Erste Anlage im Praxismaßstab in Deutschland
Mit knapp 6,6 Millionen Euro Fördermitteln unterstützt das Bundeslandwirtschaftsministerium den Bau eines Holzvergasungsheizkraftwerkes in Senden, ein Projekt der Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm (SWU), das in Sachen Wirkungsgrad und Effizienz von Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen (KWK) mit Biomasse neue Maßstäbe setzen wird.
Der Parlamentarische Staatssekretär im Bundeslandwirtschaftministerium Dr. Gerd Müller, überreichte heute den Zuwendungsbescheid an den technischen Geschäftsführer der SWU Energie GmbH, Jürgen Schäffner.
Die geplante Anlage wird Strom und Wärme mit einem Gesamtwirkungsgrad von rund 80 Prozent erzeugen, das übertrifft die Werte herkömmlicher Biomassekraft- und -heizkraftwerke deutlich. Gleichzeitig ist das Vorhaben mit einer Gesamtenergieleistung von gut 15 MW die erste Holzvergasungsanlage in Deutschland in diesem Maßstab.
„Wir erhoffen uns von dieser Anlage nichts weniger als einen Durchbruch bei der dezentralen Strom- und Wärmeerzeugung aus Biomasse. Die Holzvergasung gilt als Schlüsseltechnologie – mit der geplanten Demonstrationsanlage, der ersten in dieser für den dezentralen Bereich wichtigen Größe in Deutschland, wollen wir zeigen, dass sie marktreif ist,“ erklärte Müller.
Biomasse kann durch kombinierte Erzeugung von Wärme und Strom energetisch besonders effektiv genutzt werden. „Der effizienteste Weg zur Erzeugung von Strom und Wärme aus fester Biomasse im dezentralen Bereich ist die thermochemische Vergasung mit anschließender Kraft-Wärme-Kopplung,“ so der Parlamentarische Staatssekretär.
Die Sendener Anlage stellt eine Weiterentwicklung des Holz-Heizkraftwerkes (HKW) mit Holzvergasung im österreichischen Güssing dar. Das Sendener Biomasse-HKW muss nun zeigen, dass es im Versorgungsalltag eines Stadtwerkes bestehen kann. Mit immerhin 7.200 Volllaststunden im Jahr soll die Anlage Produktgas erzeugen und die daraus gewonnene Wärme ins Fernwärmenetz der Stadt einspeisen. Der Strom, ausreichend zur Versorgung von rund 10.000 Haushalten, wird ins Stromnetz geleitet und gemäß Erneuerbare-Energien-Gesetz vergütet.
Den Rohstoff Holz wandeln die Sendener mit hoher Effizienz um: Den elektrischen Wirkungsgrad erhöhen die Betreiber durch die zusätzliche Nutzung eines Organic-Rankine-Cycle- (ORC-) Prozesses auf gut 33 Prozent, der Gesamtwirkungsgrad beträgt rund 80 Prozent. Als Brennstoff kommen Holzhackschnitzel aus der Region zum Einsatz, geplant sind außerdem Versuche mit anderen Biomassen wie Grünschnitt und Kleie.
Das Sendener Biomasse-Heizkraftwerk stellt den Sprung in ein neues technologisches Zeitalter der Bioenergieproduktion dar, zum Nulltarif ist der jedoch nicht zu haben. Das HKW wird rund 20 Millionen Euro teurer sein als ein vergleichbares Erdgas-HKW. Für die Demonstration dieser Technologie ist eine Anschubfinanzierung durch das BMELV unabdingbar. Der große Stellenwert, den die Holzvergasungstechnologie auf dem Weg zu einer immer effizienteren Bioenergienutzung hat, rechtfertigt die hohe Fördersumme jedoch. Zumal die Technik, einmal am Markt etabliert, aufgrund ihres hohen Wirkungsgrades auch wirtschaftliche Vorteile sowie eine nachhaltige dezentrale Energieversorgung verspricht.