Sonntag, September 24, 2023

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Mai 2023
Deutschland verlor in den letzten zwanzig Jahren durchschnittlich 760 Mio. Tonnen Wasser pro Jahr
Nationale Wasserstrategie
Bund fördert Wasserstoff-Forschungsprojekt im bayerischen Chemiedreieck
Deutscher Wetterdienst berechnet Starkregengefahr für jeden Ort in Deutschland
Einleitverbote für Scrubber-Abwasser empfohlen
März 2023
Abschätzung zusätzlich aus Abwasser und Klärschlämmen kommunaler und gewerblicher Herkunft extrahierbarer Wertstoffe
Phosphoreinträge in die Gewässer bundesweit modellieren
Trotz Fortschritten nur zehn Prozent der deutschen Gewässer ökologisch intakt
Evaluierung und Weiterentwicklung der CSR-Berichterstattung
Kurzinfo – Abwasser – Kläranlage

 


Deutschland verlor in den letzten zwanzig Jahren durchschnittlich 760 Mio. Tonnen Wasser pro Jahr

Die vergangenen fünf Jahre in Deutschland waren von massiven Sommerdürren geprägt. Es ging sehr viel Wasser verloren. Nur: Wie hoch die Verluste genau waren und ob sich daraus ein Trend für die Zukunft ableiten lässt, sind nach wie vor offene Fragen. Ein Team des Deutschen GeoForschungsZentrums (GFZ) hat nun gemeinsam mit Wissenschaftler:innen des Forschungszentrums Jülich und der Universität Bonn die Jahre von 2002 bis 2022 genauer untersucht. Ihr Fazit: Im Durchschnitt hat Deutschland jedes Jahr 760 Millionen Tonnen (0,76 Kubikkilometer) Wasser verloren – sei es durch abnehmende Bodenfeuchte, schwindendes Grundwasser, abgeschmolzene Gletscher oder gesunkene Wasserspiegel. Die Studie beruht in erster Linie auf Daten der Satellitenmissionen GRACE (2002 bis Missionsende 2017) und GRACE-Follow On (seit 2018 aktiv). Das Besondere dieser Studie ist, dass die Forschenden vier verschiedene Auswertemethoden verglichen haben und damit zu einem deutlich geringeren Wasserverlust kamen als andere Auswertungen der Satellitendaten, die lediglich auf einer einzigen Methode beruhten. Der gesamte Wasserspeicher (auf Englisch Terrestrial Water Storage, TWS) hat demnach in den zwei Jahrzehnten um zusammengerechnet 15,2 Kubikkilometer abgenommen. Zum Vergleich: Der Wasserverbrauch aller Sektoren – Industrie, Landwirtschaft, Privathaushalte – in Deutschland beträgt rund 20 Kubikkilometer pro Jahr. Um verlässlich einen Trend abschätzen zu können, sei der Zeitraum jedoch zu kurz und zu stark von verschiedenen Extremen geprägt, schreiben die Forschenden in der April-Ausgabe der Fachzeitschrift „Hydrologie & Wasserbewirtschaftung (HyWa)“.

Die Satellitenmissionen GRACE (2002 bis Missionsende 2017) und GRACE-Follow On (seit 2018 aktiv) sind einzigartig. Die Satelliten-Tandems vermessen die Erdanziehungskraft, das so genannte Schwerefeld, und dessen Änderungen global auf Monatsbasis. Aus diesen Schwerefelddaten lassen sich Massenverlagerungen erkennen, die wiederum Rückschlüsse auf Veränderungen im Wasserkreislauf erlauben, also beispielsweise das Abschmelzen von Gletschern oder das Entleeren von Grundwasserspeichern. Erstmals ist es damit zum Beispiel gelungen, den Eismassenverluste Grönlands und der Antarktis zu quantifizieren. Der große Vorteil dieser Art von Messung: Sie erfasst auch Grundwasserleiter, die tief unter der Erdoberfläche verborgen sind. Der Nachteil: Die räumliche Auflösung der Schwerefelddaten ist vergleichsweise grob: rund 300 mal 300 Kilometer. Verlässliche Aussagen lassen sich daher nur für Gebiete von rund 100.000 Quadratkilometern Größe treffen, das entspricht etwa der Fläche der ehemaligen DDR.

