Eidgenössisches Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation UVEK
Abwasser: Pilotversuch zur Beseitigung von Mikroverunreinigungen
Bern, 09.07.2007 – In Regensdorf findet 2007/08 im Auftrag des BAFU ein Versuch statt, die herkömmlichen Abwasserreinigungsverfahren mit so genannter Ozonierung zu ergänzen. So sollen die problematischen Mikroverunreinigungen aus dem Abwasser entfernt werden.
Dank dem guten Ausbaustandard der Abwasserreinigungsanlagen (ARA) hat sich der Zustand der Schweizer Bäche, Flüsse und Seen in den letzten dreissig Jahren stark verbessert. Nach wie vor gelangen aber durch unseren alltäglichen Gebrauch Rückstände von Chemikalien, die mit herkömmlicher Technik in der ARA nicht reduziert werden können, in die Gewässer. Dort, wo der Anteil an gereinigtem Abwasser hoch ist, können einzelne Stoffe Konzentrationen erreichen, welche Gewässerorganismen beeinträchtigen können. Es werden auch schwer abbaubare Stoffe im Grundwasser nachgewiesen. Diese könnten künftig eine Herausforderung für die Trinkwasseraufbereitung darstellen.
Eine erste Betrachtung zeigt, dass es sinnvoll ist, die Siedlungsentwässerung mittelfristig zu optimieren. Das Bundesamt für Umwelt (BAFU) evaluiert aktuell verschiedene Möglichkeiten, den Eintrag von solchen Mikroverunreinigungen (siehe Kasten) aus der Siedlungsentwässerung in die Gewässer zu verringern.
Nationales BAFU-Projekt
Dazu hat das BAFU 2006 das nationale Projekt ,Strategie MicroPoll“ gestartet (vgl. Faktenblatt 1). Dieses umfasst unter anderem gross angelegte technische Versuche in Kläranlagen. Im Auftrag des BAFU führt das Wasserforschungs-Institut des ETH-Bereichs (Eawag) in der ARA Wüeri in Regensdorf einen solchen Versuch durch. Getestet wird, ob Mikroverunreinigungen in einer zusätzlichen Reinigungsstufe entfernt werden können (vgl. Faktenblatt 2). Dieser Pilotversuch erfolgt in Zusammenarbeit mit dem Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft (AWEL) des Kantons Zürich und wird von der Gemeinde Regensdorf unterstützt.
Eine zusätzliche Reinigungsstufe
Als zusätzliche Stufe im Abwasserreinigungsverfahren wird in der ARA Wüeri die Ozonierung erprobt. Aus einem Sauerstofftank wird flüssiger Sauerstoff (O2) in einen Verdampfer geleitet und dann in einem Ozonerzeuger in Ozon (O3) umgewandelt. Dieser wird dem Abwasser beigemischt und ermöglicht dadurch die Entfernung von Mikroverunreinigungen (vgl. Faktenblatt 3).
Weiterer Versuch geplant
Der Versuch mit Ozonierung dauert etwa 18 Monate. Er dient der konkreten Abklärung, wie effizient das Verfahren ist, welche technischen Voraussetzungen für die ARA nötig sind, welche Anforderungen es an einen ARA-Betrieb stellt und welche Kosten entstehen (vgl. Faktenblatt 2). Ein weiterer Pilotversuch mit einer anderen möglichen Reinigungsstufe, der Aktivkohlebehandlung, ist bereits in Planung.
Der Bericht mit einer Zusammenfassung der Resultate ist Ende 2008 zu erwarten.
Was sind Mikroverunreinigungen?
Mikroverunreinigungen sind organische Spurenstoffe, die in sehr tiefen Konzentrationen (Milliardstel- bis Millionstel-Gramm pro Liter) in den Gewässern nachgewiesen werden. Bei diesen Stoffen handelt es sich um Inhaltsstoffe von Pflanzenschutzmitteln, Körperpflegeprodukten, Reinigungsmitteln oder Medikamenten. Einige dieser Stoffe können sich bereits in sehr tiefer Konzentration nachteilig auf die Gewässer und ihre Lebewesen auswirken, z.B. Geschlechtsveränderungen bei Fischen hervorrufen.
Zum Vergleich: Ein Milliardstel-Gramm pro Liter entspricht etwa der Konzentration des Wirkstoffs einer Kopfwehtablette in einem normalen Schwimmbecken mit 25 Metern Länge.
Adresse für Rückfragen:
Auskünfte
Stephan Müller, Abteilungschef Wasser, BAFU, Tel. 031 322 93 20
Michael Schärer, Projektleiter ,Strategie MicroPoll“, Abteilung Wasser, BAFU,
Tel. 031 324 79 43
Hansruedi Siegrist, Leiter Arbeitsgruppe Pilotversuch, Abteilung Ingenieurwissenschaften, Eawag, Tel. 044 823 50 54
Herausgeber:
Bundesamt für Umwelt
Internet: http://www.umwelt-schweiz.ch