Im Rahmen des Abwassermonitorings des Robert Koch-Instituts (RKI) wurden in mehreren deutschen Städten Schluckimpfstoff-abgeleitete Polio-Viren nachgewiesen.
Aus diesem Anlass und angesichts bestehender Impflücken in Baden-Württemberg hat das Sozialministerium die Bevölkerung im Rahmen einer Pressemitteilung dazu aufgerufen, den Impfstatus zu überprüfen und gegebenenfalls notwendige Impfungen nachzuholen.
Das Robert Koch-Institut empfiehlt für medizinisches Personal und Mitarbeitende im öffentlichen Gesundheitsdienst folgende Maßnahmen:
– Erhöhte Wachsamkeit in Hinblick auf Poliomyelitis-typische Symptome, insbesondere akute schlaffe Lähmungen (acute flaccid paralysis, AFP), sofern sie nicht traumatisch bedingt sind.
– Unverzügliche Meldung an das zuständige Gesundheitsamt bereits bei Verdacht auf Poliomyelitis gemäß § 6 IfSG. Weiteres Vorgehen dann mit dem Gesundheitsamt absprechen. Diagnostik gemäß RKI-Ratgeber (siehe „Weitere Informationen“).
– Nutzung der unentgeltlichen Diagnostik auf Enteroviren inklusive Polioviren mit Hilfe des Labornetzwerks für Enterovirusdiagnostik (LaNED) für alle pädiatrischen und neurologischen Kliniken zur differenzialdiagnostischen Abklärung von viralen Meningitiden bzw. Enzephalitiden sowie akuten schlaffen Lähmungen. Einsendescheine können per E-Mail an EVSurv@rki.de mit Angabe der gewünschten Menge und der Klinikadresse kostenlos angefordert werden.
– Händehygiene: Polioviren werden mit dem Stuhl ausgeschieden und vorwiegend durch Kontaktinfektion (Stuhl-Hand-Mund) übertragen. Deshalb ist wie immer auf eine gute Händehygiene zu achten.
– Überprüfung des Impfstatus gegen Polio, ggf. Vervollständigung oder Auffrischung entsprechend den aktuellen STIKO-Empfehlungen, insbesondere
a) bei Kindern, Jugendlichen und bei Erwachsenen ohne vollständige Grundimmunisierung bzw. Auffrischimpfung,
b) bei Geflüchteten, die in Gemeinschaftsunterkünften leben, sowie
c) bei Personen mit einem beruflichen Risiko, z. B. in Gemeinschaftsunterkünften, in medizinischen Einrichtungen mit engem Kontakt zu Erkrankten sowie in Laboren mit Infektionsrisiko.
https://www.aerztekammer-bw.de/nachweis-von-polioviren-in-abwasserproben-248125476684981a
https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2024/Ausgaben/49_24.pdf?__blob=publicationFile
https://sozialministerium.baden-wuerttemberg.de/de/service/presse/pressemitteilung/pid/nachweis-von-polioviren-im-abwasser-vier-deutscher-staedte