Neue Methode zur Stickstoffrückgewinnung in Kläranalgen vorgestellt
Pflanzen benötigen Stickstoff zum Wachsen. Doch gelangt der Nährstoff in größeren Mengen ins Oberflächen- und Grundwasser, kann das negative Folgen etwa für die Gewässerökologie und Trinkwasserversorgung haben. Kommunale Kläranlagen entfernen daher Stickstoff weitgehend aus dem Abwasser. Eine neue Methode verspricht, den Stickstoff wieder als Dünger nutzbar zu machen und weniger Energie zu benötigen als bisherige Verfahren.
Lea Richter untersucht in ihrer Promotion am Fachbereich Bauingenieurwesen der FH Münster im Institut für Infrastruktur – Wasser – Ressourcen – Umwelt (IWARU) bei Prof. Dr. Jens Haberkamp, wie sogenannte Membrankontaktoren zur Stickstoffrückgewinnung eingesetzt und optimiert werden können. Dafür führt die Promovendin unter anderem Untersuchungen an Deutschlands bisher einziger Kläranlage durch, die diese Technologie einsetzt: der Hauptkläranlage Münster – und zusätzlich an Membrankontaktoren im kleineren Format im Labor der Hochschule.
„Mit diesem Thema habe ich mich bereits in meiner Masterarbeit beschäftigt“, sagt die Bauingenieurin. „Meine Promotion baut darauf auf. Ich finde die Methode interessant, da sie innovativ und im Bereich der kommunalen Abwasserbehandlung bisher weitgehend unerforscht ist.“
Funktionsweise von Membrankontaktoren
Für ihre Forschung bekommt die Bauingenieurin das Promotionsstipendium der zentralen Gleichstellungsbeauftragten der FH Münster. Zudem ist Richters Promotion Teil eines Forschungs- und Entwicklungsprojektes, das vom Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (LANUV) gefördert wird. Ein Team aus Wissenschaftler:innen der FH Aachen und der FH Münster forscht dazu und begleitet die großtechnische Anlage auf der Hauptkläranlage Münster wissenschaftlich.
Doch wie funktionieren Membrankontaktoren?
„Dafür muss man Folgendes wissen: Innerhalb der Behandlungsstufen in einer Kläranlage fällt Klärschlamm an. Unter Ausschluss von Sauerstoff wird dieser zersetzt, in der Fachsprache ausgefault. Der übrig bleibende Faulschlamm wird entwässert und das anfallende Prozesswasser wieder der Kläranlage zugeführt“, erklärt Richter.
Der entwässerte Schlamm kann anschließend zur Energiegewinnung verbrannt werden. Doch Richter geht es um das anfallende Prozesswasser, denn darin ist viel Stickstoff enthalten. Um die Stickstoffbelastung zu senken, gibt es biologische oder chemisch-physikalische Verfahren. Zu letzteren gehören die Membrankontaktoren. Eine Membran ist in diesem Fall eine polymere, das heißt aus organischem Material bestehende Schicht, die zwei Räume voneinander trennt. Bei der Technologie handelt es sich um Hohlfasermembranen. Man könne sich das vorstellen, als wären ganz viele der Röhrennudeln Makkaroni nebeneinander in Behältern verpackt, sagt Richter. Auf der einen Seite der Membran läuft das Prozesswasser durch, auf der anderen Schwefelsäure. „Der Stickstoff liegt im Prozesswasser in verschiedenen Formen vor, als Ammonium oder als flüchtiges Ammoniak. Beides sind Verbindungen von Stickstoff und Wasserstoff“, so die Promovendin. Allein Ammoniak kann die Membran passieren und verbindet sich dann mit der Schwefelsäure auf der anderen Membranseite zu Ammoniumsulfat – einem Stoff, den die Landwirtschaft als Stickstoffdünger einsetzt.
Methode muss noch wirtschaftlich werden
„Um die Membrankontaktoren optimal zu nutzen, also um viel Stickstoff zurückzugewinnen, sollte möglichst viel Stickstoff in Form von Ammoniak vorliegen. Daher forsche ich daran, wie das gelingt“, sagt Richter. Mögliche Lösungen: Parameter wie die Temperatur oder den pH-Wert verändern. Gibt die Promovendin beispielsweise Lauge zum Prozesswasser hinzu, steigt der pH-Wert, die Lösung wird basischer und mehr Stickstoff liegt als Ammoniak vor. Um herauszufinden, wo die optimalen Werte liegen, führt Richter Versuchsreihen durch. Eine weitere Stellschraube: „Die Membran hat ganz feine Poren, auf denen sich Partikel ablagern. Wir müssen die Membran in regelmäßigen Abständen reinigen, sonst sinkt ihre Leistung. Dafür entwickle ich Reinigungsstrategien, bei denen beispielsweise auch die eingesetzten Reinigungslösungen eine Rolle spielen“, so Richter. Die Bauingenieurin geht davon aus, dass sie ihre Untersuchungen etwa zum Ende des Jahres abschließen kann. Bisher wird deutlich: „Wir müssen noch daran arbeiten, dass die Methode wirtschaftlich wird. Dafür leistet sie einen Beitrag zur Kreislaufwirtschaft, da wir den rückgewonnenen Stickstoff wieder als Pflanzendünger verwerten können. Das ist bei biologischen Verfahren zur Prozesswasserbehandlung nicht der Fall“, sagt Richter.
Saubere Swist: Die Membran fischt auch Mikroplastik raus
Es ist ein Pilotprojekt. Bis 2025 soll die Kläranlage Flerzheim die modernste des Landes sein. Dafür sorgt die neue Membrantechnik.
Durch diese Poren passt nicht viel hindurch. Nicht einmal Bakterien, feinste organische Schwebstoffe oder Mikroplastik. Exakt 0,04 Mikrometer beträgt der Durchmesser, umgerechnet vier Millionstel Millimeter. Auf diesen Poren baut die Membrantechnik…mehr:
Projekt zur digitalen Prozessoptimierung von Membranbelebungsreaktoren
Im Vergleich zu konventionellen Kläranlagen ist der Aufwand für Betrieb und Wartung bei Membrankläranlagen (MBR) in der Regel relativ hoch, da die hier eingesetzten Membranen zum Erhalt ihrer Leistung regelmäßig gereinigt werden müssen. Im Vorhaben MBR4.0 am Kompetenzzentrum Wasser Berlin sollen mit digitalen Anwendungen sämtliche Prozessschritte von Membrananlagen optimiert werden. Dazu gehören eine Prozessüberwachung, -steuerung und -visualisierung von Betriebsdaten in Echtzeit. Das Projekt MBR4.0 ist Anfang August 2019 mit der Modellierung und Simulation sämtlicher biologischer, chemischer und verfahrenstechnischer Prozesse von MBRSystemen gestartet. Dabei wird die Software SIMBA# eingesetzt. Die Ergebnisse sind Grundlage für anschließende Testläufe mit Membranmodulen vor Ort auf einem Klärwerk der Berliner Wasserbetriebe. Dazu gehören dann Untersuchungen für eine intelligente Belüftungssteuerung sowie auch eine Betriebsoptimierung zur Entfernung von Stickstoff. Grundlage für die Verbesserung des Wartungsbetriebs ist eine kontinuierliche Erfassung und Dokumentation des technischen Zustands von kritischen Bauteile wie zum Beispiel Feinrechen und Membranen aus dem Lebenszyklus von MBR-Anlagen. Das Vorhaben wird vom BMBF im Programm KMU-innovativ für zwei Jahre gefördert. Projektpartner sind das Unternehmen Martin Systems und die Berliner Wasserbetriebe.
ulf.miehe@kompetenz-wasser.de
Weiterführende Links
https://www.kompetenz-wasser.de/de/project/mbr40
http://www.gfa-news.de/webcode.html?wc=20191219_004
Neues Membranverfahren zur Abtrennung von Spurenstoffe
Ein innovatives Verfahren von Microdyn-Nadir kombiniert die Membranfiltration mit dem Einsatz von Aktivkohle.
Ein von Microdyn-Nadir untersuchtes Membranverfahren kombiniert die Adsorption von Spurenstoffen an Aktivkohle mit einer Membranfiltration. Das Thema Entfernung von Mikroschadstoffen aus biologisch gereinigtem Abwasser und Abtrennung multiresistenter Keime gewinnt immer mehr an Bedeutung. Mit dem zurzeit hauptsächlich eingesetzten Verfahren mit Aktivkohle und Sandfiltration können zwar Spurenstoffe wie Arzneimittelrückstände im Ablauf von Kläranlagen reduziert werden, jedoch hat dieses Verfahren den Nachteil, dass der Sandfilter eine vollständige Abtrennung der Aktivkohle nicht gewährleisten kann. (Auszug aus einem Artikel auf den Online-Seiten von www.Process.Vogel.de, Redakteurin: Gabriele Ilg)
Ultrafiltration ohne Druck – mit vielen Wassern gewaschen
Ultrafiltration ist eine gängiges Verfahren zur Desinfektion von Wasser – Viren und Bakterien werden durch eine Membran mit kleinsten Poren verlässlich zurückgehalten. Seit über zehn Jahren wird an der Eawag erfolgreich daran geforscht, wie diese Methode statt mit hohen Drucken auch allein mit der Schwerkraft des Wassers sowie ohne Reinigung und Chemikalien funktioniert. In immer mehr Anwendungen werden die neuen Erkenntnisse genutzt. Neben der dezentralen Trinkwasseraufbereitung erforscht die Eawag nun auch Anwendungen im Bereich des Grauwasserrecyclings oder zur Vorbehandlung von Meerwasser für die Entsalzung.
