwendungen für eine NIR-gesteuerte HTC gehört die Erzeugung hochwertiger, schadstoffarmer Biokohle aus Gärresten, einem Arbeitsschwerpunkt der am ATB ansässigen Nachwuchsgruppe APECS. „HTC-Biokohle besitzt sowohl in Industrie als auch Landwirtschaft hohes Anwendungspotenzial“, hebt Projektleiter Dr. Jan Mumme den Mehrwert dieses Materials hervor. „Neben der Kohle können durch die HTC eine Reihe wirtschaftlich sehr interessanter Plattformchemikalien“ gewonnen werden, ergänzt Dr. Toufiq Reza, der Chemieingenieur des Teams. „Nach unserer Überzeugung kann die NIR-basierte Steuerung hydrothermaler Verfahren wesentlich dazu beitragen, entsprechende Anlagen für eine breite Palette von Anwendungen zu rüsten und deren Attraktivität für Investoren und Anwender entscheidend zu erhöhen.“

Der am ICT tätige Wissenschaftler Dr. Wolfgang Becker befasst sich seit vielen Jahren mit der Anwendung spektroskopischer Messverfahren für chemische Prozesse. „Die NIR-Spektroskopie als gut etabliertes, robustes und kostengünstiges Messprinzip kann den Prozess der HTC besser beherrschbar und im Ergebnis kosteneffizienter machen“, so der Wissenschaftler.

Die Projektgruppe „APECS – Anaerobic Pathways to Renewable Energies and Carbon Sinks“ wird seit 2009 vom BMBF im Rahmen von „Bioenergie 2021″ für die Dauer von fünf Jahren gefördert.

Literatur:
M. Toufiq Reza, Wolfgang Becker, Kerstin Sachsenheimer, Jan Mumme: Hydrothermal Carbonization (HTC): Near infrared spectroscopy and partial least-Squares regression for determination of selective components in HTC solid and liquid2h products derived from maize silage. Bioresource Technology 2014, DOI: 10.1016/j.biortech.2014.03.008

Kontakt ATB:
Dr. Jan Mumme – Leiter der Nachwuchsgruppe APECS
Tel.: 0331 5699-913, E-Mail: jmumme@atb-potsdam.de
Leibniz-Institut für Agrartechnik Potsdam-Bornim e.V.
Max-Eyth-Allee 100, 14469 Potsdam
www.atb-potsdam.de

Kontakt ICT:
Dr. Wolfgang Becker – Gruppenleiter Werkstoff- und Prozessanalyse
Tel.: 0721 4640-154, E-Mail: Wolfgang.Becker@ict.fraunhofer.de
Fraunhofer Institut für Chemische Technologie (Fh-ICT)
Energetische Systeme
Joseph-von-Fraunhoferstr. 7, 76327 Pfinztal
www.ict.fraunhofer.de

Die Forschung des Leibniz-Instituts für Agrartechnik Potsdam-Bornim e.V. (ATB) zielt auf die ressourceneffiziente Nutzung biologischer Systeme zur Erzeugung von Lebensmitteln, Rohstoffen und Energie in Anpassung an Anforderungen von Klimaschutz und Klimawandel. Zu diesem Zweck entwickelt das ATB verfahrenstechnische Grundlagen für eine nachhaltige Landbewirtschaftung und stellt innovative technische Lösungen für Landwirtschaft und Industrie bereit. Eine Querschnittsaufgabe ist die Analyse und Bewertung des Technikeinsatzes entlang der Wertschöpfungskette. Die im Rahmen von Bioraffinerie- und Kaskadennutzungskonzepten entwickelten Technologien sind ein Beitrag zur Schaffung einer biobasierten Stoff- und Energiewirtschaft.

Das Fraunhofer-Institut für Chemische Technologie ICT forscht und entwickelt in den Bereichen Energetische Materialien, Energetische Systeme, Angewandte Elektrochemie, Umwelt Engineering und Polymer Engineering. Unsere Expertise reicht von der Konzeption und Auslegung von Prozessen, über Materialentwicklung, -charakterisierung und -verarbeitung, bis hin zu Konzeption, Aufbau und Betrieb von Pilotanlagen. In der Vertragsforschung bearbeitet das Institut vorwiegend kunststoffbezogene Aufgaben wie Werkstoffentwicklung und -auswahl, Produktentwicklung und Bauteilauslegung sowie die Verarbeitungstechnik, insbesondere im Hinblick auf die Weiterentwicklung von Direktverfahren. Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit bestimmen die Unternehmensstrategien der kommenden Generation. Das Fraunhofer ICT gehört dabei zu den insbesondere in der Umwelttechnik, zu den profiliertesten Forschungseinrichtungen. Die Entwicklung der Umweltsimulation wurde maßgeblich vom Fraunhofer ICT mitgestaltet. Hier werden die Wirkungen von Umwelteinflüssen auf Werkstoffe und technische Erzeugnisse untersucht. Das Institut ist seit mehr als 40 Jahren Sitz der renommierten Gesellschaft für Umweltsimulation GUS.

Quelle: idw

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Klimawandel: Erwärmung führt bereits zu deutlichen Veränderungen der Weltmeere

Ralf Röchert Kommunikation und Medien
Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung

Der aktuelle und projizierte Klimawandel verändert die Lebensbedingungen in den Ozeanen schneller als während vergleichbarer Ereignisse in den zurückliegenden 65 Millionen Jahren.

Zu dieser Einschätzung kommt AWI-Biologe Prof. Dr. Hans-Otto Pörtner, der ab morgen an der Abstimmungsrunde zum zweiten Teil des fünften Weltklimaberichtes im japanischen Yokohama teilnehmen wird. Der Experte vom Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI), hat gemeinsam mit seinem US-amerikanischen Kollegen David Karl die Arbeiten zum Kapitel „Ozeanische Systeme“ geleitet. Es fasst das Wissen über die bereits beobachteten und künftigen Folgen des Klimawandels für das Leben in den Weltmeeren zusammen.

„Es ist das erste Mal, dass der Weltklimarat IPCC dem Thema Ozeane so viel Beachtung schenkt. Gleich zwei Kapitel des fünften Sachstandsberichtes, Teil zwei, widmen sich den klimabedingten Veränderungen der Weltmeere und deren Folgen. Das von uns koordinierte Kapitel 6 betrachtet den Wandel und mögliche Anpassungsoptionen aus der globalen Perspektive, Kapitel 30 beschreibt die Veränderungen in ausgewählten Ozeanregionen“, sagt Hans-Otto Pörtner.

Fast dreieinhalb Jahre lang haben er und ein internationales Autorenteam die gesamte Forschungsliteratur zum Thema gesichtet. Sie haben Datensätze, Methoden und Ergebnisse miteinander verglichen, die Aussagekraft der wissenschaftlichen Argumente und Prognosen überprüft und bewertet, Risiken definiert sowie Unsicherheiten und Wissenslücken herausgearbeitet.

„Infolge des Klimawandels wirken drei Faktoren, welche die Lebensbedingungen für Fische, Säugetiere, Algen und andere Meeresbewohner verändern. Der stärkste Treiber ist momentan die Meereserwärmung. Sie führt schon jetzt zu deutlichen Veränderungen. So beobachten wir zum Beispiel, dass Fischarten wie der Kabeljau ihren Lebensraum polwärts verlagern. Der zweite Faktor, die Ozeanversauerung, wird den Prognosen zufolge in den nächsten Jahrzehnten an Bedeutung gewinnen und deutliche Auswirkungen auf globaler Ebene und in einzelnen Ökosystemen haben. An dritter Stelle folgt die zunehmende Sauerstoffarmut. Ihre Folgen spüren wir zum Beispiel in den Küstenregionen, wo die Zahl extrem sauerstoffarmer Zonen deutlich zugenommen hat“, sagt Hans-Otto Pörtner.

Im 5. IPCC-Sachstandsbericht, der am 31. März 2014 um 9 Uhr Ortszeit in Yokohama veröffentlicht wird, werden die Wissenschaftler Zahlen und Fakten für diese Veränderungen nennen, Prognosen abgeben und aufzeigen, welche Risiken und Kosten der Wandel mit sich bringen wird. Zuvor aber geht es für die führenden IPCC-Autoren in der morgen beginnenden Abstimmungsrunde darum, die von ihnen geschriebene „Zusammenfassung für politische Entscheidungsträger“ gemeinsam mit Regierungsvertretern Zeile für Zeile abzustimmen. „Wir streben in der Diskussion einen Konsens zwischen Regierungen und Wissenschaft an“, so Hans-Otto Pörtner.

AWI-Hintergrundmaterial:
Verständlich aufbereitetes Hintergrundmaterial zu den Folgen des Klimawandels für die Weltmeere allgemein sowie für den Arktischen Ozean, das Südpolarmeer und die Nordsee im Speziellen finden Sie in unseren AWI-Fact Sheets unter: http://www.awi.de/de/aktuelles_und_presse/hintergrund/ipcc/

Helmholtz-Experten im Interview:
Mit dem AWI-Biologen Hans-Otto Pörtner und dem Agrarökologen Dr. Josef Settele vom UFZ in Leipzig stellt die Helmholtz-Gemeinschaft gleich zwei koordinierende Leitautoren des 5. IPCC-Sachstandsberichtes, Teil 2. Ein gemeinsames Interview der beiden Wissenschaftler finden Sie hier: http://www.helmholtz.de/artikel/wir-stehen-vielleicht-am-anfang-einer-evolutionaeren-krise-2363/

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Das Alfred-Wegener-Institut forscht in der Arktis, Antarktis und den Ozeanen der mittleren und hohen Breiten. Es koordiniert die Polarforschung in Deutschland und stellt wichtige Infrastruktur wie den Forschungseisbrecher Polarstern und Stationen in der Arktis und Antarktis für die internationale Wissenschaft zur Verfügung. Das Alfred-Wegener-Institut ist eines der 18 Forschungszentren der Helmholtz-Gemeinschaft, der größten Wissenschaftsorganisation Deutschlands.

Quelle: idw

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DBFZ veröffentlicht Hintergrundpapier zu Auswirkungen der Novellierung des EEG 2014

Paul Trainer Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Biomasseforschungszentrum

Im politischen Diskurs wurden mit Blick auf die geplante Novellierung des Erneuerbare-Energien-Gesetz 2014 (EEG) deutliche Einschnitte für die Bioenergie angekündigt. Im aktuell vorliegenden Entwurf sind die Streichung der Rohstoffvergütungen, die Mengenbegrenzung des jährlichen Ausbaus sowie deutliche Veränderungen im Hinblick auf eine Flexibilisierung des Anlagenbestandes zentrale Punkte für den Bioenergiesektor. Nur die bisher begrenzt effektiven Vergütungen für spezielle Anlagen zur Behandlung von Rest- und Abfallstoffen sollen beibehalten werden.

Das nun vom DBFZ veröffentlichte Hintergrundpapier spricht die Schwachpunkte der geplanten Novellierung an, skizziert deren Auswirkungen und gibt Empfehlungen zur Anpassung der gegenwärtig vorliegenden Vorschläge.

Das EEG hat seit dem Jahr 2000 erfolgreich den Ausbau und die Nutzung der erneuerbaren Energien unterstützt. Der Bestand Bioenergieanlagen in Deutschland umfasste Ende 2013 ca. 9.800 Anlagen mit einer installierten Gesamtleistung von rd. 5.480 MWel. Gemessen an der Endenergiebereitstellung aus erneuerbaren Energien in Deutschland nimmt die Biomasse mit einem Anteil von rund 65% eine bedeutende Rolle ein. Rund 1/3 der Strombereitstellung aus erneuerbaren Energien wird derzeit aus Biomasse bereitgestellt. Die Stromerzeugung erfolgt dabei überwiegend in Form der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK), sodass neben Strom auch erneuerbare Wärme bereitgestellt wird. Nach einem Boom in den Jahren 2009 bis 2011 wurde der Zubau durch die Neustrukturierung und Vergütungsabsenkungen des EEG 2012 deutlich gedrosselt. Außerdem wurden mit dem EEG 2012 durch die Einführung der Markt- und Flexibilitätsprämie wichtige Weichen für die zukünftigen Anforderungen an die Bioenergie gestellt. Der dadurch erreichte, gegenüber den Vorjahren deutlich reduzierte, Zubau an Bioenergieanlagen liegt in einem Bereich, der ein maßvolles, nachhaltiges und notwendiges Wachstum zulässt – und notwendig ist.

Mit der geplanten Novellierung im Sommer 2014 läuft die Politik Gefahr, den moderaten Ausbau der Stromerzeugung aus Biomasse weitgehend zu beenden. Für die in den letzten Jahren so erfolgreich etablierten Technologielinien besteht das Risiko eines kompletten Ausbau- und damit auch Entwicklungsstopps. Für den bereits existierenden umfangreichen Anlagenbestand zeigt der aktuelle Entwurf keine Perspektive auf und setzt die bisher geleistete Entwicklung aufs Spiel. Auf diesen Sachverhalt wurde bereits von 65 Forschungsnehmern des Förderprogrammes „Energetische Biomassenutzung“ des BMWi in einem gemeinsamen Statement hingewiesen. Weitere Informationen hierzu finden sich unter dem folgenden Link:
https://www.dbfz.de/web/presse/pressemitteilungen-2014/geplante-neuregelungen-im…

Bioenergie ist ein wichtiger Baustein im derzeitigen und zukünftigen System der Energieversorgung aus erneuerbaren Energien. Mit der seit 2012 beginnenden Ausrichtung zur zunehmenden Flexibilisierung kann Bioenergie zukünftig einen Teil der fluktuierenden erneuerbaren Energien wie Wind- und Solarenergie ausgleichen. Durch ihre Regelbarkeit kommt der Bioenergie eine besondere Bedeutung zu, sie nimmt dadurch eine Vorreiterrolle im Energiesystem ein. Um diesen Status Quo erhalten zu können, sind folgende Anpassungen unbedingt notwendig:

– Beibehaltung der Rohstoffvergütung für ökologisch erwünschte Substrate/Brennstoffe
sowohl zur Biogaserzeugung als auch für Festbrennstoffe
– Beibehaltung der Flexibiliätsprämie des EEG 2012 als kostengünstiges effizientes
Anreizsystem
– Klärung des Anlagenbegriffs für Biomethan und Biogas-Satelliten-BHKW
– Sicherstellung des Zubaus flexibler Kapazitäten durch Bezug des Ausbaukorridors auf
die Stromerzeugung aus Biomasse anstelle der installierten Leistung
– Klare Regelungen beim Emissionsminderungsbonus und beim
Landschaftspflegebonus für Bestandsanlagen

Weitere Informationen:
https://www.dbfz.de/web/presse/pressemitteilungen-2014/dbfz-veroeffentlicht-hint…
https://www.dbfz.de/web/fileadmin/user_upload/Presseinformationen/2014/Hintergru…

Quelle: idw

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Darmkrebs – Wie kann ich mich schützen?

Dr. Annette Tuffs Unternehmenskommunikation
Universitätsklinikum Heidelberg

Der Dickdarmkrebs ist in Deutschland die zweithäufigste Todesursache durch Krebs: Jährlich erkranken etwa 70.000 Menschen, rund 30.000 sterben jedes Jahr an den Folgen der Erkrankung. Doch im Gegensatz zu anderen Tumorarten ist Darmkrebs bei frühzeitiger Feststellung heilbar. Auch vorbeugende Maßnahmen in Bezug auf Ernährung oder Sport gewinnen in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung.

Im Rahmen einer Initiative der Stiftung Lebensblicke informieren Experten des Universitätsklinikums Heidelberg und des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen Heidelberg (NCT) über Vorbeugung und Früherkennung des Dickdarmkrebses. Die Veranstaltung fand am Mittwoch, den 26. März 2014 von 18 bis 19 Uhr im großen Hörsaal der Medizinischen Universitätsklinik, Im Neuenheimer Feld 410, 69120 Heidelberg, statt.

Können mangelnde Bewegung und ungesunde Ernährung Darmkrebs verursachen? Wie gefährlich ist der Verzehr von rotem Fleisch? Und stimmt es, dass die Einnahme von Aspirin vor Darmkrebs schützen kann? Um neue Wege in der Vorbeugung von Darmkrebs geht es in dem Vortrag von Professor Dr. Cornelia Ulrich, Sprecherin des Programmbereichs Prävention und Krebskontrolle im Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen Heidelberg (NCT). Privatdozent Dr. Tom Ganten, Geschäftsführender Oberarzt der Abteilung für Gastroenterologie der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg, spricht über die verschiedenen Möglichkeiten der Früherkennung wie Stuhltests und Darmspiegelung.

Nach den beiden Vorträgen gibt es für die Besucher ausreichend Gelegenheit zur Diskussion. Die Bevölkerung ist herzlich eingeladen, der Eintritt ist frei. Es moderiert Professor Dr. Wolfgang Stremmel, Ärztlicher Direktor der Inneren Medizin IV, Abteilung für Gastroenterologie, Infektionskrankheiten und Vergiftungen.

Weitere Informationen im Internet:

Über die Abteilung für Gastroenterologie, Infektionskrankheiten und Vergiftungen:
http://www.klinikum.uni-heidelberg.de/IV-Gastroenterologie-Infektionen-Vergiftun…

Informationen zum kolorektalen Karzinom:
www.klinikum.uni-heidelberg.de/Kolorektales-Karzinom.4403.0.html

Über die Abteilung Medizinische Onkologie des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen (NCT):
http://www.nct-heidelberg.de/de/nct/abteilungen/praeventive-onkologie/index.php

Ansprechpartner:
Privatdozent Dr. med. Tom M. Ganten
Gechäftsführender Oberarzt
Abteilung für Gastroenterologie, Infektionskrankheiten
und Vergiftungen
Innere Medizin IV
Im Neuenheimerfeld 410
69120 Heidelberg
Telefon: 06221 / 56 6538 (Sekretariat)

Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Heidelberg
Krankenversorgung, Forschung und Lehre von internationalem Rang

Das Universitätsklinikum Heidelberg ist eines der bedeutendsten medizinischen Zentren in Deutschland; die Medizinische Fakultät der Universität Heidelberg zählt zu den international renommierten biomedizinischen Forschungseinrichtungen in Europa. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung innovativer Diagnostik und Therapien sowie ihre rasche Umsetzung für den Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 11.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und engagieren sich in Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 50 klinischen Fachabteilungen mit ca. 2.200 Betten werden jährlich rund 118.000 Patienten voll- bzw. teilstationär und rund 1.000.000 mal Patienten ambulant behandelt. Das Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze der medizinischen Ausbildungsgänge in Deutschland. Derzeit studieren ca. 3.500 angehende Ärztinnen und Ärzte in Heidelberg.

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Quelle: idw

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Biogas zu Biomethan aufbereiten

Dr. Torsten Gabriel Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V.

FNR aktualisiert Leitfaden zur Biogaseinspeisung

Biogas lässt sich in Form von Biomethan besonders effizient nutzen. Was bei der Aufbereitung zu beachten ist, beschreibt der Leitfaden „Biogasaufbereitung und -einspeisung“, den die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR) jetzt als umfassend aktualisierte 5. Auflage herausgibt. Mit ihm stellt die FNR ein wertvolles Grundlagenwerk für Planer und Betreiber von Aufbereitungs- und Einspeiseanlagen, aber auch für Nutzer von Biomethan zur Verfügung.
Die fachliche Überarbeitung erfolgte durch das Deutsche Biomasseforschungszentrums gGmbH (DBFZ) zusammen mit externen Autoren.

Als der Leitfaden zur Biogasaufbereitung 2006 erstmals erschien, nahmen die ersten drei Biogas-Aufbereitungsanlagen gerade den Betrieb auf. Heute erzeugen rund 130 Anlagen Biomethan und decken knapp 1 Prozent des Erdgasverbrauchs in Deutschland. In diesem Zuge sind auch die Aufbereitungstechnologien deutlich effizienter und umweltfreundlicher geworden und neue Verfahren – wie zuletzt das Membrantrennverfahren – erlangten die Marktreife.
Das über das Erdgasnetz gespeicherte und verteilte Biomethan wird heute überwiegend in KWK-Anlagen genutzt; in kleineren Mengen kommt Biomethan jedoch auch als Kraftstoff oder zur direkten Wärmebereitstellung zum Einsatz.
Der Leitfaden „Biogasaufbereitung und -einspeisung“ stellt die anspruchsvolle Thematik detailliert dar: Die verschiedenen Verfahren werden von der Substratbereitstellung bis zur Abgasnachbehandlung und Anlagensicherheit beschrieben. Das Kapitel „Vermarktung“ stellt die Verwertungspfade Kraft-Wärme-Kopplung, Wärmemarkt und Kraftstoff gegenüber, zudem erläutert der Leitfaden die Projektplanung und -umsetzung, ökonomische Aspekte, die Gaseinspeisung sowie die Potenziale.
Die Betrachtung der rechtlichen Rahmenbedingungen erfolgte durch die Rechtsanwaltskanzlei Schnutenhaus und Kollegen.
Die künftige technologische Entwicklung sollte u. a. den Weg für den wirtschaftlichen Betrieb kleinerer Einspeiseanlagen ebnen. Auch für Vor-Ort-Verstromungsanlagen ohne sinnvolles Wärmekonzept wäre die Umstellung auf die Biomethanproduktion interessant, sofern sich hier angepasste Anlagenkonzepte realisieren lassen.
Die Überarbeitung und Veröffentlichung des neuen Leitfadens „Biogasaufbereitung und
-einspeisung“ wurden vom Bundesministerium für Landwirtschaft und Ernährung (BMEL) über den Projektträger FNR gefördert. Der Leitfaden kann über mediathek.fnr.de kostenlos bestellt oder als PDF heruntergeladen werden.

Nr. 2014-17
Weitere Informationen:
http://mediathek.fnr.de/broschuren/bioenergie/biogas.html
http://mediathek.fnr.de/media/downloadable/files/samples/l/e/leitfaden_biogasein…

Quelle: idw

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Das wohlschmeckendste Rindfleisch der Welt

Norbert K. Borowy Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Nutzierbiologie (FBN)

Dummerstorfer Wissenschaftler beraten Wagyu-Zuchtverband

Es gibt nur etwa 600 Wagyu-Rinder in Deutschland, deren Fleisch bis zu 200 Euro je Kilo kostet. Das fein marmorierte Fleisch gilt als Delikatesse und das „beste Fleisch der Welt“. Warum das so ist und was daraus für die allgemeine Rinderzucht abgeleitet werden kann, untersuchen seit vielen Jahren Wissenschaftler vom Leibniz-Institut für Nutztierbiologie in Dummerstorf. Prof. Steffen Maak, Leiter des Instituts für Muskelbiologie und Wachstum, berät darüber den 2009 gegründeten Wagyu-Verband Deutschland e.V. (http://www.wagyuverband.com).

„Wagyu“ heißt „japanisches Rind“ und steht für eine besondere Rinderasse japanischen Ursprungs, die besser unter dem Namen „Kobe-Rinder“ bekannt ist. Die Japaner schützen jedoch ihr heiliges Kulturgut, so dass die Zucht nur durch ein paar wenige Tiere ermöglicht wurde, die zu wissenschaftlichen Zwecken Mitte der 90er Jahre in die USA exportiert wurden. In Australien, den USA und Kanada gibt es mittlerweile die größten reinrassigen Wagyu-Herden. Seit 2006 werden auch in Deutschland auf wenigen Höfen Wagyu-Rinder gehalten, die meist schwarz aussehen und etwas leichter als ihre europäischen Artgenossen sind.

Gutes Fleisch braucht seine Zeit

„Der außerordentlich aromatisch-würzige Geschmack ist auf das intramuskuläre Fettgewebe zurückzuführen“, erklärte der Dummerstorfer Wissenschaftler, Prof. Steffen Maak. „Während die heute weit verbreiteten Fleisch-Rinderrassen, von denen in Deutschland rund 50 Rassen gezüchtet werden, seit Jahrzehnten auf fettarmes Muskelfleisch ausgerichtet worden sind, konnte sich das japanische Rind ohne derartige Eingriffe entwickeln.“ Das Muskelfleisch ist durch eine feingefaserte Marmorierung durchzogen, die das Steak vom Wagyu viel saftiger und zarter macht. Auch die hochwertige Ernährung der Kühe ohne Stress, an freier Luft und die doppelt so lange Mastzeit mit etwa 30 Monaten wirkt sich stark auf die Qualität des Fleisches aus. Nachweislich verfügt das Fleisch zudem über einen höheren Anteil an ungesättigten Fettsäuren im Vergleich zu anderen Rinderrassen. Diese Eigenschaften haben Produkte aus der Wagyu-Zucht für die Spitzengastronomie attraktiv gemacht. Da der Trend aber generell hin zu hochwertigem Fleisch bei reduziertem Konsum geht, erobert die einzigartige Wagyu-Qualität zunehmend auch den Premiumbereich der Supermärkte. „Insbesondere die überschaubaren Zuchtbestände außerhalb Japans und die deutlich aufwändigere Haltung sind für die hohen Fleischpreise verantwortlich“, so Maak.

Seit über zehn Jahren Austausch mit der Kyushu-Universität

Die Dummerstorfer Forscher haben schon vor mehr als zehn Jahren Kontakt zur südjapanischen Kyushu-Universität aufgenommen, um die Unterschiede zwischen Koberindern und europäischen Rindern zu ergründen. Die Wissenschaftler haben insbesondere die Wagyu-Rassen Japanese Black und Japanese Brown untersucht und mit dem Holstein-Rind verglichen. „Die Differenzen waren sehr groß und sichtbar“, erklärte Maak. Der extrem hohe intramuskuläre Fettgehalt wird durch die energiereiche Fütterung und die Mast auch von Ochsen erreicht. Ein Vergleich der genetischen Potenziale zeigte, dass die Holstein-Kühe bei gleicher Ernährung und unter identischen Haltungsbedingungen weniger Fett im Muskelfleisch einlagern können.

„Aktuell untersuchen wir, welches Erbgut beider Rassen für die beobachteten deutlichen Unterschiede verantwortlich sein könnte“, erläuterte der Muskelbiologe. Gleichzeitig wächst in Japan angesichts der Notwendigkeit des effizienteren Umgangs mit den Ressourcen auch das Interesse an der Erzeugung hochqualitativen Fleisches mittels der europäischen Grünlandfütterung. „Das Wagyu-Rind ist ein äußerst wertvolles Tier, um grundlegende Zusammenhänge des Wachstums beim Rind zu erforschen. Diese Arbeit werden wir fortsetzen“, so Maak abschließend.

Hintergrund

Im Forschungsbereich Muskelbiologie und Wachstum werden mit modernen Methoden aus Biochemie, Zellbiologie und Molekulargenetik Prozesse untersucht, die für die Entstehung des Lebensmittels Fleisch von Bedeutung sind. Dabei geht es um die Entwicklung von Muskelfasern, Fettzellen und Bindegewebe einschließlich ihrer Wechselwirkungen bei landwirtschaftlichen Nutztieren mit dem Ziel einer ressourcenschonenden und tiergerechten Erzeugung von Fleisch als hochwertigem Nahrungsmittel.

Die Leibniz-Gemeinschaft verbindet 86 selbständige Forschungseinrichtungen. Deren Ausrichtung reicht von den Natur, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Raum- und Sozialwissenschaften bis zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute bearbeiten gesellschaftlich, ökonomisch und ökologisch relevante Fragestellungen. Sie betreiben erkenntnis- und anwendungsorientierte Grundlagenforschung. Sie unterhalten wissenschaftliche Infrastrukturen und bieten forschungsbasierte Dienstleistungen an.
Die Leibniz-Gemeinschaft setzt Schwerpunkte im Wissenstransfer in Richtung Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Leibniz-Institute pflegen intensive Kooperationen mit den Hochschulen, u. a. in Form der Wissenschaftscampi, mit der Industrie und anderen Partnern im In- und Ausland. Sie unterliegen einem maßstabsetzenden transparenten und unabhängigen Begutachtungsverfahren. Aufgrund ihrer gesamtstaatlichen Bedeutung fördern Bund und Länder die Institute der Leibniz-Gemeinschaft gemeinsam. Die Leibniz-Institute beschäftigen rund 16.500 Personen, darunter 7.700 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Der Gesamtetat der Institute liegt bei 1,4 Milliarden Euro.

75 Jahre Nutztierforschung in Dummerstorf

Gemeinsam mit der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei MV (LFA) und der Agrar- und Umweltwissenschaftliche Fakultät (AUF) der Universität Rostock begeht das Leibniz-Institut für Nutzierbiologie Dummerstorf (FBN) in diesem Jahr sein 75-jähriges Jubiläum. Anlässlich des Jubiläums findet vom 16. bis 19. September 2014 eine Festwoche in Dummerstorf statt (s. http://www.idw-online.de/de/news575413).

Linktipp:
http://www.planetopia.de/nc/archiv/news-details/datum/2013/12/16/festessen-der-luxusklasse-wagyu-fleisch-aus-deutschland.html

Ansprechpartner
Institut für Muskelbiologie und Wachstum
Leiter: Prof. Dr. Steffen Maak
T +49 38208 68-850/851
E maak@fbn-dummerstorf.de

Leibniz-Institut für Nutztierbiologie (FBN)
Wilhelm-Stahl-Allee 2, 18196 Dummerstorf
Wissenschaftsorganisation Dr. Norbert K. Borowy
Wilhelm-Stahl-Allee 2, 18196 Dummerstorf
T +49 38208-68 605
E borowy@fbn-dummerstorf.de
http://www.fbn-dummerstorf.de

Quelle: idw

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Publikation: Deutsches Biomasseforschungszentrum veröffentlicht den Jahresbericht 2013

Paul Trainer Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Biomasseforschungszentrum

Der Jahresbericht 2013 des Deutschen Biomasseforschungszentrum (DBFZ) bietet einen detaillierten Überblick über die Aktivitäten des vergangenen Jahres und zeigt die thematische Vielfalt der wissenschaftlichen Arbeiten im Bereich der energetischen Biomassenutzung anhand zahlreicher aktueller Arbeits- und Projektergebnisse. Darüber hinaus bietet die Broschüre eine Übersicht über die personelle, organisatorische und infrastrukturelle Entwicklung der Leipziger Forschungseinrichtung.

Zahlreiche interessante Forschungsthemen im Bereich der energetischen Biomassenutzung haben die wissenschaftliche Arbeit am Deutschen Biomasseforschungszentrum im Jahr 2013 bestimmt. Das Thema der „Hydrothermalen Carbonisierung (HTC)“ zählte hier ebenso zu den Top-Themen wie die „Flexibilisierung von Biogasanlagen“ oder die politische Entwicklung rund um das Erneuerbare-Energien-Gesetz. Auf insgesamt 116 Seiten stellt der jetzt veröffentlichte Jahresbericht das breite Forschungsspektrum der wissenschaftlichen Arbeit am DBFZ vor, beschreibt die Entwicklung der bereichsübergreifenden Kompetenzfelder sowie der wissenschaftlichen Stabsstellen und gibt einen Überblick über die personelle, finanzielle und organisatorische Entwicklung des Forschungszentrums.

Neben der wissenschaftlichen Arbeit haben sich 2013 auch in infrastruktureller Hinsicht zahlreiche Neuerungen auf dem rund 35.000 m2 großen Gelände des DBFZ in Leipzig-Schönefeld ergeben. So konnten die 2011 begonnenen Sanierungsmaßnahmen weitestgehend abgeschlossen und gleichzeitig neue infrastrukturelle Projekte in Angriff genommen werden. Der Neubau einer betriebsinternen Kindertagesstätte auf dem DBFZ-Gelände ist hier eben zu nennen wie die erfolgreiche Ausschreibung für den Bau eines neuen Technikums mit angeschlossenem Bürogebäude. Mit einer Bruttogeschossfläche von etwa 11.000 qm2 und Kosten von 28,1 Millionen Euro zzgl. Außenanlagen, Erschließung und der Erstausstattungskosten stellt dies die größte Neubaumaßnahme am DBFZ seit Bestehen der Forschungseinrichtung dar und wird voraussichtlich ab Mitte 2014 mit ersten Maßnahmen realisiert.

Weitere Informationen zu diesen und anderen Themen findet man im DBFZ-Jahresbericht 2013. Der Bericht kann kostenlos über die Website des DBFZ (www.dbfz.de) als PDF-Download bezogen oder auf Anfrage postalisch versendet werden.

Weitere Informationen:
https://www.dbfz.de/web/referenzen-publikationen/jahresberichte.html

Quelle: idw

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Weltwassertag 2014: Wasser und Energie – Abwasser als Ressource nutzen

Dr. Nicola Schuldt-Baumgart Wissenskommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung

Der Weltwassertag stand in diesem Jahr unter dem Motto „Wasser und Energie“. Beide Themen sind eng miteinander verbunden. Ein Beispiel für eine nachhaltige Nutzung der Wechselbeziehung von Wasser und Energie ist die Wärmerückgewinung aus häuslichem Abwasser, wie sie aktuell im Forschungsprojekt netWORKS 3 in Frankfurt am Main umgesetzt wird.

Die Idee, dem häuslichen Abwasser Wärme zu entziehen und diese Energie zu nutzen, ist nicht neu. Das Forschungsprojekt netWORKS 3 geht jedoch einen Schritt weiter. „Wir untersuchen das Wärmepotenzial der unterschiedlichen Abwasserströme aus den Haushalten“, sagt Projektleiter Jörg Felmeden vom ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung. Dazu gehören das Grauwasser (häusliches Abwasser ohne Toilettenwasser) und das Toilettenwasser. „Mit dieser Energie kann dann zum Beispiel das Trinkwasser im Gebäude erwärmt werden“, sagt Felmeden.

Die Erkenntnisse fließen direkt zurück in die Praxis: Im Frankfurter Stadtteil Bockenheim entsteht derzeit ein Passivhaus mit 70 Wohnungen und einer Kindertagesstätte. Hier wird den unterschiedlichen Abwasserströmen Wärme entzogen und das Trinkwasser im Gebäude erwärmt. Das durch seinen geringen Energiebedarf für die Raumheizung ohnehin schon ressourcenschonende Passivhaus wird dadurch noch energieeffizienter. „Mit der Wärmerückgewinnung durch das Abwasserrecycling können wir das letzte ‚Energieloch‘ im Passivhaus schließen“, sagt Felmeden. Bislang ging diese Wärme ungenutzt verloren. Gleichzeitig ist ein Grauwasserrecycling geplant, bei dem das nur leicht verschmutzte Abwasser zunächst vom restlichen Schmutzwasser getrennt wird. Es wird mit Hilfe von Mikroorganismen behandelt und durch UV-Strahlung desinfiziert, und der Hälfte der Wohnungen für die Toilettenspülung wieder zugeführt. Der Feldversuch ist der erste seiner Art in Frankfurt und zählt deutschlandweit zu den größten Umsetzungen im Gebäude überhaupt.

Zukunftsfähige Abwassersysteme sparen Wasser und Energie

Die Wärmerückgewinnung direkt im Gebäude bietet gegenüber der zentralen Lösung deutliche Vorteile. Wird die Wärme im Abwasserkanal zurückgewonnen, bedarf es der Abstimmung zwischen Gebäude- und Kanalbesitzer. „Im Gebäude selbst lässt sich das ohne solche Abstimmungsprozesse regeln“, sagt Jens Libbe vom Deutschen Institut für Urbanistik (Difu), Kooperationspartner in netWORKS 3. „Außerdem ist die Energieausbeute deutlich höher, da hier keine Wärme auf dem Weg in den Kanal verloren geht und somit nicht mehr nutzbar ist.“

Ergebnisse aus einem Berliner Grauwasserrecycling-Projekt des Ingenieurbüros Nolde & Partner zeigen, dass 1.000 Liter Grauwasser eine Wärmeenergie von 10 bis 15 Kilowattstunden liefern, also rund 13.000 Kilowattstunden pro Jahr. Das entspricht dem jährlichen Energieverbrauch von vier 3-Personenhaushalten. Der Leistungskoeffizient liegt im Mittel bei 50, das heißt, dass 50 Prozent der Wärmeenergie aus dem Grauwasser genutzt werden können.

Mit geringen Investitionskosten die wertvolle Ressource Trinkwasser schonen

Diese innovativen Abwassersysteme schonen die Trinkwasserressourcen. „Das recycelte Wasser lässt sich auch noch in anderen Haushaltsbereichen einsetzen, in denen keine Trinkwasserqualität notwendig ist,“ sagt Felmeden. Es biete sich zum Beispiel für die Bewässerung von Zimmerpflanzen und Garten und die Waschmaschine an. Die zusätzlichen Investitionskosten für das dezentrale Recycling seien dabei mit etwa 10 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche verhältnismäßig gering. Zudem halbiere sich der private Trinkwasserbezug. Die jährlichen Berliner Energieeinsparungen sind vielversprechend: Sie lassen sich mit einer Solarthermie-Anlage in der Größe von 35 Quadratmetern vergleichen.

Bauträger des Pilotprojekts in Frankfurt am Main in der Salvador-Allende-Straße sind die ABG FRANKFURT HOLDING und ABGnova; beide sind Praxispartner in dem Projekt. Der Baubeginn ist für Sommer 2014 geplant. Für die Umsetzung werden Erfahrungen aus ähnlichen Projekten in Berlin genutzt und weiterentwickelt. Dazu ist die Kooperation mit dem Ingenieurbüro Nolde & Partner vorgesehen.

Das ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung koordiniert das Projekt „netWORKS 3: Intelligente wasserwirtschaftliche Systemlösungen in Frankfurt am Main und Hamburg“. Forschungs- und Projektpartner sind das Deutsche Institut für Urbanistik (Difu), Berlin, das Fachgebiet Wirtschafts- und Infrastrukturpolitik (WIP) an der Technischen Universität Berlin sowie COOPERATIVE – Infrastruktur und Umwelt, Reinheim. Praxispartner im Ver¬bund sind die ABG FRANKFURT HOLDING und ABGnova GmbH sowie die Hamburger Stadtentwässerung AöR (HSE), ein Unternehmen von HAMBURG WASSER.

netWORKS 3 wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) innerhalb der Fördermaßnahme „Intelligente und multifunktionelle Infrastruktursysteme für eine zukunftsfähige Wasserversorgung und Abwasserentsorgung (INIS)“ gefördert. Mit netWORKS 3 werden die Ergebnisse aus den beiden vorangegangenen Projekten des Forschungsverbunds netWORKS weiterentwickelt und umgesetzt.

Ansprechpartner:
Dr. Jörg Felmeden (Projektleitung ISOE)
felmeden@isoe.de
Tel.: +49 69 707 69 19 – 28

Melanie Neugart (Presse ISOE)
neugart@isoe.de
Tel.: +49 69 707 69 19 – 51

Weitere Informationen:

http://www.networks-group.de Webseite des Forschungsverbunds

Quelle: idw

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Eine schlafende Zeitbombe

Sabine Ranke-Heinemann Pressestelle
Australisch-Neuseeländischer Hochschulverbund / Institut Ranke-Heinemann

Schlafmangel wird mit einem hohen Cholesterinspiegel, Übergewicht und Depressionen in Verbindung gebracht. Nun sagen australische Forscher, dass Schlafmangel auch das Gehirn schädigen kann.

Zwei führende europäische Forscher für Schlaf- und Atemwegsstörungen haben zusammen mit der RMIT University, Melbourne, an einer gemeinsamen Studie über den Zusammenhang zwischen Alzheimer und obstruktiver Schlafapnoe (OSA) gearbeitet. Professor Thorarinn Gislason und Professor Bryndís Benediktsdóttir, ein Forscherehepaar der University of Iceland, gewährten der RMIT University Zugang zu ihrer Hirngewebsprobensammlung von Personen, die an OSA gestorben sind – bei den Proben handelt es sich um die vermutlich weltweit einzige Sammlung dieser Art.

Das Forscherduo arbeitet zusammen mit Professor Stephen Robinson von der gesundheitswissenschaftlichen Fakultät am Bundoora Campus der RMIT University an dem Langzeitprojekt. „Die neuere Forschungsliteratur lässt vermuten, dass das Vorkommen des Schlafapnoe-Syndroms bei Patienten mit Alzheimer bei etwa 80 % liegt, wobei die Schlafapnoe in vielen Fällen nicht diagnostiziert wird und unbehandelt bleibt,“ so Professor Robinson, Stellvertretender Leiter der Forschungsfakultät. „Wir suchen nach Beweisen, dass OSA alzheimerähnliche Veränderungen im Gehirn verursachen kann.“

Obstruktive Schlafapnoe ist eine gefährliche – und manchmal fatale – Schlafkrankheit, die das Weichgewebe im hinteren Rachenraum nachts kollabieren lässt, wodurch die Atemwege versperrt und die Sauerstoffzufuhr unterbrochen werden. Patienten können im Schlaf bis zu 30 Sekunden lang aufhören zu atmen und wachen oft nach Luft schnappend auf.

Es wird angenommen, dass einer von fünf Menschen an einer Form dieser Krankheit leidet. Viele sind sich ihrer Krankheit jedoch gar nicht bewusst und führen ihre Müdigkeit, Niedergeschlagenheit und Reizbarkeit auf schlechten Schlaf zurück. „Offiziellen Schätzungen zufolge liegt der Anteil der Bevölkerung, der an OSA leidet, bei etwa 5%. Einige Forscher sagen jedoch, dass das Vorkommen weit unterschätzt wird und tatsächlich bei 10% bis 20% liegt, besonders im mittleren Alter, “ meint Professor Robinson.

Neueste Forschungsergebnisse zeigen, dass Schlafapnoe weitaus schlimmere Folgen haben kann als die täglichen Konzentrationsschwierigkeiten und schlechte Laune, welche Schlafmangel mit sich bringt. Laut Professor Robinson trägt eine unbehandelte Schlafapnoe maßgeblich zur Entwicklung von Diabetes, Bluthochdruck und Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei, und somit zu einem deutlich erhöhten Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall. „Wir vermuten, dass Menschen, die im mittleren Alter unter dem Schlafapnoe-Syndrom leiden, im späteren Leben ein erhöhtes Risiko haben, an Alzheimer zu erkranken und wir versuchen zu verstehen, warum dem so ist,“ so Professor Robinson.

Das Forscherteam wird im Rahmen der Gemeinschaftsstudie basierend auf den 60 bereits vorhandenen Hirngewebsproben untersuchen, wie die Schlafstörung das Gehirn schädigen und den degenerativen Alterungsprozess beschleunigen kann. Die Forscher hoffen, das Langzeitprojekt auf einige Hundert Patienten ausweiten zu können.

Während man lange davon ausging, dass hauptsächlich Übergewicht für die Entstehung von obstruktiver Schlafapnoe verantwortlich ist, meint Professor Robinson, dass die Schlaf- und Atmungsstörung Menschen jeden Alters betreffen könne. Über 50-Jährige haben ein erhöhtes Risiko, am Schlafapnoe-Syndrom zu erkranken, aber auch bei Kindern mit Entwicklungsstörungen kommt dieses vor, so sind etwa 80% der Kinder mit Down-Syndrom von Schlafapnoe betroffen. Männer leiden doppelt so oft unter der Störung wie Frauen. Die Forschung bringt OSA auch mit Nachtschweiß, Schlaflosigkeit, unruhigen Beiden, Bruxismus (Zähneknirschen), nächtlichem gastroösophagealen Reflux (Sodbrennen) und asthmaähnlichen Symptomen in Verbindung.

Weitere Informationen:
Institut Ranke-Heinemann / Australisch-Neuseeländischer Hochschulverbund
Pressestelle
Friedrichstr. 9
10117 Berlin
Email: berlin@ranke-heinemann.de
Tel.: 030-20 96 29 593

oder
RMIT University
News Center
Email: news@rmit.edu.au

Das Institut Ranke-Heinemann / Australisch-Neuseeländischer Hochschulverbund ist das gemeinnützige Studierendensekretariat aller australischen und neuseeländischen Universitäten in Europa, zuständig für Wissens- und Forschungstransfer, Forschungsförderung sowie Studenten- und Wissenschaftleraustausch und für die Betreuung von Studierenden und Schülern, die ein Studium Down Under vorbereiten.

Weitere Informationen:
http://www.ranke-heinemann.de
http://www.ranke-heinemann.at
http://www.ranke-heinemann.tv

Quelle: idw

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Weltwassertag: Neues Poster zeigt Wissenswertes und Überraschendes rund ums Wasser in Deutschland

Richard Harnisch Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation
Institut für ökologische Wirtschaftsforschung GmbH, gemeinnützig

IÖW-Poster präsentiert viele Wasser-Fakten auf einen Blick: Wo ist in Deutschland Wasser knapp? // Jeder vierte deutsche Haushalt abhängig von Fernwasserleitungen // Warum verbrauchen wir Wasser in Spanien? // Wo gefährdet die Landwirtschaft das Grundwasser? // Wie wirkt sich der Klimawandel aus?

Deutschland ist ein wasserreiches Land, doch regional ist es sehr unterschiedlich, wie viel Wasser verfügbar ist und genutzt wird. Wo Wasser vor Ort knapp ist und wo sich Knappheiten mit dem Klimawandel noch verschärfen können, zeigt das Poster „Alles im Fluss – eine deutsche Wasserbilanz“, das das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) zum Weltwassertag am 22. März in einer neuen, aktualisierten Auflage auf Deutsch und Englisch herausgibt. Es kann ab sofort über die Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V. (DWA) bezogen werden. Das Poster eignet sich für alle, die ihr Wissen rund ums Wasser erweitern möchten, von Schulen über Weiterbildungsinstitutionen bis hin zu Fachleuten aus dem Wasserbereich.

Das Poster setzt die natürlichen, künstlichen und virtuellen Wasserflüsse in Deutschland unmittelbar zueinander in Beziehung. Es zeigt etwa, welche Ballungsräume vor Ort nicht genügend Wasser gewinnen können und auf den Transport über teilweise mehr als hundert Kilometer lange Fernwasserleitungen angewiesen sind. Weiterhin informiert es darüber, wo die Landwirtschaft durch intensive Düngepraxis lokal sauberes Wasser verknappt oder wie viel virtuelles Wasser Deutschland über Agrarprodukte aus aller Welt importiert. Das Poster wurde im Forschungsprojekt „Wasserflüsse in Deutschland“ unter Leitung des IÖW erstellt, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Schwerpunkt „Nachhaltiges Wassermanagement“ (NaWaM) gefördert wird. Projektpartner waren die Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG) und „keep it balanced“.

Warum würde Stuttgart ohne den Bodensee auf dem Trockenen sitzen?

IÖW-Wasserexperte Jesko Hirschfeld: „Mit dem Faltposter kann man spielerisch auf Entdeckungsreise gehen und sich klarmachen, was wir in Deutschland mit dem Wasser anstellen. In vielen Regionen haben wir reichlich davon, in anderen dagegen ist es knapp – und das könnte sich mit dem Klimawandel zuspitzen. Wenn Sie das Poster aufklappen, sehen Sie sofort, welche Regionen am stärksten betroffen sind.“ Auch beantwortet das Poster zum Beispiel die Fragen, warum Stuttgart ohne den Bodensee auf dem Trockenen sitzen würde, wie viel Wasser wir durch Tomatenimporte in Spanien verbrauchen oder warum wir mit Mandeln graues und mit Soja grünes virtuelles Wasser importieren.

Die Wasserbilanz informiert anschaulich darüber, wie viel Wasser in Deutschland natürlich, künstlich und virtuell fließt. Hirschfeld: „Wassermengen stellen wir als Kugeln dar und machen sie so direkt miteinander vergleichbar: Wie viel Wasser hier verfügbar ist, wie viel wir davon nutzen und welche Mengen wir im Ausland in Anspruch nehmen, das wird dadurch unmittelbar greifbar.“ Das Poster kann als Papierversion bestellt werden oder auf der Seite http://www.bmbf.wasserfluesse.de heruntergeladen werden.

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Mehr Informationen zum Projekt und Download des Posters: http://www.bmbf.wasserfluesse.de

Bestellung des Posters: http://www.dwa.de/shop

Das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) ist ein führendes wissenschaftliches Institut auf dem Gebiet der praxisorientierten Nachhaltigkeitsforschung. 45 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erarbeiten Strategien und Handlungsansätze für ein zukunftsfähiges Wirtschaften – für eine Ökonomie, die ein gutes Leben ermöglicht und die natürlichen Grundlagen erhält. Das Institut arbeitet gemeinnützig und ohne öffentliche Grundförderung. Ein Schwerpunktthema des Instituts befasst sich mit Wasser- und Landmanagement.
http://www.ioew.de

Weitere Informationen:
http://www.bmbf.wasserfluesse.de

Quelle: idw

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Wissenschaftliche Belege für Wirkung der Umweltzone

Tilo Arnhold Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Troposphärenforschung e. V.

Leipzig. Umweltzonen können die gesundheitlich problematischsten Bestandteile des Feinstaubes deutlich reduzieren. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Sächsischen Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) und des Leibniz-Instituts für Troposphärenforschung (TROPOS), die die Umweltzone in Leipzig mit Sondermessungen untersuchen. Ruß und ultrafeine Partikeln gelten als bedeutendes Gesundheitsrisiko. Für beide Faktoren sei ein deutlich abnehmender Trend festzustellen, schreiben die Wissenschaftler im Fachblatt Gefahrstoffe – Reinhaltung der Luft.

Erste Zwischenergebnisse der Messungen wurden von der Stadt Leipzig anlässlich einer Bilanz zu zwei Jahren Umweltzone bereits im März 2013 vorgestellt. Die inzwischen veröffentlichte Studie ist jedoch die erste wissenschaftliche Publikation zu Umweltzonen in Deutschland, die sowohl Ruß als auch ultrafeine Partikel beleuchtet. LfULG und TROPOS hatten anlässlich der Einführung der Umweltzone ihre bisherigen Messungen entsprechend ausgeweitet. Beide Indikatoren sind bisher kein Bestandteil des gesetzlichen Luftüberwachungsprogrammes, das sich bislang auf die Gesamtmasse aller Partikel unterhalb von 10 Mikrometern (PM10) bzw. 2,5 Mikrometern (PM2.5) beschränkt.

Wie meist in anderen Orten konnte auch in Leipzig nach Einführung der Umweltzone kein deutlicher Rückgang der PM10-Massenkonzentration festgestellt werden. „Wird die Wirksamkeit einer Umweltzone nur an der Gesamtmasse des Feinstaubes gemessen, dann ist die Kritik an dieser Maßnahme nachzuvollziehen. Unsere Messungen aber belegen, dass die Konzentrationen bestimmter Feinstaubbestandteile wie Ruß, die maßgeblich vom Verkehr emittiert werden, sich seit Einführung der Umweltzone deutlich verringert haben“, erklärt Dr. Wolfram Birmili vom TROPOS.

Von 2010 bis 2011 nahm die Rußbelastung an der Messstelle Leipzig-Mitte um etwa ein Drittel ab. Dies entspricht etwa einem Mikrogramm weniger Ruß pro Kubikmeter Luft. Die Messstation in der Nähe des Leipziger Hauptbahnhofes liegt an einem der verkehrsreichsten Plätze Sachsens: Im Schnitt passieren an Werktagen hier 48 000 Fahrzeuge die Kreuzung am Innenstadtring. Die Messstation Leipzig-Eisenbahnstraße ist mit rund 12 000 Fahrzeugen pro Werktag weniger stark frequentiert, liegt aber dagegen in einer schlecht durchlüfteten Straßenschlucht im Osten Leipzigs. Aber auch hier sank die Masse des gemessenen Rußes immerhin noch um zirka 20 Prozent. „Die Abnahmen von Ruß und ultrafeinen Partikelnsind Folge des abnehmenden Verkehrs und sauberer Fahrzeuge im Gebiet der Umweltzone. In Leipzig wurden überdurchschnittlich viele alte Dieselfahrzeuge stillgelegt und 3-mal so viele PKW und 8-mal so viele leichte Nutzfahrzeuge als in Dresden mit Dieselpartikelfiltern nachgerüstet“, erläutert Dr. Gunter Löschau von LfULG.

Die Daten aus Leipzig sind auch in eine Überblickstudie von Umweltmedizinern des Helmholtz-Zentrums München um Dr. Josef Cyrys eingeflossen, die Studien zu zehn Umweltzonen in Deutschland ausgewertet hatte. Dabei kommen sie zu dem gleichen Fazit: Die PM10-Feinstaubwerte sagen wesentlich weniger über die Gesundheitseffekte einer Umweltzone aus als die Rußwerte. Es sei daher wahrscheinlich, dass die Effekte der Umweltzonen sich deutlicher auf die Gesundheit auswirken würden als es die PM10-Feinstaubwerte zeigen.

In Leipzig wurde zum 1. März 2011 eine Umweltzone der höchsten Regulierungsstufe eingeführt. Leipzig ist dabei die erste Stadt in Deutschland, die direkt eine Umweltzone der höchsten Regulierungsstufe eingeführt hat. Seitdem dürfen nur noch Fahrzeuge mit grüner Plakette in das Gebiet einfahren, das rund zwei Drittel der Stadtfläche bis an den Autobahnring umfasst und damit größer als Umweltzonen in anderen Städten ist. Für diese Maßnahme wurde die Stadt Leipzig damals heftig kritisiert. Umweltzonen sind Teil der Maßnahmenpakete, mit denen Stadtverwaltungen versuchen, die Anforderungen der EU-Luftqualitätsrichtlinie von 2008 zu erfüllen, die vorschreiben, dass die PM10-Massenkonzentration den Wert von 50 Mikrogramm pro Kubikmeter an höchstens 35 Tagen pro Jahr überschreiten darf. Ab 1. Januar 2015 wird es auch für Feinstaub bis zur Größe von 2,5 Mikrometern (PM2.5) einen verbindlichen Grenzwert geben. Die Massenkonzentration darf dann im Jahresmittel für PM2.5 den Wert von 25 Mikrogramm pro Kubikmeter nicht überschreiten. Die Festsetzung des bisher in der EU-Luftqualitätsrichtlinie angegebenen „Richtgrenzwert“ 20 Mikrogramm pro Kubikmeter ab 2020 wird im Rahmen der anstehenden Novellierung überprüft.

Die Leipziger Messungen zum Ultrafeinstaub stehen im Zusammenhang mit weiteren, breiter angelegter Forschungsarbeiten. Eine europäische Querschnittsstudie verglich für den Zeitraum 2008 bis 2010 die Konzentrationen an Ultrafeinstaub zwischen 8 und 700 Nanometern Größe in Helsinki, Stockholm, Kopenhagen und Leipzig. Die Anzahl der Partikel lag dabei zwischen 1700 pro Kubikzentimeter im ländlichen Finnland und 23 000 pro Kubikmeter an der Marylebone Road, einer verkehrsreichen Ausfallstraße in London, die pro Tag über 80 000 Fahrzeuge passieren. Die Messergebnisse aus der Leipziger Eisenbahnstraße betrugen zwar mit rund 13 000 Partikel pro Kubikzentimeter nur etwa die Hälfte der Werte aus der Londoner Marylebone Road, lagen wiederum aber deutlich über den Werten aus Helsinki, Stockholm und Kopenhagen. In einer Stadt kann sich die reale Belastung mit Ultrafeinstaub jedoch innerhalb weniger Meter stark unterscheiden. Zu diesem Ergebnis kamen Versuche des TROPOS und der Fachhochschule Düsseldorf, die im Sommer 2011 mit mobilen Geräten die Partikelkonzentrationen rund um den Leipziger Hauptbahnhof gemessen hatten, wo in den engen Straßenschluchten im Größenbereich zwischen 25 und 300 Nanometern teilweise Spitzenwerte von bis zu 50 000 Partikeln pro Kubikzentimeter registriert wurden. Zusammen mit Kollegen aus Helsinki, Stockholm, Kopenhagen und Athen arbeiten die Leipziger Troposphärenforscher nun an verbesserten Modellen zur Vorhersage von Feinstaubkonzentrationen in europäischen Städten.
Tilo Arnhold

Weitere Infos:
Dr. Wolfram Birmili, Prof. Alfred Wiedensohler,
Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (TROPOS)
Tel. +49-341-2717-7067, -7062
http://www.tropos.de/institut/ueber-uns/mitarbeitende/wolfram-birmili/
http://www.tropos.de/institut/ueber-uns/mitarbeitende/
und
Dr. Gunter Löschau
Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG)
Tel. +49-351-2612-5102
http://www.smul.sachsen.de/lfulg/index.html
oder via
Tilo Arnhold, TROPOS-Öffentlichkeitsarbeit
Tel. +49-341-2717-7060
http://www.tropos.de/aktuelles/pressemitteilungen/
und
Karin Bernhardt, LfULG-Pressestelle
Tel. +49-351-612-9002
http://www.smul.sachsen.de/lfulg/6446.htm

Publikationen:
zur Umweltzone Leipzig
Rasch, F.; Birmili, W.; Weinhold, K.; Nordmann, S.; Sonntag, A.; Spindler, G.; Hermann, H.; Wiedensohler, A.; Löschau, G. (2013): Signifikante Minderung von Ruß und der Anzahl ultrafeiner Partikel in der Außenluft als Folge der Umweltzone in Leipzig. Gefahrstoffe- Reinhaltung der Luft, 11-12/2013, Seite 483-489.
http://www.gefahrstoffe.de/gest/currentarticle.php?data[article_id]=76016
Die Untersuchungen wurden vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMU) im Rahmen des German Ultrafine Aerosol Network (GUAN) gefördert sowie vom Sächsischen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) unterstützt.

Josef Cyrys, Annette Peters, Jens Soentgen & H.-Erich Wichmann (2013): Low Emmission Zones Reduce PM10 Mass Concentrations and Diesel Soot in German Cities, Journal of the Air & Waste Management Association, DOI: 10.1080/10962247.2013.868380
http://dx.doi.org/10.1080/10962247.2013.868380

Löschau, Gunter; Wiedensohler, Alfred; Birmili, Wolfram; Rasch, Fabian; Spindler, Gerald; Müller, Konrad; Wolf, Uwe; Hausmann, Andrea; Böttger, Mathias; Anhalt, Mario; Herrmann, Hartmut (2013): Umweltzone Leipzig. Teil 2: Immissionssituation 2011. LfULG, 02.05.2013. https://publikationen.sachsen.de/bdb/artikel/18590

Löschau, G.; Wiedensohler, A.; Birmili, W.; Rasch, F.; Spindler, G.; Müller, K.; Wolf, U.; Hausmann, A.; Herrmann, H. (2012): Umweltzone Leipzig. Teil 1: Ausgangsbeurteilung. LfULG, 11.05.2012. https://publikationen.sachsen.de/bdb/artikel/14411

zu Ultrafeinstaub:
Bjarke Mølgaard, Wolfram Birmili, Sam Clifford, Andreas Massling, Kostas Eleftheriadis, Michael Norman, Stergios Vratolis, Birgit Wehner, Jukka Corander, Kaarle Hämeri, Tareq Hussein (2013): Evaluation of a statistical forecast model for size-fractionated urban particle number concentrations using data from five European cities. Journal of Aerosol Science, Volume 66, December 2013, Pages 96-110. http://dx.doi.org/10.1016/j.jaerosci.2013.08.012
Die Untersuchungen wurden vom Finnish Centre of Excellence der Academy of Finland gefördert.

Clemens von Bismarck-Osten, Wolfram Birmili, Matthias Ketzel, Andreas Massling, Tuukka Petäjä, Stephan Weber (2013): Characterization of parameters influencing the spatio-temporal variability of urban particle number size distributions in four European cities. Atmospheric Environment, Volume 77, October 2013, Pages 415-429. http://dx.doi.org/10.1016/j.atmosenv.2013.05.029
Die Messungen in Dänemark wurden von der Danish Environmental Protection Agency gefördert.

Birmili, W., Rehn, J., Vogel, A., Boehlke, C., Weber, K., and Rasch, F. (2013): Micro-scale variability of urban particle number and mass concentrations in Leipzig, Germany, Meteorolog. Z., 22(2), 155-165, April 2013. http://dx.doi.org/10.1127/0941-2948/2013/0394
Open Access:
http://www.schweizerbart.de/papers/metz/detail/22/80285/Micro_scale_variability_…
Die Untersuchungen wurden teilweise vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.

Links:
Studie von LfULG und TROPOS zur Wirkung der Umweltzone in Leipzig
http://www.tropos.de/forschung/atmosphaerische-aerosole/langzeit-prozess-und-tre…

German Ultrafine Aerosol Network (GUAN)
http://wiki.tropos.de/index.php/GUAN
Gunter Löschau (LfULG): Umweltzone Leipzig – Flop oder Top? (39. Verkehrsplanerisches und Verkehrsökologisches Kolloquium an der Technischen Universität Dresden, Fakultät Verkehrswissenschaften am 13. November 2013):
http://tu-dresden.de/die_tu_dresden/fakultaeten/vkw/ivs/oeko/dateien/vortraege_k…
Saubere Luft – (k)eine Selbstverständlichkeit!
http://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/luft/index.asp
Umweltzone Leipzig
http://www.leipzig.de/umwelt-und-verkehr/luft-und-laerm/umweltzone/
Interview mit Prof. Dr. Alfred Wiedensohler (detektor.fm vom 07.02.2012):
http://detektor.fm/politik/feinstaub-in-umweltzonen-auch-2011-zu-hohe-werte/

bisherige Pressemitteilungen zum Thema:
Erste gesundheitsrelevante Effekte durch die seit zwei Jahren bestehende Umweltzone nachgewiesen (Pressemitteilung vom 06.03.2013):
http://idw-online.de/pages/de/news522458
Strafminderung für Umweltzonenverstöße wäre ein falsches Signal (Pressemitteilung vom 16.02.2012):
https://idw-online.de/pages/de/news463727
Umweltzonen können Sinn haben, selbst wenn sie ihren eigentlichen Zweck nicht erfüllen (Pressemitteilung vom 29.09.2011):
http://www.tropos.de/news/pms/PM_%20Feinstaub_Notfalleinsaetze-Leipzig_STOTEN_11…

Das Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (TROPOS) ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft, die 89 selbständige Forschungseinrichtungen verbindet. Deren Ausrichtung reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Raum- und Sozialwissenschaften bis zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute bearbeiten gesellschaftlich, ökonomisch und ökologisch relevante Fragestellungen. Sie betreiben erkenntnis- und anwendungsorientierte Grundlagenforschung. Sie unterhalten wissenschaftliche Infrastrukturen und bieten forschungsbasierte Dienstleistungen an.
Die Leibniz-Gemeinschaft setzt Schwerpunkte im Wissenstransfer in Richtung Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Leibniz-Institute pflegen intensive Kooperationen mit den Hochschulen – u.a. in Form der WissenschaftsCampi – , mit der Industrie und anderen Partnern im In- und Ausland. Sie unterliegen einem maßstabsetzenden transparenten und unabhängigen Begutachtungsverfahren. Aufgrund ihrer gesamtstaatlichen Bedeutung fördern Bund und Länder die Institute der Leibniz-Gemeinschaft gemeinsam. Die Leibniz-Institute beschäftigen rund 17.200 Personen, darunter 8.200 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Der Gesamtetat der Institute liegt bei 1,5 Milliarden Euro.
http://www.leibniz-gemeinschaft.de

Weitere Informationen:
http://www.tropos.de/aktuelles/pressemitteilungen/details/wissenschaftliche-bele…
http://www.tropos.de/forschung/atmosphaerische-aerosole/langzeit-prozess-und-tre…

Quelle: idw

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IHK NRW trifft Fraunhofer: Wir in NRW für die Energiewende

Dipl.-Chem. Iris Kumpmann Abteilung Public Relations
Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT

Steigende Energiepreise bringen die Wirtschaft in Nordrhein-Westfalen an ihre Belastungsgrenze. Bei einer gemeinsamen Veranstaltung mit der Fraunhofer-Gesellschaft diskutierten mehr als 100 Teilnehmer aus Wirtschaft und Wissenschaft mögliche Beiträge von Industrie und Forschung zum Gelingen der Energiewende. Der Informationsabend fand am 20. März im Oberhausener Fraunhofer-Institut UMSICHT statt.

»Trotz der Belastungen stellen sich die Unternehmen den Herausforderungen der Energiewende, und wollen den eingeschlagenen Weg konstruktiv begleiten«, sagte Jutta Kruft-Lohrengel, Präsidentin der IHK zu Essen: »Neben einer umweltverträgliche Energieversorgung ist die nationale und internationale Wettbewerbsfähigkeit für unsere Betriebe von zentraler Bedeutung. Daher benötigen wir innovative Lösungen.«

Energiewende – Lösungen aus Industrie und Forschung

Professor Dr. Alfred Gossner, Vorstand Finanzen, Controlling und IT der Fraunhofer-Gesellschaft betonte: »Die Energiewende stellt eine gewaltige Herausforderung dar, die aber auch ein erhebliches Chancenpotenzial für die deutsche Wirtschaft aufweist. Insbesondere der starke Mittelstand in Deutschland kann mit innovativen Lösungen davon profitieren und einen Beitrag für eine nachhaltige Energieversorgung der Zukunft leisten.«

Wie Unternehmen von der anwendungsnahen Forschung bei Fraunhofer profitieren und so ihre Wettbewerbsfähigkeit stärken können, zeigten Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts IMS aus Duisburg und von Fraunhofer UMSICHT. Gemeinsam mit Transferpartnern aus der Industrie stellten sie Möglichkeiten zur effizienteren Energienutzung vor. Chancen bieten leistungsfähige elektrische Energiespeicher zur Eigenstromnutzung, wie Redox-Flow-Batterien, aber auch thermische Speicher für ungenutzte Abwärme. Zusätzlich präsentierten sie Lösungen zur Verbesserung des Raumklimas.

»Die Praxisbeispiele zeigen, wie Technologietransfer heute funktioniert: Die Wirtschaft liefert die Fragestellungen, die Forschung die passenden Antworten,« erklärte Michael F. Bayer, der die Veranstaltung als innovationspolitischer Sprecher von IHK NRW moderierte. Bayer ist sich sicher: »Wenn Wissenschaftler eng mit regionalen Unternehmen kooperieren, und wenn Forschungsergebnisse der Wirtschaft schnell und effizient zur Verfügung gestellt werden, dann können wir in NRW ein entscheidenden Beitrag zum Gelingen der Energiewende leisten.«

Weitere Informationen:
http://www.umsicht.fraunhofer.de/de/presse-medien/2014/nrw-energiewende-ihk.html

Quelle: idw

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Neuer Schnelltest für Fluorid-Nachweis im Trinkwasser (BAM-Pressemitteilung Nr. 2/2014)

Dr. Ulrike Rockland Pressestelle
Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM)

Der Zusatz von Fluorid zum Trinkwasser oder Zahncreme ist weit verbreitet und dient vor allem der Zahngesundheit und als vorbeugende Maßnahme gegen Knochenkrankheiten. Doch eine zu hohe Konzentration an Fluorid kann zu gesundheitlichen Problemen führen. Markantes Zeichen dieser Fluorose, die vor allem in Entwicklungsländern auftritt, sind bräunlich-gelbe Flecken auf den Zähnen. Nicht überall ist das fluorierte Trinkwasser auch unter ständiger Überwachung, so dass besonders Kinder zu viel Fluorid zu sich nehmen können.

Ein von der BAM Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung entwickelter sehr einfacher Farbschnelltest kann in Zukunft helfen, die Fluoridkonzentration leichter festzustellen.

Ähnlich wie der Lackmustest zur Bestimmung des pH-Wertes sieht man auf einem Papierstreifen mittels Farbveränderung, ob und wie viel Fluorid im Wasser gelöst ist. Die Konzentration wird durch gelb-grüne Punkte angezeigt. Je dunkler der Spot ist, desto mehr Fluorid liegt vor. Zum Einsatz kommt ein von der BAM entwickelter Farbstoff. „Dieser BODIPY-Amidothioharnstoff-Farbstoff wird als kleiner Punkt auf einen Streifen Nitrocellulose aufgebracht“, berichtet Pichandi Ashokkumar, der zu¬sammen mit Knut Rurack den Test entwickelt hat.

Der Papierstreifen wird dann zum Beispiel in ein Wasserglas getaucht. Anhand der Veränderung des Farbeindrucks kann der Tester die Konzentration ablesen. Aufgrund des gewählten chemischen Farbstoffes ist der Teststreifen auch wiederverwendbar. Doch so einfach das klingt, so schwierig gestaltete sich die Umsetzung. Denn das Fluorid lagert sich mittels Wasserstoffbrückenbindung an den Thioharnstoff an. Durch die Bindung kommt es zu einem Elektronentransfer, der die Fluoreszenz des Farbstoffs abschwächt, das heißt, der Farbstoff erscheint dann dunkler. „Der Trick war nun, ein Verfahren zu entwickeln, dass trotz der wässrigen Umgebung das Fluorid immer noch an den Thioharnstoff bindet und nicht der Sauerstoff des Wassers“, sagt Projektleiter Knut Rurack. Wie Tests zeigen, ist dies den Wissenschaftlern gelungen. Um das Ablesen der Farbveränderung noch besser als mit dem menschlichen Auge auswerten zu können, kann der Teststreifen auch mit der eingebauten Kamera eines Mobiltelefons erfasst werden.

Die Fluorierung von Trinkwasser ist eine verbreitete Praxis. In Europa wird dies beispielsweise in Großbritannien, Irland und der Schweiz praktiziert. Auch die USA fluoriert ihr Trinkwasser. Erst im Jahr 2011 hatte die US Environmental Protection Agency (EPA) den Richtwert für Fluorid in Trinkwasser von 1 auf 0,7 Parts per Million (ppm) reduziert und sich damit anderen Ländern angeschlossen. Die Nachweisgrenze des neuen Fluoridtests liegt bei 0,2 ppm. Der Test wurde mit verschiedenen Wasserproben getestet, unter anderem mit Leitungs- und Meerwasser. „Der Test wird durch andere Ionen, die im Leitungs- oder Salzwasser vorkommen, nicht gestört“, berichtet Rurack. Probleme können allerdings zu hohe Phosphatkonzentrationen bereiten, wie sie beispielsweise in einigen Zahncremes zu finden sind. Ein mögliches Einsatzgebiet ihres Testes sehen die Wissenschaftler vor allem in Asien und Afrika.

Kontakt:
Dr. rer. nat. Knut Rurack
Abteilung 1 Analytische Chemie, Referenzmaterialien
E-Mail: Knut.Rurack@bam.de

„Fluorometrischer Nachweis von Fluorid in wässriger Lösung mittels Teststreifen und einem BODIPY-Wasserstoffbrückenrezeptor-Konjugat“, Pichandi Ashokkumar, Hardy Weißhoff, Werner Kraus und Knut Rurack, Angew. Chem. 2014, 126, 2257-2261

Quelle: idw

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Website zum KfW-Programm „Energetische Stadtsanierung“ gestartet

Christian Schlag Stab Direktor
Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR)

Eine neue Website des Bundesbauministeriums und des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) informiert über das KfW-Programm 432 „Energetische Stadtsanierung“.

Interessierte Kommunen und Projektakteure erhalten darin zahlreiche Anregungen zu Quartierskonzepten und dem Sanierungsmanagement. Informationen gibt es zu Fördermöglichkeiten, den Pilotprojekten des Programms und zur Begleitforschung. Die Website wird fortlaufend um Hinweise aus der Praxis erweitert.

Mit dem 2011 gestarteten KfW-Programm wird der energetische Sanierungsprozess vom Einzelgebäude hin zum Quartier erweitert. Gebäudesanierung, Energieversorgung und der Einsatz erneuerbarer Energien werden in integrierten Konzepten verknüpft. Das Programm ermöglicht flexible Strategien, die sich in vielen Gebieten umsetzen lassen – von historischen Altstädten über große Wohnsiedlungen bis hin zu Quartieren am Stadtrand. Kommunen, Wohnungswirtschaft, private Eigentümer, Mieter und Energieversorger ziehen an einem Strang und arbeiten gemeinsam an der Umsetzung.

Städtebauliche Labore

„Um die ambitionierten Klimaschutzziele zu erreichen, müssen wir die energetische Sanierung auf eine breite städtebauliche Basis stellen. Die Erfahrungen der Pilotprojekte sind sowohl für die Weiterentwicklung des Förderprogramms als auch für die kommunale Praxis besonders wichtig. Die auf der Website vorgestellten Beispiele machen deutlich, was schon jetzt möglich ist“, erklärt BBSR-Direktor Harald Herrmann.

Die Pilotprojekte wurden im Rahmen der Einführung des KfW-Programms „Energetische Stadtsanierung“ 2011 auf Vorschlag der Bundesländer ausgewählt. Bundesweit sind heute 61 Quartiere an der Erstellung integrierter energetischer Quartierskonzepte und der Einführung von Sanierungsmanagements beteiligt. Das BBSR begleitet die Projekte wissenschaftlich, unterstützt den Ergebnistransfer und erarbeitet Handlungsempfehlungen für die Weiterentwicklung des Programms.

Weitere Informationen: http://www.energetische-stadtsanierung.info

Kontakt:
Christian Schlag
Stab Direktor und Professor
Tel. :+49 228 99401-1484
christian.schlag@bbr.bund.de

+++

Das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) ist eine Ressortforschungseinrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB). Es berät die Bundesregierung bei Aufgaben der Stadt- und Raumentwicklung sowie des Wohnungs-, Immobilien- und Bauwesens.

Quelle: idw

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Weltwassertag 2014: Abwasser als regenerative Energiequelle?

Dr.-Ing. Bodo Weigert Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
KompetenzZentrum Wasser Berlin gGmbH (KWB)

Kompetenzzentrum Wasser Berlin erforscht seit einigen Jahren, wie Prozesse der Wassergewinnung und Abwasserbehandlung energieeffizienter gestaltet oder sogar Energie erzeugen können.

Der von den Vereinten Nationen jedes Jahr zum 22. März ausgerufene Weltwassertag steht in diesem Jahr unter dem Motto „Wasser und Energie“.
Die UN möchten die Aufmerksamkeit darauf lenken, dass die Bereitstellung von Trinkwasser und auch die Behandlung von Abwasser immer mit der Verfügbarkeit und Verbrauch von Energie verbunden ist. Die UN schätzt, dass weltweit ungefähr 8 % des jährlichen Strombedarfs für Transport und Behandlung von Wasser und Abwasser benötigt wird. Gleichzeitig ist die Produktion von Strom in thermischen Kraftwerken immer von der Verfügbarkeit von Wasser zur Kühlung abhängig. Nicht zuletzt wird über 15 Prozent der weltweiten Stromversorgung in Wasserkraftwerken erzeugt.

Tatsächlich ist nach der Energiewende in Deutschland gerade der Zusammenhang von Wassernutzung und Energieverbrauch immer mehr in den Fokus gerückt. Die kommunale Abwasserbehandlung zählt zu den größten Energieverbrauchern in Kommunen. Wegen des wachsenden Kostendrucks, aber auch zur Erfüllung der Klimaziele ist man daher intensiv bemüht, hier besser zu werden.

Aus diesem Grund arbeitet das Kompetenzzentrum Wasser Berlin in mehreren Projekten daran, die Prozesse der Trinkwassergewinnung und Abwasserbehandlung effizienter zu gestalten. Beispielsweise konnten wir im gerade abgeschlossenen Projekt CARISMO zeigen, dass Klärwerke mit neuer Verfahrensführung sogar einen Energieüberschuss produzieren könnten durch konsequente Nutzung der im Abwasser enthaltenen chemischen Energie. Diese Energiemenge beträgt rund 4 Kilowattstunden pro Kubikmeter Abwasser, die in herkömmlichen Klärwerken im Belebungsbecken durch Zufuhr von Luftsauerstoff von Mikroorganismen zu Kohlendioxid „veratmet“ und damit vernichtet wird. In CARISMO wurde der klassische Klärprozess versuchsweise so umgestaltet, dass ein Großteil der im Rohabwasser enthaltenen energiereichen Stoffe bereits im Zulauf der Kläranlage abgefangen und direkt in die Schlammfaulung geschickt wird. Ergebnisse einer umfassenden Energiebilanz zeigen, dass das CARISMO-Konzept den Biogasertrag im Vergleich zu Referenzverfahren um 80% steigern kann, ohne die Reinigungsleistung, das Hauptziel der Abwasserreinigung, zu verschlechtern.

Bei konsequenter Umsetzung dieses Verfahrens könnte sich Abwasser zu einer neuen regenerative Energiequelle entwickeln.

Weitere Informationen zu unseren Projekten sind auf unserer Homepage oder in unserer Presseinformation „Wasserwirtschaft in der Energiewende“ zu finden.

Weitere Informationen:
http://www.kompetenz-wasser.de

Quelle: idw

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Netzwerk „Wasser&Technik“ sucht Verstärkung

Christian Colmer Pressestelle
ttz Bremerhaven

Das ttz Bremerhaven baut ein Innovations-Netzwerk für Wasser- und Abwassertechnik auf. Interessierte Unternehmen und Kommunen können dem Netzwerk ab sofort beitreten.

Thales von Milet lehrte, der Ursprung aller Dinge sei das Wasser. Darüber kann man streiten. Unbestreitbar hingegen ist, dass das nasse Element Ausgangspunkt für das Netzwerk Wasser&Technik ist. Denn die technische Beherrschung von Wasser wirft Fragen auf, die nur im Verbund gelöst werden können. Das unabhängige Forschungsinstitut ttz Bremerhaven bildet deshalb ein Konsortium aus Unternehmen und Kommunen, das bereits im April 2014 die Arbeit aufnehmen soll. Für weitere Teilnehmer ist das Netzwerk offen.

Das Wasser&Technik-Netzwerk wird sich inhaltlich mit verschiedenen Themen der Wasseraufbereitung in unterschiedlichen Branchen auseinandersetzen. In thematischen Arbeitsgruppen sollen aktuelle Fragestellungen diskutiert und konkrete Lösungen für maritime Akteure, die Aquakulturbranche, Städte und Kommunen, die Lebensmittelindustrie und Energiewirtschaft sowie für landwirtschaftliche Endnutzer erarbeitet werden. Die Gründungsmitglieder kommen aus dem gesamten Bundesgebiet, die Netzwerkleitung wird das ttz Bremerhaven übernehmen.

Das Netzwerk ist grundsätzlich für Unternehmen jeder Größe offen und lebt von der Heterogenität seiner Mitglieder. Durch den Zusammenschluss verschiedener Kompetenzbereiche und Unternehmensphilosophien unter einer Dachorganisation können Schnittstellen zwischen den beteiligten Unternehmen und ihren Arbeitsbereichen optimal genutzt werden. Vor allem für kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) stellt Ressourcenmangel in Bezug auf Kapital, Personal und Infrastruktur eine große Hürde hinsichtlich der Durchführung eigener Forschungs- und Entwicklungs-Leistungen dar. KMU sollen deshalb durch die Einbindung in ein Kompetenz-Netzwerk gezielt unterstützt werden.

Im Februar fand bereits ein erstes Treffen mit einem Großteil der zukünftigen Mitgliedsunternehmen statt; ein weiteres Treffen ist für Ende Mai geplant. Mit Wasser&Technik stellt das ttz Bremerhaven seine aktuellen Netzwerk-Aktivitäten im Rahmen einer Langfrist-Strategie auf eine deutlich breitere Basis. Das Fundament bilden dabei vor allem die in den vergangenen Jahren in den Netzwerken MS INNOVATION (http://www.ms-innovation.net) und AQUZENTE (http://www.aquzente.net) gewonnenen Erfahrungen.

Zur Co-Finanzierung der Aktivitäten werden derzeit Fördermittel des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi) im Rahmen des Zentralen Innovationsprogramms Mittelstand (ZIM) beantragt.

Das ttz Bremerhaven ist ein unabhängiges Forschungsinstitut und betreibt anwendungsbezogene Forschung und Entwicklung. Unter dem Dach des ttz Bremerhaven arbeitet ein internationales Experten-Team in den Bereichen Lebensmittel, Umwelt und Gesundheit. Seit mehr als 25 Jahren begleitet es Unternehmen jeder Größenordnung bei der Planung und Durchführung von Innovationsvorhaben und der Akquisition entsprechender Fördermittel auf nationaler und europäischer Ebene. http://www.ttz-bremerhaven.de

Fachliche und organisatorische Fragen zum Netzwerk Wasser&Technik beantwortet gerne:
Dipl.-Wi.-Ing. Birte Ostwald
Teamleiterin Wasser-, Energie- und Landschaftsmanagement
ttz Bremerhaven
Wasser-, Energie- und Landschaftsmanagement
An der Karlstadt 6
D-27568 Bremerhaven (Germany)
Phone: +49 (0)471 80934 103
Mobil: +49 (0)175 1866 260
FAX: +49 (0)471 80934 199
bostwald@ttz-bremerhaven.de

Weitere Informationen:
http://www.ttz-bremerhaven.de
http://www.ms-innovation.net
http://www.aquzente.net

Quelle: idw

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Rohrleitungen umweltschonender verlegen

Rüdiger Mack Marketingkommunikation
FIZ Karlsruhe – Leibniz-Institut für Informationsinfrastruktur GmbH

Neues Verfahren benötigt weniger Platz und spart Kosten

Die oberflächennahe Verlegung von Rohrleitungen bedeutet meist einen massiven Eingriff in die Umwelt. Sie kann bis zu 50 Meter breite Trassen verursachen. Das BINE-Projektinfo „Expressbau für Pipelines“ (04/2014) stellt ein Verfahren vor, das weniger als ein Fünftel der üblichen Breite benötigt. Die Stahl- oder Betonrohre können für Wärmenetze genutzt werden und weiter entfernt liegende Kunden schneller und umweltschonender anbinden.

Bisher entstehen für den Bau von Gräben, Bodenzwischenlagerungen, Materialtransport und Materiallager Korridore auf einer Breite von bis zu 50 Metern über die gesamte Trassenlänge. Die Folgen für die Umwelt sind trotz Rekultivierungen auch nach Jahren noch sichtbar. Mit dem Pipe-Express-Verfahren ist es nicht mehr erforderlich, Gräben aufwendig auszuheben. Da der Aufwand für Maßnahmen zur Renaturierung sich reduziert, können Kosten gespart werden.

Beim „Pipe Express“ bohrt sich eine Tunnelbohrmaschine durch den Boden. Eine Abbaueinheit löst diesen und fördert ihn direkt an die Oberfläche. Für den nötigen Vorschub sorgt ein verankertes Presselement (Pipe Thruster). Es schiebt die Rohrleitung simultan in das horizontal erzeugte Bohrloch. Ein Fahrer im Operatorfahrzeug überwacht und steuert die Anlage entlang der Trasse. Über die so verlegten Pipelines können Fern- und Nahwärme, Kommunikations- und Datenleitungen, Stromkabel, Öl, Gas sowie Wasser übertragen oder transportiert werden. Für die Einbindung von Geothermiekraftwerken in die Wärmeversorgung von Siedlungen kann das Pipe-Express-Verfahren zukünftig eine größere Rolle spielen.

Das Pipe-Express-Verfahren wurde von der Herrenknecht AG entwickelt und aus Mitteln des Bundesumweltministeriums gefördert.

BINE Informationsdienst ist ein Service von FIZ Karlsruhe und wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) gefördert.

FIZ Karlsruhe – Leibniz-Institut für Informationsinfrastruktur ist eine gemeinnützige Gesellschaft, die im öffentlichen Auftrag weltweit publizierte wissenschaftliche Information zugänglich macht und entsprechende Dienstleistungen zur Verfügung stellt. FIZ Karlsruhe hat die Aufgabe, den nationalen und internationalen Wissenstransfer und die Innovationsförderung zu unterstützen.

Weitere Informationen:

http://www.bine.info/en – BINE Informationsdienst englisch
http://www.twitter.com/bineinfo – Folgen Sie BINE Informationsdienst aktuell auf Twitter
https://www.facebook.com/BINE.Informationsdienst – Auch als Social Media mehr News und Infos rund um die Uhr

Quelle: idw

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Ein Fluss fließt – und was, wenn nicht?

Karl-Heinz Karisch Pressestelle des Forschungsverbundes Berlin e.V.
Forschungsverbund Berlin e.V.

Temporäre Fließgewässer – also Bäche und Flüsse, die nur zeitweise Wasser führen – machen einer Untersuchung von Wissenschaftlern unter Beteiligung des Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) und der Freien Universität Berlin (FU) mehr als die Hälfte des globalen Flussnetzwerkes aus. In den politischen Managementstrategien der meisten Länder finden sie dennoch keine Berücksichtigung.

Die wichtigsten wissenschaftlichen Informationen zur Bedeutung dieser Ökosysteme haben internationale Wissenschaftler, darunter Klement Tockner vom IGB und von der FU, nun in den aktuellen Ausgaben der Zeitschriften Science und BioScience veröffentlicht. Denn, auch wenn es ungewöhnlich klingt, natürlich trockenfallende Gewässer sind Zentren der biologischen Vielfalt und übernehmen für den Menschen wichtige Funktionen.

Unterhalb des 60. Breitengrades führen sogar 70 Prozent aller Flüsse nur zwischenzeitlich Wasser. Für die lokale Bevölkerung sind diese temporären Gewässer von hoher Bedeutung: Sie dienen dem Fischfang, der Bewässerung von Feldern und speisen das Grundwasser. Durch Übernutzung fallen jedoch mehr und mehr Flüsse zeitweise trocken, darunter so bekannte Ströme wie der Nil, der Rio Grande und der Colorado River. Aber auch in Deutschland trocknen den Erkenntnissen zufolge bisher permanent wasserführende Gewässer vermehrt aus, besonders in den östlichen Bundesländern, wo kleine Änderungen im Niederschlag oder im Grundwasserstand massive Auswirkungen auf den Oberflächenabfluss haben können. Begünstigt wird das Trockenfallen durch Entwässerungen und Begradigungen.

Fehlendes oder schlechtes Management beeinträchtigt nicht nur die temporären Gewässer selbst, sondern kann sich schwerwiegend und irreversible auf die Wasserquantität und -qualität von Seen, Trinkwasserspeichern und Meeresküsten auswirken. So können die hohen Mengen an Nährstoffen und organischem Material während Starkregenereignissen zu massiven Fischsterben in flussabwärts gelegenen Gewässern führen.

Unterschiedliche Länder – unterschiedliche Ansätze
Die Debatte, wie diese Gewässer in der Umweltpolitik zu behandeln sind, wird in vielen Ländern geführt – gerade auch angesichts des Klimawandels, der die Wasserverfügbarkeit stark verändern wird. In der Europäischen Union werden temporäre Gewässer je nach „Typologie“ als Gewässer anerkannt, oder eben auch nicht. Die Definition wird von den Gesetzgebungen der EU-Staaten unterschiedlich ausgelegt. In Australien jedoch, wo ein Großteil der Flüsse nur zeitweise Wasser führt, werden diese bereits als Gewässer klassifiziert und daher auch bei Managementmaßnahmen berücksichtigt. In den USA steht derzeit ein geplantes Gesetz des dortigen Umweltbundesamtes (US-EPA) zum Schutz von temporären Gewässern in Diskussion. Es geht um die grundlegende Frage, ob ein umfassender Schutz dieser Ökosysteme zu kostspielig wäre, oder ob temporäre Gewässer als ökologisch besonders wertvoll und zugleich gefährdet einzustufen seien. Mit den vorliegenden Arbeiten werden grundlegende Informationen bereitgestellt, um eine solche Entscheidung von hoher politischer Bedeutung zu unterstützen.

Ein junges Forschungsgebiet mit neuen Perspektiven
Die Ökologie von temporären Flüssen ist noch ein relativ junges Forschungsgebiet. Neue Sensoren und Messmethoden ermöglichen Wissenschaftlern genauere Aussagen zu deren Ausbreitung und Funktion. Die biologische Vielfalt dieser Lebensräume wurde bislang jedoch vernachlässigt. Dabei zeigt sich, dass natürlicherweise trockenfallende Gewässer eine einzigartige terrestrische Fauna beherbergen und die Artenvielfalt oft deutlich höher als entlang stabiler Abschnitte ist.

Hingegen sind Gewässer die durch menschlichen Einfluss austrocknen, zumeist artenarm, da diese zugleich durch andere Stressoren wie Verschmutzung und Verlust an Lebensräumen belastet sind.

„Temporäre Gewässer sind weltweit verbreitet und Teil unserer natürlichen Umwelt. Daher müssen sie bei Managementmaßnahmen entsprechend berücksichtigt und über Ländergrenzen hinweg einheitliche Regelungen gefunden werden. Wir können nicht die Hälfte aller Fließgewässer ignorieren und dabei riskieren, wichtige Lebensräume für Mensch und Natur zu verlieren. Die Folgekosten können langfristig weitaus höher ausfallen als für den Schutz dieser Gewässer benötigt werden“, betont Klement Tockner.

Quellen:
Acuña V, Datry T, Marshall J, Barceló D, Dahm CN, Ginebreda A, McGregor G, Sabater S, Tockner K, Palmer MA (2014) Why should we care about temporary water ways? Science 343: 1080-1081 (publiziert am 7. März 2014).
Datry T, Larned S, Tockner K (2014) Intermittent rivers: a challenge for freshwater ecology. BioScience In press.

Kontakt:
Prof. Dr. Klement Tockner
Direktor des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) und Wissenschaftler der Freien Universität Berlin
E-Mail: tockner@igb-berlin.de
Tel.: +49 (0)30 64181 601

Angelina Tittmann
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)
E-Mail: tittmann@igb-berlin.de
Tel.: + 49 (0)30 64181 631

Weitere Informationen zum IGB:
Forschen für die Zukunft unserer Gewässer: Das ist die wesentliche Aufgabe des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB), das bundesweit größte Forschungszentrum für Binnengewässer. Es gehört zum Forschungsverbund Berlin e. V., einem Zusammenschluss von acht natur-, lebens- und umweltwissenschaftlichen Instituten in Berlin. Die vielfach ausgezeichneten Einrichtungen sind Mitglieder der Leibniz-Gemeinschaft.
Die Arbeiten des IGB verbinden Grundlagen- mit Vorsorgeforschung als Basis für die nachhaltige Bewirtschaftung der Gewässer. Das IGB untersucht dabei die Struktur und Funktion von aquatischen Ökosystemen unter naturnahen Bedingungen und unter der Wirkung multipler Stressoren. Forschungsschwerpunkte sind unter anderem die Langzeitentwicklung von Seen, Flüssen und Feuchtgebieten bei sich rasch ändernden globalen, regionalen und lokalen Umweltbedingungen, die Entwicklung gekoppelter ökologischer und sozioökonomischer Modelle, die Renaturierung von Ökosystemen und die Biodiversität aquatischer Lebensräume.

Die Arbeiten erfolgen in enger Kooperation mit den Universitäten und Forschungsinstitutionen der Region Berlin/Brandenburg und weltweit.

Weitere Informationen:
http://www.igb-berlin.de

Quelle: idw

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Neue Wege in der Therapie von Schlafstörungen

Henning Zuehlsdorff Pressestelle
Leuphana Universität Lüneburg

Erholsamer Schlaf läßt sich erlernen – Forscher der Leuphana Universität Lüneburg haben das erste Onlinetraining in Deutschland entwickelt, mit dem gestresste Berufstätige gezielt trainieren können, besser zu schlafen. Vom 10. bis 14. März 2014 stellen sie ihr „GET.ON Regenerations-Training“ auf der weltgrößten Computermesse CeBIT in Hannover auf dem Gemeinschaftsstand des Landes Niedersachsen (C28 in Halle 9) vor.

Menschen mit Schlafproblemen können mit der neuen Methode in sechs Wochen via Internet wirksame Techniken zur Erholung insbesondere von beruflicher Belastung erlernen. Erste Tests belegen den Erfolg des Angebotes: 80 Prozent der Testpersonen gaben an, ihre Schlafprobleme hätten sich deutlich verbessert, fast 40 Prozent waren sogar komplett symptomfrei.

„Regeneration funktioniert über die drei Bausteine gedankliches Abschalten, erholsamer Schlaf und aktives Erholen“, erklärt Dr. Dirk Lehr von der Leuphana-Forschergruppe „GET.ON GesundheitsTraining.Online“. Der erholsame Schlaf habe in diesem Zusammenhang die größte Bedeutung.

Im GET.ON Regenerations-Training absolvieren die Teilnehmer jede Woche eine etwa einstündige Übungseinheit mit Videos, Texten und Aufgaben. Eingeübt werden dabei nachweislich wirksame Schlafregeln wie „Schlafen Sie nicht tagsüber!“ oder „Benutzen Sie das Bett ausschließlich zum Schlafen!“. Außerdem trainieren die Teilnehmer Techniken, die eine gedankliche Distanzierung von beruflichen Problemen fördern, etwa mit Hilfe eines „Dankbarkeits-Tagebuchs“. Es dient dazu, jeden Abend fünf positive Begebenheiten zu notieren. „In unserem Training legen wir großen Wert darauf zu vermitteln, wie es gelingt, dass nach der Arbeit auch die Gedanken Feierabend machen. Denn erholsamer Schlaf kann sich nur einstellen, wenn der Kopf zur Ruhe kommt“, betont die Erholungsforscherin Hanne Thiart. Sie gehört ebenfalls zum Team von Dirk Lehr.

Ab April 2014 wird das Training mit Unterstützung der Unfallkasse NRW im Rahmen einer großen Studie kostenlos unter www.geton-training.de im Netz angeboten. „Das GET.ON Regenerationstraining schließt eine Lücke“, sagt Dr. Heinz Hundeloh, Bereichsleiter Bildungseinrichtungen der Unfallkasse. „Denn bislang bestand in Deutschland eine Unterversorgung an wirksamen Angeboten für Menschen mit stressbedingten Schlafstörungen.“ Dabei ist jeder zehnte Deutsche betroffen. Kennzeichen der als Krankheit eingestuften Insomnie sind Einschlafprobleme, nächtliche Ruhelosigkeit, Früherwachen und beeinträchtigte Leistungsfähigkeit. „Internet-Gesundheitstrainings sind wegweisend, weil sie zeit- und ortsunabhängig verfügbar sind, eine niedrige Einstiegsschwelle haben und von vielen Menschen gleichzeitig genutzt werden können“, sagt Hundeloh.

Das neue Training ist eines von neun psychologischen Online-Therapieprogrammen, die die Psychologen und Gesundheitswissenschaftler der Forschergruppe „GET.ON GesundheitsTraining.Online“ im Innovations-Inkubator der Leuphana Universität Lüneburg derzeit entwickeln und erproben. Die Arbeit der Lüneburger Forscher stößt auf großes Interesse: Bis Februar dieses Jahres hatten sich bereits mehr als 11.000 Menschen zur Teilnahme an einer der Studien angemeldet. Besserer Schlaf wird neben Stressbewältigung am stärksten nachgefragt.

Kontakt
Leuphana Universität Lüneburg
Dr. Dirk Lehr
Psychologischer Psychotherapeut und operativer Projektleiter
GET.ON GesundheitsTraining.Online
Fon 04131-677-7635
Email dirk.lehr@inkubator.leuphana.de

Weitere Informationen:
http://www.geton-training.de

Quelle: idw

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Bioabfälle zu Biomethan: Konzepte für fünf europäische Städte

Uwe Krengel Pressestelle
Fraunhofer Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik IWES

Das Abfallmanagement stellt viele europäische Regionen noch immer vor Probleme. Dabei kann organischer Müll durchaus nachhaltig weiter verarbeitet werden. Das Projekt „UrbanBiogas“, dessen Ergebnisse das Kasseler Fraunhofer-Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik (IWES) heute auf dem „Europäischen Biomethanworkshop“ in Brüssel vorstellt, zeigt, wie Kommunen und Städte ihre Bioabfälle zu Biomethan aufbereiten und damit einer nachhaltigen Nutzung zuführen.

„Wir sehen in der Biogasproduktion aus Abfällen eine zukunftsweisende Technologie, um Müllentsorgungsprobleme vor allem in Städten zu lösen und die Erreichung der europäischen Zielvorgaben zur Abfallreduktion und Nutzung erneuerbarer Energien zu unterstützen“, betont Uwe Hoffstede, am IWES Leiter der Biogasanlagentechnik. Deswegen unterstütze das im Rahmen des EU-Programms „Intelligent Energy for Europe“ geförderte Projekt „UrbanBiogas“ den Ansatz „Abfall zu Biomethan“ (Waste to Biomethan – WtB). Ziel sei es, für die am Projekt beteiligten Städte Abrantes (Portugal), Gydnia (Polen), Graz (Österreich), Zagreb (Kroatien) und Valmiera (Lettland) ein jeweils individuelles und tragfähiges WtB-Konzept zu entwickeln und auf den Weg zu bringen.

Technik zur Biogasaufbereitung zuverlässig
„Die Technik zur Biogasaufbereitung steht zur Verfügung und arbeitet zuverlässig“, erklärt der IWES-Experte für Gasaufbereitung und Gaseinspeisung, Michael Beil. Im Rahmen von „UrbanBiogas“ haben die IWES-Wissenschaftler die für die Energieversorgung und Müllentsorgung Verantwortlichen in den fünf Partnerstädten gezielt geschult. Zum Trainingsprogramm gehörten nicht nur technologische Verfahren und Betriebskonzepte der Produktion und Aufbereitung von Biogas, sondern auch Finanzierungswege und die Mechanismen der Wertschöpfungskette. „Gemeinsam mit den Arbeitsgruppen unserer Projektpartner ist es uns gelungen, Konzepte zu entwickeln, die die Reststoffpotenziale in der jeweiligen Region ausschöpfen und die sowohl technisch als auch wirtschaftlich umsetzbar sind“, zieht Beil nach dreijähriger Projektarbeit eine positive Bilanz.

Partnerstädte in Portugal, Polen, Österreich, Kroatien und Lettland
Alle fünf Partnerstädte wollen diese Konzepte nun in die Praxis umsetzen und damit einen wertvollen Beitrag zum Klimaschutz und zur Erreichung der von der Europäischen Union vorgegebenen Ausbauziele für die erneuerbaren Energien leisten. So will unter anderem die lettische Stadt Valmiera noch in diesem Jahr mit der Bauplanung für eine Biogasanlage beginnen und für dieses Projekt rund 1,5 Millionen Euro in die Hand nehmen. Ziel ist es, die rund 7000 Tonnen, die hier jährlich an organischen Reststoffen anfallen, und die rund 3000 Tonnen Grünschnitt pro Jahr energetisch für die direkte Verstromung zu nutzen statt diese Bioabfälle wie bislang zu kompostieren. Experten gehen davon aus, dass mit dieser Menge ca. 3000 MWh Strom erzeugt werden können. Dies würde den Jahresbedarf von rund 800 privaten Haushalten decken.

Europäischer Biomethanworkshop informiert über Ergebnisse
Im Rahmen des „Europäischen Biomethanworkshops“ informierten die IWES-Wissenschaftler in Brüssel ihre europäischen Kollegen über die Erkenntnisse aus dem Projekt „UrbanBiogas“. Im Fokus stand hierbei die Entwicklung des Biomethanmarktes in Europa, seine Wertschöpfungskette und die effiziente Biomethannutzung in den beteiligten Partnerländern. „Nach unserer Einschätzung stehen die Hersteller von Biogasanlagen in den Startlöchern, um ihre Anlagen nach dem Einbruch des deutschen Marktes europaweit zu vermarkten“, sagt Beil. Weitere Schwerpunkte der Veranstaltung waren die Biomethanprojekte „GreenGrasGrids“ und „Biomaster“.

Projektseite „UrbanBiogas“ http://s.fhg.de/HmL
Veranstaltungsseite: http://european-biogas.eu/events/biomethane-workshop/

Fachansprechpartner:
Dipl.-Ing. Uwe Hoffstede
Gruppenleiter Biogasanlagentechnologie
Telefon +49 561 7294-438
uwe.hoffstede@iwes.fraunhofer.de

Dipl.-Ing. Michael Beil
Gruppenleiter Gasaufbereitung, -einspeisung und -netze
Telefon +49 561 7294-421
michael.beil@iwes.fraunhofer.de

Weitere Informationen:
http://www.iwes.fraunhofer.de

Quelle: idw

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Arbeitskosten: Normalisierung nach lange unterdurchschnittlicher Entwicklung

Rainer Jung Abt. Öffentlichkeitsarbeit
Hans-Böckler-Stiftung

Die Arbeitskosten in der deutschen Privatwirtschaft sind nach neuen Daten des Statistischen Bundesamtes im Jahr 2013 um 2,4 Prozent gestiegen. Im dritten Quartal 2013, für das Vergleichsdaten vorliegen, war der Anstieg stärker als in anderen EU-Staaten. Doch dem steht eine langjährige gegenläufige Entwicklung gegenüber. Das zeigt der europäische Arbeitskostenreport des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) in der Hans-Böckler-Stiftung*: Von 2000 bis zum Ausbruch der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008 wuchsen die Arbeitskosten in Deutschland im Jahresdurchschnitt um lediglich 1,8 Prozent, während es im Mittel der Währungsunion 3 und im Durchschnitt der EU 3,6 Prozent waren. Selbst im Mittel der Jahre 2008 bis 2012 lag der Anstieg in Deutschland mit 2,2 Prozent geringfügig unter der Entwicklung in Eurozone und EU (je 2,3 Prozent) – trotz zum Teil drastischer Rückgänge in den Euro-Krisenstaaten, die die Durchschnittswerte nach unten ziehen.

Im gesamten Zeitraum zwischen 2000 und 2012 nahmen die Arbeitskosten der deutschen Privatwirtschaft um durchschnittlich 1,9 Prozent pro Jahr zu. Im Euroraum waren es hingegen 2,8 Prozent und in der gesamten EU 3,2 Prozent. Der gleiche Trend einer lediglich langsamen Annäherung zeigt sich bei den Lohnstückkosten, welche die Arbeitskosten ins Verhältnis zur Produktivität setzen.

Der stärkere Anstieg der deutschen Arbeitskosten in den vergangenen Jahren sei daher lediglich eine nachholende Normalisierung, betont Prof. Dr. Gustav A. Horn, der wissenschaftliche Direktor des IMK. „Die Arbeitskostenentwicklung spiegelt wider, dass die Löhne endlich wieder etwas stärker steigen. Es wäre gesamtwirtschaftlich positiv, wenn sich diese Entwicklung noch verstärkt“, so Horn. Eine durch Lohnzuwächse gestützte stärkere Binnennachfrage trage dazu bei, das Wirtschaftswachstum in Deutschland auf eine breitere Basis zu stellen und die nach wie vor erheblichen Ungleichgewichte im Euroraum zu reduzieren. „Die internationale Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft ist trotz etwas höherer Arbeitskosten nach wie vor sehr groß, wie nicht zuletzt die Rekordüberschüsse im vergangenen Jahr gezeigt haben.“

Alexander Herzog-Stein, Heike Joebges, Ulrike Stein, Rudolf Zwiener: Arbeitskostenentwicklung und internationale Wettbewerbsfähigkeit in Europa. Arbeits- und Lohnstückkosten in Europa in 2012 und im 1. Halbjahr 2013, IMK Report Nr. 88, Dezember 2013

Ansprechpartner in der Hans-Böckler-Stiftung

Prof. Dr. Gustav Horn
Wissenschaftlicher Direktor IMK
Tel.: 0211-7778-331
E-Mail: Gustav-Horn@boeckler.de

Quelle: idw

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Wenn beim Autofahren die Kontraste verschwimmen – Nachtfahreignung durch Augentest prüfen

Anna Julia Voormann Pressestelle
Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft

München – Zur kalten Jahreszeit behindern schlechte Sichtverhältnisse, Regen und Nebel viele Autofahrer. Eine Sehschwäche erschwert dies zusätzlich, insbesondere bei Fahrten im Dunkeln. Studien zeigen, dass schlechte Sicht das Unfallrisiko bei Nacht deutlich erhöht. Seit Juli 2011 schreibt die Fahrerlaubnisverordnung (FeV) deshalb die ärztliche Prüfung des Dämmerungs- oder Kontrastsehens und für Augenärzte auch die der Blendempfindlichkeit vor. Jeder Führerscheinbewerber, der den Sehtest nicht besteht, muss sich vom Augenarzt untersuchen lassen. Auch für Nutzfahrzeugführer wie Bus- oder Lkw-Fahrer ist dies Pflicht.

Neue Tests geben jetzt mehr Klarheit über die Nachtfahreignung, so die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG). Erreicht eine Testperson die Grenzwerte nicht, könnten Augenärzte den meisten Betroffenen helfen. Zunächst gelte es, etwa durch Brillen oder Medikamente, das Nachtsehen zu verbessern.

„Wer mit und ohne Blendung die stärkste Kontraststufe nicht erkennt, sollte nachts nicht fahren“, betont Professor Dr. Dr. med. Bernhard Lachenmayr, Vorsitzender der Verkehrskommission der DOG aus München. „Aber es gibt Grenzfälle: Zum Beispiel reagieren einige Menschen empfindlich auf Blendung, können aber Kontraste gut erkennen.“ Dann reiche bei Fahrern in den unteren Führerscheinklassen ein Vermerk im Gutachten, dass der Betroffene auf die Gefahr durch erhöhte Blendempfindlichkeit nachts oder bei Dämmerung hingewiesen wurde.

Anders sei es bei Berufskraftfahrern, so die DOG – vor allem jenen, die eine Erlaubnis zur Fahrgastbeförderung (EzF) haben oder Gefahrgut transportieren: „Wenn die Tests zeigen, dass diese Fahrer nicht nachtfahrgeeignet sind, birgt dies eine erhöhte Unfallgefahr“, gibt Professor Lachenmayr zu Bedenken. Dies gelte ebenfalls für Lkw-Fahrer, die häufig nachts lange Strecken unterwegs seien. Eingeschränktes Dämmerungssehen erhöhe das Risiko eines Nachtunfalls erheblich.

Zur Prüfung des Kontrastsehens erkannte die DOG bislang ausschließlich Verfahren an, die das Sehvermögen unter sogenannten mesopischen Lichtverhältnissen testen, also bei Dämmerlicht. Wissenschaftler um Professor Dr. med. Helmut Wilhelm von der Augenklinik der Universität Tübingen gingen in einer aktuellen Studie der Frage nach, ob auch photopische Tests geeignet sind. Diese erfassen Kontrastsehen unter Tageslichtbedingungen. Als Probanden dienten den Forschern Kataraktpatienten, also Menschen mit durch „grauen Star“ getrübten Augenlinsen, außerdem Berufspiloten und eine typische Personengruppe eines arbeitsmedizinischen Zentrums. Die Experten verglichen zwei in der Arbeitsmedizin erprobte photopische Verfahren mit einem mesopischen Test und einer Sehtesttafel.

„Die beiden photopischen Tests erwiesen sich für Reihenuntersuchungen als sehr gut geeignet“, erläutert Professor Wilhelm. Gehe es allerdings um die Nachtfahreignung, sei eine weitere Abklärung mit den von der DOG anerkannten Testgeräten sinnvoll, betont der Augenmediziner. Weitere Informationen biete die aktuelle Empfehlung der Verkehrskommission der DOG unter www.dog.org.

Quellen:
Wilhelm, Helmut et al: „Untersuchung des Dämmerungs- und Kontrastsehens nach Fahrerlaubnisverordnung: Welche Grenzwerte, welche Verfahren sind geeignet?“, Klinisches Monatsblatt Augenheilkunde, Online-Veröffentlichung, DOI: 10.1055/s-0033-1351030

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DOG: Forschung – Lehre – Krankenversorgung
Die DOG ist die medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft für Augenheilkunde in Deutschland. Sie vereint unter ihrem Dach mehr als 6400 Ärzte und Wissenschaftler, die augenheilkundlich forschen, lehren und behandeln. Wesentliches Anliegen der DOG ist es, die Forschung in der Augenheilkunde zu fördern: Sie unterstützt wissenschaftliche Projekte und Studien, veranstaltet Kongresse und gibt wissenschaftliche Fachzeitschriften heraus. Darüber hinaus setzt sich die DOG für den wissenschaftlichen Nachwuchs in der Augenheilkunde ein, indem sie zum Beispiel Stipendien vor allem für junge Forscher vergibt. Gegründet im Jahr 1857 in Heidelberg ist die DOG die älteste medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft der Welt.

Weitere Informationen:
http://www.dog.org

Quelle: idw

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Von Kontinent zu Kontinent: Wie kommt der Strom aus Afrika nach Europa?

Karin Schneider Presse und Public Relations
Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE

Fraunhofer ISE entwickelt Lösungen für das »Supergrid«
In Ouarzazate (Marokko) entsteht das größte Solarkraftwerk Nordafrikas. Bereits 2016 soll dort günstiger und emissionsfreier Strom für eine halbe Million Menschen produziert werden. Zukünftig könnten Projekte wie Ouarzazate auch Strom für Europa liefern. Um Strom von Kontinent zu Kontinent zu transportieren, ist ein zuverlässiger Netzverbund auch vor Ort Voraussetzung. Das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE forscht gemeinsam mit weiteren Fraunhofer-Instituten an verschiedenen Aspekten eines solchen »Supergrid«:

an der Modellierung eines geeigneten Energiesystems und an technologischen Lösungen für die Speichertechnik sowie für Gleichstrom-Erzeugungs- und Verteilnetze.

Modellierung eines idealen Energiesystems
Den technischen Detaillösungen haben die Wissenschaftler des Fraunhofer ISE Modellierungen für ein geeignetes Energiesystem vorangestellt. Zunächst wurde das Zusammenspiel von Kraftwerken basierend auf erneuerbaren Energien und konventionellen Kraftwerken anhand einer Systemmodellierung für den Stromsektor in Nordafrika und Südeuropa abgebildet. Mit Hilfe eines Energiesystemmodells (RESlion), das als Optimierungsmodell implementiert wurde, erfolgte dann die Standortsuche für neue Kraftwerke unter Berücksichtigung aller existierenden Erzeugungs- und Speichersysteme sowie der Netzinfrastruktur. Demnach profitieren in Nordafrika Photovoltaik-Anlagen (PV), die verbrauchsnah installiert sind, auch wenn dafür eine niedrigere Einstrahlung in Kauf genommen wird. Solarthermische-Kraftwerke (Concentrated Solar Power/CSP) kommen vor allem dort zum Zug, wo es um große thermische Speicherkapazitäten zur Sicherung der Systemstabilität im Netzverbund geht. »Es ist wichtig, dass wir planbar Strom aus erneuerbaren Quellen erhalten. Strom aus Nordafrika kann z. B. Lücken in der europäischen Stromerzeugung durch erneuerbare Energien füllen. Strombedarf und -überschuss standortübergreifend auszugleichen, das ist einer der Leitgedanken des Supergrid«, so Dr. Werner Platzer, Bereichsleiter Solarthermie und Optik am Fraunhofer ISE und Koordinator im Projekt »Supergrid«.

Effizientere Kraftwerke durch optimierte Speicher
Im Unterschied zu anderen Kraftwerken auf Basis erneuerbarer Energien können Solarthermische Kraftwerke kostengünstig und regelbar Strom liefern. Das geschieht mittels thermischer Wärmespeicher, die Wärme in Zeiten von Überproduktion zwischenspeichern und bei Bedarf in einer Dampfturbine in Strom umwandeln. Am Fraunhofer ISE werden in Simulationen unterschiedliche Konzepte in Hinblick auf die Integration und Optimierung von thermischen Speichern untersucht und bewertet. Hierbei wird das Fraunhofer-Software-Tool »ColSim-CSP« eingesetzt. Die unterschiedlichen Kraftwerkskonzepte unterscheiden sich nicht nur optisch (Fresnel-Kollektor, Parabolrinne oder Turm), sondern auch im verwendeten Wärmeträgermedium. Für direktverdampfende Kraftwerke mit Wasser als Wärmeträger wird am Fraunhofer ISE u. a. ein innovativer Latentwärme-speicher mit einem Schneckenwärmeübertrager untersucht. Mit dieser Technologie lassen sich Speicherkapazität und Wärmeübertragerfläche entkoppeln, da das als Speicher-medium verwendete Salz beim Erstarren und Schmelzen gefördert wird. Andere Konzepte der Freiburger Forscher zielen darauf ab, Salze sowohl als Speichermedium als auch als Wärmeträgermedium einzusetzen. Der Speicher kann dann aus zwei separaten Tanks bestehen, oder – um Speichermaterial und Baumaterial einzusparen – aus einem einzelnen Tank mit Füllkörpern, in dem heiße und kalte Salzschmelze geschichtet werden. Um das Potenzial solcher Schichtspeicher bewerten zu können, wird ein Prototyp experimentell untersucht. Auch die korrosive Wechselwirkung der heißen Salze mit verschiedenen Stählen wird analysiert.

Geringere Verluste durch lokale Gleichstromnetze
Auch der Transport von Strom im Supergrid bietet Optimierungspotenzial. Regenerative Großkraftwerke oder regionale Verbünde von Kraftwerken sind häufig über große Flächen verstreut und viele leistungselektronische Wandler im gesamten Netz verteilt. In einem solchen Energiesystem ist es sinnvoll, wenn nicht jedes Kraftwerk direkt in den Netzverbund einspeist und eingesetzte Wandler möglichst effizient sind. Denn mit jeder Schnittstelle zwischen Erzeuger, Netz und Verbraucher steigen die Übertragungsverluste und die Kosten für das gesamte Netz. Deshalb ist es zielführend, den Strom mehrerer Kraftwerke zunächst in einem lokalen Gleichstrom-netz in der Mittelspannung zu bündeln und gegebenenfalls in Batterien zu speichern. Anschließend wird der Strom an zentraler Stelle in ein Hochspannungsnetz zum Weiter-transport eingespeist. Hocheffizienter Leistungselektronik kommt an solchen Schnittstellen eine wichtige Rolle zu. Das Fraunhofer ISE entwickelt daher einen Demonstrator eines kompakten, hocheffizienten Gleichstrom-Wandlers (DC/DC). Durch den Einsatz von neuartigen Siliziumcarbid-Halbleitern (SiC) ist ein leistungselektronisches System mit über 10 kV Sperrspannung und niedrigen Schaltenergien möglich, das eine direkte Anbindung an das Mittelspannungsverteilnetz ermöglicht.

Über das Projekt »Supergrid«
Das Projekt »Supergrid« der Fraunhofer-Gesellschaft wird vom Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE koordiniert. Ziel ist es, Schlüsseltechnologien an der Schnittstelle zwischen Erzeugung und Einspeisung ins Netz zu entwickeln und in einem ganzheitlichen systemtheoretischen Ansatz zu optimieren. Weitere Projektpartner sind die Fraunhofer-Institute für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung IOSB, für Werkstoffmechanik IWM, für Integrierte System und Bauelementetechnologie IISB und für System- und Innovationsforschung ISI.

Weitere Informationen:
http://www.fraunhofer.de/de/fraunhofer-forschungsthemen/energie-wohnen/energieef… – Projekt »Supergrid« der Fraunhofer-Gesellschaft
http://www.ise.fraunhofer.de – Webseite des Fraunhofer ISE

Quelle: idw

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Sag‘ mir wo Du wohnst und ich sag‘ Dir was Du wiegst: Wohnort beeinflusst das Gewicht von Kindern

Medizin – Kommunikation Medizinkommunikation
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften

Kinder in benachteiligten Ortsteilen sind bis zu doppelt so häufig übergewichtig, wie Kinder in privilegierten Gegenden. Das entdeckten Forscher der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig. Den Zusammenhang zwischen sozialen Faktoren und der physischen und psychischen Gesundheit diskutiert Professor Dr. Elmar Brähler, der an der Studie beteiligt war, gemeinsam mit weiteren Experten auf der Pressekonferenz des Deutschen Kongresses für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am 27. März 2014 in Berlin.

Neben Schulabschluss und Haushaltseinkommen der Eltern rückt als Ursache für Übergewicht bei Kindern ein weiterer Faktor in den Fokus: „In benachteiligten Ortsteilen zu wohnen, wirkt sich schon bei Vorschulkindern auf deren Gewicht aus“, so Brähler, der bis 2013 die Abteilung für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie an der Universität Leipzig leitete. Für die Studie sammelten die Forscher Daten von fast 3000 Kindern im Rahmen der Einschulungsuntersuchung der Stadt Leipzig. Dafür teilten sie 63 Ortsteile Leipzigs in vier Kategorien ein. Maßgeblich dafür waren der Anteil der Personen mit niedrigem Schulabschluss, die Arbeitslosenquote und das Haushaltseinkommen. Das Ergebnis: Mit mehr als zwölf Prozent leben in benachteiligten Ortsteilen der Kategorie 4 rund doppelt so viele übergewichtiger Kinder wie in privilegierten Ortsteilen der Kategorie 1. „Dabei hat sich gezeigt, dass der Wohnort des Kindes neben dem elterlichen Sozialstatus zusätzlichen Einfluss auf das Übergewicht bei Kindern ausübt: Denn wohnt eine Mutter mit niedriger Bildung in einem privilegierten Ortsteil, verringert sich das Übergewichtsrisiko beim Kind“, erläutert Brähler die Forschungsergebnisse.

Vorangegangene Studien im angloamerikanischen Raum zeigen eine mögliche Erklärung: Stark benachteiligte Ortsteile unterscheiden sich von privilegierten nicht nur durch die Bildung und Arbeitssituation ihrer Anwohner, sondern auch durch bauliche Strukturen, Anbindung an die Infrastruktur, Zugang zu Grünflächen, Spielplätzen und Sonneneinstrahlung. „Um mit Präventionsmaßnahmen gezielt Übergewicht bei Kindern bekämpfen zu können, muss in weiteren Studien noch genau erforscht werden, wodurch diese großen Unterschiede verursacht werden“, so Brähler. Mit diesem Wissen könnten die Kommunen Lebensräume so gestalten, dass Kindern eine gesunde Entwicklung möglich ist.

Etwa 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutschland sind übergewichtig, gut sechs Prozent davon gelten als adipös, leiden also unter starkem Übergewicht. Folgen können chronische Erkrankungen wie Typ-2-Diabetes, Bluthockdruck und Herzkrankheiten sein. „Aus übergewichtigen Kindern werden meist adipöse Erwachsene, deren Kinder wiederum ein erhöhtes Übergewichtsrisiko haben“, so Brähler.

Neben dem Einfluss des sozialen und geographischen Umfelds auf die Gesundheit diskutieren Experten bei der Kongress-Pressekonferenz am 27. März 2014 in Berlin auch somatoforme Symptome in der Arbeitswelt und Versorgungsstrukturen in der Psychosomatischen Medizin und Psychotherapie.

Weitere Informationen:
http://www.deutscher-psychosomatik-kongress.de

Quelle: idw

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Zukünftiger Umgang mit wertvoller Ressource Wasser: große Herausforderungen und viel Nachholbedarf

Anne-Catherine Jung Pressestelle
Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI)

Ziel des Weltwassertages am 22. März ist, auf die Bedeutung des Wassers als Lebensgrundlage aufmerksam zu machen und für den Schutz sowie die nachhaltige Nutzung der Wasservorkommen zu werben. Weltweit besteht hinsichtlich einer nachhaltigen Wasser- und Sanitärversorgung viel Nachholbedarf. Auch in Deutschland stellen die Anpassung der Wasserinfrastrukturen an den demographischen und klimatischen Wandel sowie der Umgang mit Mikroschadstoffen große Herausforderungen dar. Das Fraunhofer ISI beschäftigt sich in mehreren Studien mit der zukunftsfähigen Gestaltung der Wasserinfrastruktursysteme sowie mit der Innovationsdynamik und der Bedeutung der deutschen Unternehmen auf dem Wassermarkt.

Für die kürzlich abgeschlossene Studie „Herausforderungen einer nachhaltigen Wasserwirtschaft“ im Auftrag des Büros für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag (TAB) hat ein Forschungsteam des Fraunhofer ISI die weltweite Innovationsdynamik im Bereich Wasser beschrieben, wichtige Herausforderungen und Trends für Industrie- und Entwicklungsländer herausgearbeitet sowie das Innovationssystem im Bereich der Wassertechnologien analysiert.

Dr.-Ing. Thomas Hillenbrand, Projektleiter der Studie und Leiter des Geschäftsfelds Wasserwirtschaft am Fraunhofer ISI, fasst die wichtigsten Ergebnisse der Studie zusammen: „Der steigende Wasserbedarf, die aufgrund des Klimawandels zurückgehende Wasserverfügbarkeit in vielen Regionen sowie enorme Beeinträchtigungen der Wasserqualität machen neue und bessere Wassertechnologien notwendig. Momentan ist dieser Markt eine Stütze der deutschen Außenhandelserfolge. In letzter Zeit gab es in diesem Bereich jedoch einen deutlichen Rückgang des Anteils an Patentanmeldungen und Publikationen. Deshalb befürchten wir, dass mittel- bis langfristig die internationale Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Hersteller zurückgehen und auch der Außenhandelsanteil abnehmen wird.“

Die Studie nennt Gründe für diese Entwicklung: Die Nachfrage verschiebt sich hin zu Schwellen- und Entwicklungsländern, die vor allem nach Lösungen suchen, die an die jeweiligen Randbedingungen wie schnell wachsende Mega-Cities oder geringe Wasserverfügbarkeit angepasst sind. Gleichzeitig bauen wichtige Schwellenländer wie China, Indien und Brasilien ihre Wissenskapazitäten deutlich aus und können zunehmend diese neuen Märkte bedienen.

Deshalb sind in Deutschland verstärkte Anstrengungen zur Förderung des Innovationssystems im Bereich der Wassertechnologien notwendig, so die Studie. Unter anderem sollte die Forschungsförderung langfristig gestärkt und verstetigt werden, gleichzeitig ist eine kontinuierliche inhaltliche Anpassung der Forschungsprogramme an die Handlungserfordernisse sowie eine Abstimmung der Aktivitäten der verschiedenen Fördermittelgeber erforderlich.

Hillenbrand nennt als weiteren wichtigen Punkt die gezielte Förderung des Transfers von Forschungsergebnissen in die Praxis. „Entscheidend dafür sind eine ausreichende Vernetzung von Wissenschaft und Wirtschaft sowie eine enge Verzahnung der Umweltpolitik mit der Forschungsförderung. Beispielsweise sollten gezielte Innovationsanreize bei den bestehenden Programmen zur Investitionsförderung integriert werden.“ Nicht zuletzt sollte die internationale Wettbewerbsfähigkeit des Wassersektors dauerhaft unterstützt werden, beispielsweise im Rahmen der im Koalitionsvertrag vorgesehenen Exportinitiative Umwelttechnologien.

Wie vor dem Hintergrund neuer Herausforderungen die kommunalen Wasserversorgungs- und Abwasserentsorgungsinfrastrukturen weiter zu entwickeln sind, hat das Fraunhofer ISI bereits in der Vergangenheit mehrfach untersucht, beispielweise in den Projekten DEUS 21 und NAUWA. Im aktuellen Projekt TWIST++ ( Transitionswege WasserInfraSTruktursysteme), das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird, sollen im Rahmen eines großen Projektverbunds unter Leitung des Fraunhofer ISI Lösungen gefunden werden, die sowohl Entsorgungsaufgaben für Abwasser als auch Versorgungsaufgaben für Trinkwasser berücksichtigen. Sie sollen auch in bestehenden Systemen umsetzbar sein und die Flexibilität des Gesamtsystems, sich an künftige Veränderungen anzupassen, erhöhen. Dafür werden Konzepte zur Umwandlung beziehungsweise Weiterentwicklung von Wasserversorgungs- und Abwasserentsorgungssystemen erarbeitet, die notwendigen technischen Komponenten entwickelt und die Ergebnisse anhand konkreter Planungsvarianten umgesetzt und verifiziert. Die Ergebnisse werden Fachleuten und Laien unter anderem mit einem „Serious Game“ zugänglich gemacht.

Ein weiteres aktuelles Projekt im Geschäftsfeld Wasserwirtschaft beschäftigt sich mit der „Wirksamkeit und Kosteneffizienz von produktbezogenen und nachgeschalteten Maßnahmen zur Verminderung des Eintrages von Mikroschadstoffen in die Gewässer“. Im Auftrag des Umweltbundesamts identifiziert das Fraunhofer ISI zusammen mit mehreren Projektpartnern Ansatzpunkte zur Emissionsminderung und bewertet sie unter anderem hinsichtlich politischer und technischer Umsetzbarkeit. Ziel ist, geeignete Kombinationen von Maßnahmen vorzuschlagen, die sich durch eine hohe Kosteneffizienz auszeichnen.

Viele Mikroschadstoffe – darunter Arzneimittelrückstände, Haushaltschemikalien oder Biozide – gelangen in erheblichem Umfang über das kommunale Abwassersystem in die Gewässer. Als End-of-pipe-Maßnahmen können zusätzliche Reinigungsstufen in die vorhandenen Kläranlagen integriert werden. Gleichzeitig sind jedoch entsprechend dem Verursacherprinzip Maßnahmen an der Quelle sinnvoll und erforderlich.

Das Fraunhofer ISI stellt einige seiner Forschungsergebnisse im Wasserbereich vom 5. bis zum 9. Mai 2014 auf der IFAT in München (Halle A5, Stand 219/318) vor.

Weitere Informationen:
• Herausforderungen einer nachhaltigen Wasserwirtschaft:
http://www.tab-beim-bundestag.de/de/publikationen/berichte/ab158.html
• TWIST ++: http://www.twistplusplus.de
• Wirksamkeit und Kosteneffizienz von produktbezogenen und nachgeschalteten Maßnahmen zur Verminderung des Eintrages von Mikroschadstoffen in die Gewässer:
http://www.isi.fraunhofer.de/isi-de/n/projekte/uba-mikroschadstoffe.php
• Projekte des Geschäftsfelds Wasserwirtschaft:
http://www.isi.fraunhofer.de/isi-de/n/projekte.php
• Messestand der Fraunhofer-Gesellschaft auf der IFAT:
http://www.fraunhofer.de/de/veranstaltungen-messen/messen/ifat2014.html

Das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI analysiert Entstehung und Auswirkungen von Innovationen. Wir erforschen die kurz- und langfristigen Entwicklungen von Innovationsprozessen und die gesellschaftlichen Auswirkungen neuer Technologien und Dienstleistungen. Auf dieser Grundlage stellen wir unseren Auftraggebern aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft Handlungsempfehlungen und Perspektiven für wichtige Entscheidungen zur Verfügung. Unsere Expertise liegt in der fundierten wissenschaftlichen Kompetenz sowie einem interdisziplinären und systemischen Forschungsansatz.

Weitere Informationen:
http://www.isi.fraunhofer.de/isi-de/service/presseinfos/2014/pri06-2014-wasser-i…
http://www.tab-beim-bundestag.de/de/publikationen/berichte/ab158.html
http://www.twistplusplus.de
http://www.isi.fraunhofer.de/isi-de/n/projekte/uba-mikroschadstoffe.php

Quelle: idw

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Schiffsabgase über der Nordsee könnten bis 2030 um 25 Prozent steigen

Dr. Torsten Fischer Pressestelle
Helmholtz-Zentrum Geesthacht – Zentrum für Material- und Küstenforschung

Dr. Volker Matthias vom Helmholtz-Zentrum Geesthacht hat im Rahmen des EU-Projektes Clean North Sea Shipping die aktuellen Schadstoffemissionen von kommerziell genutzten Schiffen in der Nordsee erhoben. Unter der Annahme von unterschiedlichen Szenarien berechnete der Küstenforscher zudem mögliche zukünftige Emissionen. Die Modelle zeigen: Ohne weitere gesetzliche Regulierungen und technischen Veränderungen der Schiffe könnten die Stickoxidabgase der Schifffahrt bis zum Jahr 2030 um 25 Prozent steigen.

„Zunächst mussten wir die aktuelle Situation analysieren. Dafür haben wir uns jedes kommerziell genutzte Schiff, das im Jahr 2011 auf der Nordsee gefahren ist, genauer angeschaut. Wichtig waren für uns Größe, Schiffstyp, Motorenart, Kraftstoffverbrauch und natürlich die Route eines jeden Schiffes,“ erklärt Volker Matthias vom Institut für Küstenforschung des Helmholtz-Zentrums Geesthacht.

Die erhobenen Daten wurden anschließend in die vom Helmholtz-Zentrum Geesthacht betriebenen Chemie-Transportmodelle eingespeist. Die Berechnungen ergaben, dass zurzeit 20 bis 30 Prozent der Schwefel- und Stickoxidkonzentrationen in der Nordseeluft auf die Schifffahrt zurückzuführen sind. Denn obwohl der Seeverkehr in Bezug auf Kohlendioxid-Emissionen einer der umweltfreundlichsten Verkehrsträger ist, betreibt der Großteil der Schiffe seine Motoren mit schwefelreichem Schweröl.

„Das Thema Luftverschmutzung durch Schiffe betrifft nicht nur die direkte Küstenregion“, erläutert Dr. Volker Matthias. Die Schiffsabgase werden durch die Winde verdriftet und reagieren mit Gasen aus Landwirtschaft, Industrie und Verkehr. Es kommt zur sogenannten Partikelbildung. Diese Partikel können über hunderte Kilometer durch die Atmosphäre transportiert und noch 500 Kilometer landeinwärts nachgewiesen werden.

Nach der Bestandsaufnahme folgte Schritt zwei: „Wir wollten herausfinden, wie sich konkrete gesetzliche Maßnahmen auf die Schadstoffkonzentration in der Atmosphäre auswirken könnten. Dafür haben wir vier verschiedene Szenarien entwickelt“, erläutert Volker Matthias.

Szenario Eins zeigt: Die Konzentration von Stickoxiden in der Atmosphäre würde im deutschen Nordseeraum bis 2030 um etwa 25 Prozent ansteigen, wenn die gesetzlichen Schiffsabgas-Richtlinien nicht weiter verschärft würden. „Selbst die Einführung der bereits beschlossenen Regulierung des Schwefelgehaltes im Treibstoff ab dem 1.1.2015 könnte die Verschlechterung der Luftqualität in den Küstengebieten nicht stoppen“, erklärt Dr. Volker Matthias. „Die Schiffe stoßen nach wie vor hohe Mengen Stickoxide aus und wir müssen damit rechnen, dass die von Schiffen transportierte Fracht auf der Nordsee jedes Jahr um zwei bis drei Prozent ansteigen wird.“

Auch Szenario Zwei und Drei machen deutlich: Schon um den Status Quo zu erhalten, müssten strenge Richtlinien durchgesetzt werden. Die Einführung der sogenannten „Tier III“ Abgas -Regulierungen ab dem 1.1. 2016 wäre ein erster Schritt. Sie regulieren den Stickoxidausstoß bei neu gebauten Schiffen. Um die Vorgabe zu erfüllen, müssten neue Schiffe entweder mit dem emissionsarmen Treibstoff Flüssiggas betrieben werden oder aber beim Einsatz von konventionellem Schweröl Filteranlagen und Katalysatoren einsetzen. Jedoch gelten die „Tier III“ Richtlinien nur für sogenannte Emission Control Areas. Bisher ist die Nordsee allerdings nur zum Emissionskontrollgebiet für Schwefel erklärt worden – nicht für Stickoxide. Dies müsste Deutschland gemeinsam mit den anderen Anrainer Staaten erst beschließen.

Im vierten Szenario spricht Dr. Volker Matthias von einer Verbesserung der Luftqualität. Dies sei allerdings nur zu erreichen, wenn bis zum Jahr 2030 alle existierenden Schiffe umgerüstet würden und nicht nur die Neukonstruktionen – die „Tier III“ Richtlinien erfüllen müssten.

Weitere Informationen:
http://www.hzg.de/public_relations/press_releases/051754/index_0051754.html.de

Quelle: idw

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Netzwerk „Wasser&Technik“ sucht Verstärkung

Christian Colmer Pressestelle
ttz Bremerhaven

Das ttz Bremerhaven baut ein Innovations-Netzwerk für Wasser- und Abwassertechnik auf. Interessierte Unternehmen und Kommunen können dem Netzwerk ab sofort beitreten.

Bremerhaven, März 2014. Thales von Milet lehrte, der Ursprung aller Dinge sei das Wasser. Darüber kann man streiten. Unbestreitbar hingegen ist, dass das nasse Element Ausgangspunkt für das Netzwerk Wasser&Technik ist. Denn die technische Beherrschung von Wasser wirft Fragen auf, die nur im Verbund gelöst werden können. Das unabhängige Forschungsinstitut ttz Bremerhaven bildet deshalb ein Konsortium aus Unternehmen und Kommunen, das bereits im April 2014 die Arbeit aufnehmen soll. Für weitere Teilnehmer ist das Netzwerk offen.

Das Wasser&Technik-Netzwerk wird sich inhaltlich mit verschiedenen Themen der Wasseraufbereitung in unterschiedlichen Branchen auseinandersetzen. In thematischen Arbeitsgruppen sollen aktuelle Fragestellungen diskutiert und konkrete Lösungen für maritime Akteure, die Aquakulturbranche, Städte und Kommunen, die Lebensmittelindustrie und Energiewirtschaft sowie für landwirtschaftliche Endnutzer erarbeitet werden. Die Gründungsmitglieder kommen aus dem gesamten Bundesgebiet, die Netzwerkleitung wird das ttz Bremerhaven übernehmen.

Das Netzwerk ist grundsätzlich für Unternehmen jeder Größe offen und lebt von der Heterogenität seiner Mitglieder. Durch den Zusammenschluss verschiedener Kompetenzbereiche und Unternehmensphilosophien unter einer Dachorganisation können Schnittstellen zwischen den beteiligten Unternehmen und ihren Arbeitsbereichen optimal genutzt werden. Vor allem für kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) stellt Ressourcenmangel in Bezug auf Kapital, Personal und Infrastruktur eine große Hürde hinsichtlich der Durchführung eigener Forschungs- und Entwicklungs-Leistungen dar. KMU sollen deshalb durch die Einbindung in ein Kompetenz-Netzwerk gezielt unterstützt werden.

Im Februar fand bereits ein erstes Treffen mit einem Großteil der zukünftigen Mitgliedsunternehmen statt; ein weiteres Treffen ist für Ende Mai geplant. Mit Wasser&Technik stellt das ttz Bremerhaven seine aktuellen Netzwerk-Aktivitäten im Rahmen einer Langfrist-Strategie auf eine deutlich breitere Basis. Das Fundament bilden dabei vor allem die in den vergangenen Jahren in den Netzwerken MS INNOVATION (http://www.ms-innovation.net) und AQUZENTE (http://www.aquzente.net) gewonnenen Erfahrungen.

Zur Co-Finanzierung der Aktivitäten werden derzeit Fördermittel des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi) im Rahmen des Zentralen Innovationsprogramms Mittelstand (ZIM) beantragt.

Das ttz Bremerhaven ist ein unabhängiges Forschungsinstitut und betreibt anwendungsbezogene Forschung und Entwicklung. Unter dem Dach des ttz Bremerhaven arbeitet ein internationales Experten-Team in den Bereichen Lebensmittel, Umwelt und Gesundheit. Seit mehr als 25 Jahren begleitet es Unternehmen jeder Größenordnung bei der Planung und Durchführung von Innovationsvorhaben und der Akquisition entsprechender Fördermittel auf nationaler und europäischer Ebene. http://www.ttz-bremerhaven.de

Fachliche und organisatorische Fragen zum Netzwerk Wasser&Technik beantwortet gerne:
Dipl.-Wi.-Ing. Birte Ostwald
Teamleiterin Wasser-, Energie- und Landschaftsmanagement
ttz Bremerhaven
Wasser-, Energie- und Landschaftsmanagement
An der Karlstadt 6
D-27568 Bremerhaven (Germany)
Phone: +49 (0)471 80934 103
Mobil: +49 (0)175 1866 260
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Quelle: idw

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Rohrleitungen umweltschonender verlegen

Rüdiger Mack Marketingkommunikation
FIZ Karlsruhe – Leibniz-Institut für Informationsinfrastruktur GmbH

Neues Verfahren benötigt weniger Platz und spart Kosten

Die oberflächennahe Verlegung von Rohrleitungen bedeutet meist einen massiven Eingriff in die Umwelt. Sie kann bis zu 50 Meter breite Trassen verursachen. Das BINE-Projektinfo „Expressbau für Pipelines“ (04/2014) stellt ein Verfahren vor, das weniger als ein Fünftel der üblichen Breite benötigt. Die Stahl- oder Betonrohre können für Wärmenetze genutzt werden und weiter entfernt liegende Kunden schneller und umweltschonender anbinden.

Bisher entstehen für den Bau von Gräben, Bodenzwischenlagerungen, Materialtransport und Materiallager Korridore auf einer Breite von bis zu 50 Metern über die gesamte Trassenlänge. Die Folgen für die Umwelt sind trotz Rekultivierungen auch nach Jahren noch sichtbar. Mit dem Pipe-Express-Verfahren ist es nicht mehr erforderlich, Gräben aufwendig auszuheben. Da der Aufwand für Maßnahmen zur Renaturierung sich reduziert, können Kosten gespart werden.

Beim „Pipe Express“ bohrt sich eine Tunnelbohrmaschine durch den Boden. Eine Abbaueinheit löst diesen und fördert ihn direkt an die Oberfläche. Für den nötigen Vorschub sorgt ein verankertes Presselement (Pipe Thruster). Es schiebt die Rohrleitung simultan in das horizontal erzeugte Bohrloch. Ein Fahrer im Operatorfahrzeug überwacht und steuert die Anlage entlang der Trasse. Über die so verlegten Pipelines können Fern- und Nahwärme, Kommunikations- und Datenleitungen, Stromkabel, Öl, Gas sowie Wasser übertragen oder transportiert werden. Für die Einbindung von Geothermiekraftwerken in die Wärmeversorgung von Siedlungen kann das Pipe-Express-Verfahren zukünftig eine größere Rolle spielen.

Das Pipe-Express-Verfahren wurde von der Herrenknecht AG entwickelt und aus Mitteln des Bundesumweltministeriums gefördert.

BINE Informationsdienst ist ein Service von FIZ Karlsruhe und wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) gefördert.

FIZ Karlsruhe – Leibniz-Institut für Informationsinfrastruktur ist eine gemeinnützige Gesellschaft, die im öffentlichen Auftrag weltweit publizierte wissenschaftliche Information zugänglich macht und entsprechende Dienstleistungen zur Verfügung stellt. FIZ Karlsruhe hat die Aufgabe, den nationalen und internationalen Wissenstransfer und die Innovationsförderung zu unterstützen.

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Quelle: idw

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Verordnung von Blutzuckermessgeräten: Deutsche Diabetes Gesellschaft kritisiert „Hausarzt-Modell“

Julia Voormann Pressestelle
Deutsche Diabetes Gesellschaft

Berlin – Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) kritisiert Hausarzt-Verträge, die eine überwiegende Verordnung preisgünstiger Blutzuckermessgeräte vorschreiben. Damit würden Patienten mit Diabetes Typ 1 oder Schwangerschaftsdiabetes gefährdet, die auf exakte Messungen des Blutzuckerspiegels angewiesen sind, um keine potentiell lebensbedrohlichen Unterzuckerungen zu erleiden. Preisgünstige Blutzuckermessgeräte sind in Kombination mit den dazugehörigen Teststreifen häufiger unzuverlässig in der Messgenauigkeit.

Betroffene sollten sich im Zweifel an Ärzte wenden, die an solchen Versorgungsmodellen nicht teilnehmen, rät die DDG. Die Fachgesellschaft schlägt zugleich die Bildung eines Runden Tisches vor, um die Verordnungspraxis künftig bundesweit einheitlich an sachgerechten Kriterien auszurichten. In den vergangenen Jahren haben etliche Krankenkassen und kassenärztliche Vereinigungen eine Unterscheidung von A- und B-Mess-Systemen bei der Blutzuckermessung eingeführt. Dabei sind B-Systeme preislich günstiger als A-Systeme. Nun werden Hausärzten neben diesen Informationen, die das wirtschaftliche Bewusstsein stärken sollen, aber offenbar auch Verordnungsquoten vorgegeben. So verpflichtet etwa die Kassenärztliche Vereinigung Bremen alle Ärzte, die am Versorgungsmodell „Ihr Hausarzt“ teilnehmen, Geräte der „B-Klasse“ in einem Umfang von 70 bis 90 Prozent zu verordnen.

„Eine solche Vorgabe ist inakzeptabel“, kritisiert Privatdozent Dr. Erhard Siegel, Präsident der DDG. „Sie hebelt die ärztliche Unabhängigkeit aus.“ Hausärzte, die sich diesen Vorgaben beugen, liefen Gefahr, potentiell die Gesundheit von insulinpflichtigen Diabetespatienten sowie von schwangeren Frauen mit Diabetes zu gefährden. Grund: Untersuchungen zur Messgenauigkeit von Blutzuckermessgeräten zeigen, dass zwischen 20 und 40 Prozent der Geräte die Anforderungen bei entsprechenden Evaluierungen nach den Vorgaben der Norm nicht erfüllen – wobei die Versagerquote bei B-Systemen deutlich höher liegt als bei A-Systemen.

„Die Blutzuckermessgeräte der B-Systeme erfüllen vielfach nicht die geforderten Qualitätsstandards bei der Messgenauigkeit“, erklärt auch Professor Dr. Lutz Heinemann, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Diabetologische Technologie (AGDT) der DDG. Mit der Folge, dass Diabetespatienten, die ihre Insulindosis täglich mehrfach dem aktuellen Blutzuckerwert anpassen, bei Fehlmessungen in lebensbedrohliche Situationen aufgrund von Unterzuckerungen geraten können. „Das betrifft insbesondere Typ-1-Diabetiker, die täglich zu Mahlzeiten Insulin spritzen“, so Heinemann. Gefährdet sind aber auch schwangere Frauen mit Diabetes, die auf exakte Messungen angewiesen sind, um das Wohl ihres Kindes nicht zu gefährden. Heinemann verweist in diesem Zusammenhang auf eine aktuelle Publikation der AGDT zum Thema in einem deutschsprachigen Diabetesjournal.

„Wir empfehlen solchen Patienten daher, sich nach den Verordnungsvorgaben für ihren Hausarzt bei ihrer Krankenkasse oder der zuständigen Kassenärztlichen Vereinigung zu erkundigen“, rät Siegel. Im Zweifel sollten die Betroffenen darauf bestehen, an einen Arzt überwiesen zu werden, der an solchen Versorgungsmodellen nicht teilnimmt. Dazu gehören beispielsweise diabetologische Praxen oder Ambulanzen in Diabeteskliniken. Dort könnten qualitativ hochwertige Blutzuckermesssysteme verordnet werden.

Darüber hinaus besteht aus Sicht der DDG dringender Handlungsbedarf, die Vorgehensweise bei der Verordnung von Blutzuckermessgeräten zu vereinheitlichen. „Bisher existiert in Deutschland ein Flickenteppich, was die Praxis der einzelnen Bereiche der Kassenärztlichen Vereinigungen betrifft“, so Siegel. Mit der Konsequenz, dass sich ein Tourismus von Patienten gebildet hat, die zwischen den Bereichen der Kassenärztlichen Vereinigungen wechseln, um in den Genuss besserer Regelungen zu kommen. „Wir schlagen die Bildung eines Runden Tisches vor, an dem neben Kostenträgern, Gesetzgeber, Handel und Apotheken auch wir als Fachgesellschaft unsere Expertise einbringen“, erklärt der DDG-Präsident. So könne die Verordnung zugleich einheitlich und an sachgerechten Kriterien ausgerichtet werden.

Anlässlich ihres 50-jährigen Jubiläums 2014 ruft die DDG drei Medienpreise aus, die mit insgesamt 6.000 Euro dotiert sind. Eingereicht werden können Presseveröffentlichungen (Print und Online) sowie Beiträge aus Hörfunk und Fernsehen, die zwischen dem 1. Januar 2013 und dem 31. Juli 2014 publiziert wurden. Prämiert werden Arbeiten, denen es gelingt, eine breite Öffentlichkeit über das Krankheitsbild Diabetes mellitus aufzuklären und ein Bewusstsein für diese Krankheit zu schaffen. Einsendeschluss ist der 31. Juli 2014. Weitere Informationen unter: http://www.deutsche-diabetes-gesellschaft.de/fileadmin/Redakteur/Dokumente_Start… oder bei der DDG Pressestelle.

Deutsche Diabetes Gesellschaft
Geschäftsstelle
Reinhardtstr. 31
10117 Berlin
Tel.: 030 3116937-11
Fax: 030 3116937-20
info@ddg.de

Weitere Informationen:
http://www.deutsche-diabetes-gesellschaft.de

Quelle: idw

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EFI-Gutachten: EEG fördert weder Klimaschutz noch Innovationen

Dr. Helge Dauchert Geschäftsstelle
Expertenkommission Forschung und Innovation

Die Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) sieht keine Rechtfertigung für die Fortführung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG). Das EEG mache den Strom teurer, trage aber weder zu mehr Klimaschutz bei noch habe es zu Innovationen geführt, so das Fazit der Experten in ihrem aktuellen Jahresgutachten.

Das EEG habe als zentrales Instrument der deutschen Klima- und Energiepolitik versagt, schreiben die Regierungsberater.

Zwar konnte der Anteil der erneuerbaren Energien an der Bruttostromerzeugung seit der Einführung des Gesetzes im Jahr 2000 von 7 auf 23 Prozent erhöht werden, das aber zu enormen Kosten. Die EEG-Vergütungszahlungen an die Anlagenbetreiber stiegen nämlich von 883 Millionen Euro im Jahr 2000 auf 23 Milliarden Euro im Jahr 2013. Mittlerweile macht der EEG-Umlagebeitrag rund ein Fünftel des durchschnittlichen Strompreises für die Verbraucher aus.

Diese Kostenexplosion ist aus Sicht der Kommission vor allem deshalb kritisch, weil „das Argument Klimaschutz, welches häufig als Rechtfertigung für das EEG angeführt wird, nicht trägt“. Da die CO2-Emissionen für energieintensive Branchen durch das Emissionshandelssystem der EU gedeckelt sind, reduziert der verstärkte Ausbau der erneuerbaren Energien in der deutschen Stromversorgung europaweit keine CO2-Emissionen. Diese verlagern sich lediglich in andere Sektoren und ins europäische Ausland. Das EEG sorgt nicht für mehr Klimaschutz, zudem erhöht es die Kosten, kritisieren die Experten.

Hinzu kommt, dass es durch das EEG keinen messbaren Innovationsschub gibt. Die festen Einspeisevergütungen des EEG bieten keinen Anreiz zur Entwicklung neuartiger Technologien. Da sich die Vergütung nach den Durchschnittskosten richtet, verdient ein Innovator an einer neuartigen Technologie nicht mehr als an einer schon bestehenden, jedoch ist die Investition in die neuartige Technologie mit mehr Risiko verbunden. Die technologische Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Anbieter hat sich daher nach Einführung des EEG nicht verbessert.

Die Expertenkommission kommt zu dem Schluss: Das EEG ist weder ein kosteneffizientes Instrument für Klimaschutz noch scheint es eine messbare Innovationswirkung zu entfalten. Mit diesen beiden Gründen lässt sich daher eine Fortführung des EEG nicht rechtfertigen. Im Vorjahresgutachten hatte die Kommission bei den erneuerbaren Energien bereits ein massives Missverhältnis zwischen Nachfrageförderung und FuE-Förderung konstatiert und sich dafür ausgesprochen, dieses Verhältnis zugunsten der FuE-Förderung zu korrigieren.

Weitere Informationen:
http://www.e-fi.de

Quelle: idw

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Sonnenbrände schaden doppelt

Johannes Seiler Dezernat 8 – Hochschulkommunikation
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

Der Schwarze Hautkrebs ist besonders gefährlich, weil er Absiedlungen in lebenswichtigen Organen wie Lunge, Leber oder Gehirn bilden kann. UV-Strahlung gilt als wichtigster Auslösefaktor. Ein interdisziplinäres Team aus Forschern des Universitätsklinikums und des LIMES-Instituts der Universität Bonn hat nun herausgefunden, dass Sonnenbrände nicht nur direkt durch Erbgutveränderungen von Pigmentzellen, sondern auch indirekt durch entzündliche Prozesse im umgebenden Gewebe zur Entstehung dieser bösartigen Erkrankung beitragen. Die Ergebnisse sind nun im renommierten Fachjournal „Nature“ online erschienen. ACHTUNG SPERRFRIST: Nicht vor Mittwoch, 26. Februar, 19 Uhr veröffentlichen!

Nach Vorhersagen des Robert-Koch-Instituts erkranken 2014 etwa 20.000 Menschen in Deutschland an einem schwarzen Hautkrebs, auch malignes Melanom genannt. Mehr als 2.500 Betroffene werden an Tochtergeschwülsten in inneren Organen – den sogenannten Metastasen – sterben. „Die Entzündungsreaktion der Haut nach starker Sonnenexposition begünstigt die frühe Auswanderung entarteter Pigmentzellen entlang von Gefäßen in das Körperinnere“, sagt Prof. Dr. Thomas Tüting, Professor für Experimentelle Dermatologie am Universitätsklinikum Bonn und Leiter der Studie.

Melanomzellen wandern entlang von Blutgefäßen

Um die Entstehung und frühzeitige Absiedelung von entarteten Pigmentzellen zu verstehen, haben die Forscher experimentelle Modelle in der Maus entwickelt, mit denen sich auch die Wirkung von UV-Strahlen untersuchen lässt. „Immer wieder haben wir in UV-bestrahlten Mäusen vermehrt Melanommetastasen in der Lunge beobachtet“, berichtet die Dermatologin Dr. Evelyn Gaffal. In Gewebsschnitten fiel auf, dass sich Melanomzellen in entzündeter Haut häufig auf der Oberfläche von Blutgefäßen ausbreiten. Mit Hilfe modernster Methoden der Fluoreszenz- und Elektronenmikroskopie fanden die Forscher eine enge Beziehung zwischen Melanomzellen, Zellen der inneren Blutgefäßwände und Immunzellen, vor allem den neutrophilen Granulozyten.

Aktivierte neutrophile Granulozyten bahnen Melanomzellen den Weg

Weitere Experimente ergaben, dass neutrophile Granulozyten eine wichtige Rolle bei der Metastasierung spielen. Sie werden durch Alarmsignale angelockt, die UV-geschädigte Zellen in der Oberhaut aussenden. Mit Hilfe von speziellen Mausstämmen, denen wichtige Moleküle für die Aktivierung der angeborenen Immunabwehr fehlen, konnten die beteiligten Signalwege aufgeklärt werden.

Entzündliche Botenstoffe fördern die Beweglichkeit von Melanomzellen

Im LIMES-Institut der Universität Bonn entwickelten die Forscher neue experimentelle Methoden, um die Interaktion zwischen Melanomzellen und den Zellen der inneren Blutgefäßwände – den sogenannten Endothelzellen – zu untersuchen. Dabei beobachteten sie, dass sich Melanomzellen auf Blutgefäßoberflächen besonders effektiv fortbewegen können. „Die Beweglichkeit von Melanomzellen nimmt in einer entzündlichen Umgebung zu“, sagt Prof. Dr. Waldemar Kolanus.

Weitere Untersuchungen mit menschlichen Melanomzellen und modernen genomischen Methoden klärten auf, wie entzündliche Botenstoffe die Melanomzellen zur Wanderung anregen. „Die Vorläufer von Pigmentzellen legen während der embryonalen Entwicklung weite Strecken entlang von Blutgefäßen im Körper zurück, um an ihren richtigen Platz in der Haut zu kommen. Genau diese abgeschalteten Programme werden durch eine Entzündung fälschlicherweise wieder aktiviert“, sagt Prof. Dr. Michael Hölzel vom Institut für Klinische Chemie und Klinische Pharmakologie des Universitätsklinikums Bonn.

Wichtige Erkenntnisse für neue Behandlungsstrategien

„Jetzt wissen wir vielleicht auch, warum Patienten mit oberflächlich geschwürig veränderten und von neutrophilen Granulozyten durchsetzten Melanomen besonders häufig Organmetastasen entwickeln“, sagt Prof. Tüting. Die Forscher hoffen, in Zukunft neue Therapieformen zu entwickeln, die gezielt in Signalkaskaden der Entzündung eingreifen und die Wanderung von Melanomzellen auf Blutgefäßoberflächen hemmen. Die in Bonn etablierten Forschungsverbünde wie der Sonderforschungsbereich 704 und das Exzellenzcluster ImmunoSensation bieten exzellente Voraussetzungen für solche ambitionierten Vorhaben.

Publikation:
Ultraviolet radiation-induced inflammation promotes angiotropism and metastasis in melanoma, Nature, DOI: 10.1038/nature13111

Quelle: idw

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Nährstoffe aus Gülle umweltgerecht verwertet

Monika Landgraf Presse, Kommunikation und Marketing
Karlsruher Institut für Technologie

Wissenschaftler des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) haben ein Verfahren zur Aufbereitung von Schweinegülle entwickelt, mit dem sich die enthaltenen Nährstoffe separieren und in eine transportfähige und dosierbare Form überführen lassen. Auf diesem Verfahren basiert eine mit Partnern aus Forschung und Industrie errichtete Demonstrationsanlage. Zur Einweihung der Anlage am Donnerstag, 6. März 2014, um 14 Uhr beim Bildungs- und Wissenszentrum Boxberg sind Vertreterinnen und Vertreter der Medien herzlich eingeladen. (Anmeldung bitte mit anhängendem Formular oder per E-Mail)

Grußworte zur Einweihung sprechen der baden-württembergische Umweltminister Franz Untersteller sowie KIT-Vizepräsident Professor Alexander Wanner. Danach hält der Leiter des Kompetenzzentrums für Materialfeuchte (CMM) des KIT, Dr. Rainer Schuhmann, einen Fachvortrag über: „Nährstoffrückgewinnung aus Gülle auf Basis des P-RoC-Verfahrens“. Eine Besichtigung der Demonstrationsanlage schließt sich an.

Die Anlage arbeitet auf der Grundlage des am CMM des KIT entwickelten Verfahrens P-RoC, kurz für „Phosphorus Recovery from waste and processwater by Crystallization“. Phosphor stellt einen essenziellen Nährstoff für alle biologischen Organismen dar; die weltweiten Vorkommen sind begrenzt. Auch andere in Gülle enthaltene Nährstoffe, wie Kalium und Magnesium, besitzen grundsätzlich eine hohe Wertigkeit und können in der Landwirtschaft Mineraldünger ressourcenschonend ersetzen. In der Regel wird Gülle vor der Ausbringung vorbehandelt, vorzugsweise in Co-Fermentations-anlagen, um auch die enthaltene Energie zu nutzen. Nach der Fermentation ist ein Substrat verfügbar, das landwirtschaftlich verwertet werden kann und den Nährstoffkreislauf schließen soll.

In Veredelungsregionen reicht allerdings häufig die Fläche nicht aus, um die in der Gülle anfallenden Nährstoffe sinnvoll und umweltgerecht zu verwerten. Dieses Problem verstärkt sich noch, wenn zusätzlich Gärreste aus Biogasanlagen zu verwerten sind. Werden die Nährstoffe vor oder während des Fermentationsprozesses auf der Basis des P-RoC-Verfahrens aus der Gülle separiert, lässt sich zum einen der Gärprozess stabilisieren, zum anderen lassen sich die Nährstoffe in eine transportfähige und dosierfähige Form überführen. So wird die regionale Absetzbarkeit des Substrats gewährleistet und zusätzlich Düngemittel gewonnen.

Im Rahmen des Projekts „Nährstoffrückgewinnung aus Schweinegülle“ entwickelten die Forscher um Dr. Rainer Schuhmann das Verfahren zur Praxisreife weiter. Das Bildungs- und Wissenszentrum für Schweinezucht Boxberg stellte die Infrastruktur bereit. Dort wird die neue Demonstrationsanlage in den Betrieb einer Co-Fermentationsanlage integriert. Das Ingenieurbüro Roth & Partner übernahm die Planung der Anlage, die Alltech Dosieranlagen GmbH den Bau. Die Universität Hohenheim bestätigte dem generierten Sekundärphosphat die Düngewirksamkeit.

Das Projekt lief über zwei Jahre und ist mit der Einweihung der Demonstrationsanlage abgeschlossen. Gefördert wurde es von der Europäischen Union mit Mitteln aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) sowie vom Land Baden-Württemberg mit Mitteln des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft. Die Förderung beträgt rund 650 000 Euro.

Weitere Informationen zu EFRE:
Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg, http://www.rwb-efre.baden-wuerttemberg.de

Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) ist eine Körperschaft des öffentlichen echts nach den Gesetzen des Landes Baden-Württemberg. Es nimmt sowohl die Mission einer Universität als auch die Mission eines nationalen Forschungszentrums in der Helmholtz-Gemeinschaft wahr. Thematische Schwerpunkte der Forschung sind Energie, natürliche und gebaute Umwelt sowie Gesellschaft und Technik, von fundamentalen Fragen bis zur Anwendung. Mit rund 9000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, darunter knapp 6000 in Wissenschaft und Lehre, sowie 24 000 Studierenden ist das KIT eine der größten Forschungs- und Lehreinrichtungen Europas. Das KIT verfolgt seine Aufgaben im Wissensdreieck Forschung – Lehre – Innovation.

Diese Presseinformation ist im Internet abrufbar unter: http://www.kit.edu

Anhang
Nährstoffe aus Gülle umweltgerecht verwertet
http://idw-online.de/de/attachment34433

Quelle: idw

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Welche Therapie der Legasthenie hilft, welche nicht?

Philipp Kressirer Kommunikation und Medien
Klinikum der Universität München

Legasthenie ist mit 5-7% eine der häufigsten Lernstörungen, an der nicht nur Kinder und Jugendliche sondern auch Erwachsene leiden. Oft wird die Legasthenie erst spät erkannt, die Kinder und ihre Familien sind meist auf sich allein gestellt, da sich niemand für die außerschulische Förderung zuständig fühlt. „Bis zu 40% der Kinder mit einer Legasthenie haben psychische Probleme, oft als Folgen der Diskriminierung durch Aussagen wie: „Du bist zu dumm und zu faul! Du musst dich halt nur mehr anstrengen! Für das Gymnasium bist du nicht geeignet!“, sagt Gerd Schulte-Körne, Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie der Ludwig-Maximilians-Universität München. Eine frühe Förderung und Therapie unter Berücksichtigung der individuellen Voraussetzungen eines Kindes sind daher dringend notwendig. Diese finden in den Schulen aufgrund fehlender Ressourcen und mangelnder Ausbildung der Lehrkräfte nur unzureichend statt. Bei einer ausgeprägten Legasthenie reicht die schulische Förderung nicht aus.

Es gibt über zwanzig verschiedene methodische Ansätze, Kinder mit einer Legasthenie zu fördern. Jedoch wurde bisher nicht untersucht, welche Behandlung wirksam und zu empfehlen ist. Die Forschungsgruppe um Prof. Schulte-Körne hat alle verfügbaren Förder-Studien, welche die Wirksamkeit mittels eines randomisiert-kontrollierten Studiendesign untersucht haben, ausgewertet. „Nur sehr wenige Methoden helfen den Kindern, vor allem sehr basale Prozesse der Laut-Buchstaben-Zuordnung und umgekehrt müssen systematisch geübt werden“, berichtet Katharina Galuschka, die die Metaanalyse durchgeführt hat. Diese Methode sollte durch das Training der Wortleseflüssigkeit basierend auf einer Silbendurchgliederung begleitet werden. Eine längere Förderung ist wirksamer als eine Kurzzeitintervention. Viele populäre Methoden, die an der Veränderung der Augenbewegungen und Verbesserung des Hörens ansetzen, sind nicht wirksam.
Eine Behandlung mit leistungssteigernden Medikamenten oder die Nutzung farbiger Brillengläser (Irlen Linsen) konnten die Leseleistungen ebenfalls nicht steigern.

Diese erste publizierte Metaanalyse dieser Art ist die Grundlage für die dringend notwendigen Behandlungs- und Förderempfehlungen. Die Studie ist in der aktuellen Ausgabe von PlosOne veröffentlicht worden. In Deutschland wird in Kürze eine S3-Behandlungsleitlinie erscheinen, die von der Münchener Forschungsgruppe koordiniert wird.

Kontakt:
Prof. Dr. Gerd Schulte-Körne
Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie,
Psychosomatik und Psychotherapie der
Universität München
Nußbaumstr. 5a
80997 München

Tel. +49 (0)89 51605900
Fax. +49 (0)89 51605902

Klinikum der Universität München
Im Klinikum der Universität München (LMU) werden jährlich an den Standorten Großha-dern und Innenstadt rund 500.000 Patienten ambulant, teilstationär und stationär behandelt worden. Den 45 Fachkliniken, Instituten und Abteilungen sowie den 45 interdisziplinären Zentren etwas mehr als 2.000 Betten zur Verfügung. Von insgesamt über 10.000 Be-schäftigten sind rund 1.800 Mediziner und 3.400 Pflegekräfte. Das Klinikum der Universität München ist seit 2006 Anstalt des öffentlichen Rechts.
Gemeinsam mit der Medizinischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität ist das Klinikum der Universität München an fünf Sonderforschungsbereichen der DFG (SFB 455, 571, 596, 684, 914), an drei Transregios (TR 05, 127, 128), zwei Forschergruppen (FOR 535, 809) sowie an zwei Graduiertenkollegs (GK 1091, 1202) beteiligt. Hinzu kommen die vier Exzellenzcluster „Center for Integrated Protein Sciences“ (CIPSM), „Munich Center of Advanced Photonics“ (MAP), „Nanosystems Initiative Munich“ (NIM) und „Munich Cluster for Systems Neurology“ (SyNergy) sowie die Graduiertenschulen „Graduate School of Systemic Neurosciences“ (GSN-LMU) und „Graduate School of Quantitative Biosciences Munich (QBM)“.

Weitere Informationen:
http://www.klinikum.uni-muenchen.de

Quelle: idw

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RWI-Studie: Trotz Berufstätigkeit bleibt Hausarbeit Frauensache

Katharina Brach Presse und Information
Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V.

Obwohl der Anteil berufstätiger Frauen in den vergangenen 20 Jahren gestiegen ist, übernehmen sie immer noch drei Viertel der Hausarbeit. Verdienen Frauen mehr als ihr Ehepartner, engagieren sie sich sogar besonders stark im Haushalt, während im Allgemeinen ein steigendes Einkommen zu weniger Engagement bei der Hausarbeit führt. Zu diesen Ergebnissen kommt eine aktuelle Studie des RWI und der Bergischen Universität Wuppertal auf Grundlage von Daten des Sozio-ökonomischen Panels.

Obwohl immer mehr Frauen berufstätig sind, hat sich die Aufteilung der Hausarbeit zwischen arbeitenden Ehepaaren offenbar kaum verändert. Das ist eines der Ergebnisse einer aktuellen Studie des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) und der Bergischen Universität Wuppertal. Demnach sank der Anteil, den berufstätige Frauen an der Hausarbeit übernehmen, zwischen 1992 und 2011 lediglich von 82 auf 75%. Unterschiedliche Arbeitszeitmodelle scheinen dabei kaum eine Rolle zu spielen: Während der Anteil bei Vollzeit arbeitenden Frauen von 78 auf 67% zurückging, nahm er bei Teilzeit arbeitenden Frauen in ähnlicher Größenordnung von 87 auf 77% ab.

Die Zeit, die berufstätige Frauen im Durchschnitt täglich mit Hausarbeit verbringen, reduzierte sich in den vergangenen 20 Jahren um rund 30 Minuten auf knapp 2,3 Stunden täglich. Im gleichen Zeitraum stieg sie für Männer um fast 10 Minuten auf knapp 0,8 Stunden – offenbar wird also in der Summe weniger Zeit mit Hausarbeit verbracht.

Verdient die Frau mehr als der Mann, engagiert sie sich stärker im Haushalt

Wie die Studie zudem zeigt, führt sowohl ein steigendes Einkommen als auch ein steigender Anteil am gemeinsamen Haushaltseinkommen eines Ehepartners dazu, dass er oder sie weniger Zeit mit Hausarbeit verbringt. Dieser Effekt ist für beide Geschlechter nicht signifikant unterschiedlich. Es ist daher anzunehmen, dass mit steigenden Einkommen und mehr Vollzeitbeschäftigung von Frauen auch deren Anteil an der Hausarbeit weiter abnehmen würde.

Eine Ausnahme bilden offenbar berufstätige Ehepaare, bei denen die Frau mehr verdient als der Mann. In diesen Haushalten übernimmt die Frau einen größeren Teil der Hausarbeit als in Haushalten, in denen die Frau weniger bis gleich viel verdient wie ihr Partner. Eine mögliche Ursache hierfür könnte sein, dass diese gutverdienenden Frauen ihre traditionelle Geschlechterrolle beweisen wollen. Dies ist ein Indiz dafür, dass sowohl geschlechterunabhängige Faktoren wie die Höhe des Einkommens als auch traditionelle Rollenaufteilungen die Anteile von Ehepartnern an der Hausarbeit beeinflussen.

Studie umfasst knapp 5 000 berufstätige Ehepaare

Für die Studie wurden Daten des Sozio-ökonomischen Panels (SOEP) aus den Jahren 1992 bis 2011 verwendet. Die Stichprobe umfasste knapp 5 000 Haushalte mit berufstätigen Ehepaaren, sowie teils auch Kindern und weiteren Erwachsenen. Die Männer hatten ein durchschnittliches Jahreseinkommen von gut 42 000 Euro im Jahr, die Frauen – vor allem durch häufigere Teilzeitarbeit – ein durchschnittliches Jahreseinkommen von gut 21 000 Euro. Im häufigsten Szenario unter den befragten Ehepaaren (44,2%) arbeitete der Mann Vollzeit und die Frau Teilzeit.

Ihre Ansprechpartner:
Prof. Dr. Colin Vance (RWI), Tel.: (0201) 8149-237
Katharina Brach (Pressestelle RWI), Tel.: (0201) 8149-244

Dieser Pressemitteilung liegt das Ruhr Economic Paper #472 („Making Dough or Baking Dough? Spousal Housework Responsibilities in Germany, 1992-2011″) zugrunde.

Weitere Informationen:

http://www.rwi-essen.de/publikationen/ruhr-economic-papers/602/ – RWI-Studie „Making Dough or Baking Dough? Spousal Housework Responsibilities in Germany, 1992-2011″

Quelle: idw

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Die Aufmerksamkeit des Autofahrers – wie das Gehirn mit relevanten und irrelevanten Reizen umgeht.

Constanze Seidenbecher Wissenschaftsorganisation & Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Neurobiologie

Farben, Formen, Bewegungen – visuelle Eindrücke sind vielfältig und haben immer mehr als nur eine Eigenschaft. Für deren Verarbeitung sind getrennte Bereiche im Gehirn zuständig. Doch wie wird daraus vor dem geistigen Auge ein komplettes Bild, in dem Farbe, Form und Bewegung wieder zusammengefügt werden? Eine aktuelle Studie aus Magdeburg zeigt, wie in der Großhirnrinde relevante Reize vor irrelevanten verarbeitet werden: kleinste Magnetfeldänderungen im Gehirn verraten die Abfolge der Ereignisse.

Straßenverkehrsteilnehmer müssen Aufmerksamkeitsvirtuosen sein: zwischen Autos, Personen und Schilderwald müssen sie blitzschnell relevante Signale wie andere Verkehrsteilnehmer von irrelevanten wie Werbebotschaften unterscheiden und richtig reagieren. Obwohl man beim Autofahren den Blick geradeaus auf die Straße richtet, ist es meistens problemlos möglich, ein sich von einer Seitenstraße näherndes Fahrzeug wahrzunehmen und zu beachten. Dabei erscheinen die verschiedenen Eigenschaften des Fahrzeugs wie Farbe, Form und Geschwindigkeit schnell und effektiv als Einheit. Doch wie geschieht diese nachträgliche Zusammenfügung einzeln verarbeiteter Facetten eines Objektes im Kopf, und wie unterscheidet sich die Verarbeitung von wichtigen und unwichtigen Eigenschaften? Bisher waren die Hirnprozesse, die eine so rapide und gewichtete Verarbeitung von Merkmalen ermöglichen, nicht bekannt.
Einer Arbeitsgruppe aus Wissenschaftlern der Klinik für Neurologie und des Leibniz-Institutes für Neurobiologie in Magdeburg ist es nun unter der Leitung von Prof. Dr. Mircea Ariel Schoenfeld gelungen, mittels hochauflösender Magnetenzephalographie den Zeitverlauf der Aktivität in bewegungs- und farbselektiven Hirnregionen direkt zu charakterisieren und damit eine Antwort zu geben.
Sie fanden heraus, dass bei einem Objekt (z. B. einem roten Auto) die Verarbeitung des relevanten Merkmals (z. B. der Bewegungsrichtung) wenige zehntel Millisekunden vor der Verarbeitung von irrelevanten Objektmerkmalen (z.B. der nicht unmittelbar relevanten Farbe des Autos) verstärkt wird. Die zum einheitlich wahrgenommenen Objekt gehörenden Merkmale wurden sehr schnell bevorzugt verarbeitet, wobei die Reihenfolge der Verarbeitung der Objektmerkmale (Farbe und Bewegung) flexibel der relativen Wichtigkeit des Merkmals entsprach. Zum ersten Mal konnte so gezeigt werden, dass die integrative Bindung von Merkmalen wie Bewegung und Farbe zu einem einheitlichen Objekt als schnelle, flexible Aufeinanderfolge verstärkter Aktivität in entsprechenden bewegungs- und farbsensitiven Hirnarealen realisiert wird. Die Ergebnisse der Arbeit wurden im renommierten Fachjournal Nature Neuroscience publiziert.
Das Leibniz-Institut für Neurobiologie (LIN) in Magdeburg ist ein Zentrum für Lern- und Gedächtnisforschung.

Link zum Fachartikel „Object-based attention involves the sequential activation of feature-specific cortical modules“ von Mircea A Schoenfeld, Jens-Max Hopf, Christian Merkel, Hans-Jochen Heinze & Steven A Hillyard; Nature Neuroscience online am 23 February 2014: http://www.nature.com/neuro/journal/vaop/ncurrent/pdf/nn.3656.pdf

Weitere Informationen:
http://www.nature.com/neuro/journal/vaop/ncurrent/pdf/nn.3656.pdf
http://www.lin-magdeburg.de

Quelle: idw

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Selbst Bakterien vermeiden den Ausstoß des Treibhausgases Methan

Dr. Karl Guido Rijkhoek Hochschulkommunikation
Eberhard Karls Universität Tübingen

Geomikrobiologen messen dem Humus im Boden große Bedeutung für die bakterielle Atmung und das Klima bei

Methan ist ein Treibhausgas, das dem Klima 25 Mal so stark zusetzt wie Kohlendioxid. Es entsteht unter anderem in Böden, wenn den Bodenbakterien kein Sauerstoff zur Verfügung steht. Solche Bedingungen finden sich zum Beispiel in vielen Mooren, die dafür jedoch reich an Zersetzungsprodukten von Pflanzen und Lebewesen sind, den sogenannten Huminstoffen. Die Geomikrobiologen Professor Andreas Kappler und Dr. Annette Piepenbrock vom Zentrum für Angewandte Geowissenschaften der Universität Tübingen haben zusammen mit den Umweltchemikern Dr. Michael Sander und Laura Klüpfel von der ETH Zürich im Rahmen eines von Seiten der ETH geleiteten Projekts ein solches Stoffwechselsystem genauer untersucht. Sie stellten fest, dass die Bodenbakterien unter Sauerstoffmangel in weit größerem Ausmaß als bisher bekannt Huminstoffe in ihren Stoffwechsel einbeziehen können. Dies kommt dem Klima zugute, weil dabei kein Methan entsteht. Nach Schätzungen der Forscher lässt sich in Mooren über diesen Weg die Bildung von rund 3000 Kilo Methan pro Quadratkilometer und Jahr verhindern – ein bedeutender Betrag.

Um Energie für ihre Lebensprozesse zu gewinnen, verbrauchen Bakterien, wie Menschen auch, bevorzugt Sauerstoff, weil damit sehr viel Energie in der Zelle produziert werden kann. Der Stoffwechsel von Bodenbakterien ist jedoch sehr viel flexibler als der menschliche: Wenn wie häufig in Mooren vorübergehend kein Sauerstoff verfügbar ist, verwenden die Bakterien stattdessen Kohlendioxid. Dieses wird dabei zu Methan umgesetzt. Bereits seit etwa 20 Jahren ist Wissenschaftlern bekannt, dass die Bodenbakterien als Ersatz für Sauerstoff auch Huminstoffe verwenden können. In ihrer aktuellen Studie stellen die Forscher aus Tübingen und Zürich fest, dass die Huminstoffe eine viel größere Rolle spielen als bisher angenommen. „Die Mikroorganismen ziehen die Huminstoffe dem Kohlendioxid sogar vor, so dass gleichzeitig die Methanbildung unterdrückt wird“, fasst Professor Andreas Kappler die Ergebnisse zusammen.

Alle Atmungsprozesse der Lebewesen zur Gewinnung von Energie beruhen chemisch gesehen auf der Verschiebung von Elektronen. Die Bakterien benötigen einen Stoff, auf den sie ihre Elektronen übertragen können. Die Forscher konnten nun erstmals nachweisen, dass die Nutzung der Huminstoffe für diesen Zweck völlig reversibel ist. Das bedeutet, dass die Elektronen, die atmende Bakterien auf die Huminstoffe übertragen, wieder abgegeben werden können – zum Beispiel an Sauerstoff, sobald dieser wieder verfügbar ist. Die Huminstoffe stehen anschließend erneut als Elektronenempfänger bereit. „Die Huminstoffe können also ähnlich wie eine Akku-Batterie mit Elektronen aufgeladen und wieder entladen werden“, erklärt Kappler. Deshalb seien Huminstoffe besonders in solchen Systemen nützlich, in denen der Sauerstoffgehalt regelmäßig schwankt wie in Mooren mit jahreszeitlich wechselndem Wasserstand. Unterhalb des Wasserspiegels ist der Sauerstoffnachschub begrenzt, und es stellen sich schnell sauerstofffreie Bedingungen ein. Beim Sinken des Wasserspiegels werden die frei werdenden Bereiche erneut mit Sauerstoff versorgt.

Aufgrund der durchschnittlichen Höhe der Wasserspiegelschwankungen und der Huminstoffkonzentrationen in Mooren berechneten die Tübinger und Züricher Forscher, dass etwa 9×10(hoch 29) Elektronen pro Jahr von den Huminstoffen in einem Quadratkilometer Torfmoor aufgenommen werden können. Dies entspricht etwa 3000 Kilo Methan, dessen Bildung dadurch unterdrückt wird. Die neuen Studienergebnisse tragen zum Verständnis der natürlichen biogeochemischen Stoffkreisläufe bei, die in Klimamodellrechnungen einbezogen werden.

Originalpublikation:
Laura Klüpfel, Annette Piepenbrock, Andreas Kappler, Michael Sander: Humic substances as fully regenerable terminal electron acceptors in recurrently anoxic environments. Nature Geoscience, Band 7, Seiten 195-200. Online-Veröffentlichung 27. Februar 2014, doi: 10.1038/ngeo2084

Kontakt:
Prof. Dr. Andreas Kappler
Universität Tübingen
Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät
Zentrum für Angewandte Geowissenschaften/ Arbeitsgruppe Geomikrobiologie
Sigwartstraße 10 ∙ 72076 Tübingen
Tel. +49 (7071) 29-74992
andreas.kappler@uni-tuebingen.de

Quelle: idw

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Aktuelle Auswertung des WSI – Job und Hausarbeit: Doppelbelastung erschöpft viele Frauen

Rainer Jung Abt. Öffentlichkeitsarbeit
Hans-Böckler-Stiftung

Die Doppelbelastung durch Erwerbsarbeit und häusliche Pflichten führt bei vielen Frauen zu Müdigkeit und Erschöpfung. Dies zeigt eine neue Auswertung des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) in der Hans-Böckler-Stiftung. In Kooperation mit dem Berliner Institut für sozialwissenschaftlichen Transfer haben WSI-Forscherinnen eine Vorabversion der Erwerbstätigenbefragung des Bundesinstituts für Berufsbildung und der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin aus dem Jahr 2012 ausgewertet.

Die Ergebnisse: Wenn Frauen in Vollzeit arbeiten, sind sie häufiger erschöpft als Männer. Das gilt auch dann, wenn sie keine Kinder haben. Mehr als die Hälfte der Arbeitnehmerinnen mit einer Arbeitszeit zwischen 35 und 40 Stunden berichtete, im Laufe von Arbeitstagen häufig erschöpft zu sein. Frauen mit Kindern schilderten dies zu 56, solche ohne zu 53 Prozent. In Vollzeit erwerbstätige Männer mit Kindern kamen lediglich auf 44 Prozent, die ohne Kinder auf 42 Prozent. Bei überlangen Arbeitszeiten von 41 Stunden und mehr erhöhten sich die Werte entsprechend. Hier berichteten sogar zwei Drittel aller Mütter von Müdigkeit, Mattigkeit oder Erschöpfung (siehe auch die Grafik in Böckler Impuls 4/2014; Link unten).

„Zu diesen Ergebnissen trägt auch bei, dass Frauen häufiger in Berufen arbeiten, in denen überdurchschnittlich viele Beschäftigte eine mengenmäßige Überforderung bei der beruflichen Arbeit beklagen“, erläutert WSI-Forscherin Dr. Christina Klenner. Dazu gehörten Sozial- und Erziehungsberufe, Gesundheitsberufe sowie weitere Dienstleistungen.

In Teilzeit beschäftigte Frauen ohne Kinder kamen auf ähnliche Belastungswerte wie die wenigen Teilzeit-Männer. Mit Kindern drifteten die Werte jedoch wieder auseinander: Mütter in Teilzeit waren an Arbeitstagen häufiger erschöpft als Väter mit reduzierter Arbeitszeit. „Vor diesem Hintergrund erklärt sich auch, dass viele Frauen nicht in Vollzeit arbeiten, obwohl Teilzeitarbeit mit Nachteilen beim Einkommen, bei den Aufstiegschancen oder bei der Rente verbunden sein kann“, so Klenner.
Im Zeitverlauf hätten immer weniger Frauen eine volle Stelle. Sieben von zehn Müttern arbeiteten in Teilzeit, wie das WSI GenderDatenPortal zeigt. „Einen Ausweg aus dem Dilemma zwischen Zeitnot mit häufiger Erschöpfung bei den Vollzeitbeschäftigten und Karriereverzicht bei Teilzeitarbeitenden würden generell kürzere Arbeitszeiten für die Familienphase bieten“, empfiehlt die WSI-Forscherin. Diese sollten künftig auch für die Väter normal sein.

Ansprechpartner in der Hans-Böckler-Stiftung
Dr. Christina Klenner
WSI, Expertin für Genderforschung
Tel.: 0211-7778-231
E-Mail: Christina-Klenner@boeckler.de

Rainer Jung
Leiter Pressestelle
Tel.: 0211-7778-150
E-Mail: Rainer-Jung@boeckler.de

Weitere Informationen:
http://www.boeckler.de/hbs_showpicture.htm?id=46083&chunk=1
Infografik zum Download in Böckler Impuls 4/2014
http://www.boeckler.de/wsi_38966.htm
Mehr Informationen zur Arbeitszeit von Frauen und Männern im WSI GenderDatenPortal

Quelle: idw

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Woher hat Afrika seine Form? – Ein verhinderter Sahara-Atlantik

Dipl.Met. Franz Ossing Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Helmholtz-Zentrum Potsdam – Deutsches GeoForschungsZentrum GFZ

Das Auseinanderbrechen des Urkontinents Gondwana vor rund 130 Millionen Jahren hätte in einer völlig anderen Form der Kontinente Südamerika und Afrika resultieren können. Südlich der Sahara läge dann heute ein Ozean.

Potsdam: Das Auseinanderbrechen des Urkontinents Gondwana vor rund 130 Millionen Jahren hätte in einer völlig anderen Form der Kontinente Südamerika und Afrika resultieren können. Südlich der Sahara läge dann heute ein Ozean. Dies haben Geowissenschaftler der Universität Sydney (Australien) und des Deutschen GeoForschungsZentrums GFZ mit Hilfe von plattentektonischen und dreidimensionalen numerischen Modellen zeigen können. Entscheidend für den Ablauf des Auseinanderbrechens eines Kontinents ist die Orientierung eines kontinentalen Grabenbruchsystems relativ zur Dehnungsrichtung. Von dieser Orientierung hängt ab, ob ein neuer Ozean entsteht oder nur ein Sedimentbecken im Innern eines Kontinentes erhalten bleibt.

Über Hunderte von Millionen Jahren vereinte der Superkontinent Gondwana die südlichen Kontinente Südamerika, Afrika, Indien, Australien und die Antarktis. Während die Gründe für Gondwanas Zerbrechen noch immer diskutiert werden, steht fest, dass sich der Superkontinent erst entlang der Ostafrikanischen Küste in einen westlichen und östlichen Teil spaltete, bevor Grabenbrüche zwischen dem heutigen Südamerika und Afrika die Entstehung des Südatlantiks einleiteten. Die dabei entstandenen Kontinentalränder und das sich von Nigeria bis Libyen im Untergrund des afrikanischen Kontinents erstreckende Westafrikanische Riftsystem geben Aufschluss über die Prozesse, die den heutigen Kontinenten ihre Form gaben. Christian Heine (Universität Sydney) und Sascha Brune (GFZ) untersuchten warum einige dieser Grabenbrüche im Innern Afrikas nicht zu einem Ozean aufbrachen, während sich der südliche Teil dieses Grabenbruchsystems zum heutigen Südatlantik entwickelte.

„Eine Bruchzone, die sich vor 130 Millionen Jahren von Südafrika bis nach Libyen erstreckte, hätte Afrika entlang einer Nord-Süd Achse in zwei Teile gespalten,“ erklärt der GeoForscher Sascha Brune. „Wir konnten jedoch zeigen, dass eine konkurrierende Riftzone entlang des heutigen Äquatorial-Atlantiks in einer dramatischen plattentektonischen Wendung die Spaltung Afrikas und damit die Entstehung eines ‚Sahara-Atlantiks‘ verhinderte.“ Die komplexen numerischen Modelle liefern einen verblüffend einfachen Grund: Je größer der Winkel zwischen Bruchzone und Dehnungsrichtung ist, desto mehr Kraft benötigt ein Riftsystem. Das nahezu senkrecht zur westwärtigen Dehnungsrichtung liegende Westafrikanischen Rift benötigte damit deutlich mehr Kraft und verlor letztendlich gegen seinen äquatorialatlantischen Kontrahenten.

Christian Heine, Sascha Brune: „Oblique rifting of the Equatorial Atlantic: Why there is no Saharan Atlantic Ocean“, GEOLOGY, 01.03.2014, doi: 10.1130/G35082.1

Eine Abb. in druckfähiger Auflösung liegt hier:
https://media.gfz-potsdam.de/gfz/wv/05_Medien_Kommunikation/Bildarchiv/Einzelbil…

Text: Eine mögliche Topographie der Erde für den Fall, dass Afrika sich entlang des Westafrikanischen Grabensystems in zwei Teile gespalten hätte. Der nordwestliche Teil Afrikas hätte sich gemeinsam mit Südamerika bewegt, was einen „Sahara-Atlantik“ geöffnet hätte.

Quelle: idw

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Powerfrauen im Top-Management treffen andere Entscheidungen

Thomas Richter Presse, Kommunikation und Marketing
Georg-August-Universität Göttingen

Managerinnen haben einen fürsorglichen Führungsstil, sind eher am Wohl des gesamten Unternehmens und der Belegschaft interessiert und weniger risikofreudig und gierig als Männer. So werden erfolgreiche Frauen in Top-Führungspositionen wiederholt porträtiert. Dies ist ein Ergebnis des Forschungsprojekts „Frauen an die Spitze?“ der Soziologin Prof. Dr. Andrea D. Bührmann, Direktorin des Instituts für Diversitätsforschung der Universität Göttingen. Einige zentrale Ergebnisse hat Prof. Bührmann in der aktuellen Ausgabe der WSI-Mitteilungen veröffentlicht.

Powerfrauen im Top-Management treffen andere Entscheidungen
Untersuchung zur medialen Darstellung von erfolgreichen Frauen in Führungspositionen

(pug) Managerinnen haben einen fürsorglichen Führungsstil, sind eher am Wohl des gesamten Unternehmens und der Belegschaft interessiert und weniger risikofreudig und gierig als Männer. So werden erfolgreiche Frauen in Top-Führungspositionen wiederholt porträtiert. Dies ist ein Ergebnis des Forschungsprojekts „Frauen an die Spitze?“ der Soziologin Prof. Dr. Andrea D. Bührmann, Direktorin des Instituts für Diversitätsforschung der Universität Göttingen. Gemeinsam mit Studierenden wertete sie biografische Porträts von erfolgreichen Männern und Frauen in Top-Führungspositionen aus, die von 2007 bis 2012 in überregionalen Zeitungen und Zeitschriften erschienen sind. Einige zentrale Ergebnisse hat Prof. Bührmann in der aktuellen Ausgabe der WSI-Mitteilungen veröffentlicht.

Bei der Auswertung der Porträts stießen Prof. Bührmann und ihr Team auf viele Stereotype: Die Managerinnen und Unternehmerinnen werden zum einen unterteilt in den männlich auftretenden Typus Businessfrau und den weiblichen Typus Powerfrau. Zum anderen werden angeblich natürlich gegebene Geschlechterdifferenzen transportiert, die zu unterschiedlichen Führungsstilen, Motiven und Entscheidungen bei Männern und Frauen führen. „Alle Faktoren zusammen legen es nahe zu argumentieren, mit mehr Frauen im Top-Management wäre die aktuelle Finanzkrise weniger dramatisch verlaufen“, so Prof. Bührmann. Auch Forderungen nach einer Frauenquote werden damit begründet, dass gemischt zusammengesetzte Teams bessere Entscheidungen fällen, innovativere Prozesse anstoßen und den wirtschaftlichen Erfolg von Unternehmen steigern.
„Es entspricht nicht dem aktuellen Stand in der Geschlechterforschung, dass es diese natürlich vorgegebenen Unterschiede gibt“, so Prof. Bührmann. „Durch diese Stereotypisierungen geraten Gemeinsamkeiten von Top-Managerinnen mit ihren männlichen Kollegen aus dem Blick. Dabei unterscheidet sich ihre Lebenssituation oft mehr von denen anderer Frauen als von der ihrer männlichen Kollegen.“ Dennoch sei eine Geschlechterquote notwendig, um eine gerechte Beteiligung von Frauen und Männern an zukunftsweisenden Entscheidungen der Wirtschaft zu gewährleisten.

Originalveröffentlichung: Andrea D. Bührmann, Geschlechtergerechtigkeit und Geschlechterkonstruktionen: Die mediale Darstellung von Frauen in Top-Führungspositionen, in: WSI-Mitteilungen 2/2014, März 2014

Kontaktadresse:
Prof. Dr. Andrea D. Bührmann
Georg-August-Universität Göttingen
Sozialwissenschaftliche Fakultät – Institut für Diversitätsforschung
Telefon (0551) 39-7277
E-Mail: andrea.buehrmann@uni-goettingen.de
Internet: www.diversitätsforschung.uni-goettingen.de

Weitere Informationen:
http://www.uni-goettingen.de/de/3240.html?cid=4718
http://www.diversitätsforschung.uni-goettingen.de
http://www.boeckler.de/wsi_45981_46033.htm

Quelle: idw

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Ostsee „trainiert“ marine Lebewesen für den Klimawandel

Andreas Villwock Kommunikation und Medien
GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel

Die Ostsee ist ein Meer der Extreme. Sauerstoffgehalt, pH-Wert und Temperaturen können innerhalb von Wochen oder sogar Tagen stark schwanken. Sind Organismen, die hier leben, besser auf den Klimawandel vorbereitet als andere? Dieser Fragestellung widmeten sich Meereswissenschaftler aus Kiel. Dabei fanden sie heraus, dass Seepocken aus der Kieler Förde wesentlich besser mit zukünftigen Umweltbedingungen umgehen können als ihre Artgenossen aus weniger „stressigen“ Habitaten. Die Ergebnisse ihrer Studie publizieren die GEOMAR-Forscher in der März-Ausgabe der Fachzeitschrift „Global Change Biology“.

Unsere Ozeane werden immer „saurer“. Aber was ist das eigentlich, die sogenannte Ozeanversauerung? Weil die Kohlendioxid (CO2)-Emissionen weltweit steigen, nimmt auch der Ozean immer mehr CO2 aus der Atmosphäre auf. Es reagiert mit dem Meerwasser zu Kohlensäure und der pH-Wert im Meerwasser sinkt. Hierdurch können im Extremfall auch die Kalkschalen von Tieren angegriffen werden. Welche Auswirkungen diese Entwicklung auf bestimmte Organismen haben kann, die im Ozean leben, untersuchen Wissenschaftler auf der ganzen Welt. Einer davon ist Dr. Christian Pansch. Der Meeresbiologe beschäftigte sich im Rahmen seiner Doktorarbeit am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel unter der Betreuung von Prof. Martin Wahl mit Seepocken (Balanidae) aus der Kieler Förde und aus den Fjorden Westschwedens. Dabei fand er heraus, dass verschiedene Populationen einer Art verschieden gut auf zukünftige Umweltveränderungen vorbereitet sind – je nachdem wo sie vorkommen. Die Ergebnisse der Studie veröffentlichen die Wissenschaftler jetzt in der Fachzeitschrift Global Change Biology.

Das Besondere an der Kieler Förde ist, dass dort die Konzentration des Kohlendioxids jetzt schon teilweise so hoch ist, wie Klimaforscher sie für die offenen Ozeane in mehr als einhundert Jahren voraussagen. „Der Grund dafür ist die geringere Pufferkapazität der süßeren Ostsee und ihre sommerliche Schichtung“, erklärt Dr. Pansch. „In tieferen Schichten verbrauchen Organismen aufgrund der Nährstoffübersättigung sehr viel Sauerstoff und produzieren dabei Kohlendioxid. Das CO2 reichert sich dort an, der pH-Wert wird durch das süßere Ostseewasser nicht abgepuffert und dieses saure Wasser steigt gelegentlich auf.“ In der Kieler Förde zum Beispiel wird bei starkem Südwestwind das Oberflächenwasser aus der Förde herausgedrückt und das angesäuerte Wasser aus der Tiefe gelangt nach oben. Die Umweltbedingungen schwanken hierdurch auch für viele Flachwasserorganismen extrem, nicht nur in Hinsicht auf Salzgehalt und Temperatur, sondern auch im Hinblick auf den pH-Wert des Wassers. Deshalb sind einige Organismen, wie die Seepocken, den prognostizierten Umweltbedingungen gelegentlich bereits heute ausgesetzt.

Für ihre Studien setzten die Wissenschaftler Seepocken verschiedenen CO2-Konzentrationen aus. Dabei verglichen sie Seepocken aus der Kieler Förde mit einer Population aus der chemisch stabileren Schärenwelt von Tjärnö vor der Westküste Schwedens. Sie erfassten Wachstum, Vermehrung, Sterberate und Aussehen der Tiere. „Die Tiere aus der Förde, die ohnehin mit schwankenden CO2-Konzentrationen klarkommen müssen, reagierten recht unempfindlich auf die Zukunftsszenarien“, sagt Prof. Dr. Martin Wahl, Co-Autor der aktuellen Studie. „Die Schalen der Seepocken litten bei sehr hohen Konzentrationen zwar etwas, aber das waren rein äußerliche Merkmale“, so Christian Pansch. Wachstum, Fortpflanzung und Sterberate zeigten keinerlei Veränderungen.
Die Stresstoleranz der schwedischen Seepocken erwies sich als relativ niedrig, ganz im Gegensatz zu der ihrer Kieler Artgenossen. „Gerade weil die Seepocken aus Tjärnö nicht unter so variierenden Umweltbedingungen leben, sind sie vermutlich sehr viel anfälliger gegenüber Veränderungen“, so Professor Wahl. In den Versuchen wuchsen sie nicht mehr in dem Maße wie gewöhnlich und es starben mehr Individuen.

Dr. Pansch fasst zusammen: „Im Vergleich mit den Balanidae aus Tjärnö sind die Seepocken aus der Kieler Förde sehr viel besser für die Zukunft trainiert“. Im Moment arbeitet der Biologe an der Universität Göteborg in Schweden, aber ab dem 01. Oktober diesen Jahres wird er im Rahmen einer von der Helmholtz-Gemeinschaft finanzierten Postdoc-Stelle wieder in der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Wahl forschen. Das Team wird sich dann mit der Fragestellung beschäftigen, inwieweit solche Schwankungen von CO2- und Sauerstoff-Konzentrationen in verschiedenen Habitaten der Nord- und Ostsee auftreten und inwieweit diese verschiedenste Organismen auf die Zukunft der Meere vorbereiten.

Originalarbeit:
Christian Pansch, Iris Schaub, Jonathan Havenhand, Martin Wahl: Habitat traits and food availability determine the response of marine invertebrates to ocean acidification. Global Change Biology (2014), http://dx.doi.org/10.1111/gcb.12478

Weitere Informationen:
http://www.geomar.de Das GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel

Quelle: idw

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Feinstaubbelastung: Wer an der Hauptstraße lebt, stirbt womöglich früher

Annika Bingmann Pressestelle
Universität Ulm

Kleinste Ruß- oder Staubpartikel („Feinstaub“), die vorwiegend aus Verkehrs- und Industrieemissionen beziehungsweise Hausbrand stammen, erhöhen die Sterblichkeit offenbar deutlicher als bisher gedacht. Dieser Zusammenhang ist das jüngste Ergebnis der so genannten ESCAPE-Studie. Seit mehreren Jahren untersuchen Wissenschaftler, darunter Dr. Gudrun Weinmayr und Professorin Gabriele Nagel vom Ulmer Institut für Epidemiologie und Medizinische Biometrie, Auswirkungen der Luftverschmutzung. Bisher sind für die ESCAPE-Studie Daten von über 360 000 Personen aus 13 europäischen Ländern herangezogen worden.

Im Fachjournal „The Lancet“ schreibt die internationale Forschergruppe, dass bereits eine um fünf Mikrogramm pro Kubikmeter erhöhte Feinstaubkonzentration (Jahresmittelwert) das Sterblichkeitsrisiko um sieben Prozent erhöht. Für die eigene Gesundheit kann es also bereits einen deutlichen Unterschied machen, ob man nahe einer befahrenen Straße oder in einer verkehrsberuhigten Wohngegend lebt. Kleine Partikel mit einem Durchmesser von weniger als 2,5 Mikrometern sind offenbar besonders gefährlich – auch unterhalb europäischer Grenzwerte. Bei ihrer Datenauswertung berücksichtigten die vom niederländischen Utrecht aus koordinierten Wissenschaftler unter anderem den sozioökonomischen Status, den Rauchstatus, den Körpermasseindex (BMI) und das Bildungsniveau der Teilnehmer. Dennoch blieb der Zusammenhang zwischen Feinstaubbelastung und verfrühter Sterblichkeit signifikant – vor allem bei Männern. Ursachen für die höhere Mortalität könnten oxidativer Stress und durch Partikel ausgelöste entzündliche Reaktionen sein.

In der groß angelegten „European Study of Cohorts for Air Pollution Effects“ (ESCAPE) sind 22 repräsentative Kohorten mit insgesamt 367 251 Studienteilnehmern zusammengefasst worden. Die Ulmer Wissenschaftlerinnen waren für Daten aus Vorarlberg, dem westlichsten Bundesland Österreichs, zuständig: „Wir haben ausgehend von den Messdaten und Landnutzungsdaten ein so genanntes Landnutzungsregressionsmodell berechnet und konnten so die durchschnittliche Luftverschmutzung für Adressen im untersuchten Gebiet quantifizieren“, erläutert Gudrun Weinmayr. Im Untersuchungszeitraum (durchschnittlich 14 Jahre) sind übrigens etwas mehr als 29 000 Probanden der Gesamterhebung eines natürlichen Todes gestorben. „Epidemiologische Langzeitstudien wie ESCAPE sind erforderlich, um den langzeitigen Einfluss von Umweltfaktoren auf die Gesundheit zu bewerten“, betont Gabriele Nagel. Dank der jüngsten Ergebnisse werden erstmals Vergleiche mit bereits veröffentlichten US-Studien möglich

Im Sommer 2013 hatte die gleiche Forschergruppe einen Zusammenhang zwischen höheren Feinstaubkonzentrationen und Lungenkrebs hergestellt. Der entsprechende Beitrag ist in „The Lancet Oncology“ erschienen. Die ESCAPE-Studie wird von der Europäischen Union gefördert.

Rob Beelen, Ole Raaschou-Nielsen, Massimo Stafoggia, Zorana Jovanovic Andersen, Gudrun Weinmayr et. al.: Effects of long-term exposure to air pollution on natural-cause mortality: an analysis of 22 European cohorts within the multicentre ESCAPE project. The Lancet. Published online December 9, 2013 http://dx.doi.org/10.1016/S0140-6736(13)62158-3

Weitere Informationen:
Dr. Gudrun Weinmayr: 0731/50-31073 oder 0211/3389 277, gudrun.weinmayr@uni-ulm.de
Prof. Dr. Gabriele Nagel: 0731/50-31073, gabriele.nagel@uni-ulm.de

Quelle: idw

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Umweltdetektiv für Treibhausgase: CarbonSat-Messkonzept der Uni Bremen erfolgreich getestet

Eberhard Scholz Pressestelle
Universität Bremen

Emissionsquellen von Treibhausgasen lassen sich aus großer Höhe mittels einer neuen Technologie genau erfassen: Das ist das Ergebnis einer Forschungsmesskampagne, die im Auftrag der europäischen Weltraumbehörde ESA unter der Leitung des Instituts für Umweltphysik (IUP) der Universität Bremen erfolgte.

Dabei haben Sensormessungen von Flugzeugen aus erstmals gezeigt, dass sich lokale Emissionen der beiden wichtigen Treibhausgase CO2 und Methan (CH4) aus der Ferne – und wie zukünftig auch vom Weltraum aus geplant – genau bestimmen lassen. Diese Ergebnisse sind ein wichtiger Meilenstein bei der Entwicklung eines zukünftigen satellitengestützten Sensorsystems („CarbonSat“), um weltweit und unabhängig Treibhausgase zu messen.

Im Sommer 2012 wurde mit zwei Flugzeugen eine intensive Messkampagne durchgeführt, um die Frage zu beantworten, ob man Änderungen des atmosphärischen CO2, wie sie beispielsweise durch Emissionen von Kohlekraftwerken verursacht werden, so genau vermessen kann, dass man daraus zuverlässig die Emission der CO2-Quelle bestimmen kann. Deutsche Kohlekraftwerke eignen sich sehr gut für solche Untersuchungen, da ihre Emissionen bekannt sind – was längst nicht bei allen Quellen und in allen Ländern der Erde der Fall ist. Deshalb ist ein wichtiges Ziel des CarbonSat-Projektes, die jetzt erprobte Messtechnik später auf unbekannte Quellen anzuwenden. CarbonSat wird zudem erfassen, wie viel Kohlendioxid Pflanzen aus der Atmosphäre aufnehmen. In der Kombination lässt sich dann besser erforschen, wie natürliche und von Menschen verursachte Prozesse das Klima beeinflussen oder auch vom Klima beeinflusst werden.

Im Rahmen der Messkampagne wurde mit dem in Bremen entwickelten flugzeuggestützten Sensor MAMAP die CO2-„Wolke“ eines Kohlekraftwerkes „von oben“ – also wie vom Satelliten – vermessen. Mit einem zweiten Forschungsflugzeug wurden Querschnitte durch die CO2-„Wolke“ erfasst. Letzteres geschah mit einem sehr genauen Standardverfahren, so dass die neuartige Messtechnik von MAMAP verlässlich überprüft werden konnte. Neben CO2-Emissionen aus Kohlekraftwerken wurden auch Methanemissionen aus Wetterschächten des aktiven Kohlebergbaus vermessen.

Die Auswertung der mit MAMAP gemessenen Daten belegt in doppelter Hinsicht die erfolgreiche Bremer Entwicklungsarbeit. Zum einen konnte nachgewiesen werden, dass mit spektroskopischen Fernerkundungsmethoden auch sehr kleine Konzentrationsänderungen in CO2 und CH4 sehr genau festgestellt werden können. Zum anderen lassen sich die Emissionsquellen bestimmen. Die unabhängigen Messungen des zweiten Kontrollforschungsflugzeuges bestätigen die hohe Qualität der neuen Fernerkundungsmethode.

Nach dem Erfolg der CarbonSat-Messkampagne werden Forscher vom IUP gemeinsam mit amerikanischen Kollegen in diesem Jahr eine zweite Forschungsrunde in Kalifornien vornehmen. Neben guten Wetterbedingungen zeichnet sich Kalifornien durch eine Vielzahl interessanter „Hot Spots“ (zum Beispiel durch natürliche Leckagen von Erdgas aus dem Meeresboden) aus. Dieses Projekt wird von der ESA und der NASA unterstützt. Der Bremer Umweltphysiker und Initiator des MAMAP-Projektes Heinrich Bovensmann blickt optimistisch nach vorn: „Wir haben inzwischen so viel gelernt, dass wir die Messtechnik des Flugzeugsensors nochmals drastisch steigern können. Das Projekt ‚MAMAP Next Generation‘ steht bereits in den Startlöchern.“

Weitere Informationen:
Universität Bremen
Institut für Umweltphysik
Heinrich Bovensmann
Tel. 0421 218 62102
E-Mail: heinrich.bovensmann@uni-bremen.de

Weitere Informationen:
http://www.iup.uni-bremen.de/carbonsat
http://www.iup.uni-bremen.de/deu/downloads/CarbonSat_PM_Uni-Bremen_Langversion_m…

Quelle: idw

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Feinstaub und Stickstoffdioxid belasten auch 2013 weiter die Gesundheit

Jährlich rund 47.000 vorzeitige Todesfälle durch schlechte Luft
Von 386 Messstationen überschreiten 3% den EU-Grenzwert, 98% den WHO-Leitwert und 2% haben keine Überschreitungen bei den Feinstaubwerten PM10/Tagesmittelwert. Beim PM10/Jahresmittelwert überschreiten 51% den WHO-Leitwert; 49% haben keine Überschreitungen

Überschreitungen der Feinstaubwerte PM10
Quelle: Umweltbundesamt

Vor allem Stickstoffdioxid und Feinstaub beeinträchtigten auch im Jahr 2013 die Luftqualität und damit die menschliche Gesundheit in Deutschland. Das zeigen vorläufige Messdaten der Länder und des Umweltbundesamtes (UBA). Beim Stickstoffdioxid war die Belastung im Vergleich zu den Vorjahren nahezu unverändert hoch. Mehr als die Hälfte der städtisch verkehrsnahen Stationen überschritten den zulässigen Jahresmittelwert von 40 Mikrogramm (μg) Stickstoffdioxid (NO2) pro Kubikmeter (m3) Luft. Auch beim Feinstaub gab es anhaltende Grenzwertüberschreitungen. Verglichen mit den Vorjahren war 2013 allerdings eines der am geringsten belasteten Jahre. Entwarnung ist aber nicht angezeigt, sagte Thomas Holzmann, Vizepräsident des UBA: „Der Feinstaub-Grenzwert wurde zwar nur an rund drei Prozent aller Messstationen überschritten. Das scheint gering, spiegelt aber die tatsächliche Gesundheitsbelastung der Bevölkerung durch Feinstaub nicht wider, gerade wenn man an die deutlich strengeren Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation WHO denkt.“
Die WHO rät bei Feinstaub der Partikelgröße kleiner als zehn Mikrometer (PM10) schon lange zu einem weitaus strengeren Luftgüteleitwert von 20 μg/m3 im Jahresmittel. Dieser wurde 2013 an fast 51 Prozent aller Messstationen in Deutschland überschritten. Thomas Holzmann: „Nach Berechnungen des Umweltbundesamtes gibt es jährlich im Schnitt rund 47.000 vorzeitige Todesfälle infolge der zu hohen Feinstaubbelastung – durch akute Atemwegserkrankungen, kardiopulmonale Erkrankungen oder Lungenkrebs. Wir plädieren für eine rasche Verschärfung der geltenden EU-Grenzwerte auf Basis der wissenschaftlichen Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation WHO.“

Bei einem weiteren wichtigen Luftschadstoff – dem vor allem im Sommer auftretenden bodennahen Ozon – hielten etwa acht Prozent der Messstationen den Acht-Stunden-Wert eines Tages nicht ein. Dieser liegt bei 120 μg/m3 und darf an höchstens 25 Tagen pro Kalenderjahr, gemittelt über drei Jahre, überschritten werden. Thomas Holzmann: „Die Belastung mit Ozon fiel erfreulicherweise gering aus. Dabei hat der zeitweise heiße Sommer die Bildung von Ozon durchaus begünstigt. Durch eine anspruchsvolle Luftreinhaltepolitik in den vergangenen Jahren sind die Emissionen der Vorläufersubstanzen des Ozons wie Stickstoffoxide und flüchtige Kohlenwasserstoffe aber deutlich zurückgegangen – und damit auch die Ozonbelastung im Sommer“. Im Jahr 2013 musste daher nicht ein einziges Mal Ozonalarm ausgelöst werden, aus Sicht eines anspruchsvollen Gesundheitsschutzes sind aber auch hier die Belastungen nach wie vor zu hoch.

Für gesunde Luft bleibt also noch viel zu tun. Und zwar in allen Sektoren: von der Holzheizung, über Autos und Lkw bis hin zum großen Kraftwerk. Das UBA begrüßt daher das Programm „Saubere Luft für Europa“, das die EU-Kommission zum Ende des Jahres der Luft 2013 vorgestellt hat. Thomas Holzmann: „Die EU-Kommission hat Ende 2013 anspruchsvollere Minderungsziele für die Emissionen der wichtigsten Luftschadstoffe vorgeschlagen. Deren Einführung wäre ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer besseren Luftqualität in Deutschland und Europa.“

Programm „Saubere Luft für Europa“
http://ec.europa.eu/environment/air/clean_air_policy.htm
Informationen zum Jahr der Luft
http://www.umweltbundesamt.de/jahr-der-luft-2013

Quelle:uba

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„Gehen in ein gutes Frühjahr“

Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles kommentiert die Arbeitsmarktzahlen für Februar 2014.

Wir gehen in Deutschland miteinander in ein gutes Frühjahr: Die Aussichten für die wirtschaftliche Entwicklung lassen hoffen, dass auch der Arbeitsmarkt sich weiter gut entwickeln wird. Das wichtigste Signal im Februar ist für mich: Die Erwerbstätigkeit steigt im Vergleich zum Vorjahr weiter an – um fast 300.000. Und auch die sozialversicherte Beschäftigung ist in mindestens dem gleichen Umfang gewachsen.

Arbeit zu haben, sichere Arbeit – das ist für viele Menschen die wichtigste Perspektive für die Zukunft. Wir wollen weiter dafür sorgen, dass auch die Menschen eine solche Perspektive finden, die schon lange vergeblich nach Arbeit suchen. Das sind im Februar 7.000 Menschen weniger als im Vormonat. Aber ihre Zahl ist mit etwa einer Million immer noch deutlich zu hoch. Hier müssen wir uns weiter engagieren und können vor allem auch mit europäischen Fördermitteln Langzeitarbeitslosen eine Perspektive geben

Weitere Informationen
Die Entwicklung des Arbeitsmarktes im Februar 2014

http://www.arbeitsagentur.de/nn_27030/zentraler-Content/Pressemeldungen/2014/Presse-14-006.html
Presse-Statement von Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles, zu den aktuellen Arbeitsmarktzahlen
http://www.bmas.de/SharedDocs/Downloads/DE/Audios/audio-arbeitsmarktzahlen-februar-2014.mp3?__blob=publicationFile

Quelle: bmas

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Mehr als 1,34 Millionen Anlagen erzeugen Öko-Strom

Müller: Pläne des Bundes für EEG-Reform sind großer Fortschritt – Klärungsbedarf bei Detailfragen / Anteil bei Direktvermarktung schon über 50 Prozent

In Deutschland haben 2012 insgesamt 1.346.528 Anlagen Strom aus Erneuerbaren Energien erzeugt. Den zahlenmäßig größten Anteil daran hatte die Solarenergie mit 1.303.219 Anlagen, gefolgt von 22.198 Windenergieanlagen an Land und 13.099 Biomasseanlagen. Das haben neue Erhebungen des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) ergeben.

Die meisten EEG-fähigen Anlagen standen in Bayern (441.504), Baden-Württemberg (249.579) und Nordrhein-Westfalen (191.053). So wurden im Freistaat im Bundesvergleich bislang die meisten Photovoltaik- (433.767) und Biomasseanlagen (3.579) installiert. Die meisten Windenergieanlagen an Land (5.367) standen allerdings in Niedersachsen. Dies führte aufgrund der intensiven Windnutzung mit höheren Volllaststunden wiederum dazu, dass Niedersachsen im Vergleich mit allen anderen Bundesländern den meisten Strom aus EEG-Anlagen erzeugt hat (21,8 Mrd. kWh). Danach folgten Bayern (19,4 Md. kWh) und Nordrhein-Westfalen (12,4 Mrd. kWh).

Während der Anteil der Biomasse an der gesamten installierten Leistung im Bereich der Erneuerbaren Energien bei 8,1 Prozent lag, betrug ihr Anteil an der regenerativen Stromerzeugung mit 26,3 Prozent mehr als das Dreifache. „Die Politik muss auch aus diesem Grund beim Thema Energiewende den Wärmemarkt mehr ins Zentrum der Debatte rücken. Aber ausgerechnet hier enttäuscht der Koalitionsvertrag der Großen Koalition“, erläuterte Hildegard Müller, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung. Denn auf den Gebäudebereich entfallen rund ein Drittel der CO2-Emissionen. „Das Potenzial, das hier zum Energiesparen und zur Minderung von CO2-Emissionen gehoben werden könnte, ist enorm. Beispielsweise können Biogas und Bio-Erdgas im Wärmemarkt viel Positives bewirken. Doch die von der Bundesregierung mit der EEG-Reform nunmehr geplanten Regelungen sind nicht geeignet, die flexiblen Einsatzpotenziale von Biogas zu unterstützen. Im Gegenteil: Mit ihrer Umsetzung würde der weitere Ausbau von Biogasanlagen zur Stromerzeugung zum Erliegen kommen“, erklärte Müller.

„Die neuen BDEW-Zahlen verdeutlichen die unterschiedlichen Entwicklungen im Bereich der Erneuerbaren Energien und zeigen gleichzeitig den Handlungsbedarf für die anstehende EEG-Reform auf. Der BDEW unterstützt die Bundesregierung bei der geplanten Novelle des EEG. Bei einem gegenwärtigen Anteil von rund einem Viertel an der Stromerzeugung müssen auch die Erneuerbaren Energien mehr Verantwortung übernehmen. Die Eckpunkte von Bundesminister Gabriel und der öffentlich gewordene Referentenentwurf, der sich zurzeit in der Ressortabstimmung befindet, können daher als großer Fortschritt gesehen werden. Insbesondere die sich abzeichnenden Maßnahmen zur Marktintegration der Erneuerbaren Energien und die Pflicht zur Direktvermarktung für neue Anlagen sehen wir sehr positiv“, so Müller.

Die Direktvermarktung von Erneuerbaren Energien, die zurzeit freiwillig erfolgt, ist nach Verbandsangaben inzwischen ein Erfolgsmodell. Im Jahr 2012 wurden bereits 40 Prozent der gesamten EEG-Strommenge im Rahmen des Marktprämienmodells vermarktet, bei der Onshore-Windenergie sind es sogar schon knapp 70 Prozent. Der BDEW erwartet, dass dieser Anteil 2013 auf mehr als die Hälfte der EEG-Strommenge gestiegen ist. Die genauen Zahlen werden im Herbst 2014 vorliegen.

„Neben der grundsätzlich richtigen Ausrichtung gibt es bei den Vorschlägen zur EEG-Reform allerdings noch Unklarheiten und Korrekturbedarf bei einigen wichtigen Detailfragen“, sagte Müller. So erfüllen nach erster Einschätzung des BDEW die im Referentenentwurf formulierten Übergangsregelungen noch nicht die Anforderungen an den Bestandsschutz, für den sich die Branche bereits ausgesprochen und den auch der Bundeswirtschaftsminister zugesichert hatte. „Bei der Stichtagsregelung sollte beispielsweise nachjustiert werden“, so Müller. „Auch beim Thema Selbstverbrauch von Strom aus Bestandsanlagen (zum Beispiel aus KWK oder Klärgasanlagen der Abwasserwirtschaft) gibt es noch intensiven Diskussionsbedarf. Der BDEW wird sich weiterhin konstruktiv und mit eigenen Vorschlägen in die Debatte einbringen.“

Anlagen und Materialien

Tabelle EEG-Anlagen im Jahr 2012 (PDF): https://www.bdew.de/internet.nsf/id/83C963F43062D3B9C1257C89003153BF/$file/140224%20Anlage_EEG-Anlagen%20im%20Jahr%202012.pdf

Energie-Info_Erneuerbare Energien und das EEG_2014 (PDF): https://www.bdew.de/internet.nsf/id/83C963F43062D3B9C1257C89003153BF/$file/Energie-Info_Erneuerbare%20Energien%20und%20das%20EEG%20%282014%29_24.02.2014_final_Journalisten.pdf

Quelle: bdew

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Fahren von Elektroautos wird noch kundenfreundlicher

Code-Vergabe ermöglicht allen Nutzern einfachen Zugang zu jeder öffentlichen Ladesäule / BDEW unterstützt Gratisparkplätze

Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) wird ab 1. März 2014 einheitliche Identifikationsnummern für E-Mobility vergeben und damit seine Aktivitäten zum Thema Mobilität weiter ausbauen. Diese Nummern sind eine wichtige Voraussetzung dafür, dass die Fahrer von Elektroautos in Zukunft einen kundenfreundlichen Zugang zu möglichst allen Ladesäulen im öffentlichen Raum bekommen. „Die Energiewirtschaft engagiert sich von Anfang an für den Aufbau der Elektromobilität in Deutschland und unterstützt die ehrgeizigen Ziele der Bundesregierung unter anderem durch den bedarfsgerechten Aufbau der Ladeinfrastruktur. Der BDEW übernimmt deshalb gerne die Verantwortung, die einheitlichen Identifikationsnummern für E-Mobility zu vergeben und damit das Fahren von Elektroautos noch verbraucherfreundlicher zu machen“, sagte Hildegard Müller, Vorsitzende der Hauptgeschäftsführung des BDEW.

Interessierte Unternehmen werden künftig auf Antrag vom BDEW eine Identifikationsnummer für die Teilnahme als Provider von Elektromobilität sowie eine Identifikationsnummer für die Teilnahme als Ladesäulenbetreiber erhalten. In Abstimmung mit dem BMWi und den Marktpartnern wird ein kostendeckendes Entgelt für die Codenummernvergabe erhoben.

Gerade der bedarfsorientierte Ausbau der Ladeinfrastruktur spiele in der gegenwärtigen Marktvorbereitungsphase eine wichtige Rolle, um der Elektromobilität zum Erfolg zu verhelfen, sagte Müller weiter. Der BDEW unterstütze deshalb auch Pläne des Verkehrsministeriums, beispielsweise in Innenstädten Gratisparkplätze für Elektroautos zu schaffen.

Die einheitliche Codenummernvergabe, die den Aufbau eines funktionierenden Roaming-Systems ermöglicht, wurde im Rahmen des Technologieprogramms „IKT für Elektromobilität“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) entwickelt. Sie ist für die Energiewirtschaft, die Automobilwirtschaft sowie IT-Dienstleister wichtiger Bestandteil für ihre Geschäftsmodelle. Die einheitliche Vergabe der Codenummern für E-Mobility ist daher für die Akteure besonders relevant. Die Marktteilnehmer können unter diesen Umständen anbieterübergreifend und verbraucherfreundlich arbeiten.

Quelle: bdew

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Biomasse: Beste Ökobilanz bei Nutzungskaskade

Hemmnisse für stoffliche Biomassenutzung abbauen
Bioenergie, insbesondere Biokraftstoffe, werden kontrovers diskutiert – Bietet die stoffliche Nutzung von Biomasse in Form von Baumaterialien, Biokunststoffen oder Schmierstoffen also eine bessere Alternative? Diese Frage wurde jetzt erstmalig umfassend in einem Forschungsprojekt im Auftrag des Umweltbundesamtes (UBA) untersucht. Die Ergebnisse zeigen: Werden nachwachsende Rohstoffe vor einer energetischen Nutzung stofflich genutzt, lassen sich fossile Rohstoffe einsparen, Treibhausgasemissionen vermindern und die Wertschöpfung steigern. So soll Holz in einer längeren Verwertungskette zuerst als Baumaterial oder für die Holzwerkstoffindustrie im Anschluss zum Beispiel für Möbel genutzt werden und erst danach als Holzpellet für die Energiegewinnung. Diese Kaskadennutzung sollte in den Mittelpunkt einer langfristigen Strategie für eine ressourceneffiziente und nachhaltige Biomassenutzung gestellt werden.

Holz, Stärke aus Mais und Weizen, Pflanzenöle und Zucker zählen zu den wichtigsten stofflich genutzten biogenen Rohstoffen. Eine verstärkte stoffliche Nutzung nachwachsender Rohstoffe in Deutschland hätte erhebliche ökologische und ökonomische Potentiale hinsichtlich Treibhausgasminderung, Wertschöpfung und Beschäftigung, so die Projektergebnisse aus den Szenarien. In diesen wurde angenommen, dass die in Deutschland bisher energetisch genutzte Biomasse in Gänze stofflich genutzt wird.

Ökobilanzen zeigen, dass die stoffliche Nutzung von Biomasse viele Parallelen zur energetischen Biomassenutzung hat, allerdings ist die Kaskadennutzung des Rohstoffs, bei der sich die energetische an die stoffliche Nutzung anschließt, einer rein energetischen Nutzung weit überlegen. Auch ökonomisch hat die stoffliche Nutzung Vorteile. Sie schafft, bezogen auf die gleiche Menge an Biomasse, die fünf- bis zehnfache Bruttowertschöpfung und ebensolche Beschäftigungseffekte. Hauptgrund sind die meist langen und komplexen Wertschöpfungsketten.

Die stoffliche Biomassenutzung wird derzeit nicht finanziell gefördert. Gegenüber der energetischen Biomassenutzung ist sie deshalb kaum wettbewerbsfähig. Verschiedenste Programme und gesetzliche Regelungen begünstigen den Anbau von Energiepflanzen, deren Verarbeitung und direkten Einsatz zur Energiegewinnung – unter anderem durch Steuervorteile. Das steigert die Nachfrage nach Biomasse und folglich deren Preis, was wiederum höhere Pacht- und Bodenpreise nach sich zieht. Eine ökologisch und ökonomisch sinnvolle Kaskadennutzung wird so verhindert. Bei dieser würde Holz in einer längeren Recyclingkette idealerweise zuerst als Baumaterial, dann für Spanplatten, im Anschluss für Möbel und danach für kleine Möbel wie Regale genutzt werden. Erst dann, wenn es sich nicht mehr für Holzprodukte eignet, kann es auch für die Energiegewinnung eingesetzt werden.

UBA-Vizepräsident Thomas Holzmann: „Die beste Form Biomasse einzusetzen, ist die Kaskadennutzung. Holz oder andere pflanzliche Stoffe sollen so lange wie möglich stofflich genutzt werden, für Bauholz oder Möbel und anschließend für neue Produkte recycelt werden. Erst die Rest- und Abfallstoffe dürfen für die Energiegewinnung eingesetzt werden. Das Umweltbundesamt empfiehlt daher, vergleichbare Rahmenbedingungen für stoffliche und energetische Biomassenutzung zu schaffen und den Ausbau der Kaskadennutzung voranzutreiben. Das ist die optimale, ressourceneffizienteste Verwertung der Biomasse.“

Die bestehenden Wettbewerbsverzerrungen zuungunsten der stofflichen Nutzung von Biomasse lassen sich durch unterschiedliche Maßnahmen verringern. Beispielsweise sollte in der Erneuerbaren-Energie-Richtlinie der EU (RED) sowie bei deren nationaler Umsetzung, dem EEG, die Kaskadennutzung deutlich besser gestellt werden als die direkte energetische Nutzung frischer Biomasse. Ein weiteres Beispiel ist das Marktanreizprogramm (MAP) für Erneuerbare Energien, das die Wärmeerzeugung durch Biomasseanlagen fördert. Würde diese Förderung schrittweise gekürzt werden und würde dadurch die Nachfrage nach Scheitholz-, Hackschnitzel- und Pelletheizungen sinken, ließe sich die Konkurrenz um Holz zwischen dem stofflichen und energetischen Sektor deutlich entschärfen. Um das zu erreichen, sollte auch die Umsatzsteuer für Brennholz erhöht werden. Sie liegt derzeit bei einem reduzierten Satz von sieben Prozent.

In Deutschland werden derzeit etwa 90 Millionen Tonnen an nachwachsenden Rohstoffen genutzt. Knapp die Hälfte davon (48 %) wird stofflich genutzt, die andere Hälfte (52 %) energetisch. Mengenmäßig ist Holz der wichtigste nachwachsende Rohstoff. Es wird in der Säge- und Holzwerkstoffindustrie eingesetzt, als Bauholz für Gebäude oder die Möbelproduktion sowie in der Papier- und Zellstoffindustrie. Die Oleochemie und die chemische Industrie verarbeiten Pflanzenöle, z.B. zu Farben, Lacken und zu Schmierstoffen sowie stärke- und zuckerhaltige Pflanzen zu Tensiden und biobasierten Kunststoffen.

Die Anbaufläche für nachwachsende Rohstoffen, die stofflich genutzt werden, beläuft sich weltweit auf 2,15 Milliarden Hektar. Am meisten wird Holz angebaut, die Stärkepflanzen Mais und Weizen, die Ölpflanzen Ölpalme und Kokosnuss, das Zuckerrohr sowie Baumwolle und Naturkautschuk.

Weitere Informationen:
Das Forschungsprojekt „Ökologische Innovationspolitik – Mehr Ressourceneffizienz und Klimaschutz durch nachhaltige stoffliche Nutzungen von Biomasse“ wurde im Auftrag des Umweltbundesamtes durchgeführt und mit Mitteln des Bundesumweltministeriums (BMUB) gefördert. Das Projekt wurde unter Federführung der nova-Institut GmbH, Hürth, in Kooperation mit weiteren Partnern von 2010 bis 2013 bearbeitet.

F+E Ökologische Innovationspolitik – Mehr Ressourceneffizienz und Klimaschutz durch nachhaltige stoffliche Nutzungen von Biomasse (FKZ 37 1093 109). Der Forschungsbericht kann unter der Kennnummer 001865 aus der Bibliothek des Umweltbundesamtes ausgeliehen werden.

Publikationen
Ökologische Innovationspolitik – Mehr Ressourceneffizienz und Klimaschutz durch nachhaltige stoffliche Nutzungen von Biomasse – Kurzfassung
http://www.umweltbundesamt.de/publikationen/oekologische-innovationspolitik-mehr-0
Globale Landflächen und Biomasse
http://www.umweltbundesamt.de/publikationen/globale-landflaechen-biomasse

Quelle: idw

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Umweltverbandsklage – erfolgreich in Sachen Umwelt und Natur

Studie belegt Wirksamkeit der Umweltverbandsklage
Fast die Hälfte aller umweltrechtlichen Klageverfahren von anerkannten Umweltverbänden ist erfolgreich. Damit übertrifft die Umweltverbandsklage die durchschnittliche Erfolgsquote von verwaltungsrechtlichen Klageverfahren in Deutschland bei weitem. Sie hat sich als wirksames Instrument zur Einhaltung umweltrechtlicher Vorgaben bei der Planung und Genehmigung von Industrie- und Infrastrukturvorhaben erwiesen.

Gezielte Klagen auf hohem fachlichen Niveau
Im Auftrag des Umweltbundesamtes (UBA) haben das Öko-Institut e.V. und die Sonderforschungsgruppe Institutionenanalyse (sofia, Hochschule Darmstadt) die Wirksamkeit der Umweltverbandsklage untersucht. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass 48 Prozent aller Klagen von anerkannten Umweltverbänden in den Jahren 2006 bis 2012 vor den Verwaltungsgerichten ganz oder teilweise erfolgreich waren. Dies ist im Wesentlichen darauf zurückzuführen, dass die Verbände nur in wenigen, besonders aussichtsreichen Fällen von ihrem Klagerecht Gebrauch machen. So stehen durchschnittlich zwölf Klagen pro Jahr mehr als 700 Umweltverträglichkeitsprüfungen bei Infrastrukturvorhaben gegenüber. Die Studie widerlegt damit die geäußerten Befürchtungen, die Einführung der Verbandsklagerechte werde zu einer Flut von Klagen führen. Der überdurchschnittliche Erfolg dieser Verfahren zeigt vielmehr, dass die Umweltverbände ihre Klagerechte kompetent und verantwortungsbewusst wahrnehmen.

Verbesserungen für den Umweltschutz bereits im Vorfeld von Klagen
Die Befragung von Verbändevertretern und Akteuren bei Genehmigungsbehörden und Vorhabenträgern hat ergeben, dass bereits die bloße Möglichkeit einer Klage positive Wirkung für die Berücksichtigung von Umweltschutzbelangen entfaltet. Genehmigungsbehörden und Vorhabenträger berücksichtigen die Stellungnahmen und Einwände der Verbände bereits in der Planungs- und Genehmigungsphase. Dies verbessert die Qualität der Zulassungsverfahren und führt zu mehr Rechtssicherheit für die Vorhabenträger. Letztlich führt die frühzeitige Kooperation so zur Vermeidung von Klageverfahren und entlastet die Gerichte.

Blick zu den Nachbarn
Die Studie wirft ebenfalls einen Blick auf die Regelungen zur Verbandsklage in drei Nachbarländern (Polen, die Niederlande und Österreich). Das Forschungsteam nutzt die Erfahrungen in diesen Ländern für Vorschläge zur Verbesserung der rechtlichen und institutionellen Ausgestaltung der Verbandsklage in Deutschland.

Entwicklungen in Europa und Deutschland
Die Ergebnisse der Studie können auch wichtige Impulse für die Weiterentwicklung der Umweltverbandsklage geben. Zu nennen sind hier zum einen notwendige Anpassungen des Umwelt-Rechtsbehelfsgesetzes an die Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs und deutscher Gerichte. Zum anderen sind auch auf europäischer Ebene Änderungen bei den Vorschriften über den Gerichtszugang angekündigt. Die Europäische Kommission erarbeitet derzeit einen neuen Vorschlag für eine ergänzende Richtlinie zum Zugang zu Gerichten in Umweltangelegenheiten.

Publikationen
Evaluation von Gebrauch und Wirkung der Verbandsklagemöglichkeiten nach dem Umwelt- Rechtsbehelfsgesetz (UmwRG)
http://www.umweltbundesamt.de/publikationen/evaluation-von-gebrauch-wirkung-der

Quelle: idw

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Kommunale Energiebeauftragte beraten auf Jahreskongress über Energieeffizienz

Sybille Wenke-Thiem Stabsstelle Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Institut für Urbanistik

Einladung/Terminhinweis: 19. Deutscher Fachkongress der kommunalen Energiebeauftragten tagt am 7. und 8. April 2014 in München

Berlin. „Kommunen für Energieeffizienz“ dieses Thema steht im Mittelpunkt des diesjährigen Fachkongresses. Neben den kommunalen Aktivitäten in den Bereichen Energieeinsparung und Nutzung erneuerbarer Energien stellt die Steigerung der Energieeffizienz den dritten wichtigen Baustein zur Erreichung der Klimaschutzziele und der Energiewende dar. Hierzu bestehen in den Kommunen vielfältige Handlungsmodelle und -potenziale.

Veranstalter des Kongresses sind das Deutsche Institut für Urbanistik (Difu) gemeinsam mit der gastgebenden Stadt München in Kooperation mit dem Arbeitskreis „Energiemanagement des Deutschen Städtetages, dem Deutschen Städtetag, dem Deutschen Städte- und Gemeindebund und dem Deutschen Landkreistag.

Im Rahmen des Kongresses werden verschiedene Workshops zu folgenden Themenschwerpunkten angeboten:

– Energieeffizienz in Kommunen,
– Erneuerbare Energien,
– Energie im Gebäudemanagement,
– Kooperation, Beratung und Öffentlichkeitsarbeit.

Leitung:
Dipl.-Ing. Cornelia Rösler, Deutsches Institut für Urbanistik

Programm mit Detailinfos/Konditionen:
http://www.difu.de/veranstaltungen/2014-04-07/19-deutscher-fachkongress-der-komm…

Teilnehmerkreis:
Energiebeauftragte aus Städten, Gemeinden und Kreisen sowie aus kommunalen Unternehmen, Energie- und KlimaschutzmanagerInnen, Ratsmitglieder

Veranstaltungsort:
Tagungszentrum im Kolpinghaus München-Zentral
Adolf-Kolping-Straße 1
80336 München

Ansprechpartnerin/Anmeldung:
Sigrid Künzel
Telefon: 0221/340308-0
Fax: 0221/340308-28
E-Mail: kuenzel@difu.de

Kurzinfo: Deutsches Institut für Urbanistik
Das Deutsche Institut für Urbanistik (Difu) ist als größtes Stadtforschungsinstitut im deutschsprachigen Raum die Forschungs-, Fortbildungs- und Informationseinrichtung für Städte, Kommunalverbände und Planungsgemeinschaften. Ob Stadt- und Regionalentwicklung, kommunale Wirtschaft, Städtebau, soziale Themen, Umwelt, Verkehr, Kultur, Recht, Verwaltungsthemen oder Kommunalfinanzen: Das 1973 gegründete unabhängige Berliner Institut mit einem weiteren Standort in Köln (Bereich Umwelt) bearbeitet ein umfangreiches Themenspektrum und beschäftigt sich auf wissenschaftlicher Ebene praxisnah mit allen Aufgaben, die Kommunen heute und in Zukunft zu bewältigen haben. Der Verein für Kommunalwissenschaften e.V. ist alleiniger Gesellschafter des in der Form einer gemeinnützigen GmbH geführten Forschungsinstituts.

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Difu im informationsdienst wissenschaft (idw)
http://www.idw-online.de/de/pressreleases225
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Deutsches Institut für Urbanistik gGmbH
Sitz Berlin, AG Charlottenburg, HRB 114959 B
Geschäftsführer: Dipl.-Ing. Martin zur Nedden

Weitere Informationen:
http://www.difu.de/veranstaltungen/
http://www.difu.de/veranstaltungen/2014-04-07/19-deutscher-fachkongress-der-komm…

Quelle: idw

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Zu viel Einweg bei Tragetaschen

Umweltbundesamt weiter für Bezahlpflicht
Das Umweltbundesamt empfiehlt, den Verbrauch von Einweg-Tragetaschen aus Kunststoff weiter zu verringern und die im Lebensmitteleinzelhandel bereits bestehende Bezahlpflicht für Einkaufstaschen auszuweiten. Das trägt dazu bei, Ressourcen effizient zu nutzen, Abfälle zu vermeiden sowie den Abfalleintrag in die Meere zu verringern. Aktuelle Daten belegen, dass kleine und große Einwegtüten aus Kunststoff sowie deren Reste in den Spülsäumen der Nord- und Ostsee durchgängig vorkommen. Thomas Holzmann, Vizepräsident des Umweltbundesamtes: „Einwegtüten sind ein kurzlebiges Produkt. Selbst wenn man sie zwei- oder dreimal verwendet, so lassen sie sich dennoch schwer mit Abfallvermeidung und effizienter Ressourcennutzung in Einklang bringen. Zudem finden sie sich an den Küsten und in den Meeren. Bei Einwegtragetaschen aus Kunststoff spricht also viel für eine Bezahlpflicht.“

Die EU-Kommission hat deshalb im November 2013 eine Änderung der Verpackungsrichtlinie vorgeschlagen, wonach Mitgliedstaaten innerhalb von zwei Jahren den Verbrauch von sehr leichten Einweg-Tüten mit Wandstärken von weniger als 50 Mikrometer deutlich reduzieren sollen. Ob diese Eingrenzung sinnvoll ist und welche Maßnahmen in Deutschland in Frage kämen, diskutiert das Umweltbundesamt heute auf der Dialogveranstaltung „Einweg-Tragetaschen“ mit Herstellern, Behörden sowie Umwelt- und Verbraucherverbänden. Die Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung beziffert in ihrer aktuellen Erhebung den derzeitigen Pro-Kopf-Verbrauch von Einweg-Tragetaschen in Deutschland auf 76 Stück pro Jahr. Der jährliche EU-Durchschnitt wird auf 198 Einweg-Tragetaschen pro Einwohner beziffert. Darüber hinaus werden in Deutschland 39 Stück Hemdchenbeutel für Bedienware pro Kopf und Jahr verbraucht.

Deutschland verfügt über ein hoch entwickeltes Abfallwirtschaftssystem. Verpackungsabfälle werden getrennt erfasst, eine Deponierung unbehandelter Abfälle findet nicht statt. Kunststofftüten gelangen dennoch regelmäßig in die Umwelt. Ihre Reste lassen sich weltweit in Meeren und an Küsten finden. Das gilt auch für die Ost- und die Nordsee, wie erstmals Zählungen der Meeresschutzbehörden von Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern belegen. In den Jahren 2008 bis 2012 wurden in den Spülsäumen der Nordsee durchschnittlich 1,5 Einweg-Tragetaschen aus Kunststoff und drei Hemdchenbeutel – kleine dünnwandige Plastiktüten pro hundert Meter Küstenlinie gefunden. Dass Kunststoffreste in den Spülsäumen europäischer Meere dominieren, bestätigen ebenso Untersuchungen am Mittelmeer. Diese Fragmente werden von Meereslebewesen mit Nahrung verwechselt und können die Mägen der Tiere verstopfen, was zum Tod durch Verhungern oder durch innere Verletzungen führen kann. Die endgültige Zersetzung kann Jahrhunderte dauern. Dabei können Additive wie Weichmacher in die Meeresumwelt gelangen. Demgegenüber steht eine sehr kurze Nutzungsdauer der Tüten.

Ebenso wenig umweltfreundlich sind Einweg-Tragetaschen aus biologisch abbaubaren Kunststoffen. Thomas Holzmann: „Biologisch abbaubare Kunststofftüten sind für uns keine Alternative zu herkömmlichen Einweg-Tüten. Auch diese sind kurzlebige Einwegprodukte und tragen nicht zur Abfallvermeidung bei. Das Material bietet bisher keine ökologischen Vorteile gegenüber Kunststoffen, die aus Erdöl gewonnen werden.“ Biologisch abbaubare Kunststoffe könnten das Recycling konventioneller Kunststoffe beeinträchtigen. In Kompostierungsanlagen werden Kunststoffe meist generell als Störstoff aussortiert. Die Rottezeiten in vielen industriellen Kompostierungsanlagen reichen oftmals nicht für eine Zersetzung der biologisch abbaubaren Kunststoffe aus. Zudem lösen sie nicht das Problem der Meeresvermüllung. Eine schnellere Zersetzung unter den kalten und meist dunklen Bedingungen im Meer lässt sich nicht nachweisen.

Das Umweltbundesamt empfiehlt, eine Bezahlpflicht auf Einwegtragetaschen aus Kunststoff einzuführen. Dazu kann die bereits im Lebensmitteleinzelhandel existierende Praxis, wonach für alle Einkaufstragetaschen gezahlt werden muss, auf den gesamten Einzelhandel ausgedehnt werden. Ressourcen lassen sich schonen und Abfall vermeiden, wenn Mehrwegtragetaschen bevorzugt und bereits vorhandene Einweg-Tragetaschen mehrfach verwendet werden. Unter den Einwegtragetaschen sind Varianten aus recycelten Kunststoffen empfehlenswert. Zum Beispiel die Tragetaschen mit dem Blauen Engel: Diese bestehen zu mindestens 80 Prozent aus verwerteten Kunststoffen. Entsorgt werden diese am besten in der Gelben Tonne oder dem Gelben Sack.

Weitere Informationen
Das Umweltbundesamt lässt derzeit Eintragsquellen und -mengen von Kunststoffverpackungen sowie anderen Abfällen und deren Auswirkungen auf die Meeresumwelt untersuchen. Dazu gehört ein kohärentes Monitoring der Belastung der deutschen Meere mit Abfällen inklusive der Entwicklung von Methoden zur statistischen Trendermittlung. Weiterhin sollen ökologische Auswirkungen von Müll im Meer umfassend betrachtet und bewertet werden. Darüber hinaus ist das UBA federführend an der Entwicklung von regionalen Aktionsplänen zur Verminderung des Eintrags von Müll in Nordostatlantik und Ostsee im Rahmen der laufenden Arbeiten der regionalen Übereinkommen zum Schutz dieser Meeresgebiete aktiv.

Quelle: Umweltbundesamt

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Beitrag zum Hochwasserschutz an der Elbe

Sabine Johnson Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Bundesanstalt für Wasserbau (BAW)

„Gebt den Flüssen mehr Raum!“ Diese häufig gestellte Forderung hat zum Ziel, Überschwemmungsgebiete, die in der Vergangenheit durch Deichbaumaßnahmen verloren gingen, zurückzugewinnen und damit den vorbeugenden Hochwasserschutz zu stärken und Flussauen in ihrer ökologischen Funktion zu reaktivieren. Ein aktuelles Beispiel hierfür ist die Deichrückverlegung in der Lenzen-Wustrower Elbeniederung bei Wittenberge, wo der Hochwasserschutzdeich landeinwärts verlegt, der Altdeich durch Schlitzungen geöffnet und das Abflussvrmögen im Vorland durch Flutrinnen erhöht wurden.

Die vom Land Brandenburg als Bauherr im Jahr 2009 mit 420 Hektar größte bislang realisierte Maßnahme ihrer Art in Deutschland konnte ihre Wirksamkeit bereits wiederholt unter Beweis stellen, zuletzt beim Elbe-Hochwasser im Juni 2013.
Wegen des Pilotcharakters, den die Maßnahme in Lenzen für ähnliche Maßnahmen an der Elbe und an anderen Wasserstraßen haben kann, wurden die Ergebnisse jetzt in der wissenschaftlichen Publikationsreihe BAWMitteilungen der Bundesanstalt für Wasserbau veröffentlicht. Auf ca. 200 Seiten werden Planung und Realisierung des Projekts sowie die nach Fertigstellung durchgeführten Untersuchungen umfassend dokumentiert. Dabei liegt der Fokus auf den ingenieurtechnischen Fragestellungen des Wasserbaus, der Oberflächen- und Grundwasserhydraulik sowie der Morphodynamik im Gewässerbett.
Die BAW ist bereits seit 1995 an dem Projekt intensiv beteiligt. Ausgangspunkt war die Untersuchung verkehrswasserbaulich relevanter Fragestellungen, beispielsweise die Abflussaufteilung zwischen Elbe und Deichrückverlegungsgebiet sowie die Auswirkungen auf den lokalen Feststoffhaushalt der Elbe. In der Folgezeit hat die BAW auch die hydraulische Leistungsfähigkeit der Deichrückverlegung bei Hochwasser nachgewiesen und optimiert.
Für eine wissenschaftliche Einrichtung wie die BAW ist die Möglichkeit, an einem derart großen, interdisziplinär angelegten Projekt langfristig und eng eingebunden mitzuarbeiten, sehr attraktiv. Insbesondere die große Zahl der untersuchten Varianten und die große Bearbeitungstiefe haben das Verständnis für die hydraulischen und morphologischen Prozesse im Untersuchungsgebiet deutlich erhöht. Dies wiederum hat Eingang in die numerischen Berechnungsmodelle der BAW gefunden und diese weiter verbessert. Das langfristig angelegte Monitoring liefert Naturdaten, die für die weitere Validierung der Modellergebnisse herangezogen werden können. Vor allem aber geben sie umfassende Auskunft über den mit dieser Maßnahme erzielten Erfolg. Insofern ist das Projekt auch nach Abschluss der Baumaßnahmen nicht beendet und der fruchtbare Dialog zwischen den am Projekt Beteiligten wird fortgesetzt.

Weitere Informationen:
Die BAWMitteilungen Nr. 97 stehen ab sofort zum kostenlosen Download bereit.
http://www.baw.de/de/die_baw/publikationen/mitteilungsblaetter/index.php.html

Quelle: idw

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gesundheitsinformation.de hat ein neues Gesicht

Dr. Anna-Sabine Ernst Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

Staatssekretär Karl-Josef Laumann, Pflege- und Patientenbeauftragter: „Verlässliche und verständliche Informationen“ / Neue Struktur und frische Optik / Heuschnupfen aktuelles Thema

Was kann ich bei Heuschnupfen tun? Wer im Internet nach einer Krankheit oder Behandlung sucht, fühlt sich von der Vielzahl der Angebote schnell überfordert. Kompakte und verlässliche Antworten auf gesundheitliche Fragen gibt es seit acht Jahren auf gesundheitsinformation.de. Der Themenkatalog des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) ist mittlerweile so gewachsen, dass eine umfassende Neustrukturierung des Portals nötig war.

Mit dem aktuellen Relaunch hat das Institut die Struktur und viele Themen der Website umfassend überarbeitet, Handhabung und Optik verbessert. Verständlich zu sein und gleichzeitig wissenschaftlich fundierte Antworten zu Krankheiten, Untersuchungen und Behandlungen zu geben, muss kein Widerspruch sein. „Denn gerade wer krank ist oder sich um einen Angehörigen Sorgen macht, braucht verlässliche und verständliche Informationen. Die bietet gesundheitsinformation.de“, sagt Staatssekretär Karl-Josef Laumann, Pflege- und Patientenbeauftragter der Bundesregierung. Solche Informationen können das Gespräch mit Arzt oder Ärztin sinnvoll ergänzen.

Schneller zum Ziel

„Wer eine Antwort sucht, möchte sich schnell orientieren. Deshalb ist jedem Thema jetzt ein Überblick vorangestellt“, erklärt Dr. Klaus Koch, Leiter des Ressorts Gesundheitsinformation beim IQWiG. „Wer etwa Heuschnupfen hat und mehr über die spezifische Immuntherapie erfahren will, kommt vom Überblick direkt zu den gewünschten Inhalten.“ Wie läuft die Behandlung ab? Sind Spritzen oder Tropfen besser? Und mit welchen Nebenwirkungen muss ich rechnen? Das sind nur einige der Fragen, die hier beantwortet werden.

Nutzerfreundlich und ohne Werbung

Die neue Struktur, das klare Design und eine intelligente Suche erleichtern die Orientierung. Wenn jemand den Namen einer Erkrankung nicht genau kennt, macht die Suche passende Vorschläge. Außerdem wird großer Wert auf Barrierefreiheit gelegt: Die Website ist zugänglich für technische Hilfsmittel, mit denen sich zum Beispiel Menschen mit Sehbehinderung Inhalte vorlesen lassen können. Alle Texte können jetzt auch komfortabel mit einem Smartphone oder Tablet abgerufen werden und passen sich flexibel dem jeweiligen Gerät an.

Kostenlos und werbefrei, auch das ist typisch für gesundheitsinformation.de. „Das IQWiG hat keine kommerziellen Interessen. Es ist gemeinnützig, wissenschaftlich unabhängig und stellt gesundheitliche Informationen für alle Bürgerinnen und Bürger zur Verfügung – im gesetzlichen Auftrag“, so Klaus Koch.

Von A wie „Allergie“ bis Z wie „Zecken“

Das Angebot von gesundheitsinformation.de wird in den nächsten Jahren noch deutlich wachsen. Angesichts der schier unbegrenzten Zahl von Gesundheitsthemen kann zwar niemand Antworten auf alle Fragen liefern. „Unser Ziel ist es aber, nach und nach Informationen zu einem breiten Katalog von häufigen Erkrankungen aufzuarbeiten“, sagt Professor Dr. Jürgen Windeler, Leiter des IQWiG. „Damit möglichst viele Menschen bei gesundheitsinformation.de finden, was sie suchen.“

Wer über aktuelle Veröffentlichungen auf dem Laufenden bleiben möchte, kann unter gesundheitsinformation.de einen Newsletter abonnieren oder auf Twitter folgen: @iqwig_gi

Weitere Informationen:
http://www.iqwig.de

Quelle: idw

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Multitalent: Bio-Kläranlage, Lebensraum und Baumaterial

Franz-Georg Elpers Pressestelle
Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)

Rohrkolben mit DBU-Förderung für nachhaltige Landwirtschaft und ökologisches Bauen entdeckt

Postmünster/Nürnberg. Die Erfolgsgeschichte der Sumpfpflanze Rohrkolben begann vor 18 Jahren mit ihrem Anbau in Niedermooren. Gefördert von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) offenbarte ein Modellprojekt die Ökovorteile der Pflanze: Da für ihren Anbau hohe Wasserstände nötig sind, können sich die seit Jahrhunderten für die Landwirtschaft trockengelegten Niedermoore wieder erholen. Außerdem reinigt sie das Wasser und speichert große Mengen Kohlendioxid. Dabei wurde die Pflanze eigentlich für das Herstellen von Baumaterial aus nachwachsenden Rohstoffen angebaut. Auch dies ist nun in einem an den Rohrkolbenanbau anknüpfenden DBU-Projekt gelungen. Das Büro für Denkmalpflege und Baustoffentwicklung aus Postmünster entwickelte aus der Wasserpflanze ein zugleich dämmendes und tragendes Baumaterial, das sich besonders für die Sanierung historischer Fachwerkhäuser sehr gut eignet. „Wenn sich aus einem Naturschutzprojekt Perspektiven für weitere Entwicklungen etwa im ökologischen Bauen ergeben, ist das der Idealfall einer erfolgreichen Förderung“, sagte DBU-Generalsekretär Dr. Heinrich Bottermann.

Die Rohrkolben funktionierten wie eine natürliche Kläranlage, erläuterte DBU-Referent Dr. Reinhard Stock. Sie kämen sehr gut mit teils aus der Landwirtschaft stammendem nährstoffbelastetem Wasser zurecht und reinigten es. „Zudem binden die Pflanzen Kohlendioxid, die vernässten Anbauflächen verhindern die Freisetzung von Treibhausgasen und sind gleichzeitig Lebensraum für daran angepasste Tier- und Pflanzenarten“, so Stock. Aufbauend auf dem 1996 begonnenen DBU-Projekt von Werner Theuerkorn vom Büro für Denkmalpflege und Baustoffentwicklung sowie der Technischen Universität München zur schonenden Wiedervernässung von Mooren im bayerischen Donaumoos liege nun das Endergebnis vor: Baustoffplatten aus Rohrkolben für das Ausfüllen von Fachwerkgefügen. Besonders die energiearme Produktion des Baustoffs und die Tatsache, dass das Produkt wieder in den Stoffkreislauf zurückgeführt werden könne, sprechen für die neuartigen Platten.

„Wir haben zusammen mit dem Fraunhofer Institut für Bauphysik aus den Blättern von Rohrkolben ein massives Dämmmaterial hergestellt, das auch bei schlanker Bauweise die Vorgaben der Energieeinsparverordnung von 2009 erfüllen und den Anforderungen beim energetischen Sanieren von Altbauten gerecht werden kann“, so Projektleiter Theuerkorn. Bei der Dämmung im Gefach mit zusätzlicher Innendämmung konnte trotz einer relativ geringen Wandstärke von 20 Zentimetern mit einem Wärmedurchgangskoeffizienten (U-Wert) von 0,35 (Watt pro Quadratmeter und Kelvin) ein Dämmstandard wie bei einem durchschnittlichen Wandaufbau mit konventionellen Dämmstoffen erreicht werden. Theuerkorn: „Wenn man die Fachwerk-Fassade erhalten oder freilegen möchte, kann man nur nach innen dämmen und verliert so wertvollen Platz. Durch den schlanken Baustoff aus Rohrkolben hat man dieses Problem in deutlich geringerem Umfang.“

Außerdem überzeuge die Verträglichkeit mit den historischen Materialien Holz, Flechtwerk und Lehm. Dadurch könne möglichst viel der originalen Bausubstanz erhalten werden. Die biologisch abbaubaren Rohrkolben-Platten leiteten auch sehr gut die Feuchtigkeit ab und seien durch die enthaltenen Gerbstoffe schimmelresistent, was chemische Zusätze überflüssig mache. Mit knapp 75.000 Euro förderte die DBU das Erproben des neuen Baustoffs an einem denkmalgeschützten Haus in Nürnberg, das im Kern aus dem 15. Jahrhundert stammt und dessen Fachwerkfassade im späten 17. Jahrhundert erbaut wurde.

Gleichwohl stelle sich zurzeit noch das „Henne-Ei-Problem“, so Theuerkorn: Eine erfolgreiche Vermarktung funktioniere nur, wenn die Landwirtschaft die Rohrkolben anbaue. Doch dafür brauche sie eine Kauf-Garantie von Produzenten und Handel. Gefragt sei der schlanke, ökologische und denkmalgerechte Baustoff allemal: „Die Firma Typha Technik und Naturbaustoffe konnte einen Naturbaustoff entwickeln, der eine denkmalgerechte und nachhaltige Gebäudesanierung ermöglicht. Damit wurde die Vereinbarkeit von Denkmalschutz und energetischer Nachrüstung nachgewiesen“, betonte Dr. Paul Bellendorf, DBU-Referent für Umwelt und Kulturgüter.

Weitere Informationen:
http://www.dbu.de/123artikel35144_335.html

Quelle: idw

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Kosten der Arbeitslosigkeit haben sich in den vergangenen zehn Jahren real halbiert

Wolfgang Braun Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB)

Für die öffentlichen Haushalte haben sich die Kosten der Arbeitslosigkeit in den vergangenen zehn Jahren real mehr als halbiert, zeigt eine am Mittwoch veröffentlichte Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Während 2012 die gesamtfiskalischen Kosten der Arbeitslosigkeit mit 53,8 Milliarden Euro etwa zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) entsprachen, waren es 2003 mit 91,5 Milliarden Euro noch 4,3 Prozent des damaligen BIP. „Zu dem positiven Ergebnis haben insbesondere die Arbeitsmarktreformen und die streckenweise bessere Wirtschaftsentwicklung beigetragen“, schreiben die Arbeitsmarktforscher Enzo Weber, Karl Heinz Hausner und Heidemarie Engelhard.

Rund 55 Prozent der gesamtfiskalischen Kosten der Arbeitslosigkeit entstehen den öffentlichen Haushalten durch Ausgaben für das Arbeitslosengeld I und II sowie die für Arbeitslose zu zahlenden Sozialversicherungsbeiträge. Das IAB beziffert diese Ausgaben für das Jahr 2012 mit 29,6 Milliarden Euro.

Die übrigen 45 Prozent resultieren aus Einnahmeausfällen bei Steuern und Sozialbeiträgen. Sie umfassten im gleichen Jahr 24,1 Milliarden Euro. So hat der Staat wegen der Arbeitslosigkeit neun Milliarden Euro weniger Steuern eingenommen – davon 7,6 Milliarden weniger Lohn- und Einkommenssteuer.

Die größten Teile der durch Arbeitslosigkeit entstandenen Kosten entfielen auf die Bundesagentur für Arbeit mit 29 Prozent und den Bundeshaushalt mit knapp 27 Prozent der Gesamtkosten. Darauf folgten die Rentenversicherung mit gut 16 Prozent und die Gemeinden mit zwölf Prozent. Der Anteil der Krankenversicherung lag bei acht Prozent, die Länder trugen sieben Prozent und die Pflegeversicherung ein Prozent der Kosten.

„Ein Arbeitsloser kostete die öffentlichen Budgets im Jahr 2012 durchschnittlich etwa 18.600 Euro“, erklären die Forscher. Bei den Arbeitslosengeld-I-Empfängern lag dieser Betrag mit 21.800 Euro deutlich höher als bei den Beziehern von Arbeitslosengeld II (18.600 Euro). Je Arbeitslosen, der weder Arbeitslosengeld I noch II bezieht, entgingen dem Staat Einnahmen in Form von nicht entrichteten Steuern und Sozialbeiträgen in Höhe von 9.900 Euro.

Nicht eingerechnet sind die Ausgaben für die aktive Arbeitsmarktpolitik, beispielsweise für Weiterbildungsmaßnahmen. 2012 wurden für die aktive Arbeitsmarktpolitik insgesamt 13 Milliarden Euro ausgegeben, das entspricht 4.349 Euro je Arbeitslosen. In den Jahren 2003 bis 2011 betrugen die auf einen Arbeitslosen bezogenen Ausgaben durchschnittlich 4.714 Euro pro Jahr.

„Soll die Arbeitslosigkeit weiter abgebaut werden, ist vor allem eine nachhaltige Qualifizierung von Arbeitslosen zu empfehlen“, betonen die Arbeitsmarktforscher. Daneben müsse Prävention hohe Priorität haben, um strukturelle Probleme von vorneherein zu vermeiden. Hier sei die Qualifikation von Berufsanfängern durch das Bildungssystem entscheidend. Personen ohne Berufsabschluss sind den Arbeitsmarktforschern zufolge weit stärker von Arbeitslosigkeit betroffen als Höherqualifizierte.

Weitere Informationen:

http://doku.iab.de/kurzber/2014/kb0214.pdf

Quelle: idw

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Hochwasserrisiko: Lässt sich das Niveau von Extrem-Hochwasser vorhersagen?

Marie de Chalup Wissenschaftliche Abteilung
Wissenschaftliche Abteilung, Französische Botschaft in der Bundesrepublik Deutschland

Die Analyse mehrerer Jahrhunderthochwasser ermöglicht die Entwicklung von Vorhersagemodellen für extreme Hochwasserereignisse. Im Rahmen des Projekts Extraflo, unter der Leitung des Irstea [1], wurden Empfehlungen zu Methoden der Risikoabschätzung von Extremhochwasser erarbeitet. Im November 2013 wurden die Ergebnisse der Studie bekannt gegeben.

Die Auswertung der bisher genutzten Daten machte deutlich, dass die bislang erarbeiteten Ansätze unzuverlässig sind und nur auf der Beobachtung von statistischen Daten aus wenigen Jahrzehnten basierten.

Zur besseren Abschätzung der Faktoren stützte sich das Projekt Extraflo auf eine breite Palette von Kompetenzen und Disziplinen, wie die statistische, hydrologische und hydraulische Modellierung, die Klimatologie, die Hydro-Geomorphologie, die Paläo-Hydrologie etc. Auf der Grundlage der so erhaltenen Daten konnte die Analyse verfeinert werden. Prognosen für Extremhochwasser-Ereignisse können durch folgende vier Ansätze untermauert werden:

• Nutzung der Daten zu Rekordregenfällen und zur Wasserdurchflussmenge auch auf regionaler Ebene
• Sammlung historischer Daten
• Anwendung von Simulationsmethoden, mit denen sich aufgrund der Regenmenge Rückschlüsse auf den Wasserdurchfluss ableiten lassen
• Analyse morphologischer Spuren von früheren Überschwemmungen.

Schäden können auch durch präventive Maßnahmen reduziert werden.

[1] Irstea – nationales Forschungsinstitut für Umwelt- und Agrarwissenschaften und -technologien, öffentliche Forschungseinrichtung mit Schwerpunkt Landmanagement (Wasserressourcen, Landtechnik).

Weitere Informationen:
Website der Projekt – http://extraflo.irstea.fr/

Quelle:
Pressemitteilung des IRSTEA http://www.irstea.fr/toutes-les-actualites/departement-eaux/risque-inondation-es…

Quelle: idw

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Tropische Vulkanausbrüche sorgen für verregnete Sommer in Europa

Lisa Dittrich Referat für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Justus-Liebig-Universität Gießen

Gießener Forscher lösen Rätsel um „Jahr ohne Sommer“ 1816 – Damalige Hungersnot prägte auch den Chemiker Justus Liebig

Historische Aufzeichnungen belegen, dass auf starke tropische Vulkanausbrüche oft ein regenreicher Sommer in Mitteleuropa folgte. Diese „Jahre ohne Sommer“ führten immer wieder zu katastrophalen Hungersnöten, zuletzt 1816 nach dem Ausbruch des Vulkans Tambora in Indonesien im April 1815. Ein internationales Forschungsteam, zu dem auch der Geograph Prof. Dr. Jürg Luterbacher von der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) gehört, hat jetzt erstmals eine Verbindung zwischen den Vulkanausbrüchen und den zusätzlichen Sommer-Regenmengen hergestellt. Es ist ein weiterer Beleg dafür, dass sich weit voneinander entfernte Orte gegenseitig klimatisch beeinflussen können.

Zwar ist bekannt, dass Vulkanausbrüche zu einer Abkühlung führen – woher die zusätzlichen Niederschläge kommen, war allerdings bisher rätselhaft. Eine jetzt publizierte Studie in der renommierten Zeitschrift „Journal of Climate“ zeigt, dass der afrikanische und asiatische Monsun der entscheidende Faktor sein könnte. Das Team untersuchte die Auswirkungen von 14 starken tropischen Ausbrüchen der letzten 400 Jahre auf das Sommer-Klima in Europa und in den Monsunregionen. Durch die Ausbrüche gelangen große Mengen Aerosole in die Stratosphäre – mikroskopisch kleine Partikel, welche das einfallende Sonnenlicht reflektieren. Durch die verminderte Sonneneinstrahlung nach Vulkanausbrüchen und der damit verbunden Abkühlung der Kontinente wird der Monsun schwächer. Das führt nicht nur zu Dürren im Sahelraum, sondern auch zu einer Südwärtsverlagerung der Tiefdruckgebiete über dem Atlantik und zu verstärkter Gewitterbildung. Dieser Vorgang könnte die erhöhten Niederschläge im südlichen Mitteleuropa und dem nördlichen Mittelmeerraum plausibel erklären.

1816 gab es nach dem verregneten Sommer auch in Deutschland verbreitet Hungersnöte. In Bayern beispielsweise gingen die Erträge um 30 bis 50 Prozent zurück, in Württemberg sprechen obrigkeitliche Quellen von 20 bis 50 Prozent. Auch der Chemiker Justus Liebig, der Namensgeber der Universität Gießen, hat die Not der Jahre 1816/17 erlebt, die mitverantwortlich waren für die Massen-Auswanderung Anfang des 19. Jahrhundert. Sein Hauptinteresse während seiner Gießener Zeit galt der Förderung der Landwirtschaft mit dem Ziel, solche verheerenden Hungersnöte zu verhindern. Der von ihm entwickelte Dünger verbesserte die Ernte und dadurch die Nahrungsversorgung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts außerordentlich.

Die Erkenntnisse der Studie haben auch für die Gegenwart einen ganz praktischen Nutzen, wie der Forscher festhält: „Periodische Regenfälle im Zuge des Monsuns sind wichtig für die Nahrungsmittelsicherheit in vielen Teilen der Welt. Große Vulkanausbrüche sind zwar sehr selten, aber sie helfen uns, die verschiedenen Monsunsysteme besser zu verstehen“, sagt Luterbacher.

Publikation:
Wegmann, M., S. Brönnimann, J. Bhend, J. Franke, D. Folini, M. Wild, J. Luterbacher (2014) Volcanic influence on European summer precipitation through monsoons: Possible cause for „Years Without a Summer“. Journal of Climate, http://dx.doi.org/10.1175/JCLI-D-13-00524.1

Kontakt:

Prof. Jürg Luterbacher, PhD
Institut für Geographie
E-Mail: Juerg.luterbacher@geogr.uni-giessen.de

Weitere Informationen:
http://dx.doi.org/10.1175/JCLI-D-13-00524.1

Quelle: idw

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Abgeschlossene Studie zur Neuro-Musiktherapie bei akutem Tinnitus weist gute Ergebnisse auf

Natascha Schettler-Brox Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Zentrum für Musiktherapieforschung (Viktor Dulger Institut) DZM e.V.

Am Deutschen Zentrum für Musiktherapieforschung wurde eine klinische Studie zum neurowissenschaftlichen Wirkungsnachweis von Musiktherapie bei akutem Tinnitus mit sehr guten Erfolgen beendet.

Von März 2011 bis Dezember 2013 wurde am Deutschen Zentrum für Musiktherapieforschung in Heidelberg in Kooperation mit der HNO-Klinik Heidelberg sowie der Klinik für Diagnostische und Interventionelle Neuroradiologie Homburg eine neuro-musiktherapeutische Behandlung gegen akuten Tinnitus entwickelt. Die Wirksamkeit der Therapie wurde auf psychologischer sowie neurowissenschaftlicher Ebene evaluiert. An der Studie nahmen insgesamt 42 Patienten mit akutem Tinnitus teil, denen die medizinische Erstversorgung nicht ausreichend helfen konnte. Finanzielle Unterstützung erhielt die Studie durch die Klaus Tschira Stiftung.

Die Auswertung der Studienergebnisse zeigt, dass die Musiktherapie zu einer Verringerung der subjektiven Tinnitusbelastung um bis zu 85% geführt hat. Darüber hinaus gelang es durch die Musiktherapie, die Entspannungsfähigkeit der Patienten zu verbessern und die Tinnitusfrequenz in ihrer Tonhöhe zu verändern.

Unmittelbar vor und nach der Therapie durchgeführte Kernspin-Untersuchungen belegen die Wirkung der Musiktherapie auf neuronaler Ebene, d.h. auf der Ebene des Gehirns: schon nach fünftägiger Behandlung führt die Heidelberger Neuro-Musiktherapie zu Veränderungen (1) in den primären und sekundären Hörarealen, (2) in Gehirnbereichen, die mit Konzentration und Aufmerksamkeit zusammen hängen, sowie (3) in Arealen des sogenannten Default-Mode Netzwerks, dem „Ruhezustandsnetzwerk“ des Gehirns.

Aufgrund dieser erfreulichen Studienergebnisse wird die Musiktherapie bei akutem Tinnitus nun in das Behandlungsprogramm der am Deutschen Zentrum für Musiktherapieforschung angegliederten Tinnitusambulanz aufgenommen. Die Tinnitusambulanz wurde im Jahre 2004 gegründet. Seit dieser Zeit wurden dort rund 1000 Patienten mit chronischem Tinnitus erfolgreich behandelt.

Die Tinnitusambulanz bietet laufend Kompakttherapien für Patienten mit chronischem und nun auch akutem Tinnitus an. Weitere Informationen für Patienten und Ärzte sind telefonisch erhältlich unter 06221 – 79 63 101 oder per E-Mail unter tinnitusambulanz@dzm-heidelberg.de.

Das Deutsche Zentrum für Musiktherapieforschung (Viktor Dulger Institut) DZM e. V. wurde 1995 in Heidelberg gegründet. Heute ist das DZM das größte musiktherapeutische Forschungsinstitut in Europa und vereint Forschung, Praxis und Lehre unter einem Dach. Das DZM ist als gemeinnützig anerkannt und finanziert sich zum überwiegenden Teil aus Spenden und Forschungsdrittmittel. Am DZM entwickeln und erforschen Musiktherapeuten, Mediziner, Musikwissenschaftler und Psychologen in interdisziplinären Projekten musiktherapeutische und musikmedizinische Konzepte zur Verbesserung der Lebenssituation erkrankter Menschen.
Außer dem Forschungsinstitut gehört eine Tinnitusambulanz zum DZM.

Weitere Informationen:
Deutsches Zentrum für Musiktherapieforschung
(Viktor Dulger Institut) DZM e.V.
Ansprechpartner: Natascha Schettler-Brox
Maaßstraße 32/1
69123 Heidelberg
Telefon: +49 (6221) 83 38 60
Telefax: +49 (6221) 83 38 74
E-Mail: dzm@dzm-heidelberg.de
Internet: www.dzm-heidelberg.de

Weitere Informationen:

http://www.dzm-heidelberg.de

Quelle: idw

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Kommunale Energiebeauftragte beraten auf Jahreskongress über Energieeffizienz

Sybille Wenke-Thiem Stabsstelle Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Institut für Urbanistik

Einladung/Terminhinweis: 19. Deutscher Fachkongress der kommunalen Energiebeauftragten tagt am 7. und 8. April 2014 in München

Berlin. „Kommunen für Energieeffizienz“ dieses Thema steht im Mittelpunkt des diesjährigen Fachkongresses. Neben den kommunalen Aktivitäten in den Bereichen Energieeinsparung und Nutzung erneuerbarer Energien stellt die Steigerung der Energieeffizienz den dritten wichtigen Baustein zur Erreichung der Klimaschutzziele und der Energiewende dar. Hierzu bestehen in den Kommunen vielfältige Handlungsmodelle und -potenziale.

Veranstalter des Kongresses sind das Deutsche Institut für Urbanistik (Difu) gemeinsam mit der gastgebenden Stadt München in Kooperation mit dem Arbeitskreis „Energiemanagement des Deutschen Städtetages, dem Deutschen Städtetag, dem Deutschen Städte- und Gemeindebund und dem Deutschen Landkreistag.

Im Rahmen des Kongresses werden verschiedene Workshops zu folgenden Themenschwerpunkten angeboten:

– Energieeffizienz in Kommunen,
– Erneuerbare Energien,
– Energie im Gebäudemanagement,
– Kooperation, Beratung und Öffentlichkeitsarbeit.

Leitung:
Dipl.-Ing. Cornelia Rösler, Deutsches Institut für Urbanistik

Programm mit Detailinfos/Konditionen:
http://www.difu.de/veranstaltungen/2014-04-07/19-deutscher-fachkongress-der-komm…

Teilnehmerkreis:
Energiebeauftragte aus Städten, Gemeinden und Kreisen sowie aus kommunalen Unternehmen, Energie- und KlimaschutzmanagerInnen, Ratsmitglieder

Veranstaltungsort:
Tagungszentrum im Kolpinghaus München-Zentral
Adolf-Kolping-Straße 1
80336 München

Ansprechpartnerin/Anmeldung:
Sigrid Künzel
Telefon: 0221/340308-0
Fax: 0221/340308-28
E-Mail: kuenzel@difu.de

Kurzinfo: Deutsches Institut für Urbanistik
Das Deutsche Institut für Urbanistik (Difu) ist als größtes Stadtforschungsinstitut im deutschsprachigen Raum die Forschungs-, Fortbildungs- und Informationseinrichtung für Städte, Kommunalverbände und Planungsgemeinschaften. Ob Stadt- und Regionalentwicklung, kommunale Wirtschaft, Städtebau, soziale Themen, Umwelt, Verkehr, Kultur, Recht, Verwaltungsthemen oder Kommunalfinanzen: Das 1973 gegründete unabhängige Berliner Institut mit einem weiteren Standort in Köln (Bereich Umwelt) bearbeitet ein umfangreiches Themenspektrum und beschäftigt sich auf wissenschaftlicher Ebene praxisnah mit allen Aufgaben, die Kommunen heute und in Zukunft zu bewältigen haben. Der Verein für Kommunalwissenschaften e.V. ist alleiniger Gesellschafter des in der Form einer gemeinnützigen GmbH geführten Forschungsinstituts.

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Deutsches Institut für Urbanistik gGmbH
Sitz Berlin, AG Charlottenburg, HRB 114959 B
Geschäftsführer: Dipl.-Ing. Martin zur Nedden

Weitere Informationen:
http://www.difu.de/veranstaltungen/
http://www.difu.de/veranstaltungen/2014-04-07/19-deutscher-fachkongress-der-komm…

Quelle: idw

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Beitrag zum Hochwasserschutz an der Elbe

Sabine Johnson Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Bundesanstalt für Wasserbau (BAW)

„Gebt den Flüssen mehr Raum!“ Diese häufig gestellte Forderung hat zum Ziel, Überschwemmungsgebiete, die in der Vergangenheit durch Deichbaumaßnahmen verloren gingen, zurückzugewinnen und damit den vorbeugenden Hochwasserschutz zu stärken und Flussauen in ihrer ökologischen Funktion zu reaktivieren. Ein aktuelles Beispiel hierfür ist die Deichrückverlegung in der Lenzen-Wustrower Elbeniederung bei Wittenberge, wo der Hochwasserschutzdeich landeinwärts verlegt, der Altdeich durch Schlitzungen geöffnet und das Abflussvrmögen im Vorland durch Flutrinnen erhöht wurden.

Die vom Land Brandenburg als Bauherr im Jahr 2009 mit 420 Hektar größte bislang realisierte Maßnahme ihrer Art in Deutschland konnte ihre Wirksamkeit bereits wiederholt unter Beweis stellen, zuletzt beim Elbe-Hochwasser im Juni 2013.
Wegen des Pilotcharakters, den die Maßnahme in Lenzen für ähnliche Maßnahmen an der Elbe und an anderen Wasserstraßen haben kann, wurden die Ergebnisse jetzt in der wissenschaftlichen Publikationsreihe BAWMitteilungen der Bundesanstalt für Wasserbau veröffentlicht. Auf ca. 200 Seiten werden Planung und Realisierung des Projekts sowie die nach Fertigstellung durchgeführten Untersuchungen umfassend dokumentiert. Dabei liegt der Fokus auf den ingenieurtechnischen Fragestellungen des Wasserbaus, der Oberflächen- und Grundwasserhydraulik sowie der Morphodynamik im Gewässerbett.
Die BAW ist bereits seit 1995 an dem Projekt intensiv beteiligt. Ausgangspunkt war die Untersuchung verkehrswasserbaulich relevanter Fragestellungen, beispielsweise die Abflussaufteilung zwischen Elbe und Deichrückverlegungsgebiet sowie die Auswirkungen auf den lokalen Feststoffhaushalt der Elbe. In der Folgezeit hat die BAW auch die hydraulische Leistungsfähigkeit der Deichrückverlegung bei Hochwasser nachgewiesen und optimiert.
Für eine wissenschaftliche Einrichtung wie die BAW ist die Möglichkeit, an einem derart großen, interdisziplinär angelegten Projekt langfristig und eng eingebunden mitzuarbeiten, sehr attraktiv. Insbesondere die große Zahl der untersuchten Varianten und die große Bearbeitungstiefe haben das Verständnis für die hydraulischen und morphologischen Prozesse im Untersuchungsgebiet deutlich erhöht. Dies wiederum hat Eingang in die numerischen Berechnungsmodelle der BAW gefunden und diese weiter verbessert. Das langfristig angelegte Monitoring liefert Naturdaten, die für die weitere Validierung der Modellergebnisse herangezogen werden können. Vor allem aber geben sie umfassende Auskunft über den mit dieser Maßnahme erzielten Erfolg. Insofern ist das Projekt auch nach Abschluss der Baumaßnahmen nicht beendet und der fruchtbare Dialog zwischen den am Projekt Beteiligten wird fortgesetzt.

Weitere Informationen:
Die BAWMitteilungen Nr. 97 stehen ab sofort zum kostenlosen Download bereit.
http://www.baw.de/de/die_baw/publikationen/mitteilungsblaetter/index.php.html

Quelle: idw

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Kosten der Arbeitslosigkeit haben sich in den vergangenen zehn Jahren real halbiert

Wolfgang Braun Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB)

Für die öffentlichen Haushalte haben sich die Kosten der Arbeitslosigkeit in den vergangenen zehn Jahren real mehr als halbiert, zeigt eine am Mittwoch veröffentlichte Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Während 2012 die gesamtfiskalischen Kosten der Arbeitslosigkeit mit 53,8 Milliarden Euro etwa zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) entsprachen, waren es 2003 mit 91,5 Milliarden Euro noch 4,3 Prozent des damaligen BIP. „Zu dem positiven Ergebnis haben insbesondere die Arbeitsmarktreformen und die streckenweise bessere Wirtschaftsentwicklung beigetragen“, schreiben die Arbeitsmarktforscher Enzo Weber, Karl Heinz Hausner und Heidemarie Engelhard.

Rund 55 Prozent der gesamtfiskalischen Kosten der Arbeitslosigkeit entstehen den öffentlichen Haushalten durch Ausgaben für das Arbeitslosengeld I und II sowie die für Arbeitslose zu zahlenden Sozialversicherungsbeiträge. Das IAB beziffert diese Ausgaben für das Jahr 2012 mit 29,6 Milliarden Euro.

Die übrigen 45 Prozent resultieren aus Einnahmeausfällen bei Steuern und Sozialbeiträgen. Sie umfassten im gleichen Jahr 24,1 Milliarden Euro. So hat der Staat wegen der Arbeitslosigkeit neun Milliarden Euro weniger Steuern eingenommen – davon 7,6 Milliarden weniger Lohn- und Einkommenssteuer.

Die größten Teile der durch Arbeitslosigkeit entstandenen Kosten entfielen auf die Bundesagentur für Arbeit mit 29 Prozent und den Bundeshaushalt mit knapp 27 Prozent der Gesamtkosten. Darauf folgten die Rentenversicherung mit gut 16 Prozent und die Gemeinden mit zwölf Prozent. Der Anteil der Krankenversicherung lag bei acht Prozent, die Länder trugen sieben Prozent und die Pflegeversicherung ein Prozent der Kosten.

„Ein Arbeitsloser kostete die öffentlichen Budgets im Jahr 2012 durchschnittlich etwa 18.600 Euro“, erklären die Forscher. Bei den Arbeitslosengeld-I-Empfängern lag dieser Betrag mit 21.800 Euro deutlich höher als bei den Beziehern von Arbeitslosengeld II (18.600 Euro). Je Arbeitslosen, der weder Arbeitslosengeld I noch II bezieht, entgingen dem Staat Einnahmen in Form von nicht entrichteten Steuern und Sozialbeiträgen in Höhe von 9.900 Euro.

Nicht eingerechnet sind die Ausgaben für die aktive Arbeitsmarktpolitik, beispielsweise für Weiterbildungsmaßnahmen. 2012 wurden für die aktive Arbeitsmarktpolitik insgesamt 13 Milliarden Euro ausgegeben, das entspricht 4.349 Euro je Arbeitslosen. In den Jahren 2003 bis 2011 betrugen die auf einen Arbeitslosen bezogenen Ausgaben durchschnittlich 4.714 Euro pro Jahr.

„Soll die Arbeitslosigkeit weiter abgebaut werden, ist vor allem eine nachhaltige Qualifizierung von Arbeitslosen zu empfehlen“, betonen die Arbeitsmarktforscher. Daneben müsse Prävention hohe Priorität haben, um strukturelle Probleme von vorneherein zu vermeiden. Hier sei die Qualifikation von Berufsanfängern durch das Bildungssystem entscheidend. Personen ohne Berufsabschluss sind den Arbeitsmarktforschern zufolge weit stärker von Arbeitslosigkeit betroffen als Höherqualifizierte.

Weitere Informationen:

http://doku.iab.de/kurzber/2014/kb0214.pdf

Quelle: idw

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Multitalent: Bio-Kläranlage, Lebensraum und Baumaterial

Franz-Georg Elpers Pressestelle
Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)

Rohrkolben mit DBU-Förderung für nachhaltige Landwirtschaft und ökologisches Bauen entdeckt

Postmünster/Nürnberg. Die Erfolgsgeschichte der Sumpfpflanze Rohrkolben begann vor 18 Jahren mit ihrem Anbau in Niedermooren. Gefördert von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) offenbarte ein Modellprojekt die Ökovorteile der Pflanze: Da für ihren Anbau hohe Wasserstände nötig sind, können sich die seit Jahrhunderten für die Landwirtschaft trockengelegten Niedermoore wieder erholen. Außerdem reinigt sie das Wasser und speichert große Mengen Kohlendioxid. Dabei wurde die Pflanze eigentlich für das Herstellen von Baumaterial aus nachwachsenden Rohstoffen angebaut. Auch dies ist nun in einem an den Rohrkolbenanbau anknüpfenden DBU-Projekt gelungen. Das Büro für Denkmalpflege und Baustoffentwicklung aus Postmünster entwickelte aus der Wasserpflanze ein zugleich dämmendes und tragendes Baumaterial, das sich besonders für die Sanierung historischer Fachwerkhäuser sehr gut eignet. „Wenn sich aus einem Naturschutzprojekt Perspektiven für weitere Entwicklungen etwa im ökologischen Bauen ergeben, ist das der Idealfall einer erfolgreichen Förderung“, sagte DBU-Generalsekretär Dr. Heinrich Bottermann.

Die Rohrkolben funktionierten wie eine natürliche Kläranlage, erläuterte DBU-Referent Dr. Reinhard Stock. Sie kämen sehr gut mit teils aus der Landwirtschaft stammendem nährstoffbelastetem Wasser zurecht und reinigten es. „Zudem binden die Pflanzen Kohlendioxid, die vernässten Anbauflächen verhindern die Freisetzung von Treibhausgasen und sind gleichzeitig Lebensraum für daran angepasste Tier- und Pflanzenarten“, so Stock. Aufbauend auf dem 1996 begonnenen DBU-Projekt von Werner Theuerkorn vom Büro für Denkmalpflege und Baustoffentwicklung sowie der Technischen Universität München zur schonenden Wiedervernässung von Mooren im bayerischen Donaumoos liege nun das Endergebnis vor: Baustoffplatten aus Rohrkolben für das Ausfüllen von Fachwerkgefügen. Besonders die energiearme Produktion des Baustoffs und die Tatsache, dass das Produkt wieder in den Stoffkreislauf zurückgeführt werden könne, sprechen für die neuartigen Platten.

„Wir haben zusammen mit dem Fraunhofer Institut für Bauphysik aus den Blättern von Rohrkolben ein massives Dämmmaterial hergestellt, das auch bei schlanker Bauweise die Vorgaben der Energieeinsparverordnung von 2009 erfüllen und den Anforderungen beim energetischen Sanieren von Altbauten gerecht werden kann“, so Projektleiter Theuerkorn. Bei der Dämmung im Gefach mit zusätzlicher Innendämmung konnte trotz einer relativ geringen Wandstärke von 20 Zentimetern mit einem Wärmedurchgangskoeffizienten (U-Wert) von 0,35 (Watt pro Quadratmeter und Kelvin) ein Dämmstandard wie bei einem durchschnittlichen Wandaufbau mit konventionellen Dämmstoffen erreicht werden. Theuerkorn: „Wenn man die Fachwerk-Fassade erhalten oder freilegen möchte, kann man nur nach innen dämmen und verliert so wertvollen Platz. Durch den schlanken Baustoff aus Rohrkolben hat man dieses Problem in deutlich geringerem Umfang.“

Außerdem überzeuge die Verträglichkeit mit den historischen Materialien Holz, Flechtwerk und Lehm. Dadurch könne möglichst viel der originalen Bausubstanz erhalten werden. Die biologisch abbaubaren Rohrkolben-Platten leiteten auch sehr gut die Feuchtigkeit ab und seien durch die enthaltenen Gerbstoffe schimmelresistent, was chemische Zusätze überflüssig mache. Mit knapp 75.000 Euro förderte die DBU das Erproben des neuen Baustoffs an einem denkmalgeschützten Haus in Nürnberg, das im Kern aus dem 15. Jahrhundert stammt und dessen Fachwerkfassade im späten 17. Jahrhundert erbaut wurde.

Gleichwohl stelle sich zurzeit noch das „Henne-Ei-Problem“, so Theuerkorn: Eine erfolgreiche Vermarktung funktioniere nur, wenn die Landwirtschaft die Rohrkolben anbaue. Doch dafür brauche sie eine Kauf-Garantie von Produzenten und Handel. Gefragt sei der schlanke, ökologische und denkmalgerechte Baustoff allemal: „Die Firma Typha Technik und Naturbaustoffe konnte einen Naturbaustoff entwickeln, der eine denkmalgerechte und nachhaltige Gebäudesanierung ermöglicht. Damit wurde die Vereinbarkeit von Denkmalschutz und energetischer Nachrüstung nachgewiesen“, betonte Dr. Paul Bellendorf, DBU-Referent für Umwelt und Kulturgüter.

Weitere Informationen:
http://www.dbu.de/123artikel35144_335.html

Quelle: idw

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gesundheitsinformation.de hat ein neues Gesicht

Dr. Anna-Sabine Ernst Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

Staatssekretär Karl-Josef Laumann, Pflege- und Patientenbeauftragter: „Verlässliche und verständliche Informationen“ / Neue Struktur und frische Optik / Heuschnupfen aktuelles Thema

Was kann ich bei Heuschnupfen tun? Wer im Internet nach einer Krankheit oder Behandlung sucht, fühlt sich von der Vielzahl der Angebote schnell überfordert. Kompakte und verlässliche Antworten auf gesundheitliche Fragen gibt es seit acht Jahren auf gesundheitsinformation.de. Der Themenkatalog des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) ist mittlerweile so gewachsen, dass eine umfassende Neustrukturierung des Portals nötig war.

Mit dem aktuellen Relaunch hat das Institut die Struktur und viele Themen der Website umfassend überarbeitet, Handhabung und Optik verbessert. Verständlich zu sein und gleichzeitig wissenschaftlich fundierte Antworten zu Krankheiten, Untersuchungen und Behandlungen zu geben, muss kein Widerspruch sein. „Denn gerade wer krank ist oder sich um einen Angehörigen Sorgen macht, braucht verlässliche und verständliche Informationen. Die bietet gesundheitsinformation.de“, sagt Staatssekretär Karl-Josef Laumann, Pflege- und Patientenbeauftragter der Bundesregierung. Solche Informationen können das Gespräch mit Arzt oder Ärztin sinnvoll ergänzen.

Schneller zum Ziel

„Wer eine Antwort sucht, möchte sich schnell orientieren. Deshalb ist jedem Thema jetzt ein Überblick vorangestellt“, erklärt Dr. Klaus Koch, Leiter des Ressorts Gesundheitsinformation beim IQWiG. „Wer etwa Heuschnupfen hat und mehr über die spezifische Immuntherapie erfahren will, kommt vom Überblick direkt zu den gewünschten Inhalten.“ Wie läuft die Behandlung ab? Sind Spritzen oder Tropfen besser? Und mit welchen Nebenwirkungen muss ich rechnen? Das sind nur einige der Fragen, die hier beantwortet werden.

Nutzerfreundlich und ohne Werbung

Die neue Struktur, das klare Design und eine intelligente Suche erleichtern die Orientierung. Wenn jemand den Namen einer Erkrankung nicht genau kennt, macht die Suche passende Vorschläge. Außerdem wird großer Wert auf Barrierefreiheit gelegt: Die Website ist zugänglich für technische Hilfsmittel, mit denen sich zum Beispiel Menschen mit Sehbehinderung Inhalte vorlesen lassen können. Alle Texte können jetzt auch komfortabel mit einem Smartphone oder Tablet abgerufen werden und passen sich flexibel dem jeweiligen Gerät an.

Kostenlos und werbefrei, auch das ist typisch für gesundheitsinformation.de. „Das IQWiG hat keine kommerziellen Interessen. Es ist gemeinnützig, wissenschaftlich unabhängig und stellt gesundheitliche Informationen für alle Bürgerinnen und Bürger zur Verfügung – im gesetzlichen Auftrag“, so Klaus Koch.

Von A wie „Allergie“ bis Z wie „Zecken“

Das Angebot von gesundheitsinformation.de wird in den nächsten Jahren noch deutlich wachsen. Angesichts der schier unbegrenzten Zahl von Gesundheitsthemen kann zwar niemand Antworten auf alle Fragen liefern. „Unser Ziel ist es aber, nach und nach Informationen zu einem breiten Katalog von häufigen Erkrankungen aufzuarbeiten“, sagt Professor Dr. Jürgen Windeler, Leiter des IQWiG. „Damit möglichst viele Menschen bei gesundheitsinformation.de finden, was sie suchen.“

Wer über aktuelle Veröffentlichungen auf dem Laufenden bleiben möchte, kann unter gesundheitsinformation.de einen Newsletter abonnieren oder auf Twitter folgen: @iqwig_gi

Weitere Informationen:
http://www.iqwig.de

Quelle: idw

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Hochwasserrisiko: Lässt sich das Niveau von Extrem-Hochwasser vorhersagen?

Marie de Chalup Wissenschaftliche Abteilung
Wissenschaftliche Abteilung, Französische Botschaft in der Bundesrepublik Deutschland

Die Analyse mehrerer Jahrhunderthochwasser ermöglicht die Entwicklung von Vorhersagemodellen für extreme Hochwasserereignisse. Im Rahmen des Projekts Extraflo, unter der Leitung des Irstea [1], wurden Empfehlungen zu Methoden der Risikoabschätzung von Extremhochwasser erarbeitet. Im November 2013 wurden die Ergebnisse der Studie bekannt gegeben.

Die Auswertung der bisher genutzten Daten machte deutlich, dass die bislang erarbeiteten Ansätze unzuverlässig sind und nur auf der Beobachtung von statistischen Daten aus wenigen Jahrzehnten basierten.

Zur besseren Abschätzung der Faktoren stützte sich das Projekt Extraflo auf eine breite Palette von Kompetenzen und Disziplinen, wie die statistische, hydrologische und hydraulische Modellierung, die Klimatologie, die Hydro-Geomorphologie, die Paläo-Hydrologie etc. Auf der Grundlage der so erhaltenen Daten konnte die Analyse verfeinert werden. Prognosen für Extremhochwasser-Ereignisse können durch folgende vier Ansätze untermauert werden:

• Nutzung der Daten zu Rekordregenfällen und zur Wasserdurchflussmenge auch auf regionaler Ebene
• Sammlung historischer Daten
• Anwendung von Simulationsmethoden, mit denen sich aufgrund der Regenmenge Rückschlüsse auf den Wasserdurchfluss ableiten lassen
• Analyse morphologischer Spuren von früheren Überschwemmungen.

Schäden können auch durch präventive Maßnahmen reduziert werden.

[1] Irstea – nationales Forschungsinstitut für Umwelt- und Agrarwissenschaften und -technologien, öffentliche Forschungseinrichtung mit Schwerpunkt Landmanagement (Wasserressourcen, Landtechnik).

Weitere Informationen:
Website der Projekt – http://extraflo.irstea.fr/

Quelle:
Pressemitteilung des IRSTEA – 17.12.2013 – http://www.irstea.fr/toutes-les-actualites/departement-eaux/risque-inondation-es…

Quelle: idw

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Tropische Vulkanausbrüche sorgen für verregnete Sommer in Europa

Lisa Dittrich Referat für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Justus-Liebig-Universität Gießen

Gießener Forscher lösen Rätsel um „Jahr ohne Sommer“ 1816 – Damalige Hungersnot prägte auch den Chemiker Justus Liebig

Historische Aufzeichnungen belegen, dass auf starke tropische Vulkanausbrüche oft ein regenreicher Sommer in Mitteleuropa folgte. Diese „Jahre ohne Sommer“ führten immer wieder zu katastrophalen Hungersnöten, zuletzt 1816 nach dem Ausbruch des Vulkans Tambora in Indonesien im April 1815. Ein internationales Forschungsteam, zu dem auch der Geograph Prof. Dr. Jürg Luterbacher von der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) gehört, hat jetzt erstmals eine Verbindung zwischen den Vulkanausbrüchen und den zusätzlichen Sommer-Regenmengen hergestellt. Es ist ein weiterer Beleg dafür, dass sich weit voneinander entfernte Orte gegenseitig klimatisch beeinflussen können.

Zwar ist bekannt, dass Vulkanausbrüche zu einer Abkühlung führen – woher die zusätzlichen Niederschläge kommen, war allerdings bisher rätselhaft. Eine jetzt publizierte Studie in der renommierten Zeitschrift „Journal of Climate“ zeigt, dass der afrikanische und asiatische Monsun der entscheidende Faktor sein könnte. Das Team untersuchte die Auswirkungen von 14 starken tropischen Ausbrüchen der letzten 400 Jahre auf das Sommer-Klima in Europa und in den Monsunregionen. Durch die Ausbrüche gelangen große Mengen Aerosole in die Stratosphäre – mikroskopisch kleine Partikel, welche das einfallende Sonnenlicht reflektieren. Durch die verminderte Sonneneinstrahlung nach Vulkanausbrüchen und der damit verbunden Abkühlung der Kontinente wird der Monsun schwächer. Das führt nicht nur zu Dürren im Sahelraum, sondern auch zu einer Südwärtsverlagerung der Tiefdruckgebiete über dem Atlantik und zu verstärkter Gewitterbildung. Dieser Vorgang könnte die erhöhten Niederschläge im südlichen Mitteleuropa und dem nördlichen Mittelmeerraum plausibel erklären.

1816 gab es nach dem verregneten Sommer auch in Deutschland verbreitet Hungersnöte. In Bayern beispielsweise gingen die Erträge um 30 bis 50 Prozent zurück, in Württemberg sprechen obrigkeitliche Quellen von 20 bis 50 Prozent. Auch der Chemiker Justus Liebig, der Namensgeber der Universität Gießen, hat die Not der Jahre 1816/17 erlebt, die mitverantwortlich waren für die Massen-Auswanderung Anfang des 19. Jahrhundert. Sein Hauptinteresse während seiner Gießener Zeit galt der Förderung der Landwirtschaft mit dem Ziel, solche verheerenden Hungersnöte zu verhindern. Der von ihm entwickelte Dünger verbesserte die Ernte und dadurch die Nahrungsversorgung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts außerordentlich.

Die Erkenntnisse der Studie haben auch für die Gegenwart einen ganz praktischen Nutzen, wie der Forscher festhält: „Periodische Regenfälle im Zuge des Monsuns sind wichtig für die Nahrungsmittelsicherheit in vielen Teilen der Welt. Große Vulkanausbrüche sind zwar sehr selten, aber sie helfen uns, die verschiedenen Monsunsysteme besser zu verstehen“, sagt Luterbacher.

Publikation:
Wegmann, M., S. Brönnimann, J. Bhend, J. Franke, D. Folini, M. Wild, J. Luterbacher (2014) Volcanic influence on European summer precipitation through monsoons: Possible cause for „Years Without a Summer“. Journal of Climate, http://dx.doi.org/10.1175/JCLI-D-13-00524.1

Kontakt:
Prof. Jürg Luterbacher, PhD
Institut für Geographie
E-Mail: Juerg.luterbacher@geogr.uni-giessen.de

Weitere Informationen:
http://dx.doi.org/10.1175/JCLI-D-13-00524.1

Quelle: idw

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Mobilität: Welcher Komfort-Typ sind Sie?

Juliane Segedi Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO

App soll nachhaltige Mobilität in der Region Stuttgart attraktiver machen

Wie kann nachhaltige Mobilität für die Stuttgarter attraktiver werden? In einer Befragung unter 1000 Verkehrsteilnehmern in der Region haben sich vier Mobilitätskomfort-Typen herauskristallisiert. Im weiteren Projekt entwickeln die Partner einen App-Demonstrator, der den Mobilitätskomfort der Verkehrsteilnehmer misst.

Im Rahmen des Projekts »Urbaner Mobilitätskomfort« hat die Dialogik – gemeinnützige Gesellschaft für Kommunikations- und Kooperationsforschung im vergangenen Sommer über 1000 Nutzer verschiedener Verkehrsmittel in der Region Stuttgart zu ihrem Komfortempfinden befragt. Gefragt wurde nach dem Mobilitätskomfort des öffentlichen Nahverkehrs (Stadtbahn, S-Bahn, Bus), PKW-orientierten Dienstleistungen (Taxi, Car-Sharing), Fahrrad-orientierten Dienstleistungen und des privaten PKW. Als ein Ergebnis der Studie gingen die folgenden vier Mobilitätskomfort-Typen hervor:

Die »Relaxer« legen großen Wert auf Erholung und Beschäftigungsmöglichkeiten während der Fahrt und entscheiden sich deshalb häufig für die öffentlichen Nahverkehrsmittel. Sie steigen lieber weniger um und fahren dafür etwas länger. Zweckmäßigkeit ist für sie bei der Wahl des Verkehrsmittels zentral.
Auch die »Eiligen« sind treue Nutzer des öffentlichen Nahverkehrs, fühlen sich in ihrer Verkehrsmittelwahl aber am stärksten eingeschränkt. Sie legen grundsätzlich mehr Wert auf Schnelligkeit als auf Komfort; daher stören sie Fußwege und komplizierte Routenplanungen.
Für die »Anspruchsvollen« gibt es eigentlich keine Alternative zum privaten PKW, da nur dieser ihre Ansprüche an Privatsphäre, Sitzplatzgarantie, direkte Fahrstrecke und kurze Fahrzeit befriedigen kann. Dementsprechend sind sie auch bereit, für gesteigerten Mobilitätskomfort mehr zu bezahlen.
Die »Sportlichen« bevorzugen kurze Fahrzeiten und Flexibilität, genießen es, sich körperlich zu betätigen und benutzen deshalb auch am seltensten von allen Gruppen einen privaten PKW. Sie finden ihre Komfortwünsche und Mobilitätsvorstellungen vor allem beim Fahrrad wieder und nutzen am häufigsten von allen Gruppen das Bike-Sharing-Angebot.

Im weiteren Projektverlauf wird, gemeinsam mit dem Fraunhofer-Anwendungszentrum KEIM an der Hochschule Esslingen, auf Basis der wissenschaftlichen Voruntersuchungen ein Mobiltelefon-App-Demonstrator entwickelt. Diese App ermöglicht die sensorbasierte Messung von Komfortfaktoren im Hintergrund und bietet dem verkehrsteilnehmenden Nutzer die Möglichkeit, gefühlte Defizite in Echtzeit zu melden.

Ansprechpartner
Steffen Braun
Urban Systems Engineering
Fraunhofer IAO
Nobelstraße 12
70569 Stuttgart, Germany
Telefon +49 711 970-2022
Email steffen.braun@iao.fraunhofer.de

Constanze Heydkamp
Urban Systems Engineering
Fraunhofer IAO
Nobelstraße 12
70569 Stuttgart, Germany
Telefon +49 711 970-2342
Email constanze.heydkamp@iao.fraunhofer.de

Weitere Informationen:
http://www.iao.fraunhofer.de/lang-de/geschaeftsfelder/mobilitaets-und-stadtsyste…

Quelle: idw

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Versauerung im Atlantik: Erstes Freilandexperiment zu Auswirkungen von Versauerung im offenen Ozean

Dr. Andreas Villwock Kommunikation und Medien
GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel

Zum ersten Mal untersucht ein internationales Team von 70 Wissenschaftlern die Auswirkungen von Ozeanversauerung auf Ökosysteme im offenen Meer. Ziel der Forscher ist, die Reaktionen auf zukünftige Veränderungen im Ozean besser abschätzen zu können. Die Feldstudie mit den KOSMOS-Mesokosmen des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel findet im Rahmen der deutschen Forschungsnetzwerke BIOACID und SOPRAN von Ende Januar bis April 2014 vor Gran Canaria statt.

In den nährstoffreichen Fjorden Nordeuropas und den kalten Meeren der Arktis verursacht Ozeanversauerung einen Boom an der Basis des Nahrungsgefüges – während größere Phytoplankton-Arten leer auszugehen scheinen. Aber wie reagieren Ökosysteme im nährstoffarmen offenen Ozean, wenn sich mehr Kohlendioxid (CO2) im Wasser löst? Ein Team von 70 Wissenschaftlern aus Deutschland, Spanien, Frankreich, Schweden, Großbritannien, den Niederlanden und den Vereinigten Staaten ist im Einsatz, um erstmals Auswirkungen der Ozeanversauerung im östlichen subtropischen Atlantik zu untersuchen. Von Ende Januar bis in den April hinein arbeiten sie an der Meeresforschungsstation Plataforma Oceánica de Canarias (PLOCAN) in Taliarte an der Ostküste Gran Canarias. Für das Experiment mit den in Kiel entwickelten KOSMOS-Mesokosmen kooperieren die beiden deutschen Forschungsnetzwerke BIOACID (Biological Impacts of Ocean Acidification, Biologische Folgen der Ozeanversauerung) und SOPRAN (Surface Ocean Processes in the Anthropocene, Prozesse in der Ozeanoberfläche im Anthropozän). BIOACID und SOPRAN werden vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.

„Unsere bisherigen Experimente haben sich auf die besonders produktiven, nährstoffreichen Küstenregionen konzentriert“, berichtet Prof. Ulf Riebesell. Der Professor für Biologische Ozeanografie am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel koordiniert das Projekt BIOACID und die KOSMOS Mesokosmen-Experimente. „Aber mehr als zwei Drittel der Weltozeane verfügen nur über geringe Mengen an Nährstoffen und damit auch über eine geringere Produktivität. Um belastbare Aussagen über das Leben im Ozean der Zukunft treffen zu können, müssen wir mehr darüber lernen, wie diese oligotrophen Ökosysteme auf Ozeanversauerung reagieren.“ Nährstoffarme Regionen werden von kleinem Phytoplankton, dem Pikoplankton dominiert. Da das Pikoplankton in vorangegangenen Untersuchungen besonders stark auf CO2-bedingte Versauerung ansprach, erwarten die Wissenschaftler massive Auswirkungen an der Basis der marinen Lebensgemeinschaft.

Das deutsche Forschungsschiff POSEIDON brachte im Januar 2014 mehr als 24 Tonnen Ausrüstung für das Experiment nach Gran Canaria. Am 2. Februar wurden neun Mesokosmen in der Melenara-Bucht nahe des Hafens von Taliarte verankert. Die „Riesen-Reagenzgläser“, von denen jedes einzelne 55 Kubikmeter Wasser einschließt, werden jetzt auf Kohlendioxid-Niveaus gebracht, die Werten von heute bis ins Jahr 2100 entsprechen. Bis Mitte April messen Biologen, Chemiker, Biogeochemiker und Physikalische Ozeanografen darin 50 unterschiedliche Parameter. Proben werden in den Laboren des PLOCAN weiter verarbeitet und für Analysen in den Heimat-Instituten vorbereitet.

„In diesem Jahr kooperieren wir mit einer örtlichen Aquakultur-Anlage, um Larven der Dorade aufzuziehen und in die Mesokosmen einzusetzen. Außerdem werden Seeigel gesammelt und Eier befruchtet, so dass wir unseren Versuchswelten zwei höherstehende Arten hinzufügen können. Dies haben wir im vergangenen Jahr erstmals in einem Experiment versucht und viel über Folgereaktionen entlang der Nahrungskette erfahren“, berichtet Riebesell.

Als Neuerung simulieren die Forscher natürliche Düngungsmechanismen, die für diese Region typisch sind – etwa den Auftrieb nährstoffreichen Tiefenwassers vor den Kanarischen Inseln. „Die POSEIDON kommt Ende Februar zurück, um uns hierbei zu unterstützen“, so Riebesell. „Mit einem 80 Kubikmeter großen Kunststoffsack gewinnen wir Tiefenwasser und speisen unsere Mesokosmen damit, um solch ein Auftriebsereignis zu simulieren.“ Die Nährstoff-Einträge kurbeln die Produktivität im nährstoffarmen Ozeans an. Bisher ist jedoch völlig unklar, wie sich derartige Produktivitäts-Schübe im saureren Wasser entwickeln und wie dies das marine Nahrungsnetz beeinflusst.

Die Kampagne 2014 vor Gran Canaria ist die fünfte in einer Serie von Freiland-Studien mit den Kieler KOSMOS Mesokosmen. „Unser Experiment im Kanaren-Stromsystem vervollständigt die umfangreiche Datensammlung zu Folgen der Versauerung für den pelagischen Ozean, die wir in den vergangenen fünf Jahren zusammengetragen haben“, fasst Riebesell zusammen. „Sobald die Zusammenstellung komplett ist, haben wir den ausführlichsten Datensatz zu Reaktionen des Ökosystems auf zukünftige Veränderungen im Ozean. Forscher werden noch einige Jahre benötigen, um dieses Set an Messungen zu interpretieren. Aber es ermöglicht neue Einblicke und ein tieferes Verständnis für die Folgen des globalen Wandels für marine Ökosysteme und die Dienstleistungen, welche die Meere für den Menschen erbringen.“

Beteiligte Institutionen:
Universität Las Palmas de Gran Canaria, Spanien
Universität La Laguna, Spanien
Universität Barcelona, Spanien
Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI), Bremerhaven, Deutschland
Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Deutschland
GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel, Deutschland
Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW), Deutschland
Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnefischerei (IGB), Berlin, Deutschland
Max-Planck-Institut für Chemie, Mainz, Deutschland
Bigelow Laboratory, Maine, USA
Centre de Recherche et d’Enseignement de Géosciences de l’Environnement (CEREGE), Paris, Frankreich
Royal Netherlands Institute for Sea Research (NIOZ), Niederlande
Universität Edinburgh, Großbritannien
Universität Göteborg, Schweden

Bildmaterial:
Unter www.geomar.de/n1710 steht Bildmaterial zum Download bereit. Filmmaterial auf Anfrage.

Ansprechpartner:
Prof. Dr. Ulf Riebesell (GEOMAR, FB2-BI), uriebesell@geomar.de
Maike Nicolai (GEOMAR Communication & Media) Tel.: +49(0)431 600-2807, mnicolai@geomar.de

Weitere Informationen:
http://www.bioacid.de BIOACID
http://sopran.pangaea.de SOPRAN
http://www.oceanblogs.org/kosmos2014gc/ Blog zum Experiment

Quelle: idw

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Kommerziell oder ideell: Warum die causa ADAC weitere Kreise ziehen könnte

Blandina Mangelkramer Kommunikation und Presse
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

Mehr als 15.000 Mitglieder haben dem ADAC nach den Skandalen der vergangenen Wochen bereits offiziell den Rücken gekehrt – und es werden voraussichtlich noch mehr: Auf den Verein schwappt eine Austrittswelle ungeahnten Ausmaßes zu. Für den ADAC selbst ein Desaster – doch je nach Rechtsauffassung des Gericht könnte sich eine Diskussion mit viel größerer Trageweite anbahnen: um Vereine nämlich wie das Rote Kreuz oder Fußball-Giganten wie den FC Bayern. Die rechtliche Lage erläutert FAU-Rechtswissenschaftler Prof. Dr. Robert Freitag.

>>Warum darf sich der ADAC eigentlich Verein nennen, obwohl er doch ganz offensichtlich auch wirtschaftliche Absichten verfolgt?

Der Vereinsstatus des ADAC ist, wenn man so will, eine Besonderheit. Zunächst ist er natürlich ein eingetragener Verein („e.V.“) nach den Vorschriften des Bürgerlichen Gesetzbuches. Grundsätzlich darf er also keine kommerziellen Zwecke im Sinne der Gewinnerzielung verfolgen, sondern er muss zur gemeinsamen Erreichung ideeller Zwecke gegründet worden sein. „Idealvereine“ lautet dafür das Fachwort. Idealvereine sind auf den Zusammenschluss von Laien zugeschnitten, die ihre privaten Interessen gemeinsam verfolgen. Im Fall des ADAC wäre das die gemeinsame Unterstützung der Mitglieder im Straßenverkehr, insbesondere die Pannenhilfe.

Als Idealverein muss er keine besonders strengen gesetzlichen Anforderungen erfüllen: Er braucht keine professionelle Leitung, ist nicht bilanzierungspflichtig und benötigt auch kein bestimmtes Mindestkapital, mit dem er seinen Gläubigern haften könnte. Ein Idealverein, der in der Abgabenordnung speziell geregelte Anforderungen erfüllt, kann außerdem den Status als „gemeinnütziger Verein“ beantragen und steuerliche Vorteile erlangen. Will sich eine private Organisation dagegen wirtschaftlich betätigen, muss sie grundsätzlich die weitaus strengeren und verpflichtenden Anforderungen des Handels- und Gesellschaftsrechts befolgen.

Allerdings dürfen auch Idealvereine in begrenztem Umfang wirtschaftliche Tätigkeiten ausüben, wenn diese dem Zweck bzw. der Idee des Vereins dienen und ihn fördern: Im konkreten Fall bedeutet das, dass der ADAC e.V. durchaus Geld einnehmen darf, um seine ideellen Leistungen wie die Pannenhilfe zu ermöglichen, solange eine Gesamtbetrachtung aller Aktivitäten des Vereins nicht dazu führt, dass man ihn als gewinnorientiert betrachten muss. Man bezeichnet das als „Nebenzweckprivileg“.

>>Der ADAC betätigt sich aber auch über ausgelagerte Tochterunternehmen wirtschaftlich. Ist das rechtlich zulässig?

Derzeit ja. In seinem so genannten „ADAC-Urteil“ hat der Bundesgerichtshof 1982 Idealvereinen kommerzielle Tätigkeiten, die nicht mehr vom Nebenzweckprivileg gedeckt sind, über rechtlich eigenständige Tochtergesellschaften gestattet. Konkret ging es damals um die Frage, ob der ADAC über die „ADAC Rechtsschutz Versicherungs-Aktiengesellschaft“ kommerziell im Versicherungsgeschäft tätig sein durfte. Der BGH entschied, dass die Umsätze der Tochtergesellschaft nicht als Umsätze des ADAC e.V. zu werten seien, obwohl sich sämtliche Anteile an der Tochter im Besitz des ADAC e.V. befanden.

Die Begründung: Auf Ebene der wirtschaftlich tätigen Tochtergesellschaft sei hinreichend für den Schutz der Gläubiger gesorgt. Diese Beurteilung wird als „Trennungstheorie“ bezeichnet. Die gesetzlich nicht geregelte Trennungstheorie ist allerdings seit jeher rechtlich und rechtspolitisch umstritten: Idealvereine können so faktisch über ihre Tochtergesellschaften wirtschaftliche Tätigkeiten entfalten und sich dennoch den strengen Vorgaben des Handelsrechts entziehen. Das führt zu einer geringeren Transparenz der Geschäfte, damit zu höheren Risiken für die Mitglieder des Idealvereins und zu Wettbewerbsverzerrungen. Diese Nachteile zeigen sich in der aktuellen Diskussion um den ADAC sehr deutlich.

>>Was kann dem ADAC auf Basis des aktuellen Verfahrens passieren?

Das Gericht wird in jedem Fall prüfen, ob der ADAC e.V. mittlerweile unmittelbar selbst – also nicht über Tochtergesellschaften – wirtschaftliche Tätigkeiten ausübt, die nicht mehr vom Nebenzweckprivileg gedeckt sind; man denke nur an den jüngst publik gewordenen Verkauf von Batterien durch Pannenhelfer. Falls das Gericht zu dieser Überzeugung kommt, stehen dem ADAC drei Optionen zur Wahl: Erstens könnte der ADAC die für seinen Vereinsstatus schädlichen wirtschaftlichen Aktivitäten ganz einstellen, was ihm vermutlich schwer fiele. Zweitens könnte er im Rahmen der „Trennungstheorie“ sämtliche wirtschaftlichen Aktivitäten in eigenständige Tochtergesellschaften auslagern und auf der Ebene des eingetragenen Vereins ausschließlich die Pannenhilfe und ähnliche nicht-kommerzielle Aufgaben verfolgen. Das wäre aus Sicht des ADAC vermutlich die attraktivste Variante. Drittens könnte der ADAC in eine Handelsgesellschaft umwandeln, wobei bei der großen Zahl an Mitgliedern nur eine Aktiengesellschaft in Betracht kommt. Dieser Weg dürfte unter den Mitgliedern wohl kaum ernstlich mehrheitsfähig sein.

Denkbar wäre aber auch, dass das Gericht die Trennungstheorie in Frage stellt, da diese gesetzlich nicht geregelt und nicht auszuschließen ist, dass der Bundesgerichtshof seine bisherige Rechtsprechung wegen ihrer genannten Defizite aufgibt. In diesem Fall wäre zu prüfen, ob der ADAC als „Konzern“, d.h. einschließlich der von ihm beherrschten Tochtergesellschaften, ein Wirtschaftsunternehmen darstellt. Falls ja, müsste der ADAC e.V. entweder sich selbst in eine Aktiengesellschaft umwandeln, was wie gesagt kaum in Betracht kommen dürfte, oder er lagert seine wirtschaftlichen Aktivitäten in Tochtergesellschaften aus und gibt zusätzlich die Mehrheitsbeteiligung an diesen kommerziellen Töchtern auf. Eine solche Zerschlagung wäre für den ADAC äußerst schmerzlich.

>>Nehmen wir an, das Gericht würde die Trennungstheorie ablehnen und irgendwann in letzter Instanz dem ADAC den Vereinsstatus aberkennen. Welche Folgen hätte das für andere Vereine, die ähnlich organisiert sind? Das Rote Kreuz zum Beispiel?

Eine Entscheidung in Sachen ADAC würde sich nicht grundsätzlich automatisch auf sonstige Vereine auswirken, da vor Gericht jeweils der konkrete Verein im Einzelfall zu betrachten ist. Würde sich die Aufgabe der Trennungstheorie bundesweit durchsetzen, wäre allerdings auch der Status anderer eingetragener „Idealvereine“ bedroht, die über Tochtergesellschaften wirtschaftlich tätig sind. Zu denken ist etwa an das Rote Kreuz, aber auch an Sportvereine mit Profi-Sportabteilungen, insbesondere an Fußballvereine. Diese Vereinigungen verfügen bekanntlich über großen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Einfluss und dürften bei einer Aufgabe der Trennungstheorie durch die Gerichte sicherlich politischen Druck ausüben und sich dafür einsetzen, dass die Trennungstheorie gesetzlich verankert wird.

Quelle: idw

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Grüne Oase auf dem Dach

Presse Institute Unternehmenskommunikation
Fraunhofer-Gesellschaft

Begrünte Dächer sind längst nicht mehr der Inbegriff von Luxus oder moderne Spinnerei extrovertierter Architekten. In der Ökologie gelten sie als Siedlungsbiotop, in manchen Bebauungsplänen werden sie als Ausgleichsmaßnahme für die versiegelten Flächen festgesetzt und teilweise werden sie in Deutschland auch öffentlich gefördert. Darüber hinaus sehen die teilweise als Hochgärten kultivierten Grünflächen zwischen den Dachlandschaften schön aus, speichern Regenwasser und verbessern das Mikroklima in Städten.

Zu den berühmtesten Verfechtern zählt der österreichische Künstler Friedensreich Hundertwasser, der Gründächer als einen wichtigen Teil der von ihm angestrebten Versöhnung von Mensch und Natur sah. In Stuttgart sind beispielsweise zwischen 1986 und 2008 180.000 Quadratmeter begrünte Dachfläche auf öffentlichen und privaten Gebäuden entstanden, im Flächennutzungsplan 2010 waren für zukünftige Bauvorhaben weitere 1,5 Millionen Quadratmeter als Minimierungs- oder Ausgleichsmaßnahmen geplant. Und aus einer aktuellen Umfrage der Fachvereinigung Bauwerksbegrünung (FFB) geht hervor, dass der Anteil der deutschen Städte, die die Begrünung von Dächern in ihren Bebauungsplänen verankern, auch weiterhin konstant bleibt. Grüne Flächen auf dem Dach sind also zweifelsfrei etabliert.

Doch gibt es auch die Kehrseite der Medaille: Vor allem bei vollgedämmten Holzkonstruktionen kommt es immer wieder zu Feuchteschäden. »Eine mögliche Ursache ist, dass begrünte Dächer – wie alle Flachdächer – auf der bauphysikalischen „falschen“ Seite, nämlich der Außenseite, dicht sind und so nur eine Trocknung nach Innen möglich ist«, weiß Daniel Zirkelbach, stellvertretender Leiter der Abteilung Hygrothermik am Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP. Im Unterschied zu Flachdächern ohne Deckschicht ist die Erwärmung von Gründächern deutlich geringer, so dass eben auf Grund der Bepflanzung eine Austrocknung während der Sommermonate nicht ausreichend stattfinden kann. Daher bedarf es für begrünte Holzkonstruktionen einer exakten, fachkundigen Planung. Um diese zu gewährleisten, reichen klassische Feuchteberechnungen, wie zum Beispiel das Glaser-Verfahren , nicht aus. Um dahingehend neue Wege zu gehen, lief von November 2011 bis April 2013 mit Mitteln der Forschungsinitiative „Zukunft Bau“ des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung, ein Forschungsprojekt . Ziel war es, Planern und Bauproduktherstellern eine möglichst genaue und zuverlässige Grundlage zur Planung der Feuchtesicherheit der kritischen Dachbegrünungen zur Verfügung zu stellen. Ein Fall für die Wissenschaftler des Fraunhofer IBP. Ihnen gelang es im Rahmen des Forschungsprogramms, ihre Simulationssoftware WUFI® zu erweitern und neue Modelle zur Beurteilung von Dachbegrünungen zu erstellen, welche die Feuchtebilanz unter Realbedingungen berücksichtigen. Die inzwischen weltweit verbreitete Software-Familie WUFI® wurde am Fraunhofer IBP entwickelt und erlaubt die realitätsnahe Berechnung des instationären hygrothermischen Verhaltens von mehrschichtigen Bauteilen unter natürlichen Klimabedingungen.

Im Wesentlichen wird bei der Begrünung von Dächern zwischen zwei Ausführungsvarianten unterschieden: Die Extensivbegrünung zeichnet sich durch einen dünnschichtigen Aufbau mit bis zu 15 Zentimetern sowie einem geringen Gewicht und minimalen Pflegeaufwand aus. Diese Vegetationsform erhält sich weitgehend selbst und passt sich auch an extreme Standortbedingungen an, ist allerdings nicht als Nutzfläche geeignet. Im Vergleich dazu ist bei einer Intensivbegrünung die Nutzung des Gründaches erwünscht. Der mehrschichtige Aufbau ist hier mit 15 bis 100 Zentimetern deutlich dicker und damit auch schwerer. Er stellt hohe Ansprüche an die Pflege, Wasser- und Nährstoffversorgung. Im Rahmen des Forschungsprojekts wurde jedoch ausschließlich die Extensivbegrünung untersucht.

Im Vordergrund stand dabei vor allem, die Funktionsfähigkeit der Unterkonstruktion zuverlässig zu berechnen, denn die Einflüsse der Substrat- und Vegetationsschicht konnten bisher nicht eindeutig rechnerisch abgebildet werden – es fehlten verallgemeinerbare Datensätze. »Dazu nahmen wir zunächst bereits vorhandene Messergebnisse basierend auf Versuchsaufbauten sowie langjährigen Konstruktionsuntersuchungen am Standort Holzkirchen sowie aus Kassel, Leipzig, Wien und Mailand. Zusätzlich starteten wir noch neue Freilandversuche am Fraunhofer IBP Holzkirchen«, erklärt Zirkelbach die Vorgehensweise. Dazu richteten die Wissenschaftler neue Versuchsflächen mit unterschiedlichen Substrat- und Pflanzentypen auf einen Versuchsdach ein. Diese Versuche waren erforderlich, weil bei den vorangegangenen Untersuchungen weder die Feuchteverhältnisse in den Substraten noch die langwellige Gegenstrahlung gemessen worden waren. Beides ist jedoch für die Übertragbarkeit der Berechnungsmodelle auf andere Klimabedingungen mit unterschiedlichen Strahlungs- und Niederschlagsverhältnissen von wesentlicher Bedeutung. Mit Hilfe von Sensoren wurde die Temperatur bei den verschiedenen Dachaufbauten gemessen. »Interessant dabei war, dass wir innerhalb eines Versuchsfeldes, unter den gleichen Randbedingungen punktuell unterschiedliche Temperaturen gemessen haben. Diese variierten teilweise um bis zu sechs Grad Celsius, obwohl kein wirklicher Unterschied erkennbar war«, so Daniel Zirkelbach. Grundsätzlich kristallisierten sich jedoch die mittleren Verhältnisse für eine Berechnungsbasis klar heraus.

Die Fraunhofer-Wissenschaftler konnten zudem belegen, dass die Temperaturen maßgeblich von der Masse des Substrats sowie der darin enthaltenen Wassermenge beeinflusst werden. »Diese Kombination führt zu einer großen thermischen Trägheit. Im Sommer sorgt die Verdunstungskühlung für eine Verzögerung der Erwärmung, im Winter bremst die Schmelzwärme die Abkühlung unter den Gefrierpunkt. Durch eine gewisse Selbstverschattung begrenzt die Pflanzdeckschicht eine Erwärmung ebenso wie eine nächtliche Unterkühlung durch langwellige Abstrahlung. Zusätzlich wird der Wärmeübergang durch die geringere Luftbewegung an der Oberfläche reduziert«, fasst der Forscher die Ergebnisse zusammen.

Der zweite Punkt, der die Funktionsweise grundlegend beeinflusst, ist die exakte Auslegung der Dachkonstruktion. Bis dato verwendete man Außen meist eine zum Substrat hin abgedichtete Holzverschalung mit einem Faserdämmstoff zwischen den Sparren und nach Innen wurde eine Dampfbremse angebracht, um die Holzkonstruktion vor der eindringenden Feuchte aus dem Raumklima zu schützen. Diese Dampfbremse behindert aber im Sommer auch die Austrocknung, so dass bereits kleinere eingebaute oder eindringende Feuchtemengen zu Problemen führen können. Die Konsequenz einer mangelhaften Ausführung war eine verkürzte Haltbarkeit oder über kurz oder lang ein Feuchteschaden an der Konstruktion. Je dicker die Dämmschicht war, umso feuchter wurde sie im Winter.

Auf Grund der neuen Versuche und der daraus resultierenden Berechnungen fanden die Wissenschaftler vielversprechende Lösungsmöglichkeiten. So kann beispielsweise eine feuchtevariable Dampfbremse die Feuchtebilanz deutlich verbessern. Bei Dämmstärken ab 15 bis 20 Zentimetern kann eine zusätzliche feuchteresistente Überdämmung Schaden vermeiden – denn dann sind die Temperaturunterschiede an der Holzverschalung deutlich geringer und es entstehen besonders in den Wintermonaten nur noch kleine Mengen Tauwasser.
Zwar bleiben begrünte Holzdächer eine anspruchsvolle Bauvariante, die einer sorgfältigen Planung und Ausführung bedarf, doch werden bestimmte Aspekte beachtet, kann sich der Trend hin zur grünen Oase auf dem Dach gefahrenlos fortsetzen.

Weitere Informationen:
http://www.ibp.fraunhofer.de
http://www.ibp.fraunhofer.de/content/dam/ibp/de/documents/Publikationen/oeffentl…

Quelle: idw

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BAuA informiert über Arbeitsstättenverordnung

Jörg Feldmann Pressestelle
Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin

Dresden – Ab sofort ist das Buch „Arbeitsstätten“, das die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) gemeinsam mit dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales herausgibt, in überarbeiteter Auflage erhältlich. Es enthält die Arbeitsstättenverordnung und die aktuellen Arbeitsstättenregeln (ASR), die die Verordnung konkretisieren. Diese Technischen Regeln erarbeitet der Ausschuss für Arbeitsstätten, um Betrieben die Umsetzung der Verordnung zu erleichtern. Überarbeitete und neu hinzugekommene Regeln machten eine Aktualisierung des BAuA-Buchs erforderlich. Zudem verloren die alten Arbeitsstätten-Richtlinien zum 31. Dezember 2012 ihre Gültigkeit und die restlichen noch im Buch enthaltenen Richtlinien mussten entfernt werden.

Die aktuellsten ASR stammen aus dem Jahr 2013. So wurden beispielsweise die ASR A1.2 „Raumabmessungen“, ASR A1.5/1,2 „Fußböden“, ASR A1.3 „Sicherheitskennzeichnung“ und ASR A4.1 „Sanitärräume“ neu beschlossen. Weitere Regeln wurden aktualisiert und erweitert, darunter zum Beispiel die ASR A3.6 „Lüftung“ und ASR A4.3 „Mittel und Einrichtungen zur Ersten Hilfe“.

Die Anwendung der Arbeitsstättenverordnung und der ASR garantiert laut BAuA gesunde und sichere Arbeitsbedingungen. Die Verordnung von 2004 setzt europäische Vorgaben um und nimmt Arbeitgeber in die Pflicht, für ausreichenden Schutz ihrer Beschäftigten zu sorgen. Hierfür enthält die Verordnung allgemeine Anforderungen und Schutzzielbestimmungen. Gestaltungsregeln für Arbeitsplätze sind beispielsweise Vorgaben für die Raumabmessung, Fluchtwege oder Arbeitsplatzbeleuchtung. Die Regeln für Arbeitsstätten konkretisieren die Forderungen der Arbeitsstättenverordnung für die betriebliche Praxis und sind für den größten Teil Arbeitsstätten geeignet. Dabei orientieren sie sich am aktuellen Stand von Technik, Arbeitsmedizin und Arbeitshygiene.

„Arbeitsstätten. Arbeitsstättenverordnung, Technische Regeln für Arbeitsstätten“; 2. Auflage; Dortmund: Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin 2013; 344 Seiten; ISBN 978-3-88261-011-6. Das Buch kann zum Preis von 19,50 Euro über die Adresse http://www.baua.de/publikationen bezogen werden.

Forschung für Arbeit und Gesundheit
Sichere und gesunde Arbeitsbedingungen stehen für sozialen Fortschritt und eine wettbewerbsfähige Wirtschaft. Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) forscht und entwickelt im Themenfeld Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit, fördert den Wissenstransfer in die Praxis, berät die Politik und erfüllt hoheitliche Aufgaben – im Gefahrstoffrecht, bei der Produktsicherheit und mit dem Gesundheitsdatenarchiv. Die BAuA ist eine Ressortforschungseinrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales. Über 600 Beschäftigte arbeiten an den Standorten in Dortmund, Berlin und Dresden sowie in der Außenstelle Chemnitz.
http://www.baua.de

Weitere Informationen:
http://www.baua.de/dok/673378
Direkter Link zum Fachbuch „Arbeitsstätten. Arbeitsstättenverordnung, Technische Regeln für Arbeitsstätten“

Quelle: idw

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Wärmepumpenversuchsstand eingeweiht

Hella Trillenberg Presse- und Informationsstelle
Hochschule Zittau/Görlitz

Ein neuer Wärmepumpenversuchsstand wurde vor kurzem offiziell im Heizungstechniklabor der Hochschule Zittau/Görlitz (HSZG) in Betrieb genommen. Die Anlage gehört zu einem Forschungsprojekt „Wärmepumpen zum Heizen und Kühlen von Gebäuden“ der Fakultät Wirtschaftswissenschaften und Wirtschaftsingenieurwesen.

Fünf Nachwuchswissenschaftler untersuchen im Rahmen dieses Projekts insbesondere saisonale Wärmespeichervorgänge im Erdreich mit dem Ziel, die Auslegung und den Betrieb von Wärmepumpen mit Erdsonden zu optimieren. Die jungen Forscher gehen davon aus, dass durch die Ergebnisse des Projektes künftig Wärmepumpen noch viel häufiger eingesetzt werden.

Der Versuchsstand besteht aus drei Erdwärmesonden (Tiefe 100m, 70m und 40m). Mit deren Hilfe kann das Erdreich wahlweise auf -10 °C gekühlt bzw. auf 90 °C aufgeheizt werden, womit verschiedene Betriebszustände von Wärmepumpen simuliert werden. Mit Temperaturfühlern an den Sonden und im umgebenden Erdreich können dann die Wärmetransport- und -speichervorgänge nachvollzogen werden. Diese sind entscheidend für effektives Heizen und Kühlen mit Wärmepumpen. Zur Erzeugung der notwendigen Temperaturen dienen ein Gaskessel und eine Kältemaschine. Sie sind über einen Pufferspeicher mit den Erdwärmesonden verbunden. Umfangreiche Messtechnik ermöglicht die Kontrolle und Steuerung aller wichtigen Anlagenparameter.

Die geplanten Experimente dienen der Beobachtung langfristiger Wärmespeichervorgänge im Erdreich sowie der Weiterentwicklung von Berechnungsmodellen, die für die richtige Auslegung von Wärmepumpen unerlässlich sind.

Der Nachwuchsforschergruppe gehören an: Dipl.-Math. Peter Eberhard – er studierte an der TU Dresden Mathematik; Dipl.-Wirtsch.-Ing. (FH) Ancilla Hain – sie studierte an der HSZG Wohnungs-und Immobilienwirtschaft; M.Eng. Markus Haack – er studierte an der HSZG Technisches Gebäudemanagement; Dipl.-Wirtsch.-Ing. (FH) Ondřej Flanderka – er studierte an der HSZG Wohnungs- und Immobilienwirtschaft und Dipl.-Ing. (FH) Felix Lucke – er studierte an der HSZG Energie-und Umwelttechnik. Das Projekt wird geleitet von Prof. Dr.-Ing. Jörn Krimmling.

Das Projekt mit einer Laufzeit von 2012 bis 2014 und der Versuchsstand werden mit Projektmitteln aus dem Europäischen Sozialfonds (ESF) finanziert.

Projektleitung und Kontakt:
Hochschule Zittau/Görlitz
Prof. Dr. Jörn Krimmling
Fakultät Wirtschaftswissenschaften und Wirtschaftsingenieurwesen
Tel.: 0172 3526018
E-Mail: j.krimmling@hszg.de

Weitere Informationen:
http://f-w.hszg.de/forschung/forschungsprojekte/waermepumpen.html

Quelle: idw

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Welche Gesichter man nicht vergisst

Dr. Ute Schönfelder Stabsstelle Kommunikation/Pressestelle
Friedrich-Schiller-Universität Jena

Psychologen der Universität Jena erklären, wie Attraktivität das Wiedererkennen von Gesichtern stört

Große Augen, volle Lippen, dazu ebenmäßige Gesichtszüge – dass Schauspielerin Angelina Jolie weltweit als Inbegriff weiblicher Attraktivität gilt, ist für PD Dr. Holger Wiese von der Friedrich-Schiller-Universität Jena kein Wunder. „Ihr Gesicht vereint viele Faktoren, die ein Gesicht attraktiv machen“, sagt der Psychologe, der sich in seiner Forschungsarbeit vor allem mit der Wahrnehmung von Gesichtern befasst. „Zum einen empfinden wir sehr symmetrische und eher durchschnittliche Gesichter als attraktiv“, erklärt er. „Zum anderen zeichnen sich als besonders anziehend empfundene Menschen häufig durch zusätzliche Merkmale aus, die sie wiederum vom Durchschnitt abheben.“ Neben Attraktivität garantieren diese Merkmale, wie große Augen oder ein markanter Mund, auch einen hohen Wiedererkennungswert. „An solche Gesichter erinnern wir uns ziemlich gut“, so Wiese.

Wie er und seine Kollegen Carolin Altmann und Prof. Dr. Stefan Schweinberger jetzt in einer aktuellen Studie zeigen, lässt sich das aber nicht generell für attraktive Menschen sagen. So schreiben die Psychologen im Fachmagazin „Neuropsychologia“, dass attraktive Gesichter – ohne besonders auffällige Merkmale – deutlich weniger ausgeprägte Eindrücke im Gedächtnis hinterlassen (DOI: 10.1016./j.neuropsychologia.2013.12.023). „Wir konnten zeigen, dass sich Testpersonen sogar eher an unattraktive Gesichter erinnern als an attraktive, wenn diese keine besonders auffälligen Merkmale aufweisen“, sagt Holger Wiese.

Für ihre Untersuchung haben die Jenaer Psychologen Testpersonen Fotos von Gesichtern gezeigt, die je zur Hälfte als eher attraktiv oder eher unattraktiv, aber gleichermaßen markant eingeschätzt wurden. Die Probanden bekamen die Gesichter jeweils nur wenige Sekunden zu sehen, um sie sich einzuprägen. Während der anschließenden Testphase wurden ihnen wieder Gesichter gezeigt und sie mussten entscheiden, ob sie diese wiedererkennen.

Das Ergebnis hat die Forscher überrascht: „Bisher gingen wir davon aus, dass es generell leichter sei, sich als attraktiv empfundene Gesichter einzuprägen“, so Wiese, „einfach weil wir schöne Gesichter lieber betrachten.“ Die neuen Erkenntnisse zeigten nun aber, dass ein solcher Zusammenhang nicht so einfach herzustellen sei. Vielmehr gehen Wiese und seine Kollegen davon aus, dass der Lernprozess im Falle attraktiver Gesichter durch emotionale Einflüsse gestört wird, die ein späteres Wiedererkennen erschweren. Dafür sprechen die Befunde aus EEG-Aufnahmen während der Gedächtnistestung der Probanden, auf die sich die Forscher in ihrer aktuellen Publikation stützen.

Zusätzlich hat die Untersuchung der Jenaer Psychologen einen weiteren interessanten Nebenaspekt ergeben: Im Fall von attraktiven Gesichtern haben die Forscher deutlich mehr falschpositive Ergebnisse ermittelt. Das heißt, die Probanden gaben in der Testphase an, ein Gesicht zu kennen, obwohl sie es zuvor noch nicht gesehen hatten. „Offensichtlich neigen wir gelegentlich dazu zu glauben, dass wir ein Gesicht wiedererkennen, einfach weil wir es attraktiv finden“, vermutet Wiese.

Original-Publikation:
Wiese H et al.: Effects of attractiveness on face memory separated from distinctiveness: Evidence from event-related brain potentials. Neuropsychologia (2014), doi: 10.1016/j.neuropsychologia.2013.12.023

Kontakt:
PD Dr. Holger Wiese
Institut für Psychologie der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Am Steiger 3 / Haus 1
07743 Jena
Tel.: 03641 / 945185
E-Mail: holger.wiese@uni-jena.de

Weitere Informationen:
http://www.uni-jena.de

Quelle: idw

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Know-how aus Witten macht den Saigon-Fluss sauber

Kay Gropp Pressestelle
Universität Witten/Herdecke

Professor Dr. mult. K.-U. Rudolph vom IEEM an der UW/H plant ein neues Großklärwerk in Ho Chi Minh City im Wert von 265 Mio. Dollar

Der Leiter des Institutes für Umwelttechnik und Management an der Universität Witten/Herdecke (IEEM) hat den Auftrag erhalten, ein Großklärwerk für die Ho Chi Minh City (dem früheren Saigon) im Süden Vietnams zu planen. Das mit einem Investitionsvolumen von ca. 265 Mio. USD veranschlagte Projekt wird von der Weltbank finanziert. „Das wird ein sehr ehrgeiziges Projekt, nicht nur weil es groß ist, sondern auch, weil die Stadt Ho Chi Minh City und die Weltbank das Klärwerksprojekt als „sehr dringlich“ eingestuft haben und erwarten, dass der Vertrag zum Bau und Betrieb des Großklärwerks bereits Mitte 2015 vergeben wird“, beschreibt Professor Dr. mult. K.-U. Rudolph vom IEEM die neue Herausforderung.

Ho Chi Minh City im Süden Vietnams ist eine der Megastädte Südostasiens, in denen Industrie, Wirtschaft und Bevölkerung rapide gewachsen sind. Die Kehrseite des Wachstums und gestiegenen Wohlstands sind gravierende Umweltprobleme. Um den Saigon-Fluss vor ungeklärten Abwässern zu schützen, hat das Volkskomitee Ho Chi Minh City entschieden, ein Großklärwerk mit einer Endkapazität von 820.000 Kubikmeter pro Tag für das Stadtzentrum zu bauen. „Zum Vergleich: Eine Stadt wie Witten mit rund 100.000 Einwohnern rechnet mit 25.000 Kubikmetern pro Tag“, verdeutlicht Prof. Rudolph die Ausmaße des Projektes. „Die besondere Aufgabe besteht darin, das Abwasser in einem drei Meter dicken Rohr 30 Meter unterirdisch, noch unter der U-Bahn, zur Anlage zu führen. Dort muss es dann 35 Meter hoch gepumpt werden. Das sind schon sehr beachtliche Dimensionen, die nicht alle Tage vorkommen“, berichtet Rudolph über die Details. Eine weitere technische Herausforderung liege darin, dass in Monsunzeiten nicht nur sehr viel Abwasser anfalle, sondern dieses auch sehr „dünn“ sei, in der Trockenzeit dagegen sei es wenig, dafür konzentriert. „Darum benötigen wir eine komplexe Messtechnik und Computersteuerung, die auf diese Schwankungen reagieren kann.“

Im Folgenden einige Kennzahlen für die Fachpresse: Die Ablaufqualität aus dem Klärwerk soll den vietnamesischen Standard A erfüllen (30 mg BSB/L; 5 mg NH4-N/L; TotalColi 3.000 MPN/100 mL). Die vorgesehene Prozesstechnik ist das Aufstau-Belebungsverfahren (SBR; Sequencing Batch Reactor Technology) mit nachgeschalteter UV Abwasserdesinfektion. Der anfallende Klärschlamm wird anaerob stabilisiert, maschinell entwässert und (einstweilen) deponiert. Das produzierte Faulgas (Biogas) soll in einem Kraftwerk verstromt werden. Außerdem wird ein „Lean Cost Concept“ für die Konstruktion der Becken und Bauwerke erarbeitet, welches für die schwierigen Bodenverhältnisse in Saigon und im Mekong Delta geeignet ist. Technologien dieser Art sowie das „Lean Cost Concept“ waren im Rahmen des vietnamesisch-deutschen Forschungsprojektes AKIZ vom IEEM entwickelt und verifiziert worden.

Weitere Informationen bei Prof. Dr. mult. K.-U. Rudolph, mail@professor-rudolph.de, 02302/91 401-0

Über die UW/H:
Die Universität Witten/Herdecke (UW/H) nimmt seit ihrer Gründung 1983 eine Vorreiterrolle in der deutschen Bildungslandschaft ein: Als Modelluniversität mit rund 1.750 Studierenden in den Bereichen Gesundheit, Wirtschaft und Kultur steht die UW/H für eine Reform der klassischen Alma Mater. Wissensvermittlung geht an der UW/H immer Hand in Hand mit Werteorientierung und Persönlichkeitsentwicklung.

Witten wirkt. In Forschung, Lehre und Gesellschaft.

Über das IEEM:
Das Institut für Umwelttechnik und Management an der Universität Witten/Herdecke (Institute of Environmental Engineering and Management, IEEM) verbindet die Bereiche Ingenieurwesen und Umwelt-Ökonomie zu einem anwendungsbezogenen, wissenschaftlichen Ansatz im weiten Feld der klassischen Siedlungswasserwirtschaft (Wasser, Abwasser, Abfall).
Ziel des Instituts ist es, innovative technische und ökonomische Lösungen zu erarbeiten und international umzusetzen, um ein nachhaltiges Wirtschaften und den Schutz von Umweltressourcen zu ermöglichen. Dies umfasst auch die Entwicklung moderner Managementmethoden und Organisationsstrukturen, mit denen technische und institutionelle Konzepte optimal gestaltet und effizienzorientiert umgesetzt werden.

Quelle: idw

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Tarnkappe für Hörgeräte und Implantate

Mikrosysteme sind das Herzstück von tragbaren Hörgeräten oder Implantaten. Forscher entwickeln ein miniaturisiertes und energiesparendes Funkmikrosystem, das solche Medizinprodukte kleiner, komfortabler und effizienter macht.

Vogelgezwitscher im Garten lauschen, sich mit Freunden und Bekannten unterhalten: Für Menschen mit beeinträchtigtem Hörvermögen ist das nicht selbstverständlich. Sie nehmen insbesondere höhere Töne nicht mehr wahr und haben Schwierigkeiten, Gesprächen zu folgen. Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO gehört Schwerhörigkeit in den Industrienationen zu den sechs häufigsten Erkrankungen. In Deutschland muss etwa jeder fünfte Bundesbürger über 14 Jahren wegen Schwerhörigkeit behandelt werden. Oftmals bringt nur ein Hörgerät die verlorenen Töne zurück und macht es möglich, wieder ein normales Alltagsleben zu führen. Meist wird das Gerät hinter dem Ohr getragen. Einige Ausführungen lassen sich sogar direkt ins Ohr einsetzen.

Fraunhofer-Forscher entwickeln im EU-Projekt WiserBAN ein neues Mikrosystem. Es soll Hörgeräte künftig so klein machen, dass sie völlig unsichtbar im Ohr verschwinden. Auch für Implantate, Herzschrittmacher oder Insulinpumpen ist die Technologie geeignet. Das System kommt dabei mit einem Bruchteil der Energie aus, die herkömmliche Geräte verbrauchen. Lästige Batteriewechsel werden so auf ein Minimum reduziert. »Im Idealfall sollte der Patient über einen längeren Zeitraum gar nicht mehr daran denken, dass er ein Hörgerät trägt«, so Dr. Dionysios Manessis vom Fraunhofer-Institut für Zuverlässigkeit und Mikrointegration IZM in Berlin.

19 Bauteile verpackt in einem Mikropaket

Mit nur 4x4x1 Kubikmillimetern ist das neue Mikrosystem fünfzigmal kleiner als aktuelle Modelle für BAN-Anwendungen (Body Area Network) – Elektronik, die direkt am Körper getragen wird. Um das zu erreichen, haben die Projektpartner zunächst besonders kleine Bauteile entwickelt, etwa neuartige Miniatur-Antennen, integrierte Schaltkreise oder Hochfrequenzfilter. Die Forscher des IZM sind dafür zuständig, alle verwendeten Bauteile – insgesamt 19 Stück – platzsparend auf einem Modul unterzubringen. »Das ist eine echte Herausforderung, da die Komponenten alle unterschiedlich groß und dick sind. Mit Hilfe unterschiedlichster Einbetttechnologien ist es uns jedoch gelungen, alle Bauteile auf kleinstem Raum zu verstauen – wie in einem Paket«, erklärt Manessis. Von außen betrachtet ist von den Einzelbauteilen nichts mehr zu sehen. Doch das ist noch nicht alles: Die Berliner »Verpackungskünstler« haben ein modulares 3D-Stapelkonzept entworfen, mit dem sich zusätzlicher Platz einsparen lässt. Das bedeutet, sie integrieren die Bauteile in mehreren kleineren Modulen und stapeln diese dann übereinander.

Darüber hinaus entwickeln die Projektpartner spezielle Antennen und Funkprotokolle. Diese übermitteln wichtige Parameter – etwa Puls, Blutdruck oder Glukosewerte – direkt an das Tablet oder Smartphone des behandelnden Arztes. Dabei kommt das WiserBAN-Funksystem ohne eine Relay-Station aus – ein zusätzliches Gerät, das der Patient bisher am Körper tragen muss, um die Kommunikationsreichweite zu erhöhen. Ein weiterer Vorteil: Die im Projekt entwickelten Funkprotokolle basieren auf den wenig störanfälligen Standards IEEE 802.15.4 und 802.15.6. Bei herkömmlichen Geräten erfolgt die Kom- munikation meist über Bluetooth, wo es oft zu Interferenzen mit anderen Geräten kommt.

Auch das Energiemanagement wollen die Projektpartner optimieren: Im Fall von Hörgeräten, die hinter dem Ohr getragen werden, kommt der Strom von einer 180mAh-Batterie (Milliamperestunden). Sie muss nach rund zwei Wochen gewechselt oder wiederaufgeladen werden. Ziel ist es, den Energieverbrauch des Systems auf cirka ein Milliwatt (mW) zu minimieren und so eine Betriebsdauer von bis zu 20 Wochen zu erreichen.

Auf Basis der neuen Technologie sollen künftig komfortablere und zuverlässigere Produkte für die Gesundheitsfürsorge entstehen – vom Langzeit-EKG bis hin zur Insulinpumpe. Aber auch bei Implantaten und Herzschrittmachern könnte das Mikrosystem zum Einsatz kommen.

Quelle: Fraunhofer-Gesellschaft

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Windräder aus der Ferne vermessen

Rotor und Turm einer Windkraftanlage können auch bei normalem Betrieb mit- schwingen. Die Analyse dieser Schwingungen spielt eine wichtige Rolle, wenn die Anlagen entwickelt und gewartet werden. Bisher war dies nur punktuell und direkt an der Anlage möglich. Das Fraunhofer-Institut für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung IOSB nutzt moderne Informationstechnologie, um das Schwingungsmuster der gesamten Anlagenstruktur aus einer Entfernung von mehreren hundert Metern zu messen.

»Windräder schwingen auch bei normalen Windgeschwindigkeiten bis zu einen Meter mit. Eine große Belastung für das Material, die zu Schäden und im schlimmsten Fall zum Ausfall der Anlage führen kann«, sagt Dr. Ilja Kaufmann aus der Abteilung Optronik des IOSB in Ettlingen. Betreiber prüfen daher kontinuierlich, wie stark die Schwingungen sind – mit Hilfe von Sensoren, die in Turm und Rotorblättern eingebaut sind. Der Nachteil dabei: Es kann immer nur an den Stellen gemessen werden, wo Sensoren angebracht wurden. »Ein umfassendes Schwingungsmuster der gesamten Anlage ist mit dieser Technologie nicht möglich«, so Kaufmann. Bei Offshore-Anlagen, draußen auf dem Meer, kommen weitere Anforderungen hinzu.

Laser führt Bewegung der Rotorblätter automatisch nach

Kaufmann und seine Kollegen haben sich dieses Problems angenommen. Auf der CeBIT in Hannover stellen sie ein technisches System vor, mit dem die Schwingungsanalyse umfassend für die gesamte Anlage und aus mehreren hundert Metern Entfernung funktioniert. Es besteht aus einem Laser, der auf die Anlage gerichtet ist und die Schwingungen auf beliebigen Stellen der Oberfläche messen kann. Damit das auch auf den beweglichen Bauteilen wie den Rotorblättern geschehen kann, führt der Laser deren Bewegung automatisch nach.

Dafür ist das Herzstück des Systems zuständig – ein IT-basiertes Trackingsystem. Die Wissenschaftler haben es intelligent mit Kamera und Laser verknüpft. Diese sind auf einem Schwenkneigekopf montiert, damit sie den Bewegungen der Rotorblätter folgen können. Die Kamera macht Aufnahmen der Anlage und leitet sie an eine Software weiter, die die Bilder verarbeitet und aus den Daten ein virtuelles Modell der Flügel erstellt. Mit Hilfe dieser Informationen wird der Schwenkneigekopf so angesteuert, dass der Laser den Rotorblättern folgt. Gleichzeitig sammelt die Kamera Daten über die exakte Position des etwa zwei bis drei Zentimeter großen Laserpunkts auf dem Rotorblatt, um diesen auf den drehenden Flügeln zu stabilisieren.

So lassen sich beliebig viele Punkte der Anlage im laufenden Betrieb scannen – auch aus großer Entfernung. »In kurzer Zeit entstehen wesentlich umfassendere Analysen, als sie mit den fest verbauten Sensoren möglich sind. Die Messdauer ist variabel: Je langsamer die Schwingungen, desto länger misst der Laser«, sagt Kaufmann.

Betreiber können Anlagen bewerten

Das kompakte System ist mobil und kann mit einem Fahrzeug an die gewünschte Stelle gebracht werden. Wegen der hohen Reichweite lassen sich Offshoreanlagen auch von einem Schiff aus untersuchen – vorausgesetzt man kompensiert dessen Eigenbewegungen. »Viele Windparks in Deutschland laufen bereits seit gut 20 Jahren – oft die maximale Lebensdauer. Betreiber können unsere Technologie nutzen und ihre Anlagen bewerten. Wir liefern Entscheidungshilfe bei Fragen wie: Ist sie so gut in Schuss, dass ich sie weiterbetreiben kann, verkaufe ich sie oder baue ich eine neue an derselben Stelle«, so Kaufmann.

Auf der CeBIT zeigen er und seine Kollegen einen Prototyp des Diagnosesystems. An einem zwei Meter großen Windradmodell am Fraunhofer-Gemeinschaftsstand (Halle 9, Stand E40) können Besucher den Weg des augensicheren Laserstrahls als grünen Punkt auf den Rotorblättern verfolgen. Auf zwei angeschlossenen Bildschirmen sind die Aufnahmen der Kamera und die Schwingungsanalyse zu sehen.

Quelle: Fraunhofer-Gesellschaft

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Keine Chance für falsche Töne

Jede Audio-Datei hat ihre eigene Geschichte. Bearbeitungsschritte wie Schneiden und Komprimieren hinterlassen Spuren. Das nutzen Forscher, um manipulierte Aufnahmen oder Musikplagiate mit spezieller Software aufzuspüren.

Der Gutachter spult ein weiteres Mal zurück. Ist der Refrain des Liedes nun ein Plagiat oder nicht? Er kneift die Augen zusammen. Äußerste Konzentration – der Musikexperte drückt noch einmal den Startknopf, prägt sich Melodien und Töne ein. Jetzt ist er sich sicher: Der vermeintliche Komponist hat nicht nur die Melodie, sondern ganze Teile des Originalsongs abgekupfert. »In so einem Fall herrscht bei uns Stille«, sagt Christian Dittmar vom Fraunhofer-Institut für Digitale Medientechnologie IDMT in Ilmenau. Die von ihm entwickelte Software erkennt Musikplagiate automatisch und löscht geklaute Liedbausteine heraus: »Bei besonders dreisten Tondieben bleibt im Extremfall bis auf die letzte Tonspur nichts mehr vom Musikstück übrig.« Der »PlagiarismAnalyzer« des IDMT spürt gleiche Melodien und Samples – komplette Bestandteil eines Songs – in wenigen Sekunden auf. Mathematische Algorithmen ermitteln dafür das Tonspektrum von Kopie und Original und vergleichen es miteinander.

Software spürt manipuliertes Audiomaterial auf

Vor Patrick Aichroth malen zwei Audioaufnahmen ihre charakteristische Wellenform auf den Computerbildschirm. Ein optisches Signal zeigt verdächtige Positionen im Material an. Auch Dittmars Kollege ist auf der Spur von manipulierten Aufnahmen. Bei ihm geht es jedoch nicht um Musik, sondern um Audiodateien ganz generell – zum Beispiel Sprachmitschnitte von Smartphones. Er und sein Team nutzen verschiedene Techniken, um Manipulationen zu identifizieren: zum Beispiel die elektrische Netzspannung (Electrical Network Frequency, kurz ENF), die Mikrofonklassifizierung und den inversen Decoder.

»Bearbeitungsschritte wie Schnitte, En- oder Dekodierung hinterlassen Spuren in den Audiodateien. Diese lassen sich an einer veränderten ENF, dem Wechsel des eingesetzten Mikrofons oder über den inversen Decoder aufspüren«, erklärt Aichroth. Letzteren hat das IDMT auf Basis von Forschungsergebnissen des Fraunhofer-Instituts für Integrierte Schaltungen IIS in Erlangen entwickelt. Der Decoder zeigt an, mit welchem Format und welchen Parametern die Originaldatei ursprünglich kodiert war – zum Beispiel mit dem mp3-Format, das die Audiospur komprimiert.

Gutachter von Plagiatsprozessen können von den neuen Technologien aus Ilmenau profitieren, aber auch Redakteure, Ermittler oder Archivare. Die Datenflut von Audioinhalten im Internet und in Unternehmen nimmt stetig zu. »Heute muss man kein Tontechniker sein, um Audioinhalte zu produzieren. Smartphones sind inzwischen so verbreitet, dass zu wichtigen Ereignissen immer öfter Tonmitschnitte existieren, die wichtige Informationen liefern können. Mit steigender Menge wächst die Gefahr von Manipulationen und für eine manuelle Prüfung fehlt fast immer die Zeit«, sagt Aichroth.

Er beschreibt zwei Situationen, bei denen das automatische Prüfen von Audiomaterial helfen kann: Großraumbüro in einer deutschen Redaktion. Die Journalisten bekommen kurz vor Redaktionsschluss brisantes Audiomaterial in die Hand. Das gäbe der Titelstory eine neue Tonalität. Entscheidende Frage: Sind die Aufnahmen authentisch? Oder folgende Szene: Der Polizei liegen mehrere Handymitschnitte vor, die den Hauptverdächtigen schwer belasten. Auch hier brauchen die Beamten eine schnelle erste Einschätzung: Sind die Aufnahmen echt oder manipuliert?

Die Ilmenauer Wissenschaftler haben ihre Software während des Projekts REWIND (http://www.rewindproject.eu/) entwickelt, das von der Europäischen Union gefördert wird. Das IDMT arbeitet hier mit Universitäten aus Italien, Großbritannien, Spanien und Brasilien zusammen. »Wir wollen sowohl die Grundlagen verstehen, als auch Technologien entwickeln, aus denen praktische Tools entstehen können. Wir bündeln die Stärken aller bisher entwickelten Technologien, um auch größere Datenmengen schnell analysieren zu können«, so Dittmar. Aktuell dauert es circa 5 Sekunden, bis eine 10-sekündige Originalsequenz in einem 30-sekündigen Musikstück aufgespürt wird.

REWIND endet im April 2014. Kurz davor zeigt das IDMT Ergebnisse des Projekts auf der CeBIT in Hannover – vom 10. bis 14. März 2014 am Messestand der Fraunhofer-Gesellschaft (Halle 9, Stand E40). Dort können Besucher erleben, wie leicht Audiodateien manipuliert werden können, wie schwer es ist, das mit bloßem Gehör wahrzunehmen und wie die Tools der Ilmenauer in der Praxis funktionieren.

Quelle: Fraunhofer-Gesellschaft

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Frost-Alarm! Was macht ein Maulwurf, wenn es friert?

Eva Goris Kommunikation
Deutsche Wildtier Stiftung

Deutsche Wildtier Stiftung: Erdbewohner überleben auch bei Bodenfrost!

Bei Bodenfrost bleiben Erd- und Bauarbeiten oft liegen: Für die Bauarbeiter gibt es dann im Winter Schlechtwettergeld! Auch der Maulwurf stößt bei Bodenfrost in oberen Erdschichten schnell an seine eisige Grenze. Doch der tierische Profi in punkto Erdarbeiten hat eine Lösung parat: Er gräbt sich einfach in tiefere Schichten vor.
Während er bei normalen Bodenverhältnissen seine Gänge in zehn bis 20 cm Tiefe anlegt, verlagert er seine Bautätigkeiten bei Frost in Bereiche zwischen 50 bis 60 cm. So tief dringt der Frost nicht vor.

Das agile, aber nahezu blinde Säugetier verlangsamt bei Kälte zwar seine Aktivität, senkt Atemfrequenz und Körpertemperatur, aber einen klassischen Winterschlaf hält der Maulwurf nicht. „Er spart lediglich Energie, denn im Winter muss er mit seinen Vorräten sorgsam umgehen“, sagt Eva Goris, Pressesprecherin der Deutschen Wildtier Stiftung. In der eigens angelegten Nahrungskammer hat er lebende Regenwürmer und andere Bodenbewohner gehortet. Damit seine Hauptspeise schön frisch bleibt, wurden die Würmer vom Maulwurf mit einem Biss in den vorderen Abschnitt des Körpers „gelähmt“. „Bewegungsunfähig liegen sie in seiner Speisekammer, bis sie gefressen werden“, so Goris.

Bei Bodenfrost verkriechen sich auch Regenwürmer normalerweise tief in die Erde, um frostfreie Schichten zu erreichen. Dort fallen sie dann häufig in eine Art Kältestarre. „Für den Maulwurf ist diese tierische Tiefkühlkost neben den eingelagerten Würmern ein willkommener Happen“, sagt Goris.

Weitere Informationen:

www.DeutscheWildtierStiftung.de

Quelle: idw

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Erster globaler Atlas der Biodiversität in Binnengewässern online

Gesine Wiemer Pressestelle des Forschungsverbundes Berlin e.V.
Forschungsverbund Berlin e.V.

Am 29. Januar wurde der erste Online-Atlas zur Biodiversität in Flüssen, Seen und Feuchtgebieten veröffentlicht. Unter Federführung des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) wurde in enger Zusammenarbeit von zwölf internationalen Forschungsinstitutionen und zahlreichen NGOs eine wissenschaftliche Informationsplattform geschaffen, um den Schutz und das Management von Binnengewässern nachhaltig zu unterstützen. Der Atlas ist frei verfügbar und wird der Öffentlichkeit im Rahmen des „Water Lives Symposiums“ in Brüssel präsentiert, wo Wissenschaftler und politische Entscheidungsträger gemeinsam über den Erhalt der Biodiversität in Süßgewässern diskutieren.

Binnengewässer zählen zu den artenreichsten Lebensräumen weltweit. Obwohl sie weniger als ein Prozent der Erdoberfläche bedecken, beherbergen sie 35 Prozent aller Wirbeltierarten. Zugleich nimmt die biologische Vielfalt in Flüssen, Seen und Feuchtgebieten viel stärker ab als im Meer oder an Land. Der Politik kommt deshalb die wichtige Aufgabe zu, den Erhalt der Binnengewässer als Ökosysteme mit dem steigenden Wasserbedarf der Energie-, Lebensmittel- und Entsorgungsindustrie zu vereinbaren.
Mit dem globalen Atlas zur biologischen Vielfalt stehen nun verlässliche und empirisch belegte Entscheidungshilfen zur Verfügung. Interessenten aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft erhalten erstmals einen freien, online verfügbaren und interaktiven Zugang zu geografischen Schlüsselinformationen sowie zu Daten über Lebensräume und die aquatische Artenvielfalt.
Der Online-Atlas verfügt über eine buchähnliche Struktur, welche die Suche in den vier Kapiteln „Status und Prognose der aquatischen Biodiversität“, „Wasserressourcen und Ökosysteme“, „Belastungen von Binnengewässern“ und „Erhalt und Management der Gewässer“ erleichtert. Alle Karten werden durch profunde Hintergrundinformationen ergänzt. Die interaktive Kartenoberfläche ist sehr benutzerfreundlich gestaltet und ermöglicht einen schnellen Wechsel zwischen Karten, Navigation, Zoom und weiterführenden Informationen. Anders als ein gedruckter Atlas kann der Online-Atlas jederzeit erweitert und aktualisiert werden, sobald neue Daten oder Karten verfügbar sind.
Der Atlas wird im Rahmen des Projektes BioFresh erarbeitet, das vom Berliner Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) koordiniert wird. In diesem von der Europäischen Union finanzierten Projekt werden alle verfügbaren Daten über das Leben in unseren Flüssen und Seen gesammelt, um nachhaltige Lösungsansätze für den Schutz und das Management von Binnengewässern entwickeln zu können.
Die beteiligten Wissenschaftler stammen aus zwölf europäischen Forschungsinstituten und werden bei der Entwicklung des Atlas aktiv von internationalen Organisationen unterstützt. Hierzu zählen das GEO Biodiversity Observation Network, die Welt-Naturschutzunion (IUCN), das Global Water System Project (GWSP), Conservation International (CI), Wetlands International, The Nature Conservancy (TNC) und der World Wildlife Fund (WWF).
„Dieser Atlas stellt eine unschätzbar wichtige Grundlage dar, um Prioritäten im Management der Gewässer und zum Schutz ihrer einzigartigen Biodiversität zu setzen. So erfordert der globale Boom im Ausbau der Wasserkraft dringend zuverlässige Daten, um ökologisch und sozial verträgliche Lösungen für die Nutzung von Gewässern zu entwickeln“, sagt Prof. Klement Tockner, Direktor des IGB und Koordinator des Forschungsprojektes BioFresh.

Weitere Stimmen:
Vanessa Bremerich, Entwicklerin des Atlas am Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB), Berlin
„Der Atlas ist ein wichtiges Visualisierungsinstrument, was den Zugang zu Informationen erleichtert und die Verfügbarkeit von wissenschaftlichen Ergebnissen auf dem Feld der aquatischen Biodiversität erhöht.“
Dr. Will Darwall, Vorsitzender der Gruppe für aquatische Biodiversität der Welt-Naturschutzunion (IUCN), Cambridge
„Der Atlas ist für NGOs, politische Entscheidungsträger und Naturschützer von unschätzbarem Wert. Er hilft dabei, Kernzonen aquatischer Biodiversität zu identifizieren, Schutzzonen zu entwickeln, die negative Effekte von Landnutzungen wie Dämmen zu minimieren und damit letztendlich auch Naturschutzziele zu erreichen.“

Zum IGB:
Das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) ist das bundesweit größte Forschungszentrum für Binnengewässer. Es gehört zum Forschungsverbund Berlin e.V., einem Zusammenschluss von acht natur-, lebens- und umweltwissenschaftlichen Instituten in Berlin. Die vielfach ausgezeichneten Einrichtungen sind Mitglieder der Leibniz-Gemeinschaft. www.igb-berlin.de

Kontakt:
Vanessa Bremerich und Prof. Dr. Klement Tockner
Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB), Berlin
Tel.: 49-30-64181631
E-Mail: bremerich@igb-berlin.de; tockner@igb-berlin.de

Dr. Astrid Schmidt-Kloiber
Universität für Bodenkultur, Wien
Tel.: +43-1-47654-5225
E-Mail: astrid.schmidt-kloiber@boku.ac.at

Weitere Informationen:
http://www.freshwaterbiodiversity.eu
http://atlas.freshwaterbiodiversity.eu/index.php/explore
http://atlas.freshwaterbiodiversity.eu/index.php/maps
http://atlas.freshwaterbiodiversity.eu/index.php/contribute
http://www.freshwaterbiodiversity.eu
http://atlas.freshwaterbiodiversity.eu
http://www.waterlives.eu/

Quelle: idw

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Steigende Tendenz zur inneren Kündigung? Aktuelles Forschungsprojekt an der SRH Hochschule HD

Janna von Greiffenstern Kommunikation und Service
SRH Hochschule Heidelberg

Leise, in kleinen Schritten und unauffällig schleicht sie sich heran: Jeder dritte Arbeitnehmer hat die innere Kündigung in der Tasche. Seine Leistungsbereitschaft sinkt, sein Arbeitseinsatz wird stillschweigend zurückgezogen. Eine Forschungsgruppe der Fakultät Angewandte Psychologie an der SRH Hochschule Heidelberg erkundet unter der Leitung von Prof. Ralf D. Brinkmann und Prof. Sven Garbade das Phänomen innere Kündigung http://www.innerekuendigung.de. Bereits 2007 sammelte das Forscherteam um Prof. Brinkmann Daten zur Diagnose der inneren Kündigung.

Über 3.000 Personen aus allen Branchen hatten sich an der damaligen Studie beteiligt: Ca. 35% der Befragten haben sich selbst als innerlich gekündigt bezeichnet.
Ursachen wurden vor allem in einem problematischen Führungsverhalten der Vorgesetzten gesehen. Aber auch suboptimale Arbeitsbedingungen, Konflikte im Kollegenkreis sowie zunehmende psychische Belastungen am Arbeitsplatz wurden als Gründe angeführt. Symptome sind z.B. mangelnde Eigeninitiative, Verhaltensveränderungen oder Passivität bei Teamarbeit. „Psychologisch gesehen ist es für viele Teilnehmer der Fragebogenaktion zu einem Bruch des psychologischen Arbeitsvertrages gekommen, der die wechselseitigen, aber meist unausgesprochenen Erwartungen von Arbeitnehmer und Arbeitgeber beinhaltet“, erklärt Prof. Brinkmann. Letztlich bedeutet dieser Bruch auch eine wirtschaftliche Einbuße, denn nicht nur der Arbeitnehmer selbst leidet, auch das Unternehmen kann sein eigentliches Potenzial nicht nutzen.

Nun nimmt das Forscherteam das Thema erneut in Angriff und sucht nach Teilnehmern zwischen 15 und 65 Jahren für die Online-Befragung – ob zufrieden oder unzufrieden mit dem Job. Prof. Brinkmann geht davon aus, dass die Tendenz zur inneren Kündigung zugenommen hat: „Vor dem Hintergrund, dass der Stress in den vergangenen Jahren noch gewachsen ist, vermuten wir, dass das Ungleichgewicht zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber noch stärker und der Bruch des psychologischen Arbeitsvertrages noch häufiger zu finden ist.“ Dies versuchen die Wirtschaftspsychologen der SRH Hochschule Heidelberg herauszufinden. Die Seite http://www.innerekuendigung.de bietet neben der Befragung auch ausführliche Informationen zu den Ursachen und Auswegen des Phänomens.

SRH Hochschule Heidelberg
Die SRH Hochschule Heidelberg ist eine der ältesten und bundesweit größten privaten Hochschulen. Zurzeit sind rund 3.000 Studierende an sechs Fakultäten eingeschrieben. Die Hochschule bietet zukunftsorientierte Studiengänge in Wirtschaft, Informatik, Ingenieurswissenschaften, Sozial-, Rechts- und Therapiewissenschaften sowie angewandter Psychologie an. Seit 2012 geht die SRH Hochschule Heidelberg neue Wege: Mit der Einführung eines Studiums nach dem CORE-Prinzip wurden alle Studiengänge neu strukturiert und konsequent auf die am Arbeitsmarkt geforderten Kompetenzen ausgerichtet. Durch den Einsatz innovativer Lehr-, Lern- und Prüfungsmethoden rückt aktives und eigenverantwortliches Studieren in den Mittelpunkt. Die SRH Hochschule Heidelberg ist staatlich anerkannt und wurde vom Wissenschaftsrat akkreditiert. Sie gehört zum Hochschulverbund der SRH Holding, einer unabhängigen Stiftung, die bundesweit Bildungseinrichtungen und Krankenhäuser betreibt.

Weitere Informationen:
http://www.innerekuendigung.de

Quelle: idw

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Cholesterinsenker sind nicht schädlich für das Gedächtnis. Schützen sie sogar vor Vergesslichkeit?

Frank A. Miltner Pressestelle der DGN
Deutsche Gesellschaft für Neurologie

Gemeinsame Presseinformation der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) und der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft (DSG)

Die Sorge, dass die häufig verschriebene Medikamentenklasse der Cholesterinsenker (Statine) das Gedächtnis schädigen könnte, scheint unbegründet. In einer Übersichtsarbeit, bei der Studien mit mehr als 23.000 Männern und Frauen ausgewertet worden waren, fanden US-Forscher bei kurzfristiger Einnahme kein erhöhtes Risiko und bei längerer sogar einen Schutzeffekt.

„Unterm Strich könnten laut dieser Studie Statine das Risiko einer Demenz um 29 Prozent senken, wenn sie ein Jahr oder länger eingenommen werden“, fasst Professor Matthias Endres, zweiter Vorsitzender der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft (DSG) und Direktor der Klinik für Neurologie an der Berliner Charité, das Ergebnis der Meta-Analyse zusammen. Im Umkehrschluss sollten Statine aber nicht entgegen ihrer Zulassung als Anti-Demenzmittel eingesetzt werden, betont Professor Hans-Christoph Diener von der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN). Regelmäßiger moderater Sport zeige sich als Vorsorgemaßnahme gegen Demenz ähnlich wirksam.

Mit einem jährlichen Gesamtumsatz von etwa 20 Milliarden Euro bis zum Ablauf ihres Patentschutzes waren die Statine zumindest aus wirtschaftlicher Sicht die erfolgreichste Arzneimittelklasse der vergangenen 30 Jahre. Etwa 220 Millionen Menschen weltweit nehmen diese Medikamente ein, um sich vor Herzinfarkten und Schlaganfällen zu schützen.

Mehrere Studien berichteten in der Vergangenheit, dass Menschen, die Statine einnehmen, seltener von einer Demenz wie zum Beispiel die Alzheimer-Krankheit betroffen sind. Andere Untersuchungen fanden aber keinen Effekt. Im Gegenteil wurden nach der Einnahme vereinzelt sogar Gedächtnisstörungen und Vergesslichkeit beobachtet, bis hin zum vorübergehenden Gedächtnisverlust, was heute in den Beipackzetteln dieser Präparate auch nachzulesen ist. „Zusammen mit entsprechenden Presseberichten hat dies auch zur Verunsicherung der Patienten beigetragen“, so Endres. „Deshalb war es enorm wichtig, die Studien dazu genau unter die Lupe zu nehmen.“

Statine über kurze Zeit – kein Unterschied erkennbar

Forscher um Kristopher J. Swiger von der Johns Hopkins University in Baltimore hatten diese Lupe herausgeholt, die Publikationen systematisch analysiert und unter den 41 Studien zum Thema die 16 methodisch besten ausgewählt. Für den ersten Teil der Untersuchung wurden acht Studien erfasst, die einen kürzeren Gebrauch von Statinen untersucht hatten. Drei dieser Studien ermöglichten eine quantitative Auswertung, weil hier die Teilnehmer bei einem Denktest unter Zeitdruck Zahlen durch Symbole ersetzen mussten. Dabei fanden sich keine eindeutigen Unterschiede zwischen denjenigen, die Statine bekommen hatten, und jenen Teilnehmern, die stattdessen ein Scheinmedikament einnahmen. Kristopher J. Swiger fand „keinen Zusammenhang zwischen dem kurzfristigen Gebrauch von Statinen und Gedächtnisverlust oder anderen kognitiven Beeinträchtigungen“.

Statine über längere Zeit – Demenzrisiko scheint sogar zu sinken

Teil zwei der Analyse sollte die langfristigen Folgen der Statin-Einnahme klären. Hier standen die Daten aus acht Studien mit mehr als 23.000 Menschen zur Verfügung, bei denen es anfänglich keine Hinweise auf Gedächtnisstörungen gab. Im Durchschnitt waren diese Patienten zwischen drei bis maximal 25 Jahre lang untersucht worden. In drei der acht Studien fand sich kein Zusammenhang zwischen der Einnahme von Statinen und dem Demenzrisiko. In fünf Studien aber fanden die Wissenschaftler einen positiven Einfluss der Arzneien. Zusammengenommen errechneten die Forscher für alle acht Langzeitstudien ein um 29 Prozent geringeres Risiko, an einer Demenz zu erkranken, gegenüber Patienten, die lediglich ein Scheinmedikament erhalten hatten. Professor Matthias Endres kommentiert kritisch: „Einige große Statin-Studien, wie die PROSPER-Studie (Prospective Study of Pravastatin in the Elderly at Risk) oder die Heart Protection Study, ergaben keinen Hinweis auf einen schützenden Effekt der Statine. Diese wurden aber in der aktuellen Übersichtsstudie nicht mit eingerechnet.“

Vorsichtiger Optimismus

„Auch aufgrund früherer Berichte zu möglichen Nebenwirkungen der Statine auf das Gedächtnis ist auch diese neue Studie mit Vorsicht zu betrachten“, kommentiert Professor Hans-Christoph Diener, Direktor der Klinik für Neurologie am Universitätsklinikum Essen. „Es stimmt mich aber optimistisch, zu sehen, dass die Einnahme von Cholesterinsenkern über einen längeren Zeitraum womöglich das Risiko verringert, an einer Demenz zu erkranken“. Dass Statine einen solchen Effekt haben, scheint plausibel. Schließlich verringern oder stabilisieren die Cholesterinsenker jene Ablagerungen (Plaques) in den Gefäßen, die Verengungen verursachen, den Blutfluss ins Gehirn verringern und durch Verstopfungen Schlaganfälle auslösen können. „Was die neurokognitiven Effekte der Statin-Therapie angeht, so könnten Ärzte und Patienten nun beruhigt sein“, folgert Diener aus der neuen Studie.

Nutzen und Risiken mit dem Arzt besprechen

Millionen von Menschen nehmen Statine ein, erinnert Professor Endres. „Der mögliche Nutzen muss gegen die Gefahr von unerwünschten Nebenwirkungen wie Schädigungen der Muskulatur abgewogen werden. Eine Beratung mit dem Arzt ist deshalb vor der Einnahme unbedingt erforderlich.“

Quelle
Swiger KJ et al:. Statins and cognition: a systematic review and meta-analysis of short- and long-term cognitive effects. Mayo Clin Proc. 2013 Nov;88(11):1213-21
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/24095248

Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie e.V. (DGN)
sieht sich als medizinische Fachgesellschaft in der gesellschaftlichen Verantwortung, mit ihren mehr als 7500 Mitgliedern die Qualität der neurologischen Krankenversorgung in Deutschland zu sichern. Dafür fördert die DGN Wissenschaft und Forschung sowie Lehre, Fort- und Weiterbildung in der Neurologie. Sie beteiligt sich an der gesundheitspolitischen Diskussion. Die DGN wurde im Jahr 1907 in Dresden gegründet. Sitz der Geschäftsstelle ist seit 2008 Berlin. www.dgn.org

1. Vorsitzender: Prof. Dr. med. Martin Grond
2. Vorsitzender: Prof. Dr. med. Wolfgang H. Oertel
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http://www.dsg-info.de – DSG Website

Anhang
PM Statine und Kognition
http://idw-online.de/de/attachment33903

Quelle: idw

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Ist der Mensch für eine Zunahme der extremen El Niño-Ereignisse verantwortlich?

Marie de Chalup Wissenschaftliche Abteilung
Wissenschaftliche Abteilung, Französische Botschaft in der Bundesrepublik Deutschland

Im Rahmen einer internationalen Studie, an der auch Forscher des Labors für Ozeanographie und Klima (LOCEAN) beteiligt waren, wurde zum ersten Mal der Einfluss menschlicher Aktivitäten auf extreme Klimaereignisse im Pazifischen Ozean untersucht. Sie zeigt, dass eine Folge der globalen Erwärmung eine Verdoppelung der Häufigkeit von extremen El Niño-Ereignissen während des 21. Jahrhunderts sein könnte. Diese Ergebnisse wurden am 19. Januar 2014 in der Fachzeitschrift Nature Climate Change veröffentlicht.

Die auf eine anormale Erwärmung im Ostpazifik zurückzuführenden El Niño-Ereignisse sind Ausdruck starker Klimaschwankungen. Im Gegensatz zu klassischen Zyklen sind extreme El Niño-Ereignisse dadurch gekennzeichnet, dass das warme Wasser und die damit einhergehenden Niederschläge vom West- in den normalerweise kalten und trockenen Ostpazifik fließen. Dies war vor allem der Fall beim „Jahrhundert“-El Niño 1997/98 oder auch dem von 1982/83. Diese Klimaereignisse sind für dramatische Veränderungen in der atmosphärischen Zirkulation weltweit verantwortlich und führen zu schweren Naturkatastrophen: starke Regenfälle und Erdrutsche in Ecuador und im Norden Perus, Dürren und Waldbrände in Indonesien und Australien, Ausbleichen von Korallenriffen und Niederschlagsdefizite auf den Inseln im Südwestpazifik, verheerende Wirbelstürme im mittleren Pazifik, Verschwinden mariner Lebenwesen, drastische Reduzierung einheimischer Vogelpopulationen auf den Galapagos-Inseln etc. Es wird geschätzt, dass der El Niño von 1997/98 allein für Sachschäden in Höhe von fast 40 Milliarden Dollar und den Tod von 23.000 Menschen weltweit verantwortlich ist.

Aus diesem Grund widmet die Wissenschaftsgemeinschaft diesen Klimaextremen besondere Aufmerksamkeit. Bisher zeichnete sich kein Konsens über die Entwicklung des El Niño-Phänomens im Kontext des weltweiten globalen Klimawandels ab, und der Frage nach der Entwicklung der extremen El Niño-Ereignissen wurde nie nachgegangen.

In dieser Studie haben die Forscher Daten von Klimasimulationen von zwanzig Klimamodellen zusammengetragen, mit denen extreme El Niño-Ereignisse nachgestellt wurden. Sie konnten zum ersten Mal aufzeigen, dass extreme El Niño-Ereignisse aufgrund des Anstiegs der menschlich verursachten Treibhausgasemissionen im 21. Jahrhundert doppelt so häufig auftreten könnten (bis zu zehn Ereignisse pro Jahrhundert). Die Forscher führen die signifikante Zunahme der Häufigkeit von Wetterextremen auf den schnelleren Anstieg der Oberflächentemperaturen am Äquator im Ostpazifik – im Vergleich zu den angrenzenden Gewässern – zurück, wodurch die atmosphärische Konvektion in dieser Region vereinfacht wird. Sie warnen ebenfalls vor einem erhöhten Risiko für damit verbundene Naturkatastrophen in der Zukunft (Hochwasser, Dürre, Verschiebung sturmgeplagter Regionen etc.). Diese könnten insbesondere die gefährdeten Bevölkerungen der Inseln des Südpazifiks treffen.

Durch die Quantifizierung bestimmter Folgen der globalen Erwärmung ermöglicht diese Art von Studien eine weitere Verfeinerung der Evolutionsszenarien extremer künftiger Klimaereignisse.

Quelle:
„L’activité humaine pourrait provoquer un doublement de la fréquence des évènements El Nino extrêmes“, Pressemitteilung des französischen Zentrums für wissenschaftliche Forschung (CNRS) – 21.01.2014 – http://www2.cnrs.fr/presse/communique/3403.htm

Redakteurin:
Hélène Benveniste, helene.benveniste@diplomatie.gouv.fr

Weitere Informationen:
http://www.wissenschaft-frankreich.de/de/umwelt-klima-agronomie/ist-der-mensch-f…

Quelle: idw

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Stromfresser auf Diät

Schon vier übliche Netzteile verursachen im Dauerbetrieb bis 51 Euro Stromkosten pro Jahr


250 Euro kann ein durchschnittlicher Zweipersonenhaushalt sparen, wenn sparsamer mit Energie umgegangen wird. Wie das ganz ohne Komfortverlust klappen kann, zeigt die neue Broschüre „Energiesparen im Haushalt“ des Umweltbundes-amtes (UBA). Die Broschüre bietet Orientierung sowohl beim Neukauf sparsamer Geräte, hilft aber auch beim Aufspüren unerkannter Stromfresser im Haushalt. UBA-Vizepräsident Thomas Holzmann: „Wir haben heute schon sehr viel effizientere Elektrogeräte als noch vor zehn Jahren. Dennoch kann man viel mehr tun, um den Stromverbrauch zu senken. Ein Durchschnittshaushalt kann bis zu 250 Euro sparen. Nach wie vor der einfachste Weg: Geräte komplett abschalten, die nicht im Einsatz sind und womöglich Strom auch im Leerlauf verbrauchen.“

Die sogenannten Leerlaufverluste sind besonders unnötig: Ob ein Gerät noch Strom zieht, obwohl es keine Funktion mehr erfüllt, kann man oft leicht selbst testen: Steckt etwa das Netzteil eines Handys noch in der Dose und bleibt warm, selbst wenn das Mobiltelefon vom Ladegerät abgekoppelt ist, fließt sogenannter Leerstrom. Bleiben vier solcher Netzteile ein Jahr lang am Netz, verbrauchen diese zusammen bis zu 175 Kilowattstunden Strom im Jahr – und das kostet dann rund 51 Euro.

Leerlaufverluste gibt es nicht nur bei Handyladegeräten, sondern auch bei Fernsehern, Druckern oder HiFi-Anlagen. Eine alte HiFi-Anlage kommt bei 24 Stunden Standby-Dauerbetrieb so schnell auf rund 53 Euro Strom-kosten pro Jahr. Abschaltbare Steckdosenleisten machen das vollständige Ausschalten nicht benutzter Geräte noch einfacher. Ein Klick und die unerkannten Stromfresser sind stillgelegt. Übrigens: Welche Geräte wie viel Energie verbrauchen, kann auch das UBA-Energiekostenmessgerät aufdecken, das kostenlos in vielen Bibliotheken in ganz Deutschland ausgeliehen werden kann.

Bei vielen elektrischen Geräten ist die Energieeffizienz in den vergangenen Jahren gestiegen. Sie benötigen also weniger Strom für eine bestimmte Leistung. So ist zum Beispiel der Stromverbrauch von Geschirrspülern um die Hälfte gesunken, ihr Wasserverbrauch um etwa 70 Prozent. Bei der Beleuchtung hat sich die Technik in den vergangenen Jahren ebenfalls sehr positiv entwickelt. Die Stromkosten einer Energiesparlampe belaufen sich bei 8.000 Stunden Laufzeit auf 34 Euro; eine Standardglühlampe würde 137 Euro Kosten verursachen. Auch deshalb verschwinden Standardglühlampen seit 2009 nach und nach vom Markt.

Für TV-Geräte gilt: LED-Fernseher sparen gegenüber Plasmageräten etwa die Hälfte des Stromes. Wäschetrockner verbrauchen übrigens besonders viel Strom. Kostenlos trocknet Wäsche immer noch auf der Wäschespinne oder dem Wäscheständer. Geschieht das in Innenräumen, sollten diese ausreichend belüftet sein, um Schimmel vorzubeugen. Wer auf den Trockner nicht verzichten kann und möchte, findet mit Gas- oder Wärmepumpentrockner der Effizienzklasse A++ oder höher vergleichsweise sparsame Geräte.

Ganz wichtig beim Energiesparen: Wer ein neues Gerät kaufen möchte, sollte zunächst den persönlichen Bedarf schätzen – denn überdimensionierte, größere Geräte verbrauchen auch mehr Strom. Beim Kauf weisen Energielabels den Weg: A++ und A+++ sind derzeit die höchsten Effizienzklassen und auf den am wenigsten verbrauchenden Produkten gleicher Größenklasse zu finden. Produkte, die das Umweltzeichen „Blauer Engel“ tragen, sind aus Umweltsicht die besten Waren einer Produktgruppe.

Energiemessgeräte kostenlos bestellen
http://www.umweltbundesamt.de/themen/klima-energie/energiesparen/energiesparen-im-haushalt/energiesparpaket-fuer-haushalte-energiesparkiste
Informationen zum Label „Blauer Engel“
http://www.blauer-engel.de/
Stromsparinitiative des BMUB und Online-Stromcheck
http://www.die-stromsparinitiative.de/
Energiesparkisten für Schulen kostenlos bestellen
http://www.no-e.de/

Publikationen

Energiesparen im Haushalt
http://www.umweltbundesamt.de/publikationen/energiesparen-im-haushalt

Quelle: uba

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Grüner Tee beeinflusst Medikamentenwirkung

Blandina Mangelkramer Kommunikation und Presse
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

Grünem Tee werden vielfältige gesundheitsfördernde, ja sogar heilende Effekte nachgesagt. Das Getränk kann aber auch die Wirkung bestimmter Medikamente abschwächen. Dies haben jetzt Wissenschaftler der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) in Zusammenarbeit mit Forschern der japanischen Universität Fukushima nachgewiesen.

Die Wissenschaftler vom Lehrstuhl für Klinische Pharmakologie und Klinische Toxikologie der FAU haben gemeinsam mit den japanischen Forschern herausgefunden, dass bestimmte Inhaltsstoffe des Tees verhindern, dass der Betablocker Nadolol vom Körper aufgenommen wird und seine Wirkung entfalten kann. Nadolol wird zur Behandlung von Bluthochdruck, Angina pectoris und Migräne verschrieben. In deutschen Apotheken ist das Medikament jedoch nicht erhältlich.

