Montag, Oktober 27, 2025
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„Desi“ bringt faulen Schlamm auf Touren

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Auf dem Klärwerk der Marktgemeinde Bruckmühl wurde im Dezember 2009
eine elektrokinetische Desintegration (kurz „Desi“ genannt) in Betrieb genommen.
Damit wird Überschussschlamm vorbehandelt, um den Wirkungsgrad der
anaeroben Stabilisation im Faulturm zu erhöhen. Die nun vorliegenden ersten
Betriebsergebnisse haben die Erwartungen mehr als erfüllt.

Das Klärwerk Bruckmühl ist eine mechanisch- biologische Kläranlage mit anaerober Schlammstabilisierung, Schlammentwässerung und anschließender Schlammtrocknung. Bisher wurde der anfallende Überschussschlamm aus der biologischen Stufe über ein Siebband mechanisch entwässert und zusammen mit dem Primärschlamm aus der Vorklärung über einen Voreindicker in die Faulbehälter gepumpt. Seit der Inbetriebnahme der elektrokinetischen Desintegration sind die beiden Schlammvolumenströme getrennt, der Primärschlamm aus der Vorklärung wird direkt in die Faulbehälter gepumpt, während der mechanisch eingedickte Überschussschlamm zur weiteren Behandlung in den Voreindicker gelangt. Aus dem Voreindicker wird der eingedickte Überschussschlamm mit einer Exzenterschneckenpumpe auf die Desintegrationseinheit gepumpt. Diese besteht aus drei hintereinandergeschalteten Aggregaten, von denen aus der Schlamm wieder zurück in den Voreindicker geführt wird. Dadurch ist eine mehrmalige Desintegrations- Behandlung des Schlamms gewährleistet, die den Aufschlussgrad nochmals erhöht. Ist das Füllstandsmaximum im Voreindicker erreicht, wird der elektrokinetisch desintegrierte Schlamm in den Faulbehälter gepumpt. Schon alleine der optische Eindruck des behandelten Schlamms hat sich deutlich verändert, aus der flockigen Struktur ist eine homogene Masse entstanden, ein Beweis dafür, dass Flockenverbände aufgebrochen werden. Ebenfalls hat sich der Geruch des Schlamms deutlich verändert, vom üblichen „Belebtschlammgeruch“ zu einer „stinkenden Brühe“, ebenfalls ein Zeichen dafür, dass Zellinhaltsstoffe aus der Zelle ausgetreten sind.

Quelle: http://www.die-wasserlinse.de/download/ausgabe_1110/wl11_09.pdf

Autor:
Andreas Zacherl
SÜD-CHEMIE AG
D-85368 Moosburg

Klärschlamm auf der IFAT ENTSORGA 2010: Viele Wege für ein inhomogenes Produkt

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• Starker Unterschied zwischen Rückstandsmaterial aus kommunalen oder industriellen Kläranlagen
• Vielfältige Verwertungsstrategien innerhalb Deutschlands, aber auch im europaweiten Vergleich
• IFAT ENTSORGA 2010 präsentiert die gesamte Bandbreite der technologischen Behandlungs-, Nutzungs- und Entsorgungsmöglichkeiten

Prinzipiell stehen für Klärschlämme drei Wege offen: Bei der stofflichen Verwertung dienen sie als Dünger oder werden als Hilfsstoffe im Landschaftsbau sowie in Zement- und Ziegelwerken eingesetzt. Die energetische Verwertung gewinnt aus dem Abfallstoff Wärme und Strom. Eine dritte Variante ist die Deponierung.

Im Jahr 2008 wurden in Deutschland rund 2,1 Millionen Tonnen Klärschlamm aus kommunalen Kläranlagen entsorgt. Knapp 53 Prozent davon landeten in Verbrennungsanlagen, etwa 29 Prozent fanden als Dünger den Weg in die Landwirtschaft und gut 16 Prozent wurden kompostiert oder dienten dem Landschaftsbau sowie der Rekultivierung von Bergbauhalden und industriellen Altstandorten. Die Deponierung von Klärschlamm ist in Deutschland nur noch mit Sondergenehmigungen zulässig, der Deponierungsanteil betrug demnach im Jahr 2008 lediglich 0,1 Prozent.