Neue Analyse verschiedener Datenreihen für Deutschland (2002-2022)
Ein Team von Forschenden unter der Leitung von Andreas Güntner vom Deutschen GeoForschungsZentrum GFZ hat jetzt erstmals für Deutschland einen detaillierten Überblick über die von den Satelliten gemessenen Änderungen des Gesamtwasserspeichers der letzten zwanzig Jahre veröffentlicht. Für die Auswertung der Daten – sowohl was die Bestimmung des Schwerefeldes betrifft als auch daraus abgeleitet die Bestimmung der gespeicherten Wassermassen – muss eine ganze Reihe von störenden Effekten herausgerechnet werden. So sind die 300 mal 300 Kilometer messenden Datenflächen naturgemäß nicht scharf abgegrenzt, denn der Einfluss der Schwerkraft auf die Satelliten lässt sich nicht auf klar definierte Segmente der Erde zurückführen wie etwa bei einem Satellitenbild. Das zeigt sich etwa darin, dass der Schwerefeldeffekt abschmelzender Alpengletscher auch die Messungen für die Wasservorkommen im Alpenvorland überlagert (der Effekt wird „Leakage“ genannt): Wenn die Gletschermassen schwinden, sieht es für die Satelliten so aus, als ob auch weiter entfernte Wassermassen verschwunden seien. Außerdem ändert sich das Schwerefeld der Erde auch, ohne dass sich akut Wassermassen verändern. Ein solcher Effekt ist beispielsweise, dass sich in manchen Regionen nach dem Verschwinden der eiszeitlichen Gletscher heute noch die Erdkruste hebt.

Räumliche Verteilung der Anomalien der Gesamtwasserspeicherung (TWS) für Deutschland aus den Satellitendaten von GRACE und GRACE-FO in den Monaten mit der größten positiven Anomalie (links) und der größten negativen Anomalie (Mitte) relativ zum langjährigen Monats-Mittelwert von TWS sowie die Differenz zwischen den beiden Monaten (rechts). Copyright: — Güntner et al. (2023); Hydrologie & Wasserbewirtschaftung, 67, (2), 74-89. DOI: 10.5675/HyWa_2023.2_1

Je nach Prozessierungsmethoden und korrigierenden Faktoren ergeben sich leicht unterschiedliche Werte für das Schwerefeld und dessen Variationen. Die Forschenden nutzten für ihre Studie…mehr:

https://www.fz-juelich.de/de/aktuelles/news/meldungen/2023/deutschland-verlor-in-den-letzten-zwanzig-jahren-durchschnittlich-760-mio-tonnen-wasser-pro-jahr

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Nationale Wasserstrategie

Die deutsche Wasserwirtschaft steht vor neuen Herausforderungen: Klimawandel, demografische Entwicklungen, Landnutzungsänderungen, technologische Neuerungen, verändertes Konsumverhalten und neue politische Rahmenbedingungen bringen umfassende Veränderungen mit sich.

Am 15.03.2023 wurde die Nationale Wasserstrategie im Bundeskabinett verabschiedet. Mit dieser Strategie und dem dazugehörigen Aktionsprogramm wird die Grundlage für ein zukunftsfähiges Management unserer Wasserressourcen und den Schutz unserer Gewässer gelegt.

Wasserwirtschaft und Gewässerschutz stehen durch ⁠Klimawandel⁠, Globalisierung, diffuse Stoffeinträge und demografischer Wandel vor diversen Herausforderungen. Die Nationale Wasserstrategie zielt darauf auch im Jahr 2050 und darüber hinaus den nachhaltigen Umgang mit unseren Wasserressourcen zu sichern. Auch langfristig soll der Zugang zu qualitativ hochwertigem Trinkwasser erhalten, der verantwortungsvolle Umgang mit Grund- und Oberflächengewässern auch in anderen Sektoren gewährleistet und der natürliche Wasserhaushalt und die ökologische Entwicklung unserer Gewässer unterstützt werden. Die 78 Maßnahmen des Aktionsprogramms zur Nationalen Wasserstrategie sollen schrittweise bis 2030 umgesetzt werden.

Die Strategie gliedert sich in die 10 Strategischen Themen:

  • Den naturnahen Wasserhaushalt schützen, wiederherstellen und dauerhaft sichern – Wasserknappheit und Zielkonflikten vorbeugen
  • Gewässerverträgliche und klimaangepasste Flächennutzung im urbanen und ländlichen Raum realisieren
  • Nachhaltige Gewässerbewirtschaftung weiterentwickeln -guten Zustand erreichen und sichern
  • Risiken durch Stoffeinträge begrenzen
  • Wasserinfrastrukturen klimaangepasst weiterentwickeln – vor Extremereignissen schützen und Versorgung gewährleisten
  • Wasser-, Energie- und Stoffkreisläufe verbinden
  • Leistungsfähige Verwaltungen stärken, Datenflüsse verbessern, Ordnungsrahmen optimieren und Finanzierung sichern
  • Meeresgebiete (Nord- und Ostsee) intensiver vor stofflichen Einträgen vom Land schützen
  • Bewusstsein für die Ressource Wasser stärken
  • Gemeinsam die globalen Wasserressourcen nachhaltig schützen

