PERFLUORIERTE TENSIDE Galvano-Innung setzt auf eine zentrale Abwasser-Entsorgung. Konzept fast fertig.
Die Solinger Galvano-Branche will nicht in den Geruch einer „Giftküche“ kommen – auch wenn bei sieben Firmen erhöhte Mengen perfluorierter Tenside (PFT) gemessen wurden (ST berichtete). Sie sind am Montag Thema im Ausschuss für Stadtplanung, Verkehr und Umwelt, dem ein Sachstandsbericht des Stadtdienstes Natur und Umwelt vorliegt. Leiter Dr. Klaus Strehlau: „Diese Firmen wurden dazu verpflichtet, konkrete Maßnahmen zu ergreifen.“
„Für PFT gibt es noch keinen Ersatz.“
Dr. Werner Olberding IGOS
In Solingen gibt es rund 150 Galvano-Betriebe; 40 sind Mitglied der Innung. Galvanofirmen sollten in ihren Abwässern maximal 300 Nanogramm PFT pro Liter entsorgen. Werte bis 1000 Nanogramm werden allerdings toleriert. „Für PFT gibt es noch keinen Ersatz“, informiert Dr. Werner Olberding, Leiter des Instituts für Galvano- und Oberflächentechnik (IGOS). Der Stoff, dessen Verwendung nach wie vor bei Galvanik-Betrieben erlaubt ist, steht im Verdacht, Krebs zu erregen.
Der von der Feuerwehr verwendete Löschschaum enthält ebenfalls PFT. Hier müssen bis 2011 Altvorräte verbraucht werden. Christian Röhrig, Geschäftsführer von Galvano Röhrig: „Auch Teflonpfannen und Goretex-Jacken enthalten PFT.“ Perfluorierte Tenside werden bei Chrombädern gebraucht, um die Mitarbeiter vor der Säure zu schützen. Der Stoff legt sich als Schaum über das Bad und verhindert gefährliche Chromnebel.
Obermeister Helmut Röhrig fühlt sich dem Umweltschutz-Gedanken verpflichtet: „Die Galvanikbetriebe müssen viele Auflagen erfüllen, die von der Abdichtung der Böden über spezielle Auffangwannen bis zur Filtrierung der Abwässer gehen.“ Sohn Christian betont: „Wir führen mehrfache Spülungen durch, um die Konzentration zu verringern. In Abwasserbehandlungsanlagen werden die Schwermetalle entweder ausgefällt oder durch Filtersysteme aufgefangen.“
Perfluorierte Tenside können im normalen Klärwerk nicht abgebaut werden, selbst Aktivkohle helfe nur bedingt. Problematisch wird es, wenn mehr als 300 Nanogramm/Liter in die biologische Klärstufe eingeleitet werden, dann „kippt“ der Inhalt um, weil die Bakterien auf solche Konzentrationen empfindlich reagieren.
Roland Westphal, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft, weiß, dass Galvanikbetriebe „von der Fertigungstechnik her nicht ganz unkritisch“ sind. Der Nutzen sei aber erheblich höher als die potenziellen Gefahren. Da mit einem Ersatzstoff für PFT erst in fünf bis zehn Jahren zu rechnen ist, macht er sich für eine zentrale Entsorgung stark.
Die technische Konzeption für eine solche Anlage soll Anfang 2008 stehen, informiert Hans Dorsch, Leiter der Unteren Wasserbehörde. Man suche aber noch einen Standort und einen Betreiber. Bisher sind Fördergelder des Landes in Höhe von etwa 800 000 Euro in das Projekt geflossen. Interessant ist die Konzeption vor allem für die vielen kleinen Betriebe, bei denen eine eigene Abwasserversorgung sehr kostenträchtig ist.
3.11.07