Drei Schulen in der Nähe des Viktoriasees in Uganda sind seit wenigen Jahren nicht mehr nur Orte des Lernens, sondern betreiben Wasserkioske, wo Dorfbewohnerinnen und -bewohner behandeltes Trinkwasser kaufen können. Einfache Membranfiltrationssysteme, die an der Eawag entwickelt und zusammen mit der Fachhochschule Nordwestschweiz installiert wurden, entfernen Trübstoffe, Bakterien und Viren aus dem Wasser und sorgen dafür, dass deutlich weniger Menschen schmutziges Wasser trinken. In der Folge sind Durchfallerkrankungen bei Kindern unter fünf Jahren um 69 % zurückgegangen, bei Erwachsenen sogar um 78 %. Die Membranfilter sind sehr einfach im Unterhalt, sie funktionieren ohne permanente Zugabe von Chemikalien und benötigen keine Energie – ausser zum Pumpen des Wassers aus dem Viktoriasee zur Station. «Während herkömmliche Ultrafiltrationssysteme mit hohem Druck arbeiten und regelmässig rückgespült werden müssen, arbeiten unsere Filter allein mit Schwerkraft», erklärt Regula Meierhofer von der Eawag-Abteilung Sandec. «Eine Reinigung ist nicht notwendig.»
Filtration mit Schwerkraft
Dass die Membranfiltration unter diesen Bedingungen funktioniert, hatte kaum jemand vermutet, als die Eawag vor über zehn Jahren mit der Forschung zur Membranfiltration begann. «Im Rahmen eines EU-Projekts untersuchten wir, wie man die Membranfiltration für die dezentrale Wasseraufbereitung so vereinfachen kann, dass keine Reinigung notwendig ist», erinnert sich Wouter Pronk von der Abteilung Verfahrenstechnologie. «Wir gingen davon aus, dass wir das Wasser vor der Filtration aufbereiten müssen, damit die Poren nicht verstopfen.» Doch dann stellte die Eawag-Forscherin Maryna Peter in ihrer Dissertation Überraschendes fest: Wenn die Filter alleine mit der Schwerkraft des Wasser betrieben wurden, nahm die Durchlässigkeit der Membran in den ersten fünf Tagen zwar ab, blieb danach aber auf einem tiefen Niveau stabil – auch nach monatelangem Betrieb. Bei Flusswasser beispielsweise stellt sich ein stabiler Durchfluss von 4 bis 5 l/m2 und Stunde ein. Das Verfahren der schwerkraftgetriebenen Membranfiltration (GDM-Filtration, Gravity driven Membrane Filtration) war damit geboren.
Wird die Ultrafiltration allein durch die Schwerkraft des Wassers angetrieben, stabilisiert sich die Durchflussrate nach einigen Tagen. Je höher der Gehalt an organischem Material (TOC), desto weniger Wasser kann filtriert werden (Peter-Varbanets et al. 2010).
Biofilm entscheidend
Dem Phänomen, dass die Poren nicht verstopften, gingen die Forschenden weiter auf den Grund. Verschiedene bildgebende Analysemethoden zeigten, dass sich auf der Oberfläche der Membran ein Film bildet. Dieser ist nicht homogen, sondern weist eine unregelmässige, löchrige Struktur auf. Biologische und chemische Untersuchungen des Films ergaben, dass sich auf der Membranoberfläche natürlich im Wasser vorkommende Mikroorganismen ansiedeln, die sich vom organischen Material im Wasser ernähren. Höhere Organismen, wie Protozoen, finden in den Bakterien wiederum eine willkommene Beute. Dieser Mikrokosmos sorgt dafür, dass sich immer wieder Lücken auf der Filteroberfläche bilden, sodass das Wasser den Filter passieren kann. «Wir stellten fest, dass dieser Biofilm kompakter und weniger durchlässig ist, wenn er nur aus Bakterien besteht», so Pronk. Seien hingegen auch höhere Organismen vorhanden, die sich von Bakterien ernähren, ist der Biofilm durchlässiger und mehr Wasser kann den Filter passieren. Dass hierfür die biologischen Vorgänge entscheidend sind, zeigten Filtrationsversuche unter Zugabe von giftigem Natriumazid, das die Lebewesen im Biofilm abtötet. Dabei stabilisierte sich die Durchflussrate nicht und der Filter verstopfte mit der Zeit gänzlich.
Beschränkt auch für Grauwasserfiltration geeignet
Die Anwendungen für die schwerkraftgetriebene Membranfiltration sind vielfältig. Deshalb haben Eawag-Wissenschaftlerinnen und -wissenschaftler untersucht, wie gut die GDM-Filtration bei unterschiedlichen Wasserqualitäten funktioniert. Sie konnten zeigen, dass auch verdünntes Abwasser oder Grauwasser, das aus Küche, Dusche und Waschbecken stammt, allein mit Schwerkraft filtriert werden kann. Allerdings sinken die Durchflussraten deutlich – der Biofilm wird kompakter und weniger durchlässig. Ein Grund dafür ist, dass sich organisches Material ablagert. Hinzu kommt, dass die biologische Aktivität im Biofilm sinkt, weil im Grauwasser weniger Sauerstoff gelöst ist. «Grauwassersysteme müssen belüftet werden», erklärt Pronk. «Zudem muss das Wasser längere Zeit im System bleiben, damit die Mikroorganismen organisches Material abbauen.» Mit solchen GDM-Bioreaktoren erzielten die Forschenden im Labor und im Feldtest im «Waterhub» des Experimentalgebäudes Nest eine Durchflussrate von 1 bis 2 l/m2h.
Wasserrecycling zum Händewaschen
Auch das Handwaschwasser in der Blue Diversion Toilet, einer autarken Trenntoilette, die an der Eawag entwickelt wurde, wird mit GDM aufbereitet: In einem geschlossenen System wird das Grauwasser über den Membranfilter geführt und anschliessend mit Elektrolyse vor Wiederverkeimung geschützt. Aktivkohle entfernt die leichte Färbung. So aufbereitet, können sich die Toilettenbenutzer mit dem Recycling-Wasser bedenkenlos wieder die Hände waschen.
Erfolgversprechend ist GDM-Filtration zur Vorbehandlung von Meerwasser in Entsalzungsanlagen, wie Untersuchungen der Eawag in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Technik in Rapperswil und Forschenden aus Singapur zeigten. Wird das Wasser mit GDM anstelle herkömmlicher Membranfiltration vorbehandelt, ist die nachfolgende Umkehrosmose…
Vier Fragen für eine richtige Anwendung von MBBR- und IFAS-Technologie Biologische Wassereinigung
Wer bei der Auslegung eines Moving-Bed-Biofilm-Reaktors lediglich auf die reine Fläche des Trägermaterials achtet, dem blühen nicht selten Probleme im Betrieb. Um auf Nummer sicher zu gehen, gilt es diese vier Fragen zu klären.
MBBR steht für Moving-Bed-Biofilm-Reaktor und IFAS steht für Integrated Fixed-Film-Activated-Sludge-System. Hierbei wird ein Carrier aus Kunststoff in einen Reaktionsbehälter eingefüllt und im Wasser oder Wasser-Schlammgemisch durchmischt. Im Unterschied zum MBBR wird im IFAS zusätzlich der Belebtschlamm aus der Schlammrückführung genutzt. Damit kommt die Kombination aus Biofilm und Belebtschlamm …
Abwässer reinigen: Nanofiltrationsmembran erfasst auch kleinste Moleküle
Forschern ist es gelungen, die Trenngrenze keramischer Membranen deutlich herabzusetzen – auf 200 Da. Bisher hielten Experten die Anwendung der Methode bei einer Molekülgröße unter 450 Da für unmöglich.
Wasser ist die Grundlage des Lebens auf der Erde und somit ein äußerst kostbares Gut. Wo Wasser knapp ist, leiden Mensch und Umwelt. Nach Schätzungen der UNESCO werden Mitte dieses Jahrhunderts im schlimmsten Fall sieben Milliarden Menschen in 60 Ländern und im günstigsten Fall zwei Milliarden Menschen in 48 Ländern von Wasserknappheit betroffen sein. Auch in der Industrie ist das kühle Nass unabdingbar: In vielen Produktionsprozessen dient es als Lösemittel, Reinigungsmittel, kühlt oder überträgt Wärme. Vor diesem Hintergrund wird es zunehmend wichtiger, Abwässer möglichst effizient aufzubereiten und wiederzuverwenden.
Mechanische Trennung durch Keramikmembranen
Möglich machen das keramische Membranen. Da sie auf mechanische Art und Weise trennen – also ähnlich wie ein Kaffeefilter – sind sie besonders energieeffizient. Allerdings war mit dieser Methode bisher bei einer Molekülgröße von 450 Da Schluss: Kleinere Moleküle konnten mit keramischen Membranen nicht abgetrennt werden.