„Wir können nicht ausschließen, dass grüner Tee auch die Aufnahme anderer Medikamente hemmt. Dies muss in weiteren Studien untersucht werden“, sagt Dr. Fabian Müller, Arzt am Lehrstuhl für Klinische Pharmakologie und Klinische Toxikologie der FAU. „Wir empfehlen, bei Einnahme von Nadolol auf den Konsum grünen Tees zu verzichten, da eine verminderte Wirkung zu erwarten ist.“

Für die aktuelle Untersuchung tranken Testpersonen zunächst zwei Wochen lang täglich etwa vier Tassen grünen Tee. Anschließend nahmen sie einmalig eine 30-Milligramm-Tablette Nadolol zusammen mit grünem Tee ein. In den zwei folgenden Tagen prüften die Forscher die Konzentration des Wirkstoffs im Blutplasma und kontrollierten außerdem den Blutdruck der Freiwilligen. In einer zweiten Testreihe wurde der grüne Tee dann durch Wasser ersetzt. Das erstaunliche Ergebnis: Nach dem Grünteegenuss lag der Nadololspiegel im Blut der Testpersonen rund 85 Prozent unter dem Vergleichswert. Folglich war auch die blutdrucksenkende Wirkung von Nadolol bei den Probanden in der Grüntee-Testreihe deutlich vermindert.

Für dieses Ergebnis machen die Experten die so genannten Katechine im grünen Tee verantwortlich. In Laboruntersuchungen konnten die FAU-Forscher nachweisen, dass diese Stoffe ein Protein in der Darmschleimhaut beeinflussen, das der Wissenschaft bereits als Arzneistofftransporter bekannt ist: Das Protein mit dem Namen OATP1A2 unterstützt Medikamente beim Übergang vom Darm ins Blut. Kommen allerdings Katechine ins Spiel, wird dieses Protein blockiert und kann keine bzw. nur wenige Wirkstoffanteile in den Blutkreislauf befördern.

Ihre Forschungsergebnisse haben die Wissenschaftler jetzt in der Online-Ausgabe des renommierten Fachmagazins „Clinical Pharmacology & Therapeutics“ veröffentlicht.

Quelle: idw

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Erfolgreiche Renaturierung von Gewässern: Das biologische Umfeld ist entscheidend

Dr. Sören Dürr Senckenberg Pressestelle
Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseen

Aufwändige Renaturierungsmaßnahmen sollen die biologische Vielfalt zurück in Bäche und Flüsse holen. Doch der Erfolg ist nicht garantiert. Woran liegt’s? Gewässerökologen der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung und des LOEWE Biodiversität und Klima Forschungszentrums (BiK-F) haben 18 Gewässerrenaturierungen untersucht. Sie konnten belegen, dass Fischarten meist dort wieder einwandern, wo schon das biologische Umfeld Vielfalt bietet. Wie das Artenspektrum in der Umgebung aussieht, gehört zu den wichtigsten Faktoren für Wiederansiedlung und sollte daher schon bei der Planung von Renaturierungen berücksichtigt werden. Die Studie ist im Januar 2014 im Fachmagazin PlosOne erschienen.

Renaturierungen von Bächen und Flüssen lassen sich nicht allein am Reißbrett planen. Neben der Lebensraumvielfalt im Gewässer selbst und der Nutzung der Umgebung bestimmen eine ganze Reihe weiterer Faktoren, ob ein Lebensraum eine artenreiche Lebensgemeinschaft beherbergen kann und wird. Wissenschaftler der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung und des LOEWE Biodiversität und Klima Forschungszentrums (BiK-F) untersuchten 18 renaturierte Gewässerabschnitte im Hinblick auf die dort vorhandenen Fischpopulationen.

Es stellte sich heraus, dass fast alle Fischarten, die die renaturierten Abschnitte besiedelt hatten, auch in einer maximalen Entfernung von 5 km stromauf oder stromabwärts vorkamen. Arten, deren nächstgelegene Population weiter entfernt war, waren dagegen praktisch nicht vertreten. Statistische Modelle zeigen, dass genau dieses Vorkommen der Arten in geringer Entfernung der wichtigste Aspekt ist, wenn eine natürliche Wiederansiedlung funktionieren soll. Die Berechnungen ergaben, dass die Zusammensetzung der Artgemeinschaften im Umfeld einen größeren Einfluss auf das Wiederansiedlungserfolg haben als 10 technische und strukturelle Kenngrößen von Renaturierungen, darunter z.B. der Länge des renaturierten Abschnitts und das Gewässerprofil.

Auch die ökologischen Eigenschaften der Fischarten spielen eine wichtige Rolle: Zum Beispiel ist bei Arten, die schnellströmendes Wasser bevorzugen, die Wahrscheinlichkeit größer, dass sie einen renaturierten Abschnitt besiedeln. Für Arten, die sich überwiegend in ruhigem Wasser aufhalten, können schnellströmende Gewässerabschnitte Wanderhindernisse darstellen.

Geglückte Renaturierung – eine Standortfrage

„Wenn man die Stelle für eine Renaturierungsmaßnahme nicht sorgfältig wählt, sondern einfach den nächstbesten verfügbaren Gewässerabschnitt nimmt, ist die Wahrscheinlichkeit des Scheiterns ungleich höher“, sagt Gewässerökologe Dr. Stefan Stoll. „Stattdessen sollten gezielt Abschnitte ausgewählt werden, in deren Nähe genügend Quellpopulationen vorkommen, von denen sich die gewünschten Fischarten ausbreiten können. Vorab in Erfahrung zu bringen, was in der Umgebung eines geplanten Renaturierungsprojektes biologisch los ist, ist deshalb eminent wichtig, um die Erfolgsaussichten abschätzen zu können.“

Zurück auf Anfang: bauliche Eingriffe umkehren

Die EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) verlangt einen guten ökologischen Zustand der Fließgewässer. Über Jahrzehnte haben Kommunen und Länder Flüsse begradigt, kanalisiert und gemäß der Bedürfnisse des Menschen verändert. Nun sollen diese Eingriffe soweit rückgängig gemacht werden, dass sich funktionierende und vielfältige Lebensgemeinschaften ansiedeln können. Fließgewässer gehören zu den artenreichsten Lebensräumen und sind ein Brennpunkt der Biodiversität. Obwohl Süßwasserlebensräume weltweit weniger als 1 % der Fläche einnehmen, sind ungefähr 10 % aller Tierarten an sie gebunden. Gleichzeitig sind viele heimische Gewässerbewohner, darunter eine ganze Reihe von Fischen, gefährdet und stehen auf der Roten Liste der bedrohten Tierarten.

Publikation:
Stoll S, Kail J, Lorenz AW, Sundermann A, Haase P (2014) The Importance of the Regional Species Pool Ecological Species Traits and Local Habitat Conditions for the Colonization of Restored River Reaches by Fish. PloS ONE 9(1): e84741. doi:10.1371/journal.pone.0084741

Kontakt:
Dr. Stefan Stoll
Abteilung Fließgewässerökologie und Naturschutzforschung
Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung
LOEWE Biodiversität und Klima Forschungszentrum (BiK-F)
Tel. 06051- 61954 3123
stefan.stoll@senckenberg.de

Prof. Dr. Peter Haase
Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung
LOEWE Biodiversität und Klima Forschungszentrum (BiK-F)
Tel 06051- 61954 3114
peter.haase@senckenberg.de

Weitere Informationen:
http://www.senckenberg.de/root/index.php?page_id=5206&kid=2&id=2958

Quelle: idw

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Trotz Rheuma im Job bleiben: Das geht immer besser

Dr. Julia Rautenstrauch Geschäftsstelle
Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie e.V.

Rheumapatienten bleiben heute trotz ihrer Erkrankung häufiger beruflich aktiv als noch vor 10 bis 15 Jahren. Sowohl die Arbeitsunfähigkeitsdauer als auch die Zahl der Erwerbsminderungsrenten ging bei Menschen mit chronisch-entzündlichen Gelenkerkrankungen seit 1997 stetig zurück. Dieser Trend ist bei Rheumakranken deutlich stärker ausgeprägt als bei der Gesamtheit aller Krankheiten, was auf einen Zusammenhang mit verbesserten medikamentösen und nicht-medikamentösen Therapiestrategien hinweist, betont Professor Dr. Wilfried Mau, Direktor des Instituts für Rehabilitationsmedizin der Universität Halle-Wittenberg.

Teilhabe am Arbeitsleben wird als Ziel medizinischer Interventionen zunehmend wichtiger. Denn Arbeitsunfähigkeit und vorzeitiges Ausscheiden aus dem Arbeitsleben bedeuten für die Betroffenen neben dem Armutsrisiko auch soziale Vereinsamung und Verlust des Selbstwertgefühls. Grund zum Optimismus gibt daher die aktuelle Analyse der Erwerbstätigkeit von Rheumakranken anhand von Sozialversicherungsdaten und Daten aus der Kerndokumentation der Rheumazentren, die Prof. Mau jetzt in der Zeitschrift für Rheumatologie veröffentlichte*.

Innerhalb der letzten 10 bis 15 Jahre zeigen diese Daten eine deutlich verbesserte Teilnahme von Menschen mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen am Berufsleben. So wurde bei erwerbsstätigen AOK-Versicherten eine stärkere Verminderung der durchschnittlichen Arbeitsunfähigkeitsdauer wegen rheumatoider Arthritis, Spondylitis ankylosans oder systemischem Lupus erythematodes gegenüber allen Krankheiten festgestellt (um 7-27 % versus 2-6 %).

Daten aus den Rheumazentren zeigen noch deutlicher die Verminderung der mittleren Arbeitsunfähigkeitsdauer im Zeitverlauf: Von 1997 bis 2011 nahmen Arbeitsunfähigkeitsepisoden bei Patienten mit der häufigsten chronisch-entzündlichen Gelenkerkrankung, der rheumatoiden Arthritis, um 32 % ab, die mittlere Arbeitsunfähigkeitsdauer sank pro Patient um 42 % und bei allen Beschäftigten mit einer rheumatoiden Arthritis sogar um 63 %. Dagegen war die mittlere Arbeitsunfähigkeitsdauer bei allen GKV-Pflichtversicherten im Jahr 2011 nur um 3 % gegenüber 1997 reduziert.

Ähnlich positiv ist die Entwicklung bei der Zahl der Erwerbsminderungsrenten, die von 2001 bis 2011 bei den häufigsten entzündlich-rheumatischen Erkrankungen stetig abnahm und sich ebenfalls deutlich günstiger entwickelte als für die Gesamtheit aller Krankheiten in Deutschland. Laut der Kerndokumentation sind gegenüber 1997 Patienten mit rheumatoider Arthritis im Jahr 2011 um 3-8 % seltener berentet worden. Während 1997 in den ersten 2 Krankheitsjahren bereits 8 % der Betroffenen berentet worden waren und nach 5 Jahren 16 %, betraf dies 2011 nach 2 Jahren nur 5 % und in den ersten 2-5 Jahren 10 %. Ältere prospektive Langzeitstudien zeigen für 1997 sogar eine Berentung von 15 % innerhalb der ersten beiden Krankheitsjahre und 28 % nach 6,5 Jahren. Die Steigerung des Anteils Erwerbstätiger mit rheumatoider Arthritis zwischen 1997 und 2011 war mit 14 % am deutlichsten bei Frauen mittleren Alters. „Hier ist vor allem ein Zusammenhang mit wirksamen Medikamenten und konsequenten nicht-medikamentösen Therapiestrategien anzunehmen“, betont Prof. Mau.

Trotz dieser deutlichen Verbesserungen bleibt laut Prof. Mau weiterhin viel zu tun: Unbefriedigend ist für den Wissenschaftler vor allem, dass im Jahr 2012 die Hälfte der Patienten in den letzten 5 Jahren vor ihrer Frühberentung wegen Rheuma keine stationäre Leistung zur medizinischen Rehabilitation der Deutschen Rentenversicherung erhalten haben. Angesichts der sich abzeichnenden, erheblichen Effekte einer Kombination von wirksamen medikamentösen Therapien und nicht-medikamentösen Interventionen auf die Erwerbsfähigkeit sieht er hier noch viel Spielraum für eine weitere Verbesserung der Teilhabe am Arbeitsleben von Rheumapatienten.

Die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie e.V. (DGRh) ist mit mehr als 1.400 Mitgliedern die größte medizinische Fachgesellschaft in Deutschland im Bereich der Rheumatologie. Sie repräsentiert seit mehr als 80 Jahren die rheumatologische Wissenschaft und Forschung und deren Entwicklung in Deutschland. Als gemeinnütziger Verein arbeitet die DGRh unabhängig und ohne Verfolgung wirtschaftlicher Ziele zum Nutzen der Allgemeinheit.

*Mau W, Thiele K, Lamprecht J (2013): Trends der Erwerbstätigkeit von Rheumakranken. Ergebnisse aus Sozialversicherungsdaten und Kerndokumentation der Rheumazentren in Deutschland.
Z Rheumatol DOI 10.1007/s00393-013-1205-y

Kontakt:
Prof. Dr. med. Wilfried Mau
Direktor des Instituts für Rehabilitationsmedizin
Medizinische Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
06097 Halle (Saale)
Tel. 0345 557 4204
wilfried.mau@medizin.uni-halle.de

Weitere Informationen:
http://www.dgrh.de
http://www.wegweiser-arbeitsfaehigkeit.de

Quelle: idw

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Sensoren sichern Wasserqualität

Christian Colmer Pressestelle
ttz Bremerhaven

Bremerhavener Forscher entwickeln Messinstrument für Aquakultur und Meeresforschung

Im Meer gibt es viel zu entdecken: Fische, Korallen und Krebse, aber auch giftige Mikroalgen, Viren und Chemikalien treiben im Wasser, die mit bloßem Auge nicht zu erkennen sind. Solche Gefahrenstoffe bedrohen die Lebensgrundlage der Meeresbewohner und mindern die Wasserqualität. „EnviGuard“ soll diese Stoffe zukünftig besser nachweisbar machen. In einem fünfjährigen Projekt entwickeln das ttz Bremerhaven, das Alfred-Wegener-Institut und iSiTEC sowie 16 weitere Projektpartner ein hochspezifisches Messinstrument.

Bremerhaven, Januar 2014. Giftige Mikroalgen, Biotoxine, schädliche Bakterien, Viren und Chemikalien sind in Meereswasser keine Seltenheit. Viele der Gefahrenstoffe sind schwierig nachzuweisen, was besonders im Falle von Seewasser-Aquakulturen ein hohes Risiko birgt. Im Januar 2014 fällt darum der Startschuss des EU-geförderten Forschungsprojekts „EnviGuard“. Hierin wird ein Messinstrument entwickelt, das gefährliche Kontaminanten im Wasser erkennt. Das ttz Bremerhaven als Projektkoordinator sowie das Alfred-Wegener-Institut (AWI), und die iSiTEC GmbH holen im Rahmen des fünfjährigen Projekts knapp 1,6 Millionen Euro für Forschungs- und Entwicklungsaufgaben nach Bremerhaven. 7,2 Millionen Euro beträgt das Gesamtbudget des Projektes. Das zu entwickelnde Messinstrument wird nicht nur in Aquakulturen und in der Meeresforschung zum Einsatz kommen, sondern auch bei der Überwachung der Meeresumwelt.

„Die Projektpartner von EnviGuard entwickeln ein System, das drei einzelne Sensoren zur Messung von Mikroalgen, Pathogenen sowie von Toxinen und Chemikalien enthält. Es wird modular aufgebaut sein, wodurch jeder Anwender selbst entscheiden kann, welche der Sensoren er einsetzt, um die von ihm ausgewählten Parameter zu bestimmen“, erklärt Projektleiter Björn Bastian Suckow. Das Gerät speichert und visualisiert die gesammelten Daten, die in Echtzeit auf einen Server übermittelt und online zur Verfügung gestellt werden. Dabei arbeitet das System auch auf offener See voll automatisch.

Eine zukünftige Anwendung sehen AWI-Biologin Dr. Katja Metfies und Thomas Hanken, Geschäftsführer der iSiTEC GmbH, für Muschelzuchten: „Wir wollen beispielsweise einen Sensor in das System einbringen, der giftige Stoffe aus Algenblüten misst. Betreiber von Muschelzuchten können diese sogenannten Toxine im Wasser schnell und einfach nachweisen. So kann verhindert werden, dass Miesmuscheln in den Handel gelangen, die Muschelvergiftungen auslösen könnten.“

EnviGuard kombiniert Kompetenzen und Wissen aus Nanotechnologie und Molekularwissenschaft. Die Projektpartner wollen Biosensoren entwickeln, die im Hinblick auf Genauigkeit, Verlässlichkeit und einfacher Bedienung weit über das Niveau der derzeit verfügbaren Messinstrumente hinausgehen. Das System soll außerdem kosteneffizienter als gegenwärtige Messverfahren sein, was einen Wettbewerbsvorteil für europäische Aquakulturbetreiber und Technologieanbieter bedeutet.

Das im 7. Forschungsrahmenprogramm der EU geförderte Projekt EnviGuard hat ein Gesamtbudget von 7,2 Millionen Euro. EnviGuard startet im Januar 2014 und hat eine Laufzeit von fünf Jahren. Das ttz Bremerhaven ist Koordinator des Konsortiums, das aus 19 internationalen Unternehmen und Forschungseinrichtungen besteht.

Das ttz Bremerhaven ist ein unabhängiges Forschungsinstitut und betreibt anwendungsbezogene Forschung und Entwicklung. Unter dem Dach des ttz Bremerhaven arbeitet ein internationales Experten-Team in den Bereichen Lebensmittel, Umwelt und Gesundheit. Seit mehr als 25 Jahren begleitet es Unternehmen jeder Größenordnung bei der Planung und Durchführung von Innovationsvorhaben und der Akquisition entsprechender Fördermittel auf nationaler und europäischer Ebene.

Weitere Informationen:
http://www.ttz-bremerhaven.de

Quelle: idw

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Weltmärkte für Nahrungsmittel: Klimawandel größerer Preistreiber als die Bioenergie

Jonas Viering Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung

Für eine Minderung des Ausstoßes von Treibhausgasen wird zum Erreichen des 2 Grad-Ziels wahrscheinlich ein erheblicher Anteil Bioenergie im Energiemix der Zukunft benötigt. Trotz mancher Risiken wären die Auswirkungen einer steigenden Nachfrage nach Bioenergie auf die Weltagrarmärkte weit geringer als die durch einen ungebremsten Klimawandel. Das zeigt nun eine Studie, die unter der Leitung von Wissenschaftlern des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung veröffentlicht wurde.

Während die Agrarpreise durch direkte Klimawirkungen auf Ernteerträge bis 2050 um etwa 25 Prozent höher wären als in einem Szenario ohne Klimawandel, würde eine hohe Nachfrage nach Bioenergie in einem Szenario mit ambitioniertem Klimaschutz die Preise nur um etwa 5 Prozent steigen lassen.

Die Analyse wurde mit zwei weiteren Studien unter Leitung des PIK im Rahmen des Agricultural Model Intercomparison and Improvement Project (AgMIP) in einer Sonderausgabe des Journals Agricultural Economics veröffentlicht. Die Ergebnisse zeigen, wie sehr die Landwirtschaft im Zentrum des Klimawandels steht – sowohl in Hinsicht auf die nötige Anpassung an Klimafolgen als auch hinsichtlich ihres Potentials, die globale Erwärmung zu begrenzen. Landwirtschaftliche Produktion und Landnutzungsveränderungen tragen etwa ein Drittel zu den globalen Treibhausgasemissionen bei.

Erste AgMIP-Studie: Einsatz von Bioenergie der zweiten Generation

„Bioenergie der zweiten Generation auf Zellulosebasis könnte vor allem langfristig für die Reduzierung von CO2-Emissionen wichtig werden – zum Beispiel in Form von Biokraftstoffen im Transportsektor, weil dort alles andere relativ teuer wäre, etwa die Elektrifizierung“, sagt Leitautor Hermann Lotze-Campen. Die heutige Bioenergieproduktion von derzeit weltweit 40 ExaJoule wird dominiert von Holz zum Heizen und der ersten Generation der Biokraftstoffe wie Ethanol aus Zuckerrohr oder Biodiesel aus Ölsaaten. Im Gegensatz zur ersten Generation der Biokraftstoffe, die direkt mit der Lebensmittel- und Futterproduktion konkurriert, haben die der zweiten Generation das Potential, den Wettbewerb zwischen Nahrungsmittel-Erzeugung und Energiemärkten zu verringern sowie die Produktionskosten zu reduzieren.

Der Anstieg der weltweiten Nachfrage nach Bioenergie der zweiten Generation aus Reststoffen aus Wald und Feld, Abfällen oder gezielt angebauten Pflanzen wie Miscanthusgras oder Pappeln wird in der Studie auf zusätzliche 100 ExaJoule bis im Jahr 2050 veranschlagt (etwa 15 Prozent des weltweiten Primärenergiebedarfs), wenn die globale Erwärmung langfristig auf zwei Grad über dem vorindustriellen Niveau begrenzt werden soll. Die Studie, ein Vergleich zwischen fünf agrarökonomischen Computermodellen, erlaubt erstmals die vorläufige Schlussfolgerung, dass eine ambitionierte Begrenzung des Klimawandels mit Bioenergie nicht zwingend die weltweiten Nahrungsmittelpreise hochtreibt.

Zweite AgMIP-Studie: Klimawandel lässt Bedarf an Ackerflächen wachsen

In einem umfassenden Vergleich von zehn globalen agrarökonomischen Simulationen untersuchte Christoph Schmitz vom PIK, wieviel Agrarflächen unter verschiedenen sozioökonomischen und Klimawandel-Szenarien genutzt würden. „Wir sehen, dass die meisten Modelle für Szenarien mit einem ungebremsten Klimawandel einen Zuwachs von Ackerland bis zum Jahr 2050 anzeigen, der mehr als 50 Prozent höher ist als bei stabilem Klima“, sagt Schmitz. Die Zunahme würde 320 statt 200 Millionen Hektar betragen – das entspricht etwa der dreifachen Fläche Deutschlands. In allen Simulationen gab es die größte Ausbreitung von Ackerflächen in Südamerika und in Afrika südlich der Sahara. „Um in diesen Regionen zusätzliche Ackerflächen zu gewinnen, werden aber Jahrhunderte alte Regenwälder abgeholzt. Das führt nicht nur zu einem Anstieg der CO2-Emissionen, sondern schadet auch der Artenvielfalt und bedroht wichtige Ökosystemleistungen“, erklärt Schmitz.

Bisher zeigten Projektionen zur zukünftigen Landnutzung aufgrund großer Unsicherheiten bei den Daten und Methoden sehr unterschiedliche Ergebnisse. Um die Unterschiede besser zu verstehen, haben sich die zehn auf diesem Gebiet führenden internationalen Modelliererteams zwei Jahre zusammengesetzt, um voneinander zu lernen und die wichtigsten Daten und Annahmen zu harmonisieren. Das Ergebnis ist dieser einzigartige Modellvergleich, der robustere Abschätzungen sowie ein besseres Verständnis der Zusammenhänge zwischen Klimawandel, Landnutzung und Agrarpreisen ermöglicht.

Dritte AgMIP-Studie: Klimawirkungen auf Ernteerträge sind stark, aber weltweit sehr unterschiedlich

Zukünftige Ernten und die Rolle von Klimafolgen für ökonomische Simulationen von Nahrungsmittelmärkten stehen im Mittelpunkt einer dritten Studie. Mit Hilfe eines Vergleichs von Computersimulationen wird in dieser Studie untersucht, in welchen Weltregionen der Klimawandel in welchem Maß die Produktivität von Agrarland beeinflusst. „Die möglichen Folgen des Klimawandels für Ernteerträge sind stark, sie sind aber sehr unterschiedlich je nach Region und Kulturpflanze“, sagt Leitautor Christoph Müller vom PIK.

Für die fünf wichtigsten Nutzpflanzen Reis, Weizen, Mais, Sojabohnen und Erdnüsse zeigt die Studie einen vom Klimawandel verursachten Rückgang der Erträge um 10 bis 38 Prozent weltweit bis zum Jahr 2050. Dies gilt in einem Szenario ungebremsten Klimawandels, und verglichen mit den derzeitigen Bedingungen. Zur Anpassung gibt es nicht die eine Lösung für alle Bedingungen. Ein Teil der Produktion könnte in Regionen mit weniger negativen Klimafolgen verlagert werden; andere Regionen könnten von einer Intensivierung der Landwirtschaft profitieren. „Um mit den großen Unterschieden von einer Region zur anderen und von einer Pflanze zur anderen zurecht zu kommen, wäre ein flexibleres weltweites Handelssystem für landwirtschaftliche Güter nötig“, so Müller.

Wichtiger Schritt hin zu robusteren Abschätzungen der Klimafolgen für die Landwirtschaft

Es gibt noch immer beträchtliche Unsicherheiten bei den Projektionen zur zukünftigen Landwirtschaft – etwa den Düngeeffekt von CO2, die Verfügbarkeit von zusätzlichem Agrarland, das Maß des Zuwachses an landwirtschaftlicher Produktivität. Dennoch sind die AgMIP Ergebnisse ein wichtiger Schritt in Richtung einer robusteren Abschätzung von Klimafolgen auf die Landwirtschaft. „Dürren wie im Jahr 2012 in den USA können immense Auswirkungen auf Ernteerträge und Exporte haben“, so Lotze-Campen. „Das zeigt, dass schlechte Ernten in wichtigen Produktionsregionen, auch wenn sie nur in einem überschaubaren Gebiet auftreten, einen erheblichen Einfluss auf die Weltagrarmärkte, Preise und Nahrungsmittelsicherheit haben können. Dieser Effekt könnte sich bei unbegrenztem Klimawandel noch verstärken.“

Artikel: Lotze-Campen, H., von Lampe, M., Kyle, P., Fujimori, S., Havlík, P., van Meijl, H., Hasegawa, T., Popp, A., Schmitz, C., Tabeau, A., Valin, H., Willenbockel, D., Wise, M. (2013): Impacts of increased bioenergy demand on global food markets: an AgMIP economic model intercomparison. Agricultural Economics (early view/online) [doi:10.1111/agec12092]

Artikel: Schmitz, C., van Meijl, H., Kyle, P., Nelson, G.D., Fujimori, S., Gurgel, A., Havlík, P., Heyhoe, E., Mason d’Croz, D., Popp, A., Sands, R., Tabeau, A., van der Mensbrugghe, D., von Lampe, M., Wise, M., Blanc, E., Hasegawa, T., Kavallari, A., Valin, H. (2013): Land-use change trajectories up to 2050: insights from a global agro-economic model comparison. Agricultural Economics (early view/online) [doi:10.1111/agec.12090]

Artikel: Müller, C., Robertson, R.D. (2013): Projecting future crop productivity for global economic modeling. Agricultural Economics (early view/online) [doi:10.1111/agec.12088]

Über AgMIP:

Das Agricultural Model Intercomparison and Improvement Project (AgMIP) – zu deutsch: Projekt zum Vergleich und zur Verbesserung von Landwirtschafts-Modellen – ist der groß angelegte internationale Versuch, die Modellierer-Gemeinschaften aus Klimaforschung, Nutzpflanzenforschung und Wirtschaftswissenschaft mittels modernster Informationstechnologie zusammen zu bringen, so dass sie die nächste Generation von Projektionen zu den Folgen des Klimawandels für die Landwirtschaft entwickeln. Mit dabei sind unter anderem Wissenschaftler von Instituten wie dem Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, dem International Food Policy Research Institute (IFPRI) und dem International Institute for Applied Systems Analysis (IIASA).
Weblink zu AgMIP: http://www.agmip.org/
Weblink zu IFPRI: http://www.ifpri.org/
Weblink zu IIASA: http://www.iiasa.ac.at/

Weitere Informationen:
http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/agec.12092/suppinfo (Weblink zur ersten AgMIP-Studie)
http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/agec.12090/suppinfo (Weblink zur zweiten AgMIP-Studie)
http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/agec.12088/suppinfo (Weblink zur dritten AgMIP-Studie)

Quelle: idw

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Fangen Sie sich nichts ein – Verbrauchertipps im Umgang mit Fisch

Dr. Suzan Fiack Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR)

BfR informiert auf der Internationalen Grünen Woche 2014 über Fisch und Meerestiere, ihren gesundheitlichen Nutzen und Hygieneregeln

Fische enthalten viele wertvolle Inhaltsstoffe, die für unsere Ernährung wichtig sind. Fische und Muscheln gehören aber auch zu den sensible Lebensmitteln. „Verbraucher sollten auf eine hygienisch richtige Lagerung und Zubereitung achten, um sich keine Lebensmittelinfektion einzufangen“, rät BfR-Präsident Professor Dr. Dr. Andreas Hensel. Anhand von frischen Fischen und Meerestieren zeigt das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) auf der Internationalen Grünen Woche vom 17. bis 26. Januar 2014 an seinem Stand 143 in der Halle 3.2 (Erlebnisbauernhof), woran man frischen Fisch erkennen kann, welche Inhaltsstoffe im Fisch enthalten sind und worauf besonders empfindliche Personengruppen bei der Fischauswahl achten sollten.

Fisch ist ein gesundes Lebensmittel und eine wichtige Quelle für die Aufnahme von biologisch hochwertigem Eiweiß, Jod, Omega-3-Fettsäuren, Vitamin D und Selen. Gesunde Menschen brauchen ihre Ernährung nicht durch die Einnahme von Fischöl-Konzentraten zu ergänzen, insbesondere wenn sie regelmäßig Fisch verzehren.

Die Frische von Fischen ist am leichtesten an den Augen zu erkennen. Sehr frischer Fisch hat vorgewölbte, glänzend tiefschwarze durchscheinende Augen, dagegen sind die Augen von einem nicht mehr essbaren Fisch eingesunken, undurchsichtig und grau. Wie lange ein Fisch frisch bleibt, hängt von verschiedenen Faktoren wie Fischart, der Jahreszeit und der Behandlung beim Fang sowie der Lagertemperatur ab.

Unverarbeitete Fischereierzeugnisse (z.B. Sushi) oder Schalentiere (z. B. Austern), kalt geräucherte Fischereierzeugnisse (z.B. Räucherlachs), gebeizte Fischereierzeugnisse (z.B. Graved Lachs) sowie heiß geräucherte Fischereierzeugnisse (z.B. Schwarzer Heilbutt) können Bakterien enthalten, die für besonders empfindliche Personengruppen eine Gesundheitsgefahr darstellen können. Denn bei diesen Menschen sind die körpereigenen Abwehrkräfte gegenüber mikrobiellen Infektionen beeinträchtigt oder noch nicht vollständig ausgebildet. Zu den Risikogruppen gehören Säuglinge und Kleinkinder bis 5 Jahre, alte Menschen (insbesondere wenn ihre Abwehrkräfte geschwächt sind), Schwangere und Menschen, deren Abwehrkräfte durch Vorerkrankung oder Medikamenteneinnahme geschwächt sind. Das BfR empfiehlt diesen Personengruppen, nur gut durcherhitzten Fisch oder Meerestiere zu verzehren und auf unverarbeitete, geräucherte und gebeizte Fischereierzeugnisse zu verzichten.

Der Verzehr von Muscheln kann auch Virus bedingte Erkrankungen hervorrufen. Hierbei spielen vor allem durch Norovirus-Infektionen verursachte Magen-Darm-Entzündungen eine wichtige Rolle. Aber auch durch Hepatitis A-Virus verursachte Leberentzündungen wurden nach dem Verzehr von Muscheln beobachtet. In der EU bestehen hohe Anforderungen an die Wasserqualität in Muschel-Erzeugungsgebieten. Dennoch kann der Genuss roher Muscheln krank machen. Wer sich vor Infektionen schützen möchte, sollte Muscheln vor dem Verzehr immer gut durchkochen.

Muscheln und Fische können ebenso Algentoxine aufnehmen. In den Weltmeeren existieren etwa 5.000 verschiedene Algenarten. Eine geringe Anzahl ist in der Lage, giftige Stoffe – so genannte marine Biotoxine – zu produzieren. Diese Toxine können sich im Gewebe von Muscheln und Fischen, die sich von solchen Algen ernähren, einlagern und anreichern. Marine Biotoxine können beim Menschen nach Verzehr kontaminierter Muscheln oder Fische verschiedene Krankheiten wie Durchfall oder Lähmungen hervorrufen, die in seltenen und schwerwiegenden Fällen sogar zum Tod führen. Marine Biotoxine sind hitzestabil und werden beim Zubereiten nicht zerstört. Deswegen werden Muscheln, bevor sie zum Vertrieb und Verzehr freigegeben werden, von amtlichen Stellen auf ihre gesundheitliche Unbedenklichkeit untersucht.

Für Kinder bietet der BfR-Stand verschiedene Aktivitäten an: Es gibt beispielsweise eine Bastelecke, bei einem Fischangelspiel können Kinder ihre Geschicklichkeit testen, Plastikfische aus einem Wasserbecken zu fischen, beim Quizspiel am BfR-Glücksrad werden Fragen rund um das Standthema „Mit Sicherheit Fisch“ gestellt. Außerdem wird die BfR-App „Vergiftungsunfälle bei Kindern“ vorgestellt. Die App wurde als Informations- und Nachschlagewerk für Vergiftungsunfälle bei Kindern und für deren Vermeidung entwickelt.

Quelle: idw

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Studie sagt schwerere und länger anhaltende Dürren in Europa voraus

Andrea Haferburg Kommunikation, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Kassel

Weite Teile Europas müssen sich auf schwerere und länger anhaltende Dürren sowie fallende Flusspegel einstellen. Das ist das Ergebnis einer Studie, an der eine Forschungsgruppe der Universität Kassel beteiligt war. Der Klimawandel ist nur eine der Ursachen. Die Folgen sind weitreichend – von der Landwirtschaft bis zum Betrieb von Atomkraftwerken.

Vor allem in Südeuropa wird Wasser im Laufe des 21. Jahrhunderts immer knapper, so die Analyse. Die Niedrigwasserabflüsse sinken demnach in Spanien, Portugal, Italien, aber auch in Südfrankreich und auf dem Balkan in den kommenden Jahrzehnten deutlich, mancherorts bis zu 40 Prozent. Verbunden damit seien ausgeprägtere Dürreperioden mit bis zu 80 Prozent höherem Abflussdefizit, so die Studie, die jetzt im Fachmagazin Hydrology and Earth System Sciences veröffentlicht wurde. Aber auch Regionen, denen wegen des Klimawandels in vielen bisherigen Studien vermehrte Niederschläge vorhergesagt wurden, dürften wegen erhöhten Wasserverbrauchs künftig unter hydrologischen Dürren und fallenden Pegeln leiden – darunter auch weite Teile Deutschlands.

„Häufig liegt das Augenmerk bei Szenarien zur Wasserverfügbarkeit alleine auf den Folgen des Klimawandels“, sagt Dr.-Ing. Martina Flörke, Leiterin der Forschungsgruppe „Globale und regionale Dynamiken – Wasser“ am Center for Environmental Systems Research (CESR) der Universität Kassel. „Dabei können andere Faktoren einen vergleichbaren Effekt haben und die Wasserknappheit noch verstärken: das Bevölkerungswachstum etwa oder das Niveau der Wassernutzung.“ In das Szenario flossen daher Daten und Prognosen zum Klimawandel ebenso ein wie Vorhersagen des Wasserverbrauchs in ganz Europa. Neben Flörke waren der Kasseler Wissenschaftler Florian Wimmer und andere Forscher an der Studie des Institute for Environment and Sustainability im italienischen Ispra beteiligt.

Das Szenario, das die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler entwerfen, reicht bis zum Ende des 21. Jahrhunderts. Sie können dabei auf Daten aus vorangegangenen Studien aufbauen. Während die Autorinnen und Autoren für den Klimawandel einen Anstieg der globalen Mitteltemperatur um bis zu 3,4 Grad annehmen und sich damit im mittleren Bereich der Prognosen bewegen, sind sie in Sachen Wasserverbrauch pessimistisch und gehen von einem drastischen Anstieg aus.

„Politik, Wirtschaft und Gesellschaft in den europäischen Ländern müssen sich auf wachsende Wasserknappheit einstellen und Anpassungsstrategien entwickeln“, erklärt Flörke. „Das betrifft naheliegenderweise die Landwirtschaft und die Wasserversorgung der Bürger, aber auch andere Bereiche von der Fluss-Schifffahrt bis hin zu Kraftwerken, die mit Flusswasser gekühlt werden.“ In den letzten zwanzig Jahren hätten die durch Dürre verursachten Kosten in Europa bei 6,2 Mrd. Euro pro Jahr gelegen, so die Studie. Diese Kosten dürften weiter wachsen.

Link zu Studie: www.hydrol-earth-syst-sci.net/18/85/2014/hess-18-85-2014.html

Quelle: idw

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Neue Studie: Große Bäume sind die besten Kohlendioxid-Speicher

Annette Mihatsch Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig

Ein internationales Forscherteam hat herausgefunden, dass die größten Bäume die höchste Leistungsfähigkeit in Sachen Kohlendioxid-Speicherung aufweisen. Diese neue Erkenntnis ist immens bedeutsam für die Bewertung des Klimawandels und die Biodiversitätswissenschaft: Bislang lernen Forststudenten, dass Bäume nach ihrer Lebensmitte unproduktiver werden. Die aktuelle Studie „Rate of tree carbon accumulation increases continuously with tree size“ erscheint in der Fachzeitschrift „Nature“ und ist das Ergebnis einer Untersuchung von 38 Forschungseinrichtungen. Die Publikation ist bereits online abrufbar (DOI: 10.1038/nature12914).

Die Wissenschaftler untersuchten insgesamt 673.046 Bäume von mehr als 400 Baumarten und werteten ihre Daten gemeinsam aus. „Beeindruckend ist, dass 97 Prozent aller untersuchten Arten umso schneller wachsen, je größer sie werden. Dabei haben wir Baumarten von allen Kontinenten und aus verschiedenen Klimazonen untersucht“, erläutert Nadja Rüger, Coautorin der Studie und Wissenschaftlerin am German Centre for Integrative Biodiversity Research (iDiv) Halle-Jena-Leipzig. „Die Ergebnisse sind eindeutig und haben große Bedeutung für das Verständnis und die Vorhersage der Zusammenhänge zwischen Vegetation, Kohlenstoffkreislauf und Klima.“

Das kontinuierlich beschleunigte Wachstum bedeutet, dass große Bäume das Treibhausgas CO2 wesentlich effektiver aus der Atmosphäre aufnehmen. Denn ein Baum mit rund einem Meter Durchmesser nimmt dreimal soviel an Biomasse zu wie ein Baum mit nur einem halben Meter Durchmesser. Der gespeicherte Kohlenstoff gelangt erst wieder in die Atmosphäre, wenn der Baum abstirbt.

„Auf den Menschen übertragen, würde dies bedeuten, dass sich unser Wachstum nach der Jugend beschleunigt, anstatt sich zu verlangsamen“, kommentiert Nate Stephenson, Hauptautor der Studie und Waldökologe am United States Geological Survey (USGS). Und Coautor Adrian Das vom USGS ist überzeugt: „Die großen und alten Bäume spielen nach unseren Ergebnissen eine überproportional wichtige Rolle in der Kohlenstoff-Dynamik eines Waldes. Es ist in etwa so, als ob die besten Spieler ihres Lieblingssportvereins ein Haufen 90-Jähriger wäre.“

„Diese Studie legt nahe, dass große, alte Bäume sehr wohl produktiv bleiben können. Die alten Überzeugungen werden durch diese Arbeit immer mehr in Frage gestellt“, kommentiert Prof. Christian Wirth, Direktor des iDiv, die Ergebnisse. Die Untersuchung ging aus einem Workshop hervor, bei dem Feldbiologen mit Analytikern zusammenarbeiteten. „Die Arbeit zeigt, dass solche internationalen Forschungskooperationen, die eine zentrale Säule unseres Forschungszentrums iDiv sind, großes Potenzial haben, die Wissenschaft voranzubringen“, erklärt Prof. Wirth.

Die Studie „Rate of tree carbon accumulation increases continuously with tree size“ ist das Resultat der Zusammenarbeit von Forschern aus 38 Universitäten, Behörden und NGOs aus den USA, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Spanien, Kolumbien, Argentinien, Panama, Kamerun, der Demokratischen Republik Kongo, China, Thailand, Taiwan, Malaysia, Australien und Neuseeland. Die Studie wurde von Nate Stephenson und Adrian Das durch die „USGS Western Mountain Initiative“ und das „USGS John Wesley Powell Center for Analysis and Synthesis“ initiiert.

Weitere Informationen:
http://www.nature.com/nature/journal/vaop/ncurrent/full/nature12914.html

Quelle: idw

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Am Arbeitsmarkt neue Chancen schaffen

Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles kommentiert die Arbeitsmarktzahlen für Dezember 2013.

Andrea Nahles:
Die heutigen Zahlen vom Arbeitsmarkt stimmen mich sehr zuversichtlich. Sie zeigen, dass die Beschäftigungssituation in Deutschland weiter wetterfest ist. Der Blick auf das vergangene Jahr insgesamt zeigt: Die Beschäftigung steigt leicht an – aber auch die Arbeitslosigkeit. Deshalb müssen wir uns darum kümmern, dass Menschen, die schon lange arbeitslos sind, eine neue Chance bekommen.

Wir werden ein besonderes Augenmerk auf diejenigen Arbeitslosen legen, die aufgrund fehlender Bildungs- und Ausbildungsabschlüsse oder langjähriger Arbeitslosigkeit besondere Schwierigkeiten haben, einen Arbeitsplatz zu finden. Wir müssen die solide wirtschaftliche Lage nutzen, um die Menschen aus langer Arbeitslosigkeit herauszubekommen. Dazu gehört es auch, sicher zu stellen, dass Deutschland über genügend Fachkräfte verfügt.

So wollen wir dafür sorgen, dass Wirtschaft und soziale Sicherung auch in Zukunft stabil und fest stehen. Gesellschaftlicher Zusammenhalt und Wohlstand in unserem Land sollen wieder auf breiter Linie wachsen und tragfähig sein.

Weitere Informationen
Die Entwicklung des Arbeitsmarktes im Dezember 2013
http://www.arbeitsagentur.de/nn_27030/zentraler-Content/Pressemeldungen/2014/Presse-14-001.html

Quelle: BMAS

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Hendricks: Beim Klimaschutz ehrgeiziger werden

Europäischen Emissionshandel weiter reformieren

Deutschland hat sein im Kyoto-Protokoll vorgegebenes Ziel zur Minderung der Treibhausgasemissionen deutlich übererfüllt. Dies ist das Fazit eines vom Umweltbundesamt (UBA) erstellten Berichts, den Bundesumweltministerium und UBA jetzt an die Europäische Kommission übermittelt haben. Allerdings bereitet die Entwicklung der letzten beiden Jahre Bundesumweltministerin Barbara Hendricks Sorge. „Wir müssen im Klimaschutz wieder ehrgeiziger werden und die negative Tendenz der letzten beiden Jahre wieder umkehren. Denn wir haben uns in der Koalition in Sachen Klimaschutz viel vorgenommen“, so Hendricks.

Nach den jetzt vorgelegten offiziellen Emissionsdaten für das Jahr 2012 lagen die klimaschädlichen Emissionen zuletzt 24,7 Prozent unter dem Niveau von 1990, dem internationalen Basisjahr. Die aktuellen Zahlen umfassen erstmals die gesamte erste Verpflichtungsperiode des Kyoto-Protokolls, den Durchschnitt der Jahre 2008 bis 2012. Deutschland hatte sich zu einer Minderung der Treibhausgasemissionen um 21 Prozent in diesem Zeitraum verpflichtet, erreicht wurde eine Minderung um 23,6 Prozent. Zum Vergleich: Innerhalb der EU sind die Emissionen im selben Zeitraum um etwa 19 Prozent gesunken.

„Die erfolgreiche Umsetzung unserer Kyoto-Verpflichtung ist ein wichtiger Meilenstein im Klimaschutz. Jetzt müssen wir den Blick fest auf das im Koalitionsvertrag vereinbarte Ziel einer Minderung der Treibhausgas-Emissionen um mindestens 40 Prozent bis zum Jahr 2020 richten. Dafür haben wir zwar bereits mit dem Lösen der Blockade im europäischen Emissionshandel ein erstes Zeichen gesetzt. Wir müssen aber auch weitergehen und in allen Sektoren ansetzen, bei Energieeffizienz, Gebäudesanierung, Verkehr und auch mit weiteren Reformen beim Emissionshandel“, sagte Bundesumwelt- und -bauministerin Barbara Hendricks. Gegenüber dem Vorjahr 2011 nahmen die Emissionen im Berichtsjahr 2012 um rund 11 Millionen Tonnen Kohlendioxid-Äquivalente zu. Das ist eine Steigerung um 1,1 Prozent. Für das Jahr 2013 ist eine ähnliche Entwicklung zu erwarten. Der leichte Anstieg lässt sich darauf zurückführen, dass mehr Braun-, Steinkohle und Mineralöl für die Stromproduktion eingesetzt wurde. Witterungsbedingt stieg zudem der Bedarf an Heizenergie an. Mit je 3 Prozent war im Berichtsjahr 2012 der größte Anstieg demnach in der Energiewirtschaft und bei privaten Haushalten zu verzeichnen. Die Emissionen der Industrie gingen um 2 Prozent leicht zurück. Weiterhin wirken sich die derzeit geringen Minderungsanforderung des europäischen Emissionshandels aus: Die Kohlendioxid-Emissionen von Unternehmen der Industrie und Energiewirtschaft konnten seit dem Jahr 2005 insgesamt lediglich um knapp fünf Prozent gemindert werden.

Thomas Holzmann, amtierender Präsident des UBA: „Wer den Europäischen Emissionshandel als zentrales Klimaschutzinstrument erhalten will, der muss ihn dringend wieder zum Leben erwecken. Dazu brauchen wir zügig europaweit ein ambitioniertes Minderungsziel von mindestens 40 Prozent für 2030 und eine strukturelle Reform des Emissionshandels, die Überschüsse im System vermeidet.“ Die Wirtschaftskrise und die Nutzung von internationalen Projektzertifikaten lassen das aktuelle Minderungsziel für den europäischen Emissionshandel bis 2020 als wenig ehrgeizig aussehen. Die Folge sind ein anhaltender Preisverfall und hohe Überschüsse bei den Emissionszertifikaten, weil die Anreize fehlen, in Minderungsmaßnahmen zu investieren.

Weitere Informationen und Links:

Link zur Grafik „Entwicklung der Treibhausgasemissionen in Deutschland nach Sektoren: 1990 bis 2012″: http://www.umweltbundesamt.de/bild/entwicklung-der-treibhausgasemissionen-in

Weitere Informationen finden Sie unter www.bmu.de und www.umweltbundesamt.de.

Den kompletten Bericht finden Sie unter: http://cdr.eionet.europa.eu/de/eu/ghgmm/envutt6ka.

Quelle: uba

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Mehr Umweltfreundlichkeit im Lebensmittelbereich nötig

Internationale Grüne Woche: vzbv und UBA stellen gemeinsame Handlungsempfehlungen vor

Die Ökobilanz von Lebensmitteln hat es in sich: Ein Fünftel der Treibhausgasemissionen in Deutschland gehen auf den Ernährungssektor zurück. Stickstoffüberschüsse aus der Landwirtschaft belasten das Grundwasser. Zugleich landen pro Jahr elf Millionen Tonnen an Lebensmitteln im Müll und werden verschwendet. Auf Umweltprobleme durch Lebensmittel und die Folgen für Verbraucher haben der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) und das Umweltbundesamt (UBA) aufmerksam gemacht. Im Vorfeld der Internationalen Grünen Woche legten sie gemeinsame Handlungsempfehlungen für die drängendsten Probleme vor.

„Für die Produktion und den Verbrauch von Lebensmitteln muss die Umwelt schon heute zahlen. Langfristig können auch die Kosten für die Verbraucherinnen und Verbraucher spürbar werden. Es ist Zeit, zu handeln“, sagt Holger Krawinkel, Leiter des Geschäftsbereichs Verbraucherpolitik beim vzbv. vzbv und UBA sprechen sich dafür aus, die Stickstoffbelastung zu verringern, den Ökolandbau voranzutreiben, eine umweltfreundlichere Tierhaltung und bewussten Fleischkonsum zu fördern sowie unnötige Lebensmittelabfälle zu vermeiden. Thomas Holzmann, amtierender Präsident des UBA: „Wenn wir so weiter machen wie bisher, erreichen wir unser nationales Ziel von 20 Prozent Ökolandwirtschaft erst im Jahre 2078. Allein die nach wie vor zu hohen Stickstoffüberschüsse aus der Landwirtschaft zeigen, dass wir uns dieses Tempo nicht leisten können. Die Landwirtschaft verfügt selbst über viele Strategien, den Anbau von Lebensmitteln umweltverträglicher zu machen. Genau diese gilt es zu fördern.“

Stickstoff auf die Agenda der Agrarpolitik

Überschüssiger Stickstoff aus der Landwirtschaft bedroht Artenvielfalt sowie Luftqualität und belastet das Grundwasser, aus dem Trinkwasser gewonnen wird. Für vzbv und UBA kommt die Stickstoffproblematik in der Agrarpolitik bislang zu kurz. Sie empfehlen eine zeitnahe ambitionierte Überarbeitung der Düngeverordnung. Zur Emission von Stickstoff und Treibhausgasen trägt auch der hohe Fleischkonsum bei. Im Jahr 2012 verzehrte jeder Deutsche durchschnittlich rund 60 Kilogramm Fleisch. Um die Tierhaltung umweltfreundlicher zu gestalten, sprechen sich die beiden Institutionen dafür aus, die Zahl der Tiere pro Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche zu begrenzen. Zudem solle die Bundesregierung stärker über die Folgen eines hohen Fleischkonsums für Gesundheit und Umwelt informieren. Industrie und Handel könnten über eine zuverlässige Kennzeichnung vegetarischer Produkte Fleischalternativen fördern.

Ökolandbau fördern

Stickstoffüberschuss und Energieeinsatz sind im ökologischen Landbau geringer als in der konventionellen Landwirtschaft. Der Ökolandbau ist damit umweltfreundlicher, die Umstellung aber kostet Geld. Um die Nachfrage nach Bioprodukten mit heimischen Erzeugnissen zu decken, fordern vzbv und UBA eine stärkere finanzielle Unterstützung der Landwirte bei der Umstellung auf „Bio“. Zudem solle eine bessere Rückverfolgbarkeit und Kontrolle von Bioprodukten das Vertrauen der Verbraucher sichern.

Nicht nur die Produktion von Lebensmitteln belastet die Umwelt, auch die Lebensmittelverschwendung. „Die Lebensmittelabfälle zu reduzieren, ist ein zentraler Schritt, den Lebensmittelbereich ressourcenschonender zu gestalten. Dabei sind alle Akteure gefragt, die Debatte darf nicht auf die Verbraucher verengt werden“, sagt Holger Krawinkel. vzbv und UBA appellieren unter anderem an den Handel, Qualitätsanforderungen zur Makellosigkeit, Größe und Form von Lebensmitteln zu überdenken. Ein langfristig angelegtes Konzept zur Verbraucherbildung, müsse schon in der Schule ansetzen und Konsumenten sensibilisieren und informieren.

Weitere Informationen und Links:

Gemeinsame Handlungsempfehlungen von vzbv und UBA:
http://www.umweltbundesamt.de/dokument/fuer-umweltfreundlichere-lebensmittel

Quelle: uba

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Bilanz 2013: 374 Berufe im Gehalts-Check – 13.000 Besucher beteiligen sich an Online-Umfrage

Rainer Jung Abt. Öffentlichkeitsarbeit
Hans-Böckler-Stiftung

http://www.lohnspiegel.de

Bilanz 2013: 374 Berufe im Gehalts-Check – 13.000 Besucher beteiligen sich an Online-Umfrage

Eine positive Bilanz des abgelaufenen Jahres 2013 zieht das Gehaltsportal www.lohnspiegel.de, das vom WSI-Tarifarchiv der Hans-Böckler-Stiftung betreut wird. Es bietet inzwischen Informationen zu tatsächlich gezahlten Löhnen und Gehältern in 374 verschiedenen Berufen und Tätigkeiten.

Die Website verzeichnete im vergangenen Jahr nahezu 1,5 Millionen Besucher, das sind rund 4.000 am Tag. Rund 13.000 Besucherinnen und Besucher haben 2013 den Online-Fragebogen zu den Einkommens- und Arbeitsbedingungen ausgefüllt, der die Daten für den kostenlosen Gehalts-Check liefert. Die laufende Online-Erhebung dient der regelmäßigen Aktualisierung und Erweiterung des LohnSpiegels, die auch in diesem Jahr fortgeführt wird.

Ausführliche Analysen zur Einkommenssituation hat das Gehaltsportal im vergangenen Jahr zu folgenden Berufen veröffentlicht:

– Pflegeberufe
– Hotelfachleute
– Maschinenbautechniker/innen
– Verkäufer/innen im Einzelhandel
– Ingenieure, IT-Experten und Techniker in Leiharbeit und Fremdfirmeneinsatz

Der Lohnspiegel bietet zurzeit Gehaltsinformationen zu folgenden Bereichen und Berufsgruppen:

– Architekturberufe, Raumplanung
– Bank- und Finanzberufe
– Bauberufe
– Büro- und Verwaltung
– Callcenter
– Chemieberufe
– Dienstleistungsberufe
– Druckberufe
– EDV/IT – Berufe
– Elektroberufe
– Gebäudereinigung
– Gesundheitsberufe
– Handel
– Handwerksberufe
– Hotel, Gaststätten, Tourismus
– Ingenieurberufe
– Journalistische Berufe
– Lehrerberufe (Schule/Hochschule)
– Logistik/Transport/Verkehr
– Medien/Gestaltung
– Metallberufe
– Nahrungsmittelverarbeitung
– Personalwesen
– Produktion und Fertigung
– Recht und Steuern
– Sicherheitsberufe
– Sozialberufe
– Techniker/innen
– Übersetzer/in, Dolmetscher/in
– Vertrieb, Marketing, Werbung, PR
– Weitere Wissenschaftsberufe
– Wirtschaftswissenschaftler/in

Die Gehalts-Angaben des LohnSpiegels berücksichtigen die bestehenden Unterschiede zwischen Männern und Frauen sowie nach Berufserfahrung, der betrieblichen Position, der Betriebsgröße und der Region (Ost/West). Die Daten sind nicht repräsentativ, liefern aber für viele Berufe verlässliche Orientierungsdaten.

Seit dem Start des Projekts im Jahre 2004 haben sich gut 250.000 Besucher an der Umfrage beteiligt. Das Projekt „LohnSpiegel“ ist Bestandteil des internationalen Wage-Indicator-Netzwerks, an dem Projekte aus rund 70 Ländern mit gleicher Zielrichtung beteiligt sind.

Ansprechpartner in der Hans-Böckler-Stiftung:

Dr. Reinhard Bispinck
Leiter WSI-Tarifarchiv
Tel.: 02 11-77 78-232
Fax: 02 11-77 78-250
E-Mail: Reinhard-Bispinck@boeckler.de

Dr. Heiner Dribbusch
WSI
Tel.: 02 11-77 78-217
E-Mail: Heiner-Dribbusch@boeckler.de

Rainer Jung
Leiter Pressestelle
Tel.: 02 11-77 78-150
Fax: 02 11-77 78-120
E-Mail: Rainer-Jung@boeckler.de

Quelle: idw

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Forschung Biogas: Neue Anlagen sollen Multifunktionsanlagen sein

Florian Klebs Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Hohenheim

Energie, Designdünger, Basischemikalien: Künftige Biogasanlagen sollen mehr als nur Energie produzieren.

Universität Hohenheim und Fraunhofer IGB, Stuttgart, erforschen ganzheitliche Optimierung der Biogas-Prozesskette (GOBi) / Vier Industriepartner beteiligt

Strom, Gas, Wärme, eine optimale Pflanzenproduktion, Designdünger und wertvolle Basischemikalien für die Industrie – in Stuttgart arbeiten Wissenschaftler der Universität Hohenheim und des Fraunhofer-Instituts für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB zusammen mit Industriepartnern an einer nachhaltigen Biogasproduktion, bei der alle Prozessschritte vom Pflanzenbau bis zur Verwertung anfallender Reststoffe untersucht werden. Das Bundesforschungsministerium fördert das Projekt „Ganzheitliche Optimierung der Biogasprozesskette“ (GOBi) drei Jahre lang mit insgesamt 3,9 Millionen Euro.

Im Zuge der Energiewende soll die Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen in Deutschland kontinuierlich ausgebaut werden. Biogasanlagen sind dabei ein wichtiger dezentraler Baustein.

Zwar sind viele einzelne Prozesse in Biogasanlagen vergleichsweise gut erforscht. „Es besteht aber besonderer Forschungsbedarf darin, die Biogasproduktion als Ganzes möglichst effektiv zu gestalten, um die Ausbeute zu verbessern“, sagt Projektleiter Prof. Dr. Joachim Müller an der Universität Hohenheim.

Das Projekt beginnt beim Anbau von Energiepflanzen auf dem Acker und endet bei den Reststoffen der Biogasproduktion – für die es vielseitige Verwendung gibt. „Unser Ziel ist es, die Biomasse der Pflanzen, die zu Biogas vergoren werden, möglichst vollständig zu nutzen. So erforschen wir, wie sich Restprodukte optimal als Dünger verwenden lassen und in wie weit Nebenprodukte anfallen, die zum Beispiel für die chemische Industrie interessant wären“, führt Prof. Dr. Iris Lewandowski, Universität Hohenheim, aus.

Mit ihrer Forschung wollen die Wissenschaftler von Universität Hohenheim und Fraunhofer IGB auch einen Beitrag hin zu einer neuen Bioökonomie leisten. Ziel der sogenannten Bioökonomie ist es, die Abhängigkeit der Wirtschaft von Erdöl und anderen fossilen Rohstoffen durch die Nutzung natürlicher Ressourcen für Nahrungsmittel, Energieträger und Industrierohstoffe zu ersetzen.

Optimaler Anbau für eine optimale Ausbeute

Der eigentliche Optimierungsprozess beginnt bereits auf dem Acker. Denn wie viel Biogas eine Pflanze liefert, hängt nicht nur von der Pflanzenart ab – sondern auch davon, wo und wie sie angebaut wird. Je nachdem wie Boden und Klima beschaffen sind oder wann und wie gedüngt wurde, sind die Ergebnisse verschieden.

Um optimale Anbaumethoden zu entwickeln, experimentieren die Wissenschaftler der Universität Hohenheim mit verschiedenen Pflanzen: neben Mais gehören dazu auch Pflanzen wie Amaranth oder Miscanthus, die derzeit als Energiepflanzen noch ein Nischendasein führen.

Maßgeschneiderte Designdünger

Da bei der Energiepflanzen-Produktion ein hoher Ertrag im Vordergrund steht, werden erhebliche Mengen Dünger benötigt. Den Dünger, den jede Pflanze in anderer Zusammensetzung benötigt, wollen die Forscher des Fraunhofer-Instituts für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB maßschneidern: Mit Rohstoffen, die in der Biogasanlage selbst entstehen.

Dazu trennen sie die Gärreste der Biogasanlage in seine festen und seine flüssigen Bestandteile. Aus der flüssigen Phase wollen die Forscher wertvolle Phosphor- und Stickstoffsalze zurückgewinnen, die den Pflanzen als Nährstoffe dienen.

Die Feststoffe werden weiter getrocknet. Dies geschieht zum Beispiel mit einem energieeffizienten Verfahren mittels überhitzten Wasserdampfs. Übrig bleibt eine trockene, organische Masse.

„Je nach Pflanzenbedarf setzen wir dann die Nährstoffe aus der Flüssigkeit mit der getrockneten organischen Masse zu einem Designdünger zusammen“, erläutert Jennifer Bilbao, die das Projekt am Fraunhofer IGB leitet. Wie sich welcher Dünger für welche Pflanze idealerweise zusammensetzt, gehört auch zu den Forschungsfragen. Die Antwort sollen Düngeversuche im Labor und an den Versuchsstandorten der Universität Hohenheim bringen.

Gewinnbringender Klimaschutz

Der Ansatz, möglichst alle Produkte entlang der Prozesskette zu nutzen, trägt auch zum Klimaschutz bei. Bislang werden die Gärprodukte aus der Biogasanlage so getrocknet, dass leichtflüchtige Gase wie Ammoniak in die Atmosphäre gelangen können.

Mit unterschiedlichen Verfahren versuchen Arbeitsgruppen der Universität Hohenheim und des Fraunhofer IGB, die Ammoniakdämpfe zurückzugewinnen. Denn auch hieraus lässt sich wertvoller Dünger gewinnen.

Natürliche Basischemikalien für die chemische Industrie

Weitere wertvolle Rohstoffe wollen die Forscher aus Nebenprodukten bei der Pflanzenaufbereitung gewinnen. Denn bevor die Energiepflanzen in der eigentlichen Anlage zu Biogas vergären, werden sie vorbehandelt. Bei der sogenannten Silage zerlegen Bakterien das komplexe Pflanzenmaterial in einfachere Verbindungen, darunter Milchsäure, Essigsäure und Buttersäure.

Diese (Karbon-)Säuren sind nicht nur nützlich für die Biogasproduktion. Milchsäure wird in der Lebensmittelindustrie als Säuerungsmittel eingesetzt, ist antibakterieller Zusatz von Reinigungsmitteln oder dient – wie auch die Essigsäure – zur Produktion von Biokunststoffen.

Ein Teilprojekt am Fraunhofer IGB untersucht deshalb auch, ob während der Silage sogenannte Sickersäfte mit einem hohen Anteil dieser Säuren entsteht – und ob es sich rechnet, diese Chemikalien aus dem Sickerwasser zu gewinnen.

„Vielleicht ist das heute noch Zukunftsmusik. Aber in dem Maß, in dem der Ölpreis steigt, wächst der Markt für Chemikalien aus Biomasse“, sagt Jennifer Bilbao.

Bessere Energieausbeute

Gleichzeitig versucht das Projekt, die Kernprozesse bei der Gasproduktion zu verbessern. Ziel ist es, die Ausbeute zu erhöhen und die Produktionszeit zu verkürzen. Hierzu analysieren die Wissenschaftler, wie sich die jeweilige Zusammensetzung der Silage auf die Biogasproduktion auswirkt und vergleichen verschiedene technische Varianten – etwa eine einstufige im Vergleich zu einer zweistufigen Betriebsweise.

Zugleich begeben sich die Forscher in den Mikrokosmos des Gärprozesses. Denn bei der Umwandlung von Biomasse zu Gas wirkt eine Vielzahl verschiedener Mikroorganismen auf komplexe Weise zusammen. Hier wollen die Forscher erkunden, wie sich das Zusammenspiel unterstützen lässt – zum Beispiel, indem sie bestimmte Mikroorganismen gezielt hinzugeben, mit Nährstoffen füttern oder ihnen die Arbeit durch Enzyme erleichtern.

Voraussetzung dafür ist ein Kontrollsystem, über das sich ermitteln lässt, welche Bakterien wie stark an welchem Prozessschritt beteiligt sind. Mit einem Mikroskop wären die vielen 1.000 Untersuchungen nicht zu bewältigen. Deshalb identifizieren die Wissenschaftler die Bakterien einfach an ihrem Erbgut. Dazu nehmen die IGB-Forscher eine Probe aus dem Silo oder dem Gärtank, analysieren das Erbgut aller Bakterien darin auf einmal und ermitteln aus diesen Bausteinen, welche Bakterien in der Probe waren.

Bei dieser Methode entstehen allerdings Datenbanken mit gigantischen Datenmengen. Für die Auswertung kooperieren die Forscher mit der Firma Genedata. „Die Datenbanken durchforsten wir mit speziellen Computerprogrammen, um die beteiligten Mikroorganismen zu identifizieren“, erklärt Thomas Hartsch von Genedata. Ein Gebiet, auf dem Genedata sowohl Ausstattung als auch wertvolle Expertise bereithält.

Ökobilanz überprüft den Gesamtprozess

Wie effizient die Anlage arbeitet, überprüfen die Wissenschaftler mit einer Ökobilanz. Dabei vergleichen sie den Energiebedarf für den Bau, den Betrieb und den Abriss der Biogasanlage mit der Energie, die die Anlage in ihrem gesamten Betriebsleben produziert. Durch den Blick auf Detailabschnitte wollen sie herausfinden, wo weiterer Optimierungsbedarf besteht.

Parallel dazu erarbeiten sie ein Computermodell des ganzen Produktionsprozesses. Dadurch wären auch Prognosen möglich, wie sich Biogasanlagen durch verschiedene Betriebsvarianten verändern könnten.

Hintergrund: Projekt „Ganzheitliche Optimierung der Biogasprozesskette“ (GOBi)

Federführend in diesem Forschungsprojekt ist die Universität Hohenheim in Stuttgart mit dem Institut für Agrartechnik (Projektleitung), dem Institut für Kulturpflanzenwissenschaft und der Landesanstalt für Agrartechnik. Als weitere Partner sind das Stuttgarter Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB, die Münchner Firma Genedata sowie die Firma Geltz Umwelt-Technologie GmbH beteiligt. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert das Projekt „Ganzheitliche Optimierung der Biogasprozesskette zur Steigerung der betrieblichen, stofflichen, energetischen und ökologischen Effizienz unter besonderer Berücksichtigung der Produktion eines natürlichen kundenspezifischen Düngemittels“ innerhalb des Rahmenprogramms „BioProFi – Bioenergie – Prozessorientierte Forschung und Innovation“.

Quelle: idw

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Keime in der Küche: Tipps zur Lebensmittelhygiene

Dr. Suzan Fiack Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR)

BfR aktualisiert Empfehlungen zum Schutz vor Lebensmittelinfektionen im Privathaushalt

Verbraucher unterschätzen häufig gesundheitliche Risiken, die von krankmachenden Keimen in der eigenen Küche ausgehen. „Lebensmittel können mit Bakterien, Viren oder Parasiten verunreinigt werden – und zwar auch durch Fehler bei der Lagerung und Zubereitung im Privathaushalt“, erklärt Professor Dr. Dr. Andreas Hensel, Präsident des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR). Jährlich werden rund 100.000 Erkrankungen gemeldet, die über Lebensmittel übertragen werden können, dazu gehören vor allem Infektionen mit Campylobacter, Salmonellen und Noroviren. In den meisten Fällen sind die Infektionen mit Symptomen wie Magenkrämpfen, Durchfall oder Erbrechen verbunden und heilen von selbst aus. Bei Menschen, deren Immunsystem geschwächt oder noch nicht vollständig ausgebildet ist, kann eine Lebensmittelinfektion aber auch sehr schwer verlaufen. Vor diesem Hintergrund hat das BfR das Merkblatt „Verbrauchertipps: Schutz vor Lebensmittelinfektionen im Privathaushalt“ aktualisiert. Das Merkblatt fasst Empfehlungen zur Lebensmittel- und Küchenhygiene zusammen.

Magen-Darm-Infektionen heilen zwar oft von selbst aus, aber bei besonders empfindlichen Personen können sie auch schwer verlaufen. Zu diesen Personengruppen gehören kleine Kinder, Schwangere, ältere und abwehrgeschwächte Menschen. Um solche Infektionen über Lebensmittel zu vermeiden, sollten Verbraucherinnen und Verbraucher daher bei der Lagerung und Zubereitung von Lebensmitteln Hygieneregeln einhalten.

Ziel ist es, auch in der eigenen Küche die Verunreinigung von Lebensmitteln mit Krankheitserregern zu vermeiden. Da das nicht immer vollständig möglich ist, sollten zudem Maßnahmen getroffen werden, um die Vermehrung von Krankheitserregern in Lebensmitteln zu begrenzen oder deren Überleben zu verhindern: Die meisten Krankheitserreger werden abgetötet, wenn Speisen bei der Zubereitung und beim Aufwärmen ausreichend, d.h. für zwei Minuten oder länger auf mindestens 70 °C erhitzt werden. Diese Temperatur sollte auch im Inneren des Lebensmittels erreicht werden. Zudem lässt sich die Vermehrung von Mikroorganismen in Lebensmittel reduzieren, wenn die Lebensmittel kühl gelagert werden.

Krankheitserreger können von Menschen, Haustieren oder Schädlingen auf Lebensmittel übertragen werden. Ein weiterer bedeutender Übertragungsweg sind rohe Lebensmittel, von denen Keime entweder direkt oder über Hände, Küchenutensilien oder Arbeitsflächen auf andere Lebensmittel übertragen werden. In diesen Fällen spricht man von einer „Kreuzkontamination“ der Lebensmittel. Ein Infektionsrisiko besteht vor allem dann, wenn Lebensmittel roh verzehrt oder vor dem Verzehr nicht mehr ausreichend erhitzt werden.

Das Merkblatt „Schutz vor Lebensmittelinfektionen im Privathaushalt“ fasst Verbrauchertipps zu den folgenden Aspekten der Lebensmittel- und Küchenhygiene zusammen:

> Vermeiden einer Verunreinigung von Lebensmitteln mit Krankheitserregern („Kreuzkontamination“)

> Transport, Lagerung und Zubereitung von Lebensmitteln

> Persönliche Hygiene

> Reinigung der Arbeitsflächen in der Küche sowie von Geschirr und Besteck

Das Merkblatt steht auf der Internetseite des BfR im Bereich Publikationen zum Herunterladen zur Verfügung und kann dort auch über die Warenkorbfunktion kostenlos bestellt werden.

Über das BfR

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ist eine wissenschaftliche Einrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Es berät die Bundesregierung und die Bundesländer zu Fragen der Lebensmittel-, Chemikalien- und Produktsicherheit. Das BfR betreibt eigene Forschung zu Themen, die in engem Zusammenhang mit seinen Bewertungsaufgaben stehen.

Weitere Informationen:
http://www.bfr.bund.de/cm/350/verbrauchertipps_schutz_vor_lebensmittelinfektione… Merkblatt des BfR

Quelle: idw

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Der Wähler von heute: unberechenbar und mobil

Ulrike Jaspers Marketing und Kommunikation
Goethe-Universität Frankfurt am Main

FRANKFURT. Wähler gelten heute als unberechenbar und launisch, aber auch als empfänglich gegenüber Lockrufen populistischer Alternativen. Die Wähler von heute sind Wechselwähler und entscheiden häufig erst an der Wahlurne, wem sie die Stimme geben. Die Mobilität der Wähler gehört zum politischen System der heutigen Bundesrepublik und ist das Ergebnis massiver Veränderungen, die sich in den vergangenen Jahrzehnten abgespielt haben. Details beschreibt die Frankfurter Politikwissenschaftlerin, Prof. Sigrid Roßteutscher, in ihrem Beitrag in der aktuellen Ausgabe des Wissenschaftsmagazins Forschung Frankfurt mit dem Schwerpunktthema „Mobilität“.

In ihrer Diagnose des gesellschaftlichen Wandlungsprozesses spielen auch die massiven Veränderungen in der Medien- und Informationslandschaft eine entscheidende Rolle: Im Zuge der Liberalisierung des Medienmarkts ab 1990 nahm die Zahl der frei empfänglichen privaten Rund- und Fernsehkanäle explosionsartig zu, es folgte der Siegeszug des Internet sowie die Verbreitung der „social media“, was das potenzielle Angebot an Informationen drastisch ansteigen ließ. Dazu die Politikwissenschaftlerin er Goethe-Universität: „Die politischen Signale, die Bürger aus den Medien empfangen, sind somit weniger homogen und damit potenziell auch schwieriger einzuordnen und zu bewerten, als dies für lange Zeit der Fall war. Außerdem können Bürger, die sich nicht für Politik interessieren, intensiv andere Angebote in den vielfältigen Medien nutzen und Politik ausblenden.“

Für die Volksparteien sind die guten Jahre seit den 1990er vorbei: So sind beispielsweise immer weniger Arbeitnehmer gewerkschaftlich orientiert, weil viele klassische Arbeiterberufe verschwunden sind; damit schrumpft auch die Kernklientel der SPD. Ähnlich geht es der CDU/CSU, dort macht sich der Rückgang der aktiven Kirchgänger bemerkbar. „Diese sozialstrukturelle Veränderungen tragen zur Erosion traditioneller politischer Milieus bei, die über lange Zeit das Rückgrat der etablierten Parteien bildeten“, analysiert Roßteutscher.

Mit der schwindenden Bindungskraft der großen Parteien nimmt die Zahl neuer kleinerer Parteien zu, die sich nahe der Fünf-Prozent-Hürde bewegen – Ergebnis: die Fragmentierung des Parteiensystems. Im Zuge der deutschen Vereinigung etablierte sich über die SED, PDS dann schließlich „Die Linke“. Da die neue linke Partei ihre Klientel verstärkt im Osten hat, trug dies nachhaltig zur Regionalisierung des Parteiensystems. Die allmähliche Etablierung der Grünen und dann der Linkspartei führte zu einem graduellen Zuwachs der kleinen Parteien auf Kosten der Großparteien – zumindest bis zur Bundestagswahl im September. „Ob der erstaunliche Zuwachs der ‚Großen‘ bei der Bundestagswahl 2013 eine Trendumkehr signalisiert oder eher einmaliger Ausreißer ist, bleibt abzuwarten“, so die Wahlforscherin. Roßteutscher gehört zu den führenden bundesdeutschen Wissenschaftlern, die in der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten „Deutschen Nationalen Wahlstudie kooperieren.

In der „German Longitudinal Election Study“ (GLES), dem bislang umfassendsten und ehrgeizigsten Projekt der deutschen Wahlforschung, werden als Datenbasis Querschnitts- und sowohl kurz- als auch langfristige Längsschnittumfragen eingesetzt und mit einem Kandidatensurvey, einer Analyse von TV-Duellen sowie Inhaltsanalysen der Medienberichterstattung kombiniert. Mit Blick auf die Bundestagswahlen 2009, 2013 und 2017 untersucht die GLES, wie die mobilere Wählerschaft auf die Herausforderungen der neuen, sehr komplexen Konstellation elektoraler Politik reagiert. Bisher liegen intensive Untersuchungen zur Bundestagswahl 2009 vor, die Daten zu 2013 werden für die Analyse aufbereitet, eine erste gemeinsame Veröffentlichung zu den Besonderheiten dieser Wahl erscheint im Sommer 2014. Die Langfristperspektive wird dann vor allem nach der Bundestagswahl 2017, wenn Daten für drei aufeinanderfolgende Wahlen vorliegen, im Mittelpunkt der wissenschaftlichen Analyse stehen. Drei von insgesamt neun Studienkomponenten der GLES werden unter Leitung von Roßteutscher an der Goethe-Universität realisiert. Zu den Kooperationspartnern gehören die Universität Frankfurt und Mannheim (Prof. Hans Rattinger, Prof. Rüdiger Schmitt-Beck) sowie das Wissenschaftszentrum Berlin (Prof. Bernhard Weßels) und das GESIS – Leibniz Institut für Sozialwissenschaften (Prof. Christof Wolf).

Festgesellt haben die Politikwissenschaftler und Soziologen auch, das mehr Parteien im Angebot nicht zu einer höheren Wahlbeteiligung führen. Gingen in den 1980er Jahren noch Bürger aller Schichten zur Wahl, sind es heute insbesondere die Wähler mit niedrigem Bildungsstatus, die zur stetig wachsenden Gruppe der Nichtwähler gehören. Dazu die Frankfurter Wissenschaftlerin: „Da die soziale Schere bei Jungwählern bis 29 Jahren noch sehr viel deutlicher zu erkennen ist als bei älteren Wählern, spricht viel dafür, dass diese Ungleichheit ein bleibendes Merkmal des politischen Systems Deutschlands wird.“ Die weiteren Untersuchungen der Wahlstudie werden auch darüber detaillierte Auskunft geben können.

Informationen: Prof. Dr. Sigrid Roßteutscher, Fachbereich Gesellschaftswissenschaften, Campus Westend, Tel. (069) 798- 36628, Rossteutscher@soz.uni-frankfurt.de

Ein Probeheft von Forschung Frankfurt kann kostenlos bei Helga Ott bestellt werden unter Ott@pvw.uni-frankfurt.de.

Forschung Frankfurt im Web: http://www.forschung-frankfurt.uni-frankfurt.de/34831594/aktuelle_Ausgabe

Weitere Informationen:
http://www.forschung-frankfurt.uni-frankfurt.de/34831594/aktuelle_Ausgabe

Quelle: idw

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BDEW zum Monitoringbericht Strom und Gas der Bundesnetzagentur:

Bericht belegt dringenden Handlungsbedarf beim Netzausbau

Bericht dokumentiert Erfolg des Marktprämienmodells / Weiterhin erfreuliche Wettbewerbsentwicklung auf dem Gasmarkt

Der Monitoringbericht macht erneut deutlich, wie massiv mittlerweile in die Fahrweise von Kraftwerken und Speichern eingegriffen werden muss, um die Stromnetze vor einer Überlastung zu schützen. „Dies unterstreicht die Dringlichkeit des Netzausbaus insbesondere in Nord-Süd-Richtung. Das Stromnetz in Deutschland steht in einigen Regionen unter erheblichem Stress“, sagte Hildegard Müller, Vorsitzende der Hauptgeschäftsführung des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) heute in Berlin anlässlich der Veröffentlichung des Monitoringberichtes 2013 der Bundesnetzagentur.

Der Bericht veranschauliche darüber hinaus, dass die Netzbetreiber im Zuge der Energiewende große Summen in den Betrieb, den Erhalt und den Ausbau der Netzinfrastruktur investieren. Nachdem in den letzten Jahren Kostensenkungspotenziale ausgeschöpft worden seien, stiegen nun die Netzentgelte durch die hohen Investitionen für die Integration der Erneuerbaren Energien in den Übertragungs- und Verteilnetzen wieder an. Immer deutlicher würden dabei auch die regional sehr unterschiedlichen Belastungen der Netzbetreiber durch die energiepolitischen Herausforderungen. „Der Regulierungsrahmen muss deshalb aus unserer Sicht differenziert weiter entwickelt werden. Auch bei der aktuellen Netzentgeltsystematik im Strombereich sind Anpassungen erforderlich, um Fehlanreize und eine Entsolidarisierung zu vermeiden. Die im Koalitionsvertrag von CDU/CSU und SPD angekündigte Verbesserung der Investitionsbedingungen für Verteilnetzbetreiber dürften nicht auf die lange Bank geschoben werden“, so Müller.

Erfreulich sei auch, dass sich der Präsident des Bundeskartellamtes, Andreas Mundt, für eine verpflichtende Direktvermarktung bei Neuanlagen für Erneuerbare Energien ausspricht. Auch der BDEW setzt sich dafür ein. Laut Monitoringbericht wurden 2012 etwas mehr als 43 Prozent aller erzeugten EEG-Mengen direkt vermarktet. Zurückzuführen sei dies auf das 2012 eingeführte Marktprämienmodell, zu dem der BDEW 2011 einen konkreten Umsetzungsvorschlag erarbeitet und nun Vorschläge zu dessen Weiterentwicklung vorgelegt hat. „Im Koalitionsvertrag von CDU/CSU und SPD ist richtigerweise die auch vom BDEW geforderte Markt- und Systemintegration der Erneuerbaren als wichtiges Reform-Ziel benannt. Mit Blick auf die konkrete Umsetzung und den Zeitplan sehen wir jedoch noch erheblichen Verbesserungsbedarf“, so die Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung abschließend.

Der Monitoringbericht dokumentiere zudem erneut, dass der Wettbewerb auf dem Strom- und Gasmarkt auch im europäischen Vergleich als echte Erfolgsgeschichte bezeichnet werden könne. Insbesondere die Entwicklung des Wettbewerbs auf dem Gasmarkt verläuft laut Bundesnetzagentur weiterhin erfreulich. In der Mehrzahl der Netzgebiete werden demnach die Haushaltskunden von mehr als 50 verschiedenen Gaslieferanten versorgt. „Der deutsche Gasmarkt gehört zu den wettbewerbsintensivsten in Europa“, betonte die Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung. Die im Monitoringbericht ausgewiesenen hohen Erdgasim- und exportmengen spiegelten zudem das Zusammenwachsen des europäischen Gasmarktes wider. Die hierin enthaltenen hohen Transitmengen seien ein Beleg für die Rolle Deutschlands als wichtige Drehscheibe im internationalen Erdgashandel. Gleiches gelte für den europäischen Strommarkt, auf dem Deutschland weiterhin die zentrale Handelsdrehscheibe sei

Quelle: BDEW

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Geo-Engineering: Kommerzielle Düngung der Meere endlich verboten

Erstmals rechtlich verbindliche Vorschriften verabschiedet – Forschung weiter möglich

Kommerzielle Aktivitäten zur Düngung der Meere sind ab sofort international verboten – erlaubt sind lediglich bestimmte Forschungsvorhaben. Das beschlossen die Vertragsstaaten des Londoner Protokolls bereits am 18. Oktober 2013; die Beschlüsse sind nun öffentlich einsehbar. Die Vertragsstaaten müssen nun vor Beginn von Meeresdüngungs- und anderen Geo-Engineering-Aktivitäten sicherstellen, dass tatsächlich geforscht wird und nachteilige Umweltwirkungen ausgeschlossen sind. „Die internationale Vereinbarung ist ein Meilenstein in der Kontrolle des Geo-Engineerings und regelt erstmals wirksam Experimente zur technischen Beeinflussung des Klimawandels. Dass die Neuregelung im Konsens angenommen wurde, unterstreicht die politische Bedeutung der neuen Vorschriften.“ sagt Thomas Holzmann, Vizepräsident des Umweltbundesamtes (UBA), das an den Verhandlungen intensiv beteiligt war. Die 43 Vertragsstaaten vereinbarten auch, neben der Meeresdüngung weitere marine Geo-Engineering-Maßnahmen der staatlichen Kontrolle zu unterstellen. Alle Neuregelungen treten allerdings erst in Kraft, wenn sie von Zwei-Dritteln der Vertragsstaaten ratifiziert werden.

Auslöser der langwierigen internationalen Verhandlungen war ein Antrag der Firma Planktos aus dem Jahr 2007. Diese plante vor den Galapagos-Inseln ein kommerzielles Meeresdüngungsprojekt durchzuführen, um den Klimawandel einzudämmen, obwohl die Wirksamkeit derartiger Eingriffe nicht belegt ist. Bis 2010 einigten sich die Vertragsstaaten des Londoner Protokolls dann auf rechtlich unverbindliche Kontrollinstrumente solcher Projekte. 2012 wurde ein weiteres, höchst umstrittenes Düngungsprojekt vor der Westküste Kanadas durchgeführt. Die bisherigen Absprachen wurden allerdings vollständig missachtet – für die Vertragsstaaten ein wichtiger Grund, sich nun auf verbindliche Regelungen zu einigen. UBA-Vizepräsident Thomas Holzmann: „Das internationale Verbot kommerzieller Climate- und Geo-Engineeringaktivitäten und die wirksame Kontrolle der Forschungsprojekte ist völlig richtig. Wir wissen schlicht zu wenig über die Auswirkungen auf Mensch und Umwelt. Aus Gründen der Vorsorge sollten wir Experimente an unserem Planeten nur streng kontrolliert zu Forschungszwecken und in kleinen Schritten zulassen. Die neuen Vorschriften des Londoner Protokolls tragen dem Rechnung – und sind so Vorbild für das internationale Umweltrecht allgemein.“

Eine wesentliche Neuerung der Beschlüsse ist, dass in Zukunft neben der Ozeandüngung auch andere marine Geo-Engineering Maßnahmen leichter einer Kontrolle unterstellt werden können. Die Neuregelung legt zudem Kriterien fest, die bei der Prüfung der Umweltauswirkungen zu berück¬sichtigen sind. Schließlich wurden erstmalig verbindliche Kriterien bestimmt, durch die Forschungsvorhaben von kommerziellen Aktivitäten unterschieden werden können. „Diese Kriterien können auch im Bereich des sonstigen Ressourcenschutzes helfen, negative Umwelteffekte fragwürdiger wissenschaftlicher Aktivitäten – etwa des angeblich wissenschaftlichen Walfangs durch Japan – zu verringern“, betont Thomas Holzmann.

Stichwort Geo-Engineering:

Der Begriff Geo-Engineering beschreibt Konzepte, die den Klimawandel durch großtechnische Eingriffe in die globalen ökologischen Abläufe zu bremsen versuchen. Eine viel diskutierte Methode ist die Ozeandüngung. Die Idee: Durch Zugabe großer Mengen von Eisenverbindungen in das Meerwasser wird eine großflächige Algenblüte erzeugt. Das in den Algen gebundene CO2 wird nach deren Absterben zum Meeresboden transportiert. Damit soll es in großen Ozeantiefen fest gebunden, der Atmosphäre entzogen und so nicht mehr klimawirksam sein. Derzeit bestehen allerdings breite Zweifel an der Wirksamkeit der Ozeandüngung.

Der Bericht der 35. Vertragsstaatenkonferenz des London Protokolls enthält weitere Informationen zu den Verhandlungen (unter Section 4) und zu den entsprechenden Neuregelungen (unter Annex 4).

Allgemeine Informationen zum Londoner Protokoll
http://www.imo.org/OurWork/Environment/LCLP/Pages/default.aspx

Publikationen
Geo-Engineering – wirksamer Klimaschutz oder Größenwahn?
http://www.umweltbundesamt.de/publikationen/geo-engineering-wirksamer-klimaschutz-groessenwahn

Dokumente

London Protocol – LC35/15 – Report Of The Thirty-Fifth Consultative Meeting And The Eighth Meeting Of The Contracting Parties
http://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/381/dokumente/london_protocol_-_lc_35-15_-_report_of_the_thirty-fifth_consultative_meeting_and_the_eight_meeting_of_the_contracting_parties.pdf

Quelle: UBA

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Online-Software analysiert Nachhaltigkeit von Städten

Tobias Steinhäußer Unternehmenskommunikation
Fraunhofer-Gesellschaft

An Singapurs Hausfassaden wuchern Pflanzen empor, durch Kopenhagens Häuser strömt die Fernwärme – zahlreiche Metropolen arbeiten an ihrer Nachhaltigkeit. Forscher aus zwölf Fraunhofer-Instituten haben sechs Städte identifiziert, die das besonders gut machen: Freiburg, Singapur, Kopenhagen, Tokyo, New York und Berlin. Die Teams ermittelten konkrete Projekte, reisten in die jeweiligen Städte, analysierten, was besonders gut klappt und leiteten über 80 Handlungsfelder ab. Diese beinhalten beispielsweise Fragen nach der Organisation und Struktur der Stadt, oder danach, wie die Politik aufgestellt ist. Daraus ist ein Nachhaltigkeitsmodell entstanden. Mit dem online-basierten Instrument können Städte und Gemeinden selbst analysieren, wie es um ihre Nachhaltigkeit bestellt ist und gemeinsam mit den Forschern konkrete Lösungen für ihren Bedarf entwickeln. Sie erhalten beispielsweise Informationen darüber, wie ihre Stadt im Sinne der Nachhaltigkeit agiert, welche Maßnahmen gut funktionieren, welche nicht und warum das so ist.

Für die Projektmitglieder steht eine verschlankte Version des Programms bereit: Dafür haben die Forscher – unter Leitung des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO in Stuttgart – die Handlungsfelder kategorisiert, priorisiert und die wichtigsten zusammengefasst. Das vollständige Software-Instrument bieten die Wissenschaftler interessierten Städten im Rahmen eines gemeinsamen Projekts an.

Weitere Informationen:
http://www.fraunhofer.de/de/presse/presseinformationen/2014/Januar/kurzmeldungen…

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft 

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Bergwerke als Pumpspeicherkraftwerke nutzen

Rüdiger Mack Marketingkommunikation
Fachinformationszentrum Karlsruhe

Ehemalige Erz-Anlagen bieten Möglichkeiten

Im deutschen Stromnetz sind Pumpspeicherkraftwerke eine feste Größe: Durch sie können momentane Stromüberschüsse gespeichert werden und bei Nachfragespitzen liefern sie schnell Strom. Das BINE-Projektinfo „Windenergie unter Tage speichern“ (18/2013) stellt ein Konzept vor, wie sich stillgelegte Erzbergwerke als Pumpspeicherkraftwerke nutzen lassen. Diese untertägigen Stromspeicher könnten die Speicherkapazitäten im Netz beträchtlich erweitern. Anders als bei den bisherigen oberirdischen Anlagen würden dabei massive Eingriffe in das Landschaftsbild vermieden.

Ein konventionelles Pumpspeicherkraftwerk besteht meistens aus zwei Wasserbecken, Talsperren oder Seen, zwischen denen ein möglichst großer Höhenunterschied besteht. Wenn Energie gespeichert werden soll, wird das Wasser vom unteren Becken ins obere gepumpt. Bei Strombedarf im Netz strömt das Wasser zurück ins untere und treibt dabei eine Turbine an. Dieses Speicherprinzip lässt sich auch in ehemaligen Bergwerken umsetzen. Am Beispiel der Erzbergwerke Grund im nordwestlichen Oberharz sowie Pöhla im Erzgebirge entwickelten die Forscher ein technisches und umweltrechtliches Konzept. Außerdem erarbeiteten sie Eckdaten für die Wirtschaftlichkeit und zum erschließbaren Potenzial in Deutschland.

Die umfangreiche Studie wurde vom Energie-Forschungszentrum Niedersachsen gemeinsam mit weiteren wissenschaftlichen Partnern aus den Bereichen Bergbau, Maschinenbau und Umweltrecht erarbeitet.

Das BINE- Projektinfo ist kostenfrei beim BINE Informationsdienst von FIZ Karlsruhe erhältlich – unter www.bine.info oder 0228 92379-0.

BINE Informationsdienst ist ein Service von FIZ Karlsruhe und wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) gefördert.

FIZ Karlsruhe – Leibniz-Institut für Informationsinfrastruktur ist eine gemeinnützige Gesellschaft, die im öffentlichen Auftrag weltweit publizierte wissenschaftliche Information zugänglich macht und entsprechende Dienstleistungen zur Verfügung stellt. FIZ Karlsruhe hat die Aufgabe, den nationalen und internationalen Wissenstransfer und die Innovationsförderung zu unterstützen.

Weitere Informationen:
http://www.bine.info/en – BINE Informationsdienst englisch
http://www.twitter.com/bineinfo – Folgen Sie BINE Informationsdienst aktuell auf Twitter
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Quelle: Informationsdienst Wissenschaft 

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Klimawandel setzt 40 Prozent mehr Menschen dem Risiko absoluter Wasserknappheit aus

Jonas Viering Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung

Wasserknappheit trifft schon heute Menschen in vielen Ländern, und durch das Bevölkerungswachstum wird der Bedarf an Süßwasser noch weiter steigen. Zusätzlich aber ist in Zukunft vielerorts weniger Wasser verfügbar, weil sich etwa Regenfall und Verdunstung verändern. Der Klimawandel aufgrund unverminderter Treibhausgasemissionen wird wahrscheinlich noch in diesem Jahrhundert rund 40 Prozent mehr Menschen einem Risiko absoluter Wasserknappheit aussetzen, als es ohne Klimaänderungen der Fall wäre. Das zeigt eine neue Studie, für die eine noch nie dagewesene Zahl von Klimafolgenmodellen verwendet wurde.

Die Analyse wird in einem Sonderteil der Fachzeitschrift Proceedings of the National Academy of Sciences erscheinen, die erste Ergebnisse des Inter-Sectoral Impact Model Intercomparison Project (ISI-MIP) versammelt. Dieses ist ein einzigartiger und von Wissenschaftlern weltweit getragener Versuch, die Forschung zu den Folgen des Klimawandels auf eine neue Ebene zu bringen.

„Die stärkste Zunahme von globaler Wasserknappheit könnte es bei einer globalen Erwärmung von zwei bis drei Grad über dem vorindustriellen Niveau geben – und das werden wir in den nächsten Jahrzehnten bereits erleben, wenn die Emissionen nicht bald gesenkt werden“, sagt Leitautor Jacob Schewe vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. „Dass die Wasserknappheit zunimmt, ist bereits länger bekannt. Aber unsere Studie bestimmt erstmals den relativen Anteil des Klimawandels daran, im Vergleich – und zusätzlich – zu der wachsenden Wasserknappheit, die einfach auf das Bevölkerungswachstum zurückzuführen ist.“

Ein bis zwei von hundert Menschen leben heute in Ländern mit absoluter Wasserknappheit. Bevölkerungswachstum und Klimawandel würden dies bei einer globalen Erwärmung von rund drei Grad auf zehn von hundert erhöhen, so die Studie. Absolute Wasserknappheit wird definiert als weniger als 500 Kubikmeter pro Jahr und Kopf. Eine solche Menge kann den Bedarf – wenn überhaupt – nur dann decken, sofern sehr effiziente Techniken der Wassernutzung und des Wassermanagements eingesetzt werden; in vielen Ländern gibt es diese Techniken nicht. Zum Vergleich: der durchschnittliche globale Wasserverbrauch pro Kopf und Jahr liegt bei etwa 1200 Kubikmetern, in den Industrieländern noch deutlich höher.

Die regionalen Unterschiede bei den Auswirkungen des Klimawandels auf die Verfügbarkeit von Wasser sind immens. Für den Mittelmeerraum, den Nahen Osten, den Süden der USA und Südchina zum Beispiel sind laut der Studie wahrscheinlich deutliche Verluste an verfügbarem Wasser zu erwarten. Südindien, das westliche China und Teile Ostafrikas hingegen könnten eine erhebliche Zunahme erleben.

„Wasserknappheit ist eine große Bedrohung für die menschliche Entwicklung, etwa in Regionen wo die Nahrungssicherheit von der Bewässerung abhängt – die Landwirtschaft ist der größte Wasserverbraucher weltweit“, sagt Ko-Autor Qiuhong Tang von der Chinesischen Akademie der Wissenschaften. „Trotzdem ist auch eine Zunahme von Niederschlägen eine Herausforderung – zusätzliches Wasser kann Überflutungen und Störungen von Infrastruktur wie etwa der Kanalisation verursachen. Insgesamt steigen die Risiken also.“ Neben der Landwirtschaft benötigen auch viele industrielle Produktionsprozesse große Mengen Wasser, so dass ein Mangel daran in manchen Regionen die ökonomische Entwicklung erschwert.

Die Studie basiert auf Berechnungen von elf verschiedenen globalen hydrologischen Modellen, die wiederum mit von fünf globalen Klimamodellen erzeugten Daten angetrieben wurden – ein Ensemble von Simulationen, das es bislang in dieser Größe nicht gegeben hat, und das in Kooperation mit vielen Forschungsgruppen aus der ganzen Welt entstand. Damit führen die Ergebnisse das derzeit aktuellste Wissen über Auswirkungen des Klimawandels auf die Verfügbarkeit von Wasser zusammen. Die in ISI-MIP zusammenarbeitenden Wissenschaftler vergleichen systematisch die Ergebnisse der verschiedenen Computersimulationen, um zu sehen, wo sie übereinstimmen und wo nicht. Die oben genannten Zahlen sind Durchschnittsergebnisse mehrerer Modelle. Das heißt, dass einige der Modelle auch eine mögliche stärkere Zunahme der Wasserknappheit anzeigen.

„Dieser breit angelegte Modellvergleich ist insofern einzigartig, als er eine gute Einschätzung der Unsicherheiten bei zukünftigen Folgen des Klimawandels erlaubt – was uns umgekehrt zeigt, welche Erkenntnisse besonders robust sind“, sagt Ko-Autor Pavel Kabat vom International Institute for Applied Systems Analysis (IIASA). „Betrachtet man das Ganze aus der Perspektive des Risikomanagements, so wird selbst aus den eher optimistischen Szenarien und Modellen sehr deutlich: Wir bringen Lebensgrundlagen von Millionen Menschen in Gefahr, wenn der menschengemachte Klimawandel sich ungebremst fortsetzt.“

Allerdings sei die Arbeit damit noch lange nicht beendet, fügte er hinzu. „Wir benötigen weitere Forschung, wie sich der Wasserbedarf in Zukunft in verschiedenen Bereichen wie Landwirtschaft, Industrie und Energie entwickeln wird – und wie zusätzlich zur Reduzierung von Treibhausgasen die technologischen Entwicklungen im Wassersektor helfen könnten, Wasserknappheit zu vermindern.“

Artikel: Schewe, J., Heinke, J., Gerten, D., Haddeland, I., Arnell, N.W., Clarke, D.B., Dankers, R., Eisner, S., Fekete, B.M., Colón-González, F.J., Gosling, S.M., Kim, H., Liu, X., Masaki, Y., Portmann, F.T., Satoh, Y., Stacke, T., Tang, Q., Wada, Y., Wisser, D., Albrecht, T., Frieler, K., Piontek, F., Warszawski, L., Kabat, P. (2013): Multi-model assessment of water scarcity under climate change. Proceedings of the National Academy of Sciences (early online edition) [DOI:10.1073/pnas.1222460110]

Zusammen mit diesem Artikel werden weitere ISI-MIP-Studien online bei PNAS veröffentlicht:

Dankers, R., et al. (2013): First look at changes in flood hazard in the Inter-Sectoral Impact Model Intercomparison Project ensemble. Proceedings of the National Academy of Sciences (early online edition)

Elliott, J., et al (2013): Constraints and potentials of future irrigation water availability on agricultural production under climate change. Proceedings of the National Academy of Sciences (early online edition)

Friend, A. D., et al. (2013): Carbon residence time dominates uncertainty in terrestrial vegetation responses to future climate and atmospheric CO2. Proceedings of the National Academy of Sciences (early online edition)

Haddeland I., et al. (2013): Global water resources affected by human interventions and climate change. Proceedings of the National Academy of Sciences (early online edition)

Nelson, G. C., et al. (2013): Climate change effects on agriculture: Economic responses to biophysical shocks. Proceedings of the National Academy of Sciences (early online edition)

Piontek, F., et al. (2013): Multisectoral climate impact hotspots in a warming world. Proceedings of the National Academy of Sciences (early online edition) [DOI:10.1073/pnas.1222471110]

Prudhomme, C., et al. (2013): Hydrological droughts in the 21st century, hotspots and uncertainties from a global multimodel ensemble experiment. Proceedings of the National Academy of Sciences (early online edition)

Rosenzweig, C., et al. (2013): Assessing agricultural risks of climate change in the 21st century in a global gridded crop model intercomparison. Proceedings of the National Academy of Sciences (early online edition)

Schellnhuber, H.J., et al (2013): The Elephant, the Blind, and the ISI-MIP. Proceedings of the National Academy of Sciences (early online edition)

Warszawski, L., et al. (2013): The Inter-Sectoral Impact Model Intercomparison Project (ISI-MIP): Project framework. Proceedings of the National Academy of Sciences (early online edition)

Kontakt für weitere Informationen:
Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, Pressestelle
Telefon: +49 (0)331 288 2507
E-Mail: presse@pik-potsdam.de
Twitter: @PIK_Klima

Weitere Informationen:
http://www.pnas.org/cgi/doi/10.1073/pnas.1222460110

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft 

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Studie liefert Daten: Opioid lindert Restless-Legs-Syndrom

Frank A. Miltner Pressestelle der DGN
Deutsche Gesellschaft für Neurologie

Wenn die Standardarzneien beim Restless-Legs-Syndrom (RLS) nicht helfen, kann eine Opioid-haltige Wirkstoffkombination Linderung verschaffen. Dies zeigt die bislang größte doppelblinde Studie zum Nutzen von Opioiden bei RLS, die Professor Claudia Trenkwalder von der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) vor kurzem mit ihren europäischen Kollegen in The Lancet Neurology veröffentlicht hat.

„Mit der neuen Studie wird die Therapie mit einem Opiat auf eine solide Basis gestellt“, betont Trenkwalder. „Die Besserung, die hier erzielt wurde, ist viel größer als mit den meisten zugelassenen RLS-Arzneien“, bemerkte Professor Arthur S. Walter von der Vanderbilt University School of Medicine dazu in einem Kommentar: „Zusammenfassend ist die orale Gabe von Oxycodon-Naloxon mit verzögerter Freisetzung eine Option für die kurz- und langfristige Therapie des RLS und könnte für jene Patienten eine besonders gute Wahl sein, die nicht auf andere Therapien ansprechen.“

Das Restless-Legs-Syndrom (RLS) zählt mit einer altersabhängigen Prävalenz von 3 bis 10 Prozent der Bevölkerung zu den häufigsten neurologischen Erkrankungen. Es ist charakterisiert durch einen erheblichen Bewegungsdrang vor allem der Beine, der in Ruhesituationen auftritt und nachts besonders ausgeprägt ist. Erste Wahl ist weltweit die Therapie mit Dopaminagonisten, die jedoch nicht allen Patienten ausreichend helfen können. In den Leitlinien der DGN von 2012, die Claudia Trenkwalder federführend erstellt hat, heißt es deshalb: „Bei unzureichendem Ansprechen auf Dopaminergika oder Komplikationen können Opioide oder Antikonvulsiva ggf. in Kombinationstherapie versucht werden. Für Opioide liegen kontrollierte Erfahrungen bisher nur mit Oxycodon und Tramadol vor. Obwohl Opioide in der Praxis bei RLS häufig verwendet werden und insbesondere zur Therapie der Augmentation eine Behandlungsalternative zu Dopaminergika darstellen, sind nur wenige Daten verfügbar.“ Zwar beschrieb der englische Arzt Thomas Willis bereits im Jahr 1672 erstmals den Einsatz von Opiaten gegen das Restless-Legs-Syndrom, doch fanden sie erst in den 1990er Jahren Eingang in die Behandlungsrichtlinien der US-amerikanischen Akademie für Schlafmedizin.

Erste solide Datenbasis zur Wirkung von Opioiden bei RLS

Trenkwalder, Chefärztin der Paracelsus-Elena-Klinik in Kassel, hat vor diesem Hintergrund mit ihren Kollegen eine Studie initiiert, bei der 306 Patienten in 55 Zentren Österreichs, Deutschlands, Spaniens und Schwedens zwei Mal täglich entweder Oxycodon-Naloxon mit verzögerter Freisetzung erhielten, oder ein Placebo. Die Untersuchung, die vom Hersteller der Arznei finanziert wurde, ist die erste große Doppelblind-Studie zur Wirkung von Opioiden beim RLS. The Lancet würdigt Trenkwalders Leistungen in der gleichen Ausgabe mit einem Porträt.

Bei den Patienten der Studie hatten Dopaminergika nicht geholfen, um die Beschwerden deutlich zu lindern. Im Mittel hatten sie bereits 10,3 Jahre an der Krankheit gelitten, 5 davon unter Therapie. Auf der 40 Punkte umfassenden RLS Study Group Severity Rating Scale war die Krankheit zu Beginn der Studie mit durchschnittlich 31,6 Punkten als sehr schwer eingestuft worden. Nach zwölf Wochen hatte sich dieser Wert unter Oxycodon-Naloxon auf 15,1 Punkte („moderat“) gebessert, unter Placebo lediglich auf 22,1 Punkte („schwer“). Die Wirkung von Oxycodon-Naloxon war somit deutlich stärker als die der meisten zugelassenen Arzneien gegen RLS, merkt Kommentator Arthur S. Walter an. „Diese Daten sind besonders überzeugend, weil an der Studie Patienten teilnahmen, die auf andere Behandlungen nicht mehr ausreichend ansprachen“, so Walter. Die Untersuchung wurde nach zwölf Wochen um weitere 40 Wochen verlängert. In dieser zweiten Phase wurde allen Patienten die Studienarznei angeboten, wovon 197 Teilnehmer Gebrauch machten. Im Durchschnitt wurde die Krankheit nun mit 9,7 Punkten auf der RLS Study Group Severity Rating Scale bewertet und damit gerade noch als „mild“ eingestuft.

Fazit: Signifikante Verbesserung der Symptome

In der Gesamtbilanz konnte eine signifikante klinische Verbesserung erzielt werden, von sehr schweren Symptomen zu Beginn auf milde oder moderate Beschwerden zum Ende der doppel-blinden Studienphase, schreiben Trenkwalder und Kollegen. Außerdem habe man bedeutsame Verbesserungen bei sekundären Studienzielen erreicht, etwa der Schlafqualität und der Lebensqualität. Wichtig ist dabei auch die Anwendung nicht nur abends, sondern die morgendliche und abendliche Gabe, um einen kontinuierlichen Wirkspiegel beim Patienten zu erreichen. „Oxycodon-Naloxon mit verzögerter Freisetzung könnte in der Zukunft eine klinisch bedeutsame Behandlung für Patienten mit Restless-Legs-Syndrom werden, wenn die Medikamente der ersten Wahl versagen“, so Trenkwalder.

Nebenwirkungen meist mild bis moderat

Die Nebenwirkungen des Opiats traten mit 73 Prozent (bzw. 43 Prozent in der Placebo-Gruppe) in der ersten Phase der Studie vergleichsweise häufig auf, in den meisten Fällen waren sie aber mild bis moderat ausgeprägt und konsistent mit dem Sicherheitsprofil dieser Wirkstoffgruppe. Die häufigsten Nebenwirkungen unter Opiat-Therapie waren gastrointestinale Beschwerden wie Obstipation oder Übelkeit, eine unter Opiaten bekannte Nebenwirkung. Unter der Studienarznei schieden in der ersten Phase 13 Prozent der Teilnehmer wegen Nebenwirkungen aus, unter Placebo waren es 7 Prozent. Gleichzeitig hatten in der ersten Phase unter Oxycodon-Naloxon
7 Prozent der Patienten wegen mangelnder Wirkung die Studie verlassen, gegenüber 20 Prozent unter Placebo. Schwere Nebenwirkungen traten mit Oxycodon-Naloxon fünf Mal auf und betrafen überwiegend den Verdauungstrakt.
Auf Anraten des Ethik-Komitees hatten die Forscher zudem vier Wochen nach Abschluss der Studie nach Anzeichen von physischer oder psychischer Anhängigkeit gesucht. Entzugserscheinungen fanden sich bei einem von 176 Patienten nach 12 Wochen und bei zwei Patienten nach einem Jahr.

Quellen

• Trenkwalder C, Beneš H, Grote L, García-Borreguero D, Högl B, Hopp M, Bosse B, Oksche A, Reimer K, Winkelmann J, Allen RP, Kohnen R; RELOXYN Study Group. Prolonged release oxycodone-naloxone for treatment of severe restless legs syndrome after failure of previous treatment: a double-blind, randomised, placebo-controlled trial with an open-label extension. Lancet Neurol. 2013 Dec;12(12):1141-50.
• Walters AS. Opioids and restless legs syndrome. Lancet Neurol. 2013 Dec;12(12):1128-9.
• Mohammadi D. Claudia Trenkwalder: from bench to bedside (and back again). Lancet Neurol. 2013 Dec;12(12):1137.

Fachlicher Kontakt bei Rückfragen:

Prof. Dr. Claudia Trenkwalder
Paracelsus-Elena-Klinik
Klinikstraße 16, 34128 Kassel
E-Mail: trenkwalder@paracelsus-kliniken.de
Tel: +49 (0) 561 6009200

Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie e.V. (DGN)
sieht sich als neurologische Fachgesellschaft in der gesellschaftlichen Verantwortung, mit ihren mehr als 7500 Mitgliedern die neurologische Krankenversorgung in Deutschland zu sichern. Dafür fördert die DGN Wissenschaft und Forschung sowie Lehre, Fort- und Weiterbildung in der Neurologie. Sie beteiligt sich an der gesundheitspolitischen Diskussion. Die DGN wurde im Jahr 1907 in Dresden gegründet. Sitz der Geschäftsstelle ist seit 2008 die Bundeshauptstadt Berlin.
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1. Vorsitzender: Prof. Dr. med. Martin Grond
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Quelle: Informationsdienst Wissenschaft 

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Wie klimafreundlich sind strombasierte Kraftstoffe?

Romy Klupsch Öffentlichkeit und Kommunikation
Öko-Institut e. V. – Institut für angewandte Ökologie

Kraftstoffe auf Strombasis können voraussichtlich erst langfristig zum Klimaschutz beitragen. Treibhausemissionen können nur dann vermieden werden, wenn Strom aus erneuerbaren Energien zur Erzeugung von Kraftstoffen wie Wasserstoff, synthetische Flüssigkraftstoffe oder Methan herangezogen werden kann. Relevante Überschüsse erneuerbarer Energien im Stromsektor, die eine längere Stromspeicherung erfordern, sind jedoch erst mittel- bis langfristig zu erwarten. Darauf verweist das Öko-Institut in seinem Working Paper „Strombasierte Kraftstoffe im Vergleich“.

Direkten Einsatz von Strom in Elektrofahrzeugen bevorzugen

Bei der Umwandlung von Strom in die genannten Antriebsstoffe geht Energie verloren – die Umwandlungsverluste gehen dabei zu Lasten der Effizienz der stromerzeugten Kraftstoffe. Je nach Herstellungspfad und Kraftstoff verbleiben 40 bis 60 Prozent der Energie des Stroms im Kraftstoff.

„Wir stellen deshalb fest, dass der direkte Einsatz von Strom in Elektrofahr-zeugen aus energetischer Sicht zu bevorzugen ist“, fasst Peter Kasten, Verkehrs- und Klimaschutzexperte am Öko-Institut zusammen. Denn neben der vorteilhaften direkten Stromnutzung weisen Elektromotoren deutlich höhere Wirkungsgrade auf als Verbrennungsmotoren. „Dort, wo der elektrische Antrieb technisch nicht machbar ist, wie etwa beim Flugverkehr, stellen strombasierte Kraftstoffe aus erneuerbaren Energien eine Klimaschutzoption dar.“

Zusätzliche erneuerbare Energien sind ein Muss

Trotz eines steigenden Anteils erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung ist die Nutzung strombasierten Methans auf Grundlage des Strommixes erst nach 2040 klimafreundlicher als der Einsatz konventioneller, benzinbetriebener Pkw. Für den Einsatz von strombasiertem Wasserstoff in Brennstoffzellenfahrzeugen gilt dies ab 2020/2030. Denn der aktuelle Strommix besteht heute noch etwa zur Hälfte aus fossilen Brennstoffen. Klimaschädliche Treibhausgasemissionen können durch diese Kraftstoffe daher nur eingespart werden, wenn zusätzliche erneuerbare Energien zum Einsatz kommen.

Hoher Strombedarf bei Umstellung auf strombasierte Kraftstoffe

Vorangegangene Arbeiten des Öko-Instituts zeigen, dass der Verkehr, würde er bis zum Jahr 2050 vollständig auf Elektrofahrzeuge und stromerzeugte Kraftstoffe umgestellt, allein für die Herstellung der Kraftstoffe mehr Strom benötigen würde als im Jahr 2011 in Deutschland insgesamt verbraucht wurde. Im Jahr 2011 entfielen bei einer Gesamtstromnachfrage von 524 Terawattstunden (TWh) knapp 17 TWh (das entspricht 3,2 Prozent) auf den Verkehrssektor. Diese entfielen vorwiegend auf den Schienenverkehr.

„Für einen nennenswerten Klimabeitrag des Verkehrs müssen wir daher auch weiter nach anderen Lösungen suchen, um den Energiebedarf zu verringern“, fordert Ruth Blanck. „Neben der Steigerung der Fahrzeugeffizienz können auch die Vermeidung von Verkehr und die Verlagerung von Transporten beispielsweise von der Straße auf die Schiene einen erheblichen Beitrag dazu leisten, den Energiebedarf des Verkehrssektors zu senken.“

Weitere Informationen:
Working Paper „Strombasierte Kraftstoffe im Vergleich – Stand heute und die Langfristperspektive“ des Öko-Instituts
http://www.oeko.de/oekodoc/1826/2013-496-de.pdf

Ansprechpartner und -partnerin am Öko-Institut:
Ruth Blanck
Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Institutsbereich Infrastruktur & Unternehmen
Öko-Institut e.V., Büro Berlin
Telefon: +49 30 405085-305
E-Mail: r.blanck@oeko.de

Peter Kasten
Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Institutsbereich Infrastruktur & Unternehmen
Öko-Institut e.V., Büro Berlin
Telefon: +49 30 405085-349
E-Mail: p.kasten@oeko.de

Das Öko-Institut ist eines der europaweit führenden, unabhängigen Forschungs- und Beratungsinstitute für eine nachhaltige Zukunft. Seit der Gründung im Jahr 1977 erarbeitet das Institut Grundlagen und Strategien, wie die Vision einer nachhaltigen Entwicklung global, national und lokal umgesetzt werden kann. Das Institut ist an den Standorten Freiburg, Darmstadt und Berlin vertreten.

Neues vom Öko-Institut auf Twitter: http://twitter.com/oekoinstitut
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Quelle: Informationsdienst Wissenschaft 

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Angriff auf die Kläranlagen des Körpers

Dr. Michael Ramm Pressestelle
Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie – Hans-Knöll-Institut (HKI)

Ganze 1.500 Liter Blut fließen täglich durch unsere Nieren, werden gefiltert und von Giftstoffen befreit. Wenn Krankheiten diese Arbeit beeinträchtigen, ist das lebensgefährlich. Bei Dense Deposit Disease, einer seltenen und schweren Nierenerkrankung, ist das der Fall – sie führt zum kompletten Versagen dieser lebenswichtigen Organe. Zur Frage, warum die Krankheit die Nieren befällt und diese zerstört, konnten Wissenschaftler des Leibniz-Instituts für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie – Hans-Knöll-Institut (HKI) einen entscheidenden Beitrag leisten. Das international renommierte Medizin-Fachblatt Journal of Clinical Investigation veröffentlichte soeben ihre Erkenntnisse.

Von Tina Kunath

Größer als eine Faust sind sie nicht, die „Kläranlagen“ des menschlichen Körpers. Und dennoch unverzichtbar: Giftstoffe ausscheiden, Hormone produzieren, Harn bilden. Etwa drei Millionen Nierenkörperchen verrichten so täglich ihre Arbeit. Die seltene Nierenkrankheit Dense Deposit Disease hindert sie allerdings daran. Sie betrifft vor allem Kinder und Jugendliche und führt innerhalb weniger Jahre zum Nierenversagen. Ein Wissenschaftlerteam um Prof. Peter Zipfel vom HKI ist den Ursachen der Krankheit jetzt auf die Spur gekommen.

Im Normalfall bekämpft unsere Immunabwehr feindliche Erreger. Ein Teil davon, das sogenannte Komplementsystem, reagiert dabei besonders schnell und direkt auf bakterielle Eindringlinge. Es besteht aus einer Reihe von Eiweißen. Bei Menschen, die an Dense Deposit Disease erkrankt sind, ist eines dieser Eiweiße aufgrund einer genetischen DNA-Mutation verändert – Dies ist der Knackpunkt bei der Auslösung der Krankheit. Denn eigentlich besteht die Aufgabe dieses Eiweißes darin, das Komplementsystem daran zu hindern körpereigene Zellen und Oberflächen zu zerstören. Das fehlerhafte Eiweiß führt jedoch zur Überaktivierung des Komplementsystems und verursacht damit Ablagerungen und die Schädigung der Nieren. Deren Filtrationsleistung sinkt, bis sie schließlich ihre Arbeit einstellen.

Ein glücklicher Zufall half den Wissenschaftlern des HKI dabei, zu dieser Erkenntnis zu gelangen, erklärt die Doktorandin Qian Chen: „Ein Geschwisterpaar aus Erlangen ist an Dense Deposit Disease erkrankt. Über den behandelnden Arzt Prof. Micheal Wiesener vom Universitätsklinikum Erlangen haben wir diese wichtige Blutproben erhalten, die wir im Labor testen konnten.“ Qian Chen hat die Proben im Rahmen ihrer Doktorarbeit intensiv untersucht. Die Ergebnisse des Jenaer Teams führten schließlich dazu, dass die Behandlungsmethode für die Erlanger Patienten deutlich verbessert werden konnte.

Im günstigsten Fall wurde bisher das Leben der Patienten durch eine lebenslange Dialyse oder eine Nierentransplantation verlängert. Diese Aussichten verbessern sich nun deutlich: „Durch die intensive Zusammenarbeit mit den Ärzten aus Erlangen konnten wir nicht nur aufklären, wie die Krankheit entsteht, sondern bereits erste Medikamente testen.“, so Prof. Peter Zipfel. Nach dem Einpflanzen einer Spenderniere könnte so der Krankheitsverlauf aufgehalten und auf die wöchentliche Dialyse verzichtet werden.

Ein neues Medikament, das derzeit in den USA getestet wird, hat sich bereits im Labor bewährt. Es enthält einen Hemmstoff, der das Komplementsystem ausbremst. In die US-amerikanische Studie zur Wirksamkeit dieses Hemmstoffes sollen jetzt auch die beiden Erlanger Geschwister aufgenommen werden. Wird das Mittel zugelassen, kann es vermutlich bald dafür sorgen, dass sowohl den beiden Patienten aus Erlangen als auch anderen Betroffenen der ständige Gang zur Dialyse erspart bleibt.

Informationen zum HKI

Das Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie – Hans-Knöll-Institut – wurde 1992 gegründet und gehört seit 2003 zur Leibniz-Gemeinschaft. Die Wissenschaftler des HKI befassen sich mit der Infektionsbiologie human-pathogener Pilze. Sie untersuchen die molekularen Mechanismen der Krankheitsauslösung und die Wechselwirkung mit dem menschlichen Immunsystem. Neue Naturstoffe aus Mikroorganismen werden aufihre biologische Aktivität untersucht und für mögliche Anwendungen als Wirkstoffe zielgerichtet modifiziert.

Das HKI verfügt über fünf wissenschaftliche Abteilungen, deren Leiter gleichzeitig berufene Professoren der Friedrich-Schiller-Universität Jena (FSU) sind. Hinzu kommen mehrere Nachwuchsgruppen und Querschnittseinrichtungen mit einer integrativen Funktion für das Institut, darunter das anwendungsorientierte Biotechnikum als Schnittstelle zur Industrie. Gemeinsam mit der FSU betreibt das HKI die Jena Microbial Resource Collection, eine umfassende Sammlung von Mikroorganismen und Naturstoffen. Zurzeit arbeiten mehr als 350 Personen am HKI, davon sind 120 Doktoranden.

Das HKI ist Initiator und Kernpartner großer Verbundprojekte wie der Exzellenz-Graduiertenschule Jena School for Microbial Communication, des Sonderforschungsbereiches/Transregio FungiNet, des Zentrums für Innovationskompetenz Septomics sowie von InfectControl 2020 – Neue Antiinfektionsstrategien, einem Vorhaben im BMBF-Programm Zwanzig20 – Partnerschaft für Innovation.

Informationen zur Leibniz-Gemeinschaft

Die Leibniz-Gemeinschaft verbindet 86 selbständige Forschungseinrichtungen. Deren Ausrichtung reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Raum- und Sozialwissenschaften bis zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute bearbeiten gesellschaftlich, ökonomisch und ökologisch relevante Fragestellungen. Sie betreiben erkenntnis- und anwendungsorientierte Grundlagenforschung. Sie unterhalten wissenschaftliche Infrastrukturen und bieten forschungsbasierte Dienstleistungen an.

Die Leibniz-Gemeinschaft setzt Schwerpunkte im Wissenstransfer in Richtung Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Leibniz-Institute pflegen intensive Kooperationen mit den Hochschulen – u.a. in Form der WissenschaftsCampi – , mit der Industrie und anderen Partnern im In- und Ausland. Sie unterliegen einem maßstabsetzenden transparenten und unabhängigen Begutachtungsverfahren. Aufgrund ihrer gesamtstaatlichen Bedeutung fördern Bund und Länder die Institute der Leibniz-Gemeinschaft gemeinsam.

Die Leibniz-Institute beschäftigen rund 17.000 Personen, darunter 7.900 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Der Gesamtetat der Institute liegt bei 1,5 Milliarden Euro.

Ansprechpartner
Dr. Michael Ramm
Wissenschaftliche Organisation
Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie e.V.
– Hans-Knöll-Institut –
Adolf-Reichwein-Straße 23
07745 Jena

+49 3641 5321011 (T)
+49 1520 1848494 (M)
+49 3641 5320801 (F)
michael.ramm@hki-jena.de

Weitere Informationen:
http://www.presse.hki‐jena.de

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft 

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Stress im Job – Wie gehen junge Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter damit um?

Katja Bär Pressestelle: Kommunikation und Fundraising
Universität Mannheim

Arbeitspsychologinnen der Universität Mannheim wollen in einer neuen Studie untersuchen, wie junge Berufstätige in ihrem Arbeitsalltag mit Stress umgehen und wie sie sich von ihrem Job erholen / Studienteilnehmer gesucht

Junge Berufstätige zwischen 18 und 25 Jahren fühlen sich häufig überfordert und nehmen Arbeitssituationen als sehr belastend wahr. Denn im Arbeitsalltag sind sie mit vielen neuen Stressfaktoren konfrontiert. Aufgrund mangelnder Erfahrung wissen junge Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter jedoch oft nicht, wie sie damit umgehen sollen. Nicht selten führt die mangelnde Stressbewältigung sogar zu körperlichen und psychischen Gesundheitsproblemen. Forscherinnen der Universität Mannheim wollen deshalb in der neuen Studie „rela-x – richtig erholen, leichter arbeiten“ herausfinden, welche Strategien jungen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern helfen, mit stressigen Arbeitssituationen umzugehen. Das Projekt wurde von der Forschungsgesellschaft für angewandte Systemsicherheit und Arbeitsmedizin e.V., mehreren Berufsgenossenschaften und der Universität Mannheim ins Leben gerufen.

In einer Online-Studie wird Professorin Dr. Sabine Sonnentag, Inhaberin des Lehrstuhls für Arbeits- und Organisationspsychologie, zusammen mit ihrem Team über 2.000 junge Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter befragen, um mehr über ihre Arbeitssituation, ihr Befinden und ihre Erholungs- und Bewältigungsstrategien zu erfahren: Welche Strategien nutzen junge Berufstätige zur Erholung und Regeneration? Welche davon sind auf lange Sicht erfolgversprechend? Auch außerbetriebliche Faktoren, wie zum Beispiel der Einfluss des privaten sozialen Umfelds, werden in der Befragung berücksichtigt. Auf Basis der Ergebnisse wollen die Mannheimer Forscherinnen Präventivmaßnahmen entwickeln, um jungen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Fähigkeiten für den Umgang mit Arbeitsstress zu vermitteln.

Denn dass junge Berufstätige auch langfristig körperlich und psychisch gesund bleiben, ist sowohl aus Sicht der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als auch der Betriebe von großer Bedeutung. „Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels ist davon auszugehen, dass die jungen Menschen von heute bis in ein relativ hohes Alter erwerbstätig sein werden. Ihre körperliche und psychische Gesundheit ist dafür eine wichtige Voraussetzung“, erklärt Professorin Sonnentag. „Wir wissen aus anderen Forschungsprojekten, dass Erholungs- und Bewältigungsstrategien eine wichtige Rolle für Wohlbefinden, Gesundheit und Leistungsfähigkeit spielen.“

Informationen für Studienteilnehmer
Junge Berufstätige aus allen Branchen können bei der Studie mitmachen. Im Abstand von drei Monaten sollen sie dazu vier Mal einen Fragebogen beantworten und erhalten als Dankeschön fürs Mitmachen pro Befragung einen Amazon.de-Gutschein im Wert von 5 Euro.

Kontakt:
Dipl.-Psych. Stephanie Tremmel
Dipl.-Psych. Anne Tzschach
Professur für Arbeits- und Organisationspsychologie
Universität Mannheim
Schloss
68131 Mannheim
Telefon: 0621 / 181-2123 oder -2124
E-Mail: rela-x@uni-mannheim.de

Weitere Informationen:
http://www.rela-x.de

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft 

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Forschungsvorhaben: Schwermetalle und Schadstoffe gezielt aus Klärschlämmen entfernen

Tassilo Frhr. v. Leoprechting Pressestelle
Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE)

Um Klärschlämme besser und sicherer in Landwirtschaft und Gartenbau nutzen zu können, fördert das Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) im Programm zur Innovationsförderung durch die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) den Forschungsverbund CARBOWERT. Dieser versucht durch hydrothermale Carbonisierung aus Klärschlämmen hochwertige Bodenhilfsstoffe und Dünger zu entwickeln.

Die hydrothermale Carbonisierung (HTC) wird seit einigen Jahren vermehrt in Wissenschaft und Forschung untersucht. Dabei richtete sich das Augenmerk bisher jedoch besonders auf die Behandlung von Biomassen zur Erzeugung alternativer Brennstoffe. Untersuchungen zur landwirtschaftlichen und gartenbaulichen Nutzung von hydrothermal erzeugten Kohlen liegen nur vereinzelt vor und basieren vornehmlich auf der Behandlung von Biomassen mit relativ hohen Trockenmasseanteilen und geringen Nährstoffgehalten.

Da die HTC-Technologie sich aber besonders für die Behandlung sehr feuchter und flüssiger Ausgangsmaterialien eignet, wird im Verbundvorhaben CARBOWERT untersucht, ob durch die hydrothermale Behandlung eine verbesserte Nutzung von Klärschlämmen in Landwirtschaft und Gartenbau erzielt werden kann.

Eine der zentralen Fragen der Forschungsarbeiten ist, ob und wie durch die HTC-Behandlung Schwermetalle und weitere Schadstoffe aus den Klärschlämmen eliminiert oder ausgeschleust werden können. Gleichzeitig wird ermittelt, ob durch die HTC-Behandlung positive Effekte auf den Nährstoff- und Wasserhaushalt im Boden sowie das Klima (CO2-Speicherung) erzielt werden können. Hierzu sollen die im Labormaßstab bereits erzielten, ersten Erkenntnisse der Prozesssteuerung vertieft untersucht und auf eine großtechnische Anlage übertragen werden. Die Eigenschaften und meliorativen Effekte der so erzeugten HTC-Kohlen werden in begleitenden Labor-, Gewächshaus- und Feldversuchen bestimmt.

Das im Oktober 2013 gestartete Vorhaben ist für einen Zeitraum von 36 Monaten geplant und wird mit insgesamt 1,69 Millionen Euro unterstützt. Das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung GmbH (UFZ) koordiniert das zusammen mit dem Deutschen Biomasseforschungszentrum (DBFZ), der TerraNova Energy GmbH und der Hochschule Trier durchgeführte Forschungsvorhaben.
Weitere Informationen:

http://www.ble.de

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Neue Richtlinie sieht besseren Schutz vor Radon in Wohnungen und am Arbeitsplatz vor

Anja Lutz, Monika Hotopp PB2/ Pressearbeit
Bundesamt für Strahlenschutz

BfS informiert: So schützen Sie sich vor Radon in Gebäuden

Der Rat der Europäischen Union hat am 5. Dezember 2013 eine Richtlinie zur Erneuerung des europäischen Strahlenschutzrechts verabschiedet, an deren Entwicklung auch Experten des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS) mitgewirkt haben. Sie berücksichtigt internationale Standards, die von internationalen Gremien wie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) empfohlen wurden. Auch in diesen Gremien sind die Experten des Bundesamtes vertreten.

Das BfS begrüßt die Verabschiedung der Richtlinie, die innerhalb von vier Jahren in nationales Recht umzusetzen ist. Ein wichtiges Element der Richtlinie ist die Verpflichtung zum besseren Schutz vor Radon in Wohnungen und am Arbeitsplatz, für die sich auch das BfS einsetzt.

Radon ist ein natürlich vorkommendes Gas. Es ist unsichtbar – und harmlos, solange es im Freien bleibt. Sammelt es sich in Gebäuden, wird es zum Problem. Atmet man es ein, schädigen seine radioaktiven Zerfallsprodukte die Lungen. Das Risiko für Lungenkrebs steigt – besonders bei Rauchern. Etwa zehn Prozent aller Häuser sind von erhöhten Radonwerten betroffen. Etwa 1.900 durch Radon verursachte Lungenkrebsfälle pro Jahr wären vermeidbar. Denn oft lässt sich die Radonbelastung schon mit einfachen Mitteln aus dem Baumarkt senken.

Eine neue Animation des BfS macht sichtbar, wie sich das Gas seinen Weg ins Haus bahnt. Für jedermann verständlich erklärt sie, woher das Radon kommt, wie es die Gesundheit schädigt und wie man sich schützen kann. Die Animation ist unter >http://www.bfs.de/radon-film<; im Internetauftritt des BfS zu finden.

In welchen Regionen Deutschlands Radon ein Risiko darstellen kann, zeigt die Radonkarte des BfS, die unter >http://www.bfs.de/de/ion/radon/radon_boden/radonkarte.html<; im Internet abrufbar ist. In Risikogebieten kann eine Radonmessung sinnvoll sein. Obwohl das Gas unsichtbar ist, lässt es sich mit den richtigen Messgeräten unkompliziert, kostengünstig und genau nachweisen: Messstellen, die sich auf den Nachweis von Radon spezialisiert haben, senden kleine Behälter, sogenannte Kernspurdetektoren zu, die man z.B. im Keller, im Wohnzimmer und im Schlaf- und Kinderzimmer ins Regal oder auf den Schrank stellt. Nach mehreren Monaten bis zu einem Jahr schickt man die Behälter wieder zurück und bekommt von den Firmen das Ergebnis und eine erste Einschätzung übermittelt. Für eine Übersichtsmessung sind Messungen in drei bis vier Räumen in der Regel ausreichend.

Eine Liste von Messstellen, die besondere Anforderungen an die Qualitätssicherung erfüllen, ist unter >http://www.bfs.de/de/ion/radon/fachinfo_messung/qualitaetssicherung.html<; abrufbar.

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Tägliche Meldungen 2017

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Dezember 2017
Umwelt
Gesundheit
Gesellschaft
Umwelt
Klimawandel begünstigt Methanfreisetzung aus Gewässern 
Feldtests bestätigen Potenzial von Wärmepumpen als wichtigster Heiztechnik der Zukunft 
Kraftstoff aus Wasser und Wind 
Folgen des Klimawandels: Oder warum wird das Wasser unter Borkum überwacht? 
Dieses Geld stinkt nicht! THGA-Geotechniker will Gas aus alten Mülldeponien energetisch nutzen 
Hochwasservorsorge in der Raumordnung stärken
Geschäftsidee für ein Kanalnetz der Zukunft 
Gibt es nachhaltige Lösungen im Umgang mit schwindenden Phosphorressourcen? 
Den Trends der Umweltbranche auf der Spur 
Flüsse tragen Plastikmüll ins Meer / Große Flusssysteme sind hauptverantwortlich 
Phosphatrückgewinnung – ein Weg zur strategischen Rohstoffsicherung 
TU Berlin: Der Autoreifen in der Umwelt 
Biomasse ohne Abfall: Hochwertige Erzeugnisse und Anwendungen aus Bioraffinerie-Nebenprodukten 
Fataler Insektenstaubsauger: Uferbeleuchtung
Klimaschutz durch Ablasshandel?
Gesundheit
Frauen mit Diabetes: Schlaganfallrisiko um 50 Prozent erhöht 
Warum unser Gehirn Schlaf braucht und was passiert, wenn wir nicht genug davon bekommen 
Biomarker-Tests bei frühem Brustkrebs: Warum unklar ist, ob man sich auf sie verlassen kann 
Gerinnungskontrolle: Warnung vor überholtem Quick-Wert – Patienten sollten auf INR-Wert bestehen 
„Wissensreihe Männergesundheit“ informiert zu Kopfschmerzen, Rückenschmerzen und Work-Life-Balance 
Darmkrebsvorsorge: Neun Tests – trotzdem vergleichbare Ergebnisse 
Vegane Ernährung als Lebensstil: Es besteht Risikokommunikationsbedarf 
Wissenswertes rund um die Gesundheit – der Online-Adventskalender der WLH 
Wie Fettleibigkeit Brustkrebs aggressiver macht 
Wildpilze in Teilen Bayerns nach wie vor belastet 
Influenza – vor allem ältere Menschen stark betroffen 
Gesellschaft
Wer noch zu später Stunde vor dem Bildschirm sitzt, schläft weniger und schlechter als andere 
Flexible Arbeitszeiten: Möglichkeiten, Defizite, Reformbedarf 
Sicheres Bezahlen ohne Datenspur 
Studie: Nachahmung des Gegenübers führt zu höherer Beliebtheit beim Kennenlernen 
November 2017
Umwelt
Gesundheit
Gesellschaft
Umwelt
Wasserforschung: Treibhausgase aus der Kläranlage 
Erhöhung der Biogasproduktion 
Optimiertes Umweltmonitoring für Gewässer und Talsperren durch Satellitendaten 
Kraftstoff aus Abfällen und Elektrizität?
Der Salzwasser-Wächter auf der Darßer Schwelle: Rund um die Uhr im Einsatz – und das seit 25 Jahren 
Von der Weser bis zur Nordsee: PLAWES erforscht Mikroplastik-Kontaminationen in Ökosystemen
In Zeiten des Klimawandels: Was die Farbe eines Sees über seinen Zustand verrät 
Beschleunigt Wasserknappheit die Energiewende? 
Schärfere Bestimmungen zum Schutz vor schädlichen Umwelthormonen nötig: EU-Kriterien unzureichend 
Pilotprojekt zur CO2-Speicherung erfolgreich beendet 
Pilze sind das zweitgrößte Organismenreich der Erde / Studie schätzt 2,2 bis 3,8 Millionen Arten
Wohin geht der Stickstoff nach der Düngung – Frühindikatoren zur Erkennung von Nitratfrachten
Künstliche Intelligenz für Bewässerungssysteme – Feldtests in Pakistan belegen Einsparung von 40% 
Gesundheit
Tätowierungen: Farbpigmente wandern auch als Nanopartikel im Körper 
Bier macht glücklich
DOG 2017: Bei ersten AMD-Anzeichen sofort den Augenarzt aufsuchen 
MHH-Studie: Wie gesund werden wir alt? 
Die wichtigsten Tipps zur Grippe-Impfung: Ältere Menschen sind besonders gefährdet 
„Das Schöne ist doch, dass jeder selbst Vorsorge treffen kann“ 
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Schnitzel aus der Petrischale stößt auf Akzeptanz 
Schaufensterkrankheit – jeder vierte Patient über 65 Jahren ist betroffen: Gehtraining hilft 
Mixing Artificial Sweeteners Inhibits Bitter Taste Receptors 
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Management-Studie – Gemeinsam unehrlich 
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Oktober 2017
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Zweitstimme.org: Wissenschaftliche Prognosen zur Bundestagswahl, laufend aktualisiert 
Populistische Einstellungen sind bei deutschen Wählern nicht mehrheitsfähig 
Mit kürzeren und flexibleren Arbeitszeiten können Betriebe rentenberechtigte Mitarbeiter halten 
Berufliche Entscheidungen von Müttern: Einstellungen des Partners spielen eine wichtige Rolle
August 2017
Umwelt
Gesundheit
Gesellschaft
Umwelt
Die Wasserqualität von Stauseen im Blick
Bienenvölker auf dem Dach der BfG
Von trocken zu nass: In Afrikas Sahelzone könnte es plötzlich viel mehr regnen 
Süßwasserquellen im Meer: Die unsichtbare Wasserressource 
Zeolith-Katalysatoren ebnen den Weg für dezentrale chemische Prozesse: Biosprit aus Abfällen
Extrem sauerstoffarme Wirbel im Atlantik produzieren Treibhausgase 
Überschwemmungen genau in den Blick nehmen 
Bürger forschen in einem wissenschaftlichen Projekt der Universität Greifswald 
Weltrekord bei der Auswertung von Satellitendaten: Städten beim Wachsen zusehen 
Inseln und Küstenregionen am meisten gefährdet 
Zukunftsfähige Wasserinfrastrukturen: Empfehlungen zur Transformation 
Gesundheit
Ungesunde Nachbarschaften: In wohlhabenden Landkreisen Süddeutschlands leben viele Impfverweigerer 
HPV-Impfung – die oft versäumte Chance gegen Krebs 
Sport ist Mord? 
Lebensmittel im Blickpunkt: Die ursprüngliche Reinheit des Mineralwassers 
Bauchaortenaneurysmen: Das Ultraschall-Screening für Männer ab 65 kommt 
Neue Studien belegen: Übergewicht und Adipositas noch gefährlicher als angenommen 
Sonnencremes: Darauf kommt es bei der Darstellung der Wirksamkeit an 
DKOU 2017: Orthopäden und Unfallchirurgen setzen sich für aktiven Lebensstil ein 
Urlaubsplanung 2017: Impfung gegen Hepatitis-Viren bietet wirksamen Schutz für die Leber 
Gesellschaft
Motiviert durch Bestrafung 
Angst, sich zu blamieren – Was hilft am besten? 
Konflikte in der Arbeitswelt: Streit um Entlohnung, Mitbestimmung und Aufstiegschancen
Woher wissen wir wie alt die Erde ist? 
Mitbestimmung wichtiger als Stabilitätsanker in Zeiten von Kapitalmarktdominanz und Digitalisierung 
Schimpansen belohnen Gefälligkeiten 
Juli 2017
Umwelt
Gesundheit
Gesellschaft
Umwelt
Mit dem Laser gegen Unkraut 
Neue Methanabbauer in Seen entdeckt 
Neue Erkenntnisse zum Meeresspiegel-Anstieg 
TU Berlin: Eine Fundgrube für Wertstoffe 
Meereswärme zur Versorgung eines Kälte- und Wärmenetzes in Marseille 
Ressourceneinsatz bei Umwälzpumpen optimieren 
Wasserqualität von Flüssen: Zusätzliche Reinigungsstufen in Kläranlagen lohnen sich 
Abwasser effektiv reinigen
Wie innere Uhren miteinander kommunizieren 
Leitfaden zur Energiewende für Kommunen und Stadtwerke 
Neues Helmholtz-Institut für marine Biodiversität erforscht menschlichen Einfluss auf Meere 
Den Faktor Mensch im biologischen Flickflack der Küstengewässer erkennen 
Besseres Wassermanagement in trockenen Gebieten 
Neue DNA-Datenbank der Wasserinsekten verbessert Umweltüberwachung
Biofilme: Bakterien schützen sich durch Lotuseffekt 
Energiewende: intelligent, vernetzt, nachhaltig 
Welche Auswirkungen hat die Digitalisierung der Industrieproduktion auf Jobs und Umweltschutz? 
Ostfalia forscht: „KlärLam – Kläranlagen als Lastmanager“ 
Biokohle in Brenngas umwandeln 
Energie und Mobilität: Biogas wichtiges Standbein 
Gesundheit
Wie schmecken wir Wasser? Signalweg entschlüsselt 
Nanopartikel: Wo bleiben sie, und wie verändern sie sich? 
Extrakorporale Stoßwellentherapie bei Fersenschmerz: besser als Placebo, Ultraschall, Iontophorese 
Sonne, Outdoor-Working: Krebsgefahr? 
Erythrit – Forscher finden Früherkennungszeichen für Fettleibigkeit 
Deutsche Hochdruckliga e.V. (DHL): Bluthochdruck bei Frauen häufig unterschätzt 
Keramiken und Kunststoffe können Metalle schon bei vielen Zahn-Therapien ersetzen 
Gesunde Mitarbeiter – erfolgreiches Unternehmen 
Phthalate erhöhen das Allergierisiko bei Kindern 
Gesellschaft
Der Kampf um Boni vergiftet das Arbeitsklima 
Je gerechter, desto grüner 
WSI Tarifarchiv: Wer bekommt Urlaubsgeld und was sehen die Tarifverträge vor? 
Einkommensteuer: Beseitigung des Mittelstandsbauchs entlastet vor allem Besserverdienende 
Juni 2017
Umwelt
Gesundheit
Gesellschaft
Umwelt
Wer schwimmt wo? 
„40 Jahre – wir wünschen uns was!“ Das Öko-Institut startet ins Jubiläumsjahr 
Umwelt, Verkehr, Energie. Erste Wasserstofftankstelle aus erneuerbaren Energien in Frankreich 
Eine Werbesäule zur Minderung der Luftverschmutzung in Paris 
Von Batterien bis zu Vanillin: Elektrochemie verwandelt Holzabfälle 
Frischluft im Sand: Was Bakterien in der Nordsee antreibt 
575 Elbkilometer aktiv für die Meeresforschung: Mitschwimmerinnen und Mitschwimmer gesucht
IGB Policy Brief: Fünf drängende Gewässerthemen für die kommende Bundesregierung identifiziert 
Elektroimpulse säubern Industriewässer und Lacke 
Mit Urzeitalgen zu gesundem Wasser: Wirtschaftliches Verfahren zur Beseitigung von EDC im Abwasser 
Die Kieler Förde – ein Trainingsbecken für Miesmuscheln 
BfG registriert an Fischaufstiegsanlage Koblenz über 230.000 aufsteigende Fische 
Gesundheit
Vitamin D: Für Diabetiker wichtiger als gedacht 
Unstatistik des Monats: Eine Stunde joggen, sieben Stunden länger leben 
Wiesn-Studie: Alkoholkonsum beeinflusst das Auftreten von Herzrhythmusstörungen 
Raucherland Deutschland – weltweit unter den Top Ten 
Durch die Luft übertragene Viren überleben im Wasser 
Neue Studie: Zu niedriger Blutdruck ist schädlich, Untergrenzen könnten sinnvoll sein 
Zinkversorgung beeinflusst Herzgesundheit 
Mücken: Eine kommt, die andere geht 
Testosteron ist nicht Schuld am männlichen Haarausfall 
Verbreitung und Genauigkeit von Fitnessarmbändern – Ergebnisse aus Studie liegen vor 
Zecken & Rohmilch: Forscher berichten von neuen Übertragungswegen für FSME 
Gesellschaft
Eigene Kinder beflügeln Top-Führungskräfte in ihrer Arbeit 
Neues Tool: Betrugssoftware in Autos automatisch entdecken 
Wer mit Automaten unhöflich umgeht, den bedienen sie nicht 
Erwerbstätige Frauen arbeiten täglich 1,6-mal so lang unbezahlt wie Männer 
Sehen Fußballfans rivalisierender Mannschaften dasselbe Fußballspiel mit anderen Augen? 
Wohlstandsmessung aus dem Weltall 
Feierabend-Studie: Teilnehmer gesucht 
Mai 2017
Umwelt
Gesundheit
Gesellschaft
Umwelt
Wie ein Sensor-Kabel den Zug im Tunnel und den Einbrecher am Zaun erfasst 
Tiefseekrake hat Quallen zum Fressen gern 
FH Potsdam startet neues Forschungsprojekt für integrierte Stadtentwicklung 
Drohneneinsatz in der Meeresforschung 
240.000 Euro für Forschung zu Digitalisierung und Vernetzung in der Wasserwirtschaft 
Strom aus erneuerbaren Energien mit Drucklufttechnologien speichern 
Besser als die Natur: Künstlicher Biofilm steigert Stromproduktion mikrobieller Brennstoffzellen 
Zuckerrübenschnitzel: der neue Rohstoff für Werkstoffe? 
Schluss mit Ölwechsel auf Verdacht: Sensor warnt, wenn Öl im Blockheizkraftwerk schlecht wird
Durstige Landwirtschaft: Übermässige Grundwassernutzung bedroht Lebensmittelversorgung weltweit 
Energie aus der Toilette 
Internationales Team um Oldenburger Meeresforscher untersucht Meeresoberfläche 
Ein Fisch macht Schule: Mit dem Stör werden Kinder und Jugendliche zu Gewässerexperten 
Lachs mit Nebenwirkungen / Aquakulturen belasten die Flüsse 
Neues Forschungsvorhaben analysiert Optionen für Biogas-Bestandsanlagen bis 2030 
Gesundheit
Blutdruckwerte in Deutschland sinken – trotzdem keine Entwarnung 
Rostocker Forscher wollen Glyphosat „entzaubern“ 
Fettleibigkeit: Mit Spritzen oder Skalpell der Adipositas auf den Leib rücken 
Stoßlüften ist besser als gekippte Fenster 
Darmkrebsvorsorge mit verbessertem Test: Antikörper suchen verstecktes Blut im Stuhl 
Mediziner warnen vor rasantem Anstieg bei Speiseröhrenkrebs als Folge von Sodbrennen 
Neue Müslis für die Gesundheit 
Besser lernen dank Zink? 
Antibiotika wirken gegen Rückenschmerzen – Dänische Wissenschaftlerin erhält Deutschen Schmerzpreis 
Lupinensamen: Gesundheitliche Beeinträchtigungen bei bitterem Geschmack möglich 
Gesellschaft
Ameisen retten ihre Verletzten 
Deutsche brauchen weniger Vorgesetzte als US-Firmen – Mitbestimmung wichtig für flache Hierarchie 
Frauen, die mehr verdienen, bevorzugen finanzielle Unabhängigkeit durch getrennte Kassen 
Faire Ungleichheit? 
Prof. Roger Nitsch: „In der Generation unserer Kinder wird es kein Alzheimer mehr geben“ 
Univesität in Landau sucht Teilnehmer für Online-Befragung zum Thema Berufsalltag 
Mädchen können besser lesen, Jungen besser rechnen? So einfach ist es nicht! 
April 2017
Umwelt
Gesundheit
Gesellschaft
Umwelt
Klimakiller Kuh: Methan-Ausstoß von Vieh könnte bis 2050 um über 70 Prozent steigen 
Wetter-Extreme: Menschheit verändert wahrscheinlich gigantische Luftströme 
Gefährdete Giganten: Große Süßwasser-Tierarten sind weltweit am stärksten vom Aussterben bedroht 
Methan: Insektenlarven in Seen sind unvermutete „Klimasünder“ 
Es muss nicht immer Trinkwasser sein – Abwasser als Ressource nutzen 
»ZeroTrace«: Nachhaltige Aktivkohleverfahren zur Entfernung von Mikroschadstoffen aus Abwasser 
Umweltforscher entwickeln neue Biosensoren für Gewässerkontrolle 
Warum ein Rückgang des Düngemitteleinsatzes in der Zukunft denkbar ist 
Neubildung von Grundwasser exakter berechnen 
UDE koordiniert EU-Netzwerk: Gewässer besser analysieren 
Meeresforschung in Echtzeit verfolgen 
Leipziger Forscher erklären wichtigen Prozess bei biologischer Methanbildung
Gesundheit
Männer mit gestörtem Zuckerstoffwechsel sollten kohlenhydratreiches Essen am Abend meiden 
Schwangerschaft begünstigt neue, hochpathogene Grippevirus-Varianten 
Malaria-Therapien: bald schon viel einfacher, flexibler und effizienter? 
Dem Geheimnis der Achilles-Ferse auf der Spur 
Lebensmittel im Blickpunkt: Die vitaminreiche Mango 
Versorgungsatlas: In Deutschland wächst die Zahl der Patienten mit Diabetes mellitus 
Hoher Fleisch- und Wurstwarenkonsum verschlechtert die Symptome von Asthma 
Lebensstil kann Grauen Star beeinflussen: Diabetes, Rauchen und Übergewicht trüben die Augenlinse 
Bin ich nicht zu alt dafür? Musiktherapie gegen Tinnitus für die Generation 65plus 
1,5 Millionen Diabetespatienten müssen bald ohne bewährte Medikamente auskommen
Gesellschaft
Wie bei Hempels unter dem Sofa 
„Seit Anbeginn der Zeit“ – DNA bestätigt einzigartige Bindung australischer Ureinwohner an ihr Land 
Rück- statt Fortschritt: Automatisches Vertretungsrecht für Eheleute gefährdet Patientenautonomie 
Frauen im Job – Psychologe untersucht Vorurteile 
Risikoentscheidungen: Alter schützt vor Kühnheit nicht 
„Seit Anbeginn der Zeit“ – DNA bestätigt einzigartige Bindung australischer Ureinwohner an ihr Land 
Und sie lächelt doch: Mona Lisas Mimik eindeutiger als gedacht 
Neue App: Welches Elektroauto zu welchem Fahrer passt 
Psychologen untersuchten Persönlichkeitsveränderungen junger Menschen 
Bitte nichts verraten! Wenn es um die eigene Zukunft geht, wollen die meisten nichts wissen 
März 2017
Umwelt
Gesundheit
Gesellschaft
Umwelt
Neue Maßstäbe für eine bessere Wasserqualität in Europa 
Ivan Tolpe Award 2017 für BioEcoSIM-Projekt für beste Neuentwicklung in der Gülleverarbeitung 
Wie viel Klimaschutz steckt im EEG? 
Rezeptur aus der Nanowelt für saubereres Trinkwasser 
Weniger Sauerstoff in allen Meeren 
Pizza, Burger und Co.: Eine fettreiche Mahlzeit kann den Stoffwechsel schädigen und den Weg 
Manche Arten mögen’s nass – Schutz von Mooren und Feuchtgebieten fördern 
4,3 Millionen Euro für Verbundprojekt zur Biodiversität von Auwäldern in der „Flusslandschaft Elbe“
Abgas als Rohstoff 
Weniger Umweltbelastung durch Weinbau: Förderpreis mit 750.000 Euro für Landauer Forschungsprojekt 
Wenn dem Meeresboden der Atem stockt: Zeitweiliger Sauerstoffmangel hat jahrzehntelang Auswirkungen 
 Verstädterung wird 300.000 km2 fruchtbarsten Ackerlands verschlingen
 Moderner Wasserbau ist komplex
„Entengrütze“: Kleine Pflanzen, große Chancen 
Wärmewende für Berlin – Forschungsprojekt gestartet 
Wasser- der heimliche Treiber des Kohlenstoffkreislaufs? 
Vom Phosphorrezyklat zum intelligenten langzeitverfügbaren Düngemittel – Projektstart 
Gesundheit
Klug entscheiden in der Pneumologie: Lungenärzte empfehlen Lungenfunktionstests für Raucher
Hoch wirksamer Malaria-Impfstoff erfolgreich getestet 
Darmspiegelung schon ab 50 – vor allem für Männer 
Giftalarm in der Küche 
 Magensäureblocker: Ohne eindeutige Diagnose nicht langfristig einnehmen
LED-Lampen könnten für die Augen toxisch sein 
Solarien bergen Gesundheitsgefahren 
Gesellschaft
demowanda.de: Fakten zum demografischen Wandel in der Arbeitswelt 
Bewerbungen: Diese Strategien wenden Jobsuchende an
Elektrischer Antrieb zum Mitnehmen 
Frauen liegen bei Renten zurück – Angleichung künftig vor allem durch sinkende Renten bei Männern 
Erste Hilfe für Internetsüchtige – Neues Portal hilft bei Internetsucht weiter 
Volksverschlüsselung muss kommen 
www.tarifrunde-2017.de: Aktuelles zu Kündigungsterminen, Forderungen, Verhandlungen und Ergebnissen 
Februar 2017
Umwelt
Gesundheit
Gesellschaft
Umwelt
BMWi fördert innovative Verwertungsansätze: Biogene Rest- und Abfallstoffe für mehr Strom und Wärme 
Geothermie: Den Sommer im Winter ernten 
Löschwasser mobil und kosteneffizient reinigen 
Grüne Dächer binden Feinstaub, produzieren Frischluft und sind schön anzusehen 
UDE: MULTI-ReUse – Neues Forschungsprojekt zur Abwassernutzung 
Änderungen des Meeresspiegels unterschätzt 
Mehr Strom aus Abwärme von dezentralen Blockheizkraftwerken 
Wälzlager: kleines Bauteil, riesiges Sparpotenzial 
Weltraum-Bärtierchen: Zäh über Generationen 
Manganknollen als Brutstätte für Tiefseekraken 
Abwehrmechanismus von Algen kopiert: Cerdioxid schützt zuverlässig vor marinem Fouling 
Biokunststoffe aus der Kläranlage 
Große Windparks bremsen den Wind und senken die Energieeffizienz 
Nachhaltige Biomasse aus dem All erkennen 
Ozeanworkshop für Jugendliche: Jetzt bewerben! 
Frühwarnsignale für Seen halten nicht, was sie versprechen 
Nährstoffhaushalt einer neuentdeckten „Todeszone“ im Indischen Ozean auf der Kippe 
Im Winter trägt der Hirsch Schal und Wildschweine erhalten eine Haarverlängerung 
Forscher entwickeln Unterwasser-Observatorium 
Auf Video: Bärtierchen-Sex 
Wo bleibt das Treibhausgas Kohlendioxid? 
Gesundheit
Auch wenig Sport beugt Krankheiten vor 
Hilfe vor und nach der letzten Zigarette 
Gesellschaft
Wo die Nesthocker wohnen 
Über 100.000 Klicks: Forscher der TU Kaiserslautern erklären Computerchips auf YouTube 
Januar 2017
Umwelt
Gesundheit
Gesellschaft
Umwelt
Buch über die Pflanzenwelt der Bibel und des Koran 
Bäume pflanzen beim Radeln 
Der Rückgang von Emissionen hat auch negative Begleiterscheinungen 
Förderprogramm „Energetische Biomassenutzung“ sucht: intelligent, flexibel und effizient 
Grüne Trafos fürs grüne Ländle 
Mit Zucker gegen Rost: Bis zu 80 Prozent weniger Biokorrosion 
Schnelltests für Antibiotika in Gewässern und Impfstoffe auf Basis von Antigenen 
TU Berlin: Kunststoff aus Strom und Selters 
Maßgeschneiderte Membranen für die Umwelt 
Hausmüll mit weniger Energie aufbereiten 
Kommunen können mit „Monitor Nachhaltige Kommune“ den Grad ihrer Nachhaltigkeit messen 
Lernen von Legionellen 
Remweed-Forschungsprojekt: Unkrautbekämpfung mittels Agrar-Drohnen 
Upgrade für Biogas
Frachtschiffe reinigen, aber richtig: Forschungsprojekt der OTH Regensburg 
Energiespeicher von morgen wird erstmals im Bodensee getestet 
Power-to-Liquid: Erste Kompaktanlage im Pilotbetrieb 
Fraunhofer IWS präsentiert neue Ergebnisse für nächste Batteriegeneration zum 5.Workshop in Dresden 
„Problemen die Stirn zu bieten, ist entscheidende Triebfeder für den Erfolg beim Umweltschutz“ 
Mit Bakterien Wertstoffe aus Kohlendioxid gewinnen
Klimawandel beeinflusst Deutschland von der Nordsee bis zu den Alpen 
 Neues Projekt: Abwasser aus dem Bergbau sinnvoll wiederverwenden
Chemikalien aus Biomasse
Gesundheit
Struwwelpeter-Gene entdeckt 
Schweinefleisch ist nach wie vor eine bedeutende Infektionsquelle des Menschen mit Salmonellen 
Volksleiden Rückenschmerzen: Patienten überschätzen Bildaufnahmen 
Nach über 100 Jahren: Neue Wege in der Krampfaderbehandlung – Pressekonferenz der DEGUM
Haustiere: Garant für subjektives Wohlbefinden? 
Wie gefährliche Keime als blinde Passagiere von einem Kontinent zum anderen reisen / Neue Studie 
 Übergewicht verstehen und behandeln – Ein Ratgeber für Betroffene und Angehörige
Wer körperlich fit ist, arbeitet effektiver
Gesellschaft
Auszeichnung „Rede des Jahres 2016″ geht an Bundestagspräsident Norbert Lammert 

Klimawandel begünstigt Methanfreisetzung aus Gewässern

Katharina Bunk Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)

Es ist ein Teufelskreis: Infolge des Klimawandels und steigender Temperaturen tritt immer mehr Methan aus Binnengewässern auf der ganzen Welt aus. Die Freisetzung des Treibhausgases Methan wiederum führt zu einem weiteren Temperaturanstieg und einer Beschleunigung des Klimawandels. WissenschaftlerInnen vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) waren an einer niederländischen Studie beteiligt, die einen deutlichen Zusammenhang zwischen Temperaturanstieg und Methanemissionen aus Gewässern zeigt. Ein Temperaturanstieg von nur einem Grad Celsius steigert die Methanfreisetzung um sechs bis 20 Prozent.

Flache Seen, Teiche, Flüsse und Feuchtgebiete sind für ein Gros der globalen natürlichen Treibhausgasemissionen verantwortlich und damit besonders relevant für die Klimafolgenforschung. Das meiste Methan wird durch Gasbläschen freigesetzt, die sich im Sediment von Gewässern bilden. Sobald die Bläschen die Wasseroberfläche erreichen, gelangt das Treibhausgas in die Atmosphäre.

Für die Untersuchung wurden Daten zur Methanfreisetzung aus Gewässern rund um den Globus ausgewertet – von hiesigen Fischteichen über nacheiszeitliche Seen in Skandinavien bis hin zu subtropischen Stadtteichen in China. Zusätzlich wurde der Einfluss des Temperaturanstiegs auf die Methanfreisetzung in einer Laborstudie am Niederländischen Institut für Ökologie (NIOO-KNAW) gemessen.

Höhere Temperaturen, mehr Methan – mehr Methan, höhere Temperaturen
In acht mit Sediment und Wasser gefüllten großen Tanks haben die ForscherInnen ein Jahr lang die Gewässer und Umweltbedingungen unserer Breiten nachgeahmt. Ein simulierter Temperaturanstieg von 4°C führte im gesamten Jahresverlauf zu 51 Prozent mehr Methanemissionen durch freigesetzte Gasbläschen. „Der Temperatureffekt auf die Methanfreisetzung war vor allem auf eine erhöhte mikrobielle Aktivität im Sediment zurückzuführen“, erklärt Dr. Sabine Hilt, Co-Autorin der Studie und Arbeitsgruppenleiterin am IGB. Die WissenschaftlerInnen haben errechnet, dass ein Temperaturanstieg von 1°C zu einem sechs bis 20 Prozent höherem Ausstoß von Methanbläschen führen würde, was wiederum einen zusätzlichen Temperaturanstieg zur Folge hätte.

„Jede Tonne Treibhausgas, die wir freisetzen, befördert also zusätzliche Emissionen aus natürlichen Quellen“, mahnt Prof. Dr. Sarian Kosten, Leiterin der Studie und ehemalige IGB-Gastwissenschaftlerin. „Erfreulicherweise gilt aber auch das Gegenteil: Wenn wir weniger Treibhausgase ausstoßen und die Temperatur sinkt, sinkt auch die Methanfreisetzung aus natürlichen Quellen.“ Durch Messungen in verschiedenen Gewässertypen und Klimazonen weltweit könnten genauere Vorhersagen zu zukünftigen Methanfreisetzungen getroffen werden – eine wichtige Voraussetzung für Prognosen zur globalen Klimaerwärmung und um Gegenmaßnahmen zu ergreifen.

Studie:
Ralf C. H. Aben, Nathan Barros, Ellen van Donk, Thijs Frenken, Sabine Hilt, Garabet Kazanjian, Leon P. M. Lamers, Edwin T. H. M. Peeters, Jan G. M. Roelofs, Lisette N. de Senerpont Domis, Susanne Stephan, Mandy Velthuis, Dedmer B. Van de Waal, Martin Wik, Brett F. Thornton, Jeremy Wilkinson, Tonya DelSontro & Sarian Kosten (2017) Cross continental increase in methane ebullition under climate change. Nature Communications 8: art. 1682. doi:10.1038/s41467-017-01535-y

Ansprechpartner:
PD Dr. Sabine Hilt, Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB), Abt. Ökosystemforschung, hilt@igb-berlin.de, +49 (0)30 64181 677

Prof. Dr. Sarian Kosten, Institute for Water and Wetland Research, Radboud University & Netherlands Institute of Ecology (NIOO-KNAW), s.kosten@science.ru.nl

Über das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB):
Das IGB ist das bundesweit größte Forschungszentrum für Binnengewässer. Es verbindet Grundlagen- und Vorsorgeforschung, bildet den wissenschaftlichen Nachwuchs aus und berät Politik und Gesellschaft in Fragen des nachhaltigen Gewässermanagements. Forschungsschwerpunkte sind u.a. die Langzeitentwicklung von Seen, Flüssen und Feuchtgebieten angesichts sich rasch ändernder Umweltbedingungen, die Renaturierung von Ökosystemen, die Biodiversität aquatischer Lebensräume sowie Technologien für eine ressourcenschonende Aquakultur. Die Arbeiten erfolgen in enger Kooperation mit den Universitäten und Forschungsinstitutionen der Region Berlin/Brandenburg und weltweit. Das IGB gehört zum Forschungsverbund Berlin e. V., einem Zusammenschluss von acht natur-, lebens- und umweltwissenschaftlichen Instituten in Berlin. Die vielfach ausgezeichneten Einrichtungen sind Mitglieder der Leibniz-Gemeinschaft. http://www.igb-berlin.de/

Weitere Informationen:
https://www.nature.com/articles/s41467-017-01535-y
> Lesen Sie die Studie im Open Access Journal Nature Communications
http://www.igb-berlin.de/news/klimawandel-beguenstigt-methanfreisetzung-aus-gewa…
> Lesen Sie die Pressemitteilung auf der IGB-Webseite

Quelle: idw

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Frauen mit Diabetes: Schlaganfallrisiko um 50 Prozent erhöht

Christina Becker Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Diabetes-Zentrum

Frauen mit Diabetes haben ein erhöhtes Risiko Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu entwickeln. Studien aus dem Deutschen Diabetes-Zentrum zeigen, dass das Risiko einen Schlaganfall zu erleiden, bei Frauen mit Diabetes um 50 Prozent höher ist als bei Frauen ohne Diabetes. Langfristig kann der Diabetes vor allem bei nicht adäquater Stoffwechseleinstellung viele Organe schädigen. Erste Ergebnisse der Deutschen Diabetes-Studie liefern Hinweise darauf, dass es auch geschlechterspezifische Unterschiede bei der Entwicklung der Insulinresistenz und Nervenschäden im frühen Verlauf des Diabetes zu geben scheint.

Düsseldorf (DDZ) – In Deutschland leben knapp 7 Millionen Menschen mit Diabetes, die Hälfte davon sind Frauen. Häufig ist die Diagnose zu Beginn der Erkrankung unklar, da nicht eindeutig ist, welcher Diabetes-Typ vorliegt. Bis zu 95 Prozent der Betroffenen haben einen Typ-2-Diabetes. Eine im Deutschen Ärzteblatt veröffentlichte Studie des Deutschen Diabetes-Zentrums (DDZ) zeigt, dass zwischen dem 40. und 80. Lebensjahr die Prävalenz des Typ-2-Diabetes bei Frauen wesentlich geringer steigt als bei Männern. Nach dem 80. Lebensjahr bewegt sich die Prävalenz bei beiden Geschlechtern wieder auf vergleichbarem Niveau.

In Kooperation mit Partnern der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg hat das Deutsche Diabetes-Zentrum das Schlaganfallrisiko von Frauen mit Diabetes untersucht und dafür das populationsbasierte Register der Universität Erlangen-Nürnberg verwendet. Von 100.000 Frauen mit Diabetes erleiden circa 300 einen Schlaganfall, bei Frauen ohne Diabetes sind es rund 200. Damit haben Frauen mit Diabetes ein 50-prozentig höheres Risiko einen Schlaganfall zu erleiden als Frauen ohne Diabetes. „Ein Schlaganfall bedeutet ein großes Risiko für chronische Einschränkung der Lebensqualität für die Patientinnen und hohe Kosten für das Gesundheitssystem“, erklärt Prof. Dr. Michael Roden, Vorstand am Deutschen Diabetes-Zentrum anlässlich des Weltdiabetestags am 14. November 2017. Es müsse weiterhin daran gearbeitet werden, den Diabetes frühzeitig zu erkennen, um Diabetesfolgeerkrankungen wie einen Schlaganfall vermeiden zu können.

Das Institut für Versorgungsforschung und Gesundheitsökonomie am Deutschen Diabetes-Zentrum untersucht im Bereich der Versorgungsforschung die Schätzung von Risiken von relevanten Versorgungsoutcomes, vor allem der diabetischen Begleit- und Folgeerkrankungen (St. Vincent Ziele) und der Depressivität als psychischer Komorbidität. Im Bereich der Gesundheitsökonomie liegt der Schwerpunkt auf der gesundheitsökonomischen Evaluation von Kosten- und Kosten-Effektivitäts-Analysen im Bereich der Diabetesprävention und Behandlung zur Reduktion von diabetischer Komorbidität.

In der bundesweit an acht Standorten des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD) organisierten Deutschen Diabetes-Studie konnte gezeigt werden, dass bereits bei sieben Prozent der Betroffenen mit neu-diagnostiziertem Diabetes erste Hinweise auf Nervenfunktionsstörungen vorliegen. Bei Frauen wiesen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nach, dass eine Abnahme der Nervenleitgeschwindigkeit durch andere Faktoren hervorgerufen wird als bei Männern. Diese sollen im Rahmen der Studie weiter erforscht und in der Folge neue Therapiekonzepte entwickelt werden.

Originalpublikationen:
1.Tamayo, T., Brinks, R. et al. The Prevalence and Incidence of Diabetes in Germany: An Analysis of Statutory Health Insurance Data on 65 Million Individuals From the Years 2009 and 2010. Dtsch Arztebl International 113, 177-82 (2016).

2.Icks, A., Claessen H. et al. Incidence and relative risk of stroke in the diabetic and the non-diabetic population between 1998 and 2014: A community-based stroke register. PLOS ONE accepted, (2017).

3.Strom, A., Brüggemann, J. et al. Pronounced reduction of cutaneous Langerhans cell density in recently diagnosed type 2 diabetes. Diabetes 63, 1148-1153 (2014).

Weitere Informationen:

http://www.ddz.uni-duesseldorf.de/

Quelle: idw

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Warum unser Gehirn Schlaf braucht und was passiert, wenn wir nicht genug davon bekommen

Sabine Ranke-Heinemann Pressestelle
Australisch-Neuseeländischer Hochschulverbund / Institut Ranke-Heinemann

Neue Forschungsergebnisse der University of Queensland in Australien bestätigen, dass Schlafmangel sich auf unsere Gehirnaktivität auswirkt. Neben Leistungsschwächen und mangelnder Konzentrationsschwierigkeit konnte eine Verbindung zwischen Alzheimer und Schlafmangel nachgewiesen werden.

Obwohl es sich beim Schlafen so anfühlt, als hätte man „abgeschaltet“, ist das Gehirn keinesfalls inaktiv. Durch die Untersuchung der Muster von Gehirnaktivitäten konnte herausgefunden werden, dass das Gehirn während des Schlafs zwei Hauptmuster aufzeigt: Den REM-Schlaf („rapid eye movement“) und die Tiefschlafphase. Die Tiefschlafphase, die hauptsächlich zu Beginn der Nacht eintritt, ist durch geringe elektrische Hirnaktivität charakterisiert. Im Laufe der Nacht, erhöht sich dann die Anzahl der REM-Phasen: Während des REM-Schlafs haben wir häufig lebhafte Träume und unsere Hirnaktivität gleicht den Mustern im wachen Zustand.

Der Schlaf hat viele verschiedene Funktionen. Eine davon ist, die Erfahrungen des Tages zu verarbeiten. REM-Schlaf soll wichtig für emotionale Erinnerungen (bspw. Angst) und prozessuale Erinnerungen (bspw. wie fahre ich Fahrrad) sein, wohingegen der Tiefschlaf die sogenannten erklärenden Erinnerungen verarbeitet, die als Aufzeichnung all unserer Erfahrungen und unseres Wissens gelten. Wir wissen, dass unsere täglichen Erfahrungen im Schlaf nochmal durchlebt werden. Diese Wiederholungen finden in den Neuronen des Hippocampus – der relevanten Gehirnregion für das Gedächtnis – statt. Um wichtig von unwichtig zu unterscheiden, kann das Gehirn die Erinnerungen nur selektierend speichern. Der Schlaf ermöglicht es dem Gehirn, die Erinnerungen zu überprüfen und unwichtige Erlebnisse zu vergessen. An die wichtigen Ereignisse können wir uns dann besser erinnern. Um zu vergessen werden die Verbindungen einzelner Hirnzellen geschwächt oder gänzlich getrennt.

Eine gängige Theorie zur Funktion des Schlafs liefert die Hypothese zur synaptischen Homöostase. Sie besagt, dass es während des Schlafes zu einer weiterverbreiteten Schwächung der Synapsen (also der Verbindungen im Gehirn) kommt. Man geht davon aus, dass es diesen Vorgang braucht, um das Gleichgewicht von Erinnern und Vergessen zu halten. Durch das gezielte Vergessen während des Schlafs, können wir am folgenden Tag wieder Neues lernen. Durchkreuzt oder verhindert man diesen Vorgang, so kann es zu intensiveren und unter Umständen auch ungewollten Erinnerungen kommen.
Schlaf wird ausserdem benötigt um das Gehirn „instand zu halten“. Eine aktuelle Studie mit Mäusen hat bestätigt, dass Schlaf das Gehirn auch von Giftstoffen reinigt, die sich während des wachen Zustandes ansammeln. Während des Schlafs vergrößert sich der Zellabstand, sodass Giftstoffproteine abtransportiert werden können. Es ist möglich, dass durch diesen Abtransport Krankheiten wie Alzheimer abgewehrt werden können.

Genug Schlaf zu bekommen ist wichtig für unsere Konzentrations- und Lernfähigkeit während des Wachzustands. Es kommt zu verlangsamten Reaktionszeiten, und wir sind unkreativer und weniger leistungsstark, wenn wir zu wenig schlafen. Es kann außerdem zum sogenannten Sekundenschlaf kommen, bei dem wir wenige Sekunden lang das Bewusstsein verlieren, ohne es überhaupt zu bemerken. Kinder können bei Schlafmangel hyperaktiv werden und den Unterricht stören.

Die Langzeitwirkungen von Schlafentzug können bei Menschen aufgrund ethischer Gründe kaum erforscht werden. Chronische Schlafstörungen konnten allerdings mit Gehirnerkrankungen wie Schizophrenie, Autismus und Alzheimer in Verbindung gebracht werden. Wir wissen jedoch nicht, ob die Schlafstörungen der Grund oder lediglich ein Symptom für diese Erkrankungen sind.

Weitere Informationen:
Institut Ranke-Heinemann / Australisch-Neuseeländischer Hochschulverbund
Pressestelle Friedrichstr. 95
10117 Berlin
Email: berlin@ranke-heinemann.de
Tel.: 030-20 96 29 593

oder

Dr Leonie Kirszenblat
Tel.: +61 7 334 66325
Email: l.kirszenblat@uq.edu.au

Weitere Informationen:
http://www.ranke-heinemann.de

Quelle: idw

(nach oben)


Feldtests bestätigen Potenzial von Wärmepumpen als wichtigster Heiztechnik der Zukunft

Karin Schneider Presse und Public Relations
Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE

Wärmepumpen können auch im Gebäudebestand effizient arbeiten. Zu diesem Ergebnis kommt das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE anhand von Feldtests der vergangenen zwölf Jahre. Auf einer wissenschaftlichen Tagung stellt das Forschungsinstitut erstmals die Daten der neuesten Langzeitbeobachtung vor. Im Vergleich zu einem früheren Projekt im Bereich der Bestandsgebäude hat sich die Effizienz der Luft/Wasser-Wärmepumpen um etwa 20 Prozent gesteigert. Auch aus diesem Grund baut das Fraunhofer ISE seine Wärmepumpen-Aktivitäten massiv aus, unter anderem mit einem Testlabor und verstärkter Forschung an Konzepten für den Einsatz in Mehrfamilienhäusern.

Feldtest und Studie
»Wärmepumpen werden sich zur zukünftig wichtigsten Heiztechnik in Deutschland entwickeln«, sagt Dr. Marek Miara, Koordinator Wärmepumpen am Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE in Freiburg, und präzisiert: »Wärmepumpen sollen 2050 65 bis 90 Prozent der Niedertemperaturwärme in Gebäuden bereitstellen.« Er stützt sich bei diesen Zahlen auf die Studie »Was kostet die Energiewende«, die das Institut 2015 erstellte und deren zugrunde liegendes Rechenmodell für die Optimierung von Transformationspfaden nationaler Energiesysteme REMod seither in vielfältigen Projekten zum Einsatz kam.

Die neuesten Feldtest-Ergebnisse des Fraunhofer ISE bestätigen das große Potenzial von Wärmepumpen. Auf der DKV Tagung (Deutscher Kälte- und Klimatechnischer Verein) im November in Bremen stellt das Fraunhofer ISE den rund 500 Wissenschaftlern, neben anderen Forschungsarbeiten rund um Wärmepumpen, erstmals Zwischenergebnisse aus einer Feldstudie von Wärmepumpen in Gebäuden vor, die überwiegend zwischen 1950 und 1995 installiert wurden. Die Auswertungen zeigen, dass die neue Generation von Anlagen im Mittel knapp 20 Prozent an Effizienz gewonnen hat. Vergleichsbasis ist dabei ein Projekt mit ähnlichem Fokus von vor 10 Jahren. Die Effizienzgewinne liegen einerseits an den Geräten selbst, andererseits an verbesserten Installationen sowie Wärmeübergabesystemen, die geringere Heizkreistemperaturen ermöglichen. Die mittleren Jahresarbeitszahlen JAZ der Luft/Wasser-Wärmepumpen liegen bei 15 gemessenen Anlagen zwischen 2,5 und 3,4. Ein umfassend saniertes Gebäude erreichte eine JAZ von 4,1. Die Jahresarbeitszahl beschreibt das Verhältnis von erzeugter Heizungswärme zur eingesetzten Antriebsenergie.

Fraunhofer ISE baut Wärmepumpenbereich massiv aus
In seinem ServiceLab Heat Pumps and Chillers entwickelt und verbessert das Institut in Zusammenarbeit mit der Industrie seit Jahren Wärmepumpen und deren Systemeinbindung. So arbeitet es auch an der VDI-Richtlinie 4645 zu Planung und Installation von Wärmepumpen mit und engagiert sich bei der Weiterbildung von Technikern und Handwerkern. Miara ist außerdem Leiter des Forschungsprojekts Annex 50 »Heat Pumps in Multi-Family Buildings for Space Heating and DHW« – Heat Pumping Technologies der Internationalen Energieagentur IEA.

Angesichts der wachsenden Bedeutung von Wärmepumpen hat das Institut Laborflächen und Mitarbeiterzahl in diesem Bereich deutlich erhöht. Im Rahmen mehrerer Projekte untersuchen die Forscher unter anderem Anwendungen von Wärmepumpen in Mehrfamilienhäusern. Ein Fokus dabei ist die anspruchsvolle Warmwasserbereitung in diesem Bereich. Anfang 2018 plant das Testlabor zur Vermessung von Wärmepumpen seine Akkreditierung durch die Deutsche Akkreditierungsstelle (DAkkS) und kann dann damit offizielle Zertifikate für die Leistungsdaten von Wärmepumpen ausstellen.

Hintergrund Wärmepumpen
Heizung und Warmwasser benötigen in Deutschland rund 40 Prozent der Endenergie. Dieser heute weitgehend fossil gedeckte Bereich ist ideal für Solarthermie und Umweltwärme geeignet. Wärmepumpen haben dabei die Aufgabe, Umweltenergie, zum Beispiel aus Erdreich, Wasser oder Luft, für Heizzwecke nutzbar machen. Dazu benötigen Wärmepumpen Energie wie Strom oder Gas. Die Effizienz einer Wärmepumpe wird mit der Jahresarbeitszahl JAZ beschrieben. Bei einer JAZ von drei macht die Wärmepumpe aus einem Teil Antriebsenergie drei Teile Nutzenergie. Für die Gesamtbilanz ist noch die Antriebsenergie wichtig. Für eine Kilowattstunde Strom werden heute im Mittel etwa das 1,8-fache an fossiler Primärenergie eingesetzt. Ist die JAZ einer elektrischen Wärmepumpe höher als dieser Wert, ist sie primärenergiemäßig positiv zu bewerten.
Weitere Informationen:
https://www.ise.fraunhofer.de/de/veroeffentlichungen/studien/was-kostet-die-ener… Studie
»Was kostet die Energiewende«

Anhang
Presseinformation [PDF]
https://idw-online.de/de/attachment59219

Quelle: idw

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Wer noch zu später Stunde vor dem Bildschirm sitzt, schläft weniger und schlechter als andere

Monika Wimmer Pressestelle
Sozio-oekonomisches Panel (SOEP)

Egal ob Computer, Smartphone, Playstation oder Fernseher – Menschen, die dank eines schnellen DSL-Zugangs noch bis zur Schlafenszeit vor einem Bildschirm sitzen, schlafen signifikant weniger und sind insgesamt weniger zufrieden mit ihrem Schlaf. Das belegt nun erstmals eine Studie auf Basis der Daten der für Deutschland repräsentativen Langzeitstudie Sozio-oekonomisches Panel (SOEP) am DIW Berlin. Demnach leiden vor allem junge DSL-NutzerInnen im Alter zwischen 18 und 30 Jahren unter einem die Gesundheit beeinträchtigenden Schlafmangel. Die Studie wurde kürzlich als SOEPpaper Nr. 934 veröffentlicht.

Die SOEP-Daten zeigen, dass Erwachsene im Alter von 18 bis 59 Jahren unter der Woche im Durchschnitt etwa 6,8 Stunden schlafen und am Wochenende 7,9 Stunden. Als gesund gilt aus der Sicht von ExpertInnen eine Schlafdauer von 7 bis 9 Stunden.

Um herauszufinden, wie sich ein DSL-Zugang und die damit verbundene längere Nutzung von digitalen Medien auf den Schlaf auswirkt, analysierten die italienischen Ökonomen Francesco C. Billari, Osea Giuntella und Luca Stella die Angaben von mehr als 24.000 Menschen, die zwischen 2008 und 2012 im Rahmen der Langzeitstudie SOEP immer wieder befragt wurden. Diese beantworteten unter anderem Fragen zu ihrer durchschnittlichen Schlafdauer und ihrer Schlafzufriedenheit. Darüber hinaus machten Sie Angaben, ob sie einen DSL-Anschluss hatten oder nicht. Außerdem werteten die Forscher Daten des German Time Use Survey aus, einer Zeitverwendungserhebung des Statististischen Bundesamts, für die 5587 Menschen in 10-minütigen Intervallen genau ihre Aktivitäten im Verlauf eines Tages protokolliert hatten.

Das Ergebnis der Studie zeigt: DSL-NutzerInnen schlafen im Durchschnitt 25 Minuten pro Nacht weniger als Menschen ohne DSL-Anschluss. Und sie empfinden ihren Schlaf signifikant häufiger als unzureichend und weniger zufriedenstellend als andere.

„Besonders der Schlaf jüngerer Menschen unter 30 Jahren, die einen DSL-Anschluss nutzen, ist gefährdet“, sagt der Ökonom Luca Stella von der Bocconi-Universität in Mailand, einer der Autoren. Im Durchschnitt würden sie 70 Minuten weniger als Gleichaltrige ohne DSL-Zugang schlafen. „Außerdem steigt die durchschnittliche Wahrscheinlichkeit, dass sie in der SOEP-Befragung angeben, an Schlafmangel zu leiden, um etwa 40 Prozent“, sagt Luca Stella.

DSL-NutzerInnen zwischen 30 und 59 Jahren rauben vor allem PC und Smartphone den Schlaf. Wenn sie diese Geräte vor dem Schlafengehen eine halbe Stunde lang nutzen, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sie höchstens 6 Stunden Schlaf abbekommen – und damit weniger schlafen als ExpertInnen empfehlen – um 30 Prozent.

Für eine Bevölkerungsgruppe liefert die Studie gute Nachrichten: Der Schlaf von Menschen, die morgens nicht früh aufstehen müssen, wird durch die Mediennutzung zu später Stunde nicht beeinträchtigt. Sie können den fehlenden Schlaf vom Vorabend durch Ausschlafen am nächsten Morgen ausreichend kompensieren.

DAS SOZIO-OEKONOMISCHE PANEL (SOEP):
Das Sozio-oekonomische Panel (SOEP) ist die größte und am längsten laufende multidisziplinäre Langzeitstudie in Deutschland. Das SOEP im DIW Berlin wird als Teil der Forschungsinfrastruktur in Deutschland unter dem Dach der Leibniz-Gemeinschaft vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und den Ländern gefördert. Für das SOEP werden seit 1984 jedes Jahr vom Umfrageinstitut Kantar Public (zuvor TNS Infratest Sozialforschung) in mehreren tausend Haushalten statistische Daten erhoben. Zurzeit sind es etwa 30.000 Personen in etwa 15.000 Haushalten. Die Daten des SOEP geben unter anderem Auskunft über Einkommen, Erwerbstätigkeit, Bildung, Gesundheit und Lebenszufriedenheit. Weil jedes Jahr dieselben Personen befragt werden, können nicht nur langfristige gesellschaftliche Trends, sondern auch die gruppenspezifische Entwicklung von Lebensläufen besonders gut analysiert werden.

DIE STUDIE:
Francesco C. Billari, Osea Giuntella, Luca Stella: Broadband Internet, Digital Temptations, and Sleep, SOEPpaper Nr. 934, 2017.

https://www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.566906.de/diw_sp0934.pdf

KONTAKT ZUM AUTOR DER STUDIE:
E-mail: luca.stella@unibocconi.it

Quelle: idw

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Kraftstoff aus Wasser und Wind

Dr. Karin J. Schmitz Abteilung Öffentlichkeitsarbeit
Gesellschaft Deutscher Chemiker e.V.

Ein Kraftstoff, fast abgasfrei: Das ermöglicht eine neu entwickelte Synthesetechnik. Spezielle Reaktoren erzeugen Kohlenwasserstoffe, die so rein sind, dass sie ruß- und schadstoffarm verbrennen. Als Rohstoffe werden nur Wasserstoff und Kohlendioxid benötigt – gewonnen aus Wasser und der Umgebungsluft. Betrieben mit Windkraft oder Photovoltaik lassen sich so große Mengen natürlicher Energien effektiv in Kohlenwasserstoffe umwandeln und speichern. Wie die Kraftstoffsynthese im Detail abläuft und in welchen Projekten und Anlagenverbünden sie derzeit getestet wird, steht in den „Nachrichten aus der Chemie“.

Wind- und Sonnenenergie fallen zeitlich fluktuierend an, werden aber gerade dann oft nicht benötigt. Umgewandelt in synthetische Kohlenwasserstoffe lassen sich große Mengen dieser Energieformen speichern. Die Synthese erfolgt in speziellen Reaktoren mit einer modifizierten Fischer-Tropsch-Technik, entwickelt von Ineratec, einer Ausgründung des Karlsruher Instituts für Technologie. In der Reaktion werden Wasserstoff und Kohlenstoff zu langen Kohlenwasserstoffketten umgesetzt. Der benötigte Wasserstoff wird durch Elektrolyse hergestellt, betrieben etwa mit Energie aus einer Windkraft- oder Photovoltaikanlage. Als Kohlenstoffquelle eignet sich idealerweise das Treibhausgas Kohlendioxid aus der Umgebungsluft. Die entstehenden Kohlenwasserstoffe können rohölbasierte Kraftstoffe wie Benzin, Diesel und Kerosin ersetzen. Da der Wasserstoff aus der Elektrolyse schadstofffrei ist und gereinigtes Kohlendioxid eingesetzt wird, sind die Produkte ebenfalls rein und verbrennen ruß- sowie schadstoffarm.

Die Kraftstoffsynthese ist so effektiv, dass Technik und Reaktoren in einen transportablen Seecontainer passen. Integriert in einem Anlagenverbund lässt sich die komplette Wertschöpfungskette von Sonnenenergie, Wasser und Luft bis zum Produkt an einem Standort einsetzen. Mehrere Projekte untersuchen derzeit mögliche Anlagenverbünde und die notwendige Infrastruktur. Ziel der Forschung ist es, Transport, Speicherung und Nutzung von Strom zu verbessern und damit die Energiewende zu unterstützen.

Die Chemieingenieure Peter Pfeifer, Manuel Selinsek und Tim Böltken erklären Ablauf, Effizienz und Potenzial der neuen Kraftstoffsynthese in den „Nachrichten aus der Chemie“ und stellen aktuelle Testprojekte vor. Die PDF-Datei des Beitrags gibt es bei der Redaktion der „Nachrichten aus der Chemie“ unter nachrichten@gdch.de.

Nahezu 60.000 anspruchsvolle Chemiker und Chemikerinnen aus Wissenschaft, Wirtschaft und Lehre informieren sich mit den „Nachrichten“ über Entwicklungen in der Chemie, in angrenzenden Wissenschaften sowie über gesellschaftliche und wirtschaftliche Aspekte. Kennzeichen der Zeitschrift der Gesellschaft Deutscher Chemiker sind das breite Spektrum der Berichte und das einmalige Informationsangebot an Personalien, Veranstaltungs- und Fortbildungsterminen.

Weitere Informationen:
http://www.nachrichtenausderchemie.de

Quelle: idw

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Biomarker-Tests bei frühem Brustkrebs: Warum unklar ist, ob man sich auf sie verlassen kann

Dr. Anna-Sabine Ernst Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

Broschüre soll Frauen beim Abschätzen ihres persönlichen Rückfallrisikos unterstützen / Begleitendes Arzt-Gespräch ist unverzichtbar

Im Dezember 2016 hatte das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) Nutzen und Schaden von Biomarker-Tests für Frauen mit frühem Brustkrebs bewertet und seine Ergebnisse veröffentlicht. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sahen für keinen der damals verfügbaren Biomarker-Tests einen Anhaltspunkt, dass er besser als die Standarduntersuchungen diejenigen Frauen identifizieren kann, die keine Chemotherapie benötigen. Da für einige Tests noch Studien ausstehen, die Tests aber von Gynäkologen und Onkologen schon breit eingesetzt und von Herstellern beworben werden, hat der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) das IQWiG beauftragt, eine Entscheidungshilfe zu erstellen. Er will damit erreichen, dass Frauen gut über den Stand des Wissens aufgeklärt werden.

Der Entwurf für diese Entscheidungshilfe liegt nun vor und wird vom G-BA beraten. Er umfasst eine Broschüre sowie einen wissenschaftlichen Bericht, der beschreibt, wie das IQWiG die Aussagen der Broschüre erarbeitet hat.

Schwierige Entscheidung
Die Broschüre richtet sich an Frauen mit frühem Brustkrebs, bei denen sich zur Frage, ob sie sich nach der Operation zusätzlich einer unterstützenden Chemotherapie unterziehen sollten, keine klare Empfehlung geben lässt. Denn für jährlich rund 20.000 Patientinnen in Deutschland ergeben die herkömmlichen klinisch-pathologischen Kriterien, wie etwa die Größe des Tumors oder der Lymphstatus, ein widersprüchliches Bild.

Biomarker sollen zeigen, wer von Chemotherapie profitiert
Die Hersteller der Biomarker-Tests versprechen, jene Patientinnen besser erkennen zu können, die auf eine Chemotherapie verzichten können. Die Tests sollen so die Entscheidung über die Therapie erleichtern. Doch durch aussagekräftige Studien belegt ist das keineswegs. Die Art und Weise, wie die Ergebnisse der Biomarker-Tests kommuniziert werden, spiegelt leicht eine Sicherheit vor, die in Wahrheit nicht existiert.

Was wollen betroffene Frauen wissen?
Die in der Broschüre enthaltenen Informationen sollen die Betroffenen dabei unterstützen, Möglichkeiten und Grenzen dieser Tests realistisch einzuschätzen. In einem ersten Schritt hat das Institut ermittelt, welche Erfahrungen und welche Fragen betroffene Frauen in Hinblick auf die Tests und die Chemotherapie haben. In einem zweiten Schritt wurde ein Textentwurf erstellt und dieser in zwei Fokusgruppen einem Nutzertest unterzogen. Eine Gruppe bestand aus Patientinnen, denen noch kein Biomarker-Test angeboten worden war, bei den Teilnehmerinnen der zweiten Gruppe war das bereits der Fall gewesen.

Rezidivrisiko ist ausschlaggebend für weitere Behandlung
Eine zentrale Rolle spielt das Rezidivrisiko, also die Wahrscheinlichkeit, dass der Krebs nach der Operation erneut auftritt. Dieses Risiko hängt von individuellen Faktoren ab und wird mit klinisch-pathologischen Kriterien standardmäßig bestimmt. Es ist ausschlaggebend für die Beratung einer Frau über die weitere Behandlung. Denn je höher das Rückfallrisiko ist, desto größer ist der mögliche Nutzen einer Chemotherapie.

Die Broschüre erklärt im ersten Teil deshalb ausführlich, wie das Rezidivrisiko bisher routinemäßig ermittelt wird und welche Vor- und Nachteile eine Chemotherapie hat. Der zweite Teil erläutert, dass die relativ neuen Biomarker-Tests bislang nicht belegt haben, das Rückfallrisiko zuverlässiger bestimmen zu können. Offen ist auch, ob die Tests aus Sicht der Frauen zu besseren Entscheidungen führen.

Die Broschüre soll die Frauen so dabei unterstützen, die Vor- und Nachteile einer Chemotherapie abzuwägen und eine informierte Entscheidung zu treffen.

Broschüre kann medizinische Grundlagen vermitteln
Wie die Nutzertests zeigten, ist die Broschüre in der Lage, die medizinischen Grundlagen verständlich zu vermitteln. „Dazu gehört auch, auf die Unsicherheiten einzugehen“, sagt Klaus Koch, der Leiter des im IQWiG für das Projekt verantwortlichen Ressorts Gesundheitsinformation. „Die Frauen wünschen sich verständlicherweise eine klare Aussage, ob ein Test sinnvoll ist oder nicht“, sagt Klaus Koch. „Stattdessen müssen sie erfahren, dass es keine gesicherten wissenschaftlichen Erkenntnisse gibt, ob die neuen Tests ihr individuelles Rückfall-Risiko tatsächlich präziser vorhersagen können. Diese für manche Frauen frustrierende Situation kann eine schriftliche Entscheidungshilfe allenfalls ansatzweise lösen.“

Frauen mit der Unsicherheit nicht allein lassen
Deshalb sollte die Broschüre eingebettet sein in ein umfassendes Gespräch mit der Ärztin oder dem Arzt. „Unsere Nutzertests haben gezeigt, dass die Broschüre das Arzt-Gespräch ergänzen und unterstützen kann“, so Klaus Koch. „Die Behandelnden dürfen die Frauen mit der unbefriedigenden Studienlage aber nicht allein lassen. Die Frauen brauchen Antworten auf ihre individuellen Fragen.“ Nur dann sei eine partizipative Entscheidungsfindung möglich.

Zum Ablauf der Berichtserstellung
Der G-BA hatte das IQWiG beauftragt, den Bericht in Form eines Addendums zu erarbeiten. Denn er bezieht sich unmittelbar auf die im Dezember 2016 veröffentlichte Nutzenbewertung der Biomarker-Tests. Ein Stellungnahmeverfahren beim IQWiG ist bei einem Addendum nicht vorgesehen.

Der G-BA beabsichtigt die Entscheidungshilfe zu veröffentlichen und sie betroffenen Frauen zugänglich zu machen. Dazu muss der Entwurf im G-BA beraten und ein entsprechender Beschluss gefasst werden. Dabei kann es zu Änderungen kommen, d. h. die vom G-BA beschlossene Fassung kann von dem jetzt vom IQWiG vorgelegten Entwurf abweichen.

In die Bearbeitung des Projekts waren sowohl externe Sachverständige in beratender Funktion eingebunden als auch externe Dienstleister, die den Nutzertest durchführten.

Weitere Informationen:
https://www.iqwig.de/de/projekte-ergebnisse/projekte/gesundheitsinformation/p17-… Addendum und Broschüre

Quelle: idw

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Folgen des Klimawandels: Oder warum wird das Wasser unter Borkum überwacht?

Jeannette Schütze Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Angewandte Geophysik

Auf der Nordseeinsel Borkum überwachen Forscherinnen und Forscher des Leibniz-Instituts für Angewandte Geophysik, Hannover (LIAG), die Veränderungen der Salz-Süßwassergrenze im Untergrund. Seit 2009 werden hier in einem weltweit einmaligen Pilotprojekt kontinuierlich geoelektrische Messungen durchgeführt. Die Qualität und Ausdehnung der Süßwasserlinse im Untergrund Borkums wird permanent beobachtet, um Grenzverschiebungen zwischen lebenswichtigem Trinkwasser und ungenießbarem Salzwasser rechtzeitig zu erkennen und nachhaltig mit dem Grundwasser zu wirtschaften. Das Messprinzip wird nun auf weitere Standorte im Norden Deutschlands sowie langfristig auf Standorte weltweit ausgeweitet.

In küstennahen Metropolen haben die Menschen schon heute mit den vielfältigen Folgen des Klimawandels zu kämpfen. Dieser beeinflusst auch den Grundwasserspiegel. Eine wichtige Zukunftsaufgabe ist es, das weitere Vordringen von Salzwasser zu vermeiden, damit Menschen in küstennahen Regionen angemessen und nachhaltig mit Trinkwasser versorgt werden können. Aus diesem Grund erforschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des LIAG seit Jahren die Dynamik der Salz-Süßwassergrenze vor unseren Küsten. Sie suchen nach Antworten auf die Frage, welche Auswirkungen der steigende Meeresspiegel und veränderte Niederschlagsverhältnisse sowie ein erhöhter Bedarf an Trinkwasser in stetig wachsenden, küstennahen Metropolen auf den Verlauf der Salz-Süßwassergrenze haben.

„Wir alle kennen die Bilder aus Bangladesch, wo durch den Anstieg des Meeresspiegels unterirdisch Salzwasser ins Land gedrückt wird. Die Problematik der veränderten Salz-Süßwassergrenze und damit versalzter Brunnen ist dort mancherorts heute schon akut. Neben den Schwierigkeiten für die Trinkwasserversorgung der Menschen vor Ort, werden uns auch die Folgen für die Landwirtschaft deutlich vor Augen geführt. Doch auch an unseren Küsten sind – wenn auch in geringerem Maße – Veränderungen der Salz-Süßwassergrenze zu erwarten. Darum erforschen wir im TOPSOIL-Projekt die Anpassungsfähigkeit der Nordseeregion an den Klimawandel.“ sagt Helga Wiederhold vom LIAG.

Die promovierte Geophysikerin ist Projektleiterin des EU finanzierten TOPSOIL-Projektes am LIAG. Sie sucht gemeinsam mit 24 Partnern aus fünf europäischen Ländern nach Wegen, diesem Zukunftsthema zu begegnen. Den Ausgangspunkt bildete CLIWAT. In dem Projekt erforschten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus vier europäischen Ländern zwischen 2008 und 2012 den Einfluss des Klimawandels auf die Trinkwasserversorgung in der Nordseeregion. Die Insel Borkum steht seither im Fokus des Interesses, da die geologischen Merkmale dort typisch sind für die Barriere-Inseln der Nordsee. Die auf Borkum gesammelten Erkenntnisse lassen sich jedoch nicht nur gut auf andere ostfriesische Inseln übertragen, sie sind gleichzeitig die Basis dafür, das Verfahren nun auch international einzusetzen. „Im dem vom Bund finanzierten Forschungsprojekt go-CAM haben wir die Chance diese Technologie jetzt auch in die Welt zu tragen und Strategien für nachhaltige Wasserversorgung im Nordosten Brasiliens, an der Südküste der Türkei und am Ostkap in Südafrika zu entwickeln. Unsere Fragen sind zwar gleich, doch die geologischen, hydrologischen und klimatischen Bedingungen an diesen drei Standorten sind sehr verschieden. Es bleibt spannend und es ist ein gutes Gefühl, so ein kleines bisschen zu den nachhaltigen Entwicklungszielen der Vereinten Nationen beizutragen.“ so Dr. Wiederhold.

Bei der Erkundung Borkums wurde ein integrativer Ansatz verfolgt. Werkzeuge aus der Geophysik, der Geologie und der Hydrogeologie wurden eingesetzt, um ein Dichteströmungsmodell des Untergrundes zu erstellen. Dieses dient als Basis für weitere Untersuchungen der Grundwassersysteme an der norddeutschen Küste. Ziel ist es, räumliche und zeitliche Veränderungen an der Süßwasserlinse und hydrologische Prozesse, die diese beeinflussen, besser zu verstehen. Die Untersuchungen haben gezeigt, dass kontinuierliche, geoelektrische Messungen vor Ort weitere wichtige Erkenntnisse bringen können.

Aus diesem Grund wird die Salz-Süßwassergrenze seit 2009 in einem weltweit einmaligen Pilotprojekt an zwei Standorten auf der Insel überwacht. Der Messaufbau reicht bis in 65 Meter Tiefe. Die Sonden und Elektroden sind in vertikaler Richtung in Wenner-Anordnung so verteilt, dass Daten für unterschiedliche Auflösungen und Reichweiten nacheinander aufgezeichnet werden. Die Messwerte werden kontinuierlich abgerufen und zeitnah am LIAG ausgewertet.

Institut:
Das Leibniz-Institut für Angewandte Geophysik mit Sitz in Hannover ist ein eigenständiges Forschungsinstitut und Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Das Institut betreibt und koordiniert zukunftsgerichtete Forschung auf dem Gebiet der physikalischen Geowissenschaften. Als Einrichtung von überregionaler Bedeutung wird es von Bund und Ländern gemeinsam finanziert. Das Institut blickt auf über 50 Jahre Erfahrung in der Geophysik-Forschung zurück und bündelt seine thematische Forschung unter anderem im Forschungsschwerpunkt „Grundwassersysteme – Hydrogeophysik“.

Kontakt:
Frau Dr. Helga Wiederhold
Tel: 0511 643-3520
E-Mail: helga.wiederhold@liag-hannover.de

Weitere Informationen:
http://www.liag-hannover.de Leibniz-Institut für Angewandte Geophysik
http://www.liag-hannover.de/fsp/gws-hydro.html LIAG-Forschungsschwerpunkt Grundwasser
http://www.liag-hannover.de/s/s2/forschungsfelder/geoelektrik/vertikalelektroden… LIAG-Spezialsonde zur Beobachtung der Salz- Süßwassergrenze

Quelle: idw

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Gerinnungskontrolle: Warnung vor überholtem Quick-Wert – Patienten sollten auf INR-Wert bestehen

Michael Wichert Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Herzstiftung e.V./Deutsche Stiftung für Herzforschung

Nur INR-Wert bietet sichere Gerinnungskontrolle. Manche Ärzte verwenden noch immer veralteten Quick-Wert

Um schwere Nebenwirkungen wie Blutungen zu verhindern, muss bei Herzpatienten, die das gerinnungshemmende Medikament Marcumar einnehmen, die Intensität der Gerinnungshemmung („Blutverdünnung“) regelmäßig kontrolliert werden. Eine exakte Einstellung des Medikaments erfolgt seit über 30 Jahren mit dem weltweit standardisierten INR-Wert (engl. „International Normalized Ratio“), der die Stärke der Gerinnungshemmung und damit die Wirkung des Medikaments angibt. „Leider setzen immer noch manche Ärzte bei der Gerinnungskontrolle den überholten Quick-Wert ein und nicht den standardisierten INR-Wert“, stellt Dr. med. Christa Gohlke-Bärwolf vom Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung in einem Beitrag unter www.herzstiftung.de/quick-wert.html fest. „Dabei ermöglicht nur der INR-Wert – nicht der Quick-Wert – eine zuverlässige, allgemein gültige und vergleichbare Kontrolle der Intensität der Gerinnungshemmung.“ Der Quick-Wert kann von Labor zu Labor schwanken und derselbe Wert kann in Abhängigkeit vom verwandten Thromboplastin unterschiedliche Intensitäten der Gerinnungshemmung anzeigen. Wichtig für Marcumar-Patienten, die ins Ausland reisen: Bei ihnen muss unbedingt der INR-Wert im Ausweis angegeben werden, denn nur dieser ist aufgrund des weltweiten INR-Standards zur Gerinnungskontrolle akzeptiert.
Mehrere hunderttausend Patienten in Deutschland werden aufgrund einer Herzerkrankung wie Vorhofflimmern oder als Träger von künstlichen Herzklappen mit einem Gerinnungshemmer behandelt, um sie vor Embolien, Schlaganfällen und Klappenthrombosen zu schützen. Dafür werden gerinnungshemmende Medikamente vom Typ der Vitamin K-Antagonisten wie Phenprocoumon (Marcumar, Falithrom) oder Coumadin eingesetzt. Für die Therapie des sog. nichtvalvulären Vorhofflimmerns, d. h. das nicht mit einer Herzklappenerkrankung oder einer künstlichen Herzklappe einhergeht, können mittlerweile die neuen Gerinnungshemmer Pradaxa, Xarelto, Eliquis und Edoxaban eingesetzt werden. Allerdings wird ein Großteil der Patienten noch mit Phenprocoumon (z.B. Marcumar) behandelt. Für Patienten mit künstlichen Herzklappen gibt es keine Alternative, Vitamin K- Antagonisten wie Marcumar sind für diese Patienten immer noch die sichersten und wirksamsten gerinnungshemmenden Medikamente.

Schwankungen und Unzuverlässigkeit des Quick-Werts
Grund für die Unzuverlässigkeit und Nichtvergleichbarkeit des Quick-Werts sind unterschiedlich empfindliche Thromboplastine, die zur Quick-Wert-Bestimmung verwendet werden. So kann z. B. ein Quick-Wert von 10% mit einem empfindlichen Thromboplastin gemessen eine noch im therapeutischen Zielbereich liegende Gerinnungshemmung anzeigen, z. B. einen INR-Wert von 2,5. Wurde dieser Wert aber mit einem weniger empfindlichen Thromboplastin gemessen, zeigt der Quick-Wert von 10% eine zu starke Gerinnungshemmung an, z. B. einen INR-Wert von 4,5. Somit kann ein bestimmter Quick-Wert eine ganz unterschiedliche Intensität der Gerinnungshemmung wiederspiegeln, je nachdem welches Thromboplastin zur Bestimmung verwendet wurde. „Die Folgen können sehr gefährliche Blutungen für den Patienten sein“, warnt die Kardiologin. Nur ein INR-Wert im therapeutischen Zielbereich bietet einen optimalen Schutz vor Gerinnselbildung mit einer möglichst geringen Blutungsgefahr. „Patienten sollten deshalb beim Arzt darauf bestehen, dass immer ihr INR-Wert angegeben wird. Es ist wichtig, dass sich der INR-Wert in Deutschland flächendeckend durchsetzt – dem einzigen Land der Welt, in dem immer noch mit Quick-Werten trotz ihrer Nachteile gearbeitet wird.“

Seit langem bewährt: INR-Wert-Selbstbestimmung
Sehr bewährt hat sich die Selbstbestimmung der Gerinnungshemmung durch den Patienten. So kann er jederzeit den INR-Wert feststellen und auf Veränderungen rasch reagieren (z. B. bei einer Neueinstellung mit Marcumar, bei einem Wiederbeginn mit Marcumar nach einer Operation, bei Durchfall oder fieberhaften Erkrankungen mit eingeschränkter Nahrungsaufnahme). In Studien wurde nachgewiesen, dass die INR-Werte bei selbstbestimmenden Patienten wesentlich häufiger im therapeutischen Bereich liegen und damit seltener Komplikationen auftreten. Der INR-Wert, der von der WHO bereits 1983 eingeführt wurde, wird von den medizinischen Fachgesellschaften weltweit ausschließlich zur Intensitätsmessung der Gerinnungshemmung empfohlen, und nicht der Quick-Wert. Auch die Selbstbestimmung des INR-Wertes durch geeignete Patienten wird von den Fachgesellschaften empfohlen.

Tipp: Zwei kostenfreie Experten-Ratgeber zu diesem Thema bietet die Herzstiftung mit „Gerinnungshemmung bei Vorhofflimmern“ (48 S.) unter www.herzstiftung.de/gerinnungshemmer und „Gerinnungshemmung mit Marcumar“ (8 S.) an. Beide können auch angefordert werden unter Tel. 069 955128400 oder per E-Mail unter bestellung@herzstiftung.de

Bildmaterial unter:
www.herzstiftung.de/presse/bildmaterial/gerinnungshemmung-ratgeber.jpg

Informationen:
Deutsche Herzstiftung e.V.
Pressestelle:
Michael Wichert/Pierre König
Tel. 069/955128-114/-140
E-Mail: wichert@herzstiftung.de/
koenig@herzstiftung.de
www.herzstiftung.de

Weitere Informationen:
http://www.herzstiftung.de/quick-wert.html
http://www.herzstiftung.de/gerinnungshemmer
http://www.herzstiftung.de/presse/bildmaterial/gerinnungshemmung-ratgeber.jpg

Anhang
PM_Deutsche Herzstiftung_Gerinnungskontrolle
https://idw-online.de/de/attachment58719

Quelle: idw

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Dieses Geld stinkt nicht! THGA-Geotechniker will Gas aus alten Mülldeponien energetisch nutzen

Carmen Tomlik Pressestelle
Technische Hochschule Georg Agricola

Es ist eine ziemlich beindruckende Zahl, die Prof. Dr. Frank Otto unter seine Kalkulation setzt: 250.000 Euro. „Diese Einnahmen könnte etwa jede zweite Altablagerung in Deutschland jährlich erwirtschaften – über einen Zeitraum von 10 bis 25 Jahren“, sagt der erfahrene Geotechniker. Und zwar allein mit Strom aus Deponiegas, dessen Potenzial noch ungenutzt unter unzähligen Brachlandschaften schlummert. Änderungen im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG 2017) machen es jetzt möglich, dieses Potenzial zu fördern. Passend dazu entwickelte Prof. Otto mit Diplomchemiker Jürgen Kanitz an der THGA in Bochum ein Verfahren, mit dem Altdeponien nachhaltig saniert und energetisch genutzt werden könnten.

Pünktlich zur Weltklimakonferenz liefern die Forscher von der Technischen Hochschule Georg Agricola (THGA) damit eine innovative Idee, die Wirtschaftlichkeit und Umweltschutz vereint.

Wie das funktioniert? Auch nach Jahrzehnten gärt es in vielen ehemaligen Hausmülldeponien. Oft sind sie nur unzureichend gegen den unerwünschten Austritt von Methangas oder kontaminiertem Sickerwasser gesichert. Das austretende Methan ist rund 25 Mal schädlicher für das Klima als CO2. „Allein in Deutschland gibt es rund 106.000 Altablagerungen. Bei einem Großteil kann man davon ausgehen, dass sie noch immer biologisch aktiv sind“, erklärt Prof. Otto.

Mit gezielten Bohrungen saugen die THGA-Wissenschaftler methanhaltiges Deponiegas ab, damit frischer Sauerstoff einströmen kann. „Das organische Material wird dadurch kontrolliert zersetzt – zum Teil durch Sauerstoff-liebende Bakterien, teils durch Bakterien, die ohne Sauerstoff auskommen“, so Otto. „Erstere produzieren CO2 und Wärme, letztere in der warmen Umgebung das Methan.“ So lange bis alles verwertet ist, könnte dieses Deponiegas bei größeren Altablagerungen und Altdeponien Kleinkraftwerke antreiben.

Ein oftmals langwieriger Prozess, weiß der Geotechnik-Ingenieur: „Bis zu 25 Jahre dauert es, bis kein reaktionsfähiges, organisches Material mehr vorhanden ist – in jedem dieser maximal 25 Jahre könnten bis zu 250.000 Euro Einnahmen durch den Verkauf von Strom erzielt werden, den man in das Netz einspeist“, rechnet der Professor vor. „Die Wärmeleistung, die erzeugt wird, ist hier nicht einmal inbegriffen und käme noch on-top.“ Auch trotz der bis zu 1,5 Millionen Euro, die im Vorfeld pro Deponie investiert werden müssten, käme so über die Jahre ein ordentliches Sümmchen zusammen.

Diese lukrativen Zahlen müssten die Kommunen eigentlich aufhorchen lassen, rumort doch unter vielen Gemeinde ein Müllproblem. Bisher durften die Kommunen die Ausgasungen aus alten Deponien allerdings nur zur Gefahrenabwehr fördern – nicht, um daraus einen finanziellen Nutzen zu ziehen. Ein Umstand, der sich mit der Novellierung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) 2017 teilweise geändert hat. Ab sofort könnten die Städte, gegebenenfalls über ihre Töchter, ihren miefenden Müll zu Geld machen. Daher arbeiten die THGA-Experten im Verbund UniverCity Bochum auch eng mit dem Umweltamt der Stadt Bochum zusammen.

Doch die wirtschaftlichen und ökologischen Aspekte des neuen Verfahrens sind noch um einiges nachhaltiger – und haben eine deutlich längere Halbwertszeit: Ist nämlich nach einigen Jahrzehnten die Gasproduktion vollständig zum Erliegen gekommen, kann die Deponie geöffnet werden und endlich das ‚Urban Mining‘ beginnen: „Beim so genannten städtischen Bergbau werden alte Müllhalden noch mal zu ergiebigen Rohstoffminen, aus denen sich wertvolle Ressourcen wie Eisen oder Kupfer und Energierohstoffe gewinnen lassen.“

Durch diese abschließende Komplettsanierung ergeben sich gleichzeitig völlig neue Nutzungsmöglichkeiten auf den ehemals belasteten Gebieten, erklärt Otto. „Wo heute abgestorbene Bäume ins Auge fallen, könnten wieder begrünte und bebaute Flächen entstehen.“ Eine Win-win-Situation – für den Gemeinde-Geldbeutel und ein gutes Stadtklima.

Redaktion: Carmen Tomlik

Quelle: idw

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„Wissensreihe Männergesundheit“ informiert zu Kopfschmerzen, Rückenschmerzen und Work-Life-Balance

Dr. Bettina Albers Pressestelle
Stiftung Männergesundheit

Studien zur Männergesundheit zeigen, dass sich Männer vielfach nicht ausreichend um ihre Gesundheit kümmern und Schwierigkeiten haben, passende Gesundheitsinformationen zu finden, zu beurteilen und zu nutzen. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) und die Stiftung Männergesundheit haben daher ihre gemeinsame „Wissensreihe Männergesundheit“ erweitert: Drei neue Broschüren informieren zielgruppenspezifisch zu den Themen Kopfschmerzen, Rückenschmerzen und Work-Life-Balance.

Hierzu erklärt Dr. Heidrun Thaiss, Leiterin der BZgA: „Männer gehen seltener zum Arzt als Frauen. Sie führen ein teilweise risikoreicheres Leben, trinken mehr Alkohol, ernähren sich ungesünder und nehmen seltener an gesundheitsfördernden Angeboten teil. Es ist deshalb wichtig, relevante Informationen auch ‚an den Mann‘ zu bringen. Die ‚Wissensreihe Männergesundheit‘ ist im Hinblick auf Sprache und Optik auf das Rezeptionsverhalten von Männern zugeschnitten und somit eine beliebte Informationsquelle, die unser umfassendes, qualitätsgesichertes Onlineangebot www.maennergesundheitsportal.de ergänzt.“
Um die Sensibilität von Männern für ihre Gesundheit zu erhöhen und ihr Präventionsbewusstsein zu stärken, hat die BZgA gemeinsam mit der Stiftung Männergesundheit die Hefte der „Wissensreihe Männergesundheit“ aufgelegt. Sie wurden unter der wissenschaftlichen Leitung ausgewiesener Fachexpertinnen und -experten, basierend auf den aktuellen Leitlinien, entwickelt. Neben den drei neuen Heften gibt es bereits Broschüren zu den Themen Bluthochdruck, Burnout, Diabetes mellitus, Herzinfarkt und Übergewicht.

Kostenlose Bestellung der Hefte „Wissensreihe Männergesundheit“ über:
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, 50819 Köln
Online-Bestellsystem: www.bzga.de/infomaterialien
Fax: 0221/8992257
E-Mail: order@bzga.de

Die Broschüren stehen außerdem zum Download bereit unter:
www.maennergesundheitsportal.de und www.stiftung-maennergesundheit.de

Ein Faktenblatt mit aktuellen Daten zur Männergesundheit in Deutschland finden Sie unter:http://www.bzga.de/presse/daten-und-fakten/maennergesundheit/

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) spricht mit der Internetseite www.maennergesundheitsportal.de gezielt Männer an, um sie über die Möglichkeiten einer geschlechtsspezifischen Gesundheitsvorsorge zu informieren. Die Inhalte dienen der allgemeinen Information und können die persönliche Beratung durch eine Ärztin oder einen Arzt sowie durch qualifiziertes medizinisches Fachpersonal nicht ersetzen.

Weitere Informationen:

http://www.stiftung-maennergesundheit.de

Anhang
Pressemeldung als pdf
https://idw-online.de/de/attachment58712

Quelle: idw

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Hochwasservorsorge in der Raumordnung stärken

Christian Schlag Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR)

Wie kann die Raumordnung die Hochwasservorsorge an Flüssen noch wirksamer machen? Diese Frage beantwortet ein neues Handbuch des Bundesministeriums für Verkehr und Digitale Infrastruktur (BMVI) und des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR).

Wie kann die Raumordnung die Hochwasservorsorge an Flüssen noch wirksamer machen? Diese Frage beantwortet ein neues Handbuch des Bundesministeriums für Verkehr und Digitale Infrastruktur (BMVI) und des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR). Es stellt neue Ansätze und gute Beispiele vor. Die Broschüre richtet sich an Akteure der Landes- und Regionalplanung sowie Fachleute in der Stadtplanung und der Wasserwirtschaft.

Das Handbuch ist Ergebnis des Modellvorhabens der Raumordnung (MORO) „Regionalentwicklung und Hochwasserschutz in Flussgebieten“. Die Forscher arbeiteten im Bereich des vorbeugenden Hochwasserschutzes innovative Steuerungsansätze von Landes- und Regionalplanung und Hochwasserrisikomanagement heraus. Neben der aktuellen Planungspraxis wurden Regelungsmöglichkeiten nach dem neuen Raumordnungsgesetz analysiert.

Die im Leitfaden vorgestellten Maßnahmen und beispielhaften planungsrechtlichen Ansätze orientieren sich an fünf Handlungsfeldern zum vorbeugenden Hochwasserschutz an Flüssen. Diese Handlungsfelder hat die Ministerkonferenz für Raumordnung (MKRO), das Gremium der für Raumordnung zuständigen Minister von Bund und Ländern, im Jahr 2013 verabschiedet. Dazu zählen auch der Erhalt bestehender und die Schaffung neuer Retentionsräume. „Unser Handbuch hilft, Instrumente und Strategien des raumordnerischen Hochwasserschutzes weiterzuentwickeln“, sagt BBSR-Experte Matthias Furkert. „Besonders wichtig ist dabei die stärkere Verzahnung von raumordnerischen mit wasserwirtschaftlichen Ansätzen.“

Das Handbuch kann kostenfrei beim BBSR bestellt werden (ref-1-1@bbr.bund.de), eine elektronische Version ist unter www.bbsr.bund.de in der Rubrik Veröffentlichungen abrufbar.

Mit dem Programm „Modellvorhaben der Raumordnung“ unterstützt das BMVI die Erprobung und Umsetzung innovativer, raumordnerischer Handlungsansätze und Instrumente in Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und den Akteuren in den Regionen. Exemplarisch werden Projekte und Studien gefördert, die neue Strategien, Prozesse und Methoden verfolgen. Dem BBSR obliegt die inhaltliche und administrative Betreuung des MORO-Programms.

Download
http://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/Veroeffentlichungen/BMVI/MOROPraxis/2017/moro-praxis-10-17.html

Kontakt
Christian Schlag
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Tel.: +49 228 99401-1484
christian.schlag@bbr.bund.de

Dr. Matthias Furkert
Referat I 1 – Raumentwicklung
Tel.: +49 228 99401-2134
matthias.furkert@bbr.bund.de

Folgen Sie dem BBSR auf Twitter: twitter.com/bbsr_bund

Das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) ist eine Ressortforschungseinrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB). Es berät die Bundesregierung bei Aufgaben der Stadt- und Raumentwicklung sowie des Wohnungs-, Immobilien- und Bauwesens.

Quelle: idw

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Geschäftsidee für ein Kanalnetz der Zukunft

Erhard Jakobs Pressestelle
Technische Hochschule Mittelhessen

Dem akademischen Nachwuchs fehle es an Rückhalt bei Start-ups. Dieser Mangel wird hierzulande vor allem im internationalen Vergleich moniert. Das „EXIST-Gründerstipendium“ des Bundeswirtschaftsministeriums soll Studierende und Absolventen auf dem Weg zur eigenen Firma unterstützen. Es fördert „innovative technologieorientierte oder wissensbasierte Projekte“, die gute wirtschaftliche Erfolgsaussichten haben. Ein Duo aus Mittelhessen kann sich jetzt über den positiven Bescheid aus Berlin freuen.

Vom ersten Oktober an erhalten Pierre Büttner und Ivana Hrisova ein Jahr lang ein monatliches Stipendium von jeweils 2500 Euro und zusätzlich maximal 35.000 Euro an Sachmitteln. Beide sind nicht nur privat Partner, sondern auch eine technisch-betriebswirtschaftliche Interessengemeinschaft. Ihr Stipendium haben sie sich mit einer Geschäftsidee verdient, über die der Hessische Rundfunk im August unter der Überschrift „Das Kanalnetz der Zukunft“ berichtete.

Gemeinsam arbeiten sie an der Vermarktung von „Variokan“, einer neuartigen technischen Lösung, die künftig in Abwassersystemen zum Einsatz kommen soll. Pierre Büttner hat 2012 an der TH Mittelhessen den Bachelor in Bauingenieurwesen gemacht und sich anschließend mit dem Masterstudium Infrastrukturmanagement weiterqualifiziert, das die THM gemeinsam mit der Frankfurt University of Applied Sciences anbietet. Einen Studienschwerpunkt legte er auf Siedlungswasserwirtschaft und erfuhr, was er als aktuelle Bedarfssituation zusammenfasst: „Knapp 20 Prozent des deutschen Abwasser-Kanalsystems sind sanierungsbedürftig.“

Im Masterstudium kam ihm die Idee, die er bis zum heutigen Prototypen entwickelte: Ein Gummischlauch kann in bestehende Rohrfassungen eingezogen werden, so dass keine aufwändige Neuverlegung erforderlich ist. Das allein ist noch keine Innovation. Einzigartig macht Variokan das innere Gerüst der flexiblen Innenhaut, ein V-Profil, das sich situativ anpasst und imstande ist, die Fließgeschwindigkeit des Abwassers zu regulieren. Die schmale Rinne, die durch die V-Basis läuft, sorgt auch bei geringem Zustrom für einen Abfluss mit ausreichender Geschwindigkeit. Nimmt die Flüssigkeitsmenge zu, bewirkt der steigende Druck, dass sich der Durchflussraum erweitert und große Abwassermengen abgeführt werden können. Eine technische Lösung, die sowohl beim zuletzt gehäuft auftretenden „Starkregen“ als auch bei undichten Rohren gute Dienste leisten wird. Interessant ist Variokan zudem für ländliche Gemeinden mit schrumpfenden Einwohnerzahlen, deren Infrastruktur für die Abwasserentsorgung inzwischen zu groß bemessen ist. Denn Ebbe im Kanalsystem führt zu Rückständen, die einen hohen Reinigungsaufwand und Mehrkosten verursachen.

Das Konzept überzeugte beim landesweiten Hochschul-Gründungswettbewerb „Hessen-Ideen“ und brachte dem Duo dort im Herbst 2016 den ersten Platz ein. Der Ingenieur Pierre Büttner und die Betriebswirtin Ivana Hrisova, die kurz vor dem Masterabschluss an der Gießener Universität steht, werden sich mit ihrem Produkt an Städte, Kreise und Abwasserverbände wenden.

Das Geld aus dem Exist-Gründerstipendium wollen sie unter anderem zur Finanzierung einer Testanlage nutzen, wo sie Variokan in einer 25 Meter langen Rohrleitung systematisch dem Betrieb mit unterschiedlichen Wassermengen aussetzen. „Davon erwarten wir uns weitere Erkenntnisse, zum Beispiel zu den Materialstärken. Die brauchen wir, um mit möglichen Herstellern konkret über die Produkteigenschaften sprechen zu können“, erläutert Pierre Büttner. Das Gießener Team will die Gummischläuche extern in Serie fertigen lassen. Die junge Firma wird sich zunächst auf die Geschäftsfelder Vertrieb und Beratung konzentrieren.

Weitere Informationen:
http://www.variokan.de

Quelle: idw

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Darmkrebsvorsorge: Neun Tests – trotzdem vergleichbare Ergebnisse

Dr. Sibylle Kohlstädt Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Krebsforschungszentrum

Je eher man Darmkrebs und seine Vorstufen entdeckt, desto besser. Seit diesem Jahr werden dafür neue immunologische Tests auf Blut im Stuhl eingesetzt. Erst wenn ein bestimmter Schwellenwert des Blutfarbstoffs Hämoglobin überschritten wird, signalisieren die Tests ein positives Ergebnis. Wissenschaftler vom Deutschen Krebsforschungszentrum haben neun dieser Tests miteinander verglichen.

Ihr Ergebnis: Alle neun entdecken die große Mehrheit aller Darmkrebserkrankungen und auch viele Darmkrebsvorstufen. Folgt man den Angaben der Hersteller, ab welchem Hämoglobin-Wert ein Verdacht auf Darmkrebs vorliegt, finden sich große Unterschiede in der Häufigkeit positiver Ergebnisse. Passt man jedoch die Schwellenwerte an, so liefern alle Tests sehr ähnliche Ergebnisse. Selbst ein Smartphone-Test, der ohne spezielle Laboranalytik auskommt, kann mit Analysen aus dem Labor mithalten.

Die Darmkrebs-Vorsorge ist dieses Jahr einfacher und zuverlässiger geworden. Immunologische Tests erkennen, ob sich im Stuhl der Blutfarbstoff Hämoglobin befindet. Dies dient als Hinweis darauf, ob ein Patient an Darmkrebs oder einer Darmkrebsvorstufe erkrankt ist. Dass die immunologischen Tests den weniger spezifischen HämOccult-Test abgelöst haben, geht wesentlich auf die Arbeiten von Hermann Brenner vom Deutschen Krebsforschungszentrum zurück.

Zurzeit sind zahlreiche verschiedene immunologische Tests auf dem Markt. „Bisher war unklar, ob und in welchem Umfang es Unterschiede zwischen den angebotenen Tests gibt“, sagt der Epidemiologe Brenner. Deshalb hat er gemeinsam mit seinen Mitarbeitern neun Tests einem direkten Vergleich unterzogen.

Sein Ergebnis: Alle neun Tests entdecken die große Mehrheit aller Darmkrebserkrankungen und auch viele Darmkrebsvorstufen. Folgt man den Angaben der Hersteller, ab welchem Wert ein Test als positiv zu werten ist, dann unterscheiden sich die Häufigkeiten positiver Resultate stark.

Als die Wissenschaftler jedoch bei der Auswertung die Schwellenwerte anpassten, so lieferten alle Tests sehr ähnliche Ergebnisse. „In dieser Arbeit legen wir erstmals und weltweit bislang einmalig einen direkten Vergleich der diagnostischen Wertigkeit einer großen Zahl  von quantitativen Tests in derselben, großen Gruppe von Untersuchungsteilnehmern vor“, sagt Hermann Brenner. Aus diesen Zahlen ließen sich bundesweite Empfehlungen für Schwellenwerte einzelner Tests ableiten.

„Mit dieser Arbeit geben Brenner und Kollegen ganz konkrete Empfehlungen, wie die Früherkennung von Darmkrebs noch weiter verbessert werden kann“, betont Michael Baumann, Vorstandsvorsitzender des DKFZ. „Es ist wichtig, den Menschen neben der eher aufwändigen Darmspiegelung, die nach wie vor der Goldstandard bei der Darmkrebsvorsorge ist, auch eine niederschwelligere Screening-Untersuchung anzubieten.“

Bei fünf der neun Tests ist eine Laboranalyse notwendig. Die restlichen vier Tests können direkt in der hausärztlichen und urologischen Praxis durchgeführt und ausgewertet werden. Sogar der Test, der mit Hilfe einer Smartphone-App ausgewertet wird, lieferte zuverlässige Resultate – zumindest dann, wenn er von geschultem Personal durchgeführt wurde.

Darmkrebs ist die dritthäufigste Krebsart weltweit. Pro Jahr erkranken etwa 1,4 Millionen Menschen daran, 700.000 versterben. Auch bei Darmkrebs gilt: Je eher man ihn entdeckt, desto besser. Deshalb haben alle in Deutschland gesetzlich Krankenversicherten ab dem 55. Lebensjahr Anspruch auf eine Darmspiegelung. Sie gilt als sicherste Methode zur Entdeckung von Darmkrebs und seinen Vorstufen. Doch das Testverfahren ist aufwändig und viele Patienten scheuen sich davor. Nur 20 bis 30 Prozent der Berechtigten nehmen daran teil.

Neue immunologische Testverfahren, die seit April dieses Jahres von den Krankenkassen bezahlt werden, sollen dabei helfen, mehr Menschen zu einer Vorsorgeuntersuchung zu motivieren.

„Bei unseren Nachbarn in den Niederlanden funktioniert das schon sehr gut“, berichtet Brenner. Dort werden die Menschen mit einem persönlichen Brief zur Teilnahme eingeladen – der Test wird direkt mitgeschickt. Dadurch lassen sich Teilnahmeraten von über 60 Prozent erreichen. Deutschland ist davon bisher noch weit entfernt.

Anton Gies, Katarina Cuk, Petra Schrotz-King, Hermann Brenner: Direct Comparison of Diagnostic Performance of 9 Quantitative Fecal Immunochemical Tests for Colorectal Cancer Screening. Gastroenteroloy 2017. DOI: 10.1053/j.gastro.2017.09.018

Ein Bild zur Pressemitteilung steht zur Verfügung unter:
www.dkfz.de/de/presse/pressemitteilungen/2017/bilder/Darmkrebs.jpg
BU: Darmkrebs unter dem Mikroskop

Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Über 1000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Krebsinformationsdienstes (KID) klären Betroffene, Angehörige und interessierte Bürger über die Volkskrankheit Krebs auf. Gemeinsam mit dem Universitätsklinikum Heidelberg hat das DKFZ das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg eingerichtet, in dem vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik übertragen werden. Im Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK), einem der sechs Deutschen Zentren für Gesundheitsforschung, unterhält das DKFZ Translationszentren an sieben universitären Partnerstandorten. Die Verbindung von exzellenter Hochschulmedizin mit der hochkarätigen Forschung eines Helmholtz-Zentrums ist ein wichtiger Beitrag, um die Chancen von Krebspatienten zu verbessern. Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft deutscher Forschungszentren.

www.dkfz.de

Quelle: idw

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Gibt es nachhaltige Lösungen im Umgang mit schwindenden Phosphorressourcen?

Norbert K. Borowy Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Nutzierbiologie (FBN)

Dummerstorfer Wissenschaftler machen sich im Europäischen Forschungsprojekt ERANet PEGaSus auf die Suche

In landwirtschaftlichen Kreisläufen von Futterpflanzen, Nutztieren und Ackerbau ist Phosphor nach Stickstoff das zweitwichtigste Mineral und ein essenzieller Baustein für alle Lebewesen. Die natürlichen Ressourcen schrumpfen und werden in absehbarer Zeit versiegen.

Deshalb wird unter Hochdruck seit Jahren an einer effizienteren Nutzung des wertvollen Rohstoffes geforscht, seit einigen Jahren auch am Leibniz-Institut für Nutztierbiologie (FBN) in Dummerstorf im Rahmen des Leibniz-WissenschaftsCampus Rostock. Ein weiteres großes Forschungsprojekt in Höhe von 2,0 Millionen Euro und einer Laufzeit von drei Jahren ist dem FBN auf diesem Gebiet bewilligt worden: „ERANet PEGaSus“.
„Seit ungefähr drei Jahren befassen wir uns verstärkt mit einer effizienteren Nutzung der begrenzten Ressource Phosphor in der modernen Tierhaltung“, sagte FBN-Vorstand und Projektleiter Prof. Klaus Wimmers. „Die Koordination des internationalen Projektes ‚ERANet PEGaSus‘ ist für unser Institut eine hervorragende Gelegenheit, unsere wissenschaftliche Arbeit in einem interdisziplinären Konsortium voranzutreiben und es ergänzt unsere Forschung als Partner in der ebenfalls kürzlich eingerichteten DFG-Forschergruppe „P-Fowl“. Wir suchen nach nachhaltigen Lösungen für die zukünftige Phosphornutzung.“

Die Nachfrage nach Phosphor als Düngemittel und Futterzusatz steigt mit der wachsenden Weltbevölkerung ständig um 2 bis 3 Prozent pro Jahr, während die Reserven der heute nutzbaren Lagerstätten begrenzt sind. Das große öffentliche Interesse an Phosphor liegt auch an dessen Umweltproblematik, wenn etwa Ökosysteme wie die Ostsee durch die Phosphor-Versickerung über den Gülleaustrag stark belastet werden. Es gilt somit auch Wege zu finden, um Phosphor effektiv zurückzugewinnen und wiederholt einzusetzen. „Wir müssen grundlegende Strategien entwickeln, mit dem wertvollen Rohstoff sparsamer und effizienter umzugehen“, betonte Prof. Klaus Wimmers. „Das betrifft die Fütterung, die Düngung und die Wiedergewinnung von Phosphor aus der Umwelt.“

Was soll ERANet PEGaSus leisten?
PEGaSus steht für „Phosphorus Efficiency in Gallus and Sus Scrofa“, also für die Überbrückung der Lücken in der Phosphorverwertungskette bei Huhn und Schwein. Das Projekt ist Teil des Europäischen Forschungsnetzwerks für nachhaltige Tierhaltung ERA-Net SusAn (European Research Area NETwork on Sustainable Animal Production). Kooperationspartner im PEGaSus-Projekt sind das Agri-Food and Biosciences Institute in Nordirland/Großbritannien, die Aarhus Universität in Dänemark, die Universität Piacenza in Italien und das Stockholmer Umwelt Institut in Schweden.
„Im Rahmen des Projektes wollen wir einen effizienten und konsistenten Phosphoreinsatz in der landwirtschaftlichen Kreislaufwirtschaft beschreiben“, erläuterte Wimmers. Nutztiere wie Legehennen oder Schweine sollen den lebenswichtigen Nährstoff Phosphor bestmöglich verwerten. Bei den Tierstudien im FBN am Schwein und Huhn sollen dementsprechend Wege zur Optimierung der Phosphorverwertungskette gefunden werden, so dass der Mineraleinsatz im Futter reduziert werden kann.

Im ersten Schritt fokussieren sich die Forschungspartner auf die alte Futterpflanze Comfrey (Beinwell), der nachgesagt wird, im Boden enthaltenden Phosphor in hohem Maße bioverfügbar zu machen.
Darüber hinaus wird nach Möglichkeiten gesucht, das genetische Potenzial für Aufnahme und Speicherung von Phosphor besser auszuschöpfen. Dafür müssen vertiefte Kenntnisse erarbeitet werden, wie Phosphor im Verdauungstrakt der Tiere verarbeitet wird. Darüber gehen die Wissenschaftler Hinweisen nach, inwieweit eine Wechselwirkung zwischen der Phosphorversorgung und dem Immunsystem, also dem gesundheitlichen Wohlbefinden der Tiere, besteht.

Da die experimentellen tierbasierten Daten am FBN die Grundlage sowohl für eine bio-ökonomische Modellierung als auch für mögliche Recycling-Ansätze für Phosphor darstellen, wird mit belastbaren Ergebnissen in drei Jahren gerechnet. „Wir sind zuversichtlich, einen Beitrag zur Erhöhung der Phosphor-Effizienz in der Tierhaltung im Rahmen dieser interdisziplinären und europäischen Zusammenarbeit leisten zu können“, so Wimmers.

#HINTERGRUND
Lebensnotwendiger Phosphor

Die stetige Verfügbarkeit von Phosphor ist für alle Organismen lebenswichtig. Wenn ein erwachsener Mensch über längere Zeit weniger als 0,7 Gramm Phosphat pro Tag in der Nahrung zu sich nimmt, entwickelt er Mangelerscheinungen, insbesondere Wachstumsstörungen wie etwa Probleme bei der Knochen- und Zahnbildung. Darüber hinaus spielt Phosphor aufgrund des Zusammenhangs von Zellen des Knochenauf- und -abbaus und Immunzellen, die im Knochenmark reifen, eine wichtige Rolle für eine effiziente Ausprägung des Immunsystems. Aktuell werden mehr als 17 Megatonnen Phosphor pro Jahr gefördert, vor allem in Marokko, China, den USA, Südafrika und Jordanien. Deutschland ist fast vollständig vom Import aus anderen Ländern abhängig.

Leibniz-WissenschaftsCampus Phosphorforschung Rostock
In Mecklenburg-Vorpommern beschäftigt sich seit 2014 der Leibniz-ForschungsCampus „Phosphor“ fachübergreifend mit der Phosphorproblematik. An diesem interdisziplinären Forschungsnetzwerk beteiligen sich das Land Mecklenburg-Vorpommern, die Universität Rostock, das Leibniz-Institut für Katalyse e.V. in Rostock (LIKAT), das Leibniz-Institut für Nutztierbiologie in Dummerstorf (FBN), das Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW), das Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung in Groß Lüsewitz (IPK) sowie das Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie e.V. (INP).

Die Leibniz-Gemeinschaft verbindet 91 selbständige Forschungseinrichtungen. Ihre Ausrichtung reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Raum- und Sozialwissenschaften bis zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute widmen sich gesellschaftlich, ökonomisch und ökologisch relevanten Fragen. Sie betreiben erkenntnis- und anwendungsorientierte Forschung, auch in den übergreifenden Leibniz-Forschungsverbünden, sind oder unterhalten wissenschaftliche Infrastrukturen und bieten forschungsbasierte Dienstleistungen an. Die Leibniz-Gemeinschaft setzt Schwerpunkte im Wissenstransfer, vor allem mit den Leibniz-Forschungsmuseen. Sie berät und informiert Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Leibniz-Einrichtungen pflegen enge Kooperationen mit den Hochschulen, u.a. in Form der Leibniz-WissenschaftsCampi, mit der Industrie und anderen Partnern im In- und Ausland. Sie unterliegen einem transparenten und unabhängigen Begutachtungsverfahren. Aufgrund ihrer gesamtstaatlichen Bedeutung fördern Bund und Länder die Institute der Leibniz-Gemeinschaft gemeinsam. Die Leibniz-Institute beschäftigen rund 18.700 Personen, darunter 9.500 Wissenschaftler. Der Gesamtetat der Institute liegt bei mehr als 1,8 Milliarden Euro.
http://www.leibniz-gemeinschaft.de

Weitere Informationen
http://pegasus.fbn-dummerstorf.de
http://www.wissenschaftscampus-rostock.de
http://www.era-susan.eu

Leibniz-Institut für Nutztierbiologie (FBN)
Wilhelm-Stahl-Allee 2, 18196 Dummerstorf
Vorstand Prof. Dr. Klaus Wimmers
T +49 38208-68 600
E wimmers@fbn-dummerstorf.de

Wissenschaftsorganisation Dr. Norbert K. Borowy
Wilhelm-Stahl-Allee 2, 18196 Dummerstorf
T +49 38208-68 605
E borowy@fbn-dummerstorf.de
http://www.fbn-dummerstorf.de

Quelle: idw

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Vegane Ernährung als Lebensstil: Es besteht Risikokommunikationsbedarf

Dr. Suzan Fiack Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR)

Ergebnisse eines BfR-Forschungsprojektes zu Einstellungen von Veganerinnen und Veganern veröffentlicht

Tofu-Würstchen auf dem Grill, danach Kuchen mit Banane statt Ei: Die vegane Ernährung liegt im Trend. Doch neben nachgewiesenen positiven Einflüssen auf die Gesundheit werden auch Risiken beschrieben. „Insbesondere bei Schwangeren und Kindern, die vollständig auf tierische Lebensmittel verzichten, ist eine Unterversorgung mit Nährstoffen wie Vitamin B12 oder Eisen möglich“, sagt BfR-Präsident Professor Dr. Dr. Andreas Hensel. „Damit Informationen über mögliche Risiken bei der Zielgruppe ankommen, ist es essentiell, die Einstellungen zu kennen.“ Das BfR veröffentlicht nun Ergebnisse eines Forschungsprojektes, das sich den individuellen und sozialen Einflussfaktoren, die zur Motivation und Aufrechterhaltung einer veganen Ernährung führen, widmet. Unter anderem wurde klar: Eine effektive Risikokommunikation sollte an bestehende Überzeugungen der Veganerinnen und Veganer anknüpfen. Das Ziel sind konkrete Tipps, die sich mit einer veganen Ernährung verbinden lassen.

Ein wachsender Anteil der Bevölkerung entscheidet sich für die vegane Ernährung. Welche gesundheitlichen Vor- und Nachteile dieser Schritt mit sich bringt, ist wissenschaftlich jedoch noch nicht eindeutig geklärt. Einige Studien zeigen, dass eine vegane Ernährung positive Einflüsse auf die Gesundheit haben kann, wie zum Beispiel ein niedriger Cholesterinspiegel und ein geringeres Risiko für Typ-2-Diabetes. Gleichzeitig können bei einer rein veganen Ernährung mögliche Gesundheitsrisiken bestehen. Denn: Eine rein pflanzliche Ernährung erschwert eine ausreichende Versorgung mit einigen Nährstoffen. Neben Vitamin B12 werden beispielsweise auch einige Mineralstoffe, bestimmte Aminosäuren sowie langkettige Omega-3-Fettsäuren als potenziell kritische Nährstoffe beschrieben. Dies betrifft insbesondere sensible Gruppen wie Schwangere und Kinder. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) hat 2016 auf Grundlage der aktuellen wissenschaftlichen Literatur eine Position zur veganen Ernährung erarbeitet. Dabei kam sie unter anderem zu dem Schluss: „Für Schwangere, Stillende, Säuglinge, Kinder und Jugendliche wird eine vegane Ernährung von der DGE nicht empfohlen.“

Das BfR hat sich dieser Thematik gewidmet, um geeignete Risikokommunikationsstrategien zu entwickeln. Mit Hilfe von Fokusgruppen-Interviews wurden im Rahmen eines Forschungsprojektes insgesamt 42 Veganerinnen und Veganer zu ihren Einstellungen befragt. Aufgrund der zum Teil sehr ausgeprägten Abweichungen zur Durchschnittsbevölkerung lassen sich verallgemeinernde Aussagen treffen.

Laut Befragung sind Veganerinnen und Veganer überdurchschnittlich gebildet und haben ein fundiertes Ernährungswissen. 40 der 42 Befragten sind sich zum Beispiel bewusst, dass die vegane Ernährung zu einer Mangelversorgung mit Vitamin B12 führen kann. Die meisten gaben daher an, das Vitamin regelmäßig zu supplementieren. Es gibt aber auch Informationsbedarf. Zum Beispiel ist das Wissen zu Eisenquellen in Nahrungsmitteln bruchstückhaft. Das Risikobewusstsein für die besondere Ernährungsweise ist jedoch bei der Mehrheit der Befragten vorhanden. Bei der Informationssuche rund um vegane Ernährung ist das Internet die wichtigste Informationsquelle.

Es ließen sich einheitliche Einstellungsmuster erkennen. So ist die Entscheidung für eine vegane Ernährung in der Regel ethisch begründet. Meist impliziert sie auch den Verzicht auf tierische Produkte in anderen Bereichen, wie beispielsweise der Bekleidung. Für die überwiegende Mehrheit der Befragten ist die Rückkehr zur omnivoren Ernährung, die tierische Produkte zulässt, nicht vorstellbar. Auch eine Schwangerschaft wird meist nicht als Grund dafür angesehen.

Im Rahmen der Befragung wurde deutlich: Wer die vegane Ernährung als gefährlich oder abnormal darstellt, findet wenig Gehör bei der Zielgruppe. Eine effektive Risikokommunikation sollte vielmehr an bestehende Überzeugungen anknüpfen. Dazu gehören konkrete Anleitungen für Veganerinnen und Veganer, die sie mit ihrer Ernährung verbinden können.

Über das BfR
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ist eine wissenschaftlich unabhängige Einrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Es berät die Bundesregierung und die Bundesländer zu Fragen der Lebensmittel-, Chemikalien- und Produktsicherheit. Das BfR betreibt eigene Forschung zu Themen, die in engem Zusammenhang mit seinen Bewertungsaufgaben stehen.

In diesem Jahr feiert das BfR sein 15-jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass hat das BfR eine Jubiläumsbroschüre herausgegeben, die unter http://www.bfr.bund.de/de/publikation/broschueren-660.html kostenlos heruntergeladen oder bestellt werden kann.

Anhang
Vegane Ernährung als Lebensstil: Motive und Praktizierung – Abschlussbericht

Quelle: idw

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Flexible Arbeitszeiten: Möglichkeiten, Defizite, Reformbedarf

Rainer Jung Abt. Öffentlichkeitsarbeit
Hans-Böckler-Stiftung

Wissenschaftlicher Rechercheservice der Hans-Böckler-Stiftung

Flexible Arbeitszeiten: Möglichkeiten, Defizite, Reformbedarf
Die Arbeitszeiten in Deutschland sind hoch flexibel. Das zeigt sich nicht nur in einschlägigen Statistiken zu Abend-, Nacht-, Schicht und Wochenendarbeit, sondern auch beim Blick ins Arbeitszeitgesetz, das etwa die Ausweitung der täglichen Arbeitszeit auf zehn Stunden erlaubt.

Zahlreiche Tarifverträge sehen Arbeitszeit-Korridore vor und insbesondere mitbestimmte Großunternehmen verfügen ganz überwiegend über Arbeitszeitkonten. Hinzu kommt, dass nach Berechnungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) im Jahr 2016 insgesamt 820 Millionen bezahlte und noch einmal 941 Millionen unbezahlte Überstunden geleistet wurden. Gleichzeitig ist für viele Beschäftigte die psychische Belastung durch ihre Arbeit gestiegen, daraus resultierende Krankheitsbilder verursachen zunehmend mehr Fehltage.

„Das zeigt: Wir brauchen nicht noch mehr Entgrenzung von Arbeitszeiten, sondern Reformen, die auch den Beschäftigten einen größeren Anteil an der `Flexibilitätsrendite´ bringen“, sagt Dr. Yvonne Lott, Arbeitszeitexpertin der Hans-Böckler-Stiftung. Anforderungen der Arbeit und private Verpflichtungen und Bedürfnisse verlässlich unter einen Hut bringen zu können, sei unerlässlich für Gesundheit und Leistungsfähigkeit. „Arbeitgeber wollen gute Mitarbeiter gewinnen und im Unternehmen halten. Das gelingt nur, wenn sie auch auf deren Bedürfnisse eingehen – und zum Beispiel Möglichkeiten für zeitweilige Anpassungen der Arbeitszeit bieten und für ausreichend Personal sorgen, damit Vertretungen wirklich klappen. Es liegt also auch im Interesse der Unternehmen, die Arbeit so zu organisieren, dass Mitarbeiter nicht überfordert werden“, so Lott. Dabei weist die Forscherin auf ein bislang ungelöstes Problem hin: Flexible Arbeitszeiten und Teilzeitarbeit helfen dabei, Berufstätigkeit und Familie besser zu vereinbaren. Doch sie können zum Problem für die Gerechtigkeit auf dem Arbeitsmarkt werden, wenn sie nur von bestimmten Beschäftigtengruppen genutzt werden und gleichzeitig negative Konsequenzen für das berufliche Fortkommen haben. Erst wenn flexible Arbeitszeiten unabhängig von Geschlecht, Qualifikation oder Hierarchiestufe zur Normalität würden, ließen sich Nebenwirkungen wie die Verstärkung sozialer Ungleichheiten abstellen. Deshalb sei es ein kluger Ansatz, Möglichkeiten zur Arbeitszeitanpassung tariflich zu regeln.

Über die folgenden Links finden Sie Zusammenfassungen von aktuellen Studien zum Thema sowie zu Interviews und Beiträgen unserer Expertin:

Extrem flexible Arbeitszeiten gehen häufig zulasten der Beschäftigten. Dabei sind die Folgen für Frauen andere als für Männer – https://www.boeckler.de/110647_110658.htm

Die Arbeitszeit soll flexibler und die Arbeitsgesetze deshalb gelockert werden. Das würde aber nur zu Überstunden und noch mehr Druck auf die Arbeitnehmer führen. Gastbeitrag von Yvonne Lott – https://causa.tagesspiegel.de/wirtschaft/ist-der-8-stunden-tag-noch-zeitgemaess/…

Wenn Beschäftigte nachts oder im Schichtdienst arbeiten, leidet die Gesundheit. Ein wichtiger Grund sind Vereinbarkeitsprobleme – https://www.boeckler.de/108863_108893.htm Ein zweiter die oft schlechte Organisation von Wechselschichten: https://www.boeckler.de/110980_110991.htm

Beschäftigte sollten ihre Arbeitszeit je nach Lebensphase anpassen dürfen. Doch oftmals ist das unerwünscht. Vor allem Männer und hochqualifizierte Beschäftigte bekommen Probleme, wenn sie zeitweise kürzer treten wollen. Die Gründe: mangelndes Verständnis, rigide Arbeitsorganisation und knappe Personalausstattung – https://www.boeckler.de/105628_105641.htm. Eckpunkte einer Personalpolitik, die Beschäftigten Spielräume eröffnet, skizziert diese Analyse: https://www.boeckler.de/pdf/p_wsi_pb_14_2017.pdf

Bei der Arbeitszeit ermöglichen Tarifverträge viel Flexibilität. Die Interessen der Beschäftigten könnten zum Teil noch stärker verankert werden. Das zeigt eine Untersuchung des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung – https://www.boeckler.de/63056_105928.htm

Forscherin über Arbeitszeitregelungen: Wir haben schon genug Flexibilität – https://www.taz.de/Archiv-Suche/!5464167&s=Yvonne+Lott/

80,8 Prozent der Teilzeitbeschäftigten waren 2015 Frauen. Auf Leitungspositionen wird Teilzeitarbeit von deutschen Unternehmen oft nicht möglich gemacht. Damit können flexible Arbeitszeiten zum Problem für die Gerechtigkeit auf dem Arbeitsmarkt werden – https://www.boeckler.de/106575_106834.htm

Termindruck, Arbeitsverdichtung, Stress: Nur in jedem vierten Betrieb werden systematische Maßnahmen gegen psychische Belastungen ergriffen, zeigt eine WSI-Studie – https://www.boeckler.de/106575_106924.htm

Frauen wenden erheblich mehr Zeit für Kindererziehung und Hausarbeit auf als Männer. Solange das so bleibt, ist eine Gleichstellung in Beruf und Gesellschaft nicht erreichbar – https://www.boeckler.de/108549_108559.htm

Eine zukunftsorientierte Gestaltung von Arbeitszeiten und mobiler Arbeit ist auch ein Schwerpunktthema im Abschlussbericht der Expertenkommission „Arbeit der Zukunft“ (Kapitel Arbeitszeit und Arbeitsorganisation): https://www.boeckler.de/109164.htm

Wenn Sie Fragen haben oder O-Töne zum Thema suchen, melden Sie sich gerne bei uns.

Freundliche Grüße aus der Hans-Böckler-Stiftung

Rainer Jung

Rainer Jung
Abteilungsleiter Öffentlichkeitsarbeit und Transfer
Pressesprecher

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Quelle: idw

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Den Trends der Umweltbranche auf der Spur

Juliane Segedi Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO

Fraunhofer IAO erfasst mit Roadmap Zukunftstrends der Umwelttechnik
Wasser, Luft und Kreislaufwirtschaft: Um die aussichtreichsten Zukunftstrends für die baden-württembergischen Leitmärkte in der Umwelttechnikbranche zu erfassen, hat das Fraunhofer IAO gemeinsam mit der Landesagentur Umwelttechnik BW und dem Institute for Industrial Ecology (INEC) der Hochschule Pforzheim die »Roadmap Umwelttechnik« erarbeitet.

Die Bereiche Umwelttechnologien und Ressourceneffizienz sind wesentliche Wachstumsfelder in Baden-Württemberg. Um den Standort mit geeigneten Maßnahmen zu stärken und die Position des Landes in der Umwelttechnikbranche weiter zu stützen, hat die Landesagentur Umwelttechnik BW eine Roadmap in Auftrag gegeben, die zusammen mit dem Fraunhofer IAO und dem Institute for Industrial Ecology (INEC) der Hochschule Pforzheim erarbeitet wurde. Die Vorausschau in Form einer Roadmap bietet relevanten Stakeholdern in Baden-Württemberg, insbesondere kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU), FuE-Institutionen sowie Politikern, einen Überblick über die zu erwartenden Technologietrends in den Leitmärkten Wasser, Luft und Kreislaufwirtschaft.

Welche Technologietrends werden künftig die Marktchancen bestimmen?
Die »Roadmap Umwelttechnik« liefert eine Einschätzung, welche Technologien den Markt in den nächsten Jahren beherrschen werden. Die betrachteten Marktsegmente sind unter anderem Abwasserreinigung, Wassergewinnung Abfallverwertung und Abluftreinigung. Insgesamt wurden 31 Markt- und Technologietrends über einen Zeitraum von fünfzehn Jahren abgeleitet und dokumentiert. Aufbauend auf diesen Trends, die von Experten bestätigt wurden, kann die Entwicklung neuer Produkte oder neuer Geschäftsbereiche geleistet werden.

»Mit dem Fraunhofer IAO und dem Institut für Industrial Ecology (INEC) der Hochschule Pforzheim hatten wir die besten Partner bei der Entwicklung einer Roadmap für Umwelttechnologien an unserer Seite. Die methodische Kompetenz des Fraunhofer IAO im Bereich Roadmapping kombiniert mit der wissenschaftlichen Kompetenz des INEC im Bereich der Umwelttechnik ergänzte die Branchenkenntnis von Umwelttechnik BW hervorragend. Mit der entstandenen Roadmap können wir nun Unternehmen insbesondere des baden-württembergischen Mittelstands einen Überblick über die zu erwartenden Technologietrends im Bereich der Umwelttechnologien zur Verfügung zu stellen und die Position des Landes als Vorreiter im Hinblick auf Umwelttechnik und Ressourceneffizienz unterstützen«, sagt Dr. Anette Zimmermann, Projektleiterin bei der Landesagentur Umwelttechnik BW.

Die Roadmap Umwelttechnik zählt zu den Maßnahmen der Standortsicherung für Baden-Württemberg. Die Ergebnisse der Roadmap werden im Rahmen des 6. Ressourceneffizienz- und Kreislaufwirtschaftskongress (KONGRESS BW) am 18. und 19. Oktober 2018 in Stuttgart vorgestellt. Die Ergebnisse liegen nicht nur im Printformat vor, sondern werden auf dem Kongress als digitale Applikation gezeigt. So können Trendaussagen für Interessenten individualisiert ausgegeben werden. Die Roadmap ist auf Anfrage direkt bei der Landesagentur Umwelttechnik BW erhältlich.

Kontakt
Dr. Sven Schimpf
FuE-Management
Fraunhofer IAO
Nobelstraße 12
70569 Stuttgart
Telefon +49 711 970-2457
sven.schimpf@iao.fraunhofer.de

Weitere Informationen:
http://publica.fraunhofer.de/dokumente/N-469983.html
http://www.iao.fraunhofer.de/lang-de/veranstaltungen/eventdetail/445/-/roadmappi…

Quelle: idw

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Flüsse tragen Plastikmüll ins Meer / Große Flusssysteme sind hauptverantwortlich

Susanne Hufe Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ

Jedes Jahr gelangen Millionen Tonnen Plastikmüll ins Meer – ein globales Umweltproblem mit nicht abzusehenden ökologischen Folgen. Um den Plastikeintrag reduzieren zu können, muss klar sein, über welchen Weg das Plastik ins Meer kommt. Bisher war darüber nur wenig bekannt. Dem ist nun ein interdisziplinäres Forscherteam unter Leitung des UFZ nachgegangen. Es konnte zeigen, dass Plastikmüll vor allem über große Flüsse ins Meer eingetragen wird. Publiziert sind die Ergebnisse in der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins Environmental Science & Technology.

Im Wasser fast aller Meere und Flüsse finden sich mittlerweile kleine Plastikpartikel. Das stellt ein ernstes und wachsendes globales Umweltproblem dar. Die jährlichen Einträge sind enorm, und Plastik verwittert nur sehr langsam. Durch die im Wasser schwimmenden kleinen Plastikpartikel können Meeresbewohner Schaden nehmen, beispielsweise wenn Fische, Seevögel oder Meeressäuger diese mit Futter verwechseln und fressen. „Die ökologischen Folgen sind bislang noch nicht abzusehen. Klar ist aber, dass es so nicht weitergehen kann“, sagt Dr. Christian Schmidt, Hydrogeologe am UFZ. „Da es aber unmöglich ist, die Ozeane vom bereits vorhandenen Plastikmüll zu befreien, müssen wir vorsorgen und den Eintrag von Plastik schnell und effizient reduzieren.“

Um sinnvolle Maßnahmen zur Reduktion des Plastikeintrags zu treffen, muss aber zunächst geklärt werden: Wo kommt das Plastik überhaupt her? Und über welchen Weg gelangt es ins Meer? Diesen Fragen sind Schmidt und sein Team in einer Studie nachgegangen, die kürzlich in der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins „Environmental Science & Technology“ erschienen ist. Dafür haben die Forscher verschiedene wissenschaftliche Studien analysiert, in denen die Plastikfracht – das ist die Menge des im Wasser transportierten Plastiks – in Flüssen untersucht wurde. Die Ergebnisse der Studien haben sie in miteinander vergleichbare Datensätze umgerechnet und mit der Menge des nicht fachgerecht entsorgten Abfalls des jeweiligen Einzugsgebietes ins Verhältnis gesetzt. „Wir konnten zeigen, dass hier ein eindeutiger Zusammenhang besteht“, sagt Schmidt. „Je mehr Müll im Einzugsgebiet nicht fachgerecht entsorgt wird, desto mehr Plastik landet letztlich im Fluss und gelangt über diesen Transportweg ins Meer.“ Dabei spielen große Flüsse offenbar eine besonders große Rolle – und das nicht nur, weil sie aufgrund ihres größeren Abflusses im Vergleich auch mehr Müll transportieren. Schmidt: „Die Plastikkonzentrationen, also die Plastikmenge pro Kubikmeter Wasser, sind in großen Flüssen deutlich höher als in kleinen. Die Plastikfrachten steigen daher mit der Größe des Flusses überproportional an.“

Die Forscher haben zudem berechnet, dass die zehn Flusssysteme mit der höchsten Plastikfracht (acht davon in Asien, zwei in Afrika) – in denen zum Teil hunderte Millionen Menschen leben – für rund 90 Prozent des globalen Plastikeintrags ins Meer verantwortlich sind. „Wenn es in Zukunft gelingt, den Plastikeintrag aus den Einzugsgebieten dieser Flüsse zu halbieren, wäre schon sehr viel erreicht“, sagt Schmidt. „Dafür muss das Abfallmanagement verbessert und das Bewusstsein der Bevölkerung sensibilisiert werden. Wir hoffen, dass wir mit unserer Studie zu einer positiven Entwicklung beitragen können, damit das Plastikproblem der Ozeane langfristig eingedämmt werden kann.“

In zukünftigen Untersuchungen will das UFZ-Team herausfinden, wie lange in einen Fluss gelangter Plastikmüll benötigt, bis er im Meer ankommt. Dauert es nur wenige Monate oder Jahrzehnte? „Das ist wichtig zu wissen, denn die Wirkung einer Maßnahme macht sich dann erst mit entsprechender Verzögerung bemerkbar, da zuerst noch viele Altlasten ins Meer gespült werden“, erklärt Schmidt. „Nur wenn wir den ungefähren Zeitrahmen der Verweilzeiten des Plastikmülls im jeweiligen Flusssystem kennen, kann eine Maßnahme zur Verbesserung des Abfallmanagements im Einzugsgebiet auch bewertet werden.“

Publikation:
Schmidt, C., Krauth, T., Wagner, S. (2017): Export of Plastic Debris by Rivers into the Sea. Environ. Sci. Technol. DOI: 10.1021/acs.est.7b02368 http://dx.doi.org/10.1021/acs.est.7b02368

Ansprechpartner:
Dr. Christian Schmidt
UFZ-Department Hydrogeologie
+49 341 235 1986
christian.schmidt@ufz.de

Weitere Informationen:
http://www.ufz.de/index.php?de=36336&webc_pm=34/2017

Quelle: idw

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Wissenswertes rund um die Gesundheit – der Online-Adventskalender der WLH

Dr. Sabine König Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Wilhelm Löhe Hochschule für angewandte Wissenschaften

Zum ersten Mal haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Wilhelm Löhe Hochschule einen Online Adventskalender befüllt: mit allerlei interessanten Informationen rund um das Gesundheitswesen. Vom 1. bis zum 24.12.17 kann man jeden Tag ein Türchen öffnen und etwas Interessantes zum Thema Gesundheit erfahren.
Lassen Sie sich überraschen!

Wissen Sie was ein PARO ist? Oder was sich hinter der Abkürzung QALY verbirgt? Oder wie man geistigem Abbau im Alter begegnen kann?
Die Antwort auf diese und 21 weitere Fragen finden Sie im Online-Adventskalender der WLH.

Weitere Informationen:
https://www.wlh-fuerth.de
https://www.app-helper.com/advent/?appid=26013

Quelle: idw

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Phosphatrückgewinnung – ein Weg zur strategischen Rohstoffsicherung

Dr. Christine Dillmann Öffentlichkeitsarbeit
DECHEMA Gesellschaft für Chemische Technik und Biotechnologie e.V.

Um einerseits die strategische Abhängigkeit zu reduzieren, andererseits der zunehmenden Schwermetallbelastung von Rohphosphaten zu begegnen, setzen Deutschland und die Schweiz vermehrt auf die Rückgewinnung von Phosphaten aus Klärschlamm, aber auch tierischen Nebenprodukten. Welche Technologien dafür zur Verfügung stehen, beschreibt das Statuspapier „Phosphatrückgewinnung“, das die ProcessNet-Fachgruppe „Rohstoffe“ erarbeitet hat. Voraussetzung für die Umsetzung ist das Zusammenwirken aller Akteure vom Gesetzgeber über die Landwirtschaft bis zum Technologieentwickler.

Phosphat ist ein essentieller Rohstoff für die Landwirtschaft. Deutschland verfügt jedoch nicht über eigene Ressourcen. Der Ausstieg Deutschlands aus der bodenbezogenen Klärschlammverwertung und die Rückgewinnung von Phosphor zur Nutzung heimischer Phosphatquellen ist nicht nur ein Beitrag zur Kreislaufwirtschaft und Ressourcenschonung. Auch, wenn der für 2030 angekündigte „Peak Phosphorous“, nach dem die Förderung abnehmen soll, den Experten zufolge einer sachlichen, lagerstättenkundlichen Grundlage entbehrt, ist die Rückgewinnung von Phosphor sowohl aus strategischen Gründen als auch hinsichtlich der Qualität der Phosphate sehr sinnvoll.

Das Papier, an dessen Erarbeitung Experten aus Forschung und Industrie beteiligt waren, umreißt die Anforderungen, die ein zukunftssicherer ganzheitlicher Ansatz dafür erfüllen muss. Er setzt die Zusammenarbeit aller beteiligten Akteure vom Gesetzgeber über die Landwirte und die Abwasserwirtschaft bis zu den Forschern und Technologieentwicklern voraus. Dabei geht es sowohl um technologische Methoden, von denen derzeit nur wenige im industriellen Maßstab verfügbar sind, wie auch um Fragen der Wirtschaftlichkeit und der gesetzlichen Voraussetzungen.

Zwar steht gerade in der Klärschlammaufarbeitung eine breite Palette an Technologien zur Verfügung; doch um qualitativ hochwertige Dünger zu produzieren, müssen einerseits alle Verunreinigungen – neben Schwermetallen auch organische Spurenverbindungen etc. – entfernt werden, andererseits muss die Bioverfügbarkeit der Produkte gegeben sein. Das heißt, Pflanzen müssen in der Lage sein, die Verbindungen aufzunehmen und zu verwerten. Zu den technischen Herausforderungen kommen gesetzliche Rahmenbedingungen. Während die gerade in Kraft getretene neue Klärschlammverordnung die technischen Aufbereitungswege weitgehend offenlässt, müssen die Produkte die Zulassung gemäß der Düngemittelverordnung durchlaufen.

ProcessNet ist die deutsche Plattform für Verfahrenstechnik Chemieingenieurwesen und Technische Chemie. Hier treffen sich über 5.000 Mitglieder aus Wissenschaft, Wirtschaft und Verwaltung, um Erfahrungen auszutauschen, aktuelle Fragestellungen zu diskutieren und neue wissenschaftliche Trends zu identifizieren. ProcessNet ist eine gemeinsame Initiative von DECHEMA und VDI-GVC. Mehr unter www.processnet.org
Weitere Informationen:

http://www.dechema.de/studien – kostenfreier Download des Statuspapiers

Quelle: idw

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TU Berlin: Der Autoreifen in der Umwelt

Stefanie Terp Stabsstelle Presse, Öffentlichkeitsarbeit und Alumni
Technische Universität Berlin

Forschungsprojekt entwickelt Maßnahmen, die Wege des Reifenabriebs in die Gewässer zu verfolgen und zu reduzieren – 1,6 Millionen Euro Fördersumme

Plastik in der Umwelt ist ein weltweites Problem. Zum Teil stammt es von Autoreifen, von deren Abrieb auf den Straßen. Doch wie kommt es ins Gewässer, wie verbreitet es sich weltweit, welche Auswirkungen sind zu erwarten? Das neue Verbundprojekt „Reifenabrieb in der Umwelt – RAU“, koordiniert vom Fachgebiet Siedlungswasserwirtschaft der TU Berlin unter Leitung von Prof. Dr.-Ing. Matthias Barjenbruch, will nun umfassend die Wege und die Mengen des Eintrags untersuchen sowie Vermeidungsstrategien entwickeln. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen des Förderschwerpunktes „Plastik in der Umwelt – Quellen, Senken, Lösungsansätze“ des Rahmenprogramms FONA³ für drei Jahre mit rund 1,6 Millionen Euro gefördert.

Viele Fragen rund um den Reifenabrieb in Gewässern sind noch ungeklärt. Der größte Teil davon wird bei Regen mit dem Straßenoberflächenwasser in die Oberflächengewässer eingetragen, meist unbehandelt. „Wir werden den Weg der Reifenpartikel, die während der Nutzung des Reifens in die Umwelt gelangen, umfassend beschreiben und darüber hinaus den gesamten Lebenszyklus zu verfolgen“, erklärt Daniel Venghaus, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Fachgebiet. „Es gilt die Eintragspfade von Reifenmaterial in die Flüsse und Seen zu identifizieren, zu bilanzieren und Maßnahmen der Reduzierung aufzuzeigen.“

Untersuchungen auf kontrollierten Teststrecken
Die Untersuchungen werden im Labor, auf kontrollierten Teststrecken und auf verschiedenen Straßentypen durchgeführt. Um den Zusammenhang von Verschleiß und Fahrdynamik zu erfassen, werten die Forscher vorhandene Daten aus, führen Fahrversuche auf der Teststrecke von Continental (Contidrom) durch und simulieren am Fachgebiet Systemdynamik und Reibungsphysik der TU Berlin, geleitet von Prof. Dr. Valentin Popov, unterschiedliche Belastungsszenarien. Zentral ist auch die Entwicklung von Körben zur Probennahme, mit denen die Reifenpartikel aus dem Straßenwasserabfluss aufgefangen und anschließend analysiert werden können. Außerdem werden ausgewählte Maßnahmen verifiziert, die den Eintrag von Reifenmaterial in die Oberflächengewässer reduzieren könnten. „Aus den verschiedenen Einflussfaktoren entwickeln wir schließlich eine Bewertungsmatrix, die es Planern, Kommunen und Straßenreinigungsbetrieben ermöglicht, für unterschiedliche Standorte geeignete Maßnahmen abzuleiten“, so Venghaus. Es ist außerdem vorgesehen, die Ergebnisse in nationale und europäische Normen und Regelwerke einfließen zu lassen.

Beteiligt sind neben der TU Berlin, Fachgebiete Siedlungswasserwirtschaft sowie Systemdynamik und Reibungsphysik, die WESSLING GmbH, die Gebr. Kufferath AG (GKD), die Continental Reifen Deutschland GmbH, die Ingenieurgesellschaft Prof. Dr. Sieker mbH (IPS), die Berliner Stadtreinigung (BSR), der ADAC e.V., die Berliner Wasserbetriebe (BWB), die Volkswagen AG und die Ori GmbH.

Weitere Informationen erteilen Ihnen gern:
Prof. Dr.-Ing. Matthias Barjenbruch
TU Berlin, Fakultät VI Planen Bauen Umwelt
Fachgebiet Siedlungswasserwirtschaft
Tel.: 030/314-72247
E-Mail: matthias.barjenbruch@tu-berlin.de

Daniel Venghaus M.Sc.
TU Berlin, Fakultät VI Planen Bauen Umwelt
Fachgebiet Siedlungswasserwirtschaft
Tel.: 030/314-72249
E-Mail: daniel.venghaus@tu-berlin.de

Quelle: idw

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Wie Fettleibigkeit Brustkrebs aggressiver macht

Sonja Opitz, Abteilung Kommunikation
Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt

Botenstoffe, die bei Fettleibigkeit ins Blut abgegeben werden, beeinflussen den Stoffwechsel von Brustkrebszellen, die dadurch aggressiver werden. So berichten es Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Helmholtz Zentrums München, der Technischen Universität München (TUM) und des Universitätsklinikums Heidelberg in ‚Cell Metabolism‘. Das Team konnte den Mechanismus bereits durch einen Antikörper unterbrechen.

Die Zahl der Menschen mit hohem Übergewicht steigt weltweit rasant. Erst kürzlich berichtete das Deutsche Krebsforschungszentrum, dass sich nach WHO Schätzungen die Zahl von Kindern und Jugendlichen mit Adipositas zwischen 1975 und 2016 verzehnfacht habe https://www.dkfz.de/de/presse/pressemitteilungen/2017/dkfz-pm-17-50c2-Adipositas…. Starkes Übergewicht kann zu verschiedenen gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen. Neben Herz-Kreislauf-Erkrankungen begünstigt Adipositas beispielsweise auch die Entstehung von Krebs und die Bildung von Metastasen.

In der aktuellen Studie beschreiben die Forscherinnen und Forscher einen bislang unbekannten Mechanismus, der dafür sorgt, dass sich Brustkrebs stärker ausbreitet. „Dabei spielt das Enzym ACC1* eine entscheidende Rolle“, erklärt Dr. Mauricio Berriel Diaz, stellvertretender Direktor des Instituts für Diabetes und Krebs (IDC) am Helmholtz Zentrum München. Er leitete die Studie gemeinsam mit Prof. Dr. Stephan Herzig, Direktor des IDC und Professor für Molekulare Stoffwechselkontrolle an der TUM sowie am Universitätsklinikum Heidelberg. „ACC1 ist eine zentrale Komponente der Fettsäuresynthese“, führt Berriel Diaz aus. „Allerdings kann es durch die Botenstoffe Leptin und TGF-β an seiner Arbeit gehindert werden.“ Diese Botenstoffe treten im Blut von schwer übergewichtigen Menschen besonders häufig auf.

Fettsäurevorstufen begünstigen Metastasen
Die Wissenschaftler konnten zeigen, dass diese Hemmung von ACC1 dazu führt, dass sich Acetyl-CoA, eine Fettsäurevorstufe, in den Zellen ansammelt und bestimmte Genschalter (Transkriptionsfaktoren) aktiviert. Dadurch werden vor allem Gene abgelesen, die bei Krebszellen zu einer verstärkten Metastasierungsfähigkeit führen.

„Anhand von menschlichem Gewebe aus Brustkrebsmetastasen konnten wir zeigen, dass ACC1 dort signifikant weniger aktiv war“ erklärt Marcos Rios Garcia, Erstautor der Studie. Blockierten die Wissenschaftler den bisher unbekannten Signalweg mit einem Antikörper (gegen den Leptin-Rezeptor), so führte das im Versuchsmodell zu einer deutlich reduzierten Ausbreitung und Metastasierung von Brustkrebstumoren. Ob es sich dabei um eine mögliche Therapieoption handelt, müsse sich zeigen, so die Forscher.

Künftig wollen sie die Datenlage zum neu gefundenen Mechanismus in weiteren Studien erhärten. Darüber hinaus denken sie über mögliche Stellschrauben nach, durch die man therapeutisch eingreifen könnte. „Die Blockade der genannten Signalwege beziehungsweise das Abschalten der Metastasierungsgene könnten einen therapeutischen Angriffspunkt darstellen“, blickt Studienleiter Herzig voraus. „Im Rahmen einer sogenannten neo-adjuvanten** Therapie könnte man schon vor der operativen Entfernung des Tumors das Risiko von Metastasen beziehungsweise des Wiederauftretens von Tumoren reduzieren.“

Weitere Informationen
* ACC1 steht für Acetyl-CoA-Carboxylase 1, eine zentrale Komponente der Fettsäuresynthese. ACC1 vermittelt die chemische Addition von Kohlenstoffdioxid an Acetyl-CoA, wobei Malonyl-CoA entsteht. Diese Reaktion ist der erste und geschwindigkeitsbestimmende Schritt bei der Fettsäuresynthese aller Lebewesen.

** Der Begriff neo-adjuvante Therapie bezeichnet eine Therapie, die vor der geplanten operativen Behandlung einer Tumorerkrankung verabreicht wird. Sie kann aus einer Chemotherapie, Bestrahlung oder Hormontherapie bestehen. Ziel ist es, eine verbesserte Ausgangssituation für die Operation zu erreichen, eine Erkrankung überhaupt erst operabel zu machen oder auf verstümmelnde Eingriffe verzichten zu können. (Quelle: http://flexikon.doccheck.com/de/Neoadjuvante_Therapie)

Hintergrund:
Die Metastasierung von Brustkrebs bzw. das Wiederauftreten (Rezidiv) nach operativer Entfernung des Primärtumors stellt die Hauptursache für krebsbedingte Todesfälle bei Frauen dar. Darüber hinaus zeigen epidemiologische Studien, dass Adipositas (Fettleibigkeit) mit aggressiven Formen von Brustkrebs assoziiert ist, und insbesondere bei postmenopausalen Frauen mit einem höheren Risiko einhergeht, an metastasierendem Brustkrebs zu erkranken.

Die Rolle der Fettsäuresynthese für den veränderten Energiestoffwechsel von Krebszellen ist nur unvollständig verstanden. Verschiedene Studien legen nahe, dass eine Aktivierung der Fettsäuresynthese die Krebszellen unabhängig macht von der Versorgung mit extrazellulären Fetten. Die vorliegende Studie deckt einen neuen, Fettsäuresynthese-unabhängigen Mechanismus auf, bei dem die Inaktivierung von ACC1 zur Akkumulation von Acetyl-CoA führt, da es nicht weiter zur Fettsäuresynthese sondern zur Modifikation (Acetylierung) von regulatorischen Proteinen (Transkriptionsfaktoren, u.a. SMAD2) verwendet wird. Die so modifizierten regulatorischen Proteine wiederum schalten Gene an, die zu erhöhter Aggressivität der Krebszellen beitragen.

Stephan Herzig ist federführend beim Joint Heidelberg-IDC Translational Diabetes Program, was er gemeinsam mit Kollegen am Universitätsklinikum in Heidelberg betreibt, von wo aus er 2015 nach München gewechselt und seither Direktor des Instituts für Diabetes und Krebs (IDC) ist. Mauricio Berriel Diaz ist stellvertretender Direktor des IDC und Leiter der Abteilung Stoffwechselstörungen und Krebs. Darüber hinaus sind beide Wissenschaftler Mitglied im Deutschen Zentrum für Diabetesforschung (DZD).

Original-Publikation:
Rios Garcia, M. et al. (2017): Acetyl-CoA Carboxylase 1-Dependent Protein Acetylation Controls Breast Cancer Metastasis and Recurrence. Cell Metabolism, DOI: 10.1016/j.cmet.2017.09.018

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Das Helmholtz Zentrum München verfolgt als Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt das Ziel, personalisierte Medizin für die Diagnose, Therapie und Prävention weit verbreiteter Volkskrankheiten wie Diabetes mellitus und Lungenerkrankungen zu entwickeln. Dafür untersucht es das Zusammenwirken von Genetik, Umweltfaktoren und Lebensstil. Der Hauptsitz des Zentrums liegt in Neuherberg im Norden Münchens. Das Helmholtz Zentrum München beschäftigt rund 2.300 Mitarbeiter und ist Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft, der 18 naturwissenschaftlich-technische und medizinisch-biologische Forschungszentren mit rund 37.000 Beschäftigten angehören. http://www.helmholtz-muenchen.de

Das Institut für Diabetes und Krebs (IDC) ist Mitglied des Helmholtz Diabetes Zentrums (HDC) am Helmholtz Zentrum München und Partner im gemeinsamen Heidelberg-IDC Translationalen Diabetes-Programm. Das Institut für Diabetes und Krebs ist eng in das Deutsche Zentrum für Diabetesforschung (DZD) und in den Sonderforschungsbereich (SFB) „Reaktive Metaboliten und Diabetische Komplikationen“ an der Medizinischen Universität Heidelberg integriert. Das IDC erforscht die molekularen Grundlagen schwerer metabolischer Erkrankungen, wie dem Metabolischen Syndrom und Typ 2 Diabetes, und deren Bedeutung für die Tumorentstehung und -progression. http://www.helmholtz-muenchen.de/idc

Die Technische Universität München (TUM) ist mit mehr als 500 Professorinnen und Professoren, rund 10.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und 40.000 Studierenden eine der forschungsstärksten Technischen Universitäten Europas. Ihre Schwerpunkte sind die Ingenieurwissenschaften, Naturwissenschaften, Lebenswissenschaften und Medizin, verknüpft mit Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Die TUM handelt als unternehmerische Universität, die Talente fördert und Mehrwert für die Gesellschaft schafft. Dabei profitiert sie von starken Partnern in Wissenschaft und Wirtschaft. Weltweit ist sie mit einem Campus in Singapur sowie Verbindungsbüros in Brüssel, Kairo, Mumbai, Peking, San Francisco und São Paulo vertreten. An der TUM haben Nobelpreisträger und Erfinder wie Rudolf Diesel, Carl von Linde und Rudolf Mößbauer geforscht. 2006 und 2012 wurde sie als Exzellenzuniversität ausgezeichnet. In internationalen Rankings gehört sie regelmäßig zu den besten Universitäten Deutschlands. http://www.tum.de

Das Universitätsklinikum Heidelberg ist eines der bedeutendsten medizinischen Zentren in Deutschland; die Medizinische Fakultät der Universität Heidelberg zählt zu den international renommierten biomedizinischen Forschungseinrichtungen in Europa. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung innovativer Diagnostik und Therapien sowie ihre rasche Umsetzung für den Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 13.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und engagieren sich in Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 50 klinischen Fachabteilungen mit fast 2.000 Betten werden jährlich rund 65.000 Patienten vollstationär, 56.000 mal Patienten teilstationär und mehr als 1.000.000 mal Patienten ambulant behandelt. Gemeinsam mit dem Deutschen Krebsforschungszentrum und der Deutschen Krebshilfe hat das Universitätsklinikum Heidelberg das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg etabliert, das führende onkologische Spitzenzentrum in Deutschland. Das Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze der medizinischen Ausbildungsgänge in Deutschland. Derzeit studieren ca. 3.700 angehende Ärztinnen und Ärzte in Heidelberg. http://www.klinikum-heidelberg.de

Ansprechpartner für die Medien:
Abteilung Kommunikation, Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt (GmbH), Ingolstädter Landstr. 1, 85764 Neuherberg – Tel. +49 89 3187 2238 – Fax: +49 89 3187 3324 – E-Mail: presse@helmholtz-muenchen.de

Fachlicher Ansprechpartner:
Prof. Dr. Stephan Herzig, Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt (GmbH), Institut für Diabetes und Krebs, Ingolstädter Landstr. 1, 85764 Neuherberg – Tel. +49 89 3187 1045, E-Mail: stephan.herzig@helmholtz-muenchen.de

Quelle: idw

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Biomasse ohne Abfall: Hochwertige Erzeugnisse und Anwendungen aus Bioraffinerie-Nebenprodukten

Fraunhofer IFAM, Dipl.-Biol. Martina Ohle Kommunikation
Fraunhofer-Gesellschaft

Weltweit ist ein anhaltender Trend zur Nutzung nachwachsender Rohstoffe festzustellen. In einer Bioraffinerie wird dazu die Biomasse in einzelne Wertstoffe getrennt und zu verschiedenen Produkten wie Zucker, Chemikalien, Werkstoffen oder auch als Energielieferant in Form von Kraftstoffen und Biogas verarbeitet. Bei der Verwertung der Bio-Rohstoffquellen fallen aber in erheblichen Mengen auch unterschiedlichste Abfallprodukte an. Um diesen Prozess effizienter zu gestalten, untersuchten zwölf Partner aus Wissenschaft und Industrie Verfahren zur möglichst vollständigen Verwendung aller Rohstoffkomponenten.

Die Ergebnisse des durch die Europäische Union geförderten Projekts »Valorizing Biorefinergy By-Products – kurz ValorPlus« und weitere neue Technologien wurden jetzt auf einem Workshop am Bremer Fraunhofer-Institut für Fertigungstechnik und Angewandte Materialforschung vorgestellt.

Die Kette für die Verwertung von Biorohstoffen ist noch nicht geschlossen. Für eine nachhaltige und wirtschaftliche Nutzung des gesamten Spektrums sind neue chemische und biologische Verarbeitungsprozesse zu erforschen und weitere Anwenderindustrien zu identifizieren. Damit die Nebenprodukte für andere hochwertige Erzeugnisse nutzbar werden, müssen fortschrittliche Bioraffinerien ganzheitlich konzipiert sein, sodass neue Technologien zur Freisetzung, Verfeinerung und Transformation von Biomasse integriert werden können, um mehrfache Massen- und Produktströme zu produzieren.

Aktuelle Fragestellungen zur ganzheitlichen Verwertung der Biomasse
Während der vierjährigen Laufzeit des ValorPlus-Projekts konzentrierten sich die Entwicklungspartner auf fünf Schlüsselbereiche zur weiteren Verarbeitung von Bioraffinerieprodukten: Entwicklung einer neuartigen Methode für den kontrollierten Abbau, einer Freisetzung und Fraktionierung der Lignocellulose; Erforschung neuer Enzyme und Mikroorganismen zur kontrollierten Hydrolyse und Umwandlung von Hemicellulose zu hochwertigen Oligomeren und Bulk-Fermentationsproduktströmen; Einsatz kombinierter chemo-enzymatischer und chemo-mikrobieller Verfahren zur kontrollierten Depolymerisation und Umwandlung von standardisierten Lignin-Rohstoffen in Wertproduktströme; Entwicklung neuer Mikroorganismen, geeignet für die Fermentation von Roh-Glycerin zu höherwertigen Produktströmen und schließlich der Demonstration des technologischen und wirtschaftlichen Potenzials.

Bei allen Fragestellungen wurde ein ganzheitliches Konzept verfolgt und überprüft, inwieweit die einzelnen Technologien bestehende Bioraffinerien ergänzen oder in diese integriert werden können. Ein weiterer Schwerpunkt innerhalb des Projekts war es aufzuzeigen, wie die bisher recht losen Enden zwischen Biorohstoffherstellung und der industriellen Verwendung systematischer genutzt werden können.

Vorstellung der Ergebnisse und weiterer Technologien auf dem Workshop »Valorization of bio based raw materials«
Auf dem Workshop wurden die Fortschritte im Bereich der Biotechnologie, von Bioprodukten und verschiedener Anwenderszenarien vorgestellt. Wichtige Inhalte waren die Kombination der Entwicklung neuer biotechnologischer Verfahren mit dem Focus auf potenzielle Anwendungen der Rohstoffe und entsprechende Absatzmärkte.

Vielversprechende Ergebnisse zeigten die Referenten aus den Bereichen der Anwendungen biobasierter Rohstoffe als Bindemittel in Beschichtungen und Farben sowie Lack- und Klebstoffformulierungen auf. Daneben gab es Einblicke in neue chemo-mikrobielle Umwandlungen von Ligninextrakten, neuartiger Enzymkombinationen zur Fermentierung, der Herstellung von Fasern aus Biopolymeren oder die Entwicklung von formaldehydfreiem Melaminharz und Anwendung mit biobasierten Materialien.

Die tiefere Vernetzung von der Rohstoffherstellung, der dazu notwendigen optimierten Technologien bis hin zum fertigen industriellen Produkt konnte durch die vielfachen themenübergreifenden Diskussionen der Teilnehmer während des Workshops vorangetrieben werden. Trotz der vielfältigen positiven Entwicklungen und den umfangreich dargestellten Beispielen der bereits kommerziellen Nutzung von Biorohstoffen, ist aber abzusehen, dass noch fundierte Forschungs- und Entwicklungsarbeit zu leisten ist, bis biobasierte Rohstoffe fossile Quellen umfassend ersetzten können.

Projektpartner »Valorization of bio based raw materials«:
ASA Spezialenzyme GmbH
Asociacion Espanola de Bioempresas (ASEBIO)
Biobasic Environnement
Brunel University
CARTIF
Fraunhofer-Institut für Fertigungstechnik und Angewandte Materialforschung IFAM
Technische Universität München (TUM)
Politecnico di Milano (POLIMI)
Wissenschaftliche Gerätebau Dr. Ing. Herbert Knauer GmbH
Beta Renowable Group, S.A.
ITENE
Vogelbusch Biocommodities GmbH

Projektkoordinator:
Fraunhofer-Institut für Fertigungstechnik und Angewandte Materialforschung IFAM
Dr. Oliver Schorsch
oliver.schorsch@ifam.fraunhofer.de
Telefon +49 421 2246-626

Dr. Klaus Rischka
klaus.rischka@ifam.fraunhofer.de
Telefon +49 421 2246-482

Weitere Informationen:
http://www.ifam.fraunhofer.de
http://www.valorplus.eu

Quelle: idw

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Sicheres Bezahlen ohne Datenspur

Monika Landgraf Strategische Entwicklung und Kommunikation – Gesamtkommunikation
Karlsruher Institut für Technologie

Ob als Smartphone-App für die Fahrkarte im Nahverkehr, als Geldwertkarten für das Schwimmbad oder in Form einer Bonuskarte für den Supermarkt: Für viele gehören „elektronische Geldbörsen“ längst zum Alltag. Doch vielen Kunden ist nicht klar, dass sie mit der Nutzung dieser Angebote weitestgehend auf ihre Privatsphäre verzichten. Am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) entsteht ein sicheres und anonymes System, das gleichzeitig Alltagstauglichkeit verspricht. Es wird nun auf der Konferenz ACM CCS 2017 in den USA vorgestellt.

Es ist vor allem das fehlende Problembewusstsein, das den Informatiker Andy Rupp von der Arbeitsgruppe „Kryptographie und Sicherheit“ am KIT immer wieder erstaunt: „Den wenigsten Nutzern ist nach meiner Beobachtung klar, dass sie mit der Teilnahme an solchen Bonus- oder Zahlungssystemen detailgetreu offenlegen wie und was sie konsumieren oder welche Wege sie zurücklegen.“ Denn um eine Manipulation der Konten durch unehrliche Nutzer vorzubeugen, werden die Kundendaten und Kontostände bei Zahlungs- und Bonussystemen heute standardmäßig mit Hilfe einer zentralen Datenbank verwaltet. Der Kunde wird bei jedem Zahlungsvorgang identifiziert und die Details seiner Transaktion der zentralen Datenbank mitgeteilt. Dieser wiederholte Identifikationsvorgang führt zu einer Datenspur, die durch den Anbieter oder durch Dritte missbraucht werden könnte.

Mit dem scheinbaren Widerspruch von Privatsphäre und Sicherheit wollte sich der Kryptographie-Experte nicht abfinden und hat nun gemeinsam mit Gunnar Hartung und Matthias Nagel vom KIT sowie Max Hoffmann von der Ruhr-Universität Bochum die Grundlagen einer „elektronischen Geldbörse“ vorgestellt, die anonym funktioniert, gleichzeitig aber Missbrauch verhindert. Das von ihnen entwickelte Protokoll „black-box accumulation plus“ (BBA+) verlagert dabei alle notwendigen Kontoinformationen auf die verwendete Karte oder das Smartphone und garantiert mithilfe kryptographischer Methoden deren Vertraulichkeit. Gleichzeitig bietet BBA+ aber auch Sicherheitsgarantien für den Betreiber des Bonus- oder Zahlungssystems: Das Protokoll garantiert den korrekten Kontostand und ist mathematisch zudem so konstruiert, dass die Identität eines Nutzers aufgedeckt wird, sobald versucht wird, mit einem manipulierten Konto zu bezahlen.

Das neue Protokoll ist die Weiterentwicklung eines anonymen Bonuskartensystems, das ebenfalls von der KIT-Forschungsgruppe entwickelt wurde. Allerdings war es dabei notwendig beim Sammeln und Einlösen von Punkten eine Internetverbindung zu gewährleisten, um einen Missbrauch zu verhindern. „Unser neues Protokoll garantiert nun die Privatsphäre und Sicherheit der Kunden auch im Offline-Betrieb“, sagt Andy Rupp. „Das ist wichtig für die Alltagstauglichkeit eines Zahlungssystems. Denken Sie etwa an ein U-Bahn Drehkreuz oder an Mautbrücken, dort besteht vielleicht gar keine oder nur eine zu langsame Internetverbindung.“ Alltagstauglich wird das neue Protokoll auch durch dessen eindrucksvolle Effizienz: Bei ersten Testläufen konnten die Forscher Zahlungen in etwa einer Sekunde abwickeln.

Mehr zur Forschung
http://crypto.iti.kit.edu/index.php?id=cyphycrypt
https://homepage.ruhr-uni-bochum.de/andy.rupp/papers/bbap_ccs17.pdf

Mehr zur Konferenz
https://www.sigsac.org/ccs/CCS2017/agenda.html

Details zum KIT-Zentrum Information · Systeme · Technologien (in englischer Sprache): http://www.kcist.kit.edu

Weiterer Kontakt: Martin Heidelberger, Redakteur, Tel.: +49 721 608 21169, E-Mail: martin.heidelberger@kit.edu

Als „Die Forschungsuniversität in der Helmholtz-Gemeinschaft“ schafft und vermittelt das KIT Wissen für Gesellschaft und Umwelt. Ziel ist es, zu den globalen Herausforderungen maßgebliche Beiträge in den Feldern Energie, Mobilität und Information zu leisten. Dazu arbeiten rund 9.300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf einer breiten disziplinären Basis in Natur-, Ingenieurs-, Wirtschafts- sowie Geistes- und Sozialwissenschaften zusammen. Seine 26.000 Studierenden bereitet das KIT durch ein forschungsorientiertes universitäres Studium auf verantwortungsvolle Aufgaben in Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft vor. Die Innovationstätigkeit am KIT schlägt die Brücke zwischen Erkenntnis und Anwendung zum gesellschaftlichen Nutzen, wirtschaftlichen Wohlstand und Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen.

Das KIT ist seit 2010 als familiengerechte Hochschule zertifiziert.

Diese Presseinformation ist im Internet abrufbar unter: http://www.sek.kit.edu/presse.php

Weitere Informationen:
http://crypto.iti.kit.edu/index.php?id=cyphycrypt
https://homepage.ruhr-uni-bochum.de/andy.rupp/papers/bbap_ccs17.pdf
https://www.sigsac.org/ccs/CCS2017/agenda.html
http://www.kcist.kit.edu
http://www.sek.kit.edu/presse.php

Anhang
Sicheres Bezahlen ohne Datenspur
https://idw-online.de/de/news682939

Quelle: idw

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Fataler Insektenstaubsauger: Uferbeleuchtung

Katharina Bunk Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)

Künstliche Beleuchtung entlang von Flüssen und Seen verändert Uferökologie

Wie die Motten zum Licht – ein ökologischer Effekt, nicht nur eine Redensart. WissenschaftlerInnen vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) haben nachgewiesen, dass künstliche Beleuchtung in der Nähe von Gewässern die Zahl und Gemeinschaften von Insekten und Spinnen stark beeinflusst. Wie ein Staubsauger entziehen sie den benachbarten Ökosystemen fliegende Insekten. Profiteure sind räuberische Insekten und Spinnen, für die die vielen desorientierten Wasserinsekten ein Festmahl sind.

Weltweit nimmt die Erhellung der Nacht durch künstliches Licht um jährlich etwa sechs Prozent zu. „Wir Menschen machen die Nacht zum Tag und sind uns gar nicht bewusst, dass dies eine der größten globalen Umweltveränderungen darstellt. Die meisten Lebewesen haben sich an einen Hell-Dunkel-Rhythmus angepasst. Es liegt also nahe, dass eine künstlich erhellte Nacht einen maßgeblichen Einfluss auf das Vorkommen und Verhalten von Tieren hat. Insbesondere entlang von Gewässern, die die Heimat von vielen lichtempfindlichen Insekten sind“, erklärt Alessandro Manfrin, Wissenschaftler am IGB, die Ausgangslage.

Die Zahl der Fluginsekten ist in Teilen Deutschlands um mehr als 75 Prozent zurückgegangen („Insektensterben in Deutschland bestätigt“ in PLoSOne). Ein Grund hierfür könnte die Lichtverschmutzung sein. In jeder Sommernacht werden schätzungsweise eine Milliarde Insekten von Deutschlands Lampen irritiert – für viele endet das tödlich.

Dieses Phänomen haben Alessandro Manfrin und sein Team im Naturpark Westhavelland fernab von stark beleuchteten Städten genauer untersucht. Auf gewässernahen Versuchsfeldern haben sie die Auswirkungen von Straßenleuchten auf das Vorkommen, die Häufigkeit und das Verhalten von Insekten und Spinnen gemessen. Ein Versuchsfeld blieb als Referenzfeld dunkel, während auf dem anderen Versuchsfeld jeden Abend die Straßenlaternen leuchteten.

Auf dem erleuchteten Versuchsfeld verließen deutlich mehr Insekten das Wasser, als auf dem unbeleuchteten Versuchsfeld. Und auch das Verhalten der Spinnen und Insekten an Land veränderte sich. An den hellen Lampen sammelten sich die fliegenden Insekten, insbesondere Wasserinsekten, sodass hier mehr Spinnen und Raubinsekten auf Jagd gingen. Die sonst nachtaktiven Tiere verlängerten ihre Insektenjagd bis in den Tag hinein – vermutlich um von der Vielzahl erschöpfter oder toter Insekten im Bereich der Lampen zu profitieren. Die Anzahl räuberischer nachtaktiver Laufkäfer war auf dem beleuchteten Versuchsfeld hingegen stark reduziert.

„Die Studie zeigt, wie künstliches Licht Lebensräume für Insekten und deren Räuber über Ökosystemgrenzen hinweg – Wasser und Land – verändern kann. Wenn wir neue Beleuchtungskonzepte entwickeln, müssen wir den möglichen Einfluss auf benachbarte Ökosysteme immer im Hinterkopf behalten. Das gilt für Stadt- und Landschaftsplaner, Beleuchtungsingenieure und in die Planungen einbezogene Ökologen gleichermaßen“, bilanziert Franz Hölker, Leiter der Arbeitsgruppe Lichtverschmutzung und Ökophysiologie am IGB, die Ergebnisse der Studie.

Studie:
Manfrin, A., Singer, G., Larsen, S., Weiss, N., van Grunsven, R. H., Weiss, N. S., Wohlfahrt, S., Monaghan, M.T. & Hölker, F. (2017). Artificial light at night affects organism flux across ecosystem boundaries and drives community structure in the recipient ecosystem. Frontiers in Environmental Science, 5, 61. doi: 10.3389/fenvs.2017.00061

Lesen Sie die Studie im Open Access Journal Frontiers in Environmental Science > https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fenvs.2017.00061/full

Die Publikation entstand im Rahmen des Erasmus-Mundus-Stipendienprogramms SMART, das von der Exekutivagentur Bildung, Audiovisuelles und Kultur der Europäischen Kommission gefördert wurde. Finanzielle Förderung erfolgte außerdem durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF-033L038A) und dem Bundesamt für Naturschutz (FKZ 3514821700).

Ansprechpartner:
Dr. Alessandro Manfrin, Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB), Abt. Biologie und Ökologie der Fische, alessandro.manfrin@hotmail.com, +49 (0)201 183 3113

PD Dr. Franz Hölker, Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB), Abt. Ökohydrologie, hoelker@igb-berlin.de

Über das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB):
Das IGB ist das bundesweit größte Forschungszentrum für Binnengewässer. Es verbindet Grundlagen- und Vorsorgeforschung, bildet den wissenschaftlichen Nachwuchs aus und berät Politik und Gesellschaft in Fragen des nachhaltigen Gewässermanagements. Forschungsschwerpunkte sind u.a. die Langzeitentwicklung von Seen, Flüssen und Feuchtgebieten angesichts sich rasch ändernder Umweltbedingungen, die Renaturierung von Ökosystemen, die Biodiversität aquatischer Lebensräume sowie Technologien für eine ressourcenschonende Aquakultur. Die Arbeiten erfolgen in enger Kooperation mit den Universitäten und Forschungsinstitutionen der Region Berlin/Brandenburg und weltweit. Das IGB gehört zum Forschungsverbund Berlin e. V., einem Zusammenschluss von acht natur-, lebens- und umweltwissenschaftlichen Instituten in Berlin. Die vielfach ausgezeichneten Einrichtungen sind Mitglieder der Leibniz-Gemeinschaft. http://www.igb-berlin.de/

Weitere Informationen:
https://freshwaterblog.net/2017/10/25/artificial-lighting-along-banks-of-rivers-… > Vorstellung der Studie auf dem Freshwater Blog – der Blog für Süßwasserbiodiversität
http://www.igb-berlin.de/news/fataler-insektenstaubsauger-uferbeleuchtung > Hier finden Sie weitere Bilder

Quelle: idw

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Wildpilze in Teilen Bayerns nach wie vor belastet

Jan Lauer PB2/ Pressearbeit
Bundesamt für Strahlenschutz

Mehr als drei Jahrzehnte nach dem Reaktorunfall von Tschernobyl sind einige Wildpilzarten in Teilen Bayerns nach wie vor stark mit radioaktivem Cäsium-137 belastet. Das belegen Messergebnisse, die das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) veröffentlicht hat. Mit Hilfe des jährlich aktualisierten Berichts können sich Pilzsammler über die Belastung mit Cäsium-137 informieren. Die zusätzliche Strahlenbelastung durch Wildpilze ist vergleichsweise gering, sofern sie in üblichen Mengen verzehrt werden. Für Wildpilze, die im Lebensmittelhandel angeboten werden, gilt ein Grenzwert.

Betroffen sind unter anderem die Pilzarten Braunscheibige und Orangefalbe Schnecklinge, Gemeine Erdritterlinge, Semmelstoppelpilze, Rotbraune Semmelstoppelpilze, Maronenröhrlinge und Braune Scheidenstreiflinge, die noch bis zu einige 1.000 Becquerel (Bq) Cäsium-137 pro Kilogramm aufweisen können. Deutschlandweit sind die höchsten Radiocäsiumgehalte in Wildpilzen in den außergewöhnlich hoch kontaminierten kleineren Gebieten im Bayerischen Wald, im Donaumoos südwestlich von Ingolstadt und in der Region Mittenwald zu erwarten. In anderen Regionen, wie etwa dem Norden Deutschlands, hatte sich nach dem Reaktorunfall von Tschernobyl im April 1986 deutlich weniger Cäsium-137 abgelagert. Dort sind die Werte entsprechend niedriger.

Keine Gesundheitsgefahr bei Verzehr üblicher Mengen
Eine einzige Mahlzeit mit höher belasteten Wildpilzen kann mehr Cäsium-137 enthalten als Verbraucher mit Lebensmitteln aus landwirtschaftlicher Produktion in einem ganzen Jahr zu sich nehmen. Sofern man selbst gesammelte Pilze in üblichen Mengen verzehrt, muss man aber nicht mit negativen gesundheitlichen Folgen wegen des Radioaktivitätsgehalts rechnen. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung rät jedoch auch aus anderen Gründen, den Verzehr von Wildpilzen auf 250 Gramm pro Woche zu beschränken, denn sie können giftige Schwermetalle wie Blei, Quecksilber und Cadmium anreichern.

Grenzwert im deutschen Lebensmittelhandel schützt vor Gesundheitsgefahren
Wildpilze, die den Grenzwert für Radiocäsium in Höhe von 600 Becquerel pro Kilogramm überschreiten, dürfen in Deutschland nicht in den Handel gebracht werden. Dieser Grenzwert wurde nach dem Reaktorunfall von Tschernobyl eingeführt. Seine Einhaltung wird von der amtlichen Lebensmittelüberwachung stichprobenartig kontrolliert. Das Bundesamt für Strahlenschutz geht davon aus, dass die Belastung in allen Speisepilzarten langsam weiter zurückgehen wird. Allerdings schwankt der Radiocäsiumgehalt einer Pilzart von Standort zu Standort sehr stark: Selbst innerhalb kleiner Waldgebiete sind die Unterschiede in der Regel wesentlich größer als der mittlere Rückgang von Jahr zu Jahr.

Den Bericht „Radioaktive Kontamination von Speisepilzen“ finden Sie hier: http://www.bfs.de/pilzbericht

Weitere Informationen zur Strahlenbelastung bei Pilzen und Wildbret hier: http://www.bfs.de/DE/themen/ion/umwelt/lebensmittel/pilze-wildbret/pilze-wildbre…

Quelle: idw

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Studie: Nachahmung des Gegenübers führt zu höherer Beliebtheit beim Kennenlernen

Susann Huster Stabsstelle Universitätskommunikation/Medienredaktion
Universität Leipzig

Die spontane Nachahmung des verbalen und nonverbalen Verhaltens des Gegenübers – soziales Mimikry – ist eine unbewusste Strategie, um Beziehungen zu anderen Menschen aufzubauen. Wir ahmen beispielsweise den Akzent, die Mimik, die Gestik oder die Haltung der anderen Person nach. Inwieweit unterscheiden sich Menschen in ihrem Nachahmungsverhalten und welchen Einfluss hat das auf die Sympathie beim Kennenlernen? Das haben Forscher der Universität Leipzig und der Freien Universität Berlin in einer gemeinsamen Studie untersucht und ihre Ergebnisse jetzt in der renommierten Fachzeitschrift „Psychological Science“ veröffentlicht.

Maike Salazar Kämpf, Dr. Sascha Krause, Prof. Dr. Steffen Nestler und Prof. Dr. Stefan Schmukle von der Universität Leipzig sowie Helén Liebermann und Prof. Dr. Rudolf Kerschreiter von der Freien Universität Berlin analysierten das Nachahmungsverhalten beim Kennenlernen. Hierzu wurden 139 Personen, die sich zuvor nicht kannten, in gleichgeschlechtlichen Gruppen von vier bis sechs Teilnehmern ins Labor eingeladen. Jeder führte dann nacheinander mit jeweils allen anderen Gruppenmitgliedern fünfminütige Kennenlerngespräche. Davor und danach gab jede Person an, wie sympathisch er oder sie die andere Person fand. Auf Basis der Videoaufzeichnungen dieser Gespräche wurden dann Unterschiede im Nachahmungsverhalten und dessen Effekte auf die gegenseitigen Sympathie-Einschätzungen analysiert.

Die Ergebnisse zeigen, dass sich Personen in ihrer Tendenz, ihre Interaktionspartner nachzuahmen, unterscheiden. So gibt es Menschen, die kaum Nachahmverhalten zeigen, während andere Menschen besonders häufig das Gegenüber nachahmen. Sie werden in der Forschungsliteratur als soziale Chamäleons bezeichnet. „In unserer Studie können wir zeigen, dass dieses Nachahmungsverhalten zu einer höheren Beliebtheit dieser sozialen Chamäleons führte“, erläutert Liebermann. Hingegen fanden sich kaum Hinweise dafür, dass Personen sich darin unterscheiden, generell Mimikry bei anderen auszulösen. Vielmehr zeigte die Studie, dass Mimikry vor allem von der einzigartigen Beziehung zwischen zwei Personen abhängt. Ist einem der erste Eindruck des Gegenübers sympathisch, so steigt die Wahrscheinlichkeit, dass wir diese spezifische Person nachahmen. Diese Nachahmung oder Mimikry gibt der imitierten Person das Gefühl, gemocht zu werden, und führt dazu, dass die nachahmende Person als sympathischer wahrgenommen wird. „Die Ergebnisse weisen demnach auf einen Bindungsmechanismus durch Mimikry hin. Durch Mimikry teilen wir unbewusst mit, dass wir jemanden mögen und können damit unsere eigene Beliebtheit steigern“, erklärt Salazar Kämpf. Sie beleuchtet nun in der Abteilung Klinische Psychologie der Universität Leipzig die Effekte von Mimikry auf die Wirksamkeit von Psychotherapien.

Originaltitel der Veröffentlichung:
„Disentangling the sources of mimicry: Social relations analyses of the mimicry-liking link. Psychological Science“. doi: 10.1177/0956797617727121

Weitere Informationen:
Maike Salazar Kämpf
Universität Leipzig
Telefon: +49 341 97 39567
E-Mail: maike.salazarkaempf@uni-leipzig.de

Helén Liebermann
Freie Universität Berlin
Telefon: +49 30 83854983
E-Mail: h.liebermann@fu-berlin.de

Weitere Informationen:
http://journals.sagepub.com/doi/abs/10.1177/0956797617727121

Quelle: idw

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Klimaschutz durch Ablasshandel?

Dr. Harald Wilkoszewski Informations- und Kommunikationsreferat
Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung gGmbH

Moralvorstellungen der Verursacher widersprechen Umweltpolitik

Der Emissionshandel ist umstritten, obwohl er aus ökonomischer Sicht ein geeignetes Instrument ist, um das Klima zu schützen. Die Skepsis am Handel mit CO2-Zertifikaten lässt sich damit erklären, dass er dem Verantwortungsgefühl von Verbrauchern widerspricht. Das zeigt eine neue Studie von Forschern des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB) und des Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC), die jetzt im Fachmagazin Journal of Public Economics erschienen ist. In einem Experiment entschieden sich die meisten Teilnehmer dafür, eine von ihnen verursachte Verschmutzung selbst zu beseitigen, statt dies einem Teampartner zu überlassen – selbst wenn das für beide deutlich gewinnbringender gewesen wäre.

Für ihr Experiment teilten die Wissenschaftler eine Gruppe von 60 Studierenden der Technischen Universität Berlin in Zweier-Teams auf. Bei einem Geschicklichkeitsspiel musste die erste Person versuchen, Kichererbsen in eine Schale zu werfen. Danach hatte der Proband die Wahl: Er konnte den von ihm verursachten Müll – die zu Boden gefallenen Erbsen – selbst auflesen oder diese Aufgabe dem Versuchspartner überlassen. Letzteres versprach dem Team eine doppelt so hohe Entlohnung. Tatsächlich entschieden sich aber 60 Prozent der Kichererbsen-Werfer dafür, selbst aufzuräumen und verzichteten damit auf den höheren Gewinn. Diese Teilnehmer stimmten in einer anschließenden Befragung auch dem Satz zu: „Individuelle Verantwortung spielt beim Kampf gegen den Klimawandel eine besonders wichtige Rolle.“

Um den tatsächlichen Einfluss individueller Verantwortung zu prüfen, untersuchten die Forscher eine Kontrollgruppe. Während alle anderen Faktoren identisch waren, lagen in dieser Anordnung die Kichererbsen bereits zu Beginn des Experiments auf dem Boden, es gab also keinen Verursacher. Hier entschieden sich nur 30 Prozent der Teilnehmer dafür, selbst aufzuräumen.

Die Autoren empfehlen, bei der Wahl von Politikinstrumenten moralische Vorstellungen stärker zu berücksichtigen. So kann die Studie wichtige Hinweise für das Design klimapolitischer Instrumente liefern, etwa für eine Reform des Europäischen Emissionshandels (EU ETS). Derzeit können sich Unternehmen mit dem Erwerb von Zertifikaten aus der Verpflichtung zur CO2-Minderung freikaufen, statt ihr Verhalten nachhaltig auf Emissionsminderung auszurichten. Dies wird oft als moralisch verwerflich kritisiert. „Unter Umständen könnte eine CO2-Steuer leichter vermittelbar sein als der Emissionshandel“, schlussfolgert Jan Steckel vom MCC.

„Offenbar übertragen Menschen ihre individuell erlernten Moralvorstellungen auch auf größere politische Zusammenhänge wie den Klimawandel“, erklärt WZB-Forscherin Dorothea Kübler. Allerdings warnen die Forscher davor, Moral und Ökonomie gegeneinander auszuspielen. „Die Lehre aus diesem Experiment kann sicher nicht sein, dass wir unsere Moralvorstellungen über Bord werfen, weil sie wirtschaftlich nicht effizient sind“, sagt Jan Steckel.

Die Verhaltensökonomie, die psychologische Ansätze zur Erklärung menschlichen Verhaltens nutzt, gewinnt zunehmend an Bedeutung: Erst kürzlich wurde Richard H. Thaler mit dem Wirtschaftsnobelpreis für seine Arbeiten auf dem Gebiet der Verhaltensökonomie gewürdigt.

Jakob, Michael; Kübler, Dorothea; Steckel, Jan Christoph; van Veldhuizen, Roel: Clean up your own mess: An experimental study of moral responsibility and efficiency. Journal of Public Economics, Volume 155, November 2017, Pages 138-146.

Pressekontakt
Claudia Roth
WZB-Pressestelle
Tel.: 030 254 91 510
claudia.roth@wzb.eu

Prof. Dr. Dorothea Kübler
Direktorin Abteilung „Verhalten auf Märkten“
Tel.: 030 25491 441
dorothea.kuebler@wzb.eu

more information:
http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0047272717301536?via=ihub
Experimental Study

Quelle: idw

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Influenza – vor allem ältere Menschen stark betroffen

Susanne Glasmacher Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Robert Koch-Institut

Gemeinsame Pressemitteilung des Robert Koch-Instituts, der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung und des Paul-Ehrlich-Instituts

Die Grippesaison 2016/2017 war eine schwere Grippewelle und hat vor allem ältere Menschen stark getroffen. Das zeigt der neue Influenza-Saisonbericht, den die Arbeitsgemeinschaft Influenza am Robert Koch-Institut (RKI) jetzt veröffentlicht hat. „Leider sind gerade bei den Senioren die Impfquoten mit rund 35 Prozent besonders niedrig“, sagt Prof. Dr. Lothar H. Wieler, Präsident des RKI. Auch wenn die Wirksamkeit der Grippeimpfung nicht optimal ist, können aufgrund der Häufigkeit der Influenza viele Erkrankungsfälle und schwere Verläufe verhindert werden. „Trotz der schwankenden Impfeffektivität ist die Impfung die wichtigste Maßnahme zum Schutz vor einer Erkrankung“, unterstreicht Wieler. Um das Risiko einer Influenza-Infektion zu verringern werden zusätzlich zur Impfung regelmäßiges und gründliches Händewaschen mit Seife sowie Abstandhalten zu erkrankten Personen empfohlen.

Prof. Dr. Klaus Cichutek, Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI), erläutert das Angebot unterschiedlicher Impfstoffe. „Neben den Impfstoffen zur intramuskulären Injektion in den Oberarm gibt es in dieser Saison auch einen Impfstoff, der auch unter die Haut, also subkutan, injiziert werden kann. Zusätzlich gibt es einen Nasenspray-Impfstoff für Kinder und Jugendliche ab einem Lebensalter von zwei bis einschließlich 17 Jahren und einen Impfstoff für Personen über 65 Jahren mit Wirkverstärker.“ Drei tetravalente Influenza-Impfstoffe stehen in dieser Saison zur Verfügung, die gegen alle kursierenden Hauptstämme des Influenzavirus schützen können.

Die Ständige Impfkommission empfiehlt die Grippeimpfung insbesondere Menschen mit einem erhöhten Risiko für schwere Krankheitsverläufe. Dies sind vor allem Personen über 60 Jahre, chronisch Erkrankte und Schwangere. Die Impfung kann mit einem tri- oder tetravalenten Influenza-Impfstoff erfolgen (drei bzw. vier Komponenten). Auch medizinisches und pflegerisches Personal sollte sich aufgrund seiner beruflichen Exposition impfen lassen. Neben dem Eigenschutz steht hier insbesondere auch der Schutz der behandelten Patienten oder betreuten Personen im Vordergrund. Die Impfquoten sind jedoch auch beim Medizinpersonal nach wie vor zu niedrig. Eine in zwei Universitätskliniken durchgeführte Pilotstudie des Robert Koch-Instituts ergab, dass nur knapp 40 Prozent der Klinikmitarbeiter geimpft waren, 56 Prozent bei den Ärzten, 34 Prozent des Pflegepersonals und 27 Prozent bei therapeutischen Berufen.

Dr. Heidrun Thaiss, Leiterin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), betont: „Die wichtigsten Ansprechpersonen bei der Impfaufklärung sind nach unseren Studiendaten die behandelnden Ärztinnen und Ärzte sowie das medizinische Personal. Diese Berufsgruppen sollten mit gutem Beispiel vorangehen, sich selbst auch gegen Grippe impfen lassen und diese Information weitergeben.“ Auch in diesem Jahr hat die BZgA Medienpakete mit Aufklärungsmaterialien zur Grippeimpfung an wichtige Multiplikatoren wie niedergelassene Ärztinnen und Ärzte, an Fachpersonal von Kliniken, Alten- und Pflegeheimen, Apotheken sowie den Öffentlichen Gesundheitsdienst verschickt. Die darin enthaltenen Broschüren sowie weitere Informationen zur Grippeimpfung stehen auf www.impfen-info.de/grippe zum Download oder zur kostenlosen Bestellung zur Verfügung. Seit 2006 führen die BZgA und das RKI die gemeinsame Aufklärungskampagne „Wir kommen der Grippe zuvor“ zur Information über die Influenza-Impfung durch.

Das Paul-Ehrlich-Institut, das als Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel die Qualität aller Impfstoff-Chargen prüft, bevor diese auf den Markt gebracht werden, hat bereits rund 17 Millionen Impfstoffdosen freigegeben. Einen hühnereiweißfreien Impfstoff gibt es in dieser Saison nicht. „Dies braucht Menschen mit einer Hühnereiweißallergie jedoch nicht zu beunruhigen“, erläutert Cichutek. Eine Untersuchung des PEI ergab, dass eine Vielzahl von publizierten klinischen Studienergebnissen inzwischen darauf hinweist, dass auch bei Personen mit einer Allergie gegen Hühnereiweiß schwerwiegende allergische Reaktionen auf eine Influenzaimpfung selten sind bzw. nicht häufiger auftreten als bei Personen ohne Hühnereiweißallergie. Bei bekannter Hühnereiweißallergie sollte jedoch in jedem Fall der impfende Arzt informiert werden.

Der optimale Impfzeitraum ist Oktober und November. Eine Übersicht der Influenza-Impfstoffe mit den Angaben zu der zugelassenen Altersgruppe findet sich unter http://www.pei.de/influenza-impfstoffe. Für die Fachöffentlichkeit bietet das RKI auf der Seite http://www.rki.de/influenza-impfung unter anderem ausführliche Antworten auf häufig gestellte Fragen zur Influenza-Impfung an.

In einer Grippesaison, in der der Influenza A(H3N2)-Subtyp dominiert, sind besonders ältere und hochbetagte Menschen von schweren Krankheitsverläufen betroffen. Die Daten des Nationalen Referenzzentrums für Influenza im Saisonbericht zeigen, dass in der Saison 2016/2017 mehr als 90 Prozent der untersuchten Influenzaviren zu diesem H3N2-Subtyp gehörten. Unter den Krankenhaus-Patienten mit schwerer akuter respiratorischer Erkrankung war die Betroffenheit der Altersgruppe ab 60 Jahren in der Saison 2016/17 höher als in der schweren Grippewelle 2014/15 und deutlich höher als in der moderateren Saison 2015/16. Die Zahl der influenzaassoziierten Arztbesuche war mit geschätzten sechs Millionen niedriger als in 2014/2015. Die im Saisonbericht für Berlin gezeigten Daten für die geschätzte, der Influenza zugeschriebene Übersterblichkeit lag mit 920 deutlich über der Saison 2014/2015 (600), bundesweite Daten liegen noch nicht vor.

Weitere Informationen
http://www.impfen-info.de/grippe
http://www.pei.de/influenza-impfstoffe
http://www.rki.de/influenza

Herausgeber
Robert Koch-Institut (RKI)
Nordufer 20
13353 Berlin
www.rki.de

Paul-Ehrlich-Institut (PEI)
Paul-Ehrlich-Str. 51-59
63225 Langen
www.pei.de

Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)
Maarweg 149-161
50825 Köln
www.bzga.de

Pressestellen
Susanne Glasmacher (RKI)
Tel.: 030-18754-2286
E-Mail: presse@rki.de

Dr. Susanne Stöcker (PEI)
Tel.: 06103-77-1030
E-Mail: presse@pei.de

Dr. Marita Völker-Albert (BZgA)
Tel.: 0221-8992-280
E-Mail: marita.voelker-albert@bzga.de

Quelle: idw

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Tätowierungen: Farbpigmente wandern auch als Nanopartikel im Körper

Dr. Suzan Fiack Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR)

BfR-Untersuchungen zeigen Migration und langfristige Ablagerung in Lymphknoten

Dass Tätowierungen durch mangelnde Hygiene oder Verwendung bestimmter Pigmente mitunter auch unerwünschte gesundheitliche Effekte hervorrufen können, ist bereits bekannt. Erstmals haben nun Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) in einem internationalen Kooperationsprojekt nachgewiesen, dass sich Farbpigmente in Nanopartikelgröße in Lymphknoten dauerhaft anreichern können. „Die Erkenntnis, dass Partikel in Nanogröße aus der Tattoofarbe abwandern können, zieht weiteren Forschungsbedarf nach sich“, erläutert Professor Dr. Dr. Andreas Hensel, Präsident des BfR. „Nanopartikel können sich im Körper des Menschen ganz anders verhalten, als wir es bisher bei Mikropartikeln beobachtet haben. Angesichts der großen Verbreitung und hohen Beliebtheit von Tattoos halten wir es für erforderlich, im Sinne des Verbraucherschutzes weiter zu untersuchen, wie sich die Partikel im Körper der Tätowierten verhalten.“

Die Studie wurde in der Zeitschrift Scientific Reports der Nature Publishing Group veröffentlicht (https://www.nature.com/articles/s41598-017-11721-z).

Im Rahmen gemeinsamer Untersuchungen von Tätowierfarben, die Kontaminanten wie Nickel, Chrom, Mangan oder Kobalt enthalten können, wurde auch der in den Farben am zweithäufigsten eingesetzte Inhaltsstoff Titandioxid (TiO2) untersucht. Titandioxid dient als weißes Pigment dazu, verschiedene Farbtöne der Tätowierung zu erzeugen. Es kommt auch in Lebensmittelzusatzstoffen, Sonnenschutzmitteln oder Malerfarbe zum Einsatz. Bei den Untersuchungen wurde mit Hilfe der sogenannten Röntgenfluoreszenzanalyse am Europäischen Synchrotron in Grenoble (ESRF) analysiert, an welchen Stellen sich die Pigmente im Gewebe anreichern.

Bisher war nur durch die optische Färbung der Lymphknoten bei Tätowierten bekannt, dass sich die Pigmente dort ansammeln können, da diese häufig die gleiche Farbe aufwiesen wie die Tätowierung. Neu hingegen ist die Untersuchung der Pigmente in Bezug auf ihre chemische Zusammensetzung und Größe. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gehen davon aus, dass sich Pigmente in Nanogröße im Körper anders verhalten und verteilen als in Mikrogröße.

Insgesamt berichten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von Hinweisen sowohl für die Wanderung von Partikeln in Nanogröße als auch für die Ablagerung von toxischen Stoffen im Körper. Im weiteren Verlauf der Untersuchungen wird das Forschungsteam weitere Proben von Patienten mit Abwehrreaktionen aufgrund von Tätowierungen untersuchen, um die Zusammenhänge zwischen den chemisch-strukturellen Eigenschaften der Pigmente und den beobachteten adversen Effekten zu erforschen.

Über das BfR
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ist eine wissenschaftlich unabhängige Einrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Es berät die Bundesregierung und die Bundesländer zu Fragen der Lebensmittel-, Chemikalien- und Produktsicherheit. Das BfR betreibt eigene Forschung zu Themen, die in engem Zusammenhang mit seinen Bewertungsaufgaben stehen.

In diesem Jahr feiert das BfR sein 15-jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass hat das BfR eine Jubiläumsbroschüre herausgegeben, die unter http://www.bfr.bund.de/de/publikation/broschueren-660.html kostenlos heruntergeladen oder bestellt werden kann.

Quelle: idw

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Wasserforschung: Treibhausgase aus der Kläranlage

Meike Drießen Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

Bei der Abwasserreinigung in Kläranlagen entsteht Lachgas, das fast 300-mal klimaschädlicher ist als CO2. Um Kläranlagen optimal steuern zu können, muss man die entstehende Gasmenge zunächst messen. Dazu hat Pascal Kosse, Doktorand im NRW-Fortschrittskolleg Future Water am Lehrstuhl für Siedlungswasserwirtschaft und Umwelttechnik der Ruhr-Universität Bochum (RUB), eine Methode entwickelt. Rubin, das Wissenschaftsmagazin der RUB, berichtet.

Lachgas, wissenschaftlich N2O, wird von Bakterien als Nebenprodukt produziert, die für ihren Stoffwechsel Sauerstoff brauchen. Sauerstoff muss man dem Klärbecken daher ausreichend zuführen. Da dies allerdings Energie in Form von Strom verbraucht, bei dessen Erzeugung ebenfalls Treibhausgase als indirekte CO2 Emissionen entstehen, ist die optimale Steuerung einer Kläranlage eine Rechenaufgabe. Diese Aufgabe lässt sich mit einer Simulation des Klärprozesses lösen, in der man sämtliche Stellschrauben drehen und die jeweils entstehenden Mengen Klimagase vergleichen kann.

Salz treibt Gas aus dem Wasser
Um eine solche Simulation kalibrieren zu können, muss man zunächst genau wissen, wie viel Lachgas in einem Klärbecken unter den jeweiligen Betriebsbedingungen entsteht. Die bisher genutzten Messmethoden sind nicht nur sehr teuer, sie liefern auch nur Ergebnisse für das in der Umgebungsluft befindliche Treibhausgas. Ein Teil der Gase ist jedoch im Wasser gelöst. Pascal Kosse entwickelte in seiner Dissertation, die Prof. Dr. Marc Wichern vom Lehrstuhl Siedlungswasserwirtschaft und Umwelttechnik zusammen mit Prof. Dr. Torsten Schmidt vom Lehrstuhl Instrumentelle Analytische Chemie der Universität Duisburg-Essen betreut, eine neue Methode. Sie basiert darauf, dass Salze die chemische Löslichkeit von Treibhausgasen im Wasser senken. Das im Wasser gelöste Gas muss nach der Zugabe von Salz das Wasser verlassen. Dabei kann man es auffangen und seine Menge bestimmen.

Pascal Kosse experimentierte mit neun Salz-Kandidaten, die verschiedene Bedingungen erfüllen mussten: Sie mussten zum Beispiel ungiftig sein, durften keine chemischen Nebenreaktionen auslösen, die zur Bildung von N2O führen, mussten ausreichend gut löslich sein und durften die Temperatur des Wassers oder das Volumen des Gases nicht beeinflussen. Zum Sieger der Versuche konnte er schließlich Natriumbromid küren, das nahezu 100 Prozent des gelösten Lachgases aus dem Wasser treibt.

Beitrag in Rubin
Weitere Informationen finden Sie in einem ausführlichen Beitrag (http://news.rub.de/wissenschaft/2017-10-24-wasserforschung-treibhausgase-aus-der…) im Wissenschaftsmagazin Rubin der Ruhr-Universität Bochum. Texte auf der Webseite und Bilder aus dem Downloadbereich dürfen unter Angabe des Copyrights für redaktionelle Zwecke frei verwendet werden.

Universitätsallianz Ruhr
Seit 2007 arbeiten die drei Ruhrgebietsuniversitäten unter dem Dach der UA Ruhr strategisch eng zusammen. Durch Bündelung der Kräfte werden die Leistungen der Partneruniversitäten systematisch ausgebaut. Unter dem Motto „gemeinsam besser“ gibt es inzwischen über 100 Kooperationen in Forschung, Lehre und Verwaltung. Mit mehr als 120.000 Studierenden und nahezu 1.300 Professorinnen und Professoren gehört die UA Ruhr zu den größten und leistungsstärksten Wissenschaftsstandorten Deutschlands.

Weitere Informationen:
http://news.rub.de/wissenschaft/2017-10-24-wasserforschung-treibhausgase-aus-der…
– ausführlicher Beitrag mit Bilderdownload

Quelle: idw

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Bier macht glücklich

Dr. Susanne Langer Kommunikation und Presse
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

Wiesn-Besucher wussten es schon immer, nun ist es wissenschaftlich belegt: Bier kann glücklich machen. Wissenschaftler der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) haben 13.000 Lebensmittelinhaltsstoffe daraufhin untersucht, ob sie das Belohnungszentrum im Gehirn aktivieren und somit für ein zufriedenes Gefühl beim Konsumenten sorgen. Der Gewinner? Hordenin, ein Inhaltsstoff von Gerstenmalz und Bier.

Es gibt Lebensmittel, die machen glücklich. Nun, vielleicht nicht glücklich, aber zufrieden. Und deswegen hört man gar nicht mehr auf sie zu essen – auch wenn man eigentlich schon satt ist. Dieses Phänomen wird in der Fachsprache hedonische Nahrungsaufnahme genannt. Das gute Gefühl wird durch den Neurotransmitter Dopamin ausgelöst: Verlockende Lebensmittel aktivieren Gehirnareale des Belohnungszentrums, in denen der Dopamin-D2-Rezeptor zu finden ist. Wissenschaftler vom Henriette Schmidt-Burkhardt Lehrstuhl für Lebensmittelchemie der FAU haben sich nun gefragt: Gibt es spezielle Inhaltsstoffe in Lebensmitteln, die – ähnlich wie das körpereigene Dopamin – den Dopamin-D2-Rezeptor aktivieren?

Um das herauszufinden, bedienten sich die Forscher zusammen mit Kollegen des Computer-Chemie-Centrums der FAU der Methode des virtuellen Screenings, ein aus der Pharmaforschung bekannter Ansatz. Dabei werden die Lebensmittelinhaltsstoffe zunächst nicht im Labor, sondern am Computer untersucht. Der Vorteil: Im Gegensatz zu klassischen Screening-Verfahren, bei denen nur eine kleine Auswahl an Lebensmittelextrakten im Labor getestet werden kann, können die Forscher alle möglichen existierenden Inhaltsstoffe untersuchen.

13.000 Moleküle, 17 Treffer
Die Wissenschaftler legten dafür zunächst eine virtuelle Datenbank aus 13.000 in Lebensmitteln vorkommenden Molekülen an. Aus dieser Datenbank galt es, diejenigen Moleküle zu finden, die auf den Dopamin-D2-Rezeptor passen – quasi die passenden Schlüssel für das Schlüsselloch. Der Computer berechnete, welche Moleküle wahrscheinlich mit dem Dopamin-D2-Rezeptor interagieren können: entweder über synthetische Substanzen, von denen bereits bekannt ist, dass sie mit dem Rezeptor interagieren – wie Arzneimittel zur Behandlung von Parkinson oder Schizophrenie – oder über die dreidimensionale Struktur des Rezeptors. Am Ende blieben von den 13.000 Optionen noch 17 übrig, die dann im Labor in Kooperation mit dem Lehrstuhl für Pharmazeutische Chemie der FAU getestet wurden.

Überraschungsfund Bier
Die vielversprechendsten Testergebnisse zeigte dabei die Substanz Hordenin, ein Inhaltsstoff von Gerstenmalz und Bier. „Es ist schon überraschend, dass – ohne dass wir speziell in der Gruppe der Genussmittel gesucht haben – ein Inhaltsstoff von Bier zur Aktivierung des Dopamin-D2-Rezeptors führt“, sagt Prof. Dr. Monika Pischetsrieder.

Genau wie Dopamin aktiviert Hordenin den Dopamin-D2-Rezeptor – mit einem wichtigen Unterschied: Er funktioniert über einen anderen Signalweg. Hordenin aktiviert den Rezeptor im Gegensatz zu Dopamin ausschließlich über sogenannte G-Proteine, was zu einem nachhaltigeren Effekt auf das Belohnungszentrum führen könnte. Ob die im Bier enthaltenen Mengen für eine spürbare Beeinflussung des Belohnungszentrums ausreichend sind, untersuchen die Forscher zurzeit. Insgesamt deuten die Ergebnisse aber darauf hin, dass Hordenin zum stimmungssteigernden Effekt von Bier beitragen könnte.

Ihre Ergebnisse haben die Wissenschaftler bei Scientific Reports publiziert: Sommer, Thomas; Hübner, Harald; El Kerdawy, Ahmed; Gmeiner, Peter; Pischetsrieder, Monika; Clark, Tim. Identification of the Beer Component Hordenine as Food-Derived Dopamine D2 Receptor Agonist by Virtual Screening a 3D Compound Database. Scientific Reports (2017), 7: 44201, DOI: 10.1038/srep44201

Weitere Informationen für die Medien:
Prof. Dr. Monika Pischetsrieder
Tel.: 09131/85-24102
monika.pischetsrieder@fau.de

Quelle: idw

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Erhöhung der Biogasproduktion

Sebastian Kaufhold Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Institut für Bioprozess- und Analysenmesstechnik e.V.

Erhöhung der Biogasproduktion durch gleichzeitige Behandlung des Substrates mit Hochspannungspulsen und Schockwellen

Für die wirtschaftliche Nutzung erneuerbarer Energien, speziell durch Biomethanerzeugung, ist eine optimale Prozessführung notwendig. Der Biogasprozess läuft in mehreren Stufen ab. Dabei ist die erste Stufe, die Hydrolyse, der geschwindigkeitsbestimmende Schritt. Entscheidend ist hier die Erhöhung der Bioverfügbarkeit von Nährstoffen. Neben dem Aufbrechen von Zellwänden der zu vergärenden Pflanzenteile geht es dabei auch um die Zerkleinerung von Konglomeraten und damit eine Vergrößerung der für die Rektion verfügbaren aktiven Oberfläche.
Weitere Schritte, speziell die für die Methanbildung entscheidende Methanogenese können durch die Optimierung der mikrobiellen Gemeinschaft beschleunigt bzw. stabilisiert werden.

Dem Projekt liegt die Hypothese zugrunde, dass eine kombinierte Behandlung mit Schockwellen und elektrischen Feldern einerseits in der Lage ist, Klumpen aufzubrechen und andererseits Zellwände zerstören kann was zu einer besseren Verfügbarkeit des Zytoplasmas der zu vergärenden Pflanzenteile oder Exkremente führt. Dabei werden die Parameter so eingestellt, dass eine negative Wirkung auf die mikrobielle Gemeinschaft, beispielsweise durch Abtötung von Bakterien oder Archaen, vermieden wird. Speziell bei der Behandlung des Rezirkulates wird angenommen, dass ultrakurze Hochspannungspulse eine positive Wirkung auf die mikrobielle Zusammensetzung haben, da Bakterien empfindlicher gegenüber elektrischen Feldern sind als die methanbildenden Archaen.
Für eine wirtschaftliche Prozessführung ist durch die zusätzliche Behandlung und den damit verbundenen Energieeintrag ein Gas-Mehrertrag bzw. eine Verringerung der Verweildauer um mindestens 20 % anzustreben.

Nach Auswertung der Versuchsergebnisse zeigte sich, dass innerhalb der normalen Verweildauer ein Gas-Mehrertrag von etwa 10 % erreicht wurde. Trotz Führung aller kritischen Parameter wie Substratzusammensetzung (Maisschrot + Rindergülle), Temperatur und Rühren ergab sich dabei eine erhebliche Streubreite.
Damit konnte entgegen der Hypothese eine stabile Verringerung der Verweildauer oder Erhöhung des Biogasertrages in einem gegebenen Zeitraum um wenigstens 20 % nicht erreicht bzw. mit den durchgeführten Versuchen nicht nachgewiesen werden konnte, was einer wirtschaftlichen Verwertung entgegensteht. Diese Aussage gilt jedoch nur für die Art der Behandlung (elektrische Felder + Schockwelle) und nur für das behandelte Substrat.
Ein wichtiges Ergebnis war die hier festgestellte Beeinflussung der mikrobiellen Gemeinschaft sowie die Verringerung der Viskosität des Ausgangsmaterials. Weiterhin ist zu vermerken, dass bei der elektrischen Behandlung fast nur die eingesetzte Energie, nicht aber Pulsformen und Pulsprotokolle eine Rolle spielt. Ein Optimum bei 10 kWh/m³ wurde gefunden, was in etwa den Literaturwerten unter ähnlichen Bedingungen entspricht.

Quelle: idw

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Was macht Menschen in unterschiedlichen Lebensphasen glücklich und zufrieden?

Jan Vestweber Pressestelle
Universität Witten/Herdecke

Und sind Glück und Zufriedenheit eigentlich dasselbe? Ein Leben lang? Online-Befragung zum Thema gestartet

Die Glücksforschung versteht Glück zumeist als statisches Konstrukt, um dann im Rahmen von Studien den Einfluss verschiedenster Lebensumstände auf dieses Konstrukt empirisch – d.h. durch Messung und Beobachtung – zu ermitteln. Prof. Dr. med. Tobias Esch, Professor für Integrative Gesundheitsversorgung und Gesundheitsförderung an der Universität Witten/Herdecke, untersucht diese Annahme in einem neuen Forschungsprojekt. Er untersucht gemeinsam mit seinem Team, inwieweit das, was wir als ein glückliches und zufriedenes Leben erachten, im Lebensverlauf Veränderungen unterworfen ist. „Wir wollen uns genauer ansehen, welche ganz persönlichen Motive und generischen Muster zu unterschiedlichen Zeitpunkten im Leben Glück zugrunde liegen“, so Tobias Esch. Eine deutschlandweite Online-Befragung soll Aufschluss geben.

Ein Schwerpunkt des Forschungsprojekts liegt auch auf der Frage, welche Auswirkungen Schicksalsschläge (z. B. Krankheiten oder unfallbedingte Behinderungen) im Lebensverlauf auf das empfundene Glück haben können. „Wir werden Interviews mit betroffenen Menschen führen und wollen von Ihnen über Glück und Zufriedenheit lernen“, erklärt Esch.

Ziel des Projekts ist es, neben Erkenntnissen für die Glücksforschung auch relevante Aspekte für die Gesundheits- und Sozialpolitik sowie die Gesundheitsforschung abzuleiten.

Die Arbeitsgruppe von Tobias Esch lädt alle Bürgerinnen und Bürgern über 18 Jahren herzlich zur Teilnahme an der anonymen Online-Befragung ein. Weitere Informationen zur Studie und den Link zur Befragung finden Sie auf www.glückundzufriedenheit.de. Auch auf Facebook finden Sie weitergehende Informationen: „Studie: Glück & Zufriedenheit im Lebensverlauf“. Das Ausfüllen benötigt nur wenige Minuten.

Projektleiter: Professor Dr. med. Tobias Esch
Kontakt: igvf@uni-wh.de oder 02302 926-843

Über uns:
Die Universität Witten/Herdecke (UW/H) nimmt seit ihrer Gründung 1982 eine Vorreiterrolle in der deutschen Bildungslandschaft ein: Als Modelluniversität mit rund 2.400 Studierenden in den Bereichen Gesundheit, Wirtschaft und Kultur steht die UW/H für eine Reform der klassischen Alma Mater. Wissensvermittlung geht an der UW/H immer Hand in Hand mit Werteorientierung und Persönlichkeitsentwicklung.

Witten wirkt. In Forschung, Lehre und Gesellschaft.
www.uni-wh.de / #UniWH / @UniWH

Quelle: idw

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DOG 2017: Bei ersten AMD-Anzeichen sofort den Augenarzt aufsuchen

Kerstin Ullrich Pressestelle
Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft

Wenn sich im Bad die Fugen krümmen: Viele Menschen nehmen es hin, wenn im Alter die Sehkraft nachlässt und das Lesen schwerer fällt. Häufigste Ursache für eine schwere Sehbehinderung bei älteren Menschen in Industrienationen ist die altersabhängige Makuladegeneration (AMD). Hier haben sich die Behandlungsmöglichkeiten für die feuchte AMD-Form in den zurückliegenden Jahren deutlich verbessert. Die DOG Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft rät älteren Menschen dringend, bei den ersten Zeichen der Erkrankung einen Augenarzt zu konsultieren. Auf der Vorab-Pressekonferenz anlässlich des DOG-Kongresses stellen Experten die neuen Behandlungsansätze vor.

Die altersabhängige Makuladegeneration (AMD), an der in Deutschland 5,8 Millionen Menschen leiden, entwickelt sich langsam über viele Jahre. „Ein erster Hinweis sind Schwierigkeiten beim Lesen oder beim Erkennen von Gesichtern und Details“, berichtet DOG-Präsident Professor Dr. med. Thomas Kohnen. „Die Patienten sehen beispielsweise ihre Armbanduhr, es fällt ihnen aber immer schwerer, die Uhrzeit zu erkennen.“ Typisch ist auch ein „Verzerrtsehen“. Beim Blick auf die Fliesen sind die Fugen sind nicht mehr parallel, sondern zur Mitte hin gebogen.

Diese Phänomene sind die Folge einer Funktionsstörung im sogenannten Gelben Fleck (lateinisch: Macula lutea) der Netzhaut. Das nur wenige Quadratmillimeter große Areal ist für das Detailsehen zuständig. Der Augenarzt kann die Erkrankung nach Erweiterung der Pupille mit einem Augenspiegel leicht erkennen.

„Im Frühstadium kommt es zu charakteristischen Ablagerungen, den sogenannten Drusen“, erläutert Privatdozentin Dr. med. Monika Fleckenstein von der Universitäts-Augenklinik Bonn. Die Sehkraft sei dann noch nicht stark eingeschränkt. Später können jedoch die Sinneszellen absterben. Dabei unterscheiden die Augenärzte zwei Verlaufsformen. Bei der „feuchten“ AMD tritt Flüssigkeit in die Netzhaut aus, und es bilden sich krankhafte Blutgefäße. Bei der häufigeren „trockenen“ AMD kommt es stellenweise zu einem Pigmentverlust, was der Netzhaut das Aussehen einer Landkarte verleiht. Die Augenärzte sprechen in diesem Fall von einer geographischen Atrophie.

Die feuchte AMD kann heute mit Medikamenten behandelt werden, die die Bildung der Blutgefäße unterdrücken. Die Behandlung erfolgt durch Injektion von Antikörpern, die einen Wachstumsfaktor für Blutgefäße (vascular endothelial growth factor, VEGF) blockieren „Die anti-VEGF-Therapie war ein Meilenstein in der Behandlung von Patienten mit feuchter AMD“, sagt DOG-Expertin Fleckenstein. Das Fortschreiten der Erkrankung kann in vielen Fällen gestoppt, ein weiterer Verlust der Sehstärke deutlich verzögert werden.

Die Injektionen müssen jedoch regelmäßig wiederholt werden, was die Patienten und die Angehörigen, die sie zum Termin begleiten müssen, häufig stark belastet. Anfangs erfolgten die Behandlungen in der Regel monatlich, in jedem Fall mussten die Patienten monatlich kontrolliert werden. Inzwischen wird die Behandlung flexibler an die Bedürfnisse der einzelnen Patienten angepasst. Die Augenärzte nennen dies „Treat-and-Extend“ oder „T&E“. „Ergebnisse großer Datenauswertungen vor allem aus Großbritannien und Australien legen nahe, dass mit T&E ebenso gute Ergebnisse erzielt werden wie mit den bisherigen Behandlungsschemata“, sagt Fleckenstein. „Für die Patienten fallen deutlich weniger Arzttermine an.“

Auch werden derzeit Medikamente getestet, die eine bessere Wirkung haben könnten. „Die neueren Wirkstoffe besitzen eine geringere Molekülgröße und dringen nach den Injektionen wahrscheinlich besser in die Netzhaut ein“, berichtet Fleckenstein. Die Expertin hält es für möglich, dass die Neuentwicklungen Brolucizumab und Abicipar pegol, die derzeit in großen klinischen Studien getestet werden, die Zahl der notwendigen Arzttermine weiter senken werden. „Einer Pressemitteilung der Firma Novartis zufolge sind unter der Therapie mit Brolucizumab bei der Hälfte der Patienten nur noch alle zwölf Wochen Injektionen notwendig“, so Fleckenstein.

Auch für die trockene AMD-Variante besteht Hoffnung auf zukünftige Behandlungsmöglichkeiten. „Ob bestimmte Wirkstoffe, die beispielsweise Entzündungsreaktionen hemmen oder das Absterben von Sinneszellen verhindern, das Fortschreiten der geographischen Atrophie bremsen können, wird derzeit in klinischen Studien untersucht“, berichtet Fleckenstein. Leider sei bei der Behandlung der trockenen AMD aber noch kein Durchbruch wie bei der feuchten Form erzielt worden. „Grundsätzlich gilt für die feuchte AMD, dass bei einer frühzeitigen Therapie die besten Ergebnisse erzielt werden“, betont Fleckenstein.

DOG: Forschung – Lehre – Krankenversorgung
Die DOG ist die medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft für Augenheilkunde in Deutschland. Sie vereint unter ihrem Dach mehr als 7200 Ärzte und Wissenschaftler, die augenheilkundlich forschen, lehren und behandeln. Wesentliches Anliegen der DOG ist es, die Forschung in der Augenheilkunde zu fördern: Sie unterstützt wissenschaftliche Projekte und Studien, veranstaltet Kongresse und gibt wissenschaftliche Fachzeitschriften heraus. Darüber hinaus setzt sich die DOG für den wissenschaftlichen Nachwuchs in der Augenheilkunde ein, indem sie zum Beispiel Stipendien vor allem für junge Forscher vergibt. Gegründet im Jahr 1857 in Heidelberg, ist die DOG die älteste medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft der Welt.

Weitere Informationen:
http://www.dog.org

Quelle: idw

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Optimiertes Umweltmonitoring für Gewässer und Talsperren durch Satellitendaten

Detlef Bremkens Dez. 3 KIT Kommunikation, Innovation, Transfer
Hochschule Bochum

Gewässermonitoring von Stoffeinträgen über Copernicus-Dienste

Klimawandel und Intensivierung der Landwirtschaft führen zunehmend zu erhöhten Nährstoffeinträgen in Fließgewässer und Talsperren. Hier setzt das mit insgesamt 1,25 Mio. Euro vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) geförderte Forschungsprojekt „Wasserwirtschaftliche Copernicus-Dienste zur Bestimmung von Stoffeinträgen in Gewässer und Talsperren im Rahmen des Umweltmonitorings“ (WaCoDIS) an. Die Förderung erfolgt im Zuge des mFund-Förderprogramms, Projektkoordinator ist die Hochschule Bochum.

Im Rahmen des Forschungsvorhabens werden Satellitenfernerkundungssensoren des europäischen Copernicus-Programms sowie Daten des Deutschen Wetterdienstes (DWD) mit einem In situ-Sensornetzwerk zur Gewässerüberwachung kombiniert. Ziel ist die Effizienzsteigerung des Umweltmonitorings mittels innovativer, automatisierter Verfahren zur Sensordatenfusion und -analyse. Besonders im Fokus stehen hierbei die Wasserreinhaltung, der Gewässerschutz und die Sicherung des Zugangs zu sauberem Trinkwasser.

Durch eine interoperable Systemvernetzung von Satellitendaten, In situ-Messdaten des Wupperverbandes, bestehender webbasierter Informationssysteme und neuer Modellkomponenten wird eine aktuelle und präzise räumliche Verortung der Herkunft von Stoffausträgen, deren Quantifizierung sowie eine qualitativ optimierte Modellierung von Stoffeinträgen in Fließgewässer und Talsperren erreicht. Dies ermöglicht die Lokalisierung von Verursachern stofflicher Einträge und damit die zeitnahe Entwicklung, Umsetzung und Überwachung fallspezifischer Maßnahmen zum Gewässerschutz. Das Projekt unterstützt damit unmittelbar auch die Umsetzung der europäischen Wasserrahmenrichtlinie und der Hochwasserrisikomanagement-Richtlinie.

Erstmalig wird ferner das Potenzial einer kombinierten, automatisierten Analyse der Sentinel-1 und Sentinel-2 Datensätze genutzt, um neben Informationen zur Landbedeckung auch Aussagen über die intraannuelle Variabilität der Bodenfeuchte und des Nährstoffhaushalts (Nitrat- und Phosphorgehalt) flächenbezogen ableiten zu können. Zudem werden Datensätze des DWDs einbezogen, um Auswirkungen von Starkregenereignissen auf die Höhe der Stoffeinträge analysieren zu können.

Nach Projektabschluss steht ein innovatives, webbasiertes Monitoringwerkzeug zur Verfügung, welches an unterschiedlichen wasserwirtschaftlichen Handlungsfeldern zur Vorbereitung des operationellen Einsatzes im Testbetrieb umfassend validiert wurde. Damit stellt das Projektkonsortium Wasserbehörden, Wasserwirtschafts- und Abwasserverbände sowie Kommunen einen optimierten Werkzeugkasten aus Methoden, Anwendungen und Diensten für ein optimiertes Umweltmonitoring zur Verfügung.

Unter der Federführung der Hochschule Bochum bearbeitet ein interdisziplinäres Team von Wissenschaftlern und Fachexperten des Wupperverbandes, der EFTAS GmbH und der 52°North GmbH die Forschungsfragen und setzt die Entwicklungen um.

Kürzlich traf sich das Projektteam gemeinsam mit Vertretern des Projektträgers TÜV Rheinland Consulting GmbH zum Projektauftakt in Bochum.

Weitere Informationen:
https://www.bmvi.de/SharedDocs/DE/Artikel/DG/mfund-projekte/bestimmung-von-stoff… – BMVI-Präsentation des Projektes

Quelle: idw

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Neue Studie: Warum Tests gut sind für das nachhaltige Lernen

Carmen Voigt Pressestelle
Universität Erfurt

Von Eltern- und erst recht von Schülerseite wird häufig darüber geklagt, dass in der Schule zu viele Tests geschrieben werden. „Wann soll das alles eigentlich gelernt werden?“, fragen die besorgten Eltern (und auch viele Pädagogen) und sprechen von „Testeritis“. Sie gehen davon aus, dass Tests der Leistungsfeststellung und dem Feedback dienen, jedoch keinen Nutzen für das Lernen selbst haben. Kognitionspsychologen sehen das anders.

Seit einigen Jahren erforschen sie den sogenannten „Testungseffekt“. Eine Vielzahl von Experimenten zeigt deutlich, dass der Abruf von textbezogenem Wissen – etwa im Rahmen eines schriftlichen Tests – langfristig mit deutlich besseren Lernresultaten einhergeht als das wiederholte Lesen des Textes. Ein Problem vieler dieser Experimente ist jedoch, dass das wiederholte Lesen möglicherweise eine nur wenig effektive Lernstrategie ist, der zudem im Alltag keine allzu große Bedeutung zukommt. Für Kritiker der Testeffektforschung gilt es keinesfalls als erwiesen, dass Testen eine effektivere Lernstrategie ist als beispielsweise das Herausschreiben wichtiger Textinformationen.

Kognitionspsychologen der Universität Erfurt haben vor diesem Hintergrund Experimente durchgeführt, die das testbasierte Lernen mit dem „Notizenmachen“ vergleichen. Die Ergebnisse haben sie jetzt in der von der American Psychological Association herausgegebenen Fachzeitschrift Journal of Experimental Psychology: Applied veröffentlicht. In einem Experiment, an dem 273 Studierende teilnahmen, lasen zunächst alle Versuchspersonen einen kurzen Text über das Erscheinungsbild und die Lebensgewohnheiten des Honigdachses. Danach wurden ein Drittel der Probanden gebeten, den Text zwei weitere Male zu lesen (einfache Wiederholung). Eine zweite Gruppe sollte wichtige Informationen aus dem vorliegenden Text in eigenen Worten notieren, sich also Notizen machen. Die Teilnehmer der dritten Gruppe sollen die Inhalte, an die sie sich erinnern konnten, auf einem Blatt Papier niederschrieben, ohne dabei im Text nachschlagen zu können. Abschließend fand ein finaler Lerntest statt, in dem die Versuchspersonen den Textinhalt so vollständig wiedergeben sollten wie möglich. Diese Lernkontrolle fand entweder nach fünf Minuten, nach einer Woche oder nach zwei Wochen statt.

Die Ergebnisse zeigen, dass das kurzfristige Behalten der Textinhalte am meisten vom Notizenmachen profitierte, während sich nach zwei Wochen ein deutlicher Lernvorteil beim aktiven Abruf, also dem Testen, ergab. Erklärt werden kann dies zum einen durch die Annahme, dass Testen den Abruf der Information „trainiert“, zum anderen dadurch, dass in der Testbedingung zwar nur wenig Information – dafür jedoch tiefer (und folglich längerfristiger) – behalten wird als beim Notizenmachen. In diesem Sinne bleibt beim Lernen weniger Inhalte langfristig unter Umständen mehr übrig, als wenn viele Inhalte (oberflächlich) gelernt werden.

Aus Sicht der Autoren sind vor allem zwei Punkte hervorzuheben: Erstens, zu testen ist langfristig effektiver als Notizen zu machen (die Strategie, die die Studierenden im Allgemeinen für die effektivste halten). Zweitens hängt die Frage, welche Lernstrategie ausgewählt werden sollte, auch davon ab, wie lange das Wissen verfügbar bleiben soll bzw. wann der kritische Test – etwa eine Klausur – stattfindet.

Prof. Dr. Ralf Rummer, der Erstautor der Studie und Kognitionspsychologe an der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät der Uni Erfurt, erläutert: „Testen erweist sich, zumindest wenn es um nachhaltiges Lernen geht, als effektiver als andere – ebenfalls effektive – Lernstrategien. Aus unserer Sicht sollte man sich diesen Effekt sowohl in der universitären und schulischen Lehre – etwa durch den Einbau von Tests in Lehrveranstaltungen – als auch beim heimischen Lernen zunutze machen. Letzteres könnte etwa durch die Beantwortung selbstgestellter Fragen oder das eigenständige Zusammenfassen zentraler Lerninhalte – und zwar ohne die Verwendung der Lernmaterialien – erfolgen. Bislang testen sich die meisten Lernenden leider nur dann, wenn sie Vokabeln lernen. Und dann auch nur, um Feedback über ihren Wissensstand zu erlangen, und nicht im Bewusstsein, ihr Wissen durch Testung zu konsolidieren.“

Referenz:
Rummer, R., Schweppe, J., Gerst, K., & Wagner, S. (2017). Is testing a more effective learning strategy than note-taking? Journal of Experimental Psychology: Applied, 23(3), 293-300.

Quelle: idw

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MHH-Studie: Wie gesund werden wir alt?

Stefan Zorn Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Medizinische Hochschule Hannover

Herzinfarkt, Schlaganfall und Lungenkrebs treten seltener und später im Laufe des Lebens auf, Diabetes mellitus Typ 2 und Multimorbidität häufiger
Wir werden immer älter. Aber gewinnen wir gesunde Lebensjahre oder verbringen wir die zusätzliche Lebenszeit in krankem Zustand? Dieser Frage gehen Forscher der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) in ihrem seit 2013 laufenden Projekt „Morbiditätskompression“ nach, für das sie Daten von drei Millionen Menschen aller Altersgruppen über zehn Jahre vergleichen. Nun gibt es erste Ergebnisse: Herzinfarkt, Schlaganfall und Lungenkrebs treten seltener und später im Laufe des Lebens auf als früher. Diabetes mellitus Typ 2 („Altersdiabetes“) kommt hingegen immer häufiger vor, insbesondere bei den unter 40-Jährigen. Auch die Multimorbidität ist angestiegen – der Umstand, dass eine Person viele Erkrankungen hat, die mit Medikamenten gut in den Griff zu bekommen sind. „Wir werden gesünder alt“, fasst Professor Dr. Siegfried Geyer zusammen, Leiter des Projektes und der Medizinischen Soziologie der MHH. Die Ergebnisse seiner Arbeiten trug er mit seinem Team in verschiedenen Artikeln zusammen, die in wissenschaftlichen Zeitschriften erschienen sind.

Einen Herzinfarkt, Schlaganfall oder Lungenkrebs bekommen heutzutage 22 Prozent weniger Männer als noch vor zehn Jahren – und diese sind dann rund ein Jahr älter als früher, durchschnittlich 66 Jahre. Das Risiko, an einer dieser Krankheiten zu sterben, ist ebenfalls um 22 Prozent gesunken. Bei Frauen verringerte sich das ohnehin geringere Risiko, an einer der drei Leiden zu erkranken, sogar um mehr als 30 Prozent. Doch sie waren beim Auftreten der Erkrankung durchschnittlich 76 Jahre und damit ebenso alt wie früher. Sie starben auch ebenso häufig daran.

„Altersdiabetes“ nimmt zu
Bei Diabetes mellitus Typ 2 („Altersdiabetes“) verhält es sich anders: Die Erkrankung hat in der Bevölkerung zugenommen – vor allem bei den unter 40-Jährigen. „Allerdings kann man diese Erkrankung besser behandeln als früher, so dass man mit ihr länger leben kann“, erläutert Professor Geyer. Er fand auch heraus, dass das Erkrankungsrisiko mit steigendem Bildungsstand sinkt. „Diabetes ist ein Problem der Lebensweise, vor allem Übergewicht und Bewegung sind vorrangige Probleme“, sagt Professor Geyer.

Mehrere Krankheiten gleichzeitig
Auch die sogenannte Multimorbidität nimmt in der Bevölkerung zu: Immer mehr Menschen haben sechs oder mehr Erkrankungen gleichzeitig, die zum Teil mit Medikamenten behandelt werden müssen, mit denen sie aber gut leben können – beispielsweise Bluthochdruck. In diesem Zusammenhang interessiert nun, ob Multimorbiditäten zwangsläufig zunehmen, wenn andere Krankheiten wie Herzinfarkt, Schlaganfall und Lungenkrebs abnehmen: „Wir möchten die Frage klären, ob es eine Verschiebung von wenigen großen zu vielen kleinen Krankheiten gibt, die später auftreten.“

„Unsere Ergebnisse legen eine Flexibilisierung des Renteneintrittsalters nahe“, sagt Professor Geyer. Bei einer stark körperlich belastenden Arbeit wäre ein früheres Renteneintrittsalter angemessen, bei überwiegend geistiger Arbeit kann es sinnvoll sein, die Grenze nach oben zu verschieben.

„Es geht aber auch darum, wie eine Gesellschaft mit alten Menschen umgehen soll, um ihre Aktivität und geistige Beweglichkeit maximal lange zu erhalten“, erläutert Professor Geyer. „Um im Alter körperlich und seelisch gesund zu bleiben, ist sportliche sowie geistige Regsamkeit besonders wichtig.“ Ressourcen gelte es zu erhalten – beispielsweise durch regelmäßiges Lesen sowie soziale Aktivitäten mit Kommunikation, zum Beispiel über ein Hobby.

Die MHH-Forscher arbeiten in ihrem Projekt „Morbiditätskompression“ mit Daten von drei Millionen Versicherten aller Altersgruppen von der AOK Niedersachsen. Sie decken die Jahre 2006 bis 2015 ab. Das Projekt wird von der AOK Niedersachsen und vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur finanziell gefördert.

Weitere Informationen erhalten Sie bei Professor Dr. Siegfried Geyer, geyer.siegfried@mh-hannover.de, Telefon (0511) 532-5579.

Originalpublikationen finden Sie im Internet unter folgendem Link: http://www.mh-hannover.de/27760.html

Quelle: idw

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Die wichtigsten Tipps zur Grippe-Impfung: Ältere Menschen sind besonders gefährdet

Torben Brinkema Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Gesellschaft für Geriatrie (DGG)

Jetzt beginnt wieder die Grippezeit. Gerade ältere Patienten sind durch Influenza-Viren besonders gefährdet. Bei ihnen sind 80 Prozent der Erkrankungen auf Viren oder Bakterien zurückzuführen. Deswegen raten Experten jetzt im September zur gezielten Grippeschutzimpfung. „Für ältere Menschen eignen sich insbesondere die sogenannten tetravalenten Impfstoffen, die jeweils zwei Antigene gegen beiden Influenza-Typen A und B haben“, sagt Dr. Andreas Leischker, Impfexperte der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG) sowie Chefarzt der Klinik für Geriatrie des Alexianer-Krankenhauses Krefeld.

Im Interview beantwortet Leischker die wichtigsten Fragen zu Influenza-Viren, aktuelle Übertragungsrisiken und den optimalen Grippe-Schutz.

Herr Dr. Leischker, wie wird eine Grippe, also eine Influenza, eigentlich übertragen?

Für die Übertragung spielen zwei Wege eine entscheidende Rolle. Zum einen die Tröpfcheninfektion: Über Niesen, Husten aber auch schon beim Sprechen werden Tröpfchen gebildet und über die Luft übertragen. Besonders hoch ist das Übertragungsrisiko in geschlossenen, überfüllten Räumen, zum Beispiel in öffentlichen Verkehrsmitteln, wo Menschen eng gedrängt stehen. Ein zweiter Weg ist die Übertragung über die Schmierinfektion. Hier spielen die Hände eine entscheidende Rolle. Nach dem Händeschütteln oder dem Anfassen einer Türklinke bleiben die Viren auf der Haut und werden dann beispielsweise beim Griff ans eigene Gesicht übertragen.

Wie können wir dieses Übertragungsrisiko verringern?

Das regelmäßige Waschen der Hände kann das Übertragungsrisiko deutlich verringern. Noch wirksamer ist es, wenn die Hände mit einem alkoholischen Präparat desinfiziert werden. Händedesinfektionsmittel in Gelform gibt es mittlerweile in jeder Drogerie – auch als kleine Pocketversion für die Handtasche.

Wie unterscheidet sich die echte Influenza-Grippe von einem grippalen Infekt?

Die „echte“ Grippe wird durch Influenzaviren verursacht, grippale Infekte durch eine Vielzahl von Viren. Typisch für die echte Grippe ist ein plötzlicher Beginn mit hohem Fieber über 38,5 Grad, trockenem Husten ohne Auswurf, Halsschmerzen, Appetitlosigkeit sowie starken Kopf- und Gliederschmerzen. Gerade ältere Menschen brauchen oft sehr lange, bis sie sich von der Infektion erholt haben. Der entscheidende Punkt ist: Gerade bei alten Menschen kann eine Influenza auch zu Todesfällen führen. Deshalb ist die Impfung für ältere Menschen so wichtig.

Der Volksmund sagt, eine Grippe sei unangenehm, aber harmlos. Warum können Menschen daran sterben?

Hierfür gibt es mehrere Gründe: Oft kommt es gerade bei unterernährten Patienten oder bei Patienten mit chronischen Krankheiten wie Diabetes mellitus zu einer bakteriellen Superinfektion, die dann zu einer Lungenentzündung führt. Davon können übrigens auch junge Patienten betroffen sein. 1918 wurden Verstorbene obduziert, die an der „Spanischen Grippe“ verstorben sind. Bei fast allen Verstorbenen fanden sich in den Lungen und im Blut Pneumokokken – das sind Bakterien, die unter anderem Lungenentzündungen, Blutvergiftungen und Mittelohrentzündungen verursachen können. Weniger bekannt ist, dass eine Influenzainfektion das Risiko massiv erhöht, während der Erkrankung einen Herzinfarkt zu bekommen.

Schützt die Grippeimpfung also auch vor einem Herzinfarkt?

Ja, das belegt auch eine Studie. Patienten mit einem akuten Herzinfarkt wurden noch im Labor direkt nach der Herzkatheter-Untersuchung gegen Grippe geimpft. Eine andere Gruppe bekam eine Kochsalzlösung in den Arm gespritzt. Diejenigen mit dem Impfstoff bekamen deutlich seltener einen erneuten Herzinfarkt.

Also ist die Grippeimpfung auch eine „Impfung gegen Herzinfarkt“?

Wenn Sie es so nennen wollen ist das richtig.

Manche Menschen beklagen Nebenwirkung nach Impfung, kann das sein?

Das kann gut sein. Als Nebenwirkung können bei einigen Menschen unter anderem Muskelschmerzen, Schmerzen an der Einstichstelle und leichte Kopfschmerzen auftreten – jeder reagiert da unterschiedlich. Diese Symptome zeigen, dass der Körper auf die Impfung mit der Bildung von Antikörpern reagiert.

Andere beklagen nach dem Impfen hohes Fieber, Husten oder eine verstopfte Nase. Das Anzeichen für das Auftreten einer echten Grippe?

Das glauben viele, ist aber unmöglich. Bei der Injektion zur Influenza-Impfung handelt es sich um einen Totimpfstoff. In der Injektionslösung kann sich also kein einziges lebendes Viruspartikel befinden.

Warum haben dann so viele Menschen diese Erfahrung gemacht?

Die Erklärung ist einfach. Wir impfen meist im Oktober, teilweise auch bis in den November hinein. Zu diesem Zeitpunkt zirkulieren schon viele Erkältungsviren. Vermutlich haben sich einige schon vor der Grippeimpfung mit einem Erkältungsvirus infiziert. Zudem schützt die Influenza-Impfung nur vor der echten Grippe, nicht aber vor grippalen Infekten.

Sie hatten bereits die Senioren als Hochrisikogruppe genannt. Wer sollte sich noch gegen Influenza impfen lassen?

Ganz wichtig – und leider oft vergessen – sind alle Personen, die mit alten Menschen zusammen sind und sie betreuen. Das sind auch Angehörige wie die Enkelkinder, das Personal in Pflegeheimen und ambulanten Pflegediensten, aber natürlich auch Ärzte.

Da sprechen Sie einen wunden Punkt an: Die Durchimpfungsrate von medizinischem Personal in Deutschland ist im internationalen Vergleich sehr niedrig.

Ja, leider!

Wie schaffen es andere Länder, in diesem Punkt besser zu sein?

Die USA sind da ganz pragmatisch: Wer sich dort als Krankenschwester oder Arzt nicht jährlich gegen Influenza impfen lässt, muss in der Grippesaison während der gesamten Schicht eine Atemmaske tragen. Das ist so anstrengend und unangenehm, dass die Impfrate des Personals dort bei fast 100 Prozent liegt.

Wer sollte zusätzlich noch geimpft werden?

Unbedingt auch alle Menschen mit chronischen Erkrankungen. Zum Beispiel Diabetiker, Patienten mit Niereninsuffizienz, mit Herzkrankheiten oder Lungenerkrankungen. Auch Reisende sollten vorsorgen. Wenig bekannt ist, dass es auch in den Tropen Influenza gibt -sogar das ganze Jahr über. Zu beachten ist, dass die Länder der Südhalbkugel ihre Grippesaison zu unserer Sommerzeit haben.

Wie häufig muss gegen Grippe geimpft werden?

Gegen Grippe muss leider jedes Jahr neu geimpft werden. Die Grippeviren verändern sich immer wieder.

Gibt es dafür verschiedene Impfstoffe?

Ja. Die konventionellen Impfstoffe haben drei Antigene – zwei gegen Influenza A und eines gegen Influenza B. Wir nennen sie deshalb trivalent. Seit einigen Jahren gibt es tetravalente Grippeimpfstoffe mit einem zusätzlichen Antigen gegen Influenza B. Diese wirken insbesondere dann besser, wenn in der jeweiligen Saison neue Influenza-Viren vom Typ B zirkulieren.

Werden die tetravalenten Impfstoffe auch von der Krankenkasse bezahlt?

Das ist innerhalb von Deutschland unterschiedlich und wird von der jeweiligen kassenärztlichen Vereinigung geregelt. Dazu sollte jeder seinen Hausarzt oder Geriater vor Ort fragen.

Gibt es spezielle Grippeimpfstoffe für ältere Menschen?

Ja, die gibt es. Bei älteren Menschen wirken die normalen Grippeimpfstoffe nicht so gut, weil das Immunsystem weniger Antikörper bildet. In Deutschland sind deshalb speziell für Menschen ab dem 65. Lebensjahr Impfstoffe mit einem Wirkungsverstärker zugelassen.

Warum wird dann nicht jeder mit diesen Impfstoffen geimpft?

Weil dieser Wirkungsverstärker oft zu verstärkten Lokalreaktionen führt. So kann der Arm anschwellen und schmerzen.

Gibt es dann Alternativen dafür?

Auch die gibt es mittlerweile. In den USA ist ein Impfstoff mit vierfachem Antigengehalt zugelassen, der auch bei älteren Menschen sehr gut wirkt. Leider ist dieser Impfstoff in Deutschland noch nicht verfügbar.

Schützt die Grippeimpfung auch gegen die sogenannte Schweinegrippe?

Das funktioniert. In den Grippeimpfstoffen ist seit der letzten H1N1-Pandemie auch eine Komponente gegen Schweinegrippe enthalten.

Herr Dr. Leischker, wie schützen Sie sich als Arzt gegen Influenza?

Als Geriater habe ich täglich Kontakt mit alten Patienten – die möchte ich natürlich nicht anstecken. Ich lasse mich deshalb jedes Jahr gegen Influenza impfen. Übrigens auch mit einem tetravalenten Impfstoff.

Pressekontakt der DGG
Torben Brinkema
medXmedia Consulting KG
Nymphenburger Str. 19
80335 München
Tel: +49 (0)89 / 230 69 60 21
Fax: +49 (0)89 / 230 69 60 24
E-Mail: presse@dggeriatrie.de

Deutsche Gesellschaft für Geriatrie (DGG)
Die Deutsche Gesellschaft für Geriatrie (DGG) ist die wissenschaftliche Fachgesellschaft der Ärzte, die sich auf die Medizin der späten Lebensphase spezialisiert haben. Wichtige Schwerpunkte ihrer Arbeit sind neben vielen anderen Bewegungseinschränkungen und Stürze, Demenz, Inkontinenz, Depressionen und Ernährungsfragen im Alter. Häufig befassen Geriater sich auch mit Fragen der Arzneimitteltherapie von alten Menschen und den Wechselwirkungen, die verschiedene Medikamente haben. Bei der Versorgung geht es darum, den alten Menschen ganzheitlich zu betreuen und ihm dabei zu helfen, so lange wie möglich selbstständig und selbstbestimmt zu leben. Die DGG wurde 1985 gegründet und hat heute rund 1700 Mitglieder.

Weitere Informationen:
http://www.dggeriatrie.de/presse/

Anhang
Die wichtigsten Tipps zur Grippe-Impfung: Ältere Menschen sind besonders gefährdet
https://idw-online.de/de/attachment58562

Quelle: idw

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Kraftstoff aus Abfällen und Elektrizität?

Susanne Hufe Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ

Wissenschaftler des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ), der Universität Tübingen, der amerikanischen Cornell University und des Deutschen Biomasseforschungszentrums (DBFZ) zeigen, dass durch die Kombination von mikrobieller und elektrochemischer Stoffumwandlung aus Biomasse hochwertige Produkte entstehen können. In ihrem Experiment nutzten die Forscher ein Abfallprodukt der Bioethanolherstellung und Maissilage, um Alkane mit hoher Energiedichte und dieselähnlichen Eigenschaften herzustellen. Die Arbeit wurde in Energy & Environmental Science, dem am höchsten klassifizierten Journal der Umweltwissenschaften veröffentlicht.

Ob Klimawandel, wachsende Nachfrage nach Ressourcen oder umweltbelastende Stoffströme – wir brauchen nicht nur eine Energiewende, sondern eine Kehrtwende hin zu einem produktorientierten und integrativen Umweltschutz. Kreisläufe müssen geschlossen werden, umweltschädliche Einsatzstoffe müssen durch ökologisch verträgliche ersetzt werden, der Verbrauch fossiler und anorganischer Rohstoffe muss reduziert werden. Eine Schlüsselrolle bei der Suche nach Lösungen spielen neue Verfahren der Biotechnologie.

Dazu zählt auch die bioelektrochemische Synthese, die von Chemiker Dr. Falk Harnisch und seiner Arbeitsgruppe am UFZ in Leipzig erforscht wird. Deren Ziel ist es, durch die Kombination von Mikrobiologie und Elektrochemie aus nachwachsenden Ressourcen und Abfallprodukten Energieträger und Chemikalien zu gewinnen. Harnisch ist überzeugt: „Durch die Kombination von mikrobieller und elektrochemischer Stoffumwandlung könnten zukünftig Bioelektroraffinerien entstehen, die Kraftstoffe, Energie und Chemikalien durch integrierte Biomassenutzung produzieren“.

In einer aktuellen Studie, die unter seiner Leitung und in Zusammenarbeit mit Forschern der Universität Tübingen, der Cornell University und des Deutschen Biomasseforschungszentrums entstanden ist, zeigen die Forscher, dass Biomasse in Alkane mit hoher Energiedichte und dieselähnlichen Eigenschaften überführt werden kann. So wurde auf der Basis von Corn beer, einem Abprodukt der Bioethanolherstellung aus Mais, im Laufe des kombinierten mikrobiologisch-elektrochemischen Prozesses bereits eine Biomasse/Kraftstoff-Ausbeute von 50 Prozent erreicht. Prof. Lars Angenent von der Universität Tübingen, ein Mitautor der Studie, hebt hervor: „Mit dem corn beer haben wir in diesem Experiment einen relativ hochwertigen Ausgangsstoff genutzt. Weiterführende Versuche zeigen uns jedoch deutlich, welch großes Potenzial in dem Verfahren steckt – sowohl im Hinblick auf die mögliche Vielfalt der Ausgangsstoffe und der erhaltenen Produkte als auch den gekoppelten Ablauf von Mikrobiologie und Elektrochemie.“ Denn während die mikrobielle Synthese kontinuierlich abläuft, kann die schnellere elektrochemische Stoffumwandlung Überschussstrom verarbeiten. Damit kann Kraftstoff als effektiver Speicher von elektrischer Energie dienen.

Falk Harnisch betrachtet diese Studie als ersten Schritt in der Verfahrensentwicklung. „Wir haben im Labormaßstab gezeigt, dass ein solcher Prozess durchführbar ist. Die Herausforderung ist nun, jeden Teilschritt zu optimieren und eine Skalierung entlang des gesamten Prozesses bis in den Pilotmaßstab durchzuführen.“ Dabei wird sich auch zeigen, inwiefern das Verfahren ökonomisch wettbewerbsfähig ist. Dies sei, so Harnisch, allerdings auch eine Frage der politischen Rahmenbedingungen zur Förderung von Mobilität.

Publikation:
Urban, C., Jiajie, X., Sträuber, H., dos Santos Dantas, T. R., Mühlenberg, J. Härtig, C., Angenent, L. T., Harnisch, F. (2017): Production of drop-in fuel from biomass at high selectivity by by combined microbial and electrochemical conversion. Energy & Environmental Science doi: 10.1039/C7EE01303E
http://dx.doi.org/10.1039/C7EE01303E

Die Studie wurde gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) (BMBF-Initiative „Nächste Generation biotechnologischer Verfahren – Biotechnologie 2020+“), die Helmholtz Gemeinschaft (Young Investigators Group & Research Program Renewable Energie) und das NSF SusChemProgram.

Arbeitsgruppe „Mikrobielle Bioelektrokatalyse und Bioelektrotechnologie“
http://www.ufz.de/index.php?de=31005

Mehr Informationen:
PD Dr. Falk Harnisch
UFZ-Department Umweltmikrobiologie, Leiter der AG „Mikrobielle Bioelektrokatalyse und Bioelektrotechnologie“
E-Mail: falk.harnisch@ufz.de
Phone: +49-(0)341-235-1337
http://www.ufz.de/index.php?en=31006

Prof. Dr. Lars Angenent
Universität Tübingen, Zentrum für Angewandte Geowissenschaften
Phone: +49-(0)7071-29-73153
E-Mail: l.angenent@uni-tuebingen.de

Weitere Informationen:
http://www.ufz.de/index.php?de=36336&webc_pm=32/2017

Quelle: idw

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„Das Schöne ist doch, dass jeder selbst Vorsorge treffen kann“

Dr. Ulrich Marsch Corporate Communications Center
Technische Universität München

Bis zu 50 Prozent der Krebsfälle wären einfach zu verhindern, belegen Studien. Trotzdem ist die Zahl der Krebsneuerkrankungen im Zehnjahreszeitraum bis 2015 weltweit um über 30 Prozent gestiegen. Die Vorsorge nimmt eine Schlüsselrolle ein bei der Eindämmung von Krebs, erklärt Prof. Stefanie Klug, Inhaberin des Lehrstuhls für Epidemiologie an der Technischen Universität München (TUM). Klug befasst sich unter anderem mit der Krebsfrüherkennung. Im Interview spricht die Professorin über Krebsscreenings, Vorsorgemuffel und was jeder Einzelne gegen Krebs tun kann

Prof. Klug ist seit 2011 Mitglied der Ständigen Impfkommission (STIKO) und hat an den Empfehlungen zur Impfung gegen Humane Papillomviren (HPV) maßgeblich mitgewirkt.

TUM: Wie hoch ist denn die Teilnahme an der Krebsvorsorge – können Sie dazu generelle Aussagen treffen?
Prof. Stefanie Klug: Nehmen wir zum Beispiel den Pap-Abstrich (Anm.: Abstrich vom Muttermund der Frau, um mögliche Krebszellvorstufen von Gebärmutterhalskrebs frühzeitig zu erkennen): Dieser ist harmlos und viele spüren ihn nicht einmal, dennoch liegt die jährliche Teilnahmerate nur bei 50 bis 60 Prozent.

Woran liegt es denn, dass so viele nicht zur Vorsorge gehen?
SK: Einige Menschen kennen diese Angebote nicht. Andere haben Angst vor einer Krebsdiagnose oder kein Vertrauen in den Arzt. Doch das ist gefährlich: Wenn eine Erkrankte mit dem Arztbesuch zu lange wartet, kann die Krankheit unter Umständen so fortgeschritten sein, dass nicht mehr viel zu retten ist. Es ist die Aufgabe der Wissenschaft, Wege aufzuzeigen, wie solche Personen motiviert werden können, trotz ihrer Ängste zur Untersuchung zu gehen.

Wie können Menschen dazu motiviert werden, zu Vorsorgeuntersuchungen zu gehen?
SK: Wir haben vor einiger Zeit eine Studie namens MARZY durchgeführt, dabei ging es um die Teilnahme an der Krebsfrüherkennung. Es war eine Studie mit insgesamt über 5000 Teilnehmerinnen. Heraus kam, dass gerade bei älteren und sozial schwächeren Frauen eine persönliche Einladung zu der Untersuchung viel bewirkt. Das ist aufs Darmkrebsscreening vermutlich genauso übertragbar. Teilweise wissen viele nicht, dass Vorsorgeuntersuchungen kostenlos sind, da könnte eine Erinnerung vom Hausarzt viel helfen.

Wie oft sollte jemand zu einem Krebsscreening gehen?
SK: Das hängt vom Alter und von der Screeninguntersuchung ab. Im Jahr 2013 wurde auf der Basis des Nationalen Krebsplanes das Krebsfrüherkennungs- und registergesetz vom Bundesministerium für Gesundheit erlassen, das im Bundestag verabschiedet wurde. Bis 2018 soll nun ein organisiertes Krebs-Screeningprogramm für Gebärmutterhals- und Darmkrebs mit einem Einladungsschreiben eingeführt werden. Die Eckpunkte für das Gebärmutterhalsscreening: Für Frauen zwischen 20 und 34 Jahren bleibt es beim jährlichen Pap-Abstrich, Frauen ab 35 sollen nur noch alle drei Jahre den Pap-Abstrich machen lassen. Aber – und dafür haben wir lange gekämpft – es wird zusätzlich für diese älteren Frauen ebenfalls alle drei Jahre einen HPV-Test geben. Denn wir wissen, dass HPV die Ursache für diese Krebsart ist und die allermeisten Frauen sind negativ. In dem Fall liegt bei Frauen kein Risiko für die Erkrankung vor. Die wenigen HPV-positiven Frauen in diesem Alter – es sind weniger als zehn Prozent – müssen dagegen engmaschig beobachtet werden. Auch bei Darmkrebs soll es wiederum künftig eine persönliche Einladung zur Darmspiegelung (Koloskopie) im 55. Lebensjahr geben. Ist alles in Ordnung, dann erfolgt eine Wiederholung zehn Jahre später. Wer familiär vorbelastet ist, der hat natürlich die Möglichkeit, früher zum Screening zu kommen.

„Ein Screening ist immer nur eine Sekundärprävention“
Für eines Ihrer Forschungsprojekte zum Thema Hautkrebsscreening wurden Daten von rund 60.000 Patienten überprüft von 2002 bis 2011. Zwar wurden Tumore im frühen Stadium öfter erkannt, aber die späten Tumorstadien waren nicht rückläufig. Was lässt dieses Ergebnis für Rückschlüsse zu?
SK: Genau, das Ziel des Hautkrebsscreenings ist es, dass die Sterberate (Mortalität) zurückgeht. Heraus kam aber, dass es (bisher) nicht dazu beiträgt. Tatsächlich ist das Hautkrebsscreening sehr umstritten, wir hier sind das einzige Land in Europa, das ein Hautkrebsscreening anbietet, während andere Länder das gar nicht im Programm haben. Australien etwa hat sich gegen ein Hautkrebsscreening ausgesprochen, obwohl sie viele hellhäutige Einwohner, eine starke Strahlung und Häufigkeit (hohe Inzidenz) von Melanomen haben. Möglicherweise ist es noch zu früh, um einen Rückgang der Mortalität zu erkennen, hier muss weiter evaluiert werden.

Was machen denn dann andere Länder?
SK: Primäre Prävention. Es wird davon abgeraten, sich zu stark der Sonne auszusetzen. Wer in die Sonne geht, sollte Hautcreme auftragen, lange Kleidung und Hüte tragen sowie die Mittagssonne meiden – das wäre auch für uns vermutlich der bessere Weg. Denn ein Screening ist immer nur eine Sekundärprävention, bei der eine möglicherweise bereits vorhandene Veränderung festgestellt werden soll. Das Schöne ist aber doch die Vorsorge, die jeder selbst treffen kann, wie etwa eine Impfung oder Sport als auch das Verhindern von Sonnenbrand, wodurch ein Tumor gar nicht erst entsteht.

Wie kommen Sie bei Ihren Studien an die Daten?
SK: Wir gehen über die Einwohnermeldeämter, denn wir wollen eine bevölkerungsbezogene Stichprobe etwa von allen Frauen zwischen dem Altern von 30 und 40 haben. Wir möchten alle Gruppen in der Bevölkerung darin abbilden. Die Personen aus dieser Stichprobe laden wir dann per Brief ein, an unseren Studien teilzunehmen. Bei der Studie MARZY etwa haben wir Daten von fast 10.000 Frauen aus Rheinland-Pfalz ausgewertet, um einen guten Querschnitt durch die weibliche Bevölkerung zu erhalten.

Welche Verbindung hat Ihr Fachgebiet, das sich mit der Häufigkeit bestimmter Krankheiten in der Bevölkerung befasst, mit dem Sport?
SK: Gerade im Bereich der Prävention liegt die Verknüpfung mit der Epidemiologie. Das betrifft nicht nur mich und meinen Fachbereich, sondern die gesamte Fakultät. Alle hier widmen sich auch dem großen übergreifenden Thema Prävention. Inwieweit kann Sport als vorbeugende Maßnahme gegen die Volkskrankheiten von Diabetes über Herz-Kreislauf bis zu Krebs eingesetzt werden? Das muss noch näher erforscht werden.

Welche Pläne haben Sie für neue Studienprojekte?
SK: Wir planen größere Studien mit sportlichen Interventionen, bei denen versucht wird, die Leute zu Bewegung zu motivieren. Dazu gibt es schon viel mit Kindern, aber es wäre genauso wichtig, das mit Erwachsenen zu erforschen. Es reicht nicht, die Kinder zum Sport zu bewegen, sondern auch im höheren Alter müssen Menschen Sport treiben. Denn Bewegungsmangel wird bereits jetzt als „die Zigarette von morgen“ bezeichnet, weil er ein dramatischer Risikofaktor ist für die heutigen Zivilisationskrankheiten ist, genau wie Rauchen und Lungenkrebs.

„Alles, was einen vom Sofa runter bringt, ist gut“
Zum Schluss eine allgemeine Frage: Was für Empfehlungen können Sie geben?

SK: Eigeninitiative durch primäre Prävention. Jeden Tag Bewegung – vom Treppen steigen über das Spazierengehen bis zum Putzen und Sport treiben – alles ist gut, was einen mehrmals pro Woche vom Sofa runter treibt und zum Schwitzen bringt!

Quelle: idw

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BAuA-Bericht: Orts- und zeitflexibles Arbeiten gesund gestalten

Jörg Feldmann Pressestelle
Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin

Ob in der Bahn, im Büro oder zu Hause nach der Tagesschau: Die Digitalisierung entkoppelt Arbeit von Zeit und Raum. Im jetzt erschienenen Bericht „Orts- und zeitflexibles Arbeiten: Gesundheitliche Chancen und Risiken“ fasst die BAuA den wissenschaftlichen Erkenntnisstand zu diesen Arbeitsformen zusammen. Dabei zeigt sich einerseits, dass sich flexibles Arbeiten als Belastungsfaktor auswirken und die Gesundheit der Beschäftigten schädigen kann. Andererseits bieten diese Arbeitsformen mehr Möglichkeiten, Familie und Beruf miteinander zu vereinbaren. Eigene Gestaltungsspielräume und Vorhersehbarkeit können sich dabei positiv auf die gesundheitliche Situation der Beschäftigten auswirken.

In vielen Bereichen werden Arbeitsgegenstand, Arbeitsmittel und Arbeitsprozess zunehmend digitalisiert. Mit dieser Entwicklung geht eine Flexibilisierung von Arbeitszeit und Arbeitsort einher. Der Bericht der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) gibt einen dichten und zugleich fundierten Überblick über die aktuelle Forschungslage zu den verschiedenen Formen des orts- und zeitflexiblen Arbeitens. Dazu geht er beispielsweise auf berufsassoziierte und bedingte Mobilität, Telearbeit beziehungsweise Homeoffice sowie auf arbeitsbezogene erweiterte Erreichbarkeit, lange Arbeitszeiten sowie Nacht- und Schichtarbeit ein. Zudem fasst der Bericht zusammen, wie sich diese Arbeitsformen auf die Gesundheit der Beschäftigten auswirken können. Er schließt mit einigen Gestaltungsansätzen für die Praxis ab.