Begleitet wird die Nationale Wasserstrategie durch die Publikation „Ausgewählte Fachinformationen zur Nationalen Wasserstrategie“ (UBA-Text 86/2021). Hier wird der fachlich-wissenschaftliche Hintergrund für die 10 Strategischen Themen der Nationalen Wasserstrategie dargestellt. Dies umfasst Informationen zum Zustand der Gewässer, zu den Herausforderungen und Anforderungen für die Wasserwirtschaft und den Gewässerschutz sowie zu Wassernutzungen in anderen Sektoren.

Nationaler Wasserdialog und Bürger*innendialog

Der Nationale Wasserdialog und seine Ergebnisse sind ein wesentlicher Baustein für die Entwicklung der Nationalen Wasserstrategie. Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit und das Umweltbundesamt führten von 2018 bis 2020 den Nationalen Wasserdialog durch. Im Rahmen des zweijährigen Dialogprozess wurden zukünftige Entwicklungen diskutiert, Lösungsstrategien erarbeitet und gemeinsam mit den beteiligten Akteuren wesentliche Maßnahmen identifiziert, um  mit zukünftigen Herausforderungen umgehen zu können. Mehr als 300 Teilnehmer*innen aus Wasserwirtschaft, Landwirtschaft und Forschung, aus Verbänden, Ländern und Kommunen haben am Nationalen Wasserdialog mitgewirkt. Am 08.10.2020 wurde der Nationale Wasserdialog im Rahmen des 2. Nationalen Wasserforum mit einem umfangreichen Abschlussdokument beendet.

Das Bundesumweltministerium ermöglichte im Rahmen des „Nationalen Bürger*innendialogs Wasser“ zufällig ausgewählten Bürgerinnen und Bürgern aus unterschiedlichen Regionen Deutschlands die Mitwirkung bei der Gestaltung der Wasserpolitik der Zukunft. Zwischen Februar und April 2021 wurden in Workshops Ideen für die Sicherung von Wasser, der Lebensressource Nummer eins, entwickelt und zu Papier gebracht. In einem Bürger*innenratschlag formulierten die Bürgerinnen und Bürger Forderungen und Empfehlungen an die Bundespolitik, die im Zuge der Entwicklung der Nationalen Wasserstrategie aufgegriffen wurden und nun umgesetzt werden sollen. Weitere Informationen zum Dialog und zu den Ergebnissen stehen im Schlussbericht zum Nationalen Bürger*innendialog Wasser.

https://www.umweltbundesamt.de/themen/wasser/wasser-bewirtschaften/nationale-wasserstrategie

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Bund fördert Wasserstoff-Forschungsprojekt im bayerischen Chemiedreieck

Für die Transformation des mit über 20.000 Beschäftigten größten bayerischen Chemiestandortes ChemDelta Bavaria hin zur Wasserstoffwirtschaft wurde das Forschungsprojekt „Verbundvorhaben H2-Reallabor Burghausen“ entwickelt. Nun wird das Forschungsprojekt offiziell vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Der Förderbetrag beläuft sich auf rund 39 Millionen Euro. Das Verbundvorhaben im bayerischen Chemiedreieck – als Initiative der Stadt Burghausen – soll als Leuchtturmprojekt fungieren für die gesamte chemische Industrie in Deutschland auf dem Weg in eine klimaneutrale Wasserstoffwirtschaft.

Das ChemDelta Bavaria ist die größte Chemieregion in Bayern mit 19 weltweit tätigen
Unternehmen, 20.000 Beschäftigten, mehr als zehn Milliarden Umsatz pro Jahr und mehr als
vier Milliarden Investitionen in den letzten Jahren. Die Chemieregion im Südosten des
Freistaats ist bereits jetzt der größte Wasserstoffnutzer in Bayern. Die ansässigen Firmen
wollen sich der Herausforderung einer klimaneutralen Transformation durch die Nutzung von
grünem Wasserstoff als Energieträger und potentielle Basis für zusätzliche und neue
Ausgangstoffe für die Chemie stellen. Der Erhalt von in Summe gut 50.000 Arbeitsplätzen in
der Region – neben den Industrie-Beschäftigten sind weitere rund 30.000 Menschen indirekt
von der Chemie vor Ort abhängig – steht dabei im Fokus der Reallabor-Verantwortlichen.