Bei diesen Mittelwerten darf nicht übersehen werden, dass das Verhältnis von thermischer zu stofflicher Verwertung zwischen den einzelnen Bundesländern stark variiert. Während zum Beispiel in Mecklenburg-Vorpommern 86 Prozent des Klärschlamms in die Landwirtschaft flossen, dominierte die thermische Entsorgung unter anderem in Berlin mit 100 Prozent, in Hamburg ebenfalls mit 100 Prozent und in Baden-Württemberg mit knapp 87 Prozent.

Einen aktuellen Überblick über die Lage und die Entwicklungstendenzen der Klärschlammentsorgung in Europa gibt eine Ende vergangenen Jahres veröffentlichte Studie des deutschen Trend- und Marktforschungsinstituts trend:research. In ihrer Prognose gehen die Analysten von einer europaweiten Zunahme der energetischen Verwertung von bis zu 50 Prozent aus.

Hier einige Hinweise auf in der Studie herausgearbeitete, länderspezifische Entwicklungen:

In der Schweiz ist seit Herbst 2008 die landwirtschaftliche Düngung mit Klärschlamm verboten. Seither geht der Stoffstrom fast ausschließlich in die Verbrennung.
Dänemark plant, aus der „bodenbezogenen Klärschlammverwertung“ sukzessive auszusteigen. Nach Einschätzung der trend:research-Experten bieten sich dort den Herstellern von Monoverbrennungsanlagen in Zukunft gute Marktchancen.
In den ost- und südeuropäischen Staaten wird in den nächsten Jahren das Aufkommen an kommunalem Klärschlamm durch den zunehmenden Anschluss an effektive Kläranlagen stark ansteigen. Nach den Erhebungen der Studie lag im Jahr 2008 der Anteil der energetischen Verwertung in Osteuropa durchschnittlich noch unter einem Prozent. Speziell in Polen könnte mit der voranschreitenden Anpassung an das EU-Recht die Mitverbrennung in Müllverbrennungsanlagen (MVA) steigen. Allerdings verzögere sich dort der Bau von neuen MVA durch bürokratische Hemmnisse und Akzeptanzprobleme in der Bevölkerung.

Die Behandlung von Klärschlamm in all ihren Facetten wird traditionsgemäß auch ein wichtiges Thema auf der internationalen Umweltmesse IFAT ENTSORGA sein. Vom 13. bis 17. September 2010 können auf dem Münchener Messegelände die auf dem Markt angebotenen Komponenten, Systeme und Anlagen rund um den bedeutenden Abfallstoff gesichtet und verglichen werden egal ob es sich um die Eindickung, die Entwässerung und Trocknung, die Verbrennung und Vergasung oder neue stoffliche Verwertungswege handelt.

Auch im Rahmenprogramm der Messe findet sich das Thema „Klärschlamm“ wieder: Beim 15. Internationalen Symposium Wasser, Abwasser, Abfall, Energie wird am Nachmittag des 14. September 2010 das „Klärschlammmanagement“ in Vorträgen und Diskussionen intensiv beleuchtet.

Weitere Informationen unter www.ifat.de

Mehr Ungleichheit durch flexiblere Entlohnung

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Die Lohnungleichheit in Deutschland ist im vergangenen Jahrzehnt weiter gestiegen. Dabei spielen die Reallohnverluste bei Geringverdienern eine immer größere Rolle. Der massive Rückgang der Tarifbindung erklärt diesen Trend allerdings nur zum Teil. Entscheidender sind die zunehmenden Lohnunterschiede zwischen den Branchen, aber auch innerhalb einzelner Wirtschaftszweige und Unternehmen. Das geht aus einer aktuellen Studie hervor, die beim Institut zur Zukunft der Arbeit (IZA) in Bonn erschienen ist.

Vor allem die wachsende Bedeutung leistungsabhängiger Vergütung sowie eine höhere Lohnflexibilität auch im Rahmen von Tarifabschlüssen haben zum Anstieg der Ungleichheit beigetragen und die Schließung des Lohnabstands zwischen Männern und Frauen abgebremst.

Wissenschaftler der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg analysierten für die Studie Lohn- und Gehaltsdaten der Jahre 2001 und 2006. In diesem Zeitraum sank die Tarifbindung in Westdeutschland um rund ein Drittel: Nur noch jeder zweite Arbeitnehmer unterlag 2006 einem Flächen- oder Haustarifvertrag. Der schwindende Einfluss von Tarifverträgen bei der Lohnbestimmung nimmt jedoch laut Untersuchung keinen nennenswerten Einfluss auf die Entwicklung des Lohngefälles. Denn auch Tarifverträge sehen heute immer öfter flexible Lohnstrukturen vor, die beispielsweise durch Leistungskomponenten individuellen Produktivitätsunterschieden stärker Rechnung tragen.