Bei der ortsflexiblen Arbeit gibt es zwei Formen – die berufsbedingte und die berufsassoziierte Mobilität. Im ersten Fall findet die Arbeit selbst an wechselnden Orten statt, wohingegen berufsassoziierte Mobilität der eigentlichen Arbeitszeit vor- beziehungsweise nachgelagert ist. Etwa jeder zweite Erwerbstätige in Deutschland gehört zu den Pendlern. Dabei wirkt sich besonders die Pendeldauer auf die Gesundheit der Beschäftigten aus. Im Vergleich zu Nichtmobilen verdoppelt sich für Pendler, die mindestens eine Stunde pro Strecke unterwegs sind, das Risiko für einen schlechteren allgemeinen Gesundheitszustand, generelle Stressbelastungen sowie für depressive Verstimmungen. Gesundheitliche Risiken ergeben sich sowohl für jüngere als auch für ältere Beschäftigte sowie insbesondere für Frauen und für Beschäftigte mit Kindern. Ein großer Handlungsspielraum und ein hohes Maß an Selbstbestimmtheit können jedoch diese Belastungen verringern.

Zeitflexible Arbeit wirkt sich sowohl auf die Dauer als auch auf die Lage und Verteilung der Arbeit aus. Damit beeinflusst sie direkt das familiäre und gesellschaftliche Leben sowie die Gesundheit der Beschäftigten. Fallen Ruhezeiten regelmäßig aus oder müssen sich Beschäftigte auch außerhalb ihrer Arbeitszeit häufig um berufliche Belange kümmern, kann es zu negativen Beanspruchungsfolgen kommen. Dazu gehören neben mangelnder Erholung geringe Schlafqualität sowie verstärkte körperliche und psychische Beschwerden. Auch mit zunehmender Dauer der Arbeitszeit steigen die gesundheitlichen Beschwerden an. Unter anderem treten vermehrt körperliche Beschwerden wie Schmerzen in Nacken, Kreuz und Rücken, aber auch psychische Beschwerden wie Nervosität und Niedergeschlagenheit auf. Daher sollte die Praxis auf ausreichende Ruhezeiten achten, in denen die Beschäftigten von der Arbeit abschalten können.

Die Ergebnisse zeigen, dass orts- und zeitflexible Arbeit als Belastungsfaktor wirken kann. Gleichzeitig stellt der Bericht Ressourcen heraus, die diesen Belastungen positiv entgegenwirken können. Dazu gehören beispielsweise Einflussmöglichkeiten auf die Arbeit und soziale Unterstützung. Um Mobilität gesundheitsförderlich zu gestalten, sind zeitliche Puffer ein wichtiges Element. Variable Arbeitszeiten wie Rufbereitschaft oder Bereitschaftsdienst sollten gut planbar und vorhersehbar sein und den Beschäftigten den größtmöglichen Einfluss auf die Gestaltung erlauben.

„Orts- und zeitflexibles Arbeiten: Gesundheitliche Chancen und Risiken“; Dr. Beate Beermann, Dr. Monischa Amlinger-Chatterjee, Frank Brenscheidt, Dr. Susanne Gerstenberg, Michael Niehaus, Dr. Anne M. Wöhrmann; 1. Auflage; Dortmund/Berlin/Dresden; Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin 2017;
doi: 10.21934/baua:bericht20170905; 46 Seiten. Den Bericht im PDF-Format gibt es im Internetangebot der BAuA unter http://www.baua.de/publikationen.

Forschung für Arbeit und Gesundheit
Sichere und gesunde Arbeitsbedingungen stehen für sozialen Fortschritt und eine wettbewerbsfähige Wirtschaft. Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) forscht und entwickelt im Themenfeld Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit, fördert den Wissenstransfer in die Praxis, berät die Politik und erfüllt hoheitliche Aufgaben – im Gefahrstoffrecht, bei der Produktsicherheit und mit dem Gesundheitsdatenarchiv. Die BAuA ist eine Ressortforschungseinrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales. Über 700 Beschäftigte arbeiten an den Standorten in Dortmund, Berlin und Dresden sowie in der Außenstelle Chemnitz.
www.baua.de

Weitere Informationen:
http://www.baua.de/dok/8729000
Direkter Link zum Bericht „Orts- und zeitflexibles Arbeiten: Gesundheitliche Chancen und Risiken“ im Internetangebot der BAuA.

Quelle: idw

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Der Salzwasser-Wächter auf der Darßer Schwelle: Rund um die Uhr im Einsatz – und das seit 25 Jahren

Dr. Kristin Beck Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde

Im September 1992 nahm die automatische Messstation „Darßer Schwelle“ ihren Betrieb auf. Seitdem erhebt dieser „Vorposten“ im Meer zuverlässig ozeanographische und meteorologische Daten, die für die Zustandsbewertung der Ostsee von hohem Wert sind. So lieferte er auch die entscheidenden Hinweise auf den sogenannten „Jahrhundert-Salzwassereinbruch“ im Dezember 2014, bei dem sehr große Mengen sauerstoffhaltigen Nordseewassers in die Ostsee einströmten und das Tiefenwasser der Ostsee mit Sauerstoff versorgten. Die Station ist eine Entwicklung des Leibniz-Instituts für Ostseeforschung Warnemünde (IOW) und wird im Auftrag des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) betrieben.

Gemeinsame Pressemitteilung:
Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW)
Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH)

Bereits in den 1980er Jahren hatten die Warnemünder Ozeanographen am Vorgängerinstitut des IOW an Geräteträgern für den Flachwasserbereich gearbeitet und verfügten über einen Prototyp, der sehr rasch einsetzbar war. Auch eine geeignete Position hatten die Warnemünder bereits erkundet: die Darßer Schwelle. Als letzte große „Untiefe“ vor den Tiefenbecken der Ostsee wurde sie als Schlüsselposition für Informationen zur Salzwasser- und Sauerstoff-Versorgung des Tiefenwassers der zentralen Ostsee identifiziert. Das BSH, das damals bereits seit 30 Jahren ein „Marines Umweltmessnetz in Nord- und Ostsee“ (MARNET) in den Hoheitsgewässern der Bundesrepublik Deutschland betrieb, war daran interessiert, mit dieser neuen Station MARNET zu erweitern. Mit der Inbetriebnahme der „Darßer Schwelle“ wurde so der Grundstein für die bis heute andauernde erfolgreiche Kooperation von IOW und BSH gelegt.

Die Station Darßer Schwelle ist eine Geräteträger-Konstruktion, die für die besonderen Gegebenheiten im flachen, gezeitenfreien Wasser entwickelt wurde. Über einem Bodengewicht erhebt sich ein Röhrensystem, das durch den Auftrieb getragen wird, über die Wasseroberfläche hinausragt und auch bei starkem Seegang ruhig im Wasser steht. Eine Gelenkverbindung hält den Mast beweglich am Bodengewicht. Rund 5 Meter über der Wasserlinie ist eine Arbeitsplattform aufgesetzt. Bei Gefahr von Eisgang lassen sich die Röhren fluten, so dass sich der Geräteträger auf den Meeresboden absenkt, wo er die Eisperiode unbeschadet überstehen kann. In den 25 Jahren seiner „Amtszeit“ war dies einmal erforderlich. Die Energie zum Betreiben der Messgeräte sowie zur Datenverarbeitung und -übertragung kommt aus Batterien und Akkumulatoren, die wiederum über Solar- und Windenergieanlagen auf dem Geräteträger versorgt werden.

In Stufen zwischen 2 und 21 Metern Wassertiefe misst die Station alle zehn Minuten Wassertemperatur, Leitfähigkeit als Maß für den Salzgehalt, Sauerstoffsättigung, Chlorophyll a-Gehalt als Maß für Mikroalgen-Ansammlungen, Trübung und Radioaktivität. In Höhe von 9 Meter erfasst sie Daten über Windgeschwindigkeit, Windrichtung, Luftdruck, Lufttemperatur, relative Feuchte und Globalstrahlung. Ein einige hundert Meter entfernt am Boden abgesetztes System mit akustischem Strömungsprofilmesser misst Seegang und die Strömungen in verschiedenen Wassertiefen. Alle Messdaten werden vor Ort gespeichert und einmal pro Stunde an IOW und BSH übertragen, dort bearbeitet und über das globale Telekommunikationssystem GTS international in Nahe-Echtzeit zur Verfügung gestellt. Insgesamt 8.760 Datensätze mit allen Parametern stellt die Station an dieser für die Ostsee so wichtigen Position jährlich bereit.

Die Messdaten der MARNET-Station Darßer Schwelle sind frei im Internet verfügbar:
http://www.bsh.de/de/Meeresdaten/Beobachtungen/MARNET-Messnetz/Stationen/dars.jsp
http://www.io-warnemuende.de/marnet-darsser-schwelle.html
http://www.io-warnemuende.de/marnet-ozeaneum-darsser-schwelle.html

MARNET gehört zu den ältesten automatisierten Messnetzen der Welt und ist das einzige Messnetz weltweit, das außerhalb der Küstengewässer mit speziell für die rauen Bedingungen von Nord- und Ostsee konstruierten Geräteträgern misst. Die drei Stationen vor der Küste Mecklenburg-Vorpommerns, Darßer Schwelle, Oder Bank und Arkona Becken, errichtete und unterhält das IOW im Auftrag des BSH.

Eine Detailzeichnung mit den technischen Daten der automatischen Messstation Darßer Schwelle finden Sie unter: http://bit.ly/2xfv9as
(Weitere Grafiken sind auf Anfrage beim IOW erhältlich)

Für Rückfragen:
Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW)
Siegfried Krüger, Arbeitsgruppe Messtechnik:
Tel. 0381 – 5197 160 | siegfried.krueger@io-warnemuende.de

Robert Mars, Arbeitsgruppe Messtechnik:
Tel. 0381 – 5197 261 | robert.mars@io-warnemuende.de

Dr. Barbara Hentzsch, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit:
Tel. 0381 – 5197 102 | barbara.hentzsch@io-warnemuende.de

Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH)
Kai Herklotz, MARNET Technik:
Tel. 040 – 3190 3230 | E-mail: kai.herklotz@bsh.de

Dr. Susanne Tamm, MARNET Daten:
Tel. 040 – 3190 3411 | E-mail: susanne.tamm@bsh.de

Susanne Kehrhahn-Eyrich, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit:
Tel. 040 – 3190 1010 | presse@bsh.de

Quelle: idw

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Lebensmittel im Blickpunkt: Gängige Speiseöle sind nur selten belastet

Nina Banspach Pressestelle
Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL)

Beim Tricksen mit Olivenöl winken Betrügern hohe Gewinne
Von Argan bis Zedernuss – das Ölregal bietet heute eine große Auswahl. In der Küche finden jedoch vor allem Raps-, Sonnenblumen- und Olivenöl Verwendung. Die drei Ölsorten waren deshalb 2015 auch Teil des Warenkorbs, der im Rahmen eines Monitorings repräsentativ für Deutschland von den Behörden der Bundesländer auf gesundheitlich nicht erwünschte Stoffe oder Mikroorganismen untersucht wurde. Die Belastung der Öle mit Pflanzenschutzmitteln und Schimmelpilzgiften ist gering. Olivenöl bleibt aber ein lukrativer Markt für Fälscher, wie das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) mitteilt.

Bei Olivenöl wurden in etwa einem Viertel der 192 auf Pflanzenschutzmittelrückstände untersuchten Proben bestimmbare Rückstände gefunden. Kein Rückstand lag jedoch über dem gesetzlich vorgeschriebenen Höchstgehalt. Auch bei den 113 Proben Rapsöl, die die Bundesländer für die Nationale Berichterstattung Pflanzenschutzmittelrückstände 2015 untersucht haben, wurden keine Höchstgehaltsüberschreitungen festgestellt (bestimmbare Rückstände in ca. 10 % der Proben). Bei den Olivenölproben fanden die Lebensmittelüberwachungsbehörden verhältnismäßig häufig Mehrfachrückstände (12 %). 0,5 % der Proben wiesen dabei mehr als fünf Rückstände in einer Probe auf. Sonnenblumenöl wurde im Rahmen des Monitorings nicht auf Pflanzenschutzmittelrückstände untersucht.

Erfreulicherweise wurden in den untersuchten Proben von Oliven-, Raps- und Sonnenblumenöl weder Aflatoxin noch Ochratoxin A gefunden. Diese beiden Gifte werden von Schimmelpilzen gebildet, die pflanzliche Produkte wie etwa Sonnenblumenkerne befallen. Schimmelpilzgifte können beim Menschen zu unterschiedlichen Krankheiten führen. Sie können Durchfall und Erbrechen verursachen, das Immunsystem beeinträchtigen, Nieren und Leber schädigen sowie die Entstehung von Krebs begünstigen. Für Verbraucher sind sie deshalb so gefährlich, weil sie auch durch hohe Temperaturen beim Kochen, Braten und Backen nicht zerstört werden.

Gehalte von gesundheitsschädlichen 3-MCPD-Fettsäureestern reduziert
Vor einigen Jahren wurden in bestimmten raffinierten Speiseölen und -fetten auch
3-Monochlorpropandiol (3-MCPD)-Fettsäureester in höheren Konzentrationen nachgewiesen. Hierbei handelt es sich um herstellungsbedingte Belastungen, die vor allem bei höheren Temperaturen entstehen. 3-MCPD hat im Tierversuch Nierenkrebs ausgelöst. Im Bundesweiten Überwachungsplan (BÜp) 2011 hatten die Bundesländer daher diverse Speiseöle auf das Vorkommen von 3-MCPD-Ester untersucht. Die höchsten mittleren 3 MCPD-Ester-Gehalte wurden mit 5,2 mg/kg in Walnussöl gemessen, gefolgt von Traubenkernöl mit 2,8 mg/kg und Olivenöl mit 1,6 mg/kg. Für Rapsöl wurde ein mittlerer Gehalt von 0,6 mg/kg ermittelt. Aktuellere Daten, die 2016 im Rahmen eines im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft durchgeführten Forschungsprojektes erhoben wurden, zeigen erfreulicherweise für Oliven-, Raps- und weitere Speiseöle eine abnehmende Tendenz der 3-MCPD-Gehalte: Für Olivenöl wurde ein mittlerer Gehalt von 0,4 mg/kg und für Rapsöl ein mittlerer 3-MCPD-Gehalt von nur noch 0,17 mg/kg festgestellt. Dies ist vermutlich auf verbesserte Verarbeitungsbedingungen zurückzuführen. Aus Gründen des gesundheitlichen Verbraucherschutzes beabsichtigt die EU-Kommission, Höchstgehalte für 3-MCPD-Ester in pflanzlichen Fetten und Ölen festzusetzen.

Illegale Tricks sorgen für hohe Gewinnspannen
Olivenöl ist wegen der großen Preisspanne, der hohen Nachfrage und der witterungsbedingt teils stark schwankenden Erntemengen für Lebensmittelbetrüger ein lohnendes Produkt. Laut einem Bericht des Europäischen Parlaments von 2013 gehört Olivenöl zu den Lebensmitteln, die häufig Gegenstand betrügerischer Aktivitäten sind. 90 % der weltweiten Olivenölernte stammen aus dem Mittelmeerraum. Italienisches Olivenöl ist weltweit besonders gefragt und entsprechend teurer als Olivenöle aus anderen Mittelmeerländern. Deshalb wird beispielsweise günstigeres Öl aus Spanien, Griechenland oder der Türkei aufgekauft, vermischt und als Olivenöl italienischer Herkunft auf den Markt gebracht. Auch bei den Qualitätsklassen für Olivenöl wird illegal getrickst. Olivenöle der Klassen „nativ“ und „nativ extra“ müssen einer Reihe von Qualitätsparametern genügen, wie der Gewinnung durch Kaltpressung oder festgelegten Fettsäureparametern. Um Olivenöle dieser Qualitäten zu produzieren, können nur schonend geerntete und qualitativ hochwertige Olivenfrüchte verwendet werden, was die Produktion verhältnismäßig teuer macht. So werden günstig produzierte, qualitativ minderwertigere Öle als teures Olivenöl der Klassen „nativ“ oder „nativ extra“ auf den Markt gebracht. Mitunter handelt es sich bei manch einem Olivenöl nicht mal mehr um ein Öl aus der Frucht des Olivenbaums. Billigere Pflanzenöle wie Raps- oder Sojaöl werden mit Chlorophyll vermischt und als Olivenöl verkauft. Bei diesen Praktiken sind die Gewinnspannen für den Betrüger besonders hoch. Um Betrügern und Fälschern das Handwerk zu legen, entwickelt das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) eine Nationale Strategie zur Bekämpfung von Lebensmittelbetrug, die alle den Lebensmittelbetrug bekämpfenden Akteure miteinbezieht. So ist das BVL nationale Kontaktstelle für Deutschland im elektronischen System für Amtshilfe und Zusammenarbeit (AAC-System). Die Experten der Mitgliedstaaten übermitteln damit Informationen zu Betrugsfällen und werten diese systematisch aus. Das BVL arbeitet dabei eng mit den Lebensmittelüberwachungsbehörden der Länder und mit den Strafverfolgungsbehörden (Staatsanwaltschaften, Polizei und Zollverwaltung) zusammen.

Weiterführende Informationen
Flyer und Erklärfilm des BVL zu Lebensmittelbetrug: www.bvl.bund.de/lebensmittelbetrug
Informationen zum Bundesweiten Überwachungsplan: www.bvl.bund.de/buep
Informationen zum Monitoring: www.bvl.bund.de/monitoring2015
Informationen des BVL zu Schimmelpilzgiften: www.bvl.bund.de/schimmelpilzgifte

Hintergrundinformation
Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) ist eine eigenständige Bundesoberbehörde im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft. Das BVL ist für die Zulassung von Pflanzenschutzmitteln, Tierarzneimitteln und gentechnisch veränderten Organismen in Deutschland zuständig. Im Bereich der Lebensmittel- und Futtermittelsicherheit übernimmt es umfassende Managementaufgaben und koordiniert auf verschiedenen Ebenen die Zusammenarbeit zwischen dem Bund, den Bundesländern und der Europäischen Union. In der Rubrik „Lebensmittel im Blickpunkt“ stellt das BVL regelmäßig Informationen zu bestimmten Lebensmitteln zusammen.
Die Lebensmittelüberwachung ist in Deutschland föderal organisiert. Im Rahmen des Bundesweiten Überwachungsplanes (BÜp) werden jährlich Proben in etwa 15 bis 20 Programmen bundesweit einheitlich untersucht. Ziel dabei ist es, bundesweite Aussagen über die Einhaltung lebensmittelrechtlicher, weinrechtlicher und tabakrechtlicher Vorschriften einschließlich Täuschungsschutz zu erhalten. Das Monitoring ist ein gemeinsam von Bund und Ländern durchgeführtes systematisches Mess- und Beobachtungsprogramm. Dabei werden derzeit pro Jahr ca. 9.000 Proben von Lebensmitteln, kosmetischen Mitteln und Bedarfsgegenständen repräsentativ auf Gehalte an gesundheitlich nicht erwünschten Stoffen untersucht.

Anhang
Lebensmittel im Blickpunkt: Gängige Speiseöle sind nur selten belastet
https://idw-online.de/de/attachment58455

Quelle: idw

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Von der Weser bis zur Nordsee: PLAWES erforscht Mikroplastik-Kontaminationen in Ökosystemen

Christian Wißler Mediendienst Forschung
Universität Bayreuth

Gemeinsame Pressemitteilung der Universität Bayreuth und des Alfred-Wegener-Instituts
Weltweit steigt die Verschmutzung von Meeren, Flüssen und Seen durch Plastikmüll. Ein neues Projekt, das die Universität Bayreuth und das Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) gemeinsam koordinieren, geht das Problem jetzt erstmals aus einer ganzheitlichen Forschungsperspektive an.

In der Modellregion Weser – Nationalpark Wattenmeer wollen die Wissenschaftler unter anderem durch empirische und modellgestützte Analysen herausfinden, wie kleinste Plastikteilchen (Mikroplastik) vom Festland bis ins Meer gelangen, welche Eintrags- und Transportwege in welchem Umfang daran beteiligt sind und welche Risiken die dadurch verursachte Kontamination unterschiedlicher Ökosysteme mit sich bringt. Es werden dabei verschiedenste Herkünfte von Mikroplastik untersucht, unter anderem auch Kläranlagen und Einträge durch die Luft. Die Ergebnisse von PLAWES sollen in strategische Handlungsempfehlungen für Politik, Industrie und Zivilgesellschaft, in effektive Maßnahmen des Natur- und Gesundheitsschutzes, aber auch in neue Konzepte der Umweltbildung einfließen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert das Vorhaben in den nächsten drei Jahren mit insgesamt rund 2,9 Millionen Euro aus dem Programm FONA (Forschung für Nachhaltige Entwicklung).

„Mikroplastikkontamination im Modellsystem Weser – Nationalpark Wattenmeer: ein ökosystemübergreifender Ansatz“ – kurz: „PLAWES“ – ist der Name des neuen Forschungsverbunds. Neben der Universität Bayreuth und dem AWI Helgoland sind auch die Goethe Universität Frankfurt und die Universität Oldenburg, das Forschungszentrum Jülich, das Thünen-Institut in Braunschweig sowie der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz auf Norderney mit speziellen Fachkompetenzen in das Projekt eingebunden.

„PLAWES ist bundesweit und auch international das erste Forschungsprojekt, das die Mikroplastik-Kontamination ökosystemübergreifend von den Oberläufen eines Flusses bis zur Mündung an der Küste und die damit einhergehende Verbreitung im Meer interdisziplinär und über längere Zeiträume hinweg erforscht und bewertet. Es ist zugleich das erste umfassende Mikroplastik-Projekt, das die gewonnenen Ergebnisse in neue Informations- und Lehrkonzepte integriert“, erklärt Prof. Dr. Christian Laforsch, der an der Universität Bayreuth einen Lehrstuhl für Tierökologie innehat und das Vorhaben koordiniert „Die bisherigen Mikroplastik-Studien liefern meistens nur Momentaufnahmen, und sowohl die angewandten Methoden als auch die Ergebnisse sind kaum miteinander vergleichbar. Mit unserer ganzheitlichen Herangehensweise wollen wir dazu beitragen, einige empfindliche Wissenslücken zu schließen“, fügt der Bayreuther Wissenschaftler hinzu, der sich schon lange mit Gewässerkontaminationen durch Mikroplastik befasst.

„Wir wissen beispielsweise im Einzelnen noch viel zu wenig darüber, welche Rolle Wind und Wetter, Bodenerosion, Abwassersysteme und Kläranlagen bei der Entstehung und Verbreitung von Mikroplastik spielen. Ebenso benötigen wir belastbare Daten, die ein klares Bild von der Akkumulation der Plastikteilchen in verschiedenartigen Ökosystemen vermitteln, und auch die Wechselwirkungen zwischen Plastikeinträgen in der Umwelt und tierischen Organismen wollen wir genauer und umfassender nachverfolgen, als dies bisher geschehen ist“, erläutert Dr. Gunnar Gerdts vom Alfred-Wegener-Institut am Standort Helgoland.

Für alle diese Untersuchungen bietet die Region Weser / Wattenmeer nach Auffassung der Wissenschaftler optimale Voraussetzungen: Sie umfasst sowohl städtisch geprägte als auch stark landwirtschaftlich genutzte Regionen, so dass die jeweiligen Plastikeinträge in die Umwelt unabhängig voneinander bilanziert und verglichen werden können. Zudem befindet sich das Mündungsgebiet der Weser im sensiblen Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer, den die UNESCO als Weltnaturerbe anerkannt hat.

PLAWES ist von vornherein darauf angelegt, dass sich die am Beispiel der Pilotregion Weser / Wattenmeer gewonnenen Ergebnisse und entwickelten Konzepte auf ähnliche Fluss- und Küstenregionen in anderen Weltregionen übertragen lassen. Sie sollen eine Grundlage für nationale und internationale Strategien bilden, welche die von Plastikmüll ausgehenden Gefahren gezielt in den nachhaltigen Schutz aquatischer Ökosysteme integrieren. Dabei geht es letztlich auch um die Abwendung gesundheitlicher Risiken für den Menschen. So ist beispielsweise ein eigener Teilbereich des Projekts der Frage gewidmet, ob die Ausbreitung pathogener Mikroorganismen und die Entstehung von Antibiotikaresistenzen durch Mikroplastik in der Umwelt gefördert wird. Im Hinblick auf das Problem, dass Mikroplastik auch in die Nahrungsketten gelangen kann, werden Kleintiere in Süßgewässern und in der Nordsee auf mögliche schädliche Effekte untersucht.

Ein weiterer Schwerpunkt des neuen Vorhabens liegt auf dem Gebiet der Umweltbildung. Biologiedidaktiker aus Bayreuth und Oldenburg werden Urteilsfähigkeit, Einstellungen und Wissen zu Plastikmüll von Schülern und Lehrern erheben. Gemeinsam mit dem AWI Schülerlabor auf Helgoland werden Lernmaterialien zur Thematik Mikroplastik erarbeitet und erprobt. Ein mehrsprachiges Internet-Portal der Biologiedidaktik Bayreuth bereitet die im Rahmen von PLAWES erzielten Forschungsergebnisse und aktuelles Expertenwissen auf um die internationale Sichtbarkeit und Wirksamkeit des Projekts zu erhöhen.

Neben den genannten Universitäten und Forschungseinrichtungen, die sich im FONA-Projekt PLAWES zusammengeschlossen haben, werden auch folgende Stakeholder in die Forschungsarbeiten einbezogen: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit; Umweltbundesamt; Senator für Umwelt, Bau und Verkehr Bremen; Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie; Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW; Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie; Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz; Flussgebietsgemeinschaft Weser; Helmholtz-Zentrum Geesthacht – Zentrum für Material- und Küstenforschung; Landwirtschaftskammer NRW; Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer; One Earth – One Ocean e.V.; und PlasticsEurope.

Kontakt:
Projektkoordinatoren:
Prof. Dr. Christian Laforsch
Lehrstuhl für Tierökologie I
Universität Bayreuth
Universitätsstr. 30
95447 Bayreuth
Tel.: +49 (0)921 / 55-2651
E-Mail: christian.laforsch@uni-bayreuth.de

Dr. Gunnar Gerdts
Alfred-Wegener-Institut
Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung
Kurpromenade
27498 Helgoland
Tel.: +49 (0)4725 / 819-3245
E-Mail: gunnar.gerdts@awi.de

Quelle: idw

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Management-Studie – Gemeinsam unehrlich

Luise Dirscherl Stabsstelle Kommunikation und Presse
Ludwig-Maximilians-Universität München

Lügen wie die anderen: LMU-Verhaltensökonomen zeigen, warum es Menschen in Gruppen mit der Wahrheit weniger genau nehmen, als wenn sie alleine entscheiden.

Ehrlichkeit gilt als hoher Wert. Doch sobald Menschen in Gruppen Entscheidungen gemeinsam fällen, weicht diese Norm auf: Sie werden unehrlicher. Das zeigt eine Studie um Martin G. Kocher, Simeon Schudy und Lisa Spantig von der LMU, die aktuell im Magazin Management Science veröffentlicht ist.

Ob Dieselskandal, Korruption oder Bilanzbetrug – mit welchen Tricks Mitarbeitende in Unternehmen ihren eigenen Vorteil oder den des Arbeitgebers suchen, sorgt immer wieder für Schlagzeilen. Die LMU-Ökonomen haben nun untersucht, wie es dazu kommen kann: Liegt es an individuellem Fehlverhalten oder gibt es dafür strukturelle Gründe im betroffenen Unternehmen?

Sie baten insgesamt 273 Studienteilnehmer zu einem Laborexperiment. Die Probanden wurden aufgefordert, ein Video eines Würfelwurfs zu beobachten und anschließend die Würfelzahl zu nennen. Je höher die genannte Augenzahl, desto höher war eine dafür versprochene Gratifikation. Es bestand also ein Anreiz, die Unwahrheit zu sagen, nämlich eine möglichst hohe Zahl, zu nennen. Die Aufgabe wurde sowohl einzelnen Probanden, die alleine entschieden, als auch Probanden, die sich über ihr Ergebnis in einem anonymen Gruppenchat abstimmten, gestellt.

„Unser Ergebnis ist eindeutig: Menschen lügen seltener, wenn sie alleine entscheiden“, sagt Martin Kocher, Inhaber des Lehrstuhls für Verhaltensökonomik an der LMU sowie Leiter des Instituts für Höhere Studien in Wien. Das gilt auch für jene Teilnehmer, die sich zuvor in einer Einzelentscheidung ehrlich verhalten haben. Der Grund für diesen „dishonesty shift“, wie die Forscher das Phänomen nennen, ist, dass sich die Mitglieder einer Gruppe über ihre Normvorstellungen und die Argumente dafür und dagegen austauschen: „Es liegt am Feedback. In Gruppen stimmen die Mitglieder ihre Vorstellungen, was richtig ist und was nicht, aufeinander ab. Dadurch gelingt es den einzelnen Beteiligten eher, die Norm umzuinterpretieren, als wenn sie allein entscheiden müssten“, erläutert Lisa Spantig, Laborleiterin und Doktorandin am Lehrstuhl, den Prozess. Wie die Studie auch zeigt, gehen die Teilnehmer nach solchen Gruppenprozessen eher davon aus, dass andere auch lügen und verhalten sich dann entsprechend.

In dem Experiment wurde dieser Mechanismus unter abstrakten Bedingungen ermittelt. So gab es beispielsweise keine Bestrafung für unehrliches Verhalten. Für Unternehmen könnte eine Lehre aus den Studienergebnissen sein, auf solche möglichen unerwünschten Teamprozesse besonders zu achten. „Es ist auffallend, dass in den großen Wirtschaftsskandalen meist Gruppen unrecht gehandelt haben“, sagt Spantig. So ist etwa von einem Analysten des US-Energieriesen Enron, der durch Bilanzbetrug seiner Manager sogar pleite ging, das Zitat überliefert: „It was no great secret what we were doing“. Um dem vorbeugen, empfehlen die Forscher etwa, einen Ethik-Kodex einzuführen: „Um die Erosion wesentlicher Normvorstellungen und ehrlichen Verhaltens in Gruppen zu verhindern, sollte Firmen starke Verhaltensregeln aufstellen und überprüfen“, sagt Assistenzprofessor Simeon Schudy.

Publikation:
Martin G. Kocher, Simeon Schudy, Lisa Spantig:
I lie? We lie! Why? Experimental Evidence on a Dishonesty Shift in Groups
In: Management Science 2017
http://pubsonline.informs.org/doi/abs/10.1287/mnsc.2017.2800

Kontakt
Simeon Schudy
Lehrstuhl für Verhaltensökonomik an der LMU
Tel.: +49 (0) 89/2180- 9786
E-Mail: simeon.schudy@econ.lmu.de

Quelle: idw

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Stärker individualisierte Blutdruckzielwerte. Die neuen Empfehlungen der Deutschen Hochdruckliga

Dr. Bettina Albers Pressearbeit
Deutsche Gesellschaft für Nephrologie e.V. (DGfN)

Bisher galt ein Zielblutdruck von unter 140/90 mmHg – gemäß dem Motto „one fits all“. Nun hat die Deutsche Hochdruckliga e.V. DHL® diese Empfehlung in Folge der SPRINT-Studie [1] überarbeitet: Bei Herz-Kreislauf-Risikopatienten soll ab sofort ein Blutdruckziel von unter 135/85 mmHg angestrebt werden. Bei den anderen bleibt der bisherige Zielbereich bestehen. Fazit von Professor Bernhard K. Krämer, Mannheim, Kongresspräsident der 9. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie (DGfN): „Bluthochdruck ist eine komplexe Erkrankung. Die moderne Therapie muss daher risikoadaptiert und stärker individualisiert erfolgen.“

Die Deutsche Hochdruckliga e.V. DHL® senkt den Zielblutdruck für kardiovaskuläre Risikopatienten auf unter 135/85 mmHg. Zu ihnen zählen:

– Patienten mit einer bestehenden kardiovaskulären Erkrankung (ausgenommen
Schlaganfallpatienten),
– Patienten mit einer chronischen Nierenerkrankung ab dem Stadium 3 (=GFR <60
ml/min/1,73 m2),
– Patienten über 75 Jahre.

Für die anderen bleibt der bisherige Zielwert von unter 140/90 mmHg bestehen.

Warum erfolgte die Absenkung für Herz-Kreislauf-Risikopatienten?
Im Spätsommer 2015 wurde die vorzeitige Beendigung der SPRINT-Studie [1] („Systolic Blood Pressure Intervention Trial“) mitgeteilt, bei der es in der intensiver behandelten Blutdruckgruppe zu deutlich weniger kardiovaskulären Ereignissen und Todesfällen kam. Die SPRINT-Studie war eine multizentrische, randomisierte, kontrollierte Studie an Hypertonikern, die als Standardziel einen systolischen Blutdruck von <140 mmHg anstrebte und als Intensivziel einen systolischen Blutdruck von <120 mmHg. Insgesamt nahmen 9.361 Hypertoniepatienten mit einem erhöhten kardiovaskulären Risiko teil. Diabetiker waren in dieser vom NIH („National Institute of Health“) pharmaunabhängig finanzierten Studie allerdings ausgeschlossen. Verschiedene Studien an Diabetikern wie die ADVANCE- [2] oder ACCORD-Studie [3] hatten zuvor keinen Nutzen einer strengeren Blutdrucksenkung gezeigt.

„Die Deutsche Hochdruckliga e.V. DHL® hat daher die Zielwerte ausschließlich für die Patientengruppen abgesenkt, die im Rahmen der SPRINT-Studie untersucht worden waren. Nur hier liegt eine harte Evidenz vor, dass die Patienten von der strengeren Blutdrucksenkung profitieren. Das Ergebnis lässt sich aber nicht einfach auf alle anderen Patientengruppe übertragen“, so DGfN-Kongresspräsident Professor Bernhard K. Krämer, Mannheim. „Deshalb können wir auch nicht mehr einen einzigen Richtzielwert für alle herausgeben.“

Komplexes Erkrankungsbild erfordert komplexere Empfehlungen
Der Experte führt aus, dass Bluthochdruck ein komplexes Erkrankungsbild ist, insbesondere wenn die Erkrankung eine von mehreren bei multimorbiden Patienten ist. Auch müsse immer die individuelle Konstitution, des Patenten berücksichtigt werden, denn selbst in der SPRINT-Studie war die Nebenwirkungsrate der tieferen Blutdrucksenkung nicht unerheblich: So traten hypotensive Phasen, Synkopen, Elektrolytveränderungen und akutes Nierenversagen häufiger unter intensiver Blutdrucksenkung auf. Um Synkopen möglichst zu vermeiden, kann der Patient leicht auf das Vorliegen einer orthostatische Hypotonie getestet werden; so sollte nach einer Minute Stehen der systolische Blutdruck nicht unter 110 mmHg liegen.

Professor Krämer plädiert daher für eine individualisierte Therapie. „Nutzen und Risiko einer intensiveren Blutdrucksenkung sollten bei jedem einzelnen Patienten gegeneinander abgewogen werden.“ Auch räumt er ein, dass die Zielblutdruckverschiebung angesichts der hohen Rate an Patienten, die auch die „großzügigeren“ Werte von 140/90 mmHg nicht erreichen, zunächst als eine akademische Diskussion erscheinen mag. „Dennoch wollten wir handeln und ein deutliches Signal mit der Zielwertanpassung geben. In Sprint brachte die systolische Blutdrucksenkung auf etwa 130 mmHG – was in der Studie realiter erreicht worden war – eine Risikoreduzierung von 25%. Das heißt, jedes vierte Ereignis konnte bei den untersuchten Herz-Kreislauf-Risikopatienten verhindert werden. Wenn diese Patienten eine höhere Absenkung bei vertretbarem Risiko tolerieren, müssen wir sie auch in diesen Zielwertbereich bringen.“

Ende August 2017 erschienen im New England Journal zwei neue Subanalysen der SPRINT-Studie [4, 5] einer intensivierten Hypertonietherapie:

Die erste untersuchte, ob die Patienten niedrigere Wert tolerieren. Wie sich zeigte, erreichten die Patienten unter intensivierter Bluthochdruckbehandlung (unter 120 mmHg) bezüglich Depressionen (PHQ-9), physischer (PCS) und mentaler (MCS) Leistungsfähigkeit (erhoben mit Fragebögen) vergleichbare Werte wie die Patienten unter der Standardbehandlung. Dies galt auch für ältere sowie multimorbide Patienten. Auch Adhärenz und Patientenzufriedenheit unterschieden sich nicht zwischen den Gruppen und blieben im Verlauf der Studie konstant [4].

Die zweite Analyse [5] bewertete die Kosteneffektivität einer intensivierten Bluthochdruck-Behandlung (in einer Computersimulation). Im Ergebnis zeigte sich, dass zwar höhere Kosten durch einen höheren Medikamentenverbrauch, durch monatliche Arztbesuche und Blutkontrollen entstanden, die intensivierte Therapie aber dennoch kosteneffektiv war. Den höheren Kosten wurden mehr QALYS (mehr Lebensjahre bei guter Gesundheit) und Ersparnisse durch nicht eingetretene kardiovaskuläre Ereignisse gegenübergestellt.

„Natürlich erfordert die sprintkonforme Behandlung der Hypertonie zunächst einmal die Bereitstellung zusätzlicher finanzieller Mittel“, erklärt Professor Krämer. „Die Mehrkosten werden aber längerfristig durch das Auftreten von weniger kardiovaskulären Ereignissen bzw. den daraus entstehenden teuren Akuttherapien nivelliert. Das Wesentliche ist aber: Wir retten damit Leben!“

Literatur
[1] Wright JT, Jr., Williamson JD, Whelton PK et al. A Randomized Trial of Inten-sive versus Standard Blood-Pressure Control. N Engl J Med 2015; 373: 2103-2116.
[2] Cooper-Dehoff RM, Gong Y, Handberg EM et al. Tight blood pressure con-trol and cardiovascular outcomes among hypertensive patients with diabetes and coronary artery disease. JAMA 2010; 304: 61-68
[3] Cushman WC, Evans GW, Byington RP et al. Effects of intensive blood-pressure control in type 2 diabetes mellitus. N Engl J Med 2010; 362: 1575-1585

[4] Berlowitz DR, Foy CG, Kazis LE et al. SPRINT Research Group. Effect of Intensive Blood-Pressure Treatment on Patient-Reported Outcomes. N Engl J Med 2017 Aug 24; 377 (8): 733-44

[5] Bress AP, Bellows BK, King JB et al. SPRINT Research Group. Cost-Effectiveness of Intensive versus Standard Blood-Pressure Control. N Engl J Med 2017 Aug 24; 377 (8): 745-55

Weitere Informationen:
http://www.dgfn.eu

Quelle: idw

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In Zeiten des Klimawandels: Was die Farbe eines Sees über seinen Zustand verrät

Katharina Bunk Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)

Erwärmt sich ein großer See, intensiviert sich seine Farbe. Forschende des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) haben Satellitendaten von 188 großen Seen weltweit ausgewertet. Seen, die viel Phytoplankton produzieren und deswegen grün sind, werden in warmen Jahren grüner, weil ihr Gehalt an Phytoplankton ansteigt. Klare, blaue Seen mit wenig Phytoplankton hingegen neigen dazu, in warmen Jahren noch blauer zu werden – der Gehalt an Phytoplankton in diesen Seen sinkt weiter ab. Entgegen bisheriger Annahmen verstärkt die Erwärmung eines Sees also dessen Reichtum oder Armut an Phytoplankton.

Seenforscher Dr. Benjamin Kraemer und sein Team nutzten frei zugängliche Satellitenbilder der NASA aus den Jahren 2002 bis 2016, um zu untersuchen, welche Zusammenhänge zwischen der Temperatur und dem Gehalt an Phytoplankton in 188 der größten Seen der Erde bestehen.

Ausgehend von bestehenden wissenschaftlichen Erkenntnissen erwarteten die WissenschaftlerInnen, dass die Erwärmung zu einer Abnahme von Phytoplankton in den Seen dieser Welt führen würde. Die Analysen zeigten jedoch, dass in warmen Jahren größere Phytoplanktonmengen in den meisten (68 Prozent) der analysierten Seen auftraten. Kraemer erklärt diesen Prozess so: „Die Erwärmung kann zu einer Zunahme von Phytoplankton führen, weil etwa die Wachstumsphasen länger werden oder weil sich die Zahl jener Tiere reduziert, die sich von Phytoplankton ernähren.“

Weniger ist nicht immer mehr…
In Seen mit geringem Phytoplanktongehalt gingen Phasen der Erwärmung mit einer weiteren Reduktion des Phytoplanktons einher. Dies hängt insbesondere mit der thermischen Schichtung eines Sees zusammen, die durch Erwärmung stabiler werden kann: „In phytoplanktonarmen Seen führt die Erwärmung des Oberflächenwassers mitunter dazu, dass Nährstoffe unterhalb dieser Schicht ‚gefangen‘ sind und nicht aufsteigen können. Das macht diese Stoffe für Phytoplankton unerreichbar und führt zu dessen Reduzierung und in der Folge zu einem blaueren See“, erklärt Kraemer. Was sich im ersten Moment nach einer Verbesserung anhört, kann allerdings Herausforderungen für das Management solcher Seen nach sich ziehen, beispielsweise im Hinblick auf deren Fischproduktivität.

…und die Reichen werden immer reicher
In Seen mit ohnehin viel Phytoplankton wiederum – und noch mehr in wärmeren Jahren – müsste die Nährstoffzufuhr reduziert werden, um auch bei steigenden Temperaturen die (bisherige) Wasserqualität zu bewahren. Die Intensivierung der Farbe eines Sees kann also als Indikator dienen, um Maßnahmen gegen mögliche Verschlechterungen zu ergreifen, wenn sich ein See erwärmt.

Im nächsten Schritt wollen die Forschenden ihre Analyse ausweiten und mehr und vor allem kleinere Seen über längere Zeitabschnitte untersuchen. Da die meisten Seen auf der Erde eher klein sind, ist ein besseres Verständnis darüber, wie sie auf Erwärmung reagieren, wichtig für das Management von Seen. Kleinere Seen neigen zu einer stärkeren Produktivität und könnten deswegen stärker vom Klimawandel betroffen sein als große Seen.

Studie:
Benjamin M. Kraemer, Thomas Mehner, Rita Adrian (2017): Reconciling the opposing effects of warming on phytoplankton biomass in 188 large lakes, Scientific Reports 7, Article number: 10762 (2017), doi:10.1038/s41598-017-11167-3. Zur Studie > https://www.nature.com/articles/s41598-017-11167-3

Ansprechpartner:
Dr. Benjamin Kraemer, Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB), Abt. Ökosystemforschung, bkraemer@igb-berlin.de

Katharina Bunk, Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB), Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, bunk@igb-berlin.de, T +49 (0)30 641 81 631, M +49 (0)170 45 49 034

Über das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB):
Das IGB ist das bundesweit größte Forschungszentrum für Binnengewässer. Es verbindet Grundlagen- und Vorsorgeforschung, bildet den wissenschaftlichen Nachwuchs aus und berät Politik und Gesellschaft in Fragen des nachhaltigen Gewässermanagements. Forschungsschwerpunkte sind u.a. die Langzeitentwicklung von Seen, Flüssen und Feuchtgebieten angesichts sich rasch ändernder Umweltbedingungen, die Renaturierung von Ökosystemen, die Biodiversität aquatischer Lebensräume sowie Technologien für eine ressourcenschonende Aquakultur. Die Arbeiten erfolgen in enger Kooperation mit den Universitäten und Forschungsinstitutionen der Region Berlin/Brandenburg und weltweit. Das IGB gehört zum Forschungsverbund Berlin e. V., einem Zusammenschluss von acht natur-, lebens- und umweltwissenschaftlichen Instituten in Berlin. Die vielfach ausgezeichneten Einrichtungen sind Mitglieder der Leibniz-Gemeinschaft. http://www.igb-berlin.de/

Weitere Informationen:
https://oceancolor.gsfc.nasa.gov/cgi/l3/A20021852017090.L3m_CU_CHL_chlor_a_4km.n…
Globale Chlorophyll_a-Karte, die das Team für seine Analysen verwendet hat. Blau und Grün zeigen einen niedrigen Phytoplanktongehalt an, während Rot für einen hohen Phytoplanktongehalt steht. Karte zur freien Verwendung von NASA’s OceanColor Web.

Quelle: idw

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Schnitzel aus der Petrischale stößt auf Akzeptanz

Monika Landgraf Strategische Entwicklung und Kommunikation – Gesamtkommunikation
Karlsruher Institut für Technologie

Die Vision klingt verheißungsvoll: Fleisch kommt auf den Teller, ohne dass dafür Tiere sterben müssen. Massentierhaltung und Fleischskandale lassen die Fleisch-Lust der Deutschen allmäh-lich schwinden. Immer mehr Verbraucher greifen daher ersatz-weise zu Veggie-Wurst und Soja-Steak. Im Labor gezüchtetes tierisches Muskelgewebe verspricht ziemlich echten Fleischkon-sum ohne schlechtes Gewissen. Ob das sogenannte In-vitro-Fleisch tatsächlich als Alternative taugt, haben jetzt Forscher des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) untersucht.

Noch ist die Herstellung des Labor-Fleischs aufwendig und nur in winzigen Mengen möglich. „In Zukunft könnte In-vitro-Fleisch jedoch vielleicht helfen, Probleme zu lösen, die unser Fleischkonsum im Hinblick auf eine wachsende Weltbevölkerung, den Klimawandel und Tierschutz bedeutet“, sagt Inge Böhm vom Institut für Technikfol-genabschätzung und Systemanalyse (ITAS). „Mit der Kultivierung von tierischen Muskelstammzellen in einer Zellkultur wäre es eventu-ell nicht länger nötig, unter enormem Ressourcenaufwand Tiere erst heranzuzüchten und dann zu töten“, so die Geisteswissenschaftlerin weiter.

Derweil sind schon Fleischersatzprodukte wie detailgetreue Nachbil-dungen von Putenbrust, Schweineschnitzel oder Frikadellen aus Soja oder Seitan nicht unumstritten. Während immer mehr Teilzeit-vegetarier, die aus ethischen Gründen weniger Fleisch essen wollen, zu Pseudo-Fleisch aus zusammengepresstem Soja, Erbsen und Karotten greifen, sehen Kritiker in den Imitaten hochverarbeitete künstliche Lebensmittel, die zu einer noch stärkeren Entfremdung von Mensch und Tier führten. Auch bestehen bei der Fleischproduk-tion aus tierischen Muskelstammzellen in einer Zellkultur trotz jüngst erzielter technischer Fortschritte noch einige Schwierigkeiten, wie das Fehlen einer tierfreien Nährlösung.

Wie es um die gesellschaftliche Akzeptanz von tierischen Muskelzel-len aus der Petrischale als Fleischersatz steht, untersuchten die Wissenschaftlerinnen am ITAS anhand von Interviews und partizipa-tiven Verfahren (Fokusgruppen, Bürgerjury). Sie befragten Experten aus Wissenschaft und Systemgastronomie genauso wie Vertreter von Umwelt- und Tierrechtsorganisationen sowie ökologischen und konventionellen Anbauverbänden. Auch Bürger hatten die Möglichkeit, sich einzubringen.

Laut der Studie sieht die Mehrheit der Befragten im In-vitro-Fleisch eine von vielen möglichen Alternativen zur konventionellen Fleisch-produktion. Gleichzeitig stößt In-vitro-Fleisch bei denjenigen auf Widerstand, die die Zukunft der Ernährung in einer Reduktion des Fleischkonsums und dem ökologischen Umbau der Landwirtschaft sehen. Gegen das Fleisch aus dem Labor sprechen auch die bereits genannte mögliche weitere Entfremdung des Menschen vom Tier und die Gefahr einer Monopolisierung der In-vitro-Fleisch-Produktion.

„Der überwiegende Teil der Gesellschaft, wünscht sich, dass die Politik Strategien entwickelt, um den Fleischkonsum zu reduzieren, die nachhaltige Umgestaltung der Landwirtschaft voranzutreiben sowie Forschung und Entwicklung pflanzenbasierter Alternativen zu fördern“, sagt Böhm.

Als „Die Forschungsuniversität in der Helmholtz-Gemeinschaft“ schafft und vermittelt das KIT Wissen für Gesellschaft und Umwelt. Ziel ist es, zu den globalen Herausforderungen maßgebliche Beiträge in den Feldern Energie, Mobilität und Information zu leisten. Dazu arbeiten rund 9.300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf einer breiten disziplinären Basis in Natur-, Ingenieurs-, Wirtschafts- sowie Geistes- und Sozialwissenschaften zusammen. Seine 26.000 Studierenden bereitet das KIT durch ein forschungsorientiertes universitäres Studium auf verantwortungsvolle Aufgaben in Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft vor. Die Innovationstätigkeit am KIT schlägt die Brücke zwischen Erkenntnis und Anwendung zum gesellschaftlichen Nutzen, wirtschaftlichen Wohlstand und Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen.

Weiterer Kontakt:
Dr. Felix Mescoli
Pressereferent
Tel.: +49 721 608 48120
Fax: +49 721 608 43658
felix mescoli@kit edu

Anhang
Schnitzel aus der Petrischale stößt auf Akzeptanz
https://idw-online.de/de/attachment58516

Quelle: idw

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Beschleunigt Wasserknappheit die Energiewende?

Sebastian Mense Kommunikation, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Kassel

Wasser ist für die Nutzung fossiler und erneuerbarer Energieträger ein bedeutsamer Faktor. Ob und wie das global zur Verfügung stehende Wasser die Nutzung erneuerbarer Energien begünstigt und fossile Energieträger ausbremst, untersucht nun ein Verbund aus neun deutschen Forschungseinrichtungen und kleinen und mittleren Unternehmen (KMU). Das Projekt WANDEL wird hierzu unter Koordination des Center for Environmental Systems Research (CESR) der Universität Kassel in den nächsten drei Jahren eine fundierte Wissensgrundlage und praxisorientierte Lösungsansätze erarbeiten. Es wird vom Bundesforschungsministerium (BMBF) mit rund 2,5 Mio. Euro gefördert.

Die Verfügbarkeit von Wasser und Energie sind für eine nachhaltige Entwicklung global von zentraler Bedeutung. Energie braucht Wasser (zur Energiebereitstellung) und Wasser braucht Energie (zur Wassergewinnung und -aufbereitung). Oft benötigt die Bereitstellung von Energie aus erneuerbaren Quellen weniger Wasser als die Bereitstellung von Energie aus fossilen Rohstoffen. Wasserknappheit könnte somit den Wechsel zu erneuerbaren Energien und die Energiewende beschleunigen. Jedoch können bei bestimmten erneuerbaren Energiesystemen, wie z.B. bei solarthermischen Kraftwerken in wasserarmen Regionen, Konflikte mit anderen Wassernutzungssektoren auftreten und den weiteren Ausbau hemmen.

Im Mittelpunkt des Verbundprojektes WANDEL steht daher die wissenschaftliche Fragestellung, ob eine Einschränkung der Wasserverfügbarkeit den Einsatz konventioneller Energiesysteme begrenzt oder sogar begünstigt.

Es wird untersucht, inwiefern die verfügbaren erneuerbaren Wasserressourcen die Energiewende beschleunigen oder die Umsetzung einer weltweiten Energiewende negativ beeinflussen.
Maßgebend für diese Untersuchungen wird der Wasserfußabdruck sein. Dieser gibt an, wieviel Wasser aus welcher Region der Welt ein Konsument oder Produzent direkt und indirekt über die Herstellung eines Produktes konsumiert. Dies gilt auch für den Wasserbedarf zur Energiebereitstellung und -nutzung. Daher werden mit dem Forschungsvorhaben erstmalig die Auswirkungen der Energieerzeugung nicht nur lokal und regional im jeweiligen Wassereinzugsgebiet, sondern auch die Fernauswirkungen auf andere Regionen weltweit unter Berücksichtigung der Wasserverfügbarkeit betrachtet. Die Analyse umfasst die Ermittlung von Brennpunkten hoher Wassernutzung unter aktuellen und zukünftigen Bedingungen (2030 und Ausblick 2050) sowohl entlang der globalen Produktions- und Versorgungsketten verschiedener Energiesysteme als auch zwischen Wasserbedarf zur Energieerzeugung und Wasserverfügbarkeit in räumlicher Auflösung.

WANDEL wird Lösungsansätze entwickeln. Mit diesem Ziel vor Augen wird die Verbundforschung regulatorische und technische Lösungen zur Reduzierung der Auswirkungen von Energiesystemen auf Wasserressourcen aufzeigen. Lösungen werden Fallstudien-spezifisch ausgearbeitet und vermittelt. Neben einem Konsortium aus Wissenschaft und Praxis sind regionale und internationale Praxispartner (Entscheidungsträger) aktiv in das Vorhaben eingebunden. Damit wird eine solide Grundlage geschaffen, um theoretisch fundiert und zugleich praxisnah Konflikte zu analysieren und vor allem Lösungsmöglichkeiten zu bieten.

WANDEL zeigt Praxisnähe. Die detaillierten Analysen werden in vier Fallstudien unter Einbeziehung regionaler Akteure durchgeführt. Zwei Fallstudiengebiete liegen innerhalb Deutschlands und zwei außerhalb Europas: Die Ober- und Mittelweser sowie die Obere Donau (Deutschland), das Einzugsgebiet des Rio dos Patos (Brasilien) sowie das Drâa-Valley (Marokko). Die Auswahl der Einzugsgebiete erfolgte unter dem Aspekt, dass sowohl die wasserrelevanten Energiesysteme (Kohle, Wasserkraft, Biomasse, Solarthermie) als auch eine Bandbreite an klimatischen und ökonomischen Bedingungen abgedeckt werden. Diese Strategie ermöglicht auch eine adäquate Übertragung der Resultate auf andere Einzugsgebiete mit ähnlichem Charakter.

Das Verbundprojekt WANDEL wird im Rahmen der Fördermaßnahme „GRoW – Globale Ressource Wasser“ im Programm „Forschung für Nachhaltige Entwicklung (FONA)“ vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit rund 2,5 Mio. Euro gefördert. Davon gehen rund 780.000 Euro an die Uni Kassel.

Kontakt:
Dr.-Ing. Martina Flörke
Universität Kassel
Center for Environmental Systems Research (CESR)
Tel. +49 561 804-6120
E-Mail: floerke@usf.uni-kassel.de

Verbundpartner:
Universität Kassel, Center for Environmental Systems Research
Universität Kassel, Fachgebiet Wasserbau und Wasserwirtschaft
Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei
Universität Osnabrück, Institut für Umweltsystemforschung
United Nations University, Institute for Environment and Human Security
Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie gGmbH
KIMA Automatisierung GmbH
Gesellschaft für Wasserwirtschaft, Gewässerökologie und Umweltplanung mbh
mundialis GmbH & Co. KG

Weitere Informationen:
http://www.uni-kassel.de

Quelle: idw

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Schaufensterkrankheit – jeder vierte Patient über 65 Jahren ist betroffen: Gehtraining hilft

Stefan Dreising Stabsstelle Unternehmenskommunikation
Universitätsklinikum Düsseldorf

Für 1,3 Millionen Patienten (rund acht Prozent aller Menschen über 65 Jahre) in Deutschland gehören sie zum Alltag: Heftige, krampfartige Schmerzen in der Wade, aber auch im Fuß, Oberschenkel und Gesäß beim Laufen oder Treppensteigen, die beim Stehenbleiben rasch besser werden. Die Folge sind schmerzbedingte verkürzte Gehstrecken und häufige Zwangspausen. Im Volksmund spricht man daher häufig von der Schaufensterkrankheit (fachlich: periphere arterielle Verschlusskrankheit/pAVK).

Schuld an einer pAVK-Erkrankung sind Durchblutungsstörungen der Schlagadern in den Beinen. Helfen können spezielle Sportübungen: Am Universitätsklinikum Düsseldorf (UKD) wurde in diesem Jahr bereits die sechste auf pAVK spezialisierte Therapiegruppe ins Leben gerufen. Beim diesjährigen Symposium zu „Sport in der Gefäßmedizin“ am Mittwoch, 27. September 2017, im Haus der Universität in der Düsseldorfer Innenstadt stellt die Klinik für Gefäß- und Endovaskularchirurgie am UKD verschiedene Trainingsstrukturen und Übungen vor. Die Veranstaltung ist offen für Interessierte und Fachpublikum.

Bei einer pAVK führen Ablagerungen (unter anderem von Kalk) dazu, dass sich die Beinarterien verengen oder komplett verschließen. Ähnlich wie bei einem verstopften Rohr, fließt nun weniger Blut durch die Arterie und es kommt zu einer Blutunterversorgung der Beine. Während sich frühe Stadien einer Erkrankung durch die bereits genannten Schmerzen zeigen, drohen in späteren Stadien Gewebeveränderungen bis hin zur möglicherweise notwendigen Amputation oder Blutvergiftung durch Infektionen der Wunden. Aktuelle Studien gehen davon aus, dass in Deutschland etwa jeder vierte Patient über 65 Jahren von pAVK betroffen ist und etwa jeder zehnte Symptome zeigt. Dabei erkranken Männer viermal häufiger als Frauen. Als besonders gefährdet gelten Diabetiker und Raucher: Sie haben ein bis zu sechsfach höheres Risiko an pAVK zu erkranken.

„Die Hauptstraße ist geschlossen, deshalb müssen wir die Nebenstraßen ausbauen“
Für Patienten mit pAVK und einer Gehstreckenverkürzung empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie und -medizin (DGG) ein regelmäßiges strukturiertes Gehtraining. Damit lässt sich die Gehstrecke wieder verlängern und eine Operation oder gar Amputation verhindern. „Wenn die Hauptarterien im Bein verschlossen sind, muss das Blut über einen anderen Weg dahin kommen. Wir sagen unseren Patienten immer: Die Hauptstraße ist geschlossen, deshalb müssen wir die Nebenstraßen ausbauen“, erklärt Prof. Dr. Hubert Schelzig, Direktor der Klinik für Gefäß- und Endovaskularmedizin. „Gezielte Sportübungen helfen dabei sogenannte Kollateralgefäße durch Impulse zu stärken. Das sind Nebengefäße der Hauptschlagadern. Durch das strukturierte Gefäßtraining kann das Blut quasi um die Verstopfung umgeleitet und das Bein wieder besser versorgt werden.“

„Bei jeder Untersuchung kann ich schon 100 Meter weiter laufen.“
Bereits seit 2014 bietet die Klinik gemeinsam mit dem Verein für Gesundheitssport und Sporttherapie Düsseldorf-Ratingen e.V. ein strukturiertes Gefäßtraining an. Es findet einmal in der Woche auf dem Gelände des Universitätsklinikums unter der Anleitung eines lizensierten Gefäßsporttrainers statt. „Ich merke jede Woche, wie mir der Kurs etwas bringt. Bei jeder Untersuchung kann ich auf dem Laufband 100 Meter weiter gehen“, berichtet Teilnehmer Wolfram Voßhage, der für die Sportgruppe jede Woche über 90 Kilometer Anfahrt aus Moers in Kauf nimmt. Sein Teammitglied Andreas Gob kommt aus Haan und erklärt: „In der Gemeinschaft macht Sport einfach mehr Spaß. Alleine zuhause macht man es ja doch nicht regelmäßig. In der Gefäßsportgruppe haben alle ähnliche Beschwerden wie ich und verstehen meine Probleme. Das motiviert mich!“

Im Rahmen des diesjährigen Symposiums werden die Gefäßexperten der Düsseldorfer Klinik neben den Sportkonzepten auch die allgemeinen Vorteile von Sport für das Herz-Kreislaufsystem und eine Aufklärungskampagne gegen Tabakkonsum als Hauptgrund für Arterienverkalkung vorstellen.

Weitere Informationen:
http://www.uniklinik-duesseldorf.de/gefaesssport

Quelle: idw

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Schärfere Bestimmungen zum Schutz vor schädlichen Umwelthormonen nötig: EU-Kriterien unzureichend

Medizin – Kommunikation Medizinkommunikation
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V.

Endokrine Disruptoren (EDCs), auch Umwelthormone genannt, sind wegen ihrer möglichen Gesundheitsschädigung hochumstritten. Im Juli wurden die EU-Kriterien für Pflanzenschutzmittel angenommen, mit denen EDCs identifiziert und Zulassungen ggf. abgelehnt werden können. Diese Kriterien sind nach Meinung der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) unzureichend. Sie bieten unter anderem Schlupflöcher für Chemikalien zur Schädlingsbekämpfung, die hergestellt werden, um in das Hormonsystem von Insekten einzugreifen.

Endokrine Disruptoren (EDCs) finden sich in Kunststoffverpackungen, Fertignahrung, Kosmetika und Pflanzenschutzmitteln. Es sind weitverbreitete synthetische oder natürlich vorkommende Stoffe, die in den Hormonhaushalt des Körpers eingreifen können. Experten wissen schon lange, dass EDCs die Gesundheit beeinträchtigen können. „Manche der chemischen Substanzen wirken wie Hormone und binden im Körper an einen Hormonrezeptor. Andere wiederum blockieren Hormonrezeptoren und verhindern so, dass körpereigene Hormone andocken und wirksam werden können“, erklärt Professor Dr. rer. nat. Josef Köhrle vom Institut für Experimentelle Endokrinologie, Charité – Universitätsmedizin Berlin, und Präsident der DGE. Wieder andere Substanzen stören die Produktion oder die Umwandlung körpereigener Hormone und bringen so das fein austarierte Hormonsystem aus der Balance. „Seit Jahrzehnten beobachten wir eine zunehmende Beeinträchtigung der männlichen und weiblichen Fruchtbarkeit“, sagt Köhrle. Fünf bis zehn Prozent der Frauen im gebärfähigen Alter litten beispielsweise an dem Syndrom der polyzystischen Ovarien (PCOS), das für Zyklusstörungen, Zysten in den Eierstöcken und ungewollte Kinderlosigkeit verantwortlich ist. „Es gibt mehr hormonabhängige Tumoren, also mehr Prostata-, Hoden- und Brustkrebs, Jugendliche kommen früher in die Pubertät, Übergewicht und Diabetes nehmen ebenso zu wie Entwicklungsstörungen bei Kindern“, so Köhrle weiter. Wenngleich es immer Ursachenbündel sind, die Krankheiten verursachen, bestehe kein Zweifel daran, dass bestimmte EDCs wie Bisphenole oder Phthalate daran beteiligt sind, die beide in der Herstellung von Kunststoffen, vielen Haushaltsgegenständen und Körperpflegemitteln verwendet werden, so der Experte.

Vertreter der EU-Mitgliedstaaten haben Anfang Juli 2017 einem Vorschlag der Europäischen Kommission zu „wissenschaftlichen Kriterien für die Bestimmung endokriner Disruptoren im Bereich Pflanzenschutzmittel“ zugestimmt. „Was zunächst einmal gut klingt, ist bei genauer Betrachtung eine halbherzige Angelegenheit. Die Kriterien der EU-Kommission lassen Schlupflöcher offen“, so Köhrle. Es gibt Ausnahmen für einige in der Landwirtschaft eingesetzte Pestizide, die über einen bestimmten Wirkmechanismus verfügen, um in das endokrine System des Schädlings einzugreifen und damit seine Vermehrung unterbinden. Fipronil ist dafür ein gutes Beispiel. Es wirkt als EDC für Gehirn und Nervensystem sowie auf die Nachkommen. „Bei Menschen und Säugetieren ist es zwar nicht der gleiche Rezeptor für Sexualsteroid-Hormone wie bei den Insekten, aber erstere verfügen über eine Gruppe von verwandten Rezeptoren. Das könnte also zu den bereits genannten Erkrankungen führen“, erklärt Köhrle. Das EU-Kriterien-Bündel wird dazu führen, dass Chemikalien, die als EDCs entwickelt werden, nicht als EDCs klassifiziert werden können. Damit stünde ihrer Zulassung nichts im Weg.

Fachleute wünschen sich schon lange, dass die Politik stärker ins Handeln kommt, ähnlich wie bei Krebs auslösenden Stoffen: So sind beispielsweise Dioxine, deren krebsauslösenden Eigenschaften durch Studien belegt werden konnten, in der Umwelt stark reduziert worden, da es technische und rechtliche Maßnahmen auf politischer Ebene gab. Auch Verbote konnten durchgesetzt werden, wie für chlorierten Kohlenwasserstoff PCP (Pentachlorphenol) oder die polychlorierten Biphenyle (PCB). Diese wurden als Weichmacher in Kunststoffen und als Zusatzstoff für Farben und Dichtungsmassen verwendet. „Wie bei karzinogenen Stoffen sollte sich in der Politik das Vorsorgeprinzip durchsetzen: Bereits der Verdacht einer Gesundheitsgefährdung sollte ausreichen, um eine Substanz vom Markt zu nehmen“, fordert Köhrle.

Die DGE unterstürzt die Position der großen internationalen endokrinologischen Fachgesellschaften, die deutlich vor einer Annahme dieser EU-Kriterien gewarnt hatten – ohne Erfolg. An die deutschen Behörden gerichtet fordert der DGE-Präsident: „Aufklärungsmaßnahmen für besondere Bevölkerungsgruppen wie etwa schwangere Frauen und ein nationaler Aktionsplan zum Schutz vor solchen Umwelthormonen sind unverzichtbar.“
Anlässlich des 2. Deutschen Hormontages am 16. September 2017 findet am 13. September 2017 in Berlin eine Pressekonferenz der DGE statt. Weitere Themen sind: „Trendwende: Hormontherapie bei Wechseljahresbeschwerden“, „Transidentität – Voraussetzungen für eine optimale Therapie“ und „10-Punkte-Programm für eine sinnvolle Diagnostik und Therapie in der Endokrinologie.“

Endokrinologie ist die Lehre von den Hormonen, Stoffwechsel und den Erkrankungen auf diesem Gebiet. Hormone werden von endokrinen Drüsen, zum Beispiel Schilddrüse oder Hirnanhangdrüse, aber auch bestimmten Zellen in Hoden und Eierstöcken, „endokrin“ ausgeschüttet, das heißt nach „innen“ in das Blut abgegeben. Im Unterschied dazu geben „exokrine“ Drüsen, wie Speichel- oder Schweißdrüsen, ihre Sekrete nach „außen“ ab.

DGE Medienpreis 2017/2018:
Die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) schreibt zum zweiten Mal den DGE-Medienpreis für journalistische Beiträge zu Erkrankungen des Hormonsystems und Störungen des Stoffwechsels aus. Bewerbungsschluss ist der 15. Februar 2018. Das Preisgeld beträgt 2.000 Euro. Der Medienpreis würdigt herausragende journalistische Arbeiten zu endokrinologischen Themen, die sorgfältig recherchiert, allgemeinverständlich formuliert sind und den Kriterien medizin-journalistischer Qualität entsprechen. Teilnehmen können Journalistinnen und Journalisten aus den Bereichen Text (Zeitungen, Zeitschriften, Internettexte), Fernsehen und Hörfunk. Die Beiträge werden bei der DGE-Pressestelle eingereicht. Nähere Informationen unter http://www.endokrinologie.net/medienpreis.php oder telefonisch unter 0711 8931-380.

Weitere Informationen:
http://www.hormongesteuert.net
http://www.facebook.com/dge.hormongesteuert
http://www.endokrinologie.net

Quelle: idw

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Pilotprojekt zur CO2-Speicherung erfolgreich beendet

Ralf Nestler Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Helmholtz-Zentrum Potsdam – Deutsches GeoForschungsZentrum GFZ

Nach 13 Jahren erfolgreicher Forschungsarbeit geht das Projekt Ketzin jetzt zu Ende. In der Stadt an der Havel hat das Deutsche GeoForschungsZentrum GFZ erforscht, ob sich Kohlenstoffdioxid (CO2) sicher und dauerhaft im Untergrund speichern lässt und wie es sich in der Tiefe verhält. Dazu wurden mehr als 67.000 Tonnen CO2 zwischen 2008 und 2013 über eine Bohrung in einen so genannten Speicherhorizont gepumpt. Dort, in rund 630 Metern Tiefe, befindet sich poröser Sandstein, der von salzhaltigem Grundwasser durchzogen ist – ein „saliner Aquifer“.

Bei einer Abschlusskonferenz zogen die beteiligten Forscherinnen und Forscher Bilanz und diskutierten mit europäischen Fachleuten die Perspektiven der CO2-Abscheidung und -Speicherung (CCS für Englisch: Carbon Capture and Storage). Projektleiter Axel Liebscher sagte: „Wir haben gezeigt, dass sich Kohlenstoffdioxid sicher in die Tiefe bringen und speichern lässt. Die mächtigen Schichten aus Tongestein über dem Speicherhorizont bilden eine zuverlässige Abdichtung.“

Die Forschungsarbeiten in Ketzin/Havel begannen mit Vorerkundungen im Jahr 2004. Von Anfang an wurden die Kommune und die lokale Bevölkerung in das Forschungsvorhaben mit einbezogen. Bis heute genießt das Projekt hohe Akzeptanz. Die eigentliche Verpressung des CO2 fand ab Juli 2008 statt. Verwendet wurde dazu überwiegend lebensmitteltaugliches Kohlenstoffdioxid, wie man es beispielsweise aus Wassersprudlern kennt. Innerhalb von fünf Jahren brachten Tanklastzüge das CO2 nach Ketzin, wo es über eine Injektionsbohrung in den Untergrund gepumpt wurde. Vier weitere Bohrungen wurden abgeteuft, um die Ausbreitung des CO2 im Untergrund sowie die Dichtheit des Speichers mit modernsten geochemischen und geophysikalischen Methoden zu überwachen.

Nach dem Ende der CO2-Injektion wurde die Speicherüberwachung weitere viereinhalb Jahre fortgesetzt, um die Stabilität des Speichers zu beobachten. Die Überwachung zeigte keine Unregelmäßigkeiten des Speichers und wird Ende dieses Jahres abgeschlossen. Dann werden auch die letzten Bohrlöcher verfüllt sein. Die Bodenoberfläche wird dann in den vorherigen Zustand versetzt.

Der Wissenschaftliche Vorstand des GFZ, Reinhard Hüttl, sagt: „Mit unserer Arbeit haben wir der Gesellschaft eine Option aufgezeigt, wie der CO2-Eintrag in die Atmosphäre zu reduzieren ist. Es ist allerdings Sache der Politik, zu entscheiden, ob dieser Weg beschritten werden soll.“ In Deutschland, so Hüttl weiter, gebe es erhebliche Widerstände; in anderen europäischen Ländern wie Norwegen dagegen würden weitere CCS-Projekte auch in großem Maßstab geplant.

Weitere Informationen:
http://www.co2ketzin.de/dialog-amp-kontakt/fragen-und-antworten/

Pressebilder zu dieser Mitteilung finden Sie hier http://www.gfz-potsdam.de/medien-kommunikation/mediathek/bildarchiv/co2manco2sin…

Weitere Informationen:
http://www.gfz-potsdam.de/medien-und-kommunikation/meldungen/detailansicht/artic…

Quelle: idw

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Mixing Artificial Sweeteners Inhibits Bitter Taste Receptors

Dr. Gisela Olias Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke

Blends of artificial sweeteners such as saccharin and cyclamate produce less of a bitter off-taste than each of the individual components, but the explanation for this puzzling phenomenon has been elusive ever since its discovery more than 60 years ago. A study published September 14th in the journal Cell Chemical Biology solves this long-standing mystery, revealing that saccharin inhibits the activity of bitter taste receptors stimulated by cyclamate and, conversely, that cyclamate reduces the off-taste elicited by saccharin.

„Numerous sweeteners exhibit undesirable off-tastes, limiting their use in food products and beverages,“ says lead author Maik Behrens of the German Institute of Human Nutrition Potsdam-Rehbruecke. „Our findings in this study provide us with the tools and knowledge to find ways leading to superior sweetener blends.“

High-potency sweeteners are widely used to replace energy-rich, tooth-decay-inducing sugars in food items to meet the requirements of health-conscious consumers. But in addition to stimulating sweet taste receptors, sugar substitutes also activate bitter taste receptors (known as TAS2Rs) at high concentrations, resulting in an undesired off-taste. To overcome this problem, the food industry is constantly searching for novel sugar substitutes and frequently resorts to using blends combining non-caloric sweeteners in a single formulation.

The earliest blend allowing higher sweetness levels with reduced bitter off-taste combined saccharin with cyclamate. But since this discovery 62 years ago, the mechanism by which sweetener blends become superior to single compounds has remained obscure. A clue to this mystery came when Behrens and his team discovered that some bitter compounds not only activate a subset of the 25 human bitter taste receptors, but also can inhibit different bitter taste receptors. „Knowing that mixtures of saccharin and cyclamate exert reduced bitterness compared to the single compounds raised the question [of] whether this might be due to mutual inhibition of bitter taste receptor responses,“ Behrens says.

To explore this possibility, Behrens and senior author Wolfgang Meyerhof of the German Institute of Human Nutrition Potsdam-Rehbruecke expressed various human taste receptors in human cells and tested their responses to different concentrations of saccharin and cyclamate. Using this cell-based system, they discovered that cyclamate strongly inhibits the saccharin-induced activation of two bitter taste receptors called TAS2R31 and TAS2R43. This effect occurred at concentrations where cyclamate itself does not elicit a side taste. Similarly, saccharin blocked the cyclamate-induced responses of a bitter taste receptor called TAS2R1.

„Saccharin and cyclamate belong to the oldest-known high-potency synthetic sweeteners, and we were able to discover with our cell assay completely novel features of these molecules, namely their bitter-blocking ability,“ Behrens says.

For the time being, it remains unclear whether the components of other sweetener blends also show mutual inhibition of bitter taste receptors. „Once the activation and inhibition profiles of the 25 human bitter taste receptors have been investigated in great detail, it will be possible to tailor the composition of mixtures to develop novel sweetener formulations and to improve the taste of medicine,“ Meyerhof says.

Funding was provided by the European Union’s Seventh Framework Programme.
Cell Chemical Biology, Behrens et al.: „Blends of Non-caloric Sweeteners Saccharin and Cyclamate Show Reduced Off-Taste due to TAS2R Bitter Receptor Inhibition“

Cell Chemical Biology (@CellChemBiol), published by Cell Press, is a monthly journal publishing research and review content of exceptional interest for the chemical biology community. The journal’s mission is to support and promote chemical biology and drive conversation and collaboration between chemical and life sciences. Visit: http://www.cell.com/chemistry-biology. To receive Cell Press media alerts, contact press@cell.com.

Author Contact:
Dr. Maik Behrens
German Institute of Human Nutrition Potsdam-Rehbruecke
Dept. Molecular Genetics
Arthur-Scheunert-Allee 114-116
14558 Nuthetal, Germany
phone: +49 (0)33200 88 2545
e-mail: behrens@dife.de

Prof. Dr. Wolfgang Meyerhof
German Institute of Human Nutrition Potsdam-Rehbruecke
Dept. Molecular Genetics
Arthur-Scheunert-Allee 114-116
14558 Nuthetal, Germany
phone: +49 (0)33200 88 2282
e-mail: meyerhof@dife.de

Media Contact:
Dr. Gisela Olias
Press and Public Relations Coordinator
German Institute of Human Nutrition
Potsdam-Rehbruecke (DIfE)
phone: +49 (0)33200 88-2278/-2335
e-mail: olias@dife.de
or presse@dife.de

more information:
http://www.dife.de/forschung/abteilungen/kurzprofil.php?abt=MOGE&lang=en
Department of Molecular Genetics at the German Intistute of Human Nutrition

Quelle: idw

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Urlaub vorbei – Erholung ade?

Katja Bär Pressestelle: Kommunikation und Fundraising
Universität Mannheim

Psychologinnen der Universität Mannheim untersuchen, wie Berufstätige sich im oft stressigen Arbeitsalltag erholen können / Studienteilnehmer/innen gesucht

Wer kennt das nicht: Zurück aus dem lang ersehnten Jahresurlaub türmen sich die Aktenberge auf dem Schreibtisch, quillt das Postfach über oder nimmt einen ein neues Projekt direkt voll in Anspruch. Da verpufft die im Urlaub gewonnene Erholung nur allzu schnell.

Tatsächlich zeigt auch die Forschung, dass der Erholungseffekt von Urlaub in der Regel nur von kurzer Dauer ist. Daher scheint es besonders wichtig, auch im stressigen Arbeitsalltag auf die eigene Erholung zu achten – und das Wochenende, den Feierabend, die Arbeitspause etc. als Erholungsmöglichkeiten zu nutzen.

Aber was macht gute Erholung eigentlich aus und wie erholt man sich richtig? In einem aktuellen Übersichtsartikel, der im Journal of Occupational Health Psychology erschienen ist, gibt ein Team um die Mannheimer Psychologin Prof. Dr. Sabine Sonnentag wissenschaftlich fundierte Antworten auf diese und weitere zentrale Fragen zum Thema Arbeit und Erholung.

Wie erholt man sich richtig? Gute Erholung ist nicht für alle gleich: Es gibt nicht DIE Aktivität, die für jede/n erholsam ist. Vielmehr sind die psychologischen Erfahrungen, die mit einzelnen Aktivitäten verknüpft sind, wichtig. So erholen sich Personen besonders gut bei Aktivitäten, die es ihnen erlauben, von der Arbeit abzuschalten. Auch Aktivitäten, die Entspannung mit sich bringen, sind erholsam – das mag für den einen der Fernsehabend sein, für die andere hingegen der Yoga-Kurs. Aber es darf ruhig auch etwas action-geladener zugehen: eine sportliche Herausforderung zu meistern oder einem fordernden Hobby nachzugehen kann ebenso die Erholung fördern wie Treffen mit Freunden und Familienabende.

Wo erholt man sich am besten? Obwohl man sich prinzipiell überall erholen kann, zeigt die Forschung, dass vor allem natürliche Umgebungen mit möglichst wenig städtischer Bebauung erholsam wirken. So erholen sich Berufstätige besser im Stadtpark als in der quirligen Fußgängerzone. Dabei kann man sich ein Stück Erholung meist einfach ins Büro holen: eine Topfpflanze, ja sogar der Bildschirmschoner mit Naturmotiv können zur Erholung beitragen.

Wie lässt sich Erholung fördern? Die gute Nachricht ist: Erholung lässt sich lernen. Mithilfe von Stressmanagement-Kursen, Achtsamkeitstrainings oder bewusster Freizeitplanung kann jede/r die eigene Erholung in die Hand nehmen.
Darüber hinaus fehlen jedoch bislang Forschungsergebnisse dazu, wie Unternehmen und Führungskräfte die Erholung der einzelnen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unterstützen können. Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, führt das Team um Prof. Dr. Sabine Sonnentag derzeit eine Studie durch.

Studien-Interessierte können sich online über diese Studie informieren und zur Teilnahme anmelden: https://www.soscisurvey.de/Studie_Arbeit_und_Erholung/?info

Kontakt:
Dr. Laura Venz
Projektkoordination
Lehrstuhl für Arbeits- und Organisationspsychologie
Universität Mannheim
Tel. +49 (0) 621 / 181 – 2127
E-Mail: laura.venz@uni-mannheim.de

Prof. Dr. Sabine Sonnentag
Projektleitung
Lehrstuhl für Arbeits- und Organisationspsychologie
Universität Mannheim
E-Mail: sonnentag@uni-mannheim.de

Quelle: idw

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Pilze sind das zweitgrößte Organismenreich der Erde / Studie schätzt 2,2 bis 3,8 Millionen Arten

Gesche Hohlstein Pressestelle Botanischer Garten und Botanisches Museum Berlin-Dahlem
Freie Universität Berlin

Schätzungsweise 2,2 bis 3,8 Millionen Pilzarten gibt es weltweit. Zu diesem Ergebnis kommt ein Forschungsteam aus Berlin und London. Pilze bilden damit das zweitgrößte Organismenreich nach den Tieren, denn die Pilze übertreffen die Vielfalt der Pflanzen um etwa das 6-10-fache. Mindestens 18-mal mehr Pilzarten existieren als derzeit bekannt.
Die Studie erstellten zwei Wissenschaftler vom Botanischen Garten und Botanischen Museum der Freien Universität Berlin sowie dem Londoner Royal Botanic Gardens, Kew und dem Natural History Museum. Die Forschungsergebnisse wurden in der aktuellen Ausgabe des Fachjournals „Microbiology Spectrum“ veröffentlicht.

Eine der großen Fragen der Biologie ist damit neu bearbeitet. In der Vergangenheit reichten die Spekulationen von etwas mehr als einer halben Million bis zu über 5 Millionen Pilzarten weltweit. Derzeit sind erst 120.000 Pilzarten bekannt und wissenschaftlich beschrieben. Das entspricht nur etwa 3 bis 8 Prozent der geschätzten globalen Pilzvielfalt. Über 2 bis 3 Millionen Pilzarten sind also noch zu entdecken und zu beschreiben. Die Pilze sind damit das am wenigsten studierte der drei großen Organismenreiche: während bei den Pflanzen etwa 80% von geschätzten 390.000 Arten katalogisiert sind, sind es bei den Tieren rund 20% von geschätzten 7 Millionen.

Das Erfassen der noch unbekannten Pilze ist eine monumentale Aufgabe für die Forscher, da momentan pro Jahr nur etwa 1500 neue Pilzarten beschrieben werden. Man bräuchte also weitere 1.500 bis 2.500 Jahre, um alle noch unbekannten Pilzarten zu beschreiben. Oder ein Zehnfaches an Spezialisten, um diese Aufgabe innerhalb der nächsten zwei Jahrhunderte abzuschließen. Durch Lebensraumzerstörung und nicht nachhaltiges Wirtschaften nimmt jedoch auch die Pilzvielfalt global fortwährend ab: viele Arten sterben aus, bevor sie entdeckt werden.

Für die aktuelle Schätzung kombinierten die Forscher drei Schätzmethoden. Erstens werteten sie neueste Forschungsdaten aus, die im Wesentlichen auf DNA-Sequenziermethoden beruhen. Allein durch die Analyse des sogenannten DNA-Barcodings wurden bei vermeintlich bekannten Pilzarten (wie dem Fliegenpilz oder dem Pfifferling) im Schnitt etwa 10 zuvor unbekannte Arten entdeckt. Die bereits bekannten 120.000 Pilzarten könnten demzufolge bis zu 1,2 Millionen Arten entsprechen. Zweitens zogen die Forscher Analysen von Umweltproben heran, zum Beispiel des Bodens oder Wassers. Mittels neuartiger DNA-Sequenziermethoden werden darin alle vorhandenen Organismen erfasst. Die Forscher vermuten hier weltweit mindestens 1 Million zusätzlicher, unbekannter Pilzarten, zusammen also etwa 2,2 Millionen. Drittens zeigten Studien an ausgewählten Lokalitäten, wo alle Pflanzen- und Pilzarten systematisch erfasst wurden, dass im Mittel 9,8 Pilzarten pro Pflanzenart vorkommen. Bei einer hochgerechneten Zahl von weltweit 390.000 Pflanzenarten ergibt sich aus dieser alternativen Schätzmethode eine Gesamtzahl von 3,8 Millionen Pilzarten. Die Forscher vermuten viele unbeschriebene Pilzarten in sogenannten Hotspots wie den Tropen, wenig untersuchten Lebensräumen (unter anderem in den symbiontischen Flechten und in Insekten) sowie in unbearbeitetem Material naturkundlicher Sammlungen.

Pilze sind in allen Ökosystemen vorhanden, sogar im Meer. Zum Reich der Pilze zählen Einzeller wie die Backhefe ebenso wie der makroskopische Fliegenpilz oder auch die Flechtenpilze. Nach heutigem Kenntnisstand sind Pilze näher mit den Tieren verwandt als mit den Pflanzen, aber traditionell werden Pilze oft weiter in der Botanik behandelt; bis in das späte 20. Jahrhundert wurden sie sogar noch zu den Pflanzen gezählt. Pilze vereinen typische Merkmale von Tieren als auch von Pflanzen. Wie Pflanzen sind sie festsitzend, betreiben aber im Gegensatz zu Pflanzen keine Photosynthese; anstelle dessen ernähren sie sich von organischen Substanzen aus ihrer Umgebung. Als Speichersubstanz bilden sie das bei Tieren typische Polysaccharid Glykogen (und keine pflanzentypische Stärke). Pilzzellen weisen zwar meist eine für Pflanzenzellen typische Zellwand auf, diese ist jedoch aus dem im Tierreich bekannten Chitin aufgebaut. Viele Pilze zersetzen totes organisches Material und sind damit ökologisch von zentraler Bedeutung im Nährstoffkreislauf. In Symbiose lebende Pilze finden sich bei den meisten Pflanzen (z. B. Bäumen und Orchideen) sowie in den Flechten (einer Symbiose von Pilzen mit Algen oder Cyanobakterien). Parasitische Pilze sind wichtige Krankheitserreger bei Pflanzen, Tieren und auch dem Menschen. Abgesehen von Delikatessen wie den Trüffeln bilden Pilze die Grundlage für tägliche Lebensmittel wie Brot und Käse, alkoholhaltige Getränke, und Medikamente wie Antibiotika (Penicillin).

Publikation:
Hawksworth D., Lücking R. 2017. Fungal Diversity Revisited: 2.2 to 3.8 Million Species.
Microbiol Spectrum 5(4): FUNK-0052-2016.
www.asmscience.org/content/journal/microbiolspec/10.1128/microbiolspec.FUNK-0052-2016
doi: http://dx.doi.org/10.1128/microbiolspec.FUNK-0052-2016.

Pressebilder:
www.bgbm.org/de/presse/pressefotos#Pilze

Kontakt:
Dr. Robert Lücking, Kustos der Kryptogamen
Botanischer Garten und Botanisches Museum Berlin
Freie Universität Berlin
E-Mail: r.luecking@bgbm.org

Gesche Hohlstein, Botanischer Garten und Botanisches Museum Berlin,
Freie Universität Berlin, Königin-Luise-Str. 6-8, 14195 Berlin
Tel. 030 / 838-50134, E-Mail: g.hohlstein@bgbm.org

Der Botanische Garten und das Botanische Museum Berlin ist einer der drei bedeutendsten Botanischen Gärten weltweit und der größte in Deutschland. Das Gartendenkmal mit einer Vielfalt von 20.000 Pflanzenarten auf dem 43 Hektar großen Gelände zeigt die „Welt in einem Garten“. Als Knotenpunkt der internationalen Biodiversitätsforschung und Wissenschaftseinrichtung mit über 300-jähriger Tradition beschäftigt er über 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Forschung und Lehre. Mehr als 400.000 Besucher pro Jahr belegen die Bedeutung des Botanischen Gartens als wichtigen Erholungs- und Bildungsort der Hauptstadt. Mit dem Botanischen Museum verfügt er über Deutschlands einzige museale Einrichtung, die sich der Vielfalt der Pflanzenwelt, ihrer Bedeutung und der Darstellung ihrer Kultur- und Naturgeschichte widmet. Seit 1995 gehört die Einrichtung zur Freien Universität Berlin.

Weitere Informationen:
http://www.asmscience.org/content/journal/microbiolspec/10.1128/microbiolspec.FU… – Publikation
http://dx.doi.org/10.1128/microbiolspec.FUNK-0052-2016.- doi der Publikation
http://www.bgbm.org/de/presse/pressefotos#Pilze – Pressebilder

Quelle: idw

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Candida auris: Ein Pilz verlangt Aufmerksamkeit

Gunnar Bartsch Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Julius-Maximilians-Universität Würzburg

Ein neuer Verursacher von Pilzinfektionen sorgt für Schlagzeilen in den Medien weltweit. Experten aus Deutschland und Österreich raten jetzt zu erhöhter Aufmerksamkeit. Gleichzeitig warnen sie vor Panikmache.

„Gefährlicher Candida auris – Patienten sterben an Hefepilz-Infektion“: Mit dieser Schlagzeile hat vor kurzem eine deutsche Tageszeitung ihre Leser aufgeschreckt. Vor einer „tödlichen und Medikamenten-resistenten Infektion, die um den Erdball schwappt“, warnt eine englische Zeitung. Auslöser dieser Nachrichten war eine Meldung der US-amerikanischen Gesundheitsbehörde Centers for Disease Control and Prevention (CDC), die über das erste Auftreten der Pilzinfektion in den USA berichtet hatte. Insgesamt seien 13 Fälle registriert worden, vier infizierte US-Patienten seien bereits gestorben, wobei die genaue Todesursache noch unklar sei.

Aus diesem Grund haben jetzt Experten aus Deutschland und Österreich eine Stellungnahme erarbeitet, die sie heute der Öffentlichkeit präsentieren. Darin empfehlen sie eine erhöhte Aufmerksamkeit und die entsprechende Information medizinischen Personals über den neuen Hefepilz. Gleichzeitig warnen sie vor unnötiger Panikmache.

Übertragung von Patient zu Patient
„Candida auris ist eine neue Pilzart, die vor wenigen Jahren zum ersten Mal in Japan beschrieben wurde“, sagt Professor Oliver Kurzai. Der Mediziner leitet das Nationale Referenzzentrum für invasive Pilzinfektionen in Jena und hat seit Anfang 2017 an der Universität Würzburg den Lehrstuhl für Medizinische Mikrobiologie und Mykologie inne. Was den Hefepilz so besonders macht: „Candida auris wird im Gegensatz zu allen bisher bekannten Arten häufig von Patient zu Patient übertragen und kann somit Ausbrüche in Krankenhäusern verursachen“, sagt Kurzai. Gleichzeitig seien viele Pilzstämme gegen mindestens eines der Medikamente resistent, die zur Behandlung von Pilzinfektionen zum Einsatz kommen.

In Deutschland ist Candida auris bisher nur in Einzelfällen nachgewiesen. Dem Nationalen Referenzzentrum sind vier Fälle einer Infektion bekannt. Für Österreich gibt es keine bestätigten Fälle. Trotz dieser geringen Fallzahlen spricht aus Sicht der Experten einiges dafür, dem Thema frühzeitig Aufmerksamkeit zu schenken – auch für Deutschland wird zukünftig mit mehr Fällen gerechnet und nach Einschätzung des Nationalen Referenzzentrums sind viele diagnostische Labors noch unzureichend vorbereitet.

Keine Bedrohung für Gesunde
„Candida auris kann bei den Infizierten in den Blutstrom gelangen und dort eine Sepsis, eine sogenannte Blutvergiftung, verursachen“, erklärt Oliver Kurzai. Gleichzeitig sei der Pilz bei den gängigen Routineuntersuchungen nicht immer zuverlässig zu identifizieren und aufgrund der weit verbreiteten Resistenzen schwer zu behandeln. Vom medizinischen Personal sei deshalb eine erhöhte Aufmerksamkeit gefordert. Dazu will das Expertengremium mit seiner Veröffentlichung jetzt beitragen.

Für die Bevölkerung besteht allerdings kein Grund zur Beunruhigung. „Für einen gesunden Menschen stellt Candida auris keine Bedrohung dar“, sagt Oliver Kurzai.

Die Beteiligten
An der Stellungnahme waren beteiligt: das Nationale Referenzzentrum für invasive Pilzinfektionen (Jena), das Robert Koch-Institut (Berlin), das ECMM Excellence Center der Uniklinik Köln, das Nationale Referenzzentrum für Aspergillus und Aspergillusinfektionen (Innsbruck) und das Nationale Referenzzentrum für Hefen- und Schimmelpilzinfektionen (Wien).

Candida auris
Im Jahr 2009 wurde Candida auris erstmals in Japan beschrieben. Dort hatte er den Gehörgang eines Patienten befallen, was den Namenszusatz „auris“ erklärt – vom Lateinischen für „das Ohr betreffend“. Neben dem Ohr kann der Pilz aber auch andere Körperregionen befallen, beispielsweise den Blutkreislauf, Harn- und Atemwege oder Wunden. Der bislang größte Ausbruch ereignete sich 2015/16 an einem Krankenhaus in London; dort wurden innerhalb von 16 Monaten 50 Patienten infiziert. In den USA zählen die CDC aktuell 112 Fälle, den Großteil davon im Bundestaat New York.

Nationales Referenzzentrum für Invasive Pilzinfektionen
Das Nationale Referenzzentrum für Invasive Pilzinfektionen ist Ansprechstelle für Ärzte und Mikrobiologen aus ganz Deutschland, die Fragen zur Diagnostik und Behandlung invasiver Pilzinfektionen haben. Neben Beratungen bietet das Zentrum diagnostische Verfahren zum Nachweis von invasiven Pilzerkrankungen an. Es kooperiert dabei mit anderen Referenzlabors weltweit. Das Nationale Referenzzentrum für Invasive Pilzinfektionen ist am Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie – Hans-Knöll-Institut in Jena angesiedelt. Zum Nationalen Referenzzentrum berufen wurde es vom Robert Koch-Institut und dem Bundesministerium für Gesundheit.

Kontakt
Prof. Dr. Oliver Kurzai, Institut für Hygiene und Mikrobiologie, Universität Würzburg
T +49 931 31-88007, okurzai@hygiene.uni-wuerzburg.de

Weitere Informationen:
http://www.nrz-myk.de
Zur Homepage des Referenzzentrums

Quelle: idw

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Wohin geht der Stickstoff nach der Düngung – Frühindikatoren zur Erkennung von Nitratfrachten

Dipl.-Biol. Stefanie Hahn Pressestelle
Julius Kühn-Institut, Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen

Julius Kühn-Institut koordiniert Vorhaben, bei dem in Demonstrationsbetrieben der Weg der Nitratfrachten nachverfolgt wird

(Braunschweig) Laut des aktuellen nationalen Nitratberichts 2016 werden an rund 28 % der deutschen Grundwassermessstellen im EU-Messnetz die zulässigen Nitratkonzentrationen überschritten. Obwohl die Stickstoffsalden bundesweit tendenziell rückläufig sind, bilden die Messwerte an den Grundwassermessstellen bisher diese positive Tendenz nicht ab. Der Grund dafür liegt unter anderem in den langen Fließzeiten des Sickerwassers. Diese betragen bis zu 15 Jahre und führen dazu, dass sich Änderungen der Bewirtschaftung nicht umgehend in sinkenden Nitratgehalten im Grundwasser niederschlagen. Ein vom Julius Kühn-Institut (JKI) koordiniertes Demonstrationsvorhaben soll Klarheit bringen. Um die Auswirkungen der neuen Düngeverordnung, kurz DüV, in der Praxis und Ergebnisse von Bewirtschaftungsänderungen zeitnah sichtbar zu machen, wird auf Praxisbetrieben in fünf Bundesländern ein Frühindikatorsystem erprobt. Das Bundeslandwirtschaftsministerium finanziert dieses Demonstrationsvorhaben über seinen Projektträger BLE bis Ende 2019 mit 3,4 Mio. Euro. Bei erfolgreicher Umsetzung ist eine Verlängerung um weitere drei Jahre möglich.

Das Vorhaben startete vor einem Jahr (am 1.7.2016) und erforderte umfangreiche Vorarbeiten. Nach der Auswahl der Praxisbetriebe und Festlegung der Messparzellen auf 576 Ackerschlägen hat nun im August 2017 mit der Gerstenernte das eigentliche Messprogramm begonnen. „Unser Ziel ist es, herauszufinden, ob die Indikatoren, die wir aus dem Trinkwasserschutz bereits kennen auch bundesweit dazu geeignet sind, frühzeitig Nitratfrachten im Ackerbau sichtbar zu machen“, sagt Dr. Oliver Stock vom JKI. Die Wissenschaftler wollen die Zusammenhänge zwischen N-Düngung, N-Dynamik und N-Salden im Boden erfassen und eine umfangreiche N-Bilanzierung auf Schlag- und Betriebsebene durchführen, um unerwünschte Verlagerungen ins Grundwasser zu erfassen und zu bilanzieren. Die Untersuchungen erfolgen in den Bundesländern Bayern, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein unter unterschiedlichen Standort-, Klima- und Produktionsbedingungen.

Die Wissenschaftler des JKI verfolgen dabei einen zweiteiligen Ansatz. So sollen die bis zu einer Tiefe von 3 m zu ermittelnden Nmin-Werte auf den 576 Ackerschlägen die Änderungen in den Nitratfrachten aufzeigen. Parallel dazu wird auf der Grundlage verschiedener Stickstoffbilanzen die Entwicklung des Nitrat-Auswaschungspotenzials auf Betriebs- und Schlagebene über den Projektzeitraum ermittelt.

„Es geht uns darum, ein Frühindikatorsystem zu entwickeln, das für ein einheitliches Monitoring in den Bundesländern eingesetzt und für die Nitratberichterstattung gegenüber der EU genutzt werden kann“, sagt JKI-Kollege Burkhard Schoo, der ebenfalls im Projekt arbeitet. Daher wird besonderer Wert auf die Praxistauglichkeit des Indikatorsystems gelegt. Die beteiligten Demonstrationsbetriebe sind landwirtschaftliche Betriebe mit Schwerpunkt Ackerbau, z.T. mit Nutztierhaltung, Anteilen an Grünland und in einem Fall sogar einer angeschlossenen Biogasanlage.

„Wir gehen davon aus, dass die Umsetzung der Vorgaben aus der novellierten Düngeverordnung zu einer deutlichen Effizienzsteigerung bei der Düngung führt“, fasst Dr. Martin Kücke, der am JKI das Projekt mitentwickelt hat, zusammen. „Die langfristig zu erwartenden Auswirkungen eines geänderten Düngeverhaltens auf die Belastung des Grundwassers sind daher auch der Kern des Demonstrationsvorhabens“, so der JKI-Wissenschaftler. Sie sollen durch das Zusammenwirken der verwendeten Indikatoren möglichst frühzeitig und genau abgeschätzt werden.

Kurzinfo zum Projekt:
Laufzeit 01.07.2016 bis 31.12.2019 (mit Option auf Verlängerung)
Partner und betreuende Einrichtungen in den Ländern:
Bayern: Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten mit der Landesanstalt für Landwirtschaft
Mecklenburg-Vorpommern: Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt mit LMS Agrarberatung GmbH
Niedersachsen: Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz
Sachsen-Anhalt: Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft und Energie mit Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau
Schleswig-Holstein: Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume mit Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume und Landwirtschaftskammer

Beteiligte Unternehmen:
(Je Testgebiet gibt es einen regionalen Einrichter, der die Betriebe betreut und das Messprogramm durchführt.)
Bayern: Ingenieurbüro Hutterer und Ingenieurbüro Dr. Eiblmeier
Mecklenburg-Vorpommern: LMS Agrarberatung GmbH
Niedersachsen und Schleswig-Holstein: Ingenieurdienst Umweltsteuerung – INGUS GmbH
Sachsen-Anhalt: INL – Institut für Nachhaltige Landbewirtschaftung GmbH

Ihre Ansprechpartner am JKI:
Institut für Pflanzenbau und Bodenkunde
Julius Kühn-Institut, Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen
Bundesallee 50, 38116 Braunschweig

Dr. Oliver Stock
Tel.: 0 531/596 2362
E-Mail: oliver.stock@julius-kuehn.de

Dr. Martin Kücke
Tel.: 0 531/596 2417
E-Mail: martin.kuecke@julius-kuehn.de

Quelle: idw

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Deutsche blicken optimistischer in die Zukunft als europäische Nachbarn

Benjamin Stappenbeck Pressestelle
Bertelsmann Stiftung

Flüchtlingskrise, Brexit, erstarkender Populismus – seit der Bundestagswahl 2013 haben zahlreiche Ereignisse und Trends die politischen Landkarten in Europa komplett verändert. Doch in Deutschland nähren diese Umwälzungen anscheinend vor allem das Bedürfnis nach Stabilität. Die neue „eupinions“-Studie der Bertelsmann Stiftung zeigt, dass die Deutschen deutlich optimistischer und zufriedener sind als andere Europäer.

Einigkeit und Zufriedenheit in Zeiten des Umbruchs – so lässt sich die Stimmungslage der Deutschen laut der aktuellen „eupinions“-Umfrage der Bertelsmann Stiftung zusammenfassen. Auffallend ist: Die Deutschen sind wesentlich positiver gestimmt als ihre europäischen Nachbarn und geben ihrem eigenen Land deutlich bessere Noten als der EU. Außerdem gilt: Die politische Mitte ist in Deutschland so stark wie in keinem anderen der großen EU-Staaten. Die Umfrageergebnisse sind repräsentativ für die EU insgesamt sowie die sechs größten Mitgliedstaaten Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Polen, Spanien.

Am deutlichsten wird die positive Grundstimmung der Bundesbürger bei der Frage nach dem Zustand des eigenen Landes und der Demokratie. In beiden Kategorien sind die Deutschen im EU-Vergleich Spitzenreiter in puncto Optimismus: 59 Prozent der Deutschen sind zufrieden mit der Entwicklung des eigenen Landes und 63 Prozent sind mit der deutschen Demokratie zufrieden. Die Zustimmung zur Entwicklung des eigenen Landes ist in Deutschland seit März 2017 sprunghaft angestiegen. Im Frühjahr waren nur 32 Prozent der Deutschen der Ansicht, dass sich das Land in die richtige Richtung entwickele, im Sommer waren es 59 Prozent. Die Italiener sind mit 13 Prozent am unzufriedensten mit ihrem Land. In Frankreich, wo mit Emmanuel Macron ein neuer Staatspräsident angetreten ist, sind die Pessimisten weiterhin in der Mehrheit, aber auch ihr Anteil ging deutlich zurück: Während im Frühjahr nur 12 Prozent der Franzosen angaben, ihr Land entwickele sich in die richtige Richtung, waren es im Sommer 2017 schon 36 Prozent.

Auch wirtschaftlich haben die Bundesbürger offenbar wenig zu beklagen: Für drei Viertel (77 Prozent) hat sich die wirtschaftliche Situation entweder verbessert (34 Prozent) oder ist gleich geblieben (43 Prozent). In Italien, in dieser Kategorie Schlusslicht, gibt mehr als die Hälfte der Befragten (54 Prozent) an, dass sich ihre wirtschaftliche Situation verschlechtert hat.

Stark in der Mitte, schwach an den Rändern: politische Einstellungen in Deutschland
Im Vergleich zu den großen EU-Staaten fällt auf, dass die politischen Einstellungen in Deutschland sehr gemäßigt und mehrheitlich in der Mitte angesiedelt sind. 80 Prozent der Deutschen verorten sich in der politischen Mitte, so viele wie in keinem anderen der sechs größten EU-Länder. Die Mehrheit davon (44 Prozent) stuft sich in Deutschland als Mitte-links ein. In Frankreich sind die politischen Ränder im EU-Vergleich am stärksten: Jeweils ein Viertel der Franzosen steht laut Eigenauskunft links (24 Prozent) oder rechts (25 Prozent) von der Mitte.

Gleichzeitig gilt in Deutschland wie in Frankreich und der EU allgemein: Wer unzufrieden ist, orientiert sich politisch nach rechts. Diejenigen, die sich in Deutschland selbst als rechts bezeichnen (7 Prozent), sind zu 63 Prozent unzufrieden mit dem Zustand der Demokratie in Deutschland und zu 65 Prozent unzufrieden mit der Demokratie in der EU. 77 Prozent von ihnen meinen, die EU entwickele sich in die falsche Richtung und nur jeder Zweite von denjenigen, die sich in Deutschland als rechts bezeichnen, würden in einem Referendum für den Verbleib ihres Landes in der EU stimmen.

In all diesen Kategorien unterscheiden sich damit diejenigen Deutschen, die sich selbst als politisch rechts bezeichnen, wesentlich von denjenigen, die sich selbst als Mitte-rechts, Mitte-links oder links bezeichnen. Damit ist in Deutschland derselbe Trend zu beobachten wie in anderen europäischen Ländern. Allerdings ist die Gruppe derjenigen, die sich in Deutschland als rechts bezeichnen, mit 7 Prozent immer noch sehr klein – im Vergleich etwa zu 25 Prozent in Frankreich.

Deutschland profitiert von guten Wirtschaftszahlen
Wer wissen wolle, warum im aktuellen Bundestagswahlkampf keine richtige politische Kontroverse aufkomme, der könne in den aktuellen „eupinions“-Zahlen Antworten finden, stellt „eupinions“-Projektleiterin Isabell Hoffmann fest: „Brexit, Trump und die dramatischen Wahlkämpfe in Frankreich, Österreich und den Niederlanden haben offenbar viele Deutsche tief beeindruckt und davon überzeugt, dass es Deutschland verhältnismäßig gut geht.“ Noch profitiere das Land von seiner breiten politischen Mitte und seinen guten Wirtschaftszahlen. Entscheidend werde sein, ob es der Alternative für Deutschland (AfD) nach dem wahrscheinlichen Einzug in den Bundestag gelinge, die politische Debatte nach dem Vorbild europäischer Schwesterparteien entlang von Reizthemen wie Asyl und Migration tiefgreifend zu polarisieren.

Zusatzinformationen
Die „eupinions“ sind das europäische Meinungsforschungsinstrument, das die Bertelsmann Stiftung zusammen mit Dalia Research entwickelt hat und regelmäßig die Bürger aller 28 EU-Mitgliedstaaten zu europäischen Themen befragt. Die letzte Befragung fand im Juli 2017 statt und ist mit einem Sample von 10.755 Befragten repräsentativ für die gesamte Europäische Union und die sechs größten Mitgliedstaaten Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Spanien und Polen.

Unsere Expertin:
Isabell Hoffmann, Projektleiterin eupinions
Telefon: 05241 81-81602
E-Mail: isabell.hoffmann@bertelsmann-stiftung.de

Weitere Informationen:
http://www.bertelsmann-stiftung.de

Quelle: idw

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DKOU 2017: Wie Patienten mit Knie-Arthrose sinnvoll Sport treiben

Anne-Katrin Döbler, Lisa Ströhlein – Pressestelle DKOU 2017 (Thieme-PR) Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie e. V.

Fast jeder dritte 45- bis 67-Jährige in Deutschland ist an Arthrose erkrankt. Bei den über 65-Jährigen trifft der Gelenkverschleiß bereits jeden Zweiten. Viele Betroffene schonen sich, weil sie Schmerzen haben oder verunsichert sind, welche Belastung sie ihren Gelenken zumuten können. Der richtige Sport im richtigen Maß kann helfen, das Fortschreiten einer Arthrose zu bremsen. Nach einer Operation verbessert Bewegung das Zusammenspiel zwischen Kunstgelenk, Muskeln und Knochen. Welche Sportarten bei orthopädischen Erkrankungen sinnvoll sind, erklären Experten auf einer Pressekonferenz im Vorfeld des Deutschen Kongresses für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU) 2017.

„Bei Gelenkproblemen gilt der sportliche Grundsatz: viel bewegen, wenig belasten“, erklärt Professor Dr. med. Andrea Meurer, Kongresspräsidentin des DKOU 2017. „Ideal sind zyklische Bewegungen, die das Gelenk ohne Krafteinsatz gleichmäßig durchbewegen.“ Eine Kombination aus Ausdauereinheiten, Dehn- und Kräftigungsübungen ist am wirkungsvollsten, um den ganzen Körper zu stärken und Verletzungen vorzubeugen. Die Expertin empfiehlt, täglich 30 bis 40 Minuten, mindestens jedoch zweimal pro Woche zu trainieren. Sportarten wie Squash, Hand-, Fuß- oder Volleyball, Joggen, Reiten, Ski alpin und Tennis sind aufgrund der abrupten Richtungswechsel und der hohen Stoßbelastung eher schädlich fürs Gelenk. Nur wer sie gut verträgt, darf sie in Maßen ausüben.

Übersicht: Diese Sportarten sind gut fürs Kniegelenk

• Radfahren
• Nordic Walking
• Skilanglauf
• Schwimmen
• Aqua-Jogging und Wassergymnastik
• Rudern
• Aerobic
• Ausdauertraining auf dem Cross-Trainer
• Krafttraining im Fitnessstudio

„Wichtig ist, dass Patienten auf ihr Körpergefühl achten und bei Schmerzen ihren Arzt zu Rate ziehen“, betont Meurer. „Generell gilt es, die Gelenke langsam an die Bewegung zu gewöhnen und Überbelastung zu vermeiden“, so die Ärztliche Direktorin der Orthopädischen Universitätsklinik Friedrichsheim. Bandagen oder spezielle Einlagen können die Knie zusätzlich schützen. Patienten mit Übergewicht sollten zunächst versuchen, ihr Gewicht zu reduzieren, denn überflüssige Pfunde erhöhen die Belastung für die Knie: Beim Gehen wirkt nämlich doppelt so viel Gewicht auf die Gelenke wie beim Stehen.

Auf keinen Fall sollten Patienten in eine Schonhaltung verfallen, so die Orthopädin. „Wer sich – etwa aus Angst vor Schmerzen – kaum noch bewegt, produziert weniger Gelenkflüssigkeit. Der Knorpel im Kniegelenk wird dann spröde, was zu noch mehr Verschleiß und Schmerzen führt.“ Mangelnde Aktivität erhöht zudem das Risiko für Übergewicht, Stürze oder eine Osteoporose. Wie Menschen mit orthopädischen Erkrankungen optimal in Bewegung bleiben, erklären Experten bei einer Pressekonferenz im Vorfeld des DKOU 2017 in Berlin.

Weitere Informationen:
http://www.dkou.de

Quelle: idw

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Künstliche Intelligenz für Bewässerungssysteme – Feldtests in Pakistan belegen Einsparung von 40%

Udo Urban DFKI Kaiserslautern
Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz GmbH, DFKI

Nach Angaben der World Wildlife Foundation verschwendet die globale Landwirtschaft fast 60% des jährlich genutzten Wassers. Schuld daran sind vor allem ineffiziente Bewässerungssysteme. Der auf Künstlicher Intelligenz (KI) basierende mobile Begleiter AQUAGRO kann Landwirten in Zukunft dabei helfen, ihren Wasserverbrauch zu optimieren. AQUAGRO errechnet den optimalen Bedarf abhängig von den Bedürfnissen der Pflanzen, der Bodensituation und den aktuellen Wetterbedingungen vor Ort.

Internet der Dinge auf dem Acker: Deutsch-Pakistanisches Projekt WARM
Das Projekt wird seit 18 Monaten vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) im Rahmen der Deutsch-Pakistanischen Forschungskooperation gefördert. Projektpartner sind, neben dem Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI GmbH) in Kaiserslautern, die NED University of Engineering & Technology und das Research Center for Artificial Intelligence (RCAI), beide in Karachi.

„Wir haben auf den Feldern Sonden installiert, um die Bodenfeuchte aufzuzeichnen und den Wasserstand zu überwachen. Die Daten der Sonden werden per Funk an einen Server oder Cloud-Service des Systems geschickt. Mit der neuen KI-Technologie von AQUAGRO soll der Landwirt elektronische Bewässerungsventile über seinen Computer, Smartphone oder Tablet kontrollieren und steuern können“, so Professor Andreas Dengel, Leiter des DFKI-Forschungsbereichs Smarte Daten und Wissensdienste in Kaiserslautern, der das Projekt gemeinsam mit Dr. Muhammad Khurram, dem Leiter des RCAI an der NED University verantwortet.

Kabelloses Sensornetzwerk und Expertensystem
Das Team vom RCAI hat das kabellose Sensornetzwerk von AQUAGRO entwickelt, das die Daten der Sensoren auf dem Feld über die notwendigen Protokolle an einen Server oder die Cloud schickt. Am DFKI wurde unter Leitung von Dr. Saqib Bukhari die dazugehörige Datenanalyse entwickelt, die AQUAGRO zu einem Entscheidungsunterstützungsystem macht, das dem Farmer optimale Angaben zu Bewässerungsdauer und -menge liefert. Die KI-Software nutzt dazu Sensoren für Bodenfeuchte, Bodentemperatur, Niederschlag und Sonneneinstrahlung. Die Batterien werden durch einen Sonnenkollektor geladen. Nach der Analyse der verschiedenen Parameter der Sensordaten unterbreitet AQUAGRO dem Landwirt einen Vorschlag, um die Wassermenge intelligent zu dosieren und somit Kosten zu sparen. Durch die besseren Prognosen des KI-Systems wird eine Überwässerung vermieden.

Der Einsatz des neuen Systems benötigt keine neue Infrastruktur: Die vorhandenen Bewässerungssysteme können herstellerunabhängig genutzt werden.

Feldtests belegen Einsparung von 40% Wasser
AQUAGRO wird seit August 2016 in der pakistanischen Provinz Sindh auf einem Feld zum Anbau von Bittermelonen getestet. Dazu wurde das Feld geteilt: Auf der einen Hälfte wurde das herkömmliche Bewässerungssystem eingesetzt, die andere Hälfte wurde mit der neuen Technologie bewässert. Im letzten Erntezyklus wurde mit der neuen Technologie 40% Wasser gegenüber der herkömmlichen Methode bei gleichem Ernteresultat eingespart.

In den nächsten Monaten soll die Wirksamkeit des Systems weiter verbessert und auf ein breiteres Spektrum von Kulturen übertragen werden. Auch an eine KI-gesteuerte vollautomatische Bewässerung ist in Zukunft gedacht.

Pressekontakt DFKI:
Team Unternehmenskommunikation
Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI)
Trippstadter Straße 122
67663 Kaiserslautern
Tel.: 0631 20575 -1700/1710
uk-kl@dfki.de

Kontakt:
Prof. Dr. Prof. h.c. Andreas Dengel
Forschungsbereich Smarte Daten und Wissensdienste
Trippstadter Straße 122
67663 Kaiserslautern
Tel.: 0631 20575 -1010
andreas.dengel@dfki.de

Quelle: idw

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Klimaerwärmung ist schuld am Rückgang der Braunbären in Europa

Sabine Wendler Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum Pressestelle
Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseen

Die Klimaerwärmung ist verantwortlich dafür, dass der Bestand der Braunbären in Europa seit dem Ende der letzten Eiszeit dramatisch geschrumpft ist. Steigende Wintertemperaturen während der letzten 12.000 Jahre haben die Fortpflanzungsrate der Braunbären verringert und zu deren Verschwinden beigetragen, berichtet eine internationale Forschergruppe, darunter ein Senckenberg-Wissenschaftler, im Fachblatt „Scientific Reports“. Die Klimaerwärmung hat dem Braunbären zudem indirekt geschadet: größere Flächen wurden für den Ackerbau nutzbar, was den Lebensraum der Tiere zusätzlich verkleinerte.

Am Ende der letzten Eiszeit vor rund 12.000 Jahren war der Braunbär (Ursus arctos) noch überall in Europa anzutreffen. Im Gegensatz zu vielen anderen seiner damaligen Zeitgenossen hat der Braunbär bis heute überlebt. Jedoch gibt es nur noch vereinzelte Populationen, die in den Pyrenäen, Nordskandinavien und Osteuropa leben. Dass das Verschwinden der Braunbären mit dem Menschen und seiner Landnutzung zusammenhängt, ist schon länger bekannt.

Ein Team um Dr. Jörg Albrecht, Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum, hat erstmals detailliert untersucht, welche Rolle das Klima spielte. „In den letzten 12.000 Jahren ist die Wintertemperatur in weiten Teilen Europas um zwei bis vier Grad angestiegen. Dadurch haben die vorhandenen Braunbären weniger Nachkommen bekommen und sind letztendlich immer weniger geworden“, erklärt Albrecht.

Die Ursache ist, dass Braunbären bei steigenden Wintertemperaturen mehr Energie für ihre Winterruhe verbrauchen. Braunbärenweibchen aber wenden ihre Energiereserven im Winter entweder für die Winterruhe oder die Fortpflanzung auf, denn sie gebären im Winter. Wird mehr Energie für die Winterruhe verbraucht, bleibt weniger für die Fortpflanzung übrig, was die Anzahl der Nachkommen verringert.

Die Studie basiert auf Modellen, die die Wissenschaftler mit Daten zum Klima, der Landnutzung und dem Vorkommen von Braunbären gespeist haben. Rund 4.200 Knochenfunde lassen Rückschlüsse darauf zu, wie es dem Braunbär ergangen ist. „Ein erstes großes Aussterben fand in Südwest-Europa vor 7.000 bis 5.000 Jahren statt. Richtig bergab ging es mit dem Braunbären aber seit dem Römischen Reich vor 2.000 Jahren. Danach ist der Verbreitungsraum der Tiere rasant geschrumpft und zerstückelt worden“, so Albrecht.

Steigende Wintertemperaturen könnten dabei auch indirekt das Schicksal des Braunbären besiegelt haben, denn neben einer geringeren Nachkommenschaft machten Lebensraumverluste durch Abholzung und Umwandlung von Naturlandschaft in Ackerland dem großen Wildtier zu schaffen. Wärmere Winter begünstigten diese menschlichen Eingriffe, weil bisher klimatisch ungeeignete Flächen nutzbar wurden.

Geht es nach den Forschern lassen sich aus der Studie auch Rückschlüsse für andere Aussterbeereignisse ziehen. Oft ist dabei umstritten, ob nun das Klima oder der Mensch verantwortlich ist. „Wie man an den Braunbären sieht, kann man die einzelnen Faktoren nicht isoliert betrachten, sondern Mensch und Klima wirken zusammen. Wintertemperaturen haben einen genauso so großen Anteil am Verschwinden der Bären gehabt, wie der Mensch“, resümmiert Albrecht.

Die Studie wurde in Kooperation mit dem Institut für Naturschutz der Polnischen Akademie der Wissenschaften in Krakau, der Norwegischen Universität für Umwelt- und Biowissenschaften in Ås und der Universität Rostock durchgeführt und mit Mitteln des Polnisch-Norwegischen Forschungsprogramms durch das Nationale Zentrum für Forschung und Entwicklung in Polen finanziert.

Kontakt
Dr. Jörg Albrecht
Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum
Tel. 069- 7542 1808
Joerg.albrecht@senckenberg.de

Sabine Wendler
Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum
Tel. 069- 7542 1818
pressestelle@senckenberg.de

Publikation
Albrecht, J., Barton, K.A., Selva, N., Sommer, R.S., Swenson, J.E. and Bischof, R. (2017): Humans and climate change drow the Holocence decline of the brown bear. Scientific Reports, doi: 10.1038/s41598-017-10772-6

Die Pressebilder können kostenfrei für redaktionelle Berichterstattung zu dieser Pressemeldung verwendet werden unter der Voraussetzung, dass der genannte Urheber mit veröffentlicht wird. Eine Weitergabe an Dritte ist nur im Rahmen der aktuellen Berichterstattung zulässig.

Die Pressemitteilung und Bildmaterial finden Sie auch unter http://www.senckenberg.de/presse

Die Natur mit ihrer unendlichen Vielfalt an Lebensformen zu erforschen und zu verstehen, um sie als Lebensgrundlage für zukünftige Generationen erhalten und nachhaltig nutzen zu können – dafür arbeitet die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung seit nunmehr 200 Jahren. Ausstellungen und Museen sind die Schaufenster der Naturforschung, durch die Senckenberg aktuelle wissenschaftliche Ergebnisse mit den Menschen teilt und Einblicke in vergangene und gegenwärtige Veränderungen der Natur vermittelt. Die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung ist ein Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Das Senckenberg Naturmuseum in Frankfurt am Main wird von der Stadt Frankfurt am Main sowie weiteren Sponsoren und Partnern gefördert. Mehr Informationen unter http://www.senckenberg.de

200 Jahre Senckenberg! 2017 ist Jubiläumsjahr bei Senckenberg – die 1817 gegründete Gesellschaft forscht seit 200 Jahren mit Neugier, Leidenschaft und Engagement für die Natur. Seine 200-jährige Erfolgsgeschichte feiert Senckenberg mit einem bunten Programm, das aus vielen Veranstaltungen, eigens erstellten Ausstellungen und einem großen Museumsfest im Herbst besteht. Natürlich werden auch die aktuelle Forschung und zukünftige Projekte präsentiert. Mehr Infos unter: http://www.200jahresenckenberg.de

Quelle: idw

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Thrombosen-Vorbeugung: Zusätzlicher entzündungshemmender Effekt von Aspirin entdeckt

Prof. Dr. Eckart Fleck Pressesprecher
Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e.V.

Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie zum Europäischen Kardiolo-giekongress (ESC) 2017

Die Plättchen-hemmende Wirkung von niedrig dosierter Acetylsalicylsäure (ASS, Aspirin) trägt offenbar auch zu einer zusätzlichen Entzündungshemmung bei, berichten Kardiologen aus Düsseldorf. Diese positive Wirkung könnte bei der Entscheidung über die jeweils optimale Vorbeugung von Thrombosen bedeutsam sein.

Die Blutplättchen-hemmende Wirkung von niedrig dosierter Acetylsalicylsäure (ASS, Aspirin) trägt offenbar auch zu einer zusätzlichen Entzündungshemmung bei, berichten Kardiologen aus Düsseldorf auf dem Europäischen Kardiologenkongress (ESC). Diese positive Wirkung könnte bei der Entscheidung über die jeweils optimale Vorbeugung von Thrombosen bedeutsam sein.
Die regelmäßige Einnahme von niedrig-dosiertem Aspirin (Acetylsalicylsäure; ASS) spielt eine wichtige Rolle in der Sekundärprävention einer Koronaren Herzerkrankung (KHK) und ist Bestandteil der Plättchenhemmung nach Stent-Implantation. Allerdings bestehen deutliche individuelle Unterschiede in der Wirkung der ASS auf die Hemmung der Verklumpung von Blutplättchen (Thrombozyten-Funktionshemmung). Eine eingeschränkte Wirkung („High on-treatment platelet reactivity“, HTPR; „Aspirin-Resistenz“), steht mit einer höheren Häufigkeit von Stent-Thrombosen und höherer Sterblichkeit in Zusammenhang.

Ob die Wirkung der ASS gegen systemische Entzündungen mit der verklumpungshemmenden Wirkung verbunden ist, war unklar und wurde von der Düsseldorfer Forschergruppe an 402 KHK-Patienten unter Dauertherapie mit 100 Milligramm ASS pro Tag untersucht. Zur Erfassung der antientzündlichen Wirkung wurden die C-Reaktive Protein (CRP)-Level von Patienten mit ausreichender ASS-Wirkung mit jenen von Patienten mit HTPR verglichen. Die untersuchte Patientengruppe hatte ein Alter von durchschnittlich 73 Jahren, 27 Prozent waren übergewichtig, 27 Prozent waren aktive Raucher, 6 Prozent hatten Bluthochdruck und 17 Prozent Diabetes mellitus Typ II. Patienten mit unzureichender Verklumpungshemmung durch ASS (HTPR) zeigten signifikant höhere Werte des Entzündungsmarkers CRP im Vergleich zu Patienten mit ausreichender ASS-Wirkung.

Studien-Koautorin Dr. Annemarie Mohring (Universitätsklinikum Düsseldorf): „Verschiedene Studien lieferten bereits Hinweise darauf, dass ASS eine antientzündliche Wirkung hat. Wir konnten nun zeigen, dass eine suffiziente Thrombozytenfunktions-Hemmung durch ASS maßgeblich für die Entzündungshemmung ist. Das unterstreicht, dass niedrig-dosiertes ASS Effekte vermittelt, welche über eine reine Hemmung der Thrombozyten-Aggregation hinausgehen. Dies sollte bei der Entscheidung über das optimale antithrom-botische Regime bedacht werden.“

Quelle: ESC 2017 Abstract P1781, Poehl et al. Inhibition of chronic inflammation by low-dose aspirin medication. European Heart Journal (2017) 38 (Supplement) 710

Informationen:
Deutsche Gesellschaft für Kardiologie
Pressesprecher: Prof. Dr. Eckart Fleck (Berlin)
Hauptstadtbüro der DGK: Leonie Nawrocki, Tel.: 030 206 444 82
Pressestelle: Kerstin Kacmaz, Düsseldorf, Tel.: 0211 600692 43
presse@dgk.org
B&K – Bettschart&Kofler Kommunikationsberatung, Dr. Birgit Kofler, Berlin/Wien, Tel.: +43-676-6368930; Tel.: 030 700159 676; kofler@bkkommunikation.com

Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz und Kreislaufforschung e.V. (DGK) mit Sitz in Düsseldorf ist eine wissenschaftlich medizinische Fachgesellschaft mit über 10.000 Mitgliedern. Ihr Ziel ist die Förderung der Wissenschaft auf dem Gebiet der kardiovaskulären Erkrankungen, die Ausrichtung von Tagungen und die Aus-, Weiter- und Fortbildung ihrer Mitglieder. 1927 in Bad Nauheim gegründet, ist die DGK die älteste und größte kardiologische Gesellschaft in Europa. Weitere Informationen unter www.dgk.org.

Weitere Informationen:
http://www.dgk.org
http://www.dgk.org/presse
http://www.kardiologie.org

Quelle: idw

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Riesenbakterium enthält Erbgut für eine ganze Bevölkerung

Katharina Bunk Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)

Achromatium oxaliferum ist das größte (bekannte) Süßwasserbakterium der Welt und unter anderem im brandenburgischen Stechlinsee zu finden. Es ist 30.000 Mal größer als „normale“ im Wasser lebende Bakterien und dank seiner Kalkeinlagerungen mit dem bloßen Auge erkennbar. Es ist bekannt – zumindest unter Bakterienfans -, dass Schwefelbakterien wie Achromatium außerordentlich groß sein und mehrere Genomkopien beherbergen können. Dass eine einzige Bakterienzelle aber hunderte von unterschiedlichen(!) Genomen mit sich herumträgt, ist neu – auch für Bakterienkenner.

Obwohl Achromatium oxaliferum der Wissenschaft seit über einem Jahrhundert bekannt ist, sind sein Aufbau und seine genetischen Merkmale weitgehend unbekannt. ForscherInnen des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) in Berlin, der Carl von Ossietzky Universität in Oldenburg und der University of Oxford haben nun herausgefunden, dass einzelne Zellen von Achromatium bis zu 300 DNA-Abschnitte enthalten, jeweils mit einer unbestimmten Anzahl von Chromosomen. Die Metagenomanalysen und Genomsequenzierungen einzelner Zellen zeigen, dass es sich dabei nicht um Kopien handelt – die vielen Chromosomen einer Zelle unterscheiden sich voneinander.

Neue Zeiten für BakterienforscherInnen
Bisher werden Umweltproben – also beispielsweise Wasser- oder Bodenproben – mittels der DNA/RNA-Sequenzen analysiert, die in einer Probe vorkommen. Bei diesem Verfahren geben die verschiedenen Sequenzen Aufschluss über die vorhandenen Bakterienarten. Geht man davon aus, dass ein polyploides Bakterium mehrere identische Genome besitzt, findet man in einer Wasserprobe genau so viele verschiedene Bakterienarten wie man verschiedene Genome gefunden hat. Enthält die Probe aber auch Achromatium oder ähnliche Bakterien, kann die bisherige Verfahrensweise zu einer Überschätzung der Diversität führen. Wo man einst 1000 verschiedene Bakterienarten vermutete, sind in Wirklichkeit vielleicht nur noch 100 verschiedene Arten anzutreffen.

Noch bis vor wenigen Jahren wurde angenommen, dass einzellige Organismen mit mehreren Genomkopien die Ausnahme sind. Mittlerweile werden solche Organismen immer öfter „entdeckt“. Die neuen Erkenntnisse über Achromatium oxaliferum könnten also auch Anstoß geben, Zellen mit mehreren (hunderten) Genomkopien zukünftig genauer anzuschauen, um herauszufinden, ob es sich tatsächlich um identische Kopien handelt.

Same same but different
Wenn sich eine Achromatium-Zelle teilt, werden die Genome wahrscheinlich „zufällig“ auf die Tochterzellen verteilt. Diese zufällige Teilung müsste eigentlich dazu führen, dass sich die neuen Zellen immer unähnlicher werden. Wie aber schafft es Achromatium trotzdem es selbst zu bleiben? Ein starker Umweltdruck führt zum Erhalt der Funktionalität und sichert damit das „Überleben“ von Achromatium: Mutter- und Tochterzellen bleiben die gleichen Organismen. Mehr zu diesem Thema finden Sie im Blogbeitrag der WissenschaftlerInnen bei Nature Microbiology > https://naturemicrobiologycommunity.nature.com/channels/346-behind-the-paper/pos…

Studie:
Danny Ionescu, Mina Bizic-Ionescu, Nicola De Maio, Heribert Cypionka & Hans-Peter Grossart (2017): Community-like genome in single cells of the sulfur bacterium Achromatium oxaliferum, Nature Communications 8, Article number: 455 (2017), doi:10.1038/s41467-017-00342-9. Link zur Studie: http://rdcu.be/vCoK

Ansprechpartner:
Dr. Danny Ionescu, Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB), Abt. Experimentelle Limnologie, ionescu@igb-berlin.de, +49 (0) 162 9702 888

Prof. Hans-Peter Grossart, Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB), Abt. Experimentelle Limnologie, hgrossart@igb-berlin.de, +49 (0) 33082 699 91/10

Über das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB):
Das IGB ist das bundesweit größte Forschungszentrum für Binnengewässer. Es verbindet Grundlagen- und Vorsorgeforschung, bildet den wissenschaftlichen Nachwuchs aus und berät Politik und Gesellschaft in Fragen des nachhaltigen Gewässermanagements. Forschungsschwerpunkte sind u.a. die Langzeitentwicklung von Seen, Flüssen und Feuchtgebieten angesichts sich rasch ändernder Umweltbedingungen, die Renaturierung von Ökosystemen, die Biodiversität aquatischer Lebensräume sowie Technologien für eine ressourcenschonende Aquakultur. Die Arbeiten erfolgen in enger Kooperation mit den Universitäten und Forschungsinstitutionen der Region Berlin/Brandenburg und weltweit. Das IGB gehört zum Forschungsverbund Berlin e. V., einem Zusammenschluss von acht natur-, lebens- und umweltwissenschaftlichen Instituten in Berlin. Die vielfach ausgezeichneten Einrichtungen sind Mitglieder der Leibniz-Gemeinschaft. http://www.igb-berlin.de/

Quelle: idw

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Langzeitstudie identifiziert niedrige Temperaturen als Herzinfarkt-Trigger

Prof. Dr. Eckart Fleck Pressesprecher
Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e.V.

Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie zum Europäischen Kardiologiekongress (ESC) 2017
Niedrige Außentemperaturen, hohe Windgeschwindigkeit, wenig Sonnenlicht und hohe Luftfeuchtigkeit: Das sind Wetterfaktoren, bei denen es zu mehr Herzinfarkten kommt, zeigt eine große schwedische Studie, die auf dem Europäischen Kardiologiekongress in Barcelona präsentiert wurde.

Düsseldorf, Barcelona, Lund, 30. August 2017 – Eine über 16 Jahre laufende Studie aus Schweden mit mehr als 280.000 Patienten legt nahe, dass niedrige Außentemperaturen ein Trigger für ein vermehrtes Auftreten von Herzinfarkten sein könnten. Das berichtet die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie über neue Daten vom Europäischen Kardiologiekongress (ESC) in Barcelona. „Es gibt saisonale Unterschiede bei der Herzinfarkt-Häufigkeit, mit niedrigeren Raten im Sommer und höheren im Winter“, berichtet Studien-Erstautor Dr. Moman A. Mohammad, vom Skane Universitätskrankenhaus im schwedischen Lund. „Unklar ist allerdings, ob das mit den kälteren Temperaturen oder mit saisonalen Verhaltensänderungen zu tun hat.“

Die von Prof. David Erlinge geleitete Studie ist die größte Untersuchung zu den Zusammenhängen zwischen Herzinfarkthäufigkeit und Wetterbedingungen wie Lufttemperatur, Sonnenstunden, Niederschlagsmenge oder Luftdruck. Verwendet wurden Daten aus dem schwedischen Herzinfarktregister SWEDEHEART und die meteorologischen Daten von hunderten schwedischen Wetterstationen.

Während der Studiendauer kam es zu insgesamt 280.873 Herzinfarkten, für 99 Prozent waren die entsprechenden Wetterdaten verfügbar. Die durchschnittliche Zahl von Herzinfarkten pro Tag war bei kalten Temperaturen deutlich höher als bei warmen – und dies in allen Regionen. Konkret bedeutete das um vier Herzinfarkte mehr, wenn die Durchschnittstemperatur unter 0 °C fiel, als bei Temperaturen über 10°C. Darüber hinaus gab es mehr Herzinfarkte bei höherer Windgeschwindigkeit, bei einer geringen Anzahl von Sonnenstunden und bei höherer Luftfeuchtigkeit.

Die Forscher analysierten die Ergebnisse auch nach Subgruppen, darunter ältere Menschen, Patienten mit Bluthochdruck oder Diabetes oder Patienten mit früherem Herzinfarkt. In allen Gruppen wa-ren die Ergebnisse konsistent. Niedrige Temperaturen seien also als Trigger für Herzinfarkte zu sehen, so die Studienautoren.

Der Körper reagiert auf Kälte mit einem Zusammenziehen der oberflächlichen Blutgefäße, das wiederum führt zu einer verminderten Wärmeleitfähigkeit der Haut und in der Folge zu erhöhtem arteriellem Blutdruck. Andere Reaktionen auf Kälte sind Zittern und erhöhter Puls, mit einem erhöhten metabolischen Grundumsatz und erhöhten Körpertemperaturen. „Die meisten gesunden Menschen haben kein Problem mit diesen Mechanismen. Aber bei Menschen mit atherosklerotischen Veränderungen in den Koronararterien kann das einen Herzinfarkt auslösen,“ so Dr. Mohammad.

Nachdem es sich um eine Beobachtungsstudie handelte, könnten auch andere Faktoren das Ergebnis mit beeinflusst haben, so Dr. Mohammad. Infektionen des Respirationstrakts und Grippe sind bekannte Risikofaktoren für einen Herzinfarkt und kommen in der kalten Periode häufiger vor. Auch saisonal bedingte Unterschiede im Verhalten wie weniger Bewegung in der kalten Jahreszeit oder ein verändertes Essverhalten könnten zu der erhöhten Herzinfarktrate beitragen.

Quelle:
ESC 2017 Abstract 2949 Mohammad et al. Air temperature as an external trigger of ST-segment elevation myocardial infarction – a SWEDEHEART nationwide observational study. Euro-pean Heart Journal (2017) 38 (Supplement) 710

Informationen:
Deutsche Gesellschaft für Kardiologie
Pressesprecher: Prof. Dr. Eckart Fleck (Berlin)
Hauptstadtbüro der DGK: Leonie Nawrocki, Tel.: 030 206 444 82
Pressestelle: Kerstin Kacmaz, Düsseldorf, Tel.: 0211 600692 43
presse@dgk.org
B&K – Bettschart&Kofler Kommunikationsberatung, Dr. Birgit Kofler, Berlin/Wien, Tel.: +43-676-6368930; Tel.: 030 700159 676; kofler@bkkommunikation.com

Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz und Kreislaufforschung e.V. (DGK) mit Sitz in Düsseldorf ist eine wissenschaftlich medizinische Fachgesellschaft mit über 10.000 Mitgliedern. Ihr Ziel ist die Förderung der Wissenschaft auf dem Gebiet der kardiovaskulären Erkrankungen, die Ausrichtung von Tagungen und die Aus-, Weiter- und Fortbildung ihrer Mitglieder. 1927 in Bad Nauheim gegründet, ist die DGK die älteste und größte kardiologische Gesellschaft in Europa. Weitere Informationen unter www.dgk.org.

Weitere Informationen:
http://www.dgk.org
http://www.kardiologie.org

Quelle: idw

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Umweltfreundliches Segway toppt Rad und Auto bei kurzen Strecken

Johanna Besold Abteilung Hochschulkommunikation
Hochschule Heilbronn

Können umweltfreundliche Elektromobile konventionelle Fahrzeuge im Werksverkehr ersetzen? Wissenschaftler der Hochschule Heilbronn untersuchten, wann sich der Einsatz von Segways im innerbetrieblichen Verkehr auf dem Campus und beim Projektpartner ZEAG Energie AG lohnt. Nach zwei Jahren liegen jetzt die Ergebnisse des Projekts „Se@CampHHN“ vor.

Das junge Forscherteam um Professor Dr. Andreas Daberkow untersuchte die Wirtschaftlichkeit des Segways, Transportmöglichkeiten und die Umsetzung im Betriebsverkehr bei der ZEAG. Um zu entscheiden, ob ein Segway wirtschaftlicher eingesetzt werden kann als ein konventionelles Fahrzeug, spielen Kriterien wie Distanz, Transportmöglichkeit und Zeit eine Rolle.
Lasten- und Cargo-Räder sind besser geeignet, um sperrige und schwere Gegenstände zu transportieren. Beide Räder lassen sich allerdings nur schwer manövrieren und erfordern geübte Fahrer. Vor allem eine Kurvenfahrt im Lastendreirad ist schwierig. Der Segway ist wendiger und kann unproblematisch in Gebäuden oder Fußgängerzonen eingesetzt werden.

Innovatives Gepäckträgersystem
Es ist bisher schon möglich, den Segway mit Transport-Zubehör zu bestellen. Das kann z. B. ein Cargo-Set oder ein Kasten-Set sein, das auf den Rädern montiert wird. Es ist auch möglich, einen Koffer am Lenker zu befestigen. Allerdings ist der Segway mit Transportsystem mit über 70cm so breit, das er nicht in einen herkömmlichen Aufzug oder durch bestimmte Türen passt. Deswegen hat Michael Schneichel im Rahmen seiner Bachelorarbeit ein neuartiges Gepäckträgersystem entwickelt, konstruiert und Prototypen aufgebaut. Es gibt eine S- und eine XL-Variante mit Erweiterung, die flexibel auf den Montageplatten verschoben werden können. Mit dem neuen Gepäckträgersystem kann nun auch leichte und nicht allzu sperrige Ladung transportiert werden. Dies macht den Segway besonders für Überwachungsfahrten durch das Gebäudemanagement der Hochschule und den Projektpartner ZEAG AG interessant, da die Ladekapazitäten für die jeweiligen Einsatzgebiete ausreichend sind. Außerdem ist denkbar, dass der „Business-Usecase“ an Bedeutung zunimmt, da eine Aktentasche problemlos für die Verwendung mit dem Segway angepasst werden kann.

Segways sind auf kurzen Strecken wirtschaftlicher einsetzbar
Firmen können Lohnkosten sparen, wenn sie Segways wirtschaftlich einsetzen. Auf kurze Strecken (0,5 bis 2,5 Kilometer), z. B. durch die Innenstadt, liegt das Segway klar vorn. Die Rüstzeit, also die Zeit, bis man mit einem Auto tatsächlich losfahren kann, ist beim Segway deutlicher kürzer. Auch die Abstellzeit ist viel geringer, als eine gewöhnliche Parkplatzsuche. Damit verringert sich auch die Gesamtreisezeit. Ein Vorteil ist auch die erhöhte Sichtposition, besonders bei Fahrten in Menschenmengen oder bei Überwachungs- und Kontrollfahrten. Davon profitieren in Heilbronn schon Mitarbeitende des Ordnungsamts. Wenn der Transport einer Person und kleiner Gepäckstücke im Vordergrund stehen, ist der Segway klar im Vorteil. Ein Nachteil ist der Kaufpreis eines Segways. Er liegt mit etwa 8.000 Euro für einen Segway (im Vergleich zu einem Ninebot, das ab ca. 1.000 – 2.500 Euro zu haben ist) noch immer sehr hoch. Ein Blick in die Innenstädte zeigt, dass immer mehr günstige kleine Elektrofahrzeuge verkehren, die auf ähnlichen Prinzipien beruhen. Das deutet darauf hin, dass die Preise künftig weiter fallen werden.

Barriere-Landkarte hilft Personen mit Mobilitätshilfen
Erhebungen im Pflaster, Zäune, unüberwindbare Treppen – die Barrierefreiheit am Campus Heilbronn – Sontheim ist noch ausbaufähig. Wo nachjustiert werden muss, ist für Personen, die nicht bewegungseingeschränkt sind, nicht immer schnell ersichtlich. Deswegen nutzte das Forscherteam den Segway, um eine „Barrierelandkarte“ zu erarbeiten, die dem Gebäudemanagement Aktionsfelder aufzeigt. Inzwischen sind an mehreren Stellen neue Türöffner eingebaut worden, um Rollstuhlfahrern den Zugang zu erleichtern.

Das Projekt wurde vom Förderkreis der Hochschule Heilbronn und vom Baden-Württemberg gefördert. Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut hofft, dass die Studienergebnisse dazu beitragen, den Einsatz von umweltfreundlichen Transportmitteln weiter zu erhöhen: „Elektrische Leichtkleinnutzfahrzeuge eröffnen dem innerbetrieblichen Werksverkehr viele neue Möglichkeiten und bieten das Potenzial diesen erheblich effizienter, kostengünstiger und mitarbeiterfreundlicher gestalten zu können.“ Bisher eingesetzte Konzepte enden oftmals an der Grenze zu den Gebäuden, in denen der Transport von Last, Material oder Werkzeug dann durch die Mitarbeiter manuell bzw. konventionell durchgeführt werden muss. Dies ist nicht nur mit Blick auf die Effizienz und Kosten unbefriedigend, sondern stellt oft auch eine hohe körperliche Belastung für die Mitarbeiter dar. „Die Ergebnisse des von uns geförderten Projekts Se@CampHHN an der Hochschule Heilbronn und dem Projektpartner ZEAG zeigen, welch großes heute noch ungenutztes Potenzial in Transportfahrten, beispielsweise im innerbetrieblichen technischen Betrieb, durch gebäudegängige, zweirädrige und selbstbalancierende Elektroleichtkleinnutzfahrzeuge steckt“, erläutert die Ministerin weiter.
Unter diesen Umständen ist der Segway das bevorzugte Transportmittel um kurze Distanzen zurückzulegen, da es die Reisezeit deutlich verkürzt. Die Möglichkeit leichtes Gepäck zu transportieren erhöht den Nutzen dabei nochmals und macht Segways für Firmen sehr attraktiv.

Hochschule Heilbronn – Kompetenz in Technik, Wirtschaft und Informatik
Mit über 8.500 Studierenden ist die staatliche Hochschule Heilbronn eine der größten Hochschulen für Angewandte Wissenschaften in Baden-Württemberg. 1961 als Ingenieurschule gegründet, liegt heute der Kompetenz-Schwerpunkt auf den Bereichen Technik, Wirtschaft und Informatik. Angeboten werden an den drei Standorten Heilbronn, Künzelsau und Schwäbisch Hall und in sieben Fakultäten insgesamt 50 Bachelor- und Masterstudiengänge. Die enge Kooperation mit Unternehmen aus der Region und die entsprechende Vernetzung von Lehre, Forschung und Praxis werden in Heilbronn großgeschrieben.

Ansprechpartner:
Prof. Dr.-Ing. Andreas Daberkow, Hochschule Heilbronn,
Max-Planck-Str. 39, 74081 Heilbronn, Telefon: 07131-504-417,
E-Mail: andreas.daberkow@hs-heilbronn.de, Internet: http://www.hs-heilbronn.de/ase

Pressekontakt
Hochschule Heilbronn: Dr. Simone Scheps, Max-Planck-Str. 39, 74081 Heilbronn, Telefon: 0 71 31-504-499, E-Mail: simone.scheps@hs-heilbronn.de Internet: http://www.hs-heilbronn.de

Quelle: idw

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Besser Schneider oder Schmidt heißen

Dr. Harald Wilkoszewski Informations- und Kommunikationsreferat
Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung gGmbH

Jobcenter benachteiligen bei Anfragen Menschen mit ausländischen Namen
Mitarbeiter von Behörden neigen zur Diskriminierung, wenn sie Anfragen von Menschen mit ausländischen Namen erhalten. Das haben Anselm Rink vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) und Johannes Hemker (zum Zeitpunkt der Studie an der Columbia University) in einem Experiment herausgefunden. Sie verschickten E-Mails an alle deutschen Jobcenter und stellten Fragen zum Thema Hartz IV. Dabei erhielten Menschen mit türkischen oder rumänischen Namen qualitativ schlechtere Auskünfte als Menschen mit deutschen Namen.

In dem Experiment haben die Forscher in den Jahren 2014 und 2015 fiktive E-Mails an 408 Jobcenter geschickt. Die Forscher verwendeten sechs deutsch, türkisch und rumänisch klingende Namen. Die Mails variierten unter anderem in Berufsbezeichnung, Geschlecht und Sprachstil.

In den Mails fragten die potenziellen Antragsteller, welche Unterlagen für eine Antragstellung beim Arbeitslosengeld II benötigt würden und ob auch Unterlagen von Familienangehörigen für den Antrag wichtig seien. Im Nachgang analysierten die Wissenschaftler die Antworten der Jobcenter. Das Ergebnis zeigt: Die Jobcenter beantworteten unabhängig vom Namen alle Mails, aber die Fragesteller mit ausländischen Namen erhielten häufiger unzureichende und weniger detaillierte Informationen. Das Informationsdefizit hätte sie davon abhalten können, einen Antrag auf eine Grundsicherung nach Hartz IV zu stellen.

Jobcenter unter kommunaler Verwaltung schnitten dabei deutlich schlechter ab als Jobcenter, die direkt der Bundesagentur für Arbeit unterstellt sind. Gleichermaßen schnitten westdeutsche Behörden schlechter ab als ostdeutsche Behörden.

Welche Arbeitsagentur welche E-Mail erhielt, wurde in dem Forschungsprojekt zufällig festgelegt. Somit konnten die Autoren sicherstellen, dass nur die Namen (und nicht andere Faktoren) erklären, warum Menschen mit Migrationshintergrund anders behandelt werden.

Die Studie von Anselm Rink und Johannes Hemker wurde gerade unter dem Titel „Multiple dimensions of bureaucratic discrimination: Evidence from German welfare offices“ im American Journal of Political Science veröffentlicht.

Pressekontakt
Anselm Rink
Wissenschaftlicher Mitarbeiter
Abteilung Migration, Integration, Transnationalisierung
Telefon: 030/25491-287
E-Mail: anselm.rink@wzb.eu

Claudia Roth/
Kerstin Schneider
WZB-Pressestelle
Telefon: 030/25491-510
E-Mail: claudia.roth@wzb.eu

Weitere Informationen:
http://www.wzb.eu

Quelle: idw

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Öl- und Gasbohrungen als starke Quelle von Treibhausgasen

Dr. Andreas Villwock Kommunikation und Medien
GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel

Neue Studie belegt Methan-Leckagen rund um Bohrlöcher in der Nordsee
Bohrlöcher in der Nordsee könnten eine deutlich größere Quelle von Methan, einem starken Treibhausgas, sein als bisher angenommen. Das zeigt eine Studie, die Forschende des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel jetzt in der internationalen Fachzeitschrift Environmental Science & Technology veröffentlicht haben. Demnach treten aus den die Bohrungen umgebenden Sedimenten große Mengen Methan aus, vermutlich über lange Zeiträume.

Die Bilder gingen um die Welt. Im April 2010 entwichen aus einem Bohrloch unterhalb der Plattform Deepwater Horizon im Golf von Mexiko plötzlich große Mengen an Methangas. Dieser „Blow-Out“ führte zu einer Explosion, bei der elf Menschen starben. Wochenlang strömte danach Öl aus dem beschädigten Bohrloch ins Meer. Glücklicherweise sind solche katastrophalen „Blow-Outs“ eher selten. Kontinuierliche Austritte geringerer Gasmengen aus aktiven oder alten, verlassenen Bohrlöchern sind dagegen häufiger.

Ein Forscherteam des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel und der Universität Basel veröffentlicht jetzt in der internationalen Fachzeitschrift Environmental Science & Technology neue Daten, wonach Gasaustritte, die entlang der Außenseite von Bohrlöchern entweichen, ein deutlich größeres Problem darstellen könnten als bisher angenommen. Diese Art der Leckage wird derzeit weder von Betreibern noch Regulatoren betrachtet, könnte aber ebenso bedeutsam sein, wie die Austritte aus beschädigten Bohrlöchern selbst, welche meist schnell erkannt und repariert werden. „Wir haben hochgerechnet, dass Leckagen rund um Bohrlöcher eine der Hauptquellen für das Methan in der Nordsee sein könnten“, sagt Dr. Lisa Vielstädte vom GEOMAR, die Hauptautorin der Studie.

Bei mehreren Expeditionen zu Öl- und Gaslagerstätten in der zentralen Nordsee in den Jahren 2012 und 2013 haben die Forschenden rund um verlassene Bohrlöcher Methanaustritte entdeckt. Das Gas stammt aus flachen Gastaschen, die weniger als 1000 Meter unter dem Meeresboden liegen. Bei Bohrungen zu tiefer liegenden, wirtschaftlich interessanten Lagerstätten werden sie einfach durchstoßen. „Diese Gastaschen sind meistens auch keine Gefahr für die Bohrungen an sich. Aber offenbar sorgt die Störung des Untergrundes dafür, dass rund um das Bohrloch Gas zum Meeresboden aufsteigen kann“, erklärt Dr. Matthias Haeckel vom GEOMAR, Initiator der Studie.

Seismische Daten vom Untergrund der Nordsee verrieten den an der Studie Beteiligten, dass rund ein Drittel der Bohrlöcher durch flache Gastaschen gebohrt wurden und somit die Bedingungen erfüllen, um Methanquellen in der Umgebung zu erzeugen. „Bei mehr als 11.000 Bohrungen in der Nordsee ergibt das eine entsprechend große Menge an potenziellen Methanquellen“ sagt Dr. Vielstädte, die derzeit an der Universität Stanford in Kalifornien forscht.

Hochrechnungen des Teams ergaben, dass entlang der existierenden Bohrlöcher zwischen 3000 und 17.000 Tonnen Methan pro Jahr aus dem Meeresboden austreten. „Das wäre ein signifikanter Anteil am gesamten Methanbudget der Nordsee“, betont Dr. Haeckel.

Im Meerwasser wird Methan normalerweise mikrobiell abgebaut, was in der näheren Umgebung zu einer lokalen Versauerung führen kann. In der Nordsee liegt etwa die Hälfte der Bohrlöcher in so geringen Wassertiefen, dass das am Meeresboden austretende Methan die Atmosphäre erreichen kann. Dort entfaltet es als Treibhausgas eine deutlich größere Wirkung als Kohlendioxid.

„Erdgas, also Methan, wird oft als der fossile Brennstoff gepriesen, der für den Übergang von Kohlenutzung zu regenerativen Energien am besten geeignet ist. Wenn Bohrungen nach Gas aber global zu so großen Methanemissionen in die Atmosphäre führen, müssen wir das Treibhausbudget von Erdgas neu überdenken“, resümiert Dr. Haeckel.

Um den menschlichen Einfluss auf das Methanbudget der Nordsee noch genauer beziffern zu können, wird das Kieler Forschungsschiff POSEIDON im Oktober weitere Gasquellen im Umfeld von Bohrlöchern in der Nordsee untersuchen.

Originalarbeit:
Vielstädte, L., M. Haeckel, J. Karstens, P. Linke, M. Schmidt, L. Steinle, K. Wallmann, 2017: Shallow Gas Migration along Hydrocarbon Wells – An Unconsidered, Anthropogenic Source of Biogenic Methane in the North Sea. Environ. Sci. Technol., http://dx.doi.org/10.1021/acs.est.7b02732

Hinweis:
Die Studie wurde gefördert vom EUROFLEETS-Programm der Europäischen Union, vom Projekt ECO2 und vom Exzellenzcluster „Ozean der Zukunft“.

Kontakt:
Dr. Andreas Villwock (GEOMAR, Kommunikation & Medien), Tel.: 0431 600-2802, presse@geomar.de

Quelle: idw

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Weihwasser: nicht so rein wie erhofft

Jutta Neumann Pressestelle
Hochschule Furtwangen

Ist Weihwasser eher gefährlich als nützlich? Welche Auswirkungen hat es, wenn viele Menschen ihre Finger in Weihwasserbecken tauchen? Diese Fragen waren der Ausgangspunkt für eine wissenschaftliche Untersuchung.

Obwohl Weihwasserbecken in katholischen Kirchen zur üblichen Ausstattung gehören, wurden sie von der Wissenschaft bislang wenig beachtet. Ein Team aus Studierenden und Forschern des Studiengangs „Molekulare und Technische Medizin“ der Hochschule Furtwangen hat sich nun dieses Themas angenommen und 54 Weihwasserproben aus fünf Kirchen in Villingen-Schwenningen und umliegenden Ortschaften verglichen.

Die erste in Deutschland durchgeführte Studie zum Thema mikrobielle Verunreinigung von Weihwasser ist nun in der Zeitschrift „Journal of Water and Health“ (https://doi.org/10.2166/wh.2017.026) erschienen. Sie trägt den Titel „Quantification and identification of aerobic bacteria in holy water samples from a German environment“ und wurde von Christoph König, Stephanie Tauchnitz, Heike Kunzelmann, Christian Horn, Frithjof Blessing, Matthias Kohl und Markus Egert verfasst.

Drei Stadtkirchen und zwei Dorfkirchen sind mehrmals beprobt worden. Durchschnittlich wurden rund 6.000 Keime pro Milliliter gemessen. Das Weihwasser aus Stadtkirchen war mit zwischen 1.500 und 21.000 Keimen pro Milliliter signifikant stärker belastet als das aus Dorfkirchen mit nur rund 100 Keimen pro Milliliter. „Wir vermuten, dass dieser große Unterschied auf die höheren Besucherzahlen in den Stadtkirchen zurückzuführen ist“, so Studienleiter Prof. Dr. Markus Egert. „Die Keimzahl zeigte eine Korrelation mit den Gemeindegrößen.“

In Deutschland gibt es knapp 24 Millionen Katholiken, von denen gut 10%, also immerhin 2,5 Millionen regelmäßig Gottesdienste besuchen. Das Thema Weihwasser ist etwas tabuisiert. „Gerade in Anbetracht einer immer älter werdenden Gottesdienstbesucherschaft wollten wir dieses Thema trotzdem untersuchen“, so Egert. „Die örtlichen Kirchenvertreter standen unserer Untersuchung sehr aufgeschlossen gegenüber.“

Neben Wasserbakterien wurden vor allem Bakterien der humanen Hautflora gefunden, insbesondere Staphylokokken. 50% der identifizierten Isolate waren potentiell pathogen. Staphylokokken sind bekannte Erreger von Haut- und Weichteilinfektionen, etwa von Abszessen. Insgesamt 20 verschiedene Arten von Bakterien konnten sicher nachgewiesen werden.

Die Forscher empfehlen, Hygienemaßnahmen zu ergreifen, um eine mikrobielle Verunreinigung des Weihwassers zu verhindern. Dies sollte durch regelmäßigen Wasser-Austausch, insbesondere in Kirchen mit hohen Besucherzahlen, gewährleistet werden. „Der rituelle Salzzusatz zu Weihwasser hat auch konservierenden Charakter“, erläutert Professor Egert. „Allerdings sind gerade Staphylokokken für ihre Salztoleranz bekannt.“ Die Forscher wollen weitere Arbeiten im Bereich Verhinderung des Keimwachstums in Weihwasserbecken folgen lassen. Einer der Ansatzpunkte wird das Material der Weihwasserbehälter sein. Möglicherweise lassen sich durch Metalle wie Kupfer bessere Bedingungen erzielen.

Eine gute Nachricht: Die Keimzahlen in den Proben aus dem Raum Villingen-Schwenningen (Baden-Württemberg) waren um bis zu 1000-fach geringer als die Werte aus einer österreichischen Studie (Kirschner et al., 2012) welche Kirchen in Wien verglichen hatte. Auch wenn das Wasser in Weihwasserbecken keine Trinkwasserqualität mehr hat, so besteht jedoch keine Gefahr bei äußerlicher Anwendung auf unverletzter Haut.

Weitere Informationen:
https://doi.org/10.2166/wh.2017.026

Quelle: idw

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Elektrizitätsbedarf in Europa verlagert sich durch den Klimawandel

Jonas Viering Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung

Steigende Temperaturen durch den Klimawandel werden den Elektrizitätsverbrauch in Europa grundlegend verändern. Wie sich der ungebremste Klimawandel auf den europäischen Elektrizitätsbedarf auswirkt, hat ein Wissenschaftlerteam aus Deutschland und den USA nun untersucht: Die Tagesspitzenlast wird demnach in Südeuropa ansteigen und der Gesamtbedarf sich wohl von Norden nach Süden verlagern. Zudem wird in einem Großteil der Länder die jährliche Spitzenlast im Sommer statt im Winter auftreten. Das bedeutet zusätzlichen Druck auf Europas Energieversorgungsnetze, wie die jetzt im renommierten US-Fachjournal Proceedings of the National Academy of Science (PNAS) veröffentlichte Studie nahelegt.

„Es ist faszinierend, dass die Reaktion auf Temperaturveränderungen beim Elektrizitätsverbrauch quer durch Europa ähnlich ausfällt – Tagessspitzenlast und Gesamtverbrauch sind offensichtlich immer dann am kleinsten, wenn die maximale Tagestemperatur bei etwa 22°C liegt, und beide nehmen zu, wenn diese entweder steigt oder fällt“, erklärt die Leitautorin Leonie Wenz vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK). „Diese Gemeinsamkeit der europäischen Staaten haben wir als Basis genutzt, um den künftigen Elektrizitätsbedarf im Klimawandel abzuschätzen. So konnten europäische Länder, die bereits heute sehr hohe Temperaturen haben, als Muster für die Zukunft kühlerer Länder wirken. Unsere Studie zeigt, dass sich der Elektrizitätsbedarf in Europa verlagern wird von Ländern wie Schweden oder Norwegen zu Ländern wie Portugal oder Spanien. Gleichzeitig wird sich die jährliche Spitzenlast in den meisten Ländern wohl vom Winter auf den Sommer verschieben“.

+++Stündliche Beobachtungsdaten aus 35 Ländern+++
„Wie Hitze und menschliches Verhalten zusammenhängen, das ist Pionierforschung. Vieles weist mittlerweile darauf hin, dass die Luftqualität leidet, wenn es draußen heiß ist, Menschen gestresster, aggressiver und weniger produktiv sind, und Sterblichkeits- und Kriminalitätsraten ansteigen“, fügt Max Auffhammer von der Universität von Kalifornien, Berkeley, hinzu. „Von diesem thermalen Stress sind alle Bereiche betroffen, vom Wohnen bis zu Landwirtschaft und Industrie. Der wichtigste verfügbare Mechanismus zur Anpassung an hohe Außentemperaturen sind gekühlte Innenräume, was in den meisten Fällen viel Elektrizität erfordert. Dieser gestiegene Bedarf für Klimaanlagen wird zusätzlichen Druck auf die Elektrizitätsnetze ausüben, wenn es draußen heiß ist und Stromerzeugungs- und Übertragungsinfrastrukturen ohnehin belastet sind.“

Es ist die erste Studie, die stündliche Beobachtungsdaten zur Elektrizität aus 35 europäischen Ländern – die zum weltgrößten synchronen Elektrizitätsnetz verbunden sind – untersucht, um abzuschätzen, wie sich der Klimawandel auf die Intensität von Spitzenlasten und Elektrizitätsverbrauch insgesamt auswirkt. Während frühere Forschung zur Verbindung von Temperatur und Elektrizitätsnutzung sich noch vorrangig auf die USA oder einzelne Länder in Europa konzentrierten, legen neuere Forschungsergebnisse nahe, dass vor allem die Folgen durch Veränderungen in der Spitzenlast gravierend und kostspielig sein könnten – und legen damit den Fokus auf Zeiten, wenn die Elektrizitätsnetze ohnehin schon sehr beansprucht sind.

+++Fundamentale Herausforderung für Stromnetze und Spitzenkapazitäten+++
„Noch vor wenigen Jahrzehnten hatte kein Auto in Europa eine Klimaanlage, heute hat es fast jedes – die gleiche Entwicklung wird es wohl auch für Gebäude in Europa geben, aber nicht aus Gründen der Bequemlichkeit, sondern aus Notwendigkeit. Die Menschen werden ihre Umgebung kühlen müssen, um ihre Produktivität aufrechterhalten zu können, sei es im Alltag oder bei der Arbeit“, sagt Ko-Autor Anders Levermann vom PIK und der Universität Columbia in New York.

Zwar zeigt die Studie auch, dass der Klimawandel unterm Strich nicht deutlich mehr und nicht weniger Elektritzitätsbedarf in Europa verursacht, die räumliche und zeitliche Verlagerung des Konsums sei aber eine fundamentale Herausforderung für Europa: „Das wird sich spürbar auf die Übertragungsinfrastruktur, den Ausbau von Spitzenkapazitäten und die Anforderungen an Speicher auswirken. Schon der durch vergangene Treibhausgasemissionen bereits unvermeidbare Klimawandel wird uns vor große Herausforderungen stellen,“ sagt Levermann, der am Potsdam-Institut den Bereich Globale Anpassungsstrategien leitet „Um die vermeidbaren Folgen des Klimawandels einzugrenzen, bleibt der einfachste Weg die Einhaltung der Ziele des Pariser Klimaabkommens, also die Begrenzung des Temperaturanstiegs auf deutlich unter 2°C.“

Artikel: Wenz, L., Levermann, A., Auffhammer, M. (2017): North-South polarization of European electricity consumption under future warming. Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS) [DOI:10.1073/pnas.1704339114]

Weblink zum Artikel, sobald er veröffentlicht ist: www.pnas.org/cgi/doi/10.1073/pnas.1704339114

Kontakt für weitere Informationen:
Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, Pressestelle
Telefon: +49 (0)331 288 2507
E-Mail: presse@pik-potsdam.de
Twitter: @PIK_Klima
www.pik-potsdam.de

Quelle: idw

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Menschenaffen wissen, wenn sie etwas nicht wissen

Dr. Harald Rösch Wissenschafts- und Unternehmenskommunikation
Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V.

Schimpansen und Orang-Utans suchen nach Informationen, um Wissenslücken zu schließen
Sie verlassen das Haus und fragen sich beim Schließen der Tür, ob Sie den Herd ausgeschaltet haben. Die einfache Lösung ist, noch einmal umzukehren und nachzuschauen. Dieses Beispiel veranschaulicht eine wichtige Art des Denkens: Metakognition oder die Fähigkeit, eigene geistige Zustände zu überwachen. Vor dem Umkehren beurteilt der Mensch zunächst, ob er sich an das Ausschalten des Herds erinnert. Falls nicht, sucht er weitere Informationen, indem er nochmal nachschaut. Beim Menschen ist dieser Prozess flexibel gestaltet und auf alle möglichen Gedanken anwendbar. Forscher des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie in Leipzig und der Universität St. Andrews in Großbritannien haben sich nun die Frage gestellt, wie sich Menschenaffen in einer ähnlichen Situation verhalten würden.

In ihrer Studie sollten Schimpansen und Orang-Utans die genaue Lage eines für sie nützlichen Objekts bestimmen, das hinter einer kleinen Barriere auf einem Tisch verborgen war. In einigen Fällen zeigten die Forscher den Menschenaffen vorab kurz, wo sich das Objekt befand, in anderen Fällen nicht. Im Moment der Entscheidung war das Objekt jedoch immer versteckt. Die entscheidende Frage war nun, ob die Tiere erst einmal einschätzen würden, was sie über den Aufenthaltsort des Objekts wissen, bevor sie eine Wahl treffen. Würden sie zusätzliche Informationen einholen, wenn sie sich nicht sicher sein konnten, wo sich das Objekt befand? Die Ergebnisse zeigten, dass genau das der Fall war: Hatten die Menschenaffen vorab keine Informationen erhalten, kletterten sie oder reckten sich und spähten über die Barriere, bevor sie ihre Wahl trafen.

Einigen Wissenschaftlern zufolge deutet diese Suche nach weiteren Informationen darauf hin, dass Menschenaffen – ähnlich wie Menschen – ihr bereits vorhandenes Wissen einer metakognitiven Prüfung unterziehen, ähnlich wie die Menschen im Beispiel mit dem Herd. Andere Wissenschaftler sehen das eher skeptisch. Die Tatsache, dass die Menschenaffen sich ähnlich wie die Menschen verhalten, wenn sie sich in einer ähnlichen Situation befinden, bedeutet ihrer Meinung nach nicht, dass sie ihre eigenen mentalen Zustände überwachen. „Frühere Studien zeigten, dass Menschenaffen nach Informationen suchen, wenn Futter im Spiel ist. Ein Verhalten, dass der Nahrungssuche dienen könnte und nicht zwingend Teil eines metakognitiven Prozesses wäre“, sagt Erstautor Manuel Bohn.

Um diese Alternative zu prüfen, variierten die Forscher, ob das Objekt auf dem Tisch ein Stück Futter oder ein Werkzeug war. Damit untersuchten sie, ob die Suche der Affen nach Informationen auf bestimmte Objekte, wie zum Beispiel auf Futter, beschränkt ist. Doch in beiden Fällen suchten die Tiere nach zusätzlichen Hinweisen. Das verdeutlicht ihre Flexibilität bei der Informationssuche und legt nahe, dass ihre metakognitiven Fähigkeiten denen des Menschen ähnlicher sind, als bisher angenommen. „Affen suchen nach fehlenden Informationen ähnlich wie Menschen, was eine Reihe von Gründen haben könnte. Doch unsere Studie verdeutlicht, dass Menschenaffen nicht einfach ziellos nach Informationen suchen, in der Hoffnung, auf Futter zu stoßen“, sagt Matthias Allritz.

Co-Autor Christoph Völter sagt: „Unsere Studie legt nahe, dass Menschenaffen mehr wissen wollen, vor allem dann, wenn ihnen eine wichtige Information fehlt, wie zum Beispiel der Aufenthaltsort eines benötigten Werkzeugs. Unsere Ergebnisse zeigen, dass Menschenaffen ihr eigenes Wissen überwachen und dass sie diese Fähigkeit flexibel nutzen, um vorhandene Wissenslücken zu schließen.“

Die Studie zeigt, dass die engsten lebenden Verwandten des Menschen kognitive Fähigkeiten besitzen, die es ihnen ermöglichen, verfügbare Informationen auf verschiedenen Ebenen zu bewerten. Das deutet darauf hin, dass sie über metakognitive Fähigkeiten verfügen, die ähnlich flexibel wie beim Menschen sind. Diese Fähigkeit hilft ihnen dabei, ihre Entscheidungsfindung zu optimieren. „Unsere Studie leistet einen wichtigen Beitrag zur Erforschung der Komplexität und Flexibilität von Gedächtnisprozessen und der Überwachung eigener geistiger Zustände bei Menschenaffen“, sagt Josep Call.

Originalveröffentlichung:
Manuel Bohn, Matthias Allritz, Josep Call, Christoph J. Völter
Information seeking about tool properties in great apes
Scientific Reports, 07. September 2017

Kontakt:
Dr. Manuel Bohn
Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie, Leipzig
Tel.: +49 (0)341 3550-438
E-Mail: manuel_bohn@eva.mpg.de

Sandra Jacob
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie, Leipzig
Tel.: +49 (0)341 3550-122
E-Mail: jacob@eva.mpg.de

Quelle: idw

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Forscher berechnen zentrale Eigenschaft von Wasser

Johannes Seiler Dezernat 8 – Hochschulkommunikation
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

Wasser-Moleküle können spontan in negativ und positiv geladene Teilchen zerfallen. Chemiker der Universitäten Bonn, Rostock und Wisconsin-Madison (USA) haben diese Eigenschaft erstmals am Computer nachvollzogen. Ihre Studie wirft Licht auf eine Reaktion, ohne die es vermutlich kein Leben gäbe. Die Arbeit ist heute in der Zeitschrift „Scientific Reports“ der Nature Publishing Group erschienen.

Flüssiges Wasser besteht zum überwiegenden Teil aus neutralen H2O-Molekülen. Diese können jedoch spontan zerfallen. Dabei entstehen ein negativ geladenes Hydroxid-Ion sowie ein positiv geladenes Hydronium-Ion. Diese Reaktion ist ausgesprochen selten: Auf zehn Milliarden Wassermoleküle kommen nur 36 Ionen.

So verschwindend klein diese Zahl ist: Theoretisch müsste sie noch viel niedriger sein. Die Bindungskräfte innerhalb des Wassermoleküls sind so stark, dass ein spontaner Zerfall extrem unwahrscheinlich ist. Auch tendieren die Ionen dazu, sich direkt wieder zu verbinden. In flüssigem Wasser laufen jedoch Prozesse ab, die seine „Eigendissoziation“ (so das Fachwort für dieses Phänomen) fördern.

„Bei der Quantifizierung dieser Prozesse tappten die Chemiker aber bislang im Dunkeln“, erklärt Dr. Eva Perlt vom Institut für Physikalische und Theoretische Chemie der Universität Bonn. „Dabei bildet die Eigendissoziation die Grundlage für viele Säure-Base-Reaktionen – also für alles, was mit dem pH-Wert zusammen hängt.“ Ohne diese zentrale Eigenschaft wäre Leben, wie wir es kennen, wohl nicht denkbar.

Klassische Simulation am Rechner zu aufwändig
Theoretische Chemiker nutzen heute Computermodelle, um bestimmte Reaktionen besser zu verstehen. Der Zerfall der Wassermoleküle entzieht sich jedoch klassischen Simulationen. „Da die Eigendissoziation so selten ist, müssten wir dazu im Rechner viele Milliarden Teilchen simulieren“, erklärt Perlt. „Das übersteigt schlicht die Leistung der heute verfügbaren Hardware.“

Das internationale Forscherteam hat daher einen anderen Weg beschritten. Wassermoleküle sind polar; sie haben wie kleine Magneten gewissermaßen einen Nord- und einen Südpol. In Lösung ordnen sie sich daher zu lockeren räumlichen Strukturen an, so genannten Clustern. Manche dieser Cluster bieten ein Milieu, in dem sich Ionen besonders wohl fühlen. Sie schaffen also eine Art Mikroumgebung, die die Eigendissoziation fördert.

„Wir haben nun in unserem Modell berechnet, welche Arten von Clustern in flüssigem Wasser vorliegen“, erklärt Prof. Dr. Barbara Kirchner, Leiterin des „Mulliken Center for Theoretical Chemistry“ an der Universität Bonn. „Dadurch konnten wir die Komplexität des Modells erheblich reduzieren. Aus der Zusammensetzung der Cluster konnten wir dann auf die Wahrscheinlichkeit schließen, mit der die Wassermoleküle dissoziieren.“

Das Ergebnis der Berechnung deckt sich hervorragend mit den Werten, die sich in der Natur beobachten lassen. Dem transatlantischen Forscherteam gelang es auch, die Temperaturabhängigkeit des Zerfalls nachzuvollziehen. „Zwischen dem Schmelz- und dem Siedepunkt des Wassers nimmt die Selbstdissoziation um etwa den Faktor 1000 zu“, erläutert Prof. Dr. Ralf Ludwig von der Universität Rostock. „Diese Zunahme wird auch von unserer Computersimulation vorhergesagt.“

Publikation: Eva Perlt, Michael von Domaros, Barbara Kirchner, Ralf Ludwig & Frank Weinhold: Predicting the Ionic Product of Water; Scientific Reports; DOI:10.1038/s41598-017-10156-w

Kontakt:
Prof. Dr. Barbara Kirchner
Institut für Physikalische und Theoretische Chemie
Universität Bonn
Tel. 0228/7360442
E-Mail: kirchner@thch.uni-bonn.de

Dr. Eva Perlt
Institut für Physikalische und Theoretische Chemie
Universität Bonn
Tel. 0228/7360148
E-Mail: eva.perlt@uni-bonn.de

Quelle: idw

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Expertengruppe schlägt umfassende Reform des Heilpraktikerberufs vor

Norbert Robers Presse- und Informationsstelle
Westfälische Wilhelms-Universität Münster

Eine 17-köpfige Expertengruppe mit Prof. Dr. Bettina Schöne-Seifert (Universität Münster) an der Spitze hat Vorschläge erarbeitet, wie das Heilpraktikerwesen zum Nutzen der Patienten reformiert werden sollte. Der Appell der Experten richtet sich gegen die ihrer Einschätzung nach „unangemessene Ausbildung und die meist unhaltbaren Krankheitskonzepte“ der Heilpraktiker. Demnach sollte der Beruf entweder abgeschafft oder durch die Einführung spezialisierter „Fach-Heilpraktiker“ als Zusatzqualifikation für bestehende Gesundheitsfachberufe abgelöst werden.

Auf Initiative von Bettina Schöne-Seifert, Professorin für Medizinethik der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU), hat eine 17-köpfige Expertengruppe („Münsteraner Kreis“) Vorschläge erarbeitet, wie das Heilpraktikerwesen zum Nutzen der Patienten reformiert werden sollte. Der Appell der Experten richtet sich gegen die ihrer Einschätzung nach „unangemessene Ausbildung und die meist unhaltbaren Krankheitskonzepte“ der Heilpraktiker.

Der Münsteraner Kreis hat jetzt das „Münsteraner Memorandum Heilpraktiker“ verabschiedet, über das im Deutschen Ärzteblatt berichtet worden ist. Darin werden zwei Lösungsvorschläge skizziert: 1. Der Heilpraktikerberuf wird abgeschafft 2. Der Heilpraktikerberuf wird abgelöst durch die Einführung spezialisierter „Fach-Heilpraktiker“ als Zusatzqualifikation für bestehende Gesundheitsfachberufe.

Zum Hintergrund: Im deutschen Gesundheitswesen existieren nach Meinung der Expertengruppe zwei Parallelwelten – die Welt der akademischen Medizin und die Welt der Heilpraktiker. Während die akademische Medizin auf wissenschaftlichen Fakten beruhe und nach begründetem Fortschritt strebe, seien Heilpraktiker in der sogenannten „Komplementären und Alternativen Medizin (KAM)“ verankert. Auch der Ausbildungsgang ist verschieden: Während Mediziner ein langes Studium absolvieren, ist die Ausbildung zum Heilpraktiker kurz und weitgehend unreguliert. Da Heilpraktiker gleichwohl das Etikett „staatlich anerkannt“ bekämen, könnten Patienten leicht den Eindruck gewinnen, dass es sich bei Medizinern und Heilpraktikern um gleichwertige Alternativen handele.

Seit vielen Jahren gibt es immer wieder teilweise intensiv geführte Diskussionen um das Thema Komplementäre und Alternative Medizin. Zu den hunderten von Verfahren wurden zahlreiche klinische Studien durchgeführt, deren Qualität allerdings häufig sehr gering ist. Überzeugende Belege für eine Wirksamkeit fehlen meist. Zudem widersprechen die tradierten Krankheitskonzepte und Interventionen oft fundamentalen naturwissenschaftlichen Erkenntnissen.

Die Autoren sind überzeugt, dass ihre Lösungsvorschläge das Vertrauen in das deutsche Gesundheitswesen stärken und die Versorgung verbessern würden. Das Label „staatlich anerkannt“ wäre in Folge einer Reform wieder ein echtes Qualitätsmerkmal, an dem sich Patienten orientieren könnten. Der Münsteraner Kreis ruft Institutionen und Einzelpersonen auf, sich dem Statement anzuschließen. Dadurch sollten Politiker motiviert werden, das Heilpraktikerwesen nicht nur kosmetisch, sondern grundlegend zu reformieren.

„Im Lauf der Jahre ist bei meinen Mitarbeitern und mir das dringende Bedürfnis entstanden, der Problematik von Alternativmedizin auf den Grund zu gehen“, betont Bettina Schöne-Seifert. Aus diesem Grund hatte sie im Juni 2016 ausgewiesene KAM-Experten verschiedener Fachrichtungen nach Münster eingeladen, um über KAM und das Heilpraktikerwesen zu diskutieren. Einige Experten des daraufhin gegründeten „Münsteraner Kreises“ brachten dazu ihre eigenen Forschungsergebnisse zu den von Heilpraktikern angebotenen Verfahren sowie der Motivation der Patienten ein. „Wir wollten ausloten, wie ein solidarisches Gesundheitswesen verantwortlich und fair mit dem Clash zwischen gefährlicher Pseudowissenschaft und Selbstbestimmung umgehen sollte“, unterstreicht die Medizin-Ethikerin. „Um es deutlich zu sagen: Wir wollten den gegenwärtigen Irrsinn nicht länger hinnehmen.“

Um nicht nur medizinische, sondern auch ethische, wissenschaftstheoretische, psychologische und juristische Aspekte einzubeziehen, wurde der Münsteraner Kreis bewusst interdisziplinär aufgestellt. Die Arbeit der Gruppe wurde nicht von Dritten finanziell unterstützt, und die Mitglieder sind frei von Interessenkonflikten.

Die Autoren des „Münsteraner Memorandums Heilpraktiker“ im Einzelnen (*federführende Hauptautoren):

Prof. Dr. Manfred Anlauf, Mitglied der Arzneimittelkommission der Bundesärztekammer, Bremerhaven; Dr.-Ing. Norbert Aust, Informationsnetzwerk Homöopathie, Hamburg; Dr. Hans‐Werner Bertelsen, Praxis für Zahnmedizin, Bremen; Juliane Boscheinen, Medizinrecht (Rechtsanwältin), Saarbrücken; Prof. Dr. Dr. Edzard Ernst, University of Exeter; Dr. Daniel R. Friedrich*, Institut für Ethik, Geschichte und Theorie der Medizin, WWU Münster; Dr. Natalie Grams, Informationsnetzwerk Homöopathie, Roßdorf; Prof. Dr. Paul Hoyningen‐Huene, Zentrale Einrichtung für Wissenschaftstheorie und Wissenschaftsethik, Universität Hannover; Prof. Dr. Jutta Hübner, Stiftungsprofessorin für Integrative Onkologie der Deutschen Krebshilfe am Universitätsklinikum Jena; Prof. Dr. Dr. Peter Hucklenbroich, Institut für Ethik, Geschichte und Theorie der Medizin, WWU Münster; Prof. Dr. Dr. Heiner Raspe, ehem. Institut für Sozialmedizin, Universität Lübeck, jetzt Institut für Ethik, Geschichte und Theorie der Medizin, WWU Münster; Dr. Jan‐Ole Reichardt*, Institut für Ethik, Geschichte und Theorie der Medizin, WWU Münster; Prof. Dr. Norbert Schmacke, Versorgungsforschung, Institut für Public Health und Pflegeforschung, Universität Bremen; Prof. Dr. Bettina Schöne‐Seifert*, Lehrstuhl für Ethik der Medizin, WWU Münster; Prof. Dr. Oliver R. Scholz, Philosophisches Seminar der WWU Münster; Prof. Dr. Jochen Taupitz, Medizinrecht, Universität Mannheim; Dr. Christian Weymayr*, freier Wissenschafts‐ und Medizinjournalist, Herne.

Weitere Informationen:
http://daebl.de/BB3
Münsteraner Memorandum Heilpraktiker

Quelle: idw

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aCar – Der elektrische „Alleskönner“

Dr. Ulrich Marsch Corporate Communications Center
Technische Universität München

Ein Elektroauto für Afrika, das auf die Bedürfnisse der Bevölkerung zugeschnitten ist, die ländliche Struktur stärkt und die Wirtschaft ankurbelt: An diesem Ziel haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Technischen Universität München (TUM) gemeinsam mit Kooperationspartnern vier Jahre lang intensiv gearbeitet. Sie stellten ihren neuen Prototyp vom 12. bis 15. September 2017 auf der internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) in Frankfurt der Öffentlichkeit vor. Das aCar ist für den Personen- und Gütertransport konzipiert und auch für den europäischen Automobilmarkt interessant.

Mobilität gehört zu unserem täglichen Leben. Wir transportieren große Lasten, pendeln zur Arbeit und fliegen im Urlaub in ein fernes Land. Für viele Menschen in Afrika ist der Zugang zu Fahrzeugen dagegen nicht selbstverständlich. Für Bauern, die weit von den urbanen Zentren entfernt leben, bedeutet das, dass sie keinen direkten Zugang zu medizinischer Versorgung, Bildung und zum politischen Geschehen haben. Um ihren Lebensunterhalt bestreiten zu können, sind sie auf Transportunternehmen angewiesen, die ihre Erzeugnisse zum Verkauf in die nächste Stadt fahren. Viele Menschen verlassen daher die ländliche Umgebung, weil sie in der Stadt auf bessere Lebensbedingungen hoffen.

„Wir haben mit dem aCar ein Mobilitätskonzept entwickelt, das diese Probleme lösen kann“, erklärt Prof. Markus Lienkamp, Leiter des Lehrstuhls für Fahrzeugtechnik an der TUM. „Es handelt sich um ein Fahrzeug, das sich die Menschen dort finanziell leisten können, es ist geländegängig und kann große Lasten transportieren. Der modulare Aufbau erlaubt außerdem noch weitere Nutzungen wie zum Beispiel Wasseraufbereitung.“ Gemeinsam mit Bayern Innovativ initiierte die TUM 2013 das Projekt „aCar mobility – Ländliche Mobilität in Entwicklungsländern“, um ein Fahrzeug zu konzipieren, das genau auf die Bedürfnisse der ländlichen Bevölkerung in den afrikanischen Ländern südlich der Sahara zugeschnitten ist. Die Förderung erfolgte seit 2015 über die Bayerische Forschungsstiftung.

Das Konzept: Ein Fahrzeug, viele Anforderungen

Für die Straßen in Afrika, die größtenteils nicht asphaltiert sind, ist Allradantrieb Pflicht. Das Team entschied sich außerdem für einen elektrischen Antriebsstrang. „Ein Elektroantrieb ist nicht nur umweltfreundlicher, sondern auch technisch die bessere Lösung, da er wartungsarm ist und sein volles Drehmoment direkt beim Anfahren entfalten kann“, erklärt Martin Šoltés, der gemeinsam mit Sascha Koberstaedt das Projekt am Lehrstuhl für Fahrzeugtechnik leitet.

Der Hauptzweck des Fahrzeuges ist der Transport von Personen und Gütern, wobei es eine Gesamtlast von einer Tonne transportieren kann. Die Batterie bietet zusätzliche Anwendungsmöglichkeiten wie zum Beispiel als Energiequelle oder zur Nutzung leistungsstarker Verbraucher, wie etwa einer Seilwinde. Hierfür wurden bereits unterschiedliche Aufbauten für die Ladefläche konzipiert, die modular verwendet werden können. Mithilfe weiterer Module kann sich das Auto unter anderem in eine mobile Arztpraxis oder eine Wasseraufbereitungsstation verwandeln.

Die Batteriekapazität von 20 kWh ermöglicht eine elektrische Reichweite von 80 Kilometern. Sie kann an einer normalen Haushaltssteckdose mit 220 Volt innerhalb von 7 Stunden vollständig geladen werden. Solarmodule, die auf dem Dach des Fahrzeugs angebracht sind, liefern ebenfalls Energie für die Batterie und erhöhen die Reichweite. Solarplanen, die optional erhältlich sind, können noch deutlich mehr Solarenergie zum Laden der Batterie erzeugen.

„Hightech-Komponenten wie die Batterie und die Elektromotoren werden wir am Anfang natürlich importieren müssen“, sagt Martin Šoltés. Jedoch sollen möglichst viele Komponenten des aCar vor Ort gefertigt werden, um die lokale Wirtschaft zu stärken. „Gussknoten und eine einfache geschraubte Bauweise ermöglichen eine einfache Produktion mit sehr niedrigen Investitionskosten“, erklärt Prof. Wolfram Volk, Leiter des Lehrstuhls für Umformtechnik und Gießereiwesen. Der Preis für das Basis-Fahrzeug in Afrika soll langfristig unter 10.000 Euro liegen.

Erster Prototyp: Erprobung der Technik und Nutzerstudien
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler stellten den ersten Prototyp im Mai 2016 fertig und erprobten ihn zunächst in Deutschland. Um herauszufinden, ob das Auto auch vor Ort allen Ansprüchen genügt, verschifften sie das Fahrzeug nach Ghana, wo sie im Juli 2017 die Technik und das Konzept unter lokalen Bedingungen prüften.

Das aCar bestand die Tests mit Bravour. „Es war sechs Wochen im Container unterwegs, wir haben es ausgeladen, eingeschaltet und es hat bis zum letzten Erprobungstag einwandfrei funktioniert“, berichtet Sascha Koberstaedt. Das Team ließ auch die Menschen vor Ort mit dem Auto fahren, die vom „Solarauto“ begeistert waren. Ein weiterer wichtiger Punkt war, den Einfluss der höheren Temperaturen und der Luftfeuchtigkeit auf die Elektrik zu prüfen. „Wir haben sehr viele Daten gesammelt, die noch ausgewertet werden müssen“, sagt Koberstaedt. „Aber was man bereits sagen kann, ist, dass alle Anforderungen erfüllt und unsere Erwartungen sogar übertroffen wurden.“

Modernes Design, optimierte Technik
Im September wird der neue Prototyp des aCars auf der IAA gezeigt (Halle 4.1, Stand A11). Das Fahrzeug zeichnet sich durch ein schnörkelloses, klares und modernes Design aus. „Die Herausforderung bestand darin, trotz einfacher Produktionsmethoden und geringer Herstellungskosten, ein begehrenswertes, funktionales und hochwertiges Fahrzeug zu entwickeln“, erklärt Prof. Fritz Frenkler, Leiter des Lehrstuhls für Industrial Design der TUM. „Durch die Reduktion auf das Wesentliche entstand ein modernes und somit langlebiges Design.“

Das Fahrzeug wurde auch technisch erheblich weiterentwickelt. Das Team arbeitete dabei unter anderem an der Gewichtsoptimierung, Elektrik und Software, Akustik, und der Sitz- und Sichtergonomie.

Modellfabrik in Deutschland für die ersten Fahrzeuge

Damit die Idee vom aCar keine Idee bleibt, sondern das aCar wirklich in Serie geht, haben Sascha Koberstaedt und Martin Šoltés die Firma „Evum Motors GmbH“ gegründet. In einer Modellfabrik sollen die ersten Fahrzeuge in Europa gefertigt werden. „Bevor das Auto in Afrika produziert werden kann, müssen wir zunächst die technischen Abläufe in den Griff bekommen. Dann können wir Menschen aus Afrika hier schulen, die wiederum ihr Wissen vor Ort weitergeben“, sagt Koberstaedt.

Das aCar ist ein Elektronutzfahrzeug mit Allradantrieb. Mit diesen Spezifikationen ist es nicht nur für den Einsatzort Afrika bestens gerüstet. So könnte das emissionsfreie Fahrzeug etwa in städtischen Betrieben zu Transportzwecken, bei der Pflege von Grünanlagen oder auch für die Bewirtschaftung von Almen und Weingütern eingesetzt werden. Im Vergleich zur Konkurrenz ist das rein elektrische aCar wesentlich günstiger und verfügt außerdem über modernste Batterie- und Antriebsstrangtechnologie.

Technische Daten:
Leistung: 2 x 8 Kilowatt; elektrische Reichweite: 80 Kilometer; Zulassungsklasse L7e; Spannungslevel: 48 Volt; Batteriekapazität: 20 kWh; Höchstgeschwindigkeit: 60 km/h; Leergewicht 800 kg; Zuladung 1000 kg; Länge 3.7 m; Breite 1.5 m; Höhe 2.1 m; Sitzplätze 2

Zum Projekt:
An dem Projekt „aCar mobility – Ländliche Mobilität in Entwicklungsländern“, das von der Bayerischen Forschungsstiftung gefördert wird, sind von Seite der TUM die Lehrstühle für Fahrzeugtechnik, Umformtechnik und Gießereiwesen, Industrial Design sowie Strategie und Organisation beteiligt. Wissenschaftliche Kooperationspartner sind die Hochschule Rosenheim und die Universität Bayreuth. Außerdem beteiligten sich sieben Industriepartner an dem Projekt: African Health & Agricultural Foundation, Dräxlmaier Group, Teleclinic GmbH, Hirschvogel Automotive Group, McKinsey & Company Inc., Otto SPANNER GmbH und Schnupp GmbH & Co. Hydraulik KG. Das Konzept des Fahrzeuges wurde gemeinsam mit wissenschaftlichen Partnern in Nigeria, Ghana, Kenia und Tansania entwickelt, der Federal University of Technology, Owerri (FUTO) Nigeria, der Kwame Nkrumah University of Science and Technology (KNUST) Ghana, der Dedan Kimathi University of Technology (DeKUT) Kenia und der St. Augustine University of Tanzania (SAUT) Tansania.

Weitere Unterstützer:
http://www.acar.tum.de/index.php?id=93

Kontakt
Dipl.-Ing. Sascha Koberstaedt
Technische Universität München
Lehrstuhl für Fahrzeugtechnik
info@acar.tum.de
+49 (89) 289 – 15875

Weitere Informationen:
https://mediatum.ub.tum.de/1378014

Quelle: idw

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Wie sehr lenkt das Smartphone ab? Handy-Nutzung beeinflusst Produktivität am Arbeitsplatz

Daniela Stang Pressestelle
Universität Ulm

Bei der Arbeit nebenbei einen Facebook-Kommentar absetzen, abends auf der Couch noch schnell E-Mails checken und sich morgens vom Smartphone mit der aktuellen Wetterübersicht wecken lassen. Das Mobiltelefon ist inzwischen immer und überall dabei und hat unser Leben grundlegend verändert. Welche Auswirkungen die Smartphone-Nutzung auf die gesamte Produktivität während eines Arbeitstages hat, hat nun der Psychologe Professor Christian Montag von der Universität Ulm untersucht.

Prof. Christian Montag, der Leiter der Abteilung Molekulare Psychologie des Instituts für Psychologie und Pädagogik, hat zusammen mit Éilish Duke von der University of London herausgefunden, dass es einen Zusammenhang zwischen häufiger Ablenkung durch das Smartphone und einer verminderten Produktivität und Effizienz bei der Arbeit besteht. Für die Untersuchung, die in der Fachzeitschrift „Addictive Behaviors Reports“ erschienen ist, haben die Autoren die Smartphone-Nutzung von 262 Studienteilnehmern, darunter 168 Frauen und 94 Männer, mittels eines Fragebogens erhoben, den die Teilnehmer selbst ausfüllen mussten. Die Auswahl-Kriterien für die Befragten waren: erwerbstätig und Besitzer eines Smartphones.

Für ihre Studie kombinierten Montag und Duke Fragen zweier unterschiedlicher Fragebögen zur Smartphone-Abhängigkeit und zur Beeinträchtigung der Arbeitsproduktivität und -aktivität („Smartphone Addiction Scale“ und „Work Productivity and Activity Impairment Questionaire“). Anhand der neuen Fragenkombination konnten die Wissenschaftler feststellten, dass bei „abhängigkeitsgefährdeten“ Studienteilnehmern auch negative Auswirkungen auf die gesamte Tagesleistung nachzuweisen waren. „Wie erwartet haben wir festgestellt, dass Personen, die eine höhere Affinität zur Smartphone-Übernutzung berichten, weniger produktiv sind“, beschreibt Montag den Zusammenhang der verschiedenen Variablen. Um diesen Zusammenhang zu verstehen, waren die täglichen Unterbrechungen beziehungsweise die verlorenen Arbeitsstunden durch das Gerät entscheidend. Die längste Periode ohne Arbeitsunterbrechung durch das Handy lag laut der aktuellen Studie im Durchschnitt bei fast zweieinhalb Stunden.

Dass das Smartphone auch in der Freizeit intensiv genutzt wird, konnte die Studie ebenfalls nachweisen. Rund 13 Stunden in der Woche, so die Angaben der Befragten, würden sie das Smartphone für Freizeitaktivitäten, wie zum Beispiel für Spiele, nutzen. Die Wissenschaftler gehen aber, wie von Professor Christian Montag bereits in einer früheren Studie festgestellt worden ist, von einer weitaus höheren Nutzungsdauer aus. Rund 160 Minuten Handy-Nutzung am Tag summieren sich nach dieser Untersuchung auf rund 19 Stunden wöchentlich. Der Grund: viele User würden aufgrund der Routine und des Automatismus die Zeit, die sie tatsächlich am Smartphone verbringen, einfach unterschätzen.

Warum aber nun wenden sich Menschen auch während der Arbeit so oft ihrem Smartphone zu und nehmen mangelnde Konzentration und damit eine niedrige Produktivität in Kauf? Die jetzt veröffentlichte Untersuchung von Montag und Duke legt den Schluss nahe, dass Nutzer nicht nur zum Smartphone greifen, wenn sie sich unwohl fühlen oder sich nicht in der Lage sehen, effizient zu arbeiten. Sondern sie versuchen so auch möglicherweise Stress und Überforderung zu kompensieren. „In diese Richtung sind weitere Untersuchungen nötig. Erst dann können wir sagen, warum der Mensch in manchen beruflichen Situationen überhaupt zum Smartphone greift – sei es, ob er via WhatsApp Unterstützung von Freunden sucht oder mit Videos und Spielen komplett der Realität entfliehen möchte“, schlussfolgert Christian Montag.

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Christian Montag, E-Mail: christian.montag@uni-ulm.de

Duke É, Montag C: Smartphone addiction, daily interruptions and self-reported productivity; Addictive Behaviors Reports, 19 July 2017, https://doi.org/10.1016/j.abrep.2017.07.002

Quelle: idw

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Ein neuer Indikator für marine Ökosystem-Veränderungen – der Dia/Dino-Index

Dr. Barbara Hentzsch Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde

Warnemünder Meeresbiologe entwickelt mit Hilfe von Langzeitdaten zur Zusammensetzung der Frühjahrsblüte einen Indikator für den Zustand von Nahrungsnetzen in der Ostsee.

Die europäische Union hat sich zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2020 die europäischen Meere in einen guten ökologischen Zustand zu versetzen. Ein hehres Ziel. Aber was ist eigentlich ein guter ökologischer Zustand? Wie bei uns Menschen lässt sich der „Gesundheitszustand“ eines Ökosystems nicht nur über einen einzigen Faktor definieren. Es müssen alle Grundfunktionen betrachtet werden. Deshalb wurden für die Ostsee insgesamt 11 so genannte „Deskriptoren“ definiert. „Eutrophierung“ ist zum Beispiel ein solcher Deskriptor, mit dem sich der Zustand des Ökosystems beschreiben lässt. Ein anderer Deskriptor ist das „Nahrungsnetz“. Um die Qualität des Nahrungsnetzes in der Ostsee und wie man sie bestimmen kann, geht es in zwei Artikeln, die der Meeresbiologe Norbert Wasmund, Phytoplanktologe am Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde, kürzlich in dem internationalen Fachjournal Frontiers of Marine Science veröffentlicht hat. Er beschreibt einen neuen Indikator, der auf relativ einfachen Messungen beruht und gleichzeitig auch als Indikator für die Eutrophierung genutzt werden kann: den Diatomeen/Dinoflagellaten-Index – kurz Dia/Dino-Index.

Wenn im Frühjahr die Tage länger werden, beginnt die Zeit der Frühjahrsblüte im Meer: Mikroalgen nutzen die Lichtenergie, um aus Grundelementen wie Kohlenstoff, Stickstoff und Phosphor organische Substanz aufzubauen und sich massenhaft zu vermehren. In der Ostsee sind dies vor allem die Gruppen der Diatomeen (Kieselalgen) und Dinoflagellaten (Panzergeißler). Sie sind ganz wesentlich für das Fundament einer Nahrungspyramide verantwortlich, auf der fast alles weitere Leben im Meer aufbaut und an deren Spitze letztlich Meeressäugetiere wie Kegelrobben, bzw. der Mensch und die Fischereiwirtschaft stehen.

Mit dem Dia/Dino-Index wird beschrieben, welche der beiden Gruppen in der jährlichen Frühjahrsblüte dominant war. Das wiederum ist entscheidend für die Organismen, die sich von ihnen ernähren. Bei den Diatomeen, die über relative schwere Quarz-Schalen verfügen und deshalb nach dem Absterben sehr rasch auf den Meeresboden absinken, sind die Nutznießer – neben dem Zooplankton im Oberflächenwasser- auch noch die am Boden lebenden Vertreter des Zoobenthos. Die leichteren Dinoflagellaten sinken nach dem Absterben nicht so schnell ab. Dadurch stehen sie dem Zooplankton zwar länger zur Verfügung, aber beim Zoobenthos kommt so gut wie nichts an. Norbert Wasmund erläutert: „Dominieren die Kieselalgen vor den Panzergeißlern, so ist das für viele Bereiche des Nahrungsnetzes besser. Wir haben also durch dieses einfache Verhältnis ein gutes Maß für seinen Zustand.“

Als Vergleichsstandard für einen guten ökologischen Zustand der Ostsee wurden die Umweltbedingungen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts herangezogen. Einerseits existieren für diesen Zeitraum bereits Beobachtungsdaten, andererseits war die Umweltbelastung in der Ostsee damals noch sehr gering. Da es bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts systematische Untersuchungen zum Phytoplankton in der Ostsee gab, kann auch für den historischen Zustand ein Dia/Dino-Index berechnet werden. Es zeigte sich, dass damals immer die Diatomeen in der Frühjahrsblüte dominierten. Zu einer deutlichen Veränderung kam es in den 1980er Jahren, als die Dinoflagellaten die dominante Gruppe in der Frühjahrsblüte wurden – eine schlechte Phase für das Nahrungsnetz begann. Seit der Jahrtausendwende sind die Werte des Dia/Dino-Index wieder besser. Ob das ein Dauerzustand ist, lässt sich dank des neuen Index relativ leicht verfolgen, da die benötigten Daten im Rahmen des HELCOM Monitoring systematisch erhoben werden und daher für die Berechnung des Index kontinuierlich zur Verfügung stehen.

Der Zustand der Nahrungsnetze ist nur EIN Aspekt bei der Betrachtung des ökologischen Zustandes. Zurzeit erarbeitet die Helsinki-Kommission (HELCOM) eine holistische Bewertung, die alle Deskriptoren einbezieht. Eine erste Fassung, die die Jahre 2011 – 2015 umfasst, ist unter https://stateofthebalticsea.helcom.fi erhältlich.

Die Original-Veröffentlichungen zum Dia/Dino-Index sind unter den folgenden links verfügbar:
Wasmund, N., Kownacka, J., Göbel, J., Jaanus, A., Johansen, M., Jurgensone, I., et al. (2017). The Diatom/Dinoflagellate index as an indicator of ecosystem changes in the Baltic Sea. 1. Principle and handling instruction. Front. Marine Sci. 4:22. https://doi.org/10.3389/fmars.2017.00022

Wasmund, N. (2017). The Diatom/Dinoflagellate Index as an Indicator of Ecosystem Changes in the Baltic Sea. 2. Historical Data for Use in Determination of Good Environmental Status. Front. Mar. Sci. 4:153. https://doi.org/10.3389/fmars.2017.00153

Kontakt:
Dr. Norbert Wasmund, IOW, Tel.: 0381 5197 212, E-mail: norbert.wasmund@io-warnemuende.de

Dr. Barbara Hentzsch (Presse- und Öffentlichkeitsarbeit), IOW, Tel.: 0381 5197 102, E-mail: barbara.hentzsch@io-warnemuende.de

Das IOW ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft, zu der zurzeit 91 Forschungsinstitute und wissenschaftliche Infrastruktureinrichtungen für die Forschung gehören. Die Ausrichtung der Leibniz-Institute reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Sozial- und Raumwissenschaften bis hin zu den Geisteswissenschaften. Bund und Länder fördern die Institute gemeinsam. Insgesamt beschäftigen die Leibniz-Institute etwa 18.100 MitarbeiterInnen, davon sind ca. 9.200 WissenschaftlerInnen. Der Gesamtetat der Institute liegt bei mehr als 1,6 Mrd. Euro. www.leibniz-gemeinschaft.de.

Weitere Informationen:
https://doi.org/10.3389/fmars.2017.00153
https://doi.org/10.3389/fmars.2017.00022

Quelle: idw

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Impfempfehlungen der STIKO für 2017/2018 veröffentlicht

Susanne Glasmacher Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Robert Koch-Institut

Die Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut hat ihre neuen Impfempfehlungen veröffentlicht, wie üblich im Epidemiologischen Bulletin 34. Änderungen gibt es bei den Impfungen gegen Hepatitis A und B, Influenza sowie Tetanus. Im Rahmen der redaktionellen Überarbeitung wurde unter anderem ein Abschnitt zur Impfung von Patienten mit geschwächtem Immunsystem ergänzt und ein Schlagwortverzeichnis erstellt. Zudem erklärt die STIKO, warum sie die Impfung gegen Herpes zoster (mit einem Lebendimpfstoff) derzeit nicht als Standardimpfung empfiehlt.

Die Impfung gegen Hepatitis A und B empfiehlt die STIKO nun auch ehrenamtlich Tätigen, für die ein Expositionsrisiko besteht, das mit dem von beruflich tätigen Personen vergleichbar ist. Auch Auszubildende, Studierende und Praktikanten werden nun ausdrücklich genannt. Die STIKO stellt damit klar, dass die Indikation zur Impfung anhand des mit der jeweiligen Tätigkeit tatsächlich verbundenen Expositionsrisikos zu beurteilen ist und nicht beschränkt ist auf bestimmte Berufsgruppen.

Bei der Influenzaimpfung hatte die STIKO bereits zur Saison 2016/17 ihre Empfehlung vorläufig ausgesetzt, Kinder im Alter von zwei bis sechs Jahren bevorzugt mit dem über die Nase zu verabreichenden Lebendimpfstoff zu impfen. Die Empfehlung wurde nun endgültig zurückgezogen. Hintergrund ist, dass in den letzten Jahren im Vergleich zu den inaktivierten Impfstoffen keine überlegene Wirksamkeit mehr nachweisbar war.

Eine Auffrischimpfung gegen Tetanus bei geringfügigen, sauberen Wunden empfiehlt die STIKO nur noch dann, wenn seit der letzten Impfung mehr als zehn Jahre vergangen sind. Damit wurde die 2016 erfolgte Absenkung der Frist von zehn auf fünf Jahre rückgängig gemacht. Dies steht auch im Einklang mit der Empfehlung einer routinemäßigen Auffrischung des Tetanus-Impfschutzes alle zehn Jahre.

Neu eingefügt hat die STIKO einen Abschnitt zu Impfungen von Patienten mit Immundefizienz bzw. Immunsuppression. Derzeit werden unter der Federführung der STIKO detaillierte Anwendungshinweise für Impfungen bei Patienten mit Immundefizienz bzw. Immunsuppression erarbeitet, die in vier gesonderten Publikationen im Bundesgesundheitsblatt bis Anfang 2018 erscheinen sollen.

Seit 2013 ist in Deutschland ein attenuierter Lebendimpfstoff zur Verhinderung eines Herpes zoster (HZ) bzw. der durch HZ verursachten Nervenschmerzen (postherpetische Neuralgie) bei Personen ab 50 Jahren verfügbar. Die STIKO sieht zum gegenwärtigen Zeitpunkt davon ab, die Impfung mit diesem Impfstoff als Standardimpfung zu empfehlen. Die Entscheidung basiert auf der systematischen Bewertung der Daten zu Wirksamkeit, Schutzdauer und Sicherheit des Impfstoffs. So nimmt die Wahrscheinlichkeit an HZ zu erkranken und die Schwere der Erkrankung mit dem Alter deutlich zu, hingegen nimmt die Wirksamkeit der Impfung mit dem Alter ab. Zudem ist die Schutzdauer der Impfung nur für wenige Jahre belegt. Eine mathematische Modellierung der zu erwartenden epidemiologischen Effekte bekräftigt die Entscheidung.

Eine ausführliche Darstellung aller Neuerungen und deren wissenschaftlichen Begründungen sowie die Erläuterung zur Herpes-Zoster-Entscheidung werden in den Ausgaben 35 und 36 des Epidemiologischen Bulletins veröffentlicht. Auch die Impf-App STIKO@rki enthält die aktualisierten Impfempfehlungen. Darüber hinaus gibt es die Impfempfehlungen auch im Pocket-Format. Dies ist über den Buchhandel erhältlich.

Weitere Informationen:
http://www.stiko.de & http://www.rki.de/epidbull

Herausgeber
Robert Koch-Institut
Nordufer 20
D-13353 Berlin
http://www.rki.de
Twitter: @rki_de

Pressestelle
Susanne Glasmacher (Pressesprecherin)
Günther Dettweiler
Marieke Degen (stellv. Pressesprecher)
Heidi Golisch
Claudia Paape
Judith Petschelt

Kontakt
Tel.: 030-18754-2239, -2562 und -2286
E-Mail: presse@rki.de

Das Robert Koch-Institut ist ein Bundesinstitut im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Gesundheit

Quelle: idw

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Globale Klimaextreme nach Vulkanausbrüchen

Caroline Link Referat für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Justus-Liebig-Universität Gießen

Baumringe helfen bei der Datierung von Klimaanomalien
istorische Quellen und natürliche Umweltarchive lassen vermuten, dass im vergangenen Jahrtausend mehrere Vulkanausbrüche großflächige Wetterextreme hervorriefen, denen vielerorts Missernten und verheerende Hungersnöte folgten. Hochreichende Aschewolken breiteten sich über weite Teile der Atmosphäre aus, absorbierten Sonnenlicht und sorgten so in weiten Teilen der nördlichen Hemisphäre für außergewöhnliche Klimaanomalien mit kalten und verregneten Sommern. Eines der am besten dokumentierten Beispiele ist der Tambora-Ausbruch in Indonesien im Jahr 1815. Ihm folgte in Europa das „Jahr ohne Sommer“, in dem Ernteausfälle Wirtschaftskrisen und Notstände auslösten. Ein solches Ereignis könnte auch die moderne Gesellschaft vor große Herausforderungen stellen.

Um ein besseres Verständnis über die Bandbreite und Häufigkeit von klimawirksamem Vulkanismus zu generieren, hilft der Blick in die Vergangenheit. Bislang geben nur historische Aufzeichnungen und Ascheablagerungen in Eisbohrkernen Aufschluss über die vulkanische Geschichte. Beide Archive haben jedoch Schwächen: Dokumentierte Beobachtungen von Vulkanausbrüchen lassen sich oft schwer hinsichtlich der Größe und Klimarelevanz quantifizieren. Eisbohrkerne hingegen sind oft schwer zu datieren, was die Zuordnung nachfolgender Klimaschwankungen erschwert.

Einer internationalen Forschergruppe um Dr. Lea Schneider (Institut für Geographie an der JLU) ist es gelungen, in Baumringen die „Signaturen“ von Vulkanausbrüchen zu identifizieren und die Geschichte des Vulkanismus unabhängig von historischen Archiven nachzuzeichnen. Das Team hat die Dichte der Jahrringe gemessen und daraus die Temperaturen in der Nordhemisphäre rekonstruiert.

Bemerkenswert an der in der Fachzeitschrift „Environmental Research Letters“ erschienenen Studie ist, dass sie eine Methode aus der Ökonometrie auf erdwissenschaftliche Daten anwendet und damit zu ganz neuen Erkenntnissen kommt. Es konnten 14 Ausbrüche identifiziert werden, in deren Folge die Jahrestemperatur deutlich kühler war, als es durch die normale Variabilität des Klimas zu erklären wäre. Die festgestellte Vulkanaktivität hilft auch, Daten aus anderen Quellen zu validieren. Auffällige Unstimmigkeiten gegenüber Daten aus polaren Ascheablagerungen zeigten sich vor allem in den 1450er und 1690er Jahren.

Obwohl diese Eruptionen wohl zu den größten im vergangenen Jahrtausend zählen, ist ihr Ursprung bisher ungeklärt. Eine präzisere Datierung und räumliche Einordnung aufgrund der Informationen aus den Jahrringen ist hier von großer Bedeutung, um Ursache und Wirkung besser in Einklang zu bringen.

Anhand der neu entwickelten Methode lässt sich auch besser abschätzen, ob Klimamodelle in der Lage sind, vulkanische Abkühlung realistisch wiederzugeben. Im Vergleich zum rekonstruierten Temperaturrückgang scheinen einige Klimamodelle derzeit den Effekt von Vulkanen zu überschätzen. Eine genauere Kenntnis der atmosphärischen Prozesse im Zusammenhang mit Vulkanismus könnte jedoch in einer Anpassung der Klimamodelle resultieren. Somit ließe sich auch die Qualität von zukünftigen Szenarien und Vorhersagen steigern, denn statistisch gesehen könnte der nächste klimarelevante Vulkanausbruch schon in naher Zukunft liegen.

Zwar rechnen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nicht unbedingt mit lokalen Kälterekorden, gravierende Folgen könnte der Temperaturrückgang eher aufgrund seiner außergewöhnlichen räumlichen Ausdehnung haben: „Wenn die gesamte Nordhalbkugel betroffen wäre, ließen sich zum Beispiel Ernteausfälle, die im Normalfall regional begrenzt bleiben, nur sehr schwer ausgleichen“, betont Dr. Schneider.

Publikation:
Schneider L, Smerdon JE, Pretis F, Hartl-Meier C, Esper J: A new archive of large volcanic events over the past millennium derived from reconstructed summer temperatures. Environmental Research Letters 9, DOI: 10.1088/1748-9326/aa7a1b.

Kontakt:
Dr. rer. nat. Lea Schneider, Bereich Klimatologie, Klimadynamik und Klimawandel
Institut für Geographie
Senckenbergstraße 1, 35390 Gießen
Telefon: 0641 99-36223

Weitere Informationen:
http://iopscience.iop.org/article/10.1088/1748-9326/aa7a1b

Quelle: idw

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BfR-Forschung: Nachweis des Übergangs von Aluminium aus Menüschalen in Lebensmittel

Dr. Suzan Fiack Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR)

Speisen aus unbeschichteten Aluminium-Menüschalen enthalten hohe Aluminiumgehalte
Speisen aus unbeschichteten Aluminiummenüschalen können hohe Gehalte an Aluminium enthalten. Dies ist das Ergebnis eines BfR-Forschungsprojekts, in dem einige Lebensmittel orientierend untersucht wurden, die nach den Regeln des Cook&Chill-Verfahrens zubereitet und anschließend warmgehalten wurden. Die Messergebnisse zeigen trotz der begrenzten Zahl der untersuchten Proben, dass insbesondere beim Warmhalten im Anschluss an das Cook&Chill-Verfahren Aluminiumionen auf saure Lebensmittel übergehen. Das Cook&Chill-Verfahren ist ein gängiges Verfahren für die Essensversorgung in Gemeinschaftsverpflegungen wie Kindertagesstätten, Schulen, Kantinen oder Außer-Haus-Verpflegung. „Angesichts der ohnehin vorhandenen Belastung mit Aluminium in der Bevölkerung sollte eine Minimierung jedes vermeidbaren, zusätzlichen Eintrags angestrebt werden. Dies gilt vor allem für empfindliche Verbrauchergruppen wie Kleinkinder oder Senioren, die unter Umständen täglich Speisen verzehren, die in Aluminiumschalen warmgehalten werden“, sagt BfR-Präsident Professor Dr. Dr. Andreas Hensel. Grundsätzlich sind Aluminiumverbindungen ein natürlicher Bestandteil des Trinkwassers und vieler unbehandelter Lebensmittel, wie beispielsweise Früchte und Gemüse. Zudem können Verbraucherinnen und Verbraucher Aluminium bei unsachgemäßem Gebrauch von aluminiumhaltigen Kochgeschirr oder Aluminiumfolie sowie auch aus kosmetischen Mitteln aufnehmen.

In dem BfR-Forschungsprojekt „Ausmaß der Freisetzung von Metallen aus Lebensmittelkontaktmaterialien“ wurde der Übergang von Aluminiumverbindungen aus vier unbeschichteten Aluminiummenüschalen in die Prüflebensmittel Sauerkrautsaft, Apfelmus und passierte Tomaten untersucht. Diese wurden unter den Bedingungen des Cook&Chill-Verfahrens zubereitet und anschließend für zwei Stunden warm gehalten. Das Cook&Chill-Verfahren ist ein Verfahren, das im Bereich der Gemeinschaftsverpflegung eingesetzt wird. Das Verfahren besteht aus den Prozessschritten Heißabfüllung, Schnellabkühlen, Kühllagern und Regenerieren (Wiedererhitzen). Bis zum Verzehr der Speisen werden die Aluschalen üblicherweise warm gehalten.

Bei allen Proben wurde nach der Warmhaltephase der Freisetzungsgrenzwert des Europarates für Aluminium von 5 Milligramm (mg) Aluminium je Kilogramm Lebensmittel erheblich überschritten. Das Expertenkomitee des Europarates für Lebensmittelkontaktmaterialien hat den Freisetzungsgrenzwert für Aluminium nach dem ALARA-Prinzip abgeleitet. Das ALARA-Prinzip bedeutet, dass von einem Stoff so wenig wie vernünftigerweise durch technische oder andere Maßnahmen erreichbar in einem Lebensmittel enthalten sein soll. Trotz der begrenzten Zahl der untersuchten Proben geht das BfR davon aus, dass die Freisetzung von Aluminiumionen aus den unbeschichteten Menüschalen materialspezifisch ist und die Ergebnisse deshalb verallgemeinert werden können. Das BfR plant weitere Untersuchungen mit salzhaltigen Prüflebensmitteln.

Insbesondere pflanzliche Nahrung und Trinkwasser sind wesentliche orale Aufnahmequellen von Aluminium für den Menschen. Einige Lebensmittel können geogen bedingt hohe Aluminiumgehalte aufweisen. Nach einer Abschätzung der EFSA aus dem Jahr 2008 wird die von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) abgeleitete wöchentlich duldbare orale Aufnahmemenge (tolerable weekly intake, TWI) von 1 Milligramm (mg) Aluminium je Kilogramm Körpergewicht bei einem wesentlichen Teil der Bevölkerung wahrscheinlich bereits überschritten. Die Aluminiumaufnahme aus Lebensmittelbedarfsgegenständen trägt nur zu einem geringen Anteil zur Aluminiumbelastung der Bevölkerung bei – eine Ausnahme stellen aber saure und salzhaltige Lebensmittel dar, die in Kontakt mit Aluminium kommen. Die EFSA weist auch darauf hin, dass die Verwendung von unbeschichteten Aluminiummenüschalen zu erhöhten Aluminiumkonzentrationen in Fertiggerichten führen kann.

Laut den BfR-Messergebnissen würde ein Erwachsener bei täglichem Verzehr von 200 g sauren Lebensmitteln aus unbeschichteten Aluminiumschalen in einer Woche etwa 0,5 mg Aluminium je Kilogramm Körpergewicht zusätzlich aufnehmen. Aus Sicht des BfR wäre dadurch die Wahrscheinlichkeit, den TWI zu überschreiten, deutlich erhöht. Eine Überschreitung des TWI bedeutet zwar nicht notwendigerweise, dass eine gesundheitliche Beeinträchtigung eintritt. Allerdings verringert sich der Sicherheitsabstand, der bei der Ableitung des TWI-Wertes aus gesundheitsrelevanten Effekten in Tierversuchen angewandt wurde. Das BfR empfiehlt daher, jede zusätzliche Aluminiumaufnahme zu minimieren. Dies gilt vor allem für empfindliche Verbrauchergruppen wie Kinder oder Senioren, die unter Umständen täglich im Rahmen der Gemeinschafts- oder Außer-Haus-Verpflegung warmgehaltene Speisen aus unbeschichteten Aluminiummenüschalen verzehren.

Ein Großteil des aufgenommenen Aluminiums wird bei gesunden Menschen über die Niere ausgeschieden. Nicht ausgeschiedenes Aluminium kann sich im Laufe des Lebens vor allem in der Lunge und dem Skelettsystem anreichern. Bei der Betrachtung des Gefährdungspotenzials stehen Wirkungen auf das Nervensystem und Wirkungen auf die Fruchtbarkeit und das ungeborene Leben sowie Effekte auf die Knochenentwicklung im Vordergrund.

Über das BfR
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ist eine wissenschaftlich unabhängige Einrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Es berät die Bundesregierung und die Bundesländer zu Fragen der Lebensmittel-, Chemikalien- und Produktsicherheit. Das BfR betreibt eigene Forschung zu Themen, die in engem Zusammenhang mit seinen Bewertungsaufgaben stehen.

In diesem Jahr feiert das BfR sein 15-jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass hat das BfR eine Jubiläumsbroschüre herausgegeben, die unter http://www.bfr.bund.de/de/publikation/broschueren-660.html kostenlos heruntergeladen oder bestellt werden kann.

Weitere Informationen:
http://www.bfr.bund.de/cm/343/unbeschichtete-aluminium-menueschalen-erste-forsch…
Stellungnahme des BfR

Quelle: idw

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Neuer Tagungsband mit Forschungsbeiträgen für die Energiewende erschienen

Petra Szczepanski Öffentlichkeitsarbeit
ForschungsVerbund Erneuerbare Energien (FVEE)

Der ForschungsVerbund Erneuerbare Energien (FVEE) veröffentlicht heute seinen neuesten Tagungsband mit dem Titel „Forschung für die Energiewende – Die Gestaltung des Energiesystems“. Die hier gesammelten Vorträge der letzten Jahrestagung stellen aktuelle Forschungsergebnisse und Instrumente für eine gelingende Energiewende vor.

Die Bandbreite der Beiträge reicht von Szenarien für die Transformation des Energiesystems über die Bedeutung von Sektorkopplung, Netzen und Speichern bis hin zu den spezifischen Rollen der verschiedenen erneuerbaren Technologien wie Photovoltaik, Windenergie und Bioenergie in einem nachhaltigen Energiesystem.

Der Tagungsband „Forschung für die Energiewende – Die Gestaltung des Energiesystems“ steht für alle Interessierten im Internet zur Verfügung und kann dort auch als gedrucktes Heft kostenfrei bestellt werden.

Download und Online-Bestellung: http://www.fvee.de/publikationen/themenhefte

Über den FVEE
Der ForschungsVerbund Erneuerbare Energien ist eine bundesweite Kooperation von Forschungseinrichtungen. Die Mitglieder erforschen und entwickeln Technologien für erneuerbare Energien, Energieeffizienz, Energiespeicherung und das optimierte technische und sozio-ökonomische Zusammenwirken aller Systemkomponenten. Gemeinsames Ziel ist die Transformation der Energieversorgung zu einem nachhaltigen Energiesystem.

Bitte um Beleg
Bei Verwendung der Presseinformation würden wir uns über einen Hinweis an die FVEE-Geschäftsstelle freuen (fvee@helmholtz-berlin.de).

KONTAKT
Leiterin Öffentlichkeitsarbeit: Petra Szczepanski
Heftversand: Franziska Wunschick
Anna-Louisa-Karsch-Str. 2, 10178 Berlin
Telefon 030 288 7565 70, www.fvee.de, fvee@helmholtz-berlin.de

Die Mitgliedseinrichtungen des FVEE
• DBFZ Deutsches Biomasseforschungszentrum
• DLR Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt
• Fraunhofer ISE Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme
• Fraunhofer IWES Fraunhofer-Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik
• GFZ Helmholtz-Zentrum Potsdam Deutsches GeoForschungsZentrum
• HZB Helmholtz-Zentrum Berlin für Materialien und Energie
• ISFH Institut für Solarenergieforschung Hameln Emmerthal
• IZES Institut für ZukunftsEnergieSysteme
• Forschungszentrum Jülich
• KIT Karlsruher Institut für Technologie
• UFZ Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung
• Wuppertal Institut Wuppertal Institut für Klima, Energie, Umwelt
• ZAE Bayern Bayerisches Zentrum für Angewandte Energieforschung
• ZSW Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung

Weitere Informationen:
http://www.fvee.de/publikationen/themenhefte
Download des Tagungsbandes und Link zur kostenfreien Onlinebestellung

Quelle: idw

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Absenkung des Rentenniveaus: Neue WSI-Berechnungen illustrieren Konsequenzen

Rainer Jung Abt. Öffentlichkeitsarbeit
Hans-Böckler-Stiftung

Abkehr von der Lebensstandardsicherung

Absenkung des Rentenniveaus: Neue WSI-Berechnungen illustrieren Konsequenzen
Wenn das Rentenniveau wie bislang vorgesehen gesenkt wird, wird es auch für qualifizierte Beschäftigte mit mittlerem Einkommen schwieriger, sich eine gesetzliche Rente deutlich oberhalb der Grundsicherungs- oder der Armutsgefährdungsschwelle zu erarbeiten. Das gilt insbesondere, wenn man statt des traditionellen Konzepts des „Eckrentners“ mit 45 Beitragsjahren mit Durchschnittsverdienst kürzere Versicherungsverläufe zugrunde legt, die heute und wahrscheinlich auch in Zukunft realistischer sind – insbesondere bei Frauen. Dass die Veränderungen erheblich sein werden, illustrieren neue Modellrechnungen des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung. Drei von mehreren in einer Kurzstudie dargestellten Beispielen*:

– Beim aktuellen Rentenniveau (rund 48 Prozent, gemessen am Durchschnittsentgelt) erhält eine Person, die als Alten- oder Krankenpfleger/in nach dem Tarifvertrag des Öffentlichen Dienstes bezahlt wird, nach gut 25 Beitragsjahren eine Rente, die höher ist als die Grundsicherung im Alter. Würde heute dagegen bereits das für das Jahr 2045 prognostizierte Rentenniveau von knapp unter 42 Prozent gelten, hätte die Pflegerin / der Pfleger erst nach rund 29 Beitragsjahren einen Rentenanspruch oberhalb der Grundsicherung, die 2015 bei durchschnittlich 747 Euro im Monat lag.

– Ein Rentner mit 45 Beitragsjahren in Vollzeit muss beim aktuellen Rentenniveau im Durchschnitt 11,42 Euro pro Stunde brutto verdienen, um die Grundsicherungsschwelle zu überschreiten. Gälte schon das für 2045 prognostizierte Rentenniveau, wären dafür mindestens 13,06 Euro nötig. Bei 35 Beitragsjahren in Vollzeit stiege der notwendige Stundenlohn von aktuell 14,68 Euro auf 16,79 Euro.

– Soll die gesetzliche Rente über der Armutsgefährdungsschwelle liegen, die nach den neuesten vorliegenden Daten von 2015 bei 942 Euro Monatseinkommen für einen Alleinstehenden liegt, fallen die notwendigen Stundenlöhne noch deutlich höher aus: Nach heutigem Stand und bei 45 Beitragsjahren in Vollzeit müssen im Durchschnitt 14,40 Euro verdient werden. Beim Rentenniveau des Jahres 2045 wären es 16,47 Euro. Rechnet man mit 40 Beitragsjahren in Vollzeit, betragen die nötigen Stundenlöhne sogar 16,20 bzw. 18,53 Euro.

„Eine Stabilisierung oder Anhebung des Rentenniveaus ist dringend geboten, um für alle Einkommensgruppen die Lohnersatzfunktion der Renten und damit die Legitimität der Rentenversicherung sicherzustellen“, schreibt WSI-Alterssicherungsexperte Dr. Florian Blank im Resümee seiner Studie. Beides sei akut gefährdet, wenn langjähriger Beitragszahlung keine gesetzliche Rente deutlich über Grundsicherungsniveau oder Armutsgrenze gegenübersteht. Damit würde die nach wie vor tragende Säule des deutschen Alterssicherungssystems weiter beschädigt.

Blanks Untersuchung zeigt auch, dass qualifizierte Beschäftigung zu Tariflöhnen beim aktuellen Rentenniveau einen verlässlichen Schutz vor Altersarmut bieten kann – eine lange Erwerbsbiografie vorausgesetzt. Das gilt vor allem in Bereichen wie der Industrie oder dem Öffentlichen Dienst. Viele Mindestlöhne wie auch der gesetzliche Mindestlohn sind hingegen zu niedrig, um damit auf eine gesetzliche Rente über dem Grundsicherungsniveau zu kommen – selbst bei ununterbrochener, 45jähriger Vollzeittätigkeit. So müsste eine Person, die zum gesetzlichen Mindestlohn beschäftigt wird, dafür beim heutigen Rentenniveau gut 60 Jahre arbeiten. Mit dem abgesenkten Rentenniveau des Jahres 2045 wären sogar mehr als 69 Beitragsjahre nötig. Wer den Branchenmindestlohn für Pflegerinnen und Pfleger erhält, braucht beim aktuellen Rentenniveau 55 Jahre. Mit dem Niveau des Jahres 2045 wären mehr als 62 Beitragsjahre erforderlich.

„Das Rentenniveau zu stabilisieren oder anzuheben ist kein Instrument zur Bekämpfung von Altersarmut bei Niedrigverdiensten oder stark fragmentierten Erwerbsverläufen“, betont WSI-Forscher Blank. „Entsprechende Reformen würden aber verhindern, dass sich immer mehr Menschen, für die das bislang kein Thema ist, um ihren Lebensstandard im Alter Sorgen machen müssen.“ Den Kreis der von Altersarmut Bedrohten nicht größer werden zu lassen, würde in einem zweiten Schritt auch eine zielgenaue Unterstützung von Risikogruppen erleichtern, argumentiert Blank.

Kontakt in der Hans-Böckler-Stiftung:
Dr. Florian Blank
WSI, Leiter Referat Sozialpolitik
Tel.: 0211-7778-581
E-Mail: Florian-Blank@boeckler.de

Rainer Jung
Leiter Pressestelle
Tel.: 0211-7778-150
E-Mail: Rainer-Jung@boeckler.de

Weitere Informationen:
https://www.boeckler.de/pdf/p_wsi_pb_13_2017.pdf – *Florian Blank: Das Rentenniveau in der Diskussion. WSI-Policy Brief Nr. 13, August 2017.

Quelle: idw

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DBFZ diskutiert „Hydrothermale Prozesse“ als Schlüsseltechnologie für eine biobasierte Wirtschaft

Paul Trainer M.A. Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Biomasseforschungszentrum

Mit hydrothermalen Prozessen (HTP) können wasserreiche, biogene Reststoffe in flüssige, feste oder gasförmige Kohlenstoffträger umgewandelt werden. Die weiterveredelten Produkte weisen ein weites Anwendungspotenzial auf. Für eine biobasierte Wirtschaft stellen hydrothermale Prozesse somit eine bedeutende Schlüsseltechnologie dar.

Im Mittelpunkt des 3. HTP-Fachforums „Hydrothermale Prozesse zur stofflichen und energetischen Wertschöpfung“ steht auch dieses Jahr wieder die gesamte Bandbreite der hydrothermalen Konversion von biogenen Ausgangsstoffen in feste, flüssige und gasförmige Energie- und Kohlenstoffträger. Anforderungen an unterschiedliche Ausgangsstoffe und hydrothermal erzeugte oder erzeugbare Produkte sowie die Behandlung kommunaler und industrieller Abwässer und Abfälle mittels Hydrothermaler Prozesse stehen dabei ebenso im Fokus der Veranstaltung wie ein intensiver Blick auf die Rahmenbedingungen (Politik, Genehmigungsrecht, Marktsituation, etc.) sowie die ökonomische, ökologische und sozioökonomische Bewertung von HTP.

In einem Plenum und drei Themenblöcken („Wissenschaft“, „Wirtschaft“ und „Internationales“) kommen insgesamt zwanzig Experten aus dem In- und Ausland mit aktuellen Forschungsthemen zum Vortrag. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, konkrete Forschungsergebnisse im Rahmen einer Poster-Ausstellung zu präsentieren. Auf einer Abendveranstaltung können die tagsüber geführten Diskussionen anschließend weiter vertieft und neue Forschungskontakte geknüpft werden. Vor Beginn der Veranstaltung ist es darüber hinaus möglich, die Prüfstände, Labore und technischen Anlagen des Deutschen Biomasseforschungszentrums zu besichtigen. Um eine verbindliche Anmeldung wird gebeten.

Hintergrund:
Das HTP-Fachforum ist eine Veranstaltungsreihe des Deutschen Biomasseforschungszentrums und richtet sich gleichermaßen an Institutionen und Entscheidungsträger aus Wissenschaft und Forschung, wie an Beteiligte aus der Agrar-, Energie- und Umweltpolitik, Fachleute aus regional und überregional ansässigen Unternehmen, Verbände und Vereine der Energiebranche, Vertreter aus Industrie und Wirtschaft, kommunale und staatliche Einrichtungen sowie Wissenschaftler von universitären und außeruniversitären Einrichtungen.

Smart Bioenergy – Innovationen für eine nachhaltige Zukunft
Das Deutsche Biomasseforschungszentrum arbeitet als zentraler und unabhängiger Vordenker im Bereich der energetischen und stofflichen Biomassenutzung an der Frage, wie die begrenzt verfügbaren Biomasseressourcen nachhaltig und mit höchster Effizienz und Effektivität zum bestehenden und zukünftigen Energiesystem beitragen können. Im Rahmen der Forschungstätigkeit identifiziert, entwickelt, begleitet, evaluiert und demonstriert das DBFZ die vielversprechendsten Anwendungsfelder für Bioenergie und die besonders positiv herausragenden Beispiele gemeinsam mit Partnern aus Forschung, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Mit der Arbeit des DBFZ soll das Wissen über die Möglichkeiten und Grenzen einer energetischen und integrierten stofflichen Nutzung nachwachsender Rohstoffe in einer biobasierten Wirtschaft insgesamt erweitert und die herausragende Stellung des Industriestandortes Deutschland in diesem Sektor dauerhaft abgesichert werden – www.dbfz.de.

Wissenschaftlicher Kontakt
Dr. Marco Klemm
Tel. +49 (0)341 2434-537
E-Mail: marco.klemm@dbfz.de

Pressekontakt
Paul Trainer
Tel.: +49 (0)341 2434-437
E-Mail: paul.trainer@dbfz.de

Weitere Informationen:
https://www.dbfz.de/presse/pressemitteilungen-2017/3-leipziger-htp-fachforum-dis…
https://www.dbfz.de/index.php?id=htp-anmeldung&L=0
https://www.dbfz.de/htp

Anhang
Programmflyer
https://idw-online.de/de/attachment57985

Quelle: idw

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Hilfe gegen Heißhungeranfälle

Stefan Zorn Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Medizinische Hochschule Hannover

Binge-Eating-Störung: Angeleitete Internet-basierte Selbsthilfe kann bisher übliche verhaltenstherapeutische Einzelsitzungen gut ergänzen oder sogar ersetzen.

Die Binge-Eating-Störung kann mit kognitiver Verhaltentherapie behandelt werden. Aber auch ein verhaltenstherapeutisches Selbsthilfeprogramm, das das Internet nutzt und nicht anonym ist, hilft gut gegen diese Essstörung. Das hat Professorin Dr. Martina de Zwaan, Direktorin der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH), gemeinsam mit Professorin Dr. Anja Hilbert von der Universität Leipzig herausgefunden und in der Fachzeitschrift JAMA Psychiatry veröffentlicht.

Menschen mit einer Binge-Eating-Störung essen bei wiederkehrenden Essanfällen unkontrolliert große Mengen an Lebensmitteln, was zu starkem Übergewicht führen kann. „Die Essanfälle werden meist durch negative Gefühle ausgelöst, die während des Essens unterbrochen werden. Mit Hilfe einer kognitiven Verhaltenstherapie lernen die Betroffenen, ihr Essverhalten zu normalisieren, weitere Gewichtszunahmen zu verhindern und mit ihren psychischen Problemen anders als durch Essen umzugehen“, erklärt Professorin de Zwaan. Doch Therapieplätze sind rar. Deshalb wollten die Forscherinnen herausfinden, ob auch ein bestimmtes Selbsthilfeprogramm hilft, das ebenfalls auf der kognitiven Verhaltenstherapie beruht. Es nutzt das Internet und beinhaltet ein persönliches erstes Gespräch sowie regelmäßige E-Mail-Kontakte mit dem Behandler. „Es kann schnell begonnen und unabhängig von Ort und Zeit durchgeführt werden. Darüber hinaus haben viele Patienten weniger Hemmungen, ein solches Programm durchzuarbeiten, als zu therapeutischen Sitzungen zu gehen“, erklärt Professorin de Zwaan.

An der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützten Studie nahmen sieben deutsche Zentren mit insgesamt rund 180 Patientinnen und Patienten teil. Die Behandlung umfasste 20 wöchentliche Kontakte zu Therapeuten über vier Monate. Die Hälfte der Teilnehmenden hatte verhaltenstherapeutische Einzelsitzungen mit Therapeuten, die andere Hälfte im Selbsthilfeprogramm Kontakt per E-Mail. Das Ergebnis: Bei allen Teilnehmern verringerten sich die Essanfälle deutlich. Auch weitere Schwierigkeiten wie beispielsweise depressive Verstimmungen, Ängstlichkeit und die Sorge um das Gewicht nahmen ab.

Die persönliche Therapie wirkte schneller. Direkt nach der Behandlung und sechs Monate später hatten diese Patienten deutlich weniger Essanfälle als die anderen. Doch nach 18 Monaten hatten sich die Effekte angeglichen. Insgesamt hatten sich bei allen die Essanfälle verringert. „Diese nicht-anonyme Internet-basierte Therapie stellt somit eine gute Alternative dar. Sie kann auch genutzt werden, um die Zeit bis zum Beginn einer persönlichen Therapie zu überbrücken. Deshalb sollte sie ins Gesundheitssystem integriert werden“, sagt Professorin de Zwaan. Allerdings müsse beachtet werden, dass Suizidalität und andere schwere psychische Leiden, die auch bei Personen mit dieser Essstörung vorkommen, in persönlichen Gesprächen besser behandelt werden können.

Weitere Informationen erhalten Sie bei Professorin Dr. Martina de Zwaan, deZwaan.Martina@mh-hannover.de, Telefon (0511) 532-6570.

Die Originalpublikation finden Sie im Internet unter folgendem Link: http://jamanetwork.com/journals/jamapsychiatry/fullarticle/2646394.

Quelle: idw

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Wimperntierchen und ihre bakteriellen Lebenspartner – Eine weltweite Partnerschaft

Dr. Manfred Schloesser Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für marine Mikrobiologie

Wimperntierchen sind wie Menschen von einer Vielfalt an Bakterien besiedelt. Bei ihren symbiontischen Lebenspartnern haben manche der Wimperntierchen (Ciliaten) schon vor sehr langer Zeit ihre Wahl getroffen. Und die scheint sich bewährt zu haben. Das zeigen Untersuchungen von Bremer Max-Planck-Forschern und ihren Kollegen, die eine Gruppe dieser Einzeller und deren bakterielle Partner im Mittelmeer und in der Karibik erforscht haben und jetzt darüber in den Proceedings of the Royal Society B berichten. Die Bakterien liefern dabei die Energie für den Wirt, das Wimperntierchen, in dem sie Schwefel oxidieren.

Überraschend dabei ist es, dass es, obwohl ein ganzer Ozean das Mittelmeer von der Karibik trennt, es immer fast dasselbe Gespann von Bakterien und Wimperntierchen ist, denn beide Partner stammen jeweils von einem Urahn ab.

Elegante Schwimmer
Wimperntierchen sind eigentlich keine Tiere. Es sind Einzeller mit mehreren Zellkernen und kommen im Süßwasser, Meer und im Boden vor. Der Name rührt von den Wimpern auf der Zelloberfläche her, mit der diese Einzeller sich fortbewegen und Nahrung zu einer mundähnlichen Öffnung heranführen können. Bekanntestes Beispiel ist das Pantoffeltierchen. Erst unter dem Mikroskop sieht man die Eleganz, mit der diese sich bewegen. Manche dieser Lebewesen werden so groß, dass sie mit dem bloßen Auge als Pünktchen im Wassertropfen sichtbar werden. In der jetzt vorgestellten Studie von Brandon Seah aus der Abteilung Symbiose am Bremer Max-Planck-Institut geht es um die Gattung Kentrophoros, die keinen Mund zur Aufnahme von Nahrung besitzt, dafür aber auf symbiontische Bakterien, so genannte Schwefeloxidierer, angewiesen ist.
Man spricht hier von Mutualismus, d.h. beide Partner sind aufeinander angewiesen.

Chemosynthese und Symbiose als Strategie
Inzwischen kennt man eine Reihe von Lebewesen, die diese schwefeloxidierenden Bakterien als Energielieferanten nutzt. Die ersten entdeckte man zufällig in den 1970er Jahren an den Hydrothermalquellen der Tiefsee. Die Tiefseemuscheln Bathymodiolus und der Röhrenwurm Riftia sind zwei Beispiele. Doch bislang war nicht bekannt, wie die Symbiose bei den Wimperntierchen der Gattung Kentrophoros strukturiert ist. Sind die Bakterien mit anderen verwandt oder ist es eine bislang unbekannte Art?

In der jetzigen Studie verglichen die Forscher Kentrophoros aus dem Mittelmeer und der Karibik. Obwohl das äußere Erscheinungsbild, und die Morphologie sehr verschieden war, zeigten die Ergebnisse der Erbsubstanzanalyse, dass alle Zellen einen gemeinsamen stammesgeschichtlichen Ursprung haben. Und das trifft jeweils auf die Bakterien und die Wimperntierchen zu. Die Bakterien gehören stammesgeschichtlich alle zu einer einzigen neu entdeckten Klade, das heißt, alle in dieser Studie gefundenen Symbionten haben einen gemeinsamen Vorfahren. Das bedeutet, dass vor ein paar Millionen Jahren der erste Kentrophoros und der Urahne dieser Bakterien eine gemeinsame Partnerschaft wählten, die die Zeiten überdauerte. Ihre Nachkommen haben sich über den Planeten Erde ausgebreitet.

„Die bakteriellen Symbionten wachsen nur auf einer Körperseite. Manche Wimperntierchen haben große Ausbuchtungen ausgebildet, um die Siedlungsfläche zu vergrößern. Diese Wimperntierchen tragen sozusagen ihr eigenes Gemüsebeet mit sich herum, denn die Bakterien werden vom Wirt per Phagozytose aufgenommen,“ beschreibt Brandon Seah, Doktorand am Bremer Max-Planck-Institut die Symbiose.

Prof. Dr. Nicole Dubilier, Direktorin des Max-Planck-Instituts sagt:„Unsere Ergebnisse zeigen, dass diese Symbiose zwischen Wimperntierchen und schwefeloxidierenden Bakteriensich über sehr lange evolutionäre Zeiträume, vielleicht zehn bis hunderte Millionen Jahre, erhalten hat. Ursprünglich dachten wir, dass diese Symbiose niemals so spezifisch sein kann wie bei Endosymbionten, die in ihrem Wirt leben. Bei Kentrophoros vermuteten wir, dass sie die Symbionten leicht verlieren, wenn sie sich durch Sand oder Wasser bewegen. Aber es stellte sich heraus, dass dies kein Hinderungsgrund für die intensive stabile Beziehung zwischen Wirt und Symbiont darstellt.“

Geht man nur vom äußeren Erscheinungsbild aus, haben die Forscher dieser Studie 17 verschiedene Typen Kentrophoros gefunden, die genetisch sehr ähnlich sind. Es scheint einen generellen Masterplan zu geben, dessen Ausführungen unterscheiden.

Ausblick
Als nächstes steht unter anderem die Sequenzierung der Genome an. Ein weiteres Ziel ist es, diese Lebewesen im Labor zu züchten, denn dann sind weitere interessante Untersuchungen zur Beziehung zwischen Genotyp und Phänotyp möglich. Was bringt jeder Partner in die Beziehung ein?

Originalveröffentlichung
Seah BKB, Schwaha T, Volland J-M, Huettel B, Dubilier N, Gruber-Vodicka HR. 2017 Specificity in diversity: single origin of a widespread ciliate-bacteria symbiosis. Proc. R. Soc. B 20170764.
http://dx.doi.org/10.1098/rspb.2017.0764

Beteiligte Institute
– Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie, Bremen
– Department of Integrative Zoology, and Department of Limnology and Bio-Oceanography, Vienna, Austria
– Max Planck Genome Centre Cologne, Max Planck Institute for Plant Breeding Research, Cologne, Germany
– MARUM, Center for Marine Environmental Sciences, Bremen, Germany

Rückfragen an
Brandon Kwee Boon Seah, (Link zur Webseite)
Abt. Symbiose, Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie
0421 2028904, kbseah@mpi-bremen.de

Prof. Dr. Nicole Dubilier
Abt. Symbiose, Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie
0421 2028932, ndubilie@mpi-bremen.de

Oder an die Pressestelle (Link zur Webseite)
Dr. Manfred Schlösser mschloes@mpi-bremen.de 0421 2028704
Dr. Fanni Aspetsberger faspetsb@mpi-bremen.de 0421 2028 947

Kasten Wimperntierchen
Wimperntierchen sind keine Tiere, sondern einzellige Lebewesen. Sie werden bis zu paar Millimeter groß. Der Name Kentrophoros steht für Stachelträger, denn die kleinen symbiotischen Bakterien deuteten die Forscher vor hundert Jahren fälschlich als Stachel. Kentrophoros wurden im Mittelmeer und der Karibik, aber auch im Pazifik gefunden. Sie können sich asexuell vermehren.
Als Besonderheit der Wimperntierchen gibt es mehrere Zellkerne von zwei verschiedenen Sorten. Einer davon ist zwar klein, aber er ist für die sexuelle Generation der Tochterzellen maßgeblich und trägt die gesamten genetischen Informationen. Die anderen regeln die Körperfunktion über spezifische Genexpression. Damit wird das Erscheinungsbild festgelegt.

Weitere Informationen:
Film von Brandon Seah
https://vimeo.com/89605962

Quelle: idw

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Studenten des Hasso-Plattner-Instituts schreiben Buch für Informatikanfänger

Felicia Flemming Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Hasso-Plattner-Institut für Softwaresystemtechnik (HPI)

Zwischen Uni-Seminar und Masterarbeit auch eine Karriere als Autor starten – drei Studenten des Hasso-Plattner-Instituts (HPI) ist dies gelungen. Ihr Buch „Fit fürs Studium – Informatik“ erleichtert Anfängern den Einstieg in die Welt der digitalen Technologien und ist ab heute erhältlich. Die Informatiker Arne Boockmeyer (23), Philipp Fischbeck (23) und Stefan Neubert (24) absolvieren am HPI derzeit das Masterstudium und bringen vor allem ihre eigenen praktischen Erfahrungen ein. Der Titel ist im Rheinwerk Verlag erschienen und richtet sich in erster Linie an Schülerinnen und Schüler, die sich für ein Informatikstudium interessieren, aber auch an Eltern, Informatiklehrer und Quereinsteiger.

„Da der Informatikunterricht an deutschen Schulen weder flächendeckend noch einheitlich ist, sind die ersten Monate für die Studierenden und Professoren häufig besonders schwierig“, erklärt Boockmeyer. So seien die Vorkenntnisse der einzelnen Bewerberinnen und Bewerber sowie die Erwartungen an das bevorstehende Studium sehr unterschiedlich. „Während der eine Abiturient bereits erste Apps entwickelt hat, können andere noch gar nicht programmieren“, erzählt der 23-Jährige. Der Ausgleich finde erst im Hörsaal statt – wenn überhaupt. „Einige Schüler sind von den Vorkenntnissen der fortgeschrittenen Hobby-Programmierer auch abgeschreckt und trauen sich ein Studium im schlimmsten Fall gar nicht erst zu“, so Kommilitone und Mitautor Neubert.

Das neue Buch soll hier Abhilfe schaffen. „Wir möchten einen breiten Gesamtüberblick darüber verschaffen, was die Informatik eigentlich ist und was alles dazugehört“, beschreibt Neubert. Die 21 Kapitel führen die Leserinnen und Leser auf über 400 Seiten von Datenstrukturen über Netzwerke und Verschlüsselung bis hin zur Teamarbeit in der Softwareentwicklung. Auch der ethische Umgang mit den eigenen Programmierfähigkeiten spielt für die jungen Autoren eine wichtige Rolle und wird im Buch diskutiert. „Die Abschnitte stehen für sich. Man muss nicht alles von vorne bis hinten durchlesen, sondern kann sich selbst seine Schwerpunkte suchen“, so HPI-Student Fischbeck.

Jedes der Kapitel beginnt mit einer Knobelei, die zum Nachdenken anregen und die Ideen hinter den Konzepten verständlich machen soll. Für die meisten Kapitel wird nicht einmal ein Computer benötigt: „Sobald die Leser vor die Frage gestellt werden, wie sie ein Bücherregal ordnen würden, ist es nur noch ein kurzer Schritt zum Verständnis von Sortieralgorithmen in Programmen“, weiß Fischbeck. Bei der Formulierung ihrer Beispiele und Erklärungen profitieren die drei jungen Informatiker nicht nur von ihrem Studium, sondern auch von ihrem Engagement im HPI-Schülerklub. Zusammen mit anderen Studierenden betreuen sie Informatik-Camps für interessierte Schülerinnen und Schüler in Potsdam und denken sich immer wieder neue praktische Aufgaben und Beispiele aus.

Informationen zum Buch
411 Seiten, broschiert
ISBN: 978-3-8362-4406-0
Preis: 24,90 Euro

Kurzprofil Hasso-Plattner-Institut
Das Hasso-Plattner-Institut (HPI) in Potsdam ist Deutschlands universitäres Exzellenz-Zentrum für Digital Engineering (https://hpi.de). Mit dem Bachelor- und Master-Studiengang „IT-Systems Engineering“ bietet die Digital-Engineering-Fakultät der Universität Potsdam ein deutschlandweit einmaliges und besonders praxisnahes ingenieurwissenschaftliches Informatik-Studium an, das von derzeit rund 500 Studierenden genutzt wird. Bei den CHE-Hochschulrankings belegt das HPI stets Spitzenplätze. Die HPI School of Design Thinking, Europas erste Innovationsschule für Studenten nach dem Vorbild der Stanforder d.school, bietet jährlich 240 Plätze für ein Zusatzstudium an. Derzeit sind am HPI zwölf Professoren und über 50 weitere Gastprofessoren, Lehrbeauftragte und Dozenten tätig. Es betreibt exzellente universitäre Forschung – in seinen IT-Fachgebieten, aber auch in der HPI Research School für Doktoranden mit ihren Forschungsaußenstellen in Kapstadt, Haifa und Nanjing. Schwerpunkt der HPI-Lehre und -Forschung sind die Grundlagen und Anwendungen großer, hoch komplexer und vernetzter IT-Systeme. Hinzu kommt das Entwickeln und Erforschen nutzerorientierter Innovationen für alle Lebensbereiche.

Weitere Informationen:
https://hpi.de – Website des Hasso-Plattner-Instituts (HPI)

Quelle: idw

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Wasser – wertvoll und schützenswert! Beschleunigte Elektronen helfen bei der Aufbereitung

Frau Silvena Ilieva Unternehmenskommunikation
Fraunhofer-Institut für Organische Elektronik, Elektronenstrahl- und Plasmatechnik FEP

Am Fraunhofer-Institut für Organische Elektronik, Elektronenstrahl- und
Plasmatechnik FEP, einem der führenden Forschungs- und Entwicklungspartner für Elektronenstrahlanwendungen, werden darauf basierende Verfahren und Anlagen zum Einsatz in Medizin, Pharma und zum Schutz von Ressourcen und Umwelt entwickelt. Das Nuclear and Energy Research Institute (IPEN) in São Paulo ist die führende brasilianische Einrichtung für Umwelttechnologien und erneuerbare Energie. Beide Einrichtungen wollen nun kooperieren und stellen u. a. ihre Kompetenzen zur effektiven Abwasserbehandlung in einem Workshop am 6. und 7. November 2017, am IPEN, in São Paulo, Brasilien vor: AcEL – ACCELERATED ELECTRONS FOR LIFE.

Unser Abwasser durchläuft einen komplizierten Klärungsprozess an dessen Ende sauberes Trinkwasser stehen sollte. Der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) stellte in einer aktuellen Pressemeldung (siehe Link unten) klar heraus, dass nach mechanischer, biologischer und chemischer Klärung und dem Durchlaufen einer vierten Reinigungsstufe in modernen Kläranlagen Spurenstoffe nur verringert, jedoch nie ganz vermieden oder gar entfernt werden können. Er hat daher ein Policy Paper an die Politik übergeben, das einen verantwortungsvollen Umgang mit Spurenstoffen fordert. Um die Trinkwasserressourcen bestmöglich zu schützen, müssten Spurenstoffe frühzeitig vermieden oder zumindest reduziert werden.

Weltweit forschen Wissenschaftler mit Hochdruck an Methoden zur Abwasserbehandlung. Auch das Fraunhofer FEP und das IPEN haben sich dieser Aufgabe gestellt. Sie setzen auf beschleunigte Elektronen.

„Niederenergetische Elektronen sind ein vielseitiges Werkzeug, das wir zur erfolgreichen Keimabtötung nutzen oder damit Hormon- und Pharmakarückstände im Abwasser unschädlich machen.“, erläutert Frank-Holm Rögner, Leiter der Abteilung Elektronenstrahlprozesse, den Ansatz des Fraunhofer FEP. „Dabei sind die Verfahren nicht nur wirtschaftlich, sondern in Bezug auf ihren Energie- und Ressourceneinsatz anderen Verfahren meist deutlich überlegen.“

Die Forscher vom Fraunhofer FEP haben bereits Erfahrungen auf dem Gebiet der effektiven Behandlung von kleinen Flüssigkeitsmengen im Labormaßstab und wollen nun das Verfahren für größere Abwassermengen optimieren. Sie konzentrieren sich zunächst auf kompakte Lösungen für die Behandlung kleiner Flüssigkeitsmengen nah am Verursacher der Kontamination. Die Behandlung hoch konzentrierter Kontaminationen ist wesentlich effektiver, als im Klärwerk riesige Wassermengen mit sehr geringen Schadstoffkonzentrationen zu behandeln. Zum Entwicklungskonzept gehört auch die Erarbeitung neuer, kompakter Elektronenbeschleuniger im Mittelenergie-Bereich bis 600 Kiloelektronenvolt (keV).

Das brasilianische Partnerinstitut IPEN hat bereits gute Erfahrungen in der Abwasserbehandlung mit Hochenergie sammeln können (10 MeV).

Dr. Wilson Aparecido Parejo, Generaldirektor des IPEN, ist sich sicher: „Unsere Kompetenzen ergänzen sich in idealer Weise. Wir können sie zum Schutz der Umwelt bündeln und so wirksam zum Schutz der lebensnotwendigen Ressource Wasser beitragen.“ Beide Institute stellen gemeinsam mit weiteren Partnern diese Kompetenzen, aber auch andere Umwelttechnologien, auf einem Workshop am 6. und 7. November 2017, am IPEN, in São Paulo, Brasilien vor: AcEL – ACCELERATED ELECTRONS FOR LIFE.

Industriepartner und Wissenschaftler können auf der Veranstaltung den effektiven Einsatz der Technologien diskutieren. Für Entscheider aus Politik und Wirtschaft wird außerdem eine wichtige Informationsplattform geboten. Ziel ist es, das Innovationspotenzial beschleunigter Elektronen für die Umwelt zu nutzen und weiter in die Praxis zu überführen.
Der Workshop wird ebenfalls unterstützt durch das Deutsche Wissenschafts- und Innovationshaus São Paulo sowie die National Nucelar Energy Commission (CNEN) und das CNPq – Conselho Nacional de Desenvolvimento Científico e Tecnológico.

Über AcEL
Fraunhofer FEP und IPEN präsentieren neue Technologien für die Abwasseraufbereitung: Vom 6. – 7. November veranstalten beide Institute gemeinsam den Workshop: „AcEL – ACCELERATED ELECTRONS FOR LIFE“ mit freundlicher Unterstützung des Deutschen Wissenschafts- und Innovationshauses in São Paulo. Die Veranstaltung wird in den Räumlichkeiten des IPEN an der Universität von São Paulo stattfinden und hat das Ziel, Spezialisten und Unternehmer sowie Partner und Entscheider aus Politik und Wirtschaft zusammenzubringen, um über neue Technologien wie die Nutzung beschleunigter Elektronen z. B. zur Abwasserbehandlung, zur Impfstoffinaktivierung oder zur Saatgutbehandlung zu diskutieren.

Über das IPEN
Das Nuklear- und Energieforschungsinstitut IPEN ist eine brasilianische Institution, die durch die nationale Nuklearenergiekommission CNEN technisch und finanziell verwaltet und unterstützt wird. Das IPEN ist das national führende Forschungsinstitut in den Bereichen Radiopharmazie, Anwendung von ionisierender Strahlung, Nuklearforschung und -technologie, Kernreaktoren und Brennstoffkreislauf, Umweltwissenschaften und -technologie, erneuerbare Energien, Materialien und Nanotechnologie, Biotechnologie, Lasertechnologie und Ausbildung.
Das Institut feiert sein 61-jähriges Bestehen im August 2017 und das IPEN-CNEN/SP Graduiertenprogramm für Nukleartechnologie in Zusammenarbeit mit der Universität São Paulo beging bereits im März 2016 sein 40-jähriges Jubiläum. Das Radiation Technology Centre (CTR) am IPEN-CNEN wurde vor 45 Jahren gegründet und steht für die Umsetzung und den Transfer der Bestrahlungstechnik und Radioisotopanwendungen in die Industrie, den Gesundheitssektor, die Landwirtschaft und den Umweltschutz in Brasilien. Ziel des Institutes ist die Schaffung wissenschaftlichen Know-Hows, die Entwicklung gut ausgebildeten Personals, der Technologietransfer und die Erarbeitung von Produkten und Dienstleistungen, die in vielen Bereichen der Brasilianischen Gesellschaft nutzbar sind.

Über das Deutsche Wissenschafts- und Innovationshaus – São Paulo
Das Deutsche Wissenschafts- und Innovationshaus São Paulo (DWIH-SP) wurde 2009 vom Auswärtigen Amt in Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Bildung und Forschung gegründet. Durch das DWIH-SP soll einerseits die Sichtbarkeit des Technologiestandortes Deutschland in Brasilien gesteigert und andererseits sollen Synergien und der Austausch zwischen wissenschaftlichen Institutionen in Deutschland und Brasilien gefördert werden – insbesondere in São Paulo, dem größten Zentrum der brasilianischen Forschung und deutscher Unternehmen im Ausland. Sowohl in Deutschland als auch in Brasilien werden Wissenschaft und Innovation als grundlegende Bereiche angesehen, um die wirtschaftliche, soziale und nachhaltige Entwicklung zu gewährleisten. Seit über 40 Jahren fördern beide Länder eine umfassende und fruchtbare Wissenschaftskooperation. Das DWIH-SP vereint die Vertretungen verschiedener deutscher Forschungs- und Förderorganisationen unter einem Dach und präsentiert Deutschland als einen Partner für Exzellenz und hohe Wettbewerbsfähigkeit in Wissenschaft und Innovation.
Als wichtige Anlauf- und Vermittlerstelle für Personen und Institutionen, aus Brasilien und Deutschland, zu Themen in den Bereichen Hochschulbildung, Wissenschaft, Forschung und wissenschaftsbasierte Innovation, trägt das DWIH-SP durch seine Programmarbeit zur nachhaltigen, sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung beider Länder bei.

Über Fraunhofer FEP
Das Fraunhofer-Institut für Organische Elektronik, Elektronenstrahl- und Plasmatechnik FEP arbeitet an innovativen Lösungen auf den Arbeitsgebieten der Vakuumbeschichtung, der Oberflächenbehandlung und der organischen Halbleiter. Grundlage dieser Arbeiten sind die Kernkompetenzen Elektronenstrahltechnologie, Sputtern, plasmaaktivierte Hochratebedampfung und Hochrate-PECVD sowie Technologien für organische Elektronik und IC-/Systemdesign.

Fraunhofer FEP bietet damit ein breites Spektrum an Forschungs-, Entwicklungs- und Pilotfertigungsmöglichkeiten, insbesondere für Behandlung, Sterilisation, Strukturierung und Veredelung von Oberflächen sowie für OLED-Mikrodisplays, organische und anorganische Sensoren, optische Filter und flexible OLED-Beleuchtung.

Ziel ist, das Innovationspotenzial der Elektronenstrahl-, Plasmatechnik und organischen Elektronik für neuartige Produktionsprozesse und Bauelemente zu erschließen und es für unsere Kunden nutzbar zu machen.

Weitere Informationen:
http://vku.de/presse/pressemitteilungen-liste/liste-pressemitteilungen/archiv-20…
http://s.fhg.de/FAT

Quelle: idw

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Hoher Zuckerkonsum verursacht Zahnbehandlungskosten in Milliardenhöhe

Friederike Stecklum Pressestelle
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Die Menschen essen weltweit deutlich zu viel Zucker. Das hat negative Folgen für ihre Zähne und für ihren Geldbeutel: Global belaufen sich die Zahnbehandlungskosten auf jährlich rund 128 Milliarden Euro. Allein in Deutschland sind es 17,2 Milliarden Euro pro Jahr. Das sind die Ergebnisse einer gemeinsamen Studie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) und der Biotechnology Research and Information Network AG (BRAIN AG), die im renommierten „International Journal of Dental Research“ veröffentlicht wurde. Die Arbeit wurde im Rahmen der strategischen Allianz NatLifE 2020 durchgeführt und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) kofinanziert.

Für ihre Arbeit werteten die Forscher repräsentative Daten zum Vorkommen von Karies, Zahnfleischentzündungen (Parodontitis) und Zahnverlust, entsprechende Behandlungskosten und Krankheitslasten sowie Daten zum Zuckerverbrauch in 168 Ländern für das Jahr 2010 aus. Auf Basis dieser Daten errechneten sie den Anteil an den Gesamtkosten durch übermäßigen Zuckerkonsum. Neben weißem Haushaltszucker schlossen die Forscher in die Analyse zudem versteckte Zucker ein, die in vielen verarbeiteten Produkten, wie Getränken, Ketchup, Speiseeis, Tiefkühlkost oder Backwaren enthalten sind.

„Die Daten zeigen einen eindeutigen Zusammenhang zwischen dem Konsum von Zucker und dem Vorkommen von Karies, Parodontitis und als Folge Zahnverlust“, so Studienerstautor Dr. Toni Meier vom Institut für Agrar- und Ernährungswissenschaften der MLU. „Pro Mehrverzehr von 25 Gramm Zucker pro Person und Tag – was ungefähr acht Zuckerwürfeln oder einem Glas gesüßter Limonade entspricht – steigen die Zahnbehandlungskosten in Ländern mit hohen Einkommen im Durchschnitt um 75 Euro pro Person und Jahr an.“ In Deutschland werden täglich im Durchschnitt zwischen 90 und 110 Gramm Zucker pro Kopf verbraucht. Die Behandlungskosten belaufen sich auf jährlich 210 Euro pro Person. Damit liegt Deutschland in der Gruppe der Länder mit den höchsten Behandlungskosten pro Kopf und Jahr. Dazu gehören ebenfalls die Schweiz (300 Euro), Dänemark (178 Euro) und die USA (138 Euro bzw. 185 US-Dollar). „Würde die Zielvorgabe der Weltgesundheitsorganisation von 50 Gramm Zucker pro Person und Tag erreicht, ließen sich in Deutschland 150 Euro Behandlungskosten pro Person einsparen. Hochgerechnet auf Bundesebene entspricht dies einem jährlichen Einsparungspotential von circa zwölf Milliarden Euro“, so Meier weiter. Sich zuckerarm zu ernähren werde aber immer schwieriger, da nahezu alle verarbeiteten Produkte im Supermarkt große Mengen an zugesetztem Zucker enthalten.

Die höchsten Anteile zuckerbedingter Zahnerkrankungen beobachteten die Forscher in Guatemala, Mauretanien und Mexiko. „Schwellenländer wie Indien, Brasilien und Mexiko, aber auch Pakistan und Ägypten könnten übermäßige Krankheitslasten und Kostenbelastungen im Gesundheitssystem vermeiden, wenn sie das Thema frühzeitig in der Gesundheits- und Ernährungspolitik verankern“, so Studienkoautorin und Ernährungswissenschaftlerin Prof. Dr. Gabriele Stangl von der MLU. Das könnten Aufklärungskampagnen sein oder Sondersteuern auf hoch-kalorische Lebensmittel: In Mexiko gibt es bereits seit 2014 eine solche Zuckersteuer. Schon nach einem Jahr zeigte die Steuer Wirkung: Die konsumierte Menge an mit Zucker gesüßten Getränken ging um fünf Prozent zurück. Im zweiten Jahr verdoppelte sich der Wert sogar noch einmal auf zehn Prozent.

„Um ernährungsbedingte Krankheitslasten reduzieren zu können, bedarf es neben einer ausgewogenen Mischung an Aufklärungsarbeit und ernährungspolitischen Ansätzen auch innovative technologische Lösungsangebote“, sagt Studienkoautorin Dr. Katja Riedel, Mitkoordinatorin der Innovationsallianz NatLifE 2020 und Programme Manager System Products Nutrition bei der BRAIN AG. Die vom BMBF kofinanzierte Allianz zielt darauf ab, mit Hilfe der Biotechnologie und dem Verständnis biologischer Systeme eine neue Generation nachhaltig produzierter und biologisch aktiver Wirkstoffe für Lebensmittel und Kosmetika zu entwickeln und damit einen Beitrag zur Verbesserung von Ernährung, Gesundheit und menschlichem Wohlbefinden zu leisten.

Link zur Studie:
http://Meier, T., Deumelandt, P., Christen, O., Stangl, G. I., Riedel, K., & Langer, M. (2017): Global Burden of Sugar-Related Dental Diseases in 168 Countries and Corresponding Health Care Costs. Journal of Dental Research (in press) DOI: 10.1177/0022034517708315

Quelle: idw

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Innovative Niederschlagsmodelle für den Überflutungsschutz

Mechtild Freiin v. Münchhausen Referat für Kommunikation und Marketing
Leibniz Universität Hannover

Wie muss ein Kanalisationsnetz ausgelegt sein? In welchen Regionen ist mit welchen Niederschlagsszenarien zu rechnen? Ein BMBF-gefördertes Verbundvorhaben am Institut für Hydrologie und Wasserwirtschaft entwickelt Modelle zur optimalen Planung und zum Betrieb von Stadtentwässerungssystemen.

BMBF-gefördertes Anschlussprojekt am Institut für Hydrologie und Wasserwirtschaft entwickelt Niederschlagsmodelle für die optimale Planung und den Betrieb von Stadtentwässerungssystemen

Großer Erfolg für Prof. Dr.-Ing. Uwe Haberlandt und sein Team vom Institut für Hydrologie und Wasserwirtschaft: Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert das Verbundvorhaben SYNOPSE II zur Niederschlagsgenerierung innerhalb der nächsten zwei Jahre mit insgesamt rund 850.000 Euro.

Wie muss ein Kanalisationsnetz ausgelegt sein, damit es die Wassermengen auch bei Starkregen oder besonders lang anhaltenden Niederschlägen ableiten kann? In welchen Regionen ist mit welchen Niederschlagsszenarien zu rechnen? Die Bestimmung dieser Niederschlagsmengen ist die Voraussetzung dafür, dass Stadtentwässerungssysteme optimal geplant werden können, so dass Überstauereignisse und Überschwemmungen möglichst selten auftreten. Das Verbundprojekt der Leibniz Universität Hannover und mehreren Partnern befasst sich mit innovativen Berechnungsmodellen zur Niederschlagsgenerierung. Ziel ist es, aussagekräftige Niederschlagsmodelle für ganz Deutschland zu entwickeln – als Basis für die Planung und den Betrieb von Kanalisationssystemen.

Das am 1. Juli 2017 gestartete Verbundvorhaben „Synthetische Niederschlagsreihen für die optimale Planung und den Betrieb von Stadtentwässerungssystemen (SYNOPSE II)“ folgt auf das Projekt SYNOPSE I (2013 bis 2016). Im Vorgängerprojekt wurden als erster Schritt in Richtung einer bundesweit übertragbaren Datengenerierungsmethode die Bundesländer Niedersachsen und Baden-Württemberg sowie die Städte Hamburg, Braunschweig und Freiburg i. Br. als Modellgebiete betrachtet. Für diese Regionen wurden erste Modelle entwickelt. Nun sollen diese so weiterentwickelt werden, dass mit einer Software Niederschläge für jeden beliebigen Standort in Deutschland mit beliebiger Zeitreihenlänge berechnet werden können.

„Wir freuen uns sehr, dass die vielversprechenden Ergebnisse aus SYNOPSE I zu diesem Folgeprojekt geführt haben. Damit wird den Anwendern in Deutschland ein nützliches Werkzeug zur Verfügung gestellt, das in dieser Form derzeit nicht existiert“, sagt Koordinator Prof. Dr.-Ing. Uwe Haberlandt. Basis der Modelle sind die gemessenen, langjährigen Daten von Niederschlagsstationen. Niederschlagszeitreihen mit fünfminütiger Auflösung, wie sie die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler anstreben, liegen in dieser hohen Auflösung bislang nur für wenige Standorte vor. Daher werden auf Basis der vorhandenen Messzeitreihen Modelle entwickelt, die in der Lage sind, Niederschlagszeitreihen für jeden beliebigen Ort in Deutschland mit beliebiger Zeitreihenlänge zu simulieren
.
In SYNOPSE II werden zwei Niederschlagsmodelle, die im Vorgängerprojekt entwickelt wurden, hinsichtlich ihrer Eignung untersucht. Als Endergebnis wird eine Software bereitgestellt, mit der die Niederschlagsgenerierung für die Anwender möglich sein wird.
Neben dem Institut für Hydrologie und Wasserwirtschaft der Leibniz Universität Hannover sind an SYNOPSE II die Universität Stuttgart (Institut für Wasser- und Umweltsystemmodellierung), das Institut für technisch-wissenschaftliche Hydrologie Hannover GmbH, Dr.-Ing. Pecher und Partner Ingenieurgesellschaft mbH sowie Hamburg Wasser beteiligt.

Das Projekt SYNOPSE II wird innerhalb der BMBF-Fördermaßnahme „Intelligente und multifunktionelle Infrastruktursysteme für eine zukunftsfähige Wasserversorgung und Abwasserentsorgung (INIS)“ im Rahmenprogramm „Forschung für nachhaltige Entwicklung – FONA³“ gefördert.

Quelle: idw

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Im Homeoffice oder mit völlig selbstbestimmten Arbeitszeiten fällt Abschalten besonders schwer

Rainer Jung Abt. Öffentlichkeitsarbeit
Hans-Böckler-Stiftung

Studie untersucht Folgen für Frauen und Männer
Im Homeoffice oder mit völlig selbstbestimmten Arbeitszeiten fällt Abschalten besonders schwer – klare Regeln für Flexibilität nötig

Extrem flexible Arbeitszeiten gehen häufig zulasten der Beschäftigten. Dabei sind die Folgen für Frauen andere als für Männer, zeigt eine neue Untersuchung der Hans-Böckler-Stiftung*.

Was ist für Arbeitnehmer am besten: feste Bürozeiten, Gleitzeit oder völlige Selbstbestimmung ohne konkrete Zeitvorgaben? Selbstbestimmung klingt gut, ist aber auch eine Einladung zur Selbstausbeutung, wie eine Analyse von Dr. Yvonne Lott zeigt. Die Böckler-Expertin für Arbeitszeiten hat untersucht, welche Zusammenhänge zwischen Arbeitszeitmodellen, Verhalten und Arbeitsbelastungen von Frauen und Männern bestehen. Die Auswertung basiert auf Angaben von gut 10.000 Personen aus der Haushaltsbefragung Sozio-oekonomisches Panel (SOEP) der Jahre 2011 und 2012. Es zeigt sich:

– Wer im Homeoffice tätig ist, kann abends oft nicht abschalten. Die Wahrscheinlichkeit liegt bei 45 Prozent und damit mehr als doppelt so hoch wie bei Beschäftigten, die nie zu Hause arbeiten. Offenbar verschwimmen die Grenzen zwischen den Lebensbereichen bei dieser Arbeitsweise besonders leicht.

– Bei völlig selbstbestimmten Arbeitszeiten fällt das Abschalten Arbeitnehmern schwerer als bei festen Zeiten. Interessanterweise ist dieser Effekt nur bei Männern zu beobachten. Die Wahrscheinlichkeit liegt bei 40 Prozent, dass sie abends nicht zur Ruhe kommen, elf Prozentpunkte mehr als bei Männern mit festen Arbeitszeiten. Dies führt die Forscherin darauf zurück, dass gerade Männer dazu neigen, ohne vorgegebene Grenzen übermäßig lange zu arbeiten. Frauen seien hingegen „typischerweise geübtere Grenzgängerinnen“ als Männer, so Lott. Sie nutzten die zeitliche Flexibilität statt für unzählige Überstunden eher, um Haus- und Sorgearbeit mit dem Job unter einen Hut zu bringen.

– Mit selbstbestimmten, aber immer noch geregelten Arbeitszeiten, etwa Gleitzeit, fühlen sich Beschäftigte nicht übermäßig mehr belastet. Sie können zudem besser mit hohem Arbeitsdruck umgehen, was sich positiv auf die Work-Life-Balance auswirkt. Dies gilt aber wiederum nur für Männer.

– Ein unveränderlicher Arbeitsbeginn und eine feste Feierabendzeit können mit anderen Verpflichtungen kollidieren, die sich etwa aus den Abholzeiten von Kindergärten ergeben. Andererseits bieten klare Regeln Planungssicherheit, was Stress reduziert.

– Hoch ist die psychische Belastung bei unvorhersehbaren Arbeitszeiten, die der Arbeitgeber kurzfristig ändert – vor allem für Frauen. Unvorhersehbare Dienstzeiten erschweren die Planung des Alltags enorm, worunter vor allem diejenigen leiden, die traditionell den größeren Teil der Haus-, Pflege- und Erziehungsarbeit übernehmen. Besonders ausgeprägt ist der Stress in Kombination mit hohem Arbeitsdruck.

Im Lichte dieser Erkenntnisse sei eine von Unternehmen häufig geforderte weitere Deregulierung der Arbeitszeitbestimmungen äußerst kritisch zu sehen, sagt Lott. Neben den negativen Konsequenzen für die Work-Life-Balance verschärfen Modelle wie die völlige Arbeitszeitautonomie auch die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern. Die Forscherin spricht vom „Risiko der Traditionalisierung von Partnerschaften“, weil eine Seite – wahrscheinlich meist die Frau – der anderen den „Rücken frei halten“ muss.

Dennoch hält Lott noch mehr Flexibilität bei der Arbeitszeit grundsätzlich für vertretbar. Es müsse aber klare Regeln geben: zeitliche Obergrenzen, Zeiterfassung, realistische Vorgaben für das Arbeitspensum, genug Personal und Vertretungsregeln. Fortbildungen in „Grenzmanagement“ für Beschäftigte und Vorgesetzte seien ebenso notwendig wie verlässliche Schichtpläne und eine Sensibilisierung aller Beteiligten für die geschlechtsspezifischen Folgen flexibler Arbeitsarrangements. Wenn diese Voraussetzungen nicht nur im Betrieb, sondern auch beim mobilen Arbeiten oder im Homeoffice gegeben sind, könnten durchaus neue Spielräume für selbstorganisiertes Arbeiten geschaffen werden – zum Beispiel durch ein Recht auf Homeoffice, das bislang ein Privileg einzelner Beschäftigtengruppen und vielen Arbeitnehmerinnen nicht gestattet ist.

Kontakt in der Hans-Böckler-Stiftung
Dr. Yvonne Lott
Expertin für Arbeitszeit, Abteilung Forschungsförderung
Tel.: 0211-7778-600
E-Mail: Yvonne-Lott@boeckler.de

Rainer Jung
Leiter Pressestelle
Tel.: 0211-7778-150
E-Mail: Rainer-Jung@boeckler.de

Weitere Informationen:
https://www.boeckler.de/pdf/p_fofoe_WP_046_2017.pdf – *Yvonne Lott: Stressed despite or because of flexible work arrangements?, Working Paper Forschungsförderung Nr. 046, Juli 2017. Download (pdf)
https://www.boeckler.de/pdf/p_fofoe_pb_003_2017.pdf – Selbst organisiertes Arbeiten als Ressource für Beschäftigte nutzen!, Policy Brief der Forschungsförderung in der Hans-Böckler-Stiftung Nr. 3, Juli

Quelle: idw

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PKW-Verglasung aus Plastik?

Erhard Jakobs Pressestelle
Technische Hochschule Mittelhessen

Mit dem „Crashverhalten von Automobilverglasungen aus Plexiglas“ befasst sich ein Forschungsprojekt an der TH Mittelhessen. Projektleiter ist Prof. Dr. Stefan Kolling vom Kompetenzzentrum Automotive – Mobilität – Materialforschung. Kooperationspartner sind das Institut für Statik und Konstruktion der TU Darmstadt und die Tecosim GmbH, ein international tätiger Spezialist für Computer Aided Engineering mit Sitz in Rüsselsheim. Das Land Hessen fördert das Vorhaben mit 460.000 Euro.

In der Automobilindustrie wird der Leichtbau immer wichtiger. Er verringert das Fahrzeuggewicht und reduziert so den Kraftstoffverbrauch. In Serienfahrzeugen besteht die Verglasung heute aus Mineralglas. Scheiben aus Kunststoff wie etwa Acrylglas brächten eine Gewichtsersparnis von 40 bis 50 Prozent. Weitere Vorteile liegen zum Beispiel im besseren Schutz gegen Steinschlag und in einer sehr guten Akustik.

Was bisher fehlt, ist der Nachweis der Crashsicherheit des alternativen Materials, die den Insassen- und Fußgängerschutz gewährleistet. „Bislang wurde der Einsatz von Acrylglas im Fahrzeug noch nicht systematisch wissenschaftlich in Theorie und Experiment untersucht. Dies soll in unserem Projekt erfolgen. Die Ergebnisse sollen in ein praxistaugliches numerisches Werkzeug (Simulationstool) zur Vorhersage des Crashverhaltens und zur Auslegung der Fahrzeugscheiben überführt werden“, so Kolling.

Grundlage für die Computersimulation sind experimentelle Untersuchungen der Materialeigenschaften. Die Firma Evonik, Hersteller eines Acrylglases, das unter dem Namen Plexiglas vermarktet wird, stellt dafür Proben zur Verfügung.

Aus den so gewonnenen Daten zum Materialverhalten entwickeln die Forscher ein Werkstoffmodell für die Crashsimulation. „Der Nachweis der Crashsicherheit soll mithilfe eines virtuellen Prototyps, mit dem Crashszenarien prognosesicher in der Simulation abgebildet werden können, erbracht werden. Realversuche, also Crashtests mit Dummys, werden im Fahrzeugentwicklungsprozess aus Kostengründen immer weniger durchgeführt und dienen im Idealfall nur noch zur Bestätigung der Simulation“, erläutert Kolling.

Das Simulationswerkzeug wird von Tecosim vermarktet und steht Automobilherstellern und Zulieferern für die Auslegung zukünftiger Fahrzeuge mit Acrylglasscheiben zur Verfügung. Die Kooperationspartner rechnen damit, dass es vier bis fünf Jahre nach Projektabschluss erste Serienfahrzeuge mit Kunststoffverglasungen geben wird.

Das Forschungsvorhaben am Gießener Institut für Mechanik und Materialforschung läuft zweieinhalb Jahre und hat ein Gesamtvolumen von 620.000 Euro. Es wird im Rahmen der hessischen „Landes-Offensive zur Entwicklung Wissenschaftlich-ökonomischer Exzellenz“ (LOEWE) unterstützt.

Quelle: idw

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Kaugummi-Schnelltest bei Entzündungen

Robert Emmerich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Julius-Maximilians-Universität Würzburg

Mit einem Kaugummi frühzeitig eine Entzündung im Mund erkennen: Ein Forschungsteam der Universität Würzburg präsentiert diese Neuerung in der Zeitschrift „Nature Communications“.

Zahnimplantate ziehen bisweilen Komplikationen nach sich: Bei sechs bis fünfzehn Prozent der Patienten entsteht in den Jahren nach dem Setzen des Implantats eine Entzündung. Verursacht wird sie von Bakterien; schlimmstenfalls zerstört sie das weiche Gewebe und den Knochen rund um das Implantat.

Künftig können Patienten mit Zahnimplantaten schnell und kostengünstig feststellen, ob sich in ihrem Mund eine solche Entzündung anbahnt: mit einem Kaugummi-Schnelltest, den ein Pharmazie-Forschungsteam der Universität Würzburg entwickelt hat.

Praktisch funktioniert das so: Liegt im Mundraum eine Entzündung vor, wird beim Kauen des Kaugummis ein bitterer Geschmackstoff freigesetzt. Der Patient geht dann zu seinem Zahnarzt, der die Diagnose bestätigt und die Entzündung behandelt. Diese Art von Früherkennung sollte helfen, schwerwiegende Komplikationen wie Knochenschwund zu verhindern.

„Jeder kann dieses neue diagnostische System überall und jederzeit und ohne technisches Equipment einsetzen“, sagt Professor Lorenz Meinel, Inhaber des Lehrstuhls für Pharmazeutische Technologie und Biopharmazie an der Universität Würzburg. Er hat das neue Diagnosemittel mit Dr. Jennifer Ritzer und ihrem Team entwickelt; das Journal „Nature Communications“ stellt das Kaugummi in einem Artikel aktuell vor.

Enzyme setzen Bitterstoff frei
Die wissenschaftliche Grundlage: Bei Entzündungen werden im Mund spezifische protein-abbauende Enzyme aktiviert. Innerhalb von nur fünf Minuten zerschneiden sie auch einen speziellen Inhaltsstoff des Kaugummis. Dadurch wird ein Bitterstoff frei, der vorher nicht zu schmecken war.

Den Nachweis, dass das Konzept funktioniert, hat Meinels Team erbracht. Erste Studien mit dem Speichel von Patienten wurden an der Zahnklinik Merli in Rimini durchgeführt.

Gründung einer Firma geplant
Um das Kaugummi auf den Markt bringen zu können, plant Meinels Team die Gründung einer Firma. Der Professor geht davon aus, dass bis zur Marktreife noch zwei bis drei Jahre nach Gründung der Firma vergehen werden.

Kaugummi-Schnelltests für weitere medizinische Anwendungen befinden sich in der Entwicklung. „Wir hoffen, dass sich damit auch andere Krankheiten adressieren und frühestmöglich behandeln lassen“, erklärt Meinel.

„Diagnosing peri-implant disease targeting the tongue as 24/7 detector“, Nature Communications, 15. August 2017, DOI 10.1038/s41467-017-00340-x

Kontakt
Prof. Dr. Dr. Lorenz Meinel, Lehrstuhl für Pharmazeutische Technologie und Biopharmazie, Universität Würzburg, T +49 931 31-83765, lorenz.meinel@uni-wuerzburg.de

Quelle: idw

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Pepper, der neue Kollege im Altenheim

Nora Frei M.A. Stabsstelle für Presse, Kommunikation und Marketing
Universität Siegen

Der Roboter Pepper arbeitet seit kurzem an der Universität Siegen. Ein Uni-Team macht ihn fit für seinen Einsatz im Altenheim.

Er kann Pantomime spielen, High Five geben, tanzen und Witze reißen. Dabei ist Pepper ein Roboter. 1,20 Meter ist er groß und bewegt sich auf Rollen. Seine großen Augen sehen freundlich aus und leuchten in verschiedenen Farben. Er ist extra kindlich konstruiert, damit Menschen keine Angst vor ihm haben. Wenn man ihm über den Kopf streichelt, fängt er an zu kichern und spricht: „Ich bin heute so kitzelig.“ Pepper ist seit zwei Monaten im Forschungswohnzimmer (XLAB) an der Universität Siegen zu Hause. Die WissenschaftlerInnen vom Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik und Neue Medien (Prof. Dr. Volker Wulf) und Studierende aus dem Masterstudiengang Human Computer Interaction (HCI) haben Großes mit dem Kleinen vor: Pepper soll schon bald im Altersheim zum Einsatz kommen, soll die älteren Menschen unterhalten, mit ihnen Rätsel raten, Musik spielen und ihnen die Zeit vertreiben, wenn die Pfleger mit anderen Aufgaben beschäftigt sind.

Pepper hat Sensoren am Kopf und an den Fingern, kann hören, sehen, sprechen und sogar Stimmlagen und Emotionen erkennen. Entwickelt wurde der Roboter in Frankreich, dann nach Japan verkauft und auf den Massenmarkt gebracht. In der japanischen Sprache fühlt er sich deshalb am wohlsten. In Siegen lernt Pepper, wie er auch im Deutschen auf Alltagssituationen reagieren kann.

Einen ersten Besuch hat Pepper dem Marienheim in Siegen-Weidenau schon abgestattet. Die Heimleitung und das Pflegepersonal waren sofort begeistert, die Bewohner am Anfang eher skeptisch. Spätestens nachdem Pepper das Alter der Senioren erraten sollte und manchmal um ein paar Jahrzehnte daneben lag, war das Eis gebrochen. „Die Erfahrung zeigt, dass die Senioren sehr schnell neugierig werden und merken, dass sie Spaß mit Pepper haben können und dadurch steigt sofort die Akzeptanz“, erzählt Projektleiter Dr. Rainer Wieching. Wenn Pepper zum Beispiel anfängt zu tanzen, schauen sich die Senioren die Bewegungen ab und machen dann lachend die Armbewegungen oder Tai-Chi Übungen nach.

Der Roboter soll mit den Senioren Sturz-Prävention üben
Pantomime kann Pepper schon jetzt spielen. Die Senioren können raten und ihre Antwort auf Peppers Tablet eintippen, das am Bauch befestigt ist. In Anlehnung an das Galgenmännchen-Spiel können sie es so lange versuchen, bis das Galgenmännchen komplett ist. „In Gesprächen mit den Senioren und den Pflegekräften haben wir erfahren, dass die älteren Menschen vor allem Gedächtnis-Spiele ausprobieren möchten, um sich die Zeit zu vertreiben. Also haben wir extra für diese Bedürfnisse etwas programmiert“, erklärt Dr. Wieching. Eine studentische Gruppe aus dem HCI-Masterstudiengang hat in seinem Seminar die Funktionen dafür entwickelt. „Uns ist besonders wichtig, dass wir immer vorab mit den Nutzern sprechen, um deren Bedürfnisse und Alltagspraktiken zu erfahren. Wir können uns nur bedingt in ihre Welt hineinversetzen, also sagen die Senioren und Pflegekräfte uns, was sie sich wünschen und was ihr Leben einfacher machen kann.“

Pepper soll nicht nur gute Laune verbreiten. Er soll den Senioren in Zukunft auch dabei helfen, körperliche Übungen zur Prävention von Stürzen durchzuführen. Der Roboter soll die Senioren aktiv ansprechen und zum Mitmachen motivieren, die Übungen erklären und mit positiven Kommentaren oder Tipps helfen.

Roboter sollen Pflegekräfte niemals ersetzen
In Japan ist der demographische Wandel bereits deutlich weiter fortgeschritten als im Rest der Welt. Dort arbeitet Pepper auch schon in Shops und Supermärkten, zeigt den Kunden den Weg zum Produkt oder informiert über Preise und Inhaltsstoffe. Manche Familien haben ihn sogar schon privat gekauft und leben mit ihm zu Hause. Generell seien Japaner Robotern gegenüber anders eingestellt als Deutsche, sagt Dr. Wieching und erklärt die kulturellen Unterschiede: „Viele Japaner glauben, dass auch Dinge eine Seele haben können, Roboter also auch. Deutsche fühlen sich eher durch die Technik bedroht und haben Angst, dass der Roboter wie im Science-Fiction Film dem Menschen gefährlich werden kann.“ Viele Pflegekräfte hätten auch Bedenken, dass die Roboter ihnen Arbeitsplätze wegnehmen würden. „Wir wollen Pflegekräfte niemals ersetzen“, sagt Wieching. Roboter und Menschen sollten vielmehr hybride Teams bilden und sich gegenseitig ergänzen.

Damit das klappt, müssten die Pflegekräfte den Roboter einfach und schnell über eine App auf die Bedürfnisse der Patienten einstellen können. Der Roboter muss sich gegenüber einer dementen Person zum Beispiel anders verhalten als bei jemanden, der nicht mehr gut gehen kann. „Das Ziel muss sein, dass Laien ohne Programmier- oder IT-Kenntnisse Pepper bedienen und konfigurieren können“, meint der Projektleiter. Daran arbeiten er und sein Team.

Was passiert, wenn Roboter immer stärker in unser Privatleben eintreten?
Das Rad neu erfinden, wollen sie bei alldem nicht. Die Siegener setzen vor allem auf Kooperationen mit der Fachhochschule Kiel und der Waseda Universität in Tokio, Japan. Die Japanischen Partner forschen gerade daran, wie die Akzeptanz der Menschen gegenüber Robotern im Alltagsleben noch erhöht werden kann, wenn diese zum Beispiel spirituelle Musik oder religiöse Symbole aus dem japanischen Kulturkreis benutzen, um die Menschen besser zu erreichen. „Wir müssen noch viel gemeinsam forschen, bis die Roboter uns semi-autonom oder sogar in Teilbereichen voll-autonom in der Pflege unterstützen können“, sagt Dr. Wieching. Es gehe in der Zukunft dann viel mehr auch um ethische, rechtliche und soziale Fragestellungen, nicht nur um Robotik-Programmierung.

An den Namen Pepper sollte sich der Siegener Roboter übrigens nicht allzu sehr gewöhnen. Denn beim Sommerfest des Marienheims am 27. August dürfen die Bewohner und Gäste ihm einen neuen Namen geben.

Kontakt
Dr. Rainer Wieching
Wirtschaftsinformatik und Neue Medien
rainer.wieching@uni-siegen.de
0271 740-3019

Quelle: idw

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Neuer Malaria-Wirkstoff erfolgreich getestet

Dr.rer.nat. Arne Claussen Stabsstelle Kommunikation
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf

Forscher vom Institut für Pharmazeutische und Medizinische Chemie der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (HHU) um Prof. Dr. Thomas Kurz haben eine optimierte Leitstruktur mit Wirkung gegen Plasmodien, die Erreger der Malaria, erfolgreich im Tierversuch getestet. Leitstrukturen sind Moleküle, die als Ausgangspunkt für die Entwicklung eines Arzneistoffes dienen. Die Ergebnisse wurden bereits in der Zeitschrift Journal of Medicinal Chemistry veröffentlicht.

Die Krankheit Malaria wird durch Blutparasiten aus der Familie der Plasmodien verursacht, die durch den Stich der weiblichen Anopheles-Mücke auf den Menschen übertragen werden. Die Malariaerreger durchlaufen verschiedene Entwicklungsstadien – sowohl innerhalb des Menschen als auch in der Mücke: Nach dem Stich wandern die Erreger über die Blutbahn in die Leber und vermehren sich dort zunächst symptomfrei. Im zweiten Stadium befallen die Erreger rote Blutkörperchen. Dieses Stadium geht unter anderem mit schweren Fieberschüben einher. Im dritten Stadium entstehen geschlechtliche Formen, die bei einer erneuten Blutmahlzeit wieder auf die Mücke übertragen werden können und für die Verbreitung der Malaria verantwortlich sind.

Der Kampf gegen die Malaria ist unter anderem deshalb komplex, weil die verschiedenen Entwicklungsstadien gegenüber speziellen Arzneistoffen empfindlich sind und die Parasiten sehr schnell Resistenzen entwickeln. Ein effektiver Impfstoff existiert bisher nicht; und auch die Einführung des letzten bedeutenden Arzneistoffes Atovaquon liegt 25 Jahre zurück.

Die gefährlichste humanpathogene Plasmodienart ist Plasmodium falciparum, dagegen infiziert Plasmodium berghei nur Nagetiere, wie etwa die Maus.

Prof. Dr. Thomas Kurz vom HHU-Institut für Pharmazeutische und Medizinische Chemie hat mit seinen Mitarbeitern Michael Leven und Tanja Knaab sowie verschiedenen deutschen und internationalen Kollegen eine neue Verbindungsklasse, die Hydrazonamide entwickelt und deren Wirksamkeit im Tiermodell erfolgreich gezeigt. Die Studien erfolgten in der Arbeitsgruppe von Dr. Sergio Wittlin in Basel mit Mäusen, die mit Plasmodium berghei infiziert waren.

„Der Prototyp dieser neuen Verbindungsklasse wurde zusammen mit Prof. Dr. Detlef Geffken im Institut für Pharmazie in Hamburg während meiner Habilitation im Jahr 2007 entdeckt“, erinnert sich Prof. Kurz. Die Leitstruktur aus der Klasse der Hydrazonamide ähnelt strukturell dem Chinin, dem ältesten bekannten Malaria-Wirkstoff. Wie der Wirkstoff wirkt, wo im Parasiten er genau ansetzt, ist noch Gegenstand weiterer Forschung. Die neue Leitstruktur brachte Prof. Kurz mit nach Düsseldorf und arbeitet in seiner Arbeitsgruppe seitdem an seiner Weiterentwicklung. Die lange Dauer zwischen Entdeckung und dem jetzt publizierten Erfolg beim Wirksamkeitstest zeigt, wie zeitaufwendig die moderne, interdisziplinäre Wirkstoffforschung ist. Bis der Wirkstoff schließlich am Menschen erprobt werden kann sind weitere präklinische Untersuchungen notwendig. „Einer der nächste Schritte wäre es, die Testsubstanz Mäusen zu applizieren, die mit dem humanpathogenen Erreger Plasmodium falciparum infiziert sind“, so Tanja Knaab. Dazu ist jedoch ein spezielles Mausmodell notwendig, welches recht kostenintensiv ist.

Grundsätzlich ist der vielstufige, gesetzlich vorgeschriebene Prozess von einem Wirkstoffkandidaten bis hin zum Arzneistoff, der für die Anwendung am Menschen bestimmt ist, extrem teuer und aufwendig. Ein Universitätsinstitut alleine kann sich diesen Aufwand nicht leisten. Es muss mit Entwicklungszeiten von über zehn Jahren und Kosten von über einer Milliarde Euro gerechnet werden.

Die Entwicklung eines neuen Malariamittels ist für Pharmaunternehmen allerdings wirtschaftlich nicht sehr interessant, da Malaria vornehmlich in wirtschaftlich schwachen Regionen auftritt. Wichtige Arbeit für die Malariawirkstoffforschung und -entwicklung leistet die Non-Profit-Organisation „Medicines for Malaria Venture“. Auf ihr Wirken ging in den vergangenen Jahren unter anderem die Entwicklung verschiedener Artemisinin-basierter Kombinationstherapien zurück, die aktuell die beste Wirkung auch gegen resistente Stämme zeigen.

Originalpublikation
M. Leven, T. Knaab, J. Held, S. Duffy, S. Meister, C. Fischli, D. Meitzner, U. Lehmann, B. Lungerich, K. Kuna, P. Stahlke, M. Delves, M.Buchholz, E. Winzeler, V. Avery, B. Mordmüller, S. Wittlin, & T. Kurz, 3-Hydroxy-N‘-arylidenepropanehydrazonamides with halo-substituted phenanthrene scaffolds cure P. berghei-infected mice when administered perorally, J. Med. Chem., 2017, 60 (14), 6036-6044.
DOI: 10.1021/acs.jmedchem.7b00140

Weitere Informationen:
http://pubs.acs.org/doi/abs/10.1021/acs.jmedchem.7b00140

Quelle: idw

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Value from wastewater

Ulrike Schnyder Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Hochschule Landshut

Sewage sludge contains lots of valuable elements which are prized as fertiliser for use in agriculture. Phosphorus in particular is an important nutrient for plants. Researchers at Landshut University of Applied Sciences are therefore looking at ways in which wastewater treatment facilities can use sewage sludge effectively, particularly in rural areas. They are doing this in conjunction with partners based in the Czech Republic.

The sludge that settles in sedimentation tanks is full of valuable substances like phosphorus, nitrogen or potassium. For this reason, it is often used in agriculture as fertiliser on fields. However, the sewage sludge also often contains contaminants which are harmful to the environment and health such as microplastics, heavy metals like copper or zinc, hormone disrupters such as plasticisers, or pharmaceutical residues. According to the coalition agreement between the parties of the German federal government, spreading sewage sludge as fertiliser is to be discontinued and instead the compounds containing phosphorus are to be recovered for subsequent use in fertilisers.

Recovering phosphates from sewage sludge
„Phosphorus is a finite resource and easily accessible reserves are expected to be depleted in the next 80 to 120 years. German wastewater potentially contains around 70,000 tonnes of phosphorus which could be recovered each year, whereas Germany alone consumes some 120,000 tonnes per year,“ explains Prof. Diana Hehenberger-Risse from the Technology Centre for Energy at Landshut University of Applied Sciences. It is now mandatory for large wastewater treatment plants to recycle phosphorus. This could also make ecological sense for smaller facilities. However, according to Hehenberger-Risse, „The modifications required to recover phosphates are technically complex and require massive investment on the part of smaller sewage plants. To make it worthwhile and ensure that sewage charges don’t skyrocket, municipal authorities need to cooperate and find a joint solution.“ To find out what that could be, the environmental scientist is working on a research project known as greenIKK. Partners on the project include her colleague at Landshut, the chemist Prof. Josef Hofmann, IKOM Stiftland (a special purpose association) and the Czech Forestry and Game Management Research Institute. The Landshut faculties for Mechanical Engineering and Interdisciplinary Studies also participate substantially in the project. Together their objective is to use sewage sludge effectively. „This reduces the emission of greenhouse gases and increases resource efficiency,“ says Hehenberger-Risse. The project is scheduled to run until the end of 2019 and is being financed by the European Regional Development Fund.

The objective: to use sewage sludge effectively
The researchers are focusing on the district of Tirschenreuth in Bavaria and the neighbouring region of Tachov/Cheb in Czechia. „Among other things, we are looking at how to recover phosphorus, nitrogen and trace elements from wastewater and sewage sludge in a commercially and ecologically viable way,“ explains Hofmann. „Our Czech partners are assisting us with chemical analysis. As well as measuring the phosphorus content, they will be determining its quality as a fertiliser, i.e. how easily plants can utilise it.“

Often some of the sewage sludge from facilities is dried and incinerated. Phosphorus can also be extracted from the ash. A complex process of drying is necessary to ensure that the sludge burns readily. „That requires a lot of energy,“ says Hehenberger-Risse. With the project partners she therefore wishes to test whether wastewater treatment plants can use solar power for drying purposes and if so which ones. They are also exploring whether it makes sense for plant operators to join forces and dry sludge from various local authorities at central facilities.

Small wastewater treatment plants need to be both ecologically and economically sound
„To date, there have only been studies about disposing of sewage sludge and which deal with some aspects of specific wastewater treatment sites, towns, cities or administrative districts. This project is designed to consider methods of disposal and related options by taking an integrated, holistic approach,“ says Hehenberger-Risse in summary. At the end of the project, she and her colleagues will draw up recommendations for action enabling participating authorities in Germany and the Czech Republic to make good, common use of sewage sludge across borders from both an ecological and economic perspective. According to Hehenberger-Risse, „This can then likewise benefit other communities in neighbouring regions.“

Quelle: idw

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Bei Stress im Job greifen Berufstätige verstärkt zu ungesunden Snacks

Katja Bär Pressestelle: Kommunikation und Fundraising
Universität Mannheim

Wer Stress im Beruf hat, nascht zwischendurch häufiger Süßigkeiten. Das ist das Ergebnis einer kürzlich veröffentlichten Studie von Psychologinnen und Psychologen der Universität Mannheim. Nun untersuchen die Forscherinnen und Forscher, wie Smartphones und Bewegungstracker helfen können, sich im Arbeitsalltag trotzdem gesunder zu ernähren. Für die Studie werden noch Teilnehmer gesucht.

Sei es wegen der Hitze oder der Strandfigur – gerade im Sommer entscheiden sich viele Menschen bewusst für eine gesunde, leichte Ernährung. Doch schaffen es Berufstätige auch im stressigen Arbeitsalltag, auf das Eis am Nachmittag zu verzichten und stattdessen zum Apfel zu greifen? Mit dieser Frage beschäftigte sich ein Team von Mannheimer Arbeits- und Organisationspsychologen um Prof. Dr. Sabine Sonnentag in einer Studie, die kürzlich im Journal of Applied Psychology erschienen ist.

Für die Studie wurden 247 berufstätige Personen aus verschiedenen Organisationen zu ihren Arbeitsbedingungen und ihrem Snacking-Verhalten befragt. Das Ergebnis: Die Berufstätigen greifen vor allem dann zu ungesunden Snacks wie Eis oder Schokoriegeln, wenn sie ihre schlechte Laune kompensieren möchten. Die wiederum wird oft ausgelöst durch hohe Arbeitsanforderungen und Stress im Beruf „Müssen sie sich bei der Arbeit stark zusammenreißen, um ihre Aufgaben zu bewältigen, fällt es vielen Menschen schwerer, auch noch auf ungesunde Snacks zu verzichten“, erklärt Professorin Sonnentag diesen Fund. Und so greifen Menschen an solchen Tagen am Arbeitsplatz verstärkt zu Süßigkeiten.

Zu Obst und anderen gesunden Snacks griffen die Teilnehmer hingegen eher an Tagen, an denen sie besonders auf ihre Gesundheit achten wollten.
„Interessanterweise nimmt der Wunsch nach gesunder Ernährung nicht ab, nur weil man hohen Anforderungen ausgesetzt ist“, so Professorin Sonnentag weiter. So scheint es Berufstätigen leichter zu fallen, auch an stressigen Tagen zu gesunden Snacks zu greifen, wenn eine gesunde Ernährungsweise im Unternehmen vorgelebt und vom Arbeitgeber gefördert wird.

Aktuell führt das Team um Prof. Dr. Sabine Sonnentag eine weitere Studie zu Snacking und körperlicher Aktivität im Arbeitsalltag durch. „Dabei wollen wir überprüfen, wo genau die Hürden für ein gesünderes Verhalten im Arbeitsalltag liegen und wie sich smarte Technologien nutzen lassen, um dennoch gesundheitsbewusster zu leben“, so Sonnentag.

Kontakt:
Dr. Alexander Pundt
Projektkoordination
Lehrstuhl für Arbeits- und Organisationspsychologie Universität Mannheim Tel. +49 (0) 621 / 181 – 2116
E-Mail: alexander.pundt@uni-mannheim.de

Prof. Dr. Sabine Sonnentag
Projektleitung
Lehrstuhl für Arbeits- und Organisationspsychologie Universität Mannheim
E-Mail: sonnentag@uni-mannheim.de

Katja Bär
Leitung Kommunikation und Fundraising
Pressesprecherin
Universität Mannheim
Tel. +49 (0) 621 / 181-1013
E-Mail: baer@uni-mannheim.de

Quelle: idw

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Bessere Wahlprognosen mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz

Nico Damm Hochschulkommunikation
Hochschule Darmstadt

Künstliche Intelligenz (KI) könnte künftig besser und genauer die Parteipräferenzen von befragten Bürgerinnen und Bürgern vorhersagen, sagt Prof. Dr. Ingo Hamm von der Hochschule Darmstadt (h_da). Der Professor am Fachbereich Gesellschaftswissenschaften hat die repräsentativen Daten von 4.000 nach ihrer Werthaltung befragten Bundesbürgern nicht mit Hilfe von statistischen Verfahren, sondern mit einer lernenden KI ausgewertet. Die KI schloss aus Werthaltungen, welche Partei die Befragten wählen könnten. Das Ergebnis: Mit nur 15 „Kernfragen“ kann die Nähe zu einer bestimmten Partei sehr gut vorhergesagt werden. Dies könnte in Zukunft die Wahlforschung erleichtern.

Viele Wahlforscher fragen Bürgerinnen und Bürger direkt nach deren Parteipräferenz, wobei diese womöglich nicht ehrlich antworten und somit das Ergebnis verfälschen. Vielleicht liegen sie deshalb erstaunlich oft daneben – siehe Brexit oder die jüngste US-Wahl. Einen neuen Ansatz nutzt Prof. Dr. Ingo Hamm: Er fütterte ein lernendes Computersystem mit einem repräsentativen Datensatz aus aktuellen Befragungen von rund 4.000 Bundesbürgern zu Werthaltungen und Lebensumständen. Die Daten stammen von Befragungen, die Hamm im Laufe des Jahres aus verschiedenen Studien zusammengeführt hat. Die trainierte Künstliche Intelligenz besteht aus einem Neuronalen Netz, also extrem vielen miteinander vernetzten mathematischen Funktionen. Dieses „künstliche Gehirn“ lernt durch viele Durchläufe mit Daten, die Realität abzubilden und vorherzusagen.

Datengrundlage waren Fragen zu Werthaltungen und Einstellungen sowie weitere Antworten zu Beruf und Alter. Erst zum Schluss der Befragungen wurde auch nach einer Parteipräferenz für CDU, SPD, FDP, Grüne, Linke oder AfD gefragt. Zentrales Ergebnis: „Soziale Gerechtigkeit kann insgesamt alle Parteipräferenzen erklären“, sagt Hamm. Somit sei es eines der wenigen grundlegenden Themen, bei der jede der untersuchten Parteien punkten könnte. „Auch die Bereiche Entfremdung und Verdrossenheit haben große Erklärungskraft“, sagt Hamm. Meinungen wie „Es ist egal, wen man wählt, es ändert sich ja sowieso nichts“ finden am wenigsten bei CDU- und SPD-Wählern Zustimmung, am meisten bei AfD-Wählern, aber auch erstaunlich viel unter Anhängerinnen und Anhängern der Linken, Grünen und teilweise auch FDP.

Insgesamt stellte Hamm einen großen Pragmatismus in der Wählerschaft fest. Damit erklärt sich der Wissenschaftler auch die beachtliche Zahl an CDU-Sympathisanten selbst bei Minderjährigen. Dies könne an „Merkels Strahlkraft des Pragmatismus“ liegen. Jedenfalls ließen sich junge Wähler wohl nicht von grundlegenden Wertediskussionen oder dem aus der Vergangenheit geprägten Image einer Partei beeinflussen.

„Die künstliche Intelligenz ist in der Lage, die entscheidenden Werthaltungen der Bürger in den Daten zu erkennen, die zu einer Zu- oder Abneigung gegenüber einer Partei führen“, erläutert Hamm. Er hat die Ergebnisse des neuronalen Netzes auf Wertemuster hin interpretiert und fasst in Stichpunkten zusammen, was die Anhängerinnen und Anhänger der Parteien beschäftigt:
• CDU: Pragmatismus ohne zugespitzte Werthaltung mitten im Leben stehen, eigen- und selbständig sein, aktiv sein, das eigene Leben verbessern
• SPD: soziale Gerechtigkeit und – fast noch stärker ausgeprägt – kulturelle Offenheit, involviert, aktiv und interessiert sein
• FDP: Wirtschaft, Finanzen, Konsum, Ich-Optimierung, Erlebnis, Modernität (Internet…)
• B90/Grüne: kulturelle Offenheit, Natur/Natürlichkeit und Fairness, Reduktion und
eine gewisse Konsumverweigerung – soziale Gerechtigkeit nur durchschnittlich relevant
• Die Linke: soziale Gerechtigkeit, kulturelle Offenheit, der fürsorgende Staat, ein leichtes Gefühl der Entfremdung und Gängelung, teilweise Ausstiegsphantasien
• AfD: Gefühl der Entfremdung, Verdrossenheit, tief empfundene Ungerechtigkeit/soziale Benachteiligung, Abgehängtsein bei gleichzeitigem Gefühl der Leistungsfähigkeit, Konsumfreude (sich was leisten), Individualismus

Künftige Wahlforschung könnte ausschließlich aus Fragen bestehen, die sich um wenige Kernwerte drehen, sagt Hamm: Aus 70 abgefragten Werthaltungen destillierte die Künstliche Intelligenz 15 Meinungen heraus, die einen Großteil der Parteipräferenzen erklären. Sprich: Statt sich künftig durch lange Fragebögen oder einen „Wahl-o-mat“ zu quälen, könnte eine Prognose oder Wahlempfehlung viel schneller abgegeben werden. „Vor allem umgeht man so die direkte Befragung von Bürgern nach ihrem Wahlverhalten und kann somit die soziale Erwünschtheit bei Umfragen vermeiden“, erklärt Hamm. Hier sieht er großes Potenzial für die Meinungsforschung, die noch so gut wie gar nicht auf Künstliche Intelligenz setze.

Für eine Prognose zur Bundestagswahl eigne sich die aktuelle Studie allerdings nicht: „Hier wurden nur Sympathien für oder gegen Parteien abgefragt, aber etwa keine Einschätzung von Politikern oder tagesaktuelle Themen.“ Allerdings könne man die KI mit neuen Daten füttern und nach der Wahl mit realen Wahlergebnissen abgleichen, um sie noch besser zu machen. Hamms Ziel: Mit neuen Forschungsprojekten die KI noch weiter zu trainieren.

Quelle: idw

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Klimawandel: Bäume binden im Alter große Mengen Kohlenstoff

Birgit Kruse Referat Medien- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Hamburg

Auch alte Bäume nehmen viel Kohlenstoff auf und entziehen der Atmosphäre damit CO2 (Kohlendioxid). Dies wurde jetzt erstmals anhand von Bäumen aus dem Regenwald in Surinam nachgewiesen, wie Professor Michael Köhl vom Centrum für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit (CEN) der Universität Hamburg im Fachjournal PLOS ONE berichtet. Damit leisten diese einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz.

Michael Köhl und sein Team konnten zeigen, dass alte Bäume im letzten Viertel ihres Lebens zwischen 39 und 50 Prozent ihres gesamten Kohlenstoff-Anteils aufnehmen. Bisher galten ältere Bäume in dieser Hinsicht als wenig effektiv. Zwar lagern sie über die Jahre den gespeicherten Kohlenstoff (C) dauerhaft in Stamm und Ästen ein. Unklar war aber, ob sie noch maßgeblich neues C aufnehmen können.

Das Team untersuchte 61 Bäume dreier Arten im Alter zwischen 83 und 255 Jahren. Sie stammen aus einem Gebiet mit bisher unberührtem Regenwald in Surinam, das durch die dortige Regierung zur Abholzung bestimmt wurde. Die mächtigen Baumscheiben wurden zur Altersbestimmung nach Hamburg gebracht. Über die Dicke der Wachstumsringe bestimmte Köhls Kollegin Dr. Neda Lotfiomran den jährlichen Zuwachs. Aus Höhe und Durchmesser berechnete Köhl dann das Reingewicht, also die Biomasse, eines jeden Baumes. Davon besteht wiederum die Hälfte aus Kohlenstoff. In Kombination mit den Jahresringen lässt sich ermitteln, in welchem Alter der Baum wieviel C aufgenommen hat.

Fazit: Tropenbäume sind bis ins hohe Alter äußerst produktiv. „Die Ergebnisse lassen sich auf europäische Bäume übertragen“, sagt Köhl. „Auch wenn die Wälder ganz unterschiedlich sind.“ Die neue Studie zeigt deutlich, dass in den Tropen jeder Baum ganz individuell wächst. Wachstum und Größe sind nicht so sehr vom Alter abhängig, vielmehr von Zufällen und günstigen Bedingungen. Manch ein Baum wartet als Pflänzchen in der dunklen Zone am Boden jahrelang. Dann knickt ein Nachbarbaum um, der Weg zum Licht ist frei. Der Baum kann in kurzer Zeit nach oben schießen und sich in etwa 40 Metern Höhe einen dauerhaften Platz an der Sonne sichern.

In Europa gibt es dagegen fast ausschließlich bewirtschaftete Wälder, häufig Monokulturen. In diesen haben alle Pflanzen etwa die gleiche Größe – und werden aufgrund von Konkurrenz um Nahrung und Licht tatsächlich alle etwa gleichzeitig unproduktiv. Sie werden gefällt und das aufgenommene C kann zum Beispiel in Holzmöbeln langfristig weiter gespeichert bleiben. Es entsteht Platz für junge Bäume, die wiederum CO2 abbauen und Kohlenstoff einlagern – eigentlich ein klimafreundlicher Kreislauf.

Für die Artenvielfalt kann es dennoch sinnvoll sein, Flächen mit bewirtschafteten Wäldern wieder in Naturwälder umzuwidmen. Manchmal formiert sich dagegen Widerstand. „Wer dagegen ist, argumentiert oft mit dem Klimaschutz. Wenn wir die Ergebnisse auf Europa übertragen, lässt sich dieses Argument jetzt entkräften“, sagt Köhl. Denn in naturbelassenen Mischwäldern mit alten und jungen Bäumen können auch bei uns die Pflanzen bis ins hohe Alter CO2 aus der Atmosphäre abbauen.

Fachartikel:
Köhl M, Neupane PR, Lotfiomran N (2017) The impact of tree age on biomass growth and carbon accumulation capacity: A retrospective analysis using tree ring data of three tropical tree species grown in natural forests of Suriname. PLoS ONE 12(8): e0181187. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0181187

Weitere Informationen:
http://www.uni-hamburg.de/newsroom/presse/2017/pm63.html

Quelle: idw

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Arbeitslosigkeit – Gefahr für die psychische Gesundheit

Dr. Thomas Nesseler Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin e.V.

Arbeitslosigkeit kann krank machen. Daten des aktuellen BKK-Gesundheitsreports belegen, dass stressbezogene Symptome, Depressionen, Angst und psychosomatische Beschwerden bei Arbeitslosen häufiger diagnostiziert werden als bei Berufstätigen. Trotz erfolgreicher Maßnahmen bestehen weiterhin Umsetzungsdefizite bei der Prävention und beruflichen Wiedereingliederung für Menschen mit psychischen Erkrankungen. Die Zusammenarbeit von Psychotherapeuten und Arbeitsvermittlung sollte daher verbessert werden.

Gesundheitliches Risiko Arbeitslosigkeit
Studien belegen: Psychische Erkrankungen können das Risiko eines Arbeitsplatzverlustes erhöhen. Doch der umgekehrte Fall ist keine Seltenheit, wie Dr. Dietrich Munz, Präsident der Bundesärztekammer betont: „Durch die Arbeitslosigkeit können sich die psychischen Beschwerden dann verstärken oder die Arbeitslosigkeit kann psychische Beschwerden verursachen.“ Die Betroffenen befinden sich dann in einem Teufelskreis, aus dem sie ohne professionelle Unterstützung nicht mehr herausfinden.

Psychische Belastung bei Verlust des Arbeitsplatzes
Für viele Betroffene ist der Verlust des Arbeitsplatzes eine schwere Belastung. Arbeit ist zeitstrukturierend, sinnstiftend, statusvermittelnd, sozialisierend sowie zielführend. Bei Verlust des Arbeitsplatzes kommen zu den finanziellen Sorgen Motivationsprobleme und Antriebsschwäche hinzu. Das Zusammenspiel dieser Komponenten erschwert oft die Arbeitssuche.

Gute Chancen bei Prävention
Die wichtigste Präventionsmaßnahme ist die Vermittlung einer neuen Beschäftigung. Das Präventionsgesetzt hat daher die Rahmenbedingungen zur Förderung der psychischen Gesundheit von Arbeitslosen verbessert. In Modellprojekten wie „JobFit“ oder „AktivA“ werden Arbeitslose in Stressmanagement, Bewegung, Ernährung und sozialer Kompetenz geschult. Die Ergebnisse zeigen positive Effekte auf Gesundheit und Lebensqualität der Teilnehmer.

Beratung kann verbessert werden
Defizite gibt es laut Dr. Dietrich Munz noch bei der Kooperation zwischen Arbeitsvermittlern, Psychotherapeuten und Betriebsärzten. Mitarbeiter in Jobcentern sollten daher geschult werden, um besser auf die Bedürfnisse von Menschen mit psychischen Beschwerden eingehen zu können. Eine motivierende Ansprache ist unter Umständen hilfreicher als die Betonung der Mitwirkungspflicht. Der berufliche Wiedereinstieg ist für die Betroffenen meist anstrengend. Betriebsärzte und Psychotherapeuten können diesen erleichtern, indem sie beratend zur Seite stehen. Sie sollten daher stärker von Unternehmen einbezogen werden, um geeignete Maßnahmen für psychisch Erkrankte zu erarbeiten.

Psychische Erkrankungen und gesellschaftliche Akzeptanz
Aus Angst vor Stigmatisierung verheimlichen viele Menschen ihre psychischen Probleme und suchen sich keine professionelle Hilfe. Unerlässlich ist daher eine bessere Aufklärung der Bevölkerung und Bekämpfung von Vorurteilen. Nur so können psychisch kranke Menschen eine bessere Chance auf Wiederbeschäftigung entsprechend ihrer Möglichkeiten erhalten.

Mehr zum Thema „Arbeitslosigkeit und psychische Gesundheit“ lesen Sie im Beitrag von Dr. Dietrich Munz in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift „Arbeitsmedizin, Sozialmedizin und Umweltmedizin“ (ASU): https://www.asu-arbeitsmedizin.com

Fachlicher Kontakt bei Rückfragen:
Alfons W. Gentner Verlag GmbH & Co. KG
Patrick Hagemann, Verlagsleiter Medizin
Forststr. 131
70193 Stuttgart
Tel. 0711/ 63 672-851
Fax 0711/ 63 672-751
Email: hagemann@gentner.de
http://www.gentner.de

Über ASU – Zeitschrift für medizinische Prävention:
Die Zeitschrift „Arbeitsmedizin, Sozialmedizin, Umweltmedizin“ ist das Leitmedium der deutschsprachigen Arbeitsmedizin. Das Publikationsorgan der Fachinstitutionen DGAUM, ÖGA, SGARM, VDBW, Vereinigung Deutscher Staatlicher Gewerbeärzte e.V. sowie der arbeitsmedizinischen Akademien und richtet sich an Betriebsärzte, Arbeitsmediziner und Akteure in wichtigen Schnittstellenbereichen zur Arbeitsmedizin. Die Zeitschrift ist peer reviewed. 1965 gegründet, erscheint ASU monatlich und erreicht nahezu alle arbeits- und präventionsmedizinisch orientierten Akteure im deutschsprachigen Raum. Weitere Informationen unter www.asu-arbeitsmedizin.com

Über DGAUM:
Die DGAUM wurde 1962 gegründet und ist eine gemeinnützige, wissenschaftlich-medizinische Fachgesellschaft der Arbeitsmedizin und der klinisch orientierten Umweltmedizin. Ihr gehören heute über 1000 Mitglieder an, die auf dem Gebiet der Arbeitsmedizin und Umweltmedizin arbeiten, vor allem Ärztinnen und Ärzte, aber auch Angehörige anderer Berufsgruppen wie etwa Natur- und Sozialwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler. Die Mitglieder der Fachgesellschaft engagieren sich nicht nur in Wissenschaft und Forschung, um so bereits bestehende Konzepte für die Prävention, die Diagnostik und Therapie kontinuierlich zu verbessern, sondern sie übernehmen die ärztliche und medizinische Beratung von Arbeitgebern und Arbeitnehmern an der Schnittstelle von Individuum und Unternehmen. Darüber hinaus beraten die Mitglieder der DGAUM alle Akteure, die ihren Beitrag zu der medizinischen Versorgung leisten und auf Fachwissen aus der betrieblichen Gesundheitsförderung und Prävention, der arbeits- und umweltbezogenen Diagnostik und Therapie, der Beschäftigungsfähigkeit fördernden Rehabilitation sowie aus dem versicherungsmedizinischen Kontext angewiesen sind.

Weitere Informationen unter:
http://www.dgaum.de

Quelle: idw

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Müll im Meer: Wo kommt nur das ganze Plastik her?

Dr. Barbara Hentzsch Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde

Das neue BMBF-Projekt „MicroCatch_Balt“ untersucht am Beispiel der Warnow, aus welchen Quellen in den Einzugsgebieten der Ostseezuflüsse Plastikpartikel in Richtung Meer transportiert werden.

Überall dort, wo unsere Strände nicht jeden Tag gesäubert werden, ist es offensichtlich: das Meer wirft neben Algen und Muschelschalen auch Müll auf den Strand. Untersuchungen im Spülsaum bringen neben Zigarettenkippen auch jede Menge großer, kleiner und kleinster Plastikpartikel zum Vorschein. Woher kommt der Unrat? Man weiß bereits, dass im Mündungsbereich von Flüssen die Belastung der Küstengewässer durch Plastikpartikel ansteigt. Irgendwo auf der Strecke zwischen Quelle und Mündung müssen also Verursacher angesiedelt sein. Das Spektrum an möglichen Quellen ist groß und damit verbunden auch die Bandbreite der verschiedenen Plastikarten, die in die Umwelt gelangen kann.

Am 1. August startete offiziell ein neues Projekt unter Förderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF), das sich zum Ziel gesetzt hat, am Beispiel der Warnow die unterschiedlichen Quellen von Plastikpartikeln in den Zuflüssen der Ostsee herauszufinden. Das Konsortium, das sich zu diesem Zweck um Projektleiter Dr. Matthias Labrenz (IOW) zusammengefunden hat, besteht aus Umweltwissenschaftlern, Modellierern, Informatikern, Geowissenschaftlern, Agrarwissenschaftlern und Kommunikationsexperten. Gemeinsam wollen sie die relevanten Verbreitungsprozesse auf dem Weg zum Meer exemplarisch erfassen und Hotspots identifizieren. Am Ende werden die Erkenntnisse im Rahmen einer Wanderausstellung in Städten und Gemeinden entlang der deutschen Ostseeküste vorgestellt. Am 7. und 8. August 2017 trafen sich die Projektpartner zum ersten Mal in Warnemünde, um ihre Arbeitspläne aufeinander abzustimmen und gemeinsame Aktivitäten zu planen.

Zum Konsortium gehören:
• Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (verantwortlich für die Koordination, die Probenahme entlang der Warnow und an der Küste nach Extremereignissen, die Ausstellungskonzepte)

• Leibniz-Institut für Polymerforschung Dresden (verantwortlich für die Bestimmung von Menge und Art der Mikroplastik Partikel in den Proben)

• Forschungszentrum Jülich (verantwortlich für die Modellierung des Mikroplastikeintrags aus diffusen Eintragspfaden und Punktquellen unter Einbeziehung der hydrologischen Gegebenheiten im Einzugsgebiet der Warnow)

• Thünen-Institut für Ländliche Räume, Braunschweig (verantwortlich für die Identifizierung von potentiellem Mikroplastik Eintrag aus landwirtschaftlich genutzten Flächen)

• Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung (verantwortlich für die Entwicklung einer MultiTouch-Anwendung für die Wanderausstellung)

Das Projekt wird in den kommenden 3 Jahren mit insgesamt 1,7 Mio Euro durch das BMBF im Rahmen des FONA Programmes „Plastik in der Umwelt“ gefördert.

Kontakt:
PD Dr. Matthias Labrenz (Projektleitung), Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde, Tel.: 0381 5197 378, E-mail: matthias.labrenz@io-warnemuende.de

Franziska Klaeger (Projektkoordination), Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde, Tel.: 0381 5197 249, E-mail: franziska.klaeger@io-warnemuende.de

Dr. Barbara Hentzsch (Presse- und Öffentlichkeitsarbeit), Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde, Tel.: 0381 5197 102,
E-mail: barbara.hentzsch@io-warnemuende.de

Das IOW ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft, zu der zurzeit 91 Forschungsinstitute und wissenschaftliche Infrastruktureinrichtungen für die Forschung gehören. Die Ausrichtung der Leibniz-Institute reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Sozial- und Raumwissenschaften bis hin zu den Geisteswissenschaften. Bund und Länder fördern die Institute gemeinsam. Insgesamt beschäftigen die Leibniz-Institute etwa 18.100 MitarbeiterInnen, davon sind ca. 9.200 WissenschaftlerInnen. Der Gesamtetat der Institute liegt bei mehr als 1,6 Mrd. Euro. www.leibniz-gemeinschaft.de

Quelle: idw

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DKOU 2017: Bewegung statt Bettruhe: Was bei akutem Kreuzschmerz wirklich hilft

Anne-Katrin Döbler und Lisa Ströhlein, Thieme-PR Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie e. V.

Bis zu 85 Prozent der Menschen in Deutschland leiden mindestens einmal im Leben an Kreuzschmerzen. Sie sind auch der häufigste Grund für einen Besuch beim Orthopäden. Lässt sich für den Schmerz keine organische Ursache finden, ist Bewegung die beste Therapie. Medikamente können gut dabei helfen, die körperliche Aktivität wiederaufzunehmen. Zu diesem Schluss kommen Experten in einer aktuellen Leitlinie zum nicht-spezifischen Kreuzschmerz (1). Außerdem sollen mögliche psychische Ursachen und Probleme im sozialen Umfeld stärker in Betracht gezogen werden. Passive Verfahren wie Massagen beurteilen die Mediziner dagegen kritisch.

Welche Behandlungen bei akuten Rückenschmerzen wirklich helfen, erklären Experten in einer Pressekonferenz im Rahmen des Deutschen Kongresses für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU) 2017.

Die Mehrzahl der Patienten mit Rückenschmerzen leidet unter dem sogenannten nicht-spezifischen Kreuzschmerz: Das heißt, dass die Schmerzen keine organische Ursache wie etwa eine Entzündung an der Wirbelsäule oder einen Wirbelkörperbruch haben. Solche Schäden kann der Arzt nach einem Patientengespräch bei einer gründlichen körperlichen Untersuchung mit hoher Wahrscheinlichkeit ausschließen.

Um akute Rückenschmerzen zu lindern, hilft vor allem Bewegung: „Wir raten Patienten deshalb, trotz der vermeintlichen Einschränkung körperlich aktiv zu sein. Wer sein Bewegungsprogramm Schritt für Schritt wieder aufnimmt und sich täglich bewegt, trägt immens zu seiner Genesung bei“, sagt Professor Dr. med. Bernd Kladny, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC). Bei 85 Prozent der Patienten gehen die Schmerzen so nach einigen Wochen von selbst deutlich zurück. „Schmerzmittel und Entzündungshemmer können Patienten gut dabei unterstützen, wieder in Bewegung zu kommen“, so der Chefarzt der Abteilung Orthopädie und Unfallchirurgie an der Fachklinik Herzogenaurach. Laut Leitlinie sollen diese aber so kurz wie möglich in geringstmöglicher Dosierung eingesetzt werden. Bettruhe dagegen könne die Schmerzen verstärken und sogar dazu führen, dass diese chronisch werden. Deswegen raten die Autoren der Leitlinie auch von passiven Therapien wie Massage oder Taping ab. Wenn Medikamente und die Behandlung der Symptome keine deutliche Linderung bringen, kann der Patient sich zusätzlich für eine Akupunktur entscheiden.

Die neue Versorgungsleitlinie empfiehlt auch, eventuelle psychische Belastungen und Probleme im sozialen Umfeld stärker in den Fokus zu nehmen: Stress, Ängste oder Probleme in Beruf oder Familie können Rückenschmerzen genauso begünstigen wie Fehlhaltung, Bewegungsmangel oder harte Arbeit. „Seelische Belastungen und Rückenprobleme können sich sogar gegenseitig verstärken“, sagt Professor Dr. med. Andrea Meurer, Kongresspräsidentin des DKOU 2017. Ärzte sollen ihre Patienten deswegen danach fragen. „Unser seelisches Befinden beeinflusst zudem, wie stark wir Schmerzen wahrnehmen“, sagt die Expertin aus Friedrichsheim. „Die Psyche spielt auch eine entscheidende Rolle dabei, ob eine Behandlung erfolgreich ist oder nicht.“

Röntgenbilder und Magnetresonanztomographie halten die Leitlinienautoren bei akuten nicht-spezifischen Kreuzschmerzen in den meisten Fällen für überflüssig: „Frühzeitige Bildgebung kann Abweichungen am Rücken anzeigen, die aber gar nicht Ursache der Schmerzen sein müssen“, erklärt Kladny. „Das kann den Patienten verunsichern und zu unnötigen Behandlungen führen.“ Halten die Kreuzschmerzen länger als vier bis sechs Wochen an, dann muss der Einsatz der Bildgebung sorgfältig geprüft werden. Weiterhin rät die Leitlinie zu einem multimodalen Behandlungsprogramm bestehend aus Schmerztherapie, Bewegung, Gymnastik, Entspannungstraining und psychotherapeutischer Therapie. „In den allermeisten Fällen sind Rückenschmerzen ungefährlich“, betont Kladny. „Wenn keine ernsten Erkrankungen vorliegen, gilt es, den Patienten darüber aufzuklären, wie er seinen Rücken langfristig stärken kann“, empfiehlt Kladny. Deswegen enthält die neue Leitlinie auch eine Version für Patienten.

Quelle:
(1) Nationale VersorgungsLeitlinie (NVL) Nicht-spezifischer Kreuzschmerz, 2. Auflage
http://www.leitlinien.de/nvl/kreuzschmerz/

Terminhinweis:
Kongress-Pressekonferenz zum DKOU 2017
Termin: Dienstag, 24. Oktober 2017, 11.00 bis 12.00 Uhr
Ort: Messe Berlin, Eingang Süd, Halle 6.3, Raum 411
Motto: Was O & U bewegt
Eines der Themen: Kreuzschmerz: Heilen ohne Messer – was hilft und was hilft nicht?
Professor Dr. med. Bernd Kladny

Weitere Informationen:
http://www.dkou.de

Quelle: idw

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Wenn Schimmelpilze das Auge zerstören

Robert Emmerich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Julius-Maximilians-Universität Würzburg

Wer weiche Kontaktlinsen benutzt, sollte sich strikt an die Hygieneregeln halten – sonst kann es zu gefährlichen Pilzinfektionen am Auge kommen. Darauf weisen Mediziner zur „Woche der Pilzerkrankungen“ hin.

Weiche Kontaktlinsen im Behälter mit der Aufbewahrungsflüssigkeit an einen sonnigen, warmen Fensterplatz stellen? Schwierig.

Die Aufbewahrungslösung oder die Spülflüssigkeit aus Sparsamkeit mehrfach verwenden oder länger als vorgeschrieben? Bedenklich.

Kontaktlinsen, die man nur für einen Tag oder eine Woche tragen soll, einfach mal länger verwenden als vorgesehen? Riskant.

Starke Augenrötung und Schmerzen stehen am Anfang
Wer die Hygieneregeln im Umgang mit weichen Kontaktlinsen nicht beachtet, nimmt eine große Gefahr in Kauf: Schimmelpilze können die Linsen kontaminieren und die Hornhaut des Auges infizieren. Die Betroffenen bemerken das meist durch eine starke Rötung des Auges, teils erhebliche Schmerzen und eine Sehverschlechterung.

„Anders als bei vielen anderen Pilzinfektionen sind hier oft junge, gesunde Patienten betroffen“, sagt Professor Oliver Kurzai, der an der Universität Würzburg den deutschlandweit einzigen Lehrstuhl für Medizinische Mikrobiologie und Mykologie (Lehre von den Pilzerkrankungen) innehat. Kurzai leitet außerdem das Nationale Referenzzentrum für Invasive Pilzinfektionen mit Sitz in Jena.

Die Therapie einer solchen Infektion am Auge gestalte sich schwierig, denn oft seien die Pilze resistent gegen die verfügbaren Medikamente. Die Folgen können dramatisch sein: Sehr häufig sind Hornhaut-Transplantationen nötig, in schlimmen Fällen besteht der letzte Ausweg darin, das infizierte Auge operativ zu entfernen und durch ein Glasauge zu ersetzen.

Daten im Journal of Clinical Microbiology veröffentlicht
Erstmals liegen jetzt für Deutschland Daten über Hornhaut-Infektionen durch Pilze vor. Kurzais Team hat sie Ende Juli 2017 mit Partnern aus ganz Deutschland im Journal of Clinical Microbiology veröffentlicht. Ein klares Ergebnis daraus: „Der wichtigste Risikofaktor ist das Tragen weicher Kontaktlinsen“, so der Würzburger Professor.

Für die Studie wurden insgesamt 22 Fälle analysiert, die von Augenärzten ans Nationale Register für Pilzkeratitiden (Hornhaut-Infektionen durch Pilze) gemeldet wurden. Das Register gibt es erst seit Anfang 2016, eingerichtet wurde es vom Nationalen Referenzzentrum für Invasive Pilzinfektionen und der Augenklinik des Universitätsklinikums Düsseldorf.

Bei ihren Analysen haben die Fachleute verschiedene Schimmelpilze der Gattung Fusarium als Verursacher der Infektionen identifiziert. „15 der 22 Fälle waren ganz klar Infektionen mit diesen Schimmelpilzen“, sagt Kurzai. Bei neun Patienten waren Hornhauttransplantationen nötig, bei dreien musste das Auge operativ entfernt werden. Bei den übrigen sieben der 22 Patienten hatten die Beschwerden entweder bakterielle oder andere, harmlosere Ursachen.

Augenärzte sollen Infektionsfälle ans Register melden
Aus statistischer Sicht sind 22 Fälle eine ungenügende Datenbasis. „Wir appellieren darum an alle Augenärzte, möglichst viele Proben von Verdachtsfällen ans Register für Pilzkeratitiden zu schicken, damit die Datenbasis immer besser wird“, so Kurzai. „Mit Hilfe des Registers wollen wir unter anderem analysieren, welche Therapien besonders erfolgreich sind und mit welchen Erregern wir es überhaupt zu tun haben.“

Weltweite „Woche der Pilzerkrankungen“ ausgerufen
Den Appell an die Augenärzte lancieren die Mediziner anlässlich der erstmals ausgerufenen „Woche der Pilzerkrankungen“ (Fungal Disease Awareness Week) vom 14. bis 18. August 2017. Mit dieser Woche möchten die Centers for Disease Control (CDC) mit Sitz in Atlanta (USA) die internationale Aufmerksamkeit für schwere Pilzinfektionen erhöhen.

Die CDC weisen darauf hin, dass weltweit viele Pilzinfektionen zu spät oder gar nicht erkannt werden. Gleichzeitig verändern sich die Erreger der Infektionen, und die Entwicklung von Resistenzen erschwert in immer mehr Fällen eine effiziente Behandlung.

Fusarium Keratitis in Germany. Walther G, Stasch S, Kaerger K, Hamprecht A, Roth M, Cornely OA, Geerling G, Mackenzie CR, Kurzai O, von Lilienfeld-Toal M. J Clin Microbiol. 2017 Jul 26. pii: JCM.00649-17. doi: 10.1128/JCM.00649-17. Epub ahead of print, PMID: 28747368

Kontakt
Prof. Dr. Oliver Kurzai, Institut für Hygiene und Mikrobiologie, Universität Würzburg, T +49 931 31-88007, okurzai@hygiene.uni-wuerzburg.de

Nationales Referenzzentrum für Invasive Pilzinfektionen
Das Nationale Referenzzentrum für Invasive Pilzinfektionen (NRZMyk) ist Ansprechstelle für Ärzte und Mikrobiologen aus ganz Deutschland, die Fragen zur Diagnostik und Behandlung invasiver Pilzinfektionen haben. Neben Beratungen bietet das Zentrum diagnostische Verfahren zum Nachweis von invasiven Pilzerkrankungen an. Es kooperiert dabei mit anderen Referenzlabors weltweit. Das NRZMyk ist am Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie – Hans-Knöll-Institut in Jena angesiedelt. Zum Nationalen Referenzzentrum berufen wurde es vom Robert-Koch-Institut und dem Bundesministerium für Gesundheit.

Weitere Informationen:
http://www.pilzkeratitis.de Nationales Register für Pilzkeratitiden in Düsseldorf
http://www.nrzmyk.de Nationales Referenzentrum für Invasive Pilzinfektionen
https://www.cdc.gov/fungal/awareness-week.html Fungal Disease Awareness Week
http://www.hygiene.uni-wuerzburg.de Institut für Hygiene und Mikrobiologie der Uni Würzburg

Quelle: idw

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Kostbares aus Abwasser

Ulrike Schnyder Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Hochschule Landshut

Klärschlamm enthält viele wertvolle Elemente, die Landwirte als Düngemittel schätzen. Vor allem Phosphat ist ein wichtiger Nährstoff für Pflanzen. Wissenschaftler des Forschungsschwerpunkts Energie der Hochschule Landshut untersuchen daher gemeinsam mit tschechischen Partnern, wie vor allem kleine Kläranlagen in ländlichen Regionen Klärschlamm optimal verwerten können.

Der Schlamm im Klärbecken steckt voller wertvoller Inhaltsstoffe wie Phosphor, Stickstoff oder Kalium. Landwirte setzen ihn deswegen oft auf Feldern als Dünger ein. Doch oft enthält der Klärschlamm auch umwelt- und gesundheitsgefährdende Schadstoffe wie Mikroplastik, Schwermetalle wie Kupfer und Zink, hormonell wirksame Stoffe wie Weichmacher aus Kunststoffen, oder Rückstände von Arzneimitteln. Laut Koalitionsvertrag der bundesdeutschen Regierungsparteien soll daher die Klärschlammdüngung eingestellt werden – und stattdessen Phosphorverbindungen zurückgewonnen werden, um sie in Düngern einzusetzen.

Phosphate aus Klärschlamm rückgewinnen
„Phosphor ist eine endliche Ressource, deren leicht gewinnbare, mineralische Vorräte in 80 bis 120 Jahren aufgebraucht sein dürften. In deutschen Abwässern steckt ein jährliches Potenzial von rund 70.000 Tonnen Phosphor zur Rückgewinnung, während etwa 120.000 Tonnen pro Jahr allein in Deutschland verbraucht werden“, erklärt Prof. Dr. Diana Hehenberger-Risse vom Technologiezentrum Energie der Hochschule Landshut. Phosphorrecycling wird nun für große Abwasserbehandlungsanlagen ab 50.000 Einwohnerwerten zur Pflicht. Der Umstieg könnte auch für kleinere Anlagen ökologisch sinnvoll sein, aber: „Die Umrüstung für die Rückgewinnung von Phosphaten ist technisch aufwendig. Kleinere Kläranlagen müssen dafür massiv investieren“, so Hehenberger-Risse. „Damit sich das lohnt und die Abwassergebühren nicht in die Höhe schießen, müssen Gemeinden kooperieren und eine gemeinsame Lösung finden.“ Wie das aussehen kann, will die Umweltingenieurin im Forschungsprojekt „greenIKK“ herausfinden. Projektpartner sind ihr Landshuter Kollege, der Chemiker Prof. Dr. Josef Hofmann, der Zweckverband Ikom Stiftland und die tschechischen Partner Chevak und dem Forestry and Game Management Research Institut. Auch die Fakultäten Maschinenbau und Interdisziplinäre Studien der Hochschule Landshut beteiligen sich maßgeblich am Projekt. Das gemeinsame Ziel: den Klärschlamm optimal verwerten. „Das reduziert die Emission von Treibhausgasen und steigert die Ressourceneffizienz“, so Hehenberger-Risse. Das Projekt läuft bis Ende 2019 und wird vom Europäischen Fonds für regionale Entwicklung finanziert.

Das Ziel: den Klärschlamm optimal verwerten
Die Wissenschaftler fokussieren sich auf den Landkreis Tirschenreuth im Osten Bayerns und die benachbarte Region Tachau/Cheb in Tschechien. „Wir prüfen unter anderem, wie sich Phosphor, Stickstoff und Spurenelemente wirtschaftlich und ökologisch sinnvoll aus Abwasser und Klärschlamm zurückgewinnen lassen“, erklärt Hofmann. „Die tschechischen Partner unterstützen uns bei den chemischen Analysen. Sie messen nicht nur den Phosphorgehalt, sondern auch seine Qualität als Dünger, also wie gut Pflanzen ihn verwerten können.“

Ein Teil des Klärschlamms aus Anlagen wird oft getrocknet und verbrannt. Auch aus der Asche lässt sich Phosphor extrahieren. Damit der Schlamm gut brennt, muss er vorher aufwendig getrocknet werden. „Das kostet viel Energie“, weiß Hehenberger-Risse. Sie und ihre Partner wollen daher testen, ob und welche Kläranlagen Solarenergie zur Trocknung einsetzen könnten und ob es für die Anlagenbetreiber Sinn macht, Schlamm aus verschiedenen Kommunen in zentralen Anlagen gemeinsam zu trocknen.

Kleine Kläranlagen sollen ökologisch und ökonomisch arbeiten
„Bislang gibt es nur Studien zur Klärschlammentsorgung, die sich mit Teilaspekten einzelner Kläranlagenstandorte, Städten oder Landkreisen beschäftigen. In diesem Projekt sollen Entsorgungswege und -varianten betrachtet werden, die einen integrierten, ganzheitlichen Ansatz verfolgen“, fasst Hehenberger-Risse zusammen. Sie und ihre Kollegen erarbeiten zum Ende des Projekts Handlungsempfehlungen, wie die teilnehmenden Gemeinden in Deutschland und Tschechien grenzübergreifend gemeinsam Klärschlamm ökologisch und ökonomisch sinnvoll nutzen. Hehenberger-Risse: „Das kann dann auch anderen Gemeinden in Grenzregionen dienen.“

Quelle: idw

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Schlank und dennoch ein hohes Risiko für Diabetes und Herz-Kreislauferkrankungen

Birgit Niesing Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Zentrum für Diabetesforschung

Fast jeder fünfte schlanke Mensch hat ein erhöhtes Risiko an Diabetes sowie Herzkreislauferkrankungen zu erkranken. Die Betroffenen haben eine Fehlfunktion bei der Fettspeicherung, sodass sie kaum Fett am Oberschenkel anlagern. Das zeigen Untersuchungen von Tübinger Forscherinnen und Forschern des Deutschen Zentrum für Diabetesforschung und des Helmholtz Zentrums München, die nun in der Fachzeitschrift „Cell Metabolism“ veröffentlicht werden.

Schlank ist gesund – diese Faustformel gilt nicht immer. Meta-Analysen von Studien ergaben, dass es eine Subgruppe (knapp 20 Prozent) von schlanken Menschen mit einem geschädigten Stoffwechsel gibt. Ihr kardiovaskuläres und Mortalitätsrisiko ist im Vergleich zu metabolisch Gesunden um mehr als das Dreifache erhöht. Es ist sogar höher als das von Stoffwechsel gesunden übergewichtigen Menschen.

Doch was sind die Ursachen hierfür? Was unterscheidet diese Untergruppe von den schlanken, stoffwechselgesunden Menschen? Welche phänotypischen Besonderheiten haben die Betroffenen? Diesen Fragen stellten sich Wissenschaftler der Medizinischen Klinik IV des Universitätsklinikums der Universität Tübingen und des Instituts für Diabetesforschung und Metabolische Erkrankungen (IDM) des Helmholtz Zentrum München an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen, ein Mitglied im Deutschen Zentrum für Diabetesforschung (DZD). Sie untersuchten die Daten von 981 Probanden und kamen auch hier zu ähnlichen Ergebnissen wie in den Meta-Analysen – etwa 18 Prozent der schlanken Probanden hatten einen geschädigten Stoffwechsel. Die Betroffenen zeigten zwei und oder mehr Risiko-Parameter für ein Metabolisches Syndrom (Abdominelle Fettleibigkeit, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörung mit Hypertriglyzeridämie und erniedrigtem HDL-Cholesterin, Insulinresistenz bzw. gestörte Glukosetoleranz).

Risiko: Wenig Fett am Bein
Das Team um Norbert Stefan, Fritz Schick und Hans-Ulrich Häring untersuchte bei diesen Probanden das Körperfett, die Fettverteilung und den Fettanteil in der Leber mithilfe der Magnetresonanz-Spektroskopie. Dabei zeigte sich, dass die Betroffenen nur wenig Fett an den Beinen speichern. Die Betroffenen haben einen ähnlichen Phänotyp wie Menschen mit Lipodystrophie, einer Veränderung des Unterhautfettgewebes. Die Wissenschaftler untersuchten zudem die Insulin-Empfindlichkeit, die Insulin-Sekretion, die Blutgefäße und die körperliche Fitness. Auch hier zeigten sich Auffälligkeiten. »Allerdings ist bei Schlanken das fehlende Fett an den Beinen am stärksten mit einem Risiko für einen ungesunden Stoffwechsel assoziiert. Man kann daher auch sagen, `Hüftgold´ hält Schlanke gesund“, fasst Prof. Norbert Stefan die Ergebnisse zusammen. Zum Vergleich: Bei Menschen mit Übergewicht sind eine nichtalkoholische Fettleber und ein erhöhter Bauchfettanteil die größten Risikofaktoren für eine Entgleisung des Stoffwechsels.

Die Wissenschaftler schlagen vor, dass schlanke Menschen, die zwei oder mehr Merkmale des Metabolischen Syndroms aufweisen und kaum Fett an den Beinen speichern, sorgfältig auf eine mögliche Schädigung des Stoffwechsels untersucht werden. Wichtig wäre es, für die unterschiedlichen Untergruppen von schlanken und übergewichtigen Menschen mit Stoffwechsel-Störungen maßgeschneiderte Lebensstil-Interventionen oder spezifische medikamentöse Behandlungen für eine personalisierte Prävention zu entwickeln.

Originalpublikation:
Stefan et al., Causes, Characteristics, and Consequences of Metabolically Unhealthy Normal Weight in Humans, Cell Metabolism (2017), http://dx.doi.org/10.1016/j.cmet.2017.07.008

Fachliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. med. Norbert Stefan
Prof. Dr. Dr. h.c. Hans-Ulrich Häring
Universitätsklinikum Tübingen, Medizinische Klinik, Abteilung IV
Institut für Diabetesforschung und Metabolische Erkrankungen (IDM) des Helmholtz Zentrums München an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen
Otfried-Müller-Straße 10, 72076 Tübingen
Phone 1: +49 (0)7071 29-80390
Phone 2: +49 (0)7071 29-85669
Phone 3: +49 (0)7071 29-83670
norbert.stefan@med.uni-tuebingen.de

Das Deutsche Zentrum für Diabetesforschung (DZD) e.V. ist eines der sechs Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung. Es bündelt Experten auf dem Gebiet der Diabetesforschung und verzahnt Grundlagenforschung, Epidemiologie und klinische Anwendung. Ziel des DZD ist es, über einen neuartigen, integrativen Forschungsansatz einen wesentlichen Beitrag zur erfolgreichen, maßgeschneiderten Prävention, Diagnose und Therapie des Diabetes mellitus zu leisten. Mitglieder des Verbunds sind das Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt, das Deutsche Diabetes-Zentrum DDZ in Düsseldorf, das Deutsche Institut für Ernährungsforschung DIfE in Potsdam-Rehbrücke, das Institut für Diabetesforschung und Metabolische Erkrankungen des Helmholtz Zentrum München an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen und das Paul-Langerhans-Institut Dresden des Helmholtz Zentrum München am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus der TU Dresden, assoziierte Partner an den Universitäten in Heidelberg, Köln, Leipzig, Lübeck und München sowie weitere Projektpartner.

Weitere Informationen:
www.dzd-ev.de

Das Helmholtz Zentrum München verfolgt als Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt das Ziel, personalisierte Medizin für die Diagnose, Therapie und Prävention weit verbreiteter Volkskrankheiten wie Diabetes mellitus und Lungenerkrankungen zu entwickeln. Dafür untersucht es das Zusammenwirken von Genetik, Umweltfaktoren und Lebensstil. Der Hauptsitz des Zentrums liegt in Neuherberg im Norden Münchens. Das Helmholtz Zentrum München beschäftigt rund 2.300 Mitarbeiter und ist Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft, der 18 naturwissenschaftlich-technische und medizinisch-biologische Forschungszentren mit rund 37.000 Beschäftigten angehören. www.helmholtz-muenchen.de

Das 1805 gegründete Universitätsklinikum Tübingen gehört zu den führenden Zentren der deutschen Hochschulmedizin. Als eines der 33 Universitätsklinika in Deutschland trägt es zum erfolgreichen Verbund von Hochleistungsmedizin, Forschung und Lehre bei. Weit über 400 000 stationäre und ambulante Patienten aus aller Welt profitieren jährlich von dieser Verbindung aus Wissenschaft und Praxis. Die Kliniken, Institute und Zentren vereinen alle Spezialisten unter einem Dach. Die Experten arbeiten fachübergreifend zusammen und bieten jedem Patienten die optimale Behandlung ausgerichtet an den neuesten Forschungsergebnissen. Das Universitätsklinikum Tübingen forscht für bessere Diagnosen, Therapien und Heilungschancen, viele neue Behandlungsmethoden werden hier klinisch erprobt und angewandt. Neurowissenschaften, Onkologie und Immunologie, Infektionsforschung und Vaskuläre Medizin mit Diabetes-Forschung sind Forschungsschwerpunkte in Tübingen. Das Universitätsklinikum ist in vier der sechs von der Bundesregierung initiierten Deutschen Zentren für Gesundheitsforschung verlässlicher Partner.

Quelle: idw

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Sauberes Wasser für alle – aber wie?

Andrea Mayer-Grenu Abteilung Hochschulkommunikation
Universität Stuttgart

Der Klimawandel verschärft den Wassermangel vor allem in Regionen, die bereits heute mit Wasserknappheit kämpfen. Gleichzeitig steigt weltweit der Bedarf an sauberem Trinkwasser, Bewässerungswasser für die Landwirtschaft und Brauchwasser für die Industrie. Im Verbundprojekt TRUST arbeiten deshalb Experten verschiedener Disziplinen zusammen und entwickeln ganzheitliche Planungswerkzeuge und neuartige integrierte Wasserver- und Abwasserentsorgungskonzepte für eine nachhaltige Wasserversorgung mit dem Vorrang für die Trinkwasserversorgung. Die Koordination übernimmt das Zentrum für Interdisziplinäre Risiko- und Innovationsforschung (ZIRIUS) der Universität Stuttgart.

Zukunftsfähiges Wasserressourcenmanagement erreichen
Wissenschaftler der Ingenieurs-, Natur- und Sozialwissenschaften aus Stuttgart und Karlsruhe wollen gemeinsam mit vier Praxispartnern diese Ziele erreichen:

• Verbesserte Methoden, um Wassermenge und -qualität von Oberflächengewässern
genauer zu erfassen.
• Beteiligungsverfahren, um Interessen verschiedener Akteure auszuhandeln.
• Neue Konzepte für effizientere Wasserver- und Abwasserentsorgungssysteme.

TRUST verknüpft boden- und satellitengestützte Hyperspektral-Fernerkundung, Wasserhaushaltsmodellierungen und strategische Entscheidungsinstrumente miteinander, um neue Ver- und Entsorgungskonzepte im Wassersektor zu entwickeln und zu planen. Am Beispiel Lima/Peru, das regelmäßig unter dem Wetterextrem El Niño leidet, werden an die Gegebenheiten vor Ort angepasste technische Lösungen für ein nachhaltiges Wasserressourcenmanagement erarbeitet.

Verbesserte Messmethoden führen zu besseren Entscheidungen
In Lima ist die Datenbasis über die Menge und Qualität von Gewässern wie in vielen Wassermangelgebieten der Welt unzureichend. Versorger und Planungsbehörden können nur dann ein gutes Wasserressourcenmanagement erreichen, wenn sie über den Zustand ihrer Gewässer genau Bescheid wissen. Daher wird zunächst durch das TZW: DVGW-Technologiezentrum Wasser, Karlsruhe, sowie dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT) mit dem Institut für Wasser und Gewässerentwicklung (IWG) und dem Institut für Photogrammetrie und Fernerkundung (IPF) in Zusammenarbeit mit den lokalen Akteuren eine Datengrundlage durch den Aufbau eines Messnetzes, Fernerkundung und Messkampagnen vor Ort geschaffen. Die Firma OTT Hydromet stellt moderne Messinstrumente zur Registrierung von Wassermenge und -qualität sowie meteorologischer Größen wie Niederschlag zur Verfügung. Der Praxispartner Disy Informationssysteme erstellt eine Anwendung, mit der die Bevölkerung, aber auch Versorger, Planer oder Landwirte online die verfügbaren Messdaten abrufen können.

Mit neuen Beteiligungsverfahren Interessen aushandeln
Entscheidungen, die Akteure im peruanischen Wassersektor treffen, können zu Nutzungskonflikten etwa zwischen der Industrie und der Bevölkerung führen. Um das zu vermeiden, werden in TRUST Konflikte analysiert und mit speziellen Gruppenmethoden unterschiedliche Interessen ausgehandelt. Das Zentrum für Interdisziplinäre Risiko- und Innovationsforschung der Universität Stuttgart (ZIRIUS) entwickelt dafür mit dem Beratungsunternehmen decon international partizipative Methoden. Durch sie wird besser verständlich, wo die verschiedenen Akteure Probleme im Wassersystem sehen. Neu ist die Kombination von individuellen Interviewtechniken mit systemischen Analyseverfahren, mit deren Hilfe die Forscher den Werten und Präferenzen von Akteuren auf die Spur kommen.

Dezentrale Konzepte und genaue Risikoanalyse
Aufbauend auf den vorigen Erkenntnissen erarbeiten das Institut für Siedlungswasserbau, Wassergüte und Abfallwirtschaft der Universität Stuttgart (ISWA), das TZW, Disy und das Ingenieurbüro Pabsch & Partner (ipp) gemeinsam neue Konzepte zur Wasserversorgung, zur Wasserwiederverwendung, zum Wasserrecycling und zur Abwasserentsorgung mit dem Ziel, die verfügbaren begrenzten Wasserressourcen möglichst effizient zu nutzen. Unter der Prämisse, die effiziente Nutzung bei vorrangiger Sicherstellung der Trinkwasserversorgung und Erfüllung auch der Wasserbedarfe konkurrierender Sektoren zu befriedigen, werden optimierte Gesamtkonzepte entwickelt, die aus einem System aus dezentralen und zentralen Systemen bzw. Modulen bestehen können. Sowohl Gesamtkonzepte als auch Module werden gemeinsam mit lokalen Partnern abgestimmt. Das TZW entwickelt außerdem in Zusammenarbeit mit Disy ein softwaregestütztes Entscheidungsunterstützungssystem (EUS). Dieses hilft lokalen Versorgungsunternehmen, herauszufinden, wo Gebiete mit hohem Risiko für Verunreinigungen liegen und welche Maßnahmen sie ergreifen müssen, um trotzdem eine sichere Trinkwasserversorgung zu gewährleisten.

Erarbeiten individueller Lösungen soll Selbstläufer werden
Um die erarbeiteten Methoden und Ergebnisse nachhaltig zu verankern, unterstützt decon international die deutschen Projektpartner bei der Erarbeitung und Umsetzung von Schulungskonzepten. Ziel ist es vor allem, peruanische Bildungseinrichtungen in die Lage zu versetzen, selbst Schulungen durchzuführen. Ein spezieller Leitfaden macht es möglich, dass Versorgungsunternehmen oder Planungsbehörden künftig etwa modulare Konzepte selbstständig erarbeiten. Andere Regionen mit Wassermangel können die Management- und Schulungskonzepte auf ihre Gegebenheiten übertragen und individuell weiterentwickeln.

Das Verbundprojekt „Trinkwasserversorgung in prosperierenden Wassermangelregionen nachhaltig, gerecht und ökologisch verträglich (TRUST)“ wird im Rahmen der Fördermaßnahme „GROW – Globale Ressource Wasser“ im Programm „Forschung für Nachhaltige Entwicklung (FONA)“ vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.

Ansprechpartner:
Christian D. León (TRUST-Projektkoordinator)
Zentrum für interdisziplinäre Risiko- und Innovationsforschung der Universität Stuttgart (ZIRIUS)
Telefon: 0711 685-83974
E-Mail: christian.leon@zirius.uni-stuttgart.de

Anhang
https://idw-online.de/de/attachment58156

Quelle: idw

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Zweitstimme.org: Wissenschaftliche Prognosen zur Bundestagswahl, laufend aktualisiert

Katja Bär Pressestelle: Kommunikation und Fundraising
Universität Mannheim

Neues Vorhersagemodell von Wissenschaftlern aus Mannheim, Berlin und Zürich kombiniert Erfahrungswerte aus allen bisherigen Bundestagswahlen mit aktuellen Umfragen – daraus wird rechnerisch das wahrscheinliche Ergebnis simuliert.

Dass Umfragen allein nicht ausreichen, um ein Wahlergebnis verlässlich vorherzusagen, zeigte sich zuletzt immer wieder: Die Wahlen in den USA, aber auch verschiedene Landtagswahlen in Deutschland sowie die Brexit-Abstimmung in Großbritannien hielten teils faustdicke Überraschungen bereit. „Nicht nur die Umfragen waren teilweise irreführend, sondern auch die Art und Weise, wie in der Öffentlichkeit mit diesen Informationen umgegangen wurde“, erklärt Thomas Gschwend, Professor für Politikwissenschaft an der Universität Mannheim und Projektleiter am Mannheimer Zentrum für Europäische Sozialforschung (MZES). „Umfragen können und wollen einen Wahlausgang meist gar nicht exakt vorhersagen. Sie geben in der Regel nur an, wie die politische Stimmung zu einem bestimmten Zeitpunkt ist. Das kann zu vehementen Fehleinschätzungen führen, was wiederum Auswirkungen auf das tatsächliche Wahlverhalten haben kann“, betont Gschwend.

Kombination aus Umfragen, Erfahrungswerten und Mathematik – laufend aktualisiert
Gemeinsam mit seinen beiden Mitarbeitern Sebastian Sternberg und Marcel Neunhoeffer sowie Dr. Simon Munzert von der HU Berlin und Dr. Lukas Stoetzer von der Universität Zürich hat er daher ein Rechenmodell entwickelt, das den wahrscheinlichen Wahlausgang simuliert – hunderttausendfach. „Vereinfacht gesagt kombinieren wir verschiedene Umfragen mit den Erfahrungswerten aus allen Bundestagswahlen seit 1949. Über einen sogenannten MCMC-Algorithmus wird dann der mögliche Wahlausgang hunderttausendmal simuliert. Und daraus leiten wir das wahrscheinliche Ergebnis ab“, erläutert Sebastian Sternberg die Herangehensweise.

Was meint ein Wissenschaftler, wenn er ein Ereignis als „wahrscheinlich“ bezeichnet?
Die Website der Forscher hält aber noch viele weitere Informationen bereit. So wird beispielsweise auch angegeben, wie wahrscheinlich es ist, dass eine Partei bei der Bundestagswahl die Fünf-Prozent-Hürde schafft. Ebenfalls wichtig: Es wird anhand einfacher Beispiele veranschaulicht, was es eigentlich heißt, wenn Wissenschaftler etwas als „wahrscheinlich“ bezeichnen. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Elfmeterschütze in der Bundesliga trifft, beträgt nach Angaben des Teams von Zweitstimme.org rund 70 Prozent. Die Wissenschaftler bezeichnen das als „eher wahrscheinlich“, aber keineswegs als sehr wahrscheinlich oder gar sicher.

Ein Online-Service für den Wähler
„Wir interessieren uns für all diese Dinge vor allem aus fachlichen Gründen. Darüber hinaus möchten wir aber dazu beitragen, dass Menschen Umfragen, Prognosen und Wahrscheinlichkeiten leichter beurteilen und somit besser für sich nutzen können. Daher kamen wir auf die Idee, unsere Prognosen allgemein im Internet zugänglich zu machen“, erklärt Marcel Neunhoeffer das Anliegen des Forscherteams. „Wahlen sind wichtig, und nur wer ausreichend informiert ist, kann die für sich richtige Entscheidung treffen. Wir denken, dass wir als Wissenschaftler dazu einen Beitrag leisten können“, fasst Thomas Gschwend zusammen.

Und wie geht die Wahl nun aus?
Stand Anfang August prognostiziert das Modell folgendes Abschneiden der Parteien: CDU/CSU 37,4 Prozent, SPD 25,5 Prozent, Die Linke 8,7 Prozent, Bündnis 90/Die Grünen 7,9 Prozent, FDP 7,9 Prozent und AfD 8,4 Prozent. Das Team von Zweitstimme.org weist ausdrücklich darauf hin, dass diese Werte nicht sicher sind. Entscheidend sei vielmehr, welche Regierung damit rechnerisch eine Mehrheit hätte. „Reichen würde es für eine Mehrheit der Sitze für eine Große Koalition bestehend aus CDU und SPD. Die Wahrscheinlichkeit, dass die sogenannte ‚Jamaika-Koalition‘ aus CDU, Grünen und FDP eine Mehrheit bekommt liegt derzeit bei 84 Prozent“, schreiben die Wissenschaftler auf ihrer Website.

Der Unterschied zum „Kanzlermodell“ von Thomas Gschwend und Helmut Norpoth
Mit der kürzlich veröffentlichten Prognose des sogenannten „Kanzlermodells“, das eine Mehrheit für eine schwarz-gelbe oder auch schwarz-grüne Koalition vorhersagt, ist Thomas Gschwend noch an einem weiteren Prognosemodell maßgeblich beteiligt. Das gemeinsam mit Professor Helmut Norpoth (Stony Brook University) entwickelte Kanzlermodell ist vor allem auf die frühzeitige Vorhersage des Stimmenanteils von Regierungskoalitionen spezialisiert und hat seit 2002 stets korrekt prognostiziert, wer Kanzler oder Kanzlerin wird. „Die nun mit den Kollegen von Zweitstimme.org entwickelte Prognose ist anders als das mehrfach erprobte Kanzlermodell ein brandneues Verfahren, das stärker auf momentanen Umfragedaten beruht. Es unterscheidet sich vom Kanzlermodell auch darin, dass es nicht nur die wahrscheinliche Regierungskoalition, sondern alle größeren Parteien abbildet. Es lässt damit auch genauere Prognosen zu, wer die Fünf-Prozent-Hürde schafft. Dafür wird aber der Beliebtheitsgrad der Kanzlerkandidaten und der Abnutzungseffekt der amtierenden Regierung im Gegensatz zum Kanzlermodell nicht gesondert miteinberechnet“, erklärt Thomas Gschwend. Darum und aufgrund des kurzfristigeren Charakters werde Zweitstimme.org auf Basis der aktuellen Umfragen laufend aktualisiert, während das Kanzlermodell lediglich zweimal – nämlich rund acht und vier Wochen vor der Wahl – berechnet werde. „Wir denken, dass beide Modelle ihre Stärken haben und sind gespannt, ob sich die Prognose von Zweitstimme.org auf Basis der sich ändernden Umfragedaten noch der Prognose des Kanzlermodells annähern wird. Derzeit scheint mir das der Fall zu sein“, sagt Gschwend.

Weitere Informationen und Kontakt:
Das Team von Zweitstimme.org besteht aus Professor Thomas Gschwend, Ph.D. (Universität Mannheim und MZES), Dr. Simon Munzert (Humboldt-Universität zu Berlin, davor Universität Mannheim und MZES), Dr. Lukas Stoetzer (Universität Zürich und MZES External Fellow), Sebastian Sternberg, M.A., Marcel Neunhoeffer, M.A. (beide Universität Mannheim).

Eine wissenschaftliche Erläuterung des zugrundeliegenden Modells wird in Kürze in der Politischen Vierteljahresschrift (PVS), Heft 3/2017, erscheinen.

Prof. Thomas Gschwend, PhD
Universität Mannheim
Mannheimer Zentrum für Europäische Sozialforschung (MZES)
Telefon: +49-621-181-2087
Telefax: +49-621-181-2845
E-Mail: gschwend@uni-mannheim.de

Marcel Neunhoeffer, M.A.
Universität Mannheim
Tel: +49 621 181 2542
E-Mail: mneunhoe@mail.uni-mannheim.de

Sebastian Sternberg, M.A.
Universität Mannheim
Telefon: +49 621 181 2542
E-Mail: sebastian.sternberg@gess.uni-mannheim.de

Nikolaus Hollermeier
Direktorat / Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Mannheimer Zentrum für Europäische Sozialforschung (MZES)
Universität Mannheim
Telefon: +49-621-181-2839
Telefax: +49-621-181-2866
E-Mail: nikolaus.hollermeier@mzes.uni-mannheim.de

Katja Bär
Leiterin Kommunikation und Fundraising
Pressesprecherin
Tel. +49 (0) 621 181-1013
E-Mail: baer@uni-mannheim.de

Weitere Informationen:
http://www.zweitstimme.org
http://www.facebook.com/zweitstimme.org
http://www.twitter.com/zweitstimme_org
http://methods.sowi.uni-mannheim.de/thomas_gschwend
http://www.mzes.uni-mannheim.de

Quelle: idw

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Seltener Weizenfund in bronzezeitlicher Lunch-Box aus dem Schweizer Hochgebirge

Petra Mader Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte / Max Planck Institute for the Science of Human History

Ergänzung vom 24.07.2017
In einem rund 2000 Jahre alten Holzbehälter, der 2012 in den Berner Alpen gefunden wurde, hat eine Forscherin vom Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte gemeinsam mit einem internationalen Forschungsteam Überreste früher Weizensorten aus der Bronzezeit entdeckt. Der Fund ist aus zwei Gründen bedeutend: Zum einen gab es bisher kaum Anhaltspunkte, wie Getreide in dieser Zeit genutzt und verbreitet wurde. Zum anderen haben die Wissenschaftler bei der Untersuchung einen neuen Weg gefunden, Getreide mithilfe eines Biomarkers nachzuweisen. Damit eröffnen sich neue Möglichkeiten für die Forschung.

Schmelzende Gletscher geben immer öfter Funde aus vergangenen Zeiten preis. Nicht immer sind sie so aufsehenerregend wie „Ötzi“, die Gletschermumie aus der späten Jungsteinzeit, die Wanderer 1991 in den Ötztaler Alpen fanden. Aber auch weniger spektakuläre Entdeckungen aus leicht vergängliche Materialien wie Stoffen, Leder, Holz und anderen pflanzlichen Überresten, die im Eis Jahrhunderte oder gar Jahrtausende überdauern, eröffnen Archäologen neue Perspektiven auf die Vergangenheit.

Eine Dose aus der Bronzezeit
2012 gab das Eis nahe dem Lötschenpass, auf 2690 Metern Höhe in den Berner Alpen gelegen, ein außergewöhnliches Holzgefäß frei. Die runde Dose misst etwa 20 Zentimeter im Durchmesser. Der Boden besteht aus Zirbenholz, der gebogene Rand ist aus Weidenholz gefertigt, beides wurde mit einer Naht aus gespleißten Lärchenzweigen verbunden. Eine Radiokarbondatierung ergab, dass das Gefäß rund 2000 Jahre alt ist, also aus der frühen Bronzezeit stammt.

Besonders interessant waren für das Forschungsteam unter Beteiligung von Jessica Hendy vom Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte Spuren, die sich auf der Oberseite der Dose fanden: Schon mit dem Mikroskop ließen sich dort Reste von Gerste sowie der frühen Weizenarten Dinkel und Emmer entdecken, einschließlich Samenschalen und Spreu. Aus Höhlen kennt man vielfach Getreidefunde aus der Bronzezeit. Gefäße, die Körner oder deren Überreste enthalten, waren jedoch bisher nicht bekannt. Für die Forschung sind sie von speziellem Interesse, denn sie geben Hinweise darauf, wie das Getreide damals verwendet wurde.

Händler, Hirten oder Jäger?
Die Wissenschaftler können nur mutmaßen, welche Geschichte sich hinter der Box vom Lötschenpass verbirgt. Man weiß, dass einige Alpentäler in der Gegend während der Bronzezeit besiedelt waren. In Gräbern im benachbarten Wallis hat man sogar Hinweise gefunden, dass die Menschen dort Waren von nördlich und südlich der Alpen importierten. Das Gefäß könnte ein Indiz dafür sein, dass der Lötschenpass damals als Übergang vom Berner Oberland ins Wallis diente. Möglicherweise war der Pass Teil einer Handelsroute zwischen den Regionen. Andere Erklärungen für den Fund wären, dass die Menschen schon damals Weidevieh in höhere Lagen trieben oder dass sie zum Jagen ins Hochgebirge wanderten.

„Auf jeden Fall wirft die Entdeckung neues Licht auf das Leben in den prähistorischen Gemeinschaften innerhalb der Alpenregion und auf den Umgang der Menschen mit den extremen Höhenverhältnissen“, sagt Francesco Carrer von der Universität Newcastle. „Die Leute haben auf ihrem Weg über die Berge Proviant mitgenommen, wie heutige Wanderer auch. Unsere Forschung trägt dazu bei, zu verstehen, welche Lebensmittel sie dafür nutzten.“

Substanzen wie in heutigen Vollkornprodukten
Eigentlich vermuteten die Wissenschaftler in dem Gefäß Überreste von Milch, zum Beispiel von Milchbrei. Daher unterzogen sie den Fund zusätzlich einer molekularen Analyse. Milchbestandteile fanden sie nicht, stattdessen aber sogenannte Alkylresorcine, wie sie in heutigen Vollkornprodukten vorkommen. „Von keinem archäologischen Fundstück wurde bisher über diese Stoffe berichtet“, erklärt André Colonese von der University of York, Hauptautor der Studie. „Aber es ist bekannt, dass sie in Weizen- und Roggenkleie reichlich vorhanden sind. Biomarker für Pflanzen gibt es sehr wenige, und sie bleiben auf historischen Fundstücken meist nur schlecht erhalten. Deswegen ist die Studie für uns so spannend.“

Die neue Methode eröffnet die Chance herauszufinden, wie die Menschen der Bronzezeit Getreide tatsächlich verwendeten. Als nächsten Schritt planen die Wissenschaftler, auf Überresten alter Keramikgefäße nach Alkylresorcinen zu suchen. „Der molekulare Marker für Getreide hilft uns auch, die Anfänge des Ackerbaus zu erforschen“, sagt Jessica Hendy vom Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte. „Damit können wir Hinweise sammeln, wann und auf welchen Wegen sich Weizen, eine unserer wichtigsten Nutzpflanzen, in Europa verbreitet hat.“

Die Untersuchung der bronzezeitlichen Box war ein Kooperationsprojekt der Universität von York, des Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte, des Archäologischen Dienstes des Kanton Bern, sowie der Universitäten Basel, Kopenhagen, Newcastle und Oxford. (MEZ)

Publikation
Andre Carlo Colonese, Jessica Hendy, Alexandre Lucquin, Camilla F. Speller, Matthew J. Collins, Francesco Carrer, Regula Gubler, Marlu Kühn, Roman Fischer, Oliver E. Craig: New criteria for the molecular identification of cereal grains associated with archaeological artefacts. Scientific Reports, DOI: 10.1038/s41598-017-06390-x

Informationen
Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte
Dr. Jessica Hendy
Kahlaische Str. 10
07745 Jena
Email: hendy@shh.mpg.de

Korrektur!!
Das analysierte Holzgefäß ist rund 4000 und nicht rund 2000 Jahre alt. Leider wurde beim Verfassen der Pressemitteilung die Zeitangabe BC (Before Christ) aus der Orginalpublikation übersehen.

Quelle: idw

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Forschung am Baikalsee – wie wirken sich Klimawandel und Umweltgifte auf die Fauna aus?

Susanne Hufe Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ

Aufgrund seines Artenreichtums und seiner einzigartigen Tierwelt gehört der Baikalsee zum UNESCO Weltnaturerbe. UFZ-Wissenschaftler erforschen im Rahmen der Helmholtz-Russland Forschungsgruppe LaBeglo, welchen Einfluss Klimawandel und Umweltgifte auf die Fauna des Baikalsees haben können. In ihrer aktuellen Studie gingen sie gemeinsam mit Forschern des Helmholtz-Zentrums für Polar- und Meeresforschung (AWI) und der Universität Irkutsk der Frage nach, wie Baikal-Flohkrebse, die in dem See wichtige ökologische Funktionen erfüllen, auf Schadstoffe im Wasser reagieren.

Der Baikalsee ist vor 25 bis 30 Millionen Jahren entstanden. Er speichert etwa 20 Prozent des gesamten ungefrorenen Süßwassers der Erde. Mit rund 23.000 Kubikkilometern ist sein Wasservolumen sogar größer als das der Ostsee. Der Baikal ist nicht nur der älteste und größte, sondern mit über 1.500 Metern Tiefe auch der tiefste See der Erde – und womöglich auch einer der kältesten: Denn seine durchschnittliche Wassertemperatur liegt im Uferbereich bei nur etwa sechs Grad. „Das Wasser ist kristallklar, hat nur einen geringen Salz- und Nährstoffgehalt und ist extrem sauerstoffreich – sogar bis auf den Grund des Sees“, sagt Dr. Till Luckenbach, Ökotoxikologe am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ). Diese besonderen Bedingungen des Baikalsees haben im Laufe der Evolution eine ganz besondere Fauna hervorgebracht. So sind etwa 80 Prozent der rund 2.600 im Baikalsee lebenden Tierarten endemisch, das heißt: Sie kommen ausschließlich im Baikalsee vor und haben sich somit sehr gut an die extremen Bedingungen angepasst.

Ob die Fauna des Baikalsees auch in Zukunft so artenreich und besonders bleiben wird, ist nicht sicher. Denn der See liegt in einer Region, in der die globale Erwärmung besonders stark voranschreitet. In den vergangenen 50 Jahren ist die durchschnittliche Temperatur der Wasseroberfläche des Baikals um fast 1,5 Grad Celsius gestiegen. „Und sie steigt weiter“, warnt Luckenbach. „Auch die Zeit, in der der See im Winter mit Eis bedeckt ist, ist deutlich kürzer geworden. Eine Belastung mit Chemikalien ist ebenfalls nachweisbar. Vor dem Hintergrund, dass die Umweltbedingungen im Baikalsee über sehr lange Zeiträume stabil waren, sind diese Veränderungen bedenklich.“
Im Rahmen der Helmholtz-Russland Forschungsgruppe LaBeglo erforschen Projektleiter Luckenbach und sein Team vom UFZ gemeinsam mit Wissenschaftlern der Universität Irkutsk, des AWI in Bremerhaven und der Universität Leipzig bereits seit sechs Jahren, welche Folgen sich ändernde Umweltbedingungen wie steigende Wassertemperaturen und Chemikalienbelastung für die einzigartige Lebenswelt des Baikalsees haben. Zwei im Uferbereich heimische Flohkrebsarten der Gattung Eulimnogammarus dienen dabei als Modellorganismen. Flohkrebse haben in Gewässern eine wichtige ökologische Funktion: Sie vertilgen organisches Material, sorgen so für die Reinhaltung des Wassers und dienen Fischen als Nahrung. Aufgrund dieser zentralen Rolle im Nahrungsnetz sind sie für die Ökotoxikologen wichtige Modellorganismen.

Untersuchungen zur Temperaturempfindlichkeit von Baikal-Flohkrebsen, die an der Universität Irkutsk durchgeführt wurden, zeigten, dass die eine Art (E. cyaneus) in der Lage ist, Wassertemperaturen bis zu etwa 20 Grad Celsius auszuhalten, wie sie im Sommer nahe des Ufers durchaus vorkommen können. Die Forscher konnten nachweisen, dass E. cyaneus einen konstant hohen Pegel sogenannter Hitzeschock-Proteine ausbildet, die für den Organismus wichtige Eiweiß-Moleküle schützen, die bei hohen Temperaturen sonst Schaden nehmen würden. Die andere Flohkrebsart E. verrucosus bildet weit weniger Hitzeschock-Proteine aus und wandert in tiefere, kühlere Regionen des Sees ab, um hohen Wassertemperaturen zu entgehen. „Steigen mit dem Klimawandel die Wassertemperaturen, kann dies mit weitreichenden Folgen für die jeweilige Art, aber auch für das Gleichgewicht des über lange Zeit eingespielten Ökosystems verbunden sein“, so Luckenbach. „Für E. cyaneus kann im Sommer bereits jetzt das Temperaturmaximum erreicht werden, das die Art über längere Zeit aushalten kann – ein weiterer Temperaturanstieg wäre äußerst kritisch. Und wenn E. verrucosus mehr als bislang in tieferes Wasser abwandern muss, tritt die Art mit den dort lebenden Flohkrebsarten verstärkt in Konkurrenz um Nahrungsquellen.“

In ihrer aktuellen im Fachmagazin Environmental Science and Technology veröffentlichten Studie untersuchten die UFZ-Forscher in Kooperation mit dem AWI und der Universität Irkutsk, wie die beiden Flohkrebsarten auf chemische Belastung des Wassers reagieren. Dabei wurden sie dem toxischen Schwermetall Cadmium ausgesetzt, das als Modell-Giftstoff diente. Denn bislang ist das Wasser des Baikals zwar noch weitgehend unbelastet, doch Cadmium ist ein Umweltschadstoff, der vergleichsweise häufig vorkommt und aufgrund seiner Toxizität für Ökosysteme äußerst problematisch ist. Eine zunehmende Belastung des Baikals mit Schwermetallen ist durchaus abzusehen. Der wasserreichste Baikal-Zufluss, die Selenga, ist zunehmend mit Minenabwässern aus der Mongolei belastet, und über die Luft gelangen Schadstoffe aus der Industrie-Region um Irkutsk in den See.
Im Labor zeigten die Flohkrebse folgende Reaktion: „Die kleinere Art E. cyaneus nahm den Schadstoff schneller auf und starb schon bei geringeren Schadstoffkonzentrationen im Wasser“, erklärt Dr. Lena Jakob, Ökophysiologin am AWI, die die Untersuchungen am Baikalsee durchführte. „Darüber hinaus konnten wir feststellen, dass E. verrucosus bereits bei niedrigen Cadmium-Konzentrationen seinen Stoffwechsel herunterfährt. Das ist ein Alarmzeichen, denn die Tiere fressen dann womöglich nicht, pflanzen sich nicht fort und könnten durch eingeschränkte Aktivität eher Opfer von Fraßfeinden werden. Eine auch nur geringe, aber konstante chemische Belastung des Lebensraums Baikalsee könnte also massive Auswirkungen auf einzelne Arten und das gesamte Ökosystem haben.“

In einer weiteren Studie haben die UFZ-Forscher gemeinsam mit Bioinformatikern der Universität Leipzig erste Einblicke in das Genom von E. verrucosus erhalten. Es ist überraschend groß, etwa dreimal so groß wie das menschliche Genom. Die Daten zum Genom sollen als Grundlage zur weiteren Erforschung der physiologischen Anpassungsstrategien an unterschiedliche Umweltbedingungen dienen. Luckenbach: „Wir möchten noch ein wenig mehr Licht ins Dunkel bringen, die physiologische Ebene noch besser verstehen und herausfinden, ob es noch weitere Mechanismen gibt, mit denen die Tiere in der Lage sind, den Auswirkungen des Klimawandels und dem Eintrag von Schadstoffen standzuhalten, denn letztlich geht es uns darum Vorhersagen treffen zu können, wie sich das Ökosystem zukünftig möglicherweise verändern wird“.

Publikationen:
Jakob L, Bedulina DS, Axenov-Gribanov DV, Ginzburg M, Shatilina ZM, Lubyaga YA, Madyarova EV, Gurkov AN, Timofeyev MA, Portner HO, Sartoris FJ, Altenburger R, Luckenbach T. Uptake kinetics and subcellular compartmentalization explain lethal but not sublethal effects of cadmium in two closely related amphipod species. Environ Sci Technol. 2017 May 11 http://dx.doi.org/10.1021/acs.est.6b06613

Jakob, L., D. V. Axenov-Gribanov,A. N. Gurkov,M. Ginzburg,D. S. Bedulina,M. A. Timofeyev,T. Luckenbach,M. Lucassen ,F. J. Sartoris, and H.-O. Pörtner. 2016. Lake Baikal amphipods under climate change: thermal constraints and ecological consequences. Ecosphere 7(3):e01308 http://dx.doi.org/10.1002/ecs2.1308

Weitere Informationen:
Dr. Till Luckenbach
UFZ-Department Bioanalytische Ökotoxikologie
Telefon: +49 341 235 1514
E-Mail: till.luckenbach@ufz.de
http://www.ufz.de/index.php?de=38464

Dr. Lena Jakob
AWI-Department Integrative Ökophysiologie
Telefon: +49 471 4831 1331
E-Mail: lena.jakob@awi.de
http://www.awi.de/ueber-uns/organisation/mitarbeiter/lena-jakob.html

Weitere Informationen:
http://www.ufz.de/index.php?de=36336&webc_pm=24/2017

Quelle: idw

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Populistische Einstellungen sind bei deutschen Wählern nicht mehrheitsfähig

Benjamin Stappenbeck Pressestelle
Bertelsmann Stiftung

Spätestens seit der Wahl von Donald Trump ist für viele Beobachter ein „Zeitalter des Populismus“ angebrochen. Aber was ist Populismus und wie populistisch sind die Deutschen? Eine Studie der Bertelsmann Stiftung hat untersucht, wie populistisch die Wahlberechtigten in Deutschland eingestellt sind und welche Auswirkungen das auf ihr Wahlverhalten und den Parteienwettbewerb vor der Bundestagswahl 2017 hat.

Grundlegend systemablehnende und anti-pluralistische Einstellungen sind in Deutschland nicht mehrheitsfähig. Zwar sind knapp 30 Prozent populistisch eingestellt. Doch die Mehrheit der deutschen Wähler lehnt populistische Positionen ab (36,9 Prozent) oder stimmt ihnen nur teilweise zu (33,9 Prozent). Auffallend ist zudem, dass die Populisten in Deutschland eher moderate und keine radikalen Ansichten vertreten. Sie lehnen die Institutionen der Demokratie oder der EU nicht grundsätzlich ab, sondern kritisieren ihr Funktionieren. Darüber hinaus sind populistische Positionen für die große Mehrheit aller Wahlberechtigten nicht wahlentscheidend. „Von einer ‚Stunde der Populisten‘ ist das politische Klima vor der Bundestagswahl weit entfernt“, fasst Robert Vehrkamp, Demokratieexperte der Bertelsmann Stiftung die Ergebnisse der Studie zusammen, die er gemeinsam mit Christopher Wratil (Universität zu Köln) verfasst hat.

Für die Studie wurden in drei repräsentativen Umfragen zwischen 2015 und 2017 jeweils mehr als 1.600 Wahlberechtigte interviewt. Ihre Ergebnisse sind repräsentativ für die wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland.

Populistisch eingestellte Wähler gibt es zwar über alle Parteigrenzen hinweg. Es zeigt sich jedoch eine soziale Spaltung: Je geringer der formale Bildungsstand und je niedriger das Einkommen, desto weiter verbreitet sind populistische Einstellungen. Bei Personen, die maximal über einen Hauptschulabschluss und ein durchschnittliches Monatseinkommen unterhalb von 1.500 Euro verfügen, sind populistische Einstellungen am stärksten ausgeprägt. Aufgrund ihres sozialen Profils sind deshalb auch Nichtwähler (36,4 Prozent der Nichtwähler) häufiger populistisch eingestellt als Wähler (26,3 Prozent der Wähler).