2021 wurde für dieses Vorhaben als Betriebsgesellschaft die Reallabor Burghausen –
ChemDelta Bavaria gGmbH gegründet, unter Federführung der Stadt Burghausen, des
Landkreises Altötting und weiteren Gesellschaftern aus Industrie und Logistik – Wacker
Chemie AG, Linde GmbH, InfraServ GmbH & Co. Gendorf KG, Westlake Vinnolit GmbH &
Co. KG, OMV Deutschland GmbH und DB Cargo BTT GmbH. Mit dem Reallabor sollen neue
Technologien entwickelt und zur Marktreife geführt werden, um Wasserstoff (H2) als
Energieträger in der chemischen Industrie, aber auch auf breiter Basis in Logistik und
weiterer Wirtschaft zu nutzen und Kohlendioxid (CO2) einzusparen. Unter Leitung der
Technischen Universität München und der Technischen Hochschule Rosenheim wurde ein
Forschungsvorhaben mit insgesamt 36 Projektpartnern und einem Budget von rund 50
Millionen Euro entwickelt. Dieses Vorhaben wurde zur Förderung beim
Bundesforschungsministerium eingereicht und nun als förderungswürdig bewertet.

In Summe mehr als 50 Mio. Euro für Wasserstoff-Forschungsvorhaben
Der Förderbescheid wurde am Dienstag, 21. März 2023, in einem Festakt im TUM Akademiezentrum Raitenhaslach in Burghausen von Staatssekretär Dr. Jens Brandenburg vom Bundesministerin für Bildung und Forschung offiziell an Ersten Bürgermeister Florian Schneider von der Stadt Burghausen als größtem Gesellschafter der Reallabor gGmbH
übergeben. Der Förderbescheid umfasst die Maßnahmen des Reallabor-Vorhabens in Höhe von rund 39 Millionen Euro in den kommenden vier Jahren. Gekoppelt ist die Millionenförderung des Bundes mit eingebrachten Eigenmitteln der Projektpartner in Höhe von rund zwölf Millionen Euro, so dass für das Wasserstoff-Forschungsprojekt insgesamt rund 51 Millionen Euro zur Verfügung stehen.

„Praxisnaher Test für Wasserstoffkette“
Staatssekretär Brandenburg bezeichnete das H2-Reallabor als „praxisnahen Test direkt im industriellen Umfeld im Verbund mit der Forschung, wo man konkrete Ideen für die Wasserstoffkette konkret ausprobieren kann“. Damit sei das Projekt ein wichtiges Bauteil der Energiewende. „Die Förderung des Bundes ist aber auch ein großer Vertrauensvorschuss für das Burghauser Reallabor im hochkompetitiven Wettbewerbsprozess um Förderungen in Deutschland“, so Brandenburg.

Dr. Peter von Zumbusch von der Wacker Chemie AG und Leiter des Wacker-Werkes Burghausen, das mit über 8.000 Beschäftigten der größte Chemiestandort im ChemDelta Bavaria ist, betonte:

„Auf dem Weg der bayerischen chemischen Industrie in die Zukunft durch klimafreundliche Transformation in eine nachhaltige Wasserstoffwirtschaft müssen die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen stimmen.“Unter anderem ohne nachhaltig und preisgünstig erzeugten Strom werde das nicht möglich sein.

Fünf Hochschul- und Forschungseinrichtungen beteiligt
Am H2 Reallabor Burghausen sind neben den 16 Industriepartnern auch fünf bayerische Hochschulen und Forschungseinrichtungen beteiligt: Die wissenschaftliche Leitung
übernimmt die Technische Universität München (TUM). Beteiligt sind zudem die Technische Hochschule Rosenheim (TH-Ro) mit dem Campus Burghausen, die ostbayerische Technische Hochschule Regensburg (OTHR), die Forschungsstelle für Energiewirtschaft (FfE e.V.) sowie Bauhaus Luftfahrt (BHL). Prof. Dr. Gerhard Kramer, Vizepräsident der TUM,
informierte, dass allein zwölf Lehrstühle und Professuren beim Reallabor-Projekt dabei sein werden.

„Durch die Zusammenarbeit von Hochschul-Forschung und chemischer Industrie im Hinblick auf den Transformationsprozess kann das H2-Reallabor zum Nukleus der deutschen Wasserstoffwirtschaft werden“, so Kramer.

Prof. Dr. h.c. Heinrich Köster, Präsident der TH-Ro, sagte:

„Auch die Technische Hochschule Rosenheim mit ihrem Campus Burghausen wird ihre Beiträge zum Reallabor Burghausen liefern.“

So werde inunmittelbarer Nähe zum Campus Burghausen ab Ende des Jahres ein Technikum für Forschung auf den Gebieten Wasserstoff, Verfahrenstechnik und Chemie errichtet. Die Fertigstellung ist für Ende 2025 oder Anfang 2026 geplant. Etwa 40 Millionen Euro werden dafür von der Stadt Burghausen mit Fördermitteln des Freistaates Bayern investiert. Außerdem habe man bereits zum Wintersemester 2022/2023 einen Masterstudiengang Wasserstofftechnologie eingerichtet, eine entsprechende Professur folge nun.