Dr. Ingolf Voigt, Dr.-Ing. Hannes Richter und Dipl.-Chem. Petra Puhlfürß, Forscher des Fraunhofer-Instituts für Keramische Technologien und Systeme (IKTS) in Hermsdorf, konnten die Trenngrenze dieser Membranen nun deutlich herabsetzen und erstmals auch gelöste organische Moleküle mit einer Molaren Masse von nur 200 Da…mehr:
Energieverbrauch von Membrankläranlage um 30 Prozent reduziert
Membrankläranlagen reinigen besonders gut. Aus dem durch Membranen strömenden Wasser werden unter anderem Mikroorganismen und Mikroplastik fast vollständig entfernt. Dass sie mit einem Energieverbrauch betrieben werden können, der nur wenig höher ist als der konventioneller Kläranlagen, konnte in einem Projekt des Umweltinnovationsprogramms demonstriert werden.
Die Membrantechnik ist zum Beispiel für Kläranlagenbetreiber interessant, die ihr behandeltes Abwasser in Badegewässer einleiten und deshalb die Anforderungen der Badegewässerrichtlinie einzuhalten haben. In einem vergangenes Jahr angelaufenen Folgeprojekt soll die Energiebilanz der Membrantechnik weiter verbessert werden, in dem Faulgas für ein Blockheizkraftwerk gewonnen wird. Partner beider Projekte ist der Erftverband bei Köln.
Quelle: http://www.umweltbundesamt.de/themen/energieverbrauch-von-membranklaeranlage-um-30
Lelocle: Auf der ARA wurde die PAK-Direktdosierung in den MBR untersucht
Der Schlussbericht liegt vor (auf französisch). Mehr:
CeraFlux – Entwicklung eines keramischen Filterwerkstoffes zur Mikro/Ultrafiltration für die Abwasserreinigung
Projektlaufzeit: 04/2011-03/2013
Bearbeiter:
Dipl.-Ing. Erika Merz, Dr.-Ing. Henning Knerr
Membranen werden in der Abwasserreinigung zur Trennung von biologisch gereinigtem Abwasser vom Belebtschlamm eingesetzt. Der Vorteil gegenüber der Sedimentation liegt darin, dass der Trennungsprozess nicht mehr von den Absetzeigenschaften des belebten Schlamms abhängig ist, wodurch höhere TS-Gehalte realisiert und Behandlungsvolumina eingespart werden können. In der kommunalen Abwasserreinigung kommen dabei nahezu ausschließlich organische Membranen zum Einsatz, da im Vergleich zu anorganischen Membranen deren Anschaffungskosten geringer sind. Demgegenüber weisen anorganische Membranen Vorteile hinsichtlich der mechanischen Festigkeit sowie der thermischen und chemischen Beständigkeit auf. Aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten erfolgt deren Einsatz, abgesehen von einigen wenigen Ausnahmen, allerdings nur bei komplexen Reinigungsprozessen in der Industrieabwasserreinigung. Ziel des vom BMWi geförderten Forschungs- und Entwicklungsprojektes ‚CeraFlux‘ ist die Entwicklung einer keramischen Membran zur Mikro-/Ultrafiltration für den Einsatz in der kommunalen Abwasserreinigung in Zusammenarbeit mit Partnern aus der keramischen Industrie, des Anlagenbaus und der Forschung. Ein wesentlicher Ansatz liegt dabei in der Verwendung von Sekundärrohstoffen. Zudem soll durch eine gezielte Modifikation der Membranoberfläche die Deckschichtbildung verhindert oder stark reduziert werden.
Finanzierende Institution(en): AiF Projekt GmbH
Partner-Institution(en): Schilz GmbH; Dirk Schumann GmbH, Universität Koblenz, Institut für integrierte Naturwissenschaften
Quelle:
http://siwawi.bauing.uni-kl.de/index2.php?link=projekte&parea=2&pid=0166
Membranbioreaktoren
Am Lehrstuhl für Siedlungswasserwirtschaft der TU München hat David Martinez- Sosa seine Dissertation zum Thema „Anaerobic Submerged Membrane Bioreactors (AnSMBR) Treating Municipal Wastewater Under Mesophilic and Psychrophilic Temperature Conditions“ abgeschlossen. Die anaerobe Behandlung von kommunalen Abwässern galt bislang wegen der zu geringen Abwassertemperaturen im Winter als ungeeignet für Mitteleuropa. Anaerobe Verfahren haben jedoch gegenüber aeroben Verfahren den Vorteil, dass die Belüftungsenergie eingespart und parallel das beim anaeroben Abbau von organischen Kohlenstoffverbindungen entstehende Biogas als Energiequelle genutzt werden kann. Die im letzten Jahrzehnt stark weiterentwickelte Membrantechnik ermöglicht es, die Biomassekonzentrationen in Reaktoren deutlich zu erhöhen und damit unter Umständen den negativen Effekt der niedrigen Abwassertemperaturen zu umgehen. Im Rahmen eines vom BMBF geförderten Forschungsprojekts (Förderkennzeichen: 02WA0854) hat Martinez einen entsprechenden anaerob betriebenen Membranbioreaktor untersucht, um die Leistungsfähigkeit einer solchen Kombination für die Behandlung von kommunalem Abwasser für den mesophilen
Den ganzen Artikel lesen Sie In der Korrespondenz Abwasser Heft 6-2012 ab Seite 590
Anaerobic Submerged Membrane Bioreactors (AnSMBR) Treating Municipal Wastewater Under Mesophilic and Psychrophilic Temperature Conditions, Dissertation von David Martinez- Sosa.
Erschienen als Band 205 der Berichte aus der Siedlungswasserwirtschaft, TU München,
ISSN 0942-914-X und kann dort für 38 € bezogen werden
(Tel. 089/289-1 37 00, Fax 289-1 37 18 E-Mail: wga@bv.tum.de)
BRAUNWASSERBEHANDLUNG PER MEMBRANBIOREAKTOR (MBR)
Als Verfahren für die Braunwasserbehandlung hat sich in den vergangenen Jahren das Membranbelebungsverfahren, mittels Membranbiorektoren (MBRs) bewährt – als entscheidende Merkmale sind einerseits die gute Reinigungseffizienz durch die verfahrenstechnische Kombination aus Membranultrafiltration und Belebtschlammprozess zu nennen. Andereseits lässt sich durch dieses Verfahren der Platzbedarf für Abwasserbehandlung minimieren. Da sich in vielen urbanen Regionen der Welt aufgrund hoher Bevölkerungswachstumsraten und zunehmender Land-Stadt Wanderung ein Mangel an Siedlungsflächen einstellt, gewinnt diese Technologie als Alternative zur flächenintensiven konventionellen Abwasseraufbereitung zunehmend an Bedeutung.
Hier im Haus wird, nach Entfernung der groben Feststoffe, das Braunwasser (Fäkalien und WC-Spülwasser) in einem Membranbioreaktor aufbereitet. Hierbei werden sowohl schädliche Inhaltsstoffe, als auch feinere Feststoffe, Bakterien sowie nahezu alle Viren unter Einsatz der Ultrafiltration zuverlässig abgebaut bzw. zurückgehalten. Das gewonnene Permeat entspricht den Vorgaben der EU Badegewässerrichtlinie und kann bedenkenlos als Betriebswasser in Gebäuden oder für die Bewässerung in der Landwirtschaft oder im Gartenbau eingesetzt werden.
Die Anlage zur Braunwasserbehandlung wurde im Juni 2011 installiert.
http://www.saniresch.de/de/projektkomponenten/anlagentechnik
MICRODYN-NADIR: Kläranlage mit MBR-Technik für Krankenhausabwasser
In der chemischen Industrie begegnet man heutzutage einer Vielzahl wirtschaftlicher und umweltbezogener Herausforderungen. Neben dem Streben nach Kosteneffizienz im globalen Umfeld erschweren auch immer stringenter werdende umweltpolitische Regularien die langfristige Existenz einer chemischen Anlage. Infolgedessen ist die MBR-Technologie mit ihren qualitativ hochwertigen Abwässern eine sehr willkommene Lösung für Abwasseranlagen in der Chemischen Industrie. Die MBR Referenz im Marienhospital in Gelsenkirchen stellt ein gutes Beispiel für eine Abwasseranlage dar, welche MBR aufgrund ihrer hohen Abwasserqualitätsanforderungen einsetzt.
Im Juli 2011 wurde am Marienhospital Gelsenkirchen die europaweit bisher einzige Kläranlage in Betrieb genommen, mit der Krankenhaus-Abwässer gereinigt und von Spurenstoffen befreit werden. Die Anlage ist im Rahmen des EU-Projekt „PILLS“ (Pharmaceutical Input and Elimination from Local Sources) unter Federführung der Emschergenossenschaft gebaut worden.
Das Ziel des Projektes ist es, Spurenstoffe im Abwasser, wie sie besonders in Krankenhäusern als Rückstände von Arzneimitteln und Röntgenkontrastmitteln anfallen, dezentral am Entstehungsort zu eliminieren.
Im Marienhospital werden rund 75.000 Patienten pro Jahr von etwa 1200 Mitarbeitern versorgt. Dabei fallen rund 200 m³/d Abwasser an, die bisher über die städtische Kanalisation in den nahen Schwarzbach eingeleitet wurden. Dieser Bach fungiert derzeit noch als offener Schmutzwasserlauf, soll aber im Zuge des Umbaus des Emschersystems renaturiert und abwasserfrei betrieben werden. Er wird unter anderem dann auch das gereinigte Wasser aus der neuen Kläranlage aufnehmen.
Die neue Kläranlage verfügt neben einer mechanischen und biologischen Klärung über weitere Reinigungsstufen wie eine Ultrafiltration mit getauchten Modulen, eine Ozonierung und eine Aktivkohlefiltration.