Je radikaler die Positionierung, desto geringer die Zustimmung der Wähler
In ihrer Ausprägung bleiben die populistischen Einstellungen in Deutschland jedoch eher moderat. So befürworten mehr als zwei Drittel (69 Prozent) der populistisch eingestellten Wähler die Mitgliedschaft in der EU und 85 Prozent unterstützen die Demokratie als politisches System. Jedoch kritisieren über drei Viertel (79 Prozent) von ihnen, dass die EU-Integration zu weit gegangen sei und eine knappe Mehrheit (52 Prozent) ist mit dem Funktionieren der Demokratie in Deutschland „eher nicht“ oder „überhaupt nicht“ zufrieden. „Populisten in Deutschland sind häufig enttäuschte Demokraten, aber keine radikalen Feinde der Demokratie. Im Vergleich zu den USA und Frankreich zeigt sich vor allem, dass in Deutschland die Kritik am politischen Establishment deutlich schwächer ausgeprägt ist“, so Vehrkamp.

Auch im Hinblick auf die Wählermobilisierung zeigt sich: Je zugespitzter und systemkritischer die Positionen zu Sachthemen sind, desto stärker sinkt die Zustimmung bei der Wählerschaft. Bei Wahlkampfthemen wie ‚Europa‘ oder ‚Globalisierung und Freihandel‘ zahlt sich eine Annäherung an radikal-populistische Positionen für die Parteien laut Studienautoren nicht aus. Systembejahende Positionen hingegen können die Zustimmungswerte steigen lassen. Die radikale Forderung nach einer „Entmachtung der Eliten“ wirkt sich sogar negativ auf die Wahlchancen aus (minus 12 Prozentpunkte). Im Gegenzug können Kandidaten durch pro-europäische Positionen bei allen Wahlberechtigten punkten (plus 19 Prozentpunkte).

Flüchtlingspolitik ist wichtigster Treiber für Rechtspopulismus in Deutschland
Das Thema, mit dem sich die Populisten in Deutschland derzeit am stärksten mobilisieren lassen, ist die Flüchtlingspolitik: „Das Mobilisierungsprofil der stark populistisch eingestellten AfD-Wähler ist so einseitig fokussiert wie bei keiner anderen Partei“, so Robert Vehrkamp. Mit Positionen, die sich klar zur Abschiebung von „sehr vielen Flüchtlingen“ bekennen, lässt sich die Zustimmung bei AfD-Wählern deutlich steigern (plus 51 Prozentpunkte). Die Anhänger der anderen Parteien lassen sich durch flüchtlingsfeindliche Positionen jedoch nicht mobilisieren. Bei ihnen findet der Kurs einer moderaten und kontrollierten Einwanderung von Flüchtlingen die meiste Zustimmung.
Auch der Zusammenhang zwischen populistischen Einstellungen und Parteipräferenzen wurde in der Studie untersucht. Die Partei mit den unpopulistischsten Wählern ist die CDU. Sie erreicht bei den nicht-populistischen Wählern eine Zustimmung von bis zu 60 Prozent, aber nur weniger als 20 Prozent unter den Populisten. Die SPD ist laut Studie in beiden Lagern etwa gleich stark vertreten. Die Wählerschaft der AfD hingegen ist nach den Ergebnissen der Studie eindeutig rechtspopulistisch. Bei Wählern mit ausgeprägt rechtspopulistischer Verortung erzielt sie mit rund 60 Prozent ihre höchsten Zustimmungswerte.

Zusatzinformationen
Die Studie „Die Stunde der Populisten? Populistische Einstellungen bei Wählern und Nichtwählern vor der Bundestagswahl 2017″ basiert auf einer Online-Panel-Umfrage unter wahlberechtigten Deutschen. Für die Studie interviewte infratest dimap in drei Befragungswellen zwischen Juli 2015 und März 2017 jeweils mehr als 1.600 Wahlberechtigte zu ihren politischen Einstellungen. Die Umfrage ist repräsentativ für die deutsche wahlberechtigte Bevölkerung, die zum Zeitpunkt der Bundestagswahl 2013 wahlberechtigt war. Als populistisch eingestellt gelten laut Studie Personen, die sich auf Grundlage eines Fragebogens vollständig zu insgesamt acht verschiedenen anti-pluralistischen, anti-Establishment- und pro-Volkssouveränität-Aussagen bekennen, mit denen Populismus empirisch gemessen wird.

Unsere Experten: Prof. Robert Vehrkamp
Telefon: +49 5241 8181 526
E-Mail: robert.vehrkamp@bertelsmann-stiftung.de
Christina Tillmann
Telefon: +49 5241 8181 335
E-Mail: christina.tillmann@bertelsmann-stiftung.de

Weitere Informationen:
http://www.bertelsmann-stiftung.de

Quelle: idw

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Ostsee-Flohkrebse haarklein erklärt – IOW-Forscher schreiben traditionsreiche Enzyklopädie fort

Dr. Kristin Beck Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde

Anja und Michael Zettler vom Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW) sind die Autoren des kürzlich erschienenen 83. Bandes der renommierten Buchreihe „Die Tierwelt Deutschlands“. Die beiden Experten für Meeresboden-bewohnende Tiere haben den jüngsten Band dieses bereits 1925 vom Zoologen Friedrich Dahl begründeten Grundlagenwerks den Flohkrebsen der Ostsee gewidmet. Die englischsprachige Monographie umfasst 243 bis ins kleinste Detail morphologisch charakterisierte Arten sowie Hinweise zu deren Ökologie und Lebensweise. Sie ist damit ein wertvolles Werkzeug für das Monitoring von Zeigerarten dieser Tiergruppe, die Rückschlüsse auf bestimmte Lebensraumbedingungen erlauben.

Flohkrebse (wissenschaftlich: Amphipoda) besiedeln sowohl im Meer als auch im Süßwasser Lebensräume unterschiedlichster Prägung, meist jedoch solche am Grund oder Ufer der jeweiligen Gewässer. Die Ostsee beherbergt als Brackwassermeer mit ausgeprägtem Salzgehalt-Gradienten mit höheren Konzentrationen im Westen und sehr niedrigen Konzentrationen im Nordosten sowohl Salzwasser- als auch Süßwasser-Flohkrebsarten. Oft treten sie in großen Individuenzahlen auf und sind damit wichtige Nahrungsquelle für Fische, Vögel, Säugetiere und viele weitere Tiergruppen. Außerdem sind Flohkrebse häufig Aasfresser, was sie zusätzlich zu einem wichtigen Glied in den Nahrungsnetzen ihrer jeweiligen Lebensräume macht. Flohkrebse sind daher für eine Vielzahl ökologischer und andere wissenschaftliche Fragestellungen ausgesprochen interessante Untersuchungsobjekte, die es zuverlässig zu bestimmen gilt.

Das nun von Anja und Michael Zettler vorgelegte Buch „Marine and freshwater Amphipoda from the Baltic Sea and adjacent territories“ kombiniert erstmals alle 190 marinen und 53 Süßwasserarten in einem Bestimmungshandbuch, die jemals in der Ostsee selbst sowie in ihrem Wassereinzugsgebiet – also allen Zuflüssen in den neun Ostsee-Anrainerstaaten – beobachtet wurden. Rund 4000 hochdetaillierte Einzelgrafiken illustrieren dieses umfangreiche Arteninventar und berücksichtigen dabei auch solche Arten, die bislang als gebietsfremd gelten, von denen aber anzunehmen ist, dass sie sich aufgrund umweltbedingter Artenverschiebungen dauerhaft als „Neubürger“ im Untersuchungsgebiet etablieren. Zudem enthält der 83. Band von „Die Tierwelt Deutschlands“ etliche Flohkrebsarten, die hier das erste Mal ausführlich bebildert und beschrieben werden. Das Buch ist damit – insbesondere auch durch die Verwendung von Englisch – ein wertvolles Schlüsselwerk für ein internationales Fachpublikum, in dem Experten erstmals alle für die Ostsee relevanten Flohkrebsarten nachschlagen können, anstatt immer mehrere Handbücher für diese Tiergruppe konsultieren zu müssen.

Das Buch führt damit bestens die traditionsreiche, von Friedrich Dahl (1856 – 1929) begründete Serie fort, deren Ziel heute nicht nur die umfassende Darstellung der „Tierwelt Deutschlands und der angrenzenden Meeresteile nach ihren Merkmalen und nach ihrer Lebensweise“ (Originaltitel) ist, sondern die wissenschaftlich sinnvoll einzelne Tiergruppen Ländergrenzen-überschreitend charakterisiert. Die Monographien dienen in erster Linie als hochgenaue Bestimmungsbücher. Da sie in aller Regel auch Angaben zur Lebensweise der einzelnen Arten machen, schätzen Fachleute die Bücher als besonders wertvolle Arbeitsgrundlage für die taxonomische Einordnung von im Freiland aufgefunden Exemplaren ebenso, wie für eine Einschätzung, welche ökologische Nische sie besetzen bzw. auf welche Umweltveränderungen sie reagieren. Der erste Band erschien 1925 im Gus-tav Fischer Verlag; nach dessen Auflösung 2008 wird die Reihe jetzt von den Verlagen Goecke & Evers sowie ConchBooks weitergeführt.

*Verlagsinformationen zum 83. Band von „Tierwelt Deutschlands“:
Originaltitel: Marine and freshwater Amphipoda from the Baltic Sea and adjacent territories
Verlag: ConchBooks, Harxheim | ISBN: 978-3-939767-74-9

*Fragen zu dem Buch beantworten:
Anja Zettler | Tel.: 0381 – 5197 253 | anja.zettler@io-warnemuende.de
Dr. Michael Zettler | Leiter der IOW-Arbeitsgruppe Ökologie benthischer Organismen
Tel.: 0381 – 5197 236 | michael.zettler@io-warnemuende.de

*Kontakt IOW-Presse- und Öffentlichkeitsarbeit:
Dr. Kristin Beck | Tel.: 0381 – 5197 135 | kristin.beck@io-warnemuende.de
Dr. Barbara Hentzsch | Tel.: 0381 – 5197 102 | barbara.hentzsch@io-warnemuende.de

Das IOW ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft, zu der zurzeit 91 Forschungsinstitute und wissenschaftliche Infrastruktureinrichtungen für die Forschung gehören. Die Ausrichtung der Leibniz-Institute reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Sozial- und Raumwissenschaften bis hin zu den Geisteswissenschaften. Bund und Länder fördern die Institute gemeinsam. Insgesamt beschäftigen die Leibniz-Institute etwa 18.100 MitarbeiterInnen, davon sind ca. 9.200 WissenschaftlerInnen. Der Gesamtetat der Institute liegt bei mehr als 1,6 Mrd. Euro. http://www.leibniz-gemeinschaft.de

Quelle: idw

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EU schafft die „Plussklassen“ beim Energielabel ab

M.A., LL.M./LL.B. Venio Quinque Unternehmenskommunikation
Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM)

Berlin, 28.07.2017. Brüssel gibt den Weg frei zur Neuordnung des Energielabels für energieverbrauchsrelevante Produkte. Mit Inkrafttreten der neuen Rahmenverordnung zur Energieverbrauchskennzeichnung im August 2017 verschwinden die „Plusklassen“ zukünftig und die Buchstaben A bis G decken wieder alle zulässigen Energieeffizienzklassen ab. Kundinnen und Kunden sollen dadurch in die Lage versetzt werden, Produkte besser vergleichen zu können, um sich so für das effizientere Produkt zu entscheiden. Und für die Hersteller schafft es Anreize, ihre Produkte in Puncto Energieeffizienz noch weiter zu verbessern.

Heute befinden sich die besten Geräte in den Effizienzklassen A bis A+++. Doch durch diese „Plusklassen“ geht die Klarheit und Wirksamkeit der Kennzeichnung teilweise verloren. Die EU-Kommission hat dies erkannt und nun die rechtliche Basis geschaffen, um die Effizienzklassen neu zu ordnen.

Geräte mit hohem Energieeinsparpotential zuerst
Haushaltskühlgeräte, Waschmaschinen, Waschtrockner, Geschirrspüler, Fernseher sowie Lampen und Leuchten sind die ersten Produktgruppen, die umgestellt werden. Da diese Geräte sich heute zu einem hohen Anteil nur in den höchsten Effizienzklassen befinden und technische Weiterentwicklungen zeitnah zu erwarten sind, werden durch deren Umstellung entsprechende Energieeinsparpotentiale möglich. Die EU-Kommission wird nun die detaillierten technischen Anforderungen an diese Geräte, die in sogenannten delegierten Rechtsakten beschrieben werden, bis zum Januar 2019 überarbeiten. Erst danach werden die ersten Geräte mit dem neuen Energielabel auf den Markt kommen. Dies wird Anfang 2020 zu erwarten sein.

„Die BAM unterstützt die Umsetzung dieser jetzt veröffentlichten Rahmenverordnung. Wir beraten und informieren all diejenigen, die die neuen Regeln einhalten oder anwenden müssen, also die Wirtschaft und die Marktüberwachungsbehörden“, sagt Dr. Floris Akkerman, Leiter des BAM-Referats Ökodesign und Energieverbrauchskennzeichnung.

Die Farbskala des Energielabels bleibt, die Produkte werden aber den Effizienzklassen neu zugeordnet
Die bekannte Farbskala des Energielabels von Dunkelgrün bis Rot bleibt. Verbietet allerdings die eng mit der Verbrauchskennzeichnung zusammenwirkende Ökodesign-Richtlinie (2009/125/EG) bereits Produkte in den Klassen „E“, „F“ oder „G“, dann sollen diese Klassen künftig nur in Grau auf dem Energielabel zu sehen sein.

Die Effizienzklasse A bleibt zum Zeitpunkt der Einführung der neuen Skala oder eines Energielabels für eine vorher nicht erfasste Produktgruppe frei. Im Geschäft wird anfänglich demnach kein Gerät in dieser Spitzenklasse erhältlich sein. Auch muss die Kommission sicherstellen, dass die meisten Modelle infolge ihrer Weiterentwicklung Klasse A voraussichtlich erst frühestens 10 Jahre später erreichen werden. Sollte sich die Technik einer Produktgruppe aber schneller entwickeln, müssen bei Einführung des neuen Energielabels sogar die beiden obersten Klassen frei bleiben, also A und B. Ziel ist hier Planungssicherheit, denn die Regeln sollen nicht nach kurzer Zeit angepasst werden müssen.

Für Lieferanten, Hersteller und Importeure, Händler und die Marktüberwachungsbehörden, aber auch für die EU-Kommission ändert sich so einiges mit dieser Rahmenverordnung. Mit der neuen Energieverbrauchskennzeichnung soll die Energienachfrage in der europäischen Union weiter gedämpft werden – eine der Schlüsselmaßnahmen der europäischen Strategie für Energieversorgungssicherheit sowie für den Umwelt- und Klimaschutz. Ziel der Europäischen Union ist es, bei der weltweiten Umstellung auf saubere Energie eine Führungsrolle zu übernehmen. Daher steht Energieeffizienz – auch mit Blick auf künftige Generationen – an erster Stelle in der EU.

Kontakt:
Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM)
Venio Quinque, M.A., LL.M./LL.B.
Leiter Referat Unternehmenskommunikation
T: + 49 30 8104-1002
presse@bam.de
www.bam.de

Über die BAM
Die BAM gewährleistet Sicherheit in Technik und Chemie.
Die Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) ist eine Bundesoberbehörde im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie.

Die BAM forscht, prüft und berät zum Schutz von Mensch, Umwelt und Sachgütern. Im Fokus aller Tätigkeiten in der Materialwissenschaft, der Werkstofftechnik und der Chemie steht dabei die technische Sicherheit von Produkten und Prozessen. Dazu werden Substanzen, Werkstoffe, Bauteile, Komponenten und Anlagen sowie natürliche und technische Systeme von volkswirtschaftlicher Dimension und gesellschaftlicher Relevanz erforscht und auf sicheren Umgang oder Betrieb geprüft und bewertet. Die BAM entwickelt und validiert Analyseverfahren und Bewertungsmethoden, Modelle und erforderliche Standards und erbringt wissenschaftsbasierte Dienstleistungen für die deutsche Wirtschaft im europäischen und internationalen Rahmen.

Sicherheit macht Märkte.
Die BAM setzt und vertritt für Deutschland und seine globalen Märkte hohe Standards für Sicherheit in Technik und Chemie zur Weiterentwicklung der erfolgreichen deutschen Qualitätskultur „Made in Germany“.

Weitere Informationen finden Sie auf www.bam.de.

Quelle: idw

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Besser essen, länger leben: US-Studie belegt Wirkung der DASH-Diät

Stephanie Priester Geschäftsstelle
Deutsche Hochdruckliga

Heidelberg – Wer sich gesund ernährt, darf auf ein längeres Leben hoffen. Schon geringe Verbesserungen im Ernährungsplan machen sich nach den Ergebnissen einer US-Studie nach wenigen Jahren positiv bemerkbar. Für Menschen mit erhöhtem Blutdruck empfiehlt die Deutsche Hochdruckliga e.V. Deutsche Gesellschaft für Hypertonie und Prävention die sogenannte DASH-Diät. Diese hat bereits in früheren Studien eine Blutdrucksenkende Wirkung erzielt und kann den Einsatz von Medikamenten sinnvoll unterstützen.

„Der Einfluss der Ernährung auf die Gesundheit wird häufig unterschätzt“, sagt Professor Dr. Bernhard Krämer, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Hochdruckliga. „Viele Patienten, die im mittleren Lebensalter einen erhöhten Blutdruck entwickeln, lassen sich nur schwer von einer Ernährungsumstellung überzeugen.“ Dabei haben frühere Studien bereits gezeigt, dass die sogenannte DASH-Diät – entwickelt und benannt nach Dietary Approaches to Stop Hypertension – in der Lage ist, den Blutdruck zu senken. Der Ernährungsplan fördert den Verzehr von Obst und Gemüse, Vollkornprodukten und fettarmen Milchprodukten, erlaubt sind Geflügel und Fisch, Nüsse und Hülsenfrüchte. Einschränkungen gibt es bei zuckerhaltigen Lebensmitteln und Süßgetränken sowie bei rotem Fleisch und Fettsäuren. Professor Krämer erläutert: „Die DASH-Diät war ursprünglich eine fettmodifizierte Diät mit reichlich Gemüse und Obst. In weiteren Studien hat man sie dann mit der Reduktion des Salzkonsums kombiniert – Bluthochdruck kann so wirksam gesenkt werden.“

US-Forscher haben die Auswirkungen der DASH-Diät und zwei anderer Diäten an den Teilnehmern der Nurses‘ Health Study mit 48.000 Krankenschwestern und der Health Professionals Follow-Up Study mit 26.000 Männern aus Gesundheitsberufen untersucht und die Ergebnisse jetzt publiziert. Die beiden anderen untersuchten Diäten waren eine mediterrane Ernährungsweise („Alternate Mediterranean Diet“) und die Empfehlungen der US-Regierung zur Ernährung („Alternate Healthy Eating“). „Die drei Diäten sind sich ähnlich mit dem Unterschied, dass die DASH-Diät als einzige einen Schwerpunkt auf die Vermeidung von Salz legt“, erläutert Professor Dr. med. Joachim Hoyer, Klinikdirektor der Klinik für Innere Medizin, Nephrologie und Internistische Intensivmedizin, Marburg, der sich seit langem klinisch-wissenschaftlich mit dem Thema Salz und Diät beschäftigt.

Die Studien-Auswertung ergab, dass jede Verbesserung der Ernährungsweise mit einer Senkung des Sterberisikos verbunden war. Dabei profitierten nicht nur Menschen, die die Empfehlungen vollständig angenommen hatten. „Jede Annäherung um 20 Prozent an das Ideal der DASH-Diät wurde nach 12 Jahren mit einer Senkung des Sterberisikos um 10 Prozent belohnt“, berichtet Professor Hoyer. Umgerechnet auf den Salzkonsum bedeutet dies, dass jedes Gramm Salz weniger am Tag einen Effekt erzielt. Der verminderte Salzkonsum allein ist jedoch vermutlich nicht für den günstigen Effekt verantwortlich. Professor Hoyer betont: „Alle Komponenten der DASH-Diät sind vermutlich gleich wichtig.“

Ein häufiger Fehler bei Diäten ist, dass sie nur vorübergehend eingehalten werden. „Jede Diät erfordert eine dauerhafte lebenslange Umstellung der Ernährungsgewohnheiten“, betont Professor Krämer, Direktor der V. Medizinischen Klinik der Universitätsmedizin Mannheim. Dies gelte auch für die DASH-Diät: Je länger sich die Studienteilnehmer daran hielten, desto günstiger war die Wirkung. Nach 8 Jahren war die Sterblichkeit um 7 Prozent gesunken, nach 16 Jahren betrug der Unterscheid bereits 15 Prozent. Umgekehrt gilt aber auch: Wenn die Anstrengungen nachlassen, kommt es zu einem Anstieg der Sterblichkeit. Eine Verschlechterung des DASH-Index um 20 Prozent wurde mit einem Anstieg des Sterberisikos quittiert.

Quelle:
Sotos‑Prieto, Mercedes et al.: Association of Changes in Diet Quality with Total and Cause-Specific Mortality. n engl j med 377;2 nejm.org July 13, 2017

Die Deutsche Hochdruckliga e.V. DHL® bündelt die Expertise zur arteriellen Hypertonie in Deutschland. Gegründet 1974, engagiert sie sich seitdem für eine bessere Versorgung von Menschen mit Bluthochdruck. Weltweit bleibt Bluthochdruck die größte Gefahr für die Gesundheit. Deshalb verfolgt die DHL® das Ziel „30-50-80″: Jeder Mensch ab 30 Jahren sollte seinen Blutdruck kennen. Ab 50 sollte der Blutdruck bei jedem kontrolliert und gut eingestellt sein. Menschen mit 80 sollten nicht an Folgeschäden des Bluthochdrucks wie Schlaganfall oder Herzinfarkt leiden.

Weitere Informationen:
http://www.hochdruckliga.de

Quelle: idw

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Ölverschmutzungen aufsaugen

Dr. Karin J. Schmitz Abteilung Öffentlichkeitsarbeit
Gesellschaft Deutscher Chemiker e.V.

Geliermittel-imprägnierte Cellulose als umweltfreundliches Abtrennungsmittel für Ölfilme

Ausgetretenes Rohöl verschmutzt und zerstört immer wieder marine Ökosysteme. Eine wirksame Maßnahme zur Entfernung eines solchen Ölteppichs könnte die Absorption in eine feste, leichter abzutrennende Phase sein. Indische Wissenschaftler berichten jetzt in der Zeitschrift Angewandte Chemie, dass Öl in Teilchen aus imprägnierter Cellulose erstarrt und sich dann einfach abschöpfen lässt.

Solange im Meer nach Öl gebohrt oder es darüber transportiert wird, werden sich Ölaustritte und -verschmutzungen nie vollständig vermeiden lassen. Da eine Ölpest zu enormen ökologischen und ökonomischen Belastungen führen kann, versucht man das auf der Oberfläche treibende Rohöl zurückzugewinnen, bevor es die Küste erreicht oder durch den Seegang zu stark emulgiert wird. Das ist allerdings schwierig. Durch einfache Sperren und Aufsaugvorrichtungen kann es zum Beispiel nur dann zurückgewonnen werden, wenn sich der Ölfilm noch nicht weit verbreitet und verdünnt hat. Kana M. Suresan und Annamalai Prathap vom Indian Institute of Science, Education and Research (IISER) Thiruvananthapuram in Kerala,(Indien) haben jetzt eine erstaunlich einfache Strategie entwickelt und getestet. Durch eine Kombination von Absorption und Gelbildung konnten sie das Öl an eine poröse Matrix binden und dann die festen Teilchen einfach aus dem Wasser herausschöpfen. Selbst voll mit Öl sanken die Körner nicht und blieben an der Oberfläche.

Als umweltfreundliche, preiswerte und poröse Trägermatrix wählten sie Cellulose, die sie mit einem Öl-Geliermittel, einer preiswerten organischen Mannitolverbindung, imprägnierten. Die Imprägnierung erwies sich als entscheidend, um aus einfacher Cellulose ein wirksames System für die Absorption und Wiedergewinnung von Rohöl zu machen.

Das lag vor allem am Geliermittel, dem „Organogelator“. „Phasenselektive Organogelatoren sind Amphiphile, die Öle selektiv aus einer zweiphasigen Mischung von Öl und Wasser gerinnen lassen können“, erklären die Wissenschaftler. Zur Gelbildung kommt es, weil sich die Gelatormoleküle in der Ölphase lösen und dann durch Wasserstoffbrücken ein dreidimensionales Fasernetzwerk aufbauen. In diesem feinfaserigen Netzwerk wird das Öl eingefangen und bildet ein starres Gel. Durch die Gelierung wird also die flüssige Ölphase fest und kann einfach abgeschöpft werden.

Der andere Vorteil durch die Imprägnierung ist die Herstellung einer wasserabweisenden Cellulosematrix, die ganz im Gegensatz zur unbehandelten Cellulose fast kein Wasser aufsaugt. Dagegen „absorbierte sie das gesamte verteilte Öl, und die Körner mit dem geronnenen Öl konnten nach zwei Stunden herausgeschöpft werden, während sauberes Wasser zurückblieb“, berichteten die Autoren. Und auch ein Recycling war möglich: Wie die Wissenschaftler zeigten, kann man durch Ausquetschen oder Destillation das Öl aus den geronnenen Körnern zurückgewinnen. Dieses einfache, preiswerte und umweltfreundliche System sollte interessante Aspekte für die Feldforschung bieten.

Angewandte Chemie: Presseinfo 31/2017
Autor: Kana M. Sureshan, Indian Institute of Science Education and Research (India), http://www.iisertvm.ac.in/faculties/kms.phpx

Link zum Originalbeitrag: https://doi.org/10.1002/ange.201704699

Angewandte Chemie, Postfach 101161, 69451 Weinheim, Germany.

Quelle: idw

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Nisthilfen machen Äcker für Wildbienen attraktiv

Robert Emmerich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Julius-Maximilians-Universität Würzburg

Wildbienen sind wichtige Bestäuber vieler Nutzpflanzen – mitunter effektivere als Honigbienen. Ihre Zahl lässt sich mit einfachen Mitteln nachhaltig erhöhen. Das zeigt eine aktuelle Studie aus dem Biozentrum der Universität Würzburg.

Die Landwirte haben ein Problem: Vielerorts macht sich die Honigbiene immer rarer. Pflanzen bilden oft aber nur dann Früchte und Samen, wenn ihre Blüten zuvor mit Pollen von Artgenossen befruchtet wurden. Ohne Bestäuber sinken daher die Erträge.

Honigbienen sind jedoch nicht die einzigen Insekten, die diese wichtige Aufgabe übernehmen. Auch die verschiedenen Wildbienen-Arten sind emsige Pollensammler und bestäuben bei dieser Tätigkeit eine Reihe von Nutzpflanzen. Ihre Bedeutung wurde dennoch lange unterschätzt. Inzwischen weiß man aber, dass die Erträge vieler Feldfrüchte spürbar steigen, wenn zwischen ihnen nicht nur Honigbienen, sondern auch ihre „wilden“ Verwandten umherschwirren.

Landschaften mit Rapsfeldern untersucht
„Wir haben daher untersucht, wie sich die Anzahl der Wildbienen auf landwirtschaftlichen Nutzflächen nachhaltig steigern lässt“, erklärt Ingolf Steffan-Dewenter. Der gelernte Imker und Professor für Tierökologie und Tropenbiologie an der Universität Würzburg hat dafür mit seinem Team und mit Kollegen der Universität Wageningen zahlreiche Landschaften mit Rapsfeldern unter die Lupe genommen. Die Studie wurde im EU-Projekt STEP (Status and Trends of European Pollinators) durchgeführt.

Die untersuchten Flächen lagen zum einen in der Umgebung von Würzburg und zum anderen in den Niederlanden. Die Biologen brachten an den Rändern der Felder zunächst so genannte Nisthilfen an – das sind im Prinzip kurze gebündelte Schilfhalme, in denen die Insekten ihre Eier ablegen können. Dann beobachteten sie über einen Zeitraum von zwei Jahren, wie viele Brutzellen in diesen Nestern angelegt wurden und von welchen Arten diese stammten.

Blütenpflanzen als Nahrungsressourcen wichtig
Während der Rapsblüte im Mai locken die Felder jede Menge Bestäuber an. Kein Wunder, dass zu dieser Zeit die Zahl der durch Wildbienen besiedelten Nistplätze geradezu explodierte. Danach nahm die Brutaktivität in beiden Jahren wieder deutlich ab. „Blütenpflanzen sind die einzige Nahrungsressource von Wildbienen – und zwar sowohl der erwachsenen Tiere als auch ihrer Larven“, erläutert Ingolf Steffan-Dewenter. „Die Insekten gedeihen also nur dort, wo auch ausreichend Blütenpflanzen zur Verfügung stehen.“

Raps blüht nur wenige Wochen; danach geht das Nahrungsangebot rapide zurück. Mit diesen Gegebenheiten kommen nur Wildbienenarten klar, deren Aktivitätsmaximum ins Frühjahr fällt.

„Um eine größere Vielfalt von Bienen anzusiedeln, ist es nötig, genügend blütenreiche Gebiete in der Nähe der Nistplätze zu schaffen – dazu reichen oft schon schmale Streifen mit Wildblumen“, betont Steffan-Dewenter. „Wir konnten zeigen, dass derartige Maßnahmen, aber auch naturnahe Habitate in der Umgebung, die Häufigkeit von Wildbienen auf den Feldern positiv beeinflussen.“

Einfache Maßnahmen mit positiver Wirkung
Ein ausreichendes Nahrungsangebot ist eine Sache – fast ebenso wichtig ist aber die Bereitstellung von Nisthilfen, wie sie in der Studie erfolgte. Wenn aber genügend Brutplätze und Blütenpflanzen vorhanden sind, können sich die Wildbienen rasant vermehren. „Unsere Arbeit zeigt, wie positiv sich vergleichsweise einfache Maßnahmen auf die Zahl und Vielfalt der Bestäuber auswirken“, erklärt der Würzburger Biologe.

Landwirte können sich auf diese Weise unabhängiger von der Honigbiene machen, zumal sich mit Hilfe von Wildbienen der Ertrag vieler Nutzpflanzen sogar noch steigern lässt. Auch aus anderen Gründen sei es sinnvoll, auf verschiedene Bestäuberarten zu setzen, meint Dr. Andrea Holzschuh, Koautorin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl: Eine einzige Bienenart sei deutlich gefährdeter, durch Parasiten oder Krankheiten gravierend dezimiert zu werden; bei verschiedenen Arten sei das Risiko geringer.

Parasiten kein großes Problem
Allerdings sind auch Wildbienen nicht vor natürlichen Feinden und Krankheitserregern gefeit: Wie die Wissenschaftler in ihrer Studie gezeigt haben, wurde jede sechste Brutzelle von Parasiten attackiert, und etwa genauso viele Larven starben durch Infektionen. Je größer die Zahl der Bienen war, desto größer auch der Anteil von ihnen, der diesen Problemen zum Opfer fiel. Nachhaltig beeinträchtigen konnte dieser Effekt die Vermehrung der nützlichen Insekten jedoch nicht.

Publikation
Matteo Dainese, Verena Riedinger, Andrea Holzschuh, David Kleijn, Jeroen Scheper und Ingolf Steffan-Dewenter: Managing trap-nesting bees as crop pollinators: Spatiotemporal effects of floral resources and antagonists. Journal of Applied Ecology; DOI: 10.1111/1365-2664.12930

Kontakt
Prof. Dr. Ingolf Steffan-Dewenter, Professur für Tierökologie und Tropenbiologie, Biozentrum der Universität Würzburg, T +49 931 31-86947, ingolf.steffan@uni-wuerzburg.de

Weitere Informationen:
http://www.zoo3.biozentrum.uni-wuerzburg.de/en/team/steffan_dewenter/
Website von Prof. Dr. Ingolf Steffan-Dewenter

Quelle: idw

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Keimschleuder Küchenschwamm

Jutta Neumann Pressestelle
Hochschule Furtwangen

Die weltweit erste umfassende Studie zur Keimbelastung gebrauchter Küchenschwämme ist nun erschienen. In den Reinigungsutensilien wurde eine teils besorgniserregend hohe Konzentration von Bakterien nachgewiesen. Den Schwamm heiß auszuwaschen oder in der Mikrowelle zu behandeln, ist keine langfristige Lösung, sagen die Forscher.

In Deutschland gibt es rund 40 Millionen Privat-Haushalte. „Wenn in jedem davon nur ein bis zwei Küchenschwämme vorhanden sind, beläuft sich ihre Zahl in Deutschland auf 40 bis 80 Millionen“, so Professor Dr. Markus Egert von der Hochschule Furtwangen, der die Studie leitete. „Mit institutionellen Einrichtungen kommt man vermutlich auf mehr als 100 Millionen in Deutschland.“ – 100 Millionen potentielle Keimschleudern.

In einem Kooperationsprojekt der Hochschule Furtwangen (HFU) mit der Justus Liebig-Universität Gießen und dem Helmholtz Zentrum München ist die Studie enstanden; Fördermittelgeber war die HFU. Die renommierte wissenschaftliche Zeitschrift „Scientifc Reports“, die zur Nature Publishing Group gehört, hat die Studie nun veröffentlicht (DOI:10.1038/s41598-017-06055-9 1, www.nature.com/scientificreports, Titel: Microbiome analysis and confocal microscopy of used kitchen sponges reveal massive colonization by Acinetobacter, Moraxella and Chryseobacterium species).

Die Mikrobiologen nahmen 14 gebrauchte Schwämme aus dem Großraum Villingen-Schenningen unter die Lupe. Entdeckt wurden darin 362 verschiedene Arten von Bakterien. „Was uns überrascht hat: Fünf der zehn häufigsten von uns gefundenen Arten gehören in die sogenannte Risikogruppe 2, das bedeutet sie sind potentiell pathogen“, erläuert Egert. Dabei handelte es sich um Umwelt- und Wasserbakterien, aber auch um Bakterien, die typisch für die menschliche Haut sind. Insbesondere bei immungeschwächten Menschen, wie Kranken und Alten, können Bakterien wie Acinetobacter johnsonii, Moraxella osoloensis und Chryseobacterium hominis zu Infektionen führen. Das sehr häufige nachgewiesene Bakterium Moraxella osloensis steht zudem im Verdacht, schlechten Geruch zu erzeugen, kann also für stinkende Küchenschwämme verantwortlich sein. Fäkalbakterien und Lebensmittelvergifter oder Durchfallerreger hingegen wurden kaum nachgewiesen.

Besonders bedenklich: In Schwämmen, die laut ihrer Nutzer regelmäßig gereinigt wurden, etwa in der der Mikrowelle oder durch Auswaschen, zeigten sich deutlich höhere Anteile der potentiell pathogenen Bakterien. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Reinigung von Schwämmen zwar zu einer kurzfristigen Verminderung der Keimzahl führen kann; in den schnell wieder hoch wachsenden Gemeinschaften dominieren dann aber offensichtlich immer stärker die potentiell pathogenen Bakterien, vermutlich aufgrund einer höheren Stresstoleranz.

Küchenschwämme bestehen überwiegend aus Schaumstoff, wie Polyurethan. Ihre durch zahlreiche Poren riesige innere Oberfläche bietet Mikroorganismen viel Platz zum Wachsen. „Teils erreichten die Bakterien Dichten von mehr als 5 mal 1010 Zellen pro Kubikzentimeter“, erläutert Egert. „Das sind Konzentrationen, wie man sie sonst nur noch in Fäkalproben findet.“ Ein Wert, der in einer Küche nicht erreicht werden sollte. Diese hohen Dichten erklären sich mit den optimalen Lebensbedingungen, die Bakterien im Schwamm finden: neben der großen Oberfläche zum Aufwachsen viel Feuchtigkeit und viele Nährstoffe, etwas aus Lebensmittelresten und Schmutz. Das Bild- und Filmmaterial der Studie visualisiert die bakterielle Belastung der Küchenschwämme in eindrucksvoller Weise und bietet sich als Lehrmaterial an, um ein Bewusstsein für Küchenschwämme als mikrobielle Inkubatoren im Haushalt zu schaffen.

Probleme können sich vor allem in sensiblen Umgebungen ergeben. Etwa in Krankenhäusern, Altenheimen oder bei der privaten Pflege zu Hause, wenn dort Menschen mit geschwächtem Immunsystem leben. Anstelle sie zu häufig zu reinigen, sollten Küchenschwämme aus hygienischen Gründen gerade hier besser regelmäßig entsorgt werden, etwa in einem wöchentlichen Rhythmus. In neu gekauften Schwämmen konnten die Forscher übrigens keinerlei mikrobielle Belastung nachweisen.

Weitere Informationen:
http://www.nature.com/articles/s41598-017-06055-9

Quelle: idw

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Biologen aus Rostock und St. Petersburg forschen für klares Wasser an der Ostseeküste

Ingrid Rieck Presse- und Kommunikationsstelle
Universität Rostock

In 20 Jahren können Urlauber und Einheimische in den Boddengewässern an der Ostseeküste selbst im Sommer auf klares Wasser statt der heute noch häufig anzutreffenden „Erbsensuppe“ hoffen. Davon ist Professor Hendrik Schubert überzeugt. Er leitet den Lehrstuhl Ökologie am Institut für Biologie der Universität Rostock. „Keiner ist glücklich, wenn Algenblüten die gerade für Kinder so geeigneten Badestellen mit flachem, warmem Wasser in eine trübe Brühe verwandeln“.

Dieses Ziel – bessere Wasserqualität in den Bodden und Haffen – hat der Rostocker Forscher fest im Visier und setzt dabei auch auf die seit 20 Jahren vertrauensvolle und wie er es nennt, „spannende Zusammenarbeit mit russischen Kollegen des Zoologischen Institutes und des Institutes für Zytologie – beides Institute der Russischen Akademie der Wissenschaften in St. Petersburg“. Dr. habil. Irena V. Telesh aus St. Petersburg, international eine der führenden Wissenschaftlerinnen auf dem Gebiet der Brackwasserökologie, war gerade wieder Gast am Institut für Biologie der Uni Rostock. Gemeinsam erkunden die Wissenschaftler bei gegenseitigen Forschungsaufenthalten die Biodiversität der Ostsee; Ziel der Untersuchungen ist es zu verstehen, wie sich Salzgehaltsschwankungen auf die Wasserqualität auswirken.

Während es anfangs in der Zusammenarbeit lediglich um die spezielle Gruppe der Protisten, also Urwesen wie Algen, Pilze und Protozoen ging, hat sich das gemeinsame Forschen mittlerweile bis hin zur Entwicklung von Konzepten für die Brackwasser-Ökologie entwickelt. „Wir beginnen jetzt zu verstehen, wie Ökosysteme unter den Bedingungen ständig wechselnder Salzgehalte, wie sie im Durchmischungsbereich von Meer- und Flusswasser auftreten, funktionieren.“, sagt Prof. Schubert. Solche Brackwasser-Ökosysteme, zu denen die Ostsee gezählt werden kann, weisen eine ganze Reihe von Besonderheiten auf. Gut angepasst an Schwankungen der Salinität, sind sie gegenüber Veränderungen anderer Umweltfaktoren wie z. B. Neueinwanderern durchaus besonders empfindlich.

„Wir konnten nachweisen, dass das Brackwasser mit seinem variablem Salzgehalt nicht für alle Organismen eine bloße Herausforderung darstellt; für sich schnell entwickelnde Kleinstlebewesen kann es eine Chance sein, zumindest temporär Habitate zu erobern, die ihnen sonst verschlossen bleiben“, hebt Prof. Schubert hervor. Für große, sich langsam entwickelnde Organismen dagegen ist Brackwasser offenbar nicht leicht zu meistern. Diese Diskrepanz beeinflusst die Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Ebenen der Nahrungskette stark. Vor allem dem Zooplankton – Verbindungsglied zwischen den Algen als Produzenten und den höheren Konsumentenebenen wie Fischen und Muscheln, – gilt momentan das Augenmerk der USELab-Forscher. Zooplankton, in der Ostsee zumeist Kleinkrebse und Flagellaten, ist in der Lage, Algenblüten zu kontrollieren. Damit kann Zooplankton das Ökosystem der Ostsee und vor allem deren Küstengewässer stabilisieren. Auf der anderen Seite stellen sie die Nahrung für viele Fischarten dar.

Die Herausforderung für die Forscher: „Wenn wir genau verstehen, wie die Wechselwirkungen im Ökosystem der Ostsee stattfinden, dann haben wir die Möglichkeit, mit Biomanipulation den Zustand des Wassers gezielt positiv zu beeinflussen“. Die Erkenntnisse der deutsch-russischen Ostsee-Forschung genießen in der Wissenschaftsgemeinschaft weltweit Anerkennung und werden nicht nur als Grundlage weiterer Forschung verwendet, sondern haben bereits den Weg in die Lehrbücher gefunden.

Vor sieben Jahren wurde das deutsch-russische „Ulrich-Schiewer Laboratory for Experimental Aquatic Ecology“ (USELab) gegründet. Diese Langzeitkooperation, die durch das Internationale Büro des BMBF Starthilfe bekam, erlaubte zum Beispiel das Entdecken einer unerwartet hohen Anzahl von Planktonarten (etwa 4000) in der Ostsee. „Zunächst hatte man angenommen, dass es sich bei der Ostsee auch im Plankton um ein artenarmes Meer handele“, sagt Irena Telesh – „Unsere substanziell neuen Erkenntnisse haben das Verständnis zur Rolle von Mikroorganismen in küstennahen Ökosystemen deutlich verbessert.“ Mittlerweile sind der Zusammenarbeit mehr als 20 wissenschaftliche Publikationen sowie zahlreiche Buchbeiträge und sonstige Veröffentlichungen entsprungen. Sowohl deutsche als auch russische Fördereinrichtungen unterstützen die Vorhaben der Forschergruppe, so dass USELab trotz der komplizierten bilateralen Struktur auf einer stabilen Basis steht.

Die russischen Kollegen reisten gerade mit der frohen Botschaft an, dass die Russian Science Foundation – eine der DFG vergleichbare Institution – die Vorhaben in den kommenden Jahren finanziell unterstützen wird, so dass unabhängig von der jeweiligen politischen Großwetterlage die wissenschaftliche Zusammenarbeit von beiden Ländern finanziert wird. Das neue Projekt, das von Dr. habil Sergei Skarlato vom Institut für Zytologie in St. Petersburg geleitet werden wird, erlaubt unter anderem auch die Fortführung des Doktorandenaustausches zwischen den deutschen und russischen Partnereinrichtungen.

Kontakt:
Prof. Dr. Hendrik Schubert
Universität Rostock
Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät
Institut für Biowissenschaften
Lehrstuhl Ökologie
Tel. Ökologie 0381 498 6070
http://www.biologie.uni-rostock.de/oekologie/home.html

Quelle: idw

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Wie sauber putzen die „Zahn-Profis“?

Charlotte Brückner-Ihl Referat für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Justus-Liebig-Universität Gießen

100-prozentig saubere Zähne – Ist das überhaupt möglich? Institut für Medizinische Psychologie der Universität Gießen legt in Zusammenarbeit mit Zahnmedizinern Studie zur Mundhygiene vor

Man muss sich gründlich die Zähne putzen, um schädlichen Zahnbelag zu entfernen und somit Krankheiten wie Karies oder Parodontitis vorzubeugen. Dies ist den meisten Menschen schon seit frühester Kindheit bekannt, und sie versuchen, sich daran zu halten. Doch selbst wenn sie sich zweimal täglich die Zähne putzen, schaffen es nur wenige, ihre Zähne gut zu reinigen. Immer wieder bemängeln Zahnärztinnen und Zahnärzte die unzureichende Mundhygiene vieler Patientinnen und Patienten. Es stellt sich die Frage: Wie sauber kann man die Zähne durch das Putzen mit einer Handzahnbürste und die Nutzung von Hilfsmitteln zur Zahnzwischenraumhygiene bekommen? Ist es überhaupt möglich, die Zähne 100-prozentig und damit „komplett“, zu reinigen? Grund genug für Prof. Dr. Renate Deinzer vom Institut für Medizinische Psychologie der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) und ihre Mitarbeiterin Dr. Daniela Harnacke, dieser Frage im Rahmen einer Studie nachzugehen: Unter dem Titel „Finding an upper limit of what might be achievable by patients: oral cleanliness in dental professionals after self-performed manual oral hygiene“ hat die Psychologin jetzt die Ergebnisse vorgelegt. Und diese lassen aufhorchen: Auch Profis reinigen offenbar ihre Zähne und ihr Zahnfleisch nicht durchweg perfekt.

Beteiligt an der Studie waren vonseiten der JLU folgende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler: Prof. Dr. Renate Deinzer, Dr. Daniela Harnacke und René Schmidt (alle vom Institut für Medizinische Psychologie), Prof. Dr. Jörg Meyle, Poliklinik für Parodontologie, und Prof. Dr. Bernd Wöstmann, Poliklinik für zahnärztliche Prothetik, und außerdem von der Universität Dresden der Parodontologe Prof. Dr. Thomas Hoffmann und von der Universität Leipzig Privatdozent Dr. Dirk Ziebolz.

In der jetzt online publizierten Studie (DOI: 10.1007/s00784-017-2160-9;
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/28676902) wurde an acht Universitätszahnkliniken das Zahnputzverhalten jener Personen untersucht, die nicht nur von ihren Patientinnen und Patienten eine gute Mundhygiene verlangen, sondern auch bei der Vermittlung von Mundhygiene eine Rolle spielen: 64 Zahnärztinnen und Zahnärzte, 33 Studierende der Zahnmedizin sowie 30 zahnmedizinische Fachangestellte. Sie alle wurden gebeten, sich die Zähne mit einer Handzahnbürste zu reinigen; zudem stellte man ihnen Hilfsmittel für die Reinigung der Zahnzwischenräume zur Verfügung. Vor und nach der Reinigung der Zähne wurden die Zahnbeläge erfasst.

Das Ergebnis der Untersuchung stellt Studienleiterin Prof. Deinzer jetzt vor: Nach dem Putzen habe man nur wenige Beläge auf den Zähnen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer gefunden, wobei sich die unterschiedlichen Berufsgruppen nicht voneinander unterschieden hätten. Die meisten (96 Prozent) zeigten mehr als 70 Prozent saubere Flächen am Zahnfleischrand; drei Viertel der untersuchten Personen wiesen an 89 Prozent der Flächen am Zahnfleischrand keine Beläge auf. Zahnmedizinische Laien erreichen bei demselben Test selten mehr als 50 Prozent sauberer Flächen, oft weniger als 30 Prozent.

Prof. Deinzer kommentiert die Ergebnisse wie folgt: „Es ist also grundsätzlich möglich, mit einer Handzahnbürste und Hilfsmittel zur Reinigung der Zahnzwischenräume eine fast 100-prozentige Sauberkeit zu erreichen.“ Aber sie schränkt zugleich ein: „Die ,Zahn-Profis‘ haben gegenüber den Patientinnen und Patienten allerdings auch einige Vorteile.“ Die untersuchten Personen wiesen insgesamt eine gute Mundhygiene auf und hatten nur in wenigen Fällen Zahnfleischentzündungen. Es waren nur selten Kronen oder andere „Hindernisse“ vorhanden, die eine Reinigung erschweren können. Und: „Die Profis wissen, worauf es ankommt“, betont Deinzer. „Es ist besonders wichtig, die Beläge am Zahnfleischrand zu entfernen. Auch sollte man Zähne und Zahnfleisch nicht ,irgendwie‘, sondern systematisch putzen, um keine Fläche zu vergessen.“ Weniger wichtig schienen die Profis die Zahnputztechnik zu finden. Knapp die Hälfte der an der Studie Beteiligten konnte gar nicht sagen, mit welcher Technik sie geputzt hatte; die Putzergebnisse waren aber dennoch genauso gut wie bei denjenigen, die eine spezielle Technik verwendet hatten.

Studienleiterin Deinzer zieht folgendes Fazit: „Eine Möglichkeit, die Mundhygiene der Patientinnen und Patienten weiter zu verbessern, könnte darin bestehen, noch genauer zu erklären, worauf es wirklich ankommt: auf den Zahnfleischrand und darauf, dass wirklich alle Zähne von innen und außen gereinigt werden. Außerdem dürfen auch die Zahnzwischenräume nicht vergessen werden. Unbedingt sollte man eine Systematik beim Putzen etablieren, damit kein Zahn und keine Fläche vergessen werden.“

Weitere Informationen
Deinzer R, Schmidt R, Harnacke D, Meyle J, Ziebolz D, Hoffmann T, Wöstmann B.„Finding an upper limit of what might be achievable by patients: oral cleanliness in dental professionals after self-performed manual oral hygiene“, 2017;
DOI: 10.1007/s00784-017-2160-9

Kontakt:
Prof. Dr. Renate Deinzer
Institut für Medizinische Psychologie der Justus-Liebig-Universität Gießen
Friedrichstraße 36; 35392 Gießen
Telefon: 0641 99 45680; Fax: 0641 99 45689
E-Mail: Renate.Deinzer@psycho.med.uni-giessen.de

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Die 1607 gegründete Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) ist eine traditionsreiche Forschungsuniversität, die über 28.000 Studierende anzieht. Neben einem breiten Lehrangebot – von den klassischen Naturwissenschaften über Rechts- und Wirtschaftswissenschaften, Gesellschafts- und Erziehungswissenschaften bis hin zu Sprach- und Kulturwissenschaften – bietet sie ein lebenswissenschaftliches Fächerspektrum, das nicht nur in Hessen einmalig ist: Human- und Veterinärmedizin, Agrar-, Umwelt- und Ernährungswissenschaften sowie Lebensmittelchemie. Unter den großen Persönlichkeiten, die an der JLU geforscht und gelehrt haben, befindet sich eine Reihe von Nobelpreisträgern, unter anderem Wilhelm Conrad Röntgen (Nobelpreis für Physik 1901) und Wangari Maathai (Friedensnobelpreis 2004). Seit 2006 wird die JLU sowohl in der ersten als auch in der zweiten Förderlinie der Exzellenzinitiative gefördert (Excellence Cluster Cardio-Pulmonary System – ECCPS; International Graduate Centre for the Study of Culture – GCSC).

Weitere Informationen:
http://www.uni-giessen.de
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/28676902

Quelle: idw

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Mit kürzeren und flexibleren Arbeitszeiten können Betriebe rentenberechtigte Mitarbeiter halten

Wolfgang Braun Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB)

Jeder dritte Betrieb versucht, rentenberechtigte Mitarbeiter weiter zu beschäftigen. Kürzere und flexiblere Arbeitszeiten anzubieten waren dabei die wichtigsten Maßnahmen, um die Mitarbeiter zu halten. Das geht aus einer am Montag veröffentlichten Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor.

Im Jahr 2015 erreichten rund 650.000 Mitarbeiter die Rentenberechtigung oder waren bereits rentenberechtigt. In gut 170.000 Fällen wollten die Betriebe rentenberechtigte Mitarbeiter halten. Gelungen ist das bei knapp 145.000 Mitarbeitern. Dies entspricht einer Erfolgsquote von 83 Prozent. Allerdings haben die Betriebe möglicherweise in Fällen, bei denen sie sich keine Chancen ausrechneten, erst gar nicht versucht, die Mitarbeiter zu halten, merken die Arbeitsmarktforscher zur hohen Erfolgsquote an.

„Danach gefragt, welche Maßnahmen in den erfolgreichen Fällen eingesetzt wurden, gab die überwiegende Mehrheit der Betriebe (60 Prozent) kürzere Arbeitszeiten an, gefolgt von 49 Prozent der Betriebe, die rentenberechtigte Mitarbeiter mit einer Flexibilisierung der Arbeitszeit halten konnten“, schreiben die Arbeitsmarktforscher. Eine Veränderung des Tätigkeitsprofils stellte für insgesamt 17 Prozent der Betriebe ein erfolgreiches Instrument dar, während 13 Prozent der Betriebe mit einer höheren Entlohnung, Prämien oder einer Beförderung rentenberechtigte Mitarbeiter weiter beschäftigen konnten.

Bei einer Betrachtung nach Wirtschaftszweigen zeigt sich, dass im Bereich der Öffentlichen Verwaltung mit 18 Prozent vergleichsweise wenige Betriebe Versuche unternahmen, rentenberechtigte Mitarbeiter zu halten. Die Erfolgsquote fiel hier mit 67 Prozent zudem unterdurchschnittlich aus. Im Wirtschaftszweig „Maschinen, Elektrotechnik, Fahrzeuge“ waren es dagegen 43 Prozent der Betriebe, die rentenberechtigten Mitarbeitern entsprechende Angebote unterbreiteten. Die Erfolgsquote betrug dabei 86 Prozent. „Der Wunsch, Mitarbeiter zu halten, wird maßgeblich durch Fachkräfteengpässe bestimmt, welche insbesondere im verarbeitenden Gewerbe eine Rolle spielen: Liegen Fachkräfteengpässe vor, so steigt die Wahrscheinlichkeit, rentenberechtigte Mitarbeiter halten zu wollen, statistisch hochsignifikant um 21 Prozentpunkte“, erklären die Forscher.

Kleinbetriebe versuchten mit 32 Prozent einen erheblich höheren Anteil an rentenberechtigten Mitarbeitern zu halten als größere Betriebe mit elf Prozent. Auch hier spielen Rekrutierungsprobleme eine Rolle: „Kleinbetriebe haben tendenziell schlechtere Chancen, ausscheidende Mitarbeiter durch Neueinstellungen adäquat zu ersetzen“, so die Arbeitsmarktforscher.

Die aufgrund des Flexirenten-Gesetzes seit diesem Jahr geltenden Regelungen zur Verlängerung der Lebensarbeitszeit werden von den Betrieben überwiegend positiv eingeschätzt. Besonders hoch ist die Zustimmung zum Wegfall der Arbeitslosenversicherungsbeiträge für altersrentenberechtigte Mitarbeiter und zu den großzügigeren Hinzuverdienstmöglichkeiten im Rahmen einer Teilrente.

Die IAB-Studie beruht auf einer repräsentativen Befragung von rund 13.000 Betrieben.

Weitere Informationen:
http://doku.iab.de/kurzber/2017/kb1617.pdf
https://twitter.com/iab_news

Quelle: idw

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Forscher nehmen Ostsee fächerübergreifend unter die Lupe

Ingrid Rieck Presse- und Kommunikationsstelle
Universität Rostock

Wissenschaftler erarbeiten Entscheidungshilfe für die Politik
„Der Zustand der Küstensysteme der deutschen Ostseeküste hat sich in den vergangenen 25 Jahren deutlich verändert – und zwar zum Besseren“, urteilt Prof. Hendrik Schubert vom Lehrstuhl Ökologie der Universität Rostock. Noch vor 25 Jahren seien vor allem die inneren Küstengewässer in einem denkbar schlechten Zustand gewesen. „Jetzt beobachten wir bereits wieder ausgedehnte Unterwasserwiesen. Damit hat sich das gesamte Ökosystem verändert und wir fangen gerade an zu verstehen, wie es unter diesen neuen Bedingungen funktioniert und wie wir es behandeln müssen, um den positiven Trend zu unterstützen.“

Der Biologe und sein Projektteam haben die inneren Küstengewässer, wie beispielsweise den Bodden, in den vergangenen vier Jahren unter die Lupe genommen. Zufrieden sind sie mit dem gegenwärtigen Zustand noch nicht; verglichen mit der Zeit vor 1870 sind nach wie vor Schädigungen erkennbar. Warum gerade diese Jahreszahl? Weil es für den Ostseeraum keine durch den Menschen unbeeinflussten Gebiete gibt, musste als Referenz der historische Zustand der Ostsee vor Einsetzen der Industrialisierung rekonstruiert werden. „Das wäre ohne die vielen Sammlungen und aktive Hilfe aus den Museen nicht möglich gewesen“, sagt Prof. Schubert

Sowohl die Wasserrahmenrichtlinie als auch die aktuelle Meeresstrategie-Richtlinie der Europäischen Union (EU) verlangen, dass der ökologische Zustand der Küsten-und Meeresgebiete bewertet wird. Für die Küstenforscher Deutschlands bedeutet das, dass geeignete Indikatororganismen identifiziert werden müssen, die eine Bewertung des ökologischen Zustandes ermöglichen.

Ein Verbund von Rostocker, Greifswalder und Kieler Forschern arbeiten gegenwärtig in mehreren Projekten an dieser Aufgabe. Neu ist dabei, dass in den zwei Projekten, die in Rostock koordiniert werden, in Zusammenarbeit mit den Kieler Forschern erstmals auch die Wechselwirkungen zwischen ökonomischen und ökologischen Aspekten erfasst und analysiert werden.

„Damit soll die Politik ein Hilfsmittel in die Hand bekommen, um bei Nutzungskonflikten, wie sie zwischen Tourismus, Schifffahrt und Fischerei zwangsläufig auftreten, eine belastbare Abwägung der Folgen und Risiken raumplanerischer Entscheidungen vornehmen zu können“, betont Prof. Schubert die Zielsetzung dieser vom BMBF geförderten Arbeiten. Bis dahin ist allerdings noch viel zu tun. Vor allem die Frage, wie gesellschaftliche Akzeptanz entsteht und welche Rückkopplungsmechanismen hier zu Paradigmenwechseln führen können, sind bislang noch wenig verstanden. Solche Wechselwirkungen zwischen Ökonomie, Ökologie und gesellschaftlicher Wahrnehmung des Wertes von Küstengebieten sind genauso Gegenstand der Untersuchungen wie die Effekte unterschiedlicher Reaktionszeiten der einzelnen Organismengruppen.
Um solch ein breitgefächertes Aufgabenspektrum bearbeiten zu können, hat Prof. Schubert ein Team zusammengestellt, das neben ausgewiesenen Ökologen wie PD Dr. Rhena Schumann aus Rostock, PD Dr. Irmgard Blindow aus Greifswald und Prof. Felix Müller aus Kiel mit Dr. Buzcko und Dr. Jurasinski auch Agrarökologen sowie die Wirtschaftswissenschaftler um Prof. Martin Benkenstein von der Uni Rostock und Gesellschaftswissenschaftler aus Kiel um Prof. Konrad Ott umfasst.

Solch eine fachübergreifende Zusammenarbeit ist nicht immer einfach, die Disziplinen haben ihre eigene Sprache und die Methodik ist häufig grundverschieden. Hier allerdings kann sich das Team auf eine langjährige Vorgeschichte stützen; die Zusammenarbeit zwischen den Standorten bietet sie. „In Rostock wurden, noch zu Zeiten des kalten Krieges, eine Nicht-Regierungsorganisation die „Baltic Marine Biologists“ (BMB) gegründet, mit der es Wissenschaftlern aus der ganzen Ostsee möglich wurde, durch den eisernen Vorhang hindurch direkt zusammenzuarbeiten. Die BMB legten damit den Grundstein für die Entwicklung, die letztlich zur HELCOM führte und eine deutliche Verbesserung des Zustandes der Ostsee zur Folge hatte“, sagt Prof. Schubert.

Die BMB spielen nach wie vor eine wichtige Rolle im Ostseeraum. In den vergangenen Jahren wurde z.B. intensiv – mit einem Team von 92 Autoren – an der Erarbeitung eines Lehrbuches, das alle Aspekte der Biologie der Ostsee umfasst, gearbeitet – seit kurzem liegt nun das Produkt vor. Dabei waren Rostocker Wissenschaftler federführend für mehrere der 16 Kapitel – Zeugnis der guten Referenzen, die der Standort international hat. Text: WOLFGANG THIEL

Kontakt:
Prof. Dr. Hendrik Schubert
Universität Rostock
Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät
Institut für Biowissenschaften
Lehrstuhl Ökologie
Tel. Ökologie 0381 498 6070
http://www.biologie.uni-rostock.de/oekologie/home.html

Quelle: idw

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Lebensmittel aus Blättern und Gräsern können Krankheitserreger enthalten

Dr. Suzan Fiack Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR)

BfR gibt Hygienetipps zum Umgang mit Salaten, Kräutern, Tees, Smoothies und anderen pflanzlichen Lebensmitteln
In Deutschland werden zunehmend Blatt- und Grasprodukte verzehrt. Diese können mit verschiedenen Krankheitserregern belastet sein. Deshalb veröffentlicht das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) jetzt eine ausführliche Stellungnahme zur Belastung von Blatt- und Grasprodukten mit Bakterien, die beim Menschen Erkrankungen verursachen können. „Salate, Blattgemüse, Kräuter, Tees und grüne Smoothies werden von den meisten Menschen als rundum gesunde Nahrungsmittel wahrgenommen“, sagt BfR-Präsident Professor Dr. Dr. Andreas Hensel. „Umso wichtiger ist es darauf hinzuweisen, dass auch bei diesen Lebensmitteln Hygienemaßnahmen notwendig sind. Unabhängig davon ist eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst und Gemüse tatsächlich die beste Ernährungsstrategie.“ Zu den vom BfR bewerteten Produkten gehören frische Blattgemüse einschließlich Blattsalate und Kräuter, getrocknete Blatt- und Grasprodukte wie Nahrungsergänzungsmittel, getrocknete Kräuter und Teeblätter sowie grüne Smoothies.

Blattsalate und frische Kräuter werden in Deutschland fast von der gesamten Bevölkerung sehr häufig verzehrt. Tee wird häufiger von Frauen als von Männern getrunken, der Teekonsum steigt mit zunehmendem Alter an. Bakterielle Krankheitserreger, die in Gras- und Blattprodukten vorkommen können, sind u. a. Salmonellen, Campylobacter, Yersinien, Listerien und EHEC.

Bisher gibt es in Deutschland nur wenige belegte Fälle bakterieller Lebensmittelinfektionen durch den Verzehr von Gras- oder Blattprodukten. Dennoch spricht das BfR zum Schutz der Verbraucherinnen und Verbraucher die nachfolgenden allgemeinen Empfehlungen zur Risikominimierung aus:

• Frische Blattprodukte sollten vor dem Rohverzehr gründlich gewaschen und möglichst schnell verbraucht werden. Zerkleinerte frische Blattprodukte sollten bis zum Verzehr möglichst bei maximal 7 °C gelagert und schnell verbraucht werden.
• Frisch hergestellte grüne Smoothies sollten bis zum Verzehr möglichst bei maximal 7 °C gelagert und am Tag der Herstellung verbraucht werden. Durch eine starke Säuerung der Smoothies, beispielsweise durch Verarbeitung von Zitrusfrüchten oder Zugabe von Zitronensaft, lässt sich die Vermehrung der Bakterien verlangsamen bzw. ganz verhindern.
• Kräutertees sollten mit sprudelnd kochendem Wasser aufgegossen werden. Schwangere und Personen, deren Abwehrkräfte durch hohes Alter, Vorerkrankungen oder Medikamenteneinnahme geschwächt sind, sollten auf den Verzehr von vorgeschnittenen und verpackten Salaten besser vorsichtshalber verzichten und stattdessen Salate aus frischen und gründlich gewaschenen Zutaten kurz vor dem Verzehr selbst zubereiten. Nahrungsergänzungsmittel aus getrockneten Blatt- und Grasprodukten sollten diese Personen nur nach ärztlicher Rücksprache verzehren.

Über das BfR
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ist eine wissenschaftlich unabhängige Einrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Es berät die Bundesregierung und die Bundesländer zu Fragen der Lebensmittel-, Chemikalien- und Produktsicherheit. Das BfR betreibt eigene Forschung zu Themen, die in engem Zusammenhang mit seinen Bewertungsaufgaben stehen.

Weitere Informationen:
http://www.bfr.bund.de/cm/343/gras-und-blattprodukte-zum-verzehr-koennen-mit-kra…

Quelle: idw

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Berufliche Entscheidungen von Müttern: Einstellungen des Partners spielen eine wichtige Rolle

Dr. Anne Klostermann Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Gesellschaft für Psychologie (DGPs)

Die Geschlechterrollenvorstellungen des Partners spielen für Frauen nach der Geburt des Kindes eine maßgebliche Rolle für ihre beruflichen Entscheidungen. Väter hingegen treffen ihre Entscheidungen unabhängiger. Das berichten Psychologinnen der RWTH Aachen in einer Studie, die gerade in der Fachzeitschrift „Journal of Vocational Behavior“ publiziert wurde. Die Forscherinnen befragten 306 Paare zu ihren Rollenvorstellungen und beruflichen Veränderungen im Zuge der Elternschaft.

Nach der Geburt eines Kindes stehen die frisch gebackenen Eltern vor weitreichenden Entscheidungen: Wer soll wie lange Elternzeit nehmen? Sollen beide Partner nach der Elternzeit wieder arbeiten? Wer sollte die Arbeitszeit reduzieren? „Unsere Analysen zeigen, wie sehr diese Entscheidungen von Paardynamiken beeinflusst werden“ sagt Anna M. Stertz, Psychologin an der RWTH Aachen und Hauptautorin der Studie. „Dabei spielen die Einstellungen zu Geschlechterrollen eine entscheidende Rolle.“

Befragung zu traditionellen und gleichberechtigten Geschlechterrollenvorstellungen
Gemeinsam mit Bettina S. Wiese, Professorin für Psychologie an der RWTH Aachen, und Thorana Grether analysierte Stertz Daten aus zwei größeren längsschnittlichen Forschungsprojekten. Im Fokus des ersten Projektes standen die berufliche und familiäre Situation werdender Eltern. Über einen Zeitraum von drei Jahren wurden 138 Paare viermal befragt. Die erste Befragung fand während der Schwangerschaft statt. Zu diesem Zeitpunkt wurden die Geschlechterrollenvorstellungen erfasst. Die werdenden Eltern gaben den Grad ihrer Zustimmung zu Aussagen wie „Frauen, die sich stark im Job engagieren, können nicht gleichzeitig gute Mütter sein“ an. Ein hoher Wert sprach für eine traditionelle Einstellung zu Geschlechterrollen, ein niedriger Wert für egalitäre, also gleichberechtigte Vorstellungen. Zusätzlich beantworteten die Eltern Fragen zur Dauer der Elternzeit sowie zu Veränderungen in ihrer wöchentlichen Arbeitszeit. Die weiteren Befragungen zu den Arbeitszeiten fanden sechs, zwölf, und 24 Monate nach der Geburt statt.
Das zweite Projekt betrachtete die erfolgreiche Berufsrückkehr von Müttern nach einer Familienpause. Dafür wurden 168 Mütter befragt, die sich zum ersten Zeitpunkt noch in der Elternzeit, aber kurz vor ihrem beruflichen Wiedereinstieg befanden. Etwa fünf Wochen nach dem Wiedereinstieg in den Beruf wurden auch die Väter mitbefragt. Beide Elternteile beantworteten auch hier Fragen zu ihren Geschlechterrollenvorstellungen und aktuellen Arbeitszeiten. Weitere Befragungen zu den Arbeitszeiten fanden elf Wochen sowie sechs Monate nach der Rückkehr in den Beruf statt.

Einstellungen der Männer beeinflussen die Entscheidungen der Frauen – nicht umgekehrt
Die Forscherinnen analysierten, wie die eigenen Geschlechterrollenvorstellungen und die des Partners mit beruflichen Entscheidungen zusammenhängen. Dabei zeigte sich, dass die Einstellungen der Väter einen Einfluss auf die beruflichen Entscheidungen der Mütter haben: Frauen mit traditionelleren Partnern nahmen längere berufliche Auszeiten, Frauen mit gleichberechtigt eingestellten Partnern vergleichsweise kürzere. Frauen mit traditionelleren Partnern reduzierten ihre Arbeitsstunden deutlicher als Frauen mit gleichberechtigt eingestellten Partnern. „Man kann allerdings nicht sagen, dass die Einstellungen der Frauen völlig unbedeutend sind“, erklärt Anna M. Stertz, „aber die Einstellungen des Partners haben einen darüber noch hinausreichenden Einfluss auf die Frauen.“
Im Gegensatz dazu ließen sich Väter in ihren Entscheidungen nicht von den Geschlechterrollenvorstellungen der Mütter beeinflussen. Hier zeigte sich, dass die eigenen Einstellungen vorhersagten, inwieweit Männer ihre Arbeitszeiten reduzierten. Gleichberechtigt eingestellte Väter verringerten ihre Arbeitszeiten stärker als traditionell eingestellte Väter.
Erklärungen für die Ergebnisse sehen die Autorinnen darin, dass Frauen generell stärker zur Berücksichtigung der Bedürfnisse ihres sozialen Umfelds neigen und sich überdies die Lebenssituation mit der Schwangerschaft und der Geburt des Kindes für die Mütter stärker verändert als für die Väter. „Mütter berichten über stärkere Unsicherheiten nach der Geburt eines Kindes als Väter“ erklärt Anna M. Stertz. „In dieser Phase könnte eine Orientierung an den Präferenzen des Partners hilfreich und entlastend sein.“ Dementsprechend ließe sich auch erklären, warum die Einstellungen des Partners wichtiger waren, als die eigenen.

Die Originalstudie finden Sie hier:
Stertz, A. M., Grether, T. & Wiese, B. S. (2017). Gender-role attitudes and parental work-decisions after childbirth: A longitudinal perspective with dual earner couples. Journal of Vocational Behavior, 101, 104-118. doi: 10.1016/j.jvb.2017.05.005. Abrufbar unter http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0001879117300453

Über die DGPs:
Die Deutsche Gesellschaft für Psychologie (DGPs e.V.) ist eine Vereinigung der in Forschung und Lehre tätigen Psychologinnen und Psychologen. Die über 4200 Mitglieder erforschen das Erleben und Verhalten des Menschen. Sie publizieren, lehren und beziehen Stellung in der Welt der Universitäten, in der Forschung, der Politik und im Alltag.
Die Pressestelle der DGPs informiert die Öffentlichkeit über Beiträge der Psychologie zu gesellschaftlich relevanten Themen. Darüber hinaus stellt die DGPs Journalisten eine Datenbank von Experten für unterschiedliche Fachgebiete zur Verfügung, die Auskunft zu spezifischen Fragestellungen geben können.
Wollen Sie mehr über uns erfahren? Besuchen Sie die DGPs im Internet: www.dgps.de

Quelle: idw

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Die Wasserqualität von Stauseen im Blick

Monika Landgraf Strategische Entwicklung und Kommunikation – Gesamtkommunikation
Karlsruher Institut für Technologie

Stauseen versorgen in vielen Teilen der Erde die Menschen mit Trinkwasser. Doch die Wasserreservoire sind auch Sammelbecken für Sedimente, Dünger und Schadstoffe, die die Wasserqualität beeinträchtigen. Ziel des deutsch-brasilianischen Forschungsprojekts MuDak-WRM ist es, ein einfaches Modell zu entwickeln, das die Wasserqualität von Stauseen vorausschauend über Jahre darstellt und sich ohne hohen Aufwand weltweit anwenden lässt.

Die Qualität des Wassers in Stauseen hängt wesentlich von ihrem Einzugsgebiet ab. Um die Prozesse in Stauseen besser in einem Modell abbilden zu können, ist die Einbeziehung des Flusseinzugsgebiets unerlässlich. Wenn durch intensive Land- und Forstwirtschaft oder starke Besiedelung große Mengen an Nährstoffen in das Stau-
becken gelangen, kann dies zur Überdüngung – Eutrophierung – des Sees führen, die das Wachstum von Algen und häufig auch sogenannten „Cyanobakterien“ verstärkt. Wird das Gewässer langfristig überdüngt, eignet es sich nicht mehr zur Gewinnung von Trinkwasser.

Ein deutsch-brasilianisches Forschungskonsortium unter Federführung des KIT arbeitet an der Entwicklung eines möglichst einfachen Modells, mit dem sich die mittel- bis langfristig zu erwartende Veränderung der Wasserqualität in Stauseen vorhersagen lässt. Zentraler Aspekt des nun gestarteten Forschungsvorhabens ist es, die Komplexität der zugrunde gelegten wissenschaftlichen Ansätze und benötigten Daten für das künftige Modell zu verringern, damit es ohne hohen Aufwand unter anderem auch in Entwicklungsländern anwendbar ist.

„Die reduzierte Komplexität im Vergleich zu den existierenden Modellen ist ein entscheidender Schritt zu einem übertragbaren, global funktionalen Modell“, betont Dr. Stephan Fuchs, Leiter des Projekts MuDak-WRM (Multidisziplinäre Datenakquisition als Schlüssel für ein global anwendbares Wasserressourcenmanagement). Fuchs leitet am Institut für Wasser und Gewässerentwicklung des KIT den Bereich Siedlungswasserwirtschaft und Wassergütewirtschaft.

„Das Hauptproblem, das zur Überdüngung führt, sind feine Partikel, an denen Phosphor anhaftet und die mit dem Fluss in den Stausee transportiert werden“, erläutert der Geoökologe Dr. Stephan Hilgert, der am IWG das deutsch-brasilianische Verbundprojekt koordiniert. Das künftige Modell soll es Betreibern von Talsperren ermöglichen, die Wasserqualität über Jahre vorausschauend zu managen. Es könnte politischen Akteuren und Behörden Entscheidungsgrundlagen bieten und für die Information von Farmern und Industriebetrieben genutzt werden. „Denn nachhaltige Veränderungen im Einzugsgebiet hätten einen Vorlauf von einigen Jahren“, so Hilgert. Als Beispiel nennt der Wissenschaftler Aufforstungen, die verhindern, dass aus brachliegendem Boden bei Starkregen große Mengen Feinpartikel in den Fluss geschwemmt werden und in den Stausee gelangen.

Exemplarisch werden im Zuge des Forschungsprojekts die Große Dhünntalsperre in Nordrhein-Westfalen und der Passauna-Stausee im brasilianischen Bundesstaat Paraná mit ihrem jeweiligen Einzugsgebiet untersucht. Der Vergleich der Ergebnisse gewährleistet, dass die gewonnenen Erkenntnisse auf weitere Stauseen übertragbar sind.

„Das dynamische Zusammenspiel zwischen Einzugsgebiet und Wasserkörper ist noch nicht vollständig geklärt, das Projekt kann hier eine Lücke schließen“, so Hilgert. Dafür werden unter anderem innovative fernerkundliche Techniken genutzt: Mit Drohnen fliegende Hyperspektral-Kameras zeichnen detaillierte Spektren des vom Gewässer zurückgestreuten Lichts auf und ergänzen so multispektrale Satellitenaufnahmen der europäischen Weltraumagentur ESA. Über ein Echtzeit-Datennetzwerk (Sensor Web) haben die Partner des Forschungsverbunds jederzeit Einblick in den Projektverlauf und können die erhobenen Messungen und Ergebnisse unmittelbar nutzen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert das bis März 2020 laufende Vorhaben für drei Jahre mit 2,6 Millionen Euro als Teil der BMBF-Fördermaßnahme GROW – Globale Ressource Wasser – im Zuge des Rahmenprogramms FONA – Forschung für nachhaltige Entwicklung.

An dem Projekt beteiligt sind unter Federführung des KIT – das mit den beiden IWG-Bereichen Wasserwirtschaft und Kulturtechnik sowie Siedlungswasserwirtschaft und Wassergütewirtschaft und dem Institut für Photogrammetrie und Fernerkundung (IPF) eingebunden ist – auf deutscher Seite die Universität Koblenz-Landau und als Industrie- beziehungsweise öffentliche Partner der Wupperverband sowie die Unternehmen 52°North – Initiative for Geospatial Open Source Software GmbH, EFTAS Fernerkundungs-Technologietransfer GmbH, HYDRON GmbH und TRIOS Mess- und Datentechnik GmbH. Auf brasilianischer Seite wird das Projektteam durch die Staatliche Universität von Paraná (UFPR) und die Universität Positivo sowie den Wasserversorger SANEPAR komplettiert. Assoziierte Partner in Brasilien sind das Instituto Paranaense de assistência técnica e extensão rural (Paranaensisches Institut für ländliche Entwicklung, EMATER) und das Instituto das Aguas do Paraná (Wasserinstitut des Bundesstaates Paraná). Das Projekt nutzt Satellitendaten des europäischen Programms zur Erdbeobachtung Copernicus des ESA, vor allem die Radardaten der Sentinel 1 Satellitenmission zur Detektion der Bodenfeuchteschwankungen sowie die optischen multispektralen Daten von Sentinel 2 zur Erkennung von Landnutzungsänderungen.

Weiterer Kontakt:
Kosta Schinarakis, Themenscout, Tel.: +49 721 608 41956, Fax: +49 721 608 43658, E-Mail: schinarakis@kit.edu

Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) verbindet seine drei Kernaufgaben Forschung, Lehre und Innovation zu einer Mission. Mit rund 9 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie 25 000 Studierenden ist das KIT eine der großen natur- und ingenieurwissenschaftlichen Forschungs- und Lehreinrichtungen Europas.

KIT – Die Forschungsuniversität in der Helmholtz-Gemeinschaft

Das KIT ist seit 2010 als familiengerechte Hochschule zertifiziert.

Diese Presseinformation ist im Internet abrufbar unter: http://www.kit.edu

Weitere Informationen:

http://www.kit.edu
http://schinarakis@kit.edu

Anhang
Die Wasserqualität von Stauseen im Blick
https://idw-online.de/de/attachment57905

Quelle: idw

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Ungesunde Nachbarschaften: In wohlhabenden Landkreisen Süddeutschlands leben viele Impfverweigerer

Barbara Ritzert Pressestelle Versorgungsatlas – ProScience Communications
Versorgungsatlas

Durch den Süden von Bayern und Baden Württemberg zieht sich eine zusammenhängende Region, geprägt von Impfskepsis. In dieser sind die Quoten bei mehreren Impfungen besonders niedrig. Die Kinder in diesen Landkreisen sind sowohl gegen Masern als auch gegen die Erreger von Hirnhautentzündungen (Meningokokken-C) schlechter geschützt als im Rest von Deutschland. Diesen Zusammenhang zeigt eine neue Studie des Wissenschaftlerteams vom Versorgungsatlas. Auffallend ist auch, dass diese Gebiete wirtschaftlich wohlhabender sind als andere Regionen.

In Süddeutschland sind die Quoten bei verschiedenen Impfungen häufig niedriger als in anderen Gebieten der Republik. In den bayerischen Landkreisen Garmisch-Partenkirchen, Bad Tölz und Rosenheim erhalten nur 36 bis 42 Prozent der Kinder die erforderlichen zwei Impfungen gegen Masern im empfohlenen Zeitraum. Auch in zwei Landkreisen von Baden-Württemberg, in Ravensburg und Freiburg, liegen die Quoten deutlich unter dem Bundesdurchschnitt. Ähnlich verhält es sich bei den Impfungen gegen Meningokokken.

Deutliche Beziehung zwischen Impfquoten auf der Kreisebene.
Neue Analysen der Wissenschaftler vom Versorgungsatlas zeigen einen deutlichen Zusammenhang zwischen beiden Impfquoten auf der Kreisebene. Je höher bzw. niedriger die Impfquote einer Impfung war, desto höher/niedriger war auch die Impfquote der anderen Impfung.

Im Süden ist die Beziehung zwischen niedrigen Quoten überregional.
Vor allem im Süden Bayerns und Baden-Württembergs gibt es eine größere zusammenhängende Region, in der die Impfquoten beider Impfungen sowohl im jeweils betrachteten Landkreis als auch in den angrenzenden Kreisen signifikant niedriger waren als im übrigen Deutschland. Ausgenommen von diesem Effekt ist lediglich der Großraum München.

Vergleichbare Beziehungen bei hohen und mittleren Impfquoten konnten die Forscher demgegenüber in keiner anderen Großregion feststellen. Nur in kleinräumigeren Gebieten, etwa in der Region zwischen Hannover und Wolfsburg und in der Region um Dessau gab es Hinweise darauf, dass die hohen Quoten bei der einen Impfung auch mit hohen Quoten bei der anderen Impfung einhergingen.

Landkreise mit hohen Impfquoten im Norden und in der Mitte.
Bei einer weiteren Untersuchung, einer Clusteranalyse, konnten die Forscher Cluster mit eher niedrigen, mittleren und höheren Impfquoten erkennen. Allerdings zeigten die Cluster bei den hohen und mittleren Impfquoten kein eindeutiges regionales Muster. Die Cluster mit hohen Impfquoten (145 Kreise) befinden sich jedoch vermehrt im Norden und in der Mitte Deutschlands. Das dritte Cluster (31 Kreise) mit niedrigen Quoten liegt überwiegend im Süden von Bayern und Baden-Württemberg.

Wohlhabende Eltern sind impfskeptischer.
Die Wissenschaftler überprüften, ob sich die Cluster noch in anderen Punkten unterscheiden. Hier zeigte sich ein Muster: In Regionen mit hohem Haushaltseinkommen, geringer Arbeitslosenquote und geringer gesundheitlicher Belastung (sozioökonomischer Gesundheitsindex) liegt die Impfquote niedriger. Dies korrespondiert mit einer in anderen Untersuchungen nachgewiesenen negativen Einstellung von Eltern und Ärzten gegenüber Impfungen etwa in Südbayern und könnte darauf hinweisen, dass gerade in besser gestellten sozialen Milieus die individuelle Auseinandersetzung mit der Impfung des Kindes eine hohe Bedeutung hat. „Warum dies aber eher zu einer impfkritischen Haltung als zur Befolgung der Impfempfehlungen führt, sollte zur Verbesserung des Impfschutzes in diesen Regionen genauer analysiert werden“, fordern die Wissenschaftler.

Die Studie.
Goffrier B, Schulz M, Bätzing-Feigenbaum J. Analyse des räumlichen Zusammenhangs zwischen den Impfquoten der Masern- und Meningokokken-C-Impfungen. Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland (Zi). Versorgungsatlas-Bericht Nr. 17/07. Berlin 2017. DOI: 10.20364/VA-17.07.
URL: http://www.versorgungsatlas.de/themen/alle-analysen-nach-datum-sortiert/?tab=6&a…

DER VERSORGUNGSATLAS. www.versorgungsatlas.de ist eine Einrichtung des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi). Er wurde institutionalisiert als öffentlich zugängliche Informationsquelle mit Studien zur medizinischen Versorgung in Deutschland. Schwerpunkt der Studien sind regionale Unterschiede in der Versorgung sowie deren unterschiedliche Strukturen und Abläufe. Die Analysen sollen Anhaltspunkte liefern, wie die Versorgung verbessert werden kann. Die Studien der Wissenschaftler des Versorgungsatlas basieren auf den bundesweiten Abrechnungsdaten der vertragsärztlichen Versorgung in Deutschland. Zuschriften von Nutzern zu den Beiträgen sind ausdrücklich erwünscht. Die Internet-Plattform steht auch anderen Forschergruppen zur Verfügung, die vorzugsweise regionalisierte Untersuchungsergebnisse nach einem Peer-Review veröffentlichen wollen.

Weitere Informationen:
http://www.versorgungsatlas.de/themen/alle-analysen-nach-datum-sortiert/?tab=6&a…

Quelle: idw

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Bienenvölker auf dem Dach der BfG

Dipl.-Met. Alfred Hommes Referat Öffentlichkeitsarbeit
Bundesanstalt für Gewässerkunde

Die Bundesanstalt für Gewässerkunde betritt Neuland, sie reiht sich in die Riege der Stadtimker ein. In den vergangenen Tagen siedelte die BfG zwei Bienenvölker in Koblenz an, deren künftige Heimat das Dach eines BfG-Gebäudes in der Mainzer Straße sein wird. Die Bundesanstalt schafft hiermit nicht nur einen neuen Standort für Bienen, sondern leistet gleichzeitig einen aktiven Beitrag zum Erhalt der Biodiversität in der Region.

Neben weiteren bestäubenden Insekten wie Hummeln und Wildbienen, leistet die westliche Honigbiene (Apis mellifera) in unserer Kulturlandschaft einen großen Beitrag zur Erhaltung der biologischen Vielfalt, ferner bestäubt sie Nutzpflanzen, die für uns wichtig sind. Neben ihrer Bestäuberfunktion produzieren Bienen aber nicht nur schmackhaften Honig, sondern auch weitere wertvolle Produkte wie Wachs oder Propolis. Letzteres hat beispielsweise im Hinblick auf die menschliche Gesundheit zahlreiche Anwendungsmöglichkeiten gefunden.
Bienen können sich nur in einem intakten Ökosystem gut entwickeln. Leider sind diese faszinierenden Insekten jedoch seit einigen Jahren vielen neuen Bedrohungen ausgesetzt. Monokulturen in der Landwirtschaft verbunden mit dem dramatischen Verlust an blühenden Pflanzen und der verstärkte Einsatz von Pestiziden machen ihnen zu schaffen. Eine andere bedeutende Ursache des um sich greifenden Bienensterbens ist ein Parasit: der Stecknadelkopf großen Varroamilbe fallen insbesondere in den Wintermonaten viele Völker zum Opfer.

Parallel zum fortschreitenden Strukturverlust im ländlichen Bereich, erfreut sich die Stadtimkerei hingegen immer größerer Popularität. Bienenkörbe in den unterschiedlichsten Ausprägungen werden auf innerstädtischen Balkonen, Terrassen und Dächern aufgestellt und sorgen für regen Flugverkehr der Bienen in öffentlichen Parkanlagen und privaten Vorgärten. Dieser Entwicklung haben sich vielfach auch Träger öffentlicher Gebäude angeschlossen. Sie fördern damit den Organismus „Biene“ und tragen gleichzeitig zum Erhalt von Biodiversität im urbanen Raum bei. Im Park von Schloss Bellevue in Berlin, auf dem Dach des Bayerischen Umweltministeriums in München, auf dem Rathausforum in Hamburg-Harburg und an vielen weiteren Orten summt es bereits seit Jahren.

Auch die Bundesanstalt für Gewässerkunde in Koblenz hat in diesen Tagen zwei Bienenvölker auf dem Dach ihres Gebäudes in der Mainzer Straße angesiedelt. „Wir möchten damit einen aktiven Beitrag zum Erhalt der Biodiversität in der Region und nicht zuletzt auch an Wasserstraßen leisten. Mit der Nähe zu Rhein und Mosel sowie den nahegelegenen Rheinanlagen als Futterhabitate für Bienen wird uns dies auch gelingen“, so Dr. Birgit Esser, Leiterin der Bundesanstalt für Gewässerkunde.

Die weitere Planung in der BfG sieht vor, die Bienen zum einen interessierten Besuchergruppen zugänglich zu machen und somit einen Einblick in die spannenden Verhaltensweisen der Bienenvölker zu ermöglichen. Zum anderen soll künftig ein Teil des von den Bienen produzierten Honigs der BfG als Gastgeschenk dienen. Den Rest des reichhaltigen Produktes lagern die Bienen als Nahrungsreserve ein, um die kalten Wintermonate zu überstehen.
In diesem Jahr wird es für BfG-Gäste noch keinen Honig geben, da die beiden jungen Völker nun erst nach der Frühjahrstracht an die BfG gebracht wurden und eine Honigentnahme sie zu sehr schwächen würde. Im kommenden Jahr darf man sich jedoch auf erstes „flüssiges Gold“ freuen, ganz nach dem spaßhaft erweiterten Slogan der BfG: „Wissen, was war. Messen, was ist. Sehen, was sein wird … Essen, was schmeckt“.

Weitere Informationen: Kathrin Schmitt, Fon: 0261/1306 5962, Mail: kathrin.schmitt@bafg.de
und Mathias Adler, Fon: 0261/1306 5247, Mail: adler@bafg.de
beide: Bundesanstalt für Gewässerkunde

Quelle: idw

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HPV-Impfung – die oft versäumte Chance gegen Krebs

Giulia Roggenkamp Pressestelle
Stiftung Kindergesundheit

Gegen Bakterien gibt es Antibiotika, nur gegen einzelne Viren gibt es antivirale Medikamente, die jedoch oft nicht ausreichend wirksam sind und auch Nebenwirkungen verursachen können. Daher hat die Impfprävention gegen virusbedingte Krankheiten, wie z.B. Masern, Mumps, Röteln oder Hepatitis B schon immer eine ganz besondere Bedeutung.

Eines der erfreulichsten Ergebnisse dieser Bemühungen war die Entwicklung und Zulassung einer Impfung gegen humane Papillomviren, die Gebärmutterhalskrebs und Genitalwarzen verursachen können. Studien bestätigen die schützende Wirkung der HPV-Impfung, unerwünschte Reaktionen sind ausgesprochen selten. Dennoch liegen die Durchimpfungsraten trotz der seit zehn Jahren durch die STIKO ausgesprochenen Empfehlung noch unter 50 Prozent, stellt die Stiftung Kindergesundheit in einer aktuellen Übersicht fest.

Eine Untersuchung der Ständigen Impfkommission STIKO beim Robert-Koch-Institut Berlin kam nämlich zu eher ernüchternden Ergebnissen, berichtet die Stiftung Kindergesundheit: Seit der Einführung der Impfung in Deutschland sind die Impfquoten zwar leicht angestiegen, liegen jedoch immer noch auf niedrigem Niveau. Ende 2016 wiesen nur 30,5 Prozent der 15-jährigen Mädchen eine vollständige Impfung auf. Auch unter den 17-jährigen waren Ende 2016 lediglich 42,5 Prozent vollständig geimpft. Dabei lagen die Impfquoten in den neuen Bundesländern stets weit über den noch niedrigeren Werten der alten Bundesländer.

„Beim Gebärmutterhalskrebs – in der Fachsprache Zervixkarzinom genannt – konnte durch den deutschen Forscher Harald zur Hausen belegt werden, dass an seiner Entstehung bestimmte Viren beteiligt sind“, berichtet Professor Dr. Johannes Liese, Mitglied des Kuratoriums der Stiftung Kindergesundheit. „Es sind die Humanen Papillomviren, abgekürzt HPV. Die bis heute bekannten rund 210 Untertypen des humanen Papillomvirus sind weltweit verbreitet. Einige von ihnen können bei Menschen Gebärmutterhalskrebs, aber auch Scheiden-, Penis- und Analkarzinome und Genitalwarzen hervorrufen“.

Es gibt mittlerweile drei zugelassene Impfstoffe gegen HPV-Viren: Alle drei Impfstoffe schützen vor der Infektion mit den beiden häufigsten an der Krebsentstehung beteiligten HPV-Typen, HPV 16 und 18. Diese zwei Typen führen zu Schleimhautveränderungen, die in der Scheide und auch an den äußeren Genitalien beider Geschlechter, also bei Frau und Mann, Krebs auslösen können. HPV 16 und 18 verursachen in Europa rund 75 Prozent der Gebärmutterhalskrebse.

Ein weiterer Impfstoff bietet ebenfalls Schutz vor HPV 16 und 18, richtet sich darüber hinaus auch gegen die beiden HPV-Typen HPV 6 und 11, die zwar nicht zu Krebs, aber zu Genitalwarzen, so genannten Kondylomen oder Feigwarzen führen können.

Ein weiterer, im letzten Jahr zugelassener Impfstoff vermittelt Schutz vor den HPV-Typen 6, 11, 16, 18, 31, 33, 45, 52 und 58 und kann damit die Infektion mit weiteren, Zervixkarzinom auslösenden HPV Typen verhindern. Dieser so genannte „9-valente“ Impfstoff wird vermutlich nach einer Übergangszeit den früheren („4-valenten“) Impfstoff ersetzen. Zusammen sind die HPV-Impfstoffe weltweit bereits über 260 Millionen Mal verwendet worden.

Lovestories mit Risiken
„HPV-Infektionen sind häufig“, erläutert Professor Dr. Johannes Liese. „Fast jeder sexuelle aktive Erwachsene kommt irgendwann in seinem Leben in Kontakt mit Papillomviren. Die meisten von ihnen müssen keine negativen Folgen befürchten: Das Immunsystem schafft es in aller Regel, den unerwünschten Eindringling wieder loszuwerden. Eine chronische Infektion mit den so genannten Hochrisikotypen von HP-Viren kann aber auch gefährlich werden: Als vermutliche Folge davon erkranken in Deutschland jedes Jahr etwa 4.700 Frauen neu am Gebärmutterhalskrebs, 1.500 bis 1.600 sterben daran“.

Die Impfung ist nur dann wirksam, wenn es noch nicht zur Ansteckung gekommen ist. Da humane Papillomviren durch Geschlechtsverkehr übertragen werden, sollte früh genug geimpft werden, lautet die übereinstimmende Empfehlung von Infektiologen und Impfexperten. Sie lässt sich mit Zahlen untermauern: Die Mehrheit der Mädchen erlebt heute ihre erste Regel mit zwölf oder 13 Jahren. 36 Prozent der Mädchen und 20 Prozent der Jungen geben an, bereits mit 14 bis 15 Jahren den ersten Geschlechtsverkehr erlebt zu haben (Statista 2016).

Wirksam und gut verträglich
Der Schutz der HPV-Impfstoffe wird durch die Erzeugung von hohen Antikörperspiegeln im Blut der Geimpften vermittelt. Die Dauer des Schutzes ist jedoch noch nicht vollständig geklärt, es wird jedoch von mindestens 10 Jahre ausgegangen. Empfehlungen für Auffrischungen gibt es deshalb noch nicht.

In Australien wurden bereits 2007 durch ein staatliches Impfprogramm an Schulen fast neun von zehn Mädchen geimpft, berichtet die Stiftung Kindergesundheit. Bereits einige Jahre später wurde eine 60-prozentige Abnahme der auffälligen Gebärmutterhals-Abstriche beim Frauenarzt dokumentiert. Bei Jugendlichen unter 21 Jahren konnte zudem ein Rückgang der Genitalwarzen um 80 Prozent festgestellt werden. Da in Australien sehr viele Mädchen geimpft sind, ist die Infektionsrate auch bei den Jungen zurückgegangen, obwohl nur die Mädchen geimpft wurden (Herdenschutz).

In den USA wurden bisher mehr als 56 Millionen Impfdosen verabreicht. Lebensbedrohliche Nebenwirkungen sind dabei nicht aufgetreten. Als unerwünschte Wirkungen der Impfung wurde häufiger über Fieber, Schmerzen, Rötung und Schwellung an der Injektionsstelle berichtet. Auch Juckreiz und Blutungen an der Injektionsstelle sind möglich. Im Schnitt wurden bei 100.000 Impfungen lediglich 54 Nebenwirkungen gemeldet.

Schutz auch vor Krebs in Mund und Hals
In Untersuchungen konnte gezeigt werden, dass die HPV-Impfung auch Genitalwarzen und Krebsvorstufen an der Scheide und den Schamlippen vorbeugen kann, die mit Papillomviren in Zusammenhang stehen, hebt die Stiftung Kindergesundheit hervor. Studien mit insgesamt über 18.000 jungen Frauen ergaben: Geimpfte Frauen hatten zu 49 Prozent weniger Hautveränderungen an Scham und Scheide als nicht geimpfte Patientinnen. In Australien, wo Impfprogramme zu einer Durchimpfungsrate von 73 Prozent geführt haben, ging die Häufigkeit von Genitalwarzen bei Frauen unter 21 Jahren von 11,5 Prozent im Jahre 2007 auf 0,85 Prozent im Jahre 2011 zurück. Bei Frauen im Alter zwischen 21 und 30 Jahren wurde ein Rückgang von 11,3 auf 3,1 Prozent registriert.

Möglicherweise kann die HPV-Impfung auch das Risiko für Krebserkrankungen im Mund-Rachen-Raum, wie z.B. von Kehlkopf-Krebs verringern. Offenbar spielen nämlich neben Alkohol und Rauchen auch HP-Viren vom Typ 16 bei der Entstehung derartiger Tumore eine ursächliche Rolle.

Impfalter auf neun Jahre gesenkt
Die STIKO empfahl die Impfung ursprünglich für Mädchen zwischen zwölf und 17 Jahren. Im August 2014 senkte das Expertengremium am Robert-Koch Institut das empfohlene Impfalter auf neun bis 14 Jahre und empfahl nur noch zwei anstatt drei Impfstoffdosen für eine vollständige Immunisierung. Versäumte Impfungen sollten spätestens bis zum 18. Lebensjahr nachgeholt werden. Alle Krankenkassen übernehmen die kompletten Kosten für die Impfung für den Altersbereich der 9- bis 17jähriger Mädchen, ohne dass eine Zuzahlung nötig ist.

Zur besseren Information der Zielgruppe bieten sich die von Kinder- und Jugendärzten angebotene und vielen Krankenkassen freiwillig übernommene Vorsorgeuntersuchung U11 im Alter von 9 bis 10 Jahren und die Jugendgesundheitsuntersuchung J1 im Alter von 12 bis 14 Jahren an. „Leider wird gerade die J1 immer noch von viel zu wenigen Berechtigten wahrgenommen“, so Professor Liese. „Es bedarf deshalb einer Intensivierung der Impf-Aufklärung auch in den gynäkologischen Praxen. Auch Eltern sollten den Kinder- und Jugendarzt, Haus- oder Frauenarzt ihrer Töchter früh auf die HPV-Impfung ansprechen“.

Impfung bald auch für die Jungen?
Laut Professor Liese wäre es auch sinnvoll, nicht nur junge Mädchen, sondern auch Jungen gegen die Papillomviren zu impfen. Schließlich können auch Männer an den Folgen einer HPV-Infektion erkranken, am häufigsten an den schwer zu behandelnden und sehr infektiösen Genitalwarzen. Darüberhinaus sind jugendliche Männer auch Überträger der Viren. Dadurch bestünde die Möglichkeit, die Anzahl der Gebärmutterhalskrebserkrankungen und anderer HP-Virus assoziierter Erkrankungen noch weiter zu senken. Die sächsische Impfkommission SIKO empfiehlt die HPV-Impfung bereits seit 2013 auch für Jungen und Männer. Seit Anfang 2017 empfiehlt sie die HPV-Impfung für alle Mädchen und Frauen ab 10. bis zum vollendeten 26. Lebensjahr und für alle Jungen und Männer ab 10. bis zum vollendeten 26. Lebensjahr, bevorzugt mit dem 9-valenten Impfstoff.

Mädchen und Frauen, die sich gegen die humanen Papillomviren impfen lassen, sollten jedoch wissen: Die Impfung schützt nur vor den darin deklarierten HPV-Viren, nicht jedoch vor Infektionen mit anderen Typen des Virus, betont die Stiftung Kindergesundheit. Die Früherkennungsmaßnahmen zum Gebärmutterhalskrebs beim Frauenarzt sollten deshalb auch von geimpften Frauen unverändert in Anspruch genommen werden. In Deutschland haben alle Frauen ab dem 20. Lebensjahr einmal jährlich Anspruch auf die kostenlose Früherkennung.

Wichtige Informationen über die HPV-Impfung und über die Sexualaufklärung von Kindern und Jugendlichen vermittelt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), Maarweg 149-161 / 50825 Köln / Tel +49 221 8992-0 / Fax +49 221 8992-300. Online-Angebote unter www.bzga.de, www.impfen-info.de und www.kindergesundheit-info.de

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Quelle: idw

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Von trocken zu nass: In Afrikas Sahelzone könnte es plötzlich viel mehr regnen

Jonas Viering Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung

Der Klimawandel könnte einen von Afrikas trockensten Landstrichen zu einem sehr nassen machen, indem dort recht abrupt ein Monsunsystem entsteht. Erstmals haben Wissenschaftler in Computersimulationen Belege für eine mögliche plötzliche Veränderung hin zu heftigen regionalen Regenfällen in der bislang extrem trockenen Sahelzone gefunden. Sie sehen hier einen sich selbst verstärkenden Mechanismus, der jenseits von 1,5 bis 2 Grad Celsius einsetzen kann – direkt an der im Pariser UN-Abkommen geforderten Obergrenze für den weltweiten Temperaturanstieg.

Wenngleich die Regenfälle grundsätzlich vorteilhaft sein könnten, wäre die Veränderung bei Überschreiten des Kipp-Punktes so groß, dass sie von der vielfach leidgeprüften Region eine erhebliche Anpassungsleistung fordern würde.

„Mehr Regen in einer trockenen Region, das ist erstmal eine gute Nachricht“, sagt Leitautor Jacob Schewe vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK). „Wenn wir mit den Treibhausgasen aus dem Verfeuern fossiler Brennstoffe das Klima verändern, kann das viele Dinge durcheinander wirbeln. Risiken für Ernten nehmen vielerorts zu, gefährliche Wetterextreme sind weltweit auf dem Vormarsch – aber für die trockene Sahelzone scheint die Chance zu bestehen, dass eine weitere Erwärmung tatsächlich die für Bauern und Viehhalter verfügbare Wassermengen zunehmen lässt.“

Ko-Autor Anders Levermann vom PIK und dem LDEO der New Yorks Columbia Universität ergänzt: „Wir wissen nicht, was die Auswirkungen in der Praxis sein werden, hierzu kann unsere Studie keine Informationen bieten; aber man stelle sich mal einen grünen Sahel vor! Dennoch, das schiere Ausmaß der möglichen Veränderung ist atemberaubend – dies ist eines der wenigen Elemente im Erdsystem, die wir schon bald Kippen sehen könnten. Nähert sich die Temperatur einmal dem Schwellenwert, so können sich die Regenfälle innerhalb nur weniger Jahre komplett verändern.“

+++ Ein neues Kipp-Element im Erdsystem +++
Regionen wie die zentralen Teile Malis, des Niger und des Tschad – die im Grunde Teil der Sahara sind – könnten so viel Regen abbekommen wie heute das zentrale Nigeria oder der Norden Kameruns, wo ein tropisches Klima mit üppigem Pflanzenwuchs herrscht.

Dutzende von Computersimulationssystemen, so genannte Modelle, zeigen für den Fall eines ungebremsten Klimawandels einen im Durchschnitt eher schwachen Trend hin zu mehr Niederschlag im Sahel. Es ist also bereits bekannt, dass in dieser Region in einer wärmeren Welt etwas mehr Regen fällt. Die Wissenschaftler haben nun aber jene Simulationen genauer untersucht, die den größten Zuwachs an Regen zeigen, nämlich zwischen 40 und 300 Prozent, während andere Simulationen nur eine geringe Zunahme oder sogar Abnahme nahelegen. Die Forscher entdeckten, dass in den „nassen“ Simulationen mit der Erwärmung der Afrika umgebenden Ozeane der Regen im Sahel plötzlich und stark zunimmt. Zugleich werden die Monsunwinde stärker, die vom Atlantik ins Innere des Kontinents wehen, und sie reichen weiter nordwärts. Das erinnert an Zeiten in der Erdgeschichte, in denen Monsunsysteme in Afrika und Asien zwischen nass und trocken hin-und-her wechselten, manchmal recht rasch.

Die Wissenschaftler hatten hinter diesen plötzlichen Veränderungen der Regenfälle einen sich selbst verstärkenden Mechanismus aufgespürt. Wenn die Oberflächentemperatur des Ozeans zunimmt, verdunstet mehr Wasser. Die feuchte Luft driftet auf das Land zu, wo das Wasser abregnet. Wenn aber Wasserdampf zu Regen wird, entsteht Wärme. Diese Wärme verstärkt den Temperaturunterschied zwischen denn generell kühleren Meeren und den wärmeren Landmassen, wodurch wiederum mehr feuchte Winde ins Innere des Kontinents gesogen werden. Dies führt zu mehr Regen, und so weiter. „Die Temperaturen müssen über einen bestimmten Punkt steigen, um diesen Prozess zu starten“, erklärt Schewe. „Der Schwellenwert für diesen ‚Sahel-Monsun‘ erweist sich in den verschiedenen Computersimulationen als bemerkenswert ähnlich. Es scheint ein robustes Ergebnis zu sein.“

+++ Anpassung wäre eine große Herausforderung für eine leidgeprüfte Region +++
„Die ungeheure Veränderung, die wir hier erleben könnten, würde ganz klar eine große Herausforderung für den Sahel darstellen“, betont Levermann. „Von Mauretanien und Mali im Westen bis zu Eritrea und Sudan im Osten sind möglicherweise mehr als 100 Millionen Menschen hiervon betroffen. Die Region ist schon heute instabil mit heftigen Auseinandersetzungen und Kriegen. Besonders in der Übergangszeit von der heute herrschenden Trockenheit zu den wahrscheinlich viel nasseren Bedingungen Ende unseres Jahrhunderts könnte der Sahel Jahre der Schwankungen zwischen Dürre und Flut durchleben, mit denen sehr schwer zurecht zu kommen ist. Landwirtschaft und Infrastruktur werden mit dieser Herausforderung fertig werden müssen. So großartig es hoffentlich für den Sahel ist, dass es in der Region möglicherweise mehr regnet – das Ausmaß der Veränderung verlangt dringend nach Aufmerksamkeit.“

Artikel: Jacob Schewe, Anders Levermann (2017): Non-linear intensification of Sahel rainfall as a possible dynamic response to future warming. Earth System Dynamics

Weblink zum Artikel, sobald er veröffentlicht wird: http://www.earth-system-dynamics.net/index.html

Verwandte Artikel:
– J. Schewe, A. Levermann, H. Cheng: A critical humidity threshold for monsoon transitions. Climate of the Past 8 (2012), 535-544 [doi:10.5194/cp-8-535-2012]
– A. Levermann, J. Schewe, V. Petoukhov, H. Held: Basic mechanism for abrupt monsoon transitions. Proceedings of the National Academy of Sciences 106 (2009), 20572-20577

Kontakt für weitere Informationen:
Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, Pressestelle
Telefon: +49 (0)331 288 2507
E-Mail: presse@pik-potsdam.de
Twitter: @PIK_Klima
www.pik-potsdam.de

Quelle: idw

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Süßwasserquellen im Meer: Die unsichtbare Wasserressource

Dr. Susanne Eickhoff Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung (ZMT)

In der Fachzeitschrift Earth-Science Reviews berichten die Geologen Nils Moosdorf und Till Oehler vom Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung (ZMT) über ein besonderes Naturphänomen, das in der Wissenschaft bisher kaum Beachtung fand: submarine Grundwasserquellen. Ihr Nutzen und kultureller Wert sind für viele Küstenbewohner beträchtlich.

Olhos de Agua – Wasseraugen – heißt ein beliebter Urlaubsort an der portugiesischen Algarve. Der Name leitet sich von einem besonderen Naturphänomen ab: am Strand zeigen sich bei Ebbe rundliche Quellen, aus denen unablässig Süßwasser hervorsprudelt.

Auch an der Nordsee sprudelt es, so zum Beispiel im Watt vor Sahlenburg am südlichen Ende des Strandes. Es handelt sich in beiden Fällen um küstennahes Grundwasser, das sich durch Gesteins- oder Sandschichten einen Weg gebahnt hat und entlang des Gefälles zum Meer fließt. Dort sickert es häufig nahe der Wasserlinie heraus, kann aber auch in bis zu 50 Metern Meerestiefe austreten, wie vor der kroatischen Insel Braç. Insbesondere in karstigen Küstengebieten mit porösem Kalkgestein kommen solche Quellen vor.

Submarine Süßwasserquellen sind weltweit verbreitet, jedoch leicht zu übersehen. Die Wissenschaft hat ihnen bisher kaum Beachtung geschenkt. „Zu Unrecht“, meint Nils Moosdorf, Geologe am Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung (ZMT). „Laut bisherigen Schätzungen machen diese besonderen Quellen bis zu 10% der Wassermenge aus, die auf unserem Planeten von den Flüssen ins Meer eingetragen wird.“ Er forscht über ihre Bedeutung für den Menschen und die Küstenökosysteme.

Zusammen mit seinem Team ging er auf Spurensuche nach den unterseeischen Süßwasserquellen und wurde fündig – in historischen Schriften, Reiseführern, Tauchermagazinen, Zeitungsartikeln und mündlichen Überlieferungen aus aller Welt.

Vielfach wurden die Quellen als Trinkwasser genutzt, wie in Bahrain im Persischen Golf. „Ein Mensch kann dort mit einem Fell ins Meer tauchen und es mit frischem Trinkwasser füllen“, ist dort bereits in Berichten aus dem 15. Jahrhundert zu lesen.

In Inselstaaten mit Wasserknappheit, wie Tahiti oder Fidschi, greift die Bevölkerung auch heute noch auf solche Quellen zurück, wenn die Wasserversorgung zusammenbricht. Oft wird das kostbare Regenwasser in Zisternen gesammelt und steht nur zum Trinken zur Verfügung – zum Waschen steigt man in die Süßwasserquellen am Strand.

„Die Quellen sind meist besonders nährstoffreich und ziehen sehr viele Fische an, wie die „Wonky holes“ vor Australien. Das sind deshalb Hotspots für Fischer und Taucher“, berichtet Nils Moosdorf. „In Japan gedeihen Austern aus Aquakultur in der Nähe solcher Quellen besonders gut.“

In Peru wird Wasser auch heute noch aus submarinen Quellen in Lastwagen gepumpt und an Land verteilt, in Griechenland für die Bewässerung von Feldern genutzt. Florida plante in den 1990er Jahren die Erschließung von submarinem Süßwasser in großem Stil, da in der Millionenmetropole Miami das Leitungswasser knapp wird. Eine Quelle dort fördert um die 40 m³ Süßwasser pro Sekunde.

So manchem Schiffbrüchigen haben die unterseeischen Quellen sogar das Leben gerettet, wie der Besatzung des Walfängers Essex, dessen Geschichte Hermann Melville zu seinem Roman „Moby Dick“ inspirierte.

„Frischwasser, das einfach so im Meer sprudelt, hat etwas Magisches und beflügelt die Fantasie der Menschen“, sagt Moosdorf. „Submarine Grundwasserquellen besitzen vielerorts einen großen sinn- und kulturstiftenden Wert für die Menschen. Im alten Griechenland zum Beispiel wurden dem Meeresgott Poseidon Pferde an einer solchen Quelle bei Argos geopfert.“ Moosdorf berichtet auch von Bali, wo der hinduistische Meerestempel Tanah Lot auf einer Süßwasserquelle errichtet wurde. Jährlich pilgern zwei Millionen Menschen dorthin, um mit dem Wasser gesegnet zu werden.

Doch trotz ihrer wichtigen Rolle sind auch submarine Quellen inzwischen bedroht – häufig führt Brunnenbau an Land zu ihrem Versiegen. Andernorts verschmutzen ungeklärte Abwässer und Rückstände aus der Landwirtschaft das Quellwasser. Darunter leiden nicht nur die Menschen, die die Quellen zum Trinken nutzen, sondern auch Küstenökosysteme wie Korallenriffe, die in ihrer Nähe wachsen. Und auch der Meeresspiegelanstieg wird Einfluss nehmen auf die hydraulischen Bedingungen für ein Fortbestehen von submarinen Grundwasserquellen.

„Erst beim näheren Hinsehen offenbart sich der besondere Wert dieser unsichtbaren Wasserressource. Wissenschaftler und Küstenmanager sollten sie daher im Blick haben“, kommentiert Nils Moosdorf seine Forschung.

Publikation
Moosdorf, N., and T. Oehler: „Societal use of fresh submarine groundwater discharge: An overlooked water resource.“ Earth-Science Reviews (2017).
http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0012825216302641

Kontakt
Dr. Till Oehler
Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung
Tel: 0421 / 23800-135
Handy: 01575 1229773
Email: till.oehler@leibniz-zmt.de

Über das Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung:
Das Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung – ZMT in Bremen widmet sich in Forschung und Lehre dem besseren Verständnis tropischer Küstenökosysteme. Im Mittelpunkt stehen Fragen zu ihrer Struktur und Funktion, ihren Ressourcen und ihrer Widerstandsfähigkeit gegenüber menschlichen Eingriffen und natürlichen Veränderungen. Das ZMT führt seine Forschungsprojekte in enger Kooperation mit Partnern in den Tropen durch, wo es den Aufbau von Expertise und Infrastruktur auf dem Gebiet des nachhaltigen Küstenzonenmanagements unterstützt. Das ZMT ist ein Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. www.leibniz-zmt.de

Anhang
PM_ZMT_Grundwasserabfluss
https://idw-online.de/de/attachment57942

Quelle: idw

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Motiviert durch Bestrafung

Gunnar Bartsch Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Julius-Maximilians-Universität Würzburg

Strafe soll in der Regel unerwünschtes Verhalten unterbinden. Tatsächlich kann Bestrafung aber auch erleichternd bis motivierend sein. Das haben Forscher am Institut für Psychologie der Uni Würzburg herausgefunden.

Wenn Eltern ihren Kindern ein bestimmtes Verhalten abgewöhnen wollen, dann schimpfen sie. Von dieser Maßnahme erhoffen sie sich, dass ihr Sprössling die unerwünschten Angewohnheiten unterlässt. Das Paradoxe an dieser Art der Bestrafung: Sie kann die gegenteilige Wirkung haben.

Herausgefunden hat das Professor Andreas Eder am Institut für Allgemeine Psychologie der Universität Würzburg im Rahmen einer Forschungsarbeit. Die Ergebnisse hat er jetzt im „Journal of Experimental Psychology: General“ veröffentlicht.

Stromstöße als Bestrafung
Worum ging es genau? Das Team um den Projektleiter Eder stellte Probanden vor eine simple Aufgabe. Auf einem Bildschirm blinkte eine Zahl auf. „Die Teilnehmer sollten entscheiden, ob diese größer oder kleiner als fünf ist“, sagt der Wissenschaftler. Ihre Entscheidung mussten sie per Tastendruck mitteilen: Die linke Taste hatte den Wert eins bis vier, die rechte Taste stand für sechs bis neun.

Zuvor hatten die Versuchsteilnehmer aber etwas gelernt: Beim Druck auf eine der beiden Tasten erlitten sie einen leicht schmerzhaften elektrischen Schlag. „Sie lernten einzuschätzen, dass es unangenehm wird, wenn sie diese Taste bedienen“, so Eder. Die Wissenschaftler gingen mit der Annahme an das Experiment, dass die Probenden die Taste mit dem Schock langsamer drücken werden.

Erstaunlicherweise war genau das Gegenteil der Fall. Die Teilnehmer drückten sogar noch schneller als vorher auf den schmerzverursachenden Knopf. Ein Befund, der die Forscher stutzig machte. Bestrafung alleine reicht also nicht aus, um ein Verhalten zu unterbinden.

Vermutungen haben sich nicht bestätigt
Bei der Suche nach einer Erklärung lautete eine Vermutung der Wissenschaftler, dass das zügige Drücken durch gesteigerte Erregung verursacht wird. „Es hätte sein können, dass die Probanden den Schmerz schnell hinter sich bringen wollen. Dass sie aus Angst rascher drücken würden“, so Eder.

Ein weiterer Versuch habe aber gezeigt, dass eine körperliche Erregung nicht für den Effekt verantwortlich ist. „Wieder wurden die Probanden darum gebeten, die Aufgabe zu lösen. Wieder gab es zwei Tasten. Davon verursachte die eine einen schwachen, die andere einen recht starken Schock.“

Das Ergebnis dieser Untersuchung war, dass die Taste nur dann schneller gedrückt wurde, wenn darauf ein schwacher Schock folgte. Bei einem starken Schock zeigte sich keine Erleichterung, obwohl dieser die Person mehr aufregte. Mehr Erregung ist also keine plausible Erklärung für den Effekt. Was hat die Leute als dann dazu gebracht, sich schneller dem Schmerz auszusetzen?

„Wir konnten zeigen, dass eine Bestrafung nicht automatisch zu einer Unterdrückung des bestraften Verhaltens führt“, erklärt Eder die Ergebnisse zusammenfassend. Stattdessen könne sie bei regelmäßiger Anwendung die Ausführung des bestraften Verhaltens sogar erleichtern. „Das ist der Fall, wenn der Bestrafungsreiz als Feedback für die Verhaltenssteuerung genutzt wird.“

Wenn es also um die Verhaltensfolge geht, die vor dem Tastendruck vorweggenommen wird, dann sollte die Reaktionserleichterung auch mit einem neutralen Reiz herbeigeführt werden können. „Dann müsste eine Vibration ausreichend sein“, sagt Eder. Diese Vermutung habe sich bei weiteren Versuchen bestätigt.

Um es einfach auszudrücken: Verhaltensfolgen werden vom Gehirn dazu benutzt, eine Handlung leichter einzuleiten, selbst wenn die Folgen unangenehm für uns sind.

Die Art der Bestrafung ist ausschlaggebend
Was dem Psychologen dabei besonders wichtig ist: „Es ist nicht so, dass Bestrafung generell nicht funktioniert. Sie hat nur nicht immer eine verhaltensunterdrückende Wirkung.“ Selbst dann nicht, wenn den Probanden bewusst wäre, dass etwas Unangenehmes folgen wird.

Eine paradoxe erleichternde Wirkung von Bestrafung ist wahrscheinlich, wenn es zu dem bestraften Verhalten keine Alternative gibt, eine Handlung sehr schnell erfolgen muss und wenn die Bestrafung eher milde ausfällt.

Wichtig ist es deshalb, für das erwünschte Verhalten ebenfalls ein klares Feedback zu geben, an dem sich das bestrafte Kind orientieren kann. Denn nur, wenn das Kind eine klare Alternative zu dem bestraften Verhalten hat, kann es lernen, sich das problematische Verhalten abzugewöhnen. Diese Alternativen dem Kind aufzuzeigen, sollte ein wesentlicher Teil der täglichen Erziehungsarbeit sein.

Eder, A. B., Dignath, D., Erle, T. M., & Wiemer, J. (2017). Shocking Action: Facilitative Effects of Punishing Electric Shocks on Action Control. Journal of Experimental Psychology: General. doi.org/10.1037/xge0000332

Kontakt
Prof. Dr. Andreas Eder, Institut für Psychologie, Universität Würzburg
T: 0931 31-83336, E-Mail: andreas.eder@psychologie.uni-wuerzburg.de

Quelle: idw

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Angst, sich zu blamieren – Was hilft am besten?

Lisa Dittrich Referat für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Justus-Liebig-Universität Gießen

Mediziner der Universität Gießen stellen den aktuellen Forschungsstand zu sozialer Angststörung im New England Journal of Medicine dar

In Europa sind mehr als zehn Millionen Menschen von einer sozialen Angststörung betroffen. Es handelt sich somit um eine der häufigsten Angststörungen. Häufig werden Betroffene mit Psychopharmaka behandelt. Doch was hilft den verunsicherten Patientinnen und Patienten am besten? Prof. Dr. Falk Leichsenring und Prof. Dr. Frank Leweke, beide Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie, Fachbereich 11 – Medizin der Justus-Liebig Universität Gießen (JLU), haben in der renommierten Fachzeitschrift New England Journal of Medicine den aktuellen Forschungsstand dargestellt. Unterstützt wurden sie bei der Publikation von Dr. Christiane Steinert, Wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Abteilung Psychosomatik und Psychotherapie der JLU. Die Ergebnisse der Mediziner basieren teilweise auf einer großen Verbundstudie, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit mehr als sechs Millionen Euro gefördert worden ist (Social Phobia Psychotherapy Research Network, Universitäten Gießen, Göttingen, Dresden, Jena, Bochum, Mainz).

Menschen mit sozialer Angststörung befürchten, in Situationen, in denen sie mit anderen Menschen in Kontakt sind, von diesen negativ bewertet zu werden. Dies betrifft Leistungssituationen – etwa wenn es gilt, eine Prüfung abzulegen oder einen Vortrag zu halten -, aber auch andere Situationen. So könnte beispielsweise das Essen in der Mensa oder im Restaurant zu einer großen Herausforderung für die Betroffenen werden. Sie haben Angst, angeschaut und möglicherweise negativ beurteilt zu werden. Und sie fürchten negative Bewertungen ihrer Mitmenschen („Was ist das denn für einer? „Wie sieht der denn aus?“). Diese Angst führt dazu, dass die Patientinnen und Patienten sich zunehmend isolieren, indem sie versuchen, solche Situationen komplett zu vermeiden.

„Die soziale Angststörung geht daher mit erheblichen psychosozialen Einschränkungen einher, die oftmals schwerwiegender sind als diejenigen bei einer Depression“, erläutert Prof. Leichsenring. Die Ursachen seien vielfältig. Gegenwärtig werde ein Wechselspiel zwischen Umweltfaktoren (beispielsweise erlebte Beschämung) und neurobiologischen Faktoren für am wahrscheinlichsten gehalten. Das Fazit des jetzt im New England Journal of Medicine erschienenen Artikels lautet daher: „Nach den geltenden Leitlinien ist Psychotherapie das Mittel der Wahl, was die Behandlung angeht.“ Zwar hätten sich auch Psychopharmaka, insbesondere SSRIs, als wirksam erwiesen, doch seien die Ergebnisse der Psychotherapie dauerhafter.

Für die psychotherapeutische Behandlung haben sich – so die Forschungsergebnisse der Gießener Mediziner – insbesondere die kognitive Verhaltenstherapie und die psychodynamische Therapie als wirksam erwiesen: In der kognitiven Verhaltenstherapie lernen Betroffene unter anderem, die Aufmerksamkeit – beispielsweise während eines Vortrags – nicht auf sich selbst zu richten, sondern auf die Zuhörerinnen und Zuhörer. Ein Videofeedback soll dazu dienen, dass die Betroffenen die verzerrten Vorstellungen, die sie von sich selbst haben, korrigieren können.

In der psychodynamischen Therapie wird der Hintergrund der Symptomatik herausgearbeitet, der den Patientinnen und Patienten zum Teil nicht bewusst ist. Dabei werden verschiedenen Situationen beleuchtet, in denen die Symptome aufgetreten sind. Eine wichtige Rolle spielen in diesem Zusammenhang verschiedene Personen aus der Gegenwart und der Vergangenheit. Es geht darum, den Patientinnen und Patienten neue Blickwinkel zu eröffnen und den Kontext zu verdeutlichen, damit sie ihr eigenes Verhalten besser verstehen lernen. So haben viele Betroffen nicht nur Angst, sich zu zeigen, sondern unbewusst auch den starken Wunsch, sich zu präsentieren und bewundert zu werden. Gleichzeitig befürchten diese aber, von anderen dafür „niedergemacht“ zu werden.

Welche der beiden Therapien – die kognitive Verhaltenstherapie oder die psychodynamische Therapie – für welchen Menschen am besten passt, ist wissenschaftlich noch nicht geklärt, so Leichsenring und Leweke: „Es kommt sehr stark auf den Einzelnen an: Dem einen kommt der Zugang der kognitiven Verhaltenstherapie mehr entgegen; dem anderen liegt die psychodynamische Therapie eher.“

Publikation
Leichsenring, F & Leweke, F (2017). Social anxiety disorder. New England Journal of Medicine, 376, 63, 2255-2264.

Kontakt
Prof. Dr. Falk Leichsenring
Professur für Psychotherapieforschung
Abt. Psychosomatik und Psychotherapie, Fachbereich 11 – Medizin der JLU
Ludwigstraße 76; 35392 Gießen
Telefon: 0641 99 56660; E-Mail: Falk.Leichsenring@psycho.med.uni-giessen.de

Prof. Dr. Frank Leweke
Professur für Psychosomatik und Psychotherapie
Abt. Psychosomatik und Psychotherapie, Fachbereich 11 – Medizin der JLU
Friedrichstraße 28; 35392 Gießen
Telefon: 0641 99 45620; E-Mail: Frank.Leweke@psycho.med.uni-giessen.de

Weitere Informationen:
https://www.uni-giessen.de/fbz/fb11/institute/klinik/psychosomatik

Quelle: idw

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Zeolith-Katalysatoren ebnen den Weg für dezentrale chemische Prozesse: Biosprit aus Abfällen

Dr. Ulrich Marsch Corporate Communications Center
Technische Universität München

Sprit aus Abfall? Ist machbar. Doch Biomüll in Treibstoffe umzuwandeln, ist bisher kaum konkurrenzfähig. Zu hohe Temperaturen und zu viel Energie sind nötig. Mit einem neuen Katalysatorkonzept ist es Forscherinnen und Forschern der Technischen Universität München (TUM) jetzt gelungen, Temperatur und Energiebedarf eines wichtigen Schrittes im chemischen Prozess entscheidend zu senken. Der Trick: Die Reaktion findet auf engstem Raum, im Inneren von Zeolith-Kristallen statt.

Immer mehr Strom wird dezentral erzeugt – durch Windräder, Wasserkraft und Solaranlagen. „Da liegt es nahe, auch die Chemieproduktion zu dezentralisieren“, meint Prof. Johannes Lercher, der an der TU München den Lehrstuhl für Technische Chemie II leitet. „Theoretisch könnte jede Gemeinde ihren eigenen Sprit oder ihren eigenen Dünger herstellen.“

Bisher ist dies nicht möglich, weil chemische Prozesse viel Energie benötigen – mehr als die regenerativen Energiequellen vor Ort liefern. „Wir haben uns daher das Ziel gesetzt, durch neue Prozesse die Voraussetzungen für eine dezentrale chemische Produktion zu schaffen, die durch alternative Energiequellen gespeist werden kann“, erklärt der Chemiker, der in Personalunion Direktor des amerikanischen Institute for Integrated Catalysis an Pacific Northwest National Laboratory ist.

Eine Grundlage für die Wende in der chemischen Produktion hat sein Team jetzt geschaffen: Im Labor konnten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zeigen, dass sich mit Hilfe von Zeolith-Kristallen in wässriger Lösung die zur Spaltung von Kohlenstoff-Sauerstoff Bindungen notwendige Temperatur drastisch senken lässt. Zeolith-Katalysatoren beschleunigen den Prozess darüber hinaus erheblich.

Die Natur als Vorbild
Bei der Entwicklung des neuen Verfahrens stand die Natur Pate: In biologischen Systemen sorgen Enzyme, an deren Oberflächen sich kleine Taschen befinden, dafür, dass chemische Prozesse schneller ablaufen.

„Wir haben uns überlegt, wie wir diese biologischen Funktionen auf die organische Chemie übertragen können“, erläutert Lercher. „Auf der Suche nach geeigneten Katalysatoren, die die Reaktion beschleunigen, sind wir auf die Zeolithe gestoßen: Kristalle mit kleinen Hohlräumen, in denen Reaktionen unter ähnlich beengten Verhältnissen ablaufen wie in den Taschen der Enzyme.“

Säure in die Enge getrieben
Doch steigert die Enge tatsächlich die Reaktivität? Um diese Frage zu beantworten, verglich Lerchers Team im Labor die Reaktion von Kohlenstoffverbindungen mit Säuren im Becherglas mit der in Zeolithen. Ergebnis: In den engen Hohlräumen der Kristalle, wo reagierende Moleküle, beispielsweise Alkohole, auf Hydronium-Ionen der Säuren treffen, laufen Reaktionen bis zu hundert Mal schneller und bereits knapp über 100°C mit hohen Raten ab.

„Unsere Experimente zeigen, dass die Zeolithe als Katalysatoren eine Wirkung entfalten, die vergleichbar ist mit der von Enzymen: Beide senken das Energieniveau, das für die Reaktionen notwendig ist ganz erheblich“, berichtet Lercher. „Die katalytische Wirkung wird dabei stärker, je kleiner die Hohlräume sind, in denen die Reaktionen stattfinden. Die besten Ergebnisse haben wir bei Durchmessern von weit unter einem Nanometer erzielt.“

Gecko, Wachs und Zeolithe
Doch warum macht Enge die Moleküle reaktionsfreudiger? „Die Kraft, die den Reaktionspfad verbessert, ist dieselbe, die dafür sorgt, dass Wachs an der Tischplatte klebt und Geckos an der Decke laufen können“, antwortet Lercher. „Je mehr Kontaktpunkte es zwischen zwei Oberflächen gibt, desto größer die Adhäsion. In unserm Experiment werden die organischen Moleküle, die sich in wässriger Lösung befinden, von den Poren der Zeolithe regelrecht angezogen.“

Im Inneren der Hohlräume haben die Hydronium-Ionen daher eine erheblich höhere Wahrscheinlichkeit auf einen Reaktionspartner zu treffen als außerhalb. Das Ergebnis ist eine sauer katalysierte chemische Reaktion, die schneller und mit weniger Energiezufuhr abläuft.

Aus Müll wird Sprit
Durch den Kontakt mit den Hydronium-Ionen verlieren die organischen Moleküle Sauerstoff. Das Verfahren eignet sich daher gut, um Bio-Öl, das aus organischen Abfällen gewonnen wird, in Treibstoff umzuwandeln.

Bis das neue Verfahren in der Praxis eingesetzt werden kann, wird freilich noch einige Zeit vergehen. „Noch arbeiten wir an den Grundlagen“, betont Lercher. „Mit denen wollen wir die Voraussetzung schaffen für eine neue, dezentrale Chemie, die keine großtechnischen Anlagen mehr benötigt.“

Die Arbeiten entstanden in einer Kooperation des Lehrstuhls für Technische II mit dem Zentralinstitut für Katalyseforschung der TU München und dem Pacific Northwest National Laboratory (PNNL). Sie wurden gefördert mit Mitteln des U.S. Department of Energy (DOE). Ein Teil der NMR-Experimente wurde am Environmental Molecular Science Laboratory (EMSL) des PNNL durchgeführt, dessen National Energy Research Scientific Computing Center (NERSC) auch Rechenzeit für Simulationen zur Verfügung stellte.

Publikationen:
Enhancing the catalytic activity of hydronium ions through constrained environments
Y. Liu, A. Vjunov, H. Shi, S. Eckstein, D. M. Camaioni, D. Mei, E. Barath, J. A. Lercher
Nat. Comm., 8, 14113 (2017) – DOI: 10.1038/ncomms14113
https://www.nature.com/articles/ncomms14113

Tailoring nanoscopic confines to maximize catalytic activity of hydronium ions
H. Shi, S. Eckstein, A. Vjunov, D.M. Camaioni, J.A. Lercher
Nat. Comm., 8, 14113 (2017) – DOI: 10.1038/ncomms15442
https://www.nature.com/articles/ncomms15442

Kontakt:
Prof. Dr. Johannes Lercher
Technische Universität München
Lehrstuhl für Technische Chemie II
Lichtenbergstr. 4, 85746 Garching, Germany
Tel.: +49 89 289 13540 – E-Mail: Johannes.Lercher@ch.tum.de
Web: http://www.tc2.ch.tum.de

Weitere Informationen:
https://www.tum.de/die-tum/aktuelles/pressemitteilungen/detail/article/34027/
Link zur Pressemitteilung

Quelle: idw

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Sport ist Mord?

Rudolf-Werner Dreier Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau

Studie zeigt, dass Menschen Sport als weniger anstrengend empfinden, wenn sie daran glauben, dass er ihnen gut tut

„Sport ist mir zu anstrengend.“ Für viele Menschen ist das Grund genug, auf Bewegung zu verzichten. Doch muss Sport wirklich schweißtreibend sein? Der Psychologe Hendrik Mothes vom Institut für Sport und Sportwissenschaft der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg hat mit seinem Team herausgefunden, dass die eigenen Erwartungen einen starken Einfluss darauf haben, wie anstrengend eine Sporteinheit erlebt wird. Außerdem wiesen die Forscher nach, dass es für das Anstrengungserleben eine wesentliche Rolle spielt, was die Sporttreibenden über sich selbst denken. Manchmal könne es zudem klug sein, sich von vermeintlich hilfreichen Sportprodukten unterstützen zu lassen, sofern man daran glaubt. Die Studie ist in der Fachzeitschrift „PLOS ONE“ erschienen.

Das Team hat 78 Frauen und Männer im Alter zwischen 18 und 32 Jahren in sein Forschungslabor eingeladen, wo die Probandinnen und Probanden 30 Minuten lang in die Pedale eines Fahrradergometers treten mussten. Davor sollten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einschätzen, wie sportlich sie sich empfinden. Zudem wurden sie gebeten, ein Kompressionsshirt eines bekannten Sportartikelherstellers anzuziehen. Alle fünf Minuten wurden sie während der Sporteinheit nach ihrem aktuellen Anstrengungserleben befragt. Direkt davor hatten die Wissenschaftler den Teilnehmenden jeweils bestimmte Kurzfilme gezeigt, die die positiven gesundheitlichen Auswirkungen der anstehenden Radfahraktivität hervorhoben oder die Erwartungen eher dämpften. Dabei fanden auch die getragenen Kompressionsshirts Erwähnung: Während die Trikots in einigen der Kurzfilme als zusätzlich hilfreich beim Ausführen der Radfahraktivität gelobt wurden, wurden sie in den anderen Kurzfilmen mit dem Hinweis erwähnt, dass dadurch das Schwitzen der Probanden während des Sports vergleichbar wird. „Was die Teilnehmenden dabei nicht ahnten, war, dass auf diese Weise ihre Erwartungen an das nachfolgende Radfahren beeinflusst werden sollten“, sagt Mothes.

Die Ergebnisse zeigten ganz im Sinne einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung, dass die Trainingseinheit für die Probanden dann weniger anstrengend war, wenn sie mit positiven Erwartungen an das Training herangingen. Dieser Effekt war umso stärker, je sportlicher sich die Probanden selbst empfanden. Teilnehmern, die sich als unsportlich einschätzten, nutzten die positiven Erwartungen jedoch nichts. Sie erlebten die Trainingseinheit trotzdem als anstrengend. Außerdem stellten die Forscher einen Effekt des Glaubens an das Kompressionsshirt fest. Für die sich als sportlich empfindenden Probanden machte es keinen Unterschied, doch für die Probanden, die sich als unsportlich empfanden, einen beachtlichen: „Allein der Glaube daran, dass das Kompressionsshirt ihnen hilft, verhalf den ‚Unsportlichen‘ zu geringerem Anstrengungserleben während der Sportaktivität“, bilanziert Mothes.

Diese Befunde seien ein weiterer Beleg für die Wirkung eines Placebo-Effektes beim Sporttreiben. Und sie zeigten, dass es nicht egal ist, was man über Sport und seine Wirkung denkt. „Nicht zuletzt zeigen die Befunde eindrucksvoll für alle, die sich nicht für eine Sportskanone halten: Entsprechende Produkte können Sport tatsächlich angenehmer machen, wenn man ‚nur‘ daran glaubt.“

Originalveröffentlichung:
Hendrik Mothes, Christian Leukel, Harald Seelig, Reinhard Fuchs (2017): Do placebo expectations influence perceived exertion during physical exercise? In: PLOS ONE.
http://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0180434

Kontakt:
Hendrik Mothes
Institut für Sport und Sportwissenschaft
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Tel.: 0761/203-4563
E-Mail: hendrik.mothes@sport.uni-freiburg.de

Weitere Informationen:
https://www.pr.uni-freiburg.de/pm/2017/sport-ist-mord?set_language=de

Quelle: idw

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Konflikte in der Arbeitswelt: Streit um Entlohnung, Mitbestimmung und Aufstiegschancen

Dr. Jennifer Villarama Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Soziologisches Forschungsinstitut Göttingen (SOFI)

Erwerbsarbeit ist Konflikt. Auseinandersetzungen um Entlohnung, Arbeitszeit, Mitbestimmung und Aufstiegschancen begleiten und prägen die moderne Arbeitswelt. Das Arbeitsrecht und die betriebliche Sozialpolitik haben hierfür Antworten gefunden, die wiederum selbst zu Streitgegenständen werden können. Dies gilt mit Blick auf die europäischen Gesellschaften, aber erst recht im internationalen Vergleich. Arbeitskonflikte und Formen, mit ihnen umzugehen, bilden einen Schwerpunkt der aktuellen Ausgabe der „Mitteilungen aus dem SOFI“.

Erwerbsarbeit ist Konflikt. Der Streit um Entlohnung, Arbeitszeit, Mitbestimmung und Aufstiegschancen begleiten und prägen die moderne Arbeitswelt. Die aktuellen „Mitteilungen aus dem SOFI“ nehmen diese Arbeitskonflikte in den Blick und berichten u. a. über Beteiligungsansprüche der sogenannten „Generation Y“ in der Arbeitswelt, das Management transnationaler kollektiver Arbeitsbeziehungen und gewerkschaftliche Entwicklungen in Ostdeutschland. Darüber hinaus informiert die neue Ausgabe über die aktuellen SOFI-Projekte zur betrieblichen Integration von Flüchtlingen und zur Lebens- und Arbeitswirklichkeit prekärer Haushalte.

Weitere Beiträge diskutieren die Frage „Was bitte schön, ist Industrie 4.0 (und was nicht?)“, berichten von der Veranstaltung „Streikrepublik Deutschland? Kämpfe um eine demokratische Arbeitswelt“ oder schildern den Einfluss von Finanzialisierung auf Arbeit, Wachstum und Innovation – das Thema einer neu erschienenen SOFI-Publikation.

Dabei hat die Aktualität der SOFI-Forschung ihre Geschichte. Sie greift auf wissenschaftliche Expertise zurück, die eng mit der Person Michael Schumanns verknüpft ist. Der Mitbegründer und jetzige „Senior Präsident“ des Instituts feierte Anfang des Jahres seinen 80. Geburtstag. Ihm zu Ehren fand Mitte Mai ein SOFI-Kolloquium statt, das sich einem zentralen Konfliktpunkt der gegenwärtigen gesellschaftlichen Entwicklung widmete: Wohin treiben wohlfahrtsstaatlich geprägte demokratische Arbeitsgesellschaften in Zeiten neuer Ressentiments und Populismen? Welche Rolle spielt hierbei die Arbeiterschaft? Wie kann ausgehend von den Betrieben Demokratie gestärkt werden?

Für den Anspruch, wissenschaftlich fundierte Antworten auf diese aktuellen Fragen zu bieten und Grundlagenforschung in gesellschaftsgestaltender Absicht zu betreiben, steht die Person Michael Schumann. Die Impulse seiner Forschungen wirken im Institut weiter, wie auch die neue Ausgabe der „Mitteilungen aus dem SOFI“ zeigt.

Als Printausgabe können die „Mitteilungen aus dem SOFI“ über das SOFI bezogen werden. Die elektronische Fassung steht auf der SOFI-Homepage zum Download zur Verfügung und kann über das Institut abonniert werden.

Kontakt:
Dr. Jennifer Villarama (Kommunikation und Koordination)
Soziologisches Forschungsinstitut Göttingen (SOFI) e.V.
an der Georg-August-Universität
Friedländer Weg 31
37085 Göttingen
Tel. +49 (0) 551-52205-19
E-Mail: kommunikation@sofi.uni-goettingen.de

Weitere Informationen:
http://www.sofi-goettingen.de/

Anhang
Mitteilungen aus dem SOFI H. 26
https://idw-online.de/de/attachment57907

Quelle: idw

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Lebensmittel im Blickpunkt: Die ursprüngliche Reinheit des Mineralwassers

Nina Banspach Pressestelle
Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL)

Warum Wasser nicht gleich Wasser ist
Natürliches Mineralwasser erfreut sich gerade in den heißen Sommermonaten großer Beliebtheit. Als kalorienfreies Getränk ist es für die Flüssigkeitsversorgung des Menschen bestens geeignet. Aufgrund seiner Bedeutung ist natürliches Mineralwasser strengen gesetzlichen Regelungen unterworfen. Als einziges Lebensmittel muss es vor seiner Vermarktung zunächst von den zuständigen Überwachungsbehörden vor Ort amtlich anerkannt werden. Nur mithilfe dieser amtlichen Anerkennung können die vom Gesetzgeber geforderten strengen und umfassenden Kriterien an das Wasser gewährleistet werden. Eine Liste mit den über 800 in Deutschland anerkannten natürlichen Mineralwässern wird vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) regelmäßig veröffentlicht.

Die Mineral- und Tafelwasser-Verordnung (Min/TafelWV) regelt die rechtlichen Belange für natürliches Mineralwasser. Danach muss natürliches Mineralwasser aus unterirdischen, vor Verunreinigung geschützten Wasservorkommen stammen und von ursprünglicher Reinheit sein. Es zeichnet sich aus durch seinen Gehalt an Mineralien, Spurenelementen und anderen Bestandteilen, die bestimmte physiologische Wirkungen aufweisen sollen. Es muss frei sein von Krankheitserregern. In der Verordnung wurden ebenfalls Vorschriften für die mikrobiologische Beschaffenheit festgelegt sowie Höchstgehalte für einige natürlich vorkommende Bestandteile, zu denen auch Arsen, Blei oder Cyanid zählen können. Die Kontrolle der Einhaltung dieser Bestimmungen ebenso wie die amtliche Anerkennung des Mineralwassers wird von den Überwachungsbehörden in den Bundesländern vorgenommen.

Aktuelle Untersuchungsergebnisse
Im Rahmen des vom BVL veröffentlichten Monitoring-Berichts 2015 wurde natürliches Mineralwasser auf Süßstoffe und nicht relevante Metabolite von Wirkstoffen aus Pflanzenschutzmitteln untersucht. Diese Metabolite sind Abbauprodukte von Pflanzenschutzmitteln, die in die Pflanze, den Boden und das Grundwasser gelangen können. Im Gegensatz zu relevanten Metaboliten besitzen nicht relevante Metabolite kein wahrnehmbares Wirkpotenzial. Im Mineralwasser sind sie dennoch unerwünscht, da sie dem Grundsatz der „ursprünglichen Reinheit“ widersprechen.

Für zahlreiche nicht relevante Metabolite existieren derzeit nur gesundheitliche Orientierungswerte (GOW) für Trinkwasser, die gemeinsam vom Umweltbundesamt und dem Bundesinstitut für Risikobewertung entwickelt wurden. Verbindlichere Richtwerte werden derzeit auf EU-Ebene abgestimmt. In über 10 % der insgesamt 772 untersuchten Mineralwasserproben wurden Verunreinigungen durch bestimmte nicht relevante Metabolite nachgewiesen.

Süßstoffe werden in Lebensmitteln eingesetzt, da sie im Gegensatz zu Zucker keine oder nur sehr wenige Kalorien aufweisen. Anders als Zucker werden manche Süßstoffe vom menschlichen Körper jedoch nicht weiterverarbeitet. Stattdessen werden sie ungefiltert über den Urin wieder ausgeschieden und können so in Oberflächengewässer, Grundwasser und über den Boden auch in Mineralwasser gelangen.

Bei den 3.780 im Jahr 2015 auf Süßstoffe durchgeführten Untersuchungen in Mineralwasserproben konnten in etwa 96 % der Fälle keine Rückstände von Süßstoffen in Mineralwasser bestimmt werden. Bei 4 % der Untersuchungen wurde ein Gehalt oberhalb der Bestimmungsgrenze von 0,05 µg/l analysiert.

Ein Süßstoffgehalt oberhalb der Bestimmungsgrenze ist nicht gleichbedeutend mit einem Risiko für die menschliche Gesundheit. Da Süßstoffe jedoch eine Abweichung von der „ursprünglichen Reinheit“ des Mineralwassers bedeuten, sind sie generell unerwünscht.

Sprudel oder still
Auf dem Etikett der Mineralwasserflasche sind alle für den Verbraucher relevanten Informationen aufgeführt. So lässt sich von der Verkehrsbezeichnung auf die Art des Mineralwassers schließen. Sie kann „Natürliches Mineralwasser“ oder „Natürliches kohlensäurehaltiges Mineralwasser“ lauten. Wurde dem Wasser Kohlensäure zugesetzt, wird noch unterschieden in „Natürliches Mineralwasser mit eigener Quellkohlensäure versetzt“ oder „Natürliches Mineralwasser mit Kohlensäure versetzt“.

Enthält das natürliche Mineralwasser mehr als 1,5 Milligramm Fluorid pro Liter, muss das mit dem Hinweis „Enthält mehr als 1,5 Milligramm pro Liter Fluorid: Für Säuglinge und Kinder unter 7 Jahren nicht zum regelmäßigen Verzehr geeignet“ angegeben werden. Natürliche Mineralwässer mit einem natürlichen Kohlendioxidgehalt von mehr als 250 Milligramm pro Liter dürfen die Zusatzbezeichnung „Säuerling“ oder „Sauerbrunnen“ tragen. Die Bezeichnung „Sprudel“ darf verwendet werden, wenn das Mineralwasser im Wesentlichen unter natürlichem Kohlensäuredruck aus der Quelle hervorsprudelt. „Stilles Mineralwasser“ ist natürliches Mineralwasser, das einen geringen Kohlensäuregehalt aufweist.

Angaben/ Anforderungen
Mit geringem Gehalt an Mineralien/ < 500 mg/l Mineralstoffe
Mit sehr geringem Gehalt an Mineralien/ < 50 mg/l Mineralstoffe
Mit hohem Gehalt an Mineralien/ > 1500 mg/l Mineralstoffe
Natriumhaltig/ > 200 mg/l Natrium
Geeignet für natriumarme Ernährung/ < 20 mg/l Natrium
Calciumhaltig/ > 150 mg/l Calcium
Magnesiumhaltig/ > 50 mg/l Magnesium
Chloridhaltig/ > 200 mg/l Chlorid
Sulfathaltig/ > 200 mg/l Sulfat
Bicarbonathaltig/ > 600 mg/l Hydrogencarbonat
Fluoridhaltig/ > 1 mg/l Fluorid
Eisenhaltig/ 1 mg/l Eisen (zweiwertiges)
Geeignet für die Zubereitung von Säuglingsnahrung/ Besondere Anforderungen

Wasser ist nicht gleich Wasser
Neben natürlichem Mineralwasser, das als einziges Wasser vor seiner Vermarktung amtlich anerkannt werden muss, gibt es auch noch Quell-, Tafel- und Heilwasser sowie selbstverständlich Trinkwasser. Die Regelungen zu Quellwasser und Tafelwasser sind ebenfalls in der Mineral- und Tafelwasser-Verordnung (Min/TafelWV) zu finden.

Für Quellwasser gelten teilweise die gleichen Regelungen wie für natürliches Mineralwasser. Es muss auch aus einem unterirdischen Wasservorkommen stammen, direkt am Quellort abgefüllt werden und die gleichen mikrobiologischen Anforderungen erfüllen, jedoch ist der Nachweis der ursprünglichen Reinheit nicht erforderlich und es gelten die chemischen Anforderungen gemäß Trinkwasserverordnung.

Tafelwasser kann abgefülltes Trinkwasser sein, aber auch eine Mischung verschiedener Wässer. Es wird aus Trinkwasser, Quellwasser oder natürlichem Mineralwasser hergestellt und kann zudem weitere Zutaten enthalten, wie etwa Meerwasser, natürliches salzreiches Wasser und Mineralsalze. Tafelwasser darf nur so hergestellt werden, dass die Grenzwerte für chemische Stoffe, die für Trinkwasser festgelegt sind, eingehalten werden.

Heilwasser zählt nicht zu den Lebensmitteln, sondern zu den Arzneimitteln. Für Heilwasser besteht damit eine Zulassungspflicht gemäß Arzneimittelrecht. Es kann zur Vorbeugung, Behebung oder Linderung von Krankheiten verwendet werden. Im Rahmen des Zulassungsverfahrens muss unter anderem die Wirksamkeit nachgewiesen werden.

Trinkwasser oder Leitungswasser unterliegt den strengen Regelungen der Trinkwasserverordnung, unter anderem bezüglich mikrobiologischer Grenzwerte sowie der Grenzwerte für chemische Stoffe. Es muss den Menschen in großen Mengen sicher und relativ kostengünstig zur Verfügung gestellt werden und wird regelmäßig durch die dafür zuständigen Gesundheitsämter kontrolliert.

Trinkwasser ist alles Wasser, das zum Trinken, zum Kochen, zur Zubereitung von Speisen und Getränken, zur Körperpflege und -reinigung, zum Abwaschen von Geschirr oder Wäschewaschen verwendet wird, aber auch alles Wasser, das in einem Lebensmittelbetrieb verwendet wird.

Weiterführende Informationen
– Informationen des BVL zu Mineralwasser:
www.bvl.bund.de/mineralwasser

– Informationen der EU-Kommission zu Mineralwasser:
http://ec.europa.eu/food/safety/labelling_nutrition/mineral_waters_en

– Informationen des Umweltbundesamtes zu Trinkwasser:
www.umweltbundesamt.de/themen/wasser/trinkwasser

– Berichte zur Lebensmittelsicherheit – Monitoring 2015:
www.bvl.bund.de/monitoring2015

– Mineral- und Tafelwasser-Verordnung (Min/TafelWV):
www.gesetze-im-internet.de/min_tafelwv

– Trinkwasserverordnung:
www.gesetze-im-internet.de/trinkwv_2001

Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL)
Pressestelle
Mauerstraße 39-42
10117 Berlin
Telefon: +49 (0)30-18444-00211
Telefax: +49 (0)30-18444-00209
E-Mail: pressestelle@bvl.bund.de

Anhang
Presseinformation Mineralwasser
https://idw-online.de/de/attachment57785

Quelle: idw

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Extrem sauerstoffarme Wirbel im Atlantik produzieren Treibhausgase

Dr. Andreas Villwock Kommunikation und Medien
GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel

Im Jahr 2014 hat ein internationales Forschungsteam unter Leitung des Kieler Exzellenzclusters „Ozean der Zukunft“ und des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel erstmals nahezu sauerstofffreie Wirbel im Atlantik detailliert untersuchen können. Bei der Auswertung der Daten konnten die Beteiligten Prozesse nachweisen, die aus dem Atlantik bisher nicht bekannt waren. Dazu gehört auch die natürliche Produktion erheblicher Mengen von Treibhausgasen, wie ein Autorenteam jetzt in der internationalen Fachzeitschrift Scientific Reports veröffentlicht.

Sauerstoff ist im Meer nicht nur lebenswichtig für die meisten Organismen. Sein Vorhandensein oder seine Abwesenheit beeinflusst ebenso die Chemie des Ozeans und die der Atmosphäre darüber. Beispielsweise entweichen in Regionen mit sehr wenig Sauerstoff aus dem Meer aufgrund biochemischer Prozesse große Mengen des potenten Treibhausgases Distickstoffmonoxid, auch Lachgas genannt.

Der tropische und subtropische Atlantik war dafür bisher nicht bekannt. Es gibt an seinem Ostrand zwar eine natürliche Sauerstoffminimumzone, sie ist jedoch bei weitem nicht so ausgeprägt wie ähnliche Zonen im Indik oder Pazifik. Dieses Bild muss jetzt allerdings korrigiert werden, wie ein internationales Forschungsteam unter Leitung des Kieler Exzellenzclusters „Ozean der Zukunft“ und des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel gestern in der Fachzeitschrift Scientific Reports veröffentlichte.

„Der Grund, warum die extrem sauerstoffarmen Regionen im Atlantik der Forschung bisher entgangen waren, ist einfach: Sie sind im Gegensatz zu den großen, stationären Sauerstoffminimumzonen nur sehr kleinräumig und zusätzlich räumlich sehr variabel“, erklärt Dr. Damian Grundle vom Bermuda Institute of Ocean Sciences, Erstautor der aktuellen Studie und bis vor Kurzem noch Wissenschaftler am GEOMAR. Extreme Sauerstoffarmut entsteht im Atlantik in großen Ozeanwirbeln von bis zu 100 Kilometern Durchmesser, die von der Westafrikanischen Küste westwärts durch den Ozean wandern. Solche Wirbel sind mit konventionellen Beobachtungsmethoden nur schwer zu erkennen, geschweige denn detailliert zu untersuchen.

Doch im Jahr 2010 streifte ein Wirbel das Cape Verde Ocean Observatory, eine vor der kapverdischen Insel São Vicente fest im Meer verankerte Beobachtungsstation. „Damit hatten wir einen ersten Hinweis auf die Existenz dieser speziellen Wirbel, aber noch keine genauen Informationen aus ihrem Inneren“, berichtet der Meereschemiker Dr. Björn Fiedler vom GEOMAR, der das Projekt geleitet hat.

Mit finanzieller Unterstützung des Kieler Exzellenzclusters „Ozean der Zukunft“ legten sich die Meeresforscherinnen und Meeresforscher auf die Lauer. 2014 war es so weit: Mit Hilfe eines Satelliten entdeckten sie einen potentiellen Ozeanwirbel, der sich vor der Küste Mauretaniens bildete und Richtung Kapverden wanderte. Von dort schickte das Team ihm autonome Messdrohnen, sogenannte Gleiter, entgegen. Als sich der Wirbel den Inseln näherte, konnten sie mit dem kapverdischen Forschungsschiff ISLANDIA erstmalig auch Wasserproben direkt aus seinem Zentrum nehmen.

„Auch der Zufall half uns, denn zu dieser Zeit befand sich das deutsche Forschungsschiff METEOR für eine lange geplante Expedition des Kieler Sonderforschungsbereichs 754 vor den Kapverden. So konnten wir die Kollegen rasch überzeugen, auch den Wirbel zu beproben“, sagt Dr. Fiedler und ergänzt: „Ohne die gute Infrastruktur auf den Kapverden und die langjährige Zusammenarbeit mit den dortigen Kolleginnen und Kollegen wäre diese Messkampagne nicht möglich gewesen.“

Die gewonnenen Daten und Wasserproben wurden anschließend physikalisch, biogeochemisch und biologisch ausgewertet. „In einer ganzen Reihe von Publikationen konnten wir spannende neue Erkenntnisse über dieses bisher unbekannte Phänomen im Atlantik gewinnen“ so Dr. Fiedler.

Die jetzt in den Scientific Reports erschienene Studie schließt die Forschungen zu dem 2014er Wirbel in gewisser Weise ab. „Im Kern des Wirbels gab es in nur 100 Meter Wassertiefe die höchsten Lachgaswerte, die jemals im offenen Atlantik gemessen worden waren. Dies ist auf Prozesse zurückzuführen, die dem Ozean den Pflanzennährstoff Stickstoff entziehen können und dabei unter anderem Lachgas in großen Mengen produzieren“, fasst Dr. Grundle die Erkenntnisse zusammen. „Wir müssen unser Verständnis der Stoffkreisläufe im Atlantik jetzt diesbezüglich anpassen“.

Originalarbeiten:
Grundle, D.S., C.R. Löscher, G. Krahmann, M.A. Altabet, H.W. Bange, J. Karstensen, A. Körtzinger, B. Fiedler (2017): Low oxygen eddies in the eastern tropical North Atlantic: 2 Implications for N2O cycling. Scientific Reports, www.nature.com/articles/s41598-017-04745-y

„Special Issue“ der Fachzeitschrift Biogeosciences mit den bisher zu diesem Thema erschienen Studien: http://www.biogeosciences.net/special_issue213.html

Weitere Informationen:
http://www.geomar.de Das GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel
http://www.ozean-der-zukunft.de Der Exzellenzcluster „Ozean der Zukunft“
http://www.cvoo.de Das Cape Verde Ocean Observatory
http://www.sfb754.de Der Sonderforschungsbereich 754
http://sopran.pangaea.de/ Das Projekt SOPRAN

Quelle: idw

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Überschwemmungen genau in den Blick nehmen

Dipl.-Ing. Mario Steinebach Pressestelle
Technische Universität Chemnitz

Mobiles und flexibles Messsystem soll dauerhaft ein zuverlässiges Gewässer-Monitoring in Katastrophenfällen ermöglichen – und das völlig autark

Starke Regenfälle und Überschwemmungen nehmen im Zuge des Klimawandels immer mehr zu. In Katastrophenfällen wird die vorhandene Messtechnik zur Gewässerüberwachung oft stark beansprucht oder fällt ganz aus. Gerade dann ist jedoch eine kontinuierliche Überwachung von Pegelständen besonders wichtig, um ein angemessenes Risikomanagement betreiben zu können. Vor diesem Hintergrund entwickelt die Professur Mess- und Sensortechnik der Technischen Universität Chemnitz im neuen Verbundprojekt „HydroMon“ gemeinsam mit der SEBA Hydrometrie GmbH & Co. KG und der JuB – Creative Product GmbH ein mobil einsetzbares autonomes Messsystem, welches schnell einsatzbereit und ausfallsicher sein soll.

Ziel der Entwicklung ist eine verlässliche Überwachung von Pegelstand und Wellenausbreitung im Verlauf einer Überschwemmung. Dies ermöglicht Gefahrenabschätzungen und Risikobewertungen, um Gegenmaßnahmen einleiten und koordinieren zu können. Das künftige System selbst soll über eine energiesparende Messtechnik sowie hocheffiziente Elektronik zur Datenverarbeitung und Funkübertragung verfügen. Dabei soll durch eine hybride Energieversorgung auf Basis von Energy Harvesting eine besonders schnelle Einsatzbereitschaft erreicht werden. Hierzu wird ein neuartiger Pendelwandler entwickelt, welcher die Bewegungen des Wassers in elektrisch nutzbare Leistung umwandelt. Zusätzlich soll der Temperaturunterschied zur Umgebung genutzt werden, um die Zuverlässigkeit und Ausfallsicherheit der Sensorik weiter zu steigern. Das System kann somit wartungsfrei auch nach längeren Pausenzeiten eingesetzt und genutzt werden, so die Vorstellung der Forscherinnen und Forscher. Gleichzeitig soll eine modulare Funkübertragung unter Verwendung verschiedener Mobilfunkfrequenzen einen universellen Einsatz in möglichst vielen Ländern der Erde ermöglichen, unabhängig von deren Mobilfunkausbaustufe.

Potentielle Absatzmärkte beschränken sich deshalb nicht nur auf die Bundesrepublik Deutschland, sondern zielen vor allem auch auf das Ausland ab. Speziell in ariden Klimazonen, wo während der Regenzeit typischerweise mit Überschwemmungen zu rechnen ist, stehen oft nicht ausreichend finanzielle Mittel für dauerhafte stationäre Lösungen bereit. Hier sind flexible und vor allem kostengünstige Systeme gefragt, welche situationsbedingt eingesetzt werden können. HydroMon leistet somit einen wertvollen Beitrag zum Katastrophenschutz unter den klimatischen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts und schärft das Profil der Professur Mess- und Sensortechnik der TU Chemnitz im Bereich Umweltmesstechnik.

Das Verbundprojekt „Hydrologisches Messsystem für dauerhaftes und zuverlässiges Gewässer-Monitoring (HydroMon)“ wird im Rahmen der Fördermaßnahme „KMU-innovativ“ im Programm „Forschung für Nachhaltige Entwicklung“ vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.

Weitere Informationen erteilt Dr. Christian Viehweger, Telefon 0371 531-39686, E-Mail christian.viehweger@etit.tu-chemnitz.de

Quelle: idw

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Bauchaortenaneurysmen: Das Ultraschall-Screening für Männer ab 65 kommt

Friederike Gehlenborg Pressestelle
Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM)

Berlin – Gute Neuigkeiten aus der Gesundheitspolitik: Gesetzlich krankenversicherte Männer ab 65 Jahren haben künftig Anspruch auf ein einmal durchgeführtes Ultraschallscreening zur Früherkennung von Bauchaortenaneurysmen. Die entsprechende Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) ist nun zusammen mit einer Versicherteninformation in Kraft getreten. Die Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin e.V. (DEGUM) sieht das als wichtigen Schritt an – empfiehlt jedoch, auch Patienten mit einem besonderen Risikoprofil wie etwa Diabetes oder Rauchen sowie Frauen einzubeziehen.

Die Ruptur eines Bauchaortenaneurysmas zählt zu den zehn häufigsten Todesursachen. „Das Tückische an der Erkrankung liegt darin, dass die Aussackung des größten Gefäßes im Bauchraum – dem sogenannten Aneurysma – meist keine Beschwerden verursacht“, sagt Professor Dr. med. Thomas Fischer, stellvertretender Leiter der Sektion Radiologie bei der DEGUM und Leiter des Interdisziplinären Ultraschall-Zentrums am Institut für Radiologie am Campus Charité Berlin-Mitte. „Die Betroffenen ahnen nichts von der Gefahr, in der sie sich befinden.“ Reiße die Bauchaorta jedoch, könne der Patient innerhalb kurzer Zeit innerlich verbluten.

„Mittels Ultraschall ist ein Bauchaortenaneurysma von einem erfahrenen Untersucher jedoch leicht bei einer Früherkennungsuntersuchung zu diagnostizieren“, sagt Professor Fischer. Dabei misst der Arzt mit einem Ultraschallgerät den Durchmesser des Blutgefäßes: „Bei einem Durchmesser ab 5,5 Zentimetern ist das Risiko für ein Reißen des Gefäßes recht hoch, sodass wir den Patienten dann zu einem operativen Eingriff raten“, berichtet der DEGUM-Experte. Bei kleineren Aneurysmen sei es empfehlenswert, regelmäßige Kontrolluntersuchungen durchzuführen. So könne überprüft werden, ob sich diese weiter ausdehnen. Wenn das der Fall sei, würde gegebenenfalls ein minimalinvasiver oder offener operativer Eingriff durchgeführt – und so möglicherweise das Leben eines Betroffenen gerettet. Für das Screening sollten Untersucher eine nachweisbare Qualifikation haben, beispielsweise ein DEGUM-Zertifikat der Stufe 1, empfiehlt der Experte. Denn es gehe nicht nur darum, den Durchmesser der Bauchaorta zu bestimmen, sondern auch einen Einriss oder ein Aneurysma des Gefäßes frühzeitig zu erkennen.

Auch wenn Männer häufiger von einem Bauchaortenaneurysma betroffen seien als Frauen, sollten nach Ansicht der Ultraschall-Experten auch sie von der Vorsorgeuntersuchung profitieren können. „Darüber hinaus wäre es ratsam, auch Patienten mit einem besonderen Risikoprofil – beispielsweise Personen mit einer Fettstoffwechselerkrankung, Diabetes, Bluthochdruck und starke Raucher ab dem 55. Lebensjahr – in das Vorsorgescreening einzuschließen“, sagt Professor Fischer.

Bis das Screeningangebot zur Früherkennung eines Bauchaortenaneurysmas auf Krankenschein von Männern ab 65 Jahren wahrgenommen werden kann, dauert es jetzt noch bis zu sechs Monaten: Der zuständige Bewertungsausschuss muss zunächst noch die Frage der ärztlichen Vergütung regeln und hat dafür bis zu einem halben Jahr Zeit.

Weiterführende Informationen:
Richtlinie „Ultraschallscreening auf Bauchaortenaneurysmen“
https://www.g-ba.de/downloads/62-492-1411/US-BAA-RL_2016-10-20_2017-03-16_iK-201…
Versicherteninformation
https://www.g-ba.de/downloads/17-98-4330/2017_03_16_G-BA_Merkblatt_Versicherteni…

Über die DEGUM
Die Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM) bietet ein Forum für den wissenschaftlichen und praktischen Erfahrungsaustausch auf dem Gebiet des medizinischen Ultraschalls. Sie vereint rund 10 000 Ärzte verschiedener Fachgebiete, medizinische Assistenten, Naturwissenschaftler und Techniker. Ultraschalldiagnostik ist heute das am häufigsten eingesetzte bildgebende Verfahren in der Medizin. Ultraschallanwendern bescheinigt die DEGUM eine entsprechende Qualifikation mit einem Zertifikat der Stufen I bis III. DEGUM zertifizierte Ärzte finden Patienten im Internet unter: http://www.degum.de

Quelle: idw

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Woher wissen wir wie alt die Erde ist?

Dr. Anne Hardy Public Relations und Kommunikation
Goethe-Universität Frankfurt am Main

Die Schöpfungsmythen waren die erste Quelle, nach der Theologen das Alter der Erde bestimmten. Erst im 17. Jahrhundert begannen Naturforscher, auf und in der Erde nach Spuren ihres Alters zu suchen. In der aktuellen Ausgabe des Forschungsmagazins „Forschung Frankfurt“ zum Thema „Zeit“ lässt der Geologe Sascha Staubach die Geschichte von der Bestimmung des Erdalters Revue passieren.

FRANKFURT. Die Heiligen Bücher dienten im Barock als die erste Datenbasis zur Berechnung des Erdalters. So legten der Erzbischof von Armagh, James Ussher, und John Lightfoot die Alter der biblischen Patriarchen und die Regierungszeiten der Könige zugrunde, um die Zeit von der Erschaffung der Welt bis heute zu bestimmen. Der 1650 erschienene Ussher-Lightfoot-Kalender legt den Beginn der Welt auf das Jahr 4004 v. Chr.

Den ersten naturwissenschaftlichen Versuch, das Alter der Erde zu bestimmen, unternahm im 17. Jahrhundert der britische Astronom und Geologe Edmond Halley. Er untersuchte den Salzgehalt der Flüsse und Weltmeere und kam zu dem Schluss, dass die Erde deutlich älter sein müsse, als von Ussher behauptet. Knapp 200 Jahre später, in den 1890er Jahren, berechnete der irische Geologe John Joly das Alter der Erde aufgrund von Halleys Überlegungen und kam auf 80 bis 90 Millionen Jahre.

Aus Gesteinen lesen – die Entwicklung der Stratigraphie
Im 19. Jahrhundert führte Charles Lyell die Methode der Stratigraphie ein. Diese beruht auf der Erkenntnis, dass in einem Stapel von Gesteinsschichten das älteste Material zuunterst liegt und dass Fossilien aus derselben Schicht auch dasselbe Alter haben müssen. Hieraus entwickelte sich die Datierungsmethode mithilfe sogenannter Leitfossilien. Ein typisches Beispiel dafür sind Ammoniten. Sie kamen fast überall auf der Erde vor und veränderten ihr Äußeres im Laufe der Evolution relativ schnell, so dass sich in kurzer Zeit möglichst viele gut unterscheidbare Arten entwickelten. Findet man nun in unterschiedlichen Regionen der Welt Fossilien derselben Art, so sind die Schichten, aus denen sie stammen, vermutlich gleich alt. Auf diese Weise lässt sich allerdings nur das relative Alter der einzelnen Schichten zueinander bestimmen.

Einen großen Schritt in die Richtung absoluter Zeitangaben machten der Physiker Ernest Rutherford und der Chemiker Frederic Soddy. Sie erkannten als Erste, dass man die Zerfälle natürlich vorkommender radioaktiver Elemente zur Altersbestimmung nutzen kann. Einen großen Schritt zur Anwendung dieses Prinzips machten der englische Geologe Arthur Holmes und der amerikanische Physiker Alfred O.C. Nier, als sie im Mineral Zirkon einen Schlüssel zur absoluten Altersbestimmung von Gesteinen fanden.

Während ihres Wachstums lagert diese Verbindung aus Zirkonium, Silizium und Sauerstoff auch geringe Mengen an Uran ein. Dieses sitzt fest im Kristallgitter und zerfällt mit der ihm eigenen Halbwertszeit und über verschiedene Zwischenstufen zu Blei. Die moderne Massenspektrometrie erlaubt es, auch geringste Konzentrationen von Elementen zu messen, so dass man das exakte Verhältnis von Uran zu Blei ermitteln kann. Mithilfe der Halbwertszeit lässt sich der Zeitpunkt berechnen, zu dem das Uran in den Kristall eingebaut wurde.

Wie alt ist die Erde nun?
Das aktuell anerkannte Alter unseres Planeten beträgt 4,55 ± 0,05 Milliarden Jahre. Dieses Alter wurde allerdings an Meteoriten gemessen. Deren Material bildete sich etwa zeitgleich mit der Erde aus der Staubscheibe des noch jungen Sonnensystems, kühlte jedoch schneller ab. Auf der deutlich größeren Erde dauerte es einige Zeit, bis sich auf der glutflüssigen Oberfläche erste Teile einer festen Gesteinskruste bildeten, deren Reste man heute in Form von Zirkonen finden kann. Sie sind die einzigen bis heute erhaltenen Relikte dieser ältesten Kruste. Man findet diese Zirkone, eingebettet in jüngeres Gestein, in den Jack Hills im Westen Australiens. Sie weisen ein Alter von 4,4 Milliarden Jahren auf. Das älteste komplett erhaltene Gestein, auf das man seinen Fuß setzen kann, ist der sogenannte Acasta Gneis im Norden Kanadas mit einem Alter von 4,03 Milliarden Jahren.

Information: Dipl. Geologe Sascha Staubach, Institut für Geowissenschaften, Fachbereich 11, Campus Riedberg, Tel.: (069) 798-40207, staubach@em.uni-frankfurt.de

Die aktuelle Ausgabe von „Forschung Frankfurt“ (1/2017) können Journalisten kostenlos bestellen: ott@pvw.uni-frankfurt.de. Im Internet steht sie unter: www.forschung-frankfurt.de.

Aktuelle Nachrichten aus Wissenschaft, Lehre und Gesellschaft in GOETHE-UNI online (www.aktuelles.uni-frankfurt.de)

Die Goethe-Universität ist eine forschungsstarke Hochschule in der europäischen Finanzmetropole Frankfurt. 1914 mit privaten Mitteln überwiegend jüdischer Stifter gegründet, hat sie seitdem Pionierleistungen erbracht auf den Feldern der Sozial-, Gesellschafts- und Wirtschaftswissenschaften, Medizin, Quantenphysik, Hirnforschung und Arbeitsrecht. Am 1. Januar 2008 gewann sie mit der Rückkehr zu ihren historischen Wurzeln als Stiftungsuniversität ein hohes Maß an Selbstverantwortung. Heute ist sie eine der zehn drittmittelstärksten und drei größten Universitäten Deutschlands mit drei Exzellenzclustern in Medizin, Lebenswissenschaften sowie Geistes- und Sozialwissenschaften. Zusammen mit der Technischen Universität Darmstadt und der Universität Mainz ist sie Partner der länderübergreifenden strategischen Universitätsallianz Rhein-Main. Internet: www.uni-frankfurt.de

Herausgeberin: Die Präsidentin der Goethe-Universität Redaktion: Dr. Anne Hardy, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Abteilung PR & Kommunikation, Theodor-W.-Adorno-Platz 1, 60323 Frankfurt am Main, Tel: (069) 798-13035, Fax: (069) 798-763 12531, kaltenborn@pvw.uni-frankfurt.de

Quelle: idw

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Neue Studien belegen: Übergewicht und Adipositas noch gefährlicher als angenommen

Kerstin Ullrich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten

Ein hoher Body-Mass-Index (BMI) ist noch gefährlicher als bisher angenommen: Das Risiko, an Herzkreislauf-Leiden zu erkranken, steigt mit zunehmendem Gewicht. Bei übergewichtigen Menschen ist es im Vergleich zu Menschen mit einem normalen BMI doppelt so hoch, bei schwer übergewichtigen Menschen sogar mehr als zehnfach höher als bei Normalgewichtigen. Zu diesem Ergebnis kommt eine groß angelegte Studie aus Europa und den USA, die jetzt aktuell im Fachmagazin Lancet Public Health veröffentlicht worden ist.

„Die Untersuchung zeigt, wie wichtig weltweit die Bekämpfung von Übergewicht ist und unterstreicht umso mehr die Forderungen nach einer wirkungsvollen bevölkerungsweiten Prävention“, betont Dr. Dietrich Garlichs, Sprecher der Deutschen Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK). „Unser Gesundheitswesen allein konnte der Herausforderung Adipositas bisher nicht erfolgreich begegnen“, ergänzt Professor Dr. med. Manfred James Müller, Vorstandssprecher des Kompetenznetzes Adipositas und Vertreter der Deutschen Adipositas-Gesellschaft.

In der Studie des Departments of Epidemiology and Public Health am University College London haben Wissenschaftler über einen Zeitraum von mehr als zehn Jahren die Daten von 120 813 Männern und Frauen ausgewertet. Im Verlauf der Untersuchung wurde deutlich, dass schon bei einer Adipositas Grad eins das Risiko für das Auftreten eines Typ-2-Diabetes, einer koronaren Herzerkrankung sowie eines Schlaganfalls deutlich steigt. Bei übergewichtigen Personen war es doppelt so hoch, bei Patienten mit einer Adipositas Grad eins bereits fünfmal höher und bei Auftreten einer schweren Adipositas des zweiten und dritten Grades sogar um das 15-fache gestiegen. Von „Übergewicht“ sprechen die Ärzte bei einem BMI zwischen 25 und unter 30 kg/m2. Ist der Wert über 30 sprechen sie von einer „Adipositas“. Diese wird noch einmal in verschiedene Schweregrade eingeteilt: Bei einem BMI zwischen 30 und 35 liegt eine Adipositas Grad eins vor, zwischen BMI 35 und 40 handelt es sich um eine schwere Adipositas zweiten Grades. Ist der BMI über 40, liegt eine besonders schwere Adipositas dritten Grades vor.

„Die Ergebnisse der Studie betonen die medizinische Notwendigkeit, Patienten mit Übergewicht und Gefäßerkrankungen frühzeitig auf Diabetes zu untersuchen und die Aufmerksamkeit ebenso auf die Prävention von Gefäßerkrankungen bei übergewichtigen Personen mit Diabetes zu lenken“, sagt Müller.

Weltweit hat sich seit 1980 die Rate der Adipositas in mehr als 70 Ländern verdoppelt. So waren laut einer Studie, die aktuell im New England Journal of Medicine vorgestellt wurde, im Jahr 2015 insgesamt 107,7 Millionen Kinder und 603,7 Millionen Erwachsene adipös. Global sind etwa vier Millionen Todesfälle auf die Ursache Übergewicht zurückzuführen – rund 70 Prozent der Todesfälle, die mit einem hohen Body-Mass-Index zusammenhingen, gingen auf das Konto von Herzkreislauf-Erkrankungen. „Diese dramatische Entwicklung zeigt die Dringlichkeit, mit Hilfe einer bevölkerungsweiten, präventiven Gesundheitsförderung und Regulierung, Lebensstile positiv zu beeinflussen und die Zunahme dieser Erkrankungen zu stoppen“, so Müller.

Die Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK) empfiehlt vor diesem Hintergrund in Anlehnung an Empfehlungen der Vereinten Nationen und der WHO vier wesentliche Maßnahmen für eine wirkungsvolle Prävention von Übergewicht und Adipositas in Deutschland:

• Steuersenkung für gesunde Lebensmittel mit geringer Energiedichte und geringem Gehalt an Zucker, Fetten oder Salz;

• Steuererhöhung für energiedichte Lebensmittel mit hohem, über den Empfehlungen liegendem Gehalt an Zucker, Fetten oder Salz;

• ein Verbot für die Werbung ungesunder Lebensmittel und Getränke an Kinder (zumindest insoweit als diese die Nährwertprofile der WHO nicht erfüllen);

• eine verpflichtende Kennzeichnung aller Lebensmittel durch ein für alle Bevölkerungsgruppen leicht verständliches, den Gehalt an Zucker, Fett, Salz und Energie klar kennzeichnendes
(Ampel-)System.

Quellen:
Lancet Public Health 2017; 2: e277-85:Overweight, obesity, and risk of cardiometabolic multimorbidity: pooled analysis of individual-level data for 120 813 adults from 16 cohort studies from the USA and Europe: http://www.thelancet.com/journals/lanpub/article/PIIS2468-2667(17)30074-9/fullte…

The new england journal of medicine: June 12, 2017-DOI: 10.1056/NEJMoa1614362 Health Effects of Overweight and Obesity in 195 Countries over 25 Years: http://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMoa1614362#t=article

DANK-Strategiepapier: http://www.dank-allianz.de/files/content/dokumente/150612_DANK-Strategiepapier.p…

DANK-Grundsatzpapier: http://www.dank-allianz.de/files/content/dokumente/DANK-Grundsatzpapier_ES.pdf

Quelle: idw

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Sonnencremes: Darauf kommt es bei der Darstellung der Wirksamkeit an

Nicole Siller Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für Bildungsforschung

Selbst Hautärzte unterschätzen die Schutzwirkung von Sonnencremes, wenn diese ungünstig dargestellt wird, wie eine Studie unter Leitung des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung zeigt. Verbrauchern kann eine einfache Faustregel helfen.

Richtiger Sonnenschutz ist angesichts der weltweit wachsenden Zahl der durch UV-Strahlung verursachten Hautkrebs-Fälle wichtig. Sonnencremes schützen vor schädlicher UV-Strahlung und der Lichtschutzfaktor (LSF) einer Creme ist eine zentrale Kennzahl für Verbraucher. Doch über die Wirksamkeit von Sonnencremes kursieren viele Mythen und Falschinformationen – deren Schutzwirkung wird tendenziell eher unterschätzt. Mitunter wird fälschlicherweise behauptet, dass Sonnencremes mit einem Lichtschutzfaktor höher als 30 kaum Verbesserungen im Schutz gegenüber Cremes mit geringerem Lichtschutzfaktor bieten. Selbst Dermatologen haben Schwierigkeiten bei der Einschätzung der Wirksamkeit von Sonnencremes, wenn diese nicht mit dem gängigen Lichtschutzfaktor, sondern als Prozentzahl der durch die Sonnencreme absorbierten hautrötenden Strahlung angegeben wird. Das hat eine gemeinsame Studie des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung unter anderem mit der Abteilung für Dermatologie am Henry Ford Hospital in Detroit und der Abteilung für Dermatologie am Universitätsspital Zürich herausgefunden, die in der Fachzeitschrift JAMA Dermatology veröffentlicht wurde.

Insgesamt nahmen 261 Hautärzte aus Deutschland, den USA, der Schweiz und Australien an einem webbasierten Experiment teil, bei dem zehn Paare von Sonnencremes mit den fünf gängigen Lichtschutzfaktoren 10, 15, 20, 30 und 50 miteinander verglichen werden sollten. Informationen zu deren Wirksamkeit wurden den Ärzten auf drei unterschiedliche Arten präsentiert: dem Lichtschutzfaktor selbst, dem Anteil der durch die Sonnencreme absorbierten oder dem Anteil der durch die Sonnencreme durchgelassenen hautrötenden Strahlung in Prozent. Die Hautärzte sollten paarweise beurteilen, um wie viel länger die Schutzdauer der stärkeren im Vergleich zur weniger starken Creme ist.

Das Ergebnis zeigt, dass die längere Schutzdauer, die Sonnencremes mit höherem Lichtschutzfaktor haben, von der überwiegenden Mehrheit der Dermatologen systematisch unterschätzt wurde, wenn die Wirksamkeit mit der Prozentzahl der durch die Sonnencreme absorbierten hautrötenden Strahlung angegeben wurde. Beispielsweise absorbiert eine Sonnencreme mit einem Lichtschutzfaktor von 30 bereits 96,7 Prozent der hautrötenden Sonnenstrahlung, während eine Creme mit einem Lichtschutzfaktor von 60 dann 98,3 Prozent absorbiert. Zunahmen im Lichtschutzfaktor wirken somit klein, der Schutz wird eher unterschätzt. „Diese Kennzahl ist irreführend. Wenn es zum Sonnenbrand kommt, dann spielt es keine Rolle, wie viel der Strahlen durch die Sonnencreme absorbiert werden, sondern wie viel die Haut davon aufnimmt“, sagt Erstautor Stefan Herzog vom Max-Planck-Institut für Bildungsforschung. Er untersucht am Forschungsbereich „Adaptive Rationalität“, wie man menschliche Urteile und Entscheidungen – insbesondere auch ärztliche Entscheidungen – verbessern kann.

Tatsächlich bedeutet eine Erhöhung des Lichtschutzfaktors von 30 auf 60, eine Halbierung der durch die Sonnencreme durchgelassenen Strahlung von 3,3 Prozent auf 1,7 Prozent und somit doppelten Schutz (siehe Abbildung). Am verständlichsten scheinen Angaben zu sein, die mit dem Lichtschutzfaktor arbeiten. Hier unterschätzten die Hautärzte die Schutzdauer nur ganz leicht.

Das Ergebnis der Studie hat auch Implikationen für die Gesundheitskommunikation: „Aus unserer Sicht sollten sich Dermatologen bei der Beurteilung und Kommunikation der Wirksamkeit einer Sonnencreme ausschließlich auf den Lichtschutzfaktor konzentrieren. Andere Kennzahlen, wie durch die Sonnencreme absorbierte oder durchgelassene hautrötenden Strahlung, sind ungeeignet. Vereinzelt findet man solche Angaben beispielsweise in etablierten Medien oder sogar in Fachzeitschriften und in staatlichen Gesundheitsinformationen“, sagt Koautor Christian Surber von der Abteilung für Dermatologie am Universitätsspital Zürich. Als Faustregel für Patienten und Verbraucher könne gelten, Sonnencremes mit mindestens Lichtschutzfaktor 30 und einem „broad spectrum“ Schutz zu verwenden. Solche Cremes schützen sowohl gegen UVA- und UVB-Strahlen, die Hautalterung und Sonnenbrand verursachen. Neben dem Auftragen von Sonnencremes sind auch weitere Maßnahmen, wie beispielsweise ausreichend Schatten zu suchen oder schützende Kleidung zu tragen, ein wichtiger Bestandteil des richtigen Sonnenschutzes.

Originalstudie
Herzog, S. M., Lim, H. W., Williams, M. S., De Maddalena, I. D., Osterwalder, U., & Surber, C. (2017). Sun protection factor communication of sunscreen effectiveness: A web-based study of perception of effectiveness by dermatologists. JAMA Dermatology, 153, 348-350.
doi:10.1001/jamadermatol. 2016.4924

Weitere Informationen:
http://www.mpib-berlin.mpg.de/de/presse/2017/06/sonnencremes-darauf-kommt-es-bei…

Quelle: idw

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Bürger forschen in einem wissenschaftlichen Projekt der Universität Greifswald

Jan Meßerschmidt Presse- und Informationsstelle
Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald

„Spaß am Erkenntnisgewinn“ ist das zentrale Anliegen des Citizen Science-Projekts „Forschung. Umweltbildung. Naturschutz – Mit F.U.N. in die Wildnis“. Start für das Bürgerforschungsprojekt war am 29. Juni 2017 in Wooster Teerofen im Naturpark Nossentiner/Schwinzer Heide in Mecklenburg-Vorpommern. Über die Onlineplattform www.fledermausfun.de können sich Interessierte an Fledermaus- und Naturschutzforschung beteiligen. Das Projekt wird mit 390.000 Euro von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt gefördert.

Anders als in vielen ähnlichen Citizen Science-Projekten beschränkt sich die Bürgerbeteiligung bei F.U.N. nicht nur auf das Sammeln von Daten. Die interessierten Hobbywissenschaftlerinnen und -wissenschaftler können am gesamten Wissensprozess – von der Fragestellung über die Datenanalyse bis hin zur deren Interpretation – teilhaben und das unabhängig von Alter und Vorkenntnissen. Ziel ist es, der breiten Öffentlichkeit die Möglichkeit zur Teilhabe an aktueller Wissenschaft zu bieten, die in konkreten Handlungsempfehlungen für den Naturschutz mündet. Spezielle Angebote wurden vor allem für Schülerinnen und Schüler entwickelt. Für Interessierte, die keine Daten auswerten wollen, bietet die Onlineplattform viele Tipps und Informationen über Fledermäuse und Naturschutz im Allgemeinen.

Das Onlineportal
Um dieses Angebot überregional anbieten zu können, wurde das Onlineportal http://www.fledermausfun.de eingerichtet. Um bei der Auswertung eine hohe Datenqualität abzusichern, werden Interessierte nach dem ersten LogIn zunächst zu einer Onlineschulung geleitet. Wenn diese absolviert wurde, wird das gerade erworbene Wissen anhand beispielhafter Testdaten überprüft. Verläuft der Test erfolgreich, dürfen die Teilnehmer die Daten analysieren, die automatisiert in der Nossentiner/Schwinzer Heide gewonnen werden. Ein Datensatz gilt als ausgewertet, sobald er von mindestens zwei unterschiedlichen Teilnehmern auf die gleiche Weise analysiert wurde. Diese Datensätze werden anschließend nochmals stichprobenartig vom F.U.N.-Projektteam überprüft und zusammengeführt. An den daraus resultierenden Publikationen werden die Bürgerwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler beteiligt.

Angebote für Schulen
Für Schulen aller Klassenstufen und Schularten sowie für Kindergärten bietet die Online-Plattform außerdem didaktisch aufbereitete Unterrichtskonzepte, die sich am Lehrplan orientieren. Es werden kostenlose Materialien mit Stundenkonzepten, Arbeitsmaterialien, Lernzielen und Hintergrundinformationen für die Lehrkräfte bereitgestellt. Darüber hinaus werden Lehrerinnen und Lehrer eingeladen, die Datensätze im Unterricht auszuwerten und so die Unterrichtsstunden oder den Projektunterricht praxisnah zu gestalten. Getestet werden die Unterrichtskonzepte zunächst mit Partnerschulen aus Mecklenburg-Vorpommern und Bayern und unter Beteiligung der Fachdidaktik Biologie der Universität Rostock.

Die Projektregion
Der Naturpark Nossentiner/Schwinzer Heide eignet sich für das Projekt in besonderer Weise. Das Großschutzgebiet befindet sich in weiten Teilen im Wandel zu einem naturnahen Lebensraum vieler seltener Tier- und Pflanzenarten. Hier findet seit über 30 Jahren „bürgerliche“ Forschung an den zehn im Naturpark vorkommenden Fledermausarten statt. Deren Populationen bilden den Forschungs- und Bildungsschwerpunkt des Projektes.

Dank zahlreicher Initiativen und Aufklärungskampagnen sind Fledermäuse mit ihrem für Säugetiere einzigartigem Flug und ihrer Orientierung mittels Echoortung in völliger Dunkelheit in den vergangenen Jahren zu Sympathieträgern in weiten Teilen der Bevölkerung geworden. Zudem sind alle in Deutschland vorkommenden Arten geschützt und daher für den Naturschutz relevant. Da Fledermäuse mit Hilfe moderner Techniken vergleichsweise leicht beobachtet und automatisiert überwacht werden können, eignen sie sich gut für ein Citizen Science-Projekt. Dies geschieht beispielsweise über kleine Tiertransponder, ähnlich wie sie auch bei Haustieren verwendet werden.
Aus den durch F.U.N. gewonnenen Erkenntnissen zum Schutz der Fledermäuse sollen Prinzipien erarbeitet werden, die sich nach einer erfolgreichen Testphase in der Nossentiner/Schwinzer Heide für bundesweite Schutzempfehlungen eignen.

Weitere Informationen
http://www.uni-greifswald.de/fledermausfun
http://www.fledermausfun.de

Ansprechpartner „Mit FUN in die Wildnis“ an der Universität Greifswald

Prof. Dr. Gerald Kerth
Projektleiter
Telefon 03834 420 4100
gerald.kerth@uni-greifswald.de

Michael Gerhard Schöner
Projektkoordinator und Wissenschaftlicher Mitarbeiter
Telefon 03834 420 4273
schoenerm@uni-greifswald.de

Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald
Zoologisches Institut und Museum
Lehrstuhl für Angewandte Zoologie und Naturschutz
Johann-Sebastian-Bach-Straße 11/12
17489 Greifswald
Telefon 03834 420 4251
Telefax 03834 420 4252
zimg.sekretariat@uni-greifswald.de

Quelle: idw

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Mitbestimmung wichtiger als Stabilitätsanker in Zeiten von Kapitalmarktdominanz und Digitalisierung

Rainer Jung Abt. Öffentlichkeitsarbeit
Hans-Böckler-Stiftung

Böckler-Konferenz für Aufsichtsräte

Mitbestimmung immer wichtiger als Stabilitätsanker in Zeiten von Kapitalmarktdominanz und Digitalisierung

Ausschließlich am Kapitalmarkt orientierte Investoren wie US-Vermögensverwaltungen bauen im Zuge des Booms von passiven ETF-Fonds ihre Beteiligungen an deutschen Unternehmen aus. Allein dem Vermögensverwalter Black Rock gehörten Ende 2015 gut 5 Prozent aller Aktien der DAX-Unternehmen. Damit war das US-Unternehmen einer der größten Anteilseigner quer durch alle Branchen.

Gleichzeitig verändert die Digitalisierung die Arbeitswelt in Deutschland tiefgreifend. Die Mitbestimmung der Beschäftigten ist in dieser Situation ein besonders wichtiger Stabilitätsanker für Gesellschaft und Wirtschaft, weil sie dazu beiträgt, dass sich Menschen am Arbeitsplatz weniger „ausgeliefert“ fühlen. Dass die Beschäftigten in den Aufsichtsräten bei wichtigen Unternehmensentscheidungen mitbestimmen und von Betriebsräten unterstützt werden, kann Frustrations- und Entfremdungsgefühlen entgegenwirken, die zugespitzte Konflikte um Arbeitsplätze und politische Radikalisierung auslösen (siehe auch die Zitate). Das kommt allen zugute: Studien zeigen, dass mitbestimmte Betriebe innovativer sind.

Allerdings erfassen die rechtlichen Regelungen zur Mitbestimmung, 40 Jahre oder älter, nicht mehr alle gängigen Unternehmensformen. Die Folge: Unternehmen nutzen, teilweise durch Europarecht entstandene, juristische Schlupflöcher, um ihren Beschäftigten Mitbestimmungsrechte im Aufsichtsrat vorzuenthalten. Davon sind derzeit mehr als 800.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer betroffen, mit steigender Tendenz (mehr Informationen in unserer digitalen Infomappe; Link unten). Unternehmen nutzen vor allem Lücken in der Gesetzgebung zur Europäischen Aktiengesellschaft SE, im Drittelbeteiligungsgesetz und bei exotischen Rechtsformkonstruktionen wie der plc & Co. KG, um Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat zu verhindern. Wie Mitbestimmung gesichert und gestärkt werden kann und welche politischen Kräfte sich im Wahljahr dafür einsetzen, steht im Mittelpunkt der heute begonnenen Böckler-Konferenz für Aufsichtsräte.

Bei der Konferenz sprechen unter anderem Andrea Nahles, Bundesministerin für Arbeit und Soziales, Reiner Hoffmann, Vorsitzender des DGB und des Vorstands der Hans-Böckler-Stiftung und der Politikwissenschaftler Prof. Dr. Karl-Rudolf Korte, Direktor der NRW School of Governance. Statements:

Andrea Nahles: „Die Mitbestimmung ist eine tragende Säule unserer starken Wirtschaft und unserer Wettbewerbsfähigkeit. Aber es gibt gesellschaftliche, unternehmerische und rechtliche Entwicklungen, die mir ernstlich Sorgen machen. Sie drohen, die Mitbestimmung in den Unternehmen auszuhöhlen. Doch Tarifautonomie und Mitbestimmung müssen auch in der digitalen Wirtschaft das Fundament unserer sozialen Marktwirtschaft bilden. Denn nur die Sozialpartnerschaft ermöglicht es, passgenaue Lösungen und gute Kompromisse auszuhandeln, die allen dienen. Der Staat kann und soll Raum für Aushandlungen lassen. Damit sind wir bisher in Deutschland sehr gut gefahren. Aber es gilt auch: Wo die Sozialpartner nicht mehr in der Lage sind, Probleme zu lösen, wo die Sozialpartnerschaft erodiert, ist der Staat gefordert. Dabei steht fest: Jede Lösung, die wir zum Erhalt der Mitbestimmung erfolgreich angehen wollen, wird auch eine europäische Dimension haben müssen.“

Reiner Hoffmann: „Wenn wir jetzt nicht einschreiten, dann wird sich der Geltungsbereich der Mitbestimmung sukzessive auf die bereits heute mitbestimmten Unternehmen beschränken. Junge und wachsende Unternehmen werden sich vor der Mitbestimmung drücken. Das deutsche System verliert damit langfristig seine Relevanz als Gegenmodell zum angelsächsischen Modell, bei dem die Kapitalmärkte den Takt vorgeben. Wenn Finanzinvestoren Unternehmen und Arbeitsplätze als eine Art Handelsware sehen, liefert die Mitbestimmung das Gegenkonzept: Mitbestimmung im Aufsichtsrat bewirkt buchstäblich, dass der menschliche Maßstab für Unternehmen zum Führungsziel wird. Die deutsche Politik muss schnell aktiv werden, ehe der Standortvorteil Mitbestimmung verspielt ist.

Diese Einschätzung teilt auch der Deutsche Bundesrat.
Er hat in seiner Entschließung ‚Mitbestimmung zukunftsfest gestalten‘ im Februar festgestellt, er betrachte mit großer Sorge, dass, ich zitiere, ‚sich junge, wachsende Kapitalgesellschaften zunehmend dem Geltungsbereich der Gesetze zur Unternehmensmitbestimmung entziehen‘ und damit ‚den gesellschaftlichen Konsens und die Zukunft der Sozialpartnerschaft in Deutschland in Frage‘ stellen. Weiter heißt es: ‚Der Bundesrat fordert die Bundesregierung daher dazu auf, Lücken im deutschen Mitbestimmungsrecht zu schließen und gleichzeitig auf europäischer Ebene dafür einzutreten, dass entsprechende Schlupflöcher geschlossen und keine neuen Umgehungstatbestände geschaffen werden‘. Damit ist die nächste Bundesregierung am Zug – wer immer sie auch stellt.“

Prof. Dr. Karl-Rudolf Korte: „Die Mitbestimmung gehört zur institutionellen Ausstattung der deutschen Gesellschaft, die durch ihre sozial ausgleichende Wirkung verhindert, dass die politischen Ränder ähnlich stark wachsen wie in unseren europäischen Nachbarländern.“

Kontakt in der Hans-Böckler-Stiftung
Dr. Norbert Kluge
Leiter der Abteilung Mitbestimmungsförderung
Tel.: 0211-7778-199
E-Mail: Norbert-Kluge@boeckler.de

Rainer Jung
Leiter der Pressestelle
Tel.: 0211-7778-150
E-Mail: Rainer-Jung@boeckler.de

Weitere Informationen:
https://www.boeckler.de/veranstaltung_107066.htm – die Veranstaltung im Livestream verfolgen
https://www.boeckler.de/Hans-Boeckler-Stiftung_Mitbestimmung_Gestaltungsprinzip-… – Aktuelle Hintergrundinformationen in unserer digitalen Infomappe
http://www.bundesrat.de/SharedDocs/drucksachen/2016/0701-0800/740-16(B).pdf?__bl… – Entschließung des Bundesrates „Mitbestimmung zukunftsfest gestalten“

Quelle: idw

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Weltrekord bei der Auswertung von Satellitendaten: Städten beim Wachsen zusehen

Dr. Ulrich Marsch Corporate Communications Center
Technische Universität München

Drei Millionen Messpunkte pro Quadratkilometer: Prof. Xiaoxiang Zhu hat mit ihrem Team einen Weltrekord bei der Auswertung von Satellitendaten aufgestellt. Dank neuer Algorithmen konnten die Forscherinnen und Forscher der Technischen Universität München (TUM) aus den Messwerten des Radarsatelliten TerraSAR-X vierdimensionale Punktwolken von Berlin, Las Vegas, Paris und Washington, D.C. erstellen. Im nächsten Schritt wollen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler alle Städte der Welt abbilden.

Weltweit wachsen die Metropolen. Nach Schätzungen der Vereinten Nationen lebt bereits heute gut die Hälfte der Erdbevölkerung in Städten, 2050 sollen es zwei Drittel sein. „Dieses Wachstum stellt hohe Anforderungen an die Sicherheit von Gebäuden und Infrastruktur, weil Schäden Menschenleben bedrohen können“, sagt Xiaoxiang Zhu, Professorin für Signalverarbeitung in der Erdbeobachtung an der TUM.

Gemeinsam mit ihrem Team hat sie ein Verfahren entwickelt, mit dem sich potentielle Gefahren frühzeitig erkennen lassen: Beispielsweise könnten Senkungen des Untergrunds zum Einsturz von Gebäuden, Brücken, Tunneln und Staudämmen führen. Mit der neuen Methode lassen sich bereits Veränderungen von einem Millimeter pro Jahr aufspüren und sichtbar machen.

Dreidimensionaler Radarblick auf die Metropolen der Welt
Die Daten für das detaillierte Bild der Städte liefert der TerraSAR-X, der genaueste zivile Radarsatellit der Welt. Seit 2007 umkreist er unseren Planeten in einer Höhe von etwa 500 Kilometern, sendet Mikrowellenimpulse zur Erde und fängt deren Echo wieder auf. „Diese Messungen ergeben zunächst einmal nur ein zweidimensionales Bild mit einer Auflösung von einem Meter“, erklärt Zhu.

Die TUM-Professorin kooperiert mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), an dem sie auch eine eigene Arbeitsgruppe leitet. Das DLR ist für Betrieb und Nutzung des Satelliten für wissenschaftliche Zwecke zuständig. „Dass die Aussagekraft der Bilder begrenzt ist, liegt daran, dass sich die Reflexionen verschiedener Objekte, die gleich weit vom Satelliten entfernt sind, überlagern. Dieser Effekt reduziert die dreidimensionale Welt auf ein zweidimensionales Bild.“

Mit Hilfe eines von ihr entwickelten Algorithmus konnte Zhu nicht nur die dritte und sogar die vierte Dimension (Zeit) rekonstruieren, sondern auch gleich einen Weltrekord aufstellen: Drei Millionen Messpunkte errechnet der Computer pro Quadratkilometer. Daraus lassen sich hochpräzise, vierdimensionale Punktwolken erstellen.

Verschiedene Blickwinkel ergeben ein genaues Bild
Der Trick dabei: Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nutzen leicht verschiedene Blickwinkel des Satelliten. Dieser überfliegt jede Region der Erde im Rhythmus von elf Tagen. Allerdings ist seine Position nicht immer exakt dieselbe. Diese Orbitvariationen von etwa 250 Metern nutzen die Forscherinnen und Forscher bei der Radartomographie aus, um die Lage jedes Punkts im dreidimensionalen Raum zu messen. Das Prinzip dieser Methodik ist dasselbe wie bei der Computertomografie, die einen Blick in den menschlichen Körper erlaubt: Verschiedene Messungen aus unterschiedlichen Richtungen werden zu einem dreidimensionalen Bild zusammengeführt.

„Da dieses Verfahren in der dritten Dimension nur eine schlechte Auflösung liefert, setzen wir zusätzlich Compressive Sensing-Methoden ein, mit denen sich die Auflösung um das 15fache verbessern lässt“, sagt Zhu.

Mit den Radarwellen des TerraSAR-X können die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Strukturen auf der Oberfläche sehr genau erfassen: beispielsweise die Form und Höhe von Gebäuden. Für Berlin, Las Vegas, Paris und Washington, D.C. wurden auf diese Weise hochpräzise 3D-Modelle errechnet.

Die vierte Dimension
Nachdem die verwendeten Radarbilder im Abstand von je 11 Tagen, also zu unterschiedlichen Zeiten, aufgenommen werden, lässt sich auch die zeitliche Veränderung – und damit die vierte Dimension – sichtbar machen. Das 4D-Modell, das so entsteht, zeigt kleinste Veränderungen mit einer Genauigkeit eines Bruchteils der Radarwellenlänge. So lassen sich beispielsweise die thermische Ausdehnung von Gebäuden im Sommer oder Deformationen, die durch eine Senkung des Untergrunds verursacht werden, mit einer Präzision von zirka einem Millimeter pro Jahr erfassen. Zhu: „Die Methode eignet sich, um Gefahrenpunkte aufzuspüren. Satellitentechnik kann damit einen wichtigen Beitrag dazu leisten, Gebäude und Infrastruktur in Städten sicherer zu machen.“

Künftig wollen die Forscherinnen und Forscher den Metropolen sogar beim Wachsen zusehen. Im ERC Projekt „So2Sat“, das gerade gestartet ist, werden alle Ballungsgebiete der Welt kartiert und langfristig beobachtet. Schwerpunkt der Untersuchungen sind die Schwellenländer, wo innerhalb kürzester Zeit ganze Stadtteile aus dem Boden wachsen. Erstmals wollen Zhu und ihr Team mehrere verschiedene Big Data-Quellen nutzen: Messungen von Satelliten werden kombiniert mit Kartenmaterial aus Open Street Map und dem schier unbegrenzten Strom von Bildern, Texten und Aktivitätsmustern aus sozialen Netzwerken.

Bei der Auswertung der gewaltigen Datenmenge werden die Forscher vom Leibniz Rechenzentrum unterstützt.

Publikationen:
– Kang J., Wang Y., Körner M., Zhu X.: „Robust Object-based Multipass InSAR Deformation Reconstruction“, IEEE Transactions on Geoscience and Remote Sensing, in press. DOI: 10.1109/TGRS.2017.2684424
http://ieeexplore.ieee.org/document/7926387/

– Wang, Y., Zhu, X.X., Zeisl, B., Pollefeys, M., 2017: „Fusing Meter-Resolution 4-D InSAR Point Clouds and Optical Images for Semantic Urban Infrastructure Monitoring“, IEEE Transactions on Geoscience and Remote Sensing, Volume: 55, Issue: 1, Jan. 2017; DOI: 10.1109/TGRS.2016.2554563
http://ieeexplore.ieee.org/document/7587405/

– Montazeri S., Zhu X., Eineder M., Bamler R., 2016: „3-D Deformation Monitoring of Urban Infrastructure by Tomographic SAR Using Multi-Track TerraSAR-X Data Stacks“, IEEE Transactions on Geoscience and Remote Sensing, Volume: 54, Issue: 12, Dec. 2016; DOI: 10.1109/TGRS.2016.2585741
http://ieeexplore.ieee.org/document/7548332/

Kontakt:
Prof. Xiaoxiang Zhu
Technische Universität München
Professur für Signalverarbeitung in der Erdbeobachtung
Tel: +49 8153283531
xiaoxiang.zhu@tum.de

Weitere Informationen:
https://mediatum.ub.tum.de/1362308

Quelle: idw

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DKOU 2017: Orthopäden und Unfallchirurgen setzen sich für aktiven Lebensstil ein

Anne-Katrin Döbler, Lisa Ströhlein – Pressestelle DKOU 2017 (Thieme-PR) Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie e. V.

Jedes Jahr verletzen sich 1,25 Millionen Bundesbürger beim Sport so schwer, dass sie ärztlich versorgt werden müssen. Überbelastung, hohe Risikobereitschaft und eine mangelnde Vorbereitung auf das Training führen immer wieder zu Unfällen. Gleichzeitig leben in Deutschland viele Millionen Menschen, die sich aufgrund einer Erkrankung nicht mehr schmerzfrei bewegen können. Auf dem Deutschen Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU) stellen Experten vom 24. bis 27. Oktober 2017 Therapien vor, mit denen sie Beweglichkeit bis ins hohe Alter erhalten und verlorene Beweglichkeit wiederherstellen können.

Mit mehr als 10.000 Teilnehmern aus dem In- und Ausland ist der DKOU der größte europäische Kongress dieser Fachrichtung.

„Orthopädie und Unfallchirurgie haben in den vergangenen Jahren neue Methoden entwickelt, die Unfallopfer und Verletzte immer schneller wieder mobil machen“, sagt Professor Dr. med. Ingo Marzi, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU), mit Blick auf den DKOU 2017. Während Patienten früher wochenlang im Gips lagen, kennen Unfallchirurgen und Orthopäden heute modernere Verfahren, die den Patienten schneller wieder auf die Beine bringen.

Sportverletzungen vermeiden und behandeln
„Als Orthopäden und Unfallchirurgen begrüßen wir den hohen Stellenwert, den Sport mittlerweile in unserer Gesellschaft eingenommen hat“, betont Marzi, Direktor der Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie am Universitätsklinikum Frankfurt. „Immer wieder behandeln wir auch ältere Patienten, die ihr Leben noch aktiv gestalten können und sich bei Unfällen schmerzhafte Verletzungen zuziehen.“ Rekonstruktive Eingriffe werden daher bei immer älteren Patienten erfolgreich durchgeführt.

Mit Bewegung gegen die Schmerzen
„Sich schmerzfrei bewegen zu können, ist eine wichtige Voraussetzung für ein gesundes, selbstbestimmtes Leben“, erklärt auch Professor Dr. med. Andrea Meurer, Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC). Erkrankungen der Gelenke können in jedem Lebensalter – bei Kindern ebenso wie bei älteren Menschen – die Beweglichkeit und damit die Lebensqualität einschränken. Die Betroffenen leiden an Schmerzen und fallen deswegen oft in eine Schonhaltung. Dadurch gerieten sie aber in einen Teufelskreis, so Meurer, die die Orthopädische Universitätsklinik Friedrichsheim leitet: „Schont sich der Patient, wird weniger Gelenkflüssigkeit produziert und die Knorpel werden rau und spröde, was wiederum zu mehr Verschleiß und Schmerzen führt. Regelmäßiges, moderates Training hilft dagegen, die Gelenkfunktion länger zu erhalten.“ Dies gelte auch für Patienten, die bereits eine Endoprothese tragen: Bewegung stabilisiert das Zusammenspiel zwischen Kunstgelenk, Knochen und Muskeln.

Bewegung beugt Erkrankungen vor
In einer Forsa-Umfrage mit 1.210 Teilnehmern gaben nur zwei Drittel der Befragten an, sich mindestens 30 Minuten am Tag per Fahrrad oder zu Fuß zu bewegen. Die meiste Zeit des Tages verbringen die Deutschen im Sitzen, davon fast drei Stunden täglich im Fernsehsessel. „Bewegungsmangel ist, neben kalorienreicher Ernährung, der häufigste Grund für Übergewicht und Fettleibigkeit. Übergewicht verdoppelt das Risiko für eine Knie-Arthrose, Fettleibigkeit verdreifacht es“, sagt Professor Dr. med. Alexander Beck, Vorstandsmitglied im Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU). „Es ist daher unsere Aufgabe, den Patienten zu einer Gewichtsreduktion zu raten und sie darüber aufzuklären, wie sie mehr Bewegung in ihren Alltag integrieren können und wie sie gesund Sport treiben können“, betont der Chefarzt der Abteilung für Orthopädie, Unfall- und Wiederherstellungschirurgie am Juliusspital in Würzburg.

Im Rahmen des DKOU 2017 wird auch wieder ein Patiententag stattfinden.

Der gemeinsame Kongress der DGOOC, DGU und des BVOU findet vom 24. bis 27. Oktober 2017 auf dem Messegelände Süd in Berlin statt. Die Anmeldung zum DKOU 2017 ist im Internet möglich. Unter http://dkou.org/ können Interessenten ausgewählte Vorträge außerdem live verfolgen. Nähere Informationen sind bei Intercongress GmbH, Wilhelmstraße 7, 65185 Wiesbaden, Tel. 0611 977-160, dkou@intercongress.de erhältlich. Journalisten akkreditieren sich über die DKOU-Pressestelle.

Quellen:
(1) Sportunfälle – Häufigkeit, Kosten, Prävention; Studie der ARAG Allgemeine Versicherungs-AG in Kooperation mit der Ruhr-Universität Bochum, Lehrstuhl für Sportmedizin
(2) „Beweg dich, Deutschland!“ – TK Bewegungsstudie 2016

Weitere Informationen:
http://www.dkou.de

Quelle: idw

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Inseln und Küstenregionen am meisten gefährdet

Julia Wandt Stabsstelle Kommunikation und Marketing
Universität Konstanz

Mit Konstanzer Beteiligung wurden erstmals weltweite Hotspots für nicht heimische Tier- und Pflanzenarten identifiziert
Die Verteilung von Neobiota, nicht-heimischer Arten, auf verschiedene Regionen der Erde ist höchst unterschiedlich. Wo sich die globalen Hotspots für eingebürgerte, nicht heimische Arten befinden, war allerdings bislang unklar. Ein internationales Forschungsteam unter Mitwirkung des Ökologen Prof. Dr. Mark van Kleunen von der Universität Konstanz legt nun erstmals eine Analyse dieser Hotspots vor: Demnach finden sich die meisten Neobiota auf Inseln und in Küstenregionen.

Die Studie wurde in der renommierten Zeitschrift Nature Ecology and Evolution vom 12. Juni 2017 veröffentlicht.
Verursacht durch den Menschen dringen zunehmend Arten in neue Gebiete vor, in denen sie ursprünglich nicht heimisch waren. Die Anzahl eingebürgerter Neobiota ist in verschiedenen Regio-nen der Erde unterschiedlich groß. Unklar war jedoch, wo die meisten etablierten Neobiota anzutreffen sind und welche Faktoren deren Verteilung prägen.

Ein internationales Team aus 25 Forscherinnen und Forschern unter der Leitung von Dr. Wayne Dawson von der Universität Durham (Großbritannien), der seine Forschung auf diesem Gebiet in der Konstanzer Arbeitsgruppe von Mark van Kleunen begann, erstellte eine Datenbank mit den Vorkommen von acht Tier- und Pflanzengruppen (Säugetiere, Vögel, Amphibien, Reptilien, Fische, Spinnen, Ameisen, Gefäßpflanzen) in einer Region außerhalb ihres Heimatgebiets. Insgesamt wurde die Verbreitung auf 186 Inseln und 423 Regionen auf Kontinenten erfasst. So konnten die Wissenschafterinnen und Wissenschaftler zum ersten Mal überhaupt die globale Verteilung von Neobiota in einer großen Anzahl wichtiger Organismengruppen erfassen.

Wichtigstes Ergebnis: Inseln und Küstenregionen auf Kontinenten weisen die höchsten Zahlen eingebürgerter Neobiota auf. An erster Stelle befindet sich Hawaii, gefolgt von der Nord-Insel von Neuseeland und den kleinen Sunda-Inseln Indonesiens. „Hawaii und Neuseeland liegen im Spitzenfeld bei allen untersuchten Artengruppen“, erklärt der ebenfalls beteiligte Ökologe Dr. Franz Essl von der Universität Wien (Österreich): „Beide Regionen sind abgelegene und ursprünglich sehr isolierte Inseln, in denen manche Organismengruppen von Natur aus fehlten – wie etwa Säugetiere. Heute liegen beide Regionen in ökonomisch hochentwickelten Ländern mit intensiven Handelsbeziehungen und dementsprechend massiven Folgen für die Einschleppung und Einbürgerung von Neobiota“.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler untersuchten auch, welche Faktoren dafür entscheidend sind, ob eine Region viele oder wenige eingebürgerte Neobiota aufweist. „Wir fanden einen deutlichen Anstieg der Anzahl eingebürgerter Neobiota in dicht besiedelten Regionen sowie in Gebieten mit hoher ökonomischer Entwicklung“, erklärt Dr. Dietmar Moser, ebenfalls von der Universität Wien und Zweitautor der Studie. „Der Grund dafür ist, dass diese Faktoren die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass der Mensch viele neue Arten in ein Gebiet ‚einschleppt‘. Die dadurch mitverursachte Zerstörung von Lebensräumen begünstigt die Ausbreitung von Neobiota. Inseln und Küstenregionen scheinen daher besonders anfällig zu sein, da sie im globalen Fernhandel eine dominierende Rolle einnehmen.“ Prof. Mark van Kleunen, der Konstanzer Drittautor der Studie, ergänzt: „Neben der Einschleppung neuer fremder Arten besteht ein weiteres bedeutendes Risiko. Viele der fremden Pflanzen und Tiere, die in unseren Häusern und Gärten gehalten werden und sich bisher noch nicht wild lebend etabliert haben, könnten dies in Zukunft tun. Dies gilt insbesondere in Anbetracht des zunehmenden Klimawandels.“

Die große Anzahl von Neobiota in vielen Regionen der Erde hat massive Konsequenzen, da einheimische Arten verdrängt und natürliche Lebensräume verändert werden. Dies ist auf Inseln besonders problematisch, da viele der dort heimischen Arten nur auf der Insel selbst vorkommen und daher besonders rasch durch Neobiota verdrängt werden.

Weltweit gibt es viele Gesetze und Abkommen mit dem Ziel, die Ausbreitung von Neobiota zu reduzieren. „Unsere Studie zeigt, dass die Anstrengungen bislang nicht effektiv genug waren, um mit der Globalisierung Schritt zu halten. Es ist daher dringend erforderlich, effektivere gesetzliche Maßnahmen zu implementieren, besonders für Inseln“, meint Essl. So hat etwa Neuseeland in den letzten Jahrzehnten umfassende Regelungen erlassen, um die Einschleppung weiterer Neobiota zu verhindern. Auch wurden auf kleinen Inseln in den vergangenen Jahren mehrfach eingeschleppte Räuber wie Ratten und Mäuse erfolgreich ausgerottet. Diese Beispiele zeigen, dass erfolgreiches Handeln möglich ist.

Originalveröffentlichung:
W. Dawson, D. Moser, M. van Kleunen, H. Kreft, J. Pergl, P. Pyšek, M. Winter, B. Lenzner, T. Blackburn, E. Dyer, P. Cassey, S. Scrivens, E. Economo, B. Guénard, C. Capinha, H. Seebens, P. Garcia-Diaz, W. Nentwig, E. Garcia-Berthou, C. Casal, N. Mandrák, P. Fuller, C. Meyer, und F. Essl (2017) „Global hotspots and correlates of alien species richness across taxonomic groups“, Nature Ecology and Evolution

DOI: 10.1038/s41559-017-0186

http://nature.com/articles/doi:10.1038/s41559-017-0186

Faktenübersicht:
• Konstanzer Beitrag zur Publikation entstand im Rahmen des Projektes Global Naturalized Alien Flora (GloNAF)
• GLoNAF wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) mit rund 228.000 Euro gefördert
• Team aus 25 Forscherinnen und Forschern unter der Leitung von Dr. Wayne Dawson von der Universität Durham (Großbritannien)
• Verbreitung wurde auf 186 Inseln und 423 Regionen auf Kontinenten erfasst.

Fotos können im Folgenden heruntergeladen werden:

http://bit.ly/2r1QG10
Halsbandsittich (Psittacula krameri manillensis), ursprünglich aus Asien, nun auch in London zu finden. Bild: Tim Blackburn

http://bit.ly/2r1Ioq1
Grauhörnchen (Sciurus carolinensis), aus Nordamerika, mittlerweile weit im Vereinigten Königreich verbreitet. Bild: Tim Blackburn

http://bit.ly/2r2fZQi
Besenginster (Cytisus scoparius), eine Pflanze, die ursprünglich aus Europa stammt, in Neusee-land eingedrungen. Copyright: Wayne Dawson;

http://bit.ly/2r1Ioq1
Brachyponera chinensis, eine Ameisenart aus Ostasien, jetzt auch im Südosten der USA zu finden. Bild: Benoit Guénard.

Kontakt:
Universität Konstanz
Kommunikation und Marketing
Telefon: + 49 7531 88-3603
E-Mail: kum@uni-konstanz.de

Quelle: idw

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Schimpansen belohnen Gefälligkeiten

Jana Gregor Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für Mathematik in den Naturwissenschaften (MPIMIS)

Für uns Menschen ist es eine Selbstverständlichkeit: Wir belohnen andere als Zeichen unserer Dankbarkeit. Wissenschaftler der Max-Planck-Institute für evolutionäre Anthropologie und für Mathematik in den Naturwissenschaften in Leipzig haben nun ähnliche soziale Verhaltensweisen auch bei Schimpansen nachgewiesen. In einem Verhaltensexperiment belohnt ein Tier ein anderes mit Futter, wenn dieses ihm zuvor geholfen hat. Offenbar hat nicht erst der Mensch aus diesem Grund kooperiert, schon der Vorfahr von Mensch und Schimpanse hat offenbar aus einer ähnlichen Motivation heraus untereinander geteilt. Die Studie zeigt, warum Schimpansen dies tun und bestätigt Ergebnisse aus der Spieltheorie.

Dass Schimpansen auf unterschiedliche Weise miteinander kooperieren ist bekannt – nicht jedoch, aus welcher Motivation heraus sie das tun. Die Max-Planck-Wissenschaftler haben deshalb ihren Fokus auf die psychologischen Faktoren gelegt, die bei der Kooperation von Schimpansen eine Rolle spielen. In Verhaltensstudien haben sie untersucht, ob und wann Schimpansen motiviert sind, einander Futter zukommen zu lassen. Sie haben dafür die Reaktion der Tiere auf das Verhalten von Artgenossen beobachtet. Die Schimpansen konnten während des Experiments zwischen zwei Optionen wählen, von denen eine ihnen selbst und dem Partner Futter bescherte. Bei der zweiten erhielten ausschließlich sie selbst Futter.

Die Forscher stellten fest, dass alle Schimpansen ihren Versuchspartner begünstigten – allerdings nur, wenn dieser sie bei der Beschaffung des Futters im Vorfeld unterstützt hatte. Besonders großzügig waren die Tiere, wenn der Partner durch uneigennützige Hilfe sogar riskiert hatte, selbst gar kein Futter zu bekommen. Dieses Verhalten bestätigt spieltheoretische Modelle zu sozialer Kooperation, die zuvor am Max-Planck-Institut für Mathematik in den Naturwissenschaften erforscht wurden und die den Anstoß für die Verhaltensstudie lieferten.

Verzichten, um zu belohnen
Materielle Belohnungen gelten als zentraler Bestandteil menschlicher Zusammenarbeit. Die Ergebnisse der aktuellen Studie belegen, dass Schimpansen unter bestimmten Umständen ebenso bereit sind, sich ihren Artgenossen gegenüber erkenntlich zu zeigen. „Am meisten hat uns überrascht, dass die Schimpansen sogar Kosten auf sich nehmen und auf zusätzliches Futter verzichten, um einen Artgenossen für dessen Unterstützung zu belohnen. Bisher galt es als sicher, dass Schimpansen in Situationen wie diesen nur ihren eigenen Vorteil im Blick haben“, sagte Martin Schmelz, einer der Autoren der Studie. Die Tiere können offenbar sogar einschätzen, wie viel Belohnung ihr Partner verdient: Je mehr dieser zuvor riskiert hat, desto größer ist die Bereitschaft, das eingegangene Risiko entsprechend zu honorieren.

„Die Ergebnisse legen nahe, dass die Schimpansen nicht nur die Handlungen sondern auch die kooperativen Absichten ihres Versuchspartners in Betracht ziehen und uneigennütziges von potentiell eigennützigem Verhalten unterscheiden“, sagte Sebastian Grüneisen, ein weiterer Autor der Studie. „Sie zeigen zudem, dass die Tiere einzelne Ereignisse in ihren Entscheidungen berücksichtigen, selbst wenn ihnen hierdurch zunächst ein materieller Nachteil entsteht.“

Schimpansen könnten also eine Art „emotionale Buchhaltung“ führen und soziale Entscheidungen auf emotionaler Ebene treffen. Möglicherweise wollen Schimpansen die Kooperationsbereitschaft des Partners erwidern und den Wunsch nach einer sozialen Bindung signalisieren. Diese Vermutung deckt sich mit dem Befund, dass Schimpansen höhere Oxytocin-Werte – ein Hormon, das an der Ausbildung sozialer Bindungen beteiligt ist – im Blut aufweisen, wenn sie mit Artgenossen interagieren. Weitere Studien mit Schimpansen sowie mit den noch sozialeren Bonobos könnten die Ergebnisse der Forscher untermauern.

Verhaltensexperiment (siehe Foto):
(A) Ausgangssituation: Aus der Perspektive des Teilnehmers („Subject“) kann sich der Partner für Option A entscheiden, bei der nur der Partner selbst Futter erhält, oder für die Option B/C, in der der Partner dem Teilnehmer die Wahl der Futterverteilung überlässt und dabei riskiert, selbst leer auszugehen.

(B) Endposition: Der Partner hat sich für die Option B/C entschieden. Sein Gegenüber belohnt diese Gefälligkeit, indem er sich für Option C entscheidet, bei der beide Tiere Futter erhalten.

Originalpublikation:
Martin Schmelz, Sebastian Grüneisen, Alihan Kabalak, Jürgen Jost, Michael Tomasello
Chimpanzees return favors at a personal cost
PNAS; 20 June, 2017

Kontakt:
Dr. Martin Schmelz
Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie, Leipzig
Tel.: 0043 670 608 2099
E-mail: martin.schmelz@gmx.de 



Dr. Sebastian Grüneisen
Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie, Leipzig
Tel.: 0341 3550 462
E-mail: sebastian_grueneisen@eva.mpg.de

Prof. Dr. Jürgen Jost
Max-Planck-Institut für Mathematik in den Naturwissenschaften
Tel. 0341 9959 552
E-mail: juergen.jost@mis.mpg.de

Jana Gregor
Pressereferentin
Max-Planck-Institut für Mathematik in den Naturwissenschaften
Tel. 0341 9959 650
E-mail: jgregor@mis.mpg.de

Weitere Informationen:
http://www.eva.mpg.de
http://www.mis.mpg.de

Quelle: idw

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Urlaubsplanung 2017: Impfung gegen Hepatitis-Viren bietet wirksamen Schutz für die Leber

Rita Wilp externe Pressestelle
Deutsche Leberstiftung

Bald ist es soweit: endlich Urlaub. Bei einer Urlaubsreise soll alles anders und besser als zuhause sein: das Wetter, das Essen, die Getränke und vielleicht gibt es auch einen Flirt mit einer Reisebekanntschaft. Doch bei einem zu unbeschwerten Genuss besteht das Risiko einer Infektion mit Hepatitis-Viren. Nicht nur Fernreisende, die beispielsweise in die Tropen fliegen, sind gefährdet. Auch in der beliebten Mittelmeer-Region sind Hepatitis-Viren weit verbreitet. Die Deutsche Leberstiftung weist im Vorfeld der Urlaubssaison 2017 auf die Gefahren einer Infektion mit Hepatitis-Viren hin und rät rechtzeitig vor Reiseantritt zu einer kombinierten Impfung gegen Hepatitis A und B.

„Mehr als die Hälfte aller neu diagnostizierten Hepatitis A-Virusinfektionen in Deutschland sind ein ungewolltes Reisesouvenir. Wer sich nach dem Urlaub in der Mittelmeer-Region oder den Tropen müde und abgespannt fühlt, sollte unbedingt seine Leber überprüfen lassen“, rät Professor Dr. Michael P. Manns, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Leberstiftung. „Einen wirksamen Schutz vor einer Infektion mit Hepatitis A-Viren bietet eine Impfung. Ich empfehle die Verwendung von Kombinationsimpfstoffen, die gleichzeitig gegen Hepatitis A und B schützen.“

Hepatitis ist eine Virusinfektion der Leber, die besonders häufig in beliebten Reisezielen wie den Tropen, im Mittelmeerraum und Südeuropa auftritt. Hepatitis-Viren werden in die Typen A bis E eingeteilt. Abhängig vom Virustyp erfolgt eine Ansteckung über Lebensmittel, infiziertes Wasser, Blut und andere Körperflüssigkeiten. Wenn nicht die in Deutschland vorgeschriebenen hohen Hygienevorschriften eingehalten werden, bergen auch Spritzen, Bluttransfusionen, Tätowierungen und das Stechen von Piercings ein Hepatitis-Risiko. Ein Impfschutz ist nur gegen die Virustypen Hepatitis A und Hepatitis B möglich. Die Impfung gegen Hepatitis B schützt auch vor Hepatitis delta, da diese Erkrankung nur mit einer Hepatitis B gemeinsam vorkommen kann.

Hepatitis A, umgangssprachlich auch „Reisegelbsucht“ genannt, ist überwiegend dort verbreitet, wo die sanitären Bedingungen schlecht sind und das Trinkwasser – auch in gefrorener Form beispielsweise als Eiswürfel – kontaminiert ist. Darüber hinaus können Lebensmittel wie Muscheln und Meerestiere mit Hepatitis A-Viren belastet sein. Auch Schmierinfektionen durch direkten Kontakt zwischen Menschen sind möglich. Ein besonders hohes Hepatitis A-Risiko haben Touristen, die eher unkonventionell reisen und unter ungünstigen hygienischen Bedingungen den Urlaub verbringen: Von den sogenannten „Backpackern“ kehrt schätzungsweise einer von 50 mit einer Hepatitis A-Virusinfektion zurück nach Deutschland. Doch auch Touristen, die im komfortablen 5-Sterne-Hotel absteigen, sind nicht vor den resistenten Viren sicher: Hepatitis A-Viren überleben selbst ungünstige Umweltbedingungen wie hohe Temperaturen oder viele Desinfektionsmittel.

Obwohl eine Hepatitis A niemals chronisch wird und nur sehr selten einen schweren Verlauf nimmt, kann sie bei älteren Menschen zu einem akuten Leberversagen führen. Einen wirksamen Schutz gegen Hepatitis A-Virusinfektionen bietet nur die Impfung.

Auch gegen die gefährlichere Variante Hepatitis B schützt nur eine Impfung. Übertragen wird das Hepatitis B-Virus durch Blut oder Körpersekrete. Ungeschützte Sexualkontakte und Kontakte mit der Gefahr kleinster Hautverletzungen sind daher die häufigsten Ansteckungsquellen. Tätowierungen, Rasuren, Ohrlochstechen oder Piercings, die nicht steril durchgeführt werden, können zu einer Ansteckung führen. Die Hepatitis B kann chronisch werden. Betroffene können in der Folge an Leberzirrhose und Leberzellkrebs erkranken.

„Jeder, der einen Urlaub plant, sollte ein Beratungsgespräch mit einem Arzt führen, zu dem eine reisemedizinische Beratung und eine Überprüfung des Impfschutzes gegen Hepatitis A und Hepatitis B gehören“, sagt Professor Manns. „Impfen ist die beste Vorbeugung gegen die Hepatitis A, B und delta – das sollten wir nutzen“, betont er.

Deutsche Leberstiftung
Die Deutsche Leberstiftung befasst sich mit der Leber, Lebererkrankungen und ihren Behandlungen. Sie hat das Ziel, die Patientenversorgung durch Forschungsförderung und eigene wissenschaftliche Projekte zu verbessern. Durch intensive Öffentlichkeitsarbeit steigert die Stiftung die öffentliche Wahrnehmung für Lebererkrankungen, damit diese früher erkannt und geheilt werden können. Die Deutsche Leberstiftung bietet außerdem Information und Beratung für Betroffene und Angehörige sowie für Ärzte und Apotheker in medizinischen Fragen. Diese Aufgaben erfüllt die Stiftung sehr erfolgreich. Weitere Informationen: http://www.deutsche-leberstiftung.de.
BUCHTIPP: „Das Leber-Buch“ der Deutschen Leberstiftung informiert umfassend und allgemeinverständlich über die Leber, Lebererkrankungen, ihre Diagnosen und Therapien – jetzt in dritter, aktualisierter und erweiterter Auflage! „Das Leber-Buch“ ist im Buchhandel erhältlich: ISBN 978-3-89993-899-9, € 16,99. Weitere Informationen: http://www.deutsche-leberstiftung.de/Leber-Buch.

Kontakt:
Deutsche Leberstiftung
Bianka Wiebner
Carl-Neuberg-Straße 1
30625 Hannover
Tel 0511 – 532 6815
Fax 0511 – 532 6820
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Weitere Informationen:
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Quelle: idw

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Zukunftsfähige Wasserinfrastrukturen: Empfehlungen zur Transformation

Melanie Neugart Wissenskommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung

Die Zukunftsfähigkeit der Wasserinfrastruktursysteme in Deutschland steht auf dem Prüfstand: In wachsenden Ballungsräumen stoßen sie bereits an Kapazitätsgrenzen, in schrumpfenden ländlichen Regionen sind sie vielfach nicht ausgelastet. Die vorhandenen Systeme sind nicht flexibel genug, um sich an veränderte Bedingungen anzupassen. Zu ihnen zählen nicht nur demografische Entwicklungen – auch der Klimawandel oder die notwendige Steigerung der Ressourceneffizienz stellen Herausforderungen dar. Im Forschungsprojekt netWORKS 3 wurde untersucht, wie notwendige Transformationen der Wasserinfrastrukturen gestaltet werden können. Die Ergebnisse sind jetzt in einer Publikation erschienen.

Die Siedlungswasserwirtschaft steht vor komplexen Aufgaben. Einerseits muss sie weiterhin eine qualitativ hochwertige Versorgung mit Trinkwasser sicherstellen. Andererseits muss sie sich flexibel an regionale demografische Veränderungen anpassen, eine angemessene Abwasserbehandlung garantieren und den derzeit hohen Energiebedarf senken. Ursachen für den Veränderungsdruck sind nicht zuletzt auch die Folgen des Klimawandels: Starkregen, Überschwemmungen und Trockenperioden erfordern eine Transformation der bereits im 19. Jahrhundert entwickelten Systeme. Mit Blick auf diese komplexen Anforderungen bieten sich heute neue technische Systemlösungen an. Sie zeichnen sich durch eine hohe Flexibilität aus und zielen auf die Schließung von Energie- und Stoffkreisläufen ab.

„Die neuartigen Wasserinfrastrukturen eignen sich für ganz unterschiedliche Einsatzgebiete in städtischen Teilräumen“, sagt netWORKS 3-Projektleiterin Martina Winker vom ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung. „Sie können die vorhandenen Systeme unter anderem deshalb sinnvoll ergänzen, weil sie die Wiederverwendung von Abwasser vorsehen oder Nährstoffe aus dem Wasser verwerten können.“ Das Forschungsprojekt mit Modellquartieren in Frankfurt am Main und Hamburg habe zeigen können, dass geeignete Transformationen für unterschiedliche Bedarfe möglich sind. Voraussetzung: eine gute Kooperation zwischen Unternehmen der Siedlungswasserwirtschaft und der Stadtentwicklung bzw. Regionalplanung. „Entscheidend für die erfolgreiche Umsetzung neuer, noch wenig bekannter Wasserinfrastrukturlösungen ist, dass alle betroffenen Akteure in den Prozess involviert sind, vom Stadtplaner bis zum Installateur“, betont Martina Winker.

Den Wandel gestalten: Spielräume für eine nachhaltige Transformation
Alle Ergebnisse des dreijährigen Forschungsprojekts sind in der Publikation „Wasserinfrastruktur: den Wandel gestalten“ nachzulesen. Die Studie stellt Varianten, Potenziale und Spielräume für eine nachhaltige Transformation vor. „Unsere Studie zeigt, wie die hohe Qualität der kommunalen Daseinsvorsorge im Bereich Wasserinfrastruktur auch künftig gewährleistet werden kann“, sagt Jens Libbe vom Deutschen Institut für Urbanistik (Difu), das die Forschungsarbeiten maßgeblich mitgetragen hat. „Die heutigen Rahmenbedingungen zeigen nicht nur vorhandene Schwächen in den bestehenden Systemen auf, sondern bieten eine strategische Chance, um neu über Wasserinfrastrukturen und über unseren Umgang mit Wasser nachzudenken“, sagt Libbe.

Die Studie verdeutlicht anhand von Beispielen, was für eine erfolgreiche Transformation wichtig ist: Dazu zählen technische Systemalternativen, die Erfahrungen aus Pilot-Kommu-nen wie Frankfurt am Main und Hamburg, aber auch rechtliche Regelungen und neue Unternehmensstrategien. In der Publikation geht es zudem um Fragen der Systemwahl, des Managements für die Einführung neuartiger Systeme und der Akzeptanz der NutzerInnen. Die AutorInnen benennen darüber hinaus den noch bestehenden Forschungs- und Handlungsbedarf, der unter anderem in der Finanzierbarkeit oder der nötigen Kompetenzvermittlung der wissenschaftlichen und technischen Grundlagen in Aus- und Fortbildung liegt.

Wasserinfrastruktur: Den Wandel gestalten. Technische Varianten, räumliche Potenziale, institutionelle Spielräume. Winker, Martina; Trapp, Jan Hendrik gemeinsam mit Libbe, Jens; Schramm, Engelbert (Hrsg.) Printpublikation in der Reihe Edition Difu – Stadt Forschung Praxis, Band Nr. 16. ISBN: 978-3-88118-584-4; ISSN: 1863-7949

Weitere Informationen: www.difu.de/11299 oder per E-Mail: vertrieb@difu.de

Der Forschungsverbund netWORKS 3 hat zudem Handreichungen für Entscheidungsträger erstellt, die auf der Homepage des Forschungsverbunds zum Download bereitstehen.

www.networks-group.de

netWORKS 3 wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) innerhalb der Fördermaßnahme „Intelligente und multifunktionelle Infrastruktursysteme für eine zukunftsfähige Wasserversorgung und Abwasserentsorgung (INIS)“ im BMBF-Programm „Forschung für nachhaltige Entwicklungen (FONA)“ gefördert. Forschungs- und Projektpartner waren das ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung, das Deutsche Institut für Urbanistik (Difu), die Tech¬nische Universität Berlin mit dem Fachgebiet Wirtschafts- und Infrastrukturpolitik (WIP) sowie COOPERATIVE – Infrastruktur und Umwelt. Praxispartner waren die ABG FRANKFURT HOLDING und die Hamburger Stadtentwässerung AöR.

Weitere Informationen:
http://www.isoe.de
http://www.difu.de
http://www.networks-group.de

Anhang
Zukunftsfähige Wasserinfrastrukturen: Empfehlungen zur Transformation
https://idw-online.de/de/attachment57719

Quelle: idw

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Wie schmecken wir Wasser? Signalweg entschlüsselt

Beate Kostka M.A. Ressort Presse – Stabsstelle des Rektorats
Universität Duisburg-Essen

Wasser schmeckt selten sauer. Aber gerade die Rezeptoren für diese Geschmacksrichtung, signalisieren dem Trinkenden: „Was jetzt über die Zunge strömt, ist Wasser.“ Das haben erstmals Wissenschaftler des Instituts für Anatomie der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen (UDE) zusammen mit Kollegen des California Institute of Technology nachgewiesen. Hierüber berichtet das Fachmagazin Nature Neuroscience* in seiner aktuellen Ausgabe.

„Das Richtige zu trinken ist lebenswichtig. Reines, mineralienfreies Wasser schmeckt zwar nach nichts, trotzdem wird es zweifelsfrei beim Trinken erkannt. Uns interessierte, wie so etwas möglich ist“, erläutert Prof. Dr. Gunther Wennemuth, Direktor des Instituts für Anatomie der Medizinischen Fakultät am Universitätsklinikum Essen.

Die Forscher sahen sich die unterschiedlichen Geschmacksrezeptoren genauer an und stellten überraschenderweise fest, dass möglicherweise sogar einer der bereits bekannten Rezeptoren für süß, bitter, sauer, salzig oder herzhaft („umami“) für das Schmecken von Wasser verantwortlich sein könnte. Im nächsten Schritt blockierten sie deshalb die Rezeptoren nacheinander und stimulierten die restlichen. So fanden sie heraus, dass die Rezeptoren für „sauer“ auch auf Wasser reagieren.

Um zu belegen, dass diese auch in der Lage sind, Wasser zu erkennen, nutzten die Forscher optogenetische Techniken: Die Erbinformation von Mäusen wurde so verändert, dass deren saure Geschmacksrezeptoren von blauen Lichtimpulsen angeregt wurden. Waren sie durstig, zog es sie zum angebotenen Licht, weil sie es für Trinkwasser hielten.

Prof. Gunther Wennemuth: „Aber diese Rezeptoren sind es nicht allein. Wir konnten auch zeigen, dass ein bestimmtes Enzym (Carboanhydrase IV), das wir bisher nur mit der Spermienbewegung in Verbindung brachten, wichtig ist für die Wasserdetektion.“ Wird der Speichel durch das Trinken von Wasser von den sauren Geschmacksrezeptoren weggespült, aktiviert dies das Enzym und vermittelt den Sinneseindruck von Wasser.

Gefördert wurde das Forschungsprojekt durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft, der Caltech and Caltech’s Division of Biology and Biological Engineering, das Searle Scholars Program, das Edward Mallinckrodt, Jr. Foundation, die Okawa Foundation, die McKnight Foundation und den Klingenstein-Simons Fellowship Award.

Weitere Informationen: *doi:10.1038/nn.4575
Christine Harrell, Medizinische Fakultät, Tel. 0201/723-1615, christine.harrell@uni-due.de

Ressort Presse
Universität Duisburg-Essen
Stabsstelle des Rektorats
http://www.uni-due.de/presse

Quelle: idw

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Mit dem Laser gegen Unkraut

Johannes Seiler Dezernat 8 – Hochschulkommunikation
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

Ein Roboter erkennt automatisch Unkräuter auf dem Feld und bekämpft sie mit einem kurzen Laserpuls. Nachhaltige Landwirtschaft, die weitgehend auf Herbizide verzichtet, könnte von dieser pfiffigen Idee profitieren. Davon sind Dr. Julio Pastrana und Tim Wigbels vom Institut für Geodäsie und Geoinformation der Universität Bonn überzeugt. Mit einem EXIST-Gründerstipendium des Bundeswirtschaftsministeriums treiben die Wissenschaftler nun die Entwicklung dieses praktischen Helfers für die Feldarbeit voran.

Wer eine reiche Ernte will, muss Unkräuter zurückdrängen, damit die Feldfrüchte besser wachsen können. In der biologischen Landwirtschaft scheiden Herbizide als chemische Waffen aus, unerwünschte Kräuter müssen aufwendig gejätet werden. Geht es nach den Vorstellungen von Dr. Julio Pastrana und Tim Wigbels können diese zeitraubenden Arbeiten bald von Robotern erledigt werden.

Laserbasierte Unkrautbekämpfung kann Herbizide reduzieren
Die Informatiker am Labor für Photogrammetrie des Instituts für Geodäsie und Geoinformation der Universität Bonn entwickeln derzeit ein neuartiges System: Auf einem geländegängigen Roboterfahrzeug oder auch Traktoren sollen mittels Kameras automatisch unerwünschte Wildkräuter in den verschiedenen Kulturen erkannt und gezielt bekämpft werden. „Mit einem kurzen und relativ schwachen Laserpuls beschießt der Roboter die Blätter der unerwünschten Pflanzen, die dadurch in ihrer Vitalität geschwächt werden“, berichtet Dr. Pastrana. „Damit könnte absehbar die Menge an auf den Feldern ausgebrachten Herbiziden drastisch verringert und die Umwelt geschont werden“, ergänzt Wigbels.

Vor der Ausgründung arbeitete Dr. Pastrana in der Robotik und forschte mit Prof. Dr. Cyrill Stachniss vom Institut für Geodäsie und Geoinformation der Universität Bonn zu automatisierten Verfahren der Bildinterpretation. Dr. Pastrana hat an der Universität Hannover über die Detektion und Klassifikation von Unkraut mit Hilfe statistischer Modelle promoviert und dort mit einem Kollegen eine Vorläuferversion des Roboters gebaut. Wigbels studierte technische Informatik an der RWTH Aachen und arbeitete anschließend in der Software-Entwicklung in einem Unternehmen.

Nun treiben die Forscher mit einem EXIST-Stipendium des Bundeswirtschaftsministeriums ein Jahr lang an der Universität Bonn ihre Ausgründung „Escarda Technologies“ voran. „Es geht nun darum, Investoren zu finden und den Businessplan für das Startup weiterzuentwickeln“, sagt Wigbels. Mit der Förderung des Ministeriums wollen die Forscher auch die notwendigen Teile für den Bau eines Prototypen anschaffen.

Vielfältige Unterstützung durch die Universität Bonn
Prof. Stachniss unterstützt die Ausgründer in vielfältiger Hinsicht: So können Pastrana und Wigbels am Institut Labore nutzen und sich dort mit Kollegen austauschen. Außerdem half Rüdiger Wolf vom Technologietransfer der Universität Bonn den Ausgründern bei der Antragstellung für die EXIST-Förderung. „Die Beratung war sehr hilfreich“, freut sich Dr. Pastrana. Auch an den regelmäßig vom Technologietransfer organisierten Gründerstammtischen möchten die beiden Wissenschaftler teilnehmen, um von den Erfahrungen anderer Existenzgründer zu profitieren. Das EXIST-Stipendium ermöglicht ihnen darüber hinaus, Trainingsprogramme zu besuchen, die sie auf die Herausforderungen der Selbstständigkeit vorbereiten.

„Die Idee verbindet innovative Robotik mit einem aktuellen Nachhaltigkeitsthema“, sagt Transferberater Rüdiger Wolf. Die Analysen zum Markt und zum Wettbewerb für eine solche Anwendung seien fundiert. Pastrana ist vom Nutzen des laserbasierten Verfahrens für neuartige Landmaschinen überzeugt: „Unser Ziel ist, einen Beitrag zu einer nachhaltigeren Landwirtschaft zu leisten.“ Bei der Bonner Ideenbörse der Industrie- und Handelskammer Bonn/Rhein-Sieg gewannen die beiden Gründer einen Preis für die beste Startup-Idee.

Weitere Informationen:
http://www.escarda.net
Internet

Quelle: idw

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Neue Methanabbauer in Seen entdeckt

Dr. Fanni Aspetsberger Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für marine Mikrobiologie

Bakterien bauen in Süsswasserseen einen grossen Teil des klimaschädlichen Methans ab, bevor es in die Atmosphäre gelangen kann. Jetzt zeigt eine Studie im Rotsee und im Zugersee, dass dabei nicht die bekannten Methanfresser die Hauptarbeit leisten, sondern eine bisher nur von Trinkwasseruntersuchungen bekannte, fädige Bakterienart.

Sinkt totes organisches Material in einem See oder im Meer auf den Grund, entsteht beim Abbau der Biomasse Methan. Ein Teil davon gelangt über die Wasseroberfläche in die Atmosphäre, wo es als Klimagas wirkt. Ein anderer Teil wird im freien Wasser von Bakterien abgebaut. Nun hat eine internationale Forschergruppe um Kirsten Oswald von der Eawag (Schweiz) und Jana Milucka vom MPI Bremen herausgefunden, dass nicht nur die „klassischen Methanfresser“ an diesem Prozess beteiligt sind, sondern auch bisher in der Umwelt kaum untersuchte, fadenförmige Bakterien der Gattung Crenothrix. Soeben haben sie ihre Studie im Fachjournal The ISME Journal veröffentlicht.

Zufällig entdeckt
Auf die Crenothrix-Bakterien sind die Wissenschaftler durch Zufall gestossen: Im Luzerner Rotsee und im Zugersee haben sie mit dem Labeling-Verfahren versucht, den Methanabbau noch besser quantifizieren zu können. Dabei werden Methanmoleküle mit „schweren“ 13C-Atomen markiert. Wird das gekennzeichnete Methan dann von Bakterien aufgenommen, können diese dank eines Massenspektrometers unter dem Mikroskop gezielt sichtbar gemacht werden. „Typischerweise sind das kleine runde Zellen“, sagt Jana Milucka. Doch diesmal, so Milucka, waren nicht nur diese Bakterien voll mit dem 13C, sondern auch lange, fadenförmige Vertreter daneben (siehe Abbildung). „Das war sehr überraschend für uns, denn bis dahin hatten wir nicht einmal gewusst, dass diese fadenförmige Bakterien in der Natur so häufig vorkommen. Erst da begannen wir ihre Bedeutung für die natürliche Beseitigung von Methan zu untersuchen.“

Bisher nur als Brunnenfäden bekannt
Geologe Carsten Schubert von der Eawag gilt als Spezialist für den bakteriellen Methanabbau im Wasser. Auch für ihn kam der Befund aus den beiden Innerschweizer Seen überraschend. Die sehr grossen, fädigen Crenothrix-Bakterien seien zwar schon lange bekannt, doch eigentlich nur aus Trinkwassersystemen. Dort sind sie lästig, weil sie sich so stark vermehren können, dass Rohre, Sandfilter und Siebe verstopfen. Crenothrix-Bakterien wurden darum auch als „Brunnenfäden“ bezeichnet. Im Seewasser wurden sie bisher nicht nachgewiesen, weil nicht spezifisch danach gesucht wurde und weil sie mit molekulargenetischen Methoden schwierig zu entdecken seien. „Wir haben wohl ihre Rolle im biogeochemischen Kreislauf völlig unterschätzt“, räumt Schubert jetzt ein. Denn inzwischen haben die Forschenden nicht nur nachgewiesen dass die Brunnenfäden fester Bestandteil im Plankton von Süsswasserseen sind, sondern dass sie dort sogar die Hauptmethanoxidierer sein können.

Originalveröffentlichung
Crenothrix are major methane consumers in stratified lakes
Kirsten Oswald, Jon S Graf, Sten Littmann, Daniela Tienken, Andreas Brand, Bernhard Wehrli, Mads Albertsen, Holger Daims, Michael Wagner, Marcel MM Kuypers, Carsten J Schubert und Jana Milucka (2017): Crenothrix are major methane consumers in stratified lakes; ISME Journal (2017) 00, 1-17. http://dx.doi.org/10.1038/ismej.2017.77

Rückfragen bitte an
Dr. Jana Milucka
Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie
Telefon: +49 421 2028-634
E-Mail: jmilucka@mpi-bremen.de

oder an die Pressestelle
E-Mail: presse@mpi-bremen.de
Dr. Fanni Aspetsberger
Telefon: +49 421 2028 947

Dr. Manfred Schlösser
Telefon: +49 421 2028 704

Text: Andri Bryner (Eawag)

Quelle: idw

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Neue Erkenntnisse zum Meeresspiegel-Anstieg

Tanja Hoffmann M.A. Stabsstelle für Presse, Kommunikation und Marketing
Universität Siegen

Der Anstieg des globalen Meeresspiegels hat sich in den vergangenen zwanzig Jahren deutlich beschleunigt. Das zeigt eine Studie des Forschungsinstituts „Wasser und Umwelt“ (fwu) der Universität Siegen.

Durch den vom Menschen verursachten Klimawandel wird es auf der Erde immer wärmer. In der Folge steigt der Meeresspiegel, was vor allem Küstenregionen bedroht. Ein internationales Team von Wissenschaftlern um Dr. Sönke Dangendorf vom Forschungsinstitut „Wasser und Umwelt“ (fwu) der Universität Siegen hat vorliegende Daten zum Meeresspiegel-Anstieg neu berechnet. Die Studie zeigt, dass der weltweite mittlere Meeresspiegel zwischen 1902 und 1990 langsamer angestiegen ist, als bisher angenommen. Gleichzeitig identifizieren die Forscher unverändert hohe Raten für die letzten rund 30 Jahre. Zusammengenommen lassen die Erkenntnisse darauf schließen, dass sich der Meeresspiegel-Anstieg zuletzt deutlich beschleunigt hat. Die Ergebnisse der Studie sind jetzt in der amerikanischen Fachzeitschrift „Proceedings of the National Academy of Science“ (PNAS) veröffentlicht worden.

„Die Kurve sieht tatsächlich anders aus, als auf der Basis vorheriger Studien berechnet“, sagt Sönke Dangendorf. „Sie verläuft zunächst flacher – dafür geht sie seit den 1990er Jahren deutlich steiler nach oben. Der Meeresspiegel steigt heute etwa dreimal so schnell, wie über das gesamte 20ste Jahrhundert.“ Eine Erkenntnis, die den Ingenieur beunruhigt: „Der Einfluss des Menschen auf die globale Erwärmung zeigt sich vor allem in den letzten Jahrzehnten. Unsere Ergebnisse belegen, dass der Meeresspiegel sehr empfindlich darauf reagiert.“ Im 20sten Jahrhundert sei er hauptsächlich durch das Abschmelzen von Gletschern und die thermale Ausdehnung des Wassers gestiegen, erklärt Dangendorf. „Im 21sten Jahrhundert kommt das Abschmelzen der großen Eisschilde in Grönland und der Antarktis hinzu. Wir beobachten, dass dieser Prozess zu einem immer dominanteren Faktor für den globalen Meeresspiegel-Anstieg wird.“

Seit 1992 wird der globale Meeresspiegel durch Satelliten gemessen, die permanent die gesamte Meeresoberfläche abtasten. Die Berechnungen früherer Jahre beruhen dagegen auf lokalen Tidepegeln, die ursprünglich für die Belange der Schifffahrt entlang der Küsten installiert wurden. „Die Tidepegel messen den lokalen Wasserspiegel relativ zum Land, auf dem sie stationiert sind. Die Ergebnisse können jedoch durch regionale Faktoren verfälscht werden – zum Beispiel durch vertikale Landbewegungen, Winde oder Gravitationseffekte“, sagt Dangendorf. Ein weiteres Problem: Die Verteilung der Tidepegel entlang der Küsten variiert sehr stark. Besonders vor 1950 seien einige Regionen nicht flächendeckend mit den Mess-Stationen ausgestattet gewesen, erklärt der Siegener Forscher. Anhand der zur Verfügung stehenden, lokalen Daten den globalen Meeresspiegel zu berechnen – für WissenschaftlerInnen ein Problem. Bereits existierende Studien zum Meeresspiegel-Anstieg kommen daher auch zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen: Der berechnete jährliche Anstieg vor 1990 variierte bisher je nach Studie zwischen 1.2 und 2 Millimetern.

„Wir wollten den Ungenauigkeiten auf den Grund gehen und Lösungen für eine exaktere Berechnung der Daten entwickeln“, sagt Sönke Dangendorf. WissenschaftlerInnen aus Spanien, Frankreich, Norwegen und den Niederlanden waren an der aktuellen Studie beteiligt. Sie haben die Messungen der Tidepegel zunächst um lokale Einzeleffekte bereinigt. „Mithilfe von GPS-Messungen können wir Faktoren wie zum Beispiel vertikale Landbewegungen heute gut bestimmen und entsprechend heraus rechnen“, erklärt Dangendorf. Das Team hat darüber hinaus eine neue Methode zur Berechnung des globalen Meeresspiegels entwickelt. Der Ozean wird dazu in verschiedene Regionen eingeteilt. Diese werden in der Analyse in Relation zu ihrer jeweiligen Fläche unterschiedlich stark gewichtet.

„Wir haben eine relativ simple Methodik verwendet, die nicht viel Rechenzeit benötigt und für jeden verständlich ist“, sagt Sönke Dangendorf. Die Ergebnisse passen für ihn zu Messungen einzelner Prozesse, die zum Meeresspiegel-Anstieg beitragen. „Die Eisschilde in Grönland und der Antarktis speichern rund hundert Mal mehr Wasser, als Gletscher. Daher birgt ein weiteres Abschmelzen der Eisschilde ein besonderes Risiko für tiefliegende Küstengebiete.“

Anhang
Bis zum Beginn der 90er Jahre wurden Tidepegel entlang der Küsten genutzt, um Informationen über den Anstieg des Meeresspiegels zu gewinnen.
https://idw-online.de/de/attachment57555

Quelle: idw

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Der Kampf um Boni vergiftet das Arbeitsklima

Kristina Brümmer Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Kühne Logistics University – Wissenschaftliche Hochschule für Logistik und Unternehmensführung

Unternehmen setzen zur Mitarbeitermotivation gern auf leistungsbasierte Bonussysteme. Diese Systeme beeinflussen allerdings das Verhalten am Arbeitsplatz nicht nur in der gewünschten, leistungssteigernden Weise: Bonussysteme fördern soziale Vergleiche und Wettbewerb und können zu aggressivem Verhalten der Mitarbeiter führen. Das kann so weit gehen, dass sich Kollegen untereinander aktiv schaden. Zu diesem Ergebnis kommen Prof. Dr. Niels Van Quaquebeke von der Kühne Logistics University und Daniel Gläser (RespectResearchGroup, Universität Hamburg), die gemeinsam mit Dr. Suzanne van Gils von der Universität Maastricht die Kollateraleffekte von Bonussystemen in Organisationen untersucht haben.

So genannte Pay-for-Performance-Systeme (PfP-Systeme) haben sich in vielen Branchen erfolgreich etabliert, vom Gesundheits- bis zum Bankwesen. Sie gelten als besonders effektives Mittel zur Steigerung der Motivation. Die Mitarbeiter erhalten finanzielle Boni, wenn Sie festgelegte Ziele erreichen. Die unschönen Begleiterscheinungen dieser Praxis wurden bislang jedoch außer Acht gelassen. In einer branchenübergreifenden Querschnittsstudie und zwei Experimenten richten die Autoren ihren Blick genau auf diese negativen Konsequenzen für den einzelnen Mitarbeiter und die Gesamtorganisation. Daniel Gläser fasst zusammen: „PfP-Systeme können für Organisationen zu einem Problem werden. In einem Unternehmen, dessen Erfolg von Wissensaustausch, Innovation und guter kollegialer Zusammenarbeit seiner Mitarbeiter und Führungskräfte abhängt, vergiftet ein aggressiver Wettbewerb zwischen den Kollegen das Arbeitsklima.“ Dieser Wettbewerb muss nicht einmal im System angelegt sein; es reicht, dass Mitarbeiter sich automatisch mehr mit anderen vergleichen und ein Wettbewerbsklima empfinden. „Wenn Mitarbeiter sich gegenseitig schaden und Leistungsträger das Unternehmen verlassen, schadet das auf lange Sicht dem gesamten Unternehmen“, sagt Gläser.

Die Autoren plädieren daher dafür, die möglichen negativen Prozesse hinter einem PfP-System in der Organisation offenzulegen und den durch die Systeme geschaffenen Wettbewerb genau im Blick zu behalten. Prof. Dr. Niels Van Quaquebeke erklärt: „Das gilt ganz besonders bei Mitarbeitern, deren individuelles Profil durch Konkurrenzdenken geprägt ist. Wer einen starken Willen zum interpersonellen Vergleich hat und immer besser sein möchte als die anderen, spricht stark an auf die Reize durch Bonussysteme. Dies kann dann zu aggressivem Verhalten führen.“ Daher empfehlen die Autoren bei der Einführung von PfP-Systemen, mögliche Konflikte zwischen kurzfristigen ökonomischen Zielen und der langfristig angestrebten Unternehmenskultur genau abzuwägen. Diverse Beispiele aus der Vergangenheit zeigen, dass überehrgeiziges Gewinnstreben dem Image des Unternehmens schaden oder gar zu schweren unternehmerischen Krisen führen kann.

Der Artikel „Pay-for-Performance and Interpersonal Deviance: Competitiveness as the Match that Lights the Fire“ erscheint in der nächsten Ausgabe des Journal of Personnel Psychology.

Über die KLU
Die Kühne Logistics University – Wissenschaftliche Hochschule für Logistik und Unternehmensführung (KLU) ist eine private Hochschule mit Sitz in der Hamburger HafenCity. Die Schwerpunkte der unabhängigen, staatlich anerkannten Hochschule liegen in den Bereichen Logistik und Management. Mit einem Bachelor- und vier Masterstudiengängen, einem PhD-Begleitprogramm für Doktoranden und einem berufsbegleitenden MBA bietet die KLU ihren 275 Vollzeit-Studierenden eine hohe Spezialisierung und exzellente Studienbedingungen. Fach- und Führungskräfte profitieren in offenen und maßgeschneiderten Managementseminaren von der Anwendung wissenschaftlicher Erkenntnisse auf praktische Fragestellungen. Die KLU richtet sich an Studierende aus dem In- und Ausland, ein internationales Team von 23 Professoren unterrichtet auf Englisch. Die Forschung an der KLU konzentriert sich um die Kompetenzschwerpunkte Sustainability, Digital Transformation und Creating Value in den Bereichen Transport, globale Logistik und Supply Chain Management.

Das jüngste Handelsblatt-Ranking weist die KLU als eine der forschungsstärksten Universitäten hinsichtlich der Forschungsleistung pro Professor in Deutschland, Österreich und der Schweiz aus. Im neuesten CHE-Hochschulranking erreicht die KLU in allen Hauptkriterien die Höchstbewertung.

Mehr Informationen unter www.the-klu.org.

Quelle: idw

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TU Berlin: Eine Fundgrube für Wertstoffe

Stefanie Terp Stabsstelle Presse, Öffentlichkeitsarbeit und Alumni
Technische Universität Berlin

BMBF-Verbundvorhaben „Konzentrate aus der Abwasser-Wiederverwendung“ (HighCon) will mit innovativen Prozessen die Wasserverfügbarkeit sicherstellen

Die Wiederverwendung kommunaler und industrieller Abwässer wird weltweit immer wichtiger, um die Wasserverfügbarkeit ökonomisch und ökologisch sicherzustellen. Dabei fallen hochkonzentrierte Abwasserströme an, die derzeit fast ausschließlich in kommunale Kläranlagen oder in einigen Drittländern sogar direkt in die Umwelt eingeleitet werden. Sie enthalten Salze, schwer abbaubare organische Verbindungen und auch Schwermetalle.

Wege zu finden, diese Konzentrate zu verwerten, damit beschäftigt sich ein neues Verbundvorhaben. Das Projekt „Konzentrate aus der Abwasser-Wiederverwendung“ (HighCon) hat das Ziel, innovative Prozesse zur Wiederverwendung von industriellem Abwasser bis hin zur Verwertung der Konzentrat-Inhaltsstoffe zu entwickeln. Die Konzentrate werden nicht mehr als Abfallprodukte betrachtet, die es zu entsorgen gilt, sondern werden selbst zum Rohstoff.

Um diese Konzentrate wiederverwenden zu können, bedarf es innovativer systemtechnischer Lösungsansätze, bei denen verschiedenste Aufbereitungsverfahren, aber auch Vermeidungs- oder Substitutions-Maßnahmen zusammenwirken müssen. Besonders die Abtrennung anorganischer Stoffe wie gelöste Salze stellt eine Herausforderung dar. Zum einen kann nur hierdurch der zunehmend kritisch werdende Eintrag dieser Stoffe in den natürlichen Wasserkreislauf verhindert werden. Zum anderen wird in immer mehr Bereichen die Rückgewinnung dieser Stoffe als Wertstoff wirtschaftlich interessant – zum Bespiel zur Rückführung in die eigene Prozesskette wie beispielsweise die Laugenrückgewinnung für industrielle Reinigungsprozesse oder zur Weiterverarbeitung für andere Anwendungen. Dazu zählen unter anderem Soda, Schwefelsäure oder Trockensalze wie Tausalz oder andere Salzarten. Dies ist insbesondere auch vor dem Hintergrund der beispielsweise begrenzten Kalisalz-Reserven sowie des stark schwankenden Preises relevant.

Die Wasser-Wiederverwendung in der Industrie erfordert dabei – anders als im kommunalen Bereich – auf die jeweilige Branche zugeschnittene Lösungen. Besondere Merkmale des industriellen Wassermanagements, vor allem in Prozessindustrien wie beispielsweise in der Chemie, in der Biotechnologie oder in der Lebensmittelproduktion, sind im Gegensatz zum kommunalen Bereich spezifische Abwasser-Charakteristiken und Anforderungen an die Wasser-Wiederverwendung und die Konzentrat-Verwertung. Wesentlich für die Betreiber von Wasser-Recyclinganlagen sind dabei insbesondere die Minimierung von Reststoffen aufgrund der sehr hohen Entsorgungskosten und der Entsorgungssicherheit. Deshalb werden basierend auf den Anforderungen ausgewählter Industriebranchen innovative Technologien wie die Membran-Destillation, die selektive Niedertemperatur-Destillation-Kristallisation sowie die monoselektive Elektrodialyse weiterentwickelt und an spezifische Anwendungen angepasst.

Dazu werden zunächst umfangreiche Laborversuche mit synthetischen und realen Abwässern durchgeführt und auf den Pilotmaßstab übertragen. Anschließend erfolgt die Demonstration in verschiedenen Industrieunternehmen (Kaffeerösterei, Berufskleidungswäscherei, Bioethanolproduzent), die als assoziierte Anwender in dem Projekt kooperieren. Ein Simulationswerkzeug soll die komplexen Zusammenhänge von den Rohwasserströmen bis zur Konzentrat-Verwertung abbilden und damit erstmalig die Wasserwiederverwendung ganzheitlich optimieren.

Das Vorhaben wird vom Projektträger Karlsruhe (PTKA) betreut und vom TU-Fachgebiet Umweltverfahrenstechnik unter der Leitung von Prof. Dr.-Ing. Sven-Uwe Geißen koordiniert. Neben externen Partnern aus der Wirtschaft wie WEHRLE Umwelt GmbH, SolarSpring GmbH, Terrawater GmbH und DEUKUM GmbH sind auch die DECHEMA Gesellschaft für Chemische Technik und Biotechnologie e.V., das Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme ISE und die DVGW-Forschungsstelle am Engler-Bunte-Institut des Karlsruher Instituts für Technologie beteiligt. Das Verbundprojekt HighCon wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen der Fördermaßnahme WavE drei Jahre gefördert.

http://www.highcon.de/

Weitere Informationen erteilen Ihnen gern:
Prof. Dr.-Ing. Sven-Uwe Geißen
TU Berlin
Fachgebiet Umweltverfahrenstechnik
Tel.: 030/314-22905
E-Mail: sven.geissen@tu-berlin.de

Dr.-Ing. Gesine Götz
Tel.: 030/314-25652
E-Mail: gesine.goetz@tu-berlin.de

Weitere Informationen:
http://www.highcon.de/

Quelle: idw

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Meereswärme zur Versorgung eines Kälte- und Wärmenetzes in Marseille

Marie de Chalup Wissenschaftliche Abteilung
Wissenschaftliche Abteilung, Französische Botschaft in der Bundesrepublik Deutschland

Nach 2-jähriger Bauzeit wurde im Oktober 2016 die Kälteanlage Thassalia im Hafen von Marseille in Betrieb genommen. Ziel ist eine Kälte-/Wärme-Anlage, die die Meereswärme zur Versorgung eines Kälte- und Wärmenetzes im Stadtteil Euroméditerranée nutzt.

Aus 7 m Tiefe wird das Meerwasser zur Versorgung von Platten-Wärmetauschern über sechs Pumpen mit einem Gesamtdurchfluss von 3600 m3/h hochgepumpt. Durch zwei Rohre fließt 60°C warmes Süßwasser und durch zwei weitere 5°C kaltes Süßwasser in einem geschlossenen Kreislauf mit einer maximalen Durchlaufgeschwindigkeit von 2280 m3/h für Kaltwasser und 1050 m3/h für Warmwasser. Bei ihrem Durchfluss durch die Anlage tauschen das Süß- und das Salzwasser Wärme aus, ohne sich zu vermischen. Über den Platten-Wärmetauscher wird dem Kaltwasser Wärme entzogen und an das Warmwasser abgegeben, wodurch das kalte Wasser noch kälter und das warme Wasser noch wärmer wird. Dank der Thermopumpen kommt es zu diesem Temperaturaustausch zwischen dem Kalt- und dem Warmwassernetz. Diese technische Lösung verhindert eine Durchströmung des Meereswassers in den Thermopumpen.

Die Temperatur des Meereswassers beträgt im Winter durchschnittlich 14°C und im Sommer 22°C. Die wieder ins Meer zurückgeführte Temperatur liegt nie über 30 Grad und der Temperaturunterschied zwischen dem eingespeisten Meerwasser und dem wieder zurückgeführten Wasser übersteigt nie 5°C. Eine biologische Überwachung des Meereswassers wird regelmäßig durchgeführt.

Für die Erzeugung von 19 MW Kälte und 19 MW Wärme werden 70% durch die Energie des Meereswassers, 5% durch Gas und 25% durch Stromversorgung abgedeckt.

Das Gesamtbudget des Projektes beträgt 35 Millionen Euro und stammt vor allem von Privatinvestoren. Die französische Agentur für Umweltschutz und Energie (ADEME), die Europäische Union (Programm FEDER), die Region Provence-Alpes-Côte-d’Azur, das Departement Bouches-du-Rhône, die Stadt Marseille und der Staat unterstützen das Projekt finanziell in Höhe von 7 Millionen Euro. Bis 2019 wird eine weitere Thermopumpe installiert und das Süßwassernetz erweitert, um Wohnungen und Büros mit einer Fläche von 500 000 m² zu beheizen und zu klimatisieren.

Quelle:
ꞌꞌThassalia pompe les calories marinesꞌꞌ, Pressemitteilung von Indutrie&Technologie, 28.04.2017 – https://www.industrie-techno.com/thassalia-pompe-les-calories-marines.49194

Redakteur: Luc Massat, luc.massat@diplomatie.gouv.fr

Quelle: idw

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Nanopartikel: Wo bleiben sie, und wie verändern sie sich?

Dr. Suzan Fiack Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR)

BfR koordiniert Forschungsprojekt zur Untersuchung luftgetragener Partikelgemische sowie ihrer möglichen Effekte auf die Gesundheit

Trotz der stetig steigenden Anwendung industriell hergestellter Nanomaterialien (NM) ist bisher wenig darüber bekannt, wo sie nach einer potenziellen Freisetzung in die Luft und nach einer Aufnahme über die Atmung im Körper verbleiben. Unbekannt ist auch, welche gesundheitlichen Effekte sie im Bronchialtrakt und den Alveolen der Lunge verursachen. Mit dem internationalen Forschungsprojekt NANOaers (NANOaers =fate of aerosolized Nanoparticles: The influence of surface active substanced on lung deposition and respiratory effects) soll der Verbleib luftgetragener, lungengängiger Partikel erforscht werden. Die Finanzierung erfolgt in Deutschland durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). „Uns interessiert dabei insbesondere auch die Frage einer möglichen Ko-Exposition gegenüber Partikeln und weiteren im Aerosol vorliegenden Stoffen“, sagt der Präsident des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR), Professor Dr. Dr. Andreas Hensel, „Nanopartikel sind in der Luft nicht in Reinform vorhanden. Sie unterliegen bei der Freisetzung Veränderungsprozessen und werden in der Regel zusammen mit anderen Partikeln und Stoffen als Gemisch eingeatmet.“ Dieser Aspekt ist von Bedeutung, da Mensch und Umwelt nur in seltenen Fällen gegenüber Nanomaterialien exponiert bzw. belastet werden, die nicht bereits durch chemische Substanzen verändert wurden, entweder durch die Anwendung an sich oder durch Reaktionen in der Atmosphäre. In dem internationalen Forschungsvorhaben, welches für drei Jahre innerhalb des Rahmenprogramms ERA-NET SIINN gefördert wird, sind neben den EU-Ländern Deutschland, Österreich, Spanien und Rumänien auch die USA beteiligt. Das Projekt hat ein Gesamtvolumen von ca. 1,7 Millionen Euro.

Eine große Zahl an Nanomaterialien wird zur Verarbeitung in Flüssigkeiten eingebracht und dann versprüht. Bekannte Beispiele solcher Kleinstteilchen-Flüssigkeitsgemische aus dem Alltag sind unter anderem Reinigungs- und Imprägnier-Sprays, beispielsweise beim Lackieren oder Versiegeln. Diese luftgetragenen Nanomaterialien werden als „aerosolisiert“ bezeichnet. Bisher ist wenig über den Verbleib und die Effekte solcher Gemische bekannt. Vor allem der Einfluss sogenannter Matrixeffekte in flüssigen Formulierungen ist bislang ungeklärt: So können beispielswiese Nanomaterialien andere Substanzen binden und als Träger an Orte in der Lunge befördern, wo diese Stoffe unter anderen Umständen nicht hingelangen würden.

Im Mittelpunkt des Forschungsvorhabens NANOaers steht deshalb die Frage, wie sich die Nanomaterialien in Gegenwart anderer Chemikalien verhalten und welche Auswirkungen sie auf den Menschen, insbesondere seinen Atemtrakt, haben. Dabei sollen die potentielle Aufnahme dieser Gemische über die Atemwege und ihr Verbleib in der Lunge aufgeklärt werden. Im Projekt wird auch untersucht, in welcher Weise sich Nanopartikel eventuell bereits auf ihrem Weg durch die Luft in ihrer chemischen und physikalischen Komposition verändern und ob und in welchem Umfang sich andere Stoffe an sie anlagern. Weiterhin sollen mögliche, daraus resultierende gesundheitliche Effekte untersucht werden.

Zur Klärung dieser Fragen werden realitätsnahe Formulierungen mit unterschiedlichen Nanomaterialien hergestellt. Diese Proben werden hinsichtlich ihres Verbleibs in der Raumluft und in den Atemwegen nach Aerosolisierung unter Anwendung verschiedener Messtechniken wie der Einzelpartikelgrößenbestimmung oder der bildgebenden Massenspektrometrie charakterisiert. Zur Klärung möglicher Effekte werden toxikologische Untersuchungen in vitro unter Anwendung unterschiedlicher Zellsysteme und auch in vivo Studien (mit Mäusen) durchgeführt. Weiterhin soll die Ablagerung der Nanoteilchen im Lungengewebe modellhaft beschrieben werden.

Die so gewonnenen Ergebnisse der einzelnen Untersuchungen werden in ein weiteres Modell einfließen, mit dessen Hilfe man den Verbleib von Nanomaterialien aus Aerosolgemischen in der Luft prädiktiv berechnen kann. Diese Art der Modellierung bildet ein wichtiges Instrument, um langfristig die Anzahl an sicherheitsrelevanten Untersuchungen der zahlreichen Variationen von Nanomaterialien zu reduzieren.

ERA-NET SIINN steht für European Research Area Network – Safe Implementation of Innovative Nanoscience and Nanotechnology. Mit diesem-Programm wird der sichere und schnelle Transfer von europäischen Forschungsergebnissen der Nanowissenschaften und Nanotechnologien in die praktische Anwendung gefördert.

Über das BfR
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ist eine wissenschaftlich unabhängige Einrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Es berät die Bundesregierung und die Bundesländer zu Fragen der Lebensmittel-, Chemikalien- und Produktsicherheit. Das BfR betreibt eigene Forschung zu Themen, die in engem Zusammenhang mit seinen Bewertungsaufgaben stehen.

In diesem Jahr feiert das BfR sein 15-jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass hat das BfR eine Jubiläumsbroschüre herausgegeben, die unter http://www.bfr.bund.de/de/publikation/broschueren-660.html kostenlos heruntergeladen oder bestellt werden kann.

Quelle: idw

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Ressourceneinsatz bei Umwälzpumpen optimieren

Elvira Grub M.A. Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Hochschule Kaiserslautern

In zwei Projekten will die Hochschule Kaiserslautern gemeinsam mit der TU Berlin und dem Frankenthaler Pumpenhersteller KSB Umwälzpumpen mit innovativer Leistungselektronik optimieren, um Rohstoff und Energie einzusparen.

Pumpen erzeugen weltweit den höchsten Energiebedarf. Von A wie Abwasser bis Z wie Zentralheizung werden Pumpen in vielfältigsten Bereichen eingesetzt, vor allem in der Industrie, z.B. im Rahmen von Kühlsystemen oder in Kraftwerksanlagen. Das Potential, Energie einzusparen ist hier enorm. Allein europaweit werden mehr als 140 Mio. Umwälzpumpen betrieben, die im Schnitt alle zehn Jahre ersetzt werden. Signifikante Verbesserungen der Ressourcen- und Energieeffizienz bei der Pumpenherstellung haben zwei vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Verbundprojekte im Fokus, an denen die Hochschule Kaiserslautern gemeinsam mit der TU Berlin und dem Pumpenhersteller KSB beteiligt ist.

Das Projekt IMPROVE, das im Rahmen des Programms r+ Impuls gefördert wird, will Umwälzpumpen mit innovativer Leistungselektronik optimieren, um Rohstoff und Energie einzusparen. Dies soll durch die Miniaturisierung und Integration der Leistungselektronik in die Elektromotoren von Umwälzpumpen gelingen, was es ermöglicht, die Pumpe mit variablen und damit auch höheren Drehzahlen zu fahren. Höhere Drehzahlen bedeuten, dass die Pumpe kleiner und damit materialsparender gebaut werden kann. Bei einer beabsichtigten Verkleinerung um 50 Prozent ist das Potential für Einsparungen also ganz erheblich. Bislang nicht Stand der Technik sind dabei die geplante Miniaturisierung und Integration der Leistungselektronik in das Motorgehäuse. Dies erfordert eine Überarbeitung der elektromechanischen Motorkonstruktion. Die Entwicklung entsprechender Voraussetzungen liegt bei der TU Berlin, die dafür innovative Leiterplattentechnologien einsetzt.

Für die Entwicklung der entsprechend kleinformatigen Elektromotoren will man im Projekt Eco-Pump-Drive gänzlich auf die Verarbeitung von Permanentmagneten auf der Basis von Selten-Erd-Metallen verzichten. Selten-Erd-Metalle werden in der Herstellung von hocheffizienten Elektromotoren verarbeitet und haben den Nachteil, dass zwar nicht deren Vorkommen, aber deren Gewinnung sehr aufwändig und daher mit hohem Energieverbrauch und hohen Kosten verbunden ist. Bei der Trennung vom Gestein, in das sie eingebunden sind, entstehen darüber hinaus chemisch und radioaktiv verunreinigte Abwässer. Ein Verzicht würde also nicht nur eine enorme Energie- und Kostenersparnis nach sich ziehen, sondern auch die Umweltverschmutzung verringern. Die Entwicklung von Elektromotoren, die zu 100 Prozent auf den Einsatz von Selten-Erd-Metallen verzichten, soll über ein verändertes Motorendesign gelingen. Hierbei arbeiten ebenfalls die Hochschule Kaiserslautern und das Unternehmen KSB zusammen und werden ebenfalls im Rahmen des Programms r+ Impuls gefördert.

Für beide Projekte ist es Aufgabe der Hochschule Kaiserslautern, eine industrietaugliche Demonstrationsanlage aufzubauen, in der die Entwicklung bis zur Qualifizierung permanent getestet wird. Dafür wird die Hochschule unter Leitung von Prof. Dr. Sven Urschel aus dem Fachbereich Angewandte Ingenieurwissenschaften, Testspezifikationen erstellen, die unter anderem bestimmen, welche Normen in Bezug auf die Umweltbedingungen oder das Betriebsverhalten erfüllt werden müssen. Für die durchzuführenden Tests werden verschiedene Versuchsstände und eigens ein Umweltsimulationsschrank angeschafft, der Wetterbedingungen simuliert. Dafür und für die Einrichtung von Mitarbeiterstellen erhält die Hochschule Kaiserslautern rund eine Million Euro über einen Zeitraum von drei Jahren.

Der Frankenthaler Pumpenhersteller KSB führt die Integration der Leistungselektronik in den Pumpenmotor durch. Außerdem übernimmt er die Gesamtentwicklung und -integration.

Ansprechpartner: Prof. Dr. Sven Urschel ++ Tel: 0631/3724-2240 ++ Mail: sven.urschel@hs-kl.de

Quelle: idw

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Wasserqualität von Flüssen: Zusätzliche Reinigungsstufen in Kläranlagen lohnen sich

Antje Karbe Hochschulkommunikation
Eberhard Karls Universität Tübingen

Viele Keime und Spurenstoffe in Abwasser könnten kostengünstig ausgefiltert werden

Eine zusätzliche Reinigungsstufe in Kläranlagen könnte mit geringem Aufwand große Mengen an Schadstoffen aus dem Abwasser entfernen und die Wasserqualität von Flüssen deutlich verbessern. Zu diesem Ergebnis kommen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in einem von der Universität Tübingen koordinierten Forschungsprojekt. Sie haben im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung untersucht, wie effizient weitergehende Abwasserreinigung in Kläranlagen und Regenwasserbehandlungssystemen neuartige Verschmutzungen in Flüssen beseitigt.

Medikamente, Industriechemikalien und Krankheitserreger tauchen in immer größeren Mengen in Flüssen auf, weil die bisherigen Technologien in Kläranlagen diese zu wenig ausfiltern. „Im Durchschnitt können weitergehende Reinigungsstufen über 80 Prozent der Mikroverunreinigungen entfernen und die Anzahl der Keime um mehr als das Tausendfache reduzieren“, macht Rita Triebskorn deutlich, Professorin für Physiologische Ökologie der Tiere an der Universität Tübingen. Für das Projekt SchussenAktivplus untersuchte ein Forschungsteam unter ihrer Leitung von 2012 bis 2016 die Schussen. Der größte deutsche Bodenseezufluss ist durch Landwirtschaft, Industrie und dichte Besiedlung belastet. Die Ergebnisse wurden nun in einem Abschlussbericht sowie einem Praxishandbuch des Bundesministeriums für Bildung und Forschung veröffentlicht.

Bisher arbeiten Kläranlagen in der Regel mit zwei bis drei Reinigungsstufen. Für SchussenAktivplus testeten die Forscherinnen und Forscher den Einsatz zusätzlicher Technologien wie Ozon, Aktivkohle in Form von Pulver oder Granulat sowie Sandfilter. Vor und nach Inbetriebnahme einer Anlage mit einer Pulveraktivkohlestufe prüfte das Team von Rita Triebskorn den Schadstoff- und Keimgehalt, schädliche Wirkpotentiale im Wasser sowie die Gesundheit von Gewässerorganismen, wie Fischen und Flohkrebsen.

Mit welcher Technologie eine zusätzliche Reinigungsstufe in Kläranlagen künftig arbeiten sollte, ist abhängig von den Standortbedingungen der einzelnen Anlagen. Ozonanlagen beseitigen besonders effektiv Keime und bestimmte Medikamente wie Diclofenac, benötigen aber eine zusätzliche Nachreinigung durch eine Filterstufe. Sie sind empfehlenswert, wenn beispielsweise Badegewässer durch den Ablauf der Kläranlage beeinflusst werden. Aktivkohleanlagen entfernen vor allem Mikroverunreinigungen, zum Beispiel die Industriechemikalie Benzotriazol, das auch in Geschirrspülmitteln zum Einsatz kommt. Im Einzugsgebiet von Naturschutzgebieten oder Trinkwasserreservoirs ist diese Technologie besonders sinnvoll.

An der Pulveraktivkohleanlage in Ravensburg beobachteten die Forscherinnen und Forscher, wie schnell sich ein Gewässer durch den Einsatz der Technologie regenerieren kann: Zweieinhalb Jahre nach Anschluss des Filters zeigten Fische unterhalb der Kläranlage Langwiese weniger Schäden und entwickelten sich besser. Außerdem verbesserte sich die Lebensgemeinschaft der auf dem Gewässerboden lebenden wirbellosen Tiere. Es kamen insgesamt mehr und auch für Umwelteinflüsse empfindliche Artenvor, wie z.B. seltene und gefährdete Steinfliegenlarven.

Auch die Kosten haben die Forscher berechnet. Die Jahreskosten für die Anlagen hängen von der gewählten Technologie, der Anlagengröße – in der Praxis gerechnet in Einwohnerwerten (EW) – und den örtlichen Rahmenbedingungen ab. „Bei Anlagengrößen von 100.000 EW sind pro Bürger im Jahr Kosten zwischen sechs und vierzehn Euro realistisch“ so Professor Rita Triebskorn. „Die weitergehende Abwasserreinigung ist somit ein sehr wirksames und bezahlbares Instrument, um Mikroverunreinigungen und Keime im Wasserkreislauf zu vermindern“.

Der Abschlussbericht des Projekts mit dem Titel „Weitergehende Abwasserreinigung: Ein wirksames und bezahlbares Instrument zur Verminderung von Spurenstoffen und Keimen im Wasserkreislauf“ steht nun online zur Verfügung. Zudem hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung die Ergebnisse von SchussenAktivplus und elf weiteren Verbundprojekten im Praxishandbuch „Risikomanagement von neuen Schadstoffen und Krankheitserregern im Wasserkreislauf (RiSKWa)“ veröffentlicht.

Mehr zum Projekt und eine ausführliche Publikationsliste sind zu finden unter www.schussenaktivplus.de

Publikationen:
Triebskorn, Rita (Hrsg.): Weitergehende Abwasserreinigung: Ein wirksames und bezahlbares Instrument zur Verminderung von Spurenstoffen und Keimen im Wasserkreislauf. Tübingen 2017. Online abrufbar unter: https://publikationen.uni-tuebingen.de/xmlui/handle/10900/74316

Die Ergebnisse von allen geförderten Projekten zum Risikomanagement von neuen Schadstoffen und Krankheitserregern im Wasserkreislauf RiSKWa finden sich im Praxishandbuch:
http://www.bmbf.riskwa.de/_media/RISKWA_Praxishandbuch.pdf  

Kontakt:
Prof. Dr. Rita Triebskorn
Universität Tübingen
Institut für Evolution und Ökologie
Telefon: +49 7071-29-78892
rita.triebskorn@uni-tuebingen.de

Quelle: idw

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Abwasser effektiv reinigen

Dipl.-Chem. Katrin Schwarz Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Fraunhofer-Institut für Keramische Technologien und Systeme IKTS

Wasser ist lebenswichtig – Abwässer müssen daher möglichst effizient gereinigt werden. Möglich machen das keramische Membranen. Forscher vom Fraunhofer-Institut für Keramische Technologien und Systeme IKTS in Hermsdorf konnten die Trenngrenze dieser Membranen nun deutlich herabsetzen und erstmals auch gelöste organische Moleküle mit einer Molaren Masse von nur 200 Dalton zuverlässig abfiltrieren. So lassen sich selbst Industrie-Abwässer effizient reinigen.

Wer sich im Hochsommer schon einmal mit zu wenig Wasser im Gepäck einen sonnigen Küstenpfad entlang geschleppt hat, weiß: Ohne Wasser hält man nicht lange durch. Denn Wasser ist eine der Grundlagen des Lebens. Und auch in der Industrie ist das kühle Nass ein Muss: In vielen Produktionsprozessen dient es als Lösemittel, Reinigungsmittel, kühlt oder überträgt Wärme. Da zunehmend mehr Wasser verbraucht wird, gilt es, Abwässer aufzubereiten und wiederzuverwenden. Eine gute Möglichkeit dazu bieten keramische Membranen: Da sie auf mechanische Art und Weise trennen – also ähnlich wie ein Kaffeefilter – sind sie besonders energieeffizient. Allerdings war mit dieser Methode bisher bei einer Molekülgröße von 450 Dalton Schluss: Kleinere Moleküle konnten mit keramischen Membranen nicht abgetrennt werden. Experten zufolge galt es sogar als unmöglich, diese Grenze zu unterschreiten.

Erstmalig 200 Dalton kleine Moleküle abtrennbar
Dr. Ingolf Voigt, Dr.-Ing. Hannes Richter und Dipl.-Chem. Petra Puhlfürß vom Fraunhofer IKTS haben das Unmögliche geschafft. »Mit unseren keramischen Membranen erreichen wir erstmals eine molekulare Trenngrenze von 200 Dalton – und erzielen damit eine ganz neue Qualität«, freut sich Voigt, stellvertretender Institutsleiter des IKTS und Standortleiter in Hermsdorf.

Doch wie ist den Forschern das gelungen? Auf dem Weg, das Unmögliche möglich zu machen, galt es zunächst verschiedene Hindernisse zu überwinden. Das erste lag in der Herstellung der Membran selbst: Möchte man so kleine Moleküle zuverlässig abtrennen, benötigt man eine Membran mit Poren, die kleiner sind als die Moleküle, die man abtrennen möchte. Außerdem müssen alle Poren möglichst gleich groß sein, da eine einzelne größere Öffnung ausreicht, um Moleküle hindurchrutschen zu lassen. Die Herausforderung lag also darin, möglichst kleine Poren zu erzeugen, die alle mehr oder weniger gleich groß sind. »Über eine Weiterentwicklung der Sol-Gel-Technik ist uns dies gelungen«, sagt Richter, Abteilungsleiter am IKTS. Die zweite Hürde lag darin, solche Membranschichten defektfrei über größere Flächen herzustellen. Auch dies ist den Fraunhofer-Forschern geglückt. »Während üblicherweise nur wenige Quadratzentimeter große Flächen beschichtet werden, haben wir eine Pilotanlage mit einer Membranfläche von 234 Quadratmetern ausgerüstet – unsere Membran ist also mehrere Größenordnungen größer«, verdeutlicht Puhlfürß, Wissenschaftlerin am IKTS.

Transfer vom Labor in die Praxis
Die besagte Pilotanlage wurde im Auftrag von Shell von der Firma Andreas Junghans – Anlagenbau und Edelstahlbearbeitung GmbH & Co. KG in Frankenberg gebaut und steht im kanadischen Alberta. Hier reinigt sie seit 2016 erfolgreich Abwasser, das bei der Förderung von Öl aus Ölsand verwendet wird. Derzeit planen die Forscher eine erste Produktionsanlage mit einer Membranfläche von mehr als 5000 Quadratmetern.

Auch in industriellen Produktionsprozessen bringen die neuartigen keramischen Membranen Vorteile: Mit ihnen lassen sich Teilströme direkt im Prozess reinigen und das gereinigte Wasser im Kreislauf führen – das spart Wasser und Energie.

Für die Entwicklung der keramischen Nanofiltrationsmembran erhalten Dr. Ingolf Voigt, Dr.-Ing. Hannes Richter und Dipl.-Chem. Petra Puhlfürß den diesjährigen Joseph-von-Fraunhofer-Preis. Die Jury begründet die Preisvergabe unter anderem mit »der erstmaligen Umsetzung für Filtrationsanwendungen im Rahmen dieser Materialklasse«.

Weitere Informationen:
https://www.ikts.fraunhofer.de/de/press_media/press_releases/17_05_cleaning_wast…

Quelle: idw

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Wie innere Uhren miteinander kommunizieren

Gunnar Bartsch Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Julius-Maximilians-Universität Würzburg

Eine Vielzahl innerer Uhren steuert das Leben von Tier und Mensch. Ob und wie diese untereinander in Verbindung stehen, ist ein Rätsel. Eine neue Studie zeigt jetzt: Bisweilen gibt ein zentrales Uhrwerk den Takt vor.

Egal, ob Fliege, Maus oder Mensch: Innere Uhren geben jedem Tier den Takt vor. Die Vorstellung von dem einen, zentralen Uhrwerk, das sämtliche Vorgänge im Körper zeitlich diktiert, trifft allerdings nicht zu. Stattdessen finden sich in den meisten Organismen eine Vielzahl innerer Uhren – eine zentrale im Gehirn und viele periphere in den Organen und Systemen.

Wie diese Uhren miteinander kommunizieren, wie sie sich untereinander koordinieren und ob die zentrale Uhr allen anderen die Zeit verbindlich vorgibt: Diese Fragen sind bislang größtenteils ungeklärt. Ein internationales Wissenschaftlerteam der Universität Würzburg und der Universidad de Valparaiso (Chile) hat jetzt allerdings bei der Taufliege den Kopplungsweg zwischen einer zentralen und peripheren Uhr aufgeklärt und experimentelle Beweise für das sogenannte „Zwei-Oszillatoren-Modell“ mit einer „Master“- und vielen „Slave“-Uhr erbracht.

Verantwortlich für den Würzburger Teil der Studie waren Christian Wegener, Professor für Neurogenetik am Biozentrum der Uni Würzburg, und seine Mitarbeiterin, die Postdoc Mareike Selcho, sowie die Doktoranden Franziska Ruf und Jiangtian Chen und der Student Gregor Bergmann. Die Ergebnisse ihrer Arbeit stellen die Forscher in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift Nature Communications vor.

Ein Hormon gibt das Signal zum Schlüpfen
„Wir haben uns in dieser Studie auf den neuronalen Weg konzentriert, der die innere Uhr im Gehirn der Taufliege mit einer peripheren Uhr in einer Steroidhormon-produzierenden Drüse, der sogenannten Prothorakaldrüse, verbindet“, erklärt Christian Wegener. Was diese Drüse so interessant macht: Sie produziert das Hormon Ecdyson und gibt damit das Signal zum „Erwachsen-Werden“ der Taufliege, sprich: Sie definiert den Moment, in dem die Fliege schlüpft. Dies Schlüpfen folgt einem strikten Terminplan: Es geschieht in der Regel nur in den frühen Morgenstunden eines Tages.

Und noch ein Aspekt macht diesen Weg und diese Drüse aus Sicht der Wissenschaft so spannend: „Es gibt ein vergleichbares System beim Menschen, das ähnlich funktioniert“, sagt Mareike Selcho. Die Stelle der Prothorakaldrüse nimmt hier die Nebennierenrinde ein. Und statt Ecdyson schüttet diese Glukokortikoide aus, denen eine wichtige Rolle bei der Synchronisation der Säuger-Uhren zugesprochen wird. Ist diese Synchronisation beim Menschen dauerhaft gestört, können sich verschiedene Krankheiten entwickeln, angefangen bei Depressionen über Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems bis zu Stoffwechselstörungen.

Zentrale und Peripherie kommunizieren miteinander
Dass die zentrale Uhr im Gehirn der Taufliege mit der peripheren Uhr der Prothorakaldrüse kommuniziert, legen Ergebnisse aus früheren Studien nahe. Demnach müssen beide Uhren funktionieren, damit die Fliegen auch dann zu den üblichen Zeiten schlüpfen, wenn sie unter konstanten Verhältnissen gehalten werden – wenn also der Wechsel von Tag und Nacht fehlt. Ändern sich die Lichtverhältnisse rhythmisch, so wie es den natürlichen Gegebenheiten entspricht, reicht eine funktionstüchtige periphere Uhr alleine, um das morgendliche Schlüpfen aufrecht zu erhalten. Die zentrale Uhr kann dann problemlos ausfallen.

Bei der Suche nach dem Verbindungsweg haben die Würzburger Wissenschaftler sich auf spezifische Nervenzellen konzentriert, über die der Kontakt zwischen zentraler und peripherer Uhr laufen könnte – sogenannte PTTH-Neurone. „Diese müssen allein aufgrund ihrer räumlichen Anordnung hervorragend dafür geeignet sein, die beiden Uhren miteinander zu verbinden“, sagt Christian Wegener.

Tatsächlich konnten die Würzburger Wissenschaftler nachweisen, dass PTTH-Neurone eine direkte Verbindung zwischen der Uhr im Gehirn der Taufliege und dem peripheren Stellwerk herstellen. In ihren Experimenten zeigen sie, dass die zentralen Uhr-Neurone ein spezielles Neuropeptid produzieren, das Zeit-Informationen an die PTTH-Neurone übermittelt. PTTH-Neurone ihrerseits leiten diese Information an die Taktgeber der Prothorakaldrüse weiter und nehmen Einfluss auf die Produktion von Ecdyson.

Bestätigung durch Experimente in Chile
Eine Bestätigung für die Theorie von Master und Slave erhielten die Würzburger Forscher durch die Arbeit ihrer Kollegen in Chile. Diese hatten in einer Reihe von Experimenten die inneren Uhren der Taufliege in unterschiedlichen Kombinationen künstlich verlangsamt und die Auswirkungen auf das Schlupfverhalten untersucht.

Die Ergebnisse: Gehen beide Uhren langsamer, verlängert sich der „Schlupfrhythmus“ von den üblichen 24 auf mehr als 27 Stunden. Eine ähnliche Verlängerung zeigt sich, wenn die periphere Uhr ihre reguläre Geschwindigkeit beibehält, die zentrale Uhr aber abgebremst wird. Im umgedrehten Fall hingegen – funktionierende zentrale Uhr und verlangsamte periphere – schlüpfen die Fliegen ungerührt im 24-Stunden-Abstand.

„Das ist die erste vollständige experimentelle Beschreibung eines Kopplungswegs zwischen inneren Uhren, und zeigt, dass in bestimmten Fällen das Zwei-Oszillatoren-Modell tatsächlich zutrifft“, sagt Christian Wegener. Von einem genauen Verständnis des Zusammenspiels innerer Uhren sei die Wissenschaft dennoch weit entfernt. Schließlich zeigen die jüngsten Ergebnisse, dass die diversen Mechanismen stark miteinander verschränkt und mit Rückkoppelungsschleifen versehen sind. „Es wird kompliziert“, ist sich Wegener deshalb sicher.

Central and peripheral clocks are coupled by a neuropeptide pathway in Drosophila. Mareike Selcho, Carola Millán, Angelina Palacios-Muñoz, Franziska Ruf, Lilian Ubillo, Jiangtian Chen, Gregor Bergmann, Chihiro Ito, Valeria Silva, Christian Wegener, and John Ewer. Nature Communications, DOI: 10.1038/ncomms15563

Kontakt
Prof. Dr. Christian Wegener, +49 931 31-85380, christian.wegener@biozentrum.uni-wuerzburg.de

Quelle: idw

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Leitfaden zur Energiewende für Kommunen und Stadtwerke

Dipl.-Chem. Iris Kumpmann Abteilung Public Relations
Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT

Der Strategieleitfaden »Akzente setzen durch Energieausgleich: Flexibilisierung der Energieversorgung« informiert kommunale Fachplaner und Fachplanerinnen sowie lokale Energieversorger über die Chancen von Energieausgleich und unterstützt sie bei der Planung von eigenen Konzepten vor Ort mit konkreten Anregungen und Hilfestellungen. Der kostenfrei erhältliche Leitfaden für Kommunen und Stadtwerke fasst zentrale Ergebnisse des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Forschungsprojekts »Akzente – Gesellschaftliche Akzeptanz von Energieausgleichsoptionen und ihre Bedeutung bei der Transformation des Energiesystems« zusammen.

Im Stromsektor sollen laut Energiekonzept der Bundesregierung im Jahr 2050 mindestens 80 Prozent des Bruttostromverbrauchs durch erneuerbare Energien gedeckt werden. Dies erfordert eine signifikante Änderung des Stromsystems in den Bereichen Erzeugung, Verbrauch und Übertragung bzw. Verteilung. Der hohe Anteil von Wind- und Solarenergie an der Stromversorgung wird dazu führen, dass zeitweise deutlich mehr Strom erzeugt als verbraucht wird oder an wind- und sonnenscheinarmen Tagen Versorgungslücken entstehen, die gedeckt werden müssen.

Energieausgleich zentrales Gestaltungselement für nachhaltige Energieversorgung
Energieausgleichsoptionen, wie Speichertechnologien oder steuerbare Stromverbraucher und -erzeuger, können die zeitlichen und räumlichen Abweichungen zwischen Energieerzeugung und -verbrauch ausgleichen. Durch eine Kombination verschiedener Technologien zu regionalen Energieausgleichskonzepten entstehen Lösungen, die Stromnetze entlasten, die Versorgungssicherheit gewährleisten sowie die Effizienz des Gesamtsystems erhöhen und zudem wirtschaftliche Flexibilität anbieten.

Energieausgleich wird somit zu einem zentralen Gestaltungselement für eine nachhaltige Energieversorgung. Integrierte kommunale Planungsprozesse sind aussichtsreiche
Anknüpfungspunkte, um das Thema vor Ort zu verankern und die zukünftige Energieversorgung ressourcenschonend zu gewährleisten.

Strategieleitfaden als Planungshilfe
Das bietet der Strategieleitfaden
• Er liefert Informationen zu Chancen und Potenzialen von Energieausgleichskonzepten.
• Er beschreibt heute schon nutzbare Ausgleichstechnologien.
• Er gibt Planungshilfen und praktische Tipps.
• Er ist kostenfrei als pdf verfügbar.

Der Strategieleitfaden wurde im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Forschungsprojekts »Akzente – Gesellschaftliche Akzeptanz von Energieausgleichsoptionen und ihre Bedeutung bei der Transformation des Energiesystems« mit der IZES gGmbH (Institut für ZukunftsEnergie- und Stoffstromsysteme) und der Orangequadrat Nikol | Umbreit | Langer GbR erstellt.

Projektförderung
Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), Förderkennzeichen: 03EK3513A-C
im Rahmen des Programms: Umwelt- und gesellschaftsverträgliche Transformation des
Energiesystems (http://www.transformation-des-energiesystems.de/)

Autorinnen und Autoren
Daniela Becker, Dr. Ulrike Ehrenstein, Jan Hildebrand, Ann-Katrin Knemeyer,
Dr. Sebastian Langer, Claudia Nikol, Cornelius Schill, Tom Umbreit, Patrick Wrobel

Umfang
36 Seiten

Weitere Informationen:
https://www.umsicht.fraunhofer.de/content/dam/umsicht/de/dokumente/pressemitteil… Download: Strategieleitfaden »Akzente setzen durch Energieausgleich: Flexibilisierung der Energieversorgung«
https://www.umsicht.fraunhofer.de/de/presse-medien/2017/leitfaden-energiewende.h… Pressemitteilung

Quelle: idw

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Neues Helmholtz-Institut für marine Biodiversität erforscht menschlichen Einfluss auf Meere

Sebastian Tilch Pressearbeit
Netzwerk-Forum zur Biodiversitätsforschung

Die Meere bedecken 70 % unseres Planeten, beinhalten 97 % des flüssigen Wassers und bilden den größten Lebensraum. Sie leisten enorme Dienste für den Menschen – als Ernährer, Klimapuffer oder Sauerstoffproduzent. Allerdings nur wenn sie gesund sind. Der Mensch setzt die Ökosysteme immer stärker unter Druck. Ansätze für einen besseren Umgang mit den Meeren sind also ein gemeinschaftliches Anliegen. Doch dafür bedarf es an Wissen, das gerade im globalen Maßstab bisher kaum verfügbar ist. Das neue Helmholtz-Institut für Funktionelle Marine Biodiversität (HIFMB), das am 31. Mai 2017 in Oldenburg startet, soll hier Fortschritte bringen. NeFo sprach mit Institutsleiter Prof. Helmut Hillebrand.

Dass Ökosysteme aus einer Vielzahl aufeinander angewiesener Arten bestehen, wird an einem schönen Beispiel im Nordpazifik deutlich: Die dort verbreiteten Kelpwälder, bestehend aus riesigen, oft über hundert Meter langen, Braunalgen, gehören zu den artenreichsten Lebensräumen im Meer. Hier tummeln sich diverse Meeressäuger wie Schwertwale (Orcas), Seehunde, Seelöwen und Seeotter, die durch den großen Fischreichtum einen gedeckten Tisch vorfinden. Bis Ende der 1980er Jahre wurde dieser Fischreichtum auch vom Menschen stark genutzt.

Die intensive Befischung führte in den 1990ern in manchen Regionen zum völligen Verschwinden der Kelpwälder und zeigte, wie diese Arten voneinander abhängen. Durch die fehlende Nahrungsgrundlage, den Fisch, für Seehunde und -löwen ging nun auch deren Population so drastisch zurück, dass die Schwertwale, die sich bisher auf diese Beute konzentriert hatten, nun auf Seeotterjagd gingen. Da die Otter die Seeigel, ihre Hauptspeise, im Zaum gehalten hatten, breiteten sich diese nun ungebremst aus. Ihre Nahrungspflanze, der Tang, wurde nach und nach abgegrast, das Grundgerüst des gesamten Ökosystems fiel in sich zusammen, und damit auch die Grundlage für eine ertragreiche Fischerei.

Dieses Beispiel für natürliche Nahrungsnetze zeigt, wie komplex die Zusammenhänge der Lebensräume und ihrer Artenvielfalt, aber auch, wie fragil ihre Funktionsfähigkeit sein können. Doch gerade im globalen Maßstab ist das Wissen über die marinen Ökosysteme noch sehr gering. „Unsere Information über diese Vielfalt beruht auf verblüffend wenigen Proben“, sagt der Oldenburger Algenexperte Hillebrand im NeFo-Interview. „Für die Tiefsee wurde berechnet, dass alle bisher genommenen Proben gemeinsam kaum mehr als wenige hundert Quadratmeter umfassen – und das bei einem System, das den Großteil der Fläche der Planeten ausmacht.“

Entsprechend schwierig ist es auch, die Auswirkungen von menschlichen Veränderungen zu verstehen und vorherzusagen. „Hier müssen wir eine konsistente Entwicklung von Langzeitbeobachtungen mit neuen quantitativen Auswerteverfahren koppeln – ein Feld, bei dem die marine Forschung der terrestrischen noch hinterher hinkt“, meint der Meeresökologe.

Die Meere sind für das menschliche Leben nicht wegzudenken: Knapp drei Milliarden Menschen decken 20 Prozent ihres Proteinbedarfs durch Fisch. Über 93 % der durch menschliche CO2-Emissionen entstandenen Wärme haben die Ozeane aufgenommen und das Klima damit bisher stabilisiert. Außerdem wird 50% des globalen Sauerstoffs von marinen Ökosystemen produziert (Quelle: Meeresatlas 2017 der Böll-Stiftung). Doch diese stoßen an ihre Belastungsgrenzen. Überfischung, Düngemittel, Müll und andere Schadstoffe, Rohstoffabbau und Lärmbelastung sind die wichtigsten Ursachen für den Rückgang der Arten, Lebensräume und genetischen Vielfalt in den Meeren.

Wovon hängt die Stabilität eines marinen Ökosystems ab? Und welche Rolle spielt dabei die Artenvielfalt? Diese Frage wird in den kommenden Jahren eine zentrale Rolle im Helmholtz-Institut für Funktionelle Marine Biodiversität (HIFMB) spielen. Im marinen Bereich gibt es dazu wesentlich weniger Studien als im terrestrischen, meist auch nur bezüglich einzelner Störgrößen und wenigen Organismengruppen, meint Hillebrand. Doch tatsächlich sind die Meere wesentlich mehr Störfaktoren ausgesetzt als der Fischerei. Erwärmung, Versauerung, Verschmutzung, Überdüngung und Lärm zwingen die marinen Ökosysteme zu einem zunehmenden Wandel. Das große Bild fehlt also.

Dieses will Prof. Helmut Hillebrand in seinem integrativen Institut nun schaffen.
Das Helmholtz-Institut soll dafür bereits vorhandene Arbeitsgruppen am Alfred-Wegener-Institut und der Universität Oldenburg zusammenführen. Dies ermöglicht eine gemeinsame Arbeit zu den wesentlichen Aspekten der Biodiversität – von der Genetik einzelner Meerestiere, Algen und Bakterien bis hin zur Funktionsanalyse eines ganzen Ökosystems. Darüber hinaus werden vier neue Professoren berufen und Nachwuchsforschergruppen eingerichtet.

Die Forschung am neuen Helmholtz-Institut ist ausgesprochen interdisziplinär angelegt, die neben den naturwissenschaftlichen auch die gesellschaftswissenschaftlichen Fragestellungen bearbeiten können. Denn am Ende sollen entsprechende Politikempfehlungen für Naturschutz- und Managementstrategien, also nachhaltige Nutzungsformen der Meere und ihrer natürlichen Ressourcen stehen. „Wie können wir unsere marine Umwelt wirksam schützen, obgleich viele dort lebende Arten mobil und die Gebiete ohnehin meist keiner Nation zugehörig sind? Das ist nur eine der Herausforderungen des marinen Naturschutzes, bei der wir noch am Anfang stehen und für die wir Konzepte entwickeln wollen“, erläutert Hillebrand.

In der Aufbauphase von 2017 bis 2020 wird das neue Institut vom Land Niedersachsen mit 23 Millionen Euro finanziert, darin ist auch ein Institutsneubau in Oldenburg enthalten. Ab 2021 wird überwiegend die Helmholtz-Gemeinschaft die Kosten tragen.

Zum NeFo-Interview: http://www.biodiversity.de/Interview-Hillebrand-hifmb

Zur PM der Universität Oldenburg http://www.presse.uni-oldenburg.de/mit/2017/184.html

Kontakt:
Sebastian Tilch
Pressereferent NeFo
c/o Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ
Tel. 0341/235-1062
Email: sebastian.tilch@ufz.de

Netzwerk-Forum zur Biodiversitätsforschung Deutschland ist ein Projekt zur inter- und transdisziplinären Vernetzung und Sichtbarmachung der Biodiversitätsforschung in Deutschland über Institutionsgrenzen hinweg. Es wird gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung BMBF und maßgeblich durchgeführt vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung Leipzig – UFZ sowie dem Museum für Naturkunde – Leibniz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung Berlin.

Unsere tagesaktuelle Auswahl von Pressemitteilungen aus Biodiversitätsforschung und -politik finden Sie auf unter:

Weitere Informationen:

http://www.biodiversity.de
http://und auf twitter.com/Ne_Fo

Quelle: idw

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Extrakorporale Stoßwellentherapie bei Fersenschmerz: besser als Placebo, Ultraschall, Iontophorese

Dr. Anna-Sabine Ernst Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

Gegenüber aktiven Vergleichstherapien durchwachsene Ergebnisse / Optimale Dosis bleibt unklar
Eine Reizung und Entzündung der sogenannten plantaren, also in der Fußsohle gelegenen Sehnenplatte am Fersenbein kann zu Gewebsveränderungen und damit zu Fersenschmerzen führen. Diese Schmerzen können sowohl beim Anlaufen als auch nach längeren oder stärkeren Belastungen auftreten. Sie beeinträchtigen unter Umständen die Bewegungsfähigkeit und die Lebensqualität. Verschwinden die Symptome nach einer Weile nicht von selbst, kommen verschiedene Behandlungen infrage, etwa Schuheinlagen, Dehnübungen, Medikamente oder Physiotherapie. Halten die Schmerzen länger an, kann eine extrakorporale Stoßwellentherapie, kurz ESWT, helfen oder eine Operation.

Im November 2016 hatte das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) seinen Vorbericht zum Nutzen einer Fersenschmerz-Behandlung mit ESWT veröffentlicht. Die anschließend eingegangenen Stellungnahmen und die Auswertung einer weiteren Studie haben dessen Ergebnisse bestätigt: Laut dem jetzt veröffentlichten Abschlussbericht gibt es im Vergleich zu Scheininterventionen für den Endpunkt Schmerz einen Beleg und für den körperlichen Funktionsstatus einen Anhaltspunkt für einen Nutzen.

Gegenüber aktiven Vergleichstherapien ist das Ergebnis durchwachsen. In einigen Vergleichen zeigten sich Vorteile der ESWT, in anderen Nachteile oder aber keine Anhaltspunkte für einen höheren oder geringeren Nutzen. Unklar bleibt, wie viel Energie nötig ist, um die positive Wirkung zu erzielen und zugleich die Nachteile der Behandlung zu minimieren.

Die Behandlung ist schmerzhaft
Stoßwellen sind stark gebündelte Druckwellen, die Schallwellen ähneln. Sie werden unter anderem zur Zertrümmerung von Nierensteinen eingesetzt. Bei der extrakorporalen Stoßwellentherapie wird in der Regel die schmerzhafteste Stelle am Fuß behandelt. Die Stoßwellen sollen die Zellen zur Bildung von Zytokinen anregen und den Zellumsatz erhöhen; das Bindegewebe soll dadurch schneller heilen.

Für gewöhnlich werden über ein bis zwei Wochen etwa drei bis fünf Sitzungen durchgeführt. Ab einer gewissen Intensität kann die Behandlung mit Stoßwellen schmerzhaft sein, sodass die Stelle häufig vorher lokal betäubt wird. Dazu Sandra Molnar, die im Ressort Nichtmedikamentöse Verfahren federführend am IQWiG-Bericht mitgewirkt hat: „Am Rande des Orthopädenkongresses hatte ich Gelegenheit, mich probeweise mit Stoßwellen behandeln zu lassen, und zwar ohne örtliche Betäubung. Ich kann bestätigen: Ja, das tut erst mal ganz schön weh!“

Mehrere Vergleichstherapien betrachtet
Umso wichtiger ist es, diesen Nachteil genau gegen die Vorteile der Behandlung abzuwägen. Das IQWiG hat insgesamt 29 Studien ausgewertet, in denen eine ESWT mit einer Scheinbehandlung, mit verschiedenen aktiven Therapien oder aber mit einer anderen ESWT-Variante verglichen wurde.

Aus den 15 Studien, in denen ESWT mit Scheinbehandlungen verglichen wurde, ergaben sich bei den patientenrelevanten Endpunkten Schmerz und körperlicher Funktionsstatus jeweils ein Beleg und ein Anhaltspunkt für einen Nutzen der ESWT. Bei der gesundheitsbezogenen Lebensqualität gibt es dagegen keinen Anhaltspunkt für einen Nutzen.

Teils größerer, teils kleinerer Nutzen als andere aktive Therapien
Bei zwei von sechs aktiven Vergleichstherapien ergaben sich Anhaltspunkte für einen höheren Nutzen der ESWT, und zwar gegenüber Ultraschall und gegenüber Iontophorese (Aufnahme von Arzneimitteln durch die Haut mithilfe eines schwachen elektrischen Stroms) plus Einnahme schmerzstillender Mittel.

Bei zwei weiteren aktiven Vergleichstherapien, nämlich Operation und Ultraschall plus Dehnübungen, fanden sich keine Anhaltspunkte für einen höheren oder geringeren Nutzen. Im Vergleich zu Dehnübungen allein und gegenüber Glukokortikoid-Injektionen schnitt die ESWT schlechter ab, wobei ein Publikationsbias nicht ausgeschlossen werden kann: In beiden Fällen gibt es unveröffentlichte Studien.

Optimale Dosis bleibt unklar
Aus den sechs Studien schließlich, in denen verschiedene ESWT-Varianten getestet wurden, ließen sich keine Anhaltspunkte für einen höheren oder geringeren Nutzen einer bestimmten Behandlungsweise ableiten. Bei vier dieser Studien wurden Varianten mit hoher und niedriger Gesamtenergiedosis verglichen.

Zwar zeigten sich in drei Studien statistisch signifikante Vorteile der jeweils höheren Gesamtenergiedosis. Aber die niedrigere Dosis war in diesen Fällen so klein, dass es sich womöglich um Scheinbehandlungen handelte. Daher kann aus diesen Untersuchungen keine Empfehlung für eine Behandlungsvariante abgeleitet werden.

Zum Ablauf der Berichtserstellung
Die vorläufigen Ergebnisse, den sogenannten Vorbericht, hatte das IQWiG im November 2016 veröffentlicht und zur Diskussion gestellt. Nach dem Ende des Stellungnahmeverfahrens wurde der Vorbericht überarbeitet und als Abschlussbericht im März 2017 an den Auftraggeber versandt. Die eingereichten schriftlichen Stellungnahmen werden in einem eigenen Dokument zeitgleich mit dem Abschlussbericht publiziert. Der Bericht wurde gemeinsam mit externen Sachverständigen erstellt.

Weitere Informationen:
http://www.iqwig.de

Quelle: idw

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Den Faktor Mensch im biologischen Flickflack der Küstengewässer erkennen

Dr. Barbara Hentzsch Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde

Biologische Langzeitdatenserien sind wertvolle Datenarchive, um Auswirkungen des menschlichen Einflusses auf die Ökosysteme oder Klima-getriebene Regime-Veränderungen zu identifizieren. In Küstengewässer jedoch, dort wo der Süßwasserzustrom von Land gemeinsam mit dem Wettergeschehen und lokalen Strömungen zu rasch wechselnden Werten von Salzgehalt, Temperatur und Sauerstoff führt, kommt ihre Aussagekraft an ihre Grenzen. Zu dominant sind die Reaktionen der Lebensgemeinschaften auf diese Umweltparameter. Einer Gruppe Warnemünder Wissenschaftler ist es nun gelungen mithilfe statistischer Verfahren weitere Einflussgrößen zu identifizieren.

Auf den ersten Blick erscheint es unmöglich, für Veränderungen bei den Häufigkeiten von benthischen Organismen oder deren Artenreichtum andere Ursachen zu erkennen, als die alles maskierenden Reaktionen auf die rasch wechselnden Salzgehalte oder saisonalen Sauerstoffmangel. Sind wir damit am Ende der Interpretierbarkeit biologischer Langzeitdaten in Küstengewässern angekommen? Michael L. Zettler, Meeresbiologe am Leibniz-Institut für Ostseeforschung und seine Kolleginnen und Kollegen wollten sich damit nicht zufrieden geben. In einer kürzlich in der renommierten Fachzeitschrift PLoS ONE veröffentlichten Studie wenden sie zum ersten Mal bestimmte statistische Verfahren (DistLM – distance based linear model permutation test) an biologischen Langzeitdaten von drei Stationen in der deutschen Ostsee an, um die Aussagekraft der 35 Jahre umfassenden Datenreihe von Makrozoobenthos Parametern zu erhöhen.

Die Studie konzentriert sich auf Stationen in der Mecklenburger Bucht, an der Darsser Schwelle und im Arkonabecken. Alle drei Stationen unterscheiden sich beträchtlich hinsichtlich der Struktur der Lebensgemeinschaft, der Abundanzen, Biomassen und Artenzahlen. Auch die statistische Signifikanz und die Bedeutung von Umweltparametern bei der Erklärung zeitlicher Schwankungen der makrozoobenthischen Daten unterscheiden sich zwischen den Stationen und in Abhängigkeit der jeweiligen biotischen Parameter.

Mithilfe der DistLM Methode ließen sich Variablen ermitteln, die an der jeweiligen Station am ehesten die Variationen der einzelnen Makrozoobenthos-Parameter erklären. Neben den bereits bekannten Umweltvariablen wie Sauerstoffmangel und Salzgehaltsschwankungen lassen sich die Schwankungen und Trends der biologischen Komponenten zu einem großen Teil auch durch Klimaveränderungen (verwendet wurde der Nordatlantische Oszillations-Index=NAOI) erklären.

Wie also ist die Entwicklung der makrozoobenthischen Gemeinschaften in den letzten 35 Jahren verlaufen? Michael Zettler fasst die Ergebnisse zusammen: „Während wir an den Stationen Mecklenburger Bucht und Arkonabecken, die häufig durch Sauerstoffmangel geprägt sind, weder regime shifts noch Trends erkennen können, zeigt sich an der Darsser Schwelle, dass sich die benthische Lebensgemeinschaft innerhalb der untersuchten 35 Jahre mehrfach drastisch geändert hat. Wir gehen von zwei größeren regime shifts, am Ende der 1980er Jahre und um die Mitte der 1990er Jahre, aus. Es könnte sich um die benthische verzögerte Reaktion auf den klimabedingten und mittlerweile allgemein akzeptierten Nordatlantik Regime Shift handeln.“

Vor dem Hintergrund der wichtigen ökologischen Rolle, die benthischen Lebensgemeinschaften zukommt, ist es essentiell ihre Reaktion auf Klimawandel und andere anthropogene oder natürliche Einflüsse zu verstehen und vorherzusagen. Die nun veröffentlichte Studie zeigt, dass die Fortführung der Langzeitdatenserien auch in hochdynamischen Seegebieten Sinn macht.

Die hier beschriebenen Langzeitdaten wurden im Rahmen des HELCOM Monitorings erhoben, das das Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde im Auftrag des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie durchführt.

Zettler, M. L., Friedland, R., Gogina, M., Darr, A. (2017): Variation in benthic long-term data of transitional waters: Is interpretation more than speculation? PLoS ONE 12(4): e0175746
https://doi.org/10.1371/journal.pone.0175746

Kontakt zum Autor:
Dr. Michael L. Zettler | Tel.: 0381 5197-236 | michael.zettler@io-warnemuende.de

Kontakt Presse- & Öffentlichkeitsarbeit:
Dr. Barbara Hentzsch | Tel.: 0381 5197-102 | barbara.hentzsch@io-warnemuende.de
Dr. Kristin Beck | Tel.: 0381 5197-135 | kristin.beck@io-warnemuende.de

Das IOW ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft, zu der zurzeit 91 Forschungsinstitute und wissenschaftliche Infrastruktureinrichtungen für die Forschung gehören. Die Ausrichtung der Leibniz-Institute reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissen-schaften über die Wirtschafts-, Sozial- und Raumwissenschaften bis hin zu den Geis-teswissenschaften. Bund und Länder fördern die Institute gemeinsam. Insgesamt beschäftigen die Leibniz-Institute etwa 18.100 MitarbeiterInnen, davon sind ca. 9.200 WissenschaftlerInnen. Der Gesamtetat der Institute liegt bei mehr als 1,6 Mrd. Euro. (www.leibniz-gemeinschaft.de)

Quelle: idw

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Besseres Wassermanagement in trockenen Gebieten

Monika Landgraf Strategische Entwicklung und Kommunikation – Gesamtkommunikation
Karlsruher Institut für Technologie

Wie viel Wasser wird künftig in trockenen und halbtrockenen Regionen der Erde verfügbar sein? Wie lassen sich Reservoire und bewässerte Landwirtschaft steuern? Mit diesen Fragen befassen sich Forscher in dem am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) koordinierten Projekt „Saisonales Wasserressourcen-Management in Trockenregionen: Praxistransfer regionalisierter globaler Informationen“ (SaWaM). Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Projekt macht globale Satelliten- und Modelldaten für das regionale Wassermanagement und die saisonale Vorhersage nutzbar.

Die lebensnotwendige Ressource Wasser ist regional unterschiedlich verteilt. So ist die Wasserversorgung für rund 80 Prozent der Weltbevölkerung potenziell unsicher. Bis 2025 werden nach Schätzung der UN voraussichtlich 1,8 Milliarden Menschen von absoluter Wasserknappheit – weniger als 500 Kubikmeter Wasser pro Person und Jahr – betroffen sein. Gründe für die sich verschärfende Wasserknappheit sind das Wachstum der Weltbevölkerung sowie die Klimaänderung. „Besonders relevant ist diese Problematik für Gebiete, die schon jetzt von Wassermangel geprägt sind, also für die ariden und semi-ariden Gebiete, die immerhin rund 40 Prozent der Landflächen auf der Erde ausmachen“, berichtet Professor Harald Kunstmann, stellvertretender Leiter des Instituts für Meteorologie und Klimaforschung – Atmosphärische Umweltforschung (IMK-IFU) des KIT in Garmisch-Partenkirchen. „Daher ist es gerade in diesen Regionen wichtig, die verfügbaren Wasserressourcen genau zu kennen.“

Harald Kunstmann koordiniert das soeben gestartete Projekt „Saisonales Wasserressourcen-Management in Trockenregionen: Praxistransfer regionalisierter globaler Informationen“ (SaWaM). An dem auf drei Jahre angelegten Projekt sind insgesamt sieben Forschungseinrichtungen aus der Klima-, Hydrologie-, Ökosystemforschung und Fernerkundung sowie zwei deutsche Unternehmen beteiligt.

In ariden und semiariden Regionen ist der Niederschlag über Monate hinweg geringer als die Verdunstung und es gibt ausgeprägte lange Trockenzeiten. Beobachtungsdaten zum Wasserkreislauf sind in den meist entwicklungsschwachen betroffenen Ländern immer weniger verfügbar. Daher müssen Wissenschaftler zunehmend auf Satelliten- oder Modelldaten zurückgreifen. Diese sind jedoch in der Regel äußerst grob aufgelöst und mit großen Unsicherheiten behaftet. Entsprechend eingeschränkt ist ihr Nutzen für das regionale Wassermanagement.

Das Projekt SaWaM zielt darauf, die Leistungsfähigkeit globaler hydrometeorologischer Datenprodukte zu untersuchen und durch neu entwickelte Methoden für die Entscheidungsunterstützung zu optimieren. Dabei geht es auch und besonders um die saisonale Vorhersage der wichtigsten Wasserhaushaltsgrößen für die nächsten sechs bis zwölf Monate „SaWaM liefert somit wichtige Informationen über die zukünftige Entwicklung der Wasserverfügbarkeit, vor allem für die Steuerung von Reservoiren und die bewässerte Landwirtschaft“, erklärt Projektkoordinator Harald Kunstmann.

Um die Praxisnähe der entwickelten Methoden zu gewährleisten, ist das Projektkonsortium eng mit lokalen Entscheidungsträgern, Forschungseinrichtungen und Unternehmen in den insgesamt fünf semi-ariden Zielregionen verzahnt. Die Anwendung im Detail ist für drei Entwicklungsregionen – Iran, Sudan und Brasilien – vorgesehen. Für zwei weitere Perspektivregionen – Ecuador und Westafrika – evaluieren die Wissenschaftler die generelle Anwendbarkeit der Verfahren sowie ausgewählte Teilaspekte.

Die verschiedenen Regionen stellen unterschiedliche Anforderungen. Deshalb definieren die Forscher im Dialog mit lokalen Entscheidungsträgern regionsspezifische Zielgrößen. Diese bilden auch die Grundlage für ein prototypisches Online-Portal, auf dem die Ergebnisse des Projekts bereitgestellt und visualisiert werden. Unter anderem liefert SaWaM Informationen über den Sedimenteintrag im Upper-Atbara-Staudamm/Sudan im Einzugsgebiet des Nil sowie eine verbesserte hydrometeorologische Datengrundlage für ein nachhaltiges Wassermanagement des Urmia-Sees im Iran.

An SaWaM beteiligt sind neben dem KIT die Universität Potsdam, die Universität Stuttgart, die Universität Marburg, das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung UFZ, das Helmholtz-Zentrum Potsdam – Deutsches GeoForschungsZentrum GFZ, die Technische Universität Berlin sowie die Lahmeyer International GmbH (Bad Vilbel) und die GAF AG (München).

Das Verbundprojekt „Saisonales Wasserressourcen-Management in Trockenregionen: Praxistransfer regionalisierter globaler Informationen“ (SaWaM)“ wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen der Fördermaßnahme „Globale Ressource Wasser“ (GROW) gefördert.

Details zum KIT-Zentrum Klima und Umwelt: http://www.klima-umwelt.kit.edu

Weiterer Kontakt:
Kosta Schinarakis, Themenscout, Tel.: +49 721 608 41956, Fax: +49 721 608 43658, E-Mail: schinarakis@kit.edu

Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) verbindet seine drei Kernaufgaben Forschung, Lehre und Innovation zu einer Mission. Mit rund 9 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie 25 000 Studierenden ist das KIT eine der großen natur- und ingenieurwissenschaftlichen Forschungs- und Lehreinrichtungen Europas.

KIT – Die Forschungsuniversität in der Helmholtz-Gemeinschaft
Das KIT ist seit 2010 als familiengerechte Hochschule zertifiziert.
Diese Presseinformation ist im Internet abrufbar unter: www.kit.edu

Weitere Informationen:
http://www.klima-umwelt.kit.edu

Anhang
Besseres Wassermanagement in trockenen Gebieten
https://idw-online.de/de/attachment57442

Quelle: idw

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Neue DNA-Datenbank der Wasserinsekten verbessert Umweltüberwachung

Dr. Eva-Maria Natzer Öffentlichkeitsarbeit
Staatliche Naturwissenschaftliche Sammlungen Bayerns

Im Wasser lebende Insekten spielen eine große Rolle als Zeigerarten bei der Beurteilung der Gewässerqualiät von Bächen, Flüssen und Seen. Die Forscher der Zoologischen Staatssammlung München (SNSB-ZSM) veröffentlichten nun eine genetische Arten-Datenbank der Eintags-, Köcher- und Steinfliegen in Deutschland, die das Umweltmonitoring und die Beurteilung von Ökosystemen erleichtern soll.

Wasserinsekten sind vor allem bei der Bestimmung der Gewässergüte von Fließ- sowie Standgewässern von enormer Bedeutung. Viele Arten speziell der Eintags-, Köcher- und Steinfliegen sind so optimal an ihre Lebensräume angepasst, dass sie äußerst sensibel auf kleinste Veränderungen ihrer Umwelt durch beispielsweise Verschmutzung oder auch klimatische Abweichungen reagieren. Die Reaktion der Insektenfauna auf veränderte Standortbedingungen werden heute oft zum Zwecke des Umweltmonitoring genutzt. Ökologen können durch die Erfassung der vorkommenden Arten und der Artgemeinschaften innerhalb eines Biotops unter anderem Rückschlüsse auf Wasser- oder Bodenqualität ziehen und somit dessen ökologisches Gleichgewicht bewerten.

Leider gestaltet sich die Artbestimmung bei diesen sogenannten Bioindikator- oder Zeigerarten in der Praxis oft sehr schwierig. Vor allem die Larven sind selbst für Experten anhand ihrer äußeren Merkmale kaum zu unterscheiden. Artbestimmungen sind somit meist zeitaufwändig, teuer und oft fehlerhaft.

Forscher der Zoologischen Staatssammlung München geben Ökologen und Umweltgutachtern mit ihrer nun veröffentlichten Gen-Datenbank für Eintags-, Köcher- und Steinfliegen ein wichtiges Werkzeug an die Hand. Im Rahmen ihrer DNA-Barcoding Projekte haben die ZSM Wissenschaftler die genetischen Fingerabdrücke – sogenannte DNA-Barcodes – von über 2600 Exemplaren der Wasserinsekten aus den drei Gruppen erfasst (www.barcoding-zsm.de). Diese konnten insgesamt 363 verschiedenen Arten zugeordnet werden, was rund zwei Dritteln aller in Deutschland vorkommenden Arten entspricht. Diese genetische ‚Bibliothek des Lebens‘ dient nun als solide Referenz für zukünftige Artbestimmungen und gibt Ökologen eine schnellere und zuverlässigere Methode zur Identifikation von Indikatorarten an die Hand.

„Die neu von uns aufgestellte DNA-Datenbank beinhaltet alle für ökologische Fragestellungen relevanten Arten“, so Jérôme Morinière, taxonomischer Koordinator an der ZSM, „unser Ziel ist der weitere Ausbau unserer „Bibliothek des Lebens“ und deren Nutzbarkeit für Prozesse im Umwelt- oder Biodiversitätsmonitoring.“

Im Rahmen der Initiativen „Barcoding Fauna Bavarica“ (BFB) und „German Barcode of Life“ (GBOL) verfolgen die Münchener Forscher das ehrgeizige Ziel, alle bayerischen bzw. deutschen Tierarten genetisch zu erfassen und in einer Online-Bibliothek für Fachleute weltweit zur Verfügung zu stellen. Aus den Projekten sind bereits mehrere vollständige Checklisten für bayerische Insektengruppen hervorgegangen, wie z. B. für Schmetterlinge, Heuschrecken oder Wildbienen. Insgesamt konnten schon mehr als 20.000 Tierarten erfasst werden. Mehr Informationen zum Thema finden sich unter www.barcoding-zsm.de.

Publikation:
Morinière, J., Hendrich, L., Balke, M., Beermann, A. J., König, T., Hess, M., Koch, S., Müller, R., Leese, F., Hebert, P. D. N., Hausmann, A., Schubart, C. F. and Haszprunar, G. (2017), A DNA barcode library for Germany′s mayflies, stoneflies and caddisflies (Ephemeroptera, Plecoptera & Trichoptera). Mol Ecol Resour. Accepted Author Manuscript. doi:10.1111/1755-0998.12683

Kontakt:
Jérôme Morinière
Zoologische Staatssammlung München (SNSB-ZSM)
Münchhausenstraße 21
81247 München
Tel.: 089 8107 121
E-Mail: moriniere@zsm.mwn.de

Weitere Informationen:
http://www.barcoding-zsm.de Barcoding Projekte an der ZSM
http://www.snsb.de Staatliche Naturwissenschaftliche Sammlungen Bayerns
http://www.zsm.mwn.de Zoologische Staatssammlung München

Quelle: idw

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Sonne, Outdoor-Working: Krebsgefahr?

Dr. Thomas Nesseler Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin e.V.

Der Sommer kommt. „Raus ins Freie“ ist der erste Impuls. Doch Vorsicht: Zu viel UV-Strahlung erhöht das Risiko einer Hautkrebserkrankung. Besonders gefährdet ist die Berufsgruppe der Arbeitnehmer, die im Freien arbeiten. Der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin (DGAUM), Professor Hans Drexler, setzt sich in seiner aktuellen Stellungnahme eindeutig für die arbeitsmedizinische Vorsorge sowie eine erfolgreiche und nachhaltige Prävention von Hautkrebs am Arbeitsplatz ein.

Hautkrebs als Berufskrankheit anerkannt
Im Januar 2015 wurde der Hautkrebs als Berufskrankheit in die Berufskrankheiten-Verordnung (BKV) aufgenommen. Dies war ein erfolgreicher Schritt zur Verbesserung der arbeitsmedizinischen Vorsorge für die Beschäftigten. Der Zentralverband des Deutschen Baugewerbes (ZDB) stellte jedoch kürzlich in einer Stellungnahme die Notwendigkeit einer Hautkrebsvorsorge für Outdoor-Worker in Frage. Obwohl die Statistiken ganz klar belegen, dass die Beschäftigten im Freien einer täglichen Bestrahlung von bis zu 5 SED/d ausgesetzt sind. Als Grenzwert gilt 1 SED/d. „In Deutschland sind bei keiner krebserzeugenden Wirkung am Arbeitsplatz derart hohe Risiken zulässig. Hinzu kommt, dass das Risiko für Hautkrebs mit Abstand das größte Krebsrisiko ist“, erklärt Professor Drexler.

Die Arbeitgeber in der Pflicht
Die Haut der Beschäftigten, die im Freien arbeiten, wird einer intensiven Belastung durch natürliche UV-Strahlung ausgesetzt. Laut der Verordnung zur arbeitsmedizinischen Vorsorge (ArbMedVV) hat der Arbeitgeber auf der Grundlage der Gefährdungsbeurteilung für eine angemessene arbeitsmedizinische Vorsorge der bei ihm beschäftigten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu sorgen. Der Präsident der DGAUM sieht die Vorsorge von Hautkrebs daher als unverzichtbares Präventionsinstrument an: „Das Plattenepithelkarzinom hat eine hohe Erkrankungsprävalenz und das Risiko zu erkranken ist für Outdoorworker deutlich erhöht“. Dabei haben Arbeitsmediziner gute Möglichkeiten, Hautkrebs früh zu erkennen. Die Vorsorge verfügt über ein gutes präventives Potential, sowohl technisch als auch organisatorisch, betont Drexler.

Die DGAUM setzt sich für die Beschäftigten ein
Die Deutschen Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin (DGAUM) steht nach Aussage ihres Präsidenten uneingeschränkt zum Konzept der arbeitsmedizinischen Vorsorge sowie den Bemühungen, die Gesundheit der Beschäftigten durch eine nachhaltige Vorsorge und Prävention zu schützen.

Die komplette Stellungnahme ist auf der DGAUM-Homepage zu lesen: http://www.dgaum.de/stellungnahmen-und-publikationen/

Kontakt bei Rückfragen:
Prof. Dr. med. Hans Drexler
Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und
Umweltmedizin der Universität Erlangen-Nürnberg
Schillerstraße 25/29
91054 Erlangen
E-Mail: Hans.Drexler@fau.de

Über DGAUM:
Die DGAUM wurde 1962 gegründet und ist eine gemeinnützige, wissenschaftlich-medizinische Fachgesellschaft der Arbeitsmedizin und der klinisch orientierten Umweltmedizin. Ihr gehören heute über 1000 Mitglieder an, die auf dem Gebiet der Arbeitsmedizin und Umweltmedizin arbeiten, vor allem Ärztinnen und Ärzte, aber auch Angehörige anderer Berufsgruppen wie etwa Natur- und Sozialwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler. Die Mitglieder der Fachgesellschaft engagieren sich nicht nur in Wissenschaft und Forschung, um so bereits bestehende Konzepte für die Prävention, die Diagnostik und Therapie kontinuierlich zu verbessern, sondern sie übernehmen die ärztliche und medizinische Beratung von Arbeitgebern und Arbeitnehmern an der Schnittstelle von Individuum und Unternehmen. Darüber hinaus beraten die Mitglieder der DGAUM alle Akteure, die ihren Beitrag zu der medizinischen Versorgung leisten und auf Fachwissen aus der betrieblichen Gesundheitsförderung und Prävention, der arbeits- und umweltbezogenen Diagnostik und Therapie, der Beschäftigungsfähigkeit fördernden Rehabilitation sowie aus dem versicherungsmedizinischen Kontext angewiesen sind.

Weitere Informationen unter: http://www.dgaum.de

Ihre Ansprechpartner Presse DGAUM
Mariya Ahner, M.A.
Telefon 089/330 396-0
Fax 330 396-13
E-Mail: mahner@dgaum.de
http://www.dgaum.de

Quelle: idw

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Biofilme: Bakterien schützen sich durch Lotuseffekt

Dr. Ulrich Marsch Corporate Communications Center
Technische Universität München

Plaque auf den Zähnen oder der bräunlich-zähe Schleim in Abflussrohren sind zwei bekannte Beispiele für bakterielle Biofilme. Solche Beläge von den Oberflächen zu entfernen, ist oft sehr schwierig, unter anderem weil sie sehr stark wasserabweisende Eigenschaften haben können. Ein Team von Wissenschaftlern der Technischen Universität München (TUM) konnte nun zeigen, wie solche Biofilme ihre Oberfläche anpassen, um Wasser abzuweisen und dabei Blättern ähneln.

Bakterien umgeben sich mit einer dichten Hülle von selbst hergestellten chemischen Bausteinen (Polymere), um sich vor Umwelteinflüssen zu schützen. Diese Kombination von Bakterien und dem von ihnen produzierten Schleim nennt man Biofilm. Mikroorganismen, die diese Oberflächenbeläge bilden, sind äußerst trickreich, um sich vor fließendem Wasser – und damit vor dem Ablösen – zu schützen. Nicht nur in Abflussrohren, sondern auch an medizinischen Implantaten oder Schläuchen kann das zum großen Problem werden.

Prof. Oliver Lieleg, Professor für Biomechanik, erforscht mit seiner Arbeitsgruppe „Biologische Hydrogele“ an der Munich School of BioEngineering die physikalischen Prinzipien, die bakterielle Biofilme so widerstandsfähig machen. In ihrer aktuellen Studie im Journal NPJ Biofilms and Microbiomes haben sie die Oberfläche von Biofilmen mit konfokalen Reflexions-Lichtmikroskopen genau vermessen.

Nahrungsangebot bestimmt die Oberfläche der Biofilme

„Unsere erste Erkenntnis war: Biofilm ist nicht gleich Biofilm – auch wenn er vom selben Bakterium erzeugt wird“, sagt Oliver Lieleg. Die Forscher stellten fest, dass das Bodenbakterium Bacillus subtilis Biofilme mit ganz unterschiedlichen Eigenschaften herstellen kann: Einmal breiten sich Wassertropfen fast sofort auf der Oberfläche aus, ein anderes Mal rollen die Wassertropfen von der Oberfläche herunter und ein drittes Mal bleiben die Wassertropfen in kugeliger Form auf der Oberfläche haften – selbst wenn diese senkrecht gestellt wird.

Wie die Wissenschaftler zeigen konnten, nutzen die Mikroorganismen dabei Effekte, die aus der Pflanzenwelt bekannt sind: das wasserabweisende Verhalten der Blätter von Lotuspflanzen und Rosen. Lieleg und sein Team konnten nachweisen, dass die Oberflächenstruktur in der Tat stark verwandt zu denen der Pflanzenblätter ist. Genau wie die Blätter weist auch der Biofilm rauhe Strukturen sowohl im Mikrometer- als auch im Nanometerbereich auf, die dazu führen, dass die Benetzung mit Wasser erschwert wird.

Ein wesentlicher Unterschied, der sowohl bei den Pflanzenblättern als auch bei den Biofilmen auftritt: Beim Lotus-Effekt werden kleine Luftbläschen zwischen dem Wassertropfen und der Oberfläche des Blattes eingeschlossen, beim Rosenblatt-Effekt dagegen nicht. Deshalb perlen Wassertropfen von Lotusblättern ab, haften aber an Rosenblättern. Ob sich ein Biofilm eher wie ein Lotus- oder wie ein Rosenblatt verhält, hängt von den Nährstoffen ab, die die Bakterien beim Wachstum vorfinden, da dies die genaue Oberflächenstruktur des Biofilms bestimmt.

Ein neuer Ansatzpunkt zur Bekämpfung von Biofilmen
Bakterien in Biofilmen lassen sich oft nur schwer mit Antibiotika und anderen Chemikalien bekämpfen. Teilweise ist dafür die wachsende Zahl bakterieller Resistenzen verantwortlich. Die Forscher schlagen nun vor, auch die wasserabweisenden Eigenschaften der Biofilme anzugreifen: „Wenn ein antibakterieller Stoff die Oberfläche eines Biofilms gar nicht erreicht, weil er abperlt, dann kann er auch nicht wirken. Wir müssen deshalb diese wasserabweisende Oberflächentextur verändern“, erklärt Oliver Lieleg. „Das wäre ein neuer Ansatzpunkt, um Biofilme von Oberflächen wie Rohren, Kathetern oder infizierten Wunden zu entfernen.“

Das Projekt wurde im Rahmen des SFB863 „Forces in Biomolecular Systems“ durchgeführt.

Originalpublikation
Werb, M., Falcón Garcia, C., Bach, N., Grumbein, S., Sieber, S., Opitz, M. and O. Lieleg, „Surface topology affects wetting behavior of Bacillus subtilis biofilms“, NPJ Biofilms and Microbiomes, DOI: 10.1038/s41522-017-0018-1 (2017)
https://www.nature.com/articles/s41522-017-0018-1

Kontakt
Prof. Dr. Oliver Lieleg
Technische Universität München
Professur für Biomechanik / Fakultät für Maschinenwesen und Munich School of BioEngineering
Tel: +49 89 289 10952
E-Mail: oliver.lieleg@tum.de

Mehr Informationen
Professorenprofil Prof. Dr. Oliver Lieleg: http://www.professoren.tum.de/lieleg-oliver/

Arbeitsgruppe „Biologische Hydrogele“: http://www.imetum.tum.de/arbeitsgruppen/biologische-hydrogele

Weitere Informationen:

https://www.tum.de/die-tum/aktuelles/pressemitteilungen/detail/article/33914/ – Diese Meldung im Web
https://www.tum.de/die-tum/aktuelles/ – Pressemeldungen der Technischen Universität München

Quelle: idw

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Erythrit – Forscher finden Früherkennungszeichen für Fettleibigkeit

Stephan Nachtigall Presse und Kommunikation
Technische Universität Braunschweig

Ein internationales Forschungsteam, an dem Wissenschaftler der Technischen Universität Braunschweig beteiligt sind, hat eine chemische Substanz identifiziert, die als Früherkennungszeichen für eine einsetzende Fettleibigkeit genutzt werden kann. Solch ein Biomarker für Adipositas war bisher nicht bekannt. Es handelt sich um den Zuckeralkohol Erythrit. Die Forscher um Prof. Dr. Karsten Hiller, Leiter der Abteilung Bioinformatik und Biochemie am Braunschweiger Zentrum für Systembiologie (BRICS) der TU Braunschweig konnten nachweisen, dass Menschen, die stark an Gewicht zunehmen und Gefahr laufen, fettleibig zu werden, Erythrit in erhöhten Konzentrationen im Blut haben.

Erythrit dient als Süßstoff etwa in Limonaden und gilt als besonders gut verträglich, weil es – so die gängige Annahme – vom menschlichen Stoffwechsel nicht verarbeitet, sondern unverändert ausgeschieden wird. Das Team konnte zeigen, dass diese Annahme falsch ist: Erythrit ist durchaus Bestandteil des Stoffwechsels – und wird vom Körper sogar selbst hergestellt. Seine Ergebnisse veröffentlicht das Konsortium, an dem auch das Luxembourg Centre for Systems Biomedicine (LCSB) der Universität Luxemburg und die US-amerikanische Cornell-Universität beteiligt sind, heute in dem Fachjournal PNAS.

Grundlage für die Forschungsarbeit war eine Beobachtung, die Ernährungswissenschaftler schon seit längerem machen: „Drei Viertel aller Studienanfänger in den USA neigen dazu, im ersten Semester an Gewicht zuzulegen“, sagt Prof. Dr. Patricia Ann Cassano vom Bereich Ernährungswissenschaften an der Cornell-Universität und Initiatorin der Studie: „Dies dürfte damit zusammenhängen, dass sie von zuhause ausziehen, sich nun selbst versorgen müssen und ihre Ernährung umstellen.“ Bisher war kein Stoffwechselprodukt bekannt, das als Früherkennungszeichen oder Biomarker für diese Gewichtszunahme – die unter Umständen zu Fettleibigkeit führt – dienen kann. Cassano und ihr Team wollten das ändern, denn gerade im frühen Erwachsenenalter bestehen noch Chancen, einer einsetzenden Adipositas entgegenzuwirken. Die Wissenschaftler untersuchten deshalb in einer repräsentativen Gruppe von Studienanfängern über ein Jahr hinweg den Gesundheitszustand und nahmen bei den Probanden Blutproben.

Dann baten sie Karsten Hiller, der damals am LCSB tätig war, und sein Team, die Blutproben zu untersuchen. Ziel war es, herauszufinden, welche Stoffwechselprodukte sich darin befanden und wie sich deren Zusammensetzung im Lauf des Untersuchungszeitraums veränderte. Hiller gilt für solche Untersuchungen als einer der führenden Experten: „Wir haben Techniken entwickelt, mit denen wir genau nachverfolgen können, wie bestimmte Substanzen im Körper abgebaut werden und welche Produkte daraus entstehen. Auch bisher unbekannte Stoffwechselprodukte können wir so bestimmen.“ Die Forscher fanden heraus, dass bei Studienteilnehmern, die gerade stark zunehmen, die Substanz Erythrit verstärkt im Stoffwechsel auftaucht.

Hillers Team stellte zudem fest, dass der Süßstoff nicht nur über die Nahrung in den Körper gelangt, sondern auch selbst von ihm hergestellt wird. „Dazu haben wir mit markiertem Zucker gearbeitet“, sagt Dr. Jean-Pierre Trezzi, der am LCSB maßgeblich an den Untersuchungen beteiligt war. In Glukose haben die Forscher bestimmte Kohlenstoffatome durch solche Kohlenstoffatome ersetzt, die einen Kernbaustein mehr enthalten, als das in der Natur meistens der Fall ist. Trezzi: „Dieses als C13 bezeichnete Kohlenstoff-Isotop ist stabil, hat keine Auswirkungen auf Lebewesen und kommt in der Natur sehr selten vor. Wenn wir es künstlich in Glukose einbauen, können wir genau verfolgen, welchen Weg die Glukose im Körper nimmt.“

Das Ergebnis war für die Forscher überraschend: Nehmen Probanden eine markierte Glukoselösung ein, finden sich die C13-Kohlenstoffatome nach einiger Zeit auch im Erythrit. „Das ist der Beweis dafür, dass der Körper den Zuckeralkohol auch selbst herstellen kann“, sagt Karsten Hiller: „Erythrit ist keine Substanz, die wir einfach wieder ausscheiden. Sie hat eine Wirkung auf unseren Stoffwechsel. Das steht im Gegensatz zu allen bisherigen Annahmen.“

Eine Aussage darüber, welche Beziehung zwischen einer erhöhten Erythrit-Konzentration im Blut und einer einsetzenden Fettleibigkeit besteht, können die Forscher mit ihren bisherigen Ergebnissen allerdings noch nicht machen, so Hiller: „Das ist Gegenstand der nächsten Untersuchungen. Wir werden mit der Isotopenmethode nun die Stoffwechselwege rund um das Erythrit genau ausleuchten, untersuchen, wo es herkommt und wie es aus dem Körper verschwindet – und hoffen dabei Hinweise zu bekommen, welche Rolle dieser Zuckeralkohol bei der Gewichtszunahme spielt.“

Zur Person und zur Abteilung Bioinformatik und Biochemie
Professor Karsten Hiller wurde im Juli 2016 an die TU Braunschweig berufen und leitet dort seither die Abteilung für Bioinformatik und Biochemie. Zudem gehört er der Abteilung für Bioinformatik der Infektionsforschung des Helmholtz Zentrums für Infektionsforschung (HZI) an. Zuvor war er Professor für Zell-Metabolismus an der Universität Luxembourg und leitete dort für sechs Jahre die Arbeitsgruppe Metabolomics. Prof. Hiller und sein Team untersuchen die Rolle des Stoffwechsels von Zellen des Immunsystems und des Gehirns im Zusammenhang mit Krankheiten. Zudem untersuchen sie, wie sich der Stoffwechsel der humanen Wirtszellen während einer Infektion verändert. Die Gruppe hat auf diesem Weg zum Beispiel herausgefunden, dass menschliche Immunzellen eine bisher im humanen Stoffwechsel unbekannte Substanz herstellen, die eine antibiotische Wirkung auf Bakterien entfaltet. Mit Hilfe von Methoden aus der Biochemie und der Informatik sollen weitere Drehpunkte im Stoffwechsel der Immunzellen identifiziert werden, die in Zukunft für Therapie-Möglichkeiten ausgenutzt werden können.

Kontakt
Prof. Dr. Karsten Hiller
Technische Universität Braunschweig
Institut für Biochemie, Biotechnologie und Bioinformatik (IB³)
Abteilung Bioinformatik und Biochemie
Rebenring 56
38106 Braunschweig
Tel.: 0531 391-55201
E-Mail: karsten.hiller@tu-braunschweig.de
http://bibc.tu-braunschweig.de/bioinf

Weitere Informationen:
https://magazin.tu-braunschweig.de/pi-post/erythrit-der-suessstoff-den-der-koerp…
https://www.eurekalert.org/jrnls/pnas/16-20079.htm

Quelle: idw

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Je gerechter, desto grüner

Rudolf-Werner Dreier Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau

Forscher finden Zusammenhang zwischen der Ungleichheit von Einkommen und dem ökonomischen Wert der Natur

Forscher der Universitäten Freiburg, Kiel und Berlin haben herausgefunden, dass der ökonomische Wert der Natur für eine Gesellschaft unter anderem von der Einkommensungleichheit in der Gesellschaft bestimmt wird. „Soziale Gerechtigkeit und Naturschutz stehen nicht unbedingt in einem Konflikt zueinander, anders als häufig behauptet wird. Vielmehr können Maßnahmen für mehr soziale Gerechtigkeit in einer gesellschaftlichen und gesamtwirtschaftlichen Betrachtung auch den Naturschutz stärken“, betont Stefan Baumgärtner, Professor für Umweltökonomie und Ressourcenmanagement an der Universität Freiburg und Leiter der Studie. Die Wissenschaftler haben ihre Theorie im „Journal of Environmental Economics and Management“, der führenden Fachzeitschrift der Umweltökonomie, vorgestellt und anhand eines umfangreichen empirischen Datensatzes zu Naturbewertungen in 22 Ländern weltweit quantifiziert.

Natürliche Ökosysteme sind für Menschen aus vielen Gründen nützlich. Sie stellen Wasser, Nahrungsmittel, Baustoffe, Energie und Medikamente bereit; sie regulieren das Klima und die Ausbreitung von Krankheiten; und sie haben wichtige kulturelle Bedeutung. Aus all diesen Gründen hat Natur einen ökonomischen Wert für Menschen. „Auch wenn dieser Wert nicht offensichtlich ist, da die meisten und wichtigsten Leistungen der Natur nicht auf Märkten gehandelt werden, sollte er bei Entscheidungen über den Umgang mit Natur, zum Beispiel bei der Planung neuer Verkehrswege, Wohn- oder Gewerbegebiete, berücksichtigt werden“, betont Baumgärtner.
Dass der ökonomische Wert der Natur für eine Gesellschaft umso höher ist, je höher das durchschnittliche Einkommen in der Gesellschaft ist, war schon länger bekannt. Das liegt daran, dass bei der ökonomischen Naturbewertung die Leistungen der Natur mit dem Nutzen von Konsumgütern verglichen werden. Wer über ein höheres Einkommen verfügt, kann mehr konsumieren und wird damit normalerweise auch der Natur einen höheren Wert zusprechen.

Unklar war bislang, welchen Einfluss die Ungleichheit der Einkommensverteilung auf den ökonomischen Wert der Natur hat. Diese Frage ist nun beantwortet: Wenn die Leistungen der Natur für das menschliche Wohlbefinden gut durch von Menschen produzierte Güter und Dienstleistungen ersetzt werden können, ist der ökonomische Wert der Natur für eine Gesellschaft umso höher, je gleichmäßiger die Einkommen in dieser Gesellschaft verteilt sind. In diesem Fall gilt umgekehrt auch: Je ungleicher die Einkommen verteilt sind, desto geringer ist der ökonomische Wert der Natur für die Gesellschaft. Die empirischen Daten deuten darauf hin, dass die Bedingung der guten Ersetzbarkeit für viele Leistungen der Natur auf dem derzeitigen Konsumniveau erfüllt ist.

„Dieses Ergebnis ist wichtig, weil es einen klaren Zusammenhang zwischen sozialer Gerechtigkeit und Naturschutz herstellt“, sagt Baumgärtner. Einkommensungleichheit führe nach diesem Ergebnis nämlich zu einer Unterbewertung von Natur. Eine Verringerung von Einkommensungleichheit hätte demnach eine Höherbewertung von Natur zur Folge. Damit würde die Natur in Entscheidungen über wirtschaftliche Entwicklungsmaßnahmen auch einen höheren Stellenwert erhalten.

Originalveröffentlichung
S. Baumgärtner, M.A. Drupp, J.N. Meya, J.M. Munz and M.F. Quaas (2017), Income inequality and willingness to pay for environmental public goods, Journal of Environmental Economics and Management 85: 35-61.
http://doi.org/10.1016/j.jeem.2017.04.005

Kontakt:
Prof. Dr. Stefan Baumgärtner
Fakultät für Umwelt und Natürliche Ressourcen
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Tel.: 0761/203-3753
E-Mail: stefan.baumgaertner@ere.uni-freiburg.de

Weitere Informationen:
https://www.pr.uni-freiburg.de/pm/2017/je-gerechter-desto-gruener

Quelle: idw

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Energiewende: intelligent, vernetzt, nachhaltig

Monika Landgraf Strategische Entwicklung und Kommunikation – Gesamtkommunikation
Karlsruher Institut für Technologie

Der Umbau des Energiesystems hin zu mehr Nachhaltigkeit benötigt viele Bausteine. Etwa smarte Solarspeicher, intelligent verknüpfte Energienetze und strombasierte synthetische Kraftstoffe (e-Fuels). Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) erforscht diese Technologien und stellt auf den Messen Intersolar und ees Europe (31. Mai bis 02. Juni 2017, München) aktuelle Ergebnisse und Forschungsausblicke vor. Themen sind die Helmholtz-Infrastrukturplattform „Energy Lab 2.0″, das Projekt „SafetyFirst“ für effiziente Heimspeicher und Betriebserfahrungen aus Deutschlands größtem Solarstrom-Speicherpark für die Forschung am KIT (Halle B1, Stand B1.154 und Sonderschau „Smart Renewable Energy“).

„SafetyFirst“ und Solarstromspeicherpark
Je günstiger Heimspeicher werden, desto mehr davon werden im privaten Haushalt eingesetzt. Die Technologie steht an der Schwelle zum Massenmarkt. Doch sind die Systeme auch so gut wie von den Herstellern versprochen wird? Denn nicht nur der Anschaffungspreis, sondern auch die Qualität, also die Leistungsfähigkeit im Betrieb, haben einen erheblichen Einfluss auf die laufenden Speicherkosten. „Im Projekt „SafetyFirst“ vermessen wir die Performance von zwanzig kommerziellen Speichersystemen“, erklärt Projektleiterin Nina Munzke vom KIT.

Für die Performance spielen neben dem Wirkungsgrad der Systemkomponenten auch die Standby-Verbräuche, die Reaktionsgeschwindigkeit des Speichers auf Änderungen in der Last und Erzeugung sowie die Intelligenz der Gesamtsystemsteuerung eine große Rolle. „Die Ergebnisse der Messungen zeigen: es gibt noch erhebliche Unterschiede zwischen den Speichern am Markt. Für eine bessere Vergleichbarkeit haben wir eine Checkliste aufgestellt, in der die wichtigsten Kriterien und die KIT-Messergebnisse als Benchmark aufgeführt sind. Damit sollen auch Kunden und Handwerker die richtigen Fragen an die Speicherhersteller und -lieferanten stellen können.“ Die Erfahrungen aus dem Projekt „SafetyFirst“ sind auch in den „Effizienzleitfaden für PV-Speichersysteme“ des Bundesverbands für Energiespeicher (BVES) und des Bundesverbands Solarwirtschaft (BSW Solar) eingeflossen. Dieser wurde im März veröffentlicht und stellt ein einheitliches, standardisiertes Verfahren zur Messung der Energieeffizienz von PV-Speichersystemen vor.

Neben der Qualität werden die Speichersysteme im Rahmen von „SafetyFirst“ auch hinsichtlich Transport- und funktionaler Sicherheit sowie Netzdienlichkeit untersucht. Dadurch werden Entwicklungsempfehlungen möglich, die der Gesamtheit der Netz- und Speicherbetreiber sowie den Stromkunden zugute kommen. Das Projekt „Safety First“ wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie mit etwa 4 Mio. Euro gefördert und vom Karlsruher Institut für Technologie koordiniert. Projektpartner sind das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme in Freiburg und das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoffforschung in Ulm.

Auf der Intersolar und ees Europe 2017 werden Lehren aus den Vergleichstests zu Performance, Sicherheit und Netzdienlichkeit vorgestellt. Daneben zeigen aktuelle Ergebnisse aus dem Solarstrom-Speicherpark am KIT, wie man die Eigenstromversorgung maximiert.

Weitere Informationen und Checkliste unter:
http://www.competence-e.kit.edu/eeseurope2017

Sonderschau „Smart Renewable Energy“: Von Einzellösungen zum intelligenten integrativen System
Die Energiewende ist eine große Herausforderung: Es gilt immer mehr elektrische Energie aus den fluktuierenden erneuerbaren Quellen Sonne und Wind effektiv und bezahlbar zu nutzen und dabei gleichzeitig die erforderliche Netzstabilität und Versorgungssicherheit zu gewährleisten. „Um die Energiewende im Rahmen der gesetzten Zeithorizonte erfolgreich zu gestalten, müssen wir bereits jetzt das gesamte Energiesystem betrachten und in viel größerem Ausmaß als heute effiziente Verknüpfungen zwischen den verschiedenen Energieträgern schaffen“, erklärt Roland Dittmeyer vom KIT, Projektleiter des „Energy Lab 2.0″. „Ich bin überzeugt, dass wir dazu sowohl vorhandene Technologien beherzt anwenden als auch neue bis hin zur Marktreife entwickeln müssen. Mit dem „Energy Lab 2.0″ können wir diese Entwicklung in idealer Weise unterstützen.“

Das „Energy Lab 2.0″ als „Reallabor“ und Simulationsplattform macht es möglich, neue Ansätze zur Integration unterschiedlichster Technologien ins Energiesystem zu erproben. Dafür werden in Europa erstmals größere Versuchsanlagen miteinander vernetzt; etwa solche zur Erzeugung erneuerbarer elektrischer Energie, zur Speicherung und Umwandlung in Wärme, synthetisches Erdgas und schadstoffminimierte synthetische Kraftstoffe (e-Fuels) sowie zur brennstoff- und lastflexiblen Stromerzeugung aus leicht speicherbaren chemischen Energieträgern. Es werden Entwürfe für ein zellulares, intelligentes Gesamtsystem zur Energieversorgung abgeleitet und umfassend untersucht. Neben der Verknüpfung der elektrischen, thermischen und chemischen Energieströme und der Speicherintegration liegt dabei ein Hauptaugenmerk auf der Entwicklung und Erprobung neuer Informations- und Kommunikationstechnologien zur Steuerung und Regelung dieser intelligenten Energienetze. Projektpartner im „Energy Lab 2.0″ sind die Forschungszentren der Helmholtz-Gemeinschaft Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und Forschungszentrum Jülich (FZJ). Das Vorhaben wird gefördert vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg sowie von den Bundesministerien für Bildung und Forschung (BMBF) und Wirtschaft und Energie (BMWi).

Weitere Informationen unter:
http://www.elab2.kit.edu/
http://www.intersolar.de/de/programm/sonderveranstaltungen/sonderschau-smart-ren…

Weiterer Kontakt:
Kosta Schinarakis, Themenscout, Tel.: +49 721 608 41956, Fax: +49 721 608 43658, E-Mail: schinarakis@kit.edu

Details zum KIT-Zentrum Energie: http://www.energie.kit.edu

Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) verbindet seine drei Kernaufgaben Forschung, Lehre und Innovation zu einer Mission. Mit rund 9 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie 25 000 Studierenden ist das KIT eine der großen natur- und ingenieurwissenschaftlichen Forschungs- und Lehreinrichtungen Europas.

KIT – Die Forschungsuniversität in der Helmholtz-Gemeinschaft

Das KIT ist seit 2010 als familiengerechte Hochschule zertifiziert.

Diese Presseinformation ist im Internet abrufbar unter: http://www.kit.edu

Weitere Informationen:
http://www.competence-e.kit.edu/eeseurope2017
http://www.elab2.kit.edu/
http://www.intersolar.de/de/programm/sonderveranstaltungen/sonderschau-smart-ren…
http://www.intersolar.de/de/conference/session/smart-renewable-energy-forum-besc…
http://www.energie.kit.edu

Anhang

Energiewende: intelligent, vernetzt, nachhaltig
https://idw-online.de/de/attachmentdata57480.pdf

Quelle: idw

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Deutsche Hochdruckliga e.V. (DHL): Bluthochdruck bei Frauen häufig unterschätzt

Stephanie Priester Geschäftsstelle
Deutsche Hochdruckliga

Hypertonie und Herzinfarkt galten früher als typisch männliche Leiden: Der Patient – so das landläufige Bild – hat sich seinen Hochdruck durch beruflichen Stress quasi „erarbeitet“ und ihm dann durch Alkohol und Nikotin noch Vorschub geleistet. Bei Frauen wurde eine Hypertonie oft gar nicht in Erwägung gezogen oder zu spät erkannt. Dabei sind Frauen mit steigendem Alter sogar stärker gefährdet als Männer. Am 15. Mai diskutieren Experten im Rahmen einer Pressekonferenz der Deutschen Hochdruckliga e.V. DHL® – Deutsche Gesellschaft für Hypertonie und Prävention in Berlin, welche besonderen geschlechtsspezifischen Herausforderungen es bei Blutdruckpatienten gibt.

„Ab 65 Jahren wird Bluthochdruck häufiger bei Frauen diagnostiziert als bei Männern“, sagt Dr. med. Ute Seeland vom Institut für Geschlechterforschung in der Medizin an der Berliner Charité im Vorfeld der Pressekonferenz. Mittlerweile sind sogar einige Risikofaktoren bekannt, die als typisch weiblich gelten müssen. So steigt das Hypertonie-Risiko auf das Zwei- bis Dreifache an, wenn Frauen die Pille einnehmen und zusätzlich beispielsweise übergewichtig sind. Auch eine Schwangerschaftshypertonie oder eine (Prä-)Eklampsie steigern das Risiko, binnen zehn Jahren einen manifesten Bluthochdruck zu entwickeln. „Die betroffenen Frauen müssen dringend als Risikogruppe wahrgenommen werden. Mit Aufklärungskampagnen sollten diese gezielt angesprochen werden und an Untersuchungen zur kardiovaskulären Risikoeinschätzung teilnehmen“, fordert Dr. Seeland. Die bisherige Aufklärungsarbeit – etwa zum Rauchen – sei vor allem auf Männer abgestimmt gewesen.

Ein Grund dafür, dass Frauen lange Zeit als Zielgruppe vernachlässigt wurden, ist der durch weibliche Östrogene vermittelte Gefäß-Schutz. In mittleren Jahren erkranken Frauen daher tatsächlich seltener an Bluthochdruck als Männer. Doch solle die hormonelle Schutzwirkung nicht überschätzt werden, mahnt Dr. Seeland. „Wenn 77 Prozent der Hypertonie-Patientinnen die Menopause bereits hinter sich haben, bedeutet das zugleich, dass 23 Prozent noch vor der Menopause betroffen sind“, sagt die Charité-Ärztin und verweist auf die Ergebnisse der Berliner BEFRI-Studie. Für die Studie haben sie und ihre Kollegen über 1000 Berliner Frauen zwischen 25 und 75 Jahren befragt und untersucht. Dabei zeigte sich auch, dass 45 Prozent der weiblichen Allgemeinbevölkerung Störungen der arteriellen Gefäßfunktion und/oder eine erhöhte Steifigkeit der Gefäßwände aufweisen1) 2). Solche Veränderungen können einer Hypertonie um Jahre vorausgehen und bleiben oft unentdeckt. „Die Störungen sind oft noch reversibel, sodass gesundheitsfördernde Maßnahmen hier sehr gut greifen können“, sagt die Expertin. Dazu zählte etwa ein Rauchstopp, ausreichend Bewegung, eine salzarme Ernährung (nach Empfehlung der DHL 5 – 6 g Kochsalz pro Tag) und die Vermeidung von Übergewicht. Wie die Internistin betont, stehen heute mit der Messung des sogenannten Augmentationsindex und der Pulswellengeschwindigkeit Methoden zur Verfügung, mit denen die Elastizität der Gefäßwand bereits früh diagnostiziert werden kann. Eine solche Untersuchung solle Männern und Frauen bereits ab 40 Jahren angeboten werden, wenn sie zusätzliche Risikofaktoren aufweisen.

„Frauen leben im Durchschnitt länger als Männer, weshalb die Phase der Folgekrankheiten auf die Lebenszeit gesehen bei Frauen meistens länger ist, als bei Männern“, erklärt Dr. Seeland. „Das bedeutet aus gendermedizinischer Sicht, dass neben den berechtigten sogenannten „harten Endpunkten“ wie dem kardiovaskulären Tod oder der Gesamtmortalität auch die Lebensqualität als ein weiterer Endpunkt in den Studien seine Berechtigung hat und in Zukunft stärker als Outcome Variable mitberücksichtigt werden sollte.“Einschränkungen der Lebensqualität stärker zu berücksichtigen, sei ein wichtiger Schritt hin zur Entwicklung einer gendergerechten Therapie.

Bei der Diagnose „Bluthochdruck“ handelt es sich um eine Erkrankung, die konsequent und langfristig behandelt werden muss – manchmal ein Leben lang. Rund ein Viertel der Menschen mit Bluthochdruck werden momentan gar nicht behandelt und die andere Hälfte nicht ausreichend. „Eine wichtige Ursache für eine nichtausreichende Behandlung ist die Nonadhärenz, also das Nichteinhalten und Nichtumsetzen von Therapieempfehlungen“, sagt Professor Dr. med. Bernhard Krämer, Vorstandsvorsitzender der DHL®. Studien belegen, dass Blutdruckbehandlungen dann erfolgreich sind, wenn Arzt und Patient die Therapieentscheidungen gemeinsam im Dialog treffen. Wie die Therapietreue des Patienten im Alltag gelingen kann, diskutieren Experten im Rahmen einer Pressekonferenz der Deutschen Hochdruckliga anlässlich des Welt Hypertonie Tages am 15. Mai 2017 in Berlin. In diesem Rahmen spricht Dr. Seeland auch darüber, warum sich die Therapie gendergerecht weiterentwickeln muss und welche besonderen Herausforderungen Bluthochdruck bei Frauen mit sich bringt.

Quellen:
1) Oertelt-Prigione S, Seeland U, Kendel F, Rücke M, Flöel A, Gaissmaier W, Heim C, Schnabel R, Stangl V, Regitz-Zagrosek V. Cardiovascular risk factor distribution and subjective risk estimation in urban women–the BEFRI study: a randomized cross-sectional study. BMC Med. 2015 Mar 16;13:52.

2) Seeland U, Brecht A, Nauman AT, Oertelt-Prigione S, Ruecke M, Knebel F, Stangl V, Regitz-Zagrosek V. Prevalence of arterial stiffness and the risk of myocardial diastolic dysfunction in women. Biosci Rep. 2016 Oct 27;36:1-9

Bitte beachten Sie: Im Sinne einer leichteren Lesbarkeit haben wir uns für die männliche Schreibweise entschieden. Die hier abgebildeten Inhalte richten sich jedoch gleichermaßen an weibliche und männliche Interessenten und sind in keiner Weise als Zurücksetzung von Frauen zu verstehen.

Über die Deutsche Hochdruckliga DHL®- Deutsche Gesellschaft für Hypertonie und Prävention
Die Deutsche Hochdruckliga e.V. DHL® bündelt die Expertise zur arteriellen Hypertonie in Deutschland. Gegründet 1974, engagiert sie sich seitdem für eine bessere Versorgung von Menschen mit Bluthochdruck. Weltweit bleibt Bluthochdruck die größte Gefahr für die Gesundheit. Deshalb verfolgt die DHL® das Ziel „30-50-80″: Jeder Mensch ab 30 Jahren sollte seinen Blutdruck kennen. Ab 50 sollte der Blutdruck bei jedem kontrolliert und gut eingestellt sein. Menschen mit 80 sollten nicht an Folgeschäden des Bluthochdrucks wie Schlaganfall oder Herzinfarkt leiden.

www.hochdruckliga.de
http://www.ich-bleib-mir-treu.de/start.html

Quelle: idw

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Welche Auswirkungen hat die Digitalisierung der Industrieproduktion auf Jobs und Umweltschutz?

Eva Söderman Presse und Kommunikation
Institute for Advanced Sustainability Studies e.V.

Studie des IASS zu Industrie 4.0 in China und Deutschland zeigt, wie unterschiedlich Angestellte verschiedener Länder in die Zukunft blicken: Chinesische Arbeitnehmer erwarten von den neuen Technologien viel drastischere Veränderungen für die Umwelt und den Arbeitsmarkt als deutsche. Das zeigt eine Umfrage unter Industrie-Angestellten in Deutschland und China, die Wissenschaftler des Instituts für transformative Nachhaltigkeitsforschung (IASS) durchgeführt haben.

Die umfragebasierte IASS-Studie zum Thema Industrie 4.0, die nun im „International Journal of Precision Engineering and Manufacturing“ erschienen ist, ist eine der ersten, die die Auswirkungen von Digitalisierung und der Verknüpfung industrieller Prozesse auf Nachhaltigkeitsaspekte hin untersucht.

Weniger Jobs in der Fertigung, mehr Jobs in der Entwicklung
Die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Zahl der Jobs und Anforderungen an die Arbeitnehmer halten die Chinesen für deutlich gravierender als die Deutschen. So nehmen 88 Prozent der chinesischen Befragten an, dass es künftig weniger oder viel weniger Arbeitsplätze in der Fertigung geben wird. Vier von fünf der Chinesen erwarten dies auch für Jobs in der Montage. Dagegen rechnet nur gut die Hälfte der deutschen Befragten mit einer abnehmenden Zahl der Arbeitsplätze in der Fertigung (56 Prozent) und Montage (53 Prozent). Eine sichere Zukunft prognostizieren die Deutschen dem Bereich Entwicklung: 77 Prozent erwarten eine steigende Zahl von Arbeitsplätzen, gegenüber 46 Prozent der Chinesen.

„Die Ergebnisse unserer Umfrage spiegeln wider, dass Industrie 4.0 in verschiedenen Regionen der Welt ganz unterschiedliche Auswirkungen zeitigen wird, je nach den vorherrschenden industriellen Voraussetzungen“, sagt Leitautor Grischa Beier. So ließe sich die unterschiedliche Einschätzung dadurch erklären, dass Deutschland bereits einen hohen Automationsgrad aufweist: Auf 10.000 Angestellte kommen 292 Roboter, während es in China nur 36 Roboter sind. Deutschland ist somit ein hochindustrialisierter Pionier der Industrie 4.0 und hat manche Prozesse bereits durchlaufen, die das Schwellenland China noch vor sich hat.

Energie- und Ressourceneffizienz wird wichtiger
In beiden Ländern geht eine Mehrheit davon aus, dass das Thema Ressourceneffizienz zukünftig an Bedeutung gewinnt. Die Befragten aus China rechnen künftig mit einem deutlich niedrigeren Energiebedarf und Materialverbrauch durch die Digitalisierung der Warenherstellung. Deutsche Industrie-Angestellte hingegen prognostizieren mehrheitlich einen gleichbleibenden oder steigenden Energiebedarf. „Möglicherweise lässt sich diese unterschiedliche Einschätzung damit erklären, dass in vielen deutschen Unternehmen bereits Energieeffizienz-Maßnahmen implementiert wurden. Das führt dazu, dass weitere große Einsparpotentiale schwerer zu realisieren sind“, erläutert Grischa Beier.

Zurzeit ist Luftverschmutzung ein erhebliches Umweltproblem in China, wozu die Kohleindustrie und andere industrielle Emissionen in hohem Umfang beitragen. Obwohl in Deutschland ein ähnlich hoher Anteil der Bruttowertschöpfung auf die Industrie entfällt – 26 Prozent verglichen mit 32 Prozent in China – unterscheidet sich der Anteil der Industrie am gesamten Energieverbrauch erheblich: In China liegt er bei 70 Prozent, in Deutschland bei nur 28 Prozent.

Studie
Beier, G., Niehoff, S., Ziems, T., Xue, B. (2017): Sustainability aspects of a digitalized industry – A comparative study from China and Germany. – International Journal of Precision Engineering and Manufacturing – Green Technology, 4, p. 227-234.

Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an
Eva Söderman und Anja Krieger
Presse & Kommunikation
Institute for Advanced Sustainability Studies e.V. (IASS)
Berliner Straße 130, 14467 Potsdam
Tel. +49 (0)331 288 22-340/341
Fax +49 (0)331 288 22-310
E-Mail eva.soederman@iass-potsdam.de / anja.krieger@iass-potsdam.de
www.iass-potsdam.de

Das von den Forschungsministerien des Bundes und des Landes Brandenburg geförderte Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung (Institute for Advanced Sustainability Studies, IASS) hat das Ziel, Entwicklungspfade für die globale Transformation zu einer nachhaltigen Gesellschaft aufzuzeigen. Das IASS folgt einem transdisziplinären, dialogorientierten Ansatz zur gemeinsamen Entwicklung des Problemverständnisses und von Lösungsoptionen in Kooperation zwischen den Wissenschaften, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Ein starkes nationales und internationales Partnernetzwerk unterstützt die Arbeit des Instituts. Zentrale Forschungsthemen sind u.a. die Energiewende, aufkommende Technologien, Klimawandel, Luftqualität, systemische Risiken, Governance und Partizipation sowie Kulturen der Transformation.

Weitere Informationen:
http://publications.iass-potsdam.de/pubman/faces/viewItemOverviewPage.jsp?itemId…
http://www.iass-potsdam.de

Quelle: idw

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Keramiken und Kunststoffe können Metalle schon bei vielen Zahn-Therapien ersetzen

Markus Brakel Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde e.V.

DGZMK: Risiken von Metallen im Mund eher gering einzuschätzen / Unverträglichkeiten sind aus wissenschaftlicher Sicht selten / Kunststoffe verdrängen Amalgam als Füllungsmaterial

Die Gefahr, die von Metall im Mund ausgehen kann, haben Kinogänger noch vor Augen: In den James Bond-Filmen „Der Spion, der mich liebte“ und „Moonraker“ verbreitete der von Richard Kiel gespielte Bösewicht „Der Beißer“ mit einem Gebiss aus Stahl Angst und Schrecken. Wie groß aber ist die Gefahr, die Metalle im Mund auslösen können, wenn sie als Füllungsmaterial oder Zahnprothesen zum Einsatz kommen? Und braucht die moderne Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde sie überhaupt noch angesichts neuer Keramiken und Kunststoffe, die bei Behandlungen heute angewendet werden? „Aus wissenschaftlicher Sicht sind die Risiken, die von Metallen im Mund ausgehen, grundsätzlich eher gering einzuschätzen. Hier widersprechen unsere Erkenntnisse eindeutig einer weit verbreiteten Wahrnehmung. Wir möchten daher ein Zeichen in Richtung eines faktenbasierten Umgangs mit diesem Thema setzen“, stellt Prof. Dr. Michael Walter, Präsident der DGZMK (Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde) und als solcher oberster Repräsentant der wissenschaftlichen Zahnmedizin hierzulande, eindeutig klar. „Keramiken und Kunststoffe können Metalle heute bei vielen Therapien schon ersetzen, ganz verdrängen können sie diese aber noch nicht.“ Im Rahmen einer Pressekonferenz der DGZMK, die sich mit den beiden genannten Fragen beschäftigte, wurde die Verwendung von Metallen, Keramiken und Kunststoffen bei zahnärztlichen Therapien aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet.

Wahrgenommenes Allergie-Risiko im Widerspruch zur Wissenschaft
Was die Verträglichkeit von Dentalmetallen angeht, erläutert Priv.-Doz. Dr. Anne Wolowski (WWU Münster) vom Arbeitskreis Psychologie und Psychosomatik in der DGZMK: „Man liest immer wieder Einzelfallberichte über teils dramatisch erlebte lokale wie allgemeine, sehr unspezifische Beschwerden durch Dentalmetalle (z. B. allgemeine Schwäche, Ermüdung, Energielosigkeit, Mundtrockenheit, erhöhter Speichelfluss). Die intuitiv gesteuerte Wahrnehmung eines solchen Allergie-Risikos durch die Bevölkerung steht dabei aber im Widerspruch zu wissenschaftlichen Erkenntnissen.“

„Grundsätzlich gilt, dass an der Mundschleimhaut kontaktallergische Reaktionen seltener als an der Haut auftreten und im Falle einer Reaktion auch ein eher geringeres Ausmaß annehmen. Der Grund dafür ist die verdünnende Wirkung des Speichels (‚rinse-off‘-Effekt), welche die Kontaktzeit des Allergens verringert. Ein weiterer Grund ist die geringere Dichte jener Zellen im Bereich der Mundschleimhaut, die für die Abwehrreaktion verantwortlich sind“, so Wolowski. Ein positives Testergebnis sei zunächst nur der Nachweis einer Sensibilisierung. In jedem Fall müsse die klinische Relevanz interdisziplinär beurteilt werden. Erst bei eindeutigen Hinweisen aufgrund der Vorgeschichte und belastender Symptome könne man von einer nachgewiesenen Allergie ausgehen und sollte die fraglichen Materialien gegebenenfalls austauschen.

Nozeboeffekt belastet in hohem Maße
Wolowski empfiehlt bei unklaren Beschwerden und/oder bei dem Verdacht auf eine Materialunverträglichkeit die Zusammenarbeit von Zahnmedizin und Allgemeinmedizin. Dabei hänge es von der Art der Beschwerden, der Vorgeschichte und gegebenenfalls vorliegender körperlicher Befunde ab, in welche Richtung eine spezifische Fachdiagnostik und gegebenenfalls Therapie geleitet werden müsse. Dabei steht für die spezialisierte Zahnmedizinerin fest: „Die höchste Belastung, die Patienten erleben, ergeben sich oft aus einer vorschnellen und von Polemik gesteuerten Diagnostik. Unsicherheiten durch unbegründete Spekulationen haben eine Überschätzung eines objektiven Risikos im Sinne eines Nozeboeffektes (als schädigend wahrgenommener Effekt) zur Folge und belasten Betroffene unnötig in hohem Maße.“

Immer wieder in die Schlagzeilen und entsprechend in Verruf ist Amalgam geraten. Bei diesem seit 1820 eingesetzten Füllungsmaterial steht der rund 50prozentige Quecksilberanteil in negativem Ruf. Inzwischen, so Prof. Dr. Roland Frankenberger (Uni Marburg) von der DGZ (Deutsche Gesellschaft für Zahnerhaltung), habe diese Tatsache und der Wunsch nach „unsichtbaren“ zahnfarbenen Füllungen für einen Siegeszug der dentalen Füllungskunststoffe (Komposite) gesorgt. „Diese bieten neben der Ästhetik im Vergleich zum Amalgam vor allem den Vorteil, dass sie viel minimal-invasiver, d.h. unter Opferung wesentlich geringerer Mengen gesunder Zahnhartsubstanz verarbeitet werden können. Daher haben die Komposite das Amalgam heute de facto als Massenfüllungsmaterial abgelöst“, erklärt Frankenberger.

Verwendung von Amalgam normalerweise unbedenklich
Allerdings sei die toxikologische Bewertung beider Füllungsmaterialien nicht trivial. Auch einzelne Bestandteile dentaler Komposite würden zum Teil kritisch gesehen, da im Zuge der Polymerisation mit Licht in der Regel eine 100%-ige Polymerisation nicht zu erzielen sei. Und trotzdem sei bei 50 Mio. Füllungen pro Jahr in Deutschland die Komplikationsrate bezüglich biologischer Begleiterscheinungen nachgewiesenermaßen sehr gering. Frankenbergers Fazit: „Ein perfekt biokompatibles Füllungsmaterial gibt es nicht. Es gilt daher, eine stringente Risikoabschätzung durchzuführen. Nach dieser ist die Verwendung von Amalgam und Amalgamersatzmaterialien in der Regel unbedenklich – d.h. das Risiko ist akzeptabel.“

Keramik verdrängt Metalle beim Zahnersatz
Zahnersatz ist in herausnehmbaren und festsitzenden sowie in zahngetragenen und implantatgetragenen Zahnersatz unterteilbar. Bei der Herstellung von Zahnersatz kommen neben unterschiedlichen Kunststoffen und Kunststoffzähnen vor allem Metalle und Keramiken zur Anwendung. „Generell zeigt sich bei diesen Zahnersatzversorgungen, dass Verträglichkeitsprobleme eher selten auftauchen“, fasst Prof. Dr. Stefan Wolfart (RWTH Aachen) von der Deutschen Gesellschaft für Prothetische Zahnmedizin und Biomaterialien (DGPro) zusammen. „Im Bereich des festsitzenden Zahnersatzes (Kronen und Brücken) wird die Metallkeramik immer noch als Goldstandard bezeichnet. Hierbei wird ein Edelmetall- oder Nichtedelmetallgerüst mit einer Verblendkeramik verblendet. Zahnersatz aus Vollkeramik stellt dazu in vielen Bereichen eine sinnvolle Alternative dar.“ Bei den herausnehmbaren Restaurationen sei eine Versorgung ohne Metalle dagegen nicht realisierbar. Jeder herausnehmbare Zahnersatz – von der Totalprothese abgesehen – weise ein Metallgerüst auf. Insgesamt lasse sich festhalten, dass der Einsatz von Metallen bei Zahnersatz stark zurückgegangen sei. Ganz ohne Metalle gehe es aber vor allem bei großen Brücken, in der Implantatprothetik und bei herausnehmbaren Prothesen noch nicht. Die hochgoldhaltigen Legierungen würden heute aus Kostengründen – wo immer möglich – immer mehr durch Nichtedelmetalllegierungen ersetzt.

Titanimplantate weiter Goldstandard
Zahnärztliche Implantate stellen heutzutage eine wissenschaftlich anerkannte Therapiealternative zum Ersatz fehlender Zähne dar. Die Prognose (sog. Überlebensrate) für zahnärztliche Implantate ist nach adäquater Planung, Einbringung und Versorgung als sehr gut zu beziffern und beträgt nach fünf bis zehn Jahren, je nach Einsatzbereich, zwischen 95 und 100 Prozent. Grundlegend gilt es jedoch zu beachten, dass zahnärztliche Implantate einer intensiven Mundhygiene bedürfen. Neben der häuslichen „Implantatreinigung“ muss eine regelmäßige Kontrolle und professionelle Reinigung durch den Zahnarzt erfolgen. Somit lassen sich Implantatentzündungen (z.B. Periimplantitis) in aller Regel vermeiden.
„Zahnärztliche Implantate werden heutzutage überwiegend aus Titan, einem leichten aber sehr festen Metall, gefertigt. Insbesondere Reintitan wird vom Körper sehr gut akzeptiert und bildet an der Luft eine beständige Schutzschicht aus. Die Korrosionsbeständigkeit des Reintitans und von Titanlegierungen gilt allgemein als ausgezeichnet“, führt Prof. Dr. Frank Schwarz (Uni Düsseldorf), Präsident der Deutschen Gesellschaft für Implantologie (DGI) aus.
Neue Materialentwicklungen wie z.B. Keramikimplantate (Zirkondioxid) können derzeit noch nicht für alle Einsatzbereiche empfohlen werden. Die weitgehend problemlose Verwendung von Titanimplantaten ist wissenschaftlich bestens belegt. Titanimplantate bilden im Moment nach wie vor den Goldstandard und bleiben vorerst noch unverzichtbar. Keramikimplantate können bei bestimmten Indikationen eingesetzt werden.