Forschungsergebnisse für gesamte deutsche Chemieindustrie
„Der millionenschwere Förderbescheid des Bundes ist verbunden mit der Auflage, dass die Forschungsergebnisse des Projekts der gesamten deutschen Chemieindustrie zur Verfügung gestellt werden“, so Reallabor-Geschäftsführer Anton Steinberger. „Das Vorhaben im ChemDelta Bavaria erfüllt damit eine Leuchtturm-Funktion für die Chemiebranche in ganz
Deutschland.“ So könne gemeinsam der Weg in die klimaneutrale Wasserstoffwirtschaft für eine der wichtigsten Branchen der deutschen und der europäischen Volkswirtschaft geebnet werden.

Burghausens Bürgermeister Florian Schneider betonte, dass das H2 Reallabor auch nach Ende der Förderphase in 2027 dauerhaft etabliert sein werde, um dort die Forschung
für Klimaneutralität in Zusammenarbeit mit der Industrie weiter voranzutreiben.

https://www.fona.de/de/bund-foerdert-wasserstoff-forschungsprojekt-im-bayerischen-chemiedreieck

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Deutscher Wetterdienst berechnet Starkregengefahr für jeden Ort in Deutschland

„Dank neuer Beobachtungsdaten und der Verknüpfung der Informationen von Bodenstationen und Wetterradar kann der DWD jetzt für jeden Ort in Deutschland die Starkregengefahr berechnen.” Das verkündete Tobias Fuchs, Vorstand Klima und Umwelt des Deutschen Wetterdienstes (DWD), auf der Klima-Pressekonferenz des nationalen Wetterdienstes im März 2023 in Berlin. Die damit möglichen Risikokarten zum Auftreten von Starkregen und Dauerregen seien zum Beispiel für den vorbeugenden Katastrophenschutz als Planungsgrundlage sehr wichtig. Aber auch die Wasserwirtschaft sowie Bauingenieure und Städteplaner profitierten davon bei der angemessenen Dimensionierung von Kanalnetzen, Kläranlagen, Pumpwerken oder Rückhaltebecken. Die Verknüpfung der Risikokarten zu extremen Niederschlägen mit geografischen und demografischen Informationen ermögliche ganz neue „Lagebilder”. So hat der DWD seine Daten mit der Bevölkerungsstatistik verbunden und konnte so für die 15 bevölkerungsreichsten Städte zeigen, wie stark die Einwohnerinnen und Einwohner von extremen Niederschlägen bisher betroffen waren.

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Einleitverbote für Scrubber-Abwasser empfohlen

Das Umweltbundesamt hat die Auswirkungen der Abwassereinleitungen aus Abgasreinigungsanlagen von Seeschiffen (Scrubber) auf die Meeresumwelt untersuchen lassen. Das Scrubber-Abwasser enthält Schadstoffe wie Schwermetalle und polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, seine Einleitung in die Meere wird als äußerst bedenklich eingestuft. Einleitverbote – mindestens regional – werden empfohlen.

Im Auftrag des Umweltbundesamtes (⁠UBA⁠) untersuchte das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) mit weiteren Partnern im Projekt „Environmental Impacts of Discharge Water from Exhaust Gas Cleaning Systems on Ships (ImpEx)“ im Zeitraum von 2020 bis 2023 Abwasserproben von vier Schiffen auf die Schadstoffbelastung und deren ökotoxikologische Wirkung.

Sowohl wasserlösliche als auch partikelgebundene Schadstoffe wurden erfasst. Insbesondere Vanadium, Nickel, Kupfer, Eisen und Zink sowie polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (⁠PAK⁠) reichern sich im Abwasser der Scrubber an und können bei Meeresorganismen zu Genmutationen oder Vergiftungen führen.

In Labortests wurde die Gesamttoxizität des Abwassers an marinen Leuchtbakterien, Algen und Ruderfußkrebsen untersucht. Das Ergebnis zeigte, dass das Abwasser je nach Scrubber-System als „praktisch nicht toxisch“ bis „hochgradig toxisch“ und „extrem toxisch“ zu bewerten ist. Darüber hinaus erfolgten spezifische Tests auf mutagene und dioxinähnliche Wirkung, die in vielen Proben ebenfalls nachgewiesen werden konnten.