Zur Ultrafiltration sind drei getauchte Module vom Typ BC400 der Microdyn-Nadir GmbH installiert. Sie verfügen über insgesamt 1200 m² Membranfläche, durch die das biologisch gereinigte Abwasser aus dem Belebungsbecken abgezogen wird. Das Permeat der Ultrafiltration, das frei ist von Partikeln und Bakterien, wird anschließend einer Ozonierung und einer Aktivkohlefiltration zugeführt. Ozon bewirkt als starkes Oxidationsmittel das Aufbrechen der gelösten Spurenstoffmoleküle und wandelt sie in unbedenkliche Stoffe um. Alternativ dazu werden Spurenschadstoffe an pulverisierter Aktivkohle adsorbiert, die mitsamt diesen Stoffen abfiltriert wird.
EU-Projekt BioNexGen
Verbesserte Wasserreinigung durch Membranen
Das Institut für Angewandte Forschung an der Hochschule Karlsruhe wird in dem EU-Projekt „BioNexGen“ zusammen mit europäischen Partnern die Entwicklung von Membranen zur Wasserreinigung mit neuen nanoskalierten Funktionsschichten erforschen.
Das SEZ hat die Hochschule bei der Antragstellung begleitet und führt als Projektpartner das Projekt- und Wissensmanagement durch. Zudem übernimmt es die Klärung geistiger Eigentumsrechte, die Verwertung der Forschungsergebnisse und die Trainings für das Konsortium. Das Projekt wird von der Europäischen Union als „Collaborative Research Project“ mit 3,4 Millionen Euro von September 2010 bis Februar 2014 gefördert. Das Konsortium besteht aus 11 Partnern aus 8 Ländern, u. a. aus MENA-Ländern (Middle East and Nordafrika) sowie Deutschland, Italien, United Kingdom, Griechenland, Türkei, Syrien, Ägypten und Tunesien.
Ziel des Forschungsprojekts ist es, eine neue Klasse an Membranen für den Einsatz von Membranbioreaktoren in organischen Abwässern zu entwickeln. Membranbioreaktoren sind eine Schlüsseltechnologie in Abwasseraufbereitung und -Recycling. Als zentraler Bestandteil nachhaltigen Wassermanagements werden sie zur Abwasserbehandlung in städtischen, ländlichen und industriellen Gebieten eingesetzt.
Durch den Einsatz von Nanotechnologien werden eine geringere Fäulnisrate und ein hoher und konstanter Wasserdurchlauf erreicht. Zudem wird eine starke Filterwirkung hinsichtlich leichter molekularer organischer Schmutzpartikel erwartet. Die entwickelten Membranbioreaktoren sollen sich durch höhere Robustheit und einen niedrigeren Energieverbrauch auszeichnen. Eine kleine Grundfläche des Reaktors, flexibles Design und ein automatisiertes Verfahren machen sie dabei geeignet für eine dezentralisierte Abwasserbehandlung und Recycling in den beteiligten Ländern.
Am Ende soll ein Produkt stehen, das den KMU-Partnern im Projekt zu mehr Wettbewerbsfähigkeit verhelfen und den europäischen Markt sowie den Markt der MENA Länder stärken soll. Zugleich trägt das Projekt zu einer intensiven wissenschaftlichen und technologischen Kooperation im Bereich sichere Wasserverwertung zwischen Europa und den MENA-Ländern bei.
Projektlaufzeit: 09/2010 – 02/2014
Beteiligte Länder: Ägypten, Deutschland, Griechenland, Großbritannien, Italien, Syrien, Türkei, Tunesien
Kontakt:
Dr. Sandrine Doretto, Tel. 0721 93519 11
Email: doretto@steinbeis-europa.de
www.bionexgen.eu
http://www.steinbeis-europa.de/bionexgen.html
Reduzierung des Energieverbrauchs großtechnischer Membranbelebungsanlagen
Zusammenfassung
Den zahlreichen Vorteilen von Membranbioreaktoren steht ihr erhöhter Energieverbrauch entgegen. Optimierungsmaßnahmen müssen die besonderen verfahrenstechnischen Gegebenheiten berücksichtigen und dürfen die Betriebssicherheit nicht gefährden. Die energieintensiven Membrangebläse zur Deckschichtkontrolle stehen als Hauptverbraucher im Mittelpunkt des Interesses. Die von ihnen erzeugte Cross-Flow-Strömung sollte durch den Betrieb mit hohen Filtratflüssen bestmöglich ausgenutzt werden. Des Weiteren sind die Membrangebläse nicht zum primären Zweck des Sauerstoffeintrags zu aktivieren, und die Funktion der Durchmischung der Membrankammern ist weitgehend durch andere Maßnahmen sicherzustellen. Rührwerke und Rezirkulationspumpen sind weitere Verbraucher, denen im energieoptimierten Betrieb eines Membranbioreaktors besondere Berücksichtigung gebührt. Der Bericht stellt Möglichkeiten der Energieoptimierung vor und nennt Ergebnisse bereits durchgeführter großtechnischer Maßnahmen.
Den ganzen Artikel lesen Sie In der Korrespondenz Abwasser Heft 6-2011 ab Seite 566
Autoren
Dipl.-Ing. Katrin Veltmann
Dr.-Ing. Laurence Palmowski
Univ.-Prof. Dr .-Ing. Johannes Pinnekamp
Institut für Siedlungswasserwirtschaft der RWTH Aachen
Fazit
Der Energieverbrauch von MBR ist gegenüber konventionellen
Kläranlagen erhöht. Durch gezielte Optimierungsmaßnahmen,
die bei den verfahrenstechnischen Unterschieden ansetzen,
kann die Differenz jedoch reduziert werden. Hierzu gibt es erfolgreiche
Beispiele, die den Energiebedarf einzelner Anlagen
bereits wesentlich senken konnten. Maßnahmen im Bereich
der Membrangebläse zur Deckschichtkontrolle, der Rührwerke
und Rezirkulationspumpen erwiesen sich hierbei als besonders
vielversprechend. Die Übertragbarkeit dieser Maßnahmen auf
andere Anlagen ist zu überprüfen.
Die Optimierungen dürfen die Betriebssicherheit, den Zustand
der kostspieligen Membranen und die Ablaufwerte nicht
gefährden, da gerade diese der entscheidende Vorteil von MBR
sind. Vor dem Hintergrund zunehmender Langzeiterfahrungen
mit der Technologie werden sich die Energiekennzahlen von
MBR, wenn im Einzelfall von den Randbedingungen möglich,
denen von konventionellen Anlagen annähern.
SIMAS: Zweite internationale Schulung für Membrantechnik in der Abwasserreinigung in Seelscheid.
In der Zeit vom 26.-28. Juli 2010 fand auf der simas Membran-Schulungsanlage in Seelscheid und der Kläranlage des Aggerverbandes die zweite internationale Membranschulung statt. Insgesamt 12 Mitarbeiter der HAYA Water (Oman Wastewater Services Company) nahmen an einer Membranschulung in Deutschland teil und besuchten nach der Schulung in Seelscheid auch die Membrananlagen des Erftverbandes und des Wasserverbandes Eifel-Rur.
Die HAYA Water ist ein Unternehmen, das zu hundert Prozent der Regierung des Sultanats von Oman angehört. Wesentliches Projekt ist das Muscat Wastewater Scheme Project, das die abwassermäßige Erschließung einer Kernregion des Sultanats zum Ziel hat. Bis 2014 sollen dort 80 % des Abwassers in 12 Kläranlagen behandelt werden, für 2017 strebt man 90% an. Haya Water betreibt bereits heute zwei Membrananlagen auf der Basis der Hohlfaser-Technologie und hat eine weitere Anlage auf Plattenmembran-Technik errichtet.
Die Schulung wurde vom Institut für Siedlungswasserwirtschaft der RWTH Aachen (Prof. Dr.-Ing. J. Pinnekamp) und der Aquantis GmbH organisiert. Herr Prof. Dr.-Ing. Scheuer, stv. Vorstand des Aggerverbandes, stellte im Rahmen der Fortbildung die Schulungseinrichtung simas vor; die Schulungsinhalte waren an die Interessen der Mitarbeiter der Haya Water angepasst. Mitarbeiter des Instituts für Siedlungswasserwirtschaft der RWTH Aachen und des Aggerverbandes stellten die Technologie vor, berichteten über praktische Erfahrungen mit der Technik und führten die Praxisversuche durch. Die Kommunikation erfolgte auf Englisch.
Quelle: http://www.simas.de/
Membrantechnik: Innovative Techniken für die Papierindustrie
Kooperationsprojekt
Das Cluster Umwelttechnologien.NRW lädt nach Hintergrundgesprächen zu einem ersten Kooperationsgespräch zur Identifizierung und Nutzung von Innovationspotenzialen bei der Brauch- und Abwasseraufbereitung mit Membranen in der Papierindustrie ein. Kooperationsgespräch findet unter Mitwirkung der Deutschen Gesellschaft für Membrantechnik und der Effizienz Agentur NRW am Dienstag, den 13. Juli 2010 um 14 Uhr in den Räumlichkeiten von Roland Berger in Düsseldorf statt. Zu dem Gespräch sind Vertreter der Papierindustrie aus NRW und Membranhersteller eingeladen.