Der Lohnabstand zwischen Männern und Frauen hat sich im betrachteten Zeitraum nur minimal verändert. Obwohl das Qualifikationsniveau von Frauen gestiegen ist, ist ausschließlich im Niedriglohnbereich eine Annäherung an die Bezahlung männlicher Beschäftigten erkennbar. Dagegen hat sich die Lohnschere gerade im mittleren Einkommensbereich sogar noch geweitet. Der relative Rückgang tariflicher Entlohnung, von dem weibliche Beschäftigte überproportional betroffen sind, spielt jedoch auch hier kaum eine Rolle. Sowohl bei Flächentarifverträgen als auch bei Firmen ohne Tarifbindung gingen die Lohnunterschiede zwischen Männern und Frauen zurück, während sie bei Haustarifverträgen deutlich anstiegen. Insgesamt gleichen sich diese gegenläufigen Effekte nahezu aus.

„Ausschlaggebend für die Entwicklung des geschlechtsspezifischen Lohndifferentials sind die zunehmend flexiblen Entlohnungsformen. Bei den mittleren Löhnen sind Männer durch die Veränderungen im Arbeitsmarkt begünstigt. Dies deckt sich mit der Beobachtung, dass Frauen häufiger als Männer Jobs mit leistungsabhängiger Vergütung scheuen“, erläutert der Freiburger Ökonom Bernd Fitzenberger, der die Studie mitverfasst hat. „Gleichzeitig schneiden Männer im Niedriglohnbereich deutlich schlechter ab und sind von den beobachteten Lohnverlusten stärker betroffen als Frauen.“

Die englischsprachige Publikation steht auf der IZA-Homepage zum Download bereit:
Quelle: Mark Fallak, Öffentlichkeitsarbeit
Institut zur Zukunft der Arbeit

Kontakt:
Prof. Bernd Fitzenberger, Ph.D.
Institut für allg. Wirtschaftsforschung
Abt. für empirische Wifo und Ökonometrie
Albert-Ludwigs-Universität
79085 Freiburg
Tel.: (0761) 203-2332
E-Mail: bernd.fitzenberger@vwl.uni-freiburg.de

Beschwerde gegen Mehrwertsteuerfreiheit von Abwasser abgewendet

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Die Allianz der öffentlichen Wasserwirtschaft (AöW) hat laut einer Pressemitteilung vom 30. März 2010 vom Bundeswirtschaftsministerium erfahren, dass die Beschwerde des Bundesverbands der Deutschen Entsorgungswirtschaft (BDE) vom Juli 2006 wegen der steuerlichen Ungleichbehandlung von öffentlich-rechtlichen und privatwirtschaftlichen Unternehmen in der Abwasserwirtschaft von der EU-Kommission nicht weiterverfolgt wird. Das bedeutet, dass diesbezüglich kein Vertrags-verletzungsverfahren gegen Deutschland eingeleitet wird, so die AöW.

Quelle: www.dwa.de

VKU fordert Stromsteuerbefreiung auch für Abwasserentsorger

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In seiner Stellungnahme zur Novellierung des Stromsteuergesetzes (StromStG) hat der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) gefordert, dass bezüglich § 2 Nr. 2 a StromStG eine Klarstellung zu erfolgen hat. Die geforderte Änderung wäre für die Abwasserentsorger hinsichtlich der Befreiung von der Stromsteuer von großer Bedeutung.

Quelle: www.dwa.de

„Bundes-VAwS“ veröffentlicht

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Im April 2010 ist die neue „Verordnung über Anlagen zum Umgang mit wassergefährdenden Stoffen“ der Bundesregierung in Kraft getreten. Die Verordnung wurde veröffentlicht im Bundesgesetzblatt, Teil I, Nr. 14. vom 9. April 2010, Seite 377/378.

www.bundesgesetzblatt.de

Hinweise zu den Auswirkungen des neuen WHG nach dessen Inkrafttreten am 1. März 2010 auf das WG