Einleitverbote für Scrubber-Abwasser empfohlen
Die Ergebnisse begründen den dringenden Handlungsbedarf: Als erste Maßnahme schlägt das BSH vor, in besonders sensiblen Meeresgebieten (Particular Sensitiv Sea Areas) und/oder küstennahen Gebieten ein Einleitverbot auszusprechen. Ein globales Verbot, Scrubber-Abwasser in die Meeresumwelt zu leiten, wird als nur langfristig umsetzbare Maßnahme bewertet, da für überregionale Meeresgebiete die Entscheidungen auf internationaler Ebene in der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation (IMO) getroffen werden. Um diesen Prozess voranzubringen, wurden die Studienergebnisse auch bei dem zuständigen Umweltschutzgremium (MEPC) der IMO eingereicht. Das UBA setzt sich dort sowie auf regionaler Ebene (Übereinkommen zum Schutz der Meeresumwelt der Ostsee – HELCOM und des Nordostatlantiks – OSPAR) und national im Rahmen des Maßnahmenprogramms für die Nord- und Ostsee zur Umsetzung der europäischen Meeresstrategie-Rahmenrichtline (MSRL) für eine Minderung der Scrubber-Abwassereinleitungen ein.

Scrubber-Technik verlagert Schadstoffeintrag von der Luft ins Wasser
Scrubber sind Abgasreinigungssysteme, die als Alternative zu schwefelreduziertem Kraftstoff für Seeschiffe zugelassen sind. Dabei wird Meerwasser im Abgas versprüht, um den Schwefel aus diesem auszuwaschen. Neben dem ausgewaschenen Schwefel gelangen weitere Schadstoffe wie Schwermetalle, Ölrückstände und auch polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (⁠PAK⁠) in das Abwasser. Dieses Wassergemisch aus zum Teil langlebigen und krebserregenden Schadstoffen wird oftmals fast ungereinigt ins Meer eingeleitet und belastet somit die Meeresumwelt.

Heute setzen ungefähr 25 Prozent der Welthandelsflotte (bezogen auf die Tragfähigkeit der Schiffe) Scrubber ein. So können die Schiffe weiter mit kostengünstigem Schweröl fahren. Im „open-loop“-Verfahren von Scrubbern wird Meerwasser verwendet und direkt wieder ins Gewässer eingeleitet. Im „closed-loop“-Verfahren wird das Wasser mehrfach verwendet, teilweise gereinigt und kann für einen gewissen Zeitraum an Bord in Tanks gespeichert werden. Wird dieses Abwasser nicht im Hafen entsorgt, sondern außerhalb von Verbotszonen eingeleitet, wird befürchtet, dass dort Hot Spots, Gebiete mit besonders hoher Schadstoffbelastung, entstehen.

https://www.umweltbundesamt.de/themen/scrubber-abwasser-einleitverbote-schutz-der-meere

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Abschätzung zusätzlich aus Abwasser und Klärschlämmen kommunaler und gewerblicher Herkunft extrahierbarer Wertstoffe

Das Vorhaben beschäftigt sich mit Umsetzungsfragen der Klärschlammverordnung von 2017.

Zunächst wird der Frage nachgegangen, ob die kommenden gesetzlichen Vorschriften (Phosphor-Rückgewinnungspflicht) zu einer besseren Nutzung der im Klärschlamm enthaltenen Nährstoffpotentiale führen. Nicht erfasste Potentiale sollen ermittelt werden. Betrachtet werden sowohl kommunale Klärschlämme als auch industrielle Abwässer, insbesondere der Nahrungsmittelbranchen.

Ferner werden Fragen zur Gleichwertigkeit der Analysemethoden zur P-Bestimmung und zur Untersuchungshäufigkeit zwecks Ermittlung einer sicheren Unterschreitung der P-Rückgewinnungspflicht bearbeitet und wichtige Erkenntnisse für den Vollzug gewonnen.

https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/abschaetzung-zusaetzlich-aus-abwasser

Downloaden unter:
https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/479/publikationen/texte_156-2022_abschaetzung_zusaetzlich_aus_abwasser_und_klaerschlaemmen_kommunaler_und_gewerblicher_herkunft_extrahierbarer_wertstoffe.pdf

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Phosphoreinträge in die Gewässer bundesweit modellieren

Neue Ansätze und aktualisierte Ergebnisse von MoRE-DE

Nach wie vor ist in Deutschland in einigen Gewässern die Belastung mit Phosphor zu hoch. Für eine weitere Reduzierung der Einträge braucht es eine verlässliche Beschreibung der wichtigsten Quellen und Eintragspfade.