Nach zwei kurzen Impulsvorträgen der DGMT (Deutsche Gesellschaft für Membrantechnik) und der Effizienz-Agentur NRW zum Thema „Finanzierungs- und Fördermöglichkeiten für die Umsetzung von Innovations- und/oder Investitionsprojekten“ werden Ansatzpunkte zur kooperativen Unterstützung dieses Ansatzes diskutiert.
Quelle: http://www.ikugmbh.com/_NRW_Umweltcluster/Newsletter_3_100624.htm#Plasma
Netzwerk „Membrantechnik Betrieb“
Das Membranbelebungsverfahren ist eine innovative Technik zur Reinigung von kommunalem und industriellem Abwasser. Nach der biologischen Reinigung wird das Gemisch aus Abwasser und belebtem Schlamm durch Mikro- oder Ultrafiltrationsmembranen mit Porenweiten von weniger als einem Tausendstel Millimeter filtriert. Wesentlicher Vorteil ist die hervorragende Qualität des gereinigten Abwassers, besonders in hygienischer Hinsicht. Außerdem kann die Membranfiltration den Behandlungsschritt der Nachklärung ersetzen sowie konventionelle Filtrationsstufen und die Desinfektion im Bereich Badegewässerqualität. Insgesamt hat allerdings diese Technologie weitreichende Auswirkungen auf den Betrieb und die Betriebsführung der Kläranlage. Seit Ende der 1990er-Jahre wurden in Deutschland und in Europa zahlreiche Membranbelebungsanlagen mit verschiedenen Ausbaugrößen in Betrieb genommen. Die Betreiber dieser Anlagen können also nunmehr auf eine mehr als zehnjährige Betriebserfahrung mit kleinen und großen Kläranlagen und unterschiedlichen Membranfiltrationssystemen zurückblicken. Aber immer noch gibt es viele betriebliche Fragen zu klären und Probleme zu lösen, unter anderem zur
● Reduzierung des betrieblichen Aufwands,
● Minimierung des Energiebedarfs,
● Optimierung der chemischen Reinigung der Membranen und
● Weiterentwicklung der notwendigen Vorreinigungsstufen und der unterschiedlichen Membransysteme.
Das Schulungsinstitut für Membrantechnik in der Abwasserreinigung in Seelscheid e. V. (SIMAS) hat sich zum Ziel gesetzt, die Weiterbildung von Mitarbeiter/ innen und Unternehmen, die sich mit Planung, Bau und Betrieb von Membranfiltrationen der Abwasserbehandlung beschäftigen, voranzutreiben. Ergänzend ist nun beabsichtigt, gemeinsam mit dem DWA Landesverband Nordrhein-Westfalen, ein „Netzwerk Membrantechnik Betrieb“ aufzubauen. Dabei soll ein halbjährlicher Erfahrungsaustausch entstehen zwischen langjährigen, aber auch neuen Betreibern von Membranbelebungsanlagen im deutschsprachigen Raum. Im Fokus stehen der Betrieb der Membranbelebungsanlagen, grundsätzliche und individuelle Lösungen bei Betriebsproblemen, die Weiterentwicklung von Membransystemen und das gegenseitige Kennenlernen von Fachkollegen zum persönlichen Austausch. Dabei legt das Veranstaltungsteam besonderen Wert auf eine technologieoffene Diskussion, um so den Teilnehmern die Gelegenheit zu bieten, aus den Betriebserfahrungen mit unterschiedlichen Membranen und Membransystemen, die in den verschiedensten Verfahrenszusammenhängen und für spezifische Abwässer eingesetzt sind, zu lernen. Mit dem Aggerverband und dem Erftverband stehen bereits zwei namhafte Betreiber von Membranbelebungsanlagen zum Einbringen von Betriebserfahrungen in das „Netzwerk Membrantechnik Betrieb“ zur Mitwirkung bereit, so dass zum Start des Erfahrungsaustausches genügend Input und Know-how zur Verfügung gestellt werden können. Eine Auftaktveranstaltung ist für die erste Märzwoche 2010 geplant. Sie wird in der Schulungseinrichtung von SIMAS auf der Kläranlage Neunkirchen-Seelscheid, einer Membrananlage des Aggerverbands mit 10 000 EW, stattfinden. Für zukünftige Veranstaltungen steht auch das Gruppenklärwerk Nordkanal des Erftverbands mit 80 000 EW zur Verfügung. Interessenten für die Mitgliedschaft in dem „Netzwerk Membrantechnik Betrieb“ und den auf Dauer geplanten Erfahrungsaustausch können sich bei der Geschäftsstelle des DWA-Landesverbands Nordrhein-Westfalen melden.
Um die Bitte umbenennen Auftaktveranstaltung entsprechend planen zu können, werden Interessenten gebeten, sich bis zum 22. Januar 2010 anzumelden:
Tel. (02 01) 104-21 41, Fax 104-21 42
E-Mail: info@dwa-nrw.de
Dipl.-Ing. Norbert Engelhardt (Bergheim)
Bereichsleiter Abwassertechnik
beim Erftverband
Vorstandsmitglied von SIMAS e. V.
Membranbelebung mit einem getauchten Plattenmodul
Die Kombination aus einem Belebungsbecken mit einer Membranfiltration zur
Abtrennung des belebten Schlammes wird als Membranbelebungsverfahren
bezeichnet. Die Membranfiltration übernimmt anstelle der konventionellen
Nachklärung (durch Sedimentation) die Abtrennung des belebten Schlammes.
Der Einsatz von Membranen bietet gegenüber der klassischen Sedimentation
folgende Vorteile:
• 100% Rückhaltung der Biomasse
• Einstellung hoher Biomassekonzentrationen im Reaktor
• Schwebstofffreier und keimarmer Ablauf
• keine Flockenbildung des Schlammes notwendig (keine Blähschlammproblematik)
• weitere Behandlungsschritte wie z.B. Umkehrosmose ohne Probleme durchführbar
Größtes Hindernis beim Einsatz der Membrantechnologie ist das Fouling, d. h.
das Verstopfen der Membran durch Wasserinhaltsstoffe oder die Biomasse im
Reaktor. Ziel der Arbeit ist es deshalb, durch geeignete Membranauswahl und
Verfahrensoptimierung das Fouling zu minimieren und so den Einsatz der
Membrantechnologie wirtschaftlich zu gestalten. Mehr unter:
http://www.weise-water-systems.com/downloads/Veroeffent-5.AachenTagung.pdf
Autoren:
Markus Röhricht
Fachhochschule Gießen-Friedberg
Harald Happel
Fachhochschule Gießen-Friedberg
Ulrich Weise
Weise Water Systems GmbH & CoKG
Membranbelebungsanlage Monheim
Aufgrund der angewandten neuartigen Verfahren wurde die Stadt Monheim als Betreiber der Kläranlage vom Freistaat Bayern durch eine Förderung der Baukosten mit 85% unterstützt. Weiterhin wurde das Projekt unter Leitung des Bayerischen Landesamtes für Umwelt (LfU) wissenschaftlich begleitet. Die wissenschaftliche Begleitung ist langfristig angelegt und läuft bis Ende 2008. Die Membranbelebungsanlage wurde für einen maximalen Zufluss von 80 l/s bzw. einer Ausbaugröße von 9.700 Einwohnerwerten ausgelegt. Die Investitionskosten inkl. Nebenkosten für die Membranbelebungsanlage betragen rund 7,5 Mio €.
Gegenüber herkömmlichen Kläranlagen ergeben sich vor allem folgende Vorteile
Rückhalt von Krankheitserregenden Keimen durch die Membranbelebungsanlage Der Ablauf Kläranlage unterschreitet die Anforderungen der EG-Badegewässerrichtlinie deutlich und hat somit Badegewässerqualität.
Aufgrund der weitgehenden Elimination von Krankheitserregern ergeben sich Einsatzmöglichkeiten bei der Sicherung von Badegewässern, Trinkwasserversorgungen und, wenn auch in Bayern von untergeordneter Bedeutung, zur Bewässerung.
Durch den nahezu vollständigen Rückhalt von Mikroorganismen kann die potenzielle Gefährdung durch Übertragung von Antibiotikaresistenzen auf außerhalb der Kläranlage vorkommenden Mikroorganismen reduziert werden.
Der Ablauf der Membranbelebungsanlage ist nahezu feststofffrei. Dies gilt als technische Voraussetzung um z.B. endokrine Substanzen eliminieren zu können.
Die bisherige Regellösung für die Abwasserentsorgung in Karstgebieten sieht eine Ableitung in ein aufnahmefähiges Fließgewässer vor. Bei wasserwirtschaftlich geeigneten Randbedingungen kann die Abwasserbehandlung durch eine Membranbelebungsanlage eine wirtschaftlichere Alternative sein.
Bayerisches Landesamt für Umwelt 2009
Den ganzen Beitrag lesen Sie unter:
http://www.lfu.bayern.de/wasser/forschung_und_projekte/membranbelebungsanlage_monheim/index.htm
Membrantechnologie stärkt wichtigsten Wirtschaftsfaktor der Mittelmeerregion
Wasser-Recycling gegen die Trockenheit
Auch blühende Hotelgärten können nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Wasserknappheit beliebte Urlaubsdomizile in Südeuropa und Nordafrika im Sommer fest im Griff hat. Landwirtschaft, Tourismus und Trinkwasserversorgung konkurrieren um die knappe Ressource. Im Zuge der globalen Klimaerwärmung sinken die Niederschlagsmengen, aber Perspektiven für einen Ausgleich fehlen derzeit noch. Das Recycling von Abwasser kann Abhilfe schaffen. Wissenschaftler des ttz Bremerhaven setzen Membranbioreaktoren ein, um Abwasser für die erneute Nutzung aufzubereiten. Dafür werden robuste Technologien eingesetzt, die ein gesamtes Dorf mit 500 Einwohnern oder eben eine große Ferienanlage versorgen können. Die europäische Union fördert diese Entwicklung dieser Technologie, die organische Fracht sowie humanpathogene Keime aus dem Wasser entfernt, aber für das Pflanzenwachstum wichtige Nährstoffe zurückhalten.
Die Aussicht auf einige Wochen wolkenlosen Himmel und Sonnengarantie lockt viele Touristen in südliche Gefilde. Damit der Erholungswert stimmt, setzen Ferienanlagen gewaltige Mengen von Wasser ein, um den Gästen eine grüne Oase zu bieten. Schließlich ist der Tourismus eine wichtige Einnahmequelle im Mittelmeerraum. Ähnlich ist die Situation beim Anbau von Obst und Gemüse, der z.B. in Tunesien und Marokko sowohl der Eigenversorgung dient, als auch für den Export eine wichtige Größe ist. Doch die zur Verfügung stehenden Wassermengen sind begrenzt. In einigen Regionen ist die Situation schon so angespannt, dass selbst die Grundversorgung der Bevölkerung nicht mehr gesichert ist. Meldungen von Versorgungsstopps und Rationierungen werden häufiger. Die vielerorts angewendete Entsalzung von Meerwasser ist energieintensiv und schafft Probleme bei der Entsorgung des Rückstandes Salzsole.
Ein Ausweg ist die Aufbereitung von Abwasser. Dass dies auch mit vergleichsweise preiswerter Technologie möglich ist, hat das ttz Bremerhaven an einigen erfolgreich abgeschlossenen EU-Projekten gezeigt. „Die Herausforderung in dem Projekt Puratreat war, einen Membranbioreaktor so zu bauen und zu betreiben, dass er auch bei hohen Umgebungstemperaturen effizient arbeitet und nur einen geringen Energiebedarf für den Betrieb benötigt“, erklärt Dr. Gerhard Schories, technischer Leiter des ttz-Bereiches Wasser-, Energie- und Landschaftsmanagement.
Bei diesem Verfahren wird die biologische Abwasserreinigung, die Schadstoffe eliminiert, mit der Membrantechnologie kombiniert, die die Reinigungsleistung steigert und zudem Keimfreiheit im gereinigten Wasser sicherstellt. Dies ist eine Grundvoraussetzung für die Wiedernutzung in der Landwirtschaft. Das Konzept mit getauchten Membranen ermöglicht, dass auch auf einem kleinen Volumen eine große Filterfläche realisiert werden kann. Aufgrund der hohen Temperaturschwankungen in den Zielgebieten musste der Anlagenbetrieb so angepasst werden, dass die Membranen sowie eine sich anpassende Bakterienkonzentration diese Schwankungen ausgleicht.
Das gereinigte Wasser ist aufgrund der definierten Nährstoffkonzentration besonders gut zur Bewässerung von Nutzpflanzen geeignet. Die im Abwasser enthaltenen Stickstoffverbindungen werden in dem Membranbioreaktor durch Sauerstoffzufuhr in Nitrat umgewandelt, das von Pflanzen gut aufgenommen werden kann. Zusammen mit Phosphorverbindungen aus dem Abwasser kann das Nitrat die Pflanzen mit Nährstoffen versorgen. Auch bestehende Kläranlagen können mit dieser Technologienachgerüstet werden.
Neben dem Design und der Anpassung der Membranbioreaktortechnologie für die Einsatzbedingungen im Mittelmeerraum war auch die Vorstellung der Technologie bei potenziellen Anwendern in der Zielregion eine Aufgabe des EU-Projektes Puratreat. Die Mitarbeit des staatlichen Wasserver- und -entsorgers in Tunesien und die Einbindung grenzüberschreitend tätiger Akteure leistete dazu einen wichtigen Beitrag. Durch eine internationale Konferenz mit Regierungsvertretern und kommunalen Entscheidungsträgern aus den beteiligten Regionen wurde zum Abschluss des Projektes noch einmal ein organisatorisch wichtiger Grundstein für die Verbreitung der Technologie in der Region festgeklopft.
Nach der erfolgreichen Technologieentwicklung ist das ttz Bremerhaven nun bemüht, ein Nachfolgeprojekt auf den Weg zu bringen. Eine weitere wichtige Perspektive, die sich mit der Technologie realisieren ließe, ist die Aufbereitung von Abwasser auf Trinkwasserqualität durch Erweiterung um eine Umkehrosmosestufe.
Quelle:
Britta Rollert – ttz Bremerhaven
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit,
Telefon +49 (0)471 48 32 -124
brollert@ttz-bremerhaven.de
www.ttz-bremerhaven.de
Membranbioreaktoren entlasten Abwassermanagement
Weniger Klärschlamm in der Lebensmittelindustrie
Bei der Lebensmittelproduktion fallen als Nebenprodukt große Mengen Abwasser an. Seine Reinigung führt zu einem hohen Klärschlammaufkommen – jährlich fallen allein in diesen Branchen europaweit 25 Millionen Tonnen an. Bisher gibt es kaum prozesstechnische Ansätze, um das Schlammaufkommen und damit die wirtschaftliche Belastung für die Milch- und Fleischindustrie zu reduzieren. Ein erfolgreiches Verfahren ist jedoch der Einsatz einer speziellen biotechnologischen Wirkstoffkomposition, die die Bildung mikroskopisch kleiner Clustern aus Mikroorganismen bewirkt. Diese Mikro-Membranbioreaktoren steigern die Reinigungsleistung und reduzieren das Schlammaufkommen spürbar. Im Bereich der kommunalen Kläranlagen hat sich dieser Ansatz, entwickelt von dem spanischen Abwasserspezialisten Bioazul in Zusammenarbeit mit dem ttz Bremerhaven, bereits bewährt. Das EU-Forschungsprojekt WASTEred soll nun diese Anwendung an die Faktoren im Bereich der Lebensmittelindustrie anpassen.
Bremerhaven, August 2009. Die Produktion von Nahrungsmitteln und Getränken ist durch ein hohes Abwasseraufkommen gekennzeichnet. Der Aufwand und die Kosten zur Abwasserreinigung sind in den letzten Jahren stetig angestiegen. Die Produzenten beschäftigt daher nicht nur die Qualität und Kundenakzeptanz des Endproduktes, sondern zunehmend auch das Abwassermanagement, das für viele Betriebe inzwischen einen bedeutenden Kostenfaktor darstellt.
Besonders Schlachthöfe und Fleischverarbeitungsbetriebe sowie Molkereien erzeugen Abwässer, die aufgrund ihrer hohen Schmutzfracht eine kosten- und energieintensive Aufbereitung erfordern. Bei der Abwasserreinigung entsteht Klärschlamm, der meistens verbrannt werden muss und dadurch hohe Entsorgungskosten verursacht. Dieser Kostendruck auf die vorwiegend mittelständisch geprägte Milch- und Fleischindustrie in Europa macht die Suche nach Auswegen dringlich. Ein vielversprechender Ansatz ist die Reduzierung des zu entsorgenden Klärschlammaufkommens.
Bisher entwickelte Verfahren zur Verringerung des Klärschlammaufkommens – zum Beispiel der Einsatz von Enzymen, oberflächenaktiven Chemikalien oder die Behandlung mit Ultraschall – sind entweder nur für bestimmte Anwendungen geeignet oder befinden sich noch in der Entwicklung und Erprobung. Ein Konsortium mit Verbänden aus Spanien und Europa soll unter der Leitung des Projektkoordinators Bioazul eine wirtschaftliche Alternative aufzeigen.
Die spezielle biotechnologische Wirkstoffkomposition LODOred-100k bewirkt im Belebtschlamm die Bildung von Mikro-Membranbioreaktoren, mikroskopisch kleinen Clustern aus Mikroorganismen. Sie werden von einer dünnen organischen Hülle umschlossen, die das Cluster von der Umgebung abgrenzt und wie eine Membran wirkt. Die dadurch erreichte Intensivierung der Stoffwechselprozesse steigert die Reinigungsleistung und reduziert das Schlammaufkommen. Bisher wurde das Konzept in zahlreichen Kläranlagen mit Ausbaugrößen von 5.000 bis 300.000 EW erfolgreich eingesetzt. Die Wirksamkeit kann bereits nach einer Anlaufzeit von sieben bis zehn Tagen einsetzen.
Das Abwasser von milch- und fleischproduzierenden Betrieben unterscheidet sich in der Zusammensetzung, z.B. Fettgehalt, Stickstoff-Kohlenstoff-Verhältnis oder den enthaltenen Feststoffen erheblich von kommunalem Abwasser. In dem Projekt WASTEred wollen die Partner erreichen, dass LODOred-100k auch unter den Einsatzbedingungen in der Lebensmittelindustrie die Schlammbildung im biologischen Aufbereitungsprozess um rund ein Viertel reduziert. Die EU fördert dieses Projekt im Rahmen des Programms Eco-Innovation. Kosten-Nutzen-Analysen auf Basis aktueller Untersuchungsergebnisse liefern Produzenten eine Entscheidungsgrundlage. Anwenderspezifische Trainings und Lehrmaterialien für den Einsatz des Produktes sollen Einsparpotentiale aufzeigen.
Quelle:
Britta Rollert – ttz Bremerhaven
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit,
Telefon +49 (0)471 48 32 -124
brollert@ttz-bremerhaven.de
www.ttz-bremerhaven.de
Sauberes Wasser – ganz ohne Chemikalieneinsatz
Dass Wasser zu den wertvollsten Ressourcen unseres Planeten gehört ist kein Geheimnis. Das Leitungswasser, das wir täglich verbrauchen, wird deshalb durch den Einsatz aufwändiger Verfahren gereinigt. In modernen Kläranlagen kommt hierzu eine Kombination aus biologischer Reinigung und sogenannten „getauchten Modulsystemen“ zum Einsatz. Man spricht von Membranbioreaktoren (MBR). Die darin befindlichen Membranen sind in der Lage, z.B. Bakterien und Viren sowie andere gesundheitsgefährdende Inhaltsstoffe aus dem Abwasser herauszufiltern. Diese Methode ist zwar teurer als die konventionelle Kläranlagentechnologie, setzt sich aber vor dem Hintergrund zunehmenden Umwelt- und Gesundheitsbewusstseins immer mehr durch.
Der einzige Haken: Auf den Membranen bilden sich Deckschichten – es entstehen Ablagerungen, die den Reinigungsprozess behindern. Um diesem sogenannte „Fouling“ zu begegnen sind regelmäßige Reinigungsmaßnahmen erforderlich. Dabei wird typischerweise Natriumhypochlorid eingesetzt, dessen Umweltgefährdungspotenzial sehr hoch ist. Und genau hier setzt das Forschungsvorhaben an: Durch den Einsatz der sogenannten Wirbelschichttechnologie soll der Einsatz umweltgefährdender Chemikalien überflüssig gemacht werden. Dabei wird das Fouling durch Kunststoffgranulate, die immer wieder an der Membranoberfläche entlangströmen, ständig beseitigt. Bereits seit zwei Jahren wird an der Fachhochschule Osnabrück zu diesem Thema geforscht. Dabei konnte die prinzipielle Machbarkeit dieser neuen Technologie nachgewiesen werden. Aber auch hier gibt es ein Problem: Je stärker man mit den Kunststoffgranulaten reinigt, umso schneller verschleißen die empfindlichen und auch teuren Membranen.
„Zusammen mit der Firma Microdyn-Nadir arbeiten wir an einer Technologie, die einen langfristig chemikalienfreien Betrieb von MBR in Kläranlagen zulässt. Die Förderung durch die DBU ist für unsere Forschung ein Meilenstein, weil sie uns ermöglicht, die entwickelte Methode unter realen Bedingungen in der Praxis zu untersuchen und zu optimieren. An dieser Stelle möchten wir uns auch für die Möglichkeit bedanken, unsere Forschungsanlage an der Kläranlage Eversburg der Stadtwerke Osnabrück aufstellen und betreiben zu dürfen“, erklärt Frank Peter Helmus, Professor für Mechanische Verfahrenstechnik und Anlagenplanung der FH Osnabrück.
Sandra Rosenberger, Professorin für Nachhaltige Energietechnik, betont: „Der chemikalienfreie Betrieb von Kläranlagen mit MBR-Technologie soll nicht nur für neue Anlagen möglich sein. Durch die Einfachheit der neuen Technologie mit Wirbelschicht soll die Übertragung auch auf bereits bestehende Anlagen mit nur geringfügigen Modifikationen ermöglicht werden.“
Hier erweist sich die Kooperation mit Microdyn-Nadir als besonders vorteilhaft, da das Unternehmen über eine langjährige Expertise im Bereich Membrantrennverfahren verfügt. Von den Fördergeldern sollen zirka 150.000 Euro an die Firma und rund 290.000 Euro an die Fakultät Ingenieurwissenschaften und Informatik der FH Osnabrück gehen. Die voraussichtliche Laufzeit des Projekts beträgt drei Jahre. Sowohl die Fachhochschule als auch das Unternehmen sprechen von einer „gelungenen Partnerschaft.“
VDMA-Arbeitskreis Scaling, Fouling in Membrananlagen
Entwurf VDMA-Einheitsblatt 24655 „Membrananlagen Vermeidung und Verminderung von Scaling und Fouling“ veröffentlicht.
Dieses VDMA-Einheitsblatt stellt für unterschiedliche Membranverfahren Vermeidungs- und Reinigungsstrategien zur Erreichung eines sicheren und wirtschaftlichen Anlagenbetriebes vor.
Das VDMA-Einheitsblatt soll dazu beitragen, dass bei der Planung, Projektierung und dem Betrieb von Membrananlagen Maßnahmen zur Vermeidung und Verminderung von Scaling und Fouling getroffen werden. Membranverfahren haben sich in vielen Bereichen der Industrie und Kommunen zur Wasseraufbereitung und Abwasserbehandlung bewährt und sind heute fester Bestandteil von Kombinationsverfahren bzw. Aufbereitungsprozessen. Aufgrund unterschiedlicher Wasserzusammensetzungen und Reaktionsmechanismen kann es durch Fouling und Scaling zu Beeinträchtigungen des Anlagenbetriebes bis hin zum kompletten Ausfall von Membranlagen durch Verblockung kommen.
Dieses VDMA-Einheitsblatt wurde von Mitgliedsfirmen der VDMA-Fachabteilung Wasser- und Abwassertechnik des Fachverbandes Verfahrenstechnische Maschinen und Apparate unter Einbeziehung weiterer Unternehmen erarbeitet.
Es soll als Handlungsanleitung dazu beitragen, dass bereits bei der Planung und Projektierung von Membrananlagen die wesentlichen verfahrenstechnischen, anlagentechnischen und betriebstechnischen Faktoren zur Minimierung und Vermeidung von Deckschichtbildung berücksichtigt werden.
Der Entwurf kann beim Fachverband Verfahrenstechnische Maschinen und Apparate kostenlos bezogen werden.
DE-brane, F & E Netzwerk zur Förderung der Membrantechnik
DE-brane ist ein internationales Forschungs- und Entwicklungsnetzwerk zur Förderung und Weiterentwicklung der Membrantechnik in der Prozess- und Abwasserbehandlung.
DE-brane bringt Membranhersteller, Anlagenbauer, Forschungsein-
richtungen, Universitäten und Endanwender auf internationaler Ebene zusammen.
DE-brane vertieft die internationale Zusammenarbeit speziell mit China und Japan.
Das gemeinsame Ziel aller Netzwerkpartner ist die Verbesserung der Prozess- und Abwasserbehandlung durch den Einsatz von Membrantechnik.
Im Hinblick auf diese Schlüsseltechnologie wird DE-brane dazu beitragen, die Kompetenz und die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie im Internationalen Wassermarkt weiter zu steigern.
Bisherige Netzwerkpartner:
Deutschland
– WEHRLE Umwelt GmbH
– RWTH Aachen
– DGMT
– Inge AG
China
– Tsinhua University
– Sichuan University Chengdu
– Membrane industry Association of China
Japan
– Japan Sewage Works Agenc, Tokyo
Autor / Quelle: Dr.-Ing. Bernd Fitzke
Weitere Informationen unter:http://wehrle-umwelt.com
Membrantechnik zur Abwasserbehandlung
Am 4. und 5. Juni 2007 fand in Berlin die zweite IWA Konferenz zu diesem Thema statt.
Die International Water Association veranstaltet jedes Jahr eine Reihe von Konferenzen und Seminaren zu den Themen Wassermanagement und Abwassertechnik in unterschiedlichen Orten weltweit.
Die Veranstaltung wurde durch das Kompetenzzentrum Wasser Berlin ausgerichtet.Insgesamt 24 technische Vorträge und 30 Posterbeiträge zum Thema und zahlreiche Beiträge von namhaften internationalen Rednern dienten als Basis für einen regen Informations- und Erfahrungsaustausch zwischen den Teilnehmern.
Die vollständigen Tagungsunterlagen sind über das Kompetenzzentrum Wasser (ISBN 978 – 3- 9811684 -0 -2 )und zum Download über das Internet verfügbar.
www.mbr-network.eu
Den aussführlichen Artikel kann man in der KA Korrespondenz Abwasser Abfall Heft 7/2008 auf Seite 738 nachlesen
Die Kläranlage im Keller
Schwemmkanalisation und zentrale Abwasserreinigung haben sich vielerorts historisch durchgesetzt. In der Schweiz sind heute über 95 Prozent der Bevölkerung einer Kläranlage angeschlossen. Doch das saubere System hat auch Grenzen: Wertvolle Ressourcen – Wasser, Nährstoffe – werden verschwendet, Bau und Unterhalt der kilometerlangen Kanalisationsnetze sind aufwändig, die Reinigungsleistung grosser Kläranlagen ist bei Regenwetter reduziert, weil das Abwasser stark verdünnt wird. Die Eawag entwickelt und optimiert daher auch dezentrale Alternativen für die Abwasserbehandlung. Eine Pilotanlage steht im Keller eines Einfamilienhauses bei Solothurn. In einem Membranbioreaktor wird das häusliche Abwasser gereinigt, so dass es als Brauchwasser (zur WC-Spülung oder Gartenbewässerung) wieder zur Verfügung steht. Aus dem Klärschlamm entsteht Kompost. Auch eine Urinbehandlung zur Nährstoffrückgewinnung wird untersucht. Dies aufgrund der Erfahrungen aus dem Projekt Novaquatis, einem breit abgestützten Forschungsvorhaben zu den Möglichkeiten der Urinseparierung. Von der Eawag begleitet wird ausserdem die wohl höchstgelegene Kläranlage Europas auf der Bergstation Hohtälli (3286 m ü. M.) ob Zermatt. Die Alternative zu (oft stinkenden) Trockentoiletten schont Umwelt und Ressourcen, indem aus Abwasser wieder Brauchwasser wird.
http://www.eawag.ch/forschung/siedlungswasserwirtschaft/index
Membrantechnologie in der kommunalen und industriellen Abwasserbehandlung
DWA-Workshop im Rahmen des 14. Europäischen Wasser-, Abwasser- und Abfall-Symposiums während der IFAT 2008
Am 5. Mai 2008 öffnet zum fünfzehnten Mal die IFAT – Internationale Fachmesse für Wasser, Abwasser, Abfall und Recycling – auf dem Gelände der Neuen Messe in München ihre Tore. Parallel zu dieser weltweit größten und wichtigsten Umweltmesse gibt es für die Besucher vom 5. bis 9. Mai 2008 ein ausgesuchtes internationales Konferenzprogramm. Im Rahmen des Abwassersymposiums der IFAT 2008 findet am 9. Mai 2008 der von der DWA veranstaltete Workshop „Membrantechnologie“ statt. Der Workshop besteht aus den Veranstaltungsblöcken „Kommunales Abwasser“ und „Industrieabwasser“ mit jeweils vier Vorträgen. Veranstaltungssprachen sind deutsch und englisch.
Einsatzbeispiel von Membrankleinkläranlagen
Anlässlich der 17. Aachener Tagung Ende Oktober 2007 stellte Martin Freund vom Lippeverband das Projekt „AKWA Dahlener Feld“ vor. Bei dem Versuch “ Alternativen der kommunalen Wasserver -und Abwasserentsorgung “ wurde die Zweckmässigkeit von Membrankleinkläranlagen im ländlichen Raum getestet.
Ausgewählt wurde ein Wohngebiet der Stadt Selm mit etwa 100 Einwohnern. Die Siedlung hat keine zentrale Trinkwasserversorgung und auch keine Abwasserentsorgung. Aktuell sind 21 Membrankleinkläranlagen in Betrieb und die ersten Erfahrungen zeigen, dass der vorgeschriebene Überwachungswert von 150 Milligramm pro Liter für die CSB-Konzentration eingehalten wird. Erfreulich und wichtig ist, dass in hygienischer Sicht sogar die Anforderungen der EU-Badegewässer -Richtlinie eingehalten werden.
Im Jahr 2006 hat das Fraunhofer Institut auf seiner Homepage das Projekt so vorgestellt:
Das Fraunhofer ISI hat ein neues Geschäftsmodell für den Einsatz dezentraler Membrankläranlagen entwickelt. Hohe Investitionen für Gemeinden und Nutzer entfallen – ideal für abseits gelegene Wohngebiete. Auch die Umwelt profitiert: Das Abwasser erreicht Badegewässerqualität.
Wie bringt man Innovationen schneller zur Anwendung? Mit neuen Geschäftsmodellen zum Beispiel, sagt das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung in Karlsruhe. Beispiel Kläranlagen: Weil die Stadt Selm im Kreis Unna kein Geld für den Abwasseranschluss von 25 Häusern im Wohngebiet Dahler Feld hatte, hätten die Hausbesitzer ihre maroden alten Kläranlagen auf eigene Rechnung ersetzen müssen. Das gelang erst dank eines neuen Geschäftsmodells des Fraunhofer ISI, das mit Unterstützung der West-LB entwickelt wurde. Es sieht vor, dass die modernen, aber in der Anschaffung teureren Membrankleinkläranlagen zunächst von einem Unternehmen – in diesem Fall vom Lippe-Verband – gekauft, eingebaut und betrieben werden und nach zehn Jahren in den Besitz der Hauseigentümer übergehen. Die schlagen zwei Fliegen mit einer Klappe: Zum einen entfallen für sie die Anschaffungskosten von rund 6000 Euro pro Anlage für einen Vierpersonenhaushalt, in den ersten zehn Jahren zahlen sie nur eine Gebühr. Zum anderen erzielen die Membrankläranlagen eine Abwasserqualität, die auch in Zukunft selbst schärfste Grenzwerte einhält. Das Abwasser, das am Ende des dreistufigen Reinigungsprozesses die Kläranlage im Garten verlässt, hat Badegewässerqualität nach EU-Richtlinie und kann problemlos im Erdreich versickern.
Das Fraunhofer ISI begleitete die Umsetzung des Geschäftsmodells „Zentraler Betrieb dezentraler Anlagen“ mit vier Informationsveranstaltungen für die Bürger sowie einer soeben abgeschlossenen Umfrage, die die Zufriedenheit der Bewohner mit dem Umsetzungsprozess und der Leistung der Kläranlagen bewertete. Die Rückmeldungen sind durchweg positiv: Gelobt werden die Zukunftssicherheit des Konzepts, die kompetente Betreuung durch das Projekt-Team sowie das gute Reinigungsergebnis der Anlagen, das zum Teil besser ist als die Abwasserreinigung in großen Kläranlagen. Zwei weitere Umfragen bis zum Abschluss des Projekts in zwei Jahren sollen klären, ob der Betrieb weiter stabil läuft und wo noch Optimierungsbedarf besteht.
Das Potenzial des Geschäftsmodells, das mit dem Lippe-Verband, RUFIS, der RWTH Aachen sowie dem Ingenieurbüro Prof. Stein&Partner entwickelt wurde, ist enorm. Viele Abwasserkanäle in Deutschland sind marode und müssten dringend saniert werden, doch den Gemeinden fehlt das Geld. Der Betrieb dezentraler Kläranlagen im Rahmen eines Betreibermodells würde die Abwasserreinigung auch im ländlichen Raum auf eine professionelle Basis stellen. Selbst für dichter besiedelte Gebiete wäre das Konzept eine wirtschaftlich und technisch interessante Alternative. „In der Wohnungswirtschaft könnte sich ein großer Markt für dezentrale Abwasseranlagen entwickeln“, sagt ISI-Projektleiter Dominik Toussaint. Auch für Entwicklungsländer sei das Geschäftsmodell eine interessante Variante.
Die Presseinformationen des Fraunhofer ISI finden Sie auch im Internet unter www.isi.fraunhofer.de/pr/presse.htm.
Das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) untersucht Marktpotenziale technischer Entwicklungen und deren Auswirkungen auf Wirtschaft, Staat und Gesellschaft. Die interdisziplinären Forschungsgruppen konzentrieren sich auf neue Technologien, Industrie- und Serviceinnovationen, Energiepolitik und nachhaltiges Wirtschaften sowie auf die Dynamik neuer Märkte und die Innovationspolitik.
Membranverfahren in der kommunalen Abwasserbehandlung
In den letzten anderthalb Jahrzehnten hat eine eindrucksvolle Entwicklung der
Membranverfahren bei der Abwasserreinigung stattgefunden. Wurden Membranverfahren
in den 80iger Jahren noch ausschließlich für die Behandlung stark verunreinigter
Abwässer, z.B. Deponiesickerwasser oder produktionsspezifische Abwässer,
eingesetzt, so hat sich das Membranbelebungsverfahren ausgehend von ersten
Versuchen im Labormaßstab Anfang der 90iger Jahre hin zu einer konkurrenzfähigen
und zukunftsweisenden Abwasserreinigungstechnologie entwickelt. Die Anwendung
der Membrantechnik erstreckt sich dabei nicht nur auf kleine Anlagen; vielmehr
zeigen neue Projekte im Bereich der Abwasserreinigung…
Informationen zu MBR- Anlagen
Ende Oktober gab Prof. Pinnekamp vom Institut für Siedlungswasserwirtschaft der RWTH Aachen in seinem Vortrag anlässlich der „Aachener Tagung Wasser und Membrane“ einen Überblick über die derzeit eingesetzte Membrantechnik. So gibt es in Deutschland 17 kommunale Anlagen unterschiedlicher Größe, weltweit haben die Anlagen in den letzten 10 Jahren aber stark zugenommen. Derzeit behandeln etwa 800 Anlagen mit einer Gesamtausbaugröße von knapp 1,2 Mio. Kubikmeter kommunale Abwässer. Asien und Nordamerika haben mit knapp 600 die meisten Anlagen, in Europa sind es 169, von denen die meisten in Großbritannien und Deutschland stehen. Zu den großen. Anbietern zählt die Zenon-GE, weiter kommen als Anbieter die japanische Kubota und aus Deutschland KMS-Puron, Rhodia-Orelis, Huber und A3 hinzu.
Prof. Pinnekamp ist der Ansicht, dass die Zukunft der Membrantechnik im Bereich der Abwasserbehandlung nicht unbedingt im Bereich von Membranbioreaktoren liege. Diese Technik käme für ihn nur in Frage, wenn alte Kläranlagen aus dem Betrieb genommen und durch neue Anlagen ersetzt werden. Interessanter sei die Technik als nachgeschaltete Zusatzklärung, um höhere Reinigungsstandards zu erzielen.
BR 11-07