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Das als Artikel 1 des Gesetzes zur Neuregelung des Wassergesetzes (BGBl. I S.
2585) erlassene neue Gesetz zur Ordnung des Wasserhaushalts (Wasserhaushaltsgesetz
– WHG) vom 31. Juli 2009 tritt am 1. März 2010 in Kraft (Artikel 24
Abs. 2 Satz 1 des Gesetzes zur Neuregelung des Wassergesetzes, soweit es nach
Absatz 1 nicht bereits in Kraft getreten ist). Gleichzeitig tritt das bisherige WHG außer
Kraft (Artikel 24 Abs. 2 Satz 2 des Gesetzes zur Neuregelung des Wassergesetzes).
Das neue WHG löst am 01.03.2010 das bisherige WHG vollständig ab, es verdrängt
jedoch nur teilweise das geltende Wassergesetz für Baden-Württemberg. Zwar ist
beabsichtigt, das Wassergesetz des Landes insgesamt zu überarbeiten und insbesondere
auf das neue WHG auszurichten. Dies ist jedoch vor dem Inkrafttreten des
neuen WHG nicht möglich und kann sich zeitlich auch über dieses Jahr hinaus erstrecken.
In der Übergangszeit bis zum Inkrafttreten eines neuen Landeswassergesetzes
muss deshalb das geltende WG mit den sich aus dem neuen WHG ergebenden
Modifikationen angewandt werden.
Zur Übersicht, welche Regelungen des geltenden WG durch das neue WHG
verdrängt werden und welche weiterhin – bis zu einer umfassenden Neuregelung
des WG – anzuwenden sind, enthält der nachstehende Text des WG Hinweise
mittels durchgestrichenem Text (wird durch das neue WHG verdrängt),
unverändertem Text (ist weiterhin anzuwenden) und Kursivdruck (stimmt mit
neuen WHG-Regelungen im Wesentlichen überein). Im Falle der inhaltlich im
Wesentlichen gleichen Regelungen haben die Vorschriften des WHG Vorrang;
aus dem WG können sich jedoch Konkretisierungen ergeben. Bei einigen WGRegelungen
bleibt zumindest die darin enthaltene Zuständigkeitszuweisung
maßgeblich. Zu beachten ist, dass sich die im Text des WG genannten WHGZitate
auf das bisherige WHG beziehen.
Der Bearbeitung…mehr:

http://www.uvm.baden-wuerttemberg.de/servlet/is/1800/Hinweise_WHG_WG.pdf

Wassergesetze der Bundesländer

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Nachdem in KA 1/2010 und vor allem KA 4/2010 auf neue Landeswassergesetze hingewiesen worden ist, die der Redaktion bekannt geworden waren, hier weitere Informationen zu den in den Ländern geltenden Regelungen:

Für Baden-Württemberg hat das Umweltministerium auf 145 Seiten „Hinweise zu den Auswirkungen des neuen WHG nach dessen Inkrafttreten am 1. März 2010 auf das WG“ zusammengestellt.
www.uvm.baden-wuerttemberg.de/servlet/is/1800/Hinweise_WHG_WG.pdf
Berlin und Brandenburg hat „Gesetze und Rechtsvorschriften“ bzw. „Recht – Gewässerschutz und Wasserwirtschaft“ ausführlich im Internet aufgelistet, darunter aber noch kein neues Berliner bzw. Brandenburgisches Wassergesetz:
www.berlin.de/sen/umwelt/wasser/wasserrecht
www.mugv.brandenburg.de/cms/detail.php/5lbm1.c.116716.de
Aus Bremen heißt es: „Das geltende Bremische Wassergesetz soll insgesamt an Inhalt und Systematik des WHG angepasst werden. In diesem Zusammenhang werden auch Doppelregelungen bzw. unzulässige Abweichungen aufgehoben. Ein Gesetzentwurf wird derzeit vorbereitet.“ Ähnlich gibt es zum Hamburgischen Wassergesetz derzeit nichts Neues zu berichten.
Auch Hessen arbeitet noch: „Das Hessische Wassergesetz muss inhaltlich und systematisch an das neue Bundesrecht angepasst werden. Für die Übergangszeit sind den Vollzugsbehörden Anwendungshinweise an die Hand gegeben worden.“
www.hmuelv.hessen.de , dort: Umwelt, Gewässerschutz, Wasserrecht
In Rheinland-Pfalz sieht man die Dinge so: „Auf Dauer wird eine Novellierung des Landeswasserrechts erforderlich sein, die das LWG am neuen WHG ausrichtet.“
www.wasser.rlp.de/servlet/is/7834
Nichts Neues gibt es zum Saarländischen Wassergesetz zu berichten:
www.saarland.de/39168.htm
In Schleswig-Holstein wurde am 19. März 2010 ein neues Landeswassergesetz beschlossen (Landtags-Drucksache 17/348, Gesetz- und Verordnungsblatt für Schleswig-Holstein, Nr. 8 www.umwelt.schleswig-holstein.de , dort: Wasserwirtschaft, Allgemeine Informationen, Rechtliche Grundlagen
www.landtag.nrw.de/portal/WWW/dokumentenarchiv/Dokument/XQQGVB108.pdf
www.gesetze-rechtsprechung.sh.juris.de
Zur Übersicht, welche Rechtsvorschriften auf dem Gebiet des Wasserhaushalts ab 1. März 2010 in Thüringen anwendbar sind, hat das Thüringer Ministerium für Landwirtschaft, Forsten, Naturschutz und Umwelt Hinweise erarbeitet. Aus ihnen lässt sich erkennen, welche Vorschriften des Thüringer Wassergesetzes nicht mehr oder noch weiter anwendbar sind:
www.thueringen.de/de/tmlfun/themen/wasser 