Mit neuen Datengrundlagen und methodischen Ansätzen wurde die bundesweite Modellierung der Phosphoreinträge mit dem Modell MoRE aktualisiert. Fokus lag auf der Weiterentwicklung der Aussagen für den Eintragspfad Bodenerosion.

Die neuen Ergebnisse zeigen, dass insgesamt in Deutschland jährlich rund 15.400 t/a Gesamtphosphor in die Gewässer eingetragen werden, davon 11 % über ⁠Erosion⁠ hauptsächlich von Ackerflächen. Circa 60 % stammen aus Siedlungsgebieten (Kläranlagen, Kanalisationen)

https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/phosphoreintraege-in-die-gewaesser-bundesweit

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Trotz Fortschritten nur zehn Prozent der deutschen Gewässer ökologisch intakt

Alle sechs Jahre werden in Deutschland aktuelle Planungen für die Verbesserung des Zustands der Gewässer in einer Broschüre „Die Wasserrahmenrichtlinie. Gewässer in Deutschland 2021. Fortschritte und Herausforderungen“ veröffentlicht. Aktuell sind nur knapp zehn Prozent der Flüsse, Seen und Küstengewässer in gutem ökologischen Zustand. Das ist zwar eine leichte Verbesserung gegenüber 2015, stellt Deutschland aber weiter vor große Herausforderungen. Positiv ist, dass die chemischen Belastungen im Grundwasser insgesamt leicht zurückgegangen sind. Allerdings musste jeder fünfte Grundwasserkörper in Deutschland weiterhin wegen zu hoher Nitratwerte als schlecht bewertet werden. Diese Belastung stammt vor allem aus der Landwirtschaft. Insgesamt hat sich der Zustand vieler Gewässer in den vergangenen Jahren in einzelnen Aspekten verbessert. Sie sind aber noch nicht im guten Zustand. Nach der EU-Wasserrahmenrichtlinie sollen die Gewässer bis 2027 chemisch, ökologisch und – beim Grundwasser – auch in der verfügbaren Menge „gut“ sein.

Bundesumweltministerin Lemke unterstreicht die Bedeutung der anspruchsvollen Ziele des europäischen Gewässerschutzes: „Das Fischsterben an der Oder hat uns unmissverständlich gezeigt, wie stark wir die Gewässer mit Nutzungen überfordern. Die Klimakrise verstärkt die bereits vorhandenen Belastungen der Gewässer. Wir müssen deshalb neu bewerten, was wir den Gewässern in Zeiten von Klimakrise, von Hitze, von niedrigen Wasserstände noch zumuten können. Um unsere Wasserressourcen auch künftig angesichts von Hitzewellen und Dürreperioden zu sichern und das Wasser in der Landschaft zu halten, benötigen wir gesunde und widerstandsfähige Gewässer und Renaturierung. Eine nationale Wasserstrategie der Bundesregierung und das Aktionsprogramm Natürlicher ⁠Klimaschutz⁠ sind dafür unerlässlich.“

Laut ⁠UBA⁠-Präsident Dirk Messner kämpft der Gewässerschutz vor allem mit zwei Problemen: „Zu hohe Nähr- und Schadstoffeinträge und der kompromisslose Ausbau der Gewässer in den vergangenen Jahrzehnten sind die Hauptprobleme, unter denen unsere Gewässer leiden. Zu viele Nährstoffe finden ihren Weg vom Acker in den Fluss und dann ins Grundwasser. Auch über Kläranlagen werden noch zu viele gewässerschädliche Stoffe eingetragen.“ Das UBA unterstützt die Vorhaben der Länder, an einem Viertel der Gewässer Kläranlagen aus- oder neu zu bauen und damit ökologisch zu optimieren. Die Umstellung auf den ökologischen Landbau, ein optimierter und reduzierter Düngereinsatz und Maßnahmen an den Quellen von Chemikalieneinträgen könnten zudem helfen, die Einträge gewässerschädlicher Stoffe von Beginn an zu reduzieren.

Die Prognosen zur Entwicklung des Gewässerzustands lassen erwarten, dass die Ziele der ⁠Wasserrahmenrichtlinie⁠ auch 2027 nicht erreicht sein werden. Der Präsident des UBA Dirk Messner wirbt daher für mehr Tempo und Ambition im Gewässerschutz: „Es wird in den kommenden Jahren darauf ankommen, die vielen geplanten Maßnahmen in Bund, Ländern und Kommunen auch zügig umzusetzen. Dafür müssen ausreichend Personal und finanzielle Mittel bereitgestellt werden.“

