Über ihre Steuerbauwerke kann die KWL aktiv in das Abflussgeschehen in Leipzig Kanalisation eingreifen
Das Abwasser gezielt durch die Kanalisation lenken oder sogar einstauen – mit der Kanalnetzsteuerung ist es der KWL – Kommunale Wasserwerke Leipzig GmbH möglich, aktiv in das Abflussgeschehen unter den Straßen Leipzigs einzugreifen. Dadurch lässt sich nicht nur die Behandlungskapazität des Klärwerkes Rosental erhöhen, sondern auch das Speichervolumen in der Kanalisation optimal ausnutzen. „So gelingt es, möglichst wenig Mischwasser in die Leipziger Flüsse einzuleiten. Die Kanalnetzsteuerung leistet damit einen aktiven Beitrag zum Schutz der sensiblen Leipziger Gewässer und der Umwelt“, sagt Mathias Wiemann, Leiter des KWL-Unternehmensbereiches Netze.
Abwasser im Kanal speichern
Die Stadt Leipzig verfügt über eine Mischwasserkanalisation, über die neben dem häuslichen und gewerblichen Abwasser auch das Regenwasser zum Klärwerk abgeleitet wird. Bei starken Niederschlägen kommt es vor, dass die Kapazität des Klärwerkes nicht ausreicht, um das ankommende Schmutzwasser zu behandeln. Das stark verdünnte Abwasser, sogenanntes Mischwasser, wird dann in der Kanalisation zwischengespeichert. Mischwasser, das nicht behandelt und zwischengespeichert werden kann, wird nach einer mechanischen Vorreinigung durch Feinstrechen in den nächstgelegenen Fluss eingeleitet, um Rückstau und mögliche Überflutungen zu verhindern.
Steuerbauwerke regeln Zufluss
Unter den Straßen Leipzigs wird der Abfluss des Mischwassers über Steuerbauwerke geregelt. Vier von sechs dieser geplanten unterirdischen Anlagen bestehen bereits, zwei weitere baut die KWL 2009 und 2010. In ihren Rohrleitungen sind Schieber angeordnet, die bei Regenwetter automatisch ihren Öffnungsgrad verringern und die Zuflüsse somit drosseln. Das Abwasser wird dann im jeweils vorgelagerten Hauptsammler eingestaut.
Projekt der Zukunft: Verbundsteuerung
Derzeit arbeiten die Abwasserexperten der KWL an einer neuen Idee: der Verbundsteuerung. Durch sie wird die Ableitung des Mischwassers ins Klärwerk noch besser gesteuert. Wenn beispielsweise in den Sommermonaten die Niederschlagsmengen in den einzelnen Stadtteilen von Leipzig unterschiedlich ausfallen und so die Regenwassermenge, die über die Kanalisation abgeleitet werden muss, schwankt – kann die Verbundsteuerung die ungleiche Auslastung der Staukanäle zum Wohle der Umwelt ausgleichen.
„Für die Dauer eines Regens werden die Mischwasserabflüsse aus den Stadtteilen, in denen es regnet, mit Hilfe der Steuerbauwerke direkt bis zum Klärwerk durchgeleitet. Gleichzeitig werden die Abflüsse aus den anderen Stadtteilen durch die Steuerbauwerke gedrosselt und für die Dauer des Regens im Kanal angestaut“, erklärt Cornelia Nietzschmann, Teamleiterin des Fachbereichs Planung im Unternehmensbereich Netze. Nach Ende des Regens werden die Staukanäle nacheinander wieder entleert, das zwischengespeicherte Abwasser ins Klärwerk Rosental geleitet und dort umweltgerecht gereinigt. Nietzschmann betont: „Durch die Verbundsteuerung können wir die biologische Reinigungsleistung des Klärwerkes Rosental einhalten und die Einleitung von Mischwasser in Flüsse jährlich um 30 Prozent reduzieren – zum Schutz unserer Gewässer und der Umwelt.“
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