Quelle: www.dwa.de

Kläranlagen kostengünstig und effektiv betreiben: Co-Vergärung als Energiequelle

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Durch Co-Substrate kann die Eigenversorgung einer Abwasserreinigungsanlage mit thermischer und elektrischer Energie nahezu autark erfolgen Durch die zunehmende Verknappung von fossilen Energieträgern stellt sich in der kommunalen und privatwirtschaftlichen Abwasserreinigung u. a. die Frage, inwieweit zusätzliche Energiequellen bei der anaeroben Stabilisierung eingesetzt werden können. Diese sollen zum einen ein hohes spezifisches Energiepotenzial besitzen und zum anderen keine zusätzlichen Hygienisierungsmaßnahmen erfordern. Je nach Ent sorgungsweg dürfen diese zusätzlichen Energieträger nicht zu einer Erhöhung der Schwermetalle, der organischen Verbindungen, insbesondere der halogenierten und endokrinen Stoffe sowie der persistenten Umwelteinflüsse, wie beispielsweise durch Viren oder Keimgut, im ausgefaulten Schlamm führen. Weiterhin darf die Leistungsfähigkeit der Abwasserreinigungsanlage durch die zusätzlichen Energieträger nicht beeinträch – tigt und die betrieblichen Aufwendungen, z. B. durch erhöhte War tungsintervalle, dürfen nur geringfügig …mehr:

http://www.wwt-online.de/_fachinfo/artikel/pdf/Co-Vergaerung_als_Energiequelle_1009.pdf

Autoren:
Dr.-Ing. Frank R. KOLB
Ingenieurbüro Dr. Kolb
Hubertusstraße 4 • 65604 Elz

Abwassermeister Carsten GILBERG
Kläranlagenbetriebsverband Ems- und Wörsbachtal
65510 Hünstetten-Beuerba

 

Abwasserreinigung mit Energie- und Düngemittelgewinn erfolgreich in Betrieb

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Die erfolgreiche Erprobungsphase für ein neues semi-dezentrales Konzept zur Wasserversorgung und Abwasserreinigung wurde fünf Jahre im Rahmen eines Forschungsverbundprojekts vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Heute wird im Neubaugebiet „Am Römerweg“ in Knittlingen bei Pforzheim das Abwasser von 175 Anwohnern anaerob gereinigt und dabei, neben anderen Wertstoffen, bis zu 7000 Liter Biogas pro Tag gewonnen. Am 18. Mai 2010 ist feierliche Finissage: Vertreter des BMBF, der Gemeinde Knittlingen, der Fraunhofer-Gesellschaft und der beteiligten Industriepartner setzen die Biogasverwertung symbolisch in Gang.