Weitere Informationen:
Alle Daten wurden vom Umweltbundesamt (UBA) und Bundesumweltministerium (BMUV) für einen gemeinsamen Bericht auf Basis von Länderdaten fristgerecht an die EU-Kommission übermittelt. Die Broschüre „Die Wasserrahmenrichtlinie. Gewässer in Deutschland 2021. Fortschritte und Herausforderungen“ beinhaltet alle Daten zum Zustand der Gewässer in Deutschland im Jahr 2021. Sie beschreibt Belastungen und die Verbesserungen, die in den vergangenen Jahren erzielt wurden. Zudem zeigt sie die Maßnahmen auf, die notwendig sind, damit unsere Gewässer Lebensräume für vielfältige Arten bieten und auch langfristig ausreichend sauberes Wasser für alle zur Verfügung steht. Die Broschüre kann hier kostenlos heruntergeladen werden.

Umweltbundesamt Hauptsitz
Wörlitzer Platz 1
06844 Dessau-Roßlau

https://www.umweltbundesamt.de/presse/pressemitteilungen/trotz-fortschritten-nur-zehn-prozent-der-deutschen

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Evaluierung und Weiterentwicklung der CSR-Berichterstattung

Seit dem Geschäftsjahr 2017 sind europaweit bestimmte Unternehmen über die sog. europäische CSR-Richtlinie verpflichtet Nachhaltigkeitsinformationen offenzulegen. Die EU-Richtlinie wurde 2022 umfassend überarbeitet. Das Forschungsvorhaben „Evaluierung und Weiterentwicklung der CSR-Berichterstattung“ wurde parallel zur Richtliniennovelle durchgeführt und lieferte dafür wichtige Impulse. Im Projekt wurde die Berichtspraxis der rund 250 großen kapitalmarktorientierten Unternehmen in Deutschland zu Umwelt und ⁠Klima in den Blick genommen. Im Ergebnis wurden konkrete Empfehlungen zur Weiterentwicklung der Berichtspflichten und zur Entwicklung der Berichtsstandards formuliert. Der vorliegende Abschlussbericht fasst die Ergebnisse des Forschungsprojektes zusammen.

https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/evaluierung-weiterentwicklung-der-csr

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Kurzinfo – Abwasser – Kläranlage

Über 95 Prozent der Bevölkerung Deutschlands oder 79 Millionen Einwohner sind an die öffentliche Kanalisation angeschlossen (2004). Das Abwasser wird in über 10.000 Kläranlagen gereinigt. Das Kanalnetz ist rund 515.000 Kilometer lang. Es könnte also circa 13 mal die Erde umrunden. Für die Kläranlagen sind im allgemeinen die Kommunen zuständig. Daneben gibt es Kläranlagen privater Industriebetriebe. In den öffentlichen Kläranlagen werden jährlich rund 9,4 Milliarden Kubikmeter Abwasser behandelt.

Das angefallene Abwasser wird zu fast 100 Prozent in Kläranlagen behandelt, die über drei Reinigungsstufen verfügen:
eine mechanische Stufe,
eine biologische Stufe ohne gezielte Entfernung der Nährstoffe, wie Stickstoffe und Phosphate,
eine weitere biologische Stufe mit gezielter Entfernung der Nährstoffe.
Die Gesamtzahl der biologischen Anlagen nimmt kontinuierlich zu. Dadurch hat sich der Sauerstoffgehalt in den Gewässern erfreulicherweise erhöht. So wurden die Lebensgrundlagen für die Fischfauna und die anderen Wasserorganismen verbessert.

Stationen einer modernen Abwasserkläranlage
Erste Reinigungsstufe = mechanische Abwasserreinigung
Das Abwasser passiert zunächst einen Rechen, der groben Unrat (Papier, Flaschen, Äste, Konservendosen und so weiter) zurückhält und mit einem automatischen Abstreifer entfernt.
Im Sandfang verbreitert sich der Abflusskanal, wodurch die Geschwindigkeit des weiter fließenden Abwassers abnimmt und grobe Stoffe wie Kies und Sand, die schwerer als Wasser sind, sich am Boden ablagern.
Im Vorklärbecken wird das Wasser etwa zwei Stunden zurückgehalten. In diesem großen, rechteckigen oder runden Becken können sich die feinen Schwebstoffe als Schlamm am Boden absetzen. Dieser Rohschlamm wird abgesaugt, eingedickt und in einen Faulraum befördert. Sogenannte Leichtstoffe, die zur Wasseroberfläche aufgetrieben werden (Fette, Mineralöle und so weiter) werden in einen besonderen Behälter abgelassen.
Die ersten drei Stationen bilden…mehr:

 https://www.bmuv.de/themen/wasser-ressourcen-abfall/binnengewaesser/abwasser/klaeranlage-kurzinfo

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