Ausgangssituation
Die Kläranlage Oberes Prümtal mit 20 00 EGW (Rheinland-
Pfalz) hat 1989 den Betrieb aufgenommen. Die Anlage ist
an ein Mischsystem angeschlossen. Bei Regenereignissen
steigt der Zulauf von 30 l/s auf 110 l/s. Dadurch kommt es
zu einer Verlagerung des belebten Schlamms aus den Belebungsbecken in das Nachklärbecken. In der Nachklärung (Volumen 1400 m³, Beckentiefe ca. 3 m) kam es deshalb
immer wieder zu einem kritischen Anstieg des Schlammspiegels
bis hin zum Schlammabtrieb (Abbildung 1). Es gibt
verschiedene Möglichkeiten, auf Schlammverlagerung und
Schlammabtrieb zu reagieren. Die konventionellen Methoden
führten jedoch nicht zu einem befriedigenden Ergebnis,
wie folgende Beschreibung zeigt.
Erhöhter Überschussschlammabzug
Es bietet sich zunächst an, die Menge an abgezogenem Überschussschlamm
zu erhöhen, um die Schlammmenge im System
zu reduzieren. Dies wurde auch verschiedentlich als
Notbehelf durchgeführt. Eine solche Maßnahme führt jedoch
zu einer Verringerung der biologischen Kapazität und zudem
zu schwankenden Bedingungen für die Biozönose im
Belebungsbecken. Da es erstrebenswert ist, die biologischen
Bedingungen im Belebungsbecken möglichst konstant zu
halten, ist es nicht günstig, eine große Menge an belebtem
Schlamm auf einen Schlag abzuziehen.
Erhöhte Rücklaufschlammförderung
Um der Schlammverlagerung in das Nachklärbecken entgegenzuwirken,
kann auch die Rücklaufschlammförderung
erhöht werden. Die Schlammmenge verringert sich dadurch
jedoch nur kurzfristig im Nachklärbecken, da die hydraulische
Belastung im Belebungsbecken und Nachklärbecken
zusätzlich erhöht wird. Es kann sogar zu einem weiteren
Schlammanstieg im Nachklärbecken kommen. Durch diese
Maßnahmen hat sich keine Verbesserung der Situation eingestellt.
Betrachtung der Gesamtschlammmenge
Um die biologische Stufe als Gesamtsystem beurteilen zu
können, darf man bei der Prüfung des biologischen Zustands
nicht nur das Belebungsbecken betrachten. Auch das Nachklärbecken
oder die Gesamtmenge des im System befindlichen
Schlamms ist mit einzubeziehen.
Um den Schlammspiegel zu überwachen und auf diese
Betriebssituationen reagieren zu können, installierten wir
deshalb im Nachklärbecken eine Schlammspiegelmessung.
Auf diese Weise können wir jetzt den Schlammanteil abschätzen
und die gesamte Menge an Schlamm wie folgt berechnen:
TSBB • VBB = 4 kg/m³ • 1700 m³ = 6800 kg
TSRLS • Schlammhöhe • ANKB = 11,5 kg/m³ • 0,85 m • 400 m²
= 3910 kg
MBB + MNB = 10 710 m³
Die Menge an Schlamm im Nachklärbecken ist zwar nur grob
geschätzt, da der Verdünnungsfaktor …mehr:-
http://www.kan.at/upload/medialibrary/KA-Betriebs-Info4-2010.pdf
Autoren
Helmut Haas, Abwassermeister
Kläranlage Oberes Prümtal
Verbandsgemeinde Prüm
Dipl.-Ing. Norbert Meyer
BITControl GmbH