Der weltweite Wasserverbrauch für landwirtschaftliche, industrielle und private Nutzung steigt stetig. Intelligente Konzepte zur Verteilung und zur Reinigung von Wasser sind daher gefragt. Gleichzeitig sind Kläranlagen vielerorts der größte kommunale Stromverbraucher, durch den hohen Anfall an Klärschlamm zudem ein großer Abfallproduzent. Ziel des Fraunhofer-Instituts für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB in Stuttgart war daher, eine neue Art der Wasserwirtschaft zu erproben, um die Umwelt durch Einsparung von Trinkwasser und Energie zu schonen und gleichzeitig Kosten zu sparen. Eine Abwasserreinigung, welche die für ihren Betrieb benötigte Energie weitgehend selbst erzeugt und auch anorganische Bestandteile wiederverwertet, kombiniert mit der Aufbereitung von Regenwasser, ist das Ergebnis des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projekts „DEUS 21 – Dezentrale urbane Infrastruktursysteme“.

Das Abwasser des heute 175 Anwohner zählenden Neubaugebiets „Am Römerweg“ in Knittlingen wird semi-dezentral gesammelt und gereinigt. Dies geschieht anaerob, das heißt unter Ausschluss von Sauerstoff. Hierbei bauen Bakterien organische Inhaltsstoffe des Abwassers zu Biogas ab. Nach vier Jahren Erprobung wurde 2009 eine Anlage in Betrieb genommen, bei der Feststoffe aus dem Abwasser zunächst in einem Absatzbehälter entfernt und separat bei 37 °C nach dem vom Fraunhofer IGB entwickelten Verfahren der Hochlastfaulung mit Mikrofiltration vergoren werden. Hierbei wird bis zu 5000 Liter Biogas pro Tag produziert. Der Überlauf des Absetzbehälters, dies sind etwa 99 Prozent des Abwasserzulaufs, wird in einem Bioreaktor, der – deutschlandweit erstmalig – nicht beheizt wird, ebenfalls anaerob behandelt. Der Ablauf, also das gereinigte Abwasser, konnte auf Anhieb die Grenzwerte für den chemischen Sauerstoffbedarf von Kläranlagen für weniger als 1000 Einwohner einhalten oder unterschreiten. Hierbei werden noch einmal bis zu 2000 Liter Biogas pro Tag erzeugt. Insgesamt liefert die Anlage so 40-60 Liter Biogas pro Einwohner und Tag. Dies ist mehr als das Doppelte, was eine herkömmliche Kläranlage mit Klärschlammfaulung erzielt. Das in der Demonstrationsanlage entstehende Biogas wird (mangels für diesen Maßstab verfügbarer Kraft-Wärme-Kopplungstechnik) verbrannt und die Wärme zur Beheizung des Faulreaktors genutzt.

Das anaerob gereinigte Abwasser enthält noch relativ hohe Konzentrationen an Ammonium und Phosphor, so dass der Ablauf zur kombinierten Düngung und Bewässerung in der Landwirtschaft geeignet ist. Ist eine solche direkte Nutzung nicht möglich, können die anorganischen Nährstoffe Stickstoff und Phosphor mittels eines umweltfreundlichen Verfahrens als Düngesalze zurückgewonnen werden.

Das Regenwasser im Neubaugebiet wird gesammelt und in einer unterirdischen Zisterne gespeichert. Es wird über verschiedene Stufen – Filtration, Ozonbehandlung, Aktivkohlefilter und Ultrafiltration – gereinigt und entkeimt. Nach Abschluss der Entwicklungsarbeiten soll das aufbereitete Regenwasser über ein separates Leitungsnetz an die Anwohner verteilt werden, um damit die Gärten zu bewässern, Toiletten zu spülen, Wäsche zu waschen und zu duschen.

Mit dem erfolgreich demonstrierten Verfahrensansatz von DEUS 21 ist der Paradigmenwechsel von der „End-of-pipe“-Technik zur nachhaltigen Wasserver- und Abwasserentsorgung gelungen. DEUS 21 ist insbesondere geeignet für Länder, in denen bisher keine Wasserinfrastruktur existiert.

Das Projekt „DEUS 21 – Dezentrale urbane Wasserinfrastruktursysteme“ wurde in zwei Stufen bis Ende Mai 2010 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Neben dem Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB, Stuttgart, waren als Forschungspartner das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI, Karlsruhe, und in der ersten Phase das ISA der RWTH Aachen beteiligt. Partner aus der Wirtschaft sind die Firmen Eisenmann, EnBW, Gemü, Kerafol, Prov, Roediger und Bellmer.

Weitere Informationen:
http://www.igb.fraunhofer.de/www/presse/jahr/2010/dt/2010-04-29_DEUS

Dr. Claudia Vorbeck, Pressestelle
Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB