Albert Alexander hat sich wahrscheinlich zunächst nur kurz geärgert, als er sich vor über 60 Jahren beim Rasieren schnitt. Wenig später liegt er jedoch halbtot in einer Londoner Klinik: Diagnose Blutvergiftung. Doch er bekommt vor 66 Jahren als erster Mensch eine Chance. Sie heißt Penicillin.
Großen Anteil an der vorübergehenden Rettung des Polizisten hat der Bakteriologe Alexander Fleming. Der züchtet 1928 in London Eiter-Bakterien. Als sich Schimmel in eine Kultur ein schleicht, beobachtete er, dass ich rund um den Penicillin-Pilz der Bakterien -Rasern auflöst. Zwar ahnt er, dass er etwas Wichtiges gefunden hat, doch er kommt nicht auf die Idee, es auch einzusetzen.
Es ist ein junger Biochemiker aus Berlin, der das Penicillin ein zweites Mal entdeckt. Der talentierte jüdischstämmige Wissenschaftler Ernst Chain ist aus Deutschland geflohen. In London findet er Arbeit im Labor von Howard Florey. Zehn Jahre nach Flemings Entdeckung liest er im Frühjahr 1938 dessen Artikel über das Penicillin. Ein Satz lässt ihn aufhorchen: “ Es wird angenommen, dass Penicillin ein wirksames antiseptisches Mittel sein könnte.“
Ihm gelingt die Gewinnung von beinahe reinem Penicillin. Und er erkennt, dass er ein Mittel in den Händen hält, das Lungenentzündungen und Eiter- Infektionen ihren Schrecken nimmt. Chain bekniet seinen Professor, das neue Mittel an Mäusen zu probieren. Doch Florey sagt bloß abfällig zu einer Kollegin: da kommt er wieder und belästigt mich.
Als der Professor nicht da ist, behandelt Chain zwei Mäuse— mit Erfolg. Florey ist beeindruckt. Nach weiteren Versuchen entschließen sich die beiden zum Test am Menschen. Am 12. Februar 1941 wird der Patient Alexander eingeliefert. Sein Gesicht ist geschwollen, er hat Fieber. Der Tod scheint nur noch Momente entfernt. Nach der Behandlung fällt das Fieber. Doch das Wundermittel ist aufgebraucht. Zehn Tage später stirbt der erste Penicillin-Patient an einem kleinen Schnitt seiner Rasierklinge.