Weitere Informationen:
http://www.dgzmk.de/presse/pressemitteilungen/dgzmk-pressekonferenz-am-11-mai-20….

Quelle: idw

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Ostfalia forscht: „KlärLam – Kläranlagen als Lastmanager“

Evelyn Meyer-Kube Presse/Public Relations
Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften

Sind Kläranlagen zur Bereitstellung von elektrischer Regelleistung für das Stromnetz geeignet? Mit dieser Fragestellung setzen sich an der Fakultät Versorgungstechnik der Ostfalia Hochschule derzeit Prof. Dr. Jens Wagner und Stefan Kielmeier wissenschaftlich auseinander. Denn durch die Energiewende und der damit verbundenen schlechteren Regelbarkeit der Stromerzeugung in Europa, wird die Aufrechterhaltung des Gleichgewichts zwischen Erzeugung und Verbrauch immer bedeutender.

Eine Möglichkeit diesen Schwankungen im Stromnetz entgegen zu wirken besteht, neben teuren Stromspeichern, in der Stabilisierung des Netzes durch ein sogenanntes „Lastmanagement“. Durch dieses, auch als „Demand Side Management“ bezeichnet, erfolgt eine kurzfristige zeitliche Verschiebung des Strombezugs.

Kläranlagen verbrauchen durchschnittlich mehr Strom als die Straßenbeleuchtung. Daher untersuchen Wagner und Kielmeier vor allem die Belüftung, die durch ihren hohen Energieverbrauch das größte Potential bietet. Neben den Simulationen werden auch reale Bedingungen betrachtet, um einen möglichen Einfluss auf die Betriebsparameter auszuschließen. Dazu wurde eine Container-Versuchsanlage nach dem Vorbild einer Großanlage gebaut, die ihren Dienst seit März 2016 auf dem Gelände der Kläranlage Wolfenbüttel verrichtet. Die Anlage fasst circa 15 Kubikmeter Wasser und ist mit moderner Messtechnik ausgestattet. Die zuvor simulierten Computermodelle werden nun in der Praxis überprüft. Dabei haben sich positive Ergebnisse gezeigt. Professor Wagner berichtet: „Am Modell hat sich durch ein Abstellen der Belüftung für kürzere Zeiträume keine nennenswerte Verschlechterung der Abwasserreinigung ergeben. Die Laststeuerung und die gleichzeitige Gewährleistung der Abwasserbehandlung funktionieren bestens.“

Das bereits im Jahr 2014 gestartete Projekt wird in Zusammenarbeit mit den Stadtwerken Wolfenbüttel, der Firma NeVisio und der Universität Duisburg-Essen durchgeführt und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit rund 431 000 Euro finanziert. Nach einer erfolgreichen Übertragung auf die Großanlage soll die detaillierte Auswertung und ein Abschlussbericht zum Ende des Jahres veröffentlicht werden. Ein Nachfolgeantrag für weitere Forschungsgelder ist vorgesehen. „Ich würde mich freuen, wenn wir weiter forschen könnten und noch genaueres zum Thema Primärregelleistungsbereitstellung oder zu der Entwicklung der lastorientierten Fahrweise von Nitrifikationsbecken beitragen könnten“, so Stefan Kielmeier.

Weitere Informationen:
http://www.ostfalia.de/v/wir_ueber_uns/personen/_mitarbeiter_seiten/wagner.html

Quelle: idw

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WSI Tarifarchiv: Wer bekommt Urlaubsgeld und was sehen die Tarifverträge vor?

Rainer Jung Abt. Öffentlichkeitsarbeit
Hans-Böckler-Stiftung

42,6 Prozent der Beschäftigten erhalten von ihrem Arbeitgeber ein Urlaubsgeld. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Online-Befragung der Internetseite www.lohnspiegel.de, die vom Tarifarchiv des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung betreut wird. Für die Befragung wurden Angaben von rund 6.600 Beschäftigten aus dem Jahr 2016 ausgewertet.

Dabei zeigt sich, dass die Chancen auf Urlaubsgeld sehr unterschiedlich sind. Den größten Unterschied macht es, ob im Unternehmen ein Tarifvertrag gilt oder nicht. Beschäftigte, die in einem tarifgebundenen Unternehmen arbeiten, sind klar im Vorteil: 60,4 Prozent von ihnen erhalten ein Urlaubsgeld. Bei den Beschäftigten ohne Tarifvertrag sind es hingegen lediglich 36,9 Prozent.

Durchschnittlich erhalten Männer häufiger ein Urlaubsgeld (50,7 Prozent) als Frauen (38,7 Prozent). Im Westen fällt der Anteil mit 49,0 Prozent höher aus als im Osten (33,2 Prozent). In Kleinbetrieben (unter 100 Beschäftigte) erhalten 34,4 Prozent ein Urlaubsgeld, während der Anteil in größeren Betrieben (über 500 Beschäftigte) mit 56,5 Prozent wesentlich höher ist (siehe auch Abbildung 1 in der pdf-Version dieser PM; Link unten).

Deutliche Unterschiede zeigen sich auch im Hinblick auf die verschiedenen Branchen (Abbildung 2 in der pdf-Version), wobei oft ein Zusammenhang zum Grad der Tarifbindung besteht. Am Weitesten ist das Urlaubsgeld mit 66,2 Prozent im verarbeitenden Gewerbe verbreitet. In den Bereichen Verkehr und Lagerei, dem Baugewerbe und dem Handel erhalten etwas mehr als die Hälfte der Beschäftigten ein Urlaubsgeld. In den meisten Dienstleistungsbranchen erhält hingegen nur eine Minderheit der Beschäftigten Urlaubsgeld.

Die Höhe des tarifvertraglich vereinbarten Urlaubsgeldes fällt je nach Branche sehr unterschiedlich aus: Zwischen 156 und 2.316 Euro bekommen Beschäftigte in der mittleren Vergütungsgruppe in diesem Jahr als tarifliches Urlaubsgeld (ohne Berücksichtigung von Zulagen/Zuschlägen, bezogen auf die Endstufe der Urlaubsdauer). Das zeigt die aktuelle Auswertung des WSI-Tarifarchivs für 22 Wirtschaftszweige (Stand: April 2017).

Am wenigsten Geld für die Urlaubskasse bekommen Beschäftigte in der Landwirtschaft, im Steinkohlenbergbau und im Hotel- und Gaststättengewerbe. Die höchsten Zahlungen erhalten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer unter anderem in der Holz- und Kunststoffverarbeitung, in der Druckindustrie, der Papier verarbeitenden Industrie sowie in der Metallindustrie (siehe auch Abbildung 3 und die Tabellen in der pdf-Version; Link unten).

Im Westen ist das Urlaubsgeld vielfach höher als in Ostdeutschland. Im öffentlichen Dienst und in der Stahlindustrie gibt es kein gesondertes tarifliches Urlaubsgeld. Es wird mit dem Weihnachtsgeld zu einer einheitlichen Jahressonderzahlung zusammengefasst. Bei der Deutschen Bahn AG wird es in das Jahrestabellenentgelt eingerechnet. Im Bankgewerbe und in der Energiewirtschaft gibt es kein tarifliches Urlaubsgeld.

Gegenüber dem Vorjahr hat sich das tarifliche Urlaubsgeld in 12 von 22 untersuchten Branchen erhöht, und zwar zwischen 2,0 Prozent (Holz- und Kunststoff verarbeitende Industrie, Druckindustrie, Einzelhandel), 2,1 Prozent (Versicherungsgewerbe, Papier verarbeitende Industrie), 2,3 Prozent (Eisen- und Stahlindustrie), 2,4 Prozent (Textilindustrie Westfalen), 2,5 Prozent (Bekleidungsindustrie Bayern), 3,2 Prozent (Gebäudereinigerhandwerk Ost), 4,1 Prozent (Deutsche Bahn AG), 4.7 Prozent (Bauhauptgewerbe West), 4,9 Prozent (Metallindustrie), 5,3 Prozent (Bauhauptgewerbe Ost) und 10 Prozent (Textilindustrie Ost).

In zehn Branchen gab es keine Erhöhung (z. B. Chemieindustrie, Großhandel, Süßwarenindustrie, Landwirtschaft, Hotel- und Gaststättengewerbe). Gründe dafür: Entweder fanden im Auswertungszeitraum keine Tarifverhandlungen statt oder das Urlaubsgeld wurde als Festbetrag vereinbart, der nicht automatisch mit dem Tarifabschluss steigt.

Ansprechpartner in der Hans-Böckler-Stiftung
Prof. Dr. Thorsten Schulten
Leiter WSI-Tarifarchiv
Tel.: 0211 / 77 78-239
E-Mail: Thorsten-Schulten@boeckler.de

Rainer Jung
Leiter Pressestelle
Tel.: 0211 / 77 78-150
E-Mail: Rainer-Jung@boeckler.de

Weitere Informationen:
http://www.boeckler.de/pdf/pm_ta_2017_06_06.pdf – Die PM mit Grafiken und Tabellen (pdf)

Quelle: idw

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Gesunde Mitarbeiter – erfolgreiches Unternehmen

Dr. Thomas Nesseler Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin e.V.

Die voranschreitende Digitalisierung der Arbeitswelt, immerwährende Erreichbarkeit und Flexibilität fordern ihren Tribut: Chronische und psychische Erkrankungen wie Burnout nehmen zu. Gesundheitsbedingte Arbeitsausfälle sind nicht nur für den Arbeitnehmer belastend, sie kosten auch Geld. In die Gesundheit ihrer Mitarbeiter zu investieren, lohnt sich deshalb für Unternehmen. Das betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM) hilft, Fehlzeiten zu minimieren und ein neues Bewusstsein für das Thema „Gesundheit am Arbeitsplatz“ zu schaffen.

Arbeit im Wandel
Die arbeitende Bevölkerung wird älter. Und mit dem Alter nehmen Krankheiten zu. Im Jahr 2014 lag die Erwerbstätigenquote der 55- bis 65-jährigen bei 65,6 Prozent. Auch psychische Erkrankungen können, wenn sie nicht entdeckt und behandelt werden, zu einem Problem werden. „Psychischen Erkrankungen sind die Achillesferse der betrieblichen Leistungserbringung“, sagt Kerstin Reisinger, Geschäftsführerin von „GiB 21 – Gesundheit im Betrieb“. In der Mai-Ausgabe der Zeitschrift „Arbeitsmedizin, Sozialmedizin, Umweltmedizin“ (ASU) setzt sie sich mit dem Thema Betriebliches Gesundheitsmanagement auseinander.

Fünf „Must-haves“ für erfolgreiches betriebliches Gesundheitsmanagement
Das Ziel von BGM ist, Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter nachhaltig zu stärken. Kerstin Reisinger empfiehlt Unternehmen deshalb, nicht nur auf das Budget und die Umsetzung einzelner Maßnahmen zu achten, sondern eine Strategie zu entwickeln. Nur so kann ein positiver „Return on Investment“ erwirtschaftet werden. Dabei sollte auf fünf „Must-haves“ geachtet werden:

Zielorientierung
Die Wirtschaftlichkeit eines Unternehmens hängt von der Gesundheit und Leistungsfähigkeit seiner Mitarbeiter ab: „Ein wirksames betriebliches Gesundheitsmanagement sollte keinem Selbstzweck dienen, sondern Antworten darauf finden, wie es gelingen kann, die betrieblichen Ziele bei bester Gesundheit zu erreichen“, betont Kerstin Reisinger.

Gemeinsame Werte
Das Arbeitsklima wirkt sich entscheidend auf die Krankheitsquote aus. Zu viel Druck ist genauso schädlich wie zu wenige Pausen: „Einem Mitarbeiter, dem ein Wochenende kaum zur Erholung reicht und der es leidlich schafft, seinen privaten Anliegen nachzukommen, wird auch montags nicht zur Höchstform auflaufen“, erklärt Reisinger.

Führung und Netzwerkorientierung
Ein gesundes Arbeitsklima in einem Unternehmen beginnt mit dem richtigen Bewusstsein bei den Führungskräften. Fühlt sich ein Arbeitnehmer unterstützt und geschätzt, puffert dies Belastungen und reduziert gesundheitliche Beschwerden.

Verhaltens- und Verhältnisprävention
Das Arbeitspensum darf fordern, aber nicht überfordern. Denn lang anhaltende Überforderung schadet der Gesundheit genauso wie Unterforderung. Hier ist das Ziel des betrieblichen Gesundheitsmanagements, Fehlbelastungen und damit verbundenen Gesundheitsrisiken gezielt zu begegnen.

Lernen im Sinne kontinuierlicher Verbesserung
Das betriebliche Gesundheitsmanagement ist ein System, das kontinuierlich weiterentwickelt werden muss. Ausgehend von einer Analyse des Ist-Zustandes können gesundheitsfördernde Maßnahmen entwickelt und später evaluiert werden.

Kerstin Reisinger zieht ein klares Fazit: Das betriebliche Gesundheitsmanagement ist ein wichtiges Werkzeug, um nicht nur das Arbeitsklima und die Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter zu verbessern, sondern unterm Strich auch Kosten zu sparen.

3. Präventionskongress 2017
Wo genau beginnt Gesundheitsmanagement im Betrieb? Wo ist es nach dem Gesetz verpflichtend und wo wird die Grenze gezogen, an der die Verantwortung des Arbeitgebers für die Gesundheit des Mitarbeiters aufhört und dessen eigene Entscheidungen im Vordergrund stehen? Welche Anforderung muss ein Betrieb an sein BGM stellen und welche Angebote machen für die Mitarbeiter überhaupt Sinn?

Auch die Mai-Ausgabe der Zeitschrift „Arbeitsmedizin, Sozialmedizin, Umweltmedizin“ (ASU) widmet sich im Schwerpunkt dem Thema BGM. Erfahren Sie mehr unter https://www.asu-arbeitsmedizin.com

Kontakt bei Rückfragen:
Alfons W. Gentner Verlag GmbH & Co. KG
Patrick Hagemann, Verlagsleiter Medizin
Forststr. 131 • 70193 Stuttgart
Tel. 0711/ 63 672-851
Fax 0711/ 63 672-751
Email: hagemann@gentner.de
http://www.gentner.de

Über ASU – Zeitschrift für medizinische Prävention:
Die Zeitschrift „Arbeitsmedizin, Sozialmedizin, Umweltmedizin“ ist das Leitmedium der deutschsprachigen Arbeitsmedizin. Das Publikationsorgan der Fachinstitutionen DGAUM, ÖGA, SGARM, VDBW, Vereinigung Deutscher Staatlicher Gewerbeärzte e.V. sowie der arbeitsmedizinischen Akademien und richtet sich an Betriebsärzte, Arbeitsmediziner und Akteure in wichtigen Schnittstellenbereichen zur Arbeitsmedizin. Die Zeitschrift ist peer reviewed. 1965 gegründet, erscheint ASU monatlich und erreicht nahezu alle arbeits- und präventionsmedizinisch orientierten Akteure im deutschsprachigen Raum. Weitere Informationen unter http://www.asu-arbeitsmedizin.com

Ihre Ansprechpartner Presse DGAUM
Mariya Ahner, M.A.
Telefon 089/330 396-0
Fax 330 396-13
E-Mail: mahner@dgaum.de www.dgaum.de
Hauptgeschäftsführer:
Dr. Thomas Nesseler

Über DGAUM:
Die DGAUM wurde 1962 gegründet und ist eine gemeinnützige, wissenschaftlich-medizinische Fachgesellschaft der Arbeitsmedizin und der klinisch orientierten Umweltmedizin. Ihr gehören heute über 1000 Mitglieder an, die auf dem Gebiet der Arbeitsmedizin und Umweltmedizin arbeiten, vor allem Ärztinnen und Ärzte, aber auch Angehörige anderer Berufsgruppen wie etwa Natur- und Sozialwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler. Die Mitglieder der Fachgesellschaft engagieren sich nicht nur in Wissenschaft und Forschung, um so bereits bestehende Konzepte für die Prävention, die Diagnostik und Therapie kontinuierlich zu verbessern, sondern sie übernehmen die ärztliche und medizinische Beratung von Arbeitgebern und Arbeitnehmern an der Schnittstelle von Individuum und Unternehmen. Darüber hinaus beraten die Mitglieder der DGAUM alle Akteure, die ihren Beitrag zu der medizinischen Versorgung leisten und auf Fachwissen aus der betrieblichen Gesundheitsförderung und Prävention, der arbeits- und umweltbezogenen Diagnostik und Therapie, der Beschäftigungsfähigkeit fördernden Rehabilitation sowie aus dem versicherungsmedizinischen Kontext angewiesen sind.

Weitere Informationen unter: http://www.dgaum.de

Quelle: idw

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Biokohle in Brenngas umwandeln

Rüdiger Mack Marketingkommunikation
FIZ Karlsruhe – Leibniz-Institut für Informationsinfrastruktur GmbH

Biogene Reststoffe aus der Landschaftspflege, Grünabfälle und ähnliche Materialien aus Landwirtschaft, Gartenbau und Lebensmittelherstellung lassen sich bisher energetisch schlecht nutzen. Das liegt am hohen Feuchtegehalt und der inhomogenen Zusammensetzung. In einem neuen Verfahren werden diese Materialien zuerst zu Biokohle umgesetzt und anschließend in ein Brenngas für ein Motor-BHKW umgewandelt. Das BINE-Projektinfo „Gas aus Biokohlenstaub treibt Motor-BHKW an“ (04/2017) stellt die Anlagen vor. Dabei kommt ein neuer Flugstromvergaser zum Einsatz, der speziell für kleine Anlagen entwickelt worden ist.

Neues Verfahren erschließt biogene Reststoffe energetisch
Die Umwandlung der Bioabfälle erfolgt mit dem Verfahren der hydrothermalen Karbonisierung (HTC). Diese arbeitet mit Druck und Wärme, um den natürlichen Verkohlungsprozess von Biomasse nachzubilden. Es entsteht dabei eine hochwertige Biokohle, deren Brennwert 70 % höher liegt als bei den Ausgangsmaterialien. Sie wird für den anschließenden Vergasungsprozess gemahlen. Aus dem Ausgangsmaterial Biokohlenstaub entsteht im Flugstromvergaser ein kohlenmonoxid- und wasserstoffhaltiges Brenngas, das für Motor-BHKW geeignet ist. Die HTC-Anlage und der Flugstromvergaser haben die Erprobung im Technikumsmaßstab erfolgreich beendet.

Aktuell arbeiten die Entwickler an der wirtschaftlichen Verbesserung des Verfahrens. Ansätze dabei sind, künftig auch die Abwärme aus den Prozessen zu nutzen und den Prozess stärker zu automatisieren. Die Leitung des Forschungsprojekts lag bei der SunCoal Industries GmbH in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität München.

Das BINE-Projektinfo ist kostenfrei beim BINE Informationsdienst von FIZ Karlsruhe erhältlich – unter www.bine.info oder 0228 – 92379-0.

BINE Informationsdienst ist ein Service von FIZ Karlsruhe und wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) gefördert.

FIZ Karlsruhe – Leibniz-Institut für Informationsinfrastruktur ist eine gemeinnützige Gesellschaft, die im öffentlichen Auftrag weltweit publizierte wissenschaftliche Information zugänglich macht und entsprechende Dienstleistungen zur Verfügung stellt. FIZ Karlsruhe
hat die Aufgabe, den nationalen und internationalen Wissenstransfer und die Innovationsförderung zu unterstützen.

Weitere Informationen:
http://www.bine.info/en – BINE Information Service – Energy research for practical applications
http://www.twitter.com/bineinfo – Schnell, schneller, Twitter – @BINEInfo
https://www.facebook.com/BINE.Informationsdienst – Auch auf Facebook
https://www.instagram.com/bineinfo/ – Bilderstories auf Instagram

Quelle: idw

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Phthalate erhöhen das Allergierisiko bei Kindern

Susanne Hufe Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ

Phthalate, die als Weichmacher in Kunststoffen eingesetzt werden, können das Allergierisiko bei Kindern deutlich erhöhen. Das konnten UFZ-Forscher gemeinsam mit Wissenschaftlern der Universität Leipzig und des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) in ihrer aktuellen im Fachmagazin Journal of Allergy and Clinical Immunology erschienenen Studie zeigen. Für Kinder besteht demnach ein größeres Risiko ein allergisches Asthma zu entwickeln, wenn die Mutter während der Schwangerschaft und Stillzeit besonders stark durch Phthalate belastet war. Ausgangs- und Endpunkt der translationalen Studie war die Mutter-Kind-Kohorte der LINA-Studie.

In unserem Alltag kommen wir mit unzähligen Kunststoffen in Kontakt, die Weichmacher enthalten. Diese Weichmacher, zu denen auch die sogenannten Phthalate gehören, werden in der Kunststoffverarbeitung eingesetzt, um die Produkte geschmeidiger zu machen. Phthalate können über die Haut, die Nahrung oder die Luft in unseren Körper gelangen. „Dass Phthalate unser Hormonsystem beeinflussen und dadurch zu unerwünschten Wirkungen auf Stoffwechsel oder Fruchtbarkeit führen können, ist bekannt. Das ist aber noch nicht alles“, sagt UFZ-Umweltimmunologe Dr. Tobias Polte. „Unsere aktuellen Studienergebnisse zeigen, dass Phthalate auch in das Immunsystem eingreifen und das Allergierisiko deutlich erhöhen können.“

Zu Beginn der Studie untersuchte das UFZ-Forscherteam den Urin von Schwangeren aus der Mutter-Kind-Kohorten-Studie LINA (Lebensstil und Umweltfaktoren und deren Einfluss auf das Neugeborenen-Allergierisiko) und fahndete nach Stoffwechselprodukten (Metaboliten) von Phthalaten. Die Höhe der gefundenen Konzentrationen setzten sie in Bezug zum Auftreten von allergischem Asthma bei den Kindern. „Es zeigte sich ein eindeutiger Zusammenhang zwischen erhöhten Konzentrationen des Metaboliten von Butylbenzylphthalat (BBP) im Urin der Mütter und dem Vorkommen von allergischem Asthma bei den Kindern“, erklärt Dr. Irina Lehmann, die die LINA-Studie leitet.

Die Ergebnisse aus der Mutter-Kind-Kohorte konnten die Forscher in Zusammenarbeit mit Kollegen der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig im Mausmodell bestätigen. Dabei wurden Mäuse während der Schwangerschaft und Stillzeit einer Phthalat-Belastung ausgesetzt, die zu vergleichbaren Urin-Konzentrationen des BBP-Metaboliten führte, wie sie auch bei hochbelasteten Müttern der LINA-Kohorte beobachtet wurden. Die Nachkommen zeigten eine deutliche Neigung zu allergischem Asthma, wobei selbst die Enkelgeneration noch betroffen war. Bei den erwachsenen Mäusen gab es dagegen keine verstärkten Allergiesymptome. „Entscheidend ist also der Zeitpunkt: Ist der Organismus während der frühen Entwicklungsphase Phthalaten ausgesetzt, kann das Auswirkungen auf das Krankheitsrisiko bis in die übernächste Generation haben“, erklärt Polte. „Durch die Phthalatbelastung wird also offenbar die pränatale Prägung verändert.“

Phthalate schalten regulierende Gene aus
Um herauszufinden, was genau sich verändert haben könnte, schauten sich Polte und sein Team in Zusammenarbeit mit Kollegen des Deutschen Krebsforschungszentrums DKFZ die Gene der jungen Mäuse von belasteten Muttertieren an. Die DNA dieser Gene war – mehr als dies normalerweise der Fall ist – mit sogenannten Methylgruppen versehen. Bei dieser sogenannten epigenetischen Veränderung der DNA legen sich Methylgruppen wie eine Art Vorhängeschloss an ein Gen und verhindern, dass sein Code abgelesen und das entsprechende Protein hergestellt werden kann. Als die Forscher die Mäuse mit einer speziellen Substanz behandelten, die die Methyl-Schlösser auf den Genen knackt, zeigten die Mäuse danach geringere Anzeichen von allergischem Asthma als zuvor. Polte: „Phthalate schalten offenbar entscheidende Gene durch DNA-Methylierung aus, wodurch deren Aktivität bei den jungen Mäusen verringert ist.“

Aber welche Gene führen zu allergischem Asthma, wenn sie nicht abgelesen werden können? Bei der Allergieentwicklung spielen sogenannte T-Helfer-2-Zellen eine zentrale Rolle. Sie werden durch spezielle Gegenspieler (Repressoren) reguliert. Kann ein Repressor-Gen durch blockierende Methylgruppen nicht abgelesen werden, werden die allergiefördernden T-Helfer-2-Zellen nicht mehr ausreichend gehemmt, und es kann eher eine Allergie entstehen. „Wir vermuten, dass dieser Zusammenhang für die Entwicklung eines allergischen Asthmas durch Phthalate ausschlaggebend ist“, sagt Polte. „Im Zellversuch konnten wir darüber hinaus zeigen, dass sich aus Immunzellen von Nachkommen belasteter Muttermäuse verstärkt T-Helfer-2-Zellen bilden, was bei Nachkommen unbelasteter Tiere eher seltener der Fall ist. Eine erhöhte Neigung zu Allergien konnten wir so noch einmal nachweisen.“

Vom Menschen zur Maus und wieder zurück
Bei Mäusen konnten die Forscher nachweisen, dass ein durch DNA-Methylierung ausgeschaltetes Repressor-Gen für die Entstehung des allergischen Asthmas verantwortlich ist. Aber spielt dieser Mechanismus auch beim Menschen eine Rolle? Um diese Frage zu beantworten zogen die Forscher noch einmal die LINA-Kohorte heran. Sie suchten bei den Kindern mit allergischem Asthma nach dem entsprechenden Gen und schauten nach Methylierungsgrad und Genaktivität. Und auch hier zeigte sich, dass das Gen durch Methylgruppen blockiert war und nicht abgelesen werden konnte. „Mithilfe unseres translationalen Studienansatzes – vom Menschen über das Mausmodell und die Zellkultur wieder zurück zum Menschen – konnten wir zeigen, dass offensichtlich epigenetische Veränderungen dafür verantwortlich sind, dass Kinder bei starker mütterlicher Phthalat-Belastung während Schwangerschaft und Stillzeit ein erhöhtes Risiko haben, ein allergisches Asthma zu entwickeln.“, sagt Polte. „Ziel unserer weiteren Forschung wird es sein, zu verstehen, wie genau bestimmte Phthalate eine Methylierung von Genen hervorrufen, die für die Allergieentstehung relevant sind.“

Publikation:
Susanne Jahreis, Saskia Trump, Mario Bauer, Tobias Bauer, Loreen Thürmann, Ralph Feltens, Qi Wang, Lei Gu, Konrad Grützmann, Stefan Röder, Marco Averbeck, Dieter Weichenhan, Christoph Plass, Ulrich Sack, Michael Borte, Virginie Dubourg, Gerrit, Schüürmann, Jan C. Simon, Martin von Bergen, Jörg Hackermüller, Roland Eils, Irina Lehmann, Tobias Polte (2017): Maternal phthalate exposure promotes allergic airway inflammation over two generations via epigenetic modifications, Journal of Allergy and Clinical Immunology; doi: 10.1016/j.jaci.2017.03.017; http://doi.org/10.1016/j.jaci.2017.03.017

Weiterführende Informationen:
PD Dr. Tobias Polte
Leiter der Helmholtz-Hochschul-Forschungsgruppe „Experimentelle Allergologie und Immunologie“
Telefon: +49 341 235-1545
E-mail: tobias.polte@ufz.de
http://www.ufz.de/index.php?de=37960

Dr. Irina Lehmann
Leiterin des UFZ-Departments Umweltimmunologie
Telefon: +49 341 235-1216
E-Mail: irina.lehmann@ufz.de
http://www.ufz.de/index.php?de=40286

Weitere Informationen:
http://www.ufz.de/index.php?de=36336&webc_pm=14/2017

Quelle: idw

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Einkommensteuer: Beseitigung des Mittelstandsbauchs entlastet vor allem Besserverdienende

Renate Bogdanovic Pressestelle
Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung DIW Berlin

DIW Berlin rechnet verschiedene Reformszenarien durch
Eine vollständige Beseitigung des „Mittelstandsbauchs“ beim Einkommensteuertarif würde die Steuerpflichtigen jährlich um 35 Milliarden Euro entlasten. Mehr als die Hälfte davon würde jedoch den einkommensstärksten 20 Prozent der Bevölkerung zugutekommen. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin). „Wenn man den Einkommensteuertarif auf breiter Front senkt, werden die hohen Einkommen absolut stärker entlastet als die mittleren“, sagt DIW-Steuerexperte Stefan Bach.

Das liegt daran, dass die Einkommensteuer stark progressiv wirkt: Die Steuerpflichtigen mit mittleren Einkommen tragen relativ zu ihrer großen Zahl nur wenig zum gesamten Einkommensteueraufkommen bei, während die einkommensstärksten zehn Prozent alleine 56 Prozent und die einkommensstärksten 20 Prozent fast drei Viertel des Einkommen-steueraufkommens aufbringen. Will man hohe Steuerausfälle vermeiden und primär die mittleren Einkommen entlasten, müsste man die Steuersätze im oberen Einkommensbereich anheben. Eine moderate Anhebung der Spitzensteuersätze würde jedoch nur begrenzte Mehreinnahmen erzielen.

Vor dem Hintergrund des gestiegenen Einkommensteueraufkommens und der anstehenden Bundestagswahl werden vermehrt Forderungen laut, die mittleren Einkommensgruppen bei der Einkommensteuer zu entlasten. Die DIW-Ökonomen Stefan Bach und Hermann Buslei haben einige der Reformvorschläge aufgegriffen und mit einem Mikrosimulationsmodell auf ihre Aufkommens- und Verteilungswirkungen hin untersucht. Neben der Beseitigung des „Mittelstandsbauchs“ analysieren sie eine Erhöhung des Spitzensteuersatzes sowie konkrete Reformvorschlägen aus der steuerpolitischen Diskussion der letzten Monate: den „Bayern-Tarif“ des bayerischen Finanzministers Markus Söder, den Vorschlag der Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung der CDU/CSU, den Vorschlag des DGB sowie den Vorschlag der Partei DIE LINKE.

Unter „Mittelstandsbauch“ versteht man den steilen Anstieg des Grenzsteuersatzes – also die Steuerbelastung für jeden zusätzlichen Euro – bei einem zu versteuernden Jahreseinkommen von etwa 10 000 bis 30 000 Euro. In diesem Bereich liegen die meisten Steuerpflichtigen. Um den Mittelstandsbauch vollständig zu beseitigen, müssten zwischen dem Eingangssteuersatz von 14 Prozent und dem ersten Spitzensteuersatz von 42 Prozent die Grenzsteuersätze konstant steigend verlaufen. Das würde ledige Steuerpflichtige mit Bruttoeinkommen von mehr als 60 000 Euro um etwa 1 600 Euro jährlich entlasten, Ehepaare ab dem doppelten Einkommen würden das Doppelte sparen. Die mittleren Einkommen bei etwa 24 000 Euro je Person würden im Durchschnitt nur etwa 500 Euro jährlich einsparen. Die niedrigsten Einkommen würden dagegen kaum entlastet, da sie kaum Einkommensteuer zahlen. Diese Haushalte werden in weit stärkerem Maß durch indirekte Steuern wie die Mehrwertsteuer sowie durch Sozialbeiträge belastet.

Spielraum für Steuerentlastungen ist mittelfristig nicht vorhanden
Mit Senkungen des Einkommensteuertarifs gehen schnell beträchtliche Steuerausfälle einher, da auch die höheren Einkommen davon profitieren. Im Falle einer vollständigen Abschmelzung des Mittelstandsbauchs wären dies 35 Milliarden Euro beziehungsweise 1,1 Prozent des aktuellen Bruttoinlandsprodukts. „Auch wenn das Einkommensteueraufkommen in den letzten Jahren gestiegen ist: Der Spielraum der öffentlichen Haushalte ist begrenzt“, sagt Bach. „Die Budgetüberschüsse werden in den nächsten Jahren voraussichtlich gegen null sinken“. Eine Anhebung des Spitzensteuersatzes von 42 auf 49 Prozent würde zehn Milliarden Euro bringen und könnte somit eine durchgreifende Steuerentlastung der mittleren Einkommen nicht gegenfinanzieren, zumal dabei Ausweichreaktionen der Steuerpflichtigen noch nicht berücksichtigt sind.

Weitere Informationen:
http://diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.558502.de/17-20.pdf

Quelle: idw

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Energie und Mobilität: Biogas wichtiges Standbein

Franz-Georg Elpers Pressestelle
Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)

DBU-Chef Bottermann: Neue Geschäftsmodelle können Biogas-Branche zukunftsfähig machen – Nachhaltige Flächennutzung ausschlaggebend

Osnabrück. „Biogas ist ein Standbein der Energie- und Mobilitätswende. Ausschlaggebend für eine zukunftsfähige Entwicklung werden eine flexible Stromerzeugung und eine nachhaltige Flächennutzung sein. Wenn auch die wirtschaftlichen Voraussetzungen vorliegen, kann Biogas als Kraftstoffalternative einen Beitrag zur Dekarbonisierung leisten“, betonte Dr. Heinrich Bottermann, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), anlässlich des 10. Biogas-Innovationskongresses in der DBU in Osnabrück. Um die Erderwärmung wie beim Klimagipfel in Paris 2015 international vereinbart unter zwei Grad zu halten, sei es, so Bottermann, nicht nur wichtig, erneuerbare Energien zu fördern und die Nutzung fossiler Energieträger in absehbarer Zeit einzustellen. Um Märkte bedarfsgerecht zu bedienen, müssten auch die Potenziale der einzelnen Energieträger erkannt und effektiver genutzt sowie Nachteile kompensiert werden. Bottermann: „Insbesondere bei Biogas sehe ich noch Entwicklungsbedarf.“

Multitalent Biogas: Stromschwankungen ausgleichen, Abwärme vermarkten
Bottermann zeigte bei dem Kongress, der in Zusammenarbeit mit unter anderem dem Fachverband Biogas, dem Deutsche Bauernverband und dem Bundesverband BioEnergie stattfand, drei zentrale Herausforderungen für die Biogas-Branche auf. Die erste: Windenergie und Photovoltaik würden die zukünftige Stromversorgung tragen. Wind und Sonne seien jedoch nicht immer ausreichend vorhanden, so dass Schwankungen entstehen. Die aus Biogas gewonnene Energie habe das Potenzial, naturgegebene Schwankungen auszugleichen und könne somit flexibel auf den Strombedarf reagieren. Zusätzlich müssten notwendige infrastrukturelle Veränderungen beim Betrieb der Anlagen verwirklicht werden. Ein Ausbau von Gasspeichern und der modulare Betrieb von Blockheizkraftwerken könne eine Lösung sein. Es sei effektiver, kleine Blockheizkraftwerke unter Volllast zu fahren und je nach Bedarf weitere zuzuschalten, als ein großes zu betreiben, das teilweise nur geringfügig ausgelastet sei, etwa wegen mangelnder Stromnachfrage. Auch neue Geschäftsmodelle sollten, so Bottermann, in Betracht gezogen werden. So müsse heute die Abwärme der Biogasanlagen, die in der Vergangenheit häufig einfach verpuffte, zusätzlich zum Strom genutzt werden und als weitere Einkommensquelle dienen.

Biomethan aus Biogas für Schwerlast- und Schiffsverkehr nutzen
Eine weitere Herausforderung liege, so der DBU-Chef, im Mobilitätssektor. Auf Deutschlands Straßen seien 2014 160 Millionen Tonnen Treibhausgase ausgestoßen worden – eine Verringerung der Kohlendioxid-Belastung sei derzeit nicht erkennbar. Das widerspreche jedoch der politischen Zielsetzung: Bis 2050 soll der Endenergieverbrauch im Verkehr um 40 Prozent verringert werden im Vergleich zu 2005. Bottermann: „Die Aufbereitung von Biogas zu Biomethan bietet Anlagenbetreibern ein weiteres neues Geschäftsmodell und finanzielle Möglichkeiten. In DBU-Projekten haben wir zeigen können, dass Methan zum Beispiel aus Biogasanlagen eine klimaschonende Kraftstoffalternative für Arbeitsmaschinen sein kann.“ So wurde etwa von der Universität Rostock ein herkömmlicher Dieselmotor-Traktor zu einem gasbetriebenen Traktor umgebaut. Das Ergebnis: Vergleichbare Leistungsdaten wie beim Diesel-Grundmotor bei gleichzeitiger Verringerung des Kohlendioxid- und Stickoxidausstoßes. Weitere Beispiele aus der Praxis zeigten, dass der Kraftstoff auch im Schwerlast- und Schiffsverkehr problemlos einsetzbar sei. Darüber hinaus könne Biomethan nach einer entsprechenden Aufreinigung auch ins Netz eingespeist werden und damit eine zusätzliche Einnahmequelle für die Unternehmen bieten.

Verknüpfung mit nachhaltiger Entwicklung macht Branche zukunftsfähig
Die dritte zentrale Herausforderung für die Biogas-Branche liege laut Bottermann darin, den zukünftigen Fortschritt stärker mit einer nachhaltigen Entwicklung zu verknüpfen. „Der intensive Maisanbau, der auch mit der Biogas-Erzeugung in Zusammenhang steht, hat zu einem Image-Schaden der Branche geführt. Das können wir uns weder im Zusammenhang mit den Zielen der Energiewende noch bezogen auf den Verlust der Artenvielfalt leisten. Es ist überfällig, verstärkt nach sinnvollen Alternativen zu suchen.“ So falle etwa bei der Landschaftspflege von Flächen mit hoher Artenvielfalt Grünmaterial an, das ebenso in Biogas-Anlagen verwertet und genutzt werden könne. Wenn dies für die Unternehmen aus wirtschaftlichen Gründen keine Alternative sei, müsse bei den Förderungen nachgebessert werden. Bottermann: „Als dezentraler Lieferant erneuerbarer Energie hat Biogas eine nicht zu unterschätzende Bedeutung mit weiterem Potenzial nach oben. Jetzt gilt es, sie zukunftsfähig zu machen.“

Weitere Informationen:
https://www.dbu.de/123artikel37172_2362.html

Quelle: idw

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Vitamin D: Für Diabetiker wichtiger als gedacht

Janina Wetzstein Pressestelle
Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin e. V.

Mannheim – Viele Jahre lang war Vitamin D nur für seine Wirkungen auf das Skelett und den Kalzium-Haushalt bekannt – immerhin wurde es vor rund 100 Jahren als Heilmittel gegen die schweren Skelettdeformationen der Rachitis entdeckt. Mittlerweile kennt die Wissenschaft jedoch viele weitere positive Eigenschaften des Vitamins. So greift es regulierend in Immunprozesse ein, steuert Zellwachstum und -differenzierung und beeinflusse den Zuckerhaushalt. Welche Rolle Vitamin D künftig in der Diabetes-Therapie spielen kann, diskutierten Experten der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin e.V. (DGIM) bei der Vorab-Pressekonferenz anlässlich des 123. Internistenkongresses am 27. April in Mannheim.

Im Gegensatz zu anderen Vitaminen nehmen wir Vitamin D nicht hauptsächlich mit der Nahrung auf, sondern können – und müssen – es auch selbst herstellen. Allerdings benötigen wir hierzu das UV-Licht der Sonne, denn nur unter seinem Einfluss kann die Haut das wertvolle Vitamin produzieren. In den Wintermonaten reicht die Sonneneinstrahlung jedoch nicht aus, und auch im Sommer gehen viele Menschen nicht genug ins Freie oder schirmen das UV-Licht durch Kleidung und Sonnenschutz fast vollständig ab. Daher leiden viele Menschen unter einem Vitamin D-Mangel, ohne es überhaupt zu bemerken.

Besonders gravierend kann dies für Menschen mit einem Diabetes mellitus sein, wie Professor Dr. Klaus Badenhoop von der Medizinischen Klinik 1 der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt betont. „Bei einem Diabetes mellitus läuft der Abbau der Knochenmasse, der jeden Menschen ab dem frühen Erwachsenenalter betrifft, deutlich schneller ab“, sagt der erfahrene Internist. Ein ausreichender Vitamin D-Spiegel könne dem entgegenwirken und so die Gefahr von Osteoporose und Knochenbrüchen senken. Vitamin D kann außerdem die Produktion und Sekretion von Insulin in der Bauchspeicheldrüse verbessern und die Wirkung des Hormons an den Muskeln erhöhen. So trägt das Vitamin unmittelbar zur Regulation des Blutzuckerspiegels bei.
Aus wissenschaftlichen Studien ist inzwischen bekannt, wie wichtig eine gute Versorgung mit Vitamin D auch für andere Körperfunktionen ist: Sie verringert die Anfälligkeit für Infektionskrankheiten, das Sturzrisiko und das Risiko für psychische Störungen wie Angstzustände oder eine Depression. „Rezeptoren für Vitamin D finden sich in fast allen Zellen des menschlichen Körpers“, erklärt Internist Badenhoop das große Wirkspektrum des Vitamins.

Die Erkenntnis, dass Vitamin D ein physiologisches Multitalent ist, hat auch dazu geführt, dass die Empfehlungen für eine ausreichende Versorgung neu überdacht wurden. Lange Zeit galt erst ein Serumspiegel von unter 10 ng/ml als Vitamin D-Mangel und Werte über 20 ng/ml als ausreichend. Heute nimmt man an, dass optimale Werte zwischen 30 und 50 ng/ml liegen. Diesen Serumspiegel zu erreichen, ist zumindest in den Wintermonaten schwierig – hierfür müsste man große Mengen fetthaltigen Fisch, Rinderleber, Eigelb oder Pilze zu sich nehmen. Menschen, die ein Risiko für einen Vitamin D-Mangel tragen (chronisch Kranke, Ältere, ohne ausreichend Sonnenexposition, mit Malabsorption oder einer Osteoporosegefährdung u.a.), sollten daher mit ihrem Arzt über die Einnahme eines Vitamin D-Präparates sprechen.

Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM)
Pressestelle
Janina Wetzstein
Postfach 30 11 20
70451 Stuttgart
Tel.: 0711 8931-457
Fax: 0711 8931-167
wetzstein@medizinkommunikation.org

Weitere Informationen:
http://www.dgim2017.de

Quelle: idw

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Wer schwimmt wo?

Rudolf-Werner Dreier Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau

Forscher werten Daten zur globalen Verbreitung von Meerestieren aus und entwickeln eine Web-App

Ein internationales Forschungsteam hat Weltkarten zur globalen Verbreitung von Meerestieren miteinander verglichen und Vorschläge erarbeitet, wie sich aus den beiden maßgeblichen Datenbanken, die diesen Karten zugrunde liegen, künftig präzisere Darstellungen als bisher erzeugen lassen. Daten zu Verbreitungsgebieten sind eine wichtige Grundlage für ökologische Studien sowie für Entscheidungen über Maßnahmen, die das Überleben bedrohter Spezies sicherstellen sollen. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben zudem eine Web-App entwickelt, in der Interessierte unter anderem die Karten aus beiden Datenbanken zum jeweiligen Verbreitungsgebiet einer Art übereinanderlegen und vergleichen können – etwa 250 Spezies sind in der App erfasst. An den Arbeiten, die das Team im Fachjournal PLOS ONE veröffentlicht hat, war die Biologin Dr. Kristin Kaschner von der Universität Freiburg beteiligt.

Vor allem zwei große Projekte sind damit befasst, die Verbreitungsgebiete von Meerestieren auf globaler Ebene darzustellen: Die International Union for Conservation of Nature (IUCN) erstellt Karten, indem sie das Wissen von Expertinnen und Experten für die einzelnen Arten auswertet, wohingegen AquaMaps, ein von Kaschner entwickeltes Projekt, Karten mithilfe von Habitatsvorhersagemodellen erzeugt. Zusammen erfassen die Datenbanken 24.586 Spezies. Davon kommen 22.889 in AquaMaps und 4.027 in IUCN vor; nur 2.330 sind in beiden enthalten.

Die Vorhersagen zur Verbreitung einzelner Arten können allerdings aufgrund der unterschiedlichen Methodik zum Teil weit auseinanderliegen. Bei vielen gut erforschten Arten stimmen die aus beiden Datenbanken erzeugten Karten in hohem Maß überein. Bei einigen jedoch sind Unstimmigkeiten zu finden: In den IUCN-Karten wird beispielsweise die Präsenz von Korallen in tiefen Gewässern überschätzt. Einige der computergenerierten AquaMaps-Karten wiederum, von denen nur 5,7 Prozent von Experten überprüft wurden, zeigen an den Rändern der prognostizierten Verbreitungsgebiete Brüche, die auf Verbesserungsmöglichkeiten für den Algorithmus hinweisen.

„Wir möchten mit unseren Resultaten einen Anstoß geben, die Kooperation zwischen den Experten für bestimmte Tierarten und den Experten für Computermodellierungen weiter zu vertiefen“, sagt Kaschner. „Ziel ist, allen Akteurinnen und Akteuren aus Wissenschaft, Politik und Zivilgesellschaft zu Fragen rund um den Schutz bedrohter Arten und die Biodiversität in den Meeren eine möglichst gute Entscheidungsgrundlage zu bieten.“

Interaktive Web-App
http://ohi-science.nceas.ucsb.edu/plos_marine_rangemaps

Originalveröffentlichung
Casey C. O’Hara, Jamie C. Afflerbach, Courtney Scarborough, Kristin Kaschner, and Benjamin S. Halpern: Aligning marine species range data to better serve science and conservation. In: PLOS ONE.
http://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0175739

Kontakt:
Dr. Kristin Kaschner
Abteilung für Biometrie und Umweltsystemanalyse
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Tel.: 0172/6978709
E-Mail: kristin.kaschner@biologie.uni-freiburg.de

Die Web-App ermöglicht es, Karten aus den beiden maßgeblichen Datenbanken zur globalen Verbreitung von Meerestieren, hier am Beispiel des Weißseitendelfins, miteinander zu vergleichen.
Quelle: http://ohi-science.nceas.ucsb.edu/plos_marine_rangemaps

Weitere Informationen:
https://www.pr.uni-freiburg.de/pm/2017/wer-schwimmt-wo

Quelle: idw

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Unstatistik des Monats: Eine Stunde joggen, sieben Stunden länger leben

Jörg Schäfer Kommunikation
RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung

Eine amerikanische Studie über Jogging hat im April die Medien bewegt – und zur Unstatistik des Monats April geführt. Die Studie berichtet, dass Laufen mit einer Verringerung von Herzkrankheiten, Krebs und anderen Krankheiten einhergeht und diese Wirkung größer sei, als wenn man die gleiche Zeit mit Radfahren, Schwimmen, Gehen oder einem anderem Sport verbringt. Im Internet wurden die Ergebnisse mit Schlagzeilen wie „Eine Stunde Jogging verlängert Leben um sieben Stunden“ verbreitet.

Eine amerikanische Studie über Jogging (Lee et al „Running as a Key Lifestyle Medicine for Longevity“) hat im April die Medien bewegt – und zur Unstatistik des Monats April geführt. Etwa 55.000 Männer und Frauen im Alter von 18 bis 100 Jahren wurden untersucht, um herauszufinden, ob Laufen das Leben verlängert. Die Studie berichtet, dass Laufen mit einer Verringerung von Herzkrankheiten, Krebs und anderen Krankheiten einhergeht und diese Wirkung größer sei, als wenn man die gleiche Zeit mit Radfahren, Schwimmen, Gehen oder einem anderem Sport verbringt. Im Internet wurden die Ergebnisse mit Schlagzeilen wie „Eine Stunde Jogging verlängert Leben um sieben Stunden“ (http://www.ispo.com/knowhow/id_79705462/studie-1-stunde-jogging-verlaengert-lebe…) oder „Jede Stunde Laufen schenkt dir 7 Stunden Lebenszeit!“ (https://www.woman.at/a/jede-stunde-laufen-mehr-lebenszeit) verbreitet.

Eine Stunde investieren und sieben zusätzliche erhalten – das klingt wie ein Traum. Wenn das so wäre, dann könnten wir uns unsterblich „laufen“. Rechnen wir das einmal nach: Würde man täglich vier Stunden laufen, dann macht das pro Tag einen Gewinn von 28 Stunden Lebenszeit. Da 28 Stunden länger dauern als ein Tag, wird demnach die Lebenserwartung jeden Tag immer länger. Selbst wenn man nur eine Stunde täglich joggen würde, wären dies in den 50 Lebensjahren von 20 bis 70 insgesamt 365×50 Stunden, also etwas über 2 Jahre, die man mit Laufen verbringt. Nach dieser Rechnung würde sich die Lebenserwartung um 14 Jahre verlängern, wovon modernste Medizintechnik nur träumen kann. Also nichts wie los, ums Leben laufen?

Doch die Schlagzeilen führen in die Irre, da sich die Zahl „eine Stunde Joggen, um sieben Stunden länger zu leben“ nur auf die Situation von zwei Stunden Jogging pro Woche bezieht. Das ist die durchschnittliche Zeit, welche die untersuchten Jogger gelaufen sind (und diese zwei Stunden wurden nicht gemessen, sondern waren eine Selbsteinschätzung im Fragebogen). In der Originalstudie heißt es auch klar, dass der Nutzen des Laufens abnimmt, je länger man pro Tag läuft. Insgesamt wird über einen maximalen Gewinn von etwa drei Jahren Lebenserwartung berichtet – was die meisten Berichte im Internet am Ende auch erwähnen. Die Zahl „eine Stunde Joggen und sieben Stunden länger leben“ wurde so geschätzt: Eine Gruppe von Joggern im Alter von 44 Jahren, die 2 Stunden pro Woche läuft, verbringt bis zum Alter von 80 Jahren insgesamt 0,43 Jahre mit Laufen und gewinnt dabei 2,8 Jahre zusätzliche Zeit – das entspricht rund eine Stunde Laufen pro sieben Stunden länger leben. Dass jede zusätzliche Stunde Laufen sieben Stunden Lebenszeit schenkt und damit das Leben immer länger wird, wenn man mehr läuft, davon war nicht die Rede. Im Gegenteil, exzessives Laufen kann das Risiko erhöhen, an Herzkrankheiten zu sterben, wie die Studie auch berichtet.

Fazit: Schlagzeilen erwecken oft Erwartungen, die der Artikel nicht befriedigen kann. Dennoch weisen viele Studien daraufhin, dass regelmäßige Bewegung wie Laufen, Gehen und Tanzen für Menschen ohne schwere Krankheit genau so viel oder mehr zur Gesundheit beitragen kann wie regelmäßige Checkups, Krebs-Früherkennung und vorbeugende Medikamente. Und noch etwas: Wenn schon zum Arzt, dann laufen.

Ansprechpartner:
Prof. Dr. Gerd Gigerenzer, Tel.: (030) 82406-0
Jörg Schäfer (Pressestelle RWI), Tel.: (0201) 8149-244

Mit der „Unstatistik des Monats“ hinterfragen der Berliner Psychologe Gerd Gigerenzer, der Dortmunder Statistiker Walter Krämer und RWI-Vizepräsident Thomas K. Bauer jeden Monat sowohl jüngst publizierte Zahlen als auch deren Interpretationen.

Weitere Informationen:
http://www.unstatistik.de – Weitere Unstatistiken, Informationen, Kontakte & Archiv

Quelle: idw

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„40 Jahre – wir wünschen uns was!“ Das Öko-Institut startet ins Jubiläumsjahr

Alexa Hännicke Öffentlichkeit und Kommunikation
Öko-Institut e. V. – Institut für angewandte Ökologie

Vom streitbaren Wissenschaftsrebell zum wissenschaftlichen Berater für Gesellschaft, Unternehmen und Politik: Das Öko-Institut wird 40 Jahre alt und eröffnet unter dem Motto „Wir wünschen uns was!“ mit einem multimedialen Weblog die Jubiläumszeit, die am 7. November mit einem Symposium zur Zukunft der Umweltpolitik und einer Festveranstaltung in Berlin endet.

Das Jubiläumsmotto „Wir wünschen uns was!“ zeigt dabei den Anspruch des Öko-Instituts in den vergangenen 40 Jahren und zugleich für die Zukunft: Visionen und Lösungen für dringende Umweltfragen entwickeln, sich aktiv in Politik einmischen und Wirtschaft und Gesellschaft stets zu umweltbewusstem Handeln herausfordern und motivieren.

„Ob Atomausstieg oder Energiewende, Konzepte für den Verkehr von morgen oder eine nachhaltige Chemikalienpolitik auf EU-Ebene – unsere Arbeit hat immer die reale Umweltpolitik beeinflusst. Wir konnten unsere Ideen zur Verbesserung von umweltbezogenen Gesetzen und Initiativen einbringen und haben dabei häufig Erfolg gehabt“, beschreibt Michael Sailer, Sprecher der Geschäftsführung den Stellenwert des Öko-Instituts. „Das macht uns zu einem wichtigen, unabhängigen und verlässlichen Partner für die Gestaltung künftiger Herausforderungen.“
Der Jubiläumsweblog 40.oeko.de (http://40.oeko.de/) präsentiert Artikel, Interviews, Videos und Audiomitschnitte. Er gibt einen Einblick in die Geschichte des Instituts und lässt zugleich die Menschen hinter dem Öko-Institut mit ihren „Wünschen“ an die Zukunft zu Wort kommen.

Aus 40 Jahren: Die Geschichte des Öko-Instituts

Am 5. November 1977 riefen in Freiburg 27 Personen, darunter Rechtsanwälte der Anti-Atomkraftbewegung, Mitglieder verschiedener Umweltbewegungen sowie kritische Naturwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler, aber auch Volkswirte sowie Vertreterinnen und Vertreter der evangelischen Kirche das Öko-Institut ins Leben. Das Ziel: der Öffentlichkeit unabhängige wissenschaftliche Beratung und fundierte Gutachten zur Verfügung stellen.
Heute arbeiten über 165 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an den Standorten Freiburg, Darmstadt und Berlin transdisziplinär in den Arbeitsgebieten Energie und Klimaschutz; Immissions- und Strahlenschutz; Landwirtschaft und Biodiversität; Nachhaltigkeit in Konsum, Mobilität, Ressourcenwirtschaft und Unternehmen; Nukleartechnik und Anlagensicherheit, Chemikalienmanagement und Technologiebewertung sowie Recht, Politik und Governance.

Fundiert, kritisch, kontrovers: Meilensteine der Institutsgeschichte im interaktiven Zeitstrahl
Trinkwasserstudie, Tschernobyl, HoechstNachhaltig, Emissionshandel, Renewbility – das Öko-Institut blickt auf viele Meilensteine in der eigenen Geschichte zurück. In einem Zeitstrahl können sich die Besucherinnen und Besucher des Jubiläumsweblogs interaktiv durch die die Geschichte des Öko-Instituts bewegen und Dokumente und Zeitzeugenberichte zu den einzelnen Meilensteinen anklicken.

Zum interaktiven Zeitstrahl „40 Jahre Öko-Institut“: http://40.oeko.de/zeitreise/

Weitere Hintergrundinformationen zu Highlights aus der 40-jährigen Arbeit des Öko-Institut: https://www.oeko.de/fileadmin/oekodoc/HG-Papier_40-Jahre-Oeko-Institut.pdf

Ansprechpartnerin am Öko-Institut:
Mandy Schoßig
Kommunikation & Öffentlichkeit
Öko-Institut e.V., Büro Berlin
Tel.: +49 30 405085-334
E-Mail: m.schossig@oeko.de

Das Öko-Institut ist eines der europaweit führenden, unabhängigen Forschungs- und Beratungsinstitute für eine nachhaltige Zukunft. Seit der Gründung im Jahr 1977 erarbeitet das Institut Grundlagen und Strategien, wie die Vision einer nachhaltigen Entwicklung global, national und lokal umgesetzt werden kann. Das Institut ist an den Standorten Freiburg, Darmstadt und Berlin vertreten.

Neues vom Öko-Institut auf Twitter: twitter.com/oekoinstitut

Interesse an eco@work, dem kostenlosen E-Paper des Öko-Instituts?
Abo unter www.oeko.de/newsletter_ein.php

Anhang
40 Jahre Öko-Institut
https://idw-online.de/de/attachmentdata57411.pdf

Quelle: idw

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Eigene Kinder beflügeln Top-Führungskräfte in ihrer Arbeit

Sarah Blaß Pressestelle
Frankfurt University of Applied Sciences

Eigene Kinder beflügeln Top-Führungskräfte in ihrer Arbeit: sie sind zufrieden mit Work-Life-Balance trotz wenig Zeit für Kinder/ Mitarbeiterinnen mit Kindern gelten bei ihnen aber als karrieredesinteressiert

Studie der Frankfurt UAS beschäftigt sich mit Lebensmustern von Führungskräften mit Kindern/ Top-Führungskräfte setzen bei Kinderbetreuung auf Partner/-in und Topmanagerinnen verbringen mehr Zeit mit ihren Kindern als Topmanager

Wieviel Zeit verbringen Führungskräfte mit ihren Kindern? Welche Zeit- und Aufgabenteilung nehmen Führungskräfte und deren Partner/-innen in verschiedenen Lebensbereichen vor? Wie zufrieden sind Führungskräfte mit ihrer persönlichen Lebenssituation in Hinblick auf Beruf und Familie? Welche Leistung, Engagement und Belastbarkeit schreiben Führungskräfte mit Kindern ihren Mitarbeiterinnen mit Kindern zu? Wie sehen sie Mitarbeiter/-innen in Teilzeit? Mit diesen Fragen hat sich Prof. Dr. Regine Graml, Professorin für Betriebswirtschaft, Personalmanagement und Organisation am Fachbereich Wirtschaft und Recht der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS), beschäftigt. Ihre Studie „Arbeit und Familie – Lebensmuster von Führungskräften“ belegt, dass die befragten Führungskräfte unter der Woche sehr wenig Zeit mit ihren Kindern verbringen und die Aufteilung von Zuständigkeiten innerhalb der Familie traditionellen Rollenmustern folgt. Dennoch fühlen sie sich durch ihr Familienleben in ihrer Arbeit beflügelt. Bei ihren Mitarbeiterinnen sehen sie das anders: mit Kindern gelten diese als wenig an der Karriere interessiert trotz hoher Arbeitsleistung, Belastbarkeit und Zuverlässigkeit; dies trifft ebenso auf Teilzeitbeschäftigte zu.

Graml führte die Untersuchung mittels Online-Befragung im Rahmen des Executive Panels der internationalen Personalberatung Odgers & Berndtson durch. Befragt wurden Führungskräfte aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Von den Panel-Teilnehmer/-innen mit Kindern, haben 177 Personen an Gramls Befragung zu deren Lebensmustern teilgenommen. 70 % der Befragten gehören der obersten Leitungsebene oder der Bereichsleitung an. Laut Befragung hat die typische Führungskraft zwei Kinder (52 %), ist männlich (91 %), 40 bis 49 Jahre alt (64 %), mit Hochschulabschluss oder weiterführendem Abschluss (96 %), verheiratet/zusammenlebend (93 %), mit einer/einem berufstätigen Partner/-in (73 %) und arbeitet 50 bis 59 Stunden pro Woche (48 %). Der Großteil der Führungskräfte verbringt unter der Woche fünf bis zehn Stunden mit seinen Kindern (47 %), unter fünf Stunden sind es 42 % und über zehn Stunden 11 %. Die jeweilige Partnerin/der Partner verbringt unter der Woche mehr Zeit mit den Kindern als die Befragten. Am Wochenende verbringt der Großteil der Befragten mehr Zeit mit den Kindern als unter der Woche: 76 % verbringen mehr als zehn Stunden mit ihren Kindern, 28 % sogar mehr als 20 Stunden. Position, Alter, Qualifikation der Führungskraft, Anzahl der Kinder, Alter des jüngsten Kindes sowie Berufstätigkeit und Qualifikation der Partnerin/des Partners haben dabei keinen signifikanten Einfluss auf die Zeit, die die Führungskräfte mit ihren Kindern verbringen. „Durch die Studie wird deutlich, dass traditionelle Muster der Zeiteinteilung zwischen Arbeit und Familie dominieren, wobei beide – die Top-Führungskraft und der/die jeweilige Partner/-in – gut qualifiziert sind. Andere Familienkonstellationen, wie beispielsweise eine egalitäre Verteilung oder einfach mehr Vielfalt in der Zeiteinteilung werden kaum gelebt. Hier zeigt sich, dass noch großer Handlungsbedarf für Gesellschaft, Politik und Unternehmen besteht, um Top-Management und Familie besser zu vereinbaren“, resümiert Graml.

Befragte Frauen verbringen unter der Woche (Montag bis Freitag) mehr Zeit mit den Kindern als die befragten Männer: Bei gleichen Charakteristika (Alter, Qualifikation und Position) verbringen die weiblichen Führungskräfte unter der Woche fast drei Stunden mehr Zeit mit ihren Kindern als männliche Führungskräfte. „Aufgrund der geringen Fallzahlen weiblicher Führungskräfte bei der Befragung ist die Aussagekraft der Analyse begrenzt. Dennoch kann das zeitliche Engagement der weiblichen Führungskräfte für ihre Kinder ein Hinweis auf die typische Doppelbelastung der Frauen, Familie und Beruf zu vereinen, sein“, erläutert Graml.

Die Selbstbetreuung der Kinder (also die Betreuungszeit, in der die Kinder nicht von Kitas, Schulen oder anderen Dienstleistern beaufsichtigt werden) übernimmt überwiegend die Partnerin/der Partner; dabei ist die Familienkonstellation dadurch gekennzeichnet, dass der/die Partner/-in meist sehr gut qualifiziert und ebenfalls erwerbstätig ist (73%). Arbeitet diese/r in Vollzeit, übernehmen häufiger auch die Führungskräfte die Selbstbetreuung. 69 % der arbeitenden Partner/-innen arbeiten in Teilzeit. Die Familienorganisation übernimmt überwiegend bzw. ausschließlich die Partnerin/der Partner. Haus- und Gartenpflege wird überwiegend von den Befragten selbst wahrgenommen. Die Kindererziehung wird bei der Mehrheit zu gleichen Teilen durchgeführt (59 %). „Obwohl die Führungskräfte wenig Zeit mit ihren Kindern an Wochentagen verbringen, empfinden sie, dass sie egalitär Verantwortung in der Kindererziehung übernehmen. Dies weist auf ein starkes familiäres ‚Involvement‘, also eine empfundene Beteiligung der Führungskräfte, hin“, so Graml.

Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Teilzeit (egal ob mit oder ohne Kindern) schreiben die befragten Führungskräfte mehrheitlich (67%) ein geringeres Karrierestreben im Vergleich zu anderen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu. Dabei bewerten die Befragten die Arbeitsleistung (83 %) von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Teilzeit, ihr Commitment (84 %) und ihre Zuverlässigkeit (87 %) mindestens genauso hoch wie bei Vollzeitmitarbeiterinnen und -mitarbeitern. 30 % der Führungskräfte schätzen die Arbeitsleistung von Teilzeitmitarbeiterinnen und -mitarbeitern sogar höher ein. „Auffällig ist, dass den Teilzeitmitarbeiterinnen und -mitarbeitern einerseits hohe Arbeitsleistung und andererseits geringes Karrierestreben zugeschrieben wird. Für die befragten Führungskräfte scheint Karriere in Teilzeit in ihren Unternehmen also nicht oder kaum vorstellbar“, betont Graml.

Mütter in ihrem Unternehmen (unabhängig vom Arbeitszeitmodell) sehen die Befragten ebenfalls als an der Karriere desinteressiert: So halten 46 % ihr Karrierestreben für geringer im Vergleich zu anderen Mitarbeiterinnen und -mitarbeitern. Nur 37 % sehen keinen Unterschied im Karrierestreben. Dabei bewerten die Befragten die Arbeitsleistung (82 %) von Müttern, ihr Commitment (79 %) und ihre Zuverlässigkeit (81 %) mindestens genauso hoch wie bei anderen Beschäftigten. 10 % der Führungskräfte schätzen die Arbeitsleistung von ihnen sogar höher ein.

2/3 der Befragten sind mit ihrer Lebensbalance hinsichtlich Beruf und Familie zufrieden, 73 % fühlen sich durch ihr Familienleben in ihrer Arbeit beflügelt. Begünstigende Faktoren der Lebensbalance sind Selbstbestimmung und die Flexibilität der Partnerin/des Partners. Dennoch empfinden 3/4 der Führungskräfte, dass die Arbeit das Privatleben beeinträchtigt: Hohes Arbeitspensum und Geschäftsreisen werden als besonders negativ für die Work-Life-Balance wahrgenommen. Die persönliche Zufriedenheit ist abhängig von der Position: Führungskräfte auf der Ebene der Bereichsleitung (unter Unternehmensleitung und über Abteilungsleitung) sind weniger zufrieden als Führungskräfte der Unternehmensleitung oder der Abteilungsleitung. Die Zufriedenheit wird von den anderen untersuchten Variablen nicht beeinflusst: bei Qualifikation, Alter, Geschlecht, Unternehmensgröße und Anzahl der Kinder ist kein Einfluss auf die Zufriedenheit erkennbar.

Kontakt:
Frankfurt University of Applied Sciences, Fachbereich 3: Wirtschaft und Recht, Prof. Dr. Regine Graml, Telefon: 069/1533-2918, E-Mail: graml@fb3.fra-uas.de

Weitere Informationen unter:
https://www.frankfurt-university.de/fileadmin/de/Fachbereiche/FB3/Forschung_und_…

Quelle: idw

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Umwelt, Verkehr, Energie. Erste Wasserstofftankstelle aus erneuerbaren Energien in Frankreich

Marie de Chalup Wissenschaftliche Abteilung
Wissenschaftliche Abteilung, Französische Botschaft in der Bundesrepublik Deutschland

Am 11. April 2017 haben Roland Roth, Präsident des Gemeindeverbands Sarreguemines Confluences (CASC) in Lothringen, Didier Vaucois, Regionalvertreter des französischen Energiekonzerns (EDF), Projektpartner und Nutzer von Brennstoffzellenfahrzeugen die erste Wasserstofftankstelle Frankreichs in Betrieb genommen. Die Tankstelle wird zur Förderung einer nachhaltigen Mobilität mit Wasserstoff (hergestellt aus erneuerbaren Energien) beliefert.

Am 11. April 2017 haben Roland Roth, Präsident des Gemeindeverbands Sarreguemines Confluences (CASC) in Lothringen, Didier Vaucois, Regionalvertreter des französischen Energiekonzerns (EDF), Projektpartner und Nutzer von Brennstoffzellenfahrzeugen die erste Wasserstofftankstelle Frankreichs in Betrieb genommen. Die Tankstelle wird zur Förderung einer nachhaltigen Mobilität mit Wasserstoff (hergestellt aus erneuerbaren Energien) beliefert.

Im Rahmen der Energiewende hatte der CASC beschlossen, eine umweltverträgliche Mobilität an der Grenze Frankreichs zu Deutschland und den Beneluxländern und an einem Verkehrsknotenpunkt Europas zu fördern. Vor diesem Hintergrund wurde das Projekt FaHyence gestartet mit dem Ziel, eine Wasserstoff-Tankstelle zu errichten, für die der Wasserstoff direkt vor Ort produziert wird. Besitzer und Betreiber ist der CASC.

Mehrere Akteure haben an diesem Projekt mitgearbeitet:
EDF und das europäische Institut für Energieforschung in Karlsruhe (EIFER) haben ihre technische Kompetenz zur Entwicklung, Dimensionierung und Einrichtung der Demonstrationsanlage eingebracht. Sie haben ein Monitoring- und Steuersystem entwickelt, um einen Stromverbrauch in Spitzenproduktionszeiten der erneuerbaren Energien und in Spitzenverbrauchszeiten zu ermöglichen;
McPhy hat die erste Kopplungsanlage mit einer innovativen und hocheffizienten Elektrolyseur-Einheit und einer Wasserstofftankstelle von 40 kg täglicher Speicherkapazität in Frankreich bereitgestellt. Dieses selbständige System wird für eine automatische Wasserstoffproduktion und eine laufende Verfügbarkeit des Tanks eingerichtet. Im Laufe des Betriebs unterstützt McPhy auch den Betreiber CASC;
Symbio hat ein Renault Kangoo ZE-Hybridfahrzeug (Strom/Wasserstoff) entwickelt. Eine 5 kW Brennstoffzelle und ein 1,8 kg Wasserstoff-Tank verlängern die 22 kW Akkulaufzeit, wodurch eine Reichweite von mehr als 300 km anstatt 150 km erreicht werden kann.

FaHyence ist Teil des europäischen Projekts H2ME und wird im Rahmen des europäischen Programms FCH JU gefördert. Ziel ist es, bis 2020 29 Biowasserstofftankstellen und 300 Fahrzeuge einzusetzen. Nach dieser 2-jährigen Projektentwicklungsphase wurde bereits die erste Tankstelle eröffnet und 10 Fahrzeuge an öffentliche und private Akteure geliefert.

Weitere Informationen:
Webseite der GECO air-App – http://www.gecoair.fr/en/

Quelle:
ꞌꞌCommissioning of the first H2 refueling station in France producing green hydrogen on!ꞌꞌ, Pressemitteilung von McPhy, 11.04.2017 – http://www.mcphy.com/en/news/releases/commissioning-of-the-first-h2-refueling-st…

Redakteur: Luc Massat, luc.massat@diplomatie.gouv.fr

Quelle: idw

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Wiesn-Studie: Alkoholkonsum beeinflusst das Auftreten von Herzrhythmusstörungen

Philipp Kressirer Kommunikation und Medien
Klinikum der Universität München

An Besuchern des Münchner Oktoberfests konnten Forscher des Klinikums der Universität München und des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislaufforschung e.V. (DZHK) zeigen, dass mit höherem Alkoholspiegel das Risiko für Herzrhythmusstörungen ansteigt. Die Studie, die ganz aktuell in der Zeitschrift European Heart Journal veröffentlicht wurde, untersucht erstmals einen Zusammenhang zwischen akutem Alkoholkonsum und Herzrhythmusstörungen prospektiv, d.h. während bzw. unmittelbar nach dem Alkoholkonsum, an einer großen Anzahl von Probanden.

Die Ergebnisse sind deshalb von besonderer Bedeutung, da Mediziner seit langem vermuten, dass durch Alkohol ausgelöste Herzrhythmusstörungen unter Umständen zu Vorhofflimmern führen können. Besteht Vorhofflimmern über einen längeren Zeitraum, können Schlaganfälle oder eine Herzschwäche die Folge sein. Dieser vermutete Zusammenhang zwischen dem Genuss großer Alkoholmengen über einen kurzen Zeitraum und dem Auftreten von Herzrhythmusstörungen bei sonst eigentlich Herzgesunden wird als „Holiday Heart Syndrome“ bezeichnet, wurde jedoch bislang nur in kleinen Studien und nicht prospektiv nachgewiesen.

Unter der Führung der Wissenschaftler PD Dr. med. Stefan Brunner und PD Dr. med. Moritz Sinner, beide aus der Medizinischen Klinik und Poliklinik I des Klinikums der Universität München, konnten im Jahr 2015 an allen 16 Festtagen auf dem Münchener Oktoberfest 3028 freiwillige Teilnehmer untersucht werden. Dabei hatten die Teilnehmer unterschiedliche Mengen an Alkohol konsumiert. Die Alkoholspiegel reichten dementsprechend von 0 bis 3,0 Promille (0-3,0 g/kg), der laut Studienprotokoll für die Teilnahme maximal erlaubten Alkoholmenge. Das Alter der Teilnehmer lag im Mittel bei 35 Jahren, 30 Prozent der Teilnehmer waren Frauen. Die Forscher registrierten Elektrokardiogramme (EKGs) mit einem tragbaren, Smartphone-basierten System, um den Herzrhythmus zu analysieren. Der Alkoholspiegel wurde mit einem Atemalkoholmessgerät erfasst. Bei der Durchführung des Projektes wurden die Autoren durch die Stiftung für Biomedizinische Alkoholforschung, das Deutsche Zentrum für Herz-Kreislaufforschung e.V. (DZHK) und die Europäische Kommission unterstützt.

Die Häufigkeit der Herzrhythmusstörungen in der Allgemeinbevölkerung liegt bei ca. 1 bis 4 Prozent. In ihrer Studie fanden die Forscher Herzrhythmusstörungen bei 30,5 Prozent der Teilnehmer. In 25,9 Prozent der Fälle lag dabei eine sogenannte Sinustachykardie vor, bei der das Herz schneller als normal schlägt. Die Atemalkoholkonzentration war dabei signifikant mit einem erhöhten Risiko für Herzrhythmusstörungen in Verbindung zu bringen: pro zusätzlichem Gramm pro Kilogramm Alkohol erhöhte sich das Risiko für Herzrhythmusstörungen um 75 Prozent.

Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und beschleunigter Herzfrequenz auch in anderer Studie belegt:
Die Forscher untersuchten zusätzlich den Einfluss von gewohnheitsmäßigem, chronischen Alkoholkonsum bei 4131 Teilnehmern der sogenannten KORA S4 Studie (Kooperative Gesundheitsforschung im Raum Augsburg), einer Untersuchung in der Allgemeinbevölkerung. „Diese Teilnehmer entsprechen der typischen Allgemeinbevölkerung. Die Allermeisten waren bei der Untersuchung gesund und allenfalls wenige waren schwere Trinker. Für diese Studie quantifizierten wir die mittlere konsumierte Alkoholmenge in Gramm pro Tag“, erklärt Dr. Sinner.

In der KORA Studie wiesen nur 2,7 Prozent der Teilnehmer Herzrhythmusstörungen auf, wobei 0,4 Prozent eine Sinustachykardie hatten. Es bestand dennoch auch hier eine geringe, jedoch signifikante Assoziation zwischen der täglichen Alkoholmenge und Sinustachykardie. Die Wahrscheinlichkeit hierfür erhöhte sich um drei Prozent pro zusätzlichem Gramm Alkohol pro Tag. „Wir bestätigten den Zusammenhang zwischen Sinustachykardie und chronischem Alkoholkonsum in der KORA Studie. Zwar war der Effekt deutlich schwächer verglichen mit dem Einfluss von akutem Alkoholkonsum, dennoch konnten wir unsere Hauptergebnisse auf dem Oktoberfest bestätigen“, ergänzt Dr. Sinner.

„Der Ausgangspunkt unserer Untersuchungen waren die nicht ausreichend schlüssigen Berichte über das ‚Holiday Heart Syndrom‘, das durch akuten Alkoholkonsum ausgelöste Vorhofflimmern. In unserer Studie konnten wir zwar nicht unmittelbar nachweisen, dass es aufgrund von akutem Alkoholkonsum sofort zu Vorhofflimmern kommt. Jedoch fanden wir eine sehr starke und robuste Assoziation mit zwischen Alkohol und Herzrhythmusstörungen, die als Vorstufe von Vorhofflimmern angesehen werden können“, geben die Autoren an.

Insbesondere zeigte sich ein Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und Veränderungen in den atemabhängigen Schwankungen der Herzrate, der sogenannten respiratorischen Sinusarrhythmie. Die respiratorische Sinusarrhythmie spiegelt ein Ungleichgewicht in der autonomen Nervenversorgung des Herzens wider – also im unbewussten Kontrollsystem, welches die Körperfunktionen wie Herzschlag oder Atmung kontrolliert. „Es ist bekannt, dass Vorhofflimmern auftreten kann, wenn Patienten eine durch ein autonomes Ungleichgewicht ausgelöste Sinustachykardie entwickeln“, sagt Dr. Sinner. „Unsere Studie konnte das ‚Holiday Heart Syndrom‘ nicht prospektiv beweisen, aber sie wird Klinikern und Wissenschaftlern helfen, die Veränderungen im Kreislauf besser einzuordnen. Außerdem haben wir die Voraussetzungen für weitere Forschung auf diesem Gebiet geschaffen. Hierzu sind bereits mehrere Nachfolgestudien in Arbeit.“ „Insbesondere sollen so die autonome Imbalance durch akute Alkoholexposition besser quantifiziert und herausgefunden werden, ob Vorhofflimmern und andere längerdauernde Herzrhythmusstörungen im Verlauf nach akutem Alkoholkonsum auftreten“, fügt Dr. Brunner hinzu.

Die Forscher hegen den Verdacht, dass die auf dem Oktoberfest erfassten Herzrhythmusstörungen oftmals nur zeitlich begrenzt waren und diese zu einem Ende kamen, wenn die Teilnehmer wieder nüchtern wurden. Sicher ist dies jedoch nicht, da die EKGs nur einmalig registriert wurden. Sollten Teilnehmer bereits eine zugrundeliegende Herzerkrankung aufweisen, könnte die durch den Alkohol ausgelöste Herzrhythmusstörung auch fortdauern. „Um diese Fragen endgültig beantworten zu können, werden wir weitere Forschungsergebnisse mit längerer Erfassung des EKGs nach Alkoholkonsum benötigen“, fassen die Autoren zusammen.

Originalpublikation:
Alcohol consumption, sinus tachycardia, and cardiac arrhythmias at the Munich Octoberfest: results from the Munich Beer Related Electrocardiogram Workup Study, by Stefan Brunner et al. European Heart Journal
doi: 10.1093/eurheartj/ehx156

Ansprechpartner:
PD Dr. med. Moritz Sinner, MPH
Medizinische Klinik und Poliklinik I
Klinikum der Universität München (LMU)
Campus Großhadern
Tel: 089/4400-76159
E-Mail: Moritz.Sinner@med.uni-muenchen.de

PD Dr. med. Stefan Brunner
Medizinische Klinik und Poliklinik I
Klinikum der Universität München (LMU)
Campus Innenstadt
Tel: 089/4400-52305
E-Mail: Stefan.Brunner@med.uni-muenchen.de

Weitere Informationen:
http://www.klinikum.uni-muenchen.de/de/das_klinikum/zentrale-bereiche/weitere-in…

Anhang
European Heart Journal
https://idw-online.de/de/attachment57257

Quelle: idw

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Neues Tool: Betrugssoftware in Autos automatisch entdecken

Dr. Julia Weiler Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

IT-Sicherheitsexperten der Ruhr-Universität Bochum (RUB) und der University of California, San Diego, haben mit dem Lübecker IT-Spezialisten Felix Domke ein Tool entwickelt, das automatisch Betrugssoftware in der Motorsteuerung von Autos entdeckt. Das Team um Prof. Dr. Thorsten Holz vom Bochumer Horst-Görtz-Institut testete gemeinsam mit den Kollegen 900 verschiedene Versionen der Motorsteuerungssoftware für Diesel-Fahrzeuge von Volkswagen und Fiat Chrysler aus den vergangenen acht Jahren. In 400 davon fanden sie eine Vorrichtung, die die Abgasreinigung unter regulären Fahrbedingungen abschaltet. Die Analyse deckt auch auf, wie genau die verschiedenen Hersteller bei dem Betrug vorgehen.

Die Ergebnisse präsentieren die Bochumer Forscher, zu denen auch die Doktoranden Moritz Contag und Andre Pawlowski vom RUB-Lehrstuhl für Systemsicherheit gehören, gemeinsam mit ihren US-amerikanischen Partnern auf dem „IEEE Symposium on Security and Privacy“, das vom 22. bis 24. Mai 2017 in San Jose, Kalifornien, stattfindet. Die zugehörige Veröffentlichung kann online eingesehen werden (https://www.syssec.rub.de/research/publications/defeat-devices/).

Zwei Minuten Softwareanalyse reichen aus
Um zu erkennen, ob in einem Fahrzeugmodell eine nicht erlaubte Abschalteinrichtung eingebaut ist, musste bislang ein Wagen auf dem Prüfstand einen etwa 20-minütigen Test absolvieren. „Wenn man zehn Fahrzeugmodelle testen möchte, muss man auch zehn Wagen auf den Prüfstand bringen. Das ist aufwendig“, sagt Thorsten Holz. „Unser Tool braucht kein Auto, sondern nur die Motorsteuerungssoftware. Wir können in zwei Minuten analysieren, ob sie eine Abschalteinrichtung beinhaltet oder nicht.“

Anhand der Software können die Forscher nachvollziehen, wie ein Auto auf bestimmte Zustände reagiert, zum Beispiel welche Abgasfiltermechanismen in einer bestimmten Situation angeschaltet werden.

„Besonders plump“
Nicht nur die Motorsteuerungssoftware von Volkswagen haben die IT-Experten unter die Lupe genommen. Auch das System des Fiat 500X, wegen dem die EU-Kommission am 17. Mai 2017 ein Verfahren gegen die italienische Regierung eingeleitet hat, untersuchten sie. „Fiat geht besonders plump vor“, lautet das Fazit von Thorsten Holz. Während die VW-Software zum Beispiel anhand der Sequenz von Beschleunigungen und Bremsmanövern erkennt, ob sich ein Fahrzeug gerade in einem Prüfzyklus befindet, nutzt Fiat die Tatsache, dass ein Prüfzyklus 20 Minuten dauert – und schaltet die Abgasreinigung schlicht nach etwas mehr als 22 Minuten Betrieb ab.

Da die Wissenschaftler Software aus den vergangenen acht Jahren testeten, können sie nachvollziehen, dass die Abschalteinrichtungen im Lauf der Jahre immer weiter verfeinert wurden. Ihr Ziel ist es nun, ihr Tool so weiterzuentwickeln, dass es die Motorsteuerungssoftware beliebiger Hersteller automatisch analysieren kann.

Originalveröffentlichung
Moritz Contag, Guo Li, Andre Pawlowski, Felix Domke, Kirill Levchenko, Thorsten Holz, Stefan Savage: How they did it: an analysis of emission defeat devices in modern automobiles, IEEE Symposium on Security & Privacy, 2017, San Jose, CA, USA

Prof. Dr. Thorsten Holz
Lehrstuhl für Systemsicherheit
Horst-Görtz-Institut für IT-Sicherheit
Ruhr-Universität Bochum
Tel.: 0234 32 25199
E-Mail: thorsten.holz@rub.de

Moritz Contag
Lehrstuhl für Systemsicherheit
Horst-Görtz-Institut für IT-Sicherheit
Ruhr-Universität Bochum
Tel.: 0234 32 29363
E-Mail: moritz.contag@rub.de

Quelle: idw

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Eine Werbesäule zur Minderung der Luftverschmutzung in Paris

Marie de Chalup Wissenschaftliche Abteilung
Wissenschaftliche Abteilung, Französische Botschaft in der Bundesrepublik Deutschland

Die weltberühmte Pariser Morris-Säule [1] wird als Pilotanlage für die Luftreinigung getestet. Eine erste Säule wird am Place d’Alesia aufgestellt, wo täglich 72.000 Fahrzeuge durchfahren und infolgedessen die CO2-Belastung und die Feinstaubemissionen hohe Werte erreichen. So liegt die Stickstoffdioxidkonzentration beispielsweise bei 40 µg/m3, was den Schwellenwert deutlich übersteigt.

Die weltberühmte Pariser Morris-Säule [1] wird als Pilotanlage für die Luftreinigung getestet. Eine erste Säule wird am Place d’Alesia aufgestellt, wo täglich 72.000 Fahrzeuge durchfahren und infolgedessen die CO2-Belastung und die Feinstaubemissionen hohe Werte erreichen. So liegt die Stickstoffdioxidkonzentration beispielsweise bei 40 µg/m3, was den Schwellenwert deutlich übersteigt.

Die Pilotanlage nutzt zur Luftreinigung Mikroalgen, die sich in einem 1 m3 großen Bioreaktor im Inneren der Säule befinden. In den Chloroplasten der Mikroalge läuft das natürliche Verfahren der Fotosynthese ab, welches CO2 und Licht zur Sauerstoffproduktion braucht. Die natürliche Strahlung wird durch zusätzlich integrierte Leuchtdioden verstärkt, um das Fotosyntheseverfahren zu beschleunigen. Die Mikroalgen sind ebenfalls in der Lage, das von Fahrzeugen ausgestoßene Stickstoffdioxid zu fixieren. Nach diesem Verfahren wird die gereinigte Luft nach außen abgegeben. Je mehr Kohlendioxid die Mikroalgen adsorbieren, desto stärker wachsen und vermehren sie sich. Wird die so entstandene Biomasse zu groß, wird sie über die Kanalisation zur nächstgelegenen Kläranlage abtransportiert und für die Einspeisung in das Erdgasnetz in Biomethan umgewandelt.

Dieses Projekt befindet sich noch in der Probephase, bei der genau ermittelt werden soll, wie viele Schadstoffe (CO2, Stickstoffdioxid, Schwefeldioxid, Feinstaub) die Mikroorganismen aufnehmen können. Theoretisch kann der 1 m3 große Bioreaktor die gleiche CO2-Menge binden wie 100 Bäume, was einer Tonne CO2 pro Jahr oder einem Hin- und Rückflug Paris-Washington entspricht. Durch die Umwandlung der Mikroorganismen in Biomethan wird eine jährliche Menge von 10 kg Biomethan erzeugt. Trotz des geringen Volumens des Bioreaktors und der geringen Menge produzierten Biomethans bildet diese Technologie als Kohlenstoffsenke einen vielversprechenden Ansatz, da diese einzelligen Mikroorganismen Wachstumsraten aufweisen, die 10 bis 40 Mal höher liegen als bei Pflanzen, sie in der Natur reichlich vorkommen und sie unter optimalen Bedingungen ihre Masse täglich verdoppeln können.

Zwei Unternehmen sind an diesem Projekt beteiligt: das französische Start-up Fermentlag, das die Mikroalgen entwickelt hat, und das Unternehmen Suez, Spezialist im Bereich Abfall- und Wasserwirtschaft, das das Projekt mit dem Einsatz der Werbesäule als Kohlensenke gefördert hat. Im Januar wurde die umgebaute Säule von 4 m Höhe und 2,5 m Durchmesser und ihrem 1 m3 großen Bioreaktor mit Rauchgasen getestet, die bei der Aufbereitung von Schlämmen in einer Kläranlage in der Pariser Region entstehen. Bis zum Ende des Jahres unterstützt Suez finanziell den Test dieser Pilotanlage; bei positivem Ergebnis sollen weitere Werbesäulen auf den Markt gebracht werden.

[1] Der Name geht zurück auf den Druckereibetreiber Gabriel Morris, der die deutsche Litfaßsäule in Frankreich einführte.

Quelle:
ꞌꞌPollution de l’air : Paris va tester une colonne Morris dépolluanteꞌꞌ, Pressemitteilung aus Le Monde, 15.04.2017- http://www.lemonde.fr/planete/article/2017/04/15/pollution-de-l-air-paris-va-tes…

Redakteur: Luc Massat, luc.massat@diplomatie.gouv.fr

Quelle: idw

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Raucherland Deutschland – weltweit unter den Top Ten

Kerstin Ullrich Pressestelle
Deutsche Diabetes Gesellschaft

Berlin – Deutschland gehört weltweit zu den Top Ten der Länder mit der höchsten Anzahl an Rauchern – mit fatalen Folgen: Etwa jeder siebte Todesfall ist hierzulande eine Folge des Tabakkonsums. Dies zeigt die Global Burden of Disease-Studie, die kürzlich im angesehenen Fachjournal „The Lancet“ erschien. In dieser Studie schätzt ein Konsortium namhafter Wissenschaftler für 195 Länder und Territorien die Raucherzahlen ab und berechnet die durch den Tabakkonsum verursachten Todesfälle.

Zugleich belegt Deutschland den vorletzten Platz – nur gefolgt von Österreich – auf der Tabakkontrollskala der Europäischen Krebsliga, die staatliche Maßnahmen zur Verringerung des Tabakkonsums bewertet, und gerade aktualisiert wurde. Den neunten Platz im Ranking der Länder mit den meisten Rauchern verdankt Deutschland nicht nur seiner hohen Einwohnerzahl, sondern auch dem immer noch hohen Raucheranteil. Dieser ist zwar seit 1990 leicht gesunken, aber nur bei Männern und deutlich weniger als im Durchschnitt aller Länder weltweit. Der Studie zufolge konsumieren in Deutschland rund 20 Prozent der weiblichen und 25 Prozent der männlichen Bevölkerung täglich irgendeine Form von Tabak – mit schwerwiegenden Folgen.

Denn Rauchen ist nach wie vor einer der bedeutendsten Risikofaktoren für Krankheit und Tod: Weltweit ist mehr als jeder zehnte Tod durch Tabakkonsum verursacht. Dies könnte in den kommenden Jahren noch mehr werden, fürchtet Dr. Ute Mons, Leiterin der Stabsstelle Krebsprävention und des WHO-Kollaborationszentrums für Tabakkontrolle am Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg: „Mit der demographischen Alterung der Bevölkerung rollt eine Welle tabakbedingter Todesfälle auf Deutschland zu, weil die geburtenstarken Jahrgänge der 1950er und 1960er Jahre, von denen vergleichsweise viele zur Zigarette gegriffen haben, jetzt in ein Alter kommen, in dem das Risiko für tabakbedingte Erkrankungen besonders hoch ist.“

„Diese Entwicklung kann aufgehalten werden, wenn sich Deutschland endlich für eine konsequente Präventionspolitik entscheidet“, sagt Dr. Dietrich Garlichs, Sprecher der Deutschen Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK), einem Zusammenschluss von 20 medizinisch-wissenschaftlichen Fachgesellschaften, Verbänden und Forschungseinrichtungen. Mit dem Tabakrahmenübereinkommen der WHO, das Deutschland unterzeichnet und ratifiziert hat, steht ein Bündel wirksamer Präventionsmaßnahmen zur Eindämmung des Rauchens und dessen gesundheitlicher Folgen zur Verfügung.

DANK fordert, dass diese Maßnahmen nun auch entschlossen umgesetzt werden. Dazu gehören insbesondere regelmäßige, deutliche Erhöhungen der Tabaksteuer, ein konsequenter Nichtraucherschutz ohne Ausnahmeregelungen und ein umfassendes Tabakwerbeverbot. „Die Einführung des längst überfälligen Verbots der Außenwerbung für Tabakprodukte, die im Augenblick vom Bundestag blockiert wird, wäre ein wichtiger Schritt zur Eindämmung des Tabakkonsums und der daraus resultierenden Krankheiten und Todesfälle – die Politik muss endlich handeln!“ so Garlichs.

Quellen:
Lancet-Studie
Tabakkontrollskala

Über die Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK)
Die Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK) ist ein Zusammenschluss von 20 medizinisch-wissenschaftlichen Fachgesellschaften, Verbänden und Forschungseinrichtungen, der sich für nachhaltige und bundesweite Primärprävention in Deutschland einsetzt. Denn nichtübertragbare Krankheiten sind weltweit Todesursache Nummer eins. In Deutschland gehen rund zwei Drittel der vorzeitigen Todesfälle darauf zurück, z.B. auf Krebs, Herz-Kreislauferkrankungen, Diabetes und chronische Atemwegserkrankungen. Nichtübertragbare Krankheiten bürden PatientInnen und Familien viel Leid und der Gesellschaft enorme Kosten auf. Mit geeigneten Präventionsmaßnahmen sind diese Krankheiten häufig vermeidbar.

DANK fokussiert dabei auf folgende Ziele und Maßnahmen aus dem WHO Global Action Plan for the Prevention and Control of NCDs 2013-2020, da diese besonders wirksam sind:

1. Reduzierung des Tabakkonsums (u.a. durch regelmäßige, spürbare Tabaksteuererhöhungen)
2. Verringerung des schädlichen Alkoholkonsums (u.a. durch Erhöhung der Alkoholsteuer und Erhebung nach Alkoholgehalt)
3. Verhinderung der Zunahme von Diabetes und Adipositas (u.a. durch eine Zucker-Fett-Salzsteuer)
4. Steigerung der körperlichen Aktivität (u.a. durch eine tägliche Sportstunde in Kita und Schule)

Homepage: http://www.dank-allianz.de

Kontakt:
Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK)
c/o Deutsche Diabetes Gesellschaft
Dr. Dietrich Garlichs (Sprecher)
Albrechtstraße 9, 10117 Berlin
Telefon 030 / 3 11 69 37 0
Telefax 030 / 3 11 69 37 20
E-Mail info@dank-allianz.de

Weitere Informationen:
http://www.tobaccocontrolscale.org/
http://thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736%2817%2930819-X/fullte…

Quelle: idw

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Von Batterien bis zu Vanillin: Elektrochemie verwandelt Holzabfälle

Petra Giegerich Kommunikation und Presse
Johannes Gutenberg-Universität Mainz

Abfälle der Papier- und Zellstoffindustrie liefern Ausgangsmaterial für Entwicklung neuer Redox-Flow-Batterie – Elektrosynthese im Vormarsch

Die Stabilisierung der Stromnetze wird mit dem Ausbau erneuerbarer Energien eine wachsende Herausforderung. Hier könnten Redox-Flow-Batterien einen wichtigen Beitrag leisten. Wissenschaftler der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) arbeiten im Rahmen eines Kooperationsprojekts an der Entwicklung neuer Elektrolyte für Redox-Flow-Batterien auf der Basis von Lignin, das in der Zellstoffherstellung aus Holz als Abfallprodukt anfällt. Gemeinsam mit ihren industriellen und wissenschaftlichen Partnern erforschen die Mainzer Chemiker damit die Nutzung nachwachsender Rohstoffe zur effizienteren Verwendung erneuerbarer Energien. Bisher wird für Flussbatterien vor allem das Metall Vanadium verwendet, das jedoch nur in begrenzter Menge zur Verfügung steht und außerdem teuer ist. Für die Arbeitsgruppe um Prof. Dr. Siegfried Waldvogel vom Institut für Organische Chemie erschließt sich mit diesem Projekt ein neues Forschungsfeld, in das sie ihre langjährige Erfahrung auf dem Gebiet der Elektrochemie einbringen kann.

Im Falle der Redox-Flow-Batterie geht es den Wissenschaftlern darum, aus Lignin, das in Holz und allgemein in Pflanzen für Stabilität sorgt, geeignete Redox-Paare herzustellen. Diese Redox-Paare werden im Elektrolyt von Flussbatterien aufgeladen und dann getrennt in Tanks gespeichert. Bei Bedarf werden sie später in der galvanischen Zelle zur Energieerzeugung wieder zusammengeführt. „Wir werden aus der Ablauge, die bei der Papier- und Zellstoffproduktion anfällt, durch elektrochemische Zersetzung Chinone gewinnen und sie für den Einsatz in einer Batterie weiter optimieren“, erläutert Waldvogel die Aufgabe der Mainzer Kooperationspartner. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) bis Januar 2019 gefördert.

Elektrosynthese bringt grüne Chemie voran
„Die Elektrosynthese hat hier in Mainz sehr an Fahrt aufgenommen“, ergänzt Waldvogel, der das Forschungsgebiet seit 2010 an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz etabliert. In den letzten drei Jahren konnte die Gruppe neue Projekte mit einem Fördervolumen von rund vier Millionen Euro einwerben. Bei der Elektrosynthese geht es im Wesentlichen darum, elektrischen Strom als Reagens zu nutzen, wobei die Elektronen zur Oxidation oder Reduktion von organischen Stoffen dienen. Das ist billiger und wesentlich umweltfreundlicher als konventionelle Reagenzien, sofern Elektrizität aus erneuerbaren Energien verwendet wird. „Man spricht aktuell von der Elektrifizierung der chemischen Synthese und es wird erwartet, dass diese Entwicklung zukünftige Industriegesellschaften weltweit beeinflusst“, so Waldvogel.

Bisher gibt es nur wenige industriell genutzte elektrosynthetische Prozesse für organische Moleküle. Die Gruppe von Siegfried Waldvogel hat nun unter anderem die Gewinnung des Aromastoffs Vanillin aus Holzabfällen entwickelt. Außerdem werden einige Hilfsstoffe für chemische Reaktionen mit diesen Verfahren schneller verfügbar gemacht. Eine besondere Erfolgsgeschichte ist die Veränderung eines Arzneimittelbausteins in Kooperation mit Novartis: Nachdem konventionelle Methoden nicht ans Ziel führten, genügte den Mainzer Wissenschaftlern nur eine elektrochemische Umsetzung, um das Produkt zu erhalten.

Neben Geschmacks- und Duftstoffen sowie Wirkstoffen sieht Waldvogel für die Elektrosynthese großes Potenzial bei der Herstellung spezieller Erzeugnisse für die Agrochemie und von Molekülen für die Materialwissenschaften. Mit dieser Methode können oft viele konventionelle Syntheseschritte abgekürzt werden. Darüber hinaus senkt das Verfahren die Abhängigkeit von knappen Rohstoffen, die normalerweise für chemische Reagenzien benötigt werden. Die Flusselektrolyseure für die Laborversuche, bei denen elektrochemische Prozesse ablaufen, werden in der JGU-eigenen Werkstatt als Prototypen entwickelt und gebaut.

Fotos:
http://www.uni-mainz.de/bilder_presse/09_orgchemie_elektrochemie_batterie_01.jpg
Forscherin beim Aufbau einer Flusselektrolyse
Foto/©: Alexander Sell, JGU

http://www.uni-mainz.de/bilder_presse/09_orgchemie_elektrochemie_batterie_02.jpg
Bis zu acht verschiedene Versuche können gleichzeitig in diesem Screening-Elektrolyseur durchgeführt werden. In jedem der kleinen Kunststoffbecher stecken zwei Elektroden.
Foto/©: Carsten Siering, JGU

Weitere Informationen:
Dr. Carsten Siering
Arbeitskreis Waldvogel
Institut für Organische Chemie
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
55099 Mainz
Tel. +49 6131 39-26067
Fax +49 6131 39-26777
E-Mail: siering@uni-mainz.de
http://www.chemie.uni-mainz.de/OC/AK-Waldvogel/

Weitere Links:
https://www.blogs.uni-mainz.de/fb09akwaldvogel/forschung/organic-electrochemistr…
http://www.uni-mainz.de/presse/57994.php (Pressemitteilung vom 23.10.2013 „Zukunftspreis Pfalz geht an Mainzer Chemiker Siegfried Waldvogel“)
https://www.fnr.de/ (Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe)

Quelle: idw

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Wer mit Automaten unhöflich umgeht, den bedienen sie nicht

Jan Vestweber Pressestelle
Universität Witten/Herdecke

Prof. Dr. Birger Priddat schreibt in diesem Gastbeitrag darüber, wie die künstliche Intelligenz den Menschen zivilisieren könnte

Plötzlich machen sich alle Gedanken über Roboter und Automaten. Vor allem über die künstliche Intelligenz (KI), die zunehmend in die Automaten eingebaut und ständig weiterentwickelt wird. Wird ihre Intelligenz unsere bald überflügeln?

Dass Algorithmen vieles, was wir uns mühsam zusammenreimen, extrem schnell und komplex berechnen können, ist eine nützliche Eigenschaft der Digitalisierung. Dass aber die Roboter die Macht übernehmen, ist eher der Nachtschatten schlechter amerikanischer Filme. Aber etwas anderes wird passieren: dass wir uns daran gewöhnen, mit Automaten zusammenzuleben. Wir werden sie vielfach gar nicht mehr als Automaten empfinden, sondern als gleichsam natürliche Gesprächs- und Arbeitspartner (so wie heute schon Siri oder die Stimme des Navigationsgerätes). Spätestens dann, wenn die Maschinen reden werden. Denn alle Automaten, die mit uns oder für uns arbeiten, werden kommunizieren: untereinander, aber auch mit uns. Dass sie mit uns andere Dinge kommunizieren, ist klar: Alexa oder Siri sind die ersten Erprobungen.

Wenn sich die Automaten sprachlich in unsere Kommunikationswelten einklinken, sind wir nicht mehr darauf angewiesen, mit Texten, SMS’en, Mails, Bildern etc. zu operieren. Sondern wir kommunizieren mit den Maschinen gleichsam auf ‚Ohrenhöhe‘. Aber das ist der trivialere Teil der Aussage; der weniger triviale ist der, dass uns die Maschinen durchgehend vernünftig gegenübertreten. Sie sind – zumindest erst einmal – emotionslos (ohne kühl zu sein. Das Timbre der Stimmen von Siri und Alexa erleben manche sogar als proto-erotisch). Aber sie kommunizieren letztlich in einer Dimension: streng vernünftig.

Bevor wir nicken und sagen, das sei doch klar, sollten wir bedenken, dass sich daran unsere Kommunikationsstile neu formieren. Mit emotionalem, gehässigem, aufbrausendem, oder aber auch nöligem, wischi-waschi- und labernden Aussagen werden wir den Maschinen nicht kommen können. Sanft werden die Algorithmen unsere Stimmungen korrigieren, nachfragen, unnachgiebig vernünftig. Oder aber die Sache auf später verschieben, weil man von uns gerade keine vernünftige Antwort bekommt etc. Mit unseren schlampigen Kommunikationen, unklarem Entscheiden bzw. Nicht-Entscheiden-Können werden diese Maschinen nichts anfangen können, außer uns leise ‚zur Vernunft‘ zu bringen. Wir werden – mehr oder minder – genötigt, vernünftig zu fragen und vernünftig zu antworten – eine Qualität der Kommunikation, die wir im Alltag durchschnittlich weder beherrschen noch hinreichend üben.

Es kann also sein, dass die Automaten uns zivilisieren. Nicht weil sie so programmiert sind (auch darauf kann man achten), sondern schlicht, weil sie logische Automaten sind, die nichts anderes können, als einigermaßen vernünftig zu sein. Es wäre ein miserabler Automat, wenn er schlampig, uneindeutig, fahrig antworten würde. Die Automaten können eine kulturbildende Aufgabe bekommen. Diesen Aspekt findet man in der euphorischen Sorge über Roboter und Algorithmen äußerst selten.

Natürlich können dann semantische Algorithmen jede gehässige Äußerung – von Aussagen wage ich gar nicht zu reden – zurückweisen; nicht gleich löschen, sondern an den Absender zurückgehen lassen mit der Bitte, sie in ein einigermaßen zivilisiertes Deutsch zur übersetzen. Überhaupt könnte jeder Text – in Facebook, Twitter, aber auch in den Mails – zurückgegeben werden (back to sender), der in schlechtem Deutsch, grammatikalisch falsch und in brüchigem Satzbau verfasst ist. Wahrscheinlich würden 50 Prozent der aktuell gesendeten Textchen nicht durch den sprachbildenden Filter gehen.

Eine absurde Idee? Warum? Warum lassen wir es zu, dass ein Großteil der Kommunikation in der Gesellschaft in schlechtem Deutsch geschieht? Wenn man privat seine Sprache verschludern lassen will, ist das eine Sache, aber nicht in der Öffentlichkeit. Mit dem Internet und seiner zivilisatorischen Vernunft hätten wir eine erstmalige Chance, in eine neue Sprachkultur einzutreten. Wer mit den Automaten unhöflich oder sprachlich barbarisch umgeht, den bedienen sie nicht.

Weitere Informationen: Prof. Dr. Birger Priddat, birger.priddat@uni-wh.de oder 02302 / 926-530

Über uns:
Die Universität Witten/Herdecke (UW/H) nimmt seit ihrer Gründung 1982 eine Vorreiterrolle in der deutschen Bildungslandschaft ein: Als Modelluniversität mit rund 2.400 Studierenden in den Bereichen Gesundheit, Wirtschaft und Kultur steht die UW/H für eine Reform der klassischen Alma Mater. Wissensvermittlung geht an der UW/H immer Hand in Hand mit Werteorientierung und Persönlichkeitsentwicklung.

Witten wirkt. In Forschung, Lehre und Gesellschaft.

Quelle: idw

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Frischluft im Sand: Was Bakterien in der Nordsee antreibt

Dr. Fanni Aspetsberger Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für marine Mikrobiologie

Zwei neue Studien liefern spannende Details über das Leben der Bakterien im Boden der Nordsee.

Fast fünf Millionen Deutsche machen alljährlich Urlaub an der Nordsee. Sie erholen sich am Strand oder genießen das Naturschauspiel des Wattenmeers. Doch die Nordsee ist mehr als nur eines der beliebtesten deutschen Reiseziele. Sie ist auch ein faszinierendes Ökosystem, das für unser Leben höchst bedeutsam ist und immer noch voller Überraschungen steckt.

Soeren Ahmerkamp und David Probandt vom Bremer Max-Planck-Institut verbringen deshalb viel Zeit an der Nordsee. Die beiden Forscher beschäftigen sich mit dem Lebensraum Sand – oder, wissenschaftlich gesprochen, mit permeablen Küstensedimenten. Nun beschreiben sie in zwei neuen Veröffentlichungen, wie Sauerstoff den Sand durchdringt und was das für die dort lebende Bakteriengemeinschaft bedeutet.

„Sande bedecken große Teile des Meeresbodens entlang der Kontinentalränder“, erklärt Soeren Ahmerkamp aus der Abteilung Biogeochemie am MPI Bremen. „Sie sind viel durchlässiger für das Meerwasser als der meist schlammige Boden der Tiefsee.“ Wenn Meerwasser durch den Sand strömt, gelangt auch Sauerstoff in den Boden und regt die dortigen Mikroorganismen an. Je mehr Sauerstoff in den Boden gelangt, desto aktiver sind die Mikroorganismen und können beispielsweise große Mengen Kohlenstoff oder Stickstoff umsetzen. „Das ist besonders wichtig angesichts dessen, dass durch die Flüsse große Mengen an Stickstoff und anderen Nährstoffen in die Nordsee gelangen“, so David Probandt aus der Abteilung Molekulare Ökologie.

„Bisher wurde die Wechselwirkung von Sanden und dem Meerwasser meist nur im Labor untersucht“, fährt Ahmerkamp fort. „Wir haben sie uns vor Ort angesehen, unter realen Bedingungen, um mehr über ihre tatsächliche Bedeutung aussagen zu können.“

Gemeinsam mit Kollegen vom MPI Bremen entwickelte Ahmerkamp ein Gerät namens LanceALot, das gleichzeitig die Strömungsgeschwindigkeit, die Form des Bodens und den Sauerstoff im Sand messen kann. An 16 verschiedenen Stellen in der Nordsee wurde LanceALot eingesetzt, um den Zusammenhang zwischen diesen Faktoren zu untersuchen.

Eine bedeutende Rolle spielen demnach Rippel – die typischen, an ein Wellblech erinnernden Sandwellen am Meeresboden. „Durch die ständigen Veränderungen der Rippel und die wechselnden Gezeitenströme ist der Sand ein sehr dynamischer Lebensraum, der sich ständig verändert. Sauerstoff ist mal mehr oder weniger vorhanden, mal dringt er mehrere Zentimeter tief in den Sand ein und mal bleibt er an der Oberfläche – daran müssen sich die Mikroorganismen im Sand anpassen“, sagt Ahmerkamp.

Den bakteriellen Bewohnern des Sandes wird also viel abverlangt. „Auf jedem Sandkorn sitzen zehntausende bis hunderttausende Bakterien. Die können natürlich einiges bewirken“, meint auch David Probandt. Da diese Bakterien beispielsweise Kohlenstoff und auch Stickstoff aus dem Meerwasser verarbeiten, wirken die Sande wie riesige, reinigende Filter. Vieles von dem, was das Meerwasser in den Boden spült, kommt nicht wieder heraus.

Bislang ist nur wenig über die bakteriellen Bodenbewohner entlang der Küsten bekannt. Probandt und seine Kollegen haben sie nun an verschiedenen Stellen der Nordsee mit modernen molekularen Methoden und Fluoreszenzmikroskopie erforscht. „Schon in den obersten fünf Millimetern des Meeresbodens finden wir ganz andere und vielfältigere Bakterien als im Meerwasser selbst“, so Probandt. „Wer wo wohnt, hängt vor allem von der Zusammensetzung des Meeresbodens ab. Je durchlässiger der Boden für einströmendes Meerwasser ist, desto mehr aerobe Bakterien treten auf.“ Die Arbeit zeigte ebenfalls, dass eine Bakteriengruppe, die sogenannten Planctomyceten, besonders häufig in Küstensedimenten vorkommen. Planctomyceten unterscheiden sich von anderen Bakterien durch ihren komplexen Lebenszyklus und stellen viele verschiedene Naturstoffe her. Sie könnten daher auch besonders gut an die besonderen Bedingungen in Oberflächensedimenten angepasst sein. „Ob dies der Fall ist, werden wir in zukünftigen Arbeiten betrachten“ betont Probandt.

Der Meeresboden entlang der Küsten ist besonders stark von menschlichem Einfluss – von der wirtschaftlichen Nutzung über Nährstoffeintrag durch die Flüsse bis hin zum Klimawandel – betroffen. Die neuen Studien zeigen, wie komplex dieser Lebensraum ist und welche bedeutende Rolle seine Bewohner für unser Leben spielen. „Durch die Zusammenarbeit von Wissenschaftlern verschiedener Fachrichtungen konnten wir viele neue Erkenntnisse über dieses dynamische Ökosystem erlangen“, betont Probandt.

„Es gibt noch sehr viel zu erforschen in der Nordsee und den anderen Küstenmeeren“, schließt Ahmerkamp. „Die Vorgänge und mögliche Veränderungen in diesem Ökosystem betreffen uns alle.“

Originalveröffentlichungen
S. Ahmerkamp, C. Winter, K. Krämer, D. de Beer, F. Janssen, J. Friedrichs, M. Kuypers und M. Holtappels (2017): Regulation of benthic oxygen fluxes in permeable sediments of the coastal ocean. Limnology and Oceanography.
DOI: 10.1002/lno.10544 (http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/lno.10544/full)
Die Publikation ist im Rahmen des MPI-marum Cross-Cutting-Project 5 (CCP5)“Organic-matter remineralization and nutrient turnover in permeable sandy sediments“ unter der Leitung von Moritz Holtappels entstanden.

D. Probandt,. K. Knittel, H. E. Tegetmeyer, S. Ahmerkamp, M. Holtappels und R. Amann (2017): Permeability shapes bacterial communities in sublittoral surface sediments. Environmental Microbiology 19(4): 1584-1599.
DOI: 10.1111/1462-2920.13676 http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/1462-2920.13676/epdf

Rückfragen bitte an
Dr. Soeren Ahmerkamp (https://www.mpi-bremen.de/Dr.-soeren-ahmerkamp.html)
David Probandt (https://www.mpi-bremen.de/David-Probandt.html)

oder an die Pressestelle
Dr. Fanni Aspetsberger
Dr. Manfred Schlösser
Telefon: +49 421 2028 704
E-Mail: presse@mpi-bremen.de

Quelle: idw

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Durch die Luft übertragene Viren überleben im Wasser

Anja Wirsing Pressestelle des Forschungsverbundes Berlin e.V.
Forschungsverbund Berlin e.V.

Bisher dachte man, dass Herpesviren außerhalb ihres Wirtes kaum überlebensfähig sind. WissenschaftlerInnen des Berliner Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW) zeigen in ihrer aktuellen Studie, dass Pferde-Herpesviren unter bestimmten Bedingungen über einen Zeitraum von bis zu drei Wochen stabil und infektiös bleiben. Die Forschungsergebnisse legen nahe, dass unbehandeltes Wasser eine Quelle für Herpesinfektionen darstellt. Die Studie wurde jetzt in der wissenschaftlichen Fachzeitschrift „Scientific Reports“ veröffentlicht.

Herpesviren gehören zu den „umhüllten Viren“, die über die Luft von Wirt zu Wirt übertragen werden und Krankheiten hervorrufen können. Bisher wurde angenommen, dass sie in der Umwelt instabil sind und die Übertragung daher schnell und direkt erfolgen muss.

Diese Annahme wurde jetzt durch ein Forscherteam unter der Leitung des Leibniz-IZWs in Zusammenarbeit mit dem Institut für Virologie der Freien Universität Berlin überprüft. Hierzu reicherten die ForscherInnen Wasser mit Pferde-Herpesviren unter verschiedenen Bedingungen an und untersuchten über einen Zeitraum von drei Wochen, ob virale DNA entnommen werden konnte und das Virus im Wasser infektiös blieb.

„Die Ergebnisse zeigen, dass das Virus bis zu drei Wochen stabil und infektiös bleibt. Die ‚Überlebensdauer‘ wird durch den pH-Wert und die Temperatur des Wassers bestimmt“, erklärt Anisha Dayaram, Wissenschaftlerin am Leibniz-IZW. Überraschenderweise wurde außerdem festgestellt, dass durch Zugabe von Erde das Virus aus dem Wasser „herausgezogen“ und so für längere Zeit stabilisiert wurde. „In natürlichen Gewässern könnte das Virus so für längere Zeit in der Bodenschicht bestehen, ohne direkt einen weiteren Wirt zu infizieren. Im Fall des Pferde-Herpesvirus könnten sich daher Pferde, oder andere für das Virus anfällige Säugetiere, über das Wasser anstecken, und dass noch lange, nachdem ein infiziertes Tier in dem entsprechenden Gebiet war“, erklärt Alex Greenwood, Abteilungsleiter Wildtierkrankheiten am Leibniz-IZW.

Die Ergebnisse lassen darauf schließen, dass Viren wie das Pferde-Herpesvirus Teil des sogenannten Umwelt-„Viroms“ sind und infektiös bleiben könnten. Das Pferde-Herpesvirus hat sich zwischen Säugetieren wie Eisbären und Nashörner ohne direkten Kontakt mit Pferden oder deren Artverwandten sowohl in Gefangenschaft als auch in freier Wildbahn ausgebreitet, zum Teil mit fatalen Folgen. Es könnte sein, dass gemeinsam genutzte Wasserstellen eine mögliche Übertragungsquelle für Infektionen darstellen.

Diese Arbeit ist Teil des laufenden Forschungsprojekts „AquaVir“ („Wasser als aquatischer viraler Vektor für neu auftretende Infektionskrankheiten“); gefördert durch Bund und Länder im Rahmen des Paktes für Forschung und Innovation und des Leibniz-Forschungsverbundes Infections‘21.

Publikation:
Dayaram A, Franz M, Schattschneider A, Damiani AM, Bischofberger S, Osterrieder N, Greenwood AD (2017): Long term stability and infectivity of herpesviruses in water. Scientific Reports. www.nature.com/articles/srep46559

Kontakt:
Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW)
im Forschungsverbund Berlin e.V.
Alfred-Kowalke-Str. 17
10315 Berlin

Prof. Alex D. Greenwood
Tel.: 030 / 5168-255
E-Mail: greenwood@izw-berlin.de

Steven Seet (Pressestelle)
Tel.: 030 / 5168-125
E-Mail: seet@izw-berlin.de

Quelle: idw

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Erwerbstätige Frauen arbeiten täglich 1,6-mal so lang unbezahlt wie Männer

Rainer Jung Abt. Öffentlichkeitsarbeit
Hans-Böckler-Stiftung

WSI-Studie: Deutliche Folgen für Karriere und Alterssicherung

Frauen leisten erheblich mehr in der Kindererziehung und Hausarbeit als Männer. Solange das so bleibt, ist eine Gleichstellung in Beruf und Gesellschaft nicht erreichbar. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung.*

Viele Paare wünschen sich eine partnerschaftliche Arbeitsteilung. Doch die Realität sieht anders aus: Den größten Teil der unbezahlten Arbeit – Hausarbeit, Kinderbetreuung und Pflege – leisten in Deutschland nach wie vor Frauen, wie eine aktuelle Auswertung des WSI GenderDatenPortals auf Basis der repräsentativen Zeitverwendungserhebung 2012/13 für Personen im Erwerbsalter zeigt. Frauen von 18 bis 64 Jahren verwenden demnach 2,4-mal so viel Zeit für unbezahlte Fürsorgearbeit und das 1,6-fache für Hausarbeit wie Männer dieser Altersgruppe. Noch deutlicher sind die Unterschiede bei Erwerbstätigen mit Kindern.

Zwar fällt die Gesamtarbeitszeit von erwerbstätigen Frauen und Männern ähnlich hoch aus – die Frauen arbeiten im Schnitt täglich 7:44 Stunden, die Männer 7:40 Stunden. Allerdings unterscheiden sich beide Geschlechter sehr deutlich in der Verteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit:

• Erwerbstätige Männer verbringen im Durchschnitt täglich 5:32 Stunden mit bezahlter Arbeit, etwa 1,2-mal so viel Zeit wie erwerbstätige Frauen (4:15 Stunden; zur Erhebung und Berechnung der täglichen Arbeitszeiten siehe die methodischen Informationen am Ende der PM).

• Erwerbstätige Frauen verwenden auf unbezahlte Arbeit im Schnitt 3:29 Stunden und damit etwa 1,6-mal so viel Zeit wie erwerbstätige Männer (2:08 Stunden).

Hoher Aufwand für häusliche Arbeit geht Hand in Hand mit reduzierten Arbeitszeiten im Beruf. Fast jede zweite Frau in Deutschland arbeitet in Teilzeit. Unter Müttern ist Vollzeitarbeit sogar die Ausnahme, während Männer – selbst dann, wenn sie Väter sind – fast ausschließlich in Vollzeit arbeiten. Für einen Mann, der voll arbeitet, besteht mit 73 Prozent der größte Teil seiner Gesamtarbeitszeit aus bezahlter Arbeit. Eine teilzeitbeschäftigte Frau wird hingegen nur für 43 Prozent ihrer Gesamtarbeitszeit entlohnt und leistet den größeren Teil ihrer Arbeit unbezahlt.

Besonders groß ist das Missverhältnis von beruflicher und häuslicher Arbeit zwischen den Geschlechtern, wenn Kinder unter sechs Jahren im Haushalt leben. Vollzeitbeschäftigte Väter mit kleinen Kindern haben mit 9:11 Stunden die längste Gesamtarbeitszeit von allen – nur ein Drittel davon verwenden sie auf Hausarbeit, Kinderversorgung und gegebenenfalls Pflegeaufgaben. Vollzeitbeschäftigte Mütter hingegen wenden dafür mehr als die Hälfte und teilzeitbeschäftigte Mütter sogar fast 70 Prozent ihrer Gesamtarbeitszeit auf. Die Betreuung von Kleinkindern ist also nach wie vor weitgehend Frauensache.

Das lässt sich auch daran ablesen, dass Mütter deutlich häufiger und länger Elterngeld beziehen als Väter. Mehr als 90 Prozent der Elternzeit, für die Elterngeld gezahlt wird, entfallen bislang noch auf Frauen. Immerhin scheint sich hier etwas zu verändern – heute nehmen Männer häufiger Vätermonate in Anspruch als in früheren Jahren. Auch wenn die Elternzeit von Vätern meist nur von kurzer Dauer ist, ergeben sich daraus langfristige Effekte: Je mehr Männer sich um den Nachwuchs kümmern und darüber in Kontakt mit vorübergehender Teilzeitarbeit kommen, umso wahrscheinlicher wird es, dass sie auch über das Ende der Elternzeit hinaus ihre Arbeitszeit reduzieren. Etwa jeder vierte Vater verringert seine Arbeitszeitdauer im Anschluss an seine Elternmonate im Vergleich zu der Zeit vor der Geburt des Kindes um 10 bis 20 Prozent. Väter, die drei oder mehr Elterngeldmonate genommen haben, reduzieren anschließend besonders häufig ihre Arbeitszeit (42 Prozent). „Das Elterngeld scheint zu helfen, dem Wunsch nach einer eher partnerschaftlichen Aufteilung bei Paaren in der Realität zumindest für eine bestimmte Zeit näherzukommen“, schreiben die Forscherinnen und Forscher.

Neben der Betreuung von Kindern ist die Pflege von Angehörigen der zweite wichtige Bereich der Fürsorgearbeit. Auch hier engagieren sich Frauen sowohl häufiger als auch intensiver. Sie stellen mit 2,35 Millionen Pflegepersonen fast zwei Drittel derjenigen, die unbezahlte Pflegearbeit leisten. Drei Prozent der Frauen, aber nur ein Prozent der Männer bringen täglich mindestens zwei Stunden für die Pflege von Angehörigen auf. Vor allem im Erwerbsalter, also bis zum 65. Lebensjahr, unterstützen Frauen andere Menschen viel häufiger, als Männer dies tun. Der Anteil pflegender Frauen ist im Alter von 45 bis 74 Jahren am höchsten, während die meisten Männer eher später im Lebensverlauf pflegen. Dass Frauen ab 75 seltener pflegen als Männer in der gleichen Altersgruppe, liegt daran, dass sie häufiger verwitwet sind und somit keinen Partner mehr betreuen.

„Von einer gleichmäßigen Aufteilung der bezahlten und unbezahlten Arbeit zwischen Frauen und Männern kann bislang keine Rede sein“, lautet das Fazit der Analyse. Dass Frauen im Beruf häufig zurückstecken, hänge direkt mit der ungleichen Aufteilung der häuslichen Arbeit zusammen – damit verbunden seien erheblichen Auswirkungen auf das Einkommen, die beruflichen Chancen und die Alterssicherung der Frauen. „Gleichstellungspolitik sollte daher berufliche Gleichstellung von Frauen mit Anreizen für eine Umverteilung von unbezahlter Arbeit hin zu Männern verknüpfen“, so die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, „und für beide Geschlechter bessere Bedingungen für die Vereinbarkeit von Erwerbs- und Sorgearbeit schaffen“.

Informationen zur Methode der Erhebung:
Die WSI-Analyse basiert auf Sonderauswertungen der Zeitverwendungserhebung (ZVE) 2012/13, durchgeführt vom Statistischen Bundesamt in Zusammenarbeit mit den Statistischen Landesämtern. Über einen Zeitraum von zwölf Monaten erfolgte eine schriftliche Befragung von mehr als 5.000 Privathaushalten und 11.000 Personen ab zehn Jahren. Für jeweils drei vorgegebene Tage füllten die Teilnehmer ein Tagebuch aus, in das sie ihre Tätigkeiten im Zehn-Minuten-Takt eintrugen. Im Auftrag des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) wurde zudem ermittelt, wie sich die Zeitverwendung von Frauen und Männern im Erwerbsalter unterscheidet.

Da viele Tätigkeiten ungleich über die Wochentage verteilt sind, etwa weil sie gehäuft an Wochentagen stattfinden (Erwerbstätigkeit) oder vorwiegend am Wochenende (Hausarbeit bei Vollzeiterwerbstätigen), wurden die einzelnen Tage für die Berechnung der durchschnittlichen Zeitdauer gewichtet. Auch Urlaube, Feiertage und Krankheitstage wurden entsprechend einberechnet. Dadurch können die Werte für die durchschnittliche Zeitdauer einer Tätigkeit von dem gewohnten Verständnis abweichen: So kann die durchschnittliche Arbeitszeit von Vollzeiterwerbstätigen beispielsweise weniger als fünf Stunden pro Tag betragen. Die Analysen beruhen ausschließlich auf den Angaben zu den Haupttätigkeiten. Dies kann vor allem im Bereich der Fürsorgearbeit zu einer zeitlichen Untererfassung führen, wenn Phasen der Kinderbetreuung als Nebentätigkeit eingetragen wurden – etwa die Unterhaltung mit dem Kind während das Essen zubereitet wird.

Kontakt in der Hans-Böckler-Stiftung:
Dr. Christina Klenner
WSI
Tel.: 0211-7778-231
E-Mail: Christina-Klenner@boeckler.de

Rainer Jung
Leiter Pressestelle
Tel.: 0211-7778-150
E-Mail: Rainer-Jung@boeckler.de

Weitere Informationen:
https://www.boeckler.de/pdf/p_wsi_report_35_2017.pdf – *Dietmar Hobler, Christina Klenner, Svenja Pfahl, Peter Sopp, Alexandra Wagner: Wer leistet unbezahlte Arbeit? Hausarbeit, Kindererziehung und Pflege im Geschlechtervergleich, aktuelle Auswertungen aus dem WSI GenderDatenPortal, April 2017.

Quelle: idw

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Neue Studie: Zu niedriger Blutdruck ist schädlich, Untergrenzen könnten sinnvoll sein

Prof. Dr. Eckart Fleck Pressesprecher
Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e.V.

Ein möglichst niedriger Blutdruckwert ist bei Patienten mit hohem Herz-Kreislauf-Risiko nicht unbedingt das optimale Behandlungsziel. Sinkt der Blutdruck unter einen bestimmten Wert, steigt das Herz-Kreislauf-Risiko wieder an, zeigt eine neue Studie. Auch in der Bluthochdrucktherapie sei deshalb ein individualisierter Ansatz wünschenswert, sagten Herz-Spezialisten auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie in Mannheim.

Mannheim/Homburg/Saar, 22. April 2017 – Ein möglichst niedriger Blutdruckwert ist bei Patienten mit hohem Herz-Kreislauf-Risiko nicht unbedingt das optimale Behandlungsziel. Sinkt der Blutdruck unter einen bestimmten Wert, steigt das Herz-Kreislauf-Risiko wieder an. Das ist das Ergebnis einer auf der 83. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) in Mannheim diskutierten neuen wissenschaftlichen Studie. „Das Festlegen einer Blutdruck-Untergrenze könnte also sinnvoll sein“, so Studienleiter Prof. Michael Böhm (Homburg/Saar), der auch in der Bluthochdrucktherapie einen individualisierten Ansatz für wünschenswert hält.

Aktuelle wissenschaftliche Leitlinien empfehlen einen systolischen Blutdruckzielwert von unter 140 Millimeter Quecksilbersäule (mmHg), machen aber keine Vorgaben, wie niedrig der Blutdruck sinken sollte oder darf. Das Prinzip „je niedriger desto besser“, das häufig für das LDL-Cholesterin angenommen wird, scheint beim Blutdruck keine Gültigkeit zu haben, zeigt die Analyse der beiden Großstudien ONTARGET und TRANSCEND mit insgesamt fast 30.940 eingeschlossenen Hochrisiko-Patienten. Bei manchen Patienten, deren Blutdruck während der Therapie auf zu niedrige Werte sinkt, könnte es sinnvoll sein, die Medikation zu reduzieren, um Nebenwirkungen zu vermeiden, sagt Prof. Böhm.

Doch wo sollte eine Untergrenze definiert werden? In den Studien wurde die Wirksamkeit eines Blutdrucksenkers allein sowie in Kombinationen untersucht. Patienten, die während des mittleren Beobachtungs-Zeitraums von 53 Monaten systolische Blutdruckwerte unter 120 mmHg erreichten, hatten ein um 14 Prozent höheres Risiko für Herz-Kreislauf-Ereignisse als jene, deren Blutdruck zwischen 120 und 140 mmHg lag, mit der Ausnahme von Herzinfarkt und Schlaganfall. Die Herz-Kreislauf-Sterblichkeit stieg um 29 Prozent und die Gesamtsterblichkeit um 28 Prozent.

Ähnlich sieht die Situation beim diastolischen Blutdruck aus. Werte unter 70 mmHg standen mit einem um 31 Prozent erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Ereignisse im Zusammenhang, verglichen mit Werten zwischen 70 und 80 mmHg. Auch das Risiko für Herzinfarkt und durch Herzschwäche bedingte Klinikeinweisungen war erhöht. Schlaganfälle kamen allerdings seltener vor, wenn die Werte darunter fielen.
Das niedrigste Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse hatten Patienten, die unter der Blut-druck-Therapie einen systolischen Blutdruck zwischen 120 und 140 mmHg und einen diastolischen Blutdruck um die 75 mmHg erreichten. Somit sei für die meisten Hochrisiko-Patienten ein Blutdruckzielwert von unter 130 mmHg, nicht jedoch ein Wert unter 120 mmHg sicher und wirksam, fassen die Studienautoren zusammen.

Sie gehen davon aus, dass sich der Vorteil einer erreichten Blutdruckhöhe individuell unterscheiden kann und vom jeweiligen Risikoprofil eines Menschen abhängt. Patienten mit einem besonders hohen Risiko für ein bestimmtes Ereignis wie zum Beispiel einen Schlaganfall könnten von einem noch niedrigeren Blutdruck profitieren, vermuten die Studienautoren, während dieser Bereich für Patienten mit einem erhöhten Herzinfarkt-Risiko nachteilig ist. In der Praxis sind solche eindeutigen Prognosen allerdings oft schwierig. Außer Frage stehe, dass auch in der Bluthochdrucktherapie ein individualisierter Ansatz wünschenswert sei.

Quelle: Böhm M, Schumacher H, Teo K et al. Achieved blood pressure and cardiovascular outcomes in high-risk patients: results from ONTARGET and TRANSCEND trials. Lancet 2017

Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz und Kreislaufforschung e.V. (DGK) mit Sitz in Düsseldorf ist eine gemeinnützige wissenschaftlich medizinische Fachgesellschaft mit mehr als 10.000 Mitgliedern. Sie ist die älteste und größte kardiologische Gesellschaft in Europa. Ihr Ziel ist die Förderung der Wissenschaft auf dem Gebiet der kardiovaskulären Erkrankungen, die Ausrichtung von Tagungen die Aus-, Weiter- und Fortbildung ihrer Mitglieder und die Erstellung von Leitlinien. Weitere Informationen unter www.dgk.org

Weitere Informationen:

http://www.dgk.org/presse
http://www.kardiologie.org

Quelle: idw

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575 Elbkilometer aktiv für die Meeresforschung: Mitschwimmerinnen und Mitschwimmer gesucht

Nina Petersen Redaktionsbüro Wissenschaftsjahr 2016*17 – Meere und Ozeane
Wissenschaftsjahr 2016*17 – Meere und Ozeane

Im Rahmen des Wissenschaftsjahres 2016*17 – Meere und Ozeane startet im Juni die bislang größte Freiwasser-Schwimmstaffel Deutschlands: Die Elbschwimmstaffel rückt als einzigartige Mitmach- und Forschungsveranstaltung die Bedeutung von sauberen Fließgewässern für Meere und Ozeane in den Mittelpunkt.

Alle (Wasser-)Wege führen ins Meer. Für den Schutz der Meere und Ozeane sind saubere Fließgewässer somit unabdingbar. Um diesen Zusammenhang hervorzuheben, formiert sich vom 24. Juni bis zum 12. Juli die bislang größte Freiwasser-Schwimmstaffel Deutschlands: Die Elbschwimmstaffel. Unter dem Motto „Das Meer beginnt hier!“ bietet die Mitmach-Aktion im Rahmen des Wissenschaftsjahres 2016*17 – Meere und Ozeane interessierten Bürgerinnen und Bürgern die Gelegenheit, sich aktiv mit Forschung auseinanderzusetzen und sich somit am Meeresschutz zu beteiligen.

Ab sofort besteht die Möglichkeit, sich unter http://www.elbschwimmstaffel.de für die Teilnahme an der Aktion anzumelden und einer von rund 200 Schwimmerinnen und Schwimmern der bislang größten Staffelmannschaft zu sein, die jemals ein deutsches Fließgewässer durchschwommen hat.

Am Beispiel der Flusslandschaft Elbe wird zugleich aufgezeigt, wie Mensch und Umwelt von einem sauberen Fluss profitieren. Hierfür wird die Staffel von drei Forschungsprojekten wissenschaftlich begleitet: Die Technische Universität Berlin untersucht Mikroplastik im Wasserkreislauf, das Karlsruher Institut für Technologie führt eine Gewässeranalyse durch und die Technische Universität Dresden geht der Frage nach einer gemeinsamen Umsetzungsmöglichkeit von Hochwasserschutz und naturnaher Gewässerentwicklung nach.

Der Startschuss fällt am 24. Juni in Bad Schandau. Von dort aus wird die Staffelmannschaft eine Strecke von insgesamt 575 km die Elbe hinab schwimmen. Die Strecke beinhaltet 19 Tagesetappen. Eine Schwimmstrecke hat jeweils eine Länge von 2 km. Zum Schwimmen aufgerufen sind alle Erwachsenen, die keine gesundheitlichen Einschränkungen haben, körperlich fit sind und mindestens das Schwimmabzeichen in Bronze (Freischwimmer) abgelegt haben. Bundesforschungsministerin Johanna Wanka betont: „Galt die Elbe vor 25 Jahren noch als einer der schmutzigsten Flüsse Europas, so zeigt sie heute, was durch ein gezieltes Zusammenwirken von Politik, Behörden, Wissenschaft und Gesellschaft möglich ist. Am Beispiel Elbe wollen wir die Menschen direkt an Meeres- und Fließgewässerforschung heranführen, sie aktiv einbeziehen und ihre vielfältigen Aspekte – von Fischansiedlung bis zu Mikroplastik – anschaulich darstellen.“

Ob sportlich-ehrgeizig, umweltbewusst oder wissenschaftlich interessiert – Die Elbschwimmstaffel ist ein einmaliges Mitmach- und Forschungsereignis, das neben der aktiven Bürgerbeteiligung vor allem die breite Öffentlichkeit für das Thema der nachhaltigen Nutzung sowie für den Schutz unserer Meere und Ozeane sensibilisiert.

Weitere Informationen finden Sie unter:
http://www.elbschwimmstaffel.de

Wissenschaftsjahr 2016*17 – Meere und Ozeane
Die Meeresforschung ist Thema des Wissenschaftsjahres 2016*17. Zu 71 Prozent bedecken Ozeane und Meere unseren Planeten. Sie sind Klimamaschine, Nahrungsquelle, Wirtschaftsraum – und sie bieten für viele Pflanzen und Tiere Platz zum Leben. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler untersuchen die Ozeane seit Jahrhunderten; und doch sind sie noch immer geheimnisvoll und in weiten Teilen unerforscht. Im Wissenschaftsjahr 2016*17 – Meere und Ozeane geht es um die Ergründung der Gewässer, ihren Schutz und eine nachhaltige Nutzung. Die Wissenschaftsjahre sind eine Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gemeinsam mit Wissenschaft im Dialog (WiD). Sie tragen als zentrales Instrument der Wissenschaftskommunikation Forschung in die Öffentlichkeit. Das Wissenschaftsjahr 2016*17 wird vom Konsortium Deutsche Meeresforschung (KDM) als fachlichem Partner begleitet.

Pressekontakt
Redaktionsbüro Wissenschaftsjahr 2016*17 – Meere und Ozeane
Nina Petersen I Katharina Sawade
Gustav-Meyer-Allee 25 | Gebäude 13/5 | 13355 Berlin
Tel.: +49 30 818777-164 | Fax: +49 30 818777-125
presse@wissenschaftsjahr.de
http://www.wissenschaftsjahr.de

Quelle: idw

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Zinkversorgung beeinflusst Herzgesundheit

Dr. Ulrich Marsch Corporate Communications Center
Technische Universität München

Neben den essentiellen Stoffwechselfunktionen beeinflusst der Zinkstatus im Körper auch das Herz. Tritt oxidativer Stress auf, ist womöglich ein Zinkmangel vorhanden, der sich am Herzmuskel ablesen lässt. Eine Studie der Technischen Universität München (TUM) zeigt den Zusammenhang des Gesamtgehaltes an Zink im Körper und der Gesundheit des Herzens auf.

Oxidativer Stress entwickelt sich, wenn in der Zelle mehr freie Radikale gebildet werden als durch Antioxidantien wie beispielsweise Vitamin E abgefangen werden können. Dass schwerer Zinkmangel mit klinischen Symptomen den Zellstress erhöht, wurde bereits belegt. So ein extremer Mangel ist jedoch sehr selten. Viel häufiger kommen dagegen kurzfristige und latente Unterversorgungen an Zink vor. Inwiefern auch hier ein Zusammenhang zu oxidativem Stress besteht, wurde bislang wenig untersucht.

Aufgrund seiner hohen Stoffwechselaktivität haben sich die Wissenschaftler auf den Herzmuskel konzentriert. Hier entstehen bezogen auf die Gewebemasse besonders viele freie Radikale. Zudem hat der Herzmuskel auch noch eine geringere anti-oxidative Kapazität als andere Gewebe. Daher ist dieser Muskel für oxidativen Stress besonders anfällig.

Für die in „The Journal of Nutrition“ erschienene Studie ist dies an zwei Antioxidantien nachgewiesen worden: Glutathion und Vitamin E (α-Tocopherol). Beide machen freie Radikale unschädlich, wobei insbesondere Vitamin E für die Unversehrtheit der Zellmembran verantwortlich ist. Die Zellmembran grenzt den Zellinhalt gegen die Umwelt ab.

Oxidativer Stress wird vom Zinkstatus gesteuert
Es wurde jungen Ferkeln für wenige Tage das Nahrungszink in unterschiedlichem Ausmaß vorenthalten. So konnten die Wissenschaftler nachvollziehen, wie sich ein schwindendes Zinkdepot auf den Herzmuskel der Tiere auswirkt: Sie konnten nun beobachten, dass der Vorrat an Glutathion im Herzmuskel parallel zum Zinkstatus abnahm. Somit beeinflusst die Zinkversorgung des Körpers bereits in diesem frühen Stadium die Fähigkeit des Herzens, mit oxidativem Stress umzugehen. Dieser ist nach gegenwärtigem Stand der Forschung daran beteiligt, dass Herzerkrankungen entstehen.

Ebenso zeigte sich, dass Gene, die für den programmierten Zelltod verantwortlich sind (Apoptose), in dieser Phase des Zellstresses mit schwindendem Zink hochreguliert werden. „Der Organismus kann den entstandenen Zinkmangel nicht mehr ausgleichen, obwohl unsere Tests nur über wenige Tage liefen“, sagt Erstautor Daniel Brugger vom Lehrstuhl für Tierernährung der TU München.

Eine Kompensation des Herzens wurde im weiteren Verlauf beobachtet: „Nach der ersten Phase, in der sich eine Reduktion der Herzzinkgehaltes zeigte, steuerte der Herzmuskel gegen und erhöhte den Zinkgehalt wieder auf das Ausgangsniveau. Dies geschieht allerdings zulasten der Zinkgehalte in anderen Organen – allen voran der Leber, Niere und des Pankreas.“ Weitere, noch nicht veröffentlichte Daten zeigen zudem, dass daraufhin beispielsweise in der Leber subklinische Entzündungen aufgrund des dort einsetzenden Zinkmangels auftreten. Dass scheint auch andere Gewebe allen voran die primären Immungewebe zu betreffen. Um dies bestätigen zu können, sind weitere Studien notwendig.

Publikation:
Daniel Brugger und Wilhelm M. Windisch: Short-Term Subclinical Zinc Deficiency in Weaned Piglets Affects Cardiac Redox Metabolism and Zinc Concentration, Journal of Nutrition 2017.
DOI: 10.3945/jn.116.240804
http://jn.nutrition.org/content/early/2017/02/15/jn.116.240804.full.pdf

Kontakt:
Technische Universität München
Lehrstuhl für Tierernährung
Hans Eisenmann-Zentrum für Agrarwissenschaften
Daniel Brugger
Tel. +49 (0) 8161 – 714009
E-Mail: Daniel.Brugger@wzw.tum.de
www.wzw.tum.de/lte

Weitere Informationen:
https://www.tum.de/die-tum/aktuelles/pressemitteilungen/detail/article/33844/

Quelle: idw

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IGB Policy Brief: Fünf drängende Gewässerthemen für die kommende Bundesregierung identifiziert

Johannes Graupner Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)

Im Vorfeld der Bundestagswahl 2017 hat das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB), Deutschlands größtes Forschungszentrum für Binnengewässer, fünf drängende Gewässerthemen identifiziert und in einem IGB Policy Brief veröffentlicht. Bei den Themen besteht nach Einschätzung der Wissenschaftler in der nächsten Legislaturperiode für die neue Bundesregierung dringender Diskussions- und Handlungsbedarf.

Wasser und Gewässer sind lebenswichtige Ressourcen von hoher gesellschaftlicher, wirtschaftlicher und kultureller Bedeutung. Doch die Mehrzahl der Binnengewässer in Deutschland ist in einem ökologisch schlechten Zustand, der zu zahlreichen Konflikten um ihren Schutz und ihre Nutzung führt. Bäche, Flüsse, Seen, Feuchtgebiete und Grundwasser sind somit Brennpunkte des gesellschaftlichen Diskurses. Doch nicht selten fehlen in dieser politischen Debatte Argumente, die durch verlässliche wissenschaftliche Analysen unterlegt sind.

„Forschen für die Zukunft unserer Gewässer“ ist der Leitspruch des IGB. Die objektive und evidenzbasierte Beratung gesellschaftlicher Akteure aus Politik, Behörden, Verbänden, Wirtschaft, Bildungseinrichtungen und der interessierten Öffentlichkeit gehört zu den zentralen Aufgaben des Instituts.

Diesem gesellschaftlichen Beratungsauftrag kommt das IGB auch im Wahljahr 2017 nach, indem es Fakten und fundierte Argumente zu fünf Gewässerthemen zusammengestellt hat, bei denen das Institut dringenden politischen Diskussions- und Handlungsbedarf sieht:

1. Überdüngung: Diffuse Nährstoffbelastung von Gewässern mit Stickstoff und Phosphor

2. Synthetische Stoffe: Pharmazeutika, Mikroplastik, Nanopartikel und hormonaktive Stoffe in Gewässern

3. Wasserstraßen: Unrentabler Ausbau im Konflikt mit der EU-Gesetzgebung

4. Aquakultur: Nachhaltige Kreislaufsysteme und Eigenversorgung stärken

5. Wasserkraft: EEG-Förderung kleiner Wasserkraftanlagen im Spannungsfeld mit dem Gewässerschutz

„Ein nachhaltiges Gewässermanagement muss den Schutz und die Nutzung unserer Gewässer gleichermaßen berücksichtigen. Diese unterschiedlichen Interessen und mögliche Kompromisse müssen in der Politik ausgehandelt werden. Zur wissenschaftlichen Beratungsrolle des IGB gehört dabei auch, auf konkrete Probleme und unbequeme Interessenkonflikte hinzuweisen. Mit dem IGB Policy Brief bieten wir dafür objektive forschungsbasierte Diskussions- und Entscheidungshilfen an“, erklärt Prof. Dr. Mark Gessner, kommissarischer Direktor des IGB und Mitautor des IGB Policy Briefs, anlässlich der Veröffentlichung.

Der IGB Policy Brief zur Bundestagswahl 2017 – „Schutz und Nutzung von Binnengewässern in Deutschland – Status Quo, Konflikte und politische Handlungsoptionen“ kann kostenlos als PDF unter dem folgendem Link heruntergeladen werden:
http://bit.ly/IGB_Policy_Brief_Bundestagswahl_2017_Gewaesser

Weitere Informationen zum IGB:
www.igb-berlin.de
Die Arbeiten des IGB verbinden Grundlagen- mit Vorsorgeforschung als Basis für die nachhaltige Bewirtschaftung der Gewässer. Das IGB untersucht dabei die Struktur und Funktion von aquatischen Ökosystemen unter naturnahen Bedingungen und unter der Wirkung multipler Stressoren. Forschungsschwerpunkte sind unter anderem die Langzeitentwicklung von Seen, Flüssen und Feuchtgebieten bei sich rasch ändernden globalen, regionalen und lokalen Umweltbedingungen, die Entwicklung gekoppelter ökologischer und sozioökonomischer Modelle, die Renaturierung von Ökosystemen und die Biodiversität aquatischer Lebensräume. Die Arbeiten erfolgen in enger Kooperation mit den Universitäten und Forschungsinstitutionen der Region Berlin-Brandenburg und weltweit. Das IGB gehört zum Forschungsverbund Berlin e. V., einem Zusammenschluss von acht natur-, lebens- und umweltwissenschaftlichen Instituten in Berlin. Die vielfach ausgezeichneten Einrichtungen sind Mitglieder der Leibniz-Gemeinschaft.

Quelle: idw

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Mücken: Eine kommt, die andere geht

Judith Jördens Senckenberg Pressestelle
Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseen

Wissenschaftler von Senckenberg und der Goethe-Universität haben die zukünftige Verbreitung der Asiatischen Tigermücke und der Asiatischen Buschmücke in Europa modelliert. Sie kommen zu dem Schluss, dass sich die wärmeliebende Tigermücke aufgrund des globalen Klimawandels weiter in den Norden Europas ausbreiten wird. Das Verbreitungsgebiet der verwandten Art, der Asiatischen Buschmücke, die bereits in Deutschland heimisch ist, wird dagegen deutlich kleiner. Beide Mückenarten gelten als Überträger von verschiedenen Viren, die Infektionskrankheiten auslösen, wie beispielsweise den Zika-, Dengue- oder Gelbfieber-Viren.

Die Tigermücke (Aedes albopictus) gehört zu den 100 schlimmsten invasiven Arten und auch deren enge Verwandte, die Asiatische Buschmücke (Aedes japonicus) genießt keinen guten Ruf: „Beide Mückenarten sind potentielle Überträger, sogenannte Vektoren, einer Reihe von Infektionskrankheiten auslösenden Viren. Dazu zählen Zika-, Dengue-, West-Nil- oder Chikungunya-Viren“, erklärt Prof. Dr. Sven Klimpel vom Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum und der Goethe-Universität Frankfurt und fährt fort: „Wir haben nun untersucht, welche Lebensräume sich zukünftig klimatisch für diese beiden invasiven Arten eignen.“

Ursprünglich aus Asien stammend, haben sich Tiger- und Buschmücken aufgrund der Globalisierung sehr schnell in Europa ausgebreitet. Tigermücken gibt es bereits seit mehreren Jahrzehnten im Mittelmeerraum. Klimpel erläutert: „Unsere Ergebnisse zeigen, dass sich das potentielle Verbreitungsgebiet der Tigermücke in Europa durch den Klimawandel nach Norden und Nordosten ausdehnen wird. Für die Buschmücke dagegen bringt die globale Erwärmung eine Verkleinerung des Gebietes mit geeigneten Klimabedingungen in Europa mit sich.“

Das Forscherteam rund um den Frankfurter Parasitologen führte seine Modellierungen unter Verwendung verschiedener Szenarien des Welt-Klimarates (IPCC Intergovernmental Panel on Climate Change) durch. Im Hinblick auf die Frage, welches die wichtigen Umweltfaktoren für eine erfolgreiche Etablierung der Tigermücke in Europa sind, ergab die Studie, dass in Nord- und Osteuropa die Temperatur während der Wintermonate, der entscheidende „limitierende Faktor“ für die Tigermücke ist. Die Mücken sind zwar bis zu einem gewissen Grad an kältere Temperaturen angepasst; liegen die Temperaturen aber unter der kritischen Grenze überleben ihre Eier nicht. „Durch den projizierten Klimawandel werden sich die Grenzen der potentiellen Verbreitungsgebiete aufgrund milderer Winter aber weiter nach Norden verschieben“, ergänzt Klimpel und fährt fort: „In Südeuropa werden wir die Tigermücke dagegen aufgrund der zunehmenden Sommertrockenheit nicht mehr so häufig antreffen, denn die Tiere sind unter anderem für ihre Fortpflanzung auf stehende Gewässer angewiesen.“

Für die Buschmücke, die an kühlere Bedingungen besser angepasst ist, wird sich nach den Ergebnissen der Modellierungen, das Gebiet mit geeigneten Klimabedingungen im Zuge des Klimawandels verkleinern. Ohne Anpassungen an die Klimaveränderungen, würde sich die Art vermutlich in kühlere Gebiete zurückziehen. „Dieser Mücken-Art wird es bei uns zukünftig schlicht zu warm“, fügt Klimpel hinzu.

Stechmücken gelten als die wichtigsten Überträger vektor-assoziierter Infektionserreger und Infektionskrankheiten zählen weltweit immer noch zu den häufigsten Todesursachen. „Wir haben gerade in der jüngeren Vergangenheit mit dem drastischen Auswirkungen von Zika gesehen, dass sich die Welt auf einige seltene, aber besonders gefährliche Erreger, die über Vektoren verbreitet werden, besser vorbereiten muss. Gerade durch den anthropogen verursachten Klimawandel können einige dieser krankheitsübertragenden Arten, die bislang nur in den Tropen und Subtropen vorkommen, auch in Europa geeignete Klimabedingungen finden und sich etablieren. Unsere Modellierungen in Kombination mit langfristigen Überwachungs- und Erfassungsmaßnahmen helfen daher, auf eine mögliche Einwanderung vorbereitet zu sein und frühzeitig Gegenmaßnahmen ergreifen zu können“, gibt Klimpel einen Ausblick.

Kontakt
Prof. Dr. Sven Klimpel
Senckenberg Biodiversität und
Klima Forschungszentrum &
Goethe-Universität Frankfurt
Tel. 069- 7542 1895
sven.klimpel@senckenberg.de

Judith Jördens
Pressestelle
Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung
Tel. 069- 7542 1434
pressestelle@senckenberg.de

Publikation
Cunze S, Kochmann J, Koch LK, Klimpel S
(2016) Aedes albopictus and Its Environmental Limits
in Europe. PLoS ONE 11(9): e0162116. doi:10.1371/
journal.pone.0162116

Cunze et al. Parasites & Vectors (2016) 9:573
DOI 10.1186/s13071-016-1853-2

Pressemitteilung und Bildmaterial finden Sie auch unter www.senckenberg.de/presse

Die Natur mit ihrer unendlichen Vielfalt an Lebensformen zu erforschen und zu verstehen, um sie als Lebensgrundlage für zukünftige Generationen erhalten und nachhaltig nutzen zu können – dafür arbeitet die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung seit nunmehr 200 Jahren. Diese integrative „Geobiodiversitätsforschung“ sowie die Vermittlung von Forschung und Wissenschaft sind die Aufgaben Senckenbergs. Drei Naturmuseen in Frankfurt, Görlitz und Dresden zeigen die Vielfalt des Lebens und die Entwicklung der Erde über Jahrmillionen. Die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung ist ein Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Das Senckenberg Naturmuseum in Frankfurt am Main wird von der Stadt Frankfurt am Main sowie vielen weiteren Partnern gefördert. Mehr Informationen unter www.senckenberg.de.

200 Jahre Senckenberg! 2017 ist Jubiläumsjahr bei Senckenberg – die 1817 gegründete Gesellschaft forscht seit 200 Jahren mit Neugier, Leidenschaft und Engagement für die Natur. Seine 200-jährige Erfolgsgeschichte feiert Senckenberg mit einem bunten Programm, das aus vielen Veranstaltungen, eigens erstellten Ausstellungen und einem großen Museumsfest im Herbst besteht. Natürlich werden auch die aktuelle Forschung und zukünftige Projekte präsentiert. Mehr Infos unter: www.200jahresenckenberg.de.

Quelle: idw

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Sehen Fußballfans rivalisierender Mannschaften dasselbe Fußballspiel mit anderen Augen?

Dr. Evamarie Blattner Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Wissensmedien

Wenn sich am 26. April der FC Bayern München und Borussia Dortmund gegenüberstehen, schauen sich viele Fußball-Begeisterte das Halbfinal-Spiel um den DFB-Pokal gemeinsam an. Die Erfahrungen zeigen, dass die Erinnerungen der Fans nach einem solchen Spiel zugunsten ihrer eigenen Mannschaft verzerrt sind. Wann setzt diese Verzerrung ein? Sehen Fans rivalisierender Mannschaften bereits das Spiel anders oder kommt es erst später bei der Rückerinnerung zu dieser Verzerrung? Eine Antwort darauf haben Forscher an der Universität Tübingen, PD Dr. Markus Huff, und am Leibniz-Institut für Wissensmedien (IWM), Prof. Dr. Stephan Schwan, mit Hilfe einer eigens entwickelten Methode gefunden.

Bisher zeigte die Forschung, dass Fans nach dem Spiel eine verzerrte Erinnerung zugunsten ihrer eigenen Mannschaft haben. Unbeantwortet blieb die Frage: Sehen Fans bereits das Spiel anders? Dazu hat die Arbeitsgruppe um Markus Huff in Kooperation mit der Arbeitsgruppe von Stephan Schwan das Champions-League Finale zwischen Borussia Dortmund und dem FC Bayern München zum Anlass genommen, den Wahrnehmungsprozess von Fußballfans während des Spiels zu untersuchen. „Das Finale der Champions-League war eine einmalige Gelegenheit, diese Prozesse zu untersuchen. In einem internationalen Finale standen sich zwei deutsche Mannschaften gegenüber. Die Begegnungen dieser beiden Rivalen sind immer hoch emotional, was sich in der Berichterstattung im Vorfeld wiederspiegelte“, so Markus Huff.
Die Live-Übertragung des Finales sahen 58 Fußballfans – 33 Dortmund- und 25 Bayern-Fans – mit dem Ziel, den gesamten Wahrnehmungsprozess zu untersuchen. Während bei allen Fans im Anschluss an das Spiel das Gedächtnis getestet wurde, konnten bei 21 Fans die Augenbewegungen während des Spiels aufgezeichnet werden, um der Hypothese nachzugehen, ob sich die fanbasierte Verzerrung sehr früh, d. h. bereits bei der Betrachtung des Spiels abzeichnet.
Die Ergebnisse dieser groß angelegten Studie sind eindeutig: Die Wahrnehmungsprozesse glichen sich während des Spiels – die Blickbewegungen waren bei beiden Fangruppen identisch. Dagegen war die Erinnerung der Fans tatsächlich zugunsten ihrer Mannschaft verzerrt, da sie angeblich mehr Spielanteile hatte, das gegnerische Team hatte scheinbar weniger.
Das Vorgehen in dieser Studie unterscheidet sich grundlegend von bisherigen Forschungsansätzen, die psychologische Prozesse fast ausschließlich im Labor erforschen. „Dies ist die erste Studie, die die Wahrnehmung und das Gedächtnis von echten Fans während einer Live-Übertragung mit eigens für dieses Experiment entwickelten Methoden untersuchte“, so Markus Huff. Die Studie ermöglichte somit zum einen, dass der Rezeptionsprozess unmittelbar, also unabhängig zum Beispiel von späterer Berichterstattung, erfasst werden konnte. Zum anderen konnten in dieser Studie Blickbewegungs- und Gedächtnisprozesse gemeinsam betrachtet werden, um verlässliche Aussagen über den gesamten Prozess der menschlichen Informationsverarbeitung machen zu können.
Damit zeigt die Studie, dass die menschliche Wahrnehmung verlässlicher ist als vermutet: Selbst leidenschaftlich wahrgenommene Abläufe, die in der Erinnerung verzerrt werden, werden dennoch neutral wahrgenommen.

Die Ergebnisse der Studie wurden aktuell in der Fachzeitschrift Scientific Reports veröffentlicht.

Publikation
Huff, M., Papenmeier, F., Maurer, A. E., Meitz, T. G. K, Garsoffky, B., & Schwan, S. (2017). Fandom biases retrospective judgments not perception. Scientific Reports, 7:43083. doi: 10.1038/srep43083
Kontakt
PD Dr. Markus Huff, Universität Tübingen, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät, Allgemeine Psychologie, Telefon +49 7071 29-75612, markus.huff@uni-tuebingen.de
Prof. Dr. Stephan Schwan, Leibniz-Institut für Wissensmedien (IWM), Arbeitsgruppe Realitätsnahe Darstellungen, Telefon ++49 7071 979-228, s.schwan@iwm-tuebingen.de

Das Leibniz-Institut für Wissensmedien
Das Leibniz-Institut für Wissensmedien (IWM) in Tübingen erforscht, wie digitale Technologien eingesetzt werden können, um Wissensprozesse zu verbessern. Die psychologische Grundlagenforschung der rund 110 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ist auf Praxisfelder wie Schule und Hochschule, auf Wissensarbeit mit digitalen Medien, wissensbezogene Internetnutzung und Wissensvermittlung in Museen ausgerichtet. Von 2009 bis 2016 unterhielt das IWM gemeinsam mit der Universität Tübingen Deutschlands ersten Leibniz-WissenschaftsCampus (WCT) zum Thema „Bildung in Informationsumwelten“, der ab 2017 als Nachfolgeprojekt unter dem Titel „Kognitive Schnittstellen“ weitergeführt wird.

Kontakt & weitere Informationen zum Leibniz-Institut für Wissensmedien
Dr. Evamarie Blattner, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Wissensmedien, Schleichstraße 6, 72076 Tübingen,
Tel. 07071/ 979-222, E-Mail: presse@iwm-tuebingen.de

Die Leibniz-Gemeinschaft
Die Leibniz-Gemeinschaft verbindet 91 selbständige Forschungseinrichtungen. Ihre Ausrichtung reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Raum- und Sozialwissenschaften bis zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute widmen sich gesellschaftlich, ökonomisch und ökologisch relevanten Fragen. Sie betreiben erkenntnis- und anwendungsorientierte Forschung, auch in den übergreifenden Leibniz-Forschungsverbünden, sind oder unterhalten wissenschaftliche Infrastrukturen und bieten forschungsbasierte Dienstleistungen an. Die Leibniz-Gemeinschaft setzt Schwerpunkte im Wissenstransfer, vor allem mit den Leibniz-Forschungsmuseen. Sie berät und informiert Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Leibniz-Einrichtungen pflegen enge Kooperationen mit den Hochschulen u. a. in Form der Leibniz-WissenschaftsCampi, mit der Industrie und anderen Partnern im In- und Ausland. Sie unterliegen einem transparenten und unabhängigen Begutachtungsverfahren. Aufgrund ihrer gesamtstaatlichen Bedeutung fördern Bund und Länder die Institute der Leibniz-Gemeinschaft gemeinsam. Die Leibniz-Institute beschäftigen rund 18.600 Personen, darunter 9.500 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Der Gesamtetat der Institute liegt bei mehr als 1,7 Milliarden Euro.

Quelle: idw

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Elektroimpulse säubern Industriewässer und Lacke

Monika Landgraf Strategische Entwicklung und Kommunikation – Gesamtkommunikation
Karlsruher Institut für Technologie

Die meisten Lacke, sei es im Haushalt oder in der Industrie, nutzen heute Wasser als Grundlage und sind umweltfreundlicher als solche mit Lösemitteln. Wasserbasierte Lacke haben aber einen Nachteil: Mikroorganismen wie Bakterien können sich darin ausbreiten. Betroffen sind auch Lackieranlagen in der Automobilbranche und anderen Industriezweigen. Industrielle Wässer und Lacke künftig mit Elektroimpulsen nachhaltig entkeimen zu können, ist Ziel des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung(BMBF) geförderten Verbundprojekts DiWaL, das Forscher des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) koordinieren. Das neue Verfahren entwickeln sie gemeinsam mit Partnern aus Forschung und Industrie.

Ob knallbunt oder klassisch in Silbergrau oder Schwarz: Bevor die ansprechende Decklackschicht auf ein Auto kommt, wird die Karosserie gereinigt, vorbehandelt und erhält eine Schicht, die vor Korrosion schützt. Das geschieht in der Oberflächenvorbehandlung und in der elektrophoretischen Tauchlackierung. Letzteres ist ein elektrochemisches Verfahren, das über ein Gleichspannungsfeld im Tauchbad einen gleichmäßigen Lackfilm ermöglicht. „In den dabei verwendeten Wässern und Lacken können sich jedoch Bakterien so vermehren, dass sie die Oberflächenbeschichtung beeinträchtigen. Um sie zu bekämpfen, werden bislang häufig Biozide eingesetzt. Mit der Elektroimpulstechnologie setzen wir nun auf ein Verfahren, das ohne chemische Zusätze arbeitet, damit Wasserressourcen schont und gleichzeitig einen Beitrag zum Gewässerschutz leistet“, sagt Dr. Wolfgang Frey vom IHM – Institut für Hochleistungsimpuls- und Mikrowellentechnologie des KIT und Koordinator im Verbundprojekt „Dekontamination von industriellen Wässern und Lacken“, kurz DiWaL.

Bei der Elektroimpulsbehandlung werden Zellen, wie beispielsweise Mikroorganismen, einem elektrischen Feld ausgesetzt, dabei polarisiert die Zellmembran, das heißt es bilden sich elektrische Pole, und es öffnen sich wässrige Poren, die letztendlich zum Absterben der Mikroorganismen führen. Dieses Phänomen wird großtechnisch zur effektiven Gewinnung von Zellinhaltsstoffen und zur Abtötung von Mikroorganismen genutzt („kalte Pasteurisation“).

Da die Elektroimpulse rein physikalisch wirken, ist, anders als bei Bioziden, nicht zu erwarten, dass die Bakterien Resistenzen entwickeln. „Wir kontrollieren die mikrobiologische Belastung und können so eine optimale Beschichtungsqualität erreichen und gleichzeitig Nacharbeiten vermeiden“, so Dr. Frey.

In der Automobilherstellung ist die Lackierung der Karosserie der Bereich mit dem höchsten Wasserverbrauch (bis zu 600 Liter pro Karosserie). Integriert wird die Elektroimpulstechnologie deshalb in ein neues, automatisiertes und ressourceneffizientes Wassermanagement- und Anlagenkonzept für Vorbehandlung und Tauchlackierung, das die Partner aus Forschung und Industrie ebenfalls in DiWaL entwickeln. Dies soll es ermöglichen, Wasser in der Fabrik besser im Kreislauf zu führen und weniger Frischwasser zu verbrauchen. Im Mittelpunkt der anlagentechnischen Umsetzung stehen dabei die Aspekte Qualität, Kosten und Umwelt. Wesentlich dafür ist auch die Perspektive der Anwender: DiWaL analysiert deshalb die Anforderungen der Nutzer ebenso wie mögliche Hemmnisse, die Ergebnisse fließen dann in Konzeption und technische Entwicklung ein.

DiWaL bündelt die Kompetenzen von Partnern aus Forschung (Karlsruher Institut für Technologie und Hochschule Pforzheim) und Industrie, neben einem Anlagenbauer (Eisenmann SE), sind dies zwei Lackhersteller (Emil Frei GmbH & Co. KG und PPG Deutschland Business Support GmbH) und ein Automobilhersteller (BMW Group).

Der Fokus des Verbundprojekts liegt sowohl auf der Oberflächenbehandlung für die Automobilindustrie (kathodische Tauchlackierung, KTL) als auch auf Anwendungen für die allgemeine Industrie, beispielsweise für die Lackierung von Industriegütern mit anodischer Tauchlackierung (ATL). Dabei betrachten sie technische, wirtschaftliche und ökologische Rahmenbedingungen und Anforderungen.

Das Verbundprojekt „Entwicklung eines ressourceneffizienten Wassermanagement- und Anlagenkonzepts für Vorbehandlungs- und Tauchlackieranlagen unter Nutzung der Elektroimpulstechnologie zur Dekontamination von industriellen Wässern und Lacken (DiWaL)“ wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen der Fördermaßnahme WavE gefördert.

Weitere Informationen zur Fördermaßname WavE des BMBF: http://www.bmbf-wave.de/

Weiterer Kontakt:
Margarete Lehné, Pressereferentin, Tel.: +49 721 608-48121, Fax: +49 721 608-43658, margarete.lehne@kit.edu

Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) verbindet seine drei Kernaufgaben Forschung, Lehre und Innovation zu einer Mission. Mit rund 9 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie 25 000 Studierenden ist das KIT eine der großen natur- und ingenieurwissenschaftlichen Forschungs- und Lehreinrichtungen Europas.

KIT – Die Forschungsuniversität in der Helmholtz-Gemeinschaft

Das KIT ist seit 2010 als familiengerechte Hochschule zertifiziert.

Diese Presseinformation ist im Internet abrufbar unter: http://www.kit.edu

Weitere Informationen:
http://www.bmbf-wave.de/

Anhang
Elektroimpulse säubern Industriewässer und Lacke
https://idw-online.de/de/attachment57272

Quelle: idw

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Testosteron ist nicht Schuld am männlichen Haarausfall

Jan Meßerschmidt Presse- und Informationsstelle
Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald

Testosteron und Haarausfall – dieser Zusammenhang gehört zu den hartnäckigsten Vorurteilen gegenüber männlichen Hormonen. In einer der bislang größten Studien wurde dieser Mythos nun von Wissenschaftlern der Universitätsmedizin Greifswald systematisch untersucht und widerlegt. Die Auswertung der Daten von 373 männlichen Teilnehmern der Bevölkerungsstudie SHIP-TREND ergab keinen Zusammenhang zwischen Sexualhormonen wie Testosteron, Androstendion oder DHEAS und Haarausfall. Die Studienergebnisse wurden in der Fachzeitschrift JAMA Dermatology veröffentlicht.

„Der unterstellte Zusammenhang zwischen Sexualhormonen und männlichem Haarausfall wurde noch nie in einer so großen Bevölkerungsstudie bei gesunden Männern untersucht“, sagt Dr. Hanna Kische, die am Institut für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin der Universitätsmedizin Greifswald forscht und Erstautorin der Studie ist. „Diese Lücke haben wir mit unserer Publikation in der internatio-nalen Fachzeitschrift JAMA Dermatology nun geschlossen.“
Prof. Dr. Robin Haring, DFG-Projektleiter und Seniorautor der Studie fügt hinzu, dass „die vorliegende Beobachtungsstudie eine wichtige Ergänzung der bisherigen Ergebnisse aus klinischen Studien dar-stellt, die nur auf sehr kleinen Fallzahlen basieren“.

Da weder Haardichte noch Haarwachstum in einem direkten Zusammenhang mit Testosteron stehen, werden verschiedene alternative Erklärungsansätze diskutiert. Neben genetischen Faktoren, steht neueren Erkenntnissen zufolge sowohl das Hormon DHT, ein potentes Folgeprodukt von Testosteron, als auch das Gewebshormon Prostaglandin D2 unter Verdacht, männliche Haare dünner werden zu lassen. Weil die wirkliche Ursache noch nicht abschließend geklärt ist, existieren zur Therapie des männlichen Haarausfalls bisher nur wenige Wirkstoffe, mit zum Teil erheblichen Nebenwirkungen. In diese Richtung wird künftig also noch intensiv geforscht werden.

Publikation
Sex hormones and hair loss in men from the general population
http://jamanetwork.com/journals/jamadermatology/article-abstract/2617871
Jama Dermatology. 2017 April, doi:10.1001/jamadermatol.2017.0297
Bevölkerungsstudie SHIP
http://www2.medizin.uni-greifswald.de/cm/fv/ship/studienbeschreibung/
Institut für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin
http://www2.medizin.uni-greifswald.de/klinchem/

Ansprechpartner an der Universitätsmedizin Greifswald
Institut für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin
Prof. Dr. habil. Robin Haring
Ferdinand-Sauerbruch-Straße
17475 Greifswald
Telefon +49 381 8087 264
Telefon +49 3834 86 19645
robin.haring@uni-greifswald.de

Quelle: idw

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Wohlstandsmessung aus dem Weltall

Julia Wandt Stabsstelle Kommunikation und Marketing
Universität Konstanz

Konstanzer Politikwissenschaftler zeigen, dass durch Satelliten gemessene Licht-Emissionen zuverlässige Wohlstandsprognosen auch für kleine geographische Einheiten zulassen

In der Nacht erleuchtete Städte und Dörfer sind in Weltregionen wie Europa eine Selbstverständlichkeit. Anders in Entwicklungsländern. Satellitendaten zeigen, dass es dort nachts neben erleuchteten auch viele dunkle Regionen gibt. Die beiden Konstanzer Politikwissenschaftler Prof. Dr. Nils Weidmann und Dr. Sebastian Schutte haben Satelliten-Daten von Nachtlicht-Emissionen ausgewertet und sie mit Daten klassischer Umfragen verglichen. Sie konnten zeigen, dass es möglich ist, aufgrund des Nachtlichts den Wohlstand einer Region zu prognostizieren. Während die Analyse von Nachtlicht-Emission bislang auf Länderebene eingesetzt wurde, können die beiden Wissenschaftler nun belegen, dass dies auch innerhalb eines Landes für kleine geographische Einheiten wie zum Beispiel einzelne Dörfer funktioniert. Ihre Ergebnisse wurden in einer Sonderausgabe des Journal of Peace Research zum Thema „Prognose in der Friedensforschung“ veröffentlicht.

Wohlstand spielt eine entscheidende Rolle in vielen Theorien zu Krieg und Frieden. Wirtschaftlicher Wohlstand beeinflusst viele politische und gesellschaftliche Variablen, ist aber in vielen Teilen der Welt schwer zu messen. Punktuell werden Wohlstands-Indizes über Umfragen ermittelt. Das ist jedoch nicht in allen Regionen der Welt möglich und insbesondere in solchen Ländern schwierig, an denen die Konfliktforschung besonders interessiert ist. Die Satelliten-Daten zur nächtlichen Licht-Emission können hier als alternative Datenquelle eingesetzt werden. Je genauer die Datenlage, desto präziser könnte beispielsweise geschätzt werden, inwieweit Wohlstand und Wohlstandsunterschiede das Konfliktrisiko beeinflussen, oder wie hoch der wirtschaftliche Schaden durch Gewalt in einer bestimmten Region ist.

Nils Weidmann und Sebastian Schutte haben zwei frei zugängliche Daten-Pools für ihre Untersuchung genutzt: Die Umfragedaten der „Demographic and Health Survey“ (DHS) sowie Daten aus dem „Defense Meteorological Satellite Program“ (DMSP), das die Satelliten-Daten liefert. Die Nachtlicht-Daten resultieren aus jeweils einjährigen Beobachtungszeiträumen, um so verfälschende Werte durch Wolken oder Waldbrände ausschließen zu können.

Die Referenz liefern die Umfragedaten, die ebenso wie die Satelliten-Daten über geographische Koordinaten verortet werden. So können die beiden Daten-Sätze zusammengeführt und verglichen werden. Das Ergebnis ist eindeutig: Mehr Licht korreliert mit mehr Reichtum, was an der pakistanischen Stadt Hyderabad beispielhaft gezeigt werden kann (siehe Abbildung). Hier entspricht die höchste Licht-Emission dem Wohlstandsindex von 4,54 (Skala von 1 für arm bis 5 für reich). Dieser Wert entspricht einem sehr hellen Nachtlichtwert, während eine vergleichsweise arme Region (Wohlstandsindex von 1,82) wenig oder keine Nachtlichter emittiert. Ein solcher Vergleich wurde für mehr als 34.000 Umfrageergebnisse in rund 40 Ländern ausgeführt.

Die Ergebnisse zeigen, dass der Zusammenhang zwischen Wohlstand und Nachtlichtern in den meisten der untersuchten Länder sehr stark ist. „Wir können mit sehr hoher Genauigkeit vorhersagen, in welcher Rangordnung befragte Haushalte zueinander stehen“, resümiert Sebastian Schutte, der Mitglied im Zukunftskolleg der Universität Konstanz ist. Ist bekannt, wo in einem Land sich diese Haushalte befinden, kann diese Methode auch für Regionen außerhalb der untersuchten Stichprobe eingesetzt werden.

Der Datenvergleich zeigt, dass die Satelliten-Methode in der Lage ist, fehlende Daten zu ergänzen, wo Umfrageergebnisse nicht vorhanden sind. Obendrein liefert sie einen Weg, um das Wohlstandslevel von Ländern miteinander in Beziehung zu setzen. Allerdings ist das Verhältnis von Wohlstand und Licht im globalen Vergleich nicht einheitlich. Beispielsweise erreicht in Albanien die Licht-Emission einer wohlhabenden Region einen deutlich höheren Wert als in Liberia, weshalb Unterschiede zwischen Ländern berücksichtigt werden müssen. Ein reiches Land wie zum Beispiel Schweden auf diese Weise zu vermessen funktioniert nicht. Hier sind bewohnte Gegenden unabhängig von Wohlstand in der Nacht hell erleuchtet.

Originalveröffentlichung:
Nils. B. Weidmann, Sebastian Schutte: Using night light emissions for the prediction of local wealth. Journal of Peace Research, 54 (2), 2017.
URL: http://dx.doi.org/10.1177/0022343316630359

Faktenübersicht:
• Prof. Nils Weidmanns Forschung wird durch einen Sofja-Kovalevskaja-Preis der Alexander von Humboldt-Stiftung finanziert.
• Dr. Sebastian Schutte wird durch ein Marie-Curie Fellowship am Zukunftskolleg der Universität Konstanz gefördert.
• Die Daten stammen aus dem Zeitraum 2002 bis 2012.
• Die Analyse schließt mehr als 34.000 Messpunkte aus rund 40 Ländern ein.

http://uni.kn/shared/nightlights.pdf
Bildunterschrift: Vergleich von Wohlstandsindizes aus Umfragen des „Demographic and Health Survey“ (DHS) und Nachtlicht-Emissionen in Pakistan.

https://cms.uni-konstanz.de/fileadmin/pi/fileserver/2017/FO_PI_170421/weidmann66…
Bildunterschrift: Prof. Dr. Nils Weidmann

https://cms.uni-konstanz.de/fileadmin/pi/fileserver/2017/FO_PI_170421/Schutte.jp…
Bildunterschrift: Dr. Sebastian Schutte

Kontakt:
Universität Konstanz
Kommunikation und Marketing
Telefon: + 49 7531 88-3603
E-Mail: kum@uni-konstanz.de

Quelle: idw

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Mit Urzeitalgen zu gesundem Wasser: Wirtschaftliches Verfahren zur Beseitigung von EDC im Abwasser

Madlen Domaschke Pressestelle
Technische Universität Bergakademie Freiberg

Chemiker und Mineralogen der TU Bergakademie Freiberg sowie Umwelttechniker der TU Dresden forschen gemeinsam an einem wirtschaftlichen Verfahren, um Arzneimittelrückstände, Weichmacher und weitere für Mensch und Tier schädliche Substanzen aus dem Abwasser zu beseitigen. Das dreijährige Forschungsvorhaben (noch bis Oktober 2018) wird von der Sächsischen Aufbaubank mit 730.000 Euro gefördert.

Konkret geht es um endokrin wirkende Chemikalien – kurz EDC. Das sind Substanzen, die zu einer Beeinflussung des hormonellen Systems von Menschen und Tieren sowie zu Veränderungen in der Reproduktionsbiologie führen. EDC werden mit erhöhtem Krebsrisiko und nicht mehr rückgängig zu machenden Fehlentwicklungen, insbesondere während der embryonalen und kindlichen Entwicklung in Zusammenhang gebracht. In den letzten Jahrzehnten wurden solche Modifikationen immer häufiger vor allem an Fischen, Seemöven und Schnecken beobachtet.

Auch der Mensch kommt auf vielen Wegen mit EDC in Berührung: über Kunststoffe in Lebensmittelverpackungen und Wasserleitungen, über Agrarchemikalien als Rückstände in Lebensmitteln sowie über Medikamentenrückstände in Abwässern aus Haushalten und Krankenhäusern. Da die EDC in kommunalen Kläranlagen nur unzureichend aus dem Abwasser entfernt werden, gelangen sie auf Umwegen ins Grundwasser oder werden durch Klärschlamm in den Boden eingebracht (nach Novellierung des AbfKlärV bis 2025). Bekannte Verfahren zur Reduzierung von EDC in Klärwasser wie Adsorption an Aktivkohle, Membranverfahren, biologischer Abbau und chemische Oxidation sind sehr teuer.

„Wir forschen gemeinsam mit Dresdner Wissenschaftlern an einer kostengünstigen und gleichzeitig effektiven und umweltfreundlichen Alternative zur Eliminierung von EDC, also den endokrin wirkenden Chemikalien, die für Mensch und Tier gesundheitsschädlich sind und Krebs verursachen können. In unserem Verfahren verwenden wir den äußerst wirksamen, günstigen und natürlich vorkommenden Rohstoff Alginit. Dieser soll die EDC im Abwasser adsorbieren und kann durch Wiederaufbereitung mehrfach verwendet werden“, erklärt Prof. Dr. Martin Bertau von der TU Bergakademie Freiberg das neue Verfahren.

Aktuell wird das neue Reinigungsverfahren im Labor- und Demonstrationsmaßstab entwickelt und untersucht. Dabei bewerten die Wissenschaftler das Verfahren mit Hinblick auf eine großtechnische Umsetzung hinsichtlich der Effektivität der Reinigung, der verfahrenstechnischen Umsetzbarkeit, der Wiederaufbereitung und der jeweiligen Prozess- und Investitionskosten.

Steckbrief
Forschungsvorhaben: „Entwicklung eines innovativen Verfahrens zur energieeffizienten Behandlung von kontaminierten Abwasserfraktionen“

Projektpartner:
TU Bergakademie Freiberg: Institut für Technische Chemie (Prof. Bertau), Institut für Mineralogie (Prof. Heide)

TU Dresden: Institut für Verfahrenstechnik und Umwelttechnik, Professur für Energieverfahrenstechnik (Prof. Beckmann)

Projektlaufzeit: 01.11.2015-31.10.2018
Fördermittelgeber: Sächsische Aufbaubank

Weitere Informationen:
http://tu-freiberg.de/presse/mit-urzeitalgen-zu-gesundem-wasser Meldung auf der Uni-Homepage
http://tu-freiberg.de/tch/forschung Homepage des Instituts für Technische Chemie der TU Bergakademie Freiberg

Quelle: idw

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Verbreitung und Genauigkeit von Fitnessarmbändern – Ergebnisse aus Studie liegen vor

Johanna Besold Pressestelle Campus Heilbronn
Hochschule Heilbronn

– Studie des Fachbereichs Medizinische Informatik zum Heilbronner Trollinger Marathon
– drei von vier Sportlern nutzen Apps, Fitnesstracker oder Sportuhren;
– GPS-Sportuhren messen verlässlich

Für viele Hobbyläufer sind sie zu einem regelmäßigen Trainingsbegleiter geworden: Smartphones mit Lauf-Apps, Fitnesstracker oder GPS-Sportuhren. Das Angebot tragbarer Geräte, sogenannter „Wearables“, ist groß. Werden diese aber tatsächlich von Sportlerinnen und Sportlern genutzt? Und wenn ja, welche der Geräte? Zwei wissenschaftliche Mitarbeiter des Studiengangs Medizinische Informatik sammelten zu dieser Frage während des Trollinger-Marathons 2016 mit Unterstützung von Studierenden Daten von über 1.000 Teilnehmern. Außerdem untersuchte die Studie, wie genau die im Markt befindlichen Geräte die zurückgelegte Laufstrecke aufzeichnen und wie vergleichbar die erfassten Daten untereinander sind.
„Ich habe beim Training selbst einen Fitnesstracker getragen und gleichzeitig eine Smartphone-App zum Aufzeichnen meiner Strecke benutzt“, berichtet Medizininformatikerin Monika Pobiruchin von ihren eigenen Erfahrungen mit einem Wearable. Sie war überrascht, wie sehr sich die Aufzeichnung der zurückgelegten Kilometer voneinander unterschieden. Pobiruchin betreute das Projekt gemeinsam mit ihrem Kollegen, dem Medizininformatiker Martin Wiesner. „Der Heilbronner Trollinger Marathon als größtes Laufevent der Region erschien uns als idealer Ort, um zu untersuchen, welche Geräte von den Läufern genutzt werden und wie genau die verschiedenen Geräte aufzeichnen“, ergänzt er.

Ergebnisse veröffentlicht: GPS-Sportuhren messen verlässlich
Die Ergebnisse der Studie wurden kürzlich im internationalen Journal of Medical Internet Research mHealth and uHealth veröffentlicht. „Es hat sich gezeigt, dass drei von vier Teilnehmern ein Wearable während des Trainings oder Wettkampfs einsetzen. Manche Läufer greifen sogar auf mehrere Geräte gleichzeitig zurück“, berichtet Wiesner.
Ein weiteres Ergebnis der Trollinger-Studie ist außerdem, dass GPS-Sportuhren unter Läufern weit verbreitet sind und die zurückgelegte Strecke genauer als andere untersuchte Gerätekategorien aufzeichnen. Nutzen Läufer andere Wearables, dann sind es Smartphones mit entsprechenden Lauf-Apps, wohingegen Fitnessarmbänder oder Smart Watches deutlicher weniger vertreten sind. Die durchschnittliche Abweichung der Sportuhren auf dem Halbmarathon-Kurs betrug nur 120 Meter, bei Smartphones mit Apps jedoch 350 Meter. Dies ist bemerkenswert, da es sich hier nicht etwa um streng geeichte Messgeräte handelt, sondern um erschwingliche Hardware aus dem Konsumentensegment. Die Auswertung zeigt auch, dass die Nutzung von tragbarer Technologie für das Lauftraining eher Männern und Läufern jüngerer Altersgruppen zu zuordnen ist.
Die Ergebnisse der Studie sind online abrufbar unter http://mhealth.jmir.org/2017/2/e24/
Die beiden Forscher wiederholen ihre Studie bei der nächsten Auflage des Trollinger-Marathons am 7. Mai 2017, um so mögliche Änderungen im Nutzungsverhalten der Läufer feststellen zu können.

Hochschule Heilbronn – Kompetenz in Technik, Wirtschaft und Informatik
Mit rund 8.300 Studierenden ist die staatliche Hochschule Heilbronn die größte Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Baden-Württemberg. 1961 als Ingenieurschule gegründet, liegt heute der Kompetenz-Schwerpunkt auf den Bereichen Technik, Wirtschaft und Informatik. Angeboten werden an den drei Standorten Heilbronn, Künzelsau und Schwäbisch Hall und in sieben Fakultäten insgesamt 50 Bachelor- und Masterstudiengänge. Die enge Kooperation mit Unternehmen aus der Region und die entsprechende Vernetzung von Lehre, Forschung und Praxis werden in Heilbronn großgeschrieben.

Weitere Informationen:
Monika Pobiruchin, Hochschule Heilbronn,
Max-Planck-Str. 39, 74081 Heilbronn, Telefon: 07131-504-633,
E-Mail: monika.pobiruchin@hs-heilbronn.de, Internet: http://www.gecko.hs-heilbronn.de

Quelle: idw

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Die Kieler Förde – ein Trainingsbecken für Miesmuscheln

Dr. Andreas Villwock Kommunikation und Medien
GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel

Miesmuscheln aus der Kieler Förde können sich durch Evolution an Ozeanversauerung anpassen. In einem Vergleichsexperiment reagierten sie weniger empfindlich auf erhöhte Kohlendioxid-Konzentrationen als ihre Artgenossen aus der Nordsee. Dies führt ein Team von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel, des Alfred-Wegener-Instituts, der Universität Bremen und des Senckenberg am Meer auf eine langfristige genetische Anpassung an die extremen Lebensbedingungen zurück. Ihre Ergebnisse sind im Fachmagazin Science Advances veröffentlicht.

Die Ostsee ist ein einzigartiges Freiland-Labor für Untersuchungen zu Auswirkungen der Ozeanversauerung, einem wichtigen Aspekt des Klimawandels – und offenbar auch ein Trainingsbecken für die Miesmuschel Mytilus edulis. Im Zuge der Evolution hat sich die Population aus der Kieler Förde an starke Schwankungen im Säuregehalt angepasst. In einem Vergleichsexperiment bildeten Mytilus-Larven ihre Kalkschalen im saureren Wasser schneller als ihre Artgenossen aus der Nordsee. Gleichzeitig überlebten auch deutlich mehr Förde-Muscheln. Ein ergänzendes, drei Jahre dauerndes Mehr-Generationen-Experiment mit Muscheln aus der Kieler Förde legt nahe, dass die erfolgreiche Anpassung durch Evolution jedoch nicht innerhalb weniger Generationen erfolgte. Vermutlich lief die Evolution über mehrere Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte oder Jahrtausende ab, urteilen Meeresbiologinnen und Meeresbiologen des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel, des Alfred-Wegener-Instituts, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, der Universität Bremen und des Senckenberg am Meer. Die Ergebnisse der beiden Experimente, die im Rahmen des deutschen Forschungsverbunds zur Ozeanversauerung BIOACID stattfanden, sind in der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins Science Advances veröffentlicht.

Für das Vergleichsexperiment wurden Miesmuscheln aus der Kieler Förde nach List auf Sylt gebracht und an die Lebensbedingungen in der Nordsee gewöhnt. Ihre Larven wurden gemeinsam mit Larven heimischer Individuen bei heutigen Kohlendioxid-Konzentrationen von 390 Mikroatmosphären und einem Extremwert von 2400 Mikroatmosphären gehalten. Die hohe Konzentration tritt in der Kieler Förde schon jetzt regelmäßig auf, wenn der Wind im Sommer sauerstoffarmes und kohlendioxidreiches Wasser an die Oberfläche transportiert. Sie wird im Zuge des Klimawandels noch häufiger erreicht werden. Beide Larven-Populationen entwickelten ihre erste Muschelschale bei erhöhten Kohlendioxid-Konzentrationen langsamer, wodurch die Schalen zunächst kleiner blieben als unter Normalbedingungen. Larven, die von Muscheln aus der Kieler Förde abstammten, zeigten sich jedoch weitaus robuster und überlebensfähiger. „Die deutlichen Unterschiede zwischen den Kieler und den Sylter Miesmuschel-Larven legen nahe, dass die langfristige, genetische Anpassung eine entscheidende Rolle für ihr Überleben und ihre Fähigkeit zum Aufbau der Schalen gespielt hat“, betont Dr. Jörn Thomsen, Post-Doktorand in der Arbeitsgruppe Ökophysiologie am GEOMAR und Erst-Autor der Publikation. „Aus früheren Analysen wissen wir, dass sich die beiden Populationen auch genetisch unterscheiden.“

Offen ist jedoch, über welchen Zeitraum die genetische Anpassung stattgefunden hat. „Sie kann in den vergangenen Jahrzehnten stattgefunden haben, als Klimawandel, Überdüngung und andere Faktoren für eine zunehmende Versauerung und steigende Schwankungen im Säuregehalt gesorgt haben“, erläutert Co-Autor Dr. Frank Melzner, Ökophysiologe am GEOMAR. „Es kann aber genauso gut sein, dass sich die genetischen Unterschiede, von denen die Förde-Muscheln im Experiment profitierten, schon vor tausenden Jahren herausgebildet haben. Der niedrigere Salzgehalt der Ostsee hat seit jeher den Karbonat-Haushalt auf ähnliche Weise beeinflusst, wie es heute die Versauerung tut.“ Im Vergleich zur Nordsee haben sich die Ostsee-Muscheln bereits langfristig an niedrigere Konzentrationen von gelöstem Kalziumkarbonat, das sie für den Schalenaufbau nutzen, anpassen müssen.

Ein Mehrgenerationen-Experiment lässt vermuten, dass die Miesmuscheln einerseits über genügend genetische Vielfalt verfügen, um sich prinzipiell an die saureren Lebensbedingungen anzupassen. Anderseits scheint dieser Prozess nicht innerhalb weniger Generationen abgeschlossen zu sein. „Auch in der dritten Larvengeneration beobachteten wir bei der Population aus der Kieler Förde noch die Fähigkeit, die ungünstigeren Lebensbedingungen auf Basis des vorhandenen Erbmaterials zu kompensieren“, berichtet Dr. Thomsen. Nur deutlich längere Experimente würden Aufschluss darüber geben, wann sich die Widerstandsfähigkeit in den Genen der Tiere niederschlägt, wie schnell die genetische Anpassung abläuft – und ob sie mit dem Klimawandel Schritt halten kann. „Angesichts unserer Einblicke glauben wir, dass die Forschung sehr vorsichtig mit Hypothesen über die Anpassungsfähigkeit von Organismen sein sollte, die auf kurzen Experimenten mit nur wenigen Generationen beruhen“, hebt Dr. Melzner hervor. „Unser Experiment lief nur über drei Generationen, war aber eines der bisher längsten zu dieser Fragestellung. Es führt deutlich vor Augen, dass weitaus mehr Aufwand nötig wäre, um die Chancen einer Anpassung an den Klimawandel abschätzen zu können.“

Aktuell untersuchen die Forschenden, welche chemischen Prozesse der Schalenbildung den Miesmuscheln so viel Energie abverlangt und welche Faktoren diese besonders beeinträchtigen. Besseren Aufschluss sollen Untersuchungen an Populationen aus der östlichen Ostsee geben. Dort herrschen aufgrund des im Vergleich zur Kieler Förde noch niedrigeren Salzgehalts bereits heute Bedingungen, die die Schalenbildung und damit die Lebensfähigkeit der Muschellarven stark beeinträchtigen. Dr. Melzner: „Die Ostsee mit ihren verschiedenen Becken gibt uns einen guten Einblick in marine Lebensbedingungen, die in anderen Regionen erst in vielen Jahrzehnten eintreten werden. So können wir aus Beobachtungen vor der eigenen Haustür vieles lernen – aber um sie auf die Zukunft übertragen zu können, sind viele weitere Analysen nötig.“

Original-Veröffentlichung:
Thomsen, J., Stapp, L. S., Haynert, K., Schade, H., Danelli, M., Lannig, G., Wegner, K. M., and Melzner, F.: Naturally acidified habitat selects for ocean acidification tolerant mussels. Science Advances, doi: 10.1126/sciadv.1602411.

BIOACID in Kürze:
Unter dem Dach von BIOACID (Biological Impacts of Ocean Acidification) untersuchen zehn Institute, wie marine Lebensgemeinschaften auf Ozeanversauerung reagieren und welche Konsequenzen dies für das Nahrungsnetz, die Stoff- und Energieumsätze im Meer sowie schließlich auch für Wirtschaft und Gesellschaft hat. Eine Liste der Mitglieds-Institutionen, Informationen zum wissenschaftlichen Programm und den BIOACID-Gremien sowie Fakten zur Ozeanversauerung sind auf der Website www.bioacid.de zu finden.

Bildmaterial:
Unter www.geomar.de/n5152 steht Bildmaterial zum Download bereit.

Weitere Informationen:
http://www.geomar.de Das GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel
http://www.awi.de Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung
http://www.senckenberg.de Senckenberg am Meer
http://www.uni-bremen.de Universität Bremen
http://www.bioacid.de BIOACID – Biological Impacts of Ocean Acidification

Quelle: idw

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Feierabend-Studie: Teilnehmer gesucht

Bernd Hegen Referat Öffentlichkeitsarbeit
Universität Koblenz-Landau

Psychologinnen der Universität in Landau suchen Berufstätige für die Teilnahme an einer Studie zum Thema „Erholung am Feierabend.

An der Universität Koblenz-Landau wird ab Ende April unter Berufstätigen eine Studie zum Feierabend durchgeführt. Dabei geht es um die Frage, wie Arbeitnehmer sich während des Feierabends erholen. Für die Studie werden berufstätige Teilnehmerinnen und Teilnehmer gesucht.

Die Online-Studie erstreckt sich über einen Zeitraum von zwei Arbeitswochen (zehn Tage). In dieser Zeit erhalten die Teilnehmer dreimal täglich per SMS oder E-Mail einen Link zu einer Mini-Befragung. Das Ausfüllen der Befragungen dauert lediglich drei bis fünf Minuten und ist gut in den Alltag integrierbar. In den Mini-Befragungen sollen die Teilnehmer Fragen zu ihrem Arbeitstag und ihrem Feierabend beantworten.

Die Studie wird von den Psychologinnen Dr. Dorota Reis, Charlotte Arndt und Dunja Höneß geleitet. Nähere Informationen zur Studie, zum Datenschutz sowie das Anmeldeformular gibt es online unter http://www.forschung-landau.de
Unter den Teilnehmern werden Gutscheine in unterschiedlicher Höhe verlost. Auf Wunsch erhalten die Teilnehmer eine individuelle Rückmeldung der eigenen Ergebnisse. Bei Rückfragen steht Dr. Dorota Reis per E-Mail unter reis@uni-landau.de zur Verfügung.

Weitere Informationen:
http://www.forschung-landau.de

Quelle: idw

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Zecken & Rohmilch: Forscher berichten von neuen Übertragungswegen für FSME

Florian Klebs Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Hohenheim

Universität Hohenheim verweist auf steigende Ansteckungsgefahr durch weitere Übertragungswege / Zeckenaktivität 2016 wieder gestiegen / höchste Aktivität weiterhin im Süden

Nicht nur Zecken – auch infizierte Rohmilch kann Hirnhautentzündung übertragen. Dies zeigt die aktuelle Auswertung von Deutschlands erstem klar dokumentierten Fall, den Zeckenforscher auf der heutigen Pressekonferenz der Universität Hohenheim vorstellten. Eine zweite neue Erkenntnis war der Fund von FSME-infizierten Zecken bei einer Zeckenart, die wesentlich früher im Jahr und bis in den Winter hinein aktiv ist, aber bislang nicht als Überträger der Krankheit galt. Zecken-Expertin Prof. Dr. Ute Mackenstedt berichtete außerdem über steigende Fallzahlen in Norddeutschland. Laut der Zecken-Expertin kann die Zahl der Krankheitsfälle auch zwischen kleinräumigen Gebieten stark variieren.

Unbehandelte Ziegenmilch vom Biohof: ein gesunder Genuss, dachte sich eine Familie beim Besuch eines Ziegenhofs im Kreis Reutlingen und probierte die angebotene frische Ziegenmilch. Was keiner ahnen konnte: Die Milch war mit dem Virus der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) befallen, zwei Familienmitglieder erkrankten daran. Sie wurden stationär behandelt, haben sich inzwischen jedoch wieder erholt.

FSME-Infektionen nach dem Verzehr von Rohmilchprodukten kommen in Osteuropa regelmäßig vor. In Deutschland sei ein solcher Fall vor dem Sommer 2016 jedoch noch nicht aufgetreten, erklärte Zecken-Expertin Prof. Dr. Ute Mackenstedt, Leiterin des Fachgebiets Parasitologie an der Universität Hohenheim.

Wissenschaftler arbeiten nun daran, den gesamten Übertragungsweg bei den Krankheitsfällen nachzuvollziehen, berichtete Prof. Dr. Mackenstedt. „Zum ersten Mal konnten wir bei diesem Fall die Überträger (Zecken), die Wirtstiere (Ziegen), befallene Lebensmittel wie Ziegenmilch und Rohmilchkäse und die erkrankten Personen untersuchen.“

Dabei seien noch viele Fragen offen, so die Parasitologin: „Die vierköpfige Familie nahm Ziegenkäse von dem Hof zu sich, die beiden männlichen Familienmitglieder tranken außerdem Milch und erkrankten.“. Das könne ein Zufall sein oder daran liegen, dass die Männer zusätzlich zum Käse auch Milch zu sich genommen haben. Grund könnten aber auch geschlechtsspezifische hormonelle Unterschiede der beteiligten Personen sein.

Doch vor FSME-Erregern in Nahrungsmittel könne man sich schützen, so die Experten bei der heutigen Pressekonferenz. Dr. Rainer Oehme vom Landesgesundheitsamt Stuttgart stellte klar: „Nach gegenwärtigem Kenntnisstand schützt auch eine normale FSME-Impfung vor einer Ansteckung über infizierte Nahrungsmittel.“

Es sei außerdem davon auszugehen, dass bei Milchprodukten aus pasteurisierter Milch keine Ansteckungsgefahr bestehe.

Weitere Zeckenart tritt als neuer FSME-Überträger auf
Im vergangenen Jahr wurde außerdem eine neue Zeckenart als FSME-Überträger ausgemacht, die bei deutlich niedrigeren Temperaturen aktiv ist als der Gemeine Holzbock.

Die Auwaldzecke (Dermacentor reticulatus) galt bislang nicht als Überträger des Erregers. Das habe sich nun geändert, erklärte PD Dr. Gerhard Dobler. Der Mediziner leitet das Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr und ist Leiter des Deutschen Konsiliarlabors für Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME).

„An einem Mess-Standort nahe Leipzig wurden 2016 und 2017 mit FSME infizierte Auwaldzecken gefunden.“ Bislang gehörten alle Überträger der FSME zur Gattung Ixodes, darunter auch der Gemeine Holzbock, der im Gegensatz zu vielen anderen Zeckenarten auch Menschen befällt.

PD Dr. Dobler kann jedoch beruhigen: „Es ist zwar nicht ausgeschlossen, dass Auwaldzecken auch Menschen befallen. Deutlich häufiger befallen sie jedoch Tiere.“ Auch gegen das durch diese Zeckenart übertragene FSME-Virus sei man mit einer FSME-Impfung geschützt.

Trotz Anstieg bei FSME-Erkrankungen: Vorsicht vor Trendprognosen
Knapp 350 Fälle von FSME registrierte das Robert-Koch-Institut 2016 – ein Anstieg um mehr als 120 Erkrankungen im Vergleich zum Vorjahr. Und: Bereits in diesem Jahr wurden zwei FSME-Fälle erfasst.

Prof. Dr. Mackenstedt warnt jedoch vor vorschnellen Interpretationen der Statistik: „Auch in Jahren mit weniger Fallzahlen haben wir einzelne Landkreise, bei denen die Krankheitsfälle zunahmen. In anderen treten plötzlich über Jahre keine Krankheitsfälle auf, dann flammen sie wieder auf.“

Als Beispiel dafür nannte sie Beobachtungen aus einem Garten in Stuttgart, den das Landesgesundheitsamt seit über 20 Jahren auf FSME-infizierte Zecken überprüft. Nach zwei Jahren ohne infizierte Tiere wurden dort in diesem Jahr erstmals wieder Zecken gefunden, die das Virus in sich tragen.

Prof. Dr. Mackenstedt zog daraus den Schluss: „Nur weil wir für ein paar Jahre keine infizierten Zecken in einem Gebiet finden konnten oder es keine Erkrankungsfälle gab, heißt das nicht, dass die FSME-Infektion an dieser Stelle erloschen ist.“

Zecke weiter bundesweit auf dem Vormarsch
Nach wie vor sind zwar vor allem Baden-Württemberg und Bayern von FSME-Infektionen betroffen: Dort traten 80 Prozent der erfassten Fälle auf. Doch die FSME-Fälle werden immer häufiger weiter im Norden registriert.

„Was sich bereits in den vergangenen Jahren abzeichnete, können wir erneut bestätigen“, so PD Dr. Dobler. „Die FSME kommt inzwischen auch gehäuft in Niedersachsen und nahe der holländischen Grenze vor.“

Erneut hätten dabei der überwiegend milde Winter und der warme Vorfrühling dafür gesorgt, dass die Zecken früh aktiv werden. „Seit den warmen Tagen Anfang März kommen die Tiere mit Macht“, stellte Prof. Dr. Mackenstedt fest.

Zeckenforschung in Labor und Garten
Um das Zeckenvorkommen auf Grundstücken zu zählen, hat Prof. Dr. Mackenstedt mit ihrem Team in den vergangenen Jahren immer wieder Gärten im Großraum Stuttgart „beflaggt“. Dabei ziehen die Forscher weiße Stoffbahnen über Rasen und Büsche. Die Zecken wechseln auf diese Zeckenfahnen und werden anschließend abgesammelt und gezählt. Im Labor werden die Zecken getötet und auf FSME-Erreger getestet.

Für weitere Forschungsprojekte werden im Labor der Universität Hohenheim auch lebende Zecken gehalten. Zur Fütterung werden bis zu 15 Zecken mit Pinseln auf Wüstenrennmäuse aufgestrichen, wo sie sich für circa 3 – 14 Tage festsaugen.

Der Zeckenstich und das Saugen sind für die Wüstenrennmäuse schmerzfrei. Sie müssen während der Fütterung jedoch in einem Käfig von ihren Artgenossen isoliert gehalten werden, damit diese die Zecken nicht abknabbern. Sobald die Zecken abfallen, werden die Wüstenrennmäuse wieder in ihre soziale Gruppe reintegriert. Das Tierschutzgesetz stuft dies als „niedrige Belastung“ ein.

Da die Fütterung der Zecken mit dem Risiko einhergeht, dass sich die Wüstenrennmäuse mit Krankheitserregern infizieren, werden die Mäuse nach gut drei solcher Fütterungsgänge mit CO2 betäubt und schmerzlos eingeschläfert. Circa fünf Wüstenrennmäuse sind jeweils zur Fütterung der Zecken in einem Versuch nötig.

Quelle: idw

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BfG registriert an Fischaufstiegsanlage Koblenz über 230.000 aufsteigende Fische

Dipl.-Met. Alfred Hommes Referat Öffentlichkeitsarbeit
Bundesanstalt für Gewässerkunde

Die im Jahr 2011 an der Moselstaustufe Koblenz errichtete Fischaufstiegsanlage (FAA) wird rege genutzt. Dies dokumentiert der von der Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG) installierte automatische Fischzähler. Kleinere, den Fluss hinaufwandernde Fische wurden bisher jedoch nicht gezählt. Durch eine verbesserte Erfassungstechnik kann die BfG nun erstmals detaillierte Zahlen zu allen Größenklassen der beobachteten Fische vorlegen.

Die Zahlen der in der Fischaufstiegsanlage Koblenz aufsteigenden Fische für die Jahre 2012 bis 2014 wurden durch die BfG bereits veröffentlicht. Damals konnten kleinere Fische unter 15 cm aus technischen Gründen noch nicht erfasst werden. Seit Mitte des Jahres 2015 ermöglicht eine neue Bewegungserkennungssoftware, auch die kleineren Fische zu registrieren. Durch diese Neuerung konnten für das Jahr 2015 über 230.000 aufsteigende Fische nachgewiesen werden.

Aufgrund der Vielzahl der Fische gestaltete sich die Auswertung sehr zeitaufwändig. Über das gesamte Jahr 2015 hinweg wurden 28 Fischarten beobachtet (s. Tabelle 1a). Meist handelte es sich um Jungfische, vornehmlich Rotaugen und Rapfen, aber auch Döbel, Hasel und Nasen, die im Spätsommer in großen gemischten Schwärmen die Fischaufstiegsanlage zur Erschließung des Lebensraumes oberhalb der Staustufe Koblenz nutzten. Denkbar ist auch, dass junge Fische wieder in ihre ehemaligen Lebensräume zurückwandern, aus denen sie als kleine Fischlarven z. B. bei höheren Wasserständen stromab verdriftet werden. Die genauen Prozesse der Wanderung von Jungfischen, d. h. Motivation, Ziel und Umfang sind noch unverstanden. Mit der neu entwickelten Methode gelingt es hier erstmals für Deutschland systematisch quantitative Daten zur Jungfischwanderung zu erheben.
Eine so große Anzahl wandernder Fische ist nicht ungewöhnlich. In Jahren mit hoher Fortpflanzungsrate sind Millionen Jungfische in den Flüssen und größere Mengen auch unterhalb der Staustufe Koblenz zu finden. Der überwiegende Teil dieser Fische wird jedoch aus unterschiedlichen Gründen das Erwachsenenalter nicht erreichen. Die Jungfische sind unter der Gruppe „kleine Cypriniden“ zusammengefasst, da die Arten in den Videoaufzeichnungen aufgrund der geringen Größe der Fische nicht sicher unterscheidbar waren. Bei den erwachsenen Fischen dominierten die Arten Rotauge und Ukelei.

Um die Zahlen aus dem Jahr 2015 mit den Zahlen der Vorjahre vergleichbar zu machen, sind in Tabelle 1b nur die Fischzahlen dargestellt, die mit der gleichen Technik wie die Jahre zuvor erfasst wurden. Hier ist ein leichter Rückgang der Gesamtzahlen zu verzeichnen. Die genauen Ursachen sind noch zu prüfen, jedoch sind auch natürliche jährliche Schwankungen in den Populationen denkbar.

Erfreulich sind im Jahr 2015 die erneuten Beobachtungen von Maifischen sowie der leichte Anstieg der Zahl aufgestiegener Lachse im Vergleich zu den Vorjahren. Diese Zahlen sind jedoch noch weit davon entfernt, eine erfolgreiche natürliche Erhaltung der Population zu gewährleisten.
Beachtlich ist die Anzahl an Meerneunaugen. Diese leben wie Maifisch, Lachs und Meerforelle als erwachsene Tiere im Meer und wandern zum Laichen die Flüsse hinauf. Sie gehören jedoch nicht zu den Fischen, sondern zu den sogenannten Rundmäulern. Die Larven leben einige Jahre blind im Gewässerboden und ernähren sich von Mikroorganismen, Algen und organischen Schwebstoffen. Wenn sich die Augen entwickelt haben wandern sie ins Meer ab. Dort saugen sich die Tiere an größeren Fischen fest und raspeln mit kleinen Hornzähnen Haut und Gewebe ab, von dem sie sich fortan ernähren, bis sie geschlechtsreif werden und zum Laichen in die Flüsse wandern.
Meerneunaugen sind seit Jahrzehnten in der Mosel (fast) ausgestorben. Umso erfreulicher ist es, dass mit der Fischaufstiegsanlage der Zugang zu ehemaligen Lebensräumen wieder geöffnet wurde und sich eine neue Population dieser streng geschützten Art anzusiedeln beginnt.

Die Fischaufstiegsanlage Koblenz hat 39 Becken mit einer Gesamtlänge von 220 Metern und sie bietet aufstiegswilligen Fischen verschiedene Einstiegsmöglichkeiten, um in den Fischpass hinein zu gelangen. Die BfG ermittelt an der Fischtreppe Koblenz nicht nur die Zahl der aufsteigenden Fische, sie forscht auch an anderen Fragestellungen. Dabei werden Fische z. B. mit Transpondern markiert (s. Link). Mit dieser Technik wird untersucht, welche Einstiege von den Fischen genutzt werden und wie lange Fische für die Passage der FAA benötigen.

Die BfG wird auch in den nächsten Jahren die Aufstiegszahlen in Koblenz erfassen, wobei die Erfassungstechnik stetig optimiert wird. Man darf also auf die Zahlen der kommenden Jahre gespannt sein.

Presseartikel „Der gechipte Fisch“:
http://www.bafg.de/DE/Service/presse/2014_10_31.html

Weitere fachliche Informationen: Dr. Matthias Scholten, Fon: 0261/1306 5937, Mail: scholten@bafg.de und Bernd Mockenhaupt, Fon: 0261/1306 5941, Mail: mockenhaupt@bafg.de,
beide: Bundesanstalt für Gewässerkunde, Referat Tierökologie – Projektgruppe „Ökologische Durchgängigkeit für Fische“

Die Bundesanstalt für Gewässerkunde ist das zentrale wissenschaftlich eigenständige Institut des Bundes für die wissenschaftlich-technische Versuchs- und Forschungsarbeit und die praxisbezogene Beratung der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung in den Fachgebieten Hydrologie und Gewässernutzung, Gewässerbeschaffenheit sowie Ökologie und Gewässerschutz. Sie unterstützt das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur sowie andere Bundesressorts in fachspezifischen Fragestellungen zu Bundeswasserstraßen und deren Einzugsgebiete und vertritt diese auch international.

Anhang
Aufstiegszahlen an FAA Koblenz in 2015
https://idw-online.de/de/attachment57106

Quelle: idw

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Wie ein Sensor-Kabel den Zug im Tunnel und den Einbrecher am Zaun erfasst

Claudia Ehrlich Pressestelle der Universität des Saarlandes
Universität des Saarlandes

Es kann helfen, den Straßenverkehr zu leiten oder genau anzeigen, wo eine U-Bahn oder ein Zug gerade fährt. Und es kann warnen, wann und wo Unbefugte in Gärten, Industrieanlagen oder Naturschutzgebiete eindringen: Das Sensor-Kabel, das Experimentalphysiker der Universität des Saarlandes entwickelt haben, ist vielseitig, flexibel und kostengünstig. Auch kleinste Veränderungen des Magnetfeldes erfasst es sicher, ordnet sie zu und meldet sie weiter. Ohne Daten zu sammeln.

Wo genau ist die U-Bahn oder der Zug im Tunnel? Wo versucht jemand auf ein Grundstück zu kommen, auf dem er nichts zu suchen hat? Oder: Wer hat ein Handy dabei, obwohl er nicht sollte? Ein dünnes Sensor-Kabel, das die Forschergruppe von Uwe Hartmann an der Saar-Uni entwickelt hat, kann auf solche Fragen Antworten geben. Es erfasst einige Meter um sich herum alles, was das Erdmagnetfeld in irgendeiner Weise ändert. Es kann an Zäunen angebracht unterscheiden, ob nur der Wind an den Maschen rüttelt oder ein Bolzenschneider. Im Boden verlegt erkennt es Autos, nimmt wahr, in welche Richtung sie fahren, unterscheidet sie von Lastwagen. Sogar Drohnen, die in ein paar Metern Höhe das Kabel überfliegen, bemerkt es – ebenso wie auch den Reißverschluss oder das Handy von dem, der darüber geht. An Flughäfen, U-Bahnen oder Bahnhöfen macht es neue Leitsysteme möglich, auf Privatgrundstücken, Kernkraftwerken wie Industrieanlagen neue Überwachungstechnik.

„Wir haben die Magnetfeld-Sensoren in den vergangenen Jahren kontinuierlich weiterentwickelt und immer sensibler und selektiver gemacht. Die Messwerte und Signalmuster, die entstehen, wenn unsere Sensoren Veränderungen wahrnehmen, können wir sehr genau den Ursachen einer Störung zuordnen“, erläutert Professor Uwe Hartmann. Verschiedene Sensor-Systeme, die seine Arbeitsgruppe entwickelt hat, werden bereits als Verkehrsleitsysteme eingesetzt, etwa an Flughäfen oder in Parkhäusern.

Die kleinen Messfühler, die die Physiker wie Perlen an einer Schnur in einem dünnen Kabel miteinander verbinden, sind untereinander vernetzt, und melden ihre Messwerte an einen Microcontroller. Dieser verarbeitet die Daten weiter. „Die Signalmuster unterscheiden sich je nach Art der Störung. Wir haben in zahlreichen Versuchsreihen etliche Arten von Änderungen des Magnetfeldes und von Erschütterungen simuliert und den jeweiligen Ursachen zugeordnet. Mit diesen Informationen haben wir das System angelernt. Es erkennt typische Muster, ordnet sie selbstständig Störungen zu und sortiert Fehlalarme aus“, erklärt Hartmann. Die Physiker haben hierzu Datenmuster mathematisch modelliert und die Auswerteeinheit wie die Sensoren immer detailreicher programmiert und verfeinert.

Das System zeigt den Ort der Störung genau an, was vor allem bei großen überwachten Geländen interessant ist. „Wir können es sehr flexibel an verschiedenste Anforderungen anpassen“, erklärt der promovierte Physiker Haibin Gao, der in Hartmanns Team an der neuen Sensortechnik forscht. „Auf der Hannover Messe Ende April suchen wir Partner, mit denen wir das System je nach Bedarf zur Serienreife entwickeln können“, sagt Gao. Das Sensor-Kabel braucht nicht viel Strom, eine Versorgung etwa über Solargeneratoren wäre möglich. Die Sensoren sind nahezu verschleißfrei, ihre Messung ist unabhängig von der Witterung – auch bei Regen, Nebel oder Schnee funktionieren sie ohne weiteres. Und das System speichert keine Daten oder sonstige Informationen. Auch Hacker finden keine Angriffsfläche. Nachrichten können etwa via Bluetooth aufs Smartphone oder Tablet geschickt werden.

Das Bundesforschungsministerium förderte die Forschung mit insgesamt über einer Million Euro, mehr als 250.000 Euro davon flossen an die Saar-Universität. Beteiligte Partner waren die Firma Sensitec GmbH mit Sitz in Mainz und Lahnau (http://www.sensitec.com), die Firma Listec GmbH mit Sitz in Isen (http://www.listec-gmbh.com) und die GBA-Panek GmbH mit Sitz in Kahla (http://www.gba-panek.de).

Kontakt:
Prof. Dr. Uwe Hartmann, Lehrstuhl für Nanostrukturforschung und Nanotechnologie der Universität des Saarlandes:
Tel.: (0681) 302-3799 oder -3798; E-Mail: u.hartmann@mx.uni-saarland.de
Dr. Haibin Gao Tel: (0681) 302-3654; E-Mail: h.gao@mx.uni-saarland.de
Dr. Uwe Schmitt: (0681) 302-2957; E-Mail: uwe.schmitt@mx.uni-saarland.de

Hintergrund:
Die Forschergruppe von Professor Uwe Hartmann stellt auf der Hannover Messe auch ein Angebot vor, mit dem sich die Experimentalphysiker vor allem an kleine und mittelständische Unternehmen wenden: Unter dem Motto „Simply advanced“ bietet der Lehrstuhl für Nanostrukturforschung und Nanotechnologie aufwändige Analysen und Simulationen rund um die Gebiete supraleitende Materialien, Magnetfeldsensorik und Nanotechnologie an. Die Arbeitsgruppe verfügt über Spezialgeräte und hochauflösende Mikroskope. Davon können vor allem Unternehmen profitieren, die keine eigene Forschungsabteilung für Materialentwicklung oder für Funktionswerkstoffe haben.

Der saarländische Forschungsstand wird organisiert von der Kontaktstelle für Wissens- und Technologietransfer der Universität des Saarlandes (KWT). Sie ist zentraler Ansprechpartner für Unternehmen und initiiert unter anderem Kooperationen mit Saarbrücker Forschern. http://www.kwt-uni-saarland.de/

Quelle: idw

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Tiefseekrake hat Quallen zum Fressen gern

Dr. Andreas Villwock Kommunikation und Medien
GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel

Mit Hilfe von Tiefseerobotern ist es Meeresbiologen aus Kiel und aus dem kalifornischen Monterey (USA) erstmals gelungen, den sehr seltenen Tiefseekraken Haliphron atlanticus bei der Nahrungsaufnahme zu filmen. Die Bilder bestätigen, dass die Tiere sich zumindest teilweise von Quallen ernähren und ihre Beute vielleicht auch zum Eigenschutz verwenden. Die Analyse der Videobilder ist jetzt in der internationalen Online-Fachzeitschrift Scientific Reports erschienen.

Der offene Ozean ist der größte Lebensraum auf diesem Planeten. Diese sogenannte pelagische Zone ist die Heimat von winzigen Planktonorganismen, Quallen, Tintenfischen, Fischen und Meeressäugetieren. Doch die Tiefe und die Weite des Ozeans erschwert die Erforschung dieser Zone. Viele Arten, die dort leben, sind wahrscheinlich noch unentdeckt, und das Verhalten vieler Tiere ist kaum je in ihrem natürlichen Lebensraum beobachtet worden. Erst dank neuester technischer Entwicklungen gelingt es der Wissenschaft zunehmend, einen genaueren Blick in die großen und verborgenen Tiefen unter der Wasseroberfläche zu werfen.

Dr. Henk-Jan Hoving vom Kieler Exzellenzcluster „Ozean der Zukunft“ / GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel und sein Kollegen Dr. Steve Haddock vom Monterey Bay Aquarium Research Institute (MBARI) konnten jetzt erstmals nachweisen, dass der Riesen-Tiefseekrake Haliphron atlanticus sich zumindest teilweise von Quallen ernährt. Das zeigt die Auswertung von Videoaufnahmen aus der Tiefsee, die die beiden Wissenschaftler jetzt in der internationalen Fachzeitschrift Scientific Reports veröffentlicht haben.

„Haliphron atlanticus gehört zu den größten bekannten Krakenarten überhaupt. Weibchen können eine Länge von bis zu vier Metern und ein Gewicht bis zu 75 Kilogramm erreichen, während die Männchen nur knapp 30 Zentimeter lang werden. Die Art lebt in der Tiefsee und ihre Lebensweise ist bisher kaum bekannt“, berichtet Dr. Hoving. Wissenschaftler des MBARI haben die Spezies in den vergangenen 27 Jahren nur drei Mal lebend gesichtet. Häufiger sind dagegen tot in den Netzen von Trawlern gefundene Tiere.

Diese schwer auffindbaren Lebewesen hat das MBARI-Team nun mit Hilfe von ferngesteuerten Unterwasserrobotern, sogenannten ROVs (Remotely Operated Vehicles), gefilmt. Während einer Expedition in der Monterey Bay und vor Hawaii entdeckten Haddock und sein Team ein Exemplar, das eine große Qualle in seinen Armen festhielt.

Daraufhin untersuchte das Team Bildmaterial von zwei vorherigen Begegnungen mit Haliphron. Dabei stellte es fest, dass eines der anderen Exemplare ebenfalls eine Qualle in seinen Fangarmen hielt. „Als wir anschließend den Mageninhalt von fünf toten Exemplaren unter die Lupe nahmen, konnten wir erkennen, dass sie ebenfalls Quallen und andere gelatinöse Beute gefressen hatten“, berichtet Dr. Hoving. Diese Ergebnisse lassen den Schluss zu, dass Quallen für den Tiefseekraken einen wichtigen Teil des Speisezettels ausmachen.

Quallen sind in der Tiefsee weit verbreitet und bieten dem eher langsamen Kraken eine einfach zu fangende Beute. Die Abwehrmechanismen der Quallen sind für einen großen aber langsamen Räuber wie den Tiefseekraken wohl verhältnismäßig einfach zu überwinden. Möglicherweise kann das Kraken-Weibchen nach dem Verspeisen der nährstoffreichen Teile den Schirm der Qualle mit ihren Nesselzellen sogar als Abwehr zu eigenen Zwecken nutzen

Die Entdeckung der Beziehung zwischen Haliphron und dem gelatinösen, tierischen Plankton bestätigt frühere Erkenntnisse zu achtarmigen Tintenfischen. Bei drei anderen Familien dieser Gruppe war bereits bekannt, dass sie Quallen fressen oder zur eigenen Abwehr nutzen.

Da Haliphron atlanticus seinerseits Beute für Pottwale, Blauhaie und Schwertfische ist, lässt die Entdeckung auch Schlüsse auf das gesamte Ökosystem der Tiefsee zu. „Gelatinöses Plankton wie Quallen und ähnliche Organismen wird bisher in seiner Funktion als Nahrung für viele andere Meeresbewohner und damit als Teil der gesamten Nahrungskette unterschätzt“, sagt Dr. Hoving.

Originalarbeit:
H.J.T. Hoving, H.J.T., S.H.D. Haddock (2017): The giant deep-sea octopus Haliphron atlanticus forages on gelatinous fauna. Scientific Reports 7, http://dx.doi.org/10.1038/srep44952

Weitere Informationen:
http://www.geomar.de Das GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel
http://www.ozean-der-zukunft.de Der Exzellenzcluster „Ozean der Zukunft“
http://www.mbari.org/a-giant-deep-sea-octopus-is-a-sucker-for-jellies/ Meldung des Monterey Bay Aquarium Research Institute

Video des Tiefseekraken Haliphron atlanticus
https://youtu.be/CzU8CUXxLsA

Quelle: idw

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Blutdruckwerte in Deutschland sinken – trotzdem keine Entwarnung

Christine Vollgraf Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung e.V.

Eine aktuelle Auswertung von sieben großen Bevölkerungsstudien in Deutschland zeigt, dass die Blutdruckwerte in Deutschland in den letzten beiden Jahrzehnten gesunken sind. Am stärksten war der Rückgang bei den 55- bis 74-Jährigen. Trotz der sinkenden Werte ist der Blutdruck in Deutschland immer noch zu hoch, insbesondere bei Männern sehen Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) großen Handlungsbedarf.

Die Ergebnisse bieten erstmals einen umfassenden Überblick zu Blutdruckwerten der letzten zwanzig Jahre in Deutschland. Das von DZHK-Wissenschaftlern gegründete Konsortium zur Blutdruckepidemiologie hat hierfür Daten aus zwei nationalen Gesundheitssurveys und fünf regionalen bevölkerungsbezogenen Studien untersucht, die zwischen 1997 und 2012 durchgeführt wurden. Bundesweit sind die Blutdruckwerte bei Männern und Frauen gesunken, am stärksten in der Altersgruppe der 55- bis 74-Jährigen. Auch regional zeigten sich Unterschiede: Im Nordosten sanken die Werte im Vergleich zum Bundesdurchschnitt am stärksten. Das in früheren Publikationen nachgewiesene Ost-West-Gefälle, wonach die Werte in Ostdeutschland höher waren als in Westdeutschland, gleicht sich damit an.

Bluthochdruck wird bei Frauen häufiger erkannt und behandelt
Schon früher beobachtete Unterschiede zwischen Männern und Frauen haben sich nicht verändert: Weiterhin wird ein bestehender Bluthochdruck bei Frauen früher erkannt, häufiger behandelt und damit erfolgreich gesenkt. In einer weiteren Untersuchung fand PD Dr. Hannelore Neuhauser vom Robert-Koch-Institut in Berlin und Mitglied des Konsortiums heraus, dass diese geschlechtsabhängigen Differenzen bei den 18- bis 54-Jährigen besonders groß sind. „Auch in anderen Ländern werden solche Geschlechterunterschiede beobachtet. Eventuell kommen sie zustande, weil jüngere Männer selten zum Arzt gehen und ihre Blutdruckwerte daher auch seltener kontrolliert werden. Frauen sind hingegen regelmäßig beim Frauenarzt, wo auch ihr Blutdruck gemessen wird“, sagt Neuhauser. Bei jungen Männern zwischen 25 und 34 Jahren wurde sogar nur im Norden Ostdeutschlands ein Rückgang der Blutdruckwerte beobachtet. Dieser positive Trend zeigte sich im restlichen Bundesgebiet nicht.

Gesunde Ernährung, mehr Bewegung, Verzicht aufs Rauchen
Die Wissenschaftler verzeichneten auch, dass Bluthochdruck in den letzten Jahren vermehrt behandelt wird. In den erhöhten Behandlungsraten sehen sie einen möglichen Grund für die verbesserten Werte, vermuten aber, dass auch präventive Maßnahmen wie eine gesündere Ernährung, mehr Bewegung und ein Verzicht auf das Rauchen zu der positiven Entwicklung beigetragen haben.

Bedeutendstes Gesundheitsrisiko weltweit
Nach wie vor sind die Blutdruckwerte allerdings auf einem zu hohen Niveau und die Zahl der Menschen mit Bluthochdruck insgesamt hat sich nur wenig verändert. Die Forscher gehen sogar davon aus, dass die Diagnose Bluthochdruck wegen der immer älter werdenden Gesellschaft in Zukunft häufiger wird. Und das nicht nur in Deutschland: Die WHO hat Bluthochdruck als bedeutendste Gesundheitsgefahr weltweit eingestuft. Er gehört zu den größten Risikofaktoren für Demenz, Herz-Kreislauf- und Nieren-Erkrankungen. Dabei wäre Bluthochdruck in vielen Fällen vermeidbar und es gibt effektive Behandlungsmöglichkeiten. „Am Beispiel Nord-Ostdeutschland sehen wir, wieviel innerhalb eines Jahrzehnts erreicht werden kann“, sagt Neuhauser. „Doch es gibt noch viel Spielraum und vorrangiges Ziel muss bleiben, dass Bluthochdruck erst gar nicht entsteht.“ Der Grenzwert liegt aktuell bei 140/90 mm Hg. Doch laut der Medizinerin muss man schon vorher ansetzen, im sogenannten prähypertonen Bereich bei Werten zwischen 120-140/80-90 mm Hg. In diesem Bereich werden keine Medikamente verordnet, aber eine Lebensstilveränderung kann viel bewirken: also Übergewicht abbauen, mehr bewegen, viel Obst und Gemüse essen und nicht rauchen.

Schwierig zu messen
Bevölkerungsweite Studien zum Bluthochdruck, die über zeitliche Trends oder regionale Unterschiede in Deutschland Auskunft geben, sind vergleichsweise selten. Denn obwohl der Blutdruck ständig gemessen wird, ist es schwierig an Daten heranzukommen, die nach genau festgelegten Regeln hochpräzise erhoben wurden und daher vergleichbar sind. „Den Blutdruck zu messen, ist ähnlich schwierig wie den Meeresspiegel zu bestimmen. Beide unterliegen starken Schwankungen“, vergleicht Neuhauser. „Einmal die Treppe hochlaufen oder sich aufregen und schon geht der Blutdruck nach oben.“ In den sieben analysierten Studien mussten sich die Probanden in einer genau festgelegten Position hinsetzen und auch die Ruhezeiten vor den einzelnen Blutdruckmessungen waren identisch. Unterschiede zwischen den verwendeten Messgeräten wurden durch spezielle Kalibrierungsformeln herausgerechnet. „Solche standardisierten Datenerhebungen zur Entwicklung des Bluthochdrucks sind aufwändig aber unverzichtbar, um gezielte Maßnahmen gegen die Gesundheitsgefahr Bluthochdruck zu entwickeln“, stellt Neuhauser fest. Insbesondere bei über 70-Jährigen und jungen Erwachsenen sehen sie und ihre Kollegen noch einen großen Bedarf an aktuellen Zahlen. Das von ihnen gegründete Konsortium zur Blutdruckepidemiologie wird seine Arbeit fortsetzen und auch zukünftig Studien zum Bluthochdruck in Deutschland auswerten.

Über das DZHK
Das Deutsche Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) will erreichen, dass neue Erkenntnisse aus der Herz-Kreislauf-Forschung schnellstmöglich bei den Patienten ankommen. Ziel ist es, Diagnose, Prävention und Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Deutschland zu verbessern. Dafür arbeiten im DZHK Grundlagenforscher und klinische Forscher aus 30 Einrichtungen an sieben Standorten zusammen. Das DZHK wurde 2011 auf Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gegründet und wird zu 90 Prozent vom Bund und zu 10 Prozent von denjenigen Ländern gefördert, in denen seine Mitgliedseinrichtungen ihren Sitz haben. Es gehört zu den sechs Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung (DZG), die sich der Erforschung großer Volkskrankheiten widmen.

Originalarbeiten:
Hypertension in Germany – data from seven population-based epidemiological studies (1994-2012).
Neuhauser H, Diederichs C, Boeing H, Felix SB, Jünger C, Lorbeer R, Meisinger C, Peters A, Völzke H, Weikert C, Wild P, Dörr M: Dtsch Arztebl Int 2016; 113: 809-15.
DOI: 10.3238/arztebl.2016.0809
https://www.aerzteblatt.de/int/archive/article/184205/Hypertension-in-Germany-da…

The persisting gender gap in hypertension management and control in Germany: 1998 and 2008-2011.
Sarganas G, Neuhauser HK. Hypertens Res. 2016 Jun; 39(6): 457-66.
DOI: 10.1038/hr.2016.5.
http://www.nature.com/hr/journal/v39/n6/full/hr20165a.html

Kontakt:
PD Dr. med. Hannelore Neuhauser, Robert Koch-Institut, Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, NeuhauserH@rki.de

Weitere Informationen:
http://www.dzhk.de

Quelle: idw

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FH Potsdam startet neues Forschungsprojekt für integrierte Stadtentwicklung

Jutta Neumann Pressesprecherin
Fachhochschule Potsdam

Wie lässt sich die Entwicklung von Städten besser verstehen, vorhersehen und aktiv mitgestalten? Dieser Fragestellung widmet sich das neue Forschungsprojekt „PaSyMo“. Die Abkürzung steht für „Partizipative System-Modellierung als Tool für integrierte Stadtentwicklung“. PaSyMo ist am Institut für Angewandte Forschung – Urbane Zukunft (IaF) angesiedelt und läuft über eine Dauer von zwei Jahren. Es wird von Prof. Dr. Tobias Schröder geleitet und von den beiden neuen wissenschaftlichen Mitarbeitern Max Priebe und Timo Szczepanska durchgeführt. Mit dem Projekt startet am 17. Mai an der FH Potsdam auch die neue Vortragsreihe „Urban Future Talks“.

Ziel des Forschungsvorhabens ist es, zusammen mit städtischen AkteurInnen und BürgerInnen eine Toolbox zu entwickeln, die dazu anregen soll, sich an einer nachhaltigen Stadtentwicklung zu beteiligen. Mithilfe von ansprechenden Visualisierungen von unterschiedlichen Einflussfaktoren wie Verkehr, Wohnraum oder Umwelt sollen die komplexen Zusammenhänge in Städten so abgebildet werden, dass sie für jedermann verständlich und nachvollziehbar sind.

„PaSyMo zeichnet die Konsequenzen von Handeln nach und macht es möglich sich mit Chancen wie auch Risiken zukünftiger Entwicklungen auseinanderzusetzen“, erläutert Prof. Dr. Tobias Schröder, Leiter des Forschungsprojekts. „Das Alleinstellungsmerkmal von PaSyMo besteht darin, gezielt kleine und mittlere Kommunen mit einer kosteneffizienten Toolbox zu unterstützen, ohne dabei den Aufwand kommerzieller Smart City Initiativen zu verursachen.“

Das Forschungsprojekt ist am Institut für angewandte Forschung – Urbane Zukunft (IaF) der FH Potsdam angesiedelt und wird durch Mittel des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) gefördert. PaSyMo baut auf die am IaF vorhandenen, sich interdisziplinär ergänzenden Kompetenzen, in Informationsvisualisierung, Energie- und Stoffstrommodellierung, Modellierung sozialer Interaktions- und Transformationsprozesse, Verkehrsmodellierung und Telematik sowie dem forschenden Lernen im Masterstudiengang Urbane Zukunft.

„Das Forschungsprojekt gibt Studierenden des Masterstudiengangs Urbane Zukunft die Möglichkeit, erste Erfahrungen in der angewandten Forschung zu sammeln. Durch die enge Kooperation mit städtischen AkteurInnen in Brandenburg erhoffen wir uns einen direkten Mehrwert für Stadtentwicklungen in den Kommunen“, ergänzen die beiden neuen wissenschaftlichen Mitarbeiter Max Priebe und Timo Szczepanska, die das Forschungsvorhaben durchführen werden. „Interessierte laden wir schon jetzt herzlich zu den „Urban Future Talks“ am 17. Mai an der FH Potsdam ein. Neben spannenden Vorträgen zu Beteiligung im digitalen Zeitalter möchten wir einen Dialog bezüglich des Vorgehens und der Ziele des PaSyMo-Projektes anregen.“

Kontakt:
Prof. Dr. Tobias Schröder
Forschungsprofessor „Nachhaltige urbane Entwicklungsstrategien“
FH Potsdam// Institut für Angewandte Forschung – Urbane Zukunft
Tel: 0331-580 2512
Mail: schroeder@fh-potsdam.de

Quelle: idw

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Ameisen retten ihre Verletzten

Robert Emmerich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Julius-Maximilians-Universität Würzburg

Im Reich der Ameisen gibt es ein einzigartiges Rettungswesen: Kommt es im Kampf zu einer Verletzung, ruft die verwundete Ameise um Hilfe. Sie wird dann zurück ins Nest getragen und verarztet.

Die afrikanischen Matabele-Ameisen (Megaponera analis) sind südlich der Sahara weit verbreitet und haben sich auf eine besondere Nahrung spezialisiert: Sie fressen Termiten. Zwei bis vier Mal am Tag gehen die Ameisen auf Beutefang. Sie ziehen in langen Kolonnen aus, überfallen Termiten an ihren Futterstellen, töten dort viele Arbeiter und schleppen die Opfer zurück in ihr Nest.

Bei diesen Überfällen stoßen die Ameisen allerdings auf Gegenwehr – sie werden in Kämpfe mit der Soldatenkaste der Termiten verwickelt. Dabei kann es Tote und Verwundete geben, denn die Soldaten wissen ihre gepanzerten Köpfe und kräftigen Kiefer gut gegen die Ameisen einzusetzen.

Das Verletzungsrisiko ist also hoch auf den Beutezügen. Die Ameisen haben darum ein Rettungsverhalten entwickelt, das man in dieser Form bei Insekten bislang nicht kannte.

Chemisches Signal löst die Rettung aus
Wird eine Ameise im Kampf verletzt, „ruft“ sie ihre Artgenossen um Hilfe, indem sie chemische Signalstoffe absondert. Sie wird dann zurück ins Nest getragen und dort verarztet, so dass sie in der Lage ist, bei künftigen Raubzügen wieder dabei zu sein. Worin die „Therapie“ besteht? Meist werden Termiten entfernt, die sich an der Ameise festgebissen haben.

Ein Forschungsteam vom Biozentrum der Universität Würzburg hat dieses Rettungswesen von Megaponera analis aufgedeckt und beschreibt es im Journal „Science Advances“. An der Arbeit beteiligt waren Erik Frank, Thomas Schmitt, Thomas Hovestadt, Oliver Mitesser, Jonas Stiegler und Karl Eduard Linsenmair, alle vom Lehrstuhl für Tierökologie und Tropenbiologie.

Verletztenrettung macht sich bezahlt
„Erstmals haben wir damit bei wirbellosen Tieren ein Helferverhalten gegenüber Verletzten beobachtet“, sagt Doktorand Erik Frank. Gerade bei sozialen Insekten, bei denen das Individuum im Vergleich zur ganzen Kolonie in der Regel nur wenig zählt, sei das nicht zu erwarten gewesen. Aber offenbar zahlt es sich in der Gesamtbilanz für die Kolonie aus, den Aufwand zur Rettung von Verwundeten zu betreiben, wie die Forscher in ihrer Publikation zeigen.

Saving the injured: Rescue behaviour in the termite hunting ant Megaponera analis, Erik T. Frank, Thomas Schmitt, Thomas Hovestadt, Oliver Mitesser, Jonas Stiegler, Karl Eduard Linsenmair, Science Advances, 12. April 2017

Kontakt
Erik Frank, Biozentrum der Universität Würzburg, erik.frank@uni-wuerzburg.de

Quelle: idw

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Rostocker Forscher wollen Glyphosat „entzaubern“

Ingrid Rieck Presse- und Kommunikationsstelle
Universität Rostock

Glyphosat in der Umwelt: erkannt, entschlüsselt, entzaubert? Ist es nun ein Gesundheitsrisiko für Menschen oder nicht? „Seit über 40 Jahren Forschung stehen wir immer noch vor Problemen und vielen Fragen mit dem Unkrautgift“, sagt Peter Gros von der Agrar-und Umweltwissenschaftlichen Fakultät (AUF) der Universität Rostock.

Der 32-jährige, der an der TU Bergakademie Freiberg Angewandte Naturwissenschaft mit der Vertiefung Biotechnologie und Umweltanalytik studierte, kniet sich seit zwei Jahren in das Umweltverhalten des weltweit wichtigsten Herbizids tief hinein. Denn: Einsatzgebiete finden sich nicht nur in der industriellen Landwirtschaft, auch bei Hobbygärtnern erfreut sich Glyphosat einer großen Beliebtheit. Über viele Jahre galt das Mittel als unbedenklich für Mensch und Umwelt. Man ging davon aus, dass Glyphosat stark an Metalloxide im Boden gebunden wird und deshalb nicht einfach in die Umwelt ausgewaschen werden kann. Einmal fixiert, wird Glyphosat dann von Bakterien zu Kohlenstoffdioxid und Phosphat abgebaut.

Doch jüngst geriet das Unkrautbekämpfungsmittel in die Schlagzeilen. Vor diesem Hintergrund hat sich ein Team aus Bodenkundlern (AG Prof. Peter Leinweber) und theoretischen Physikern (AG Prof. Oliver Kühn) an der Uni Rostock gebildet, um die Wechselwirkung von Glyphosat mit Bodenbestandteilen auf molekularer Ebene zu verstehen. Die entscheidende Frage, ob ein Risiko besteht, an Krebs zu erkranken, können sie nicht beantworten. „Aber wir hoffen, dass wir mit unserer Forschung zur Aufklärung der Wechselwirkungen von Glyphosat in komplexen Systemen beitragen können“, betont Peter Gros.
„Es gibt unzählige Studien, die sich widersprechen“, sagt der junge Wissenschaftler.
Peter Gros betrachtet Glyphosat aus bodenkundlicher Sicht. „Wir beobachten Phänomene in der Natur“, sagt Gros, „die die bisherigen Vorstellungen, wie sich Glyphosat in der Umwelt verhält, in Frage stellen.“
Zum großen Erstaunen ist vor etwa zwei Jahren Glyphosat sogar in der Ostsee und das oberhalb der Grenzwerte nachgewiesen worden. „Dort dürfte es aus bodenkundlicher Sicht nie hingelangen“, sagt Peter Gros. Dazu erklärt Professor Detlef Schulz-Bull vom Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW): „Das Pflanzenschutzmittel Glyphosat kann über die Flüsse in die Ostsee eingetragen werden. In Mündungsgebieten sowie in Küstengewässern von Mecklenburg-Vorpommern wurden hohe Konzentrationen von Glyphosat und des Abbauproduktes AMPA nachgewiesen.
Die Transportprozesse und die biologischen Effekte sind Bestandteil aktueller Arbeiten am IOW.“

Peter Gros will nun mit seinem Physiker-Kollegen von der Uni Rostock, Dr. Ashour A. Ahmed, durch theoretische Modellierung auf der einen Seite und detaillierte Experimente auf der anderen die Wechselwirkungen von Glyphosat betrachten und aufklären. „Wir konnten bereits eindeutig nachweisen, dass die organische Bodensubstanz einen starken Einfluss auf die Bindung von Glyposat im Boden hat“, verweist Gros auf ein Ergebnis. Es gebe nach monatelangen Untersuchungen eindeutige Hinweise, dass, obwohl Glyphosat stark im Boden gebunden sei, dennoch mobil, also auswaschbar sein könne. Das werde aus Sicht des Forschers möglich durch das komplexe System Boden mit seiner organischen Bodensubstanz.

Und was nun? „Wir werden diesen Erkenntnissen durch weitere analytische Untersuchungen auf den Grund gehen“, kündigt Peter Gros an. Es gehe jetzt darum, Bindungsverhältnisse im komplexen System aufzuklären. „Wir nutzen die durch Professor Peter Leinweber bestehenden Kontakte zu Wissenschaftlern in Kanada und können dort in Kürze mit einem Teilchenbeschleuniger Bodenproben mit hochenergetischer Strahlung untersuchen“, sagt Gros. Dadurch erhoffe er sich sehr detaillierte Informationen über konkrete Bindungsverhältnisse von Glyphosat an den Bodenbestandteilen, um nach Jahrzehnten die drängenden Fragen zu dem Unkrautgift endgültig zu klären. Text: Wolfgang Thiel

Kontakt:
Universität Rostock
Agrar- und Umweltwissenschaftliche Fakultät
Prof. Dr. Peter Leinweber
Fon: +49 (0)381 498 – 3120
Mail: peter.leinweber@uni-rostock.de

Quelle: idw

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Drohneneinsatz in der Meeresforschung

Dr. Andreas Villwock Kommunikation und Medien
GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel

Kieler Forschende setzen erstmals Fluggerät für die Gewinnung von Luft- und Wasserproben ein

Ein Team des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel hat erstmals erfolgreich eine Drohne zur Gewinnung von marinen Luft und Wasserproben eingesetzt. Ziel der Studie, in deren Rahmen die Drohne eingesetzt wurde, ist es, die Rolle der Küstengewässer als Quelle für reaktive Spurengase, die für chemische Prozesse in der Atmosphäre und das Klima wichtig sind, besser zu verstehen. Das Projekt mit dem Namen LASSO (Lagrangian study of marine trace gas Air-Sea exchange over the Ocean) wird vom Kieler Exzellenzcluster „Ozean der Zukunft“ gefördert.

Unbemannte Fluggeräte, sogenannte Drohnen, werden nicht nur zur Erstellung von Bild- und Filmmaterial sondern zunehmend für komplexere Aufgaben eingesetzt. Auch in der Forschung werden diese mobilen Plattformen zunehmend verwendet. Ein Team von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel hat nun erstmalig eine mittelgroße Drohne für die Gewinnung von Luft- und Wasserproben im unzugänglichen Bereich der Brandungszone eingesetzt. Das Projekt wird vom Kieler Exzellenzcluster „Ozean der Zukunft“ gefördert.

Anfang April war es endlich soweit: Eine DJI Matrice 600 Drohne wurde genutzt, um Proben an der Westküste der Insel Sylt zu nehmen. „Wir hatten sehr variable Wetterbedingungen mit Windgeschwindigkeiten von mehr als 10 m/s, bei denen sich die Drohne sehr gut bewährt hat“, erläutert die Projektleiterin Dr. Birgit Quack vom GEOMAR. „Am ersten milden Tag fragte eine Spaziergängerin noch, ob man das Ganze nicht auch im Sommer und einem Schwimmer erledigen könnte. An den folgenden stürmischen Tagen mit hohen Brandungswellen fragte niemand mehr, außer uns war eigentlich auch fast niemand mehr da“, schmunzelt Dr. Quack.

„Wir konnten sowohl horizontale wie vertikale Profile fliegen und Proben atmosphärischer Größen in der Küstenzone nehmen“, so Dr. Steffen Fuhlbrügge, Meteorologe am GEOMAR und Steuerer der Drohne. Neben 120 Luftproben gelang es auch 40 Wasserproben zu gewinnen. Zusätzlich zeichnete die Drohne auch Bilder von der Meeresoberfläche auf. „Der Gasaustausch zwischen Ozean und Atmosphäre wird durch die Schaumbildung verstärkt“, erläutert Prof. Dr. Christa Marandino, Atmosphärenchemikerin vom GEOMAR. „Mit unserer Feldstudie möchten wir die Rolle der Küstengewässer als Quelle für reaktive Spurengase, die für die troposphärische bzw. stratosphärische Chemie und das Klima wichtig sind, besser verstehen“, so Marandino weiter.

Die gewonnenen Proben werden jetzt weiter ausgewertet. Die Luftproben werden von amerikanischen Kooperationspartnern auf mehr als 50 Spurengase, einschließlich Halogenkohlenwasserstoffe (z.B. Bromoform, Dimethybromid, Methyljodid), Nicht-Methan-Kohlenwasserstoffe (z.B. Isopren) und schwefelhaltige Verbindungen (z.B. Dimethylsulfid) hin untersucht. Am GEOMAR beschäftigen sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler schwerpunktmäßig mit der Analyse der Wasserproben und Auswertung der Luftbilder.

Währenddessen schmieden die Forschenden schon neue Pläne. „Wir wollen die Luft- und Wasserprobenahme weiter optimieren, um einen größeren Bereich mit mehr Flexibilität abdecken zu können sowie weitere Sensoren (z. B. für meteorologische Daten) auf dem Drohnenpaket zu integrieren“, so Dr. Quack. Ferner sollen die Probennahme und Bildaufzeichnung mit direkten Gas-Transfer-Messungen gekoppelt werden, um den Gasaustausch zwischen Atmosphäre und Ozean besser abschätzen zu können. „Letztendlich möchten wir das Messverfahren dann auch auf Schiffsexpeditionen auf hoher See und in den Tropen und Subtropen anwenden, da dort die Konzentrationen der marinen Spurengase oft noch höher sind“, meint Birgit Quack abschließend.

Kontakt:
Dr. Andreas Villwock(GEOMAR, Kommunikation & Medien), Tel.: 0431 600-2802, presse@geomar.de

Quelle: idw

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Deutsche brauchen weniger Vorgesetzte als US-Firmen – Mitbestimmung wichtig für flache Hierarchie

Rainer Jung Abt. Öffentlichkeitsarbeit
Hans-Böckler-Stiftung

Unternehmen brauchen weniger Chefs, die Beschäftigte anweisen und kontrollieren, wenn das institutionelle Umfeld stimmt. Notwendig sind unter anderem Arbeitnehmervertretungen. Deutsche Firmen kommen mit deutlich weniger Vorgesetzten aus als Unternehmen in den USA oder Großbritannien, zeigt eine Untersuchung.*

Kaum ein Beschäftigter dürfte engmaschige Überwachung durch den Chef schätzen. Aber auch für das Unternehmen ist Kontrolle immer mit Kosten verbunden, was aus betriebswirtschaftlicher Sicht für flache Hierarchien spricht – wenn sie denn funktionieren.

Welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen, damit Betriebe mit wenig Führungs- und Aufsichtspersonal auskommen, haben Dr. Silvia Teuber und Prof. Dr. Uschi Backes-Gellner von der Universität Zürich gemeinsam mit Prof. Dr. Paul Ryan von der Universität Cambridge mit Unterstützung der Hans-Böckler-Stiftung untersucht. Das Ergebnis: Ohne solide Berufsbildung, Beschäftigungsstabilität und Mitbestimmung geht es nicht.

Die Forscher haben 22 Maschinenbauunternehmen in Deutschland, Großbritannien, der Schweiz und den USA verglichen, die mindestens 50 Beschäftigte haben und mit vergleichbaren Technologien arbeiten. Für die Studie wurden die Personalverantwortlichen interviewt, die Produktionsstätten besichtigt und Unternehmensdaten ausgewertet.

Wenn man die so genannte „Kontrollspanne“ der untersuchten Betriebe – also das Verhältnis zwischen Mitarbeitern und Vorgesetzten in der Produktion – betrachtet, sind nationale Muster deutlich erkennbar: In den USA kommen im Schnitt 7,1 Beschäftigte auf einen Chef, in Großbritannien 10,3, in der Schweiz 13,6 und in Deutschland 26. Der niedrigste Wert bei den deutschen Firmen beträgt 17,6, in den USA stellt 13 den maximalen Wert dar.

Die Unterschiede decken sich mit Erkenntnissen der sogenannten Varieties-of-Capitalism-Forschung: Deutschland entspricht dem Prototyp einer „koordinierten Marktwirtschaft“ mit kooperativen Arbeitsbeziehungen, Flächentarif, wirksamem Kündigungsschutz, systematischer Berufsausbildung und beruflicher Weiterbildung. Das US-amerikanische Modell steht dagegen für „liberale Marktwirtschaft“ in Reinform: wenig Kooperation, starkes Management, kaum Tarifbindung, schwacher Kündigungsschutz, Investitionen vor allem in akademische Bildung. Großbritannien und insbesondere die Schweiz stellen eher Mischformen dar.

– Mitbestimmung stärkt das gegenseitige Vertrauen –
Dass in koordinierten Marktwirtschaften im Vergleich weniger kontrolliert wird, halten die Autoren für schlüssig: Ein solides Berufsbildungssystem sorge für qualifizierte Arbeiter, die wenig Anleitung und Überwachung brauchen. Da gut ausgebildete Beschäftigte auch anspruchsvolle Aufgaben übernehmen, sei die Motivation von vornherein höher. Kündigungsschutz und Flächentarif erhöhten die Mitarbeiterbindung, was wiederum den Erwerb von betriebsspezifischem Wissen begünstigt. Führungspositionen könnten so mit erfahrenen Leuten besetzt werden. Hinzu komme der positive Einfluss von Betriebsräten: Mitbestimmung stärke das Vertrauen zwischen Management und Belegschaft und trage so ebenfalls zu weniger Kontrollbedarf bei. In liberalen Marktwirtschaften wie den USA fehle es dagegen an Mechanismen zur Gewährleistung von adäquater Qualifikation, Mitarbeiterbindung und Vertrauensbildung. Daher seien die Firmen gezwungen, in erster Linie auf Hierarchie und Regeln und damit auf eine enge Kontrollspanne zu setzen.

Die skizzierten Zusammenhänge lassen sich nicht nur im Ländervergleich, sondern auch auf betrieblicher Ebene nachweisen. Grundsätzlich stehe es Unternehmen frei, im Rahmen der nationalen Institutionen eigene organisatorische Akzente zu setzen, so die Betriebswirte. Der Analyse zufolge gibt es auch in den USA Maschinenbauunternehmen mit starken internen Arbeitsmärkten. Eine der fünf britischen Firmen verfügt über eine Arbeitnehmervertretung. In der Schweiz gibt es sogar fünf Unternehmen mit betrieblicher Interessenvertretung und nur eines ohne. Zwei der sechs Schweizer Unternehmen rekrutieren ihre Führungskräfte vor allem intern. Wenn man die betrieblichen Merkmalskombinationen zur Kontrollspanne in Beziehung setzt, zeigt sich: Eine qualitativ hochwertige Berufsbildung, ein hoher Anteil interner Beförderungen und eine Arbeitnehmervertretung sind notwendige Bedingungen dafür, dass eine Firma mit weniger Chefs auskommt – sobald nur eines dieser Elemente fehlt, nimmt der Überwachungsbedarf erheblich zu.

*Silvia Teuber, Uschi Backes-Gellner, Paul Ryan: How companies adjust their span of control to national institutions, Die Betriebswirtschaft 4/2016

Ansprechpartner in der Hans-Böckler-Stiftung:
Rainer Jung
Leiter Pressestelle
Tel.: 0211 / 77 78-150
E-Mail: Rainer-Jung@boeckler.de

Quelle: idw

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240.000 Euro für Forschung zu Digitalisierung und Vernetzung in der Wasserwirtschaft

Heike Lücking Referat Kommunikation & PR
Hochschule Ruhr West

Im Förderwettbewerb des Landes für die NRW-Fachhochschulen (FH Struktur) hat sich die HRW erfolgreich mit ihrer Antragsidee „Smart Water- Chancen und Risiken einer digitalisierten Wasserwirtschaft“ behauptet. In den nächsten zwei Jahren erhält das Projekt rund 240.000 Euro Fördergelder. Punkten konnte die HRW mit einer besonders zukunftsweisenden Fragestellung und einem fachübergreifenden Ansatz zwischen Wirtschaftswissenschaftlern und Bauingenieuren. Im Mittelpunkt des interdisziplinären Projektes stehen die Chancen und Risiken, die sich aus einer Digitalisierung und Vernetzung in der Wasserwirtschaft ergeben.

„Smart Water“ zeigt, dass Wasser(-wirtschaft) und Digitalisierung sehr viel mehr miteinander zu tun haben, als zunächst gedacht. Die sinnhafte Kombination von Technik und Ökonomie bietet ungeahnte Chancen bei der Bewältigung zentraler gesellschaftlicher Herausforderungen wie extremen Wettersituationen und Klimawandel.

„Digitalisierung wird uns über die nächsten Jahre und Jahrzehnte in stets wandelndem Kleid begegnen. Dies strukturiert zu begleiten und auf diese Weise diese neuen Entwicklungen für die Branche und damit für die Kunden und die Umwelt nutzbar zu machen, ist die zentrale Aufgabe,“ so Prof. Dr. Mark Oelmann vom Wirtschaftsinstitut. Dabei ist es ihm und Prof. Dr.-Ing. Markus Quirmbach vom Institut Bauingenieurwesen wichtig, die bestehenden Risiken nicht zu vernachlässigen. Um Risiken von Daten- über Ver- und Entsorgungssicherheit bis hin zur Verunsicherung von Mitarbeitern entgegenzuwirken sind erhebliche Anstrengungen im Wasserbereich nötig.

Die Entwicklungen der vergangenen Jahre im Bereich der Digitalisierung haben die Notwendigkeit unterstrichen, sich verstärkt mit kleineren und mittelständischen Unternehmen außerhalb der Wasser-wirtschaft zu vernetzen. In der Vergangenheit haben sich insbesondere diese Unternehmen als Treiber und Ideengeber der Digitalisierung hervorgetan. „Smart Water“ will bewusst die Zusammenarbeit mit dieser Unternehmensgruppe aus verschiedenen Branchen der Region stärken, um gemeinsam an Lösungsansätzen zu arbeiten und einen wichtigen Beitrag zur Digitalisierung der Wasserwirtschaft zu leisten.

Über FH Struktur
Das Förderprogramm FH Struktur ist darauf ausgerichtet, der Forschung an Fachhochschulen Impulse für neue Forschungsansätze zu geben und deren Forschungsprofile zu stärken. Die Hochschule Ruhr West erhält nun mit acht weiteren Fachhochschulen in NRW eine Anschubfinanzierung von jeweils 240.000 Euro über zwei Jahre. Durch einen Eigenanteil von über 60.000 Euro wird zudem die Förderung für zwei weitere Jahre bis 2021 sichergestellt. Seit 2012 hat das Förderprogramm FH Struktur bereits 48 Programme mit rund zwölf Millionen Euro finanziert.

Quelle: idw

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Fettleibigkeit: Mit Spritzen oder Skalpell der Adipositas auf den Leib rücken

Medizin – Kommunikation Medizinkommunikation
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V.

Mainz – Ernährungsumstellung und mehr Bewegung erzielen bei Menschen mit starker Fettleibigkeit oft nur eine begrenzte Wirkung. Das Problem ist nicht die Gewichtsabnahme, sondern das Halten des reduzierten Gewichts. Immer häufiger raten Ärzte ihren sehr fettleibigen Patienten daher zu einer Operation mit Magenverkleinerung oder Magenbypass. Zudem könnte eine neue Pharmakotherapie mit Analoga zu gastrointestinalen Hormonen Menschen mit ausgeprägter Adipositas langfristig helfen, berichteten Experten auf dem 60. Deutschen Kongress für Endokrinologie in Würzburg.

Die Mehrheit der Erwachsenen in Deutschland ist mit einem Body-Mass-Index (BMI) von über 25 kg/m2 übergewichtig, ein Viertel mit einem BMI von über 30 kg/m2 sogar fettleibig. Fettleibigkeit gefährdet zunehmend die Gesundheit der Bevölkerung. „Adipositas kann zu schweren Folgeerkrankungen wie Typ-2-Diabetes, Fettleber und Bluthochdruck führen“, berichtet Professor Dr. med. Matthias M. Weber, Mediensprecher der DGE. Fettleibige leiden häufiger an Herzinfarkt, Schlaganfall, Demenz, Depressionen, Gelenkerkrankungen, obstruktiver Schlafapnoe und einigen Krebsarten. „Zudem sterben sie früher. Bei einem BMI von über 40 sind es zwölf Jahre“, warnt Weber, Leiter der Endokrinologie und Diabetologie der Universitätsmedizin Mainz.

Heute weiß man, dass die konservative Adipositas-Therapie langfristig selten erfolgreich ist. Professor Dr. med. Matthias Blüher, Leiter der Adipositas-Ambulanz für Erwachsene an der Universitätsmedizin Leipzig, erklärt: „Es besteht kein Zweifel daran, dass Adipositas im Wesentlichen durch hyperkalorische Ernährung und Bewegungsmangel entsteht.“ Doch das Konzept „weniger essen und mehr bewegen“ ist langfristig meist nicht erfolgreich, wenn man sich den Effekt der Therapie nach einem längeren Zeitraum ansieht. Die Patienten, die ihren Lebensstil ändern, nehmen im ersten halben Jahr etwa zehn Prozent ihres Körpergewichtes ab und dann in den folgenden sechs Monaten wieder zu. Nach einem Jahr bleibt so dauerhaft ein Gewichtsverlust von zwei Prozent. Bei der medikamentösen Therapie mit Tabletten, bei der das Hungergefühl gedämpft oder die Nahrungsaufnahme im Magen-Darm-Trakt gehemmt wird, sieht es etwas besser aus, aber auch hier nehmen die Menschen erst ab und dann wieder zu. Nach zwölf Monaten haben sie dauerhaft nur etwa acht Prozent Gewicht reduziert. Die Herausforderung ist also: nicht nur abnehmen, sondern das niedrigere Gewicht auch langfristig halten.

„Nur von der bariatrischen Chirurgie, also der Magenverkleinerung, dem Magenband oder dem Magenbypass, wissen wir derzeit verlässlich, dass das Gewicht dauerhaft reduziert werden kann“, betont Blüher. Zu einem langfristigen Therapieerfolg nach der Adipositas-Chirurgie gehöre allerdings auch ein multimodales Therapiekonzept zur optimalen Vorbereitung und eine strukturierte Langzeitnachsorge.

Hoffnungen setzt der Adipositas-Experte auf neue Medikamente aus der Gruppe der Inkretin-Analoga. Aufbauend auf vielversprechenden Daten, vor allem von Partnern des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (Professor Dr. med. Matthias Tschöp), sollen zukünftig Moleküle eingesetzt werden, die gewichtsreduzierende Effekte von Glucagon-like Peptide 1 (GLP-1) mit denen von Glucagon und glukoseabhängigem insulinotropen Polypeptide (GIP) kombinieren. Die als Spritze verabreichten Substanzen ahmen die Wirkung des Darmhormons GLP-1 nach. Dieses regt die Insulinfreisetzung an, verzögert die Magenentleerung, führt zu einem früheren Sättigungsgefühl und dämpft den Appetit. „Inkretin-Analoga, wie zum Beispiel Liraglutid, werden jetzt bereits erfolgreich bei Menschen mit Typ-2-Diabetes eingesetzt. Wir kennen bereits die gewichtsreduzierende Wirkung“, führt Blüher aus. Aus Tierversuchen wissen die Experten zudem, dass die Effekte dieser Therapie mit denen der Chirurgie vergleichbar sein könnten. Professor Blüher hofft, dass in den nächsten Jahren weitere Mittel hinzukommen: „Der kombinierte Einsatz könnte zu einer deutlich stärkeren Gewichtsreduktion führen und eine Operation dann in vielen Fällen unnötig machen.“

Literatur:
Sjöström L et al. Swedish Obese Subjects Study Scientific Group. Lifestyle, diabetes, and cardiovascular risk factors 10 years after bariatric surgery. N Engl J Med. 2004 Dec 23;351(26):2683-93.
Pi-Sunyer X et al. SCALE Obesity and Prediabetes NN8022-1839 Study Group. A Randomized, Controlled Trial of 3.0 mg of Liraglutide in Weight Management. N Engl J Med. 2015 Jul 2;373(1):11-22.
Look AHEAD Research Group., Wing RR et al. Cardiovascular effects of intensive lifestyle intervention in type 2 diabetes. N Engl J Med. 2013 Jul 11;369(2):145-54.

Endokrinologie ist die Lehre von den Hormonen, Stoffwechsel und den Erkrankungen auf diesem Gebiet. Hormone werden von endokrinen Drüsen, zum Beispiel Schilddrüse oder Hirnanhangdrüse, aber auch bestimmten Zellen in Hoden und Eierstöcken, „endokrin“ ausgeschüttet, das heißt nach „innen“ in das Blut abgegeben. Im Unterschied dazu geben „exokrine“ Drüsen, wie Speichel- oder Schweißdrüsen, ihre Sekrete nach „außen“ ab.

DGE Medienpreis 2017/2018:
Die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) schreibt zum zweiten Mal den DGE-Medienpreis für journalistische Beiträge zu Erkrankungen des Hormonsystems und Störungen des Stoffwechsels aus. Bewerbungsschluss ist der 15. Februar 2018. Das Preisgeld beträgt 2.000 Euro. Der Medienpreis würdigt herausragende journalistische Arbeiten zu endokrinologischen Themen, die sorgfältig recherchiert, allgemeinverständlich formuliert sind und den Kriterien medizin-journalistischer Qualität entsprechen. Teilnehmen können Journalistinnen und Journalisten aus den Bereichen Text (Zeitungen, Zeitschriften, Internettexte), Fernsehen und Hörfunk. Die Beiträge werden bei der DGE-Pressestelle eingereicht. Nähere Informationen unter http://www.endokrinologie.net/medienpreis.php oder telefonisch unter 0711 8931-380.

http://www.hormongesteuert.net
https://www.facebook.com/dge.hormongesteuert
http://www.endokrinologie.net

Quelle: idw

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Strom aus erneuerbaren Energien mit Drucklufttechnologien speichern

Dipl.-Chem. Iris Kumpmann Abteilung Public Relations
Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT

Elektrischen Strom aus erneuerbaren Energien kosteneffizient speichern – dieser technischen Herausforderung widmen sich BOGE KOMPRESSOREN und das Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT in einem gemeinsamen Forschungsprojekt. Ziel ist es, eine zukunftsfähige Druckluftenergiespeichermethode zu entwickeln, die elektrischen Strom nachhaltig konserviert und nach Bedarf wieder ins Stromnetz einspeist. Gefördert wird das dreijährige Forschungsvorhaben vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) mit einem Betrag von rund 3 Millionen Euro.

Um die Energieversorgung von fossilen Brennstoffen auf erneuerbare Energien umzustellen, sind Speichertechnologien gefragt, die sicher, bezahlbar und effizient sind. Diesem Bedarf tragen der Bielefelder Systemhersteller für Druckluftlösungen BOGE KOMPRESSOREN Otto Boge GmbH & Co. KG und Fraunhofer UMSICHT Rechnung. In einem Verbundforschungsprojekt arbeiten die Kooperationspartner bis 2019 an der Technologieentwicklung für einen neuartigen Druckluftenergiespeicher.

Turbomaschine trifft Kolbenmaschine
Das Anlagenlayout vereint u.a. Turbomaschinen von Fraunhofer UMSICHT und BOGE Kolbenmaschinen. Ann-Kristin Bienias, Technische Projektkoordinatorin bei BOGE, sagt: »Wir freuen uns, gemeinsam mit Fraunhofer UMSICHT eine wirtschaftliche und universell einsetzbare Speichertechnologie zu entwickeln und damit zur Energiewende beizutragen.«

Druckluftspeicher in flachen Gegenden einsetzbar
Im Gegensatz zu herkömmlichen Pumpspeicherkraftwerken, die ein Gefälle benötigen, können Druckluftspeicher auch in flachen Gegenden eingesetzt werden. Das gilt insbesondere für das windintensive Norddeutschland – dort müssen schon heute erneuerbare Energieanlagen zeitweise abgeregelt werden.

Nur eine Maschine zur Kompression und Expansion der Luft nötig
Das neue Konzept des Druckluftenergiespeichers von BOGE und Fraunhofer UMSICHT ist so konzipiert, dass zum einen die Prozesswärme gespeichert und beim Expandieren keine zusätzliche Zufeuerung benötigt wird. Mit dem Ziel, vergleichsweise geringere Investitions- und Speicherkosten zu erreichen, sollen zum anderen dieselben Maschinen zur Kompression und Expansion der Luft genutzt werden. Im Vergleich zu herkömmlichen Druckluftenergiespeichern entfällt dadurch eine zusätzliche Expansionsmaschine. Auch häufige Lastwechsel bei schwankendem Stromausgleichsbedarf und kurze Anfahrtszeiten der Anlage soll die Technologie für den zukunftsfähigen Druckluftenergiespeicher meistern. Als Zwischenspeicher für die Druckluft dienen beispielsweise unterirdische Salzkavernen oder Röhrenspeicher.

Entwicklungsziele: Günstige Speicherkapazität und verlängerte Lebensdauer
Unterm Strich soll die neue Technologie des Druckluftenergiespeichers – auch im Vergleich zu Akkumulatoren (Lithium-Ionen- und Blei-Akkumulatoren) – mit geringeren Kosten pro Kilowattstunde (kWh) Speicherkapazität und mit der zu erwartenden, längeren Lebensdauer punkten.

Weitere Informationen:
https://www.boge.com/de/node/13664/3337?position=0

Quelle: idw

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Stoßlüften ist besser als gekippte Fenster

Dr. Ulrich Marsch Corporate Communications Center
Technische Universität München

Jeder Fünfte leidet hierzulande an einer Pollenallergie. Zur Pollensaison stellt sich immer wieder aufs Neue die Frage, wie lüften ohne beeinträchtigt zu werden? Ein Team an der Professur für Ökoklimatologie der Technischen Universität München (TUM) hat Pollenkonzentrationen in Büroräumen systematisch untersucht und daraus praktische Tipps zum Lüften abgeleitet.

In Deutschland leiden laut Bundesgesundheitsblatt aus dem Jahr 2013 rund 15 bis 20 Prozent der Bevölkerung an Heuschnupfen. Da sich Europäer und Nordamerikaner zu über 90 Prozent ihrer Zeit in geschlossenen Räumen aufhalten, müssen Pollenkonzentrationen in Gebäuden berücksichtigt werden. Neben meteorologischen Einflussgrößen wurden für die im Fachmagazin „Indoor Air“ erschienene Studie auch Art und Häufigkeit der Raumbelüftung berücksichtigt.

Bei ihren Untersuchungen konzentrierten sich die Autorinnen und Autoren auf Birkenpollen, wie Gräserpollen lösen diese besonders häufig allergische Reaktionen aus. Birken sind Erstbesiedler (Pionierpflanzen), beginnen früh mit der Reproduktionsphase und als Windbestäuber produzieren sie besonders viele Pollen, die Gründe für ihr hohes Allergiepotential.

Für die Studie wurden im April 2015 in fünf verschiedenen Räumen und vor den jeweils dazu gehörenden Fenstern die Birkenpollenkonzentrationen gemessen. Die Räume unterschieden sich unter anderem in ihrer Durch- oder Belüftung.

Die mobilen Pollenfallen waren auf einer Höhe von 1,2 Meter platziert, was der durchschnittlichen Einatmungshöhe von Personen während der Arbeit an ihrem Schreibtisch entspricht. Sie befanden sich in 2,5 Metern Abstand vom jeweiligen Zimmerfenster. Eine zweite Pollenfalle wurde jeweils auf dem Fenstersims befestigt.

Des Weiteren wurde eine Standard-Burkard-Pollenfalle auf dem Gebäudedach in 15 Metern Höhe neben der meteorologischen Station installiert für die Messung der grundsätzlichen Belastung. Diese Messung von Pollen in der Umgebungsluft werden nach den Standards des Europäischen Aeroallergen Netzwerkes (EAN) erhoben täglich von März bis November.

Vom 13. bis zum 29. April wurde die Blüte von 56 Birken in der näheren Umgebung beobachtet. Zehn der Bäume lagen in direkter Nähe zu den untersuchten Büros, die restlichen 46 Birken befanden sich in 0,5 bis zu 15 Kilometern Entfernung. Die Daten zur allgemeinen Wettersituation wiederum stammen vom Deutschen Wetterdienst in Freising. Direkt vor den Räumen wurden zusätzlich Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Windstärke sowie -richtung erhoben.

Große Unterschiede zwischen einzelnen Räumen
Wie zu erwarten war, sind die Pollenkonzentrationen in den Räumen grundsätzlich niedriger als draußen. Dabei schwankt das Konzentrationsverhältnis der Pollen zwischen sieben zu 75 Prozent. Denn es ergeben sich große Unterschiede durch die Lüftungsstrategie: Für die Studie wurde beispielsweise ein Raum alle zwei Stunden für fünf Minuten gelüftet. In diesem Raum herrschte die niedrigste Pollenbelastung im Vergleich zu einem Nachbarraum, in dem das Fenster dauerhaft gekippt war.

Ebenfalls höher war die Konzentration in einem Raum mit geöffnetem Fenster und einem chemischen Labor mit automatischem Luftabzug. Die Pollenkonzentrationen können durchs Stoßlüften um zwei Drittel reduziert werden im Vergleich zum Maximum der in der Studie erreichten Pollenkonzentrationen in einem Raum. Um Birkenpollen besonders effektiv außen vor zu lassen, raten die Autorinnen und Autoren daher Pollenallergikern ihre Büro- und Aufenthaltsräume lediglich stoßzulüften.

Ein weiterer, beeinflussender Faktor ist der Publikumsverkehr in einem Büro. Mit der Zeit erhöht sich die Pollenkonzentration in einem Raum. Dies kann auf einen Zusammenhang hinweisen, wie viele Arbeitskollegen in einen Raum ein- und ausgehen, weil Pollen der Kleidung anhaften. Auch häufen sich Pollen im Hausstaub an, sofern gar nicht oder selten geputzt wird. Dies geschieht sogar über die Pollensaison hinaus. Regelmäßiges Staubwischen ist daher für Allergiker eine wichtige Maßnahme, um allergische Reaktionen zu minimieren.

Publikation:
A. Menzel, M. Matiu, Michaelis, S. Jochner: Indoor birch pollen concentrations differ with ventilation scheme, room location, and meteorological factors, Indoor Air 2016. DOI: 10.1111/ina.12351

Kontakt:
Technische Universität München
Professur für Ökoklimatologie
Prof. Dr. Annette Menzel
Tel: +49/8161/71-4740
E-Mail: amenzel@wzw.tum.de

Weitere Informationen:
https://www.tum.de/die-tum/aktuelles/pressemitteilungen/detail/article/33823/

Quelle: idw

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Frauen, die mehr verdienen, bevorzugen finanzielle Unabhängigkeit durch getrennte Kassen

Rainer Jung Abt. Öffentlichkeitsarbeit
Hans-Böckler-Stiftung

Studie untersucht Geldverwaltung in der Partnerschaft

Die meisten Paare legen zwar ihr Einkommen zusammen. Doch wenn Frauen mehr verdienen, bevorzugen sie getrennte Kassen, zeigt eine neue Studie.* Die Sozialwissenschaftlerin Dr. Yvonne Lott von der Hans-Böckler-Stiftung weist darin nach, dass getrenntes Wirtschaften in einer Partnerschaft umso wahrscheinlicher wird, je mehr die Frau verdient. Nach ihrer Ansicht deutet das darauf hin, dass Frauen finanzielle Unabhängigkeit anstreben, wenn sie die Möglichkeit dazu haben.

Lott hat Daten des Sozio-oekonomischen Panels aus den Jahren 2004, 2005 und 2008 ausgewertet, die sich auf fast 2.900 heterosexuelle Paare in erwerbsfähigem Alter beziehen. Dabei hat sie eine „eher ungleiche Verteilung“ von bezahlter und unbezahlter Arbeit ermittelt: Im Beobachtungszeitraum entfallen auf die Partnerinnen im Schnitt 78 Prozent der Arbeit im Haushalt und 89 Prozent der Kinderbetreuung. Der Anteil der Frauen am gemeinsamen Einkommen liegt dagegen lediglich bei 32 Prozent. Nur ein Drittel der Frauen arbeitet in Vollzeit.

Etwa drei Viertel der befragten Paare verwalten der Analyse zufolge ihr Geld gemeinsam, 15 Prozent unabhängig voneinander und 9 Prozent zum Teil getrennt. Dabei spielt die Form der Partnerschaft eine wichtige Rolle: Von den nichtehelichen Lebensgemeinschaften wirtschaftet weniger als ein Drittel gemeinsam, bei den Ehepaaren sind es hingegen 83 Prozent. Auch wenn Faktoren wie die Dauer der Beziehung, das Alter oder die Ausbildung der Partner herausgerechnet werden, bleibt ein signifikanter Unterschied. Wenn man nicht Paare mit und ohne Trauschein vergleicht, sondern untersucht, wie sich eine Eheschließung auf das Verhalten von Paaren auswirkt, ergibt sich ebenfalls ein deutlicher Effekt auf das partnerschaftliche Arrangement im Umgang mit Geld. Die Geburt eines Kindes hat dagegen keinen messbaren Einfluss.

Von maßgeblicher Bedeutung ist indes das Einkommen der Frau: Bei Paaren mit getrennter Kasse ist es im Schnitt fast doppelt so hoch wie bei denen, die ihre Finanzen gemeinsam verwalten. Einkommenszuwächse auf Seiten der Partnerin erhöhen signifikant die Wahrscheinlichkeit, dass Paare unabhängig voneinander haushalten.

Lott schließt daraus, dass Frauen in einer Beziehung stark an finanzieller Unabhängigkeit interessiert sind und diesen Wunsch realisieren, sobald sie sie es sich leisten können. Ein wichtiger Grund: In traditionellen Partnerschaften laufe ein gemeinsames Konto oft darauf hinaus, dass der Mann einseitig Kontrolle über die Finanzen ausübt. Zentrale Grundsätze der deutschen Familienpolitik, die beispielsweise beim Ehegatten-Splitting von gemeinsamen Ressourcen als Norm ausgeht, seien vor diesem Hintergrund problematisch, so die Forscherin.

*Yvonne Lott: When My Money Becomes Our Money: Changes in Couples‘ Money Management. Social Policy & Society 2/2017, Cambridge University Press

Kontakt in der Hans-Böckler-Stiftung:
Dr. Yvonne Lott
Expertin für Genderforschung und Arbeitszeit, Abteilung Forschungsförderung
Tel.: 0211-7778-600
E-Mail: Yvonne-Lott@boeckler.de

Rainer Jung
Leiter Pressestelle
Tel.: 0211-7778-150
E-Mail: Rainer-Jung@boeckler.de

Quelle: idw

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Besser als die Natur: Künstlicher Biofilm steigert Stromproduktion mikrobieller Brennstoffzellen

Christian Wißler Mediendienst Forschung
Universität Bayreuth

Mikrobielle Brennstoffzellen nutzen den Stoffwechsel von Bakterien, um elektrischen Strom zu erzeugen. Ein neuartiger Biofilm aus Bayreuth kann diese noch junge Technologie deutlich effektiver, stabiler und anwendungsfreundlicher machen. Ein Forschungsteam der Universität Bayreuth hat jetzt ein Material hergestellt, das sich weit besser als natürliche Biofilme zur Stromproduktion in Brennstoffzellen eignet. In der Zeitschrift „Macromolecular Bioscience“ stellen die Wissenschaftler die Vorteile ihrer neuen Entwicklung vor.

Bakterien in mikrobiellen Brennstoffzellen ernähren sich von organischen Substanzen, zum Beispiel von Milchsäure. Dabei werden durch Stoffwechselprozesse ständig Elektronen freigesetzt. Sobald diese Elektronen mit der Anode der Brennstoffzelle in Berührung kommen, werden sie zur gegenüberliegenden Kathode weitergeleitet. So entsteht ein Stromkreislauf. Um auf diese Weise Strom zu produzieren, war es bislang üblich, die metallische Oberfläche der Anode mit Bakterien zu besiedeln. Dort vermehren sich die Bakterien, bilden allmählich einen natürlichen Biofilm und übertragen Elektronen auf die Anode. Der neu entwickelte, künstliche Biofilm aus Bayreuth hat den gleichen Effekt, optimiert diese Art der Stromerzeugung aber gleich in mehrfacher Hinsicht.

Bakterien in Kunststoffnetzen: stabiler als natürliche Biofilme
Das Material, das die Forschergruppe um Prof. Dr. Ruth Freitag (Bioprozesstechnik) und Prof. Dr. Andreas Greiner (Makromolekulare Chemie) entwickelt hat, ist ein Biokomposit, genauer: ein Hydrogel. Es handelt sich um ein Netzwerk aus winzigen Polymerfasern, in denen sich lebende Bakterien befinden, die ihren stromerzeugenden Stoffwechsel uneingeschränkt fortsetzen. Doch die Menge des erzeugten Stroms ist deutlich höher: „Unser Biofilm enthält nur eine einzige Art von Bakterien, Bakterien der Art Shewanella oneidensis. Die elektrische Leistung einer Brennstoffzelle ist mit diesem Film doppelt so hoch, als wenn Bakterien der gleichen Art einen natürlichen Biofilm produzieren“, erklärt der Bayreuther Doktorand Patrick Kaiser M.Sc., einer der Autoren der jetzt veröffentlichten Studie.

Zu dieser Leistungssteigerung kommt ein weiterer Vorteil hinzu: Die Stromerzeugung verläuft zuverlässig und berechenbar, denn die Dichte der Bakterien ist im künstlichen Biofilm von vornherein festgelegt. Ein natürlicher Biofilm wird im Gegensatz dazu auf eine schwer zu kontrollierende Weise abgebaut und ist deshalb instabil. Das neue Biokomposit der Bayreuther Wissenschaftler macht Brennstoffzellen deshalb wesentlich anwendungsfreundlicher.

Das Biokomposit wurde auf dem Bayreuther Campus durch das Elektrospinnen von Polymerfasern hergestellt, die zusammen einen Vliesstoff bilden. „Das Elektrospinnen von Vliesstoffen ist heute eine weit verbreitete Technologie. Für die Einbettung der Bakterien sind keine zusätzlichen Produktionsschritte erforderlich“, betont Steffen Reich M.Sc., der sich in seiner Bayreuther Doktorarbeit mit der Verkapselung von Bakterien in Polymeren befasst.

Finanzierung durch Bayerischen Projektverbund
Die jetzt veröffentlichten Ergebnisse zur mikrobiellen Brennstoffzelle sind aus dem Vorhaben „Biofilme für die Prozessintensivierung“ hervorgegangen, das dem Projektverbund „Ressourcenschonende Biotechnologie in Bayern – BayBiotech“ angehört. Dieser Verbund wird seit 2015 vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz mit insgesamt rund zwei Millionen Euro finanziert.

Veröffentlichung:
Patrick Kaiser, Steffen Reich, Daniel Leykam, Monika Willert-Porada, Seema Agarwal, Andreas Greiner, Ruth Freitag,
Electrogenic single-species biocomposites as anodes for microbial fuel cells,
Macromolecular Bioscience (2017), doi: 10.1002/mabi.201600442.

Video zum Vorhaben „Biofilme für die Prozessintensivierung“:

http://www.youtube.com/watch?v=_OYnFJ4-Z5o&feature=youtube_gdata
oder bei http://www.baybiotech.de

Kontakt:
Prof. Dr. Ruth Freitag / Prof. Dr. Andreas Greiner
Lehrstuhl für Bioprozesstechnik / Lehrstuhl für Makromolekulare Chemie II
Universität Bayreuth
95447 Bayreuth
Telefon: +49 (0)921 55 7371 / 3399
E-Mail: ruth.freitag@uni-bayreuth.de / andreas.greiner@uni-bayreuth.de

Quelle: idw

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Darmkrebsvorsorge mit verbessertem Test: Antikörper suchen verstecktes Blut im Stuhl

Medizin – Kommunikation Medizinkommunikation
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V.

Ab dem 1. April 2017 erstatten die Krankenkassen einen neuen Test zur Früherkennung von Darmkrebs. Der bisherige Guajak-Test wird durch einen immunologischen Stuhltest ersetzt, den immunologischen fäkalen Okkultbluttest iFOBT. Dieser beruht auf einer Antikörper-Reaktion mit dem menschlichen Blutfarbstoff Hämoglobin und hat sich in Studien als noch zuverlässiger erwiesen. Die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) rät Menschen ab 50 Jahren regelmäßig zur Darmkrebsvorsorge zu gehen. Der iFOBT sollte ab dem Alter von 50 Jahren einmal jährlich durchgeführt werden. Spätestens ab 55 Jahren ist alle zehn Jahre eine Darmspiegelung empfohlen.

Dickdarmkrebs entwickelt sich in der Regel über viele Jahre hinweg aus harmlosen Vorstufen, den Darmpolypen oder Adenomen. Diese Wucherungen sind zwar meist zunächst gutartig, neigen aber eher zum Bluten als gesunde Darmschleimhaut. „Diese Tatsache machen sich die Stuhltests zunutze“, erläutert Professor Dr. med. Thomas Seufferlein, Ärztlicher Direktor der Klinik für Innere Medizin I des Universitätsklinikums Ulm. Die Tests können winzige, für das Auge nicht sichtbare Blutmengen im Stuhl nachweisen. Während der Guajak-Test auf einer biochemischen Reaktion mit dem roten Blutfarbstoff Hämoglobin beruht, weisen die neuen Tests das Hämoglobin mithilfe einer Antikörper-Reaktion nach. „Weil die Antikörper nur auf menschliches Hämoglobin reagieren, ist der iFOBT deutlich weniger störanfällig als der Guajak-Test“, sagt Seufferlein. Dieser reagiere zuweilen auch auf Blut aus der Nahrung, wenn etwa rotes Fleisch verzehrt worden sei. Die immunologischen Stuhltests, die jetzt in das Screening-Programm aufgenommen werden, haben in umfangreichen Studien bewiesen, dass sie Blutspuren im Stuhl rund zwei bis drei Mal häufiger erkennen als der bisherige Guajak-Test. Im vergangenen Jahr hat der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) daher beschlossen, den neuen Test in die Krebsfrüherkennungs-Richtlinie aufzunehmen. Ab April 2017 sind die Tests für Versicherte ab 50 Jahren Kassenleistung.

Beim Ablauf des Screenings ergeben sich einige Änderungen: Zwar gibt der Arzt weiterhin den Test an den Patienten aus und erklärt die Durchführung. Die Auswertung wird künftig jedoch nicht mehr in den Arztpraxen, sondern in Speziallaboren stattfinden. Wie bisher wird der Patient nur bei einem positiven Befund kontaktiert. „Eine zentrale Evaluierung der Ergebnisse wie bei der Vorsorgekoloskopie – also eine zentrale Auswertung im Hinblick auf Qualität und Nutzen – ist für den iFOBT seitens des G-BA bislang noch nicht geplant“, sagt Professor Dr. med. Wolff Schmiegel, Direktor der Medizinischen Universitätsklinik Knappschaftskrankenhaus Bochum. „Die DGVS empfiehlt unbedingt, dies nachzuholen: Im Sinne der Qualitätssicherung sollte eine zentrale Evaluierung der Ergebnisse erfolgen.“

An den Empfehlungen, wer am Screening teilnehmen sollte, wird der neue Test nichts ändern: „Frauen und Männern ab 50 Jahren sollten den Test einmal jährlich durchführen, die Kosten dafür übernimmt die Krankenkasse“, so Professor Schmiegel. Fällt dieser positiv aus, so muss zur Absicherung des Ergebnisses eine Darmspiegelung erfolgen. Spätestens ab dem 55. Lebensjahr ist die Darmspiegelung im Rahmen der Krebsfrüherkennungs-Richtlinie ohnehin empfohlen. Bei einer Darmspiegelung können Veränderungen der Darmschleimhaut wesentlich präziser erkannt werden als mit dem Stuhltest. Die Koloskopie muss – anders als der Stuhltest – im Falle eines unauffälligen Ergebnisses nur alle zehn Jahre wiederholt werden. Sie ist nicht nur ein diagnostisches, sondern zugleich ein therapeutisches Verfahren: Auffällige Veränderungen, also Darmpolypen aus denen Krebs entstehen könnte, entfernt der Arzt in der Regel bereits im Rahmen der Untersuchung.

Die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) wurde 1913 als wissenschaftliche Fachgesellschaft zur Erforschung der Verdauungsorgane gegründet. Heute vereint sie mehr als 5000 Ärzte und Wissenschaftler aus der Gastroenterologie unter einem Dach. Die DGVS fördert sehr erfolgreich wissenschaftliche Projekte und Studien, veranstaltet Kongresse und Fortbildungen und unterstützt aktiv den wissenschaftlichen Nachwuchs. Ein besonderes Anliegen ist der DGVS die Entwicklung von Standards und Behandlungsleitlinien für die Diagnostik und Therapie von Erkrankungen der Verdauungsorgane – zum Wohle des Patienten. Mehr Informationen finden Interessierte unter http://www.dgvs.de oder im aktuellen DGVS-Video: https://www.youtube.com/watch?v=Orv-uHE1fls.

Weitere Informationen:
https://youtu.be/Orv-uHE1fls

Quelle: idw

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Zuckerrübenschnitzel: der neue Rohstoff für Werkstoffe?

Dipl.-Chem. Iris Kumpmann Abteilung Public Relations
Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT

Die Verwendung von Zuckerrübenschnitzeln in Verbundwerkstoffen oder als Bestandteil von Kunststofffolien bietet Zuckerrübenproduzenten zukünftig neue Geschäftsfelder und reduziert den Verbrauch an fossilen Rohstoffen. Die Fraunhofer-Institute UMSICHT und WKI erforschen gemeinsam mit Partnern aus Landwirtschaft und Industrie innovative und wirtschaftliche Nutzungsmöglichkeiten von Rübenschnitzeln.

Während der Rübenernte und Verarbeitung fallen allein bei den großen deutschen Zuckerherstellern Rübenschnitzel im siebenstelligen Tonnenbereich an. Diese so genannten Pressschnitzel werden derzeit regional als Milchviehfutter oder Biogassubstrat vermarktet. Die begrenzte Vermarktbarkeit führt dazu, dass ein Teil der Pressschnitzel, getrocknet und zu Pellets gepresst, als lagerfähiges Futtermittel verkauft wird. Die produzierten Mengen werden europaweit jedoch weiter steigen, zudem übt das Auslaufen der Zuckermarktverordnung in 2017 Handlungsdruck aus, neue Wertschöpfungsmöglichkeiten zu erschließen.

Die Verwendung der Rübenschnitzel in höherwertigen Anwendungen jenseits des Energie- und Futtermittelmarktes liefert einen Beitrag zur Bioökonomiestrategie des Bundes, stärkt regionale Märkte und spart gleichzeitig fossile Rohstoffe ein. Im Projekt »Werkstoffentwicklung auf Basis von Rübenschnitzeln für marktrelevante Anwendungen« (WeRümA) entwickeln die beiden Fraunhofer-Institute UMSICHT und WKI gemeinsam mit Partnern aus Landwirtschaft und Industrie Produktionskonzepte und Applikationen, bei denen Zuckerrübenschnitzel in Verbundwerkstoffen eingesetzt werden können.

Höherwertige Anwendungen
Generell stellt sich die Frage, welche biogenen Rohstoffe nachhaltig für eine stoffliche Verwertung in NRW, Deutschland und Europa zur Verfügung stehen. Rübenschnitzel können energie- und ressourceneffizient hergestellt werden, da in Zuckerfabriken Kraft-Wärme-Kopplung zur Energieerzeugung eingesetzt und Abwärme sehr effizient als Energiequelle genutzt wird. Zuckerrübenschnitzel haben allerdings eine von gängigen Pflanzenfasern oder Agrarprodukten wie Stärke und Holz abweichende Zusammensetzung: Cellulose, Hemicellulose und Pektine sind in ähnlichen Anteilen vertreten, Lignin hingegen nur in geringer Menge. Daraus resultiert eine veränderte Verfahrensführung zur Verarbeitung.

Produktionskonzepte und Applikationen
Auf Basis von Kooperationen mit mehreren regionalen Unternehmen entlang der Wertschöpfungskette – vom Rohstoff bis zu den Endprodukten – sollen im Verbundprojekt technische und ökonomische Fragestellungen zur Machbarkeit beantwortet werden. Hierzu zählen Verfahrenstechnik, Rezepturentwicklung und Prüfung der hergestellten Verbundwerkstoffe.

Die Fraunhofer-Forscher arbeiten an der Konditionierung der Rübenschnitzel mittels thermomechanischer Verfahren. Unter anderem befassen sie sich mit der Anwendung des im Holzbereich genutzten Refiners und der Verarbeitung in Verbundwerkstoffen. Fraunhofer UMSICHT prüft die Möglichkeit, Rübenschnitzel in Kunststofffolien zu nutzen, wobei die Konditionierung der Rübenschnitzel für die Anwendbarkeit im Mikrometerbereich – Folien sind häufig nur 20 µm dick – eine Herausforderung darstellt. Eine denkbare Anwendung dafür wären beispielsweise Mulchfolien für die Landwirtschaft. Am Fraunhofer WKI erforschen die Experten den Einsatz von Rübenschnitzeln in so genannten Wood-Polymer Composites.

Die Projektpartner entlang der Wertschöpfungskette
Rüben: Pfeifer & Langen GmbH & Co. KG, Landwirtschaftlicher Betrieb Koch*
Rohstoffkonditionierung: Jäckering Mühlen- und Nährmittelwerke GmbH, Fraunhofer WKI, Harold-Scholz & Co GmbH*
Halbzeug: Kunststoff-Institut Lüdenscheid, Fraunhofer UMSICHT, Entex Rust & Mitschke GmbH, FKuR Kunststoff GmbH, BYK-Chemie GmbH*
Endprodukt: SWOBODA engineering GmbH, nova-Institut für politische und ökologische Innovation GmbH

*Assoziierte Partner

Förderhinweis
Das Projekt »WeRümA« wird gefördert mit einer Zuwendung des Landes Nordrhein-Westfalen unter Einsatz von Mitteln aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) 2014-2010 »Investitionen in Wachstum und Beschäftigung«. Projektträger: LeitmarktAgentur.NRW – Projektträger ETN Forschungszentrum Jülich.

Weitere Informationen:
https://www.efre.nrw.de/

Quelle: idw

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Faire Ungleichheit?

Julia Wandt Stabsstelle Kommunikation und Marketing
Universität Konstanz

Studie zu geschlechtsspezifischem Lohnunterschied belegt eine gesellschaftliche Verankerung der Ungleichheit

Eine Lohnlücke von sieben bis neun Prozent wird gesellschaftlich als fair angesehen. Dies ist eines der Ergebnisse einer Studie zur Lohnungleichheit zwischen Männern und Frauen von Prof. Dr. Thomas Hinz, Professor für Empirische Sozialforschung an der Universität Konstanz.

In einer Umfrage mit 1.600 Teilnehmern wurde untersucht, welche Gehälter von den Teilnehmern als gerecht eingestuft werden. Dafür wurden den Befragten über 26.000 Profile von fiktiven Arbeitnehmern vorgelegt, die verschiedene Geschlechter, Erfahrungen und Qualifikationen hatten. Sie wurden gebeten, deren Gehälter in die Kategorien fair, ungerecht hoch und ungerecht niedrig einzustufen. Die Ergebnisse der Untersuchung „Why Should Women Get Less? Evidence on the Gender Pay Gap from Multifactorial Survey Experiments“ wurden von Thomas Hinz gemeinsam mit Prof. Dr. Katrin Auspurg und Dr. Carsten Sauer in der aktuellen Ausgabe von American Sociological Review veröffentlicht.

Obwohl sich vorab alle Teilnehmer der Studie explizit für eine gleiche Bezahlung für gleiche Leistung ausgesprochen hatten, wurde Frauen bei gleicher Qualifikation weniger Geld zugeteilt als Männern. „Bemerkenswert ist, dass die Ergebnisse geschlechtsübergreifend sind. Es sind also genauso Frauen wie Männer, die weniger Gehalt für Frauen als fair empfanden“, erläutert Thomas Hinz die Ergebnisse der Studie und führt weiter aus, dass diese Resultate auf eine normative Kraft der bestehenden Verhältnisse zurückzuführen seien. Die Befragten griffen bei der Bewertung von fairen Lohnverhältnissen auf ihre persönlichen Erfahrungen zurück. Wenn ungerechte Vergütung gesellschaftlich so stark verankert ist, seien die Befragten schlicht gewöhnt, dass verschiedene Geschlechter ungleich bezahlt werden. Aus dieser Gewohnheit heraus haben sie in der Umfrage ein Meinungsbild produziert, das ihrer Einstellung bei direkter Befragung zum Thema Lohngleichheit widerspricht.

Originalveröffentlichung:
Why Should Women Get Less? Evidence on the Gender Pay Gap from Multifactorial Survey Experiments, Katrin Auspurg, Thomas Hinz, Carsten Sauer, American Sociological Review, 2017, DOI: 10.1177/0003122416683393
http://journals.sagepub.com/doi/abs/10.1177/0003122416683393?journalCode=asra

Faktenübersicht:
• Studie zu geschlechtsspezifischem Lohnunterschied
• Lohnlücke von sieben bis neun Prozent wird gesellschaftlich als fair angesehen
• Why Should Women Get Less? Evidence on the Gender Pay Gap from Multifactorial Survey Experiments, Katrin Auspurg, Thomas Hinz, Carsten Sauer, American Sociological Review, 2017, DOI: 10.1177/0003122416683393
http://journals.sagepub.com/doi/abs/10.1177/0003122416683393?journalCode=asra

Kontakt:
Universität Konstanz
Kommunikation und Marketing
Telefon: + 49 7531 88-3603
E-Mail: kum@uni-konstanz.de

Quelle: idw

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Mediziner warnen vor rasantem Anstieg bei Speiseröhrenkrebs als Folge von Sodbrennen

Mathias Eberenz Konzernbereich Unternehmenskommunikation/Pressestelle
Asklepios Kliniken Hamburg GmbH

Auf dem Endoskopie-Kongress in Berlin zeigten die Spezialisten, wie der Krebs früh entdeckt und ohne OP geheilt werden kann / Kongress-Rekord mit 2.000 Teilnehmern aus Deutschland und Europa / 30 Operationen werden live in den Tagungssaal übertragen

Auf Deutschlands größtem Treffen von Endoskopie-Spezialisten in Berlin steht die Früherkennung und die Heilung verschiedener Krebsarten per schonender „Spiegelung“ mit dem Endoskop im Mittelpunkt. Hier hat die Forschung, die Technik – vor allem aber die Medizin rasante Fortschritte gemacht, von denen die Patienten profitieren. Highlight der dreitägigen Veranstaltung mit der Rekordbeteiligung von 2.000 Teilnehmern aus aller Welt ist die Live-Übertragung von mehr als 30 Operationen aus dem Sana Klinikum Lichtenberg in den Tagungssaal des Estrel Hotels Berlin. Durchgeführt werden die Eingriffe von 15 nationalen und internationalen Experten, die u.a. aus Israel, Frankreich, Italien und Belgien kommen. Die bedeutsamste Veranstaltung im Bereich der Endoskopie fand vom 6. bis 8. April statt. Hinter der kryptischen Bezeichnung „DGE-BV meets Endoskopie Live“ verbirgt sich der Zusammenschluss zweier Veranstaltungen: Der 47. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Endoskopie und Bildgebende Verfahren (DGE-BV) und Endoskopie Live. Letztere ist eine der großen deutschen Endoskopie-Veranstaltungen, bei denen die Eingriffe live übertragen werden.

„Uns geht es darum, den Kollegen bewährte und neue Techniken in der Endoskopie zu demonstrieren und mit ihnen zu diskutieren. Die Endoskopie hat sich im Laufe der Zeit rasant entwickelt und ermöglicht therapeutische Untersuchungen von Erkrankungen, die vor Jahren noch unvorstellbar waren“, sagt Prof. Dr. Siegbert Faiss, Chefarzt der gastroenterologischen Abteilung in der Asklepios Klinik Barmbek in Hamburg, der den Kongress gemeinsam mit Priv.-Doz. Dr. Dirk Hartmann, Chefarzt an der Klinik für Innere Medizin am Sana Klinikum Lichtenberg organisiert. „Frühe Krebserkrankungen im Verdauungstrakt, in der Speiseröhre, im Magenbereich, der Bauchspeicheldrüse oder der Gallenwege können in vielen Fällen allein mit der Endoskopie geheilt werden, ohne dass eine Operation notwendig ist“, so Prof. Faiss weiter.

Obwohl der Dickdarmkrebs in Deutschland rückläufig ist, gibt es keinen Anlass zur Entwarnung bei Tumoren des Verdauungstraktes. Denn Speiseröhrenkrebs als Folge von chronischem Sodbrennen, das so genannte Barrett-Karzinom, ist die derzeit am schnellsten zunehmende Krebserkrankung in der westlichen Welt. „Wie zu Anfang der Darmkrebs wird der Krebs der Speiseröhre derzeit noch deutlich unterschätzt. Dabei hat das Beispiel des Darms gezeigt, dass regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen, bei denen die Endoskopie-Experten potenziell gefährliche Strukturen wie Polypen und sogar kleine, oberflächliche Tumore frühzeitig entfernen, vielen Patienten Operationen erspart und das Leben gerettet haben“, sagt Prof. Faiss. Die Eröffnungsrede hält Prof. Dr. Frank Ulrich Montgomery zum Thema: „Wir Ärzte im Spannungsfeld der Politik“.

In diesem Videointerview erläutert Prof. Faiss, wie Frühtumore endoskopisch ohne weitere Operation entfernt werden können:
https://www.youtube.com/watch?v=ZU1x8I8pBpk

Kontakt:
Asklepios Kliniken
Konzernbereich Unternehmenskommunikation & Marketing
Tel.: (040) 18 18-82 66 36
E-Mail: presse@asklepios.com
24-Stunden-Rufbereitschaft der Pressestelle: (040) 1818-82 8888

Besuchen Sie Asklepios im Internet, auf Facebook oder YouTube:
www.asklepios.com
www.facebook.com/asklepioskliniken
www.youtube.com/asklepioskliniken

Quelle: idw

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Schluss mit Ölwechsel auf Verdacht: Sensor warnt, wenn Öl im Blockheizkraftwerk schlecht wird

Claudia Ehrlich Pressestelle der Universität des Saarlandes
Universität des Saarlandes

Kein unnötiger Ölwechsel mehr. Stattdessen immer auf dem Laufenden, wie es um das Öl steht: Ein Sensorsystem, das Professor Andreas Schütze und sein Forscherteam von der Universität des Saarlandes mit Partner-Firmen entwickelt haben, misst im laufenden Betrieb die Ölqualität in Blockheizkraftwerken – permanent und zuverlässig. Und es warnt, wenn das Öl plötzlich schlecht wird. Das Öl fließt dafür durch eine kleine Messzelle, in der es durchleuchtet und auf seinen chemischen Zustand hin geprüft wird. Das Verfahren schont die Umwelt, senkt Betriebskosten und macht Wartungseinsätze planbar.

Öl ist für Motoren überlebenswichtig. Es verhindert, dass sie heiß laufen, und verringert Reibung wie Verschleiß. Aber das geht dem Öl an die Substanz: Mit der Zeit oxidiert es. Wasser reichert sich darin an und irgendwann sind Zusätze, die dafür sorgen, dass es gut schmiert, verbraucht. Es muss gewechselt werden, sonst drohen Schäden. Aber wann ist das genau der Fall? Hier liegt das Problem. Denn genau sagen lässt sich das bislang nur durch regelmäßige Laboruntersuchungen. Daher wird das Schmieröl – ob beim Auto oder beim Blockheizkraftwerk – turnusmäßig und damit häufig zu früh gewechselt. Sicherheitshalber. Genau dies ändert jetzt ein neues Verfahren, das Professor Andreas Schütze und sein Team auf der Hannover Messe zeigen:

„Wir bauen eine kleine Messzelle im Motor ein, durch die während des laufenden Betriebs das Öl hindurchfließt. Unser Verfahren überwacht die Qualität des Öls fortwährend und prognostiziert laufend, wann der Ölwechsel wahrscheinlich fällig ist. So kann die Wartung längerfristig geplant werden, teure Motorschäden durch eine plötzliche Verschlechterung werden aber dennoch sicher vermieden“, erklärt Andreas Schütze. Die Messzelle misst ständig den chemischen Zustand des Öls: Sie durchleuchtet das Öl mit einer Infrarot-Quelle und fängt die Strahlen auf, die es durchdringen. „Wenn sich das Öl chemisch verändert, ändert sich auch das empfangene Lichtspektrum. Also können wir hieraus Rückschlüsse auf seinen chemischen Zustand ziehen, den Oxidationsgrad messen und auch erkennen, ob Wasser in das System eingedrungen ist“, erklärt Ingenieur Eliseo Pignanelli, der das Verfahren mitentwickelt hat. Die Daten aus der Messzelle können die Ingenieure in das Steuerungs- oder Fernüberwachungssystem einer Anlage einbinden, so dass sie diese unabhängig vom Standort der Anlage auswerten können.

Blockheizkraftwerke, die Strom und Wärme direkt am Ort erzeugen, wo sie verbraucht werden und so eine unabhängige Versorgung bieten, kommen vielerorts zum Einsatz, von Industrie, Schulen, Krankenhäusern bis hin zum Privathaushalt. Die Mini-Kraftwerke erreichen einen hohen Wirkungsgrad. Verlustreiche Transportwege der Energie entfallen, nicht selbst genutzter Strom kann ins öffentliche Netz eingespeist werden. Die bislang üblichen turnusmäßigen Ölwechsel schlagen in der ökonomischen wie ökologischen Bilanz der Anlagen negativ zu Buche. „Bei erdgasbetriebenen Blockheizkraftwerken wird heute das Öl etwa alle 1.500 Betriebsstunden gewechselt, ob es nötig ist oder nicht. Das ist schlecht für die Umwelt und erhöht zugleich die Betriebskosten der Anlagen. Mit unserem Messsystem lässt sich dies vermeiden“, erläutert Andreas Schütze.

Das Saarbrücker Sensorsystem kann serienmäßig in Blockheizkraftwerken eingebaut werden. Auch in sonstigen Industrie- und Windkraftanlagen oder Maschinen – und sogar mobil – kann es zum Einsatz kommen. Es eignet sich außerdem zur Überwachung anderer Flüssigkeiten.
Die Saarbrücker Ingenieure haben das System in verschiedenen Forschungsprojekten an der Universität des Saarlandes und am Zentrum für Mechatronik und Automatisierungstechnik erarbeitet; mehrere Partner aus Wissenschaft und Wirtschaft waren hieran beteiligt. Bei dem Verfahren speziell für Blockheizkraftwerke arbeiten sie mit den Thüringer Unternehmen WEGRA, EAW und ZILA zusammen, die auf Anlagenbau, Blockheizkraftwerke sowie Sensorik spezialisiert sind. Die Forschungsprojekte förderten das Bundeswirtschaftsministerium, das Bundesforschungsministerium, das saarländische Wirtschaftsministerium und der Europäische Fond für regionale Entwicklung.

Kontakt:
Prof. Dr. Andreas Schütze, Tel.: 0681/302 4663, schuetze@lmt.uni-saarland.de
Dipl.-Ing. Eliseo Pignanelli: Tel.: 0681-85 787 44, e.pignanelli@lmt.uni-saarland.de
http://www.lmt.uni-saarland.de

Hintergrund:
Am Zentrum für Mechatronik und Automatisierungstechnik ZeMA in Saarbrücken arbeiten Saar-Uni, Hochschule für Technik und Wirtschaft sowie Industriepartner zusammen, um Mechatronik und Automatisierungstechnik im Saarland zu stärken sowie den Technologietransfer zu fördern. In zahlreichen Projekten wird industrienah entwickelt und neue Methoden aus der Forschung in die industrielle Praxis umgesetzt. http://www.zema.de

Der saarländische Forschungsstand wird organisiert von der Kontaktstelle für Wissens- und Technologietransfer der Universität des Saarlandes (KWT). Sie ist zentraler Ansprechpartner für Unternehmen und initiiert unter anderem Kooperationen mit Saarbrücker Forschern. http://www.uni-saarland.de/kwt

Quelle: idw

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Durstige Landwirtschaft: Übermässige Grundwassernutzung bedroht Lebensmittelversorgung weltweit

Sabine Wendler Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum Pressestelle
Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseen

Der Anbau international gehandelter Lebensmittel zapft immer größere Mengen an nicht-erneuerbarem Grundwasser an. Dies führt dazu, dass die Grundwasservorräte schrumpfen – die zukünftige Verfügbarkeit von Lebensmitteln und Wasser gerät damit weltweit in Gefahr, warnt ein internationales Forscherteam im Fachblatt „Nature“. Laut den Experten des University College of London, des Senckenberg, der Universität Klagenfurt, der NASA and des International Institute for Applied Systems Analysis, ist die Menge an nicht-erneuerbarem Grundwasser, das zur Bewässerung genutzt wird, von 2000 bis 2010 um knapp ein Viertel angestiegen.

Reis aus Pakistan, Weizen aus Ägypten und Baumwolle aus den USA – wenn es um die Herkunft dieser und anderer landwirtschaftlicher Güter geht, bedient sich auch der deutsche Verbraucher gern international. Was in Anbauregionen mit aridem oder semiariden Klima an Regen fehlt, wird durch Bewässerung mit Grundwasser ersetzt. Und genau das ist ein Problem. „Die Menge des dabei verbrauchten, nicht-erneuerbaren Grundwassers – also Wasser, das nicht oder nur wenig durch Regen oder Eindringen von Oberflächenwasser erneuert wird – hat weltweit zwischen 2000 und 2010 um 22 Prozent zugenommen. 11 Prozent des übermäßig genutzten Grundwassers fließen in den Bewässerungsanbau von international gehandelten Lebensmitteln“, so Dr. Thomas Kastner, Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum und Universität Klagenfurt, Ko-Autor der neuen Nature-Studie.

Hauptexporteur von landwirtschaflichen Produkten, die mit nicht- erneuerbaren Grundwasser angebaut wurden, ist Pakistan (29 % des nicht-erneuerbaren Grundwassers, das weltweit zum Anbau gehandelter landwirtschaftliche Produkte eingesetzt wird), gefolgt von den USA (27 %) und Indien (12 %). Beim Import ist China der Spitzenreiter (9 % des nicht-erneuerbaren Grundwassers, das weltweit zum Anbau gehandelter landwirtschaftliche Produkte eingesetzt wird), gefolgt von den USA und Iran. Für Deutschland liegt dieser Wert immerhin bei 2,5 % und damit deutlich über dem Anteil der Deutschen an der Weltbevölkerung.

Exporteure von Produkten, zu deren Anbau übermässig Grundwasser verbraucht wurde, mögen kurzfristig profitieren. Langfristig gesehen dürfte diese Form der Landwirtschaft aber nicht aufrechtzuerhalten sein. Aber auch für Importeure, wie Deutschland, birgt die Entwicklung Risiken. „Obwohl in Deutschland kein Grundwassermangel herrscht, importieren wir Nahrungsmittel, die durch übermässige Grundwassernutzung hergestellt wurden. Langfristig gesehen, könnte diese Versorgung einbrechen oder die Preise stark steigen“, so Kastner.

Die Liste der Produkte, die im internationalen Handel das meiste nicht-erneuerbare Grundwasser ‚im Gepäck haben‘ wird angeführt von Reis (29 % der Gesamtmenge an nicht-erneuerbarem Grundwasser). Mit Abstand folgen Weizen (12 %) und Baumwolle (11 %), Mais (4 %) und Sojabohnen (3 %). Beim Anbau in trockeneren Regionen werden häufig konventionelle Berieselungssysteme eingesetzt. Sie stehen in der Kritik, weil die Entnahmenraten 20 bis 50 Mal über der Menge an Grundwasser liegen, die als erneuerbar eingeschätzt wird.

Dr. Carole Dalin vom University College London, Hauptautorin der Studie, ist besorgt: „Wo und wie Produkte angebaut werden ist äußerst wichtig, denn Grundnahrungsmittel wie Brot und Reis könnten sich negativ auf die globalen Wasservorräte auswirken. Wenn sich Verbraucher und Produzenten nicht auf Strategien einigen, um die Nachhaltigkeit der Grundwasernutzung zu maximieren, stehen für einen großen Teil der Weltbevölkerung die stabile Nahrungsmittelversorgung und -preise auf dem Spiel. Im Zuge des Klimawandels werden zudem Dürren in vielen Regionen häufiger werden. Um dies kompensieren zu können, dürfen wir die Grundwasservorräte nicht erschöpfen.“

Kontakt
Dr. Thomas Kastner
Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum
Tel. 069- 7542 1807
thomas.kastner@senckenberg.de

Sabine Wendler
Pressestelle
Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum
Tel. 069- 7542 1818
Sabine.wendler@senckenberg.de

Publikation
Dalin, C., Wada, Y. Kastner, Th. And Puma, M.J. (2017): Groundwater depletion embedded in international food trade. Nature. Doi: 10.1038/nature21403

Die Natur mit ihrer unendlichen Vielfalt an Lebensformen zu erforschen und zu verstehen, um sie als Lebensgrundlage für zukünftige Generationen erhalten und nachhaltig nutzen zu können – dafür arbeitet die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung seit nunmehr 200 Jahren. Ausstellungen und Museen sind die Schaufenster der Naturforschung, durch die Senckenberg aktuelle wissenschaftliche Ergebnisse mit den Menschen teilt und Einblicke in vergangene und gegenwärtige Veränderungen der Natur vermittelt. Die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung ist ein Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Das Senckenberg Naturmuseum in Frankfurt am Main wird von der Stadt Frankfurt am Main sowie weiteren Sponsoren und Partnern gefördert. Mehr Informationen unter www.senckenberg.de.

200 Jahre Senckenberg! 2017 ist Jubiläumsjahr bei Senckenberg – die 1817 gegründete Gesellschaft forscht seit 200 Jahren mit Neugier, Leidenschaft und Engagement für die Natur. Seine 200-jährige Erfolgsgeschichte feiert Senckenberg mit einem bunten Programm, das aus vielen Veranstaltungen, eigens erstellten Ausstellungen und einem großen Museumsfest im Herbst besteht. Natürlich werden auch die aktuelle Forschung und zukünftige Projekte präsentiert. Mehr Infos unter: www.200jahresenckenberg.de.

Quelle: idw

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Neue Müslis für die Gesundheit

Stephan Laudien Stabsstelle Kommunikation/Pressestelle
Friedrich-Schiller-Universität Jena

Ernährungswissenschaftler der Uni Jena untersuchen das gesundheitsfördernde Potenzial von Hafer und Gerste nach dem Rösten

Die Getreidesorten Hafer und Gerste fristen ein kümmerliches Nischendasein in der menschlichen Ernährung. Aktuell gelangen nur ein Prozent der Gersten- und 14 Prozent der Haferproduktion auf den Tisch. Dabei haben Gerste und Hafer durch ihren hohen Gehalt an β-Glucan das Potenzial, zur Prävention ernährungsbedingter Krankheiten wie Diabetes, Darmkrebs oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen beizutragen.

Ernährungswissenschaftler der Universität Jena loten dieses Potenzial jetzt in einem neuen Forschungsprojekt aus, das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördert wird.

„Wir wollen Röstbedingungen für diese Getreide etablieren, die zu sensorisch hochwertigen Produkten führen“, sagt Prof. Dr. Michael Glei. Der Ernährungswissenschaftler von der Universität Jena leitet das neue Forschungsprojekt gemeinsam mit seinem Fachkollegen Prof. Dr. Stefan Lorkowski. Für ihr Vorhaben haben sie Partner aus kleinen und mittelständischen Unternehmen gewonnen – eine Voraussetzung, um die Förderung von ca. 350.000 Euro durch das Bundesministerium zu erhalten. Einer der Partner ist der führende Hersteller für Röstmaschinen, außerdem sind diverse Mühlen und Bäckereien involviert.

„Beim Rösten sollen die Eigenschaften verbessert werden, ohne dass wir Verluste bei den Inhaltsstoffen haben“, erläutert Dr. Wiebke Schlörmann, die die Studie gemeinsam mit Dr. Christine Dawczynski durchführen wird. Erste Pilotstudien hätten gute Ergebnisse gebracht, wobei die Wissenschaftler mit dem Rösten tatsächlich Neuland betreten.

Zu den wichtigsten Inhaltsstoffen mit gesundheitsfördernden Eigenschaften gehört das β-Glucan, ein langkettiges Polysaccharid. Dieser Ballaststoff gelangt unverdaut in den Dickdarm und wird dort durch Bakterien fermentiert, wobei u. a. kurzkettige Fettsäuren entstehen. „Die bei der Fermentation entstehenden Stoffe haben positive Effekte auf die Darmgesundheit“, sagt Dr. Schlörmann. Es müsse jedoch sichergestellt werden, dass die positiven Effekte nicht durch das Rösten verlorengehen.

Ein Teil des Projekts, das zunächst auf zwei Jahre angelegt ist, wird eine Humaninterventionsstudie sein, bei der die Kurz- und Langzeiteffekte einer Ernährung mit hohem Anteil an Gerste- und Haferprodukten untersucht werden.

Bereits jetzt werden Müslis und Brötchen mit Hafer- und Gerstenflocken durchaus gern verzehrt. Die Jenaer Ernährungswissenschaftler wollen mit ihrer Studie diese Beliebtheit wissenschaftlich untermauern.

Kontakt:
Prof. Dr. Michael Glei
Institut für Ernährungswissenschaften der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Dornburger Straße 24, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 949674
E-Mail: michael.glei@uni-jena.de

Weitere Informationen:
http://www.uni-jena.de

Quelle: idw

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Energie aus der Toilette

Monika Landgraf Presse, Kommunikation und Marketing
Karlsruher Institut für Technologie

Abwasser steht im Geruch, zu nichts Nutze zu sein – zu Unrecht! Waschwasser ist durchschnittlich 30 Grad warm. Aus Toilettenwasser könnten nicht nur Biogas und Dünger sondern auch wertvolle Ressourcen gewonnen werden, die ungenutzt den Bach runtergehen. Schlimmer: An Durchfallerkrankungen durch falschen Umgang mit Abwasser sterben jährlich über zwei Millionen Menschen. Wie diesen Missständen begegnet werden kann, daran forschen die Experten der „Wasser-Energie-Gruppe“ am Karlsruher Institut für Technologie (KIT).

Obwohl etwa 72 Prozent der Erdoberfläche mit Wasser bedeckt sind, eignet sich nur 0,3 Prozent davon als Trinkwasser. „Angesichts dessen ist Abwasser kein Abfall. Es enthält thermische Energie, chemische Energie in Form von Kohlenstoffverbindungen und wertvolle Pflanzennährstoffe. Jetzt gilt es, Verfahren zu entwickeln, die es erlauben, diese Ressourcen zu nutzen“, sagt Helmut Lehn vom Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS). Die Abwärme häuslichen Abwassers könne zum Beispiel mittels Wärmetauschern in Kanalrohren verwertet werden. „Noch effektiver ist es, das warme Abwasser aus Waschmaschine und Bad direkt im Haus zu nutzen, um etwa frisches Wasser zum Duschen vorzuwärmen“, ergänzt Witold Poganietz, der gemeinsam mit Lehn die Forschungsgruppe leitet. Eine solche Anlage sei in einem Berliner Wohnblock bereits in Betrieb.

Eine Grundvoraussetzung, um die Ressource Abwasser intelligent auszuschöpfen, sei die Trennung der Abwasserströme aus Toilette (Schwarzwasser) und Bad sowie Küche (Grauwasser), erläutert Lehn. Würden Exkremente separat und unverdünnt abtransportiert – zum Beispiel durch Vakuumtoiletten wie im Flugzeug oder ICE – ließen sich aus einem Liter Abwasser drei Liter Biogas gewinnen. „Durch die Zugabe von Biomüll könnte die Energieausbeute sogar noch gesteigert und die Biotonne im Haushalt eingespart werden“, sagt Lehn. Darüber hinaus sei „Urin ein idealer Pflanzendünger. Denn es enthält Stickstoff, Kalium und Phosphor.“ Da Letzteres als nicht-erneuerbare Ressource gilt, die im Übrigen vermutlich noch vor Kohle und Erdöl zur Neige gehe, werde intensiv daran geforscht, es aus kommunalem Abwasser und Klärschlamm zurückzugewinnen. So ließe sich auch die Nachfrage nach Kunstdünger, dessen Herstellung sehr energieintensiv ist, vermindern.

Während bei bestehender Infrastruktur die gemischten Abwässer wohl weiterhin aufwendig gereinigt werden müssten, biete sich die Trennung der Abwasserströme bei Neubaugebieten an, meint Franka Steiner vom ITAS. Gleiches gelte für die immer weiter wachsenden Ballungsräume in Schwellen- und Entwicklungsländern. „Denn hier gibt es oft überhaupt noch keine Sanitärsysteme“, sagt die Geoökologin, die wie Lehn weltweit unterwegs ist, um Akteure wie Stadtverwaltungen bei der Planung von Abwassersystemen zu beraten. Ein Trennsystem, das sowohl Energie als auch Nährstoffe aus dem Abwasser mehrerer tausend Einwohner gewinnt, erprobe zur Zeit die Stadt Hamburg in einem Konversionsgebiet. Ein Projekt, das die ITAS-Forscher mit großem Interesse verfolgen.

UN-Weltwassertag erinnert an Millionen Tote durch falschen Umgang mit Schmutzwasser
Um auf die weltweite Abwasserproblematik aufmerksam zu machen, haben die Vereinten Nationen den alljährlichen „United Nations World Water Day“ („Tag des Wassers“), der seit 1993 immer am 22. März begangen wird, diesmal unter das Motto „Wastewater“ also Abwasser gestellt. Mit gutem Grund: Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO verursachen Durchfallerkrankungen, die mit dem unsachgemäßen Umgang mit Abwasser in Verbindung gebracht werden, vier Prozent aller Todesfälle weltweit – Tendenz steigend
.
Viele der über zwei Millionen Opfer pro Jahr seien Kinder, die in Entwicklungsländern leben, sagt Lehn. Zum Vergleich: Im Jahr 2015 starben rund 440.000 Menschen an Malaria (halb so viele wie 15 Jahre zuvor) und 1,1 Millionen Menschen an AIDS. Einen Grund für den Anstieg der tödlichen Durchfallerkrankungen sieht ITAS-Forscher Lehn in der fortschreitenden Urbanisierung mit immer mehr Menschen, die in städtischen Slums eng gedrängt und ohne hygienische Abwasserbehandlung leben.

ITAS informiert wie Bürger Abwasser schon heute nutzen können
Aus erster Hand über die Nutzungsmöglichkeiten von Abwasser informieren können sich Besucher am Donnerstag, 11. Mai, von 18 bis 21 Uhr, im ITAS-Gebäude (Karlstraße 11, 76021 Karlsruhe). Es sprechen Experten der „Wasser-Energie-Gruppe“ sowie Praktiker der Abwasserwirtschaft und der Entwicklungszusammenarbeit. „Bürger können hier selbst eine Einschätzung gewinnen, wie es um unser derzeitiges Abwasserbehandlungssystem bestellt ist, welche Nutzungsmöglichkeiten alternativer Abwassersysteme jedem Einzelnen schon heute offenstehen und welche ein gemeinsames Vorgehen von Hausbesitzern und Kommunen erfordern, sagt Helmut Lehn.

Zusammenhänge zwischen Wasser, Energie und Abfall: ITAS-Planspiel auf der Weltwasserwoche
Auf der World-Water-Week in Stockholm vom 27. August bis 1. September 2017, zu der unter dem Motto „Water and waste – reduce and reuse“ mehr als 3.000 Besucher aus aller Welt erwartet werden, präsentiert die Wasser-Energie-Gruppe des ITAS ein Planspiel. „Dabei sollen technoökonomische sowie soziokulturelle und ökologische Zusammenhänge zwischen Wasser, Energie und Abfall beleuchtet und Konzepte für unterschiedliche urbane Kontexte entworfen werden“, sagt Jasmin Friedrich, die zum Thema Wasser-Energie-Nexus forscht.

KIT bildet Spezialisten im nachhaltigen Umgang mit Wasser aus
Einen weiteren Beitrag zur Lösung der weltweiten Wasserprobleme leistet das KIT mit dem Masterstudiengang „Water, Science & Engineering“. Das KIT bietet hier eine interdisziplinäre, forschungsorientierte Ausbildung an der Schnittstelle wasserbezogener Ingenieur- und Naturwissenschaften. Das Studium vermittelt fundierte Fachkenntnisse in wasserbezogenen Ingenieur- und Naturwissenschaften. Dazu gehören Wassertechnologie und Siedlungswasserwirtschaft, Wasserbau und Hydraulik sowie Umweltsystemwissenschaft und Wasserressourcenmanagement. Der Studiengang ist international ausgerichtet und ein großer Teil des Lehrangebots ist englischsprachig. Absolventinnen und Absolventen qualifizieren sich für eine verantwortungsvolle Tätigkeit in Planungs- und Ingenieurbüros, Industrieunternehmen, im Öffentlichen Dienst, der internationalen Entwicklungszusammenarbeit und der Wissenschaft.

Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) verbindet seine drei Kernaufgaben Forschung, Lehre und Innovation zu einer Mission. Mit rund 9 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie 25 000 Studierenden ist das KIT eine der großen natur- und ingenieurwissenschaftlichen Forschungs- und Lehreinrichtungen Europas.
KIT – Die Forschungsuniversität in der Helmholtz-Gemeinschaft

Das KIT ist seit 2010 als familiengerechte Hochschule zertifiziert.

Diese Presseinformation ist im Internet abrufbar unter: www.kit.edu

Anhang
Energie aus der Toilette
https://idw-online.de/de/attachment56902

Quelle: idw

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Internationales Team um Oldenburger Meeresforscher untersucht Meeresoberfläche

Dr. Corinna Dahm-Brey Presse und Kommunikation
Carl von Ossietzky-Universität Oldenburg

Internationale Meeres- und Klimaforscher kamen am 27. März zu einem bisher einzigartigen Experiment am Institut für Chemie und Biologie des Meeres (ICBM) der Universität Oldenburg zusammen. Zwei Wochen lang wurde das interdisziplinäre Expertenteam vom Wilhelmshavener ICBM Standort aus auf dem Jadebusen die hauchdünne Oberflächenschicht des Meeres auch in der Nacht untersuchen. Sie beeinflusst den Gasaustausch zwischen Atmosphäre und Ozean und wirkt sich auch auf das Klimageschehen aus.

Der größte Teil der Ozeane ist von dünnen natürlichen Häutchen, sogenannten Oberflächenfilmen, bedeckt. Angereichert mit organischen Verbindungen biologischen Ursprungs bilden sie eine turbulenzfreie Grenzschicht auf der Meeresoberfläche. Diese Schicht verlangsamt den Gasaustausch zwischen Ozean und Atmosphäre. Und oft bietet sie ideale Lebensbedingungen für Mikroorganismen, die diesen Austausch zusätzlich aktiv beeinflussen können. Die Wissenschaftler des Projektteams vermuten, dass sich dieser Film bei Dunkelheit anders verhält als am Tag: Die Sonneneinstrahlung lässt zum Beispiel Mikroalgen Sauerstoff (O2) produzieren – die Ozeane steuern immerhin die Hälfte des Luftsauerstoffs auf der Erde bei. Darüber hinaus nehmen die Meere ungefähr ein Drittel des von Menschen produzierten Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) auf. Speziell nachts, so die Annahme, könnten allerdings atmende Mikroorganismen in der Grenzschicht in den Vordergrund treten, die ebenfalls CO2 produzieren.
In den kommenden zwei Wochen am Jadebusen geht es vor allem um folgende Fragen: Schwanken die Zusammensetzung und die Stoffwechselleistungen der Mikroben-Gemeinschaften im Tagesverlauf nennenswert? Und beeinflussen Sie tatsächlich in maßgeblicher Form den Gasaustausch von O2 und CO2 durch den Oberflächenfilm? Außerdem interessiert die Wissenschaftler, inwieweit biologische, physikalische und (photo-) chemische Prozesse die Menge und Beschaffenheit feinster Schwebstoffe (Aerosole) über der Meeresoberfläche prägen – diese wirken sich auch auf die Wolkenbildung aus.
„Es ist das erste Mal, dass wir Oberflächenfilme auch nachts untersuchen, überdies international und fachübergreifend. Das wird eine Herausforderung, denn die Arbeit bei Dunkelheit auf See ist ohnehin nicht einfach“, erklärt Dr. Mariana Ribas Ribas, Ozeanographin in der Arbeitsgruppe (AG) Meeresoberflächen am ICBM. Gemeinsam mit ihrem Kollegen Dr. Christian Stolle, der zudem am Institut für Ostseeforschung (IOW) forscht, hat sie das Projekt initiiert. Die Idee für „MILAN“ (sea-surface microlayer functioning during the night) ist auf unkonventionelle Weise am Rande einer Fachtagung entstanden. „Normalerweise wirbt man Geld ein und führt dann ein Projekt durch. Hier lief es anders herum“, so Ribas Ribas weiter. Gemeinsam wolle man MILAN nun zu einem europäischen Projekt ausbauen.
Zum Team gehören Forscher aus Costa Rica, Dänemark, Großbritannien, Italien, Kroatien, Polen, Schweden und Spanien. Von deutscher Seite sind neben den Projektinitiatoren Ribas Ribas und Stolle sowie dem Leiter der durch den European Research Council (ERC Starting Grants) geförderten AG Meeresoberflächen, Dr. Oliver Wurl, weitere Wissenschaftler der Universität Oldenburg, des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel, des Bremer Leibniz-Zentrums für Marine Tropenforschung (ZMT) und des Leibniz-Instituts für Troposphärenforschung (TROPOS) in Leipzig beteiligt.
Dem Projektteam steht der Forschungskutter „Senckenberg“ des Wilhelmshavener Senckenberg Instituts zur Verfügung. Von Bord des Schiffes aus soll neben einer sensorbestückten Spezial-Driftboje auch ein ferngesteuerter Forschungskatamaran der ICBM AG Meeresoberflächen zum Einsatz kommen: Er sammelt größere Mengen des Oberflächenfilms für Laboruntersuchungen ein. Zweckgebundene universitäre Mittel in begrenztem Umfang erlauben zudem den Einsatz des ICBM-Forschungsbootes „Otzum“.
MILAN beginnt am 27. März und endet vorerst am 13. April. Interessierte können dem Projekt über soziale Medien folgen: Es wird ein Blog unter http://icbm-auf-see.uni-oldenburg.de/category/home/fs-senckenberg/ eingerichtet, und Dr. Mariana Ribas Ribas wird nach Projektbeginn via Twitter unter dem Hashtag #MILANProject informieren.

Weitere Informationen:
http://www.icbm.de/

Quelle: idw

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Besser lernen dank Zink?

Dr. Karin J. Schmitz Abteilung Öffentlichkeitsarbeit
Gesellschaft Deutscher Chemiker e.V.

Zink reguliert die Speicherung und Ausschüttung von Neurotransmittern

Zink ist ein wichtiges Spurenelement, das an vielen zellulären Vorgängen beteiligt ist: Z.B. bei Lern- und Gedächtnis-Prozessen spielt es eine – bisher nicht verstandene – Rolle. Dieser sind schwedische Forscher jetzt einen Schritt näher gekommen. Durch nanoelektrochemische Messungen konnten sie zeigen, dass Zink die Ausschüttung von Botenstoffen beeinflusst. Wie sie in der Zeitschrift Angewandte Chemie berichten, änderte Zink die in Vesikeln gelagerte Botenstoffmenge und die Dynamik bei deren Ausschleusung aus der Zelle.

Bei der Signalübertragung an Synapsen werden Botenstoffe (Neurotransmitter) aus Vorratsspeichern, den synaptischen Vesikeln, in den synaptischen Spalt ausgeschüttet und von der benachbarten Nervenzelle „erkannt“. Die Ausschüttung basiert auf einer Ausschleusung (Exocytose): Das Vesikel dockt an die Zellmembran an, öffnet sich an der Kontaktstelle, gibt einen Teil seiner Fracht nach außen ab, schließt sich wieder, trennt sich von der Plasmamembran und kann erneut befüllt werden.

Das Team um Andrew G. Ewing von der Universität Göteborg (Schweden) verwendete Kohlefaser-Elektroden mit Nano-Spitzen, um den Einfluss von Zink auf diese Vorgänge zu beleuchten. Dazu führten sie Messungen einer P12-Zelllinie durch, die analog Nervenzellen den Neurotransmitter Dopamin freisetzt, wenn sie mit einer hohen Kaliumkonzentration stimuliert wird. „Mit einer an die Zelloberfläche angelegten Elektrodenspitze lässt sich das Öffnen der individuellen Vesikel verfolgen und die Anzahl der freigesetzten Moleküle berechnen“, so Ewing. Beim Einführen der Elektrodenspitze in die Zelle bleiben die Vesikel des Cytoplasmas dagegen an der Elektrode kleben und setzen ihren gesamten Inhalt frei. Ewing: „Anhand der auftretenden Stromspitzen können wir direkt im Cytoplasma der lebenden Zellen ermitteln, wieviele Transmitter-Moleküle in individuellen Vesikeln gelagert sind.“

Nach einer Zinkbehandlung war der gesamte in Vesikeln verpackte Gehalt an Neurotransmittern verringert, im Schnitt enthielten die Vesikel 27 % weniger Transmitter. Gleichzeitig blieb die bei Stimulation freigesetzte Transmittermenge konstant. Eine Analyse der Stromkurven brachte eine Erklärung dieses vermeintlichen Widerspruchs. Ewing sagt: „Zink verändert die Dynamik der Freisetzung. Vor und nach der eigentlichen Öffnung eines Vesikels entsteht an der Berührungsstelle mit der Plasmamembran eine Pore. Nach einer Zink-Behandlung schließt sie sich langsamer als sonst, das Vesikel bleibt länger offen und gibt 92 % seiner Transmitter-Moleküle nach außen ab – statt nur 66 % ohne Zinkbehandlung.“

Um das Phänomen weiter zu untersuchen, wurden die Zellen Schicht für Schicht von außen nach innen abgetragen und massenspektrometrisch analysiert. Dabei fanden die Forscher eine Zink-Spezies nahe der Zellmembran und eine zweite im Zellinneren. „Erstere könnte an Proteinkinase C gebunden sind, ein Enzym, das an die Membran bindet, um die Exocytose-Geschwindigkeit zu regulieren. Die Zinkspezies im Zellinneren könnte das Transportprotein, das Dopamin in die Vesikel lädt, verlangsamen“, vermutet Ewing. „Unsere Ergebnisse liefern endlich eine Verbindung zwischen Zink und der Regulierung der Neurotransmitterausschüttung, die wichtig sein könnte bei der Erzeugung und Speicherung von Erinnerungen.“

Autor: Andrew G. Ewing, Chalmers University of Technology (Sweden), https://www.chalmers.se/en/staff/Pages/andrew-ewing.aspx

Link zum Originalbeitrag: http://dx.doi.org/10.1002/ange.201700095

Angewandte Chemie, Postfach 101161, 69451 Weinheim, Germany.

Weitere Informationen:
http://presse.angewandte.de

Quelle: idw

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Prof. Roger Nitsch: „In der Generation unserer Kinder wird es kein Alzheimer mehr geben“

Dr. Christian Leibinnes Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Alzheimer Forschung Initiative e.V.

„Wir sind fast da, es dauert nur noch ein paar Jahre. In der Generation unserer Kinder wird es kein Alzheimer mehr geben“, sagte Prof. Dr. Roger Nitsch bei einer Veranstaltung der gemeinnützigen Alzheimer Forschung Initiative e.V. (AFI) im Rahmen des Alzheimer’s & Parkinson’s Diseases Congress (AD/PD) am Freitag in Wien. Prof. Nitsch ist Erfinder des hoffnungsvollen Alzheimer-Wirkstoffs Aducanumab, der zurzeit in einer Phase-3-Studie an einer großen Probandenzahl getestet wird. Aducanumab ist ein Antikörper, der sich gegen die für Alzheimer charakteristischen Plaques aus Beta-Amyloid richtet.

„Wir haben die Hoffnung, irgendwann ein Heilmittel zu finden. Diese Hoffnung ist auch mit dem Namen Roger Nitsch verbunden“, sagte der AFI-Vorstandsvorsitzende Dr. Michael Lorrain.

Prof. Nitsch, der heute am Institut für Regenerative Medizin der Universität Zürich forscht, war der erste Wissenschaftler, der eine Projektförderung der AFI bekam. Im Jahr 1996, ein Jahr nach Gründung der AFI, wurde das Projekt „Untersuchung von erinnerungsspezifischen Rezeptoren“ mit 150.000 DM gefördert. Prof. Nitsch, der damals am Zentrum für Molekularbiologie der Universität Hamburg tätig war, beschäftigte sich mit erinnerungsspezifischen Genen, die durch Alzheimer-Medikamente beeinflusst werden. Daraus sollten effizientere Wirkstoffe entwickelt werden. „Die Förderung der Alzheimer Forschung Initiative war für mich der erste Grant nach meiner Rückkehr aus Boston. Diese Förderung hat mir meine weitere Arbeit ermöglicht“, sagte Prof. Nitsch.

„Ich wurde am Anfang meiner Laufbahn von Medizinern und Forschern ausgelacht, als ich sagte, dass ich mich für das Thema Alzheimer-Forschung interessiere. Noch vor 30 Jahren wusste niemand, dass Alzheimer eine richtige Krankheit ist“, sagte Prof. Nitsch über die Anfänge seiner Forschung.

Nach dem Forschungsprojekt von Prof. Nitsch konnte die AFI insgesamt 200 weitere Forschungsaktivitäten mit über 8,4 Millionen Euro unterstützen. Das Forschungsportfolio der AFI reicht von zweijährigen Standard-Grants für erfahrene Forscher im Wert von 100.000 Euro über Pilot Grants für junge Forscher mit einer Fördersumme von 40.000 Euro bis hin zu Weiterbildungsaufenthalten und Reisekostenzuschüssen für den wissenschaftlichen Nachwuchs.

Über die Alzheimer Forschung Initiative e.V.
Die Alzheimer Forschung Initiative e.V. (AFI) ist ein eingetragener gemeinnütziger Verein. Seit 1995 fördert die AFI mit Spendengeldern Forschungsprojekte engagierter Alzheimer-Forscher und stellt kostenloses Informationsmaterial für die Öffentlichkeit bereit. Bis heute konnte die AFI 201 Forschungsaktivitäten mit über 8,4 Millionen Euro unterstützen und 750.000 Ratgeber und Broschüren verteilen. Interessierte und Betroffene können sich auf www.alzheimer-forschung.de fundiert über die Alzheimer-Krankheit informieren und Aufklärungsmaterial anfordern. Ebenso finden sich auf der Webseite Informationen zur Arbeit des Vereins und allen Spendenmöglichkeiten. Botschafterin der AFI ist die Journalistin und Sportmoderatorin Okka Gundel.

Weitere Informationen:
http://www.alzheimer-forschung.de/5129 – Kostenfreies Fotomaterial

Quelle: idw

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Antibiotika wirken gegen Rückenschmerzen – Dänische Wissenschaftlerin erhält Deutschen Schmerzpreis

Nicole Zeuner Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin e.V.

Für ihre revolutionären Studien zur Behandlung von Rückenschmerzen mit Antibiotika wurde Dr. Hanne Albert, Odense, Dänemark, mit dem DEUTSCHEN SCHMERZPREIS – Deutscher Förderpreis für Schmerzforschung und Schmerztherapie ausgezeichnet. Der Preis wurde im Rahmen des Deutschen Schmerz- und Palliativtages 2017 in Frankfurt am Main überreicht. Wissenschaftlicher Träger des Preises ist die Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin e.V. (DGS), der Preis wird gemeinsam mit der Deutschen Schmerzliga e.V. verliehen. Er wird von dem Limburger Pharmaunternehmen Mundipharma gestiftet und ist mit 10.000 Euro dotiert.

Ungefähr die Hälfte der Patienten mit chronischen Schmerzen im unteren Rücken weisen bei Untersuchungen im MRT Ödeme im Knochenmark, so genannte ‚modic changes‘, auf. Bei ersten Untersuchungen konnte Albert in dem nach einem Bandscheibenvorfall entnommenen Gewebe bei mehr als 50 Prozent der Patienten Bakterien nachweisen. Zu einem Großteil war das Gewebe mit P. acnes infiziert. Dieses Bakterium, das zur natürlichen Mundflora gehört, gelangt beispielsweise über kleine Verletzungen, die beim Zähneputzen entstehen, ins Blut. Über neu gebildete Kapillaren an dem ausgetretenen Gewebe der Bandscheibe gelangen die Bakterien schließlich ins Innere der Bandscheibe und verbleiben dort auch nach einer Ausheilung des Bandscheibenvorfalls und verursachen Entzündung, Knochenödem und Schmerzen.

So entstand die Idee, in einer Pilotstudie zu testen, ob Antibiotika gegen den Bakterienbefall und damit auch gegen die Rückenschmerzen der Patienten wirken können. Bereits diese erste Studie zeigte signifikante Ergebnisse in der Verbesserung – sowohl der Schmerzsymptome als auch der funktionellen Beschwerden der Patienten. Weitere randomisierte, placebo-kontrollierte Studien bestätigen das Ergebnis. Die Patienten erhielten über einen Zeitraum von 100 Tagen 3-mal täglich 1.000 mg Amoxicillin. Erste Effekte zeigten sich nach 6 bis 8 Wochen und setzten sich über eine Follow-up-Zeit von einem Jahr, in einer weiteren Studie sogar über zwei Jahre, fort.

Antibiotika bei „modic changes“ mit Bakteriennachweis
Auf die Frage, ob nun alle Patienten mit Schmerzen im unteren Rücken mit Antibiotika behandelt werden sollen, sagte Albert: „Nein, aber diejenigen mit ‚modic changes‘, bei denen Bakterien eine Rolle spielen, profitieren enorm.“ Ein revolutionärer Ansatz in der Schmerzmedizin, der nicht nur das Leiden von Millionen von Patienten lindern könnte, sondern auch enorme Kosten aufgrund von Arbeitsunfähigkeiten und Frühberentungen einsparen könnte. Diese Forschungsanstrengungen wurden nun mit dem DEUTSCHEN SCHMERZPREIS ausgezeichnet.

„Hanne Albert hat mit ihrer bahnbrechenden Arbeit schmerzmedizinische Denkweisen nachhaltig verändert und eine neue Diskussionsbasis zum Verständnis von chronischen Rückenschmerzen geschaffen“, so Dr. Gerhard Müller-Schwefe, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin in seiner Laudatio.

Der DEUTSCHE SCHMERZPREIS – Deutscher Förderpreis für Schmerzforschung und Schmerzmedizin – wird jährlich an Persönlichkeiten verliehen, die sich durch wissenschaftliche Arbeiten über Diagnostik und Therapie akuter und chronischer Schmerzzustände verdient gemacht oder die durch ihre Arbeit oder ihr öffentliches Wirken entscheidend zum Verständnis des Problemkreises Schmerz und der davon betroffenen Patienten beigetragen haben.

Weitere Informationen:

http://www.schmerz-und-palliativtag.de

Anhang
PM_Schmerztag 2017_Verleihung Deutscher Schmerzpreis
https://idw-online.de/de/attachment56954

Quelle: idw

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Ein Fisch macht Schule: Mit dem Stör werden Kinder und Jugendliche zu Gewässerexperten

Angelina Tittmann Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)

Kleine Störe auf die Reise schicken, mit Kescher und Forschungsinstrumenten Gewässer entdecken und eigene Experimente und Exkursionen durchführen – all dies ermöglicht das Projekt „Wanderfisch“. Unter dem Motto „Einmal zum Meer und zurück: Auf Wanderschaft mit Stör, Lachs & Co.“ richtet sich das Projekt an Schulen und macht Kinder und Jugendliche zu Gewässerexpertinnen und -experten. Ab sofort können sich Einrichtungen für die kostenlose Teilnahme bewerben. „Wanderfisch“ wird vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) und BildungsCent e.V. durchgeführt und im Rahmen des Wissenschaftsjahres 2016*17 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.

BildungsCent und das IGB laden Schulklassen im Wissenschaftsjahr Meere und Ozeane ein, den Stör auf seiner Reise zwischen Fluss und Meer zu begleiten. Störe sind die größten Wanderfische unserer Breiten. Die bis zu fünf Meter langen Tiere lebten schon zu Zeiten der Dinosaurier. Heute sind sie fast ausgestorben. Nur in Frankreich existiert noch ein kleiner Bestand. Ein umfangreiches Wiederansiedlungsprogramm sowie die Verbesserung der Lebensräume sollen die Wanderfische eines Tages wieder in unsere Flüsse zurückbringen.

Ihre beschwerliche Reise zwischen dem Meer, wo sie ausreichend Nahrung finden, und unseren Flüssen, in denen sie ihre Eier ablegen, treten Störe gleich mehrfach in ihrem langen Leben an. „Aufgrund dieser Lebensweise sind Störe und andere Wanderfische auf frei fließende und saubere Gewässer angewiesen“, erklärt IGB-Experte Dr. Jörn Geßner, der sich seit über 20 Jahren für die Wiederansiedlung dieser stark bedrohten Tiere einsetzt. An der Lebensweise der Störe lassen sich deshalb Themen wie Artenschutz, Gewässerverbauung und -verschmutzung, Konflikte zwischen Wirtschaft und Naturschutz sowie die Verbindung von Fluss und Meer besonders anschaulich und praxisnah vermitteln.

Es ist Zeit, rauszugehen: Vielseitige Materialien unterstützen Gewässerprojekte
Das Projektteam hat ein umfangreiches Angebot an Materialien zusammengestellt: „Mit Becherlupen, Keschern, Fernglas und Bestimmungsbüchern befüllt, lädt unser GewässerRucksack ein, die heimischen Gewässer zu entdecken“, sagt Bianca Neumann von BildungsCent. „Zudem erhalten teilnehmende Schulen ein GewässerPäckchen, das mit vielen Projekt- und Exkursionsideen, Bauanleitungen für Forschungsinstrumente und Gewässerexperimenten Schülerinnen und Schüler ins nachhaltige Handeln bringt.“ So werden Schülerinnen und Schüler aktiv an Fragestellungen und Lösungsansätzen des Arten- und Gewässerschutzes beteiligt.

Das Projekt Wanderfisch bietet Schulen auch die Möglichkeit, sich aktiv an einer Stör-Besatzaktion an der Oder und anderen deutschen Flüssen zu beteiligen. Einrichtungen können sich außerdem eine kostenlose Ausstellung rund um die Themen Stör, Fluss und Meer ausleihen.

Wanderfisch richtet sich primär an die 1. bis 7. Klassenstufe. Schulen und Bildungseinrichtungen können sich ab sofort mit ihren geplanten Gewässerprojekten für die kostenlose Teilnahme bewerben: http://www.wanderfisch.info/bewerbungsformular

Die ersten 50 Schulen erhalten einen GewässerRucksack. Zusätzlich gehen 200 GewässerPäckchen an Lehrerinnen und Lehrer, die mit ihren Schülerinnen und Schülern eigene Gewässerprojekte umsetzten möchten.

Weitere Informationen sowie Materialien bündelt die Wanderfisch-Website unter: http://www.wanderfisch.info

Ansprechpartner:
Bianca Neumann
BildungsCent e.V.
Schulkontakte und Anmeldung
030 610 81 44 68
bneumann@bildungscent.de

Madeleine Ammar
Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)
Projektkoordination
030 641 81 975
ammar@igb-berlin.de

Dr. Jörn Geßner
Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)
Projektleitung
030 641 81 626
sturgeon@igb-berlin.de

Zum Wanderfisch-Film:
In einem kurzen Film für Kinder und Jugendliche erzählt Wanderfisch die Geschichte des Störs und erklärt, warum die Fische vom Aussterben bedroht sind und was wir dagegen tun können:
https://youtu.be/f6Xriulzj64

Zum Wanderfisch-Poster:

Das Poster zeigt, welche Stationen Störe und andere Wanderfische auf ihrer Reise meistern. Es steht auf der Wanderfisch-Website zum Download zur Verfügung und wird mit den Gewässer-Päckchen an teilnehmende Schulen und Einrichtungen versandt:
http://www.wanderfisch.info/sites/default/files/media-files/download-files/17011…

Über das Wissenschaftsjahr 2016*17 – Meere und Ozeane:
Die Meeresforschung ist Thema des Wissenschaftsjahres 2016*17. Zu 71 Prozent bedecken Ozeane und Meere unseren Planeten. Sie sind Klimamaschine, Nahrungsquelle, Wirtschaftsraum – und sie bieten für viele Pflanzen und Tiere Platz zum Leben. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler untersuchen die Ozeane seit Jahrhunderten; und doch sind sie noch immer geheimnisvoll und in weiten Teilen unerforscht. Im Wissenschaftsjahr 2016*17 – Meere und Ozeane geht es um die Ergründung der Gewässer, ihren Schutz und eine nachhaltige Nutzung. Die Wissenschaftsjahre sind eine Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gemeinsam mit Wissenschaft im Dialog (WiD). Sie tragen als zentrales Instrument der Wissenschaftskommunikation Forschung in die Öffentlichkeit. Das Wissenschaftsjahr 2016*17 wird vom Konsortium Deutsche Meeresforschung (KDM) als fachlichem Partner begleitet.

Weitere Informationen unter http://www.wissenschaftsjahr.de

Über das IGB:
http://ww.igb-berlin.de

Das IGB ist das bundesweit größte Forschungszentrum für Binnengewässer. Es verbindet Grundlagen- und Vorsorgeforschung, bildet den wissenschaftlichen Nachwuchs aus und berät Politik und Gesellschaft in Fragen des nachhaltigen Gewässermanagements. Forschungsschwerpunkte sind u.a. die Langzeitentwicklung von Seen, Flüssen und Feuchtgebieten angesichts sich rasch ändernder Umweltbedingungen, die Renaturierung von Ökosystemen, die Biodiversität aquatischer Lebensräume sowie Technologien für eine ressourcenschonende Aquakultur. Die Arbeiten erfolgen in enger Kooperation mit den Universitäten und Forschungsinstitutionen der Region Berlin/Brandenburg und weltweit. Das IGB gehört zum Forschungsverbund Berlin e. V., einem Zusammenschluss von acht natur-, lebens- und umweltwissenschaftlichen Instituten in Berlin. Die vielfach ausgezeichneten Einrichtungen sind Mitglieder der Leibniz-Gemeinschaft.

Über BildungsCent e.V.:
http://www.bildungscent.de

Seit 2003 arbeitet BildungsCent e.V. mit Sitz in Berlin im gesamten Bundesgebiet mit 5.000 Schulen und Bildungseinrichtungen zusammen. Zweck der gemeinnützigen Organisation ist die Förderung einer neuen und nachhaltigen Lehr- und Lernkultur. Alle Programme von BildungsCent e.V. verfolgen das Ziel, die Schule als einen Lebensraum zu entwickeln, in dem die Schülerinnen und Schüler ihre Potenziale entfalten und an der Gestaltung des Schullebens und ihrer Umwelt aktiv teilhaben. BildungsCent e.V. betrachtet Schulen als entscheidende Orte gesellschaftlicher Transformation hin zu mehr Nachhaltigkeit im Sinne der 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung der Agenda 2030 der Vereinten Nationen.

Anhang
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Quelle: idw

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Univesität in Landau sucht Teilnehmer für Online-Befragung zum Thema Berufsalltag

Bernd Hegen Referat Öffentlichkeitsarbeit
Universität Koblenz-Landau

Will man die Herausforderungen des Berufsalltags gut meistern, ist neben Fachkenntnissen auch die Fähigkeit gefragt, sich selbst zu motivieren oder Emotionen wie Ärger oder Frust zu regulieren. Das Zentrum für Empirische Pädagogische Forschung (zepf) der Universität in Landau führt derzeit eine Studie zu den so genannten personalen Kompetenzen am Arbeitsplatz durch.

Will man die Herausforderungen des Berufsalltags gut meistern, ist neben Fachkenntnissen auch die Fähigkeit gefragt, sich selbst zu motivieren oder Emotionen wie Ärger oder Frust zu regulieren. Das Zentrum für Empirische Pädagogische Forschung (zepf) der Universität in Landau führt derzeit eine Studie zu den so genannten personalen Kompetenzen am Arbeitsplatz durch.

Die Befragung dauert rund 15 Minuten und fragt das Verhalten zu verschiedenen Situationen in der Büro- und Arbeitswelt ab. Die Wissenschaftler wollen herausfinden, auf welche Verhaltensstrategien Personen zurückgreifen, um die Anforderungen im Berufsalltag zu bewältigen und welche davon funktionieren. Für die Teilnahme sucht die Universität Berufstätige, ganz gleich in welchem Beruf oder auf welcher Position. Der Online-Fragebogen ist unter http://sitkom.zepf.eu erreichbar. Bei Rückfragen steht Christian Marquardt vom zepf per E-Mail unter marquardt@zepf.uni-landau.de zur Verfügung.

Kontakt:
Zentrum für Empirische Pädagogische Forschung (zapf)
Dipl.-Päd. Christian Marquardt
E-Mail: marquardt@zepf.uni-landau.de

Pressestelle Campus Landau
Kerstin Theilmann
Tel.: 06341 280-32219
E-Mail: ktheilmann@uni-koblenz-landau.de

Weitere Informationen:
http://sitkom.zepf.eu Homepage der Befragung

Quelle: idw

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Lachs mit Nebenwirkungen / Aquakulturen belasten die Flüsse

Susanne Hufe Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ

Lecker, vielseitig verwendbar, ein hoher Gehalt an lebensnotwendigen Omega-3-Fettsäuren: Lachse gehören zu den beliebtesten Speisefischen überhaupt. In den Handel kommen neben Wildfängen vor allem Tiere aus Zuchtbetrieben, die allerdings Flüsse, Seen und Meere verschmutzen können. Doch wie groß ist dieses Problem? Dieser Frage sind deutsche und chilenische Wissenschaftler unter Leitung des UFZ nachgegangen. Sie haben die gelösten organischen Verbindungen untersucht, die durch Lachsfarmen in Chiles Flüsse gelangen, und warnen im Fachjournal Scientific Reports davor, dass diese Substanzen die Ökosysteme massiv belasten und ganze Lebensgemeinschaften verändern.

Lachse führen ein ziemlich abwechslungsreiches Leben. Während die erwachsenen Fische im Meer zuhause sind, wandern sie zur Fortpflanzung die Flüsse hinauf und legen ihre Eier in den Kiesbetten der Oberläufe ab. Dort schlüpft der Nachwuchs, wächst eine Zeit lang im sauberen, sauerstoffreichen Wasser heran und macht sich dann auf den Weg Richtung Meer. Wer die beliebten Speisefische züchten will, muss ihnen also je nach Alter unterschiedliche Lebensbedingungen bieten.
Chilenische Fischfarmer tun das, indem sie sich am natürlichen Lebenszyklus der Lachse orientieren. An den klaren Flüssen, die vom Anden-Hauptkamm Richtung Pazifik fließen, haben sie einige hundert Aufzucht-Stationen für die Eier und die jüngsten Tiere eingerichtet. Etwas größere Lachse leben dann in Käfigen in den Seen des südamerikanischen Landes, und die Erwachsenen ziehen schließlich in ähnliche Unterkünfte um, die vor der Küste im Meer verankert sind. Auf diese Weise haben Chiles Aquakulturen 2012 rund 820.000 Tonnen Lachs im Wert von knapp fünf Milliarden US-Dollar produziert. Seit Jahren rangiert das Land auf der Liste der weltweit wichtigsten Lachsproduzenten auf Platz zwei nach Norwegen.

Folgen für die Umwelt?
Aus den Käfigen für die mittelgroßen und großen Fische rieseln Kot, Futterreste und andere Substanzen in die Seen und Küstengewässer des Landes. Und aus etlichen der eigentlich extrem sauberen und naturbelassenen Flüsse leiten die Betriebe Wasser für ihre Aufzuchtstationen ab. Sie pumpen es durch die Becken der Junglachse und leiten es ein Stück weiter unten wieder ein – und zwar in keinem guten Zustand.
Statt klarem Wasser fließt unterhalb solcher Anlagen oft eine nach Fisch stinkende Brühe talwärts – was für Anwohner, Touristen und Wasserlebewesen gleichermaßen eine Belastung ist. „Es darf inzwischen zwar kein völlig trübes Wasser mehr eingeleitet werden“, berichtet UFZ-Biologe Dr. Norbert Kamjunke. Die darin enthaltene Menge von Partikeln muss unter bestimmten Grenzwerten bleiben. Daher klären die Aquakulturen ihr Abwasser inzwischen mithilfe von Absetzbecken und Rotationsfiltern. Für gelöste Substanzen aber gibt es solche Vorschriften nicht, diese fließen nach wie vor ohne jede Behandlung oder Überwachung in die Gewässer. Und zwar in gewaltigen Mengen.

In einer früheren Studie haben Norbert Kamjunke und seine Kollegen herausgefunden, dass in solchen Anlagen für 50 Tonnen gezüchteten Lachs rund 40 Tonnen gelöstes organisches Material in den Flüssen landen. Zu diesen Substanzen, die Chemiker unter dem Kürzel DOM (Dissolved Organic Matter) zusammenfassen, gehören zum Beispiel die flüssigen Ausscheidungen der Lachse, sowie aufgelöste Reste von Futter und Kot. „Es sind aber auch Desinfektionsmittel und Antibiotika dabei“, erklärt er. Doch aus welchen Verbindungen besteht dieser Cocktail genau? Und was bewirkt er in den Gewässern? Das haben die Forscher nun zum ersten Mal genau untersucht.
Zum Einsatz kamen dabei die modernsten Methoden der chemischen Analytik. Mithilfe von Fluoreszenz-Messungen, hochauflösender Massenspektrometrie und Kern-Magnet-Resonanz-Spektroskopie haben die Forscher das Abwasser von vier chilenischen Aquakulturen sowie Proben aus den oberhalb und unterhalb gelegenen Flussabschnitten unter die Lupe genommen. Bei der Probenahme haben sie dabei mit Kollegen der Universidad Austral de Chile in Valdivia zusammengearbeitet, die späteren Messungen erfolgten am Helmholtz-Zentrum München. „So konnten wir sehr genau bestimmen, welche DOM-Moleküle in welchen Konzentrationen das jeweilige Wasser enthält“, erklärt Norbert Kamjunke.

Dabei hat sich herausgestellt, dass jeder der Flüsse von Natur aus einen etwas anderen chemischen Fingerabdruck hat. Strömt er durch waldreiche Gebiete, enthält sein Wasser zum Beispiel viele Huminstoffe. Ein hoher Anteil von Schwefelverbindungen ist dagegen typisch für Gewässer in Vulkanregionen. Es gibt aber auch Gemeinsamkeiten. So ist in den naturnahen Flussabschnitten generell wenig organisches Material gelöst. Und diese geringe Fracht besteht aus Verbindungen, die für Bakterien schwer zu knacken sind. „Es herrschen dort also sehr nährstoffarme Bedingungen“, resümiert Norbert Kamjunke.
Durch die Einleitung der Aquakultur-Abwässer aber ändert sich das Bild. Diese Anlagen setzen große Mengen von leicht abbaubaren Verbindungen frei. Vor allem Kohlenhydrate, Proteine und deren Bausteine sowie Lipide finden sich unterhalb der Anlagen in viel höheren Konzentrationen als oberhalb. Die Aquakulturen verpassen den nährstoffarmen Flüssen also eine Art Düngerschub.

Was bedeutet das für die Gewässer und ihre Bewohner?
Auch dieser Frage sind die Forscher in ihrer Studie nachgegangen. Mithilfe von Laser-Scanning-Mikroskopen haben sie den glitschigen Überzug untersucht, der auf Steinen im Flussbett wächst. Oberhalb der Aquakulturen fanden sich in diesen sogenannten Biofilmen reichlich winzige Algen. Unterhalb waren diese Organismen deutlich seltener, dafür gab es sehr viel mehr Bakterien. „Dadurch aber verändert sich das ganze Ökosystem“, erklärt Norbert Kamjunke.
Die Algen am Grund der naturnahen Gewässer spielen nämlich aus mehreren Gründen eine wichtige Rolle. Zum einen produzieren sie Sauerstoff, zum anderen bieten sie Nahrung für zahlreiche winzige Weidetiere. Schnecken grasen den Belag ebenso ab wie Eintags- oder Steinfliegenlarven. Und die wiederum stehen auf dem Speiseplan von Fischen. „Ohne die Algen fehlt diesem ganzen Nahrungsnetz die Grundlage“, sagt Norbert Kamjunke. Doch das ist nicht der einzige Punkt, in dem sich die Lebensbedingungen durch das Abwasser der Aquakulturen verändern. Denn während die Bakterien unterhalb der Anlagen das gelöste organische Material abbauen, verbrauchen sie reichlich Sauerstoff. Und zu niedrige Sauerstoff-Konzentrationen bedeuten für viele an saubere Fließgewässer angepasste Arten das Ende.

Die starke Aktivität der Bakterien, die das Team unterhalb der Lachszuchtbetriebe gemessen hat, führt andererseits aber auch zur Reinigung des Wassers. „Trotzdem sollte man die Flüsse nicht als natürliche Kläranlagen missbrauchen“, betont Norbert Kamjunke. Denn zum einen verdienen die sauberen und unbelasteten Gewässer mitsamt ihren Bewohnern besonderen Schutz. Zum anderen muss das Wasser unterhalb der Anlagen erst ein ganzes Stück flussabwärts strömen, bis es wieder sauber ist. Wie lang diese Strecke ist, hängt von den äußeren Umständen ab. Am effektivsten arbeiten die kleinen Wasserreiniger bei hohen Temperaturen und langsamen Fließgeschwindigkeiten. Unter solchen Umständen haben sie die Belastung rund 2,7 Kilometer unterhalb der Anlage wieder abgebaut, zeigt eine frühere Studie der Magdeburger Forscher. „Im Winter brauchen sie allerdings eine deutlich längere Fließstrecke“, sagt Norbert Kamjunke. Und die haben sie in den kurzen Andenflüssen nicht immer zur Verfügung.

Die Forscher plädieren daher dafür, auch für die eingeleiteten DOM-Konzentrationen Grenzwerte einzuführen. Ihre Erkenntnisse über die Aktivitäten der Bakterien können dabei helfen, diese so festzulegen, dass die Gewässer nicht überlastet werden. Die Aquakulturen müssten dann ihr Abwasser vor dem Einleiten besser reinigen – beispielsweise mithilfe von sogenannten Tropfkörpern. Das sind im Prinzip große Röhren voller Steine, auf denen Biofilme wachsen. Oben wird das Abwasser eingeleitet, unten kommt es von den Bakterien geklärt wieder heraus. „Unsere Ergebnisse zeigen auch, wie groß solche Anlagen sein müssten“, erklärt Norbert Kamjunke. Denn aus den gemessenen Abbauraten lässt sich berechnen, wie viel Steinoberfläche man für die gewünschte Reinigungsleistung braucht.
Die Forscher ziehen aus ihrer Studie aber noch einen weiteren Schluss. Sie halten es nicht für sinnvoll, an den chilenischen Flüssen noch weitere Aquakulturen einzurichten. Für neue Lachsfarmen in den Seen haben die Behörden bereits einen Genehmigungsstopp verhängt. Daher gibt es bei den Betreibern nun Überlegungen, auch die Haltung der mittelgroßen Lachse von den Seen in die Flüsse zu verlegen. „Das könnte theoretisch durchaus klappen“, meint Norbert Kamjunke. „Ökologisch gesehen aber wäre es überhaupt keine gute Idee“.

Publikation:
Norbert Kamjunke, Jorge Nimptsch, Mourad Harir, Peter Herzsprung, Philippe Schmitt-Kopplin, Thomas R. Neu, Daniel Graeber, Sebastian Osorio, JoseValenzuela, Juan Carlos Reyes, Stefan Woelfl, Norbert Hertkorn (2017): Land-based salmon aquacultures change the quality and bacterial degradation of riverine dissolved organic matter,
Scientific Reports 7, 43739; doi: 10.1038/srep43739

Weiterführende Informationen:
Dr. Norbert Kamjunke
UFZ-Department Fließgewässerökologie
Telefon: +49 391 810 9434
Mail: norbert.kamjunke@ufz.de
http://www.ufz.de/index.php?en=39563

Weitere Informationen:
http://www.ufz.de/index.php?de=36336&webc_pm=9/2017

Quelle: idw

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Lupinensamen: Gesundheitliche Beeinträchtigungen bei bitterem Geschmack möglich

Dr. Suzan Fiack Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR)

BfR empfiehlt, auf eigenmächtige Entbitterung von Lupinensamen zu verzichten
Seit einigen Jahren werden die Samen von Lupinen vermehrt in der Lebensmittelproduktion verwendet – etwa zur Herstellung von glutenfreien Back- und Teigwaren oder diätetischen Produkten für Milcheiweißallergiker. In manchen europäischen und nordafrikanischen Ländern werden die Samen der Lupinen auch als Knabberartikel konsumiert. Je nach botanischer Art und geographischer Herkunft der Lupinen können ihre Samen bittere Chinolizidinalkaloide enthalten. Werden diese Alkaloide in einem sogenannten „Entbitterungsprozess“ nicht fachgerecht entfernt, können sie beim Menschen Vergiftungssymptome auslösen, die das Nerven-, Kreislauf- und Verdauungssystem betreffen. „Beim Kauf von unverarbeiteten Lupinensamen ist meist kaum ersichtlich, ob es sich um Bitterlupinensamen handelt, die giftige Alkaloide enthalten, oder um Süßlupinensamen, die ohne weitere Verarbeitung verzehrt werden können“, sagt BfR-Präsident Professor Dr. Dr. Andreas Hensel. In der Vergangenheit wurden vereinzelt Vergiftungsunfälle durch Bitterlupinensamen in Deutschland berichtet. „Das BfR empfiehlt Verbraucherinnen und Verbrauchern, die über keine eigene Sachkunde verfügen, auf eindeutig als Süßlupinensamen oder als bereits entbitterte Bitterlupinensamen ausgewiesene Erzeugnisse zurückzugreifen und auf die eigene Entbitterung von Lupinensamen zu verzichten.“

Für den Zeitraum von 2010 bis 2016 wurden dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) von den Giftinformationszentren Daten von ca. 30 konkreten Fällen mit Vergiftungssymptomen unterschiedlichen Schweregrades, ausgelöst durch Bitterlupinensamen, übermittelt. Darüber hinaus wurden in der internationalen Literatur Berichte von Vergiftungsunfällen durch Bitterlupinensamen mit teils schwerwiegenden Verläufen veröffentlicht. In der Regel waren diese Fälle auf eine ungenügende küchentechnische Entbitterung von Bitterlupinensamen zurückzuführen.

Ein bitterer Geschmack von Lupinensamen oder den aus ihnen hergestellten Erzeugnissen kann ein Indikator für die Anwesenheit von gesundheitlich unerwünschten Lupinenalkaloiden sein. Auch sollte das bitter schmeckende Einweichwasser von Lupinensamen in keinem Fall verzehrt bzw. zur Zubereitung von Speisen verwendet werden.

Lebensmittel mit Lupinensamen werden derzeit in Deutschland nur selten verzehrt. In einer deutschlandweiten, repräsentativen „Verbraucherbefragung zum Verzehr von Lupinensamen“ im Auftrag des BfR gaben 19 % der Studienteilnehmerinnen und Studienteilnehmer an, dass ihnen die Essbarkeit von Lupinensamen bekannt war. Von diesen wiederum hatten 46 % schon einmal bewusst ein industriell hergestelltes oder selbst zubereitetes lupinensamenhaltiges Lebensmittel gegessen. Der Anteil der Befragten, die überhaupt schon einmal Lebensmittel mit Lupinensamen bewusst gegessen haben, ist mit 9,2 % gering. Der Anteil derjenigen, die dafür unverarbeitete Lupinensamen kauften und selbst weiterverarbeiteten, liegt bei 1,2 %.

Herstellern von lupinensamenhaltigen Lebensmitteln empfiehlt das BfR, nur Lupinensamen in den Verkehr zu bringen, die ohne weitere haushaltstechnische Entbitterungsprozesse verzehrsfähig sind. Dies können Süßlupinensamen sein, die von sich aus niedrige Alkaloidgehalte aufweisen, oder Bitterlupinensamen, die vom Hersteller bereits ausreichend entbittert wurden. Bei Mehl aus Lupinensamen zur Abgabe an Verbraucher sollte von Herstellerseite sichergestellt sein, dass es aus Lupinensamen hergestellt wurde, die alkaloidarm sind bzw. ausreichend entbittert wurden.

Eine ausführliche Risikobewertung von Alkaloidgehalten in Lupinensamen hat das BfR in einer Stellungnahme veröffentlicht:

http://www.bfr.bund.de/cm/343/risikobewertung-des-alkaloidvorkommens-in-lupinens…

Über das BfR
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ist eine wissenschaftlich unabhängige Einrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Es berät die Bundesregierung und die Bundesländer zu Fragen der Lebensmittel-, Chemikalien- und Produktsicherheit. Das BfR betreibt eigene Forschung zu Themen, die in engem Zusammenhang mit seinen Bewertungsaufgaben stehen.

In diesem Jahr feiert das BfR sein 15-jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass hat das BfR eine Jubiläumsbroschüre herausgegeben, die unter http://www.bfr.bund.de/de/publikation/broschueren-660.html kostenlos heruntergeladen oder bestellt werden kann.

Quelle: idw

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Neues Forschungsvorhaben analysiert Optionen für Biogas-Bestandsanlagen bis 2030

Paul Trainer M.A. Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Biomasseforschungszentrum

Bis zum Jahr 2030 wird eine Vielzahl von Biogasanlagen aus der Förderung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) fallen und der Anteil fluktuierender erneuerbarer Energien am Energiesystem gleichzeitig zunehmen. Für Anlagenbetreiber ergibt sich hieraus eine Vielzahl neuer Anforderungen. In einem vom Umweltbundesamt (UBA) beauftragten Forschungsvorhaben sollen Optionen aufgezeigt werden, wie Bestandsanlagen ökonomisch und ökologisch sinnvoll weiterbetrieben werden könnten und dabei einen Beitrag zur Veränderung des Energiesystems leisten können.

Im Projektverbund mit der Deutschen Energie-Agentur (dena), dem Fraunhofer-Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik (IWES) und der Kanzlei Becker Büttner Held Rechtsanwälte Wirtschaftsprüfer Steuerberater (BBH) untersucht das Deutsche Biomasseforschungszentrum im Forschungsvorhaben „Optionen für Biogas-Bestandsanlagen bis 2030 aus ökonomischer und energiewirtschaftlicher Sicht“ Perspektiven von Biogas-Bestandsanlagen in Deutschland. Im Fokus des zweijährigen Verbundprojektes steht die Frage, welche Optionen für einen Weiterbetrieb von Biogasanlagen bis 2030 existieren und welche Perspektiven sich für die jeweiligen Sektoren (Verkehr, Strom, Wärme) entsprechend der Ausbauziele mit erneuerbaren Energien und der nationalen Klimaschutzziele ergeben.

In insgesamt vier Arbeitspaketen werden verschiedene Aspekte zur perspektivischen Weiterentwicklung von Bestandsanlagen erforscht und u.a. die Fragen untersucht, welche alternativen Anlagenkonzepte besonders wertvoll für das sich verändernde Energiesystem sind, für welche Bestandsanlagen die Umrüstung zu einem dieser Konzepte technisch möglich, ökonomisch tragbar und ökologisch sinnvoll ist und welche Hemmnisse bei der Umsetzung solcher alternativen Anlagenkonzepte bestehen. „Ziel des Vorhabens ist es, gegenüber Betreibern von Bestandsbiogasanlagen zu definieren, welche Maßnahmen für die Umsetzung alternativer Anlagenkonzepte zu ergreifen sind und politischen Entscheidungsträger gleichzeitig möglichst konkrete Vorschläge für die notwendigen Anpassungen, u.a. der rechtlichen Rahmenbedingungen mitzugeben“, fasst die Projektleiterin am DBFZ, Jaqueline Daniel-Gromke, die Zielrichtung des Projekts zusammen.

Das FuE-Vorhaben wurde vom Umweltbundesamt im Rahmen des EVUPLAN (FKZ: 37EV 16 111 0) ausgeschrieben und umfasst eine Projektlaufzeit von zwei Jahren (1/2017-2/2019). Anfang November 2017 sollen die ausgewählten Anlagenkonzepte und die Bewertungs-Matrix im Rahmen eines Experten-Workshops beim Umweltbundesamt in Dessau vorgestellt und diskutiert werden.

Projektpartner:
DBFZ Deutsches Biomasseforschungszentrum gemeinnützige GmbH
Deutsche Energieagentur – dena
Fraunhofer-Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik (IWES)
Kanzlei Becker Büttner Held Rechtsanwälte Wirtschaftsprüfer Steuerberater (BBH)

Smart Bioenergy – Innovationen für eine nachhaltige Zukunft
Das Deutsche Biomasseforschungszentrum arbeitet als zentraler und unabhängiger Vordenker im Bereich der energetischen und stofflichen Biomassenutzung an der Frage, wie die begrenzt verfügbaren Biomasseressourcen nachhaltig und mit höchster Effizienz und Effektivität zum bestehenden und zukünftigen Energiesystem beitragen können. Im Rahmen der Forschungstätigkeit identifiziert, entwickelt, begleitet, evaluiert und demonstriert das DBFZ die vielversprechendsten Anwendungsfelder für Bioenergie und die besonders positiv herausragenden Beispiele gemeinsam mit Partnern aus Forschung, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Mit der Arbeit des DBFZ soll das Wissen über die Möglichkeiten und Grenzen einer energetischen und integrierten stofflichen Nutzung nachwachsender Rohstoffe in einer biobasierten Wirtschaft insgesamt erweitert und die herausragende Stellung des Industriestandortes Deutschland in diesem Sektor dauerhaft abgesichert werden – www.dbfz.de.

Wissenschaftlicher Kontakt
Jaqueline Daniel-Gromke
Tel. +49 (0)341 2434-441
E-Mail: jaqueline.daniel-gromke@dbfz.de

Weitere Informationen:

https://www.dbfz.de/presse/pressemitteilungen-2017/neues-forschungsvorhaben-anal…

Quelle: idw

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Mädchen können besser lesen, Jungen besser rechnen? So einfach ist es nicht!

Philip Stirm Referat Kommunikation
Deutsches Institut für Internationale Pädagogische Forschung

Forscherinnen und Forscher des DIPF haben herausgefunden, dass der Einfluss des Geschlechts auf die Leistungen von Schulkindern je nach sozialer Herkunft unterschiedlich ausfällt. Verallgemeinernde Aussagen über den Bildungserfolg DER Jungen oder DER Mädchen greifen also zu kurz, da deren Leistungsunterschiede sozial bedingt variieren.

Jungen bleiben häufiger sitzen und machen seltener Abitur. Mädchen zeigen wiederum schlechtere Schulleistungen in Mathematik. Das geht aus aktuellen Daten hervor, etwa vom Statistischen Bundesamt oder aus der PISA-Studie. Die Kennzahlen scheinen eine deutliche Sprache zu sprechen, weswegen in der öffentlichen Diskussion oft ein schnelles Urteil gefällt wird: Von den „Jungen als Bildungsverlierern“ oder davon, dass Mathematik „kein Mädchenfach“ sei, ist immer wieder die Rede. „Dabei wird jedoch übersehen, dass Jungen und Mädchen keine homogenen sozialen Gruppen sind“, gibt Josefine Lühe zu bedenken. In einer Studie hat die Bildungsforscherin gemeinsam mit weiteren Wissenschaftlern des Deutschen Instituts für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF) herausgefunden, dass sich der Einfluss der Geschlechtszugehörigkeit auf die Schulleistungen je nach sozialem Hintergrund unterscheidet. Sie empfiehlt daher, mit generalisierenden Aussagen zum Bildungserfolg nur aufgrund des Geschlechts vorsichtig zu sein.

Über die wechselseitige Wirkung von sozialem Hintergrund und Geschlechtszugehörigkeit auf die Schulleistungen ist bislang nur wenig systematisches Wissen vorhanden. An diese Forschungslücke knüpfen Lühe und ihre Kollegen Dr. Michael Becker, Dr. Marko Neumann und Professor Dr. Kai Maaz an. Sie untersuchten Daten zu 3935 Schülerinnen und Schülern aus der sechsten Klasse von knapp 90 öffentlichen Berliner Grundschulen. Die Daten waren im Rahmen der BERLIN-Studie, der langjährigen Begleituntersuchung der Berliner Schulstrukturreform, erhoben worden. Die Forscherinnen und Forscher konzentrierten sich auf die Ergebnisse von Leistungstests in Lesen, Mathematik und Englisch sowie auf die Angaben der Eltern zu ihrem sozio-ökonomischen Status in Fragebögen. Das Team errechnete anschließend mittels statistischer Regressionsanalysen die Beziehung zwischen den Variablen.

Die Ergebnisse bestätigen zunächst die bekannten Befunde, dass Mädchen im Lesen und in Englisch, Jungen in Mathematik besser abschneiden. „Der Effekt der Geschlechtszugehörigkeit wird jedoch durch den sozio-ökonomischen Status der Jungen und Mädchen moderiert“, so Lühe. Das bedeutet, dass die Leistungsunterschiede zwischen den Geschlechtern je nach sozialem Hintergrund unterschiedlich ausfallen – in allen drei getesteten fachlichen Bereichen. Ein weiterer Befund: Im Vergleich mit den Mädchen ist bei den Jungen der Zusammenhang zwischen der sozialen Herkunft und der Leistung größer. Ihre Leistungen steigen also bei einem höheren sozio-ökonomischen Status stärker an und fallen umgekehrt bei einem niedrigeren Status deutlicher ab.

Weiterführende Erklärungen für die Effekte können die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler anhand dieser Untersuchungen noch nicht geben. Sie verweisen aber darauf, dass sich möglicherweise gesellschaftliche Stereotypen auswirken. In Familien mit einem niedrigeren sozio-ökonomischen Status könnte beispielsweise die Vorstellung verbreiteter sein, dass es unmännlich sei, fleißig für die Schule zu lernen. Die Analysen könnten nun erweitert werden, etwa auf Kinder im ländlichen Raum oder auf andere Altersgruppen, Schulsysteme und Bundesländer. Als praktische Implikation hält Josefine Lühe aber schon jetzt fest: „Wenn es zum Beispiel um die Entwicklung und Anwendung von pädagogischen Fördermaßnahmen für Kinder geht, sollte man von stereotypen Vorstellungen von DEN Jungen oder DEN Mädchen besser abrücken.“

Die Studie wird im Detail in einem Beitrag für die Zeitschrift für Erziehungswissenschaft beschrieben:
http://bit.ly/Leistungsunterschiede_Geschlecht_soziale_Herkunft

Kontakt:
Studie: Josefine Lühe, DIPF, +49 (0)30 293360-223, luehe@dipf.de
Presse: Philip Stirm, DIPF, +49 (0)69 24708-123, stirm@dipf.de, http://www.dipf.de

Über das DIPF:
Das Deutsche Institut für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF) trägt mit empirischer Bildungsforschung, digitaler Infrastruktur und gezieltem Wissenstransfer dazu bei, Herausforderungen im Bildungswesen zu bewältigen. Das von dem Leibniz-Institut erarbeitete und dokumentierte Wissen über Bildung unterstützt Wissenschaft, Politik und Praxis im Bildungsbereich – zum Nutzen der Gesellschaft.

Über die BERLIN-Studie:
Die Studie ist die wissenschaftliche Begleituntersuchung der Berliner Schulstrukturreform. Zentrale Bestandteile der Reform sind die Zusammenlegung der bisherigen Haupt-, Real- und Gesamtschulen zur neu eingeführten Integrieren Sekundarschule (ISS) und die Neugestaltung des Übergangsverfahrens in die weiterführenden Schulen. Die Begleituntersuchung ist ein Kooperationsprojekt des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung, des DIPF und des Leibniz-Instituts für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik (IPN).

Weitere Informationen:
http://bit.ly/Leistungsunterschiede_Geschlecht_soziale_Herkunft – detaillierte Beschreibung der Studie in einem Beitrag für die Zeitschrift für Erziehungswissenschaft

Quelle: idw

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Wie bei Hempels unter dem Sofa

Dr. Anne Hardy Public Relations und Kommunikation
Goethe-Universität Frankfurt am Main

In Familien von Kindern mit ADHS beobachten Forscher häufiger inadäquates Erziehungsverhalten, ein negatives emotionales Klima und Haushaltschaos. Wie diese Faktoren zusammenhängen, hat eine Arbeitsgruppe der Goethe-Universität jetzt untersucht. Mit einem überraschenden Ergebnis.

FRANKFURT. „Wir sind davon ausgegangen, dass die Eltern von Kindern mit ADHS es wegen der Symptome ihrer Kinder schwer haben, Strukturen und Routinen aufrecht zu erhalten. Das Haushaltschaos beeinträchtigt wiederum das emotionalen Klima und das Elternverhalten“, erklärt Dr. Andrea Wirth, wissenschaftliche Mitarbeiterin in der pädagogischen Psychologie an der Goethe-Universität.

In die Studie gingen Daten von insgesamt 84 Kindern im Alter von 7 bis 13 Jahren ein, von denen 31 Kinder der ADHS-Gruppe und 53 Kinder der Kontrollgruppe zugewiesen wurden. Das Erziehungsverhalten wurde mit Hilfe eines standardisierten Fragenbogens erfasst, in dem abgefragt wird, wie intensiv sich Eltern um ihre Kinder kümmern, sie loben oder kritisieren, wie konsistent ihre Erziehung ist und ob sie körperlich strafen. Um das familiäre emotionale Klima zu erfassen, forderten die Psychologen ein Elternteil auf, fünf Minuten über das Kind zu sprechen und die Persönlichkeit des Kindes sowie die Beziehung zum Kind zu beschreiben. Das Haushaltschaos wurde wiederum mit einem standardisierten Test erhoben.

Erwartungsgemäß zeigten die Eltern von Kindern mit ADHS mehr inadäquates Erziehungsverhalten, kritisierten ihre Kinder häufiger und berichteten über ein höheres Haushaltschaos als die Eltern der Kontrollkinder. Zur Überraschung der Psychologen schätzten Eltern von Kindern mit ADHS aber die Beziehung zu ihren Kindern als positiver ein als Eltern von Kindern ohne ADHS. Die Forscher vermuten als möglichen Grund unter anderem, dass einige der teilnehmenden Familien bereits in eine Therapie eingebunden waren, da sowohl für medikamentöse als auch für verhaltenstherapeutische Interventionen Verbesserungen der Eltern-Kind-Beziehung nachgewiesen sind.

Die genaue Beziehung der drei Konstrukte wurde mit Hilfe von statistischen Analysen (Mediationsanalysen) untersucht. „Haushaltschaos scheint so etwas wie ein Mechanismus zu sein, durch den die Symptome der Kinder mit ADHS sich negativ auf das Erziehungsverhalten der Eltern auswirken“, so Andrea Wirth. Jedoch scheint sich eine chaotische Umgebung nicht auf das emotionale Klima in der Familie auszuwirken. Das ist im Widerspruch zu früheren Studien, die einen Zusammenhang zwischen inadäquatem Elternverhalten und emotionalem Klima festgestellt hatten. „Ein sehr chaotischer und unstrukturierter Haushalt, der durch die ADHS-Symptomatik der Kinder mitbedingt ist, erschwert es den Eltern, autoritativ zu erziehen. Gleichzeitig ist anzunehmen, dass die Eltern trotz des herrschenden Chaos ihre Kinder mögen, positiv über sie sprechen und es genießen, Zeit mit ihnen zu verbringen.“

Künftig will die Arbeitsgruppe am LOEWE-Zentrum Idea, dem Andrea Wirth angehört, Empfehlungen erarbeiten, die Eltern dabei unterstützen, das Familienleben zu ordnen, Routinen und Rituale zu stärken und die Organisation des Familienalltags zu verbessern. Also z.B.: Bei den Hausaufgaben Radio und Fernseher ausschalten, Telefongespräche hinter geschlossenen Türen führen, Gäste nur zu bestimmten Zeiten empfangen und Hausaufgaben alleine in einem ruhigen Raum machen.

Information: Dr. Andrea Wirth, Abteilung Pädagogische Psychologie, Fachbereich 5, Campus Westend, Tel.: (069) 798-35398, wirth@psych.uni-frankfurt.de.

Aktuelle Nachrichten aus Wissenschaft, Lehre und Gesellschaft in GOETHE-UNI online (www.aktuelles.uni-frankfurt.de)

Die Goethe-Universität ist eine forschungsstarke Hochschule in der europäischen rankfurt. 1914 mit privaten Mitteln überwiegend jüdischer Stifter gegründet, hat sie seitdem Pionierleistungen erbracht auf den Feldern der Sozial-, Gesellschafts- und Wirtschaftswissenschaften, Medizin, Quantenphysik, Hirnforschung und Arbeitsrecht. Am 1. Januar 2008 gewann sie mit der Rückkehr zu ihren historischen Wurzeln als Stiftungsuniversität ein hohes Maß an Selbstverantwortung. Heute ist sie eine der drittmittelstärksten und drei größten Universitäten Deutschlands mit drei Exzellenzclustern in Medizin, Lebenswissenschaften sowie Geistes- und Sozialwissenschaften. Zusammen mit der Technischen Universität Darmstadt und der Universität Mainz ist sie Partner der länderübergreifenden strategischen Universitätsallianz Rhein-Main(siehe auch www.uni-frankfurt.de/59086401/rhein-main-allianz). Internet: www.uni-frankfurt.de

Herausgeberin: Die Präsidentin der Goethe-Universität Redaktion: Dr. Anne Hardy, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Abteilung PR & Kommunikation, Theodor-W.-Adorno-Platz 1, 60323 Frankfurt am Main,
Tel: 069 798-12498, Fax: 069 798-763 12531, hardy@pvw.uni-frankfurt.de

Quelle: idw

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Klimakiller Kuh: Methan-Ausstoß von Vieh könnte bis 2050 um über 70 Prozent steigen

Sabine Wendler Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum Pressestelle
Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseen

Kühe gelten als Klimakiller und in Zukunft werden sie sogar einen deutlich höheren Anteil an der Klimaerwärmung haben. Wissenschaftler des Senckenberg, der Royal Botanic Gardens, Kew und des Scotland Rural College, haben herausgefunden, das Futterpflanzen in wärmeren Regionen einen geringeren Nährwert haben. Rinder fressen daher mehr und stoßen mehr Methan aus. Im Zuge des Klimawandels, der damit verbundenen Temperaturerhöhung und weltweit wachsender Tierbestände könnte der Methan-Ausstoss von Vieh demzufolge bis 2050 um über 70 % steigen. Das wiederum würde den Treibhauseffekt verstärken. Die Studie ist soeben im Fachjournal „Biogeosciences“ erschienen.

