Als der Zebrabärbling (lat. Danio rerio) 1822 erstmals beschrieben wurde, deutete nichts auf die steile wissenschaftliche Karriere hin, die er einmal machen würde. Seit etwa acht Jahren wird er nun an der Eawag als Wirbeltiermodell in der Ökotoxikologie verwendet. Zeit genug die erarbeiteten Ergebnisse in der Eawag News zusammenzufassen.
Der schillernd blau-weiss gestreifte Zebrabärbling, der in den Labors kurz «Zebrafisch», ausgehend vom englischen Namen «zebrafish» genannt wird, war zunächst vor allem bei Medizinern und Entwicklungsbiologen ein beliebtes Studienobjekt. Ihre günstigen Eigenschaften − sie sind robust, leicht zu halten, und entwickeln sich in nur 24 Stunden vom befruchteten Ei zur Larve − überzeugten die Forscher.
Auch in der Ökotoxikologie war man Ende der 1990er Jahre auf der Suche nach einem ganzheitlichen Modellorganismus. Damals war man alarmiert durch Berichte von hormonaktiven Chemikalien und vermutete, dass diese Stoffe für das vermehrte Auftreten von Fischen mit missgebildeten Geschlechtsorganen verantwortlich sein könnten. «Dass sich diese Kausalität im Endeffekt nur nachweisen lässt, wenn man auch mit Fischen arbeitet, war eine wichtige Überlegung, warum wir an der Eawag auf Zebrabärblinge setzten» begründet Rik Eggen (damaliger Leiter der Abteilung Ökotoxikologie und jetziger stellvertretender Eawag-Direktor) die Wahl des Wirbeltiermodells. Im Rahmen des Nationalen Forschungsprogramms NFP 50 «Hormonaktive Stoffe» sowie eines EU-Projekts erforschte sein Team die genauen Wirkmechanismen der hormonaktiven Substanzen. Ein Teil der Ergebnisse wird nun schwerpunktmässig in der Eawag News beschrieben.
Ein weiterer Fokus der ökotoxikologischen Forschung am Zebrabärbling liegt in der Entwicklung neuer Toxizitätstests. Ziel der Eawag ist es einerseits, auf den Einsatz adulter Tiere zu verzichten. Anderseits sollen die Tests Einblick in die Wirkungsweise der Substanzen geben. Da liegt es nahe, sie auf molekulare Endpunkte hin auszurichten, anstatt wie bisher relativ unspezifische Kriterien, z.B. morphologische Veränderungen oder die Sterblichkeitsrate, zu betrachten. Der an der Eawag entwickelte und bereits auf seine Praxistauglichkeit getestete MolDarT (molekularer Danio-rerio-Teratogenitätstest) ist ein grosser Schritt in diese Richtung.
http://www.eawag.ch/media/20080515/index