Die Kehrseite der Sparsamkeit

Der Wasserverbrauch der Deutschen geht seit Jahren stetig zurück. Spareinrichtungen bei Duschen und Toiletten sowie ein gestiegenes Umweltbewusstsein sind die Gründe. Obwohl die Verbraucher immer weniger Trinkwasser benötigen, bleiben die Abrechnungen der Stadtwerke gleich hoch oder steigen sogar. Die Kehrseite der Sparsamkeit: Weniger Wasser schadet den Rohren, klagen die Versorger.

Ein immer seltener werdendes Vergnügen: Rund 30 Liter Wasser werden pro Schaumbad verbraucht.
Konstanz – Wassersparen ist für viele Bürger auch aus Gründen des Umweltschutzes selbstverständlich. Der rückläufige Wasserverbrauc sorgt allerdings nicht für sinkende Kosten. Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) erklärt gegenüber dieser Zeitung, dass ein weiterer Rückgang mehr Probleme als Nutzen schafft. „Das Abwasser fließt schlechter ab und die Gefahr, dass die Kanäle verrotten, wird größer“, sagt ein Sprecher des Branchenverbandes. Immer mehr Rohre müssten vorzeitig ersetzt werden, prophezeit der Verband.
Unterstützung erhält der BDEW von Bodo Weigert vom Kompetenzzentrum Wasser in Berlin, einem internationalen Zentrum für Wasserforschung. „Die Menge an Schadstoffen wie Duschgel oder Fäkalien hat sich in den vergangenen Jahren nicht verändert“, erklärt Weigert. Wenn die kilometerlangen Kanalisationsrohre nicht regelmäßig durchspült würden, seien Geruchsbelästigungen in warmen und trockenen Monaten, Beschädigungen sowie starke Ablagerungen die Folge. Fließt dagegen zu wenig und zu langsam Frischwasser durch die Leitungen, „dann steigt durch die größere Verweildauer in den Rohren die Verkeimungsgefahr“.

Allein die Stadtwerke Villingen-Schwenningen (SVS) betreuen ein insgesamt 711 Kilometer langes Trinkwassernetz. Etwa 180 Kilometer davon entfallen auf Hausanschlüsse, also die Leitungen, die von den großen Versorgungsrohren in der Straße abzweigen und in die jeweiligen Häuser führen. „Mit Blick auf die langsame, aber beständige Abnahme der Trinkwassermengen wird bei uns ein besonderes Augenmerk auf die Spülvorgänge gelegt. Hier betreiben wir einen hohen Aufwand“, sagt eine SVS-Sprecherin. Bedingt durch die zunehmende Anzahl an Spülungen von Trink- und Abwasserleitungen sowie den Unterhalt der Leistungen, verzeichnen die Wasserversorger steigende Fixkosten: Laut Branchenangaben sind dies 80 Prozent der jährlichen Aufwendungen.

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