Weltweit stehen heute 1,5 Milliarden Rinder auf der Weide: Dieses scheinbar idyllische Bild wird schnell zerstört, wenn man die Klimabilanz der Wiederkäuer betrachtet. Wenn die Tiere verdauen, stossen sie Methan aus. Das hat es in sich: das Gas heizt das Weltklima 25-mal stärker an als Kohlendioxid. Wissenschaftler des Senckenberg, der Royal Botanic Gardens Kew und des Scotland Rural College haben jetzt modelliert, wie sich der Methan-Ausstoß durch Rinder zukünftig entwickeln könnte und dabei insbesondere deren Futterpflanzen unter die Lupe genommen.

„Je nach Klimaszenario könnte der Methan-Ausstoß jeder Kuh bis 2050 um bis zu 4,5 Prozent ansteigen. Wenn man jetzt noch bedenkt, dass die Viehbestände drastisch steigen werden, könnte Vieh im Jahr 2050 Methan in einer Menge emittieren, die dem Erwärmungspotential von 4,7 Giga Tonnen Kohlendioxid entspricht. Das wäre ein über 70 Prozent höherer Wert als zum gegenwärtigen Zeitpunkt. Verantwortlich ist der sinkende Nährwert der Futterpflanzen“, fasst Dr. Peter Manning, Wissenschaftler am Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum in Frankfurt, die Ergebnisse zusammen.

Wie die Auswertung diverser Studien ergab, haben Futterpflanzen in wärmeren Gebieten verglichen mit kühleren Klimata einen geringeren Nährwert. In wärmeren Regionen dominieren Pflanzen mit geringerem Protein- und höherem Ballaststoffgehalt. Wahrscheinlich handelt es sich dabei um eine Anpasung der Pflanzen an Hitzestress und Wassermangel beispielweise durch dickere Blätter und Stängel. In wärmeren Gebieten müssen die Kühe daher mehr Pflanzenmaterial fressen und verdauen länger, wobei das Klimagas Methan ensteht.

Da durch den Klimawandel die Temperaturen weltweit steigen, erwarten die Wissenschaftler, dass sich Futterpflanzen und ihre Gemeinschaften verändern und deren Nährwert global abnimmt. Dr. Mark Lee, Wissenschaftler an den Royal Botanic Gardens, Kew: „Was wir beobachten, ist ein Teufelkreis. Kühe produzieren bei ihrer Verdauung Methan, das unseren Planeten aufheizt. Dieser Temperaturanstieg führt zu Futterpflanzen, die schwerer zu verdauen sind und länger im Magen bleiben. Damit wird mehr noch Methan freigesetzt, was wiederum die Erwärmung vorantreibt. “

Doch nicht nur diese positive Rückkopplung, die bisher nicht in Klimamodellen berücksichtigt wurde, dürfte den Methan-Ausstoß durch Vieh ansteigen lassen. Sorge bereitet den Forschern vor allem, dass durch den weltweit steigenden Fleischkonsum die Anzahl von Rindern immer stärker wächst. Interessanterweise sind die Hotspots der steigenden Methan-Emissionen, Nord-Amerika, Zentral- und Osteuropa und Asien auch die Regionen, die gegenwärtig den größten Anstieg an Viehhaltung verzeichnen.

„Um den Anstieg des Methan-Ausstoßes zu verhindern, müssten wir die Viehhaltung in den Regionen, die sich am schnellsten erwärmen, begrenzen oder nährstoffreichere Pflanzen kultivieren. Es ist aber auch wichtig, den individuellen Fleischkonsum zu reduzieren und der globalen Zunahme des Fleischkonsums – mit all seinen Folgen für das Weltklima, die wir beispielsweise hier im Zusammenhang mit Methan untersucht haben – entgegenzuwirken“, resümmiert Manning.

Kontakt
Dr. Peter Manning
Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum
Tel. 069- 7542 1913
Peter.manning@senckenberg.de

Sabine Wendler
Pressestelle
Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum
Tel. 069- 7542 1818
Sabine.wendler@senckenberg.de

Royal Botanical Gardens, Kew
Pressestelle
Tel. +44 (0)20 8332 5607
pr@kew.org

Publikation
Lee, M.A et al. (2017): Forage quality declines with rising temperatures, with implications for livestock production and methane emissions. Biogeosciences, doi: 10.5194/bg-14-1403-2017

Pressemitteilung und Bildmaterial finden Sie auch unter www.senckenberg.de/presse

Die Natur mit ihrer unendlichen Vielfalt an Lebensformen zu erforschen und zu verstehen, um sie als Lebensgrundlage für zukünftige Generationen erhalten und nachhaltig nutzen zu können – dafür arbeitet die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung seit nunmehr 200 Jahren. Ausstellungen und Museen sind die Schaufenster der
Naturforschung, durch die Senckenberg aktuelle wissenschaftliche Ergebnisse mit den Menschen teilt und Einblicke in vergangene und gegenwärtige Veränderungen der Natur vermittelt. Die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung ist ein Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Das Senckenberg Naturmuseum in Frankfurt am Main wird von der Stadt Frankfurt am Main sowie weiteren Sponsoren und Partnern gefördert. Mehr Informationen unter www.senckenberg.de.

200 Jahre Senckenberg! 2017 ist Jubiläumsjahr bei Senckenberg – die 1817 gegründete Gesellschaft forscht seit 200 Jahren mit Neugier, Leidenschaft und Engagement für die Natur. Seine 200-jährige Erfolgsgeschichte feiert Senckenberg mit einem bunten Programm, das aus vielen Veranstaltungen, eigens erstellten Ausstellungen und einem großen Museumsfest im Herbst besteht. Natürlich werden auch die aktuelle Forschung und zukünftige Projekte präsentiert. Mehr Infos unter: www.200jahresenckenberg.de

The Royal Botanic Gardens, Kew is a world famous scientific organisation, internationally respected for its outstanding collections as well as its scientific expertise in plant diversity, conservation and sustainable development in the UK and around the world. Kew Gardens is a major international and a top London visitor attraction. Kew’s 132 hectares of landscaped gardens, and Kew’s country estate, Wakehurst, attract over 1.5 million visits every year. Kew was made a UNESCO World Heritage Site in July 2003 and celebrated its 250th anniversary in 2009. Wakehurst is home to Kew’s Millennium Seed Bank, the largest wild plant seed bank in the world. www.kew.org

Scotland’s Rural College (SRUC) delivers comprehensive skills, education and business support for Scotland’s land-based industries, founded on world class and sector-leading research, education and consultancy. www.sruc.ac.uk

Anhang
PM zum Download
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Quelle: idw

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„Seit Anbeginn der Zeit“ – DNA bestätigt einzigartige Bindung australischer Ureinwohner an ihr Land

Petra Mader Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte / Max Planck Institute for the Science of Human History

Die DNA aus Haarproben der Ureinwohner Australiens zeigt ein ausgeprägtes geographisches Muster, das darauf hindeutet, dass die jeweiligen Bevölkerungsgruppen bis zu 50.000 Jahre lang in derselben Region siedelten. Die heute in Nature veröffentlichten Ergebnisse betonen damit die einzigartige Bindung der Ureinwohner Australiens zu ihrem Land und zeichnen erstmals eine detaillierte genetische Karte Australiens vor Ankunft der Europäer. Die Studie entstand im Rahmen des Aboriginal Heritage Projects unter Leitung der Universität Adelaide und des South Australian Museums, an dem auch Wolfgang Haak, vom Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte in Jena maßgeblich beteiligt ist.

Die Ureinwohner Australiens sind dem Land, das sie besiedeln, in besonderer Weise verbunden. So siedeln die rund 400 Sprach- und Regionalgruppen bereits seit bis zu 50.000 Jahren – und damit seit kurz nach der Besiedlung Australiens überhaupt – kontinuierlich in derselben Region. Das zeigt die DNA aus Haarproben von Aborigines, die im South Australian Museum in Adelaide aufbewahrt werden.

Die Sammlung von über 5000 Haarproben, die durch einen wahren Schatz an vielfältigen kulturellen, sprachlichen, genealogischen und geographische Daten bereichert wird, stammt aus Expeditionen des Anthropologischen Forschungsvorstands der Universität Adelaide zwischen 1928 und den 1970er Jahren. Die Haarspender waren mehrheitlich Nachfahren erster und zweiter Generation von Familien, die nach der Besiedlung Australiens durch die Europäer aus vielen Regionen Australiens zwangsweise in Gemeinden und Missionen wie Cherbourg in Queensland, sowie Koonibba und Point Pearce in Südaustralien umgesiedelt wurden.

Für ihre Studien analysierten die Wissenschaftler die mitochondriale DNA von 111 Haarproben, welche die Rückverfolgung der mütterlichen Linie ermöglicht und mit dem in den Genealogien dokumentierten ursprünglichen Geburts- oder Herkunftsort der ältesten mütterlichen Vorfahrin verknüpft werden konnte. Sowohl die Gewinnung der Haarproben als auch die jetzige Analyse durch die Wissenschaftler erfolgte mit Zustimmung der Haarspender bzw. ihrer Familien.

Die Ergebnisse zeigen, dass die modernen Aborigines Australiens die Nachfahren einer einzigen Gründerpopulation sind, die vor 50 000 Jahren Australien besiedelte, als es noch im Urkontinent „Sahul“ durch eine Landbrücke mit Neuguinea verbunden war. Nach Anstieg des Meeresspiegels spaltete sich die Population weiter auf und breitete sich innerhalb von nur 1 500 bis 2 000 Jahren entlang der Ost- und Westküste Australiens aus. Irgendwo im Süden des Kontinents trafen diese zwei Ströme dann wieder aufeinander, wo die frühesten archäologischen Funde auf 48 000 Jahr datieren.

„Überraschenderweise scheint es so, dass die Populationsmuster aus dieser Zeit die nächsten fast 50.000 Jahre überdauerten. Das zeigt, dass die ersten Besiedler des Kontinents sich rasch regional aufgliederten und ihren jeweiligen geografischen Regionen treu blieben und zwar selbst dann, wenn es keine natürlichen Grenzen zwischen diesen Regionen gab“, sagt Professor Alan Cooper, Projektleiter und Direktor des ACAD. „Das ist weltweit einmalig und liefert überzeugende Beweise für die bemerkenswerte kulturelle und spirituelle Bindung der Aborigines an ihr Land. Wir hoffen, dass dieses Projekt zu einer Umschreibung der Australischen Geschichtsbücher führt. Sie werden in Zukunft auch eine detaillierte Geschichte der Ureinwohner Australiens enthalten und darüber berichten, was es bedeutet, 50 000 Jahre in einem Land gelebt zu haben – das ist in etwa zehn Mal so lang wie die gesamte Geschichte Europas, die üblicherweise gelehrt wird.“

Das Aboriginal Heritage Project unter Leitung des Australischen Zentrums für Alte DNA (ACAD) der Universität Adelaide und des South Australian Museums ist auf Jahrzehnte angelegt. Ziel des Projekts ist es, Menschen, die Aborigine-Herkunft haben, aber kulturell entwurzelt sind, zu ermöglichen, ihre regionale Herkunft nachzuvollziehen und ihre genealogische Familiengeschichte zu rekonstruieren. Darüber hinaus soll das Projekt die Rückführung von australischen Artefakten (Kulturgütern) unterstützen, welche in Überseesammlungen der Kolonialzeit aufbewahrt werden.

„Wir Aborigines haben immer gewusst, dass wir seit Anbeginn der Zeit auf unserem Land waren“, sagt Kaurna Mr Lewis O’Brien, einer der damaligen Haarspender und heute Mitglied des wissenschaftlichen Beirats der Studie. „Es ist jedoch wichtig, dies mit Hilfe von moderner Wissenschaft dem Rest der Welt zu zeigen. Dies ist ein aufregendes Projekt und wir hoffen, dass es Menschen aus unserer ‚Gestohlenen Generation‘ und anderen dabei helfen wird, sich wieder mit ihren Familien zu vereinen.“

„Die ehemalige staatliche Politik der Zwangsumsiedlung und der gezielten Wegnahme von Kindern, der sogenannten ‚Gestohlenen Generation‘ macht die Rekonstruktion der genetischen Geschichte der ursprünglichen Bevölkerung Australiens zu einem schwierigen Unterfangen, da diese Agenda einen großen Teil der physischen und spirituellen Verbindung zwischen Gruppen und ihrem Land im heutigen Australien zerstört hat“, sagt Dr. Wolfgang Haak, ehemals Wissenschaftler am ACAD und Co-Initiator der Studie, und heute Forschungsgruppenleiter am Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte in Jena. „Die umfangreichen Aufzeichnungen der anthropologischen Teams um Norman Tindale und Joseph Birdsell zeigen nicht nur eine enorme wissenschaftliche Weitsicht, sondern eröffnen uns eine wirklich einzigartige Gelegenheit, die eigentliche Menschheitsgeschichte Australiens zu schreiben. Dafür möchte ich im Besonderen auch den Familien in Cherbourg, Koonibba und Point Pearce danken, die uns nicht nur herzlich empfangen haben, sondern dieses Projekt mit Begeisterung unterstützen.“

Die zukünftige Forschung wird sich auch auf die väterlichen Linien und das Genom des Zellkerns erstrecken. Teammitglied Dr. Ray Tobler, Postdoktorand am ACAD und väterlicherseits mit Aborigine-Abstammung, hat ein Stipendium des australischen Forschungsrats (ARC), um die AHP-Forschung zu erweitern und zu untersuchen, inwieweit die Jahrtausende währende „Standorttreue“ in verschiedenen Lebensräumen die bemerkenswerte phänotypische Vielfalt heutiger Ureinwohner Australiens geprägt hat.

Weitere Forschungspartner
Weitere Forschungspartner sind die La Trobe University, die Deakin University und das National Center for Indigenous Genomics in Canberra. Das Projekt wird durch das ARC-Linkage Programm mit zusätzlicher Forschungsförderung der Australian Genome Research Facility, Bioplatforms Australia, dem ARC Center of Excellence für Mathematische und Statistische Grenzen und der National Geographic Society finanziert.

Orginalveröffentlichung
Ray Tobler, Adam Rohrlach, Julien Soubrier1, Pere Bover, Bastien Llamas, Jonathan Tuke, Nigel Bean, Ali Abdullah-Highfold, Shane Agius, Amy O’Donoghue, Isabel O’Loughlin, Peter Sutton5, Fran Zilio, Keryn Walshe, Alan N. Williams, Chris S.M. Turney, Matthew Williams, Stephen M. Richards, Robert J. Mitchell, Emma Kowal, John R. Stephen, Lesley Williams, Wolfgang Haak, and Alan Cooper: Aboriginal mitogenomes reveal 50,000 years of regionalism in Australia. Nature. Doi:10.1038/nature21416

Weitere Informationen
Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte
Dr. Wolfgang Haak
Forschungsgruppenleiter Molekulare Anthropologie
+49 3641 686-642

Quelle: idw

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Wetter-Extreme: Menschheit verändert wahrscheinlich gigantische Luftströme

Jonas Viering, Sarah Messina Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung

Die Zunahme verheerender sommerlicher Wetter-Extreme steht wahrscheinlich in Verbindung mit dem vom Menschen verursachten Klimawandel, wie immer mehr Belege zeigen. Gigantische Luftströme umkreisen die Erde, wellenförmig schwingen sie zwischen Tropen und Arktis auf und ab. Diese planetaren Wellen transportieren Wärme und Feuchte. Wenn sie ins Stocken kommen, können Dürren oder Fluten entstehen. Die globale Erwärmung durch Treibhausgase aus fossilen Brennstoffen schafft Bedingungen, welche ein solches Stocken begünstigen, so hat jetzt ein internationales Team von Wissenschaftlern herausgefunden.

„Die kalifornische Dürre 2016, die Überschwemmung in Pakistan 2010 und die Hitzewelle in Europa 2003 zählen alle zu einer äußerst beunruhigenden Serie von Extremen“, sagt Michael Mann von der Pennsylvania State University in den USA, Leit-Autor der in Scientific Reports erscheinenden Untersuchung. „Solche Ereignisse treten öfter auf, als durch die direkte Wirkung der globalen Erwärmung zu erwarten wäre. Also muss es hier einen zusätzlichen Effekt des Klimawandels geben. In Daten aus Computer-Simulationen wie auch aus Beobachtungen sehen wir Veränderungen, die ungewöhnlich anhaltende, extreme Mäander des Jet-Streams begünstigen, und diese wiederum unterstützen das Entstehen von Wetter-Extremen. Die Menschheit stand schon lange im Verdacht, zu diesen Mustern beizutragen. Aber jetzt entdecken wir einen deutlichen Fingerabdruck der menschlichen Aktivität.“

+++ Wie aus Sonnentagen eine heftige Hitzewelle wird +++

„Wenn dasselbe Wetter wochenlang anhält, dann kann in einer Region aus sonnigen Tagen eine heftige Hitzewelle werden, oder Dauerregen führt zu Fluten“, erklärt Ko-Autor Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK). „Dies tritt unter besonderen Bedingungen auf, die eine sogenannte quasi-resonante Verstärkung begünstigen. Diese lässt die Nord-Süd-Windungen des Jetstreams sehr groß werden, und sie lässt die Vorwärtsbewegung der Wellen von West nach Ost stocken. Hier den menschlichen Fingerabdruck dingfest zu machen, das ist fortgeschrittene Detektivarbeit.“

Luftströme werden großteils von Temperaturunterschieden zwischen dem Äquator und den Polen angetrieben. Weil die Arktis sich schneller erwärmt als andere Regionen, nehmen diese Temperaturunterschiede ab. Außerdem erwärmen sich die Landmassen schneller als die Ozeane, besonders im Sommer. Beide Veränderungen wirken sich auf die weltumspannenden Winde aus. Hierzu zählen auch die gigantischen Luftströme, die planetare Wellen genannt werden, weil sie die Nördliche Halbkugel in Form großer Kurven zwischen Tropen und Arktis umkreisen. Die Wissenschaftler entdeckten eine besondere Verteilung von Temperaturen gerade während der Zeiten, in denen die östliche Vorwärtsbewegung der planetaren Wellen stockte, wie Satellitendaten zeigen.

+++ Temperaturmessungen seit 1870 bestätigen Erkenntnisse aus Satellitendaten +++

„Hochwertige Satellitendaten gibt es erst seit vergleichsweise kurzer Zeit – zu kurz, um belastbare Rückschlüsse zu ziehen, wie diese Episoden des Stockens der planetaren Wellen sich über die Zeit hinweg verändert haben. Verlässliche Temperaturmessungen hingegen gibt es seit etwa 1870. Deshalb haben wir diese Messdaten genommen, um die Veränderungen über die Zeit hinweg zu rekonstruieren“, sagt Ko-Autor Kai Kornhuber, ebenfalls vom PIK. „Wir haben uns Dutzende verschiedener Klimamodelle – Computer-Simulationen, CMIP5 genannt – wie auch Beobachtungsdaten angeschaut. Und es stellte sich heraus, dass die Temperaturverteilung, die das Stocken der planetaren Wellen begünstigt, in fast 70 Prozent der Simulationen zugenommen hat.“

Interessanterweise ist der größte Teil dieser Veränderungen erst in den letzten vier Jahrzehnten aufgetreten. „Dass der Jetstream sich öfter über lange Zeit stark windet, ist ein recht neues Phänomen – das macht es noch bedeutsamer“, sagt Ko-Autor Dim Coumou von der Abteilung für Wasser und Klimarisiken an der VU Universität in Amsterdam. „Wir müssen das weiter untersuchen; neben den guten Belegen haben wir weiterhin auch offene Fragen. In jedem Fall sollten solche nicht-lineare Reaktionen des Erdsystems auf die globale Erwärmung besser vermieden werden. Wir können die Risiken der Zunahme von Wetterextremen begrenzen, wenn wir unseren Ausstoß von Treibhausgasen begrenzen.“

Artikel: Michael E. Mann, Stefan Rahmstorf, Kai Kornhuber, Byron A. Steinman, Sonya K. Miller, Dim Coumou (2017): Influence of Anthropogenic Climate Change on Planetary Wave Resonance and Extreme Weather Events. Scientific Reports [DOI: 10.1038/srep45242 2]

Weblink zum Artikel, sobald er veröffentlicht ist (innerhalb 24 Stunden nach Sperrfristende): www.nature.com/articles/srep45242

Weblink zu einem Video, dass die „Planetaren Wellen“ erklärt (nur auf Englisch verfügbar): https://www.youtube.com/watch?v=MzW5Isbv2A0

Kontakt für weitere Informationen:
Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, Pressestelle
Telefon: +49 (0)331 288 2507
E-Mail: presse@pik-potsdam.de
Twitter: @PIK_Klima
www.pik-potsdam.de

Quelle: idw

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Männer mit gestörtem Zuckerstoffwechsel sollten kohlenhydratreiches Essen am Abend meiden

Dr. Gisela Olias Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke

Wie eine Ernährungsstudie unter Führung des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung (DIfE), einem Partner des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung, zeigt, beeinflusst auch die sogenannte innere Uhr, wie Menschen mit einer Zuckerstoffwechselstörung auf kohlenhydratreiches Essen reagieren. So wirkte sich bei Männern mit Prädiabetes der abendliche Verzehr von reichlich stärke- und zuckerhaltigen Lebensmitteln negativ auf die Blutzuckerregulation aus. Im Vergleich dazu spielte bei gesunden Studienteilnehmern der Zeitpunkt der Kohlenhydrataufnahme keine wesentliche Rolle für die Blutzuckerregulation.

Die Wissenschaftler um Katharina Keßler, Andreas F. H. Pfeiffer, Olga Pivovarova und Natalia Rudovich vom DIfE publizierten ihre Ergebnisse nun in der Fachzeitschrift Scientific Reports (Kessler et al. 2017; DOI: 10.1038/srep44170).

Seit Langem ist bekannt, dass die sogenannte innere Uhr eine Rolle für die Regulation von Stoffwechselprozessen spielt und auch der Zuckerstoffwechsel einer bestimmten Tagesrhythmik unterliegt. Zudem weisen neuere Studien an Nagern darauf hin, dass die innere Uhr auch beeinflusst, wie der Stoffwechsel auf die Zufuhr von Kohlenhydraten oder Fetten reagiert und dass bestimmte Zeitfenster für den Verzehr einer kohlenhydratreichen oder fettreichen Kost aus gesundheitlicher Sicht besser geeignet sind als andere. Ebenso kamen Beobachtungsstudien am Menschen zu dem Ergebnis, dass Personen, die morgens kohlenhydratreich, aber fettarm essen, ein vermindertes Risiko für Typ-2-Diabetes oder das metabolische Syndrom besitzen. Letzteres ist durch Symptome wie übermäßige Fetteinlagerungen im Bauchraum, Bluthochdruck sowie einen gestörten Zucker- und Fettstoffwechsel charakterisiert. Das genaue Zusammenspiel zwischen der Ernährungsweise und der tagesrhythmischen Regulation des Zuckerstoffwechsels ist jedoch noch nicht hinreichend erforscht.

Um mehr über die physiologischen Mechanismen zu erfahren, die diesem Zusammenspiel zugrunde liegen, führten die Wissenschaftler am DIfE eine Ernährungsstudie an insgesamt 29 Männern durch. Sie waren im Schnitt etwa 46 Jahre alt und hatten einen durchschnittlichen Body-Mass-Index von 27, das heißt, sie waren normal- bis stark übergewichtig. Bei 11 Personen stellten die Wissenschaftler zu Beginn der Studie eine Zuckerstoffwechselstörung fest. Das bedeutet, die Teilnehmer hatten bereits erhöhte Nüchtern-Blutzuckerwerte oder ihre Blutzuckerwerte sanken nach einem Zuckerbelastungstest deutlich langsamer ab als normal. Bei den restlichen 18 Studienteilnehmern war die Blutzuckerregulation dagegen nicht gestört, ihre Glukosetoleranz war also normal.

Während der Studie mussten die Studienteilnehmer für jeweils vier Wochen zwei unterschiedliche Diäten A und B* einhalten. Beide Diäten lieferten dieselbe Menge an Kalorien, Kohlenhydraten, Fetten und Eiweiß, jedoch unterschieden sie sich darin, zu welcher Tageszeit die Teilnehmer vorwiegend Kohlenhydrate oder Fette verzehrten. So aßen Studienteilnehmer nach Diätplan A von morgens bis 13:30 Uhr kohlenhydratbetont und von 16:30 bis 22:00 Uhr fettbetont. Nach Diätplan B verzehrten sie vormittags fettreiche und nachmittags und abends kohlenhydratreiche Speisen. Begleitend zu den jeweiligen Ernährungsumstellungen untersuchten die Wissenschaftler verschiedene Stoffwechselwerte der Studienteilnehmer.

„Wie unsere Studie zeigt, ist es zumindest für Männer mit einer Zuckerstoffwechselstörung relevant, zu welcher Tageszeit sie eine kohlenhydratreiche Mahlzeit verzehren. Verglichen wir die nach den beiden Diäten gemessenen Blutzuckerwerte, so lagen ihre Blutzuckerspiegel nach Diät B um durchschnittlich 7,9 Prozent höher als nach Diät A, bei der die Teilnehmer abends fettbetont aßen. Interessanterweise konnten wir diesen Effekt bei den gesunden Männern nicht beobachten, obwohl wir generell sowohl bei den gesunden als auch den vorbelasteten Personen eine Abnahme der Glukosetoleranz im Tagesverlauf feststellten. Diese fiel bei Letzteren allerdings deutlich stärker aus“, sagt Erstautorin Keßler. Des Weiteren beobachteten die Forscher bei den vorbelasteten Männern eine veränderte Sekretion der Darmhormone Glucagon-like peptide-1 (GLP-1)** und Peptid YY (PYY)***, die zur Regulation des Zuckerstoffwechsels bzw. des Körpergewichts beitragen und deren Ausschüttung einer bestimmten Tagesrhythmik unterliegt. So sanken bei vorbelasteten Personen parallel zur deutlich ausgeprägten, nachmittäglichen Abnahme der Glukosetoleranz die Blutspiegel der beiden Hormone wesentlich stärker ab als bei gesunden Studienteilnehmern.

„Die zirkadiane Rhythmik der Hormonausschüttung beeinflusst also, wie wir auf Kohlenhydrate reagieren“, sagt Endokrinologe Pfeiffer, der am DIfE die Abteilung Klinische Ernährung leitet. Daher empfehlen Diabetologin Rudovich und Wissenschaftlerin Pivovarova insbesondere Menschen, die bereits unter einer Störung des Zuckerstoffwechsels leiden, sich nach ihrer inneren Uhr zu richten und am Abend kohlenhydratreiche Mahlzeiten zu meiden.

Hintergrundinformationen:
An der Untersuchung nahmen nur Männer teil, da die Untersuchung zirkadianer Rhythmen bei Frauen auf Grund des Menstruationszyklus erheblich erschwert ist.

* Bei beiden Diäten A und B lag der Gesamtanteil der Kohlenhydrate an der Energiezufuhr bei 50 Prozent, der der Fette bei 35 Prozent und der des Eiweiß bei 15 Prozent, was einer ausgewogenen Ernährung entspricht. In dem Zeitfenster, in dem verstärkt Kohlenhydrate verzehrt werden sollten, d. h. in der kohlenhydratreichen Diätphase, lag der Anteil der Kohlenhydrate an der Energiezufuhr bei 65 Prozent, der der Fette bei 20 Prozent und der des Eiweiß bei 15 Prozent. Dagegen lag in der fettbetonten Diätphase der Anteil der Kohlenhydrate an der Energiezufuhr bei 35 Prozent, der der Fette bei 50 Prozent und der des Eiweiß bei 15 Prozent. Jeweils 50 Prozent der täglich aufgenommenen Kalorien entfiel auf die kohlenhydrat- bzw. die fettreiche Phase.

** Glucagon-like peptide-1 (GLP-1): Im Darm setzen sogenannte L-Zellen GLP-1 frei, nachdem sie durch Kohlenhydrate (z. B. Zucker), Eiweiße oder Fette stimuliert wurden. Das Peptidhormon hat eine Halbwertszeit von weniger als zwei Minuten, stimuliert die Insulinfreisetzung und hemmt gleichzeitig die Ausschüttung des hormonellen Insulingegenspielers Glucagon. Beides führt dazu, dass der Blutzuckerspiegel sinkt. Zudem weisen Untersuchungen darauf hin, dass es die Insulinempfindlichkeit der Beta-Zellen in der Bauchspeicheldrüse wiederherstellt und gleichzeitig ihrem Absterben entgegenwirkt. Darüber hinaus verzögert es die Aufnahme von Kohlenhydraten aus dem Darm und wirkt sättigend (Quelle: Wikipedia).

*** Peptid YY (PYY) wird nach dem Essen von bestimmten Zellen der Darmschleimhaut ins Blut abgegeben. PYY hemmt die Magenentleerung, die exokrine Pankreassekretion sowie die Magensekretion. Hierdurch wird die Entleerung von fetthaltiger Nahrung in den Dünndarm verzögert und so eine bessere Verdauung ermöglicht. PYY beeinflusst ebenfalls sehr stark das Appetit- und Sättigungsgefühl und führt hierüber zu einer reduzierten Nahrungsaufnahme (Quelle: Wikipedia).

Das Deutsche Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE) ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Es erforscht die Ursachen ernährungsassoziierter Erkrankungen, um neue Strategien für Prävention, Therapie und Ernährungsempfehlungen zu entwickeln. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören die Ursachen und Folgen des metabolischen Syndroms, einer Kombination aus Adipositas (Fettsucht), Hypertonie (Bluthochdruck), Insulinresistenz und Fettstoffwechselstörung, die Rolle der Ernährung für ein gesundes Altern sowie die biologischen Grundlagen von Nahrungsauswahl und Ernährungsverhalten. Das DIfE ist zudem ein Partner des 2009 vom BMBF geförderten Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD; https://www.dzd-ev.de/).

Die Leibniz-Gemeinschaft (https://www.leibniz-gemeinschaft.de/start/) verbindet 91 selbständige Forschungseinrichtungen. Ihre Ausrichtung reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Raum- und Sozialwissenschaften bis zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute widmen sich gesellschaftlich, ökonomisch und ökologisch relevanten Fragen. Sie betreiben erkenntnis- und anwendungsorientierte Forschung, auch in den übergreifenden Leibniz-Forschungsverbünden, sind oder unterhalten wissenschaftliche Infrastrukturen und bieten forschungsbasierte Dienstleistungen an. Die Leibniz-Gemeinschaft setzt Schwerpunkte im Wissenstransfer, vor allem mit den Leibniz-Forschungsmuseen. Sie berät und informiert Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Leibniz-Einrichtungen pflegen enge Kooperationen mit den Hochschulen – u.a. in Form der Leibniz-WissenschaftsCampi, mit der Industrie und anderen Partnern im In- und Ausland. Sie unterliegen einem transparenten und unabhängigen Begutachtungsverfahren. Aufgrund ihrer gesamtstaatlichen Bedeutung fördern Bund und Länder die Institute der Leibniz-Gemeinschaft gemeinsam. Die Leibniz-Institute beschäftigen rund 18.600 Personen, darunter 9.500 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Der Gesamtetat der Institute liegt bei mehr als 1,7 Milliarden Euro.

Kontakt:
Prof. Dr. Andreas F. H. Pfeiffer
Abteilung Klinische Ernährung
Deutsches Institut für Ernährungsforschung
Potsdam-Rehbrücke (DIfE)
Arthur-Scheunert-Allee 114-116
14558 Nuthetal/Deutschland
Tel.: +49 (0)30 45051-4422
Tel.: +49 (0)33200 88-2771
E-Mail: afhp@dife.de
E-Mail: afhp@charite.de

PD Dr. Natalia Rudovich
Seit kurzem in der Schweiz tätig:
Division of Endocrinology and Diabetology
Department of Internal Medicine
Spital Bülach
Spitalstrasse 24
CH-8180 Bülach/Switzerland
Tel. +41 (0)44 863 25 30
E-Mail: natalia.rudovich@spitalbuelach.ch

Dr. Olga Pivovarova
Abteilung Klinische Ernährung
Deutsches Institut für Ernährungsforschung
Potsdam-Rehbrücke (DIfE)
Arthur-Scheunert-Allee 114-116
14558 Nuthetal/Deutschland
E-Mail: olga.pivovarova@dife.de

Katharina Keßler
Abteilung Klinische Ernährung
Deutsches Institut für Ernährungsforschung
Potsdam-Rehbrücke (DIfE)
Arthur-Scheunert-Allee 114-116
14558 Nuthetal/Deutschland
E-Mail: katharina.kessler@dife.de

Weitere Informationen:
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/28272464 Wissenschaftliche Kurzfassung der Studie in PubMed
http://www.dife.de/forschung/abteilungen/kurzprofil.php?abt=KLE Abteilung Klinische Ernährung am DIfE

Quelle: idw

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Rück- statt Fortschritt: Automatisches Vertretungsrecht für Eheleute gefährdet Patientenautonomie

lic. phil. Jürg Beutler Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN)

Am Mittwoch berät der Ausschuss für Recht und Verbraucherschutz des Bundestages in einer öffentlichen Anhörung über einen neuen Gesetzesentwurf, mit dem der Bundesrat das Vertretungsrecht für Ehegatten und Lebenspartner im Fall einer schweren Erkrankung oder eines Unfalls reformieren will. Die DGPPN bewertet das Gesetzesvorhaben in einer heute veröffentlichten Stellungnahme kritisch: Aus medizinischer Sicht ist eine Neuregelung weder notwendig noch sinnvoll und sollte aktuell nicht weiterverfolgt werden.

Eheleute und eingetragene Lebenspartner sollen künftig automatisch für den Partner Entscheidungen über medizinische Behandlungen treffen können, wenn dieser aufgrund einer psychischen Erkrankung oder einer körperlichen oder geistigen Behinderung dazu nicht mehr in der Lage ist. Das sieht ein Gesetzesentwurf des Bundesrats vor, zu dem das Bundeskabinett im Februar einen Änderungsantrag beschlossen hat. In einer öffentlichen Anhörung berät morgen der Ausschuss für Recht und Verbraucherschutz über beide Vorlagen.

Die DGPPN sieht die Entwürfe kritisch und empfiehlt in einer heute veröffentlichten Stellungnahme dringend, die Neuregelung nicht umzusetzen. „Die geplante Ermächtigung der Eheleute beschränkt das Selbstbestimmungsrecht der Betroffenen auf unnötige Weise. Wer im Fall seiner Einwilligungsunfähigkeit eine Vertretung durch seinen Partner wünscht, kann und sollte eine Vorsorgevollmacht und eine Patientenverfügung verfassen. Auch wenn sich der überwiegende Teil der Bevölkerung eine Vertretung durch den Partner wünscht, darf daraus nicht geschlossen werden, dass dies auch für die Menschen zutrifft, die keine schriftliche Vorausverfügung getroffen haben. Vielleicht ist in diesen Fällen genau das Gegenteil der Fall“, stellt DGPPN-Präsident Professor Arno Deister fest.

Aus Sicht der Fachgesellschaft setzt der Gesetzesentwurf deshalb ein falsches Signal. „Er würde in der Bevölkerung die falsche Überzeugung stärken, dass Vorausverfügungen gar nicht mehr notwendig seien. Damit würde in Deutschland die Patientenautonomie nicht weiter gefördert, sondern gefährdet.“, so Professor Thomas Pollmächer, der bei der DGPPN der Task-Force „Patientenautonomie“ vorsteht. „Gerade bei psychischen Erkrankungen gibt es immer wieder erhebliche Konflikte zwischen Partnern. In solchen Situationen ist oft ein unabhängiger Betreuer die wesentlich bessere Lösung. Die geplante pauschale Ermächtigung – und insbesondere auch das pauschale Recht zum Einblick in die Krankenakte – drängt Partner aber zu Entscheidungen, die das partnerschaftliche Verhältnis zu einem späteren Zeitpunkt enorm belasten können.“

In ihrer Stellungnahme führt die DGPPN eine Vielzahl weiterer Gründe auf, die gegen eine Umsetzung der Gesetzesvorlage sprechen.

Weitere Informationen:
http://www.dgppn.de/presse/pressemitteilungen/detailansicht/article//rueck-statt…

Quelle: idw

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Gefährdete Giganten: Große Süßwasser-Tierarten sind weltweit am stärksten vom Aussterben bedroht

Angelina Tittmann Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)

Süßwasser-Megafauna wie Flussdelfine, Krokodile oder Störe haben eine enorm große Bedeutung für ihr jeweiliges Ökosystem. In einer aktuellen Fachpublikation zeigen Forscher des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) gemeinsam mit internationalen Kollegen, wodurch diese großen Wirbeltierarten heute bedroht sind, und rufen dazu auf, sie gründlicher zu erforschen und besser zu schützen. So könnten auch Süßwasserökosysteme, die weltweit besonders stark vom Rückgang der Biodiversität betroffen sind, insgesamt effektiver bewahrt werden.

Viele große aquatische Wirbeltierarten, sogenannte Süßwasser-Megafauna, legen lange Wegstrecken zwischen ihren Brut- und Futterplätzen zurück. Sie sind auf durchgängige Fließgewässer angewiesen. Das macht sie jedoch besonders anfällig für die zunehmende Fragmentierung von Flussgebieten durch Dämme. Diese versperren beispielsweise dem Russischen Stör den Zugang zu 70 Prozent seiner Laichplätze vom Kaspischen Meer aus sowie sämtliche Laichplätze, die ursprünglich vom Schwarzen Meer aus erreichbar waren. Auch viele andere Arten wie die Amazonas-Seekuh, der Ganges-Flussdelfin und der Mekong-Riesenwels sind vom Staudammboom betroffen und gelten inzwischen als bedroht. „Die Fragmentierung von Lebensräumen ist neben der Übernutzung von Binnengewässern eine der zentralen Bedrohungen für Süßwasser-Megafauna“, sagt Fengzhi He. Der IGB-Wissenschaftler ist Hauptautor der Studie über das Verschwinden großer Wirbeltierarten aus Flüssen und Seen, die kürzlich in der Fachzeitschrift WIREs Water erschienen ist. Weltweit seien mehr als die Hälfte der Wirbeltiere, die in Süßwasserökosystemen leben und ausgewachsen mindestens 30 Kilogramm Gewicht auf die Waage bringen, nach der Roten Liste gefährdeter Arten der Weltnaturschutzunion (IUCN) gefährdet oder sogar akut vom Aussterben bedroht.

Dabei spielt die Süßwasser-Megafauna eine Schlüsselrolle in ihren jeweiligen Ökosystemen: Aufgrund ihrer Größe stehen viele Megafauna-Arten an der Spitze der Nahrungskette, ihre Ausrottung hätte Einfluss auf die meisten anderen Lebewesen im lokalen Ökosystem. So gestaltet beispielsweise der eurasische und amerikanische Biber durch seine Lebensweise ganze Flussläufe, was unter anderem Auswirkungen auf biochemische und hydrologische Prozesse hat; Mississippi-Alligatoren schaffen und erhalten in den Everglades kleine Teiche, die Lebensraum für viele Pflanzen und kleinere Tiere sind. „Die Bedeutsamkeit von Süßwasser-Megafauna für die Biodiversität und für den Menschen kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden“, so Fengzhi He. In der vorliegenden Publikation beschreibt er gemeinsam mit Kollegen der IUCN, der Universität Tübingen und der Queen Mary University of London, welche Faktoren Süßwasser-Megafauna bedrohen. Neben dem Verbau und der Fragmentierung der Gewässer durch Dämme sind dies Übernutzung, Umweltverschmutzung, Lebensraumzerstörung und Arteninvasion sowie die mit dem Klimawandel einhergehenden Änderungen.

Was Megafauna-Arten für den Einfluss von außen besonders anfällig macht, sind ihre lange Lebenserwartung, stattliche Körpergröße, späte Geschlechtsreife und geringe Fruchtbarkeit, so die Autoren. Trotz der akuten Bedrohung vieler Arten wurden sie in bisherigen wissenschaftlichen Bestrebungen zur Erforschung und zum Erhalt weitgehend vernachlässigt. Fengzhi He und seine Co-Autoren fordern, Verbreitungsmuster, Lebensgeschichte und Populationsdynamik von Süßwasser-Megafauna besser zu erforschen. Da Binnengewässer zu den weltweit am stärksten bedrohten Ökosystemen zählen und der Verlust der Biodiversität hier schneller voranschreitet als in marinen und terrestrischen Systemen, sei es umso wichtiger, nachhaltige Naturschutzstrategien für Süßwasserökosysteme und ihre Süßwasser-Megafauna zu entwickeln.

Link zur Studie
http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/wat2.1208/full

He, F., Zarfl, C., Bremerich, V., Henshaw, A., Darwall, W., Tockner, K. and Jähnig, S. C. (2017), Disappearing giants: a review of threats to freshwater megafauna. WIREs Water, e1208. doi:10.1002/wat2.1208

Ansprechpartner
Fengzhi He
Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)
Müggelseedamm 310, 12587 Berlin
fengzhi.he@igb-berlin.de

Dr. Sonja Jähnig
Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)
Justus-von-Liebig-Str. 7, 12489 Berlin
sonja.jaehnig@igb-berlin.de
+49 (0)30 6392 4085

Über das IGB:
http://www.igb-berlin.de

Das IGB ist das bundesweit größte Forschungszentrum für Binnengewässer. Es verbindet Grundlagen- und Vorsorgeforschung, bildet den wissenschaftlichen Nachwuchs aus und berät Politik und Gesellschaft in Fragen des nachhaltigen Gewässermanagements. Forschungsschwerpunkte sind u.a. die Langzeitentwicklung von Seen, Flüssen und Feuchtgebieten angesichts sich rasch ändernder Umweltbedingungen, die Renaturierung von Ökosystemen, die Biodiversität aquatischer Lebensräume sowie Technologien für eine ressourcenschonende Aquakultur. Die Arbeiten erfolgen in enger Kooperation mit den Universitäten und Forschungsinstitutionen der Region Berlin/Brandenburg und weltweit. Das IGB gehört zum Forschungsverbund Berlin e. V., einem Zusammenschluss von acht natur-, lebens- und umweltwissenschaftlichen Instituten in Berlin. Die vielfach ausgezeichneten Einrichtungen sind Mitglieder der Leibniz-Gemeinschaft.

Quelle: idw

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Schwangerschaft begünstigt neue, hochpathogene Grippevirus-Varianten

Dr. Franziska Ahnert Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Heinrich-Pette-Institut – Leibniz-Institut für Experimentelle Virologie

Die Immunantwort bei Schwangeren führt zu schweren Krankheitsverläufen und neuen, hochvirulenten H1N1-Stämmen

Die Immunantwort während der Schwangerschaft verstärkt nicht nur die Pathogenität von H1N1-Grippeviren, sondern begünstigt auch die Entstehung neuer, hoch-virulenter Stämme. Zu diesen Ergebnissen gelangt eine kooperative Studie der Forschungsgruppe Virale Zoonosen am Heinrich-Pette-Institut, Leibniz-Institut für Experimentelle Virologie (HPI) unter der Leitung von Prof. Gülsah Gabriel und dem Labor Feto-Maternale Medizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) unter der Leitung von Prof. Petra Arck, die nun in dem renommierten Fachjournal „Cell Host & Microbe“ erschienen ist.

Aus Sicht des Immunsystems stellt eine Schwangerschaft eine einzigartige Situation dar, denn der Fötus trägt zur Hälfte auch väterliche Antigene. „Das mütterliche Immunsystem reagiert mit einer gezielten Immuntoleranz, um sicherzugehen, dass der Fötus nicht wie ein Transplantat abgestoßen wird“, erklärt Prof. Petra Arck. „Bei einer Grippevirus-Infektion ist dagegen eine schnelle Immunantwort notwendig, um sich gegen die Viren zur Wehr zu setzen“ ergänzt Prof. Gülsah Gabriel. Aufgrund dieser entgegengesetzten immunologischen Anforderungen sind schwangere Frauen die größte Risiko-Gruppe für schwere, teilweise tödliche, Grippeverläufe. Über die genauen Ursachen dafür liegen bisher jedoch nur wenige Erkenntnisse vor.

In der nun erschienenen Studie ist es den Teams um Gabriel und Arck gelungen, die Vorgänge im Immunsystem bei einer Infektion mit dem Grippevirus pH1N1 während einer Schwangerschaft genauer zu charakterisieren. Mithilfe eines Mausmodells konnte gezeigt werden, dass die anti-virale Immunantwort in trächtigen Muttertieren deutlich abgeschwächt ist und die Infektion sehr viel schwerer verläuft als bei den nicht-trächtigen Tieren. Zudem ist es gelungen, die Bildung neuer, hochvirulenter Grippevirus-Varianten in den trächtigen Tieren nachzuweisen.

„Unsere Ergebnisse zeigen eindrucksvoll, wie wichtig es ist, dass sich gerade schwangere Frauen mit einer Impfung vor Grippeinfektionen schützen. Zudem können die Erkenntnisse aber auch die Grundlage für neue therapeutische Ansätze liefern“, erklärt Prof. Gülsah Gabriel, Leiterin der HPI-Forschungsgruppe „Virale Zoonosen und Adaptation“.

Gefördert wurde die Forschungsarbeit mit Mitteln des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF) sowie dem Fonds National de la Recherche Luxembourg. Weiterhin ist die Studie in die durch die Deutsche Forschungsgesellschaft geförderte Klinische Forschergruppe 296 zum Thema „Feto-Maternale Immunität“ eingebettet, welche Frau Prof. Arck als Sprecherin vertritt.

Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „Cell Host & Microbe“ veröffentlicht:
Géraldine Engels, Alexandra Maximiliane Hierweger, Julia Hoffmann, René Thieme, Swantje Thiele, Stephanie Bertram, Carola Dreier, Patricia Resa-Infante, Henning Jacobsen, Kristin Thiele, Malik Alawi, Daniela Indenbirken, Adam Grundhoff, Svenja Siebels, Nicole Fischer, Violeta Stojanovska, Damián Muzzio, Frederico Jensen, Khalil Karimi, Hans-Willi Mittrücker, Petra Clara Arck & Gülsah Gabriel (2017). Pregnancy-related immune adaptation promotes the emergence of highly virulent H1N1 strains in allogenically-pregnant mice. Cell Host & Microbe, März 2017.

Weitere Informationen:
http://www.hpi-hamburg.de Webseite Heinrich-Pette-Institut
http://www.cell.com/cell-host-microbe/fulltext/S1931-3128%2817%2930082-3 Cell Host & Microbe Veröffentlichung

Anhang

PDF der PM zum Download
https://idw-online.de/de/attachment56802

Quelle: idw

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Methan: Insektenlarven in Seen sind unvermutete „Klimasünder“

Angelina Tittmann Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)

Büschelmücken (Chaoborus spp) sind kleine Fliegen, die mit Ausnahme der Antarktis überall auf der Erde zu finden sind. Wissenschaftler haben entdeckt, dass die Larven dieser Insekten Methan aus den Sedimenten von Seen freisetzen, um es für ihre Fortbewegung zu nutzen. Dieser Mechanismus könnte die Methan-Emissionen in die Atmosphäre erhöhen und somit die globale Erderwärmung beschleunigen. Die Studie, an der die Universität Genf (UNIGE), das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB), die Universität Potsdam und die Swansea University beteiligt waren, wurde am 14. März im Fachjournal „Scientific Reports“ veröffentlicht.

Büschelmücken (Chaoborus spp) verbringen ein bis zwei Jahre ihres Lebens als Larven unter Wasser. Tagsüber verstecken sich die Tiere vor ihren Feinden im Sediment, zum Fressen kommen sie aber jede Nacht an die Wasseroberfläche. Um sich auf- und abwärts zu bewegen, nutzen die Larven kleine Gassäckchen in ihrem Körper. Indem sie diese befüllen oder entleeren, verändern die Tiere ihre Position im Wasser. „Dies funktioniert jedoch nur bis zu einer Tiefe von etwa 70 Metern“, erklärt Prof. Hans-Peter Grossart, Mitautor der Studie und Wissenschaftler am IGB. „Dann wird der Wasserdruck zu groß für die Larven, um ihre Gaspolster zu füllen.“ Gemeinsam mit Prof. Daniel McGinnis und Dr. Sabine Flury (Universität Genf) sowie Prof. Kam Tang (Universität Swansea) hat er erforscht, wie es den relativ kleinen Tieren dennoch gelingt, an die Wasseroberfläche zu gelangen.

„Wir wissen, dass Methan in großen Mengen in den Sedimenten am Gewässergrund vorkommt und kleine Bläschen formt“, berichtet Daniel McGinnis. Die Wissenschaftler vermuteten deshalb, dass Büschelmücken dieses Gas nutzen, um damit trotz des hohen Wasserdrucks ihre Gassäckchen aufzufüllen. Und tatsächlich, das Methan strömt fast automatisch in die Gassäckchen der kleinen Larven und ermöglicht so den Aufstieg der Tiere an die Wasseroberfläche. Durch diesen Lift-Effekt sparen die Larven bis zu 80 Prozent Energie. Das hilft ihnen zum Beispiel, mit weniger Nahrung auszukommen und neue Lebensräume zu erschließen.

Larven verschärfen den Treibhauseffekt
Methan ist aber auch ein entscheidender Faktor bei der globalen Erderwärmung. Das Gas absorbiert 28 Mal mehr Wärme als Kohlendioxid (CO2). „20 Prozent aller natürlichen Methan-Emissionen stammen aus Binnengewässern“, erklärt Grossart. Normalerweise sei das meiste Gas jedoch in Seesedimenten gespeichert und festgelegt.

Die Wissenschaftler untersuchten deshalb, was mit dem Methan passiert, nachdem es von den Larven freigesetzt wird. „Dafür setzten wir die Larven in ein Gefäß mit Wasser, das wir zuvor mit Methan angereichert hatten“, erklärt McGinnis „Anschließend überführten wir sie in methanarmes Wasser.“ Die Messungen ergaben, dass sich der Methangehalt des Wassers proportional zur Anzahl der Larven erhöht. Mit anderen Worten: Die Larven setzen das Gas aus dem Sediment frei und verteilen es anschließend in der Wassersäule. Auf diesem Weg gelangt Methan nicht nur vermehrt in die Oberflächengewässer, sondern von dort aus auch in die Atmosphäre. Die Tiere fördern damit die globale Erderwärmung, sind sich die Autoren einig.

Schlechte Wasserqualität bietet Larven beste Bedingungen
Büschelmücken gelten als ein Zeichen für den schlechten ökologischen Zustand von Seen. „Die Larven, deren Dichte von 2.000 bis 130.000 Individuen pro Quadratmeter variieren kann, kommen insbesondere in Seen mit schlechter Wasserqualität oder einem zu hohen Nährstoffgehalt vor“, sagt McGinnis. Dies erfordere vor allem Anstrengungen bei der Verbesserung der Wasserqualität und eine Reduktion der Nährstoffeinträge durch Landwirtschaft und Abwässer, um die Freisetzung von Methan künftig zu reduzieren.

Die Studie wurde im Rahmen eines Fellowships am Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei in Neuglobsow durchgeführt.

Link zur Studie:
http://www.nature.com/articles/srep44478

Daniel F. McGinnis, Sabine Flury, Kam W. Tang & Hans-Peter Grossart (2017): Porewater methane transport within the gas vesicles of diurnally migrating Chaoborus spp.: An energetic advantage. Scientific Reports 7:44478, DOI: 10.1038/srep44478.

Ansprechpartner:
Prof. Hans-Peter Grossart
Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)
E-Mail: hgrossart@igb-berlin.de
Telefon: +49 (0)33082 699 91

Über das IGB:
http://www.igb-berlin.de
Das IGB ist das bundesweit größte Forschungszentrum für Binnengewässer. Es verbindet Grundlagen- und Vorsorgeforschung, bildet den wissenschaftlichen Nachwuchs aus und berät Politik und Gesellschaft in Fragen des nachhaltigen Gewässermanagements. Forschungsschwerpunkte sind u.a. die Langzeitentwicklung von Seen, Flüssen und Feuchtgebieten angesichts sich rasch ändernder Umweltbedingungen, die Renaturierung von Ökosystemen, die Biodiversität aquatischer Lebensräume sowie Technologien für eine ressourcenschonende Aquakultur. Die Arbeiten erfolgen in enger Kooperation mit den Universitäten und Forschungsinstitutionen der Region Berlin/Brandenburg und weltweit. Das IGB gehört zum Forschungsverbund Berlin e. V., einem Zusammenschluss von acht natur-, lebens- und umweltwissenschaftlichen Instituten in Berlin. Die vielfach ausgezeichneten Einrichtungen sind Mitglieder der Leibniz-Gemeinschaft.

Quelle: idw

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Frauen im Job – Psychologe untersucht Vorurteile

Susann Huster Stabsstelle Universitätskommunikation/Medienredaktion
Universität Leipzig

Frauen fahren schlechter Auto als Männer. Sie zeigen weniger Führungsstärke, und Schwangere sind am Arbeitsplatz weniger leistungsfähig als ihre Kollegen: Dies alles sind negative Vorurteile, für die es keinerlei Beweise gibt. Dennoch begegnen sie uns tagtäglich und sie können uns – oft unbewusst – stark beeinflussen. Prof. Dr. Hannes Zacher, Arbeitspsychologe der Universität Leipzig, erforscht dieses Phänomen, das auch im Zeitalter der Gleichberechtigung von Mann und Frau noch vielerorts auftaucht – vor allem im Job. Zum bevorstehenden Internationalen Frauentag am 8. März stellt er einige seiner wissenschaftlichen Erkenntnisse zu dieser Thematik vor.

„Ich forsche daran, was diese Vorurteile mit den Menschen machen“, erklärt der Psychologe, der dafür mit Umfragen und Experimenten arbeitet. „Wenn eine einzige Managerin ansonsten nur mit männlichen Führungskräften zusammenarbeitet, kann auch bei ihr unbewusst ein Vorurteil aktiviert werden: Ich habe weniger Führungsstärke als ein Mann. Das kann zu Hemmungen führen“, erklärt Zacher. Wie ausgeprägt diese sein können, beweist die Tatsache, dass Chefinnen oftmals geheim halten, dass sie Kinder haben – eine vermeintliche Schwäche. Es kann auch dazu führen, dass sie seltener Angebote von Arbeitgebern zur Kinderbetreuung und für mehr Flexibilität in Anspruch nehmen als ihre männlichen Pendants.

Auch vermeiden es Frauen in Führungspositionen häufig, Gefühle zu zeigen, weil ihnen das als Schwäche und als Bestätigung eines klassischen Vorurteils ausgelegt werden könnte. Tatsächlich sollte eine (weibliche) Führungskraft Zacher zufolge im Job nicht nur einfühlsam auftreten. Er rät hier zum goldenen Mittelweg: „Empathie ist gut, anderen zuhören. Eine Führungskraft sollte andere im positiven Sinne beeinflussen können, aber nicht mit allen Mitarbeitern gut befreundet sein.“

Ein weiteres, weit verbreitetes Stereotyp in der Arbeitswelt betrifft Schwangere. Ihnen wird häufig unterstellt, sie seien weniger leistungsfähig als ihre Kollegen. Die Reaktionen der Betroffenen auf dieses Vorurteil fallen Zacher zufolge unterschiedlich aus: Während einige Schwangere unbewusst diesem Vorurteil entsprechen und sich auf Arbeit zurückhalten, stecken andere werdende Mütter noch mehr Energie in ihre Arbeit als sonst. „Es gibt Vorurteile gegenüber dem Geschlecht eines Menschen, aber auch gegenüber bestimmten Altersgruppen“, sagt Zacher, der sich seit Kurzem auch mit den Vorurteilen jüngerer Kollegen gegenüber Älteren wissenschaftlich beschäftigt und dabei schon mehrere gängige Vorurteile – zum Beispiel das ältere Erwerbstätige weniger leistungsfähig als jüngere sind – widerlegen konnte.

Hinweis:
Prof. Dr. Hannes Zacher ist einer von mehr als 150 Experten der Universität Leipzig, auf deren Fachwissen Sie mithilfe unseres Expertendienstes zurückgreifen können.

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Hannes Zacher
Institut für Psychologie
Telefon: +49 341 97-35932
E-Mail: hannes.zacher@uni-leipzig.de

Medienredaktion der Universität Leipzig
Telefon: +49 341 97-35020
E-Mail: presse@uni-leipzig.de

Weitere Informationen:
http://www.zv.uni-leipzig.de/service/kommunikation/medienredaktion/expertendiens…

Quelle: idw

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Malaria-Therapien: bald schon viel einfacher, flexibler und effizienter?

Christian Wißler Mediendienst Forschung
Universität Bayreuth

Malaria-Infektionen lassen sich möglicherweise schon bald viel effizienter behandeln als heute. Forscher an den Universitäten Bayreuth und Jerusalem haben hierfür ein neuartiges Verfahren zur Wirkstoff-Freisetzung entwickelt. Der Wirkstoff Artemisone lässt sich damit zuverlässig in Mengen und Zeitabständen verabreichen, die exakt auf das Krankheitsbild des einzelnen Patienten abgestimmt sind. In der Zeitschrift „Global Challenges“ stellen die Wissenschaftler ihre Entwicklung vor. Die Forschungsarbeiten waren Teil eines Projekts, das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) für fünf Jahre mit insgesamt rund 1,5 Millionen Euro gefördert wird.

Zuverlässig und flexibel: Winzige Fasern ermöglichen die optimale Dosis
Um den Verlauf einer Malaria-Behandlung flexibel dem individuellen Krankheitsbild anpassen zu können, haben die Wissenschaftler den Wirkstoff Artemisone auf speziellen Polymerfasern platziert. Diese Fasern sind ungefähr 100mal dünner als ein menschliches Haar. Sobald sie mit einer tensidhaltigen Standard-Infusionsflüssigkeit in Kontakt kommen, wird das Artemisone allmählich freigesetzt. Wie hoch die Artemisone-Dosis ist, die in den Blutkreislauf des Patienten gelangt, lässt sich dabei auf einfache Weise regulieren. Die Fasern, aus denen die Artemisone-Moleküle freigesetzt werden, können den Organismus des Patienten nicht erreichen. Sie bleiben unterhalb des Flüssigkeitsbehälters in der Tropfkammer fixiert.

Das Verfahren unterscheidet sich damit grundlegend von bisherigen Ansätzen, ein „Programmed release“ für Antimalaria-Wirkstoffe zu entwickeln. Denn bislang hat sich die Forschung auf die Frage konzentriert, wie diese Wirkstoffe innerhalb des Organismus kontrolliert freigesetzt werden können. Vor allem Implantate und spezielle Verkapselungen von Tabletten wurden dafür in Betracht gezogen. „Alle diese Ansätze sind auf Schwierigkeiten gestoßen, die bisher nicht überzeugend gelöst werden konnten. Unser Verfahren zeichnet sich dadurch aus, dass wir die Wirkstoff-Freisetzung vorverlagern. Sie findet im Infusionssystem und somit komplett außerhalb des Organismus statt“, erklärt Prof. Dr. Andreas Greiner von der Universität Bayreuth. „Deshalb entfallen alle unkontrollierbaren Gesundheitsrisiken, die entstehen können, wenn ein Wirkstoffträger sich über einen längeren Zeitraum im Körper befindet und erst hier schrittweise den Wirkstoff freisetzt“, ergänzt der Bayreuther Doktorand Amir Reza Bagheri M.Sc., der zu den polymerwissenschaftlichen Forschungsergebnissen wesentlich beigetragen hat.

Die an der Entwicklung des neuen Antimalaria-Verfahrens beteiligten Wissenschaftler betonen, dass sich die winzigen Polymerfasern auch als Vehikel für andere Wirkstoffe eignen und daher die Behandlung weiterer Krankheiten unterstützen können.

Keine Utopie mehr: Effektive Hilfe für Malaria-Patienten in den Tropen
Das neue Therapieverfahren knüpft an Untersuchungen anderer Forschungseinrichtungen an, in denen Artemisone mit vielversprechenden Ergebnissen getestet wurde. „Die vorklinischen Tests zeigen, dass Artemisone klare Vorteile gegenüber dem Wirkstoff Artemisinin hat, der heute zur Behandlung von Malaria-Infektionen eingesetzt wird. Deshalb haben wir bei der Entwicklung unseres Therapieverfahrens von vornherein auf diesen effizienteren Wirkstoff gesetzt, bei dem es sich – chemisch gesprochen – um ein Artemisinin-Derivat handelt“, erklärt Prof. Dr. Jacob Golenser von der Hebräischen Universität Jerusalem. Er ist zuversichtlich, dass Artemisone in nicht allzu ferner Zukunft für die Behandlung von Malaria-Infektionen zugelassen werden könnte. „Auch unser Infusionssystem dürfte die nötigen klinischen Tests bestehen. Dann steht der Anwendung in der medizinischen Praxis grundsätzlich nichts mehr im Weg“, meint Prof. Dr. Seema Agarwal von der Universität Bayreuth.

Ist das in Bayreuth und Jerusalem entwickelte Antimalaria-Verfahren auch Entwicklungs- und Schwellenländern zugänglich? Die benötigten Fasern werden durch das Elektrospinnen von Vliesen hergestellt, ein heute bereits übliches industrielles Verfahren. Die Fasern mit Artemisone zu beladen und in die Tropfkammer eines Infusionsbestecks einzubauen, verursacht nach Auffassung der Wissenschaftler in Bayreuth und Jerusalem keine hohen Kosten. „Die so vorbereiteten Infusionsbestecke könnten in Entwicklungs- und Schwellenländern, wo viele Malaria-Infektionen nur unzureichend behandelt werden, durchaus erschwinglich sein. Sofern Krankenhäuser und Malaria-Stationen mit Standard-Infusionstechniken ausgestattet sind, haben ihre Patienten vielleicht schon bald die Chance auf eine effiziente Therapie“, so die Einschätzung von Prof. Golenser.

Veröffentlichung:
Amir Reza Bagheri, Seema Agarwal, Jacob Golenser, and Andreas Greiner,
Unlocking Nanocarriers for the Programmed Release of Antimalarial Drugs,
Global Challenges (2017), DOI: 10.1002/gch2.201600011.

Kontakt:
Prof. Dr. Andreas Greiner
Lehrstuhl Makromolekulare Chemie II
Universität Bayreuth
Universitätsstr. 30
95447 Bayreuth
Telefon: +49 (0)921 55 3399
E-Mail: greiner@uni-bayreuth.de

Quelle: idw

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Es muss nicht immer Trinkwasser sein – Abwasser als Ressource nutzen

Melanie Neugart Wissenskommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung

Die Verteilungskonflikte um die Ressource Wasser sind nicht mehr auf die trockenen Regionen der Erde begrenzt, selbst im wasserreichen Deutschland kommt es vereinzelt zu Nutzungskonflikten. Der weltweite Wasserbedarf steigt stetig: Schon jetzt werden allein für landwirtschaftliche Zwecke zwei Drittel der vorhandenen Trinkwassermenge verwendet. Wegen des wachsenden Drucks auf die Wasserressourcen machen die Vereinten Nationen zum Weltwassertag am 22. März auf das Potenzial von Abwasser aufmerksam. WissenschaftlerInnen des ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung untersuchen die vielfältigen Möglichkeiten der Wiederverwendung

Der nachhaltige Umgang mit Wasser zählt zu den zentralen Herausforderungen der Gegenwart, er ist als Nachhaltigkeitsziel (SDG) in der Agenda 2030 der UN verankert. Doch wie kann dieser nachhaltige Umgang aussehen? „Wir haben in vielen Forschungsprojekten wassersparende Technologien erprobt“, sagt Martin Zimmermann, Wasserforscher am ISOE. „Insbesondere in der Wiederverwendung von gereinigtem Abwasser liegen große Potenziale, sie werden allerdings bislang kaum genutzt.“

Noch immer werde zu wenig unterschieden, für welchen Einsatz sich welche Wasserqualität eigne. „Es bleibt weitgehend unhinterfragt, ob für die Gartenpflege, die Autowaschanlage oder für die Toilettenspülung tatsächlich Trinkwasser notwendig ist“, sagt Zimmermann. Aufbereitet kann dasselbe Wasser zwei- bis dreimal verwendet werden. Es ist nicht nur in Haushalten, sondern auch für den industriellen Bedarf einsetzbar. „Vor dem Hintergrund, dass 70 Prozent des verfügbaren Trinkwassers weltweit in die Landwirtschaft fließen, stellt sich zudem die Frage, wie der Einsatz von gereinigtem Abwasser in der Landwirtschaft sinnvoll geregelt werden kann.“

Den Druck auf die Ressource verringern: gereinigtes Abwasser auch für die Landwirtschaft
Insbesondere in semiariden Gebieten kann die Wiederverwendung von aufbereitetem Abwasser den Druck auf die Ressource Wasser verringern. Wichtig ist jedoch, attraktive Konzepte der Wasserwiederverwendung zu entwickeln, die optimal auf die jeweiligen Rahmenbedingungen vor Ort abgestimmt sind. Dies ist das Ziel eines aktuellen Forschungsprojektes des ISOE und der TU Darmstadt: So gibt es zum Beispiel in Namibia zwar Abwasser-Sammelsysteme, bei denen sich die Feststoffe am Grund der Sammelbecken absetzen. Das Wasser ist jedoch aufgrund hygienischer Bedenken nicht ohne Weiteres für die landwirtschaftliche Bewässerung nutzbar. Gelingt es aber, diese Verfahren durch einfache Behandlungsschritte zu erweitern, etwa durch eine gezielte Trennung von Schlamm und Wasser, erhält man für die Landwirtschaft geeignetes Wasser. „Damit ist eine Blaupause geschaffen, die in vielen Gegenden des südlichen Afrikas angewendet werden kann“, sagt Zimmermann.

Einen weiteren innovativen Ansatz untersucht das ISOE mit Partnern für Deutschland. Dabei geht es darum, wie man durch ein modulares Technikset Abwasser so aufbereitet, dass es als Wasser- und Nährstoffquelle für den Betrieb hydroponischer Systeme nutzbar wird. Hier werden Pflanzen in bodenlosen Systemen in einer Nährlösung gezogen. Hydroponische Systeme erzielen bei geringerem Flächenbedarf eine deutlich höhere Produktionskapazität als der konventionelle Anbau bei gleichzeitig sehr viel geringerem Wasserbedarf.

Dies ist insbesondere im Hinblick auf die rasch wachsende Erdbevölkerung relevant. Für die Ernährungssicherung ist Bewässerungswasser in ausreichender Menge und Qualität zentral. Insbesondere Regionen, die schon heute unter Wassermangel leiden, müssen über alternative Wasserquellen und über nachhaltige Managementkonzepte für die bestehenden Ressourcen nachdenken. „Das Missverhältnis zwischen steigendem Wasserbedarf und begrenzten Wasserressourcen wird sich in den nächsten Jahren vergrößern“, sagt ISOE-Wasserexperte Zimmermann. „Mit diesen Konzepten zur effizienten Wassernutzung können wir aber zumindest den Druck auf die Ressource etwas verringern.“

Mehr zu den Projekten EPoNa und HypoWave auf www.isoe.de
ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung, Frankfurt am Main
Das ISOE gehört zu den führenden unabhängigen Instituten der Nachhaltigkeitsforschung. Seit mehr als 25 Jahren entwickelt das Institut wissenschaftliche Grundlagen und zukunftsfähige Konzepte für Politik, Zivilgesellschaft und Wirtschaft – regional, national und international. Zu den Forschungsthemen gehören Wasser, Energie, Klimaschutz, Mobilität, Urbane Räume, Biodiversität und sozial-ökologische Systeme.

Anhang
Weltwassertag 2017: Es muss nicht immer Trinkwasser sein – Abwasser als Ressource nutzen
https://idw-online.de/de/attachment56877

Quelle: idw

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Risikoentscheidungen: Alter schützt vor Kühnheit nicht

Kerstin Skork Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für Bildungsforschung

Entgegen des gängigen Vorurteils zeigt eine Studie, dass ältere Menschen risikobereitere Entscheidungen treffen als jüngere. Dabei kommt ihnen zugute, dass positive Emotionen bei ihnen stärker ausgeprägt sind; dies lässt sie Risiken optimistischer bewerten. Außerdem empfinden ältere Erwachsene die Möglichkeit von Verlusten nicht so negativ wie junge. Zu diesen Ergebnissen kommt eine Studie des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung, die in der Fachzeitschrift Psychological Science erschienen ist.

Die menschliche Lebenserwartung steigt. Schon heute liegt der Anteil der über 65-Jährigen in den industrialisierten Teilen der Welt bei etwa 21 Prozent, und es wird vermutet, dass es bis 2060 etwa 32 Prozent sein werden. Ältere Menschen und ihre Entscheidungen haben somit einen immer größer werdenden wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Einfluss. Die Wissenschaftler untersuchten deshalb, wie ältere im Vergleich zu jüngeren Menschen Entscheidungen unter Risiko treffen. Dafür verglichen sie Ähnlichkeiten und Unähnlichkeiten bei Risikoentscheidungen von 60 jüngeren Erwachsenen im Alter zwischen 18 und 30 Jahren sowie 62 älteren Erwachsenen im Alter zwischen 63 und 88 Jahren. Die Probanden machten einen Entscheidungstest, bei dem sie jeweils zwischen zwei Optionen wählen sollten. Bei jeder Option konnte mit gewisser Wahrscheinlichkeit Geld gewonnen oder verloren werden. Insgesamt galt es 105 Aufgaben zu bearbeiten, wobei stets die Information vorlag, welcher Betrag gewonnen oder verloren werden konnte und wie hoch die Wahrscheinlichkeit eines Gewinns oder eines Verlusts war.

Die älteren Menschen trafen in der Studie häufiger risikoreichere Entscheidungen als die jüngeren. Grund dafür ist, laut den Wissenschaftlern, die bessere Gemütslage der Älteren. Wie auch schon in früheren Studien berichteten sie von mehr positiven und weniger negativen Emotionen als die Jüngeren. „Wer gut gestimmt ist, hat eher die positiven Möglichkeiten einer Entscheidung im Blick“, sagt Thorsten Pachur, Erstautor der Studie und Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Forschungsbereich „Adaptive Rationalität“ des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung. „Die älteren Probanden waren optimistischer in der Bewertung möglicher Gewinne und wagten demnach mehr. Zudem bewerteten sie mögliche Gewinne und Verluste gleich, während die jüngeren Probanden stärker darauf fokussiert waren, mögliche Verluste zu vermeiden“, so Thorsten Pachur weiter.

Der Befund einer größeren Risikobereitschaft von älteren Menschen widerspricht den Ergebnissen vieler früherer Untersuchungen. Dies erklären die Wissenschaftler mit einem veränderten Studienaufbau: Während in früheren Studien den Probanden meist die Wahl zwischen einer sicheren und einer risikoreichen Option gegeben wurde, waren in dieser Studie beide Optionen risikoreich, aber in unterschiedlichem Maße. Somit mussten sie sich mit den Optionen genauer auseinandersetzen.

Zusätzlich zu den Unterschieden in der Risikobereitschaft zeigte sich, dass die älteren Probanden jedoch schlechtere Entscheidungen trafen als die jüngeren. Das heißt, sie wählten seltener die objektiv bessere Option, das heißt die Option, die aus ökonomischer Sicht einen höheren erwarteten Gewinn bot. „Die Unterschiede in der Entscheidungsqualität sind auf die Abnahme der fluiden Intelligenz im Alter zurückzuführen, also auf die Abnahme der Fähigkeit, Informationen schnell zu verarbeiten und Probleme zu lösen“, sagt Thorsten Pachur.

Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Ausprägung von Altersunterschieden im Risikoverhalten stark durch die Situation beeinflusst ist, in der das Risikoverhalten untersucht wird. Zudem verdeutlichen sie das Zusammenwirken von Emotion und Kognition bei der Entscheidung für oder gegen ein Risiko. „Beides spielt dabei eine Rolle, jedoch mit unterschiedlichen Funktionen. Während Emotionen vor allem dafür verantwortlich sind, ob von zwei zur Auswahl stehenden Risiken das größere oder kleinere gewählt wird, hilft die Kognition, die objektiv bessere Option zu identifizieren“, so Thorsten Pachur.

Originalstudie
Pachur, T., Mata, R., & Hertwig, R. (2017). Who dares, who errs? Disentangling cognitive and motivational roots of age differences in decisions under risk. Psychological Science. https://doi.org/10.1177/0956797616687729

Max-Planck-Institut für Bildungsforschung
Das Max-Planck-Institut für Bildungsforschung wurde 1963 in Berlin gegründet und ist als interdisziplinäre Forschungseinrichtung dem Studium der menschlichen Entwicklung und Bildung gewidmet. Das Institut gehört zur Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V., einer der führenden Organisationen für Grundlagenforschung in Europa.

Weitere Informationen:
https://www.mpib-berlin.mpg.de/de/presse/2017/03/risikoentscheidungen-alter-schu…

Quelle: idw

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Dem Geheimnis der Achilles-Ferse auf der Spur

Dr. Ulrich Marsch Corporate Communications Center
Technische Universität München

Gehen, laufen, rennen – jede Bewegung des Fußes zerrt an der Achillessehne. Bei Sprüngen kann die Belastung das Zehnfache des Körpergewichts betragen. Erstaunlicherweise hält die Verbindung zwischen Fersenbein und Achillessehne diesen enormen Kräften stand. Warum, das hat ein interdisziplinäres Team aus Medizin, Physik, Chemie und Ingenieurwissenschaften an der Technischen Universität München (TUM) herausgefunden.

Rund 8000 Risse der Achillessehne müssen in Deutschland jedes Jahr behandelt werden, obwohl sie die stärkste Sehne des menschlichen Körpers ist. Sie verbindet Fersenbein und Wadenmuskel und hält bis zum Zehnfachen des Körpergewichts aus. Benannt ist sie nach dem – fast – unverletzbaren griechischen Helden Achilleus, dem ein Pfeilschuss in die Ferse zum Verhängnis wurde.

„Obwohl in der Orthopädie tagtäglich Patientinnen und Patienten mit Sehnenverletzungen behandelt werden, wissen wir noch immer sehr wenig über den genauen feingeweblichen Aufbau am direkten Übergang von der Sehne zum Knochen: Die biochemischen Vorgänge, die Mikromechanik und die Mikrostruktur des Gewebes sind bisher kaum erforscht“, berichtet PD Dr. Rainer Burgkart, Oberarzt und Forschungsleiter am Lehrstuhl für Orthopädie und Sportorthopädie der TUM.

Dünne Fasern, perfekter Halt
Zusammen mit einem interdisziplinären Team aus Biochemie und Biophysik der TU München hat der Mediziner im Rahmen des neugegründeten Center for functional Protein Assemblies (CPA) und der Munich School of Bioengineering (MSB) das Geheimnis der Achillessehne entschlüsselt: Zwischen Sehnen und Knochen entdeckten die Experten eine Gewebeschicht, die aus extrem dünnen Proteinfasern besteht und für eine extrem hohe Stabilität sorgt.

Menschen sind daher in der Lage, über Hürden zu springen, hohe Sprünge und harte Landungen zu machen, ohne dass die Verbindung zwischen Sehne und Fersenbein Schaden nimmt. Tatsächlich reißt eher die Sehne, als dass sich die Verbindung zum Knochengewebe löst.

„Dass die Sehnen direkt am Knochen ansetzen, das war bislang die Annahme. Tatsächlich gibt es jedoch einen Übergangsbereich. Hier spleißt sich das Sehnengewebe auf in Dutzende von feinen Fasern mit einer ganz charakteristischen biochemischen Zusammensetzung“, erklärt Prof. Andreas Bausch, Inhaber des Lehrstuhls für Zellbiophysik und Leiter der interdisziplinären Forschungsgruppe. „Die dünnen Fasern sind fest in der zerklüfteten Oberfläche des Knochens verankert und mechanisch äußerst belastbar.“

Gemeinsam am Start: Medizin, Physik, Chemie und Ingenieurwissenschaften
Entdeckt wurden die feinen Fasern durch einen neuen, interdisziplinären Forschungsansatz: „Die Innovation der Arbeit liegt darin, dass wir verschiedene medizinische, physikalische und ingenieurwissenschaftliche Verfahren kombiniert haben“, sagt Bausch.

Ein Stück Schweineknochen mit Sehne, in der Orthopädie sorgfältig präpariert, wurde am Lehrstuhl für Zellbiophysik in eine Apparatur eingespannt und fixiert. Dann richteten die Forscherinnen und Forscher das Mikroskop auf die Grenzschicht, entlang derer die Sehne mit dem Knochen verwachsen ist. Mit Hilfe der Multiskalen-Mikroskopie-Technik wurden Dutzende von Aufnahmen erstellt und digital zu einem großen Bild zusammengeführt. „Auf diese Weise konnten wir die Struktur der feinen, aufgespleißten Fasern sichtbar machen“, berichtet Bausch.

Im nächsten Schritt verwendete das Team fluoreszierende Antikörper, um bestimmte Proteine zum Leuchten zu bringen. Hier zeigte sich, dass die dünnen Fasern eine andere biochemische Zusammensetzung haben als die eigentliche Sehne. Im dritten Teil des Experiments bewegten sie die Sehne unter Belastung hin und her und filmten dabei die Fasern. Das Ergebnis: Je nach Belastungsrichtungen sind unterschiedliche Fasern aktiv und stabilisieren den Kontakt.

Ergänzt wurden die lichtmikroskopischen Untersuchungen durch besonders hochauflösende Bilder eines Elektronenmikroskops. Mitarbeiter des Lehrstuhls für Medizinische Biophysik setzten außerdem einen Mikro-Computertomographen ein, mit dem sich die Grenzregion dreidimensional darstellen ließ. Am Lehrstuhl für organische Chemie wurden die unterschiedlichen Proteine in Sehnen und Übergangsfasern analysiert.
Ansätze für die Medizin der Zukunft

„Unsere Ergebnisse erlauben es erstmals, die biochemischen und biomechanischen Prozesse in der Kontaktzone zwischen Knochen und Sehne zu verstehen, die unserem Bewegungsapparat seine enorme Stabilität verleihen“, resümiert Bausch.

Mögliche Anwendungen ergeben sich sowohl in der Materialforschung als auch in der Medizin: Ingenieurtechnisch könnten innovative Verbindungen zwischen festen und weichen Stoffen hergestellt werden. Und in der Orthopädie sollen die Erkenntnisse genutzt werden, um künftig in der Tumorchirurgie Sehnen an Implantate zu refixieren.

Publikation:
L. Rossetti, L. A. Kuntz, E. Kunold, J. Schock, K. W. Müller, H. Grabmayr, J. Stolberg-Stolberg, F. Pfeiffer, S. A. Sieber, R. Burgkart and A. R. Bausch: The microstructure and micromechanics of the tendon-bone insertion, Nature Materials 27.02.2017 – DOI: 10.1038/NMAT4863

Kontakt:
Prof. Dr. Andreas R. Bausch
Technische Universität München
Lehrstuhl für Zellbiophysik
James-Franck-Str. 1, 85748 Garching, Germany
Tel.: +49 89 289 12480
E-Mail: abausch@mytum.de

Weitere Informationen:
https://www.tum.de/die-tum/aktuelles/pressemitteilungen/detail/article/33774/

Quelle: idw

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»ZeroTrace«: Nachhaltige Aktivkohleverfahren zur Entfernung von Mikroschadstoffen aus Abwasser

Dipl.-Chem. Iris Kumpmann Abteilung Public Relations
Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT

Um Mikroschadstoffe wie Arzneimittelrückstände aus Abwasser zu eliminieren, kommt in Kläranlagen häufig Aktivkohle zum Einsatz, die meist aus fossiler Steinkohle hergestellt wird. Im Verbundprojekt »ZeroTrace« will Fraunhofer UMSICHT nun Adsorptionsmaterialien aus regenerativen Ausgangsstoffen entwickeln, die ortsnah regeneriert werden und in kommunalen und industriellen Kläranlagen implementiert werden können. Das Projekt ist im Februar offiziell mit einem Auftakttreffen der sieben Projektpartner an der Kläranlage Wuppertal-Buchenhofen gestartet.

Weltweit sind 50 Millionen organische Verbindungen im Wasser im Umlauf, von denen 5000 als potenziell umweltrelevant eingestuft werden. So sind die Ab- und Gewässer in Deutschland mit Mikroschadstoffen wie Arzneimittelrückständen, Pflanzenschutzmitteln oder Schwermetallen belastet, die über die Landwirtschaft, Industrie und die Entwässerung von Wohn- und Industriegebieten in Grund- und Trinkwasser gelangen. Mikroschadstoffe sind schwer abbaubar und können trotz ihrer geringen Konzentration toxisch wirken. Um die Substanzen zu entfernen, werden in Kläranlagen häufig Aktivkohlefilter eingesetzt, die die organischen Stoffe an ihrer Oberfläche binden. Die für den Prozess gebrauchte Aktivkohle wird anschließend entweder entsorgt oder in zentralen Verbrennungsanlagen regeneriert.

Ein Nachteil dieses Verfahren ist, dass der überwiegende Anteil an Aktivkohle aus Steinkohle gewonnen wird – einem fossilen und nicht nachwachsenden Rohstoff. Gleichzeitig findet die Regeneration der Aktivkohle derzeit unter hohem energetischen und logistischen Aufwand statt. Vor diesem Hintergrund möchte das Fraunhofer Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT unter der Projektleitung des Wupperverbands gemeinsam mit Partnern aus Industrie und Forschung im Projekt »ZeroTrace« Aktivkohlen entwickeln, die aus regenerativen Rohstoffen wie Kokosnussschalen hergestellt werden und in großen Mengen preiswert verfügbar sind. »Die Aktivkohle soll außerdem effizient regenerierbar sein sowie möglichst viele Arten von Mikroschadstoffen entfernen«, sagt Dr. Ilka Gehrke, Abteilungsleiterin Photonik und Umwelt bei Fraunhofer UMSICHT. Ein weiteres Projektziel ist deshalb die Entwicklung neuer Regenerationsverfahren für kommunale und industrielle Kläranlagen, die vor Ort stattfinden, energieeffizient sind und somit bestehende Prozesse optimieren.

Nachhaltige Komposit-Aktivkohle
Der Lösungsweg umfasst entlang der kompletten Wertschöpfungskette zunächst die Entwicklung von Aktivkohle als Komposit, das von der Bundesanstalt für Materialprüfung und -forschung modifiziert und von EVERS Wassertechnik und Anthrazitveredlung für die spätere Anwendung konfektioniert wird. Gemeinsam mit EnviroChemie wird Fraunhofer UMSICHT ein Verfahren auf Basis von »Electric Field Swing Adsorption« (EFSA) entwickeln, mit dem sich Aktivkohlen vor Ort regenerieren lassen, statt sie unter Aufwand zu einer zentralen Verbrennungsanlage zu fahren. Das neue Verfahren soll die Wärme zum Ausbrennen der Aktivkohle elektrisch erzeugen, weshalb den Aktivkohlen elektrisch leitende Materialien wie Graphit zugegeben werden. Denn je elektrisch leitfähiger die Aktivkohle ist, desto besser erwärmt sie sich und desto vollständiger werden die Mikroschadstoffe in der Regeneration wieder abgelöst. Der gesamte Prozess soll schließlich von EnviroChemie anlagentechnisch umgesetzt und auf zwei Kläranlagen des Wupperverbands unter realen Bedingungen demonstriert werden. Zudem betrachtet inter3 erstmalig die Entwicklung neuer Aktivkohlematerialien und -verfahren im Rahmen einer Multi-Kriterien-Analyse.

Beim Auftakttreffen des »ZeroTrace« Konsortiums am 21. Februar 2017 waren sich die beteiligten Fachleute einig, dass Aktivkohle langfristig in der Mikroschadstoff-Eliminierung nicht ersetzbar ist. Deshalb gilt es, den für den Filtrationsprozess wichtigen Ausgangsstoff ressourcenschonender und seine Regeneration effizienter zu gestalten. Vor dem Hintergrund, dass in Deutschland voraussichtlich eine vierte Klärstufe eingeführt werden soll, müssen in den nächsten Jahren vermutlich weit über hundert Kläranlagen und Wasserwerke mit einer Adsorptionsstufe ausgerüstet werden. »Wir erhoffen uns vom Projekt somit nicht nur einen Erkenntnisgewinn zur Herstellung von Komposit-Aktivkohle aus nachwachsenden Rohstoffen«, so Dr. Gehrke. Auch die wirtschaftlichen Erfolgsaussichten der im Rahmen von »ZeroTrace« zu entwickelnden Adsorptionssysteme und -materialien schätzt das Projektkonsortium hoch ein.

Über das Projekt:
»ZeroTrace« ist am 01. Februar 2017 gestartet und auf eine Laufzeit von drei Jahren angelegt. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung sowie dem Projektträger Jülich (PtJ) gefördert.

Projektpartner:
EVERS Wassertechnik und Anthrazitveredelung | Wupperverband | EnviroChemie | Bundesanstalt für Materialprüfung und -forschung BAM | Carbotech | inter3

Quelle: idw

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„Seit Anbeginn der Zeit“ – DNA bestätigt einzigartige Bindung australischer Ureinwohner an ihr Land

Petra Mader Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte / Max Planck Institute for the Science of Human History

Die DNA aus Haarproben der Ureinwohner Australiens zeigt ein ausgeprägtes geographisches Muster, das darauf hindeutet, dass die jeweiligen Bevölkerungsgruppen bis zu 50.000 Jahre lang in derselben Region siedelten. Die heute in Nature veröffentlichten Ergebnisse betonen damit die einzigartige Bindung der Ureinwohner Australiens zu ihrem Land und zeichnen erstmals eine detaillierte genetische Karte Australiens vor Ankunft der Europäer. Die Studie entstand im Rahmen des Aboriginal Heritage Projects unter Leitung der Universität Adelaide und des South Australian Museums, an dem auch Wolfgang Haak, vom Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte in Jena maßgeblich beteiligt ist.

Die Ureinwohner Australiens sind dem Land, das sie besiedeln, in besonderer Weise verbunden. So siedeln die rund 400 Sprach- und Regionalgruppen bereits seit bis zu 50.000 Jahren – und damit seit kurz nach der Besiedlung Australiens überhaupt – kontinuierlich in derselben Region. Das zeigt die DNA aus Haarproben von Aborigines, die im South Australian Museum in Adelaide aufbewahrt werden.

Die Sammlung von über 5000 Haarproben, die durch einen wahren Schatz an vielfältigen kulturellen, sprachlichen, genealogischen und geographische Daten bereichert wird, stammt aus Expeditionen des Anthropologischen Forschungsvorstands der Universität Adelaide zwischen 1928 und den 1970er Jahren. Die Haarspender waren mehrheitlich Nachfahren erster und zweiter Generation von Familien, die nach der Besiedlung Australiens durch die Europäer aus vielen Regionen Australiens zwangsweise in Gemeinden und Missionen wie Cherbourg in Queensland, sowie Koonibba und Point Pearce in Südaustralien umgesiedelt wurden.

Für ihre Studien analysierten die Wissenschaftler die mitochondriale DNA von 111 Haarproben, welche die Rückverfolgung der mütterlichen Linie ermöglicht und mit dem in den Genealogien dokumentierten ursprünglichen Geburts- oder Herkunftsort der ältesten mütterlichen Vorfahrin verknüpft werden konnte. Sowohl die Gewinnung der Haarproben als auch die jetzige Analyse durch die Wissenschaftler erfolgte mit Zustimmung der Haarspender bzw. ihrer Familien.

Die Ergebnisse zeigen, dass die modernen Aborigines Australiens die Nachfahren einer einzigen Gründerpopulation sind, die vor 50 000 Jahren Australien besiedelte, als es noch im Urkontinent „Sahul“ durch eine Landbrücke mit Neuguinea verbunden war. Nach Anstieg des Meeresspiegels spaltete sich die Population weiter auf und breitete sich innerhalb von nur 1 500 bis 2 000 Jahren entlang der Ost- und Westküste Australiens aus. Irgendwo im Süden des Kontinents trafen diese zwei Ströme dann wieder aufeinander, wo die frühesten archäologischen Funde auf 48 000 Jahr datieren.

„Überraschenderweise scheint es so, dass die Populationsmuster aus dieser Zeit die nächsten fast 50.000 Jahre überdauerten. Das zeigt, dass die ersten Besiedler des Kontinents sich rasch regional aufgliederten und ihren jeweiligen geografischen Regionen treu blieben und zwar selbst dann, wenn es keine natürlichen Grenzen zwischen diesen Regionen gab“, sagt Professor Alan Cooper, Projektleiter und Direktor des ACAD. „Das ist weltweit einmalig und liefert überzeugende Beweise für die bemerkenswerte kulturelle und spirituelle Bindung der Aborigines an ihr Land. Wir hoffen, dass dieses Projekt zu einer Umschreibung der Australischen Geschichtsbücher führt. Sie werden in Zukunft auch eine detaillierte Geschichte der Ureinwohner Australiens enthalten und darüber berichten, was es bedeutet, 50 000 Jahre in einem Land gelebt zu haben – das ist in etwa zehn Mal so lang wie die gesamte Geschichte Europas, die üblicherweise gelehrt wird.“

Das Aboriginal Heritage Project unter Leitung des Australischen Zentrums für Alte DNA (ACAD) der Universität Adelaide und des South Australian Museums ist auf Jahrzehnte angelegt. Ziel des Projekts ist es, Menschen, die Aborigine-Herkunft haben, aber kulturell entwurzelt sind, zu ermöglichen, ihre regionale Herkunft nachzuvollziehen und ihre genealogische Familiengeschichte zu rekonstruieren. Darüber hinaus soll das Projekt die Rückführung von australischen Artefakten (Kulturgütern) unterstützen, welche in Überseesammlungen der Kolonialzeit aufbewahrt werden.

„Wir Aborigines haben immer gewusst, dass wir seit Anbeginn der Zeit auf unserem Land waren“, sagt Kaurna Mr Lewis O’Brien, einer der damaligen Haarspender und heute Mitglied des wissenschaftlichen Beirats der Studie. „Es ist jedoch wichtig, dies mit Hilfe von moderner Wissenschaft dem Rest der Welt zu zeigen. Dies ist ein aufregendes Projekt und wir hoffen, dass es Menschen aus unserer ‚Gestohlenen Generation‘ und anderen dabei helfen wird, sich wieder mit ihren Familien zu vereinen.“

„Die ehemalige staatliche Politik der Zwangsumsiedlung und der gezielten Wegnahme von Kindern, der sogenannten ‚Gestohlenen Generation‘ macht die Rekonstruktion der genetischen Geschichte der ursprünglichen Bevölkerung Australiens zu einem schwierigen Unterfangen, da diese Agenda einen großen Teil der physischen und spirituellen Verbindung zwischen Gruppen und ihrem Land im heutigen Australien zerstört hat“, sagt Dr. Wolfgang Haak, ehemals Wissenschaftler am ACAD und Co-Initiator der Studie, und heute Forschungsgruppenleiter am Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte in Jena. „Die umfangreichen Aufzeichnungen der anthropologischen Teams um Norman Tindale und Joseph Birdsell zeigen nicht nur eine enorme wissenschaftliche Weitsicht, sondern eröffnen uns eine wirklich einzigartige Gelegenheit, die eigentliche Menschheitsgeschichte Australiens zu schreiben. Dafür möchte ich im Besonderen auch den Familien in Cherbourg, Koonibba und Point Pearce danken, die uns nicht nur herzlich empfangen haben, sondern dieses Projekt mit Begeisterung unterstützen.“

Die zukünftige Forschung wird sich auch auf die väterlichen Linien und das Genom des Zellkerns erstrecken. Teammitglied Dr. Ray Tobler, Postdoktorand am ACAD und väterlicherseits mit Aborigine-Abstammung, hat ein Stipendium des australischen Forschungsrats (ARC), um die AHP-Forschung zu erweitern und zu untersuchen, inwieweit die Jahrtausende währende „Standorttreue“ in verschiedenen Lebensräumen die bemerkenswerte phänotypische Vielfalt heutiger Ureinwohner Australiens geprägt hat.

Weitere Forschungspartner
Weitere Forschungspartner sind die La Trobe University, die Deakin University und das National Center for Indigenous Genomics in Canberra. Das Projekt wird durch das ARC-Linkage Programm mit zusätzlicher Forschungsförderung der Australian Genome Research Facility, Bioplatforms Australia, dem ARC Center of Excellence für Mathematische und Statistische Grenzen und der National Geographic Society finanziert.

Orginalveröffentlichung
Ray Tobler, Adam Rohrlach, Julien Soubrier1, Pere Bover, Bastien Llamas, Jonathan Tuke, Nigel Bean, Ali Abdullah-Highfold, Shane Agius, Amy O’Donoghue, Isabel O’Loughlin, Peter Sutton5, Fran Zilio, Keryn Walshe, Alan N. Williams, Chris S.M. Turney, Matthew Williams, Stephen M. Richards, Robert J. Mitchell, Emma Kowal, John R. Stephen, Lesley Williams, Wolfgang Haak, and Alan Cooper: Aboriginal mitogenomes reveal 50,000 years of regionalism in Australia. Nature. Doi:10.1038/nature21416

Weitere Informationen
Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte
Dr. Wolfgang Haak
Forschungsgruppenleiter Molekulare Anthropologie
+49 3641 686-642

Quelle: idw

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Lebensmittel im Blickpunkt: Die vitaminreiche Mango

Nina Banspach Pressestelle
Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL)

Rückstände von Pflanzenschutzmitteln sind gelegentlich zu hoch

Sie ist süß, reich an Vitaminen und gilt als Stimmungsaufheller. Die Mango wird wegen ihres aromatischen Geschmacks, ihrer Beliebtheit und fernen Herkunft gern als Königin der exotischen Früchte bezeichnet. Wie bei anderen Früchten werden auch beim Mangoanbau häufig Pflanzenschutzmittel eingesetzt – vorwiegend zur Bekämpfung von Schadpilzen und zur Schalenbehandlung. Überschreitungen der zulässigen Höchstgehalte für Pflanzenschutzmittel werden aber nur gelegentlich festgestellt.

Im Jahr 2015 wurden in acht der 296 untersuchten Proben Gehalte an Pflanzenschutzmittelrückständen gefunden, die über dem gesetzlich vorgeschriebenen Höchstgehalt lagen (2,7 Prozent). Die Quote der Überschreitungen ist von Jahr zu Jahr Schwankungen unterworfen, wie ein Blick in die Statistik zeigt. Im Jahr 2014 lag die Zahl der Überschreitungen mit 8,3 Prozent deutlich höher, während beispielsweise 2013 nur in 3,2 Prozent der untersuchten Proben zu hohe Gehalte an Rückständen gefunden worden waren.

Die Überschreitung eines Rückstandshöchstgehalts bedeutet nicht zwangsläufig ein Gesundheitsrisiko für die Verbraucher. Ob die gefundene Menge gesundheitsschädlich ist, muss im Einzelfall von den Überwachungsbehörden der Bundesländer bewertet werden.

Unterschiede gibt es bei der Betrachtung der Rückstandssituation nach Herkunftsländern. Bei peruanischen und brasilianischen Mangos, die aufgrund der starken Importmengen die Mehrzahl der in Deutschland untersuchten Früchte ausmachten, lag die Quote der Rückstandshöchstgehaltsüberschreitungen im Jahr 2015 bei 2,1 (peruanische Mangos) bzw. 3,5 Prozent (brasilianische Mangos), bei thailändischen Mangos jedoch bei 10,5 Prozent.

Besser schnitten Mangos ab, die gemäß Öko-VO (EG) produziert wurden. Hier gab es bei den untersuchten Proben keine Überschreitung der Rückstandshöchstgehalte von Pflanzenschutzmitteln.

Eine Recherche im Europäischen Schnellwarnsystem für Lebensmittel und Futtermittel (RASFF) in dem Zeitraum von 2011 bis 2016 zeigt insgesamt 25 Meldungen bezüglich frischer Mangos. Neben Verderb ist der Hauptbeanstandungsgrund die Überschreitung der gesetzlichen Höchstgehalte von Pflanzenschutzmittelrückständen.

Reich an Vitaminen
Mangos sind reich an E, C und B-Vitaminen. Das Provitamin A kommt nur in wenigen Obstarten in einem so hohen Gehalt wie bei der Mangofrucht vor. Auch Eisen, Jod, Folsäure, Kalium, Magnesium, Phosphor, Calcium und Biotin finden sich in der Mango. Verzehrt werden die geschälten Früchte am besten roh. Sie werden aber auch in Babynahrung, Saft, Kompott, Marmelade und Eiscreme verarbeitet. Reife Mangos sollten am besten gleich gegessen werden. Unreife Früchte können bis zu einer Woche bei Zimmertemperatur gelagert werden. In den Kühlschrank sollten die Früchte aber nicht wandern – dies zerstört den Geschmack.

Hintergrundinformation
Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) ist eine eigenständige Bundesoberbehörde im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft. Das BVL ist für die Zulassung von Pflanzenschutzmitteln, Tierarzneimit¬teln und gentechnisch veränderten Organismen in Deutschland zuständig. Im Bereich der Lebensmittel- und Futtermittelsicherheit übernimmt es umfassende Managementaufgaben und koordiniert auf verschiedenen Ebenen die Zusammenarbeit zwischen dem Bund, den Bundesländern und der Europäischen Union. In der Rubrik „Lebensmittel im Blickpunkt“ stellt das BVL regelmäßig Informationen zu bestimmten Lebensmitteln zusammen.

Anhang
PI Mango
https://idw-online.de/de/attachment56654

Quelle: idw

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Umweltforscher entwickeln neue Biosensoren für Gewässerkontrolle

Antje Karbe Hochschulkommunikation
Eberhard Karls Universität Tübingen

Tübinger Biologen beteiligt: Sensoren weisen Medikamente und deren Wirkung im Wasser schneller und in geringen Mengen nach

In einem interdisziplinären Wissenschaftlerteam haben Naturwissenschaftler neuartige Biosensoren entwickelt, mit denen sich Pharmazeutika im Wasser effektiver als bisher erfassen lassen. Biologen der Universität Tübingen waren an der Studie beteiligt. Zwei pharmazeutische Wirkstoffklassen ‒ Beta-Blocker und Nicht-steroidale Entzündungshemmer (NSAIDs) ‒ können damit in Echtzeit und bereits in geringen Konzentrationen gemessen werden. Die Studie wurde in der Zeitschrift Water Research publiziert.

Mit dem demographischen Wandel steigt der Verbrauch von Medikamenten in den Industrienationen. Bereits heute gelangen große Mengen pharmakologisch wirksamer Substanzen über das Abwasser in Kläranlagen. Weil sie nur unzureichend wieder entfernt werden können, sind Organismen in Oberflächengewässern einem „Cocktail“ aus Arzneimitteln ausgesetzt. Die Anzahl der eingetragenen Medikamente nimmt dabei ständig zu. So können beispielsweise Schmerzmittel auch bei Fischen schädliche Nebenwirkungen verursachen, schon bei Konzentrationen von wenigen Mikrogramm pro Liter Wasser. Ökotoxikologen und Umweltchemiker sind herausgefordert, das immer vielfältigere Vorkommen von Arzneimitteln zu quantifizieren und deren schädigende Wirkung auf die Umwelt abzuschätzen.

Im Verbundprojekt „EffPharm“ arbeiten Biologen, Biochemiker und analytische Chemiker verschiedener Institutionen gemeinsam an diesem Thema. Das Projekt wird vom Umweltbundesamt gefördert und von der Tübinger Ökotoxikologin Professorin Rita Triebskorn koordiniert. So gelang es der Arbeitsgruppe um Dr. Manfred Frey vom Steinbeis-Innovationszentrum Zellkulturtechnik an der Hochschule Mannheim, für die zwei genannten pharmazeutische Wirkstoffklassen zellbasierte Biosensoren zu entwickeln. Diese erlauben es, die Bindung dieser Substanzen an ihre Zielmoleküle (Rezeptoren) in „gereinigtem“ Abwasser in Echtzeit zu bestimmen. An der Universität Tübingen wiesen Professorin Rita Triebskorn und Professor Heinz Köhler von der Arbeitsgruppe „Physiologische Ökologie der Tiere“ nach, wie sensitiv die Biosensoren sind: Sie erfassen schon geringe Konzentrationen der Medikamente, in denen erste Schäden bei Wasserorganismen auftreten. Dr. Marco Scheurer vom Technologiezentrum Wasser in Karlsruhe zeigte, dass die neuen Biosensoren einen großen Teil der Verbindungen erfassen, die bisher durch aufwändige und zeitintensive chemische Analysen nachgewiesen werden mussten. Zusätzlich schließen die Testsysteme die Effekte von Abbauprodukten der Wirkstoffe und unbekannten Verbindungen mit ein, was für die ökologische Bedeutung der Umweltbelastungen entscheidend ist.

Wie die Autoren der Studie darlegen, vereinigen die neuen Biosensoren viele Vorteilen gegenüber bisherigen Ansätzen. Nachdem die Biosensor-Zelllinien Kontakt mit Pharmazeutika in Umweltproben hatten, erscheint innerhalb von Sekunden ein Fluoreszenzsignal. Im Gegensatz zu herkömmlichen Sensoren erfassen sie so die Wirkung von Chemikalien in der Zelle in Echtzeit und vermeiden Falschinformationen, wie sie in Systemen auftreten können, die erst nach Stunden Signale erzeugen. Dadurch besitzen die Testsysteme eine extrem hohe Sensitivität im Nanomolarbereich (ein Millionstel Promille), die vergleichbar mit der chemischen Analytik ist.

Durch ihre Funktionsweise können die Biosensoren zudem die Wirkung künftiger Beta-Blocker oder NSAIDs aufspüren, obwohl deren chemische Struktur noch gar nicht bekannt ist. „Es wäre wünschenswert, dass die hier entwickelte Technik künftig in Monitoring-Programmen zur Bestimmung von Wasserqualität und Reinigungsleistung von Kläranlagen eingesetzt wird“, sagt Professorin Rita Triebskorn. „Damit wäre eine wichtige Lücke in der Plausibilitätskette zwischen dem Auftreten von Arzneimitteln in Gewässern und den bei betroffenen Organismen auftretenden Gesundheitsschäden geschlossen.“

Publikation:
Kevin Bernhard, Cordula Stahl, Regina Martens, Heinz-R. Köhler, Rita Triebskorn, Marco Scheurer, Manfred Frey (2017): Two novel real time cell-based assays quantify beta-blocker and NSAID specific effects in effluents of municipal wastewater treatment plants. Water Research 115, 74-83. http://dx.doi.org/10.1016/j.watres.2017.02.036

Kontakt:
Prof. Dr. Rita Triebskorn
Universität Tübingen
Institut für Evolution und Ökologie
Physiologische Ökologie der Tiere
Telefon +49 7071 29-78892
rita.triebskorn@uni-tuebingen.de

Quelle: idw

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Versorgungsatlas: In Deutschland wächst die Zahl der Patienten mit Diabetes mellitus

Barbara Ritzert Pressestelle Versorgungsatlas – ProScience Communications
Versorgungsatlas

In Deutschland steigt die Zahl der Menschen, die an Diabetes leiden. Waren 2009 noch 8,9 Prozent der gesetzlich Versicherten betroffen, hat sich dieser Anteil bis zum Jahr 2015 auf 9,8 Prozent erhöht. Eine halbe Million Menschen erhalten pro Jahr zum ersten Mal die Diagnose Diabetes mellitus. Dies belegt erstmals eine neue Studie der Wissenschaftler vom Versorgungsatlas auf der Basis ambulanter Versorgungsdaten. Auffallend sind die ausgeprägten Unterschiede zwischen den neuen und alten Bundesländern sowie auf der Kreisebene. Die Studie ist auf dem Portal www.versorgungsatlas.de verfügbar.

http://www.versorgungsatlas.de/themen/alle-analysen-nach-datum-sortiert/?tab=6&a…

Weltweit steigt die Zahl der Patienten mit Diabetes mellitus. Bisherige Schätzungen in Deutschland gehen von 7 bis 9 Prozent Diabetiker aus. Nun haben die Wissenschaftler vom Versorgungsatlas erstmals auf der Basis bundesweiter ärztlicher Abrechnungsdaten die Häufigkeit (Prävalenz) von Diabetes mellitus für die Jahre 2009 bis 2015 und die Zahl der neuerkrankten Patienten (Inzidenz) für die Jahre 2012 bis 2014 erhoben.

Neuerkrankte: eine halbe Million pro Jahr.
Die Studie zeigt, dass jedes Jahr in Deutschland rund 500.000 Menschen zum ersten Mal die Diagnose Diabetes mellitus Typ 2 erhalten. Entsprechend wächst auch die Häufigkeit: Die Prävalenz für Diabetes mellitus insgesamt ist von 8,9 in 2009 auf 9,8 Prozent in 2015 gestiegen. Männer sind in fast allen Altersgruppen stärker betroffen als Frauen, ebenso die Menschen im Osten der Republik: In den neuen Bundesländern leiden 11,8 Prozent der Bürger an Diabetes, während es in den alten Bundesländern 9,2 Prozent sind.

Massive Unterschiede auf Kreisebene.
Noch ausgeprägter sind die Unterschiede auf der Ebene der Kreise. Im Kreis Starnberg ist die Häufigkeit von Typ-2-Diabetes mellitus mit 6,5 Prozent bundesweit zwischen 2013 und 2015 am niedrigsten. Eine mehr als doppelt so hohe Prävalenz konnten die Forscher für den Kreis Prignitz mit 14,2 Prozent feststellen.

»Aufgrund der prognostizierten demografischen Entwicklung müssen wir davon ausgehen, dass in Zukunft die Krankheitslast durch Diabetes mellitus weiter zunehmen wird«, erklärt Benjamin Goffrier, der Erstautor der Studie. Dr. Jörg Bätzing-Feigenbaum, der Leiter des Versorgungsatlas hat darüber hinaus noch eine Empfehlung für die gesundheitspolitisch Verantwortlichen: »Bei der Entwicklung von Präventionsprogrammen und Versorgungsstrukturen sollten die regionalen Unterschiede berücksichtigt werden.«

Die Studie.
Auf Basis der gesamtdeutschen vertragsärztlichen Abrechnungsdaten, die für administrative Zwecke erhoben werden, wurden die entsprechend als »administrativ« bezeichneten Prävalenzen des Diabetes mellitus für die Jahre 2009 bis 2015 und administrative Inzidenzen für die Jahre 2012 bis 2014 berechnet.Die prävalenten Fälle wurden anhand eines Algorithmus Typ-1-, Typ-2- oder sonstigem Diabetes zugeordnet, wobei als notwendige Bedingung festgelegt wurde, dass nur gesicherte Diagnosen gezählt werden, die pro Jahr in mindestens zwei Quartalen kodiert sein mussten. Als inzident wurden Patienten gezählt, die im Indexjahr eine gesicherte Diagnose und mindestens eine weitere Diagnose innerhalb der darauffolgenden drei Quartale erhalten haben sowie in einem dreijährigen Vorbeobachtungszeitraum keine Diabetes-Diagnose erhalten hatten.
Goffrier B, Schulz M, Bätzing-Feigenbaum J. Administrative Prävalenzen und Inzidenzen des Diabe-tes mellitus von 2009 bis 2015. Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland (Zi). Versorgungsatlas-Bericht Nr. 17/03. Berlin 2017. DOI: 10.20364/VA-17.03. URL: http://www.versorgungsatlas.de/themen/alle-analysen-nach-datum-sortiert/?tab=6&a….

Der Versorgungsatlas.
www.versorgungsatlas.de
ist eine Einrichtung des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi). Es ist eine öffentliche Informationsquelle mit Studien zur medizinischen Versorgung in Deutschland. Schwerpunkt sind regionale Unterschiede in der ambulanten Versorgung. Die Analysen sollen Anhaltspunkte liefern, wie die medizinische Versorgung verbessert werden kann. Die Studien der Wissenschaftler des Versorgungsatlas basieren auf den bundesweiten Abrechnungsdaten der vertragsärztlichen Versorgung in Deutschland. Die Plattform steht auch anderen Forschergruppen für Publikationen zur Verfügung.

Pressestelle Versorgungsatlas
des Zentralinstituts für die Kassenärztliche
Versorgung in Deutschland (Zi), Berlin

Dipl. Biol. Barbara Ritzert
ProScience Communications –
die Agentur für Wissenschaftskommunikation GmbH
Andechser Weg 17 · 82343 Pöcking
Fon: +94 8157 9397-0

Weitere Informationen:
http://www.versorgungsatlas.de/themen/alle-analysen-nach-datum-sortiert/?tab=6&a…

Quelle: idw

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Und sie lächelt doch: Mona Lisas Mimik eindeutiger als gedacht

Benjamin Waschow Stabsstelle Unternehmenskommunikation
Universitätsklinikum Freiburg

Probanden bewerten Gesichtsausdruck auf da Vinci-Gemälde fast immer als fröhlich / Wissenschaftler des Universitätsklinikums Freiburg stellen damit Jahrhunderte lange Annahme der Kunstgeschichte in Frage

Es ist das vielleicht berühmteste Gemälde der Welt: die „Mona Lisa“ von Leonardo da Vinci. Als ein wesentlicher Grund für seine enorme Anziehungskraft galt lange Zeit der vermeintlich mehrdeutige Gesichtsausdruck der Gemalten: fröhlich oder traurig? Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Universitätsklinikums Freiburg, des Instituts für Psychologie der Universität Freiburg und des Freiburger Instituts für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene (IGPP) haben nun in einer Studie herausgefunden, dass Versuchspersonen die Mona Lisa in fast 100 Prozent der Fälle als fröhlich wahrnehmen. Sie stellten außerdem fest, dass die emotionale Einschätzung der Bilder davon abhängt, welche weiteren Bild-Varianten bisher gezeigt wurden. In ihrer Studie präsentierten die Forscher den Probanden das Original-Gemälde und acht Bild-Varianten, auf denen die Mundwinkel der Mona Lisa nach unten oder nach oben verschoben wurden und dadurch ein traurigerer oder fröhlicherer Gesichtsausdruck entstand. Die Studie ist am 10. März 2017 im renommierten Online-Journal Scientific Reports erschienen.

„Es war für uns eine große Überraschung, dass die Original-Mona Lisa fast immer als fröhlich wahrgenommen wird. Das widerspricht der gängigen Meinung der Kunstgeschichte“, sagt PD Dr. Jürgen Kornmeier, Leiter der Forschungsgruppe Wahrnehmung und Kognition im Freiburger IGPP und an der Klinik für Augenheilkunde des Universitätsklinikums Freiburg.

Fröhliche Gesichter werden schneller erkannt
Die Wissenschaftler um Dr. Kornmeier und Ko-Studienleiter Prof. Dr. Ludger Tebartz van Elst, Leitender Oberarzt an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Freiburg, erzeugten für die Studie zunächst acht Mona Lisa-Varianten, die sich nur in einer schrittweisen Veränderung der Mund-Krümmung unterschieden. Die Forscher präsentierten dann den zwölf Probanden das Original sowie je vier Bilder mit traurigerem und fröhlicherem Gesichtsausdruck in zufälliger Reihenfolge. Per Tastendruck gaben die Testpersonen für jedes Bild an, ob sie es als fröhlich oder traurig wahrnahmen, und anschließend, wie sicher sie sich bei ihrer Antwort waren. In der Summe der Antworten ergab sich so ein prozentualer Wert auf einer Skala von traurig bis fröhlich und ein Wert für die Sicherheit ihrer Entscheidung.

In nahezu 100 Prozent der Fälle wurden das Original sowie alle positiveren Varianten als fröhlich wahrgenommen. Dabei erkannten die Probanden fröhliche Gesichtsausdrücke schneller als traurige. „Es scheint, als hätten wir einen Filter für positive Gesichtsausdrücke in unserem Gehirn“, sagt Dr. Kornmeier.

Traurig ist nicht immer gleich traurig
In einem zweiten Experiment behielten die Forscher die Variante mit der geringsten Mund-Krümmung als traurigste Variante bei. Sie präsentierten dann das Mona Lisa-Original als fröhlichste Variante sowie sieben Zwischenvarianten, wobei drei davon schon im ersten Experiment gezeigt worden waren. Mit Erstaunen stellten die Forscher fest, dass die Probanden nun jene Bildvarianten, die schon im ersten Experiment gezeigt worden waren, tendenziell als trauriger wahrnahmen. „Die Daten zeigen, dass unsere Wahrnehmung, etwa ob ein Gesicht traurig oder fröhlich ist, nicht absolut ist, sondern sich erstaunlich schnell an die Umwelt anpasst“, sagt Dr. Kornmeier.

Die Studie ist Teil eines größeren Projekts von Dr. Kornmeier und Prof. Tebartz van Elst am Universitätsklinikum Freiburg, in dem Wahrnehmungsprozesse erforscht werden. „Mit unseren Sinnen können wir nur einen sehr eingeschränkten Teil der Information aus unserer Umwelt aufnehmen, beispielsweise weil ein Objekt teilweise verdeckt oder schlecht beleuchtet ist“, erläutert Dr. Kornmeier. „Das Gehirn muss dann aus den unvollständigen und oft mehrdeutigen Informationen ein Bild der Welt konstruieren, das der Realität am nächsten kommt“. Wie diese Konstruktionsprozesse bei Gesunden ablaufen und ob sie bei Menschen mit psychischen Erkrankungen, etwa mit Wahnvorstellungen, verändert sind, untersuchen die Freiburger Forscher.

Original-Titel zur Studie: Mona Lisa is always happy – and only sometimes sad
DOI: 10.1038/srep43511
Link zur Studie: www.nature.com/articles/srep43511

Kontakt:
PD Dr. Jürgen Kornmeier
Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene
Telefon: 0761 207-2121 oder 0176 61387757
juergen.kornmeier@uni-freiburg.de

Johannes Faber
Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Unternehmenskommunikation
Universitätsklinikum Freiburg
Telefon: 0761 270-84610
johannes.faber@uniklinik-freiburg.de

Weitere Informationen:
http://www.nature.com/articles/srep43511 Link zur Studie
https://www.uniklinik-freiburg.de/psych.html Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Freiburg
http://www.igpp.de/allg/welcome.htm Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene

Korrektur zu Absatz „Traurig ist nicht immer gleich traurig“
In einem zweiten Experiment behielten die Forscher die Variante mit der geringsten Mund-Krümmung als traurigste Variante bei. Sie präsentierten dann das Mona Lisa-Original als fröhlichste Variante sowie sieben Zwischenvarianten, wobei drei davon schon im ersten Experiment gezeigt worden waren. Mit Erstaunen stellten die Forscher fest, dass die Probanden nun jene Bildvarianten, die schon im ersten Experiment gezeigt worden waren, tendenziell als fröhlicher wahrnahmen. „Die Daten zeigen, dass unsere Wahrnehmung, etwa ob ein Gesicht traurig oder fröhlich ist, nicht absolut ist, sondern sich erstaunlich schnell an die Umwelt anpasst“, sagt Dr. Kornmeier.

Quelle: idw

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Warum ein Rückgang des Düngemitteleinsatzes in der Zukunft denkbar ist

Marie de Chalup Wissenschaftliche Abteilung
Wissenschaftliche Abteilung, Französische Botschaft in der Bundesrepublik Deutschland

Im Rahmen des französischen Programms EcoPhyto zur Minderung des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln haben Wissenschaftler des französischen Instituts für Agrarforschung (INRA) und des Unternehmens Agrosolutions eine Studie durchgeführt, um den Zusammenhang zwischen dem Einsatz von Düngemitteln und der landwirtschaftlichen Produktivität und Rentabilität zu untersuchen [1]. Die Daten dieser 3-jährigen Studie stammen aus 946 verschiedenen landwirtschaftlichen Betrieben, die dem Netzwerk DEPHY angehören. Dieses Netzwerk versammelt repräsentative französische Bauernhöfe mit unterschiedlicher Verwendung von Düngemitteln und unterschiedlichen landwirtschaftlichen Verfahren.

Im Rahmen des französischen Programms EcoPhyto zur Minderung des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln haben Wissenschaftler des französischen Instituts für Agrarforschung (INRA) und des Unternehmens Agrosolutions eine Studie durchgeführt, um den Zusammenhang zwischen dem Einsatz von Düngemitteln und der landwirtschaftlichen Produktivität und Rentabilität zu untersuchen [1]. Die Daten dieser 3-jährigen Studie stammen aus 946 verschiedenen landwirtschaftlichen Betrieben, die dem Netzwerk DEPHY angehören. Dieses Netzwerk versammelt repräsentative französische Bauernhöfe mit unterschiedlicher Verwendung von Düngemitteln und unterschiedlichen landwirtschaftlichen Verfahren.

Die Ergebnisse zeigen, dass der Zusammenhang zwischen dem Einsatz von Düngemitteln und der Produktivität/Rentabilität auch von den Boden- und Klimabedingungen, der parallelen Viehzucht (verbessert die Vielfalt durch den Anbau von widerstandsfähigen Futterpflanzen), dem Zugang zu Wasserressourcen bzw. den Absatzmöglichkeiten für industriell genutzte Kulturen abhängt. Daraus schließen die Forscher, dass eine Verringerung des Düngemitteleinsatzes in 94% der Fälle keine Auswirkung auf die Produktivität und in 78% der Fälle keine Auswirkung auf die Rentabilität hat. Einer Prognose für Frankreich zufolge wäre beim Düngemitteleinsatz ein Rückgang um 30% zu erwarten. Betriebe, die diese landwirtschaftliche Praxis anwenden würden, würden durchschnittlich 37% weniger Herbizide, 47% weniger Fungizide und 60% weniger Insektizide verwenden.

Die Ergebnisse zeigen weiterhin, dass ein verminderter Einsatz von Düngemitteln sich nicht zwangsläufig negativ auf die Produktivität/Rentabilität auswirkt, wenn bestimmte Anbausysteme berücksichtigt werden, z.B. eine Diversifizierung des Anbaus durch die Anpflanzung widerstandsfähiger Futterpflanzen bzw. Feldgraswirtschaft in Viehzuchtgebieten, Veränderung der Fruchtfolge, Anpassung der Aussaatzeiten oder mechanische Unkrautbekämpfung. Dennoch sind diese Empfehlungen in der Praxis schwer umzusetzen und bedürfen einer Unterstützung der Landwirte.

[1] Lechenet, Dessaint, Py, Makowski and Munier-Jolain, ꞌꞌReducing pesticide use while preserving crop productivity and profitability on arable farmsꞌꞌ. Nature plants, 2017.

Quellen:
ꞌꞌRéduire l’usage des pesticides en agriculture sans perte de performancesꞌꞌ, Pressemitteilung des INRA, 27.02.2017 – http://presse.inra.fr//Communiques-de-presse/Reduire-l-usage-des-pesticides-en-a…

ꞌꞌAgriculture : pourquoi la réduction des pesticides est possibleꞌꞌ, Artikel aus Le Monde, 27.02.2017 – http://www.lemonde.fr/planete/article/2017/02/27/agriculture-pourquoi-la-reducti…

Redakteur:
Luc Massat, luc.massat@diplomatie.gouv.fr

Quelle: idw

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Hoher Fleisch- und Wurstwarenkonsum verschlechtert die Symptome von Asthma

Marie de Chalup Wissenschaftliche Abteilung
Wissenschaftliche Abteilung, Französische Botschaft in der Bundesrepublik Deutschland

Ein Forschungsteam des Inserm hat im Rahmen einer siebenjährigen Studie aufgezeigt, dass ein hoher Konsum von Fleisch- und Wurstwaren (mindestens 4 Mal/Woche) mit einer Verschlechterung der Asthma-Symptome verbunden ist. Der Fleisch- und Wurstwarenkonsum wurde bereits von der WHO (Weltgesundheitsorganisation) als karzinogen und Ursache von chronischen obstruktiven Lungenerkrankungen anerkannt.

Im Rahmen der Studie wurden fast 1000 Personen über 7 Jahre beobachtet. In dieser Zeit beklagten 20% der Teilnehmer eine Verschlechterung ihrer Asthma-Symptome. Um die Ursachen dafür aufzuklären, haben die Forscher die Ernährung der Patienten analysiert.

Da der BMI (Body-Mass-Index) ein bereits bekannter Risikofaktor für Asthma ist, mussten die Forscher diesen Parameter aus der Analyse entfernen, da dieser das Ergebnis verfälschen könnte. Es ist nachvollziehbar, dass der BMI einen kausalen Zusammenhang zwischen Ernährung (Fleisch- und Wurstwarenkonsum) und Asthma herstellt. Durch diese Methode konnte nur bei 14% ein Zusammenhang zwischen Fleisch- und Wurstwarenkonsum und Asthma infolge von Fettleibigkeit festgestellt werden (indirekte Wirkung). Das bestätigt, dass der Fleisch- und Wurstwarenkonsum eine direkte Wirkung unabhängig vom BMI auf die Verschlechterung von Asthma hat.

Originalpublikation:
Li, Z., Rava, M., Bédard, A., Dumas, O., Garcia-Aymerich, J., Leynaert, B., … & Camargo, C. A. (2016). Cured meat intake is associated with worsening asthma symptoms. Thorax, thoraxjnl-2016.

Quelle:
„Charcuterie et asthme : meilleurs ennemis ?“, Pressemitteilung des Inserm
http://presse.inserm.fr/charcuterie-et-asthme-meilleurs-ennemis/27201/

Redakteurin:
Laura Voisin, laura.voisin@diplomatie.gouv.fr

Weitere Informationen:
http://www.wissenschaft-frankreich.de/de/gesundheit/hoher-fleisch-und-wurstwaren…

Quelle: idw

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Neubildung von Grundwasser exakter berechnen

Rudolf-Werner Dreier Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau

Wissenschaftler zeigen, dass bisherige Modelle die Heterogenität des Untergrunds teils unzureichend berücksichtigen

Eine internationale Forschungsgruppe um den Hydrologen Dr. Andreas Hartmann von der Universität Freiburg hat nachgewiesen, dass Berechnungen zur Verfügbarkeit von Wasser und zur Abschätzung der Folgen des Klimawandels stark verbessert werden können, wenn in großskaligen Modellen wichtige hydrologische Prozesse berücksichtigt werden – etwa wie durchlässig Gestein und Erde an manchen Stellen sind. Die Studie zeigt, dass für etwa 560 Millionen Menschen in Europa, Nordafrika und im Mittleren Osten potenziell mehr Grundwasser pro Kopf zur Verfügung stünde als bislang von großskaligen Modellen angenommen. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler weisen darauf hin, dass bisherige, auf ganze Kontinente bezogene Modellrechnungen die Menge des Grundwassers, das sich aus Teilen des versickernden Niederschlags neu bildet, teilweise stark unterschätzen. Die Ergebnisse der Studie legen nahe, dass großskalige hydrologische Modelle weitere Verbesserungen benötigen, bevor sie für lokales Wassermanagement eingesetzt werden können. Das Team hat seine Ergebnisse in der Fachzeitschrift „Proceedings of the National Academy of Sciences“ (PNAS) veröffentlicht.

Grundwasser ist in vielen Regionen weltweit eine lebenswichtige Ressource. Die Rate seiner Neubildung ist für das Trinkwassermanagement eine wichtige Größe, um eine nachhaltige Versorgung sicherzustellen. Die Wissenschaftler haben zwei Modelle, welche die Grundwasserneubildung modellieren, miteinander verglichen: ein globales, das schon länger etabliert ist, aber die Heterogenität des Untergrunds nur beschränkt berücksichtigt, und ein selbst entwickeltes kontinentales, das beispielsweise die variable Dicke des Bodens und die unterschiedliche Wasserdurchlässigkeit des Untergrunds mit einbezieht. Den Vergleich haben sie für alle Karstregionen Europas, Nordafrikas und des Mittleren Ostens vorgenommen. Diese sind für ihre starke Heterogenität des Untergrunds bekannt, weil Karbonatgestein eine starke Tendenz zur chemischen Verwitterung – als Verkarstung bezeichnet – aufweist, was unter anderem zu unterschiedlichen Bodentiefen und Durchlässigkeiten führt. Ein Vergleich der Modellrechnungen mit unabhängigen Beobachtungen der Grundwasserneubildung an 38 Orten in den Regionen hat gezeigt, dass das Modell, das die Heterogenität berücksichtigt, realistischere Abschätzungen hervorbringt.

Die Forscherinnen und Forscher erklären den Grund für den Unterschied zwischen den beiden Modellen: Das von den Wissenschaftlern neu entwickelte zeigt in der Simulation weniger Oberflächenabfluss und eine geringere Verdunstung – und damit mehr Grundwasserneubildung. Ein Bauer in der mediterranen Region würde dem neuen Modell zufolge potenziell bis zu eine Million Liter Grundwasser zur Förderung im Jahr mehr zur Verfügung stehen als nach dem etablierten Modell – abhängig von der tatsächlichen Beschaffenheit des Untergrunds und dem Wasserbedarf des Ökosystems vor Ort.

Die Wissenschaftler zeigen mit ihrem Ansatz am Beispiel der Karstregionen, wie es möglich sein kann, globale Modelle, die unter anderem zur Prognose von Wassermangel, Trockenheit oder Hochwasser eingesetzt werden, realistischer an regionale Gegebenheiten anzupassen. An der Studie waren Forscher der Universität Freiburg, der Victoria University in Kanada, der University of Bristol in England sowie des International Institute for Applied Systems Analysis in Österreich beteiligt.

Originalveröffentlichung:
Hartmann, A., Gleeson, T., Wada, Y., Wagener, T., 2017. Enhanced groundwater recharge rates and altered recharge sensitivity to climate variability through subsurface heterogeneity. In: „Proceedings of the National Academy of Sciences“; doi:10.1073/pnas.1614941114.

Kontakt:
Dr. Andreas Hartmann
Professur für Hydrologie
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Tel.: 0761/203-3520
E-Mail: andreas.hartmann@hydrology.uni-freiburg.de

Weitere Informationen:
https://www.pr.uni-freiburg.de/pm/2017/pm.2017-02-28.25

Quelle: idw

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Neue App: Welches Elektroauto zu welchem Fahrer passt

Dr. Julia Weiler Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

Eine neue App hilft Autofahrern zu entscheiden, ob der Umstieg vom Benziner auf ein Elektroauto für sie praktikabel wäre – und welches Fahrzeugmodell am besten zu ihren Bedürfnissen passen würde. Entwickelt haben sie Ingenieure der Ruhr-Universität Bochum um Prof. Dr. Constantinos Sourkounis. Mit der Smartphone-App können Fahrer typische Strecken aufzeichnen, während sie zum Beispiel mit ihrem Benziner unterwegs sind. Aus den gesammelten Daten generiert das Programm eine Liste von Fahrzeugmodellen, die die Anforderungen des Fahrers erfüllen würden, zum Beispiel eine ausreichende Reichweite hätten. Auch Informationen zur Kostenersparnis können sich Anwender anzeigen lassen.

Erhältlich ist die mehrsprachige App für das Smartphone-Betriebssystem Android als Download unter elektromobilitaet.rub.de. Eine Version mit eingeschränktem Informationsgehalt ist kostenlos erhältlich, die Vollversion zum Preis von 1,50 Euro. Medienvertreter erhalten die Vollversion auf Anfrage 20 Tage lang zu Testzwecken gratis.

App individuell konfigurierbar
Philip Dost entwickelte die App gemeinsam mit Masterarbeitsstudent Christoph Degner am Institut für Energiesystemtechnik und Leistungsmechatronik von Constantinos Sourkounis. „Die App soll Interessenten, aber auch Skeptikern, helfen auszuloten, ob ein Elektroauto oder ein Hybridfahrzeug für sie funktionieren würde“, sagt der Projektverantwortliche Philip Dost. „Außerdem können Leute damit herausfinden, ob ein E-Car-Sharing-Angebot in ihrer Umgebung für ihre Bedürfnisse ausreichend wäre.“

Die App zeichnet während der Fahrt GPS-Daten und Beschleunigung auf. Nutzer können selbst entscheiden, welche Strecken in die Analyse einfließen sollen, etwa nur der typische Weg zur Arbeit, aber nicht der Familienausflug am Wochenende, der möglicherweise mit einem anderen Auto erfolgt. Sie starten das Programm, wenn sie losfahren, und stoppen es, wenn sie angekommen sind. Die Anwender können auch angeben, an welchen Stellen auf der Strecke Ladesäulen verfügbar sind. Andere Anforderungen, etwa die zu befördernde Personenzahl oder den Platz im Kofferraum, können sie ebenfalls spezifizieren. Außerdem können die Nutzer eintragen, ob sie das Fahrzeug nur bei mildem oder auch bei kaltem Klima betreiben möchten.

Sortierbare Liste
Aus allen Aufzeichnungen können die Anwender auswählen, welche Fahrten in die Analyse einfließen sollen. Als Resultat bekommen sie eine Liste von Fahrzeugen angezeigt, die die ausgewerteten Strecken meistern könnten. Diese enthält nicht nur reine Elektrofahrzeuge, sondern auch Plug-in-Hybride und Range Extender, die bei leerer Batterie auf Benzinantrieb umschalten. Die Liste lässt sich nach unterschiedlichen Kriterien, etwa laufenden Verbrauchskosten oder Kaufpreis, sortieren.

Zu jedem infrage kommenden Fahrzeugmodell zeigt die App auf Wunsch Statistiken an. Eine Grafik visualisiert zum Beispiel, wie der Energieverbrauch auf den gefahrenen Strecken mit dem ausgewählten Elektrofahrzeug gewesen wäre. So kann der Nutzer sehen, wie viel Puffer er gehabt hätte, bevor die Batterie zuneige gegangen wäre.

Kostenvorteil berechnen
Die App schätzt auch Verbrauchskosten im Vergleich zum aktuellen Fahrzeug. Dazu müssen Nutzer Strom- und Benzinpreis eingeben sowie den Verbrauch ihres derzeitigen Autos. Basierend darauf berechnet die App, wie viel mehr oder weniger Kosten man auf den untersuchten Strecken mit einem Elektroauto erzielt hätte.

Das Programm greift auf eine Datenbank am Bochumer Institut für Energiesystemtechnik und Leistungsmechatronik zu. Diese aktualisieren die Forscher regelmäßig, fügen etwa neu auf den Markt kommende Fahrzeuge hinzu oder entfernen nicht mehr verfügbare Modelle. „Fahrzeuge, die nicht mehr produziert werden, zeigen wir in der App immer noch an, wenn sie noch gebraucht zu kaufen sind“, erklärt Dost. „Sie werden dann aber speziell markiert.“

Auch als Web-Anwendung verfügbar
Wer kein Android-Smartphone oder kein Auto besitzt, kann den Bochumer Service in vereinfachter Form auch auf einer Webseite nutzen. Dort können Interessenten Daten von typischen Fahrten eingeben und sich eine ähnliche Ausgabe wie in der App anzeigen lassen. Die von Rania Kontopoulou im Rahmen eines Institutsprojekts programmierte Web-Anwendung steht ebenfalls kostenlos unter elektromobilitaet.rub.de bereit.

Projekt
Beide Analysetools, also Web-Anwendung und Smartphone-App, entstanden im Projekt „Evaluation“, an dem auch Philipp Spichartz beteiligt war. Das Team vom Institut für Energiesystemtechnik und Leistungsmechatronik setzte die Arbeiten ohne Drittmittelfinanzierung um. Die Idee dafür ging aus Vorläuferprojekten zum Thema „Alltagstauglichkeit von Elektromobilität“ hervor.

Quelle: idw

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Lebensstil kann Grauen Star beeinflussen: Diabetes, Rauchen und Übergewicht trüben die Augenlinse

Lisa-Marie Ströhlein Pressestelle
Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft

München – Fast zehn Millionen Menschen in Deutschland leiden an einem Grauem Star. Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes mellitus, Zigarettenrauch und starkes Übergewicht sind wichtige Risikofaktoren, die die Trübung der Augenlinse beschleunigen bis schließlich eine Operation nötig wird. Patienten mit einem beginnenden Grauen Star müssen über diese Risikofaktoren aufgeklärt und bei der Umsetzung eines gesünderen Lebensstils unterstützt werden, fordern Experten der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG).

Nach Schätzung der DOG müssen Augenärzte in Deutschland mindestens 800 000 Augen pro Jahr wegen eines Grauen Stars operieren. Damit ist der Linsenaustausch der häufigste Eingriff hierzulande. Experten berechnen die Kosten für das Gesundheitssystem mit über 600 Millionen Euro pro Jahr (1). „Der Graue Star ist eine echte Volkskrankheit und der häufigste Grund für Sehbehinderung weltweit“, sagt DOG-Präsident Professor Dr. med. Thomas Kohnen. „Genetische Faktoren und Umwelteinflüsse spielen bei der Krankheitsentstehung eine Rolle, wie wir heute wissen“, so Kohnen weiter. Diese Zusammenhänge müssten weiter erforscht werden.

Eine leichte Trübung der Augenlinse ab dem 60. Lebensjahr sei eine ganz normale Alterserscheinung, sagt Kohnen, der die Klinik für Augenheilkunde am Universitätsklinikum Frankfurt leitet. „Erst wenn sich die Trübung so verstärkt, dass sie das Sehen stark beeinträchtigt, muss die getrübte Linse durch eine Kunstlinse ersetzt werden.“ Studien deuten darauf hin, dass der Lebensstil, zum Beispiel Ernährung und körperliche Aktivität einen Einfluss darauf hat, wie schnell die Trübung voranschreitet. So identifizierte eine englische Kohorten-Studie (2) im vergangenen Sommer die Stoffwechselerkrankung Diabetes als einen bedeutenden Risikofaktor bei Frauen nach den Wechseljahren. Bei Studienteilnehmerinnen, die unter Diabetes mellitus litten, war das Risiko wegen eines Grauen Stars operiert zu werden dreimal größer als bei gesunden Probandinnen. Rauchen erhöhte dieses Risiko um 26 Prozent; starkes Übergewicht (BMI>30) um zwölf Prozent.

„Diese Ergebnisse zeigen einmal mehr wie wichtig es ist, dass wir als Augenärzte Patienten darüber aufklären, wie sie selbst dazu beitragen können, das Fortschreiten eines Grauen Stars zu vermeiden“, sagt Professor Dr. med. Christian Ohrloff, Mediensprecher der DOG. So sollte bei Menschen mit Diabetes auch zum Schutz der Augen der Blutzucker stets gut eingestellt sein. Der Verzicht auf Zigaretten wiederum schützt gleichzeitig vor Erkrankungen der Lunge oder des Herz-Kreislauf-Systems. Auch eine ausgewogene, vitaminreiche Ernährung und regelmäßige Bewegung können die Augen gesund halten (3).

Quellen:
(1) C. Hirneiß, A. Kampik, A. S. Neubauer. Volkswirtschaftliche Kosten von Augenerkrankungen. Der Ophthalmologe 2014; 111: 420-427

(2) S. Floud et al. Risk factors for cataracts treated surgically in postmenopausal women, Ophthalmology, 2016 Aug; 123(8): 1704-1710

(3) J. Z. Selzin et al.: Long-term physical activity and risk of age-related cataract: a population-based prospective study of male and female cohorts
2015, Ophthalmology; 122: 274-280

DOG: Forschung – Lehre – Krankenversorgung
Die DOG ist die medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft für Augenheilkunde in Deutschland. Sie vereint unter ihrem Dach mehr als 6500 Ärzte und Wissenschaftler, die augenheilkundlich forschen, lehren und behandeln. Wesentliches Anliegen der DOG ist es, die Forschung in der Augenheilkunde zu fördern: Sie unterstützt wissenschaftliche Projekte und Studien, veranstaltet Kongresse und gibt wissenschaftliche Fachzeitschriften heraus. Darüber hinaus setzt sich die DOG für den wissenschaftlichen Nachwuchs in der Augenheilkunde ein, indem sie zum Beispiel Stipendien vor allem für junge Forscher vergibt. Gegründet im Jahr 1857 in Heidelberg ist die DOG die älteste augenärztliche Gesellschaft der Welt.

Quelle: idw

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UDE koordiniert EU-Netzwerk: Gewässer besser analysieren

Beate Kostka M.A. Ressort Presse – Stabsstelle des Rektorats
Universität Duisburg-Essen

Nähr- und Schadstoffe, aber auch der Klimawandel bedrohen die Meere, Seen, Flüsse und das Grundwasser weltweit. Um wirksame Gegenmaßnahmen einleiten zu können, muss man genau wissen, welche Organismen in den Gewässern leben. Schnell, standardisiert und umfassend lässt sich dies über genetische Verfahren erheben. Allerdings wurden sie bisher nur exemplarisch getestet und noch in keinem standardisierten nationalen oder internationalen Programm eingesetzt. Um dies zu ändern, gründete sich kürzlich ein internationales Netzwerk DNAqua-Net mit mehr als 250 Vertretern aus 41 Nationen.

Ihr erstes Treffen fand vom 7. bis 8. März an der Universität Duisburg-Essen (UDE) statt – auf Einladung von Prof. Dr. Florian Leese, Leiter des Fachgebiets Aquatische Ökosystemforschung. Organisiert wird die Auftaktveranstaltung vom Zentrum für Wasser- und Umweltforschung (ZWU) der UDE.

Das DNAqua-Net ist eine EU COST Action (Co-Operation in Science and Technology), in dem sich Vertreter aus Wissenschaft, Verbänden, Behörden, und Industrie zusammengefunden haben. Die EU fördert das Vorhaben an der UDE für vier Jahre. In fünf Arbeitsgruppen erarbeitet das Netzwerk konkrete Vorschläge, wie DNA-basierte Techniken genutzt werden können, um die Biodiversität standardisiert zu erfassen, bewerten und letztendlich in die Monitoringpraxis einzubinden.

Belastete Gewässer beeinträchtigen nicht nur das jeweilige Ökosystem (z.B. Selbstreinigungsfähigkeit, Photosynthese, Biomasseproduktion), sondern wirken sich auch auf den Menschen aus. Nach der EU-Wasserrahmenrichtlinie sind alle Mitgliedsstaaten verpflichtet, die Oberflächengewässer bis 2027 in einen guten Zustand zu überführen oder diesen zu halten.

Wie sauber ein Gewässer ist, zeigen verschiedene ökologisch-wichtige Schlüsselarten an (Bioindikatoren): Fische, Wasserpflanzen, Mikroalgen sowie Eintags-, Stein- und Köcherfliegen. Sie werden bestimmt, in Listen eingetragen und mit denen von Referenzgewässern verglichen. Dann wird die ökologische Zustandsklasse ermittelt und bei Bedarf Verbesserungsmaßnahmen konzipiert.

Prof. Leese: „Dieser Prozess ist sehr zeitaufwändig, teuer und oft nicht standardisiert.“ Außerdem sind die kleinen Organismen kaum auseinanderzuhaltenden und werden deshalb oft fehlbestimmt. Bei der genetischen Methode kann das nicht passieren. Die Artengemeinschaften werden anhand ihres Erbguts eindeutig bestimmt (DNA-basierte Bioindikation), selbst dann, wenn nur wenige Bruchstücke der Organismen vorliegen.

Von der Beprobung über die Artenliste von Mikroben bis hin zu höheren Tieren dauert der Prozess nur wenige Tage und kostet kaum mehr als die bislang gängigen Verfahren. Allerdings müssen noch technische und konzeptionelle Fragen geklärt werden, bevor DNA-basierte Techniken im bestehenden Verfahren eingesetzt werden können. Genau diese Probleme greift das DNAqua-Net auf.

Weitere Informationen: Prof. Dr. Florian Leese, Chair der DNAqua-Net EU COST Action CA15219, Fakultät für Biologie, Aquatische Ökosystemforschung, Tel. 0201/183-4172, florian.leese@uni-due.de,

Redaktion: Beate Kostka, Tel. 0203/379-2430, beate.kostka@uni-due.de

Weitere Informationen:
http://dnaqua.net
http://www.cost.eu/COST_Actions/ca/CA15219

Quelle: idw

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Psychologen untersuchten Persönlichkeitsveränderungen junger Menschen

Susann Huster Stabsstelle Universitätskommunikation/Medienredaktion
Universität Leipzig

Vom Ende der Adoleszenz bis ins junge Erwachsenenalter erleben viele Menschen positive Veränderungen ihrer Persönlichkeit. Eine neue Studie von einem internationalen Team aus Psychologen der Universitäten Leipzig, Mainz, Stanford und Cambridge zeigt nun, dass auch Bekannte diese Veränderungen wahrnehmen. Zudem fanden die Forscher heraus, dass mit zunehmendem Alter die Selbst- und die Außenperspektive auf die Persönlichkeit zunehmend ähnlicher werden.

Der Übergang von der Jugend zum Erwachsenenalter wird oft von positiven Persönlichkeitsveränderungen begleitet: Wir werden beispielsweise zunehmend emotional stabil und gewissenhafter. Dieser von zahlreichen Studien gut belegte Befund wird als Persönlichkeitsreifung bezeichnet. Allerdings beruhten bislang viele dieser Studien nur auf Selbstbeschreibungen der eigenen Persönlichkeit, weswegen nur wenig darüber bekannt ist, ob auch Freunde und Bekannte diese Veränderungen wahrnehmen.
Um diese Wissenslücke zu schließen, analysierten Julia Rohrer und Prof. Dr. Stefan Schmukle von der Universität Leipzig, Prof. Dr. Boris Egloff von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Prof. Dr. Michal Konsinski von der Stanford University (USA) und Dr. David Stillwell von der University of Cambridge die Persönlichkeitsprofile von über 10.000 Nutzern der Facebook-App myPersonality im Alter zwischen 14 und 29 Jahren.

Das besondere hierbei war, dass die Nutzer nicht nur selbst Persönlichkeitsfragebögen ausfüllten, sondern zusätzlich auch von Facebook-Freunden eingeschätzt wurden. Das ermöglichte es den Forschern zu prüfen, ob sich die Veränderungen mit dem Alter nicht nur im Selbstbericht, sondern auch im Fremdbericht durch Bekannte wiederfinden. Zudem erlaubten es die Daten, zu untersuchen, wie hoch die Übereinstimmung zwischen Selbst- und Fremdperspektive ist. Die Ergebnisse dieser Analysen erschienen gerade in der renommierten Fachzeitschrift „Journal of Personality and Social Psychology“.

„Im Großen und Ganzen kann man sagen, dass die Alterseffekte im Selbstbericht denen in der Einschätzung durch Bekannte ähneln. Ältere Personen berichten, dass sie extrovertierter, gewissenhafter und offener für neue Erfahrungen sind – und die Persönlichkeitseinschätzungen durch Bekannte zeigen die gleichen Trends“, erklärt Rohrer. Allerdings gab es auch Punkte, in denen Uneinigkeit herrschte: Während ältere Befragte berichteten, dass sie emotional stabiler seien, teilten ihre Bekannten nicht diese Fremdeinschätzung. „Ein möglicher Grund dafür ist, dass Anzeichen von niedriger emotionaler Stabilität – wie übermäßige Besorgtheit und Ängstlichkeit – von außen nicht so gut sichtbar sind. Deswegen bemerken Außenstehende vielleicht nicht, dass jüngere Erwachsene vergleichsweise weniger emotional stabil sind“, schlägt Egloff als eine Erklärung des Befundes vor. Weiterhin betrachteten die Forscher die Stärke der Übereinstimmung zwischen Selbst- und Fremdbericht und fanden, dass diese mit zunehmendem Alter ansteigt. Die Forscher interpretieren dies als ein mögliches weiteres Anzeichen der Persönlichkeitsreifung. „Inhaltlich scheint das zunächst plausibel, und mehrere Erklärungen hierfür sind denkbar. Zum Beispiel könnte es sein, dass mit zunehmender Reife die Personen selbst ihre Persönlichkeit präziser einschätzen können oder, dass sie sich in Beziehungen zu anderen authentischer verhalten und deswegen andere ihre Persönlichkeit genauer beurteilen können“, sagt Schmukle. „Allerdings müssen unsere Ergebnisse auf jeden Fall noch einmal mit längsschnittlichen Daten bestätigt werden“, schränkt er ein, „denn unsere Studie beruht darauf, dass wir jüngere Personen mit älteren vergleichen. Daher sollten unsere Ergebnisse in Studien überprüft werden, in denen man die gleichen Personen über einen längeren Zeitraum verfolgt und beobachtet, wie sich die Persönlichkeit aus unterschiedlichen Perspektiven über die Zeit hinweg ändert.“

Originaltitel der Veröffentlichung im „Journal of Personality and Social Psychology“:

„In Your Eyes Only? Discrepancies and Agreement Between Self- and Other-Reports of Personality From Age 14 to 29“
doi.org/10.1037/pspp0000142

Weitere Informationen:
Julia Rohrer
Institut für Psychologie der Universität Leipzig
Telefon: +49 341 97-35919
E-Mail: julia.rohrer@uni-leipzig.de
Web: home.uni-leipzig.de/diffdiag/pppd

Prof. Dr. Stefan Schmukle
Institut für Psychologie der Universität Leipzig
Telefon: +49 341 97-35902
E-Mail: schmukle@uni-leipzig.de
Web: home.uni-leipzig.de/diffdiag/pppd

Weitere Informationen:
http://psycnet.apa.org/psycinfo/2017-07265-001/

Quelle: idw

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Bin ich nicht zu alt dafür? Musiktherapie gegen Tinnitus für die Generation 65plus

Natascha Schettler-Brox Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Zentrum für Musiktherapieforschung (Viktor Dulger Institut) DZM e.V.

Tinnitus-Musiktherapie auch bei „Best Agern“ sehr effektiv

Etwa jeder vierte Mensch über 65 Jahren leidet unter Tinnitus- mit steigender Tendenz.
Dieser Alterstrend lässt sich auch in der Tinnitusambulanz am Deutschen Zentrum für Musiktherapieforschung DZM e.V. beobachten: Seit über 10 Jahren wird die Neuro-Musiktherapie bei Tinnitus angeboten und zunehmend von Senioren angefragt und in Anspruch genommen. Dabei taucht immer wieder die Besorgnis auf „für diese Therapie bin ich doch schon zu alt, oder?“
Ausgehend von diesem Alterstrend wurde nun die „Neuro-Musiktherapie“ für chronischen Tinnitus speziell auf die Bedürfnisse der Generation 65plus abgestimmt.
Ergebnisse einer aktuellen Analyse an 140 Tinnitusbetroffenen bestätigen, dass Teilnehmer ab 65 Jahren (Durchschnittsalter 72 Jahre) davon profitieren – und sogar eine größere Chance auf Therapieerfolg erreichen, wie eine im Schnitt rund 25 Jahre jüngere Vergleichsgruppe. Insgesamt erreichten rund 80% der behandelten Senioren eine spürbare Verbesserung ihrer Tinnitussymptome.
Gerade weil sich die Best Ager überwiegend „reich, jung und fit“ (Quelle: Generali Altersstudie) fühlen, stellt ein dauerhaftes Ohrgeräusch eine deutliche Belastung dar und führt zu Einbußen in der Lebensqualität im dritten Lebensabschnitt. In der Regel sind die bisherigen Therapieangebote offen für eine sehr große Zielgruppe, richten sich aber implizit vor allem an die Gruppe der berufstätigen Erwachsenen im Alter zwischen 35 und 60 Jahren. Eine spezielle Anpassung der Therapie, wie sie am DZM e.V. angeboten wird, erhöht allerdings die Therapiechancen drastisch.

Die Tinnitusambulanz des Deutschen Zentrums für Musiktherapieforschung bietet laufend Kompakttherapien für Patienten mit akutem und chronischem Tinnitus an. Weitere
Informationen für Patienten sind telefonisch erhältlich unter 06221 – 79 63 101 oder per E-Mail unter
tinnitusambulanz@dzm-heidelberg.de.

Das Deutsche Zentrum für Musiktherapieforschung (Viktor Dulger Institut) DZM e. V. wurde 1995 in Heidelberg gegründet. Heute ist das DZM eines der größten musiktherapeutischen Forschungsinstitute in Europa und vereint Forschung und Praxis unter einem Dach. Das DZM ist als gemeinnützig anerkannt und finanziert sich zum überwiegenden Teil aus Spenden und Forschungsdrittmittel. Am DZM entwickeln und erforschen Musiktherapeuten, Mediziner, Musikwissenschaftler und Psychologen in interdisziplinären Projekten musiktherapeutische und musikmedizinische Konzepte zur Verbesserung der Lebenssituation erkrankter Menschen.
Außer dem Forschungsinstitut gehören eine Tinnitus- sowie eine Cochlea-Implantat-Ambulanz zum DZM.

Weitere Informationen:
Deutsches Zentrum für Musiktherapieforschung
(Viktor Dulger Institut) DZM e.V.
Ansprechpartner: Natascha Schettler-Brox
Maaßstraße 26
69123 Heidelberg
Telefon: +49 (6221) 83 38 60
Telefax: +49 (6221) 73 999 89
E-Mail: dzm@dzm-heidelberg.de
Internet: www.dzm-heidelberg.de

Weitere Informationen:
http://www.dzm-heidelberg.de

Quelle: idw

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Meeresforschung in Echtzeit verfolgen

Dr. Andreas Villwock Kommunikation und Medien
GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel

Ab sofort können alle Interessierten live im Internet verfolgen, wo das GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel Wave-Glider einsetzt. Dabei handelt es sich um von Wellenkraft angetriebene Messplattformen, die wochen- oder auch monatelang die Oberfläche der Meere abfahren können. Auf dem Internetportal „GEOMAR Navigator“ sind neben Kursen und Geschwindigkeiten der Geräte auch aktuelle Messdaten aus dem Ozean einsehbar. Entwickelt wurde das Portal in einer Forschungskooperation mit dem Oman, die erste Testmission findet aktuell im subtropischen Nordostatlantik statt.

Die Ausdehnung der Ozeane in Fläche und Volumen ist gigantisch. Daten aus ihnen zu erheben und ihren Zustand zu vermessen ist daher eine gewaltige Aufgabe. Mehr und mehr erweitern ferngesteuerte und vorprogrammierte Geräte die Reichweite und die Ausdauer der menschlichen Forschenden. Zu diesen Geräten gehören auch sogenannte Wave-Glider. Angetrieben von der Energie der Wellen können die Surfbrett-ähnlichen Schwimmkörper wochen- oder sogar monatelang bestückt mit unterschiedlichsten Sensoren auf der Oberfläche der Meere kreuzen.

Das GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel verfügt mittlerweile über drei dieser Geräte. Ab sofort können alle Interessierten die Missionen dieser Wave-Glider live online auf der Plattform „GEOMAR Navigator“ (https://waveglider.geomar.de/navigator) verfolgen. Zur Premiere zeigt sie die aktuellen Missionen von zwei Wave-Glidern rund um einen Unterwasserberg nahe der kapverdischen Inseln.

Kurse, Geschwindigkeiten, schon zurückgelegte Strecken, aber auch Wetterdaten, weitere Messwerte und Hintergrundinformationen zu jeweiligen Forschungsprojekten – all diese Daten sind auf dem „GEOMAR Navigator“ einsehbar. „Zuallererst dient die Plattform dazu, dass, wer auch immer eine Wave-Glider Mission leitet, die Missionsparameter jederzeit bequem vom Büro, vom heimischen Sofa oder vom Hotelzimmer aus überwachen kann“, erklärt Programmierer Patrick Leibold aus der Arbeitsgruppe Technologietransfer des GEOMAR, der das Portal entwickelt hat.

„Letztendlich kann aber jeder interessierte Mensch das Portal nutzen, um die Missionen unserer Geräte zu verfolgen“, ergänzt Dr. Warner Brückmann, Leiter des Technologietransfers am GEOMAR. Die beiden Wave-Glider, die derzeit im Einsatz sind, sind Teil der Expedition MSM61 des deutschen Forschungsschiffs MARIA S. MERIAN. Mit einer ganzen Anzahl unterschiedlicher Geräte will das Team an Bord das Ökosystem rund um den Senghor Seamount, einen Unterwasserberg nördlich der Kapverden-Insel Sal, besser verstehen.

Einer der beiden Wave-Glider der Testmission gehört dem GEOMAR und ist schon häufiger als schwimmende Messplattform rund um das Kapverdische Ozean-Observatorium (Cape Verde Ocean Observatory, CVOO) zum Einsatz gekommen. Den zweiten hat das Bremer Zentrum für Marine Umweltwissenschaften MARUM jetzt zur Expedition beigesteuert. „Für uns ist diese Ausfahrt ein wichtiger Testlauf, wie gut das Portal funktioniert und ob die Forschenden damit zurechtkommen“, sagt Leibold, der selbst mit an Bord der MARIA S. MERIAN ist.

Der Anstoß zur Entwicklung des Portals und die Finanzierung stammen aus einer Kooperation des GEOMAR mit dem Wüstenstaat Oman. Dort soll demnächst der neueste GEOMAR Wave-Glider nach Grundwasseraustritten am küstennahen Meeresboden suchen. „Ziel ist es, ein besseres Verständnis von Süßwassersystemen im Untergrund von Küstenregionen zu erhalten. Für den Oman ist dieses Verständnis von existentieller Bedeutung. Süßwasser ist dort eine sehr knappe und damit umso wichtigere Lebensgrundlage. Eine falsche Bewirtschaftung würde sie bedrohen“, erklärt Dr. Brückmann.

Das im Rahmen des Oman-Projektes entwickelte Online-Portal wird aber allen Gruppen, die am GEOMAR Wave-Glider betreuen, zur Verfügung stehen. „Und darüber hinaus kann die gesamte deutsche Meeresforschung die Technik nutzen, wie gleich die erste Testmission in Zusammenarbeit mit dem MARUM zeigt“, sagt Dr. Brückmann.

Weitere Informationen:
http://www.geomar.de Das GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel
https://waveglider.geomar.de/navigator Das Wave Glider Portal GEOMAR Navigator
https://waveglider.geomar.de/navigator/?p=dashboard&m=SENGHOR&v=0
Direkter Link zur aktuellen Wave-Glider-Mission am Senghor Seamount

Quelle: idw

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Bitte nichts verraten! Wenn es um die eigene Zukunft geht, wollen die meisten nichts wissen

Kerstin Skork Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für Bildungsforschung

Möchten Sie wissen, wann Sie sterben werden? Hätten sie die Möglichkeit, in die Zukunft zu sehen, zögen es die meisten Menschen vor, lieber nicht wissen zu wollen, was das Leben für sie bereithält. Auch nicht, wenn es etwas Positives sein könnte. Dies zeigt eine aktuelle Studie von Wissenschaftlern des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung in Berlin und der Universität Granada, die in der Fachzeitschrift Psychological Review erschienen ist.

„In der griechischen Mythologie hatte Kassandra, die Tochter des trojanischen Königs, die Gabe, in die Zukunft sehen zu können. Aber sie war auch dazu verflucht, dass niemand ihren Prophezeiungen Glauben schenkte“, sagt Gerd Gigerenzer, Erstautor der Studie und Direktor des Forschungsbereichs „Adaptives Verhalten und Kognition“ am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung. „In unserer Studie haben wir herausgefunden, dass Menschen die Sehergabe, die Kassandra berühmt machte, eher ablehnen und auf Wissen über ihre persönliche Zukunft verzichten würden. Dahinter steht das Bestreben, mögliches Leid und Bedauern zu umgehen, welches das Wissen über die Zukunft mit sich bringen könnte. Gleichzeitig möchten sie sich aber auch die freudige Spannung von schönen Erlebnissen erhalten.“

Zwei nationale, repräsentative Erhebungen mit mehr als 2.000 Erwachsenen in Deutschland und Spanien zeigen, dass 86 bis 90 Prozent der Menschen bevorstehende negative Ereignisse nicht wissen wollen. Zudem bevorzugen 40 bis 77 Prozent auch über bevorstehende positive Ereignisse im Ungewissen zu bleiben. Die Wissenschaftler nennen das willentliche Ignoranz (engl. deliberate ignorance). Das heißt, sich bewusst dafür zu entscheiden, die Antwort auf eine Frage, die einen persönlich betrifft, nicht wissen zu wollen. Lediglich 1 Prozent aller Befragten würde konsequent gerne wissen, was die Zukunft bereithält.

Die Wissenschaftler fanden auch heraus, dass Menschen, die ihre Zukunft nicht kennen möchten, risikoscheuer sind und häufiger Lebens- und Rechtsschutzversicherungen kaufen als diejenigen, die gerne einen Blick in die Zukunft werfen würden. „Das legt nahe, dass Menschen, die Wissen über die Zukunft willentlich ignorieren, erwarten, unangenehme Nachrichten zu erhalten“, so Gigerenzer weiter. Auch der Zeitpunkt, an dem ein Ereignis in der Zukunft eintreten könnte, spielt eine Rolle: Je näher das mögliche Eintreten in der Zukunft liegt, desto weniger wollen Menschen etwas darüber wissen. So wollten zum Beispiel ältere im Vergleich zu jüngeren Erwachsenen seltener wissen, wann und woran ihr Partner sterben wird.

Die Studienteilnehmer wurden zu einer Reihe von möglichen Ereignissen – positiven wie negativen – befragt. So zum Beispiel, ob sie wissen wollten, welche Mannschaft ein Fußballspiel gewinnt, das sie später noch sehen wollten, was sie zu Weinachten geschenkt bekommen, ob es ein Leben nach dem Tod gibt oder ihre Ehe in einer Scheidung endet. Das Geschlecht ihres ungeborenen Kindes war das Einzige, das die Mehrzahl der Befragten vorab wissen wollte, nur 37 Prozent möchten sich lieber überraschen lassen.

Obwohl die in Deutschland und Spanien lebenden Menschen sich in Alter, Bildung und anderen wichtigen Aspekten unterschieden, war das Muster der willentlichen Ignoranz in beiden Ländern gleichermaßen verbreitet. „Wissen zu wollen, scheint der Normalzustand der Menschheit zu sein und bedarf keiner Rechtfertigung. Menschen sind nicht nur dazu eingeladen, von ihnen wird auch oft erwartet, an Krebsfrüherkennungsmaßnahmen oder regulären Gesundheitschecks teilzunehmen, ihr ungeborenes Baby einer Reihe von pränatalen Gentest zu unterziehen oder Self-Tracking-Geräte zur Messung der eigenen Gesundheit zu nutzen“, sagt Gigerenzer. „Die willentliche Ignoranz von Menschen scheint vor diesem Hintergrund nicht einleuchtend und mag Stirnrunzeln verursachen. Aber wie wir in unserer Studie zeigen konnten, existiert sie nicht nur, sondern ist auch eine weiterverbreitete Haltung.“

Originalstudie
Gigerenzer, G., & García-Retamero, R. (in press). Cassandra’s regret: The psychology of not wanting to know. Psychological Review. http://dx.doi.org/10.1037/rev0000055

Max-Planck-Institut für Bildungsforschung
Das Max-Planck-Institut für Bildungsforschung wurde 1963 in Berlin gegründet und ist als interdisziplinäre Forschungseinrichtung dem Studium der menschlichen Entwicklung und Bildung gewidmet. Das Institut gehört zur Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V., einer der führenden Organisationen für Grundlagenforschung in Europa.

Weitere Informationen:
https://www.mpib-berlin.mpg.de/de/presse/2017/02/bitte-nichts-verraten-wenn-es-u…

Quelle: idw

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Leipziger Forscher erklären wichtigen Prozess bei biologischer Methanbildung

Dipl.-Journ. Carsten Heckmann Stabsstelle Universitätskommunikation/Medienredaktion
Universität Leipzig

Methan ist das Hauptprodukt der Biogasherstellung in Biogasanlagen, in denen es zur Energiegewinnung erzeugt wird. Zugleich gilt Methan als effektives Treibhausgas, denn es hat eine 25-mal stärkere Wirkung als Kohlendioxid. Die in der Natur für die Methanproduktion verantwortlichen Mikroorganismen produzieren jährlich ca. 1 Milliarde Tonnen Methan, wovon etwa ein Drittel in die Atmosphäre entweicht. Für die Bildung des Methans ist ein spezielles Molekül als Katalysator notwendig. Forscher der Universität Leipzig haben nun in Zusammenarbeit mit der University of Kent entdeckt, wie dieser „Methankatalysator“ gebildet wird. Ihre Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „Nature“ veröffentlicht.

Methan ist das Hauptprodukt der Biogasherstellung in Biogasanlagen, in denen es zur Energiegewinnung erzeugt wird. Zugleich gilt Methan auch als effektives Treibhausgas, denn es hat eine 25-mal stärkere Wirkung als Kohlendioxid. Die in der Natur für die Methanproduktion verantwortlichen Mikroorganismen produzieren jährlich ca. 1 Milliarde Tonnen Methan, wovon etwa ein Drittel in die Atmosphäre entweicht. Für die Bildung des Methans ist ein sehr spezielles Molekül als Katalysator notwendig. Forscher der Universität Leipzig haben nun in Zusammenarbeit mit Forschern der University of Kent in England entdeckt, wie dieser essentielle „Methankatalysator“ gebildet wird. Die Forschungsergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „Nature“ veröffentlicht.

Methan trägt auch zur Klimaerwärmung bei, wenn es vermehrt freigesetzt wird. In Biogasanlagen und Faultürmen von Kläranlagen wird es als Energiequelle erzeugt, wobei hier die gleichen Organismen für die Methanbildung verantwortlich sind wie in der Natur. Das natürlich gebildete Methan wird teilweise in Erdgasdepots oder als Methaneis am Meeresboden eingelagert. „Die biologische Methanbildung ist ein wichtiger Prozess beim globalen Kohlenstoff- beziehungsweise Biomassekreislauf. Es wird von spezialisierten, unter anaeroben Bedingungen lebenden Mikroorganismen gebildet. Diese Organismen sind unter anderem in den Sedimenten von Seen oder Sümpfen zu finden oder beispielsweise im Verdauungstrakt von Wiederkäuern“, erklärt Prof. Dr. Gunhild Layer vom Institut für Biochemie der Universität Leipzig.

Um Methan bilden zu können, benötigen diese Mikroorganismen ein spezielles Protein. Dieses enthält ein zusätzliches Molekül, das Coenzym F430, das für die Methanbildung essentiell ist. Die chemische Struktur des gelben Coenzyms F430 ist verwandt mit den Strukturen des roten Blutfarbstoffs und des Chlorophylls (grüner Pflanzenfarbstoff). Über die Bildung dieses Coenzyms F430 war bisher nur wenig bekannt.

Die Leipziger Biochemiker um Prof. Dr. Gunhild Layer konnten nun in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Martin Warren in Canterbury, (Großbritannien) aufklären, wie das Coenzym F430 gebildet wird. Die an der Synthese beteiligten Proteine wurden einzeln produziert, gereinigt und auf ihre Aktivität hin getestet. Damit gelang es zum ersten Mal, das Coenzym F430 im Reagenzglas herzustellen. „Es war ein langer und schwieriger Weg bis zur kompletten enzymatischen Synthese des Coenzyms F430, aber die Mühe hat sich gelohnt“, sagt Prof. Layer. Und Prof. Warren ergänzt: „Die Aufklärung des Biosynthesewegs für Coenzym F430 vervollständigt unser Wissen über die Bildung der sogenannten ‚Farbstoffe des Lebens‘ zu denen auch Coenzym F430 gehört.“

Originaltitel der Veröffentlichung in „Nature“:
„Elucidation of the biosynthesis of the methane catalyst coenzyme F430“,
DOI:10.1038/nature21427

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Gunhild Layer
Institut für Biochemie
Telefon: +49 341 97-36996
E-Mail: gunhild.layer@uni-leipzig.de

Weitere Informationen:
http://www.nature.com/nature/journal/vaop/ncurrent/full/nature21427.html „Nature“-Veröffentlichung

Quelle: idw

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1,5 Millionen Diabetespatienten müssen bald ohne bewährte Medikamente auskommen

Kerstin Ullrich Pressestelle
Deutsche Diabetes Gesellschaft

Berlin – Viele Menschen mit Typ-2-Diabetes müssen demnächst womöglich auf gewohnte Medikamente verzichten. Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) befürchtet, dass mehrere Präparate aus der Gruppe der DDP-4-Hemmer demnächst vom Markt genommen werden, weil der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) diesen Medikamenten einen Zusatznutzen abgesprochen hat. Von der Entscheidung sind bis zu 1,5 Millionen Patienten betroffen. Die Medikamente haben sich seit zehn Jahren in der Praxis bewährt.

Der G-BA-Beschluss bezieht sich auf Medikamente mit den beiden Wirkstoffen Sitagliptin und Saxagliptin, die derzeit als Monopräparate oder in Kombination mit dem Wirkstoff Metformin als sogenannte „Fix-Kombination“ angeboten werden. Sitagliptin und Saxagliptin hemmen das Enzym Dipeptidyl-Peptidase-4 (DPP-4), das die Wirkung eines körpereigenen Hormons verlängert. Die Folge ist eine wirkungsvolle Senkung des Blutzuckers ohne Unterzuckerung und Gewichtszunahme.

Der G-BA hatte im Dezember beschlossen, dass Sitagliptin, das seit 2007 in Deutschland zugelassen ist, als Monopräparat einen geringen Zusatznutzen besitzt. Saxagliptin, das 2009 eingeführt wurde, könnte ganz vom Markt verschwinden, da der G-BA dem Präparat jeglichen Zusatznutzen abgesprochen hat; gleiches gilt für die Fix-Kombinationen der DDP-4-Hemmer mit Metformin.

Die Hersteller dürfen diese Präparate weiter anbieten. Bei der Verordnung durch Kassenärzte würden sie jedoch nur den Preis erhalten, der derzeit zwischen Krankenkassen und Herstellern vertraulich ausgehandelt wird. „Es steht durchaus zu befürchten, dass – wenn nicht mit Augenmaß verhandelt wird – die Präparate am Ende vom Markt genommen werden“, sagt Professor Dr. med. Dirk Müller-Wieland, gesundheitspolitischer Sprecher der DDG. Er verweist auf das Beispiel Synjardy, eine Fix-Kombination aus Empagliflozin plus Metformin: Das Präparat wurde im November vom Markt genommen, nachdem der G-BA dem Kombipräparat keinen Zusatznutzen zuerkannt hat.

Das Gleiche droht jetzt für die Diabetesmittel Onglyza, Komboglyze, Janumet und Velmetia. „Bei einer Marktrücknahme müssten bis zu 1,5 Millionen Patienten auf andere Medikamente ausweichen“, befürchtet Müller-Wieland. Die Umstellung ist nach Erfahrung des DDG-Experten häufig schwierig und mit zusätzlichen Kosten verbunden. „Sie entstehen, weil die Patienten beim Wechsel auf ein neues Medikament unter Umständen eine Schulung benötigen und ihren Blutzucker zunächst häufiger kontrollieren müssen“, so Müller-Wieland. Zudem seien die „Alternativen“ häufig teurer und mitunter mit Injektionen verbunden.

„Warum eine Tablette, die zwei Substanzen enthält, anders sein soll als zwei separate Tabletten, leuchtet medizinisch nicht ein“, betont der DDG-Sprecher. „Dies insbesondere nicht bei Patienten, die häufig mehrere Substanzen einnehmen müssen und dankbar sind, wenn die Zahl der Tabletten dennoch möglichst gering ist.“

Weitere Probleme ergeben sich, wenn Patienten, die derzeit mit den Kombinationen behandelt werden, künftig zwei Tabletten statt einer einnehmen müssen. „Dies ist nicht nur mit höheren Kosten etwa durch die doppelte Apothekenabgabe verbunden. Mit der Zahl der Medikamente sinkt häufig auch die Einnahmetreue der Patienten, was das Behandlungsergebnis verschlechtern kann“, erläutert Müller-Wieland.

Es ist nicht das erste Mal, dass der G-BA in die Verordnung von Diabetesmedikamenten eingreift. „Bisher haben nur 4 von 18 neuen Diabetes-Präparaten einen Zusatznutzen vom G-BA erhalten, 6 sind in Deutschland nicht mehr auf dem Markt“, berichtet DDG Präsident Professor Dr. med. Baptist Gallwitz. Dies liege keineswegs daran, dass es sich bei diesen neuen Substanzen sogenannte Schein-Innovationen handele. „Die Beurteilungskriterien des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen, das für den G-BA die Bewertungen durchführt, sind häufig inkonsistent und nicht frei von Interessen“, so Gallwitz. „Die Entscheider setzen sich über den medizinischen Standard hinweg und ignorieren oft die Leitlinien der DDG und anderer internationaler Fachgesellschaften.“

Jetzt bewerben für die DDG Medienpreise 2017!
Die DDG schreibt auch in diesem Jahr drei Medienpreise aus, die mit insgesamt 6.000 Euro dotiert sind. Eingereicht werden können Artikel (Print und Online) sowie Beiträge aus Hörfunk und Fernsehen, die zwischen dem 1. August 2016 und dem 31. Juli 2017 publiziert wurden/werden. Prämiert werden Arbeiten, denen es gelingt, Diabetes-Mythen zu „entzaubern“ und ein Bewusstsein für diese Krankheit und ihre Folgeerkrankungen zu schaffen. Einsendeschluss ist der 31. Juli 2017. Weitere Informationen zur Ausschreibung finden Sie hier: http://www.deutsche-diabetes-gesellschaft.de/presse/ddg-pressemeldungen/meldunge….

Über die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG):
Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) ist mit 9.000 Mitgliedern eine der großen medizinisch-wissenschaftlichen Fachgesellschaften in Deutschland. Sie unterstützt Wissenschaft und Forschung, engagiert sich in Fort- und Weiterbildung, zertifiziert Behandlungseinrichtungen und entwickelt Leitlinien. Ziel ist eine wirksamere Prävention und Behandlung der Volkskrankheit Diabetes, von der mehr als sechs Millionen Menschen in Deutschland betroffen sind. Zu diesem Zweck unternimmt sie auch umfangreiche gesundheitspolitische Aktivitäten.

Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG)
Geschäftsstelle
Albrechtstraße 9, 10117 Berlin
Tel.: 030 3116937-0, Fax: 030 3116937-20
info@ddg.info

Weitere Informationen:
http://www.ddg.info

Quelle: idw

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demowanda.de: Fakten zum demografischen Wandel in der Arbeitswelt

Andreas Pieper Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB)

BIBB ist Teil eines neuen Forschungsportals

Die Zahl der Arbeitskräfte verringert sich, die Erwerbsbevölkerung wird älter – wir alle müssen uns bewusst machen, dass der demografische Wandel die Arbeitswelt verändern wird. Um Erkenntnisse, Daten und Fakten hierzu leichter zugänglich zu machen, bieten sechs Ressortforschungseinrichtungen des Bundes, darunter das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB), ab sofort das gemeinsame Internetportal demowanda.de an. Es gibt einen Überblick über Entwicklungen in verschiedenen Lebensbereichen, die die Arbeitswelt beeinflussen.

Das unter Leitung der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) gebündelte ressortübergreifende Fachwissen ermöglicht erstmals einen derart umfassenden Blick auf Entwicklungen in Deutschland, die für eine alters- und alternsgerechte Gestaltung der Arbeitswelt von Bedeutung sind.

So ist neben dem steigenden Anteil Älterer in den Belegschaften beispielsweise auch die Frage der Qualifikation ein Thema, weil wichtiger Aspekt des demografischen Wandels: Nach Berechnungen des BIBB lag die Quote der Ungelernten im Alter von 20 bis 34 in den Jahren 2011 bis 2014 zwischen 13 und 14 %. Untersuchungen des BIBB und des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) deuten darauf hin, dass gerade im Bereich Gesundheit, aber auch im Bereich der Be- und Verarbeitung von Holz und Kunststoffen sowie in den Bauberufen künftig nicht genug qualifizierte Arbeitskräfte zur Verfügung stehen werden. Zudem verändern neue Techniken und Praktiken die Arbeitswelt stetig und erfordern geeignete Weiterbildungsmaßnahmen. Laut Studien des BIBB haben 2013 rund 70 % der Betriebe in Deutschland Weiterbildungsmaßnahmen durchgeführt. Darüber hinaus stieg nach Ergebnissen des Deutschen Alterssurveys der Anteil an Personen, die im Ruhestand erwerbstätig sind – von rund 6,3 % im Jahr 2003 auf 11,6 % in 2014.

Das Portal demowanda.de gliedert sich in die sechs Themenbereiche „Bevölkerung“, „Bildung“, „Arbeitsmarkt“, „Arbeitsbedingungen“, „Gesundheit“ und „Arbeit im Alter“, die die verschiedenen Zusammenhänge zwischen Arbeitswelt und demografischem Wandel deutlich machen. Wissenschaftler, Journalisten, Vertreter der Politik und alle weiteren Interessierten finden neben aktuellen und übersichtlich aufbereiteten Informationen auch weiterführende Literaturhinweise, Grafiken und Kontaktadressen.

Die BAuA hat das Internetportal im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) gemeinsam mit dem BIBB, dem Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB), dem Deutschen Zentrum für Altersfragen (DZA), dem IAB und dem Robert Koch-Institut (RKI) entwickelt. Damit bündelt diese erste Initiative für eine fachübergreifende Berichterstattung über die Arbeitswelt Fachwissen aus verschiedenen Bundesministerien. Dazu gehören das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS), das Bundesministerium für Inneres (BMI), das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) sowie das Bundesministerium für Gesundheit (BMG).

Weitere Informationen zum Portal „demowanda. Demografischer Wandel in der Arbeitswelt – ein fachübergreifendes Monitoring“ unter http://www.demowanda.de

Quelle: idw

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Neue Maßstäbe für eine bessere Wasserqualität in Europa

Susanne Hufe Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ

Die Europäische Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) soll bis zum Jahr 2019 überarbeitet werden. Bereits jetzt ist der Arbeitsprozess dafür in vollem Gange – wichtiger Input kommt auch aus der Wissenschaft. In einer aktuellen Studie etwa, die unter Federführung des UFZ entstand, hat ein internationales Forscherteam Empfehlungen formuliert, die die Überwachung, Bewertung und das Management von Schadstoffen verbessern sollen. Veröffentlicht wurde die Studie kürzlich im Fachmagazin Science of the Total Environment.

Die Europäische Wasserrahmenrichtlinie ist seit dem Jahr 2000 in Kraft. Ziel der Richtlinie ist es, dass Flüsse, Seen, Küstengewässer und Grundwasser spätestens bis zum Jahr 2027 einen „guten Zustand“ erreicht haben: Die Gewässer sollen möglichst nur geringfügig durch Schadstoffe belastet sein und Pflanzen und Tieren einen naturnahen Lebensraum bieten.
Das Besondere an der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie ist, dass die Gewässer länderübergreifend – bei Flüssen von der Quelle bis zur Mündung – betrachtet werden. „Das ist in dieser Form weltweit einmalig. Von vielen Ländern wird die Europäische Wasserrahmenrichtlinie deshalb als Vorbild angesehen“, sagt Umweltchemiker Dr. Werner Brack vom UFZ.
Von der Erreichung des Ziels ist Europa jedoch noch weit entfernt. Konkrete Maßnahmen zur Verbesserung der Gewässerstruktur, zur Wiederherstellung der Durchgängigkeit von Oberflächengewässern sowie zur Reduzierung des Eintrags von Nähr- und Schadstoffen, müssten vielerorts wesentlich konsequenter als bislang umgesetzt werden. „Aber auch das Regelwerk selbst hat Schwächen und soll deshalb bis 2019 überarbeitet werden“, sagt Werner Brack. Unter seiner Leitung haben Wissenschaftler des europäischen Forschungsprojekts SOLUTIONS sowie des Europäischen Forschungsnetzwerks NORMAN diese Schwächen genauer unter die Lupe genommen und leiten daraus Empfehlungen für ein verbessertes Schadstoff-Monitoring und Gewässermanagement ab.

Überwachung verbessern
Derzeit sind in der Wasserrahmenrichtlinie 45 Schadstoffe, sogenannte prioritäre Schadstoffe, gelistet. Sie dürfen in einem Gewässer mit guter Wasserqualität nicht oder nur in geringem Maße vorkommen. Demgegenüber stehen allerdings mehr als 100.000 verschiedene chemische Substanzen, die wir täglich benutzen und die in unsere Umwelt und Gewässer gelangen. Die meisten Substanzen werden bei der Bewertung der Gewässerqualität nach der derzeitigen EU-Wasserrahmenrichtlinie also gar nicht berücksichtigt. „Das auf einzelne Schadstoffe orientierte Monitoring ist teuer, ignoriert den größten Teil der Schadstoffe und läuft den eigentlichen Problemen hinterher. Denn die meisten prioritären Schadstoffe sind längst vom Markt und durch andere sehr ähnlich wirkende chemische Substanzen ersetzt. Neue Stoffe auf die Liste zu bekommen, ist ein langwieriger politischer Prozess“, kritisiert Brack.
Außerdem beschränkt sich die Wasserrahmenrichtlinie bislang nur auf die Prüfung von Einzelstoffen. Schadstoffe wirken in der Umwelt aber nicht einzeln, sondern zusammen und können sich in ihrer Wirkung gegenseitig verstärken. „Nicht das Vorkommen eines Schadstoffes ist ausschlaggebend, sondern seine Wirkung im Gewässer“, sagt Brack. Deshalb empfehlen die Wissenschaftler, die Überwachung der Gewässerqualität von der chemischen Analytik einzelner Schadstoffe wo immer möglich auf effektbasierte Methoden – wie etwa biologische Wirkungstests – umzustellen. So würden alle Stoffe mit derselben Wirkung erfasst, auch Stoffgemische. Und teure chemische Analytik wäre nur noch erforderlich, falls bestimmte Wirkschwellen überschritten werden.

Bewertung verbessern
Überarbeitungsbedarf sehen die Forscher auch bei der Bewertung der Gewässerqualität. Bislang ist immer die schlechteste Teilkomponente maßgeblich dafür, ob ein Gewässer in einen guten chemischen oder ökologischen Zustand eingestuft wird – selbst wenn diese wie im Falle von Schadstoffen aus Verbrennungsprozessen durch das Gewässermanagement kaum zu beeinflussen ist. Das führt dazu, dass viele Gewässer auch bei signifikanten Verbesserungen wesentlicher Komponenten die Bewirtschaftungsziele nicht erreichen können. Brack: „Die derzeitige Regelung gibt zu wenig Anreize, Probleme zu beheben und führt in vielen Fällen zu Untätigkeit. Wir schlagen deshalb vor, dass Maßnahmen zur Verbesserung der Gewässerqualität künftig durch eine differenziertere Bewertung belohnt werden.“ Das schließt auch die Schaffung von Anreizen für gutes Monitoring ein. Denn derzeit scheitern viele Mitgliedsländer bereits daran, Schadstoffe regelmäßig zu messen und zu analysieren, deren Überwachung eigentlich vorgeschrieben ist. Und sie werden dafür noch belohnt, denn je weniger sie messen, je seltener sie messen, je schlechter die Analytik ist, desto geringer ist das abgeleitete Risiko und damit der Handlungsbedarf für Reduzierungsmaßnahmen. Die Wissenschaftler schlagen für die neue Wasserrahmenrichtlinie deshalb eine umgekehrte Beweisführung vor: Dort, wo durch unzureichendes Monitoring keine Daten erhoben werden, könnten für die Gewässerbewertung Modellwerte herangezogen werden. So müssten die „Säumigen“ dann mit Messungen nachweisen, dass der tatsächliche Gewässerzustand besser ist als der Vorhergesagte.

Management verbessern
Alleiniges Messen und Bewerten der Gewässerqualität reicht aber nicht aus, um den Zustand eines Gewässers zu verbessern – dem Monitoring müssen entsprechende Maßnahmen folgen. „In unserer aktuellen Studie geben wir Empfehlungen für ein stärker lösungsorientiertes Gewässermanagement, bei dem Überwachung, Bewertung und mögliche Maßnahmen von Anfang an viel enger miteinander verzahnt sein sollten, als dies heute der Fall ist“, sagt Brack.
So stellen beispielsweise Kläranlagenabläufe eine wichtige und vergleichsweise vorhersagbare Quelle von Belastungen in Bächen und Flüssen dar, die zur Überschreitung von Wirkschwellen führen können. Die Autoren schlagen vor, in einem ersten Schritt zu prüfen, inwieweit eine gefundene Schadwirkung des Flusswassers dem entspricht, was aufgrund des Abwasseranteils und des Reinigungsgrades zu erwarten ist. Dann ist eine verbesserte Abwasserbehandlung in der Kläranlage das Mittel der Wahl, um Qualitätsziele zu erreichen. Für den Fall, dass beobachtete Schadwirkungen die Erwartungen übersteigen, empfehlen die Autoren verschiedene Ansätze, um spezifische Schadstoffe und ihre Quellen zu identifizieren und möglichst vor dem Erreichen der Kläranlage zu eliminieren. Dabei sollte der Schwerpunkt darauf liegen, mögliche Alternativen zur Verbesserung der Qualität zu untersuchen, anstatt bei der Festlegung des Gewässerstatus zu verharren. „Dies hilft auch, Lösungsansätze zu finden, mit denen man mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen kann“, meint Brack. „So können ausreichend breite und mit Büschen bestandene Randstreifen nicht nur dazu beitragen, den Eintrag an Pflanzenschutzmitteln ins Gewässer zu reduzieren, sondern auch dabei helfen, eine Überdüngung oder zu hohe Temperaturen im Gewässer zu vermeiden. Und sie bieten obendrein ein wertvolles Habitat für viele Tiere und Pflanzen.“
Wie Untersuchungen im EU-Projekt SOLUTIONS zeigen, erfordert die Verbesserung der Wasserqualität in manchen Fällen auch eine Harmonisierung der vielen Regelwerke zur Umweltqualität und Chemikaliensicherheit auf europäischer und nationaler Ebene mit der Wasserrahmenrichtlinie.
Die Wissenschaftler hoffen, dass sie mit ihren Forschungsergebnissen aus SOLUTIONS und NORMAN weitere Lösungsansätze für die Überarbeitung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie liefern – und dadurch einer nachhaltigeren Wassernutzung in Europa den Weg bereiten können.

Das EU-Projekt SOLUTIONS vereinigt 39 Partner aus weltweit 17 Ländern. Es wird bis zum Jahr 2018 mit insgesamt 12 Millionen Euro von der Europäischen Union gefördert. Ziel ist es, Werkzeuge und Modelle zu entwickeln, um den Chemikaliencocktail in Gewässern hinsichtlich seines Risikos zu bewerten. SOLUTIONS entwickelt Methoden, um vorrangig zu behandelnde Stoffe zu erkennen und schlägt Lösungen zu deren Verminderung vor.

Das europäische Forschungsnetzwerk NORMAN fördert die Zusammenarbeit und den Informationsaustausch zwischen Forscherteams verschiedener Länder hinsichtlich der Überwachung von bisher nicht regulierten Stoffen in der Umwelt.

Publikation
Brack W, Dulio V, Ågerstrand M, Allan I, Altenburger R, Brinkmann M, Bunke D, Burgess RM, Cousins I, Escher BI, Hernández FJ, Hewitt LM, Hilscherová K, Hollender J, Hollert H, Kase R, Klauer B, Lindim C, López Herráez D, Miège C, Munthe J, O’Toole S, Posthuma L, Rüdel H, Schäfer RB, Sengl M, Smedes F, van de Meent D, van den Brink PJ, van Gils J, van Wezel AP, Vethaak AD, Vermeirssen E, von der Ohe PC, Vrana B (2017) Towards the review of the European Union Water Framework Directive: Recommendations for more efficient assessment and management of chemical contamination in European surface water resources. Science of the Total Environment. http://dx.doi.org/10.1016/j.scitotenv.2016.10.104

Ansprechpartner:
Dr. Werner Brack
Leiter des UFZ-Departments Wirkungsorientierte Analytik
Telefon: 0341 235 1531
E-mail: werner.brack@ufz.de

Weitere Informationen:
Die Wasserrahmenrichtlinie – Deutschlands Gewässer 2015: https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/die-wasserrahmenrichtlinie-deutschl…
EU-Projekt SOLUTIONS: www.solutions-project.eu
SOLUTIONS-Film: www.youtube.com/UFZde
Forschungsnetzwerk NORMAN: http://www.norman-network.net/

Quelle: idw

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Bewerbungen: Diese Strategien wenden Jobsuchende an

Dr. Anne Klostermann Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Gesellschaft für Psychologie (DGPs)

Eine aktuelle Befragung von rund 1000 Bewerberinnen und Bewerbern zeigt: im Bewerbungsprozess nutzt die Mehrheit von Anfang an gezielt Strategien, um ihre Chancen zu verbessern. Allerdings gehen dabei Einstellung und Verhalten nicht immer Hand in Hand. Die Ergebnisse der Befragung wurden gerade in der „Zeitschrift für Arbeits- und Organisationspsychologie“ veröffentlicht.

„Bisher hat sich die Personalauswahlforschung vor allem mit dem Faking, also dem Vorgaukeln einer nicht vorhandenen Eignung, und der Selbstdarstellung von Bewerberinnen und Bewerbern beschäftigt“, sagt Uwe Kanning, Professor für Wirtschaftspsychologie an der Hochschule Osnabrück. „Meine Untersuchung weist darauf hin, dass Bewerberinnen und Bewerber über diese beiden Strategien hinausgehend eine Vielzahl strategischer Verhaltensweisen gezielt einsetzen, um den Bewerbungsprozess positiv zu beeinflussen.“

In einer explorativen Online-Studie befragte der Wirtschaftspsychologe 999 Personen im Alter von 17 bis 66 Jahren zu ihrem strategischen Verhalten im Bewerbungsprozess. Dazu legte er den Befragten für vier gängige Personalauswahlmethoden – Bewerbungsunterlagen, Einstellungsinterview, Testverfahren, Assessment Center – Listen mit strategischen Verhaltensweisen vor (zum Beispiel das Auffüllen von Lücken im Lebenslauf oder die Teilnahme an Bewerbertrainings für Assessment Center). Die Befragten sollten angeben, welche der Strategien sie schon einmal selbst angewendet haben. Außerdem sollten sie jede Strategie daraufhin beurteilen, inwiefern sie ihnen sinnvoll erscheint. Somit wurde zum einen das strategische Verhalten der Befragten erfasst, zum anderen ihre Einstellungen bezüglich dieser Strategien.

Zunahme an strategischem Verhalten
Fast alle Befragten haben in der Vergangenheit mindestens eine der abgefragten Strategien eingesetzt, um ihre Chancen zu verbessern. Zudem haben strategische Aktivitäten insgesamt zugenommen. Bewerberinnen und Bewerber, die sich in den letzten fünf Jahren beworben haben, gehen strategischer vor als diejenigen, deren letzte Bewerbung schon länger zurückliegt. Mit 86% ist die Recherche auf den Unternehmenswebsites die am weitesten verbreitete Strategie bei der Vorbereitung auf eine Bewerbung bzw. auf ein Bewerbungsgespräch. Rund die Hälfte der Befragten bereiteten sich in Gesprächen mit Freunden oder Bekannten auf die Bewerbung vor. Auffallend ist, dass es bei vielen Strategien eine große Abweichung zwischen Einstellung und Verhalten gibt. So fanden zwar 77% der Befragten die Lektüre von Ratgeberliteratur zur Vorbereitung auf ein Assessment Center sinnvoll, aber lediglich 53% zogen entsprechende Bücher auch wirklich zu Rate.

Bewerbungsfoto immer noch ein Muss
In entgegengesetzter Richtung zeigt sich die Diskrepanz zwischen Einstellung und Verhalten insbesondere bei Bewerbungsfotos. Mehr als 90 % der Befragten legten ihrer Bewerbung ein Foto bei, obwohl nur gerade einmal die Hälfte glaubt, dass Fotos etwas über die Eignung eines Bewerbers oder einer Bewerberin verraten. „Seit 2006 ist es Arbeitgebern eigentlich untersagt, Fotos anzufordern. Hier zeigt sich besonders deutlich, dass viele Bewerber eher strategisch agieren“, erklärt Uwe Kanning. „Sie gehen davon aus, dass Personalverantwortliche auch heute noch das Fehlen eines Bewerbungsfotos negativ bewerten – und das zu recht, wie wir aus eigenen Befragungen zum Thema wissen.“

Informationen werden gezielt platziert
Mehr als 60 % der Befragten gaben an, Vorlagen für ihre Bewerbungsunterlagen heute aus dem Internet herunterzuladen und diese nur noch zu überarbeiten. 42 % denken sich Hobbys aus, von denen sie glauben, dass sie positiv bewertet werden. „In diesen Fällen sagen das Anschreiben oder die formale Gestaltung der Unterlagen nichts über den Menschen aus, der hinter der Bewerbung steht“, erklärt Uwe Kanning. Bezogen auf das Einstellungsinterview gaben 90 % der Befragten an, dass sie sich Stärken ausdenken, von denen sie glauben, dass der Arbeitgeber sie hören will. 70 % gaben an, selbst schon einmal im Bewerbungsgespräch Fragen gestellt zu haben, bloß um interessiert zu wirken.
Diese Ergebnisse zeigen für Uwe Kanning, dass ein stärkerer Austausch zwischen Wissenschaft und Wirtschaft notwendig ist. „Insgesamt entsteht der Eindruck, dass Bewerberinnen und Bewerber inzwischen sehr gut auf die Standardverfahren vorbereitet sind.“ Und Conny Antoni, Präsident der DGPs und Professor für Arbeits-, Betriebs- und Organisationspsychologie an der Universität Trier, ergänzt: „Die psychologische Forschung bietet laufend aktuelle Erkenntnisse zum Thema Personalauswahl. Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber können die Qualität ihrer Personalauswahl steigern, wenn sie diese Erkenntnisse gezielt im Auswahlprozess nutzen.“

Link zur Originalstudie:
Kanning, U. P. (2017). Strategisches Verhalten in der Personalauswahl – Wie Bewerber versuchen, ein gutes Ergebnis zu erzielen. Zeitschrift für Arbeits- und Organisationspsychologie, 61, 3-17.

Kontakt bei Rückfragen:
Prof. Dr. Uwe P. Kanning
Hochschule Osnabrück
Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften
U.Kanning@hs-osnabrueck.de

Pressestelle der DGPs:
Dr. Anne Klostermann
Pressereferentin
Tel.: 030 28047718
E-Mail: pressestelle@dgps.de

Über die DGPs:
Die Deutsche Gesellschaft für Psychologie (DGPs e.V.) ist eine Vereinigung der in Forschung und Lehre tätigen Psychologinnen und Psychologen. Die über 4000 Mitglieder erforschen das Erleben und Verhalten des Menschen. Sie publizieren, lehren und beziehen Stellung in der Welt der Universitäten, in der Forschung, der Politik und im Alltag.
Die Pressestelle der DGPs informiert die Öffentlichkeit über Beiträge der Psychologie zu gesellschaftlich relevanten Themen. Darüber hinaus stellt die DGPs Journalisten eine Datenbank von Experten für unterschiedliche Fachgebiete zur Verfügung, die Auskunft zu spezifischen Fragestellungen geben können.
Wollen Sie mehr über uns erfahren? Besuchen Sie die DGPs im Internet: www.dgps.de

Quelle: idw

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Klug entscheiden in der Pneumologie: Lungenärzte empfehlen Lungenfunktionstests für Raucher

Medizin – Kommunikation Medizinkommunikation
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V.

Berlin – Jeder Raucher sollte eine Messung der Lungenfunktion erhalten, um frühe Anzeichen von chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) oder Lungenkrebs zu erkennen. Darüber hinaus sollte Rauchern mit einer chronischen Lungenerkrankung eine professionelle Tabakentwöhnung angeboten werden. Diese und weitere Empfehlungen veröffentlicht die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) im Rahmen der Mediziner-Initiative „Klug entscheiden“.

Rauchen verursacht 85 Prozent aller Fälle der sehr häufigen Lungenerkrankung COPD. Eine ähnliche Quote gilt für den Lungenkrebs – die dritthäufigste und gleichzeitig tödlichste Krebserkrankung in Deutschland. Trotzdem ordnen die wenigsten Ärzte einen Lungenfunktionstest an, so lange ihre Patienten keine Beschwerden haben, sagt DGP-Präsident Professor Dr. med. Berthold Jany. „Dabei nehmen die meisten Raucher die frühen Symptome einer Lungenerkrankung – wie etwa Raucherhusten – kaum wahr, weil sie sich schon daran gewöhnt haben.“ Sobald Betroffene erste Beschwerden wahrnehmen, seien viele Lungenerkrankungen schon weit fortgeschritten. Eine frühe Diagnose dagegen erhöhe die Chancen auf eine erfolgreiche Behandlung.

Jeder Patient, der an COPD, Asthma, Lungenkrebs oder Lungenfibrose leidet, sollte außerdem die Möglichkeit haben, an einem strukturierten Tabakentwöhnungsprogramm teilzunehmen, so die weitere Empfehlung der DGP. „Je schneller Betroffene das Rauchen aufgeben können, desto mehr verbessern sich Symptome wie Atemnot, Husten und Atemwegsentzündungen“, erklärt Jany, der die Abteilung Innere Medizin des Klinikums Würzburg-Mitte am Standort Missioklinik leitet. Langzeitstudien zeigen außerdem, dass die Sterblichkeit unter Patienten, die das Rauchen aufgeben, deutlich sinkt.

„Klug entscheiden“ ist eine Initiative der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM), die zum Ziel hat, Über- und Unterversorgung in der Medizin zu vermeiden. Die DGP hat als eine von zwölf Fachgesellschaften konkrete Handlungsempfehlungen ausgesprochen, welche medizinischen Therapien und Behandlungen sinnvoll sind und welche in vielen Fällen unnötig. „Manchmal neigen Ärzte dazu, ‚sicherheitshalber‘ eine Untersuchung anzuordnen, die dem Patienten gar nicht nützt“, erklärt Jany. Andersherum gäbe es Maßnahmen wie die Tabakentwöhnung oder die pneumologische Rehabilitation, die trotz erwiesenem Nutzen zu selten zum Einsatz kämen. „Mit ihren Empfehlungen möchte die DGP auf solche Über- und Unterversorgungen hinweisen und Ärzte ermutigen, Entscheidungen zu treffen, die dem aktuellen Stand der medizinischen Forschung entsprechen“, so Jany. Diese und weitere Empfehlungen der DGP sind Thema einer Pressekonferenz im Vorfeld des DGP-Kongresses am 15. März 2017 in Berlin.

Quelle:
„Klug entscheiden in der Pneumologie“, Deutsches Ärzteblatt, Jg. 113, Heft 19, 13. Mai 2016

Quelle: idw

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Hoch wirksamer Malaria-Impfstoff erfolgreich getestet

Antje Karbe Hochschulkommunikation
Eberhard Karls Universität Tübingen

Tübinger Wissenschaftler erreichen Impfschutz von bis zu 100 Prozent – Lebendimpfstoff unter kontrollierten Bedingungen eingesetzt

In einer klinischen Studie mit einem neuen Impfstoff gegen Malaria haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Universitätsklinikums und der Universität Tübingen einen Impfschutz von bis zu 100 Prozent erreicht. Wie Professor Peter Kremsner und Dr. Benjamin Mordmüller vom Tübinger Institut für Tropenmedizin und dem Deutschen Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) berichteten, wurden für die Impfung Malaria-Parasiten des Biotechnologie-Unternehmens Sanaria eingesetzt. Der Impfstoff basiert auf vollständig lebensfähigen, nicht abgeschwächten Malaria-Erregern, die gleichzeitig mit einem Malaria-Medikament verabreicht werden. Dieser neue Impfansatz wurde in einer DZIF-Studie erstmals klinisch getestet. Die Ergebnisse wurden am 15. Februar im Fachmagazin Nature veröffentlicht. DOI: 10.1038/nature21060

Malaria-Parasiten werden durch den Stich der weiblichen Anophelesmücke übertragen. Für die Mehrzahl der Malaria-Erkrankungen weltweit und nahezu alle Todesfälle ist der Parasit Plasmodium falciparum verantwortlich. Bisherige Impfstoffkandidaten basierten zumeist auf dem Einsatz von einzelnen Molekülen der Erreger. Es zeigte sich jedoch, dass durch derartige Impfungen keine ausreichend schützende Immunantwort ausgelöst wurde. An der Tübinger Studie nahmen 67 gesunde, erwachsene Probanden teil, die noch nie an Malaria erkrankt waren. Die beste Immunantwort zeigte sich bei einer Gruppe von neun Probanden, die dreimal in je vierwöchigem Abstand den Impfstoff in einer hohen Dosierung erhielten. In dieser Gruppe zeigten alle Probanden anschließend einen 100-prozentigen Impfschutz.

„Der Schutz entstand wahrscheinlich durch spezifische T-Lymphozyten und Antikörper-Antworten gegen die Parasiten in der Leber“, erklärte Professor Peter Kremsner. Zudem habe man die Immunreaktion des Körpers analysiert und Proteinmuster identifiziert, die eine weitere Verbesserung des Impfstoffs ermöglichen. Die Wissenschaftler spritzten die lebendigen Malaria-Parasiten und verhinderten eine Erkrankung der Probanden durch die gleichzeitige Gabe von Chloroquin, einem seit langem genutzten Malaria-Medikament.

Die Tübinger Forscher machten sich bei der Studie Eigenschaften sowohl des Parasiten wie auch des Gegenmittels Chloroquin zunutze. So kommt Plasmodium falciparum, nachdem ein Mensch infiziert ist, zunächst in die Leber, um sich dort zu vermehren. In dieser Inkubationsphase kann das menschliche Immunsystem bereits reagieren, die Krankheit bricht aber noch nicht aus. Zudem wirkt Chloroquin nicht in der Leber, bremst also dort auch nicht die Vermehrung des Parasiten. Zum Ausbruch der Krankheit kommt es erst, wenn der Erreger die Leber verlässt, ins Blut wandert und sich als Parasit in den roten Blutkörperchen einnistet und vermehrt. Sobald der Erreger im Blut ist, wird er aber von Chloroquin abgetötet und somit der Ausbruch der Krankheit verhindert.

„Durch die Impfung mit einem lebenden und zuerst nicht abgeschwächten Erreger ist es uns ganz offensichtlich gelungen, eine sehr starke Immunantwort auszulösen“, sagte Studienleiter Benjamin Mordmüller. „Darüber hinaus deuten die bisher vorliegenden Daten darauf hin, dass wir es mit einem vergleichsweise stabilen und lange anhaltenden Impfschutz zu tun haben.“ In der Gruppe der Probanden, die nach dreimaliger Gabe einer hohen Dosis von Parasiten einen 100-prozentigen Impfschutz gezeigt haben, sei dieser auch zehn Wochen nach der Impfung noch zuverlässig vorhanden, eine messbare Immunantwort noch wesentlich länger. Der neue Impfstoff habe sich zudem als sehr gut verträglich erwiesen. Im nächsten Schritt soll er im Rahmen einer weiteren klinischen Studie in Gabun über mehrere Jahre auf Wirksamkeit getestet werden. In dieser Region gehört Malaria zu den größten Gesundheitsproblemen. Die Universität Tübingen kooperiert in Gabun seit vielen Jahren mit dem von Albert Schweitzer gegründeten Hospital in Lambaréné sowie dem benachbarten medizinischen Forschungszentrum, dem Centre de Recherches Médicales de Lambaréné. Diese Kooperation wird im Rahmen des DZIF weiter gestärkt.

Malaria ist eine der wichtigsten Infektionskrankheiten weltweit. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) erkrankten allein im Jahr 2015 rund 214 Millionen Menschen durch den Malaria-Parasiten. Schätzungsweise 438.000 Menschen starben an den Folgen, rund 90 Prozent davon in Afrika. Nahezu drei Viertel der tödlichen Erkrankungen betreffen Kinder unter fünf Jahren. Seit mehr als 100 Jahren forschen Wissenschaftler an einem Impfstoff. Mit einer wirksamen Vakzine ließe sich Malaria einfacher kontrollieren, in stark betroffenen Gebieten könnten Impfkampagnen durchgeführt werden, um den Erreger zu eliminieren. Außerdem könnte ein Impfstoff die Ausbreitung von Resistenzen verhindern und Reisende besser schützen.

Weiterführende Informationen:
http://www.who.int/malaria/publications/world-malaria-report-2016/report/en/

Hochaufgelöste Versionen dieses und weiterer Fotos finden Sie unter:
http://www.pressefotos.uni-tuebingen.de/20170210_Malaria-Impfstoff_UT.zip

Ein Kurzvideo zum aktuellen Forschungsergebnis finden Sie unter:
http://www.pressefotos.uni-tuebingen.de/20170210_Malaria Video.zip

Die Infografik finden Sie unter:
http://www.pressefotos.uni-tuebingen.de/2017-02-10_Malaria_infografik_hk_print_4…

Publikation:
Benjamin Mordmüller, Güzin Surat, Heimo Lagler, Sumana Chakravarty, Andrew S. Ishizuka, Albert Lalremruata, Markus Gmeiner, Joseph J. Campo, Meral Esen, Adam J. Ruben, Jana Held, Carlos Lamsfus Calle, Juliana B. Mengue, Tamirat Gebru, Javier Ibáñez, Eric R. James, Peter F. Billingsley, Natasha KC, Anita Manoj, Tooba Murshedkar, Anusha Gunasekera, Abraham G. Eappen, Tao Li, Richard E. Stafford, MingLin Li, Phil L. Felgner, Robert A. Seder, Thomas L. Richie, B. Kim Lee Sim, Stephen L. Hoffman & Peter G. Kremsner: Sterile protection against human malaria by chemoattenuated PfSPZ vaccine, Nature, DOI: 10.1038/nature21060

Kontakt:
Prof. Dr. Peter Kremsner
Universitätsklinikum Tübingen / Universität Tübingen
Institut für Tropenmedizin
Telefon: +49 7071 29-87179
peter.kremsner@uni-tuebingen.de

PD Dr. Benjamin Mordmüller
Universitätsklinikum Tübingen / Universität Tübingen
Institut für Tropenmedizin
Telefon +49 7071 29-85446
benjamin.mordmueller@uni-tuebingen.de

Quelle: idw

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Ivan Tolpe Award 2017 für BioEcoSIM-Projekt für beste Neuentwicklung in der Gülleverarbeitung

Dr. Claudia Vorbeck Presse und Öffentlichkeitsarbeit
Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB

Die Fraunhofer-Wissenschaftlerin Dr. Jennifer Bilbao erhielt am 9. Februar 2017 im belgischen Gent den Ivan Tolpe Award für Ihre Arbeiten im Rahmen des EU-Verbundprojekts BioEcoSIM. Darin wurde ein neuer Prozess zur Aufbereitung von Schweinegülle entwickelt, der es ermöglicht, daraus verschiedene Düngemittel und Bodenverbesserer herzustellen. Somit können Reststoffe aus der Landwirtschaft nachhaltig wieder nutzbar gemacht werden.

Der Ivan Tolpe Award 2017 geht an das von der EU geförderte Forschungsprojekt BioEcoSIM. Im Rahmen des Forschungsvorhabens entwickelten 14 Projektpartner aus vier europäischen Ländern zwischen Oktober 2012 und Dezember 2016 einen neuartigen Prozess zur Herstellung von Düngern und Bodenverbesserern aus Gülle. Koordiniert wurde das Projekt von Dr. Jennifer Bilbao. Die Wissenschaftlerin ist Leiterin der Forschungsgruppe Nährstoffmanagement am Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB in Stuttgart. In ihrer Funktion als Projektkoordinatorin nahm sie am 9. Februar 2017 den Ivan Tolpe Award im Rahmen einer feierlichen Preisverleihung im belgischen Gent entgegen.

Die mit 2000 Euro dotierte Auszeichnung wird alle zwei Jahre vom Flemish Coordination Centre for Manure Processing (VCM) für wegweisende Entwicklungen in der Gülleverarbeitung vergeben. Die flämische Einrichtung mit Sitz in Brügge hat das Ziel, die nachhaltige Gülleverarbeitung in Flandern zu fördern. Hierfür bietet das VCM eine Plattform für den Austausch zwischen Politik und dem Landwirtschaftssektor. Der Ivan Tolpe Award wird in diesem Jahr zum zweiten Mal verliehen. Erstmals werden dabei auch überregionale und internationale Beiträge berücksichtigt. Benannt ist der Preis nach Ivan Tolpe, einem 2013 verstorbenen Pionier auf dem Gebiet der Gülleaufbereitung.

Aufgrund der enthaltenen Nährstoffe wird Gülle zur Düngung von landwirtschaftlichen Nutzflächen eingesetzt. Allerdings ist die Ausbringung von Gülle in Gegenden mit intensiver Tierhaltung, wie beispielweise einigen Regionen in Flandern, nicht immer möglich, da eine Überdüngung zu Verunreinigungen des Grundwassers durch Nitrat und des Bodens durch Phosphor verursachen kann. Aus diesem Grund muss die überschüssige Gülle – die aus 90 Prozent aus Wasser besteht – in weniger belastete Regionen mit Düngerbedarf exportiert werden. Das ist für die Landwirte teuer und bietet keine langfristige Lösung.

Deswegen sind Technologien gefragt, um Gülle so zu bearbeiten, dass die Nährstoffe in markfähige Produkte extrahiert werden, um negative Auswirkungen auf die Umwelt zu vermeiden und gleichzeitig Kosten zu reduzieren.

Hier setzte das EU-Verbundprojekt BioEcoSIM an. »Mit dem von uns entwickelten Verfahren lassen sich phosphorarme organische Bodenverbesserer sowie mineralische Düngesalze wie Ammoniumsulfat und Phosphatsalze aus der Gülle gewinnen«, erklärt Bilbao. »Auf dieser Basis können wir Dünger und Bodenverbesserer herstellen, die leicht zu handhaben, gut lagerfähig, mit der gängigen landwirtschaftlichen Technik ausbringbar und als Produkt vermarktbar sind.«

Ein weiterer Vorteil des Verfahrens: Die wiedergewonnenen Stoffe können auf eine nach Pflanzenart und Bodenbeschaffenheit abgestimmte Nährstoffzusammensetzung vermischt werden, sodass sich maßgeschneiderte Dünger für verschiedene Kunden und deren spezifische Anwendungen produzieren lassen. Der Gesamtprozess nutzt somit energieeffiziente Technologien und folgt dem Prinzip der Kreislaufwirtschaft.

Im Projekt BioEcoSIM konnten verschiedene Verfahren zur Aufbereitung von Gülle zu hochwertigen Produkten entwickelt und als separate Module in einer Pilotanlage über ein Jahr lang erfolgreich getestet werden. Diese wurde in einen landwirtschaftlichen Betrieb in Kupferzell, Deutschland eingerichtet. Hier konnte auch Gülle aus Flandern aufbereitet und verwertet werden. Mit der Anlage gelang es, zu zeigen, dass aus einem Problemstoff durch ein kosteneffizientes Verfahren verschiedene Produkte gewonnen werden können.

Weitere Informationen:

http://www.igb.fraunhofer.de/de/forschung/kompetenzen/physikalische-prozesstechn…

Anhang
Presseinformation Ivan Tolpe Award 2017
https://idw-online.de/de/attachment56581

Quelle: idw

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Wie viel Klimaschutz steckt im EEG?

Birgit Kruse Referat Medien- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Hamburg

2017 ist die Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) in Kraft getreten. Mit dem EEG soll der Ausstoß von Treibhausgasen verringert und damit das Klima geschützt werden. Welchen Effekt das EEG tatsächlich für den Klimaschutz hat, haben Prof. Dr. Grischa Perino und Dr. Johannes Jarke vom Fachbereich Sozialökonomie der Universität Hamburg untersucht. Sie kommen zu dem Schluss, dass angesichts des europäischen Treibhausgas-Handelssystems (EU-ETS) die Treibhausgasemissionen durch das EEG sogar steigen können.

Durch das EEG soll laut Bundeswirtschaftsministerium der Anteil erneuerbarer Energien von derzeit rund 32 Prozent auf 40 bis 45 Prozent im Jahr 2025 und auf 55 bis 60 Prozent im Jahr 2035 steigen. In ihrem Klimaschutzplan hat sich die Bundesregierung außerdem verpflichtet, die Treibhausgasemissionen bis 2050 im Vergleich zu 1990 um 80 bis 95 Prozent zu vermindern.

Doch durch das europäische Emissionshandelssystem (EU ETS) ist die Obergrenze an Treibhausgasemissionen verbindlich festgelegt. Das EU-ETS erfasst europaweit rund 12.000 Anlagen der Energiewirtschaft und der energieintensiven Industrie sowie alle innereuropäischen Flüge. Die Betreiber der Anlagen, die dem EU-ETS unterliegen, müssen für jede ausgestoßene Tonne CO2 ein Zertifikat abgeben. Emissionsrechte, die nicht benötigt werden, werden an andere teilnehmende Unternehmen verkauft oder für die Zukunft gespart. Eine Reduzierung der Emissionen in der deutschen Stromerzeugung verschiebt die Emissionen also lediglich an eine andere Stelle. Das hat auch das Gutachten Anfang Februar 2017 vorgestellte Gutachten des Wissenschaftlichen Beirats des Bundeswirtschaftsministeriums noch einmal betont.

Die Hamburger Forscher zeigen in ihrer gerade im „Journal of Environmental Economics and Management“ erschienenen Studie: Werden die erneuerbaren Energien durch einen Aufschlag auf den Strompreis finanziert, wie dies in Deutschland mit der EEG-Umlage der Fall ist, können die Treibhausgasemissionen insgesamt sogar steigen. Der Grund: Für Verbraucherinnen und Verbraucher ist Strom durch die Energiewende deutlich teurer geworden, so dass sie vermehrt fossile Energieträger in Bereichen nutzen, die nicht dem EU ETS unterliegen, und damit die Gesamtemissionen erhöhen. Eine Finanzierung der Energiewende über das Steuersystem würde diesen Effekt vermeiden.

Professor Perino: „Der Ausbau erneuerbarer Energien im Stromsektor ist ein zentraler Bestandteil der Energiewende und damit der Klimapolitik der Bundesregierung. Intuitiv erscheint das sehr sinnvoll. Auf den zweiten Blick sind die Zusammenhänge aber deutlich komplexer. Insbesondere die Wechselwirkungen mit dem Emissionshandel stellen derzeit so manche Intuition auf den Kopf. Eine regelgebundene Flexibilisierung der Emissionsobergrenze im Emissionshandel, wie auch vom Umweltbundesamt und dem Wissenschaftlichen Beirat des Bundeswirtschaftsministeriums gefordert, ist daher für die Klimawirkung des EEG entscheidend.“

Für Rückfragen:
Prof. Dr. Grischa Perino
Universität Hamburg
Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften
Fachbereich Sozialökonomie
Tel.: +49 40 42838-8767
E-Mail: grischa.perino@wiso.uni-hamburg.de

Originalartikel:
Do Renewable Energy Policies Reduce Carbon Emissions? On Caps and Inter-Industry Leakage“. Journal of Environmental Economics and Management, DOI: 10.1016/j.jeem.2017.01.004.

Weitere Informationen:
https://www.uni-hamburg.de/presse/pressemitteilungen/2017/pm12.html

Quelle: idw

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Elektrischer Antrieb zum Mitnehmen

Dr. Ulrich Marsch Corporate Communications Center
Technische Universität München

Ingenieure der Forschungseinrichtung TUMCREATE in Singapur haben einen Elektromotor entwickelt, der an fast jedes Fahrrad angebracht werden kann und es so in ein Pedelec verwandelt. Das Gerät ist so leicht, dass es vor und nach Gebrauch ohne Probleme mitgenommen werden kann. Einen ersten Prototyp haben die Forscher bereits getestet.

Gerade in Großstädten nutzen viele Menschen ihr Fahrrad für den Weg zur Arbeit. Je nach Wetter, Streckenverlauf oder Stimmung kann das Radeln ziemlich anstrengend sein. Viele Radler würden sich für diese Situationen einen Elektromotor wünschen. Ein herkömmliches Pedelec (Pedal Electric Cycle) ist aber vielen Menschen zu teuer, um es für die tägliche Fahrt zu nutzen und es vergleichsweise ungeschützt am Bahnhof oder Arbeitsplatz abzustellen.

Felix Römer, Doktorand bei TUMCREATE in Singapur – eine gemeinsame Forschungseinrichtung der TUM und der Nanyang Technological University (NTU) – radelt selbst fast jeden Tag zur nächsten U-Bahn-Station, um von dort weiter zu Arbeit zu pendeln. Bei dem schwülen Klima in Singapur ist das Radfahren nicht immer ein Vergnügen. So entwickelte Römer die Idee eines flexiblen Elektromotors, der einfach an jedes Rad angebracht werden kann.

Viele Komponenten in einem Gehäuse
„Es gibt bereits einige Ansätze in diese Richtung, aber bei diesen sind meist Veränderungen am Fahrrad nötig“, sagt Römer. „Diesen Aufwand scheuen viele.“ Zudem passen diese Einheiten oft nur an spezielle Fahrräder oder Felgen. Römer und die Masterstudenten Marius Mrosek und Simon Schmalfuss entwickelten daher ein komplett eigentständiges Gerät.

Die größte Herausforderung für das Team war es, die benötigten Komponenten wie Motor, Akku und Sensoren kompakt in einem Gehäuse unterzubringen. „Wir brauchen zum Beispiel optische Sensoren, die erkennen, dass die Pedalen getreten werden“, sagt Römer. Bei den meisten Pedelecs sind diese Sensoren fest im Tretlager verbaut. „Es hat sehr viel Zeit und Mühe gekostet, bis alles ohne Kabel oder Zusatzeinheit funktioniert hat.“ Die Erkennung der Pedalenbewegung ist notwendig, um die Gesetzesvorgaben für Pedelecs zu erfüllen. Pedelecs sind dem Fahrrad rechtlich gleichgestellt, sie dürfen ohne Versicherungskennzeichen, Zulassung und Führerschein gefahren werden.

In dem Gerät ist ein Lithiumakku verbaut, der je nach Beanspruchung eine Reichweite von bis zu 50 Kilometern hat und innerhalb von wenigen Stunden wieder aufgeladen werden kann. Der Motor hat eine Leistung von 250 Watt und schaltet sich automatisch aus, wenn eine Geschwindigkeit von 25 Stundenkilometern erreicht wurde – auch dies ist eine der Vorgaben für Pedelecs.

In weniger als zehn Sekunden montiert
Die Ingenieure haben bereits einen funktionstüchtigen Prototyp entwickelt. Dieser wiegt 3,5 Kilogramm und kann an einem Gelenk in der Mitte zusammengeklappt werden. Die Fahrer können das Gerät so einfach im Rucksack verstauen.

Die Befestigung erfolgt mithilfe einer Kabelschlaufe, die im Rahmen verhakt und mit einem drehbaren Knauf angebracht wird – in weniger als zehn Sekunden. „Wenn man die Einheit abnimmt, bleibt nichts am Fahrrad zurück“, sagt Römer. In langer Tüftelarbeit hatten die Wissenschaftler die Einheit so konstruiert, dass sie zu verschiedenen Rahmenformen passt. Sie kann gleichermaßen an beiden Seiten des Fahrrads angebracht werden. Welche Seite gewählt wurde, erkennt das Gerät automatisch.

Praktische Lösung für Pendler
Als Konkurrenzprodukt zu den herkömmlichen Pedelecs sieht Römer „ease“ nicht. „Unser Produkt ist für Personen geeignet, deren täglicher Arbeitsweg zu weit zum Fahrradfahren ist, für die sich eine Anschaffung eines teuren Pedelecs mit hoher Reichweite jedoch nicht lohnt.“

Das Team arbeitet bereits an Verbesserungen. „Wir haben nach den ersten Tests Rückmeldungen bekommen, dass einige Fahrer mit den Schuhen an die Einheit gestoßen sind“, sagt Römer. Die ersten Fehler werden nun ausgebessert und die Einheit optimiert. Für weitere Entwicklungen hoffen die Wissenschaftler auf die Kooperation mit einem Industriepartner. Erst dann sei es auch möglich abzuschätzen, wie viel „ease“ kosten wird. Auf ihre Erfindung haben die Wissenschaftler ein Patent angemeldet.

Weitere Informationen:
http://www.tum.de/die-tum/aktuelles/pressemitteilungen/detail/article/33698/

Quelle: idw

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Rezeptur aus der Nanowelt für saubereres Trinkwasser

Thomas Joppig Brand Management, Marketing & Communications
Jacobs University Bremen gGmbH

Zu viel Gülle, zu viele Düngemittel: An vielen Orten in Deutschland beeinträchtigt die intensive Landwirtschaft die Wasserqualität. Die Nitratwerte im Grundwasser sind zu hoch. Ein Forscherteam der Jacobs University um den Chemiker Prof. Dr. Ulrich Kortz hat jetzt im Labor einen neuen Weg gefunden, wie die Nitratbelastung im Wasser reduziert werden kann – mithilfe von sogenannten Polyoxometallaten, kurz: POMs.

POMs sind Geschöpfe der Nanowelt. Es handelt sich um molekulare Metall-Sauerstoff-Verbindungen, die im Labor mithilfe der Reaktion von verschiedenen Substanzen in Wasser hergestellt werden, oftmals unter erstaunlich simplen Bedingungen. Der Chemieprofessor Ulrich Kortz und sein Team gehören zu den weltweit führenden auf dem Gebiet der Synthese neuartiger POMs. Von einer „magischen Rezeptur“, spricht Kortz, wenn es darum geht die exakten Synthesebedingungen für ein POM zu identifizieren, welches robust und lösungsstabil ist.

In dem konkreten Fall haben die Forscher mit einem bestimmten POM gearbeitet, welches eine vakante Stelle in der Gerüststruktur aufweist. Diese Vakanz haben sie systematisch mit verschiedenen Metallatomen gefüllt, und dann untersucht, wie die so angereicherten POMs den elektrokatalytischen Abbau von Nitrat in Wasser beeinflussen. Die Ergebnisse haben gezeigt, dass die POMs mit Kobalt und Zink eher unauffällig blieben. Der Einbau von Kupfer oder Nickel erwies sich jedoch als ausgesprochen effektiv: Das nickelhaltige POM senkte den Nitratgehalt um den Faktor 4, und das kupferhaltige POM sogar um den Faktor 50.

Von einem „hochinteressanten Resultat“ spricht Grundlagenforscher Kortz. Er setzt auch deshalb große Hoffnungen in die Methode, weil die Nitratreduktion mithilfe von POMs weniger Kohlendioxid emittiert als herkömmliche Verfahren, also umweltfreundlicher ist. Weitere Untersuchungen sollen nun klären, ob und wie sich die Methode zielsicher im Alltag einsetzen lässt.

Die Nitratbelastung im Grundwasser ist ein seit langem bekanntes Problem in Deutschland. Laut dem Nitratbericht 2016 der Bundesregierung weisen fast ein Drittel der Messstellen für die Grundwasserqualität zu hohe Nitratwerte auf. Verantwortlich dafür ist vor allem der übermäßige Einsatz von Stickstoffdüngern in der Landwirtschaft. Ist das Grundwasser zu stark mit Nitrat belastet, muss es für die Trinkwasserversorgung verdünnt oder das Nitrat technisch reduziert beziehungsweise beseitigt werden. Der erlaubte Grenzwert liegt bei 50 Milligramm pro Liter.

Kortz und sein internationales Team, zu dem auch Wissenschaftler aus China, Indien, Libanon, Pakistan, Simbabwe und Japan gehören, haben ihre Ergebnisse jüngst in dem European Journal of Inorganic Chemistry veröffentlicht. Wie diese POMs entwickelt und für diese Anwendung maßgeschneidert wurden, zeigt auch sehr anschaulich ein kurzer Film unter: https://vimeo.com/198758996

Weitere Informationen:
http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/ejic.201601354/epdf
http://ukortz.user.jacobs-university.de
http://www.jacobs-university.de

Fragen beantwortet:
Ulrich Kortz | Professor für Chemie
u.kortz@jacobs-university.de | Tel.: +49 421 200-3235

Über die Jacobs University:
Die Jacobs University ist eine private, unabhängige, englischsprachige Universität in Bremen. Hier studieren junge Menschen aus der ganzen Welt in Vorbereitungs-, Bachelor-, Master- und PhD-Programmen. Internationalität und Transdisziplinarität sind die besonderen Kennzeichen der Jacobs University: Forschung und Lehre folgen nicht einem einzigen Lösungsweg, sie gehen Fragestellungen aus der Perspektive verschiedener Disziplinen an. Dieses Prinzip macht Jacobs Absolventen zu begehrten Nachwuchskräften, die erfolgreich internationale Karrierewege einschlagen.

Kontakt:
Thomas Joppig | Brand Management, Marketing & Communications
t.joppig@jacobs-university.de | Tel.: +49 421 200-4504

Quelle: idw

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Weniger Sauerstoff in allen Meeren

Dr. Andreas Villwock Kommunikation und Medien
GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel

Der aktuell zu beobachtende globale Wandel lässt Wassertemperaturen steigen und verändert die Ozeanzirkulation. Das sorgt unter anderem dafür, dass weniger Sauerstoff im Oberflächenwasser der Meere gelöst ist und weniger Sauerstoff in die Tiefsee gelangt – mit weitreichenden Folgen für die Organismen im Meer. In der internationalen Fachzeitschrift Nature veröffentlichen Ozeanographen des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel jetzt die bisher umfassendste Analyse zum Sauerstoffverlust in den Weltmeeren und deren Ursache.

Nicht nur für an Land lebende Tiere und Pflanzen ist Sauerstoff eine existenzielle Lebensgrundlage. Auch nahezu alle Organismen im Ozean können ohne ihn nicht existieren. Doch der zu beobachtende Anstieg der Wassertemperaturen sorgt gleich in doppelter Weise für eine schlechtere Sauerstoffversorgung der Meere. Wärmeres Oberflächenwasser nimmt weniger Sauerstoff auf als kälteres Wasser. Hinzu kommt, dass es die Schichtung des Wassers stabilisiert. Das schwächt die Umwälzbewegung, so dass weniger Sauerstoff in große Tiefen transportiert wird. Daher sagen viele Modellrechnungen bei einer weltweiten Erwärmung eine Abnahme des Sauerstoffgehalts in den Ozeanen voraus. Die erste globale Auswertung von historischen Messungen in vielen Meeresregionen scheint diesen Trend zu bestätigen und deutet auf erste Folgen der globalen Erwärmung hin.

In dem renommierten Wissenschaftsjournal Nature veröffentlichen die Ozeanographen Dr. Sunke Schmidtko, Dr. Lothar Stramma und Prof. Dr. Martin Visbeck vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel jetzt die bisher umfassendste Studie zum globalen Sauerstoffgehalt in den Weltmeeren. Sie zeigt, dass er in den vergangenen 50 Jahren um mehr als zwei Prozent abgenommen hat. „Da insbesondere große Fische Gebiete mit geringem Sauerstoffgehalt meiden beziehungsweise dort nicht überleben, können diese Veränderungen weitreichende biologische Folgen haben“, sagt Dr. Schmidtko, der Erstautor der Studie.

Die Forschergruppe nutzte für ihre Arbeit alle weltweit vorhandenen Sauerstoffdaten, ergänzte sie mit aktuellen Messungen und verfeinerten die Interpolationsverfahren, um die Entwicklung des Sauerstoffgehalts in den Ozeanen über ein halbes Jahrhundert hinweg genauer zu rekonstruieren. In einzelnen Gebieten konnte schon vorher mit Beobachtungsdaten nachgewiesen werden, dass in den oberen Wasserschichten weniger Sauerstoff zur Verfügung steht als noch vor einigen Jahrzehnten. „Für den gesamten Ozean war dieser Nachweis aber schwieriger, da viel weniger Sauerstoff-Messdaten aus entlegenen Regionen und aus dem tiefen Ozean existieren“, erklärt Dr. Schmidtko, „wir konnten jetzt zum ersten Mal die Sauerstoffverteilung und deren Änderung im gesamten Weltozean dokumentieren – das ist eine wesentliche Voraussetzung, um die Prognosen für den Ozean der Zukunft zu verbessern“.

Die Studie zeigt auch, dass mit Ausnahme von einigen wenigen Regionen der Sauerstoffgehalt im Untersuchungszeitraum überall im Ozean abnahm. Den größten Verlust konnten die Ozeanographen im Nordpazifik ausmachen. „Während die geringe Sauerstoffabnahme in der Atmosphäre zurzeit als unkritisch angesehen wird, kann die Sauerstoffabnahme im Ozean wegen der ungleichmäßigen Verteilung durchaus weitreichende Konsequenzen haben. In fischreichen küstennahen Gebieten wären diese Konsequenzen ökologisch, aber auch wirtschaftlich zu spüren“, betont der Koautor Dr. Lothar Stramma.

„Mit Messungen alleine können wir allerdings nicht sämtliche Ursachen erklären“, räumt Koautor Professor Martin Visbeck ein, „auch natürliche Prozesse, die auf Zeitskalen von einigen Jahrzehnten auftreten, könnten an der beobachteten Abnahme mit Schuld sein.“ Allerdings, so der Ozeanograph weiter, sei das Ergebnis konsistent mit den meisten Modellrechnungen, die aufgrund höherer Kohlendioxid-Konzentrationen und den damit verbundenen höheren Temperaturen im Ozean und der Atmosphäre eine weitere Abnahme des Sauerstoffs in den Meeren prognostizieren.

Die vorgestellten Messergebnisse sind ein wichtiges Ergebnis für die laufenden Arbeiten im Sonderforschungsbereich 754 „Klima – biogeochemische Wechselwirkungen im tropischen Ozean“, den die Deutsche Forschungsgemeinschaft an der Kieler Christian-Albrechts-Universität und am GEOMAR fördert. Der SFB 754 soll helfen, das Wechselspiel von Klima und Biogeochemie des tropischen Ozeans besser zu verstehen. „Vier Expeditionen mit dem deutschen Forschungsschiff METEOR widmen sich ab Anfang März der tropischen Sauerstoffminimumzone im Ostpazifik vor Peru. Dabei werden wir weitere Daten zur regionalen Entwicklung gewinnen, die uns auch helfen, die globalen Trends besser zu verstehen“, betont Dr. Stramma, der Expeditionskoordinator für den SFB ist.

Hinweis:
Die Arbeiten für diese Studie wurden unterstützt durch das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziertes Projekt MIKLIP (http://www.geomar.de/nc/forschen/fb1/fb1-po/projekte/miklip/) sowie durch den von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Sonderforschungsbereich 754 „Klima – Biogeochemische Wechselwirkungen im tropischen Ozean“.

Originalarbeit:
Schmidtko, S., L. Stramma und M. Visbeck (2017): Decline in global oxygen content during the past five decades. Nature, http://dx.doi.org/10.1038/nature21399

Weitere Informationen:
http://www.geomar.de Das GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel
http://www.ocean-oxygen.org/ Webseite zum Sauerstoffbudget des Ozeans
http://www.sfb754.de Der Sonderforschungsbereich 754

Quelle: idw

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Pizza, Burger und Co.: Eine fettreiche Mahlzeit kann den Stoffwechsel schädigen und den Weg

Birgit Niesing Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Zentrum für Diabetesforschung

Die weltweite Ausbreitung von Übergewicht, Fettleibigkeit und Typ-2-Diabetes wird häufig mit dem Verzehr gesättigter Fette in Verbindung gebracht. Wissenschaftler am Deutschen Diabetes-Zentrum (DDZ) und am Helmholtz Zentrum München (HMGU) haben herausgefunden, dass bereits die einmalige Aufnahme einer größeren Menge Palmöl die Empfindlichkeit des Körpers für Insulin verringert sowie vermehrte Fetteinlagerungen und Veränderungen im Energiestoffwechsel der Leber hervorruft. Die Studienergebnisse geben Aufschluss über die frühesten Veränderungen im Leberstoffwechsel, welche langfristig zu Fettlebererkrankungen bei Übergewicht und Typ-2-Diabetes führen können.

Düsseldorf (DDZ) – In der aktuellen Ausgabe von „The Journal of Clinical Investigation“ veröffentlichten DZD-Forscher des Deutschen Diabetes-Zentrums gemeinsam mit dem Helmholtz Zentrum München und portugiesischen Kollegen eine Untersuchung an gesunden, schlanken Männern, die nach dem Zufallsprinzip einmal ein aromatisiertes Palmöl-Getränk und ein anderes Mal ein Glas mit klarem Wasser als Kontrollexperiment erhielten. Das Palmöl-Getränk enthielt eine ähnliche Menge an gesättigtem Fett wie zwei Cheeseburger mit Speck und eine große Portion Pommes Frites oder wie zwei Salami-Pizzen. Die Wissenschaftler zeigten, dass diese einzige fettreiche Mahlzeit ausreicht, um die Insulinwirkung zu vermindern, d. h. Insulinresistenz hervorzurufen und den Fettgehalt der Leber zu erhöhen. Zudem konnten Veränderungen im Energiehaushalt der Leber nachgewiesen werden. Die beobachteten Stoffwechselveränderungen gleichen den Veränderungen, wie sie bei Menschen mit Typ-2-Diabetes oder nichtalkoholischer Fettlebererkrankung (NAFLD) beobachtet werden. NAFLD ist die häufigste Lebererkrankung in den Industrienationen und mit Fettleibigkeit, dem sogenannten „Metabolischen Syndrom“, und erhöhtem Risiko für Typ-2-Diabetes verbunden. Des Weiteren kann die NAFLD in fortgeschrittenen Stadien zu schweren Leberschädigungen führen.

„Überraschend war, dass eine einzige Palmöl-Dosis bei gesunden Menschen so schnell und direkt Auswirkungen auf die Leber hat und durch die verabreichte Fettmenge bereits eine Insulinresistenz ausgelöst wird“, erklärt Prof. Dr. Michael Roden, Wissenschaftlicher Geschäftsführer und Vorstand am DDZ und des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD). „Eine Besonderheit unserer Untersuchung ist, dass wir den Leberstoffwechsel von Menschen mit einer überwiegend nichtinvasiven Technologie, d. h. durch eine Magnetresonanzspektroskopie, überprüft haben. Diese erlaubt es, die Zucker- und Fettspeicherung sowie den Energiestoffwechsel der Mitochondrien (Kraftwerke der Zelle) beim Menschen zu verfolgen.“ Dank neuer Untersuchungsmethoden wiesen die Wissenschaftler nach, dass die Einnahme des Palmöls Muskeln, Leber und Fettgewebe in ihrer Stoffwechselaktivität beeinträchtigt. So führt die hervorgerufene Insulinresistenz zu einer vermehrten Zuckerneubildung in der Leber und einer gleichzeitig verminderten Zuckeraufnahme in der Skelettmuskulatur, ein Mechanismus der bei Typ-2-Diabetes und seinen Vorstufen den Blutzuckerspiegel ansteigen lässt. Zudem bewirkt die Insulinresistenz des Fettgewebes eine vermehrte Freisetzung von Fetten in die Blutbahn, welche wiederum die Insulinresistenz weiter fördern. Die erhöhte Verfügbarkeit von Fett führt dadurch zu einer gesteigerten Arbeitslast der Mitochondrien, was langfristig diese zellulären Kraftwerke überfordern und zur Entstehung einer Lebererkrankung beitragen kann.
Das Team um Prof. Roden vermutet, dass gesunde Menschen diese unmittelbaren Auswirkungen der fettreichen Nahrung auf den Stoffwechsel je nach Prädisposition der Gene leicht bewältigen können. Problematisch könnten jedoch die langfristigen Folgen für regelmäßige Esser solcher fettreichen Mahlzeiten sein.

Diese Arbeit wird unter anderem durch das Bundesgesundheitsministerium, das Ministerium für Innovation, Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen, das Bundesministerium für Bildung und Forschung (Deutsches Zentrum für Diabetesforschung e.V.), sowie die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), die Deutsche Diabetes-Gesellschaft (DDG) und die Schmutzler-Stiftung gefördert.

Originalpublikation:
Elisa Álvarez Hernández, Sabine Kahl, Anett Seelig, Paul Begovatz, Martin Irmler, Yuliya Kupriyanova, Bettina Nowotny, Peter Nowotny, Christian Herder, Cristina Barosa, Filipa Carvalho, Jan Rozman, Susanne Neschen, John G. Jones, Johannes Beckers, Martin Hrabě de Angelis and Michael Roden, Acute dietary fat intake initiates alterations in energy metabolism and insulin resistance, J Clin Invest. 2017., 23. Januar 2017.
doi:10.1172/JCI89444.

Das Deutsche Diabetes-Zentrum (DDZ) versteht sich als deutsches Referenzzentrum zum Krankheitsbild Diabetes. Ziel ist es, einen Beitrag zur Verbesserung von Prävention, Früherkennung, Diagnostik und Therapie des Diabetes mellitus zu leisten. Gleichzeitig soll die epidemiologische Datenlage in Deutschland verbessert werden. Federführend leitet das DDZ die multizentrisch aufgebaute Deutsche Diabetes-Studie. Es ist Ansprechpartner für alle Akteure im Gesundheitswesen, bereitet wissenschaftliche Informationen zum Diabetes mellitus auf und stellt sie der Öffentlichkeit zur Verfügung. Das DDZ gehört der „Wissenschaftsgemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibniz“ (WGL) an und ist Partner im Deutschen Zentrum für Diabetesforschung (DZD e.V.).

Das Deutsche Zentrum für Diabetesforschung (DZD) e.V. ist eines der sechs Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung. Es bündelt Experten auf dem Gebiet der Diabetesforschung und verzahnt Grundlagenforschung, Epidemiologie und klinische Anwendung. Ziel des DZD ist es, über einen neuartigen, integrativen Forschungsansatz einen wesentlichen Beitrag zur erfolgreichen, maßgeschneiderten Prävention, Diagnose und Therapie des Diabetes mellitus zu leisten. Mitglieder des Verbunds sind das Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt, das Deutsche Diabetes-Zentrum DDZ in Düsseldorf, das Deutsche Institut für Ernährungsforschung DIfE in Potsdam-Rehbrücke, das Institut für Diabetesforschung und Metabolische Erkrankungen des Helmholtz Zentrum München an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen und das Paul-Langerhans-Institut Dresden des Helmholtz Zentrum München am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus der TU Dresden, assoziierte Partner an den Universitäten in Heidelberg, Köln, Leipzig, Lübeck und München sowie weitere Projektpartner. Weitere Informationen: www.dzd-ev.de

Das Helmholtz Zentrum München verfolgt als Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt das Ziel, personalisierte Medizin für die Diagnose, Therapie und Prävention weit verbreiteter Volkskrankheiten wie Diabetes mellitus und Lungenerkrankungen zu entwickeln. Dafür untersucht es das Zusammenwirken von Genetik, Umweltfaktoren und Lebensstil. Der Hauptsitz des Zentrums liegt in Neuherberg im Norden Münchens. Das Helmholtz Zentrum München beschäftigt rund 2.300 Mitarbeiter und ist Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft, der 18 naturwissenschaftlich-technische und medizinisch-biologische Forschungszentren mit rund 37.000 Beschäftigten angehören. Das Helmholtz Zentrum München ist Partner im Deutschen Zentrum für Diabetesforschung e.V. Weitere Informationen: www.helmholtz-muenchen.de

Aktuelle Pressemitteilungen des DDZ finden Sie im Internet unter www.ddz.uni-duesseldorf.de

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Ansprechpartner am DDZ für weitere Fragen ist:
Christina A. Becker
Pressesprecherin
Deutsches Diabetes-Zentrum (DDZ)
Leibniz-Zentrum für Diabetes-Forschung
an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
Tel.: 0211-3382-450
E-Mail: Christina.Becker@ddz.uni-duesseldorf.de

Quelle: idw

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Frauen liegen bei Renten zurück – Angleichung künftig vor allem durch sinkende Renten bei Männern

Rainer Jung Abt. Öffentlichkeitsarbeit
Hans-Böckler-Stiftung

Neue Studie zum Gender Pension Gap

Bei der Altersversorgung ist die Kluft zwischen Männern und Frauen in Deutschland noch deutlich größer als bei den Löhnen. In Westdeutschland fällt der so genannte Gender Pension Gap zudem fast doppelt so hoch aus wie im Osten.

In Zukunft wird der Abstand zwar schrumpfen. Doch das hat nur zum kleineren Teil mit einer besseren Altersversorgung von Frauen zu tun.

Vor allem liegt es daran, dass künftig die durchschnittliche gesetzliche Rente von Männern im Vergleich zu heutigen Rentnern geringer sein wird. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue, von der Hans-Böckler-Stiftung geförderte Studie.* Eine Forschergruppe des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) um den Ökonomen Dr. Markus Grabka hat dafür geschlechtsspezifische Unterschiede bei der gesetzlichen Rente analysiert. Die Untersuchung basiert auf Daten des Sozio-oekonomischen Panels und der Rentenversicherung.

Der Studie zufolge erhielten westdeutsche Männer im Ruhestand 2014 monatlich im Schnitt 994 Euro und damit 418 Euro oder 42 Prozent mehr aus der Gesetzlichen Rentenversicherung (GRV) als die weiblichen Ruheständler. In den neuen Bundesländern, wo die Männer im Schnitt auf 1.057 Euro kommen, betrug die Differenz 239 Euro oder 23 Prozent.

Verantwortlich für den Rückstand der Frauen seien in erster Linie Unterschiede beim sozialversicherungspflichtigen Arbeitsentgelt, schreiben die DIW-Wissenschaftler. Im Schnitt verdienten Arbeitnehmerinnen deutlich weniger als Arbeitnehmer – unter anderem, weil sie öfter in schlecht bezahlten Berufen tätig sind, seltener in Führungspositionen gelangen und häufiger in Teilzeit arbeiten. Hinzu komme, dass Frauen wesentlich häufiger als Männer ihre Erwerbstätigkeit unterbrechen, um sich um Kinder oder pflegebedürftige Angehörige zu kümmern. Infolgedessen übertreffe der Gender Pension Gap deutlich den Gender Pay Gap, der zuletzt deutschlandweit bei 21 Prozent (West 23 Prozent, Ost 8 Prozent) lag.

Die Unterschiede sind in den ärmeren Einkommensschichten besonders stark ausgeprägt: Bei Westdeutschen der Jahrgänge 1936 bis 1945 variiert die geschlechtsspezifische Differenz bei der Rente zwischen 40 Prozent im Zehntel mit dem höchsten Rentenanspruch und 75 Prozent im Zehntel mit der niedrigsten Rente. Nach Ansicht der Autoren dürfte das mit den vielen teilzeitbeschäftigten und nicht erwerbstätigen Frauen in der unteren Hälfte der Verteilung zusammenhängen.

Im Verlauf der letzten beiden Jahrzehnte ist der Gender Pension Gap langsam kleiner geworden. Das zeigt ein Blick auf Neurentnerinnen und Neurentner: 1995 lag der Abstand zwischen westdeutschen Männern und Frauen, die erstmals eine Rente der GRV bezogen, noch bei 48 Prozent. 2014 waren es 39 Prozent. Im Osten, wo die Differenzen durchgehend kleiner sind, ging die geschlechtsspezifische Lücke von 33 auf 10 Prozent zurück. Als maßgeblichen Grund nennen die Ökonomen die gestiegene Frauenerwerbstätigkeit, eine zunehmend bessere Ausbildung von Frauen und einen wenn auch langsam sinkenden Gender Pay Gap.

– Blick in die Zukunft: Renten der Männer sinken, die von Frauen steigen nur im Westen –

In Zukunft wird aber noch ein anderer Faktor bei der Angleichung an Gewicht gewinnen: sinkende Rentenansprüche bei Männern. Mithilfe eines Simulationsmodells haben die Experten auch berechnet, was heute Berufstätigen im Alter finanziell blüht. Männern in Ost und West, die zwischen 1966 und 1970 geboren wurden, drohen demnach geringere Alterseinkommen im Vergleich zu heute bereits Verrenteten. Ihre gesetzlichen Rentenansprüche im Alter von 65 Jahren werden nach den Berechnungen im Westen um monatlich rund 170 Euro niedriger liegen als bei Männern der Geburtsjahrgänge 1936 bis 1945. Im Osten dürfte der Rückgang sogar 220 Euro betragen. Die Gründe: häufigere Erwerbsunterbrechungen, längere Ausbildung, mehr Teilzeit. Bei den westdeutschen Frauen wird die zunehmende Erwerbsbeteiligung zu etwas höheren durchschnittlichen Rentenansprüchen führen, während es im Osten, wo die weibliche Erwerbsbeteiligung bereits zu DDR-Zeiten relativ hoch war, kaum Veränderungen gibt. Gesamtdeutsch dürfte der Gender Pension Gap bei den Jahrgängen 1966 bis 1970 im Vergleich zu den 1936 bis 1945 Geborenen 15 Prozentpunkte geringer ausfallen.

Um die eigenständige Altersversorgung von Frauen weiter zu stärken, empfehlen die Forscher den Ausbau einer unterstützenden Infrastruktur für Familien. Dies würde es vor allem Frauen ermöglichen, ihre Arbeitszeit auch mit Sorgeverpflichtung aufrecht zu erhalten und Erwerbsunterbrechungen zu begrenzen. Darüber hinaus gelte es, alle Säulen der Alterssicherung im Auge zu behalten. Die gesetzliche Rente, die bei Frauen der Jahrgänge 1966 bis 1970 im Schnitt bei knapp über 700 Euro liegen wird, dürfte allein kaum vor Altersarmut schützen. Schon gar nicht, wenn das Rentenniveau künftig deutlich sinken sollte. Allerdings gebe es bislang auch bei der betrieblichen Altersvorsorge einen Gender Pension Gap, so die Forscher.

Kontakt in der Hans-Böckler-Stiftung
Dr. Dorothea Voss
Leiterin Abteilung Forschungsförderung
Tel.: 0211-7778-194
E-Mail: Dorothea-Voss@boeckler.de

Rainer Jung
Leiter Pressestelle
Tel.: 0211-7778-150
E-Mail: Rainer-Jung@boeckler.de

Weitere Informationen:
http://www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.551601.de/17-5.pdf – Quelle: Markus Grabka, Björn Jotzo, Anika Rasner, Christian Westermeier: Der Gender Pension Gap verstärkt die Einkommensungleichheit von Männern und Frauen im Rentenalter. In: DIW Wochenbericht 5/2017.

Quelle: idw

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Darmspiegelung schon ab 50 – vor allem für Männer

Dr. Stefanie Seltmann Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Krebsforschungszentrum

Ab dem Alter von 55 Jahren haben gesetzlich Krankenversicherte Anspruch auf eine Darmspiegelung zur Früherkennung von Darmkrebs. Eine gemeinsame Studie vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ), der AOK Baden-Württemberg, der Bosch BKK und MEDI Baden-Württemberg legt nun nahe, diese Altersgrenze zu senken: Die Untersuchung ist routinemäßig schon ab dem Alter von 50 sinnvoll – insbesondere für Männer.

2002 wurde die Vorsorge-Darmspiegelung in das Krebs-Früherkennungsprogramm der gesetzlichen Krankenkassen aufgenommen. Ab dem Alter von 55 Jahren haben Versicherte Anspruch auf die Untersuchung, bei der eventuell entdeckte Krebsvorstufen sogleich entfernt werden können. Seither ist die Darmkrebs-Neuerkrankungsrate deutlich zurückgegangen – und zwar ausschließlich in der Altersgruppe, der das Screening angeboten wird.

„In den ersten zehn Jahren haben mehr als vier Millionen Menschen an einer Vorsorge-Darmspiegelung teilgenommen. Das hat nach unseren Berechnungen etwa 180.000 Darmkrebsfälle verhindert“, sagt Hermann Brenner vom Deutschen Krebsforschungszentrum. Der Heidelberger Präventionsexperte und seine Kooperationspartner suchen nach Möglichkeiten, diese Rate noch weiter zu verbessern.

Bei Menschen ohne familiäre Belastungen tritt Darmkrebs vor dem Alter von 50 Jahren äußerst selten auf. Danach steigt die Erkrankungsrate kontinuierlich an. Nationale und internationale Leitlinien empfehlen daher die Krebsvorsorge bereits ab 50 Jahren. „Durch die Zusammenarbeit mit der AOK Baden-Württemberg, der Bosch BKK und MEDI Baden-Württemberg hatten wir erstmals die Möglichkeit, an einer großen Bevölkerungsgruppe zu prüfen, welche Ergebnisse mit dem Angebot der Vorsorge-Darmspiegelung ab 50 Jahren zu erzielen sind“, so Brenner.

Insgesamt 84.726 Versicherte der AOK Baden-Württemberg im Alter zwischen 50 und 54 Jahren erhielten in den Jahren 2014 und 2015 eine persönliche Einladung zu einer Früherkennungs-Darmspiegelung. Eingeladen wurden ausschließlich Personen, die in den Jahren zuvor keine Darmspiegelung beansprucht hatten, nicht an Krebs erkrankt und in das Hausarzt- oder das Facharztprogramm der AOK eingeschrieben waren.

1,9 Prozent der Angeschriebenen leisteten der Einladung Folge. Bei den insgesamt 1396 Untersuchungen wurden in 6,8 Prozent der Fälle Darmkrebs oder Darmkrebsvorstufen, so genannte fortgeschrittene Adenome, entdeckt und abgetragen.

Die Untersuchung offenbarte einen deutlichen Unterschied zwischen den Geschlechtern: Während bei nur 4,5 Prozent der Frauen dieser Altersgruppe Darmkrebs oder Vorstufen gefunden wurden, traten sie bei Männern mit 8,6 Prozent fast doppelt so häufig auf. Das heißt, die Ärzte entdeckten bei jeder zwölften Untersuchung von Männern zwischen 50 und 54 eine verdächtige Gewebeveränderung. Dagegen müssten bei Frauen dieser Altersgruppe 22 Darmspiegelungen durchgeführt werden, um einen relevanten Befund zu entdecken.

„Damit sind Darmkrebs und seine Vorstufen bei Männern dieser Altersgruppe sogar häufiger als bei den 55 bis 69-jährigen Frauen, bei denen die Darmspiegelung ganz selbstverständlich zum Krebsfrüherkennungsangebot gehört. Das ist ein überzeugender Grund dafür, die Altersgrenze für die Vorsorge-Koloskopie zumindest bei Männern schon vom 50. Geburtstag an routinemäßig anzubieten“, ist das Fazit Hermann Brenners. Andere Länder, etwa Österreich, haben die Vorsorgeuntersuchung bereits ab 50 Jahren in ihr Krebsfrüherkennungsprogramm aufgenommen.

Seit 2017 ist ein Einladungsverfahren für die Früherkennung durch die Darmspiegelung ab dem Alter von 55 gesetzlich vorgesehen. Bundesweiter Vorreiter ist dabei seit Jahren das Facharztprogramm Gastroenterologie von AOK Baden-Württemberg und Bosch BKK. Dort wird das Einladungsschreiben bereits seit 2011 für Teilnehmer ab dem 55. Geburtstag und seit 2014 für Teilnehmer ab dem 50. Geburtstag umgesetzt.

Die Studienergebnisse bestätigen den Beteiligten die Richtigkeit des Weges: „Es wird eindeutig belegt, wie unverzichtbar Früherkennung bei Darmkrebs gerade auch bei Jüngeren ist. Wer an unserem Haus- und Facharztprogramm teilnimmt, kann die kostenlose Darmspiegelung bereits ab 50 Jahren in Anspruch nehmen. Ich empfehle dies nachdrücklich“, so der Vorstandschef der AOK Baden-Württemberg, Dr. Christopher Hermann.

Hermann Brenner, Nadine Zwink, Leopold Ludwig, Michael Hoffmeister: Sollte die Vorsorgekoloskopie bereits ab 50 Jahren angeboten werden? Befunde eines landesweiten Modellprojekts und Ergebnisse einer randomisierten Interventionsstudie.
Deutsches Ärzteblatt 2017, 114(6): 94-100; DOI: 10.3238/arztebl.2017.0094

Ein Bild zur Pressemitteilung steht zum Download zur Verfügung unter:
http://www.dkfz.de/de/presse/pressemitteilungen/2017/bilder/Darmkrebs.jpg

www.dkfz.de

Quelle: idw

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Manche Arten mögen’s nass – Schutz von Mooren und Feuchtgebieten fördern

Franz-Georg Elpers Pressestelle
Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)

Start von 78 Einzelmaßnahmen zum Management des Wasserhaushalts auf DBU-Naturerbefläche Prora auf Rügen

Binz. „Der Rückgang der Moore und Feuchtgebiete durch flächendeckende Trockenlegung hat ganze Landschaften in Deutschland stark verändert. Feuchtigkeitsliebende Tier- und Pflanzenarten werden gebietsweise immer seltener“, sagte Dr. Heinrich Bottermann, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), anlässlich des Welttags der Feuchtgebiete am 2. Februar. Der Jahrestag wird seit 1997 begangen und erinnert an das Übereinkommen zum Schutz von Feuchtgebieten der UNESCO, auch Ramsar-Vereinbarung genannt. Die Erhaltung und Wiederherstellung von artenreichen Lebensgemeinschaften in Feuchtgebieten gehört zu den zentralen Aufgaben der gemeinnützigen DBU-Naturerbe-Tochter auf ihren bundesweit 70 Flächen, die zum Nationalen Naturerbe gehören.

Schutz von Feuchtgebieten von weltweiter Bedeutung
„Das Schutzgut Wasser gewinnt weltweit immer mehr an Bedeutung. Um an sauberes Trinkwasser zu gelangen und den natürlichen Wasserhaushalt der Flächen intakt zu halten, ist die ökologische Funktionsfähigkeit von Feuchtgebieten ein zentraler Faktor – deshalb steht der Schutz in direktem Zusammenhang mit der wasserwirtschaftlichen Nutzung“, so Bottermann. Intakte Feuchtgebiete würden aber auch einer Vielzahl teilweise hoch spezialisierter und gefährdeter Tier- und Pflanzenarten Lebensraum bieten. So fänden unter anderem Wasser- und Watvögel Rast- und Überwinterungsplätze. Die wasserreichen Böden dienten darüber hinaus gleichzeitig als Grundwasserfilter und Wasserspeicher und böten Überschwemmungsschutz. Die ehemals militärisch genutzten DBU-Naturerbeflächen mit insgesamt 69.000 Hektar (ha) sind seit der Übertragung für Naturschutz-Maßnahmen vorgesehen: Dort könne auf lange Sicht geplant und dauerhafter Schutz gewährleistet werden.

Umsetzung des ersten Naturerbe-Entwicklungsplans beginnt
In den kommenden Wochen startet das DBU-Naturerbe mit der praktischen Umsetzung der Feuchtgebietsmaßnahmen des ersten Naturerbe-Entwicklungsplans auf der DBU-Naturerbefläche Prora auf Rügen. Begonnen wird mit Vernässungsmaßnahmen. „Um großflächig und langfristig wiederzuvernässen, werden Entwässerungsgräben geschlossen und das Wasser angestaut. Anrainer werden nicht betroffen sein, sondern ausschließlich Flächen des DBU-Naturerbes“, so Bottermann. Das Neuschaffen von Kleingewässern und das Vertiefen bereits vorhandener Senken würde die biologische Vielfalt, insbesondere von feuchtigskeitsliebenden Tier- und Pflanzenarten fördern. Die hohe ökologische Bedeutung der Feuchtgebiete soll wieder in Kraft gesetzt und gesichert werden. Für die Renaturierung von Feuchtwiesen seien in erster Linie ganzjährig hohe Wasserstände notwendig. Indem die Grabensysteme außer Funktion gesetzt würden, ließe sich das Wasser in der Fläche halten. 345 ha grundwasser-, oberflächenwasser- oder von der Überflutungsdynamik beeinflusste Lebensräume weise Prora auf. In sechs größeren Komplexen seien insgesamt 78 Einzelmaßnahmen zum Management des Wasserhaushalts durch Renaturierungsmaßnahmen geplant.

DBU-Naturerbefläche Prora eine der reizvollsten Landschaften
Die rund 1.900 ha große DBU-Naturerbefläche Prora auf Rügen ist als ehemaliger Truppenübungsplatz Teil des sogenannten Nationalen Naturerbes. Die DBU-Tochter trägt seit 2008 die Verantwortung für Prora als eine der reizvollsten, durch Inlandeis und Ostsee geformten Boddenlandschaften Rügens. Insgesamt hat sie bislang 70 Flächen mit rund 69.000 ha vom Bund übernommen. Für alle 70 Flächen wird ein naturschutzfachlicher Managementplan entwickelt, über den Erhaltungs- und Schutzmaßnahmen für die folgenden zehn Jahre festgelegt werden. Der DBU-Naturerbe-Entwicklungsplan Prora war der erste, der im Mai 2016 nach Abstimmung mit dem Bundesamt für Naturschutz und dem Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz Mecklenburg-Vorpommern veröffentlicht wurde. Neben den Wiedervernässungsmaßnahmen wird die Stiftungstochter zum Beispiel die Wacholderheiden der Feuersteinfelder und die Magerrasenflächen der Seesandebene offenhalten. Ein weiteres Ziel ist es, den Wald naturnaher zu gestalten. Bis April 2019 werden insgesamt etwa 1.012 ha und damit bereits über die Hälfte des Waldes von Prora der natürlichen Entwicklung überlassen sein.

Weitere Informationen:

https://www.dbu.de/123artikel37065_2362.html

Quelle: idw

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4,3 Millionen Euro für Verbundprojekt zur Biodiversität von Auwäldern in der „Flusslandschaft Elbe“

Birgit Kruse Referat Medien- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Hamburg

Hartholz-Auwälder spielen eine große Rolle in natürlichen Überschwemmungsgebieten von Flusslandschaften (Hochwasserretention). Um solche „Ökosystemdienstleistungen“ besser zu verstehen und die räumlichen und zeitlichen Ausprägungen der Leistungen zu erfassen, untersuchen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ab sofort die Biodiversität von Auwäldern im UNESCO-Biosphärenreservat „Flusslandschaft Elbe“.

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert das Verbundprojekt „Mechanismen der Ökosystemdienstleistungen in Hartholz-Auwäldern: Wissenschaftliche Analyse sowie Optimierung durch Naturschutzmanagement (MediAN)“ mit insgesamt 4,3 Millionen Euro, die Universität Hamburg erhält davon 2,4 Millionen.

Vier Forschungseinrichtungen sowie zwei Naturschutzorganisationen kooperieren in dem Verbundprojekt auf dem Gebiet der Biodiversitätsforschung und der nachhaltigen Entwicklung von Auenlandschaften. Das Projekt hat eine Laufzeit von sechs Jahren und wird von Prof. Dr. Kai Jensen vom Fachbereich Biologie der Universität Hamburg geleitet. Die gewonnenen Kenntnisse sollen in die Naturschutzpraxis einfließen.

Die biologische Vielfalt in Ökosystemen ist die Basis für vielfältige Dienstleistungen der Natur: Hartholz-Auwälder spielen nicht nur eine große Rolle für die Hochwasserretention in Flusslandschaften, sondern dienen über die Festlegung von CO2 aus der Atmosphäre auch der Kohlenstoffspeicherung. Welche Komponenten der Biodiversität in Hartholz-Auwäldern an der Bereitstellung von Ökosystemdienstleistungen maßgeblich beteiligt sind und wie die Leistungen der Natur bewertet werden können, daran arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den Gebieten der Pflanzenökologie (Prof. Dr. Kai Jensen, Universität Hamburg), der Bodenkunde (Prof. Dr. Annette Eschenbach, Universität Hamburg), der Bodenzoologie (Dr. David Russell, Senckenberg Gesellschaft Görlitz), der Landschaftsökologie (Mathias Scholz, Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung Leipzig) sowie der Landschaftsökonomie (Prof. Dr. Volkmar Hartje, TU Berlin).

Die beteiligten Naturschutzorganisationen (Trägerverbund Burg Lenzen, Dr. Maike Kleinwächter; Loki Schmidt Stiftung, Axel Jahn) werden geeignete Flächen für die Begründung von Hartholz-Auwäldern erwerben und dort auf den Forschungsergebnissen basierende Umsetzungsmaßnahmen realisieren.

Prof. Dr. Kai Jensen: „Mit dem Projekt werden wir unsere international anerkannte Expertise im Bereich der Biodiversität und Ökosystemfunktionen von Flussmündungen und Küstenregionen nun auch auf die weltweit bedeutsamen Auen großer Flüsse ausweiten“.

Das BMBF fördert seit 2013 „Forschungsvorhaben zur Umsetzung der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt“, denen eine gesamtstaatliche Bedeutung zukommt und die die Nationale Strategie zur Biologischen Vielfalt in maßstabsetzender Weise umsetzen. Auf der Grundlage der Forschungsergebnisse soll der Rückgang der biologischen Vielfalt in Deutschland gestoppt und mittel- bis langfristig in einen positiven Trend umgekehrt werden.

Für Rückfragen:
Prof. Dr. Kai Jensen
Fachbereich Biologie
Abteilung Angewandte Pflanzenökologie
Tel.: +49 40 42816-576
E-Mail: kai.jensen@uni-hamburg.de

Quelle: idw

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Abgas als Rohstoff

Dr. Susanne Langer Kommunikation und Presse
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

Chemiker der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) haben ein Verfahren entwickelt, mit dem Stickoxide, die in industriellen Prozessen anfallen, für die Herstellung von Farbstoffen und Arzneimitteln genutzt werden können. Mit dieser Methode könnten Unternehmen künftig die Entgiftung von Abgasen mit der Produktion neuer Stoffe kombinieren.

Stickoxide zählen zu den bedeutendsten Umweltgiften. Die Verbindungen aus Stickstoff und Sauerstoff entstehen vor allem bei der Verbrennung, etwa in Kraftfahrzeugmotoren, in Gas- und Kohlekraftwerken, aber auch bei anderen thermischen und chemischen Prozessen in der Industrie. Um die Abgase zu reinigen, werden entweder Nachverbrennungen oder das Prinzip der katalytischen Reduktion eingesetzt – beide Verfahren sind jedoch vergleichsweise aufwändig und mit gewissen Nachteilen behaftet. Doch Stickoxide sind nicht nur überflüssige Gifte. Wie neue Forschungsarbeiten zeigen, können sie auch in der chemischen Synthese hochwertiger Produkte eingesetzt werden.

Umweltgift als Rohstoff nutzen
Die Forschergruppe um Prof. Dr. Markus Heinrich vom Lehrstuhl für Pharmazeutische Chemie der FAU hat jetzt ein hocheffizientes Verfahren entwickelt, das genau diese zwei Welten – die Reinigung von Abgasströmen und die sinnvolle Verwertung der Stickoxide – zusammenbringt. In einer Modellanlage simulierten die Erlanger Chemiker ein typisches Verfahren der Industrie: die Umwandlung von Kupfer in Kupfernitrat. „Kupfernitrat wird als Farbstoff, Korrosions- und Holzschutzmittel sowie als Oxidationsmittel in der Synthesechemie verwendet“, erklärt Markus Heinrich. „Das beim Herstellungsprozess entstehende Stickstoffdioxid können wir unmittelbar mit der Synthese von Balsalazid und Sulfasalazin kombinieren – zwei zu den Azoverbindungen zählende Arzneistoffe, die zur Behandlung chronisch entzündlicher Darmerkrankungen eingesetzt werden.“

Fast 100 Prozent AbgasreinigungHerzstück der Modellanlage ist ein röhrenförmiger Gaswäscher, mit dem die Forscher die Stickstoffdioxidkonzentration im Abgasstrom um 99,7 Prozent senken konnten. „Das ist ein sensationeller Wert, den wir allerdings unter Laborbedingungen erreichen“, schränkt Markus Heinrich ein. „Wir gehen jedoch davon aus, dass unsere Methode auch in der industriellen Anwendung einen guten Wirkungsgrad erzielen wird.“ Im Gegensatz zu früheren Versuchen im Experimentallabor der Pharmachemiker verwertet die neue Anlage auch geringe Stickoxid-Konzentrationen und arbeitet selbst bei Schwankungen des Abgasstroms zuverlässig.

Azoverbindungen für verschiedene Einsatzgebiete
Die Herstellung von Kupfernitrat ist nur ein Beispiel für industrielle Verfahren, bei denen Stickoxide bislang aufwändig neutralisiert werden, anstatt sie in gewinnbringende Syntheseprozesse zu überführen. Heinrich: „Überall dort, wo wir es mit überschaubaren Ausgangsstoffen zu tun haben, dazu zählt beispielsweise auch das Ätzen von Leiterplatten in der Elektronikindustrie, können wir Stickoxide als Nebenprodukt für die Herstellung von Arzneistoffen verwenden. Anders sieht es zum Beispiel bei Kraftwerken oder Müllverbrennungsanlagen aus: Aus diesem Cocktail an Giften und Schwermetallen sollten wir besser keine Medikamente gewinnen. Aber es ist möglich und sinnvoll, die im Abgas befindlichen Stickoxide für die Herstellung bestimmter Farbstoffe auf der Basis von Azoverbindungen zu verwenden.“

Die Ergebnisse des von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) geförderten Projektes sind unter dem Titel „Sustainable synthesis of balsalazide and sulfasalazine based on diazotization with low concentrated nitrogen dioxide in air“ in Chemistry – A European Journal veröffentlicht worden (doi: dx.doi.org/10.1002/chem.201605359).

Quelle: idw

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Erste Hilfe für Internetsüchtige – Neues Portal hilft bei Internetsucht weiter

Dr. Ellen Katz Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universitätsklinikum Tübingen

Am 7. Februar, dem Safer Internet Day, geht die deutschlandweit bisher umfassendste Onlinedatenbank zur Therapiesuche für Menschen mit Internetsucht online. Im Zentrum der Website www.erstehilfe-internetsucht.de steht eine Adressdatenbank für Beratungs- und Behandlungsangebote bei internetbasiertem Suchtverhalten.

Die Datenbank enthält aktuell mehr als 950 Einträge und ist damit die bislang größte Suchhilfe für Hilfsangebote bei Internetabhängigkeit. Konzipiert, entwickelt und umgesetzt wurde das Webangebot von einem Forschungsteam der Sektion für Suchtmedizin und Suchtforschung an der Tübinger Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie unter der Leitung von Prof. Dr. Anil Batra und Dr. Kay Uwe Petersen. Finanziert wurde der Aufbau des Portals durch das Bundesministerium für Gesundheit (BMG).

Die Internetseite bietet Betroffenen und Angehörigen neben der Adresssuche auch Hintergrundinformationen über Internetsucht. Alle 14 Tage bereitet das Team der Sektion Suchtforschung aktuelle Entwicklungen in Forschung und Praxis in Form eines Blogs auf. Die mit fast 1.000 Einträgen umfangreichste und mit Orts- und Postleitzahlensuche komfortabel nutzbare Datenbank für Beratungs- und Behandlungsangebote wird fortlaufend ergänzt und jährlich aktualisiert. Die umfangreiche, deutschlandweite Recherche der Adressen erfolgte 2015 im Rahmen des Projekts „Angebote bei internetbasiertem Suchtverhalten (ABiS)“.

„Uns ist wichtig, dass Forschungsergebnisse Betroffene direkt, praktisch und alltagsnah erreichen“, so Projektleiter Dr. Kay Uwe Petersen. „Darum haben wir erstehilfe-internetsucht.de entwickelt. Die Online-Adressdatenbank unterstützt Menschen, die ihre Internetnutzung als riskant, problematisch oder abhängig einstufen bei der Suche nach Hilfsangeboten“ „Eine so umfangreiche Onlinedatenbank für Beratungs- und Behandlungsstellen bei Internetsucht gab es in Deutschland bisher noch nicht“, erklärt Prof. Dr. Anil Batra, Leiter der Sektion für Suchtmedizin und Suchtforschung. „Durch anschauliche Onlinebeiträge erleichtern wir Betroffenen den Zugang zur Thematik. Wir möchten ihnen langfristig Orientierung bieten.“

„Es ist wichtig, verständlich zu erklären, welche Hilfsmöglichkeiten es überhaupt gibt – von der ambulanten Beratung und Therapie bis hin zur Tagesklinik oder zum stationären Klinikaufenthalt“, erklärt Psychologin Sara Hanke, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Projekts. „Mit dynamischen und lebendigen Inhalten zum Beispiel in Form eines Blogs möchten wir Betroffene jeden Alters und Hintergrunds erreichen.“ „Wir haben die Seite bewusst lebendig und doch seriös konzipiert“, so die wissenschaftliche Mitarbeiterin Linny Bieber. „Sie ist flexibel ausbaubar und bietet zahlreiche Zusatzangebote. Das moderne, responsive Design ermöglicht, dass das Angebot auch über Smartphone und Tablet abrufbar ist.“

Safer Internet Day
Der von der Europäischen Union initiierte „Safer Internet Day“ findet jedes Jahr am zweiten Tag der zweiten Woche des zweiten Monats statt. Ziel ist es, Menschen aller Altersgruppen dazu zu bewegen, der Sicherheit im Internet mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Zur Sicherheit gehört auch die Selbstkontrolle über Zeit und Intensität, mit der sich Menschen mit Internetanwendungen wie z.B. Onlinespielen oder Sozialen Netzwerken beschäftigen. Verliert man die Kontrolle, so dass schulische, berufliche oder soziale Verpflichtungen nicht mehr bzw. nur noch ungenügend erfüllt werden, kann eine „Internetsucht“ vorliegen.

Weitere Informationen:
https://www.bundesgesundheitsministerium.de/fileadmin/Dateien/Publikationen/Drog…
Der Abschlussbericht des Projekts „Angebote bei internetbasiertem Suchtverhalten (ABiS)“ ist auf den Internetseiten des Bundesgesundheitsministeriums abrufbar.

Quelle: idw

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Giftalarm in der Küche

Giulia Roggenkamp Pressestelle
Stiftung Kindergesundheit

Die meisten Familien in Deutschland legen großen Wert auf ein sauberes Zuhause. Damit es überall blitzt und blinkt, werden hierzulande allein für den Kauf von Haushaltsprodukten zum Waschen, Pflegen und Reinigen jedes Jahr rund vier Milliarden Euro aufgewendet.

Für kleine Kinder indes birgt die blitzeblanke Wohnung auch gesundheitliche Gefahren, warnt die Stiftung Kindergesundheit: Jedes Jahr müssen etwa 20.000 Kinder wegen Vergiftungen oder Verätzungen medizinisch behandelt werden. Betroffen sind vor allem Kleinstkinder im Alter von 10 Monaten bis zu zwei Jahren. Als Ursache solcher Unfälle haben die Haushaltschemikalien mittlerweile die Medikamente überholt, berichtet die Stiftung in einer aktuellen Stellungnahme.

Jährlich erreichen rund 220.000 Anfragen die bundesweiten acht Informationszentralen, weil Kleinkinder gefährliche Substanzen geschluckt haben. Die Zahl dieser Anfragen hat sich in den letzten 15 Jahren verdoppelt. In rund 40 Prozent der Fälle sind chemische Helfer für Küche, Haushalt und Toilette der Grund für den Giftnotruf.

Welche Produkte am häufigsten im Kindermund landen, zeigt die Statistik der Anfragen, die in den Jahren zwischen 2006 und 2015 alleine das Giftinformationszentrum Erfurt erreicht haben: Am gemeldeten Unfall beteiligt waren feste Kohlenanzünder (1.662 Fälle), Geschirrspülmittel (1.327), Knicklicht (1.253), WC-Stein (1.102), Waschmittel (1.041), Geschirrspültabs (946), Dusch- und Schaumbäder (817), Duftöle (784), Geräteentkalker (743) oder Silicagel (714). Zum Glück kommt es nicht immer zu einer tatsächlichen Schädigung. Es wächst jedoch die Zahl der Produkte, die bei Kindern zu gefährlichen Verletzungen führen können. In 20 bis 40 Fällen pro Jahr führen sie sogar zum Tod.

Als besonders gefährliche Substanzen gelten nach Angaben des Bundesinstituts für Risikobewertung BfR folgende Produkte: Abbeizer, Abflussreiniger, Ammoniakzubereitungen, Backofen- und Grillreiniger, Benzin, Chemikalien, Entkalker, Essigessenz, Lampenöle, flüssige Grillanzünder, Methanol, methanolhaltige Brennstoffe für Heizkamine, Brennstoffzellen, Puder, Rohrreiniger, Schädlingsbekämpfungsmittel (z. B. Wühlmausgifte), Unkrautvernichter, Kühlerfrostschutz, Bremsflüssigkeit sowie Steinreiniger. Auch verschluckte Knopfzellenbatterien sind gefährlich.

Gefahr geht auch von neuen Produkten aus, betont die Stiftung Kindergesundheit: Die bunten, glänzenden, wie große Bonbons aussehenden Flüssigwaschmittel, „Liquid Caps“ genannt, werden von Kindern oft mit Süßigkeiten verwechselt. Sie können schon in kleinen Mengen zu Übelkeit, Erbrechen oder Atemnot führen.

Die Art der häufig vorkommenden Vergiftungen ist je nach dem Alter der Kinder verschieden, berichtet die Stiftung Kindergesundheit. In der Zeit, in der sie laufen lernen, sind Vergiftungen mit Zigaretten besonders häufig, danach geht die Hauptgefahr von den Haushaltschemikalien aus, die häufig in Bodennähe, z. B. in Unterschränken gelagert werden. Wenn die Kinder dann auch noch lernen, auf Stühle und Bänke zu klettern, gibt es einen weiteren Anstieg der Vergiftungsmöglichkeiten. Im dritten und vierten Lebensjahr spielen die Medikamente die wichtigste Rolle. Mit zunehmender Selbständigkeit des Kindes nach dem vierten Lebensjahr steigt die Zahl der Vergiftungen durch Pflanzen an.

Gefährliche Ablenkung durch das Handy
Zu den Unfällen kommt es vielfach dann, wenn die aufsichtführende Person kurz abgelenkt wird. Das passiert häufig, wenn jemand unerwartet an der Tür klingelt, das Handy läutet, die Milch überkocht oder die Mutter oder der Vater dringend auf die Toilette müssen.

Untersuchungen haben außerdem ergeben, dass Kinder in Familien mit ungünstiger Wohnsituation durch Vergiftungen besonders gefährdet sind: Das Bemühen der Eltern, gefährliche Haushaltsmittel sicher zu verwahren, scheitert häufig an den mangelhaften räumlichen Bedingungen. Erhöht ist die Vergiftungsgefahr außerdem für die Kinder in Familien mit Migrationshintergrund und für Kinder aus unvollständigen Familien. Sie sind doppelt so häufig betroffen, wie es ihrem Anteil an der Bevölkerung entspräche.

Als gefährlichster Platz im Haushalt erweist sich die Küche, sagt die Stiftung Kindergesundheit. Studien in den Niederlanden haben ergeben, dass bunte Plastikflaschen oder Spülmaschinentabs auf Kleinkinder eine stärkere Anziehungskraft ausüben als altersgerechtes Spielzeug.

Die Stiftung weist außerdem auf eine weitere, selten bedachte Gefahrenquelle hin, nämlich auf den Haushalt von Opa und Oma. Der ist leider nur selten kindersicher: Die von den Großeltern benötigten Medikamente werden häufig sichtbar auf einem Tisch oder in einem leicht zugänglichen Schrank aufbewahrt. Auch die Taschen von Oma und Opa werden von Kindern unbemerkt durchstöbert und die bunten vermeintlichen Süßigkeiten probiert.

Nicht erbrechen lassen!
Wenn ein Kind in einem unbeaufsichtigten Augenblick eines der riskanten Produkte erwischt hat, sollte man sofort versuchen, seinen Mund mit Wasser auszuspülen, um die Reste aus dem Mund zu entfernen. Danach sollte man dem Kind sofort viel zu trinken geben: ein Glas Leitungswasser, Tee oder Saft. Damit wird das Gift zumindest stark verdünnt. Wichtig: Keine Milch zu trinken geben! Milch beschleunigt unter Umständen die Giftaufnahme durch den Darm.

Kinder, die Haushaltchemikalien zu sich genommen haben, sollten auf keinen Fall zum Erbrechen gebracht werden. Es besteht sonst die Gefahr, dass der dabei entstehende Schaum in die Lungen gerät und zu einer chemischen Lungenentzündung führt.

Die Stiftung Kindergesundheit empfiehlt, möglichst alle Putz- und Reinigungsmittel außer Reichweite der Kinder aufzubewahren, am besten wegzuschließen. Haushaltschemikalien sollten nicht im selben Schrank oder Regal wie Lebensmittel aufbewahrt werden. Als besonders riskant erweist sich immer wieder das Umfüllen von Chemikalien in Getränkeflaschen oder Lebensmittelbehälter.

Nicht zögern, Giftnotruf anrufen!
Selbst beim leisesten Verdacht, das Kind könnte gefährliche Mengen einer giftigen Substanz eingenommen haben, sollte man auf keinen Fall erst auf eventuelle Anzeichen einer Vergiftung warten, sondern sofort handeln. Das heißt: Sich so schnell wie möglich mit einem Arzt oder mit einer der Giftinformationszentren in Verbindung setzen. Diese können den anrufenden Eltern meist sofort sagen, ob eine akute Gefahr besteht und was gegebenenfalls zu unternehmen ist. Sie vermitteln auch die Information, ob ein Arzt- oder Krankenhausbesuch notwendig ist.

Diese Zentren sind unter folgenden Telefonnummern zu erreichen: Berlin 030/19240; Bonn 0228/19240; Erfurt 0361/730730; Freiburg 0761/19240; Göttingen 0551/19240; Homburg/Saar 06841/19240; Mainz 06131/19240; München 089/19240; Wien +43-1-406 43 43; Zürich +41-44-251 51 51.

Eltern sollten in die Hocke gehen
Medikamente sollten für Kinder unerreichbar aufbewahrt werden, am besten in einem abschließbaren Schrank. Das gilt auch für die Antibabypille: Sie sollte nicht offen auf dem Nachttisch oder auf der Ablage im Badezimmer herumliegen. Medikamente sollten im Beisein von Kleinkindern niemals als Bonbons oder Fruchtsaft erklärt oder als wohlschmeckend bezeichnet werden. Puder darf niemals in Kinderhand geraten.

Die Stiftung Kindergesundheit verweist auf eine praktische Empfehlung der Spezialisten beim Giftnotruf Berlin: „Wenn Ihr Kind mobil wird, begeben Sie sich einmal in gleicher Höhe wie Ihr Kind auf eine Entdeckungsreise durch Ihre Wohnung: Sie werden erstaunt sein, was plötzlich alles in Reichweite Ihres Kindes ist.“

Unabhängige und wissenschaftlich basierte Berichterstattung braucht Förderer:
Fördern auch Sie die Gesundheit unserer Kinder durch Ihre Spende, die in voller
Höhe den Projekten der Stiftung Kindergesundheit zugute kommt.

Mit einem Beitritt zum Freundeskreis der Stiftung Kindergesundheit können Sie die Arbeit der
Stiftung regelmäßig fördern.
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SWIFT (BIC): HYVEDEMMXXX
Vielen Dank!

Save the Date!
Dinner-Symposium des Freundeskreises
der Stiftung Kindergesundheit

Für ein gesundes Aufwachsen von Kindern:
20 Jahre Stiftung Kindergesundheit

am 24. März 2017, 18.00 – 22.30 Uhr, München
Veranstaltungsort: Hotel Holiday Inn Munich City Centre, Hochstr. 3,
81669 München, Großer Saal

Das Jubiläumssymposium adressiert in Vorträgen und einer Podiumsdiskussion die Bedingungen und neue Herausforderungen für die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen und für die Gestaltung ihrer Zukunft. Auf einem Markt der Möglichkeiten stellen sich aktuelle Präventionsinitiativen vor.

Zur Veranstaltung tragen renommierte Persönlichkeiten aus Politik, Wissenschaft, Kunst und Verbänden bei, u.a. die Bayerische Gesundheitsministerin Melanie Huml, die Ehrenkuratorin Dr. Irene Epple-Waigel sowie die Schirmherrin der Stiftung, die Regisseurin und Oscar-Preisträgerin Caroline Link.

Das genaue Programm können Sie in den kommenden Tagen unter: www.kindergesundheit.de einsehen

Presseakkreditierung unter: 089-4400-57769 (Giulia Roggenkamp)

Quelle: idw

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Weniger Umweltbelastung durch Weinbau: Förderpreis mit 750.000 Euro für Landauer Forschungsprojekt

Bernd Hegen Referat Öffentlichkeitsarbeit
Universität Koblenz-Landau

Der Projekt PHOTOPUR wird in den nächsten drei Jahren von der Trinationalen Metropolregion Oberrhein (TMO) mit 750.000 Euro gefördert. Der Forschungsverbund PHOTOPUR unter der Leitung der Universität Koblenz-Landau wird ein neues Reinigungsverfahren von pestizidbelastetem Wasser aus dem Weinbau erproben.

Das Forschungsprojekt PHOTOPUR gehört zu den Siegern des Wettbewerbs „Wissenschaftsoffensive“ der Trinationalen Metropolregion Oberrhein (TMO). Es ist eines von sieben Gewinnerprojekten und wird mit 750.000 Euro gefördert. In den kommenden drei Jahren wird der oberrheinische Forschungsverbund PHOTOPUR unter der Leitung der Universität Koblenz-Landau ein neues Reinigungsverfahren von pestizidbelastetem Wasser aus dem Weinbau erproben.

„Frühere Untersuchungen haben einen Handlungsbedarf gezeigt“, erklärt Dr. Ricki Rosenfeldt vom „Institut für Umweltwissenschaften Landau“ an der Universität Koblenz-Landau, der gemeinsam mit seinem Kollegen Dr. Frank Seitz das Projekt leitet. Intensiver Weinbau erfordert den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln gegen Agrarschädlinge, um die Erträge zu sichern. Bei der Reinigung von Pflanzenschutzgeräten und durch Regen können die Wirkstoffe aus den Rebflächen ins Gewässer gespült werden. Frühere Forschungsarbeiten des Instituts zeigen, dass diese Wirkstoffe dann sehr konzentriert auftreten und Ökosysteme schädigen können. „Derzeit gibt es noch keine flächendeckende Anwendung oder Methode, um den Eintrag von Pflanzenschutzmitteln in Oberflächengewässern wirksam und dauerhaft zu reduzieren“, betont Rosenfeldt. So zeigten sich derzeit eingesetzte Methoden zur Vermeidung von Einträgen aus Pflanzenschutzmitteln in Gewässern wie Aktivkohlebehandlung als ökologisch und ökonomisch ineffektiv.

PHOTOPUR bündelt nun grenzüberschreitend die Herausforderungen des regionalen Weinbaus in der TMO-Region mit dem Know-how der Landauer Umweltwissenschaften und Partnern aus Rheinland-Pfalz, Baden und dem Elsass. Im Rahmen des Projekts wird ein Geräte-Prototyp gebaut und erprobt, der durch die Energie von Sonnenlicht und mit der chemischen Reaktion von Photokatalysatoren die Pestizide im Abwasser aus Weinbau zersetzt. Nach der dreijährigen Erprobungsphase soll das Gerät marktreif sein und in Serie produziert werden. „Mit dem Einsatz des Gerätes bei Winzern soll die Konzentration von Pestiziden in Oberflächengewässern der TMO reduziert werden, um die Umweltqualitätsnormen der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) einzuhalten“, unterstreicht Frank Seitz.

Der rheinland-pfälzische Wissenschaftsminister Prof. Dr. Konrad Wolf überreichte den Förderbescheid auf der Auftaktveranstaltung der Wissenschaftsoffensive der TMO. Die Gewinnerprojekte erhalten eine Förderung gemeinsam von der Région Grand Est, den Ländern Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz sowie aus dem Programm INTERREG Oberrhein.

Kontakt:
Dr. Ricki R. Rosenfeldt (Tel.: 06341 280-31323, rosenfeldt@uni-landau.de)
Dr. Frank Seitz (Tel.: 06341 280-31321, seitz-f@uni-landau.de)

Hintergrundinformation: Interreg A-Programm „Oberrhein“
Das Programm Interreg V A „Oberrhein“ verfügt für den Zeitraum von 2014 bis 2020 über Fördermittel in Höhe von insgesamt gut 109,7 Mio. Euro. Dies ist das größte Fördervolumen seit dem Start der Interreg A-Programme am Oberrhein im Jahre 1989.
Interreg A ist ein Förderprogramm der Europäischen Union, mit dem gezielt die grenzüberschreitende Zusammenarbeit finanziell unterstützt wird. Als Instrument der europäischen Strukturpolitik trägt Interreg dazu bei, die Zusammenarbeit europäischer Akteure zu verbessern, sei es im Hochschulbereich, in der Kultur, im Tourismus, in der Forschung, im Verkehr oder im Wirtschaftssektor.
Das seit 2014 laufende aktuelle Interreg-Programm „Oberrhein“ ist die fünfte Auflage und läuft noch bis 2020. Die Projekte, die hier kofinanziert werden, decken vielseitige Themengebiete ab und tragen alle zur Umsetzung einer spezifisch für den Oberrheinraum entwickelten Strategie bei. Das Fördergebiet Oberrhein umfasst die gesamte Südpfalz sowie die Verbandsgemeinden Dahn und Hauenstein, Baden, das Elsass und die Nordwestschweiz.

Kontakt:
Daniel Schaefer, Leiter des Koordinationsbüros der Säule Wissenschaft
Tel.: 07851/7407-35, E-Mail: daniel.schaefer@rmtmo.eu

Weitere Informationen:
http://science.rmtmo.eu/de/wissenschaftsoffensive/ Informationen zur Wissenschaftsoffensive
http://science.rmtmo.eu/de/wissenschaftsoffensive/wissenschaftsoffensive-2016/pr… Informationen zu den Preisträgern

Quelle: idw

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Volksverschlüsselung muss kommen

Daniel Krupka Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Gesellschaft für Informatik e.V.

Gesellschaft für Informatik unterstützt Initiative des Fraunhofer SIT zur Volksverschlüsselung und fordert mehr Anstrengungen seitens der Bundesregierung

Die Gesellschaft für Informatik e.V. (GI) sieht die vom Fraunhofer-Institut für Sichere Informationstechnologie (SIT) entwickelte Volksverschlüsselung auf dem richtigen Weg zur flächendeckend sicheren E-Mail. Mit einer Erweiterung auf Klasse-1-Zertifikate und mit der Anbindung an eine allgemein akzeptierte Zertifizierungsstelle könnte dieses Ziel bei entsprechender Unterstützung durch die Bundesregierung auch zügig erreicht werden.

Prof. Dr. Hannes Federrath, Vizepräsident der Gesellschaft für Informatik und IT-Sicherheitsexperte von der Universität Hamburg: „Trotz jahrelanger Bemühungen gibt es immer noch keine einfache Lösung, mit der sich Nutzer vor der massenhaften Ausforschung ihrer E-Mail-Nachrichten schützen können. Die bisherigen Lösungsansätze zur Verschlüsselung des E-Mail-Verkehrs sind entweder nicht benutzerfreundlich oder es handelt sich um Insellösungen, die nicht mit dem existierenden E-Mail-System kompatibel sind. Daraus resultieren erhebliche Eintritts- und Nutzungsbarrieren, die einer weiten Verbreitung entgegenstehen.

Die Gesellschaft für Informatik begrüßt es daher, dass inzwischen in mehreren Projekten daran gearbeitet wird, die Benutzbarkeit der existierenden, wohluntersuchten Techniken zur Ende-zu-Ende-gesicherten Übertragung von E-Mails zu verbessern. Aussichtsreich erscheinen insbesondere solche Ansätze, die S/MIME nutzen, da diese Technik von den gängigen Desktop- und Smartphone-Betriebssystemen ohne zusätzliche Software unterstützt wird.“

Initiativen wie die vom Fraunhofer SIT entwickelte Volksverschlüsselung (www.volksverschluesselung.de) sind nach Auffassung der GI wegweisend. Zum einen erzeugen sie Aufmerksamkeit und tragen zur Verbreitung des Themas bei; zum anderen verfolgen sie einen nutzerzentrierten Ansatz, der nicht nur Schlüsselerzeugung und Zertifizierung, sondern auch den Schlüsselaustausch und die Konfiguration der E-Mail-Programme abdeckt.

Prof. Dr. Hartmut Pohl, Sprecher des GI-Präsidiumskreises Datenschutz und IT-Sicherheit und Geschäftsführer der SoftScheck GmbH: „Das aktuelle Konzept der Volksverschlüsselung weist allerdings einige Verbesserungsmöglichkeiten auf, die nach Auffassung der Gesellschaft für Informatik einer schnellen Verbreitung entgegenstehen.

Erstens sieht das Konzept ausschließlich die Ausstellung von Klasse-3-Zertifikaten vor, bei dem die Nutzer ihre Identität nachweisen müssen. Dies stellt eine erhebliche Eintrittsbarriere dar, da der Identitätsnachweis mit einem spürbaren Aufwand für den Nutzer verbunden ist und nicht vollautomatisch ablaufen kann. Zudem steht dies einer schnellen und weiten Verbreitung entgegen. Die GI empfiehlt daher, auch Klasse-1-Zertifikate anzubieten, die sich lediglich auf die E-Mail-Adresse des Nutzers beziehen und eine aufwändige persönliche Identifizierung entbehrlich machen.

Zweitens benutzt die im Rahmen der Volksverschlüsselung betriebene Zertifizierungsstelle derzeit ein Stammzertifikat, dem die gängigen E-Mail-Programme nicht vertrauen. Dies reduziert die Interoperabilität mit existierenden S/MIME-Nutzern erheblich und beinhaltet das Risiko, dass auch die Volksverschlüsselung zu einer Insellösung ohne weite Verbreitung wird. Die GI empfiehlt daher, ein Stammzertifikat zu verwenden, das in den gängigen Programmen bereits hinterlegt ist.“

In jedem Fall geht es letztlich um eine flächendeckend sichere E-Mail-Kommunikation, ein Ziel, das die maßgebliche Mitwirkung staatlicher Stellen erfordert. Die Bundesregierung hat angekündigt, Deutschland zum „Verschlüsselungsstandort Nr. 1″ zu machen. Die GI ruft die Bundesregierung auf, dieses Ziel durch Unterstützung von Ansätzen wie der Volksverschlüsselung nachdrücklich zu befördern.

Weitere Informationen:
http://www.gi.de

Quelle: idw

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Wenn dem Meeresboden der Atem stockt: Zeitweiliger Sauerstoffmangel hat jahrzehntelang Auswirkungen

Dr. Fanni Aspetsberger Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für marine Mikrobiologie

Periodische Schwankungen im Sauerstoffgehalt des Bodenwassers können den Kohlenstoffspeicher im Meeresboden und seine Bewohner auf Jahrzehnte verändern. Das zeigt eine neue Untersuchung im Schwarzen Meer, die nun in der Fachzeitschrift Science Advances erscheint. Die Ergebnisse sind besonders bedeutsam, da Sauerstoff in immer größeren Bereichen der Meere Mangelware ist.

Der Meeresboden spielt eine Schlüsselrolle in den weltweiten Stoffkreisläufen. Die Organismen, die dort leben, verzehren und verarbeiten herabsinkendes organisches Material. Ein kleiner Teil des eintreffenden Materials wird üblicherweise im Boden vergraben. Der Großteil wird von den Bodenbewohnern remineralisiert, also abgebaut und in seine Bestandteile zerlegt, und steht danach dem Ökosystem für neue Biomasseproduktion zur Verfügung. So beeinflusst das Schicksal dieses Materials am Meeresboden maßgeblich die weltweiten Kohlenstoff- und Nährstoffzyklen und in der Folge die Produktivität der Meere und unser Klima.

Kurzer Mangel, lange Wirkung
Welche Organismen am Meeresboden leben und wie aktiv sie sind, hängt maßgeblich davon ab, wie viel Sauerstoff im Meeresboden verfügbar ist. Inwieweit auch kurzfristige Schwankungen des Sauerstoffgehalts die Remineralisierung – und damit die Menge an Kohlenstoff, die vergraben wird – verändern, war lange unklar. Die nun vorliegende Studie einer internationalen Forschergruppe um Gerdhard Jessen vom Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie zeigt: Sinkende Sauerstoffwerte im Bodenwasser beeinflussen den Kohlenstoffspeicher im Meeresboden früher und über größere Flächen als bisher angenommen, und das über Jahrzehnte hinweg. Wird der Sauerstoff am Meeresboden knapp, so wird deutlich weniger organisches Material abgebaut und deutlich mehr vergraben. Und was einmal vergraben ist, bleibt auch lange im Untergrund. „Um die Hälfte mehr Material verbleibt im Boden, wenn der Sauerstoff im Bodenwasser immer mal wieder knapp wird“, so Jessen. „Sogar für die Tiere leckere Häppchen wie frisch abgesunkenes Algenmaterial, das eigentlich leicht umzusetzen ist, bleibt dann jahrzehntelang ungenutzt.“

Das Schwarze Meer als natürliches Labor
Im Labor sind solche langfristigen und komplexen Prozesse nur schwer nachzuvollziehen. Deswegen untersuchte das internationale Forscherteam im Rahmen des EU FP7 Projektes HYPOX mit dem Forschungsschiff Maria S. Merian das Schwarze Meer, das größte natürliche sauerstofffreie Gewässer der Welt. Dort gibt es durch eine besonders stabile Schichtung des Meeres eine natürliche Abnahme des Sauerstoffs im Bodenwasser, vom gut durchlüfteten Flachwasser über Gebiete mit variablen Sauerstoffbedingungen bis ins sauerstofffreie Tiefenwasser unterhalb von etwa 160 m Wassertiefe. „Wir nutzten den Meeresboden im Schwarzen Meer wie ein natürliches Labor. Dort lässt sich untersuchen, was vielen Bereichen der Weltmeere bevorstehen könnte“, erklärt Jessen.

„Sauerstoffarme Zonen in den Ozeanen nehmen durch menschliche Nährstoffeinträge und Ozeanerwärmung immer weiter zu“, erläutert Antje Boetius, Leiterin der HGF MPG Brückengruppe für Tiefsee-Ökologie und -Technologie und Leiterin der Studie. „Deswegen ist es besonders wichtig, zu verstehen und zu messen, was Sauerstoffarmut für das Leben im Meer und die großen biogeochemischen Kreisläufe bedeutet.“

Veränderte Besiedelung
Wieso haben die zeitweiligen Atemprobleme des Meeresbodens so starke Auswirkungen? „Der Sauerstoffmangel verändert die Bewohner des Meeresbodens“, so Boetius. Vor allem große Tiere wie Würmer und Muscheln brauchen Sauerstoff zum Leben. Diese Tiere durchwühlen das Sediment auf der Suche nach Nahrung und beim Anlegen von Wohnbauten und mischen dabei auch Nahrung und Sauerstoff für kleinere Meeresbodenbewohner unter. „Wird der Sauerstoff knapp, verschwinden die Tiere. Die im Meeresboden lebenden Bakterien sind dann quasi allein für die Umsetzung des organischen Materials, die Remineralisierung, verantwortlich.“ Doch sie sind dabei dann sehr langsam. So kommt es, dass bei weniger Sauerstoff im Bodenwasser mehr organisches Material vergraben wird. Anaerobe Mikroorganismen, die ohne Sauerstoff beispielsweise durch Fermentation oder Sulfatreduktion ihre Energie gewinnen, übernehmen das Ruder. Sie produzieren dann den giftigen Schwefelwasserstoff, der den Abbau weiter verlangsamt.

„Vom Schwarzen Meer können wir viel lernen“, sagt Boetius, „denn dort kann man die Auswirkungen von Sauerstoffmangel auf das Ökosystem Meer und seine Bedeutung auch für uns Menschen besonders gut erforschen. Solche Untersuchungen sind angesichts des globalen Wandels unverzichtbar, um mögliche Alarmsignale aus den Ozeanen rechtzeitig zu erkennen.“

Originalveröffentlichung
Gerdhard L. Jessen, Anna Lichtschlag, Alban Ramette, Silvio Pantoja, Pamela E. Rossel, Carsten J. Schubert, Ulrich Struck, Antje Boetius: Hypoxia causes preservation of labile organic matter and changes seafloor microbial community composition (Black Sea). Science Advances 2017. DOI: 10.1126/sciadv.1601897

Beteiligte Institute
Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie, Bremen
Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, Bremerhaven
Universität Concepción, Concepción, Chile
ICBM-MPI Brückengruppe, Universität Oldenburg
Eawag: Wasserforschungsinstitut des ETH-Bereichs, Kastanienbaum, Schweiz
Museum für Naturkunde, Leibniz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung, Berlin

Rückfragen bitte an
Dr. Gerdhard Jessen
E-Mail: gjessen@mpi-bremen.de
gjessen@gmail.com

Prof. Dr. Antje Boetius
Telefon: +49 421 2028 860
E-Mail: aboetius@mpi-bremen.de

Weitere Informationen:
http://www.mpi-bremen.de/Wenn_dem_Meeresboden_der_Atem_stockt.html

Anhang
Einfluss von Sauerstoff im Bodenwasser auf das Ökosystem an der nordwestlichen Krim/Schwarzmeer-Schelf.
https://idw-online.de/de/attachment56479
Erklärung siehe www.mpi-bremen.de/Wenn_dem_Meeresboden_der_Atem_stockt.html

Quelle: idw

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Verstädterung wird 300.000 km2 fruchtbarsten Ackerlands verschlingen

Fabian Löhe Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC) gGmbH

Durch die rasante Expansion der Städte werden bis zum Jahr 2030 global etwa 300.000 Quadratkilometer von besonders fruchtbarem Ackerland verloren gehen. Das entspräche nahezu der Größe Deutschlands. Diese Fläche machte im Jahr 2000 fast vier Prozent des weltweiten Anbaus von Nahrungspflanzen möglich. Das geht aus Forschungsergebnissen des Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC) hervor. Zum Vergleich: Von der Nahrungsmittelproduktion auf dieser Fläche könnten sich gut 300 Millionen Menschen bei einem durchschnittlichen Kalorienverbrauch von 2.500 Kalorien pro Tag ein ganzes Jahr ernähren.

Die entsprechende Studie „Future urban land expansion and implications for global croplands“ haben Christopher Bren d’Amour und Felix Creutzig mit weiteren Wissenschaftlern jetzt im Fachmagazin Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America (PNAS) veröffentlicht. Demnach wird sich die globale Urbanisierung auf einer landwirtschaftlichen Fläche vollziehen, die fast doppelt so fruchtbar ist wie der weltweite Durchschnitt.

Generell wird der Verlust von Ackerland in Asien und Afrika besonders schwerwiegend sein: Afrika weist die höchsten Urbanisierungsraten auf, in Asien ist der absolute Anstieg der Stadtbevölkerung am stärksten. Allein China wird der Analyse zufolge mit einem Viertel des globalen Verlusts von landwirtschaftlicher Fläche zu kämpfen haben, fast 80.000 km2.

„Hotspots des Ackerlandverlusts liegen häufig in einem Flussdelta, etwa im Goldenen Dreieck des Jangtse bei Schanghai oder im Perlfluss-Delta bei Hongkong. Regional kann dieser Nahrungsmittelverlust nicht immer ausgeglichen werden. Das wiederrum könnte Auswirkungen auf das Welternährungssystem haben“, sagt Leitautor Bren d’Amour. Dass der Landnutzungskonflikt zwischen Verstädterung und Nahrungsmittelproduktion aber im weltweiten Vergleich deutliche Unterschiede aufweist, zeigt das Beispiel Indien. „Vieles hängt von den individuellen Urbanisierungsdynamiken der Länder ab. In Indien vollzieht sich die Verstädterung beispielsweise langsamer und auf niedrigerem Niveau als in China. Das spiegelt sich in unseren Resultaten wieder, die deutlich geringere Ackerlandverluste prognostizieren. “

Für ihre Forschung haben die Wissenschaftler Prognosen der Yale University über die räumliche Ausdehnung von Städten genutzt. Diese haben sie mit Landnutzungsdaten der University of Minnesota und der University of British Columbia über die weltweit landwirtschaftlich genutzte Fläche und deren Ernteerträge kombiniert. Untersucht wurde der Verlust an gesamten landwirtschaftlichen Anbauflächen. Um die Produktivität dieser Flächen zu bestimmen, haben die Forscher die aggregierte Produktion der 16 wichtigsten Nahrungspflanzen berechnet, darunter zum Beispiel Mais, Reis, Sojabohnen und Weizen.

Ein weiterer globaler Schwerpunkt des globalen Verlusts von Ackerland wird neben Asien in den rapide urbanisierenden Regionen Afrikas liegen. Hier werden vor allem Nigeria sowie die ohnehin stark unter Hunger leidende Region zwischen Burundi und Ruanda beim Viktoriasee betroffen sein. Auf dem afrikanischen Kontinent kommt auch die besondere Verwundbarkeit vieler Länder für die Folgen des Klimawandels zum Tragen. Auch ist es für die arbeitslose Landbevölkerung hier schwieriger, auf den urbanen Arbeitsmärkten Fuß zu fassen.

Besonders schlägt die Urbanisierung in Ägypten zu Buche: Durch sie könnte das Land bis 2030 gut ein Drittel seines Ackerlandes verlieren. Zusätzlich wird die Situation dadurch erschwert, dass die Region des Nildeltas um Kairo voraussichtlich stark vom Anstieg des Meeresspiegels betroffen sein wird. Diese vergleichsweise kleine Fläche ist aber für einen Großteil der landwirtschaftlichen Produktion des Landes verantwortlich.

„Politische Entscheider auf kommunaler Ebene sind jetzt am Zug: Stadtplanung ist inzwischen zur Weltpolitik geworden“, sagt Felix Creutzig, Leiter der MCC-Arbeitsgruppe Landnutzung, Infrastruktur und Transport. „Die Stadtplaner können dazu beitragen, dass besonders Kleinbauern nicht ihre landwirtschaftliche Lebensgrundlage verlieren. Dazu könnte eine raumeffiziente Urbanisierung beitragen, die vorhandene produktive Landwirtschaft bewahrt, aber auch weiterhin Kleinbauern den Zugang zum städtischen Lebensmittelmarkt ermöglicht.“

Referenz:
Bren d’Amour, Christopher et al. (2016): Future urban expansion and implications for global croplands. Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America,
DOI: 10.1073/pnas.1615688114

Für inhaltliche Fragen kontaktieren Sie bitte Felix Creutzig (Telefon: 0174 905 41 05, E-Mail: creutzig@mcc-berlin.net).

Weitere Informationen:

https://www.eurekalert.org/jrnls/pnas/16-06036.htm
http://www.mcc-berlin.de

Quelle: idw

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Magensäureblocker: Ohne eindeutige Diagnose nicht langfristig einnehmen

Medizin – Kommunikation Medizinkommunikation
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V.

Berlin – Protonenpumpeninhibitoren (PPI), auch Magensäureblocker genannt, gehören zu den hierzulande am häufigsten eingenommenen Medikamenten. Nach Angaben des aktuellen Arzneimittelverordnungs-Reports hat sich ihre Verordnung in den zurückliegenden zehn Jahren mehr als verdreifacht und lag 2015 bei rund 3,7 Milliarden definierten Tagesdosen (DDD, daily defined dose). Protonenpumpeninhibitoren sind wichtige Medikamente, erklärt die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS). Sie würden jedoch vielfach auch bei Beschwerden eingesetzt, für die sie nicht geeignet seien.

In jüngster Zeit mehren sich Hinweise, dass eine langfristige Einnahme von PPI mehr Nebenwirkungen verursachen könnte, als bislang bekannt. Eine Dauermedikation sollte deshalb nur unter ärztlicher Betreuung und bei klar abgesicherter Diagnose erfolgen, empfiehlt die DGVS.

Protonenpumpeninhibitoren, umgangssprachlich auch Magensäureblocker oder Magenschutz genannt, reduzieren die Bildung von Magensäure. „Diese Medikamente sind wirksam und wichtig zur Behandlung und Vorbeugung bestimmter säureassoziierter Magenerkrankungen wie beispielsweise der Refluxkrankheit, der gastroduodenalen Ulkuskrankheit, des Barrett-Ösophagus oder des Zollinger-Ellison-Syndroms“, erklärt DGVS-Experte Professor Dr. med. Matthias Ebert, Direktor der II. Medizinischen Klinik, Universitätsmedizin Mannheim. „In manchen Fällen ist auch ihr Einsatz als ‚Magenschutz‘, also als Vorsorge von Magenblutungen, ausgelöst durch die langfristige Einnahme bestimmter Medikamente wie Acetylsalicylsaure oder nichtsteroidale Antirheumatika, sinnvoll und wichtig“, so der Gastroenterologe.

Zu häufig aber würden Protonenpumpeninhibitoren auch bei Beschwerden angewandt, bei denen ihr Nutzen nicht wissenschaftlich nachgewiesen sei. Hierzu zählt vor allem ein Reizmagen. „Ein Reizmagen-Syndrom ist nicht ganz leicht zu behandeln, denn seine Symptome und die Ursachen sind vielfältig. Aus Mangel an effizienten Therapien wird dann nicht selten auf PPIs zurückgegriffen“, so Ebert. Die unkritische Einnahme von PPIs bei unspezifischen und teils auch ernährungsbedingten Magenbeschwerden – etwa Aufstoßen, Völlegefühl oder Übelkeit – werde zudem dadurch begünstigt, dass die Medikamente auch freiverkäuflich in Apotheken abgegeben würden. Aus dem gelegentlichen Griff zu den PPIs kann schnell eine Dauereinnahme werden. Grund: Beim abrupten Absetzen eines PPI kann es bei manchen Patienten zu einer überschießenden Produktion von Magensäure kommen – dann treten die Symptome, gegen die das Medikament eingenommen wurde, eine gewisse Zeit lang sogar noch verstärkt auf. „Dies führt nicht selten dazu, dass Patienten das Medikament dann weiter einnehmen und langfristig dabei bleiben“, so Ebert.

In jüngster Zeit mehren sich Hinweise und Studien, dass eine langfristige Einnahme von Protonenpumpeninhibitoren – über mehrere Monate oder sogar Jahre – mit möglichen Nebenwirkungen assoziiert ist. Zu den unter Wissenschaftlern diskutierten möglichen Risiken zählen insbesondere ein erhöhtes Risiko für Knochenbrüche und eine Veränderung der Darmflora. Verschiedene Untersuchungen zeigten auch, dass bei langfristiger Einnahme von PPI die Rate an Darminfektionen mit Erregern wie Clostridium difficile oder Campylobacter zunahm. „Hier muss man jedoch betonen: Bei vielen der vermuteten Nebenwirkungen ist die Studienlage bislang noch dürftig und teils auch widersprüchlich“, sagt DGVS-Pressesprecher Professor Dr. med. Christian Trautwein aus Aachen. Gesicherte Erkenntnisse gebe es bislang kaum – es brauche weitere, aussagekräftige Studien, um die aktuellen Hinweise zu belegen oder zu widerlegen.

„Dennoch müssen die aktuellen Hinweise Anlass dazu geben, die bislang recht unkritische Verschreibung und Einnahme von Protonenpumpeninhibitoren zu überdenken“, betont Trautwein. Bislang waren PPIs für ein sehr gutes Nutzen-Risiko-Verhältnis bekannt, weshalb die Verordnung oft sehr großzügig und die Indikationsstellung recht weit gefasst war – dies muss sich ändern.“

Die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten rät: Protonenpumpeninhibitoren sollten nicht langfristig – über mehr als zwei Monate – ohne eine eindeutige, gesicherte Diagnose, die eine PPI-Therapie unabdingbar erfordert, eingenommen werden. Hierfür sei etwa ein Gastroenterologe der richtige Ansprechpartner. Von einer regelmäßigen Einnahme von PPIs ohne ärztliche Überwachung und klare Indikation rät die Fachgesellschaft ab.

Literatur:
Mössner, J, Magen-Darm-Mittel und Lebertherapeutika. In: Schwabe, U., Paffrath, D. (Hrsg), Arzneimittelverordnungs-Report 2016, Berlin Heidelberg: Springer 2016. http://www.springer.com/de/book/9783662503508

Ueberschaer, H., Allescher H.D., Protonenpumpenhemmer – Nebenwirkungen und Komplikationen der langfristigen Protonenpumpenhemmereinnahme, Z Gastroenterol 2017; 55(01): 63-74, DOI: 10.1055/s-0042-121265 https://www.thieme-connect.de/products/ejournals/abstract/10.1055/s-0042-121265

Buendgens L, Bruensing J, Matthes M, Dückers H, Luedde T, Trautwein C, Tacke F, Koch A., Administration of proton pump inhibitors in critically ill medical patients is associated with increased risk of developing Clostridium difficile-associated diarrhea. J Crit Care. 2014 Aug; 29(4):696.e11-5. http://dx.doi.org/10.1016/j.jcrc.2014.03.002

Mössner, J, The indications, applications, and risks of proton pump inhibitors – a review after 25 years. Dtsch Arztebl Int 2016; 113: 477-83. DOI: 10.3238/arztebl.2016.0477 http://www.aerzteblatt.de/pdf/113/27/m477.pdf

Die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) wurde 1913 als wissenschaftliche Fachgesellschaft zur Erforschung der Verdauungsorgane gegründet. Heute vereint sie mehr als 5000 Ärzte und Wissenschaftler aus der Gastroenterologie unter einem Dach. Die DGVS fördert sehr erfolgreich wissenschaftliche Projekte und Studien, veranstaltet Kongresse und Fortbildungen und unterstützt aktiv den wissenschaftlichen Nachwuchs. Ein besonderes Anliegen ist der DGVS die Entwicklung von Standards und Behandlungsleitlinien für die Diagnostik und Therapie von Erkrankungen der Verdauungsorgane – zum Wohle des Patienten. Mehr Informationen finden Interessierte unter http://www.dgvs.de oder im aktuellen DGVS-Video https://www.youtube.com/watch?v=Orv-uHE1fls.

Weitere Informationen:
http://www.dgvs.de

Quelle: idw

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Moderner Wasserbau ist komplex

Doris Keßler Hochschulkommunikation
Technische Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm

Das Team um den Organisator Prof. Dr.-Ing. habil. Dirk Carstensen gilt im deutschsprachigen Raum als eine der profilierten Adressen für innovative Ansätze im Wasserbau und trägt wesentlich zur Generierung neuen Wissens in der Branche bei. Zum Nürnberger Wasserbau-Symposium stellten die Organisatoren spannende Projekte mit hoher Komplexität und neue Konzepte von renommierten Experten aus Verwaltungen, Unternehmen, Universitäten und Hochschulen vor.

Moderner Wasserbau ist komplex und adressiert viele technische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Themen. Bundesweit renommierte Sprecher, u.a. von der TH Nürnberg, präsentierten auf dem Nürnberger Wasserbau-Symposium die Bandbreite aktueller Fragestellungen: Die ökologische Optimierung und Effizienzsteigerung bei der Bereitstellung von Energie, der Hochwasserschutz, die Erhöhung der Sicherheit bei gleichzeitiger Kostensenkung durch die Simulation von wasserbaulichen Anlagen, die verkehrswasserbaulichen Herausforderungen an Binnenwasserstraßen und der urbane Wasserbau – die Themen des Symposiums decken wichtige Bedürfnisse einer modernen Industriegesellschaft ab.

Dr.-Ing. Andreas Schmidt, Leiter Wasserbau Binnenbereich in der Bundesanstalt für Wasserbau, erläutert die Herausforderungen des modernen Verkehrswasserbaus: „In Zukunft bedeutet das vermehrt, die Leistungsfähigkeit des Wasserstraßennetzes angesichts steigender Verkehrsintensität, knapper Finanzmittel und möglicher Änderungen der Abflussregulierung durch einen möglichst großen Erhalt der Substanz sowie durch eine maßvolle und naturverträgliche Optimierung und Rationalisierung des Betriebs zu steigern oder zumindest zu erhalten.“

Moderner Wasserbau bietet auch Optionen für die technische Ausbauplanung von Erneuerbaren Energien, so Prof. Dr.-Ing. Holger Schüttrumpf, Institut für Wasserbau und Wasserwirtschaft an der RWTH Aachen: „Durch den starken Ausbau der Erneuerbaren Energien in Deutschland werden immer mehr Speichermöglichkeiten benötigt. Eine interessante Alternative sind unterirdische Pumpspeicherwerke mit unterirdischen Kavernensystemen. Wir erforschen die Ausbauplanung von Kavernen der Zukunft, bevor Detailuntersuchungen für spezielle Kraftwerksvorhaben durchgeführt werden. Eine Realisierung führt aus strömungstechnischen Gesichtspunkten zwar zu großen Herausforderungen, sie sollte aber möglich sein. Die bislang genutzten 3D- und 2D-Modellverfahren sind für eine Strömungssimulation geeignet.“

Die TH Nürnberg setzt mit dem von Prof. Dr.-Ing. habil. Dirk Carstensen geleiteten Institut für Wasserbau und Wasserwirtschaft starke Impulse: „Die TH Nürnberg engagiert sich bundesweit und in der Metropolregion Nürnberg in der Entwicklung moderner, optimierter Anlagen für die Regelung und Hochwasserentlastung, zur Wasserkraftnutzung oder zur ökologischen Durchgängigkeit der Fließgewässer gemäß Europäischer Wasserrahmenrichtlinie, wie beispielsweise Auf- und Abstiegsanlagen für Fische und Benthosfauna.“

Im Zentrum der wasserbaulichen Forschungsaktivitäten an der TH Nürnberg steht das Institut für Wasserbau und Wasserwirtschaft als moderne Lehr- und Forschungseinrichtung mit hervorragenden Kontakten zu in- und ausländischen Hochschulen und Universitäten. Dort laufen zahlreiche Forschungsprojekte auf dem Gebiet der Strömungsmechanik im Bauingenieurwesen, des Wasserbaus und der Wasserwirtschaft: Physikalischen Versuche zu Hochwasserentlastungsanlagen an verschiedenen Talsperren oder Klimadatenanalysen und Simulationen zur Eis- und Wellenbelastung auf dem Großen Brombachsee. Auftraggeber sind Behörden wie Wasserwirtschaftsämter und Unternehmen, häufig in Zusammenarbeit mit Ingenieurbüros. Durch die Ausstattung des Labors und die Expertise von Prof. Dr. Carstensen und seinem Team ist es möglich, wasserbauliche Probleme im physikalischen Versuch und gleichzeitig in der hydrodynamischen oder numerischen Simulation anzugehen.

Quelle: idw

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LED-Lampen könnten für die Augen toxisch sein

Marie de Chalup Wissenschaftliche Abteilung
Wissenschaftliche Abteilung, Französische Botschaft in der Bundesrepublik Deutschland

Ein Forschungsteam des Inserm hat gezeigt, dass LED-Lampen potenziell toxisch für die Augen sind. Diese Lampen kommen täglich zum Einsatz und könnten die altersbedingte Makuladegeneration aufgrund bestimmter Wellenlängen fördern.

Zur Untersuchung dieses Problems wurden Ratten in drei Gruppen aufgeteilt, um die Wirkungen verschiedener Lichtarten zu vergleichen – LED-Lampe, Glühbirne und Kaltkathodenlampe (Leuchtröhre). Die Forscher setzten die Ratten zunächst über 24 Stunden einer hohen Lichtintensität (6000 Lux) aus und konnten beobachten, dass unabhängig von der Lichtquelle ein Entzündungsprozess einsetzte, der den Zelltod (Apoptose) förderte. War die Lichtintensität geringer (500 Lux, wie in einer normalen Wohnung), wurde die Netzhaut der Ratten nur durch das LED-Licht beeinträchtigt, jedoch nicht von den anderen Lichtquellen.

Die Ursache dieser Schädigungen liegt im blauen Licht begründet, das in LED-Lampen mit gelbem Licht vermischt wird, um weißes Licht zu erzeugen. Diese Lampen werden heute sehr häufig eingesetzt, weil sie wirtschaftlicher und seit 2005 von der Europäischen Kommission vorgeschrieben sind. Weitere Forschungen sind also notwendig, um das mögliche Phototoxizitätspotenzial von LED-Lampen vollständig aufzudecken.

Quellen: „Les LED, pas si inoffensives que ça…“, Artikel von der Webseite des Inserm, 04.01.2017 – http://www.inserm.fr/actualites/rubriques/actualites-recherche/les-led-pas-si-in…

„Les LED sont-elles dangereuses pour nos yeux ?“, Artikel aus Le Monde, 06.01.2017 – http://www.lemonde.fr/les-decodeurs/article/2017/01/06/les-led-sont-elles-danger…

Redakteurin: Laura Voisin, laura.voisin@diplomatie.gouv.fr

Weitere Informationen:
http://www.wissenschaft-frankreich.de

Quelle: idw

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„Entengrütze“: Kleine Pflanzen, große Chancen

Stephan Laudien Stabsstelle Kommunikation/Pressestelle
Friedrich-Schiller-Universität Jena

Wissenschaftler der Universität Jena erforschen das Potenzial von Wasserlinsen

Wolffia globosa, eine kleine wurzellose Wasserlinse, hat offenbar das Zeug, ganz groß rauszukommen. Wissenschaftler der Universität Jena haben jetzt in Kooperation mit Fachkollegen in Indien und Deutschland das Potenzial verschiedener Wasserlinsen für die menschliche Ernährung untersucht. Die Ergebnisse sind vielversprechend. Veröffentlicht werden sie unter dem Titel „Nutritional value of duckweeds (Lemnaceae) as human food“ in der renommierten Zeitschrift „Food Chemistry“.

„Die Wasserlinsen könnten durchaus als Proteinquelle für die menschliche Ernährung dienen“, sagt Prof. Dr. Gerhard Jahreis von der Universität Jena. Nicht von ungefähr würden Wasserlinsen „grüne Maschinen“ genannt, fügt der Ernährungswissenschaftler hinzu. Jahreis sagt, die Wasserlinsen seien in ihrem Proteingehalt vergleichbar mit Lupine, Raps oder Erbsen. So liege der Proteinertrag bei 30 Prozent der Trockenmasse. Außerdem enthielten die Pflanzenwinzlinge wertvolle omega-3-Fettsäuren, wie Stearidonsäure und alpha-Linolensäure. Mögliche Einsatzgebiete der Wasserlinsen seien die beliebten Smoothies oder Gebäck, das glutenfrei produziert wird.

„Die Wasserlinsen vermehren sich sehr rasch, benötigen aber keine zusätzlichen Anbauflächen“, sagt PD Dr. Klaus Appenroth von der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Angesichts schwindender Ackerflächen sei das ein enormer Vorteil gegenüber beispielsweise Soja. Bereits seit Jahrtausenden würden Wasserlinsen in asiatischen Ländern wie Thailand, Kambodscha und Laos auf dem Speiseplan stehen. Appenroth hat als Pflanzenphysiologe beinahe sein gesamtes Forscherleben an der Universität Jena den Pflanzenwinzlingen gewidmet und u. a. eine umfangreiche Sammlung von Lemnaceae (deutsch: Wasserlinsengewächse) angelegt. Er verweist besonders auf die Art Wolffia globosa, die in Asien als Suppe, Gemüsebeilage oder Omelette auf die Tische kommt. In den aktuellen Tests der Forschergruppe schnitt Wolffia globosa am vielversprechendsten ab.

Bislang würde die „Entengrütze“ nicht kultiviert, sondern einfach von Gewässern „geerntet“. Gleichwohl gebe es erste Versuchsanlagen in Israel und den Niederlanden, in denen Wasserlinsen im industriellen Maßstab erzeugt werden. Wolffia globosa sind nur 0,7 bis 1,5 mm groß, von kugliger Gestalt und ohne Wurzeln. Sie vermehren sich vegetativ so rasch, dass die „Entengrütze“ in kurzer Zeit ganze Gewässeroberflächen bedeckt. Für eine Nutzung der Pflanzen in der menschlichen Ernährung spricht zudem, dass Wasserlinsen problemlos Spurenelemente aufnehmen können, die im Wasser gelöst sind. So ließen sich ernährungsbedingte Mangelerscheinungen mit geringem Aufwand ausgleichen.

Weitere potenzielle Einsatzgebiete der Wasserlinsen sind Fischzucht und Gewässerreinigung. Die Winzlinge könnten zudem zur Herstellung von Bio-Ethanol eingesetzt werden.

Original-Publikation:
Klaus-J. Appenroth, K. Sowjanya Sree, Volker Böhm, Simon Hammann, Walter Vetter, Matthias Leiterer, Gerhard Jahreis: „Nutritional value of duckweeds (Lemnaceae) as human food“; Food Chemistry; DOI: 10.1016/j.foodchem.2016.08.116

Kontakt:
PD Dr. Klaus Appenroth
Institut für Allgemeine Botanik und Pflanzenphysiologie der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Dornburger Straße 159, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 949233
E-Mail: Klaus.Appenroth@uni-jena.de

Prof. Dr. Gerhard Jahreis
Institut für Ernährungswissenschaften der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Dornburger Straße 24, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 949610
E-Mail: b6jage@uni-jena.de

Weitere Informationen:
http://www.uni-jena.de

Quelle: idw

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Wärmewende für Berlin – Forschungsprojekt gestartet

Richard Harnisch Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation
Institut für ökologische Wirtschaftsforschung GmbH, gemeinnützig

► Wie kann Berlin umwelt- und klimaschonender mit Wärme versorgt werden?
► Wichtiger Baustein im Berliner Energie- und Klimaschutzprogramm
► Bernd Hirschl: „Keine Klimaneutralität ohne Wärmewende“

In Deutschland wird ein Drittel der Energie genutzt, um Raumwärme und Warmwasser zu erzeugen – bislang ganz überwiegend auf Basis fossiler Brennstoffe. Während die Energiewende in der Stromerzeugung bereits fortgeschritten ist, fehlen Ansätze für eine umwelt- und klimaschonende Wärmeversorgung bislang weitgehend. Das neue Forschungsprojekt „Urbane Wärmewende“ entwickelt nun am Beispiel der Stadt Berlin Empfehlungen für eine sozial-ökologische Transformation der Energieinfrastrukturen.

„Mit den Forschungsergebnissen möchten wir den neuen Berliner Senat, aber auch Politik, Verwaltung, Unternehmen und die Zivilgesellschaft unterstützen, etwa bei Themen wie einer urbanen Wärmeplanung, bei der Identifikation von Quartierslösungen oder bei der stärkeren Kopplung der Sektoren Strom und Wärme“, sagte Projektleiter Bernd Hirschl vom Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW). Das dreijährige Projekt führt das IÖW gemeinsam mit der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz, der TU Berlin, der Universität Bremen und weiteren Partnern mit Förderung des Bundesforschungsministeriums durch. Unter http://www.urbane-waermewende.de stellt sich das Projekt vor.

Drei Berliner Kieze werden „Reallabore“
In dem Projekt werden drei Berliner Stadtteile zu sogenannten „Reallaboren“, in denen unterschiedliche Wärmeszenarien simuliert und bewertet werden. Die Wissenschaftler/innen folgen dabei dem Leitbild einer urbanen Wärmewende – eine städtische Wärmeversorgung, die umwelt- und sozialverträglich sowie intelligent mit anderen Infrastrukturen vernetzt und resilient gestaltet ist. Hierbei arbeiten die Forscherinnen und Forscher in verschiedenen Arbeitsformaten eng mit Akteuren aus der Praxis zusammen, um etwa folgende Fragen zu beantworten: Welche Entwicklungsoptionen der Wärmeversorgung sind auf Basis weitgehend CO2-freier Energieerzeugung machbar und wie können sie bewertet werden? Wie verwundbar oder robust sind die Energiesysteme? Welche Governanceformen eignen sich, und welches Zusammenspiel von privaten und öffentlichen Akteuren ist sinnvoll? Und nicht zuletzt: Wie ist die Wärmewende betriebswirtschaftlich, wie kommunalwirtschaftlich zu bewerten?

Wärme-, Gas- und Strominfrastrukturen intelligent vernetzen
„Für eine klimaschonende Wärmeversorgung haben Städte eigene Herausforderungen und Potenziale“, sagte Hirschl. „Aufgrund der hohen Nachfrage in Ballungsräumen können Haushalte und Gewerbe sowohl mit dezentral hergestellter Wärme als auch über das Leitungsnetz versorgt werden.“ Derzeit werden verschiedene Möglichkeiten diskutiert, es bestehen aber noch große Unsicherheiten bei politischen Entscheidern, welche Aspekte bei der zukünftigen Wärmeversorgung wichtig sind. Energieexperten sehen einen Schlüssel für das Gelingen der Energiewende insbesondere darin, die unterschiedlichen Energieinfrastrukturen (Strom, Wärme, Gas) noch mehr und intelligenter miteinander zu vernetzen.

Wärmewende: Großer Baustein im Berliner Energie- und Klimaschutzprogramm
Fast die Hälfte der CO2-Emissionen Berlins fallen derzeit durch die Wärmeversorgung im Gebäudebereich an. Diese müssen bis 2050 drastisch gesenkt werden, so sieht es das im vergangenen Jahr vom Senat beschlossene Berliner Energie- und Klimaschutzprogramm vor, das die neue Berliner Regierung umsetzen will, um Berlin damit zu einem Vorreiter im Klimaschutz und in der Energiewende zu machen.

Den Entwurf für das Programm hatte das IÖW mit mehreren Partnern in einem breiten Beteiligungsprozess erarbeitet. „Mit dem Projekt ‚Urbane Wärmewende‘ nehmen wir uns nun eine der härtesten Nüsse vor, die Berlin auf seinem Weg in die Klimaneutralität zu knacken hat“, ordnete Hirschl die Bedeutung einer nachhaltigen Wärmeversorgung für Berlin ein. „Ohne erfolgreiche Wärmewende wird Berlin nicht klimaneutral werden können.“

Andere Städte sollen von den Erkenntnissen aus dem Berliner Projekt lernen können, so der Anspruch der Wissenschaftler, die sich vorgenommen haben, verallgemeinerbare Erkenntnisse zu urbanen Transformationsprozessen hin zur Wärmewende zu erarbeiten.

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Über das Projekt
Das Projekt „Urbane Wärmewende – Partizipative Transformation von gekoppelten Infrastrukturen mit dem Fokus auf die Wärmeversorgung am Beispiel Berlin“ wird durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) in der Fördermaßnahme „Nachhaltige Transformation urbaner Räume“ des Programms Sozial-ökologische Forschung (SÖF) gefördert. Das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung arbeitet im Projekt mit Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz, der Technischen Universität Berlin und der Universität Bremen zusammen. Projektleiter ist Prof. Dr. Bernd Hirschl vom Institut für ökologische Wirtschaftsforschung.

Mehr Informationen unter: http://www.urbane-waermewende.de

Das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) ist ein führendes wissenschaftliches Institut auf dem Gebiet der praxisorientierten Nachhaltigkeitsforschung. 45 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erarbeiten Strategien und Handlungsansätze für ein zukunftsfähiges Wirtschaften – für eine Ökonomie, die ein gutes Leben ermöglicht und die natürlichen Grundlagen erhält. Das Institut arbeitet gemeinnützig und ohne öffentliche Grundförderung.
http://www.ioew.de

Weitere Informationen:
http://www.urbane-waermewende.de

Quelle: idw

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Wasser- der heimliche Treiber des Kohlenstoffkreislaufs?

Susanne Héjja Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für Biogeochemie

Aktuell nimmt die Landoberfläche etwa ein Viertel der anthropogenen Kohlendioxidemissionen aus der Atmosphäre wieder auf. Ob die Aufnahmefähigkeit dieser Kohlenstoffsenke erhalten bleibt und wie sie sich zukünftig weiterentwickeln wird, ist ungewiss. Wie sie reguliert wird, konnte nun eine Forschergruppe unter der Leitung des Max-Planck-Instituts für Biogeochemie näher beleuchten: Global gesehen werden jährliche Schwankungen der Kohlenstoffsenke vornehmlich durch die Temperatur bestimmt. Blickt man aber auf die lokale Ebene, so ist die Wasserverfügbarkeit der dominierende Faktor.

Die neue Studie zeigt auch, wie kompensierende Effekte der Wasserverfügbarkeit zu den Unterschieden zwischen lokalen und globalen Skalen führen.

Der aktuell fortschreitende Klimawandel ist gekennzeichnet durch steigende Kohlendioxidkonzentrationen in der Atmosphäre, die mit einer globalen Erwärmung einhergehen. Der seit Jahrzehnten gemessene Anstieg von atmosphärischem CO₂ variiert allerdings erheblich von Jahr zu Jahr. Diese Variationen haben ihre Ursache vor allem in Schwankungen in der Kohlenstoffaufnahme durch die Landökosysteme und weniger in einer veränderter Aufnahme durch die Ozeane oder in Schwankungen der anthropogenen Emissionen.

Wie wird diese Landsenke reguliert? Die Frage, ob eher die Temperatur oder das Wasser das Aufnahmevermögen der Landvegetation bestimmen, wird unter den Wissenschaftlern kontrovers diskutiert. Nach heutigem Wissensstand stehen die jährlichen, globalen Schwankungen des Kohlenstoffhaushalts in statistischem Zusammenhang mit tropischen Temperaturen. Allerdings zeigen andere Untersuchungen, dass die stärksten Schwankungen in der Kohlenstoffaufnahme in großräumigen Gebieten auftreten, wo Wasserknappheit herrscht.
Dieser scheinbare Widerspruch konnte nun durch ein internationales Expertenteam unter der Leitung des Max-Planck-Instituts für Biogeochemie in Jena erklärt werden. In einem aktuellen Artikel des Wissenschaftsjournals Nature beschreiben Dr. Martin Jung und seine Teamkollegen, wie sie durch Kombination empirischer und prozessbasierter Computermodelle die Wirkung von Temperatur und Wasserverfügbarkeit auf den Kohlenstoffaustausch zwischen der Atmosphäre und der Landoberfläche auf unterschiedlichen Größenskalen analysierten.

Es zeigte sich, dass auf lokaler Ebene die Verfügbarkeit von Wasser entscheidend ist für die Jahr-zu-Jahr-Schwankungen der Kohlenstoffsenke. Die Wasserverfügbarkeit beeinflusst die Photosynthese, bei der Kohlendioxid aufgenommen wird und auch die Atmung der Pflanzen und Mikroorganismen, die wiederum CO₂ in die Atmosphäre abgeben. In der Summe wird der Nettoaustausch von CO₂ zwischen der Atmosphäre und der terrestrischen Biosphäre stark davon bestimmt, wieviel Wasser vorhanden ist. Eigenartigerweise werden auf globaler Ebene die Schwankungen im Nettoaustausch überwiegend durch die Temperatur reguliert.

„Was im ersten Moment als paradox erscheint, lässt sich mit einem Blick auf die verschiedenen räumlichen und zeitlichen Schwankungen im Zusammenspiel der Biosphäre und der Atmosphäre erklären“, erläutert Dr. Martin Jung, Erstautor der Veröffentlichung. „Es gibt zwei sich kompensierende Wasser-Effekte.“ Die stärkste Kompensation entsteht durch ungleichmäßig auftretende Auswirkungen von außergewöhnlichen Wasseranomalien. „Wenn es in einem Gebiet der Erde sehr trocken ist, ist es in anderen Gebieten sehr feucht, so dass sich weltweit wasserbedingte Anomalien im Netto-Austausch des Kohlenstoffs gegenseitig fast aufheben.“ Das Wasser ist also der eigentliche Treiber des Kohlenstoffkreislaufs, auch global gesehen.

Die Ergebnisse der Studie klären nicht nur die scheinbar widersprüchlichen Ergebnisse zur Frage, ob das Wasser oder die Temperatur die Stärke der Landsenke bestimmen. Sie zeigen auch, wie wichtig es ist, das Augenmerk auf die Abweichungen von Klimavariablen in unterschiedlichen Untersuchungsräumen zu richten. „Die schlichte Beziehung zwischen der Temperatur und der globalen Kohlenstoffsenke an Land sollte man mit Vorsicht betrachten“, resümiert Professor Markus Reichstein, Koautor der Untersuchungen und Direktor am Max-Planck-Institut für Biogeochemie, „sie sollte nicht für Rückschlüsse auf ökologische Prozesse oder gar Langzeitprognosen dienen.“

Originalveröffentlichung:
Jung, M. et al. (2017).Compensatory water effects link yearly global land CO₂ sink changes to tem-perature. doi: 10.1038/nature20780

Kontakt:
Dr. Martin Jung
Email: mjung@bgc-jena.mpg.de
Tel: +49 (0)3641- 57 6261

Prof. Dr. Markus Reichstein
Email: mreichstein@bgc-jena.mpg.de
Tel: +49 (0)3641- 57 6200

Quelle: idw

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www.tarifrunde-2017.de: Aktuelles zu Kündigungsterminen, Forderungen, Verhandlungen und Ergebnissen

Rainer Jung Abt. Öffentlichkeitsarbeit
Hans-Böckler-Stiftung

Service des WSI-Tarifarchivs
www.tarifrunde-2017.de: Aktuelles zu Kündigungsterminen, Forderungen, Verhandlungen und Ergebnissen

Die Tarifrunde 2017 hat begonnen. Die Forderungen für einige Branchen liegen bereits auf dem Tisch, erste Verhandlungen haben schon stattgefunden. Insgesamt laufen in diesem Jahr Tarifverträge für rund 11,4 Millionen Beschäftigte aus. Das WSI-Tarifarchiv der Hans-Böckler-Stiftung dokumentiert auch in diesem Jahr das Tarifgeschehen in den wichtigsten Branchen und Tarifbereichen zeitnah und im Detail. Alle Informationen finden sich unter der Webadresse www.tarifrunde-2017.de.

Ausgewählte Kündigungstermine:
– Dezember 2016: Öffentlicher Dienst Länder (ohne Hessen)
– Januar: Textil und Bekleidungsindustrie West
– Februar: Eisen- und Stahlindustrie, Energie Ost (AVEU)
– März: Versicherungsgewerbe
– März – April: Groß- und Außenhandel
– März – Juni: Einzelhandel
– April: Kfz-Gewerbe (regional), Textilindustrie Ost
– Juni: Wohnungs- und Immobilienwirtschaft
– September: Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau
– Oktober: Gebäudereinigerhandwerk
– Dezember: Metall- und Elektroindustrie

Weitere Kündigungstermine im ausführlichen Kündigungsterminkalender.
Tarifforderungen und -verhandlungen:
Die Lohnforderungen bewegen sich bislang zwischen 4,5 und 6 Prozent. In der Textil- und Bekleidungsindustrie wird bereits seit Dezember verhandelt. Im Öffentlichen Dienst fand am 18.1. die erste Verhandlungsrunde statt.

Zu ausgewählten Branchen berichtet der Online-Service des Tarifarchivs nach Möglichkeit tagesaktuell über den Fortgang der Verhandlungen und ihre Ergebnisse.

Frühere Tarifabschlüsse:
Die WSI-Tarifdatenbank informiert mit zwei Klicks über die wichtigsten Tarifabschlüsse der vergangenen Jahre. Eine Bilanz der Tarifrunde 2016 liegt ebenfalls vor. Eine ausführliche Analyse des Tarifjahrs 2016 liefert der soeben erschienene Tarifpolitische Jahresbericht: http://www.boeckler.de/pdf/p_ta_jb_2016.pdf

Ansprechpartner in der Hans-Böckler-Stiftung
Dr. Reinhard Bispinck
Leiter WSI-Tarifarchiv
Tel.: 0211 / 77 78-232
E-Mail: Reinhard-Bispinck@boeckler.de

Rainer Jung
Leiter Pressestelle
Tel.: 0211 / 77 78-150
E-Mail: Rainer-Jung@boeckler.de

Weitere Informationen:
https://www.facebook.com/wsi.tarifarchiv – Weitere Infos gibt es bei Facebook
https://twitter.com/wsitarifarchiv – Twitter

Quelle: idw

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Solarien bergen Gesundheitsgefahren

Ina Stelljes PB2/ Pressearbeit
Bundesamt für Strahlenschutz

Internationale Experten stützen Warnung des BfS vor Solariennutzung

Wer Solarien nutzt, geht Gesundheitsrisiken ein. Diese Warnung, die das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) bereits in der Vergangenheit ausgesprochen hat, bestätigen internationale Experten. Die Europäische Kommission und ihr Wissenschaftlicher Ausschuss für Gesundheits-, Umwelt- und Schwellenrisiken (SCHEER) haben jüngst eine Stellungnahme zu den gesundheitlichen Folgen von UV-Strahlung veröffentlicht. Dabei bewertete das Gremium insbesondere auch die Nutzung künstlicher UV-Strahlung in Solarien.

Das wissenschaftliche Gremium kommt unter anderem zu dem Schluss, dass der Zusammenhang zwischen Solariennutzung und Hautkrebserkrankungen eindeutig ist und es keine gesundheitlich sichere UV-Bestrahlung in Solarien gibt. „Die Stellungnahme des Wissenschaftlichen Ausschusses der EU unterstreicht unser Engagement für den UV-Schutz“, so Ina Stelljes vom BfS. „Die gesundheitlichen Risiken der UV-Strahlung, die unter Wissenschaftlern unstrittig sind, werden immer wieder unterschätzt.“

So wirbt die Branche teilweise damit, dass sich mit künstlicher UV-Strahlung einem angeblich drohenden Vitamin-D-Mangel begegnen ließe. Zwar ist es richtig, dass ein Teil der UV-Strahlung zur Bildung von Vitamin D nötig ist. SCHEER stellt dazu aber klar, dass die gesundheitlichen Risiken, insbesondere für Hautkrebs, die Vorteile bei weitem überwiegen. Für die Vitamin-D-Bildung reichen maßvolle Aufenthalte in der Sonne, sagen Experten verschiedener Fachrichtungen übereinstimmend. Im Winter wird das im Sommer gespeicherte Vitamin D vom Körper genutzt. Die BfS- und die EU-Wissenschaftler sehen daher keine Notwendigkeit, Solarien zur Vitamin-D-Bildung zu nutzen.

Das BfS hatte bereits 2014 eine wissenschaftsbasierte und gemeinsam mit 19 weiteren Fachorganisationen getragene „Empfehlung zu UV-Strahlung und Vitamin-D“ herausgegeben. Darin wird „dringend von starken, nicht ärztlich kontrollierten UV-Bestrahlungen (Sonne oder Solarium) zum Zweck der Vitamin-D-Bildung, der Selbsttherapie eines Vitamin-D-Mangels oder der Bräunung“ abgeraten.

Das BfS setzt sich bereits seit Jahren unter anderem für eine Regulierung des Solarienbetriebs ein. Per Gesetz ist es seit August 2009 in Deutschland verboten, Minderjährige Solarien nutzen zu lassen. Eine Verordnung regelt darüber hinaus Gerätestandard, Betrieb sowie Einsatz, Aufgaben und Qualifikation von Fachpersonal für Solarien.

Zum Thema
Stellungnahme SCHEER

http://ec.europa.eu/health/scientific_committees/scheer/opinions/index_en.htm

BfS Info zu Solarien
http://www.bfs.de/DE/themen/opt/uv/solarien/solarien_node.html

UMID-Artikel „UV-Schutz konkret – Solarienregulierung“
https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/360/publikationen/umid…

Solarien-Check
http://www.bfs.de/DE/themen/opt/uv/solarien/check/check_node.html

Empfehlung zu UV und Vitamin D
http://www.bfs.de/DE/themen/opt/uv/wirkung/akut/empfehlung.html

Quelle: idw

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Vom Phosphorrezyklat zum intelligenten langzeitverfügbaren Düngemittel – Projektstart

Marie-Luise Righi Marketing und Kommunikation
Fraunhofer-Institut für Silicatforschung ISC

Phosphatdünger aus Klärschlammasche herzustellen ist Ziel des vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) geförderten Forschungsprojektes PRiL. Dabei wird auf der Basis des biochemischen P-bac-Verfahrens rückgewonnene Phosphat zu einem marktfähigen Düngemittel weiterentwickelt. Ein besonderes Augenmerk liegt zudem auf der Wiederverwertbarkeit der im Verfahren entstehenden Reststoffe.

Phosphor ist ein elementarer Bestandteil allen Lebens: Menschliche, tierische und pflanzliche Organismen brauchen Phosphor, um existieren zu können, er ist Bestandteil der DNA.

In der Landwirtschaft werden großflächig phosphathaltige Düngemittel eingesetzt, um die Erträge sichern und steigern zu können. Rund 90 Prozent des heute abgebauten Phosphats werden zu Düngemitteln verarbeitet und landen so auf unseren Äckern. Das ist aus mehreren Gründen problematisch: Zum einen sind 75 Prozent der Phosphatreserven in Marokko und der Westlichen Sahara konzentriert. Die geopolitische Abhängigkeit ist also groß. Zum anderen sind Phosphaterze in zunehmendem Maße mit Schwermetallen (Cadmium und Uran) belastet. Recyceltes Phosphat hingegen ist im Vergleich zum Primärrohstoff weitaus weniger mit Schadstoffen angereichert. Anstatt Phosphat abzubauen, ist es also ökologisch und ökonomisch sinnvoll, Phosphat in großem Maße rückzugewinnen und es dem Kreislauf wieder zuzuführen, zum Beispiel in Form von Düngemitteln.

Hier setzt das Forschungsprojekt PRiL »Phosphorrückgewinnung und Entwicklung intelligenter Langzeitdünger« an. Unter der Leitung der Fraunhofer-Projektgruppe für Wertstoffkreisläufe und Ressourcenstrategie IWKS entwickeln die Forscher zusammen mit den Firmen Fritzmeier Umwelttechnik GmbH und ICL Fertilizers Deutschland GmbH einen Phosphat-Recyclingdünger aus Klärschlammasche. Basis ist das von der Firma Fritzmeier entwickelte P-Bac-Verfahren, das nun in den industriellen Maßstab aufskaliert werden soll.

Bakterien als effiziente Helfer bei der Phosphorrückgewinnung
Die Besonderheit des P-Bac-Verfahrens liegt in der Nutzung von Bakterien, mit denen Phosphor aus Klärschlammasche rückgewonnen werden kann. Bei dem sogenannten Bioleaching wird die Klärschlammasche sauer ausgelaugt, sodass eine phosphathaltige Lösung entsteht. Die Mikroorganismen übernehmen hierbei die Herstellung der für die Laugung der Asche nötigen Schwefelsäure. Bakterien der Gattung Acidithiobacillus nutzen elementaren Schwefel, um daraus durch Oxidation ihre Energie zu gewinnen. Diesen auch in der Natur ablaufenden Prozess macht man sich seit Jahren bei der Gewinnung von Gold, Kupfer, Zink oder Uran zunutze. Der P-Bac-Prozess bringt das Bioleaching erstmals bei der Rückgewinnung von Phosphat zur Anwendung. Nach dem Prozess des Auslaugens kann nun in einem zweiten Schritt der in den Bakterien gespeicherte Phosphat aus der Lösung rückgewonnen werden. Durch den Einsatz der Bakterien reduziert sich die Verwendung von Chemikalien in der Recyclingphase auf ein Minimum.

Vom Rezyklat zum Düngemittel
In einem dritten Schritt wird nun mit Hilfe eines von der Firma ICL Fertilizers Deutschland GmbH optimierten physikalisch-chemischen Verfahrens aus dem Phosphorrezyklat ein für die Landwirtschaft effizientes und breit einsetzbares Düngemittel hergestellt. Die Düngewirksamkeit des Rückgewinnungsproduktes konnte bereits in vorangegangenen Untersuchungen belegt werden. Nun soll das Verfahren in den Industriemaßstab überführt werden. Dabei wird unter Beachtung des Düngemittelrechts ein besonderes Augenmerk auf die chemischen sowie physikalischen Eigenschaften des Düngemittels gelegt. Die Wiederverwendung der aus dem Prozess entstehenden Reststoffe gilt es dabei zu gewährleisten. Ziel ist, nicht nur ökologisch unbedenkliche Entsorgungsmöglichkeiten für die gelaugte Asche und die abgetrennten Schwermetalle zu finden, sondern aus den Reststoffen so weit wie möglich marktfähige Produkte zu entwickeln.

Die Projektpartner
Die Firma Fritzmeier Umwelttechnik GmbH unterstützt das Forschungsprojekt nicht nur durch das von ihnen entwickelte P-Bac-Verfahren, sondern begleitet das gesamte Vorhaben mit seiner Expertise im Bereich Bioleaching. Mit der ICL Fertilizers Deutschland GmbH ist ein führender Hersteller aus dem Bereich der Düngemittelindustrie als kompetenter Projektpartner gewonnen worden. Er verfügt über das nötige Know-how auf dem Gebiet der Düngemittelherstellung und -vermarktung. Die Fraunhofer-Projektgruppe für Wertstoffkreisläufe und Ressourcenstrategie IWKS des Fraunhofer-Instituts für Silicatforschung ISC ist neben der Projektkoordination zuständig für die Verwertung der aus den Prozessen entstehenden Reststoffe. Als assoziierter Partner ist die Münchner Stadtentwässerung beteiligt. Sie liefert die Klärschlammasche für das Forschungsprojekt.

Die Projektlaufzeit von PRiL beträgt 30 Monate. Die Förderung des Vorhabens erfolgt aus Mitteln des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) aufgrund eines Beschlusses des deutschen Bundestages. Die Projektträgerschaft erfolgt über die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) im Rahmen des Programms zur Innovationsförderung.

Weitere Informationen:
http://www.isc.fraunhofer.de
http://www.iwks.fraunhofer.de

Quelle: idw

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BMWi fördert innovative Verwertungsansätze: Biogene Rest- und Abfallstoffe für mehr Strom und Wärme

Bianca Stur Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Biomasseforschungszentrum

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) investiert weitere 6 Mio. Euro in das seit 2008 laufende Förderprogramm „Energetische Biomassenutzung“. Besonderes Augenmerk der neuen Förderphase liegt auf der Verwertung von bisher ungenutzten Rest- und Abfallstoffen, da hier die Chancen innovativer Technologie- und Wertschöpfungsansätze besonders hoch sind. Bis Ende 2019 entwickeln nun 14 neue Projekte Konzepte, Verfahren und effiziente Technologien für eine nachhaltige, klimafreundliche und dabei bezahlbare Bioenergie.

Aus einer zuverlässigen, umweltschonenden und dabei ökonomisch tragfähigen Transformation des Energiesystems ist die Biomasse nicht mehr wegzudenken. Mit 88 Prozent in der Wärmeerzeugung stellt Biomasse nach wie vor die wichtigste erneuerbare Wärmequelle dar. Auch auf dem Strommarkt ist trotz der Verlangsamung des Ausbaus von Stromerzeugungs-kapazitäten im Zuge der EEG-Novelle 2014 ein leichter Anstieg zu verzeichnen. Vor dem Hintergrund der energiepolitischen Ziele der Bundesregierung, die erneuerbaren Energien weiterhin stark auszubauen und hierfür die vielfältigen Potenziale der Biomasse zu nutzen, investiert das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) weitere 6 Mio. Euro in das seit 2008 laufende Förderprogramm „Energetische Biomassenutzung“.

Unter dem Dach des Förderprogramms finden sich vor allem Forschungs- und Demonstrations-vorhaben, die sich mit der kosten- und umwelteffizienten Wärme- und Stromerzeugung, Kraft-Wärme-Kopplung, Reststoffverwertung oder der Flexibilisierung und Integration bioenergetischer Anwendungen in das Gesamtsystem erneuerbarer Energien befassen.

Der Fokus der aktuell bewilligten Projekte liegt sowohl auf der Entwicklung effizienter Technologien und Prozesse als auch standortangepasster Wertschöpfungskonzepte in der Nutzung biogener Rest- und Abfallstoffe. Damit wird der Ausbau der erneuerbaren Energien vorangetrieben und perspektivisch der Ausstoß von klimaschädlichen Treibhausgasen gemindert. Insgesamt starten in der diesjährigen Förderperiode 14 Projekte mit 36 Partnern, vor allem aus Wissenschaft, Industrie (klein- und mittelständische Unternehmen) und Kommunen.

Die bunte Palette an Rest- und Abfallstoffen stammt in der aktuellen Förderrunde vom Hinterhof, über Park- und Grünflächen bis hin zu Kreuzfahrtschiffen. Das Ziel der Forscher ist die Entwicklung von ganzheitlichen Entsorgungs- und Verwertungskonzepten zur gekoppelten energetischen und stofflichen Nutzung. Ein besonderes Augenmerk wird auch auf Anwendungen gelegt, die in Kommunen effiziente Verwertungsoptionen im Abfallmanagement, hier vor allem auch im Biogasbereich eröffnen.
Zudem setzt das Förderprogramm auch einen klaren Schwerpunkt auf die Optimierung thermischer Prozesse, z. B. durch effizientere Regelungstechnik, Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) und Brennstoffzellen. Neben der technischen Seite werden fernen auch die Entwicklungsperspektiven der Bioenergie im Wärmemarkt der Zukunft analysiert.

Mit dieser Technologie- und Forschungsförderung soll die Umsetzung vielversprechender Forschungsergebnisse in marktfähige Produkte erleichtert und die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen gestärkt werden.

Die einzelnen Vorhaben zusammengefasst im Überblick:

I. NEUE ENTSORGUNGSKONZEPTE für biogene Abfälle und deren optimierte energetische Nutzung:

FKZ 03KB107 Grün-OPTI / Optimierung der Erfassung, Aufbereitung und stofflich-energetischen Verwertung von Grüngut in Deutschland
Die Potenziale von getrennt erfassbaren Garten- und Parkabfällen (Grüngut) sind deutlich größer als die tatsächlich erfasste Menge. Derzeit wird jedoch mehr als die Hälfte ohne adäquate Nutzung entsorgt. Grüngut kann jedoch durch effiziente Techniken zu hochwertigem Kompost und Brennstoff aufbereitet werden. Dadurch könnten bei den derzeitigen Erfassungsleistungen von 4,7 Mio. Mg/a CO2-Einsparungen von 3,3 Mio. Mg jährlich erzielt werden. Neben einer Analyse der Wertschöpfungskette Grüngut in Deutschland werden auch die Steigerung der Getrennterfassung und die Optimierung der Aufbereitung von Grüngut untersucht.
Partner: Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH

FKZ 03KB108 Bio-DYN / Hemmnisanalyse für den dynamisierten Ausbau der Vergärung kommunalen Bioguts in Deutschland
Die energetisch-stoffliche Kaskadennutzung biogener Abfälle ist besonders effizient. Trotz des bekundeten Willens sowohl das stoffliche als auch das energetische Potenzial biogener Abfälle zu nutzen, werden derzeit kaum neue Anlagen zur Vergärung von Biogut umgesetzt und bestehende Anlagen nicht flexibilisiert. Dies obwohl erst ca. 20 % des erfassten Bioguts vergoren werden und gleichzeitig eine Ausweitung der Erfassung von Biogut erfolgt. Das Projekt Bio-DYN untersucht die Hemmnisse für (bisher) nicht umgesetzte Anlagenprojekte und vergleicht diese mit den Erfahrungen umgesetzter Projekte. Die Ergebnisse sollen zu einer realitätsnahen Bewertung der Hemmnisse und Konzepte in der Politik und Branche beitragen.
Partner: Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH, Ingenieurgemeinschaft IGLux – Witzenhausen GmbH

FKZ 03KB119 WAS2E / Waste and Sludge to Energy – Entsorgungskonzept für Schiffsabfälle internationaler Herkunft
Ziel des Projektes ist es, ein Verfahren zu entwickeln, dass es ermöglicht Schiffsabfälle und -abwasser, vor allem aus dem Kreuzfahrtbereich, anaerob zur Energieerzeugung zu nutzen. Die Einhaltung der rechtlichen Rahmenbedingungen, insbesondere der Hygieneanforderungen, spielt dabei eine besondere Rolle. Die derzeit bestehenden Entsorgungskosten und negative Umwelteffekte sollen reduziert werden. Im Moment werden die zentral anfallenden Abfallstoffe meist in die Meere geleitet. Ursache sind fehlende Technologien und der gesetzte rechtliche Rahmen. Neben der anaeroben Behandlung werden Verfahren untersucht, mit denen der entstandene Gärrest einerseits verwertet und andererseits hygienisiert werden kann. Die hydrothermale Karbonisierung und die Pyrolyse stehen hier im Fokus.
Partner: Innovations- und Bildungszentrum Hohen Luckow e. V., ROSOMA – Sondermaschinen- und Anlagenbau GmbH, LMS Agrarberatung GmbH

FKZ 03KB116 STEP / Praxisnahe Erprobung einer Verfahrenskette für die gemeinsame energetische und stoffliche Verwertung strohbasierter Energiepellets und Geflügelmist in Biogasanlagen mit wärmeautarker Prozesswasseraufbereitung und Gärrestnutzung
Innerhalb des Verbundprojektes STEP werden wichtige Erkenntnisse aus bereits abgeschlossenen Vorlaufprojekten zur Vergärung alternativer Substrate (Stroh + Geflügelmist) sowie zur sauberen Verbrennung von Gärrückständen in einem größeren Maßstab demonstriert und weiter optimiert. Zielsetzung ist zum einen der Nachweis der Praxistauglichkeit von strohbasierten Energiepellets in einer großtechnischen Biogasanlage und zum anderen die weitere Verbesserung der Energiebilanz bei der gezielten Aufbereitung von Gärresten zu Wertstoffen und Prozesswasser. Weiterhin soll neben der Erzeugung von Düngeprodukten ein Brennstoff aus Gärresten erzeugt werden, welcher hinsichtlich seiner Verbrennungseigenschaften für eine direkte Nutzung in Heizkesseln geeignet ist. Zur weiteren Verbesserung der thermischen Gärrestnutzung wird die Verbrennungsstrecke in praktisch relevanten Heizkesseln hinsichtlich der Emissionsminimierung optimiert. Am Ende des Projektes stehen Auslegungsparameter für die gesamte Verfahrenskette für eine großtechnische Umsetzung zur Verfügung.
Partner: Fraunhofer IKTS, DBFZ Deutsches Biomasseforschungszentrum gGmbH, Rückert NatUrgas GmbH, GM Biogas GmbH & Co. KG, ATS – Agro Trading & Solutions GmbH, A.P. Bioenergietechnik GmbH, REGEB Energieerzeugung und -verteilung Bersenbrück GmbH & Co. KG

II. KOMMUNALE KONZEPTE zur Optimierung der energetischen Verwertung von biogenen Abfall- und Reststoffen:

FKZ 03KB110 Hybridkläranlage / Anlagenkonzept zum energieautarken Betrieb von kommunalen Kläranlagen
Die Hybridkläranlage macht die energetische Nutzung von Faulschlamm für kleine Gemeinden unter 10.000 EW dank des innovativen Konzepts der Verflüssigung ungenutzter, biogener Reststoffe wirtschaftlich. Der Betrieb eines eigenen Faulturms zur regenerativen Energiegewinnung und der energieautarke Betrieb wird so für Klärwerke der Größenklasse 1, 2 und 3 realisierbar.
Es ist geplant, kommunale Kläranlagen im Demonstrationsverfahren durch einen „Modularen Feststoff-Hydrolysator“ sowie einem integrierten chemischen Energiespeicher im low tec Verfahren aufzurüsten. Dazu sollen die in den Gemeinden kostengünstig zur Verfügung stehenden biogene Rest- und Abfallstoffe wie Grasschnitt, Bioabfall oder Laub mit einem speziellen Verfahren zu Biogas umgewandelt und zusammen mit dem Faulgas kann so zusätzliches und wesentlich hochwertigeres Klärgas mit einem CH4-Gehalt von >80 % und einem Energieäquivalent von bis zu 250 kW zur Stromproduktion erzeugt werden.
Partner: Bio H2 Umwelt GmbH, Zweckverband Wasser und Abwasser Orla; Pößneck

FKZ 03KB117 BioAuto / Optimierung der thermischen Biomassenutzung durch Autoklavierung
Im Projekt werden Biomassereststoffe durch Autoklavieren der Feinfraktion zu einem lagerfähigen und flexibel einsetzbaren biogenen Festbrennstoff verarbeitet. Potenziale werden ermittelt und das innovative Verfahren in ein integriertes kommunales Konzept eingepasst. Dazu sollen insbesondere Grünschnitt, Laub und weitere biogene Stoffströme, die im derzeitigen Stoffstrommanagement der Stadtreinigung Hamburg (SRH) nicht oder nur eingeschränkt (d. h. ineffizient) energetisch genutzt werden, als Einsatzstoffe untersucht werden. Ziel der Autoklavierung ist es, aus den entsprechenden Stoffströmen Schad- und Störstoffe abzutrennen und einen entwässerten und damit lagerfähigen, höherwertigen biogenen Festbrennstoff zu erzeugen. Geplant ist eine Demonstrationsanlage zur Autoklavierung von max. 1 Mg/h, die am Standort einer Abfallbehandlungsanlage der SRH installiert werden soll.
Partner: TU Hamburg, ETH Umwelttechnik GmbH

FKZ 03KB111 SET-Laub / Systematische Ermittlung von Emissionsdaten bei der thermischen Umsetzung unterschiedlicher Laubfraktionen
Laub wird auf kommunaler Ebene im Zuge der Straßenreinigung, der Parkpflege und Bioabfallsammlung erfasst und meist kompostiert oder mit geringer Methanausbeute vergärt. Thermische Verfahren könnten die organische Substanz fast vollständig ausnutzen. Der Einfluss der Laub(mit)verbrennung auf die Emissionen wurde bisher jedoch nicht systematisch untersucht. Aus diesem Grund sollen im vorliegenden Forschungsvorhaben unter der Einhaltung der Anforderungen an die Feuerungsanlagen gemäß 4. BImSchV und TA Luft unterschiedliche Laubfraktionen in Mischungsanteilen mit einem konventionellen, holzartigen Brennstoff in einer bereits vorhandenen Verbrennungsanlage (400 kW) thermisch untersucht und ihre Eignung zur energetischen Nutzung demonstriert werden.
Partner: Fraunhofer UMSICHT, Netz Ingenieurbüro GmbH

III. OPTIMIERUNG DER THERMISCHEN NUTZUNG von Biomasse durch Regelungstechnik, KWK und Brennstoffzelle:

FKZ 03KB109 Kombinationssystem / Intelligentes Kombinationssystem zur regelungstechnischen Optimierung der Verbrennung und zur Vermeidung der Fehlbedingung in Biomasseheizkesseln durch den Einsatz modernster Sensorik
Ziel des Projektes ist die Entwicklung eines innovativen Systems für die regelungstechnische Optimierung der Verbrennung, sowie für die rechtzeitige Erkennung der Fehlbedingung von Biomasseheizkesseln durch den Einsatz von einer neuen Sensorik zur Identifizierung von ungünstigen Betriebszuständen während der Verbrennung. Dieses Kombinationssystem soll im Technikum des Fraunhofer IBP entwickelt und in der Praxis an einem realen Biomasseheizkessel getestet und dauererprobt werden. Mit dieser Sensorik soll eine hohe Betriebszuverlässigkeit aufgrund von Fehlervermeidung durch den Bediener und eine verbesserte Wirtschaftlichkeit entstehen, sowie der Stand der Technik und die Effizienz der Biomasseheizkessel ohne großen technischen Aufwand angehoben werden. Ferner wird aufgrund der Reduzierung des Biomasseverbrauchs eine signifikante Schadstoffminderung in Wohngebieten erzielt (z. B. CO2, CO, PAKs, und VOCs).
Partner: Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP, HDG Bavaria GmbH, LAMTEC Mess- und Regeltechnik für Feuerungen GmbH & Co. KG

FKZ 03KB118 Dampf-KWK / Entwicklung eines Klein-KWK-Dampfmotors zur Nachrüstung von Feuerungsanlagen im mittleren Leistungsbereich
Kraftwärmekopplungsanlagen weisen in der Nutzung von Biomasse einen sehr hohen Gesamtwirkungsgrad auf. Ziel des Projekts ist es, Erkenntnisse zur Übertragung von etablierten KWK-Technologien im Leistungsbereich von 10-30 kWel auf Feuerungen mit biogenen Festbrennstoffen zu gewinnen, wobei der Fokus auf der Lösung typischer technischer Probleme (z. B. Wärmeübertrager) und der Verbesserung der Gesamteffizienz liegt. Durch Aufbau und Betrieb einer Demonstrationsanlage soll die Praxistauglichkeit der gewonnenen Erkenntnisse nachgewiesen werden.
Partner: DBFZ Deutsches Biomasseforschungszentrum gGmbH, Burkhardt GmbH

FKZ 03KB112 FlexSOFC / Verwertung biogener Schwachgase schwankender Qualität in Hochtemperaturbrennstoffzellen (SOFC)
Eine Verstromung von Holzgas kann beim Einsatz von minderwertigen Brennstoffen zum Problem werden, weil die Gasqualität Schwankungen unterworfen ist. Eine Umsetzung dieser Gase könnte ohne Zwischenabkühlung in Hochtemperaturbrennstoffzellen (SOFCs) realisiert werden, wenn eine geeignete Regelung der SOFC-Module entwickelt wird. In ein existierendes 1 kWel Brennstoffzellen-heizgerät wird dazu ein Wechselrichter mit Onlinediagnostik integriert. Nach Inbetriebnahme im Labor der FAU wird das optimierte System an einer realen Holzvergasungsanlage der Fa. Spanner flexibel betrieben und mit Brennstoffen unterschiedlicher Qualität demonstriert.
Partner: Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, NOVUM Engineering GmbH

IV. MESSVERFAHREN zur Prozesssteuerung in Biogasanlagen:

FKZ 03KB120 LaserSize / Laserrückreflexions-basierte Analyse der Größenverteilung von Partikeln zur Ultraschall-gestützten Optimierung der Flüssigphase in Gärprozessen
Im Projekt wird ein neuartiges Verfahren zur Messung der Größenverteilung von Partikeln adaptiert, um die Aufbereitung von Substraten sowie der Vorbereitung und Behandlung in der Flüssigphase des Biogasprozesses zu optimieren. Die Lösung soll einfach in Bestandsanlagen integrierbar sein und Online-Messung autark auswertbar sein. Durch die Maßnahmen wird eine Erhöhung der Substratflexibilität und Anlageneffizienz angestrebt. Die Methodik wird exemplarisch an drei unterschiedlichen Praxisanlagen getestet.
Partner: Technische Universität Berlin, Sequip GmbH, Devad GmbH

FKZ 03KB115 OptiMand / Optimierter Einsatz von Mühlennachprodukten zur bedarfsgerechten Bioenergieproduktion durch innovative Überwachungs-, Mess- und Regelungsmethoden
Im Projekt soll die biogene Reststoffnutzung und Prozessflexibilisierung zur bedarfsgerechten Energieproduktion innerhalb eines flexiblen Hochlastvergärungsprozesses miteinander verbunden werden. Für die flexible Biogasproduktion auf Basis von Getreideabfällen und Mühlennachprodukten wir eine modellgestützte Prozessregelung weiterentwickelt und im Anlagenmaßstab erprobt. Neben herkömmlichen Prozessanalysedaten ist geplant dafür Onlinesensoren zur Erfassung flüchtiger organischer Säuren im Gasstrom sowie im Gärmedium (Halbleitersensor und mikrobielle elektrochemische Sensorplattform) einzubinden.
Partner: DBFZ Deutsches Biomasseforschungszentrum gGmbH, ICR – International Consulting Bureaux, S+B Service und Betrieb GmbH

V. STRATEGIEVORHABEN – Zukünftige Rolle der Bioenergie:

FKZ 03KB114 Bio-Strom-Wärme / Rolle der Bioenergie im Strom- und Wärmemarkt bis 2050 unter Einbeziehung des zukünftigen Gebäudebestandes
Das Ziel des Projekts besteht darin, die Rolle der energetischen Nutzung von Biomasse im Strom- und Wärmemarkt in Deutschland von 2020 bis 2050 modellgestützt zu analysieren. Die Szenarienanalyse berücksichtigt sowohl verschiedene Annahmen bzgl. des für den Strom- und Wärmemarkt zur Verfügung stehenden Angebots an Bioenergie als auch die Entwicklung von Heizungssystemen und des Wärmeschutzstandards im Gebäudebestand. Es werden Vor- und Nachteile verschiedener Einsatzpfade für die Bioenergie hinsichtlich Effizienz und Klimaschutzwirkung herausgearbeitet.
Partner: Öko-Institut e. V. Institut für angewandte Ökologie

FKZ 03KB113 BioplanW / Systemlösungen Bioenergie im Wärmesektor im Kontext zukünftiger Entwicklungen
Mit dem Projekt werden – unter umfassender Berücksichtigung der politischen Zielstellungen im Wärmebereich sowie von vorliegenden Biomassepotenzialabschätzungen, Energieszenarien und Technologieinformationen – die Entwicklungsperspektiven der Wärmeerzeugung aus Biomasse systematisch abgeschätzt. Dabei werden zum einen die gegenwärtig in der Entwicklung befindlichen Technologiekonzepte systematisiert und zum anderen ihre Wettbewerbsfähigkeit in verschiedenen Teilmärkten simuliert und die damit verbundenen Auswirkungen auf den Gesamtbeitrag zur Energieversorgung, den Klimaschutzbeitrag und die Effekte auf die Landnutzung bewertet und diskutiert.
Partner: DBFZ Deutsches Biomasseforschungszentrum gGmbH, Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung GmbH – UFZ, Universität Kassel

Das Förderprogramm
Im Juni 2008 startete das Förderprogramm „Energetische Biomassenutzung“. Das Programm wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) gefördert und war bisher mit rund 52 Millionen Euro ausgestattet. Nach fast achtjähriger Laufzeit umfasst das Programm 115 Verbundprojekte bzw. 300 Einzelprojekte, die zum Thema Biomasse als Energieträger forschen. Im Fokus stehen insbesondere Forschungs- und Entwicklungsprojekte zur praxistauglichen Weiterentwicklung wettbewerbsfähiger Technologien, insbesondere in den Bereichen Verbrennung, Vergasung und Vergärung von Biomasse. Weitere Forschungsschwerpunkte sind systemflexible Anlagenkonzepte und Produkte für eine nachhaltige und effiziente Erzeugung von Strom und Wärme aus Biomasse, hier vor allem aus biogenen Rest- und Abfallstoffen. Fördermittelempfänger sind klassische Forschungseinrichtungen, aber vor allem auch klein- und mittelständische Unternehmen, die die Markteinführung bestimmter Technologien anstreben. Insgesamt sind seit 2009 rund 200 Institutionen im Programm beteiligt, davon über 90 KMUs. Die Programmbegleitung, angesiedelt am DBFZ Deutsches Biomasseforschungszentrum gGmbH, ist für die wissenschaftliche Begleitung und Öffentlichkeitsarbeit des Förderprogramms zuständig. Mit der fachlichen und administrativen Koordination desselben wurde der Projektträger Jülich (PtJ) beauftragt.

Kontakt
Projektträger Jülich (PtJ)
Lena Panning
Telefon: +49 (0) 30 20199-3132
E-Mail: l.panning@fz-juelich.de

Programmbegleitung des Förderprogramms
„Energetische Biomassenutzung“
Diana Pfeiffer – Projektkoordination
Telefon: +49 (0) 341 2434-554
E-Mail: diana.pfeiffer@dbfz.de

Bianca Stur – Öffentlichkeitsarbeit
Telefon: +49 (0) 341 2434-439
E-Mail: bianca.stur@dbfz.de

Weitere Informationen:
http://energetische-biomassenutzung.de Programmportal des Förderprogramms
http://energetische-biomassenutzung.de/de/vorhaben.html Informationen über die aktuellen Projekte im Förderprogramm
http://ptj.de/bioenergie Informationen des PtJ zur Förderbekanntmachung sowie Hinweise zum Antragsprozedere
http://foerderportal.bund.de/easyonline Skizzeneinreichung mit dem easy-Online-Tool

Quelle: idw

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Geothermie: Den Sommer im Winter ernten

Monika Landgraf Presse, Kommunikation und Marketing
Karlsruher Institut für Technologie

Abwärme im Boden zwischenspeichern und zu einem späteren Zeitpunkt wieder abrufen: So lautet das Ziel des Projekts GeoSpeicher.bw, das das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) koordiniert. Ganz konkrete Projekte wie die Nutzung der Abwärme eines Schwimmbads, die Kälte- und Wärmeversorgung eines Klinikums oder auch für das Elefantenhaus der Wilhelma in Stuttgart stehen auf dem Plan. Das Umweltministerium Baden-Württembergs bewilligte rund 880.000 Euro, um an acht Standorten das Potenzial der geothermischen Wärmespeicherung wissenschaftlich zu bewerten.

Das Speichern von sommerlicher Wärme oder der Abwärme von Industrieanlagen in unterirdischen, wasserführenden Schichten – in sogenannten Aquiferen – ist beispielsweise in den Niederlanden weit verbreitet. An über 1.800 Standorten verwirklichte das Nachbarland bereits diese Technologie. In Deutschland gibt es bisher nur drei Standorte mit geothermischer Energiespeicherung in Grundwasserleitern. Prominentestes Beispiel ist das Reichstagsgebäude in Berlin, welches über mehrere Aquiferspeicher mit Wärme im Winter und Kälte im Sommer versorgt wird. Hamburg plant zurzeit einen enormen Aquiferwärmespeicher, der in Zukunft über eine Viertelmillionen Haushalte und Gewerbebetriebe warm durch den Winter bringen soll. „In Baden-Württemberg gibt es bis zum heutigen Zeitpunkt keinen Aquiferspeicher, obwohl der Untergrund in zahlreichen Gebieten gut bis sehr gut zur Energiespeicherung geeignet ist“, stellt Professor Philipp Blum vom Institut für Angewandte Geowissenschaften des KIT fest.

Aquiferspeicher sind wasserführende Schichten im Untergrund, in denen das Wasser nicht oder kaum fließt – die Wärme also nicht abtransportiert wird. Sie werden durch Bohrungen erschlossen, um mit der Abwärme von Industrieanlagen oder Solarwärme das Wasser im Untergrund aufzuheizen. Das umgebende Gestein wirkt dabei als Isolator. Die eingespeicherte Wärme kann dann über Wärmetauscher bei Bedarf, also zum Beispiel im Winter, wieder abgerufen werden.

Ein solches System ist für die anfallende überschüssige Wärme eines großen Schwimm- und Erlebnisbads in Hockenheim geplant. Die Kellerräume sind hier aufgrund des Wärmenetzes sowie der Abwärme technischer Anlagen ganzjährig auf über 30 Grad Celsius aufgeheizt. Diese überschüssige Wärme soll nun während der Sommermonate in einem Grundwasserleiter gespeichert werden, um dann im Winter wieder zur Verfügung zu stehen. Wissenschaftler des KIT begleiten das Vorhaben und entwickeln ein maßgeschneidertes und innovatives Monitoring- und Speicherkonzept.

Aber auch Abwasserkanäle oder Tunnelsysteme eignen sich als Wärme- oder Kältespeicher. „Die sogenannte Tunnelgeothermie zur Heizung, Kühlung und Wärmespeicherung ist für das zukünftige Elefantenhaus der Wilhelma in Stuttgart geplant“, erläutert Blum, Koordinator des Forschungsvorhabens GeoSpeicher.bw. „Das neue Stadtmuseum Stuttgart wird zukünftig dank Abwasserwärme und -kälte energieeffizient aufgestellt sein“, führt Blum weiter aus. Im Rahmen von Promotionsarbeiten wird hierbei unter anderem die Einbindung von röhrenförmigen Erdwärmeabsorbern in ein Wärme-Smart-Grid untersucht oder auch die Systemintegration geothermischer Anlagen in ein bestehendes Gebäude- und Energiekonzept.

Insgesamt acht Geothermie-Projekte in Baden-Württemberg werden in den kommenden drei Jahren unter Federführung des KIT wissenschaftlich ausgewertet und begleitet. Die Themen erstrecken sich von innovativen Monitoring- und Speicherkonzepten, detaillierten Wärmetransport-Modellen, Untersuchungen zur Hydrogeochemie, weitreichenden System- und Optimierungsanalysen bis hin zu maßgeschneiderten Kommunikations-Strategien. Regelmäßige Workshops, Tagungen und Fortbildungen stellen einen regen Gedankenaustausch auch über die Institutsgrenzen sicher. Sieben Doktoranden sowohl aus den Reihen des KIT sowie den Universitäten Heidelberg und Stuttgart sowie den Hochschulen Biberach und Offenburg engagieren sich in den verschiedenen Vorhaben. Blum betont: „Eine fachübergreifende Doktorandenschule stellt hierbei sicher, dass Gebäudetechniker, Ingenieure, Geologen und Entscheidungsträger voneinander lernen. Hierfür laden wir zum Beispiel auch Experten aus den Niederlanden ein, um so starke Kompetenzen in dieser zukunftsweisenden Technologie in Deutschland aufzubauen.“

Philipp Blum skizziert das Ziel: „Gemeinsam mit den Stadtwerken möchten wir greifbare Demo- und Beispielprojekte mit einer breiten Öffentlichkeitswirkung schaffen. Deshalb sind Fachleute der Stadtwerke Hockenheim, Biberach, Überlingen, Bad Waldsee sowie Stuttgart von Anfang an eng in die Arbeiten mit eingebunden.“

Im Projekt GeoSpeicher.bw arbeiten Wissenschaftler des Karlsruher Instituts für Technologie mit Kollegen der Universitäten Heidelberg und Stuttgart sowie der Hochschulen Biberach und Offenburg zusammen.

Weiterer Kontakt:
Kosta Schinarakis, Themenscout, Tel.: +49 721 608 41956, Fax: +49 721 608 43658, E-Mail: schinarakis@kit.edu

Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) verbindet seine drei Kernaufgaben Forschung, Lehre und Innovation zu einer Mission. Mit rund 9 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie 25 000 Studierenden ist das KIT eine der großen natur- und ingenieurwissenschaftlichen Forschungs- und Lehreinrichtungen Europas.

KIT – Die Forschungsuniversität in der Helmholtz-Gemeinschaft
Das KIT ist seit 2010 als familiengerechte Hochschule zertifiziert.
Diese Presseinformation ist im Internet abrufbar unter: www.kit.edu

Anhang
Geothermie: Den Sommer im Winter ernten
https://idw-online.de/de/attachment56277

Quelle: idw

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Löschwasser mobil und kosteneffizient reinigen

Dipl.-Chem. Iris Kumpmann Abteilung Public Relations
Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT

Um bei Großbränden von Kraftstoffen und Lösemitteln beispielsweise auf Flug- und Binnenhäfen, in Raffinerien oder in Lagereinrichtungen der Industrie effektiv löschen zu können, ist der Einsatz von Schaumlöschmitteln mit per- und polyfluorierten Chemikalien (PFC) unerlässlich. Doch Fluor-Kohlenstoff-Verbindungen (PFC) sind in der Natur kaum oder nur sehr schlecht abbaubar, z. T. toxisch. Sie schädigen deshalb die Umwelt, wenn sie nicht frühzeitig aus dem Löschwasser entfernt werden. Daher müssen PFC-haltige Löschwässer aufgefangen und anschließend aufbereitet oder fachgerecht entsorgt werden.

Etablierte Verfahrensweisen sind jedoch nicht spezifisch und sehr kostenintensiv. Deshalb entwickeln Fraunhofer UMSICHT und die Cornelsen Umwelttechnologie GmbH in einem zweijährigen Verbundprojekt ein neues Verfahren, mit dem sich PFC effektiv und kostengünstig noch am Einsatzort aus dem anfallenden Löschwasser eliminieren lassen. Dieses Verfahren basiert auf einer bestehenden Gemeinschaftsentwicklung zur Aufreinigung von PFC-belastetem Grundwasser und kombiniert die Aktivkohle-Adsorption mit einer vorgeschalteten Reinigungsstufe.

Weniger Prozessmittel, weniger Kosten
In dieser Vorbehandlung wird dem verunreinigten Wasser die Additivlösung »PerfluorAd®« zugegeben, die ein Ausfällen der gelösten PFC-Verbindungen bewirkt. Dadurch müssen weniger Prozessmittel eingesetzt und weniger PFC-kontaminierter Sonderabfall entsorgt werden. Dies führt insbesondere bei der Löschwasser-Aufbereitung mit sehr hoher PFC-Belastung zu erheblichen Kostenreduzierungen gegenüber herkömmlichen Methoden. Das »PerfluorAd®« -Verfahren vereinigt noch weitere positive Aspekte: Die spezifischen Fällungsmittel werden aus dem Bereich der grünen Chemikalien ausgewählt – das heißt unter anderem: Sie basieren auf natürlichen Rohstoffen, stellen keine Gefahr für Mensch und Umwelt dar und werden nach der Nutzung natürlich abgebaut. Zudem lässt sich das Verfahren auf die Entfernung weiterer, polar persistenter Umweltschadstoffe übertragen wie beispielsweise bestimmte Arzneimittelrückstände im Abwasser. Es kann somit künftig einen wichtigen Beitrag für die Lösung anderer umweltrelevanter Herausforderungen liefern.

Tests in mobiler Pilotanlage geplant
Während des jetzt gestarteten Vorhabens entwickelt Fraunhofer UMSICHT die auf ein reales Löschwasser angepassten Prozess-Chemikalien, erprobt diese im Labormaßstab und stellt geeignete Methoden zur Prozessanalytik bereit. Wenn die Forscher die wirksamste Verfahrensvariante im Labor ermittelt haben, wird das Kombinationsverfahren in der bei der Cornelsen Umwelttechnologie GmbH aufgebauten, mobilen Pilotanlage getestet. Im Anschluss stellt das Team von Fraunhofer UMSICHT im Zuge einer Nachhaltigkeitsbewertung die neue Behandlungsmethode den klassischen PFC-Aufbereitungsprozessen wie zum Beispiel einer reinen Aktivkohle-Adsorption gegenüber. Die ökonomische Bewertung des vollständigen Prozesses erfolgt durch die Cornelsen Umwelttechnologie GmbH.

Projektziel ist es, eine sowohl energie- und ressourceneffiziente als auch kostenoptimierte Aufbereitungsmethode für die Praxis zu entwickeln. Zu den potenziellen Nutzern des neuen Verfahrens gehören Feuerwehren, Versicherungen und Entsorger beziehungsweise Unternehmen, die von einem akuten Brandereignis betroffen sind. Die Cornelsen Umwelttechnologie GmbH wird zukünftig die Löschwasser-Behandlungsanlagen planen, bauen und betreiben.

Förderhinweis: Das Verbundprojekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Es ist Teil der BMBF-Fördermaßnahme »KMU-Innovativ: Ressourcen- und Energieeffizienz« im Technologie- und Anwendungsbereich »Nachhaltiges Wassermanagement«.

Quelle: idw

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Grüne Dächer binden Feinstaub, produzieren Frischluft und sind schön anzusehen

Sarah Blaß Pressestelle
Frankfurt University of Applied Sciences

Erstes intelligentes Gründachkataster Deutschlands von Prof. Dr. Martina Klärle an der Frankfurt UAS für Stadt Marburg entwickelt

Eignet sich das eigene Haus für eine Dachbegrünung? Was bringt es für das städtische Klima? Das erste intelligente Gründachkataster Deutschlands betrachtet nicht nur die allgemeine Eignung eines Dachs für die Bepflanzung, sondern macht auch Angaben zur Feinstaubabsorption, CO2-Bindung und Frischluftproduktion. Es gibt zudem Pflanzempfehlungen für den jeweiligen Standort in Abhängigkeit von Dachneigung, Besonnung und Substrathöhe. Auch Vorlieben zu den Pflanzen wie die Farbe können berücksichtigt werden.

Das Gründachkataster für die Stadt Marburg wurde Ende 2016 von Prof. Dr. Martina Klärle, Professorin für Landmanagement an der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS), zusammen mit Dr. Franz Kahle, Bürgermeister der Stadt Marburg, im Marburger Rathaus vorgestellt.

Das intelligente Gründachkataster zeigt virtuell die Vorteile von begrünten Dächern für die Bürgerinnen und Bürger auf. So verringert sich bei einem bepflanzten Dach die Abwassermenge bei Regen, da bis zu 80 Prozent des Jahresniederschlags dort zurückgehalten werden kann. Dadurch werden Abwassergebühren eingespart und Kanalsysteme bei Starkniederschlägen weniger stark belastet. Der Pflanzenbewuchs im Stadtgebiet reduziert außerdem den Gehalt von C02 und Feinstaub in der Luft – ein wichtiges Element von Anpassungsstrategien der Ballungsräume an den Klimawandel. „Vor allem für Großstädte in Kessellage wie z.B. Stuttgart sind Frischluftproduktion und Vermeidung von Überhitzung von herausragender Bedeutung – auch für die Gesundheit der Einwohner“, wirbt Klärle für die Einführung des Gründachkatasters auch in anderen deutschen Städten.

Zu den weiteren Vorteilen zählt die Steigerung der biologischen Vielfalt in der Stadt. Bepflanzte Dächer können von Vögeln und Insekten als Aufenthaltsort genutzt werden, die in eng bebauten Stadtgebieten sonst nur wenige Rückzugsgebiete vorfinden. Ein Dachgarten ist auch ein idealer Ort für Urban Gardening (Urbanen Gartenbau) und kann den Bewohnern des Hauses als Ort der Erholung dienen. „Eine Dachbegrünung lässt sich auch sehr gut mit einer Photovoltaikanlage kombinieren. Im Gegensatz zu Ziegel-, Kies- oder Metalldächern wirkt ein bepflanztes Dach kühlend und kann damit den Wirkungsgrad einer Photovoltaikanlage erhöhen“, beschreibt Klärle mögliche Synergieeffekte einer Dachbegrünung. Deshalb wurde das Gründachkataster in Marburg auch mit dem – ebenfalls von Klärle entwickelten – Solarkataster kombiniert. Durch die Verwendung der gleichen Datengrundlagen – Laserscanner-Daten, Luftbilder, amtliche Geobasisdaten, Liegenschaftskarte – werden hier Synergien geschaffen.

Marburgs Bürgermeister Kahle sieht den Nutzen des Gründachkatasters für die Bürgerinnen und Bürger seiner Stadt nicht nur im Klima- und Naturschutz: „Nicht allen ist bewusst, wie viele Vorteile eine Dachbegrünung wirklich hat. Das Gebäude wird auch optisch aufgewertet und kann als Ersatz oder Ergänzung für den Garten genutzt werden.“ Es ist das erste intelligente System dieser Art und mit diesen Funktionen in Deutschland: „Auch andere Städte haben farblich markierte Luftaufnahmen, mit denen die Eignung für eine Begrünung festgestellt werden kann. Das Marburger Kataster erkennt aber auch anhand der Neigung, Ausrichtung, Verschattung sowie Art des Daches, welche Gewächse am besten angepflanzt werden können, wie viel Abwasser eingespart werden kann und ob sich eine Photovoltaikanlage lohnt“, erklärt Klärle. „Zudem wird die potenzielle CO2-Absorption und der gebundene Feinstaub bei einer Dachbegrünung errechnet.“ Diese Berechnungen können auf der interaktiven Karte des Katasters für jede Dachfläche Marburgs durchgeführt werden. Die Bürgerinnen und Bürger können so feststellen, ob eine Begrünung des eigenen Dachs prinzipiell Sinn ergäbe; eine individuelle Analyse des Dachs zur Berechnung der Statik und der Lastreserven kann dadurch aber nicht ersetzt werden. Weitere Informationen zum Gründachkataster: http://www.marburg.de/gruendachkataster.

Klärle ist Geodätin und Umweltwissenschaftlerin und leitete bereits eine Reihe von Forschungsprojekten an der Schnittstelle zwischen Big Data und Umwelt. Sie beschäftigt sich seit etlichen Jahren vorrangig mit der Berechnung von Erneuerbaren Energiepotenzialen. Zu ihren bekannten Forschungsprojekten zählen neben dem Solardachkataster „SUN-AREA“, das eine Methode anwendet, bei der auf Basis von Geodaten vollautomatisch alle Dachflächen ermittelt werden, die für die Gewinnung von Solarenergie optimal geeignet sind, auch „ERNEUERBAR KOMM!“ zur ganzheitlichen Potenzialanalyse von Erneuerbaren Energien und die automatisierte Windpotenzialanalyse für Kleinwindanlagen „WIND-AREA“. 2015 war sie mit dem Projekt „WIND-AREA“ unter den drei Finalisten des Deutschen Nachhaltigkeitspreises Forschung, der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) ausgeschrieben wird.

Prof. Dr. Martina Klärle war vom 1. September 2013 bis zum 31. August 2016 Dekanin des Fachbereichs Architektur, Bauingenieurwesen, Geomatik und ist weiterhin Geschäftsführende Direktorin des Frankfurter Forschungsinstituts für Architektur, Bauingenieurwesen, Geomatik (FFin) und Direktoriumsmitglied des Center for Applied European Studies (CAES) der Frankfurt UAS. Mehr zur Person Martina Klärle: http://www.frankfurt-university.de/?2100.

Kontakt: Frankfurt University of Applied Sciences, Fachbereich 1: Architektur • Bauingenieurwesen • Geomatik, Prof. Dr. Martina Klärle, Telefon: 069/1533-2778, E-Mail: martina.klaerle@fb1.fra-uas.de

Weitere Informationen:
http://www.marburg.de/gruendachkataster
http://www.frankfurt-university.de/?2100

Quelle: idw

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UDE: MULTI-ReUse – Neues Forschungsprojekt zur Abwassernutzung

Beate Kostka M.A. Ressort Presse – Stabsstelle des Rektorats
Universität Duisburg-Essen

Gereinigtes Abwasser immer wieder einzusetzen, statt es wie bisher in den Fluss einzuleiten, ist Ziel des Forschungsprojekts MULTI-ReUse am Mülheimer IWW Zentrum Wasser, einem An-Institut der Universität Duisburg-Essen (UDE).

Im Mittelpunkt steht ein modulares Abwasseraufbereitungssystem, um Brauchwasser in unterschiedlichen Qualitäten und wechselnden Mengen zu konkurrenzfähigen Preisen anbieten zu können. Das Vorhaben wird in den nächsten drei Jahren vom Bundesforschungsministerium (BMBF) gefördert.

Gereinigtes Abwasser kann zwar problemlos in Flüsse eingeleitet werden, allerdings sind dann die Einsatzbereiche eingeschränkt. Genau hier setzt das MULTI-ReUse-Projekt an. „Es hat dann zwar nicht unbedingt Trinkwasserqualität, eignet sich aber nach einer weiteren Reinigung durchaus für industrielle oder landwirtschaftliche Zwecke“, betont Projektkoordinatorin Barbara Zimmermann. „Es kann auch dazu beitragen, Ressourcen zu schonen, weil mit ihm unter anderem das Grundwasser oder die Trinkwasserproduktion im Ausland angereichert werden kann.“

Insgesamt neun Projektpartner, darunter auch das Biofilm Centre der UDE, entwickeln in den nächsten drei Jahren entsprechende Techniken und Methoden für den Testbetrieb einer Pilotanlage in Norddeutschland. Dazu gehören auch zuverlässige Verfahren zur Qualitätskontrolle des Wassers, ein Bewertungstool und Konzepte, wie die Ergebnisse weltweit vermarktet werden können.

Weitere Informationen: Barbara Zimmermann, IWW Rheinisch-Westfälisches Institut für Wasser, b.zimmermann@iww-online.de, 0208/40303-0, http://www.iww-online.de

Redaktion: Beate Kostka, Tel. 0203/379-2430, beate.kostka@uni-due.de

Weitere Informationen:
https://www.water-multi-reuse.org

Quelle: idw

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Änderungen des Meeresspiegels unterschätzt

André Zeppenfeld Stabsstelle für Presse, Kommunikation und Marketing
Universität Siegen

Eine neue Studie der Universität Siegen zeigt, dass der Einfluss auf Sturmflut- und Wellenhöhen in Zukunft stärker ist als gedacht – und die Planungshöhen von Schutzbauwerken wie Deichen deshalb möglicherweise überdacht werden sollten.

Das aktuelle Sturmhochwasser an der deutschen Ostseeküste belegt, wie verwundbar unsere Gesellschaft gegenüber extremen Naturereignissen ist. Deshalb ist es besonders wichtig, für küstennahe Bereiche gegenwärtige und zukünftige Sturmflut- und Wellenhöhen sicher zu ermitteln. Doch entlang der nordfriesischen Küste könnten in Zukunft höhere Küstenschutzbauwerke erforderlich werden als bisher angenommen. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie des internationalen Forscherteams um Dr. Arne Arns vom Forschungsinstitut Wasser und Umwelt (fwu) an der Universität Siegen. Die aktuellen Ergebnisse sind in einem Artikel in der international renommierten Fachzeitschrift „Scientific Reports“ der „Nature Publishing Group“ veröffentlicht worden.

Die Forschungsergebnisse machen deutlich, dass die erforderlichen Schutzhöhen künftig steigen. Und zwar um das 1,5- bis 2-fache des mittleren Meeresspiegelanstiegs, der bisher als Grundlage für die Schutzhöhen dient. Bisher schätzen ExpertInnen zukünftige Schutzhöhen von Küstenschutzbauwerken wie zum Beispiel von Deichen anhand von wissenschaftlich fundierten Prognosen des mittleren Meeresspiegels. In bisherigen Untersuchungen werden aber oftmals nicht die z.T. starken Veränderungen in Sturmflutwasserständen und in den auflaufenden Wellen berücksichtigt. Doch wie die Untersuchungen der Wissenschaftler nun zeigen, beeinflusst deren Zusammenwirken die erforderlichen Schutzhöhen entlang der nordfriesischen Küste teils stark.

Im aktuellen Beitrag haben die Wissenschaftler erstmals umfassende Analysen durchgeführt, die den Einfluss des Meeresspiegels sowohl auf Sturmflutwasserstände als auch auf Wellen berücksichtigen. „Die Untersuchungen zeigen, dass insbesondere in den flachen Wattbereichen Nordfrieslands dynamische und komplexe Wechselwirkungen zwischen Änderungen des Meeresspiegels und extremen Wasserständen auftreten. Als Konsequenz werden die Sturmflutwasserstände etwas stärker ansteigen als der Meeresspiegel. Auch auf die Wellen hat ein steigender Meeresspiegel eine erhöhende Wirkung. So werden diese in Zukunft weniger durch die Wattflächen beeinflusst, können einfacher bzw. weniger stark beeinflusst in Richtung Küste und Schutzbauwerke wandern und daher größer ausfallen als bisher“, erklärt Dr. Arne Arns. Seine Empfehlung lautet: „Diese Effekte sollten in zukünftigen Untersuchungen dringend berücksichtigt werden. Wenn wir die für die Zukunft erforderlichen Schutzhöhen vereinfacht über prognostizierte Meeresspiegeländerungen abschätzen, kann dies zu einer Unterschätzung des erforderlichen Schutzniveaus führen.“ Der Forscher weist jedoch gleichzeitig darauf hin, dass „die zukünftige Entwicklung der Wattflächen bislang schwer abschätzbar ist. Hierdurch könnten die genannten Effekte zumindest teilweise kompensiert werden.“

Referenz:
Arns, A. et al. Sea-level rise induced amplification of coastal protection design heights. Sci. Rep. 6, 40171; doi: 10.1038/srep40171 (2016).

Quelle: idw

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Auch wenig Sport beugt Krankheiten vor

Sabine Ranke-Heinemann Pressestelle
Australisch-Neuseeländischer Hochschulverbund / Institut Ranke-Heinemann

Bereits ein bis zwei Trainingseinheiten pro Woche können australischen Forschern zufolge unser Erkrankungsrisiko signifikant verringern.

Einer Studie der University of Sydney zufolge können körperliche Aktivitäten von nur ein bis zwei Trainingseinheiten pro Woche schon ausreichen, um das Todesrisiko von Herz-Kreislauferkrankungen sowie Krebs zu senken.

Die Ergebnisse, welche im „JAMA Internal Medicine“ Magazin veröffentlicht wurden, zeigen, dass bereits wenige Trainingseinheiten, die sich gut in eine vielbeschäftigte Lebensweise einfügen lassen, gesundheitliche Vorteile liefern, auch bei Übergewichtigen und Menschen mit gesundheitlichen Risikofaktoren.

So bestätigt Professor Emmanuel Stamatakis von der University of Sydney und Hauptautor des Artikels, dass es beruhigend ist, zu wissen, dass bereits wenige sportliche Aktivitäten das Sterberisiko senken – auch wenn man nicht die offiziell empfohlene Trainingsdauer erreicht. Um jedoch von optimalen Gesundheitsbedingungen zu profitieren, schlägt Stamatakis vor, sich trotzdem an die Empfehlungen für sportliche Aktivitäten zu halten, und zu versuchen, die Ziele zu erreichen oder auch zu übertreffen.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt hierzu, dass Erwachsene mindestens 150 Minuten pro Woche sportlichen Aktivitäten mit moderater Intensität nachgehen sollen oder zumindest 75 Minuten pro Woche ein sehr intensives Training absolvieren.

Doch die Forschung muss noch zeigen, wie die Häufigkeit und gesamte wöchentliche Aktivität am besten kombiniert werden muss, um die maximalen gesundheitlichen Vorteile zu erzielen. So könnten Menschen zum Beispiel jeden Tag mit moderater Intensität 30 Minuten sportlich aktiv sein, um die derzeitigen Trainingsvorgaben zu erreichen, oder sie trainieren ein Mal die Woche 75 Minuten, aber dafür mit einer hohen Intensität. Diejenigen, die ihr gesamtes Workout an ein oder zwei Tagen in der Woche absolvieren, werden in diesem Zusammenhang „Wochenend-Kämpfer“ genannt.

Die wichtigsten Erkenntnisse:
Im Vergleich zu denen, die nicht sportlich aktiv waren, war das allgemeine Sterberisiko bei denen, die unzureichend aktiv waren, um 31%, bei den „Wochenend-Kämpfern“ um 30% und bei den regelmäßig Aktiven um 35% niedriger.

Im Vergleich zu denen, die nicht sportlich aktiv waren, war das Sterberisiko aufgrund von kardiovaskulären Erkrankungen bei denen, die unzureichend aktiv waren um 37% und bei den „Wochenend-Kämpfern“ sowie den regelmäßig Aktiven um 41% geringer.

Im Vergleich zu denen, die nicht sportlich aktiv waren, war das Sterberisiko aufgrund einer Krebserkrankung bei denen, die unzureichend aktiv waren, um 14%, bei den „Wochenend-Kämpfern“ um 18% und bei den regelmäßig Aktiven um 21% geringer.

Die Ergebnisse bestätigen also, dass diejenigen, die sich zwar unzureichend, aber immerhin etwas bewegen sowie die „Wochenend-Kämpfer“ und regelmäßig Aktiven, im Gegensatz zu den gänzlich inaktiven Menschen, gesamtheitlich ein geringeres Sterberisiko in Bezug zu den obengenannten Krankheiten vorweisen, sagt Stamatakis.

Diese Resultate bedeuten demnach, dass man auch von nur wenigen Sporteinheiten wöchentlich einen enormen gesundheitlichen Vorteil genießt.

Weitere Informationen:
Institut Ranke-Heinemann / Australisch-Neuseeländischer Hochschulverbund
Pressestelle Friedrichstr. 95
10117 Berlin
Email: berlin@ranke-heinemann.de
Tel.: 030-20 96 29 593

oder

Dan Gaffney
Tel.: +61 2 9351 4630
Email: daniel.gaffney@sydney.edu.au

Das Institut ist die gemeinnützige Einrichtung zur Förderung des Austausches und der Auslandsstudien insbesondere mit allen Universitäten Australiens und Neuseelands sowie zur Förderung von Wissenschaft und Forschung. In seinen Förderprogrammen stellt es SchülerInnen und Studierenden Unterstützung in der Finanzierung durch Stipendien und Coaching in der Studienberatung und Studienplatzbewerbung zur Verfügung.

Weitere Informationen:

http://www.ranke-heinemann.de
http://www.ranke-heinemann.at
http://www.ranke-heinemann.tv

Quelle: idw

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Mehr Strom aus Abwärme von dezentralen Blockheizkraftwerken

Doris Keßler Hochschulkommunikation
Technische Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm

Dezentrale Blockheizkraftwerke ermöglichen es, die Erzeugung von Strom zum Ausgleich der schwankenden Erneuerbaren Energien und Wärme zu koppeln und beides besonders effizient zu erzeugen. Falls mehr Wärme erzeugt als lokal benötigt wird, kann die Energie im heißen Abgas der Blockheizkraftwerke durch einen thermodynamischen Wasserdampfprozess zu Strom umgewandelt werden. Diese Technologie kommt bislang vorwiegend in großen Kraftwerken zum Einsatz. Im Projekt „MicroRankine“ fokussiert die Arbeitsgruppe um Prof. Dr. Frank Opferkuch an der TH Nürnberg auf die Optimierung von Anwendungen mit deutlich kleinerer Leistung. Davon könnten Betreiber von dezentralen Blockheizkraftwerken profitieren.

Nürnberg, 18. Januar 2017. Das Projekt „MicroRankine“ der TH Nürnberg von Prof. Dr.-Ing. Frank Opferkuch und seiner Arbeitsgruppe hat zum Ziel, das bislang ungenutzte Potenzial von Abwärme aus Blockheizkraftwerken auszuschöpfen. Die technologische Entwicklung wird vor allem für dezentrale Blockheizwerke von Bedeutung sein. Deren Anzahl steigt zunehmend, sie machen einen immer größeren Teil der modernen Energieversorgung aus. Die Nutzung von Abwärme ist aktuell sowohl in der Energietechnik als auch in der Industrie von hoher Bedeutung. Bislang sind jedoch noch nicht alle Anlagen so ausgerüstet, dass sich aus der Abwärme effizient wertvoller Strom gewinnen lässt. Während in großen Anlagen mit Erfolg daran gearbeitet wird, den hohen technologischen Anforderungen an Material und Maschinen gerecht zu werden, standen Anlagen mit kleinerer Leistung (unter einem Megawatt) bisher nicht im Mittelpunkt der Forschung. „Die Nutzung von Abgaswärme aus dezentralen Blockheizkraftwerken ist ein wichtiger Baustein der zukunftsorientierten und nachhaltigen Energieversorgung“, erläutert Prof. Dr.-Ing. Frank Opferkuch.

Mit den Fördermitteln des BMBF wird die TH Nürnberg eine Versuchseinrichtung für Wasserdampf-Prozesse (auch Clausius-Rankine-Prozess genannt) errichten, die eine Plattform für vielfältige Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der dezentralen Energieumwandlung mit Dampfprozessen darstellt. Mit der Anlage werden auch Kooperationsfirmen praxisnahe Tests an technischen Komponenten wie Dampferzeugern, Wärmeübertragern, Regelventilen, Expandern und schnelllaufenden Generatoren durchführen, die bislang kaum weiterentwickelt wurden. Durch diesen Technologietransfer wird das aus dem Projekt gewonnene Wissen auch für die Industrie zugänglich.

Die TH Nürnberg profitiert durch die Erweiterung der bestehenden Laborausstattung. Lehrende und Studierende am Nuremberg Campus of Technology NCT können neue Validierungstests und Messaufgaben im Rahmen von Kooperationsvorhaben sowie fachübergreifende Forschungsvorhaben mit Industriepartnern nutzen. „Mit diesem innovativen Forschungsprojekt setzt die TH Nürnberg mit den Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung ein weiteres wichtiges Ziel ihrer struktur- und forschungspolitischen Entwicklungsplanung um und gibt innovative Impulse in die Metropolregion Nürnberg“, so der Präsident der TH Nürnberg, Prof. Dr. Michael Braun.

Quelle: idw

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Wälzlager: kleines Bauteil, riesiges Sparpotenzial

Mechtild Freiin v. Münchhausen Referat für Kommunikation und Marketing
Leibniz Universität Hannover

Neues Verfahren schont Ressourcen und die Umwelt

Enorme Produktivitätssteigerungen bei der Fertigung und eine Erhöhung der Wälzlager-Lebensdauer um 250 Prozent: Das ist das Ergebnis eines Forschungsprojekts zur Ressourceneffizienz. „Viele Millionen Wälzlager werden weltweit jährlich eingesetzt – fast immer, wenn sich irgendwo etwas drehen soll“, skizziert Dipl.-Ing. Oliver Maiß die Dimension seiner Forschungsergebnisse. „Wenn die Lebensdauer eines Lagers nun zweieinhalbmal so lang ist wie bisher, kann man pro einer Million eingesetzter Wälzlager etwa 77 Tonnen Stahl einsparen“. Etwa die gleiche Menge CO2 würde weniger erzeugt. Maiß ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Fertigungstechnik und Werkzeugmaschinen (IFW) am Produktionstechnischen Zentrum der Leibniz Universität Hannover, und das Ziel seines Projekts ist es, Wälzlager so herzustellen, dass sie in der Herstellung und Nutzung möglichst wenig Ressourcen brauchen.

Die Lebensdauersteigerung ist deshalb nicht alles: Sie geht Hand in Hand mit einer zweiten Verbesserung. Das neue Fertigungsverfahren, das Maiß für die Produktion dieser Wälzlager optimiert hat, bietet einen zweiten Ressourcenvorteil. Die für die Reibung relevanten Flächen der Wälzlagerringe werden bei Maiß nämlich nicht geschliffen und gehont. Vielmehr erzielt er die besondere, lebensdauererhöhende Oberflächenqualität durch das so genannte Hartdrehwalzen, bei dem in einem kombinierten Prozess die gedrehten Flächen gleich gewalzt werden. „Durch das Walzen wird das Gefüge so stark verdichtet, dass hohe Druckeigenspannungen auftreten, die die Lebensdauer erhöhen. Gleichzeitig kann auch die Oberflächentopografie gut eingestellt werden.“ Mit anderen Worten: Trotz deutlich höherem Vorschub lässt sich die Oberflächenrauheit und damit der Rollwiderstand reduzieren. „Wenn die Produktivitätssteigerung bei 300 Prozent liegt, ist die Oberflächenqualität noch immer um 20 Prozent besser als beim Hartdrehen ohne Walzen“, präzisiert Maiß.

Das Forschungsprojekt, das gemeinsam vom Institut für Fertigungstechnik und Werkzeugmaschinen und vom Institut für Maschinenkonstruktion und Tribologie (IMKT) bearbeitet wird, gehört zu einem größeren Vorhaben, dem Schwerpunktprogramm „Ressourceneffiziente Konstruktionselemente“, das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert wird und noch bis Ende 2017 läuft. Am IMKT berechnen Professor Gerhard Poll und seine Mitarbeiter mit einem eigenen Lebensdauermodell die Oberflächenanforderungen, legen die Wälzlager aus und definieren für das IFW schließlich auch die Anforderungen an die Fertigung.
Erste Transferprojekte mit Industriepartnern sind bereits geplant. Prof. Dr.-Ing. Berend Denkena, Institutsleiter des IFW, begrüßt die Ergebnisse und auch den schnellen Transfer in die Unternehmen: „Gerade wenn wir mit unserer Forschung dazu beitragen können, real und in relevantem Maße Ressourcen zu sparen, ist es uns ein großes Anliegen, die Ergebnisse schnell umgesetzt zu sehen. Weitere Forschungs- und Anwendungspartner aus der Industrie sind daher sehr willkommen.“

Quelle: idw

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Wo die Nesthocker wohnen

Dr. Peter Wittmann Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Länderkunde

Vor allem in Deutschlands Süden verlassen junge Erwachsene erst spät die elterlichen vier Wände, wie aktuelle Karten des Leibniz-Instituts für Länderkunde zeigen.

In Thüringen, Bayern und im Saarland lebt mehr als ein Viertel der 25- bis 29-Jährigen noch zuhause bei den Eltern. Spitzenwerte erreicht die Nesthocker-Quote in den bayerischen Landkreisen Freyung-Grafenau und Straubing-Bogen sowie im thüringischen Eichsfeld. Dort leben in dieser Altersgruppe die Hälfte der Männer und fast ein Drittel der Frauen noch im Elternhaus. In den Stadtstaaten und in Schleswig Holstein logieren dagegen nur zwischen zehn und 15 Prozent der jungen Erwachsenen im Hotel Mama.

Auffällig ist in allen Bundesländern der deutliche Stadt-Land-Unterschied. Das liegt vor allem an der Konzentration der Hochschulen in den Städten, denn die Aufnahme eines Studiums ist ein wichtiger Auszugsgrund. Auszubildende bleiben dagegen häufig so lange im Elternhaus, bis sie einen festen Job haben oder eine eigene Familie gründen. Mit deutschlandweit 26 Prozent ist der Anteil der jungen Männer, die noch im Haushalt der Eltern leben, fast doppelt so hoch wie derjenige der jungen Frauen.

Zu diesen Ergebnissen kommt Dr. Tim Leibert vom Leibniz-Institut für Länderkunde (IfL). Der Bevölkerungsgeograph hat für das Webangebot „Nationalatlas aktuell“ des IfL die Statistiken zu Haushalten und Familien erstmals auf Basis der Kreise und kreisfreien Städte ausgewertet. Aktuelle Karten des IfL veranschaulichen die regionalen Unterschiede.

„Ein Grund für den Geschlechterunterschied dürfte sein, dass Eltern Töchter oft stärker kontrollieren als Söhne und von ihnen auch mehr Mithilfe im Haushalt erwarten“, erklärt Leibert. Für junge Frauen bedeute der Auszug folglich einen größeren Autonomiegewinn als für junge Männer. Zudem hätten junge Frauen allgemein eine höhere Neigung zum Abwandern, so der Bevölkerungsgeograph. Wie seine Analysen weiter ergaben, ist in den ländlichen Gebieten Ostdeutschlands der Anteil der im elterlichen Haushalt lebenden Frauen zwischen 20 und 24 Jahren besonders niedrig. Verantwortlich sei das niedrigere Erstgeburtsalter in den neuen Ländern und damit ein deutlich höherer Anteil der Frauen, die Anfang 20 allein, als alleinerziehende Mutter oder in einer nichtehelichen Gemeinschaft leben. „Dies unterstreicht die Wechselwirkungen zwischen Auszugsverhalten, Bildungs- und Familienbiographie“, so Leibert.

Der Auszug aus dem Elternhaus markiert indes nicht immer den Beginn einer eigenständigen Wohnbiographie. Laut Schätzungen kehrt in Deutschland jeder Zehnte der 18- bis 32-Jährigen wieder zu den Eltern zurück, nachdem er oder sie eine Zeitlang alleine, mit Partner oder in einer WG gewohnt hat. „In Phasen erhöhter Unsicherheit und des sozialen Abstiegs dient der Haushalt der Eltern als Sicherheitsnetz“, so Leibert. Viel spricht nach seiner Einschätzung dafür, dass die Mehrzahl der Nesthocker aus ökonomischer Notwendigkeit im Hotel Mama residieren und nicht, wie oft behauptet wird, weil sie von Vati und Mutti umsorgt werden.

Der vollständige Beitrag ist im Webangebot „Nationalatlas aktuell“ des IfL nachzulesen. Auf aktuell.nationalatlas.de veröffentlicht das Institut regelmäßig Kartenbeiträge zu Themen aus Wirtschaft, Gesellschaft, Kultur, Politik und Umwelt. Alle Karten, Diagramme und Fotos sind dort online verfügbar und stehen zusätzlich als PDF-Dokumente zum freien Download bereit. Auf Wunsch können die Materialien in Druckqualität zur Verfügung gestellt werden.

Weitere Informationen:
Volker Bode
Tel.: 0341 600 55-143
V_Bode@ifl-leipzig.de
http://aktuell.nationalatlas.de

Weitere Informationen:
http://aktuell.nationalatlas.de/auszug_elternhaus-1_01-2017-0-html/
http://www.ifl-leipzig.de

Quelle: idw

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Weltraum-Bärtierchen: Zäh über Generationen

Andrea Mayer-Grenu Abteilung Hochschulkommunikation
Universität Stuttgart

Tardigraden, besser bekannt als Bärtierchen, können bei tiefsten Minusgraden überleben und sind auch gegen starke Hitze und Strahlung gefeit. Wie sie mit den lebensfeindlichen Bedingungen des Weltalls klarkommen, untersuchen Dr. Ralph O. Schill von der Universität Stuttgart sowie Wissenschaftler der schwedischen Kristianstad Universität, der Universität Stockholm und des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) im Rahmen des Weltraumprojekt TARDIS (Tardigrades in Space Project). Neueste Erkenntnisse zeigen: Die Reparaturmechanismen in den Zellen der Kleinstlebewesen arbeiten so effektiv, dass auch die Nachkommen der „Weltraumbären“ sich normal entwickeln.

Bärtierchen überdauern höchst unwirtliche Bedingungen meist in einem tönnchenförmigen Ruhestadium, in dem sie den Stoffwechsel einstellen und keine Zeichen des Lebens mehr nachweisbar sind. Sobald die Umweltbedingungen besser werden, kehren die Tiere binnen einer halben Stunde zum aktiven Leben zurück. Um die Mechanismen hinter den beachtenswerten Fähigkeiten dieser kleinen Tiere zu untersuchen, starteten die Bärtierchen des Zoologen Ralph Schill im September 2007 im Rahmen der FOTON-M3-Mission von Baikonur (Kasachstan) aus mit einer Rakete für zehn Tage in den Weltraum. Der Satellit drehte sich mit dem Experiment in 270 Kilometern Höhe 189 Mal um die Erde, wobei die Bärtierchen im getrockneten Zustand, der so genannten Kryptobiose, direkt dem Vakuum und je nach Experiment verschiedenen Strahlungen ausgesetzt waren.
Das Vakuum steckten die Stuttgarter „Bären“ damals ohne bedeutsame Verluste weg. Die lebensfeindliche Gesamtstrahlung im Weltraum, die sich aus dem kompletten UV-Spektrum, ionisierender Strahlung und kosmischer Strahlung zusammensetzt, überlebten immerhin zwei Prozent. Und wenn die Bärtierchen im Vakuum nur der UV-A und UV-B Strahlung ausgesetzt waren, überlebte weit über die Hälfte aller Tiere das Weltraumabenteuer unbeschadet. Zurück auf der Erde und mit Wasser versorgt, gingen die meisten sofort der Nahrungsaufnahme nach und legten Eier.
Um diese Nachkommen der Weltraumtiere geht es in einer jetzt neu erschienen Arbeit.*) Dabei zeigte sich, dass auch mehrere Generationen später keine offensichtliche Schädigungen der Tiere, ein verändertes Verhalten oder zeitliche Veränderungen in der Entwicklung festgestellt werden konnten. Die Bärtierchen scheinen in der Lage zu sein, der „make or break“-Regel zu folgen. Diese besagt, dass die zellulären Schäden durch den Weltraumausflug entweder auf effiziente Weise repariert wurden und sich dann alle Nachkommen normal entwickeln können. Oder die Schäden sind tödlich, so dass erst gar keine Fortpflanzung mehr stattfinden kann. Schädigende Mutationen werden nicht weitervererbt.
Die Wissenschaftler wollen diese Reparaturmechanismen nun weiter erforschen und besser verstehen. Eines Tages, so die Hoffnung, sollen sie auf biomedizinische Fragestellungen, etwa im Bereich von Biobanken, übertragen werden.
Ralph Schill erforscht das Leben der Moos- und Wasserbewohner schon seit fast 15 Jahren. Im Rahmen vieler nationaler und internationaler Forschungsprojekte beschäftigt er sich mit den dynamischen Prozessen, die den zähen Winzlingen das Überleben ermöglicht. „Von den im Lauf der Jahrmillionen optimal an ihren Lebensraum angepassten Bärtierchen und ihren Fähigkeiten können wir viel über die Natur des Lebens lernen“, so Schill, „und wir erwarten auch in Zukunft spannende Erkenntnisse darüber, wie die Tiere ihre Zellen und Zellbestandteile schützen und auch reparieren.“

*)Originalpublikation: K. INGEMAR JÖNSSON, RALPH O. SCHILL, ELKE RABBOW, PETRA RETTBERG und MATS HARMS-RINGDAHL (2016). The fate of the TARDIS offspring: no intergenerational effects of space exposure. Zoological Journal of the Linnean Society, Volume 178, Issue 4, 178: 924-930, doi: 10.1111/zoj.12499

Weitere Informationen: apl. Prof. Dr. Ralph O. Schill, Universität Stuttgart, Institut für Biomaterialien und biomolekulare Systeme, Tel. +49 (0) 1727304726, E-Mail: ralph.schill@bio.uni-stuttgart.de

Quelle: idw

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Manganknollen als Brutstätte für Tiefseekraken

Ralf Röchert Kommunikation und Medien
Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung

Biologen entdecken in mehr als 4000 Metern Tiefe neue Krakenarten, die viele Jahre lang ihr Gelege bewachen und ohne Hartsubstrat wie Manganknollen kaum überleben

Manganknollen am Meeresboden des Pazifischen Ozeans sind eine wichtige Brutstätte für Tiefseekraken. Wie ein deutsch-amerikanisches Biologen-Team in der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins Current Biology berichtet, heften die Kraken ihre Eigelege an Schwämme, welche nur auf den Manganknollen wachsen. Die Forscher hatten die bisher unbekannten Krakenarten auf Tauchexpeditionen im Pazifik in einer Tiefe von mehr als 4000 Metern beobachtet – ein neuer Tiefenrekord für diese Kraken. Ihre spezielle Abhängigkeit von Manganknollen als Brutstätte belegt, dass einem industriellen Abbau von Wertstoffen in der Tiefsee gründliche Untersuchungen zu den ökologischen Folgen vorausgehen müssen.

Kennen Sie Casper? Im Februar dieses Jahres avancierte der Tiefseekrake (Octopoda, Untergruppe: Incirrina) innerhalb weniger Tage zum Star in den Sozialen Medien. Der US-amerikanische Tauchroboter Deep Discovery hatte den etwa zehn Zentimeter kleinen Meeresbewohner vor der hawaiianischen Necker-Insel in einer Tiefe von 4290 Metern aufgespürt, ihn aus nächster Nähe gefilmt und den Clip direkt veröffentlicht. Die Webgemeinde gab dem nahezu durchsichtigen Kraken dann den Namen Casper, in Anlehnung an das bekannte Trickfilm-Gespenst. Das Video wurde hunderttausendfach geschaut – doch erst jetzt berichten die Forscher im Fachmagazin Current Biology, welch weitreichendes Wissen über das Leben in der Tiefsee und über die ökologische Bedeutung von Manganknollen sie Casper und 28 weiteren Tiefseekraken entlocken konnten.

Tiefenrekord: Kraken bewachen ihr Gelege in mehr als 4000 Metern Tiefe
Caspers Auftritt vor der Kamera in einer Tiefe von 4290 Metern stellt bis heute die größte Tiefe dar, in der flossenlose Kraken jemals beobachtet wurden. Ein halbes Jahr zuvor hatten Forscher des Alfred-Wegener-Institutes, des GEOMAR, des Max-Planck-Institutes für Marine Mikrobiologie und des Zentrums für Marine Umweltwissenschaften (MARUM) im Peru-Becken im südöstlichen Pazifik weitere Tiere bislang unbekannter Krakenarten in einer Tiefe von 4120 bis 4197 Metern gefilmt und fotografiert. Die Aufnahmen der verwandten Arten gelangen mit dem Tauchroboter ROV Kiel 6000 und einem geschleppten Kamerasystem.

„Bis zu diesen Beobachtungen waren wir davon ausgegangen, dass diese Kraken nur bis in eine Tiefe von 2600 Metern vorkommen. Die jetzt entdeckten Arten aber besiedeln viel größere Tiefen“, sagt Erstautor Dr. Autun Purser vom Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI).

Ohne Manganknollen finden die Kraken keinen Laichplatz
Zwei der Kraken bewachten gerade ihr Gelege, als die Forscher ihre Kameras auf sie richteten. „Diese Tiere hatten ihre Eier in einer Tiefe von 4000 Metern an die Stängel abgestorbener Schwämme geheftet, welche wiederum auf Manganknollen gewachsen waren. Die Knollen dienten den Schwämmen als einziger Ankerpunkt auf dem sonst sehr schlammigen Untergrund. Das heißt, ohne die Manganknollen hätten die Schwämme an dieser Stelle nicht leben können und ohne Schwämme hätten die Kraken keinen Platz für ihr Gelege gefunden“, erzählt der AWI-Wissenschaftler.

Hinzukommt: Auch Kraken ohne Brut suchen die Nähe der Manganknollen und felsartigen Vorsprünge. „Auf den Videoaufnahmen ist zu erkennen, dass die Tiere den Meeresboden rund um die Knollen gereinigt haben. Dieser Eindruck entsteht vermutlich, weil die Tiere bei der Futtersuche mit ihren Armen im Sediment wühlen“, berichtet Co-Autor Henk-Jan Hoving vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung.

Dass Tiefseebewohner wie die Kraken Manganknollen in ihrem Lebensraum brauchen, zeigt das sogenannte DISCOL-Experiment aus den späten 1980er Jahren. Damals hatten deutsche Forscher ebenfalls im Peru-Becken durch Pflügen des Meeresbodens Manganknollen entfernt. In den Folgejahren beobachteten sie dann, welche Folgen dieser menschliche Eingriff für die Lebensgemeinschaft der Tiefsee hatte. Die Wissenschaftler der Expedition mit dem Forschungsschiff Sonne waren nun nach 26 Jahren noch einmal an die Stelle des DISCOL-Experimentes zurückgekehrt. Ihr Fazit: „Die Entnahme der Manganknollen führte damals dazu, dass die Gemeinschaft der fest am Boden siedelnden Tiere, zu der auch Schwämme gehören, fast vollständig zusammengebrochen ist. Auch nach 26 Jahren haben sich die Bestände ganzer Tiergruppen nicht erholt“, berichten die Autoren in der neuen Studie.

„Unsere neuen Beobachtungen zeigen, dass wir das Verhalten und die speziellen Anpassungen von Tiefseetieren an ihren Lebensraum kennen müssen, um nachhaltige Schutz- und Nutzkonzepte aufzustellen“, sagt AWI-Forscherin Antje Boetius, Leiterin der Sonne-Expedition in das Peru-Becken.

Kraken bewachen ihre Brut vermutlich viele Jahre lang
Sie stuft Casper und seine Artgenossen aus dem Peru-Becken als „besonders gefährdet“ ein – unter anderem deshalb, weil die Tiefseekraken nur sehr wenige Eier legen und außergewöhnlich lange Reproduktionszyklen haben. Forschungsergebnisse zeigen, dass der Nachwuchs von Kraken, die bei einer Wassertemperatur von drei Grad Celsius laichen, erst vier Jahre nach der Eiablage schlüpft. Am Grund des Peru-Beckens aber beträgt die Wassertemperatur gerade mal 1,5 Grad Celsius. „Wir vermuten deshalb, dass die Krakenembryos hier viele Jahre benötigen, um sich vollständig zu entwickeln“, so Antje Boetius. Störungen während dieser so wichtigen Zeit hätten mit großer Wahrscheinlichkeit schwerwiegende Folgen für den Krakennachwuchs.

Die in der aktuellen Studie vorgestellten Beobachtungsdaten stammen aus mehreren Expeditionen. Die Aufnahmen aus dem Peru-Becken wurden im Herbst 2015 während einer Fahrt des deutschen Forschungsschiffes Sonne gemacht. Die Tauchgänge des Roboters Deep Discovery an der hawaiianischen Necker-Insel gehörten zu einer Expedition des US-amerikanischen Forschungsschiffes Okeanos Explorer und fanden im Februar 2016 statt. Weitere Beobachtungen wurden während einer Fahrt des Forschungsschiffes Kilo Moana im Jahr 2011 gemacht.

Die Forschungsarbeiten wurden finanziert durch das EU-Projekt „Managing Impacts of Deep-seA reSource exploitation (MIDAS)“. Die Arbeiten von Bord des Forschungsschiffes Sonne ermöglichte das Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen des Projektes „Mining Impact of the Joint Programming Initative Healthy and Productive Seas and Oceans (JPIO)“.

Die Studie erscheint unter folgendem Titel im Fachjournal Current Biology:
• Autun Purser, Yann Marcon, Henk-Jan T. Hoving, Michael Veccione, Uwe Piatkowski, Deborah Eason, Hartmut Bluhm, Antje Boetius: Association of deep-sea incirrate octopods with mangan crusts and nodule fields in the Pacific Ocean, Current Biology, December 2016

Fotos der Tiefseekraken und ihrer Gelege finden Sieunter:
http://multimedia.awi.de/medien/pincollection.jspx?collectionName=%7Bccd28eb5-c6…

Attraktives Videomaterial des Tauchroboters ROV Kiel 6000 stellt Ihnen gern die Pressestelle des GEOMAR zur Verfügung (E-Mail: presse@geomar.de).

Eine Videosequenz mit Casper (89 Mb) finden Sie hier: http://oceanexplorer.noaa.gov/okeanos/explorations/ex1603/dailyupdates/media/vid…

Ihre wissenschaftlichen Ansprechpartner am Alfred-Wegener-Institut sind:
• Dr. Autun Purser (Tel: +49 (0)471 4831 – 1740; E-Mail: autun.purser@awi.de)
• Prof. Dr. Antje Boetius (Tel: +49 (0)471 4831 – 2269; E-Mail: Antje.Boetius@awi.de)

Das Alfred-Wegener-Institut forscht in der Arktis, Antarktis und den Ozeanen der mittleren und hohen Breiten. Es koordiniert die Polarforschung in Deutschland und stellt wichtige Infrastruktur wie den Forschungseisbrecher Polarstern und Stationen in der Arktis und Antarktis für die internationale Wissenschaft zur Verfügung. Das Alfred-Wegener-Institut ist eines der 18 Forschungszentren der Helmholtz-Gemeinschaft, der größten Wissenschaftsorganisation Deutschlands.

Quelle: idw

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Abwehrmechanismus von Algen kopiert: Cerdioxid schützt zuverlässig vor marinem Fouling

Petra Giegerich Kommunikation und Presse
Johannes Gutenberg-Universität Mainz

Cerdioxid-Nanopartikel greifen in die Kommunikation zwischen Bakterien ein und verhindern Biofilmbildung

Chemiker der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) haben eine Methode entwickelt, um das gefährliche Fouling im Meerwasser effektiv, günstig und umweltschonend zu bekämpfen. Fouling tritt zum Beispiel an Hafenanlagen, Schiffsrümpfen oder den Netzen von Aquakulturen auf, wenn sich Bewuchs von Bakterien, Algen oder Muscheln bildet. Die Schäden und Folgekosten können erheblich sein und werden allein in der Schifffahrt auf jährlich über 200 Milliarden Dollar geschätzt. Schutzanstriche, die aufgebracht werden, enthalten meist kupferhaltige Biozide. Deren Nachteil ist, dass die Umwelt darunter leidet und sich Resistenzen ausbilden können. Für ihre Alternative haben die Wissenschaftler um Prof. Dr. Wolfgang Tremel einen Abwehrmechanismus von Algen nachgeahmt und festgestellt, dass Nanopartikel aus Cerdioxid den Bewuchs effektiv unterbinden. Die Entdeckung könnte zur Herstellung neuer Schutzanstriche beitragen, die weit weniger umweltbelastend sind als die bisher verwendeten Schiffslacke.

Marine Algen nutzen sekundäre Stoffwechselprodukte zur chemischen Abwehr von pathogenen Mikroorganismen oder Fressfeinden. Die halogenierten Sekundärmetabolite schützen vor dem Bewuchs mit bakteriellen Biofilmen, Algen oder auch Seepocken, die sich auf größeren Algen, Schwämmen und anderen Lebewesen festsetzen können. Halogenierte Verbindungen der Rotalge Delisea pulchra verhindern zum Beispiel den Bewuchs mit Bakterien, wirken aber weder toxisch noch wachstumshemmend. Stattdessen torpedieren sie das „Quorum Sensing“, das heißt die Kommunikation zwischen Bakterien durch Botenstoffe, die zur Bildung von Biofilmen führt. Die halogenierten Verbindungen der Alge besitzen eine ähnliche Struktur wie diese Botenstoffe und können daher die Botenstoffe von dem Signalempfänger-Bakterium verdrängen. Letztlich verhindern sie damit, dass die bakterielle Genregulation auf Biofilmbildung umschaltet. Dieser Eingriff in die bakterielle Genregulation ist auch von pharmakologischem Interesse, denn pathogene Bakterien können sich durch die Bildung von Biofilmen, beispielsweise auf den Epithelien der Atemwege, dem Angriff der Immunabwehr oder der Wirkung von Antibiotika entziehen.

Den natürlichen Abwehrvorgang ahmen die Mainzer Chemiker mit Nanopartikeln aus Cerdioxid nach. „Feldversuche zeigen, dass Cerdioxid ein umweltfreundlicher Ersatz für Cuprit ist, das als Biozid neben Kupferthiocyanat und Kupferpyridin in Antifoulinglacken in Anteilen bis zu 50 Prozent enthalten ist“, erklärt Wolfgang Tremel vom Institut für Anorganische Chemie und Analytische Chemie der JGU. Kupferverbindungen sind jedoch giftig und reichern sich in der Umwelt an. Einige Länder wie Kanada und Dänemark haben deshalb auch die Verwendung von kupferhaltigen Antifoulings bereits stark eingeschränkt.

Kostengünstige und umweltfreundliche Alternative zu kupferhaltigen Bioziden
„Cerdioxid ist in jedem modernen Abgaskatalysator von Fahrzeugen enthalten. Es ist nicht giftig und chemisch extrem stabil“, ergänzt Karoline Herget, die ihre Doktorarbeit in dem Projekt durchgeführt hat. Sie ist davon überzeugt, dass Cerdioxid eine praktikable und kostengünstige Alternative zu konventionellen Bioziden ist.

Cerdioxid, ein Oxid des Seltenerd-Metalls Cer, fällt als Nebenprodukt bei der Gewinnung der Seltenen Erden an. Cer ist allerdings nicht selten, sein Preis ist daher vergleichbar mit dem von Cuprit (Kupfer(I)oxid), es wird aber in sehr viel geringeren Mengen eingesetzt. „Wir haben hier eine umweltverträgliche Komponente für eine neue Generation von Antifoulingfarben, die das natürliche Verteidigungssystem mariner Organismen nachahmen. Vor allem funktioniert es nicht nur im Labor, sondern auch im praktischen Einsatz in Gewässern“, fügt sie hinzu. Stahlplatten, die mit Lacken unter Verwendung von Ceroxid-Nanopartikeln beschichtet sind, können wochenlang dem Meerwasser ausgesetzt werden, ohne dass sich Ablagerungen von Bakterien, Algen, Muscheln und Seepocken bilden. Vergleichsproben, die nur mit normalen Wasserlacken gestrichen werden, zeigen im gleichen Zeitraum ein massives Fouling.

Biofilme sind praktisch allgegenwärtig. Sie kommen in Trinkwasserleitungen und Kläranlagen ebenso vor wie im Grundwasser, bei der Wasserfiltration und -kühlung, auf nahezu jeder Oberfläche (z.B. in Lebensmittelverpackungen, an Türgriffen, auf Druckknöpfen, Keybords oder anderen Kunststoffbauteilen) sowie im medizinischen Bereich wie etwa bei Kathetern. Die große Gefahr bei der Bekämpfung mit Bioziden und Antibiotika ist die Resistenzbildung. Dies könnte durch Oberflächenbeschichtungen mit Cerdioxid-Partikeln wirkungsvoll und umweltfreundlich umgangen werden. Das neue Verfahren kann daher Anwendung in Boots- und Außenanstrichen, Dachabdeckungen, Outdoor-Textilien, Polymermembranen für die Wasserentsalzung, Gehege für Aquakulturen oder vielen Kunststoffkomponenten finden.

Das Forschungsprojekt erfolgte in Kooperation mit der BASF und wurde in der Fachzeitschrift Advanced Materials publiziert.

Fotos/Abbildungen:
http://www.uni-mainz.de/bilder_presse/09_anorgchemie_fouling_cer_01.jpg
Wirkweise der bioinspirierten Bootsanstriche: Ähnlich wie das Enzym Haloperoxidase fungieren Cerdioxid-Nanopartikel als Katalysator für die Bildung von hypohalogeniger Säure, die in Folgereaktionen zu den halogenierten Sekundärmetaboliten umgesetzt wird.
Abb./©: Tremel Forschungsgruppe, JGU

http://www.uni-mainz.de/bilder_presse/09_anorgchemie_fouling_cer_02.jpg
Boote in einem Binnenhafen (Maas, Belgien) zum Test der unterschiedlich beschichteten Stahlplatten
Foto/©: R. Schröder, Tremel Forschungsgruppe, JGU

http://www.uni-mainz.de/bilder_presse/09_anorgchemie_fouling_cer_03.jpg
Edelstahlplatten wurden mit handelsüblicher Farbe (Hartlack und Softlack ohne Zusatz) für Schiffsrumpfanstriche behandelt und an einem Bootssteg in einem Binnenhafen befestigt. Nach 52 Tagen zeigten die Platten ohne Cerdioxid-Nanopartikel einen starken Bewuchs, die Platten mit Cerdioxid-Beschichtung dagegen nicht. Cu2O, der aktuelle Goldstandard, wird handelsüblichen Anstrichen in Gewichtsanteilen bis zu 50 Prozent zugesetzt.
Foto/©: Tremel Forschungsgruppe, JGU

Publikation:
Karoline Herget et al.
Haloperoxidase Mimicry by CeO2-x Nanorods Combats Biofouling
Advanced Materials, Online-Publikation, 29. November 2016
DOI: 10.1002/adma.201603823

Kontakt und weitere Information:
Professor Dr. Wolfgang Tremel
Institut für Anorganische Chemie und Analytische Chemie
Johannes Gutenberg University Mainz
55099 Mainz
Tel. +49 6131 39-25135
Fax +49 6131 39-25605
E-Mail: tremel@uni-mainz.de
http://www.ak-tremel.chemie.uni-mainz.de/index.php

Weitere Links:
http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/adma.201603823/abstract
https://www.uni-mainz.de/presse/52490.php (Pressemitteilung vom 02.07.2012 „Von der Natur inspiriert: Lacke mit bakteriziden Nanopartikeln gegen marines Fouling“)

Quelle: idw

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Biokunststoffe aus der Kläranlage

Dr. Christian Remenyi Abteilung Öffentlichkeitsarbeit
Gesellschaft Deutscher Chemiker e.V.

Eine Quelle für biologisch abbaubare Kunststoffe sind Bakterien im Primärschlamm. Kläranlagen mit entsprechend ausgelegten Reaktoren könnten den Bedarf an Biokunststoffen decken, ohne auf nachwachsende Rohstoffe zuzugreifen. Wie die Bakterien im Klärschlamm die Biokunststoffe herstellen und welches Potenzial somit in Deutschlands kommunalen Kläranlagen steckt, steht in den „Nachrichten aus der Chemie“.

Kunststoffe aus Erdöl tragen zu Ressourcenverbrauch und Umweltverschmutzung bei. Um die Abhängigkeit vom Rohstoff Erdöl zu reduzieren, sind Recycling und die Entwicklung umwelt- und ressourcenschonender Herstellungsverfahren für Kunststoffe entscheidend.

Primärschlamm aus kommunalen Kläranlagen eignet sich als Rohstoff für Biokunststoffe. Bakterien im Schlamm synthetisieren biologisch Polyhydroxyalkanoate (PHAs). Die Synthese verläuft in zwei Stufen: Zunächst werden kurzkettige Fettsäuren erzeugt, die dann nach Anreicherung bestimmter Bakterien im Klärschlamm zu PHAs polymerisieren. Die Bakterien nutzen diese kurz- oder mittelkettigen Polymere überwiegend als Energie- und Kohlenstoffspeicher. Die meisten Materialeigenschaften der kurzkettigen PHAs ähneln denen von Polypropylen und könnten dieses in vielen Anwendungen ersetzen.

Die Produktion von PHAs kann im Bypass zur Abwasserreinigung ablaufen, ohne die Reinigungsleistung der Kläranlage zu beeinflussen. Allein in Deutschland ließen sich mit passenden Reaktoren so in kommunalen Kläranlagen zurzeit etwa 157.000 Tonnen PHAs herstellen – das entspricht etwa 20 Prozent der im Jahr 2015 weltweit produzierten Biopolymere.

Umweltschutztechnik-Ingenieur Timo Pittmann erläutert in den „Nachrichten aus der Chemie“ die Schritte und Rahmenbedingungen der PHA-Herstellung und analysiert das Potenzial kommunaler Kläranlagen zur Biokunststoffproduktion. Die PDF-Datei des Beitrags gibt es bei der Redaktion der „Nachrichten aus der Chemie“ unter nachrichten@gdch.de.

Nahezu 60.000 anspruchsvolle Chemiker und Chemikerinnen aus Wissenschaft, Wirtschaft und Lehre informieren sich mit den „Nachrichten“ über Entwicklungen in der Chemie, in angrenzenden Wissenschaften sowie über gesellschaftliche und wirtschaftliche Aspekte. Kennzeichen der Zeitschrift der Gesellschaft Deutscher Chemiker sind das breite Spektrum der Berichte sowie das einmalige Informationsangebot an Personalien, Veranstaltungs- und Fortbildungsterminen.

Weitere Informationen:

http://www.nachrichtenausderchemie.de

Quelle: idw

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Große Windparks bremsen den Wind und senken die Energieeffizienz

Dr. Eberhard Fritz Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für Biogeochemie

Windenergie trägt maßgeblich zum steigenden Anteil kostengünstiger, erneuerbarer Energie bei. Aber kann sich dieser Trend über die nächsten Jahrzehnte weiter so fortsetzen? Eine neue Studie von Wissenschaftlern des Max-Planck-Instituts für Biogeochemie in Jena, gerade erschienen in den Proceedings of the National Academy of Sciences, USA, senkt diese Erwartung für die großflächige Energiegewinnung mit Windparks erheblich.

Die Autoren der Studie bestimmten, wieviel Energie sich bestenfalls aus Windkraft erzeugen lässt und wie sich dies auf die Effizienz jeder einzelnen Windkraftanlage auswirkt. Jede Windkraftanlage entzieht dem Wind Energie, sodass viele Anlagen großräumig zu verringerten Windgeschwindigkeiten in der Atmosphäre führen sollten. Dieser Effekt geht über den Windschatten hinter jeder einzelnen Anlage hinaus. Die langsamere Windgeschwindigkeit verringert dann die Energieerzeugung jeder einzelnen Windkraftanlage.

Durch Berücksichtigung dieses Effekts konnten die Autoren die starke Diskrepanz zwischen theoretisch modellierten und datenbasierten Abschätzungen der Windenergie erklären, welche einerseits aus großskaligen Klimamodellen und andererseits aus Beobachtungen lokaler Windgeschwindigkeitsmessungen und kleiner Windparks stammen. Dr. Lee Miller, Erstautor der Studie, erklärt: „Man sollte nicht annehmen, dass die Windgeschwindigkeiten unverändert bleiben, wenn man viele Windkraftanlagen in einer Region installiert. Auch wenn die aus Klimamodellen berechneten Windgeschwindigkeiten nicht ganz realistisch sind, so können diese Modelle den Effekt von vielen Windkraftanlagen dennoch simulieren. Wenn man beobachtete Windgeschwindigkeiten nutzt um Windenergieerzeugung abzuschätzen, kann man diesen Effekt aber nicht erfassen.“ Das im Modell errechnete Abbremsen des Winds reduziert die Effizienz der einzelnen Windkraftanlagen gewaltig. Die Autoren berechneten, dass dadurch die Energieerzeugung jeder einzelnen Anlage um bis zu 80% reduziert sein kann.

Die Forscher berechneten mit einem Klimamodell in einer Reihe von Szenarien, wieviel Windenergie maximal über allen Kontinenten genutzt werden kann. Die Ergebnisse zeigen, dass auf nur 3-4% der Landoberfläche mehr als 1 Watt Strom pro Quadratmeter erzeugt werden kann, mit typischen Raten von 0,5 Watt oder weniger. Diese Berechnungen stimmen mit anderen Klimamodellrechnungen überein, sind aber nur ein Bruchteil der Abschätzungen, die auf gemessenen Windgeschwindigkeiten beruhen. Diesen Unterschied konnten die Forscher auf schwächere Geschwindigkeiten zurückführen, die im Klimamodell um 40-50% reduziert werden. Da Windgeschwindigkeiten überproportional die Stromerzeugung von Windkraftanlagen beeinflussen, führte deren Abbremsen zu deutlich niedrigerer Windenergieerzeugung in den Klimamodellrechnungen und zu der drastisch reduzierten Effizienz der einzelnen Windkraftanlagen.

Dr. Axel Kleidon, Gruppenleiter am Max-Planck-Institut für Biogeochemie, führt aus, dass es sich hierbei um hypothetische Szenarien der Windenergienutzung handelt. Allerdings weist er darauf hin, dass diese Ergebnisse hoch relevant für den zukünftigen Ausbau der Windenergie sind: „Wir finden diese dramatischen Effekte bei Abständen zwischen einzelnen Windkraftanlagen, wie man sie heutzutage häufig in Windparks auf Land antrifft.“ Kleidon plant, seine Berechnungen mit Messungen heutiger Windparks abzugleichen, um zu testen ob der Bremseffekt schon sichtbar wird. Für den weiteren Ausbau der Windenergie würde dies bedeuten, dass man wahrscheinlich auf deutlich größere Abstände zwischen den Windkraftanlagen setzen sollte, um die heutige Effizienz von Windenergieerzeugung auch in Zukunft zu erreichen.

Die Studie wurde online im Wissenschaftsjournal „Proceedings of the National Academy of Sciences, USA“ am 14.November 2016 veröffentlicht.

Originalveröffentlichung:
Wind speed reductions by large-scale wind-turbine deployments lower turbine efficiencies and set low generation limits. Lee M. Miller and Axel Kleidon (2016)
www.pnas.org/cgi/doi/10.1073/pnas.1602253113

Kontakt:
Dr. Axel Kleidon
Max Planck Institut für Biogeochemie
Hans-Knöll-Str. 10
07745 Jena
Tel.: 03641 57 6217
E-mail: akleidon@bgc-jena.mpg.de

Weitere Informationen:
https://www.bgc-jena.mpg.de/index.php/BTM/Home/ Webseite der Forschungsgruppe

Quelle: idw

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Nachhaltige Biomasse aus dem All erkennen

Dr. Torsten Gabriel Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V.

Mit modernster Satellitentechnik Rodungen und andere Flächenumwandlungen aufspüren –
Bundeslandwirtschaftsminister Schmidt bewilligt im Rahmen der 22. Klimakonferenz in Marrakesch wichtiges Nachhaltigkeitsprojekt

„Die Bioökonomie geht einher mit einem weltweit steigenden Handelsaufkommen an Biomasse. Dies mit dem Schutz wertvoller Lebensräume und dem Klimaschutz in Einklang zu bringen – dabei kann uns das neue GRAS-System unterstützen. GRAS soll uns künftig noch umfangreichere und genauere Daten zu noch mehr land- und forstwirtschaftlichen Flächen weltweit liefern und so den Aufbau nachhaltiger und entwaldungsfreier Lieferketten erleichtern. Damit kann ein wichtiger Beitrag zur Reduktion der klimaschädlichen Emissionen aus Entwaldungen geleistet werden.“ sagte Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt am 12. November in Marrakesch anlässlich der Übergabe des Zuwendungsbescheides an die Global Risk Assessment Services GmbH. Das Unternehmen aus Köln erhält bis 2019 eine Förderung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) für die Weiterentwicklung des GRAS-Systems.
Die Internet-Plattform GRAS steht für Global Risk Assessment Services. Das BMEL hatte bereits die Entwicklung des ersten Prototypen gefördert, der seit 2015 unter gras-system.org online ist und anhand von Satellitendaten Informationen zu Anbauflächen nachwachsender Rohstoffe und zu Landnutzungsänderungen liefert.

Aktuelle Satellitengenerationen wie die seit 2014 bzw. 2015 im All befindlichen Sentinel-1- und -2-Satelliten aus dem Copernicus-Programm der ESA liefern immer bessere Bilder der Erde. Dank einer Auflösung von bis zu fünf Metern pro Pixel, dank Spektral- und wolkendurchdringender Radartechnik können Flächennutzungen immer verlässlicher erkannt werden. Und da die Informationen regelmäßig alle fünf bis zehn Tage zur Verfügung stehen, lassen sich auch Entwicklungen im Zeitablauf ablesen und etwa der Zeitpunkt von Rodungen und der anschließenden landwirtschaftlichen Nutzung sicher nachweisen. Von diesem technischen Fortschritt soll nun auch das System GRAS profitieren. Im Ergebnis können Auditoren im Rahmen einer Nachhaltigkeitszertifizierung beispielsweise Unternehmen, die Rodungen vornehmen, aus Lieferketten ausschließen. Wichtig ist dabei, dass man auch die Wiederanpflanzung von bereits bestehenden Plantagen von der Regenwaldrodung unterscheiden kann.

Die Arbeitsagenda im Projekt ist technisch anspruchsvoll, denn das System muss nun noch deutlich größere Datenmengen aus verschiedenen Quellen verarbeiten. Zudem wollen die Forscher weitere Nachhaltigkeitsinformationen an die Geodaten koppeln, zum Beispiel zur Artenvielfalt, zur Ressource Wasser oder zu sozialen Indikatoren. Zudem soll eine Warnfunktion bei Waldbränden und die Erkennung von kleinräumigen Entwaldungen integriert werden. Schließlich sind auch neue Abschätzungen der ober- und unterirdischen Kohlenstoffgehalte von Flächen und die Darstellung der Ergebnisse in Kohlenstoff-Karten geplant.

Der erste GRAS-Prototyp war für Anwendungen in der Landwirtschaft konzipiert. Die Weiterentwicklung soll stärker auf die Bedürfnisse einer nachhaltigen Forstwirtschaft ausgerichtet sein und die Bekämpfung illegaler Rodungen unterstützen.

Auch das Spektrum der durch GRAS II abgedeckten Länder soll sich erweitern und Staaten in Süd- und Mittelamerika, Südostasien, Afrika und Australien abdecken, ebenso wie weitere europäische Länder.

Das ab 2020 zur Verfügung stehende erweiterte GRAS-System soll einen praktischen Beitrag zur ökologisch und sozial nachhaltigen Biomassegewinnung leisten. Es kann Unternehmen der Bioökonomie, aber auch weitere Anwender dabei unterstützen, nachhaltige und entwaldungsfreie Lieferketten aufzubauen und somit auch einen Beitrag zum Klimaschutz leisten.

Das BMEL fördert das Vorhaben über seinen Projektträger Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR). Informationen stehen auf fnr.de unter dem Förderkennzeichen 22015416 zur Verfügung.

Weitere Informationen:
https://www.gras-system.org/
http://www.fnr.de/projektfoerderung/projekte-und-ergebnisse/projektverzeichnis/
http://www.fnr.de/index.php?id=11150&fkz=22015416

Quelle: idw

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Ozeanworkshop für Jugendliche: Jetzt bewerben!

Dr. Andreas Villwock Kommunikation und Medien
GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel

Jugendliche ab 16 Jahren sind ab sofort aufgerufen, sich für einen zweiwöchigen Ozeanworkshop zu bewerben, der im September 2017 auf Helgoland stattfindet. Er wird organisiert von den Schülerlaboren und Schulprogrammen des GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel, der Biologischen Anstalt Helgoland des Alfred-Wegener-Instituts Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) und des Helmholtz-Zentrums Geesthacht. Der Workshop ist Teil des Wissenschaftsjahres 2016*17 – Meere und Ozeane.

(Gemeinsame Pressemitteilung des GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel, des Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung und des Helmholtz-Zentrum Geesthacht)

Schülerinnen und Schüler, die mehr über das Meer und speziell die Ozean- und Küstenforschung erfahren wollen, haben ab sofort die Chance, sich auf einen der 20 Plätze beim Ozeanworkshop „Mehr Meer 2017″ auf der Nordseeinsel Helgoland zu bewerben. Gesucht werden Jugendliche ab 16 Jahren, die mit Gleichgesinnten und Experten zwei Wochen lang Themen der Meeresforschung kennenlernen und Messmethoden erproben möchten. Beim Experimentieren im Labor, in der Diskussion mit Fachleuten vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel, Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) Helgoland und vom Helmholtz-Zentrum Geesthacht (HZG), aber auch auf Exkursionen und Beprobungen rund um die Insel entdecken die Jugendlichen die Vielfalt der Fachgebiete, die zu den Meereswissenschaften beitragen. Dabei sind Initiative, Teamgeist und Begeisterungsfähigkeit gefragt sowie Arbeitswille und sogar Seefestigkeit, die möglicherweise schon bei der Überfahrt auf die Hochseeinsel auf die Probe gestellt werden wird.

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert den Workshop, die Anreise und die Aufenthaltskosten der Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus allen Teilen der Bundesrepublik im Rahmen des Wissenschaftsjahrs 2016*17 – Meere und Ozeane. Allerdings ist für eine erfolgreiche Bewerbung neben den üblichen Unterlagen noch eine eigene Stellungnahme zum Thema „Erforschung, Nutzung und Schutz der Meere: Was ist nötig und was ist möglich?“ gefragt, die als Aufsatz, Video oder beispielsweise auch als Comic-Strip eingereicht werden kann. Einzelheiten hierzu sind auf der Webseite des Workshops zu finden. Bewerbungsschluss ist der 31. März 2017.

„Wir hoffen, dass Jugendliche aus allen Bundesländern am Workshop teilnehmen werden“, erklärt Dr. Joachim Dengg vom GEOMAR Kiel, der das Projekt koordiniert. Dr. Antje Wichels vom Schülerlabor OPENSEA am AWI Helgoland, die Gastgeberin vor Ort, erläutert: „Nach unserer Erfahrung werden oft gerade die Schülerinnen und Schüler, die weit weg von der Küste wohnen, von den neuen Eindrücken in unseren Kursen am meisten angesprochen.“ „Aber auch das eigenständige Arbeiten ohne den schulischen Notendruck macht einen wesentlichen Teil solcher Workshops aus“, fügt Dr. Sabine Mendach hinzu, die im HZG-eigenen Schülerlabor „Quantensprung“ in Geesthacht ausgiebige Erfahrung mit der Arbeit mit Jugendlichen hat.

Alle drei freuen sich auf zwei spannende Wochen im nächsten Herbst, mit vielen guten Projekten, in die auch die Anregungen aus den Stellungnahmen der Bewerberinnen und Bewerber einfließen werden.

Weitere Informationen und Unterlagen zur Bewerbung auf
http://www.helmholtz.de/mehrmeer2017
oder auf
http://www.facebook.com/mehrmeer2017

Weitere Informationen:
http://www.geomar.de Das GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel
http://www.awi.de Das Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung
http://www.hzg.de Das Helmholtz-Zentrum Geesthacht

Quelle: idw

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Frühwarnsignale für Seen halten nicht, was sie versprechen

Angelina Tittmann Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)

Seen reagieren oft abrupt auf Umweltveränderungen wie steigende Temperaturen oder erhöhte Nährstoffkonzentrationen. Werden bestimmte Grenzwerte erreicht, kann sich ein See plötzlich grün färben oder ganz „kippen“. Es kommt zu Algenblüten. Solche Veränderungen sind meist unumkehrbar und beeinflussen langfristig die Lebensgemeinschaften unter Wasser. Wissenschaftler vom Berliner Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) haben gemeinsam mit internationalen Kollegen getestet, welche Frühwarnsignale sich für die Prognose solcher Ereignisse in Seen eignen. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie kürzlich in der Fachzeitschrift „Proceedings of the National Academy of Sciences“.

Ökosysteme können sich plötzlich und grundlegend verändern. Wissenschaftler bezeichnen dieses Phänomen als Tipping Points (Wendepunkte). Sie können trotz nahezu gleichbleibender äußerer Bedingungen auftreten und führen in Seen zu bleibenden Veränderungen, sogenannten Regimewechseln. Theoretisch lassen sich derartige Regimewechsel mithilfe statistischer Frühwarnsignale vorhersagen. Doch wie zuverlässig sind die Signale?

„Tritt ein solches Ereignis in einem Ökosystem auf, ist es schwierig oder sogar unmöglich, die ursprüngliche Situation wiederherzustellen“, betont Prof. Dr. Rita Adrian, Mitautorin der Studie. Aus diesem Grund sei es wichtig, Alarmsignale für anstehende Veränderung frühzeitig zu erkennen.

Gemeinsam mit einem internationalen Team hat die IGB-Wissenschaftlerin verschiedene statistische Indikatoren in langen Datenreihen von Seen getestet, die als Frühwarnsignale gelten. Die Ergebnisse zeigen, dass Vorhersagen zwar funktionieren können, bislang jedoch nicht in allen Fällen auf natürliche Ökosysteme anwendbar sind.

Weltweit sind Seen von plötzlich auftretenden Systemveränderungen betroffen
Für die Studie untersuchten die Wissenschaftler fünf Seen, für die jeweils Langzeitdaten über mehrere Jahrzehnte vorlagen, darunter der Müggelsee in Berlin und der Lake Washington in den USA. Alle Gewässer zeigten eine Gemeinsamkeit: Sie unterlagen plötzlich auftretenden und langfristig anhaltenden Systemveränderungen.

„Im Müggelsee sank beispielsweise 1990 die Biomasse der im See vorkommenden Algen abrupt und langanhaltend um fast die Hälfte“, sagt Adrian. „Einige Zooplankton-Arten wie zum Beispiel eine Copepodenart konnten wir daraufhin weniger häufig beobachten, eine andere Copepodenart breitete sich hingegen aus.“ Diese Veränderung an der Basis der Nahrungskette wirkte sich auf die Populationsdichten und die Artenzusammensetzung im See aus. Eine Verbesserung der Lichtverhältnisse im See förderte zugleich die Ausbreitung von Wasserpflanzen.

Bei einem Großteil der untersuchten Seen erkannten die Forscher tatsächlich Frühwarnsignale, in einigen Fällen sogar mehrere Jahre bevor die Veränderung eintrat. Insgesamt war die Aussagekraft der vier getesteten Frühwarnsignale (Autokorrelation, Verteilung, Varianz und Erholungszeit nach Störung) jedoch nicht eindeutig. Frühwarnindikatoren als Methode seien deshalb zwar vielversprechend, aber entgegen vieler Hoffnungen noch nicht für eine allgemeine Anwendung geeignet, lautet das Fazit der Forscher. Das macht es bislang unmöglich, schon vor einer potenziellen Krise entsprechende Gegenmaßnahmen zu ergreifen.

Prognosen brauchen Rückblicke und bessere Daten
„Wir können Frühwarnsignale nur entdecken und für das Gewässermanagement nutzen, wenn ausreichend Langzeitdaten für die betroffenen Seen vorliegen“, betont Rita Adrian. Dieses „Fenster in die Vergangenheit“ sei aber nicht der einzige Schlüssel zum Erfolg: Die Methoden für die Datengewinnung müssen ebenfalls weiterentwickelt werden. „Automatisierte Messstationen, wie z.B. die Müggelsee-Messstation in Berlin, auf der physikalische und biologische Werte in hoher zeitlicher Auflösung erfasst werden, könnten es in Zukunft ermöglichen, Regimewechsel besser vorherzusagen“, sagt Rita Adrian.

Zur Studie:
Evaluating early-warning indicators of critical transitions in natural aquatic ecosystems, Alena Sonia Gsell, Ulrike Scharfenberger, Deniz Özkundakci, Annika Walters, Lars-Anders Hansson, Annette B. G. Janssen, Peeter Nõges, Philip C. Reid, Daniel E. Schindler, Ellen van Donk, Vasilis Dakos & Rita Adrian
Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS), 23 November 2016 (Early Edition)
http://www.pnas.org/content/early/2016/11/21/1608242113.full

Ansprechpartner:
Rita Adrian
Leibniz-Institut Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)
Müggelseedamm 310
12587 Berlin
E-Mail: adrian@igb-berlin.de
Telefon: +49 (0)30 64181 680

Alena Gsell
Netherlands Institute of Ecology (NIOO-KNAW)
Droevendaalsesteeg 10, 6708BP Wageningen, Niederlande
E-Mail: a.gsell@nioo.knaw.nl
Telefon: +31 (0)317 473 531

Zum IGB:
http://www.igb-berlin.de

Die Arbeiten des IGB verbinden Grundlagen- mit Vorsorgeforschung als Basis für die nachhaltige Bewirtschaftung der Gewässer. Das IGB untersucht dabei die Struktur und Funktion von aquatischen Ökosystemen unter naturnahen Bedingungen und unter der Wirkung multipler Stressoren. Forschungsschwerpunkte sind unter anderem die Langzeitentwicklung von Seen, Flüssen und Feuchtgebieten bei sich rasch ändernden globalen, regionalen und lokalen Umweltbedingungen, die Entwicklung gekoppelter ökologischer und sozioökonomischer Modelle, die Renaturierung von Ökosystemen und die Biodiversität aquatischer Lebensräume. Die Arbeiten erfolgen in enger Kooperation mit den Universitäten und Forschungsinstitutionen der Region Berlin/Brandenburg und weltweit. Das IGB gehört zum Forschungsverbund Berlin e. V., einem Zusammenschluss von acht natur-, lebens- und umweltwissenschaftlichen Instituten in Berlin. Die Einrichtungen sind Mitglieder der Leibniz-Gemeinschaft.

Quelle: idw

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Nährstoffhaushalt einer neuentdeckten „Todeszone“ im Indischen Ozean auf der Kippe

Dr. Manfred Schloesser Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für marine Mikrobiologie

In den großen Sauerstoff-freien Bereichen der Ozeane, den so genannten Todeszonen, entweichen aufgrund mikrobieller Prozesse große Mengen an Stickstoff als Gas. Stickstoff ist ein Schlüsselelement für alles Leben auf der Erde. Diese Art von Todeszonen findet man an den Westküsten Nord- und Südamerikas, Namibias und auch an der Westküste Indiens im Arabischen Meer.

Jetzt publiziert ein Team von Wissenschaftlern in der Fachzeitschrift Nature Geoscience seine Forschungsergebnisse und zeigt, dass sich eine weitere Todeszone im Golf von Bengalen im nordöstlichen Indischen Ozean über eine Fläche von 60 000 Quadratkilometern in einer Wassertiefe zwischen 100 und 400 Metern ausbreitet. Mit dabei im Team waren Forscher von der University of Southern Denmark (SDU), dem Bremer Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie (MPIMM) und dem National Institute of Oceanography (NIO) of India. Erstautorin Laura Bristow, früher Wissenschaftlerin an der SDU und jetzt am Bremer MPIMM, sagt: “ Die Situation im Golf von Bengalen hat uns lange Zeit vor ein Rätsel gestellt, denn mit herkömmlichen Messmethoden konnte zwar kein Sauerstoff nachgewiesen werden, trotzdem gab es keinerlei Anzeichen von Stickstoffverlusten, die für andere Todeszonen so typisch sind.“
Das Forscherteam konnte jetzt mit neuen empfindlichen Sauerstoffsensoren das Vorhandensein minimaler Konzentrationen an Sauerstoff nachweisen, die aber 10 000 Mal niedriger waren als im sauerstoffgesättigten Oberflächenwasser. Jene Mikroorganismen, die in anderen Todeszonen für die Stickstoffentfernung zuständig sind, gab es auch in diesen Wasserproben. Messungen zeigten, dass diese Mikroorganismen zwar auch im Golf von Bengalen Stickstoff entfernten, allerdings viel langsamer als in anderen Todeszonen. Laura Bristow führt weiter aus.“ Das ist schon eine verrückte Sache. Die Mikroben sind anwesend und könnten große Mengen an Stickstoff entfernen, werden aber durch die minimalen Spuren von Sauerstoff an ihrem Job gehindert.“
Wajih Naqvi, früher Direktor am NIO und Ko-Autor der Studie, fügt hinzu:“ Wenn auch die letzten Reste an Sauerstoff weg sind, wird der Golf von Bengalen plötzlich zu einer Stickstoffsenke mit globalen Auswirkungen.“ Diese dann auftretenden Stickstoffverluste würden den Stickstoffhaushalt und damit die Produktivität der marinen Lebensgemeinschaften verändern. Experten sagen, dass die Klimaveränderung die Atmosphäre und die Meere erwärmen und sich damit die Todeszonen ausweiten werden. Ob die Auswirkungen des Klimawandels den letzten Sauerstoff aus dem Golf von Bengalen entfernen werden, ist noch nicht sicher. Doch auch die hohe Bevölkerungsdichte und der damit verbundene hohe Nährstoffeintrag könnten im Golf von Bengalen dem Sauerstoff den Rest geben. Laura Bristol spricht warnende Worte: „Wir werden sehen, wie es mit dieser Todeszone weitergeht. Sicher ist, dass der Golf von Bengalen auf der Kippe steht. Jetzt brauchen wir mathematischen Modelle, um die potentiellen Auswirkungen auf den Stickstoffkreislauf im Golf von Bengalen, aber auch weltweit, zu verstehen.“

Weitere Informationen
Dr. Laura Bristow, +49 421 2028 634, lbristow@mpi-bremen.de
Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie, Celsiusstr. 1, D-28359 Bremen
Oder wenden Sie sich an die Presseabteilung:
Dr. Manfred Schlösser, +49 421 2028704, mschloes@mpi-bremen.de
Dr. Fanni Aspetsberger, +49 421 2028947, faspetsb@mpi-bremen.de
Institutionen

Department of Biology and Nordic Center for Earth Evolution (NordCEE), University of 
Southern Denmark, Campusvej 55, 5230 Odense M, Denmark.
Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie, Celsiusstraße 1, D-28359 Bremen
School for Marine Science and Technology, University of Massachusetts Dartmouth, 706 South 
Rodney French Blvd, New Bedford, MA 02744-1221, USA.
CSIR-National Institute of Oceanography, Dona Paula, 403 004, Goa, India,
Department of Biological Sciences, Aarhus University, Building 1540, DK-8000 Aarhus C, Denmark.

Originalartikel
N2 production rates limited by nitrite availability in the Bay of Bengal oxygen 
minimum zone
L.A. Bristow, C.M. Callbeck, M. Larsen, M.A. Altabet, J. Dekaezemacker, M. Forth, M. Gauns, R.N. Glud, M.M.M. Kuypers, G. Lavik, J. Milucka, S.W.A. Naqvi, A. , Pratihary, N.P. Revsbech, B. Thamdrup, A.H. Treusch, D.E. Canfield. Nature Geoscience 2016, DOI 10.1038/ngeo2847

Weitere Informationen:
http://www.mpi-bremen.de Webseite des Max-Planck-Instituts für Marine Mikrobiologie

Quelle: idw

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Im Winter trägt der Hirsch Schal und Wildschweine erhalten eine Haarverlängerung

Eva Goris Kommunikation
Deutsche Wildtier Stiftung

Deutsche Wildtier Stiftung: So kommen Wildtiere gut durch die Kälte

Wildtiere brauchen bei Minusgraden ein dickes Fell, um Kälte abzuwettern. Der Fellwechsel ist jetzt abgeschlossen; Väterchen Frost kann kommen. Wie funktioniert die haarige „Funktionsjacke“? Sie arbeitet ähnlich wie funktionelle Winterkleidung nach dem Schichten-Prinzip mit Luftkammern. Fette helfen obendrein die Körperwärme zu halten. Die Wildtiere machen sich im Winter im Wortsinn „dicke“: Vögel plustern sich auf, Säugetiere tragen wollige „Unterwäsche“.
Damit der Hirsch gut durch den Winter kommt, wachsen ihm neue Haare. Seine Fellfarbe wandelt sich von einem glänzenden sommerlichen Rot in ein gedecktes winterliches Grau. „Das Winterhaar der Hirsche ist doppelt so lang wie im Sommer, es ist wesentlich spröder und hat einen anderen Querschnitt“, sagt Hilmar Freiherr von Münchhausen, Geschäftsführer der Deutschen Wildtier Stiftung. Unter der äußeren Decke wachsen Wollhaare, die wie eine wärmende Thermo-Unterwäsche beim Menschen Schutz gegen die Kälte bieten. „Die Wollhaare stehen sehr dicht. Luftpolster zwischen den Haaren sorgen zusätzlich für Isolation und auch die Temperaturleitfähigkeit der Haare ist deutlich herabgesetzt.“ Damit ist der Rothirsch perfekt gegen eisige Temperaturen gewappnet. Am auffälligsten ist der Haarwuchs der Hirsche am Hals – seine prächtige Mähne sieht einem warmen Wollschal sehr ähnlich. Doch sie hat nicht nur eine wärmende Aufgabe. „Während der Brunft ist die stolze Mähne an die Menge des Sexualhormons Testosteron gebunden: Je länger die Mähne, desto mehr Testosteron steckt in dem Prachtkerl.“ So dienen Haare bei Wildtieren nicht nur als Wärmeschutz, sondern auch als wichtiges Kriterium bei der Partnerwahl.

Auch im Wildschwein-Fell sind zwischen den Haaren Luftkammern eingeschlossen, die die Abgabe der Körperwärme verhindern. Jetzt im Dezember ist der Fellwechsel bei Wildschweinen abgeschlossen. Sie haben sich das Sommerfell an Bäumen abgescheuert, sind so die alten Haare losgeworden. Das Winterhaar kommt ebenfalls in dunkelgrau bis schwarz daher – und eine auffällige Haarverlängerung stand an: Denn die borstigen Deckhaare sind deutlich länger als im Sommer. Darunter liegt die kurze, dicke Unterwolle. „An besonders frostigen Tagen rotten sich die Tiere auch mit ihren Artgenossen zusammen, um sich gegenseitig zu wärmen“, erklärt von Münchhausen.
Wer im Wasser lebt, braucht eine gute Portion Schmierfett, um sich vor klirrender Kälte zu schützen. Der Fischotter hat zwar ein perfektes „Funktionsjacken“-Fell mit etwa 50.000 Haaren pro Quadratzentimeter – und damit den dichtesten Winterpelz aller heimischen Säugetiere. Doch auch bei ihm spielt Fett als Kälteschutzmittel eine wichtige Rolle. Er produziert ein öliges Drüsensekret, das wasserabweisend wirkt. Damit wird das Fell ordentlich „bearbeitet“. Dasselbe Wärmeschutzprinzip wenden Wasservögel an: Ihre Federn sind gut eingefettet. Enten haben eine spezielle Fettdrüse an der Oberseite der Schwanzwurzel, die sogenannte Bürzeldrüse. Das Fett aus dieser Drüse verteilen sie mit dem Schnabel im Federkleid – eine gute Portion Pomade ist in diesem Fall überlebenswichtig.

Kontakt:
Eva Goris, Pressesprecherin, Christoph-Probst-Weg 4, 20251 Hamburg,
Telefon 040 9707869-13, Fax 040 9707869-19,
E.Goris@DeutscheWildtierStiftung.de, www.DeutscheWildtierStiftung.de

Weitere Informationen:
http://www.Presse.DeutscheWildtierStiftung.de

Quelle: idw

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Forscher entwickeln Unterwasser-Observatorium

Dr. Michael Welling Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Johann Heinrich von Thünen-Institut, Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei

Neues Gerät soll vor Helgoland automatisch die Plankton-Lebensgemeinschaft erfassen

Die Weiten des Meeres und dessen zeitweise harschen Bedingungen stellen Meeresforscher häufig vor schwierige Situationen. In der Nordsee nahe Helgoland haben Wissenschaftler des Thünen-Instituts für Seefischerei, des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) und des Helmholtz-Zentrums Geesthacht (HZG) jetzt ein außergewöhnliches Gerät ausgebracht: ein optisch-akustisches Unterwasser-Observatorium. Es ist in der Lage, kleinste Meereslebewesen unter Wasser zu erfassen und automatisch zu identifizieren – rund um die Uhr und selbst unter Bedingungen, unter denen kein Forschungsschiff den Hafen verlassen kann.

Mikroskopisch kleine Krebstiere, Fischlarven, Quallen sowie Jugendstadien vieler Schnecken und Stachelhäuter – all das wird zum Zooplankton gezählt. Es stellt die Basis der Nahrungskette im Meer dar, seine Verteilung und Vielfalt ist somit auch für viele Fischbestände und Meeressäuger von großer Bedeutung.

Das Zooplankton-Observatorium ist in der Lage, die Verteilungsmuster der Kleinlebewesen und Partikel mit einer hohen räumlichen und zeitlichen Auflösung automatisch zu erfassen, ohne die Lebensgemeinschaften durch Fanggeräte oder Probenahmen zu beeinflussen. Zusätzlich kann es die Verteilung und Sinkgeschwindigkeit kleiner organischer Partikel, den sogenannten „Schnee der Meere“, registrieren. Diese Partikel sind wichtiger Bestandteil der Kohlenstoffflüsse in den Ozeanen und haben somit Einfluss auf die klimatischen Bedingungen sowie deren Wandel.

Das Unterwasser-Gerät basiert auf der Kombination eines akustischen Doppler-Strömungsmessers (ADCP) mit einem Video-Plankton-Rekorder (VPR). Letzterer ist ein Unterwasser-Kamerasystem, das 15 hochaufgelöste Bilder pro Sekunde aufnehmen kann. Dadurch wird es möglich, Organismen ab einer Größe von 0,5 Millimeter zu beobachten und zu bestimmen – selbst fragile Arten wie gelatinöses Plankton, welches bei der traditionellen Probennahme mit Planktonnetzen häufig nicht erfasst wird. Der ADCP liefert eine dreidimensionale Vermessung des Strömungsfeldes und misst die akustische Rückstreustärke. Mit Hilfe dieser Daten lassen sich tägliche oder auch saisonale Wanderungsmuster von Zooplankton-Gemeinschaften untersuchen und Wanderungsgeschwindigkeiten ermitteln.

Das Zooplankton-Observatorium wurde von Dr. Boris Cisewski vom Thünen-Institut für Seefischerei und Dr. Klas Ove Möller vom Helmholtz-Zentrum Geesthacht (ehemals Institut für Hydrobiologie und Fischereiwissenschaft der Universität Hamburg) mit der Hilfe von spezialisierten Meerestechnik-Unternehmen entwickelt. Ende November wurde es vom wissenschaftlichen Tauchzentrum des AWI unter Mithilfe des Wasser- und Schifffahrtsamts Tönning mit dem Gewässerschutzschiff „Neuwerk“ ausgebracht.

Das neue Zooplankton-Observatorium ergänzt nun den Unterwasserknoten, welcher als Teil von COSYNA (Coastal Observing System for Northern and Arctic Seas) vom Helmholtz-Zentrum Geesthacht und Alfred-Wegener-Institut entwickelt und 2012 nördlich von Helgoland im AWI-Unterwasserexperimentalfeld MarGate in Betrieb genommen wurde. Dieser Unterwasserknoten – eine Unterwassersteckdose für Strom- und Internetanschluss unter Wasser – bietet die Möglichkeit, unterschiedliche Sensoren und Geräte unter Wasser anzuschließen und kurz- oder längerfristig per Fernzugriff zu betreiben. Der Knoten wird von Prof. Philipp Fischer, Wissenschaftler am AWI, in Zusammenarbeit mit dem Helmholtz-Zentrum Geesthacht betrieben, um u.a. die Fischfauna und Bodentiere zu untersuchen und zu vermessen. Das Zooplankton-Observatorium ergänzt die bereits ausgebrachten Messinstrumente in idealer Weise und soll nun zunächst für mehrere Monate Daten liefern.

Die drei verantwortlichen Wissenschaftler wollen die optisch-akustischen Daten, die das neue Zooplankton-Observatorium liefert, zusammen mit dem vom AWI erhobenen Langzeit-Datensatz „Helgoland Reede“ für weitergehende gemeinsame Untersuchungen verwenden. „Helgoland Reede“ gilt als einer der wertvollsten und detailliertesten Meeres-Datensätze der Welt, im täglichen Rhythmus werden dort Messwerte von Temperatur, Salz- und Nährstoffgehalt erhoben sowie die vorkommenden Tiere und Pflanzen analysiert.

Das Zooplankton-Observatorium wurde im Rahmen des Verbundprojekts AutoMAT („Anpassung und Weiterentwicklung von innovativen, nicht-invasiven Monitoringsystemen und Auswerteverfahren für die Fischereiforschung“) entwickelt. AutoMAT wurde vom Projektträger BLE (Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung) gefördert.

Ansprechpartner:
Dr. Boris Cisewski
Thünen-Institut für Seefischerei
Tel.: 040 38905-224
Mail: boris.cisewski@thuenen.de

Dr. Klas Ove Möller
Helmholtz-Zentrum Geesthacht (HZG)
Tel.: 04152 87-2371
Mail: klas.moeller@hzg.de

Prof. Dr. Philipp Fischer
Alfred-Wegener-Institut (AWI)
Tel.: 04725 819-3344
Mail: philipp.fischer@awi.de

Quelle: idw

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Auf Video: Bärtierchen-Sex

Judith Jördens Senckenberg Pressestelle
Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseen

Senckenberg-Wissenschaftler haben erstmals die Fortpflanzung von Bärtierchen dokumentiert. Im Rahmen einer Studie zum Lebenszyklus der Bärtierchen-Art Isohypsibius dastychi gelang es dem Görlitzer Wissenschaftlerteam in Kooperation mit der Universität Stuttgart das Sexualverhalten der winzigen Tiere auf Video festzuhalten. Sie zeigen, dass sich die achtbeinigen Tiere bis zu einer Stunde lang paaren und dabei ein sehr komplexes Vorspiel vollziehen. Die Studie ist kürzlich im Fachjournal „Zoological Journal of the Linnean Society“ erschienen.

Bärtierchen sind faszinierende Lebewesen: die winzigen Tiere mit ihrer namensgebenden, langsam tapsigen Fortbewegungsweise haben sich an vielfältige Lebensräume angepasst. Weltweit sind sie im Meer, Süßwasser oder in feuchten Lebensräumen an Land zu finden – dort können sie, unter anderem wegen ihrer Fähigkeit zur Kryptobiose – einem todesähnlichen Zustand -, Trockenperioden, Kälteeinbrüche, starke Schwankungen im Salzgehalt oder Sauerstoffmangel überstehen.

„Obwohl dieser Tierstamm aufgrund seiner Besonderheiten schon seit 245 Jahren im Fokus der Wissenschaft steht, ist über den Lebenszyklus und das Sexualverhalten getrennt-geschlechtlicher Bärtierchen-Arten bisher erstaunlich wenig bekannt“, erklärt Bodenzoologin Dr. Karin Hohberg vom Senckenberg Museum für Naturkunde in Görlitz und fährt fort: „Wir haben uns diesem Aspekt nun am Beispiel der Bärtierchen-Art Isohypsibius dastychi angenommen.“

Das Wissenschaftlerteam zeigt in der aktuell veröffentlichten Studie, dass das Paarungsverhalten der achtbeinigen Tiere komplexer ist als es bisher vermutet wurde. Im Rahmen ihrer Bachelorarbeit gelang es Jana Bingemer, Studentin an der Universität Stuttgart, über 30 Bärtierchen-Paare bei der Fortpflanzung zu beobachten und den Geschlechtsakt auf Video festzuhalten.

„Für uns überraschend war das Vorspiel, das zwischen den Bärtierchenpaaren stattfand“, erklärt Bingemer und fährt fort: „Die Partner stimulieren sich wechselseitig: das Männchen legt sich um den Kopf des Weibchens und hält sich dort mit seinem ersten Beinpaar fest und das Weibchen stupst ihren Partner so lange leicht mit ihren stilettartigen Mundwerkzeugen an, bis dieser seinen Samen ejakuliert.“ Dieser Vorgang wiederholt sich mehrfach während der bis zu einer Stunde andauernden Paarung. Währenddessen legt das Weibchen ihre Eier in ihr Häutungshemd ab und steigt zuletzt aus ihrer alten Haut. Die Befruchtung findet daraufhin außerhalb der Bärtierchenkörper im Häutungshemd statt. Taucht zum passenden Zeitpunkt kein Männchen auf, häutet sich das Weibchen ohne die Eier abzulegen. Die Eier verbleiben dann im Körper und werden binnen weniger Tage resorbiert. Nichtpaarungsbereite Weibchen werden von den männlichen Bärtierchen ignoriert.
„Die aktuelle Studie zeigt uns, dass sich die Bärtierchen auch in ihrem Fortpflanzungsverhalten extrem effektiv verhalten – Energie wird nur aufgewandt, wenn es sich auch lohnt“, schlussfolgert Hohberg.

Um das Sexualverhalten zu beobachten haben die Wissenschaftler weibliche von männlichen Bärtierchen getrennt und diese dann gezielt und unter Beobachtung wieder zusammengeführt – „nur so konnten wir die Paarung studieren und uns auch sicher sein, wie lange die Entwicklung nach der Eiablage andauert“, erzählt die Görlitzer Biologin Eine Gruppe wurde so bei einer Temperatur von 20 Grad, eine andere unter 12 Grad Celsius aufgezogen. Unter kälteren Bedingungen verlängerte sich die Generationszeit der Tiere von etwa 28 auf 44 Tage: die Bärtierchen waren sowohl später geschlechtsreif, als auch deutlich größer, als ihre unter wärmeren Bedingungen lebenden Artgenossen.

Kontakt
Karin Hohberg
Senckenberg Museum für Naturkunde Görlitz
Tel. 03581-47605531
Karin.Hohberg@senckenberg.de

Judith Jördens
Pressestelle
Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung
Tel. 069- 7542 1434
pressestelle@senckenberg.de

Link zum Video
www.youtube.com/user/SenckenbergFrankfurt

Publikation
Bingemer, J., Hohberg, K. and Schill, R. O. (2016), First detailed observations on tardigrade mating behaviour and some aspects of the life history of Isohypsibius dastychi Pilato, Bertolani & Binda 1982 (Tardigrada, Isohypsibiidae). Zool J Linn Soc, 178: 856-862. doi:10.1111/zoj.12435

Pressemitteilung und Bildmaterial finden Sie auch unter www.senckenberg.de/presse

Die Natur mit ihrer unendlichen Vielfalt an Lebensformen zu erforschen und zu verstehen, um sie als Lebensgrundlage für zukünftige Generationen erhalten und nachhaltig nutzen zu können – dafür arbeitet die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung seit nunmehr fast 200 Jahren. Diese integrative „Geobiodiversitätsforschung“ sowie die Vermittlung von Forschung und Wissenschaft sind die Aufgaben Senckenbergs. Drei Naturmuseen in Frankfurt, Görlitz und Dresden zeigen die Vielfalt des Lebens und die Entwicklung der Erde über Jahrmillionen. Die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung ist ein Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Das Senckenberg Naturmuseum in Frankfurt am Main wird von der Stadt Frankfurt am Main sowie vielen weiteren Partnern gefördert. Mehr Informationen unter www.senckenberg.de.

Quelle: idw

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Über 100.000 Klicks: Forscher der TU Kaiserslautern erklären Computerchips auf YouTube

Katrin Müller Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Technische Universität Kaiserslautern

Auf ihrem eigenen YouTube-Kanal erklären Elektrotechniker der TU Kaiserslautern komplexe Computerchips in Lehrvideos. Im Fokus dabei stehen sogenannte Zynq-Chips, die vielseitig einsetzbar sind. Die Videos erklären detailliert, welche Anwendungen sich mit diesen Bauteilen realisieren lassen. Vor allem Studentinnen und Studenten, aber auch die Industrie profitieren davon. Die Clips vermitteln Lernstoff, der in Vorlesungen aus Zeitgründen nicht ausführlich behandelt werden kann. Mit ihren YouTube-Videos, die sie in ihrem Studio auf dem Campus produzieren, haben die Kaiserslauterer Ingenieure bereits über 100.000 Klicks erreicht. Die meisten Nutzer stammen aus den USA.

Das Studium der Eingebetteten Systeme im Fachbereich Elektrotechnik und Informationstechnik an der TU Kaiserslautern vermittelt das Einmaleins der Computer-Architektur. Studentinnen und Studenten erlernen unter anderem, mit welchen digitalen Schaltkreisen und -elementen Mikroprozessoren oder Computerchips funktionieren. Um sich mit der Technik auseinanderzusetzen, bauen sie beispielsweise eigene Schaltkreise. „Dazu nutzen sie bestimmte Chips, sogenannte Field Programmable Gate Arrays, kurz FPGAs“, sagt Matthias Jung, der am Lehrstuhl für Entwurf Mikroelektronischer Systeme bei Professor Dr. Norbert Wehn an der TU Kaiserslautern forscht. Ein FPGA ist ein Chip, auf den eine Schaltung aufgespielt werden kann.

„Die Industrie nutzt sie in vielen Produkten, beispielsweise zur schnellen Signalverarbeitung, gerade wenn kleine Stückzahlen erforderlich sind“, so Jung weiter. „Sie sind wesentlich flexibler als andere Schaltungen, wie etwa sogenannte anwendungsspezifische integrierte Schaltungen, da man sie im Feld, also beim Kunden vor Ort, direkt neu konfigurieren kann. Fehler können so zum Beispiel schnell und kostengünstig behoben werden.“ Aufgrund ihrer einfachen Entwicklung können Technikkonzerne solche Systeme außerdem schnell auf den Markt bringen.

Seit ein paar Jahren gibt es eine neue Form: die Zynq-Chips. „Sie bestehen aus zwei Komponenten“, sagt Jung. „Neben einem freiprogrammierbaren Element wie bei herkömmlichen FPGAs gibt es zusätzlich einen Prozessor, auf dem Software ausgeführt werden kann.“

„Um herauszufinden, an welchen Stellen die Software viel Zeit verbraucht, nutzen wir ein gängiges Programmierwerkzeug, das Profiling“, erläutert Jung. In der Software, die auf dem Prozessor ausgeführt wird, laufen einzelne Arbeitsschritte nacheinander ab. Mit dem Zynq-Baustein ist es nun möglich, den rechenintensiven Teil der Software auf den integrierten FPGA auszulagern und parallel in Hardware rechnen zu lassen. „Diese sogenannten Hardwarebeschleuniger reduzieren somit die Gesamtlaufzeit des Systems und erhöhen die Energieeffizienz“, so Jung weiter.

Diese Technik sowohl auf Prozessor- als auch auf FPGA-Seite ist sehr komplex. „In Vorlesungen haben wir gar nicht genug Zeit, alle Details der Zynq-Plattform praxisnah zu erklären“, so Jung weiter. Damit der Ingenieurnachwuchs aber nicht das Nachsehen hat, hatten die Forscher eine Idee: Sie haben 2014 einen eigenen YouTube-Kanal ins Leben gerufen. „Wir stellen hier Tutorials ein, in denen wir Schritt für Schritt auf Englisch erklären, wie die Technik funktioniert und welche Anwendungen sich damit realisieren lassen“, sagt Jung.

Jung kümmert sich um die Technik und die Produktion der Videos, während Dr. Mohammad Sadegh Sadri als Moderator durchs Programm führt. Die Videos produzieren die Elektrotechniker in einem Studio auf dem Campus, das ihnen von Kollegen um Professor Dr. Hans Schotten aus dem Studiengang Medientechnik zur Verfügung gestellt wird. Es besitzt unter anderem einen Green-Screen. Damit können die Forscher die einzelnen Arbeitsschritte am Rechner direkt einblenden, ähnlich wie dies beim Wetterbericht im Fernsehen der Fall ist.

Die Reaktionen auf ihr Angebot sind sehr positiv. Ein Großteil der Nutzer stammt aus den USA. „Auf Konferenzen im Ausland werde ich oft darauf angesprochen“, so Jung. „Auch unsere Studenten schauen die Videos, um die Technik weiter zu erlernen.“ Mit ihrem Web-Angebot haben die Kaiserslauterer bereits Tausende von Nutzern erreicht: Vor kurzem haben sie die 100.000-Klick-Marke überschritten.

Der YouTube-Kanal der Kaiserslauterer Ingenieure: www.youtube.com/user/EMSUNIKL

Fragen beantworten:
Dipl.-Ing. Matthias Jung
Tel.: 0631 205- 3579
E-Mail: jungma@eit.uni-kl.de

Dr.-Ing. Christian Weis
Tel.: 0631 205-2711
E-Mail: weis@eit.uni-kl.de

Quelle: idw

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Hilfe vor und nach der letzten Zigarette

Dipl.-Ing. Mario Steinebach Pressestelle
Technische Universität Chemnitz

Raucherambulanz Chemnitz bietet Tabakentwöhnungskurse an, die von der Professur Klinische Psychologie und Psychotherapie der TU wissenschaftlich betreut werden

Das neue Jahr beginnt für viele mit dem guten Vorsatz, mit dem Rauchen aufzuhören. Gründe dafür gibt es viele. „Wer sich vom Glimmstängel verabschiedet, lebt länger und vor allem länger körperlich und psychisch gesund – das ist durch die Forschungsergebnisse der letzten Jahrzehnte zweifelsfrei bewiesen“, sagt Prof. Dr. Stephan Mühlig, Inhaber der Professur Klinische Psychologie und Psychotherapie an der Technischen Universität Chemnitz. Raucher haben nicht nur ein vielfach höheres Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken. „Auch andere Krebs-Erkrankungen wie Kehlkopf-, Lippen-, Magen-Darm- oder Blasenkrebs kommen bei Rauchern sehr viel häufiger vor als bei Nichtrauchern. Auch schwerwiegende chronische Atemwegs- und Herzkreislauferkrankungen wie beispielsweise die Chronische Bronchitis, Herzinfarkte, Gefäßverengungen, frühzeitige Erblindung und Potenzprobleme werden im Wesentlichen durch das Zigarettenrauchen mitverursacht“, weiß Mühlig.

Unabhängig von den körperlichen Folgeschäden ist das Zigarettenrauchen aber häufig auch eine Suchterkrankung. Nikotin zähle zu den suchtpotentesten Substanzen überhaupt, mit einem ähnlich hohen Abhängigkeitspotenzial wie Heroin. „Wer zur Zigarette greift, weiß zwar meist um die gesundheitlichen Risiken des Tabakrauchens, und deshalb wollen die meisten Raucher eigentlich aufhören. Aber dies ist eben bei süchtigen Rauchern nicht einfach nur eine Willensfrage“, sagt Mühlig.

Neben abhängigkeitsbezogenen Problemen wie Entzugserscheinungen und Suchtverlangen ist die Zigarette im Alltag mit vielerlei Auslösereizen, Ritualen und Gewohnheiten verbunden, die nach einem Rauchstopp noch lange Zeit automatisch ein heftiges Suchtverlangen und schließlich Rückfälle auslösen können. „Ohne professionelle Unterstützung liegt die Rückfallquote von Abstinenzversuchen nach einem Jahr bei über Prozent“, sagt Mühlig. Vielen Rauchern gelinge der Rauchstopp zwar irgendwann auch ohne professionelle Unterstützung, allerdings oft erst nach mehreren Anläufen und nach vielen Jahren. Das bedeutet: Nicht selten erst, wenn bereits ernsthafte Gesundheitsschäden und Rauchererkrankungen eingetreten sind.

Vor diesem Hintergrund bietet die Raucherambulanz der Technischen Universität Chemnitz Intensivkurse zur Tabakentwöhnung für aufhörwillige Raucher aus der Region Chemnitz an. Das verwendete Programm basiert auf einem wissenschaftlich fundierten Konzept, das die wirksamsten Methoden psychologischer sowie medikamentöser Entwöhnungsbehandlungen kombiniert. Es umfasst sechs Einheiten a 90 Minuten Dauer und wird in Gruppen von acht bis zwölf Teilnehmern über etwa drei Monate durchgeführt. Die Teilnehmer der einzelnen Kurse werden vorab gründlich befragt und nach Kursende noch sechs Monate telefonisch begleitet. Mühlig verweist auf die wissenschaftlichen Wirksamkeitsnachweise der verhaltenstherapeutischen Gruppentherapie zur Tabakentwöhnung: „In den Kursen werden die Hintergründe der Tabaksucht erklärt. Der Rauchstopp wird systematisch vorbereitet, und die Teilnehmer entwickeln Strategien, mit Entzugserscheinungen und Suchtverlangen umzugehen und ihren Lebensalltag als Nichtraucher neu zu gestalten. Die Kursgruppen bieten zudem vielen Teilnehmern nicht nur einen Rückhalt, sie erzeugen eine hilfreiche soziale Unterstützung, wirklich ans Ziel zu kommen. Hinzu kommt die intensive Betreuung nach dem Ende des eigentlichen Kurses. “

Mühlig meint, dass jeder Raucher einfach mal einen Blick in die Statistik werfen sollte: „Weltweit stirbt alle sieben Sekunden ein Mensch an den Folgen des Rauchens. Allein in Deutschland sind das im Jahr etwa 140.000 Menschen, die vorzeitig an tabakbedingten Erkrankungen sterben“, sagt der Psychologe. 90 Prozent der Raucher würden sich das Rauchen eigentlich abgewöhnen wollen, ohne professionelle Hilfe schaffen es jedoch nur drei bis sechs Prozent dauerhaft. „Einen guten Vorsatz zu haben, auf den blauen Dunst zu verzichten, ist dennoch ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung“, meint Mühlig.

Weitere Informationen zur Raucherambulanz Chemnitz: https://www.tu-chemnitz.de/hsw/psychologie/professuren/klinpsy/RAC/index.php

Rückfragen werden beantwortet per E-Mail raucherambulanz@tu-chemnitz.de oder telefonisch unter der Rufnummer 0371 531-32243.

Quelle: idw

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Wo bleibt das Treibhausgas Kohlendioxid?

Dr. Andreas Villwock Kommunikation und Medien
GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel

Heute erscheint der „Global Carbon Budget 2016″ Bericht in der Fachzeitschrift Earth System Science Data. Bei dieser jährlich erstellten Publikation handelt es sich um ein Vorzeigeprodukt der internationalen Erdsystembeobachtung, das auf den besten weltweit verfügbaren Daten basiert. Der Bericht wird von einem internationalen Autorenteam erstellt, Kieler Meeresforscher tragen im Rahmen des europäischen „Integrated Carbon Observation System“ regelmäßig mit ihren Daten und ihrem Wissen zu diesem wichtigen Produkt bei.

Wie viel Kohlendioxid (CO2) durch die Verbrennung fossiler Energieträger freigesetzt wird, ist über deren Verbrauch relativ gut bekannt. Doch wo bleibt das CO2? Wie viel davon nimmt die Landvegetation auf, wie viel der Ozean, wie schnell wird es dort in große Meerestiefen verfrachtet? Aussagen hierüber sind immer noch mit großen Unsicherheiten behaftet. Um diese zu beseitigen sind Langzeitbeobachtungen notwendig. Kieler Meeresforscher vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel tragen mit ihren Daten dazu bei.

„Ich bin froh und auch ein wenig stolz, dass es uns in der Meeresforschung gelungen ist, die Verwertungskette für unsere CO2-Daten von der Messung über die sorgfältige Qualitätskontrolle und turnusmäßige Abgabe an internationale Datenbanken bis hin zum jährlichen ‚Global Carbon Budget‘ und damit letztlich auch in die Berichte des Weltklimarates zu schließen“, so Prof. Dr. Arne Körtzinger, der die Messungen am GEOMAR leitet, „Nur mit einem solchen nahtlosen System ist eine aktuelle und globale Bestimmung des Kohlenstoffkreislaufs möglich.“

Der neue Bericht belegt, dass die weltweiten Emissionen von Kohlendioxid nun schon im dritten Jahr in Folge kaum noch ansteigen. Damit deutet sich trotz deutlich wachsender Weltwirtschaft erstmals eine Trendwende an, die vor allem auf die rückläufige Verbrennung von Kohle in China zurückzuführen ist, unterstützt durch ebenfalls leicht abnehmende Emissionstrends in Europa und den USA. Im atmosphärischen CO2-Gehalt, der auch in 2015 deutlich weiter anstieg und mit 400 ppm eine neue Rekordmarke erreichte, zeichnen sich die reduzierten Emissionen hingegen noch nicht ab. Grund dafür ist der natürliche CO2-Austausch mit dem Ozean und vor allem der Landbiosphäre, der starken zwischenjährlichen Schwankungen unterliegt.

Eines der Ziele der Arbeitsgruppe von Professor Körtzinger ist seit vielen Jahren den Schwankungen der CO2-Aufnahme im Nordatlantik auf die Spur zu kommen. „Mit Forschungsschiffen allein können wir dem Weltozean allerdings nicht den Puls fühlen.“, so Dr. Tobias Steinhoff vom GEOMAR, der die Messungen betreut. „Wir nutzen daher seit mehr als zehn Jahren ein Frachtschiff, das ständig auf der Europa-Nordamerika-Route pendelt und uns so mit Hilfe von autonomen Mess-Systemen eine fast lückenlose Beobachtung entlang der Fahrtroute erlaubt.“ Derartige autonome Plattformen sind, so Prof. Körtzinger, die Zukunft in der operationellen Meeresforschung. So können in Regionen, in denen kaum Schiffsverkehr besteht, inzwischen sogar robotische Instrumente eingesetzt werden, die vom Arbeitsplatz in Kiel aus gesteuert werden.

„Mit dem sogenannten Wave Glider verfügen wir über eine Art Mini-Forschungsschiff, das wir ferngesteuert überall im Weltozean für die CO2-Messung einsetzen können. Wir haben das Gerät jetzt erstmalig erfolgreich im tropischen Atlantik eingesetzt und, darüber bin ich besonders froh, auch heil wieder aufnehmen können,“ so Dr. Björn Fiedler aus der Arbeitsgruppe Körtzinger, der die Langzeit-Beobachtungen bei den Kapverdischen Inseln betreut.

Hinweis:
Die Messungen werden im Rahmen des Projektes ICOS-D vom BMBF (Förderkennzeichen 01LK1224J) gefördert.

Originalveröffentlichung:
Le Quéré, C., R.M. Andrew, J. G. Canadell, S. Sitch, J. I. Korsbakken, G. P. Peters, A. C. Manning, T. A. Boden, P. P. Tans, R. A. Houghton, R. F. Keeling, S. Alin, O.D. Andrews, P. Anthoni, L. Barbero, L. Bopp, F. Chevallier, L. P. Chini, P. Ciais, K. Currie, C. Delire, S. C. Doney, P. Friedlingstein, T. Gkritzalis, I. Harris, J. Hauck, V. Haverd, M. Hoppema, K. Klein Goldewijk, A. K. Jain, E. Kato, A. Körtzinger, P. Landschützer, N. Lefèvre, A. Lenton, S. Lienert, J. R. Melton, N. Metzl, F. Millero, P. M. S. Monteiro, D. R. Munro, J. E. M. S. Nabel, S. Nakaoka, K. O’Brien, A. Olsen, A. M. Omar, T. Ono, D. Pierrot, B. Poulter, C. Rödenbeck, J. Salisbury, U. Schuste, J. Schwinger, R. Séférian, I. Skjelvan, B. D. Stocker, A. J. Sutton, T. Takahashi, H. Tian, B. Tilbrook, I. T. van der Laan-Luijkx, G. R. van der Werf, N. Viovy, A. P. Walker, A. J. Wiltshire, S. Zaehle, 2016: Global Carbon Budget 2016. Earth System Science Data. http://www.earth-syst-sci-data-discuss.net/essd-2016-51/, doi: 10.5194/essd-8-605-2016

Weitere Informationen:
http://www.geomar.de Das GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanfoschung Kiel
https://www.icos-ri.eu Integrated Carbon Observation System (ICOS)
http://www.icos-infrastruktur.de ICOS Deutschland
http://www.globalcarbonproject.org/carbonbudget Daten und Abbildungen
http://www.globalcarbonatlas.org Visualisierungsplattform des Global Carbon Projects

Quelle: idw

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Buch über die Pflanzenwelt der Bibel und des Koran

Dr. Andreas Archut Dezernat 8 – Hochschulkommunikation
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

Ob Dattelpalmen, Gewürze, Blumen oder der Baum der Erkenntnis: Pflanzen spielen in den Heiligen Büchern der Christen und Muslime eine bedeutende Rolle. Bibel und Koran zeigen überraschende Gemeinsamkeiten – auch in ihrer Forderung zum Erhalt der Natur. Wissenschaftler der Universität Bonn veröffentlichen nun die erste umfangreiche Publikation im deutschsprachigen Raum zu diesem Thema. Herausgeber des eindrucksvoll illustrierten Bands ist das Bundesamt für Naturschutz.

Nicht nur Naturwissenschaftler vergessen es manchmal: Religion spielt bis in die Tagespolitik eine bedeutende Rolle. Mehr als 80 Prozent unserer Weltbevölkerung sind religiös orientiert, davon fünf Milliarden Menschen durch die Bibel und den Koran. Die Gemeinsamkeiten zwischen den Schriften sind erstaunlich – etwa die über 4.000 Jahre alte Geschichte von Noah (Bibel) oder Nuh (Koran), die zur Bewahrung der Schöpfung aufruft.

Die Arche zur Rettung von Tieren und Pflanzen war möglicherweise aus Zedernholz gebaut. Die Zeder ist nur eine der rund hundert Arten, die in Bibel und Koran erwähnt sind. Einen Überblick bietet der vorliegende Band: Für dreißig ausgewählten Pflanzen wird der religiöse, botanische und kulturgeographische Hintergrund aufgezeigt. Vorangestellt werden relevante Zitate aus Bibel und Koran. Eine gründlich erarbeitete Liste der in beiden Schriften erwähnten Pflanzen rundet das Buch ab. Der Text ist auf 106 Seiten durch 54 Farbabbildungen illustriert – zum Beispiel von den Weihrauchbäumen aus dem Reich der Königin von Saba, dem heutigen Jemen und Äthiopien. Die Zusammenschau richtet sich explizit auch an Nicht-Botaniker.

Die Autoren und die Autorin des Bandes kommen von der Universität Bonn: Professor Wilhelm Barthlott war langjähriger Institutsdirektor und Direktor der Botanischen Gärten, Dr. Mohammad Daud Rafiqpoor ist Geograph und Jasmin Obholzer Biologin. Der Band enthält zudem Beiträge der Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz (BfN), Professor Beate Jessel, von Andreas Mues (ebenfalls BfN), sowie der führenden Koranpflanzen-Spezialistin Fatima Al-Khulaifi aus Quatar und des weltweit anerkannten Bibel- und Koran-Pflanzen-Forschers Prof. Lytton J. Musselman aus den USA.

Obwohl biologisch motiviert, hat das Buch neben einer allgemein-politischen eine hohe Naturschutz-politische Bedeutung. „Die Darstellung der Pflanzen im ethischen Kontext der Religionen kann eine wertebasierte Auseinandersetzung mit der eigenen Mensch-Natur-Beziehung anregen“, betont Professor Beate Jessel, Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz (BfN). „Diese halte ich für ein wesentliches Element zur Förderung einer naturverträglicheren Gesellschaftsentwicklung.“

„In vielen Punkten – nicht nur in ihrer Einschätzung zur Bedeutung der Natur – sind die Parallelen zwischen Koran und Bibel erstaunlich“, erklärt Professor Dr. Wilhelm Barthlott. „Um es mit den Worten von Nicolaus Cusanus zu sagen: ‚Wir sehen alle die gleichen Sterne‘. Dennoch suchen wir trauriger Weise vor allem die Unterschiede.“

Die Publikation erscheint als Nr. 448 der BfN-Skripten und ist unter der Adresse http://www.bfn.de/religionen_und_natur.html barrierefrei im Internet abrufbar.

Kontakt:
Prof. Dr. Wilhelm Barthlott
Nees Institut für Biodiversität der Pflanzen, Universität Bonn
Telefon: 0228/73-2271
E-Mail: barthlott@uni-bonn.de

Quelle: idw

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Struwwelpeter-Gene entdeckt

Dr. Andreas Archut Dezernat 8 – Hochschulkommunikation
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

Manche Kinder leiden unter völlig zersausten Haaren, die sich partout nicht kämmen lassen. Im Deutschen trägt das Phänomen den treffenden Namen „Syndrom der unkämmbaren Haare“ oder auch „Struwwelpeter-Syndrom“. Forscher der Universitäten Bonn und Toulouse haben Mutationen in drei Genen identifiziert, die dafür verantwortlich sind. Insgesamt waren an der Arbeit Wissenschaftler aus acht Ländern beteiligt. Die Ergebnisse sind heute im American Journal of Human Genetics erschienen.

Dass Kinder nicht immer einfach zu frisieren sind, wissen wohl viele Eltern aus eigener Erfahrung. Doch mit Geduld und starken Nerven lassen sich in aller Regel auch die hartnäckigsten Knoten lösen.

Beim „Syndrom der unkämmbaren Haare“ haben Bürste oder Kamm dagegen nicht den Hauch einer Chance. Die Betroffenen haben extrem krause, trockene, meist hellblonde Haupthaare mit charakteristischem Glanz, die sich jeder Anstrengung, sie zu bändigen, erfolgreich widersetzen. Am ausgeprägtesten sind diese Symptome in der Kindheit und lassen dann mit der Zeit nach. Im Erwachsenenalter lassen sich die Haare meist mehr oder weniger normal frisieren.

Über die Ursachen ist bislang so gut wie nichts bekannt – wohl auch deshalb, weil das Phänomen relativ selten ist. Im Jahr 1973 wurde es zum ersten Mal in der Fachliteratur beschrieben; inzwischen sind weltweit gut einhundert Fälle dokumentiert. „Wir nehmen aber an, dass es deutlich mehr Betroffene gibt“, erklärt Professor Dr. Regina Betz vom Institut für Humangenetik der Uni Bonn. „Wer unter unkämmbaren Haaren leidet, sucht deshalb nicht unbedingt einen Arzt oder eine Klinik auf.“ Immerhin weiß man, dass die Anomalie in manchen Familien gehäuft vorkommt – sie scheint also genetische Ursachen zu haben.

Betz ist Spezialistin für seltene erbliche Haarerkrankungen. Vor ein paar Jahren wurde sie auf einem Kongress von einem britischen Kollegen angesprochen. Dieser hatte kurz zuvor eine Familie mit zwei betroffenen Kindern untersucht. Das Interesse der Bonner Humangenetikerin war geweckt. „Über Kontakte zu Kollegen aus aller Welt gelang es uns, neun weitere Kinder zu finden“, erklärt sie. Die Bonner Wissenschaftler sequenzierten sämtliche Gene der Betroffenen. Beim Abgleich mit großen Datenbanken stießen sie so auf Mutationen in drei Erbanlagen, die an der Bildung des Haares beteiligt sind.

Quervernetzung der Haar-Proteine gestört
Die veränderten Gene tragen die Kürzel PADI3, TGM3 und TCHH. Die ersten beiden enthalten die Bauanleitung für Enzyme, das dritte – TCHH – dagegen für ein wichtiges Protein des Haarschafts. In gesundem Haar sind die TCHH-Proteine über hauchfeine Hornfäden miteinander vernetzt, die für Form und Struktur des Haares verantwortlich sind. Bei diesem Vorgang spielen die zwei anderen gefundenen Gene eine wichtige Rolle: „PADI3 verändert das Haarschaftprotein TCHH so, dass sich die Hornfilamente an ihm anlagern können“, erklärt die Erstautorin der Studie Dr. Fitnat Buket Basmanav Ünalan. „Das TGM3-Enzym stellt dann die eigentliche Verknüpfung her.“

Zusammen mit Kollegen der Universität Toulouse führten die Bonner Wissenschaftler Experimente in Zellkultur durch. In diesen konnten sie die Wichtigkeit der identifizierten Mutationen für die Funktion der Proteine zeigen. Wenn auch nur eine der drei Komponenten nicht funktionell ist, hat das fundamentale Auswirkungen auf die Struktur und Stabilität der Haare. Mäuse, bei denen das PADI3- oder das TGM3-Gen defekt ist, entwickeln daher charakteristische Fell-Anomalien, die dem menschlichen Phänotyp sehr ähnlich sind.

„Aus den gefundenen Mutationen lässt sich eine ganze Menge über die Mechanismen lernen, die an der Bildung gesunder Haare beteiligt sind, und warum es manchmal zu Störungen kommt“, freut sich Professor Regina Betz. „Zugleich können wir nun die klinische Diagnose ‚unkämmbare Haare‘ mit molekulargenetischen Methoden absichern.“

Für betroffene Personen mit Haarerkrankungen ist dieser letzte Punkt eine gute Nachricht: Manche Haar-Anomalien gehen mit schweren Begleiterkrankungen einher, die sich mitunter erst in späteren Lebensjahren manifestieren. Das Struwwelpeter-Syndrom tritt dagegen meist isoliert ohne weitere gesundheitliche Beeinträchtigungen auf. Die unkämmbaren Haare seien zwar lästig und möglicherweise auch eine psychische Belastung, sagt Betz. „Ansonsten müssen sich Betroffene aber keine Sorgen machen.“

Publikation: F. Buket Ü. Basmanav et al.: Mutations in three genes encoding proteins involved in hair shaft formation cause uncombable hair syndrome; The American Journal of Human Genetics; DOI: 10.1016/j.ajhg.2016.10.004

Kontakt:
Prof. Dr. Regina Betz
Institut für Humangenetik, Universität Bonn
Telefon: 0228/287-51023
E-Mail: regina.betz@uni-bonn.de

Quelle: idw

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Bäume pflanzen beim Radeln

Dr. Norbert Aschenbrenner Corporate Communications, Corporate Technology
Siemens AG

Mit einem Smartphone-Spiel erstrampeln sich Radfahrer virtuelle Bäume, die später gegen echte getauscht werden können. Der Wettbewerb ist Teil eines Projekts, mit dem Forscher von Siemens Corporate Technology umweltfreundliche Verkehrsmittel fördern.

Das EU-Projekt Streetlife will mit Hilfe moderner Kommunikationstechnik den CO2-Ausstoß im Stadtverkehr der Pilotstädte: Berlin, Tampere, Finnland und Rovereto, Italien reduzieren. In Berlin entwickelten die Partner die App Streetlife, einen intermodalen Routenplaner, der alle Verkehrsmittel kombiniert – Fahrrad, Bus oder Bahn, Auto sowie Fußwege. Die Nutzer bekommen für jede Variante jeweils Zeit, Weglänge, Kosten, aber auch CO2-Emissionen angezeigt. Die Vorschläge berücksichtigen zudem das aktuelle Wetter und informieren erstmals auch über Gefahrenstellen für Fahrradfahrer. Grundlage letzterer Information sind Unfallstatistiken und Befragungen von Radfahrern.

Der Siemens-Beitrag: Die Vernunft attraktiv machen
Siemens ist an Streetlife in dreifacher Weise beteiligt: Die Siemens-Tochter VMZ Berlin ermittelt die intermodalen Routen. Die City Intelligence Platform (CIP), eine Entwicklung von Corporate Technology (CT) mit smarter Datenanalytik an Bord, wickelt alle Services in Hintergrund ab. Als Informations- und Datenplattform für Städte organisiert die CIP die Kommunikation zwischen den verschiedenen Systemkomponenten, verwaltet die Nutzerdaten und wertet sie aus. „Eine solche Auswertung wäre beispielsweise die Frage, ob an bestimmten Tagen besonders viele oder besonders wenige Fahrradkilometer gesammelt wurden, und warum“, sagt CT-Forscher Christian Schwingenschlögl. Um die App, die eher an die Vernunft appelliert, spielerischer und damit attraktiver zu machen, entwickelten er und Astrid Kellermann von der Business Unit Verkehrstechnik bei Mobility Management (MO MM ITS), die Idee für den Wettbewerb BikeRider.

Der Wettbewerb macht den Unterschied
„Das war der entscheidende Dreh, um möglichst viele Nutzer zu gewinnen“, erzählt Kellermann. „Es gibt ja schon einige kommerzielle Apps, in Berlin beispielsweise von der BVG, und wir befürchteten, zu wenige Nutzer zu finden. So kam uns die Idee mit dem Wettbewerb, und das hat wirklich etwas gebracht.“ Mit BikeRider sammeln die Spieler für jeden gefahrenen Fahrradkilometer 10 Blätter. Haben sie 500 Blätter oder 50 Radkilometer beisammen, können sie auf dem virtuellen Stadtplan Berlins einen Baum pflanzen. „Zuerst zeigte die App nur den CO2-Footprint in Form von Blättern an. Nachdem wir den Wettbewerb mit den Bäumen eingeführt hatten, gingen die Nutzerzahlen deutlich nach oben“, sagt Kellermann. Gespielt wird in drei Runden á einem Monat, gestartet ist BikeRider Anfang März. Für jeden Monat werden jeweils die Teilnehmer mit den meisten Fahrradkilometern ermittelt. Die Fahrer auf den ersten beiden Plätzen gewinnen einen echten Baum, der von Siemens gesponsert und von der Berliner Stadtbauminitiative gepflanzt wird.

Mitte April gab es 180 registrierte BikeRider-Teilnehmer, die insgesamt bereits knapp 7000 Kilometer geradelt waren. Die App selbst wurde bis dahin über 900 Mal heruntergeladen. „Es ist schön, zu sehen wie die Community wächst. Ich sehe ganz viele virtuelle Bäume auf unserer Karte“, freut sich Kellermann. Auch die beiden Gewinner für März stehen jetzt fest. Trotz der frühen Jahreszeit haben sie in diesem Monat 460 beziehungsweise fast 400 Kilometer mit dem Rad zurückgelegt.

GPS-Daten liefern die Fahrradkilometer
Um das Spiel umzusetzen, mussten die Forscher BikeRider zuerst auf der City Intelligence Platform (CIP) implementieren. „Die Berechnung der Fahrradkilometer, die Erstellung des High-Scores, der gesamte Wettbewerb läuft auf der Plattform“, erklärt Schwingenschlögl. Die Spieler übermitteln an sie die GPS-Daten ihres Smartphones. Ein von den Forschern entwickelter Algorithmus ermittelt dann, ob der Teilnehmer zum jeweiligen Zeitpunkt radelt, geht oder Bus fährt. Daraus ergibt sich die Grundlage des Spiels – nämlich die von jedem Spieler mit dem Fahrrad zurückgelegten Kilometer.

In dem EU-Projekt wird nun untersucht, wie die App das Verhalten beeinflusst. Nutzer – die ansonsten anonym radeln – werden gefragt, warum sie vorgeschlagene Routen verwenden oder nicht. Diese Erhebungen macht das Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrum (DLR), die App selbst stammt vom Projektpartner DFKI (Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz). Anhand der Ergebnisse soll modelliert werden, wie sich die App bei einer großflächigen Umsetzung insgesamt auf den Berliner Verkehr auswirken würde.

Ausweitung auf andere Städte
Streetlife endet im Herbst 2016. „Wir überlegen, an andere Städte mit der Idee heranzutreten, BikeRider als Motivation fürs Radfahren einzusetzen“, berichtet Kellermann. „Eine Routen-App gibt es fast in jeder Stadt, in München zum Beispiel von der MVG. Darauf kann BikeRider aufbauen.“ Die City Intelligence Platform, die die Trackingdaten verarbeitet, sei ebenfalls für die jeweilige Stadt einfach aufzusetzen. Erste Anfragen gibt es bereits. Derweil überlegen die Forscher, das Spiel weiter auszubauen, beispielsweise um Teams gegeneinander antreten zu lassen. Das gäbe den Städten die Möglichkeit, einen groß angelegten Wettbewerb zu starten oder das Spiel in Zusammenhang mit Großereignissen umzusetzen und so Mobilität nachhaltig zu organisieren.

Kontakt:
Herr Dr Norbert Aschenbrenner
Redaktion
Siemens AG
norbert.aschenbrenner@siemens.com

Originalartikel im Internet:
https://www.siemens.com/innovation/de/home/pictures-of-the-future/mobilitaet-uns…

Quelle: idw

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Der Rückgang von Emissionen hat auch negative Begleiterscheinungen

Susanne Hufe Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ

In großen Teilen Europas und Nordamerikas hat der Rückgang von industriellen Emissionen zu einer geringeren Schadstoffbelastung der Atmosphäre, und damit von Böden und Gewässern in naturnahen Gebieten geführt. Dass diese positive Entwicklung auch negative Begleiterscheinungen haben kann, haben Wissenschaftler des UFZ nun im Fachmagazin Global Change Biology veröffentlicht. Demnach sind sinkende Nitratwerte in den Auenböden rund um die Zuflüsse von Talsperren dafür verantwortlich, dass gelöster organischer Kohlenstoff (DOC) und Phosphat vermehrt freigesetzt werden und sich die Wasserqualität verschlechtert.

Durch die Verbrennung von Biomasse und fossilen Energieträgern sowie vor allem durch die Landwirtschaft gelangt nach wie vor zu viel reaktiver Stickstoff in die Umwelt – mit negativen Auswirkungen auf die biologische Vielfalt, das Klima und die menschliche Gesundheit. Eine differenzierte Betrachtung von Eintragspfaden der verschiedenen Verursacher zeigt jedoch große Unterschiede. Während Stickstoff-Einträge über den Boden – vor allem durch die Landwirtschaft verursacht – zum Beispiel die Nitratwerte im Grundwasser vieler Regionen weiter über den Grenzwert von 50 mg pro Liter steigen lassen, nimmt in großen Teilen Europas und Nordamerikas die atmosphärische Belastung durch emissionsverringernde Maßnahmen ab. Das führt dazu, dass über diesen Pfad auch weniger Stickstoff in Böden und Gewässer gelangt. Langzeitmessungen über die letzten 20 Jahre zeigen das etwa deutlich für Deutschland: Pro Quadratmeter und Jahr wurden durchschnittlich 35 mg weniger atmosphärischer Stickstoff in den Boden eingetragen. Daraus resultieren laut Untersuchungen der UFZ-Wissenschaftler 0,08 mg pro Liter und Jahr weniger Nitrat, das in Flüsse und Trinkwassertalsperren gelangt. „Das klingt erst einmal wenig, aber in einigen naturnahen Landschaften, die nicht oder kaum durch Industrie und Landwirtschaft geprägt sind, stellen sich im Laufe der Zeit vorindustrielle Bedingungen ein“, sagt UFZ-Hydrogeologe Dr. Andreas Musolff. „Hier sind wir mit teilweise weniger als 6 mg Nitrat pro Liter Wasser weit entfernt von den problematischen Nitratkonzentrationen, die in landwirtschaftlich oder industriell stark geprägten Regionen gemessen werden“.

Dass diese positive Entwicklung auch negative Begleiterscheinungen haben kann, wurde deutlich, als Wissenschaftler damit begannen, die Ursachen einer in Deutschland, Nordeuropa und Nordamerika zunehmend zu beobachtenden Braunfärbung des Wassers in Talsperren zu erforschen. Sie ist vor allem für die Trinkwasseraufbereitung problematisch. Bei der Überprüfung verschiedener Hypothesen stellten sie fest, dass die Braunfärbung des Wassers vor allem mit den sinkenden Nitratkonzentrationen in den Auenböden rund um die Zuflüsse der Talsperren in Verbindung zu bringen ist. Denn die Präsenz von Nitrat in den Auen, in denen ein Großteil des Abflusses der Gewässer gebildet wird, sorgt dafür, dass Kohlenstoff, Phosphat und verschiedene Metalle an oxidiertes Eisen gebunden bleiben. Geringere Nitratgehalte ermöglichen die chemische Reduktion der Eisenverbindungen und damit die Mobilisierung bislang adsorbierter Stoffe. Das heißt – bislang stabile Bindungen an Bodenpartikel lösen sich und gelangen mit dem Regenwasser in die Flüsse. Im Falle von Kohlenstoff bedeutet das, dass sich die Konzentration an gelöstem organischen Kohlenstoff (Dissolved Organic Carbon – DOC) erhöht, sichtbar durch die bräunliche Farbe des Wassers. Bei knapp 40 Prozent der 110 untersuchten Zuflüsse von Trinkwassertalsperren stellten die Wissenschaftler mit durchschnittlich 0,12 mg mehr DOC pro Liter und Jahr signifikant steigende DOC-Konzentrationen fest. Der stärkste Anstieg war in naturnahen Einzugsgebieten mit viel Wald zu verzeichnen, wo die Nitratkonzentration im Wasser bei weniger als 6 mg pro Liter liegt.

Neben dem DOC steigt in über 30 Prozent der Zuflüsse auch der Phosphatgehalt signifikant an. Die im Durchschnitt ermittelten 7 µg pro Liter und Jahr mehr begünstigen das Algenwachstum und sind auf lange Sicht ebenso problematisch für die Wasserqualität. Es gibt Hinweise, dass zudem neben DOC und Phosphat adsorbierte Metalle wie Arsen, Vanadium, Zink oder Blei zunehmend mobilisiert werden.
„Man löst ein Problem, indem man die Luft sauberer macht, und kreiert damit an bestimmten Stellen ein anderes Problem“, beschreibt Biologe Dr. Jörg Tittel, der das Projekt am UFZ geleitet hat, den unerwarteten Effekt. „Keiner der gelösten Stoffe ist in dieser geringen Konzentration giftig, zudem werden die Stoffe durch die Wasseraufbereitung weitgehend entfernt. Aber die Aufbereitung des Wassers wird teurer.“

Einen ersten Beleg ihrer Hypothese lieferte die Auswertung der Daten eines 1,7 km2 kleinen Einzugsgebietes im Erzgebirge, rund um die Wilzsch, einem Nebenfluss der Zwickauer Mulde, der in die Talsperre Carlsfeld mündet. Danach wählten die Wissenschaftler einen wesentlich größeren Maßstab, in deren Fokus 110 Flüsse und ihre Einzugsgebiete standen, die in insgesamt 36 Trinkwassertalsperren münden. Trotz der wesentlich größeren Vielfalt hinsichtlich der Größe der Flüsse und ihrer Einzugsgebiete, ihrer Topografie, der Niederschlagsmenge, der Landnutzung und der chemischen Charakteristik bestätigte sich auch hier ihre Vermutung: Der beobachtete Anstieg des DOC hängt eng mit dem abnehmenden Nitratgehalt im Wasser zusammen.

Mittlerweile hat eine Diskussion begonnen, wie die Ergebnisse dieser Meta-Analyse gemeinsam mit den zuständigen Behörden in praktische Maßnahmen umgesetzt werden können, die den DOC-Anstieg stoppen. „Die Studie hilft, zukünftige Forschung auf die relevanten Prozesse zu fokussieren und entsprechende Feldexperimente zu planen, die die Entscheidungsgrundlage im Hinblick auf konkrete Maßnahmen weiter verbessern“, so Andreas Musolff.

Die Forschungsergebnisse wurden im Rahmen des Projekts „Belastung von Trinkwassertalsperren durch gelösten organischen Kohlenstoff: Prognose, Vorsorge, Handlungsoptionen (TALKO)“ erbracht, welches bis 2015 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit mehr als einer Million Euro gefördert wurde. Ziel der Zusammenarbeit von UFZ, Talsperrenverwaltungen, Wasserversorgern, Behörden und einem Ingenieurbüro war es, Möglichkeiten zu finden, wie die Einträge in die Talsperren reduziert, Vorhersagen verbessert und Technologien der Wasseraufbereitung optimiert werden können.

Publikation:
Musolff, A., Selle, B., Büttner, O., Opitz, M. and Tittel, J. (2016), Unexpected release of phosphate and organic carbon to streams linked to declining nitrogen depositions. Glob Change Biol. doi:10.1111/gcb.13498 http://dx.doi.org/10.1111/gcb.13498

Ansprechpartner:
Dr. Andreas Musolff
UFZ-Department Hydrogeologie
Telefon: +49 341 235 1983
https://www.ufz.de/index.php?de=38352

Dr. Jörg Tittel
UFZ-Department Seenforschung
Telefon: +49 391 810 9419
http://www.ufz.de/index.php?de=38293

Weitere Informationen:
http://www.ufz.de/index.php?de=36336&webc_pm=43/2016

Quelle: idw

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Förderprogramm „Energetische Biomassenutzung“ sucht: intelligent, flexibel und effizient

Bianca Stur Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Biomasseforschungszentrum

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) setzt mit zwei weiteren Skizzeneinreichungsterminen die seit 2009 erfolgreich mit bereits 118 Projekten laufende Fördermaßnahme fort. Es entspricht damit dem Forschungs- und Entwicklungsbedarf für intelligente, energie- und kosteneffiziente, sowie gleichzeitig umweltverträgliche Bioenergiekonzepte als essentieller Bestandteil des erneuerbaren Energiemixes.

Zur Umsetzung der Energiewende kommt es nun auf integrierte und sektorenübergreifende Lösungen im Bereich der erneuerbaren Energien an. Die Bioenergie kann hier einen wichtigen Teil beitragen: von der flexiblen und nachhaltigen Rohstoffbereitstellung, vor allem aus Rest- und Abfallstoffen über intelligent verknüpfte Technologien und Systemkomponenten bis hin zur energieeffizienten Endnutzung. Durch die Fortführung des Programms zur Förderung von Forschung und Entwicklung zur kosten- und energieeffizienten Nutzung von Biomasse im Strom- und Wärmemarkt „Energetische Biomassenutzung“ möchte das BMWi die notwendige anwendungs-nahe Weiterentwicklung auf diesem Gebiet beschleunigen. Umso wichtiger ist hier die Förderung von Pilot- und Demonstrationsvorhaben mit Beteiligung von klein- und mittelständischen Unternehmen, um hohe Risiken bei der Umsetzung in die Praxis abzufedern.

Insbesondere wird die Förderung von zukunftsweisenden, effizienten und kostengünstigen Technologienkonzepten mit Demonstrations- und Pilotcharakter für die Strom-, Wärme- und gekoppelte Strom- und Wärmeerzeugung betont. Hierzu gehören beispielsweise umfassend steuerbare systemflexible Anlagenkonzepte in allen Bioenergiepfaden (Vergärung, Vergasung, Biomassefeuerung), das Repowering und die Emissionsminderung von Bioenergieanlagen, sowie die Erzeugung, Speicherung und wärmegeführte KWK dazu.

Die Förderbekanntmachung vom 9. Juli´15 bleibt somit inhaltlich vollständig gültig und wird durch die neue Bekanntmachung vom 3. Nov´16 um zwei Einreichungstermine für Projektskizzen in 2017 und 2018 ergänzt.

Ziele
Das Förderprogramm zielt vor allem ab auf:

Effiziente Wärmenutzung bei hohen Verstromungswirkungsgraden
Kostengünstige Emissionsminderung
Erhöhung der Substratflexibilität und nachhaltige Rohstoffe
Hohe Energieeffizienz & Gesamtwirkungsgrade
Nachhaltige & flexible Energiebereitstellung
Effiziente Kombination mit anderen erneuerbaren Energien
Intelligente Systemintegration und Sektorkopplung: Integration von Bioenergieanlagen in bestehende und zukünftige Infrastrukturen zur Stabilisierung der Netze und Versorgungssicherheit

Themenschwerpunkte
Gesucht werden innovative und wettbewerbsfähige Projektideen zu folgenden Themen:

WÄRME: Entwicklung von Technologien zur effizienten Erzeugung von Wärme aus Biomasse (Pilot- und Demonstrationsanlagen, Gebäudeeffizienzmaßnahmen, integrierte Versorgungslösungen, Prozesswärmeerzeugung)
STROM: Forschung, Entwicklung und Innovation zur effizienten Erzeugung von Strom aus Biomasse und dessen Integration ins Stromsystem (Repowering/Upgrading, Flexibilisierung, Kombination mit anderen Erneuerbaren)
BIOMASSEREST- UND ABFALLSTOFFE: Erschließung kostengünstiger Biomasserest- und Abfallstoffe außerhalb der Forst- und Landwirtschaft (inkl. Klärgas) für die energetische Nutzung im Wärme- und Strombereich (nachhaltige Rohstoffbasis)
KWK(K): Entwicklung und Demonstration neuer und fortschrittlicher Technologien zur effizienten Nutzung von Biomasse in Kraft-Wärme-(Kälte) Kopplungs-Anlagen (Optimierung, Pilot- und Demonstrationsanlagen, Flexibilisierung, Power-to-Heat, Gebäudeeffizienzmaßnahmen)
MARKTPOTENZIAL: Validierung des Marktpotenzials von Forschungsergebnissen
STUDIEN & KONZEPTE für die Energieerzeugung aus Biomasse (Rolle der Bioenergie in zukünftigen Energiemärkten, Daten zur Wärmenutzung)

Zwei neue Ausschreibungsfristen vormerken!
Jeweils bis zum 27. September 2017 und 2018 können Projektskizzen im Elektronischen Formularsystem der Bundesregierung (easy-Online) eingereicht werden.

Noch Fragen?
Ihr Ansprechpartner bei Fragen zum Procedere der Skizzeneinreichung ist:

Lena Panning
Projektträger Jülich
Telefon: 030 20199-3132
E-Mail: l.panning@fz-juelich.de

Weitere Informationen:
https://www.energetische-biomassenutzung.de/de/presse/pressemitteilungen/details…
https://www.ptj.de/bioenergie
https://foerderportal.bund.de/easyonline/

Quelle: idw

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Schweinefleisch ist nach wie vor eine bedeutende Infektionsquelle des Menschen mit Salmonellen

Nina Banspach Pressestelle
Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL)

BVL veröffentlicht Bericht zum Zoonosen-Monitoring 2015

Die Ergebnisse des repräsentativen Zoonosen-Monitorings 2015, die das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) heute veröffentlicht hat, zeigen, dass Schweine zum Teil Träger von Salmonellen sind (5 bis 10 % positive Kotproben) und es im Rahmen der Schlachtung zu einer Kontamination der Schlachtkörper und des Fleisches mit eingetragenen Keimen kommen kann. Insbesondere aufgrund des teilweise üblichen Rohverzehrs (z. B. als Mett) geht von Schweinefleisch ein potenzielles Risiko für eine Infektion des Menschen mit Salmonellen aus. Die Ergebnisse der Resistenzuntersuchungen zeigen, dass Bakterien, die von Läufern (Schweine vor der Hauptmast bis 30 kg) und Mastkälbern bzw. Jungrindern stammen, die höchsten Resistenzraten bei diesen Tierarten aufweisen. Dies spiegelt die häufige Antibiotikagabe bei diesen Tiergruppen wider.

Im Rahmen des Zoonosen-Monitorings 2015 wurden insgesamt 6.106 Proben auf allen Ebenen der Lebensmittelkette durch die Überwachungsbehörden der Bundesländer genommen und von den Untersuchungseinrichtungen auf das Vorkommen der wichtigsten über Lebensmittel übertragbaren Erreger untersucht. Dabei wurden 2.063 Bakterien-Isolate gewonnen und in den Nationalen Referenzlaboratorien am Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) weitergehend charakterisiert und auf ihre Resistenz gegen ausgewählte Antibiotika untersucht. Die wichtigsten Ergebnisse sind:

Salmonellen
Die Ergebnisse der Untersuchungen aus Ferkelerzeugerbetrieben zeigen, dass Zuchtsauen (5,6 % positive Kotproben) und insbesondere Läufer (10,3 % positive Kotproben) Träger von Salmonellen sind. Dieses Ergebnis verdeutlicht, wie wichtig die Salmonellenbekämpfung bereits auf Ebene der Zuchtbetriebe ist, um die Einschleppung von Salmonellen über infizierte Ferkel in die Mastbetriebe zu verhindern. Die Ergebnisse der Untersuchungen an Schlachthöfen zeigen, dass es im Rahmen der Schlachtung zu einer – wenn auch im Vergleich zur Geflügelschlachtung geringeren – Verschleppung von eingetragenen Salmonellen auf die Schlachtkörper (4,5 % positive Proben) kommt. Frisches Schweinefleisch aus dem Einzelhandel war zu 0,4 % mit den Erregern verunreinigt. Trotz der relativ geringen Kontaminationsrate mit Salmonellen stellt Schweinefleisch aufgrund des teilweise üblichen Rohverzehrs nach wie vor eine bedeutende Infektionsquelle für den Menschen mit Salmonellen dar. Rohes Hackfleisch und Rohwurstprodukte sind aus diesem Grund keine geeigneten Lebensmittel für empfindliche Verbrauchergruppen wie Kleinkinder, ältere und immungeschwächte Menschen und Schwangere.

Verotoxinbildende Escherichia coli (VTEC)
Die Ergebnisse der Untersuchungen in der Lebensmittelkette Mastkälber/Jungrinder liegen auf demselben Niveau wie im Zoonosen-Monitoring der Vorjahre. In 25,7 % der Proben von Blinddarminhalt von Mastkälbern und Jungrindern am Schlachthof und in 0,9 % der Proben von frischem Rindfleisch aus dem Einzelhandel wurden VTEC nachgewiesen. Die Ergebnisse bestätigen, dass Mastkälber und Jungrinder eine Quelle für Infektionen des Menschen mit VTEC darstellen, zumal unter den VTEC-Isolaten auch O-Gruppen nachgewiesen wurden, die als häufige Erreger von EHEC-Infektionen und des hämolytisch urämischen Syndroms (HUS) bekannt sind.

Koagulase positive Staphylokokken
Koagulase positive Staphylokokken sind Bakterien, die sich unter geeigneten Bedingungen in Lebensmitteln vermehren können und dabei Enterotoxine bilden, die bereits wenige Stunden nach der Aufnahme zu einer Lebensmittelvergiftung führen können. Sie wurden in Proben von Schafs- und Ziegenkäse aus Rohmilch häufig nachgewiesen (9,3 % positive Proben). In 1,2 % der Proben lag die Keimzahl oberhalb des kritischen Wertes von 100.000 koloniebildenden Einheiten pro Gramm, ab dem der Käse nur in den Verkehr gebracht werden darf, wenn die Freiheit von Staphylokokken-Enterotoxin durch eine Untersuchung nachgewiesen wird. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass bei der Gewinnung von Rohmilch höchste Anforderungen an die Eutergesundheit der milchliefernden Tiere gestellt werden müssen und eine strenge Personal- und Produktionshygiene eingehalten werden muss, da sich in der Milch vorhandene Staphylokokken während des Käsungsprozesses zu bedenklichen Keimzahlen vermehren können.

Methicillin-resistente Staphylococcus aureus (MRSA)
MRSA zeichnen sich durch eine Resistenz gegen sämtliche Beta-Laktam-Antibiotika (Penicilline und Cephalosporine) aus. Meist sind sie auch noch gegen weitere Klassen von antimikrobiellen Substanzen unempfindlich. Sie kommen in der Lebensmittelkette Mastschwein häufig vor: 26,3 % der Proben aus dem Wartebereich von Zuchtsauen waren positiv für MRSA. Die Nachweisrate von MRSA in Proben aus dem Aufzuchtbereich von Läufern war mit 41,3 % noch signifikant höher. Dieses Ergebnis verdeutlicht, dass von den weiter vermarkteten Läufern ein Risiko für die Einschleppung von MRSA in die Mastbetriebe ausgeht. Die Schlachtkörper von Mastschweinen und frisches Schweinefleisch waren zu etwa 20 % bzw. 13 % mit MRSA kontaminiert. Nach dem gegenwärtigen Stand der Wissenschaft scheint die Übertragung von MRSA auf den Menschen über den Verzehr von Lebensmitteln zwar von untergeordneter Rolle zu sein. Für Menschen, die häufig Kontakt zu Tierbeständen haben, besteht aber ein erhöhtes Risiko, Träger von Nutztier-assoziierten MRSA-Stämmen zu werden.

ESBL/AmpC-bildende E. coli
Extended-Spectrum-Beta-Laktamase (ESBL) und AmpC-Beta-Laktamase (AmpC) bildende Bakterien zeichnen sich dadurch aus, dass sie Enzyme bilden, die die Wirksamkeit von Penicillinen und Cephalosporinen herabsetzen bzw. aufheben, sodass sie resistent gegenüber diesen Antibiotika sind. Sie wurden mittels selektiver Verfahren in etwa der Hälfte der untersuchten Kotproben von Zuchtsauen, Läufern (47,6 % positive Proben) und Mastschweinen (53,9 % positive Proben) nachgewiesen. Im Blinddarminhalt von Mastkälbern und Jungrindern am Schlachthof wurden ESBL/AmpC-bildende E. coli mit 60,6 % positiver Proben noch häufiger nachgewiesen als bei Schweinen. Frisches Schweinefleisch und frisches Rindfleisch wiesen eine Kontaminationsrate mit ESBL/AmpC-bildenden E. coli von 5,7 % bzw. 4,0 % auf. Nach dem derzeitigen wissenschaftlichen Kenntnisstand ist davon auszugehen, dass ESBL/AmpC-bildende E. coli auch über Lebensmittel auf den Menschen übertragen werden können, wobei sich das Infektionsrisiko gegenwärtig nicht genau abschätzen lässt.

Dunker’scher Muskelegel
Der Dunker‘sche Muskelegel ist die Mesozerkarie (Zwischenstadium) des parasitischen Saugwurms Alaria alata. Er wurde als Zufallsbefund im Rahmen der Trichinenuntersuchung bei Wildschweinen wiederholt vereinzelt nachgewiesen. Im Zoonosen-Monitoring waren insgesamt 4,7 % der untersuchten Wildschweinproben positiv für den Dunker’schen Muskelegel. Die Ergebnisse bestätigen, dass Wildschweinfleisch eine potenzielle Quelle für eine Infektion des Menschen mit dem Dunker‘schen Muskelegel darstellt. Allerdings sind bisher nur wenige Erkrankungsfälle beim Menschen aus Nordamerika bekannt, die nach dem Verzehr von unzureichend erhitztem mesozerkarienhaltigen Wildfleisch auftraten und u. a. mit Atemwegsbeschwerden einhergingen. Die Ergebnisse unterstreichen die Empfehlung, Wildschweinfleisch vor dem Verzehr gründlich durchzuerhitzen. Aus Gründen des vorbeugenden Verbraucherschutzes sollte Wildschweinfleisch, das mit dem Dunker’schen Muskelegel infiziert ist, nicht in den Verkehr gebracht werden.

Resistenzlage
Die Resistenzraten waren im Zoonosen-Monitoring 2015 insgesamt gegenüber den Vorjahren eher rückläufig. Als problematisch wird aber die zu beobachtende zunehmende Resistenz von MRSA-Isolaten gegenüber dem in der Humanmedizin wichtigen Wirkstoff Ciprofloxacin und gegenüber weiteren wichtigen Antibiotika gesehen.

Die E. coli-Isolate aus der Schweinefleischkette waren zu 50 % bis 70 % resistent gegenüber mindestens einer der getesteten antibiotischen Substanzen. Isolate von Läufern wiesen gegenüber vielen antibiotischen Substanzen die höchsten Resistenzraten auf, was vermutlich mit der häufigen Gabe von Antibiotika bei dieser Tiergruppe im Zusammenhang steht. E. coli-Isolate aus dem Blinddarminhalt von Mastkälbern und Jungrindern wiesen eine höhere Resistenzrate (46,1 %) auf als Isolate aus Rindfleisch, die nur zu 11,5 % gegenüber mindestens einer der antibiotischen Substanzen resistent waren. Auch dies spiegelt Unterschiede in der Häufigkeit der Behandlung von Mastkälbern/Jungrindern und Mastrindern – von denen in der Regel das Rindfleisch stammt – mit Antibiotika wider.

Bei der Interpretation der Ergebnisse der Resistenzuntersuchungen muss beachtet werden, dass die minimalen Hemmkonzentrationen (MHK) anhand der epidemiologischen Cut-Off-Werte bewertet wurden. Diese bestimmen den Anteil mikrobiologisch resistenter Isolate und geben frühzeitig Hinweise auf eine beginnende Resistenzentwicklung, erlauben aber keine unmittelbare Aussage über die Wahrscheinlichkeit eines Therapieerfolges mit einem Antibiotikum.

Der vollständige Bericht zum Zoonosen-Monitoring 2015 ist online abrufbar unter: http://www.bvl.bund.de/ZoonosenMonitoring

Verbrauchertipps zum Schutz gegen lebensmittelbedingte Infektionen sind dargestellt unter: http://www.bvl.bund.de/lebensmittelhygiene

Eine Empfehlung zum Umgang mit rohem Fleisch kann hier eingesehen werden:
http://www.bfr.bund.de/de/presseinformation/2012/11/hackepeter_und_rohes_mett_sind_nichts_fuer_kleine_kinder_-129122.html

Hintergrund
Zoonosen sind Krankheiten bzw. Infektionen, die auf natürlichem Weg direkt oder indirekt zwischen Tieren und Menschen übertragen werden können. Zoonoseerreger können von Nutztieren zum Beispiel während der Schlachtung und Weiterverarbeitung auf das Fleisch übertragen werden. Mit Zoonoseerregern kontaminierte Lebensmittel stellen eine wichtige Infektionsquelle für den Menschen dar. Häufige Erreger lebensmittelbedingter Infektionen sind Campylobacter spp. und Salmonella spp. Infektionen mit Listeria monocytogenes oder verotoxinbildende E. coli (VTEC) treten seltener auf. Methicillin-resistente Staphylococcus aureus (MRSA) und ESBL/AmpC-bildende E. coli sind weltweit verbreitete Erreger von zum Teil schwerwiegenden Krankenhausinfektionen. Bei Nutztieren hat sich ein spezifischer Typ von MRSA ausgebreitet. Eine Besiedlung des Menschen mit diesen „Nutztier-assoziierten“ MRSA-Stämmen scheint jedoch nur in seltenen Fällen zu schweren Krankheitserscheinungen zu führen.

Basierend auf der Richtlinie 2003/99/EG zur Überwachung von Zoonosen und Zoonoseerregern sind alle EU-Mitgliedstaaten verpflichtet, repräsentative und vergleichbare Daten über das Auftreten von Zoonosen und Zoonoseerregern sowie diesbezüglicher Antibiotikaresistenzen in Lebensmitteln, Futtermitteln und lebenden Tieren zu erfassen, auszuwerten und zu veröffentlichen, um so Aufschluss über Entwicklungstendenzen und Quellen von Zoonosen und Zoonoseerregern zu erhalten. Dabei werden vor allem diejenigen Zoonoseerreger überwacht, die eine besondere Gefahr für die menschliche Gesundheit darstellen. Das Zoonosen-Monitoring wird von den Bundesländern seit dem Jahr 2009 auf Grundlage einer Verwaltungsvorschrift bundesweit einheitlich jährlich im Rahmen der amtlichen Lebensmittel- und Veterinärüberwachung durchgeführt. Die von den Bundesländern erhobenen Untersuchungsergebnisse werden vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) gesammelt, ausgewertet und zusammen mit den Ergebnissen der Typisierung und Resistenztestung sowie der Bewertung des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) im Bericht über die Ergebnisse des jährlichen Zoonosen-Monitorings veröffentlicht. Das BfR übermittelt die Ergebnisse gemäß den Bestimmungen des Artikels 9 der Richtlinie 2003/99/EG an die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA).

Im Zoonosen-Monitoring werden repräsentative Daten zum Vorkommen von Zoonoseerregern bei den wichtigsten Lebensmittel liefernden Tierarten und Produkten gewonnen, die es ermöglichen, das Infektionsrisiko für Verbraucher durch den Verzehr von Lebensmitteln abzuschätzen. Die Resistenzuntersuchungen verbessern die Datenlage in diesem Bereich und tragen dazu bei, Beziehungen zwischen dem Antibiotikaeinsatz in der Tierproduktion und der Entwicklung von Antibiotikaresistenzen besser analysieren zu können.

Anhang
PI Zoonosen-Monitoring 2015
https://idw-online.de/de/attachment53881

Quelle: idw

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Grüne Trafos fürs grüne Ländle

Dr. Norbert Aschenbrenner Corporate Communications, Corporate Technology
Siemens AG

Siemens liefert für den größten Netzbetreiber in Baden-Württemberg mehr als 100 Verteiltransformatoren mit biologisch abbaubarer Isolierflüssigkeit. Für Siemens ist das der weltweit größte Auftrag für grüne Verteiltrafos.

Verteiltransformatoren sind das letzte Bindeglied in der Stromverteilung zum Verbraucher und daher oft nahe an Gebäuden oder in Wohngebieten aufgestellt. Die Netze BW, der größte Stromnetzbetreiber in Baden Württemberg, legt bei ihren Transformatoren großen Wert auf Zuverlässigkeit, Effizienz, Umweltfreundlichkeit und Betriebssicherheit. Für ein Pilotprojekt lieferte Siemens nun die ersten grünen Verteiltransformatoren.

Höherer Flammpunkt – besserer Brandschutz
Die neuen Transformatoren sind mit natürlichem Ester gefüllt, einer Flüssigkeit auf Pflanzenölbasis aus nachwachsenden Rohstoffen (Raps, Sonnenblumen oder Soja), die als Isolier- und Kühlflüssigkeit dient. Bisher werden meist Mineral- und Silikonöle eingesetzt. Wenn diese freigesetzt werden, sind sie umweltschädlich und leicht brennbar. Ester ist die grüne Alternative: Das natürliche Isolieröl ist beinahe vollständig biologisch abbaubar. Dadurch sind die negativen Folgen bei einem Leck in der Anlage für die Umwelt deutlich geringer. Außerdem bietet es aufgrund des höheren Flammpunktes einen deutlich besseren Brandschutz, was den Betrieb noch sicherer macht. Gerade für Wasser- und Naturschutzgebiete oder auch in Bereichen mit erhöhten Brandschutzauflagen sind die Ester-gefüllten Trafos eine saubere, umweltfreundliche und sichere Lösung. Und nicht nur das: In Labortests wurde nachgewiesen, dass das als Isoliermaterial verwendete Spezialpapier in Estern unter Ausschluss von Luftsauerstoff langsamer altert und somit die Lebensdauer der Transformatoren verlängern kann.

Ester als zukünftige Standard-Isolier- und Kühlflüssigkeit?
Siemens hat im Trafobau bereits jahrzehntelange Erfahrung mit alternativen Flüssigkeiten. Seit 2004 baut Siemens große Leistungstransformatoren mit Ester-Isolierung und ist weltweit führend auf diesem Gebiet. Verteiltransformatoren mit synthetischer Esterisolierung wurden bislang insbesondere für den Einsatz in Windparks gefertigt.

Die Netze BW nutzt diese Erfahrungen nun auch für ihre Verteiltransformatoren. Siemens liefert für das Innovationsprojekt insgesamt 102 mit natürlichem Ester isolierten Transformatoren. Für das Unternehmen ist es der weltweit größte Auftrag für Verteiltransformatoren mit natürlicher Esterfüllung. An einer Ortsnetzstation in Weinstadt (Baden-Württemberg) erfolgte am 10. Juni der symbolische Knopfdruck zum Start des Pilotprojekts. In Zusammenarbeit mit Siemens, der Universität Stuttgart und dem Institut für Energie-und Umweltforschung in Heidelberg werden die mit Pflanzenöl gefüllten Transformatoren überwacht und die Ergebnisse über ein Jahr ausgewertet. Mit den gewonnenen Daten will das Netzunternehmen herausfinden, ob diese Alternative zukünftig als Standard-Isolier- und Kühlflüssigkeit in Frage kommt.

Kontakt:
Herr Dr Norbert Aschenbrenner
Redaktion
Siemens AG
norbert.aschenbrenner@siemens.com

Originalartikel im Internet:
https://www.siemens.com/innovation/de/home/pictures-of-the-future/energie-und-ef…

Quelle: idw

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Mit Zucker gegen Rost: Bis zu 80 Prozent weniger Biokorrosion

Evelyn Bargs-Stahl Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen „Otto von Guericke“ e.V.

Eine Schicht aus Zuckerguss ist nicht nur lecker; sie schützt das Weihnachtsgebäck auch vor Austrocknung. Eine ganz andere Schutzwirkung von Zuckermolekülen ist bislang weniger bekannt: Sie eignen sich ebenfalls zum ökologisch unbedenklichen Rostschutz von Metallen.

Auf 100 Milliarden Euro wird die jährliche Schadenshöhe durch Korrosion in Deutschland geschätzt; bis zu 30 Prozent davon wird von Mikroorganismen durch die sogenannte Biokorrosion verursacht. Bakterien, Algen und Pilze finden in den wässrigen Milieus von Wassertransportleitungen, Kühlkreisläufen oder industriellen Produktionsanlagen optimale Lebensbedingungen. Hier setzen sie sich an den metallhaltigen Werkstoffen fest, scheiden sogenannte extrazelluläre polymere Substanzen (EPS) aus und bilden schleimige Biofilme auf den Oberflächen. Diese Biofilme greifen die Werkstoffe an und führen zu einer langsamen Zersetzung der Metalle. Im schlimmsten Fall kommt es zum Bruch von Anlagenteilen und dadurch zum Ausfall ganzer Anlagen.
Im Rahmen verschiedener Forschungsvorhaben der Industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF), haben Wissenschaftler des DECHEMA-Forschungsinstituts in Frankfurt a.M. und der Universität Duisburg-Essen herausgefunden, dass die Beschichtung der Oberflächen mit bestimmten Zuckermolekülen die Anheftung der Bakterien um bis zu 90 Prozent senkt. Gleichzeitig sinkt auch die Biokorrosion um bis zu 80 Prozent. Die vorwettbewerbliche IGF ermöglicht insbesondere kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) den Zugang zu aktuellen Forschungsergebnissen. Sie wird zusammen mit 100 branchenorientierten Forschungsvereinigungen im Innovationsnetzwerk der AiF Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen organisiert. Projekte der IGF werden vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) über dieses Netzwerk mit öffentlichen Mitteln gefördert.

Biofilme – Schutz und Übel zugleich
Je nach Art und Zusammensetzung der EPS können mikrobielle Biofilme die Korrosion von Metallen sowohl verstärken als auch unterdrücken. Einige der Bakterien in den Biofilmen scheiden Säuren aus, die die Oberflächen angreifen; andere beschleunigen chemische Reaktionen zwischen den Metalloberflächen und dem umgebenden Wasser und begünstigen so die Korrosion. Die korrosionshemmende Wirkung hingegen beruht darauf, dass manche EPS die Anheftung von Mikroorganismen an die Oberflächen der Werkstoffe verhindern, indem sie selbst diesen Platz einnehmen und damit die Bildung von Biofilmen unterbinden. Andere wiederum können den korrosiven Angriff von Chlorionen unterdrücken oder Eisenionen abfangen, die sonst Bakterien anziehen würden. Insbesondere Cyclodextrine, ringförmige Kohlenhydrate wie Dextrane oder Saccharide, die Bakterien beim Abbau von Mais- oder Kartoffelstärke bilden, sind in den Focus der Forschungen gerückt. Sie scheinen sich zum Korrosionsschutz besonders gut zu eignen, da sie sicher auf Werkstoffoberflächen haften, selbst nicht korrosiv wirken und nicht mikrobiell abbaubar sind.

Biogene Schutzschicht in der Praxis
In einem aktuellen IGF-Projekt, das von der AiF-Forschungsvereinigung DECHEMA koordiniert wird, entwickeln Forscher jetzt ein praktisches Anwendungsverfahren für die Cyclodextrin-Beschichtung. Am Ende soll ein einsatzfähiges Korrosionsschutzsystem auf Cyclodextrinbasis stehen. Gleichzeitig versuchen die Wissenschaftler die Langzeitstabilität der korrosionsverhindernden Wirkung der Cyclodextrine zu erhöhen.
Bislang werden metallhaltige Oberflächen in wässrigen Milieus entweder mit Schutzschichten überzogen oder mit Bioziden behandelt, was ökologisch nicht unbedenklich ist. Mit biogenen Schutzschichten hingegen könnten zukünftig große Mengen an Bioziden eingespart werden. Dies ist besonders interessant, da nach der EU-Biozidrichtlinie die Hürden für den Einsatz von Bioziden erheblich erhöht wurden.

Ansprechpartner zum Projekt
PD Dr. Wolfram Fürbeth, DECHEMA-Forschungsinstitut,
E-Mail: fuerbeth@dechema.de, Telefon: +49 69 7564 398

Prof. Dr. Wolfgang Sand, Universität Duisburg-Essen, Fakultät für Chemie – Biofilm Centre,
E-Mail: wolfgang.sand@uni-due.de, Telefon: +49 201 183 7089

Über die AiF
Die Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen „Otto von Guericke“ e.V. ist das Forschungsnetzwerk für den deutschen Mittelstand. Sie fördert Forschung, Transfer und Innovation. Als Dachverband von 100 gemeinnützigen Forschungsvereinigungen mit 50.000 eingebundenen Unternehmen und 1.200 beteiligten Forschungsstellen leistet sie einen wichtigen Beitrag, die Volkswirtschaft Deutschlands in ihrer Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig zu stärken. Die AiF als gemeinnütziger Verein organisiert die Industrielle Gemeinschaftsforschung und betreut über die AiF Projekt GmbH und die AiF F∙T∙K GmbH, ihre einhundertprozentigen Tochtergesellschaften, weitere Förderprogramme der öffentlichen Hand. Im Jahr 2015 setzte die AiF rund 525 Millionen Euro an öffentlichen Fördermitteln ein.

Weitere Informationen:
http://www.aif.de
http://www.aif.de/innovationsfoerderung/industrielle-gemeinschaftsforschung.html
http://www.uni-due.de
http://www.dechema.de
http://www.bmwi.de

Quelle: idw

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Schnelltests für Antibiotika in Gewässern und Impfstoffe auf Basis von Antigenen

Jan Meßerschmidt Presse- und Informationsstelle
Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald

Zwei Forschungsprojekte zu Antibiotikaresistenzen sowie zur Entwicklung neuartiger Impfstoffe werden seit Oktober 2016 durch das Konsortium InfectControl 2020 an der Universität Greifswald gefördert. Ziel des Verbundprojektes ANTIRES ist, antibiotikaresistente Mikroorganismen und Antibiotikaresistenzgene in Abwässern aufzuspüren und einen Antibiotika-Resistenz-Schnelltest zu entwickeln. In dem zweiten Verbundprojekt VacoME geht es um die Identifizierung der Antigene von Pneumokokken und Streptococcus suis, die die Basis für den Infektionsschutz im menschlichen und tierischen Körper sind. Durch gezielte Kombination von Antigenen sollen neuartige Impfstoffe entwickelt werden.

Verbundprojekt ANTIRES
Verbreitungswege von Antibiotika-Resistenzen in kommunalen Abwässern

Ziel des Projektes sind Untersuchungen zum Vorkommen antibiotikaresistenter Mikroorganismen und Antibiotikaresistenzgenen in kommunalen und landwirtschaftlichen Abwässern. Der intensive Einsatz von Antibiotika zur Behandlung bakterieller Infektionen von Mensch, Haus- und Nutztieren sowie der massive Antibiotikazusatz in Futtermitteln resultieren in einem kontinuierlich ansteigenden Antibiotikaeintrag in die Umwelt. Die damit einhergehende Verbreitung von Antibiotikaresistenzgenen und die Entwicklung multiresistenter Keime führen zu einer dramatischen Abnahme der Wirksamkeit von Antibiotikatherapien. Als eine der Hauptquellen für den Antibiotikaeintrag in die Umwelt gelten antibiotikabelastete Abwässer.

Zur detailgetreuen Aufklärung der Verbreitungswege von Antibiotikaresistenzen durch belastete Abwässer werden in ANTIRES kommunale Abwässer im jahreszeitlichen Rhythmus beprobt. Die Integration von mikrobiologischen und biochemischen sowie innovativen Metagenom-, Metatranskriptom- und Metaproteom-Analysen soll dann Aufschluss über die Belastung der Proben mit Antibiotikaresistenzen geben.

Die Erkenntnisse dieser Untersuchungen sollen schließlich für die Etablierung eines Antibiotikaresistenz-Schnelltests genutzt werden. Die in ANTIRES erhobenen Daten und entwickelten diagnostischen Werkzeuge tragen zu einem besseren Verständnis der Verbreitungswege und der jahreszeitlichen Dynamik von Antibiotikaresistenzen in Gewässern bei und sind damit essenziell für die Entwicklung von Strategien zur Eindämmung dieses Prozesses.

In ANTIRES fließt das Know-how verschiedener Forschungsgruppen aus vier Standorten ein. Beteiligt sind Prof. Katharina Riedel (Koordinatorin, Abteilung Mikrobielle Physiologie und Molekularbiologie, Institut für Mikrobiologie an der Universität Greifswald), Prof. Dörte Becher (Universität Greifswald), Prof. Rolf Daniel (Georg-August-Universität Göttingen), Dr. Katrin Premke (Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei, Berlin) und Dr. Robert Möller (Analytik Jena AG, Jena).

Verbundprojekt VacoME
Entwicklung von Impfstoffen gegen respiratorische und systemische Infektionen bei Mensch und Schwein

Ziel des Gesamtprojektes ist die Identifizierung von Antigenen von Pneumokokken (Streptococcus pneumoniae) und Streptococcus suis, die allein oder in Kombination einen Schutz gegenüber einer Infektion vermitteln. Infektionen des Menschen mit Pneumokokken und des Schweins mit Streptococcus suis stellen für das Gesundheitssystem bzw. die Agrarwirtschaft eine erhebliche Belastung dar. Pneumokokken verursachen schwere, außerhalb des Krankenhauses erworbene Lungenentzündungen und invasive Erkrankungen wie Sepsis oder Hirnhautentzündung, in deren Folge weltweit mehr als 1,6 Millionen Menschen pro Jahr sterben. Das Erregerpotenzial macht den mit Pneumokokken verwandten Erreger Streptococcus suis zum wichtigsten invasiven bakteriellen Krankheitserreger in der Ferkelaufzucht, der zudem die Fähigkeit hat vom Tier auf den Menschen übertragen zu werden. Beide bakteriellen Erreger zeigen eine Typenvielfalt und kommen als verschiedene Serotypen vor. Eine Pneumokokkenprophylaxe ist schwierig, da die auf Zuckerstrukturen basierenden Impfstoffe nur gegen 13 der 94 Serotypen einen Schutz vermitteln. Die Identifizierung von Antigenen in den verschiedenen Nischen ihrer Wirte und die Kombination immunogener Antigene zu einem Impfstoff mit Serotyp-übergreifender Schutzwirkung eine zentrale Herausforderung für die Bekämpfung dieser bakteriellen Erreger.

In VacoME werden daher infektionsrelevante Antigene mittels in vivo Proteomics und RNAseq-Analysen in den unterschiedlichen Wirtsnischen wie dem Atmungstrakt, dem Blut bzw. der Nervenflüssigkeit identifiziert. Die Immunogenität der Antigene wird dann in Proteom-basierten Immunanalysen mit Patientenseren analysiert, um Antigene zu identifizieren, gegen die der Patient bzw. das Schwein Antikörper gebildet hat. Ziel dieses Ansatzes ist, aufzuzeigen, wie durch die gezielte Kombination dieser Antigene ein Impfstoff mit Serotyp-übergreifender Schutzwirkung generiert werden kann.

Im VacoME-Verbund arbeiten Prof. Sven Hammerschmidt (Koordinator, Abteilung Genetik der Mikroorganismen, Interfakultäres Institut für Genetik und Funktionelle Genomforschung an der Universität Greifswald), Prof. Uwe Völker (Abteilung Funktionelle Genomforschung, Interfakultäres Institut für Genetik und Funktionelle Genomforschung, Universitätsmedizin Greifswald), Prof. Christoph Baums und Prof. Gottfried Alber (beide Universität Leipzig), Prof. Susanne Häußler (Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung, Braunschweig), Dr. Volker Florian und Dr. Peter Schmid (IDT Biologika GmbH, Dessau) sowie Dominik Driesch (BioControl Jena GmbH) zusammen.

InfectControl 2020
InfectControl 2020 wurde im Rahmen der BMBF-Fördermaßnahme „Zwanzig20 – Partnerschaft für Innovation“ gegründet. Es ist ein Konsortium aus Wirtschaftsunternehmen und akademischen Partnern. Ziel der Konsortien sind die Entwicklung neuer Antiinfektionsstrategien in der Veterinär- und Humanmedizin und die Verringerung der Ausbreitung neuer und multiresistenter Keime aufgrund von unsachgemäßem Einsatz von Antibiotika, mangelnder Hygiene sowie globalen Menschen- und Güterströmen.

Ansprechpartner an der Universität Greifswald
Verbund ANTIRES

Prof. Dr. Katharina Riedel
Abteilung Mikrobielle Physiologie und Molekularbiologie
Institut für Mikrobiologie
Friedrich-Ludwig-Jahn-Straße 15
17489 Greifswald
Telefon +49 3834 86-4200
Telefax +49 3834 86-4201
riedela@uni-greifswald.de
http://www.mikrobiologie.uni-greifswald.de

Verbund VacoME
Prof. Dr. Sven Hammerschmidt
Abteilung Genetik der Mikroorganismen
Interfakultäres Institut für Genetik und Funktionelle Genomforschung
Friedrich-Ludwig-Jahn-Straße 15 A
17489 Greifswald
Telefon +49 3834 86-4161
Telefax +49 3834 86-4172
sven.hammerschmidt@uni-greifswald.de
http://mnf.uni-greifswald.de/genetik
http://RTG1870.uni-greifswald.de

Quelle: idw

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Volksleiden Rückenschmerzen: Patienten überschätzen Bildaufnahmen

Kristine Kruse Pressestelle
Bertelsmann Stiftung

Wenn der Rücken schmerzt, reagieren Patienten und Ärzte häufig übertrieben. Wie der neue Faktencheck Rücken der Bertelsmann Stiftung zeigt, sind Betroffene unsicher und erwarten zu schnell eine ärztliche Einschätzung auf Basis bildgebender Verfahren. Behandelnde Ärzte rücken die überzogenen Hoffnungen ihrer Patienten oft nicht zurecht.

Jeder fünfte gesetzlich Versicherte geht mindestens einmal im Jahr wegen Rückenschmerzen zum Arzt – 27 Prozent davon suchen sogar vier Mal oder öfter einen Arzt auf. Von den jährlich mehr als 38 Millionen rückenschmerzbedingten Besuchen bei Haus- oder Fachärzten und den dabei veranlassten sechs Millionen Bildaufnahmen wären viele vermeidbar. Zu diesem Schluss kommt die Studie Faktencheck Rücken der Bertelsmann Stiftung.

Falsche Erwartungen: Patienten wollen den Grund für Rückenschmerzen sehen
Wenn es um Rückenschmerzen geht, ist jeder Zweite (52 Prozent) überzeugt davon, dass man immer einen Arzt aufsuchen muss. 60 Prozent der Bevölkerung erwarten außerdem schnellstens eine bildgebende Untersuchung. Und mehr als zwei von drei Personen (69 Prozent) sind der Meinung, dass der Arzt durch Röntgen-, Computertomografie- (CT) und Magnetresonanztomographie-Aufnahmen (MRT) die genaue Ursache des Schmerzes findet. Ein Trugschluss: Ärzte können gerade einmal bei höchstens 15 Prozent der Betroffenen eine spezifische Ursache für den Schmerz feststellen. Die meisten Bilder verbessern oft also weder Diagnose noch Behandlung von Rückenschmerzen.

Falsche Reaktion: Ärzte weichen oft von wissenschaftlichen Empfehlungen ab
Die falschen Erwartungen der Patienten rücken Ärzte häufig nicht zurecht. Dadurch kommt es neben übermäßig vielen Arztbesuchen auch zu unnötig vielen Bildaufnahmen. Allein 2015 haben Ärzte über sechs Millionen Röntgen-, CT- und MRT-Aufnahmen vom Rücken veranlasst. „Oft werden die Befunde der Bildgebung überbewertet. Dies führt zu unnötigen weiteren Untersuchungen und Behandlungen, zur Verunsicherung des Patienten und kann sogar zur Chro-nifizierung der Beschwerden beitragen“, so Prof. Dr. Jean-Francois Chenot von der Universität Greifswald und medizinischer Experte für den Faktencheck. Die bildgebende Diagnostik erfolgt zudem oft vorschnell. Bei 22 Prozent wurde eine Aufnahme vom Rücken bereits im Quartal der Erstdiagnose angeordnet. Bei jedem zweiten Betroffenen wurde ein Bild veranlasst, ohne vorher einen konservativen Therapieversuch, zum Beispiel mit Schmerzmitteln oder Physiotherapie, unternommen zu haben.

Fakt ist: 85 Prozent der akuten Rückenschmerzen gelten als medizinisch unkompliziert und nicht spezifisch. Ärztliche Leitlinien empfehlen bei Rückenschmerzen ohne Hinweise auf gefährliche Verläufe (beispielsweise Wirbelbrüche oder Entzündungen), körperliche Aktivitäten so weit wie möglich beizubehalten, Bettruhe zu vermeiden und keine bildgebende Diagnostik durchzuführen. Ärzte weichen von diesen wissenschaftlichen Empfehlungen jedoch häufig ab. So wird 43 Prozent der Betroffenen Ruhe und Schonung empfohlen. Zudem verstärken Ärzte oft das Krankheitsgefühl der Betroffenen, anstatt sie zu beruhigen. 47 Prozent der Betroffenen wird vermittelt, dass der Rücken „kaputt“ oder „verschlissen“ sei. „Ärzte müssen falsche Kenntnisse und Erwartungen von Patienten korrigieren. Nur so werden sie ihrem eigenen Anspruch als vertrauenswürdige Experten gerecht“, so Brigitte Mohn, Vorstand der Bertelsmann Stiftung.

Erhebliche regionale Unterschiede im Verhalten von Betroffenen und Ärzten
Betroffene mit Rückenschmerzen gehen in Berlin oder Bayern viel häufiger zum Arzt als in Hamburg, Schleswig-Holstein und Rheinland-Pfalz. Die Zahl der Behandlungsfälle pro 1.000 Versicherten und Jahr variiert auf Bundeslandebene zwischen 370 in Hamburg und 509 in Berlin. Auf Kreisebene gibt es Unterschiede um mehr als das Doppelte: So betrug die durchschnittliche Anzahl von Behandlungsfällen je 1.000 Versicherten in den Jahren 2009 bis 2015 in den Kreisen Ostprignitz-Ruppin (BB) und Rotenburg/Wümme (NI) nur 306, im Werra-Meißner-Kreis (HE) dagegen 711 und in Dingolfing-Landau (BY) sogar 730 Fälle. Auch Ärzte agieren regional sehr unterschiedlich: Zwischen den Bundesländern variieren die Verordnungen von Röntgen-, CT-, und MRT-Aufnahmen um bis zu 30 Prozent. In manchen Stadt- und Landkreisen werden sogar doppelt so viele Aufnahmen veranlasst wie anderswo.

Mehr reden statt röntgen
„Die gründliche körperliche Untersuchung und das persönliche Gespräch zwischen Arzt und Patient müssen wieder mehr Gewicht erhalten“, fordert Mohn. Dafür bedarf es Korrekturen im ärztlichen Vergütungssystem. So müssen Gespräche im Verhältnis zu technikbasierten Untersuchungen besser bezahlt werden.
Internationale Beispiele zeigen des Weiteren, dass es mehrere Möglichkeiten gibt, unnötige und im Zweifelsfall gesundheitsschädliche Aufnahmen zu reduzieren: In Teilen Kanadas erhalten Ärzte seit 2012 keine Vergütung mehr, wenn sich herausstellt, dass Bildaufnahmen veranlasst wurden, obwohl kein gefährlicher Verlauf der Rückenschmerzen erkennbar war. In den Niederlanden setzt man auf striktere Zugangsbeschränkungen zu Röntgen-, CT- und MRT-Geräten.

Zusatzinformationen
Im Auftrag der Bertelsmann Stiftung hat das Institut für angewandte Gesundheitsforschung (InGef) Analysen zu Behandlungsfällen und zum Ausmaß der Bildgebung aufgrund von Rückenschmerzen durchgeführt. Datengrundlage sind anonymisierte, repräsentative Daten von mehr als sieben Millionen Versicherten aus circa 70 gesetzlichen Krankenversicherungen. Zudem wurde mit TNS EMNID eine repräsentative Befragung zum Thema Rückenschmerzen durchgeführt. Die Ergebnisse wurden im aktuellen Faktencheck Rücken zusammengeführt.

Unsere Experten: Eckhard Volbracht, Telefon: 0 52 41 81 81 215
E-Mail: eckhard.volbracht@bertelsmann-stiftung.de

Marion Grote-Westrick, Telefon: 0 52 41 81 81 271
E-Mail: Marion.GroteWestrick@bertelsmann-stiftung.de

Weitere Informationen:
Werte zur Versorgungssituation bei Rückenschmerzen in Ihrer Region finden Sie in unserem interaktiven Kartentool auf: www.faktencheck-ruecken.de

Quelle: idw

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TU Berlin: Kunststoff aus Strom und Selters

Stefanie Terp Stabsstelle Presse, Öffentlichkeitsarbeit und Alumni
Technische Universität Berlin

TU-Forscher wollen mit grüner Elektrochemie Ethylen aus klimaschädlichem CO2 erzeugen – Start eines neuen Verbundprojekts

Plastiktüten und andere Produkte aus Kunststoff werden aus Ethylen hergestellt – genauer: aus Polyethylen. 140 Millionen Tonnen des kohlenstoffbasierten Chemierohstoffs werden jährlich weltweit produziert. Erdöl ist der Rohstoff dafür. Das Produktionsverfahren bei Temperaturen um 800°C ist energieintensiv und wenig nachhaltig. TU-Forscher wollen nun mit weiteren Partnern eine nachhaltige Alternative dazu entwickeln: die Produktion von Ethylen aus Sprudelwasser – also Kohlendioxid und Wasser – und regenerativem Strom.

Prof. Dr. Peter Strasser und sein Team von der TU Berlin, die sich mit der elektrochemischen Katalyse befassen, starten mit weiteren Partnern aus Hochschulen und Industrie das im Rahmen des BMBF-Programms „CO2Plus – Stoffliche Nutzung von CO2″ geförderte Verbundprojekt „eEthylen“. Eine neuartige, komplexe elektrochemische Technologie soll es ermöglichen, aus Kohlendioxid und Wasser Ethylen zu synthetisieren, dessen Nebenprodukt ausschließlich reinster Sauerstoff ist. So werden im Gegensatz zum herkömmlichen Verfahren keine umweltschädlichen Nebenprodukte freigesetzt. Die benötigte Energie wird elektrisch zugeführt und stammt aus erneuerbaren Quellen.

Chemische Katalyse ohne schädliche Nebenprodukte
Eine große wissenschaftliche Herausforderung liegt im Design der Materialien für die Elektroden an beiden Enden der Elektrolysezelle. Die Nanostruktur des Materials muss das komplexe Netzwerk chemisch gekoppelter Einzelreaktionen des Gesamtprozesses so organisieren können, dass Kohlendioxid- und Wassermoleküle schnell, ohne Nebenprodukte und ohne großen Energieverlust zu Ethylen reagieren können.

Schnelle Umsetzung für die industrielle Anwendung
Die Erkenntnisse der Forschungen sollen dabei direkt in die industrielle Entwicklung einfließen und so helfen, technische Verfahren zu entwickeln und zu optimieren. Die Beteiligung von Großunternehmen ermöglicht eine schnelle Umsetzung in die industrielle Anwendung. Als wissenschaftliche Partner sind außer der TU Berlin die Ruhr-Universität Bochum und das Helmholtz-Institut Erlangen-Nürnberg am Projekt beteiligt, als industrielle Koordinatoren die Unternehmen Evonik Resource Efficiency GmbH und Siemens AG. Das Gesamtfördervolumen des Verbunds beträgt 1,5 Millionen Euro. Knapp eine Viertelmillion Euro geht an die TU Berlin.

Weitere Informationen erteilt Ihnen gern:
Prof. Dr. Peter Strasser
Technische Universität Berlin
Institut für Chemie – Technische Chemie
Tel.: 030/314-22261
E-Mail: pstrasser@tu-berlin.de

Quelle: idw

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Maßgeschneiderte Membranen für die Umwelt

Dipl.-Biologin Annette Stettien Unternehmenskommunikation
Forschungszentrum Jülich

Durch das Verbrennen fossiler Energieträger in Kohle- und Gaskraftwerken entstehen umweltschädliche Abgase. Jülicher Forscher arbeiten an Möglichkeiten, diese Abgase nicht nur zu reduzieren, sondern auch nutzbar zu machen. Sie entwickeln keramische Membranen, mit denen sich aus Kohlenstoffdioxid und Wasserdampf reiner Wasserstoff abtrennen lässt, der dann als sauberer Energieträger – zum Beispiel in Brennstoffzellen – verwendet werden kann. Nun konnten sie die Leistungsfähigkeit dieser Membranen auf einen bisher unerreichten Wert steigern. Die Ergebnisse ihrer Forschung veröffentlichten sie in der Fachzeitschrift Scientific Reports (DOI: 10.1038/srep34773).

In technischen Systemen lassen sich mit Membranen Gase trennen – effizienter und kostengünstiger als mit etablierten Verfahren. Membransysteme ermöglichen so die Abtrennung von schädlichen Klimagasen mit vergleichsweise geringen Verlusten. Gleichzeitig lässt sich so hochreiner Wasserstoff für saubere Energieerzeugung und -speicherung gewinnen. Dies macht keramische Membranen zu einer Schlüsseltechnologie der Energiewende.

Eine Möglichkeit, den Wasserstoff aus Gasgemischen abzutrennen, ist eine sogenannte Zweiphasen-Membran. „Diese besteht aus zwei keramischen Materialien. Die einzelnen Körnchen haben nur eine Größe von einem tausendstel Millimeter und weisen einerseits eine ionische und anderseits eine elektronische Leitfähigkeit auf“, erklärt Dr. Mariya Ivanova vom Jülicher Institut für Energie- und Klimaforschung. Die Bestandteile des Wasserstoffs, Protonen und Elektronen, werden so einzeln durch die Membran transportiert. Auf der anderen Seite setzen sie sich zu hochreinem Wasserstoff zusammen. Möglich ist dies durch maßgeschneiderte Fehlstellen im Kristallgitter der Keramiken, die durch Protonen besetzt werden. Diese Protonen, angetrieben durch Druckunterschiede und Temperatur, werden durch das Material der Membran geleitet. „Sie docken an einem Sauerstoff-Ion an, und springen in Richtung des geringeren Drucks zum nächsten Sauerstoff-Ion, von Fehlstelle zu Fehlstelle, bis sie auf der anderen Seite wieder zu elementarem Wasserstoff formiert werden“, sagt Mariya Ivanova. „Die Elektronen werden durch den zweiten Bestandteil der Keramik transportiert und sorgen für einen Ladungsausgleich.“

Doch das Verfahren weist noch einige entscheidende Schwächen auf. Für die Wasserstoffabtrennung sind hohe Temperaturen notwendig, was sie energieaufwändig macht. Außerdem sind die bisher untersuchten Membranen in einer kohlenstoffhaltigen Umgebung nicht stabil und werden unbrauchbar. Auch die Rate des Wasserstoffdurchflusses ist noch nicht hoch genug. Doch die Forscher um Mariya Ivanova haben wichtige Fortschritte gemacht: Durch das gezielte Einbringen von Fremdatomen in das Kristallgitter ist ihre Membran stabiler und bei niedrigeren Temperaturen einsetzbar. Der größte Erfolg ist jedoch der gesteigerte Wasserstoffdurchfluss. „Er ist beinahe doppelt so hoch wie bei allen bisher dokumentierten Fällen“, freut sich Ivanova.

Die Jülicher Membranen für die Messungen sind nur so groß wie ein 10-Cent-Stück, und einen halben Millimeter dick. „An einen industriellen Einsatz ist noch nicht zu denken“, erklärt Ivanova. „Wir forschen weiter, suchen nach dem geeigneten Material, mit großer Durchflussrate und Stabilität und geringen Kosten. Der nächste Schritt ist danach die Vergrößerung der Komponentengröße um einen wirtschaftlichen Einsatz zu gewährleisten.“ Die Forscher wollen zunächst eine Fläche zehn mal zehn Quadratzentimeter erreichen.
Originalpublikation:

„Hydrogen separation through tailored dual phase membranes with nominal composition BaCe0.8Eu0.2O3-δ:Ce0.8Y0.2O2-δ at intermediate temperatures“ by Mariya E. Ivanova, Sonia Escolástico, Maria Balaguer, Justinas Palisaitis, Yoo Jung Sohn, Wilhelm A. Meulenberg, Olivier Guillon, Joachim Mayer & Jose M. Serra, DOI: 10.1038/srep34773

Ansprechpartner:
Dr. Eng. Mariya E. Ivanova
Teamleiterin Wasserstoffpermeable Membranen
Telefon: 02461 61-5194
E-Mail: m.ivanova@fz-juelich.de

Prof. Dr. Olivier Guillon
Direktor des Instituts für Energie- und Klimaforschung (IEK-1): Werkstoffsynthese und Herstellungsverfahren
Telefon: 02461 61-5181
E-Mail: o.guillon@fz-juelich.de

Weitere Informationen:
http://www.fz-juelich.de/iek/iek-1/DE/Home/home_node.html
Institut für Energie- und Klimaforschung: Werkstoffsynthese und Herstellungsverfahren (IEK-1)
http://www.fz-juelich.de/iek/iek-1/DE/Forschung/Gastrennmembrane/_node.html
Forschungsfeld Gastrennmembranen am IEK-1

Quelle: idw

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Hausmüll mit weniger Energie aufbereiten

Rüdiger Mack Marketingkommunikation
FIZ Karlsruhe – Leibniz-Institut für Informationsinfrastruktur GmbH

Für Restmüll aus der grauen Tonne gibt es zwei Entsorgungswege: Eine Müllverbrennungsanlage oder eine mechanisch-biologische Abfallbehandlung (MBA). Bei dieser werden zuerst die Wertstoffe aussortiert und genutzt. Dann wird der Rest in Rottetunneln behandelt. Das neue BINE-Projektinfo „Energieverbrauch der Müllaufbereitung senken“ (15/2016) stellt eine effizientere Anlage zur Abluftbehandlung für MBA vor. Diese kann fast ein Viertel der Energie im Vergleich zu heutigen Anlagen einsparen.

Optimierte Abluftreinigung für mechanisch-biologische Abfallbehandlung
Der nicht zu verwertende Sortierrest des Mülls aus der grauen Tonne durchläuft in den Rottetunneln der MBA einen aeroben Verrottungsprozess. Dadurch werden alle organischen Bestandteile oxidiert. Nach der Behandlung lässt sich der Rest deponieren, ohne dass es noch zur Bildung von Methan oder anderen klimarelevanten Gasen kommt. Die Abluft aus den Tunneln muss gereinigt und behandelt werden, um schädliche Gas- und Geruchsemissionen zu vermeiden. Dazu werden Biofilter, Wäscher und eine Verbrennungseinheit für die kohlenstoffhaltigen Gase eingesetzt. Bei der neuen Anlage haben die Forscher die gesamte Prozesskette optimiert. Die Energieeinsparung konnte vor allem durch eine Reduzierung und Aufteilung der Abluftströme nach Kohlenstoffgehalt und einen dadurch sinkenden Stützgasverbrauch erreicht werden. Auch eine verbesserte Form der Mülleinbringung in die Tunnel hat dazu beigetragen.

In Deutschland gibt es derzeit 45 Anlagen zur mechanisch-biologischen Abfallbehandlung. Die praktische Erprobung der energiesparenden Abluftreinigung fand an der MBA des Landkreises Aurich in Großefehn statt. Das Institut für Aufbereitung und Recycling der RWTH Aachen hat das Projekt mit Kooperationspartnern durchgeführt.

Das BINE-Projektinfo ist kostenfrei beim BINE Informationsdienst von FIZ Karlsruhe erhältlich – unter www.bine.info oder 0228 – 92379-0.

BINE Informationsdienst ist ein Service von FIZ Karlsruhe und wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) gefördert.

FIZ Karlsruhe – Leibniz-Institut für Informationsinfrastruktur ist eine gemeinnützige Gesellschaft, die im öffentlichen Auftrag weltweit publizierte wissenschaftliche Information zugänglich macht und entsprechende Dienstleistungen zur Verfügung stellt. FIZ Karlsruhe
hat die Aufgabe, den nationalen und internationalen Wissenstransfer und die Innovationsförderung zu unterstützen.

Weitere Informationen:

http://www.bine.info/en – BINE Information Service – Energy research for practical applications
http://www.twitter.com/bineinfo – Folgen Sie BINE Informationsdienst aktuell auf Twitter
https://www.facebook.com/BINE.Informationsdienst – Auch auf Facebook mit mehr News und Infos rund um die Uhr

Quelle: idw

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Nach über 100 Jahren: Neue Wege in der Krampfaderbehandlung – Pressekonferenz der DEGUM

Friederike Gehlenborg Pressestelle
Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM)

Berlin – Wenn die Beine kribbeln, sich schwer anfühlen und blaue Adern durch die Haut schimmern – dann ist oft ein Venenleiden die Ursache. Die Erkrankung ist weit verbreitet: Mit rund 300.000 Eingriffen pro Jahr ist die Krampfaderbehandlung eine der häufigsten Operationen in Deutschland. Über 100 Jahre war das klassische Ziehen der Krampfadern – die sogenannte Stripping-Operation – die primäre Behandlungsart. Doch nun setzen sich zunehmend schonendere Kathetermethoden durch, bei denen Ultraschalldiagnostik zum Einsatz kommt.

„Die modernen Katheterbehandlungen zielen darauf ab, die erkrankten Venen mittels Katheter schonend zu verschließen statt sie zu entfernen“, erläutert Dr. med Tobias Hirsch, Facharzt für Innere Medizin und Angiologie von der Praxis für Innere Medizin und Gefäßkrankheiten in Halle (Saale). „Neben Methoden wie der Laserbehandlung, die auf der Einwirkung von Wärme beruhen, können die Krampfadern beispielsweise auch verklebt werden.“ Statt zahlreicher Schnitte sei für diese minimalinvasiven Methoden nur ein kleiner Einstich erforderlich. Der Vorteil: Die Behandlung ist für die Patienten angenehmer – und die Heilung erfolgt schneller.

Ob mit einer Laserbehandlung oder per Radiofrequenzkatheter – alle Methoden haben eines gemeinsam: moderne Ultraschalltechnik kommt zum Einsatz. „Um Krampfadern mit den schonenden Kathethermethoden erfolgreich behandeln zu können, ist die Ultraschalldiagnostik eine grundlegende Voraussetzung für uns“, so Hirsch. „Sie ermöglicht es, krankhafte Veränderungen an den Venen der Patienten umfassend und besonders exakt darzustellen.“ Neben der anatomischen Untersuchung der Venen kann so beispielsweise auch verdeutlicht werden, dass das Blut, das normalerweise herzwärts strömt, aufgrund einer gestörten Klappenfunktion wieder vom Herzen weg fließt. Durch den so entstandenen Rückstau des Blutes werden Venen geweitet – und Krampfadern entstehen. Auch Wassereinlagerungen – sogenannte Ödeme – können durch den Blutstau entstehen und eine verschlechterte Versorgung der Haut mit Sauerstoff und Nährstoffen können Folgen hiervon sein.

„Die Ultraschalltechnik ermöglicht mittlerweile eine sehr exakte Bildgebung, die es sogar möglich macht, die Rückflüsse zeitlich zu erfassen“, sagt der Experte. Der klare Vorteil gegenüber der radiologischen Bildgebung: Die Untersuchungen sind beliebig oft wiederholbar und können unmittelbar in der operativen Therapie durchgeführt werden. Eine wichtige Voraussetzung für den Einsatz der Technik ist ein sicherer Umgang des Arztes mit der Ultraschalltechnik; denn sowohl die Führung des Behandlungskatheters als auch die örtliche Betäubung erfolgen ultraschallgesteuert.

„Wir erwarten, dass in den kommenden Jahren auch in Deutschland die klassische Stripping-Operation mehr und mehr von den Kathetermethoden abgelöst wird“, meint Hirsch. „Dieser Trend zeigt sich auch daran, dass die entsprechenden fachspezifischen Kurse der DEGUM immer stärker besucht werden.“ Die Kursmodelle und speziellen Anwenderseminare berücksichtigen die neuen Entwicklungen in der Krampfaderbehandlung. Auch ein Blick über die Landesgrenze hinweg legt den beschriebenen Trend nahe: In den USA werden die Kathetermethoden zur Krampfaderbehandlung bereits seit 2011 und in Großbritannien seit 2013 als Therapie durch die nationalen Leitlinien empfohlen – und zwar als Therapie der ersten Wahl.

Über die DEGUM:
Die Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM) bietet ein Forum für den wissenschaftlichen und praktischen Erfahrungsaustausch auf dem Gebiet des medizinischen Ultraschalls. Sie vereint rund 10 000 Ärzte verschiedener Fachgebiete, medizinische Assistenten, Naturwissenschaftler und Techniker. Ultraschalldiagnostik ist heute das am häufigsten eingesetzte bildgebende Verfahren in der Medizin. Ultraschallanwendern bescheinigt die DEGUM eine entsprechende Qualifikation mit einem Zertifikat der Stufen I bis III. DEGUM-zertifizierte Ärzte finden Patienten im Internet unter: http://www.degum.de

Weitere Informationen:
http://www.degum.de

Quelle: idw

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Kommunen können mit „Monitor Nachhaltige Kommune“ den Grad ihrer Nachhaltigkeit messen

Sybille Wenke-Thiem Stabsstelle Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Institut für Urbanistik

Bertelsmann Stiftung und Difu stellen neues Instrument für bundesweites Monitoring nachhaltiger Entwicklung vor

Berlin. Die Mehrzahl der Kommunen steht zu einer nachhaltigen Entwicklung. Allerdings war es bisher schwierig, den Erfolg des nachhaltigen Handelns zu messen. Der von der Bertelsmann Stiftung in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Institut für Urbanistik in Berlin entwickelte „Monitor Nachhaltige Kommune“ liefert dazu nun die Möglichkeit: Er zielt darauf ab, den Stand der nachhaltigen Entwicklung in deutschen Kommunen transparent zu machen und die Entwicklung eines wirkungsorientierten Nachhaltigkeitsmanagements zu unterstützen. Im Internet-Portal www.wegweiser-kommune.de der Bertelsmann Stiftung können Kommunen mit mehr als 5.000 Einwohnern ihre individuellen Werte und Entwicklungsverläufe abrufen und mit den Werten anderer Kommunen vergleichen. Zwei Veröffentlichungen fassen die detaillierten Ergebnisse zusammen, sie stehen als PDF kostenfrei im Netz bereit: https://difu.de/10994

Obwohl Städte, Gemeinden und Kreise bei der Umsetzung von Nachhaltigkeitsstrategien des Bundes und der Länder eine wichtige Rolle spielen, gibt es wenige gesicherte Erkenntnisse darüber, wie nachhaltig Deutschlands Kommunen tatsächlich sind und mit welchen Themen sie sich beschäftigen. Diese Lücke soll der neue Monitor Nachhaltige Kommune schließen.

Die im Rahmen des Monitors durchgeführte Befragung der Stadtspitzen deutscher Städte und Kreise zeigt, wie nachhaltig Deutschlands Kommunen handeln. Fast 90 Prozent der befragten Kommunen betonen, dass das Thema für sie sehr wichtig bzw. wichtig ist. Dabei stehen die Themen Haushaltsführung, Bildung, Wohnen und Wohnumfeld sowie Klima und Energie in den befragten Kommunen derzeit hoch im Kurs. Gleichzeitig wird allerdings dem Engagement für Armut, Sicherheit, Gesundheit und Pflege sowie für die „Eine-Welt“ eher nachrangige Bedeutung beigemessen. Dies kann als Defizit bewertet werden: Die Vereinten Nationen betonen in ihrer Resolution zu den neuen globalen Zielen („Sustainable Development Goals“), dass die Beseitigung der Armut ein zentraler Aspekt und eine Vorbedingung für nachhaltige Entwicklung ist, und das gilt nicht nur global, sondern trifft auch auf deutsche Kommunen zu.

Neben der Befragung zum Nachhaltigkeitsmanagement wurde im Monitor Nachhaltige Kommune ein umfassender Indikatorenkatalog entwickelt, der dem Monitoring und der Evaluation von nachhaltiger Entwicklung dient. Von insgesamt 125 Indikatoren aus den zentralen kommunalen Aufgabenbereichen werden insbesondere 37 sogenannte „Kernindikatoren“ empfohlen. Zu diesen erfolgten eine flächendeckende Datenerhebung sowie statistische Analysen zu Zusammenhängen zwischen den Indikatoren.

Kontakt:
Dr. Busso Grabow
Telefon: 030-39001-248
E-Mail: grabow@difu.de

Dr. Jasmin Honold
Telefon: 030-39001-198
E-Mail: honold@difu.de

Weitere Informationen:
https://difu.de/10994
https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/unsere-projekte/monitor-nachhaltige-kommu…
http://www.wegweiser-kommune.de/

Kurzinfo: Deutsches Institut für Urbanistik
Das Deutsche Institut für Urbanistik (Difu) ist als größtes Stadtforschungsinstitut im deutschsprachigen Raum die Forschungs-, Fortbildungs- und Informationseinrichtung für Städte, Kommunalverbände und Planungsgemeinschaften. Ob Stadt- und Regionalentwicklung, kommunale Wirtschaft, Städtebau, soziale Themen, Umwelt, Verkehr, Kultur, Recht, Verwaltungsthemen oder Kommunalfinanzen: Das 1973 gegründete unabhängige Berliner Institut – mit einem weiteren Standort in Köln (Bereich Umwelt) – bearbeitet ein umfangreiches Themenspektrum und beschäftigt sich auf wissenschaftlicher Ebene praxisnah mit allen Aufgaben, die Kommunen heute und in Zukunft zu bewältigen haben. Der Verein für Kommunalwissenschaften e.V. ist alleiniger Gesellschafter des in der Form einer gemeinnützigen GmbH geführten Forschungsinstituts.

Deutsches Institut für Urbanistik gGmbH
Sitz Berlin, AG Charlottenburg, HRB 114959 B
Geschäftsführer: Prof. Dipl.-Ing. Martin zur Nedden, Dr. Busso Grabow

Quelle: idw

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Lernen von Legionellen

Dr. Anne Hardy Public Relations und Kommunikation
Goethe-Universität Frankfurt am Main

Forscher haben bei Legionellen einen neuen Ubiquitinierungs-Mechanismus entdeckt, der die pathogenen Effekte von Bakterien erklärt. Ivan Dikic und sein Team an der Goethe-Universität vermuten, dass er auch an vielen anderen biologischen Prozessen beteiligt ist. Die Studie erscheint in der kommenden Ausgabe von „Cell“.

FRANKFURT. Die Markierung mit dem kleinen Molekül Ubiquitin galt lange als „Todeskuss“, durch den nicht mehr benötigte Proteine in der Zelle entsorgt werden. Doch inzwischen weiß man, dass Ubiquitin noch viele weitere Aufgaben in der zellulären Signalverarbeitung erfüllt. Ein Forscherteam unter Leitung von Prof. Ivan Dikic, Direktor des Instituts für Biochemie II an der Goethe-Universität Frankfurt, hat nun einen neuartigen Mechanismus zur Ubiquitinierung aufgeklärt, mit dem Legionellen die Steuerung ihrer Wirtszellen übernehmen können.

Nach der bisher gängigen Lehrmeinung erfordert die Anheftung von Ubiquitin an andere Proteine die konzertierte Aktion von drei Enzymen. Im April dieses Jahres beschrieben amerikanische Forscher erstmals eine Form der Ubiquitinierung, an der nur ein einziges Enzym aus Legionellen beteiligt ist. Das Team von Ivan Dikic hat nun gemeinsam mit der Gruppe von Ivan Matic (Max-Planck-Institut für Biologie des Alterns, Köln) den zugrundeliegenden molekularen Mechanismus aufgeklärt.

Verblüffend ist die bisher unbekannte Art der chemischen Verknüpfung von Ubiquitin mit Proteinen, die das Enzym aus den Legionellen herstellt. Für die Fachwelt ist das eine bahnbrechende Entdeckung. Dr. Sagar Bhogaraju, Wissenschaftler im Labor von Dikic, kommentiert: „Spannend ist nun vor allem die Frage, ob diese neuartige Ubiquitinierung auch unabhängig von bakteriellen Infektionen in menschlichen Zellen vorkommt und ob es ähnliche, bislang unentdeckte Enzyme beim Menschen gibt, die womöglich weitreichenden Einfluss auf zelluläre Prozesse haben.“

Bei der detaillierten Untersuchung des neuen Mechanismus wurden die Forscher erneut überrascht: Das Legionellen-Enzym katalysiert nicht nur die Ubiquitinierung zellulärer Proteine, es verändert außerdem alle weiteren vorhandenen Ubiquitin-Moleküle. Bei Infektionen mit Legionellen spielt diese modifizierte Form von Ubiquitin vermutlich eine wichtige Rolle, da sie das klassische Ubiquitin-System weitgehend hemmt.

Neben der „Abfallwirtschaft“ funktionieren dann auch weitere wichtige Prozesse in der Zelle nicht mehr, was für das Bakterium von entscheidendem Vorteil sein kann. So konnte das Team von Ivan Dikic zeigen, dass das modifizierte Ubiquitin die Entsorgung von Mitochondrien (Mitophagie) ebenso lahmlegt wie die Weiterleitung von Entzündungssignalen und den Abbau von Proteinen. Auf diese Weise könnten Legionellen fundamental in zelluläre Prozesse ihres Wirts eingreifen.

„Wir gehen davon aus, dass Legionellen nicht die einzigen Bakterien sind, die sich diesen Mechanismus zunutze machen. Hier könnten sich neue Strategien für die Entwicklung antibakterieller Agenzien ergeben, die komplementär zu konventionellen Antibiotika wirken und die zellulären Schäden durch bakterielle Enzyme begrenzen“, erklärt Dikic die medizinische Bedeutung der Entdeckung.

Ivan Dikic hat mit seiner Forschung am Institut für Biochemie II und am Buchmann Institut für Molekulare Lebenswissenschaften an der Goethe-Universität bereits in der Vergangenheit maßgeblich zu einem Paradigmenwechsel in der Ubiquitinforschung beigetragen. Er verfolgte schon früh die Hypothese, dass Ubiquitin-Signale von spezialisierten Bereichen in anderen Proteinen erkannt und übersetzt werden. Er konnte Ubiquitin-bindende Bereiche in über 200 Proteinen identifizieren und deren Rolle in normalen physiologischen Prozessen und bei der Entstehung von Erkrankungen wie Krebs, ALS und Parkinson belegen.

Publikation:
Bhogaraju S, Kalayil S, Liu Y, Bonn F, Colby T, Matic I, Dikic I. Phosphoribosylation of ubiquitin promotes serine ubiquitination and impairs conventional ubiquitination. Cell. 2016 Dec;167(6). DOI 10.1016/j.cell.2016.11.019

Bilder zum Download finden Sie unter: www.uni-frankfurt.de/64206818

Informationen:
Dr. Kerstin Koch, Institut für Biochemie II, Universitätsklinikum, Tel.: (069) 6301 84250, koch@biochem2.de

Die Goethe-Universität ist eine forschungsstarke Hochschule in der europäischen Finanzmetropole Frankfurt. 1914 mit privaten Mitteln überwiegend jüdischer Stifter gegründet, hat sie seitdem Pionierleistungen erbracht auf den Feldern der Sozial-, Gesellschafts- und Wirtschaftswissenschaften, Medizin, Quantenphysik, Hirnforschung und Arbeitsrecht. Am 1. Januar 2008 gewann sie mit der Rückkehr zu ihren historischen Wurzeln als Stiftungsuniversität ein hohes Maß an Selbstverantwortung. Heute ist sie eine der zehn drittmittelstärksten und drei größten Universitäten Deutschlands mit drei Exzellenzclustern in Medizin, Lebenswissenschaften sowie Geistes- und Sozialwissenschaften. Zusammen mit der Technischen Universität Darmstadt und der Universität Mainz ist sie Partner der länderübergreifenden strategischen Universitätsallianz Rhein-Main.

Aktuelle Nachrichten aus Wissenschaft, Lehre und Gesellschaft in GOETHE-UNI online (www.aktuelles.uni-frankfurt.de)

Das Max-Planck-Institut für Biologie des Alterns untersucht den natürlichen Alterungsprozess mit dem langfristigen Ziel, ein gesünderes menschliches Altern zu ermöglichen. Es ist ein Institut der Max-Planck-Gesellschaft, eine der führenden Grundlagenforschungs-Organisationen in Deutschland. Seit seiner Gründung im Jahr 2008 ist das Institut zentraler Bestandteil eines Life-Science-Clusters in Köln, welches sich auf die Erforschung des Alterns konzentriert.

Herausgeberin:
Die Präsidentin

Redaktion:
Dr. Anne Hardy, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Abteilung PR & Kommunikation, Theodor-W.-Adorno-Platz 1, 60323 Frankfurt am Main, Tel: (069) 798-12498, Fax: (069) 798-763 12531, hardy@pvw.uni-frankfurt.de

Internet:
www.uni-frankfurt.de

Quelle: idw

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Haustiere: Garant für subjektives Wohlbefinden?

Dr. Anne Klostermann Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Gesellschaft für Psychologie (DGPs)

Rund 30 Millionen Haustiere waren im Jahr 2015 in Deutschland gemeldet ‒ sieben Millionen mehr als noch fünf Jahre zuvor. Jeder zweite Deutsche wohnt in einem Haushalt mit mindestens einem Haustier. Katzen und Hunde führen dabei die Statistik der beliebtesten Tiere an, wie die Umfragen des Allensbach-Instituts zeigen. Welchen Einfluss Haustiere auf unser alltägliches Wohlbefinden ausüben, haben Psychologinnen in einer aktuellen Studie untersucht. Die Ergebnisse wurden nun im „Journal of Positive Psychology“ veröffentlicht.

Befragung von 631 Haustierbesitzerinnen und -besitzern
„Die Frage, ob Haustiere uns guttun, uns glücklicher und zufriedener machen, ist nicht so einfach zu beantworten“, sagt Anna Kalitzki. „Wichtig ist dabei wohl die Frage, unter welchen Bedingungen bestimmte Tiere gut für unser Wohlbefinden sind.“ Diese Bedingungen hat Kalitzki gemeinsam mit Maike Luhmann, Professorin für Psychologische Methodenlehre an der Ruhr-Universität Bochum, nun untersucht. In einer Online-Studie befragten sie insgesamt 631 Personen, die Hunde, Katzen oder Pferde halten. Der Fragebogen bestand einerseits aus Fragen zur Messung zweier Aspekte des subjektiven Wohlbefindens: positive Stimmung und Lebenszufriedenheit. Andererseits wurden Fragen zum Haustier und zu den erlebten Vorteilen („Nutzenfaktoren“) und Nachteilen („Kostenfaktoren“) des Haustierhaltens gestellt, etwa, ob die Befragten aufgrund ihres Haustiers verstärkt sportlichen Aktivitäten nachgehen oder wie belastend die Kosten des Haustierhaltens für sie sind.

Die Analysen zeigen unter anderem Folgendes: Das Wohlbefinden von Haustierhalterinnen und -haltern steigt besonders dann, wenn sie die Tierhaltung als eine wichtige Aufgabe in ihrem Leben – eine sogenannte „soziale Rolle“ – begreifen, und wenn die Tierhaltung ihr Bedürfnis nach Autonomie befriedigt. Problematisch wirkte es sich hingegen aus, wenn die Tierhaltung als zu große finanzielle Belastung empfunden wurde. Ein interessantes Ergebnis zeigte sich im Zusammenhang mit der persönlichen Bindung an das Tier: diese hatte nämlich im Zusammenspiel mit allen anderen gemessenen Variablen einen negativen Effekt auf das subjektive Wohlbefinden. Die Autorinnen diskutieren auch eine mögliche Erklärung für diesen Befund: eine starke Bindung an das Tier kann sich negativ auswirken, wenn sie Bindungen an andere Menschen weniger stark macht oder gar ganz ersetzt. Wer also wegen seines Haustiers keine Zeit mehr für soziale Kontakte hat, ist tendenziell umso unzufriedener, je enger er sich an das Tier gebunden fühlt.

Unterschiede zwischen den Haustieren
Die Forscherinnen schauten sich auch an, ob das Halten eines Hundes im Durchschnitt zufriedener macht als das Halten einer Katze oder eines Pferdes. Solche Unterschiede zwischen den Haustieren gab es interessanterweise nicht. Allerdings lassen sich für jedes Haustier ganz spezifische Kosten- und Nutzenfaktoren ausmachen. Pferde zum Beispiel tragen mehr zur Sinnstiftung bei ihren Besitzerinnen bei als Hunde oder Katzen. Pferde fördern darüber hinaus stärker das Autonomieerleben ihrer Besitzerinnen und Besitzer, aber sie werden auch als Belastung erlebt, und zwar sowohl was finanzielle als auch zeitliche Spielräume angeht. Katzen hingegen sind die Haustiere, die ihren Besitzerinnen und Besitzern die geringste Unterstützung geben. Aber sie sind auch diejenigen, die sich am wenigsten belastend auf die Beziehung zwischen ihrer Besitzerin und deren Partner oder Partnerin auswirken.
„In mancher Hinsicht kann man Haustiere durchaus mit Kindern vergleichen“ sagt Maike Luhmann. „Sie können eine Quelle purer Freude sein und einem das Gefühl geben, gebraucht und geliebt zu werden. Aber gleichzeitig kann der Umgang mit ihnen auch manchmal anstrengend sein und – je nach Lebensphase – eine finanzielle Belastung darstellen. Insgesamt scheinen sich die positiven und negativen Einflüsse auf das Wohlbefinden die Waage zu halten. Deshalb ist es für jeden Einzelnen wichtig, sich vor der Entscheidung für ein Haustier die verschiedenen Faktoren vor Augen zu führen und anhand der persönlichen Situation zu bewerten und zu gewichten.“

Weitere Links:
Der Artikel kann hier abgerufen werden: http://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/17439760.2016.1257054

Kontakt bei Rückfragen:
Prof. Dr. Maike Luhmann
Arbeitseinheit Psychologische Methodenlehre
Ruhr-Universität Bochum
E-Mail: maike.luhmann@ruhr-uni-bochum.de

Anna Kalitzki. M.Sc.
E-Mail: a.kalitzki@web.de

Pressestelle der DGPs:
Dr. Anne Klostermann
Pressereferentin
E-Mail: pressestelle@dgps.de
Tel.: 030 28047718

Über die DGPs:
Die Deutsche Gesellschaft für Psychologie (DGPs e.V.) ist eine Vereinigung der in Forschung und Lehre tätigen Psychologinnen und Psychologen. Die über 4000 Mitglieder erforschen das Erleben und Verhalten des Menschen. Sie publizieren, lehren und beziehen Stellung in der Welt der Universitäten, in der Forschung, der Politik und im Alltag.
Die Pressestelle der DGPs informiert die Öffentlichkeit über Beiträge der Psychologie zu gesellschaftlich relevanten Themen. Darüber hinaus stellt die DGPs Journalisten eine Datenbank von Experten für unterschiedliche Fachgebiete zur Verfügung, die Auskunft zu spezifischen Fragestellungen geben können.
Wollen Sie mehr über uns erfahren? Besuchen Sie die DGPs im Internet: www.dgps.de

Weitere Informationen:
http://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/17439760.2016.1257054

Quelle: idw

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Remweed-Forschungsprojekt: Unkrautbekämpfung mittels Agrar-Drohnen

Petra Dabelstein Marketing und Presse
Hochschule für Technik Stuttgart

Landwirte benötigen für eine gezielte Unkrautbekämpfung präzise Informationen über die Verunkrautung im Feld. „Agrar-Drohnen können solche Daten schnell und in hoher Qualität liefern und damit dem Landwirt eine Entscheidungshilfe für ein optimales Unkrautmanagement an die Hand geben“, erklärt Prof. Dr. Hahn. „Ziel unseres gemeinsamen Forschungsprojektes Remweed ist es, ein unabhängiges Online-Beratungssystem für Landwirte zu entwickeln, das auf der Basis von Fernerkundungsdaten praktikable Lösungsvorschläge zur effizienten und nachhaltigen Unkrautbekämpfung anbietet.“

Mit Hochleistungskameras Unkräuter aus der Luft bestimmen
Hierzu werden Unmanned Aerial Systems (UAS) eingesetzt, die mit Farb- und Multispektralkameras sowie weiteren Sensoren ausgestattet sind. Dies ermöglicht eine georeferenzierte und hochauflösende bildhafte Erfassung von Ackerschlägen in 3D. Die HFT Stuttgart entwickelt anhand der Fernerkundungsdaten Methoden zur Ableitung von agronomischen und herbologischen Parametern: Anhand der Fotos sollen unter anderem der Gesamtdeckungsgrad, die Unkrautarten und Unkrautdichte, der Deckungsgrad von Zwischenfrüchten und Mulch sowie der Herbizidstress von Kulturpflanzen ermittelt werden. Diese Parameter ermöglichen eine Einschätzung der Verunkrautungssituation. In einem weiteren Schritt werden daraus Applikationskarten für eine teilschlagspezifische Unkrautbekämpfung erzeugt.

Um den Bekämpfungserfolg einer Herbizidapplikation zu bestimmen, werden die Felder innerhalb einer Vegetationsperiode mehrfach überflogen. Außerdem lassen sich auf diese Weise auch neu aufgelaufene Unkräuter sowie die Bestandsentwicklung der Kulturpflanzen und Zwischenfrüchte ermitteln.

Vom Foto zur schlagspezifischen Verunkrautungssituation
Für die Artenbestimmung spielen neben den spektralen Informationen auch Form- und Texturmerkmale eine Rolle. Es soll untersucht werden, mit welchen zusätzlichen Informationen, z.B. über die phänologischen Zeitpunkte und Entwicklungsstadien, die Verunkrautungssituation weiter spezifiziert werden kann. Darüber hinaus werden Algorithmen zur Erkennung des Reihenverlaufs von Hackfrüchten wie Mais und Zuckerrüben einbezogen. Diese Metadaten bilden die Grundlage für das Expertensystem.

Im Praxistest wird die Tauglichkeit des UAS-Ansatzes für die flächenhafte Erfassung von Bestandsparametern getestet und evaluiert. Dazu werden die Parameter in regelmäßigen Abständen auf ausgewählten Schlägen mit konventionellen bodengestützten Methoden bestimmt, so dass ein Soll-Ist-Vergleich mit den Luftbild-basierten Ergebnissen möglich wird.

Mit den entwickelten Techniken sollen Dienstleister in die Lage versetzt werden, Landwirten eine bessere Datengrundlage für ein gezieltes Management zur Verfügung zu stellen. Die hochauflösenden Daten eignen sich zur die Steuerung teilschlagspezifischer Applikationstechnik und sind damit ein weiterer Baustein für Precision Farming Technologien.

Das Projekt wird in Zusammenarbeit mit der Universität Hohenheim, der Firma GerMAP GmbH, der Firma Proplanta GmbH &Co. KG sowie dem Landwirtschaftlichen Technologiezentrum Augustenberg durchgeführt. Es läuft bis Juli 2019 und wird vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) gefördert. Auf www.agrar-drohnen.de wird über das Projekt Remweed in Kürze fortlaufend berichtet.

Weitere Informationen:
http://www.hft-stuttgart.de

Quelle: idw

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Upgrade für Biogas

Ulrike Schnyder Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Hochschule Landshut

Biogasanlagen sind wichtige Treiber für die Energiewende. Doch sie lohnen sich für viele Betreiber nicht mehr. Die Umwandlung in Biomethan kann die Anlagen flexibler und energieeffizienter machen ─ und Betreibern neue Geschäftsfelder eröffnen. Forscher der Hochschulen Landshut und Weihenstephan-Triesdorf haben ein entsprechendes Verfahren entwickeln.

Bis 2035 soll Deutschland 55 bis 60 Prozent seiner Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien beziehen – aktuell ist das rund ein Drittel. Doch Photovoltaikanlagen sind nur tagsüber im Sommer ausgelastet, Windenergie lohnt sich oft nur in exponierten Lagen. Und in dunklen Wintermonaten übersteigt der Strombedarf die Produktion der erneuerbaren Quellen. Biogasanlagen können diese Schwankungen teilweise ausgleichen und für kontinuierlichen Strom sorgen.

„Die Stärke von Biogasanlagen ist, dass sie flexibel sind. Sie können bei Bedarf Strom und Wärme erzeugen und auch Strom ins Netz einspeisen – oder die Energie bei Stromüberschuss als Biogas speichern“, erklärt Prof. Dr. Josef Hofmann, Professor für Energie- und Umwelttechnik an der Hochschule Landshut. Gefördert wird im Moment aber vor allem der kontinuierliche, nicht der flexible Betrieb der Anlagen: Betreiber können derzeit noch mit einem festen Tarif für den Strom rechnen, den sie 365 Tage im Jahr ins Netz einspeisen.

Biomethan: Kraftstoffersatz und Energiespeicher
Dieser Deal läuft 2020 aus. „Viele Anlagen werden sich dann nicht mehr lohnen, wenn die Betreiber nicht umdenken“, schätzt Hofmann. Seine Lösung: Biogas umwandeln in flüssiges Biomethan. Der Clou: „Biomethan ist tausendmal energiereicher als Biogas“, sagt Hofmann. Das macht die Flüssigkeit zum begehrten Energiespeicher – über Monate kann sie stabil in wärmeisolierten Tanks gelagert werden. Bei Bedarf, zum Beispiel im kalten und dunklen Winter, lässt sie sich dann wieder in Wärme- oder elektrische Energie umwandeln. „Die Flüssigkeit lässt sich viel länger und effektiver speichern als Biogas“, fasst Hofmann zusammen.

Er hat gemeinsam mit Kollegen von der Hochschule Landshut und der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf in Freising ein entsprechendes Verfahren entwickelt. Vorgereinigtes Biogas wird dabei in mehreren Stufen auf -162 Grad Celsius abgekühlt. Dabei entstehen zwei Komponenten: flüssiges Biomethan und festes Kohlendioxid, also Trockeneis. Hofmann: „Mit unserem Verfahren gewinnen wir Biomethan mit einer Reinheit von 99,9 Prozent. So wäre es auch als Rohstoff für die chemische Industrie interessant, etwa zur Herstellung von Grundchemikalien wie Wasserstoff oder Methanol.“ Und es könnte als Kraftstoff eingesetzt werden – als umweltverträglichere Alternative zu fossilen Brennstoffen. Das bedeutet für Betreiber von Biogasanlagen zusätzliche Geschäftsfelder neben Strom- und Wärmeproduktion.

Neue Geschäftsfelder für Biogasanlagen
Bevor das Biogas getrennt werden kann, müssen die Forscher es erst gründlich reinigen. Das war Aufgabe des Freisinger Teams um Prof. Dr. Oliver Falk von der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf: „Kleinste Verunreinigungen könnten in den nachfolgenden Schritten gefrieren und Geräte beschädigen“, beschreibt der Ingenieur. Vor allem Schwefelwasserstoff ist im Biogas unerwünscht. Um ihn zu entfernen, haben die Forscher verschiedene Eisenpräparate und Aktivkohlefilter getestet und geschickt miteinander kombiniert. Das Ergebnis: „Im gereinigten Biogas ist kein Schwefelwasserstoff mehr nachweisbar, er enthält also weniger als ein part per million der Verbindung“, so Falk. Das entspricht einem Salzkorn in einem Liter Wasser.

Das gereinigte Gas fließt dann in die eigens entwickelte Laboranlage von Falks Kollegen an der Hochschule Landshut. In dem mannshohen Gebilde aus silbrigen Schläuchen und kupferfarbenen Verbindungsstücken steckt Prozess- und Material-Know-how aus der gesamten Hochschule. Zwei Studentinnen haben beispielsweise die perfekte Beschichtung für Wärmetauscher ermittelt. Das ist wichtig, damit Kohlendioxid dort als Schnee und nicht als Eis kristallisiert. Denn Schnee kann einfach abgeklopft werden. Eine Eisschicht müsste aber regelmäßig abgetaut werden – ähnlich wie bei einer Tiefkühltruhe. Das würde zusätzlich Energie verbrauchen.

Nebenprodukt Trockeneis wird weitervermarktet
Die Studentinnen haben in ihrer Abschlussarbeit herausgefunden: Sind die Wärmetauscher mit Teflon beschichtet, bildet sich der optimale Kohlendioxid-Schnee. Biogasanlagen-Betreiber können ihn als Trockeneis weitervermarkten. In Flugzeugen beispielsweise werden damit Lebensmittel gekühlt. Und in der Kunststoff- und Stahlindustrie nutzt man es, um die Oberflächen von Kunststoffen und Metallen zu reinigen.

Die Gasreinigung und -trennung funktioniert also im Labor einwandfrei. Die Forscher wollen nun das Prinzip auf den Maßstab einer Biogasanlage übertragen. Dafür wollen sie ab 2017 eine Demonstrationsanlage in Landshut errichten. Hofmann sieht in dem Verfahren eine Zukunft für Biogasanlagen: „Biomethan lässt sich viel leichter speichern und transportieren als Biogas. Die Anlagenbetreiber werden flexibler – und können weiterhin die Energiewende sowie eine klimafreundliche Mobilität unterstützen.“

Weitere Informationen:
https://youtu.be/-hfbewb4Goc

Quelle: idw

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Frachtschiffe reinigen, aber richtig: Forschungsprojekt der OTH Regensburg

Dipl. Journalistin, MBA Diana Feuerer Hochschulkommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
Ostbayerische Technische Hochschule Regensburg

Wie verunreinigt ist das Wasser, mit dem der Laderaum von Frachtschiffen gewaschen wurde? „Putzen“ an Bord, ohne viel verunreinigtes Wasser zu verursachen, geht das? Mit spannenden Fragen zur Reinigung von Frachtschiffen befasst sich aktuell ein Forschungsprojekt der OTH Regensburg. Projektpartner sind die bayernhafen Gruppe, Regensburg, und die Bavaria Schifffahrts- und Speditions-AG, Aschaffenburg. Das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz fördert das einjährige Projekt mit 150.300 Euro.

Wie verunreinigt ist das Wasser, mit dem der Laderaum von Frachtschiffen gewaschen wurde? „Putzen“ an Bord, ohne viel verunreinigtes Wasser zu verursachen, geht das? Und: Wie kann das Waschwasser unkompliziert und umweltschonend entsorgt werden? Mit diesen spannenden Fragen zur Reinigung von Frachtschiffen befasst sich ein fakultätsübergreifendes Forschungsprojekt der OTH Regensburg. „Saubere Flüsse und Seen sind eine unserer größten Schätze. Bayern unternimmt vielfältige Anstrengungen, um die Qualität der Gewässer weiter zu verbessern. Das Projekt kann Möglichkeiten aufzeigen, wie die Belastung mit Waschwasser vermindert werden kann. Eine verbesserte Gewässerqualität schafft Mehrwert für Mensch und Natur“, betont die Bayerische Umweltministerin Ulrike Scharf anlässlich des Projektstarts. Das einjährige Projekt trägt den Titel „CDNI-Abwässer aus der Wäsche von Binnenschiffen“. Projektpartner sind die bayernhafen Gruppe mit Sitz in Regensburg, Betreiber der wichtigsten Hafenanlagen an den bayerischen Binnengewässern und die Bavaria Schifffahrts- und Speditions-AG, Aschaffenburg, wichtigster Schiffseigner in Bayern. Das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz fördert das Projekt mit 150.300 Euro.

Damit verschiedene Schiffsladungen, zum Beispiel Lebensmittel und Dünger, nicht miteinander in Berührung kommen, werden Schiffsladeräume nach dem Entladen gereinigt. Doch die Reinigung und vor allem das Entsorgen des Waschwassers bereitet unter anderem Schiffsführern mehr und mehr Kopfzerbrechen. Im „Übereinkommen über die Sammlung, Abgabe und Annahme von Abfällen in der Rhein- und Binnenschifffahrt“ (CDNI) ist gesetzlich geregelt, dass das Wasser nicht in allen Fällen in die Gewässer gelangen darf; das Waschwasser wäre dann ein Fall für die öffentliche Kanalisation. Da aber nicht bekannt ist, ob und wie das Waschwasser durch die Reste der Schiffsladung verunreinigt ist, sind derzeit teure und komplizierte chemische Analysen notwendig, bevor das Waschwasser in die öffentliche Kanalisation eingeleitet werden kann.

Die Thematik ist in der Wissenschaft weitgehend unerforscht. An der OTH Regensburg kümmern sich nun Prof. Andreas Ottl, Experte für Siedlungswasserwirtschaft an der Fakultät Bauingenieurwesen, und Prof. Dr. Walter Rieger, Experte für analytische Chemie, Umweltanalytik und chemische Sicherheit an der Fakultät Allgemeinwissenschaften und Mikrosystemtechnik, um das Thema. Zuallererst planen die Wissenschaftler zusammen mit ihren Teams eine Bestandsaufnahme: Wie werden Schiffe gereinigt? Wie viel Wasser entsteht dabei und wie verunreinigt ist das anfallende Wasser? Die Wissenschaftler suchen dann nach einer Reinigungsmethode, bei der möglichst wenig verunreinigtes Wasser anfällt, damit das „Putzwasser“ zukünftig ohne weitere Untersuchungen in die öffentliche Kanalisation eingeleitet werden kann. Die Ergebnisse des Forschungsprojekts sollen abschließend in einem praxistauglichen Leitfaden zusammengefasst werden, der auch bundesweit zum Einsatz kommen könnte.

Quelle: idw

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Energiespeicher von morgen wird erstmals im Bodensee getestet

Uwe Krengel Pressestelle
Fraunhofer Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik IWES

Erfindung von Horst Schmidt-Böcking (Goethe-Universität) und seines Kollegen Dr. Gerhard Luther (Universität Saarbrücken) bildet Basis für neuartiges Meeres-Pump-Speicher-System, das vom Fraunhofer-Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik (IWES) entwickelt wurde.

Frankfurt / Kassel / Saarbrücken. Wie kann man die enormen Mengen durch Offshore-Windkraft erzeugten Stroms bereits vor Ort zwischenspeichern? Bisher gab es auf diese Frage keine Antwort. Nun geht nach mehrjähriger Forschungsarbeit das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) geförderte Projekt StEnSea (Stored Energy in the Sea) in die Erprobungsphase. Darin entwickelt das auf Energiesystemtechnik spezialisierte Fraunhofer-Institut IWES in Kassel zusammen mit Partnern die Erfindung von zwei Physik-Professoren der Universität Frankfurt und der Universität Saarbrücken zur Anwendungsreife.

Ein Modell im Maßstab 1:10 mit rund drei Metern Durchmesser wurde am 8.11.2016 im Fährhafen von Konstanz in den Bodensee gebracht und am 9.11.2016 etwa 200 Meter vor dem Ufer in Überlingen in 100 Meter Tiefe abgelassen. Anschließend wird es für vier Wochen getestet: »Auf dem Meeresboden installierte Pumpspeicherkraftwerke können in großen Wassertiefen den hohen Wasserdruck nutzen, um mit Hilfe von Hohlkörpern Stromenergie speichern zu können«, erläutert Horst Schmidt-Böcking, emeritierter Professor der Universität Frankfurt. Energieeinspeichern: Mit Strom wird über eine Elektropumpe Wasser aus der Kugel herausgepumpt. Strom erzeugen: Wasser strömt durch eine Turbine in die leere Kugel hinein und erzeugt über einen Generator Strom. Dieses Prinzip der Offshore-Energiespeicherung hat Prof. Schmidt-Böcking 2011 wenige Tage vor dem Fukushima-Supergau mit seinem Kollegen Dr. Gerhard Luther von der Universität Saarbrücken zum Patent angemeldet.

Die beiden Erfinder erinnern sich: »Die schnelle Umsetzung dieser Idee in die Praxis ist eigentlich einem Bericht in der FAZ zu verdanken. Technik-Redakteur Georg Küffner stellte diese Speicheridee in einem Artikel der Öffentlichkeit vor – und zwar zufällig am 1. April 2011. Viele Leser nahmen das sicherlich zunächst als Aprilscherz auf. Fachleute der Hochtief Solutions AG in Frankfurt erkannten allerdings sofort die in dieser Idee verborgenen Möglichkeiten. Innerhalb weniger Wochen konnte mit dem Betonbauspezialisten Hoch-Tief und den Meeresenergie- und Speicherspezialisten des Fraunhofer-Instituts für Windenergie und Energiesystemtechnik IWES in Kassel ein Konsortium für eine erste Machbarkeitsstudie gebildet werden«, so Schmidt-Böcking und Luther.

BMWi-Projekt StEnSea: Stored Energy in the Sea
Mit dem Nachweis der Machbarkeit förderte anschließend das BMWi das Projekt
StEnSea zur Entwicklung und Erprobung dieses neuartigen Pumpspeicherkonzepts im Modellmaßstab. Nun geht dieses in die Testphase. »Auf Basis der Vorstudie haben wir eine detaillierte Systemanalyse mit Konstruktion, Bau- und Logistikkonzept des Druckbehälters durchgeführt, eine Pump-Turbinen-Einheit entwickelt, die Einbindung in das Stromnetz untersucht, Wirtschaftlichkeitsberechnungen durchgeführt und eine Roadmap für die technische Umsetzung entwickelt« fasst Projektleiter Matthias Puchta vom Fraunhofer IWES die bisherigen erfolgreichen Arbeiten zusammen.

»Nun beginnt der vierwöchige Modellversuch im Maßstab 1:10 im Bodensee. Wir werden verschiedene Tests fahren, um Detailfragestellungen zur Konstruktion, der Installation, der Auslegung des Triebstrangs und des elektrischen Systems, der Betriebsführung und Regelung, der Zustandsüberwachung und der dynamischen Modellierung und Simulation des Gesamtsystems zu überprüfen«, so Puchta weiter.

Wie geht es nach dem Test im Bodensee weiter?
»Mit den Ergebnissen des Modellversuchs wollen wir zunächst geeignete Standorte für ein Demonstrationsprojekt in Europa genauer untersuchen. Für den Demonstrationsmaßstab des Systems streben wir einen Kugeldurchmesser vor 30 Metern an. Das ist unter ingenieurtechnischen Randbedingungen die derzeitige sinnvolle Zielgröße. Sicher ist, dass das Konzept erst ab Wassertiefen von ca. 600 – 800 Metern im Meer wirtschaftlich anwendbar sein wird. Die Speicherkapazität steigt bei gleichem Volumen linear mit der Wassertiefe und beträgt für eine 30 m-Kugel bei 700 Metern ungefähr 20 Megawattstunden (MWh)«, erklärt IWES-Bereichsleiter Jochen Bard, der seit vielen Jahren national und international auf dem Gebiet der Meeresenergie forscht.

»Es gibt ein großes Potential für die Anwendung von Meerespumpspeichersystemen in küstennahen Standorten, insbesondere auch vor den Küsten bevölkerungsdichter Regionen. Beispielsweise vor Norwegen (Norwegische Rinne). Aber auch Spanien, USA und Japan weisen große Potentiale auf. Mit heutiger standardisierter und verfügbarer Technik sehen wir bei der Speicherkapazität von 20 MWh pro Kugel eine weltweite elektrische Gesamtspeicherkapazität von 893.000 MWh. Damit ließen sich kostengünstig wichtige Ausgleichsbeiträge für die schwankende Erzeugung aus Wind und Sonne leisten«, stellt Bard fest.

Weitere Informationen:
s.fhg.de/stensea

Fachansprechpartner:

Dipl.-Ing. Matthias Puchta
Fraunhofer IWES | Energiesystemtechnik
E-Mail: matthias.puchta@iwes.fraunhofer.de
Telefon: +49 561 7294-367

Weitere Informationen:
http://www.energiesystemtechnik.iwes.fraunhofer.de/
http://s.fhg.de/89M
http://s.fhg.de/stensea

Anhang
Energiespeicher von morgen wird erstmals im Bodensee getestet
https://idw-online.de/de/attachment51532

Quelle: idw

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Power-to-Liquid: Erste Kompaktanlage im Pilotbetrieb

Monika Landgraf Presse, Kommunikation und Marketing
Karlsruher Institut für Technologie

Die bedarfsgerechte Erzeugung flüssiger Kraftstoffe aus regenerativen Energien ist ein wichtiger Baustein der Energiewende. Aus Sonnenenergie und dem Kohlenstoffdioxid der Luft synthetische Kraftstoffe herzustellen, ist das Ziel des nun gestarteten Projektes SOLETAIR, in dem die Ausgründung des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) INERATEC mit finnischen Partnern zusammenarbeitet. Zusammen wird die weltweit erste chemische Pilotanlage in Betrieb genommen, die so kompakt ist, dass sie in einen Schiffscontainer passt. Die mobile Anlage produziert aus regenerativem Wasserstoff und Kohlenstoffdioxid Benzin, Diesel und Kerosin.

Die Anlage besteht aus drei Komponenten. Die vom Technischen Forschungszentrum Finnland (VTT) entwickelte „Direct Air Capture“-Einheit filtert das Kohlenstoffdioxid aus der Luft heraus. Eine an der Lappeenranta University of Technology (LUT) entwickelte Elektrolyseeinheit erzeugt mittels Sonnenstrom den notwendigen Wasserstoff. Ein mikrostrukturierter, chemischer Reaktor wandelt dann als Herzstück des Ganzen den aus Sonnenenergie gewonnenen Wasserstoff und das Kohlenstoffdioxid in flüssige Treibstoffe um. Der Reaktor wurde am KIT entwickelt und von INERATEC zu einer marktreifen Kompaktanlage ausgebaut.

„Projekte wie SOLETAIR leisten einen wichtigen Beitrag zum Gelingen der Energiewende“, unterstreicht Professor Thomas Hirth, Vizepräsident für Innovation und Internationales am KIT. „Die Inbetriebnahme der Pilotanlange steht beispielhaft für den erfolgreichen Transfer von Forschungsinnovationen des KIT in die Wirtschaft.“ Die INERATEC GmbH ist eine Ausgründung aus dem KIT und entwickelt, baut und vertreibt chemische Kompaktanlagen für verschiedene Gas-to-Liquid und Power-to-Liquid-Anwendungen. Das Start-up wird gefördert vom EXIST-Forschungstransfer des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie.

„Wir sind stolz auf die Beteiligung an diesem zukunftsweisenden internationalen Projekt“, betont INERATEC-Gründungsmitglied Dr. Tim Böltken. Das KIT, INERATEC und VTT wollen künftig im Rahmen der beiden prominenten nationalen Forschungsverbünde „Energie Lab 2.0″ und „Neo-Carbon Energy“ ihre Zusammenarbeit bei der Erforschung und Entwicklung innovativer Energiesysteme, die auf erneuerbaren Energien basieren, bei neuen Speichertechnologien sowie bei der Umwandlung erneuerbarer Energien in chemische Energieträger weiter ausbauen. Das KIT und INERATEC bringen ihre Expertise darüber hinaus in das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Kopernikus-Projekt „Power-to-X“ ein.

„Die Energiewende kann nur ein Erfolg werden, wenn wir unser Know-How zusammenführen und die Kompetenzen der europäischen Industrie im Energiesektor gemeinsam stärken“, betont VTT-Wissenschaftler und SOLETAIR-Projektleiter Dr. Pekka Simell mit Blick auf die geplante Kooperation. Die neue Power-to-Liquid-Anlage wird in diesem Jahr am BIORUUKKI Piloting Center von VTT erstmalig in Betrieb genommen und soll danach 2017 auf dem Campus der LUT zum Einsatz kommen. Das Projekt SOLETAIR läuft noch bis Mitte 2018 und wird von der Finnischen Finanzierungsagentur für Technik und Innovation (Tekes) mit einer Million Euro gefördert.

Presseinformation von VTT zu SOLETAIR:
http://www.vttresearch.com/media/news/first-test-plant-to-produce-fuel-from-sola…

Presseinformation zu INERATEC:
https://www.kit.edu/kit/pi_2016_114_chemie-2-0-kit-beteiligt-sich-an-spin-off-in…

Weiterer Kontakt:
Kosta Schinarakis, PKM – Themenscout, Tel.: +49 721 608 41956, Fax: +49 721 608 43658, E-Mail: schinarakis@kit.edu

Details zum KIT-Zentrum Energie: http://www.energie.kit.edu

Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) verbindet seine drei Kernaufgaben Forschung, Lehre und Innovation zu einer Mission. Mit rund 9 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie 25 000 Studierenden ist das KIT eine der großen natur- und ingenieurwissenschaftlichen Forschungs- und Lehreinrichtungen Europas.

KIT – Die Forschungsuniversität in der Helmholtz-Gemeinschaft

Das KIT ist seit 2010 als familiengerechte Hochschule zertifiziert.

Diese Presseinformation ist im Internet abrufbar unter: www.kit.edu

Weitere Informationen:
http://www.vttresearch.com/media/news/first-test-plant-to-produce-fuel-from-sola…
https://www.kit.edu/kit/pi_2016_114_chemie-2-0-kit-beteiligt-sich-an-spin-off-in…
http://www.energie.kit.edu

Anhang
Power-to-Liquid: Erste Kompaktanlage im Pilotbetrieb
https://idw-online.de/de/attachment51537

Quelle: idw

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Wie gefährliche Keime als blinde Passagiere von einem Kontinent zum anderen reisen / Neue Studie

Dr. Christina Heimken Presse- und Informationsstelle
Westfälische Wilhelms-Universität Münster

Wissenschaftler der Westfälischen-Universität Münster (WWU) haben in Zusammenarbeit mit dem Robert-Koch-Institut in Berlin nachgewiesen: Die Toiletten auf Flughäfen sind auch ein „Umsteigepunkt“ für gegen Antibotika resistente Bakterien.

Münster (mfm/sm) – Alltag am Flughafen: Bis zum Start des Jets, der seine Passagiere in ferne Lande bringt, dauert es noch – Zeit genug, um schnell die Toilette aufzusuchen. Was die Reisenden dort erwartet, ist nicht immer ein schöner Anblick. Wesentlich schlimmer allerdings kann das sein, was sie nicht sehen: Wie Wissenschaftler der Westfälischen-Universität Münster (WWU) in Zusammenarbeit mit dem Robert-Koch-Institut in Berlin jetzt nachgewiesen haben, sind die Toiletten auf Flughäfen auch für Keime ein „Umsteigepunkt“. Auf Abstrichen von inneren Türklinken zahlreicher Toilettenkabinen fanden die Forscher weltweit Keime – darunter auch solche gegen die herkömmliche Antibiotika zur Behandlung bakterieller Infektionen nicht oder nur eingeschränkt wirken. Als „blinde Passagiere“ reisen sie quer durch die Welt, zum Beispiel von Indien nach Frankreich. Seine Erkenntnisse hat das Team jetzt in der Fachzeitschrift „Clinical Microbiology and Infection“ veröffentlicht.

Insgesamt untersuchten die Forscher um Dr. Frieder Schaumburg und Prof. Karsten Becker, beide vom Institut für Medizinische Mikrobiologie des Universitätsklinikums Münster, 400 Türklinken von 136 Flughäfen in 59 Ländern. Die Abstriche stammen aus der Zeit von Dezember 2012 bis November 2015. Die inneren Türgriffe der Toilettenkabinen eignen sich besonders als Untersuchungsobjekt: „Eine Türklinke wird von einer Vielzahl an Menschen genutzt. Zudem ist sie der letzte Kontakt, den die Besucher nach dem Toilettengang haben, bevor sie sich die Hände waschen. Die Türklinke ist dann besonders mit Keimen beispielsweise der Haut und des Darms belastet“, so Schaumburg.

Von den Türklinken-Abstrichen wurden die daran haftenden Keime auf Spezialnährmedien angezüchtet und identifiziert. Die Forscher analysierten die Spezies und das Erbgut jedes gefundenen Erregers. Besonders häufig fanden sie den Staphylococcus aureus, der mit 5,5 Prozent etwa bei jeder zwanzigsten Probe auftrat, gefolgt von Stenotrophomonas maltophilia (2 %) und Acinetobacter baumannii (1,3 %). Einige dieser Erreger wiesen Resistenzen auf. Die Annahme der Forscher, dass Fluggäste auch sogenannte multiresistente „Superkeime“ von Reisen in ferne Länder in ihr Heimatland mitbringen können, wird durch die Funde bestätigt. „Einer der gefundenen MRSA-Erreger, festgestellt in einer Probe aus Paris, war höchst ungewöhnlich für diese Region. Hauptsächlich kommt er in Indien vor. Er muss also vom Menschen dorthin gebracht worden sein“, erläutert Becker.

Das Brisante daran: Methicillin-resistente S. aureus-Erreger, abgekürzt MRSA, sind alles andere als harmlose Bakterien. Sie stellen eine erhebliche Gefahr für Menschen dar, denn sie können, wenn sie ins Körperinnere gelangen, zu Infektionen an verschiedensten Stellen des Körpers führen. Dabei sind diese Erreger resistent gegen die am besten wirksamen Antibiotika, wie Penicillin und verwandte Substanzen. Auch wenn die gefundene Belastung der untersuchten Türklinken insgesamt gering ist: Die Studie aus Berlin und Münster belegt, dass international reisende Fluggäste gefährliche Erreger – bis hin zu „Superkeimen“ – erwerben und verbreiten können.

Der Rat, den die Autoren angesichts dieser Erkenntnis geben, ist nicht neu, aber unvermindert wichtig: „Egal an welchem Ort beziehungsweise Örtchen: Das gründliche Händewaschen nach der Toilettenbenutzung ist ein Muss. Auf öffentlichen Toiletten sollte der Hautkontakt mit Oberflächen so gering wie möglich gehalten werden und die alternative Nutzung eines alkoholischen Händedesinfektionsmittels anstatt von Seife ist hier – nicht aber im normalen häuslichen Umfeld – sinnvoll“, empfiehlt Prof. Karsten Becker.

Redaktion:
Dr. Thomas Bauer
Referat Presse der Medizinischen Fakultat der Universität Münster
Tel. 0251-83-58937
mobil: 0171-4948979
E-Mail: thbauer@uni-muenster.de

Originalpublikation:
Schaumburg F. et al: Airport door handles and the global spread of antimicrobial-resistant bacteria: a cross sectional study. Clinical Microbiology and Infection (in press, available online 23 September 2016); DOI: http://dx.doi.org/10.1016/j.cmi.2016.09.010

Quelle: idw

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Fraunhofer IWS präsentiert neue Ergebnisse für nächste Batteriegeneration zum 5.Workshop in Dresden

Dr. Ralf Jaeckel Presse und Öffentlichkeitsarbeit
Fraunhofer-Institut für Werkstoff- und Strahltechnik IWS

Lithium-Schwefel-Batterien sind die vielversprechendste Option für zukünftige Energiespeichersysteme. Neuartige Materialien wie nanostrukturierte Kohlenstoff / Schwefel-Verbundkathoden, Festelektrolyte und Legierungsanoden werden die Leistungsfähigkeit der Zelle signifikant erhöhen. Nach dem großen Erfolg der bisherigen Workshops »Lithium-Schwefel-Batterien« wird das Symposium auch dieses Jahr wieder ein internationales Publikum aus Wissenschaftlern und Industriekunden zusammenbringen. Renommierte Experten präsentieren am 21. und 22. November im Internationalen Congress Center in Dresden neueste Ergebnisse zu Materialien, Verfahren und Anwendungen im Bereich der Lithium-Schwefel-Batterien.

Lithium-Schwefel-(Li-S)-Batterien zeichnen sich durch eine höhere spezifische Energie und geringe Materialkosten als gängige Lithium-Ionen-Batterien aus. Die Zellchemie ist daher hochgradig attraktiv für zukünftige, Energiespeicher, insbesondere zur Steigerung der Reichweite von Elektrofahrzeugen. Für die Weiterentwicklung der Li-S-Technologie ist das Elektrolytsystem eine entscheidende Schlüsselkomponente. Ein am Fraunhofer IWS Dresden neu entwickelter, nicht entflammbarer Elektrolyt ermöglicht die Umwandlung des Schwefels an der Kohlenstoffoberfläche der Kathode, verringert Korrosionsvorgänge an der Lithiumanode und erzielt infolgedessen eine erhebliche Verbesserung der Zyklenstabilität.

Dr. Holger Althues, Koordinator des Batteriezentrums am IWS und Projektleiter verschiedener Forschungsprojekte, kommentiert die Forschungsergebnisse des IWS wie folgt: »In bisherigen Prototypen entfallen mindestens 40 – 50 % des Zellgewichts auf den Elektrolyt. Da dieser an den Auflösungs- und Umwandlungsreaktionen in der Kathode teilnimmt, ist die Kinetik und Vollständigkeit der Schwefelumwandlung unmittelbar vom Elektrolytanteil abhängig. Werte kleiner 3 ml Elektrolyt pro Gramm Schwefel waren mit klassischen Konzepten nicht erreichbar. Der neue Elektrolyt des IWS erlaubt eine hohe Ausnutzung des Schwefels erstmalig auch mit geringen Elektrolytanteilen von 2,7 ml pro Gramm Schwefel (< 40 % Zellgewicht)«.

Prof. Stefan Kaskel, Leiter des Geschäftsfeldes Chemische Oberflächen- und Reaktionstechnik am Fraunhofer IWS und Professor für Anorganische Chemie an der Technischen Universität Dresden ergänzt: »Zersetzungsreaktionen des Elektrolyten an der Oberfläche der Lithiumanoden sind die Hauptursache für Austrocknungs- und Degradationsvorgänge. Hoch lösliche Reaktionsprodukte führen zur beschleunigten Selbstentladung und einer geringen Ladeeffizienz. Mit dem neuen Elektrolyt des IWS bleibt die Morphologie des abgeschiedenen Lithiums über mehr als 100 Zyklen glatt und feinpartikulär. Ein durch unerwünschte Zersetzungsprozesse induziertes Aufblähen der Zellen ist mit IWS-Elektrolyt ausgeschlossen«.

Der 5. Workshop »Lithium-Schwefel-Batterien« bietet neben hochkarätigen Vorträgen zahlreiche Möglichkeit der Diskussion, beispielsweise im Rahmen der Ausstellung, der Postersession oder der Besichtigung der Forschungslabore im Fraunhofer IWS Dresden. Weitere Informationen zur Veranstaltung finden Sie unter:
www.iws.fraunhofer.de/battery-workshop.

Ihre Ansprechpartner für weitere Informationen:

Fraunhofer-Institut für Werkstoff- und Strahltechnik IWS Dresden
Winterbergstr. 28, 01277 Dresden, Germany

Dr. Holger Althues
Telefon: +49 351 83391 3476
Fax: +49 351 83391 3300
E-Mail: holger.althues@iws.fraunhofer.de

Presse und Öffentlichkeitsarbeit
Dr. Ralf Jäckel
Telefon: +49 351 83391-3444
Fax: +49 351 83391-3300
E-Mail: ralf.jaeckel@iws.fraunhofer.de

Internet:
www.iws.fraunhofer.de und
www.iws.fraunhofer.de/de/presseundmedien/presseinformationen.html

Weitere Informationen:
http://www.iws.fraunhofer.de
http://www.iws.fraunhofer.de/de/presseundmedien/presseinformationen.html
http://www.iws.fraunhofer.de/battery-workshop

Quelle: idw

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„Problemen die Stirn zu bieten, ist entscheidende Triebfeder für den Erfolg beim Umweltschutz“

Franz-Georg Elpers Pressestelle
Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)

Würzburg. „Die Bereitschaft, Problemen die Stirn zu bieten, ist entscheidende Triebfeder für den Erfolg beim Umweltschutz – für Ihre Erfolge, liebe Preisträger, und für die erfolgreiche Arbeit der Umweltstiftung. Ihre Leistungen bestätigen mir: Wir können optimistisch in die Zukunft schauen. Wir können guten Mutes sein, ein Verhalten zu erlernen, das die Reichtümer unseres Planeten zu schätzen und die Grenzen seiner Belastbarkeit zu respektieren weiß.“ – Mit diesen Worten würdigte heute in Würzburg Bundespräsident Joachim Gauck die neuen Träger des Deutschen Umweltpreises der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) und die DBU selbst im 25. Jahr ihres Bestehens. Aus seinen Händen nahmen in Würzburg der Unternehmer Bas van Abel (39, Amsterdam), die Wissenschaftlerin Prof. Dr.-Ing. Angelika Mettke (64, Cottbus) und der Unternehmer Walter Feeß (62, Kirchheim/Teck) den höchstdotierten unabhängigen Umweltpreis Europas in Empfang. Van Abel erhält 250.000 Euro. Die zweite Hälfte des Preisgeldes teilen sich Mettke und Feeß.

Hartnäckige Überzeugungsarbeit – getragen von ökologischer Verantwortung
Vor rund 1.200 Festgästen – darunter Bundesumweltministerin Barbara Hendricks, die Präsidentin des Bayerischen Landtages, Barbara Stamm, die bayerische Umweltministerin Ulrike Scharf und ihr niedersächsischer Amtskollege Stefan Wenzel, der Vorsitzende der ökologischen Arbeitsgruppe der Deutschen Bischofskonferenz und Weihbischof in der Erzdiözese Freiburg Dr. Bernd Uhl sowie der Physik-Nobelpreisträger Prof. Dr. Georg Bednorz – betonte Gauck, der Bausektor gehöre zu den Wirtschaftsfeldern, für die besonders große Mengen hochwertiger Rohstoffe benötigt würden. Deren Recycling sei deshalb umso wichtiger. Durch die Preisträger Mettke und Feeß habe sich herumgesprochen, wie erfolgreich sich Baustoffe für den Straßen- und Gebäudebau wiederverwenden ließen. Die Bereitschaft dazu hätten beide entscheidend befördert – als Wissenschaftlerin und als Unternehmer. Triebfedern des Erfolgs seien dabei die unermüdliche Suche nach neuen Möglichkeiten und hartnäckige Überzeugungsarbeit – getragen von ökologischer Verantwortung.

„Impulse geben, um Nachhaltigkeit Alltag werden zu lassen“
Auch Preisträger van Abel weise Wege zu verantwortungsbewusstem Handeln. Beim Fairphone gehe es um einen fairen Ausgleich von Umweltschutz, wirtschaftlichen Interessen und sozialen Belangen. Hochachtung zollte Gauck dem Preisträger dafür, wie er diese komplexe Aufgabe gemeistert habe – von der Gewinnung der Rohstoffe über die Fertigung der Geräte bis hin zur Reparatur und zum Recycling. Umweltschutz sei stets angewiesen auf zahlreiche Mitstreiter, auf den Ideenreichtum und den Forscherdrang, auf die Leidenschaft und die Überzeugungskraft der Vielen. Denn die Zuversicht, dass grünes Wachstum gelingen könne, dass die Versöhnung von Ökologie und Ökonomie keine Utopie sei, gründe in der Vielfalt der Möglichkeiten, sich einzubringen und mitzuwirken. Er wünsche sehr, so der Bundespräsident, dass das Beispiel aller drei Preisträger Schule mache und dass ihre Leistungen „Impulse geben, um Nachhaltigkeit Alltag werden zu lassen“.

DBU sensibilisiert Millionen Menschen in Deutschland für die Bedeutung ökologischer Zusammenhänge
Das Staatsoberhaupt würdigte aber auch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt anlässlich ihres 25. Geburtstags in diesem Jahr. Bundespräsident und DBU verbinde eine lange, ausgezeichnete Partnerschaft. Bereits die Genese der DBU bestätige, dass Ökonomie und Ökologie keine Gegensätze sein müssten. Schon die Gründerväter hätten auf das Potenzial der kleinen und mittelständischen Unternehmen gesetzt. Denn umweltfreundliche Verfahren, Dienstleistungen und Produkte seien Motor für Wachstum und Arbeitsplätze. Dabei sei vor 25 Jahren Skepsis gegenüber der „Green Economy“ in den klassischen Industriezweigen allerdings noch weit verbreitet gewesen. Die Fördermaßnahmen der DBU hätten deshalb einen doppelten Effekt: Sie trieben die Entwicklung umweltschonender Produkte und Verfahren an. Zugleich gelinge es, Sorgen abzubauen, Umweltschutz schade der Wettbewerbsfähigkeit. Die DBU habe Millionen Menschen in Deutschland für die Bedeutung ökologischer Zusammenhänge sensibilisiert. Ihre Förderprojekte bewiesen, wie viele Möglichkeiten es gebe, durch Umwelt- und Ressourcenschutz Lebensbedingungen zu verbessern. Der Bogen spanne sich vom Klima-, Boden- und Gewässerschutz über den Schutz der Artenvielfalt, den sparsamen Umgang mit Energie und Ressourcen bis zur umweltgerechten Abfallverwertung und zu verantwortungsbewusster Ernährung.

„Substantielle Minderung der Treibhausgase steht uns noch bevor“
Als Ansporn und Ermutigung wertete Gauck die Dynamik, die den Ratifizierungsprozess des Klimaschutzabkommens von Paris vorangetrieben habe. Dass auch die USA, China, Indien und die Europäische Union das Abkommen ratifiziert haben, sei ein großer diplomatischer Erfolg, bei dessen Zustandekommen sich die Bundesregierung stark habe einbringen können. Insgesamt erlebten wir in diesen Wochen eine erfreuliche Koalition von Staaten, die sich weniger als ein Jahr nach der Klimaschutzkonferenz von Paris auf das Inkrafttreten des Abkommens hätten einigen können. Gauck: „Aber wir wissen auch, die eigentliche Bewährungsprobe, die substantielle Minderung der Treibhausgase, steht uns noch bevor.“

Klima- und Umweltschutz insgesamt nicht zuletzt eine Frage des Verhaltens
Gefordert sei nicht nur die Politik. Denn Klima- und Umweltschutz insgesamt seien nicht zuletzt eine Frage des Verhaltens, auch des Kaufverhaltens des Einzelnen. Diese Erkenntnis sei nicht neu, sie aber zu beherzigen, falle dennoch schwer. Umweltschutz überall mitzudenken, sei ein mühsamer, manchmal unbequemer Lernprozess. Technologischer Fortschritt könne umweltschonendes Verhalten in vieler Hinsicht erleichtern. Gauck: „Aber die kritische Selbstbefragung, wie wir wohnen und uns fortbewegen, was wir konsumieren und wie wir mit Dingen verfahren, die wir nicht mehr brauchen, diese Selbstbefragung wird deshalb nicht entbehrlich.“ Denn mehr Energieeffizienz bedeute nicht unbedingt, dass tatsächlich Ressourcen eingespart werden. Manchmal reagierten wir Menschen – hocherfreut über die Sparsamkeit effizienter Produkte -, indem wir mehr kauften und mehr verbrauchten als notwendig. Jeder Konsument könne und solle hier verantwortungsvoll entscheiden. Gauck: „Wir dürfen uns ruhig zutrauen, unsere eigenen Konsumgewohnheiten und Ansprüche hin und wieder zu prüfen. Was lässt sich ändern, was kann ich verbessern?“

Mit unglaublich viel Mut, Engagement, Idealismus und gegen zahlreiche Widerstände
In einer von „Tagesschau“-Sprecherin Judith Rakers moderierten Gesprächsrunde gingen als Mitglieder der Jury des Deutschen Umweltpreises, auf deren Vorschlag hin das Kuratorium der Stiftung die jeweiligen Preisträger eines Jahres auswählt, Prof. Dr. Katharina Hölzle, Inhaberin des Lehrstuhls für Innovationsmanagement und Entrepreneurship der Universität Potsdam, und Max Schön, Präsident der Deutschen Gesellschaft Club of Rome, auf die Leistungen der Preisträger 2016 ein. Hölzle und Schön betonten, alle drei Preisträger lösten „vertrackte Probleme“, für die es keine einfachen Lösungen gebe, mit unglaublich viel Mut, Engagement, Idealismus und gegen zahlreiche Widerstände. Als Macher und Idealisten schafften sie es, Lösungen umzusetzen und die sehr komplexen Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen konkret anzupacken.

Beton umweltverträglicher gemacht und Rohstoffverbrauch in neue Bahnen gelenkt
Hölzle unterstrich, Mettke und Feeß stünden für ein Umdenken in einer traditionell sehr konservativen Branche. Sie machten Beton umweltverträglicher und lenkten den Rohstoffverbrauch in neue Bahnen. Mettke arbeite seit 40 Jahren an der Thematik. Dass in Berlin für Hochbau-Neubauten jetzt und zukünftig Recyclingbeton eingesetzt werden müsse, sei Angelika Mettkes Verdienst. Mit seiner ökonomischen und ökologischen Denkweise nähere sich Walter Feeß mit seinem Vorzeigeunternehmen dem Baustoffrecycling von der praktischen Seite. Von Widerständen habe er sich nie beeindrucken lassen. In seiner Branche sei er immer vorangegangen.

„Wirtschaft und Ökologie in eine neue Balance gebracht“
Zu van Abel betonte Schön, er habe ein Problem global gelöst, das die Großunternehmen der Branche nicht angingen und gezeigt, dass es auch anders geht. Bei seiner Handyproduktion betrachte er auch, wie es den Menschen in einem transparenten Produktionsprozess gehe, wie ihre Arbeitsbedingen, ihre Löhne seien. Banken hätten ihn nicht unterstützt, über Crowdfunding – also das Einwerben von finanziellen Unterstützern – habe er sich finanziert und sein reparaturfähiges, länger nutzbares Produkt auf den Weg gebracht. Schön: „Sie haben Wirtschaft und Ökologie in eine neue Balance gebracht und gezeigt, dass nachhaltige Wirtschaftsweise möglich ist und Fairness und Gewinnstreben zusammenzubringen sind.“

„‘Umweltschutz muss Freude machen‘ Leitspruch unserer Arbeit“
Nachdem Gauck und die DBU-Kuratoriumsvorsitzende und Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesumweltministerium, Rita Schwarzelühr-Sutter, die Auszeichnungen überreicht hatten, wies DBU-Generalsekretär Dr. Heinrich Bottermann in seinen Schlussworten darauf hin, dass Umweltschutz und Nachhaltigkeit heute – durchaus nach Rückschlägen – in der Mitte aller gesellschaftspolitischen Institutionen angekommen seien. Den Durchbruch habe im Vorjahr das Klimaschutzabkommen von Paris gebracht, das nun tatsächlich in Kraft treten werde. Bundespräsident Gauck habe diesen Prozess maßgeblich gefördert: Zum einen durch seine zutreffenden Worte zur Bedeutung des Umweltschutzes, wonach Umweltschutz ein zivilisatorischer Lernprozess ist, der uns ein Leben lang begleitet. Zum anderen habe Gauck fünfmal in Folge den Deutschen Umweltpreis überreicht, obwohl sicher auch andere Themen weit vorne auf der Agenda gestanden hätten. Bottermann an Gaucks Adresse: „Eines bleibt für uns immer mit Ihrer Amtszeit verbunden: die in Osnabrück 2013 geborene Formulierung ‚Umweltschutz muss Freude machen‘ ist der Leitspruch unserer Arbeit.“

Weitere Informationen:
https://www.dbu.de/123artikel36952_2442.html

Quelle: idw

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Mit Bakterien Wertstoffe aus Kohlendioxid gewinnen

Dr. Anne Hardy Public Relations und Kommunikation
Goethe-Universität Frankfurt am Main

Die Goethe-Universität koordiniert ein 2-Mio-Euro-Projekt auf europäischer Ebene, das die Entwicklung von Verfahren zur mikrobiellen, CO2-basierten Biotechnologie vorantreiben soll. Ziel ist die umweltfreundliche Produktion von Treibstoffen und Basischemikalien.

FRANKFURT. Mikroben werden schon vielfach für die Produktion von Treibstoffen und Basischemikalien eingesetzt, aber die meisten müssen dafür mit Zucker „gefüttert“ werden. Da die Zucker-basierte Biotechnologie in Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion steht, gerät sie immer stärker in die Kritik. Als Alternative ist inzwischen Kohlendioxid als Rohstoff für biotechnologische Verfahren in den Fokus gerückt. Die Goethe-Universität hat nun die Leitung eines europäischen Verbundprojekts übernommen, das die Entwicklung von Verfahren zur mikrobiellen, CO2-basierten Biotechnologie vorantreiben soll. Es wird in den nächsten drei Jahren mit zwei Millionen Euro gefördert.

„Diese anwendungsorientierte Arbeit ist eine logische Fortsetzung unserer jahrelangen erfolgreichen Bemühungen, den Stoffwechsel CO2-reduzierender acetogener Bakterien zu verstehen. Nun können wir beginnen, deren Stoffwechsel so zu lenken, dass sie für den Menschen interessante Wertstoffe und Treibstoffe produzieren“, so Prof. Volker Müller, Professor am Institut für Molekulare Biowissenschaften der Goethe-Universität. Er koordiniert das transnationale Projekt im Rahmen des European Research Area NETwork „Industrielle Biotechnologie“, in dem die deutschen Gruppen über das Bundesforschungsministerium (BMBF) finanziert werden. Damit hat die Goethe-Universität eine herausragende Stellung in der Entwicklung einer Zukunftstechnologie eingenommen.

Die besondere Gruppe der acetogenen Bakterien verarbeitet Kohlendioxid (CO2) in einem Fermentationsprozess, der von Licht und Sauerstoff unabhängig ist. Als Energieträger nutzen die Bakterien Wasserstoff (H2) oder Kohlenmonoxid (CO) oder eine Mischung aus beiden (Synthesegase). Allerdings erzeugen die Bakterien bei diesem Stoffwechsel nur sehr wenig Energie. Das schränkt die die Produktpalette der Gasfermentation dramatisch ein, so dass zur Zeit nur Essigsäure und Ethanol im industriellen Maßstab hergestellt werden können. Das europäische Verbundprojekt hat sich deshalb zum Ziel gesetzt, relevante acetogene Bakterien gentechnisch derart zu modifizieren, dass diese energetischen Barrieren überwunden werden können. Beteiligt sind die Goethe-Universität Frankfurt sowie die Universitäten in Ulm, Göttingen und La Coruna. Industriepartner ist der weltweit größte Stahlproduzent ArcelorMittal.

Die mikrobielle, CO2-basierte Biotechnologie könnte zukünftig eine umweltfreundliche Alternative zur Wiederaufbereitung von Energie- und Kohlenstoff reichen Abfallgasen aus der Industrie bieten und die Abhängigkeit von Rohöl reduzieren. Die mikrobielle Fixierung und Umwandlung von CO2 in biologisch hergestellte Rohstoffe ermöglicht es zudem, den Ausstoß von Treibhausgasen zu reduzieren.

Eine Grafik zum Download finden Sie unter: www.uni-frankfurt.de/63820642

Bildtext: Acetogene (essigsäurebildende) Bakterien produzieren aus H2 + CO2 oder CO Essigsäure oder Ethanol. Dabei wird Energie in Form von ATP (Adenosintriphosphat) frei. Die Synthese anderer industriell interessanter Produkte aus dem Zwischenprodukt Acetyl-CoA verbraucht aber zusätzlich ATP. Ziel des Projektes ist es, die Energiebilanz der Bakterien durch genetische Modifikation so zu verändern, dass auch die Produktion solcher zusätzlich Energie-verbrauchender Verbindungen möglich wird.

Informationen: Prof. Volker Müller, Institut für Molekulare Biowissenschaften, Campus Riedberg, Tel.: (069)798-29507, VMueller@bio.uni-frankfurt.de.

Die Goethe-Universität ist eine forschungsstarke Hochschule in der europäischen Finanzmetropole Frankfurt. 1914 mit privaten Mitteln überwiegend jüdischer Stifter gegründet, hat sie seitdem Pionierleistungen erbracht auf den Feldern der Sozial-, Gesellschafts- und Wirtschaftswissenschaften, Medizin, Quantenphysik, Hirnforschung und Arbeitsrecht. Am 1. Januar 2008 gewann sie mit der Rückkehr zu ihren historischen Wurzeln als Stiftungsuniversität ein hohes Maß an Selbstverantwortung. Heute ist sie eine der zehn drittmittelstärksten und drei größten Universitäten Deutschlands mit drei Exzellenzclustern in Medizin, Lebenswissenschaften sowie Geistes- und Sozialwissenschaften. Zusammen mit der Technischen Universität Darmstadt und der Universität Mainz ist sie Partner der länderübergreifenden strategischen Universitätsallianz Rhein-Main.

Aktuelle Nachrichten aus Wissenschaft, Lehre und Gesellschaft in GOETHE-UNI online (www.aktuelles.uni-frankfurt.de)

Herausgeberin: Die Präsidentin
Redaktion: Dr. Anne Hardy, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Abteilung PR & Kommunikation, Theodor-W.-Adorno-Platz 1, 60323 Frankfurt am Main, Tel: (069) 798-12498, Fax: (069) 798-763 12531, hardy@pvw.uni-frankfurt.de
Internet: www.uni-frankfurt.de

Quelle: idw

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Übergewicht verstehen und behandeln – Ein Ratgeber für Betroffene und Angehörige

Dr. Katarina Werneburg Stabsstelle Universitätskommunikation/Medienredaktion
Universität Leipzig

Ein neuer Ratgeber hilft Menschen, die unter krankhaftem Übergewicht leiden, mit grundlegenden Informationen und praktischen Ratschlägen zum Thema Adipositas. Die Autorinnen Anja Hilbert und Anne Brauhardt des IFB AdipositasErkrankungen sowie Simone Munsch der Universität Fribourg stellen die Ursachen der Entstehung von Übergewicht und Begleiterkrankungen sowie verschiedene Behandlungsmöglichkeiten vor.

Der Ratgeber zeigt, dass die Entstehung von Übergewicht und Adipositas von einer Vielzahl von Faktoren abhängig ist. Neben genetischer Veranlagung spielen Stress, psychische und medikamentöse Ursachen, aber auch das soziale Umfeld der Betroffenen eine wichtige Rolle. „Die Behandlung der Adipositas ist eine deutliche Herausforderung. Denn es geht darum, seine Gewohnheiten in Ernährung und Bewegung langfristig, oftmals lebenslang zu verändern. Einigen Betroffenen mag es gelingen, ihr Übergewicht in Selbsttherapie zu reduzieren. Für viele Betroffene ist es jedoch hilfreich, ein geeignetes Behandlungsangebot aufzusuchen, für die im Ratgeber entsprechende Informationen gegeben werden“, so Anja Hilbert, Professorin für Verhaltensmedizin am Integrierten Forschungs- und Behandlungszentrums (IFB) AdipositasErkrankungen und psychologische Leiterin der Adipositasambulanz der Universitätsmedizin Leipzig.

Aufgrund der vielfältigen Ursachen ist eine Therapie sinnvoll, die sich in verschiedenen Bausteinen (Modulen) vor allem auf das Verhalten und eine Lebensstiländerung konzentriert. Die sogenannte multimodale Verhaltenstherapie setzt sich aus mehreren Elementen zusammen: Durch eine Ernährungsumstellung und Steigerung der körperlichen Aktivität in Einzel- wie auch Gruppentherapie wird eine negative Energiebilanz angestrebt. Das heißt, dass der Energieverbrauch die Energiezufuhr überschreitet. In Studien hat sich multimodale Verhaltenstherapie als besonders erfolgreich herausgestellt, da nicht nur ein kurzfristiger Gewichtsverlust erzielt wird, sondern das reduzierte Gewicht langfristig stabilisiert werden kann.

Anhand von zahlreichen lebensnahen Beispielen werden im neuen Ratgeber die einzelnen Schritte zur selbstständigen Bewältigung von Adipositas aufgezeigt. Zusätzlich erhalten die Leser hilfreiche Anleitungen in Form von Arbeitsblättern, die dabei helfen sollen, die Auslöser für ungesundes Essverhalten oder Motivationsverlust zu finden und Probleme eigenständig zu bewältigen. So wird auch erläutert, wie ein realistisches Zielgewicht und andere Verhaltensziele festgelegt werden können – Grundsteine für einen langfristigen Erfolg bei der Gewichtsreduktion. Praktische Anleitungen und Protokolle unterstützen bei der Umsetzung persönlicher Ziele, indem beispielsweise die eigenen Vorstellungen in Wochenplänen festgehalten und dokumentiert werden. So soll Betroffenen Schritt für Schritt geholfen werden, gesetzte Ziele zu erreichen, Umstellungen in Ernährung und Bewegungsverhalten langfristig aufrecht zu erhalten und dauerhaft Gewicht zu verlieren.

Das IFB AdipositasErkrankungen ist ein vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördertes Zentrum, das Forschung und Behandlung zu Adipositas, einem der großen, gesellschaftlich relevanten Krankheitsbilder unserer Gesellschaft, unter einem Dach vereint. In Leipzig steht Adipositas mit deren häufigen Begleiterkrankungen Typ-2-Diabetes, Atherosklerose, Fettgewebestörung und Fettleber im Mittelpunkt der Forschung.

„Ratgeber Übergewicht und Adipositas“ in der Reihe „Fortschritte in der Psychotherapie“ (Band 1), Hogrefe-Verlag, 2016, ISBN: 9783801727611

Claudia Silbermann, Anja Landsmann

Weitere Informationen:
http://www.ifb-adipositas.de

Quelle: idw

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Klimawandel beeinflusst Deutschland von der Nordsee bis zu den Alpen

Dr. Torsten Fischer Pressestelle
Helmholtz-Zentrum Geesthacht – Zentrum für Material- und Küstenforschung

Heute ist das wissenschaftliche Kompendium „Klimawandel in Deutschland: Entwicklung, Folgen, Risiken und Perspektiven“ erschienen, welches erstmalig umfassend und fächerübergreifend alle vorliegenden Informationen zusammenfasst und aufbereitet. Neben Inhalten des fünften IPCC-Sachstandsberichts flossen weitere wissenschaftliche Arbeiten und Fallstudien ein. Entstanden ist ein „Assessment“, das beansprucht, die Forschungslage darzustellen und die unterschiedlichen Positionen einzuordnen. Eines der Ergebnisse: Selbst eine globale Erwärmung von nur 1,5 – 2°C wird auch in Deutschland zu Veränderungen in allen Naturräumen, Wirtschaftssektoren und sämtlichen Lebensbereichen führen.

Risikominderung und Anpassung sind dringend erforderlich
Durch die steigende Anzahl von warmen Tagen und Hitzewellen sowie die Zunahme der bodennahen Ozon- und Feinstaubkonzentrationen werden in Zukunft vor allem chronisch Kranke, alte Menschen und Allergiker belastet. Dies gefährdet den urbanen Raum und erfordert eine klimagerechte Stadt- und Regionalplanung, etwa durch verbesserte Warnsysteme und eine noch stärkere Begrünung. Zunehmende Unwetteraktivitäten (Gewitter, Starkregen, Hagel und in Teilen Deutschlands auch Stürme) stellen Stadt und Land vor große Herausforderungen. Darüber hinaus wird sich durch den Klimawandel der Wasserhaushalt weiter verändern. Zum einen drohen verstärkte Niederschläge mit Hochwasser, zum anderen Dürreperioden, die die Grundwasserneubildung beeinträchtigen und die Wasserverkehrswege gefährden. Auch die Qualität der Acker- und Waldböden nimmt ab, etwa aufgrund von Vernässung oder Austrocknung. Eine verstärkte Bodenerosion wird die Menge an verfügbaren, produktiven Böden weiter reduzieren. Es ist anzunehmen, dass durch die in den Böden zu erwartenden Prozesse zahlreiche Rückkoppelungseffekte stattfinden, die ihrerseits das Klima beeinflussen.

„Es gibt auch für Deutschland eine Unmenge an Herausforderungen, die trotz ihrer vielfältigen Wechselwirkungen kalkulierbar erscheinen. Allerdings muss schnell reagiert werden, um die Folgen so klein wie möglich zu halten und die Chancen zu nutzen: Anpassungsmaßnahmen und Risikominderung müssen über die gesamte gesellschaftliche Breite erfolgen, beispielsweise ist die Novellierung der Umweltverträglichkeitsprüfung als Ansatzpunkt zu nutzen. Die Verwundbarkeit gegenüber dem Klimawandel muss in alle Planungsvorhaben, insbesondere langfristige Infrastrukturvorhaben, einfließen „, erklärt Prof. Daniela Jacob, Herausgeberin des Kompendiums und Direktorin am Climate Service Center Germany (GERICS), einer Einrichtung des Helmholtz-Zentrums Geesthacht. .“Wir benötigen integrative Ansätze, die über die Grenzen der einzelnen Sektoren hinweg funktionieren.“

Prof. Guy Brasseur, ehemaliger Direktor des GERICS und Initiator des Kompendiums schaut über Deutschland hinaus: „Darüber hinaus kennen unsere globalen Wirtschaftsverbindungen oder die klimabedingte Migration keine Ländergrenzen und hängen stark vom globalen Wandel ab. Deshalb sind hier vermehrt Reaktionen auch auf europäischer und internationaler Ebene nötig.“

Das Buch als Novum
In einem interdisziplinären Ansatz führt das Buch, das im Wissenschaftsverlag Springer erschienen ist, erstmals alle Fachgebiete und Themenfelder zusammen. Neben der Darstellung von Klimawandel und Klimawandelfolgen ziehen die Autoren auch Schlüsse zu notwendigen Reaktionen. Die wichtigsten Erkenntnisse sind in einem Fazit zum Ende jeden Kapitels zusammengefasst. Ein Glossar bündelt die Fachbegriffe.

„Klimawandel in Deutschland“ richtet sich an Professionals aller Disziplinen aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung, die in ihrer Tätigkeit mit dem Klimawandel konfrontiert sind. Entscheidungsträger finden grundlegende Informationen für ihre Reaktion auf den Klimawandel. Das Buch bedient damit das oft geäußerte Bedürfnis, zum Klimawandel und seinen Folgen umfassende, neutrale, gut aufbereitete Informationen zu erhalten, um Entscheidungen über Vorsorge- und Anpassungsmaßnahmen in Deutschland treffen zu können.

Eine breite Aufstellung des Editorial Boards und das Einbinden der wichtigsten Wissenschaftler in Deutschland garantieren eine Vielfalt an Themen, Herangehensweisen und Blickwinkeln, die der Komplexität des Themas Rechnung trägt. Alle Beiträge wurden mehrfach wissenschaftlich begutachtet und sind per Open Access frei zugänglich.

Guy P. Brasseur | Daniela Jacob | Susanne Schuck-Zöller (Hrsg.)
Klimawandel in Deutschland
Entwicklung, Folgen, Risiken und Perspektiven 2017, 368 S. 116 Abb. davon 50 Abb. in Farbe Softcover € 53,49 (D) | € 54,99 (A) | CHF 66.55
ISBN 978-3-662-50396-6
Auch als eBook verfügbar (Open Access)

Die Herausgeber:
Prof. Dr. Guy Brasseur und Prof. Dr. Daniela Jacob, ehemaliger Direktor und gegenwärtige Direktorin des Climate Service Center Germany (GERICS), einer Einrichtung des Helmholtz-Zentrums Geesthacht, und Susanne Schuck-Zöller wurden bei diesem Buch unterstützt von einem Editorial Board, dem elf herausragende Wissenschaftler aus den wichtigsten Klimaforschungseinrichtungen in Deutschland angehören. Zusätzlich haben ca. 120 weitere Autoren verschiedenster Fachrichtungen an diesem Buch, das in deutscher Sprache geschrieben ist, mitgewirkt.

Weitere Informationen:
http://www.gerics.de/klimawandel_in_deutschland – Weiterführende Informationen, Statements und druckbare Abbildungen

http://link.springer.com/book/10.1007%2F978-3-662-50397-3 – der Link zum eBook verfügbar (Open Access)

Quelle: idw

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Neues Projekt: Abwasser aus dem Bergbau sinnvoll wiederverwenden

Dr. Julia Weiler Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

Wie sich stark belastetes Abwasser aus dem Bergbau wiederverwenden lässt, untersuchen Forscher und Industriepartner im neuen Projekt „Waterminer“ am Beispiel der vietnamesischen Stadt Ha Long. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert das Vorhaben mit rund 1,8 Millionen Euro.
Der Lehrstuhl für Umwelttechnik und Ökologie im Bauwesen der Ruhr-Universität Bochum koordiniert die insgesamt sieben Teilprojekte. Sechs Partner aus Forschung und Industrie sind beteiligt. Waterminer ist offiziell am 1. August 2016 gestartet und läuft drei Jahre.

Konkurrierende Interessen
Im Projektgebiet Ha Long im Norden Vietnams konkurrieren die Interessen von Bergbauindustrie, städtischem Leben und Tourismus. Verunreinigtes Wasser aus dem Steinkohlebergbau gelangt in die Bucht und belastet die Umwelt stark.

„Die Herausforderungen und Konflikte im Wassersektor stehen einer nachhaltigen Stadt- und Regionalentwicklung in Ha Long entgegen“, sagt der Bochumer Projektleiter Prof. Dr. Harro Stolpe. „Insbesondere fehlt ein zwischen dem Steinkohlebergbau und der Stadt abgestimmtes integriertes Wassermanagement.“ Indem Abwasser gereinigt und wiederverwendet werde, bringe solch ein Wassermanagement sowohl ökologischen als auch ökonomischen Nutzen.

Konzept für einen Wasserkreislauf
Genau hierfür entwickelt das Waterminer-Team ein Konzept. Ziel ist es, das Bergbau-Abwasser in einen Wasserkreislauf einzubinden und somit wiederzuverwenden. Die Projektpartner erarbeiten zum Beispiel Vorschläge, wie Wasser aufbereitet und verteilt werden kann. Sie erforschen auch, ob ihre Konzepte wirtschaftlich sowie ökologisch sinnvoll sind und ob die verschiedenen Akteure sie akzeptieren.

Kern des Verbundprojektes ist ein Stoffstrommodell. Mit ihm sollen die Betroffenen simulieren und planen können, wie sie Bergbau-Abwasser jetzt und in Zukunft reinigen und weiter nutzen können – in den Bergbaubetrieben selbst oder durch externe Verbraucher aus der Region Ha Long.

Die Projektpartner berücksichtigen dabei, dass das Wasserangebot in der Region räumlich und zeitlich variiert, bedingt durch den Wandel, dem der Bergbau unterliegt. Waterminer deckt daher den Zeitraum bis zur Stilllegung aller dortigen Bergwerke ab.

Übertragbar auf andere Regionen
Ähnliche Probleme wie im vietnamesischen Ha Long gibt es auch in anderen Bergbauregionen, etwa in China oder Südafrika. Das neue Konzept will das Waterminer-Team später auf andere Standorte übertragen.

Zum Projekt
Der volle Titel des Projekts lautet „Räumlich-zeitlich abgestimmte Kreislaufführung und Wiederverwendung bergbaulicher Abwässer am Beispiel eines urban geprägten Bergbaugebietes“. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert es im Rahmen des Programms „Zukunftsfähige Technologien und Konzepte zur Erhöhung der Wasserverfügbarkeit durch Wasserwiederverwendung und Entsalzung“.

Kooperationspartner
An dem Projekt beteiligt sind neben dem Bochumer Lehrstuhl für Umwelttechnik und Ökologie im Bauwesen das Team vom Fachgebiet Umweltökonomie der Universität Koblenz-Landau sowie Mitarbeiter vom Grundwasserforschungszentrum Dresden. Industriepartner sind die Unternehmen Disy Informationssysteme aus Karlsruhe, Ribeka aus Bornheim und LUG Engineering aus Cottbus. Das Forschungsvorhaben findet in enger Kooperation mit dem vietnamesischen Bergbauunternehmen Vinacomin statt.

Quelle: idw

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Auszeichnung „Rede des Jahres 2016″ geht an Bundestagspräsident Norbert Lammert

Antje Karbe Hochschulkommunikation
Eberhard Karls Universität Tübingen

Seminar für Allgemeine Rhetorik der Universität Tübingen würdigt besonnene Rede in politisch turbulenten Zeiten
Die Auszeichnung der „Rede des Jahres“ geht in diesem Jahr an Professor Dr. Norbert Lammert, Präsident des Deutschen Bundestages, für seine Rede zum Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober in der Dresdner Semperoper. Damit zeichnet das Seminar für Allgemeine Rhetorik der Universität Tübingen eine besonnene Rede inmitten einer meist stürmisch geführten politischen Debatte aus.

Lammert steht mit seiner Rede vor einer großen Aufgabe: er soll als hoher Vertreter des Staates eine Festrede halten, während draußen vor dem Saal Menschen gegen die Staatsvertreter protestieren. Er soll seine Freude über die Entwicklung Deutschlands ausdrücken, während draußen dessen Niedergang beschworen wird. Er soll Lob aussprechen im Augenblick der Kritik. Mit Ehrlichkeit begegnet er dieser Herausforderung: „Rundum fröhlich ist Dresden auch in diesem Jahr nicht – und Deutschland auch nicht.“ Diese Offenheit verschafft ihm Glaubwürdigkeit und zeigt, dass er sich als Redner aufrichtig mit der politischen Gegenmeinung beschäftigen will. Bereits diese Einstellung hebt seine Rede in positiver Weise von vielen der politischen Stimmen des Jahres 2016 ab.

Es gehört zu den großen Stärken seiner Rhetorik, deutliche Worte zu finden, sich jedoch nicht zu aggressiven Tönen verleiten zu lassen, wenn er „diejenigen, die heute am lautesten schreien und pfeifen und ihre erstaunliche Empörung kostenlos zu Markte tragen“ direkt anspricht und an jene Verantwortung erinnert, die sich aus der deutschen Geschichte ergibt. Mit Blick auf die Demonstranten vor der Semperoper hält er fest, „Man darf sogar dagegen sein“, um am Ende doch umso stärker zu resümieren, Einigkeit, Recht und Freiheit seien mindestens „gleich drei gute Gründe zum Feiern“.

Lammert versteht es durch die gesamte Rede hindurch, seine politischen Botschaften für die Hörer konkret zu verdeutlichen, um seine Rede nicht zu einem der oft gesehenen Schauplätze politischer Allgemeinheiten zu machen. Dies gelingt ihm, indem er beispielsweise den stilistischen Kunstgriff der Erzählung wählt. Die Entstehung des Schriftzuges „Dem Deutschen Volke“ am Reichstagsgebäude, verbindet er in seiner Nacherzählung mit dem bewegenden Einzelschicksal des Widerstandskämpfers Erich Gloeden, der dem Terror des NS-Regimes zum Opfer fiel. Damit wird der abstrakte Gedanke, die Volksvertreter mögen dem Deutschen Volke dienen, emotional aufgeladen und die Notwendigkeit dieser politischen Forderung auf eindringliche Weise vor Augen geführt. Hierzu trägt der gekonnte Wechsel unterschiedlicher stilistischer Ebenen bei: Lammert schildert die Situation des zum Christentum konvertierten Gloeden, der sich in seinem Land sicher gefühlt habe „- zu sicher“, wie Lammert anfügt. Die so erzeugte Spannung der Erzählung kontrastiert stilistisch geschickt mit der schockierend nüchternen Aufzählung der Fakten: „Gloedens Frau, seine Schwiegermutter und er selbst wurden im November 1944 in Plötzensee durch das Fallbeil getötet.“ Doch Lammert bleibt nicht einfach bei der historischen Betrachtung stehen, sondern führt sie wieder zurück zu der drängenden Frage der Gegenwart – wer und was darf heute als deutsch gelten, und wer ist eigentlich jenes deutsche Volk, für das sich noch heute die Parlamentarier unter dem Reichstagsschriftzug versammeln? Dass er diese unbequeme Thematik explizit anspricht, macht seine Rede mutig und engagiert.

Zugleich beweist Lammert besonderes Geschick, seine Zuhörer zu überraschen, ohne durch diese Effekte den Ernst der Thematik zu übertönen: Das lange Zitat eines Flüchtlingsberichts, der klingt wie die Flucht einer Frau aus dem Nahen Osten über das Mittelmeer, entpuppt sich als Bericht einer Kriegsflüchtigen des zweiten Weltkrieges. Doch dieser Spannungsbogen steht ganz im Dienst des eigentlichen Anliegens Lammerts: Damals wie heute, so seine Botschaft, ist die Idee einer staatlichen Einheit in Frieden in vielen Teilen der Welt bedroht. Und der anschließende Flüchtlingsbericht einer jungen Frau aus Syrien verdeutlicht, wie groß die Verantwortung Deutschlands ist, sich vor diesen Dramen nicht zu verschließen. Diesen dramaturgisch gekonnten Redeaufbau nutzt Lammert erneut, um sein Anliegen zum Festtag hervorzubringen: „Dieser Staat, dessen Einheit wir heute feiern, unsere Gesellschaft, kann und will Möglichkeiten eröffnen, ein Leben in Frieden und Freiheit zu führen.“

Dabei gehört es zur besonderen Charakteristik der Rede, dass sich Lammert als Redner auch selbst von Emotionen bewegen lässt, etwa, wenn er von der Bombardierung des letzten Krankenhauses in Aleppo berichtet. Er steht durch seine persönliche Ergriffenheit für die Integrität seiner Worte, wirkt wohlwollend und klug, energisch und charmant. Nicht zuletzt dieser Umstand trug zu dem großen Medienecho bei, welches auf die Rede folgte. Damit wird sie zu einem bemerkenswerten Dokument politischer Rhetorik in einem Jahr, welches in vielerlei Hinsicht von öffentlicher Rede und Gegenrede geprägt war. Im Gegensatz zum herrschenden Ton des Diskurses rund um Einheit und Spaltung Deutschlands in den vergangenen Monaten, setzt Lammert ein Zeichen für die überlegte Rede, die den schrillen Auftritt vermeidet und auf die Stärken der demokratischen Gegenwart setzt. Denn Deutschland ist „sicher nicht perfekt, aber gewiss in besserer Verfassung als jemals zuvor.“

Zu der herausragenden rednerischen Qualität Lammerts zählt auch die Verbindung seines ruhigen und gefassten Vortragsstils mit einer deutlichen und kraftvollen Sprache am Ende der Rede: „Vieles ist uns gelungen, manches offenbar besser als anderen“ – mit diesen markanten Worten kann er seinen Stolz auf die Einheit Deutschlands ausdrücken, ohne einem dumpfen Nationalismus das Wort zu reden. Und zugleich formuliert er jene prägnante Mahnung, die seine Rede sprachlich so eindringlich macht: „Das Paradies auf Erden ist hier nicht.“ Aber weil doch viele Menschen in Not das Paradies in Deutschland suchen, so seine kluge Argumentation, haben wir alle eine besondere Verantwortung, den Gedanken von Einheit in Frieden hochzuhalten. Lammert gibt damit ein Vorbild für jene differenzierte Betrachtungsweise, die die politische Debatte der letzten Monate rund um die Identität dieses Landes allzu oft vermissen ließ. Seine Einheits-Rede wird so zu einem exzellenten Beispiel politischer Festrede.

Jury: Simon Drescher, Pia Engel, Dr. Gregor Kalivoda, Prof. Dr. Joachim Knape, Sebastian König, Prof. Dr. Olaf Kramer, Severina Laubinger, Viktorija Romascenko, Frank Schuhmacher, Prof. Dr. Dietmar Till, Dr. Thomas Zinsmaier

Sprecher der Jury:
Simon Drescher
Universität Tübingen
Seminar für Allgemeine Rhetorik
Telefon +49 7071 29-72113
Mobil 0152 33703234
simon.drescher@uni-tuebingen.de
www.rhetorik.uni-tuebingen.de

Hintergrund „Rede des Jahres“
Die Auszeichnung „Rede des Jahres“ wird seit 1998 vom Seminar für Allgemeine Rhetorik der Universität Tübingen vergeben und ging seitdem unter anderem an Marcel Reich-Ranicki, Joschka Fischer und Papst Benedikt. Mit diesem Preis würdigt das Seminar für Allgemeine Rhetorik jährlich eine Rede, die die politische, soziale oder kulturelle Diskussion entscheidend beeinflusst hat. Neben das Kriterium der Wirkungsmächtigkeit treten bei der Auswahl weitere Bewertungsmaßstäbe wie argumentative Leistung und stilistische Qualität der Rede. Ziel ist es, das gesamte rhetorische Kalkül des Redners zu betrachten und zu bewerten.

Hintergrund „Seminar für Allgemeine Rhetorik“
Das Seminar für Allgemeine Rhetorik der Eberhard Karls Universität Tübingen ist ein Forschungs- und Lehrinstitut für die Geschichte, Theorie und Praxis der Rhetorik. Jede Form menschlicher Beredsamkeit, ob sie sich mündlich, schriftlich oder mit Hilfe von Medien wie Film, Fernsehen und Internet artikuliert, ist Thema der Forschungsprojekte und Lehrveranstaltungen des Instituts. Gründliche theoretische und realitätsnahe praktische Ausbildung sind am Seminar für Allgemeine Rhetorik eng miteinander verknüpft. Allgemeine Rhetorik wird in Tübingen im Rahmen des BA-MA-Studiums als Hauptfach und als Nebenfach angeboten.

Weitere Informationen:
https://www.bundestag.de/parlament/praesidium/reden#url=L3BhcmxhbWVudC9wcmFlc2lk…

Quelle: idw

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Chemikalien aus Biomasse

Monika Landgraf Presse, Kommunikation und Marketing
Karlsruher Institut für Technologie

Nachwachsende Rohstoffe sollen künftig Grundbausteine für die chemische Industrie liefern, um den Verbrauch fossiler Ressourcen zu reduzieren. Ein Verbund aus Forschungsinstitutionen und Industriepartnern forscht unter der wissenschaftlichen Leitung des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) daran, den in Biomasse enthaltenen Kohlenstoff und das in der industriellen Produktion als Nebenprodukt anfallende Kohlendioxid als Kohlenstoffquelle nutzbar zu machen. Ziel ist die Entwicklung einer neuartigen Prozesskette für die Synthese der Basis-Chemikalie Methanol. Der Verbund OptiMeOH wird nun vom BMBF mit 1,4 Millionen Euro gefördert.

Für die Erzeugung von Strom und Wärme gibt es im Zuge der Energiewende bereits zahlreiche kohlenstofffreie Alternativen. Die chemische Industrie ist für die Herstellung ihrer Produkte jedoch auch künftig auf Kohlenstoff angewiesen. Als weltweit verfügbare nachhaltige Kohlenstoffquelle könnte in Zukunft auch Biomasse genutzt werden, um einen Teil des Rohstoffbedarfs der chemischen Industrie zu decken. Vorzugsweise werden dafür organische Reststoffe aus Industrie und kommunaler Entsorgung verwendet. Forscher des KIT, der DVGW-Forschungsstelle (Deutscher Verein des Gas- und Wasserfaches), der Universität Stuttgart und der TU Kaiserslautern haben gemeinsam mit drei Industriepartnern das Projekt „Optimierte Prozesskette zur ressourceneffizienten Methanolsynthese – OptiMeOH“ gestartet. In dem Forschungsvorhaben soll eine innovative Prozesskette zur Synthese von Methanol entwickelt werden, bei der auf fossile Rohstoffe entweder ganz verzichtet wird oder aber Kohlendioxid aus fossilen Quellen nochmals Verwendung findet, welches ansonsten in der Industrie als ungenutztes Nebenprodukt anfällt. „Die Kohlenstoffausnutzung und Ressourceneffizienz werden dadurch deutlich verbessert“, sagt Dr.-Ing. Siegfried Bajohr, der am Engler-Bunte-Institut des KIT das Arbeitsgebiet katalytisch-chemische Verfahren der Brennstoffwandlung leitet.

Methanol ist ein wichtiges Ausgangsmaterial für die chemische Industrie. Der aus einem Kohlenstoff-, einem Sauerstoff- und vier Wasserstoffatomen bestehende Chemie-Rohstoff ist vielseitig einsetzbar, zum Beispiel für die Produktion von Ameisen- und Essigsäure, Formaldehyd sowie von Lacken und Farben. 2015 umfasste der weltweite Bedarf an Methanol zirka 65 Millionen Tonnen.

Das bis Ende 2019 laufende Projekt OptiMeOH, mit dessen Hilfe das Methanol fossiler Herkunft teilweise durch „erneuerbares“ Methanol ersetzt werden soll, erhält rund 1,4 Millionen Euro aus der Fördermaßnahme „CO2Plus – Stoffliche Nutzung von CO2 zur Verbreiterung der Rohstoffbasis“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Zusammen mit rund 300.000 Euro, die die beteiligten Industriepartner zur Verfügung stellen, beträgt das Gesamtbudget für das Forschungsvorhaben rund 1,7 Millionen Euro.

Im Fokus der theoretischen und experimentellen Untersuchungen stehen unter anderem die energiesparende Biogaserzeugung durch Druckfermentation – die Vergärung von Biomasse unter hohem Druck von 30 bar und mehr -, ein neuartiges Reaktorkonzept zur Methanolsynthese und ein innovatives Verfahren zur Aufbereitung von Industriegasen durch die chemische Gaswäsche mit ionischen Fluiden.

„Eine unserer Hauptaufgaben ist es, zu untersuchen, wieviel Treibhausgas durch verfahrenstechnische Verbesserungen eingespart werden kann“, sagt Chemieingenieurin Nike Trudel vom KIT. Die neue Prozesskette wird unter wirtschaftlichen und ökologischen Gesichtspunkten mit etablierten Prozessen verglichen und bewertet. In einer Machbarkeitsstudie soll die Einbindung der Technologie in zwei unterschiedliche Industriestandorte – einen großen Industriepark und eine dezentral gelegene Anlage – beurteilt werden. „Der Prozess wird ganzheitlich bilanziert, sein Wirkungsgrad und seine Ökobilanz werden mit den Methanol-Herstellungsprozessen basierend auf Kohle, Erdöl oder Erdgas verglichen“, so Bajohr.

Die Projektgruppe OptiMeOH besteht je zur Hälfte aus Forschungsinstituten und Industriepartnern. Beteiligt sind das KIT mit dem EBI und die dort angesiedelte DVGW-Forschungsstelle (Deutscher Verein des Gas- und Wasserfaches), die Universität Stuttgart, Abteilung Ganzheitliche Bilanzierung am Lehrstuhl für Bauphysik, und die TU Kaiserslautern, Lehrstuhl für Thermische Verfahrenstechnik; von industrieller Seite bringt die Infraserv GmbH & Co. Höchst KG, das den Industriepark Höchst in Frankfurt am Main betreibt, seine Expertise ebenso ein wie das auf Anlagenbau spezialisierte Duisburger Unternehmen Mitsubishi Hitachi Power Systems Europe und das Starnberger Planungs- und Projektbüro keep it green, das sich mit der Einspeisung regenerativ erzeugter Gase in das öffentliche Versorgungsnetz und mit neuen Technologien zur Verbesserung der Kohlenstoffausnutzung bei der Umwandlung von Biomasse befasst.

Weiterer Kontakt:
Kosta Schinarakis, PKM – Themenscout, Tel.: +49 721 608 41956, Fax: +49 721 608 43658, E-Mail: schinarakis@kit.edu

Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) verbindet seine drei Kernaufgaben Forschung, Lehre und Innovation zu einer Mission. Mit rund 9 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie 25 000 Studierenden ist das KIT eine der großen natur- und ingenieurwissenschaftlichen Forschungs- und Lehreinrichtungen Europas.

KIT – Die Forschungsuniversität in der Helmholtz-Gemeinschaft

Das KIT ist seit 2010 als familiengerechte Hochschule zertifiziert.

Diese Presseinformation ist im Internet abrufbar unter: http://www.kit.edu

Anhang
Chemikalien aus Biomasse
https://idw-online.de/de/attachment51391

Quelle: idw

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Wer körperlich fit ist, arbeitet effektiver

Eva Mühle Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund

Den leidigen Bericht schreiben, den nervigen Kunden freundlich bedienen und dem Katzenvideo im Internet widerstehen: Um in der Arbeitswelt bestehen zu können, ist Selbstkontrolle unerlässlich. Zu hohe Kontrollanforderungen an die eigene Person zehren aber an den Kräften und können zu Burnout führen. Forscher des Leibniz-Instituts für Arbeitsforschung an der TU Dortmund (IfADo) haben untersucht, welche Rolle körperliche Fitness dabei spielt. Das Ergebnis: Wer regelmäßig Sport macht, kann besser mit Stress auf der Arbeit umgehen.

In vielen Berufen ist Selbstkontrolle das A und O für eine erfolgreiche Karriere. Besonders deutlich wird das im Dienstleistungssektor. Verkäufer, Ärzte, Rechtsanwälte, Bankangestellte – sie alle müssen ihre individuellen Emotionen regulieren, um den Bedürfnissen des Kunden gerecht zu werden, lange Zeit konzentriert zu arbeiten oder Ablenkungen zu widerstehen. Zu hohe Selbstkontrollanforderungen belasten mit der Zeit die Psyche. Als Folge fühlen sich viele Arbeitnehmer ausgepowert, erschöpft und krank.

IfADo-Wissenschaftler konnten jetzt zusammen mit der International School of Management Dortmund und dem Dortmunder Dienstleister Prevent.on nachweisen, dass körperliche Fitness als eine Art Puffer zwischen Selbstkontrollanforderungen und psychischer Belastung fungieren kann. Das Team um die IfADo-Psychologen Klaus-Helmut Schmidt und Wladislaw Rivkin hat Daten von mehr als 800 Probanden analysiert, die sich freiwillig zu einem medizinischen Check-up angemeldet hatten. Alle Teilnehmer arbeiten im Finanzsektor.

Als Messwert für die körperliche Fitness ermittelten die Forscher die maximale Aufnahmefähigkeit von Sauerstoff im Blut während einer sportlichen Tätigkeit, eine gängige Methode zur Beurteilung der körperlichen Leistungsfähigkeit. Anschließend wurden die Probanden zu psychischen Belastungen auf der Arbeit befragt. Die erhobenen Daten wurden verglichen. Dabei zeigte sich, dass Menschen, die körperlich fit sind, weniger Probleme haben, ihre Emotionen und ihr Verhalten auf der Arbeit entsprechend den Berufsanforderungen zu regulieren als Menschen, die selten Sport machen.

„Wer fit ist, kann psychischen Belastungen und Erkrankungen durch zu viel Stress während der Arbeit vorbeugen“, sagt Rivkin. „Gerade in Berufen, die täglich ein hohes Maß an Selbstkontrolle erfordern, könnten Sportangebote präventiv eingesetzt werden, um Überbelastung zu vermeiden.“ Denn um effektiv und konzentriert zu arbeiten, braucht der Körper ausreichend Energie in Form von Glukose, die nur begrenzt zur Verfügung steht. Ist der Körper aber durch regelmäßigen Sport in einer guten Verfassung, wird Zucker effizienter in die Zellen transportiert.

Zur Publikation:
Schmidt, Klaus-Helmut; Beck, Rüdiger; Rivkin, Wladislaw; Diestel, Stefan (2016) Self-Control Demands at Work and Psychological Strain: The Moderating Role of Physical Fitness. International Journal of Stress Management, Vol. 23, No.3, 255-275. Doi: 10.1073/str0000012

Das IfADo – Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund erforscht die Potenziale und Risiken moderner Arbeit auf lebens- und verhaltenswissenschaftlicher Grundlage. Aus den Ergebnissen werden Prinzipien der leistungs- und gesundheitsförderlichen Gestaltung der Arbeitswelt abgeleitet. Das IfADo hat mehr als 200 Mitarbeiter/innen aus naturwissenschaftlichen und technischen Disziplinen. Das Institut ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft, die 88 selbstständige Einrichtungen umfasst. Die Leibniz-Institute beschäftigen rund 18.100 Personen, darunter 9.200 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Der Gesamtetat der Institute liegt bei 1,64 Milliarden Euro.

Weitere Informationen:
http://www.ifado.de/blog/2016/10/18/wer-koerperlich-fit-ist-arbeitet-effektiver/

Quelle: idw

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Meldungen zur Arbeitssicherheit 2019

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Dezember 2019
Jeder fünfte Beschäftigte hat zu kurze Ruhezeiten 
Oktober 2019
BAuA aktualisiert und erweitert Angebot zur Gefährdungsbeurteilung 
Partikelfiltrierende Halbmasken Teil 1: Anforderungen*) 
März 2019
Hohe Arbeitsintensität stellt Gesundheitsrisiko dar 
Betriebliches Eingliederungsmanagement nach psychischer Erkrankung 
Physikalische Faktoren am Arbeitsplatz 
BAuA-Bericht: Fachkräfte für Arbeitssicherheit benötigen viele Kompetenzen 
BAuA untersuchte Bedarf und Kapazität sicherheitstechnischer Betreuung 

Jeder fünfte Beschäftigte hat zu kurze Ruhezeiten

Jörg Feldmann Pressestelle
Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin

Beschäftigte mit verkürzten Ruhezeiten haben häufiger gesundheitliche Beschwerden und eine schlechtere Work-Life-Balance. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA). Die Studie zeigt ebenso, dass das Risiko größer ist, die Ruhezeiten nicht einzuhalten, je länger die Tages- beziehungsweise Wochenarbeitszeiten der Beschäftigten sind. Die Publikation baua: Bericht kompakt „Verkürzte Ruhezeiten: Auswirkungen auf die Gesundheit und die Work-Life-Balance“ fasst diese und weitere Forschungsergebnisse übersichtlich zusammen.

Das deutsche Arbeitszeitgesetz legt die Höchstgrenzen für die tägliche Arbeitszeit und die Mindestdauer für Arbeitsunterbrechungen fest. In der Regel haben Beschäftigte demnach Anspruch auf eine ununterbrochene Ruhezeit von elf Stunden. Das Gesetz lässt jedoch Verkürzungen in bestimmten Bereichen wie zum Beispiel im Gesundheitswesen, in der Landwirtschaft oder beim Rundfunk zu. Zudem können abweichende Regelungen tarifvertraglich getroffen werden.

In der BAuA-Arbeitszeitbefragung von 2017 wurden die Beschäftigten erstmals dazu befragt, ob sie die Mindestruhezeiten einhalten. Rund 20 Prozent der Vollzeitbeschäftigten geben an, dass sie mindestens einmal im Monat von verkürzten Ruhezeiten betroffen sind. Am höchsten ist der Anteil im Gesundheitswesen: hier berichten 39 Prozent der dort Beschäftigten, dass sie mindestens einmal im Monat von verkürzten Ruhezeiten betroffen sind.

Die Auswertung zeigt: Insgesamt haben Beschäftigte mit verkürzten Ruhezeiten mehr psychosomatische Beschwerden als Beschäftigte mit mindestens elfstündigen Ruhezeiten. Dazu zählen zum Beispiel Rückenschmerzen, Schlafstörungen oder emotionale Erschöpfung. Auch die Work-Life-Balance verschlechtert sich signifikant.

Die Studie der BAuA macht deutlich, dass Mindestruhezeiten nach wie vor ein wichtiges und sinnvolles Instrument des Arbeitsschutzes sind. Die Autoren empfehlen, geltende Mindeststandards auch in Zukunft beizubehalten und vor allem die Länge der Ruhezeiten beziehungsweise die Ausnahmeregelungen und Abweichungen noch stärker in den Blick zu nehmen.

„Verkürzte Ruhezeiten: Auswirkungen auf die Gesundheit und die Work-Life- Balance“; Leon Ratermann, Nils Backhaus, Corinna Brauner, Anita Tisch; Dortmund: Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin 2019; 1. Auflage; 2 Seiten; doi: 10.21934/baua:berichtkompakt20191030

Den baua: Bericht kompakt gibt es im PDF-Format zum Herunterladen im Internetangebot der BAuA unter http://www.baua.de/dok/8825610.

Forschung für Arbeit und Gesundheit
Die BAuA ist eine Ressortforschungseinrichtung im Geschäftsbereich des BMAS. Sie betreibt Forschung, berät die Politik und fördert den Wissenstransfer im Themenfeld Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit. Zudem erfüllt die Einrichtung hoheitliche Aufgaben im Chemikalienrecht und bei der Produktsicherheit. An den Standorten Dortmund, Berlin und Dresden sowie in der Außenstelle Chemnitz arbeiten über 700 Beschäftigte.
http://www.baua.de

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BAuA aktualisiert und erweitert Angebot zur Gefährdungsbeurteilung

Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) hat die Informationen zur Gefährdungsbeurteilung in ihrem Internetangebot aktualisiert. Zudem steht jetzt in der Rubrik Gefährdungsfaktoren eine neue PDF-on-Demand-Funktion zur Verfügung. Mit der Handlungshilfe „Gefährdungsbeurteilung: Handbuch – Gefährdungsfaktoren“ unterstützt die BAuA Praktiker bei der Gefährdungsbeurteilung. Die aktualisierten Internetseiten enthalten die notwendigen Informationen, um eine Gefährdung sicher beurteilen zu können. Das Internetangebot lässt sich durch seine PDF-on-Demand-Funktion komplett oder in Teilen ausdrucken. Die Informationen zu den einzelnen Gefährdungen werden laufend aktualisiert. Die Handlungshilfe gibt es im Internetangebot der BAuA unter www.gefaehrdungsbeurteilung.de.

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Partikelfiltrierende Halbmasken Teil 1: Anforderungen*)

Einleitung
Atemschutzgeräte sind persönliche Schutzausrüstungen, die gegen tödliche Gefahren und Gesundheitsschäden schützen sollen. Hierzu gehören auch die partikelfiltrierenden Halbmasken als vollständiges Atemschutzgerät. Sie gehören zur Persönlichen Schutzausrüstung (PSA) der Kategorie III, gegen hohe Risiken. Der Begriff „Atemschutzgerät“ mutet zwar in Anbetracht des „einfachen“ Aufbaus der Atemschutzmaske als etwas überzogen an. Er wird jedoch in der DGUV 112-190 [1] und in der Norm als Oberbegriff für Atemschutz verwendet, der als PSA vor dem Einatmen von Schadstoffen schützt. Für die Benennung zur Klassifizierung der Schutzwirkung von partikelfiltrierenden Halbmasken, wird die aus dem Englischen stammende Abkürzung „FFP“ (filtering face piece) verwendet. Wenn bei Tätigkeiten mit Staub- oder Aerosolbelastungen zu rechnen ist, werden solche Atemschutzgeräte häufig eingesetzt. Auch bei dieser PSA bietet der Markt eine große Bandbreite unterschiedlicher Produkte mit unterschiedlichen Schutzwirkungen an…

Den ganzen Artikel lesen sie unter:
https://klaerwerk.info/DWA-Informationen/KA-Betriebs-Info
Betriebsinfo Informationen für das Betriebspersonal von Abwasseranlagen Heft 1-2019 ab Seite 2808

Autor
Andreas Stengel
Leitender Sicherheitsingenieur
Berliner Wasserbetriebe
Neue Jüdenstraße 1
10179 Berlin, Deutschland
E-Mail: andreas.stengel@bwb.de

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Hohe Arbeitsintensität stellt Gesundheitsrisiko dar

Dortmund – Immer mehr Beschäftigte in Deutschland fühlen sich durch eine hohe Arbeitsintensität belastet. Während beispielsweise im Jahr 2006 noch 43 Prozent der Beschäftigten angaben, sich durch sehr schnelles Arbeiten belastet zu fühlen, stieg der Anteil im Jahr 2018 auf 51 Prozent. Das zeigen Ergebnisse der BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragungen aus den Jahren 2006, 2012 und 2018. Das jetzt von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) veröffentlichte Faktenblatt „Zeitdruck und Co – Wird Arbeiten immer intensiver und belastender?“ vergleicht die Ergebnisse unter dem Aspekt der Arbeitsintensität. Die Auswertung der Befragungen, an denen jeweils über 17.000 abhängig Beschäftigte teilgenommen hatten, zeigt jedoch auch, dass die Arbeitsintensität über die Zeit nicht zugenommen hat und teilweise sogar rückläufig ist.

Im vergangenen Jahr gaben sechs von zehn Befragten an, häufig Verschiedenes gleichzeitig bearbeiten zu müssen. Etwa die Hälfte der Befragten sagte, dass sie häufig unter starkem Termin-/Leistungsdruck arbeiten (48 Prozent) oder bei der Arbeit gestört werden (46 Prozent). Insgesamt 34 Prozent der Befragten gaben an, häufig sehr schnell arbeiten zu müssen und 16 Prozent gehen häufig bis an die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit bei der Arbeit.

Während die meisten Angaben im Zeitvergleich nahezu konstant blieben, ging die Zahl der Beschäftigten, die angab, unter starkem Termin- oder Leistungsdruck oder auch sehr schnell zu arbeiten, hingegen zurück. Insgesamt lässt sich hier ein Rückgang von bis zu 11 Prozentpunkten beobachten.

Inwieweit diese Arbeitsbedingungen nun als Belastung empfunden werden, ist sehr unterschiedlich. Beispielsweise empfand es 2018 rund ein Drittel der Betroffenen als belastend, gleichzeitig verschiedene Aufgaben zu bearbeiten. Hingegen erlebten mehr als drei Viertel das häufige Arbeiten an der Grenze der Leistungsfähigkeit als Belastung. Und während die Arbeitsintensität durch schnelles Arbeiten signifikant gesunken ist, nahm dies im vergangenen Jahr mehr als jeder zweite Betroffene als Belastung war.

Bei den Erwerbstätigenbefragungen wurden insgesamt fünf verschiedene Arbeitsbedingungen als Indikatoren für Arbeitsintensität erfragt. Es zeigt sich, dass in der Gruppe der Beschäftigten, die all diesen Bedingungen häufig ausgesetzt ist, fast die Hälfte von Erschöpfung berichtet (49 Prozent). In der Gruppe der Beschäftigten, die keine der fünf Bedingungen häufig erleben, geben nur 7 Prozent an, erschöpft zu sein.

Die Ergebnisse zeigen, dass eine hohe Arbeitsintensität mit Erschöpfung der Beschäftigten einhergeht und damit ein gesundheitliches Risiko darstellen kann. Das BAuA-Faktenblatt empfiehlt, aktiv das Stresspotenzial zu senken. Beispielsweise sollten Führungskräfte ihren Beschäftigten einen angemessenen Handlungsspielraum über Geschwindigkeit, Inhalt und Anordnung ihrer Aufgaben geben. Dies könne den negativen Effekten einer hohen Arbeitsintensität entgegenwirken.

baua: Fakten „Zeitdruck und Co – Wird Arbeiten immer intensiver und belastender?“ gibt es als PDF im Internetangebot der BAuA unter www.baua.de/publikationen.

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Betriebliches Eingliederungsmanagement nach psychischer Erkrankung

Der Arbeitgeber ist verpflichtet, langfristig Erkrankten bei der Rückkehr an den Arbeitsplatz ein BEM anzubieten.

Der Gesetzgeber verpflichtet Arbeitgeber dazu, längerfristig erkrankten Beschäftigten ein Betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM) anzubieten. Dazu zählen alle Mitarbeiter, die innerhalb eines Jahres länger als sechs Wochen – entweder ununterbrochen oder wiederholt – arbeitsunfähig sind. Das bedeutet: Der Betrieb hat mit Zustimmung und Beteiligung des Betroffenen zu klären,

wie sie Arbeitsunfähigkeit möglichst überwinden,
mit welchen Leistungen oder Hilfen sie erneuter Arbeitsunfähigkeit vorbeugen und
den Arbeitsplatz erhalten können.

Die Rechtsgrundlage dazu liefert § 167 Absatz 2 des Neunten Sozialgesetzbuchs. Vorgeschrieben ist ebenso, dass – sofern der Beschäftigte zustimmt – die Mitarbeitervertretung, bei schwerhinderten Arbeitnehmern die Schwerbehindertenvertretung, zu beteiligen ist. Sofern erforderlich ist ebenso der Betriebs- oder Werksarzt hinzuziehen. Vorgaben, wie die besagte Klärung aber konkret auszusehen hat, liefert der Gesetzestext nicht. Jeder Betrieb kann gemeinsam mit dem erkrankten Beschäftigten individuelle Lösungen finden.
Zunahme psychischer Erkrankungen

Eine häufige Ursache für Arbeitsunfähigkeit sind Muskel-Skelett- und Atemwegserkrankungen. Aber schon lange führen auch psychische Erkrankungen die Fehlzeitenstatistiken der gesetzlichen Krankenkassen an. So zeigt beispielsweise der AOK-Fehlzeitenreport von 2017 einen konstanten Anstieg der Fehltage aufgrund psychischer Erkrankungen in den vergangenen zehn Jahren um 79,3 Prozent. Darüber hinaus führen sie zu langen Ausfallzeiten – oftmals doppelt so lange, wie bei anderen Erkrankungen. Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) führt an, dass hierzulande jedes Jahr mehrere hunderttausend Beschäftigte aus gesundheitlichen Gründen für lange Zeit oder gar für immer aus ihrem Job ausscheiden. Die Ursache dafür liege zunehmend in psychischen Erkrankungen.
Herausforderungen bei der Wiedereingliederung

mehr unter:
https://www.arbeitssicherheit.de/themen/arbeitssicherheit/detail/betriebliches-eingliederungsmanagement-nach-psychischer-erkrankung.html

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Physikalische Faktoren am Arbeitsplatz

Licht, Lärm, Klima: die Arbeitsumgebung sicher gestalten
Dortmund – „Physikalische Faktoren am Arbeitsplatz“. So lautet der Titel der jetzt erschienenen baua: Aktuell. Die aktuelle Ausgabe der amtlichen Mitteilungen der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) befasst sich mit den Auswirkungen physikalischer Faktoren wie Licht, Lärm oder Klima. Dabei zeigt sich, dass diese Faktoren nicht nur auf die physische, sondern auch auf die psychische Gesundheit der Beschäftigten großen Einfluss nehmen können. So können eine ungünstige Beleuchtung oder Lärm, selbst wenn er unterhalb der gehörschädigenden Schwelle liegt, als Stressoren wirken. Die verschiedenen Beiträge befassen sich mit den aktuellen Forschungsergebnissen und gehen zudem auf konkrete Gestaltungshinweise für die betriebliche Praxis ein.

Nach wie vor gehören physikalische Faktoren zu den wesentlichen Elementen, die es bei der Gestaltung der Arbeitsumgebung zu berücksichtigen gilt. Lärm, Licht oder Klima wirken sich entscheidend auf die Gesundheit, die Sicherheit und auf das Wohlbefinden der Beschäftigten aus. In verschiedenen Forschungs- und Entwicklungsprojekten befasst sich die BAuA mit unterschiedlichen Faktoren. Dazu gehört beispielsweise die UV-Strahlenbelastung beim Schweißen. Auf Grundlage ihrer Analyseergebnisse hat die BAuA Berechnungs- und Bewertungsverfahren entwickelt, um die Gefährdung durch optische Strahlung am Schweißarbeitsplatz besser einschätzen zu können. Zudem befasst sich diese Ausgabe mit der akustischen Gestaltung von Büroräumen sowie mit den Auswirkungen von Licht auf den Schlaf-Wach-Rhythmus des Menschen.

Ihre Forschungsergebnisse setzt die BAuA in verschiedenen Handlungshilfen und Leitfäden für die Praxis um. Ihr Ziel ist es, Gestaltungswissen bereits frühzeitig in die Planung und Gestaltung von Bauvorhaben sowie in die Anschaffung von Maschinen einzubringen. So befasst sich ein Beitrag mit dem Einkauf leiser Maschinen. Neben dem Schwerpunktthema informiert die baua: Aktuell über Termine der BAuA und berichtet über Veranstaltungen sowie laufende Projekte. Leser erhalten außerdem einen Einblick in die Ausstellung „TeamPlay“.
Die aktuelle Ausgabe gibt es – ebenso wie alle seit 2005 erschienenen Mitteilungen – kostenfrei auf der Internetseite der BAuA unter www.baua.de/publikationen.

Forschung für Arbeit und Gesundheit
Sichere und gesunde Arbeitsbedingungen stehen für sozialen Fortschritt und eine wettbewerbsfähige Wirtschaft. Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) forscht und entwickelt im Themenfeld Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit, fördert den Wissenstransfer in die Praxis, berät die Politik und erfüllt hoheitliche Aufgaben – im Gefahrstoffrecht, bei der Produktsicherheit und mit dem Gesundheitsdatenarchiv. Die BAuA ist eine Ressortforschungseinrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales. Über 700 Beschäftigte arbeiten an den Standorten in Dortmund, Berlin und Dresden sowie in der Außenstelle Chemnitz.
https://www.baua.de/DE/Services/Presse/Pressemitteilungen/2018/01/pm002-18.html;jsessionid=C8F49F5004E7982A3389D53E26E4582D.s1t2

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BAuA-Bericht: Fachkräfte für Arbeitssicherheit benötigen viele Kompetenzen

In einem Forschungsprojekt hat die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) untersucht, ob sowohl gegenwärtig als auch künftig ausreichend Fachkräfte für Arbeitssicherheit zur Verfügung stehen. Zudem ging das Projekt der Frage nach, inwieweit die Fachkräfte über die erforderlichen Kompetenzen verfügen, um ihre Aufgabe zu erfüllen. Der Bericht „Bedarf an Fachkräften für Arbeitssicherheit in Deutschland“ fasst die Ergebnisse zusammen. Dabei zeigt sich, dass die Fachkräfte den zeitlichen Betreuungsbedarf mit hoher Wahrscheinlichkeit decken. Zugleich wird deutlich, dass Fachkräfte für Arbeitssicherheit über ein zunehmendes Maß an Kompetenzen verfügen müssen.
Die Betreuung von Betrieben durch Fachkräfte für Arbeitssicherheit regeln das Arbeitssicherheitsgesetz und die DGUV Vorschrift 2. Auf Grundlage der nach der DGUV Vorschrift 2 möglichen Formen der sicherheitstechnischen und betriebsärztlichen Betreuung hat die BAuA verschiedene Bedarfsszenarien angenommen. Im Rahmen einer Soll-Ist-Bilanzierung wurde anhand dieser Modelle der minimale sowie der maximale Betreuungsbedarf ermittelt. Dabei zeigt sich, dass die Fachkräfte für Arbeitssicherheit gegenwärtig aber auch in Zukunft den zeitlichen Betreuungsbedarf in den Betrieben mit hoher Wahrscheinlichkeit decken werden.

Fachkräfte für Arbeitssicherheit haben ein umfangreiches und anspruchsvolles Aufgaben- und Tätigkeitspektrum. Um dieses umzusetzen, benötigen sie neben fachlichen Kompetenzen eine Vielzahl weiterer Fähigkeiten. Um zu ermitteln, über welche Kompetenzen die Fachkräfte für Arbeitssicherheit verfügen, untersuchte die BAuA, welcher Kompetenzerwerb aus der Ausgangsqualifikation, der Ausbildung zum Erwerb der sicherheitstechnischen Fachkunde sowie der Fortbildung und aber auch über informelles Lernen und Erfahrung möglich ist. Neben einer intensiven Literaturstudie führte sie dazu ergänzende Experteninterviews, Datenabfragen und eine Onlinebefragung durch.

Bisher legt die Ausbildung der Fachkräfte für Arbeitssicherheit einen Schwerpunkt vor allem auf die fachlichen Kompetenzen. Im Zuge des Wandels der Arbeit nehmen immer mehr Faktoren Einfluss auf die Arbeit der Beschäftigten und auch der Betreuungsbedarf wird vielfältiger werden und sich dynamisch weiterentwickeln. Anforderungen an Lernbereitschaft sowie Kooperations- und Beratungskompetenzen im Zusammenwirken mit verschiedenen Professionen und Akteuren im Betrieb werden für die Fachkräfte für Arbeitssicherheit weiter wachsen. Kontinuierliche, systematische Kompetenzentwicklung und Fortbildung werden zwingend erforderlich.

„Bedarf an Fachkräften für Arbeitssicherheit in Deutschland“; Dortmund; Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin 2017; doi:10.21934/baua:bericht20170921; 286 Seiten. Den baua: Bericht gibt es im Internet unter http://www.baua.de/publikationen.

Eine Kurzfassung ist als baua: Bericht kompakt erschienen und steht ebenfalls im Internet zur Verfügung.

Forschung für Arbeit und Gesundheit
Sichere und gesunde Arbeitsbedingungen stehen für sozialen Fortschritt und eine wettbewerbsfähige Wirtschaft. Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) forscht und entwickelt im Themenfeld Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit, fördert den Wissenstransfer in die Praxis, berät die Politik und erfüllt hoheitliche Aufgaben – im Gefahrstoffrecht, bei der Produktsicherheit und mit dem Gesundheitsdatenarchiv. Die BAuA ist eine Ressortforschungseinrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales. Über 700 Beschäftigte arbeiten an den Standorten in Dortmund, Berlin und Dresden sowie in der Außenstelle Chemnitz.
http://www.baua.de

Weitere Informationen:
http://www.baua.de/dok/8730194 Direkter Link zum Bericht „Bedarf an Fachkräften für Arbeitssicherheit in Deutschland“ im Internetangebot der BAuA.

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BAuA untersuchte Bedarf und Kapazität sicherheitstechnischer Betreuung

Dortmund – Für die sicherheitstechnische Betreuung von Betrieben sind in Deutschland vor allem die Fachkräfte für Arbeitssicherheit zuständig. In einem Forschungsprojekt hat die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) untersucht, ob sowohl gegenwärtig als auch künftig ausreichend Fachkräfte zur Verfügung stehen. Zudem ging das Projekt der Frage nach, inwieweit die Fachkräfte über die erforderlichen Kompetenzen verfügen, um ihre Aufgabe zu erfüllen. Der nun veröffentlichte baua: Bericht „Bedarf an Fachkräften für Arbeitssicherheit in Deutschland“ fasst die Ergebnisse zusammen. Dabei zeigt sich, dass die Fachkräfte den zeitlichen Betreuungsbedarf mit hoher Wahrscheinlichkeit decken. Zugleich wird deutlich, dass Fachkräfte für Arbeitssicherheit über ein zunehmendes Maß an Kompetenzen verfügen müssen.

Die Betreuung von Betrieben durch Fachkräfte für Arbeitssicherheit regeln das Arbeitssicherheitsgesetz und die DGUV Vorschrift 2. Auf Grundlage der nach der DGUV Vorschrift 2 möglichen Formen der sicherheitstechnischen und betriebsärztlichen Betreuung hat die BAuA verschiedene Bedarfsszenarien angenommen. Im Rahmen einer Soll-Ist-Bilanzierung wurde anhand dieser Modelle der minimale sowie der maximale Betreuungsbedarf ermittelt. Dabei zeigt sich, dass die Fachkräfte für Arbeitssicherheit gegenwärtig aber auch in Zukunft den zeitlichen Betreuungsbedarf in den Betrieben mit hoher Wahrscheinlichkeit decken werden.

Fachkräfte für Arbeitssicherheit haben ein umfangreiches und anspruchsvolles Aufgaben- und Tätigkeitspektrum. Um dieses umzusetzen, benötigen sie neben fachlichen Kompetenzen eine Vielzahl weiterer Fähigkeiten. Um zu ermitteln, über welche Kompetenzen die Fachkräfte für Arbeitssicherheit verfügen, untersuchte die BAuA, welcher Kompetenzerwerb aus der Ausgangsqualifikation, der Ausbildung zum Erwerb der sicherheitstechnischen Fachkunde sowie der Fortbildung aber auch über informelles Lernen und Erfahrung möglich ist. Neben einer intensiven Literaturstudie führte sie dazu ergänzende Experteninterviews, Datenabfragen und eine Onlinebefragung durch.
Bisher legt die Ausbildung der Fachkräfte für Arbeitssicherheit einen Schwerpunkt vor allem auf die fachlichen Kompetenzen. Im Zuge des Wandels der Arbeit nehmen immer mehr Faktoren Einfluss auf die Arbeit der Beschäftigten und auch der Betreuungsbedarf wird vielfältiger werden und sich dynamisch weiterentwickeln. Anforderungen an Lernbereitschaft sowie Kooperations- und Beratungskompetenzen im Zusammenwirken mit verschiedenen Professionen und Akteuren im Betrieb werden für die Fachkräfte für Arbeitssicherheit weiter wachsen. Kontinuierliche, systematische Kompetenzentwicklung und Fortbildung werden zwingend erforderlich.

„Bedarf an Fachkräften für Arbeitssicherheit in Deutschland“; Dortmund; Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin 2017; doi:10.21934/baua:bericht20170921; 286 Seiten. Den baua: Bericht gibt es im Internet unter www.baua.de/publikationen.

Forschung für Arbeit und Gesundheit
Sichere und gesunde Arbeitsbedingungen stehen für sozialen Fortschritt und eine wettbewerbsfähige Wirtschaft. Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) forscht und entwickelt im Themenfeld Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit, fördert den Wissenstransfer in die Praxis, berät die Politik und erfüllt hoheitliche Aufgaben – im Gefahrstoffrecht, bei der Produktsicherheit und mit dem Gesundheitsdatenarchiv. Die BAuA ist eine Ressortforschungseinrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales. Über 700 Beschäftigte arbeiten an den Standorten in Dortmund, Berlin und Dresden sowie in der Außenstelle Chemnitz.
https://www.baua.de/DE/Services/Presse/Pressemitteilungen/2017/12/pm051-17.html;jsessionid=0C225E7C3CF203A795E0ABA461363B16.s2t1

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Meldungen zu Labor 2018

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Januar 2018
Anleitung zur Qualitätskontrolle von kohlenstoffhaltigen Substraten zur Verbesserung der Denitrifikationsleistung
Online-Durchflusszytometrie: Sensor für Bakterienkonzentrationen 

Anleitung zur Qualitätskontrolle von kohlenstoffhaltigen Substraten zur Verbesserung der Denitrifikationsleistung

Eingangskontrolle der C-Quellen
Zusammenfassung

Durch die Zugabe von C-Quellen kann zusätzlich beim biologischen Kohlenstoff- und Stickstoffabbau auf den Kläranlagen die Bildung und Emission von CO2 und auch Lachgas maßgeblich begünstigt werden. Auf dem Klärwerk Pforzheim und Heidelberg fanden dazu umfängliche Messungen statt. Auf Basis der großtechnischen Messungen können intelligente Regelungskonzepte entwickelt werden (unter anderem für die Kohlenstoffdosierung), mit denen neben der klassischen Einhaltung der Ablaufanforderungen auch die Emission von Treibhausgasen reduziert werden kann. Mit der hier beschriebenen Qualitätskontrolle der eingesetzten kohlenstoffhaltigen Substrate wird es möglich, dass bei den Regelungsstrategien zur Kohlenstoffdosierung auch stoffspezifische Eigenschaften der C-Quellen einfließen.
Ziel der Veröffentlichung ist es nicht, die kohlenstoffhaltigen Substrate (C-Quellen) nach „gut“ oder „schlecht“ zu bewerten, viel mehr ist das Ziel, Qualitätskontrollmaßnahmen vorzuschlagen, um eine benutzerabhängige Bewertung der eingesetzten C-Quellen zu ermöglichen. Für die einzelnen Bewertungskriterien können individuelle Qualitätsziele festgelegt werden. Anhand der Ziele und deren Einhaltung können die unterschiedlichen C-Quellen miteinander verglichen werden. Des Weiteren kann anhand der Ziele die Kontrolle der Qualität bei den späteren Lieferungen erfolgen.
Den ganzen Artikel lesen Sie In der Korrespondenz Abwasser Heft 1-2018 ab Seite 46

Autoren
Dipl.-Ing. Barbara Cybulski
Eigenbetrieb Stadtentwässerung Pforzheim
Am Mühlkanal 16, 75172 Pforzheim
E-Mail: barbara.cybulski@t-online.de
Dipl.-Ing. (FH) Jürgen Feurer
Abwasserzweckverband Heidelberg
Tiergartenstraße 55, 69121 Heidelberg
E-Mail: juergen.feurer@azv-heidelberg.de

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Online-Durchflusszytometrie: Sensor für Bakterienkonzentrationen

Die Durchflusszytometrie hat die Überwachung der bakteriologischen Wasserqualität revolutioniert. Mit ihrer Automatisierung geht diese Revolution weiter. Nach erfolgreicher Grundlagenarbeit wird nun ein Eawag-Forscher zum Unternehmer in diesem Bereich.

Noch immer wird die bakteriologische Qualität des Wassers in der Regel aufwändig mit einer über 100-jährigen Methode bestimmt: der Kultivierung der Bakterien auf Nährstoffplatten. Nun hat sich in den letzten zehn Jahren die Durchflusszytometrie (DZ) als moderne mikrobiologische Messmethode etabliert – insbesondere dank der Forschung an der Eawag. Statt 24 Stunden oder länger auf das Aufwachsen der Bakterien zu warten, können diese dank Fluoreszenzmarkierung per Laser innert Minuten präzise gezählt werden.

Automatisiert vom Anfärben bis zur Reinigung
Will man die mikrobiologische Dynamik einer Quelle über Stunden oder Tage erfassen, ist der Aufwand jedoch auch mit der DZ noch beträchtlich. Jede Probe muss an der Quelle genommen und dann im Labor vorbereitet und gemessen werden. Daher hat die Forschungsgruppe Trinkwassermikrobiologie ein automatisiertes System für zeitlich hoch aufgelöste DZ-Messungen entwickelt.

Statt von Hand jede einzelne Probe ins DZ-Messgerät einzuspeisen, erledigt nun eine daran gekoppelte Einheit alles autonom, von der Probenahme über die Probenvorbereitung mit dem Anfärben der DNA/RNA bis zur Reinigung des Geräts. Das vollautomatische Messsystem kann nun direkt vor Ort, zum Beispiel an einer Quelle oder einer Wasseraufbereitungsanlage, installiert werden und dort über Monate zeitlich hochaufgelöste Messreihen der Bakterienkonzentration liefern. Damit stehen zum ersten Mal zehntausende Messdaten zur mikrobiologischen Wasserqualität zur Verfügung – ein bisher unmöglicher Reichtum an Information.

Risikoperioden erkennen
Anwendungen der automatisierten DZ wurden in natürlichen und technischen Systemen ausführlich getestet. Den grössten Teil der Tests hat Michael Besmer im Rahmen seiner Dissertation an der Eawag im Projekt «Regionale Wasserversorgung Baselland 21» durchgeführt. Viele Wasserversorgungen im Jurabogen nutzen Wasser aus Karstquellen. Da Regen- und Oberflächenwasser – und damit auch Verschmutzungen – sehr rasch durch die für den Karst typischen Spalten und Höhlen ins Grundwasser fliessen kann, ist in solchen Gebieten die Wasserqualität eine besondere Herausforderung. Bisher hat man versucht, Qualitätseinbussen mit Messungen von Hilfsgrössen (z.B. Leitfähigkeit, Trübung, pH) zu erfassen, um dann die Quellfassungen rechtzeitig vom Netz zu nehmen. Im Projekt wurden solche Karstquellen während Wochen alle 15 Minuten vollautomatisch gemessen. Bei trockenem Wetter waren die Bakterienkonzentrationen sehr tief und stabil. Nach Regenfällen resultierten innert weniger Stunden deutliche Belastungsspitzen. Das Abklingen danach dauerte mehrere Tage (Abb. 3). Solche Erkenntnisse helfen dem betroffenen Wasserversorger, Perioden mit erhöhtem Risiko besser zu erkennen und massgeschneiderte Massnahmen zur Qualitätssicherung zu ergreifen. «Wir wissen nun, wo, wann und wie man genauer hinschauen muss», fasst Besmer zusammen. Dadurch lassen sich Prozesse in natürlichen Ökosystemen aber auch in technischen Prozessen wie der Wasseraufbereitung besser verstehen und gezielter optimieren.

Von der Forschung in die Industrie
Bereits während der Dissertation hat Michael Besmer gemerkt, dass das Interesse an der Technologie in Forschung und Praxis gross ist. Das hat ihn dazu bewogen, mit Mitstreitern einen Eawag-Spin-off zu gründen. Dieser basiert auf den entwickelten Geräten mit zwei Patentanmeldungen und auf dem erarbeiteten Wissen zu mikrobiologischen Dynamiken. Da der Markt noch jung ist, schätzen viele Kunden besonders das Fachwissen und die Beratung, welche über den Verkauf der Geräte hinaus gehen. Dank der erfolgreichen Zusammenarbeit mit der Praxis in der Schweiz aber auch mit internationalen Forschungsgruppen und Industrie-Partnern kann Besmer da aus dem Vollen schöpfen. Technologisch setzen die Eawag und der Spin-off auf die erwähnte Automatisierungseinheit, welche grundsätzlich mit jedem handelsüblichen Durchflusszytometer verbunden werden kann. Die Stärken liegen in der hohen Flexibilität, weil sich damit vielfältige Kundenwünsche abdecken lassen. Nicht zu unterschätzen, so Besmer, sei auch die hohe Glaubwürdigkeit, ausgehend von wissenschaftlichen Artikeln in Peer-Reviewed Journals.

Bald Bakteriensensor in Echtzeit?
Gruppenleiter Frederik Hammes, der Besmers Dissertation betreut hat, ist überzeugt vom Potenzial der Online-DZ. Besonders freut er sich über die rasche Überführung der Neuentwicklung in die Praxis im Baselland-Projekt. Das von der Eawag-Direktion zusätzlich bewilligte Geld für neue Geräte habe sich damit mehr als gelohnt. Während Besmer sich in seiner neuen Firma «onCyt» mit Weiterentwicklungen des Geräts befasst, schmiedet Hammes Pläne für weitere Einsätze der Technologie in der Grundlagen- und angewandten Forschung. Bereits aktuell ist eine Version mit noch höherer zeitlicher Auflösung, womit das Online-Durchflusszytometer gleichsam zum Bakteriensensor wird. Montiert auf einem Schiff, könnte man damit etwa einer Küste entlang fahren und permanent erfassen, wo sich – zum Beispiel verursacht durch Schmutzwasser – die bakterielle Konzentration im Wasser verändert.

Mikrobiologische Dynamik wird sichtbar
Dank der automatisierten Durchflusszytometrie können mikrobiologische Dynamiken detailliert und zeitnah verfolgt werden. So wurden in einem grösseren Gebäude im 15-Minuten-Rhythmus die Totallzellzahlen an einem laufenden Wasserhahn gemessen: Es konnte ein typischer Tagesgang dokumentiert werden mit steigenden Bakterienkonzentrationen in der Nacht und einer raschen Absenkung am Morgen – wenn an anderen Orten im Gebäude wieder Wasser verbraucht wird. In einem Bach konnte die automatisierte DZ einen von der Photosynthese bestimmten Tagesgang aufzeigen sowie einen Anstieg der Zellzahlen nach einem Regenereignis. Spannend war auch der Einsatz in einer grösseren Trinkwasserversorgung: Der Nachweis von mikrobiologischen Mustern nach dem Aufbereitungsprozess und dem Befüllen der Reservoire erlaubt den Betreibern nun eine Optimierung ihrer Prozesse.

http://www.eawag.ch/de/news-agenda/news-plattform/news/news/online-durchflusszytometrie-sensor-fuer-bakterienkonzentrationen/?tx_news_pi1%5Bcontroller%5D=News&tx_news_pi1%5Baction%5D=detail&cHash=160e9870e9a159973cf1be8cae9bd936

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Meldungen zu Kanal und Entwässerung 2018

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August 2018
Erfahrungsaustausch zu Hochwasserschutzkonzepten 
Methodik zur Priorisierung von Maßnahmen der Sturzflutvorsorge  
Eintrag von Pflanzenschutzmitteln reduzieren 
Pegelmessung in Bauwerken zur Regen- und Mischwasserrückhaltung 
Flächenversiegelung bedingt steigende Gebühr für Regenwasser 
Optimierung der Regenbecken  
Neuauflage vom Praxisleitfaden „Betrieb von Regenüberlaufbecken“  
Versickerung von Niederschlagswässern  
Januar 2018
Intelligente Regelung minimiert Gewässerbelastung bei Regenwetter
DWA-Seminar „Planung, Bau und Betrieb von Abwasserkanälen und -leitungen“ 
Tendenzen in den Prozessen der Abwasserwirtschaft

Erfahrungsaustausch zu Hochwasserschutzkonzepten

Vorstellung der Methodik zur Priorisierung von Maßnahmen der Sturzflutvorsorge
In Rheinland-Pfalz stellen Kommunen zusammen mit ihren Bürgerinnen und Bürgern seit 2015 örtliche Hochwasserschutzkonzepte zur Hochwasser- und Starkregenvorsorge auf.
Nach den Ereignissen im Frühjahr 2016 ist die Zahl der bearbeiteten Ortschaften auf über 300 angestiegen. Da es sich bei der Erstellung entsprechender Vorsorgekonzepte um ein neues Aufgabengebiet für Planer handelt, luden das Informations- und Beratungszentrum Hochwasservorsorge (IBH) und das Ministerium für Umwelt, Energie, Ernährung und Forsten zu einem Erfahrungsaustausch nach Mainz ein.
Herr Dr. Thomas Siekmann stellte im Rahmen der Veranstaltung eine durch unser Büro entwickelte Methodik zur Priorisierung von Maßnahmen der Sturzflutvorsorge vor.

https://www.siekmann-ingenieure.de/media/priorisierung-massnahmen_methodik.pdf

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Methodik zur Priorisierung von Maßnahmen der Sturzflutvorsorge

Thematische Abgrenzung
Die folgende Herleitung bezieht sich auf Sturzfluten, also extremes Hochwasser, das infolge hoher, zeitlich und räumlich konzentrierter Niederschläge auftritt. In Mittelgebirgs-regionen, wie in Rheinland-Pfalz, betrifft dies sowohl kleinere und mittlere Gewässer-läufe, die bei Starkregen vergleichsweise schnell anschwellen, als auch unversiegelte Außengebiete und verdichtete Flächen, von denen hohe Oberflächenabflüsse ausge-hen.
Priorisierung von Maßnahmen
Eine zielgerichtete Umsetzung der im Rahmen der Hochwasservorsorgekonzeptionie-rung entwickelten Maßnahmenliste erfordert eine geeignete Priorisierung. Sie stellt dem Aufwand für …mehr:

https://www.siekmann-ingenieure.de/media/priorisierung-massnahmen_methodik.pdf

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Eintrag von Pflanzenschutzmitteln reduzieren

Wie lässt sich die Menge an Pflanzenschutzmitteln reduzieren, die aus Landwirtschaftsflächen in Bäche und Flüsse gelangen? Experten aus der Landwirtschafts- und Gewässerforschung haben die Wirksamkeit und Anwendbarkeit von Massnahmen qualitativ beurteilt.

Fliessgewässer in landwirtschaftlich genutzten Einzugsgebieten sind häufig stark mit Pflanzenschutzmitteln (PSM) belastet – insbesondere kleine Flüsse und Bäche. Bei starkem Regen erreichen die Konzentrationen jeweils Spitzenwerte. Grund dafür ist, dass Regenwasser oberflächlich abfliesst und PSM von den Landwirtschaftsflächen in die Gewässer schwemmt. Verschiedene Massnahmen kommen infrage, um den Eintrag von PSM auf diesem Weg zu verhindern. Forschende von Agroscope, Eawag und der VSA-Plattform Wasserqualität haben diese nach verschiedenen Kriterien bewertet.

Verschiedene Prozesse verantwortlich
Niederschlagswasser fliesst oberflächlich ab, wenn es nicht genügend schnell versickern kann oder wenn die Böden bereits mit Wasser gesättigt sind. Werden die PSM gelöst im Oberflächenabfluss transportiert spricht man von Abschwemmung, werden sie an Partikel gebunden abgetragen, handelt es sich um Erosion…mehr:

https://www.eawag.ch/de/news-agenda/news-plattform/news/news/eintrag-von-pflanzenschutzmitteln-reduzieren/?tx_news_pi1%5Bcontroller%5D=News&tx_news_pi1%5Baction%5D=detail&cHash=ec314899f9cd1e25366e4f1d1cd8584a

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Pegelmessung in Bauwerken zur Regen- und Mischwasserrückhaltung

In Deutschland gibt es rund 20 000 Bauwerke zur Regenwasserrückhaltung. Einige davon verfügen über Mess- und Protokollierungssysteme zur Erfassung der Einstau- und Abschlagereignisse. In verschiedenen Merkblättern, wie zum Beispiel dem Arbeitsblatt DWA-A 166 „Bauwerke der zentralen Regenwasserbehandlung und -rückhaltung“ oder dem Merkblatt DWA-M 256 Teil 6 „Messeinrichtungen zur Bestimmung des Füllstands“, sind Messsysteme detailliert beschrieben. Vom DWA-Landesverband Baden-Württemberg wurden umfassende Informationen für den Praktiker zusammengestellt. Der Nachteil dieser Empfehlungen ist jedoch die kaum mögliche Flexibilität und schnelle Anpassung an eine sich verändernde Messtechnik.
In diesem Beitrag werden die neusten Entwicklungen…

Betriebsinfo Informationen für das Betriebspersonal von Abwasseranlagen Heft 2-2018 ab Seite 2712

Autor
Jürgen Skowaisa
Produktmanager Radar
VEGA Grieshaber KG
Am Hohenstein 113, 77761 Schiltach, Deutschland
E-Mail: j.skowaisa@vega.com

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Flächenversiegelung bedingt steigende Gebühr für Regenwasser

Die zunehmende Versiegelung von Flächen ist ein Grund für steigende Gebühren für Niederschlagswasser. Auf diesen Zusammenhang hat das Statistische Landesamt Baden-Württemberg anlässlich des Welt-Wasser-Tags aufmerksam gemacht. Der Anteil der versiegelten Fläche liegt in Baden-Württemberg bei schätzungsweise 6,7 Prozent, was einer Fläche von insgesamt rund 239.148 Hektar entspricht. Da Regenwasser auf versiegelten Flächen nicht versickern kann und in die Kanalisation…

Den vollständigen Artikel lesen Sie in der kommenden Ausgabe 13.2018 von EUWID Wasser und Abwasser, die am 27. März 2018 als E-Paper und Printmedium erscheint. Die Fachzeitung informiert Leser mit knappem Zeitbudget kompakt über die relevanten Entwicklungen in der Wasser- und Abwasserbranche.
Noch kein Abonnent? Mit einem Testpaket können Sie sämtliche Informationsmodule von EUWID Wasser und Abwasser (u.a. Printausgabe, E-Paper, Archiv und Top-News) kostenlos und unverbindlich ausprobieren.

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Optimierung der Regenbecken

Die Auswirkungen der Mischwasser-behandlung auf die Gewässergüte

Limnologische Untersuchungen im Einzugsgebiet einer größeren Stadt im Vorland der Schwäbischen Alb haben gezeigt, dass die Gewässergüte des betroffenen Fließgewässers durch die Mischwasserentlastungen erheblich beeinträchtigt wird (Abbildung 1). Vor allem das „zentrale“ RÜB K, das sich kurz oberhalb des Klärwerks mit 120 000 EW befindet, sollte dafür
verantwortlich sein.

Daher wurde im Jahr 2010 eine Optimierung der Regenwasserbehandlung in diesem Gebiet durchgeführt. Die Zielsetzung dabei war es, sowohl die Entlastung des RÜB K bei kleinen Regenereignissen weitestgehend zu unterbinden…
Den ganzen Artikel lesen sie unter:

https://klaerwerk.info/DWA-Informationen/KA-Betriebs-Infos
Betriebsinfo Informationen für das Betriebspersonal von Abwasseranlagen Heft 2-2018 ab Seite 2708

Autor
Dr. Karl Wurm
Gewässerökologisches Labor
72181 Starzach, Deutschland
E-Mail: glw.k.wurm@t-online.de

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Neuauflage vom Praxisleitfaden „Betrieb von Regenüberlaufbecken“

Der DWA-Landesverband Baden-Württemberg hat den Praxisleitfaden „Betrieb von Regenüberlaufbecken“ zur Unterstützung der Nachbarschaftsarbeit und Betreiber zum Erhalt und der Steigerung der Gewässergüte neu aufgelegt.
Der Betrieb von Regenüberlaufbecken ist ein wichtiger Baustein im Gewässerschutz. Das Augenmerk der Siedlungswasserwirtschaft darf nicht nur auf der Reinigungsqualität der Kläranlagen liegen. Vielmehr muss das System aus Kanälen, Rückhalteräumen und Kläranlagen als Ganzes betrachtet werden. Eine wesentliche Voraussetzung für einen effektiven Betrieb von Abwasseranlagen ist, dass das verantwortliche Personal hinreichend mit den Systemen und den Prozessen der Abwasserreinigung und insbesondere der Regenwasserbehandlung vertraut ist.
Im ersten Teil des Leitfadens werden die fachlichen Grundlagen der Regenwasserbehandlung im Mischsystem und besonders der Regenüberlaufbecken dargestellt, der zweite Teil enthält konkrete Empfehlungen für den ordnungsgemäßen Betrieb von Regenüberlaufbecken. Der Leitfaden zeigt zusätzlich Möglichkeiten auf, Betrieb, Wartung und Unterhaltung möglichst effizient durchzuführen.
Der weitere Praxisleitfaden „Regenbecken im Mischsystem – Messen, Bewerten und Optimieren“ informiert über Messtechnik und Messdatenauswertung. Ab 2018 steht neben der Sonder-Nachbarschaft RÜB ein mehrstufiges Fortbildungsangebot zur Verfügung.

Weitere Informationen:
http://www.rueb-bw.de
www.dwa-bw.de/bestellformular.html

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Versickerung von Niederschlagswässern

An der Veranstaltungsreihe „Versickerung von Niederschlagswässern“ nahmen bis dato insgesamt über 700 Personen teil; auch die Veranstaltung in Salzburg am 24.1.2018 war mit 116 TeilnehmerInnen sehr gut besucht. Die Begrüßung erfolgte durch den Abteilungsleiter HR Friedrich MAIR vom Amt der Salzburger Landesregierung, zugleich auch Vorstandsmitglied im ÖWAV.

Im Fokus der Veranstaltung, welche in Kooperation mit dem Amt der Salzburger Landesregierung abgehalten wurde, stand die Vorstellung des ÖWAV-Regelblattes 45 „Oberflächenentwässerung durch Versickerung in den Untergrund“ sowie aktuelle Erkenntnisse und Entwicklungen im Bereich der Versickerung von Niederschlagswässern.
Der Grundwasserschutz hat in Österreich seit jeher einen hohen Stellenwert. Gefährdungen sollen – unter Einhaltung der wasserwirtschaftlichen Grundsätze – verhindert bzw. minimiert werden und damit die künftige Grundwassernutzung, v.a. als Trinkwasser, gewährleistet werden. Die Versickerung von Niederschlagswässern ist aber nicht nur eine Frage der Wasserwirtschaft, sondern v.a. auch der Raumordnung und des Baurechts. Das Regelblatt 45 stützt sich primär auf die Forderungen des Wasserrechtsgesetzes und die QZV Chemie Grundwasser und sollte daher gerade bei Bauverfahren zur Anwendung kommen.

Ein weiterer Schwerpunkt der Veranstaltung lag auf den technischen Filtersystemen, deren Einsatzmöglichkeit als „Bodenpassage“ im Sinne der QZV Chemie Grundwasser durch eine erwartete Novelle im Jahr 2018 nun endgültig klargestellt werden soll. Die Anforderungen an diese Filtermaterialien werden in der ÖNORM B 2506-3 entsprechend geregelt. Zahlreiche Aussteller wiesen im Rahmen der Veranstaltung auf die Möglichkeiten neuer technischer Filtermedien hin.

Des Weitern stand die Frage einer wasserrechtlichen Bewilligungspflicht von Versickerungsanlagen zur Diskussion. Auch diesbezüglich bietet das ÖWAV-Regelblatt 45 für bestimmte Flächentypen und Versickerungssysteme mit dem Verweis, dass „keine mehr als geringfügige Einwirkung auf die Beschaffenheit des Grundwasser“ zu erwarten ist, entsprechende Hinweise.

Im Detail wurde auch das kostenlos über die Homepage des ÖWAV beziehbare EXCEL-Bemessungsprogramm (Link) vorgestellt, welches die Grundlage für eine bundesweit einheitliche Berechnung von Versickerungsanlagen bildet und bereits über 5.200 Downloads verzeichnen kann.

Einen tiefen Einblick in die Anwendung des ÖWAV-Regelblattes und in das Bemessungsprogramm gewährten auch Anwender und Planer, die ihre Praxiserfahrungen präsentierten und zur Diskussion stellten. So konnten auch kritische Anmerkungen aufgenommen werden und im Zuge etwaiger Überarbeitungen und Verbesserungen dieser Hilfestellungen Berücksichtigung finden.

Weiters wurde auf die zzt. laufende Überarbeitung des ÖWAV-Regelblattes 35 „Oberflächenentwässerung durch Einleiten in den Vorfluter“ verwiesen, welches noch im Jahr 2018 zur öffentlichen Stellungnahme versandt wird.

Quelle: https://www.oewav.at/Page.aspx?target=307433

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Intelligente Regelung minimiert Gewässerbelastung bei Regenwetter

Bei starken Regenfällen können Kläranlagen die anfallenden Wassermassen oft nicht vollständig verarbeiten. Ein Teil des Abwassers gelangt dann ungeklärt in die Umwelt. Die Eawag hat zusammen mit der Hochschule für Technik Rapperswil und Partnern aus der Industrie ein Regelsystem entwickelt, welches das Rückhaltepotenzial der bestehenden Abwasserinfrastruktur effizienter nutzt. Eine Software namens Inka verarbeitet Messdaten aus dem Kanalnetz, Informationen über die Zustände der Vorfluter sowie Niederschlagsdaten und berechnet daraus die optimalen Weiterleitmengen. Sie sorgt dafür, dass die Kläranlagen bei Regen gleichmässiger ausgelastet sind und überschüssiges Abwasser im Kanalnetz kontrolliert zurückgehalten wird. So lässt sich nicht nur der Gewässerschutz verbessern, sondern auch die Kanalnetze wirtschaftlicher betreiben. Mehr:

http://www.eawag.ch/de/news-agenda/news-plattform/news/news/intelligente-regelung-minimiert-gewaesserbelastung-bei-regenwetter/?tx_news_pi1%5Bcontroller%5D=News&tx_news_pi1%5Baction%5D=detail&cHash=93d577aee4e4b74807163b207c23fd24

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DWA-Seminar „Planung, Bau und Betrieb von Abwasserkanälen und -leitungen“

Unser Herr Dipl.-Ing. Stefan Kreifelts hat bei dem DWA-Seminar „Planung, Bau und Betrieb von Abwasserkanälen und -leitungen“ am 18. Oktober 2017 in Offenbach einen Vortrag zum Thema „Anforderungen an die Bauausführung und an die Sanierung“ gehalten.
Im Rahmen des Seminars wurden die wesentlichen Inhalte des im Januar 2016 erschienenen Arbeitsblattes DWA-A 142 „Abwasserleitungen und -kanäle in Wassergewinnungsgebieten“ vorgestellt. Darüber hinaus wurden anhand des im Gelbdruck befindlichen Merkblattes DWA-M 146 „Abwasserleitungen und -kanäle in Wassergewinnungsgebieten – Hinweise und Beispiele“ praktische Beispiele zur Anwendung des Arbeitsblattes vorgestellt.
Das Seminar wurde als Workshop organisiert, in dem die Teilnehmer im Anschluss an die Vorträge selbst in Arbeitsgruppen für in der Praxis häufig vorkommende Fragestellungen das Arbeitsblatt DWA-A 142 anwendeten.

Bei Fragen wenden Sie sich bitte an unseren Herrn Dipl.-Ing. Stefan Kreifelts unter der Telefonnummer +49 (211) 44991-19

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Tendenzen in den Prozessen der Abwasserwirtschaft

Jährliche Workshops zeigen Entwicklungen auf (Beispiele des Jahres 2017)
Die langjährige Durchführung der Projekte in den Prozessen der Abwasserbeseitigung ermöglicht Aussagen zu Tendenzen im Teilnehmerkreis. Aus den Workshops unserer Projekte im Herbst 2017 werden z.B. folgende Tendenzen deutlich:
• „Bei den kontinuierlichen Teilnehmern des Benchmarking Kanalbau wird für das Erhebungsjahr 2016 die höchste Substanzerhaltungsrate (erneuerte und renovierte Strecke zum Gesamtnetz) seit Projektbeginn ausgewiesen. Dies konnte erreicht werden, indem der Anteil der Renovierung an der Rate stetig gewachsen ist und mittlerweile 70 % beträgt.“ (Prozessbenchmarking Kanalbau)
• „70 % der Teilnehmer wenden bereits die VOB / C 2015 bzgl. der neuen Homogenbereiche an

Den ganzen Artikel lesen sie unter:
http://aquabench.de/aktuelles/ws-ergebnisse-news.html

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Meldungen der DWA 2018

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Dezember 2018
Verschlackung: Frühwarnsystem für Biomasseheizkraftwerke  
Umweltbundesamt stellt Maßnahmenschwerpunkte gegen Antibiotikaresistenzen vor  
Vierte Reinigungsstufe für die Kläranlage Tübingen  
Teilnehmer für Praxistest zur Entsorgung problematischer Abwässer gesucht  
Abwasser: Stoffstromtrennung in Bestandsgebäuden  
Sachsen-Anhalt: Landesrechnungshof rügt Spekulationen mit öffentlichem Geld 
Hamburg: Regenwasserbehandlungsanlage für die Köhlbrandbrücke 
Erstmals Mikroplastik im Menschen nachgewiesen  
Ausstelleranmeldungen zur IFAT laufen  
Bundesumweltministerium legt Plan für Glyphosat – Ausstieg vor  
Gelsenwasser übernimmt Kläranlage von Dow Olefinverbund GmbH 
Förderprogramm „Wasser – Forschung für eine nachhaltige Ressourcennutzung“ ausgeschrieben 
Start des Förderaufrufs „Ressource.NRW“  
Nordrhein-Westfalen: Entwurf der Landesdüngeverordnung vorgelegt  
BMZ unterstützt partnerschaftliche Zusammenarbeit mit Kommunen und Unternehmen in Entwicklungsregionen
DWA hat die BMBF-Fördermaßnahme ERWAS „Wasser und Energie“ erfolgreich vernetzt 
Benzin aus Klärschlamm: Spatenstich für Fraunhofer- Demonstrationsanlage
BDEW: Deutschlandweite vierte Reinigungsstufen in Kläranlagen würde Abwasser-gebühren um 17 Prozent erhöhen
November 2018
EU-Konsultation über die Wasserrahmenrichtlinie und die Hochwasserrichtlinie 
Wasserprojekte für Internet-Datenbank gesucht 
Nationaler Wasserdialog gestartet  
Rechtsgutachten zu Nebenangeboten bei der Vergabe von Bauleistungen  
Thüringen: Neue Förderrichtlinie für Gemeinden und Zweckverbände  
NRW startet Veranstaltungsreihe zur Gewinnung von Nachwuchskräften  
Ausschreibung der Willy-Hager-Medaille 2019  
Neufassung der Kommunalrichtlinie zum 1. Januar 2019 – mehr Förderung auch im Abwassersektor  
Bundesregierung startet Klimaportal KLiVO  
Keine Verbreitung von Krankheitserregern durch Klärschlamm  
Bayern: Härtefallförderung für Trink- und Abwasserleitungen wird ausgeweitet  
Bundesregierung: Fracking-Verbot bekräftigt  
Neuer BMU-Förderschwerpunkt „Innovative Abwassertechnik“  
Förderaufruf: Nachhaltige Aufbereitung und Verwertung von Gärrückständen  
„Herzstück des Emscher-Umbaus“ in Betrieb genommen 
Förderaufruf: Flexibilisierung der Biogaserzeugung  
Oktober 2018
Verwendung von Klär-, Faul-und Deponiegasen – Grundsatzverfügung der Generalzolldirektion  
Mecklenburg-Vorpommern: landesweite Nährstoffströme aus Wirtschaftsdüngern offen gelegt
12. Jour-fixe „Vergaberecht“
Thüringen: Entwurf für neues Vergabegesetz vorgelegt  
Baden-Württemberg: Stromerzeugung aus Klärgas weiter gestiegen  
Sachsen-Anhalt: Stromerzeugung aus Klärgas um 9 % gestiegen 
2017: Deutlich mehr Schadstoffe beim Umgang mit wassergefährdenden Stoffen freigesetzt als 2016 
Forschungsprojekt zum Sauerstoffeintrag in Belebungsbecken  
PFC – Baden-Württemberg: Grundwassermodellierungen erstmals online
Baden-Württemberg: Erlass von „Geringfügigkeitsschwellenwerten“ für PFC  
Bayern: Neue Beratungsstelle zur Klärschlammverwertung für Kommunen 
Niedersachsen: Stromerzeugung aus Klärgas um zwei Prozent gestiegen  
Erweiterung des Klärwerks Karlsruhe mit Spurenstoffelimination 
8,4 Milliarden Euro für den Umweltschutz in der Industrie 
Niedersachsen: Förderung für kommunale Hochwasserpartnerschaften 
Bayern: Umsetzung der Düngeverordnung beschlossen
Inbetriebnahme der Erweiterung der Kläranlage Dresden-Kaditz 
Antibiotikaresistente Bakterien in Badegewässern in Nordrhein-Westfalen unbedenklich  
September 2018
Hamburg: zehn Millionen Euro für „Unwetterfonds Bezirke“  
Rund 250 000 Beschäftigte im Jahr 2016 für den Umweltschutz 
31,8 Milliarden Euro zur Erfüllung von Umweltstandards 
Bewerber für den Deutschen Rohstoffeffizienz-Preis gesucht  
Ausschreibung des Willy-Hager-Preises 2018 
Neue Stoffe in EU-Beobachtungsliste für Gewässer aufgenommen 
Mecklenburg-Vorpommern: Erklärung zur Verminderung von Phosphoreinträgen unterzeichnet  
Leuchttürme“ des Umweltcluster Bayern für Projekte im Bereich der Wasserwirtschaft  
Bewerber für den „Leuchtturm 2019″ des Umweltcluster Bayern gesucht  
Klärschlammkooperation im Rheinland  
Konsultation zur Bewertung der Richtlinie über die Behandlung von kommunalem Abwasser läuft  
1491 Gigawattstunden Strom aus Klärgas im Jahr 2017 erzeugt  
IFAT India 2018 erstmals mit Buyer-Seller Forum 
Thüringen: Neue Förderrichtlinie für Kleinkläranlagen in Kraft  
Erftverband erstellt Machbarkeitsstudien für zehn Kläranlagen  
Spurenstoffagenda Erft: Diclofenac am häufigsten im Gewässer nachgewiesen
DPP und DECHEMA: Kooperationsvereinbarung unterzeichnet  
August 2018
Niedersachsen: Hinweise zur Zwischenlagerung von Klärschlamm herausgegeben  
„Weltdienst 30+“  
UN-Report: Welt nicht auf dem richtigen Weg bezüglich Wasserzielen  
Projekt zu digitalen Kompetenzen in der Wasserwirtschaft  
Wasser Berlin International 2019 abgesagt  
UFZ plädiert für Arzneimittelabgabe  
Anlage zur Nutzung von Kraftwerksabwärme zur Trocknung von Klärschlämmen geplant  
Bremen entwickelt Auskunfts-und Informationssystem zur Starkregenvorsorge  
Blauer Kompass 2018 für Technische Betriebe Solingen  
Wasserver- und -entsorgung in Rostock wieder in kommunaler Hand  
Zweckverband Abwasserentsorgung Rheinhessen technisch und organisatorisch gut aufgestellt  
Erster Spatenstich zum Bau der ersten Klärschlamm-Pyrolyseanlage in Sachsen  
Verfahrenskennblätter der Phosphorrückgewinnung  
Mikroplastik in deutschen Gewässern  
Starkregen auf dem Mars 
Kraftstoff aus der Kläranlage  
Europäische Gewässer werden sauberer, aber große Herausforderungen bleiben bestehen  
Niedersachsen: Entsorgungsengpass beim Klärschlamm  
DVGW erwirbt Mehrheit am IWW Zentrum Wasser  
Juli 2018
EU-Kommission schlägt Maßnahmen zur Wasserwiederverwendung vor  
Hessen: Neues Wassergesetz beschlossen  
Umweltausschuss: Multiresistente Keime im Fokus  
Schleswig-Holstein: Landesregierung regelt die Überwachung von Kläranlagen neu  
Schweiz: Bericht zur Evaluation von Technologien zur Phosphorrückgewinnung erschienen  
EU: Nitratwerte in Deutschland weiterhin hoch  
Münchner Stadtentwässerung baut „Photovoltaik-Park“  
Bundesregierung: Mikroplastik in Kläranlagen zu über 90 Prozent eliminiert  
Einrichtung der Arbeitsgruppe KEK-10.6 „Abwasserentsorgung und Sicherstellung ihrer Energieversorgung“  
Aufnahme neuer Arbeiten  
Bayern entwickelt Hinweiskarten für bessere Vorsorge gegen Hochwasser durch Sturzfluten  
Stadtwerke Heppenheim technisch und organisatorisch gut aufgestellt  
DWA-Gewässerentwicklungspreis ausgelobt  
Neue Ausschreibungsrunde des Förderprogramms „StromEffizienzPotenziale nutzen!“ startet  
DWA-Expertengespräch „Blackout“ vom Januar 2018  
Keine begünstigte Handwerkerleistung bei Baukostenzuschuss für öffentliche Mischwasserleitung  
Juni 2018
Berliner Wasserbetriebe und Pariser Abwasserentsorger SIAAP kooperieren
UBA gibt Empfehlungen gegen Mikroverunreinigungen in Gewässern 
Thüringen: Wassergesetz vom Kabinett beschlossen, Abwasserpakt geschlossen  
Wasserverband-Eifel-Rur nimmt Ozonungsanlage offiziell in Betrieb  
Sammelbox Medibinee für das richtige Entsorgen von Medikamenten  
Deutsch-israelische Wassertechnologie-Kooperation – Projekte gesucht  
Ingenieurpreis 2019 ausgelobt  
Phosphorrückgewinnung mit Hefe  
Fester Dünger aus Gülle – Verfahren kommt auf den Markt  
Wie Grauwasser eine wertvolle Ressource wird  
Abwasserkanal Emscher geht ab September 2018 schrittweise in Betrieb  
CrowdWater: eine App für die Hochwasser-Forschung  
App für Baustelleninformationen in Berlin  
Mai 2018
Weltwasserbericht 2018: Hälfte der Menschheit von Wassermangel bedroht  
Neue UN-Wasser-Dekade 
Stadtentwässerung Frankfurt erhält TSM Abwasser  
Kläranlage Schwerte: Einfluss von Mikroschadstoffen auf Kleinlebewesen im Gewässer wird untersucht  
Betreiberwechsel in Rostock  
Deutscher Rohstoffeffizienz- Preis 2018: Bewerbungen ab 3. September 2018  
Hamburg Wasser und Remondis gründen Gesellschaft zur Phosphorrückgewinnung 
Die neue DWA-Plattform für digitale Nachbarschaftsarbeit 
Mikroplastik überall in Fließgewässern und Seen in Süd- und Westdeutschland  
Neues DWA-Politikmemorandum vorgestellt  
Ein Nachbarschafts-Sprecher mahnt  
Goldener Kanaldeckel ausgeschrieben  
Bayern: Start der Kampagne „Schau auf die Rohre“  
IFWW-Förderpreis 2019 ausgeschrieben 
Bundesumweltministerium stellt GreenTech-Atlas 2018 vor  
DWA-Gewässerentwicklungspreis ausgelobt  
Forschungsprojekt: Städtische Infrastrukturen unter Schrumpfungsbedingungen 
Bundesregierung: Flüsse in Deutschland in schlechtem Zustand  
Antibiotikaresistente Erreger im Wasser  
Baden-Württemberg: 138 Millionen Euro für Wasserwirtschaft und Altlastensanierung  
April 2018
Neue Online-Plattform für vorsorgende Wasseranalytik  
„Wasser ist Leben“ Motto des Umweltpreises 2018  
Baden-Württemberg: Think Tank „Industrielle Ressourcenstrategien“ eröffnet 
Mehr Stromeffizienz in Unternehmen – Ausschreibung des Bundeswirtschaftsministeriums  
Drogennachweis im Abwasser: EVS beteiligt sich an EU-weiter Bestandsaufnahme SCORE  
Projektstart: Wie gefährlich ist Reifenabrieb?  
Förderung für regionales Phosphorrecycling  
Deutschlands nachhaltigste Unternehmen und Kommunen gesucht  
Mecklenburg-Vorpommern: Öffentlichkeitsbeteiligung zum Meeresschutz gestartet  
Förderrichtlinie Kleinserien- Klimaschutzprodukte in Kraft  
Schleswig-Holstein beruft Klärschlammbeirat ein  
Niedersachsen: Umweltministerium lässt Gewässer nach multiresistenten Keimen untersuchen  
Führung der Berufsbezeichnung „Ingenieur“ nach weiterbildendem Masterstudiengang möglich  
Nur 8 % waschen ihre Hände in korrekter Weise 
Forschungspreis „Transformative Wissenschaft 2018″ ausgelobt  
Online-Befragung zu „Fachkraft für Abwassertechnik und Digitalisierung“  
Wassergefährdende Stoffe: Ergebnisse der UBA-Informationsveranstaltung „WGK-Einstufung nach AwSV“ online
März 2018
Wetter 2017: Warm und oft extrem  
„Essen macht´s klar“ ist Kampagne des Monats 
Rheinland-Pfalz: neue Förderrichtlinie Wasserwirtschaft vorgestellt  
Nordrhein-Westfalen: Land fördert Innovationen aus Energie- und Umweltwirtschaft mit zusätzlich 14 Millionen Euro 
Neue Verbandsstruktur: aus AZV Pinneberg wird AZV Südholstein – Kommunalunternehmen ist aufgelöst  
Mikroschadstoffe stressen Wasserorganismen  
Sachsen: 2016 deutlich weniger kommunale Klärschlämme landschaftsbaulich verwertet  
Bessere Vorhersage von Dürren und Flutkatastrophen 
Pestizide und Phosphorrückgewinnung Schwerpunkte der Schweizer Wasserpolitik  
Baden-Württemberg: fast der gesamte Klärschlamm wird verbrannt  
Sachsen: 2016 kaum veränderte Trinkwasser-und Abwassergebühren 
Bayern: Besserer Schutz vor Sturzfluten für bis zu 40 Gemeinden
72 Prozent der Deutschen fürchten Wetter-Extreme 
Stand der EU-Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland  
Februar 2018
rbv und GSTT unterzeichnen Geschäftsbesorgungsvertrag  
Brandenburg: Initiativkreis Siedlungswasserwirtschaft übergibt Verbändeerklärung 
K+S nimmt neue Kainitkristallisations- und Flotationsanlage in Betrieb  
Bau einer Mono-Klärschlammverbrennungsanlage in Bremen geplant  
Destatis: Hohe Investitionsquote in der Abwasserentsorgung 
Bericht der EU-Kommission über die Behandlung von kommunalem Abwasser erschienen 
Stoffstrombilanzverordnung veröffentlicht  
Bundesumweltministerium gründet Gesellschaft für Projektförderung  
Zukunftsplanung städtischer Wassersysteme  
Neue Schwellenwerte im europäischen Vergaberecht  
Europäische Kommission: Strategie für Kunststoff vorgestellt  
Weltwassertag 2018: Natur für Wasser  
Ruhrverband schließt Repowering-Projekt auf Kläranlagen fristgerecht ab 
Hessen unterstützt Rückgewinnung von Phosphor aus Klärschlamm  
Gelten PFT-Grenzwerte für Trinkwasser auch für Abwasser?  
Januar 2018
Novellierung des Brandenburgischen Wasserrechts  
TSM Abwasser für Gemeindewerke Trappenkamp  
Oldenburg: Energie aus der Kanalisation beheizt 90 Wohnungen 
BMBF legt Forschungsprogramm zu Naturrisiken auf  
Rheinland-Pfalz: Klärschlamm wird überwiegend in der Landwirtschaft verwertet 
Anteil des verbrannten Klärschlamms 2016 weiter gestiegen 
Sachsen-Anhalt: Weniger Klärschlämme auf die Felder verbracht  
IFAT 2018 mit neuer Zukunftsplattform experience.science. future 
Hessisches Wassergesetz wird novelliert  
Energie aus Abwasser: Potenzial für die Wärmewende  
Europäische Wasserrahmenrichtlinie unter Beibehaltung der Ziele fortentwickeln 
Errichtung einer Großwindanlage auf der zentralen Kläranlage Bocholt  
Aktionsplan zu Wirtschaft und Menschenrechten vorgelegt  

Verschlackung: Frühwarnsystem für Biomasseheizkraftwerke

Ein Frühwarnsystem für Biomasseheizkraftwerke, das die Entstehung von Ablagerungen live detektieren und dann Gegenmaßnahmen vorschlagen kann, wird im Projekt „Fuelband2″ entwickelt. Erstmals wird dabei ein „Machine- Learning“-Ansatz auf Biomasseheizkraftwerke angewendet und im Realbetrieb in einem Kraftwerk in Bad Mergentheim getestet.

Ziel des Projekts ist es, Strategien zu entwickeln, wie die Verschlackungsneigung insbesondere bei problematischen Brennstoffen reduziert werden kann. Das selbstlernende System setzt auf einer in einem Vorprojekt entwickelten Simulationsumgebung für Verschlackungsvorhersage auf und soll in der Lage sein, Ablagerungen live zu detektieren. Dann schlägt es dem Anlagenbetreiber Gegenmaßnahmen vor, zum Beispiel eine Anpassung der Feuerungsparameter. Zusätzlich werden im Projekt verschiedene Ansätze der Brennstoffvorbehandlung demonstriert und bewertet, um weitere Optimierungen des Anlagenbetriebs zu erreichen.

Das Projekt wird koordiniert vom Lehrstuhl für Energieverfahrenstechnik (EVT) der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen und erhält eine Förderung vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie bis Mitte 2021

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Umweltbundesamt stellt Maßnahmenschwerpunkte gegen Antibiotikaresistenzen vor

Das Umweltbundesamt (UBA) setzt sich europaweit für gezieltere Maßnahmen gegen Antibiotikaresistenzen ein, insbesondere in den Bereichen Wasser und Böden. Anfang November hat das UBA das wissenschaftliche Hintergrundpapier „Antibiotika und Antibiotikaresistenzen in der Umwelt“ vorgelegt, in dem es sieben Handlungsprioritäten ableitet. Dazu gehören unter anderem ein vollständiges Verbot der Verwendung von unbehandeltem Klärschlamm als Düngemittel sowie die technische Aufrüstung von Abwasserbehandlungsanlagen in größeren Städten. Zudem soll der Einsatz von Antibiotika in der Human- und Veterinärmedizin auf das medizinisch notwendige Maß beschränkt werden. In diesem Zusammenhang fordert das UBA auch eine verstärkte Kommunikation mit Ärzten, Apothekern, Tierärzten und Landwirten. Bei der Zulassung von Antibiotika müssen laut dem UBA Bewertungsmethoden und Kriterien für Antibiotika und Antibiotikaresistenzen entwickelt und umgesetzt werden. Im Bereich Oberflächengewässer/ Badegewässer/Grundwasser fordert das UBA die Entwicklung von Überwachungsrichtlinien und Bewertungskonzepten für die Überwachung der Antibiotikaresistenz in Oberflächen- und Badegewässern sowie eine Reduktion des Eintrags von Antibiotikaresistenzen in Oberflächen- und Badegewässer, zum Beispiel durch die Verbreiterung von Uferstreifen und die Ausweisung von Wasserschutzzonen. Das 44-seitige Hintergrundpapier kann kostenlos von der Seite des UBA geladen werden:

https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/antibiotika-antibiotikare¬sistenzen-in-der-umwelt

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Vierte Reinigungsstufe für die Kläranlage Tübingen

Die Kläranlage Tübingen wird mit einer vierten Reinigungsstufe zur Entfernung von Spurenstoffen ausgestattet. Das Umweltministerium Baden-Württemberg fördert den Bau mit voraussichtlich insgesamt rund 2,8 Millionen Euro. Im ersten Bauabschnitt wird zunächst eine Anlage zur Flockungsfiltration errichtet, die dann in einem zweiten Bauabschnitt durch eine Ozonstufe ergänzt wird. Insgesamt betragen die förderfähigen Kosten der Flockungsfiltration etwas mehr als zehn Millionen Euro, wovon auf Tübingen etwa neun Millionen, auf die Gemeinde Ammerbuch knapp eine Million und auf die Gemeinde Rottenburg rund 120 000 Euro entfallen. Der Bau der Ozonstufe im kommenden Jahr wird dann voraussichtlich weitere vier Millionen Euro kosten.

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Teilnehmer für Praxistest zur Entsorgung problematischer Abwässer gesucht

Um ein Produkt, das in Labortests gute Adsorptionseigenschaften gezeigt hat, für die Wasserwirtschaft praxistauglich zu machen, sucht die TNR Terra Natural Resources GmbH in Weiden/Oberpfalz ein Entsorgungsunternehmen mit industriellen und medizinischen Abwässern und mit über 100 000 Einwohnergleichwerten, das einen Praxistest durchführt. Eine Förderung durch die KfW ist vom Umweltbundesamt in Aussicht gestellt worden. Eine Kostenbeteiligung der TNR ist vorgesehen.

Die TNR Terra Natural Resources GmbH in Weiden/Oberpfalz hat unter Einbindung der TU Bergakademie Freiberg für Alginit in Laborversuchen eine hohe Reinigungs- und Adsorbenswirkung nachgewiesen. Alginit ist ein natürlicher, recyclebarer Ölschiefer aus der Plattenseeregion in Ungarn, dem eine deutlich höhere Wirkung in der Wasserreinigung zu erheblich günstigeren Kosten als zum Beispiel Aktivkohle zugeschrieben wird. Unter anderem filtert Alginit im Labortest Hormone, Schwermetalle und endokrin wirkende Substanzen zu über 99 % aus Abwässern oder kann minutenschnell auch konzentrierte Oilspills vollständig von Wasseremulsionen trennen. Wegen seiner gleichzeitig hydrophilen wie hydrophoben Eigenschaften wird auch die Adsorption von Mikroplastik vermutet.
Der Praxistest soll über einen Zeitraum von ca. drei Monaten in einem kleinen Flachbett-Testbecken mit Mindestmaßen (LBH) von 3 x 3 x 3 Metern mit 80 % Befüllung bei maximaler Strömungsgeschwindigkeit von 0,0042 m/s. durchgeführt werden. Testziele sind zum einen die Bestätigung der Laborergebnisse und zum anderen die Beantwortung praktischer Fragen wie die der Befüllungs- und Entnahmetechnik, der Entsor gung, des Recyclings, des Alginitverbrauchs, der optimalen Granulierung und nicht zuletzt der Nachweis, dass Alginit auch Mikroplastik adsorbiert.

E-Mail: info@tn-resources.com
www.tn-resources.com
www.alginit.com

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Abwasser: Stoffstromtrennung in Bestandsgebäuden

Im Rahmen des Verbundprojekts AWAS (Entwicklung einer Abwasserweiche und getrennten Abwassersammlung als Vorstufe einer effizienten Wasserwiederverwendung und Energiegewinnung) konzipiert die Bauhaus-Universität Weimar in Zusammenarbeit mit Partnern aus der Industrie ein innovatives System zur Trennung häuslicher Abwässer. Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit rund 130 000 Euro geförderte zweijährige Vorhaben läuft bis August 2020.

Ziel der Projektpartner ist es, Grauwasser aus Badezimmer und Küche sowie Schwarzwasser aus der Toilette separat zu erfassen, zu transportieren und wiederzuverwerten. Auf dieser Basis werden Rohstoffe gezielt zurückgewonnen, um damit einerseits Ressourcen zu schonen und andererseits die Entsorgungskosten zu senken. Das Besondere daran: Das technische System zur Teilstromerfassung soll mit minimalen baulichen Eingriffen auch in Bestandsgebäuden eingebaut werden können.

Das technische System, das das Projektteam zur teilstromspezifischen Erfassung der häuslichen Abwässer entwickelt, besteht im Kern aus einer Abwasserweiche auf Hausbasis und wird ergänzt durch die anschließende getrennte Sammlung von Grau- und Schwarzwasser in einem Zwei-Kammer-Abwasserschacht. Die Abwasserweiche soll nah am Ort des Abwasseranfalls eingesetzt werden. n den Eintragsstellen, zum Beispiel Toilette, Waschmaschine, Geschirrspülmaschine, wird entsprechende Sensorik die Trennung der Abwässer anhand des Zeitpunkts ihrer Einleitung ermöglichen. In einer Vakuumleitung werden die Abwasserteilströme zeitlich getrennt aus dem Zwei-Kammer-Schacht abgeleitet. Durch den separaten Transport können die Nährstoffe aus dem hochkonzentrierten Abwasser rückgewonnen und wiederverwertet sowie zur Energieerzeugung genutzt werden. So eröffnet das Projekt AWAS neue Möglichkeiten der Abwasserbewirtschaftung, ohne in die bestehende Bausubstanz der Gebäude eingreifen zu müssen.

Prof. Dr.-Ing. Jörg Londong Fakultät Bauingenieurwesen der Bauhaus-Universität Weimar Tel. 0 36 43/58-46 15 E-Mail: joerg.londong@uni-weimar.de

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Sachsen-Anhalt: Landesrechnungshof rügt Spekulationen mit öffentlichem Geld

Derivatgeschäfte in Kommunen und Zweckverbänden beanstandet der Landesrechnungshof Sachsen-Anhalt in seinem Jahresbericht 2018.Bei der Vorstellung des Berichts am 22.Oktober hieß es, von 50 geprüften Zweckverbänden und Kommunen in Sachsen-Anhalt hätten rund die Hälfte Derivatgeschäfte abgeschlossen. Derivate sind komplexe Finanzinstrumente, die unter anderem der Absicherung von Wertschwankungen eines Grundgeschäfts (in der Regel einer Kreditaufnahme) dienen. Derivate können aber auch hochspekulativ sein. Dann bergen sie jedoch sehr hohe Risiken und sind deshalb im kommunalen Bereich verboten. Die Prüfungsergebnisse hätten gezeigt, dass trotzdem viele Zweckverbände und Kommunen mit spekulativen Finanzinstrumenten gearbeitet hätten. Dadurch seien Verluste in Millionenhöhe entstanden. Konkrete Beispiele nennt der Bericht namentlich. Der Bericht gibt allerdings auch Hinweise „was die kommunale Ebene zu tun hat“. Der Landesrechnungshof stellt fest, der Einsatz von derivativen Finanzinstrumenten auf kommunaler Ebene sei nicht grundsätzlich unzulässig. Insoweit sei eine differenzierte Betrachtungsweise erforderlich. Aber: Der ordnungsgemäße und wirtschaftliche Einsatz von derivativen Finanzinstrumenten setze eine darauf abgestimmte Aufbau- und Ablauforganisation voraus. Dies müsse zwingend ein wirksames Risikomanagement beinhalten. Verantwortliche Entscheidungsträger und Mitarbeiter seien entsprechend zu qualifizieren. Der Landesrechnungshof kritisiert, dass das Berichtswesen der Kommunen und Zweckverbände zu Derivatgeschäften aufgrund fehlender Vorgaben größtenteils unregelmäßig, unstrukturiert und konzeptionslos sei.

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Hamburg: Regenwasserbehandlungsanlage für die Köhlbrandbrücke

Die Hamburg Port Authority AöR (HPA) beginnt 2018 mit dem Bau einer Regenwasserbehandlungsanlage für das Niederschlagswasser der Köhlbrandbrücke. Jährlich gehen rund 60 000 m³ Niederschlagswasser auf das markante Wahrzeichen der Stadt Hamburg nieder. Aufgrund von neuen technischen Möglichkeiten plant die HPA, dieses künftig von Schwermetallen zu befreien, bevor es in die Elbe abfließt. Zur Reinigung des Regenwassers werden Behandlungsanlagen nach dem Sedimentationsprinzip als Reinigungsschächte mit Leichtstoffabscheidung gebaut. Zudem erfolgt der Ausbau eines vorhandenen Grabens zu einem Versickerungsgraben.

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Erstmals Mikroplastik im Menschen nachgewiesen

In einer Pilotstudie von Umweltbundesamt (Österreich) und Medizinischer Universität Wien wurde erstmals Mikroplastik im menschlichen Stuhl entdeckt – und das bei allen der acht internationalen Teilnehmer/innen. Der Nachweis ist Bettina Liebmann vom Umweltbundesamt und Philipp Schwabl von der Medizinischen Universität Wien gelungen. Die Ergebnisse wurden am 23.Oktober 2018 auf dem internationalen UEG-Gastroenterologie-Kongress in Wien präsentiert und stellen die Grundlage für weitere Untersuchungen in größerem Umfang dar.
Die Teilnehmer/innen der Studie, fünf Frauen und drei Männer im Alter von 33 bis 65 Jahren, leben in Finnland, den Niederlanden, Großbritannien, Italien, Polen, Russland, Japan und Österreich. Sie führten eine Woche lang ein Ernährungstagebuch und gaben anschließend eine Stuhlprobe ab. Alle Teilnehmer/innen konsumierten in Plastik verpackte Lebensmittel oder Getränke aus PET-Flaschen, die Mehrzahl von ihnen verzehrte Fisch bzw. Meeresfrüchte, und niemand ernährte sich ausschließlich vegetarisch.
Die Expert/innen des Umweltbundesamts analysierten im Labor den Stuhl der Teilnehmer/innen hinsichtlich zehn der weltweit meist verbreiteten Kunststoffe. Bei allen acht Personen wurde Mikroplastik im Stuhl entdeckt, im Mittel 20 Mikroplastik-Teilchen pro 10 Gramm Stuhl. Im Labor wurden neun verschiedene Kunststoffarten in der Größe von 50 bis 500 Mikrometer nachgewiesen. Am häufigsten fanden sich PP (Polypropylen) und PET (Polyethylenterephthalat) in den Proben.

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Ausstelleranmeldungen zur IFAT laufen

Bis zum 30.April 2019 können sich Firmen für die IFAT 2020 als Aussteller anmelden. Die IFAT ist die Weltleitmesse für Wasser-, Abwasser-, Abfall- und Rohstoffwirtschaft, die das nächste Mal vom 4.bis 8.Mai 2020 in München stattfindet. Bei der IFAT 2018 zählte der Veranstalter über 142 000 Besucher aus 162 Ländern. Die DWA ist von Beginn der IFAT an in den 1960er-Jahren ideeller Träger. Im Jahr 2019 finden auch folgende Auslands-Veranstaltungen der IFAT statt: 28.bis 30.März in Istanbul/Türkei, 15.bis 17.April in Shanghai/China, 9.bis 11.Juli in Johannesburg/Südafrika.

www.ifat.de/anmeldung

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Bundesumweltministerium legt Plan für Glyphosat – Ausstieg vor

Das Bundesumweltministerium hat einen Plan für einen schrittweisen Ausstieg aus der Nutzung des Breitband- Herbizids Glyphosat vorgelegt. Dazu soll die Pflanzenschutz-Anwendungsverordnung geändert werden. Zudem wird das Umweltbundesamt, das als Fachbehörde am Zulassungsverfahren beteiligt ist, die Zulassung biodiversitätsschädigender Produkte an einen Anwendungsvorbehalt knüpfen. Landwirte, die solche Mittel nutzen wollen, müssen auf ihren Ackerflächen einen Mindestanteil an pestizidfreien Ackerlebensräumen für Tier- und Pflanzenarten garantieren. Dieser Anwendungsvorbehalt gilt nicht nur für Glyphosat, sondern künftig für alle Pestizide, die die Artenvielfalt nachweislich schädigen. Die Bundesregierung hatte sich im Koalitionsvertrag dazu bekannt, den Einsatz von Glyphosat grundsätzlich zu beenden.

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Gelsenwasser übernimmt Kläranlage von Dow Olefinverbund GmbH

Die Gelsenwasser AG und die Dow Olefinverbund GmbH (Dow) haben am 5.November 2018 einen Vertrag über die Übernahme der zentralen Kläranlage von Dow am Chemiestandort Schkopau unterzeichnet. Am 1.Januar 2019 wird die Betriebsverantwortung für die Kläranlage auf Gelsenwasser übergehen. In der zentralen Kläranlage werden sowohl die Abwässer von Dow und den Unternehmen am Chemiestandort als auch die kommunalen Abwässer des Abwasserzweckverbands Merseburg (AZV) behandelt. Gelsenwasser baut damit das Engagement im Bereich der industriellen Abwasserentsorgung weiter aus. Im Chemiepark Bitterfeld-Wolfen und für die Raffinerie Scholven in Gelsenkirchen ist Gelsenwasser bereits viele Jahre für diese Aufgabe zuständig.

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Förderprogramm „Wasser – Forschung für eine nachhaltige Ressourcennutzung“ ausgeschrieben

Die Kurt-Eberhard-Bode-Stiftung im Stifterverband sucht eine Juniorforschungsgruppe, die in interdisziplinärer, praxisorientierter Forschungsarbeit an der Schnittstelle von Wissenschaft und Gesellschaft integrative Modelle für die nachhaltige Nutzung der Ressource Wasser entwickelt. Diese wird für einen Zeitraum von bis zu drei Jahren mit insgesamt bis zu 160 000 Euro pro Jahr gefördert. Die Mittel werden für die Finanzierung von Postdoktoranden/innen und/oder Doktoranden/innen sowie Reise- und Sachmittel zur Verfügung gestellt.
Die Juniorforschungsgruppe muss an einem ausgewiesenen universitären oder außeruniversitären Forschungsinstitut eingerichtet werden, das eine Integration in ein aktives wissenschaftliches Umfeld garantiert. Angesprochen sind Vertreter/ innen der natur- und lebenswissenschaftlichen Disziplinen im interdisziplinären Austausch.

Die Beantragung erfolgt gemeinsam mit dem/der verantwortlichen Hochschullehrer/in. Bewerbungen sind bis zum 15.Januar 2019 möglich. Interessenten werden gebeten, für die Antragstellung das entsprechende Merkblatt anzufordern:
E-Mail: karsten.krueger@stifterverband.de

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Start des Förderaufrufs „Ressource.NRW“

Die Ressourceneffizienz und Nachhaltigkeit von Unternehmen steht im Mittelpunkt eines neuen Förderaufrufs des nordrhein-westfälischen Umweltministeriums. Gesucht werden die besten Ideen für innovative ressourceneffiziente Investitionen in Nordrhein-Westfalen. Dabei richtet sich der Aufruf „Innovative ressourceneffiziente Investitionen“ gezielt an kleinere und mittlere Unternehmen. Insgesamt stehen Fördermittel in Höhe von 22 Millionen Euro zur Verfügung: 20 Millionen Euro aus EU-Fördermitteln aus dem Europäische Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) sowie weitere 2 Millionen Euro aus Landesmitteln. Die Höhe der möglichen Fördersätze hängt von der Größe des antragstellenden Unternehmens und der Art des zur Förderung beantragten Vorhabens ab und beträgt zwischen 40 und 60 Prozent der zuwendungsfähigen Ausgaben. Im Januar 2019 sind Informationsveranstaltungen in den Regionen Nordrhein-Westfalens zum Förderaufruf geplant.

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Nordrhein-Westfalen: Entwurf der Landesdüngeverordnung vorgelegt

Das Landeskabinett von Nordrhein-Westfalen hat am 30.Oktober 2018 den Entwurf einer neuen Landesdüngeverordnung verabschiedet und in die Verbändeanhörung gegeben. Die Landesdüngeverordnung ergänzt die im Juni 2017 bundesweit in Kraft getretene novellierte Düngeverordnung. Damit werden für Gebiete, in denen das Grundwasser durch Nitrateinträge besonders belastet ist, zusätzliche Anforderungen gestellt. Dazu gehören eine Verpflichtung zur Analyse der Nährstoffgehalte eigener Wirtschaftsdünger wie Mist oder Gülle, eine längere Sperrfrist für Grünland, in der keine Düngung zulässig ist und die Pflicht zur schnelleren Einarbeitung von ausgebrachter Gülle oder Gärresten. Zukünftig sollen auch die jährlich von den Betrieben zu erstellenden Nährstoffbilanzen zentral durch die zuständige Behörde erfasst werden. Ziel des Umwelt-und Landwirtschaftsministeriums ist es, dass die Landesverordnung Anfang 2019 in Kraft tritt.

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BMZ unterstützt partnerschaftliche Zusammenarbeit mit Kommunen und Unternehmen in Entwicklungsregionen

Deutsche kommunale Wasserversorger können künftig Betreiberpartnerschaften mit Wasserver- und -entsorgern aus Entwicklungsländern eingehen, um ihre Expertise in die Entwicklungszusammenarbeit einzubringen und damit die Versorgungssituation in Entwicklungsländern zu verbessern. Bundesentwicklungsminister Gerd Müller kündigte am 8.November 2018 im Rahmen einer gemeinsamen Veranstaltung mit dem Verband kommunaler Unternehmen (VKU) eine entsprechende Initiative an. In Betreiberpartnerschaften übernehmen kommunale Unternehmen selbst eine Führungsrolle. Das Know-how der kommunalen Unternehmen wurde bisher zumeist nur punktuell im Rahmen von Projekten bestehender internationaler Kommunalbeziehungen genutzt. Die Ausweitung des Ansatzes der Betreiberpartnerschaften auf weitere Branchen der kommunalen Daseinsvorsorge, wie der Abfall- und Energiewirtschaft, wird am Ende einer Pilotphase geprüft.

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DWA hat die BMBF-Fördermaßnahme ERWAS „Wasser und Energie“ erfolgreich vernetzt

Im Rahmen der ERWAS-Fördermaßnahme hat das Bundesforschungsministerium (BMBF) zwölf Verbundforschungsprojekte dabei unterstützt, Lösungsansätze für einen effizienteren und sparsameren Umgang mit Energie und Ressourcen in der Wasserwirtschaft zu erarbeiten. Die DWA hat diese zwölf Forschungsvorhaben vernetzt und die Öffentlichkeitsarbeit übernommen. Die zwölf haben innerhalb der letzten vier Jahre Erkenntnisse zur Energieoptimierung in der Trinkwasserversorgung und Abwasserentsorgung der Zukunft gewonnen. In der Projektlaufzeit von 2014 bis 2017 erarbeiteten rund 80 Projektpartner unter anderem neue Konzepte des Zusammenwirkens zwischen der Wasser- und Energiewirtschaft. Es wurden neue Verfahren, Pilotanlagen und Prototypen erprobt und ihre Praxistauglichkeit nachgewiesen.

Im Bereich Abwasser wurde gezeigt, dass durch innovative Ansätze energetische Autarkie oder sogar eine „energiepositive“ Versorgungslage erreicht werden könnte. Neue Wege zur verbesserten Erschließung der im Klärschlamm gebundenen Energiepotenziale bei gleichzeitiger Verwertung der im Abwasser enthaltenen Ressourcen wie Phosphor wurden nachgewiesen. Im Gebiet der Biobrennstoffzellen wurde belegt, dass die Fähigkeit von Bakterien, Abwasser zu reinigen und dabei Strom zu produzieren, technisch anwendbar ist. Weiterhin wurde belegt, dass wasserwirtschaftliche Anlagen durch Modellierung und Simulation energieoptimiert betrieben werden und intelligent in die Energieinfrastruktur der Zukunft eingebunden werden können.

Die Ergebnisse der Verbundforschungsprojekte sind in einem Perspektivpapier zusammengefasst.

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Benzin aus Klärschlamm: Spatenstich für Fraunhofer- Demonstrationsanlage

Der Startschuss für den Bau einer Großanlage zur Produktion von Biokraftstoffen aus Klärschlamm ist am 7.November 2018 in Hohenburg im Landkreis Amberg-Sulzbach gefallen. Die Inbetriebnahme ist für Anfang 2020 geplant. Die Demonstrationsanlage wird in der Lage sein, pro Stunde 500 kg getrockneten Klärschlamm in rund 50 Liter „Biobenzin“ und Biodiesel umzuwandeln. Sie ist Teil des EU-Projekts „TO-SYN-FUEL“, das vom Fraunhofer Institut UMSICHT in Sulzbach-Rosenberg geleitet und mit internationalen Partnern umgesetzt wird. Insgesamt stehen zwölf Millionen Euro an Fördermitteln der EU bis ins Jahr 2020 zur Verfügung.
Das von Prof.Andreas Hornung, Leiter des Fraunhofer Instituts Sulzbach Rosenberg, gemeinsam mit Fraunhofer und der Fraunhofer Ausgründung Susteen entwickelte TCR-Verfahren (Thermo-Catalytic Reforming) kann neben Klärschlamm eine breite Basis an Biomassen und Reststoffen verwerten, zum Beispiel Holzreste, Gärreste aus Biogasanlagen, Abfälle aus der Getränke- und Papierproduktion oder kommunale Bioabfallfraktionen.
Neben einem hochwertigen Öl als Zwischenprodukt für die Kraftstofferzeugung entstehen beim TCR-Verfahren Produktgas und Bio-Kohle. Diese Bestandteile können für die Energieerzeugung oder als Bodenverbesserer eingesetzt werden. Durch den hohen Wasserstoffanteil des Produktgases ist es nach Angaben der Fraunhofer-Gesellschaft „zudem erstmals wirtschaftlich möglich, eine Vor- Ort-Hydrierung der Öle durchzuführen und normgerechte Kraftstoffe lokal zu erzeugen.“

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BDEW: Deutschlandweite vierte Reinigungsstufen in Kläranlagen würde Abwasser-gebühren um 17 Prozent erhöhen

Die Kosten der Abwasserreinigung für einen Vier-Personen-Haushalt würden um 17 Prozent steigen, wenn bundesweit eine vierte Reinigungsstufe in Kläranlagen eingeführt würde. Diese Zahl nennt eine Studie über die Kosten und eine verursachungsgerechte Finanzierung einer vierten Reinigungsstufe in Kläranlagen, die der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) beauftragt hat. Die Studie wurde von der Beratungsgesellschaft Civity Management Consultants erstellt.

Die Kosten einer weiteren Klärstufe beziffert die Studie auf 1,2 Milliarden Euro pro Jahr in Deutschland und 6,5 Milliarden Euro pro Jahr für Europa. Würden die Unternehmen der Abwasserwirtschaft verpflichtet, in allen Kläranlagen eine vierte Stufe einzubauen, müssten die Investitionskosten auf die Gebührenzahler umgelegt werden. Zudem hätte eine vierte Reinigungsstufe keinerlei Lenkungswirkung: Hersteller von Arzneimitteln hätten keinen Anreiz, verstärkt auf umweltschonende Stoffe zu setzen oder diese – wo möglich – zu entwickeln.

In der Studie wird eine Abgabe auf Arzneimittel vorgeschlagen. Basis sind die Kosten, die die Einführung der vierten Klärstufe verursachen würden. Die Kosten von 1,2 Milliarden Euro pro Jahr entsprechen einer Abgabe in Höhe von ca.2,5 Cent/DDD (daily defined dosis) auf die rezeptpflichtigen Medikamente in Deutschland. Bezogen auf die Einnahme eines Medikaments beispielsweise über 30 Tage hinweg ergäbe sich so eine vergleichsweise geringe Belastung von 0,75 Euro. Die Finanzierung über Medikamente wäre laut dem BDEW verursachungsgerecht und würde die Kosten auf alle Beteiligten (Hersteller, Handel, Apotheken, Krankenkassen und gegebenenfalls Patienten) verteilen.

Als weitere Möglichkeit sieht die Studie eine Fondslösung: Die Hersteller pharmazeutischer Produkte würden entsprechend der Umweltbelastung von Medikamenten Gelder in einen Fonds einzahlen. Aus dem Fonds werden dann Maßnahmen zur Beseitigung der entstandenen Umweltschäden finanziert. So würde nach Auffassung des BDEW Verursachungsgerechtigkeit mit dem geringsten Verwaltungsaufwand aller möglichen Optionen kombiniert.

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EU-Konsultation über die Wasserrahmenrichtlinie und die Hochwasserrichtlinie

Die EU-Kommission hat eine öffentliche Konsultation zur Wasserrahmenrichtlinie und zur Hochwasserrichtlinie gestartet. Bis zum 4.März 2019 können online Stellungnahmen zu den beiden Richtlinien abgegeben werden. Ziel der Konsultation ist es, möglichst viele Meinungen darüber einzuholen, inwieweit die Wasserrahmenrichtlinie und die Hochwasserrichtlinie Änderungen im Hinblick auf ein nachhaltiges Wassermanagement, eine Verbesserung des Zustands der Gewässer bzw. Änderungen der Strategien zur Verringerung der Hochwassergefahr in der gesamten EU bewirkt haben. Im Rahmen der Konsultation werden zu den einzelnen Aspekten der Richtlinien allgemeine Standpunkte der Öffentlichkeit, die ihr Verständnis des Themas Wasser und ihre Beziehung zu diesem betreffen, sowie detailliertere Informationen und Stellungnahmen von nationalen Behörden, Sachverständigen und privaten Stellen, die für die Durchführung zuständig sind, erbeten. Über die reine Durchführung hinaus sollen zudem Meinungen eingeholt werden über die Funktionsweise und das Zusammenwirken der verschiedenen Richtlinien sowie über die Kosten und Nutzen, die die verschiedenen Interessenträger mit ihnen verbinden.

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Wasserprojekte für Internet-Datenbank gesucht

Der Verein „Klima-Bündnis der europäischen Städte mit indigenen Völkern der Regenwälder/Alianza del Clima e. V.“ arbeitet an einem EU-finanzierten Projekt an der Erstellung einer interaktiven Plattform. Für verschiedene Städte werden Water Communities gebildet, über die Kommunen mit ihren Bürgern kommunizieren können, ähnlich wie Facebook, allerdings haben die Städte die Kontrolle über das System. In diesem Zusammenhang entsteht auch eine Water- Best-Practices-Datenbank. Hierzu werden Wasserprojekte gesucht, vorzugsweise mit Bezug zum Klimawandel.

Oliver Nehrbass, Tel. 069/71 71 39-35, E-Mail: o.nehrbass@klimabuendnis.org

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Nationaler Wasserdialog gestartet

Wie Deutschland seine gute Trinkwasserqualität langfristig erhalten und den ökologischen Zustand seiner Gewässer verbessern kann, will die Bundesregierung von nun an im Rahmen des Nationalen Wasserdialogs klären. Zu seiner Eröffnung am 16.Oktober 2018 erklärte Bundesumweltministerin Svenja Schulze: „Die Wasserwirtschaft in Deutschland steht vor neuen Herausforderungen: Starkregenereignisse, besonders trockene Sommer und ein enormer Sanierungs-und Anpassungsbedarf der teils jahrzehntealten Abwasser- und Trinkwasserinfrastruktur erfordern neue Lösungen und Herangehensweisen. Diese Mammutaufgabe können wir nicht ohne einen intensiven Austausch und die Zusammenarbeit zwischen Bund, Länder und Kommunen sowie der Wasserwirtschaft und der Zivilgesellschaft meistern.“

Der zunehmende Klimawandel, neue Stoffeinträge aus Medikamenten oder Pflanzenschutzmitteln oder der Verlust natürlicher Flussläufe wie Ufer und Auen führen zu einem Artenrückgang in Gewässern und beeinträchtigen die Wasserqualität. Gemeinsam mit Bund, Ländern und weiteren Akteuren geht das Bundesumweltministerium diese Probleme mit verschiedenen Maßnahmen bereits an: mit der Klimaanpassungsstrategie, dem Spurenstoffdialog oder dem Hochwasserschutzprogramm. Ziel ist es nun, eine umfassende nationale Wasserstrategie zu erarbeiten, die den Schutz der Wasserressourcen langfristig garantiert und auf einem breiten gesellschaftlichen Dialog basiert.
Der Nationale Wasserdialog ist zunächst auf zwei Jahre ausgelegt und richtet sich vornehmlich an Fachleute unterschiedlicher Disziplinen. In dem Dialogprozess sollen konkrete Maßnahmen Vorschläge erarbeitet werden, um den Belastungen der Gewässer besser zu begegnen, die Potenziale technischer Innovationen auszuloten und die deutsche Wasserwirtschaft wettbewerbsfähig zu halten. Die Ergebnisse sollen als Basis für die geplante Erarbeitung einer nationalen Wasserstrategie durch das Bundesumweltministerium dienen.

Der „Nationale Wasserdialog“ gliedert sich in drei Phasen:
Auftaktphase: Auswahl, Aufbereitung, Diskussion und Priorisierung zentraler Zukunftsthemen (Cluster) im Rahmen des 1.Nationalen Wasserforums im Oktober 2018
Vertiefungsphase: Vertiefung und Bearbeitung der beim 1.Nationalen Wasserforum ausgewählten Zukunftsthemen im Rahmen von fünf themenspezifischen Wasserdialogen zwischen Dezember 2018 und Dezember 2019
Ergebnisphase: Ableitung von Handlungsoptionen und Lösungsstrategien.

Den Abschluss bildet das 2.Nationale Wasserforum im Herbst 2020.Am Ende des Dialogprozesses wird ein Eckpunktepapier erarbeitet, das die in den nationalen Wasserforen und den Wasserdialogen diskutierten Zukunftsthemen und ihre Bewertung durch die Akteure abbildet. Ebenso sollen im Papier konsensuale Handlungsoptionen und nächste Schritte festgestellt, aber auch Dissense und mögliche Konflikte in den einzelnen Zukunftsthemen aufgezeigt werden. Diese Eckpunkte sollen sowohl in relevante andere Strategieprozesse eingespeist werden als auch als Baustein für die Erarbeitung einer nationalen Wasserstrategie „Zukunft Wasser“ durch das BMU dienen.

https://www.bmu.de/wasserdialog

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Rechtsgutachten zu Nebenangeboten bei der Vergabe von Bauleistungen

Mit den rechtlichen Bedingungen für Nebenangebote im Spannungsverhältnis von Innovationsförderung und wettbewerbskonformen Vergabeverfahren hat sich ein Forschungsprojekt auseinandergesetzt, das im Auftrag des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) durchgeführt wurde. Neben der Herausarbeitung der Unterschiede im Ober- und Unterschwellenbereich wurden auch die Regelungen anderer europäischer Jurisdiktionen beleuchtet und Vorschläge zur Erneuerung der VOB/A sowie Leitfäden für Auftraggeber zur praktischen Umsetzung der Ergebnisse entwickelt. Auftragnehmer des Forschungsprojekts, in dessen Rahmen ein Gutachten erstellt wurde, war Dentons Europe LLP, Berlin.

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Thüringen: Neue Förderrichtlinie für Gemeinden und Zweckverbände

In Thüringen sind zwei weitere Richtlinien zur Förderung der öffentlichen Abwasserentsorgung in Kraft getreten (Thüringer Staatsanzeiger, Nr.3812018 vom 17.September 2018).Nachdem bereits Mitte August die Förderung für Kleinkläranlagen erhöht wurde, erhalten jetzt die Gemeinden und Zweckverbände mehr Geld, um in die öffentliche Abwasserentsorgung zu investieren.
Das Umweltministerium stellt den Gemeinden und Zweckverbänden für 2018/2019 bis zu 24 Millionen Euro zusätzlich zu den bisher schon vorhandenen Fördertöpfen zur Verfügung. Damit das Geld auch schnell und zielgerichtet vor Ort ankommt, wurde eine bestehende Richtlinie angepasst und eine neu erlassen:
Änderung der Richtlinie „Förderung von Vorhaben der Abwasserentsorgung“: Erhöhung der maximalen Förderbeträge für Kläranlagen, Pumpwerke und Mischwasserentlastungsanlagen sowie Wiedereinführung der Förderfähigkeit von Regenwasserkanälen.
Neue Förderrichtlinie „Förderung von ausgewählten Maßnahmen der Abwasserentsorgung“: Förderung von Investitionen, die zur Umsetzung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie notwendig sind (Umsetzung des Landesprogramms Gewässerschutz 2016-2021), Förderung der zuwendungsfähigen Bauausgaben für die Errichtung, Erweiterung und Nachrüstung von Kläranlagen mit 75 % sowie Förderung der zuwendungsfähigen Bauausgaben für Überleitungssammler, Verbindungssammler und Pumpwerke mit 80 %.
Die beiden Richtlinien sind Teil des Abwasserpaktes, der zwischen dem Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz und dem Gemeinde-und Städtebund Thüringen geschlossen wurde. Die geänderte und die neue Förderrichtlinie sollen nach 2020 zusammengeführt werden.

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NRW startet Veranstaltungsreihe zur Gewinnung von Nachwuchskräften

Nordrhein-Westfalen hat Ende September eine Veranstaltungsreihe zur Gewinnung von Nachwuchskräften für die Wasserwirtschaft gestartet. Die Arbeitgeberkonferenzen werden mit dem vom Umweltministerium beauftragten Kompetenznetzwerk Umweltwirtschaft. NRW als zentralen Ansprechpartner und Netzwerkmanager für Vertreterinnen und Vertreter aus Unternehmen, Forschung, Verbänden und Wirtschaftsförderung im Bereich der Umweltwirtschaft durchgeführt. Zum Auftakt in Wermelskirchen nahmen wasserwirtschaftliche Betriebe, sondergesetzliche Wasserverbände und Stadtverwaltungen aus dem Bergischen Land, der Eifel und dem Rheinland teil. Mit der Agentur für Arbeit, der IHK, den Fachverbänden und Arbeitsmarktexperten wurden Strategien diskutiert, um Potenziale der Wasserwirtschaft am Arbeitsmarkt erfolgreicher zu entfalten und gemeinsame Lösungen für eine zukunftssichere Wasserwirtschaft zu entwickeln. Weitere Informationen zu der Veranstaltungsreihe bieten die Umweltwirtschaft NRW, das Kompetenznetzwerk Umweltwirtschaft. NRW sowie das Berufswelten- Portal:

www.umweltwirtschaft.nrw.de
www.knuw.nrw
www.berufswelten-energie-wasser.de

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Ausschreibung der Willy-Hager-Medaille 2019

Bis zum 19.November 2018 können Bewerbungen für die Willy-Hager-Medaille 2019 eingereicht werden. Mit der Willy- Hager-Medaille werden alle drei Jahre Persönlichkeiten ausgezeichnet, die sich in hervorragender Weise um die wissenschaftliche Erforschung der Grundlagen und Verfahren zur Wasseraufbereitung und Abwasserreinigung verdient gemacht haben. Die Auszeichnung umfasst die Willy-Hager-Medaille in Gold und ist zusätzlich mit 15 000 Euro dotiert. Sie wird im Namen und Auftrag der Willy- Hager-Stiftung mit Sitz in Stuttgart zum neunten Mal von der DECHEMA Gesellschaft für Chemische Technik und Biotechnologie e. V. und der Wasserchemischen Gesellschaft, einer Fachgruppe der Gesellschaft Deutscher Chemiker e. V. ausgeschrieben.

www.dechema.de/WHMedaille2019

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Neufassung der Kommunalrichtlinie zum 1. Januar 2019 – mehr Förderung auch im Abwassersektor

Das Bundesumweltministerium hat am 1.Oktober 2018 die novellierte Kommunalrichtlinie veröffentlicht, mit der seit dem Jahr 2008 im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative die Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen im kommunalen Umfeld gefördert wird. Neue Förderungen, zum Beispiel für kommunales Energiemanagement und Abfallentsorgung oder Abwasseranlagen, sollen ab dem 1.Januar 2019 neue Anreize für Klimaschutz in Kommunen schaffen. Neu ist zudem die Förderung für die Sammlung von Garten- und Grünabfällen, Bio-Vergärungsanlagen und Anlagen zur Trinkwasserversorgung.
Ausdrücklich werden im Bereich der Abwasserentsorgung erstmals Projekte zu folgenden Stichwörtern gefördert: Klärschlammverwertung im Verbund, Erneuerung von Belüftung, Pumpen und Motoren in Kläranlagen, Neubau einer Vorklärung und Umstellung der Klärschlammbehandlung auf Faulung, Anwendung innovativer, neuer, energieeffizienter Verfahren der Abwasserreinigung.
Mit der Kommunalrichtlinie fördert das Bundesumweltministerium seit zehn Jahren den Klimaschutz in Städten, Gemeinden und Landkreisen. Über 12 500 Projekte in mehr als 3000 Kommunen sind bereits gefördert worden. Zusätzliche Investitionen von mehr als 900 Millionen Euro wurden ausgelöst. Die bestehende Förderung, etwa für energieeffiziente Beleuchtungstechnologien oder die Anstellung von Klimaschutzmanagerinnen und -managern, bleibt erhalten.

Kostenfreie Beratung:
Tel. 030 / 3 90 01-170
E-Mail: skkk@klimaschutz.de

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Bundesregierung startet Klimaportal KLiVO

Seit Ende September können sich Behörden, Unternehmen und interessierte Bürger beim „Deutschen Klimavorsorgeportal (KLiVO)“ über Möglichkeiten zur Anpassung an den Klimawandel informieren. Bundesumweltministerin Svenja Schulze stellte das Portal gemeinsam mit dem Deutschen Wetterdienst der Öffentlichkeit vor. Das Deutsche Klimavorsorgeportal bietet staatlich geprüfte und aktuelle Informationen zum Klimawandel in Deutschland und Empfehlungen zur Vorsorge gegen Klimaschäden. Mit KLiVO können Interessenten den Vorsorgebedarf für ihre Region und ihren Tätigkeitsbereich erkennen und bekommen Tipps für geeignete Maßnahmen. KLiVO bündelt Daten, Leitfäden, Webtools und Karten von Bund und Bundesländern. Die Informationen werden durch zwei Netzwerke zur Verfügung gestellt: Der „Deutsche Klimadienst“, angesiedelt beim Deutschen Wetterdienst erstellt Daten und Informationen rund um den Klimawandel. Das „KlimAdapt-Netzwerk“, angesiedelt beim Umweltbundesamt, stellt die Handlungsempfehlungen zur Anpassung an den Klimawandel zur Verfügung und entwickelt diese gemeinsam mit Anwendern weiter.

www.klivoportal.de

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Keine Verbreitung von Krankheitserregern durch Klärschlamm

Grundsätzlichen reichen die gesetzlichen Regelungen aktuell aus, „um eine Verbreitung von Krankheitserregern durch die bodenbezogene Klärschlammverwertung zu verhindern“ heißt es Drucksache 19/4289) auf eine Kleine Anfrage der FDP-Fraktion. Bundesweite Erhebungen zur durchschnittlichen Belastung von Klärschlämmen mit Arzneimittelresten, Krankheitserregern und Mikroplastik sind der Bundesregierung nicht bekannt, heißt es in der Antwort auch. Und: Auf landwirtschaftlichen Flächen verwerteter kommunaler Klärschlamm weist im Schnitt einen Phosphorgehalt von 26 Gramm pro Kilogramm Trockensubstanz auf. Die Bundesregierung bezieht sich dabei auf eine Erhebung der Länder von 2016.

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Bayern: Härtefallförderung für Trink- und Abwasserleitungen wird ausgeweitet

Zukünftig sollen noch mehr Kommunen in Bayern von den staatlichen Fördermitteln zur Sanierung bestehender Trink-und Abwasseranlagen profitieren. Zur Vermeidung von unzumutbaren Belastungen der Bürger bei der Sanierung der genannten Anlagen unterstützt die Staatsregierung die Kommunen seit Anfang 2016 in besonderen Härtefällen mit einer Härtefallförderung. Hierfür stehen pro Jahr bis zu 70 Millionen Euro zur Verfügung. Die Härtefallschwellen werden jetzt abgesenkt, sodass noch mehr Gemeinden einen Förderantrag stellen können. Dabei profitieren insbesondere Räume mit besonderem Handlungsbedarf. Außerdem sollen zukünftig auch inner- und interkommunale Lösungen gefördert werden. Um der aktuellen Baupreisentwicklung Rechnung zu tragen, werden die Förderpauschalen bei teuren Maßnahmen angehoben. Und auch eine Deckelung der Zuwendungen entfällt künftig. Die neuen Richtlinien (RZWas 2018) sind zum 1.November 2018 in Kraft getreten.

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Bundesregierung: Fracking-Verbot bekräftigt

Die Bundesregierung hat das derzeit geltende Fracking-Verbot zur Erdgas- oder Erdöl-Gewinnung bekräftigt. In der Antwort (Bundestags-Drucksache 19/4182) auf eine Kleine Anfrage der Fraktion Die Linke erklärt sie, mit dem Einsetzen einer Expertenkommission zur wissenschaftlichen Begleitung von Probebohrungen erfülle sie lediglich ihren gesetzlichen Auftrag.

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Neuer BMU-Förderschwerpunkt „Innovative Abwassertechnik“

Das Bundesumweltministerium (BMU) richtet einen neuen Förderschwerpunkt „Innovative Abwassertechnik“ ein. Das hat die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesumweltministerium Rita Schwarzelühr-Sutter am 8.Oktober 2018 auf dem DWA-Dialog Berlin, bisher: DWA-Bundestagung, angekündigt. Für den Förderschwerpunkt stellt das BMU insgesamt bis zu 25 Millionen Euro aus dem Umweltinnovationsprogramm bereit. Die Förderung soll technischen Innovationen zum Durchbruch verhelfen und dazu beitragen, den Stand der Technik in der Abwasserbehandlung und Wertstoffrückgewinnung zu verbessern. Fachlich wird der Förderschwerpunkt vom Umweltbundesamt betreut. Rita Schwarzelühr-Sutter: „Wir wollen neuen umweltfreundlichen Technologien und Verfahren in der Abwasserbehandlung den Weg in den Markt bereiten. Damit schonen wir die Umwelt und tragen zur Modernisierung der Betriebe bei. Das Potenzial ist groß: Von der Rückgewinnung von Wertstoffen über die Reduzierung von Arzneimittelrückständen und Chemikalien im Abwasser und Klärschlamm bis hin zur Neuausrichtung der Energieversorgung – in all diesen Bereichen wollen wir Innovationen unterstützen.“ Der neue Förderschwerpunkt „Innovative Abwassertechnik“ umfasst drei Förderkategorien: Die erste Kategorie „Wertstoffrückgewinnung und -bereitstellung“ zielt darauf ab, Phosphor, Stickstoff und andere Wertstoffe, die derzeit zumeist noch ungenutzt mit dem Abwasser bzw. dem Klärschlamm entsorgt werden, mittels technischer Verfahren zurückzugewinnen und für eine Nutzung im Wirtschaftskreislauf bereitzustellen. Die Techniken können beim Abwasser, beim Klärschlamm oder bei der Klärschlammverbrennungsasche ansetzen. Besonders wichtig ist die Überführung in qualitativ und quantitativ verwendbare Produkte oder Ausgangsstoffe für Produkte. Die zweite Förderkategorie „Weitergehende Abwasserbehandlung“ betrifft die Reduktion von Spurenstoffen, also Mikroverunreinigungen im Abwasser durch innovative Verfahren unter Berücksichtigung des Energie- und Ressourcenbedarfs und mit möglichst breitem Eliminationsspektrum, beispielsweise Arzneimittelrückstände und Haushaltschemikalien. In der dritten Kategorie „Energie speichern, regeln und vernetzen“ soll das Thema Energie ganzheitlich betrachtet und es sollen Effizienz- und Nutzungspotenziale, auch im lokalen Energieversorgungskontext, gehoben werden. Der neue Förderschwerpunkt im Umweltinnovationsprogramm richtet sich an die Betreiber kommunaler und industrieller Abwasserbehandlungsanlagen aller Größenklassen. Fachlich wird er vom Umweltbundesamt betreut, die KfW Bankengruppe übernimmt die administrative und finanzielle Abwicklung.
Förderanträge können bis zum 15.April 2019 gestellt werden. Informationen zum Bewerbungsverfahren und zur Antragstellung stehen im Internet bereit:

www.umweltinnovationsprogramm.de/abwassertechnik

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Förderaufruf: Nachhaltige Aufbereitung und Verwertung von Gärrückständen

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft beabsichtigt, im Rahmen des Förderprogramms „Nachwachsende Rohstoffe“ (FPNR) unter dem Förderschwerpunkt „Entwicklung von Technologien und Systemen zur Bioenergiegewinnung und -nutzung mit dem Ziel der weiteren Reduzierung von Treibhausgas-Emissionen“ Forschungs- und Entwicklungsvorhaben zum Thema „Nachhaltige Aufbereitung und Verwertung von Gärrückständen“ zu fördern. Dieser befristete Förderaufruf konzentriert sich auf pflanzenbauliche und technische Maßnahmen sowie auf alternative Verwertungs- und Vermarktungswege. Bis zum 18.Dezember 2018 können Skizzen eingereicht werden.

Birthe Dehmel E-Mail: b.dehmel@fnr.de Tel. 0 38 43/69 30-207
www.fnr.de/foerderbekanntmachungen

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„Herzstück des Emscher-Umbaus“ in Betrieb genommen

Gemeinsam mit dem nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Armin Laschet hat die Emschergenossenschaft am 24.September 2018 erstmals einen Abschnitt des Abwasserkanals Emscher in Betrieb genommen. Damit wird die einstige „Köttelbecke“ Emscher ab sofort Stück für Stück immer sauberer.
Der Abwasserkanal Emscher (AKE) ist das zentrale Bauwerk des Emscher-Umbaus. Der AKE ist insgesamt 51 km lang und reicht von Dortmund bis Dinslaken. Schrittweise in Betrieb genommen wurde nun der 35 km lange Abschnitt bis Bottrop, da weiter unterhalb noch am Pumpwerk Oberhausen sowie am hochliegenden Kanal bis Dinslaken gebaut wird.

Im Bereich zwischen Dortmund und Bottrop wurden 10 661 Kanalrohre mit Innendurchmessern von 1,60 bis 2,80 Meter und einem Gesamtgewicht von 213 747 Tonnen verbaut. In diesem Bauabschnitt hat die Emschergenossenschaft mehr als eine halbe Milliarde Euro in den Abwasserkanal Emscher und die beiden Pumpwerke investiert.

Der AKE startet mit einigen Einleitungen im Bereich des östlichen Einzugsgebietes. In den kommenden Wochen und Monaten wird die Emschergenossenschaft dann sukzessive immer weitere Einleitungen anschließen. Zum Beispiel wird in diesem Jahr noch der Hellbach- Kanal in Recklinghausen an den AKE angeschlossen.

Neben dem AKE hat die Emschergenossenschaft jetzt auch die beiden in rund 40 Metern Tiefe liegenden Abwasser-Pumpwerke in Gelsenkirchen und Bottrop in Betrieb genommen. Ohne Pumpwerke würde der AKE bei einem Gefälle von 1,5 Promille Dinslaken in einer Tiefe von rund 80 Metern erreichen.

Das Pumpwerk Gelsenkirchen ist dabei als erstes in Betrieb gegangen. Es hat später, wenn das Gesamtsystem fertig ist, die Funktion, die Abwasserströme auf die Kläranlagen Bottrop und Dinslaken-Emschermündung zu verteilen. Elf Pumpen befördern in Gelsenkirchen rund 12 800 Liter pro Sekunde knapp 26 Meter hoch. Das Pumpwerk Bottrop ist nahezu identisch mit der Anlage in Gelsenkirchen. Die Funktion in Bottrop ist jedoch die, das Abwasser in die benachbarte Kläranlage der Emschergenossenschaft zu heben. Dafür gibt es in diesem Pumpwerk zehn Maschinen, die 8100 Liter pro Sekunde zirka 32 Meter hochpumpen.

Das Gesamtsystem wird in Betrieb gehen, wenn auch die letzten Bausteine fertig sind: Das Pumpwerk Oberhausen etwa, das letzte der drei Pumpwerke, will die Emschergenossenschaft 2020/2021 fertigstellen. Damit das Abwasser aus dem Pumpwerk Oberhausen auch in die drei Kilometer entfernte Kläranlage Dinslaken-Emschermündung ankommt, baut der Wasserverband hier noch am letzten Abschnitt des AKE. Auch hier wird man 2020/2021 fertig sein.
Seit 1992 plant und setzt die Emschergenossenschaft das Generationenprojekt Emscher-Umbau um, in das über einen Zeitraum von rund 30 Jahren prognostizierte 5,266 Milliarden Euro investiert werden.

http://blog.eglv.de

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Förderaufruf: Flexibilisierung der Biogaserzeugung

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft beabsichtigt, Forschungs- und Entwicklungsvorhaben im Rahmen eines Aufrufs zum Thema „Flexibilisierung der Biogaserzeugung“ zu fördern. Die Förderung erfolgt über das Förderprogramm „Nachwachsende Rohstoffe“ (FPNR) und untersetzt den Förderschwerpunkt „Flexible und effiziente Bioenergieanlagen zur Erzeugung von erneuerbaren Energieträgern (Strom, Wärme, Mobilität) in Verbindung mit Systemintegration und Sektorkopplung“ des Energie- und Klimafonds. Dieser befristete Förderaufruf konzentriert sich auf die Forschungen und Entwicklungen zur flexiblen Produktion von Biogas. Biogasspeicherung und die flexible Nutzung von Biogas sind nicht Gegenstand des Aufrufs. Bis zum 31.Januar 2019 können Skizzen eingereicht werden.

Dr. Petra Schüsseler E-Mail: p.schuesseler@fnr.de Tel. 0 38 43/69 30-128
www.fnr.de/foerderbekanntmachungen

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Verwendung von Klär-, Faul-und Deponiegasen – Grundsatzverfügung der Generalzolldirektion

Die Generalzolldirektion hat die Grundsatzverfügung „Steuerliche Verwendung von gasförmigen Kohlenwasserstoffen, die bei der Abwasserreinigung oder bei der Lagerung von Abfällen gewonnen wurden, nach den §§ 26 und 28 EnergieStG“ an die Hauptzollämter erlassen. Die Verfügung dient einer bundesweit einheitlichen Behandlung der möglichen Fallkonstellationen im Zusammenhang mit der Gewinnung und der Verwendung von Klär-, Faul- oder Deponiegasen.
Seit der Änderung des EnergieStG zum 1. Januar 2018 ist nunmehr das Verheizen (bzw. Verbrennen) von Klärgas nach § 28 EnergieStG grundsätzlich nicht mehr steuerfrei möglich. Weiterhin steuerfrei möglich ist der Einsatz von Klärgas in ortsfesten Motoren oder Gasturbinen zur Stromerzeugung (begünstigte Anlagen).
Das Schreiben stellt zunächst klar, dass dieser Wegfall der Steuerbefreiung erst ab dem 1. Januar 2018 gilt, nachdem die Finanzverwaltung die Befreiung entgegen dem bis zum 31. Dezember 2017 geltenden Gesetzeswortlaut auch für Zeiträume vor 2018 zunächst nicht gewähren wollte.
Verheizen ab 2018: Soweit eine Befreiung nach § 28 EnergieStG entfällt, kommt eine Befreiung nach § 26 EnergieStG in Betracht (Herstellerprivileg – Einsatz von Klärgas zur Herstellung von Klärgas). Das Schreiben stellt klar, dass das Herstellerprivileg für Klärgas, das zur Herstellung von Wärme verheizt wird, gilt, soweit mit der Wärme Faultürme beheizt werden. Zur Mengenzuordnung sagt das Schreiben nichts (soweit in Wärmeverteilanlagen auf Kläranlagen auch Wärmemengen aus anderen Quellen eingespeist werden oder andere Verbrauchseinrichtungen als Faultürme mit Wärme versorgt werden – möglich erscheint eine anteilige Zuordnung aber auch eine gezielte Zuordnung Faulgas zu Faulturmbeheizung ausgehend von beispielsweise Monats-oder Jahreswerten).
Wichtig: Für die Befreiung nach § 26 EnergieStG muss zuvor eine Erlaubnis beantragt werden. Für Mengen, für die es keine Befreiung gibt, hat der Abwasserentsorger monatlich eine Steueranmeldung abzugeben (§ 23 EnergieStG).
Die Verwendung von Klärgas in Motoren, mit denen kein Strom erzeugt wird, ist unverändert steuerpflichtig.

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Mecklenburg-Vorpommern: landesweite Nährstoffströme aus Wirtschaftsdüngern offen gelegt

Das Landwirtschaftsministerium Mecklenburg-Vorpommern legt erstmals einen Nährstoffbericht vor. In ihm werden auf Grundlage der Datenlage für 2016 die Ströme und der Verbleib der Nährstoffe Stickstoff und Phosphor aus Wirtschaftsdüngern, Klärschlammen und Bioabfällen in der Landwirtschaft innerhalb des Landes dargestellt.
In Mecklenburg-Vorpommern sind von 53 Grundwasserkörpern elf aufgrund erhöhter Nitratwerte in einem chemisch schlechten Zustand. Die diffusen Nährstoffeinträge aus der Landwirtschaft wurden als Hauptursache ausgemacht. Die seit 2016 geltende Landesverordnung über Aufzeichnungs- und Meldepflichten für Wirtschaftsdünger hat nun die Grundlage geschaffen, diese Stickstoff- und Phosphorbewegungen im Land nachvollziehen zu können. Darin eingeschlossen sind über die Landesgrenzen hinausgehende Aus- und Einfuhren von Nährstoffen.
Die Auswertung dieser Daten im Nährstoffbericht zeigt, dass der Nährstoffeinsatz aus Wirtschaftsdünger, Klärschlamm und Bioabfall im Durchschnitt des Landes weniger als ein Viertel der zulässigen Mengen ausmacht. Der mittlere Nährstoffbedarf in Mecklenburg-Vorpommern kann je nach Kultur bis zu einem Drittel mit organischen Düngern aus dem Land selber abgesichert werden.
2016 gaben in Mecklenburg-Vorpommern 688 Unternehmen Wirtschaftsdünger an andere Betriebe ab und 1093 Betriebe kauften Wirtschaftsdünger an. Hauptsächlich handelt es sich dabei um Gärreste aus Biogasanlagen.

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12. Jour-fixe „Vergaberecht“

Der bereits 12. ÖWAV-Jour-fixe „Vergaberecht“ fand am 26. September 2018 in den Räumen des ÖWAV in Wien statt. Durch das Programm führte Dr. Stefan Mathias Ullreich (Finanzprokuratur).

Unter dem Generalthema „BVergG 2018: Bestangebotsprinzip NEU“ referierte Dr. Claudia Fuchs LL.M. (Niederhuber & Partner Rechtsanwälte GmbH) über „Wahl zwischen Bestangebots- und Billigstangebotsprinzip“, MMag. Dr. Claus Casati (Casati Rhomberg Rechtsanwälte) über „Zuschlagskriterien“ und Dr. Christian Fink (Rechtsanwalt Dr. Christian Fink) über „Kostenmodelle – Lebenszykluskosten“.
Darüber hinaus blieb ausreichend Zeit für Fragen und Diskussion. Mit über 50 TeilnehmerInnen war dieser Jour fixe „Vergaberecht“ dank der tatkräftigen Unterstützung der Vortragenden und des Moderators ein großer Erfolg.
Als Veranstaltungstipp empfehlen wir Ihnen das Seminar „Vergaberecht für die Praxis“, das am 14. März 2019 in Wien stattfinden wird. Nähere Informationen erhalten Sie rechtzeitig vorab auf unserer Homepage.

https://www.oewav.at/

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Thüringen: Entwurf für neues Vergabegesetz vorgelegt

Das Thüringer Kabinett hat den Entwurf des Wirtschaftsministeriums für ein neues Thüringer Vergabegesetz (ThürVgG) beschlossen. Es soll bürokratische Hürden senken, den Rechtsschutz für Bieter verbessern, den Zugang zu öffentlichen Aufträgen erleichtern, aber auch soziale und ökologische Belange stärken. Der Entwurf soll laut einer Mitteilung des Thüringer Wirtschaftsministeriums noch vor der Sommerpause 2019 verabschiedet werden.
Mit Blick auf die Vereinfachung des Verfahrens und Kosteneinsparungen wurde etwa das so genannte „Bestbieterprinzip“ eingeführt. Danach müssen Formblätter und Erklärungen nach dem Thüringer Vergabegesetz nur noch vom voraussichtlich erfolgreichen Bieter vorgelegt werden. Zudem müssen Bieter erforderliche Nachweise bei Folgeaufträgen desselben Auftraggebers innerhalb von zwölf Monaten nicht erneut einreichen. Vereinfacht wurde auch die Vergabe von Dienstleistungen, die zukünftig bis zu einem Auftragswert von 1000 Euro (bisher 500 Euro) direkt vergeben werden dürfen.
Ein zentraler Punkt sei etwa die Gewährleistung eines guten Lohnstandards bei der Vergabe öffentlicher Aufträge durch die Einführung eines vergabespezifischen Mindestlohns. Staatliche Aufträge sollen demnach nur dann vergeben werden, wenn ein Mindestlohn von 9,54 Euro gezahlt wird. Verpflichtend soll die Regelung jedoch nur für Landesaufträge und die Branchen sein, die keine allgemein verbindlichen Tarifverträge haben.
Das Gesetz soll nach acht Jahren erneut evaluiert werden. Die Evaluation des vergabespezifischen Mindestlohns erfolgt bereits nach vier Jahren. In Thüringen führen nach Abschätzung eines im Jahr 2016 vom Wirtschaftsministerium beauftragten Gutachtens rund 740 öffentliche Vergabestellen insgesamt mehr als 44 000 Vergabeverfahren mit einem Gesamtvolumen von gut 480 Millionen Euro durch.

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Baden-Württemberg: Stromerzeugung aus Klärgas weiter gestiegen

Im Jahr 2017 wurden in Baden-Württemberg rund 127,4 Millionen Kubikmeter Klärgas (Rohgas) gewonnen. Nach Angaben des Statistischen Landesamts waren dies fast 3 % mehr als im Vorjahr. Annähernd drei Viertel des gewonnenen Klärgases wurden von den Anlagenbetreibern zur Stromerzeugung genutzt. Weitere 11,6 % setzten sie zu reinen Heiz- und/oder Antriebszwecken ein. Insgesamt wurde in 268 Klärwerken das Klärgas für die eigene Energieerzeugung eingesetzt. Dabei nimmt die Zahl der Kläranlagen, die das Klärgas verstromen, kontinuierlich zu. Auch 2017 lag die Zahl mit 237 Anlagen erneut über dem Vorjahreswert von 231.
In den Stromerzeugungsanlagen der baden-württembergischen Klärwerke wurden im Jahr 2017 insgesamt 187,5 Millionen Kilowattstunden (kWh) erzeugt. Dies waren 5,2 % mehr als im Vorjahr und 23,3 % mehr als vor fünf Jahren. Die im Jahr 2017 erzeugte Strommenge würde ausreichen, um mehr als 59 000 Haushalte ein Jahr lang mit Strom zu versorgen. Aufgrund des hohen Strombedarfs wurden jedoch nahezu 93 % des erzeugten Stroms in den Kläranlagen selbst verbraucht. Der Rest wurde in das Elektrizitätsnetz der allgemeinen Versorgung eingespeist oder an sonstige Abnehmer abgegeben.

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Sachsen-Anhalt: Stromerzeugung aus Klärgas um 9 % gestiegen

Im Jahr 2017 wurden in Sachsen-Anhalt 23,0 Millionen Kilowattstunden Strom in Kläranlagen erzeugt. Gegenüber 2016 war das ein Plus von 9,0 %. Von der erzeugten Strommenge verbrauchten die Klärwerksbetriebe 95,5 % selbst, die restliche Menge speisten sie in das öffentliche Netz. Insgesamt gewannen die befragten Kläranlagen 13,4 Millionen m³ Klärgas (Rohgas) mit einem Energiegehalt von 294 238 Gigajoule. Für die Stromerzeugung wurden 11,7 Millionen m³ und zu reinen Heiz- und/oder Antriebszwecken 1,2 Millionen m³ Rohgas eingesetzt. Die Verluste (Fackel- und sonstige Verluste) beliefen sich auf 0,5 Millionen m³.

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2017: Deutlich mehr Schadstoffe beim Umgang mit wassergefährdenden Stoffen freigesetzt als 2016

Im Jahr 2017 wurden 741 Unfälle in Anlagen zum Umgang mit wassergefährdenden Stoffen gemeldet, 13 % weniger als im Jahr zuvor. Wie das Statistische Bundesamt weiter mitteilt, wurden bei diesen Unfällen 10,2 Millionen Liter Schadstoffe unkontrolliert in die Umwelt freigesetzt, 3,5 Millionen Liter mehr als 2016 ( 52 %). Der Anstieg geht auf wenige Einzelunfälle zurück, bei denen große Mengen Jauche, Gülle und Silagesickersaft sowie vergleichbare in der Landwirtschaft anfallende Stoffe (JGS) freigesetzt wurden.
4,8 Millionen Liter (rund 47 %) der insgesamt freigesetzten wassergefährdenden Stoffe wurden zurückgewonnen, zum Beispiel durch Umpumpen oder Umladen in andere Behälter. 5,4 Millionen Liter konnten nicht wiedergewonnen werden. Die Hauptursache bezogen auf alle Unfälle war menschliches Fehlverhalten.
Mit rund 5,5 Millionen Litern (Vorjahr: 3,2 Millionen Liter) wurde mehr als die Hälfte der gesamten Schadstoffmenge bei 32 Unfällen in Biogasanlagen freigesetzt. Dabei handelte es sich überwiegend um JGS (knapp 4,0 Millionen Liter), die nach der seit August 2017 geltenden Verordnung über Anlagen zum Umgang mit wassergefährdenden Stoffen (AwSV) als „allgemein wassergefährdend“ eingestuft werden. Bei großen freigesetzten Mengen oder besonderen örtlichen Verhältnissen können sie zu einer Gefahr für Gewässer und Boden werden.
In JGS-Anlagen ereigneten sich 85 Unfälle. Die freigesetzte Schadstoffmenge stieg deutlich von knapp 2,0 Millionen Litern im Jahr 2016 auf rund 3,7 Millionen Liter im Jahr 2017.

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Forschungsprojekt zum Sauerstoffeintrag in Belebungsbecken

Die Fakultät Bau – Wasser – Boden am Campus Suderburg der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften und der Abwasserzweckverband Uelzen haben ein neues Forschungsprojekt zum Sauerstoffeintrag in Belebungsbecken gestartet. Projektleiter ist Prof. Dr.-Ing. Artur Mennerich. Einen Ansatz zur Optimierung von Kläranlagen sieht er darin, die Auslegung der Belüftungseinrichtungen und die Regelungstechnik besser an die sich ständig ändernde Atmung der Mikroorganismen anzupassen. Aber auch räumlich seien innerhalb der Becken Unterschiede vorhanden, über die man bisher wenig wisse. In dem Forschungsvorhaben sollen nun in umfangreichen Messkampagnen diese Veränderungen messtechnisch bestimmt werden. Die Ergebnisse sollen in die Modellansätze einfließen, mit denen Ingenieure biologische Kläranlagen planen und dimensionieren.
Das Projekt wird mit Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung und einer Co-Finanzierung des Landes Niedersachsen in Höhe von insgesamt 319 550 Euro gefördert. Weiterer Partner in dem Projekt ist die Dr. Born- Dr. Ermel Ingenieure GmbH (Achim).

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PFC – Baden-Württemberg: Grundwassermodellierungen erstmals online

Die Landesanstalt für Umwelt Baden- Württemberg (LUBW) stellt der Öffentlichkeit die Ergebnisse eines Grundwassermodells erstmals online zur Verfügung. Das Grundwassermodell Mittelbaden bildet die momentane und künftige Belastung des Grundwassers mit per-und polyfluorierten Chemikalien (PFC) für den Raum Rastatt und Baden-Baden ab. Die räumliche Ausdehnung der PFC-Verunreinigungen und deren weitere zeitliche Entwicklung sind auf den Web seiten der LUBW abrufbar. Basis für das Grundwassermodell Mittelbaden war das großräumige Grundwassermodell Basel-Karlsruhe, das für die Projekte LOGAR (Länderübergreifende Organisation für Grundwasserschutz am Rhein) und MoNit (Modellierung der Grundwasserbelastung durch Nitrat im Oberrheingraben) erstellt wurde. Aus diesem wurde für den Bereich Rastatt/Baden- Baden ein hochaufgelöstes Detailmodell mit einer PFC-Transportmodellierung entwickelt. Eine Arbeitsgruppe mit Vertreterinnen und Vertretern des Regierungspräsidiums Karlsruhe, des LGRB (Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau), des Landratsamtes Rastatt und der Stadt Baden-Baden unterstützt die Weiterentwicklung.

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Baden-Württemberg: Erlass von „Geringfügigkeitsschwellenwerten“ für PFC

Neue „Geringfügigkeitsschwellenwerte“ für per- und polyfluorierte Chemikalien (PFC) hat das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden- Württemberg seinen nachgeordneten Behörden mit einem Erlass vom 21. August 2018 vorgegeben. Der neue Erlass ersetzt die vorläufigen Beurteilungskriterien, die das Umweltministerium zum Schutz von Grundwasser und Boden trotz eingeschränkter Datenlage bereits im Jahr 2015 erlassen hatte. Mit dem Erlass möchte das Ministerium dafür sorgen, dass die zuständigen Behörden im Land die von PFC hervorgerufenen Belastungen von Grundwasser und Boden einheitlich nach aktuellen Maßstäben beziffern und bewerten könnten.
In Baden-Württemberg gelten etwa 70 Prozent des Grundwassers als Trinkwasser-Ressource. Im Raum Rastatt, Baden-Baden und Mannheim wurden großflächige Bodenbelastungen mit PFC festgestellt. Als Ursache hierfür gilt die Aufbringung von Kompost mit Schlämmen aus der Papierherstellung. Darüber hinaus gibt es landesweit an verschiedenen Stellen kleinräumige PFC-Verunreinigungen, die meist durch Löschmitteleinsätze verursacht wurden. Auch in anderen Bundesländern wurden PFC-Belastungen aufgrund verschiedener Ursachen festgestellt.
Die im Erlass aufgeführten Geringfügigkeitsschwellenwerte für per- und polyfluorierte Chemikalien (PFC) gehen auf einen Bericht einer im Jahr 2013 eingerichteten Arbeitsgruppe der Ländergemeinschaften Wasser (LAWA) und Boden (LABO) zurück. Auftrag der Arbeitsgruppe war es, für die für das Grundwasser maßgeblichen PFC-Verbindungen sogenannte „Geringfügigkeitsschwellenwerte“ (GFS-Werte) auf der Basis humantoxikologischer Daten zu erarbeiten. Mit Beschluss vom 16. Mai 2018 hat die Umweltministerkonferenz (UMK) der Veröffentlichung des Berichts „Ableitung von Geringfügigkeitsschwellen für das Grundwasser – per- und polyfluorierte Chemikalien (PFC)“ zugestimmt.

Download von Erlass und Bericht:
www.gfa-news.de/gfa/webcode/20180821_002

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Bayern: Neue Beratungsstelle zur Klärschlammverwertung für Kommunen

Bayerns Kommunen werden bei der Verwertung anfallenden Klärschlamms künftig landesweit intensiv beraten. Das betonte Umweltminister Dr. Marcel Huber nach einem Gespräch mit Vertretern der kommunalen Spitzenverbände (Gemeindetag, Städtetag und Landkreistag) im Umweltministerium. Dafür wird eine neue Beratungsstelle für die Kommunen eingerichtet. Diese Beratungsstelle wird beim DWA-Landesverband Bayern angesiedelt. Daneben wird ebenfalls bei der DWA ein Klärschlammbeirat eingerichtet, in dem die kommunalen Spitzenverbände sowie der Freistaat Bayern vertreten sind.

Im Rahmen der Beratung sollen Kommunen Wege aufgezeigt werden, wie sie den vor Ort anfallenden Klärschlamm bestmöglich verwerten können. Auch interkommunale Lösungen, etwa zur regionalen Trocknung und energetischen Verwertung in geeigneten Anlagen sind dabei zu prüfen. Aus Sicht des Umweltministeriums könnte sich zum Beispiel eine Zusammenarbeit der Gemeinden mit Landkreisen und kreisfreien Städten anbieten, die mit ihren Müllverbrennungsanlagen schon Einrichtungen betreiben, die grundsätzlich auch für die thermische Behandlung von Klärschlamm geeignet sind. Um die allgemeinen Planungshilfen für Kommunen zu verbessern, wird zusätzlich der Leitfaden des Bayerischen Landesamts für Umwelt zur Klärschlammverwertung überarbeitet. Dadurch soll sichergestellt werden, dass anfallender Klärschlamm bestmöglich verwertet und mögliche lokale Herausforderungen gemeistert werden können.

Bayern spricht sich schon seit langem dafür aus, die landwirtschaftliche Verwertung von Klärschlamm zu beenden. Ziel ist eine umfassende thermische Verwertung zur Energiegewinnung, an deren Ende aber auch eine Phosphorrückgewinnung stehen sollte. Der weit überwiegende Teil des Klärschlamms wird be reits jetzt energetisch verwertet. Derzeit gehen in Bayern nur noch etwa 15 Prozent des in den gemeindlichen Kläranlagen anfallenden Klärschlamms in die Landwirtschaft.

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Niedersachsen: Stromerzeugung aus Klärgas um zwei Prozent gestiegen

Im Jahr 2017 wurden in Niedersachsen in Kläranlagen 127 Millionen kWh Strom aus Klärgas erzeugt. Gegenüber 2016 entsprach dies einer Zunahme um gut 2 %. Wie das Landesamt für Statistik Niedersachsen weiter mitteilt, hatte Niedersachsen damit einen Anteil von rund 9 % an der gesamtdeutschen Strommenge aus dieser Erzeugungsart (1491 Millionen kWh).
Rein rechnerisch könnte mit dieser Strommenge eine Stadt wie Celle ein Jahr lang mit Strom versorgt werden, wenn ein durchschnittlicher Jahresstromverbrauch von 1900 kWh pro Kopf in den Haushalten zugrunde gelegt wird.
Das Ergebnis geht auf Anlagen von Unternehmen, Betrieben oder sonstigen Einrichtungen (zum Beispiel Kommunen) zurück, die im Rahmen der Klärschlammfaulung Klärgas gewinnen. Allerdings wurden 86 % des erzeugten Stroms (109 Millionen kWh) direkt im Betrieb der Kläranlagen selbst verbraucht. Nur 14 % des erzeugten Stroms (18 Millionen kWh) wurden an Elektrizitätsversorgungsunternehmen (Netz der allgemeinen Versorgung) abgegeben.

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Erweiterung des Klärwerks Karlsruhe mit Spurenstoffelimination

Das Land Baden-Württemberg unterstützt die Stadt Karlsruhe mit rund 4,4 Millionen Euro dabei, das Klärwerk Neureut zu erweitern. Dies ist die höchste Zuwendung, die das Land für Maßnahmen der Abwasserbeseitigung in diesem Jahr gewährt. Damit kann die Stadt ihre Kläranlage weiter optimieren und mit einer Aktivkohleadsorption zur Elimination von Spurenstoffen ausstatten. Die Kosten dieser Maßnahme werden sich auf rund 22 Millionen Euro belaufen. Die auf 875 000 Einwohner ausgelegte Kläranlage in Karlsruhe-Neureut ist die zweitgrößte in Baden-Württemberg. In Baden-Württemberg sind aktuell 13 Kläranlagen mit einer 4. Reinigungsstufe ausgerüstet.

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8,4 Milliarden Euro für den Umweltschutz in der Industrie

Im Jahr 2016 investierten Unternehmen des Produzierenden Gewerbes (ohne Baugewerbe) in Deutschland 8,4 Milliarden Euro in Sachanlagen für den Umweltschutz (- 2,1 % gegenüber 2015). Solche Anlagen dienen der Verringerung, Vermeidung oder Beseitigung von Emissionen in die Umwelt oder ermöglichen eine schonendere Nutzung der Ressourcen. Wie das Statistische Bundesamt weiter mitteilt, entsprechen die Umweltschutzinvestitionen einem Anteil von 10,4 % an allen im Jahr 2016 getätigten Investitionen der Unternehmen (80,4 Milliarden Euro).
Der Großteil der Investitionen für den Umweltschutz (37,7 % beziehungsweise 3,1 Milliarden Euro) floss 2016 in Maßnahmen der Abwasserwirtschaft, zum Beispiel für Neutralisations- und Kläranlagen. Der zweitwichtigste Investitionsbereich für Unternehmen war der Klimaschutz mit 2,7 Milliarden Euro (32,5 %). Im Vergleich zu 2015 sanken die Investitionen in den Klimaschutz um 11,3 %. Das ist allein auf einen Rückgang der Investitionen im Bereich der erneuerbaren Energien zurückzuführen (- 413 Millionen Euro beziehungsweise 21,7 %). Dieser Rückgang resultiert maßgeblich daraus, dass es bei den Energieversorgern im Bereich erneuerbare Energien im Jahr 2015 eine einmalige Großinvestition gegeben hatte. Im Jahr 2016 lagen die Investitionen wieder in etwa auf dem Niveau von 2014.
Betrachtet man den wirtschaftlichen Schwerpunkt der Unternehmen, so entfiel der Großteil der Umweltschutzinvestitionen auf die Wirtschaftsabteilungen Abwasserentsorgung (26,3 % beziehungsweise 2,2 Milliarden Euro), Energieversorgung (24,1% beziehungsweise 2,0 Milliarden Euro) sowie Sammlung, Behandlung und Beseitigung von Abfällen sowie Rückgewinnung (14,3 % beziehungsweise 1,2 Milliarden Euro). Der hohe Anteil der Entsorgungsunternehmen an den Investitionen für den Umweltschutz ist darauf zurückzuführen, dass deren Investitionen nahezu vollständig dem Umweltschutz zuzurechnen sind, da ihre wirtschaftlichen Aktivitäten auf die Beseitigung oder Verarbeitung von Emissionen ausgerichtet sind.

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Niedersachsen: Förderung für kommunale Hochwasserpartnerschaften

Niedersachsen möchte kommunale Hochwasserschutzmaßnahmen schneller und effektiver auf den Weg bringen. Dazu plant das Land, kommunale Hochwasserpartnerschaften stärker zu fördern. Zusätz Finanzierungsprogramm mit dem Haushaltsjahr 2019 soll ein Sondervermögen eingerichtet werden, das mit 27 Millionen Euro ausgestattet werden soll. Mit dem Sondervermögen wird es möglich, bei der Finanzierung von kommunal getragenen Hochwasserschutz-Projekten neue Wege einzuschlagen. Im Rahmen öffentlich-rechtlicher Verträge soll Maßnahmenträgern eine bestimmte Fördersumme mehrjährig zur Verfügung gestellt werden. Als Pilotprojekt soll die „Gebietskooperation Hochwasserschutz Innerste“ unterstützt werden. Die Kooperation wurde kurz nach dem Hochwasser in 2017 gegründet. Ihr gehören die Landkreise Hildesheim und Goslar sowie die Städte Hildesheim und Salzgitter an. Vertreter stellten jetzt erste Planungen dem Umweltministerium vor. Insbesondere sollen zum Schutz vor Hochwasser mehrere Rückhaltebecken und Polder unterschiedlicher Größe geschaffen werden. Die beteiligten Kommunen wollen die Maßnahmen koordiniert umsetzten.

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Bayern: Umsetzung der Düngeverordnung beschlossen

Die bayerische Staatsregierung hat die Ausführungsverordnung zur Umsetzung der Düngeverordnung beschlossen. Die Ausführungsverordnung sieht vor, dass ab dem Jahr 2019 in Gebieten mit hoher Nitratbelastung zusätzliche Maßnahmen zum Schutz des Grundwassers zu ergreifen sind. Dies betrifft in Bayern rund ein Fünftel der Landesfläche. In diesen Gebieten sind über die Vorgaben der Bundes-Düngeverordnung hinaus weitere Maßnahmen umzusetzen wie etwa die Bestimmung des im Boden gespeicherten mineralisierten Stickstoffs im Frühjahr oder die Messung des Stickstoff- und Phosphorgehalts im Wirtschaftsdünger vor der Ausbringung. Mit diesen Maßnahmen soll sichergestellt werden, dass einerseits der im Boden vom Vorjahr noch gespeicherte Stickstoff sowie der genaue Nährstoffgehalt des Wirtschaftsdüngers bei der Düngeplanung berücksichtigt werden.

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Inbetriebnahme der Erweiterung der Kläranlage Dresden-Kaditz

25 Millionen Euro hat die Stadtentwässerung Dresden in den vergangenen vier Jahren in den Ausbau der biologischen Reinigungsstufe in Ostdeutschlands größtem Klärwerk Dresden-Kaditz investiert. Die Kapazität der Belebungsbecken wuchs dabei auf das Anderthalbfache. Insgesamt wurden 48 000 Kubikmeter Beckenvolumen neugebaut. Am 5. September 2018 ging die Anlage in Betrieb.
Zwei neue Schlaufenbecken mit einer Wassertiefe von 7,50 Metern fassen jeweils 16 000 Kubikmeter Abwasser. Am Boden sind pro Becken ca. 2200 Belüfterteller aus einer Gummimembran installiert. Dazu kamen zwei Umlaufverteiler mit einem Volumen von je 8000 Kubikmeter. Die „Altbecken“ (von 1991) wurden abgerissen, um diese Erweiterung der Anlage zu ermöglichen und um Flächen für einen eventuell notwendigen weiteren Ausbau zu gewinnen.

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Antibiotikaresistente Bakterien in Badegewässern in Nordrhein-Westfalen unbedenklich

Das Vorkommen antibiotikaresistenter Bakterien in Nordrhein-Westfalen scheint unbedenklich. Dies geht aus ersten Voruntersuchungen des nordrhein-westfälischen Umweltministeriums hervor. Von den in zehn EG-Badegewässern bisher entnommenen 30 Proben wiesen lediglich zwei Proben sehr geringe Mengen antibiotikaresistenter Bakterien auf. Nur in einer Juni-Probe aus dem Elfrather See in Krefeld und einer Probe von Ende Juli aus dem Baldeneysee wurden sehr geringe Mengen eines Darmbakteriums mit Resistenzen gegen drei Antibiotika- Wirkstoffgruppen nachgewiesen. Die gefundenen Mengen waren aber so niedrig, dass gesunde Menschen keiner Gefahr ausgesetzt waren. Alle anderen untersuchten Badegewässer wiesen keine klinisch relevanten Resistenzen auf. Ab dem kommenden Jahr plant das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) Sonder-Untersuchungen von Gewässern in Nordrhein-Westfalen auf relevante Antibiotika-resistente Bakterien sowie Antibiotika-Rückstände. Die Untersuchungen werden vom LANUV mit dem Institut für Hygiene und Öffentliche Gesundheit des Universitätsklinikums Bonn durchgeführt. Die bisherigen Zwischenergebnisse nach drei von vier in diesem Jahr vorgesehenen Probenahmen beziehen sich auf Proben von Anfang Juni sowie Anfang und Ende Juli 2018 in zehn ausgewählten EG-Badegewässern in Nordrhein-Westfalen.

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Hamburg: zehn Millionen Euro für „Unwetterfonds Bezirke“

Zehn Millionen Euro stellt Hamburg für einen „Unwetterfonds Bezirke“ zur Verfügung, mit dem die schweren Schäden, die das Himmelfahrts-Unwetter im Mai 2018 auf öffentlichem Grund angerichtet hat, behoben und eine Risikovorsorge gebildet werden sollen.Einen entsprechenden Beschluss hat der Hamburger Senat (Landesregierung) am 7.August 2018 mit der Fortschreibung des Haushaltsplans 2018 gefasst.Außerdem hat der Senat einen Bericht zu den Sanierungsanstrengungen der Stadt und ihrer Behörden und Betriebe beschlossen.Der Hamburger Finanzsenator sieht einen Sanierungsstau als „das Megathema dieser Dekade“, aber nun seien Fortschritte sichtbar.

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Rund 250 000 Beschäftigte im Jahr 2016 für den Umweltschutz

Im Jahr 2016 lag in Deutschland die Zahl der Beschäftigten, die bei der Produktion von Waren, Bau- und Dienstleistungen für den Umweltschutz eingesetzt waren, bei 251 222 (gemessen in Vollzeitäquivalenten), wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt.Mehr als zwei Drittel (172 572) dieser Beschäftigten für den Umweltschutz arbeiteten in Betrieben des Verarbeitenden Gewerbes.Darunter war der Maschinenbau der beschäftigungsintensivste Wirtschaftszweig mit 63 245 Beschäftigten.Die Betriebe und Beschäftigten dieses Wirtschaftszweiges produzieren für den Umweltschutz hauptsächlich energieeffiziente Antriebs-und Steuerungstechniken sowie Windkraftanlagen.
Im Baugewerbe waren 44 922 Beschäftigte für den Umweltschutz tätig, zum Beispiel beim Bau von Kanalisationssystemen oder bei der Wärmedämmung von Gebäuden.Demgegenüber entfielen auf den generell sehr beschäftigungsintensiven Dienstleistungssektor lediglich 31 788 Beschäftigte für den Umweltschutz.Vorwiegend waren dies Beschäftigte in Architektur- und Ingenieurbüros (16 441), zum Beispiel für Projekte im Zusammenhang mit Windkraft.

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31,8 Milliarden Euro zur Erfüllung von Umweltstandards

Im Jahr 2016 entstanden den Unternehmen des Produzierenden Gewerbes (ohne Baugewerbe) in Deutschland 31,8 Milliarden Euro an laufenden Aufwendungen für den Umweltschutz.Wie das Statistische Bundesamt weiter mitteilt, sind dies Folgekosten aus Investitionen in Anlagen, Maßnahmen oder Dienstleistungen, die Emissionen reduzieren, beseitigen oder verringern und aus Gründen der Erfüllung von Umweltstandards von Unternehmen erbracht werden.
Knapp die Hälfte der laufenden Aufwendungen für den Umweltschutz (15,8 Milliarden Euro oder 49,6 %) entstand Unternehmen durch den Betrieb von Anlagen der Abfallwirtschaft oder die Inanspruchnahme solcher Dienstleistungen.Auf Maßnahmen der Abwasserwirtschaft entfielen 9,2 Milliarden Euro (28,9 %).Der hohe Anteil an Aufwendungen in den klassischen Umweltbereichen Abfall- und Abwasserwirtschaft ist darauf zurückzuführen, dass die Aufwendungen der Abfall- und Abwasserunternehmen nahezu vollständig dem Umweltschutz zuzurechnen sind, da ihre wirtschaftlichen Aktivitäten auf die Beseitigung oder Verarbeitung von Emissionen ausgerichtet sind.Die Aufwendungen für Anlagen und Dienstleistungen des umweltpolitisch wichtigen Bereichs Klimaschutz beliefen sich auf 3,3 Milliarden Euro (10,5 %).Auf andere Umweltbereiche (Luftreinhaltung, Schutz und Sanierung von Boden, Grund-und Oberflächenwasser, Lärm- und Erschütterungsschutz, Arten- und Landschaftsschutz) entfielen in der Summe 3,5 Milliarden Euro (11,1 %) laufende Aufwendungen für den Umweltschutz.
Umweltschutzaufwendungen setzen sich zusammen aus Aufwendungen für den Betrieb von Umweltschutzanlagen und -einrichtungen sowie Gebühren, Beiträgen und anderen nicht anlagenbezogenen Umweltschutzdienstleistungen.Der Großteil der Umweltschutzaufwendungen für Unternehmen in Deutschland entfiel im Jahr 2016 mit 24,9 Milliarden Euro (78,2 %) auf den Betrieb von Umweltschutzanlagen und -einrichtungen.Darunter waren Personalaufwendungen mit 5,0 Milliarden Euro sowie Abschreibungen mit 4,5 Milliarden Euro die wirtschaftlich bedeutendsten und im Rechnungswesen der Unternehmen gesondert nachweisbaren Kostenpositionen.Für Umweltschutzdienstleistungen durch die Inanspruchnahme kommunaler oder privater Entsorger oder anderer Dienstleister entstanden Unternehmen insgesamt Aufwendungen von 6,9 Milliarden Euro.

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Bewerber für den Deutschen Rohstoffeffizienz-Preis gesucht

Der Bewerbungszeitraum für den Deutschen Rohstoffeffizienz-Preis 2018 läuft vom 3.September bis 29.Oktober 2018.Mit dem Deutschen Rohstoffeffizienz- Preis zeichnet das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie herausragende Beispiele rohstoff- und materialeffizienter Produkte, Prozesse oder Dienstleistungen sowie anwendungsorientierte Forschungsergebnisse aus.
Mitmachen können Unternehmen mit bis zu 1000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit Sitz in Deutschland sowie gemeinnützige Forschungseinrichtungen, zum Beispiel Hochschulinstitute, Fachhochschulen, Fraunhofer-Einrichtungen, Steinbeis-Zentren.Ausgezeichnet werden herausragende Beispiele zur Erhöhung der Rohstoff- und Materialeffizienz.

https://www.deutscher-rohstoffeffizienz-preis.de

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Ausschreibung des Willy-Hager-Preises 2018

Bis zum 19.November 2018 sind Bewerbungen um den Willy-Hager-Preis 2018 möglich.Die DECHEMA Gesellschaft für Chemische Technik und Biotechnologie e. V.und die Wasserchemische Gesellschaft, eine Fachgruppe der Gesellschaft Deutscher Chemiker e. V.(GDCh), schreiben im Namen der Willy-Hager-Stiftung den Preis zum 25.Mal aus.Mit dem Willy-Hager-Preis werden jüngere Wissenschaftler/-innen für hervorragende Arbeiten auf dem Gebiet der Verfahrenstechnik der (industriellen) Wasser-oder Abwasseraufbereitung ausgezeichnet.Bei den Arbeiten soll in der Regel die verfahrenstechnische Problemlösung im Vordergrund stehen.Es können auch Gemeinschaftsarbeiten mehrerer Wissenschaftler/-innen eingereicht werden.Die Arbeiten sollten nicht länger als drei Jahre zurückliegen und an einer deutschen Hochschule durchgeführt worden sein.Der Willy-Hager-Preis ist mit 6000 € dotiert.Dieser Betrag wird je zur Hälfte zwischen dem/der Preisträger/-in und dem Hochschulinstitut, an dem die Arbeiten durchgeführt wurden, geteilt.Bewerbungen sind über die jeweilige Leitung des Hochschulinstitutes einzureichen.

https://dechema.de/WHP2018.html  

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Neue Stoffe in EU-Beobachtungsliste für Gewässer aufgenommen

Die EU-Kommission hat die Beobachtungsliste zur EU-Wasserrahmenrichtlinie aktualisiert.Neu auf der Liste stehen das Insektizid Metaflumizon sowie die Antibiotika Amoxicillin und Ciprofloxacin.Für die Pflanzenschutzmittel Triallat und Oxadiazon, das in Verbraucherprodukten eingesetzte Antioxidans 2,6-Di-tert-butyl-4-methylphenol, den in Sonnencremes eingesetzten UV-Filter 2-Ethylhexyl-4-methoxycinnamat und das Schmerzmittel Diclofenac liegen nach Auffassung der EU-Kommission ausreichend Überwachungsdaten für das Priorisierungsverfahren der Wasserrahmenrichtlinie vor.Sie werden daher von der Liste gestrichen.Auf der ersten Liste fanden sich die hormonell wirksamen Chemikalien 17–Ethinylöstradiol (EE2), 17–Östradiol (E2) und Östron (E1), die Pflanzenschutzmittel Methiocarb und Neonicotinoide sowie bestimmte (Makrolid-) Antibiotika.Diese Stoffe bleiben auf der Beobachtungsliste.
Die Beobachtungsliste enthält Stoffe, deren Überwachung schwierig ist oder verstärkt werden soll.Die EU-Mitgliedstaaten müssen sie in Gewässern an repräsentativen Probenahmestellen messen.Das Messprogramm dient der EU-weiten Datensammlung und unterstützt die Risikobewertung zur Ermittlung neuer prioritärer Stoffe.Die Beobachtungsliste enthält maximal 14 Stoffe oder Stoffgruppen.Sie muss alle zwei Jahre aktualisiert werden.Ein Stoff darf maximal vier Jahre auf der Liste verbleiben.Die aktuelle Änderung der Beobachtungsliste wurde veröffentlicht im Amtsblatt der Europäischen Union vom 7.Juni 2018, L 141/9.

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Mecklenburg-Vorpommern: Erklärung zur Verminderung von Phosphoreinträgen unterzeichnet

Eine „Gemeinsame Erklärung zur weiteren Verminderung der Phosphoreinträge aus öffentlichen Kläranlagen in die Gewässer Mecklenburg-Vorpommerns“ haben Landwirtschaftsminister Dr.Till Backhaus und Vertreter der Wasser- und Abwasserwirtschaft des Landes am 14.August 2018 unterzeichnet.
Nur noch 18 Prozent der Phosphoreinträge stammen nach Angaben des Umweltministeriums aus kommunalen Kläranlagen.Davon emittieren aber die kleinen Kläranlagen unter 10 000 Einwohnerwerte (Größenklasse 1 bis 3) fast zwei Drittel, obwohl sie nur einen Anteil von 16 Prozent der gesamten Ausbaugröße haben.In Mecklenburg-Vorpommern sind 535 von 586 kommunalen Kläranlagen den Größenklassen 1 bis 3 zuzuordnen.Für diese sind rechtlich keine Anforderungen an die Elimination von Phosphor definiert.Deshalb lässt sich eine weitere Verringerung der Phosphoreinträge nur über das Prinzip der Freiwilligkeit erreichen.Der Finanzierbarkeit von freiwilligen Maßnahmen über die gesetzlichen Mindestanforderungen hinaus sind jedoch gerade bei den Kommunen Grenzen gesetzt.Die Agrar- und Umweltwissenschaftliche Fakultät der Universität Rostock hatte im Rahmen einer vom Landwirtschaftsministerium in Auftrag gegebenen und 2016 fertiggestellten Studie Optimierungsmaßnahmen herausgearbeitet, was unter den örtlichen Gegebenheiten möglich sein könnte.
Unterzeichner der „Gemeinsamen Erklärung“ sind das Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt Mecklenburg- Vorpommern, der Bundesverband der Energie und Wasserwirtschaft (BDEW), Landesgruppe Norddeutschland, die Kooperationsgemeinschaft Wasser und Abwasser Mecklenburg-Vorpommern e. V.(KOWA MV).

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Leuchttürme“ des Umweltcluster Bayern für Projekte im Bereich der Wasserwirtschaft

Zwei „Leuchttürme“ hat der Umweltcluster Bayern verliehen: Die Kelheim Fibres GmbH wurde für das Projekt „Biologisch abbaubares feuchtes Toilettenpapier mit der Viskose-Spezialfaser VILOFT®“ ausgezeichnet.Die Schraml GmbH erhielt den Leuchtturm für das Projekt „Kanalnetzbewirtschaftung 4.0 bei der Stadtentwässerung Nürnberg (SUN)“.Die Preisübergabe fand im Juli 2018 im Augsburger Maximilianmuseum statt.
Das Projekt „Biologisch abbaubares feuchtes Toilettenpapier mit der Viskose- Spezialfaser VILOFT®“ ist aufgrund der zunehmenden Verwendung von Feuchttüchern und deren negativen Auswirkungen auf Abwasserbehandlungsanlagen und Kanalsysteme entstanden.Mit der Entwicklung von Feuchttüchern auf Cellulosebasis ist eine erhebliche Entlastung der Abwasserbehandlung zu erwarten.Tücher mit der VILOFT®-Faser dispergieren schnell und stellen so für die Aggregate im Abwassersystem kein Problem dar, so der Umweltcluster Bayern.Und da sie zu 100 % aus Cellulose bestehen, hinterließen sie nach dem natürlichen Zersetzungsprozess keine Reste.Projektpartner sind die Wilo SE und der Zweckverband zur Abwasserbeseitigung im Raume Kehlheim.
Das Projekt „Kanalnetzbewirtschaftung 4.0 bei der Stadtentwässerung Nürnberg (SUN)“ umfasst eine kanalnetzweite, modulare Abflusssteuerung basierend auf Fernwirkstation übergreifenden Niveau-/Beckendurchflusswerten und permanenter Überwachung der Ist/ Soll-Werte im System.Abwasserbehandlungsanlagen müssen aufgrund der stark schwankenden Zuflüsse (hydraulische Belastung) mit großen Pufferkapazitäten ausgeführt werden.Durch den Einsatz digitaler Sensorik und Steuerung kann der Zufluss zur Kläranlage geregelt werden und die Bauwerke (Becken) und Aggregate der Kläranlage innerhalb einer engen Bandbreite dimensioniert werden.Abgesehen von einer Optimierung des Betriebs wird dadurch eine erhebliche Reduktion von Investitionskosten erreicht.

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Bewerber für den „Leuchtturm 2019″ des Umweltcluster Bayern gesucht

Bis zum 30.September 2018 können Bewerbungen für das „Leuchtturmprojekt 2019″ des Umweltcluster Bayern eingereicht werden.Bewerben können sich Projektträger aus Bayern mit einem konkreten Produkt, einem Verfahren, einer Anlage, einem Konzept oder einer Entwicklung, die bereits erfolgreich umgesetzt wurde und wirtschaftlich arbeitet.Schwerpunkte des Clusters sind: Abfall & Recycling, Alternative Energiegewinnung aus Abfällen und Biomasse, Luftreinhaltung, Ressourceneffizienz und Stoffstrommanagement, Wasser- und Abwasseraufbereitung.

https://www.umweltcluster.net

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Klärschlammkooperation im Rheinland

Die Stadtentwässerungsbetriebe Köln, der Erftverband und der Wasserverband Eifel-Rur kooperieren zukünftig bei der Klärschlammentsorgung.Mitte Juli unterzeichneten die drei ber eine entsprechende Kooperationsvereinbarung.Gemeinsam sollen neue Konzepte zur Klärschlammverwertung und Phosphorrückgewinnung umgesetzt werden, im Mittelpunkt steht aktuell die Errichtung einer gemeinsamen eigenen Monoverbrennungsanlage mit einer Verwertungskapazität von ca.70 000 Tonnen Trockenmasse Klärschlamm pro Jahr.Dies entspricht dem gemeinsamen Klärschlammanfall der Kooperationspartner.In der Vorbereitung dieser Kooperation war auch die Bundesstadt Bonn beteiligt.Dort wurde noch nicht abschließend über den Beitritt zur Kooperation bzw.die Umsetzung einer lokalen Lösung entschieden.Die Kooperationspartner sind weiterhin an einer Zusammenarbeit mit Bonn interessiert.Die Entscheidung aus Bonn wird für Ende September erwartet.Für die Monoverbrennungsanlage soll ein öffentlich-rechtlich getragenes Gemeinschaftsunternehmen gegründet werden.Als möglicher Standort für die Monoverbrennungsanlage ist Düren im Gespräch.

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Konsultation zur Bewertung der Richtlinie über die Behandlung von kommunalem Abwasser läuft

Die EU-Kommission hat Mitte Juli 2018 eine öffentliche Konsultation zur Bewertung der Richtlinie über die Behandlung von kommunalem Abwasser (91/271/ EWG) gestartet, die bis zum 19.Oktober 2018 läuft.
Zweck der Konsultation ist es, Meinungen darüber einzuholen, was die Richtlinie 91/271/EWG über die Behandlung von kommunalem Abwasser in Bezug auf die Sammlung und Behandlung von kommunalem Abwasser EU-weit bewirkt hat und wie sie damit den Zustand unserer Gewässer und der Umwelt im Allgemeinen verbessert hat.
Dabei sollen einerseits allgemeine Aussagen der Bürgerinnen und Bürger zu ihrer Einstellung gegenüber Wasser und Abwasser und andererseits detailliertere Informationen und Stellungnahmen von Sachverständigen sowie für die Umsetzung zuständigen öffentlichen und privaten Stellen zu den Besonderheiten der Richtlinie eingeholt werden.
Die Bewertung zielt im Wesentlichen darauf ab festzustellen, ob die Rechtsvorschriften den beabsichtigten Zweck erfüllen, ob ihre Zielsetzungen heute immer noch relevant sind und ob die Kosten, die sich aus den gesetzlichen Anforderungen ergeben, gerechtfertigt sind.
Zur Motivation der Konsultation schreibt die EU-Kommission: „Seit 1991 [dem Jahr der Veröffentlichung der EU-Kommunalabwasser-Richtlinie, Red.], wurden neue EU-Rechtsvorschriften zum Wasser erlassen.Zum Beispiel wurde im Jahr 2000 die Wasserrahmenrichtlinie verabschiedet, und die Rechtsvorschriften über Trinkwasser und Badegewässer wurde ebenfalls überarbeitet.Bei den Abwasserbehandlungstechniken wurden bedeutende technische Fortschritte gemacht und es wurden neue Schadstoffe identifiziert, die eventuell aus dem Wasser entfernt werden müssen.Seit 1991 wurde die EU von 12 auf 28 Länder erweitert, wodurch sich die Menge an zu sammelndem und zu behandelndem Abwasser ebenfalls erheblich erhöht hat; darüber hinaus weisen die neuen Mitgliedstaaten andere Erfahrungen und Herausforderungen auf (zum Beispiel in Skandinavien, Mittel- und Osteuropa und auf den Mittelmeerinseln).“

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1491 Gigawattstunden Strom aus Klärgas im Jahr 2017 erzeugt

Im Jahr 2017 wurden in Deutschland 1491 Gigawattstunden Strom aus Klärgas in Kläranlagen erzeugt.Gegenüber 2016 war das ein Plus von 2,8 %.Mit dieser Strommenge könnte bei einem durchschnittlichen Pro-Kopf-Stromverbrauch von rund 1900 Kilowattstunden eine Großstadt wie Frankfurt am Main ein Jahr lang mit Strom versorgt werden.Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) weiter mitteilt, hatte Klärgas im Jahr 2017 einen Anteil von rund 1 % an der gesamten Strombereitstellung aus erneuerbaren Energien.
Von den rund 10 000 Kläranlagen in Deutschland erzeugten 1258 Anlagen im Jahr 2017 Klärgas, davon 87 % mit Stromgewinnung.Im Jahr 1998 – dem ersten Jahr der Erfassung der Stromerzeugung in Kläranlagen – waren es 1114 Anlagen mit Klärgasgewinnung gewesen, von denen nur rund die Hälfte daraus Strom erzeugt hatte.
Strom und Wärme aus Klärgas werden heute meist vor Ort in Blockheizkraftwerken erzeugt, wobei der überwiegende Teil des Stromes (2017: 92 %) innerhalb der Kläranlagen verbraucht wird.Auch die dabei anfallende Abwärme wird in den meisten Fällen selbst genutzt, beispielsweise zur Beheizung der Faultürme.

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IFAT India 2018 erstmals mit Buyer-Seller Forum

Um Ausstellern und Besuchern zu passgenauen Geschäftskontakten zu verhelfen, bietet die IFAT India 2018 erstmals eine Plattform für vorab arrangierte Meetings auf einem Buyer-Seller Forum an.Indiens führende Fachmesse für Umwelttechnologien findet vom 15.bis 17.Oktober 2018 im Bombay Exhibition Center in Mumbai statt.
Bereits im Vorfeld der IFAT India 2018 können die ausstellenden Unternehmen den Messeorganisatoren über ein Formular angeben, welche Zielgruppen, Industrien oder Firmen für sie als potenzielle Geschäftspartner interessant sind.Anhand dieser Informationen arrangieren die Veranstalter jeweils 15-minütige Treffen an einem der drei Messetage.Die Buyer-Seller Meetings finden dann in einem separaten Bereich in der Messehalle statt.Der neue Service ist für beide Parteien kostenlos.

www.ifat-india.com

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Thüringen: Neue Förderrichtlinie für Kleinkläranlagen in Kraft

Ab dem 13.August 2018 ist eine neue Förderrichtlinie für Kleinkläranlagen in Thüringen in Kraft getreten (Thüringer Staatsanzeiger, Nr.33/2018 vom 13.August 2018).Grundstückseigentümer erhalten jetzt einen höheren Zuschuss für den Ersatz-Neubau oder die Nachrüstung einer bestehenden Kleinkläranlage.Im Wesentlichen geht es um folgende Neuerungen:

Für den Ersatz-Neubau einer Kleinkläranlage für 4 Einwohner erhöht sich der Grundzuschuss von 1500 € auf 2500 € zuzüglich 250 € für jeden weiteren Einwohner (bisher 150 €).
Für die Nachrüstung einer vorhandenen Kleinkläranlage für vier Einwohner erhöht sich der Grundzuschuss von 750 € auf 1250 € zuzüglich 125 € für jeden weiteren Einwohner (bisher 75 €).
Bei der Errichtung von privaten und öffentlichen Gruppenkleinkläranlagen, also Kleinkläranlagen für mehrere Grundstücke, gibt es für den Bau von Schmutzwasserkanälen, die im öffentlichen Raum liegen, einen Zuschuss von 250 € pro Meter.

Bei der Errichtung von rein öffentlichen Gruppenkleinkläranlagen, also Kleinkläranlagen der Abwasserzweckverbände bzw.eigenentsorgenden Gemeinden, wird der Zuschuss zusätzlich um 10 % erhöht.
Bei privaten Bauherren kann alternativ zu den Zuschüssen weiterhin ein zinsgünstiges Darlehen gewährt werden.

Die Förderung ist für die Grundstückseigentümer möglich, deren Grundstück nach dem Abwasserbeseitigungskonzept des Zweckverbandes oder der eigenentsorgenden Gemeinde dauerhaft nicht an eine kommunale Abwasserentsorgung angeschlossen werden soll.Anträge für die Förderung von Kleinkläranlagen sind ausschließlich an die Abwasserzweckverbände bzw.eigenentsorgenden Gemeinden zu richten.Die Überarbeitung der Richtlinie zur Förderung von Kleinkläranlagen im Freistaat Thüringen ist Teil des Abwasserpaktes, der zwischen dem Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz und dem Gemeinde- und Städtebund Thüringen geschlossen wurde.

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Erftverband erstellt Machbarkeitsstudien für zehn Kläranlagen

Das aufwendige Untersuchungsprogramm „Spurenstoffagenda Erft“ des Erftverbands zeigt, dass Spurenstoffe unter anderem über das gereinigte Abwasser und Mischwasserentlastungen aus dem Kanalnetz in die Gewässer eingetragen werden.Auf Grundlage der ermittelten Messwerte erstellte der Erftverband für die zehn im Programm untersuchten Kläranlagen Machbarkeitsstudien.Dabei betrachtete er unterschiedliche Verfahren zur Spurenstoffelimination, unter anderem die Zugabe von Ozon sowie die Zugabe von Aktivkohle.
Ziel dieser Studien war zum einen, die Umsetzbarkeit für die jeweilige Anlage zu untersuchen und die beste Technik zur Spurenstoffelimination auszuwählen sowie auch die Kosten und die spezifischen Kosten pro Kubikmeter Abwasser für die Behandlung des Abwassers mit einer vierten Reinigungsstufe zu ermitteln.
Die Machbarkeitsstudien zeigen, dass die spezifischen Kosten für die zusätzliche Reinigungsstufe – je nach Verfahren und vorhandener Technik – in der Regel zwischen 10 und 20 Cent pro Kubikmeter Abwasser liegen würden.Untersucht wurde auch, welche wirtschaftlichen Unterschiede sich ergeben, wenn statt 100 Prozent des gereinigten Abwassers (Vollstrombehandlung) nur 80 Prozent (Teilstrombehandlung) in einer vierten Reinigungsstufe nachbehandelt werden.Dabei zeigte sich, dass der Wirkungsgrad einer Vollstrombehandlung nur rund zwei Prozent höher ist als der Wirkungsgrad der Teilstrombehandlung, jedoch eine rund 40 bis 50 Prozent höhere Investition notwendig wäre.
Unabhängig von der Spurenstoffagenda Erft bearbeitet der Erftverband derzeit mehrere Projekte zur Spurenstoffelimination, die vom Land Nordrhein- Westfalen gefördert werden.Seit Februar 2018 baut der Verband auf dem Gelände der Kläranlage Rheinbach einen Retentionsbodenfilter, über den das gereinigte Abwasser der Kläranlage geleitet wird, um Spurenstoffe zurückzuhalten.Darüber hinaus hat der Erftverband ein Forschungs- und Entwicklungsprojekt für die Kläranlage Glessen beantragt, in dem das gereinigte Abwasser aus der Membrananlage über einen Filter mit granulierter Aktivkohle geleitet wird.Beim dritten Projekt auf dem Gruppenklärwerk Kaarst-Nordkanal soll Pulveraktivkohle direkt in die Belebungsbecken mit der Membrananlage gegeben werden, um die Spurenstoffe ohne zusätzliche Reinigungsstufe zurückzuhalten.

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Spurenstoffagenda Erft: Diclofenac am häufigsten im Gewässer nachgewiesen

Das aufwendige Untersuchungsprogramm „Spurenstoffagenda Erft“ zeigt, dass vor allem der als Schmerz- und Rheumamittel bekannte Wirkstoff Diclofenac aus den kommunalen Abwasseranlagen in die Gewässer gelangt.Die ebenfalls in der Studie des Erftverbandes untersuchten Leitparameter Carbamazepin (Schmerzmittel), Clarithromycin und Sulfamethoxazol (Antibiotika), Sotalol und Metoprolol (Betablocker) sowie Benzotriazol (Korrosionsschutz) blieben dagegen unauffällig.Die Studie zeigt auch, dass sich die Konzentration von Diclofenac bis zur Erftmündung um maximal 70 Prozent reduzieren lässt, wenn alle zehn untersuchten Kläranlagen mit einer vierten Reinigungsstufe nachgerüstet werden.
Insgesamt untersuchte der Erftverband 150 Stoffe – Arzneimittel, Röntgenkontrastmittel, Pestizide sowie deren Abbauprodukte – auf ihre Konzentration im gereinigten Abwasser sowie im Gewässer sowohl vor als auch hinter den Abläufen von zehn Kläranlagen.

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DPP und DECHEMA: Kooperationsvereinbarung unterzeichnet

Die Deutsche Phosphor-Plattform (DPP) und die DECHEMA Gesellschaft für Chemische Technik und Biotechnologie e. V.haben eine Kooperationsvereinbarung unterzeichnet, die unter anderem eine langfristige Zusammenarbeit der beiden gemeinnützigen Einrichtungen auf dem Gebiet des Nährstoffmanagements beinhaltet.Insbesondere soll es darum gehen, die Aktivitäten der beiden Partner dahingehend zu koordinieren, dass zukünftig gemeinsam an Themen wie Phosphor-Recycling und Rückgewinnung von Nährstoffen aus verschiedenen Stoffströmen gearbeitet wird.

www.deutsche-phosphor-plattform.de
www.dechema.de

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Niedersachsen: Hinweise zur Zwischenlagerung von Klärschlamm herausgegeben

Vor dem Hintergrund zunehmender Schwierigkeiten, Klärschlamm landwirtschaftlich zu verwerten, und den damit verbundenen Herausforderungen der Lagerung hat das Niedersächsische Umweltministerium jetzt Hinweise zu den rechtlichen und technischen Voraussetzungen für eine Zwischenlagerung von Klärschlamm an die staatlichen Gewerbeaufsichtsämter, Landkreise, Städte und kreisfreien Städte herausgegeben.Favorisiert wird darin eine Zwischenlagerung auf den Flächen der Abwasserbehandlungsanlagen.Wenn aber dort alle Möglichkeiten ausgeschöpft sind, kann eine Zwischenlagerung von bis zu drei Jahren außerhalb des Klärwerksgeländes oder mit Einverständnis des Betreibers auf geeigneten Deponien erfolgen.In jedem Fall ist eine behördliche Prüfung und Genehmigung der Zwischenlagerung erforderlich.Unterstützung erhalten die Kläranlagenbetreiber weiterhin durch das Projekt „Norddeutsches Netzwerk Klärschlamm“, das vom Land Niedersachsen gefördert und vom DWA-Landesverband Nord durchgeführt wird.Es dient unter anderem dazu, Verfahrenstechniken zu bewerten, Kooperationen zu fördern und Entsorgungskonzepte zu erstellen.Bisher hat im Agrarland Niedersachsen die landwirtschaftliche Verwertung von Klärschlamm dominiert.Monoverbrennung hat kaum eine Rolle gespielt.Die ersten Monoverbrennungsanlagen im Land werden nach Angaben von Umweltminister Olaf Lies erst in drei bis vier Jahren in Betrieb gehen.

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„Weltdienst 30+“

Freiwilligendienst im Ausland nicht nur für Ruheständler: Der Senior Experten Servic (SES) hat auch eine junge Sparte, den „Weltdienst 30+“.Dieser Dienst gibt Berufstätigen der Altersgruppe 30 die Möglichkeit, ihr Fachwissen in Entwicklungs- und Schwellenländern ehrenamtlich weiterzugeben.Für den Weltdienst 30 sucht der SES ständig Expertinnen und Experten aus allen Berufen.Einsätze dauern im Schnitt vier bis sechs Wochen bis maximal ein halbes Jahr.Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung unterstützt das Projekt.Der SES ist eine deutsche Entsendeorganisation für ehrenamtliche Fach- und Führungskräfte, eine Stiftung der deutschen Wirtschaft für internationale Zusammenarbeit.

www.ses-bonn.de 

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UN-Report: Welt nicht auf dem richtigen Weg bezüglich Wasserzielen

Die Welt ist nicht auf dem Weg, das Ziel 6 der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung (SDG 6 – Wasser und Entsorgung für alle) für Wasser und Abwasser bis zum Ablauf der Frist 2030 zu erreichen, heißt es in einem neuen UN-Bericht.Heute haben Milliarden von Menschen keinen Zugang zu sicheren Wasser- und Sanitäranlagen und zu Vorrichtungen zum Handwaschen.Ökosysteme und Wasserquellen werden immer stärker verschmutzt, und die Finanzierung von Wasser- und Sanitärversorgung ist unzureichend.
Der Bericht stützt sich auf die neuesten Daten, die für die elf globalen SDG- 6-Indikatoren verfügbar sind.Er ist eine gemeinsame Position der Familie der Vereinten Nationen.Bis zum 14.September 2018 werden die Ergebnisse des Berichts in einem Online-Multi-Stakeholder-Setting diskutiert.Dabei sollen speziell auch regionale Besonderheiten herausgearbeitet werden.

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Projekt zu digitalen Kompetenzen in der Wasserwirtschaft

Der Aufbau einer strategischen Personalentwicklung sowie eines zukunftstauglichen Kompetenzmanagements vor dem Hintergrund der fortschreitenden Digitalisierung ist Ziel des Projekts DiWaq – Digitale Kompetenzen in der Wasserwirtschaft erkennen und qualifizieren.Das Programm hat am 1.Mai 2018 begonnen und wird vom Bundesarbeitsministerium und den Europäischen Sozialfonds gefördert.Bislang nehmen am Projekt teil der Erftverband, der Niersverband und die Stadtwerke Warendorf.Es werden aber noch weitere Teilnehmer gesucht.Die teilnehmenden Wasserwirtschaftsbetriebe werden von ausgewiesenen Expertinnen und Experten der Personal- und Organisationsentwicklung der Prospektiv GmbH, einer privaten Forschungs-, Beratungs- und Qualifizierungseinrichtung mit Sitz in Dortmund, individuell betreut.Zunächst erfolgt eine Analyse der betrieblichen Gegebenheiten (Aufbauorganisation, Tätigkeitsanalyse, bestehende Instrumente der Personalentwicklung, Mitarbeiterbeurteilung etc.).Darauf aufbauend wird gemeinsam mit den verantwortlichen Unternehmensvertreterinnen und -vertretern ein individueller und detaillierter Projektplan erarbeitet.Zudem erfolgt ein regelmäßiger Austausch zwischen den Unternehmen zu spezifischen Projektthemen.

www.prospektiv.de

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Wasser Berlin International 2019 abgesagt

„Die Wasser Berlin International 2019 ist abgesagt.“ So heißt es auf der Website der Veranstaltung.In einem Schreiben an die Mitglieder des Beirats der Wasser Berlin begründet die Messe Berlin diesen Schritt damit, das Konzept der Veranstaltung habe in der Branche nicht die erforderliche Resonanz gefunden, die für eine tragbare und erfolgreiche Durchführung notwendig sei.Das bisherige Konzept werde nicht fortgeführt.

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UFZ plädiert für Arzneimittelabgabe

Ökonomisch sinnvoll, juristisch machbar und gesellschaftlich fair – die Einführung einer Arzneimittelabgabe stellt für die Wissenschaftler des Umweltforschungszentrums Leipzig (UFZ) eine der besten Möglichkeiten zur Finanzierung einer vierten Reinigungsstufe auf Kläranlagen dar.Die Forscher des UFZ haben im Auftrag des Umweltbundesamtes ein Gutachten erstellt, indem sie das Instrument einer Arzneimittelabgabe juristisch beleuchten.Auch die Finanzierung von Maßnahmen einer Mikroschadstoffstrategie wäre mit dem Abgabenaufkommen denkbar.Alternative Finanzierungsformen wie Steuern oder erhöhte Abwassergebühren sind laut dem UFZ zwar auch möglich, aus Sicht der Forscher aber gesellschaftlich nicht fair.Diese Finanzierungsmöglichkeiten verletzen für das UFZ das Verursacherprinzip.Die Forscher plädieren aber nicht nur für eine Arzneimittelabgabe, sie schlagen auch ein konkretes Konzept mit einem dreistufigen Tarif vor.So soll bei Arzneimitteln, deren Gewässerschädlichkeit noch nicht abschließend geklärt ist, nach dem Vorsorgeprinzip eine Abgabe für die mutmaßliche Gewässerrelevanz erhoben werden.Liegt eine eindeutige gewässerschädigende Wirkung vor, wäre eine erhöhte Abgabe fällig.Kann hingegen nachgewiesen werden, dass das Arzneimittel unschädlich ist, würde der Wirkstoff von der Abgabe befreit.Wichtig dabei: Die Nachweispflicht soll bei den Herstellern liegen.Die anzuwendenden Testverfahren sollen dabei gesetzlich vorgeschrieben werden.Detaillierte Informationen bezüglich des Abgabenkonzeptes enthält die UBA-Publikation „Arzneimittelabgabe – Inpflichtnahme des Arzneimittelsektors für Maßnahmen zur Reduktion von Mikroschadstoffen in Gewässern“ (UBA-Texte 115/2017).

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Anlage zur Nutzung von Kraftwerksabwärme zur Trocknung von Klärschlämmen geplant

Eine Anlage zur Trocknung von Klärschlamm, die Abwärme eines Kraftwerks nutzt, plant die OEWA Wasser und Abwasser GmbH am Standort Boxberg (Oberlausitz).Die Anlage kostet rund sechs Millionen Euro.„Mit dieser Trocknungsanlage können wir den Betreibern kommunaler Kläranlagen in der Region, die ihre Klärschlämme nicht mehr landwirtschaftlich verwerten dürfen, eine kosteneffiziente und ökologisch sinnvolle Alternative zu anderen Verwertungswegen von Klärschlämmen bieten und ihnen damit langfristig wirtschaftliche Entsorgungskosten garantieren“, sagt Laurent Hequet, Vorsitzender der OEWA-Geschäftsführung.Damit müssten sie keine hohen Kosten für einen langen Transport der Klärschlämme in andere Regionen oder für eine andere kostenintensive Aufbereitung tragen, ergänzt er.Bisher gibt es im Umkreis von 200 Kilometern keine vergleichbare Anlage.Durch die Klärschlammtrocknung könne aus dem Klärschlamm ein Ersatzbrennstoff hergestellt werden, der qualitativ hinsichtlich seiner Brennbarkeit der Braunkohle entspricht.Pro Jahr sollen in der neuen Anlage bis zu 50 000 Tonnen Klärschlamm getrocknet werden.Pro Tag werden circa 150 bis 200 Tonnen Klärschlamm mit dem LKW angeliefert.Rund 6,5 Tonnen Klärschlamm durchlaufen pro Stunde den Trockner.Der getrocknete Schlamm kann später in der Zementproduktion eingesetzt oder – wie bereits heute gehandhabt – im Kraftwerk der LEAG mitverbrannt werden.Die Anlage soll Anfang 2020 ihren Betrieb aufnehmen.

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Bremen entwickelt Auskunfts-und Informationssystem zur Starkregenvorsorge

Mit einem neuen Auskunfts- und Informationssystem zur Starkregenvorsorge (AIS) will das Land Bremen seine im Mai 2018 beschlossene Klimafolgenanpassungsstrategie umsetzen und Bürger und Gebäudeeigentümer direkt in die Planungsprozesse der Senatsverwaltung einbinden.Fachlich und finanziell fördert die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) das Projekt mit 121 400 Euro.Koordiniert wird die Entwicklung von der Dr.Pecher AG (Erkrath, Nordrhein- Westfalen).Die Idee für dieses Auskunftssystem wurde ausgehend von den Erkenntnissen des Projekts KLAS – Klimaanpassungsstrategie Starkregen in Bremen – entwickelt.Damit kann die Starkregenvorsorge im Risikomanagement, in der wassersensiblen Stadtentwicklung und der Stärkung der Eigenvorsorge von Grundstückseigentümern wirkungsvoll unterstützt werden.

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Blauer Kompass 2018 für Technische Betriebe Solingen

Große Auszeichnung für die Technischen Betriebe Solingen.Das Bundesumweltministerium und das Umweltbundesamt haben die Technischen Betriebe in der Kategorie „Private oder kommunale Unternehmen“ mit dem Blauen Kompass 2018 ausgezeichnet.Die Technischen Betriebe Solingen haben ein integriertes Konzept zur Stadtentwässerung entwickelt, das nicht alleine auf das Kanalnetz setzt.Weitere Preiskategorien sind Bildungs- und Forschungseinrichtungen sowie Vereine, Stiftungen und Verbände.Die Auszeichnung in der Kategorie Bildung und Forschung ging an die Pädagogische Hochschule Heidelberg für gemeinsam mit lokalen Partnern entwickelte Lernmodule zur Klimaanpassung für Auszubildende.In der Kategorie Vereine erhielt die Initiativgruppe „Unternehmen engagiert fürs Veedel“ die Auszeichnung für die Anlage von Gemeinschaftsgärten, begrünten Fassaden und Versickerungsflächen.Mit dem Wettbewerb „Blauer Kompass“ zeichnet das Umweltbundesamt bereits zum dritten Mal in drei Kategorien Projekte zum Umgang mit den Folgen des Klimawandels aus.In diesem Jahr wählte die Jury dafür drei Gewinner aus 111 eingereichten Projekten aus.

Alle prämierten und nominierten Projekte gibt es in der KomPass-Tatenbank:
www.uba.de/tatenbank

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Wasserver- und -entsorgung in Rostock wieder in kommunaler Hand

Die Wasserver- und -entsorgung in Rostock und Umgebung obliegen wieder einem kommunalem Unternehmen: Am 1. Juli um 0 Uhr übernahm die Nordwasser GmbH im Auftrag des Warnow-Wasser- und Abwasserverbandes (WWAV) die Wasserversorgung und Abwasserentsorgung für die Hanse- und Universitätsstadt Rostock und die 28 Mitgliedsgemeinden des Zweckverbandes Wasser Abwasser Rostock-Land von der Eurawasser Nord GmbH.Damit ist die von der Rostocker Bürgerschaft, dem Zweckverband Wasser Abwasser Rostock-Land und dem WWAV vor vier Jahren beschlossene und auf den Weg gebrachte Rekommunalisierung der Wasserwirtschaft in Rostock und im Umland erfolgreich umgesetzt worden.Im Vorfeld des Betreiberwechsels hatte der zuständige WWAV auf Basis des kommunalen Dienstleistermodells die Gebühren neu kalkuliert und beschlossen.So gelten ab dem 1.Juli 2018 im Hoheitsbereich des WWAV eine um 24 Prozent abgesenkte Trinkwasser-Mengengebühr und eine um 14 Prozent reduzierte Schmutzwasser-Mengengebühr.300 Mitarbeiter sind im Zuge des Betriebsübergangs von Eurawasser zu Nordwasser gewechselt.„Vor 25 Jahren gab es gute Gründe für ein öffentlich-privates Betreibermodell, so wie es jetzt gute Gründe gibt, die Wasserwirtschaft im Interesse der Einwohnerinnen und Einwohner zurück in die öffentliche Hand zu geben“, sagte Rostocks Oberbürgermeister Roland Methling.

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Zweckverband Abwasserentsorgung Rheinhessen technisch und organisatorisch gut aufgestellt

Der Zweckverband Abwasserentsorgung Rheinhessen (ZAR) ist Mitte Juni von der DWA mit dem Qualitätssiegel Technisches Sicherheitsmanagement (TSM) in der Sparte Abwasser ausgezeichnet worden.Die Bestätigung wurde Werkleiter Dipl.-Ing.Herwig Lepherc vom Vorsitzenden des DWA-Landesverbands Hessen/ Rheinland-Pfalz/Saarland, Dipl.-Ing.Peter Lubenau überreicht.Werkleiter Lepherc sagte: „Wir haben einen sehr anstrengenden und langen Weg hinter uns, aber die Mühen haben sich gelohnt.Der Arbeitsprozess zum TSM-Zertifikat war für unseren noch jungen Verband auch ein Mittel des fortlaufenden Integrationsprozesses der Verbandsmitglieder und hat auch eine identifikationsstiftende Wirkung entfaltet.Darüber hinaus hat er das Ziel, organisatorische Lücken zu beseitigen, voll erfüllt“.Die TSM-Bestätigung bescheinigt dem Verband die sichere, wirtschaftliche, nachhaltige und umweltfreundliche Abwasserentsorgung. Dazu musste sich das Unternehmen im Dezember 2017 einer zweitägigen, frei willigen Überprüfung durch ein unabhängiges DWA-Expertenteam stellen.Grundlage für die Überprüfung des technischen Sicherheitsmanagements ist das Arbeitsblatt DWA-M 1000 „Anforderungen an die Qualifikation und die Organisation von Betreibern von Abwasseranlagen“.

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Erster Spatenstich zum Bau der ersten Klärschlamm-Pyrolyseanlage in Sachsen

Eine Anlage zur Klärschlammpyrolyse will der Zweckverband Frohnbach auf seiner zentralen Kläranlage Niederfrohna bauen.Damit beginnt nach Angaben des sächsischen Umweltministeriums der erste sächsische Kläranlagenbetreiber mit der technischen Umsetzung zur Erfüllung der neuen Klärschlammverordnung.Den ersten Spatenstich für die Anlage hat Sachsens Umweltminister Thomas Schmidt am 20.Juni 2018 gesetzt.In der Anlage soll die Klärschlammmenge von etwa 1450 Tonnen im Jahr um etwa 90 Prozent auf unter 170 Tonnen Pyrolyserückstand pro Jahr in der Kläranlage Niederfrohna reduziert werden.In diesem erzeugten Karbonisat sind pro Jahr über 20 Tonnen Phosphor enthalten.Bei der Entwicklung des Projekts wurde außerdem Wert darauf gelegt, alle vorhandenen Energieträger wie Klärgas, Elektroenergie und die Abwärme des Blockheizkraftwerks einzubinden, um eine möglichst gute Energie- und CO2-Bilanz zu erreichen.Kernstück des Neubaus bilden die Trocknungs- sowie die Pyrolyseeinheit, die in das bestehende Kläranlagenareal integriert werden.Die Umsetzung des Pyrolyse-Projekts wird zu 80 Prozent durch Mittel des Freistaates Sachsen gefördert.Der gesamte Finanzrahmen beträgt etwa 3,2 Millionen Euro.Das Projekt ist außerdem Teil der Zukunftsinitiative simul des Sächsischen Staatsministeriums für Umwelt und Landwirtschaft

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Verfahrenskennblätter der Phosphorrückgewinnung

Die Deutsche Phosphor-Plattform (DPP), Frankfurt a. M., hat Mitte Mai auf der IFAT in München Verfahrenskennblätter für die verschiedenen Verfahren der Phosphorrückgewinnung aus Klärschlamm und Klärschlammaschen sowie zur thermischen Vorbehandlung vorgestellt.Die aktuell 14 vorhandenen Kennblätter wurden im Jahr 2017 von der DPP gemeinsam mit den jeweiligen Technologieentwicklern erstellt.Neben einer Kurzbeschreibung der jeweiligen Technologie sind Angaben zu bereits realisierten Referenzanlagen und den erzeugten Phosphor-Rezyklaten enthalten.Die Datenblätter werden ab jetzt laufend in Zusammenarbeit mit Experten von Ingenieurbüros und den Verfahrensanbietern auf den neuesten Stand gebracht.Angabe zu den Kosten und genauen Massenströmen der Verfahren sind in den Kennblättern nicht enthalten.Zum einen gibt es wenig aussagekräftiges Material seitens der Verfahrensgeber zu den tatsächlichen Kosten, zum anderen sind viele der Verfahren auch noch in der Pilotierung, so dass erst noch verlässliche Zahlen ermittelt werden müssen.Bestärkt in dem bewussten Verzicht auf diese Daten wurde die DPP nach eigenen Angaben indirekt aus der Schweiz.Im Rahmen einer verfahrenstechnischen Marktanalyse sollten dort ebenfalls die Kosten der Verfahren zur Phosphor-Rückgewinnung ermittelt werden.Die Analyse kam zu dem Schluss, die Thematik in zwei Jahren nochmals aufzugreifen, da aktuell zu wenige marktrelevante Daten vorhanden seien.Die DPP hat aber angekündigt, bereits Anfang 2019 eine aktualisierte Fassung der Kennblätter zu veröffentlichen, falls dann neue und abgesicherte Daten und Zahlen zur Verfügung stehen sollten.Die Erstellung der Verfahrenskennblätter ist Teil des DBU-geförderten Projektes „Phosphorrückgewinnung: wer, wie, was? – Umsetzung einer iterativen zielgruppenorientierten Kommunikationsstrategie“.

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Mikroplastik in deutschen Gewässern

Eine Beurteilung, inwiefern Gewässer in Deutschland durch Mikrokunststoffe belastet sind, ist nach Auffassung der Bundesregierung derzeit nicht möglich.Es fehlten sowohl Bewertungskonzepte als auch eine harmonisierte oder standardisierte Analysemethodik, schreibt die Bundesregierung in einer Antwort (Bundestags-Drucksache 19/3007) auf eine Kleine Anfrage der FDP-Fraktion.Allerdings hätten erste Erfassungen im Wattenmeer der Nordsee darauf hingewiesen, „dass Mikrokunststoff im Wasser, im Sediment und in Lebewesen anzutreffen ist“.Als möglicher Hauptverursacher des Mikrokunststoffeintrags in die Gewässer gelte Reifenabrieb, heißt es in der Antwort.Die Bundesregierung verweist zudem auf diverse themenbezogene Forschungsvorhaben.

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Starkregen auf dem Mars

Geländestrukturen auf dem Mars gleichen denen von Trockengebieten auf der Erde.Das zeigen Forscher der ETH Zürich und der University of Chicago laut einer aktuellen Veröffentlichung anhand der Winkel von Flusstal-Verzweigungen.Sie schließen daraus auf ein urzeitliches Mars-Klima, in dem sporadische Starkniederschläge Täler erodierten.Den Einfluss von Grund- oder Schmelzwasser aus dem Boden schließen sie aus.In Arizona beispielsweise auf einem Übungsgelände der NASA, wo Mars-Missionen vorbereitet werden, beobachteten die Forscher im Gewässernetz dasselbe Muster.Bedingungen wie in heutigen irdischen Trockengebieten herrschten auf dem Mars wahrscheinlich nur während einer ziemlich kurzen Epoche vor circa 3,6 bis 3,8 Milliarden Jahren.- Download der Originalveröffentlichung in Science Advances.

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Kraftstoff aus der Kläranlage

Einen Schritt zu einem geschlossenen Kohlendioxid-Kreislauf gehen die Ausgründung des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) Ineratec und das spanische Energieunternehmen Gas Natural Fenosa: Im katalonischen Sabadell haben sie eine Anlage errichtet, die aus Kohlendioxid und Wasserstoff synthetisches Erdgas erzeugt.Das Verfahren basiert auf der Herstellung von Wasserstoff durch Elektrolyse und dessen Reaktion mit Kohlendioxid aus biogenen Quellen – zum Beispiel aus Klärschlamm.Bislang war solch eine dezentrale Produktion nicht wirtschaftlich möglich, weil für das chemische Verfahren normalerweise extrem teure, großtechnische chemische Anlagen nötig sind.Den Ineratec-Gründern gelang der Durchbruch, indem sie eine passende chemische Reaktortechnologie entwickelten, die zum Beispiel in einen Schiffscontainer passt.Die fertig montierten, modularen Kompaktanlagen sind nach dem Baukastensystem konzipiert, sodass sich die Kapazität ganz nach Bedarf erweitern lässt.Die Pilotanlage in Sabadell soll vorerst 100 Kubikmeter Gas pro Tag produzieren.Sie ist zusätzlich mit einem Katalysator ausgestattet, der vom katalonischen Institut für Energieforschung (IREC) für die Umsetzung von Kohlendioxid aus biogenen Quellen entwickelt wurde.Die Anlage ist Teil des spanischen Projekts Synthetic Fuels – Combustibles Sintètics (CoSin), das vom Europäischen Fonds für regionale Entwicklung gefördert wird.

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Europäische Gewässer werden sauberer, aber große Herausforderungen bleiben bestehen

Trotz der Fortschritte in der Verbesserung der Umweltqualität vieler Seen, Flüsse, Küstengewässer und des Grundwassers in Europa in den letzten Jahrzehnten bestehen weiterhin ernsthafte Bedrohungen für deren langfristige Gesundheit.Ursachen sind Umweltverschmutzung, Bauobjekte wie Dämme, und übermäßige Wasserentnahme, so – ein Bericht über die Wasserqualität von der Europäischen Umweltagentur (EUA).Der EUA-Bericht über die Wasserqualität ist der zweite seit 2012.Eine große Mehrheit der europäischen Gewässer erfüllt nach wie vor nicht das in der Europäischen Union angestrebte Minimalziel des „guten Zustands“.Die EU-Mitgliedstaaten haben deutliche Anstrengungen zur Verbesserung der Wasserqualität unternommen, unter anderem durch Verbesserung der Abwasserbehandlung und Senkung der Einleitung von Schadstoffen aus dem Ackerland, heißt es im Bericht der Europäischen Umweltagentur „Europäische Gewässer – Beurteilung des Zustands und der Belastungen 2018″.Es wurden zudem Maßnahmen ergriffen, um Passagen für wandernde Fische zu schaffen und degradierte aquatische Ökosysteme wiederherzustellen.Während die europäischen Grundwasserkörper, wie Grundwasserleiter, in den meisten Fällen eine gute Qualität aufweisen, erreichen nur 40 % der überwachten Seen, Flüsse, Mündungsgebiete und Küstengewässer die Mindestanforderungen der EU-Wasserrahmenrichtlinie mit einem „guten“ oder „sehr guten“ ökologischen Zustand im Überwachungszeitraum 2010-2015, so der Bericht.Die letzte Bewertung der Europäischen Umweltagentur im Jahr 2012 stellte ein ähnliches Maß an Gewässern mit „gutem“ oder „sehr gutem“ ökologischem Zustand fest.Der EUA-Bericht untersuchte auch den quantitativen Zustand und die übermäßige Entnahme des Grundwassers in Europa sowie den allgemeinen chemischen Zustand der Gewässer.Der EUA-Bericht enthält eine aktualisierte Qualitätsbewertung für über 130 000 Oberflächen- und Grundwasserkörper auf Basis gemeldeter Daten für den Zeitraum 2010 bis 2015, die im Rahmen von mehr als 160 Bewirtschaftungsplänen für die Einzugsgebiete von den EU-Mitgliedstaaten überwacht werden.

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Niedersachsen: Entsorgungsengpass beim Klärschlamm

Infolge der gesetzlichen Änderungen bei der Klärschlamm- und Düngeverordnung stehen zunehmend mehr niedersächsische Kläranlagen vor dem Problem, wie sie den bei sich anfallenden Klärschlamm noch landwirtschaftlich verwerten können.Eine durch den DWA-Landesverband Nord ausgewertete Umfrage im Auftrag des Niedersächsischen Ministeriums für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz (MU) bei den Betreibern von Kläranlagen zeigt, dass bereits jetzt die Entsorgung des Klärschlamms bei fast 40 Betrieben nicht mehr gesichert ist.Bis Ende 2018 könnten 60 weitere hinzukommen: Bei ihnen enden bestehende Entsorgungsverträge im Laufe des Jahres.Insgesamt entstehen in diesen 100 Anlagen über 250 000 Tonnen entwässerter Schlamm, umgerechnet in Trockenrückstand bedeutet dies eine Menge von etwa 60 000 Tonnen.Das entspricht beinahe einem Drittel der jährlich in Niedersachsen anfallenden Schlammmenge.
Die Zahlen verdeutlichen, was die Mitglieder einer im MU eingerichteten Arbeitsgruppe, die sich mit der Sicherstellung der Klärschlammentsorgung beschäftigt, aus den Gesprächen mit Kläranlagenbetreibern hören.Der Arbeitsgruppe gehören Vertreter von Interessen-und Fachverbänden sowie die kommunalen Spitzenverbände an.Sie will nun die Kommunen bei der Suche nach Zwischenlagermöglichkeiten unterstützen.

Die Auswertung der Umfrage ist auf der Webseite des DWA-Landesverbands Nord abrufbar:
https://www.dwa-nord.de/de/aktuelles.html

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DVGW erwirbt Mehrheit am IWW Zentrum Wasser

Der Deutsche Verein des Gas- und Wasserfaches (DVGW) hat seine Anteile am IWW Zentrum Wasser in Mülheim auf eine Mehrheitsbeteiligung von 85 Prozent erhöht.Damit ergänzt der DVGW sein Kompetenznetzwerk um ein führendes Forschungsinstitut im Wassersektor.Zum Netzwerk der DVGW-Wasserforschung zählen bereits das Technologiezentrum Wasser mit Standorten in Karlsruhe und Dresden, die DVGW-Forschungsstelle am Engler-Bunte-Institut des KIT in Karlsruhe, die DVGW-Forschungsstelle an der TU Hamburg sowie das Technologie- und Innovationsmanagement der DVGW-Hauptgeschäftsstelle in Bonn.

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EU-Kommission schlägt Maßnahmen zur Wasserwiederverwendung vor

Neue Vorschriften, um die Wasserwiederverwendung für die landwirtschaftliche Bewässerung in der EU zu fördern und zu erleichtern, schlägt die EU-Kommission vor.Die neuen Vorschriften werden Landwirte dabei unterstützen, nicht trinkbares Abwasser bestmöglich zu nutzen.Die Vorschriften tragen damit zur Bewältigung des Problems der Wasserknappheit bei und dienen gleichzeitig dem Schutz der Umwelt und der Verbraucher.
Im Einzelnen schlägt die Kommission vor: Mindestanforderungen für die Wiederverwendung von behandeltem Abwasser aus kommunalen Abwasserbehandlungsanlagen, die sich auf mikrobiologische Aspekte (zum Beispiel Konzentration von E-coli-Bakterien) und Anforderungen an die Routine- und die Validierungsüberwachung erstrecken.Diese Mindestanforderungen werden garantieren, dass das nach den neuen Vorschriften erzeugte aufbereitete Wasser sicher ist, sodass es für die Bewässerung genutzt werden kann.Risikomanagement, um etwaige weitere Gefahren zu beseitigen, die der sicheren Wasserwiederverwendung entgegenstehen.Mehr Transparenz: Die Öffentlichkeit wird online Zugang zu Informationen über die Wasserwiederverwendungspraktiken in den EU-Mitgliedstaaten haben.
Die neuen Vorschriften sollen sicherstellen, dass aufbereitetes Wasser aus kommunalen Abwasserbehandlungsanlagen bestmöglich genutzt wird und eine zuverlässige alternative Möglichkeit der Wasserversorgung bietet.Indem nicht trinkbares Abwasser nutzbar gemacht wird, werden die neuen Vorschriften auch wirtschaftliche und ökologische Kosteneinsparungen gegenüber der Schaffung neuer Wasserversorgungsquellen möglich machen, so die EU-Kommission in einer Pressemitteilung.
Der Vorschlag ist Teil des Arbeitsprogramms 2018 der Kommission und eine Folgemaßnahme des Aktionsplans zur Kreislaufwirtschaft.Er ergänzt den bestehenden Rechtsrahmen der EU in Bezug auf Wasser und Nahrungsmittel.

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Hessen: Neues Wassergesetz beschlossen

Hessen bekommt ein neues Wassergesetz.Die Novellierung wurde am 24.Mai 2018 im Landtag beschlossen.„Mit den Änderungen im Wassergesetz sind Gülle und Pflanzenschutzmittel im Gewässerrandstreifen zukünftig verboten“, sagte Umweltministerin Priska Hinz.„Außerdem werden unsere Flüsse und Bäche barrierefrei und bieten Lebensraum für Lachs, Forelle und Äsche.Die Förderung der Eigendynamik, die wir damit erreichen, ist ein Erfolgsrezept für die Renaturierung unserer Bäche“, ergänzte Hinz.
„Das neue Wassergesetz stärkt die Funktion des Gewässerrandstreifens.So stellen wir sicher, dass Schadstoffe erst gar nicht in unsere Gewässer gelangen und die Gewässer sich freier entwickeln können“, erklärte Ministerin Hinz.Künftig werden der Einsatz von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln im Vier-Meter-Bereich des Gewässerrandstreifens untersagt.Auch darf auf diesen Flächen kein Pflug mehr eingesetzt werden, um den Eintrag von Boden in angrenzende Gewässer zu verringern.Zudem darf im Gewässerrandstreifen keine Ausweisung von Baugebieten mehr vorgenommen werden.Ebenfalls gelten hier strengere Regeln für die Errichtung von baulichen Anlagen.
Neben diesen Vorgaben greift der Gesetzentwurf auch das Prinzip der Freiwilligkeit auf.Bei Aufgabe jeglicher landwirtschaftlicher Nutzung von Ackerflächen in einem Bereich von vier Metern entlang eines Fließgewässers soll ab 2022 ein angemessener Geldausgleich bereitgestellt werden.Außerdem wird ein Vorkaufsrecht für Flächen im Gewässerrandstreifen zugunsten der gewässerunterhaltungspflichtigen Kommunen aufgenommen.Dies wird flankiert durch die Bereitstellung finanzieller Förderung des Landes für den Flächenankauf durch die Kommunen.
Ergänzend zu den Änderungen im Wassergesetz hat die Landesregierung eine verbesserte Förderung von Renaturierungsmaßnahmen auf den Weg gebracht und die Unterstützung der Kommunen durch Gewässerberater ausgeweitet.

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Umweltausschuss: Multiresistente Keime im Fokus

Der Forschungsstand zur Verhinderung der Ausbreitung multiresistenter Keime im Wasser weist noch erhebliche Lücken auf.Damit fehlt eine belastbare Datengrundlage zur Beurteilung möglicher Maßnahmen.Das war die einhellige Meinung der Sachverständigen in einer öffentlichen Anhörung im Bundestagsausschuss für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit am 13.Juni 2018.Anlass der Anhörung war ein Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen (Bundestags-Drucksache 19/1159), in dem mehr Maßnahmen gegen die Ausbreitung gefordert werden.
Vor dem Hintergrund von Medienberichten über den Fund multiresistenter Keime in Bächen, Flüssen und Badeseen in Niedersachsen fordern die Grünen etwa den Einsatz von Antibiotika in der Landwirtschaft zu reduzieren.Besonders alarmierend sei, dass antibiotikaresistente Keime in Gewässern in relevanter Zahl auch gegen Colistin resistent sind, ein Medikament, das in der Humanmedizin nur in lebensbedrohlichen Situationen eingesetzt wird, im Mastbetrieb jedoch in größeren Mengen.
Gewässerkundler Thomas U. Berendonk führte aus, dass resistente Bakterien eine biologische Verschmutzung, keine chemische darstellen, die zudem momentan gar nicht statistisch erfasst werde.Über die Dynamik, wie stark sich multiresistente Keime vermehren und wie die Resistenz weitergegeben wird, können momentan keine validen Aussagen getroffen werden, so der Forscher.
Im sogenannten One-health-Konzept der Human- und Tiermedizin sei der Bereich der Umwelt in der Vergangenheit zu wenig berücksichtigt worden, sagte Martin Exner vom Institut für Hygiene und öffentliche Gesundheit des Universitätsklinikums Bonn.Insbesondere spiele die Belastung durch Krankenhausabwässer eine Rolle, da die Erreger über einen
dass wir zwischen 90 und 99 Prozent der Keime eliminieren können.Wir sprechen also über den restlichen Prozentanteil“, so Nafo.Es sei vor allem mehr Zeit zum Forschen in Reallaboren und Pilotanlagen nötig, um verschiedene Lösungsansätze miteinander zu kombinieren, sagte der Sachverständige.Auch Norbert Jardin vom Ruhrverband beschrieb, dass eine vierte Reinigungsstufe nicht geeignet sei, die Resistenzlast nennenswert zu reduzieren.

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Schleswig-Holstein: Landesregierung regelt die Überwachung von Kläranlagen neu

Das Kieler Umweltministerium hat den Runderlass zur Überwachung von Kläranlagen überarbeitet und an die Wasserbehörden übersandt.Unter anderem werden Kläranlagenbetreiber dazu verpflichtet, den Einsatz von Stoffen, die nicht der Abwasserreinigung dienen, der Unteren Wasserbehörde anzuzeigen.
Kläranlagen haben die Aufgabe, ausschließlich Abwasser zu reinigen.Werden Stoffe, die nicht der Abwasserreinigung dienen, in die Kläranlage eingebracht, so können sie den Betrieb der Kläranlage und die Abwasserreinigung wesentlich stören.Die Mitbehandlung von Bioabfällen in Faulbehältern, aber auch die Zugabe von Stoffen in die Kläranlage bedürfen daher einer gesonderten Regelung.Faulbehälter bzw.Faultürme auf Kläranlagen sind Bestandteile der Abwasserbehandlung und unterliegen den Vorgaben des Wasserrechts, so das Ministerium.Dies gilt auch für die Zuga be von Bioabfällen (organische, vergärbare Stoffe) in diese Faulbehälter.Die Zugabe von Bioabfällen in den Faulturm ist nur noch zulässig, wenn nachgewiesen wird, dass diese frei von jeglichen Fremdstoffen sind.
Anlass für die Überarbeitung des Runderlasses war, dass in der Schlei Kunststoffpartikel gefunden wurden, die in Gärsubstrat (Lebensmittelreste) enthalten waren, die ein Speiseresteentsorger auf eine Kläranlage geliefert hat.

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Schweiz: Bericht zur Evaluation von Technologien zur Phosphorrückgewinnung erschienen

Obwohl vielversprechende Verfahren zur Rückgewinnung von Phosphor aus Abwasser zur Auswahl stehen, ist es heute für Verfahrensentscheide noch zu früh.Zu diesem Schluss kommt ein Bericht aus der Schweiz, der zur koordinierten Weiterentwicklung interessanter Ansätze aufruft.
Damit die Schweiz effiziente Verfahren für die Rückgewinnung von Phosphor erhält, wurde im Herbst 2017 eine Plattform für den Dialog interessierter Kreise geschaffen.Dazu gehören die Betreiber von Kläranlagen und Klärschlammverbrennungsanlagen, die mehr als 60 % des Schweizer Klärschlammanfalls repräsentieren, aber auch betroffene Verbände.Die Plattform will den Betroffenen Grundlagen für die anstehenden Verfahrensentscheide liefern und hat dazu eine „Verfahrenstechnische Marktanalyse für die Phosphorrückgewinnung aus dem Abwasserpfad“ (VTMA) durchgeführt.An einem zweitägigen Hearing konnten im Februar 2018 relevante Technologieanbieter ihr Verfahren präsentieren und Fragen der Plattform-Beteiligten beantworten.Die daraus gewonnenen Erkenntnisse wurden in einem Schlussbericht einschließlich acht Empfehlungen zusammengefasst.

Download des Schlussberichts:
www.klärschlamm.zh.ch
www.pxch.ch

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EU: Nitratwerte in Deutschland weiterhin hoch

Die Verschmutzung von Grundwasser und Oberflächenwasser durch Nitrat aus landwirtschaftlichen Quellen geht zwar zurück.Eine weitere Verminderung des Nitrateintrages ist aber notwendig, hierfür sind vor allem Maßnahmen in der Landwirtschaft notwendig.Dies geht aus dem von der EU-Kommission vorgestellten jährlichen Bericht zur Umsetzung der Nitratrichtlinie hervor.Dem Bericht zufolge wurde in 28 Prozent der Grundwassermessstationen in Deutschland der Durchschnittswert von 50 mg Nitrat pro Liter überschritten.2016 hat die Kommission Deutschland wegen der anhaltenden Verunreinigung der deutschen Gewässer durch Nitrat vor dem Gerichtshof der EU verklagt.Die Nitratrichtlinie, die die EU-Staaten im Jahr 1991 beschlossen haben, hat zum Ziel, die Wasserqualität in Europa zu verbessern, indem die Verunreinigung von Grund- und Oberflächenwasser durch Nitrat aus landwirtschaftlichen Quellen verhindert und der Einsatz beispielhafter landwirtschaftlicher Verfahren gefördert wird.Alle EU-Länder müssen ihre Gewässer überwachen und jene bestimmen, die durch Verschmutzung bedroht sind.Des Weiteren müssen sie Aktionsprogramme aufstellen, um Nitrat-Verunreinigungen zu verhindern und zu verringern.In Deutschland ist die Düngeverordnung der wesentliche Bestandteil des nationalen Aktionsprogramms zur Umsetzung der Richtlinie.

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Münchner Stadtentwässerung baut „Photovoltaik-Park“

Die Münchner Stadtentwässerung will im Bereich des Klärwerks München II Gut Marienhof in der Gemeinde Eching eine Photovoltaik-Freiflächenanlage (PV-Park) errichten.Den entsprechenden Auftrag hat der Stadtentwässerungsausschuss der Münchner Stadtentwässerung am 12.Juni 2018 erteilt.
Mit dem PV-Park wird ein weiterer Baustein zur 100%igen Versorgung des Klärwerks München I Gut Großlappen mit eigen erzeugtem Strom gesetzt.Da der Strombedarf im Klärwerk I höher ist als im Klärwerk II, wird der im Gut Marienhof erzeugte Solarstrom über eine etwa 13 Kilometer lange unterirdische Stromleitung (entlang der Kanaltrasse) zum Klärwerk I transportiert.Durch die geplante Ost-West-Ausrichtung der Solarmodule kann eine für den Klärwerksbetrieb optimierte, das heißt gleichmäßige, Solarstromerzeugung von ca.vier Millionen Kilowattstunden im Jahr bereitgestellt werden.
Das Klärwerk Gut Großlappen ist mit einer Kapazität von rund 2,0 Millionen Einwohnerwerten das größte Klärwerk Bayerns.Mit einem Verbrauch von rund 62 Millionen Kilowattstunden im Jahr für die Reinigung des Abwassers und die Aufbereitung des Klärschlamms ist das Klärwerk einer der größten kommunalen Stromverbraucher.
Bereits seit vielen Jahren wird die im Abwasser enthaltene Biomasse zur Energieerzeugung genutzt.Der bei der Abwasserreinigung anfallende Klärschlamm wird in den Faulbehältern aufbereitet.Das dabei entstehende Faulgas wird über Blockheizkraftwerke (BHKW) in Strom und Wärme umgewandelt.In den letzten Jahren hat sich die Motorentechnik deutlich verbessert, und durch einen höheren elektrischen Wirkungsgrad erzeugen neue Motoren mehr Strom als die Motoren der alten Generation.Im Klärwerk Gut Großlappen wurden in den vergangenen zwei Jahren die aus dem Jahr 1994 stammenden BHKW ersetzt und drei neue BHKW mit einer installierten Gesamtleistung von rund 14,6 Megawatt in Betrieb genommen.Durch den verbesserten elektrischen Wirkungsgrad wird die eigene Stromerzeugung auf 38 Millionen Kilowattstunden im Jahr gesteigert.Der im Klärwerk I vorhandene Wärmebedarf kann weiterhin zu 100 Prozent durch die Eigenerzeugung gedeckt werden.
Mit der Anpassung der Motorentechnik im Klärwerk Gut Großlappen wird die im Abwasser enthaltene Energie als Strom und Wärme bestmöglich genutzt.Durch die zusätzliche Versorgung mit Solarstrom werden künftig im Klärwerk Gut Großlappen knapp drei Viertel des Strombedarfs durch eigen erzeugten Strom gedeckt.

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Bundesregierung: Mikroplastik in Kläranlagen zu über 90 Prozent eliminiert

Obwohl umfangreiche Forschungsergebnisse, vergleichbare Studien und auch eine allgemein gültige Definition von Mikro- und Nanoplastik bisher fehlen, setzt sich die Bundesregierung vorsorglich mit den Umweltauswirkungen von Mikroplastik auseinander.Dies geht aus der Antwort (Bundestags-Drucksache 19/2451) auf eine Kleine Anfrage der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hervor.In den zurückliegenden zwei Jahren hat die Bundesregierung demnach 30 Vorhaben begonnen und unterstützt, um Erkenntnisse über Mikro- und Nanoplastik in der Um welt und mögliche Maßnahmen zu deren Minimierung zu gewinnen.
Für viele Bereiche kann laut Antwort aufgrund mangelnder Daten jedoch noch keine abschließende Aussage getroffen werden.Dies betrifft beispielsweise die Plastik-Belastung deutscher Gewässer, die Toxizität von Mikroplastik und Auswirkungen auf Mensch, Tier und Pflanzen und auch die Auswirkung von Mikroplastik, das im Verdauungstrakt einiger häufig in Deutschland verzehrter Fischen gefunden wurde.Erkenntnisse gibt es jedoch über den Gehalt von Mikroplastik in behandeltem Abwasser: Noch nicht veröffentlichte Untersuchungsergebnisse, die der Bundesregierung jedoch bereits vorliegen, zeigten, dass in den untersuchten Kläranlagen Mikroplastik zu weit über 90 Prozent eliminiert werden kann, schreibt die Bundesregierung.
Die Bundesregierung betont zudem, das Thema Meeresmüll und Kunststoffe rechtzeitig erkannt zu haben.Das Vorkommen und der Eintrag von unerwünschten Kunststoffen müssten reduziert werden, dabei stünde der Schutz der Meere im Vordergrund, heißt es in der Antwort.Lösungen könnten jedoch nur europäisch oder international sein.

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Einrichtung der Arbeitsgruppe KEK-10.6 „Abwasserentsorgung und Sicherstellung ihrer Energieversorgung“

Auf Basis der Beratungen im Rahmen des Expertengespräches hat der DWA-Fachausschuss KEK-10 „Energie in der Wasser-und Abfallwirtschaft“ beschlossen, die neue Arbeitsgruppe KEK-10.6 „Abwasserentsorgung und Sicherstellung ihrer Energieversorgung“ unter der Leitung von Herrn Dipl.-Ing.Heinz Brandenburg (Köln) einzurichten.Die Arbeitsgruppe soll – analog dem obigen Expertengespräch – interdisziplinär sowohl mit Fachleuten externer Institutionen als auch innerhalb der DWA hauptausschussübergreifend besetzt werden.
Aufgabe der neuen Arbeitsgruppe wird es sein, zunächst eine Analyse der bestehenden gesetzlichen und technischen Regeln sowie der Fachliteratur vorzunehmen.Auf dieser Basis sollen verschiedene Szenarien – vom kurzfristigen lokalen Stromausfall im Minutenbereich bis zum Blackout – abgegrenzt werden.Hierauf aufbauend sind Vorgehensweisen zu entwickeln, anhand derer Betreiber ihre individuelle Risikosituation analysieren und an ihre jeweiligen Randbedingungen angepasste Vorsorgekonzepte entwickeln können.Ziel ist es, den Betreibern ein Werkzeug an die Hand zu geben, mit dem Sie die Sicherstellung der Energieversorgung ihres Abwasserentsorgungssystems systematisch bewerten können („Stromversorgungsanalyse Abwasser“) und Maßnahmen entsprechend einem mit Behörden und gegebenenfalls politischen Entscheidungsträgern abgestimmten Sicherheitsniveau, das sich an obigen Stromausfallszenarien orientiert, umsetzen können.
Die Arbeiten sollen dabei nicht ausschließlich auf die anlagentechnischen Aspekte beschränkt bleiben.Auch Fragen z. B.zur Schulung von Mitarbeitern oder Information der Öffentlichkeit sowie zu den Aspekten des Gewässerschutzes, der Hygiene und möglichen Nachsorgemaßnahmen nach einem Schadensfall sollen berücksichtig werden.
Es ist geplant, die konstituierende Sitzung im Herbst 2018 durchzuführen.

Hinweise zur Thematik sowie Interessensbekundungen für die ehrenamtliche Mitarbeit in der Arbeitsgruppe können gerne an die Bundesgeschäftsstelle gerichtet werden, an:
DWA-Bundesgeschäftsstelle
Dipl.-Ing. Reinhard Reifenstuhl
Theodor-Heuss-Allee 17, 53773 Hennef
E-Mail: reifenstuhl@dwa.de

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Aufnahme neuer Arbeiten

Einrichtung der DWA-Arbeitsgruppe KEK-10.6 „Abwasserentsorgung und Sicherstellung ihrer Energieversorgung“
Spätestens seit Erscheinen des Romans „Blackout“ wird auch in der breiten Öffentlichkeit diskutiert, welche Folgen großflächige und länger andauernde Stromausfälle auf Infrastruktur und Gesellschaft haben können.Das Buch zeigt katastrophale Folgen wie den Zusammenbruch der Versorgung mit Lebensmitteln und Trinkwasser oder den weitgehenden Ausfall des Gesundheitssystems.Auch für den Bereich der Abwasserentsorgung wird diskutiert, ob sich Betreiber von Kanalisationssystemen und Kläranlagen auf künftige Stromausfallszenarien umfangreicher als bisher vorbereiten müssen.

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Bayern entwickelt Hinweiskarten für bessere Vorsorge gegen Hochwasser durch Sturzfluten

„Künftig sollen bayernweite Hinweiskarten Bürger und Kommunen bei der Vorsorge gegen Hochwassergefahren durch Sturzfluten unterstützen.Die Entwicklung lokaler Hinweiskarten für sturzflutgefährdete Gebiete ist ein wichtiger Meilenstein, um künftig vor Ort die Gefahr besser einschätzen zu können.Das ermöglicht eine gezielte und individuelle Vorsorge.Die Hinweiskarten sollen für ganz Bayern bis 2020 vorliegen.“ Das erklärte Bayerns Umweltminister Marcel Huber in München.Die Erstellung der Hinweiskarten erfolgt durch das Bayerische Landesamt für Umwelt gemeinsam mit der TU München, der Ludwig-Maximilians-Universität München und dem Leibniz-Rechenzentrum der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.Im Rahmen des Projekts werden Sturzfluten mithilfe von Computermodellen simuliert und verschiedene Niederschlagsszenarien erstellt.Das Umweltministerium fördert die Erstellung der Hinweiskarten mit rund 1,7 Millionen Euro.

http://q.bayern.de/sturzfluten

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Stadtwerke Heppenheim technisch und organisatorisch gut aufgestellt

Die Stadtwerke Heppenheim an der Bergstraße sind technisch und organisatorisch gut aufgestellt.Anfang Mai überreichten DWA und DVGW den Stadtwerken die entsprechenden TSM-Zertifizierungen.Für die Zertifizierung mussten sich die Stadtwerke im Oktober 2017 einer insgesamt dreitägigen Überprüfung durch ein unabhängiges DVGW- und DWA-Expertenteam stellen.Geprüft wurden die Fachkompetenz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und die organisatorischen Strukturen des Unternehmens.Die DVGW- und DWA-Experten kontrollierten zudem den technischen Zustand der Anlagen, das Störungsmanagement und die Beachtung der Sicherheitsbestimmungen.Im Bereich Trinkwasser stellten sich die Stadtwerke Heppenheim bereits zum zweiten Mal der Überprüfung, im Bereich Abwasser mit der nun durchgeführten Zertifizierung zum ersten Mal.

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DWA-Gewässerentwicklungspreis ausgelobt

Nach der vierten Vergabe im Jahr 2016 soll der DWA-Gewässerentwicklungspreis 2019 erneut vergeben werden.Ausgezeichnet werden vorbildlich durchgeführte Maßnahmen zur Erhaltung, naturnahen Gestaltung und Entwicklung von Gewässern im urbanen Bereich.Die Gewässerentwicklung in diesem Sinne umfasst alle Maßnahmen, die darauf ausgerichtet sind, die wasserwirtschaftliche und ökologische Funktionsfähigkeit und das innerstädtische/innerörtliche Erscheinungsbild sowie den Erlebniswert der Gewässer zu erhalten, nachhaltig zu entwickeln und zu verbessern.
Der Gewässerentwicklungspreis wird in Form eines Findlings mit einer Ehrentafel vergeben.Zusätzlich können Belobigungen ausgesprochen werden.Der Preis wird aufgrund von Vorschlägen oder Bewerbungen verliehen.Bewerbungsschluss ist der 31. Oktober 2018.Der Preisträger wird anlässlich des „Tag des Wassers“ 2019 verkündet.

Das Formular zur Projektbewerbung steht im Internet bereit und kann per E-Mail angefordert werden:
DWA, Anne Maria Aschenbrenner
Theodor-Heuss-Allee 17, 53773 Hennef
E-Mail: aschenbrenner@dwa.de
https://de.dwa.de/de/preise.html  

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Neue Ausschreibungsrunde des Förderprogramms „StromEffizienzPotenziale nutzen!“ startet

Am 1.September 2018 startet die sechste Ausschreibungsrunde des Förderprogramms STEP up! (STromEffizienzPotenziale nutzen!).In der sechsten Ausschreibungsrunde werden technologie- und branchenoffen Kombiprojekte „Strom – Wärme“ gefördert.Hierbei sind investive Projekte förderfähig, bei denen zusätzlich zur Verbesserung der Stromeffizienz auch wärmeseitig Effizienzverbesserun gen anderer Energieträger erzielt werden.Neben den klassischen Stromeffizienzmaßnahmen, wie zum Beispiel der Erneuerung von elektrischen Motoren, Antrieben oder Pumpen, dem Einsatz von energieeffizienter Kälte- und Klimatechnik oder Investitionen in hocheffiziente Drucklufttechnik bietet vor allem auch der Wärmesektor wesentliche Effizienzpotenziale durch Wärmerückgewinnung und Abwärmenutzung, die Reduzierung des Energieeinsatzes durch hocheffiziente Wärmeerzeugung, die Vermeidung von Wärmeverlusten durch Dämmung von technischen Anlagen und Verrohrungen.Ziel von STEP up! ist es, insbesondere systemische Effizienzmaßnahmen wie zum Beispiel Verfahrensumstellungen, energetische Optimierungen von Prozessen sowie den Einsatz intelligenter Steuer- und Regelungstechnik anzureizen, da diese vielfältige Möglichkeiten bergen, erhebliche Effizienzsteigerungen zu realisieren.Für die Pilotphase bis Ende 2018 stehen insgesamt 300 Millionen Euro an Fördermitteln zur Verfügung.Träger von STEP up! ist das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie.

www.stepup-energieeffizienz.de 

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DWA-Expertengespräch „Blackout“ vom Januar 2018

Um sich dem komplexen Thema zu nähern, hat die DWA im Januar ein Expertengespräch unter dem Titel „Abwasserbehandlung und Ihre Abhängigkeit vom Stromnetz“ durchgeführt.Entsprechend der vielfältigen Zusammenhänge und Wechselwirkungen der Abwasserentsorgung mit den Bereichen der Strom- und Trinkwasserversorgung, den Fragen der Cyber-Sicherheit, des Katastrophenschutzes, möglicher Gewässerbelastungen oder rechtlicher Aspekte, waren bei dem Gespräch fachübergreifend Experten aus den genannten Bereichen vertreten.Die Fachbeiträge und Diskussionen machten deutlich, dass Betreiber relevanter bzw.kritischer Infrastrukturen, zu denen auch viele Anlagen der Abwasserentsorgung gehören, das Thema „Blackout“ heute intensiver betrachten müssen als in der Vergangenheit.
Viele Kläranlagen in Deutschland verfolgen bisher das Konzept, durch eine zweiseitige Einspeisung eine unterbrechungsfreie Stromversorgung zu erreichen.Dieser Ansatz funktioniert jedoch nicht mehr bei räumlich größeren Stromausfällen.Dem gegenüber bietet die Vorhaltung von Netzersatzanlagen einen weitergehenden Schutz.Jedoch sind diese Konzepte auf Kläranlagen bisher in der Regel nur für wenige Stunden ausgelegt.Noch kritischer wurde auf dem Expertengespräch die Lage in den Kanalnetzen eingeschätzt.Nur wenige Pumpwerke, Schieber etc.sind dort durch Notstromaggregate abgesichert, so dass eine Unterbrechung der externen Stromversorgung meist gleichbedeutend mit deren Ausfall ist.
Insgesamt ist davon auszugehen, dass die Funktionsfähigkeit relevanter Aggregate in Entwässerungssystemen und auf Kläranlagen im Fall längerer und flächenhafter flächenhafter Stromausfälle häufig nur kurzzeitig aufrechterhalten werden kann und auch bei vorhandenen Notstromkonzepten diese hinsichtlich künftiger Risiken noch selten ausreichend sind.Hieran knüpft sich auch die Frage bis zu welcher „Schwere“ von Stromausfallereignissen wirksame Vorsorgemaßnahmen erwartet werden können.Auf dem Expertengespräch bestand Konsens, dass die Absicherung der Abwasserentsorgung gegen einen längerfristigen, überregionalen „Blackout“ technisch und wirtschaftlich nicht mehr verhältnismäßig realisierbar ist.Für einen solchen Fall können nur noch Notmaßnahmen zur Schadensbegrenzung und Vorkehrungen für ein möglichst rasches Wiederanfahren der Anlagen getroffen werden.Um verhältnismäßige Maßnahmen entwickeln zu können, ist es erforderlich, die möglichen betrieblichen und wasserwirtschaftlichen Auswirkungen von Stromausfällen auf die Anlagen zu analysieren.Dabei ist es sinnvoll, die Stromausfallszenarien nach der Ausfalldauer und der flächenhaften Ausdehnung sowie der betroffenen Spannungsebene zu unterscheiden.In Abhängigkeit dieser Differenzierung können dann die geeigneten betrieblichen und technischen Vorsorgevorkehrungen getroffen werden.
Die Einschätzung der auf dem Expertengespräch vertretenen Fachleute ergab, dass die bisher im Bereich der Abwasserentsorgung zu dieser Thematik vorhanden Regelungen die veränderte Risikosituation nicht mehr ausreichend abbilden.Es bestehe daher Handlungsbedarf, den Betreibern Richtlinien an die Hand zu geben, anhand derer sie eine belastbare Abschätzung ihrer Risiken durchführen und daran angepasste Vorsorgekonzepte entwickeln können.

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Keine begünstigte Handwerkerleistung bei Baukostenzuschuss für öffentliche Mischwasserleitung

Steuerpflichtige sind nicht berechtigt, bei der Neuverlegung einer öffentlichen Mischwasserleitung als Teil des öffentlichen Sammelnetzes die Steuerermäßigung für Handwerkerleistungen in Anspruch zu nehmen.Dies hat der Bundesfinanzhof (BFH) mit Urteil vom 21.Februar 2018 (VI R 18/16) zu § 35a Abs.3 des Einkommensteuergesetzes (EStG) entschieden. Im Streitfall wurden die Kläger im Jahr 2011 an die öffentliche Abwasserentsorgungsanlage (zentrale Kläranlage) angeschlossen.Zuvor wurde das Abwasser über eine Sickergrube auf ihrem Grundstück entsorgt.Für die Herstellung der hierfür erforderlichen Mischwasserleitung als Teil des öffentlichen Sammelnetzes erhob der Abwasserzweckverband im Streitjahr (2012) einen als Baukostenzuschuss bezeichneten Betrag in Höhe von 3896,60 €, von dem die Kläger einen geschätzten Lohnanteil in Höhe von 2338 € als Handwerkerleistung geltend machten.Das Finanzgericht gab diesem Begehren statt. Dem ist der BFH entgegengetreten und hat die Klage abgewiesen.Die tarifliche Einkommensteuer ermäßigt sich nach § 35a Abs.3 EStG um 20 % (maximal 1200 €) der Arbeitskosten für bestimmte in Anspruch genommene Handwerkerleistungen.Dies gilt nach einer früheren Entscheidung des BFH auch für Handwerkerleistungen, die jenseits der Grundstücksgrenze auf öffentlichem Grund erbracht werden (Urteil vom 20.März 2014 – VI R 56/12, BFHE 245, 49, BStBl. II 2014, 882, für die Verbindung des Wasser-Verteilungsnetzes mit der Anlage des Grundstückseigentümers).Die Handwerkerleistung muss dabei aber in unmittelbarem räumlichen Zusammenhang zum Haushalt durchgeführt werden und dem Haushalt des Steuerpflichtigen dienen. In Abgrenzung zu seinem Urteil VI R 56/12 hat der VI.Senat des BFH nun klargestellt, dass der von § 35a Abs.3 Satz 1 in Verbindung mit Abs.4 Satz 1 EStG vorausgesetzte räumlich-funktionale Zusammenhang zum Haushalt des Steuerpflichtigen nicht gegeben ist, wenn für die Neuverlegung einer öffentlichen Mischwasserleitung als Teil des öffentlichen Sammelnetzes ein Baukostenzuschuss erhoben wird.Denn im Unterschied zum Hausanschluss kommt der Ausbau des allgemeinen Versorgungsnetzes nicht nur einzelnen Grundstückseigentümern, sondern vielmehr allen Nutzern des Versorgungsnetzes zugute.Er wird damit nicht „im Haushalt“ erbracht.Unerheblich ist, wenn der Baukostenzuschuss – wie im Streitfall – beim erstmaligen Grundstücksanschluss an die öffentliche Abwasserentsorgungsanlage erhoben wird. Entscheidend ist somit allein, ob es sich um eine das öffentliche Sammelnetz betreffende Maßnahme handelt oder es um den eigentlichen Haus- oder Grundstücksanschluss und damit die Verbindung des öffentlichen Verteilungs- oder Sammelnetzes mit der Grundstücksanlage geht.

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Berliner Wasserbetriebe und Pariser Abwasserentsorger SIAAP kooperieren

Die Berliner Wasserbetriebe und der Pariser Wasserversorger SIAAP wollen auf den Gebieten Gewässergüte, weitergehende Abwasserreinigung und Forschungsförderung künftig enger zusammenarbeiten.Eine entsprechende Kooperationsvereinbarung haben die beiden Unternehmen auf der IFAT in München unterzeichnet.Zu den gemeinsamen Themen zählen etwa Simulationsmodelle zur Überwachung der Gewässergüte, weitergehende Reinigung und Desinfizierung von Abwasser und die thermische Verwertung von Klärschlamm.Eine ähnliche Kooperation pflegen die Wasserbetriebe bereits mit dem Amsterdamer Wasserver- und Abwasserentsorger Waternet. Der Abwasserentsorger SIAAP (Syndicat Interdépartemental pour l‘Assainissement de l‘Agglomération Parisienne) ist ein öffentliches Unternehmen, das das Abwasser von fast neun Millionen Einwohnern der Île-de-France sowie Regenwasser behandelt.

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UBA gibt Empfehlungen gegen Mikroverunreinigungen in Gewässern

Ein Maßnahmenpaket, um Stoffeinträge in die Gewässer zu minimieren, schlägt das Umweltbundesamt (UBA) vor.Das UBA hat die Eintragspfade analysiert, kritische Stoffeigenschaften benannt und Handlungsempfehlungen abgeleitet.Nach Auffassung des UBA zeigt sich: Nur eine Kombination von Maßnahmen bei der Herstellung, bei den Verwendungen und der Abwasserbehandlung kann einen umfassenden Schutz bewirken.Über die Finanzierung und Umsetzung der vom Umweltbundesamt empfohlenen Maßnahmen sei eine gesellschaftliche Debatte nötig.
Da viele der vom UBA vorgeschlagenen Maßnahmen einen längeren Vorlauf brauchen und nicht alle Einträge von Mikroverunreinigungen verhindern können, müsse auch bei der Abwasseraufbereitung Abwasseraufbereitung angesetzt werden.Chemikalien aus verschiedenen Anwendungen gelangen in die kommunalen Kläranlagen.Mit einer vierten Reinigungsstufe könnte deren Eintrag in die Gewässer effizient reduziert werden.UBA-Schätzungen gehen von Mehrkosten von durchschnittlich 16 Euro pro Person und Jahr für den Ausbau der großen Kläranlagen in Deutschland aus.
Von Arzneimittelherstellern verlangt das UBA, diese müssten alle Umweltdaten für eine Stoffbewertung offenlegen.Dies gelte auch für Arzneimittelwirkstoffe, die bereits lange auf dem Markt sind.Zudem sollte die Forschung zu umweltverträglichen Wirkstoffen verstärkt werden.Tierarzneimittelwirkstoffe mit schädlichen Umwelteigenschaften (persistent, bioakkumulierend, toxisch) sollten generell nicht zugelassen werden.Ärztinnen und Ärzte sowie Apothekerinnen und Apotheker müssten besser über die Umweltaspekte von Arzneimitteln informiert werden.Auch Patientinnen und Patienten müssten besser aufgeklärt werden.
Insgesamt sollten deutlich weniger chemische Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden.Um Einträge in Gewässer bei und nach der Ausbringung zu minimieren, sollten dauerhaft bewachsene Gewässerrandstreifen entlang der Flüsse und Bäche angelegt werden, auf denen der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln verboten ist.
Generell sollte der Einsatz von Bioziden auf das notwendige Maß minimiert werden.Einzelne Anwendungsbeschränkungen und Auflagen bei der Zulassung von Bioziden reichten nicht aus.

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Thüringen: Wassergesetz vom Kabinett beschlossen, Abwasserpakt geschlossen

Das Thüringer Kabinett hat am 15.Mai 2018 die Neufassung des Wassergesetzes verabschiedet und an den Landtag weitergeleitet.„Mit dem Gesetz wollen wir drei Probleme der Vergangenheit lösen.Wir wollen bessere Wasserqualität mit Gewässerrandstreifen, besseren Hochwasserschutz mit starken Verbänden und eine faire Kostenverteilung bei Abwasseranschlüssen auf dem Land“, so Umweltministerin Anja Siegesmund.
80 Prozent der Thüringer Gewässer weisen wegen Überdüngung zu hohe Nährstoffbelastungen auf.Verschlämmte Gewässersohlen, Sauerstoffmangel und lokale Fischsterben sind die Folge.Damit weniger Düngemittel und Pestizide in die Gewässer gelangen, sollen die Gewässerrandstreifen besser geschützt werden.Bundesweit einmalig ist das neue Optionsmodell für Gewässerrandstreifen, das außerorts Gewässerschutz und landwirtschaftliche Nutzung kombiniert.Der Landwirt kann zukünftig wählen, ob er den gesamten 10-Meter-Streifen als Ackerland nutzt und künftig auf jeglichen Chemie-Einsatz verzichtet.Oder er entscheidet sich für die zweite Option: Die ersten fünf Meter am Gewässer werden dauerhaft begrünt, dann können die anderen fünf Meter ohne Einschränkung bewirtschaftet werden.
Die häufigen Hochwasser und Starkregen der vergangenen Jahre haben große Defizite in der Gewässerunterhaltung, besonders an kleineren Flüssen, sichtbar gemacht.Zukünftig wird die Pflege der Gewässer bei 20 neuen Gewässer-Unterhaltungsverbänden liegen.Alle Thüringer Gemeinden werden entsprechend ihrem Anteil am Flusseinzugsgebiet Mitglied im jeweiligen Verband.Das Land finanziert den Aufbau der Verbände über das kommunale Investitionspaket in den Jahren 2018 und 2019 mit zehn Millionen Euro.Zudem werden zukünftig Schlüsselzuweisungen von mehr als sieben Millionen Euro jährlich direkt an die Verbände gehen.
Das Gesetz wird durch den Abwasserpakt verstärkt, der ebenfalls am 15.Mai zwischen Umweltministerium und dem Thüringer Städte- und Gemeindebund geschlossen wurde.Insbesondere Bürgerinnen und Bürger im ländlichen Raum sollen mit dem neuen Gesetz vom Anschluss an zentrale Kläranlagen profitieren.Zukünftig sollen Abwässer aus Orten mit mehr als 200 Einwohnern durch die Abwasserzweckverbände zentral entsorgt werden.Bislang sind nur rund 80 Prozent der Thüringer Haushalte an eine zentrale Kläranlage angeschlossen.Damit ist Thüringen bundesweit Schlusslicht.In den Haushaltsjahren 2018 und 2019 stellt das Thüringer Umweltministerium insgesamt zusätzlich rund 30 Millionen Euro für die Förderung der öffentlichen Abwasserentsorgung bereit.
Wichtig für den Schutz des Grundwassers ist, so das Thüringer Umweltministerium in einer Pressemitteilung, auch beim Thema Fracking Klarheit zu schaffen.Wegen der derzeit nicht absehbaren Risiken dieser Technologie für Menschen und Umwelt verhinderten die Regelungen im Gesetzentwurf die im Bundesgesetz vorgesehenen Erprobungsbohrungen auf Thüringer Boden und sicherten damit langfristig den Schutz der Trinkwasser-Ressourcen.
Neu geregelt wird auch der Umgang mit den 59 sogenannten herrenlosen Speichern in Thüringen.Diese kleinen Talsperren sind vor 1990 entstanden und dienen überwiegend dem Bewässern von Ackerflächen.Der bauliche Zustand vieler Speicher ist mangelhaft.Hinzu kommen Sicherheitsrisiken, wenn die Wasserreservoirs große Mengen an Starkregen aufnehmen müssen.Zukünftig wird die Thüringer Fernwasserversorgung (TFW) Sanierung oder Abbruch der Speicher übernehmen.Dabei bekennt sich das Land klar zum Erhalt der Speicher, an denen Landesinteresse besteht.Zudem wird es faire Übernahmeangebote an Kommunen oder Dritte wie Landwirte oder Anglerverbände geben.Sie können einen Speicher bei Interesse selbst übernehmen und bewirtschaften.Die übrigen Speicher werden durch die TFW Schritt für Schritt zurückgebaut.

http://bit.ly/Abwasserpakt

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Wasserverband-Eifel-Rur nimmt Ozonungsanlage offiziell in Betrieb

Der Wasserverband Eifel-Rur (WVER) hat Mitte April im Zuge der Feierlichkeiten zum 25-jährigen Verbandsbestehen die großtechnische Ozonungsanlage auf der Kläranlage Soers offiziell in Betrieb genommen.Im Rahmen seines vom Land Nordrhein-Westfalen geförderten Projekts „DemO3AC“ (Demonstrationsvorhaben Ozonung des Abwassers auf der Kläranlage Aachen-Soers) reinigt der Verband den kompletten Abwasserstrom der Großkläranlage in einer großtechnischen Ozonungsanlage.Die Ozonungsanlage ist nach Angaben des Wasserverbands Eifel-Rur die größte ihrer Art in der Europäischen Union.Anhand der großtechnischen Ozonungsanlage will der Verband untersuchen, ob eine Reduzierung der menschengemachten Gewässerbelastung sich positiv auf das aquatische Leben, die Biozönose, auswirkt, und ob sich die Gewässerqualität messbar verbessert.Die Kläranlage Aachen-Soers bietet sich für die Errichtung einer Ozonungsanlage an, weil ihr Ablauf einen hohen Anteil der Wasserführung der Wurm ausmacht, bei Trockenwetter bis zu 70 %.Durch diesen hohen Anteil sollte sich zeigen, ob und inwieweit die Entfernung von Spurenstoffen durch eine Ozonungsanlage den Gewässerzustand verbessert.Zur Evaluierung möglicher Effekte wurde der durch den Eintrag aus der Kläranlage belastete Fluss in multidisziplinärer Zusammenarbeit mit der RWTH Aachen bereits geraume Zeit der Inbetriebnahme der Ozonung überwacht.Dies wird auch mit der Inbetriebnahme fortgesetzt.Neben der Messung von Spurenstoffen und Standardparametern zur Feststellung der Gewässerbeschaffenheit wurden und werden umfassende biologische Testverfahren an ein-und mehrzelligen Lebewesen durchgeführt, um mögliche Wirkungen zu erkennen.Ein weiteres Ziel des Großversuchs ist es, zusammen mit den Erkenntnissen aus einer bisher bereits beim Verband eingesetzten, Versuchsanlage im Pilotmaßstab gegebenenfalls zu errichtende Ozonungsanlagen auf kommunalen Kläranlagen optimal bemessen zu können.
Die Ozonungsanlage behandelt in der Regel den Trockenwetterabfluss von bis zu 1200 l/s.Damit sind 95 % aller tatsächlichen Zuflüsse abgedeckt.Die maximal mögliche Wassermenge, die in der Anlage behandelt werden kann, liegt bei ca.3000 l/s, was der maximal möglichen Aufnahmekapazität der Kläranlage bei Niederschlagsereignissen entspricht.Pro Jahr werden in der Ozonungsanlage ca.25 Millionen Kubikmeter Abwasser behandelt.Die Ozonungsanlage ist hinter der Nachklärung der bestehenden Kläranlage Aachen-Soers angeordnet.Dadurch wird erreicht, dass sie weitestgehend feststofffreies Abwasser behandeln kann.Das Ozon wird aus reinem Sauerstoff vor Ort erzeugt, da es instabil und nicht lagerfähig ist.Zur Gewinnung des Ozons steht ein Sauerstofftank mit einer Kapazität von 50 t Flüssig-Sauerstoff zur Verfügung.Der Sauerstoff wird dann in drei Ozongeneratoren unter Zuhilfenahme von elektrischer Energie in Ozon umgewandelt (maximal 34 kg Ozon in der Stunde).
Die gesamten Errichtungskosten inklusive der noch folgenden Optimierung der Nachklärung belaufen sich auf ca.13,6 Millionen Euro; davon werden 70 % durch die NRW-Bank über das Land Nordrhein-Westfalen als Förderzuschuss getragen.Für die jetzt eingeweihte Ozonungsanlage wurden insgesamt 9,8 Millionen Euro aufgewendet.Davon entfallen 5,6 Millionen Euro auf die Bautechnik, 3,2 Millionen Euro auf die Maschinentechnik und 1,0 Millionen Euro auf die elektro- und automatisierungstechnischen Komponenten (einschließlich Ingenieurleistungen).Für die Mitglieder des WVER ergeben sich dadurch Behandlungskosten in Höhe von ca.5 Cent/m³ (Kapital- und Betriebskosten).Je angeschlossenem Einwohner bedeutet dies eine durchschnittliche Mehrbelastung von 2,65 € pro Jahr.Das parallel durchgeführte Forschungsprojekt DemO3AC wird zu 80 % durch das Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz gefördert.

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Sammelbox Medibinee für das richtige Entsorgen von Medikamenten

Für ein innovatives, praktisches Sammelsystem für Arzneimittel engagiert sich die Gelsenwasser AG, gemeinsam mit dem jungen Partnerunternehmen Binee.„Medibinee“ ist eine Sammelbox, die Gelsenwasser bei ihren Kooperationspartnern aufstellt, hauptsächlich Apotheken.Dort kann jeder Bürger seine Altmedikamente einwerfen und dabei noch eine Belohnung erhalten.Jede Box ist mit einem interaktiven Display ausgestattet, über das der Nutzer einen von bis zu sechs Gutscheinen wählen kann.Diese werden direkt an seine E-Mail-Adresse gesendet.Die Gutscheine stellen örtliche oder überregionale Partner zur Verfügung, die damit über die Medibinee auch auf sich aufmerksam machen wollen.Entwickelt wurde die Medibinee bei Binee in Leipzig, die ersten acht Boxen sind bereits dort aufgestellt.Noch im Frühjahr folgen weitere Boxen auch in Nordrhein-Westfalen.Eine aktuelle Liste der Aufstellorte gibt es im Internet:

https://www.binee.com/de/medibinee

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Deutsch-israelische Wassertechnologie-Kooperation – Projekte gesucht

Bis zum 27.Juni 2018 können Vorschläge eingereicht werden für Forschungs-und Entwicklungsprojekte im Bereich Wassertechnologie, die im Rahmen einer deutsch-israelischen Kooperation gefördert werden könnten.Das übergreifende fachliche Spektrum der Kooperation zwischen dem deutschen BMBF und dem israelischen MOST umfasst:
Erhöhung der Wasserverfügbarkeit und -qualität
Abwasserbehandlung und -wiederverwendung
Energieeffizienz im Wassersektor
Grundwasseruntersuchung und Sanierung
Trinkwasseraufbereitung und gesundheitliche Aspekte der Trinkwasserversorgung
integriertes Wasserressourcenmanagement.

In jährlichen Ausschreibungen werden die Themenfelder für die neu einzureichenden Förderanträge spezifiziert.Im Jahr 2018 fokussiert die Ausschreibung auf Wassertechnologien zur Sanierung verunreinigter Böden und Grundwasser sowie auf neuartige Sensoren und Datenmanagement für Wasserressourcensysteme (Sicherheitsaspekte, verbesserte Was serproduktion, erhöhte landwirtschaftliche Produktivität).

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Ingenieurpreis 2019 ausgelobt

Die Bayerische Ingenieurekammer-Bau verleiht 2019 zum zehnten Mal ihren Ingenieurpreis.Ausgezeichnet werden herausragende Projekte und Leistungen von am Bau tätigen Ingenieuren.Die Bewerbungsfrist läuft bis zum 19.Oktober 2018.Prämiert werden Ingenieurleistungen, Projekte und Bauwerke, die beispielsweise durch ihre Bauweise, technisch anspruchsvolle Konstruktionsprinzipien oder den Einsatz neuer Baustoffe und innovativer Techniken überzeugen.Ausdrücklich erwünscht sind auch zukunftsorientierte Lösungen, die sich durch ein besonders ressourcenschonendes Planen und Bauen, eine herausragende Energieeffizienz oder den konsequenten Einsatz erneuerbarer Energien und nachwachsender Rohstoffe auszeichnen.Eingereicht werden können sämtliche aus den Fachbereichen der Ingenieurwissenschaft und -praxis im Bauwesen hervorgegangenen Projekte ohne Größen- und Umfangsregularien.Kleine Detailideen werden dabei ebenso berücksichtigt wie größere Konzepte.

www.bayerischer-ingenieurpreis.de

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Phosphorrückgewinnung mit Hefe

Einen speziellen Weg, bei dem Bierhefe dazu beiträgt, Phosphor aus Klärschlamm wieder als Dünger zur Verfügung zu stellen, verfolgt das Helmholtz- Zentrum für Umweltforschung (UFZ, Leipzig).Nachdem das Verfahren in einem ersten Projekt erfolgreich im Labor getestet worden ist, soll es nun in einer Kläranlage des Abwasserzweckverbands Mittlere Mulde (Eilenburg) erprobt werden.Beide Vorhaben werden fachlich und finanziell mit insgesamt rund 473 000 Euro von der DBU gefördert.
Das am UFZ entwickelte Verfahren ist zweistufig: Der Klärschlamm wird unter Ausschluss von Luft in Wasser gegeben, sodass sich der Phosphor darin löst.Dieses Wasser kommt dann in einen Behälter mit Hefe, die den Phosphor aufnimmt, aber nicht die im Klärschlamm enthaltenen Schadstoffe, und anschließend als Dünger genutzt werden kann.Außer dem Reststoff Hefe, der als Abfall in Brauereien anfällt, benötigt das Verfahren keine chemischen Zusätze.
Beim Abwasserzweckverband Mittlere Mulde sollen nun 3000 Liter Klärschlamm pro Durchgang bearbeitet werden.Dabei sollen auch die im vorangegangenen Projekt entwickelten Sensoren des Projektpartners Centec (Maintal) weiter verbessert werden.Sie messen, wie viel Phosphor sich in den einzelnen Hefeorganismen ansammelt.Das UFZ erwähnt, der Einsatz der mit Phosphor angereicherten Hefe als Dünger werfe noch einige Fragen auf.

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Fester Dünger aus Gülle – Verfahren kommt auf den Markt

Das am Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB entwickelte BioEcoSIM-Verfahren zur Aufbereitung von Gülle wird von Suez Deutschland GmbH als Betreiber großtechnischer Anlagen in den Markt eingeführt.Für Agrarbetriebe wird so eine Möglichkeit geschaffen, überschüssige Gülle abzugeben.Produkte der Gülleaufbereitung sind Phosphordünger, Ammoniumdünger und organische Bodenverbesserer.Die Partner gaben ihre Zusammenarbeit zur Markteinführung im Rahmen der IFAT Mitte Mai 2018 in München bekannt.
Eine erste Aufbereitungsanlage mit einem Durchsatz von einem Kubikmeter pro Stunde wird aktuell als „Lebendes Technikum“ am Suez-Standort Zorbau in Sachsen-Anhalt errichtet.Die flexibel ausgelegte Anlage soll Rinder- und Schweinegülle, aber auch Gärreste aus Biogasanlagen, verarbeiten und damit als Blaupause für weitere großtechnische Anlagen dienen.Eine durchschnittliche großtechnische Anlage soll stündlich aus zehn Kubikmetern Rohgülle etwa 100 Kilogramm Phosphatdünger, 100 Kilogramm Stickstoffdünger und 900 Kilogramm organische, nährstoffarme Feststoffe produzieren.

www.bioecosim.eu

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Wie Grauwasser eine wertvolle Ressource wird

Auf die Entwicklung eines dezentralen nachhaltigen Niedrigenergieverfahrens zur zielgesteuerten Aufbereitung und anschließenden Weiterverwendung von häuslichen und gewerblichen Dusch-und Waschabwässern (Grauwasser) zielt das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Projekt „Energiearme nutzungsorientierte Grauwasseraufbereitung“ (EARNINGS) ab.
Bei der Entwicklung einer innovativen Verfahrenskombination aus biologischer Reinigung mittels Mikroorganismen in Form eines Bodenfilters, einer anschließenden Abtrennung der Feststoffe in Form einer Membranstufe und eines neuartigen Sensors zur Erkennung von Krankheitserregern steht ein minimaler Einsatz von Energie im Vordergrund, weshalb das Entwicklungsvorhaben gleichzeitig zur Ressourcen- und Energieeffizienz beiträgt.Im Vergleich zur konventionellen Abwasserreinigung wird eine Verminderung des Energiebedarfs um mehr als zwei Drittel angestrebt.
Das FEZ-Berlin, Europas größtes gemeinnütziges Freizeitzentrum, wird Standort einer Versuchs- und Demonstrationsanlage sein.Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Fachgebietes Siedlungswasserwirtschaft der TU Berlin unter Leitung von Prof.Dr.-Ing.Matthias Barjenbruch sind für den Betrieb sowie die wissenschaftliche Begleitung und Optimierung der Anlage zuständig.Projektpartner der TU Berlin sind die Ecoglobe GmbH, Martin Membrane Systems AG und der Optotransmitter-Umweltschutz-Technologie e. V.
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert das Verbundprojekt mit einer Laufzeit von zwei Jahren im Rahmen der Maßnahme „KMU-innovativ: Ressourceneffizienz und Klimaschutz“.Die Fördersumme für das gesamte Projekt beträgt 800 000 Euro.

www.waterbase.de

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Abwasserkanal Emscher geht ab September 2018 schrittweise in Betrieb

Neun Jahre nach dem ersten Spatenstich ist es soweit: Die Emschergenossenschaft plant, im September 2018 den Abwasserkanal Emscher schrittweise im Abschnitt zwischen Dortmund und Bottrop in Betrieb zu nehmen.Auf einer Länge von 35 Kilometern wird nach und nach das Emscher-Abwasser eingeleitet werden, der Fluss wird dadurch in den kommenden Jahren immer sauberer.In diesen Teil des modernsten Abwasserkanals Europas investierte die Emschergenossenschaft mehr als eine halbe Milliarde Euro.Der Abwasserkanal Emscher (AKE) ist knapp 51 Kilometer lang.Zwischen Dortmund und Bottrop wurden insgesamt 10 661 Rohr-Elemente mit Innendurchmessern zwischen 1,60 und 2,80 Meter und einem Gesamtgewicht von 213 747 Tonnen vorgetrieben.
Neben dem Abwasserkanal Emscher zwischen Dortmund und Bottrop wird die Emschergenossenschaft im Herbst auch die beiden in rund 40 Meter Tiefe liegenden Abwasserpumpwerke in Gelsenkirchen und Bottrop in Betrieb nehmen.Diese sind notwendig, da der Abwasserkanal in Dortmund in einer Tiefenlage von ca.acht Metern unter der Geländeoberkante beginnt und mit einem stetigen Gefälle von 1,50 Metern je Kilometer bis zu 40 Meter tief in die Erde absinkt.Es war unumgänglich, Pumpwerke zwischenzuschalten, die das Abwasser wieder aufwärts befördern.Ohne sie hätte der Kanal bei Dinslaken eine Tiefe von rund 80 Metern erreicht.Insgesamt gibt es drei neue große Pumpwerke in Bottrop, Gelsenkirchen und Oberhausen.
Der AKE wird zunächst nur bis Bottrop schrittweise in Betrieb gehen, da der Abschnitt bis zur Kläranlage Bottrop inklusive der beiden Pumpwerke bereits fertiggestellt ist.Im westlichen Abschnitt bis Dinslaken arbeitet die Emschergenossenschaft derzeit noch sowohl an den letzten drei Kilometern des AKE sowie am letzten AKE-Pumpwerk in Oberhausen.Diese Abschnitte werden voraussichtlich 2020 fertiggestellt, sodass der gesamte Kanal mitsamt allen drei Pumpwerken voraussichtlich 2020/2021 in Betrieb gehen kann.

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CrowdWater: eine App für die Hochwasser-Forschung

Gemeinsam mit Citizen Scientists sammeln Forschende der Universität Zürich Daten zu Wasserständen von Flüssen und Bächen oder zur Bodenfeuchte.Mit einer App können an beliebigen Flüssen und Standorten weltweit hydrologische Daten erhoben werden.Ziel des Projekts „CrowdWater“ ist es, Wassermanagement und -prognosen in Regionen zu verbessern, für die bisher keine oder kaum Daten existieren.
Die frei verfügbare Smartphone-App „CrowdWater | SPOTTERON“ ermöglicht es „Bürgerwissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern“, so die Universität Zürich, basierend auf eigenen Beobachtungen mit einfachen grafischen Methoden hydrologische Messungen vorzunehmen und in eine zentrale Datenbank einzuspeisen.
In vielen Regionen der Welt, in denen die Infrastruktur zur Erhebung von Wasserdaten fehlt, können die mit CrowdWater gesammelten Daten mit hydrologischen Modellen ausgewertet werden.Diese Modelle helfen, Hochwasser vorherzusagen und das Gewässermanagement zu verbessern.Ob dieser Crowdsourcing-Ansatz zur Datensammlung via App funktioniert, müssen die Forschenden erst noch herausfinden.

www.crowdwater.ch

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App für Baustelleninformationen in Berlin

Tiefbaustellen auf Berliner Straßen und Plätzen erklären kann das neue Baustelleninformationssystem (BIS), eine App für Smartphones.Entwickelt wurde das BIS von der infrest – Infrastruktur eStrasse GmbH im Auftrag mehrerer Berliner Infrastrukturbetreiber, darunter die Berliner Wasserbetriebe.Nutzer müssen lediglich die App herunterladen und an der jeweiligen Baustelle eine DIN-genormte Baustellenbake scannen.Mittels Standortbestimmung per GPS und den Baustellendaten aus dem Baustellenatlas der infrest ermittelt das BIS die jeweilige Baustelle.Informiert werden die Nutzer über die Bezeichnung – wie zum Beispiel Reparaturarbeiten am Wassernetz – und das geplante Bau-Ende.Angezeigt wird auch der Auftraggeber der Baustelle.Wo eine Baustelle erkannt wird, bietet die App die Möglichkeit, einen der an den Arbeiten beteiligten Infrastrukturbetreiber zu kontaktieren und Hinweise und Fragen zu übermitteln.

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Weltwasserbericht 2018: Hälfte der Menschheit von Wassermangel bedroht

3,6 Milliarden Menschen und damit fast die Hälfte der Weltbevölkerung leben in Gebieten, die mindestens einen Monat pro Jahr von Wassermangel bedroht sind. 2050 werden es Prognosen zufolge bis zu 5,7 Milliarden sein. Das stellt die UN-Wasserorganisation UN Water im UN-Weltwasserbericht 2018 fest, der den Titel „Naturbasierte Lösungen“ trägt. UN Water meint, solche Lösungen wie Wiederaufforstung, Nutzung von Feuchtgebieten und gezielte Grundwasseranreicherung können eine wichtige Rolle bei der Verbesserung von Wasserversorgung und -qualität spielen. Diese Ansätze wurden bisher weitestgehend ignoriert, so die Autoren. Der Weltwasserbericht wurde am 19. März 2018 beim 8. Weltwasserforum in Brasilien vorgestellt.
Naturbasierte Lösungen (NBS) sind Formen der Wasserbewirtschaftung, die von der Natur inspiriert und unterstützt sind, die natürliche Prozesse nutzen oder diese imitieren. Der Erhalt und die Renaturierung von Ökosystemen zählen genauso dazu wie die Verbesserung oder Schaffung natürlicher Abläufe in veränderten oder künstlichen Ökosystemen. Naturbasierte Lösungen zeichnen sich durch ihre vielfältigen ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Vorteile aus. Sie sind zentral für die Umsetzung der Globalen Nachhaltigkeitsagenda, so die Autoren des Weltwasserberichts.
Weitere Informationen einschließlich Download der Kurzfassung (deutsch) und Langfassung (englisch) des UN-Weltwasserberichts.

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Neue UN-Wasser-Dekade

Die neue Aktionsdekade der Vereinten Nationen „Wasser für nachhaltige Entwicklung“ hat begonnen. Laut Beschluss der UN-Vollversammlung vom Dezember 2016 läuft die neue Dekade vom 22. März 2018 bis 22. März 2028. Damit soll dem Wasser mehr Beachtung geschenkt werden. Die neue Dekade soll sich befassen mit der nachhaltigen Entwicklung und dem integrierten Management von Wasserressourcen, um soziale, wirtschaftliche und umweltbezogene Ziele zu erreichen. Ebenso soll es um die Implementierung und Förderung verwandter Programme und Projekte gehen.

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Stadtentwässerung Frankfurt erhält TSM Abwasser

Die Stadtentwässerung Frankfurt am Main ist Mitte März von der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V. (DWA) mit dem Qualitätssiegel Technisches Sicherheitsmanagement (TSM) in der Sparte Abwasser ausgezeichnet worden. Für das Zertifikat hatte sich die Stadtentwässerung im Dezember des vergangenen Jahres einer zweitägigen, freiwilligen Überprüfung durch ein unabhängiges DWA-Expertenteam unterzogen. Geprüft wurden die Fachkompetenz der Mitarbeiter und die organisatorischen Strukturen des Unternehmens. Die DWA-Experten prüften zudem den technischen Zustand der Anlagen, das Störungsmanagement und die Beachtung der Sicherheitsbestimmungen. Die Stadtentwässerung Frankfurt stellte sich der Überprüfung bereits zum 3. Mal erfolgreich.

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Kläranlage Schwerte: Einfluss von Mikroschadstoffen auf Kleinlebewesen im Gewässer wird untersucht

Auf der Kläranlage Schwerte des Ruhrverbands startet am 16. April 2018 der Versuchsbetrieb zu einem Forschungsprojekt, mit dem der Ruhrverband gemeinsam mit Prof. Bernd Sures und seinem Team vom Zentrum für Wasser- und Umweltforschung und der Abteilung Aquatische Ökologie an der Universität Duisburg-Essen (UDE) das Ausmaß der Auswirkungen bestimmter Substanzen auf Kleinlebewesen in heimischen Gewässern untersuchen will. Auf der Kläranlage Schwerte durchläuft ein Teil des Abwassers eine Verfahrensstufe zur Entfernung von Mikroschadstoffen, während der andere Teil konventionell behandelt wird. Die Forscher gehen davon aus, dass die Gewässerorganismen hierauf unterschiedlich reagieren.
Für die Untersuchungen stehen sechs separate Durchflussrinnen zur Verfügung, die mit einem Biosensorsystem des dritten Projektpartners, der Firma LimCo GmbH, ausgestattet sind. „Diese Rinnen beschicken wir kontinuierlich mit Wasser der beiden unterschiedlich gereinigten Abwasserteilströme, die wir zusätzlich noch mit Wasser aus der nahegelegenen Ruhr verdünnen können“, erläutert Bernd Sures den Versuchsablauf. „Das Biosensorsystem kann dabei sowohl mit Flohkrebsen als auch mit Eintagsfliegen, die wir als Testorganismen ausgewählt haben, bestückt werden.“ Neben der Reaktion der aquatischen Organismen hinsichtlich ihres Verhaltensmusters und ihrer Atmungsaktivität wird über die Versuchsdauer auch die Beschaffenheit des eingesetzten Wassers ermittelt. Hierzu entnehmen mehrere Probennehmer kontinuierlich Wasser aus den Durchflussrinnen, das im Kooperationslabor des Ruhrverbands auf Arzneimittel, Antibiotika, Pflanzenschutzmittel, Biozide und östrogen wirksame Substanzen analysiert wird.

Prof. Dr. Bernd Sures
Tel. 0201/183-2617
E-Mail: bernd.sures@uni-due.de

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Betreiberwechsel in Rostock

In Rostock und 28 Umlandgemeinden werden die Wasserversorgung und Abwasserentsorgung ab dem 1. Juli 2018 von der Nordwasser GmbH, einem kommunalem Unternehmen, übernommen. Nordwasser tritt damit an die Stelle des bisherigen privaten Betreibers Eurawasser Nord GmbH. Nach 25 Jahren wird so die Rostocker Wasserwirtschaft aus einem öffentlich-privaten Betreiber-Modell vollständig zurück in die kommunale Hand gegeben. Träger der öffentlichen Wasserversorgung und abwasserbeseitigungspflichtige Körperschaft für die Hansestadt Rostock und für den Zweckverband Wasser-Abwasser Rostock-Land, dem 28 Gemeinden im Landkreis Rostock angehören, ist seit 1994 der Warnow-Wasser- und Abwasserverband (WWAV). Der WWAV hat mit Nordwasser einen Dienstleistungsvertrag über einen Zeitraum von 20 Jahren geschlossen. Die Nordwasser GmbH war im Frühjahr 2015 vom Warnow-Wasser- und Abwasserverband (WWAV) und der RVV Rostocker Versorgungs- und Verkehrs-Holding GmbH gegründet worden. Mit der Kommunalisierung der Wasserwirtschaft in der Hansestadt und Umgebung favorisieren die Partner WWAV und RVV „ein in der Kostenstruktur transparentes und deutlich effizienteres Modell als das bisherige öffentlich-private Betreibermodell“, so Nordwasser in einer Pressemitteilung.

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Deutscher Rohstoffeffizienz- Preis 2018: Bewerbungen ab 3. September 2018

Ab dem 3. September 2018 läuft die Bewerbungsfrist für den Deutschen Rohstoffeffizienzpreis 2018. Mit diesem Preis zeichnet das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie herausragende Beispiele rohstoff- und materialeffizienter Produkte, Prozesse oder Dienstleistungen sowie anwendungsorientierte Forschungsergebnisse aus. Mitmachen können Unternehmen mit bis zu 1000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit Sitz in Deutschland und gemeinnützige Forschungseinrichtungen, zum Beispiel Hochschulinstitute, Fachhochschulen, Fraunhofer-Einrichtungen, Steinbeis- Zentren. Gesucht werden herausragende Beispiele zur Erhöhung der Rohstoff- und Materialeffizienz, zum Beispiel in den Bereichen Rohstoffgewinnung und -aufbereitung, Recycling, Wiederverwendung und Kreislaufzuführung von Rohstoffen, Produktdesign mit verringertem oder verändertem Rohstoff- und Materialbedarf, Substitution von primären Rohstoffen, Optimierung von Produktionsprozessen oder Einführung neuer Prozesse, Neugestaltung des Produktionsumfelds.

https://www.deutscher-rohstoffeffizienz-preis.de

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Hamburg Wasser und Remondis gründen Gesellschaft zur Phosphorrückgewinnung

Hamburg Wasser und Remondis Aqua haben am 26. März 2018 die Hamburger Phosphorrecyclinggesellschaft mbH gegründet. Die neue Gesellschaft setzt den Bau der nach eigenen Angaben weltweit ersten großtechnischen Anlage zur Rückgewinnung von Phosphor auf dem Klärwerk Hamburg um. 2020 soll die Anlage in Betrieb gehen und aus rund 20 000 Tonnen Klärschlammasche 6500 Tonnen hochreine Phosphorsäure gewinnen.
Der Gründung der Hamburger Phosphorrecyclinggesellschaft mbH ging eine zweijährige Pilotphase voraus, die Hamburg Wasser und Remondis im Jahr 2015 initiiert haben. Der Probebetrieb bestätigte die technische Machbarkeit und Wirtschaftlichkeit des Verfahrens. Damit ist das Remondis TetraPhos®-Verfahren nach Ansicht der Projektpartner das derzeit einzig bekannte am Markt, das Phosphor wirtschaftlich zurückgewinnt. Das Projekt in Hamburg wird seit Herbst 2017 durch das Bundesumweltministerium gefördert.

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Die neue DWA-Plattform für digitale Nachbarschaftsarbeit

DWA-Kläranlagen-Nachbarschaften sind seit nunmehr fast 50 Jahren ein wichtiger Bestandteil und lebendiges Beispiel kollegialer Zusammenarbeit. Die Nachbarschaftsarbeit der Vergangenheit war überwiegend vom Erfahrungsaustausch bei den Nachbarschaftstreffen geprägt. Es ist jedoch eine logische Weiterentwicklung, dass im Zeitalter der dynamischen Sofortkommunikation (WhatsApp, Facebook) vor allem der Nachwuchs sich eine Dynamisierung wünscht.
Die DWA hat sich seit einiger Zeit mit Überlegungen beschäftigt, wie die Nachbarschaftsarbeit digital so unterstützt werden kann, dass einerseits Lehrer- und Obleute mehr und leichtere Möglichkeiten der Kommunikation mit ihren Teilnehmern bekommen, andererseits aber auch die Teilnehmer untereinander eine Kommunikationsmöglichkeit mit Sofortkomponente erhalten. Es war klar, dass – überwiegend aus rechtlichen Überlegungen im kommunalen Bereich – die Verwendung von Apps wie WhatsApp oder Facebook nicht möglich ist. Die Lösung lag im Ausbau der bei der DWA bereits (unter anderem für die Gremienarbeit) vorhandenen elektronischen Distributionsplattform (http://edp.dwa.de), die dem ein oder anderen vielleicht bereits aus der Nutzung des Mitgliederbereichs über DWAdirekt (http://www.dwa.de/dwadirekt) bekannt ist.
In Gesprächen mit ausgewählten Pilot-Nachbarschaften und dem Betriebspersonal…
Betriebsinfo Informationen für das Betriebspersonal von Abwasseranlagen Heft 2-2018 ab Seite 2728

Autor
Andreas Herberger
Makrolog AG
Patrickstraße 43, 65191 Wiesbaden, Deutschland
E-Mail: a.herberger@makrolog.de

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Mikroplastik überall in Fließgewässern und Seen in Süd- und Westdeutschland

In praktisch allen Flüssen West- und Süddeutschlands kann Mikroplastik nachgewiesen werden. Das stellen die Landesanstalten und Landesämter für Umwelt der Länder Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz in ihrem gemeinsamen Bericht „Mikroplastik in Binnengewässern Süd- und Westdeutschlands“ fest. Die fünf Bundesländer haben im Rahmen eines Pilotprojekts oberflächennahe Wasserproben an 25 Flüssen im Einzugsgebiet von Rhein und Donau auf Mikroplastik analysieren lassen und in jedem einzelnen Gewässer unterschiedliche Konzentrationen von Mikroplastik nachgewiesen. Insgesamt 52 Proben wurden vom Projektpartner, dem Lehrstuhl für Tierökologie an der Universität Bayreuth, mit Hilfe der FTIR-Spektroskopie untersucht.
Insgesamt mehr als 19 000 Objekte wurden analysiert, 4335 davon als Kunststoffpartikel identifiziert. Der Anteil größerer Kunststoffobjekte (Makroplastik) war sehr gering. Rund 99 Prozent der Kunststoffpartikel waren kleiner als fünf Millimeter und damit Mikroplastik zuzuordnen. Auffallend war, dass sehr kleine Mikroplastikpartikel mit einer Größe zwischen 0,3 Millimeter bis 0,02 Millimeter mit rund 62 Prozent am häufigsten vertreten waren. Die Partikel bestanden zumeist aus den Kunststoffsorten Polyethylen (PE) oder Polypropylen (PP), welche die höchsten Marktanteile vor allem für Verpackungen und die meisten Bedarfsgegenstände aus Kunststoff in Europa haben. Hauptsächlich handelte es sich um Kunststofffragmente, unregelmäßig geformte Partikel, die von größeren Kunststoffobjekten stammen können. Zudem wurden an einem großen Teil der Messstellen auch Plastikfasern gefunden. Andere Partikelformen wie Folienreste, sogenannte Beads (Kügelchen) und Pellets wurden seltener nachgewiesen.
Insgesamt liegen die aktuellen Ergebnisse der Länder in der gleichen Größenordnung wie Befunde aus vergleichbaren europäischen und nordamerikanischen Gewässern. In einem nächsten Forschungsvorhaben wird nun das Mikroplastik in den Sedimenten und in verschiedenen Wassertiefen der untersuchten Flüsse analysiert.
Der Forschungsbericht steht zum Download im Internet bereit.

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Neues DWA-Politikmemorandum vorgestellt

„Die Wasserwirtschaft in Deutschland ist gut aufgestellt, dennoch bedarf es weiterer Schritte, um die bestehenden Herausforderungen wie zum Beispiel Spurenstoffe, Mikroplastik, Nitratbelastungen, antibiotikaresistente Keime zu meistern. Hierzu muss der Gesetzgeber die richtigen Rahmenbedingungen schaffen und die notwendige Forschung fördern.“ Das sagte der DWA-Präsident Otto Schaaf anlässlich der Vorstellung des DWA-Politikmemorandums in Berlin. Die DWA hat nach der Regierungsbildung ihre Positionen zur Umweltpolitik in einem Memorandum zusammengefasst. Dieses Politikmemorandum wurde dem Bundesumweltministerium und Mitgliedern des Umweltausschusses des Deutschen Bundestags am 16. April 2018 im Rahmen des DWA-Dialogs zum Gewässerschutz im Hauptstadtbüro der Vereinigung übergeben.
Mit folgenden zentralen Aussagen tritt die DWA nach den Worten von Rechtsanwalt Stefan Kopp-Assenmacher (Berlin), Leiter der DWA-Politikberatung, an die Entscheidungsträger heran:
Wasserrahmenrichtlinie unter Beibehaltung der Ziele jetzt fortentwickeln
Anthropogene Stoffeinträge in den Wasserkreislauf reduzieren
Digitalisierung in der Wasserwirtschaft gestalten
Hochwasser- und Starkregenvorsorge verbessern
Wasserwirtschaft und Landwirtschaft in Einklang bringen
Anreize für die Wasserwirtschaft effizient gestalten

http://de.dwa.de/politikinformationen. html

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Ein Nachbarschafts-Sprecher mahnt

Vergesst mir die Kleinen nicht!

Ich bin in Niederösterreich Sprecher der Nachbarschaft Zwettl und außerdem Obmann einer Genossenschaft. Da ich die Nachbarschaftstage für ein sehr effektives Mittel zu Weiterbildung halte, organisiere ich mit unserem Vize-Bürgermeister seit vorletztem Jahr auch einen Nachbarschaftstag für die Genossenschaften der Gemeinde Langschlag. Genossenschaften sind bei uns kleinere Ortschaften, die sich aus landwirtschaftlichen Betrieben und Einfamilienhäuser zusammensetzen.
Wir haben vor zwei Jahren erstmals die Obmänner und Klärwärter von 16 Genossenschaften der Gemeinde zu einem Nachbarschaftstreffen eingeladen, die Kleinkläranlagen mit einer Ausbaugröße größer 20 EW betreiben (Abbildung 1).
Schon beim ersten Treffen war ich erstaunt, wie viele Probleme es bei den Genossenschaften gibt und wie oft diese schon durch kleine Tipps gelöst werden konnten.
Beim zweiten Treffen hatte ich eine Präsentation vorbereitetet mit verschiedenen Betriebsproblemen….
Betriebsinfo Informationen für das Betriebspersonal von Abwasseranlagen Heft 2-2018 ab Seite 2723

Andreas Gundacker, Langschlag, Österreich

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Goldener Kanaldeckel ausgeschrieben

Das IKT – Institut für Unterirdische Infrastruktur in Gelsenkirchen hat den Goldenen Kanaldeckel 2018 ausgeschrieben.
Ziel des Goldenen Kanaldeckels ist es, die Bedeutung der Kanalisation in das Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rufen. Die Auszeichnung wird für eine konkrete, projektorientierte Leistung vergeben. Mögliche Preisträger haben herausragende Leistungen beim Neubau, Sanierung oder Betrieb erbracht. Sie haben ein bestimmtes Projekt entweder in Gang gesetzt oder waren an der Umsetzung maßgeblich beteiligt. Die Bewerbungsfrist läuft bis zum 3. August 2018. Bekanntgegeben werden die Preisträger am 11. September 2018.

http://www.ikt.de/ueber-uns/goldener-kanaldeckel
E-Mail: goldenerkanaldeckel2018@ikt.de

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Bayern: Start der Kampagne „Schau auf die Rohre“

Für Abwasserkanäle und Trinkwasserleitungen möchte das Bayerische Landesamt für Umwelt zusammen mit den kommunalen Spitzenverbänden und den wasserwirtschaftlichen Fachverbänden die bayerischen Kommunen sensibilisieren. Trinkwasserversorgung und Abwasserentsorgung sind das Rückgrat jeder Gemeinde und elementare Daseinsvorsorge. Damit das so bleibt, müssen die Kommunen ihre Abwasserkanäle und Trinkwasserleitungen regelmäßig überprüfen und wenn notwendig sanieren oder erneuern. Zum Start der neuen Kampagne „Schau auf die Rohre“ betont Claus Kumutat, Präsident des Bayerischen Landesamtes für Umwelt: „Die Leitungsnetze der Wasserver- und Abwasserentsorgung sind oftmals der größte Vermögenswert einer Gemeinde. Ihre Instandhaltung ist enorm wichtig, damit diese wertvolle kommunale Infrastruktur für die Bürgerinnen und Bürger auch in Zukunft zur Verfügung steht und bezahlbar bleibt.“
Die Kampagne „Schau auf die Rohre“ unterstützt Wasserver- und Abwasserentsorger bei der Planung und schrittweisen Umsetzung von Sanierungsmaßnahmen der Leitungsnetze und bietet anschauliches Informationsmaterial für die Bürger. Dadurch versachlicht die Kampagne die nötige Diskussion und Entscheidungsfindung vor Ort und bietet zahlreiche erfolgreiche Praxisbeispiele von Kanal- und Trinkwassernetzbetreibern aus ganz Bayern. Informiert wird mit Broschüren, Videos, Ausstellungsmaterial und Veran staltungen auf regionaler Ebene. So kann jede Gemeinde die richtige Sanierungsstrategie maßgeschneidert in eigener Zuständigkeit festlegen und durch rechtzeitiges Handeln Schäden vermeiden und Kosten sparen.

www.schaudrauf.bayern.de

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IFWW-Förderpreis 2019 ausgeschrieben

Das Institut zur Förderung der Wassergüte- und Wassermengenwirtschaft e. V. (IFWW) lobt auch für 2019 wieder einen Preis zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses aus. Dabei werden Arbeiten ausgezeichnet, die sich mit innovativen Methoden oder Verfahren bzw. neuen Erkenntnissen in den Bereichen Trinkwasser, Grundwasser, Gewässerschutz, Flussgebietsmanagement, Abwasser und Abfall/Altlasten befassen. Der Förderpreis wird für zwei Kategorien ausgeschrieben: Promotionen, Diplom-oder Masterarbeiten.
Die Bewerberinnen und Bewerber können die Arbeiten an Universitäten/ Hochschulen, Fachhochschulen oder anderen Forschungseinrichtungen in Deutschland angefertigt haben. Zugelassen sind auch Gemeinschaftsarbeiten. Die Arbeiten dürfen nicht älter als zwei Jahre sein und müssen abgeschlossen sein.
Der Förderpreis ist mit insgesamt 4000 Euro dotiert und wird auf der 52. Essener Tagung (20. bis 23. März 2019, Eurogress Aachen) verliehen. Einsendeschluss für die Bewerbung ist der 30. September 2018. Die Bewerbungsunterlagen sind über das Internet und die IFWW-Geschäftsstelle zu beziehen.

IFWW, c/o
Niersverband
Am Niersverband 10,
41747 Viersen
E-Mail: wilfried.manheller@ifww-nrw.de
www.ifww-nrw.de

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Bundesumweltministerium stellt GreenTech-Atlas 2018 vor

Der Anteil der GreenTech-Branche am Bruttoinlandsprodukt lag 2016 bei 15 Prozent und wird bis 2025 – so die Prognose – auf 19 Prozent steigen. Das zeigt der GreenTech-Atlas 2018 des Bundesumweltministeriums, der am 13. April 2018 in Berlin im Rahmen der Konferenz „Umweltschutz – Made in Germany. GreenTech für Nachhaltige Entwicklung“ vorgestellt wurde.
Der GreenTech-Atlas 2018 belegt einen Vormarsch von „grünen“ Produkten und Dienstleistungen, so das Bundesumweltministerium. Das weltweite Marktvolumen lag 2016 bei 3200 Milliarden Euro. Bis 2025 wird es voraussichtlich um jährlich 6,9 Prozent auf über 5900 Milliarden Euro ansteigen. Deutsche Unternehmen haben insgesamt einen Anteil von 14 Prozent am weltweiten Markt für Umwelttechnik und Ressourceneffizienz.
In Deutschland wird das Marktvolumen der GreenTech-Branche den Prognosen zufolge bis 2025 durchschnittlich pro Jahr um 8,8 Prozent zulegen. GreenTech werde sich damit auch zum Jobmotor entwickeln: In den Unternehmen der sechs Leitmärkte (Energieeffizienz, Umweltfreundliche Erzeugung, Speicherung und Verteilung von Energie, Kreislaufwirtschaft, Nachhaltige Mobilität, Nachhaltige Wasserwirtschaft, Rohstoff- und Materialeffizienz) sind bereits 1,5 Millionen Menschen beschäftigt – Tendenz steigend.

www.greentech-made-in-Germany.de

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DWA-Gewässerentwicklungspreis ausgelobt

Nach der vierten Vergabe im Jahr 2016 soll der DWA-Gewässerentwicklungspreis 2019 erneut vergeben werden. Ausgezeichnet werden vorbildlich durchgeführte Maßnahmen zur Erhaltung, naturnahen Gestaltung und Entwicklung von Gewässern im urbanen Bereich. Die Gewässerentwicklung in diesem Sinne umfasst alle Maßnahmen, die darauf ausgerichtet sind, die wasserwirtschaftliche und ökologische Funktionsfähigkeit und das innerstädtische/innerörtliche Erscheinungsbild sowie den Erlebniswert der Gewässer zu erhalten, nachhaltig zu entwickeln und zu verbessern.
Der Gewässerentwicklungspreis wird in Form eines Findlings mit einer Ehrentafel vergeben. Zusätzlich können Belobigungen ausgesprochen werden. Der Preis wird aufgrund von Vorschlägen oder Bewerbungen verliehen. Bewerbungsschluss ist der 31. Oktober 2018. Der Preisträger wird anlässlich des „Tag des Wassers“ 2019 verkündet.

Das Formular zur Projektbewerbung steht im Internet bereit und kann per E-Mail angefordert werden:
https://de.dwa.de/de/preise.html
E-Mail: aschenbrenner@dwa.de
DWA, Anne Maria Aschenbrenner
Theodor-Heuss-Allee 17, 53773 Hennef

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Forschungsprojekt: Städtische Infrastrukturen unter Schrumpfungsbedingungen

„Städtische Infrastrukturen im Stadtumbau unter Wachstums- und Schrumpfungsbedingungen“ heißt ein Projekt, das vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) gefördert wird. Fallbeispiele, in denen Fördermittel zur Anpassung von städtischen Infrastrukturen eingesetzt wurden, stehen im Fokus dieses Forschungsprojekts. Das Projekt untersucht die Anlässe für, die Planungen zu und die Umsetzung von infrastrukturellen Anpassungsmaßnahmen in Stadtumbaukommunen unter Berücksichtigung von Schrumpfungs- und Wachstumsprozessen. Innerhalb dieses Forschungsprojekts wird zwischen Infrastrukturen der Ver- und Entsorgung und denjenigen, die dem Gemeinbedarf dienen (alle Arten von Einrichtungen für Kinder- und Jugendliche, Sport- und Bildungseinrichtungen, Kultureinrichtungen, Begegnungsstätten, Einrichtungen der Verwaltung wie Bürgerämter, Vereins- und Gemeinschaftsräume, Einrichtungen zur medizinischen Versorgung und gesundheitlichen Vorsorge, Mehrgenerationenhäuser usw.), unterschieden. Aus dem Forschungsvorhaben sollen als Ergebnis, Leitlinien für die Praxis abgeleitet werden, die zur weiteren Qualifizierung des Förderprogramms Stadtumbau dienen.
E-Mail: evi.goderbauer@bbr.bund.de

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Bundesregierung: Flüsse in Deutschland in schlechtem Zustand

Die biologische Vielfalt und das Ökosystem Fluss sind in Deutschland akut bedroht. Nicht einmal sieben Prozent der bewerteten Flussabschnitte erreichen den guten ökologischen Zustand gemäß den Kriterien der EU-Wasserrahmenrichtlinie. 93 Prozent der Fließgewässer Flüsse weisen keine gewässerspezifischen aquatischen Lebensgemeinschaften auf. Ein Fünftel der Flüsse befindet sich in einem schlechten ökologischen Zustand. Bei den Küstengewässern ist kein einziges in einem guten Zustand. Das schreibt die Bundesregierung in ihrer Antwort (Bundestags-Drucksache 19/1415) auf eine Kleine Anfrage der Grünen. Auch der artenreiche Lebensraum entlang der Flüsse wurde weitgehend zerstört, 80 Prozent der Auen sind von einem unterschiedlich hohen Verlustrisiko betroffen. Ökologisch weitgehend funktionsfähig sind aktuell nur noch 10 Prozent der untersuchten Auen. Die Bundesregierung schreibt allerdings auch: „Durch Renaturierung der Flüsse und Auen können die Ökosystemleistungen der Flüsse und Auen wieder verbessert werden.“

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Antibiotikaresistente Erreger im Wasser

Nach Ansicht der Bundesregierung kann nicht ausgeschlossen werden, dass antibiotikaresistente Erreger auf in Badegewässern badende Menschen übertragen werden können. Dies gelte insbesondere für „Personen, die nach medizinischen Maßnahmen nur über eine abgeschwächte Immunabwehr verfügen“. Es bestehe aber noch weiterer Forschungsbedarf, schreibt die Bundesregierung in einer Antwort (Bundestags-Drucksache 19/1125) auf eine Kleine Anfrage der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen. Die Grünen hatten sich darin auf Medienberichte bezogen, nach denen in Oberflächengewässern in Niedersachsen solche Erreger gefunden wurden. Die Bundesregierung betont in der Antwort, dass für die Gewässerüberwachung die Länder zuständig seien. Sie wolle sich bei den Ländern aber nun kurzfristig nach dem Sachstand bezüglich der Belastung von Gewässern mit antibiotikaresistenten Keimen erkundigen, schreibt die Bundesregierung.

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Baden-Württemberg: 138 Millionen Euro für Wasserwirtschaft und Altlastensanierung

Mit rund 138 Millionen Euro aus Mitteln des Kommunalen Investitionsfonds unterstützt das Umweltministerium Baden- Württemberg die Kommunen über das Förderprogramm „Wasserwirtschaft und Altlasten“ dieses Jahr. „Maßnahmen, die eine sichere Versorgung mit Trinkwasser, die umweltschonende Entsorgung von Abwasser, die Untersuchung und Sanierung kommunaler Altlasten, Gewässerrenaturierungen und modernen Hochwasserschutz gewährleisten, stellen unsere Städte und Gemeinden vor enorme finanzielle Herausforderungen“, sagte Umweltminister Franz Untersteller. „Deshalb ist es wichtig, dass das Land den Kommunen zur Daseinsvorsorge finanziell unter die Arme greift.“
Um die Wasserversorgung weiter verbessern zu können, unterstützt das Umweltministerium die Städte und Gemeinden im Land mit insgesamt 15 Millionen Euro. Fast 62 Millionen Euro stehen den Kommunen zur Verfügung, um ihre Abwasserbeseitigung zu modernisieren und so dazu beizutragen, die Qualität der Gewässer im Land weiter zu verbessern.
Für Maßnahmen der Städte und Gemeinden im Bereich Hochwasserschutz und Gewässerökologie gewährt die Landesregierung Zuschüsse in Höhe von 43 Millionen Euro. Die Mittel sind vorgesehen für zahlreiche kleinere Maßnahmen zum Hochwasserschutz und zur Verbesserung der naturnahen Entwicklung der Gewässer. Das Umweltministerium möchte aber auch größere Projekte unterstützen.
Für die Erfassung, Untersuchung und Sanierung kommunaler Altlasten sind Fördermittel in Höhe von 18 Millionen Euro eingeplant. Welche größeren Maßnahmen unterstützt werden sollen, wird ein Verteilungsausschuss Mitte des Jahres bewerten und entscheiden.

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Neue Online-Plattform für vorsorgende Wasseranalytik

Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Projekt
Projekt „FOR-IDENT – Nachhaltigkeit“ wird bis zum Jahr 2019 eine offene Softwareplattform entwickeln, die unterschiedliche Strategien zur Auswertung unbekannter Chemikalien im Wasser kombiniert und verlinkt. Die Grundlagen für die Online-Plattform zur vorsorgenden Wasseranalytik haben die beiden Vorgängerprojekte RISK-IDENT und FOR-IDENT gelegt.
In den zwei Vorgängerprojekten wurde die Datenbank STOFF-IDENT mit mehr als 10 000 potenziell gewässerrelevanten Stoffen als Basis für die wissenschaftliche Arbeitsplattform FORIDENT entwickelt. Bis dahin war es nur eingeschränkt möglich, unbekannte Moleküle im Wasser schnell zuzuordnen bzw. zu identifizieren. Doch das Prinzip der vorsorgenden Analytik (Suspected Screening oder Non-Target Screening) ist gerade auch bei der Qualitätsprüfung von Oberflächengewässern wichtig. Durch die bereits erfolgte Ansiedlung der STOFF-IDENT Datenbank beim Bayerischen Landesamt für Umwelt wird sichergestellt, dass die zugrundeliegende Datenbasis aktuell und qualitativ hochwertig bleibt.

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„Wasser ist Leben“ Motto des Umweltpreises 2018

Rheinland-Pfalz hat den Umweltpreis des Landes in diesem Jahr unter das Motto „Wasser ist Leben“ gestellt. „Wir suchen die besten Ideen und herausragende Leistungen aus dem Bereich der Wasserwirtschaft in ihrer ganzen Vielfältigkeit“, sagte Ministerin Ulrike Höfken Mitte Februar Mainz anlässlich des Startschusses für die offizielle Bewerbungsphase. Die Vorschläge sollten aus den Bereichen Wasserversorgung oder Abwasserbeseitigung kommen, der nachhaltigen Wirtschaftsweise wie etwa der gewässerschonenden Landwirtschaft, aus dem Bereich Wasser, dem Gewässererlebnis oder der Umweltbildung. Die Auszeichnung ist mit insgesamt 9000 Euro dotiert. Sie geht zu gleichen Teilen an die drei besten Bewerbungen. Einsendeschluss ist der 18. Mai 2018. Mehr Informationen zu den Teilnahmebedingungen:

http://s.rlp.de/UmweltpreisRLP

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Baden-Württemberg: Think Tank „Industrielle Ressourcenstrategien“ eröffnet

Einen „Think Tank“ ‚Industrielle Ressourcenstrategien‘ hat Baden-Württembergs Umweltminister Franz Untersteller am 20. Februar 2018 am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) eröffnet. Der Think Tank soll auf wissenschaftlicher Basis praktische und innovative Lösungen, Konzepte und Handlungsempfehlungen entwickeln und dabei sowohl den Produktionsprozess in den Unternehmen als auch die dabei eingesetzte Energie und natürlichen Ressourcen im Blick haben.
Die Denkfabrik wird sich mit Fragen der Transparenz von Rohstoffen, der gesamtheitlichen Betrachtung einer unternehmerischen Kreislaufwirtschaft unter ökologischen und betriebswirtschaftlichen Aspekten sowie den Herausforderungen des industriellen Wandels an die Versorgung, Verfügbarkeit und Sicherung von Rohstoffen beschäftigen.
Der Think Tank ist zunächst auf eine Laufzeit von vier Jahren angelegt. Die Kosten von zwei Millionen Euro im Jahr teilen sich das Land Baden-Württemberg und die Industrie.

www.um.baden-wuerttemberg.de/de/ wirtschaft/ressourceneffizienz-und-umwelttechnik/think-tank

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Mehr Stromeffizienz in Unternehmen – Ausschreibung des Bundeswirtschaftsministeriums

Vom 1. März bis 31. Mai 2018 läuft die fünfte Ausschreibungsrunde von STEP up!, eines wettbewerblichen Förderprogramms des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie, mit dem investive Maßnahmen von Unternehmen zur Verbesserung ihrer Stromeffizienz gefördert werden. In der fünften Runde gibt es zwei Ausschreibungen: In der offenen Ausschreibung (technologie- und sektoroffen) können reine Stromeffizienzprojekte gefördert werden. Im Rahmen der geschlossenen Ausschreibung, deren Fokus dieses Mal auf dem Thema „Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen in der Wasser- und Abwassertechnik“ liegt, werden neben Stromeffizienzprojekten auch investive Projekte gefördert, bei denen zusätzlich wärmeseitig Energieeinsparungen erzielt werden können (Kombi-Projekte „Strom – Wärme“). Gefördert werden dabei auch Maßnahmen, welche die Effizienz bei der Prozesswassernutzung verbessern.
Fördervoraussetzungen bei STEP up! sind, dass die Maßnahme eine strombezogene Amortisationszeit von mehr als drei Jahren aufweist, und dass das Verhältnis zwischen beantragter Fördersumme und prognostizierter Stromeinsparung kleiner ist als 0,1 €/kWh. Gefördert werden bis zu 30 % der Investitionsmehrkosten im Vergleich zu einer Standardanlage. Durchgeführt wird der Wettbewerb vom Projektträger VDI/VDE Innovation  Technik GmbH in Kooperation mit der ÖKOTEC Energiemanagement GmbH.

https://www.stepup-energieeffizienz.de

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Drogennachweis im Abwasser: EVS beteiligt sich an EU-weiter Bestandsaufnahme SCORE

Der Entsorgungsverband Saar (EVS) hat sich im vergangenen Jahr mit seinen beiden größten Kläranlagen in Saarbrücken-Burbach und Saarbrücken-Brebach an der europaweiten Studie SCORE zu illegalen Drogenrückständen im Abwasser beteiligt. Über die Konzentrationen von Drogen bzw. deren Abbauprodukten im Abwasser können Rückschlüsse auf den Konsum im Einzugsgebiet geschlossen werden. Nur wenn man die Konsummuster kennt, kann man auch zielgerichtete Maßnahmen entwickeln. Je mehr Kläranlagen sich beteiligen, umso zuverlässiger ist am Ende die Datenbasis und umso zuverlässiger sind auch die daraus abgeleiteten Thesen. Beim EVS wurde in drei jeweils siebentägigen Probenahmezyklen im Juni, September und November 2017 Abwasser im Zulaufbereich der Kläranlagen Burbach und Brebach entnommen.

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Projektstart: Wie gefährlich ist Reifenabrieb?

Den Einfluss von Reifenabrieb auf die Umwelt untersucht Fraunhofer UMSICHT im neuen Verbundprojekt „TyreWearMapping“. Denn Reifen verlieren mit der Zeit an Substanz und setzen Kleinstpartikel in Form von Feinstaub oder Mikroplastik frei.
Ein gängiger PKW-Reifen wiegt am Ende seines im Durchschnitt 50 000 km langen bzw. vier Jahre dauernden Lebens gut 1 bis 1,5 kg weniger als zu Beginn. Bei fast 46 Millionen zugelassenen PKW in Deutschland summiert sich der Reifenabrieb innerhalb dieses Zeitraums auf 184 000 bis 276 000 Tonnen, was auf das Jahr gerechnet einer Belastung von 46 000 bis 69 000 Tonnen Reifenabrieb – allein von PKW – entspricht. Hinzu kommt Reifenabrieb durch weitere Verkehrsteilnehmer wie LKW, Busse, Traktoren oder auch Baufahrzeuge, ebenso Krafträder und Fahrräder. Der Abrieb gilt nachweislich als Mitverursacher für Feinstaubbelastungen in den Städten, ist unter anderem verantwortlich für nanopartikulären Ruß und laut einer Studie der Weltnaturschutzunion IUCN eine der größten Quellen für Mikroplastik in der Umwelt.
Umfassende Studien zu Mengen und Verbreitungswegen von Reifenabrieb in Deutschland gibt es bislang nicht. Das vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur geförderte Verbundprojekt TyreWearMapping will diese wissenschaftliche Lücke schließen.

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Förderung für regionales Phosphorrecycling

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert Forschungs- und Entwicklungsvorhaben zum Thema „Regionales Phosphor-Recycling“ (RePhoR). Die entsprechende Richtlinie wurde im Bundesanzeiger vom 9. März 2018 veröffentlicht. Die Förderung erfolgt in zwei Phasen. In der ersten Phase („Konzeptphase“) sollen Konzepte für ein regionales P-Recycling erarbeitet werden. Im Anschluss werden aus den vorliegenden Konzepten die besten ausgewählt. Diese erhalten in der zweiten Phase („Umsetzungsphase“) eine Förderung zur Realisierung der Konzepte. Ziel der Fördermaßnahme ist es, durch innovative wirtschaftliche Lösungen zum regionalen P-Recycling einen Beitrag zur Umsetzung der neuen Klärschlammverordnung zu leisten. Gefördert werden Projekte mit Partnern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Praxis. Wichtig ist die Anwendungsnähe; reine Grundlagenforschung wird nicht gefördert. Förderanträge für die Konzeptphase sowie für ein begleitendes Vernetzungs- und Transfervorhaben können bis zum 29. Juni 2018 eingereicht werden.

https://www.bmbf.de/foerderungen/ bekanntmachung-1648.html

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Deutschlands nachhaltigste Unternehmen und Kommunen gesucht

Die Wettbewerbe um den 11. Deutschen Nachhaltigkeitspreis haben begonnen. Mit Europas größter Auszeichnung für ökologisches und soziales Engagement würdigt die Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis e. V. vorbildliche Nachhaltigkeitsleistungen in Wirtschaft, Kommunen und Forschung. Die Preise werden am 7. Dezember 2018 im Rahmen des Deutschen Nachhaltigkeitstages in Düsseldorf von der Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis in Zusammenarbeit mit der Bundesregierung, kommunalen Spitzenverbänden, Wirtschaftsvereinigungen, zivilgesellschaftlichen Organisationen und Forschungseinrichtungen vergeben. Die DWA ist institutioneller Partner des Deutschen Nachhaltigkeitspreises.
Um den 11. Deutschen Nachhaltigkeitspreis können sich Unternehmen bewerben, die sich mit ihren Produkten und Dienstleistungen erfolgreich den ökologischen und sozialen Herausforderungen der Zukunft stellen. Auch Kommunen, die im Rahmen ihrer wirtschaftlichen Möglichkeiten eine umfassende nachhaltige Stadtentwicklung betreiben und in den wichtigen Themenfeldern der Verwaltung erfolgreiche Nachhaltigkeitsprojekte realisieren, können teilnehmen. Die Wettbewerbe um den Deutschen Nachhaltigkeitspreis Forschung, den DGNB Preis „Nachhaltiges Bauen“ sowie den Next Economy Award für Startups beginnen am 12. März 2018.

www.nachhaltigkeitspreis.de

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Mecklenburg-Vorpommern: Öffentlichkeitsbeteiligung zum Meeresschutz gestartet

Bis zum 31. August 2018 sind die Berichtsentwürfe zum aktuellen Umweltzustand der deutschen Nord- und Ostseegewässer öffentlich einsehbar. Bis dahin kann jeder zu den von Bund und Küstenländern gemeinsam vorbereiteten und veröffentlichten Entwürfen Stellung nehmen. Das Umweltministerium Mecklenburg-Vorpommern veröffentlicht die beiden Berichtsentwürfe zum Zustand der deutschen Ostseegewässer 2018 und zum Zustand der deutschen Nordseegewässer 2018. Die Berichte sind im Zuge der Umsetzung der Europäischen Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie (EG MSRL) anzufertigen.

www.meeresschutz.info

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Förderrichtlinie Kleinserien- Klimaschutzprodukte in Kraft

Zum 1. März 2018 ist die am 16. November des letzten Jahres vom Bundesumweltministerium veröffentlichte „Richtlinie zur Förderung von innovativen marktreifen Klimaschutzprodukten im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative“ in Kraft getreten. Mit drei Modulen ist die Förderrichtlinie auch für die Wasserwirtschaft interessant. So bezieht sich Modul 1 auf Kleinwasserkraftanlagen in technischen Installationen bis 30 kW. Nach Modul 2 können energieeffiziente Geräte zur lokalen Sauerstoffproduktion gefördert werden; als Anwendung werden ausdrücklich Klärwerke genannt. Modul 3 regelt die Förderung von dezentralen Einheiten zur Wärmerückgewinnung aus Abwasser in Gebäuden.
Von der Förderung profitieren können Unternehmen ebenso wie Kommunen und weitere Organisationen. Förderanträge zu der Richtlinie nimmt das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) entgegen. Die Antragstellung erfolgt ausschließlich online.

www.klimaschutz.de/ kleinserien-richtlinie  

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Schleswig-Holstein beruft Klärschlammbeirat ein

Um neue Wege der Entsorgung von Klärschlamm zu entwickeln, hat das Umweltministerium Schleswig-Holstein am 9. März 2018 einen Klärschlammbeirat gegründet. Unter Leitung von Staatssekretär Tobias Goldschmidt wollen Land und Kommunen sowie die Landwirtschaft und die Verbände der Entsorgungswirtschaft gemeinsame Strategien zur Neuausrichtung entwickeln. Diese sollen dann in den Abfallwirtschaftsplan Klärschlamm einfließen.
Wesentliche Herausforderung in Schleswig-Holstein nach Inkrafttreten der neuen Klärschlammverordnung wird nach Angaben des Umweltministeriums sein, für den größten Anteil der dort anfallenden Klärschlämme neue Entsorgungswege aufzuzeigen, die thermische Klärschlammbehandlung entsprechend zu berücksichtigen und Maßnahmen für die Phosphorrückgewinnung aufzuzeigen. Neben der mittelfristigen Klärschlammplanung geht es aber auch um aktuelle Entsorgungsfragen, die im Zusammenhang mit der Düngeverordnung gelöst werden müssen.
Der jetzt einberufene Klärschlammbeirat soll sowohl Lösungsstrategien für die Klärschlammentsorgung entwickeln als auch als Informationsplattform für die betroffenen Akteure dienen. Vertreten sind die DWA, der Bauernverband, der Landkreistag, der Gemeindetag, der Städtetag, die Landwirtschaftskammer, der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) sowie der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW).

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Niedersachsen: Umweltministerium lässt Gewässer nach multiresistenten Keimen untersuchen

Um die Verbreitung von antibiotikaresistenten Erregern in der Umwelt zu untersuchen, hat Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies eine Beprobung von Gewässern in Niedersachsen angekündigt. Insgesamt sollen an die 200 Proben an verschiedenen Stellen genommen werden, darunter Standorte an Kläranlagen, in Regionen mit einer hohen Viehdichte sowie an Stellen, an denen bereits die Gewässergüte beprobt wird. Untersucht werden sollen ebenfalls Stellen im Küs tenbereich sowie vermeintlich unbelastete Standorte. Die Ergebnisse sollen bis zum Sommer vorliegen.
Das Land selbst beschäftigt sich bereits seit 2016 intensiv mit diesem Thema. Damals hat der Interministerielle Arbeitskreis der Niedersächsischen Landesregierung eine Strategie gegen Antibiotikaresistenz beschlossen und 2017 den Abschlussbericht für eine Antibiotikastrategie vorgelegt. Die Strategie verfolgt den „One-Health-Ansatz“, nach dem die Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt in Beziehung stehen und somit auch gemeinsam betrachtet werden müssen.
Für die Verunreinigung von Gewässern durch antibiotikaresistente Keime interessiert sich auch die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Bundestag in einer Kleinen Anfrage (Bundestags-Drucksache 19/815). Die Fraktion möchte von der Bundesregierung wissen, aus wie vielen Oberflächengewässern in Deutschland Trinkwasser gewonnen wird. Zudem fragen die Grünen unter anderem, ob diese Gewässer auf eine Belastung mit diesen Keimen untersucht werden.

www.antibiotikastrategie.niedersachsen.de

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Führung der Berufsbezeichnung „Ingenieur“ nach weiterbildendem Masterstudiengang möglich

Das Oberverwaltungsgericht für das Land Nordrhein-Westfalen hat am 5. März 2018 in einer Grundsatzentscheidung geklärt, dass die Berufsbezeichnung „Ingenieur“ in Nordrhein-Westfalen neben weiteren Voraussetzungen auch führen darf, wer ein zweijähriges weiterbildendes technisches oder naturwissenschaftliches Masterstudium an einer deutschen Hochschule mit der Masterprüfung bestanden und insgesamt mindestens drei Studienjahre erfolgreich in einer technischen oder naturwissenschaftlichen Fachrichtung an einer deutschen Hochschule studiert hat. Ob zuvor ein Bachelorstudium absolviert worden ist, ist dann unerheblich (Aktenzeichen: 4 A 542/15, 4 A 480/14).
Geklagt hatten in den gegen die Ingenieurkammer-Bau NRW gerichteten Verfahren ein Feuerwehrmann aus Haltern und ein langjähriger Beschäftigter bei einem Bauunternehmen aus dem Kreis Borken. Sie waren ohne vorheriges Bachelorstudium aufgrund ihrer Berufserfahrung zu weiterbildenden technischen Masterstudiengängen an der Fachhochschule Kaiserslautern zugelassen worden. Dies setzte in den gewählten Studiengängen bei Studienbewerbern ohne Bachelorabschluss voraus, dass die Hochschule die Gleichwertigkeit der ander weitig erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten mit denen eines grundständigen Studiums feststellte. Nach zweijähriger Studiendauer und erfolgreichem Masterabschluss verweigerte die Ingenieurkammer-Bau NRW den Klägern die Aufnahme in ihr Mitgliederverzeichnis als freiwillige Mitglieder, weil sie kein einheitliches technisches Grundstudium mit einem Mindestanteil an ingenieurspezifischen Inhalten und einer Mindestdauer von drei Jahren absolviert hätten.
Das Oberverwaltungsgericht hat klargestellt, dass sich derartige Erfordernisse dem geltenden Landesrecht nicht entnehmen ließen. Erforderlich sei danach (nur) das Studium einer technischen oder naturwissenschaftlichen Fachrichtung an einer deutschen Hochschule mit der Dauer von mindestens drei Studienjahren. Bei Änderung des Ingenieurgesetzes im Jahr 2013 habe der Gesetzgeber inländische Studienbewerber gegenüber EU-Ausländern nicht benachteiligen wollen. Deshalb müsse auch deutschen Absolventen entsprechend der seinerzeit maßgeblichen Fassung der Berufsanerkennungsrichtlinie 2005/36/EG die Möglichkeit eröffnet werden, bei Vorliegen eines berufsqualifizierenden Abschlusses nach einer kürzeren Studiendauer die fehlende Studienzeit in einem gesonderten technischen Studiengang abzuleisten.
In der mündlichen Verhandlung hat der Vorsitzende Richter ergänzend darauf hingewiesen, dass die Länder derzeit im Interesse bundesweit vergleichbarer Regelungen ein Muster-Ingenieurgesetz abstimmten. Erwogen werde dabei, künftig zusätzlich einen Mindestanteil des Studiums der Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) zu verlangen. Dies entspreche aber noch nicht dem geltenden Recht in Nordrhein-Westfalen.

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Nur 8 % waschen ihre Hände in korrekter Weise

Kaum einer wäscht seine Hände nach dem Toilettengang richtig. Das stellten Studierende der Fakultät für Angewandte Psychologie der SRH Hochschule Heidelberg im Rahmen einer Beobachtungsstudie an 1000 Menschen fest.
Dabei lasse sich das Infektionsrisiko mit Viren und Bakterien durch eine korrekt ausgeführte Handhygiene um bis zu 99,9 % verringern. Denn rund 80 % aller ansteckenden Krankheiten würden über die Hände übertragen, mit denen ein Mensch im Durchschnitt 16 Mal pro Stunde sein Gesicht berührt. So gelangen Keime durch Mund, Nase und Augen über die Schleimhäute in den Körper und entwickeln sich dort zur Infektion. In ihrem Experimentalpraktikum beobachteten zehn Psychologie-Studierende der SRH Hochschule Heidelberg die Besucher mehrerer öffentlicher Toiletten in und um Heidelberg.
Danach verzichteten rund 7 % gänzlich auf das Händewaschen. 27 % wuschen ihre Hände nur mit Wasser, und rund 58 % benutzten Wasser und Seife, allerdings nicht mit der erforderlichen Gründlichkeit. Lediglich rund 8 % reinigten ihre Hände vorbildlich. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung empfiehlt hierfür eine mindestens 20 Sekunden dauernde Reinigung mit Wasser und Seife nicht nur der Handflächen, sondern auch der Fingerzwischenräume.
Auch zwischen den Geschlechtern bestand ein bedeutender Unterschied im Händewaschverhalten. Während ca. 11 % der Männer auf das Reinigungsritual gänzlich verzichteten, sind es bei den Frauen nur 3 %. Mit Wasser und Seife, allerdings ohne Berücksichtigung der Intensität, rückten immerhin 82 % der untersuchten Frauen den Ansteckungskeimen auf den Leib. Bei den Männern waren es nur 51 %. Der Handkontakt mit Männern birgt also ein höheres Übertragungsrisiko.

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Forschungspreis „Transformative Wissenschaft 2018″ ausgelobt

Zum zweiten Mal vergibt das Wuppertal Institut den Forschungspreis „Transformative Wissenschaft“. In diesem Jahr werden Forschungsarbeiten gesucht, die in Reallaboren stattfinden. Der Preis ist mit 25 000 Euro dotiert und wird von der Zempelin-Stiftung im Stifterverband gefördert. Bewerben können sich Forscherteams oder einzelne Personen bis zum 14. Mai 2018.
„Reallabore sind wissenschaftlich konstruierte Räume einer kollaborativen Nachhaltigkeitsforschung mit Interventionscharakter“, so die Erklärung des Wuppertal Instituts in einer Pressemitteilung. Und weiter: „Sie verweisen auf Forschung, in denen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Transformationsprozesse anstoßen oder auch aktiv begleiten. Die Spannbreite reicht von Interventionen mit Randomisierung und Kontrollgruppen, über Quasi- und Feldexperimente bis zum Aufbau von Transformationsräumen mit kontinuierlichen Interventionen. Die Begriffsvielfalt rund um Reallabore ist groß, neben Reallaboren sind beispielsweise Begriffe wie Sustainable Living Labs, Urban Transition Labs und Innovation Labs im Gespräch.“

https://wupperinst.org/forschung/ forschungspreis

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Online-Befragung zu „Fachkraft für Abwassertechnik und Digitalisierung“

Mit einer Online-Befragung zur Fachkraft für Abwassertechnik sollen derzeitige und absehbare, insbesondere durch die Digitalisierung ausgelöste Veränderungen im Arbeits- und Ausbildungskontext der Berufe erfasst werden, um Schlussfolgerungen für die künftige Aus- und Weiterbildung zu ziehen. Durchgeführt wird die Befragung, an der alle Fachleute teilnehmen können, vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). Diese führen ein Berufe- Screening durch, bei dem die Auswirkungen der Digitalisierung auf ausgewählte Ausbildungsberufe untersucht werden.

https://uzbonn.de/bibb4.0
www.berufsbildungvierpunktnull.de

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Wassergefährdende Stoffe: Ergebnisse der UBA-Informationsveranstaltung „WGK-Einstufung nach AwSV“ online

Am 17. November 2017 veranstaltete das Umweltbundesamt (UBA) eine Informationsveranstaltung zur Einstufung von Stoffen und Gemischen nach der neuen Bundesverordnung über Anlagen zum Umgang mit wassergefährdenden Stoffen (AwSV). Betroffene Vollzugsbehörden und Anlagenbetreiber waren eingeladen sich interaktiv mit dem neuen Einstufungsverfahren nach AwSV vertraut zu machen. Die Ergebnisse stehen ab nun online zur Verfügung.
Im Rahmen einer Vortragspräsentation wurden Anlagenbetreiber und Vollzugsbehörden über die Neuerungen des Einstufungssystems, über das neue Antragsverfahren und die dadurch hinzugewonnene Rechtssicherheit sowie die Veröffentlichung der Alteinstufungen und zukünftigen Einstufungen im Bundesanzeiger informiert. Dabei stellte das UBA den neuen Einstufungsleitfaden in Form einer Internetseite zu den wassergefährdenden Stoffen vor. Hintergrund ist das Inkrafttreten der neuen Bundesverordnung AwSV am 1. August 2017. Mit der Verordnung ergeben sich Neuerungen bei der Einstufung dieser Stoffe in Wassergefährdungsklassen (WGK), unter anderem die Einführung der Kategorie „allgemein wassergefährdend“. Einstufungsanträge werden ab sofort nach dem Verwaltungsverfahrensgesetz beschieden, außerdem werden die rechtsverbindlichen Stoffeinstufungen vom Umweltbundesamt im Bundesanzeiger veröffentlicht.
Auch zu der vorangegangenen Informationsveranstaltung im Jahr 2013 sind die Unterlagen verfügbar. Das Umweltbundesamt plant, in Zukunft eine derartige Informationsveranstaltung zu wiederholen.

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Wetter 2017: Warm und oft extrem

Zu warm, ein leichter Überschuss bei den Niederschlägen, aber vor allem oft extrem, mit diesen Eigenschaften kennzeichnet der Deutsche Wetterdienst (DWD) das Deutschlandwetter im Jahr 2017. Der Januar begann mit teilweise strengen Nachtfrösten, die zahlreiche Gewässer zufrieren ließen. Im Februar schien der Winter bereits auf dem Rückmarsch zu sein: Im Flachland fiel verbreitet keine einzige Schneeflocke. Der März war sogar der wärmste seit Messbeginn 1881. Im April folgte dann jedoch ein jäher Kälterückfall mit Minusgraden, der sich katastrophal auf die schon sehr weit fortgeschrittene Vegetation auswirkte. Nach nass-kühlem Beginn rollte bereits Ende Mai die erste Hitzewelle heran. Der Sommer präsentierte sich im Süden sehr heiß, im Norden eher kühl. Dabei herrschte zunächst Trockenheit, im Juli und August fiel dann oft reichlich Niederschlag. Auch der September verlief nass und dabei etwas zu kühl. Der Oktober gehörte dann wieder zu den wärmsten seit 1881. Die Orkane „Xavier“ und „Herwart“ forderten Menschenleben und verursachten große Schäden. Anfang November begann eine längere Niederschlagsperiode mit nur wenigen trockenen Tagen, die bis zum Jahresende anhielt. In der Adventszeit fiel gelegentlich auch im Flachland etwas Schnee, der jedoch bei Tauwetter immer wieder rasch verschwand.
Mit 9,6 °C war 2017 1,4 Grad wärmer als der Wert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990. Bezogen auf die spätere Vergleichsperiode 1981 bis 2010 betrug die Abweichung 0,7 Grad. Es zählt zu den acht wärmsten Jahren seit Beginn der Messungen 1881. Die Niederschlagsmengen waren laut DWD ausreichend. Mit rund 850 Litern pro Quadratmeter (l/m²) übertraf das Jahr sein Soll von 789 l/m² um acht Pro zent. Die größte 24-stündige Menge fiel in Berlin-Tegel am 29. Juni mit 196,9 l/ m². Auch dadurch bedingt erlebte Berlin mit 815 l/m² (Soll 573,1 l/m²) den nasstesten Sommer seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1881. Große Regenmengen fielen auch im Harz. Die Eckertalsperre im Harz meldete am 25. Juli 163 l/m² und vom 24. bis zum 26. Juli sogar 302 l/m². Am meisten Regen und Schnee fiel am Nordrand der Alpen mit örtlich über 2500 l/m². Am trockensten blieben der nördliche Oberrheingraben und das südöstliche Harzvorland, wo lokal weniger als 500 l/m² im gesamten Jahr zustande kamen.

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„Essen macht´s klar“ ist Kampagne des Monats

Auszeichnung für die Essener Kampagne „Essen macht´s klar – weniger Medikamente im Abwasser“. Die Zeitung für kommunale Wirtschaft (ZfK) hat die Aufklärungskampagne als Kampagne des Monats Januar ausgezeichnet. Die ZfK hebt in ihrer Auszeichnung des Projekts besonders hervor, dass neben der klassischen Medien- und Marketingarbeit die Weiterbildungsangebote für Lehrkräfte sowie die Entwicklung von Unterrichtsmaterialien zentraler Bestandteil sind. Die ZfK betont weiter, dass alle Materialien so konzipiert sind, dass in der Zukunft auch andere Institutionen diese adaptieren können. Hinter der Kampagne stehen die Emschergenossenschaft, der Ruhrverband, die Stadt Essen und das nordrhein-westfälische Landesumweltministerium. Seit Herbst 2017 machen u. a. Plakate, Postkarten und Flyer in über 130 Apotheken und knapp 1000 Arztpraxen Essens die Bürgerschaft darauf aufmerksam, dass Tablettenreste nichts in Klo und Spüle zu suchen haben. Passend zum nächsten Weltwassertag am 22. März und der Essener Aktion SauberZauber 2018 geht der zweite Kampagnenteil an den Start. Ziel ist es dann, Essens Einwohner über die Medikamentensammelaktion vom 10. bis 24. März 2018 – und die Rücknahme in sich beteiligenden Apotheken – noch weiter für das Thema zu sensibilisieren.

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Rheinland-Pfalz: neue Förderrichtlinie Wasserwirtschaft vorgestellt

Die rheinland-pfälzische Umweltministerin Ulrike Höfken hat kommunalen Vertretern der Wasserwirtschaft die neue Förderrichtlinie Wasserwirtschaft vorgestellt. Ziel sei, die Versorgung mit Trinkwasser und die Reinigung der Abwässer für Bürgerinnen und Bürger bezahlbar zu halten und gleichzeitig den ökologischen Zustand der Flüsse und Bäche im Land weiter zu verbessern. Als wichtige Themenfelder und neue Förderschwerpunkte wurden beispielsweise festgelegt: die Verbesserung der Energieeffizienz und Eigenenergieerzeugung in der Wasserversorgung bzw. Abwasserbeseitigung, Maßnahmen zum Schutz der kritischen Infrastruktur Wasser bzw. Abwasser, Maßnahmen zur gezielten Schadstoffverminderung Gewässermaßnahmen zum Schutz des Lebensraums für Pflanzen und Tiere sowie die Vermeidung hochwasserbedingter Risiken.
Die neugefasste Förderrichtlinie trat am 22. Januar 2018 in Kraft. In diesem Jahr stehen rund 100 Millionen Euro für Maßnahmen bereit. Die Informations broschüre zur Neuauflage der Förderrichtlinie Wasserwirtschaft ist online abrufbar:
http://s.rlp.de/FoerderrichtlinienWWV

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Nordrhein-Westfalen: Land fördert Innovationen aus Energie- und Umweltwirtschaft mit zusätzlich 14 Millionen Euro

Für den „Leitmarktwettbewerb EnergieUmweltwirtschaft.NRW“ stehen insgesamt mindestens 4 dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) zur Verfügung. Zusätzlich werden zur Kofinanzierung Landesmittel des Umweltministeriums, des Wirtschaftsministeriums und des Wissenschaftsministeriums bereitgestellt. So haben seit Beginn der Förderperiode bereits 45 Projekte Zuwendungen in einer Höhe von insgesamt 46,6 Millionen Euro erhalten, nunmehr werden zwölf weitere Verbundprojekte mit zusätzlich 14 Millionen Euro gefördert. Das teilte das nordrhein-westfälische Umweltministerium mit.
Mit den Leitmarktwettbewerben sollen der Transfer wissenschaftlichen Know-hows in die wirtschaftliche Nutzung, die Erschließung neuer Märkte, der Abbau von Innovationshemmnissen sowie das Schließen bestehender Lücken in den Wertschöpfungsketten befördert werden. Unternehmen, Hochschulen und Forschungseinrichtungen aus Nordrhein-Westfalen sind aufgerufen, sich zu beteiligen. Der Wettbewerb wird in vier Einreichrunden durchgeführt. Die nächste und zugleich letzte Einreichungsfrist endet am 17. Mai 2018.
www.leitmarktagentur.nrw

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Neue Verbandsstruktur: aus AZV Pinneberg wird AZV Südholstein – Kommunalunternehmen ist aufgelöst

Einen neuen Namen und eine neue Struktur hat der Abwasserentsorger nordwestlich von Hamburg: Als Abwasser-Zweckverband Südholstein übernimmt der bestehende Verband künftig Sammlung, Transport und Reinigung des Abwassers aus dem Kreis Pinneberg, Teilen der Kreise Segeberg und Steinburg sowie für die nordwestlichen Stadtteile von Hamburg. Am 15. Januar 2018 beschloss die Verbandsversammlung eine neue Satzung. Zuvor hatten alle 44 Verbandsmitglieder einen öffentlich-rechtlichen Vertrag unterzeichnet, der die Umstrukturierung ermöglichte.
Bislang existierten zwei Organisationen: Der Abwasser-Zweckverband Pinneberg war für die Abwasserentsorgung ab Gemeindegrenze und für die Klärschlammbehandlung zuständig. Sein Kommunalunternehmen azv Südholstein, Anstalt des öffentlichen Rechts, führte dies operativ aus, verfügte aber zusätzlich über weitere Aufgaben wie die Betreuung innerörtlicher Kanalnetze. Deren Übernahme war durch die Gründung des Kommunalunternehmens im Jahr 2009 vereinfacht worden, allerdings sorgte die Doppelstruktur auch für einen erhöhten Verwaltungs- und Abstimmungsaufwand. Deshalb ist der Abwasserentsorger zum einheitlichen Zweckverband zurückgekehrt und hat das Kommunalunternehmen aufgelöst. Der Sitz des Abwasser-Zweckverbands Südholstein ist das Klärwerk Hetlingen.

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Mikroschadstoffe stressen Wasserorganismen

Schon seit dem letzten Jahr untersucht der Erftverband mit dem Forschungsprojekt „Ökologische Auswirkungen von Mikroschadstoffen“ gemeinsam mit der Linksniederrheinischen Entwässerungsgenossenschaft, dem Niersverband, Wasserverband Eifel-Rur, Wupperverband und der Universität Koblenz- Landau, ob und wie sich Mikroschadstoffe im Wasser auf die Entwicklung von Wasserorganismen und wirbellosen Tieren auswirken.
Erste Ergebnisse von im Labor gehaltenen Wasserorganismen zeigen, dass etwa Köcherfliegen, die in unbelastetem Wasser leben, weniger Energie verbrauchen und daher mehr Reservestoffe wie Fette oder Speicherstärke einlagern können. Dasselbe Ergebnis zeigt sich auch bei Köcherfliegen, die in mit Aktivkohle behandeltem Kläranlagenablauf gehalten wurden. Auch diese Tiere verbrauchten weniger Energie und konnten Reservestoffe einlagern.
Anders die Köcherfliegen, die in unbehandeltem Kläranlagenablauf lebten. Sie konnten im Vergleich zu den beiden anderen Gruppen weniger Energiereserven einlagern und verbrauchen offensichtlich mehr Energie, um ihren Stoffwechsel aufrechtzuerhalten.
Die Analyse wird nun mit Proben aus dem Freiland wiederholt. Hierzu haben Biologen im Frühjahr an insgesamt elf verschiedenen Kläranlagen, darunter die Klärwerke des Erftverbands in Bad Münstereifel-Kirspenich, Euskirchen- Kessenich und Grevenbroich, Insektenlarven, Schnecken und andere wirbellose Tiere entnommen. Die oberhalb und unterhalb der Kläranlagenabläufe vorkommenden Organismen werden derzeit im Labor der Universität Koblenz- Landau hinsichtlich ihres Energiestoffwechsels untersucht. Gleichzeitig analysieren die Labore der Verbände das Vorkommen von rund 200 verschiedenen Mikroschadstoffen, die den Stoffwechsel der Tiere möglicherweise beeinflussen.
Das Forschungsprojekt dauert voraussichtlich bis Ende 2018. Die Kosten belaufen sich auf rund 152 000 Euro, die gleichermaßen von den beteiligten Verbänden getragen werden. Die Ergebnisse des Vorhabens fließen beim Erftverband ein in das Projekt „Spurenstoffagenda Erft“.

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Sachsen: 2016 deutlich weniger kommunale Klärschlämme landschaftsbaulich verwertet

34 663 Tonnen TM Klärschlamm aus kommunalen Kläranlagen (rund 46 Prozent) wurden in Sachsen im Jahr 2016 verbrannt. Gegenüber dem Vorjahr stieg diese Menge um fast 1000 Tonnen TM. Damit setzt sich der Trend der letzten Jahre zur verstärkten thermischen Entsorgung kommunaler Klärschlämme weiter fort. Bei der Reinigung häuslicher Abwässer fielen 2016 in den kommunalen Kläranlagen Sachsens 74 970 Tonnen TM Klärschlamm an.
Rund 97 Prozent der zuvor entwässerten/getrockneten Klärschlämme gingen zur Mitverbrennung in Kohlekraftwerke, Zementwerke oder ausgewählte Abfallverbrennungsanlagen. Etwa 3 Prozent der Klärschlämme gingen in die Monoverbrennung.
Der überwiegende Mengenanteil der kommunalen Klärschlämme (36 869 Tonnen TM  49 Prozent) wurde stofflich verwertet. Wie sich bereits in den Jahren zuvor abzeichnete, verliert dieser Entsorgungsweg tendenziell weiter an Bedeutung. Im Vergleich zum Vorjahr verringerte sich dieser Anteil um reichlich 14 Prozent. So kamen rund 20 266 Tonnen TM (55 Prozent) bei landschaftsbaulichen Maßnahmen zum Einsatz (zum Beispiel Kompostierung, Rekultivierung), 12 954 Tonnen TM wurden als Dünger in der Landwirtschaft ausgebracht – das waren über 20 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Weitere 3649 Tonnen TM gingen in die sonstige stoffliche Verwertung (zum Beispiel Vererdung).

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Bessere Vorhersage von Dürren und Flutkatastrophen

Die Wasserflüsse und Wassermengen auf den Kontinenten der Erde besser zu quantifizieren und somit ein tieferes Verständnis der globalen Wasserkreisläufe zu gewinnen, letztlich, bessere Vorhersagen und Bewältigungsstrategien in Bezug auf Dürren oder auch Flutkatastrophen zu ermöglichen, das ist Ziel der Forschergruppe „Understanding the Global Freshwater System by Combining Geodetic and Remote Sensing Information with Modelling Using Calibration/Data Assimilation Approach“ (GlobalCDA), die von der Frankfurter Hydrologin Prof. Petra Döll und dem Bonner Geodäten Prof. Jürgen Kusche koordiniert wird. Globale hydrologische Modelle gibt es zwar bereits, jedoch sollen nun zusätzliche Beobachtungsdaten in Form von Satellitendaten einbezogen werden. Am Projekt sind sieben Gruppen aus der Bundesrepublik beteiligt sowie jeweils eine Gruppe aus der Schweiz und aus Luxemburg. Die deutschen Forscher erhalten für die ersten drei Jahre insgesamt rund 2,9 Millionen Euro von der Deutschen Forschungsgemeinschaft.

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Pestizide und Phosphorrückgewinnung Schwerpunkte der Schweizer Wasserpolitik

Die Gewässerbelastungen durch die Landwirtschaft und die Phosphorrückgewinnung aus Klärschlamm stehen im Mittelpunkt des aktuell veröffentlichten Politikmemorandums des Verbandes Schweizer Abwasser- und Gewässerschutzfachleute (VSA). Der VSA fordert in dem Memorandum eine umweltschonende landwirtschaftliche Produktion, die die Wasserressourcen optimal schützt. Der Verband betont in dem Zusammenhang vor allem die Schweizer Bemühungen zur Reduzierung von Mikroschadstoffen in den Gewässern. Mit dem Ausbau der Kläranlagen könne der über das Abwasser in die Gewässer eingetragene Teil an Mikroverunreinigungen halbiert werden. Aber auch die Gewässerbelastung durch diffuse Einträge – insbesondere von Pestiziden – müsse deutlich reduziert werden. Um dies zu erreichen, hat der Verband einen Zehn-Punkte-Plan vorgelegt, der von Lenkungsabgaben für Pestizide bis zu transparenten Zulassungsverfahren reicht.
Ab 2016 müssen in der Schweiz nach der neuen Abfallverordnung alle kommunalen Kläranlagen Phosphor zurückgewinnen. Um dies zu erreichen, plädiert der VSA für gemeinsame Lösungen von Kantonen und Kläranlagen – auch vor dem Hintergrund der Erreichbarkeit wirtschaftlicher Anlagengrößen. Der Verband unterstützt dabei derzeit vor allem eine breit angelegte Forschung, da seiner Einschätzung nach noch kein Verfahren großtechnisch realisiert ist. Bezüglich der Finanzierbarkeit verweist der VSA auch auf das Niveau der Weltmarktpreise für Phosphor. Bleiben die Phosphorpreise langfristig auf dem aktuellen Niveau bedarf es für den VSA einer finanziellen Unterstützung durch den Bund, um den Absatz der heimischen Produkte sicherzustellen.

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Baden-Württemberg: fast der gesamte Klärschlamm wird verbrannt

Der mit Abstand wichtigste Entsorgungsweg für den in Baden-Württemberg bei der kommunalen Abwasserreinigung anfallenden Klärschlamm ist die Mono- und Mitverbrennung. Wie das Statistische Landesamt Baden-Württemberg hierzu mitteilt, wurden im Jahr 2016 rund 96 % des Klärschlamms über Mitverbrennung (zum Beispiel in Zementwerken und Kohlekraftwerken) oder Monoverbrennung (in Klärschlamm-Verbrennungsanlagen) thermisch entsorgt. Rund ein Prozent des Klärschlamms wurde in der Landwirtschaft stofflich verwertet, und rund drei Prozent fanden im Landschaftsbau (zum Beispiel für Rekultivierungen) Verwendung.
Insgesamt fielen in den kommunalen Kläranlagen Baden-Württembergs rund 232 000 t Klärschlamm (Trockenmasse) an. Darunter wurden rund 88 500 t TM außerhalb des Landes entsorgt, womit für knapp 40 % des in Baden-Württemberg erzeugten Klärschlamms keine Entsorgungskapazitäten im Land vorhanden waren. Der überwiegende Teil des in die anderen Bundesländer exportierten Klärschlamms (rund 80 100 t TM) wurde zum Beispiel in Zementwerken, Kohlekraftwerken und in Anlagen von Entsorgungsunternehmen verbrannt oder einer Verwertung in der Landwirtschaft und im Landschaftsbau zugeführt. Der kleinere Teil (rund 8400 t TM) ging an kommunale Kläranlagen in anderen Bundesländern um dort, zum Beispiel in einer Monoverbrennungsanlage am Standort der aufnehmenden Kläranlage, entsorgt zu werden.
In etlichen Stadt- und Landkreisen Baden-Württembergs wurde sogar der gesamte oder annähernd gesamte auf dem Kreisgebiet anfallende Klärschlamm in andere Bundesländer verbracht. Dazu gehören zum Beispiel der Main-Tauber- Kreis und Heidelberg. Insbesondere Kläranlagen im Alb-Donau-Kreis und im Landkreis Biberach gaben Klärschlamm in größerem Umfang an eine in bayrischer Nachbarschaft liegende Kläranlage zur Entsorgung ab. In Baden-Württemberg konnte 2016 an vier Kläranlagenstandorten – so in Stuttgart und Karlsruhe mit den beiden größten Kläranlagen des Landes – eigener oder angelieferter Schlamm über Monoverbrennung (einschließlich Vergasung) entsorgt werden. Darüber hinaus standen im Land zum Beispiel Mitverbrennungskapazitäten in Zementwerken zur Verfügung.

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Sachsen: 2016 kaum veränderte Trinkwasser-und Abwassergebühren

Sächsische private Haushalte zahlten 2016 im Schnitt 1,90 Euro für einen Kubikmeter Trinkwasser, das waren 4 Cent weniger als 2014. Die Abwassergebühr, die nach dem Wasserverbrauch bemessen wird, erhöhte sich im selben Zeitraum um 2 Cent und betrug durchschnittlich 2,32 Euro je Kubikmeter.
Regional betrachtet gab es hinsichtlich der Höhe der Wassergebühren und deren Entwicklung erhebliche Unterschiede. So schwankten die Trinkwassergebühren in den Kreisen und kreisfreien Städten 2016 zwischen 1,57 Euro und 2,23 Euro je Kubikmeter. Die Veränderungen zum Jahr 2014 reichten dabei von einer Preissenkung um 52 Cent bis zu einer Erhöhung um 6 Cent je Kubikmeter. Ähnlich sah es bei den Abwasser
gebühren aus: hier reichte die Spanne von 1,45 Euro bis 2,94 Euro je Kubikmeter. Die preislichen Veränderungen zu 2014 bewegten sich zwischen einem Minus von 30 Cent und einem Plus von 28 Cent je Kubikmeter.
Die meisten Kreise und kreisfreien Städte erheben über die Wassergebühren hinaus eine monatliche oder jährliche Grundgebühr für das Vorhalten der Versorgungsinfrastruktur (Bereitstellungs-oder Zählergebühr) sowie eine flächenabhängige Gebühr für Niederschlagswasser. So betrug 2016 in Sachsen die durchschnittliche jährliche Grundgebühr für das Trinkwasser 124,26 Euro und für das Abwasser 91,21 Euro. Die Niederschlagswassergebühr je Quadratmeter abflussrelevanter (überbauter und versiegelter) Fläche betrug 89 Cent. Auch bei den zusätzlich erhobenen Gebühren gab es bezogen auf die einzelnen Regionen große Unterschiede. So reichte die Gebührenspanne beim Trinkwasser von unter 100 Euro bis über 150 Euro im Jahr und beim Abwasser von über 60 Euro bis über 140 Euro. In den kreisfreien Städten Chemnitz und Dresden wurden beim Abwasser keine Grundgebühren erhoben.

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Bayern: Besserer Schutz vor Sturzfluten für bis zu 40 Gemeinden

Mit einem Sonderförderprogramm gegen Sturzfluten unterstützt das Bayerische Umweltministerium die Kommunen in Bayern bei der Vorsorge direkt vor Ort. Am 9. Februar 2018 wurde der erste Förderbescheid aus dem Programm an die Gemeinde Fraunberg im Landkreis Erding übergeben. Ziel des von der Gemeinde Fraunberg zu entwickelnden Sturzfluten-Risikomanagements soll sein, neben kommunalen Schutzmaßnahmen insbesondere auch das Risikobewusstsein der Bürger und die Eigenvorsorge zu verbessern.
Die Gemeinde hat vom Bayerischen Umweltministerium für die Entwicklung der Konzepte eine Förderung von 150 000 Euro erhalten. Insgesamt stehen drei Millionen Euro für Fördermaßnahmen in 40 Kommunen zur Verfügung. 24 Gemeinden haben sich derzeit zum Förderprogramm angemeldet. Das Sonderförderprogramm richtet sich insbesondere an kleinere Kommunen, für die Sturzfluten eine existenzielle Bedrohung sein können.
Ziel des Sonderförderprogramms ist es, die Hochwassergefahren nicht nur von kleinen Gewässern, sondern auch von sogenanntem wild abfließendem Wasser in einer Kommune zu erkennen. Darauf aufbauend werden individuelle Handlungsmöglichkeiten und Schutzmaßnahmen für die Kommunen sowie für die Betroffenen vor Ort aufgezeigt. Nicht nur die klassischen Möglichkeiten des technischen Hochwasserschutzes, sondern auch Elemente wie die Hochwasservorsorge bei der Flächennutzung oder Bauleitplanung werden dabei beleuchtet. Das Sonderprogramm ergänzt das bestehende Förderangebot zur ökologischen Gewässerbewirtschaftung und zum Hochwasserschutz an den Gewässern dritter Ordnung.

Informationen zum Sonderförderprogramm:
www.stmuv.bayern.de/themen/ wasserwirtschaft/foerderung/index.htm

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72 Prozent der Deutschen fürchten Wetter-Extreme

Die Bundesbürger fürchten sich vor extremen Wetter-Ereignissen und drängen darauf, die kritischen Folgen mit „Umwelt-City-Projekten“ einzugrenzen (72 Prozent). Insbesondere um die Trinkwassersicherheit machen sich die Deutschen Sorgen (77 Prozent) – etwa durch auslaufende Öltanks bei Hochwasser. Gut jeder Zweite fordert die Kommunen auf, Umwelt-City-Projekte dringend zu forcieren (56 Prozent). Selbstkritisch sieht sich die Mehrheit auch mit eigenem Bürger-Engagement in der Pflicht (52 Prozent). Das sind Ergebnisse des „IFAT Environment Index 2018″, den die Messe München im Januar 2018 auf dem IFAT-Zukunftsdialog vorgestellt hat. Dazu wurden 1049 Bundesbürger über ein Marktforschungsinstitut bevölkerungsrepräsentativ befragt. Smarte Umwelt-City-Projekte verfolgen das Ziel, durch eine enge Kooperation von Verwaltung, Wirtschaft, Wissenschaft und Bürgern definierte Umwelt-Ziele intelligent zu erreichen.
„Gemessen an globalen Wetterkatastrophen war 2017 für die Versicherungsbranche das teuerste Jahr aller Zeiten“, sagte Risikoforscher Dr. Eberhard Faust von der Munich Re auf dem IFAT-Zukunftsdialog in München. „93 Prozent aller versicherten Schäden hatten einen Wetterbezug – die Gesamtsumme stieg auf umgerechnet rund 260 Milliarden Euro.“
„Die globale Erwärmung führt dazu, dass die Luft mehr Feuchtigkeit speichern kann“, sagte Klimaforscher Prof. Dr. Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung beim IFAT Zukunftsdialog. „Eine Analyse der weltweiten Wetterdaten zeigt, dass seit 1990 die Zahl extremer Niederschläge signifikant gestiegen ist – es ist damit zu rechnen, dass extreme Regenfälle weiter zunehmen,“, so Rahmstorf.

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Stand der EU-Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland

15 Vertragsverletzungsverfahren im Zuständigkeitsbereich der Generaldirektion Umwelt der Europäischen Kommission sind derzeit gegen die Bundesrepublik Deutschland anhängig. Das antwortete Staatssekretärin Rita Schwarzelühr-Sutter am 29. Dezember 2017 auf eine Frage einer Grünen-Abgeordneten des Deutschen Bundestags (Bundestags-Drucksache 19/370, S. 56). Mit Bezug zu Wasser sieht die EU dabei folgende Richtlinien nicht ordnungsgemäß umgesetzt: Anwendung FFH-Richtlinie sowie fehlerhafte Naturverträglichkeitsprüfung (Sylter Außenriff; Mahnschreiben), Umsetzung und Anwendung von Umweltschutzbestimmungen im Wasserrecht (Werra Weser; Mahnschreiben), Fehlerhafte Umsetzung der FFH-Richtlinie bei der Ausweisung Besonderer Schutzgebiete (Mahnschreiben), Umsetzung und Anwendung der Nitrat-Richtlinie (Klage), Anwendung der FFH-Richtlinie auf regionaler Ebene (Moorburg; Klage und Urteil), Umsetzung UVP-Richtlinie und Industrieemissionsrichtlinie – Verbandsklage im Umweltrecht (Klage und Urteil). Nicht fristgerecht umgesetzt mit Bezug zu Wasser sollen sein: UVP-Änderungsrichtlinie 2014/52/EU (Mahnschreiben), Anhangsänderung Gewässerschutz, Kommissions-RL 2014/80/EU (Mahnschreiben), Prioritäre Stoffe Wasserpolitik RL 2013/39/EU (Mahnschreiben).

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rbv und GSTT unterzeichnen Geschäftsbesorgungsvertrag

Der Rohrleitungsbauverband e. V. (rbv) wird die Geschäftsstelle der German Society for Trenchless Technology e. V. (GSTT) vollumfänglich führen, sobald GSTT-Geschäftsführer Dr.-Ing. Klaus Beyer aus seinem Amt scheidet. Einen entsprechenden Vertrag haben der rbv und die GSTT im Dezember 2017 unterzeichnet. Vorausgegangen war im Mai 2017 der Abschluss eines Kooperationsvertrags zwischen rbv und GSTT. Dieser sieht unter anderem ein gemeinsames Gremium „Verbändekreis Leitungssysteme“ vor, das die Politik und Leitlinien für die Mitwirkung bei der Normung, Regelwerkserstellung und allgemeinen technischen Schriften beider Verbände bestimmt. Von dem jetzt abgeschlossenen Geschäftsbesorgungsvertrag erwarten die Beteiligten eine „Erhöhung der Stabilität in der operativen Durchführung der regelmäßigen Vereins-Geschäfte“, wie es anlässlich der Unterzeichnung hieß. Der Knowhow-Transfer solle erleichtert und die administrativen Aufwände reduziert werden. Gleichzeitig gehen die Vertragsparteien davon aus, dass der rbv von dem guten internationalen Netzwerk der GSTT profitieren wird.
rbv und GSTT wollen unter anderem Synergien erschließen, wenn es darum geht, bei der Normung und Regelwerkserstellung sowie bei deutschen und europäischen gesetzlichen Vorlagen mitzuwirken. Gegenüber Auftraggebern, Netzdienstleistern, Behörden und Non-Profit- Organisationen werde man die technischen Belange des Leitungsbaus gemeinsam mit Nachdruck vertreten. Darüber hinaus erstreckt sich die Zusammenarbeit auf die Öffentlichkeitsarbeit, technische Kommunikation, Aus- und Weiterbildung sowie auf die Mitwirkung bei Messen und Kongressen. Zuvor hatten die beiden Verbände bereits einen gemeinsamen „Arbeitskreis BIM“ (Building Information Management) gegründet.

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Berlins zweitgrößtes Abwasserpumpwerk entsteht neu

Das seit 1890 betriebene Abwasserhauptpumpwerk Charlottenburg in Berlin – es ist das zweitgrößte seiner Art in Berlin – soll bis 2021 durch einen Neubau ersetzt werden. Damit der Übergang vom alten auf das neue Werk nahtlos klappt, müssen zahlreiche Leitungen von Trinkwasser bis Gas um- und neu verlegt werden. Diese Arbeiten beginnen im Januar 2018.

Mit neben dem neuen Pumpwerk entsteht gleichzeitig auch deutlich mehr Speicherkapazität für Abwasser bei Starkregen, um Überläufe in die Spree stark zu verringern. So wird ein 7000 Kubikmeter fassendes Regenbecken gebaut und ein bereits vorhandener, 2,40 Meter mächtiger Abwasserkanal um 210 Meter verlängert, damit er künftig als Stauraumkanal genutzt werden kann.

Insgesamt investieren die Berliner Wasserbetriebe mehr als 60 Millionen Euro in das Vorhaben.

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Brandenburg: Initiativkreis Siedlungswasserwirtschaft übergibt Verbändeerklärung

Zehn Verbandsvertreter überreichten im Dezember 2017 in Wildau Brandenburgs Umweltminister Jörg Vogelsänger die Verbändevereinbarung „Initiativkreis Umsetzung Leitbild Siedlungswasserwirtschaft“. Der Initiativkreis will insbesondere konkrete Schritte zur Umsetzung des Leitbildes erarbeiten und kommunizieren, die Kommunikation zwischen der Landesregierung dem Landtag, den Aufgabenträgern und den Kommunen fördern und geeignete Dialogebenen schaffen und die Umsetzung des Leitbildes in die Praxis proaktiv unterstützen. Das Leitbild formuliert Ziele einer nachhaltigen Entwicklung in den Themenfeldern „Organisation“, „Ressourcenmanagement“, „technische Infrastruktur“ und „Finanzierung“ wie auch Maßnahmen oder weiterführende Ansätze, wie sich diese Ziele erreichen lassen. Der Initiativkreis „Umsetzung Leitbild Siedlungswasserwirtschaft“ wird aus zehn Verbänden gebildet, darunter der DWA-Landesverband Nord-Ost.

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K+S nimmt neue Kainitkristallisations- und Flotationsanlage in Betrieb

Die Kali und Salz AG hat am 17. Januar 2018 die neue Kainitkristallisations- und Flotationsanlage am hessischen Standort Hattorf (Kreis Hersfeld-Rotenburg) in Betrieb genommen. Damit soll die Gesamtmenge der Salzabwässer aus Produktion und Haldenbetrieb des Werra Werks um 20 Prozent reduziert werden. Die neue Anlage verbindet das Eindampfen der Salzabwässer mit den Aufbereitungsstufen der so genannten Kainit- Kristallisation und Flotation. So wird zugleich eine Rückgewinnung von Wertstoffen aus den Abwässern ermöglicht. Die verbleibenden Produktionsabwässer sollen spätestens ab 2021 nicht mehr im Untergrund versenkt, sondern eingelagert werden.

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Bau einer Mono-Klärschlammverbrennungsanlage in Bremen geplant

In Bremen soll eine Mono-Klärschlammverbrennungsanlage entstehen: Der Oldenburgisch-Ostfriesische Wasserverband (OOWV), Hansewasser Ver- und Entsorgung (Hansewasser), EWE Wasser und swb Erzeugung (swb) bereiten die Gründung einer Entsorgungsgesellschaft vor. Die zuständigen Gremien der Unternehmen haben dem Vorhaben bereits zugestimmt. Die Umsetzung bedarf noch der Zustimmung durch die Genehmigungsbehörden. Das teilte der OOWV mit.
Die geplante Monoverbrennungsanlage soll eine Kapazität von zirka 50 000 Tonnen Trockenmasse haben. Die Grundauslastung ist durch die Schlammmengen der Partner gesichert. Standort der Anlage soll nach erfolgter Prüfung aller Kriterien, wie Umweltverträglichkeit und Emissionsschutz, ein Kraftwerksstandort der swb in Bremen sein. Der erzeugte Strom und die Abwärme sollen wiederverwertet werden. Auch die Rückgewinnung von Phosphor, die der Gesetzgeber ab 2029 fordert, ist vorgesehen. Städte und Gemeinden müssen dazu ab dem Jahr 2023 ein Zukunftskonzept vorlegen. Läuft alles nach Plan, soll die Anlage in vier Jahren in Betrieb gehen.

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Destatis: Hohe Investitionsquote in der Abwasserentsorgung

Die Unternehmen der Energie-, Wasser-und Entsorgungswirtschaft mit 20 und mehr Beschäftigten haben im Jahr 2016 einen Umsatz von 510,1 Milliarden Euro erzielt. Gegenüber 2015 war das ein Minus von nominal (nicht preisbereinigt) 9,8 %. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) auf Basis vorläufiger Daten weiter mitteilt, ist damit der Umsatz das vierte Jahr in Folge gesunken. Der Umfang der Investitionen in Sachanlagen fiel mit 14,7 Milliarden Euro um 3,8 % geringer aus als im Vorjahr. Dagegen stieg im selben Zeitraum die Zahl der Beschäftigten um 2,1 % auf knapp 437 000.

Für die Abwasserentsorgung weist das Statistische Bundesamt für 2016 einen Umsatz von 8,163 Milliarden Euro, 36 000 Beschäftigte und Investitionen in Höhe von 1,653 Milliarden Euro aus (berücksichtigt nur Unternehmen mit 20 und mehr Beschäftigten).

Die allgemeine Umsatzentwicklung wird maßgeblich bestimmt durch die Elektrizitätsversorgung, in der rund 80 % der Gesamtumsätze in der Energie-, Wasser- und Entsorgungswirtschaft erzielt werden. 2016 sanken die Umsätze in der Elektrizitätsversorgung um 11,1 % gegenüber dem Vorjahr.

Im Jahr 2016 fiel der Rückgang der absoluten Investitionen mit einem Minus von 3,8 % geringer aus als beim Umsatz (- 9,8 %). Gemessen am Umsatz lag der Anteil der Investitionen im Jahr 2016 mit 2,9 % somit etwas höher als im Vorjahr (2,7 %). Die in Relation zum Umsatz höchsten Investitionen gab es in der Abwasserentsorgung (20,2 %) und der Wasserversorgung (17,6 %). In der Elektrizitätsversorgung lag dieser Anteil bei 2,2 % und somit nahezu auf Vorjahresniveau (2015: 2,0 %). In diesem Bereich gab es mit 9,1 Milliarden Euro die höchsten Investitionen.
Den höchsten Beschäftigtenzuwachs hatte die Wasserversorgung mit  4,4 %. Aber auch die Branchen Abfallbehandlung und -beseitigung ( 4,2 %) sowie Sammlung von Abfällen ( 3,6 %), in denen rund ein Viertel aller Beschäftigten arbeitete, erreichten hohe Zuwächse.

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Bericht der EU-Kommission über die Behandlung von kommunalem Abwasser erschienen

Die EU-Kommission hat am 14. Dezember 2017 ihren neunten Bericht über den Stand des Vollzugs und die Vollzugsprogramme der Richtlinie über die Behandlung von kommunalem Abwasser veröffentlicht. Wie in der Vergangenheit schon, liegt Deutschland bei der Einhaltung der Anforderungen der EU-Richtlinie im Spitzenfeld.
Trotz des allgemein hohen Umsetzungsniveaus der Abwasserrichtlinie besteht aus Sicht der EU-Kommission jedoch weiterhin eine Reihe von Herausforderungen, die Folgendes erfordern:

weitere Investitionen in die Abwasserwirtschaft mit dem Ziel, den Umsetzungsgrad zu erhalten oder zu erhöhen
Beschaffung weiterer Nachweise für die Funktionsweise von IGS („alternativ genutzte individuelle oder andere geeignete Systeme“)
Verbesserung der Qualität und der Wiedergewinnung von Klärschlamm
Verminderung der Auswirkungen von Regenüberläufen
Verbesserung der Zusammenhänge zwischen den grundlegenden Anforderungen der Abwasserrichtlinie und der Wasserrahmenrichtlinie
Ausweitung der Wiederverwendung von behandeltem Abwasser
Optimierung des Energieverbrauchs von Abwassersystemen
Sicherstellung der Erschwinglichkeit von Abwasserdienstleistungen in dem Wissen, dass der Investitionsbedarf im Wassersektor sich nicht auf die Sammlung und Behandlung von Abwasser beschränkt, sondern in einigen Regionen auch die Bereiche Trinkwasser, Hochwasserschutz und Wasserverfügbarkeit betrifft.

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Stoffstrombilanzverordnung veröffentlicht

Die Stoffstrombilanzverordnung (Verordnung über den Umgang mit Nährstoffen im Betrieb und betriebliche Stoffstrombilanzen) wurde veröffentlicht (Bundesgesetzblatt I, Nr. 79, 22. Dezember 2017, S. 3942 – 3959). Diese Verordnung ist der letzte Baustein des sogenannten Düngepakets, mit dem die Düngung, die Nährstoffeffizienz insgesamt und der Umweltschutz verbessert werden. Ziel der Stoffstrombilanz ist es, Nährstoffflüsse in landwirtschaftlichen Betrieben transparent und überprüfbar abzubilden. Die Stoffstrombilanzverordnung regelt, wie landwirtschaftliche Betriebe mit Nährstoffen umgehen müssen und wie betriebliche Stoffstrombilanzen zu erstellen sind (im Sinne des § 11a Absatz 1 und 2 des Düngegesetzes).

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Bundesumweltministerium gründet Gesellschaft für Projektförderung

Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) hat eine bundeseigene Dienstleistungs-GmbH zur Förderung von Umwelt-, Natur- und Klimaschutz gegründet. Die Zukunft – Umwelt – Gesellschaft (ZUG) gGmbH unterstützt das Ministerium dabei, seine förderpolitischen Zielsetzungen zu verwirklichen. Die ZUG wird zunächst vor allem Förderprogramme im Auftrag des BMUB administrativ und inhaltlich begleiten und so eine Vielzahl politischer Schwerpunktthemen im Bereich des Umwelt-, Natur- und Klimaschutzes in Maßnahmen umsetzen helfen.

Der Deutsche Bundestag hat in den vergangenen Jahren die Fördermittel für Umweltschutz deutlich erhöht. Die Gründung der ZUG folgt aus dieser Entwicklung des BMUB zu einem Förderministerium. Das BMUB kann sich damit auf die politisch-strategische Steuerung als ministerielle Kernaufgabe konzentrieren. Nicht-ministerielle Aufgaben aus dem Bereich der Projektförderung werden mit der ZUG flexibler organisiert und gebündelt.
Alleiniger Gesellschafter der ZUG ist die Bundesrepublik Deutschland. Die Beteiligungsführung liegt beim BMUB. Formal gegründet wurde die ZUG gGmbH am 8. September 2017 mit Sitz in Bonn, derzeit wird sie an den Standorten Bonn und Berlin aufgebaut. Die Gründungsgeschäftsführer Stefan Süste 2018 die Leitung der ZUG an Corinna Enders und Michael Kracht übergeben.

www.z-u-g.org

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Zukunftsplanung städtischer Wassersysteme

Um die Entwicklung simulationsgestützter Bewertungsmethoden für städtische Wassersysteme geht es in dem kürzlich gestarteten Forschungsprojekt CLUWAL, das durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und das israelische Forschungsministerium gemeinsam gefördert wird. Dabei arbeitet das Forschungsinstitut ifak e. V. in Magdeburg eng mit dem Technion in Haifa/Israel zusammen. Die zu entwickelnden Methoden erlauben es Kommunen und Wasserverbänden, eine Bewertung des Wassersystems und möglicher Maßnahmenpakete nach sozialen, ökologischen und ökonomischen Kriterien der Nachhaltigkeit durchzuführen und somit die knappen Wasserressourcen gut zu bewirtschaften. Die geplanten Forschungsarbeiten unterstützen mit ihrem integrierten wasserzyklusbasierten Ansatz die Neue Urbane Agenda, wie sie von den Vereinten Nationen im Herbst 2017 in Quito/ Ecuador verabschiedet worden ist.

Dr. Manfred Schütze ifak e. V. Tel. 03 91/99 01 40 E-Mail: manfred.schuetze@ifak.eu

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Neue Schwellenwerte im europäischen Vergaberecht

Zum 1. Januar 2018 sind neue Schwellenwerte im europäischen Vergaberecht in Kraft getreten (Amtsblatt der Europäischen Union, 19. Dezember 2017, L 337, S. 17). Sie gelten für alle europaweiten Vergabeverfahren, die 2018 eingeleitet werden. Die vergaberechtlichen Schwellenwerte wurden von der EU-Kommission mit den in den Mitgliedstaaten direkt geltenden Verordnungen 2017/2364 zur Änderung der Richtlinie 2014/25/EU (Sektorenrichtlinie), 2017/2365 zur Änderung der Richtlinie 2014/24/EU (Allgemeine Vergaberichtlinie) und 2017/2366 zur Änderung der Richtlinie 2014/23/EU (Konzessionsrichtlinie) sowie der Verordnung (EU) 2017/2367 zur Änderung der Richtlinie 2009/81/EG (Vergaberichtlinie für den Bereich Verteidigung und Sicherheit) vom 18. Dezember 2017 erneut erhöht.

Die neuen Schwellenwerte lauten:
Bauaufträge (alle Bereiche): EUR 5 548 000 statt bisher EUR 5 225 000
Liefer- und Dienstleistungsaufträge außerhalb des Sektorenbereichs: EUR 221 000 statt bisher EUR 209 000
Liefer- und Dienstleistungsaufträge der obersten und oberen Bundesbehörden: EUR 144 000 statt bisher EUR 135 000
Konzessionen: EUR 5 548 000 statt bisher EUR 5 225 000
Liefer- und Dienstleistungsaufträge im Sektorenbereich und im Bereich Verteidigung und Sicherheit: EUR 443 000 statt bisher EUR 418 000

Alle Werte sind Nettowerte ohne Umsatzsteuer. Sie sind von den öffentlichen Auftraggebern, Sektorenauftraggebern und Konzessionsgebern für die Entscheidung, ob für die Vergabe des betreffenden Auftrags oder der betreffenden Konzession ein europaweites Vergabeverfahren durchzuführen ist, vor Einleitung des Vergabeverfahrens heranzuziehen.

Eine Überprüfung und gegebenenfalls Anpassung der Schwellenwerte ist erst wieder zum 1. Januar 2020 vorgesehen.

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Europäische Kommission: Strategie für Kunststoff vorgestellt

Die EU-Kommission will mit einer neuen Strategie, die sie am 16. Januar 2018 vorgeschlagen hat, die Flut von Plastikabfällen bis 2030 eindämmen und die Umwelt besser schützen. Diese Strategie ist Teil des Übergangs zu einer stärker kreislauforientierten Wirtschaft. Sie soll die Umwelt vor der Belastung durch Kunststoffe schützen und gleichzeitig Wachstum und Innovation fördern, sodass eine Herausforderung zur positiven Agenda für die Zukunft Europas wird.

Nach den neuen Plänen sollen ab 2030 alle Kunststoffverpackungen auf dem EU-Markt recylingfähig sein; der Verbrauch von Einwegkunststoffen wird reduziert und die absichtliche Verwendung von Mikroplastik beschränkt. Jedes Jahr erzeugen die Europäer 25 Millionen Tonnen Kunststoffabfälle, jedoch weniger als 30 % werden für das Recycling gesammelt. Weltweit machen Kunststoffe einen Anteil von 85 % der Abfälle an Stränden aus. Die Auswirkungen des Mikroplastiks in Luft, Wasser und Lebensmitteln auf die Gesundheit der Menschen sind bisher unbekannt.
Im Rahmen der neuen Strategie will die Europäische Union Recycling zu einem lohnenden Geschäft machen, Kunststoffabfälle eindämmen, die Vermüllung unserer Meere aufhalten, Investitionen und Innovationen mobilisieren, einen Wandel in der ganzen Welt bewirken.

Die vorgeschlagene neue Richtlinie wird nun dem Europäischen Parlament und dem Rat zur Annahme vorgelegt. Gemäß den Anforderungen an eine bessere Rechtsetzung wird die Kommission später im Jahr 2018 einen Vorschlag über Einwegkunststoffe vorlegen.

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Weltwassertag 2018: Natur für Wasser

„Nature for Water – Natur für Wasser“ lautet das Motto des diesjährigen Weltwassertags am 22. März. Der Weltwassertag 2018 soll für eine stärkere Berücksichtigung naturnaher bzw. die natürlichen Potenziale von Ökosystemen nutzender Lösungen im Gewässermanagement werben. Dabei geht es auch um die Inwertsetzung der vielfältigen Leistungen, die die Ökosysteme bereitstellen.

Die Wasserspeicher und -filter der Natur sind Wälder, Wiesen und Feuchtgebiete. Naturnahe Auen stellen eine Vielzahl von Ökosystemleistungen bereit, zum Beispiel Retentionsraum für Hochwasser. „Grüne Infrastrukturen“ können vielfach technische Bauwerke mit ihren Eingriffen in die Natur ersetzen oder diese zumindest sinnvoll ergänzen und dabei die Auswirkungen auf die Umwelt abmildern. Weltwassertags am 22. März. Der Weltwassertag 2018 soll für eine stärkere Berücksichtigung naturnaher bzw. die natürlichen Potenziale von Ökosystemen nutzender Lösungen im Gewässermanagement werben. Dabei geht es auch um die Inwertsetzung der vielfältigen Leistungen, die die Ökosysteme bereitstellen.

Die Wasserspeicher und -filter der Natur sind Wälder, Wiesen und Feuchtgebiete. Naturnahe Auen stellen eine Vielzahl von Ökosystemleistungen bereit, zum Beispiel Retentionsraum für Hochwasser. „Grüne Infrastrukturen“ können vielfach technische Bauwerke mit ihren Eingriffen in die Natur ersetzen oder diese zumindest sinnvoll ergänzen und dabei die Auswirkungen auf die Umwelt abmildern.

www.worldwaterday.org

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Ruhrverband schließt Repowering-Projekt auf Kläranlagen fristgerecht ab

Der Ruhrverband hat sein Ziel, in nur 15 Monaten an verschiedenen Standorten im 4500 Quadratkilometer großen Einzugsgebiet bestehende Blockheizkraftwerke (BHKW) zur Stromgewinnung aus Faulgas durch neue, leistungsstärkere Aggregate zu ersetzen, zum Jahreswechsel erfolgreich vollzogen. Alle neuen Anlagen an fünf Standorten sind vor dem Stichtag 31. Dezember 2017 in Betrieb gegangen, wodurch die ansonsten ab 2018 verpflichtende Abgabe nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) auch weiterhin entfällt. Der erhebliche Zeitdruck war durch die erneute Änderung des EEG in 2017 entstanden. Nach Prognosen von Fachleuten lassen sich dadurch über die Lebenszeit der nun mittels Repowering modernisierten BHKW rund 6,6 Millionen Euro einsparen.
Der Ruhrverband betreibt seit mittlerweile rund 25 Jahren BHKWs auf seinen Kläranlagen. Auf der Kläranlage Gevelsberg zum Beispiel wurde das Faulgas seit 1997 in zwei Gas-Ottomotoren mit jeweils 160 Kilowatt Leistung zur Strom-, Wärme- und Drucklufterzeugung genutzt. Im Rahmen des Repowering-Projekts wurde hier ein neues BHKW mit einer elektrischen Leistung von 200 Kilowatt installiert, das eine erheblich höhere Stromausbeute aus dem anfallenden Faulgas erlaubt. Auch die bestehenden BHKW auf den Kläranlagen Schwerte (Inbetriebnahme 1999), Iserlohn-Letmathe (2000), Iserlohn-Baarbachtal (2001) und auf der Klärschlammbehandlungsanlage Langenbrahm im Essener Süden (2004) brachten bei weitem nicht den Wirkungsgrad, den moderne Aggregate haben, und wurden daher im Rahmen des Repowering-Projekts ausgetauscht.

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Hessen unterstützt Rückgewinnung von Phosphor aus Klärschlamm

Die Mittelhessischen Wasserbetriebe (MWB) werden vom Land Hessen bei der Erstellung einer Machbarkeitsstudie über die Verwertung kommunaler Klärschlämme als Phosphor-Ressource und klimaneutraler Energieträger für Mittelhessen gefördert. Die Studie soll unter Einbindung von Kommunen und Verbänden Handlungsoptionen für Mittelhessen aufzeigen und auf ähnlich strukturierte Regionen im ländlichen Raum übertragbar sein. Die Gesamtkosten der Machbarkeitsstudie belaufen sich auf 330 000 Euro. Das Umweltministerium übernimmt die Hälfte der Kosten in Höhe von 165 000 Euro. Das Projekt wird im Rahmen der Ressourcenschutzstrategie umgesetzt, mit der das Land Hessen einen sparsamen Umgang mit und eine effiziente Nutzung von natürlichen Ressourcen anstrebt. Das vom hessischen Umweltministerium geförderte Vorhaben schließt auch die rechtlich nicht verpflichteten Kläranlagen in die Phosphor- Rückgewinnung ein.

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Gelten PFT-Grenzwerte für Trinkwasser auch für Abwasser?

Für Perfluortenside (PFT) in Abwasser gelten nicht die gleichen Höchstwerte wie in Trinkwasser. Das hat das Verwaltungsgericht Cottbus Ende November 2017 festgestellt. Vorangegangen war die Klage eines Galvanikbetriebs gegen den Herzberger Wasser- und Abwasserzweckverband (HWAZ) in Brandenburg. Die Begründung des Urteils ist kurz vor Weihnachten 2017 veröffentlicht worden, wie die Wirtschaftskanzlei Menold Bezler aus Stuttgart, die das Galvanikunternehmen vertreten hat, mitteilte.

Vor rund zehn Jahren ergaben Messungen in Deutschland erstmals auffällige Belastungen von Flüssen und Bächen mit PFT. Die Stoffe waren als Biodünger getarnt über landwirtschaftliche Nutzflächen in das Grundwasser und schließlich in die Fließgewässer gelangt. Auch über Sickerwasser oder Abwasser von Deponien, Feuerlöschschäume oder Abwassereinleitungen von Industriezweigen mit Chemisch-Biotechnologischen Prozessen (CBP) etwa für Biotreibstoffe, Textilproduktion oder Oberflächenveredelung (Galvanik) können sich die PFT-Werte in Gewässern erhöhen. Das Bundesumweltamt hat infolgedessen akzeptable Höchstwerte für PFT im Trinkwasser vorgegeben, nicht jedoch im Abwasser.

Im Juli 2008 wies der Landkreis Elbe- Elster den HWAZ darauf hin, dass bei der Verwertung des Klärschlamms künftig der PFT-Problematik Rechnung zu tragen sei. Daraufhin änderte der HWAZ seine Entwässerungssatzung und setzte einen PFT-Grenzwert für Abwasser von 0,3 μg/l fest, der sich an dem für Trinkwasser orientiert. Im März 2010 untersagte er einem Betrieb in Herzberg, der Messingteile galvanisch veredelt, die Abwassereinleitung in seine zentrale Abwasserentsorgungsanlage und verklagte ihn im April 2011 auf Schadensersatz. Der Galvanikbetrieb müsse für die Mehrkosten der thermischen Entsorgung von Klärschlamm in Höhe von rund 110 000 Euro aufkommen. Diese seien dem HWAZ entstanden, weil der Betrieb Abwässer eingeleitet habe, die über dem PFT-Grenzwert liegen.
Das Verwaltungsgericht Cottbus wies die Klage ab. In der Begründung des Urteils folgen die Richter wie zuvor das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg im einstweiligen Rechtsschutz der Auffassung des Beklagten, es fehle an einer geeigneten Rechtsgrundlage für die Festlegung eines PFT-Grenzwerts im Abwasser. Die Änderungssatzung des HWAZ, die sich am PFT-Grenzwert für Trinkwasser orientiert, sei zu streng und entbehre einer sachlichen Rechtfertigung. Die Vorgabe des Landkreises Elbe- Elster habe Klärschlamm und nicht Abwasser betroffen. Durch Sachverständigengutachten habe sich ergeben, dass die PFT-Belastung im Abwasser deutlich über dem Grenzwert für Trinkwasser liegen kann, ohne dass daraus Gefahren für Umwelt und Gesundheit entstehen. Dies habe der Kläger nicht widerlegen können. Infolgedessen habe auch keine Pflichtverletzung des Beklagten vorgelegen, als er seine Produktionsabwässer in die Kanalisation eingeleitet habe.

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Novellierung des Brandenburgischen Wasserrechts

Der Landtag von Brandenburg hat am 15. November 2017 die dritte Novelle des Brandenburgischen Wasserrechts verabschiedet. Für die laufende Legislaturperiode hatten sich die Regierung tragenden Parteien darauf verständigt, die Verteilung der Kosten für die Gewässerunterhaltung auf die Grundstückseigentümer gerechter zu gestalten, regionale Besonderheiten sowie das Verursacher-und Vorteilsprinzip stärker zu berücksichtigen. Zudem lag dem Gesetzesverfahren – gewissermaßen als Roter Faden – der Auftrag zu Grunde, rechtssichere und für die Mehrheit der Brandenburgerinnen und Brandenburger bezahlbare Regelungen zu treffen.
Bereits der Entwurf der Landesregierung vom Juni 2016 enthielt 60 Änderungsvorschläge. Der überwiegende Teil ist unverändert in die Beschlussempfehlung des Umweltausschusses des Landtags eingegangen.
Beispiele sind die Neuregelung von Zuständigkeiten und solidarischer Finanzierung für Unterhaltung und Betrieb von Stauanlagen und Schöpfwerken, die seit 1990 immer wieder zu Auseinandersetzungen geführt haben, die längst überfällige Anpassung der Tarife für Gewässerbenutzungen mit Ausnahme der öffentlichen Wasserversorgung, die Möglichkeit für Grundstückseigentümer, auf Antrag Mitglied in den Gewässerunterhaltungsverbänden zu werden, Regelungen für mehr Transparenz in den Verbänden und zur Vermeidung von Mehrfachmitgliedschaften. Der Landtag beauftragt die Landesregierung zusätzlich durch Rechtsverordnungen die Nutzung von Elektromotorbooten auch auf nichtschiffbaren Gewässern in bestimmten Umfang allgemein zu ermöglichen und eine entsprechend der Grundstücksnutzung vorteilsgerechtere Umlage der Gewässerunterhaltungskosten konkret auszugestalten. Diese Differenzierung soll ab 2021 in Kraft treten.
Die neue Wasserrechtsnovelle setzt bei der Schaffung von Gewässerrandstreifen an Fließgewässern weiterhin auf die freiwillige Kooperation mit Landwirten beziehungsweise Flächeneigentümern. Aus den Möglichkeiten der Agrarförderung sollen freiwillige Ansätze gestärkt werden, um Gewässerrandstreifen zu entwickeln beziehungsweise zu erhalten. So wird auf Vorschlag des Umweltausschusses die Anlage von Agrarholzstreifen in Gewässerrandstreifen besonders unterstützt. Auch der Tausch von potenziell als Gewässerrandstreifen geeigneten Arealen mit anderen Flächen, die zum Beispiel im Eigentum des Landes stehen, kommt in Betracht. Zudem sind fünf Meter breite Gewässerrandstreifen in den Außenbereichen bereits durch Bundesrecht Pflicht.

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TSM Abwasser für Gemeindewerke Trappenkamp

Bereits zum dritten Mal sind die Gemeindewerke Trappenkamp von der DWA mit dem Qualitätssiegel Technisches Sicherheitsmanagement (TSM) in der Sparte Abwasser ausgezeichnet worden. Die TSM-Bestätigung bescheinigt der Technischen Führungskraft Dipl.-Ing. Michael Otto von den Gemeindewerken Trappenkamp eine sichere, wirtschaftliche, nachhaltige und umweltfreundliche Abwasserentsorgung in der Gemeinde Trappenkamp Trappenkamp. Dazu musste sich das Unternehmen im Oktober 2017 einer zweitägigen, freiwilligen Überprüfung durch ein unabhängiges DWA-Expertenteam stellen. Geprüft wurden die Fachkompetenz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und die organisatorischen Strukturen des Unternehmens. In den Jahren 2007 und 2012 haben die Gemeindewerke Trappenkamp diesen Prozess ebenfalls bereits erfolgreich durchlaufen. Aktuell sind über 100 Unternehmen mit dem Logo „TSM-Bestätigt“ in der Sparte Abwasser von der DWA ausgezeichnet, die Gemeindewerke Trappenkamp ist gemessen an der Summe der Ausbaugröße von 14 000 Einwohnerwerten das kleinste dieser bestätigten Unternehmen.

Weitere Informationen zum TSM:
www.dwa.de/tsm

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Oldenburg: Energie aus der Kanalisation beheizt 90 Wohnungen

8000 Quadratmeter Wohnfläche sollen im Oldenburger Neubauquartier „Wechloyer Tor“ künftig mit Abwasserwärme beheizt werden. Dies ist das zweite Kooperationsprojekt zur Abwasserwärmenutzung, das von der Stadt Oldenburg initiiert wurde. Für das erste Projekt am Alten Stadthafen wurde die Stadt als „Niedersächsische Klimakommune 2016″ ausgezeichnet.
Anders als am Stadthafen, wo den Investoren ein begehbarer Abwasserkanal zum Einbau der Wärmeübertragerelemente zur Verfügung steht, erfolgt der Einbau am Wechloyer Tor in einen Kanal, der nur einen halben Meter Durchmesser hat. Stück für Stück werden die einen Meter langen Elemente in den Kanal eingebracht, die sich dann zu einem insgesamt 52 Meter langen Wärmeübertrager zusammensetzen. Durch den Kanal läuft das Abwasser von 20 000 Haushalten aus Ofen und Ofenerdiek Richtung Kläranlage. Das Abwasser hat eine ganzjährige Temperatur von mindestens 9,5 °C, so Reinhard Hövel, Sachgebietsleiter Planung und Bau des Oldenburgisch-Ostfriesischen Wasserverbandes (OOWV), der das Projekt von Anfang an begleitet hat. Früh eingebunden war auch das Institut für Rohrleitungsbau (iro) an der Jade Hochschule Oldenburg.
Mithilfe des Abwasserwärmeübertragers erzeugt eine Wärmepumpe eine Wärmeleistung von 55 kW für Heizung und Warmwasserbereitung. Hinzu kommen 16 kW, die aus der Abluft der 90 Wohnungen zurückgewonnen werden. Rund 75 Prozent des Wärmebedarfs der Wohnungen werden damit aus Abwärme gewonnen. Ein Erdgaskessel dient zur Abdeckung der Spitzenlasten von bis zu 200 kW, die nur bei sehr niedrigen Außentemperaturen auftreten.

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BMBF legt Forschungsprogramm zu Naturrisiken auf

Der Schutz von Menschenleben und Infrastruktur vor Naturrisiken wie Starkregen steht im Mittelpunkt eines neuen Forschungsprogramms des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF). Mitte Dezember hat das BMBF im Kontext des Rahmenprogramms „Forschung für Nachhaltige Entwicklung (FONA3)“ das Thema Naturrisiken aufgegriffen. Mit FONA3 sollen innovative Lösungen für diese Herausforderungen erarbeitet und Entscheidungsgrundlagen für zukunftsorientiertes Handeln geliefert werden. Das Spektrum reicht dabei von der Grundlagenforschung bis zur Entwicklung einsatzbereiter Anwendungen. Um die Grundlagen für Prävention, Risikomanagement und Zukunftsvorsorge zu schaffen, ist dabei eine klare Unterscheidung zwischen meteorologischen bzw. klimatologischen Extremereignissen wie Stürme, Dürren, Starkniederschlägen und Hitzewellen und geologischen Ereignissen wie zum Beispiel Erdbeben notwendig. In der ersten Stufe sind dem Projektträger, der Organisationseinheit Umwelt, Kultur, Nachhaltigkeit im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt, zunächst formlose, begutachtungsfähige Projektskizzen bis zum 31. März 2018 einzureichen.

https://secure.pt-dlr.de/ptoutline/ app/climxtreme

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Rheinland-Pfalz: Klärschlamm wird überwiegend in der Landwirtschaft verwertet

Der wichtigste Entsorgungsweg für Klärschlamm in Rheinland-Pfalz ist nach wie vor die Aufbringung auf landwirtschaftliche Flächen. Knapp zwei Drittel des im Jahr 2016 angefallenen Klärschlamms (rund 55 300 Tonnen) wurden auf diese Weise verwertet. Rund 30 Prozent oder 26 100 Tonnen der gesamten Klärschlammmenge wurde thermisch verwertet, die übrige Menge wurde zum Beispiel im Landschaftsbau oder in Vererdungsanlagen genutzt.
Bei der Abwasserreinigung in kommunalen Kläranlagen in Rheinland-Pfalz fielen im Jahr 2016 rund 86 200 Tonnen Klärschlamm an (gemessen als Trockenmasse). Das waren nach Angaben des Statistischen Landesamtes knapp fünf Prozent weniger als im Jahr 2015 (90 400 Tonnen). Im Durchschnitt der Jahre 2011 bis 2015 waren 87 600 Tonnen angefallen.
Die Verwertung des Klärschlamms stellt sich in Rheinland-Pfalz regional sehr unterschiedlich dar. Die kreisfreien Städte Mainz, Speyer und Zweibrücken setzen allein auf die thermische Verwer tung. Eine ausschließliche Nutzung des Klärschlamms in der Landwirtschaft wurde für die Landkreise Südliche Weinstraße und Südwestpfalz sowie die kreisfreie Stadt Pirmasens registriert. In den übrigen kreisfreien Städten und Landkreisen kommen die genannten Verwertungsformen in unterschiedlichem Umfang vor.

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Anteil des verbrannten Klärschlamms 2016 weiter gestiegen

Im Jahr 2016 wurden deutschlandweit mit 1,1 Millionen Tonnen Klärschlamm (Trockenmasse) knapp zwei Drittel (65 %) der insgesamt in öffentlichen Abwasserbehandlungsanlagen angefallenen Klärschlammmenge verbrannt. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) weiter mitteilt, hat sich in den letzten zehn Jahren der Anteil des verbrannten Klärschlamms deutlich erhöht: 2006 waren noch 47 % des Klärschlamms thermisch entsorgt worden. Die restlichen 35 % (624 000 Tonnen) der gesamten Klärschlammmenge wurden überwiegend in der Landwirtschaft (24 %) oder beim Landschaftsbau (10 %) stofflich verwertet. Langfristig geht die Verwertung von Klärschlamm in der Landwirtschaft zurück. Der entsprechende Anteil ist von 2012 (29 %) bis 2016 um 5 Prozentpunkte zurückgegangen. Insgesamt fielen im Jahr 2016 rund 1,8 Millionen Tonnen Klärschlamm in öffentlichen Abwasserbehandlungsanlagen an. Das sind knapp 2 % weniger als im Vorjahr.
Basisdaten und lange Zeitreihen zur Erhebung der öffentlichen Abwasserentsorgung können in der Datenbank GENESIS-Online über die Tabelle „Entsorgungsarten des Klärschlamms“ (32214-0001) abgerufen werden:

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Sachsen-Anhalt: Weniger Klärschlämme auf die Felder verbracht

Im Jahr 2016 wurden in Sachsen-Anhalt 57 814 Tonnen Klärschlamm aus den kommunalen Kläranlagen entsorgt. Das waren 582 Tonnen bzw. 1,0 Prozent mehr als im Jahr 2015. Seit 2012 (20 612 t) wurde immer weniger Klärschlamm auf die Felder verbracht. Im Jahr 2016 waren es 15 661 Tonnen. Bezogen auf das Jahr 2015 (16 381 t) verringerte sich das Aufkommen um 720 Tonnen (-4,4 %). Trotz Erhöhung des Gesamtklärschlammaufkommens gegenüber 2015 hat sich der Anteil des Klärschlamms, der auf die Felder aufgebracht wurde, im Jahr 2016 verringert (2015: 42,3 % des stofflich verwerteten Schlamms; 2016: 40,9 %).
Mit 38 255 Tonnen wurden fast zwei Drittel dieses Klärschlammaufkommens (66,2 %) stofflich verwertet. Hiervon wurden 15 661 Tonnen (40,9 %) zu Düngezwecken auf landwirtschaftliche Flächen ausgebracht, 17 181 Tonnen (44,9 %) für landschaftsbauliche Maßnahmen (zum Beispiel Rekultivierung) und Kompostierung eingesetzt und 5413 Tonnen (14,2 %) wurden einer sonstigen stofflichen Verwertung (zum Beispiel Vererdung) zugeführt.
Des Weiteren wurden 17 891 Tonnen Klärschlamm (30,9 %) nach vorheriger Entwässerung/Trocknung verbrannt. Davon gingen mit 9699 Tonnen mehr als die Hälfte (54,2 %) in die Monoverbrennung. In Kohlekraftwerken, Zementwerken oder Abfallverbrennungsanlagen wurden 6952 Tonnen (38,9 %) mitverbrannt. Die thermische Entsorgung nahm damit gegenüber dem Jahr 2015 um 596 Tonnen (3,4 %) zu.
Für landschaftsbauliche Maßnahmen und Kompostierung wurde im Jahr 2016 weniger Klärschlamm verwendet. Im Vergleich zum Jahr 2015 kamen 781 Tonnen (-4,3 %) weniger zum Einsatz.

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IFAT 2018 mit neuer Zukunftsplattform experience.science. future

Die kommende IFAT, Weltleitmesse für Wasser-, Abwasser-, Abfall- und Rohstoffwirtschaft, wartet mit einer Neuerung auf ihre Besucher: Unter dem Titel experience.science.future gibt es vom 14. bis 18. Mai 2018 auf dem Messegelände in München eine Plattform für Wissenschaft & Forschung, Bildung & Trainings, Jobs & Karriere sowie Start-ups. Auf über 1000 Quadratmetern bündelt die IFAT in der Halle B4 Universitäten, Start-Ups, Verbände und NGOs auf einer Fläche und bietet Raum für die besonders innovativen Technologien, Strategien und Forschungsprojekte aus dem Umweltbereich. In einer parallelen Networking- Lounge können sich Schüler und Studenten über „grüne“ Berufe informieren und mit potenziellen Arbeitgebern in Kontakt treten. Interessierte Start-ups und Universitäten können sich noch bis zum 1. Februar 2018 für eine Teilnahme an experience.science.future bewerben.

www.ifat.de/esf

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Hessisches Wassergesetz wird novelliert

Das Hessische Wassergesetz (HWG) wird novelliert. Die erste Lesung im Hessischen Landtag fand am 13. Dezember 2017 statt. Im Vordergrund der Novelle steht die Verbesserung der natürlichen Entwicklung der oberirdischen Gewässer. Stoffliche Belastungen aus der Bewirtschaftung der an die Gewässer angrenzenden Flächen sollen reduziert werden.
Konkret wird im neuen HWG der Schutzbereich des Gewässerrandstreifens erweitert. Bislang ist generell nur der Außenbereich im Rahmen eines Zehn-Meter-Streifens erfasst. Mit der Novelle wird grundsätzlich auch ein Fünf- Meter-Streifen am Gewässer im innerörtlichen Bereich einbezogen. Der Einsatz von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln soll künftig sogar im Vier-Meter-Bereich des Gewässerrandstreifens untersagt werden. Auch darf künftig auf diesen Flächen kein Pflug mehr eingesetzt werden, um den Eintrag von Boden in angrenzende Gewässer zu verringern. Zudem darf auf Gewässerrandstreifen keine Ausweisung von Baugebieten mehr vorgenommen werden. Ebenfalls gelten strengere Regeln für die Errichtung oder für wesentliche Änderung von baulichen oder sonstigen Anlagen.
Neben ordnungsrechtlichen Vorgaben greift der Gesetzentwurf auch das Prinzip der Freiwilligkeit auf. Bei Aufgabe jeglicher landwirtschaftlicher Nutzung von Ackerflächen in einem Bereich von vier Metern entlang eines Fließgewässers soll ab 2022 ein angemessener Geldausgleich bereitgestellt werden.
Zur Unterstützung der Gewässerentwicklung wird ein Vorkaufsrecht für Flächen im Gewässerrandstreifen zugunsten der gewässerunterhaltungspflichtigen Kommunen aufgenommen. Dies wird aktuell flankiert durch die Bereitstellung finanzieller Förderung des Landes für den Flächenankauf durch die Kommunen. Eine Reihe weiterer Einzelregelungen werden angepasst, um die Erreichung des guten Zustands der Gewässer zu unterstützen. In Anpassung an den Klimawandel werden Wasserentnahmen aus den oberirdischen Gewässern ohne vorherige Erlaubnisse beschränkt. Dies dient insbesondere dem Ziel, ein Trockenfallen kleinerer Gewässer im Sommer zu verhindern. Der Gesetzentwurf umfasst ergänzend Anpassungen des Hessischen Wassergesetzes aufgrund der neuen bundesrechtlichen Regelungen des Hochwasserschutzgesetzes II.

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Energie aus Abwasser: Potenzial für die Wärmewende

Etwa 14 Prozent der zum Heizen von Gebäuden benötigten Wärme könnte in Deutschland mit Energie aus Abwasser gedeckt werden. Dies zeigt eine von der Helmut Uhrig Straßen- und Tiefbau GmbH beauftragte Studie des Beratungsunternehmens enervis. Abwasser kann zum Heizen genutzt werden, indem die im Abwasser gespeicherte Restwärme mithilfe einer Wärmepumpe nutzbar gemacht wird. Da im Vergleich zu konven Kohlendioxid ausgestoßen wird, entsteht ein erheblicher Klimaschutzeffekt, so die Untersuchung.
Die Studie beziffert das brachliegende Potenzial auf rund 100 TWh. Selbst bei einem konservativen Ausbaupfad von 35 TWh bis 2030 könnte etwa 5,5 % der Heizwärme in Deutschland durch Energie aus Abwasser bereitgestellt werden. Das Potenzial von Energie aus Abwasser kann noch gesteigert werden, wenn die Anlagen im Sommer auch zur Kühlung eingesetzt werden.
Die Studie „Energie aus Abwasser: Das bislang unentdeckte Potenzial für die Wärmewende“ steht im Internet zum Download bereit:

https://www.uhrig-bau.eu/energie-aus-abwasser/referenzen-informationen

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DWA: Europäische Wasserrahmenrichtlinie unter Beibehaltung der Ziele fortentwickeln

„Die DWA setzt sich grundsätzlich für eine Beibehaltung und Fortentwicklung der europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) ein. Die WRRL gibt in Europa die zentralen Rahmenbedingungen für eine nachhaltige Wasserpolitik vor und prägt mit ihren Tochterrichtlinien maßgeblich das europäische und nationale Wasserrecht“, so DWA-Präsident Otto Schaaf. Im Zuge der Umsetzung der WRRL hat sich der Zustand der Gewässer in Deutschland und Europa deutlich verbessert. Spätestens im Jahr 2019 steht jedoch eine Überprüfung der WRRL durch die europäische Kommission an, die dann gegebenenfalls Änderungen vorschlägt. Die DWA hat bereits jetzt Positionen zur Überprüfung der Wasserrahmenrichtlinie schriftlich formuliert und am 22. November 2017 in Essen an Bettina Doeser (Head of Unit Clean Water der Generaldirektion Umwelt der EU-Kommission) übergeben.
Die DWA stellt neun Forderungen zur Wasserrahmenrichtlinie auf, so Stefan Kopp-Assenmacher aus Berlin, der Leiter der Politikberatung der DWA:
Fortgeltung der WRRL auch nach 2027 sicherstellen
Verlässliche Grundlagen für die Gewässerbewirtschaftung schaffen
Qualität und Verbindlichkeit der Bewirtschaftungsplanung stärken
das Prinzip „one out – all out“ modifizieren
das Verschlechterungsverbot praxistauglicher gestalten
das Ausnahmeregime anpassen
Relevanz von Schadstoffen für die Bewertung des chemischen Zustands begrenzen

„Phasing out“-Verpflichtung überprüfen
WRRL mit anderen europäischen Regelungen harmonisieren.
Die WRRL sieht vor, dass bis 2027 alle Wasserkörper in Europa in einem „guten Zustand“ sein sollen. Es zeigt sich jedoch, dass dieser Zustand mit hoher Wahrscheinlichkeit bis 2027 nicht zu erreichen ist. Die DWA betont, die Fortführung der Wasserrahmenrichtlinie als Grundlage für die Gewässerbewirtschaftung sei über 2027 hinaus erforderlich. Kopp-Assenmacher: „Hierzu sind realistisch erreichbare Zwischenziele für die jeweiligen Bewirtschaftungszyklen festzulegen, um insgesamt Fortschritte zu erzielen und die Erfolge erheblicher Anstrengungen im Gewässerschutz sichtbar zu machen.“ Bewirtschaftungsplan und Maßnahmenprogramm sind als Instrumente konzeptioneller Gewässerentwicklung zu stärken.
Wenn ein Gewässer in einer Disziplin die Messlatte reißt (also: in einem Parameter die Anforderungen nicht erreicht, wie zum Beispiel bei dem ubiquitär vorkommenden Quecksilber), soll nicht mehr automatisch der Zustand des gesamten Gewässers herabgestuft werden. Vielmehr sollen Verbesserungen einzelner Bewertungskomponenten sichtbarer gemacht werden können. Notwendig ist es auch, das Verbot der Verschlechterung des Zustands eines Gewässers praxistauglicher zu gestalten. So sollte der räumliche Bezugsrahmen des Verschlechterungsverbots vom einzelnen Wasserkörper auf größere Betrachtungsräume ausgedehnt werden können, um eine bilanzierende Betrachtung für das jeweilige Einzugsgebiet zu ermöglichen. Das Ausnahmeregime sollte so angepasst werden, dass es im Zusammenhang mit der jüngsten Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs nicht zu einer Verkehrung des Regel-Ausnahme-Verhältnisses kommen muss. Künftig ist auch eine stringentere Trennung der Bewertung des ökologischen Zustands und des chemischen Zustands der Gewässer notwendig.
Die DWA fordert eine stärkere integrative Betrachtung und Harmonisierung der bestehenden europäischen Regelungen mit der WRRL. Kopp-Assenmacher: „Diese Aufgabe, die möglichst bereits innerhalb des anstehenden Review-Prozesses geleistet werden sollte, bietet große Chancen zur Verbesserung des Gewässerschutzes und zum Abbau von Bürokratie.“

Die Veröffentlichung und die Übergabe der Position an die Vertreterin der EU-Kommission erfolgte anlässlich des 18. Workshops zum Flussgebietsmanagement in Essen, den die DWA gemeinsam mit anderen Verbänden und maßgeblicher Unterstützung des Ruhrverbands jährlich veranstaltet.
Das DWA-Positionspapier „Überprüfung der Wasserrahmenrichtlinie 2019″ steht auf der DWA-Website zum Download bereit:

http://de.dwa.de/ politikinformationen.html

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Errichtung einer Großwindanlage auf der zentralen Kläranlage Bocholt

Auf der zentralen Kläranlage des Entsorgungs- und Servicebetriebs der Stadt Bocholt (ESB) im westlichen Münsterland (Nordrhein-Westfalen) ist eine 126 Meter hohe Großwindanlage mit einer Nennleistung von 2300 kW in Betrieb gegangen. Die erzeugte Strommenge wird auf 3 000 000 kWh/a prognostiziert. Die offizielle behördliche Abnahme und erste Umweltinspektion fanden an Anfang Dezember 2017 statt. Energiesparmaßnahmen und die Nutzung des selbst erzeugten Stromes sorgen zukünftig für eine spürbare Reduzierung der Energiekosten des ESB. Neben dem neuen Windrad erzeugen auch zwei Blockheizkraftwerke, eine kleines Windrad und Photovoltaik-Module Strom, der für die vielfältigen Prozesse der Kläranlage benötigt wird. Nicht selbstverbrauchter Strom fließt in das Netz des örtlichen Stromversorgers BEW und wird dem ESB vergütet. Das Windrad hat inklusive aller Nebenkosten brutto rund 3,25 Millionen Euro (netto rund 2,8 Millionen Euro) gekostet. Die zentrale Kläranlage des ESB reinigt aktuell das Wasser von rund 157 000 Einwohnerwerten bei einer Ausbaugröße von 225 000 Einwohnerwerten.
Als nächster Baustein der energetischen und ökobilanziellen Optimierung befindet sich nun der Bau einer Anlage zur Klärschlammtrocknung in Planung. Neben den eigenen gut 10 000 Jahrestonnen Klärschlamm mit einem TR-Gehalt von ca. 21 % sollen weitere Inputmengen im Wege interkommunaler Zusammenarbeit für eine gute Auslastung der Anlage sorgen. Nach Abschluss der Vorüberlegungen und Erarbeitung von Grobkonzepten sind der ESB und die Nachbarkommune Hamminkeln derzeit auf der Suche nach einem Ingenieurbüro zur Erstellung einer entsprechenden Machbarkeitsstudie. Von besonderem Interesse sind dabei Angebote von Ingenieurbüros, die spezifische Erfahrungen mit dem Energiemanagement von Kläranlagen mitbringen. Die regenerativen Quellen Wind, Faulgas und Sonne bestmöglich für den Eigenbedarf vor Ort zu nutzen und aufeinander abzustimmen, bildet dabei die besondere Herausforderung.

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Aktionsplan zu Wirtschaft und Menschenrechten vorgelegt

Einen „Nationalen Aktionsplan ‚Umsetzung der VN-Leitprinzipien für Wirt¬schaft und Menschenrechte 2016-2020‘“ hat die Bundesregierung veröffentlicht. Mit dem Aktionsplan will die Regierung die Menschenrechtslage entlang globaler Liefer- und Wertschöpfungsketten ver¬bessern. Der Plan wurde vom Bundeska¬binett bereits im Dezember 2016 verab-schiedet, liegt nun aber auch als Druck¬fassung in deutscher und englischer Sprache vor. Download:
www.wirtschaft-menschenrechte.de

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Meldungen zu Energie- und E-Technik 2018

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Dezember 2018
Anregungen zur Energieeffizienz von Pumpanlagen 
Energieoptimierung auch bei kleinen Kläranlagen 
Leitfaden „Energie in ARA“ um das Kapitel „Energieeffizienz in MV-Anlagen“ ergänzt  
August 2018
1491 Gigawattstunden Strom aus Klärgas im Jahr 2017 erzeugt 
EU-Verbundvorhaben zur Nutzung von Abwasser als Energiequelle 
Klimarappen finanziert energie-positive Kläranlage 
Wie kann man die Energieeffizienz einer Abwasserpumpe erhöhen … 
Fachtagung „Kläranlagen in der Energiewende: Faulung optimieren & Flexibilität wagen“ am 30.11.2017 – Bericht und Vorträge 
Die Kläranlage – ein kommunaler „Energiefresser“ 
Januar 2018
Broschüre „Kläranlagen im Spannungsfeld der Energiewirtschaft“ erschienen
Maßnahmen zur Energieoptimierung greifen 
Grünes Licht aus Brüssel – EU öffnet Weg für Flexibilisierung der KWK-Erzeugung 
Forschungsvorhaben NoNitriNox erfolgreich abgeschlossen
Energieeffizienz und Kläranlagen 
LEOBEL will Leistungsfähigkeit und Energiebilanz von Kläranlagen verbessern

Anregungen zur Energieeffizienz von Pumpanlagen

Teil 2: Maßnahmen in der Praxis
Verbesserung des Wirkungsgrads der Anlagen
Wie ist bei der Ermittlung des Wirkungsgrads der Anlage vorzugehen, wenn nur wenige Betriebsdaten vorliegen? Hier ist
zunächst eine Priorisierung anhand des Stromverbrauchs sowie der Pumpenlaufzeiten wichtig und weniger nach der installierten elektrischen Leistung. Da für den Energiecheck im Sinn des DWA-A 216 [1] sehr häufig nur der Energieverbrauch zur Verfügung steht und andere Daten zunächst zusätzlich erhoben oder berechnet werden müssen, sind die Grenzen zwischen dem Energiecheck und der Energieanalyse fließend. Um den daraus resultierenden Aufwand für den Betreiber von Pumpanlagen in vertretbarem Rahmen zu halten, wird bezüglich Betrieb, Instandhaltung und Optimierung des bestehenden Systems eine gestaffelte Vorgehensweise…

Den ganzen Artikel lesen sie unter:
https://klaerwerk.info/DWA-Informationen/KA-Betriebs-Info
Betriebsinfo Informationen für das Betriebspersonal von Abwasseranlagen Heft 4-2018 ab Seite 2776

Kontakt
Dipl.-Ing. Gert Bamler
Sprecher der DWA-Arbeitsgruppe ES-7.4
Stadtentwässerung Dresden GmbH
Scharfenberger Straße 152
01139 Dresden, Deutschland
Tel. +49 (0)351/822-11 21
E-Mail: gbamler@se-dresden.de

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Energieoptimierung auch bei kleinen Kläranlagen

Einleitung
Der Energieeinsatz für die Abwasserbehandlung ist ein erheblicher Kostenfaktor für jeden Anlagenbetreiber. Ein energieeffizienter Betrieb der Kläranlagen muss daher ein zentrales Anliegen von Gemeinden und Abwasserverbänden sein. Das betrifft aber nicht nur die großen Anlagen. Das hier beschriebene Praxisbeispiel zeigt eindrucksvoll, wie auch bei kleineren Anlagen durch fachkundige Beobachtung der Betriebsdaten bedeutende Einsparungspotenziale erkannt werden können.
Das Betriebspersonal sollte durch regelmäßige (jährliche) Auswertung der Betriebsdaten und Vergleich mit Referenzwerten relativ leicht ungewöhnliche Betriebswerte erkennen können und darauf reagieren. Dabei sollte auch ein kritischer Blick auf die Betriebsweise und den Zustand der Kläranlagen geworfen werden. So können unwirtschaftliche Zustände erkannt werden. In der…

Den ganzen Artikel lesen sie unter:
https://klaerwerk.info/DWA-Informationen/KA-Betriebs-Info
Betriebsinfo Informationen für das Betriebspersonal von Abwasseranlagen Heft 3-2018 ab Seite 2737

Autor
Dipl.-Ing. Franz Schneider
Amt der Niederösterreichischen Landesregierung
Abteilung Siedlungswasserwirtschaft
Landhausplatz 1, 3109 St. Pölten, Österreich
E-Mail: post.wa4@noel.gv.at

Fazit
Zusammenfassend können wir festhalten, dass es sich lohnt, den Betrieb auch von kleineren Kläranlagen im Hinblick auf Optimierungsmaßnahmen zu betrachten. Immerhin konnte innerhalb
eines Jahres der Energieeinsatz für die biologische Abwasserreinigung etwa halbiert werden.
Häufig genügen verfahrenstechnische Anpassungen ohne wesentliche technische Adaptierungen, um das angestrebte Ziel zu erreichen. Die Kosten für die erforderlichen Maßnahmen können sich dann binnen weniger Jahre amortisieren.

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Leitfaden „Energie in ARA“ um das Kapitel „Energieeffizienz in MV-Anlagen“ ergänzt

Die Verfahren zur Elimination von Mikroverunreinigungen aus dem kommunalen Abwasser erhöhen den Energieaufwand für den Betrieb der ARA signifikant. Dementsprechend gross ist das Potenzial, mittels konkreter Massnahmen in der Planung und dem Betrieb die Energieeffizienz dieser Anlagen systematisch zu verbessern.
Das neue Kapitel „Energieeffizienz in MV-Anlagen“ (siehe Abb. 1) ergänzt den Leitfaden „Energie in ARA“ (der gesamte Leitfaden kann unter folgendem Link kostenpflichtig bestellt werden).
Abbildung 1. Kapitel Energieeffizienz in MV-Anlagen gratis zum Download verfügbar
Dieses Kapitel wurde im Auftrag des Vereins InfraWatt durch Hunziker Betatech AG mit Unter-stützung durch das Bundesamt für Energie (BFE) erarbeitet und kann kostenlos heruntergeladen werden (Link). Damit sollen Betreiber und Planer dabei unterstützt werden, den Energieverbrauch von ARA systematisch zu analysieren und gene-rell zu optimieren. Falls dies im Rahmen einer gesamtheitlichen Betrachtung erfolgt, können solche energetischen Feinanalysen durch Infra- Watt bis zu 40% der effektiven Kosten (max. 10‘000 CHF) gefördert werden (Link).

https://www.micropoll.ch/fileadmin/user_upload/Redaktion/Dokumente/01_Berichte/05_Newsletter/Newsletter_12.pdf

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1491 Gigawattstunden Strom aus Klärgas im Jahr 2017 erzeugt

Im Jahr 2017 wurden in Deutschland 1491 Gigawattstunden Strom aus Klärgas in Kläranlagen erzeugt. Gegenüber 2016 war das ein Plus von 2,8 Prozent. Mit dieser Strommenge könnte bei einem durchschnittlichen Pro-Kopf-Stromverbrauch von rund 1900 Kilowattstunden eine Großstadt wie Frankfurt am Main ein Jahr lang mit Strom versorgt werden. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) weiter mitteilt, hatte Klärgas im Jahr 2017 einen Anteil von rund 1 Prozent an der gesamten Strombereitstellung aus erneuerbaren Energien. Von den rund 10 000 Kläranlagen in Deutschland erzeugten 1258 Anlagen im Jahr 2017 Klärgas, davon 87 Prozent mit Stromgewinnung. Im Jahr 1998 – dem ersten Jahr der Erfassung der Stromerzeugung in Kläranlagen – waren es 1114 Anlagen mit Klärgasgewinnung gewesen, von denen nur rund die Hälfte daraus Strom erzeugt hatte. Strom und Wärme aus Klärgas werden heute meist vor Ort in Blockheizkraftwerken erzeugt, wobei der überwiegende Teil des Stromes (2017: 92 Prozent) innerhalb der Kläranlagen verbraucht wird. Auch die dabei anfallende Abwärme wird in den meisten Fällen selbst genutzt, beispielsweise zur Beheizung der Faultürme.

Weiterführende Links
Lange Zeitreihen zur Gewinnung, Verwendung und Abgabe von Klärgas
Themenbereich Energie des Statistischen Bundesamts
http://www.gfa-news.de/webcode.html?wc=20180806_001

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EU-Verbundvorhaben zur Nutzung von Abwasser als Energiequelle

Neue Verfahren zur Nutzung von Abwasser als Energiequelle hat das EU-Verbundvorhaben POWERSTEP getestet. Das dreijährige Forschungsprojekt wurde vom Kompetenzzentrum Wasser Berlin (KWB) zusammen mit 15 europäischen Partnern aus Industrie und Forschung das 3jährige Forschungsprojekt POWERSTEP durchgeführt; es wurde durch die Europäische Union im Programm Horizon 2020 mit 5,2 Millonen Euro gefördert. Im Rahmen von POWERSTEP hat das KWB ein neues Konzept der Abwasserreinigung in Deutschland erstmals großtechnisch in einem Klärwerk in Sachsen getestet. Über ein innovatives Filtrationsverfahren werden die energiereichen organischen Stoffe schon im Zulauf der Kläranlage dem Abwasser entzogen und direkt in die Schlammfaulung überführt, wo über den Weg der Biogasgewinnung Strom erzeugt wird. Der energieaufwendige Weg der „Schlammbelebung“ wird dadurch entlastet. Auf dem Klärwerk des Abwasserzweckverbandes Döbeln-Jahnatal in Westewitz/Sachsen wurde dieses Konzept erfolgreich getestet. Es konnte nachgewiesen werden, dass kommunales Abwasser tatsächlich als Energiequelle nutzbar ist und damit einen Beitrag zur Realisierung der Energiewende in Deutschland leisten kann, so das KWB in einer Pressemitteilung. Zusammen mit weiteren innovativen Bausteinen wie Power-to-gas, Heat-to-Power und Nährstoffrückgewinnung wurde ein Gesamtkonzept einer zukünftigen Kläranlage entwickelt, die vorhandenen Ressourcen im Abwasser optimal ausnutzt. Die Betriebskosten der Kläranlage bleiben dabei im heute üblichen Rahmen, auch die Reinigungsleistung des Klärwerks wird nicht verschlechtert. Im gesamten Projekt POWERSTEP konnte gezeigt werden, dass das Konzept und die Realisierung einer energie-positiven Kläranlage bereits heute mit innovativen Technologien (wie dem Einsatz von Filtration zur Extrahierung des energiereichen Schlamms) realisiert und in Zukunft mit neuen Technologien sogar ein Energieüberschuss von mehr als 70 Prozent erzielt werden kann, so das KWB. Nach Meinung des KWB sei es möglich, mit rund 5 Prozent Mehrinvestition eine Kläranlage zum Energieproduzenten werden zu lassen und dabei im laufenden Betrieb Geld für den Stromeinkauf zu sparen.

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Klimarappen finanziert energie-positive Kläranlage

Im Abwasser stecken jede Menge Energie und Nährstoffe. Neue Verfahren ermöglichen die Rückgewinnung dieser Ressourcen aus Abwasser und Klärschlamm und haben zum Ziel, die Funktion der Kläranlagen neu zu definieren – vom Energieverbraucher zum Energieversorger und zum Lieferanten von wertvollem Dünger. Die neue Technologie überzeugte auch die Stiftung Klimarappen. Sie unterstützt den Bau einer neuen Anlage in der Ara Altenrhein finanziell.
Ein sehr wichtiger Nährstoff im Abwasser ist der Stickstoff, der im Übermass in unseren Gewässern grossen Schaden anrichten kann. Andererseits ist er eine wertvolle Ressource, ein Nährstoff, welcher nach seiner Rückgewinnung aus dem Abwasser in der Landwirtschaft wiederverwendet werden kann. Der Nährstoffkreislauf wird geschlossen und aus dem vermeintlichen Abfallprodukt Abwasser entsteht ein gefragter Dünger. Um den Stickstoff zu recyclieren, haben sich bislang biologische Verfahren sehr bewährt, zeigen aber bei nicht optimaler Betriebsweise Schwächen bezüglich Prozessstabilität sowie Emissionen des klimaschädlichen Lachgases. Schon länger bekannt ist die Technologie des Luftstrippings wie es beispielsweise in der Abwasserreinigungsanlage (Ara) Kloten/Opfikon mit Unterstützung der Eawag grosstechnisch und mit einer innovativen Vorbehandlung umgesetzt wurde. Dieses Verfahren wird zwar in verschiedenen Kläranlagen angewendet, ist aber teuer und hat sich daher nicht flächendeckend durchsetzen können.
Gegenwärtig befasst sich die Abwassertechnik mit der vielversprechenden Methode des Membranstrippings. Forschende der Eawag konnten in der Ara Neugut (Dübendorf/Wallisellen) bereits erste Erfahrungen mit halbtechnischen Pilotanlagen sammeln. Aufbauend auf diesen ersten Aktivitäten startete 2015 das EU Projekt Powerstep, an welchem sich auch die Eawag beteiligt. Im Rahmen dieses Projektes hatten die Verfahrenstechniker unter der Leitung von Marc Böhler den Auftrag, die erste volltechnische Membranstrippungsanlage zu planen und mit Partnern aus der Industrie baulich zu realisieren. Geplant ist die Realisierung dieser Anlage 2018 auf der Ara Altenrhein am Bodensee. Parallel entstand auch eine volltechnische Membranstrippanlage zur Stickstoffrückgewinnung auf der Westschweizer Ara Yverdon. Mit der Realisierung der Anlage in Yverdon und dem Betrieb seit Mitte 2016 konnte die Eawag im Projekt Powerstep durch eine Evaluation der Betriebsdaten wertvolle Kenngrössen zum Energie- und Betriebsmittelverbrauch sammeln.

Im Mai 2018 findet das Projekt seinen Abschluss auf der IFAT, der Weltleitmesse für Wasser, Abwasser, Abfall und Rohstoffwirtschaft, in München. An der Veranstaltung werden auch andere innovative Technologien des Powerstep-Projektes vorgestellt, welche volltechnisch erprobt wurden und unsere Kläranlagen in der Zukunft energie-positiv machen sollen.

CO₂ Bilanz der Ara verbessern
Die in Yverdon gesammelten Erfahrungen und Kennzahlen fliessen nun in die Realisierung der Anlage auf der Ara Altenrhein ein. Mitfinanziert wird sie durch den Klimarappen, weil durch die neue Membranstrippinganlage die CO₂ Bilanz der Ara massiv verbessert werden können. Mit den bisher angewendeten biologischen Verfahren wird beim Stickstoffrecycling als unerwünschtes Nebenprodukt klimaschädliches Lachgas freigesetzt. Mit dem Membranstripping wurde erstmals eine Methode entwickelt, die keine Lachgasemissionen erzeugt. Diese positive Wirkung führte zur Unterstützung durch die Klimarappen, einer Stiftung der Schweizer Wirtschaft, die sich für einen wirksamen Klimaschutz einsetzt. Die Gelder der Stiftung wurden durch eine Abgabe von 1,5 Rappen pro Liter auf Benzin- und Dieselimporten in den Jahren 2006 bis 2012 generiert.

In Rahmen des Eawag-Infotags 2018 zum Thema „Abwasser als Ressource – zukunftsweisende Technologien zur Rückgewinnung von Wertstoffen“ werden Eawag-interne sowie externe Experten auf verschiedene Aspekte rund um das Thema Kreislaufwirtschaft und Ressourcenrückgewinnung eingehen. Neue technische Verfahren sollen in Zukunft nicht nur dazu beitragen, die natürlichen Ressourcen zu schonen und wiederzuverwerten, sondern auch negative Auswirkungen auf Mensch und Umwelt zu reduzieren.

https://www.eawag.ch/de/news-agenda/news-plattform/news/news/klimarappen-finanziert-energie-positive-klaeranlage/?tx_news_pi1%5Bcontroller%5D=News&tx_news_pi1%5Baction%5D=detail&cHash=2077499faf817b147371d20540e2e99b

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Wie kann man die Energieeffizienz einer Abwasserpumpe erhöhen …

… ohne deren Funktionalität zu beeinträchtigen? Denn klar ist, dass für Betreiber von Abwasserentsorgungsnetzen die Betriebssicherheit der technischen Systeme eine übergeordnete Rolle spielt. Diese Fragen beschäftigen auch Prof. Dr.-Ing. Peter Uwe Thamsen von der TU-Berlin. Dazu hat er mit seinem Team einen Prüfstand mit künstlichem Abwasser entwickelt. Im Exklusiv-Interview gibt er Einblick in den Stand der Dinge.
? Herr Prof. Thamsen, die Diskussion um die Effizienz von Abwasserpumpen im Rahmen der Ökodesign-Vorgaben beschäftigt die Branche ja bereits geraume Zeit. Gibt es Zwischenergebnisse?
Thamsen: Ja, an dem Thema arbeiten die Pumpenhersteller im Rahmen des Europäischen Sektor Komitees Europump innerhalb eines Arbeitskreises zur gemeinsamen Definition der Vorgehensweise und der erreichbaren Ziele. Parallel läuft noch die Studie zur Revision der aktuell geltenden Verordnung (547/2012), die eine Ausweitung des Anwendungsbereiches …mehr:

https://www.process.vogel.de/wie-kann-man-die-energieeffizienz-einer-abwasserpumpe-erhoehen-a-704999/?cmp=nl-254&uuid=1DC4B9E7-1718-4A70-B3EA-0C6A17F0F654

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Fachtagung „Kläranlagen in der Energiewende: Faulung optimieren & Flexibilität wagen“ am 30.11.2017 – Bericht und Vorträge

Im Rahmen der Veranstaltung wurden die Ergebnisse der Forschungsprojekte ZEBRAS (Zukunftsorientierte Einbindung der Faulung und Faulgasverwertung in die Verfahrenskette der Abwasserreinigung, Schlammbehandlung und -verwertung in Rheinland-Pfalz) und arrivee (Abwasserreinigungsanlagen als Regelbaustein in intelligenten Verteilnetzen mit Erneuerbarer Energieerzeugung) vorgestellt, die am Fachgebiet Siedlungswasserwirtschaft bearbeitet wurden.
Veranstalter: Fachgebiet Siedlungswasserwirtschaft und Zentrum für Innovative AbWassertechnologien (tectraa) an der TU Kaiserslautern.
Weitere Informationen und das Tagungsprogramm finden sie hier.
https://www.bauing.uni-kl.de/fileadmin/siwawi/pdfs/fachtagungen/Flyer_Fachtagung_SIWAWI_2017_aktuell.pdf

Der Tagungsband ist in der Schriftenreihe des Fachgebietes Siedlungswasserwirtschaft der TU Kaiserslautern als Band 40 erschienen. Er kann als Papierversion zum Preis von 20 € erworben werden und/oder hier kostenlos heruntergeladen werden: Tagungsband_2017.pdf
https://kluedo.ub.uni-kl.de/frontdoor/index/index/docId/5113

Die Präsentationen der Vortragenden stehen ebenfalls zum Download bereit:
Vortrag Prof. Dr. Markus Schröder, DWA
https://www.bauing.uni-kl.de/fileadmin/siwawi/pdfs/fachtagungen/2017-11-30/Schroeder.pdf

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Die Kläranlage – ein kommunaler „Energiefresser“

Mit einem jährlichen Energiebedarf von insgesamt rund 3.200 GWh gehören die mehr als 10.000 überwiegend kommunal betriebenen Kläranlagen zu den größten Energieverbrauchern Deutschlands. Ihr Anteil am Stromverbrauch in den Kommunen liegt durchschnittlich bei etwa 20 Prozent und ist damit höher als bei Schulen oder Krankenhäusern.
Das Land Sachsen-Anhalt verfügt derzeit über einen Bestand von rund 230 kommunalen Kläranlagen (Stand Dezember 2015) und eine Vielzahl von Kläranlagen in privater Hand in verschiedensten Größenklassen. Damit stellt sich ganz konkret die Frage nach Energieeinsparpotenzialen: Welche es gibt und wie groß diese sind, konnte durch eine wissenschaftliche Auseinandersetzung in der Kombination zeitgemäßer Mess- und Prüfverfahren ermittelt werden.

In Kooperation mit dem Institut für Automation und Kommunikation (ifak e. V.) und dem Eigenbetrieb Abwasser Aschersleben hat die Landesenergieagentur Sachsen-Anhalt GmbH (LENA) ein Pilotprojekt zur Energieeffizienzanalyse durchgeführt. Durch die am ifak entwickelte Software SIMBA# wurden die Prozesse in der Kläranlage Aschersleben simuliert. Mit vorhandenen Parametern und neuen Messdaten konnten die Wissenschaftler Rückschlüsse auf den Zustand der Anlage ziehen und so Einspar- potenziale ermitteln. Im Rahmen der Studie wurden verschiedene Szenarien zur Einsparung untersucht, so unter anderem der Austausch der Gebläse bzw. der Umbau der Anlage. Die Ergebnisse sind bemerkenswert. Bereits mit einfachen Eingriffen in den Betriebsablauf (u. a. die Verringerung der Rotationsgeschwindigkeit der Rührwerke und der Austausch der Gebläse) können unter bestimmten Bedingungen Einsparungen von 183 MWh pro Jahr erzielt werden. Das sind 17 Prozent der verbrauchten Energie (vgl. Abbildung Energieverbrauch).

Ein zweites Fazit der Analyse ist, dass ein Umbau der Anlage zur anaeroben Schlammstabilisierung mit Faulgasnutzung zusätzliche Einsparpotenzial ein erheblichem Maße mit sich bringt. Dies zieht einerseits umfangreiche Investitionen nach sich. Anderseits kann Energie eingespart und zum Teil sogar selbst erzeugt werden. Durch die Verstromung des Faulgases könnten etwa 48 Prozent des jährlichen Gesamtstrombedarfes gedeckt werden.
Der Umbau zu einer Anlage zur anaeroben Schlammstabilisierung mit Faulgasnutzung erweist sich ab einem gewissen Einwohnerwert als wirtschaftlich sinnvoll. Der Einwohnerwert ist der Referenzwert der Schmutzfracht in der Wasserwirtschaft. Unter dem Aspekt der demografischen Entwicklung müssen auch die Investitionen betrachtet werden. An dieser Stelle könnten gezielte Fördermaßnahmen motivierend wirken.

Ihr Ansprechpartner für den Bereich Energieeffiziente Kläranlagen
Landesenergieagentur Sachsen-Anhalt GmbH
Herr René Bertram
Tel.: 0391/567 2039
Email: bertram@lena-lsa.de
https://lena.sachsen-anhalt.de/oeffentlicher-sektor/energieeffizienz-und-klaeranlagen/

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Broschüre „Kläranlagen im Spannungsfeld der Energiewirtschaft“ erschienen

Die ESiTI-Broschüre „Kläranlagen im Spannungsfeld der Energiewirtschaft. Analysen – Ergebnisse – Impulse“ zeigt Möglichkeiten und Wege auf, wie die heutige kommunale Abwassertechnik aus ihrer Rolle der ausschließlichen Abwasserreinigung zum Zweck des Gesundheits- und Gewässerschutzes hin zu einem Akteur der Kreislaufwirtschaft entwickelt werden kann. Im Mittelpunkt stehen dabei Ansätze für die ganzheitliche Optimierung der energetischen Effizienz von Kläranlagen, als Beitrag zur Energiewende. Die Broschüre richtet sich insbesondere an Fachkundige der Abwassertechnik, aber auch an sonstige interessierte Leser.

Im BMBF-geförderten Projekt ESiTI hat inter 3 potenzielle Treiber und Hemmnisse für die Sektorkopplung von Energie- und Abwasserwirtschaft identifiziert und strategische Ansätze für eine erfolgreiche Implementierung der Verfahrensvarianten in die Praxis abgeleitet. Zudem bewertete inter 3 die einzelnen Verfahren.

Von inter 3 werden in der Broschüre detaillierte Erläuterungen zu den identifizierten Hemmnissen und Treibern gegeben. Darüber hinaus hat inter 3 in Abstimmung mit zahlreichen Experten Empfehlungen für die multikriterielle Bewertung von Umsetzungsstrategien formuliert. Die Erstellung der Broschüre wurde von inter 3 außerdem redaktionell begleitet.
Ein PDF der ESiTI-Broschüre mit interaktiven Elementen steht hier zum Download zur Verfügung. Um alle interaktiven Elemente problemlos nutzen zu können, sollte die Datei mit der Anwendung Adobe Acrobat Reader geöffnet werden.
Die im DIN A4 Format gedruckte Broschüre kann auch kostenlos bei inter 3 angefordert werden. Dazu senden Sie uns einfach einen ausreichend frankierten Rückumschlag mit Ihrer Adresse zu.

http://www.inter3.de/de/aktuelles/details/article/broschuere-klaeranlagen-im-spannungsfeld-der-energiewirtschaft-erschienen.html

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Maßnahmen zur Energieoptimierung greifen

Situation
Die Kläranlage des Reinhaltungsverbands Region Neusiedler See-Westufer (Schützen am Gebirge, Burgenland in Österreich) wurde im Jahre 1998 genehmigt und nachfolgend mit einer Kapazität von 66 500 EW für simultane, aerobe Schlammstabilisierung im Umlaufbecken errichte (Abbildung 1). Aufgrund des Sommertourismus und des lokalen Weinbaus war es notwendig, die biologische Stufe auf Spitzenbelastungen auszulegen. Die Dimensionierung des Belüftungssystems musste daher auf mehr als das Doppelte des normalen Bemessungswerts aus¬gerichtet werden.

Die Immissionsrichtlinien, die Vorbelastung des Gewässers Wulka sowie die unmittelbare Nähe zum Bade- und Nationalparkgewässer Neusiedler See führten zu wasserrechtlich strengen Auflagen. So wurden Ablaufwerte von 0,5 mg Ges.-P/l, 0,5 mg NH4-N/l, 0,5 mg NO2-N/l und mindestens 85 % Reduktion Ges.-N vorgeschrieben.
Die mittlere organische Belastung der Anlage lag in den letzten Jahren etwa bei 40 %, der gesamte jährliche Stromver-brauch betrug rund 1 GWh/a. Die monatlichen Schwankunge…

Den ganzen Artikel lesen sie unter:
https://klaerwerk.info/DWA-Informationen/KA-Betriebs-Infos
Betriebsinfo Informationen für das Betriebspersonal von Abwasseranlagen Heft 4-2017 Seite 2666

Autor
Dipl.-Ing. Christof Giefing
Reinhaltungsverband Region Neusiedler See – Westufer
Pappelwiesen 1, 7081 Schützen/Geb., Österreich
Tel. + 43 (0)26 84/25 25-0
E-Mail: christof.giefing@rhv-nsw.at

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Grünes Licht aus Brüssel – EU öffnet Weg für Flexibilisierung der KWK-Erzeugung

Mit der beihilferechtlichen Genehmigung der EU-Kommission fällt in Deutschland der Startschuss für den Bau neuer, für einen systemdienlicheren Betrieb geeigneter KWK-Anlagen. Durch die Einführung der verpflichtenden Direktvermarktung ist es für die Betreiber interessanter geworden, ihre KWK-Anlagen flexibel zu steuern, um so auf die fluktuierende Einspeisung aus erneuerbaren Energien zu reagieren. Über die Anbindung an ein virtuelles Kraftwerk kann die Erzeugungsflexibilität der KWK-Anlagen optimal genutzt und die Wirtschaftlichkeit erhöht werden.

Nachdem das im Januar 2016 in Kraft getretene KWKG 2016 zunächst noch unter dem Vorbehalt einer beihilfe-rechtlichen Genehmigung gestanden hatte, hat die EU-Kommission heute – mit einiger Verzögerung – offiziell ihre Genehmigung erteilt und somit die bestehenden Rechtsunsicherheiten beseitigt. Außerdem wird zum Jahreswechsel die Förderung von KWK-Anlagen mit einer elektrischen Leistung zwischen 1 MW und 50 MW auf ein Ausschreibungsverfahren umgestellt, wobei die erste Ausschreibungsrunde allerdings erst zum Jahreswechsel 2017/2018 stattfinden soll.

Auch wenn die Ausschreibungspflicht kontrovers diskutiert wird, ist das KWKG 2016 aus Sicht der Clean Energy Sourcing AG (CLENS) ein wichtiger Schritt zur Integration von KWK-Anlagen in ein von erneuerbaren Energien geprägtes Energiesystem. Denn mit der verpflichtenden Direktvermarktung für Anlagen ab 100 kW und der Aussetzung der Förderung bei negativen Strompreisen werden durch den Gesetzgeber wichtige Flexibilisierungsanreize gesetzt. Ein Instrument zur direkten Förderung flexibler Anlagenkonzepte, wie es im EEG mit der sogenannten Flexibilitätsprämie erfolgreich zur Anwendung kommt, ist im KWKG 2016 allerdings leider nicht vorgesehen.

„Aus den veränderten Rahmenbedingungen ergeben sich für den Betrieb von KWK-Anlagen neue Möglichkeiten, die die Wirtschaftlichkeit der Anlagen erhöhen, jedoch auch technische und operative Anpassungen von Seiten der Betreiber erfordern“, erklärt Marcel Kraft, Poolmanager Virtuelles Kraftwerk bei CLENS. „Unsere Berechnungen zeigen, dass eine flexible Anlagenauslegung trotz eines höheren Investitionsbedarfs meist wirtschaftlich attraktiver ist als die ‚klassische‘ Grundlastauslegung.“

Grundlage hierfür ist eine strompreisorientierte Fahrweise der KWK-Anlage, die die Preisschwankungen an den Strommärkten aufgreift und die Stromerzeugung in Zeitphasen mit hohen Marktpreisen verlegt. Die dafür erfor-derlichen Zusatzinvestitionen werden durch das KWKG gefördert. Das gilt nicht nur für Wärmespeicher, für die die Betreiber einen Investitionskostenzuschuss erhalten, sondern auch für das größere BHKW: Eine Verdoppelung der installierten elektrischen Leistung führt, vereinfacht gesagt, zu einer Verdopplung der KWK-Zuschlagszahlungen über den Förderzeitraum, da die Zuschlagszahlungen in der Summe von der installierten Leistung abhängig sind. „Grob gerechnet finanzieren die zusätzlichen KWK-Zuschläge das zusätzliche BHKW“, so Kraft.

Aus einer flexiblen Anlagenauslegung, welche in aller Regel auch einen Wärmespeicher umfasst, ergeben sich darüber hinaus weitere Vorteile:
• Erhöhung des KWK-Anteils am Wärmeabsatz bei gleichzeitiger Reduzierung der KWK-bedingten Must-run-Stromeinspeisung
• Reduktion des Primärenergiefaktors im Wärmenetz (Einhaltung EnEV-Anforderungen)
• Maximierung der Strom-Vermarktungserlöse durch optimierten flexiblen Anlagenbetrieb
• Verlängerung der förderfähigen Betriebsdauer
„Um die Vorteile einer flexiblen Erzeugung nutzen zu können, bedarf es neben der technischen Anpassung der Anlagen in der Regel auch einer Anbindung an einen Kraftwerkspool“, erklärt Marcel Kraft. „Bei CLENS betreiben wir bereits seit über fünf Jahren ein virtuelles Kraftwerk, an das neben Wind- und Bioenergieanlagen auch Blockheizkraftwerke angeschlossen sind. Unter Berücksichtigung aller relevanten Restriktionen der einzelnen Anlagen – beispielsweise Wärmebedarf, Speicherfüllstand oder Brennstoffkosten – und der Preise an den jeweiligen Märkten, erstellen wir wirtschaftlich optimierte Fahrpläne für unsere Kunden und ermöglichen Ihnen damit, Ihre Vermarktungserlöse deutlich zu steigern.“ Die Vermarktungsoptionen reichen dabei von der langfristigen Absicherung der Stromerlöse am Terminmarkt bis hin zur hochflexiblen Kurzfristoptimierung im untertägigen Stromhandel. Die Teilnahme am Regelenergiepool kann jederzeit als ergänzende Erlösquelle genutzt werden.

Alle Interessierten, die mehr über die Chancen der Flexibilisierung der KWK-Erzeugung erfahren möchten, lädt CLENS zu kostenfreien Webinaren zum Thema „Betrieb und Wirtschaftlichkeit flexibler KWK-Anlagen“ ein. Mehr Informationen unter: www.clens.eu/webinar-kwk

Betreiber von KWK-Anlagen profitieren darüber hinaus von neuen Angeboten, die CLENS durch den Zusammenschluss mit dem italienischen Energiedienstleister Innowatio seit diesem Jahr auch in Deutschland anbietet. Dazu zählen die Identifikation und die Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen sowie die Errichtung und der Betrieb dezentraler und flexibler KWK-Anlagen zur effizienten Energieversorgung im Rahmen von Contractingprojekten.

http://www.clens.eu/newsroom/pressemitteilungen/pressedetails/eintrag/2016/10/24/gruenes-licht-aus-bruessel-eu-oeffnet-weg-fuer-flexibilisierung-der-kwk-erzeugung/

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Forschungsvorhaben NoNitriNox erfolgreich abgeschlossen

Planung und Betrieb von ressourcenund energieeffizienten Kläranlagen mit gezielter Vermeidung umweltgefährdender Emissionen. Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Vorhaben NoNitriNox (Planung und Betrieb von ressourcen- und energieeffizienten Kläranlagen mit gezielter Vermeidung umwel tgefährdender Emissionen) konnte Ende des Jahres 2016 erfolgreich abgeschlossen werden. Das Forschungsvorhaben, mit einer Laufzeit von 06/2013 bis 11/2016, wurde von Weber-Ingenieure GmbH in Zusammenarbeit mit den beteiligten Verbundpartnern ifak e.V. Magdeburg, ISWA Universität Stuttgart, Eigenbetrieb Stadtentwässerung Pforzheim (ESP) und Abwasserverband Steinlach-Wiesaz (AVSW) bearbeitet. Im Rahmen einer Abschlussveranstaltung am 22.11.2016 in Pforzheim wurden die Projektergebnisse vorgestellt und diskutiert. Im Ergebnis von NoNitriNox entsteht ein integriertes Planungswerkzeug, mit dem
• die verfahrenstechnische Funktion von Kläranlagen detailliert beschrieben werden kann,
• sich Emissionen von Nitrit (NO2-N) und Lachgas (N2O, 300-mal so klimaschädlich wie CO2), abschätzen lassen,
• die Funktion der maschinentechnischen Ausrüstung det a il l ier t geplant werden kann (insbesondere Belüftungssysteme) und
• (fast) alle Optionen zur operativen Verbesserung des Kläranlagenbetriebes entwickelt und detailliert analysiert werden können.

Hierfür wurde zunächst unter Federführung des ifak e.V. ein Simulationssystem entwickelt, welches neben Nitrat- und Ammonium-Stickstoff auch wichtige Zwischenprodukte wie Nitrit und N2O beschreibt. Die Simulation wurde mit realen Daten von großtechnischen Messungen auf den beteiligten Kläranlagen Pforzheim (250.000 EW) und Dußlingen (115.000 EW) gespeist. Unter Umsetzung der Projektergebnisse wurden dann allgemein nutzbare Verfahrensregler für Kläranlagen entwickelt. Die Zusammenstellung der relevanten Automatisierungsblöcke erfolgte durch die Weber-Ingenieure GmbH unter Einbringung der regelungstechnischen Expertise des Partners ifak e.V. Damit wurde zunächst eine simulative Analyse verschiedener Belüftungsregelungen (Konstantdruck-, Gleitdruckund Luftverteilregelung) durchgeführt. Im Ergebnis konnten einfache und übertragbare Einstellungsempfehlungen für die untersuchten Varianten abgeleitet und zusammengestellt werden. Auf beiden beteiligten Kläranlagen sind seither die Belüftungsregelungen verbesser t eingestellt und zeigen ein schnelleres und stabileres Regelverhalten. Zusätzlich wurde unter anderem eine Analyse von Ammoniumreglern…mehr:

http://www.weber-ing.de/files/201709_focus_ausgabe17.pdf  

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Energieeffizienz und Kläranlagen

Die Kläranlage – ein kommunaler „Energiefresser“
Mit einem jährlichen Energiebedarf von insgesamt rund 3.200 GWh gehören die mehr als 10.000 überwiegend kommunal betriebenen Kläranlagen zu den größten Energieverbrauchern Deutschlands. Ihr Anteil am Stromverbrauch in den Kommunen liegt durchschnittlich bei etwa 20 Prozent und ist damit höher als bei Schulen oder Krankenhäusern.
Das Land Sachsen-Anhalt verfügt derzeit über einen Bestand von rund 230 kommunalen Kläranlagen (Stand Dezember 2015) und eine Vielzahl von Kläranlagen in privater Hand in verschiedensten Größenklassen. Damit stellt sich ganz konkret die Frage nach Energieeinsparpotenzialen: Welche es gibt und wie groß diese sind, konnte durch eine wissenschaftliche Auseinandersetzung in der Kombination zeitgemäßer Mess- und Prüfverfahren ermittelt werden.

In Kooperation mit dem Institut für Automation und Kommunikation (ifak e. V.) und dem Eigenbetrieb Abwasser Aschersleben hat die Landesenergieagentur Sachsen-Anhalt GmbH (LENA) ein Pilotprojekt zur Energieeffizienzanalyse durchgeführt. Durch die am ifak entwickelte Software SIMBA# wurden die Prozesse in der Kläranlage Aschersleben simuliert. Mit vorhandenen Parametern und neuen Messdaten konnten die Wissenschaftler Rückschlüsse auf den Zustand der Anlage ziehen und so Einspar- potenziale ermitteln. Im Rahmen der Studie wurden verschiedene Szenarien zur Einsparung untersucht, so unter anderem der Austausch der Gebläse bzw. der Umbau der Anlage. Die Ergebnisse sind bemerkenswert. Bereits mit einfachen Eingriffen in den Betriebsablauf (u. a. die Verringerung der Rotationsgeschwindigkeit der Rührwerke und der Austausch der Gebläse) können unter bestimmten Bedingungen Einsparungen von 183 MWh pro Jahr erzielt werden. Das sind 17 Prozent der verbrauchten Energie (vgl. Abbildung Energieverbrauch).

Ein zweites Fazit der Analyse ist, dass ein Umbau der Anlage zur anaeroben Schlammstabilisierung mit Faulgasnutzung zusätzliche Einsparpotenzial ein erheblichem Maße mit sich bringt. Dies zieht einerseits umfangreiche Investitionen nach sich. Anderseits kann Energie eingespart und zum Teil sogar selbst erzeugt werden. Durch die Verstromung des Faulgases könnten etwa 48 Prozent des jährlichen Gesamtstrombedarfes gedeckt werden.
Der Umbau zu einer Anlage zur anaeroben Schlammstabilisierung mit Faulgasnutzung erweist sich ab einem gewissen Einwohnerwert als wirtschaftlich sinnvoll. Der Einwohnerwert ist der Referenzwert der Schmutzfracht in der Wasserwirtschaft. Unter dem Aspekt der demografischen Entwicklung müssen auch die Investitionen betrachtet werden. An dieser Stelle könnten gezielte Fördermaßnahmen motivierend wirken.

https://lena.sachsen-anhalt.de/oeffentlicher-sektor/energieeffizienz-und-klaeranlagen/ 

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LEOBEL will Leistungsfähigkeit und Energiebilanz von Kläranlagen verbessern

Fast 4.400 Gigawattstunden pro Jahr benötigen die kommunalen Kläranlagen in Deutschland, um ihre Aufgabe zu erfüllen – etwa die Jahresleistung eines modernen Kohlekraftwerks. Besonders energieintensiv sind bei der Abwasseraufbereitung Prozesse in den sogenannten Belebungsbecken, in denen Bakterien Kohlenstoff- und Ammoniumverbindungen abbauen. In den meisten Kläranlagen übersteigt die aufgewendete Energie den tatsächlichen Bedarf, da sie nicht optimal ausgelegt sind. Im Verbundprojekt LEOBEL wollen Forscher deshalb neue Betriebsvarianten entwickeln, die die Effizienz der Anlagen steigern. Mehr:

http://recyclingportal.eu/Archive/34815

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Meldungen zur Schlammbehandlung 2018

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August 2018
Millionenprojekt Verbrennungsanlage 
EUWID Report Klärschlamm 2018 
Untersuchung der Anwendbarkeit der im Rahmen des CEN-Projekts HORIZONTAL entwickelten Analyseverfahren auf Düngemittel und Klärschlamm/ -aschen 
Wie Sie das Risiko von Staubexplosionen in Kläranlagen minimieren 
Anteil des verbrannten Klärschlamms 2016 weiter gestiegen 
Januar 2018
Außerbetriebnahme und Revision von Faultürmen 
BDE: Klärschlammverwertung vor neuen Herausforderungen 
Biogene Schwefelsäure-Korrosion in Faulbehältern

Millionenprojekt Verbrennungsanlage

Wertvolles aus Klärschlamm
Wenn alles reibungslos läuft, könnte in Bremen im Jahr 2022 eine Monoverbrennungsanlage für Kärschlamm stehen. Ausgerichtet sein soll die Anlage für eine Kapazität von etwa 50.000 Tonnen Trockenmasse.
Vier Unternehmen aus der Abwasserbranche wollen sich gemeinsam der Verbrennung des Klärschlamms annehmen: der Oldenburgisch-Ostfriesische Wasserverband (OOWV), Hansewasser Ver- und Entsorgung, EWE Wasser und SWB Erzeugung. Sie bereiten die Gründung einer Entsorgungsgesellschaft vor. Die zuständigen Gremien der Unternehmen haben dem Vorhaben bereits zugestimmt, nun fehlt …mehr:

https://www.kreiszeitung.de/lokales/bremen/wertvolles-klaerschlamm-9471470.html

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EUWID Report Klärschlamm 2018

Die neue Klärschlammverordnung – Paradigmenwechsel für die Abwasserentsorgung
Die verabschiedete Novelle der Klärschlammverordnung bringt Bewegung in die Klärschlammpolitik: Sie schafft einen Paradigmenwechsel im Umgang mit Klärschlamm. Künftig muss – nach einer gewissen Übergangszeit – in größeren Kläranlagen Phosphor aus Klärschlämmen und Klärschlammverbrennungsaschen zurückgewonnen werden. Gleichzeitig schränkt die Verordnung die herkömmliche landwirtschaftliche Klärschlammverwertung deutlich ein.
EUWID Wasser und Abwasser hat in den vergangenen Monaten ausführlich über das Novellierungsverfahren und das weitere politische und wirtschaftliche Geschehen rund um das Thema Klärschlamm berichtet. Die Sonderpublikation „Report Klärschlamm 2018″ bietet auf 44 Seiten eine Auswahl von Artikeln…mehr:

https://www.euwid-wasser.de/klaerschlamm-report-2018

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Untersuchung der Anwendbarkeit der im Rahmen des CEN-Projekts HORIZONTAL entwickelten Analyseverfahren auf Düngemittel und Klärschlamm/ -aschen

Im Vorhaben wurde die matrixübergreifende Anwendbarkeit analytischer Methoden untersucht, welche künftig für rechtliche Regelungen zur Verfügung stehen könnten. Zu berücksichtigen waren neuartige Düngemittel aus Recyclingmaterialien, aber auch Matrices wie Klärschlamm, Aschen, Wirtschafts- und Mineraldünger. An den unterschiedlichen Matrices erfolgte die Überprüfung der Handhabbarkeit, Anwendbarkeit und Sensitivität (Extraktionszeit, Temperatur, Lagerstabilität) der Methoden, inklusive der Probenvor- und -aufbereitung. So konnten matrixspezifische Phänomene erkannt, Aussagen über die Robustheit getroffen und Verbesserungsvorschläge für die analytischen Methoden unterbreitet werden.

https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/untersuchung-der-anwendbarkeit-der-im-rahmen-des

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Wie Sie das Risiko von Staubexplosionen in Kläranlagen minimieren

Auch bei der Wasseraufbereitung müssen sich Betreiber mit dem Thema Explosionsschutz auseinandersetzen. Beispiel Klärschlammtrocknung: Wie sich hier das Risiko einer Staubexplosion minimieren lässt, zeigt Michell Instruments anhand einer aktuellen Fallstudie.
Die Lagerung, der Transport oder das Mischen größerer Staubmengen bergen ein Explosionsrisiko. Da Staubpartikel sehr klein sind, damit eine verhältnismäßig große Oberfläche haben und Wärme gut aufnehmen, sind sie bei Kontakt mit Sauerstoff leicht entzündlich. Daher kann schon ein Funke als Zündquelle ausreichen und zu einer potentiell verheerenden Explosion führen. In Kläranlagen birgt die Klärschlammtrocknung ein erhebliches Risiko.
Eine neue Fallstudie zeigt, wie Michell anhand spezifischer Anforderungen eines europäischen Kunden ein integriertes Überwachungssystem für eine Wasseraufbereitungsanlage entwickelt hat. In der Aufbereitungsanlage wird Klärschlamm …mehr:

https://www.process.vogel.de/wie-sie-das-risiko-von-staubexplosionen-in-klaeranlagen-minimieren-a-683452/?cmp=nl-254&uuid=1DC4B9E7-1718-4A70-B3EA-0C6A17F0F654

Zur Studie: http://www.michell.com/downloads/appnotes/Controlling_dangers_posed_by_dust.pdf

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Anteil des verbrannten Klärschlamms 2016 weiter gestiegen

Im Jahr 2016 wurden deutschlandweit mit 1,1 Millionen Ton-nen Klärschlamm (Trockenmasse) knapp zwei Drittel (65 %) der insgesamt in öffentlichen Abwasserbehandlungsanlagen angefallenen Klärschlammmenge verbrannt (Tabelle 1). Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) weiter mitteilt, hat sich in den letzten zehn Jahren der Anteil des verbrannten Klär-schlamms deutlich erhöht: 2006 waren noch 47 % des Klär-schlamms thermisch entsorgt worden.
Den ganzen Artikel lesen sie unter:

https://klaerwerk.info/DWA-Informationen/KA-Betriebs-Infos
Betriebsinfo Informationen für das Betriebspersonal von Abwasseranlagen Heft 2-2018

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Außerbetriebnahme und Revision von Faultürmen

Eine besondere Herausforderung für Kläranlagenbetreiber
Einleitung und Ausgangssituation

Der Abwasserverband Wiener Neustadt-Süd betreibt im südli¬chen Niederösterreich eine Kläranlage mit einer Auslegung von 260 000 EW. Die Schlammbehandlung erfolgt in einer Anaerob¬stufe mit zwei Faultürmen (Alter: rd. 30 Jahre; ein Stahlbeton-und ein Stahl-Behälter mit je 5250 m³ Nutzinhalt) (Abbildung 1). Der Stahlbetonbehälter musste einer Revision sowie einer Instandsetzung der Gaseinpressung unterzogen werden. Es stellten sich viele Fragen. Wie geht man erstmalig beim Ver¬band an ein solches Unterfangen heran? Was ist alles zu be¬rücksichtigen – technisch, organisatorisch, wirtschaftlich?

Zu allererst wurde die Grundsatzentscheidung getroffen, dass der Faulturm entleert wird und die Arbeiten nicht mit einer Fremdfirma ohne Außerbetriebnahme erfolgen sollten. Folgen¬de Überlegungen haben den Ausschlag …

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https://klaerwerk.info/DWA-Informationen/KA-Betriebs-Infos
Betriebsinfo Informationen für das Betriebspersonal von Abwasseranlagen Heft 4-2017 Seite 2664

Autor
GF BR h. c. DI Dr. Wolfgang Scherz, MBA
Abwasserverband Wiener Neustadt-Süd
Erschlachtweg 3, 2700 Wiener Neustadt, Österreich
Tel. +43 (0)26 22/2 82 18-0
E-Mail: office@awvwns.at

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BDE: Klärschlammverwertung vor neuen Herausforderungen

Der BDE Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft e. V. sieht die Klärschlammverwertung vor erheblichen Anstrengungen. Grund hierfür seien die kürzlich in Kraft getretenen Novellen der Klärschlammverordnung sowie der Düngeverordnung. In Kombination führen die Neuregelungen dazu, dass die bodenbezogene Verwertung erheblich erschwert wird, teilweise ganz weggebrochen ist.

BDE-Präsident Peter Kurth: „Die neuen Regelungen in der Klärschlammverordnung und in der Düngeverordnung führen dazu, dass die bodenbezogene Verwertung von Klärschlämmen massiv zurückgegangen ist. Das spüren die Verwerter bereits heute: Wir haben eine größere Konkurrenz um die nutzbare Fläche, längere Transportwege, einen gestiegenen Lagerbedarf, auch, weil sich Ausbringungszeiten verschoben haben, und letztlich gibt es höhere administrative, messtechnische und logistische Aufwendungen.“ Dies bedeutet einen Mehraufwand für die bodenbezogene Verwertung, der nicht durch zusätzliche Auflagen der zuständigen Fachbehörden weiter erschwert werden sollte. Gleichzeitig sind die Möglichkeiten zur Mitverbrennung von Klärschlamm begrenzt und sie kommt auch nicht für alle Schlämme infrage. Aufgrund der neuen gesetzlichen Vorgaben muss die Monoverbrennung ausgebaut werden.

Kurth: „Um einen Ausbau der Monoverbrennung kommen wir nicht herum. Wir appellieren an die Klärschlammerzeuger, ihre Mengen zeitnah für eine langfristige Entsorgung auszuschreiben.“ Die Vertragsdauer sollte bei 20 Jahren liegen, um eine ausreichende Planungssicherheit für die zu tätigenden Investitionen zu gewährleisten. Nur über den Wettbewerb kann dem Bürger das wirtschaftlichste Angebot für die Klärschlammentsorgung zugutekommen.

Angesichts langwieriger Genehmigungsverfahren sollte nicht erst in ein paar Jahren mit der Planung und dem Bau von Anlagen begonnen werden. Die private Entsorgungsbranche steht bereit, den Gesetzesänderungen Genüge zu tun. Sie benötigt dazu Planungssicherheit, um in den kommenden Jahren die notwendigen Investitionen für eine gesicherte Klärschlammentsorgung tätigen zu können.

Die Novelle der Klärschlammverordnung ist Anfang Oktober 2017 in Kraft getreten. Für ca. sechs Prozent der kommunalen Kläranlagen, die etwas mehr als 60 Prozent des Abwassers behandeln, wird stufenweise ein Verbot der bodenbezogenen Verwertung von Klärschlämmen eingeführt verbunden mit der Pflicht, Phosphor aus dem Klärschlamm zurückzugewinnen. Nur noch für die kleineren Kläranlagen (bis 50 000 Einwohnerwerte) wird es möglich sein, ihre Schlämme weiterhin bodenbezogen zu verwerten. Für die bodenbezogene Verwertung gelten strengere Vorgaben. Auch durch die novellierte Düngeverordnung, die seit Anfang Juni 2017 in Kraft ist, wird die bodenbezogene Verwertung von Klärschlämmen erschwert. Insbesondere die neuen Regelungen zur Herbstdüngung und zu den Sperrzeiten im Winter limitieren die Ausbringung von Klärschlamm. Daraus ergeben sich für die Klärschlammverwertung sehr kurzfristige und spürbare Konsequenzen, die schnelles Handeln erfordern.

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Biogene Schwefelsäure-Korrosion in Faulbehältern

Biogene Schwefelsäure-Korrosion (BSK) ist ein schwerwiegendes und kostspieliges Problem, das vor allem in der Abwasserkanalisation vorkommt. Das Auftreten von typischen BSK Schadensphänomen im Gasraum verschiedener Faulbehälter weist darauf hin, dass BSK auch eine Rolle in diesen Bauwerken spielen kann. Das Ziel dieser Arbeit war es, den BSK-Prozess in Faulbehältern zu untersuchen. Diese Untersuchungen beinhalteten die Identifizierung der am Korrosionsprozess beteiligten Sulfat-reduzierenden und Schwefel-oxidierenden Bakterien (SRB und SOB) und die Analyse des Korrosionspotenzials. Für ein besseres Verständnis des BSK-Potenzials im Faulbehälter wurden mit chemischer und biogener Schwefelsäure (H2SO4) Versuche mit Zementstein, der als Bindemittel im Beton enthalten ist, und Beton, das dominante Baumaterial von Faulbehältern, durchgeführt.
Zunächst wurden Faulschlamm- und Biofilmproben von der Betonoberfläche im Gasraum von sechs korrodierten Faulbehältern entnommen. Die SRB-Diversität in den Faulschlammproben wurde mithilfe der Polymerase-Kettenreaktion und denaturierenden Gradienten- Gelelektrophorese (PCR-DGGE) unter Verwendung des dsrB(dissimilatorische Sulfit-Reduktase-beta-Untereinheit)- Gens untersucht. Die SOB wurden in spezifischen Flüssignährmedien angereichert, eine taxonomische Charakterisierung dieser Anreicherungskulturen erfolgte mithilfe der 16S rRNA PCR-DGGE und Sequenzanalyse. Unter Laborbedingungen wurde die Fähigkeit der SOB-Misch- und -Reinkulturen zur biogenen Schwefelsäureproduktion getestet. Des Weiteren wurde in situ der Sulfatgehalt von Betonproben aus dem Gasraum und der Schlammzone gemessen. Die chemischen H2SO4-Experimente mit Zementstein- und Beton wurden bei pH-Werten von 1,0 und 2,0 über einen Zeitraum von 28 Tagen durchgeführt, um den Korrosionsprozess zu analysieren und einen Ver¬gleich zur biogen produzierten H2SO4 (pH 1,3 bis 2,4) herzustellen. Die biogenen H2SO4-Versuche wurden mit A. thiooxidans (isolierte Reinkultur aus dem Faulbehälter), dem Schlüsselorganismus der BSK, über einen Zeitraum von 28 Tagen, zwei, drei und sechs Monaten durchgeführt. Für die Charakterisierung der Zementstein- bzw. Betonkorrosion wurden die Proben optisch begutachtet und physikalische (zum Beispiel Gewichtsverlust) und chemische Parameter (zum Beispiel Neutralisationstiefe) bestimmt. Darüber hinaus wurden die Proben mithilfe der Laserablations-induktiv-gekoppelten- Plasma-Massenspektrometrie (LA-ICP-MS) und Rasterelektronenmikroskopie (REM) mit energiedispersiver Röntgenspektroskopie (EDX) untersucht.
Die Diversitätsuntersuchungen identifizierten verschiedene nicht kultivierbare SRB in den Faulschlammproben, was auf ein Potenzial zur Schwefelwasserstoffproduktion (H2S) hinweist. Vergleichbare DGGE-Profile in den verschiedenen Schlämmen zeigten, dass ähnliche SRB-Spezies in den untersuchten Faulbehältern vorhanden waren. Mithilfe von kultivierungsbasierten Methoden wurden drei SOB Reinkulturen aus dem Faul¬behälter Gasraum gewonnen: Acidithio-bacillus thiooxidans, Thiomonas intermedia und Thiomonas perometabolis. Diese drei Bakterienarten wurden auch mit PCR-DGGE in den Mischkulturen nachgewiesen. Zusätzlich konnten noch weitere acidophile und neutrophile SOB identifiziert werden. Diese SOB-Mischkulturen produzierten Sulfatkonzentrati¬onen von 10-87 mmol/l nach 6-21 Inku-bationstagen (finaler pH Wert: 1,0-2,0). In der A. thiooxidans Reinkultur wurden noch höhere Konzentrationen von bis zu 433 mmol/l nach 42 Tagen gemessen. Die Sulfatmessungen in den Betonproben aus dem Faulbehälter Gasraum zeigten höhere Werte (bis zu zehnmal so hoch) als die Betonproben der Schlammzone, was auf eine in situ-Schwefeloxidation hinweist. In den biogenen Korrosionsversuchen produzierte A. thiooxidans große Mengen an Schwefelsäure, die zu starken Korrosionsschäden an Zementstein und Beton führte. Gips wurde als Hauptkorrosionsprodukt identifiziert. Die Korrosionsexperimente zeigten, dass sich vergleichbare Korrosionsschäden in Anwesenheit von chemisch und biogen erzeugter H2SO4 entwickeln. Bei den biogenen Langzeitversuchen wurde in den ersten drei Monaten ein Anstieg der Korrosion beobachtet, doch bei den Drei- und Sechs-Monate-Versuchen wurden vergleichbare Schadensmuster beobachtet. Das Ausmaß der Korrosion war somit primär von der Schwefelsäureproduktion durch A. thiooxidans abhängig und korrelierte nicht mit den Inkubationszeiten. Die Korrosionsschäden konnten sehr zielgerichtet mithilfe von LA-ICP-MS und REM/EDX charakterisiert werden, da beide Methoden eine Analyse der Elementverteilung (zum Beispiel C, Ca, Si, P und S) in den Korrosionsschichten sowie eine Identifizierung von Korrosionsprodukten ermöglichten. Darüber hinaus konnte mittels LA-ICP-MS zwischen korrodierten und nicht korrodierten Schichten unterschieden werden.
Schließlich konnten die am Korrosionsprozess beteiligten SRB und SOB in sechs verschiedenen Faulbehältern nach-gewiesen werden. Ihre Fähigkeit zur H2SO4-Produktion und die großen Korrosionsschäden von A. thiooxidans auf Zementstein- und Betonproben deuten auf ein biogenes Schwefelsäure-Korrosionspotenzial in Faulbehältern hin.
Biogenic sulfuric acid corrosion in sludge digesters – Characterization of the bacterial groups and the corrosion potenzial, Dissertation von Bettina Huber Betreuer: Prof. Dr. Ing. Jörg E. Drewes Lehrstuhl für Siedlungswasserwirtschaft der TU München,

kostenloser Download: https://mediatum.ub.tum.de/doc/1310546/1310546.pdf

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